WOLL Magazin 2022.1 Frühling I Warstein, Möhnesee, Rüthen und Ense
WOLL Magazin 2022.1 Frühling I Warstein, Möhnesee, Rüthen und Ense
WOLL Magazin 2022.1 Frühling I Warstein, Möhnesee, Rüthen und Ense
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<strong>Frühling</strong> 2022<br />
17<br />
Sauerland<br />
Worte, Orte, Land <strong>und</strong> Leute.<br />
Ausgabe für<br />
<strong>Warstein</strong>,<br />
<strong>Möhnesee</strong>,<br />
<strong>Rüthen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Ense</strong><br />
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Öffnungszeiten<br />
Montag-Freitag · 9 Uhr – 18 Uhr<br />
Samstag · 10 Uhr – 13 Uhr
Frühnebel bei Eversberg. Foto: Matthias Dröge<br />
Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />
endlich ist er da: der <strong>Frühling</strong>, zumindest der meteorologische. Dem Kalender<br />
nach dauert es noch ein paar Tage. Doch egal, wie das Wetter auch wird, unser<br />
<strong>Magazin</strong> können Sie zu jeder Zeit genießen.<br />
In dieser Ausgabe geht es ziemlich tierisch zu. Es beginnt mit dem Murmeltier,<br />
das endlich aus dem Schlaf erwacht ist. Ende Dezember wurden schon einige<br />
Lämmer geboren, die noch die meiste Zeit im Stall verbringen mussten, aber auch<br />
in der Osterzeit werden auf der Hardt bei <strong>Ense</strong> noch einige geboren. Dagegen hat<br />
„Rambo“ schon einige Jahre auf dem Buckel. Eigentlich stammt der Esel aus dem<br />
Streichelzoo des Josefsheims in Bigge, erfreut in den letzten Jahren vor allem die<br />
Kinder, mit denen er <strong>und</strong> seine drei Kollegen kleine Wanderungen unternehmen.<br />
Das äußerst breitgefächerte Thema Design bildet den Schwerpunkt unserer<br />
<strong>Frühling</strong>sausgabe. Dabei geht es vor allem um Produktdesign, das man innerhalb<br />
des Studiengangs Produktdesign <strong>und</strong> Projektmanagement ganz in der Nähe,<br />
in Soest studieren kann. Aber auch eine Mescheder Modedesignerin, Julia<br />
Chowanietz, stellen wir Ihnen vor. „Made im Sauerland“ wird eben immer<br />
stärker.<br />
Paul Senske<br />
Chefredakteur<br />
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre.<br />
Paul Senske<br />
Kontakt:<br />
Tel. 02904 / 711 80-00<br />
redaktion-woll@axo-media.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 3
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4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
72<br />
48<br />
10<br />
03 Vorwort<br />
05 Inhalt<br />
06 Von wegen sturer Esel<br />
09 Osterfeuer<br />
10 Millionäre zieht es an das Haus am See<br />
12 Die Polarrallye<br />
14 Kremers BEYOND<br />
16 Aus den Karnevalshochburgen<br />
18 Schachverein Neheim<br />
21 Josefsheim Bigge<br />
23 Sauerländer Pausenbutze<br />
25 Das WortReich ist gewachsen<br />
Spezial: Design aus dem Sauerland<br />
26 Produktdesign aus dem Sauerland<br />
30 Modedesignerin Julia Chowanietz<br />
32 Designforum Neheim<br />
34 Glasdesign aus Marsberg<br />
35 Winterschlaf<br />
36 Firmenportrait: FHS Holzdesign<br />
39 Der Buiterling<br />
40 Zu Gast bei: Bestwigs Bürgermeister<br />
44 Drei Generationen Naturschützer<br />
46 50 Jahre Franz Trippe Straßenbau<br />
48 Gisela will´s wissen: Unkraut essen?<br />
50 Firmenportrait: AutoTechnik Schulte<br />
52 Lehrerseminar <strong>Rüthen</strong><br />
55 Der Wolländer<br />
56 Krankenhaus Maria Hilf Brilon<br />
58 Die Wallburg in Linnepe<br />
62 Die Remblinghauser Küsterin<br />
64 Jäger <strong>und</strong> Naturschützer Uwe Paschedag<br />
66 Hasse chehört<br />
67 Hier gibt´s <strong>WOLL</strong><br />
68 Robert geht wandern...<br />
72 150 Osterlämmer<br />
74 Meister im Ju-Jutsu<br />
77 Luftsprünge in den <strong>Frühling</strong><br />
78 Berger Szenen<br />
80 Elternratgeber Ausbildung + Karriere<br />
82 Impressum<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 5
Ein gegenseitiges Geben <strong>und</strong> Nehmen<br />
VON WEGEN<br />
STURER ESEL!<br />
Sonja Nürnberger<br />
S. Droste<br />
Der sorgsame Umgang mit Tieren ist etwas,<br />
das den Charakter eines Menschen prägt.<br />
Viele haben jedoch gar nicht mehr die Möglichkeit,<br />
diese Erfahrungen zu machen. Das weiß<br />
auch Simone Kaulmann aus Brilon, die daher Kindern<br />
mit <strong>und</strong> ohne Handicap die Gelegenheit gibt,<br />
Zeit mit ihrem kleinen Zoo zu verbringen – allen voran<br />
mit Rambo.<br />
„Schwarz, lange Ohren, lange Beinchen – <strong>und</strong> ich hab<br />
mich direkt verliebt“, erinnert sich Simone Kaulmann an<br />
ihre erste Begegnung mit Rambo. 27 Jahre ist das her.<br />
Da kam Simone morgens in den Streichelzoo des Josefsheims<br />
in Bigge, wo sie inzwischen seit drei Jahrzehnten<br />
als Sozialarbeiterin tätig ist, <strong>und</strong> die Eselstute hatte unbemerkt<br />
ein Fohlen bekommen. „Ich hatte noch keinen<br />
Ort, an dem ich Rambo unterstellen konnte, aber ich<br />
schwor ihm die Treue <strong>und</strong> seitdem ist er an meiner Seite<br />
– ich habe es keinen Tag bereut.“<br />
Unterstützung für Rambo<br />
Nach einigen Stationen in der Umgebung fand Rambo<br />
schließlich sein Zuhause in Brilon-Messinghausen. Das<br />
Gr<strong>und</strong>stück gehörte zwar schon lange Simones Familie,<br />
wurde aber bis dahin von einem Bauern bewirtschaftet.<br />
Ein kleiner Stall wurde gebaut, Zäune gezogen <strong>und</strong><br />
Rambo konnte einziehen. Suleika, eine Dülmener-Norweger-Mix-Stute<br />
kam hinzu <strong>und</strong> war von nun an seine<br />
beste Fre<strong>und</strong>in. Inzwischen leben auf dem kleinen Fleckchen<br />
in Brilon noch jede Menge andere Tiere: Hühner,<br />
Katzen, eine Ziege <strong>und</strong> Tino. Der Esel ist seit zwei Jahren<br />
dabei <strong>und</strong> noch in der Ausbildung. Er soll Rambo bei<br />
seiner Arbeit unterstützen, der ja nun auch nicht mehr<br />
der Allerjüngste ist. „Rambo findet das immer noch<br />
ziemlich unnötig <strong>und</strong> hat mir das ein wenig übelgenommen“,<br />
stellt Simone fest.<br />
Mit den Eselwanderungen hat sie eigentlich nur angefangen,<br />
weil ihre Kinder <strong>und</strong> auch die ihrer Fre<strong>und</strong>e ir-<br />
6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
gendwann erwachsen wurden. „Esel brauchen aber Beschäftigung,<br />
das ist wie mit kleinen Kindern: Bekommen<br />
sie keine, werden sie anstrengend.“ Besuch hatten ihre<br />
Tiere eh regelmäßig: von Bekannten, Verwandten <strong>und</strong><br />
Fre<strong>und</strong>en – Groß wie Klein. Wieso also nicht gemeinsam<br />
kleine Wanderungen unternehmen? „Gerade während<br />
der pandemiebedingten Lockdowns waren das St<strong>und</strong>en,<br />
die wichtig für die Kinder waren. Ein Mädchen konnte<br />
schlecht schlafen, aber wenn sie abends noch einmal kurz<br />
mit Rambo schmuste, war alles gut.“<br />
Berührungen mit<br />
positiver Wirkung<br />
An schönen Tagen im Jahr besuchen die Kinder vom Josefsheim<br />
<strong>und</strong> vom Kindernest in Olsberg Simones Tiere.<br />
Die Berührungen mit den Tieren <strong>und</strong> deren Ausstrahlung<br />
haben eine enorm positive Wirkung auf Kinder<br />
mit Beeinträchtigungen. Rambo <strong>und</strong> auch die H<strong>und</strong>e<br />
scheinen die Besonderheit jedes einzelnen Kindes zu<br />
spüren <strong>und</strong> gehen dementsprechend mit ihnen um. Gerade<br />
Rambo hat da wohl einen siebten Sinn – er hört<br />
zu, nimmt Körperkontakt auf <strong>und</strong> lässt sich streicheln.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 7
Wenn mal ein Kind auf ihm sitzt, das Angst hat, geht<br />
er erst los, wenn es sich entspannt <strong>und</strong> Vertrauen gefasst<br />
hat. Tino hingegen ist weitaus hibbeliger <strong>und</strong> sucht sich<br />
deswegen auch die wilderen Kinder aus: Erst wenn die<br />
ruhiger werden, wird auch Tino ruhiger. „Die Tiere werten<br />
nicht, sie hören nur zu. Sie geben die Aufmerksamkeit,<br />
die Liebe <strong>und</strong> Zuwendung, die viele Menschen oft<br />
gar nicht mehr erfahren. Sie haben eine Menge Einfühlungsvermögen,<br />
das vielen Menschen heute abhandengekommen<br />
ist“, erklärt Simone. „Die Begegnungen zwischen<br />
Mensch <strong>und</strong> Tier tun beiden Seiten gut.“ ■<br />
„Esel <strong>und</strong> kleine Kinder<br />
brauchen Beschäftigung.<br />
Bekommen sie keine, werden sie<br />
anstrengend.“ (Simone Kaulmann)<br />
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OSTERFEUER<br />
Monika Loerchner<br />
Auf dem Weg zum Osterfeuer treffen wir im Dorf noch auf einen<br />
Bekannten, der emsig in seinem Portemonnaie kramt. „Suchst<br />
du etwas?“, frage ich. „Nee, ich tue so, als würde ich mein Geld<br />
zählen.“ Augenzwinkern. „Das lockt die Ladys an!“<br />
Es geht steil bergauf. Oben angekommen findet der Sauerländer alles, was es<br />
braucht: Den Bierwagen, die Bratwurst, das Feuer. Und natürlich Bekannte,<br />
mit denen man fachmännisch die aufgeschichtete Konstruktion ausgedienter<br />
Weihnachtsbäume beäugen kann. Alles wird diskutiert <strong>und</strong> analysiert: Der<br />
Wind, das Wetter, die Feuchtigkeit des Holzes. Wer jetzt auch bei der Feuerwehr<br />
ist <strong>und</strong> wann das Osterfeuer, da Hanglage, wohl umkippt.<br />
Wir platzieren uns in sicherem Abstand zu dem Brennstapel <strong>und</strong> geben den<br />
Kindern letzte Anweisungen. Es dauert nicht lange, da flitzen sie mit anderen,<br />
colakoffeingetränkten Altersgenossen umher.<br />
Dann endlich brennt das Feuer! Wir versuchen, dem Qualm auszuweichen<br />
<strong>und</strong> dabei die Kinder halbwegs im Auge zu behalten.<br />
Beim Ruf der Natur treffe ich auf unseren Bekannten, der sich anschickt, auf<br />
alkoholwackeligen Beinen ein Stück den Abhang hinunterzugehen. „Muss<br />
pinkeln“, verkündet er wacker. Auf dem Rückweg riechen wir alle wie die<br />
Räucherstäbchen. Die Kinder haben rote Wangen <strong>und</strong> klappern abseits des<br />
wärmenden Feuers mit den Zähnen. Unser Bekannter begrüßt uns am Fuße<br />
des Berges. Ohne Lady, dafür mit einigen Blessuren. „Mich hat einer geschubst!“,<br />
verkündet er voller Empörung. Dann geht er wieder hinauf. Das<br />
Feuer brennt schließlich noch. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 9<br />
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Einkommensmillionäre zieht es an das...<br />
Paul Senske<br />
Philipp Nolte<br />
Auch im Jahre 2017 landeten beim Ranking der NRW-Einkommensmillionäre<br />
erneut zwei Städte aus dem Sauerland unter den ersten<br />
zwölf: S<strong>und</strong>ern erreichte Platz 11 (2016: Platz 4) <strong>und</strong> <strong>Möhnesee</strong><br />
Platz 10 (2016: Platz 6). Was zieht die Millionäre ausgerechnet dorthin?<br />
Bei gleicher „Millionärsdichte“ von<br />
8,6 (pro 10.000 Einwohner) zählt<br />
die Stadt S<strong>und</strong>ern 24 Einkommensmillionäre,<br />
die Gemeinde <strong>Möhnesee</strong><br />
„nur“ zehn. Die Einwohnerzahl der<br />
<strong>Möhnesee</strong>-Gemeinde liegt mit knapp<br />
12.000 Einwohner unter der Hälfte<br />
der Sorpe-Stadt mit fast 28.000.<br />
Gründe, weshalb sich Millionäre<br />
von diesen beiden Orten angezogen<br />
fühlen, sind neben der wirtschaftlichen<br />
Prosperität deren reizvolle Lage.<br />
Überhaupt sind es meist „See-Orte“,<br />
die von Reichen bevorzugt werden.<br />
Da ist einmal die Stadt Arnsberg,<br />
die ebenfalls in der Nähe des <strong>Möhnesee</strong>s<br />
liegt <strong>und</strong> 33 Millionäre zählt,<br />
<strong>und</strong> Meschede am Hennesee mit acht<br />
Millionären. Auch sind die Gr<strong>und</strong>stückpreise<br />
im Sauerland verhältnismäßig<br />
moderat, wenn man sie z. B.<br />
mit denen Hamburgs vergleicht, wohin<br />
es – deutschlandweit - die meisten<br />
Einkommensmillionäre verschlägt,<br />
zumindest was die schon erwähnte<br />
„Millionärsdichte“ angeht.<br />
Werfen wir einmal einen Blick auf<br />
Dortm<strong>und</strong>: Hier ist die Zahl der<br />
Einkommensmillionäre seit 2016 gestiegen<br />
- immerhin um zwei. Ob das<br />
wohl am Phoenix-See liegt? Laut Statistik<br />
liegt hier die Zahl der Millionäre<br />
jetzt bei 133 (von 586.600 Einwohnern)<br />
<strong>und</strong> die Dichte bei 2,3. Damit<br />
10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Alle Reichen, die ihren Wohnsitz nicht ins Ausland verlegt haben<br />
– weil auch unsere Heimat sehr schön ist – müssen derzeit<br />
ab einem Einkommen von 274.613 Euro den sog. Reichensteuersatz<br />
zahlen. Und der liegt derzeit immerhin bei 45 %.<br />
WIR<br />
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landet Dortm<strong>und</strong> auf Platz 206<br />
von 375. Im Sauerland hat nur die<br />
Stadt Schmallenberg mit 1,6 eine<br />
geringere Dichte.<br />
NRW-weit ist es die Stadt Meerbusch<br />
(Kreis Mettmann), die die<br />
meisten Reichen anzieht. Hier sind<br />
16,6 von 10.000 Einwohnern Einkommensmillionäre,<br />
gefolgt von Attendorn<br />
(Kreis Olpe) – am Biggesee<br />
-, wo statistisch gesehen 10,3 Einwohner<br />
den „Reichensteuersatz“*<br />
zahlen müssen.<br />
Angesichts dieses hohen Prozentsatzes<br />
können Sie beim Blick auf<br />
Ihre nächste Gehaltsabrechnung<br />
also ganz ruhig bleiben <strong>und</strong> daran<br />
denken, dass Sie a) wahrscheinlich<br />
einen viel geringeren Steuersatz zahlen<br />
müssen <strong>und</strong> b) der nächste Blick<br />
auf einen See auch für Sie nicht weit<br />
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Katja Fredebeul <strong>und</strong> Michael Wiese<br />
Katja Fredebeul <strong>und</strong> Michael Wiese unterwegs<br />
für einen guten Zweck<br />
Mit „Hannelore“ bis zum Polarkreis<br />
Christel Zidi<br />
Privat<br />
Am Fredebeul aus <strong>Rüthen</strong>-Meiste <strong>und</strong><br />
19. Juni 2022 macht sich ein junges<br />
Sauerländer Paar auf den Weg: Katja<br />
Michael Wiese aus Ostwig. In 16 Tagen wollen sie Länder<br />
<strong>und</strong> Landschaften r<strong>und</strong> um die Ostsee erk<strong>und</strong>en,<br />
auf der „nördlichsten Rallye des Erdballs“.<br />
<strong>WOLL</strong>: Was hat Sie dazu inspiriert?<br />
Michael Wiese: Der Baltic Sea Circle bietet für uns die perfekte<br />
Kombination aus Abenteuer <strong>und</strong> gutem Zweck. Wir<br />
sind gerne unterwegs <strong>und</strong> lieben es neue Länder <strong>und</strong> Landschaften<br />
zu erk<strong>und</strong>en. Die Rallye bietet dafür die perfekte<br />
Möglichkeit.<br />
<strong>WOLL</strong>: Und auch der gute Zweck kommt nicht zu<br />
kurz…<br />
Katja Fredebeul: Ja, denn wir möchten die Aufmerksamkeit<br />
r<strong>und</strong> um diese besondere Reise nutzen <strong>und</strong> für das<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospiz Balthasar in Olpe Spenden sammeln.<br />
Das Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospiz ist ein zweites Zuhause auf<br />
Zeit für unheilbar kranke Kinder <strong>und</strong> Jugendliche <strong>und</strong> ihre<br />
Familien. Wir haben uns diese Organisation ausgesucht, da<br />
uns deren Arbeit sehr am Herzen liegt. Sowohl wir als auch<br />
das Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospiz Balthasar freuen uns über<br />
jede Unterstützung, denn wirklich jeder Beitrag hilft! Die<br />
Spenden sammeln wir dazu über Betterplace. Das Spenden<br />
ist hier sicher <strong>und</strong> unkompliziert <strong>und</strong> jeder Euro kommt so<br />
auch sicher beim Kinderhospiz an.<br />
7.500 Kilometer – zehn Länder in 16 Tagen. Dass Sie<br />
dabei nicht über Autobahnen fahren kann man ja noch<br />
nachvollziehen, denn auf dieser Weise können Sie viel<br />
mehr von der Landschaft sehen. Aber warum kein GPS?<br />
Ist das die besondere Herausforderung?<br />
Michael Wiese: Ja, auf jeden Fall ist das eine besondere<br />
Herausforderung <strong>und</strong> ein Abenteuer. Denn wir lassen uns<br />
durch die guten alten Hilfsmittel wie Karte <strong>und</strong> Kompass<br />
bis zum Polarkreis <strong>und</strong> um die einzigartige Ostsee leiten.<br />
Besondere Begegnungen <strong>und</strong> Ecken der Natur sind hier<br />
vorprogrammiert <strong>und</strong> im Sinne des Abenteuers ausdrücklich<br />
erwünscht.<br />
Katja Fredebeul: Hierbei sieht man, dass es bei dieser<br />
Rallye nicht um Geschwindigkeit geht, sondern vielmehr<br />
steht der Spaß <strong>und</strong> das Erk<strong>und</strong>en der Länder im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Lustige Aufgaben, die durch das Roadbook vom<br />
12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Veranstalter vorgegeben werden, r<strong>und</strong>en das Abenteuer<br />
ab. Ganz im Sinne: Der Weg ist das Ziel.<br />
Hier gilt es noch zu erwähnen, dass man uns vor- <strong>und</strong><br />
während der Reise auf Instagram unter kmh_ontour folgen<br />
kann, damit auch jeder an unserm Abenteuer teilhaben<br />
kann.<br />
Katja <strong>und</strong> Michael mit Hannelore. Im ersten Moment<br />
könnte man meinen, dass Hannelore Ihr Kind wäre.<br />
Hannelore ist aber der schicke BMW-Oldie, mit dem<br />
sie die Tour starten. Ist Hannelore trotzdem so etwas<br />
wie ein Kind für Sie?<br />
Katja Fredebeul: Hannelore heißt Hannelore, weil ihre<br />
Erstbesitzerin, die den BMW bis vor einigen Jahren gefahren<br />
hatte, Hannelore hieß. Dass Erstbesitzer so lange Ihr<br />
Auto fahren, ist ja doch eher selten. Daher war klar, dass<br />
sie diesen Namen bekommt. Wie ein Kind ist sie nicht für<br />
uns. Vielmehr ist sie unsere treue Begleiterin <strong>und</strong> dann<br />
doch schon ein wenig wie ein Familienmitglied. Daher<br />
wird sie natürlich auch nach der Rallye nicht verkauft,<br />
sondern hoffentlich noch einige Jahre mit uns durchs<br />
Sauerland fahren. ■<br />
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Programm. „Beyond“ heißt übersetzt<br />
„Darüber hinaus“ <strong>und</strong> so denken<br />
auch die Mitglieder der Familie<br />
Kremer, die seit 2020 die Besitzer<br />
des Hauses am Brückenplatz Nr. 8<br />
in Alt-Arnsberg sind. Hier ist alles<br />
anders, als man bisher in der Regierungsstadt<br />
gesehen hat. Meinolf,<br />
Alexandra <strong>und</strong> Charlotte Kremer<br />
schauen über den Tellerrand hinaus.<br />
Im stylish eingerichteten Beyond werden<br />
vegetarische <strong>und</strong> vegane Gerichte<br />
serviert. Die Speisen werden frisch zubereitet,<br />
die Karte tagesaktuell angepasst.<br />
Schon das Aussehen der Bagels,<br />
Bowls, Suppen oder Kuchen lassen<br />
einem das Wasser im M<strong>und</strong>e zusammenlaufen.<br />
Die Getränkeauswahl ist<br />
umfangreich <strong>und</strong> bietet sowohl dem<br />
Tee- als auch dem Kaffeekenner eine<br />
beachtliche Auswahl. Die Palette der<br />
Softdrinks, die teilweise selbst hergestellt<br />
werden, kann sich sehen lassen.<br />
Die 22-jährige Charlotte Kremer erzählt,<br />
wie die Idee für das Bistro entstanden<br />
ist. „Als meine Eltern sich<br />
entschieden haben, dieses geschichtsträchtige<br />
Haus zu kaufen, stand eine<br />
Verwendung fest. Das Ladenlokal, ehemalig<br />
„Weiffen-Damenmode“, sollte in<br />
altem Charme <strong>und</strong> modernem Konzept<br />
wiederbelebt werden. Während meines<br />
Studiums der Wirtschaftspsychologie<br />
habe ich mich für die Markenbildung<br />
eines Start-Ups im gastronomischen<br />
Umfeld interessiert.<br />
Was lag also näher, als das Projekt „Beyond“<br />
zum Thema meiner Bachelor-<br />
Arbeit zu machen? So konnte ich meine<br />
theoretischen Erkenntnisse gleich in<br />
der Praxis überprüfen. Je tiefer ich in<br />
die Materie einstieg, desto mehr reifte<br />
in mir der Gedanke, am Brückenplatz<br />
etwas Neuartiges im Bereich Cafe´ entstehen<br />
zu lassen.“<br />
Nachhaltigkeit wird groß<br />
geschrieben<br />
Das Prinzip der Nachhaltigkeit spielte<br />
bei der Entwicklung eine wichtige<br />
Rolle. Alles wird in Mehrwegbehältern<br />
angerichtet, vom Kaffee bis zur Bowl.<br />
Über ein App-basiertes System wird sichergestellt,<br />
dass Becher <strong>und</strong> Schüsseln<br />
wieder zurückgebracht werden. Eine<br />
Win-Win-Situation: Der K<strong>und</strong>e leiht,<br />
ohne Pfand zu zahlen, hochwertige Behälter<br />
aus, aus denen er sein Essen genießen<br />
kann, der Gastronom vermeidet<br />
hohe Kosten für Einweg geschirr.<br />
Zudem gehört das Beyond dem Verb<strong>und</strong><br />
„To good to go“ an. Mit Hilfe<br />
einer weiteren App wird angezeigt, dass<br />
14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Brückenplatz 8<br />
59821 Arnsberg<br />
Telefon 0160 94483893<br />
E-Mail info@kremers-freiraeume.de<br />
Web www.kremers-freiraeume.de<br />
@kremers_freiraeume<br />
Brückenplatz 8<br />
59821 Arnsberg<br />
Telefon 0151 42461220<br />
E-Mail info@kremers-beyond.de<br />
Web www.kremers-beyond.de<br />
@kremers_beyond<br />
Im Bistro Beyond steckt viel<br />
Liebe zum Detail<br />
Öffnungszeiten<br />
Mo + Do + Fr 9 – 17 Uhr<br />
Sa + So 10 – 14 Uhr<br />
Feiertags geschlossen<br />
In der oberen Etage befindet sich<br />
ein "Escape-Room"<br />
Essen übrig geblieben ist <strong>und</strong> für kleines<br />
Geld abgegeben wird. „Durch den<br />
gezielten Einkauf <strong>und</strong> wirtschaftliches<br />
Arbeiten in der Küche fällt allerdings<br />
wenig zum Abgeben an“, berichtet die<br />
junge Unternehmerin. Ein zusätzlicher<br />
Geschäftszweig ist die Vermietung der<br />
Räume für Feierlichkeiten. Zudem<br />
finden Workshops der unterschiedlichsten<br />
Art statt. „Heilfasten unter<br />
ärztlicher Leitung“ oder die „Kräuterwerkstatt<br />
von Anke Schneidewind“<br />
steht beispielsweise auf dem Programm<br />
des Bistros „Beyond“. Dessen Beiname<br />
Hier ist mit bis zu sechs Personen Platz zum<br />
Wohlfühlen: die Ferienwohnungen "Freiräume"<br />
„Eventgastronomie“ ist passend, spiegelt<br />
er doch den Ideenreichtum von<br />
Charlotte Kremer <strong>und</strong> ihrer Familie<br />
wider.<br />
Großzügige <strong>und</strong> exklusive<br />
Ferienwohnungen<br />
Aber nicht nur das Cafe´ ist besonders,<br />
die Ferienwohnungen „Freiräume“ in<br />
den oberen Etagen sind es gleichfalls.<br />
Aufwendig renoviert <strong>und</strong> sehr geräumig,<br />
bieten sie für zwei bis sechs Personen<br />
viel Platz zum Wohlfühlen. Hier<br />
wird die Handschrift von Alexandra<br />
Heiland-Kremer mit ihrer Liebe zum<br />
Detail sichtbar. Die gelernte Reise- <strong>und</strong><br />
Verkehrskauffrau führt die Buchungen<br />
durch <strong>und</strong> berät Gäste bezüglich der<br />
Freizeitgestaltung. Falls gewünscht,<br />
reserviert sie Plätze in Restaurants, so<br />
dass für den Gast nur noch eines zu tun<br />
ist: Ankommen <strong>und</strong> Genießen.<br />
Während in den unteren Räumen der<br />
Fokus auf Wohlbefinden liegt, herrscht<br />
unterm Dach Spannung pur. Dort<br />
befindet sich ein „Escape-Room“ für<br />
Abenteurer. Dieser hebt sich, wie alles<br />
andere im Haus, von dem Bekannten<br />
ab. Mehr wird an dieser Stelle aber<br />
selbstverständlich nicht verraten.<br />
Seit dem Kauf vor zwei Jahren hat sich<br />
viel in dem denkmalgeschützten Gebäude<br />
getan. „Wir freuen uns, diesem<br />
historischen Bauwerk wieder Leben<br />
eingehaucht zu haben. Es stand jahrelang<br />
leer <strong>und</strong> hat nun nach dem Erbauer<br />
Hohoff, der es 1821 hat errichten<br />
lassen, Bürgermeister Seissenschmidt<br />
<strong>und</strong> Familie Brisken mit uns neue Besitzer“,<br />
erklärt Alexandra Heiland-Kremer<br />
<strong>und</strong> in ihrer Stimme schwingt ein<br />
wenig Stolz. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 15
Aus den Hochburgen des Sauerländer Karnevals<br />
„WER EINEN AFFEN HAT,<br />
DARF IHN NICHT LAUSEN“<br />
Christel Zidi<br />
Georg Giannakis<br />
W<br />
enn Manfred Gödde eine der alten Karnevalszeitungen<br />
in die Hand nimmt, muss er jedes Mal<br />
schmunzeln, manchmal auch laut loslachen: „Es geht<br />
darin um Erlebtes, Erlaubtes <strong>und</strong> Erheiterndes.“ Allein die Karnevalsordnungen<br />
sind lesenswert: „Wer einen Affen hat, darf<br />
ihn nicht lausen“, steht dort. Mit viel Fantasie wurden auch die<br />
jährlich wechselnden Zeitungsnamen gewählt, die teils schon<br />
auf den Inhalt hindeuten: „Du ahnst es nicht“, „Die Imme“,<br />
„Die bunte Laterne“, „Dachlukenkieker“, „Dickköppe“ oder<br />
„Knuilptangel“ (Kneifzange). Vor genau 100 Jahren gab es<br />
die „<strong>Warstein</strong>er Luidoeren“ (<strong>Warstein</strong>er Hühneraugen)<br />
mit dem Untertitel: „Wem sie stechen, der schneide sie.“<br />
Unzählige Orden hängen in seinem Zuhause von der<br />
Wand („Ich verwahr sie alle.“). Manfred Gödde war immer<br />
schon ein leidenschaftlicher Karnevalist. Nicht nur<br />
als Besucher der zahlreichen Veranstaltungen, 25 Jahre<br />
lang hat er mit dem „Club Leichtsinn“ auch selbst an den<br />
Zügen gebaut <strong>und</strong> erinnert sich gern an diese Zeit:<br />
„Morgens in der Kneipe haben sich die Männer<br />
überlegt, was für ein Wagen oder Handwagen<br />
für den Zug am Nachmittag gebaut<br />
werden soll. Bei diesen Stammtischen<br />
hatten sie immer die tollsten Ideen.“<br />
An den gelungenen Wagen mit<br />
dem Motto ‘Ferdi auf dem Weg<br />
zum Himmel’ mit dem geschminkten<br />
Ferdi Severin erinnert<br />
sich sicherlich noch<br />
so mancher <strong>Warstein</strong>er.<br />
„Jeder Karnevalsverein bei<br />
uns im Stadtgebiet hat<br />
etwas Besonderes“, erzählt<br />
Manfred Gödde.<br />
Besonders sind auch die<br />
16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022<br />
Manfred Gödde<br />
bei der Karnevalslektüre<br />
Clu<br />
Ih<br />
Ab sof<br />
bereise
„<strong>Warstein</strong>, Belecke <strong>und</strong> das Möhnetal<br />
gehören zu den Hochburgen des Sauerländer<br />
Schlachtrufe<br />
der Karnevalisten.<br />
Wer sich über das dreifache „Ulk<br />
Helau“ des über 125 Jahre alten <strong>Warstein</strong>er Vereins w<strong>und</strong>ert,<br />
muss wissen, dass der Karnevalsverein früher <strong>Warstein</strong>er<br />
Ulk hieß. Das Maskottchen Niederbergheims ist<br />
der Hase, deshalb ruft man hier bei den Kappensitzungen<br />
auch „Has´ hüpf“. Und in Hirschberg lässt man das<br />
Wappentier, den Drachen hochleben: „Drache siup“, also<br />
„ Drache sauf“.<br />
Karnevals.“ (Manfred Gödde)<br />
In Niederbergheim ist sogar der Karnevalsvorstand mit<br />
Frauen besetzt.“<br />
Karneval hat für den ehemaligen <strong>Warstein</strong>er Bürgermeister<br />
nicht nur mit Feiern zu tun, auch wenn die letzten beiden<br />
Jahre für ihn wie für alle Karnevalisten, hart waren.<br />
„Die Karnevalsgesellschaften leisten auch eine besondere<br />
Arbeit für die Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen, für den Tanzsport.<br />
Es geht dabei auch um Wertevermittlung, auch<br />
solcher wie Disziplin, Ordnung <strong>und</strong> Pünktlichkeit.“ ■<br />
Manfred Gödde ist auf jede Karnevalssitzung gern gegangen,<br />
aber „der urigste Karneval war immer in Niederbergheim,<br />
mit die kleinste Gesellschaft im Stadtgebiet,<br />
aber mit reger Beteiligung aller Einwohner des Dorfes. Es<br />
gab da den Straßenkarneval, die Dönekes aus den Vereinen.<br />
Einfach total originelle <strong>und</strong> zum Teil spektakuläre<br />
Auftritte“, schwärmt er. Und dann fügt er noch hinzu:<br />
„Einen großen Anteil daran haben besonders die Frauen.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 17
Neheimer Schachverein Ruhrspringer<br />
UNENTSCHIEDEN GEGEN<br />
DEN GROSSMEISTER<br />
Julius Kolossa<br />
Tom Linke<br />
Für den siebenjährigen Lorik ist Schach das ideale Strategiespiel.<br />
16<br />
schwarze <strong>und</strong> 16 weiße<br />
Schachfiguren stehen<br />
sich zu Beginn einer jeden<br />
Partie auf einem Schachbrett<br />
gegenüber. Das Spiel beginnt mit<br />
einem Händeschütteln der Spieler<br />
(während der Corona-Pandemie abgelöst<br />
durch ein fre<strong>und</strong>liches Lächeln)<br />
<strong>und</strong> mit dem Wunsch: „Gute Partie“<br />
an jeder Seite. Nach dem internationalem<br />
Schach-Reglement beginnt der<br />
Spieler mit den weißen Figuren. Nach<br />
dem ersten Zug gilt es zu taktieren. Es<br />
entwickelt sich eine interessante Dynamik<br />
während der gesamten Schachpartie,<br />
die endet, wenn der feindliche<br />
König vom verlierenden Spieler auf<br />
das Schachbrett gelegt wird. Bis zu<br />
diesem Sieg können durchaus sechs<br />
St<strong>und</strong>en vergehen…<br />
„Ruhe ist oberstes Gebot“, sagt Marten<br />
Mischlack. Der Jugendtrainer des<br />
Schachvereins Ruhrspringer gibt uns<br />
eine kleine Lektion seines Lieblingssports.<br />
„Man darf keine schlecht aussehende<br />
Partie verlorengeben.“ Seit sechs<br />
Jahren ist er einer der „Ruhrspringer“,<br />
bei denen wir an einem Trainingsabend<br />
im Franz-Stock-Zentrum im Neheimer<br />
„Rusch“ zu Gast sind. Im Gespräch<br />
stellt sich dann heraus, dass vor uns jemand<br />
sitzt, der dem Deutschen Meister<br />
<strong>und</strong> Großmeister 2019, Niclas Huschenbeth,<br />
bei einem vor zwei Jahren stattfindenden<br />
Simultan-Turnier Paroli geboten<br />
hat. „Ja, ich habe Remis gegen ihn<br />
gespielt“, sagt Mischlack bescheiden.<br />
Doch unsere weiteren Gesprächspartner<br />
an diesem Abend, der „Ruhrspringer“-Vorsitzende<br />
Dietmar Werthmann<br />
<strong>und</strong> Spielleiter Michael Scheffer relativieren<br />
dies. „Wenn ein Großmeister<br />
gegen 31 Spieler gleichzeitig spielt,<br />
dann spielt er normalerweise zu Null“,<br />
sagt Werthmann dazu. Und Scheffer:<br />
„Ihm saßen immerhin nur Hobby-Spieler<br />
gegenüber.“ Mischlack aber brachte<br />
den Meister dazu, die mit ihm gespielte<br />
Partie unentschieden ausgehen zu lassen.<br />
Werthmann: „Das war ein großes<br />
Ereignis, als wir vor drei Jahren anlässlich<br />
des 100-jährigen des Schachvereins<br />
Neheim dieses Turnier ausrichteten <strong>und</strong><br />
den besten Schachspieler Deutschlands<br />
bei uns im Saal hatten.“<br />
Schachspieler sind auch beim<br />
Feiern eine tolle Gemeinschaft<br />
Die Schachspieler sind aber nicht nur<br />
18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Wir<br />
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Bei den sechs Personen hinter Marten Mischlack am Schachbrett handelt es sich um Klaus Chmielewski<br />
(Neuzugang, noch nicht Vereinsmitglied), Michael Scheffer (Spielleiter), Dietmar Müller (Vereinsmitglied),<br />
Sandor Matzke (Getränkewart <strong>und</strong> die „gute Seele“ des Vereins), Dietmar Werthmann<br />
(1. Vorsitzender) <strong>und</strong> Ulrich Schumacher (2. Vorsitzender).<br />
gut am Brett, sondern auch eine tolle<br />
Gemeinschaft. Die bei den Trainingsabenden<br />
gelebte Atmosphäre wird von<br />
dem Trio gelobt. „Hier spielen Anwälte,<br />
Arbeiter, Schüler, Kinder, Angestellte,<br />
Juristen, Ärzte, <strong>und</strong> Ingenieure<br />
gegeneinander“, stellt Werthmann<br />
die Gemeinschaft dar. Und auch der<br />
Schach-Nachwuchs freut sich, immer<br />
wieder freitags neue Züge kennen zu<br />
lernen. Jon, mit fünf Jahren der Jüngste:<br />
„Man muss viel überlegen, <strong>und</strong> das<br />
ist toll“. Sein Bruder Lorik, sieben<br />
Jahre alt: „Ich kann mich selbst verbessern.“<br />
Lara, zwölf, hat mit Schach<br />
ein neues Hobby - neben Fußball -<br />
gef<strong>und</strong>en: „Eine sehr gute Ablenkung,<br />
denn man muss mehr denken.“<br />
Alle werden von Marten Mischlack<br />
<strong>und</strong> weiteren erfahrenen Spielern<br />
durch kindgerechtes Training gefördert<br />
für dieses Brettspiel, bei dem es<br />
um vorausschauendes Denken geht.<br />
Scheffer: „Man hofft, mit der Eröffnung<br />
stabil in die Partie zu gehen,<br />
<strong>und</strong> diese mit Strategie <strong>und</strong> Taktik zu<br />
bestreiten.“<br />
Ein Hochleistungssport, der bis ins<br />
hohe Alter fit hält<br />
Schach ist ein Hochleistungssport<br />
<strong>und</strong> das bis ins hohe Alter. Erich<br />
Weyrauch ist mit 88 Jahren der älteste<br />
<strong>und</strong> zugleich seit 2020 Bezirksmeister<br />
im Schachbezirk Hochsauerland<br />
mit 306 Mitgliedern in<br />
elf Vereinen. „Unser Sport verbindet<br />
Generationen“, fasst Werthmann zusammen,<br />
was die Faszination für<br />
ihn ausmacht. Mischlack: „Es ist ein<br />
Einzelsport, der mit Mannschaftstaktik<br />
bei Mannschaftsturnieren einhergeht.<br />
Und Scheffer: „Hier wenden<br />
kleine Fehler eine ganze Partie.“ ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 19
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Bei der Wahl des angestrebten Ausbildungsberufes sind für viele junge Menschen Themen wie soziales Engagement,<br />
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das traditionsreiche Unternehmen, das<br />
zur b<strong>und</strong>esweit agierenden JG- Gruppe<br />
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Sozialassistent:in <strong>und</strong> Duales<br />
Studium Soziale Arbeit. Zudem bieten<br />
individuell beginnende Praktika oder<br />
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Aufgaben verschiedener Berufe aus dem<br />
Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen.<br />
Ausbildungskoordinatorin Andrea Asshauer<br />
kennt die Vorteile der Ausbildung<br />
im Josefsheim: „Bei uns hat der junge<br />
Mensch die Möglichkeit, die berufliche<br />
Teilhabe von Menschen mit Behinderung<br />
mitzugestalten <strong>und</strong> in einem motivierten<br />
Team ein kollegiales Miteinander<br />
zu erleben. Letztlich ist sicher auch die<br />
Aussicht auf die spätere Übernahme in<br />
ein unbefristetes Arbeitsverhältnis sowie<br />
die damit verb<strong>und</strong>enen umfassenden<br />
Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
ein großer Pluspunkt.“ Welche Fähigkeiten<br />
<strong>und</strong> Kenntnisse sollte ein junger<br />
Mensch für eine dieser Ausbildungen<br />
mitbringen? „Ein fre<strong>und</strong>liches Auftreten<br />
<strong>und</strong> gute Umgangsformen sind auch für<br />
uns selbstverständlich, hinzu kommt vor<br />
allem Offenheit <strong>und</strong> Freude am Umgang<br />
mit Menschen, PC-Gr<strong>und</strong>kenntnisse<br />
sind für die Ausbildung ebenso<br />
wichtig wie die entsprechende Lernbereitschaft<br />
<strong>und</strong> Motivation“, erklärt die<br />
Ausbildungsbildungskoordinatorin weiter.<br />
Das Josefsheim als moderner Dienstleister<br />
der Eingliederungshilfe richtet sich<br />
mit seinem Angebot bewusst auch an<br />
Junge Menschen, die bereits eine andere,<br />
unbefriedigende Ausbildung begonnen<br />
haben oder die zunächst Berufserfahrung<br />
im Rahmen eines Nebenjobs während<br />
des Abiturs oder des Studiums suchen. ■<br />
JH-Studentin Leona erzählt<br />
hier im Video über ihr duales<br />
Studium <strong>und</strong> die Arbeit in der<br />
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Andrea Asshauer, Josefsheim-Ausbildungskoordinatorin<br />
ist Ansprechpartnerin<br />
für interessierte Schüler, Studenten,<br />
Eltern oder Lehrer.<br />
phone 02962 800-2080<br />
envelope a.asshauer@josefsheim-bigge.de<br />
josefsheim-bigge.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 21
Anzeige<br />
„Eine Pausenbutze sollte in<br />
keinem Garten fehlen“<br />
(Manuel Müller,<br />
Tischlermeister)<br />
Christel Zidi<br />
sabrinity<br />
Ein Muss für ECHTE Sauerländer<br />
Gärten <strong>und</strong> Biergärten<br />
ZÜNFTIG IN DER<br />
PAUSE(N-BUTZE)<br />
Schon lange haben wir uns dem Ende von Schneematsch<br />
<strong>und</strong> Kälte entgegengesehnt. Die Tage werden<br />
- endlich - wieder länger <strong>und</strong> wir können uns auf<br />
den <strong>Frühling</strong> freuen.<br />
<strong>Frühling</strong> – das heißt draußen sein. Die ersten warmen Sonnenstrahlen<br />
genießen. Dazu können Sie einen langen Spaziergang<br />
durch die Sauerländer Natur machen. Oder Sie verbinden<br />
beides: frische Luft <strong>und</strong> Gemütlichkeit. Das geht am<br />
besten, wenn man eine Pausenbutze sein Eigen nennt. An sonnigen,<br />
aber noch frischen Tagen, nimmt man einfach eine Decke<br />
<strong>und</strong> eine Tasse heißen Tee mit. An warmen Tagen darf´s<br />
vielleicht auch mal ein frisches Bier sein. Ganz nach Wunsch<br />
<strong>und</strong> Geschmack.<br />
Die Pausen-Butze aus dem Sauerland passt in jeden noch so<br />
kleinen Garten. Aber auch Biergärten gibt sie ein ganz besonderes<br />
Flair. Gemütlicher geht es eigentlich kaum. Die Sauerländer<br />
Pausenbutze – das sind kleine Auszeiten, aber auch gesellige<br />
St<strong>und</strong>en in uriger Atmosphäre.<br />
„Die Pausenbutzen sollten in ECHTEN Sauerländer Gärten<br />
<strong>und</strong> Biergärten nicht mehr fehlen“, davon ist Manuel<br />
Müller aus Brilon-Radlinghausen überzeugt. Der Tischlermeister<br />
hatte irgendwann die Idee für einen „Sauerländer<br />
Strandkorb“. Strand <strong>und</strong> Korb – beide Begriffe passten natürlich<br />
nicht so ganz. Also benannte er sein Werk nach dem<br />
Äußeren (Butze – kleine Bude) <strong>und</strong> nach der Verwendung:<br />
Pausenbutze. Und das hat er sich sogar als Marke schützen<br />
lassen. Manuel Müller verwendet ausschließlich hochwertige<br />
Materialien. Die Pausenbutze besteht überwiegend aus 22mm<br />
Fichten-Massivholz, nordische Fichte. Das Dach fertigt der<br />
Tischlermeister aus Sibirischer Lärche. Während das Gr<strong>und</strong>teil<br />
komplett in einem Stück geliefert wird, besteht das Dach<br />
aus zwei Teilen, die ganz einfach mit zwei mal vier Schrauben<br />
befestigt werden. “Wir verwenden das gleiche Material wie<br />
für Holzfassaden – das hält quasi ewig dicht”, erzählt Müller<br />
begeistert. Alle Kanten sind abger<strong>und</strong>et, auch das spricht für<br />
die hochwertige Verarbeitung. Rustikal-gemütlich wird die<br />
Pausenbutze durch zwei Sprossenfenster, Blumenkästen <strong>und</strong><br />
Sitzpolster mit Bezügen aus hochwertigem Outdoorstoff.<br />
Wer seine Pausenbutze ganz individuell ausstatten möchte,<br />
bestellt Gardinen, Anstecktisch oder Fußstützen. Natürlich<br />
kann man die Pausenbutze in Holz-Natur belassen, sie gegen<br />
Verwitterung ölen oder auch anstreichen lassen. Zum Beispiel<br />
22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Manuel Müller<br />
Tischlermeister<br />
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in der Trendfarbe Grau. Auch die Gardinen gibt<br />
es in mehreren Varianten: im modischen Anthrazit,<br />
kariert in rot-weiß oder grün-weiß. Auf Wunsch<br />
aber auch noch in vielen anderen Farben <strong>und</strong> Mustern.<br />
Ganz ausgefallen war diese Ausstattung: „Eine K<strong>und</strong>in<br />
wollte ihren Mann zum 50. Geburtstag mit einer Pausenbutze<br />
überraschen“, berichtet uns Manuel Müller. „Deshalb<br />
ließ sie die Butze in Rot-Weiß streichen, die Gardinen in<br />
den gleichen Farbtönen. Ihr Mann ist erklärter FCK-<br />
Fan“, erzählt uns Manuel Müller.<br />
SCHNELL BESTELLEN, BEVOR<br />
DIE HOLZPREISE STEIGEN<br />
In der Pausenbutze kann man jederzeit ganz schnell<br />
Entspannung finden. Wie der Name schon sagt: in<br />
den Pausen, nach Feierabend. Mal kurz, mal länger.<br />
Meistens länger, denn uriger als in der Pausenbutze<br />
kann eine Auszeit kaum sein. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 23
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- <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Anzeige<br />
Das WortReich<br />
ist gewachsen<br />
Schwierigkeiten hin, Schwierigkeiten<br />
her – wir schauen<br />
nach vorn. Für uns bedeutet<br />
das, dass wir Ihnen trotz der derzeit<br />
schwierigen Lage ein umfangreiches<br />
Angebot bieten möchten. So<br />
wie Sie, liebe Arnsberger, Mescheder<br />
<strong>und</strong> Schmallenberger, es schon<br />
immer von uns gewöhnt sind.<br />
Seit letztem Jahr zählen auch die<br />
Leser aus dem Raum Winterberg zu<br />
unserem K<strong>und</strong>enkreis. Dort haben<br />
wir Anfang Dezember eine neue<br />
WortReich-Filiale eröffnet. Vielleicht<br />
fragen Sie sich jetzt, wie das in dieser<br />
Zeit möglich ist? Nun, gerade in<br />
dieser Zeit ist der Wunsch nach Büchern<br />
besonders groß - die Möglichkeit,<br />
Bücher vor Ort zu kaufen, aber<br />
nicht immer gegeben. Und so kamen<br />
vor allem in den letzten beiden Jahren<br />
wiederholt K<strong>und</strong>en aus dem Wintersportort<br />
auf uns zu, die darauf aufmerksam<br />
machten, dass in ihrem Ort<br />
eine Buchhandlung fehle <strong>und</strong> ob eine<br />
WortReich-Filiale nicht ins Konzept<br />
passe. Da wir die Vorschläge <strong>und</strong><br />
Wünsche unserer K<strong>und</strong>en stets sehr<br />
ernst nehmen, haben wir uns darüber<br />
viele Gedanken gemacht.<br />
Und wir sind das Projekt angegangen:<br />
Nach der Analyse von<br />
Zahlen der IHK, einer kleinen,<br />
eigenen Marktanalyse einschließlich<br />
Passantenbefragung <strong>und</strong> Rückfragen<br />
bei der Wirtschaftsförderung in Winterberg<br />
sind wir dann zu dem Schluss<br />
gekommen: Es passt!<br />
Natürlich sind die Bedingungen aufgr<strong>und</strong><br />
der Pandemie erschwert <strong>und</strong><br />
ein gewisses Verlust-Risiko muss einkalkuliert<br />
werden. Trotzdem: Auch<br />
unseren K<strong>und</strong>en im Raum Winterberg<br />
möchten wir das bieten, was unsere<br />
K<strong>und</strong>en in Arnsberg, Meschede<br />
<strong>und</strong> Schmallenberg schon seit längerer<br />
Zeit genießen können: ein eigenes<br />
WortReich.<br />
Und noch von einer weiteren<br />
Neuigkeit können wir Ihnen berichten:<br />
Unsere Homepage ist neugestaltet<br />
worden, damit sie für Sie noch<br />
übersichtlicher <strong>und</strong> noch attraktiver<br />
ist. Werfen Sie einfach mal einen<br />
Blick hinein:<br />
www.wortreich-sauerland.de<br />
Unter Einhaltung der geltenden Corona-Bestimmungen<br />
freuen wir uns<br />
darauf, Sie bald in einem unserer<br />
WortReiche begrüßen zu können. ■<br />
Meschede - Arnsberg - Schmallenberg - Winterberg<br />
www.wortreich-sauerland.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 25
Visionen aus der Hand des Produkt-Designers<br />
FUNKTIONAL,<br />
FORMSCHÖN UND<br />
PERFEKT DURCHDACHT<br />
Christel Zidi<br />
Akademie Ruhr<br />
Ist Ihnen auch schon mal aufgefallen,<br />
dass es kaum noch<br />
Friseure gibt? Heute spricht<br />
man vielerorts vom „Haardesigner“.<br />
Auch geht man nicht mehr zur<br />
Maniküre, sondern zum Nageldesign.<br />
Klingt gleich viel kreativer<br />
<strong>und</strong> künstlerischer. Wenn sich<br />
diese - <strong>und</strong> einige andere Berufssparten<br />
- mit eben diesem Begriff<br />
titulieren, haben sie gar nicht mal<br />
unrecht. Schließlich ist mit Design<br />
die Form- <strong>und</strong> Farbgestaltung eines<br />
Objektes gemeint.<br />
Wobei: Sind unsere Haare <strong>und</strong> Nägel<br />
eigentlich Objekte, solange sie<br />
noch an uns Menschen, also an<br />
Subjekten, haften? Egal, auch wenn<br />
der Begriff Design oft inflationär<br />
gebraucht wird, wird es das Design<br />
selbst wohl nie. Besonders dann<br />
nicht, wenn es um die Bereiche<br />
Industrie- <strong>und</strong> Produktdesign geht,<br />
auf die wir unser Augenmerk richten<br />
wollen. Das gesamte Aufgabengebiet<br />
des Industrie- bzw. Produktdesigns<br />
zu beschreiben, ist an dieser<br />
Stelle kaum möglich. Zu vielfältig<br />
ist die Produktpalette, zu unterschiedlich<br />
sind die Produkte.<br />
Fast jedes Teil, das wir in<br />
die Hand nehmen, wurde<br />
von Designern entwickelt.<br />
Produk tdesigner müssen<br />
“Daniel Düsentrieb <strong>und</strong> Picasso<br />
in einer Person sein”,<br />
wie es auf der Homepage<br />
der Akademie Ruhr zu<br />
lesen ist, also sehr gute<br />
Zeichner mit hohem,<br />
technischem Verständnis.<br />
Da es bei der Produktentwicklung<br />
noch viele Dinge mehr zu<br />
berücksichtigen gibt, ist Industrie-/<br />
Pro duktdesign vor allem Projektbzw.<br />
Teamarbeit.<br />
Die feinen Unterschiede<br />
Produktdesign, Industriedesign…<br />
Wo liegt eigentlich der Unterschied?<br />
Beide designen Produkte, die sich<br />
von anderen unterscheiden <strong>und</strong> mit<br />
der Philosophie des Auftraggebers<br />
bzw. des Unternehmens<br />
übereinstimmen sollen.<br />
Ein Produkt-Designer gibt einem<br />
dreidimensionalen Objekt seine<br />
Form, unter Berücksichtigung der<br />
Funktion <strong>und</strong> der Ästhetik. Er<br />
macht einen Gegenstand also schöner<br />
<strong>und</strong> dessen Handhabung leichter.<br />
Macht das ein Industriedesigner<br />
nicht ebenfalls? Schon, allerdings<br />
muss dieser schon die spätere<br />
Serienfertigung im Blick haben.<br />
26 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Unterschiedlichste Komponenten<br />
können in das Design mit einfließen.<br />
Ein Stadtplaner, im weiteren Sinne<br />
ebenfalls ein Designer, muss z. B. beachten,<br />
welche Konsequenzen der Bau<br />
eines neuen Wohngebietes hat, infrastrukturell,<br />
politisch, städtebaulich.<br />
Grafikdesigner müssen darauf achten,<br />
dass die Botschaft eines entworfenen<br />
Plakates nicht fehlinterpretiert<br />
werden kann, Produktdesigner, dass<br />
auch das schönste Objekt noch immer<br />
funktional ist <strong>und</strong> entsprechend<br />
genutzt wird, nicht für andere Zwecke<br />
z. B. ein Stuhl als Zeitschriftenablage.<br />
Die Entscheidung über das<br />
Material beeinflusst sowohl den späteren<br />
Preis als auch die Themen Umweltschutz<br />
<strong>und</strong> Nachhaltigkeit.<br />
Gerade noch Vision, jetzt<br />
S e rie npr odukt<br />
„Produktvision“ – als solche<br />
bezeichnen Designer das ideale Produkt<br />
aus Sicht des K<strong>und</strong>en. Wie<br />
schon im Namen enthalten, geht<br />
es immer um ein anspruchsvolles<br />
Ziel, eine Vision. Sowohl aus K<strong>und</strong>ensicht<br />
als auch für die<br />
Designer. Manchmal<br />
geht es dabei<br />
um die Lösung von Problemen,<br />
manchmal einfach um einen<br />
speziellen K<strong>und</strong>enwunsch. Vom<br />
Konzept bis zum Industrieobjekt<br />
sind die unterschiedlichsten<br />
Menschen am Werk (-stück):<br />
Neben den Designern auch Techniker<br />
<strong>und</strong> Marketing-Fachleute.<br />
Nahe Zukunft<br />
Industrie- <strong>und</strong> Produktdesigner<br />
beschäftigten sich mit weit mehr<br />
als nur mit der schönen Form <strong>und</strong><br />
der Funktionalität eines Gegenstandes.<br />
Trainiert auf das Erkennen<br />
von Problemen <strong>und</strong> die Schaffung<br />
von Lösungen haben sie auch<br />
die nahe Zukunft im Blick. Bei der<br />
Schaffung von innovativen Produkten<br />
berücksichtigen sie schon<br />
lange Bereiche wie Nachhaltigkeit<br />
<strong>und</strong> Umwelt. Dabei kann es<br />
um Verpackungsmüll gehen, um<br />
lange Transportwege oder durch<br />
Verschwendung, die durch Mengenungenauigkeit<br />
entsteht.<br />
Natürlich geht es auch um das<br />
Thema KI (Künstliche Intelligenz),<br />
um Roboter, sowohl im<br />
privaten als auch industriellen Bereich.<br />
Auch wenn dieser Bereich<br />
noch mit vielen Ressentiments verb<strong>und</strong>en<br />
ist, geht die Entwicklung<br />
weiter. Saugroboter, Mähroboter<br />
sind schon längst selbstverständlich<br />
geworden - <strong>und</strong> entstammen<br />
ebenfalls der Kreativität von<br />
Designern.<br />
Autos<br />
für besondere Anlässe<br />
zu vermieten!<br />
Diese entscheiden – gemeinsam<br />
mit ihrem Team bzw. dem Auftraggeber<br />
– z. B. über die Frage,<br />
ob der Gartenroboter<br />
auf vier Rollen unterwegs<br />
ist oder in<br />
Cars + Fun<br />
Gansauweg 125 | 34431 Marsberg<br />
Tel.: 0176/ 576 346 17<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 27
lebewesenartiger Form, also mit Beinen.<br />
Wohl nicht allein eine Frage der<br />
Ästhetik.<br />
Mit <strong>und</strong><br />
ohne roten Punkt<br />
Ein kleiner, roter Punkt wird Unternehmen<br />
immer wichtiger. Diesen<br />
Punkt kann man sich allerdings nicht<br />
einfach ins Logo setzen, sondern<br />
er wird mit dem Red-Dot-Award<br />
verliehen, dem Preis für eine besondere<br />
Leistung in Sachen Designqualität.<br />
Nicht wenige Sauerländer<br />
Unternehmen haben daran teilgenommen<br />
– <strong>und</strong> gewonnen. Die Gebühren,<br />
die mit einer Teilnahme einhergehen,<br />
sind allerdings nicht ohne.<br />
Deshalb wird auch nicht jeder Produkt-<br />
oder Industriedesigner daran<br />
teilnehmen können. Selbst bei hervorragenden<br />
Arbeiten nicht.<br />
Kunstvoll, aber keine Kunst<br />
Manches Designstück wirkt eher wie<br />
ein Kunstobjekt denn wie ein Serienprodukt.<br />
Deshalb sind entsprechende<br />
Designpreise sicherlich auch verdient.<br />
Andererseits muss ganz klar zur<br />
Kunst unterschieden werden. Denn<br />
Design ist funktional, zweckorientiert<br />
<strong>und</strong> unterscheidet sich allein dadurch<br />
ganz klar von der Kunst.<br />
Die schöne Form<br />
„Form folgt Funktion“ heißt es denn<br />
auch - meistens. Es gibt aber auch<br />
den Ansatz, Design nicht ausschließlich<br />
vom funktionalen Ansatz her zu<br />
sehen, sondern zusätzlich als Verschönerung.<br />
Welcher Ansatz verwendet<br />
wird, ist zum Teil mit dem jeweiligen<br />
Zeitgeist verb<strong>und</strong>en, denn den meisten<br />
Endverbrauchern ist eine schöne<br />
Gestaltung längst genauso wichtig<br />
wie die Funktionalität. Auftraggeber<br />
achten verstärkt auf<br />
Markenidentität <strong>und</strong> das<br />
Corporate Design, um sich von der<br />
Konkurrenz abzuheben. Das gelingt<br />
über eine schöne Gestaltung oft<br />
noch einfacher <strong>und</strong> schneller als über<br />
Funktionalität.<br />
Kreative Sauerländer Designer<br />
Im Sauerland haben wir viele<br />
Beispiele für gelungenes<br />
Produkt- <strong>und</strong> Industriedesign.<br />
Hier nur ein paar Beispiele: In Neheim<br />
verzichtet eine Firma auf die<br />
Plastikverpackung der Toilettenpapierrollen<br />
<strong>und</strong> benutzt stattdessen<br />
einen (recycelten) Karton,<br />
der gleichzeitig als Aufbewahrung<br />
dient. Aus S<strong>und</strong>ern kommt ein<br />
Milchaufschäumer, der auch für die<br />
28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
EXCELLENCE IN GRINDING<br />
Zubereitung von Trinkschokolade, Shakes oder Glühwein<br />
genutzt werden kann. Aus Bestwig formschöne<br />
Luftdesinfizierer <strong>und</strong> aus Olsberg Waschbecken aus<br />
Holz. Last but not least gibt es auch einige Modedesigner,<br />
die bei uns zuhause sind.<br />
Mit allen Sinnen<br />
Gute Designer wissen, dass Reize nachhaltig auf<br />
Menschen wirken. Beim Kauf achtet man – mehr oder<br />
weniger bewusst – auch darauf, wie ein Gegenstand<br />
riecht, wie er sich anfühlt. Aus Brilon kommen z. B.<br />
Lac kplatten, die aussehen, als wären sie aus echtem<br />
Holz – <strong>und</strong> sich auch so anfühlen.<br />
Die THELEICO Schleiftechnik GmbH & Co. KG ist ein seit über<br />
140 Jahren weltweit agierendes, traditionsreiches Familienunternehmen,<br />
das in vielen Industriezweigen im Bereich der<br />
Präzisions-Schleiftechnik erfolgreich tätig ist. Der Erfolg <strong>und</strong><br />
das Wachstum unseres Unternehmens in den vergangenen<br />
Jahren hat ein starkes Team zusammengeschweißt.<br />
Werden Sie Teil unseres Teams!<br />
Wir bieten Ihnen einen sicheren Arbeitsplatz, mit einer<br />
intensiven <strong>und</strong> umfassenden Einarbeitung. Erfahren Sie mehr<br />
unter www.theleico.com.<br />
Die Designer unserer Sauerländer Brauereien berücksichtigen<br />
auch unseren Hörsinn: Das Zischen beim<br />
Öffnen eines Erfrischungsgetränkes, der Plopp von<br />
Flaschen mit Bügelschluss. Diese Geräusche verbinden<br />
die K<strong>und</strong>en dann, dank guter Designarbeit, mit Entspannung,<br />
Frische - <strong>und</strong> Feierabend im Sauerland. ■<br />
THELEICO Schleiftechnik GmbH & Co. KG<br />
Lagerstraße 3–5 | 59872 Meschede, Germany<br />
Telefon 0291/99 01-0 | info@theleico.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong><br />
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2022 - 29
Julia Chowanietz <strong>und</strong> ihr Label pure<br />
FASHI<br />
MADE IN MESCHEDE<br />
Sonja Nürnberger<br />
Privat<br />
W<br />
er an Mode <strong>und</strong> das Sauerland denkt, dem kommt<br />
erst einmal Falke mit seinen weltbekannten<br />
Strümpfen <strong>und</strong> Socken in den Sinn.<br />
Danach muss man erst einmal überlegen. Dass<br />
es aber natürlich auch im Sauerland modebegeisterte<br />
<strong>und</strong> modebegabte Menschen gibt,<br />
steht außer Frage. Eine davon ist Julia Maria<br />
Chowanietz. Die 28 Jährige kreiert in<br />
Meschede Schmuck <strong>und</strong> Kleidung: schlicht<br />
<strong>und</strong> w<strong>und</strong>erschön – wie das Sauerland.<br />
N<br />
Julia Chowanietz<br />
„Ich mag sehr gerne schlichten Schmuck, habe<br />
aber wenig gef<strong>und</strong>en, der zu mir passte. Und<br />
so fing eigentlich alles damit an, dass ich mir<br />
selbst Schmuck entwarf“, erinnert sich Julia.<br />
„Meine Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> meine Familie wollten<br />
daraufhin, dass<br />
ich auch für sie<br />
Schmuckstücke<br />
kreiere <strong>und</strong><br />
dann kam das<br />
Ganze ins<br />
Rollen.“ Die<br />
Leidenschaft<br />
für Mode <strong>und</strong><br />
Design war jedoch<br />
schon länger<br />
da. Nach dem Abitur<br />
in Meschede studierte Julia<br />
Wirtschaft an der FH Südwestfalen.<br />
Im Zuge dessen absolvierte<br />
sie ein Praktikum im Headoffice von<br />
Tommy Hilfiger <strong>und</strong> Calvin Klein. „Damals<br />
habe ich die Modewelt schätzen <strong>und</strong> lieben gelernt.<br />
Es war beeindruckend, für einige Zeit ein<br />
Teil dieses großen Weltkonzerns zu sein. Das<br />
30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
hat mich geprägt <strong>und</strong> ich wusste direkt, dass ich in dieser<br />
Branche gerne Fuß fassen möchte.“ Nach Abschluss des<br />
Studiums arbeitete sie zunächst im Einzelhandel als Managerin<br />
eines Stores in Bielefeld. Als dann das heruM in Meschede<br />
eröffnete, kam sie zurück ins Sauerland. Parallel begann<br />
sie eine Weiterbildung im Bereich Modedesign an der<br />
Deutschen POP in Bochum. Das war auch der Zeitpunkt,<br />
in dem aus ihren kleinen Schmuck-Spielereien ein Label<br />
wurde: pure. „Pure bedeutet einfach. Denn mein Ziel ist<br />
es, sehr geradlinige <strong>und</strong> schlichte Pieces zu gestalten, die<br />
trotz ihrer Schlichtheit auffallen <strong>und</strong> gleichzeitig auch eine<br />
Geschichte erzählen.“ Inzwischen entwirft sie nicht mehr<br />
nur Schmuck, sondern hat auch eine erste kleine Kollektion<br />
genäht.<br />
Es ist ein Prozess...<br />
Inspirieren lässt Julia sich natürlich durch Social Media,<br />
Fashion Shows oder generell durch die Beschäftigung mit<br />
Trends, was sie jobbedingt ohnehin jeden Tag tut. „Ich setze<br />
mich nicht einfach hin <strong>und</strong> zeichne drauf los. Die Ideen<br />
kommen meistens in den seltsamsten Momenten, beim<br />
Autofahren zum Beispiel. Dann sammle ich meine Einfälle,<br />
zeichne, überlege ein Farbkonzept <strong>und</strong> erstelle ein Moodboard.<br />
Es ist ein Prozess, bis schließlich ein Teil fertig ist<br />
– sei es Schmuck oder Kleidung.“ Inzwischen arbeitet Julia<br />
in Oelde bei Simplicity als Creative Stylistin. Für Julia fühlt<br />
es sich nicht an wie Arbeit, denn für sie ist es reine Leidenschaft.<br />
Wo es mit ihrem eigenen Label hingeht, weiß sie<br />
noch nicht. „Das lasse ich einfach auf mich zukommen <strong>und</strong><br />
mich überraschen. Im Moment biete ich meine Designs nur<br />
online an, vielleicht werde ich irgendwann mal ein kleines<br />
Atelier eröffnen.“ Und da sieht Julia im Sauerland durchaus<br />
eine Chance: „Wenn man in der Modebranche arbeiten<br />
möchte, ist die Auswahl im Sauerland natürlich begrenzt.<br />
Geht es aber um eine Selbstständigkeit kann man mit einem<br />
guten Konzept <strong>und</strong> einem Alleinstellungsmerkmal sicher<br />
etwas Tolles auf die Beine stellen, weil es hier – anders<br />
als in der Großstadt – eben nicht an jeder Ecke ein Modeatelier<br />
oder einen Concept Store gibt.“<br />
Julia möchte in ihrer Heimat bleiben. Auch wenn sie die<br />
Zeit in Düsseldorf sehr genossen hat, kam für sie nie in<br />
Frage, in einer Großstadt zu leben. „Aufgewachsen bin<br />
ich auf dem Dörnberg, inzwischen lebe ich mit meinem<br />
Fre<strong>und</strong> in Meschede. Tritt man hier im Sauerland vor die<br />
Tür, steht man direkt in der Natur. Und das genieße ich<br />
sehr.“ ■<br />
Gradlinig <strong>und</strong> schön: Mode aus dem Sauerland<br />
Sie<br />
stricken<br />
gerne?<br />
Und haben Spaß<br />
an qualitativ<br />
hochwertigen<br />
Garnen?<br />
Dann sind sie bei der Woll<br />
Diva genau richtig. Denn Wolle<br />
kommt von wollen! Woll?<br />
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der Garne von Holst Garn,<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 31
Das „Designforum Sauerland“ steckt voller Ideen<br />
„ES SOLL LICHT INS DUNKEL<br />
VON DESIGN GEBRACHT WERDEN“<br />
Julius Kolossa<br />
Philipp Nolte<br />
Das Interieur in der Schobbostraße<br />
Das Haus an der Schobbostraße 10 in Neheim<br />
ist ein Haus voller Industriegeschichte. In<br />
diesem über 100 Jahre alten Gebäude produzierte<br />
einst die Firma Riecks Lampenschirme. Seit dem<br />
vergangenen Jahr gibt es in den inzwischen modernisierten<br />
<strong>und</strong> technisch auf den neuesten Stand gebrachten<br />
Innenräumen eine Plattform für designorientierte<br />
Berufsgruppen, die unter dem Namen „Designforum<br />
Sauerland“ hier tätig sind.<br />
„Design ist die Gestaltung des Lebensalltags.“<br />
(Hartmut Schröger)<br />
„Design ist die Gestaltung des Lebensalltags“, bringt Hartmut<br />
Schröger die Branche auf den Punkt. Und jegliches<br />
Produkt dafür gilt es ständig neu zu erforschen. „Denn es<br />
geht darum, den Alltag zu erleichtern – damit definieren<br />
wir die Zukunft.“<br />
Wie das praktisch möglich ist, ergänzt Torsten Ahlers,<br />
der Vorsitzende des 2005 gegründeten Vereins: „Unsere<br />
14 Mitglieder bringen hervorragende Qualitäten <strong>und</strong> viel<br />
Potential mit, wenn es darum geht, Lösungen in Fragen<br />
r<strong>und</strong> um Gestaltung <strong>und</strong> Design oder ein Produkt zu entwickeln.“<br />
„Es soll Licht ins Dunkel von Design gebracht<br />
werden“, sagt Hartmut Schröger. „Denn bis ein Produkt<br />
auf den Markt kommt, vergeht viel Zeit. Unmengen an<br />
Konzeptpapier wird entsorgt, bis endlich das allen Anforderungen<br />
gerecht werdende Konzept vorliegt. Dem Verein<br />
stehen in der Schobbostraße Büros, ein Besprechungsraum<br />
<strong>und</strong> ein größerer Versammlungsraum zur Verfügung. „Wir<br />
waren vorher im KunstWerk an der Möhnestraße“, erklärt<br />
Torsten Ahlers, „<strong>und</strong> sind 2021 in neuen Räumen mit Veranstaltungen<br />
neu gestartet.“<br />
Genug Ideen <strong>und</strong> Nachwuchsförderung<br />
Ideen hat der Vorstand schon genug: Vorträge von <strong>und</strong><br />
für designorientierte Berufe, in denen sich die Berufsgruppen<br />
näherkommen <strong>und</strong> auch von Experten außerhalb<br />
des Sauerlandes inspiriert werden können, werden bald<br />
wieder angeboten. Aber auch Foto- oder Kunstkurse für<br />
junge Leute sind für das laufende Jahr bereits fest geplant.<br />
„Die konsequente Förderung des gestalterischen Nachwuchses<br />
ist uns extrem wichtig.“<br />
Insgesamt stehen der informelle Austausch <strong>und</strong> die gegenseitige<br />
Inspiration der Forumsmitglieder untereinander<br />
im Vordergr<strong>und</strong>. Hierfür stehen Ahlers <strong>und</strong> seine Vorstandskollegen<br />
Hartmut Schröger, 2. Vorsitzender, <strong>und</strong><br />
32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Anja Cronenberg, Kassenwartin, mit allen Mitgliedern<br />
im ständigen Kontakt. Alle drei sind vom Fach: Marketingfachmann<br />
<strong>und</strong> Gestalter Ahlers ist seit 2010 dabei,<br />
Farbdesigner <strong>und</strong> Produktoptimierer Schröger seit 2012<br />
<strong>und</strong> Industriedesignerin Cronenberg seit 2006. Jeder<br />
im Forum weiß, worauf es in den jeweiligen Berufen,<br />
aber auch in dem „Designforum Sauerland“ ankommt.<br />
Denn: „Wir sind ein Netzwerk für Forschung, Information<br />
<strong>und</strong> Austausch“, betont Schröger. „Die gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />
Kernaussagen unserer Mission haben wir als sogenannte<br />
„zehn Orientations“ auf der Homepage zusammengefasst.“<br />
All dies unterstützt die Mitglieder bei der Projektierung<br />
<strong>und</strong> Umsetzung ihrer Aufträge. Und deren Leistungsspektrum<br />
ist groß, wie Cronenberg erläutert: „Bei uns sind<br />
Fotografen, <strong>und</strong> Designer für Kommunikation, Industrie,<br />
Produkte <strong>und</strong> auch Farbe sowie freischaffende Künstler.“<br />
Gestalterische Fragen werden hier besprochen <strong>und</strong> Lösungen<br />
entwickelt. „Wir wissen, welche Ansprechpartner es<br />
gibt <strong>und</strong> machen unsere Netzwerke zugänglich.“<br />
Torsten Ahlers <strong>und</strong> Hartmut Schröger (v.l.)<br />
Mitgliedschaft als Qualitätsmerkmal<br />
Das „Designforum Sauerland“ sieht auch bei seinen Mitgliederzahlen<br />
noch Luft nach oben. Der Vorsitzende: „Wir<br />
freuen uns über neue Mitstreiter für gute Gestaltung, der<br />
Bereich Architektur ist bis jetzt leider nicht ausgefüllt.“<br />
Dass sich die Vereinszugehörigkeit auszahle, kann er begründen:<br />
„Die Mitgliedschaft stellt mittlerweile ein Qualitätsmerkmal<br />
dar <strong>und</strong> wir sind geschätzte Ansprechpartner<br />
für K<strong>und</strong>en aus ganz Europa.“ Dabei sei der gegenseitige<br />
Austausch entscheidend. „Unser Netzwerk zahlt sich jeden<br />
Tag aufs Neue aus.“ ■<br />
Blick in die besonderen Räumlichkeiten des Hauses:<br />
Julius Kolossa (li.) im Gespräch mit Anja Cronenberg,<br />
Hartmut Schröger <strong>und</strong> Torsten Ahlers (v.r.)<br />
Die Lohi macht Ihr<br />
Steuerleben leicht!<br />
Einkommensteuerhilfe mit der<br />
Lohnsteuerhilfe Bayern e. V.<br />
www.lohnsteuerhilfe-meschede.de<br />
Wir machen die Steuererklärung für Arbeitnehmer, Rentner <strong>und</strong> Pensionäre<br />
im Rahmen einer Mitgliedschaft, begrenzt nach § 4 Nr. 11 StBerG.<br />
Stiftsplatz 4<br />
59872 Meschede<br />
Bernadette Schneider<br />
Beratungsstellenleiterin<br />
zertifiziert nach DIN 77700<br />
T 0291 9085466<br />
E meschede@lohi.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 33
☎ 0291 / 2894<br />
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STEINSTRASSE 6 · 59872 MESCHEDE<br />
☎ 0291 / 2894<br />
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info@modehaus-heide.de<br />
Das Modehaus auf über<br />
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Neue Men‘s Fashion Abteilung -<br />
vorbei schauen lohnt sich.<br />
Das Modehaus auf über<br />
1.400 qm in Meschede<br />
Gutes Design - Konsequent<br />
bis ins letzte Detail<br />
„SCHÖNES<br />
WIRFT MAN<br />
NICHT WEG“<br />
W<br />
er über Design im Sauerland spricht,<br />
kommt an der Firma Ritzenhoff nicht<br />
vorbei. Vielleicht ist es auch ein wenig<br />
Heimatstolz, dass so schöne Gläser im Sauerland<br />
gefertigt werden. Wer sich die neue Kollektion<br />
des Markenherstellers ansieht, die nach fast zwei<br />
Jahren intensiver Vorarbeit entstanden ist, versteht,<br />
was Produkt-Design bedeutet <strong>und</strong> dass in<br />
Marsberg-Westheim alle Bedingungen guten Designs<br />
erfüllt werden.<br />
milie<br />
amilie<br />
milie<br />
Es fällt schwer, einen Text zu formulieren, der nicht<br />
zu euphorisch klingt, aber mit den neuen Kollektionen,<br />
die so fantasievolle Namen wie Sternschliff,<br />
Kristallwind, Fjordlicht oder Brauchzeit tragen, erfüllt<br />
Ritzenhoff sein Markenversprechen „Miteinander<br />
begeistern“.<br />
STEINSTRASSE STEINSTRASSE<br />
6 · ·<br />
59872 59872<br />
MESCHEDE<br />
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☎ 0291 0291<br />
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Das Modehaus auf über<br />
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Jetzt die neuen Marken entdecken.<br />
Letztlich erfüllen die Gläser auch den „Tatbestand“<br />
der Nachhaltigkeit, denn, wie Kerstin Hülsmann,<br />
Branding Managerin der Firma Ritzenhoff mitteilt,<br />
„werden Ritzenhoff-Gläser nur entsorgt, wenn sie<br />
kaputt sind, denn Schönes wirft man nicht weg.“ ■<br />
(cz) Foto: Ritzenhoff<br />
®<br />
Öffnungszeiten<br />
34 - <strong>WOLL</strong> Montag <strong>Frühling</strong> - Freitag: 2022 09:00 bis 18.00 Uhr<br />
Samstag: 09:00 bis 14:00 Uhr
Und wieder grüßt das Murmeltier<br />
Abrupt beendet die <strong>Frühling</strong>swärme<br />
den Winterschlaf<br />
vieler Tiere, wie<br />
auch den des Murmeltiers. Mit verschlafenen<br />
Augen wagen die Winterschläfer<br />
einen Blick über die<br />
Berge <strong>und</strong> Täler des Sauerlands.<br />
Endlich kein Schnee mehr. Endlich<br />
<strong>Frühling</strong>!<br />
Hormone in ihrem Körper sorgen<br />
dafür, dass die Fettverbrennung angekurbelt<br />
<strong>und</strong> sich der Körper auf 15<br />
Grad erwähnt. Anschließend werden<br />
die Muskeln aktiviert. Durch Zittern<br />
bringen sich die Tiere dann auf<br />
ihre Normaltemperatur zurück. Auch<br />
wenn der Homo sapiens nach aktuellen<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
nie zu den Winterschläfern gehört<br />
hat, findet sich doch eine interessante<br />
Parallele. Und zwar der Wunsch,<br />
sich in der düsteren Jahreszeit in die<br />
eigene “Höhle” zurückzuziehen. Im<br />
März ist aber der <strong>Frühling</strong> wieder da.<br />
Sobald die ersten <strong>Frühling</strong>ssonnenstrahlen<br />
auf der Nase kitzeln, wird die<br />
Kuscheldecke zur Seite gelegt. Jetzt ist<br />
wieder die Zeit für Bewegung da <strong>und</strong><br />
für den Aufenthalt an der frischen<br />
Luft. Diese Begeisterung ist aber nicht<br />
bei allen Menschen zu finden. Untersuchungen<br />
haben ergeben, dass ca. 50<br />
Prozent der Deutschen unter der sogenannten<br />
Frühjahrsmüdigkeit leiden.<br />
Statt hochmotiviert <strong>und</strong> gut gelaunt,<br />
leiden sie unter Konzentrationsschwäche<br />
<strong>und</strong> Kreislaufbeschwerden. Diagnose:<br />
klassische Frühjahrsmüdigkeit.<br />
Die steigenden Temperaturen <strong>und</strong> die<br />
höhere Lichtintensivität beeinflussen<br />
den natürlichen Umstellungsprozess<br />
Helmut Gaida<br />
des Organismus. Mit ausreichend<br />
Schlaf, viel Bewegung im Freien, frischem<br />
Obst <strong>und</strong> Gemüse lässt sich die<br />
Frühjahrsmüdigkeit überwinden. Allein<br />
schon ein Blick in unsere schöne<br />
Natur wirkt dabei inspirierend - <strong>und</strong><br />
wir fühlen uns wie das Murmeltier<br />
nach dem Winterschlaf. ■<br />
März<br />
Mittwoch, 02.03. * 19.00 Uhr<br />
GESCHICHTE DER WLE<br />
Abfahrt Bahnhof <strong>Warstein</strong><br />
Günter Krause, Deutsche Gesellschaft<br />
für Eisenbahngeschichte<br />
Donnerstag, 24.03. * 19.00 Uhr<br />
DER ISLAM – OPFER ABEND-<br />
LÄNDISCHER ARROGANZ?<br />
Religionsfreiheit, Toleranz,<br />
Werte der Aufklärung<br />
Vortrag <strong>und</strong> Diskussion<br />
Klemens Ludwig, Tübingen<br />
April<br />
Mittwoch 06.04. * 19.00 Uhr<br />
KRÄUTER: WÜRZ-, HEIL-, UNKRAUT<br />
Multimediavortrag<br />
Klaus-Peter Lange, <strong>Warstein</strong>-Suttrop<br />
Samstag, 30.04. * 15.00 Uhr<br />
WARSTEINER ORTSTEILE: WARSTEIN<br />
Treff: Glockenspiel am Rathaus<br />
Dietmar Lange, Ortsvorsteher <strong>Warstein</strong><br />
Weitere Veranstaltungen<br />
im 1. Halbjahr 2022 unter<br />
www.haus-kupferhammer.de<br />
Ausst ellungen<br />
27.02. bis 18.04.2022<br />
MEINE LEIDENSCHAFT<br />
„KUNST“!?<br />
Elke Ibing, <strong>Warstein</strong><br />
08.05. bis 04.07.2022<br />
POESIE DER NATUR<br />
Fotografie-Ausstellung<br />
Matthias Krispien, Soest<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 35<br />
Zentrum für Kultur<br />
Kunst | Musik | Geschichte
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DER SPIELGERÄTEHERSTELLER FHS<br />
AUS ARNSBERG LIEFERT WELTWEIT<br />
Produktionsstätten in Niedereimer <strong>und</strong> Oeventrop<br />
In<br />
Arnsberg leben r<strong>und</strong> 6.000 Kinder im Alter<br />
zwischen 0 <strong>und</strong> 6 Jahren. Den Jüngsten unserer<br />
Gesellschaft stehen ungefähr 100 Spielplätze<br />
zur Verfügung. Man kann davon ausgehen, dass jeder<br />
in seinem Leben schon einmal auf einem dieser Plätze<br />
gewesen ist. Sei es als Kind, als Eltern, Großeltern oder<br />
andere Begleitperson. Viele werden sich wahrscheinlich<br />
gerne an die Zeit erinnern, in der er oder sie die Rutsche<br />
heruntergerutscht ist, auf der Schaukel probiert hat, wie<br />
hoch es hinausgehen kann, oder im Sandkasten Kuchen<br />
geformt hat. Wie toll müsste es sein, einen Großteil seines<br />
Lebens auf einem Spielplatz zu verbringen.<br />
Das ist keineswegs ein utopischer Gedanke, denn in Arnsberg<br />
arbeiten die Angestellten der Freizeit-, Holz- <strong>und</strong> Spielgeräte<br />
GmbH (FHS) in einer solchen Umgebung. 1984 mit 3<br />
Leuten <strong>und</strong> einer überschaubaren Produktpalette gestartet,<br />
sind es heute 90 Personen, die in Hallen <strong>und</strong> Räumen beschäftigt<br />
sind, die einem Spielplatz schon sehr ähneln. Bunt<br />
lackierte Baumstämme stehen neben dem Salamander aus<br />
Holz, auf dem später die Kinder wippen. Klettertürme <strong>und</strong><br />
Holzhäuser sind kurz vor der Fertigstellung. Rohre für die<br />
Wasserspiele stapeln sich neben denen für lange Rutschen<br />
<strong>und</strong> warten auf die Auslieferung.<br />
In aller Welt geschätzte Wertarbeit<br />
Auf Spielgeräte der Firma FHS trifft man weltweit. Im Londoner<br />
Hyde-Park sowie in ganz Europa, in Israel, in Australien,<br />
Neuseeland oder Südkorea— in vielen Ländern dieser<br />
Erde werden die Produkte aus Arnsberg geschätzt. Wer nicht<br />
so weit reisen möchte, kann sich ein Bild der Werke von<br />
36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Alle Bauteile werden in<br />
Arnsberg-Niedereimer <strong>und</strong> in<br />
Arnsberg-Oeventrop hergestellt.<br />
Gisela Wilms<br />
Privat<br />
Neben den Standardspielgeräten<br />
bauen die Mitarbeiter vor allem<br />
Sonderanfertigungen wie dieses Flugzeug.<br />
FHS in vielen deutschen Städten <strong>und</strong> auf zahlreichen B<strong>und</strong>es-<br />
<strong>und</strong> Landesgartenschauen machen. Auch in Arnsberg<br />
beispielsweise auf dem Wasserspielplatz an der Promenade,<br />
in Wennigloh oder auf dem Areal des NASS. Auf fast jedem<br />
Spielplatz in unserer Stadt stehen die Geräte. Das Insektenhotel,<br />
eines der größten in Deutschland, das im Naturerlebnisraum<br />
zu bestaunen ist, stammt ebenfalls aus Niedereimer.<br />
Worin liegt der Bekanntheits- <strong>und</strong> Beliebtheitsgrad von<br />
FHS begründet? Zunächst einmal in der Wertarbeit. Alle<br />
Bauteile werden in Arnsberg-Niedereimer <strong>und</strong> in Arnsberg-<br />
Oeventrop hergestellt. Das witterungsbeständige Holz der<br />
Robinie wird in Niedereimer verwendet, die Stahlteile fertigt<br />
der Betrieb in der eigenen Schlosserei in Oeventrop. Handwerkliches<br />
Können in Kombination mit hochmodernen Maschinen<br />
(Schweißroboter, CNC-Bearbeitungszentren) lassen<br />
Bauwerke entstehen, die eine lange Lebensdauer haben <strong>und</strong><br />
allen Sicherheitsstandards genügen, wie die TÜV-Siegel belegen.<br />
Hinzu kommt der R<strong>und</strong>umservice. Von der Idee bis<br />
zur Anordnung <strong>und</strong> Aufstellung der Geräte muss sich der<br />
K<strong>und</strong>e um nichts kümmern, alle anfallenden Aufgaben werden<br />
von FHS erledigt.<br />
Sondermodelle sind das Spezialgebiet von FHS<br />
Bevor jedoch der Produktionsprozess startet, braucht es<br />
Ideen, wie die Aufträge, die meist von Kommunen kommen,<br />
umgesetzt werden können. Hier liegt eine weitere Stärke des<br />
Unternehmens. Neben den Standardspielgeräten bauen die<br />
Mitarbeiter vor allem Sonderanfertigungen. „Wir wollen<br />
was mit Schiffen!“, „Bei uns soll eine Welt der Kelten entstehen!“,<br />
„Wir möchten einen Spielplatz, der zu der Nähe<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 37
des Flughafens passt!“, lauten die Vorgaben. „Es macht großen<br />
Spaß, die Herausforderungen anzunehmen <strong>und</strong> sich zu<br />
überlegen, wie unsere Standardmodelle so variiert werden<br />
können, dass am Ende zum Beispiel der gewünschte Kletterballon<br />
in München zum Einsatz kommt oder der Eisenbahnspielplatz<br />
in Betrieb genommen wird“, erläutert einer der leitenden<br />
Angestellten, Sebastian Schulte. Für die Realisation<br />
der Wünsche stehen bei FHS gut ausgebildete Mitarbeiter<br />
bereit. Das Spektrum der Berufe innerhalb des Familienunternehmens<br />
ist breit gefächert. Schreiner, Grafikdesigner,<br />
Konstruktionsmechaniker, Ingenieure - alle machen sich darüber<br />
Gedanken, wie die Motorik, die Phantasie oder auch<br />
die Kraft der Kinder gefördert werden können.<br />
Kreativität <strong>und</strong> Spaß an der Arbeit<br />
„Was gibt es Schöneres, als Kinderspielplätze zu bauen?“<br />
fragt Sebastian Schulte. „Man malt sich während der Herstellung<br />
schon die leuchtenden Augen aus, die man übrigens<br />
auch in einigen Fällen bei unseren Angestellten beobachten<br />
kann. Ist ein Teil fertig, lässt es sich manch einer nicht nehmen,<br />
es auszuprobieren. So saß zum Beispiel neulich jemand<br />
in unserem Holzflugzeug <strong>und</strong> hatte daran sichtlich Freude.“<br />
Doch nicht nur das Endprodukt trägt zur Zufriedenheit der<br />
Beschäftigten bei, es ist der gesamte Arbeitsvorgang. „Durch<br />
die Vielfältigkeit der Aufträge fallen jeden Tag andere Aufgaben<br />
an. Bei uns steht niemand st<strong>und</strong>enlang an einer Maschine<br />
<strong>und</strong> macht dieselben Handgriffe. Monotone Abläufe<br />
sind in unserem Unternehmen selten. Kreativität <strong>und</strong> Spaß<br />
an der Arbeit stehen bei uns im Vordergr<strong>und</strong>. Zum Schluss<br />
ist jeder stolz, wenn er den Raketenturm, das Mondfahrzeug<br />
oder die Wasserräder betrachten kann, an deren Entstehen<br />
er beteiligt war.“<br />
Ob Spielplätze für die Kleinen unter drei Jahren oder die<br />
etwas Älteren, ob Geräte für Koordinationsübungen für Senioren<br />
oder spezielle Ausführungen für Personen mit Handicap<br />
- wenn es um Spielen im öffentlichen Bereich geht, ist<br />
die Firma FHS der kompetente Ansprechpartner. ■<br />
FHS HOLZTECHNIK Freizeit-,<br />
Holz- <strong>und</strong> Spielgeräte GmbH<br />
Niedereimerfeld 23<br />
59823 Arnsberg-Niedereimer<br />
02931 / 9620-0<br />
02931 / 9620-50<br />
info@fhs-holztechnik.de<br />
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38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022<br />
Für die Realisation der Wünsche stehen bei<br />
FHS gut ausgebildete Mitarbeiter bereit.
Der Buiterling<br />
Sauerland Design<br />
Sabina Butz<br />
Anke Kemper<br />
ein Bayer ins Sauerland…“<br />
Könnte der erste Satz in einem der<br />
„Kommt<br />
berühmten Witze über Zugereiste<br />
lauten. Hier im Sauerland halten sich Buiterling-<br />
Witze allerdings im Rahmen. Sie kommen nicht übermäßig<br />
oft vor. Allerdings gibt es auch nicht viele bayerische Buiterlinge<br />
im HSK, freiwillig schon mal eher gar nicht, aber berufsbedingt<br />
oder, wer es romantischer mag, der Liebe wegen,<br />
dürften es schon einige sein. Für die bayerischen Buiterlinge<br />
ist die Umgewöhnung einfach: Sie müssen nur die Krachlederne<br />
gegen die Schützenuniform eintauschen. Bei den<br />
Frauen gibt es ein Modeproblem: Nichts, gar nichts kann das<br />
Dirndl ersetzen. Das Trachtendesign sucht ja auch nicht nur<br />
im Sauerland seinesgleichen.<br />
Vielleicht gibt es ja ein Sauerland Design, das den enttäuschten<br />
weiblichen Buiterlingen Trost bieten könnte? In<br />
der Tat stehen uns hier die Textilindustrie, die Architektur,<br />
die Kunst <strong>und</strong> das Kunsthandwerk sowie eine ausgeprägte<br />
Unternehmenskultur mit vielen Design Beispielen zur Verfügung.<br />
Auch hier brauchen wir Design für alle Gegenstände,<br />
aber auch geographische Gegebenheiten, also Gärten, Landschaftsanlagen<br />
etc. <strong>und</strong> abstrakte Begriffe wie ganze Unternehmen.<br />
Beim Sauerländer<br />
Alltagsdesign, das immerhin mit<br />
699 Google-Treffern in 0,45 Sek<strong>und</strong>en aufwarten kann, gibt<br />
es allerdings doch einige Fragen bezüglich des tatsächlichen<br />
Regionalbezugs: Eine „Outdoor Tasse“ mit dem Aufdruck<br />
Sauerland wäre doch eher als Souvenir zu bezeichnen. Ein<br />
Andenken an einen schönen Urlaub, das man dann gern<br />
dem alten Garten-Küchenbecher vorzieht. Dasselbe gilt für<br />
einen Stift- <strong>und</strong> Zettelkasten, der immer wieder gern als<br />
Verlegenheitsgeschenk dient, ob mit oder ohne Sauerlandaufdruck,<br />
spielt da eher keine Rolle. Auch der DorfDesign<br />
Hoodie fällt in diese Kategorie, selbst wenn er in der Prä-<br />
Senioren-Generation gewiss gut ankommt. Ein typisches<br />
Sauerland Design ist das alles eher nicht, weil man es genauso<br />
gut an jedem anderen Ort Deutschlands findet. Noch<br />
weniger Sauerland Design geht dabei auch noch: Wenn ein<br />
Hofladen im Sauerland, der sich ja auf regionales Design<br />
beruft, ein Toilettenpapier „Happy Sailor“ mit nautischen<br />
Motiven anpreist, dann will sich mir der Sauerlandbezug<br />
nicht so recht erschließen. Wäre es vielleicht besser, dasselbe<br />
Papier mit <strong>WOLL</strong>, <strong>WOLL</strong>, <strong>WOLL</strong> zu bedrucken? Ob das<br />
allerdings einen Dirndl-Verzicht kompensieren kann, bleibt<br />
fraglich. ■<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 39
… ergibt neunzehn. Neunzehn<br />
Jahre im Bürgermeisteramt.<br />
Dieses „Versprechen“ erfüllt sich<br />
2025. Dann wird Ralf Péus in<br />
den wohnverdienten Ruhestand<br />
gehen. Doch bis dahin hat er noch<br />
so einiges zu erledigen <strong>und</strong> einen<br />
vollen Terminkalender. Auch für die<br />
Zeit danach hat er schon Pläne.<br />
Ralf Péus ist in der Gemeinde Bestwig fest<br />
verwurzelt. Der Sohn eines Polizisten wurde<br />
1961 in Velmede geboren - zuhause. Er ging in Velmede<br />
in den Kindergarten, später in die Gr<strong>und</strong>schule.<br />
Nach der Schule wollte er in den Bereich Grafik gehen. Als<br />
es in der Oberstufe keinen Kunstunterricht mehr gab, rückte<br />
das Thema Grafik/Kunst aus seinem Blickfeld. Jura interessierte<br />
ihn ebenfalls. Sein Onkel hatte eine Kanzlei in Meschede,<br />
die heute von seinen Cousinen weitergeführt wird. Also dachte<br />
sich der junge Ralf: Versuch das doch auch.<br />
Ralf Péus - Dienstältester<br />
Bürgermeister des<br />
Hochsauerlandkreises<br />
NEUN PLUS<br />
ZWEI MAL<br />
FÜNF…<br />
Christel Zidi<br />
Tom Linke<br />
Fest verwurzelt<br />
Gedacht, getan. So kam Ralf Péus zur Juristerei. Er studierte,<br />
machte das erste Staatsexamen, dann das zweite. In Bielefeld<br />
<strong>und</strong> Münster. An den Wochenenden kehrte er den Großstädten<br />
allerdings den Rücken zu: „Auch während des Studiums<br />
war ich jede Woche zuhause. Der Kontakt war immer da.“<br />
Der politische Weg<br />
Das Interesse an Politik erwachte in den 1980er-Jahren, verstärkt<br />
durch den damaligen Regierungswechsel. Später dann<br />
der Eintritt in die CDU, speziell die Arbeit in der Jungen Union.<br />
Einer seiner Weggenossen war der spätere Europa-Abgeordnete<br />
Peter Liese. Wegen des arbeitsintensiven Studiums zog<br />
er sich eine Zeit lang von der Lokalpolitik zurück. Nach dem<br />
Studium ließ er sich als Rechtsanwalt in Bestwig nieder. Und<br />
schon bald war er wieder im lokalpolitischen Geschehen: „1994<br />
standen die Kommunalwahlen an <strong>und</strong> ich wurde gefragt, ob<br />
ich Interesse hätte.“ Das hatte er. Er kandidierte <strong>und</strong> ist seitdem<br />
durchgehend im Rat.<br />
Die Vorgänger<br />
Seine ersten fünf Jahre im Rat waren fünf Jahre Opposition:<br />
„Damals war es politisch noch etwas schwieriger: keine klaren<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Mehrheitsverhältnisse, ein paar Abtrünnige aus der CDU,<br />
die sich auf die Seite der SPD geschlagen haben. Durch diese<br />
bekam die SPD 1995 die Mehrheit <strong>und</strong> ihr Kandidat,<br />
Hans-Georg Meyer, wurde Bürgermeister. Zu dieser Zeit<br />
war schon bekannt, dass 1999 die Doppelspitze abgeschafft<br />
werden sollte, d. h. es sollte nur noch einen hauptamtlichen<br />
Bürgermeister geben: „Wir haben damals darauf hingearbeitet,<br />
dass wir einen guten Kandidaten kriegen <strong>und</strong> wieder angreifen<br />
- <strong>und</strong> möglicherweise die Mehrheit holen. Ist dann<br />
auch gelungen.“ Péus war es, der Christoph Sommer für das<br />
Amt gewinnen konnte.<br />
Für Sommer wurde das zum Erdrutschsieg. Damit hatte zu<br />
dieser Zeit niemand gerechnet – vor allem nicht die SPD<br />
<strong>und</strong> der damalige Bürgermeister. Doch es war klar, dass<br />
Sommer noch andere Ambitionen hatte, später ging er als<br />
Bürgermeister nach Lippstadt.<br />
Es muss weitergehen…<br />
Durch den Weggang Sommers – während einer laufenden<br />
Amtsperiode – war die Ratlosigkeit zunächst groß. Wer sollte<br />
die Nachfolge übernehmen? „Da ich damals Fraktionsvorsitzender<br />
war, wurde ich auch als Erster gefragt.“ Schließlich<br />
war er für dieses Amt prädestiniert: Er kannte das Geschäft<br />
aus der Ratstätigkeit, hatte vorher eng mit Christoph Sommer<br />
zusammengearbeitet. Trotzdem war es eine schwierige<br />
Entscheidung. „Ich war damals seit 13 Jahren Rechtsanwalt<br />
in Bestwig. Diese Arbeit hatte mir auch Spaß gemacht. Und<br />
ich hatte durchaus die Aussicht, in absehbarer Zeit das Notariat<br />
zu bekommen. Es war nicht leicht, die Kanzlei, die ich<br />
mir aufgebaut hatte, aufzugeben.“ Letztlich entschied er sich<br />
für die Kandidatur.<br />
Die Wahlen<br />
Der Amtsantritt<br />
Für den Familienvater war die Umstellung von der Kanzlei<br />
ins Rathaus mit keinem wesentlichen zeitlichen Mehraufwand<br />
verb<strong>und</strong>en. „Als Rechtsanwalt hatte ich auch nicht<br />
den ganz normalen Arbeitstag, war auch nicht um 16 Uhr<br />
zuhause. Da hat man abends auch oft Termine. Hinzu kam<br />
die Ratstätigkeit.“ Seine Kinder fanden es am Anfang toll,<br />
dass der Vater Bürgermeister wurde. Damals waren die<br />
drei Jungs von 7 bis 14 Jahre alt. Heute sind sie „aus dem<br />
Gröbsten raus“, sagt Péus <strong>und</strong> lacht. Sein ältester Sohn ist<br />
Wirtschaftsgeograph in Hannover, der zweite arbeitet als<br />
Steuerberater in einer großen Wirtschaftsprüfungs- <strong>und</strong><br />
Steuerberatungsgesellschaft in Bielefeld <strong>und</strong> der jüngste<br />
Sohn studiert in Düsseldorf Jura, befindet sich momentan<br />
im ersten Staatsexamen. „Ob sie mal irgendwann ins Sauerland<br />
zurückkommen, ist völlig offen.“<br />
Die tägliche Arbeit<br />
Für Bürgermeister Péus liegt der Hauptfokus in der Verwaltung:<br />
„Dass da der Laden läuft – davon hängt alles ab.“ In<br />
diesem „Laden“ arbeiten insgesamt 80 Mitarbeiter, 50 davon<br />
in der Kernverwaltung. „Wir sind eine relativ kleine Verwaltung.<br />
Da kennt normalerweise jeder jeden. Das ist unsere<br />
Stärke, man kennt sich untereinander <strong>und</strong> weiß wie die anderen<br />
ticken. Und das muss auch gepflegt werden.“ Nahezu<br />
jeder seiner Mitarbeiter hat sein eigenes Büro – vorteilhaft<br />
auch in der Pandemie. Einige Räume des Rathauses sind untervermietet:<br />
Hochsauerlandwasser, Hochsauerlandenergie<br />
haben Räume dort, auch das Leader-Regionalmanagement,<br />
das Jugendamt <strong>und</strong> die Polizei. Zum „ganz normalen“ Arbeitsalltag<br />
als Verwaltungschef der Gemeinde Bestwig kommen<br />
„on top“ die Abend- <strong>und</strong><br />
Wochenendtermine,<br />
„In meinem ersten Wahlkampf 2005 kam bei einer Podiumsdiskussion<br />
die Frage auf (ein kleiner Seitenhieb auf<br />
Christoph Sommer): ‘Und? Wie lange denken Sie hier in<br />
Bestwig zu bleiben?’ Da habe ich spontan gesagt: 19 Jahre.<br />
Den verblüfften Fragestellern habe ich dann vorgerechnet:<br />
9 Jahre diese Wahlzeit, zwei Mal Wiederwahl (2014 <strong>und</strong><br />
2020) , 2 x 5 Jahre – das sind 19 Jahre. Und dann gehe ich<br />
in Rente“. „Ich bin momentan also dabei, mein Wahlversprechen<br />
zu erfüllen“, sagt Péus <strong>und</strong> schmunzelt. „Die<br />
Leute wollen dann auch mal andere Gesichter sehen.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 41
„Dass da der Laden läuft –<br />
davon hängt alles ab.“<br />
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42 - <strong>WOLL</strong> ∙ Medizinprodukten<br />
<strong>Frühling</strong> 2022<br />
<strong>und</strong> natürlichen, individuellen Geschenken.<br />
Sitzungen, Mitgliedschaften – „was<br />
das Amt so mit sich bringt in 25 bis<br />
30 Gremien, Aufsichtsgremien, Verwaltungsräten<br />
usw.“<br />
Der Feierabend<br />
Bei so vielen Terminen ist die Freizeit<br />
natürlich eingeschränkt. Umso mehr<br />
kann Péus dann den Feierabend „in<br />
aller Ruhe“ zuhause genießen. Er liest<br />
sehr gern <strong>und</strong> sehr viel. Fachliteratur<br />
zwangsläufig, aber auch Bücher mit<br />
historischem Hintergr<strong>und</strong>. Fußball<br />
interessiert ihn „natürlich“ auch.<br />
„Ich habe bis zur Jugend auch aktiv<br />
gespielt.“ Heute übt er das Hobby<br />
eher passiv aus - auf dem gemütlichen<br />
Sofa in seinem Haus in Ostwig.<br />
In letzter Zeit hat er auch die Natur<br />
für sich entdeckt. „Früher war ich nie<br />
der große Spaziergänger, aber gerade<br />
jetzt in der Coronazeit habe ich festgestellt,<br />
wie viele schöne Ecken wir<br />
im Gemeindegebiet haben.“<br />
Eine gut gewachsene Gemeinde<br />
Andreasberg, Heringhausen, Nuttlar,<br />
Ostwig, Ramsbeck, Velmede – sechs<br />
Ortschaften, die seit der kommunalen<br />
Neuordnung 1975 zur Gemeinde<br />
Bestwig zusammengefasst wurden.<br />
Ist das geglückt? Dazu Bürgermeister<br />
Péus: „Auf jeden Fall. Die Gemeinde<br />
Bestwig wird jetzt als übergeordnetes<br />
Gebilde anerkannt, aber es gibt weiter<br />
die einzelnen Dorfgemeinschaften<br />
<strong>und</strong> die sind in jedem Ort anders.“<br />
Bürgermeister Péus ist Mitglied in allen<br />
Schützenbruderschaften der Gemeinde.<br />
Auch in den größeren Sportvereinen<br />
<strong>und</strong> in allen Vereinen, die<br />
auf Gemeindeebene unterwegs sind.<br />
Vereinsleben, Dorfgemeinschaft hat<br />
für ihn einen hohen Stellenwert. Als<br />
ein Beispiel nennt er die Ehrenamtskneipe<br />
„Kumm rin“, die in Ostwig<br />
breite Zustimmung gef<strong>und</strong>en hat:<br />
„Ich weiß nicht, ob man das in einem<br />
anderen Ort auch so hinbekommen<br />
hätte.‘“ Er hat selbst schon als Wirt<br />
hinter in der Theke gestanden – gemeinsam<br />
mit dem Landrat. An diesen<br />
vergnügten Abend erinnert er<br />
sich gern: „Gefühlt war jeder Ostwiger<br />
da, weil sie alle gucken wollten,<br />
ob die beiden auch was Produktives<br />
leisten.“<br />
Die Zeit danach<br />
Auf die Zeit als „Bürgermeister i. R.“<br />
hat er sich innerlich schon vorbereitet:<br />
„Von einen Tag auf den anderen<br />
kann man ja nicht Rentner sein. Ich<br />
werde definitiv etwas machen. Wahrscheinlich<br />
werde ich das ein oder andere<br />
ehrenamtlich übernehmen.“<br />
Schon während seiner Zeit als Anwalt<br />
war er nebenberuflich am Berufskolleg<br />
Bergkloster Bestwig tätig<br />
<strong>und</strong> hat dort Recht <strong>und</strong> Verwaltung<br />
unterrichtet: „Ich könnte mir vorstellen,<br />
dass ich da st<strong>und</strong>enweise in die<br />
Ausbildung von Verwaltungsfachangestellten<br />
gehe, Berufsschule, Fachhochschule<br />
für öffentliche Verwaltung,<br />
was auch immer.“ Und dann<br />
noch eine Anspielung auf seinen ersten<br />
Berufswunsch: „Vielleicht male<br />
ich mal irgendwann Bilder…“ Aber<br />
bis dahin sind es ja noch einige Jahre,<br />
in denen es viel zu tun gibt: „Denn<br />
schließlich will ich meiner Nachfolgerin<br />
oder meinem Nachfolger eine<br />
gut aufgestellte Gemeinde <strong>und</strong> eine<br />
intakte Verwaltung übergeben“. ■
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<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 43
Drei Generationen mit Achtung<br />
<strong>und</strong> Respekt vor der Natur<br />
„ES IST WICHTIG,<br />
VORBILD ZU SEIN“<br />
Manfred Eigner<br />
S. Droste<br />
Bernhard, Christoph <strong>und</strong> Noah Mause vor<br />
dem Kyrilltor, dem Eingang in ihr zweites Zuhause.<br />
immer hat mich die Natur mit ihren Pflanzen <strong>und</strong> Tieren begeistert“, hebt Bernhard Mause<br />
aus Gudenhagen-Petersborn gleich hervor: „Ich bin ihr bereits seit meiner Kindheit immer mit Achtung<br />
<strong>und</strong> Respekt begegnet.“ Diesen Weg hat der heute 77-Jährige nicht nur beibehalten, sondern<br />
„Schon<br />
auch an seinen Sohn Christoph <strong>und</strong> dieser auch schon weiter an seinen Sohn Noah vererbt. Viele Jahre hat Bernhard<br />
Mause in seinem erlernten Beruf als Bäcker <strong>und</strong> Konditor den Lebensunterhalt für sich <strong>und</strong> seine Familie<br />
verdient, bis ihn eine Mehlstauballergie zum Umsatteln zwang.<br />
Vielleicht war es Fügung, denn beim städtischen Bauhof in der Landschaftspflege bekam er nicht nur einen neuen<br />
Beruf, sondern fand hier auch seine Berufung. „Es ist von Bedeutung, dass die Umwelt geachtet <strong>und</strong> gepflegt wird“,<br />
unterstreicht das der Naturfre<strong>und</strong> Bernhard Mause, „Und sei es, heruntergefallene Äste zu beseitigen, Wege mit ihrem<br />
Bewuchs zu pflegen oder aber auch nur einfach achtlos weggeworfenen Müll aufzuheben <strong>und</strong> zu beseitigen.“ Dieses<br />
Engagement ging weit über sein berufliches Wirken hinaus.<br />
44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Vielseitig aktiv<br />
Im Briloner Ortsteil Gudenhagen-Petersborn ist man stolz<br />
auf Ortsheimatpfleger „Mausen Bernhard“, wie er liebevoll<br />
im Ort genannt wird. Auch ein Wanderweg trägt bereits seinen<br />
Namen. Nicht nur die Natur, auch das Dorfgeschehen<br />
ist dem rüstigen Senior immer wichtig gewesen. Vom Hallenwart<br />
des Gemeinschaftshauses, dem Engagement als Gründungsmitglied<br />
im Bürgerwaldverein, Baum- <strong>und</strong> Heckenpflanzaktionen,<br />
aber auch die Mitwirkung in Gremien wie<br />
Ortsbeirat, Dorfchronik oder Erstellung des Ortswappen,<br />
um nur einige zu nennen. „Es ist einfach wichtig Vorbild zu<br />
sein,“ so Bernhard Mause: „Das habe ich insbesondere meiner<br />
Familie vorgelebt.“<br />
Die nächsten Generationen<br />
Dass diese Einstellung auf fruchtbaren Boden gefallen ist,<br />
beweisen die nächsten beiden Generationen: Christoph <strong>und</strong><br />
Noah. „Ich wurde da quasi reingeboren,“ erklärt Christoph<br />
Mause, 43: „Durch die Landwirtschaft, den Beruf <strong>und</strong> das<br />
Ehrenamt meines Vaters. Ich war schon von Kindheit an bei<br />
seinen Aktivitäten dabei. Der Bürgerwaldverein liegt uns<br />
allen dreien sehr<br />
am Herzen. Privat<br />
planen wir<br />
gerade eine neue<br />
Aktion. Mit unserem<br />
‚Trekkingplatz<br />
Himmelsnah´ wollen<br />
wir unseren Gästen <strong>und</strong><br />
Trekkingfre<strong>und</strong>en naturnahe<br />
Übernachtungen anbieten.“<br />
Der Briloner Bürgerwald liegt den<br />
drei Generationen sehr am Herzen.<br />
Da ist auch der jüngste im B<strong>und</strong>e, Noah, mit Feuer <strong>und</strong><br />
Flamme dabei. „Man bekommt die Liebe zu so einem Hobby,<br />
indem man an naturnahen Veranstaltungen teilnimmt<br />
<strong>und</strong> dabei Gleichgesinnte trifft“, begeistert sich der Dreizehnjährige:<br />
„Ich weiß, dass es auch Jugendliche gibt, die sich<br />
nicht so sehr für die Natur interessieren, aber die, die ebenfalls<br />
dahinterstehen, finden es super <strong>und</strong> unterstützen mich.<br />
Es ist ein tolles Gefühl, wenn man etwas Gutes tut.“ Dazu<br />
passt dann auch der persönliche Leitsatz der dreifachen Naturfre<strong>und</strong>egeneration:<br />
„Die Natur gibt uns so viel <strong>und</strong> dafür<br />
sollten wir dankbar sein <strong>und</strong> diese schützen.“ ■<br />
- Massivholzbetten<br />
- Matratzen<br />
- Lattenroste<br />
- Decken<br />
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Anzeige Advertorial<br />
Risikobereitschaft <strong>und</strong> 50 Jahre Wachstum<br />
Die Franz Trippe GmbH aus Kückelheim<br />
Hermann-J. Hoffe<br />
Klaus-Peter Kappest<br />
Zwei Mann, eine Planierraupe, Risikobereitschaft <strong>und</strong> viel<br />
Gründergeist – das waren die Anfänge des auf Wachstumskurs<br />
liegenden Familienunternehmens Franz Trippe GmbH<br />
mit seinen Wurzeln in Kückelheim, das heute unter anderem<br />
für komplexe <strong>und</strong> große Bauprojekte verantwortlich zeichnet<br />
<strong>und</strong> in diesem Jahr sein 50-jähriges Betriebsjubiläum feiert.<br />
Gründungsvater Franz Trippe, mittlerweile mit 79 Jahren<br />
der „Senior“ des heutigen Unternehmens, gelernter<br />
Schlosser mit Meistertitel <strong>und</strong> Straßenbauer-Meister,<br />
<strong>und</strong> sein damaliger<br />
Partner Theo Brüning machten am<br />
1. März 1972 mit einem ersten Projekt,<br />
der Rodung zum Ausbau eines<br />
Skihanges unterhalb der Schmallenberger<br />
Höhe, die ersten Spatenstiche<br />
für ein Bauunternehmen, das<br />
heute ganze Autobahnabschnitte<br />
oder Tunnelbauarbeiten mitrealisiert.<br />
Trippe <strong>und</strong> Brüning trafen den<br />
Nerv der Zeit, in der Tiefbau- <strong>und</strong><br />
Wegebauarbeiten gefragt waren,<br />
<strong>und</strong> konnten das Unternehmen durch ihren gewagten<br />
Schritt kontinuierlich ausbauen, Mitarbeiter einstellen,<br />
neue Maschinen <strong>und</strong> einen ersten Betriebshof in Schmallenberg<br />
ankaufen. Schon nach den ersten drei Jahren arbeiteten<br />
fünf Mitarbeiter für sie <strong>und</strong> das Unternehmen fiel<br />
Franz Trippe sen.<br />
im Schmallenberger Sauerland durch seine Zuverlässigkeit<br />
<strong>und</strong> unkomplizierte Arbeitsweise auf. Die Bodenständigkeit<br />
der Sauerländer kam <strong>und</strong> kommt bei ihren K<strong>und</strong>en<br />
gut an – <strong>und</strong> vergrößerte nach <strong>und</strong> nach den Wirkungskreis<br />
des Unternehmens.<br />
In den achtziger Jahren änderte sich der Schwerpunkt der<br />
Firma auf den Straßenbau <strong>und</strong> vor allem auf die Errichtung<br />
neuer Lärmschutzwälle hin. Schon 1980<br />
zog das Unternehmen einen ersten Millionenauftrag<br />
bei Meinerzhagen an Land,<br />
auch wenn die Entfernung zum Heimatort<br />
der Firma eine große Herausforderung<br />
für alle Beteiligten wurde.<br />
Dennoch packte die „Trippe-Truppe“<br />
das Projekt an <strong>und</strong> lieferte zur<br />
vollsten Zufriedenheit der Auftraggeber.<br />
Denn der Zusammenhalt im<br />
Team <strong>und</strong> zwischen Führungsetage<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern ist bei der Franz<br />
Trippe GmbH bis heute eines der<br />
Erfolgsgeheimnisse, das nicht nur<br />
bei morgendlichen Treffen <strong>und</strong> Besprechungen auf dem<br />
Betriebshof gelebt wird, sondern auch bei Feiern <strong>und</strong><br />
Schützenfesten im Kollegenkreis. Heute arbeiten r<strong>und</strong><br />
100 Mitarbeiter in der Franz Trippe GmbH <strong>und</strong> im angeschlossenen<br />
Fuhrunternehmen.<br />
40 46 -- <strong>WOLL</strong> Frühjahr <strong>Frühling</strong> 2022
1989 entschieden sich die Gründer<br />
Brüning <strong>und</strong> Trippe, getrennte Wege<br />
zu gehen, <strong>und</strong> die bis heute erfolgreiche<br />
Franz Trippe GmbH samt einprägsamem<br />
Logo entstand. Zehn Jahre später<br />
wechselte die Franz Trippe GmbH<br />
ihren Standort zu einem größeren, moderneren<br />
<strong>und</strong> neu gebauten Betriebshof<br />
ganz in der Nähe des alten.<br />
www.franz-trippe.de<br />
Einer der größten Meilensteine, an<br />
Zukunftssorgen plagen das Unternehmen<br />
nicht. Die Franz Trippe GmbH ist ständig dabei,<br />
die sich Franz Trippe senior <strong>und</strong> sein Sohn Stefan (53),<br />
der schon als Kind gerne mit zu den Baustellen Franz fuhr Trippe <strong>und</strong> durch GmbH konstante Ausbildungsbemühungen ihren Mitarbeiterstamm<br />
zu festigen <strong>und</strong> wachsen zu lassen, auch wenn<br />
2002 ins Unternehmen eingestiegen ist, erinnern, ist die<br />
komplexe <strong>und</strong> spannende Arbeit am Wellersbergtunnel<br />
Im Brauke 8c der Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft angekommen<br />
bei Siegen, die das Unternehmen organisatorisch forderte, ist <strong>und</strong> natürlich aufmerksam beobachtet werden muss.<br />
57392 Schmallenberg<br />
aber auch neue Impulse in seiner Arbeit setzen konnte. In Doch Wachstum um jeden Preis, mit dem Verlust der Perspektive<br />
9 77 6-0auf den Zusammenhalt im Unternehmen, ist für<br />
die Phase der ersten gemeinsamen Projekte von Fon Vater (0 29 <strong>und</strong> 72)<br />
Sohn fällt die Beteiligung am Autobahngroßprojekt Fax (0 29 zum 72) 9 die 77 Trippes 6-66 kein Thema. Bis heute kann die Franz Trippe<br />
Lückenschluss der A4 zwischen Wenden <strong>und</strong> Kreuztal. GmbH ihren Ruf als zuverlässiger Partner, attraktiver Arbeitgeber<br />
<strong>und</strong> engagierter Ausbildungsbetrieb halten <strong>und</strong><br />
info@franz-trippe.de<br />
Stefan Trippe wird vermutlich nicht die letzte www.franz-trippe.de<br />
Generation blickt zufrieden <strong>und</strong> mit Optimismus auf die nächsten<br />
der Familie im Unternehmen sein, denn sein jüngster Sohn 50 Jahre ihrer Unternehmensentwicklung weit über das<br />
(22), nach dem Großvater Franz benannt, unternimmt bereits<br />
in der Meisterschule die Schritte, um in Zukunft die<br />
Schmallenberger Sauerland hinaus.<br />
Geschicke der Firma verantwortungsbewusst für Unternehmen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter leiten zu können.<br />
Dass nicht nur das Unternehmen, sondern vor allem auch<br />
die Familie Trippe stark im Schmallenberger Sauerland<br />
verwurzelt ist, hat Familienforscher Gerhard herausgef<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> einen ersten Trippe 1798 mit Namen Peter ausgemacht.<br />
Der Familienname geht auf den mittelalterlichen<br />
Beruf des Trippenmachers zurück, der eine Art „Stöckelschuh“<br />
aus Holz zum Unterschnallen fertigte, um die wertvollen<br />
Lederschuhe vor Matsch <strong>und</strong> Feuchtigkeit zu schützen<br />
– also liegt offenbar schon im Namen das Bestreben,<br />
Menschen beim möglichst komfortablen Zurücklegen von<br />
Wegstrecken zu unterstützen <strong>und</strong> handwerklich tätig zu<br />
sein – mit Holzsandalen oder eben mit perfekt gearbeiteten<br />
Straßen.<br />
Heute realisiert das Unternehmen Projekte im Straßen-,<br />
Tief- <strong>und</strong> Landschaftsbau, beim Baustoffrecycling <strong>und</strong><br />
dem Erschließen privater oder gewerblicher Gr<strong>und</strong>stücke.<br />
Immer dabei sind modernste Technik, von Vermessungstechniken<br />
über 3D-Technologien oder bis zu fernsteuerbaren<br />
Baggern, <strong>und</strong> vor allem die gut<br />
ausgebildete <strong>und</strong> motivierte „Trippe-<br />
Truppe“, der sich alle drei Generationen<br />
der Familie Trippe verpflichtet fühlen,<br />
denn ohne ihre Mitarbeiter wäre die<br />
50-jährige Unternehmensgeschichte,<br />
bei allen Tiefen, die es durchaus nicht<br />
nur im Tiefbau gegeben hat, unterm<br />
Strich nicht so erfolgreich verlaufen.<br />
Franz <strong>und</strong> Stefan Trippe<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 47<br />
<strong>WOLL</strong> Frühjahr 2022 - 41
Gisela will´s wissen:<br />
UNKRAUT ESSEN<br />
STATT AUSRUPFEN???<br />
Gisela Wilms<br />
Sandra Peetz<br />
N<br />
icht nur die Gärten, auch deren Besitzer<br />
wachen nun langsam aus dem Winterschlaf<br />
auf. Monate genüsslichen Nichtstuns liegen<br />
hinter ihnen. Hier mal ein bisschen Laub wegharken,<br />
dort ein paar Äste entsorgen, die der stürmische Wind<br />
vom Baum geweht hat. Das war´s dann schon. Mit dem<br />
<strong>Frühling</strong> kommen wieder mehr Aufgaben auf die Hobbygärtner<br />
zu, denn nicht nur die erwünschten Blumen<br />
strecken ihre Köpfchen aus der Erde, sondern auch das<br />
ungeliebte Unkraut.<br />
Unsere Redakteurin Gisela Wilms, selbst Gartenbesitzerin,<br />
wollte wissen, was man gegen all die Pflanzen tun kann,<br />
die sich ungefragt in den Beeten breitmachen <strong>und</strong> fragte<br />
die Arnsbergerin Anke Schneidewind. Deren Antwort<br />
lautete: „Essen“. Wie „essen“? Man soll also das Grünzeug<br />
essen, statt es auszurupfen??? „Ja“, erläutert die Fachfrau,<br />
„denn vieles von dem, was wir als Unkraut bezeichnen, ist<br />
nicht nur ges<strong>und</strong>, sondern äußerst schmackhaft.“<br />
Von der Gärtnerin zur Kräuterexpertin<br />
Anke Schneidewind ist gelernte Gärtnerin <strong>und</strong> hat diesen<br />
Beruf über zehn Jahre ausgeübt. Sie war schon immer ein<br />
„Nasenmensch“, wie sie sich selbst bezeichnet. Rupfte sie<br />
etwas aus, roch sie daran <strong>und</strong> hatte bald ihre Zweifel, ob<br />
der Komposthaufen der richtige Platz für die Entsorgung<br />
war. Von der älteren Generation wusste sie, dass vieles von<br />
dem, was vor der Haustür wuchs, durchaus zum Essen<br />
geeignet war. Nur ist dieses Wissen im Laufe der Jahre<br />
verlorengegangen. Anke Schneidewind machte sich daran,<br />
es wieder zu entdecken. Sie wälzte Literatur, durchforstete<br />
das Internet <strong>und</strong> nahm an Wildkräuterführungen teil. Sie<br />
sammelte Pflanzen im Mühlbachtal, stöberte am Bahnhof<br />
in Alt-Arnsberg auf brach liegendem Gelände <strong>und</strong> hielt<br />
draußen überall (außer in Naturschutzgebieten) die Augen<br />
offen. Zu Hause wurde das Gesammelte frisch verarbeitet<br />
oder getrocknet. In ihrer Küche stehen auf Regalen <strong>und</strong><br />
in Schränken Töpfchen mit geriebenen Gewürzen, Gläser<br />
48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Anke Schneidewind<br />
schnippelt sie klein, platzen die Brennstacheln <strong>und</strong> können<br />
keinen Schaden mehr anrichten. Die Samen röste ich fettfrei<br />
in einer Pfanne <strong>und</strong> mische sie anschließend ins Müsli.<br />
Übrigens ist die Brennnessel Heilpflanze des Jahres 2022<br />
<strong>und</strong> kann durchaus als Superfood bezeichnet werden“.<br />
„Statt teure Chia-Samen zu importieren, sollten wir lieber<br />
auf das zurückgreifen, was wir hier finden“, sagt die<br />
Kräuterexpertin. Scharbockkraut, Nachtkerze, indisches<br />
Springkraut werden mit Frischkäse zu einem leckeren<br />
Aufstrich gemischt, Spitzwegerich als Anti-Juckmittel bei<br />
Mückenstichen eingesetzt. Aus den Blüten des Bärlauchs<br />
macht sie falsche Kapern, Senf gewinnt sie aus Kreuzblütlern<br />
wie der Knoblauchsrauke. Darüber hinaus bastelt<br />
sie Duftsäckchen, stellt Wildkräuterlimonaden her <strong>und</strong><br />
Cremes für die Hautpflege. Es scheint keine Begrenzung<br />
für die Verwendung der Pflanzen <strong>und</strong> Kräuter zu geben,<br />
auch nicht für die Ideen von Anke Schneidewind. In diesem<br />
Jahr schließt die Arnsbergerin, die die „Kräuterwerkstatt<br />
Anke Schneidewind“ gegründet hat, ihre Ausbildung<br />
zur Naturpädagogin ab. Woher nimmt sie die Kraft <strong>und</strong><br />
Energie für all diese Aktivitäten? „Aus der Natur“, ist ihre<br />
knappe, dennoch überzeugende Antwort ■<br />
Frischkäse <strong>und</strong> Wildkräutersamen auf Paprika<br />
mit Gänseblümchen-Deko<br />
mit Eingelegtem <strong>und</strong> Schachteln mit Samen. Im Garten<br />
sind Beete, in denen Wildkräuter wachsen, also das, was<br />
unsereins ausrupft.<br />
Heimisches Superfood<br />
Fragt man sie, wofür sie das alles verwendet, sprudelt es<br />
nur so aus ihr heraus: „Giersch eignet sich hervorragend als<br />
Petersilienersatz, mit Zwiebel angedünstet, ist er eine tolle<br />
Alternative zu Spinat. Allerdings sollte man nur die jungen<br />
Pflanzen verarbeiten, aber das gilt für fast alle Kräuter. Hat<br />
man Giersch abgeschnitten, wächst er schnell wieder nach.“<br />
Stimmt, denkt sich die Redakteurin <strong>und</strong> schaut dabei nicht<br />
ganz so glücklich aus wie die Expertin. „Von Brennnesseln<br />
verwende ich die frischen Blätter, um sie kleingeschnitten<br />
in Dips zu rühren.“ Na, da wird sich der Gaumen aber<br />
freuen, wenn er mit den schmerzenden Härchen in Berührung<br />
kommt. „Nein“ erwidert Anke Schneidewind <strong>und</strong><br />
lacht, „bearbeitet man die Blätter mit dem Nudelholz oder<br />
Rezept Knusperstangen<br />
500 g Dinkel, fein gemahlen<br />
1 Würfel Hefe<br />
1 TL Salz<br />
250 ml Mineralwasser<br />
120 g Butter<br />
Samen von Brennnesseln, Nacht kerzen, indischem<br />
Springkraut <strong>und</strong> Knoblauchsrauke<br />
Alle Zutaten in einer Schüssel zu einem glatten Teig<br />
kneten, 1 St<strong>und</strong>e im Kühlschrank gehen lassen, ca.<br />
30 g zu Stangen formen <strong>und</strong> bei 170° backen. Wenn<br />
sie eine schöne Farbe haben, Ofen ausschalten <strong>und</strong><br />
sie dort trocknen lassen.<br />
Köstlichkeiten unter der Verwendung<br />
von Wildkräutern<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 49
Anzeige<br />
Reifen, Felgen, Wohnmobile <strong>und</strong> mehr:<br />
DIE RICHTIGE WAHL DER<br />
AUTOWERKSTATT IM SAUERLAND<br />
Christel Zidi<br />
Privat<br />
Endlich ist die Zeit wieder da… für erste Ausflüge<br />
in der <strong>Frühling</strong>ssonne, für ein Picknick<br />
am See, für einen wohlverdienten Kurzurlaub.<br />
Und damit. auch Zeit für den nächsten Radwechsel.<br />
Reifenmarken – Qual der Wahl?<br />
“Reifen sind mittlerweile richtige High-Tech Produkte –<br />
es gibt große Unterschiede in Qualität <strong>und</strong> Anwendung”,<br />
verrät uns Dirk Schulte, KFZ-Meister <strong>und</strong> Inhaber von<br />
Autotechnik Schulte in Meschede-Enste. “Daher ist eine<br />
kompetente Beratung das A <strong>und</strong> O. Ich empfehle immer<br />
Reifen von Markenherstellern wie zum Beispiel Pirelli.<br />
Deren Qualität gibt jedem Autofahrer die Sicherheit, in<br />
brenzligen Situationen den Bremsweg um die entscheidenden<br />
Zentimeter zu verkürzen <strong>und</strong> Unfälle so zu verhindern”,<br />
so Schulte weiter. Aber auch Markenreifen wie<br />
Toyo oder Falken sind eine gute Wahl, je nach Fahrzeug<br />
<strong>und</strong> Anwendung.<br />
Stylische Felgen - natürlich “made im Sauerland”<br />
Wer beim Reifenwechsel im Frühjahr sein Fahrzeug deutlich<br />
aufwerten möchte, sollte unbedingt auch über einen<br />
neuen Satz Felgen nachdenken. “Die Felge macht bei jedem<br />
Fahrzeug den entscheidenden Unterschied aus. Ob klassisch<br />
in Alu-silber, in teil- bzw. ganzschwarz oder mit farbigen<br />
Akzenten: Eine hochwertige Leichtmetallfelge verleiht<br />
jedem Auto den perfekten Style”, ist Schulte überzeugt.<br />
Und weil wir hier im Sauerland leben <strong>und</strong> arbeiten, empfiehlt<br />
der KFZ-Fachmann selbstverständlich Felgen der<br />
heimischen Firma Borbet: “Die sind absolut am Puls der<br />
Zeit, sowohl technisch <strong>und</strong> qualitativ als auch beim Design.<br />
Daher sind wir auch mit Leib <strong>und</strong> Seele Borbet-Fachhändler<br />
<strong>und</strong> können mit dem Online-Felgenkonfigurator<br />
nahezu jeden Wunsch erfüllen!” Wichtig zu wissen ist,<br />
dass die Felgen tatsächlich im Sauerland hergestellt werden<br />
<strong>und</strong> nicht in Fernost – somit ist der Transport von der<br />
Fabrik bis zum K<strong>und</strong>en quasi CO2-frei.<br />
Vereinbaren Sie auch gern einen Beratungstermin unter<br />
0291 / 90 87 68 20 oder info@autotechnik-schulte.de -<br />
oder besuchen Sie die moderne Werkstatt während der<br />
regulären Öffnungszeiten. ■<br />
Über die Website autotechnik-schulte.de<br />
kommt man zum Online-Felgenkonfigurator<br />
Bestens ausgestattet: AutoTechnik<br />
Schulte hat auch spezielle<br />
50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022<br />
Hebebühnen für Wohnmobile
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attraktiven Preisen mieten<br />
Sportliche Alufelgen, made im Sauerland:<br />
Die Borbet LX18 "black matt silver spoke rim" Foto: Borbet<br />
10<br />
10 Jahre Autotechnik Schulte<br />
Das wird am 8. Mai 2022 groß gefeiert!<br />
Am „Tag der offenen Werkstatt“ gibt es<br />
viele Attraktionen für Autofans <strong>und</strong> die<br />
ganze Familie, z.B. einen spannenden<br />
Fahrsimulator.<br />
Mehr dazu auch auf der Website<br />
www.autotechnik-schulte.de<br />
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Haben Sie Lust auf Ihre individuelle Freiheit statt sich<br />
von irgendwelchen Hotel- <strong>und</strong> Reisebuchungen abhängig<br />
zu machen? Sie wollen einfach nur das gute Wetter<br />
<strong>und</strong> die freien Tage nutzen <strong>und</strong> losfahren? Raus aus der<br />
Enge der Wohnung, des Büros? Dann ist ein Wohnmobil<br />
der perfekte Begleiter.<br />
Als begeisterter Camper bietet Dirk Schulte seit letztem<br />
Jahr auch Wohnmobile zum Vermieten an. Ab drei<br />
Tagen Mietdauer geht es los – egal wohin. Mit dem<br />
CLEO 1 (ein teilintegrierter MOOVEO) können bis<br />
zu vier Personen (2 Erwachsene <strong>und</strong> 2 Kinder) mit auf<br />
die Reise gehen. Das Wohnmobil besitzt eine Standheizung,<br />
Küche, einen bequemen Essbereich, Dusche sowie<br />
einen Träger für E-Bikes. Bei gutem Wetter kommt die<br />
großzügige Markise <strong>und</strong> der Campingtisch zum Einsatz.<br />
Und sie verpassen auch keine Ihrer Lieblingssendungen,<br />
denn SAT/TV ist ebenfalls an Bord.<br />
Der CLEO 2 ist ein HOBBY-Kastenwagen für zwei<br />
Personen, aber ansonsten ähnlich ausgestattet wie der<br />
CLEO 1. Infos über Preise <strong>und</strong> Verfügbarkeiten erhalten<br />
Sie gern auf Anfrage.<br />
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Dirk Schulte empfiehlt Felgen von Borbet <strong>und</strong> Reifen von Pirelli<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 51
Seminarteilnehmer auf der<br />
Außentreppe des Alten Rathauses<br />
<strong>Rüthen</strong> – einst bedeutende Stätte der<br />
Schulreformer <strong>und</strong> Lehrerausbildung<br />
WEIT ÜBER 1.500<br />
VOLKS SCHULLEHRER…<br />
Christel Zidi<br />
...lernten im <strong>Rüthen</strong>er Lehrerseminar ihren Beruf.<br />
Gegründet wurde dies 1795 von Pfarrer Friedrich<br />
Adolf Sauer. Noch ein weiterer Geistlicher engagierte<br />
sich in <strong>Rüthen</strong> für eine Erneuerung des Schulsystems<br />
im Herzogtum Westfalen: Melchior Ludolf Herold. Er<br />
setzte sich erfolgreich für die Verbreitung der Industrieschulen<br />
im Sauerland ein.<br />
Da saßen sie nun vor dem großen Kamin des alten Hoinkhauser<br />
Pfarrhauses. Eigentlich hätte man es auch „das<br />
neue Pfarrhaus“ nennen können, denn Pfarrer Herold hatte<br />
so viel Zeit <strong>und</strong> Arbeit in die Renovierung gesteckt, dass<br />
es nun regelrecht erstrahlte. Heute war sein neuer Fre<strong>und</strong><br />
zu Besuch gekommen: Friedrich Adolf Sauer. Aus Menden-Barge<br />
stammte er <strong>und</strong> war mit gerade mal 25 Jahren<br />
in <strong>Rüthen</strong> als Pfarrer eingesetzt worden. Trotz des Altersunterschiedes<br />
von 13 Jahren hatten sich die beiden Männer<br />
viel zu erzählen. Und sie hatten beide das gleiche Ziel:<br />
die Erneuerung <strong>und</strong> Verbesserung des Schulsystems.<br />
Das Konzept der Industrieschulen<br />
Herold hatte da schon einiges erreicht: 1786 hatte<br />
die sogenannte Industrieschule im Sauerland Einzug<br />
52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
gehalten. Vor allem Kinder<br />
der Unterschicht erhielten<br />
neben der Schulbildung auch<br />
Unterricht in praktischen,<br />
einkömmlichen Arbeiten <strong>und</strong> Handfertigkeiten. Dem<br />
Gr<strong>und</strong>satz „Der Armut zuvorzukommen ist verdienstlicher,<br />
als sie durch Almosen zu lindern“, stimmte auch<br />
sein Fre<strong>und</strong> Sauer zu. Die Jungen erlernten gärtnerischhandwerkliche<br />
Betätigungen, den Mädchen<br />
wurde das Kochen <strong>und</strong> Handarbeiten<br />
beigebracht. Nach diesem Konzept<br />
gab es 1814, also vier<br />
Jahre nach Melchiors Tod,<br />
insgesamt 231 Schulen.<br />
Das Konzept der Industrieschulen<br />
setzte<br />
sich letztlich aber<br />
nicht durch. In<br />
der Praxis sah es<br />
vielerorts so aus,<br />
dass in diesen<br />
„Schul-Anstalten“<br />
die Handarbeit<br />
gegenüber der<br />
Allgemeinbildung<br />
dominierte <strong>und</strong> die<br />
Schulen als Förderer<br />
von Kinderarbeit in Verruf<br />
gerieten.<br />
Eine Schule für Lehrer<br />
Friedrich Adolph Sauer war mit dem Auftrag<br />
des Kurfürsten Maximilian Franz nach <strong>Rüthen</strong> geschickt<br />
worden, eine Lehrerbildungsanstalt einzurichten. Eigentlich<br />
hätte die erste „Normalschule“ (=Lehrerausbildung<br />
nach festen Normen <strong>und</strong> Regeln) in Arnsberg stehen sollen.<br />
Aber in der Hauptstadt des Herzogtums gab es nicht<br />
das geeignete Gebäude. Das ließ sich aber in <strong>Rüthen</strong> finden.<br />
Vorteilhaft war auch, dass Sauer sein Auskommen als<br />
Pfarrer hatte <strong>und</strong> deshalb auf das Lehrergehalt verzichten<br />
konnte. 1795 gründete er im Gebäude des ehemaligen Ursulinenklosters<br />
(heute Volksbank) die erste Normalschule<br />
im Sauerland, ohne einen Schulfonds.<br />
Bis dahin erhielten die Sauerländer Junglehrer ihr Wissen<br />
meist durch ihre Vorgänger. Manchmal war das der<br />
Allein im letzten <strong>Rüthen</strong>er Lehrerseminar<br />
(1876 bis 1926) wurden insgesamt 1.462 Volksschullehrer ausgebildet<br />
Das ehemalige Pfarrhaus<br />
(jetzt KLJB-Haus)<br />
Schneider des Ortes, ein anderes Mal der Dorfmusikant,<br />
oft ein Beruf „im Nebenerwerb“. Lernen bedeutete bis dato<br />
lediglich stupides Auswendig-Lernen, vielfach unter Anwendung<br />
des Rohrstocks. Sauer hat einen anderen Ansatz:<br />
„In seiner Methode setzte er auf den natürlichen Wissensdrang,<br />
der jedem Menschen angeboren ist.<br />
Im mechanischen Lernen unverstandener<br />
Dinge sah er dagegen den<br />
verhängnisvollsten Fehler“,<br />
fasste das einmal Ulrich<br />
Grun, der in Brilon geborene<br />
<strong>und</strong> in <strong>Rüthen</strong><br />
tätige Lehrer, Heimatforscher<br />
<strong>und</strong><br />
Historiker (†2017)<br />
zusammen.<br />
Bezeichnend für<br />
Sauer war, dass<br />
er schon damals<br />
die Prügelstrafe als<br />
Erziehungsmittel<br />
energisch ablehnte.<br />
Nach dreizehn Jahren<br />
in <strong>Rüthen</strong> wurde<br />
Sauer 1803 nach Arnsberg<br />
versetzt. Und mit ihm auch<br />
die Lehrerbildungsanstalt, die im<br />
gleichen Jahr im Haus der ehemaligen<br />
Jesuitenmission Einzug hielt. Ab 1828 gab es in<br />
Arnsberg auch Normalunterricht für Lehrerinnen. Sauer<br />
wurde in Arnsberg Regierungs- <strong>und</strong> Konsistorialrat, war<br />
also zuständig für das Schul- <strong>und</strong> Religionswesen <strong>und</strong><br />
Präses des Gymnasiums Laurentianum.<br />
<strong>Rüthen</strong> erneut Ort der Lehrerausbildung<br />
Als in den siebziger Jahren des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts in Westfalen<br />
erneut ein Mangel an Lehrkräften herrschte, wurde<br />
1876 – nach einigen Umwegen <strong>und</strong> in Erinnerung an die<br />
frühe Geschichte der Lehrerausbildung in <strong>Rüthen</strong> – beschlossen,<br />
ein königlich-preußisches Lehrerseminar (für<br />
männliche katholische Kandidaten) hier einzurichten.<br />
Dafür wurde seitens der Stadt das obere Stockwerk des<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 53
Rathauses zur Verfügung gestellt. Die Ausbildung dauerte<br />
drei Jahre. Ab 1894 wurde gegenüber dem Rathaus eine<br />
sogen. Präparandie (= Vorbereitungsschule) gebaut, in der<br />
die etwa 15-jährigen Seminarkandidaten ebenfalls über<br />
drei Jahre hinweg zunächst als Vorstufe eine entsprechende<br />
„höhere“ Schulausbildung durch die Seminarlehrer<br />
genossen.<br />
Neben der theoretischen Ausbildung im Seminar unterrichteten<br />
dann die späteren Lehramtsanwärter auch bereits<br />
in einer gesondert errichteten „Übungsschule“.<br />
1915 siedelte das Seminar in einen funktionsgerechten<br />
Neubau über <strong>und</strong> nahm den Namen „Kaiser-Wilhelm-<br />
Lehrerseminar“ an. Als zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>ert das<br />
Abitur zur Aufnahmevoraussetzung für die Ausbildung<br />
der Volksschullehrer gemacht wurde, führte dies bald<br />
darauf zum Abbau der zahlreichen Lehrerseminare.<br />
So schloss 1926 auch das <strong>Rüthen</strong>er Seminar, das<br />
durch die private Unterbringung der Lehramtskandidaten<br />
nicht zuletzt einen wirtschaftlichen Faktor in der<br />
Bergstadt dargestellt hatte. Heute bildet das alte Seminargebäude<br />
den Zentralbau im Gebäudekomplex des<br />
Friedrich- Spee-Gymnasiums in <strong>Rüthen</strong>, das die alte<br />
Tradition fortschrittlicher Schul- <strong>und</strong> Lehrerausbildung<br />
in <strong>Rüthen</strong> mit großem Erfolg fortsetzt. ■<br />
Fotoquelle Gebäude: Touristik-<strong>und</strong> Stadtmarketing <strong>Rüthen</strong><br />
Quelle: Stadtarchiv <strong>Rüthen</strong><br />
Seit 1996 befindet sich im denkmalgeschützten Gebäude der sogen.<br />
Präparandie, des ehem. Lehrerseminars, das Stadtarchiv<br />
Ihr ambulanter Dienst!<br />
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54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022<br />
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DER <strong>WOLL</strong>änder<br />
Raus aus den Puschen <strong>und</strong> rein in den <strong>Frühling</strong><br />
Sonja Nürnberger<br />
Mitte März. Was<br />
ist denn das?<br />
Dieses gleichmäßige<br />
Tropfen da draußen? Und das<br />
da? Das grellweiße Licht, das sich durch die Schlitze<br />
der Rollläden zwängt? – Unfassbar. Wir hatten beinahe vergessen,<br />
dass es sie noch gibt: Die Sonne! Langsam tauen ihre<br />
Strahlen den unleidigen Schnee weg, verdrängen die Kälte<br />
<strong>und</strong> die Dunkelheit der letzten Monate, von denen wir<br />
schon dachten, dass sie niemals mehr vorbeigehen wollen.<br />
Aber jetzt! Endlich! Sonnenbrille aufgesetzt, Sandalen an,<br />
neue WhatsApp-Gruppe eröffnet: ANGRILLEN! Würstchen-Emoji,<br />
Steak-Emoji, dreimal Bier-Emoji.<br />
Ein paar St<strong>und</strong>en später ist alles organisiert: Der Grill steht<br />
<strong>und</strong> läuft bereits auf Hochtouren, es riecht nach Röstaromen<br />
<strong>und</strong> Sommer. Die ersten Gäste sind eingetroffen <strong>und</strong><br />
lagern die Bierkästen fachgerecht in den letzten Schneebergen.<br />
Nicht dass das Bier warm wird bei diesen Temperaturen!<br />
Die Würstchen <strong>und</strong> Steaks stapeln sich auf den Tischen.<br />
„Gibt’s auch was für Vegetarier“, hört man eine dünne Stimme<br />
von irgendwo. Es wird still. „Wie bitte?“ – „Habt ihr das<br />
auch gehört?“ – Allgemeines Schulterzucken. – „Schon ok,<br />
ich kann einfach Baguette essen“, sagt die dünne Stimme<br />
nun noch dünner. Keiner nimmt sie wahr. „Wann stellen<br />
wir den Pool wieder auf?“ – „Ich denke, noch ein oder zwei<br />
Wochen, dann ist es warm genug.“<br />
Ja, so sind sie, die Sauerländer: Froh um jeden Sonnenstrahl,<br />
um jedes bisschen Wärme – <strong>und</strong> um jeden Gr<strong>und</strong> zu feiern<br />
– auch wenn der Blick auf das Thermometer für jeden<br />
Nicht-Sauerländer noch alles andere als <strong>Frühling</strong>sgefühle<br />
weckt. Na, dann mal: Prost, woll! ■<br />
Die<br />
Nr. 1<br />
in <strong>Warstein</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 55
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Krankenhaus Maria Hilf Brilon<br />
AUSZUBILDENDE MIT<br />
ÜBERZEUGENDER BOTSCHAFT<br />
Christel Zidi<br />
sabrinity<br />
Die Ausbildungsbotschafter Leonie Schlesiger (20), Marielen Grossmann (17), Yagmur Yilmaz (20) , Ahmad Saidi (21) (v.l.)<br />
F<br />
ür seine moderne <strong>und</strong> zukunftsorientierte Ausrichtung<br />
ist das Krankenhaus Maria Hilf in Brilon schon<br />
längst bekannt. Hier legt man großen Wert auf Weiterbildung<br />
<strong>und</strong> Förderung, eingeschlossen eine Ausbildung<br />
mit Perspektive <strong>und</strong> persönlicher Weiterentwicklung. Seit<br />
Kurzem sind vier Auszubildende des Krankenhauses als<br />
„Ausbildungsbotschafter“ im Einsatz. Bestens auf den Einsatz<br />
an Schulen vorbereitet, haben wir die Vier – Ahmad<br />
Saidi, Leonie Schlesiger, Marielen Großmann <strong>und</strong> Yagmur<br />
Yilmaz - einmal zu dieser besonderen Position befragt:<br />
Welche Aufgaben habt Ihr als Ausbildungsbotschafter?<br />
Yagmur: Als Ausbildungsbotschafter haben wir die Aufgabe,<br />
unsere Ausbildung zur Pflegefachmann/-frau, Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schülern vorzustellen.<br />
Marielen: Wir beantworten alle offenen Fragen <strong>und</strong> sprechen<br />
aus unserer Sicht über die Ausbildung.<br />
Ahmad: Dabei präsentieren wir unsere Werdegänge, den Beruf<br />
<strong>und</strong> unser Unternehmen. Wir wollen den SchülerInnen auch<br />
ein bisschen Sicherheit <strong>und</strong> Orientierung bei der Berufsauswahl<br />
vermitteln.<br />
Ist es ein Vorteil, wenn man selbst noch Azubi ist?<br />
Yagmur: Absolut. Auch ich habe mich damals mit Auszubildenden<br />
über die Ausbildung unterhalten <strong>und</strong> offene Fragen geklärt.<br />
Fragen können offener <strong>und</strong> mutiger gestellt werden. In<br />
den meisten Fällen denkt <strong>und</strong> spricht man aus derselben Sicht.<br />
Leonie: Weil man sich eher selbst noch in die Lage der Schüler<br />
versetzen kann. Und da wir alle fast im gleichen Alter sind,<br />
harmoniert das auch.<br />
Wenn man andere Menschen begeistern möchte, muss man<br />
selbst davon überzeugt sein. Was begeistert Euch an den<br />
Pflegeberufen?<br />
Leonie: Der Beruf ist vielseitig <strong>und</strong> abwechslungsreich. Und es<br />
ist ein Beruf, der immer gebraucht wird.<br />
Yagmur: Neben der Arbeit an sich, begeistern mich am meisten<br />
die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsmöglichkeiten. Davon gibt es jede<br />
Menge. Neue Dinge zu lernen <strong>und</strong> sie dann zu beherrschen ist<br />
etwas Tolles. Lebenslanges Lernen ist wichtig, nicht stehenzubleiben.<br />
Ahmad: Und dann auch das gute Gefühl, wenn man Menschen<br />
hilft, die nicht mehr oder kaum allein klarkommen.<br />
Auch die vielseitigen Tätigkeiten, die durch den Umgang mit<br />
anderen Menschen große Freude bereiten.<br />
Marielen: Natürlich muss man selbst davon überzeugt sein<br />
<strong>und</strong> dies wirklich mit Leidenschaft machen, um auch authen-<br />
56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Ahmad Saidi bei einer Patientin<br />
Yagmur Yilmaz beim Einsortieren der Medikamente<br />
Praktische Anleitung durch die hauptamtliche<br />
Praxisanleitung Christiane Mester<br />
tisch zu wirken. Mich begeistert jeden Tag wieder die Dankbarkeit<br />
der Patienten, die man zurück bekommt. Außerdem<br />
ist es besonders spannend, in viele Arbeitsfelder einmal reinzuschauen,<br />
um festzustellen, wo eigene Stärken oder auch<br />
Schwächen liegen.<br />
Wie habt Ihr selbst zu dieser Ausbildung gef<strong>und</strong>en?<br />
Marielen: Viele meiner Familienmitglieder arbeiten in der<br />
Pflege. Daher hatte ich einen ganz guten Einblick in das<br />
Berufsfeld. Für mich war klar, dass dies auf jeden Fall das<br />
Richtige für mich ist.<br />
Ahmad: Meinen Weg zu dieser Ausbildung habe ich durch<br />
viele Kontakte zu Pflegekräften aus verschiedenen Krankenhäusern,<br />
Pflegeeinrichtungen <strong>und</strong> verschiedenen Fachgebieten<br />
gef<strong>und</strong>en. Dabei habe ich immer viele Pflegeartikel gelesen<br />
<strong>und</strong> nachgeschaut, welche mir die Sicherheit geben <strong>und</strong><br />
meine Entscheidung unterstützt haben.<br />
Leonie: Bei mir war es der Berufsberater.<br />
Yagmur: Für mich war das schon von Anfang an klar. Ich<br />
stand mit sechs Jahren beim Karneval auf der Bühne <strong>und</strong><br />
habe gesagt, dass ich Krankenschwester werden möchte. Es<br />
begeisterte mich schon immer Menschen weiterzuhelfen. Im<br />
Jahr 2018 habe ich ein Jahrespraktikum im Krankenhaus gemacht,<br />
mich dort mit vielen Fachbereichen vertraut gemacht.<br />
Und danach habe mich für die Ausbildung entschieden<br />
Leonie: Mir gefällt die Vielseitigkeit des Krankenhauses <strong>und</strong><br />
die familiäre Atmosphäre.<br />
Ahmad: Ja, die Atmosphäre <strong>und</strong> die netten Teams sind besonders.<br />
Die verschiedenen Bereiche <strong>und</strong> die Zusammenarbeit mit<br />
unterschiedlichen Berufsgruppen. Auch die Digitalisierung der<br />
Arbeit <strong>und</strong> der Einsatz neuer Technologien, die neue Vielfalt in<br />
die Arbeit bringen.<br />
Zum Schluss erklärt Yagmur, stellvertretend für alle vier Ausbildungsbotschafter:<br />
„Wir freuen uns auf neue Auszubildende,<br />
die sich vielleicht auch durch unsere Leidenschaft für den Pflegeberuf<br />
entscheiden.“ ■<br />
Bildungszentrum für Ges<strong>und</strong>heitsberufe<br />
am Städt. Krankenhaus Maria-Hilf Brilon gGmbH<br />
Was gefällt Euch im Krankenhaus Maria Hilf<br />
besonders gut?<br />
Yagmur: Das Krankenhaus Maria Hilf ist vielfältig <strong>und</strong><br />
bietet viele verschiedene Fachbereiche an einem Standort<br />
an. Außerdem haben das Krankenhaus <strong>und</strong> das Bildungszentrum<br />
eine gute mediale Ausstattung.<br />
Schulleitung:<br />
Petra Vorderwisch<br />
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Der Güllene Ring in S<strong>und</strong>ern-Linnepe<br />
WO EINST DIE OTTONEN<br />
HERRSCHTEN…<br />
Christel Zidi<br />
S. Droste<br />
Geheimnisse kann man dem „Güllenen Ring“ in<br />
S<strong>und</strong>ern Linnepe nur sehr schwer entlocken.<br />
Müßig ist die Arbeit der lizenzierten Sondengänger<br />
<strong>und</strong> Heimatforscher auf der Suche nach kleinen<br />
Puzzleteilen, anhand derer sie etwas über die Geschichte<br />
der Wallburg erfahren. Gold werden sie hier wohl<br />
nicht finden, aber vielleicht das ein oder andere Teilchen,<br />
das bei der archäologischen Arbeit weiterhilft.<br />
Wanderer können an der Wallburg aber leicht etwas<br />
anderes Wertvolles entdecken: die herrliche Aussicht<br />
von einem der schönsten Plätze des Sauerlandes.<br />
Wolfgang Poguntke aus Lennestadt <strong>und</strong> Ingo Krull aus Allendorf<br />
sind Heimatforscher <strong>und</strong> lizenzierte Sondengänger.<br />
Letzteres im Auftrag des Landschaftsverbandes (LWL), für<br />
den sie schon so manche Burg abgesucht haben. Allerdings<br />
betonen beide, dass sie „keine Schatzsucher sind, sondern<br />
Heimatforscher unter Beauftragung des Landes.“ Dr. Manuel<br />
Zeiler von der Außenstelle des LWL in Olpe hatte den<br />
beiden dankenswerterweise die Genehmigung erteilt, auch<br />
in Linnepe auf Spurensuche zu gehen. Ohne Genehmigung<br />
ist die Suche mit dem Sondengerät nicht nur illegal, sondern<br />
kann auch lebensgefährlich sein. Nicht nur einmal<br />
haben die beiden scharfe Munition entdeckt <strong>und</strong> dafür den<br />
Kampfmittelräumdienst kommen lassen. Vor allem aber ist<br />
ihre Arbeit sehr müßig: „Manchmal bücken wir uns tausend<br />
Mal, um dann einen Kronkorken aufzuheben“, so<br />
Wolfgang Poguntke.<br />
58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Wolfgang Poguntke, Ingo Krull, Reinhard Kaiser (v.l.)<br />
Jedes Puzzleteil ist wichtig<br />
Aber auch aus einem anderen Gr<strong>und</strong> bitten die Forscher,<br />
davon Abstand zu nehmen, dort auf Schatzsuche zu<br />
gehen. Die archäologischen F<strong>und</strong>stücke, die sie ausmachen,<br />
werden genauestens nach verschiedenen Kriterien,<br />
wie etwa die genaue F<strong>und</strong>stelle, wie tief die F<strong>und</strong>e gelegen<br />
haben etc. dokumentiert, fotografiert oder abgezeichnet.<br />
Fehlende Puzzleteile, um bei diesem Vergleich zu bleiben,<br />
lassen nicht das gesamte geschichtliche Bild erkennen.<br />
Daran sollte jeder denken, der solche Teile dann der Geschichtsforschung<br />
entzieht, um sie in seiner Vitrine auszustellen.<br />
Der Allendorfer Ingo Krull kennt die Gegend<br />
r<strong>und</strong> um die Wallburg schon aus seiner Kindheit. Hier<br />
war er als Junge oft mit seinem Mountainbike unterwegs.<br />
Auch Jahrzehnte später ist der Ort nach wie vor anziehend<br />
für ihn. Im Februar 2022 war er gemeinsam mit<br />
Wolfgang Poguntke <strong>und</strong> Linnepes Ortsheimatpfleger<br />
Reinhard Kaiser auf der Suche nach archäologischen Beweisen,<br />
auf der Suche nach der frühen Heimatgeschichte.<br />
Mit seiner Sonde war er nicht zum ersten Mal vor Ort:<br />
„Bis 2020 wurde im Umfeld der Wallburg leider nur ein<br />
kleiner F<strong>und</strong> gemacht, der in Zusammenhang mit der<br />
Wallburg gebracht werden konnte. Die genaue Datierung<br />
steht noch aus.“ Gef<strong>und</strong>en wurden z. B. ein Messer, eine<br />
Zange <strong>und</strong> ein Axtkopf aus dem Mittelalter. Die Auswertung<br />
ist noch nicht ganz abgeschlossen. Geht es jetzt<br />
weiter? Werden vielleicht auch mal größere Ausgrabungen<br />
erfolgen? „Das steht noch in den Sternen“, entgegnet<br />
Krull <strong>und</strong> sucht geduldig weiter.<br />
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Die Vergangenheit der Wallburg<br />
Die romantische Vorstellung, dass im Mittelalter ein dem<br />
Volk zugetaner Adliger auf der Burg residierte oder dass es<br />
sich um eine Fliehburg handelte, entspricht wohl nicht den<br />
tatsächlichen Gegebenheiten, erfahren wir von Heimatforscher<br />
Poguntke: „Diese Wallburgen lagen immer in der<br />
Nähe von Fernwegen, im Abstand einer Tagesreise. Denn,<br />
so hieß es damals: ‚Wer die Wege kontrolliert, kontrolliert<br />
das Volk’“. Und das haben die Ottonen, die die Burg in<br />
Linnepe in der Zeit um 1000 n. Chr. herum bauen ließen,<br />
wohl auch getan. Karl der Große war es, der die Sachsen –<br />
gegen ihren Willen - christianisieren wollte, ließ zum Ende<br />
seiner Zeit viele Burgen, auch in der näheren Umgebung<br />
bauen.<br />
Die Zukunft des Güllenen Rings<br />
Auch wenn die Vergangenheit des Güllener Rings nach so<br />
langer Zeit nur in kleinen Bruchstücken erforscht werden<br />
kann, sehen die Forscher doch eine Zukunft für diesen besonderen<br />
Ort.<br />
„Nach Kyrill <strong>und</strong> durch den Borkenkäfer mussten viele<br />
Bäume weichen. Nun ist die alte Wallburg gut zu sehen. An<br />
manchen Stellen kann man das Mauerwerk noch erkennen<br />
<strong>und</strong> bekommt eine Vorstellung von der Höhe der Wälle.“<br />
Das ist vor allem auch den Eigentümern zu verdanken, die<br />
darauf achteten, dass bei der Räumung der Bäume nichts an<br />
der Wallburg beschädigt wurde.<br />
Von hier blickt man ins „Alte Testament“<br />
Aber nicht nur der Blick auf, sondern auch der Blick von der<br />
Wallburg ist großartig. Von hier aus kann man, wie einst<br />
die Ottonen, auf den alten Fernweg blicken, bis nach Meschede<br />
<strong>und</strong> hin zum Lörmecketurm.<br />
„In ungefähr zehn Jahren wird es aber mit der schönen Aussicht<br />
vorbei sein“, weiß Ortsheimatpfleger Reinhard Kaiser.<br />
„Die Aufforstung soll mit verschiedenen Baumarten erfolgen.<br />
Dabei soll die Wallkrone aber nicht bepflanzt werden,<br />
so dass man den Wall auch weiterhin begehen kann. Darauf<br />
verständigten sich die Besitzer Bernhard Heuer <strong>und</strong> Josef<br />
Kaiser.“<br />
Übrigens ist das Begehen der Wälle ausdrücklich erwünscht,<br />
da so der Bewuchs verhindert wird. Es ist geplant,<br />
einige Punkte an den Wanderwegen aufzubauen, die an der<br />
Wallburg vorbeiführen, auch eine Infotafel über die F<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> ein kleiner Bericht über die Burg. Wer also auf der Suche<br />
nach schönen Ausblicken ist, wird hier auf jeden Fall<br />
fündig. ■<br />
Der Name Güllener Ring stammt vermutlich von „Gülte“<br />
oder „Gilte“ ab, was so viel wie zinspflichtig bedeutet. Man<br />
nimmt an, dass von den umliegenden zinspflichtigen Höfen<br />
Naturalabgaben in die Burganlage geliefert wurden.<br />
60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
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<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 61
Küsterin Irmgard Kappel aus Remblinghausen<br />
GELUNGENE<br />
KERZENWECHSEL<br />
Nicola Collas<br />
S. Droste<br />
W<br />
enn am Sonntagmorgen um Viertel vor elf<br />
die Glocken läuten, sind viele Remblinghauser<br />
auf dem Weg zur Kirche. Irmgard Kappel<br />
ist dann bereits schon über eine St<strong>und</strong>e dort <strong>und</strong> trifft<br />
Vorbereitungen für die Messe. Die 83-Jährige ist Küsterin<br />
der St. Jakobus-Gemeinde <strong>und</strong> das seit mittlerweile<br />
24 Jahren.<br />
Ihren offiziellen Arbeitsvertrag unterschrieb sie Anfang<br />
1998. Anschließend absolvierte sie einen Küster-/innen-<br />
Kurs in Paderborn sowie<br />
ein Praktikum in<br />
der Sankt-<br />
Walburga-Gemeinde in Meschede.<br />
Ihre ersten Einsätze als Küsterin in Remblinghausen fanden<br />
aber schon früher statt: “Ich bin 1997 ins kalte Wasser<br />
geworfen worden. Damals lagen beide Küsterinnen im<br />
Krankenhaus <strong>und</strong> ich wurde vom Pfarrgemeinderat gefragt,<br />
ob ich einspringen könnte”, erzählt Irmgard Kappel.<br />
Sie sagte zu <strong>und</strong> wurde vom damaligen, mittlerweile verstorbenen<br />
Pastor Walter Adam in die Materie eingeführt.<br />
“Wir trafen uns in der Sakristei <strong>und</strong> Herr Adam zeigte<br />
mir, was ich in welchem Schrank finde, was ich vor einem<br />
Gottesdienst bereitlegen, welche Kerzen ich anzünden<br />
muss usw… Ich bekam einen Schlüssel <strong>und</strong> habe mich<br />
nach <strong>und</strong> nach in die Aufgaben reingefuchst.”<br />
Warten auf den günstigen Moment<br />
Irmgard Kappel in der Jakobuskirche<br />
Zum ersten Mal war sie im Oktober 1997 bei einer<br />
Beerdigung als Küsterin verantwortlich. Und ausgerechnet<br />
da passierte eine Panne: Am Hochaltar<br />
ging eine Kerze aus <strong>und</strong> Irmgard Kappel wusste<br />
nicht, wie sie diese Kerze nachfüllen sollte, damit<br />
sie wieder brennt. Damals war sie noch<br />
völlig aufgeregt, aber mittlerweile geht sie<br />
mit solchen Situationen gelassen um. “Es<br />
ist ja nur menschlich, auch mal etwas zu<br />
vergessen”, sagt sie. “Dann warte ich auf<br />
einen günstigen Moment - wenn es am<br />
wenigsten auffällt. Das ist meist beim<br />
Singen. Ich gehe dann in die Sakristei<br />
<strong>und</strong> hole das, was nicht an seinem Platz<br />
ist.” In der Regel denkt Irmgard Kappel<br />
aber an alles. Sonntags schließt sie gegen<br />
halb zehn die Kirchentür auf, als Erstes<br />
62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
In der Osterzeit ist das<br />
Priestergewand weiß<br />
guckt sie beim Andachtsbild des<br />
„Schmerzensmann“ im hinteren Teil<br />
der Jakobuskirche nach dem Rechten.<br />
In der Sakristei schaltet sie per Knopfdruck<br />
alle Lichter <strong>und</strong> das Mikrofon<br />
an, legt das passende Messgewand für<br />
den Geistlichen raus, zündet Kerzen<br />
an <strong>und</strong> stellt die liturgischen Gefäße<br />
<strong>und</strong> Bücher bereit.<br />
„Je nachdem welche Feste im Kirchenjahr<br />
anstehen, spielen unterschiedliche<br />
Farben eine Rolle“, erklärt sie.<br />
An Ostern z. B. findet sich die Farbe<br />
Weiß auf den Priestergewändern, auf<br />
Stolen, Deckchen, Decken, Tüchern<br />
<strong>und</strong> auch die Kordeln der Messdiener<br />
sind weiß. „Ich muss immer wieder<br />
schmunzeln, wenn vor dem Gottesdienst<br />
die Tür aufgeht <strong>und</strong> die Messdiener<br />
fragen: Frau Kappel, welche<br />
Farbe hat die Kordel heute?“<br />
Kerzenwechsel<br />
Irmgard Kappel ist die gute Seele<br />
der Gemeinde <strong>und</strong> wenn es mal vorkommt,<br />
dass Messdiener/-innen rausgehen<br />
müssen, weil es ihnen nicht gut<br />
geht, dann schaut die Küsterin direkt<br />
nach, was los ist. „Ich habe in der Sakristei<br />
immer etwas zu trinken <strong>und</strong><br />
Traubenzucker für den Fall, dass der<br />
Blutdruck im Keller ist.“ Irmgard Kappel<br />
erinnert sich an eine Geschichte,<br />
als es einem Messdiener so schlecht<br />
wurde, dass er umfiel <strong>und</strong> die Osterkerze<br />
samt Ständer umriss. Die Kerze<br />
lag in zig Teilen auf dem Boden. „Wir<br />
hatten damals noch Frühmesse <strong>und</strong><br />
Hochamt. Im Hochamt sollte ein<br />
Kind getauft werden, da brauchten<br />
wir die Osterkerze unbedingt <strong>und</strong> ich<br />
stand da mit meinen Resten. Ich habe<br />
dann Alpha <strong>und</strong> Omega <strong>und</strong> die<br />
Jahreszahl<br />
abgemacht<br />
<strong>und</strong> an eine alte<br />
Osterkerze gesteckt, die wir noch<br />
hinter dem Hochaltar hatten. Keiner<br />
hat etwas davon gemerkt“, erzählt<br />
die Küsterin mit einem Lächeln. Für<br />
Irmgard Kappel ist der Küsterinnen-<br />
Job interessant, weil „man nie auslernt<br />
<strong>und</strong> fit bleibt.“ „Es liegt nicht in<br />
meiner Hand, wie lange ich die Tätigkeit<br />
noch ausüben kann. Aber ich<br />
hoffe doch, dass es noch sehr lange<br />
sein wird.“ ■<br />
Die Osterkerze, die in der Osternacht feierlich entzündet wird, steht für die<br />
Auferstehung. Außerhalb der Osterzeit sollte sie normalerweise nicht brennen,<br />
um ihre Aussagekraft nicht zu mindern. Eine Ausnahme ist u a. die Taufe. Die<br />
Taufkerze wird an der Osterkerze entzündet.<br />
Dauerkerzen haben im Inneren einen transparenten Kunststoffbehälter, der<br />
mit Lampen-öl aufgefüllt werden kann.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 63
Monika Loerchner<br />
Georg Giannakis<br />
Uwe Paschedag<br />
aus <strong>Warstein</strong>-Allagen<br />
JÄGER,<br />
HEGER UND<br />
VOR ALLEM<br />
NATURSCHÜTZER<br />
schleicht nachts über Wiesen <strong>und</strong> Felder,<br />
pirscht sich im Licht des Mondes an seine<br />
Er Beute heran. Er sucht Schutz in den Schatten,<br />
bewegt sich gegen den Wind <strong>und</strong> läuft auf leisen<br />
Sohlen, denn vor allem Wildschweine haben sehr gute<br />
Ohren: Uwe Paschedag ist Jäger <strong>und</strong> Mit-Pächter des<br />
<strong>Warstein</strong>er Jagdreviers, das sich parallel zur B<strong>und</strong>esstraße<br />
Richtung Kahlenberg erstreckt. Auch die Stadt<br />
selbst ist Teil des 600 Hektar großen Reviers. Gut, dass<br />
die Jagd in besiedelten Gebieten ruht!<br />
„Wir sind für das gesamte Revier verantwortlich<br />
<strong>und</strong> alle Lebewesen darin.“<br />
Uwe Paschedag ist Obmann für Öffentlichkeitsarbeit des<br />
<strong>Warstein</strong>er Hegerings. Ein solcher Ring ist die kleinste<br />
Vereinigung innerhalb einer Kreisjägerschaft. Und einen<br />
Deutschen Jagdverband auf B<strong>und</strong>esebene gibt es auch<br />
noch. Die Bezeichnung „Hegering“ rührt von dem Wort<br />
„Hege“ wie in „etwas hegen <strong>und</strong> pflegen“ her. Der 56jährige<br />
stellt klar: „Wir sind ja nicht nur im Wald <strong>und</strong> schießen<br />
Tiere tot, sondern kümmern uns auch um die Reviere!“<br />
Tatsächlich sind Jäger geprüfte <strong>und</strong> zertifizierte Naturschützer<br />
<strong>und</strong> auch vielfach in Sachen Waldschule unterwegs,<br />
um Kindern Wissen <strong>und</strong> Wertschätzung für den<br />
Lebensraum zu vermitteln.<br />
Ein Jagdrevier, viele Eigentümer, viele Interessen<br />
Ein gepachtetes Jagdrevier erstreckt sich über viele Flächen,<br />
deren jeweilige Eigentümer spezielle Interessen haben.<br />
Ein Bauer möchte seine Feldfrüchte vor Wildschweinen<br />
sicher wissen. Waldbesitzer fürchten einen zu hohen<br />
Verbiss durch die Tiere. Vor allem zarte, junge Triebe<br />
sind für Rehe wahre Delika tessen, so<br />
dass ein zu hoher Wildbestand einen<br />
Wald in ernsthafte Schwierig keiten<br />
bringt.<br />
Durch ihre hohe Reproduktionsrate<br />
– weibliche Wildschweine können<br />
noch im Jahr ihrer Geburt selbst<br />
Frischlinge zur Welt bringen – muss<br />
vor allem der Schwarzwildbestand<br />
unter Kontrolle gehalten werden.<br />
Auch Rehe können wirtschaftliche<br />
Schäden anrichten <strong>und</strong><br />
„Besser, ich schieße ein Reh <strong>und</strong> mache<br />
ein hochwertiges Lebensmittel daraus, als<br />
dass es mir vors Auto läuft!“<br />
(Uwe Paschedag)<br />
64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
mir das Tier natürlich leid. Aber als Fleischesser, der ich<br />
nun einmal bin, muss ich mir dessen bewusst sein, dass,<br />
wenn ich Fleisch verzehren möchte, dafür ein Tier sterben<br />
muss. Das Tier, das ich töte, hat ein Leben in Freiheit in<br />
seiner natürlichen Lebensumgebung gelebt, sich natürlich<br />
ernährt, bewegt <strong>und</strong> fortgepflanzt. Es ist bis zum Schluss<br />
auf seine Art glücklich gewesen <strong>und</strong> stirbt einen schnellen<br />
Tod in seinem natürlichen Lebensumfeld.“<br />
Immer wieder entdeckt Uwe Paschedag Bissstellen von<br />
Rehen an den jungen Bäumen.<br />
somit Existenzen bedrohen <strong>und</strong> auch den Straßenverkehr<br />
gefährden. Um all das unter Kontrolle zu halten, werden<br />
in Zusammenarbeit mit Landwirten, Förstern <strong>und</strong> Jägern<br />
Abschusspläne erstellt. „Besser, ich schieße ein Reh <strong>und</strong><br />
mache ein hochwertiges Lebensmittel daraus, als dass es<br />
mir vors Auto läuft!“<br />
Hochwertiges Fleisch<br />
Ist das Tier erlegt, folgt die „rote Arbeit“: das Tier wird<br />
„zerwirkt“, also ausgenommen <strong>und</strong> für den Verzehr vorbereitet.<br />
„Jäger sind vielfach sehr gute Köche“, erzählt der<br />
Familienvater, der aus vielen Teilen Gulasch herstellt. Stücke,<br />
die dafür zu klein sind, werden zu Salami oder Pfefferbeißern<br />
verarbeitet. Am liebsten aber sind ihm Bratwürste<br />
für den Grill. „Wild ist extrem hochwertiges Fleisch, es ist<br />
mager <strong>und</strong> reich an Omega-3-Fettsäuren“, weiß der Allagener.<br />
Moralische Bedenken, Wild zu schießen, hat er<br />
nicht. „In dem Moment, in dem ich ein Tier erlege, tut<br />
Den Wald beschützen<br />
Besonders kritisch beäugen die Jäger derzeit die Flächen<br />
mit Neuanpflanzungen. Im Wald können sie durch entsprechend<br />
angelegte Wildäcker <strong>und</strong> Äsungsflächen das<br />
Wild dorthin lenken, wo es keinen Schaden anrichten<br />
kann. In Gebieten mit Neuanpflanzungen hingegen müssen<br />
einige Wildarten scharf bejagt werden; nur so hat<br />
der Wald eine Chance, wieder zu wachsen. Doch auch<br />
rücksichtslose Menschen machen den Naturschützern zu<br />
schaffen. „Vor allem Motocrossfahrer richten in Neuanpflanzungen<br />
viel Schaden an.“<br />
Uwe Paschedag kam übrigens erst 1996 ins Möhnetal, lebte<br />
zuvor in Schwerte, “im Dortm<strong>und</strong>er Großstadt-Speckgürtel“.<br />
Dann zog er aus beruflichen Gründen nach Allagen,<br />
trat dort in den Schießsportverein ein <strong>und</strong> wurde<br />
prompt mit dem Jagdfieber infiziert. Jagd ist für den Industriekaufmann<br />
<strong>und</strong> Kommunikationswirt mehr als ein<br />
Hobby, es ist eine Passion. „Das ist mein Ausgleich zum<br />
Bürojob. Das ist Freiheit, aber auch Verantwortung. Die<br />
Jagd als Gemeinschaftserlebnis, aber auch einfach dieses<br />
in der Natur sein – dabei kann ich nach einem anstrengenden<br />
Tag runterkommen.“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 65
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66 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022<br />
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Hasse chehört…?<br />
Anke Kemper<br />
Fällt dir wat auf, Fine?“<br />
„Da steht nen neuet Stehrümmeken aufm<br />
„Und?<br />
Esstisch.“<br />
„Dat is kein Stehrümmeken, dat is ne neue Vase. Hat der Friedel für mich<br />
designed.“<br />
„Sach nur. Wat hat er da denn zusammenjeschweißt?“<br />
„Dat is allet jesammeltes Material vom Schrottwichteln der letzten zehn Jahre.<br />
Toll, woll?“<br />
„Abba Lisbeth, wo is denn dat Loch?“<br />
„Wat denn fürn Loch?“<br />
„Na, da muss doch irjendwo de Blume reinjesteckt werden chönnen. Ich sehe<br />
kein Loch.“<br />
„Wieso dat denn?“<br />
„Ja, iset nun ne Vase odda iset keine Vase?“<br />
„Mensch Fine, klar is dat ne Vase. Dat is ein Designerstück <strong>und</strong> keine jewöhnliche<br />
Vase.“<br />
„Ja, abba et mut doch funktionieren.“<br />
„Quatsch. Et mut schön aussehen <strong>und</strong> dat tut es. Is wat janz Besonderes.“<br />
„Naja. Und überhaupt: Ma anjenommen, da wäre ein Loch. In dat Metallding<br />
kannste ja kein Wasser für de Blume reinschütten. Dat rostet ja sofort. Und<br />
durch de Schweißnähte dröppelt et.“<br />
„Dat hat der Friedel auch jut durchdacht, wie ein richtiger Desinger. Deswejen<br />
is da auch kein Loch. Damit ich nich in Versuchung komme, da Wasser reinzuschütten.“<br />
„Also, ich bleibe dabei: auch wennet ein Designerstück sein soll, funktionieren<br />
musset schon.“<br />
„Ne, da biste abba aufm Holzweg, Fine. Dat siehste doch bei de janzen Klamotten,<br />
die designed werden. Sehen auch nur schön aus.“<br />
„Und funktionieren, sonst könnteste die ja nich anziehen. Stell dir mal nen Pullover<br />
ohne Loch vor für den Kopf <strong>und</strong> für de Arme.“<br />
„Mhm.“<br />
„Jenau.<br />
„Chut, haste Recht. Abba trotzdem: schön aussehen tut et, woll?“ ■
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Robert geht wandern…<br />
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Robert Hinkel<br />
Kurzes Teilstück<br />
Aussicht bei Höingen<br />
68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Welche Strecke steht dieses Mal auf dem<br />
Programm?<br />
Robert Hinkel: R<strong>und</strong> um die Möhne unterhalb<br />
des <strong>Möhnesee</strong>s, aber über die umgebenden Berge.<br />
Start <strong>und</strong> Ziel der 11-km-R<strong>und</strong>wanderung ist der Parkplatz<br />
Himmelpforten (findet google). Es geht durch das<br />
nette Städtchen Niederense, am Sportplatz vorbei rauf<br />
nach Höingen. Der Anstieg verläuft zwischen einem kleinen<br />
Wald auf der linken <strong>und</strong> einer Weide mit Bach auf der<br />
rechten Seite. Wir verlassen Höingen aber schnell wieder<br />
<strong>und</strong> gehen raus ins offene Feld. In diesem aussichtsreichen<br />
Gelände einschließlich Bank zum Pausieren bleiben wir<br />
die nächsten gut 2 km. Im <strong>Frühling</strong> blühen dort Kräuter<br />
am Wegesrand, auf den Wiesen der Löwenzahn <strong>und</strong><br />
auf den Felder ist Raps gesät worden. Ab dem Ortsrand<br />
von Neheim-Moosfelde nehmen die Waldanteile wieder<br />
zu. Da sind auch weiß blühende Schlehen <strong>und</strong> Kirschbäume<br />
bei. Hinter Neheim geht’s richtig in den Wald, mit<br />
Laubbäumen, die ihr erstes Grün zeigen. Auf dem letzten<br />
Kilometer säumen nochmal Büsche <strong>und</strong> Felder den Weg.<br />
Für wen eignet sich die Wanderung?<br />
Wie schwer ist sie?<br />
Das ist im Verhältnis zu den Wanderungen, die ich bisher<br />
im <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong> vorgestellt habe, die kürzeste <strong>und</strong><br />
flachste. Schwierigkeitsgrad 2 von 7. Man sollte sie aber<br />
nicht unterschätzen. Die 100 Höhenmeter von Niederense<br />
rauf nach Höingen <strong>und</strong> die 140 Höhenmeter hinter<br />
Moosfelde erfordern schon ein bisschen Kondition.<br />
Welche Besonderheiten bietet die Strecke?<br />
Am Parkplatz Himmelpforten steht ein Mahnmal für die<br />
Toten, die bei der Bombardierung des <strong>Möhnesee</strong>s im 2.<br />
Weltkrieg in den Fluten ertrunken sind. Auch das Kloster<br />
Himmelpforten, das einst hier stand, wurde zerstört. Das<br />
1246 gegründete Kloster war eine Zisterzienserinnenabtei.<br />
Es bestand bis zu Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Das Tal unterhalb von Höingen (mit der Aussicht) hat<br />
eine spezielle Form, die in klaren Nächten kältere Temperaturen<br />
ermöglicht als in vielen anderen Tälern des Sauerlands.<br />
Aber bei unserer Wanderung im April können wir<br />
von wesentlich milderen Temperaturen ausgehen.<br />
Ein Teil des Waldstücks hinter Neheim wurde durch einen<br />
Sturm vor Jahren gefällt. Seitdem findet sich dort eine<br />
ganz besondere Pflanzenvielfalt, die wir dann zusammen<br />
entdecken können. ■<br />
Großes Foto: Moosfelde<br />
Da geht´s lang<br />
Mahnmal am Parkplatz Himmelpforten<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 69
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<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 71
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den Ställen der Schäferei Brinkmann herrschte im Februar Hochbetrieb. Schon aus einiger Entfernung<br />
hörte man das laute Blöken. R<strong>und</strong> 150 kleine „Schwarzköpfe*“ wurden in den letzten Wochen<br />
in <strong>Ense</strong> geboren. „Die letzte Lammung“, berichtet Schäfermeister Ernst Georg Brinkmann, war in der<br />
Weihnachtszeit. Auch da waren es zirka 150 Lämmer.“ Auf dem Hof der Schäferei Brinkmann, die bereits seit<br />
1936 <strong>und</strong> in dritter Generation als reines Familienunternehmen geführt wird, haben es die kleinen Schafe gut.<br />
In den Stall wird die Herde nur gebracht, wenn draußen Schnee liegt. Sonst ist sie das ganze Jahr über draußen.<br />
Nur noch sehr kleine Kinder, gelegentlich aber auch Erwachsene glauben noch an den Osterhasen. Nun ja, bei Erwachsenen<br />
ist die Frage danach meist im übertragenen Sinne zu verstehen. Von altersher ist es aber ein anderes Tier, das das<br />
Osterfest symbolisiert: das Lamm. Das Lamm bzw. das Schaf gilt als Symbol des Lebens, denn es gab den Menschen<br />
jahrtausendelang nicht nur Nahrung, sondern auch Kleidung. Auch gilt es in den drei monotheistischen Religionen als<br />
Opfertier. Im Christentum wird Jesus selbst als „das Lamm Gottes“ bezeichnet, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“.<br />
72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
In welcher Form<br />
das Lamm zu<br />
Ostern ins Haus<br />
kommt ist unterschiedlich:<br />
Entweder<br />
ganz aus Schokolade,<br />
als Kuchen aus<br />
einer speziellen Lamm-<br />
Backform <strong>und</strong> auch der<br />
Lammbraten am Ostersonntag<br />
ist noch vielfach Tradition.<br />
Schafe sind äußerst bemerkenswerte Tiere. Wussten Sie<br />
z. B., dass die meisten Lämmer mit den Vorderfüßen<br />
voran geboren werden? Dann werden sie von der Aue, also<br />
dem Mutterschaf erstmal sorgfältig abgeleckt. Dieser Erstkontakt<br />
ist wichtig, damit die Aue ihr Kind am Geruch<br />
wiedererkennt. Lämmer können meist schon eine halbe<br />
St<strong>und</strong>e nach der Geburt stehen. In den ersten St<strong>und</strong>en<br />
nach der Geburt gibt die Aue die sogenannte Biestmilch.<br />
Biestrig ist diese allerdings überhaupt nicht, im Gegenteil:<br />
sie enthält lebensnotwendige Abwehrstoffe. Der<br />
Name kommt aus dem Althochdeutschen <strong>und</strong> ist verwandt<br />
mit dem alten Verb bies(t)en = (‚melken‘).<br />
Natürlich ist es im Stall beengter als draußen auf der Wiese.<br />
Trotzdem gehen die Schafe mit ihrer sprichwörtlichen<br />
Geduld, auch friedlich durch diese Zeit. Kämpfe untereinander<br />
sind äußerst selten, denn Schafe lassen sich einfach<br />
nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Wenn sie doch einmal<br />
nervös sind, hat das eher mit ihrer Wetterfühligkeit zu<br />
tun; heraufziehende Gewitter z. B. spüren sie schon lange<br />
im Voraus. Aber jetzt im März können sich die kleinen<br />
Wollknäuel erstmal auf die warmen Strahlen der Märzsonne<br />
freuen. ■<br />
* Schwarzköpfe sind eine im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert entstandene Züchtung aus einheimischen<br />
<strong>und</strong> englischen Rassen.<br />
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Die Kampfsportler Franziska Sparschu<br />
<strong>und</strong> Timon Tripke aus Marsberg<br />
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Scarlett, Franziska <strong>und</strong> Seimen Sparschu mit Timon Tripke (v.l.)<br />
Andreas Melliwa<br />
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enn Franziska Sparschu (18) <strong>und</strong> Timon<br />
Tripke (19) mal so durch die Marsberger<br />
Innenstadt schlendern, dann fallen sie unter<br />
all den anderen Jugendlichen nicht sonderlich auf. Sie<br />
sind schlank <strong>und</strong> sportlich unterwegs, wie viele in ihrem<br />
Alter auch. Allerdings, wenn sie ihre Sportkleidung, den<br />
„Gie“ anlegen, dann sieht das schon anders aus. Der Ju-<br />
Jutsu-Kampfanzug, ähnlich dem Judoanzug, flößt gehörig<br />
Respekt ein. Mit Recht, denn sowohl Franziska wie<br />
auch Timon sind buchstäblich Meister ihres Fachs.<br />
Durch die coronabedingte Zwangspause liegen die letzten<br />
Erfolge der beiden Ur-Marsberger schon etwas zurück.<br />
Franziska Sparschu vom TV Marsberg ist vor zwei Jahren<br />
Hessenmeisterin in der Klasse U16 geworden <strong>und</strong> aktuell<br />
Teil des Dt. Ju-Jutsu-B<strong>und</strong>eskaders U18. Timon Tripke<br />
ist sogar Deutscher Meister in den Klassen U 18 <strong>und</strong><br />
U 21 geworden, von dreimal Hessischer Meister <strong>und</strong> zweimal<br />
Westdeutscher Meister ganz zu schweigen. Auch er ist<br />
bereits für die Deutsche Ju-Jutsu-Nationalmannschaft auf<br />
die Matte gegangen.<br />
Eine Ju-Jutsu verrückte Familie <strong>und</strong> eine<br />
kampfeslustige Fre<strong>und</strong>in<br />
Franziska Sparschu <strong>und</strong> Timon Tripke - zwei ähnliche<br />
Karrieren also, mit allerdings sehr unterschiedlichem Werdegang.<br />
Franziska begann bereits mit 8 Jahren auf der Matte<br />
zu kämpfen. Zusammen mit ihrer jüngeren Schwester<br />
Scarlett hat sie die ersten Griffe von ihrem Vater gelernt,<br />
im eigens eingerichteten Übungsraum im Keller. „Nur unsere<br />
Mutter hat mit dem aktiven Ju-Jutsu nichts am Hut“,<br />
74 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
lacht Franziska, „ansonsten ist das wöchentliche Training<br />
beim TV Marsberg auch heute noch eher ein Familientreffen.“<br />
Stimmt: neben Vater <strong>und</strong> zwei Töchtern ist auch<br />
ein Cousin mit dabei. Timon Tripke ist erst mit 14 Jahren<br />
durch eine Fre<strong>und</strong>in zum Ju-Jutsu gekommen. Zuvor war<br />
er begeisterter Fußballer, hat dann zunächst beides weitergemacht<br />
<strong>und</strong> ist mit den Erfolgen auf der Kampfmatte<br />
dann ganz umgestiegen. „Anfangs hat mir die Mannschaft<br />
schon gefehlt, aber andererseits bin ich auf der Matte nur<br />
von mir selbst abhängig. Man hat alles selbst in der Hand,<br />
das fasziniert mich an Ju-Jutsu noch heute!“<br />
Selbstvertrauen <strong>und</strong> Respekt wachsen<br />
Ju-Jutsu heißt übersetzt „die sanfte Kunst“ <strong>und</strong> ist eine Mischung<br />
aus Jiu Jitsu, Judo, Karate <strong>und</strong> Aikido. „Aus allen<br />
Disziplinen wurden die optimalen Techniken <strong>und</strong> Griffe<br />
zur Selbstverteidigung zusammengeführt zu Ju-Jutsu“, erklärt<br />
Timon Tripke, „deshalb wird die Sportart auch bei<br />
der Polizei, B<strong>und</strong>eswehr <strong>und</strong> Sicherheitsdiensten gelehrt.“<br />
Auch Franziska Sparschu ist wichtig zu sagen: „Ju-Jutsu ist<br />
nichts für Schläger, sondern man lernt, sich der Situation<br />
angemessen zu verteidigen. Nicht umsonst wird Ju-Jutsu<br />
auch Mattenschach genannt.“ Das Wissen, sich selbst<br />
verteidigen zu können, hat bei beiden das Selbstvertrauen<br />
wachsen lassen. „Ich bin weiter umsichtig, aber ich gehe<br />
auch abends ohne Angst allein raus“, sagt Franziska Sparschu,<br />
„das ist ein gutes Gefühl, auch für meine Eltern.“<br />
Und auch Timon Tripke hat gemerkt, dass ihm gegenüber<br />
„nicht mehr so schnell wie früher ein blöder Spruch“<br />
kommt.<br />
Kindertraining <strong>und</strong> Berufsausbildung<br />
Die Wettkämpfe der beiden Kampfsportler sind zur Zeit<br />
weniger geworden, regelmäßiges Training läuft aber weiter.<br />
Timon steckt mitten in der Ausbildung zur gehobenen<br />
Beamtenlaufbahn, Franziska hat einen Ausbildungsplatz<br />
zur Finanzwirtin sicher. Trotzdem trainiert sie mehrere<br />
Ju-Jutsu-Kindergruppen beim TV Marsberg. Beide wollen<br />
aber später wieder für Wettkämpfe auf die Matte.<br />
Franziska Sparschu: „Ju-Jutsu ist gut für den Kopf <strong>und</strong> den<br />
Körper. In jedem Alter. Der älteste Einsteiger bei uns war<br />
68 Jahre alt. Und es hat bestens funktioniert!“ ■<br />
Franziska <strong>und</strong> Timon beim Training<br />
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Kooperation hilft <strong>und</strong> fördert unsere Angebote<br />
für die Eltern, Kinder, Senioren,<br />
<strong>und</strong> Menschen mit Behinderung, die hier<br />
leben“, erklärt Stefanie Badelt vom Caritasverband<br />
Meschede. Denn für soziale Dienstleistungen<br />
reiche die staatliche Förderung nicht immer<br />
aus oder erschwere besondere Vorhaben. „Deshalb suchen wir Helden der<br />
Heimat – vor allem größere Projekte können mit solchen Kooperationspartnern<br />
realisiert werden“, betont Badelt. Auf der Wunschliste steht zum<br />
Beispiel eine spezielle Fortbildung für die Caritas-Beratungsstelle zur Prävention<br />
von sexueller Gewalt gegen Kinder <strong>und</strong> Jugendliche. Auch die Tafel<br />
als eins der größten ehrenamtlichen Sozialprojekte in Meschede wird zum<br />
größten Teil durch Spenden finanziert <strong>und</strong> kann nur durch finanzielle Unterstützung<br />
dauerhaft bestehen. Für den Transport der Lebensmittel muss<br />
dringend ein neues Fahrzeug angeschafft werden. Mit Kooperationen können<br />
solche Projekte <strong>und</strong> Angebote verlässlich geplant <strong>und</strong> umgesetzt werden.<br />
„Das fördert auch die Attraktivität des heimischen Raums für Familien“,<br />
sagt Badelt.<br />
Genauere Informationen über die verschiedenen Möglichkeiten<br />
von Spende bis Sponsoring, die Projekte <strong>und</strong> die<br />
aktuellen Heimat-Helden des Caritasverbandes Meschede gibt‘s<br />
auf der Homepage unter www.caritas-heimathelden.de oder<br />
bei Stefanie Badelt, 0291/9021181 oder s.badelt@caritasmeschede.de.<br />
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76 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
EIN LUFTSPRUNG<br />
IN DEN FRÜHLING.<br />
Christel Zidi<br />
sabrinity<br />
Um<br />
so anmutig <strong>und</strong> elegant in die Luft zu<br />
springen wie hier Lena Massimo,<br />
bedarf es schon eines langjährigen<br />
Trainings. Die ehemalige Tänzerin des Moldawischen<br />
Nationalballetts arbeitet heute als Ballettlehrerin.<br />
Schon vielen Kindern, auch aus dem Raum<br />
<strong>Warstein</strong>, hat sie die ersten Tanzschritte beigebracht.<br />
Luftsprünge, ohne Ballettausbildung, sind<br />
bei kleinen Kindern noch recht häufig.<br />
Die Kleinen zeigen damit ihre Freude,<br />
manchmal auch ihre Ungeduld an.<br />
Erwachsene sind meist zu beherrscht,<br />
um die die Luft<br />
zu springen. Dafür<br />
muss es schon<br />
ein unerwarteter<br />
Geldregen sein<br />
oder das Siegestor<br />
des Lieblingsvereins. Wenn sie davon sprechen, dass sie „in<br />
die Luft gehen könnten“, herrscht oft „dicke Luft“. Apro-<br />
pos Luft. Allein die Freude über<br />
die gute Luftqualität im Sauerland,<br />
könnte schon für einen kleinen Luftsprung<br />
reichen. Denn bei uns ist sie ganz besonders<br />
gut. Das können wir mit jedem Atemzug<br />
spüren. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 77
Kultur mal anders – „Berger Szenen“<br />
WAS FÜR<br />
EIN THEATER!<br />
Britta Melgert S. Droste<br />
S<br />
tellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem vollen<br />
Reisebus. Die Fahrt führt in den Mescheder<br />
Ortsteil Berge. Vor der Luziakirche hält der Bus<br />
an <strong>und</strong> alle steigen aus. Doch wer hätte vermutet, dass<br />
Sie jetzt gleich Ihr blaues W<strong>und</strong>er erleben werden?<br />
Unter Ihren Mitreisenden befinden sich nämlich einige<br />
Schauspieler, die Ihnen nun ein Outdoor-Bühnen-<br />
Spektakel der besonderen Art bieten.<br />
Ein Straßentheater wie dieses hat es wohl in Meschede nie<br />
zuvor gegeben“, erzählt uns die Freienohlerin Anke Kemper,<br />
die als Projektleiterin fungiert <strong>und</strong> Regie führt. Zusammen<br />
mit Justine Z. Bauer hat sie auch die Texte für die<br />
Aufführung geschrieben. Das Projekt ist ein Teil der Reihe<br />
„Kultur mit Ausblick“ der Kommunen Meschede <strong>und</strong><br />
Bestwig. Es wird im Rahmen des Programms „Regionale<br />
Kulturpolitik“ vom Ministerium für Kultur <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
des Landes NRW gefördert <strong>und</strong> darüber hinaus von<br />
der Volksbank Sauerland finanziell unterstützt.<br />
Skurrile Reisegruppe mit kleinen Macken<br />
Kemper ist überzeugt: „Das wird ein Event, das man so<br />
im Sauerland noch nicht kannte. Unter dem Titel ‚Berger<br />
Szenen‘ kann der Zuschauer eine skurrile Reisegruppe bei<br />
ihrer Besichtigungstour erleben, zum Beispiel in Berge an<br />
der Luziakirche <strong>und</strong> im Jüpkenpark sowie an der an der<br />
Visbecker Steinkuhle.<br />
Dann passiert etwas. Irgendetwas innerhalb der Gruppe,<br />
das langsam nach außen gelangt. Leise zunächst. Aber<br />
der aufmerksame Zuschauer wird hellhörig: Es werden<br />
Gerüchte gestreut. Auf ähnliche Weise, wie das auch im<br />
wirklichen Leben oft passiert. Konflikte, die durch dieses<br />
Streuen von Gerüchten ausgelöst werden, spiegeln die<br />
kleinen <strong>und</strong> größeren Macken unserer heutigen Gesellschaft<br />
wider. Von engagierten Schauspielern, die unterschiedliche<br />
Charaktere gekonnt <strong>und</strong> auf humorvolle Weise<br />
verkörpern... Zuviel möchten wir an dieser Stelle nicht<br />
verraten, aber es ist auf jeden Fall ein Event, bei dem der<br />
Zuschauer nicht weghören <strong>und</strong> nicht wegsehen kann.<br />
Die reine Spielzeit wird ca. 60 Minuten betragen. Hinzu<br />
kommt natürlich der jeweilige Bustransport zwischen<br />
den einzelnen Spielstätten bis hin zur finalen Location,<br />
die wir aus dramaturgischen Gründen noch nicht verraten<br />
möchten.“<br />
Allererster Auftritt für ein Drittel der Truppe<br />
Und so proben die Akteure bereits seit August letzten Jahres.<br />
„Unsere Gruppe setzt sich aus Frauen <strong>und</strong> Männern<br />
aus dem hiesigen Raum zusammen. Zum Teil handelt es<br />
sich um erfahrene Schauspieler, beispielsweise Mitglieder<br />
der Arnsberger Impulsianer oder der Theatergruppe<br />
Holterdipolter“, verrät Kemper. „Aber ungefähr ein Drittel<br />
unseres <strong>Ense</strong>mbles besteht aus Anfängern, die hier die<br />
78 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022
Chance wahrnehmen, ihr schauspielerisches Talent auszuloten<br />
<strong>und</strong> weiterzuentwickeln. Diese hochspannende Mischung<br />
entpuppte sich als Glücksfall für alle Beteiligten.<br />
Quasi wöchentlich haben wir im Berger Pfarrheim mit<br />
großer Begeisterung geübt, ausprobiert, korrigiert <strong>und</strong> uns<br />
als Team perfektioniert.“<br />
„Das wird ein Event, das man<br />
so im Sauerland noch nicht kannte.“<br />
(Anke Kemper)<br />
Startklar für die Aufführung<br />
Schauspielunterricht von Yehuda Almagor<br />
Der Erfolg kommt nicht vom Textbüffeln allein. „Selbst<br />
für die Erfahrenen unter uns war es wertvoll, an zusätzlich<br />
auf dem Plan stehenden Workshops teilzunehmen“, resümiert<br />
Kemper. „Wir erhielten Schauspielunterricht von<br />
Yehuda Almagor, bekannt aus dem Teatron-Theater Arnsberg.<br />
Aus Platzgründen fand dieses in der Alten Synagoge<br />
in Meschede statt.“ Wir von <strong>WOLL</strong> durften an einem<br />
dieser Workshops teilnehmen <strong>und</strong> dabei beobachten, wie<br />
Almagor seine Schüler darin trainierte, mit dem ganzen<br />
Gesicht, sogar mit dem ganzen Körper zu sprechen, dabei<br />
ihre Natürlichkeit zu bewahren, Energie bewusst einzusetzen,<br />
Dynamik zu halten <strong>und</strong> - ganz wichtig – den ganzen<br />
Raum mit ihrer Präsenz zu füllen. Mit jeder Wiederholung<br />
klappte die Umsetzung ein bisschen besser.<br />
Inzwischen sitzt der Text, <strong>und</strong> alle Akteure kennen das<br />
Timing <strong>und</strong> ihre Einsätze im Schlaf. Die Outfits hängen<br />
fein säuberlich bereit <strong>und</strong> selbst an Frisuren <strong>und</strong> Make-up<br />
wurde intensiv getüftelt. Das Lampenfieber steigt. Jetzt<br />
noch die Generalprobe – dann steht für die spielfreudige<br />
Theatergruppe der Aufführung am 26. März 2022 hoffentlich<br />
nichts mehr im Wege. „Wenn alle Vorschriften<br />
in Bezug auf Corona beachtet werden, sollte uns draußen<br />
hoffentlich nichts ausbremsen“, erklärt Kemper. „Und auf<br />
Glück mit dem Wetter müssen wir einfach hoffen. Fest<br />
steht jedenfalls, dass unsere ‚Berger Szenen‘ sowohl für uns<br />
Schauspieler als auch für die Zuschauer ein großer Spaß<br />
werden sollen.“ ■<br />
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Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen der Elterneinbindung sind<br />
schon seit längerem Gegenstand der erziehungswissenschaftlichen<br />
<strong>und</strong> sozial-pädagogischen Forschung, wenn es<br />
um den Prozess der Berufsorientierung <strong>und</strong> Berufsfindung<br />
geht. Aber wie wird dieses Potenzial eingeschätzt? „In allen<br />
Lebenswelten – mit Ausnahme der prekären Lebenswelt<br />
– sprechen die meisten Jugendlichen mit ihren Eltern,<br />
Geschwistern <strong>und</strong>/oder Verwandten über das Thema „Berufsorientierung“,<br />
ist im Sinus-Jugendstudie 2020 zu lesen.<br />
„Die Initiative kommt dabei weniger von den Jugendlichen<br />
selbst; gemeinhin wird das Thema von den Familienangehörigen<br />
angestoßen.“<br />
80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022<br />
Bei den Eltern ist die berufliche oder akademische Ausbildung<br />
meist länger als 20, 25, oft noch mehr Jahre her. So ist<br />
es nicht weiter verw<strong>und</strong>erlich, dass viele von ihnen nicht mit<br />
Berufen <strong>und</strong> Berufsbildern heutiger Zeit vertraut sind. Man<br />
kann sogar sagen, dass in diesem Bereich ein massives Defizit<br />
an Informationen seitens der Eltern besteht. Diesem Informationsdefizit<br />
werden wir von <strong>WOLL</strong> mit gut aufbereiteten,<br />
aktuellen Informationen <strong>und</strong> Geschichten r<strong>und</strong> um Ausbildung,<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Frühling</strong> 2022 - 81
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Deine<br />
Gedanken werden Zukunft<br />
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Manuskripte, Fotos <strong>und</strong> Daten übernehmen wir keine<br />
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sind, z.B. V.i.S.d.P. etc. Die mit Namen oder<br />
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sich das Recht zur Kürzung oder Änderung von Artikeln vor.<br />
Urheberrecht: Nachdruck <strong>und</strong>/oder Verbreitung im Internet,<br />
auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des Verlages<br />
gestattet.<br />
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