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WOLL Magazin 2022.2 Sommer

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<strong>Sommer</strong> 2022<br />

20<br />

Sauerland<br />

Worte, Orte, Land und Leute.<br />

Schwerpunkt in dieser Ausgabe:<br />

NACHHALTIGES<br />

SAUERLAND<br />

Ausgabe für<br />

Brilon, Marsberg,<br />

Willingen und<br />

Diemelsee<br />

20 SEITEN SPEZIAL:<br />

Starker Wirtschaftsstandort<br />

Brilon<br />

Ritterschlag in Brilon-Scharfenberg:<br />

Sauerland-Schlaraffenland<br />

Sportliches Marsberg:<br />

Triathletin Johanna Geise<br />

Jüdische Geschichte in Brilon und Umgebung<br />

Begegung mit der Erinnerung<br />

www.woll-magazin.de | www.imsauerland.de<br />

<strong>WOLL</strong> - mit Herz und Hand von


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IM EIGENEN ZUHAUSE<br />

Britta Melgert<br />

sabrinity<br />

„Das richtige Bett muss nicht<br />

das teuerste sein.“<br />

(Inge Wiese)<br />

Für jeden Rücken das passende Bett finden - bei Becker Matratzen<br />

R<br />

und ein Drittel des<br />

Lebens verbringt der<br />

Mensch im Bett. Schlaf<br />

soll entspannen, stärken und sogar<br />

heilen. Doch Viele wachen morgens<br />

mit Schmerzen auf. Meist ist der<br />

Rücken das Problem. Die Ursache<br />

ist oft das falsche Bett. Bei Becker<br />

Matratzen in Brilon finden die Geplagten<br />

kompetente Unterstützung<br />

bei der Optimierung ihres Schlafkomforts.<br />

„Das richtige Bett zu finden ist eine<br />

Expertenaufgabe“, erklärt Inge Wiese,<br />

die Geschäftsführerin des Briloner<br />

Familienunternehmens. „Das perfekte<br />

Zusammenspiel von Matratze, Lattenrost,<br />

Deckbett und Kissen kann wahre<br />

Wunder bewirken. Einen Berater zu<br />

finden, der viel Erfahrung, Fachwissen<br />

und Geduld in sich vereint, ist für viele<br />

unserer Kunden Gold wert.“<br />

Jeder Körper hat eigene<br />

Bedürfnisse<br />

Etliche Trends hat Inge Wiese kommen<br />

und gehen sehen. „Cleveres<br />

Marketing lässt Menschen heutzutage<br />

glauben, es gäbe die eine Matratze, die<br />

für Jeden die richtige ist. Wie soll das<br />

Katharina und Inge Wiese<br />

denn funktionieren? Jeder Körper ist<br />

anders und hat eigene Bedürfnisse.“<br />

Tochter Katharina fügt vergleichend<br />

hinzu: „Man geht ja auch nicht ins<br />

Schuhgeschäft und kauft irgendeinen<br />

Sportschuh, der gleichzeitig auf<br />

Wandern, Fußball und Jogging passt.<br />

Genauso ist es beim Bett. Die zarte<br />

Angestellte mit sitzender Tätigkeit<br />

benötigt für den gesunden Schlaf eine<br />

andere Unterlage als der breitschultrige,<br />

sauerländische Naturbursche.“<br />

Optimierung im Liegen<br />

Und so erleben Kunden bei Matratzen<br />

Becker die Unterschiede im Liegen.<br />

„Unser geschultes Auge erkennt schnell,<br />

ob der Körper optimal ausgerichtet<br />

ist oder ob beispielweise der<br />

Lattenrost anders eingestellt werden<br />

muss“, erklärt die Chefin. „Manchmal<br />

hilft sogar schon ein kleines,<br />

zusätzliches Kissen, damit sich der<br />

Körper entspannen kann. Das richtige<br />

Bett muss nicht das teuerste sein.<br />

Oft ist den Menschen mit umgerechnet<br />

wenigen Cent pro Nacht entscheidend<br />

geholfen auf dem Weg zum<br />

absoluten Lieblingsplatz im eigenen<br />

Zuhause.“ ■<br />

Becker-Matratzen<br />

Am Hängeberg 2 . 59929 Brilon<br />

info@becker-matratzen.de<br />

www.becker-matratzen.de


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

seit wir Menschen erkannt haben, dass alle Rohstoffe und Energievorräte auszugehen<br />

drohen, wenn wir sie so unüberlegt wie zuvor nutzen, hat eine Sensibilisierung<br />

begonnen. Wir sorgen uns z. B. um verschwindende Wälder und den<br />

auch daraus resultierenden Klimawandel. Die Begriffe „Geregelte Ressourcen-<br />

Nutzung“ und Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Wer jetzt denkt, dass das ganz<br />

neue Handlungsprinzipien sind, irrt. Schon vor mehr als 300 Jahren hat Hans<br />

Carl von Carlowitz den Begriff „nachhaltig“ geprägt. Vorrangig ging es ihm um<br />

die Forstwirtschaft, doch das Handlungsprinzip der Ressourcennutzung bezieht<br />

noch wesentlich mehr Bereiche ein. Nachhaltig können alte Apfelsorten sein, ein<br />

Tiny- und sogar ein Autohaus. Von vielen, mir bisher nicht bewussten Facetten<br />

der Nachhaltigkeit hat der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Stadt Arnsberg, Sebastian<br />

Witte, berichtet. Sie werden erstaunt sein, wenn Sie in unserem <strong>Magazin</strong> darüber<br />

lesen. Den ausführlichen Bericht finden Sie auch auf unserer Internetseite<br />

https://www.imsauerland.de/informationen/blog/.<br />

Paul Senske<br />

Chefredakteur<br />

Nachhaltigkeit ist auch die Triebfeder, weshalb wir Ihnen vierteljährlich unsere<br />

Beiträge präsentieren, denn wir wollen in Ihnen die Verbundenheit mit unserer<br />

Heimat, mit den tollen Menschen, die hier leben und den wunderbaren Geschichten,<br />

die hier passieren und passiert sind, wecken und erhalten. In dieser<br />

Ausgabe erfahren Sie von Jubiläen, Sportlern und Künstlern, einer Frau, die sich<br />

speziell um ihre Heimatstadt kümmert und einem Ehepaar, das ein Waisenhaus<br />

in Myanmar unterstützt. Wir zeigen Ihnen einen wunderbaren Blick auf und von<br />

der Burgruine Hachen und noch ganz viel mehr.<br />

Viel Freude bei der Lektüre wünscht Ihnen<br />

Ihr<br />

Paul Senske<br />

Kontakt:<br />

www.woll-magazin.de<br />

redaktion-woll@axo-media.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 3


FRISCHE KOMMT<br />

SELTEN ALLEIN.<br />

Leidenschaft ist, was uns verbindet.<br />

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4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


20<br />

39<br />

54<br />

Ab Seite 86: Starker Wirtschaftsstandort Brilon<br />

06 St. Franziskus-Hospital Winterberg<br />

07 Der <strong>WOLL</strong>änder<br />

08 Künstlerin Dorothea Bach<br />

11 Veltins „Helles Pülleken“<br />

12 Aqua Olsberg<br />

14 Eishockey im Sauerland<br />

16 Willingens Bürgermeister Thomas Trachte<br />

17 Caritas: Heimat-Helden<br />

18 Ritterschlag bei den Schlaraffen<br />

20 Burgruine Hachen<br />

22 CREO<br />

24 Hasse Chehört<br />

Spezial: Nachhaltiges Sauerland<br />

25 Das Prinzip Nachhaltigkeit<br />

26 Nachhaltigkeitsbeauftragter der Stadt Arnsberg<br />

28 Autohaus Witteler<br />

30 Naturparkschulen<br />

32 Bionik - der Natur abgeschaut<br />

34 Leben im Tiny House<br />

36 20 Jahre Firma Schüttler<br />

38 Alte Obstsorten in Sundern-Weninghausen<br />

40 Jüdisches Leben in Sauerländer Dörfern<br />

43 ROSE Handwerk<br />

44 Die Warstein-Lippstadt-Bahn<br />

45 25 Jahre LH Security<br />

48 Hüstener Formel Fahrer<br />

50 Der Mensch dahinter: Marie-Theres Schennen<br />

52 SC-Neheim-Legende Uli Dohmann<br />

54 Josefsheim<br />

55 Der Buiterling: Homeoffice<br />

56 Waisenhausprojekt in Myanmar<br />

58 Triathletin Johanna Geise<br />

60 Dirigent Thiemo Kraas<br />

62 Matricula<br />

64 Gerichtsmuseum in Bad Fredeburg<br />

66 Robert geht wandern<br />

68 Impressum<br />

70 750 Jahre Freienohl<br />

74 1250 Jahre Obermarsberg<br />

75 950 Jahre Nuttlar<br />

77 Krankenhaus Maria Hilf<br />

78 Künstler Sliwiok<br />

80 Radsportler Maximilian Rados<br />

82 Radsport - Deutsche Meisterschaft im Sauerland<br />

84 Caritasverband Interview<br />

86 Wirtschaftsstandort Brilon<br />

88 Tourismus Brilon<br />

90 Grafik Handel<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 5


Anzeige<br />

WENN IHNEN ETWAS AUF DIE NERVEN GEHT,…<br />

Christel Zidi<br />

Raphael Sprenger<br />

...sollten Sie sich im St. Franziskus-Hospital in Winterberg<br />

behandeln lassen. Natürlich nicht, wenn es<br />

sich um das Gezeter einer nervigen Kollegin oder<br />

den nicht eingehaltenen Zeitplan der Bahn geht.<br />

Wer als Patient in die neurologische Abteilung kommt,<br />

nennt eher Symptome wie Bewegungs- und Gedächtnisstörungen,<br />

Schwindel oder Kopfschmerzen. All diesen Krankheitsbildern<br />

können - müssen aber nicht - schwerwiegende<br />

Ursachen zu Grunde liegen. Um das abzuklären, sind die<br />

Patienten bei den Spezialisten der Winterberger Neurologie<br />

bestens aufgehoben. Aber auch bei akuten<br />

und chirurgischen Notfällen wie Herzinfarkt,<br />

Schlaganfall oder bei Arbeitsunfällen<br />

stehen die Neurologen mit<br />

ihrem Spezialwissen und modernsten<br />

Geräten an der Seite der Patienten.<br />

Zunächst erfolgt eine genaue Patientenbefragung,<br />

die sogenannte<br />

Anamnese. Die Anamnese – also die<br />

Befragung des Patienten nach Symptomen,<br />

Vorerkrankungen, Medikamenten<br />

etc. – stellt das Fundament der<br />

weiteren, sorgfältigen Untersuchungen dar.<br />

Schließlich ist es das Ziel, unnötige Untersuchungen<br />

zu vermeiden und die zu Grunde liegende Erkrankung<br />

schnellstmöglich und exakt zu lokalisieren. Neurologen wie<br />

Dr. Thorsten Okulla, Leitender Arzt der Neurologie am St.<br />

Franziskus-Hospital, beschäftigen sich mit dem Aufbau,<br />

der Funktion und den Erkrankungen des Nervensystems.<br />

Das Spektrum an Krankheiten ist breit gefächert. Unter anderem<br />

gehören Anfallskrankheiten,<br />

Multiple Sklerose, Parkinson,<br />

Demenzerkrankungen sowie<br />

Entzündungen und<br />

Tumore des Gehirns<br />

und des Rückenmarks<br />

dazu. In der<br />

neurologischen<br />

Abteilung des St.<br />

Franziskus Hospitals können Laboruntersuchungen vor<br />

Ort durchgeführt werden. Der Geschäftsführer des Gesundheitszentrum-Winterberg,<br />

Dennis Figlus ist auch stolz<br />

darauf, dass im Hospital moderne, diagnostische Medizingeräte<br />

zur Verfügung stehen, wie z. B. das EEG, EMG, CT<br />

sowie spezielle Ultraschallgeräte. Diese dienen der bestmöglichen<br />

und direkten medizinischen Versorgung des Patienten.<br />

Ebenso stehen moderne, diagnostische Medizingeräte<br />

zur Verfügung, wie z. B. das EEG, EMG, CT sowie spezielle<br />

Ultraschallgeräte. Diese dienen der bestmöglichen und<br />

direkten medizinischen Versorgung des Patienten. Nach<br />

den gründlichen Untersuchungen und der individuellen<br />

Behandlung, ist eine möglichst<br />

vollständige Genesung das Ziel der Neurologen,<br />

getreu dem Motto des Krankenhauses:<br />

„Ihre Gesundheit ist unsere<br />

Aufgabe“. Dazu arbeiten sie eng<br />

mit verschiedenen therapeutischen<br />

Berufsgruppen zusammen: Ergotherapie,<br />

Logopädie, Physiotherapie und<br />

die Neuropsychologie.<br />

“Die ganzheitliche Betrachtung der Patienten<br />

steht im Mittelpunkt der Versorgung”,<br />

erfahren wir von Dr. Thorsten Okulla,<br />

Leitender Arzt der Neurologie am St. Franziskus-<br />

Hospital. “Sollten während der Therapie andere Symptome<br />

auftreten, werden hausinterne Konsultationen dazu<br />

genutzt, schnellstmöglich die Ursache zu finden und die<br />

bestmögliche medizinische Versorgung noch während des<br />

Aufenthalts zu ermöglichen.”<br />

Im St. Franziskus Hospital in Winterberg wird also alles<br />

dafür getan, dass Sie bald wieder „Nerven wie Drahtseile“<br />

haben. ■<br />

6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022<br />

Sektionsleiter Dr. Thorsten Okulla und Dennis Figlus,<br />

Geschäftsführer Gesundheitszentrum Winterberg


DER <strong>WOLL</strong>änder<br />

Wieso in die Ferne schweifen, …<br />

Sonja Nürnberger<br />

Thea Rother<br />

… wenn das Gute liegt so nah? Nach zwei Pandemie-<strong>Sommer</strong>n<br />

wollen nun wirklich alle in den Urlaub – am besten<br />

mit dem Flugzeug und so weit weg wie möglich? Von wegen!<br />

Der <strong>WOLL</strong>änder bleibt gern daheim. Denn wieso wegfahren,<br />

wenn man doch dort wohnt, wo andere Urlaub machen?<br />

Wer will sich schon freiwillig auf ein winziges Handtuch<br />

beinahe Haut an Haut mit irgendeinem Fremden an<br />

den Strand legen, hinter sich Hotelbunker und vor sich ins<br />

Wasser pullernde Kinder? Im Hotel ein Buffet, an dem es<br />

kein Mettbrötchen und schon gar keine dicken Sauerländer<br />

gibt. Ganz zu schweigen von der Bierauswahl an der Bar …<br />

Der <strong>WOLL</strong>änder weiß, wie Urlaub geht – für wenig Geld<br />

und ohne Anreise. Sonne und zumindest Wasser gibt’s<br />

schließlich auch in den heimischen Gefilden:<br />

Schnell sind ein paar Leute zusammengetrommelt, ein Treckermotor<br />

springt an und kurz darauf kommt einer mit<br />

vollbeladenem Anhänger um die Ecke getuckert. Alle packen<br />

an, schon sind die Strohballen abgeladen und auf der<br />

Wiese platziert. Eine große Plane drüber, ein paar Backsteine<br />

zum Beschweren und dann: „Wasser marsch!“ Eine<br />

weitere Plane wird am Hang platziert und mit Autoreifen<br />

fixiert – perfekt!<br />

Während der Pool sich langsam mit Wasser füllt und die<br />

erste Proberutsche absolviert wird, werden die ersten Kästen<br />

kühles Bier angeschleppt, die Flaschen geöffnet und der<br />

Inhalt in Eimer gefüllt. Lange Strohhalme rein, Badehosen<br />

und Bikinis an und der sauerländische Ballermann ist startklar.<br />

Rein geht’s ins kühle Nass – der Urlaub kann beginnen!<br />

Was will man mehr, woll?! ■<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 7


Eine Künstlerin, nicht nur an der Harfe<br />

DOROTHEA<br />

BACH<br />

M<br />

it einer Harfe verbinden wir automatisch<br />

Begriffe wie Engel und Harmonie. Das<br />

Instrument ist allerdings den meisten Menschen<br />

nicht wirklich bekannt, und eine Harfenspielerin<br />

findet sich nicht unbedingt in jedem Bekanntenkreis.<br />

Die 1988 in Leipzig geborene Dorothea Bach unterrichtet Harfe<br />

an der Musikschule des Hochsauerlandkreises. Stolz erzählt<br />

sie von den ca. 5.000 Musikschülern in zwölf Städten und Gemeinden,<br />

darunter ihre 13 Harfenschüler/innen. „Ja, es gibt auch<br />

männliche Harfenschüler, nicht nur Kinder und Jugendliche, son-<br />

Sabina Butz<br />

Tom Linke<br />

8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


dern auch Erwachsene lieben es, dieses wunderbare Instrument<br />

zu spielen, und ich unterrichte mit Leidenschaft und<br />

großer Freude.“ Neben ihrer Lehrtätigkeit gibt es noch weitere<br />

künstlerische Tätigkeiten in ihrem Leben: Als studierte<br />

Musikerin mit Diplom und Masterabschluss gibt sie auch<br />

Konzerte, gern mit ihrem Ehemann, dem Konzertpianisten<br />

Marcos Kopf, Leiter des HSK Sinfonie- und Jugendsinfonieorchersters<br />

und stellvertretendem Leiter<br />

der Musikschule HSK. Als Schauspielerin<br />

arbeitet sie genauso gern wie für<br />

die Bühnenmusik, in der Regie, an<br />

Performances und Projekten.<br />

Den künstlerischen Ansatz im<br />

Auge behalten<br />

Wie diese zierliche, quicklebendige<br />

und Ideen sprühende Frau<br />

und Mutter von drei Kindern<br />

zwischen ein und sechs Jahren<br />

das alles schafft, wird mit einem<br />

Lächeln quittiert: „Ich liebe meine<br />

Unterrichtstätigkeit und versuche<br />

dabei immer, den künstlerischen Ansatz im Auge zu behalten.<br />

Dabei greift eins in das andere. So ist zum Beispiel die<br />

Bühnenmusik das Bindeglied zwischen Musik und Schauspiel.<br />

Eine Performance vereint Kreativität, Spontaneität,<br />

Individualität und Schauspielerei, die auch gern das Publikum<br />

mit einbezieht. Diese gemeinsamen Konzepte sind mir<br />

eine Herzensangelegenheit und erfüllen mich. Dazu bietet<br />

die Musikschule HSK Workshops an: fünf Termine, einmal<br />

monatlich vier Stunden mit anschließender<br />

Präsentation in der Öffentlichkeit, wie zum<br />

Beispiel der Alten Synagoge in Meschede. Es<br />

macht mich sehr glücklich, dass das Publikum<br />

sich offen und spontan eingebracht hat.“<br />

Die Harfe kommt dabei<br />

nie zu kurz<br />

„Meine Haupttätigkeit ist derzeit allerdings<br />

der Harfenunterricht, der sich hier im HSK<br />

inzwischen schon richtig etabliert hat.“<br />

Dazu muss man wissen, dass dieses Saitenund<br />

Zupfinstrument seit mehr als 5.000 Jahren<br />

aus mesopotamischen und ägyptischen<br />

Heizen mit Holz:<br />

Die preiswerte Alternative<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 9


Abbildungen bekannt ist. Aus Irland und Schottland kennen<br />

wir seit dem 15. Jahrhundert die ältesten europäischen<br />

Harfen.<br />

Heute stehen Einstiegsinstrumente wie die Hakenharfe ab<br />

einem Preis im niedrigen vierstelligen Bereich zur Verfügung.<br />

Viele Musikhändler bieten Mietkauf oder Leih-Harfen<br />

an. Für eine Doppelpedalkonzertharfe liegen die Kosten<br />

im Bereich eines Mittelklassewagens.<br />

In Meschede konnte 2021 mit der großzügigen Unterstützung<br />

des Mescheder Ehepaares Annegret und<br />

Hans-Richard Meininghaus die hiesige Musikschule<br />

eine vollwertige Konzert-Doppelpedalharfe erwerben,<br />

die den Orchestern nun zur Verfügung steht.<br />

Je länger, desto besser! Es gibt ein paar einzigartige Vorteile,<br />

die nur die Harfe bieten kann: „Die Töne sind sofort<br />

da, man kann also direkt spielen. Die Harmonie ist<br />

voreingestellt, man kann nicht schief spielen. Harfe lernen<br />

kann man ab dem Kindergartenalter und ohne Altersbegrenzung.“<br />

Vielleicht hat jemand ja gerade sein Interesse am Harfespielen<br />

entdeckt? Ganz nebenbei: Den zauberhaften<br />

und berührenden Harfenklang einfach nur<br />

anzuhören, ist in jedem Fall ein großer<br />

Genuss. ■<br />

Das kann sonst kein Instrument<br />

Dorothea Bach hat mit acht Jahren ihren<br />

ersten Harfenunterricht bekommen. Seitdem<br />

vergeht kaum ein Tag, an dem sie<br />

nicht spielt. Die Geläufigkeit der Finger<br />

muss konstant trainiert werden,<br />

auch wenn es nur ein paar<br />

Minuten sind. Natürlich gilt:<br />

10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Advertorial<br />

„HELLES<br />

PÜLLEKEN“<br />

vermittelt Leichtigkeit<br />

und Lebensfreude<br />

Seit zwei Jahren sogt das helle Pülleken<br />

für Begeisterung im Sauerland<br />

und darüber hinaus. Mit der kleinen,<br />

charmanten Flasche<br />

und dem humorvollen<br />

Etikett ist das Pülleken<br />

schon für seine sympathische<br />

Leichtigkeit<br />

bekannt und erfreut sich<br />

großem Erfolg. Das untergärig<br />

eingebraute Bier,<br />

das nur mild gehopft ist,<br />

entfaltet seine Blume<br />

über den stimmigen Aromahopfen,<br />

erweist sich als vollmundig<br />

und erhält seinen bierigen<br />

Charakter über Spezialmalze, wie<br />

dem Wiener Malz. Dabei besitzt es<br />

eine angenehme Spritzigkeit, ist kristallklar<br />

und überzeugt mit einer satten<br />

goldenen Farbe und einer weichen,<br />

schneeweißen Schaumkrone. Das<br />

unkomplizierte, mild-süffige Helle<br />

mit dem humorvollen Charakter verbreitet<br />

gute Laune und Lebensfreude.<br />

„Mit dem ‚Hellen Pülleken‘ ist es unseren<br />

Braumeistern gelungen, eine genussfreudig<br />

süffige Vollmundigkeit zu<br />

erreichen“, so Dr. Volker Kuhl.<br />

Die handliche Flasche erinnert an<br />

die Werbemotive aus den siebziger<br />

Jahren, die das damalige Lebensgefühl<br />

einer neuen, sympathischen<br />

Leichtigkeit vermitteln. Mit dem humorvollen<br />

Trio von<br />

Harlekin und seinen<br />

Mitstreitern prägt es auf dem<br />

Etikett den unverwechselbaren Sorten-<br />

und Produktcharakter. Es vermittelt<br />

die volkstümlich, humorvolle<br />

Harlekin-Szenerie, die von den<br />

Abenteuern des Till Eulenspiegels<br />

motiviert wird und verbreitet gute<br />

Laune. Der Name „Helles Pülleken“<br />

entstammt der westfälisch regionalen<br />

Mundart und ist die Verkleinerungsform<br />

des weithin bekannten Alltagsbegriffs<br />

„Pulle“, der die traditionelle<br />

Glasflasche meint. „Mit dem ‚Hellen<br />

Pülleken‘ besinnt sich die Brauerei<br />

C. & A. Veltins auf die bierige Kultivierung<br />

traditioneller Bodenständigkeit,<br />

Ehrlichkeit und Brauertradition“,<br />

so Dr. Volker Kuhl.<br />

Das Pülleken besticht durch eine<br />

satte gelb-goldene Farbaura und ein<br />

kristallklares Aussehen. Hopfige und<br />

blumige Aromen und eine hauchzarte<br />

Hefenote sind auf Anhieb zu erkennen<br />

und runden den ersten Eindruck<br />

des Bieres ab. Der Geschmackseindruck<br />

ist mild und süffig und zugleich<br />

spritzig bei einem Alkoholgehalt von<br />

5,2 % vol. Das Pülleken ist Geschmack<br />

und Lebensfreude zugleich und wurde<br />

somit schnell zum Sympathieträger<br />

für den unbeschwerten Biergenuss.<br />

Das Pülleken weckt spontane Lust<br />

auf Geselligkeit und vermittelt dieses<br />

Gefühl von Leichtigkeit und guter<br />

Laune. ■<br />

Brauerei C.& A. VELTINS<br />

GmbH & Co. KG<br />

An der Streue<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 11


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BADEFREUNDE AUFGEPASST:<br />

ES GEHT BALD WIEDER LOS!<br />

Christel Zidi<br />

Vanessa Schulte<br />

Seit dem Brand im Oktober letzten Jahres ist viel passiert im Inneren des „Aqua Olsberg“. Hauptsächlich<br />

Aufräum- Säuberungs- und Rückbauarbeiten. Demnächst wird es an den Wiederaufbau gehen. Badleiter<br />

Johannes Butterweck hat für uns einen Blick zurückgeworfen, über den Stand der Dinge berichtet und uns<br />

verraten, wie es mit den Planungen aussieht.<br />

Ein Blick auf die Uhr im Bereich des<br />

Solebeckens: 18.40 Uhr. Etwas verwundert<br />

geht unser Blick in Richtung<br />

Badleiter und prompt kommt die<br />

Erklärung: „Genau zu diesem Zeitpunkt<br />

– am 13.10.2021 um 18.40 Uhr<br />

ist es passiert.“ „Es“ – das war der<br />

Kurzschluss, der einen verheerenden<br />

Brand im Saunabereich des Aqua<br />

Olsberg auslöste und auch andere Bereiche<br />

in Mitleidenschaft zog.<br />

Badleiter Johannes Butterweck kann<br />

sich noch gut an diesen Abend erinnern.<br />

Über sein Handy bekam er die<br />

Nachricht und war innerhalb weniger<br />

Minuten vor Ort. Es war ein Schock<br />

für ihn, für seine Mitarbeiter, für<br />

die Olsberger und alle Aqua-Fans.<br />

Die Ursache für den Brand war ein<br />

technischer Defekt in einer Saunakabine<br />

- obwohl diese noch kurz zuvor<br />

gewartet und überprüft wurde. 90<br />

Gäste waren zu diesem Zeitpunkt im<br />

Bad, alle konnten zum Glück rechtzeitig<br />

evakuiert werden. Doch wegen<br />

des vielen Holzes in der Sauna-Anlage<br />

dauerten die Löscharbeiten sehr<br />

lange.<br />

Das Ausmaß der Zerstörung<br />

Die Flammen zerstörten den Saunabereich,<br />

der bis auf den Estrich zurückgebaut<br />

werden musste. Rauch<br />

und Ruß zogen sich durch alle Lüftungen<br />

und Öffnungen, hinterließen<br />

auch in anderen Räumen Schäden.<br />

Das erschwerte die Arbeit und ließ die<br />

Aufräum- und Reinigungsarbeiten<br />

sehr lange dauern. Noch Monate später<br />

ist in manchen Bereichen ein leichter<br />

Rauchgeruch wahrzunehmen.<br />

Anders als Küche, Verwaltung und<br />

Solebereich, blieb der Eingangsbereich<br />

verschont. Dagegen war der<br />

technische Bereich – das Herzstück<br />

eines Schwimmbades – sehr stark betroffen:<br />

„Es hat lange gedauert, bis<br />

wir das einigermaßen wieder zum<br />

Laufen bekommen haben. Die Reinigungsarbeiten<br />

wurden sofort in<br />

Angriff genommen. Aber gerade im<br />

Technikbereich gibt es viele Ecken<br />

und Winkel, die beim Putzen nur<br />

schwer erreichbar sind. Also mussten<br />

die Teile ausgebaut, gereinigt und<br />

12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Badleiter Johannes Butterweck<br />

wieder eingebaut werden. Überall war<br />

das nicht möglich, denn dort, wo Isolierung<br />

mit verbaut war, z. B. in den<br />

Decken, musste alles entsorgt und<br />

entfernt werden.<br />

Immer wieder traten dabei neue Schadensfälle<br />

zutage. Eine Tatsache, die<br />

es auch dem Versicherungsgutachter<br />

nicht leicht machte, dass gesamte<br />

Schadensmaß festzustellen. Die von<br />

der Versicherung beauftragte Spezialfirma<br />

war von November bis Mitte<br />

Mai im Einsatz, zeit- und stellenweise<br />

mit bis zu 30 Leuten.<br />

Reinigungs- und Rückbauarbeiten<br />

sind soweit abgeschlossen. Langsam<br />

kann es an die Renovierungsarbeiten<br />

gehen – und damit auch an den Wiederaufbau?<br />

Dazu Johannes Butterweck:<br />

„Die entscheidende Frage ist:<br />

Bauen wir jetzt 1:1 wieder auf, quasi<br />

mit dem Stand vom 2008 oder nutzen<br />

wir jetzt die Chance, die uns geboten<br />

wird, um das Bad für die nächsten<br />

Jahre ordentlich aufzustellen?“<br />

Pläne und Wiederaufbau<br />

Mit einem Architekturbüro, das sich<br />

auf Bäder spezialisiert hat, ist man im<br />

Gespräch und in der Planung. Aber:<br />

„Der Schaden muss erst mal feststehen.<br />

Erst dann können die Planungen<br />

beginnen. Und dann geht es um die<br />

Finanzierung. Das ist natürlich auch<br />

eine politische Entscheidung. Wollen<br />

wir noch mehr Geld in die Hand<br />

nehmen, um uns völlig neu aufzustellen?<br />

Uns vielleicht auch energetisch<br />

neu aufstellen? Gerade in einer Zeit,<br />

in der die Gaskosten ins Unermessliche<br />

steigen. Auch sind Fördermittel<br />

in Aussicht gestellt, die letztlich auch<br />

den Stadthaushalt entlasten.“<br />

All diese Planungen dauern ihre Zeit<br />

und müssen mit unterschiedlichen<br />

Gremien abgestimmt werden. Sobald<br />

das abgeschlossen ist, kann der Wiederaufbau<br />

beginnen<br />

Ob also das Aqua Olsberg wie Phönix<br />

aus der Asche neu auferstehen wird,<br />

moderner und schöner als zuvor, „ist<br />

natürlich eine Kostenfrage“, gibt<br />

Johannes Butterweck zu bedenken.<br />

Sicher ist, dass der Neubau mit einigen<br />

baulichen und technischen Verbesserungen<br />

verbunden sein wird.<br />

Aber wie weit man alles umsetzen<br />

kann, bleibt zum gegenwärtigen<br />

Stand noch abzuwarten.“ Bei seinem<br />

angefügten „Aber man wird sehen“<br />

schwingt Hoffnung mit. Sobald die<br />

Entscheidungen getroffen sind, wird<br />

die Öffentlichkeit natürlich umgehend<br />

informiert.<br />

Eines interessiert derzeit jeden Olsberger<br />

rasend: Wann geht es wieder<br />

los? Wann geht das Aqua Olsberg<br />

– endlich - wieder an den Start? Da<br />

kann Badleiter Johannes Butterweck<br />

mit guten Nachrichten aufwarten:<br />

„Höchstwahrscheinlich noch vor den<br />

<strong>Sommer</strong>ferien werden das Freibad<br />

und das 25-m-Becken wieder in Betrieb<br />

gehen. Wir legen verstärkt Wert<br />

darauf, dass es wieder mit dem Schulund<br />

Vereinsschwimmen losgeht.<br />

Auch Kinderschwimmkurse werden<br />

bald wieder möglich sein. Mit dem<br />

Herzstück, dem Solebereich mit dem<br />

warmen Salzwasser, und dem Saunabereich<br />

wird es allerdings noch etwas<br />

dauern.<br />

Das sieht doch gar nicht so schlecht<br />

aus. Auch die Mitarbeiter des Aqua,<br />

die „den ganzen Weg mitgegangen<br />

sind und stets Gewehr bei Fuß standen,<br />

wenn etwas zu tun war“, freuen<br />

sich mit Badleiter Johannes Butterweck<br />

schon auf die (Teil-) Wiederöffnung<br />

des Aqua Olsberg. ■<br />

Stadt Olsberg -AquaOlsberg-<br />

Bigger Platz 6<br />

59939 Olsberg<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 13


Julius Kolossa<br />

Tom Linke<br />

Eishockey seit 63 Jahren im Sauerland<br />

346 TORE IN<br />

416 SPIELEN<br />

Jörg Schauhoff<br />

„W<br />

ir wollten aufs Eis“, fasst Jörg<br />

Schauhoff zusammen, was ihn und<br />

seine Freunde im Jahr 1958 antrieb,<br />

sich seinerzeit nicht dem Fußball- oder Turnverein im<br />

heimischen Deilinghofen anzuschließen, sondern vielmehr<br />

Eishockey bei den Kanadiern spielen zu lernen.<br />

Diese waren dort nach Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

am Rande des Dorfes stationiert<br />

und übten in ihrer Freizeit ihr Hobby,<br />

den Eishockey, auf einer eigens<br />

dafür angelegten Eisfläche<br />

auf dem Kasernengelände aus.<br />

„Und von dem, was da abging,<br />

waren wir fasziniert.“<br />

Diese Begeisterung ist dem<br />

inzwischen 78-Jährigen nach<br />

wie vor anzumerken. Viel<br />

hat er zu erzählen über „seinen“<br />

Sport, für den er weitere<br />

17 Jugendlichen der Jahrgänge<br />

1942 und 1941 zur Gründung des<br />

„EC Deilinghofen“ am 28. Februar<br />

1959 im Gasthof Sonneborn motivierte.<br />

Trainiert wurde anfangs in Trikots, die ihnen von den<br />

Kanadiern zur Verfügung gestellt wurden. Diese waren<br />

auch ihre Trainer. „Anfangs waren wir richtig schlecht“,<br />

Schauhoff blickt auf die ersten Gehversuche zurück. Doch<br />

er und seine Jungs wollten besser werden und nahmen dafür<br />

viel in Kauf. So auch das Training an jedem Sonntag<br />

von 7 bis 9 Uhr bei den Kanadiern. „Dadurch haben wir<br />

viel gelernt, aber auch durch das Spielen auf zugefrorenen<br />

Teichen und auch Straßen bei uns in Deilinghofen.“<br />

„Anfangs waren wir richtig schlecht“<br />

Diese Trainingsmethoden gehören inzwischen der<br />

Vergangenheit an, denn 1971 wurde in Iserlohn<br />

eine eigene Eishockeyhalle gebaut.<br />

Ab dann gab es auch eigene Trikots.<br />

Und aus dem EC Deilinghofen ist<br />

seit 2020 der IEC Roosters geworden.<br />

Doch Jörg Schauhoff<br />

bleibt ECD-ler. Er wechselte<br />

schnell von der Außenbahn<br />

zum Mittelstürmer und war<br />

in seiner sportlichen Karriere<br />

mit 346 Toren in 416 Spielen<br />

erfolgreich, ein bis heute ungeschlagener<br />

Rekord beim ECD. Aus<br />

beruflichen Gründen hängte er 1976<br />

nach 16 Jahren die Eishockeyschuhe an<br />

den Nagel. Da spielte der ECD in der 2. Liga.<br />

„Durch Eishockey habe ich viel erlebt: die erste Saison<br />

bei der Deutschen Jugendmeisterschaft in Köln 1959/60<br />

mit dem 5. Platz, dann, 1961, in Frankfurt am Main, den<br />

2. Platz.“ Chronologisch führte Schauhoffs Weg von da<br />

an nach oben. 1961 wurde er in die Deutsche Jugendnationalmannschaft<br />

berufen und sah im selben Jahr<br />

bei einem Turnier in Adelboden in der Schweiz zum<br />

14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


ersten Mal die Alpen. „Dort haben wir zwei Freundschaftsspiele<br />

verloren, aber dafür viel an Erfahrung gewonnen.“<br />

Souvenir von der<br />

chinesischen Nationalmannschaft<br />

Er wurde so gut, dass er seit seiner Benennung ins<br />

ECD-Seniorenteam im Jahr 1962 zum Stammspieler<br />

mit der Rückennummer 5 und auch für viele Jahre<br />

Mannschaftskapitän wurde. „Wir Deilinghofener waren<br />

stark im Zweikampf“, denkt er gerne an die alten<br />

Zeiten zurück, in denen er mit seiner Mannschaft<br />

nicht nur Erfolge gegen deutsche, sondern auch gegen<br />

ausländische Mannschaften gefeiert wurden. „7:3 gewannen<br />

wir am 4. März gegen die Volksrepublik China.“<br />

Von dort nahm er einen Eishockeyschläger mit<br />

den Unterschriften der Spieler mit. Auch nach seiner<br />

aktiven Zeit prägte Schauhoff seinen Verein, als Nachwuchstrainer,<br />

sportlicher Leiter und Berater. Dass der<br />

sportliche Erfolg in all dieser Zeit nicht von ungefähr<br />

gekommen ist, sondern vielmehr hart erarbeitet wurde,<br />

stellt er fest: „Unser erstes Spiel gegen ein kanadisches<br />

Team fand am 8. März 1958 vor 120 Zuschauern<br />

in Deilinghofen statt - und ging mit 2:6 verloren.“<br />

Immerhin – die Neulinge schossen zwei Tore gegen<br />

erfahrene Sportler. Schauhoff selbst gehörte damals<br />

nicht zu den Torschützen. Doch er steigerte sich bis hin<br />

zum Leistungsträger. Honoriert wurde dies von seinem<br />

Verein mit Würdigungen im Eishockeymuseum<br />

in Hemer an der Nelkenstraße 5. „Dort bin ich im<br />

Türrahmen verewigt.“ ■<br />

Urlaub mit einem<br />

Fitnesstrainer und<br />

Küchenmeister<br />

• Drei Länder in 16 Tagen - sehen und erfahren<br />

• Fitnesstraining auf 700 Kilometern<br />

• Kulinarische Genüsse<br />

• Laufen für den guten Zweck<br />

Beim Urlaub mit Küchenmeister, Food-Coach und<br />

Extremsportler Martin Hengesbach ist dies alles<br />

möglich. Auf dem Alpe-Adria-Trail geht es durch<br />

Österreich, Slowenien und Italien.<br />

Mit seinem gemeinnützigen Verein<br />

„SocialXtremesport“ wird ein Kölner<br />

Therapiezentrum für extrem körperlich und geistig<br />

eingeschränkte Kinder unterstützt und in diesem<br />

Jahr auch speziell ein junges Mädchen aus Bad<br />

Berleburg.<br />

Besonderes Bonbon für die Teilnehmer:<br />

Vom Alpe-Adria-Trail wird ein sportlicher Reisebericht<br />

als Hochglanzmagazin entstehen.<br />

Plan Deinen Urlaub mit uns.<br />

Engagiere dich für den guten Zweck<br />

Detaillierte Informationen<br />

gibt es hier:<br />

Martin Hengesbach<br />

Oedackerweg ∙ 59872 Meschede<br />

E-Mail: mhengesbach@t-online.de<br />

Tel.: 0171-8377571<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 15


Gespräch mit Willingens<br />

Bürgermeister Thomas Trachte<br />

WILLINGEN<br />

– EINE BUNTE GEMEINDE<br />

Manfred Eigner<br />

S. Droste<br />

Der erste Gedanke zu Willingen: Sport und<br />

Tourismus. Im Winter der facettenreiche<br />

Ski-Sport, das Jahr über Mountainbiking,<br />

Wandern, Radfahren und vieles mehr. Ebenso fallen<br />

Clubreisen und Feiern oder das sonntägliche Shoppen<br />

in die Aufzählung. Doch damit ist Willingen sicher<br />

nicht umfassend beschrieben.<br />

<strong>WOLL</strong>: Bürgermeister Thomas Trachte, was möchten<br />

Sie spontan an dieser Beschreibung ergänzen?<br />

Thomas Trachte: Willingen (Upland) ist die Heimat vieler<br />

netter Menschen. Ganz wichtig ist mir, dass, wenn wir<br />

von Willingen sprechen, immer auch die neun umliegenden<br />

Orte mit dazugehören<br />

Was macht die Gemeinde Willingen aus Ihrer Sicht lebens-<br />

und liebenswert?<br />

Willingen ist eine attraktive, vielseitige und bunte Gemeinde.<br />

Jeder der neun Ortsteile hat seine besonderen Eigenheiten<br />

und Reize. Die Bevölkerung ist aufgeschlossen,<br />

es gibt ein sehr aktives Vereinsleben, die Wirtschaft ist innovativ<br />

und die örtliche Kommunalpolitik arbeitet effektiv<br />

und zielorientiert. Auf diese Weise ist ein Gemeinwesen<br />

entstanden, das den hier lebenden Menschen in sozialen,<br />

wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen einiges<br />

zu bieten hat. Deswegen lebt man in unserer Gemeinde<br />

gerne, es wird viel geboten und es ist immer etwas los.<br />

Auch Willingen braucht Handwerk und Dienstleister.<br />

Welchen Anreiz bietet das Upland Fachkräften und ihren<br />

Familien, ihren Lebensmittelpunkt hier zu finden?<br />

Hier kann man an die Antwort zur vorherigen Frage anknüpfen.<br />

Auf der einen Seite verfügen wir über eine leistungsfähige<br />

Wirtschaft, in der Arbeits- und Ausbildungsplätze<br />

in vielen verschiedenen Berufsfeldern angeboten<br />

werden. Auf der anderen Seite stimmt aber auch das soziale<br />

Umfeld. Beispiele dafür sind: Wir haben sehr gute<br />

Kinderbetreuungsangebote in den Kindertagesstätten, es<br />

gibt Schulangebote bis hin zur gymnasialen Oberstufe,<br />

wir haben viele Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche<br />

durch die touristische Infrastruktur sowie die vielen<br />

und sehr gut aufgestellten Vereine. Für die Familien gibt<br />

es Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, es gibt eine ordentliche<br />

gesundheitliche Grundversorgung, der Weg zu<br />

den Kleinstädten Korbach und Brilon ist nicht weit, für<br />

Senioren gibt es Angebote, wir leben in einer schönen Naturlandschaft<br />

und vieles mehr.<br />

Nichts ist so beständig wie die Veränderung. Worin<br />

sehen Sie die Möglichkeiten und Chancen für das zukünftige<br />

Willingen?<br />

Natürlich gibt es gute Entwicklungsmöglichkeiten im<br />

Tourismus und der gewerblichen Wirtschaft. Aber auch<br />

die zuvor genannten sozialen und gesellschaftlichen Themen<br />

gegeben. Beispielsweise wollen wir in der nahen Zukunft<br />

viel Energie in die Themen „Lebensqualität für<br />

Senioren“ und „Aufbau eines Gesundheitsnetzwerkes“<br />

stecken. Aber auch die Ausweisung von Wohnbauland für<br />

Familien und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum<br />

sind wichtige Arbeitsfelder, für die wir in Willingen gute<br />

Möglichkeiten sehen. Weitere Entwicklungsschwerpunkte<br />

werden die Themen Klima- und Naturschutz sein.<br />

Welche Ihnen besonders am Herzen liegende Sache<br />

würden Sie gerne an dieser Stelle einmal ansprechen?<br />

Mir war es bei meiner Arbeit als Bürgermeister immer<br />

16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Bürgermeister Thomas Trachte<br />

sehr wichtig, für das Wohl der Bürgerinnen<br />

und Bürger zu arbeiten<br />

und dabei auch sehr bürgernah<br />

zu sein. Ich würde mir für die<br />

Zukunft wünschen, auch weiterhin<br />

mit den Menschen in<br />

Kontakt zu stehen, zusammen<br />

zu arbeiten und gemeinsam die<br />

Zukunft zu gestalten. ■<br />

Anzeige<br />

Neues<br />

Kühlfahrzeug für<br />

Mescheder Tafel<br />

benötigt<br />

1.200 Personen werden mit<br />

Lebensmitteln unterstützt<br />

Lebensmittel retten, Menschen helfen: Nach diesem Prinzip<br />

arbeitet die Mescheder Tafel und benötigt dringend ein neues<br />

Kühlfahrzeug. Einer der zwei bestehenden Tafel-Transporter<br />

ist sehr reparaturanfällig und muss ersetzt werden, damit die<br />

Lebensmittelqualität auf dem Weg zur Tafel erhalten<br />

bleibt. Denn ehrenamtliche Mitarbeitende holen<br />

die Spenden von Lebensmittelgeschäften<br />

im Raum Bestwig, Eslohe, Meschede und<br />

Schmallenberg ab und bringen sie zum Mescheder<br />

Ladenlokal im Ittmecker Weg. Dort<br />

sortiert das ehrenamtliche Team die Lebensmittel,<br />

lagert sie und verteilt sie an zwei festen<br />

Öffnungstagen pro Woche.<br />

Werden Sie Heimatheld des Caritasverbandes<br />

Meschede e.V. und unterstützen Sie die Mescheder<br />

Tafel mit einer Spende für das neue Fahrzeug, das rund 45<br />

000 Euro kostet. Als eines der größten Sozialprojekte in der<br />

Region unterstützt die Tafel aktuell rund 500 Familien, also<br />

rund 1.200 Personen, aus dem Zuständigkeitsbereich Eslohe,<br />

Bestwig, Meschede und Schmallenberg – darunter sind<br />

auch einige Geflüchtete aus der Ukraine. Gleichzeitig<br />

wird Nachhaltigkeit gefördert, denn dank<br />

der Tafel werden weniger Lebensmittel verschwendet.<br />

Mehr dazu bei Stefanie Badelt vom Caritasverband<br />

Meschede unter<br />

0291/9021181 oder<br />

s.badelt@caritas-meschede.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 17


Dreifacher Ritterschlag im S(a)uerland<br />

EIN ABEND IM SCHLARAFFENLAND<br />

Sabina Butz<br />

sabrinity<br />

Procedere für den Abend in<br />

Schlaraffia ist fest geregelt: Ein Ritter<br />

„Das<br />

führt als Pate einen mitgliedswilligen<br />

Mann ein, der eine Prüfungszeit absolvieren muss,<br />

bevor er durch allgemeine Abstimmung (Kugelung)<br />

als Knappe aufgenommen wird. Eine Zeit als Junker<br />

schließt sich an, bevor als Höhepunkt der Ritterschlag<br />

und die Nennung des Ritternamens erfolgen können.<br />

Den Standeserhöhungen zum Junker bzw. Ritter gehen<br />

jeweils „Hochnotpeinliche Prüfungen“ durch den Ritter<br />

Schulrat voran. Hört sich an, als ob wir im Archiv<br />

eines Ritterordens auf die Aufnahmeregelungen gestoßen<br />

wären, uns also im Mittelalter belesen hätten.<br />

Stimmt aber nicht: Wir schreiben das Jahr 2022 und<br />

befinden uns in Scharfenberg (Brilon), wo wir der Zeremonie<br />

der Schlaraffen beim Ritterschlag von Torben<br />

Jegotka, Heinrich Kraft und Josef Berkenkopf (Bild<br />

S.2 unten v.l.) beiwohnen dürfen.<br />

Das hohe Reich im Sauerland<br />

Sie sippen (treffen sich) seit 1986 in den Winterungen<br />

(Wintermonate von Anfang Oktober bis Ende<br />

April) in der sogenannten Alberichsburg in Scharfenberg<br />

einmal wöchentlich. Derzeit sind sie 34 Sassen<br />

(Mitglieder) inclusive der drei neuen Ritter.<br />

Insgesamt gibt es weltweit ca. 270 aktive Reyche mit ca.<br />

10.000 Sassen (Mitgliedern). Die ersten Schlaraffen gründeten<br />

sich 1859 in Prag. Die ausschließlich männlichen<br />

Sassen müssen nicht deutsche Staatsbürger sein, aber die<br />

Vereinssprache ist weltweit deutsch, wobei es eine ganze<br />

Reihe schlaraffischer Wortschöpfungen gibt, die zu beachten<br />

sind: Begrüßt wird mit „Lulu“, Missfallen wird mit<br />

„Ulul ausgedrückt. Die Schwiegermutter heißt Burgschreck<br />

und die Freundin oder Lebensgefährtin wird als „Burgwonne“<br />

bezeichnet, um nur ein paar Beispiele zu nennen.<br />

Gespannt folgen die Rittter...<br />

... dem schlaraffischen Protokoll<br />

18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Kunst, Freundschaft und Humor<br />

„In arte voluptas“ (in der Kunst liegt das Vergnügen) lautet<br />

der schlaraffische Leitspruch. Freundschaft, Kunst<br />

und Humor prägen das Miteinander der Schlaraffen.<br />

Das signalisiert auch das Wappentier der Schlaraffen:<br />

der Uhu, der als Sinnbild für pfiffige Weisheit bei allen<br />

Schlaraffen hoch angesehen ist. In seinem Namen leben<br />

die Schlaraffen spielerisch ihre Werte: Toleranz, individuelle<br />

Anerkennung, Wertschätzung und Freundschaft aus.<br />

Josef Berkenkopf formuliert es so: „In unserem Spiel<br />

setzen wir uns humoristisch und selbstironisch mit vorgeschlagenen<br />

Themen auseinander, wobei geschäftliche,<br />

politische oder religiöse Themen nicht zugelassen<br />

sind.“ Wichtig ist der humorvolle Austausch, das Spielen<br />

mit Worten, die Sprache als „Waffe“. Respektvoller<br />

Umgang ist Grundvoraussetzung, was schon die Anrede<br />

„Ihr“ verdeutlicht. Polemisieren ist ausdrücklich verpönt.<br />

Das Ritual des Ritterschlags<br />

Am 5. Tag des Ostermonds a.U. 163 (eigener Kalender<br />

der Schlaraffen seit 1859; a.U. = anno Uhui) dürfen wir<br />

dem feierlichen Ritterschlag von drei Junkern beiwohnen.<br />

Im ersten, protokollarischen Teil der Sippung fungiert der<br />

Oberschlaraffe Ritter Wesentlich vom Warenberge (profan<br />

Willi Morgenroth). Nach der Schmuspause übernimmt<br />

Ritter Singmantau der Liederklau (profan Rolf Klein) die<br />

Funktion und zelebriert nach dem strengen Regelwerk aus<br />

„Spiegel und Ceremoniale“ die Ritterschläge. Angeredet<br />

werden fungierenden Oberschlaraffen mit „Herrlichkeit“.<br />

Ihm zur Seite steht der Ceremonienmeister, Ritter<br />

Herrschaftszeiten (profan: Herbert Knappstein), und der<br />

Herold, Ritter Atzefechs (profan: Hans-Jürgen Stappert).<br />

Beeindruckend sind nicht nur die musikalische Unter-<br />

malung durch<br />

Tamtam und<br />

Fanfare, sondern<br />

das Spalier der<br />

Schwerter kreuzenden<br />

Ritter. Das<br />

Entzünden der blauen<br />

Kerze der Freundschaft<br />

während jeder Sippung<br />

ist symbolträchtig und spricht<br />

für sich selbst. Nach vielen Lulu-Rufen<br />

und ritualisierten Anweisungen werden die neuen<br />

Ritter eingekleidet und mit neuen Namen benannt: Josef<br />

Berkenkopf als Ritter „Riegelius Ex“, der filigrane<br />

Pfortenöffner, Torben Jegotka als Ritter „Reinherz“, der<br />

Stiepeler Zwergenspross und Heinrich Kraft als Ritter<br />

„Klabunderix“ von Halse und Wende. Die Jung-Ritter<br />

bedanken sich musikalisch mit einer Schlaraffenversion<br />

von „Kein schöner Land in dieser Zeit“. Ein Gänsehauterlebnis,<br />

welches neben dem Carl Valentin Motto: „Die<br />

Dinge nicht so ernst nehmen, wie sie sind“ das Anliegen<br />

der Schlaraffen, im fröhlichen Spiel den Alltag zu verarbeiten,<br />

besonders eindrucksvoll zum Ausdruck bringt. ■<br />

Sonnenschutz Innen und Außen<br />

vom Fachmann Wir beraten Sie gerne.<br />

34431 Marsberg-Bredelar - Sauerlandstr. 85<br />

Telefon 0 29 91 / 395 - Email: raum-heller@t-online.de<br />

Die drei Junker<br />

Insektenschutz nach Maß<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 19


Von Kaiserenkeln, der Königin von Polen<br />

der Prinzessin von Kiew und anderen Adligen<br />

EIN<br />

MAJESTÄTISCHER<br />

AUSBLICK<br />

Christel Zidi<br />

Martin Richter<br />

20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


vb-sauerland.de<br />

Gut möglich, dass an dieser Stelle, hier am Ehrendenkmal<br />

vor der Burgruine Hachen, einst eine adlige Kinderschar<br />

Fangen und Verstecken spielte und sich anschließend im<br />

kühlen Wasser der Röhr erfrischte. Damals, vor rund eintausend<br />

Jahren.<br />

Ezzo, der Sohn des Pfalzgrafen von Lothringen war der erste Besitzer<br />

der Burg Hachen. Mit zahlreichen, teils weit verzweigten Grafschaften<br />

und Vogteien ausgestattet, war ihm die standesgemäße Versorgung seiner<br />

Ehefrau Mathilde möglich, der Tochter Kaiser Otto II.<br />

Die jüngste Tochter des Kaisers sollte eigentlich Äbtissin des damals<br />

sehr bedeutenden Stiftes Essen werden. Ebenso wie ihre beiden älteren<br />

Schwestern, die mangels standesgemäßer Partner ebenfalls diesen Weg<br />

einschlugen.<br />

Doch es kam anders. Mathilde heiratete den – rangniedrigeren – Ezzo<br />

von Lothringen. Man erzählt sich, dass Mathildes Bruder, der junge<br />

Otto III. Ezzo die Erfüllung eines Wunsches versprochen hatte, wenn<br />

dieser ihn im Schach besiege – und genau das gelang dem Pfalzgrafensohn.<br />

Ob er sich wohl schon zuvor in die junge Mathilde verliebt hatte? Berichtet<br />

wurde, dass die Äbtissin des Essener Stift sich zunächst weigerte,<br />

Mathilde, die designierte Äbtissin, herauszugeben. Ihre Mutter Theophanu,<br />

eine angeheiratete Nichte des byzantinischen Kaiserhauses, sah<br />

das anders und stimmte der Hochzeit zu. Schließlich war die Pfalzgrafen-Familie<br />

weder unbedeutend noch unvermögend. Hinzu kam, dass<br />

durch zahlreiche Schenkungen ein angemessener Lebensstandard der<br />

Kaisertochter sichergestellt werden konnte.<br />

Man erzählt sich, dass die Ehe zwischen Mathilde und dem zwanzig<br />

Jahre älteren Ezzo recht glücklich und mit zehn Kindern gesegnet war.<br />

Die Burg Hachen war nur eines von vielen Besitztümern des Paares.<br />

Dass deren Kinderschar auch mal hier im Sauerland gespielt hat, ist<br />

nicht ausgeschlossen.<br />

Eines der Kinder war Richeza,die spätere Ehefrau Mieszkos II. und<br />

damit Königin von Polen. Sie lebte nach dem Tode ihres Mannes (ab<br />

1036) auf den Gütern ihrer väterlichen Familie, der Ezzonen. Aus dieser<br />

Ehe stammten drei Kinder: Sohn Kasimir, der später zurück nach<br />

Polen ging und Maria Dobronega Wladimirowna, die Prinzessin von<br />

Kiew, heiratete. Tochter Gertrud wurde mit dem Großfürsten von<br />

Kiew verheiratet. Und das dritte Kind, Richeza, nach ihrer Mutter benannt,<br />

heiratete den späteren ungarischen König Béla.<br />

Die Burg Hachen war nicht der ständige Aufenthaltsort des Hochadels,<br />

aber bestimmt ein gern angepeiltes und erholungsreiches Reiseziel.<br />

Schon der Großvater Mathildes hielt sich gern im Sauerland auf,<br />

besonders in Meschede, wo noch heute ein Platz nach ihm benannt ist:<br />

der Kaiser-Otto-Platz. ■<br />

Einfach<br />

Danke für<br />

150 Jahre!<br />

Gemeinsam was erreichen.<br />

Jetzt und für<br />

eine gute Zukunft.<br />

„Was einer nicht schafft, das schaffen viele!“<br />

aus diesem Gedanken heraus legten Mescheder<br />

Bürger am 24. Januar 1872 den Grundstein für<br />

unsere heutige Volksbank Sauerland eG. Dieser<br />

Kern des genossenschaftlichen Prinzips bildet<br />

bis heute das Fundament unserer Bank. Wir sind<br />

dankbar und stolz, dass wir für viele Sauerländer<br />

über Generationen „meine Bank“ waren und<br />

sind. Für dieses Vertrauen bedanken wir uns<br />

ganz herzlich. Zuversichtlich schauen wir nach<br />

vorne und sagen: Morgen kann kommen.<br />

Quelle: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 21


Anzeige<br />

creo – Dein Baufachmarkt<br />

verändert sich für Dich<br />

Creo<br />

S<br />

eit nun vier Jahren ist creo ein fester Bestandteil<br />

der Sunderaner Einkaufswelt und bietet ein<br />

großes Repertoire an hochwertigen Produkten aus<br />

dem gesamten Baumarktsortiment. Und genau hier liegt<br />

der Anspruch von Marktleiter Jendrick Otto – bewusst<br />

auf qualitative Produkte zu setzen und stets die Auswahl<br />

so zu verändern, dass sie dem Kunden und aktuellen<br />

Trends gerecht wird.<br />

Da sich creo gerne selbst als den „etwas anderen Baumarkt“<br />

bezeichnet, liegt es auf der Hand, dass bestimmte<br />

Bereiche hier zu den Kernkompetenzen zählen. So zum<br />

Beispiel alles, was sich um die Themen Terrassengestaltung<br />

und Grillgenuss dreht.<br />

Aus diesem Grund wurde und wird in diesem Jahr einiges<br />

im Markt in Sundern verändert. Im vorderen Bereich ist<br />

eine ca. 100 qm große Fläche entstanden, die das Zuhause<br />

draußen schöner werden lässt.<br />

22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Böden und Sichtschutz für den Wohlfühlfaktor<br />

Gemütlich wird es im heimischen Garten erst mit dem<br />

richtigen Untergrund. Auf der neuen Fläche finden sich<br />

unter anderem WPC Böden und Steinplatten in verschiedenen<br />

Ausführungen für den Außenbereich. Hier<br />

entdeckt jeder den passenden Boden für seine Terrasse<br />

und kann sich von fachkundigen Beratern helfen lassen.<br />

Diese haben natürlich immer ein paar hilfreiche Tipps auf<br />

Lager. Zusätzlich gibt es, durch eine Auswahl namhafter<br />

Hersteller wie TraumGarten, OSMO und FelixClercx,<br />

unterschiedlichste Möglichkeiten sich mehr Privatsphäre<br />

durch den richtigen Sichtschutz zu ermöglichen. Die<br />

Zaun-Baukasten-Systeme ermöglichen eine große Vielfalt<br />

an pflegeleichten Materialien, anspruchsvollen Designelementen<br />

sowie unterschiedlichen Formen. Das individuelle<br />

Maß an Sichtbarkeit zu finden, liegt in der eigenen Hand.<br />

WPC, HPL, Aluminium und Glas bieten ungeahnte<br />

Kombinationsmöglichkeiten.<br />

Grillherzen schlagen höher<br />

Aber auch die Weber® Ausstellung, die bereits seit der<br />

Eröffnung 2008 ein Teil von creo ist, hat einen neuen Platz<br />

gefunden. Zunächst in der Mitte zu finden gewesen, ist das<br />

gesamte Sortiment mit auf die neue Fläche im Eingangsbereich<br />

gezogen. Jede:r Grillliebhaber:in findet hier das<br />

richtige Modell – ob Holzkohle, Gas, Elektro oder Pellet.<br />

Auch der Bereich „Räuchern“ findet nun besondere Aufmerksamkeit.<br />

Sie können an den verschiedenen Chunks<br />

und Chips riechen, die sich sowohl für das intensiv-süßliche<br />

Whiskey-Aroma als auch für ein perfektes Raucharoma<br />

eignen. Hier wurde mit viel Liebe zum Detail gearbeitet.<br />

Grillen ist schon jetzt nicht mehr nur ein <strong>Sommer</strong>trend,<br />

sondern ein Ganzjahres-Event.<br />

Apropos Event: In diesem Jahr finden nach der Corona-Pause<br />

endlich wieder Weber® Grillkurse bei creo statt.<br />

Der erste „Steak, Burger & More“ wurde im Mai bereits<br />

erfolgreich vom Grillmeister des Vertrauens durchgeführt<br />

und das Team ist gespannt auf die kommenden Kurse mit<br />

neuen Gesichtern – Es sind noch Plätze frei!<br />

Aber auch DIY-Projekte, Umbauarbeiten, Garten arbeiten<br />

und Co. lassen sich weiterhin mit der Hilfe des Baufachmarktes<br />

verwirklichen. Die freundlichen Mitarbeiter<br />

helfen gerne weiter und unterstützen, soweit es möglich<br />

ist.<br />

Es bleibt spannend, was sich noch alles verändern wird.<br />

Eins ist aber schon jetzt klar: Stillstand gibt es bei creo<br />

nicht! – Bis zum Jahresende wird sich noch einiges tun und<br />

die Sortimente anhand der Kundenwünsche angepasst und<br />

optimiert. ■<br />

wir freuen uns auf deinen besuch!<br />

ÖFFNUNGSZEITEN:<br />

Mo - Fr 08:00 - 18:30 Uhr<br />

Sa 08:00 - 16:00 Uhr<br />

In den Röhrwiesen 8<br />

59846 Sundern<br />

Tel. 0 29 33 / 909 35 - 00<br />

www.creo-sundern.de<br />

info@creo-sundern.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 23


Hasse<br />

chehört…?<br />

Anke Kemper<br />

dat schon chehört, Lisbeth?“<br />

„Ja wat denn, Fine?“<br />

„Hasse<br />

„Da hinten in dat alte Haus vonne Kaulmanns<br />

is ne junge Familie reinjezogen und jetzt kommt et:<br />

die leben nachhaltich! Kannste dir sowat vorstellen?“<br />

„Jau, der Friedel war schon da und hat erst mal jeguckt, wat<br />

die so machen.“<br />

„Sach nur. Und wat machen die denn andert als wir?“<br />

„Na, die machen vielet selber, z. B. Putzmittel, Zahnpaste<br />

„Stricken geht immer, auch<br />

im <strong>Sommer</strong>, auf dem<br />

Weg in die Ferien, im<br />

Schwimmbad, auf dem<br />

Balkon, der Terrasse, am<br />

Pool, im Garten, am Stausee,<br />

der Parkbank, dem<br />

Beifahrersitz, dem Rücksitz,<br />

auf dem Sofa etc. “<br />

Ideen und Garne für große<br />

und kleine Projekte warten<br />

bei Ihrer Woll Diva.<br />

Ich freue mich<br />

auf Ihren Besuch!<br />

Änderung der Öffnungszeiten<br />

während des <strong>Sommer</strong>s von Ende<br />

Juni Beginn der <strong>Sommer</strong>ferien bis<br />

Ende September.<br />

Wollgeschäft<br />

Astrid Puppe<br />

Lange Wende 82<br />

59755 Arnsberg<br />

0176 / 50 71 73 02<br />

info@woll-diva.de<br />

www.woll-diva.com<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag<br />

Ruhetag<br />

Dienstag - Freitag<br />

10:00-13:00 Uhr І 14:30-17:30 Uhr<br />

Samstag<br />

10:00-13:00 Uhr<br />

und so nen Jedöns, woll?“<br />

„Neee, dat kann man selber machen?“<br />

„Jau. Und die leben so, dat allet, wat se brauchen, auch für<br />

künftige Jenerationen widda nachwachsen kann, woll? Also<br />

so nen ökologisches und ökonomisches Handeln nennt man<br />

dat.“<br />

„Dat haste abba nich vonnem Friedel. Dat haste sicher jegoogelt.“<br />

„Haste recht. Abba nur, weil der Friedel jesacht hat, ich soll<br />

auch ma gucken, wo ich wat einspare und de Waschmittel<br />

ma selber machen. Und dat findeste im Internet, woll?“<br />

„Haste Töne! Und wat macht der Friedel so für nen nachhaltiges<br />

Jedöns?“<br />

„Der Friedel sacht, er muss dat allet planen.“<br />

„Ich hoffe, der hat noch nich mit meinem Otto jesprochen.<br />

Weil da mache ich abba nich mit.“<br />

„Sollste sehen, dat Thema is bei dem Friedel auch janz schnell<br />

Jeschichte, weißte.“<br />

„Warum dat denn?“<br />

„Weil ich jetzt janz doll am Düngen im Chatten bin, damit<br />

de Möhren und der Salat noch besser und reichhaltiger<br />

wachsen tun.“<br />

„Ja und? Dat is doch dat, wat er will, odda?“<br />

„Ne. Janz sicha nich bei Jemüse. Da issa imma froh, wenn de<br />

Schnecken dat wegfuttern und er et nich aufn Teller kricht.“<br />

„Sach nur. Und wie machste ihm jetzt de selbstjemachte Zahnpaste<br />

madich?“<br />

„Da mische ich ihm wat in de Schlemmkreide, dat ihm<br />

schlecht wird.“<br />

„Und wat? Kann man dat auch joogeln?“<br />

„Man kann allet joogeln, woll?“ ■<br />

24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Werte schaffen – auch für spätere Generationen<br />

PRINZIP<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

SEIT MINDESTENS<br />

300 JAHREN<br />

Christel Zidi<br />

AdobeStock_23177340<br />

B<br />

ei der Rodung von Wäldern müsse man „bedenken<br />

[...] wo ihre Nachkommen Holz hernehmen<br />

sollen“ – diesen Satz findet man in<br />

dem Buch „Sylvicultura oeconomica“ (1713), einem<br />

Werk zur Forstwirtschaft von Hans Carl von Carlowitz.<br />

(1645-1714).<br />

Zwar hat von Carlowitz die Nachhaltigkeit nicht erfunden,<br />

aber den Begriff „nachhaltend“ deutlich formuliert.<br />

Schon in jungen Jahren kam er mit dem französischen<br />

Finanzminister Jean Baptiste Colbert in Kontakt und<br />

er las das für Furore sorgende Buch des englischen Gartenplaners<br />

John Evelyn. Beide waren schon Mitte des<br />

17. Jahrhundert über die Holzknappheit besorgt.<br />

Von der Verehrung der Bäume und Wälder als Heiligtümer,<br />

wie sie noch bei den Germanen üblich war, war zu<br />

Beginn des 17. Jahrhundert kaum noch etwas zu spüren.<br />

Im Gegenteil: Rücksichtslos wurden Bäume gefällt und<br />

Wälder gerodet. Von Carlowitz, Oberberghauptmann<br />

am kursächsischen Oberbergamt in Freiberg (Sachsen),<br />

war einer der Ersten, der die Ausbeutung der Wälder kritisierte.<br />

In seinem Werk „Sylvicultura oeconomica“ forderte<br />

er, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden<br />

sollte, wie durch planmäßige Aufforstung wieder nachwachsen<br />

kann. Dadurch wird dafür gesorgt, dass der<br />

Wald für die künftige Nutzung zur Verfügung steht und<br />

auf Dauer seinen Wert behält.<br />

Hans Carl von Carlowitz, der aus einem altem sächsischen<br />

Adelsgeschlecht stammte, forderte, dass man<br />

„Verschwendung und Verderbung desselben, so viel wie<br />

möglich verhüte“. Zur Verdeutlichung führte er das alte<br />

Sprichwort an: „Man soll keine alten Kleider wegwerfen,<br />

bis man neue hat.“ Also nicht erst Lücken schaffen und<br />

dann erst auffüllen.<br />

Von Carlowitz´ Prinzip wurde nicht nur zum zentralen<br />

Grundsatz der Forstwirtschaft in Deutschland, sondern<br />

auch zum Prinzip des nachhaltigen Umgangs mit Rohstoffen<br />

überhaupt. ■<br />

Das Wort nachhaltend stammt aus dem<br />

Verb nachhalten, was bedeutet, dass etwas<br />

für längere Zeit anhält oder bestehen bleibt.<br />

Das Substantiv hierzu ist das mittlerweile<br />

veraltete Wort Nachhalt, also etwas, dass<br />

zurückgehalten bzw. für schlechte Zeiten<br />

aufbewahrt wird. Das Wort Rückhalt hat<br />

heutzutage diese Bedeutung übernommen.<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 25


Nachhaltigkeits- und Klimabeauftragter<br />

Sebastian Marcel Witte<br />

NACHHALTIGKEIT IST NICHT (NUR)<br />

VERZICHT, SONDERN MACHT SPASS<br />

UND BRINGT GROSSEN MEHRWERT<br />

Paul Senske<br />

Vanessa Schulte & Stadt Arnsberg<br />

Es<br />

ist ein langwieriger,<br />

aber lohnender und<br />

spannender Prozess:<br />

Arnsberg hat sich auf den Weg zu einer<br />

widerstandsfähigen (resilienten)<br />

und global nachhaltigen Kommune<br />

gemacht und ist eine der bundesweiten<br />

Vorreiterinnen der von den Vereinten<br />

Nationen 2015 beschlossenen<br />

Agenda 2030. „Wir leisten damit<br />

einen Beitrag für die Umsetzung<br />

der globalen Nachhaltigkeitsziele,<br />

der Sustainable Development Goals<br />

sowie nationaler und regionaler<br />

Nachhaltigkeitsziele auf kommunaler<br />

Ebene“, erklärt Sebastian Marcel<br />

Witte. „Es ist ein Gemeinschaftswerk.<br />

Wir müssen die Menschen davon<br />

überzeugen, dass Nachhaltigkeit<br />

nicht (nur) Verzicht ist, sondern auch<br />

Spaß macht, der Stadtgesellschaft,<br />

der Region und jedem etwas persönlich<br />

bringt.“<br />

Witte ist Nachhaltigkeits- und Klimabeauftragter<br />

der Stadt, arbeitet im<br />

Team des Zukunfts- und Strategiebüros<br />

Nachhaltigkeit und begann seine<br />

Tätigkeit vor zehn Jahren als Klimaschutzmanager<br />

in Arnsberg. Der Diplom-Ingenieur<br />

für Raumplanung arbeitet<br />

mit seinem Team, das demnächst<br />

auf vier Personen aufgestockt wird, mit<br />

Nachdruck und voller Überzeugung an<br />

der 2018 vom Rat beschlossenen Nachhaltigkeitsstrategie.<br />

Drei + eine Säule als Handlungs-<br />

Maßstab<br />

Der 41-Jährige aus Arnsberg-Hüsten<br />

weiß, dass der Begriff Nachhaltigkeit<br />

„exakt“ schwer greifbar ist, aber<br />

viel mehr als nur Umwelt, Natur und<br />

Klima beinhaltet. „Nachhaltigkeit hat<br />

drei Säulen als Handlungs-Maßstab:<br />

Ökologie, Ökonomie (Wirtschaft) und<br />

Soziales. In diesen drei Dimensionen<br />

bewegen wir uns. Die ‚starke’ Nachhaltigkeit<br />

stellt den Umweltgedanken voran.“<br />

So sollen bei jeder Entscheidung<br />

alle drei Aspekte berücksichtigt werden<br />

(integrierte besser integrierende Nachhaltigkeit).<br />

Die Ziele sollen aus verschiedenen<br />

Perspektiven beleuchtet werden.<br />

Die Ziele der Agenda 2030 und der 17<br />

globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs)<br />

sind hier Richtschnur.<br />

Für Witte gibt es darüber hinaus „de<br />

facto“ eine vierte Säule: „Beteiligung &<br />

Kultur: Wie können wir die Menschen<br />

mitnehmen und die gesellschaftliche<br />

Bewegung schaffen? Wie können wir<br />

ihnen vermitteln, dass Nachhaltigkeit<br />

Spaß macht, einfach ist, dem Einzelnen<br />

etwas bringt und viel mehr als nur<br />

‚Verzicht’ bedeutet?“ Witte spricht in<br />

diesem Zusammenhang von „Drehmomenten“<br />

oder „Schwungrädern“ wie<br />

Sharing Economy, Kreislaufwirtschaft,<br />

26 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Bauen mit nachhaltigen Rohstoffen<br />

oder Digitalisierung, die vermittelt<br />

werden müssen. „Jeder kann zudem<br />

etwas mit kleinen Schritten im Alltag<br />

machen. Wenn ‚weniger genug ist’: Verzicht<br />

ist gut, wenn er einem persönlich<br />

etwas bringt. Carsharing und Foodsharing<br />

sind Beispiele für „Nutzen statt<br />

Besitzen“. Es gehe dabei auch um eine<br />

neue „Kultur der Nachhaltigkeit“.<br />

Gemeinwohl im Großen und im<br />

Kleinen<br />

Nachhaltigkeit zielt, so Witte, im Endeffekt<br />

auf das Gemeinwohl, im Kleinen<br />

und im Großen, in Arnsberg auf eine<br />

Gemeinwohlstadt. Dazu gehöre im Bereich<br />

der sozialen Nachhaltigkeit auch<br />

die Frage der Armutsbekämpfung, der<br />

Inklusion oder der Umgang mit Geflüchteten.<br />

Oder beim Thema Wirtschaft:<br />

„Geht es eigentlich nur um<br />

wirtschaftliches Wachstum? Sind immaterielle<br />

Werte wie Zufriedenheit und<br />

Lebensqualität der Beschäftigten nicht<br />

ebenso viel oder gar mehr wert?“ Mit<br />

diesen Fragen, der Gemeinwohlbilanzierung,<br />

beschäftigen sich das Strategiebüro<br />

und zehn Firmen/Verbände.<br />

Arnsberg ist in Sachen Nachhaltigkeit<br />

ambitioniert unterwegs, im Großen<br />

und im Kleinen, Schritt für Schritt.<br />

Das gilt auch für eigene Maßnahmen,<br />

zum Beispiel beim künftigen Ziel der<br />

klimaneutralen Stadtverwaltung. Auch<br />

wird an einer klimaneutralen Gesamtstadt<br />

gearbeitet. Noch in diesem Jahr<br />

wird es mit der Arnsberger Roadmap<br />

konkrete Zielerreichungspfade geben.<br />

Das Thema Wald spielt - neben einem<br />

nachhaltigem Gebäudebestand, Mobilität<br />

und Energie - eine bedeutende Rolle.<br />

#klimafit heißt ein jährlicher Kurs<br />

von VHS Arnsberg-Sundern, der Verbraucherzentrale<br />

NRW und der Stadt<br />

Arnsberg. „Wir bilden hier die Multiplikatoren<br />

für den Klimaschutz aus. ”<br />

Das Zukunfts- und Strategiebüro will<br />

zudem über die Stadtgrenzen hinausgehen.<br />

Geplant ist mit den Nachbarstädten,<br />

allen voran Sundern, gemeinsam<br />

zu agieren, z. B. beim „STADTRA-<br />

DELN“, der „Fair Trade Stadt“ oder<br />

dem Projekt „Oekoprofit“ für einheimische<br />

Unternehmen.<br />

Vernetzungen<br />

Seit 2012 arbeitet Arnsberg im klimanetzwerk.südwestfalen.<br />

Neben Arnsberg<br />

organisieren der Kreis Siegen-<br />

Wittgenstein und der Märkische Kreis<br />

sowie die Städte Iserlohn, Lüdenscheid<br />

dieses Netzwerk. Mit den Partnerstädten<br />

Alba Julia und Olesno arbeitet<br />

die Stadt in Sachen Klimaschutz<br />

und Smart City zusammen. In diesem<br />

Jahr ist ein Eurocamp, auch zum Thema<br />

Nachhaltigkeit, mit Jugendlichen<br />

beider Partnerstädte geplant. Sogar in<br />

den USA ist Arnsberg im Projekt Climate-smart<br />

Municipalities mit anderen<br />

NRW-Städten unterwegs. Mit dem<br />

Ort Warren (Minnesota) besteht eine<br />

Kooperation. Unter dem Leitbild „Eine<br />

Welt“ denkt Witte auch an eine künftige<br />

Zusammenarbeit mit Städten aus<br />

Schwellen- oder Entwicklungsländern,<br />

beispielsweise in Klimapatenschaften.<br />

Bürgermeister Ralf Paul Bittner<br />

beim Schlabberkappes<br />

Fair-Trade, Vision Hochschule und<br />

Schlabberkappes<br />

Konkretes nächstes Projekt: Arnsberg<br />

soll eine Fair-Trade-Stadt werden<br />

- wie Sundern. Eine Idee, mehr schon<br />

eine Vision, ist die Initialisierung einer<br />

Hochschule für nachhaltige Entwicklung<br />

in Arnsberg. „Unternehmen,<br />

Institutionen und Akteur:innen aus<br />

der Region stehen hinter der Idee von<br />

Bürgermeister Ralf Paul Bittner, ein<br />

Konzept wird bald erarbeitet“, betont<br />

Witte. „Als Schwerpunkte bieten sich<br />

Wald- und Forstwirtschaft, das zukunftsfähige,<br />

nachhaltige Bauen oder<br />

Nachhaltigkeit in Unternehmen an.<br />

Denn natürlich umtreibt uns hier die<br />

Frage, wo die Fachkräfte für die Energiewende<br />

herkommen sollen“.<br />

Das Nachhaltigkeitsfestival „Schlabberkappes“<br />

in Alt-Arnsberg und insbesondere<br />

der “Markt der Möglichkeiten“<br />

gelten als Leistungsschau und<br />

Plattform zum Netzwerken. Leitbild ist<br />

auch hier: Nachhaltigkeit soll Spaß vermitteln<br />

und Glück bringen. Deswegen<br />

stehen das Lernen, das Genießen und<br />

vor allem das selber Machen und Erleben<br />

im Vordergrund. ■<br />

Weiter lesen…<br />

http://www.imsauerland.<br />

de/informationen/blog<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 27


Anzeige<br />

DIE IN VIELE RICHTUNGEN GEHT<br />

Christel Zidi<br />

sabrinity<br />

Nachhaltigkeit beginnt bei<br />

der Firma Witteler in<br />

Brilon mit der Ausbildung<br />

und endet – eigentlich gar nicht. Ein<br />

fortwährendes Thema für den Firmeninhaber:<br />

„Nachhaltigkeit geht nicht<br />

nur in eine Richtung. Sie besteht auch<br />

darin, dass wir viele Mitarbeiter haben,<br />

die schon sehr lange im Unternehmen<br />

tätig sind. Manche sogar schon 50 Jahre<br />

und länger.“ Den Hauptgrund für<br />

die lange Firmenzugehörigkeit sieht<br />

Paul Witteler in der Identifikation<br />

mit dem Unternehmen: „Die Mitarbeiter<br />

haben ihre Ausbildungs- und<br />

Aufstiegsmöglichkeit genutzt und ihre<br />

Erfüllung in dem gesehen, was sie tun<br />

und machen.“ Berufsanfängern werden<br />

die gleichen Perspektiven geboten.<br />

Der Ausbildungsanteil ist mit über 50<br />

Azubis sehr hoch. „Besonders wichtig<br />

ist uns, dass wir ein hohes Qualitätsniveau<br />

erreichen“, so Witteler. Deshalb<br />

wird auch dafür gesorgt, dass stets genügend<br />

Arbeitsplätze zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Bei Witteler stimmt das Betriebsklima<br />

- und auch das Mikroklima. 1995<br />

wurden die ersten Gründächer errichtet.<br />

„Uns war klar, dass wir durch Bauten<br />

Flächen versiegeln; aber wir wollten<br />

das Thema dann auch wieder entzerren.<br />

Gründach besitzt gleich mehrere<br />

Vorteile: Es hat eine längere Prognose<br />

in Sachen Haltbarbarkeit, verhindert<br />

Hitzestau unterm Dach und schafft<br />

ein Mikroklima. Zudem bietet es Lebensraum<br />

für Insekten und Vögel.“<br />

Der Schauraum des Autohauses wurde<br />

bewusst nach Süden ausgerichtet, vor<br />

dem Gebäude 60 Jahre alte amerikanische<br />

Roteichen angepflanzt, die in der<br />

dunklen Jahreszeit viel Licht durchlassen.<br />

Wenn im Winter kurzwellige<br />

Sonnenstrahlen flach durch die großflächigen<br />

Fensterflächen fallen, wird<br />

28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Neue und alte Schätze<br />

Wie der Ladevorgang funktioniert, können sich Interessierte direkt erklären<br />

lassen und dabei Infos für die private Umsetzung mitnehmen. Paul Witteler, Wolfgang Litzke, Gerhard Arens, Werner Koch<br />

das Gebäudeinnere erwärmt. Im <strong>Sommer</strong><br />

schützt das Blattwerk der Eichen<br />

vor zu viel Sonneneinstrahlung, quasi<br />

als natürliche „Beschattungsanlage“.<br />

Von der passiven Solarenergienutzung<br />

zur aktiven: Auf einigen Dächern wird<br />

Photovoltaik zur Energieumwandlung<br />

eingesetzt. Auch Regenwasser wird<br />

genutzt: In einem Teich wird es als<br />

Löschwasser gesammelt, aufgefangen<br />

in Zisternen für die LKW- und PKW-<br />

Waschanlagen verwendet.<br />

Firmenchef Witteler weiß, dass man<br />

sich nicht immer auf Bewährtem ausruhen<br />

kann: „Manchmal muss man<br />

sich auch auf neue Themen einstellen,<br />

ohne gleich jedem Trend nachzurennen.<br />

Dabei ist es wichtig, seine<br />

Ressourcen nicht überzustrapazieren.“<br />

Seine Investitionen haben ihm – neben<br />

anderen Vorteilen - auch Einsparungen<br />

gebracht. Die letzte größere<br />

Anschaffung in Sachen Klimatechnik<br />

war ein Blockheizkraftwerk.<br />

Alle Neuerungen werden, nach Möglichkeit,<br />

nach und nach auch an<br />

den anderen Standorten in Brilon,<br />

Meschede, Korbach, Frankenberg und<br />

Vöhl umgesetzt.<br />

E-Fahrzeuge wurden bei Witteler<br />

schon früh angeboten, parallel dazu<br />

die entsprechende Ladeinfrastruktur<br />

aufgebaut: „Das gehört für uns einfach<br />

dazu, sonst ist die Sache nicht rund.“<br />

Wie der Ladevorgang funktioniert,<br />

können sich Interessierte direkt erklären<br />

lassen und auch Infos für die private<br />

Umsetzung mitnehmen.<br />

Nicht nur die neuesten Fahrzeugmodelle<br />

findet man im Autohaus, wie den<br />

definitiv „atemberaubend eleganten“<br />

EQS, auch Oldtimer, die im schönsten<br />

Glanz erstrahlen. Wer solch ein altes<br />

Schätzchen besitzt, kann dies bei Bedarf<br />

hier reparieren lassen. Überhaupt<br />

ist die Erfüllung von Kundenwünschen,<br />

und damit die Schaffung von<br />

langfristigen Kundenbindungen, ein<br />

wichtiges Thema – und ein weiterer<br />

Aspekt der Nachhaltigkeit.<br />

Im Autohaus Witteler ist nicht nur der<br />

Blick auf das Dach interessant, auch<br />

der auf den Boden: Der pflegeleichte<br />

„Bodenbelag“ aus Kopfsteinpflaster<br />

stammt aus abgerissenen Dortmunder<br />

Kasernen. Ressourcen-Nutzung par<br />

excellence. ■<br />

Bewirb<br />

dich hier!<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 29


Erleben – Lernen – Nachhaltig handeln<br />

FRÜH ÜBT SICH´S –<br />

AUCH IN SACHEN NACHHALTIGKEIT<br />

Helmut Gaida<br />

Naturpark Sauerland Rothaargebirge & Petra Dorenkamp/Nikolausschule Rüthen<br />

In<br />

Sachen Nachhaltigkeit können Erwachsene<br />

oft eher von ihren Kindern und Enkelkindern<br />

lernen, als dies umgekehrt der Fall ist.<br />

Das kann auch Dirk Zimmermann vom Naturpark<br />

Sauerland Rothaargebirge unterstreichen, der als<br />

Regionalmanager für den Hochsauerlandkreis zuständig<br />

ist: „Früher durften Kinder oft über die Farbe des neuen<br />

Autos mitentscheiden. Heute weisen sie mit konkreten<br />

Beispielen auf ihre Zukunftssorgen in Bezug auf Umweltprobleme<br />

hin. Sie bringen damit ihre Eltern und Großeltern<br />

zum Nachdenken und damit letztendlich zum<br />

nachhaltigen Handeln“, sagt Zimmermann und weist<br />

damit auf den lange unterschätzten Einfluss der Kinder<br />

im Elternhaus hin.<br />

2015 wurde der Verein Naturpark Sauerland Rothaargebirge<br />

gegründet, der räumlich die drei alten Naturparke Ebbegebirge,<br />

Rothaargebirge und Homert vereint. „Die Arbeit unseres<br />

Vereins basiert auf vier gleichrangigen Säulen als Kern des<br />

nachhaltigen Denkens: Naturschutz, Erholung, Regionalentwicklung<br />

und Umweltbildung“, erklärt Dirk Zimmermann.<br />

Umweltbildung wird innerhalb des Naturparks umgesetzt<br />

durch Lehrpfade, Erlebnisführungen (zum Beispiel mit Rangern),<br />

Besucherzentren und auch durch Naturpark-Schulen<br />

und Kitas.<br />

Früh übt sich´s – auch in Sachen Nachhaltigkeit<br />

Naturpark-Schulen sind ein Beitrag zur Bildung der nachhaltigen<br />

Entwicklung (BNE). Am Kooperationsprojekt Naturpark-Schule<br />

sind als Partner Naturpark, Schule und Schulträger/Gemeinde<br />

beteiligt. Wichtig ist zudem die Kooperation<br />

mit außerschulischen Partnern. Das kann das Forstamt oder<br />

ein Museum sein. Auch Handwerker, Künstler, Landwirte,<br />

Ranger und Stadtführer kommen in Frage sowie Vereine und<br />

interessierte Privatleute.<br />

Im Sauerland und Upland haben sich bereits einige Schulen<br />

als „Naturpark-Schule“ zertifiziert. Beispielsweise die Niko-<br />

Meschede<br />

Rebell 2a<br />

✆ 0291 908 35 53<br />

0291 908 35 54<br />

Schmallenberg<br />

Oststraße 4<br />

✆ 02972 5157<br />

Winterberg<br />

Neue Mitte<br />

✆ 02981 9299840<br />

Online Bestellungen unter www.wortreich-sauerland.de<br />

Arnsberg<br />

Clemens-August- Str. 5<br />

✆ 02931 3800<br />

Wanderkarten, Wanderführer,<br />

Tourentipps und<br />

Ratgeber, Reiseführer<br />

und Urlaubslektüren...<br />

...und vieles mehr<br />

gibt´s im WortReich!<br />

30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


lausschule in Rüthen Schule (mit Standort in Kallenhardt).<br />

Hier hat sich die Grundschule dazu verpflichtet, das Thema<br />

Naturpark mit dem Lehrplan zu verknüpfen, z. B. durch<br />

Projekttage und Wanderungen. Seitens des Naturparks (hier<br />

Arnsberger Wald) wird Lernmaterial zur Verfügung gestellt<br />

und bei Exkursionen und an Projekttagen zusätzlich unterstützt.<br />

Schulleiterin Astrid Falkenstein dazu: „Der Schutz<br />

unserer Natur, Kultur und Umwelt ist ein ganz wichtiges<br />

Thema unserer Zeit - vielleicht sogar das Wichtigste. Unsere<br />

Unterrichtsprojekte sollen dazu beitragen, dass an unserer<br />

Schule - frei nach Albert Einstein - Lernen Erleben ist. Denn:<br />

Alles andere ist Information.“<br />

Auch die Graf-Gottfried-Schule in Neheim ist dabei. Diese<br />

veranstaltet z. B. jedes Jahr im September die „Zu-Fußzur-Schule-Aktion“,<br />

an der die ganze Schule teilnimmt. Die<br />

Kinder treffen sich an den bekannten Sammelpunkten und<br />

gehen von dort gemeinsam zur Schule. Besonders schön und<br />

passend zum Thema Nachhaltigkeit sind die Mottos der Diemeltalschule<br />

Usseln („Gemeinsam unsere Welt begreifen“)<br />

und der Grundschule in Giershagen („Ich behandle Dich so,<br />

wie gern behandelt werden möchte“), die damit schon ihre<br />

nachhaltige Einstellung zum Ausdruck bringen. Beide Schulen<br />

gehören zum Naturpark Diemelsee.<br />

Ebenfalls zertifiziert im Sauerland bzw. Upland sind folgende<br />

Schulen: die Egge-Diemelschule in Marsberg-Westheim, die<br />

Mittelpunktschule in Diemelsee-Adorf, die Kardinal-von-<br />

Galen-Schule in Eslohe die Grundschule in Fredeburg und<br />

die Städt. Kath. Grundschule in Hallenberg.<br />

Die besondere Bedeutung von Umwelt und nachhaltiger<br />

Entwicklung ist eines von zahlreichen Kriterien, die auch<br />

schon Naturpark-Kitas erfüllen müssen. Im Hochsauerland<br />

hat sich dazu als Erste die DRK-Kindertageseinrichtung in<br />

Olsberg Assinghausen zertifiziert. Für ihre Exkursionen sind<br />

die kleinen „Asker“ gut ausgerüstet. „Entdecker-Westen“, die<br />

unter anderem mit Lupe, Kompass, Karte und Becherlupe<br />

ausgestattet sind.<br />

Der Grundstock für Rückkehrer<br />

Die Förderung des regionalen Bewusstseins ist für das Naturpark-Team<br />

ein Aspekt seiner Arbeit „Dahinter steht, neben<br />

der Sensibilisierung für die Natur- und Umwelt, der Gedanke,<br />

die Kinder nachhaltig an ihre Heimat „zu binden“, macht<br />

Dirk Zimmermann klar, „Nicht ihre Heimat nach dem Studium<br />

für immer zu verlassen, sondern aufgrund schöner Erinnerungen<br />

eine Rückkehr in Betracht zu ziehen.“ ■<br />

Schmallenberger...<br />

und Rüthener Schüler<br />

im Naturpark<br />

In Deutschland gibt es 104 Naturparke. Sie<br />

gehören dem Dachverband VDN (Verband<br />

Deutscher Naturparke) an. Der Leitsatz des VDN<br />

ist: “Natur und Landschaft sind nur zusammen<br />

mit den Menschen zu schützen und zu erhalten!”<br />

• Fensterbankbleche<br />

• Mauerabdeckungen<br />

• Dachabschlussprofile<br />

Garagen und Flachdächer<br />

• Sonderabkantungen<br />

nach Wunsch<br />

• Aluminium versch.<br />

Stärken und Farben<br />

• Kupfer-, Zinkblech<br />

und verzinktes Stahlblech<br />

Möhnestraße 117a · 59755 Arnsberg<br />

Tel. 0 29 32/42 94 88 · Fax 0 29 32/42 94 89<br />

www.hartmann-abkanttechnik.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 31


Schön und anhänglich: Kletten<br />

Ausstellung im Landschaftsinformationszentrum (Liz) in Möhnesee-<br />

Günne informiert über der Natur entlehnte Erfindungen<br />

Matthias Koprek<br />

W<br />

er durch die heimischen Felder, Wälder und Wiesen streift, der kennt das Phänomen: Kletten bleiben an<br />

der Kleidung haften. Diese Beobachtung machte auch der Schweizer Ingenieur Georges de Mestral (1907 -<br />

1990), der vor allem im Fell seines Hundes immer wieder die stachelig-runden Früchte der Großen Klette<br />

entfernen musste. Um hinter das Geheimnis des Klebemechanismus zu kommen, schaute er sich die Klettfrüchte unter<br />

dem Mikroskop genauer an. Dabei entdeckte er winzige elastische Häkchen, die selbst dann nicht kaputtgehen, wenn<br />

man sie mit mehr oder weniger Gewalt von der Kleidung oder aus dem Fell löst.<br />

Was für die Klette die perfekte Technik ist, um ihre Samen<br />

in einem großen Radius zu verbreiten, ist heute das wohl bekannteste<br />

und erfolgreichste Produkt der Bionik. Dabei handelt<br />

es sich um eine noch verhältnismäßig junge Disziplin der<br />

Wissenschaften, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, technische<br />

Herausforderungen mithilfe von Phänomenen aus der<br />

Natur zu lösen. Dabei machen sich Bioniker die vielfältigen<br />

biologischen Prozesse und Strukturen zunutze, die von Mutter<br />

Natur in Milliarden Jahren evolutionärer Entwicklung erprobt<br />

und optimiert wurden.<br />

Biologie + Technik = Bionik<br />

Heute wimmelt unser Alltag vor Erfindungen, die ihre<br />

Vorbilder in der Natur haben. So haben wir es beispielsweise<br />

der Fledermaus zu verdanken, dass Einparkhilfen<br />

uns akustisch davor warnen, wenn uns ein Hindernis gefährlich<br />

nahekommt. So wie das Säugetier Ultraschallwellen<br />

ausstößt, um im Dunkeln nicht gegen Hindernisse<br />

zu fliegen und Insekten zu jagen, messen auch die Ultraschallsensoren<br />

in der Stoßstange von Autos, wie weit ein<br />

Objekt noch entfernt ist. Die Zeitspanne zwischen dem<br />

Versenden und Empfangen der Wellen lässt eine präzise<br />

Entfernungsmessung zu.<br />

Bionik-Ausstellung informiert über<br />

regionale Beispiele<br />

Das sogenannte Geweih der männlichen Hirschkäfer<br />

diente als Vorbild für die heute in jedem Werkzeugkasten<br />

allgegenwärtige Greifzange. Ziegelsteine und andere<br />

Bauelemente sind den sehr leichten und dennoch enorm<br />

stabilen Bienenwaben nachempfunden. Orthopädische<br />

Schrauben wurden mit dem Blick auf Bäume entwickelt,<br />

32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


„Uns ist es generell wichtig, immer einen<br />

Bezug zu den Nachhaltigkeitszielen der<br />

Vereinten Nationen herzustellen“<br />

(Liz-Leiterin Kerstin Heim-Zülsdorf)<br />

die an möglichen Bruchstellen beim Wachsen schon vorsorglich<br />

zusätzliches Material anlagern, um Spannungskräfte<br />

auszugleichen. Ameisen sind echte Organisationstalente,<br />

die für den Transport immer den kürzesten Weg<br />

finden. Das half dabei, Logistik- und Kommunikationsprozesse<br />

zu optimieren.<br />

Über all diese und viele weitere der Natur entlehnten Erfindungen<br />

informiert die Bionik-Ausstellung im Landschaftsinformationszentrum<br />

(Liz) in Möhnesee-Günne.<br />

„Wir haben uns vor allem auf die Erfindungen fokussiert,<br />

die ein Stück weit mit Pflanzen und Tieren aus dem Wald<br />

zu tun haben. Dadurch sollen die Besucher einen Eindruck<br />

davon bekommen, was die heimischen Errungenschaften<br />

der Natur sind und was man daraus gemacht<br />

hat“, sagt Waldpädagogin Nicola Rätsch. Aber auch der<br />

Blick über den eigenen Tellerrand wird gewagt. Schließlich<br />

gibt es mit den Blättern der Lotuspflanze, die dank<br />

noppenartiger Struktur eine selbstreinigende Oberfläche<br />

besitzen, und der Geckofüße, die es dem Tier dank feiner<br />

Härchen ermöglichen, selbst senkrechte glatte Flächen<br />

emporzulaufen, auch prominente Bionik-Beispiele aus der<br />

exotischen Flora und Fauna.<br />

Bionik trägt zur Erreichung der<br />

Nachhaltigkeitsziele bei<br />

„Uns ist es generell wichtig, immer einen Bezug zu den<br />

Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen herzustellen.<br />

In der Bionik-Ausstellung informieren wir besonders<br />

über hochwertige Bildung, Industrie, Innovation und Infrastruktur,<br />

nachhaltigeren Konsum und nachhaltige Produktion<br />

sowie das Leben an Land“, erklärt Liz-Leiterin<br />

Kerstin Heim-Zülsdorf.<br />

Neben der Ausstellung hat das Liz sieben verschiedene Bildungsprogramme<br />

zum Thema Bionik entwickelt, die von<br />

den Kita-Kindern bis hin zu Senioren auf verschiedene<br />

Zielgruppen abgestimmt sind und jederzeit auf Anfrage<br />

gebucht werden können. Den Kleinsten wird die Bionik<br />

unter anderem mit dem Hund von Georges de Mestral<br />

nähergebracht, woraus bereits vor 70 Jahren der Erfindung<br />

des Klettverschlusses resultierte. Sein Unternehmen, das<br />

Waldpädagogin Nicola Rätsch<br />

nach der Patentanmeldung 1951 im Jahr 1959 den ersten<br />

Klettverschluss auf den Markt brachte, ist bis heute Weltmarktführer.<br />

Dank des Pilzkopfes ist der Klettverschluss<br />

längst weiterentwickelt und überzeugt mit noch stärkerer<br />

Haftung. Das macht die Verschlusstechnik tauglich für<br />

viele weitere Anwendungsbereiche. ■<br />

WIRTSCHAFTSPRÜFER STEUERBERATER RECHTSANWÄLTE<br />

PARTNERSCHAFTSGESELLSCHAFT MBB<br />

CHRISTIAN KORFF<br />

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Rechtsanwalt & Notar | Amtssitz Rüthen<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht Fachanwalt<br />

für Verkehrsrecht<br />

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Dipl.-Kaufmann<br />

Wirtschaftsprüfer & Steuerberater<br />

ELKE EBERS<br />

Rechtsanwältin<br />

Fachanwältin für Familienrecht<br />

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59494 Soest<br />

Jakobistraße 11<br />

02921-3580-0<br />

59581 Warstein<br />

Bahnhofstr. 12<br />

02902/8044-0<br />

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Rechtsanwältin & Notarin | Amtssitz Warstein<br />

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Rechtsanwältin<br />

Fachanwältin für Sozialrecht<br />

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Fachanwalt für Erbrecht<br />

Fachanwalt für Bank- u. Kapitalmarkrecht<br />

Fachanwalt für Handels- und<br />

Gesellschaftsrecht<br />

59555 Lippstadt<br />

Blumenstr. 10<br />

02941/9755-0<br />

59602 Rüthen<br />

Hachtorstr. 45<br />

02952/9746-0<br />

www.bhwsr.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 33


Matthias Koprek<br />

Wenn das Eigenheim am Haken hängt<br />

LEBEN IM TINY HOUSE<br />

Als ihr Haus im November des vergangenen Jahres<br />

endlich ankam, war gefühlt das halbe Dorf<br />

auf den Beinen. Ein Haus, das am Haken eines<br />

Krans schwebt, hat Drewer in seiner rund 800-jährigen<br />

Geschichte schließlich auch noch nicht gesehen. Dabei<br />

dauerte das Spektakel gerade einmal ein paar Stunden.<br />

Der kleine, dörflich anmutende Stadtteil von Rüthen<br />

versprüht genau das ländliche Flair, das sich Silke und<br />

Dirk Birnbaum gewünscht haben.<br />

„Man braucht nicht viel,<br />

um glücklich zu sein.“<br />

(Silke Birnbaum)<br />

„Es war schon immer mein Traum, ein eigenes Haus mit<br />

Pool zu haben“, erzählt der 52-Jährige. „Ein normales Haus<br />

– Stein auf Stein – kann man sich als normaler Bürger heute<br />

gar nicht mehr leisten. Es sei denn man buckelt, buckelt,<br />

buckelt. Und das wollte ich nicht.“ Aus Zufall ist Dirk im<br />

Internet auf Häuser in Modulbauweise und so auf die heute<br />

ziemlich trendigen Tiny Houses gestoßen. Das Konzept hat<br />

beide begeistert – nicht zuletzt, weil es eine bezahlbare Möglichkeit<br />

darstellt, sich den Traum vom Haus zu erfüllen.<br />

„Wir wollten uns von Ballast befreien“<br />

Vor allem aber passt das Tiny House in das Lebenskonzept<br />

des Paares, das seit 17 Jahren verheiratet ist. „Wir wollten<br />

raus aus der Stadt, einfach mehr Ruhe haben“, erzählt<br />

Silke. Beiden ist es wichtig, bewusst und nachhaltig zu le-<br />

34 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


„Ich kaufe kein Duschgel mehr,<br />

ich mache schon lange alles nur mit<br />

Kernseife.“ (Dirk Birnbaum)<br />

ben. Dazu gehört es auch, sich von Dingen zu befreien, die<br />

man nicht braucht. Und das musste sie auch. Denn im Tiny<br />

House gibt es – abgesehen von der Küche und dem Schlafzimmer<br />

– keine Schränke. „Wir haben uns von zwei Drittel<br />

unseres Eigentums getrennt. Und trotzdem haben wir uns<br />

beim Anblick der Umzugskartons gefragt, wo das alles noch<br />

hin soll. Also wurde im Haus weiter aussortiert“, sagt Silke.<br />

„Dabei gab es schon einige Diskussionen“, gibt Dirk zu, der<br />

sich schweren Herzens von seinen Oldtimerteilen trennen<br />

musste.<br />

Dabei ist ihr Tiny House gar nicht so tiny. Es besteht aus<br />

zwei länglichen Modulen mit jeweils etwa knapp 10 mal 4<br />

Metern, die L-förmig angeordnet sind. Während der Wohnraum<br />

mit Küche und Wohnzimmer sehr offen gestaltet ist,<br />

wurde der nach Osten verlaufende Trakt in ein Bad mit<br />

Badewanne und zwei Schlafzimmer aufgeteilt. So hat die<br />

Pflegetochter, die jedes zweite Wochenende zu Besuch ist,<br />

sogar ein eigenes Zimmer. Im ausgesprochen hellen Haupttrakt,<br />

mit der großen Fensterfront zum Garten hin, haben<br />

am nördlichen Ende sogar noch ein Vorratsraum und eine<br />

Gästetoilette Platz. Die geschickte Aufteilung trägt dazu<br />

bei, dass man niemals das Gefühl hat in einem Schlauch<br />

oder auf beengtem Raum zu wohnen.<br />

Standort des Hauses richtet sich nach seinen<br />

Bewohnern, nicht umgekehrt<br />

Dass das Mobilheim der Birnbaums zu den eher geräumigeren<br />

zählt, hat auch damit zu tun, dass es nicht wie viele<br />

andere Tiny-Häuser auf einem Anhänger gebaut wurde.<br />

Der setzt nicht nur Grenzen, was die Größe, sondern auch<br />

was das Gewicht angeht. Trotzdem lässt sich das Haus der<br />

beiden bei Bedarf versetzen: „Wenn wir später mal wollen,<br />

können wir es theoretisch wieder an den Haken hängen<br />

und zur Nordsee bringen, wo wir jedes Jahr Urlaub machen“,<br />

sagt Dirk.<br />

Bei der Planung haben der Monteur und die Sozialarbeiterin<br />

Wert auf Energieeffizienz gelegt. Denn auch das gehört<br />

für sie zum Nachhaltigkeitsgedanken. Das mit Holz<br />

verschalte Stahlgestell verfügt über eine stärkere Dämmung<br />

als standardmäßig vorgesehen. Außerdem sind alle Fenster<br />

Silke und Dirk Birnbaum<br />

dreifach verglast. Irgendwann soll auch mal eine Solaranlage<br />

aufs Dach, um die eigene Unabhängigkeit auszubauen.<br />

Dank elektrischer Fußbodenheizung muss kein wertvoller<br />

Raum an die Heizkörper verschenkt werden. Wobei die<br />

Fußbodenheizung nur selten in Betrieb ist. Der kleine Ofen<br />

im Wohnraum heizt das Haus schnell auf und erzeugt eine<br />

viel romantischere Wärme.<br />

„Wir ziehen unsere Klamotten wirklich an,<br />

bis sie kaputt sind.“<br />

Die nachhaltige Lebensweise der Birnbaums zeigt sich auf<br />

vielen Gebieten. So versuchen beide schon seit langem den<br />

Müll zu reduzieren, indem sie beispielsweise ihre eigenen<br />

Behälter und Taschen zum Einkaufen mitnehmen.<br />

„Wir haben gern auf Dinge verzichtet, weil das<br />

Leben im Tiny House mit Garten für uns viel<br />

mehr wert ist als in der Wohnung mit Balkon.“<br />

(Silke Birnbaum)<br />

Sie backen ihr Brot selbst und machen eigenen Joghurt.<br />

Jetzt aber wollen sie das Thema Nachhaltigkeit noch mal<br />

auf ein ganz neues Level heben. Wenn die letzten Arbeiten<br />

am Haus fertig sind, werden sie sich dem Garten widmen.<br />

In den Hochbeeten soll idealerweise all das wachsen, was<br />

ihr Zwei-Personen-Haushalt an Gemüse und Kräutern über<br />

das Jahr benötigt – natürlich in Bio-Qualität. „Je weniger<br />

wir zukaufen müssen, desto besser“, sagt Silke. Und auch<br />

Dirks Traum wird in Erfüllung gehen. Es ist nur eine Frage<br />

der Zeit, bis der ovale Pool bestellt wird. Unmittelbar an<br />

die hölzerne Terrasse soll er angrenzen, damit man von hier<br />

direkt ins kühle Nass springen kann. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 35


Anzeige<br />

Das motivierte und erfahrene Team von Firma Schüttler<br />

JUBILÄUM VON FIRMA SCHÜTTLER IN RAMSBECK:<br />

20 JAHRE ZUFRIEDENE KUNDEN<br />

Hier schlägt das Herz fürs SHK-Handwerk<br />

W<br />

ir Sauerländer haben<br />

ein gutes Gespür dafür,<br />

wenn jemand direkt frei<br />

von der Seele spricht. Und so stellen<br />

wir von <strong>WOLL</strong> beim Besuch der Firma<br />

Schüttler in Ramsbeck schnell<br />

fest: Hier schlägt das Herz fürs<br />

SHK-Handwerk im Sauerland!<br />

Aber fangen wir von vorne an: Exakt<br />

zu Neujahr, am 1. Januar 2002, gründete<br />

Christoph Schüttler seinen eigenen<br />

Handwerksbetrieb. “Das war ein<br />

riesiger Schritt für mich, nachdem ich<br />

lange als angestellter Meister gearbeitet<br />

hatte”, verrät uns der sympathische<br />

Chef von sieben Mitarbeitern und<br />

ergänzt: “Am Ende war das die goldrichtige<br />

Entscheidung. Immerhin<br />

konnte ich bereits nach kurzer Zeit<br />

schon die ersten Mitarbeiter einstellen.”<br />

Familienbetrieb mit<br />

gesicherter Nachfolge<br />

Aus der kleinen Selbstständigkeit<br />

ist inzwischen ein prosperierendes<br />

Familienunternehmen geworden.<br />

Ehefrau Barbara Schüttler bildete<br />

sich zur geprüften Fachwirtin für<br />

Betriebsführung im Handwerk weiter<br />

und kümmert sich seitdem um die<br />

kaufmännischen Angelegenheiten.<br />

Sohn Felix (25), seit 2020 Meister im<br />

SHK Handwerk, ist im Betrieb bereits<br />

eine echte Stütze und freut sich auch<br />

schon auf die Unternehmens nachfolge:<br />

“Auf jeden Fall möchte ich in spätestens<br />

vier Jahren die Firma übernehmen”,<br />

sagt der junge Mann selbstbewusst<br />

und Vater Christoph ergänzt:<br />

„Der Jugend gehört die Zukunft!” Bei<br />

Familie Schüttler wird Zusammenhalt<br />

großgeschrieben. Das merkt man auch<br />

daran, dass der zweite Sohn der Familie,<br />

Nachhaltig: Firma Schüttler ist Effizienzpartner<br />

von NIBE Wärmepumpen.<br />

Foto: NIBE Systemtechnik GmbH<br />

Christoph Schüttler hat sich am 1. Januar 2002<br />

selbstständig gemacht<br />

36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022<br />

Felix Schüttler, Meister im SHK Handwerk, freut<br />

sich schon auf die Unternehmensnachfolge


Schuettler_BB_A4 06.03.13 12:42 Seite 1<br />

CHRISTOPH SCHÜTTLER SANITÄR-HEIZUNG-KLIMA<br />

Auf'm Heidfeld 3 І 59909 Bestwig<br />

Telefon: 02905 1815<br />

www.christoph-schuettler-shk.de<br />

info@christoph-schuettler-shk.de<br />

... clever installiert<br />

K L<br />

S A N I T Ä R<br />

I M A<br />

I Z U N G<br />

H E<br />

Moritz (22), als Automobilkaufmann<br />

zwar einen anderen beruflichen Weg<br />

einschlägt, sich aber dennoch z.B. bei<br />

der Pflege der Website einbringt und<br />

auch zu 100 % hinter der Firma steht.<br />

Ausbildung wichtig<br />

Zum Schüttler-Team gehören außerdem<br />

zwei weitere feste Mitarbeiter sowie<br />

zwei Auszubildende. “Spannenderweise<br />

haben wir keine Probleme, Nachwuchs<br />

zu finden”, sagt Christoph Schüttler.<br />

“Ich glaube das liegt daran, dass wir mit<br />

Felix einen sehr jungen Meister an Bord<br />

haben und trotz der Arbeit immer Platz<br />

für Spaß und ein gutes Miteinander<br />

da ist. Das zieht die jungen Leute an”,<br />

ist der Chef überzeugt. Felix ergänzt:<br />

“Spaß ist so wichtig für ein gutes<br />

Betriebsklima, das gehört bei uns einfach<br />

mit dazu und auch die Kunden<br />

spüren diesen tollen Teamgeist!”<br />

Technik, Qualifikation<br />

und Nachhaltigkeit<br />

Neben der Freude am Beruf ist außerdem<br />

Fleiß, Geschick und besonders<br />

Können gefragt. Der SHK Beruf ist<br />

mittlerweile technisch so anspruchsvoll<br />

geworden, dass regelmäßige Weiterbildungen<br />

unerlässlich sind. So hat<br />

Firma Schüttler etwa die Möglichkeit,<br />

Wärmepumpen des Herstellers NIBE<br />

als deren “Effizienzpartner” nicht nur<br />

zu installieren, sondern auch selbst<br />

in Betrieb zu nehmen. Und als Fachbetrieb<br />

für “Heizölverbrauchsanlagen”<br />

darf Firma Schüttler, und das ist eine<br />

Besonderheit in der Region, Recyclingkonzepte<br />

erstellen und alte Ölheizungen<br />

entsorgen. Dazu wird jedes zweite Jahr<br />

eine spezielle TÜV-Prüfung absolviert<br />

und die Mitarbeiter müssen zusätzlich<br />

alle drei Monate eine Fachschulung zu<br />

diesem Thema durchführen.<br />

Badsanierung und<br />

Barrierefreiheit<br />

Ein wichtiges Standbein für das<br />

innovative Handwerksunternehmen ist<br />

auch der Sanitärbereich. Besonders die<br />

Sanierung hin zu barrierearmen oder<br />

–freien Bädern ist ein echtes Steckenpferd<br />

von Firma Schüttler. “Das wird<br />

für viele Sauerländer immer wichtiger,<br />

schließlich möchte man möglichst<br />

lange in den eigenen vier Wänden<br />

leben”, sagt Barbara Schüttler und<br />

Sohn Felix ergänzt: “Im Bad haben wir<br />

als Handwerker immer ein besonders<br />

tolles Erfolgserlebnis - und zwar dann,<br />

wenn man “Vorher” und “Nachher”<br />

vergleicht. Wir sehen halt, was wir<br />

geschaffen haben!”<br />

Zukunft<br />

Die Firma Schüttler ist für die Zukunft<br />

bestens gerüstet: Technisch auf der<br />

Höhe der Zeit, dazu ein junges,<br />

motiviertes Team mit Nachwuchs im<br />

Rücken und eine gesicherte Unternehmensnachfolge.<br />

Das sind überragende<br />

Aussichten für Firma Schüttler - nicht<br />

nur für die kommenden 20 Jahre,<br />

sondern auch darüber hinaus. ■<br />

Gründung: 1. Januar 2002<br />

Mitarbeiter: 7<br />

Branche: SHK Handwerk<br />

Kunden: Überwiegend Privatkunden<br />

in Meschede, Bestwig, Olsberg und<br />

Umgebung<br />

Besonderheit:<br />

- Effizienzpartner NIBE Wärmepumpen<br />

- Fachbetrieb für Heizölverbrauchsanlagen<br />

- Barrierearme/-freie Badsanierungen<br />

- Flüssiggastank Aufstellung<br />

„Auch die Kunden spüren diesen tollen<br />

Teamgeist.“ (Felix Schüttler)<br />

Moderne Badezimmer für ein behagliches<br />

Zuhause. Foto: obs/ELEMENTS<br />

Der moderne Fuhrpark von Firma Schüttler


SCHATZKAMMER<br />

IN WENINGHAUSEN<br />

In Weninghausen entfaltet der Begriff „Nachhaltigkeit“ einen ganz<br />

besonderen Zauber: Hier sind längst vergessene und sogar schon<br />

gänzlich verschwunden geglaubte Apfelsorten wiederentdeckt worden.<br />

Und zwar weit über den Sauerländer Tellerrand hinaus.<br />

Verena Sen<br />

Tom Linke<br />

Z<br />

wischen Altenhellefeld und Westenfeld, mitten<br />

im „Alten Testament“, liegt Weninghausen.<br />

Fünf Höfe schmiegen sich hier seit Jahrhunderten<br />

ins schützende Tal. Herbert Bartetzko, selbst Einwohner<br />

von Weninghausen und Vorstand des BUND-HSK, erklärt,<br />

dass Äpfel ursprünglich vor ca. 10.000 Jahren aus<br />

Asien über die Seidenstraße und römische Handelswege<br />

ihren Weg nach Europa, und damit auch ins Sauerland,<br />

gefunden haben. Aus den Wildäpfeln entwickelten sich<br />

dann nach und nach verschiedene Kultursorten bis zu<br />

den heutigen Züchtungen.<br />

Kühlschränke und Lagerhallen sind auch in der Zeitgeschichte<br />

des Apfels vergleichsweise neu, und so galten bis weit in<br />

die Mitte des vorigen Jahrhunderts noch ganz andere Apfel-<br />

Prioritäten: Die Früchte mussten vor allem haltbar, also gut<br />

lagerfähig sein. Die meisten alten Sorten waren erst um die<br />

Weihnachtszeit verzehrfähig, manche hielten sich gut bis ins<br />

Frühjahr. Während der mehrmonatigen Lagerzeit konnten sie<br />

in aller Ruhe ihre Fruchtaromen entfalten. Die Äpfel wurden<br />

hierzu im Keller auf Bretter gelegt, ohne sich zu berühren. Eine<br />

Stromversorgung oder andere zusätzliche Energie-Ressourcen<br />

waren damit überflüssig. Geschmacklich sind diese oft eher<br />

mürben Sorten dem modernen Gaumen leider nicht mehr<br />

sehr gefällig, da wir inzwischen vor allem auf Süße und auch<br />

auf den knackigen Biss geeicht sind. Darum sind viele der alten<br />

Sorten mit der Zeit nicht nur vom Speisetisch, sondern<br />

auch aus der Landschaft verschwunden. Außer in<br />

Weninghausen!<br />

Apfel-Sensationen im<br />

Alten Testament<br />

Vor 20 Jahren zog es den ehemaligen Diskothekenbesitzer<br />

Bartetzko aufs Land und er kaufte den alten Obstbaumhof<br />

im Ort. Nach ungefähr zwei Jahren bat ein Wissenschaftler<br />

der Universität Bielefeld, die Sorten der Apfelbäume untersuchen<br />

zu dürfen, da hier ungewöhnlich viele verschiedene<br />

alte Sorten auf einem Fleck zusammenstanden. Einige Bäume<br />

waren bereits umgefallen, was nach 100-150 Jahren Apfelbaumleben<br />

jedoch nicht ungewöhnlich sei, versichert der<br />

naturverbundene Privatier.<br />

Die wissenschaftliche Untersuchung brachte Erstaunliches<br />

zutage: Eines der Glanzstücke war der Edelborstorfer, die äl-<br />

38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Herbert Bartetzko<br />

teste erhaltene Apfelsorte,<br />

die schon vom Archivar<br />

Karls des Großen<br />

beschrieben wurde.<br />

„Von dieser Sorte vermutet<br />

man weniger<br />

als 30 Exemplare in<br />

ganz Deutschland“,<br />

berichtet Apfelkenner<br />

Bartetzko. Der „Neu“-<br />

Fund in Weninghausen<br />

war also von bundesweiter<br />

Tragweite. Und es läuft einem<br />

das Wasser im Munde zusammen,<br />

wenn man Bartetzkos Beschreibung des<br />

Apfels lauscht: „Der ist fantastisch fruchtig, kleine goldgelbe<br />

Früchte mit wunderbarem Aroma, honigähnlich. Der<br />

schmeckt schon vom Baum, ist aber auch gut lagerfähig“.<br />

Ontario im Sauerland<br />

Die Osnabrücker Stadtgärtnerei nahm daraufhin Kontakt<br />

mit Bartetzko auf, um diese besondere Sorte aus ihrem Dornröschenschlaf<br />

zu erwecken. Der engagierte Naturfreund half<br />

gerne mit, die Sorte über zahlreiche Edelreiser zu vermehren<br />

und zu erhalten.<br />

Mitten in der Corona-Zeit entstand dann die Idee, zusammen<br />

mit der Weninghauser Dorfgemeinschaft 100 Bäume<br />

alter Obstsorten entlang der Flurstückgrenzen rund um den<br />

kleinen Ort zu pflanzen. Hierfür wurden Mittel aus einem<br />

EU-Programm beantragt, und dann ging’s los: Neben Apfelbäumchen<br />

säumen nun z. B. auch Birnen und Pflaumen<br />

einen knappen Kilometer Wegesrand. Auch der kanadische<br />

Ontario fühlt sich dort wohl: „Der wurde vor 120 Jahren in<br />

Kanada gezüchtet und blüht erst Ende Mai. Der schmeckt<br />

sensationell, sehr fruchtig. Am Baum hängt er bis Ende November,<br />

bis März ist er gut haltbar. Das ist ein großer, oben<br />

rot gefärbter Apfel mit grüner Basis“, zeichnet Bartetzko ein<br />

weiteres, verlockendes Apfel-Portrait. ■<br />

Eine noch größere Sensation war die Bestimmung der Osnabrücker<br />

Renette – eine Sorte, die bereits als ausgestorben galt.<br />

NEU<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 39


Jüdische Familien in Sauerländer Dörfern<br />

BEGEGNUNG MIT DER ERINNERUNG<br />

Petra Kleine<br />

sabrinity<br />

Auf dem jüdischen Friedhof in Madfeld können wir auch heute noch den<br />

Spuren des jüdischen Lebens im Ort begegnen.<br />

J<br />

eder Blick zurück<br />

in die Vergangenheit<br />

lässt uns mehr finden als<br />

wir erwarten. Traurige Schicksale berühren<br />

uns. Chroniken und Erzählungen<br />

der älteren Generation machen Erlebtes lebendig.<br />

Überlieferte Anekdoten lassen uns schmunzeln. Dies<br />

gilt auch für den Blick zurück auf das jüdische Leben in<br />

unseren Dörfern.<br />

Gebannt lausche ich, wenn mein Vater Geschichten von früher erzählt. Besonders<br />

berührend ist diese: „Ihr müsst hier weg“, beginnt er. „Das hat mein Vater, also dein<br />

Großvater, an jenem Abend seinem jüdischen Freund Ernst gesagt. Er hatte zufällig gehört, dass sein Name auf der Liste<br />

derer stand, die am nächsten Tag ’abgeholt’ werden sollten. ’Dann muss ich aber morgen erst zur Kasse, um Geld für die<br />

Reise abzuheben’, antwortete dieser. ‘Ihr müsst sofort weg. Noch heute Nacht, denn sie wollen euch schon morgen früh<br />

holen! ’ entgegnete mein Großvater. ’Hier hast du ein bisschen Geld von mir, aber du musst dich beeilen!’ Das hat er dann<br />

auch getan und konnte gerade noch rechtzeitig fliehen.“ Anderen gelang das nicht. Mehrfach wurden Juden abgeholt und<br />

meist nach Theresienstadt, später Auschwitz, deportiert. Wie die 66-jährige Madfelder Jüdin Fanny Goldschmidt, Mutter<br />

40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Fanny Goldschmidt (3.v.l.) überlebte die Judenverfolgung nicht. Ihr Sohn Ernst (ganz re.) konnte gerade noch rechtzeitig nach Amerika fliehen.<br />

(Quelle: „Hesse, Ursula: Jüdisches Leben in Brilon und Ortsteilen“)<br />

von oben erwähntem Ernst und von 14 weiteren Kindern.<br />

Auch der 24-jährige Oskar Eichengrün aus Beringhausen<br />

war einer von ihnen, Lilli Kronenberg (54) aus Giershagen<br />

und Albert Schönemann aus Helminghausen. Sie überlebten<br />

die Gräuel der Nazis nicht. Dies sind nur wenige Namen<br />

von Millionen, die dem Unrechtsregime zum Opfer<br />

fielen. Gerade noch wohnten sie im Dorf nur einige Häuser<br />

entfernt. Dann gequält und ermordet von Menschen,<br />

die selbst noch vor kurzem ein normales Leben als Vater,<br />

Sohn und Ehemann geführt hatten, bevor sie sich von der<br />

menschenverachtenden Ideologie vereinnahmen ließen…<br />

1943, als das Dorf offiziell „judenfrei“ war, ging eine nahezu<br />

250-jährige jüdische Geschichte in Madfeld zu Ende.<br />

Jüdisches Leben in Madfeld bleibt für immer<br />

ein Teil der Geschichte Madfelds<br />

So wie Beringhausen, Bontkirchen, Giershagen, Helminghausen,<br />

Messinghausen und Rösenbeck gehörte Madfeld<br />

zum 1847 gegründeten Synagogenbezirk Padberg. Bereits<br />

1704 lässt sich eine jüdische Familie in Madfeld nachweisen.<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mit rund 100 jüdischen<br />

Mitbürgern der Höchststand erreicht. Eine beachtliche<br />

Gruppe, zumal die Gesamteinwohnerzahl Madfelds<br />

damals bei knapp 1.000 lag. Um sich am Ort niederlassen<br />

zu können, benötigte man einen Erlaubnisschein, den man<br />

nicht ohne weiteres bekam.<br />

Dem Menschen dienen.<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 41


Birgitt Rudolf, ehemalige Leiterin der Madfelder Volksschule,<br />

erklärt: „Viele der Juden waren Handelsleute, die<br />

über die Dörfer zogen, um dort ihre Waren anzubieten. Da<br />

sie in Hessen kein Bleiberecht hatten und es vor Sonnenuntergang<br />

wieder verlassen mussten, suchten sie sich Wohnorte<br />

nahe der hessischen Grenze.“<br />

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte sich in<br />

Madfeld eine jüdische Gemeinde gebildet. In dieser Zeit<br />

entstand auch der jüdische Friedhof. Gab es zunächst nur<br />

einen kleinen Betraum, so konnte 1858 in Madfeld eine eigene<br />

Synagoge eigeweiht werden. Sie war jedoch sehr klein<br />

und bescheiden.<br />

Sobald genügend jüdische Kinder zusammenkamen und sie<br />

es sich finanziell erlauben konnte, beauftragte die jüdische<br />

Gemeinde einen eigenen Lehrer. „In den alten Schulbüchern<br />

und Archiven lässt sich das nachlesen“, so Birgitt Rudolf.<br />

„Die Israeliten, wie es damals in den Klassenbüchern<br />

stand, wurden dann aus der regulären Schule ausgeschult<br />

und später wieder eingeschult, wenn sie keinen eigenen Lehrer<br />

mehr hatten. Das ging so manches Mal hin und her.“<br />

In ihren besten Kleidern gingen die Juden am Sabbat in<br />

die Synagoge. Der letzte Hundertjährige Madfelds, der „alte<br />

Schulz“, an den ich mich selbst noch gut erinnern kann<br />

(immer seine Eckstein-Zigaretten rauchend), soll sich als<br />

kleiner Junge ein paar Pfennige damit verdient haben, die<br />

Kerzen in der Synagoge zu den Gottesdiensten angezündet<br />

und später wieder gelöscht zu haben.<br />

Bereits in den 1930er Jahren war die Synagoge aber renovierungsbedürftig<br />

geworden. Beantragte Zuschüsse wurden<br />

nicht gewährt und die jüdische Gemeinschaft selbst konnte<br />

die erforderlichen Gelder nicht aufbringen. So diente sie<br />

nur noch als Strohlager, als sie am Abend der Reichspogromnacht,<br />

am 9. November 1938, angesteckt wurde.<br />

Männer aus Marsberg (aber auch einige Madfelder waren<br />

dabei) brannten sie nieder und randalierten mit Eisenstangen<br />

und Hämmern an jüdischen Häusern in Madfeld.<br />

Noch immer stehen einige Häuser, in denen früher jüdische<br />

Familien wohnten, in Madfeld. Wie auch über andere Häuser,<br />

wird zu ihnen die eine oder andere Anekdote von den<br />

Älteren zum Besten gegeben. Je nachdem, wer sie erzählt,<br />

mit mehr oder weniger Ausschmückungen und durchaus<br />

wechselnden Details. Vom Hörensagen eben…<br />

Geschichten, die man sich im Dorf erzählt…<br />

So wie die vom Juden in „Beilens altem Hause“. Es wird erzählt:<br />

„Die hatten einen Kolonialwarenladen und bekamen<br />

immer ein ganzes Fass voll Fische. Der jüdische Inhaber war<br />

recht klein und sobald das Fass fast leer war, musste er sich<br />

tief hineinbeugen, um an die letzten Fische zu kommen.<br />

Eines Tages verlor er dabei sein Gleichgewicht und steckte<br />

schwuppdiwupp und zur Belustigung aller kopfüber im<br />

Fass.“<br />

Recht deftige Streiche gab es im Dorfleben, von denen auch<br />

die Juden nicht verschont blieben. „Bei Röbbens im Hause<br />

wohnten Juden“, erinnert sich mein Vater an Erzählungen<br />

der Älteren. „Der Walter durfte eigentlich keinen Alkohol<br />

trinken. Vertragen konnte er ihn ohnehin nicht, aber er<br />

mochte so gerne einen… Einmal haben ihn ein paar Madfelder<br />

ganz schön ’abgefüllt’, sodass er richtig betrunken<br />

war. Den armen Mann haben sie dann in seiner eigenen<br />

Miste so tief eingegraben, dass nur noch Kopf und Kappe<br />

heraus guckten.“<br />

Vom Lärm vor der Tür aufgeweckt, soll sein Vater Salomon<br />

nach draußen gestürzt sein und dort den Schreck seines Lebens<br />

bekommen haben. Dann rief er wohl nach seiner Frau:<br />

„Rosa! Rosa! Unser Walter sein Kopf liegt auf der Miste!“<br />

Was früher als derber Streich angesehen wurde, zöge heute<br />

einige juristische Konsequenzen nach sich, und das nicht<br />

unbegründet…<br />

Neben Erzählungen und alten Dokumenten findet man<br />

heutzutage nur noch wenige Spuren jüdischen Lebens in<br />

Madfeld. Der jüdische Friedhof jedoch, dessen Geschichte<br />

bis ins 18.Jahrhundert zurückreicht, ist noch da und<br />

beheimatet jüdische Grabstätten mit teils deutscher, teils<br />

hebräischer Schrift. ■<br />

Wo einst die Madfelder<br />

Synagoge stand,<br />

erinnert heute dieses<br />

Schild im Rahmen des<br />

historischen Dorfrundgangs<br />

Alt und Jung an<br />

vergangene Zeiten.<br />

42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


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Die Gebirgsbahn zwischen Lippstadt und Warstein<br />

Johannes Glöckner<br />

WESTFÄLISCHER SEMMERING<br />

Es<br />

soll eine Gebirgsbahn zwischen Lippstadt<br />

und Warstein geben? Das klingt<br />

doch ein bisschen merkwürdig. Wo bitte<br />

sind in Lippstadt Berge und seit wann ist Warstein<br />

als Wintersportparadies im Sauerland bekannt? Was<br />

auf den ersten Blick unmöglich und unnötig erscheint,<br />

sieht beim zweiten Blick schon anders aus. Johannes<br />

Glöckner, Eisenbahnfotograf aus Leidenschaft hat<br />

mit der Kamera eingefangen, was der ungläubige Leser<br />

dieser Zeilen zunächst nicht glauben will. Dabei<br />

ist ein Bildband entstanden, der Lust machen möchte<br />

auf eine reizvolle Urlaubsregion mit einer grandiosen<br />

Eisenbahnstrecke. Bekannt geworden ist sie als Westfälischer<br />

Semmering.<br />

Diese Gebirgsstrecke über den Haarstrang verbindet die<br />

Bördelandschaft im Raum Soest/Lippstadt mit dem Möhnetal<br />

und dem Naturpark Arnsberger Wald. Der Bahnverkehr<br />

mit seinen langen Bier-, Kalkstein- und Holzzügen<br />

ist nicht weniger spektakulär als die Landschaft und garantiert<br />

außergewöhnliche Fotos. Dem Buch liegt deshalb<br />

ein Booklet mit den notwendigen Beschreibungen der<br />

Fotos sowie den Standortdaten mit QR-Code bei. Damit<br />

lassen sich die Motive nachempfinden und mit der eigenen<br />

Kreativität nachmachen.<br />

Dabei kann jeder jedes Motiv neu interpretieren. Wetter,<br />

Jahreszeiten, die Bestellung der Felder und die Zusammensetzung<br />

der Züge sind einem ständigen Wechsel<br />

unterzogen. Wer auf dem Haarstrang steht, wird jeden<br />

Tag anders erleben. Mal ist die Fernsicht so gut, dass man<br />

bis zum Teutoburger Wald und zum Ruhrgebiet schauen<br />

kann, mal hängen die Wolken so tief, dass die Flügel der<br />

Windräder kaum zu sehen sind.<br />

Der Schienenstrang über den Haarstrang hat beinahe etwas<br />

Künstlerisches. Das stählerne Band zeichnet Linien<br />

in die Landschaft, die Züge erinnern an Schlangen, die<br />

Windräder kreisen um gewaltige Wolken, das Wetter<br />

sorgt für ein Schauspiel, bei dem Täler und Berge die Kulisse<br />

bilden, so, als würde ein dramatisches Theaterstück<br />

aufgeführt. Mal stellt die Regie einen Bauern mit Traktor<br />

in die Landschaft, mal sind es ganz andere Accessoires, die<br />

für immer neue Stimmungen und Bilder sorgen.<br />

Als Eisenbahnfotograf und Naturliebhaber hat der Autor<br />

diese Region schätzen gelernt. Sie bietet Entspannung und<br />

Abwechslung zugleich, sie bietet vielfältige Fotomotive für<br />

jeden Geschmack. Aber Vorsicht, es gibt Szenerien, die<br />

einen nicht mehr loslassen, an denen man sich wahrlich<br />

abarbeiten kann. Der Betrachter ist einladen, an diesem<br />

Schauspiel teilzunehmen. (hh) ■<br />

ISBN: 978-3-948496-44-9<br />

LVP: 19,90 Euro<br />

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44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 45


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Herzlichen<br />

Glückwunsch.<br />

Wir gratulieren LH Security<br />

zum 25.Jubiläum und wünschen weiter viel Erfolg.<br />

Geschäftsstelle Dominik Graetz e.K.<br />

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graetz@provinzial.de<br />

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Wir gratulieren LH Security<br />

zum 25-jährigen Jubiläum.<br />

Ludger Hilgenhaus verbindet<br />

mit dem<br />

Wort „Feier“<br />

meist viel Arbeit. Denn<br />

es gibt in der näheren<br />

Umgebung kaum eine<br />

größere Veranstaltung,<br />

die ohne sein<br />

Team auskommt. Sei<br />

es das Schützenfest,<br />

das Stadtfest oder<br />

eine Musikveranstaltung.<br />

Die Anwesenheit<br />

seiner Sicherheitskräfte<br />

vermittelt ein Schutzgefühl,<br />

das man meist nur<br />

unbewusst wahrnimmt, sich aber umso<br />

mehr auf den eigentlichen Grund des Kommens, ein<br />

fröhliches Fest konzentrieren kann. In diesem Jahr<br />

haben seine 55 Mitarbeiter Grund für eine eigene<br />

Feier: Das 25-jährige Bestehen von LH Security.<br />

JAHRE<br />

PRO<br />

FESSIONAL<br />

SECURITY<br />

Seine Leidenschaft für den Kampfsport entdeckte Ludger<br />

Hilgenhaus früh: Mit 15 Jahren erlernte er in der<br />

Sportschule in Velmede Nin-Jitsu und ich erwarb mit<br />

20 Jahren den schwarzen Gürtel 1. DAN erworben mit<br />

22 den 2. DAN<br />

Genau sein Metier – und das zeigte sich daran, dass<br />

er schon bald so einige Pokale gewann. Das mediale<br />

Interesse an seiner Person war groß in dieser Zeit. Doch<br />

zunächst machte er eine Ausbildung zum Kaufmann<br />

für Groß- und Außenhandel.<br />

In seiner Freizeit arbeitete er als Türsteher bei Veranstaltungen<br />

und für Diskos. Für größere Veranstaltungen<br />

brachte er gleich mehrere Leute mit. Irgendwann<br />

wurde daraus die Idee geboren, die Nebentätigkeit zum<br />

Hauptberuf zu machen und auch gleich in die Selbständigkeit<br />

zu gehen. Mit elf Leuten – überwiegend Aushilfskräfte<br />

– ging es 1997 los. Und was er macht, das<br />

macht er gründlich: LH Security ist von der Dekra im<br />

Qualitätsmanagement zertifiziert und zusätzlich DIN-<br />

Norm-qualifiziert, was Sicherheitsdienstleistung angeht.<br />

Der Aufgabenbereich ist breit gefächert: Objekt-,<br />

Personen-, Veranstaltungs- und Werkschutz, Detektei,<br />

46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Empfangsdienste und Pförtnertätigkeiten. Jüngst auch die Unterstützung<br />

bei Corona-Schutzmaßnahmen.<br />

Ganz ungefährlich sind diese Tätigkeiten des Sicherheitsdienstes nicht.<br />

Ähnlich wie Polizisten, müssen seine Mitarbeiter in heiklen Momenten<br />

starke Nerven bewahren und deeskalierend wirken, denn „die Zündschnur<br />

ist schon mal kurz“, verriet der Firmenchef. Das hat er vor einigen Jahren<br />

auch am eigenen Leibe zu spüren bekommen, als er mit einem Messer angegriffen<br />

wurde.<br />

Ludger Hilgenhaus liegt nicht nur das Beschützer-Gen in Kopf und Muskeln,<br />

er setzt sich auch für ein verändertes Rollenbild ein. „Für mich ist<br />

es frustrierend, dass es Frauen in Führungspositionen immer noch sehr<br />

schwer haben.“ Ein echtes Herzensanliegen, das spürt man deutlich, dabei<br />

geht er mit gutem Beispiel voran. Er beschäftigt nicht nur weibliche<br />

„Fachkräfte für Schutz und Sicherheit“, sondern seit 1999 auch weibliche<br />

Führungskräfte. Und wenn er mal außer Haus ist, vertritt ihn eine Frau:<br />

Laura Wegener. Kompetenz spielt für ihn die entscheidende Rolle, nicht<br />

das Geschlecht. Um Frauen auch körperlich stark zu machen, war er eine<br />

Zeitlang als Dozent an der Volkschule Brilon-Olsberg-Marsberg tätig und<br />

unterrichtete sie in Selbstverteidigung.<br />

Irgendwann wird der Firmenchef das Zepter aus der Hand und möglicherweise<br />

in weibliche Hände legen. Aber das hat noch Zeit, Hilgenhaus<br />

ist gerade 48 Jahre alt und noch fit genug, um dem „manchmal schon<br />

überwältigend großen Stress“ zu trotzen. Seine klare Einstellung trägt wohl<br />

auch zum Erfolg seines Unternehmens bei. Denn das Geschäft läuft gut<br />

und der Firmenchef denkt über Expansion nach. ■<br />

BRAUN &<br />

FRIEDRICHS<br />

Steuerberatungsgesellschaft mbH<br />

Wir wünschen alles<br />

Gute zum 25-jährigen<br />

Jubiläum – und<br />

weiterhin viel Erfolg!<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 47


Formula Racing-Team aus Hüsten wurde Meister der „GLP-Pro-Serie“<br />

MIT „BENZIN IM BLUT“<br />

Markus Weber<br />

Marc Niemeyer<br />

Es<br />

gibt nicht nur die<br />

Formel 1, die in der<br />

Medienlandschaft fast<br />

alle Aufmerksamkeit auf sich zieht,<br />

auch in vielen anderen Motorsport-Serien<br />

begeistern Piloten mit „Benzin im<br />

Blut“ ihre Fans. Einer von ihnen ist Jürgen<br />

Bukoitz aus Arnsberg-Hüsten, der mit seiner Familie<br />

das Sauerländer „Formula Racing-Team“ bildet und<br />

2021 mit dem Titel in der Rundstrecken-Meisterschaft<br />

der GLP Pro-Serie („Gleichmäßigkeitsprüfung Professionell)<br />

seinen bisher größten Erfolg feierte.<br />

Jürgen Bukoitz<br />

- „Ohne sie geht nichts“ - unterstützt tatkräftig.<br />

Ebenso Sohn Julian, der zeitweise<br />

selbst als Fahrer unterwegs ist. Bereits bei<br />

seinen ersten Rennen erzielte Jürgen Bukoitz<br />

Erfolge. Damals in der „NAVC“, der<br />

deutschen Slalom-Meisterschaft. Hier fahren<br />

Amateure bevorzugt in abgesperrten Gewerbegebieten<br />

oder auf stillgelegten Flughafen-Landebahnen. In<br />

Höchstgeschwindigkeit geht es um aufgestellte Pylone herum.<br />

Dass Bukoitz herausragende fahrerische Fähigkeiten<br />

besitzt, konnte er schon damals beweisen: Bereits sein erster<br />

Slalom endete auch gleich auf dem Siegertreppchen.<br />

„Alles hat ganz kurios begonnen“, berichtet Jürgen Bukoitz<br />

von den Anfängen seiner Motorsport-Karriere. „Ich bin seit<br />

den Zeiten von Michael Schuhmacher Motorsport-Fan - als<br />

Zuschauer wohlgemerkt. Eigentlich wollte ich ja einen Formel-1-Fahrsimulator<br />

kaufen, zum stolzen Preis von 30.000<br />

Euro…“ Doch es kam anders: Ein Bekannter aus der Szene<br />

machte den heute 57-Jährigen darauf aufmerksam, dass er<br />

für dieses Geld bereits ein gutes – älteres - Formelfahrzeug<br />

erwerben könne, um dann selbst reale, nicht simulierte<br />

Rennen fahren zu können.<br />

Erste Erfolge<br />

So kam es im Jahr 2016 zur Gründung des Formula Racing-<br />

Teams. Eine reine Familien-Angelegenheit: Ehefrau Petra<br />

Meisterschaft im Jahre 2019<br />

Mitte 2017 folgte dann der nächste Schritt. Mit der entsprechenden<br />

Lizenz ging es für das „Racing-Team“ auf Rundstreckenrennen:<br />

„Der Reiz, selbst einmal auf dem Nürburgring<br />

oder in Hockenheim zu fahren, nachdem man dort<br />

unzählige Rennen am TV verfolgt hatte, war natürlich<br />

riesengroß“, erzählt uns der Pilot. Weitere, den Insidern<br />

bekannte Strecken sind der Lausitzring und Oschersleben<br />

in Deutschland. Die acht Läufe umfassende Serie führt die<br />

Teams auch ins benachbarte Ausland, nach Luxemburg und<br />

Tchechien. Interessant die Regularien der Gleichmäßigkeitsrennen:<br />

Zunächst fahren alle (bis zu 38) Fahrzeuge ca.<br />

20 bis 30 Minuten auf den Rundstrecken und legen dabei<br />

ihre schnellste Zeit fest. Diese kann, da die Fahrzeuge unter-<br />

48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Zufriedenheitsabfrage 2019 bei Kunden Freier Werkstätten.<br />

Durchgeführt von Mister A.T.Z. GmbH, 58313 Herdecke · www.werkstatt-des-vertrauens.de<br />

schiedlich motorisiert sind und unterschiedliche Baujahre<br />

haben, durchaus stark variieren. Am Rennsonntag kommt<br />

es dann darauf an, die vorgegebene Zeit möglichst exakt<br />

zu erreichen. Gewertet werden die vier Runden, die der<br />

Präferenzzeit am nächsten liegen. „Und das ohne Tempomat“,<br />

wie Jürgen Bukoitz schmunzelnd anmerkt. Auf dem<br />

Nürburgring beispielsweise, bei einer Rundstreckenlänge<br />

von 5,2 Kilometern , die in etwa 1 Minute 50 Sekunden<br />

gefahren wird, betrug die größte Abweichung des Hüsteners<br />

2021 gerade mal 3/10 Sekunde.<br />

Hilfreiche Konkurrenten<br />

Knallhart beim Rennen, fair im Umgang. Jürgen Bukoitz<br />

kann nur Gutes von seinen Konkurrenten berichten. 2019<br />

hatte er einen Unfall auf dem Nürburgring: „Ich hatte<br />

eine Passage falsch eingeschätzt, war von der Strecke abgekommen.<br />

Die „Nase“ und einiges mehr am Wagen war<br />

demoliert.“ Sehr deprimierend, da das eigentliche Rennen<br />

am nächsten Tag anstand… Umso mehr hat ihn dann<br />

die Hilfsbereitschaft mehrerer Konkurrenten überrascht:<br />

„Gemeinsam schraubten wir die ganze Nacht am Auto, so<br />

dass ich am Sonntag tatsächlich das Rennen fahren konnte.“<br />

Über die gesamte Renn-Serie 2021 hinweg war Bukoitz<br />

der beständigste aller Fahrer. Obwohl er nicht jedes<br />

Rennen gewann, konnte er am Ende fast sensationell die<br />

Meisterschaft einfahren. ■<br />

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Die stellvertretende Landrätin<br />

Marie-Theres Schennen<br />

NICHT MECKERN,<br />

SONDERN SICH<br />

KÜMMERN<br />

Gisela Wilms<br />

Philipp Nolte<br />

Bekommt man als Redakteurin<br />

den Auftrag, über<br />

eine Person des öffentlichen<br />

Lebens zu schreiben, ohne zu politisch<br />

zu werden, bedeutet dies eine<br />

Herausforderung. Vor allem, wenn<br />

es sich um eine Frau handelt, die<br />

seit 40 Jahren auf diesem Gebiet<br />

aktiv ist. Aber Marie-Theres Schennens<br />

Leben weist weit mehr auf.<br />

Sauerländer LEUTE –<br />

Der MENSCH dahinter<br />

Dennoch muss man natürlich auf die<br />

politischen Aktivitäten eingehen, sind<br />

sie doch eng mit dem Menschen Marie-Theres<br />

Schennen verbunden. In<br />

der Jugendorganisation ihrer Partei in<br />

Ense machte sie in jungen Jahren die<br />

ersten Erfahrungen. Und die waren so<br />

positiv, dass sie sich nach ihrer Heirat<br />

und dem damit verbundenen Umzug<br />

nach Arnsberg weiter engagierte. Sie<br />

saß im Rat der Stadt und in diversen<br />

Ausschüssen und wurde schließ-<br />

lich 2020 nach ihrem Einzug in den<br />

Kreistag zu einer der Stellvertreterinnen<br />

des Landrates gewählt.<br />

Ehrenamt ist Ehrensachen<br />

Wer schon einmal ein Ehrenamt ausgeübt<br />

hat, weiß, dass das mit sehr<br />

viel Energie und Zeitaufwand verbunden<br />

sein kann, wenn man es ernst<br />

nimmt. Für die 70-Jährige war das<br />

nie eine Frage. „Wenn ich etwas für<br />

die Menschen in der Stadt tun kann,<br />

dann setze ich mich für sie ein.“ Tempo-30-Zone<br />

am Neuen Schulweg in<br />

Arnsberg? Kein Problem, Frau Schennen<br />

boxte es mit Mitstreitern durch.<br />

Schwer zu öffnende Türen im (alten)<br />

Brückencenter? Nach wenigen Wochen<br />

gingen diese automatisch auf.<br />

Als sie vor vielen Jahren mit ihren<br />

kleinen Töchtern eine Treppe hochsteigen<br />

musste, ein Kind erst auf der<br />

obersten Stufe abstellte, um dann das<br />

50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


andere mit Kinderwagen hochzuhieven,<br />

hat sie später dafür gesorgt, dass<br />

eine Rampe angebracht wurde. Junge<br />

Familien und Menschen mit Gehbehinderung<br />

haben es ihr gedankt.<br />

Der Einsatz für die Gesellschaft war<br />

der gelernten Ökotrophologin nur<br />

deshalb in dem Maße möglich, weil<br />

sie sich der Unterstützung ihres Mannes<br />

gewiss war. Beide hatten bei der<br />

VEW gearbeitet und für ihn war es<br />

selbstverständlich, dass er das Engagement<br />

seiner Frau mittrug.<br />

Kriminalroman und<br />

Tannenspitzenlikör<br />

Mittlerweile sind die familiären Aufgaben<br />

weniger geworden. Die Töchter<br />

wohnen nicht mehr zu Hause, die Enkelkinder<br />

sind schon größer. So bleibt<br />

der Arnsbergerin mehr Zeit, sich<br />

ihren Hobbys zu widmen. Sie pflegt<br />

ihren kleinen Garten, in dem neben<br />

vielen anderen ihre Lieblingsblumen<br />

Dahlien und Tulpen blühen und freut<br />

sich, dass der Schwiegersohn nun ein<br />

Gemüsebeet in Angriff genommen<br />

hat. Kochen ist eine ihrer Leidenschaften,<br />

wobei Eingemachtes ebenso<br />

die Regale füllt wie selbst hergestellte<br />

Schnäpse. Letztere haben allerdings<br />

ein geringes Haltbarkeitsdatum…<br />

Brombeer- und - ganz aktuell - Tannenspitzenlikör<br />

gehören zu ihrem<br />

Repertoire, das sie gerne ihren Gästen<br />

anbietet. Wenn sie mal nicht als<br />

Kreistagsabgeordnete in Meschede<br />

sitzt, oder als Landrätin bei einer Veranstaltung<br />

im HSK ein Grußwort<br />

spricht, macht sie es sich zu Hause mit<br />

einem Kriminalroman gemütlich. Bei<br />

schönem Wetter tritt sie in die Pedale<br />

ihres leuchtend orangefarbenen Fahrrades<br />

und fährt durch unsere herrliche<br />

Landschaft. Gerne zieht sie auch<br />

im NASS ihre Bahnen.<br />

Kirchenvorstand und ein<br />

aussergewöhnlicher Wunsch<br />

Eigentlich sollte man meinen, dass die<br />

Zeit, die die vielbeschäftigte Frau zur<br />

Verfügung hat, ausgefüllt sei. Aber<br />

nein, da wäre noch das Engagement<br />

in der Kirchengemeinde zu erwähnen.<br />

In der Propsteipfarrei sitzt sie im<br />

Vorstand und kümmert sich auch hier<br />

um das Wohl der Arnsbergerinnen<br />

und Arnsberger. Ob es um die Instandhaltung<br />

der Friedhofswege geht,<br />

um Bäume, die aufgrund von Verkehrssicherung<br />

gefällt werden müssen<br />

oder auch um die neuere Bestattungsmöglichkeit<br />

in Form von Baumgräbern,<br />

für alles hat sie ein offenes Ohr<br />

und versucht zu helfen. In diesem Zusammenhang<br />

fällt ihr die Geschichte<br />

einer älteren Bewohnerin aus Arnsberg<br />

ein. Die hochbetagte Dame<br />

wollte unbedingt in einem Baumgrab<br />

beerdigt werden und trat vor den<br />

damaligen Propst Böttcher mit den<br />

Worten: „Herr Pfarrer, ich kann nicht<br />

eher sterben, bis dass in Wennigloh<br />

die Möglichkeit einer Baumbestattung<br />

gegeben ist.“ Mittlerweile gibt<br />

es dort diese Begräbnisform. Ob die<br />

Neuerung unmittelbare Auswirkung<br />

auf die Lebenszeit der über 80-Jährigen<br />

hat, ist der Verfasserin dieses Artikels<br />

nicht bekannt.<br />

Immaterieller Lohn<br />

Was treibt Marie-Theres Schennen<br />

seit vielen Jahren an, sich für ihre<br />

Mitmenschen einzusetzen? „Ich<br />

habe mich schon immer gekümmert.<br />

Wenn es eine Situation gab, die für<br />

mich oder andere nicht zufriedenstellend<br />

war, habe ich mich für eine Veränderung<br />

eingesetzt. Nur meckern,<br />

ohne selbst aktiv zu werden, ist nicht<br />

mein Ding. Gerade junge Menschen,<br />

hier insbesondere Frauen, möchte<br />

ich dazu ermutigen, tätig zu werden.<br />

Man kann einiges bewegen, wenn<br />

man sich engagiert.“ Und der Lohn<br />

für das Ganze? „Das Materielle spielt<br />

im Ehrenamt nur eine untergeordnete<br />

Rolle. Aber ich habe sehr viele interessante<br />

Menschen kennengelernt und<br />

bin inzwischen gut vernetzt, was mich<br />

persönlich bereichert. Wenn ich dann<br />

merke, dass ich für andere etwas bewirken<br />

konnte und ich Anerkennung<br />

finde, ist das der Lohn, der für mich<br />

zählt.“ ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 51


EINE<br />

LEBENDE LEGENDE<br />

DES SC NEHEIM<br />

Fußball und Familie: Für Uli Dohmann ist „Aufgeben keine Option“<br />

Das Neheimer Binnerfeld ist seine<br />

sportliche Heimat: Uli Dohmann.<br />

Paul Senske<br />

S. Droste<br />

Auf dem Fußball-Platz und<br />

im Leben war und ist er<br />

ein Kämpfer. „Aufgeben<br />

ist für mich keine Option“, sagt<br />

Uli Dohmann. Das 69-jährige Ehrenmitglied<br />

des SC Neheim hat als<br />

Spieler, Trainer und Vorstandsmitglied<br />

des Vereins Geschichte geschrieben<br />

und seine Kämpferqualitäten<br />

unter Beweis gestellt. Zwei<br />

schwere Krankheiten hat er besiegt.<br />

Seine Liebe gilt seiner Familie und<br />

dem Fußball. Das Ehrenamt hat<br />

für den pensionierten Beamten der<br />

Arnsberger Bezirksregierung eine<br />

„überragende Bedeutung“. Er gilt<br />

als eine lebende Legende des SC.<br />

Wenn Uli Dohmann über den SC<br />

spricht, dann geht sein Herz auf. Er<br />

hat allen Grund, auf sein Engagement<br />

im Klub „stolz“ zu sein. Gebürtig<br />

stammt er aus Höxter-Godelheim,<br />

beruflich verschlug es ihn zur Arnsberger<br />

Bezirksregierung, bei der er<br />

46 Jahre arbeitete. Sportlich heuerte<br />

er beim SC an, spielte von 1976 bis<br />

1985 in der ersten Mannschaft - und


„Mein Leben als Fußballer war immer<br />

vom Kampf geprägt“ (Uli Dohmann)<br />

schrieb bei seinem „Herzensklub“<br />

Fußball-Geschichte. 1979 führte er<br />

als Vorstopper bzw. letzter Mann und<br />

vor allem als Kapitän das Team in die<br />

Verbandsliga, damals die dritthöchste<br />

Spielklasse. Trainer war Willi Kellermann,<br />

der in Neheim ebenfalls Geschichte<br />

geschrieben hat. Dohmann<br />

definierte sich besonders über den<br />

Kampf und den Einsatz für den Zusammenhalt<br />

im Team. Einen Platzverwies<br />

hat er in seiner Karriere nie<br />

kassiert.<br />

Sieben Jahren später folgte ein weiterer<br />

Höhepunkt seiner sportlichen Karriere.<br />

Dohmann, ebenfalls ein klasse<br />

Tennisspieler, ließ seine Fußball-Karriere<br />

in der zweiten und der Altherren-<br />

Mannschaft ausklingen, ehe er auf<br />

der legendären Weihnachtsfeier 1986<br />

einem Ruf folgte, das Traineramt<br />

der ersten Mannschaft zu übernehmen.<br />

Das damalige Landesliga-Team<br />

schwankte in seinen Leistungen, die<br />

Unzufriedenheit bei Spielern und<br />

Vorstand mit Rainer Richard Zenka<br />

war groß. „Uli, Du musst das machen“,<br />

lautete der einhellige Wunsch.<br />

Dohmann erfüllte den Wunsch, holte<br />

in der Folge 16:0 Punkte und erreichte<br />

am Ende ein Entscheidungsspiel in<br />

Lippstadt gegen Versmold. Der SC<br />

gewann 1:0, Ferdi Rudolphi erzielte<br />

das goldene Tor zum Aufstieg in die<br />

Verbandsliga. Dohmann schafft das,<br />

was anderen nicht<br />

gelungen ist: 1979 als<br />

Kapitän und 1986 als Trainer<br />

den SC in die Verbandsliga zu führen.<br />

1986 hatte er längst seine ehrenamtliche<br />

Karriere als Vorstandsmitglied<br />

begonnen. „Ich war immer Hauptgeschäftsführer.“<br />

Er war stets ansprechbar,<br />

auch in schwierigen Zeiten, als<br />

es dem Verein nicht gut ging. „Das<br />

Ehrenamt hat für mich eine zentrale,<br />

auch und besonders eine gesellschaftliche<br />

Bedeutung“, so Dohmann.<br />

Auch zwei schwere Krankheiten<br />

meisterte er. Als er 2012 in der Uniklinik<br />

Essen operierte wurde und es<br />

kritisch um ihn stand, sagte der behandelnde<br />

Arzt: „Herr Dohmann,<br />

Sie sind ein Kämpfer.“ Dohmanns<br />

Antwort: „Mein Leben als Fußballer<br />

war immer vom Kampf geprägt. Aufgeben<br />

ist keine Option.“<br />

Großer Rückhalt<br />

bei seiner Familie<br />

Rückhalt hat Dohmann stets bei seiner<br />

Familie, seiner Frau Ruth und<br />

den beiden Kindern Anja und Britta<br />

gefunden. Die beiden Töchter waren<br />

auch leistungsmäßig orientierte Tennisspielerinnen<br />

in der Westfalenliga<br />

beim TC BW Sundern. „Die Familie<br />

hat mich immer unterstützt.“<br />

Sein Engagement im Verein und vor<br />

allem auch das Bestreben, „den SC<br />

nach außen zu öffnen“,<br />

fanden ihren Widerhall<br />

auch beim Fußball- und<br />

Leichtathletikverband (FLVW) in<br />

Kaiserau. Er vertrat den Verband als<br />

einer der Vereinsmitarbeiter beim<br />

Amateur-Kongress des DFB 2018<br />

in Kassel. „Sie sind kompetent und<br />

sympathisch“, antworte die damalige<br />

FLVW-Referentin und ehemalige<br />

Nationalspielerin Annike Krahn auf<br />

Dohmanns Frage nach den Gründen<br />

für seine Nominierung. „Diese Wertschätzung<br />

erfüllt mich mit Stolz“, betont<br />

Dohmann. Das gilt auch für seine<br />

Auszeichnung als Ehrenmitglied<br />

des SC auf der Generalversammlung<br />

am 3. September 2021, als er aus dem<br />

Amt des Hauptgeschäftsführers ausschied<br />

und den Weg für eine Neuaufstellung<br />

des SC-Vorstands freimachte.<br />

„Die Ehrenmitgliedschaft sehe ich<br />

als Belohnung für meine Arbeit im<br />

Verein.“<br />

Natürlich will und wird sich Dohmann<br />

nicht komplett zurückziehen.<br />

Er ist Mitglied des Beirats, der den<br />

neuen SC-Vorstand unterstützt. Zudem<br />

gehört er dem Vorstand des Jugendleistungszentrums<br />

Neheim-Hüsten<br />

an. „Leistung und Kampf sind für<br />

mich zwei elementare Elemente des<br />

Sports.“ Uli Dohmann verkörpert sie<br />

auf eindrucksvolle Weise. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 53


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Josefsheim ermöglicht Unternehmen Perspektivwechsel<br />

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behinderte Menschen (kurz: WfbM)<br />

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Identität, schafft soziale Beziehungen<br />

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Möglichkeiten und Fähigkeiten im Mittelpunkt.<br />

Denn hier wird die Arbeit an<br />

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Werkstätten sind jedoch auch<br />

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Lieferanten der Elektroindustrie bis hin<br />

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54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


HOMEOFFICE -<br />

Die große Versuchung<br />

Sabina Butz<br />

Anke Kemper<br />

Da<br />

sind wir also schon wieder in die Anglizismusfalle<br />

getappt, wie beim Handy, das auf<br />

englisch eben nicht handy, sondern mobile<br />

phone heißt, versteht der Engländer oder Amerikaner auch<br />

unter „Homeoffice“ etwas ganz anderes, als wir damit meinen:<br />

Schlicht und ergreifend das Arbeitszimmer zu Hause.<br />

Die Briten bezeichnen auch ihr Innenministerium als home<br />

office. Also aufgepasst, wenn es um vermeintliche Anglizismen<br />

geht.<br />

Coronabedingt, ist das Homeoffice, bzw. die Arbeit aus oder in<br />

demselben auch im Sauerland angekommen, und der Sauerländer<br />

registriert, wie es seine Art ist, zunächst einmal ganz pragmatisch<br />

die vielen positiven Aspekte: Die elende Fahrtzeit zum Büro fällt<br />

komplett weg. Das macht hier in vielen Fällen gut und gern eine<br />

Stunde Zeitersparnis pro Tag aus, und, was ebenfalls richtig gut<br />

ist: Die Spritkosten oder auch Bus- und Bahnkosten können eingespart<br />

werden. Dagegen ist nichts einzuwenden. Darüber hinaus<br />

spüren wir auch die Auswirkungen auf den Dresscode, hier vielleicht<br />

nicht ganz gendergerecht, denn die Frauen haben eindeutig<br />

den größeren Vorteil: Selbst bei digitalen Arbeitsmeetings ist untenherum<br />

alles unsichtbar. Jeans und Schuhe können durch Jogginghose<br />

und Filzpantöffelchen ersetzt werden. Die Textilindustrie<br />

ist alarmiert bis verzweifelt. Wo soll das denn noch hinführen?<br />

Die Experten streiten schon heftig, ob im Homeoffice besser und<br />

effizienter gearbeitet wird, als am Arbeitsplatz im Büro unter Kollgegen/innen.<br />

Jetzt mal ganz ehrlich: Es ist schon verlockend, mal<br />

eben kurz die Waschmaschine anzustellen oder das lange Kundentelefonat<br />

mit dem eintönigen Bügeln zu kombinieren, oder?<br />

Natürlich fehlt der Kontakt zu den Kollegen/innen. Für manche<br />

nicht unbedingt tragisch, für andere geradezu psychisch belastend<br />

mit entsprechenden Folgen. Beide Fälle werden derzeit umfangreich<br />

erforscht und analysiert. Vielleicht raten uns die Wissenschaftler<br />

bald dazu, zwischen dem HOT (Homeoffice Typ)<br />

und dem PT (Präsenz Typ) zu unterscheiden, um ein optimales<br />

Arbeitsklima zu gewährleisten? ■<br />

Lichtmagie&Chemie<br />

Die Schönheit analoger Edeldruckverfahren<br />

19. Juni bis 24. November 2022<br />

Westfälische Salzwelten<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 55


Martina Senge<br />

Taisir Senge<br />

MINGALABA – DAS GLÜCK MIT DIR<br />

Ein Waisenhausprojekt in Myanmar Anke Kemper S. Droste<br />

M<br />

artina und Taisir Senge aus Freienohl<br />

sind schon immer viel und gerne gereist. In<br />

Länder und Gegenden jenseits des Mainstreams<br />

– stets den tiefen Wunsch im Gepäck, in einem<br />

Waisenhaus zu arbeiten. Im Jahr 2010 sollte sich ihr<br />

Traum verwirklichen und von da an begann eine Reise<br />

in ein ganz besonderes Abenteuer.<br />

Vom Reisefieber zum Herzensprojekt<br />

„Die Zeit musste reif sein. Als unsere Tochter Jelena groß<br />

war, haben wir Pläne geschmiedet“, beginnt Martina Senge.<br />

Die Vorarbeit ist das Wichtigste. Zunächst wurde über<br />

das jeweilige Land recherchiert, welche Möglichkeiten<br />

gibt es, wie ist die politische Lage. Ihr Herzenswunsch,<br />

in das Geburtsland von Taisir Senge – nach Syrien zu gehen,<br />

konnte leider nicht erfüllt werden. „Ich wollte etwas<br />

zurückgeben an mein Land“, erzählt Senge, der als Kind<br />

durch den Sport dort gefördert wurde. „Wegen des Bürgerkrieges<br />

konnten wir das Projekt dort leider nicht verwirklichen.“<br />

Zusammenbringen, was uns wichtig ist<br />

Bei einer Reise nach Myanmar fiel die Entscheidung. Als<br />

das Paar mit einem Taxi die Gegend erkundete, gab ihnen<br />

der Taxifahrer wertvolle Tipps und fuhr sie zu einem Waisenhaus,<br />

wo 95 Jungen lebten und von einem buddhistischen<br />

Mönch betreut wurden. „Hier war dringend Hilfe<br />

nötig“, erzählt Taisir Senge. Die Kinder schliefen alle in<br />

einem Raum auf Paletten, Kopf an Kopf, ohne Kissen.<br />

Die sanitären Anlagen waren eine Katastrophe, die Armut<br />

kaum in Worte zu fassen. Zuerst mussten Stockbetten<br />

gebaut werden. „Wir haben einen Hochdruckreiniger<br />

gekauft, damit alles gereinigt werden konnte“, berichtet<br />

Martina Senge. „Elektrische Geräte, wie Waschmaschinen<br />

funktionieren nicht, wenn es kein stabiles Stromnetz gibt<br />

und es an Wasserversorgung mangelt.“<br />

Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Wenn erst einmal etwas ins Rollen kommt, dann greift<br />

eins ins andere. Es wurden Toiletten und Duschen ge-<br />

56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


e Änderungsschneiderei<br />

llservice<br />

Größen bis 8 XL<br />

baut und die Strom- und Wasserversorgung ermöglicht.<br />

„Mit Begeisterung haben die Kinder mitgeholfen, die<br />

Räume zu streichen“, fügt sie hinzu. Den Menschen zu<br />

zeigen, wie man etwas machen kann, war Martina und<br />

Taisir Senge am wichtigsten. „Uns liegt viel daran, dass<br />

die Kinder eine gute Ausbildung bekommen und eine<br />

Zukunft haben.“ Kaum wieder in Deutschland angekommen,<br />

wurde der nächste Flug gebucht.<br />

Parken kostenlos<br />

Ein Konzept und wertvolle Unterstützung<br />

Kinderspielecke<br />

Eigene Änderungsschneiderei<br />

„Die Behördengänge schienen uns zunächst schwierig“,<br />

erzählt Martina Senge. „Aber als wir unser Konzept der<br />

Botschaft vorgestellt hatten, kam die Genehmigung.“<br />

Das Konzept heißt: Die Kinder sollen fröhlich sein! Sie<br />

sollen sich durch Spiel und Spaß ausdrücken können.<br />

„Kinder fördern und damit etwas voranbringen, das ist<br />

unser Herzensprojekt“, fügt sie hinzu. Ihr Mann hat innerhalb<br />

nur einer Woche einen Spielplatz zusammen mit<br />

den größeren Kindern gebaut. „Mit Händen und Füßen<br />

haben wir Fundamente für die Spielgeräte erstellt. Die<br />

Kinder waren mit Begeisterung dabei und haben gleichzeitig<br />

viel gelernt“, berichtet er. In Deutschland ging es<br />

dann darum, Spielzeughersteller zu kontaktieren, bei der<br />

Fluggesellschaft Freigepäck für Sachspenden und Medizin<br />

zu beantragen u. v. m. Wertvolle Unterstützung<br />

bekamen die beiden von der Jürgen-Wahn-Stiftung, die<br />

rund um den Globus bedürftige Kinder und deren Familien<br />

unterstützt.<br />

Größen bis 8 XL<br />

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Parken kostenlos<br />

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Ideen umsetzen<br />

Martina und Taisir Senge sind zwei Mal jährlich für<br />

jeweils drei Wochen nach Myanmar zu ihrem Waisenhausprojekt<br />

gereist, um das zu geben, was benötigt<br />

wurde und das zu tun, was gerade anstand - immer mit<br />

viel Freude und Begeisterung für ihre Arbeit. Der Militärputsch<br />

im Februar 2021 schien alles ins Stocken zu<br />

bringen. „Wir haben unsere Kontakte genutzt, um Möglichkeiten<br />

zu schaffen, damit wir weiter helfen können“,<br />

erklärt Martina Senge und fügt hinzu, dass es Privatbanken<br />

gibt, wo sie das Geld sicher hinüberweisen können.<br />

„Und es kommt dort an, das ist das Wichtigste!“ Das<br />

eingespielte Team Senge sieht immer Möglichkeiten,<br />

weiterhin zu helfen. Und wer weiß, wann die Reise weitergeht.<br />

Mingalaba. ■<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 57


Schwimmen – Radfahren –<br />

Laufen<br />

TRIATHLON IST „POWER HOCH 3“<br />

Petra Kleine<br />

sabrinity<br />

Die aus Marsberg stammende Triathletin<br />

Johanna Geise ist auf der Erfolgsspur und<br />

hat sich für die WM 2023 im finnischen<br />

Lahti qualifiziert<br />

1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und anschließend<br />

noch 21,1 km Laufen. Diese Distanzen<br />

müssen über die Mitteldistanz im Triathlon bewältigt<br />

werden. Johanna Geise (25) ist so erfolgreich darin,<br />

dass sie das Ticket zur WM 2023 schon gelöst hat.<br />

Bereits als Dreiährige war die kleine Johanna, die aus<br />

einer sportbegeisterten Familie stammt, sportlich aktiv.<br />

Zunächst in der Leichtathletik, von ihrer Oma trainiert,<br />

später im Leistungsschwimmen. 2018 kam sie dann zum<br />

58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Triathlon, eigentlich über einen Zufall. Obwohl Radfahren<br />

nicht so sehr ihr Ding war, faszinierte sie diese Sportart<br />

und ihr Ehrgeiz war geweckt. Sie ging, wie sie sagt, mit<br />

„Null Erwartung, aber viel Spaß“ ins erste Rennen. Ein Jahr<br />

später kam sie bei ihrer ersten Mitteldistanz, viel schneller<br />

als erwartet, in fünf Stunden und sieben Minuten ins Ziel.<br />

„Erst haben alle gedacht, dass ich spinne, aber sie<br />

wussten genau, wenn ich mir etwas in den Kopf setze,<br />

dann will ich das auch schaffen“, erinnert sie<br />

sich. Ihre Erfolge geben ihr Recht. Ob Sprinttriathlon<br />

oder Mitteldistanz, ob in Österreich, Polen,<br />

den Niederlanden, am Twistesee oder am Hennesee.<br />

Am schönsten ist es, wenn die Familie dabei ist<br />

„In Österreich hatten wir gerade mal 14° Wassertemperatur“,<br />

erzählt die sympathische Sportlerin. „Das war<br />

schon extrem, trotz Neoprenanzug.“ Johanna hat bislang<br />

keine Sponsoren. Sie muss alles alleine stemmen,<br />

unterstützt von ihrer Familie. So ein Neoprenanzug sei<br />

ganz schön teuer, erzählt sie mir. Außerdem braucht sie<br />

Wettkampfrad und Trainingsräder und ein zweiwöchiges<br />

Trainingslager auf Fuerteventura musste auch her.<br />

ist genau durchgeplant. „Manchmal muss ich regelrecht<br />

von meinem Trainer gebremst werden“, erzählt sie lachend.<br />

„Ich habe auch mal übertrainiert. Das war nicht so gut. Der<br />

Rhythmus muss stimmen.“ An harten Trainingstagen werden<br />

locker 3.000 bis 4.000 Kalorien verbrannt, beim Wettkampf<br />

sind es sogar 5.000 bis 6.000. „Beim Essen brauche<br />

ich mich somit nicht zurückzuhalten,“ verrät Johanna.<br />

Nach ihrem abgeschlossenen Studium der Sportjournalistik<br />

studiert die Wahl-Hamburgerin aktuell<br />

per Fernstudium Sportwissenschaften, um später<br />

im Bereich Leistungsdiagnostik zu arbeiten und<br />

selbst als Trainerin junge Sportler betreuen zu können.<br />

„Ich bin ein Familienmensch und fahre so oft es geht nach<br />

Hause, denn hier im Sauerland ist meine Heimat,“ sagt<br />

Johanna. „Hier kann ich auch wunderbar trainieren. Bei<br />

den kraftvollen Trainingseinheiten höre ich gerne Musik<br />

mit ganz viel Power. Bei den leichten genieße ich es, einfach<br />

nur der Natur zu lauschen und dem Gesang der Vögel!“ ■<br />

Für ihren Erfolg trainiert sie hart und diszipliniert, oft<br />

gemeinsam mit ihrem Freund, der ebenfalls Triathlet ist.<br />

Krafttraining, Intervalltage, aktive Erholungsphasen, alles<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 59


Seine Kompositionen<br />

werden weltweit gespielt<br />

GUTE NOTEN VON<br />

THIEMO KRAAS<br />

Julius Kolossa<br />

Bernhard Kunz<br />

N<br />

ur gute Noten gibt es von Thiemo Kraas, denn<br />

der 37-Jährige aus Arnsberg-Oeventrop hat ein<br />

ganz besonderes Talent dafür. Und damit erfreut<br />

er die Menschen aus unserer Region, aber auch weit<br />

darüber hinaus – denn, wenn Konzerte von Musikvereinen<br />

stattfinden, dann ist immer einmal wieder ein Stück<br />

dabei, das aus der Feder von Thiemo Kraas stammt.<br />

Thiemo Kraas ist Komponist, Dirigent sowie Mitarbeiter des<br />

Rundel-Musikverlags im oberschwäbischen Rot an der Rot.<br />

Schwerpunkt seiner Arbeit sind Kompositionen für Bläser<br />

und Blasorchester. Bisher hat er etwa 50 eigene Kompositionen<br />

verfasst: „Die Spieldauer der Stücke variiert dabei von<br />

kleineren Eröffnungsstücken von circa zwei Minuten bis hin<br />

zu größeren und aufwändigeren Kompositionen und Arrangements<br />

von bis zu 15 Minuten.“<br />

Dass er jetzt so kreativ sein darf, das ist auch seiner Mutter<br />

zu verdanken. Diese spielt nicht nur Gitarre, sondern hat<br />

mit ihrem Sohn auch viel gemeinsam zu Hause gesungen.<br />

Thiemo Kraas machte seine Liebe zur Musik schließlich zum<br />

Beruf und studierte Musikpädagogik im Hauptfach Schlagzeug<br />

an der Hochschule für Musik in Detmold. Seit dieser<br />

Zeit arbeitete er als Schlagzeuglehrer sowie Dirigent von<br />

Jugendorchestern und leitete eine kleine Musikschule. Es<br />

schloss sich ein Zweitstudium in Musiktheorie, Tonsatz und<br />

Gehörbildung an. Abgerundet wird seine Biographie bisher<br />

damit, dass er seit 2016 für den Rundel-Musikverlag arbeitet.<br />

Dieser bietet Kompositionen und Arrangements für Musikvereine<br />

im gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus an. Und der<br />

Oeventroper trägt einen kleinen Teil dazu bei.<br />

Mit dem Schlagzeug fing alles an<br />

Mit neun Jahren begann er Schlagzeug zu spielen. Mit 15<br />

Jahren kam das Klavier dazu. Während des Unterrichts kam<br />

die Freude am Erfinden eigener Melodien auf. So entstand<br />

mit 16 Jahren die erste Komposition, mit der Gefühle über<br />

den Unfalltod einer Schulkameradin verarbeitet wurden.<br />

Kraas hat viele Vorbilder: Die Spanne reicht dabei von den<br />

„großen Meistern“ sinfonischer Werke bis hin zu Musikern aus<br />

dem Bereich des Pop oder Jazz. Aktuell arbeitet er an einem<br />

Musikstück für Blasorchester und an einem pädagogischen<br />

Stück für Jugendorchester.<br />

60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Vorbilder aus Bereichen von Pop und Jazz<br />

„Ich entdeckte im Schreiben von Musik eine Art Ventil; eine<br />

Möglichkeit mich auszudrücken und mein inneres Erleben<br />

darzustellen“, sagt er dazu. Dabei kommt die Inspiration aus<br />

den unterschiedlichen musikalischen Richtungen: „Generell<br />

versuche ich, nicht in Kategorien zu denken und Musik (oder<br />

Menschen) nicht in solche einzuteilen. Ich<br />

glaube ich bin sehr begeisterungsfähig und<br />

kann mich somit von ganz vielen unterschiedlichen<br />

musikalischen Persönlichkeiten<br />

und ihrer Musik inspirieren lassen.“<br />

Musikalische Einflüsse kommen dabei<br />

zahlreich zum Ausdruck, denn er hat Erfahrungen<br />

nicht nur in der Schulband,<br />

sondern auch in einem Musikverein und<br />

in einem Auswahlorchester, aber auch in<br />

einem Sinfonieorchester einem Kammerorchester,<br />

einer Big-Band und einer Tanz-Band<br />

gesammelt. ■<br />

„Generell versuche ich, nicht in<br />

Kategorien zu denken und Musik (oder<br />

Menschen) nicht in solche einzuteilen“<br />

(Thiemo Kraas)<br />

Probenarbeit<br />

mit dem<br />

Musikverein<br />

Edelweiß Pfaffenrot<br />

bei Karlsruhe<br />

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Das internationale Brass Festival Sauerland-Herbst präsentiert<br />

2022 erstmalig auch in seinem brandneuen Format<br />

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mit Laith Al-Deen<br />

Do 11. August 2022 – 19.30 Uhr<br />

Da Blechhauf`n (AT)<br />

Fr 12. August 2022 – 19.30 Uhr<br />

Men in Blech<br />

Sa 13. August 2022 – 19.30 Uhr<br />

Kapelle So & So<br />

So 14. August 2022 – 11.00 Uhr<br />

© Laith Al-Deen: Chris Gonz<br />

© Daniela Matejschek<br />

Veranstalter<br />

Hochsauerlandkreis<br />

Fachdienst Kultur / Musikschule<br />

Steinstr. 27 | 59872 Meschede<br />

Telefon: 0049 291 94 1800<br />

sauerland-herbst@hochsauerlandkreis.de<br />

www.sauerland-herbst.de<br />

Gefördert durch:<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 61<br />

Änderungen<br />

vorbehalten


Digitalisierung der Sauerländer Kirchenbücher<br />

UPLOAD FÜR<br />

SAUERLÄNDER MATRIKEL<br />

Die Andreaskirche in Velmede<br />

Foto: Vanessa Schulte<br />

Christel Zidi<br />

Dicker Staub auf Jahrhunderte alten Kirchenbüchern. So stellt sich<br />

mancher den Verbleib der alten Matrikelbücher vor. „Dem war<br />

aber nicht so“, klärt Michael Streit, Leiter des Erzbistumsarchiv<br />

in Paderborn, auf, „ Die Kirchenbücher wurden von den Pfarrämtern in<br />

Ehren gehalten.“ Die sprichwörtlich armen Kirchenmäuse kamen erst gar<br />

nicht an die Bücher ran. Dafür aber die Archivare des Erzbistums, die 2015<br />

im Rahmen eines Digitalisierungsprojektes begannen, die Sauerländer<br />

Kirchenbücher einzuscannen. Der Großteil liegt ihnen schon vor, denn die<br />

Pfarrämter waren in dieser Hinsicht sehr kooperativ. Zum Glück für alle<br />

Familienforscher, denen die eingescannten Matrikel seit 2018 auf der Plattform<br />

Matricula kostenfrei zu Verfügung stehen.<br />

Zwei Mädchen hatten im Jahre 1664<br />

die Nase vorn: Elisabeth Hanxleden<br />

aus Berlar und Clara Moritz aus Nuttlar.<br />

Erst zwei Monate später folgten<br />

zwei Jungs, die am selben Tag geboren<br />

wurden: Jacob Bronnen aus Bestwig<br />

und Michael Anna Deiken aus Velmede.<br />

Diese vier Taufeinträge sind, wie es<br />

noch lange in der katholischen Kirche<br />

üblich war, in lateinischer Sprache aufgeführt.<br />

An die damals übliche Kurrentschrift<br />

hat man sich relativ schnell<br />

gewöhnt, auch daran, dass aus einem<br />

Heinrich dann ein Henricus wurde<br />

und Jo´es kein eingewanderter Engländer<br />

war, sondern die Abkürzung für<br />

Johannes. Auch zur Sittsamkeit (natürlich<br />

nur der Bräute) wurden Angaben<br />

gemacht: So erscheint nicht allzu<br />

selten der Ausdruck “deflorata” (=verblüht)<br />

statt eines “pudica virgo”, womit<br />

eine sittsame Jungfrau gemeint war.<br />

Eine Schwangerschaft, soweit sichtbar,<br />

wurde mit dem Worten «impudica»<br />

(unehrenhaft) oder praegnata (in<br />

Erwartung) angedeutet. Je nachdem.<br />

Zur Vereinfachung wurden in späterer<br />

Zeit Namensregister hinzugeführt,<br />

fein säuberlich, in alphabethischer<br />

Reihenfolge und meist von weiblicher<br />

Hand niedergeschrieben.<br />

Digitalisierungen im Erzbistum<br />

Ein Glück für alle, denen das Lesen<br />

der Urkunden nicht ganz so leicht fällt<br />

wie Julia Hennig vom Erzbistum Paderborn.<br />

Die Archivarin kümmert sich<br />

darum, dass die Einträge der Kirchenbücher<br />

noch lange erhalten bleiben.<br />

Die meisten Kirchenbücher der Sauerländer<br />

Pfarreien wurden an das Bistum<br />

übergeben, wenige befinden sich noch<br />

in den Pfarrämtern. In den letzten Jahren<br />

konnten schon sehr viele Bücher<br />

digitalisiert werden und sind jetzt über<br />

die Homepage www.matricula-online.<br />

eu für die Öffentlichkeit zugänglich.<br />

Die ältesten Kirchenbücher<br />

im HSK<br />

Das macht den Zugang zur Familien-<br />

und Heimatgeschichte wesentlich<br />

einfacher. Auf jeden Fall für unsere<br />

Leser, denn sowohl die drei Dekanate<br />

im Hochsauerland, das Dekanat Waldeck<br />

sowie die Dekanate Hellweg und<br />

Lippstadt-Rüthen gehören zum Bistum<br />

Paderborn.<br />

Sehr alte Kirchenbücher liegen von der<br />

Pfarrei St. Pankratius in Sundern-Stockum<br />

(Dekanat Hochsauerland-West)<br />

vor, mit Einträgen von 1606, erfahren<br />

wir von Jutta Hennig „Allerdings<br />

sind die Kirchenbücher des Dekanats<br />

Hochsauerland-West noch nicht digitalisiert,<br />

werden aber noch im Laufe<br />

62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


des Projekts und gemäß den Schutzfristen<br />

auf Matricula veröffentlicht.“<br />

Nach aktuellen Planungen geht das<br />

Projekt bis Ende 2023. Weiter erfahren<br />

wir von der Archivarin, dass von<br />

den bereits veröffentlichten Kirchenbüchern<br />

aus dem HSK die Pfarrei St.<br />

Martin in Bigge (Beginn 1614) die<br />

ältesten hat. Einer der ersten Einträge<br />

dort besagt, dass am 7. April 1614 Jürgen<br />

Eilers (genannt Ritters) und Anna<br />

Jutten in Bigge geheiratet haben. Getraut<br />

wurden sie vom damaligen Pastor<br />

Henricus Christianus.<br />

Die Pfarrei in Wormbach, die älteste<br />

im Sauerland, hat die meisten Kirchenbuchteile<br />

(wie Kapitel), insgesamt<br />

236 Matrikel auf 24 Bände verteilt. St.<br />

Walburgis Meschede hat 107 Matrikel,<br />

die sich auf 43 Bände verteilen.<br />

Die Urpfarrei Velmede<br />

Zurück zu den vier Täuflingen. Pastor<br />

Anton Gödde hatte die Segnungen der<br />

Kinder vorgenommen. Er wurde als<br />

dritter Pastor der Gemeinde aufgelistet.<br />

Der zuerst in den Kirchenbüchern von<br />

Velmede genannte Pfarrer ist Jodocus<br />

Rotgeri (†1621), sein Nachfolger war<br />

Michael Ritters aus Gevelinghausen<br />

(† 1658). Pastor Gödde stammte ebenfalls<br />

Gevelinghausen, das zum großen<br />

Bezirk der Urpfarrei gehörte. Deren<br />

Bedeutung war in alter Zeit um einiges<br />

größer als heute, erfahren wir auch von<br />

Pfarrer Michael Schmitt aus Meschede:<br />

„Die Pfarrei Velmede umfasste ursprünglich<br />

- allerdings lange vor dem<br />

Beginn der Velmeder Kirchenbücher<br />

- den Bereich von Brilon-Thülen im<br />

Osten bis zur Sorpe vor Sundern im<br />

Westen, also incl. des großen Kirchspiels<br />

Hellefeld. Vor der Abpfarrung<br />

Ramsbecks (1861) umfasste sie den<br />

Bereich der heutigen politischen Gemeinde<br />

Bestwig, zu der früher auch<br />

Gevelinghausen und Eversberg gehörten.“<br />

Als Gründungsjahr der Pfarrei<br />

vermutet man die Zeit um 800. Damals<br />

wurden die Urpfarreien Velmede<br />

Archivarin Julia Hennig und Michael Streit,<br />

Leiter des Erzbistumsarchivs, sind stolz auf das<br />

Digitalisierungsprojekt. Foto: Thomas Throenle /<br />

Erzbistum Paderborn<br />

und Wormbach zum Lochtropgau zusammengeschlossen.<br />

Diese karolingische<br />

Landesteilung bestand noch bis<br />

zum Jahre 1000. Durch Abpfarrungen<br />

schmolz die Velmeder Urpfarrei<br />

ab dem Spätmittelalter immer weiter.<br />

Meschede hingegen gewann durch<br />

sein bedeutendes Stift und die günstige<br />

Lage immer größere Bedeutung.<br />

Das Zeugnis der Macht und Größe<br />

der alten Pfarreien ist noch immer zu<br />

ahnen, wenn man vor den gewaltigen<br />

Kirchenbauten steht. In ihnen haben<br />

sich lange viele Schätze erhalten, auch<br />

in Form von Kirchenbüchen, die das<br />

Leben vieler Sauerländer Familien widerspiegeln.<br />

Und die jetzt die Gelegenheit<br />

haben, einen weiten Blick zurück<br />

in ihre Familiengeschichte zu werfen<br />

– ganz bequem von zuhause aus. ■<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 63


Besuch im Gerichtsmuseum in Bad Fredeburg<br />

FESSELNDE<br />

GERICHTSBARKEIT<br />

Sabina Butz<br />

Gerichtsmuseum Bad Fredeburg<br />

macht einen großen Unterschied, ob man<br />

über einen Schandkäfig, in den Frau-<br />

Es en und Kinder eingesperrt und öffentlich<br />

zur Schau gestellt wurden, liest oder ob man eine originalgetreue<br />

Nachbildung anschaut, die wesentlich<br />

plastischere Eindrücke hinterlässt. Genau das erlebt<br />

der Besucher im Gerichtsmuseum in Bad Fredeburg<br />

(Schmallenberg).<br />

Das Gerichtsmuseum in Bad Fredeburg ist das einzige seiner<br />

Art in Nordrhein-Westfalen. Als Justizgeschichtsmuseum<br />

zeigt es Requisiten wie z. B. eine Gefängniszelle mit<br />

originalem Inventar, einen historischen Richterstuhl, alte<br />

Büroeinrichtungen, eine Bibliothek mit ca. 1.500 Büchern<br />

und Schriftstücken, eine außergewöhnliche Sammlung<br />

alter Siegelmarken und die Entwicklung des Grundbuchamtes.<br />

Über 700 Jahre Gerichtsgeschichte werden auf über<br />

300 qm vorgestellt. Das Museum befindet sich im Dachgeschoss<br />

des Amtsgerichtsgebäudes. Betrieben wird es vom<br />

Verein „Gerichtsmuseum Bad Fredeburg“, der 2002 gegründet<br />

wurde und heute 98 Mitglieder hat. Der Vereinsvorsitzende<br />

Josef Raulf und die Schriftführerin Dagmar<br />

Sträter-Müller stellen sich nicht nur den <strong>WOLL</strong> Fragen,<br />

sondern bieten eine ganz exklusive und fesselnde Führung<br />

durch „ihr“ Museum.<br />

Was genau bezweckt ein Gerichtsmuseum?<br />

Josef Raulf: Unser Gerichtsmuseum veranschaulicht die<br />

Geschichte der Gerichtsbarkeit vom Mittelalter bis in die<br />

Neuzeit. Natürlich steht die Fredeburger Geschichte im<br />

Vordergrund, aber vor dem Hintergrund der Verhältnisse<br />

im Herzogtum Westfalen bieten wir einen überregionalen<br />

Bezug. Vielen Bürgerinnen und Bürgern ist unsere<br />

Heimatgeschichte nicht unbedingt bekannt, und die Gerichtsgeschichte<br />

schon gar nicht. Genau da setzen wir an:<br />

64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Wir wollen das Alte nicht vergessen, um das Neue vielleicht<br />

etwas mehr zu schätzen.<br />

Wo sehen Sie den Schwerpunkt oder Mehrwert des Gerichtsmuseums?<br />

Dagmar Sträter-Müller: Die Frage nach dem Zusammenhang<br />

von Recht und Gerechtigkeit bewegt uns heute<br />

noch genauso wie in der Vergangenheit. Die Rechtsprechung<br />

ändert sich, das Gerechtigkeitsempfinden ist in<br />

jeder Generation durchaus kontrovers. Diese Vorgänge<br />

nicht nur jungen Menschen zu vermitteln, ist eine große<br />

Aufgabe, die sich lohnt, was uns die vielen Gespräche<br />

während unserer Führungen immer wieder beweisen.<br />

Wie werden die Inhalte im Museum vermittelt?<br />

Josef Raulf: Zu Beginn jeder Führung wird in unserer Bibliothek<br />

ein kurzer Film gezeigt (kann auch über YouTube<br />

angesehen werden), der in einer Einführungspräsentation<br />

die wichtigsten Exponate beschreibt und die Besucher mit<br />

dem Museum vertraut macht. Danach besichtigen wir die<br />

einzelnen Räume, und können auf alle Fragen eingehen.<br />

Wie reagieren die Besucher/innen<br />

Dagmar Sträter-Müller: In der Regel äußern sie ihre Verblüffung<br />

darüber, dass sie „das alles nicht gewusst haben,<br />

obwohl es doch<br />

so spannend ist.“<br />

Da wir im Verein<br />

ausschließlich ehrenamtlich<br />

tätig sind, freuen wir uns über die<br />

fast ausschließlich positiven Reaktionen, aber natürlich<br />

auch über jede noch so kleine Spende, die unsere Arbeit<br />

unterstützt.<br />

„Das Alte nicht vergessen,<br />

das Neue schätzen“<br />

(Josef Raulf)<br />

Was bedeutet Ihnen Ihr Museum?<br />

Josef Raulf: Zunächst einmal gefällt es uns, eine so tolle<br />

Gründungsidee weiterführen zu können: Heinrich Aufmhoff,<br />

der 2018 verstorbene ehemalige Geschäftsleiter und<br />

Rechtspfleger unseres Gerichts, hatte nicht nur die Idee,<br />

sondern vor allem unermüdlichen Einsatzwillen und<br />

handwerkliches Engagement. Die vielen Exponate verdanken<br />

wir diesem einmaligen Sammler und Gründer<br />

unseres Museums. Er schuf die Möglichkeit, Gerichtsgeschichte<br />

mit der Ortsgeschichte zu verbinden.<br />

Dagmar Sträter-Müller: Für die Zukunft wünschen wir<br />

uns natürlich viele Besucher, gern auch neue Vereinsmitglieder,<br />

die ein Jahresbeitrag von 12 Euro gewiss nicht abschrecken<br />

kann, vor allem aber den lebendigen Austausch<br />

mit allen Interessierten. ■<br />

Dagmar Sträter-Müller<br />

Josef Raulf in der Amtsstube<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 65


Robert geht wandern…<br />

VON HIRSCHBERG<br />

NACH KALLENHARDT<br />

Robert Hinkel<br />

Blick auf Hirschberg<br />

U<br />

nsere Wandertour führt dieses Mal von Hirschberg<br />

bis nach Kallenhardt. 17 km mit Hunderten<br />

Höhenmetern sind kein Pappenstiel, da braucht<br />

man schon Training. Für den Rückweg allerdings nicht<br />

mehr, denn dafür nutzen wir den Bus.<br />

Wir treffen uns in der Dorfmitte Hirschbergs, am Parkplatz<br />

in der Nähe der Post. Im schönen Städtchen Hirschberg<br />

können wir zunächst das Hirschberger Tor besichtigen. Obwohl<br />

wir in Hirschberg sind, ist es nur ein Nachbau des original<br />

Hirschberger Tores, das heute in Alt-Arnsberg steht.<br />

Zum 700-jährigen Jubiläum haben die Hirschberger das<br />

Jagdtor in Eigeninitiative wieder aufgebaut. Ein wenig kleiner<br />

als das ursprüngliche Tor, aber auf 70% der Originalgröße<br />

sind die Jagdszenen trotzdem sehr gut zu erkennen.<br />

Wanderführer Robert am Hohlen Stein<br />

Raus aus dem Ort geht es durch die Felder zum Dindeltor,<br />

wo man an der Sagenstation auch etwas über den „falschen<br />

Schnadegänger“ erfahren kann. Weiter geht es durch den<br />

66 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Arnsberger Wald zum Bilstein-Park, wo sich ein Besuch immer<br />

lohnt. Hier sieht man Rot- und Sikahirsche. Und während<br />

es auf der Wanderung eher selten ist, Wildschweinen,<br />

Füchsen, Mardern zu begegnen, ist die Wahrscheinlichkeit<br />

hier um ein Vielfaches höher. Anders beim Luchs, ihm in<br />

NRW in freier Wildbahn zu begegnen, ist nach aktuellem<br />

Stand sogar ausgeschlossen. Auch ein Besuch der Tropfsteinhöhe<br />

lohnt sich – wenn man die Zeit hat. Übrigens<br />

durchfließt ein aktiver Höhlenbach die untere Etage des<br />

Höhlensystems. Dort entsteht eine neue Höhle, denn das<br />

Wasser wäscht täglich die Höhle weiter und tiefer aus.<br />

Doch für uns geht es erst mal weiter Richtung Warsteiner<br />

Brauerei. Dann nochmal durch den Arnsberger Wald. Vorbei<br />

an Wiesen und Feldern geht es nach Kallenhardt. In näherer<br />

Umgebung finden sich sogar zwei Höhlen: Der Kalkstein<br />

des Hohlen Steins im Naturschutzgebiet Lörmecketal<br />

entstand vor 350 Millionen Jahren. Dort fand man auch<br />

Werkzeug aus der Steinzeit.<br />

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Wer diese Strecke mit Robert am 07. August<br />

2022 ab 10 Uhr wandern möchte, melde sich<br />

per E-Mail an: hennewandern@gmail.com<br />

Insgesamt ist es eine sehr abwechslungsreiche Strecke mit viel Feld- und Waldanteil.<br />

Der Schwierigkeitsgrad ist 5 von 7, für Mittelgebirgs-Verhältnisse. Wer nicht<br />

so geübt ist, kann aber am Bilstein-Park loswandern. Da hält der Bus auf dem<br />

Rückweg auch. Dann sind es 12 km bzw. Schwierigkeitsgrad 4. Die An- und Abstiege<br />

sind nicht lang, alle weit unter 100 Höhenmeter. Es gibt nur viele davon.<br />

Weitere Infos auch auf Instagram:<br />

https://www.instagram.com/wandern_im_sauerland/<br />

Link zur Strecke:<br />

https://www.alltrails.com/explore/map/map-may-5-2022-10-56-am-d5da28d ■<br />

Zwei Naturliebhaber<br />

Impressum<br />

Deine<br />

Gedanken werden Zukunft<br />

Herausgeber:<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Chefredakteur:<br />

Redaktion:<br />

Weitere Autoren:<br />

Korrektorat:<br />

Grundlayout:<br />

Gestaltung und Layout:<br />

Fotos:<br />

Dirk Bannenberg<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong><br />

c/o axo.media west GmbH<br />

Briloner Straße 27<br />

59909 Bestwig<br />

Tel. 02904 711 80-00<br />

Paul Senske (ps)<br />

Christel Zidi (cz)<br />

Hermann-J. Hoffe (hh)<br />

Andreas Melliwa<br />

Anke Kemper<br />

Britta Melgert<br />

Creo<br />

Gisela Wilms<br />

Helmut Gaida<br />

Julius Kolossa<br />

Josefsheim<br />

Manfred Eigner<br />

Markus Weber<br />

Matthias Koprek<br />

Petra Kleine<br />

Philip Stallmeister<br />

Robert Hinkel<br />

Sabina Butz<br />

Sonja Funke<br />

Sonja Nürnberger<br />

Verena Sen<br />

Christel Zidi<br />

Rainer Zepernick<br />

i-dexe werbung-design GmbH<br />

Daniel Kaminski<br />

Katharina Fleischmann<br />

Kathrin Paul<br />

Luca Cramer<br />

Marie Neuendorf<br />

Sophie Schmucker<br />

Anke Kemper<br />

Anna Verburg<br />

Titelfoto:<br />

Illustrationen:<br />

Druck:<br />

Verlag:<br />

Geschäftsführer:<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Bernhard Kunz<br />

BWT Brilon<br />

Creo<br />

Gerichtsmuseum Bad Fredeburg<br />

Iris Böning<br />

Johannes Glöckner<br />

Marc Niemeyer<br />

Martin Richter<br />

Matthias Koprek<br />

Naturpark Sauerland<br />

Rothaargebirge<br />

Petra Doorenkamp/<br />

Nikolaus schule Dürenberg<br />

Philipp Nolte<br />

Raphael Sprenger<br />

Robert Hinkel<br />

S. Droste<br />

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Sanitätshaus Löhr<br />

Stadt Arnsberg<br />

Stadtarchiv Brilon<br />

Ulrike Becker<br />

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Tel. 02904 711 80-00<br />

Dirk Bannenberg<br />

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Verkaufsleitung:<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Dispo + Digital Sales:<br />

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Haftungsausschluss: Für unverlangt eingesendete<br />

Manuskripte, Fotos und Daten übernehmen wir keine<br />

Haftung. Ebenso nicht für Informationen von Herstellern<br />

oder (und) von Artikeln, die mit Quellenangaben gekennzeichnet<br />

sind, z.B. V.i.S.d.P. etc. Die mit Namen oder<br />

Initialen gekennzeichneten Artikel geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält<br />

sich das Recht zur Kürzung oder Änderung von Artikeln vor.<br />

Urheberrecht: Nachdruck und/oder Verbreitung im Internet,<br />

auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des Verlages<br />

gestattet.<br />

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erscheint September 2022<br />

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68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 69


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Bereits während seiner Berufstätigkeit kam Jörg Kasupke<br />

täglich hierher zur ehemaligen Dehler-Werft. Und<br />

noch heute zieht es ihn und seine Frau Andrea bei Spaziergängen<br />

entlang der Ruhr ins Gewerbegebiet Langel.<br />

„Es macht immer wieder Spaß, wenn die Radfahrer hier<br />

anhalten, um sich staunend das gelbe, aus dem Fabrikgebäude<br />

‚herausgerutschte‘ Boot anzusehen.<br />

Ein äußerst beliebter Fotomagnet bei allen Radfahr-<br />

Touristen! Meiner Einschätzung nach gibt es wohl<br />

kaum ein Freienohler Motiv, dass von Urlaubern häufiger<br />

per WhatsApp verschickt wird.“<br />

70 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 71


„freienohler.de“ erreicht das Level 2.0<br />

HERZBLUT<br />

FÜR FREIENOHL<br />

Britta Melgert<br />

S. Droste<br />

G<br />

ibt es etwas Schöneres von einem Ort zu<br />

behaupten, als dass er auch nach 750 Jahren<br />

noch lebendig, modern und zukunftsorientiert<br />

ist? Zwei Freienohler fühlten sich berufen, alle im Ort<br />

mitzunehmen auf ihrem Weg, neu mit den Themen<br />

Kommunikation, Information und vor allem Freude<br />

an Gemeinsamkeit umzugehen. Der große Erfolg gibt<br />

ihnen Recht.<br />

„Ich war immer ein begeisterter Sammler“, erzählt Karl-<br />

Heinz Kordel. „Alles, was es irgendwo über Freienohl gab,<br />

habe ich mir besorgt, doch es war natürlich viel zu schade,<br />

all das in Regalen schlummern zu lassen. Deshalb suchte<br />

ich lange nach einer Möglichkeit, meine Schätze der Öffentlichkeit<br />

zu präsentieren. Ein Museum wollte ich nicht<br />

einrichten. Das Internet war zwar noch recht jung, aber<br />

mit Hilfe meines Sohnes habe ich es dann einfach mal<br />

angepackt.“<br />

Die Geburtsstunde von freienohler.de<br />

Freienohler.de war geboren, noch recht überschaubar vom<br />

Inhalt her, aber stetig wachsend. Kordel erinnert sich: „Das<br />

war ähnlich wie mit meinen Programmierkenntnissen, die<br />

quasi bei null starteten. Learning by doing – mit viel Mut<br />

und Akribie musste ich mir das, was heute Programme<br />

eigenständig erledigen, noch selbst anlesen und erlernen.<br />

Aber die Freude über die wachsende Seite und erste positiven<br />

Feedbacks haben mich immer weiter angespornt.“<br />

Und so waren sie fortan online und frei zugänglich, seine<br />

Ansichtskarten, die alten Fotos und Dokumente über<br />

Freienohl. Die Abbildungen des alten Notgeldes kamen<br />

hinzu, dann die Information aus der Zeit, als Freienohl<br />

noch Zollstelle war oder als der Ort mit 36 Gastronomiebetrieben<br />

bundesweit die zweithöchste Durchdringung<br />

pro Einwohner hatte, direkt nach Hamburg, oder als sich<br />

der FC Schalke 04 mit dem Gewinn der ersten Meisterschaft<br />

einen gemeinsamen <strong>Sommer</strong>urlaub in Freienohl<br />

verdient hatte.<br />

Register für Beinamen<br />

Kordel hatte Blut geleckt. „Ich wollte auch Informationen<br />

zu alten Brauchtümern für die Nachwelt festhalten. Wer<br />

würde wohl sonst in 50 Jahren noch wissen, dass man beispielsweise<br />

früher an Neujahr singend um die Häuser zog,<br />

um Würste auf einem Spieß zu sammeln?“ Was auch mit<br />

der Zeit in Vergessenheit geraten könnte, sind die Beinamen,<br />

die viele Familien hatten und die teils auch noch verwendet<br />

werden. „Ich habe dazu ein Register angelegt, das<br />

bis heute für Zugezogene eine hilfreiche Unterstützung bei<br />

der Who’s who-Frage darstellt“, verrät er augenzwinkernd.<br />

72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


„Viele Freienohler haben unsere Seite<br />

als ihre Startseite gewählt!“<br />

(Sebastian Severin)<br />

Sebastian Severin<br />

Neustart nach Staffelübergabe<br />

Vor rund zehn Jahren war für Kordel der perfekte Zeitpunkt<br />

gekommen, die Arbeit, an der er immer mit Herzblut<br />

gehangen hat, an Sebastian Severin abzugeben. Dieser<br />

erinnert sich: „Anfangs habe ich lediglich ein wenig am<br />

Design gearbeitet. Um dann aber das Ziel 2.0 anzugehen,<br />

habe ich mir Julian Geppert fürs Technische sowie meinen<br />

Bruder Michael für den Bereich Social Media mit ins Boot<br />

geholt.“<br />

Karl-Heinz Kordel<br />

Plattform für alle, die was zu<br />

berichten haben<br />

Örtliche Unternehmen und Vereine können inzwischen<br />

deren Veranstaltungen oder Fotos eigenständig auf freienohler.de<br />

posten. „Das macht unsere Seite so interessant,<br />

dass viele sie sich sogar als Startseite gesetzt haben“, weiß<br />

Severin. Der Datenschutz erlaubt es zwar nicht mehr, dass<br />

wir sehen können, wie viele Besucher täglich bei uns reinschauen,<br />

aber es müssen einige sein, denn das Feedback<br />

ist nicht nur direkt aus Freienohl gut. Oft hören wir auch<br />

von Fortgezogenen, wie schön es doch ist, auf diese Art<br />

weiter am Ortgeschehen teilhaben zu können“, verrät er<br />

schmunzelnd.<br />

„Und ziemlich stolz sind wir letzten Endes sogar darauf,<br />

dass etliche Senioren allein deshalb, weil so gut über unsere<br />

Seite gesprochen wird, überhaut den Zugang zum Internet<br />

fanden und somit heute nicht von der sich immer<br />

schneller ändernden Welt abgeschnitten sind. Wenn das<br />

nicht ein wirklich gutes Zeichen dafür ist, wie modern<br />

unser Freienohl ist!“ ■<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 73


1250 JAHRE<br />

OBERMARSBERG<br />

Jubiläumsbericht online lesen:<br />

Im einstigen Paris des Sauerlandes…<br />

http://www.imsauerland.de/informationen/blog<br />

74 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


ERINNERUNGEN AN<br />

DAS ALTE<br />

NUTTLAR<br />

Robert Friederichs, Louise Dünschede, Heinz Kersting (v.l.)<br />

Drei Dorfbewohner haben<br />

viel zu erzählen<br />

Britta Melgert<br />

S. Droste<br />

Anlässlich eines Jubiläums ist ein Blick in<br />

die Vergangenheit obligatorisch. Besonders<br />

spannend und authentisch wird Historisches<br />

immer dann, wenn Augenzeugen in ihren Erinnerungen<br />

kramen und über das Erlebte berichten.<br />

Drei gebürtige Nuttlarer erzählen ihre hautnah<br />

erlebte Geschichte des Dorfes in den letzten acht Jahrzehnten…<br />

„Wo fängt man an, wo hört man auf“, beginnt Luise Dünschede<br />

lachend. Gemeinsam mit ihrem Bruder Robert<br />

Friederichs und Heinz Kersting werden Fotoalben durchblättert.<br />

Die Geschichten aus der Vergangenheit sprudeln<br />

nur so aus ihnen heraus. Immer wieder ein „Weißt du noch<br />

…“ oder ein „Das muss ich unbedingt erzählen…“. Eins<br />

wird klar: Das Dorf war ein anderes als heute.<br />

Das alte Ortsbild<br />

„Allein schon die alten Gebäude“, wirft Heinz Kersting<br />

ein. Der Zahn der Zeit, planerische Veränderungen aber<br />

auch der Krieg haben ihre Spuren hinterlassen. „Das vermutlich<br />

älteste, heute noch erhaltene Wohnhaus ist das<br />

Haus Raffenbeul. Darin befand sich früher auch ein Lebensmittelgroßhandel“,<br />

weiß Robert Friederichs.<br />

Gewerbebetriebe an jeder Ecke<br />

Überhaupt gab es eine rege Geschäftstüchtigkeit in Nuttlar.<br />

Drei Bäckereien, zwei Metzger, zwei Schuhmacher<br />

und ein Schreiner fallen den Senioren sofort ein. Dann<br />

benötigen sie die Finger, um auf verlässliche Zahlen zu<br />

kommen. Sieben Lebensmittelläden und sechs Gastronomiebetriebe<br />

sowie etliche Fremdenpensionen – so lautet<br />

die letzte Hochrechnung ohne Gewähr. Daneben natürlich<br />

der Bahnhof, der 1969 geschlossen wurde, das Postamt<br />

und die Polizeistation.<br />

Das Taschengeld ging für<br />

Speiseeis drauf<br />

Sein Geld konnte der Nuttlarer also durchaus im eigenen<br />

Ort ausgeben. „Meine paar Münzen gingen anfangs meist<br />

in die Bäckerei Samson, bei denen es nach dem Krieg sommertags<br />

das allererste Speiseeis im Dorf gab“ erinnert sich<br />

Luise Dünschede. „Unter einer Treppe im Verkaufsraum<br />

befand sich die Eismaschine, die auf den ersten Blick wie<br />

eine Waschmaschine wirkte. Es gab nur Vanilleeis, das<br />

mit einem Löffel aus dem Bottich geschabt und auf einer<br />

flachen Waffel für 5 Pfennig verkauft wurde. Wir Kinder<br />

standen Schlange für diese spektakuläre Süßigkeit!“ Ihr<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 75


Bruder weiß noch, dass man irgendwann bei Dalla Valle<br />

der enormen Nachfrage folgte und mit einer größeren Sortenvielfalt<br />

für die Qual der Wahl sorgte.<br />

Originalton: „Wir Kinder standen Schlange für ein Eis“<br />

Zu Fuß zur Arbeit<br />

Auch Arbeit fand man gut in Nuttlar. Ob im Schieferbergwerk<br />

oder bei der Kornbrennerei Schneider, bei Mönig<br />

oder Sauerwald & Söhne, aber auch bei vielen Handwerkern<br />

oder im Kohlenhandel Friederichs gab es genug<br />

zu tun. Unvergessen sind dorfbekannte Originale wie<br />

Adolf Kissler, der tagtäglich mit seinem Pferdewagen die<br />

Dorfhaushalte mit Kohle belieferte. Heute beschränkt<br />

sich das Jobangebot im Wesentlichen auf die Firmen<br />

Martinrea Honsel und den Dusch- und Brauseschlauchhersteller<br />

Ramspott.<br />

Glockenläuten um Mitternacht<br />

Nicht nur das Arbeiten, sondern auch Zusammenhalt<br />

und Miteinander waren früher anders.<br />

„Wir hatten hier immer viel Spaß“, berichtet<br />

Heinz Kersting. „Neben den Festen, die es sehr häufig<br />

gab, waren etliche Dorfbewohner auch stets zu Scherzen<br />

aufgelegt.“ Eine Anekdote fällt ihm ein: „Das Geld für den<br />

Bau des Kindergartens reichte nicht, und so ging Pastor<br />

Finke auf dem Feuerwehrfest mit der Sammeldose herum.<br />

Da wir aus seiner Sicht nicht großzügig genug hineinwarfen,<br />

bot er für ein Extra-Scheinchen an, die Spender in<br />

sein Gebet aufzunehmen. Das war uns Nuttlarern nicht<br />

genug und so handelten wir ihn hoch auf ein lautes Glockenläuten<br />

um Mitternacht. Wir hatten unseren Spaß –<br />

und der Kindergarten konnte gebaut werden.“<br />

Typische Nuttlar-Events:<br />

Weltrekord und Straßenrennen<br />

„Ja, in Nuttlar wurde es nie langweilig“, fügt Luise Dünschede<br />

hinzu. „Unvergessen sind Events wie das Bierfass-<br />

Rollen mit offiziellem Weltrekord. Und dann natürlich<br />

die legendären Bergrennen auf der kurvigen Rennstrecke<br />

zwischen Nuttlar und Kallenhardt. Das Dorf stand Kopf,<br />

wenn bis zu 30.000 Fans hierherkamen, um Rennsportgrößen<br />

wie Jochen Maas oder Hans-Joachim Stuck zuzujubeln.“<br />

Auch in diesem Jahr gibt es viele Veranstaltungen auf<br />

denen unsere Drei kräftig mitfeiern können, denn<br />

Nuttlar feiert sein 950. Jubiläum. ■<br />

Zeichnung: http://www.wir-nuttlarer.de<br />

WIR GRATULIEREN NUTTLAR ZUM DORFJUBILÄUM<br />

Danke, dass wir ein Teil von euch sein dürfen - demnächst auch am neuen Standort<br />

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ÜBERGEWICHT - DIE OFT UNTERSCHÄTZTE GESUNDHEITSGEFAHR<br />

Die Zahlen sind erschreckend, die Folgen noch<br />

mehr: Laut RKI sind 34 % der Erwachsenen<br />

von “bauchbetonter Adipositas” betroffen. Das<br />

sogenannte viszerale Fett, das in der Bauchhöhle sitzt, ist<br />

eine tickende Gesundheitsbombe. Es setzt chronische Entzündungen<br />

in Gang und beeinflusst das Immunsystem,<br />

außerdem erhöht es das Risiko für Herzkrankheiten und<br />

Typ2-Diabetes.<br />

Mit einer Diät ist es bei den Menschen, die zu Dr. Martin<br />

Pronadl, Ärztlicher Direktor am Krankenhaus Maria Hilf<br />

in Brilon, ins Adipositaszentrum kommen, nicht getan. Viele<br />

von ihnen haben einen Bodymaß-Index von über 40 kg/<br />

m² und damit krankhaftes Übergewicht. Dr. Pronadl ist es<br />

wichtig klarzustellen, dass „massives Übergewicht krankhaftes<br />

Übergewicht ist“ und damit eine chronische Erkrankung<br />

darstellt. In seiner Abteilung werden Patienten ab einem BMI<br />

über 35 kg/m² mit erheblichen Begleiterkrankungen behandelt.<br />

„Ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel“ – dieser Spruch<br />

hat ausgedient. „Es kommen immer mehr Männer zu uns“,<br />

berichtet Dr. Pronadl. „Bauchfett ist viel schädlicher als Hüftspeck<br />

und produziert Hormone und Substanzen, die Entzündungen<br />

fördern und somit das Immunsystem schwächen. Je<br />

mehr Bauchfett, desto größer ist das Risiko an einem Herzinfarkt<br />

oder Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Zusätzlich<br />

verfetten die inneren Organe. Insbesondere die Leber und die<br />

Bauchspeicheldrüse.“ Durch Magenverkleinerungseingriffe<br />

ist es den Patienten nicht mehr möglich, die gleichen Mengen<br />

an Nahrung aufzunehmen. Im ersten Jahr nach der bariatrischen*<br />

Operation nehmen sie das meiste Gewicht ab. Um aber<br />

nicht wieder zuzunehmen, müssen sie ein Leben lang darauf<br />

achten, was sie essen. „Denn natürlich kann man den Magen<br />

wieder „groß“ essen und somit wieder zunehmen. Es bleibt<br />

eine lebenslange Lebensumstellung für die Patienten”, klärt<br />

Dr. Pronadl auf.<br />

„Natürlich birgt jede Operation ein Risiko, aber die Risiken<br />

einer solchen Operation sind durchaus überschaubar“, versichert<br />

Dr. Pronadl und fährt fort: „Die Erfolgsquote dabei<br />

liegt immer auch am Patienten. Wir machen den operativen<br />

Teil und den Rest macht der Patient zusammen mit der Ernährungsberatung<br />

bzw. den Koordinatoren. Wir klären die<br />

Patienten über alle Möglichkeiten auf und begleiten sie auf<br />

dem kompletten Weg durch das Multimodale Therapiekonzept,<br />

wenn eine Operation für die Patienten in Frage kommt.”<br />

Nach dem operativen Eingriff wird eine lebenslange Nachsorge<br />

garantiert. Alle Patienten, mit oder ohne operativen Weg,<br />

werden der Selbsthilfegruppe Adipositas im Krankenhaus<br />

Brilon angeschlossen, um sich auszutauschen. Die Wichtigkeit<br />

dieses Austausches kann auch Adipositas-Koordinatorin<br />

Sarah Wiese bestätigen: „In kleinen Gruppen motivieren<br />

die Patienten sich auch gegenseitig, verabreden sich mal zum<br />

Sport.“ Durch ihre persönliche Erfahrung und medizinische<br />

Ausbildung kann sie sich sehr gut in die Patienten hineinversetzen.<br />

„Für die Patienten ist es sehr wichtig, jemanden zu<br />

haben, der sie versteht und sie nicht direkt verurteilt.“ Sarah<br />

Wiese war selbst seit ihrer Kindheit stark übergewichtig. Eine<br />

Hormonstörung war der Grund. Als später der Kinderwunsch<br />

laut wurde, rieten Endokrinologe und Gynäkologe zur Magenverkleinerung.<br />

Für Sarah Wiese keine leichte, aber eine unbedingt<br />

gute Entscheidung. 65 Kilo hat die Elleringhauserin<br />

verloren. Sarah Wiese führt seitdem ein komplett neues und<br />

aktives Leben mit Familie und Hund. Michael Hanses wurde<br />

vor acht Wochen operiert: „Bei mir ist alles hervorragend<br />

gelaufen und es gab auch keine Komplikationen. Der „Kopf-<br />

Hunger“ ist zwar noch da, aber ich komme gut zurecht. Ich<br />

werde aber weiter in der Selbsthilfegruppe bleiben, weil man<br />

dort immer ein offenes Ohr für evtl. Probleme hat und auch<br />

sehr schnell einen Termin bekommt.“ ■<br />

*Bariatrie = medizinische Behandlung<br />

des Übergewichts<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 77


Marek Sliwiok aus Antfeld<br />

„ES ZÄHLT DER AUGENBLICK -<br />

IN JEDER HINSICHT ...“<br />

Sonja Funke<br />

Iris Böning & Privat<br />

Ja,<br />

der Augenblick. Er macht die Werke von<br />

Marek Sliwiok aus, in jeder Hinsicht. Seit<br />

der Antfelder ein kleiner Junge war, zeichnet<br />

und malt er. Dies unbedingt auch, um nach einem<br />

langen Arbeitstag als hauptberuflicher Holzwerker und<br />

außerhalb vom familiären Alltag zu entspannen. Mit<br />

Pastellkreiden, mit Bleistift, mit Buntstiften. Mit dem,<br />

was passt, in genau diesem Moment.<br />

So kommen auch die meisten Bilder über den einen Augenblick<br />

zu ihm. Weil jemand zum Beispiel jemanden kennt,<br />

der weiß, dass der 52-Jährige malt. Marek Sliwiok hat seine<br />

Familie ebenso wie Kommunionkinder porträtiert. Er hat<br />

die Mutter Gottes in ihrer Grotte auf dem Hamberg und<br />

die Kreuzweg-Bilder restauriert. Er hat fantastische Zeichnungen<br />

für ein psychologisches Kinder-Buch erstellt und<br />

Farbenglasfenster zusammengesetzt. „Sehr gerne beschäftige<br />

ich mich mit Porträts. Ich versuche dabei, die individuellen,<br />

für jeden Menschen dazugehörigen Eigenschaften herauszufiltern.<br />

Noch viel interessanter ist das bei Karikaturen, wo zusätzlich<br />

ein Spaßfaktor unentbehrlich ist.“<br />

Wenn das Suchen wichtiger ist...<br />

Als wir den kleinen Atelier-Raum in seinem Antfelder Wohnhaus<br />

betreten, fällt der Blick sofort auf das große Porträt auf<br />

der Staffelei. Das Gesicht ist bereits gemalt, ein Foto dient<br />

als Vorlage. „Mein Schwager wollte, dass ich ihn male. Was<br />

meint ihr, wie kann ich ihn etwas anders darstellen, vielleicht<br />

als Helden?“ Wir rufen ihm spontan Herkules, römischer<br />

Feldherr, Asterix und Obelix und Superman rein. Und wir<br />

sehen ihm an, wie es innerlich rotiert. „Das Malen bedeutet<br />

für mich die Auseinandersetzung mit einem Prozess, wo<br />

das Suchen generell wichtiger ist als das Finden.“ Wie ging<br />

das alles los? „Ich glaube, am Anfang war es keine bewusste<br />

Entscheidung, zu malen oder zu zeichnen. Es war eher unbewusst<br />

das Bedürfnis, den Stift in die Hand zu nehmen und<br />

loszulegen. Sicherlich hat das Umfeld, in dem ich aufgewachsen<br />

bin, hier eine wichtige Rolle gespielt.“<br />

Impulse aus der alten Heimat<br />

Damals lebte Marek Sliwiok noch in Kattowitz in Polen, vor<br />

rund 30 Jahren kam er ins Sauerland. „In einer grauen Industriestadt<br />

in Schlesien sucht man ohnehin instinktiv nach<br />

farbigen Objekten.“ Alles Bunte, ob in der Umwelt oder in<br />

Büchern, inspirierte ihn. „Außerdem verbrachte ich viel Zeit<br />

bei meiner Großmutter und schaute ihr bei der Arbeit als<br />

Künstlerin zu. Dieses Eintauchen in eine andere, fantastische<br />

Welt ist immer wieder aufs Neue ein schönes Erlebnis<br />

gewesen. Und auch die farbigen Werke der Glasfenstermalereiwerkstatt<br />

meines Urgroßvaters übten eine geradezu ma-<br />

78 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


gische Wirkung auf mich aus.“ All diese Impulse ließen ihn<br />

als weiterführende Schule das fünfjährige Kunstlyzeum in<br />

Kattowitz wählen. „Hier standen Kunstgeschichte, Zeichnen<br />

und Malen, Bildhauerei, Buchstabenzeichnen und Kunstschmieden<br />

auf dem Stundenplan.“<br />

Die Freiheit, ohne Druck zu arbeiten<br />

Was wurde daraus? Hobby? Profession? Er beschreibt es so:<br />

„Das Malen selbst, also das Suchen, ist ein richtig schönes<br />

Gefühl. Es reicht, wenn man halbwegs mit dem Endeffekt<br />

zufrieden ist. Wahrscheinlich deswegen sehe ich mich nicht<br />

als Künstler. Würde ich das nämlich machen, wäre ich verpflichtet,<br />

mich mit den Besten zu messen und durchgehend<br />

ästhetisch gelungene Werke zu entwerfen. Ich nehme mir lieber<br />

die Freiheit, ohne Druck zu arbeiten. Andererseits möchte<br />

ich nicht irgendetwas auf die Leinwand schmieren und den<br />

Betrachter nach dem Ausdruckssinn suchen lassen. Wenn ich<br />

das Gefühl habe, dass ich mich im Kreis drehe und kaum<br />

weiterkomme, so lege ich das Projekt aufs Eis – manchmal<br />

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jedem empfehlen, so schwer<br />

es auch ist, anfangs vor einem weißen Blatt zu stehen. Er weiß<br />

aus Erfahrung: „Sobald der erste Strich sichtbar ist, wird der<br />

Kreativität nichts im Wege stehen. Der erste lebendige Strich.<br />

Durch die kreative Arbeit kann jeder den Weg zum tiefsten<br />

Ich finden und zum Ausdruck bringen. Die eigene Schöpfungskraft<br />

wird aktiviert und vielleicht werden sich als Folge<br />

die verborgenen Talente und Fähigkeiten entfalten.“ Gern<br />

zitiert er seine Cousine Katherina, die vor nicht allzu langer<br />

Zeit ihre Leidenschaft fürs Malen entdeckt hat: „Heute in der<br />

schnell lebenden Welt ist es immer mehr notwendig, etwas<br />

Zeit für sich zu finden, sich zu entschleunigen und auch mal<br />

zu spüren, einen Glücksmoment zu erleben.“<br />

Das Schöne: Dieser Augenblick gehört beiden, erst Marek<br />

Sliwiok, dann dem Betrachter! ■<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 79


Maximilian Rados – ambitionierter<br />

Amateur in der Bundesliga<br />

MAXI UND DIE<br />

FREIHEITSMASCHINE<br />

Britta Melgert<br />

sabrinity<br />

und zu aufs Rad umzusteigen, ist in<br />

vielerlei Hinsicht eine gute Empfehlung.<br />

Ab Schon lange wird der Trend auch im Sauerland<br />

immer deutlicher. Natürlich gibt es auch Menschen,<br />

deren tägliches Pensum wir Durchschnittsradler<br />

nie erreichen. Einer von ihnen ist Maximilian Rados<br />

aus Meschede.<br />

Zurückblickend auf seine sportlichen Anfänge erkennt<br />

Maximilian bereits im kleinen Maxi einen ausgeprägten<br />

Kampfgeist. „Wie im Sauerland üblich, habe auch ich mich<br />

zunächst beim Fußball ausprobiert. Doch schnell merkte<br />

ich, dass ich zwar ein Teamplayer bin, aber trotzdem mehr<br />

auf mich selbst setzen wollte, auch um spontaner trainieren<br />

zu können. Eine gute Alternative war der Radsport. Und<br />

natürlich stand zuhause das Kommunionfahrrad, das ohnehin<br />

als Transportmittel ständig im Gebrauch war.“<br />

Entwicklung<br />

Maxi machte sich gut, und so gab es bald erste Starts<br />

bei Kinderrennen. Dann mit 13 Jahren der Umstieg<br />

aufs Rennrad. „Ich hatte Glück, und wurde immer gut<br />

durch meine Vereine betreut, zuletzt lange Jahre vom RC<br />

Viktoria Neheim“, erzählt Maximilian. „Da geht’s ja nicht<br />

nur um die Steigerung der Kondition. Wie im Elternhaus<br />

auch, werden hier für Heranwachsende Werte gesetzt.<br />

Man orientiert sich an Trainern, Teamkollegen und<br />

sonstigen, den Vereinen verbundenen Menschen.“<br />

Wegbegleiter<br />

Ein interessantes Thema. Maximilian, der für Freunde auch<br />

heute noch „der Maxi“ ist, zählt mit leuchtenden Augen<br />

auf: „Bastian Müller aus Wenholthausen hat mich beispielweise<br />

stark geprägt. Er war anfangs mein fester Ansprechpartner<br />

und immer für mich da. Ebenfalls wichtig war der<br />

alte Trainer Lothar Föst. Er wollte immer der Jugend was<br />

mitgeben - ein Mentor par excellence. Und dann natürlich<br />

Kai Exner - DAS Vorzeigesymbol des hiesigen Radsports.<br />

Anfänglich sind wir noch gemeinsame Rennen gefahren,<br />

aber selbst heute noch hängt er mich locker ab. In der gemeinsamen<br />

Zeit ist eine schöne Freundschaft entstanden,<br />

die ich sehr schätze.“<br />

Beides wichtig: Beruf und Sport<br />

Zum Ende der Schulzeit stand Maximilian vor der Wahl,<br />

ob es für ihn in Richtung Profikarriere gehen sollte oder ob<br />

eine Amateurlaufbahn mit Berufsausbildung der richtige<br />

80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Weg wäre. „Die Entscheidung für die zweite Variante habe<br />

ich nie bereut, denn in meinem Beruf gehe ich ebenfalls voll<br />

auf. Ich verbinde beides so gut es geht. Die Strecke zum Arbeitgeber<br />

in Belecke wird halt mit dem Rad absolviert. Dort<br />

guckt schon lange niemand mehr komisch, wenn ich mich<br />

vor Dienstbeginn erstmal frisch machen muss fürs Büro“,<br />

erzählt Maximilian schmunzelnd. „Inzwischen bin ich seit<br />

15 Jahren Lizenzfahrer und fahre in der Bundesliga für den<br />

FSV Köln im Team HCC. Im kommenden <strong>Sommer</strong> führt<br />

übrigens ein Teil der Strecken zur Deutschen Meisterschaft<br />

direkt durchs Sauerland. Es wäre mein größter sportlicher<br />

Wunsch, dabei in der Heimat am Start zu stehen.“<br />

Unterschätzte Herausforderung<br />

„Eine nette Anekdote am Rande: Kürzlich habe ich meine<br />

HCC-Teamkollegen, die aus ganz Deutschland kommen,<br />

zu mir nach Meschede eingeladen, für gemeinsame Touren<br />

durchs Sauerland.“ Maximilian muss grinsen. „Nicht einer<br />

von ihnen hätte mit dieser großen Herausforderung durch<br />

die stetigen Anstiege gerechnet, aber auch nicht mit dieser<br />

tollen Landschaft. Sowas macht mich stolz auf meine schöne<br />

Heimat.“<br />

„Mein größter Wunsch: Bei der<br />

Deutschen Meisterschaft als Sauerländer<br />

in der Heimat am Start zu stehen.“<br />

(Maximilian Rados)<br />

Mein Fahrrad – meine Freiheitsmaschine<br />

Und diese Liebe für das Sauerland ist für ihn zusätzlicher<br />

Motivator, sich immer wieder aufs Rad zu setzen. „Hier<br />

gibt es so viele Strecken, dass es nie langweilig wird. Und<br />

selbst, wenn mal zeitlich keine große Tour drin ist, geht’s fix<br />

mit dem Rad hoch auf den Klausenberg, weiter Richtung<br />

Berghausen, Hennesee und dann mal schauen. Wenn ich<br />

so durch die Gegend husche, ist das Gefühl der Freiheit wie<br />

ein Rausch.“ Er ergänzt: „Im ausgehenden 19. Jahrhundert<br />

nannte man das Fahrrad auch Freiheitsmaschine. Es brachte,<br />

insbesondere auch für Frauen, die gute Gelegenheit, mobiler<br />

und damit unabhängiger, freier zu werden. Unabhängigkeit<br />

und Freiheit, das ist genau auch das, was ich bei jeder<br />

Radtour fühle.“ ■<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 81


Deutsche Meisterschaft im Sauerland<br />

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SCHERF UND VOLKERT DREHEN<br />

Heimspiel für das SARIS ROUVY SAUERLAND Team<br />

bei den Deutschen Straßenmeisterschaften AM GROSSEN im Sauerland. RAD<br />

Philip Stallmeister<br />

Das Team Sauerland ist, mittlerweile als Saris Rouvy Sauerland<br />

Team unterwegs, längst den Kinderschuhen entsabrinity<br />

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SCHMALLENBERG<br />

A<br />

ls Rennen in der Radbundesliga hat sich<br />

die Sauerlandrundfahrt etabliert. Nun<br />

ist ein Großteil der bekannten Strecke<br />

Bestandteil des Straßenrennens der Deutschen<br />

Radrennmeisterschaft. Vom 24. bis 26. Juni befindet<br />

sich die deutsche Rad-Elite im Sauerland,<br />

um die besten in diversen Disziplinen zu finden.<br />

Verantwortlich für die Austragung der Sauerlandrundfahrt<br />

sind Jörg Scherf und Heiko Volkert von SVL Sports<br />

aus Eslohe. Als Versicherer von Radprofis haben sie sich<br />

mit ihrem Unternehmen etabliert. Durch diese Arbeit und<br />

den Kontakt mit ambitionierten Sportlern kamen dann<br />

auch die Ideen, einen eigenen Rennstall und auch ein Rennen<br />

im Sauerland zu etablieren.<br />

www.sauerlandrundfahrt.de<br />

82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


wachsen und fährt nicht nur in der Rad-Bundesliga ganz<br />

vorne mit. Die Sauerlandrundfahrt gehört auf diesem<br />

Niveau zu den anspruchsvollsten Kursen und bildete 2019<br />

und 2021 im letzten Rennen das große Finale der Bundesligasaison.<br />

Nun wird ein Großteil der Strecke Schauplatz<br />

der Deutschen Meisterschafts-Route sein. Wer allerdings<br />

glaubt, dass ein Bundesligarennen als komplette Schablone<br />

für eine DM passt, der irrt. „Es ist ein Riesenunterschied.<br />

Wir haben drei Regionen im Sauerland, die wir unter einen<br />

Hut bringen Heimspiel müssen. für das Da SARIS ist ROUVY zum einen SAUERLAND die Gegend Team rund<br />

um Marsberg, bei den Deutschen wo die Zeitfahrwettbewerbe Straßenmeisterschaften im Sauerland. sind, dann die<br />

längere Sauerlandrundfahrt und das Rennen der Frauen<br />

von Siedlinghausen. Das bedeutet viel mehr Aufwand für<br />

Ordnungsämter, Polizei und Absperrungen. Die Ordneranzahl<br />

verdoppelt sich da mal eben“, zählt Heiko Volkert<br />

einiges im Vergleich auf. Volkert ist den Verantwortlichen<br />

und den Menschen im Sauerland dankbar, dass die Deutsche<br />

Meisterschaft in der Region stattfinden kann. Von<br />

Marsberg im Nordosten bis Schmallenberg im Südwesten<br />

wird ein Großteil einen Streckenteil stellen. „So viel Ehrenamt,<br />

das da im Einsatz ist, meines Wissens gab es das<br />

so noch nicht. Bei einem Bundesschützenfest ist alles an<br />

einem Ort. Da ist das ein Verein, der ausrichtet. Bei uns<br />

sind so viele im Einsatz. Diese positive Einstellung auch<br />

bei den Ordnungsämtern und der Polizei spricht für das<br />

Sauerland“, schwärmt Volkert in sprühender Begeisterung<br />

über das Engagement. Die Helfer und Zuschauer sorgten<br />

bereits in den Vorjahren für besondere Atmosphäre an den<br />

markanten Punkten. Die Bergwertungen an der Hirschberger<br />

Wand, am Arnsberger Schlossberg, dem Niederwald<br />

zum Odin bei Meschede und der Rochuskapelle in<br />

Eslohe mutierten während der Durchfahrt des Renntrosses<br />

zur Partymeile. ■<br />

138 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 83


„Alles mit Liebe.“<br />

Caritas Meschede sorgt mit<br />

Nächstenliebe für die Menschen<br />

in Bestwig, Eslohe, Meschede und<br />

Schmallenberg<br />

Die Caritas ist im Sauerland in vielen<br />

verschiedenen Bereichen tätig. Senioren,<br />

behinderte Menschen und Kinder werden von<br />

ihr liebevoll versorgt. Weit verstreut bietet sie im Sauerland<br />

auch eine spannende Perspektive für die Berufswahl.<br />

Ob stationär oder ambulant: Junge Menschen<br />

mit Interesse an Pflegeberufen finden bei der Caritas<br />

abwechslungsreiche und zukunftssichere Möglichkeiten.<br />

<strong>WOLL</strong> hat in einem Interview mit Dominik Hansmeier,<br />

Natalie Plett und Michael Rosenkranz über den Stand<br />

und die Zukunft der Caritas Meschede gesprochen.<br />

Michael Rosenkranz (61 Jahre) ist in einer Handwerkerfamilie<br />

aufgewachsen und seit mehr als 30 Jahren als Sozialarbeiter<br />

tätig. „Ich bin durch eine Mutterschaftsvertretung<br />

zur Caritas gekommen“, beschreibt er seinen Werdegang<br />

bei der Caritas. Seine Kollegin Natalie Plett (27) hat nach<br />

dem Abitur eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin<br />

gemacht. Neben ihrem Pflegemanagementstudium<br />

in Münster hat sie an den Wochenenden bei der<br />

Caritas gearbeitet, die sie schon während ihrer Ausbildung<br />

kennengelernt hatte. „Mit einem guten Jahr Unterbrechung<br />

bin ich nun seit 2016 bei der Caritas Meschede in<br />

verschiedenen Bereichen tätig“, so die jetzige Ausbildungskoordinatorin.<br />

Caritas als Leistungsanbieter<br />

und Ausbildungsbetrieb<br />

Dominik Hansmeier (36) leitet den Bereich Personal und<br />

Organisation. Sein Berufsleben startete er mit einer kaufmännischen<br />

Ausbildung in der Automobilbranche. Über<br />

den Vertrieb ging es für ihn in den Personalbereich und so<br />

hat er sieben Jahre beim Josefsheim Bigge in dieser Funktion<br />

gearbeitet. „Ich habe mich 2018 bei der Caritas beworben,<br />

weil ich hier spannende Entwicklungsmöglichkeiten<br />

gesehen habe“, fasst der Olsberger zusammen.<br />

Neben dem Standort Meschede ist die Caritas auch in<br />

Bestwig, Schmallenberg und Eslohe zentral vertreten. Alles<br />

muss gut organisiert sein: der Bereich Menschen mit Pflegebedarf,<br />

Familie und sozialer Dienst, Menschen mit Behinderung<br />

und natürlich der Verband als solcher. Beispielsweise<br />

organisiert die jeweilige Sozialstation die Versorgung<br />

der Klientinnen und Klienten: Die Pflegedienstleitung der<br />

Station plant mit den Teamleitungen die hauswirtschaftliche<br />

und pflegerische Versorgung, diese wird in einem Tourenplan<br />

hinterlegt.<br />

„Einigen ist das vielleicht nicht bekannt: Wir haben einen<br />

kirchlichen Hintergrund, aber unsere fachliche Arbeit hat<br />

sich deutlich professionalisiert“, so Natalie Plett über den<br />

Ruf des Verbandes. „Caritas ist auch nicht gleich Caritas,<br />

denn sie ist in viele Strukturen untertteilt“, ergänzt Michael<br />

Rosenkranz. „Wir als gemeinnütziger Verein, die ehrenamtliche<br />

Caritas in den Kirchengemeinden, die Caritas<br />

Deutschland mit dem weltweit agierenden Hilfswerk Caritas<br />

International.“ Eins haben alle dieser Verzweigungen<br />

gemein: Sie machen ihre Arbeit mit (Nächsten-)Liebe.<br />

Was hat sich verändert?<br />

<strong>WOLL</strong>: Herr Rosenkranz, hat sich die Arbeit der Caritas<br />

in Meschede über die Jahre verändert?<br />

Michael Rosenkranz: Einige grundlegende Probleme der<br />

84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Menschen haben sich kaum verändert. Sorgen in der Familie,<br />

Krankheit und Sterben gehören immer zum Leben<br />

dazu. Hier haben wir immer noch die gleichen Themen<br />

wie vor 30 Jahren. Aber andere Bereiche und auch die<br />

Rahmenbedigungen haben sich sehr verändert – Stichwort:<br />

Individualisierung der Gesellschaft, Digitalisierung,<br />

Medienkonsum, Migration und vieles mehr. In diesem<br />

Spannungsfeld bieten wir unverändert unsere Hilfe an,<br />

egal ob es um Pflegebedürftigkeit, Erziehung oder andere<br />

Beratungsangebote geht. Die Umstände wandeln sich und<br />

wir müssen uns dem anpassen, aber wir sind nach wie vor<br />

ein offenes Haus. Die Menschen sehen das Logo der Caritas<br />

und wissen, wofür es steht.<br />

<strong>WOLL</strong>: Herr Hansmeier, wie hat sich die Organisation<br />

der Caritas verändert?<br />

Dominik Hansmeier: Die Arbeit des Caritasverbandes<br />

hat sich über die Jahre professionalisiert. Früher war die<br />

Caritas noch keine Sozialstation und die Krankenschwester<br />

hat die Dienstpläne geschrieben. Aber wir sind stark<br />

gewachsen. Seit ich hier angefangen habe, sind wir um 160<br />

Mitarbeiter gewachsen. Jeden Tag betreuen und versorgen<br />

wir rund 2.000 Klienten. Da existieren viele Strukturen<br />

und Ebenen, gerade auch bei der Administration, die es<br />

vor 20 Jahren noch nicht gegeben hat.<br />

<strong>WOLL</strong>: Frau Plett, was sollte jemanden auszeichnen,<br />

der für die Caritas arbeiten möchte?<br />

Natalie Plett: Auf jeden Fall braucht man sehr viel Einfühlungsvermögen.<br />

Man muss sich immer bewusst sein,<br />

dass die Menschen auf einen angewiesen sind. Gerade in<br />

der ambulanten Pflege ist es für die Senioren oder Kranken<br />

das Highlight des Tages, wenn jemand einfach mal da ist,<br />

gerade, wenn die Menschen alleine wohnen. Man arbeitet<br />

mit Menschen zusammen, denen man hilft und die sehr<br />

dankbar für diese Hilfe sind. Jeder wird alt und jeder wird<br />

irgendwann auf Hilfe angewiesen sein. Deswegen ist es<br />

außerordentlich wichtig, dass es Menschen gibt, die diesen<br />

besonderen Beruf ausüben. ■<br />

Wichtige Kennzahlen und Leistungsdaten<br />

Mitarbeiter – 605 Mitarbeitende, davon 432 in der Pflege<br />

Klienten – 2.000 Menschen täglich, davon 1.200 in der<br />

Pflege<br />

Einrichtungen<br />

Bestwig: Sozialstation Bestwig • Tagespflege St. Anna Nuttlar<br />

Eslohe: Kardinal-von-Galen-Schule • Sozialstation Eslohe •<br />

Tagespflege Am Kurpark<br />

Meschede: Ambulanter Hospizdienst • Beratungsstelle für<br />

Eltern, Kinder und Jugendliche • Kinderhort • Marcel-Callo-<br />

Haus für Menschen mit Behinderung • Montessori-Kinderhaus<br />

• Seniorenzentrum St. Elisabeth • Sozialstation Meschede •<br />

Tagespflege Haus Schamoni • Tagespflege Am Hennepark •<br />

Tafel Meschede<br />

Schmallenberg: Beratungsstelle für Eltern, Kinder und<br />

Jugendliche • Sozialstation Schmallenberg • Tagespflege Bad<br />

Fredeburg<br />

INNENAUSBAU<br />

INDIVIDUELLER MÖBELBAU<br />

BÜROEINRICHTUNGEN<br />

KÜCHENEINRICHTUNGEN<br />

OBJEKTEINRICHTUNGEN<br />

TREPPEN<br />

LIEFERUNG UND MONTAGE<br />

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57392 Schmallenberg<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 85


BRILONER<br />

FILETSTÜCKE<br />

DER BESONDEREN ART<br />

Starke Wirtschaft mit vorbildlicher Zusammenarbeit<br />

und hoher Heimatverbundenheit<br />

Paul Senske<br />

sabrinity<br />

Allein der Blick auf die Zahlen unterstreicht<br />

eine außergewöhnlich positive Tendenz: Die<br />

Briloner Wirtschaft hat sich in den vergangenen<br />

Jahren zu einem Filetstück der besonderen Art entwickelt.<br />

„Viele heimatverbundene Menschen sind in<br />

Führungspositionen der Betriebe. Sie haben nicht nur<br />

ihre Firmen im Blick, sondern sie richten auch und besonders<br />

den Blick auf die Stadt und tragen gesellschaftliche<br />

Verantwortung“, sagt Oliver Dülme. „Diese Haltung<br />

ist in Brilon sehr stark ausgeprägt.“<br />

Dülme hat die Zahlen im Blick und weiß, worüber er<br />

spricht. Der 38-jährige Diplom-Geograf aus Erlinghausen<br />

ist seit 2011 Wirtschaftsförderer und seit 2019 gemeinsam<br />

mit Rüdiger Strenger Geschäftsführer der Brilon Wirtschaft<br />

und Tourismus GmbH. „Wir haben vor allem im<br />

Bereich der Arbeitsplätze eine sehr gute Entwicklung genommen“,<br />

betont Dülme. „Brilon verzeichnet die höchste<br />

Steigerung in den letzten 15 Jahren, wobei alle HSK-Kommunen<br />

Zuwächse aufweisen. Wir haben in Brilon noch<br />

eine Schüppe draufgelegt.“ Der Anstieg beträgt von März<br />

2007 bis März 2022 exakt 46,88 Prozent, von 9.579 auf<br />

14.070 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Das<br />

ist eine Steigerung um 4.491. Brilon mit 27.440 Einwohnern<br />

ist derzeit nach Arnsberg (78.500) die Kommune mit<br />

den meisten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im<br />

HSK. „Die positive Entwicklung erfolgte vor allem aus<br />

dem Bestand.<br />

Die größeren Unternehmen haben sich weiterentwickelt,<br />

aber auch viele kleine und mittlere Betriebe sind<br />

gewachsen.“<br />

Deutlich mehr Arbeitsplätze,<br />

als die Bevölkerung benötigt<br />

Zwei weitere Statistiken unterstreichen den blühenden<br />

Wirtschaftsstandort der „Stadt des Waldes“: Bei der „potenziellen<br />

Arbeitsplatzversorgung“, dem Verhältnis zwischen<br />

Arbeitsplätzen und Arbeitnehmern vor Ort, weist<br />

die Stadt mit 119,8 den höchsten Wert im Hochsauerlandkreis<br />

auf. „Brilon hat deutlich mehr Arbeitsplätze vor Ort,<br />

als die Bevölkerung benötigt.“ Bei den Pendlerzahlen ist<br />

der Saldo ebenfalls bemerkenswert. So betrug Mitte 2021<br />

die Zahl der Einpendler 8.018, die der Auspendler 5.215.<br />

„Diese Differenz ist sehr hoch und ungewöhnlich für eine<br />

Beim Blick auf die Betriebe sticht die Elektroindustrie<br />

ins Auge. „Die Häufung der Betriebe im Elektrobereich<br />

ist schon außergewöhnlich.“ Zudem weist Brilon einen<br />

breiten Branchenmix der großen, mittleren und kleineren<br />

Unternehmen und Betriebe auf: Elektroindustrie, Holzverarbeitung<br />

mit der gesamten Wertschöpfungskette vom<br />

Wald über Sägewerke bis zu fertigen Produkten (u. a. Küche/Bad),<br />

Metallverarbeitung, Kunststoffindustrie, Gastgewerbe,<br />

Tourismus, Gesundheitswesen sind die stärksten<br />

und wichtigsten Branchen.<br />

86 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


„Die Briloner Wirtschaft zeichnen<br />

inhabergeführte Familienbetriebe mit einer<br />

hohen Heimatverbundenheit aus.<br />

Sie erkennen die Trends der Zeit und können<br />

mit innovativen Produkten auf dem<br />

Weltmarkt bestehen.“<br />

(Oliver Dülme)<br />

Begonnen hatte die positive Entwicklung Ende der 1980er-<br />

Jahre, nachdem Brilon von einer hohen Arbeitslosenquote<br />

gebeutet worden war. Mit der Ansiedlung von Egger und<br />

weiterer Industriebetriebe hat die positive Entwicklung<br />

von Brilon eingesetzt. „Egger und die weiteren Betriebe<br />

waren die Impulsgeber.“<br />

Das Erfolgsrezept des florierenden Wirtschaftsstandort<br />

fasst Dülme so zusammen: „Die Briloner Wirtschaft<br />

zeichnen inhabergeführte Familienbetriebe mit einer hohen<br />

Heimatverbundenheit aus. Sie erkennen die Trends<br />

der Zeit und können mit innovativen Produkten auf dem<br />

Weltmarkt bestehen.“ Viele Betriebe seien von Brilonern<br />

gegründet worden, das Zusammengehörigkeitsgefühl und<br />

die gesellschaftliche Verantwortung dementsprechend<br />

sehr ausgeprägt. „Bei Veranstaltungen sind die Firmenchefs<br />

immer präsent, das ist für sie selbstverständlich.“<br />

„Düt ist alles use“ (Das gehört alles uns)<br />

Ein wichtiger Player ist der Gewerbeverein mit den Fachausschüssen<br />

PRIMA Brilon (Einzelhandel, Dienstleistung,<br />

Gastronomie und Tourismus), Auto Brilon mit elf<br />

führenden Autohäusern sowie Briloner Bauhandwerker<br />

mit über 60 Betrieben. Eine bedeutende Rolle spielt die<br />

Unternehmensinitiative Big Six Brilon mit ihren zwölf<br />

Unternehmen und rund 6.500 Beschäftigten. Ein Highlight<br />

und praktisch ein Symptom für das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

ist der jährliche Fußball- und Familientag,<br />

stets am Tag des DFB-Pokalfinals in Berlin. „Die Unternehmen<br />

fühlen sich verpflichtet, was zu machen.“ Sie sind<br />

auch stolz auf „ihre“ Stadt. Der Schlachtruf beim „Stutzäsen“<br />

während der Schnade „Düt is alles use“ (Das gehört<br />

alles uns) ist geradezu bezeichnend für eine stolze Stadt<br />

mit einem hohen Zusammengehörigkeits- und Selbstwertgefühl<br />

und wichtig für die weitere Entwicklung, nicht nur,<br />

aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht.<br />

Mit Optimismus blickt Dülme in die Zukunft: „Die positive<br />

Entwicklung unseres starken und florierenden Wirtschaftsstandort<br />

wird sich fortsetzen.“ Eine große Herausforderung<br />

sei dabei die Sicherung von Fachkräften für die<br />

heimischen Betriebe. Als großes Pfund auf diesem Weg<br />

sieht der studierte Diplom-Geograf die guten Rahmenbedingungen.<br />

„Wir bieten gute Jobs in guten Firmen, der<br />

Wohnraum ist bezahlbar.<br />

Insgesamt<br />

bietet Brilon eine<br />

hohe Lebensqualität<br />

– wir sind der<br />

lebenswerte Wirtschaftsstandort<br />

im<br />

Grünen.“ ■<br />

BWT-Geschäftsführer Oliver Dülme<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 87


Andauernder Aufwärtstrend des Briloner Tourismus<br />

MÄRCHENHAFTE FAKTEN<br />

AUS DER STADT DES<br />

WALDES Christel Zidi BWT Brilon/sabrinity<br />

K<br />

önnen trockene Zahlen eine märchenhafte<br />

Situation widerspiegeln? Auf jeden Fall. Zumindest,<br />

wenn es um den Tourismus in Brilon<br />

geht. Ein Blick auf die Zahlen verrät, warum man in<br />

Brilon zurzeit sehr zufrieden kann.<br />

Ein Anstieg von sagenhaften 30 Prozent (Vergleich<br />

2019/2021) bei den Übernachtungszahlen in den Monaten<br />

Juli bis Oktober: Zahlen, die einen Touristiker glücklich<br />

machen können. Da können selbst die acht Prozent<br />

weniger (bezogen auf das Gesamtjahr) die Stimmung<br />

kaum trüben. Denn das, was im ersten Moment wie eine<br />

negative Schlagzeile wirken könnte, kann beim genaueren<br />

Hinsehen schnell relativiert werden. Schließlich gab es im<br />

Jahre 2021 eine fast fünfmonatige Schließung für Beherbungsbetriebe.<br />

„Ohne Lockdown hätten wir sicherlich<br />

mindestens 200.000 Übernachtungen gehabt. Berücksichtigt<br />

man die Betriebe unter zehn Betten sogar 300.000<br />

Übernachtungen“, berichtet BWT-Geschäftsführer Rüdiger<br />

Strenger. Als Grund für diesen letztlich sehr positiven<br />

Trend gibt Strenger an, dass schon in<br />

2019/2020 Kapazitäten ausgebaut<br />

wurden. Davon können die Briloner<br />

Gäste profitieren, die überwiegend<br />

aus NRW und Niedersachen den<br />

Weg ins Sauerland finden und natürlich<br />

unsere Nachbarn aus den Niederlanden,<br />

deren Anteil bei mindestens<br />

25 % liegt.<br />

Rückblick:<br />

Die Entwicklung der Übernachtungszahlen<br />

Vergleicht man die Übernachtungszahlen von 2019 gegenüber<br />

den Zahlen aus 2015 zeigt sich eine deutliche Steigerung.<br />

„Allein die Kurbeitragseinnahmen von 2019 haben<br />

sich gegenüber dem Jahr 2015 verdoppelt“, so Strenger.<br />

Trotz Schließung der Jugendherberge gab es 160.000<br />

Übernachtungen bzw. 250.000 Übernachtungen, wenn<br />

man die Betriebe unter zehn Betten berücksichtigt.<br />

Blick in die Zukunft<br />

Die Briloner folgen dem Trend: Im zweiten Halbjahr 2021<br />

und im ersten Quartal 2022 kamen 350 neue Betten auf<br />

den Markt. Für die Folgejahre sind sogar 400 weitere neue<br />

Betten in Planung. „Damit sind nach Eröffnung aller neuen<br />

Kapazitäten sogar insgesamt 450.000 Übernachtungen<br />

realistisch“, ist Strenger zuversichtlich.<br />

Magnetische Wirkung<br />

Wenn man bei manchen Orten von einer besonderen<br />

Strahlkraft spricht, die nach außen dringt,<br />

so sollte man bei Brilon wohl eher von Anziehungskraft<br />

sprechen. „Magnetische Wirkung<br />

hat da in erster Linie der Outdoortourismus<br />

in allen seinen Facetten“, erläutert das Rüdiger<br />

Strenger. „Das Wandern schon immer,<br />

88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


aber auch alle Formen des Radfahrens – und das mit deutlicher<br />

Steigerung.“ Eng verknüpft ist der Briloner Tourismus<br />

mit der heimischen Wirtschaft. Und auch hier zeigt sich ein<br />

positiver Trend.<br />

Die heterogene Mischung aus großen und kleinen Unternehmen<br />

aus den verschiedenen Branchen hat den Wirtschaftsstandort<br />

Brilon zu einer starken Marke werden lassen. Was<br />

sich wiederum auf die Übernachtungszahlen auswirkt. Der<br />

Geschäftsreiseverkehr hatte in 2019 einen Anteil von knapp<br />

10 % aller Übernachtungen, in Zahlen ausgedrückt rund<br />

23.000.<br />

Schon seit Jahrhunderten lockt die Hansestadt Brilon Menschen<br />

aus nah und fern an. Die Stadt war während der historischen<br />

Hanse ein wichtiger Handelsort. Und auch heute<br />

sind es wieder die Händler, besonders die Einzelhändler, die<br />

sich freuen, wenn die Menschen von überall her in ihre Stadt<br />

kommen. Was sich natürlich auch auf ihren Umsatz niederschlägt:<br />

Bei manchen haben die Touristen sogar einen Anteil<br />

von 20 bis 30 % ihres Umsatzes.<br />

Zum Schluss noch etwas zu den Menschen,<br />

die den Tourismus und die Gastronomie<br />

in Brilon aufrechterhalten, eingeschlossen<br />

die Briloner Waldfee, seit<br />

2004 die offizielle Repräsentantin<br />

der „Stadt des Waldes“.<br />

BWT-Geschäftsführer<br />

Rüdiger Strenger<br />

Was sie alle angeht, hat BWT-<br />

Geschäftsführer Rüdiger Strenger<br />

- trotz der sonst so erfreulich guten<br />

Zahlen - doch noch einen Wunsch:<br />

„Durch Corona ist die Personalsituation<br />

in der Gastronomie extrem schwierig geworden.<br />

Ich hoffe, dass es auch hier bald wieder aufwärts geht<br />

und viele Beschäftigte den Weg zurückfinden. Denn in<br />

kaum einer Branche lernt man – täglich – so viele Menschen<br />

kennen, führt unterhaltsame und interessante Gespräche –<br />

und kann ganz nebenbei auch seinen Horizont erweitern.“ ■<br />

Im Stadtgebiet Brilon werden rund<br />

70 Ferienwohnungen über das<br />

Onlineportal AiRBnB vermietet.<br />

Zoe Tilly, die amtierende Waldfee<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 89


Die Briloner – grafisch betrachtet<br />

Brilon 14.626<br />

Einwohnerzahlen<br />

Einwohnerzahlen<br />

Brilon und seine Ortssteile<br />

Gesamt: 27.372<br />

Gudenhagen-Petersborn 1.273<br />

Wülfte 402<br />

Thülen 965<br />

Scharfenberg 1.362<br />

Altenbüren 1.384<br />

Alme 1709<br />

Brilon-Wald 452<br />

Madfeld 1.273<br />

Hoppecke 1.156<br />

Rösenbeck 777<br />

Rixen 110<br />

Radlinghausen 139<br />

Nehden 447<br />

Messinghausen 749<br />

Esshoff 77<br />

Bontkirchen 471<br />

8.018<br />

Einpendler<br />

5.215<br />

Auspendler<br />

Geschlechter-<br />

Verteilung<br />

13.698<br />

13.674 13.674<br />

Generationen<br />

Altersverteilung (nur Kernstadt)<br />

.<br />

„Brilon hat deutlich mehr Arbeitsplätze<br />

vor Ort, als die Bevölkerung<br />

benötigt.“ (Oliver Dülme)<br />

.<br />

90 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Christel Zidi<br />

Brilons Geschichte<br />

als Handels- und<br />

Wirtschaftsstandort<br />

BRILONER<br />

NETZWERKER<br />

– FLEISSIGE<br />

KAUFLEUTE<br />

Stadtarchiv Brilon & Wikimedia<br />

Die Briloner beherrschten - unbewusst - schon<br />

recht früh einige volkswirtschaftliche Regeln,<br />

zu denen auch der Austausch von Waren gehörte.<br />

Aber es war nicht nur der Import und Export;<br />

man „tauschte“ auch Informationen und damit Wissen.<br />

Letztlich kurbelte der wirtschaftliche Erfolg auch den<br />

Arbeitsmarkt an. Wenn Sie unser <strong>Magazin</strong> bisher aufmerksam<br />

gelesen haben, dann fallen Ihnen sicherlich die<br />

Parallelen zum heutigen Wirtschaftsstandort auf. Wirtschaftlicher<br />

Erfolg und die Stadt Brilon – zwei Begriffe,<br />

die schon seit dem Mittelalter zusammenhängen.<br />

Wohl mit besonderem Wohlwollen musterte der Kölner<br />

Erzbischof Engelbert I. den verkehrstechnisch günstig gelegenen<br />

Ort und verlieh Brilon 1220 die Stadtrechte.<br />

Reiche Bodenschätze<br />

Hier, an der östlichen Grenze Westfalens, wurde schon früh<br />

mit dem gehandelt, was der Boden an Schätzen hergab. Vor<br />

allem Erze und Blei. Bei Reinighaus* ist zu lesen, dass es<br />

in und bei Brilon spätestens im 11. Jahrhundert (nach der<br />

Römerzeit wieder) einen bedeutenden Bleibergbau gegeben<br />

haben muss. „Die Ausbeutung der Buntmetallvorkommen<br />

förderte die Entwicklung Brilons zur Stadt“, schreibt Reinighaus,<br />

„zumal Soest sich seit dem 13. Jahrhundert offenbar<br />

aus der handwerklichen Verarbeitung der Buntmetalle zurückzog.<br />

Dies muss Brilon weiteren Aufschwung verliehen<br />

und die Handwerkerschaft, zumal die Schmiede gestärkt<br />

haben“. Schwefelfreies Zinkerz, das sogenannte Galmei,<br />

wurde für die Gewinnung von Messing benötigt, Blei für<br />

die Kupfergewinnung und zur Herstellung von Waffen,<br />

Wasserleitungen und Hausgeschirr. Und um Salz zu gewinnen<br />

- speziell im Raum Soest mit dem dort vorkommenden,<br />

salzhaltigen Wasser. Handelsbeziehungen zu Soest sind seit<br />

dem Jahre 1255 belegt.<br />

Eisenerz wurde bereits im 10. bis 13. Jahrhundert im Gebiet<br />

der östlichen Herrschaft Padbergs gefördert. Auf den<br />

dortigen Anhöhen standen die Schmelzöfen, erst später verlagerten<br />

sich die Standorte der Hütten in die Täler: Neun<br />

Hammerwerke und fünf Hütten standen noch 1629 am<br />

Flusslauf der Hoppecke.<br />

Wollwebereien<br />

Die Bedeutung des Textilgewerbes war geringer. Auch wenn<br />

es schon im Hochmittelalter einige Walkmühlen gab. Die<br />

Wolle dazu bezog man wahrscheinlich aus einer Schäferei<br />

bei Madfeld (die Hirtenstabtülle ist noch heute im Madfelder<br />

Wappen zu sehen).<br />

Aufblühender Handel<br />

Insgesamt gab es wohl so einiges, das die Briloner „exportieren“<br />

konnten und das dann mittels der sogenannten „Buckelkrämer“<br />

oder „Kiepenkerle“ auf Reisen ging. In großen<br />

Körben, den Kiepen, die sie auf ihrem Rücken trugen, wenn<br />

sie auf Handelstour gingen. Das Aufkommen von Zünften<br />

und Gilden fiel in die Zeit des Hochmittelalters. Diese von<br />

Handwerkern und Kaufleuten gegründeten Zusammenschlüsse<br />

kümmerten sich um die strenge Einhaltung ihrer<br />

aufgestellten Regeln. Auch nahmen sie kulturelle, politische,<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 91


militärische und religiöse Aufgaben wahr. Im Erdgeschoss<br />

des Gildehauses war auch die Markthalle untergebracht.<br />

Dort konzentrierte sich das wirtschaftliche Leben, handelten<br />

ortsansässige Gilden und fremde Kaufleute.<br />

„Es war das „in Stein geronnene Zeichen wirtschaftlicher<br />

Macht“, beschreibt das Heimatforscher Dr. Christof<br />

Thüen in seinem Aufsatz „Handel und Hanse, Briloner<br />

Wirtschaftsbe ziehungen im Mittelalter und in der frühen<br />

Neuzeit“. Später wurde aus dem Gildehaus das Rathaus.<br />

Dass die in unmittelbarer Nähe stehende Kirche dem Heiligen<br />

Nikolaus gewidmet ist, kommt nicht von ungefähr.<br />

Nikolaus ist nicht nur der Schutzpatron der Seeleute, sondern<br />

auch der der Kaufleute.<br />

Starke Netzwerke<br />

Die Bedeutung von Netzwerken war den Brilonern schon<br />

früh bekannt. Ganz bewusst suchten sich die Briloner<br />

Kaufleute auf Märkten, die für sie wichtig waren, Handelspartner.<br />

Auch brachten sie Familienmitglieder in den für<br />

sie wichtigen Städten unter. Andersherum konnten auch<br />

Nicht-Briloner, die in Handelsbeziehungen standen, in der<br />

Bruderschaft der Kaufleute untergebracht werden. In dieser<br />

Bruderschaft ging es bald nicht nur um Handelsbeziehungen,<br />

sondern man schloss auch Freundschaften und Ehen.<br />

Ab dem 15. Jahrhundert entstanden größere Netzwerke,<br />

Handelsbeziehungen. Je größer ein solches Netzwerk war,<br />

umso größer war auch Macht und Einfluss eines solchen<br />

Kaufmannes. Bald waren die Briloner Kaufleute<br />

Teil des Hansebundes. Allerdings nicht in<br />

vorderer Front, wie die Soester, sondern<br />

eher in der Rolle des Zulieferers, was deren Bedeutung<br />

und Einfluss jedoch nicht schmälerte. Nur wenige Briloner<br />

Kaufleute waren auch im Fernhandel tätig.<br />

Maßhalten<br />

Wenn die Briloner exotische Waren beziehen wollten,<br />

brauchten sie nur die Fahrt nach Soest auf sich nehmen,<br />

denn die Soester standen im direkten Kontakt mit den großen<br />

Hansestädten. Wer sich jetzt vielleicht wundert, warum<br />

sich Brilon mit dieser Rolle zufriedengab, dem sei ein Stichwort<br />

genannt: Maßhalten. Nicht das Anhäufen von Gold<br />

und Geld war das Ziel der Briloner Kaufleute, sondern ein<br />

gutes Auskommen. Der Austausch von Waren bescherte<br />

den Handelstreibenden nicht nur ein gutes Auskommen, es<br />

wurde auch Wissen getauscht. Zum Beispiel das über Verkaufs-<br />

und Transportmethoden innerhalb des Hansebundes.<br />

Die geknüpften Handelsbeziehungen blieben – auch<br />

über das Ende der Hanse hinaus – vielfach bestehen. Das<br />

sicherte den Brilonern – anders als vielen anderen im restlichen<br />

Hochsauerland – auch nach der Soester Fehde, die das<br />

Ende der Hanse einläutete, ein sicheres Einkommen. Und<br />

darüber hinaus auch genügend, um den Landbesitz – vor<br />

allem im 16. Jahrhundert – weiter auszubauen.<br />

Schwierige Zeiten und Aufschwung<br />

Der Dreißigjährige Krieg, Brände und Seuchen setzten der<br />

Stadt in den folgenden Jahrhunderten erheblich zu, aber der<br />

Fleiß seiner Bewohner ließ sie auch wieder aufblühen.<br />

Mit der Fertigstellung der Ruhr-Diemel-Eisenbahn (Dortmund<br />

- Brilon-Wald - Warburg) 1873 bekam die Montanindustrie<br />

im nordöstlichen Sauerland einen gewaltigen<br />

Aufschwung. Weitere Eisenbahnfertigstellungen machte es<br />

in den Nachfolgejahren leichter, die Handelskontakte zu<br />

pflegen.<br />

Die letzten zwei Jahrhunderte<br />

Ab den 1920er Jahren siedelten sich bedeutende Industrieunternehmen<br />

in Brilon an: Accumulatorenwerke<br />

Das frühere Gildehaus und jetzige Rathaus um 1900


Nach der Soester Fehde nahm Brilon, als<br />

bevölkerungsreichste Stadt Westfalens,<br />

politisch den ersten Rang ein.<br />

Hoppecke, Dominit-Werke, Holzwerke Hennecke, Nolte-<br />

Möbel. Hinzu kamen ab den 1950er Jahren zahlreiche öffentliche<br />

Gebäude und viele moderne Kaufhäuser. Zudem<br />

wurde die Infrastruktur verbessert, Straßen wurden ausgebaut.<br />

Die ältesten eingetragenen Unternehmen sind die<br />

beiden Banken (Volksbank und Sparkasse), die um 1900<br />

gegründet wurden.<br />

Heute gibt es in Brilon rund 1.319 niedergelassene Betriebe,<br />

die Gewerbesteuereinnahmen liegen bei über 27 Millionen.<br />

Brilon hat die zweitmeisten sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten im Kreis, die Arbeitslosenquote liegt bei<br />

niedrigen 2,6 %.<br />

Gut 300 Jahre nach dem Ende der alten Hanse, zählt Brilon<br />

zu den Hansestädten, und zwar zu denen des Westfälischen<br />

Hansebundes, der sich 1983 gegründet hat. Wurde mit dem<br />

neuen Hansebund auch der hansische Gedanke wieder aufgelebt?<br />

Dass es dazu durchaus Parallelen gibt, erfahren wir<br />

Brilon um 1720 (Gemälde im Stadtmuseum Brilon)<br />

von Dr. Christof Thüer: „Es war der freie Geist der Bürger,<br />

der unternehmerische Spürsinn der Kaufleute und eine umsichtige<br />

Stadtregierung, die Brilon einst zur Hansezeit so erfolgreich<br />

machten. Das sind Charakteristika, die im Prinzip<br />

auch heute noch dafür sorgen, dass die Stadt ein blühender<br />

Wirtschaftsstandort ist.“ ■<br />

Quellen:<br />

Dr. Christof Thüer: Handel und Hanse, Briloner Wirtschaftsbeziehungen im Mittelalter<br />

und in der frühen Neuzeit<br />

Wilfried Reinighaus: Westfälische Geschichte<br />

Karl Féaux de la Croix: Geschichte Arnsbergs<br />

Stadtarchiv Brilon<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 93


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Die Versorgung von Menschen mit Handicap<br />

ist zu wichtig, als dass man sie in<br />

falsche Hände legt Christel Zidi Sanitätshaus Löhr<br />

W<br />

er hat nicht schon einmal erlebt, dass ein<br />

Lächeln Licht in den grauen Alltag zauberte?<br />

Wenn dann noch leistungsstarke Unterstützung<br />

hinzukommt, können sich auch dunkle Wolken<br />

wieder verziehen.<br />

Ihre Lebensqualität ein (großes) Stück weit zu verbessern<br />

und Ihnen genau dort zu helfen, wo die eigenen Kräfte<br />

nicht mehr ausreichen, sehen wir vom Sanitätshaus Löhr –<br />

gemeinsam mit dem reha team Hochsauerland – als unser<br />

Ziel und unsere Aufgabe an.<br />

Als inhabergeführtes Sanitätshaus sind wir seit über 70<br />

Jahren für unsere Kunden da. Kurze Wege und höchste<br />

Qualität sind unsere Stärke. Wir sind der kompetente Ansprechpartner<br />

für die Versorgung mit Reha-Hilfsmitteln<br />

im Hochsauerlandkreis und den angrenzenden Regionen.<br />

Unser Team besteht aus zwölf Mitarbeitern mit Fachkompetenz<br />

und Einfühlungsvermögen. Orthopädietechniker,<br />

Pflegefachkräfte, Reha-Fachleute und unser Fachpersonal<br />

im Sanitätshaus gehören dazu. Angegliedert sind wir dem<br />

„Sanitätshaus Aktuell“, einem Dienstleistungsunternehmen<br />

der Gesundheitsbranche, dessen Logo – das lachende Gesicht<br />

- wir mit übernehmen.<br />

Sanitätshaus Löhr – unser Lächeln hilft<br />

Auf Unterstützung angewiesen sein, kann uns in jeder Phase<br />

unseres Lebens treffen, sei es durch Sportverletzungen,<br />

Haltungsschäden, Beschwerden durch Bewegungsmangel,<br />

falsche Ernährung oder weil das Alter die Bewegungsfähigkeit<br />

einschränkt. Dann müssen die richtigen Hilfsmittel<br />

und die richtige Technik her. Doch das allein reicht nicht<br />

aus. Um die Lebensqualität der Menschen nachhaltig zu<br />

verbessern, bedarf es kompetenter Beratung und Begleitung,<br />

aber auch der Menschlichkeit, das sorgende und helfende<br />

Miteinander. Bei uns finden Sie all das.<br />

In unserem Sanitätshaus erhalten Sie Hilfsmittel von höchster<br />

Qualität und optimaler Bedienbarkeit. Das können die<br />

kleinen Hilfsmittel im Alltag sein, wie der Schuh- und<br />

Strumpfanzieher oder Produkte aus unserem reichhaltigen<br />

Programm.<br />

Ganz aktuell bieten wir Ihnen die kontaktlose Messtechnik<br />

mittels des neuen Bodytronic 610 an. Mit dieser digitalen<br />

Messtechnik werden die Körpermaße absolut exakt<br />

ausgemessen, um Sie bei Bedarf passgenau mit Kompressionsstrümpfen,<br />

Bandagen oder Orthesen versorgen zu können.<br />

Mittels Streifenlichtprojektion erstellt das System in<br />

kürzester Zeit ein perfektes 3D-Modell des zu versorgenden<br />

Körperteils – absolut berührungs- und messtextilfrei.<br />

94 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Das Beratungszentrum reha team Hochsauerland<br />

Schwerpunkte des Sanitätshauses:<br />

• Kompressionsstrümpfe und Bandagen aller<br />

bekannten Hersteller<br />

• Beratung und Versorgung in der Brustprothetik<br />

• Pflegehilfsmittel<br />

• Inkontinenzberatung mit fairen Preisen und kostenloser<br />

Lieferung<br />

reha team Hochsauerland<br />

Unsere Experten vom reha team Hochsauerland beraten<br />

Sie im Hinblick auf einen gezielten und sinnvollen Hilfsmitteleinsatz.<br />

Immer mit dem Ziel, die Lebensqualität der<br />

Kunden zu verbessern. Denn je größer die körperliche Einschränkung<br />

ist, desto wichtiger sind selbst kleinste Schritte,<br />

die Bewegung bedeuten. Unser oberstes Ziel ist die<br />

Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der uneingeschränkten<br />

Integration behinderter und älterer Menschen<br />

in die Gesellschaft. Unsere reha team-Experten beraten Sie<br />

nicht nur im Hinblick auf den Hilfsmitteleinsatz, sondern<br />

stehen Ihnen auch gern in allen Fragen rund um die Rehabilitation,<br />

Pflege, Mobilität und Gesundheit zur Verfügung.<br />

Schwerpunkte Reha-Technik<br />

• Von der Standardversorgung bis zum Hilfsmittel für<br />

Individualisten<br />

• Vom Rollator bis zum E-Mobil<br />

• Rollstuhlversorgung auf Wunsch mit E-Antrieb<br />

• Pflegebetten und Dekubitusversorgung<br />

• Umsetzhilfen und Personenlifte<br />

• Hilfsmittel fürs Bad<br />

• Nutzen Sie auch gern unseren Hol- und Bringservice<br />

innerhalb unseres Liefergebietes.<br />

Testen Sie uns und unser umfangreiches Programm an<br />

Hilfsmittel. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! ■<br />

Das Inhaberpaar Isolde und Manfred Löhr<br />

Ralf Schubert, Assistent der Geschäftsleitung<br />

Sanitätshaus Löhr<br />

Bahnhofstr. 9<br />

59929 Brilon<br />

info@sanitaetshaus-loehr.de<br />

www.sanitaetshaus-loehr.de<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 95


Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch und<br />

der „Reiz“ in seiner Heimatstadt zu gestalten<br />

STOLZE STADT MIT 16 „EXTREM<br />

WERTVOLLEN DÖRFERN“<br />

Paul Senske<br />

sabrinity<br />

W<br />

enn Dr. Christof Bartsch über Brilon<br />

spricht, dann geht sein Herz auf. Der „Ur-<br />

Briloner“ ist als Nachfolger von Franz Schrewe<br />

seit 2014 Bürgermeister der „stolzen“ Hansestadt.<br />

„Es ist ein besonderer Reiz, in der Stadt, in der man<br />

groß geworden ist, zu gestalten. In keiner anderen<br />

Stadt wäre ich für das Amt des Bürgermeisters aus meinem<br />

Beruf ausgestiegen“, sagt Bartsch, der zuvor als<br />

Professor für Steuerrecht an der Fachhochschule NRW<br />

für Finanzen in Nordkirchen tätig war. Er selbst sieht<br />

sich „ohne Einschränkung als dauerhaft zuversichtlichen<br />

Menschen“. Zuversicht und Weitblick bestimmen<br />

auch sein Handeln als Bürgermeister der Stadt mit 16<br />

„extrem wertvollen“ Dörfern.<br />

Bereits zu Beginn seiner Amtszeit im Briloner historischen<br />

Rathaus hatte Bartsch eine in der Folge viel zitierte Vision<br />

als seinen Antrieb beschrieben: Brilon = Lebenswerter<br />

Wirtschaftsraum im Grünen. Diese Gleichung trifft<br />

in ihrer prägnanten Form den Kern der Hansestadt – die<br />

wirtschaftliche Wertschöpfungsstärke als Grundlage für<br />

den Lebensstandard in der Kernstadt und den 16 Dörfern.<br />

„Der attraktive Lebensstandard ist eine Grundlage für die<br />

Fachkräftesicherung und einen gesunden Mix der Generationen,<br />

zusammen ist das auch die Basis, um die Wirtschaftskraft<br />

auf Dauer zu sichern“, betont der 59-Jährige.<br />

Brilon ist aber nicht nur ein blühender Wirtschaftsstandort,<br />

sondern als bedeutender kommunaler Waldbesitzer<br />

auch die „Stadt des Waldes“. Der Wald mit seinen vielfäl-<br />

96 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Historische Ansicht des Briloner Marktplatzes.<br />

Quelle: Haus Hövener<br />

tigen Funktionen ist ein echtes, nicht nur ökonomisches<br />

Pfund für Brilon und die Region. Leider ist auch er von<br />

Kalamitäten geprägt, Klimawandel, Witterung und der<br />

Borkenkäfer haben eine Kahlfläche von 2.500 Hektar hinterlassen<br />

– Tendenz steigend.<br />

Besondere gesamtgesellschaftliche Bedeutung misst<br />

Bartsch den 16 Briloner Dörfern und insgesamt dem Leben<br />

im ländlichen Raum zu. „Alle sind in ihrer je eigenen<br />

Art und Besonderheit extrem wertvoll, weil hier Grundlagen<br />

geschaffen werden, die gesamtgesellschaftlich von<br />

überragender Bedeutung sind. Soziale Kompetenzen in<br />

den Vereinen, das nachbarschaftliche Miteinander, insgesamt<br />

die dörfliche Gemeinschaft, werden hier von Kindesbeinen<br />

gelernt und gelebt. Dieses gesellschaftliche Pfund<br />

im ländlichen Raum trägt die Gesellschaft.“<br />

Als wesentliche Aufgabe der kommenden Jahre sieht Brilons<br />

Bürgermeister „die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung<br />

des Bildungs- und Gesundheitsstandortes“.<br />

Was die Bildung betrifft, so soll jeder seinen adäquaten<br />

Platz finden und beim Übergang von den allgemeinbildenden<br />

Schulen zum Beruf enge Begleitung erfahren. Beim<br />

Thema Gesundheit geht es konkret darum, das städtische<br />

Krankenhaus Maria Hilf als „guten Versorgungsfaktor“<br />

aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln. Insgesamt sei<br />

es wichtig, die Strukturen in allen Stufen der gesundheitlichen<br />

Vor- und Versorgung - Prävention, ambulante und<br />

stationäre Versorgung, Reha sowie Pflege - zu sichern.<br />

Identität.“ Das gelte ebenso für die „Sauerlandidtät“ der<br />

Stadt. „Unsere Heimat ist das Sauerland. Diese Heimat ist<br />

von einem wunderbaren Landschaftsbild, der gemeinsamen<br />

Kultur und auch von unseren Innenstädten geprägt.<br />

Das gemeinsame herausragende Bindeglied ist das Schützenwesen.“<br />

Für Bartsch „bedeutet Brilon auch Mitte“. Für jede Stadtgesellschaft<br />

sei es wichtig, eine Mitte zu haben. „Für Brilon<br />

ist es der Marktplatz. Früher war er ein Ort des Handels<br />

und der Versorgung. Ein Ort des Austausches und der<br />

Kommunikation ist er bis heute geblieben, beispielsweise<br />

an den beiden Markttagen oder beim Musiksommer. Der<br />

historische Marktplatz bewegt und zieht die Menschen an.“<br />

Bedeutend - so Bartsch - sei auch das Thema „Bewegung“,<br />

die Infrastruktur wie die Sportstätten oder die Natur beim<br />

Joggen, Wandern und Biken zu nutzen, die Freizeit aktiv<br />

zu nutzen. „Das hat auch einen touristischen Wert.“<br />

Insgesamt sieht Bartsch seine Stadt auf einem guten Weg.<br />

Auf die Frage, ob „Brilon eine stolze Stadt“ sei, antwortet er<br />

mit „Ja, aber es gibt keinen Grund zum Übermut. Wir müssen<br />

uns dieses Prädikat jeden Tag neu erarbeiten. Uns ist<br />

es gelungen, den Wohlstand, der im Mittelalter aufgebaut<br />

wurde, in die Neuzeit zu transportieren.“ Daher blickt Brilons<br />

Bürgermeister auch bei der Bewältigung kommender<br />

Aufgaben wie den Neuaufbau des Waldes, die Sicherung<br />

der Gesundheitsversorgung, die Bewältigung der Wanderungs-Bewegungen<br />

oder den Klimaschutz zuversichtlich in<br />

die Zukunft. „Ich bin ein ohne Einschränkung dauerhaft<br />

zuversichtlicher Mensch.“ ■<br />

Marktplatz Brilon<br />

„Brilon bedeutet auch Mitte“<br />

(Dr. Christof Bartsch)<br />

„Historizität und Sauerlandität“<br />

Nicht ohne Stolz verweist Bartsch auf die Historizität der<br />

Stadt, das intensive Eingehen und die Pflege der Geschichte.<br />

„Es ist wichtig zu wissen, wo man seine Wurzeln hat<br />

und den geschichtlichen Hintergrund kennt. Das verleiht<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 97


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Brilon –<br />

international.<br />

Brilon ist nicht nur der Wirtschaftsstandort, an dem vor<br />

knapp 50 Jahren unsere Mission begann, hier liegt auch<br />

heute noch das Herz unserer Berufung „Safety is for life“.<br />

Als einer der Markt- und Technologieführer im Bereich<br />

Prozesssicherheit und Explosionsschutz haben wir in Brilon<br />

den Engineering- und Produktions standort unseres familienfreundlichen<br />

Unternehmens REMBE® GmbH Safety+<br />

Control und bekennen uns klar zu unserer Heimat. Unsere<br />

internationale Ausrichtung ist dabei kein Widerspruch,<br />

sondern zeigt einmal mehr unsere unabhängige und vielseitige<br />

Unternehmensausrichtung.<br />

Um diese Position zu stärken investieren wir aktuell rund<br />

3 Mio. Euro in unseren Standort „Am Gallbergweg“ im<br />

Briloner Industriegebiet. Nach der fast abgeschlossenen<br />

Renovierung und Erweiterung des Büroturms, errichten wir<br />

eine innovative Hybridhalle. Diese Halle wird eine Mischun g<br />

aus Lager, Produktion und direkt integriertem Engineering.<br />

Neben unserem Hauptsitz in Brilon und dem Produktionsstandort<br />

am alten Thülener Bahnhof, mit verschiedenen<br />

Toch ter- und Partnerunternehmen, gehören neun eigene<br />

inter nationale Gesellschaften zum Unternehmensverbund,<br />

die Kunden rund um den Globus vor Ort betreuen.<br />

Als ausgezeichneter Arbeitgeber und Weltmarktführer sind<br />

wir uns sowohl unserer unternehmerischen Verantwortung<br />

als auch der Verantwortung gegenüber unserer 300<br />

REMBE®-Familienmitgliedern (RFM) und nachfolgenden<br />

Genera tionen bewusst. Regional wie auch global engagieren<br />

wir uns über die üblichen Belange eines Unternehmens<br />

hinaus. Mit unseren Initiativen REMBE® green und REMBE®<br />

Chari ty, dem REMBE® WeltWald und dem REMBE® Sport-<br />

Park förden wir soziales Engagement und Umweltengagement<br />

aus Überzeugung, damit auch nachfolgende<br />

Generationen unserer Mission folgen können.<br />

98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Safety is for life<br />

Wolf<br />

RFM seit 2016<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 99


Thomas Mester<br />

BRILONER KULTUR-DREIKLANG<br />

Wirtschaft und Tourismus bieten ein solides Fundament<br />

Andreas Melliwa<br />

sabrinity<br />

Den über zwei lange Jahre anhaltenden Kultur-Shutdown<br />

sieht man Thomas Mester<br />

nicht an – im Gegenteil, er strahlt eine gehörige<br />

Portion Optimismus aus. Der Leiter des<br />

Briloner Kulturbüros hat die Zeit notgedrungen<br />

genutzt, um zusammen mit seinem Team neue Formate<br />

zu entwickeln und gute Startbedingungen für<br />

die anstehende Kultursaison zu schaffen. Mit der<br />

engagierten Briloner Wirtschaft und dem blühendem<br />

Tourismus kann er auf starke Partner bauen.<br />

<strong>WOLL</strong>: Ein Rückblick auf die vergangenen zweieinhalb<br />

Jahre - wie fällt er aus?<br />

Thomas Mester: Also die erste Veranstaltung hab ich im<br />

März 2020 abgesagt, das war ein Kerzenkonzert. Und<br />

dann hätten wir ja eigentlich in Brilon unsere großen Hansetage<br />

gehabt. Dafür haben wir in einem großen Team<br />

vier Jahre gearbeitet, und wo ich dann wirklich schlucken<br />

musste, war die Absage. Da sitzt du da im Bürgersaal, und<br />

nach langer Diskussion sagt der Bürgermeister: „Dann<br />

sagen wir hiermit jetzt die Hansetage offiziell ab“. Das<br />

war für mich der Start in diese furchtbaren zwei Jahre, die<br />

noch kommen sollten.<br />

Es gab aber eine kleine Erholung im <strong>Sommer</strong> vergangenen<br />

Jahres.<br />

Ja, das stimmt. Wir haben versucht zu machen, was geht.<br />

Wir haben verschiedene Formate gebaut, weil wir als<br />

Kommune auch einen kulturellen Auftrag haben. Wenn<br />

wir das nicht können, wer dann. So wurde aus dem traditionellen<br />

„Briloner Musiksommer“ der „Kultursommer“,<br />

d. h. elf Veranstaltungen sitzend mit Musik, Theater und<br />

Comedy.<br />

Ein anderes Projekt ist das „Kunststück der Woche“: da<br />

zeigen wir im Schaufenster unseres Kulturbüros im 14-tägigen<br />

Wechsel ein Kunstobjekt. Das ist das Ergebnis einer<br />

meiner schlaflosen Nächte. Und es ist so gut eingeschlagen,<br />

dass unser Fenster bis Januar nächsten Jahres ausgebucht<br />

ist. Also wir sind schon länger wieder am Start, aber<br />

richtig los geht es erst jetzt.<br />

100 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Wie wird der Start in die neue Saison sein? Was<br />

erwarten Sie?<br />

Also für den <strong>Sommer</strong> mache ich mir keine großen Sorgen,<br />

da bin ich ganz entspannt. Wir machen den Musiksommer<br />

auf dem Marktplatz, so wie wir ihn kennen. Da<br />

freuen sich die Leute drauf, da werden sie rausgehen. Aber<br />

die Leute laufen uns nicht die Türen ein, es gibt schon<br />

eine Kulturentwöhnung. Wir müssen uns das Publikum<br />

zum Teil zurück-erarbeiten. Außerdem ist die Pandemie<br />

ja nicht weg. Mal sehen im Herbst, wie die Leute dann<br />

reagieren. Es bleibt spannend.<br />

Welche kulturellen Highlights wird es denn in diesem<br />

Jahr geben?<br />

Na, wie gesagt wieder den „Briloner Musiksommer“ vom<br />

14.07. bis 05.08., wie gehabt donnerstags und freitags<br />

auf dem Marktplatz. Dann haben wir zusammen mit<br />

Olsberg und Winterberg Ende September das Tanzprojekt<br />

„SauerlandHop“ auf den Weg gebracht. Und natürlich<br />

spielen wir im Oktober die Jazz-Nacht, seit sieben<br />

Jahren eine feste Größe in der Jazzszene. Zusätzlich<br />

gibt’s noch viele Veranstaltungen von Vereinen, Besucherring,<br />

Kulturverein „Kulibri“ und anderen, die wir in<br />

unserem Programmheft bündeln. Das kommt im Juni<br />

raus und läuft bis Mai nächsten Jahres. Und schließlich<br />

kommt noch das exzellente Programm und Angebot unseres<br />

Museums „Haus Hövener“ dazu. Es ist echt viel los<br />

bei uns.<br />

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<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 101


Thomas Mester und <strong>WOLL</strong>-Redakteur Andreas Melliwa<br />

kennen und schätzen sich schon seit langer Zeit<br />

Der Briloner Musiksommer (Fotoquelle: Brilon Kultour)<br />

Ihr Kulturbüro sitzt mit der „Briloner Wirtschaft und<br />

Touristik GmbH (BWT)“ unter einem Dach. Das ist<br />

kein Zufall…<br />

Nein, die Verzahnung mit Wirtschaftsförderung und<br />

Tourismus ist ganz wichtig. Wir sind natürlich städtisch,<br />

aber als GmbHs aus dem Rathaus ausgegliedert. Die Zusammenarbeit<br />

ist klar: Ich arbeite mit vielen Sponsoren<br />

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aus der Wirtschaft zusammen, die sich enorm engagieren.<br />

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Wir haben das Privileg, dass wir hier in Brilon eine starke<br />

Wirtschaftskraft haben. Na ja, und mit dem Tourismus<br />

ergeben sich natürlich auch viele Schnittmengen. Also<br />

das 3-Säulen-System, das passt schon, keine Frage.<br />

Mal ehrlich – hältst Du Dir manchmal auch die Ohren<br />

zu, zum Beispiel beim Briloner Musiksommer?<br />

Nee, ganz ehrlich nicht. Der Musiksommer ist ja für alle<br />

da: Es gibt Bands, die spielen deutsche Schlager, Rock<br />

‚n‘ Roll oder Folklore, aber es ist immer live und handgemacht.<br />

Sobald da Seele drin ist und die Akteure richtig<br />

Spaß haben, dann ist das für mich gut.<br />

Du hast ja selbst lange Zeit die Briloner Kulturszene<br />

aufgemischt, die Partyband „Amadeus“ mit Thomas<br />

Mester an den Drums und Gesang war legendär…<br />

…aber 40 Jahre waren dann auch genug. Unser ausverkauftes<br />

Abschlusskonzert im November 2019, also kurz<br />

vor Corona, war eine Punktlandung. Wir haben einen<br />

tollen Abschluss gehabt, den wollen wir uns nicht kaputtmachen.<br />

Also „Amadeus“ ist Geschichte. Außerdem<br />

habe ich ´ne Menge Leben zurückbekommen. Zum Beispiel<br />

samstags um 18 Uhr Sportschau gucken – ging<br />

früher ganz selten. Da waren wir schon mit der Band<br />

unterwegs oder beim Aufbau der Show. Aber klar, auf<br />

der Bühne in die bunte Lampe gucken, das vermisse ich<br />

schon ab und zu… ■<br />

102 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


HUBERTAS ECKE<br />

Anke Kemper<br />

Tach zusammen.<br />

Die Wirtschaft und das Handwerk<br />

blühen. Auch in Brilon. Aufträge über<br />

Aufträge. Alles muss schnell gehen, damit<br />

die Termine gehalten werden können<br />

und wer einen Handwerkertermin<br />

hat, ist auf der Seite der Glücklichen.<br />

So auch Katharina, so heißt die nette<br />

Hausbesitzerin, deren Grundstück an<br />

meine derzeitige Weide, die ich mir<br />

mit einer Schafherde teile, grenzt. Ich<br />

bin wieder „ausgeliehen“ wegen der<br />

„Wölfe“. Keine Idee von mir, sondern,<br />

wie ja schon vor kurzem berichtet, von<br />

meinem Futtergeber.<br />

Für alle, die es an dieser Stelle noch<br />

nicht wissen: Mein Futtergeber nennt<br />

sich mein ‚Besitzer‘ und ich lasse ihn<br />

in seinem Glauben. Aber jetzt zurück<br />

zu Katharina, die mir übrigens täglich<br />

ein Leckerli zukommen lässt. Das<br />

alte Haus hat sie ja mit ihrer Familie<br />

fast komplett allein zu einem schicken<br />

Schmuckstück umgebaut. Aber jetzt<br />

muss schweres Gerät herbei, um dem<br />

Hang vor der geplanten Terrasse zu<br />

Leibe zu rücken. Der Mutterboden<br />

soll auf dem Grundstück bleiben – der<br />

Rest wird abgefahren. So lautet der<br />

Plan.<br />

An einem herrlich warmen Frühlingstag<br />

war es dann so weit. Letzte Anweisung<br />

von der Bauherrin und die<br />

Baggerschaufel grub sich in die Erde<br />

und legte behutsam den Mutterboden<br />

zur Seite. Das schöne Wetter nutzend,<br />

stellte die Bauherrin ihre Liege auf.<br />

Handy und ein Kaltgetränk auf dem<br />

Mauersims geparkt, schaute sie dem<br />

Einsatz des Baggers zu. Ob es den vielen<br />

Arbeitsstunden auf dem Bau oder<br />

dem monotonen Motorengeräusch der<br />

Baumaschine geschuldet war, konnte<br />

ich von meiner Wiese aus nicht erkennen,<br />

auf jeden Fall befand sich Katharina<br />

in kürzester Zeit im Reich der<br />

Träume.<br />

Ob es dem Terminstress geschuldet<br />

war oder dem Anblick der sich sonnenden<br />

Bauherrin konnte, ich ebenfalls<br />

nicht beurteilen, nur so viel: Der Baggerfahrer<br />

lud Schaufel um Schaufel auf<br />

den immer größer werdenden Hügel,<br />

der langsam aber stetig wuchs - nicht<br />

nur in die Höhe, sondern auch in die<br />

Breite. Ob es der durch den Schatten<br />

des Erdhügels nun fehlenden Sonne<br />

geschuldet war, oder die Bauherrin<br />

einfach nur ausgeschlafen hatte, mochte<br />

ich ebenfalls nicht einschätzen. Nur<br />

der blitzschnelle Sprung von der Liege<br />

und der Aufschrei der jungen Frau entlockte<br />

sogar mir ein: „Oh-oh!“. „Mein<br />

Handy...“ war stammelnd zu hören,<br />

denn da, wo vorhin noch ein kleines<br />

Mäuerchen stand, thronten jetzt mehrere<br />

Kubikmeter Mutterboden.<br />

Der Baggerfahrer war sichtlich kein<br />

Mann vieler Worte. Ein Sauerländer<br />

halt. Seine einzige Reaktion, als er<br />

sein Baufahrzeug verlassen hatte, war<br />

die Mütze absetzen, am Hinterkopf<br />

kratzen, Mütze aufsetzen und der Satz<br />

„Das kriegen wir wieder. Ruf einfach<br />

an!“ Dann stieg er wieder auf seinen<br />

Bagger und löffelte die Suppe aus, die<br />

er der Bauherrin eingebrockt hatte.<br />

Diese stand entschieden weniger entspannt<br />

mit ihrem Festnetztelefon in<br />

der Terrassentür und tätigte Anruf auf<br />

Anruf. Mit jedem Löffel war die Anrufmelodie<br />

deutlicher zu hören und<br />

nach der siebten Schaufelbewegung<br />

lag schließlich das sehnlich vermisste<br />

Mobiltelefon frei.<br />

Ich muss gestehen, der Mann beherrscht<br />

seinen Job! „Ich sach nix<br />

dazu“, war sein einziger Kommentar,<br />

der allerdings offenbar nicht so ganz<br />

der Wahrheit entsprochen hat. Am<br />

Abend war´s schon im halben Dorf<br />

rum und die andere Hälfte brauchte<br />

auch nicht lange auf diese Nachricht<br />

zu warten. Auch sieht man Katharina<br />

seit dieser Aktion nicht mehr im Dorf<br />

mit dem Handy in der Hand telefonieren.<br />

Aber ich halt mich daraus.<br />

Ach ja – Man möge es mir verzeihen,<br />

wenn ich mal wieder jemandem durch<br />

meine veröffentlichte Sichtweise zu nahegetreten<br />

bin, weil er sich hier wiedergefunden<br />

hat. Aber schließlich bin ich<br />

ja nur ein Sauerländer Esel. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 103


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WACHSEN AUS<br />

EIGENER KRAFT<br />

EGGER in Brilon blickt auf mehr als drei erfolgreiche Jahrzehnte zurück<br />

Das Werk Brilon im Hochsauerlandkreis wu r-<br />

de 1990 auf „grüner Wiese“ erbaut und hat<br />

sich in den vergangenen über 30 Jahren zu einem<br />

der größten Arbeitgeber in der Region entwickelt.<br />

Vom ersten Spatenstich bis heute ist das Betriebsgelände<br />

auf nunmehr 570.000 m² gewachsen und aus 250<br />

Mitarbeitern sind inzwischen 1.170 geworden.<br />

„Wir entwickeln uns seit 1990 vom regionalen Spanplattenwerk<br />

zu einem der strategisch wichtigsten Standorte<br />

der EGGER Gruppe. Heute sind wir ein vollintegrierter<br />

Stand ort mit Spanplatten- und MDF-Produktion sowie<br />

Veredelung, PP-Kantenfertigung, Digitaldrucktechnik,<br />

eigenem Sägewerk und Biomassekraftwerk“, so Martin<br />

Ansorge, kaufmännischer Leiter bei EGGER. Der Fokus<br />

richtet sich auf einen besonders nachhaltigen Einsatz von<br />

Ressourcen: vom Baumstamm bis zum fertigen Produkt<br />

werden alle Produktionsprozesse innerhalb des Werkes<br />

abgewickelt und die dabei entstandenen Restmaterialien<br />

wiederverwertet - zum Beispiel bei der Erzeugung von<br />

Strom im eigenen Biomassekraftwerk.<br />

Mehr für Mitarbeiter<br />

„Die wichtigste Ressource, wenn es um den Erfolg des<br />

Unternehmens geht, sind aber unsere Mitarbeiter. An<br />

unserem Standort bieten wir ihnen deshalb eine Reihe<br />

von Zusatzleistungen an wie attraktive Arbeitszeitmodelle,<br />

Altersvorsorge, sportliche Aktivitäten oder unser<br />

umfassen des Gesundheitsmanagement. Als familienfreundliches<br />

Unternehmen ist es uns außerdem ein besonderes<br />

Anliegen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bestmöglich<br />

zu unterstützen“, so Martin Ansorge. Die starke<br />

Unterstüt z ung der Mitarbeiter spiegelt sich auch in einer<br />

Reihe an Fortbildungsmöglichkeiten wider. Der Belegschaft<br />

stehen von kompakten Trainings über duale<br />

Studiengänge bis hin zu langfristigen Ausbildungen viele<br />

Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zur Verfügung.<br />

Auch auf die starke Verbundenheit mit der gesamten<br />

Region Südwestfalen und zur Stadt Brilon ist man bei<br />

EGGER stolz. „Die Unterstützung sozialer Projekte ist uns<br />

sehr wichtig und wird durch die Initiative ‚EGGER läuft‘<br />

gefördert. Darüber hinaus unterstützen wir verschiedene<br />

Kulturangebote, um den Standort Brilon auch über die<br />

Arbeitszeit hinaus für unsere Mitarbeiter attraktiv mitzugestalten“,<br />

so Martin Ansorge weiter.<br />

Film erzählt die EGGER Geschichte<br />

Die Perspektiven der Mitarbeiter stehen auch im Unternehmensfilm<br />

von EGGER im Vordergrund. Dieser erzählt die<br />

facettenreiche Geschichte der EGGER Gruppe und wagt<br />

dabei einen Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und<br />

Zukunft. ■<br />

Hier geht’s zum Film:<br />

EGGER Holzwerkstoffe Brilon GmbH & Co.KG<br />

Im Kissen 19 · 59929 Brilon<br />

104 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


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DAS BESONDERE ERBE DER<br />

WILHELMINE HÖVENER<br />

Christel Zidi<br />

sabrinity<br />

Das Haus Hövener kann man nicht versetzen.<br />

Natürlich könnte man es translozieren, also in<br />

seine Einzelteile zerlegen und dann an anderer<br />

Stelle wieder aufbauen. Aber dann wäre es nicht mehr<br />

das gleiche. Denn dieses Haus ist mit ganz viel Heimatgefühl<br />

gefüllt und tief in Brilon verwurzelt..<br />

Dort, wo sich seit der Gründung der Stadt die alten Verkehrswege<br />

kreuzten, steht seit über 200 Jahren eine ringsum<br />

verschieferte Villa im klassizistischen Stil. Ihr Inneres wird<br />

getragen von Eichen aus den Wäldern rund um die alte Hansestadt.<br />

Das Haus hat schon sehr viele Menschen kommen<br />

und gehen sehen.<br />

Der Platz der Lehrerinnen<br />

Ebenfalls sein Vorgängerbau, das „Hospiz zum Heiligen<br />

Geist“. Dort wurden bedürftige Frauen unterstützt und gepflegt.<br />

Im 17. Jahrhundert wohnten und unterrichteten dort<br />

die beiden Lehrerinnen der Stadt, allerdings ausschließlich<br />

Mädchen. 1742, beim großen Brand von Brilon, wurde das<br />

Haus zerstört.<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhundert entstand das heutige Haus.<br />

Die letzte Besitzerin war Wilhelmine Hövener. Sie war ebenfalls<br />

Lehrerin, zuletzt Studiendirektorin am Gymnasium Petrinum.<br />

Dinos im Fachwerkhaus<br />

Dinosaurier tummeln sich im Gewölbekeller des alten Fachwerkhauses.<br />

Am Tag ist noch nicht mal ein Knirschen ihrer<br />

uralten Skelette zu hören. Wie es aber „nachts im Museum“<br />

zugeht, kann sich jeder vorstellen, der den gleichnamigen<br />

Film kennt. Der Briloner Nachtwächter beginnt seine Führungen<br />

stets vor dem Eingang des Hauses. Wahrscheinlich<br />

drückt er stets ein Auge zu, wenn „Iguanodon” im Keller hinter<br />

ihm rumort.<br />

Ein umfangreiches Programm<br />

Am Tage faszinieren Museumspädagoginnen mit entsprechenden<br />

Programmen. Kinder und Jugendliche lernen in diesem<br />

besonderen außerschulischen Lernort mehr oder weniger<br />

spielerisch, auch digital, das Besondere ihrer Heimat kennen<br />

und schätzen. Mit einem Museumsbus können Schulklassen<br />

aus dem gesamten Altkreis Brilon zum Museum kommen.<br />

„Das Programm wird von den Schulen und auch Kindergärten<br />

sehr gerne angenommen“, so Winfried Dickel,<br />

Vorsitzender des Geschichtsvereins Semper – Idem<br />

und des fusionierten Vereins „Briloner Heimatbund<br />

– Semper Idem e.V.“<br />

Als Ergänzung zum Museumsbus gibt es die Azubitage. Ein<br />

Beitrag, um die Auszubildenden mit der Region bekanntzumachen,<br />

die Bindung herzustellen. Und es gibt noch viele<br />

weitere Angebote. Das Museum beschränkt sich dabei nicht<br />

nur auf die Kernstadt: „Durch das Geoparkportal beziehen<br />

wir den gesamten Geopark GrenzWelten von Marsberg bis<br />

Marburg und Fritzlar bis Winterberg mit ein”, so Winfried<br />

Dickel, “Die neueste Errungenschaft ist das Portal des ‚Geschichtserlebnisparks<br />

Brilon und die 16 Dörfer‘. Hier kann<br />

der Besucher durch Texte und Bilder erste Eindrücke jeden<br />

einzelnen Dorfes gewinnen und dann eventuell entscheiden,<br />

ob er dorthin einen Ausflug unternimmt. Großes Lob<br />

bekommen wir für das einmalige dreidimensionale Stadtmodell.<br />

Dieser Wissensspeicher ist weit und breit einmalig.<br />

Zudem haben wir auf den einschlägigen Plattformen Videobeiträge<br />

zur Geschichte der Region veröffentlicht. Diese<br />

wurden bereits 140.000-mal aufgerufen. Analog und digital<br />

ergänzen sich.“<br />

Vergangene Pracht, unvergangene Größe<br />

Das 1803 als Wohn- und Geschäftsbau errichtete Gebäude<br />

war seit 1816 im Besitz der alten Briloner Kaufmanns- und<br />

Gewerkenfamilien Kannegießer-Unkraut-Hövener.<br />

106 - <strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022


Winfried Dickel<br />

Geschichte modern dargestellt)<br />

So wohnte Wilhelmine Hövener<br />

Wilhelmine Hövener hat im Haus kaum etwas verändert.<br />

Treppen und Tapeten sind noch im Original. Unter dem<br />

zweigeschossigen Mansardendach ist noch immer das Lastenförderrad<br />

erhalten. Heute befindet sich auch eine alte<br />

Glocke unterm Dach, denn schließlich war Brilon einst eine<br />

bedeutende Glockengießerstadt.<br />

„Wenn Du den Schlüssel zum Haus<br />

Hövener umdrehst, öffnest Du<br />

zugleich die Herzen der Briloner“<br />

(Winfried Dickel)<br />

Die einstige Pracht des Hauses ist noch zu erkennen, wenn<br />

man die Bildergalerie im Salon zu betrachtet. Kaum noch etwas<br />

davon ist im Haus zu sehen. Die wertvollen Möbel und<br />

kostbares Porzellan hat Wilhelmine Hövener dem LWL-Freilichtmuseum<br />

in Detmold geschenkt. „Die Besucher des Museums<br />

Haus Hövener – Kinder wie Erwachsene - fasziniert<br />

vielmehr, wie bescheiden Wilhelmine Hövener lebte. “Sie<br />

hätte sich alles kaufen können”, berichtet Dickel, “So lebte<br />

Wilhelmine Hövener aber nicht, das war nicht ihre Art. Sie<br />

verschenkte ihr gesamtes Vermögen: Geld, Grundstücke und<br />

vieles mehr. Zum Schluss hatte sie noch das Haus direkt am<br />

Briloner Marktplatz, unser heutiges Museum. Dieses schenkte<br />

sie den Bürgern der Stadt und der Dörfer, indem sie die<br />

Stiftung Briloner Eisenberg und Gewerke einrichtete.“<br />

Wohltäter der Stadt<br />

Nicht nur einmal, sondern viele hunderte Male hat Winfried<br />

Dickel schon den Schlüssel zum Haus Hövener umgedreht.<br />

Er begleitete das Werden des Museums von Beginn an und<br />

hat - mit verschiedenen Unterstützern (Stadt Brilon, Hochsauerlandkreis,<br />

Geopark GrenzWelten, Leaderregion, Arbeitsgemeinschaft<br />

der Geschichts- und Heimatbünde im Altkreis<br />

Brilon, Land NRW, der Nordrhein-Westfalen-Stiftung,<br />

Mitglieder des Fördervereins und Briloner Heimatbundes<br />

Semper Idem) - permanent an der Erfolgsgeschichte des Museums<br />

gearbeitet. Seit 2002 ist er Mitglied des Kuratoriums<br />

und seit 2013 Vorsitzender der Museumsstiftung. Winfried<br />

Dickel weiß er genau, was die Faszination des Hauses Höveners<br />

ausmacht: „Wer sich mit dem Haus und der Geschichte<br />

des Hauses und insbesondere mit den Familien Unkraut,<br />

Kannegießer, Hövener beschäftigt, erkennt schnell, dass zwar<br />

das Haus selbst die Faszination ausmacht, insbesondere ist es<br />

aber die Art und Weise, wie die Familien in Brilon lebten und<br />

wirkten.<br />

Die Familie hat die Post nach Brilon geholt, Familienmitglieder<br />

haben die verschiedensten öffentlichen Ämter bekleidet,<br />

sie waren Arbeitgeber und insbesondere Wohltäter. Darüber<br />

können heute noch zahlreiche Personen berichten. Mit anderen<br />

Gewerkenfamilien begründeten sie in ihrer Zeit über 400<br />

Jahre Wohlstand und Bedeutung der Stadt.<br />

Dankbare Verwalter<br />

Dickel ist begeistert, dass er von Beginn an seine Ideen einbringen<br />

konnte, ganz nach seinem Wahlspruch „Heimat ist<br />

das, was man daraus macht“. Und er freut sich darüber, dass<br />

die Damen des Museumsteams um Museumsleiter Carsten<br />

Schlömer jeden Tag mit Begeisterung bei der Sache sind.<br />

Nicht zuletzt ist er Wilhelmine Hövener dankbar: „Sie hat<br />

durch ihre Großzügigkeit das Geschichtsbewusstsein und ein<br />

Gefühl für Brilon und die Region geweckt. Das war ihr besonderes<br />

Anliegen als letzter Vertreterin der Unternehmerfamilien<br />

Unkraut, Kannegießer, Hövener. Als ehemaliger Lehrerin<br />

würde es gefallen, dass ihr Haus ein Anziehungspunkt<br />

für alle Altersgruppen und Interessen ist.“<br />

Durch ihre Stiftung wirkt Wilhelme Hövener bis weit<br />

in die Zukunft und ganz tief in die Herzen der Briloner<br />

hinein. ■<br />

<strong>WOLL</strong> <strong>Sommer</strong> 2022 - 107


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