WOLL Elternratgeber Ausbildung + Karriere 2022/2023 Kreis Soest
WOLL Elternratgeber Ausbildung + Karriere 2022/2023 Kreis Soest
WOLL Elternratgeber Ausbildung + Karriere 2022/2023 Kreis Soest
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Sonderausgabe<br />
Sonderausgabe<br />
<strong>Elternratgeber</strong><br />
<strong>Elternratgeber</strong><br />
<strong>2022</strong>/<strong>2023</strong><br />
<strong>2022</strong>/<strong>2023</strong><br />
Worte, Orte, Land und Leute.<br />
<strong>Elternratgeber</strong><br />
Über 380<br />
<strong>Ausbildung</strong>splatzangebote<br />
im Heft<br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Soest</strong><br />
<strong>Ausbildung</strong> + <strong>Karriere</strong><br />
<strong>2022</strong>/<strong>2023</strong><br />
Praktikum?<br />
<strong>Ausbildung</strong>?<br />
FSJ?<br />
Duales<br />
Studium?<br />
Der <strong>Elternratgeber</strong> zur<br />
Berufsorientierung und<br />
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<strong>WOLL</strong> - mit Herz und Hand von
Ok, diesen Job können<br />
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anbieten.<br />
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für Kunststoff und Kautschuktechnik/Fachrichtung Compound und Masterbatchherstellung<br />
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Überwachen von Produktionsprozessen eines<br />
internationalen Industrieunternehmens<br />
Einrichten von Maschinen und Anlagen<br />
Prüfung der Qualität der Erzeugnisse<br />
Erlernen von Verfahrenstechniken<br />
Vermittlung von Kenntnissen über Materialien und<br />
ihre Nutzung<br />
Manuelle und maschinelle Be und Nachbearbeitung<br />
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Dein Profil:<br />
Erfolgreich abgeschlossener Haupt oder Realschulabschluss,<br />
Fachhochschulreife oder Abitur<br />
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und Lernbereitschaft<br />
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Industriestraße Möhnetal 16 | 59602 Rüthen<br />
Oder per EMail an: working@constab.com<br />
Bitte habe Verständnis dafür, dass wir Deine Online<br />
Bewerbung ausschließlich im Dateiformat PDF<br />
entgegennehmen.
Dirk Bannenberg<br />
Herausgeber<br />
Liebe Eltern,<br />
Paul Senske<br />
Chefredakteur<br />
Vanessa Schulte<br />
Projektleiterin<br />
Sie sind der erste Ansprechpartner, wenn Ihr Kind die ger, auch Gewerkschaften, Handwerkskammern, IHKs<br />
Schule abschließt und vor der (lebens-) entscheidenden und Unternehmensverbände setzen sich mit Nachdruck<br />
Frage steht, was es jetzt machen soll. Um Ihr Kind dann dafür ein.<br />
bestens beraten zu können, müssen Sie sich vorab natürlich<br />
selbst informieren. Dazu können Sie sich entspre-<br />
keine Kritik an der Entscheidung zu einem Studium. Des-<br />
Das Fürsprechen für eine Duale <strong>Ausbildung</strong> ist allerdings<br />
chende Fachliteratur besorgen und/oder viele Internetseiten<br />
durchkämmen und Stellenanzeigen durchforsten. Das Fachbereich Ihr Kind eine akademische Laufbahn einhalb<br />
zeigen wir auch einige Wege auf, wo und in welchem<br />
kann sehr, sehr zeitaufwändig, manchmal auch überflüssig schlagen kann. Interessant war es zu erfahren, wie viele<br />
sein.<br />
Studiengänge auch ohne Abitur möglich sind. Denn nach<br />
Jetzt halten Sie unseren <strong>Elternratgeber</strong> in der Hand – und dem Abschluss einer Berufsausbildung kann es in viele<br />
sind damit auf dem besten Weg. Zwar können Sie Ihrem Richtungen weitergehen.<br />
Kind die Entscheidung der Berufswahl nicht abnehmen Ausgerüstet mit unseren Informationen über finanzielle<br />
- die muss es noch immer selbst fällen - aber mit Hilfe Aussichten, den Fachkräftebedarf, die Situation auf dem<br />
dieser Lektüre und gemeinsamen Gesprächen können Sie <strong>Ausbildung</strong>smarkt u.v.m. werden Sie als Eltern zum besten<br />
Ratgeber für Ihr Kind und können, wie es die Schul-<br />
ihm die Entscheidung auf jeden Fall erleichtern.<br />
Nachdem wir schon mit dem ersten <strong>Elternratgeber</strong> vielen psychologin Dr. Jutta Padberg beschreibt, „den Jugendlichen<br />
Schritt für Schritt in die Lage versetzen, selbst zu<br />
Eltern und Jugendlichen bei dieser wichtigen Entscheidung<br />
helfen konnten, haben wir uns dazu entschieden, entscheiden“. Denn darum geht es.<br />
eine weitere Ausgabe herauszubringen. Was ist neu? Zum<br />
Beispiel unser gut sortiertes Stellenverzeichnis. In unserem Wir wünschen Ihnen viel Freude an<br />
Magazin finden Sie nicht nur umfangreiche Informationen<br />
zu verschiedenen Berufen, sondern auch die passen-<br />
einen guten Start in das Berufsleben.<br />
unserem Magazin und Ihrem Kind<br />
den Jobangebote.<br />
Bei unseren Recherchen hat sich ganz klar herauskristallisiert,<br />
dass es – unbedingt - eine gute Entscheidung ist, eine<br />
www.imsauerland.de/elternratgeber<br />
Duale <strong>Ausbildung</strong> zu machen. Dafür plädiert nicht nur<br />
unsere Bundesbildungsministerin Bettina Stark Watzin-Kontakt:<br />
Dirk Bannenberg<br />
Paul Senske<br />
Vanessa Schulte<br />
redaktion-woll@axo.media<br />
www.imsauerland.de/elternratgeber<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 3
Inhalt<br />
Praktikum?<br />
<strong>Ausbildung</strong>?<br />
FSJ?<br />
Duales<br />
Studium?<br />
ELTERNINFORMATIONEN<br />
06 Junge Menschen in <strong>Ausbildung</strong> bringen<br />
10 <strong>WOLL</strong> wirkt!<br />
14 Schulpsychologin Dr. Jutta Padberg<br />
17 Eltern: Akademiker, Sohn: Handwerker<br />
20 Podcast "Orientierbar"<br />
22 Studieren vor der Haustür - FH Südwestfalen<br />
24 Sterne im Sauerland<br />
26 Azubi für Azubis<br />
27 Josefsheim Bigge<br />
28 Handwerkskammerpräsident Hendrik Schmitt<br />
30 Gap Year Südwestfalen<br />
32 Wollen Sie die Stelle oder Ihr Kind?<br />
34 Studienausstieg als Chance<br />
35 Mit Hammer, Beißzange und CAD-System<br />
36 Die <strong>Ausbildung</strong>ssituation<br />
38 Freie <strong>Ausbildung</strong>splätze im <strong>Kreis</strong> <strong>Soest</strong> und Umland<br />
45 Vom Stift zum Azubi<br />
56 <strong>Ausbildung</strong>sbegleiter Lothar Molin<br />
58 Förderprogramm "Erasmus +"<br />
98 Das ZDI Netzwerk HSK<br />
100 Wie wird man eigentlich...<br />
102 KAOA<br />
104 Wo willst du was studieren?<br />
106 <strong>Ausbildung</strong>sbotschafter<br />
108 Schulverweigerer verlieren Lebenschancen<br />
110 Geld ist längst nicht alles<br />
112 Auszubildene starten in eine neue Ära<br />
113 Fachkräftebedarf in Südwestfalen<br />
ALLGEMEINES<br />
03 Vorwort<br />
04 Inhalt<br />
114 Impressum<br />
34 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong><br />
<strong>2022</strong>
3<br />
1<strong>Elternratgeber</strong><br />
selbst lesen<br />
2Berufswunsch<br />
mit Ihrem Kind<br />
ausgiebig<br />
besprechen<br />
Anzeigen und<br />
Firmenportraits<br />
gemeinsam<br />
studieren<br />
BERUFSFELDER<br />
BAU, ARCHITEKTUR UND VERMESSUNG<br />
40 <strong>Ausbildung</strong> zum Stuckateur<br />
ELEKTROTECHNIK<br />
42 <strong>Ausbildung</strong> zum Elektroniker<br />
PFLEGE UND GESUNDHEITSPRÄVENTION<br />
46 Endlich kein Schulgeld mehr<br />
48 Traumberuf Kinderkrankenpfleger<br />
50 Pflege dual - Maria-Hilf Krankenhaus<br />
52 Mit Pferdestärken heilen<br />
PRODUKTION UND FERTIGUNG<br />
54 Lehre als Gießereimechaniker<br />
61 IMI Hydronik Engineering<br />
METALL UND MASCHINENBAU<br />
62 Ein Paradebeispiel für Integration<br />
WIRTSCHAFT, VERWALTUNG UND HANDEL<br />
66 <strong>Ausbildung</strong> zum Industriekaufmann<br />
69 <strong>Ausbildung</strong> in der Steuerkanzlei<br />
70 Briloner Leuchten<br />
72 Einzelhandel bietet glänzende Chancen<br />
GASTRONOMIE UND DIENSTLEISTUNG<br />
78 Vielfältiges Lernen in Hotellerie<br />
und Gastronomie<br />
NATURWISSENSCHAFT UND LABOR<br />
82 Die rechte Hand des Apothekers<br />
KUNST, GESTALTUNG, MEDIEN<br />
85 Studiengang Design- und<br />
Projektmanagement<br />
COMPUTER UND IT<br />
88 <strong>Ausbildung</strong> zum Informatiker<br />
99 <strong>Ausbildung</strong> zum Gamedesigner<br />
VERKEHR, TECHNIK UND LOGISTIK<br />
90 Fachkraft für Lagerlogisitk<br />
92 Sparen oder auf den Kopf hauen<br />
SOZIALES UND PÄDAGOGIK<br />
94 Berufskolleg in <strong>Soest</strong><br />
96 <strong>Ausbildung</strong> zum Erziher<br />
- Gemeindeverband Mitte<br />
LANDWIRTSCHAFT, NATUR UND UMWELT<br />
74 Hendrik wird Forstwirt<br />
76 Die Facetten des Praktikums<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 54
Adobe Stock<br />
Rund 330 <strong>Ausbildung</strong>sberufe: Plädoyer für die duale <strong>Ausbildung</strong><br />
JUNGE MENSCHEN IN<br />
AUSBILDUNG BRINGEN<br />
Es<br />
ist ein eindringliches Plädoyer: „Jeder<br />
junge Mensch, der ohne <strong>Ausbildung</strong> bleibt,<br />
ist einer zu viel. Unser Ziel ist es, deutlich<br />
mehr junge Menschen in <strong>Ausbildung</strong> zu bringen“, sagte<br />
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger<br />
Ende letzten Jahres bei der Präsentation der <strong>Ausbildung</strong>smarktbilanz<br />
2021, die mit 473.100 neuen Verträgen<br />
eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr<br />
aufweist. Die Zahl der noch offenen <strong>Ausbildung</strong>sstellen<br />
stieg aber um gut fünf Prozent auf 63.200. „Mich<br />
besorgt, dass Betriebe weiterhin von Schwierigkeiten<br />
bei der Besetzung ihrer <strong>Ausbildung</strong>sstellen berichten“,<br />
so die FDP-Ministerin, die selbst in einer Handwerker-Familie<br />
in Bad Soden (Taunus) aufgewachsen ist.<br />
In der Tat: Der Arbeitsmarkt ist - auch wenn Corona die<br />
Tendenz abgeschwächt hat – aufnahmefähig wie seit Jahrzehnten<br />
nicht. Das gilt auch und besonders für unsere<br />
Region mit der starken industriellen und handwerklichen<br />
Infrastruktur und über 100 Weltmarktführern. Allein der<br />
Blick auf die Stellenangebote zeigt: Die Arbeitgeber buhlen<br />
buchstäblich um Nachwuchs mit einer dualen <strong>Ausbildung</strong>.<br />
Die Verhältnisse haben sich umgekehrt: Noch<br />
vor rund 20 Jahren hatten es Schulabgänger schwer, einen<br />
<strong>Ausbildung</strong>splatz zu bekommen. Heute findet eine Vielzahl<br />
an Betrieben keine Kandidaten mehr oder sie müssen<br />
auf die „Wartebank“, ehe sie vor allem geeignete Bewerberinnen<br />
und Bewerber finden. Die Folgen sind volkswirtschaftlich<br />
groß: „Fehlende Auszubildende von heute sind<br />
der Fachkräftemangel von morgen. Unser Land braucht<br />
schon heute dringend mehr Fachkräfte“, betont die Bundesbildungsministerin.<br />
„Ich kann jungen Menschen daher<br />
nur raten, die Chance einer <strong>Ausbildung</strong> zu ergreifen.“<br />
6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Foto: Adobe Stock_300103402<br />
Paul Senske<br />
Berufliche Orientierung hat die Schulen<br />
lebensnäher gemacht<br />
Mit diesem Appell ist Stark-Watzinger nicht allein. Unternehmensverbände,<br />
Gewerkschaften, Handwerkskammern,<br />
IHks, um nur einige Player zu nennen, nehmen<br />
sich mit Nachdruck dieses Themas an. Das gilt auch für<br />
die Schulen wie die in NRW mit der Initiative „Kein<br />
Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule – Beruf<br />
(KAoA)“. Diese berufliche Orientierung hat die Schulen<br />
lebendiger und vor allem lebensnäher gemacht.<br />
Dennoch ist die Zahl der Schüler, die ein Studium beginnen,<br />
weiterhin auf einem hohen Niveau. Das Bundesinstitut<br />
für Berufsbildung hatte vor Jahren einen wachsenden<br />
Mangel an Azubis und einen deutlichen Überhang<br />
an Akademikern prognostiziert. Auch wenn die Zahlen<br />
schwanken und Prognosen eben nur „Prognosen“ sind: Im<br />
Zeitraum 2020 - 2030, so das Institut, könnten rund vier<br />
Millionen Arbeitsplätze der nicht-akademischen Fachkräfte<br />
nicht wieder besetzt werden. Demgegenüber werde<br />
der Bedarf an Akademikern weit übertroffen. Diese<br />
Prognosen decken sich in etwa mit Schätzungen anderer<br />
Institute und Einrichtungen. Eine mögliche Folge: Das<br />
Wirtschaftswachstum könnte (dramatisch) einbrechen<br />
mit Konsequenzen für den Standort Deutschland. Andreas<br />
Rother, der Präsident der IHK Hellweg-Sauerland,<br />
hatte zuletzt im <strong>WOLL</strong>-Interview klargestellt, „dass wir<br />
in der Wirtschaft im Verhältnis einen Akademiker und<br />
zehn Facharbeiter benötigen. Dabei machen 50 Prozent<br />
der Jugendliche Abitur und studieren. Die <strong>Ausbildung</strong><br />
muss jungen Menschen auch Spaß machen.“<br />
„Akademisierungswahn“<br />
In der Wirtschaft wird zunehmend von einem „Akademisierungswahn“<br />
gesprochen. Der Münchner Philosoph<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 7
Julia Nida-Rümelin hatte schon vor Jahren darauf hingewiesen<br />
und mit dieser Formulierung für Gesprächsstoff<br />
gesorgt. Anders ausgedrückt: Die duale <strong>Ausbildung</strong> mit<br />
immerhin rund 330 anerkannten <strong>Ausbildung</strong>sberufen hat<br />
offensichtlich ein Imageproblem. Hintergrund ist eine -<br />
so Bildungsexperten - lange einseitig geführte Bildungsdebatte:<br />
Dabei geht es auch und besonders um Wertmaßstäbe:<br />
„Heutzutage befinden sich viele Eltern in dem<br />
Irrglauben, nur ein Studium sichere ihren Sprösslingen<br />
eine gute Startposition ins Berufsleben“, hatte Dorothea<br />
Siems, promovierte Volkswirtin und Chefökonomin der<br />
„WELT“ in einem Beitrag Mitte 2018 geschrieben. „Fast<br />
jedem zweiten jungen Erwachsenen steht die Hochschule<br />
offen. Häufig allerdings folgt später der Realitätsschock.<br />
Denn das Abitur bedeutet zwar eine Studienberechtigung,<br />
aber anders als früher keineswegs immer auch die Studienbefähigung.“<br />
Durch den Trend zum Studium habe die<br />
klassische <strong>Ausbildung</strong> zunehmend an Ansehen verloren.<br />
Festzustellen ist zudem, dass die Betriebe bei der Rekrutierung<br />
der Auszubildenden nicht nur gegenüber den Universitäten<br />
Probleme haben. Auch die Berufsfachschulen mit<br />
ihrer meist dreijährigen <strong>Ausbildung</strong> des Nachwuchses zu<br />
Pflegefachkräften oder Erziehern erfahren immer mehr an<br />
Akzeptanz, der Fachkräftemangel in diesen vorwiegend<br />
sozialen Berufen ist immens. Zudem geht auch die Akademisierung<br />
besonders im Handwerkerbereich voran, ein<br />
Bachelor-Abschluss ist eine nicht seltene Voraussetzung.<br />
Extratipp zur Berufsfindung<br />
„Wir wollen eine Exzellenzinitiative Berufliche<br />
Bildung auf den Weg bringen“ (Bundesbildungsministerin<br />
Bettina Stark-Watzinger)<br />
„Das Studium ist keineswegs der einzige Weg.<br />
Bildung hat viele Facetten“ (Dorothea Siems,<br />
Chefkorrespondentin für Wirtschaft und Politik<br />
der WELT)<br />
Unabhängig von diesem Konkurrenzkampf ist und bleibt<br />
die duale <strong>Ausbildung</strong> mit Schule und Berufspraxis ein<br />
Erfolgsmodell. Sie gehört zu den Stärken des deutschen<br />
Bildungssystems. Eine Folge, so Arbeitsmarktexperten, ist<br />
die extrem niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Ein Vergleich:<br />
Großbritannien mit zwei Spitzenuniversitäten, einer wesentlich<br />
höheren Akademikerquote als Deutschland, hat<br />
bei ähnlichen ökonomischen Bedingungen eine deutlich<br />
höhere Jugendarbeitslosigkeit. Nicht nur im europäischen<br />
Ausland zeichnet sich die Tendenz ab, das deutsche duale<br />
Berufssystem zumindest in Grundzügen zu etablieren.<br />
Ein wesentliches, insbesondere soziales Kriterium kommt<br />
in der Bundesrepublik hinzu: Hier erhalten auch lernschwache<br />
Jugendliche eine Chance. Viele Unternehmen<br />
bereiten diese jungen Menschen u. a. durch Nachhilfekurse<br />
auf die Lehrzeit vor. Auch Sozialarbeiter stehen bereit.<br />
Die angehenden Lehrlinge werden in diesem Übergangssektor<br />
für die <strong>Ausbildung</strong> vorbereitet. Insgesamt zeichnet<br />
sich folgende Tendenz ab: Unternehmen begreifen sich<br />
auch als Bildungsstätten mit lebenslangem Lernen in<br />
Theorie und Praxis.<br />
8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Auslandsaufenthalte bringen Vorteile, gerade vor dem<br />
Hintergrund der Globalisierung, die auch den deutschen<br />
Mittelstand zunehmend betrifft.<br />
Viel diskutiert wird auch die Frage: Wer verdient später<br />
mehr, ein Facharbeiter oder ein Akademiker? „Ein akademischer<br />
Abschluss bietet keinesfalls die Gewähr dafür,<br />
dass man später ein höheres Einkommen oder einen krisenfesteren<br />
Beruf hat“, betont WELT-Chefökonomin Dorothea<br />
Siems. „Ein Facharbeiter in der Metall- und Elektroindustrie<br />
verdient im Lauf der Jahre rund 55.000 Euro“,<br />
sagt Dr. Volker Verch, Geschäftsführer des heimischen<br />
Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte und spricht von<br />
„auskömmlichen Einkommen“ in dieser Branche. Insgesamt<br />
bleibt aber zu konstatieren, dass man mit einer akademischen<br />
<strong>Ausbildung</strong> später in „höhere Positionen mit<br />
entsprechendem Verdienst“ kommen kann. Auch die Einstiegsgehälter<br />
sind in der Regel höher.<br />
Foto: Adobe Stock_288563548<br />
Was vielen Jugendlichen besonders gefüllt, ist die frühe<br />
Einbindung der Praxis, in der sich gerade lernschwache<br />
Azubis wohl fühlen. Die Schulexperten der Arnsberger<br />
Bezirksregierung sind sich einig: Es gibt niemanden, der<br />
nichts kann. Es gibt nur den individuellen Weg. Egbert<br />
Neuhaus, Chef des Unternehmensverbandes Westfalen-<br />
Mitte mit Sitz in Neheim und Hamm, bezeichnet die soziale<br />
Verantwortung so: „Die soziale Herkunft darf kein<br />
Kriterium sein.“<br />
In der Politik hat man die Zeichen der Zeit erkannt: „Die<br />
Bundesregierung wird ihren Beitrag leisten, dass sich mehr<br />
Jugendliche für eine <strong>Ausbildung</strong> entscheiden“, erklärt Bundesbildungsministerin<br />
Stark-Watzinger. „So wollen wir<br />
eine Exzellenzinitiative Berufliche Bildung auf den Weg<br />
bringen, um <strong>Ausbildung</strong> deutlich attraktiver zu machen.<br />
Darüber hinaus wollen wir einen Pakt zur Stärkung und<br />
Modernisierung berufsbildender Schulen auflegen und<br />
die Berufsorientierung flächendeckend ausbauen.“ Mit der<br />
Exzellenzinitiative sollen die besten Ideen zur Zukunft der<br />
beruflichen Bildung mit hochrangigen Auszeichnungen<br />
und mehrjährigen Zuschüssen gefördert werden.<br />
Übrigens: 2005 war eine Exzellenzinitiative des Bundes<br />
und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung<br />
ins Leben gerufen worden. Das Studium als ein<br />
Weg zu einer hohen beruflichen Qualifizierung. „Das<br />
Studium ist aber keineswegs der einzige Weg“, erklärt Dorothea<br />
Siems. „Bildung hat viele Facetten.“ Dazu gehört<br />
auch die duale berufliche <strong>Ausbildung</strong>. ■<br />
Ein starkes Kriterium beim Plädoyer für die duale berufliche<br />
<strong>Ausbildung</strong> ist die Möglichkeit, sich weiterzubilden.<br />
Die Berufsausbildung, in der die Jugendlichen schon früh<br />
Geld verdienen, ist eine sehr gute Basis, um später die<br />
<strong>Karriere</strong>leiter zu erklimmen. Es gibt viele Optionen. Auch<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 9
<strong>WOLL</strong> WIRKT!<br />
Matthias Koprek<br />
Annkristin Brunnert wurde durch den <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong><br />
auf den <strong>Ausbildung</strong>sbetrieb aufmerksam.<br />
Als Annkristin von der Schule heimkehrt, zeigt<br />
ihre Mutter ihr einen Artikel im <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong><br />
<strong>Ausbildung</strong> + <strong>Karriere</strong>. Das Magazin<br />
wurde bereits kurz nachdem der Postbote es ins<br />
Haus gebracht hat, eifrig studiert. Annkristins Mutter<br />
deutet auf einen Artikel, in dem Andrea Kemper von<br />
ihrer <strong>Ausbildung</strong> als Zerspanungsmechanikerin bei<br />
IMI Hydronic Engineering in Erwitte berichtet. „Hier<br />
kannst du dich doch auch mal bewerben!“ – mit diesen<br />
Worten nahm alles seinen Lauf.<br />
<strong>Ausbildung</strong> statt Abitur<br />
Annkristin wusste da schon, was sie wollte. „Ich habe<br />
versucht mein Abitur zu machen, in der 11. Klasse aber<br />
festgestellt, dass das nichts für mich ist. Ich wollte eine<br />
<strong>Ausbildung</strong> zur Zerspanungsmechanikerin machen und<br />
eigenes Geld verdienen, da kam der Artikel gerade gelegen“,<br />
erzählt sie.<br />
Obwohl Annkristin da schon unzählige Bewerbungen geschrieben<br />
hatte und durch ihren Abgang vom Gymnasium<br />
spät dran war, klappte nach der Bewerbung bei IMI alles<br />
wie am Schnürchen. Sie wurde zum Vorstellungsgespräch<br />
eingeladen und hat am Einstellungstest teilgenommen.<br />
Nach einem zweiten Gespräch erhielt sie die Zusage für<br />
ihren Wunsch-<strong>Ausbildung</strong>splatz. In den Sommerferien<br />
machte sie vorab ein zweiwöchiges Praktikum und konnte<br />
dabei bereits tiefer in ihr zukünftiges Tätigkeitsfeld eintauchen.<br />
„Der Beruf der Zerspanungsmechanikerin ist ziemlich<br />
deckungsgleich mit dem des Industriemechanikers. Man<br />
lernt in der <strong>Ausbildung</strong> dasselbe. Nach der <strong>Ausbildung</strong> befassen<br />
sich Zerspanungsmechaniker aber eher mit CNC-<br />
Maschinen und müssen dafür auch Programme schreiben.<br />
Das finde ich wirklich spannend und freue mich schon<br />
darauf“, erklärt Annkristin.<br />
„Ich will etwas mit meinen Händen schaffen“<br />
Ihre Lieblingsbeschäftigung ist bisher das Drehen. „Ich<br />
stehe vor einer riesengroßen Maschine, spanne dort mein<br />
Metallteil in das Futter ein und starte die Maschine. Das<br />
Teil dreht sich dann sehr schnell und ich kann es mit verschiedenen<br />
Bearbeitungsstählen formen. Im Moment bin<br />
ich dabei, einen Fernsehturm zu drehen“, beschreibt Annkristin<br />
ihre Aufgabe in der Dreherei. „Mein Dreher kann<br />
wirklich richtig gut erklären und hilft mir bei allen Schritten.<br />
Das macht Spaß!“<br />
Für Annkristin war klar: „Ich möchte nicht jeden Tag dasselbe<br />
machen und etwas mit meinen Händen schaffen.“<br />
Dank <strong>WOLL</strong> hat sie dafür nicht nur den richtigen <strong>Ausbildung</strong>sberuf,<br />
sondern auch den passenden <strong>Ausbildung</strong>sbetrieb<br />
gefunden. ■<br />
10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Dauer Art Gehalt (rd.) Voraussetzug Status<br />
Verwaltungswirt*in 2 Jahre <strong>Ausbildung</strong> 1.300 € Fachoberschulreife Beamte*r<br />
Regierungsinspektor*in (LL.B.) 3 Jahre duales Studium 1.350 € FH-Reife/Abitur Beamte*r<br />
Verwaltungsfachangestellte*r 3 Jahre <strong>Ausbildung</strong> 1.100 € Fachoberschulreife Tarifbeschäftige*r<br />
Fachinformatiker*in 3 Jahre <strong>Ausbildung</strong> 1.100 € Fachoberschulreife Tarifbeschäftige*r<br />
Verwaltungsinformatiker*in (B. A.) 3 Jahre duales Studium 1.350 € FH-Reife/Abitur Beamte*r<br />
Verwaltungsinformatiker*in (B. Sc.) 4 Jahre duales Studium 1.350 € FH-Reife/Abitur Beamte*r<br />
Vermessungstechniker*in 3 Jahre <strong>Ausbildung</strong> 1.100 € Fachoberschulreife Tarifbeschäftige*r<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 11
12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 13
Berufs- und <strong>Ausbildung</strong>swahl<br />
als Thema für die Schulpsychologie<br />
„Den Jugendlichen Schritt für Schritt<br />
in die Lage zu versetzen, selbst zu<br />
entscheiden - darum geht es.“<br />
Christel Zidi<br />
Vanessa Schulte<br />
Auch, wenn bei der Arbeit der Schulpsychologen<br />
die Frage nach der <strong>Ausbildung</strong>swahl<br />
nur selten im Mittelpunkt steht, haben sie<br />
bei der Vorbereitung doch eine wichtige Funktion.<br />
Dr. Jutta Padberg, seit 2014 Leiterin der Regionalen<br />
Schulberatungsstelle für den Hochsauerlandkreis, hat<br />
uns von ihren Erfahrungen berichtet.<br />
„Schulpsychologische Beratung ist nicht Berufsberatung“,<br />
stellt die Schulpsychologin denn auch gleich zu Beginn<br />
klar. „Wir Schulpsychologen beraten gemeinsam mit<br />
Lehrkräften und Eltern eher über Fragen wie: Wie können<br />
Schülerinnen und Schüler gestärkt und unterstützt<br />
werden? Wie können hilfreiche Bedingungen für eine<br />
möglichst gesunde Entwicklung geschaffen werden? Wie<br />
helfen wir jungen Menschen dabei, Lernmotivation beizubehalten<br />
und die Entwicklungsaufgaben des Jugendalters<br />
zu bewältigen? Was braucht es, wenn der Prozess der<br />
Berufsfindung in einer Sackgasse gelandet ist? Mit „wir“<br />
schließt Dr. Jutta Padberg die Fachkräfte der Schulsozialarbeit<br />
ein, die an vielen Schulen tätig sind und die die<br />
Schüler nicht benoten müssen. In der Beratungsstelle steht<br />
nur selten die konkrete Frage nach einer bestimmten <strong>Ausbildung</strong>swahl<br />
im Mittelpunkt. „Hier sind andere Akteure<br />
gefragt und auch näher an der Thematik. Schülerinnen<br />
und Schüler finden in ihren Schulen in der Regel gute<br />
Angebote und Ansprechpartner, z. B. auch die Koordinatorinnen<br />
und Koordinatoren für Berufliche Orientierung,<br />
die an jeder Schule benannt sind.“<br />
14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
„Lehrkräfte unterstützen Kinder und Jugendliche<br />
darin, eine Art ‘Wissen über sich selbst’<br />
zu gewinnen“<br />
„Der schulische Unterstützungsbeitrag zur Berufswahl hat<br />
sich in den vergangenen Jahren systematisch weiterentwickelt“,<br />
so Dr. Padberg. „Das Ziel ‚Kein Abschluss ohne<br />
Anschluss’ wird durch das landesweite Übergangssystem<br />
Schule-Beruf flächendeckend verfolgt. Schüler aller Schulformen<br />
und Schulen in NRW können somit durch Potentialanalysen,<br />
Berufsfelderkundung und Praktika Schritt<br />
für Schritt herausfinden, worin die eigenen Stärken und<br />
Neigungen bestehen und in welchen Berufsbereich diese<br />
Stärken möglicherweise besonders gut eingesetzt werden<br />
können.“<br />
Zunächst einmal geht es allerdings oft darum, die Lust<br />
der Jugendlichen an der Berufsorientierung zu wecken<br />
und ihre Berufswahlkompetenz zu fördern: „Lehrkräfte<br />
unterstützen Kinder und Jugendliche auch unabhängig<br />
von konkreten Berufswahlprojekten und schon früh im<br />
schulischen Alltag durch persönliche, stärkenorientierte<br />
Rückmeldungen darin, eine Art ‚Wissen über sich selbst’<br />
zu gewinnen und zu erkennen, wo andere sie als kompetent<br />
und bereichernd wahrnehmen.“<br />
Damit sie dies später mit dem Wissen über bestimmte Berufe<br />
zusammenbringen können, ist es wichtig, so die Schulpsychologin,<br />
„dass die Jugendlichen sich als selbstwirksam<br />
erleben, also grundsätzlich die Erfahrung machen,<br />
handlungsfähig zu sein, gute Entscheidungen treffen und<br />
auch mit kleinen Rückschlägen umgehen<br />
zu können. Diese Erfahrungen<br />
werden<br />
Dr. Jutta Padberg ist Leiterin der Regionalen<br />
Schulberatungsstelle für den Hochsauerlandkreis<br />
gleichermaßen über Kindheit und Jugend hinweg<br />
in Schule und Elternhaus gemacht.“ Grundsätzlich<br />
ergänzen sich dabei zwei „Expertensysteme“:<br />
„Lehrkräfte bringen ihr pädagogisches Wissen und ihre<br />
Erfahrung mit vielen Jugendlichen in Gruppen- und<br />
Leistungssituationen in die Begleitung der Schülerinnen<br />
und Schüler ein. Zusammengeführt wird dies mit den<br />
Beobachtungen und Einschätzungen der Eltern, die immer<br />
Experten für ihr eigenes Kind sind. Beides zusammen<br />
kann eine hilfreiche Ausgangsbasis für die Jugendlichen<br />
sein, sich mit den nicht immer einfach zu überblickenden<br />
Möglichkeiten auf dem Berufs- und <strong>Ausbildung</strong>smarkt<br />
auseinanderzusetzen.“<br />
Eltern als „Expertinnen und Experten für ihr Kind“<br />
Neben den schulischen Unterstützungsstrukturen und<br />
Expertinnen kommt den Eltern der Jugendlichen als<br />
„Experten für ihr Kind“ also eine besondere Bedeutung<br />
zu. Sie sind in dieser Phase wichtige „Prozessbegleiter“ für<br />
ihr Kind. „Das heißt, dass sie nicht die Entscheidung über<br />
den geeigneten Beruf oder <strong>Ausbildung</strong>splatz treffen, sondern<br />
als Unterstützer ihrem Kind helfen, die Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen, die es braucht, um eine gute Entscheidung<br />
treffen zu können“, so Jutta Padberg.<br />
Diese Unterstützung kann sich z. B. auf den informationellen<br />
Bereich beziehen (Woher kannst Du notwendige<br />
Informationen bekommen? Wen könntest Du fragen?<br />
Wie kannst Du mit Schwierigkeiten auf diesem Weg<br />
umgehen?), aber auch ganz praktisch instrumentellermaterieller<br />
Natur sein (Ich fahre Dich zum Praktikum,<br />
helfe Dir dabei, Unterlagen zusammenzustellen, vermittle<br />
Dir einen Kontakt usw.). „Nicht zu unterschätzen ist darüber<br />
hinaus die emotionale Unterstützung durch die Eltern<br />
(Zuhören, über Sorgen sprechen können und Verständnis<br />
und Trost erfahren). Das gibt Jugendlichen<br />
Sicherheit, ebenso wie die Rückmeldungen der Eltern<br />
darüber, welche Stärke, Fähigkeiten und Bedürfnisse<br />
sie bei ihrem Kind sehen. Die Erfahrung, dass ihre<br />
Eltern ihnen die erfolgreiche Bewältigung der einzelnen<br />
Schritte zutrauen und gleichzeitig quasi die<br />
Leitplanken und manchmal den Anstoß dafür liefern,<br />
dass der Prozess weiter vorangeht, hilft. Den<br />
Jugendlichen Schritt für Schritt in die Lage zu versetzen,<br />
selbst zu entscheiden, darum geht es.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 15
„Nicht zu unterschätzen ist die<br />
emotionale Unterstützung der Eltern“<br />
(Dr. Jutta Padberg)<br />
„Der Druck, die beste Entscheidung treffen zu<br />
müssen, kann Unsicherheit auslösen“<br />
Eltern sind also wichtige Akteure in diesen Fragen. Dr.<br />
Padberg weiß, dass das Thema Berufswahl auch häufig<br />
eher von den Eltern als von den Jugendlichen angestoßen<br />
wird. Und zwar meistens dann, wenn die Kinder 14 bis 15<br />
Jahre alt sind: „Für viele Jugendliche scheint das Berufsleben<br />
dann noch weit entfernt zu sein. Die nächste Klassenarbeit<br />
ist konkret und drängend, die Frage, welchen der<br />
vielen potenziell zur Auswahl stehenden Berufe man in einigen<br />
Jahren oder einem Jahr ergreifen möchte, erscheint<br />
unkonkreter und schwerer zu greifen zu sein. Insbesondere<br />
dann, wenn viele Optionen offen zu stehen scheinen, kann<br />
der Druck, „die beste Entscheidung“ treffen zu müssen,<br />
Unsicherheit auslösen. Oft ist auch die Selbsteinschätzung<br />
darüber schwierig, welcher Beruf wirklich zu einem passt.<br />
Allerdings können wir hierbei nicht von „den“ Jugendlichen<br />
allgemein sprechen, denn unterschiedliche Jugendliche<br />
gehen den Prozess der<br />
Berufswahl selbstverständlich<br />
auch unterschiedlich an. Studien zu<br />
den Lebenswelten von Jugendlichen (wie die Sinus-Studie,<br />
2020) zeigen aber, dass es der Mehrzahl der Jugendlichen<br />
wichtig ist, einen Beruf zu haben, der Spaß macht und<br />
abgesicherte Lebensverhältnisse sowie Gesundheit und<br />
die Vereinbarkeit mit dem Privatleben ermöglicht – das<br />
ist den meisten Jugendlichen heute wichtiger als Status,<br />
Erfolg und Aufstieg. ■<br />
Die Beratungsstelle steht in gemeinsamer Trägerschaft<br />
von Land NRW und Hochsauerlandkreis,<br />
derzeit versorgen vier Schulpsycholog:innen<br />
und eine Lehrkraft alle Schulformen und Schulen<br />
im HSK<br />
Zeit, das Richtige zu tun.<br />
Beim Bundesfreiwilligendienst haben alle die Chance, das Richtige zu tun:<br />
für Kinder und Jugendliche, für Flüchtlinge, Senioren, Menschen mit<br />
Behinderung, für Kultur, Sport, Integration und Umweltschutz.<br />
Seien Sie dabei!<br />
www.bundesfreiwilligendienst.de<br />
16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
„HANDWERK<br />
IST MEIN<br />
DING“<br />
Eltern: Akademiker<br />
Sohn: Handwerker<br />
Sabina Butz<br />
Tom Linke<br />
F<br />
elix Wildermann, 17 Jahre<br />
alt, im zweiten Lehrjahr<br />
Auszubildender zum Anlagemechaniker<br />
für Sanitär-, Heizungs-<br />
und Klimatechnik strahlt<br />
und wiederholt gern seine Aussage:<br />
„Handwerk ist mein Ding“. Man<br />
nimmt es dem Sohn einer Lehrerin<br />
und eines Mitarbeiters des größten<br />
deutschen Bildungsunternehmens,<br />
ebenfalls studierter Lehrer, gern<br />
ab, zumal er offen und voller Engagement<br />
berichtet, wie es dazu kam:<br />
„Schon als Kind habe ich gern gebastelt<br />
und mich handwerklich beschäftigt,<br />
später am PC getüftelt und<br />
für IT interessiert. Meine Eltern fanden<br />
das erstaunlich, weil sie selber eher<br />
keine Tüftler und nicht hand werklich<br />
interessiert sind. Sie haben mich immer<br />
unterstützt und mir das Gefühl<br />
gegeben, meine Neigungen und<br />
Vorlieben seien etwas Wunderbares.<br />
Meine Eltern haben mir vorge lebt,<br />
dass Handwerk und akademische Bildung<br />
keine Gegensätze, sondern eine<br />
sich ergänzende Einheit bilden. Eine<br />
Wertung oder gar Abwertung des<br />
einen oder anderen Berufszweiges ist<br />
mir bis heute fremd!“<br />
Die beste <strong>Ausbildung</strong> für Kinder<br />
muss nicht die <strong>Ausbildung</strong> der<br />
Eltern widerspiegeln<br />
Diese Einstellung scheint nicht mit<br />
der Statistik deutscher Berufsausbildungen<br />
zu korrespondieren: Insgesamt<br />
gibt es 2021 ca. 2,94 Millionen<br />
Studierende in Deutschland und rund<br />
363.000 Auszubildende im Handwerk.<br />
Das Verhältnis von Studenten aus<br />
akademischen und nicht akademischen<br />
Elternhäusern nähert sich erfreulicherweise<br />
an. Aber die zugrunde<br />
liegenden Zahlen relativieren diese<br />
gute Nachricht, denn von 100 Grundschulkindern<br />
nichtakademischer Familien<br />
nehmen nur 21 ein Studium auf,<br />
bei den Kindern aus akademischen<br />
Familien sind es 74. Die Gründe sollen<br />
hier nicht diskutiert werden, aber<br />
es gilt als sicher, dass die familiäre Herkunft<br />
immer noch über den Bildungsweg<br />
mitentscheidet.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 17
Anne und Tobias Wildermann mit ihrem Sohn Felix<br />
Es ist also überwiegend so, dass ein<br />
Kind, dessen Eltern eine akademische<br />
<strong>Ausbildung</strong> abgeschlossen haben, eher<br />
eine Hochschulausbildung anstrebt,<br />
während ein Kind aus einer nicht<br />
akademischen Familie eher eine entsprechende<br />
z. B. handwerkliche <strong>Ausbildung</strong><br />
wählt.<br />
Unser Bildungssystem ist vielfältig<br />
und immer nach oben offen<br />
Vater Tobias Wildermann ergänzt:<br />
„Unser Bildungssystem ist extrem<br />
vielfältig und immer für weitere Bildungsmöglichkeiten<br />
offen. Niemand<br />
muss sich in jungen Jahren auf einen<br />
Beruf festlegen und den dann für<br />
den Rest seines Lebens ausüben. Ein<br />
<strong>Ausbildung</strong>sberuf steht doch nicht<br />
in Konkurrenz zu einem Studium,<br />
sondern ist einfach eine Option von<br />
vielen, die leider viel zu selten genutzt<br />
wird. Deshalb ist es wichtig, einen jungen<br />
Menschen bei seiner Berufs- bzw.<br />
<strong>Ausbildung</strong>s wahl zu begleiten und zu<br />
unterstützen, ohne ihn mit den eigenen<br />
Wunschvorstellungen unter<br />
Druck zu setzen.“<br />
Mutter Anne Wildermann sieht das<br />
ganz ähnlich: „Für uns war es wichtig,<br />
Felix bei seiner <strong>Ausbildung</strong>swahl mit<br />
Rat und Tat zur Seite zu stehen. Wir<br />
haben ihn ermutigt, so viele Einblicke<br />
in verschiedene Berufe zu nehmen,<br />
wie irgend möglich. Praktika und<br />
Schnuppertage in den verschiedensten<br />
Bereichen sind der beste Weg,<br />
herauszufinden, wo man hinmöchte.<br />
Die Entscheidungen hat Felix aber<br />
allein getroffen, und darauf sind wir<br />
auch ein wenig stolz.“<br />
Ein erstaunlich reifer und verantwortungsbewusster<br />
junger Mann<br />
Sohn Felix bestätigt die Aussagen<br />
seiner Eltern: „Bei mir ist schon mit<br />
14 Jahren die Entscheidung für eine<br />
hand werkliche <strong>Ausbildung</strong> gefallen,<br />
die ich mit 16 begonnen habe.<br />
Besonders hilfreich ist:<br />
www.karriere-hier.de<br />
Extratipp von Felix:<br />
Macht so früh wie möglich verschiedene<br />
Praktika und sammelt<br />
alle Zertifikate und Vereinsbescheinigungen.<br />
Sie helfen bei der<br />
Bewerbung!<br />
In meinem Betrieb fühle ich mich<br />
ausgesprochen wohl. Besonders die<br />
wöchentlich wechselnde Teamarbeit<br />
gefällt mir gut. Auch in die Berufsschule<br />
gehe ich gern. Unter 17<br />
Azubi-Kollegen, die alle etwas lernen<br />
wollen, herrscht ein ganz anderer<br />
Ton und eine verantwortungsvollere<br />
Arbeitseinstellung als auf der<br />
Regelschule. Wir wissen, was wir wollen,<br />
und dann macht das Lernen auf<br />
einmal richtig Spaß.“<br />
18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
1. APRIL<br />
1. AUGUST<br />
1.OKTOBER<br />
KARRIERESTART<br />
IM KLINIKUM<br />
WIR SUCHEN AUSZUBILDENDE<br />
Nebenbei engagiert sich Felix in der Freiwilligen Feuerwehr,<br />
ein Hobby, das zu diesem zielstrebigen und erwachsenen<br />
jungen Mann passt.<br />
„Das ist doch Unsinn“<br />
Von negativen Reaktionen im sozialen Umfeld wissen weder<br />
Vater, Mutter noch Sohn zu berichten: Tobias Wildermann:<br />
„Das ist doch Unsinn. Es geht doch um die Zukunft unseres<br />
Sohnes und nicht um ein vermeintliches Sozialprestige<br />
akademisch gebildeter Eltern.“ Seine Frau assistiert: „Zum<br />
Glück haben wir so etwas überhaupt nicht erlebt, und das<br />
ist gut so.“<br />
Reden, reden, reden<br />
Tipps für Eltern und Jugendliche auf der Suche nach einem<br />
<strong>Ausbildung</strong>splatz:<br />
Reden, reden, reden, herausfiltern, was den jungen Menschen<br />
tatsächlich interessieren könnte. Ihm immer die<br />
Entscheidung überlassen, konstant an seiner Seite stehen.<br />
Felix Wildermann: „Wichtig ist, jede, wirklich jede Gelegenheit<br />
zum Kennenlernen eines Berufs wahrzunehmen.<br />
Heute gibt es so viele Angebote, man muss sie nur finden<br />
(siehe Infokasten) und dann mutig loslegen.“ ■<br />
<strong>Ausbildung</strong> zum Pflegefachmann /<br />
zur Pflegefachfrau (m/w/d) in Voll- und Teilzeit<br />
Was bringst Du mit?<br />
• Du hast die Fachoberschulreife oder eine sonstige<br />
zehnjährige allgemeine Schulbildung<br />
• Den richtigen Mix aus Teamgeist, Flexibilität, Empathie<br />
und Offenheit im Umgang mit unseren Patient:innen<br />
• Du bist mobil, um die Standorte erreichen zu können<br />
Was erwartet Dich bei uns?<br />
• Du arbeitest mit Menschen, daher ist kein Tag wie der<br />
andere. Zudem übernimmst Du unterschiedliche Aufgaben<br />
– von der Pflege über medizinische Tätigkeiten bis<br />
hin zu sozialen Interaktionen<br />
• Teamwork ist in der Pflege unverzichtbar. Du arbeitest<br />
mit Deinen Patient:innen, Kolleg:innen, Gesundheitsexpert:innen<br />
eng zusammen<br />
• Du lernst die vielfältigen Aufgabenfelder des Pflegeberufs<br />
kennen, arbeitest mit modernster Pflege und Medizin<br />
• Wir bieten Dir einen sicheren Arbeitsplatz mit hoher<br />
Übernahmechance im Anschluss an Deine <strong>Ausbildung</strong><br />
• <strong>Ausbildung</strong>svergütung Pflege in Vollzeit: 1.190,69 €<br />
(1. <strong>Ausbildung</strong>sjahr), 1.252,07 € (2. <strong>Ausbildung</strong>sjahr)<br />
1.353,38 € (3. <strong>Ausbildung</strong>sjahr)<br />
• Wir bieten Dir zahlreiche Benefits (Details über QR-Code)<br />
Bitte bewirb Dich online<br />
unter www.klinikumhochsauerland.de/jobs<br />
oder per E-Mail an:<br />
Welche Perspektiven gibt es für Dich?<br />
Wenn Du höher hinaus willst, stehen Dir viele Möglichkeiten<br />
offen. So unterstützen wir die Ziele unserer Auszubildenden<br />
und fördern mit umfassenden Fort- und Weiterbildungmöglichkeiten.<br />
NEU ist das Studium Pflege B.A. am FOM Hochschulzentrum<br />
in Arnsberg. Das Studium kann ausbildungsund<br />
berufsbegleitend erfolgen und dauert (bei Anrechnung<br />
der <strong>Ausbildung</strong>) 5 Semester. Ein Start ist nach dem ersten<br />
<strong>Ausbildung</strong>sjahr oder im Anschluss<br />
an die abgeschlossene<br />
<strong>Ausbildung</strong> möglich. Bei geeigneter<br />
Qualifikation bieten wir Dir<br />
ein Stipendium.<br />
Ansprechpartnerin<br />
Frau Anna Wiese<br />
Personalentwicklung<br />
02932 980-248140<br />
A.Wiese@klinikumhochsauerland.de<br />
Zum 1.8. und 1.10. startet zusätzlich die einjährige<br />
<strong>Ausbildung</strong> zur Pflegefachassistenz! Weitere Infos<br />
findest Du auf unserer Homepage!<br />
Alle Infos: www.klinikum-hochsauerland.de/karriere<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 19
Podcast „Orientierbar“ des Netzwerks <strong>Karriere</strong>-hier<br />
IN GEDANKEN SCHON<br />
EINEN SCHRITT VORAUS<br />
Ganz im Hier und Jetzt zu sein, unbeschwert den Augenblick genießen – das hört<br />
sich verlockend an. Und ist meistens auch durchaus sinnvoll. Gedanken an die<br />
Zukunft, speziell an die berufliche Zukunft, sind hingegen oft schwer. Vor allen<br />
Dingen, weil sie besonders für junge Menschen - noch - mit Ungewissheit verbunden<br />
sind.<br />
Wenn es um die berufliche<br />
Entscheidungsfindung<br />
geht,<br />
kann der Podcast<br />
„Orientierbar“, der<br />
am 15.03.2021 an<br />
den Start gegangen ist,<br />
weiterhelfen. Azubis, Ausbilder,<br />
Lehrer und viele weitere<br />
Experten aus der Praxis<br />
zeigen Wege in die <strong>Karriere</strong><br />
auf und beantworten Fragen,<br />
auch für die engsten Begleiter.<br />
Authentisch, echt und ausführlich<br />
werden in kurzen,<br />
spannenden Folgen sämtliche<br />
Themen rund um Beruf, Bewerbung<br />
und Azubi-Alltag hörbar gemacht. Aktuell gibt es<br />
im Podcast 18 Folgen. Gedanklich einen Schritt voraus zu<br />
sein, hilft bei der Entscheidungsfindung. Denn wer sich für<br />
einen Beruf entscheidet, denkt nicht nur an die nächsten<br />
drei Jahre, sondern auch an die Zeit nach der <strong>Ausbildung</strong>.<br />
Da kommen Fragen auf wie:<br />
• Welche Möglichkeiten bieten sich mir mit meinen neu<br />
erworbenen Fähigkeiten?<br />
• Welche Perspektiven und erfolgreichen <strong>Karriere</strong>wege gibt<br />
es in der Region?<br />
• Kann ich mich auch selbständig machen?<br />
Nehmen wir nur einmal das Thema Selbstständigkeit. Wie<br />
alt muss ein Firmenchef sein? Mindestens Ende Zwanzig,<br />
wahrscheinlich noch älter. Nach der <strong>Ausbildung</strong> direkt in<br />
die Selbständigkeit zu gehen? Für diesen Schritt muss man<br />
kein Träumer sein, sondern eher realistisch mit klaren Zielen.<br />
In Folge 13 - „Nach der <strong>Ausbildung</strong> geht´s selbständig<br />
weiter“ - unterhalten sich zwei junge Sauerländer mit Ines<br />
Holtmann darüber, wie sie diesen Weg erfolgreich gehen<br />
konnten: Christian Schulte vom Hofladen Sauerland in<br />
Arnsberg und Niklas Fleischhauer von der Alleslöser Eventagentur<br />
aus Sundern. In dieser Folge geht es auch darum,<br />
welche Inhalte der <strong>Ausbildung</strong> für die jungen Gründer<br />
hilfreich waren. Und ob es wirklich stimmt, dass man als<br />
Selbstständige:r selbst und ständig arbeiten muss. Neu ist<br />
die Rubrik: ElternFragen (Folge 16 und 17) Hier gibt es<br />
die Möglichkeit, interaktiv Fragen zu stellen, die dann in<br />
einer der nächsten Folgen von Experten des Netzwerks beantwortet<br />
werden. -> www.karriere-hier/elternfragen<br />
Mit dem Podcast geht es gemeinsam den „Schritt voraus“.<br />
„Orientierbar“ gibt Hilfestellung und Orientierung auf dem<br />
Weg in die berufliche Zukunft. In dem Podcast gibt es für<br />
Schüler/-innen sowie deren Begleitern (Eltern, Lehrkräfte<br />
etc.) Informationen und Spannendes live aus der Praxis<br />
rund um die Themen Berufsorientierung und Übergang<br />
Schule/<strong>Ausbildung</strong>. Auf der Website www.karriere-hier.de<br />
gibt es zudem Informationen über <strong>Ausbildung</strong>sbetriebe in<br />
der Region Hellweg-Sauerland und welche vielfältigen und<br />
zukunftsorientierte Chancen diese für einen erfolgreichen<br />
<strong>Karriere</strong>start bieten.<br />
Der Podcast ist bei allen Podcastern verfügbar und seit<br />
neustem auch auf den regionalen Podcastern Lopodio <strong>Soest</strong><br />
und Lopodio HSK verfügbar. ■<br />
20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
BERUFSORIENTIERUNG HÖRBAR GUT<br />
FÜR ELTERN, LEHRKRÄFTE & SCHÜLER/-INNEN<br />
Überall wo es<br />
Podcasts gibt<br />
oder auf karriere-hier.de<br />
Fotoquelle:<br />
pixabay.com 3718534<br />
OrientierBar<br />
Beruf.Leben.Zukunft<br />
13 : 10 - 09 : 21<br />
ZukunftsChancen | ElternFragen | SchulPraxis<br />
AzubiAlltag | BewerbungsTipps | <strong>Karriere</strong>Wege<br />
EINE INITIATIVE DES AUSBILDUNGSKONSENS HELLWEG-SAUERLAND<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 21
Anzeige<br />
TOP AUSBILDUNG OHNE UMWEGE<br />
– STUDIEREN VOR DER HAUSTÜR<br />
Fachhochschule Südwestfalen<br />
Ein Hochschulstudium erhöht die Chancen auf bessere<br />
Verdienst- und <strong>Karriere</strong>möglichkeiten. Angesichts<br />
der wachsenden Wohnungsnot in Großstädten und<br />
steigenden Lebenshaltungskosten scheitern aber viele Berufsträume<br />
bereits an der Studienfinanzierung. Dabei ist ein<br />
„teures Pflaster“ kein Garant für eine gute <strong>Ausbildung</strong> – und<br />
die gibt es schließlich auch ganz in der Nähe, zum Beispiel an<br />
der Fachhochschule Südwestfalen. Allein am Standort <strong>Soest</strong><br />
sind 27 Studiengänge studierbar. Von Agrarwirtschaft über<br />
Frühpädagogik, Designmanagement und Wirtschaft bis hin<br />
zu Technik ist für (fast) jeden etwas dabei. Anders als eine<br />
klassische Universität, legt die Fachhochschule größten Wert<br />
auf ein praxisnahes und anwendungsorientiertes Studium.<br />
So geht es schon in der Lehre um „echte“ Aufgaben aus der<br />
Praxis. Das schafft viele Berührungspunkte mit Unternehmen<br />
in der Region und kann Türen für spätere Jobs öffnen.<br />
Die Wege sind kurz – das gilt für die tägliche Anreise zur FH<br />
ebenso wie für den „kurzen Draht“ zum Prof.<br />
Solide Spezialisten und hippe Allrounder<br />
Zu den Klassikern zählen Bachelorstudiengänge wie Agrarwirtschaft,<br />
Elektrotechnik und Maschinenbau. Vor allem<br />
mit Blick auf technische und naturwissenschaftliche Inhalte<br />
stellen sich Interessierte oft die bange Frage: „Muss ich dafür<br />
Mathe und Physik auf Leistungskursniveau draufhaben?“<br />
Die klare Antwort lautet: Nein! Natürlich ist das Studium<br />
anspruchsvoll und eine kontinuierliche Lernbereitschaft von<br />
Anfang an mehr als empfehlenswert, aber die Aufgaben sind<br />
weniger theoretisch und mehr anwendungsbezogen. Wenn<br />
es doch mal hakt, Studi-Coaches und Mitarbeiter*innen in<br />
den Lernzentren verhelfen geduldig zum fachlichen und organisatorischen<br />
Durchblick.<br />
Wer lieber „irgendwas mit Wirtschaft“ studieren möchte, für<br />
den sind so genannte Schnittstellen-Studiengänge interessant.<br />
Design- und Projektmanagement beispielsweise kombiniert<br />
Design mit Wirtschaft und Technik und versetzt<br />
Absolvent*innen in die Lage, als „Allrounder“ im Unternehmen<br />
zwischen den einzelnen Disziplinen zu vermitteln.<br />
Wirtschaftsingenieurwesen ist die Fusion aus Wirtschaft<br />
und Technik. Wirtschaftsingenieur*innen besitzen das<br />
Know-how, Antworten auf die alltäglichen Herausforderungen<br />
zu finden und haben damit sehr gute Aussichten auf<br />
Jobs in nahezu allen Branchen.<br />
22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Experimental, international, digital<br />
Technik und Naturwissenschaften sind faszinierend,<br />
vielfältig und elementar wichtige Basis, um Lösungen<br />
für die größten Aufgaben unserer Zeit wie den Klimawandel<br />
oder die Energiewende zu finden. Begeisterungsfähig<br />
sind Kinder durchaus schon im KiTa-Alter. Daher vermittelt<br />
der Bachelorstudiengang Frühpädagogik zusätzlich<br />
zu den pädagogischen Inhalten Bildungselemente aus dem<br />
MINT-Bereich.<br />
Business Administration with Informatics kann für Studierende<br />
der Eintritt in die internationale Arbeitswelt sein.<br />
Dabei geht es um die Grundlagenausbildung in Wirtschaftswissenschaften<br />
in Verbindung mit angewandter Informationstechnologie.<br />
Das Besondere: Hier lernen und<br />
arbeiten Studierende aus gut 60 Nationen gemeinsam.<br />
Unterrichtssprache ist 100 % Englisch.<br />
Noch ganz neu im Angebot ist der Bachelorstudiengang<br />
Digitale Technologien. Hier liegt der Fokus auf den<br />
Informatik- und IT-Themen der Zukunft, kombiniert mit<br />
Ingenieurwissen aus den Bereichen Elektrotechnik und Maschinenbau.<br />
Die Digitalisierung betrifft nahezu alle Lebensbereiche,<br />
das Wissen über digitale Technologien zählt also<br />
zu den wichtigsten Kompetenzen des 21. Jahrhunderts.<br />
Kleine Hürden, vielfältige Möglichkeiten<br />
Alle Bachelorstudiengänge in <strong>Soest</strong> sind zulassungsfrei<br />
(ohne NC), für Design- und Projektmanagement ist allerdings<br />
die erfolgreiche Teilnahme am künstlerisch-kreativen<br />
Eignungsfeststellungsverfahren Voraussetzung. Frühpäda-<br />
Fachgebiete mit 18 Bachelorund<br />
9 Master-Studiengängen<br />
• Agrarwirtschaft<br />
• Designmanagement- und Produktentwicklung<br />
• Informatik und Digitalisierung<br />
• Pädagogik und Psychologie<br />
• Technik und Ingenieurwesen<br />
• Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
• Wirtschaft und Recht<br />
gogik und Wirtschaftsingenieurwesen-Maschinenbau sind<br />
berufsbegleitend studierbar – sehr attraktiv für Studieninteressierte,<br />
die bereits eine <strong>Ausbildung</strong> absolviert haben. Elektrotechnik,<br />
Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen und<br />
Digitale Technologien sind auch dual studierbar. Für alle,<br />
die noch zwischen beruflicher <strong>Ausbildung</strong> und Fachhochschulstudium<br />
schwanken, ist dies ein optimales Modell.<br />
Denn parallel zum Studium sind eine <strong>Ausbildung</strong> oder umfangreiche<br />
Praxisphasen im Unternehmen möglich.<br />
Für jene, die nach dem Bachelor mehr wollen: In allen<br />
Fachgebieten sind nahtlos im Anschluss vertiefende<br />
Masterstudiengänge möglich, die meisten davon berufsbegleitend.<br />
■<br />
Das Team der Allgemeinen Studienberatung<br />
hilft Ihnen gerne weiter.<br />
Per Mail an:<br />
studienberatung@fh-swf.de<br />
Per Telefon: 02371 566 538 oder 02331 9330 6256<br />
Fragen zum dualen Studium <strong>Soest</strong><br />
beantwortet Yvonne Fuchs.<br />
Per Mail an:<br />
fuchs.yvonne@fh-swf.de<br />
Per Telefon: 02921 - 378 3344<br />
www.fh-swf.de/cms/dual<br />
http://www.fh-swf.de/cms/campus-so<br />
Fachhochschule Südwestfalen<br />
Lübecker Ring 2 . 59494 <strong>Soest</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 23
Anzeige<br />
„Die Sterne im Sauerland“<br />
bewerben sich als TOP-<strong>Ausbildung</strong>sbetriebe<br />
GASTFREUNDSCHAFT<br />
IM SAUERLAND<br />
Sonja Nürnberger<br />
sabrinity<br />
Arbeiten und leben, wo andere ihren Urlaub<br />
verbringen – warum also nicht direkt „vor der<br />
Haustür“ seinen Beruf erlernen? Die Hotels<br />
der „Sterne im Sauerland“ sind erfahrende <strong>Ausbildung</strong>sbetriebe.<br />
Der Zusammenschluss aus acht familiengeführten<br />
4- und 5-Sterne-Hotels, die seit Generationen<br />
die Hotellerie und Gastronomie lieben und<br />
leben, tragen seit Jahrzehnten zum Wohlbefinden vieler<br />
Menschen bei: „Wir sind Glücklichmacher!“ ist das<br />
Motto ihrer Arbeit.<br />
Langeweile ist hierbei ein Fremdwort – ganz egal, um<br />
welchen der <strong>Ausbildung</strong>sberufe es geht. Im Hotel ist kein<br />
Tag wie der andere. Neue, spannende Menschen kommen<br />
und gehen. Und mit ihnen interessante und abwechslungsreiche<br />
Aufgaben. Durch diese große Vielfalt entwickelt sich<br />
ganz nebenbei die eigene Persönlichkeit und die Lebenserfahrung<br />
im Umgang mit Menschen und Situationen. Alle<br />
Mitarbeitenden der Häuser sind Teil der „Hotel-Großfamilie“,<br />
Respekt und Wertschätzung gehören zur Arbeitskultur.<br />
Das starke Wir-Gefühl im Zusammenspiel der<br />
Hotelteams motiviert jeden Tag aufs Neue. Möglichkeiten<br />
zur Weiterbildung und zur persönlichen Entfaltung eröffnen<br />
immer neue Perspektiven. Und auch nach der <strong>Ausbildung</strong><br />
bieten sich interessante Perspektiven in diesen Betrieben<br />
mit Zukunft.<br />
Als DEHOGA-zertifizierte „TOP-<strong>Ausbildung</strong>sbetriebe“<br />
stehen in allen Abteilungen erfahrene Ausbilderinnen und<br />
24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Rahmenbedingungen<br />
Mit der Entscheidung für einen <strong>Ausbildung</strong>sbetrieb wird<br />
der Grundstein für den beruflichen Werdegang gelegt.<br />
Die zwei- bzw. dreijährige duale <strong>Ausbildung</strong> besteht aus<br />
der praktischen Berufsausbildung im Hotel sowie dem<br />
schulischen Teil mit wöchentlich ein bzw. zwei Schultagen<br />
in einem Berufskolleg, z.B. in Meschede.<br />
<strong>Ausbildung</strong>svergütung:1. Jahr € 1.000<br />
2. Jahr € 1.100<br />
3. Jahr € 1.200<br />
nach <strong>Ausbildung</strong> ab ca. € 2.350<br />
Ausbilder zur Seite, die auch bei der Prüfungsvorbereitung<br />
intensiv unterstützen. Regelmäßige Inhouse-Schulungen<br />
und gemeinsame Ausflüge zu Lieferanten erlauben einen<br />
noch umfassenderen Einblick in den Hotelbetrieb. Beim<br />
jährlichen Azubi-Austausch sogar in den eines anderen<br />
„Sterne“-Hotels.<br />
Arbeiten im Hotel ist Arbeiten mit Herz und Verstand.<br />
Praktisch und nah am Menschen – eine Arbeit mit Sinn.<br />
„Die Sterne im Sauerland“ bieten die Basis für eine<br />
TOP-<strong>Ausbildung</strong>, die die Türen zu TOP-Hotels in der<br />
ganzen Welt öffnen wird.<br />
Weitere Infos und Kontakt:<br />
www.die-sterne-im-sauerland.de/jobs/duale-berufsausbildung<br />
ausbildung@die-sterne-im-sauerland.de ■<br />
<strong>Ausbildung</strong>sberufe<br />
2-jährige <strong>Ausbildung</strong><br />
· Fachkraft Küche (m/w/d)<br />
· Fachkraft für Gastronomie (m/w/d)<br />
3-jährige <strong>Ausbildung</strong><br />
· Koch (m/w/d)<br />
· Fachkraft für Restaurants<br />
und Veranstaltungsgastronomie (m/w/d)<br />
· Hotelfachmann (m/w/d)<br />
· Kaufmann für Hotelmanagement (m/w/d)<br />
Weitere <strong>Ausbildung</strong>sberufe für Abiturient:innen sowie<br />
in spezifischen Sparten (z. B. Fitness, Kosmetik) siehe<br />
www.die-sterne-im-sauerland.de/jobs/ausbildungsberufe<br />
„Sterne“-<strong>Ausbildung</strong>sbetriebe<br />
Landhotel Gasthof Schütte, Schmallenberg-Oberkirchen<br />
Hotel Deimann, Schmallenberg-Winkhausen<br />
DIEDIRCH Wellnesshotel & SPA – Adults only, Hallenberg<br />
Romantik Landhotel Knippschild, Rüthen-Kallenhardt<br />
Romantik Hotel Haus Platte, Attendorn-Niederhelden<br />
Hotel Rimberg, Schmallenberg-Rimberg<br />
Hotel Jagdhaus Wiese, Schmallenberg-Jagdhaus<br />
Waldhaus Ohlenbach, Schmallenberg-Ohlenbach<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 25
Dustin Rapćan steuert im ersten<br />
<strong>Ausbildung</strong>sjahr eine Werbekampagne<br />
Andreas Melliwa<br />
sabrinity<br />
AZUBI FÜR AZUBIS<br />
Der Briloner Kunststoff-<br />
Verarbeiter NP Germany<br />
steht in vielen Dingen<br />
für ein typisches Sauerländer<br />
Unternehmen: Hightech-Produkte,<br />
heimatverbundene Mitarbeiter<br />
und flache Hierarchien. Bei NP<br />
Germany ist der Weg zwischen Management<br />
und Auszubildenden allerdings<br />
besonders kurz: Bereits im<br />
ersten <strong>Ausbildung</strong>sjahr darf Dustin<br />
Rapćan selbstständig eine Anzeigenkampagne<br />
planen und entwerfen:<br />
Gesucht werden junge Frauen und<br />
Männer, die eine <strong>Ausbildung</strong> in<br />
„seinem Betrieb“ machen möchten.<br />
Der 23-jährige aus Kallenhardt absolviert<br />
seit August vergangenen Jahres<br />
bei NP Germany eine Lehre zum Industriekaufmann.<br />
Er zuckte erstmal<br />
zusammen, als NP-Personalmanagerin<br />
Seda Yüksel im Frühjahr auf ihn<br />
zukam, mit der Bitte, eine Werbekampagne<br />
für <strong>Ausbildung</strong>splätze zu<br />
entwerfen. „Er kann sich am besten in<br />
die Jugendlichen reinversetzen“, sagt<br />
die ebenfalls junge Manager. „Wir<br />
wollen außerdem unsere Azubis nicht<br />
nur über die Schulter blicken lassen,<br />
sondern aktiv mit einbeziehen.“<br />
Suche nach dem<br />
besten Werbeträger<br />
Zunächst ging’s darum, sprachlich<br />
ganz nah an die Zielgruppe ranzukommen.<br />
„Da war schnell klar, dass<br />
wir das „Du“ in der Anzeige nutzen“,<br />
erinnert sich Dustin an die ersten Besprechungen<br />
mit Seda Yüksel, „zumal<br />
sich auch bei uns im Unternehmen<br />
die Duz-Kultur immer stärker<br />
durchsetzt“. Dann analysierte Dustin<br />
die verschiedenen Medien, verglich<br />
Kosten, Preise und optimale Verbreitung<br />
in der Region. „Da hat sich<br />
das <strong>WOLL</strong>-Magazin deutlich an die<br />
Spitze gesetzt, und nach meiner Präsentation<br />
hat sich die Geschäftsleitung<br />
dann auch entsprechend dafür<br />
entschieden“, sagt Dustin nicht ohne<br />
Stolz. Es soll nicht der letzte Schritt<br />
auf seiner <strong>Karriere</strong>leiter sein: Ein Jahr<br />
im Ausland ist ebenso geplant wie ein<br />
anschließendes Studium. Möglichst<br />
in Meschede oder Paderborn – im<br />
Dunstkreis „seines“ Briloner Unternehmens<br />
eben… ■<br />
26 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
SINNSTIFTENDE AUSBILDUNG<br />
IM BEREICH INKLUSION<br />
<strong>Ausbildung</strong> in der Eingliederungshilfe<br />
mit besonderen Menschen macht glücklich<br />
Britta Melgert<br />
sabrinity<br />
Anzeige<br />
E<br />
ine gute Perspektive im<br />
Rahmen der Arbeit mit behinderten<br />
Menschen und zudem<br />
ein strategischer <strong>Karriere</strong>aufbau<br />
– für viele Menschen klingt diese<br />
Kombination ideal. Soziales Engagement<br />
im Bereich Inklusion ist enorm<br />
wichtig, wird wertgeschätzt und gibt<br />
einem persönlich sehr viel. In der Josefsheim<br />
gGmbH, die zur bundesweit<br />
agierenden JG-Gruppe gehört, haben<br />
junge Menschen an den Standorten<br />
Olsberg-Bigge, Sundern und Lipperode<br />
eine Chance auf vielfältige <strong>Ausbildung</strong><br />
in verschiedenen Bereichen.<br />
Wir unterhielten uns über dieses Thema<br />
mit Nadja Kohlwey, Leiterin des<br />
Josefsheim-Personalmanagemts.<br />
Woll: „Frau Kohlwey, welche Berufe<br />
werden aktuell beim Josefsheim ausgebildet?“<br />
Kohlwey: „Wir bieten sowohl die<br />
<strong>Ausbildung</strong> zum Heilerziehungspfleger<br />
(m/w/d) als auch zum Erzieher<br />
(m/w/d) an. Auch ein Duales Studium<br />
im Fachbereich Soziales, Pädagogik,<br />
Gesundheit oder Rehabilitation ist bei<br />
uns möglich. Alternativ bieten wir individuell<br />
beginnende Praktika oder die<br />
Mitarbeit während eines Freiwilligen<br />
Sozialen Jahres bzw. im Bundesfreiwilligendienst<br />
an, um Einblicke in die<br />
alltäglichen Aufgaben verschiedener<br />
Berufe aus dem Sozial- und Gesundheitswesen<br />
zu erhalten.“<br />
Woll: „Worin sehen Sie die Besonderheit<br />
der <strong>Ausbildung</strong> im Josefsheim?“<br />
digende <strong>Ausbildung</strong> begonnen haben<br />
oder die zunächst Berufserfahrung im<br />
Rahmen einer Nebentätigkeit während<br />
des Abiturs oder des Studiums suchen.“<br />
<strong>WOLL</strong>: „Wo erhalten Interessierte<br />
mehr Informationen?“<br />
Kohlwey: „Eine ausführliche Beschreibung<br />
unseres <strong>Ausbildung</strong>s-Angebots<br />
findet man auf unserer Homepage.<br />
Auch ein direkter Kontakt zu unserer<br />
<strong>Ausbildung</strong>skoordinatorin Andrea Asshauer<br />
ist möglich. Egal, um welche Art<br />
der <strong>Ausbildung</strong> es geht, wir freuen uns<br />
darauf, interessierte junge Menschen<br />
kennenzulernen und für das Josefsheim<br />
zu begeistern.“ ■<br />
JETZT INFORMIEREN<br />
Andrea Asshauer,<br />
Josefsheim-<strong>Ausbildung</strong>skoordinatorin<br />
ist<br />
Ansprechpartnerin für<br />
interessierte Schüler,<br />
Studenten, Eltern oder<br />
Lehrer.<br />
Kohlwey: „Unsere Mitarbeiter, natürlich<br />
auch die Auszubildenden, begrüßen<br />
die Möglichkeit der beruflichen<br />
Begleitung von Menschen mit Behinderung<br />
in ein selbstbestimmtes Leben und<br />
zugleich unser Motto „Im Mittelpunkt<br />
der Mensch“ mitzutragen. Umfassende<br />
Fort- und Weiterbildungsaussichten<br />
nach der eventuellen späteren Übernahme<br />
in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis<br />
sind weitere Vorteile. Nicht zuletzt<br />
möchte ich die faire Entlohnung nebst<br />
Zusatzleistungen sowie das kollegiale<br />
Miteinander in motivierten Teams erwähnen.“<br />
Woll: „Welche Fähigkeiten und<br />
Kenntnisse sollte ein junger Mensch<br />
für eine dieser <strong>Ausbildung</strong>en mitbringen?“<br />
Kohlwey: „Ein freundliches Auftreten<br />
und gute Umgangsformen sind für<br />
uns elementar, daneben Offenheit und<br />
Freude am Umgang mit Menschen.<br />
PC-Grundkenntnisse, große Lernbereitschaft<br />
und Motivation sind grundsätzlich<br />
wichtig für jede Berufsausbildung,<br />
so auch bei uns. Es ist aber auch<br />
die erforderliche Bereitschaft zu an den<br />
Bedürfnissen angepasste Arbeitszeiten<br />
von Bedeutung.“<br />
Woll: „Kommt eine <strong>Ausbildung</strong><br />
im Josefsheim nur für Schulabgänger<br />
infrage?“<br />
Kohlwey: „Aber nein. Als moderner<br />
Dienstleister der Eingliederungshilfe<br />
richtet sich das Josefsheim mit seinem<br />
Angebot bewusst auch an junge Menschen,<br />
die bereits eine andere, unbefriephone<br />
02962 800-2080<br />
envelope a.asshauer@josefsheim-bigge.de<br />
josefsheim-bigge.de<br />
josefsheim-bigge.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 27
Hendrik Schmitt: Handwerk bietet<br />
„tolle Angebote mit neuen Herausforderungen“ für Jugendliche<br />
AUSBILDUNG IST HERZENSTHEMA<br />
Paul Senske<br />
Tom Linke<br />
Es<br />
ist ein beeindruckendes und bestechendes<br />
Plädoyer für die duale <strong>Ausbildung</strong>: „Geh<br />
in den Betrieb, lerne das Arbeiten, beweise<br />
Dich bei den Kollegen sowie Kunden – und<br />
mach was aus Deinem Leben“, sagt Hendrik Schmitt.<br />
„Mit der <strong>Ausbildung</strong> kannst Du ein erfülltes und<br />
kreatives Leben führen. Die <strong>Ausbildung</strong> mit den vielen<br />
Möglichkeiten, sich beruflich fortzubilden, ist ein<br />
Herzenzthema.“<br />
Hendrik Schmitt ist seit dem 1. Januar <strong>2022</strong> als Nachfolger<br />
von Meinolf Niemand neuer Hauptgeschäftsführer<br />
der Handwerkskammer Südwestfalen. Der 45-jährige<br />
Betriebswirt und Master of Business Consulting war<br />
zuvor u. a. Hauptgeschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
der sieben Industrie- und Handelskammern<br />
Niedersachsens in Hannover, stammt aus Wetzlar<br />
(„Wetzlarer Bub“) und war früher oft mit dem Motorrad<br />
im Sauerland und Siegen-Wittgensteiner Land<br />
auf Tour. „Diese Region verbinde ich mit Heimat“, so<br />
der Vater dreier Kinder, der mittlerweile in Brilon wohnt.<br />
„Die Menschen hier sind fleißig, bodenständig und<br />
weltoffen, die Betriebe nahe am Puls der Zeit.“<br />
Schmitt stammt aus einer Handwerkerfamilie und hat eine<br />
<strong>Ausbildung</strong> im Einzelhandel (Wirtschaftsassistent) und<br />
parallel dazu ein Betriebswirtschafts-Studium absolviert.<br />
Er weiß also aus eigener Erfahrung, worüber er spricht.<br />
„Die <strong>Ausbildung</strong> ist der Markenkern der Handwerkskammern.<br />
Sie ist wie eine Eintrittskarte ins Berufsleben.“<br />
Die Wertschätzung des Handwerks ist für Schmitt ein<br />
28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
weiteres, wichtiges Herzensanliegen. „Das Handwerk<br />
hat tolle Angebote für junge Menschen mit neuen<br />
Berufsbildern und neuen Herausforderungen.“ Als Stichpunkte<br />
nennt Schmitt u. a. Digitalisierung, technischer<br />
Fortschritt, demografischer Wandel, Klimawandel oder<br />
Ressourcenknappheit. „Wir haben florierende Betriebe<br />
am Markt. Die Meister und Mitarbeiter sind Persönlichkeiten,<br />
die genau wissen, was sie können. Das Handwerk<br />
hat allen Grund, sich selbstbewusst zu präsentieren.“<br />
Dies auch vor dem Hintergrund, dass das Handwerk als<br />
Wirtschaft aus der Region ein eigenes, berufliches Bildungssystem<br />
aufweist. Das Berufsbildungszentrum (bbz)<br />
als Technologietransfer-Stelle für Auszubildende und<br />
Meister (14 Meisterkurse) „bildet als Kernaufgabe die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren beruflichen<br />
Fähigkeiten aus und weiter, wo sie in ihrem beruflichen<br />
Lebenszyklus stehen“. Die Elektromobilität beispielsweise<br />
erfordere die Beherrschung neuer Techniken. „Wir<br />
machen die Leute fit.“<br />
Unabhängig von den beruflichen Perspektiven weiß<br />
Schmitt, dass das Handwerk einiges aufzuarbeiten hat.<br />
Ein bedeutender Aspekt sei, dass „viele Kinder und<br />
Jugendliche den Alltagskontakt zum Handwerk verloren<br />
haben“. Das traditionell ortsgebundene Handwerk sei bis<br />
auf das Lebensmittelhandwerk weitgehend verschwunden.<br />
„Das tägliche Erleben fehlt.“<br />
„Das tägliche Erleben des Handwerks fehlt“<br />
(Hendrik Schmitt)<br />
Daher gelte es, das verlorene Terrain zurückzugewinnen.<br />
Die HWK sei auf diesem Weg u.a. mit dem Team Fachkräftesicherung,<br />
mit <strong>Ausbildung</strong>sbotschaftern, Willkommenslotsen,<br />
mit Betriebsberatern für die Firmen sowie<br />
mit Marketing und Öffentlichkeitsarbeit breit aufgestellt.<br />
„Auch die Betriebe sind inzwischen bei der Nachwuchsgewinnung<br />
kreativ unterwegs“, betont Dirk Berkemeyer,<br />
Abteilungsleiter Marketing und Kommunikation.<br />
„Mit den Kindern die W-Fragen erörtern”<br />
Was die Rekrutierung des Handwerker-Nachwuchses angeht,<br />
haben Studien herausgefunden, dass die Eltern die<br />
wichtigsten Ratgeber für ihre Kinder sind. „Was die Eltern<br />
beruflich machen, bestimmt nicht selten die Berufswahl<br />
der Kinder“, meint Schmitt. Der Trend, ein Studium zu<br />
„Meister und Mitarbeiter im Handwerk<br />
sind Persönlichkeiten“ (Hendrik Schmitt)<br />
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer<br />
Südwestfalen: Hendrik Schmitt<br />
beginnen, sei zuletzt zwar ein wenig rückläufig, aber immer<br />
noch hoch, aber ebenso die Zahl der Studium-Abbrecher.<br />
Schmitt rät den Eltern, mit ihren Kindern nicht über<br />
einen Beruf zu reden, sondern vielmehr mit den Kindern<br />
die sogenannten „W-Fragen“ zu erörtern: Wie stellt Ihr<br />
Euch die eigene Lebenswirklichkeit im Beruf vor? Wie, wo<br />
und wann wollt Ihr arbeiten? Mit wem wollt Ihr den Beruf<br />
ausüben? Wo wollt Ihr als Mensch hin?<br />
Dass junge Menschen mit einem Studium und anschießendem<br />
Berufseinstieg ein ebenso erfülltes Leben<br />
führen können, sei natürlich auch möglich, so Schmitt,<br />
aber: „Wenn ein junger Mensch ein selbstbestimmtes,<br />
kreatives und erfolgreiches (Berufs-)Leben führen will,<br />
dann ist eine duale <strong>Ausbildung</strong> im Handwerk ein erfolgversprechender<br />
Weg. Dafür gebe ich eine Garantie.“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 29
Saskia Haardt-Cerff,<br />
Südwestfalen Agentur GmbH<br />
Newcomerin Nina Sondermann / Unternehmen Julian<br />
Nöll / Nöll Landschaft und Garten– Unternehmen und<br />
Nachwuchskräfte finden zusammen<br />
Mehr als nur eine Überbrückung<br />
„GAP YEAR SÜDWESTFALEN“<br />
– Ein Praxisjahr in der Region<br />
Christel Zidi<br />
Patrick Bonzel / Südwestfalen Agentur GmbH<br />
K<br />
aum etwas hilft einem jungen Menschen bei<br />
der Berufswahl mehr als praktische Berufserfahrung.<br />
Das Schulpraktikum ist bereits eine<br />
gute Möglichkeit. Aber was, wenn man in dieser Zeit nur<br />
festgestellt hat, dass es genau dieser Beruf doch nicht ist?<br />
Wer noch immer unsicher ist, für welchen Beruf er sich<br />
entscheiden soll, ist selten gut damit bedient, sich halbherzig<br />
für irgendeine <strong>Ausbildung</strong> zu entscheiden. Lieber lässt<br />
man sich mit der Berufswahl noch etwas Zeit und nutzt<br />
diese durch ein „Gap Year“, ein Überbrückungsjahr.<br />
Mit dem „Gap Year Südwestfalen“-Programm der<br />
Südwestfalen Agentur erhält man vielseitige Einblicke<br />
in unterschiedliche Unternehmen und verschiedene Arbeitsbereiche.<br />
Mit drei Praktika bei drei Top-Arbeitgebern<br />
kann man in neun Monaten jede Menge Praxiserfahrung<br />
sammeln. Mit einer umfassenden Betreuung und guter<br />
Vergütung. Nach dieser Zeit bleiben dann noch drei Monate,<br />
die man ganz nach Wunsch nutzen kann. Das Gap Year<br />
Südwestfalen startet jeweils zum 01. Juli eines Jahres und<br />
endet am 30. Juni des Folgejahres. Erste Praktika-Einsätze<br />
finden in der Regel ab August/September statt.<br />
Bewerben können sich Schulabgängerinnen und Schulabgänger<br />
…<br />
• die bis zum Beginn ihres ersten Gap Year Praktikums<br />
das 18. Lebensjahr vollendet haben oder<br />
• mit erfolgreichem Abschluss der gymnasialen Ober<br />
stufe oder<br />
• mit erfolgreichem Abschluss eines vollzeitschulischen<br />
Bildungsgangs des Berufskollegs.<br />
Saskia Haardt-Cerff betreut das Programm, gemeinsam<br />
mit Niklas Jung. Sie hat uns erklärt, wie das Bewerbungsund<br />
Auswahlverfahren abläuft: „Das Bewerbungsverfahren<br />
ist ganz einfach. Mit nur einer Online-Bewerbung kann<br />
man sich für mehrere Unternehmen gleichzeitig bewerben.<br />
Man gibt ganz einfach an, wieso man ein Gap Year machen<br />
möchte, welche Unternehmen einen interessieren und<br />
welche Berufseinblicke man dort gerne erwerben möchte.<br />
Die Bewerbungen werden dann an die ausgewählten Unternehmen<br />
weitergeleitet. Bei Interesse der Unternehmen<br />
koordiniert die Südwestfalen Agentur kurzweilige Bewerbungsgespräche,<br />
die in angenehmer Atmosphäre online<br />
30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
stattfinden. Finden Unternehmen und Bewerber so zusammen,<br />
wird ein individuelles Praxisjahr nach den Wünschen<br />
der Bewerber zusammengestellt. Denn: jedes Gap Year ist<br />
einzigartig.“<br />
Und weiter berichtet Saskia Haardt-Cerff, was während<br />
des Jahres geboten wird: „Die Bewerber erhalten in den<br />
dreimonatigen Praktikumseinsätzen vielfältige Berufs- und<br />
Unternehmenseinblicke. Ein Rahmenprogramm ermöglicht<br />
den Teilnehmenden sich zu Beginn des Programmes<br />
kennenzulernen und im Laufe des Jahres ihre Erfahrungen<br />
untereinander auszutauschen. Zusätzlich wird ein Winterund<br />
Sommerevent geboten. Alle Veranstaltungen werden<br />
durch ein Persönlichkeitscoaching begleitet. Hier werden<br />
beispielsweise Themen wie Kommunikation, Durchhaltevermögen<br />
oder auch Körpersprache angesprochen – alles<br />
natürlich freiwillig, aber die Teilnehmenden fanden das<br />
Angebot immer toll. Zudem werden zweimal im Jahr<br />
weitere Treffen an einem attraktiven Ort in Südwestfalen<br />
angeboten, so kann zudem noch die eigene Region erkundet<br />
werden und man tauscht sich aus, wie das jeweilige<br />
„Jahr“ so verläuft.“<br />
Newcomer Robin Sondermann<br />
bei Effexx Unternehmensgruppe<br />
Derzeit bieten 35 Unternehmen Praktikumsplätze<br />
an. Die Unternehmen<br />
kommen aus verschiedenen<br />
Branchen: Industrie,<br />
Handwerk, Soziales, Gesundheit,<br />
Dienstleistung,<br />
IT und Verwaltung. Das<br />
Programm ist fortlaufend<br />
auf der Suche nach neuen<br />
Unternehmen. Auch die<br />
südwestfälischen <strong>Kreis</strong>e<br />
und Kommunen wurden<br />
als Partner eingeladen ihre Betriebe<br />
vor Ort zum Mitmachen<br />
zu gewinnen: „Interessierte Arbeitgeber<br />
sind herzlichst eingeladen am Programm<br />
mitzuwirken, denn das Programm zahlt sich für beide Seiten<br />
aus“, so die Leiterin des Regionalmarketings.<br />
Das „Gap Year Südwestfalen“-Programm gibt es seit 2018<br />
und wurde auf Anregung der Utopia-Jugendkonferenz<br />
umgesetzt: „Der Wunsch junger Südwestfalen war es, die<br />
vielfältigen beruflichen Perspektiven in Südwestfalen erlebbarer<br />
zu machen und Unternehmen und junge Menschen<br />
auf eine andere Weise<br />
zusammenzubringen.<br />
Für das Regionalmarketing<br />
war dies eine<br />
Selbstverständlichkeit,<br />
denn das Programm<br />
trägt dazu<br />
bei, Nachwuchs<br />
und Fachkräfte<br />
in der Region zu<br />
binden“, so Saskia<br />
Haardt-Cerff. Durch<br />
die dreimonatigen<br />
Praktikumslaufzeiten<br />
können sich Unternehmen<br />
und Praktikanten noch besser<br />
kennenlernen, sich aufeinander einlassen und bestens<br />
ausloten, ob man zusammenpassen könnte. Und das mit<br />
Erfolg: „Das Programm hat dazu beigetragen, dass einige<br />
Teilnehmer bei einem der Unternehmen einen <strong>Ausbildung</strong>svertrag<br />
angenommen haben oder ein duales Studium<br />
begonnen haben“, freut sich die Projektmanagerin.<br />
„Anderen Teilnehmern wurden die Augen für die Vielfalt<br />
der <strong>Ausbildung</strong>sberufe und Betriebe in der Region geöffnet.<br />
Diese haben sich für eine <strong>Ausbildung</strong> und gegen ein<br />
Weggehen entschieden.“<br />
Das Programm, das fortlaufend evaluiert und gemeinsam<br />
mit den Unternehmen weiterentwickelt wird, stößt bei<br />
allen Seiten gleichermaßen auf positive Resonanz. Saskia<br />
Haardt-Cerff und Ihr Kollege Niklas Jung hoffen deshalb<br />
auf noch mehr Unternehmen, die mitmachen, „denn umso<br />
mehr Unternehmen dabei sind, umso erfolgreicher kann<br />
das Programm die jungen Menschen bei ihrer Berufsorientierung<br />
unterstützen.“ ■<br />
Mehr Informationen zum Programm unter:<br />
www.gapyear-suedwestfalen.com<br />
Newcomer Joshua Krawitz<br />
bei Andreas Schulte<br />
Bedachungen GmbH<br />
Die Bewerbungsmasken sind geöffnet. Bewerbungen<br />
sind nun fast ganzjährig geöffnet. Frühzeitige Bewerbungen<br />
zahlen sich aus.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 31
Allein oder mit den Eltern zum Vorstellungsgespräch<br />
„<strong>WOLL</strong>EN SIE DIE STELLE<br />
ODER IHR KIND?“<br />
Christel Zidi<br />
Anke Kemper<br />
P<br />
ersonalsachbearbeiter haben im Laufe ihres<br />
Berufslebens sicherlich schon so manches<br />
erlebt. Bei Bewerbungen um einen <strong>Ausbildung</strong>splatz<br />
lässt das auffallend „erwachsenes“ Anschreiben<br />
eines 16-jährigen Bewerber auf Helikopter-<br />
Eltern schließen - oder auf einen besonders strebsamen<br />
Jugendlichen. Aufschlussreicher sind dann die Vorstellungsgespräche.<br />
Bewerber 1<br />
„Gucken Sie sich nur mal diese Zeichnungen<br />
an, echte Kunstwerke“, setzt sich Frau<br />
Schulte-Meier für ihren Sohn ein,<br />
„das müssen Sie doch auch zugeben.“<br />
Während die Mutter<br />
seine Kinderzeichnungen vorlegt, sitzt Sven-Thorsten<br />
zusammengesunken auf dem Bürostuhl zwischen den Eltern<br />
und verdreht die Augen. Ein leichter Knuff von der<br />
Seite und die lautlose, nur mit den Lippen der Mutter geformte<br />
Ansage: „Sitz gerade!“. Der Sachbearbeiter wendet<br />
sich direkt an den jungen Bewerber: „Warum möchtest Du<br />
denn diesen Beruf lernen?“ „Äh, ja, also…“ Das hat schon<br />
viel zu lange gedauert, Herr Meier springt ein: „Mein<br />
Sohn rechnet nämlich auch ganz gut. Das ist doch wichtig<br />
in Ihrer Firma. Kenn ich auch von mir. Wissen Sie,<br />
ich habe einen Handwerksbetrieb…“ Frau Schulte-Meier<br />
greift ein: „Hermann, das tut hier nicht zur Sache.“<br />
Und sie zählt weitere Eigenschaften<br />
ihres Sohnes auf: „Na, im<br />
32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Sport ist unser Sven-Thorsten nicht so gut – hat er wohl<br />
von seinem Vater (zu dem sie stirnrunzelnd blickt). Aber<br />
er ist immer freundlich zu unseren Nachbarn, besonders<br />
zu der hübschen Frau Müller, die letzte Woche eingezogen<br />
ist.“ „Mama!!!“ - endlich auch ein Kommentar des Sohnemanns.<br />
„Stimmt doch“, ergänzt Frau Schulte Meier leise.<br />
„Der Sachbearbeiter macht sich Notizen: „Eltern sehr<br />
aktiv im Bewerbungsprozess. Bewerber eher zurückhaltend.“<br />
Plötzlich geht die Tür auf: der Firmenchef persönlich<br />
kommt herein: „Ach, Frau Schulte, Herr Schulte. Wie<br />
geht es Ihnen? Der Eichen-Parkettboden, den Ihre Leute<br />
verlegt haben, passt wirklich super in unser bescheidenes<br />
Zuhause. Bin sehr zufrieden.“ Schon wendet er sich wieder<br />
zur Tür, dreht sich aber noch einmal halb um und macht<br />
dem Sachbearbeiter ein zustimmendes Zeichen. Als die<br />
Familie Schulte sich wieder auf den Rückweg macht, sind<br />
sich die Eltern einig: „Siehst Du, war doch gut, dass wir<br />
mitgekommen sind.“ Und war doch gut, dass sie nicht auf<br />
die Frau am Telefon gehört haben, die fragte: „Wollen Sie<br />
jetzt die Stelle oder Ihr Kind?“<br />
Bewerber 2<br />
Felix, 16 Jahre alt. Ziemlich nervös sitzt er mit seiner dicken<br />
Bewerbungsmappe auf dem Flur. Schon eine halbe<br />
Stunde vor dem Termin war er da. Endlich wird er aufgerufen.<br />
Er spürt den Blick des Sachbearbeiters, der vom<br />
Scheitel bis zur Sohle geht. Markenklamotten besitzt er<br />
keine, aber seine Haare sind gekämmt, seine Kleidung sauber<br />
und ordentlich. Ein wenig einschüchternd wirkt sein<br />
Gegenüber schon. Aber was soll´s. „Wenn Du etwas erreichen<br />
willst, musst Du auch dafür kämpfen. Und kämpfen<br />
muss man meist allein. Gewöhn dich dran“, hatte ihm sein<br />
Vater mit auf den Weg gegeben. Ein wenig hätte er sich<br />
schon gewünscht, wenn er ihn wenigstens bis zur Firma<br />
gefahren hätte… Der Sachbearbeiter will wissen, warum<br />
er sich gerade für diesen Beruf entschieden hat. Und weil<br />
es sein Traumberuf ist, kann er ihm das auch ganz genau<br />
erklären. Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus,<br />
das Gesicht des Sachbearbeiters wird immer offener und<br />
freundlicher. Jetzt ist er es, der einen Zustimmungsvermerk<br />
auf die Akte setzt. ■<br />
GEHE<br />
DEINEN<br />
WEG<br />
mit<br />
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<strong>Ausbildung</strong>sberufe:<br />
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Maschinenbau, Wirtschaftsingeneurswesen, Betriebswirtschaftslehre<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 33
Quelle: AdobeStock_277985361_tadamichi<br />
Kooperation von Arbeitsagentur, IHK und Handwerkskammer:<br />
„Spurwechsel“ zeigt Perspektiven auf<br />
Allein die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache:<br />
Fast jeder dritte Studierende bricht vor allem an<br />
Universitäten das Studium ab. Das betrifft auch<br />
junge Erwachsene aus Akademikerfamilien, die offensichtlich<br />
unter besonderem Druck der Eltern stehen. „Es gibt<br />
einen großen Ehrgeiz unter Akademikern nach dem Motto:<br />
Wir haben alle studiert und Du studierst auch“, sagte Ricarda<br />
Steinmayr in einem Gespräch mit der WELT am 21.<br />
März 2021. Aber nicht alle Kinder seien in der Lage, eine<br />
akademische Laufbahn einzuschlagen. Die Eltern müssten<br />
auch die Kompetenzen der Kinder berücksichtigen, betont<br />
die Professorin für pädagogische Psychologie an der Technischen<br />
Universität Dortmund. „Es ist eine große Fehlannahme<br />
des Bildungsbürgertums, dass nur der eigene, akademische<br />
Weg zum Erfolg führt.“<br />
Auch wenn der sogenannte „Akademisierungswahn“ (Münchner<br />
Philosoph Julian Nida-Rümelin) weiter anhält, Industrie,<br />
Handwerk und Gewerbe haben längst das große Potenzial<br />
der Studienabbrecher erkannt. „Auch Studienabbrecher sind<br />
willkommen“, heißt es vermehrt in Stellenanzeigen der Betriebe.<br />
Die „Absteiger“ mit einer hohen schulischen Qualifikation<br />
können für die Wirtschaft ein attraktives Führungs- und<br />
Fachkräftepotenzial entwickeln. Und vor allem: Die jungen<br />
Paul Senske<br />
STUDIENAUSSTIEG AUCH ALS CHANCE<br />
Erwachsenen wissen nach dem Abbruch und dem vermeintlichen<br />
Abstieg, was sie wollen.<br />
Vor diesem Hintergrund und auch des Fachkräftemangels haben<br />
sich die Netzwerke „Spurwechsel“ gegründet. Im Hochsauerlandkreis<br />
und <strong>Kreis</strong> <strong>Soest</strong> wurde das Netzwerk – Agentur<br />
für Arbeit, Handwerkskammer und IHK – 2015 aus der Taufe<br />
gehoben. Es zeigt mit großem Erfolg Anschluss-Perspektiven<br />
auf und ermöglicht den vermeintlichen „Absteigern einen Aufstieg“.<br />
Studienfachwechsel, duale <strong>Ausbildung</strong>, duales Studium<br />
oder Seiteneinstieg: Die Palette der Angebote und Vermittlungen<br />
ist vielfältig. Viele Wege führen im breitgefächerten<br />
deutschen Bildungssystem zum beruflichen Erfolg: „<strong>Karriere</strong><br />
anders denken“, nach Enttäuschungen, die sich bietenden<br />
Chancen zu ergreifen und das eigene Potenzial zu entfalten,<br />
wie beim Spurwechsel. ■<br />
E-Mail HSK:<br />
Meschede.Spurwechsel-HSK@arbeitsagentur.de<br />
E-Mail <strong>Soest</strong>:<br />
Meschede-<strong>Soest</strong>.Spurwechsel-<strong>Kreis</strong>-<strong>Soest</strong>@arbeitsagentur.de<br />
E-Mail Olpe:<br />
Siegen.Navi@arbeitsagentur.de<br />
34 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Mit Hammer, Beißzange und<br />
CAD-System<br />
Leidenschaft um Schuhe und auch Füße.<br />
Das geballte Fachwissen der beiden Meister<br />
kommt ihren Kunden zugute. Aber sie<br />
geben es auch gern an ihren aktuellen und künftige<br />
Auszubildende weiter.<br />
AdobeStock 163799949<br />
PLÄDOYER FÜR EINEN<br />
WUNDERSCHÖNEN<br />
ALTEN<br />
HANDWERKSBERUF<br />
Helmut Gaida<br />
D<br />
er Lehrlingswart der „Schuhmacher-Innung<br />
Hellweg-Lippe“ sieht mit Sorge auf die Zukunft<br />
eines alten Handwerksberufes. Der<br />
Lippstädter Jens Haasmann ist Orthopädie-Schuhmachermeister<br />
und übt seinen Beruf schon seit gut 23<br />
Jahren aus. Mit viel Leidenschaft zu dem Handwerk.<br />
Was ihm als Lehrlingswart - und damit der gesamten<br />
Innung - allerdings fehlt, sind die Auszubildenden.<br />
Jens Haasmann hat einen wunderschönen, alten Handwerksberuf<br />
gelernt und dazu einen nachhaltigen. Als<br />
Orthopädie-Schuhmachermeister weiß er alles über die<br />
Herstellung, Pflege und Reparatur von Schuhen. Anders<br />
als der „normale“ Schuhmacher, ist er auch der Experte für<br />
den Fuß. Spätestens dann, wenn doch einmal der Schuh<br />
drückt oder Fußfehlstellungen zu Knie- und Rückschmerzen<br />
führen, wenn bzw. die Füße Probleme machen und<br />
eine eigens für sie gefertigte Einlage brauchen, weiß man,<br />
wie wichtig dieser alte Handwerksberuf doch ist.<br />
In Lippstadt befindet sich seine kleine, orthopädische<br />
Meisterwerkstatt und dass schon seit 50 Jahren.<br />
Zwei Orthopädie-Schuhmachermeister, Jens Haasmann<br />
und Frederik Holtmann kümmern sich dort mit<br />
Der Trand geht zum<br />
Orthopädieschuhmacher<br />
„Leider fehlen im Schumacher-Handwerk gänzlich<br />
viele Auszubildende und das schon seit<br />
Jahren“, berichtet Haasmann. „Der<br />
Trend geht, wenn überhaupt, zum<br />
Orthopädieschuhmacher. Diesen Beruf hat auch<br />
sein jetziger Azubi gewählt, der voraussichtlich<br />
2025 die Prüfung zum Orthopädieschuhmacher<br />
ablegen wird.<br />
Tradition und Hightech<br />
Wie auch in vielen anderen Handwerksbereichen<br />
verbinden sich im Beruf des Schuhmachers Tradition und<br />
Hightech. Hammer, Beißzange und Raspel sind zwar die<br />
wichtigsten Handwerkszeuge des Schuhmachers, aber<br />
wenn Einlagen und Schuhe entwickelt und gefertigt<br />
werden, kommt modernste Orthopädietechnik (CAD-<br />
Adobe Stock<br />
System z. B. für den 4-D-Wirbelsäulenscan) zum<br />
Einsatz. Ein regelmäßiger Austausch mit Orthopäden,<br />
Chirurgen und Medizinern gehört natürlich auch dazu.<br />
Während der dualen <strong>Ausbildung</strong> zum Orthopädie-<br />
Schuhmacher, die 3,5 Jahre dauert, lernt man auch alles<br />
über den menschlichen Bewegungsapparat. Mit diesem<br />
Beruf kann man später auch in Sanitätshäusern,<br />
Kliniken und Schuhfachgeschäften arbeiten. Oder<br />
man macht den Meisterbrief und eröffnet dann seinen<br />
eigenen Betrieb.<br />
Nicht zuletzt hat der Beruf des Schuhmachers auch viel<br />
mit Nachhaltigkeit zu tun. Ein bisher noch schwacher<br />
Trend geht hin zur Reparatur von Schuhen. Nichts gegen<br />
die allseits beliebten Sneaker, aber Haasmann wundert<br />
sich schon länger, dass ausgerechnet junge Menschen,<br />
die mit dem Bewusstsein für Nachhaltigkeit aufgewachsen<br />
sind, mit „Plastik-Schaumhülsen unter ihren Füßen“<br />
zu „Fridays for Future“-Demos gehen. ■<br />
Sneaker sind praktisch,<br />
aber nicht nachhaltig<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 35
DIE LAGE<br />
BLEIBT ANGESPANNT<br />
Paul Senske<br />
Vanessa Schulte<br />
D<br />
er (nüchterne) Blick auf<br />
die Zahlen zeigt einmal<br />
mehr, dass die <strong>Ausbildung</strong>ssituation<br />
in der Region weiter<br />
angespannt ist. Trotz des leicht<br />
positiven Trends, der im <strong>Kreis</strong> <strong>Soest</strong>,<br />
der zum Bezirk der Handwerkskammer<br />
Dortmund gehört, zu verzeichnen<br />
ist. „Insgesamt können<br />
wir aber eine leichte Verbesserung<br />
gegenüber 2020 erkennen“, sagt<br />
Dirk Berkemeyer, Marketing- und<br />
Kommunikationschef der Handwerksammer<br />
Südwestfalen, die für<br />
den HSK sowie für den <strong>Kreis</strong> Olpe,<br />
<strong>Kreis</strong> Siegen-Wittgenstein und den<br />
Märkischen <strong>Kreis</strong> zuständig ist.<br />
So befanden sich zum 31. Dezember<br />
2021 im <strong>Kreis</strong> <strong>Soest</strong> 595 Auszubildende<br />
im ersten Lehrjahr, ein Jahr<br />
zuvor waren es 497, eine Steigerung<br />
von 19,7 Prozent. Eine ähnliche Tendenz<br />
verzeichnet auch die HWK<br />
Südwestfalen. Auch die Anzahl der<br />
Betriebe, die ausbilden, ist gestiegen.<br />
Weiterhin starke männliche<br />
Dominanz<br />
Was auffällt, ist die weiterhin starke<br />
männliche Dominan: Im <strong>Kreis</strong><br />
<strong>Soest</strong> sind bei derzeit 612 <strong>Ausbildung</strong>sbetrieben<br />
1.613 Nachwuchskräfte<br />
in der Lehre – 1.346 männlich,<br />
267 weiblich.<br />
Im Bereich der HWK Südwestfalen<br />
(2.294 <strong>Ausbildung</strong>sbetriebe) sind<br />
derzeit 5.195 junge Menschen in der<br />
<strong>Ausbildung</strong>, 4.301 männlich (82,8<br />
Prozent) und 894 weiblich mit einem<br />
Anteil von 17,2 Prozent.<br />
Bundesweit liegt der Frauenanteil<br />
bei rund 18 Prozent. Die gewerblichtechnischen<br />
Berufe gelten deutlich als<br />
Männerdomäne.<br />
Junge Frauen ergreifen vorwiegend<br />
handwerkliche Berufe aus dem<br />
„kreativen Bereich“. Vor allem mit<br />
Imagekampagnen oder Engagement<br />
bei den Girls Days wollen der Zentralverband<br />
des Deutschen Handwerks,<br />
die Kammern sowie die <strong>Kreis</strong>handwerkerschaften<br />
und Innungen<br />
Frauen für die gewerblich-technischen<br />
Berufe begeistern.<br />
Weiterhin „ganz erhebliche Probleme“,<br />
so Berkemeyer, gibt es in den<br />
Berufen Bäcker, Fleischer, Konditoren,<br />
Straßenbauer, Fachverkäuferinnen<br />
(alle Fachrichtungen Bäcker,<br />
Fleischer, Konditoren). Vor allem das<br />
Friseurhandwerk bereitet Sorgen. Die<br />
HWK Dortmund verzeichnet im<br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Soest</strong> 72 Lehrlinge im Friseurberuf.<br />
Das ist weit unter Bedarf.<br />
Weitere Zahlen in den „Problembereichen“:<br />
24 Azubis sind zurzeit im<br />
Bäckerberuf im Einsatz, bei den Fleischerinnen<br />
und Fleischern sind es gerade<br />
mal 5, Konditorin bzw. Konditor<br />
wollen 14 werden. Ähnliche Zahlen<br />
verzeichnet die Handwerkskammer<br />
Südwestfalen für ihre drei <strong>Kreis</strong>e.<br />
Weiterhin ein „Renner“ ist die <strong>Ausbildung</strong><br />
zum Kraftfahrzeugmechatroniker<br />
bzw. zur Kraftfahrzeugmechatronikerin:<br />
238 <strong>Ausbildung</strong>sverhältnisse<br />
bestehen im <strong>Kreis</strong> <strong>Soest</strong> derzeit. Starke<br />
Zahlen verzeichnet in <strong>Soest</strong> auch<br />
der Bereich Elektronik mit 219 Auszubildenden<br />
(Elektroniker/in FR<br />
Energie- und Gebäudetechnik). Beliebt<br />
sind zudem Anlagenmechaniker<br />
im Bereich Sanitär, Heizung, Klima<br />
(SHK) Hier gibt es 174 <strong>Ausbildung</strong>sverhältnisse.<br />
■<br />
36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
<strong>Ausbildung</strong>ssituation<br />
im Bezirk der Handwerkskammer Dortmund<br />
- hier <strong>Soest</strong><br />
(31.12.2021)<br />
1.613 Auszubildene insgesamt<br />
Die stärksten <strong>Ausbildung</strong>sberufe<br />
Elektro- und Metallhandwerk<br />
Kraftfahrzeugmechatroniker/in 238,<br />
Elektroniker/in FR Energie- und Gebäudetechnik 219,<br />
Anlagemechaniker/in SHK 174, Metallbauer/in 104,<br />
Feinwerkmechaniker/in 38<br />
Bau- und Ausbauhandwerk<br />
Maler/in und Lackierer/in 67, Dachdecker/in 58, Maurer/in 43,<br />
Zimmerer/Zimmerin 27, Fliesen-, Platten und Mosaikleger/in 21<br />
Gesundheits- und Korperpflege-,<br />
chemische und Reinigungshandwerke<br />
Friseur/in 72, Augenoptiker/in 39, Zahntechniker/in 29<br />
Holzhandwerk<br />
Tischler/in 89<br />
Nahrungsmittelhandwerk<br />
Bäcker/in 24, Konditor/in 14, Fleischer/in 5<br />
612 <strong>Ausbildung</strong>sbetriebe insgesamt<br />
Bekleidungs-, Textil- und Lederhandwerk<br />
Raumausstatter/in 6<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 37
FREIE<br />
AUSBILDUNGSSTELLEN<br />
VON A BIS Z<br />
<strong>Ausbildung</strong>sberuf<br />
Unternehmen (auf Seite)<br />
Bankkaufleute Sparkassen Lippstadt und <strong>Soest</strong>Werl (93)<br />
Bauzeichner/in BMS Industriebau (60)<br />
Büromanagement & Fremdsprachenkorrespondenten Infineon (59)<br />
Elektroniker/in<br />
Fachinformatiker/in Olsberg (42), WEPA (67)<br />
Fachkraft für Gastronomie<br />
Olsberg (42), L&R Kältetechnik (44),<br />
Ohrmann Montagetechnik (55), Infineon (59), WEPA (67)<br />
Hotel Diedrich (79), Jagdhaus Wiese, Hotel Deimann<br />
Fachkraft für Lagerlogistik WEPA (67), Grosshaus (88), Spedition Mönig (90)<br />
Fachkraft für Restaurants +Veranstaltungsservice Hotel Deimann (79)<br />
Fachkraft Küche Hotel Diedrich (78), Hotel Deimann (79)<br />
Fachlageristen Infineon (59)<br />
Fertigungsmechaniker/in Infineon (59)<br />
Gießereimechaniker/in IMI (61)<br />
Gießereimechaniker, Fachr. Handformguss Olsberg (42)<br />
Hauswirtschafter/in Krankenhaus Brilon (50)<br />
Hotelfachmann/Hotelfachfrau<br />
Hotelkaufmann/frau Hotel Platte (79)<br />
Industriekaufleute<br />
Kaufleute für E-Commerce<br />
Hotel Diedrich (78), Hotel Rimberg (79), Hotel Platte /79),<br />
Hotel Schütte (80), Waldhaus Ohlenbach (79)<br />
Olsberg (42), L&R Kältetechnik (44), Ohrmann Montagetechnik<br />
(55), Infineon (59), IMI (61), Constab (66), WEPA (67),<br />
Briloner Leuchten (71), Grosshaus (88)<br />
Briloner Leuchten (71), Sparkassen Lippstadt und <strong>Soest</strong>Werl<br />
(93)<br />
Kaufleute für Versicherungen und Finanzen Sparkassen Lippstadt und <strong>Soest</strong>Werl (93)<br />
Kaufleute Spedition und Logistikdienstleistungen WEPA (67)<br />
Kaufmann/-frau für Büromanagement AUDAX (69)<br />
Kaufmann/-frau für Spedition und Logistikdienstleistung Mönig (90)<br />
Koch/Köchin Sterne im Sauerland (79), Hotel Schütte (80)<br />
Konstruktionsmechaniker/in BMS Industriebau (60)<br />
Maschinen- und Anlagenführer/in WEPA (67), Grosshaus (88)<br />
Mechatroniker/in<br />
Mikrotechnologen/in Infineon (59)<br />
Papiertechnologe/in WEPA (67)<br />
L&R Kältetechnik (44), Infineon (59), WESTKALK (63),<br />
WEPA (67)<br />
Pflegeausbildung LWL-Akademie (49), Krankenhaus Brilon (50)<br />
Produktionstechnologe/in Infineon (59)<br />
Prozess- und Elektrotechnik Infineon (59)<br />
38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
<strong>Ausbildung</strong>sberuf<br />
Restaurantfachkräfte<br />
Stanz- und Umformmechaniker/in Olsberg (42)<br />
Steuerfachangestellte/r AUDAX (69)<br />
Unternehmen (auf Seite)<br />
Stuckateur/in Heitschötter (41)<br />
Hotel Rimberg (79), Waldhaus Ohlenbach (79),<br />
Hotel Schütte (80)<br />
Technischer Produktdesigner/in Ohrmann Montagetechnik (55)<br />
Technischer Systemplaner/in BMS Industriebau (60)<br />
Verfahrensmechaniker/in Constab (66)<br />
Werkzeugmechaniker/in IMI (61), Grosshaus (88)<br />
Zerspanungmechaniker/in Ohrmann Montagetechnik (55), IMI (61), Grosshaus (88)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 39
BAU, ARCHITEKTUR<br />
UND VERMESSUNG<br />
Top Berufe:<br />
• Feinwerkmechaniker/in<br />
• Bauzeichner/in<br />
• Beton- und Stahlbetonbauer/in<br />
• Dachdecker/in<br />
• Fachkraft - Straßen- und Verkehrstechnik<br />
• Geomatiker/in<br />
• Gerüstbauer/in<br />
• Gleisbauer/in<br />
• Hochbaufacharbeiter/in<br />
• Straßenbauer/in<br />
Firmenportraits und<br />
<strong>Ausbildung</strong>sangebote<br />
aus der Region auf<br />
imsauerland.de<br />
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Foto:AdobeStock_85267199<br />
Stuckateure machen schöne Wände<br />
SGRAFFITI<br />
STATT GRAFFITI<br />
Christel Zidi<br />
Foto:AdobeStock_85267199<br />
Es<br />
gibt wirklich gute Graffiti-Künstler, die aus<br />
Wänden Kunstwerke machen. Aber mal ab-<br />
gesehen davon, dass Graffiti nicht jedermanns<br />
Geschmack sind, reichen den meisten Hausbesitzern<br />
gut verputzte und gedämmte Hauswände.<br />
Die Arbeit eines Stuckateurs ist sehr abwechslungsreich<br />
und reicht weit über das „Verputzen“ hinaus.<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
STARKES HANDWERK · STARKES TEAM<br />
Stuckateurmeisterbetrieb<br />
Christian Heitschötter<br />
Grüterstr. 25 · 59759 Arnsberg<br />
Tel: 0151 11 66 40 25<br />
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Reine „Gipsbildhauer“, wie man die Stuckateure früher<br />
auch nannte, gibt es eher wenige. Oft arbeiten diese in<br />
der Denkmalpflege oder bei Kirchenbauämtern. Natürlich<br />
führen die meisten Stuckateure auch die reinen<br />
Stuckarbeiten aus, also diese ornamentalen Verzierungen,<br />
wie sie noch an historischen Gebäuden zu finden sind,<br />
doch das Berufsbild hat sich gewandelt.<br />
Heute sind Stuckateure die Experten, wenn es um<br />
Hauswände geht. Viele von ihnen wie z B. Stuckateurmeister<br />
Christian Heitschötter aus Arnsberg-Bruchhausen,<br />
haben sich auf Innenausbau & Co. spezialisiert:<br />
„Um für die Kunden immer auf dem neuesten Stand der<br />
Technik zu sein, wird bei uns großer Wert auf Weiterbildung<br />
gelegt, zum Beispiel wenn es um Dübeltechniken<br />
geht.“ Sein Team kümmert sich nicht nur um<br />
schöne Gebäudehüllen, sondern auch um Vollwärmeschutz,<br />
Wärmedämm-Verbund-Systeme (WDV-Systeme),<br />
Innen- und Außenputz, Trockenbau, Fassadenanstrich,<br />
Altbausanierung, Sanierputz und Reparaturarbeiten an<br />
Häusern geht.<br />
Ein äußerst abwechslungsreicher Handwerksberuf mit<br />
besten Aussichten, bei dem sich der Fachmann auch mal<br />
wie ein Künstler fühlen kann: Während der <strong>Ausbildung</strong><br />
lernen die Stuckateure verschiedene Putztechniken kennen:<br />
Fein- und Scheibenputz, Landhausputz und eben<br />
auch die Sgraffitotechnik. Das ist eine alte Kratz- und<br />
Ritztechnik, die, verbunden mit der Farbgestaltung eines<br />
Edelputzes, wahre Meisterwerke an Wände zaubert. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 41
ELEKTROTECHNIK<br />
Top Berufe:<br />
• Elektroniker/in<br />
• Automatisierungstechnik<br />
• Betriebstechnik<br />
• Energie- und Gebäudetechnik<br />
• Geräte und Systeme<br />
• Fertigungsmechaniker/in<br />
• Hörakustiker/in<br />
• IT-Systemelektroniker/in<br />
• Mechatroniker/in<br />
Firmenportraits und<br />
<strong>Ausbildung</strong>sangebote<br />
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Elektroniker für Betriebstechnik<br />
sind stets und überall zur Stelle<br />
Sonja Funke<br />
Iris Böning<br />
42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Olsberg. Ohne das Team, in dem Silas Lausen<br />
arbeitet, geht nichts. Das sagt der Chef, Ulrich<br />
Herrmann, über seine Elektroniker für Betriebstechnik.<br />
Silas ist einer von ihnen, er hat seinen Abschluss<br />
seit Januar <strong>2022</strong> frisch in der Tasche und wurde direkt in<br />
der Elektrowerkstatt übernommen. Damit ist er nun Teil<br />
des Servicebereiches Instandhaltung der Olsberg GmbH.<br />
Besonderes Kennzeichen: stets zur Stelle sein. Und schon<br />
klingelt das Telefon.<br />
„Man muss bereit sein, schnell eigenständig zu arbeiten“,<br />
sagt der 20-jährige Madfelder über seinen Job. „Ich fand<br />
es schon immer interessant, einen technischen Beruf zu<br />
erlernen. Bei Störungen an den Anlagen die Ursache herauszufinden<br />
und schnell zu beheben, das steht hier jeden<br />
Tag an.“ Wenn sie nicht gerade Probleme lösen, die bei<br />
so vielen Maschinen jederzeit auftauchen können, dann<br />
entwickeln die fünf Facharbeiter und drei Azubis auch<br />
immer wieder Neues, zum Beispiel aktuell ganze Schaltschränke<br />
für eine neue Beleuchtung.<br />
„Im ersten Lehrjahr ist die <strong>Ausbildung</strong> ähnlich wie bei<br />
den Elektronikern im Handwerk. Danach geht es bei uns<br />
zum Beispiel mehr ums Programmieren als um Haustechnik“,<br />
sagt Silas Lausen. „Der Elektroniker für Betriebstechnik<br />
ist sicherlich unter den handwerklichen Berufen<br />
einer der anspruchsvollsten und bringt viel Verantwortung<br />
mit sich“, ergänzt Personalleiterin Dagmar Srajek.<br />
Es gilt schließlich, die millionenschweren Maschinen am<br />
Laufen zu erhalten und dafür zu sorgen, dass alle anderen<br />
im Betrieb durcharbeiten können. „Außerdem lernt der<br />
Betriebselektroniker bei uns die Gießerei und die Feinblechtechnik<br />
kennen, zwei grundverschiedene Bereiche<br />
mit je einem großen teil- und vollautomatisierten Maschinenpark“,<br />
so Dagmar Srajek.<br />
In der <strong>Ausbildung</strong> gibt die Projektarbeit, mit der Stefan<br />
Wahle, Industriemeister für Elektrotechnik, seine Azubis<br />
betreut, einen festen Tagesablauf. Immer wieder gehen die<br />
Azubis aber auch mit, um zu schauen, was bei einer Störung<br />
zu tun ist. Oder sie ziehen – im letzten <strong>Ausbildung</strong>sjahr<br />
– allein los. „Wir haben zwar eine Lehrwerkstatt, aber<br />
dort werden die Auszubildenden nicht festgebunden. Es<br />
ist ein hoher Anteil an Eigeninitiative gefragt, die <strong>Ausbildung</strong><br />
ist sehr praxisnah. Ich gucke den Azubis nicht<br />
ständig über die Schulter“, betont der Ausbilder. Darüber<br />
hinaus gibt es verschiedene Programmier-Tools, an denen<br />
ausprobiert werden kann, ohne direkt schon in die echten<br />
mehr erfahren unter<br />
www.passt-app.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 43
Maschinenabläufe einzugreifen. Besonders ist, dass die Auszubildenden<br />
auch andere fachliche Dinge lernen und die<br />
<strong>Ausbildung</strong> breit aufgestellt ist. „Wir machen zum Beispiel<br />
eine Grundausbildung für die Metallbearbeitung.“<br />
Es wird nie langweilig in diesem Beruf. Ein Unternehmen<br />
wie die Olsberg GmbH hat überall Elektronik verbaut –<br />
von der Beleuchtung bis hin zur großen Maschine. „Darum<br />
zeichnet es die Elektroniker für Betriebstechnik aus, dass<br />
sie teils gerade dann arbeiten, wenn die anderen Kollegen<br />
ins Wochenende gehen oder Betriebsferien haben“, hebt<br />
Dagmar Srajek noch einen wesentlichen Aspekt hervor.<br />
„Wir richten dann alles her, damit die Elektronik steht, sobald<br />
die Maschinen wieder hochgefahren werden“, ergänzt<br />
Stefan Wahle. Zu diesen Zeiten ist richtig Dampf im Teamkessel.<br />
„Auf der anderen Seite können wir zu allen anderen<br />
Zeiten untereinander und unabhängig vom Rest des Betriebes<br />
planen, wann wer frei macht“, sagt Silas Lausen. Das<br />
bringe große Flexibilität innerhalb der ansonsten geregelten<br />
Arbeitszeiten. „Es macht Spaß, Teil dieses Teams zu sein“,<br />
sagt Silas und zieht los. Das Telefon hat wieder geklingelt. ■<br />
More than cold.<br />
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44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong><br />
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Vom Stift...<br />
Christel Zidi<br />
U<br />
nsere<br />
Sprache ist<br />
lebendig.<br />
Sie reagiert auf<br />
Einflüsse aus anderen<br />
Sprachen, auf eine<br />
geänderte Lebensweise<br />
oder –einstellung. So ist unser<br />
Wortschatz schon durch den<br />
Gebrauch von Smartphones und<br />
Computern erweitert worden, durch<br />
Worte wie App, Cloud, Chat, leaken etc.; die<br />
Verwendung vieler französischer Begriffe hingegen ist<br />
im Schwinden. Kein Wunder: Statt sich für ein Rendezvous<br />
ins Kostüm zu zwängen, reichen für ein Date oft<br />
Hoodie und Skinny oder auch Leggins. Schade, wenn<br />
mit den Wörtern auch gleich der „Chic“ verlorengeht.<br />
Es gibt aber definitiv sehr viele Wörter, die wir nicht vermissen.<br />
Zum Beispiel das Wort „Stift“. So nannte man die<br />
Auszubildenden noch vor wenigen Jahrzehnten. Woher<br />
der Ausdruck kommt, lässt sich nicht mehr genau feststellen.<br />
Manche meinen aus der Zimmermanns-Branche.<br />
Dort ist ein Stift ein kurzes Holzstück. Da Lehrlinge im<br />
ersten Jahr (damals manchmal mit 14, 15 Jahren) noch<br />
nicht ausgewachsen waren, waren sie auch meist klein bzw.<br />
kurz. Eine andere Erklärung ist die, das Stifte auch mal<br />
„angespitzt“ werden müssen. Dazu kann man sich den<br />
Kommentar ersparen. Dass das Wort Stift mit „stiften gehen“,<br />
also verschwinden, sich vor der Arbeit drücken, zu<br />
tun hat, erscheint aber nicht ganz schlüssig. Sicherlich gab<br />
es auch ältere Arbeitnehmer, die sich vor der Arbeit drückten<br />
und die man deshalb nicht als Stift bezeichnet hat. Die<br />
letzte Erklärung ist die am häufigsten genannte: Ein Stift<br />
ist ein Nagel ohne Kopf – also nicht besonders gut zu gebrauchen,<br />
kopflos eben.<br />
1971 wurden aus Lehrlingen ganz offiziell „Auszubildende“.<br />
Mit dem Namen änderte sich auch ein Teil der<br />
...zum Azubi<br />
Gewerbeordnung. Das aus dem<br />
Jahr 1900 stammende Recht der<br />
Lehrherren zur „väterlichen Zucht“ wurde<br />
abgeschafft: „Die körperliche Züchtigung sowie jede die<br />
Gesundheit des Lehrlings gefährdende Behandlung sind<br />
verboten“ hieß es dort. In diesem Zusammenhang ist es<br />
interessant, dass das Züchtigungsrecht der Pädagogen erst<br />
1972 bundesweit abgeschafft wurde. Heute ist es strafbar,<br />
den Auszubildenden „eins hinter die Löffel zu hauen“, ihm<br />
„die Ohren lang zu ziehen“ oder ihm „was auf die Finger<br />
zu geben“. Allein die Nachsilbe des Wortes Lehrling zeugt<br />
von Geringschätzung. Ähnliche Beispiele wie Neuling,<br />
Primitivling, Naivling, Feigling, Wüstling haben gleichfalls<br />
einen abwertenden Charakter. Nebenbei bemerkt gibt<br />
es Wörter mit der Endung -linge nur in der männlichen<br />
Form.<br />
Oft wird statt Auszubildender die Abkürzung Azubi verwendet.<br />
Das klingt positiv, in der weiblichen Form – Azubine<br />
– gar schon wie ein neckisches Kosewort. Tatsache ist,<br />
dass in fast allen Unternehmen das Ansehen der Auszubildenden<br />
gewachsen ist, der <strong>Ausbildung</strong>sauftrag ist in den<br />
Vordergrund gerückt. Was nicht bedeutet, dass die Azubis<br />
keine Pflichten hätten. Eine davon ist, die Weisungen<br />
des Ausbilders zu befolgen. Wenn der dann gelegentlich<br />
anordnet, den Besen in die Hand zu nehmen, muss der<br />
Azubi dem nachgehen. Aber wie gesagt: gelegentlich. Das<br />
Säubern des Arbeitsplatzes muss im richtigen zeitlichen<br />
Verhältnis zum Rest der <strong>Ausbildung</strong> stehen. ■<br />
Foto: Adobe Stock_159198644<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 45
PFLEGE UND<br />
GESUNDHEITSPRÄVENTION<br />
Top Berufe:<br />
• Augenoptiker/in<br />
• Fachangestellte/r für Bäderbetriebe<br />
• Kaufmann/frau Gesundheitswesen<br />
• Pflegefachmann/frau<br />
• Orthopädieschuhmacher/in<br />
• Sport- und Fitnesskaufmann/frau<br />
• Medizinische/r Fachangestellte/r<br />
• Tiermedizine/r Fachangestellte/r<br />
• Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r<br />
• Fachangestellte/r Zahntechnik/in<br />
Firmenportraits und<br />
<strong>Ausbildung</strong>sangebote<br />
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Foto: sabrinity<br />
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Christel Zidi<br />
Adobe Stock | #217829602<br />
46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
€<br />
Z<br />
umindest nicht in Gesundheitsfachberufen.<br />
Diese positive Nachricht kam zu Beginn des<br />
letzten Jahres und gilt für das Land NRW. Von<br />
dieser Entscheidung, die rückwirkend zum 01.01.21<br />
gilt, profitieren allein in Nordrhein-Westfalen mehr als<br />
8.000 Auszubildende.<br />
Wer nie verstanden hat, warum der Staat das Studium von<br />
Apothekern und Ärzten bezahlt, die <strong>Ausbildung</strong> im Bereich<br />
der Gesundheitsfachberufe allerdings nicht, muss sich seit<br />
dem letzten Jahr keine Gedanken mehr darum machen. Mehr<br />
denn je ist es wichtig, dass sich genügend Menschen für einen<br />
Beruf im Gesundheitsfach entscheiden. Das wegfallende<br />
Schulgeld ist ein Schritt in die richtige Richtung.<br />
Für folgende Berufe ist jetzt diese finanzielle Zuwendung<br />
möglich:<br />
• Ergotherapeut<br />
• Logopäde<br />
• Masseur*innen und medizinische Bademeister*innen<br />
• Pharmazeutisch-technischen Assistent*innen<br />
• Medizinisch-technischen<br />
Laboratoriumsassistent* innen<br />
• Medizinisch-technischen Radiologieassistentinnen<br />
und –assistenten<br />
• Medizinisch-technischen Assistent*innen und<br />
Assistenten für Funktionsdiagnostik<br />
Ein ganz wichtiger Job im Gesundheitswesen ist der des<br />
Notfall- oder Rettungssanitäters. Während früher die<br />
Kommunen die <strong>Ausbildung</strong> zu Rettungsaassisten finanzierten,<br />
sind jetzt die Krankenkassen verpflichtet, alle <strong>Ausbildung</strong>skosten<br />
zu tragen. Teuer wird aber die <strong>Ausbildung</strong><br />
zum Heilpraktiker bleiben. Bis zu 10.000 Euro kostet die<br />
1,5 bis zweijährige <strong>Ausbildung</strong>. Die Abschlussprüfung muss<br />
durch einen Amtsarzt erfolgen. ■<br />
€<br />
€<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 47
Traumberuf Kinderkrankenpfleger/in<br />
JUNGS KÖNNEN DAS GENAUSO GUT!<br />
Christel Zidi<br />
Kann man sich Säuglinge ansehen, ohne dass einem<br />
das Herz aufgeht? Ganz egal wie verknautscht<br />
das kleine Gesicht ist. Auch außerhalb der Säuglingsstation,<br />
auf der Kinderstation wirkt das „Kindchenschema“,<br />
also die typischen Proportionen des Kleinkindgesichtes.<br />
Die großen, runden Augen, die kleine Nase und<br />
das Kinn lösen sofort ein Schutz- und Fürsorgeverhalten<br />
aus. Das ist evolutionsbiologisch bedingt – und es wirkt.<br />
Bei den Mädels steht dieser Beruf nach wie vor besonders<br />
ganz hoch im Kurs. Jungs gibt es in diesem <strong>Ausbildung</strong>sberuf<br />
– bisher - nur sehr wenige. Liegt es vielleicht daran,<br />
dass man gerade in diesem Beruf viel mit körperlicher<br />
Nähe zu tun hat? Ein Kriterium, mit dem sich vor allem<br />
männliche Jugendliche etwas schwertun. Definitiv ist es<br />
so, dass Männer in Pflegeberufen qualitativ gleichwerte<br />
Leistungen erbringen und die Anerkennung seitens<br />
der Patienten mindestens genauso hoch ist.<br />
generalistische <strong>Ausbildung</strong> als Pflegefachmann/-<br />
frau an einer Pflegeschule beginnen. Im letzten <strong>Ausbildung</strong>sjahr<br />
kann man dann den Schwerpunkt auf<br />
die Pflege von Kindern legen, um dann den Abschluss<br />
Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in zu<br />
erwerben.<br />
Später kann man dann sowohl in Krankenhäusern, in<br />
Kinderkliniken und Kinderheimen, bei ambulanten<br />
Pflegediensten und in Facharztpraxen für Kinder und<br />
Jugendliche tätig werden. Auch im Rahmen eines dualen<br />
Studiums (Abschluss Bachelor) kann der Beruf erlernt<br />
werden, dann mit der Option auf Tätigkeiten mit Leitungsfunktion.<br />
■<br />
Männer sind in der Pflege<br />
generell in der Unterzahl.<br />
Im Jahr 2020 waren, so ein Bericht<br />
der Bundesagentur für Arbeit<br />
im Mai 2021, 80 Prozent der<br />
in der Krankenpflege Beschäftigten<br />
ohnehin Frauen,<br />
in der Altenpflege lag<br />
der Anteil gar bei 83 %.<br />
Zuwächse sind kaum zu<br />
verzeichnen. Außerdem<br />
fand man heraus, dass<br />
die Geschlechterverteilung<br />
in den Metropolen<br />
ausgeglichener ist als in<br />
den ländlichen Regionen.<br />
Um Kinderkrankenpfleger/in<br />
zu werden,<br />
muss man zunächst eine<br />
Foto: Adobe Stock_109513177<br />
48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
EINE(R) VON<br />
EINHUNDERTFÜNFZIG<br />
KÜNFTIGEN<br />
ALLROUNDERN<br />
#gutesunternehmen<br />
#gutesunternehmen<br />
Anzeige<br />
I<br />
rgendwann im Leben trifft man den „einen<br />
von 80 Millionen“. Wann das passiert, steht für<br />
die meisten jungen Menschen noch in den Sternen.<br />
Bewusster und gezielter kann man sich für eine <strong>Ausbildung</strong><br />
entscheiden. Zum Beispiel eine generalistische<br />
Pflegeausbildung an der LWL-Akademie Lippstadt.<br />
Vielleicht ist Ihr Kind demnächst auch einer von 150<br />
Azubi dort, ein zukünftiger Allrounder?!<br />
Schon seit 1961 wird in der Akademie für Gesundheitsund<br />
Pflegeberufe des Landschaftsverbandes Westfalen-<br />
Lippe (LWL) ausgebildet. Anja Henrichs leitet die LWL-<br />
Akademie in Lippstadt-Eickelborn. Sie empfiehlt jungen<br />
Menschen, die einen Pflegeberuf ergreifen wollen, eine<br />
generalistische <strong>Ausbildung</strong>, “weil die jungen Menschen<br />
danach befähigt sind, in jedem Versorgungsbereich der<br />
Pflege tätig zu werden – und das auch europaweit. Mit<br />
den umfangreichen Handlungskompetenzen, die sie bei<br />
uns erworben haben, können sie Menschen aller Altersgruppen<br />
akut und dauerhaft stationären sowie ambulanten<br />
Pflegesituationen kompetent versorgen.“<br />
Die dreijährige <strong>Ausbildung</strong> (Voraussetzung Mittlerer<br />
Schulabschluss) ist aufgeteilt in einem theoretischen Teil<br />
und der Fachpraxis in der LWL-Akademie. Die Praxiseinsätze<br />
erfolgen in den LWL-Klinikstandorten Lippstadt<br />
und Warstein und bei weiteren Kooperationspartnern.<br />
Am Ende der <strong>Ausbildung</strong> steht das staatliche Examen.<br />
Allen Auszubildenden der LWL-Akademie wird kostenloses<br />
digitales Lernen mit iPads und entsprechender digitaler<br />
Lernumgebung geboten. Auch der Kontakt zu den Dozenten<br />
ist über die hauseigene Lernplattform möglich. Lernen<br />
ist so also überall und jederzeit möglich.<br />
Wer das Abitur oder die Fachhochschulreife besitzt und<br />
sich für den Pflegeberuf besonders qualifiziert hat, kann<br />
ab dem 2. Jahr den kooperativen Bachelorstudiengang<br />
„Gesundheit (Pflege)“ beginnen. Dieses Studium ist mit<br />
der <strong>Ausbildung</strong> zum Pflegefachmann/ zur Pflegefachfrau<br />
verbunden. Wer möchte, kann auch direkt nach dem Bachelor<br />
das Masterstudium aufnehmen.<br />
In der LWL-Akademie erwartet die Auszubildenden ein<br />
Team aus Pflegepädagogen mit langjähriger praktischer<br />
Erfahrung und fundierten akademischen Qualifikationen<br />
in der Berufs- und Pflegepädagogik. Ein offenes, engagiertes<br />
und wertschätzendes Team, das sein Fachwissen<br />
gern weitergibt - damit jeder der 150 Auszubildenden zu<br />
einem Allrounder wird. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 49
Anzeige<br />
Individuelle <strong>Karriere</strong>planung<br />
im Städtischen Krankenhaus Maria Hilf in Brilon<br />
Angehende akademisierte Pflegefachfrauen: Franka Rudolf (links) und Lena Still<br />
PFLEGE DUAL: ZWISCHEN<br />
WISSENSCHAFT UND PRAXIS<br />
Christel Zidi<br />
sabrinity<br />
P<br />
raxis und Theorie effizient zu verknüpfen<br />
– diese Grundidee steht hinter dem Dualen<br />
Studium. Auf der einen Seite nehmen die Studierenden<br />
– ganz klassisch – an den Vorlesungen der<br />
Hochschule teil. Auf der anderen Seite erweitern sie<br />
ihre praktischen Kenntnisse in einem Unternehmen,<br />
einem wie zum Beispiel das Krankenhaus Maria Hilf<br />
in Brilon. Wer hier den Weg des Dualen Studiums einschlägt,<br />
hat zum Schluss nicht nur den Bachelor in der<br />
Tasche, sondern auch eine abgeschlossene Berufsausbildung.<br />
Schon seit 2016 bietet das Bildungszentrum für Gesundheitsberufe<br />
im Städtischen Krankenhaus Brilon - als Kooperationspartner<br />
der Fachhochschule in Münster - ein<br />
duales Pflegestudium in der Kombination mit der <strong>Ausbildung</strong><br />
im Bereich der Pflege an. Franka Rudolf (21) und<br />
Lena Still (22) haben sich entschieden, diesen Weg zu<br />
gehen, um dann den Bachelorabschluss in der Pflege zu<br />
erhalten. Das praxisbezogene Studium liegt ihnen sehr,<br />
weil sie ihre während des Studiums erlangten und vertieften<br />
pflegewissenschaftlichen Erkenntnisse auch gleich in<br />
der Praxis des Krankenhausalltages anwenden können.<br />
Während Franka kurz nach dem Abitur ihre <strong>Ausbildung</strong><br />
zur Pflegefachfrau begann, war Lena zunächst zwei Jahre<br />
im Ausland als Au Pair tätig. Beiden war bereits während<br />
der Schule klar, dass sie gern im Bereich der Pflege arbeiten<br />
würden. Franka, die aus Bleiwäsche kommt und<br />
50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
jetzt im 2. <strong>Ausbildung</strong>sjahr ist, hat sich gleich zu Beginn<br />
ihrer <strong>Ausbildung</strong> um ein Duales Studium beworben. Ihre<br />
Gründe dazu waren, dass „die Kombination aus <strong>Ausbildung</strong><br />
und Studium sehr attraktiv waren, mein Berufsalltag<br />
bleibt abwechslungsreich und ich in vergleichbar kurzer<br />
Zeit zwei verschiedene Abschlüsse erreichen kann.“ Auch<br />
Lena, jetzt im 2. <strong>Ausbildung</strong>sjahr zur Pflegefachfrau sowie<br />
parallel im 3. Semester des Studiums, sieht die Vorteile,<br />
die ein solches Studium mit sich bringt und ergänzt:<br />
„Man hat immer einen persönlichen Ansprechpartner in<br />
der <strong>Ausbildung</strong>sstätte, einen großen Bezug zur Berufspraxis<br />
sowie natürlich finanzielle Vorteile.“<br />
Wer die Allgemeine Hochschul- oder Fachhochschulreife<br />
besitzt, kann nach 0,5-jähriger <strong>Ausbildung</strong> zur<br />
Pflegefachkraft über ein Stipendium in den Bachelorstudiengang<br />
„Pflege dual“ (Gesamt: sechs Semester)<br />
einsteigen. Das Studium läuft parallel zur <strong>Ausbildung</strong>.<br />
Nach Abschluss der <strong>Ausbildung</strong> schließt für 3 weitere<br />
Semester das berufsbegleitende Studium an. Hier gibt<br />
es die Möglichkeit weiter mit einer 50 %-Anstellung zu<br />
arbeiten. Die Präsenzzeit an der Fachhochschule beträgt<br />
eine Woche pro Semester, die <strong>Ausbildung</strong> und Studium<br />
dauern insgesamt 4,5 Jahre. Während der Studienzeit ist<br />
die Anstellung im Krankenhaus Maria-Hilf garantiert.<br />
Studierte Pflegende, die ihren Beruf<br />
durch ein duales Studium erlernt haben,<br />
sind Experten dafür, theoretische<br />
Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen<br />
und so zur Verbesserung<br />
der Pflegequalität beizutragen.<br />
Mit einem Dualen Studium in der Gesundheitsbranche<br />
ist man in Zeiten des demografischen Wandels nicht nur<br />
ein begehrter Arbeitnehmer, sondern es bieten sich auch<br />
hervorragende Weiterbildungsmöglichkeiten. Zudem wird<br />
die praktische Arbeit bezahlt und die Studiengebühren<br />
übernimmt das Krankenhaus Maria Hilf in Form eines<br />
Stipendiums für das sich beworben werden muss. Petra<br />
Vorderwisch, Schulleiterin im Briloner Krankenhaus,<br />
ist es wichtig zu betonen, dass die reguläre <strong>Ausbildung</strong><br />
dabei nicht in ihrer Struktur angetastet wird:<br />
„Das Duale Studium ist „on top“ – und damit natürlich<br />
auch mit einer zusätzlichen Arbeitsbelastung für<br />
die Studierenden verbunden.“<br />
Trotz dieser Mehrarbeit weiß Franka die Kombination<br />
aus Praxis und Theorie bereits jetzt zu schätzen und zu<br />
nutzen: „Mittlerweile habe ich festgestellt, dass Inhalte aus<br />
meiner <strong>Ausbildung</strong> im Studium aufgegriffen werden, wodurch<br />
ich nochmals tiefere Einblicke in die Themen bekomme.“<br />
Gut erkannt, denn für ein Pflegestudium ist es<br />
wichtig, dass die Studierenden analytisch und ganzheitlich<br />
denken können, schließlich sind sie es, die später zwischen<br />
Wissenschaft und beruflichem Alltag vermitteln.<br />
Um die Kompetenzen für Steuerungsaufgaben im Pflegeteam<br />
zu erlangen, gehören deshalb auch sogenannte „Softskills“<br />
wie Empathie, soziale Kompetenz und Kommunikationsfähigkeiten<br />
dazu.<br />
Mit dem Abschluss des Dualen Studiums erwerben sich<br />
die beiden jungen Frauen nicht nur einen Hochschulabschluss,<br />
sondern sie besitzen damit auch wissenschaftliche<br />
Kompetenzen für Steuerungsaufgaben im Pflegeteam oder<br />
für eine hochschulische Weiterqualifizierung (Pädagogik,<br />
Management oder Beratung).<br />
Franka Rudolf und Lena Still wissen um ihre vielfältigen<br />
beruflichen Möglichkeiten: „Ich möchte auf einer Intensivstation<br />
zu arbeiten, bin aber auch gegenüber anderen<br />
Bereichen offen“, berichtet Lena, die derzeit noch in<br />
Paderborn wohnt. Und Franka ergänzt: „Genau wegen der<br />
guten Weiterbildungsmöglichkeiten habe ich mich auch<br />
für das Studium entschieden. Hierdurch bleiben mir viele<br />
Wege offen, da ich mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht<br />
für einen Arbeitsbereich festlegen möchte. ■<br />
Bildungszentrum für Gesundheitsberufe<br />
am Städt. Krankenhaus Maria-Hilf Brilon gGmbH<br />
Schulleitung: Petra Vorderwisch<br />
Am Schönschede 1 | 59929 Brilon<br />
✆ 02961 780 1440<br />
E petra.vorderwisch@kh-brilon.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 51
Paula Rother (19) will Reittherapeutin werden<br />
Mit Pferdestärke heilen<br />
Thea Rother<br />
Lisa Sambale<br />
W<br />
enn früher die Sommerferien nahten, wurde die kleine Paula schon ganz aufgeregt. Bald ging es<br />
wieder auf den Bauernhof nach Hessen, zu ihren heißgeliebten Pferden. Eine Liebe, die bis heute anhält.<br />
Heute mit 19 Jahren besitzt sie zwei eigene Pferde. Die hat sie in der Reitanlage Schloss Gevelinghausen<br />
untergebracht, wo sie sich täglich um ihre, aber auch um andere Pferde kümmert. Ihre jüngere Schwester<br />
Thea hat sie nach ihren beruflichen Zielen befragt.<br />
52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
„Ich mag den Kontakt mit Menschen,<br />
die körperliche Aktivität und dass<br />
mein gewählter <strong>Ausbildung</strong>sberuf sehr<br />
abwechslungsreich ist.“ (Paula Rother)<br />
Paula Rother liebt Pferde, aber genauso gern ist sie mit<br />
Menschen zusammen. Klar war also, dass sie einen Beruf<br />
im Sozial- bzw. medizinischen Bereich ergreift. Oder eben<br />
etwas mit Tieren. „Ich wollte früher immer Bereiterin werden“,<br />
verrät Paula, „aber jetzt mache ich erst einmal eine<br />
<strong>Ausbildung</strong> zur Physiotherapeutin.“<br />
Nach dem Fachabi ist sie jetzt im 1. Jahr an der Bildungsakademie<br />
für Therapieberufe in Bestwig. Das Fachabi<br />
ist allerdings keine Bedingung: „Um Physiotherapeut*in<br />
zu werden, braucht man mindestens einen Realschulabschluss<br />
oder einen Hauptschulabschluss mit abgeschlossener<br />
Berufsausbildung“, erklärt Paula Rother. Drei Jahre<br />
dauert die <strong>Ausbildung</strong>, also insgesamt mindestens 4.500<br />
Stunden, die sich in einen theoretischen, einen fachpraktischen<br />
und einen berufspraktischen Teil gliedern.<br />
Nach einer intensiven Einführungsphase wird mit zunehmendem<br />
Wissensstand die praktische <strong>Ausbildung</strong> am Patienten<br />
weiter intensiviert. Dadurch gelingt ein leichterer<br />
Übergang in die Berufspraxis.<br />
Also geht es nicht weiter in Richtung Arbeit mit<br />
Tieren? „Doch. Ich bin natürlich auch an Medizin interessiert,<br />
für Menschen und Tiere. Deshalb arbeite ich<br />
daraufhin, später eine Weiterbildung zu machen, um dann<br />
Reittherapie geben zu können. Man kann sich eigentlich<br />
unendlich weiterbilden und das auch in fast jeder erdenklichen<br />
Weise, wie zum Beispiel Manuelle Therapie, Sporttherapie<br />
und eben die tiergestützte Therapie.“<br />
Wie sieht ein typischer Tag für dich aus?<br />
Morgens gehe ich zur Akademie. Anschließend fahre ich<br />
meist direkt zum Stall, versorge dort alle Pferde, gebe Reitunterricht<br />
und/oder reite selbst.<br />
Was ist dein Ziel für die Zukunft?<br />
Mein Traum ist, einen eigenen Hof zu haben, am besten in<br />
Gevelinghausen, und dort Reittherapie sowie Reitstunden<br />
zu geben. ■<br />
Physiotherapeuten behandeln vor allem Menschen,<br />
aber auch Tiere, deren körperliche Bewegungsmöglichkeiten<br />
altersbedingt oder<br />
aufgrund einer Krankheit, Verletzung oder Behinderung<br />
eingeschränkt sind. Sie führen auch<br />
vorbeugende Therapiemaßnahmen durch.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 53
PRODUKTION<br />
UND FERTIGUNG<br />
Top Berufe:<br />
• Bäcker/-in<br />
• Brauer/in und Mälzer/-in<br />
• Chemikant/-in<br />
• Fleischer/-in<br />
• Konditor/-in<br />
• Holzbearbeitungsmechaniker/-in<br />
• Produktionstechnologe/-in<br />
• Medientechnologe/-in<br />
• Packmitteltechnologe/-in<br />
• Verfahrensmechaniker/-in<br />
Firmenportraits und<br />
<strong>Ausbildung</strong>sangebote<br />
aus der Region auf<br />
imsauerland.de<br />
Dieses Berufsfeld erkunden<br />
auf karriere-hier.de<br />
Foto:Iris Böning<br />
Der besondere Moment,<br />
wenn das heiße Eisen fließt….<br />
Warum Jonas Tebbe der Beruf als „Gießereimechaniker,<br />
Schwerpunkt Handformguss“ begeistert<br />
Sonja Funke<br />
Iris Böning<br />
O<br />
lsberg. „Wenn ich am Ende des Arbeitstages<br />
etwas abgieße und das heiße Eisen fließen sehe,<br />
dann ist das jedes Mal etwas Besonderes“, sagt<br />
Jonas Tebbe. Der Siedlinghauser, der 2021 seine <strong>Ausbildung</strong><br />
beendete, hat mit dem „Gießereimechaniker –<br />
Schwerpunkt Handformguss“ seinen Traumberuf gefunden.<br />
Das sagt er nicht, das spürt man und sieht es ihm an.<br />
Wir müssen schauen, direkt vor Ort, was diesen 25-Jährigen<br />
so begeistert. Ab in die Gießerei der Olsberg GmbH!<br />
Die Tür öffnet sich. Zwei, drei Schritte und da steht Jonas<br />
Tebbe schon: ausgerüstet mit Schutzbrille, Schutzkleidung<br />
und vor einem Kessel, aus dem die Funken sprühen.<br />
Er gießt kleine Eisen-Taler für die Materialprobe. Qualitätsmanagement<br />
muss sein. Mit einem riesigen Thermometer<br />
misst er die Temperatur dieser eisernen Flüssigkeit<br />
und ist zufrieden. 1380 Grad! Geschmolzen im großen<br />
Kupol-Ofen. Dieses Haptische fasziniert auch die <strong>WOLL</strong>-<br />
Reporter sofort. Erst die Form zu bauen, dann Kerne einzusetzen,<br />
damit der Guss später auch Hohlräume für zum<br />
Beispiel Elektromotoren oder Pumpen hat. Endlich zu gießen<br />
und schließlich das oft riesige Endprodukt zu sehen.<br />
54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Viel Verantwortung<br />
All dies gibt Jonas Tebbe eine große Zufriedenheit. „Manchmal<br />
habe ich über alle Arbeitsschritte die Verantwortung für<br />
ein ganzes Stück“, freut sich der 25-Jährige. Er identifizierte<br />
sich von Anfang an mit diesem Job. Was an Fähigkeiten<br />
mitzubringen ist? „Man sollte rechnen können, naturwissenschaftlich<br />
interessiert sein und auch technisches Zeichnen<br />
gut finden.“ Zwischen 50 Kilogramm und bis zu 8 Tonnen<br />
sind die Einzelanfertigungen schwer. Die Auftraggeber liefern<br />
die Modelle, anhand derer erst die Form aus Sand gefertigt<br />
und in diese dann das Eisen gegossen wird. Drei bis<br />
vier Stücke stellen die Handformer am Tag her - vom Kontergewicht<br />
für den Industrieroboter bis zum Pumpengehäuse.<br />
Vor Ort, in der Gießerei, geht es nun ans Eingemachte. Wie<br />
große Schubladen wirken die Formkästen. Der große Topf<br />
mit dem flüssigen Eisen fährt heran. „Bitte ein paar Schritte<br />
zurückgehen!“ Schon fließt das Eisen in die Negativform aus<br />
Sand und bahnt sich seinen Weg. „Wenn ich als Former Mist<br />
mache, kann ich schon mal locker 20.000 Euro im wahrsten<br />
Sinne in den Sand setzen. Ich passe auf, bei jedem Arbeitsschritt“,<br />
sagt Jonas Tebbe. Erst am nächsten Tag, wenn alles<br />
abgekühlt ist, kann er sehen, ob das 2 x 2 Meter große<br />
Getriebegehäuse gut gelungen ist. Hat alles geklappt? Muss<br />
möglichst wenig nachgeschliffen werden? Die Handformer<br />
tragen die Verantwortung.<br />
Eine besondere <strong>Ausbildung</strong><br />
„Der Beruf ist leider nicht so bekannt, dabei ist er sehr vielfältig.<br />
Noch dazu brauchen viele Unternehmen in unserer<br />
Region zwischen Hallenberg und <strong>Soest</strong> die Gießereimechaniker“,<br />
unterstreicht Personalleiterin Dagmar Srajek. An der<br />
<strong>Ausbildung</strong> bei der Olsberg GmbH ist besonders, dass hier<br />
noch viele handgeformte Gussteile hergestellt werden. „Unsere<br />
Handformerei hat schon eine gute Größe. Wir nehmen<br />
nach vier Wochen Grundausbildung hier im Betrieb auch die<br />
Prüfung für Azubis anderer Unternehmen ab - ein echter Vertrauensbeweis.“<br />
Und: Wer einmal die Handformerei erlernt<br />
hat, ist begehrt, denn er kommt mit dieser Basis auch an jeder<br />
Maschine klar. Jonas Tebbe war ein Selbstläufer. „Schon nach<br />
zwei Wochen Praktikum habe ich auf ein halbes Jahr verlängert.<br />
Hier sehe ich, wofür ich Mathe oder Physik gebraucht<br />
habe.“ Dabei hatte der 25-Jährige es erst als Chemisch-Technischer<br />
Assistent probiert. „Die Theorie war spannend, aber<br />
die Praxis im Labor war nichts für mich. Hier sehe ich jeden<br />
Abend, was ich gemacht habe. Dies ist das Passende.“ ■<br />
OHRMANN MONTAGETECHNIK steht seit über 35 Jahren<br />
für innovativen Sondermaschinenbau. Mit rund 170<br />
Mitarbeitern stellen wir am Standort in Möhnesee<br />
Montagemaschinen für Armaturenhersteller, die Automobilund<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 55
Lothar Molin, <strong>Ausbildung</strong>sbegleiter<br />
HILFESTELLUNG GEBEN,<br />
WO SIE GERADE BENÖTIGT WIRD<br />
Sabina Butz<br />
Tom Linke<br />
W<br />
as trieb einen Diplomingenieur dazu,<br />
beruflich zum Ausbilder beim Kolpingbildungswerk<br />
umzusatteln und sich über Jahrzehnte<br />
als ehrenamtlicher Mentor, <strong>Ausbildung</strong>spate<br />
oder <strong>Ausbildung</strong>sbegleiter in der Engagementsförderung<br />
der Stadt Arnsberg einzusetzen?<br />
Lothar Molin legt sofort los, nicht etwa mit seinem Lebenslauf,<br />
seiner beruflichen <strong>Karriere</strong> oder seinen anderen<br />
ehrenamtlichen Verdiensten, sondern mit der Feststellung:<br />
„Einem Jugendlichen auf den beruflichen Weg geholfen<br />
zu haben, ist ein sehr bereicherndes Gefühl. Da war<br />
z.B….“ und dann folgt eine kurze Schilderung, wie ein<br />
etwas hilfloser Schüler für sich selbst zur beruflichen Entscheidungsfindung<br />
gelangte und diese dann auch erfolgreich<br />
umsetzen konnte.<br />
Im Mittelpunkt stehen die Berufssuchenden<br />
Unsere Frage, wie das alles anfing, wird ebenfalls mehr aus<br />
der Perspektive der Schüler als der „Helfer“ geschildert:<br />
„Die Engagementförderung der Stadt Arnsberg betreibt<br />
mit der Grimme-Schule ein Projekt mit dem Titel <strong>Ausbildung</strong>spaten.<br />
Dafür wurden ehrenamtliche Mentoren<br />
gesucht, um die Hauptschüler ab der neunten Klasse auf<br />
den Beruf vorzubereiten, bzw. sich für einen Beruf zu ent-<br />
56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
scheiden. Das war genau mein Ding. Im Mittelpunkt steht<br />
für mich jedes Mal der oder die Schüler/in: Wo liegen die<br />
Stärken und wo sind Schwächen? Wie kann ich den jungen<br />
Menschen dabei begleiten, seine eigene Entscheidung<br />
zu treffen? Viele sind einfach nur nicht informiert. Sie<br />
wissen nicht, welche Möglichkeiten ihnen offenstehen.<br />
Da setze ich an. Jeder einzelne „schwierige“ Schüler ist für<br />
mich eine Herausforderung: Sie sind ja nicht „schwierig“<br />
geboren. Irgendwie hat doch jeder Schwierigkeiten, die<br />
dazu da sind, überwunden zu werden. Ich glaube, meine<br />
Schüler merken, dass ich sie wertschätze, sie ernst nehme<br />
und vor allem, dass ich zuhören kann.“<br />
Jeder Mensch braucht eine Perspektive<br />
Einen guten <strong>Ausbildung</strong>sbegleiter zeichnen Verständnis<br />
für die individuellen Sorgen und Probleme bei der Berufsentscheidung<br />
junger Menschen aus. Geduld, Einfühlungsvermögen<br />
und der Glaube, dass jeder Mensch eine<br />
Chance und Perspektive verdient hat, gehören sicherlich<br />
auch dazu. „Wir sind keine ausgebildeten Lehrer, Sozialarbeiter<br />
oder Psychotherapeuten, sondern engagierte Menschen,<br />
die sich den oft komplizierten Lebensbedingungen<br />
Jugendlicher widmen, um Hilfestellung zu geben, wo sie<br />
gerade benötigt wird. Das kann dann auch mal eine Nachhilfe<br />
in bestimmten Fächern sein oder Unterstützung bei<br />
der Bewältigung sozialer Schwächen. Auch Verhaltensmuster,<br />
die aus dem Rahmen fallen, können wir zumindest<br />
erkennen, benennen und vielleicht bewusst machen.<br />
Insgesamt könnte man unsere Arbeit auch als ein Stück<br />
Lebenshilfe bezeichnen“<br />
Berufsberatung verblüffte mich selbst, dass ich ganz offensichtlich<br />
mehr für technische Bereiche geeignet sein<br />
sollte. Mein Vater entschied, ich solle erst einmal etwas<br />
Vernünftiges lernen und suchte mir einen <strong>Ausbildung</strong>splatz<br />
als Werkzeugmacher. Danach absolvierte ich mein<br />
Diplomingenieursstudium in Iserlohn und war als Betriebs-<br />
und Personalleiter tätig. Schließlich entdeckte ich<br />
meine wahre Berufung: Technisches Knowhow mit sozialer<br />
Komponente zu verbinden und wurde bis zu meinem<br />
Ruhestand Sozialpädagoge und Pädagoge beim Kolping-<br />
Bildungswerk für Schulabgänger, die noch nicht ausbildungsfähig<br />
waren.<br />
Einen Extratipp für den Einstieg in die Berufsausbildung<br />
kann ich allen empfehlen, bei denen die <strong>Ausbildung</strong>sfähigkeit<br />
noch fraglich ist: Das Kolping-Bildungszentrum<br />
bietet eine einjährige Berufsvorbereitung an.<br />
Wenn jemand während der <strong>Ausbildung</strong> Schwierigkeiten<br />
in der Berufsschule hat, dem empfehle ich die Teilnahme<br />
an der ausbildungsbegleitenden Hilfe beim Kolping-Bildungszentrum.“<br />
■<br />
Extratipp zur Berufsfindung<br />
Was Lothar Molin zu einem qualifizierten <strong>Ausbildung</strong>sbegleiter<br />
macht, erklärt er so: „Nach meinem Realschulabschluss<br />
wollte ich Bankkaufmann werden. Bei der<br />
Lothar Molin, Jahrgang 1932, engagiert sich neben<br />
seiner ehrenamtlichen Arbeit als <strong>Ausbildung</strong>sbegleiter<br />
bei den Pfadfindern, der Interessenvertretung<br />
der Behindertenhilfe und Tischtennisspielern<br />
in ihren jeweiligen Aktionen, als Stiftungsvorstand<br />
beim Deutschen Jugendherbergswerk und in vielen<br />
weiteren Aktionen<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 57
Foto: Adobe Stock_222657599<br />
Förderprogramm Erasmus+ wertet berufliche <strong>Ausbildung</strong> deutlich auf<br />
„INTERNATIONALE<br />
BERUFLICHE MOBILITÄT“<br />
Paul Senske<br />
Erasmus+ oder auch Erasmus plus ist ein Förderprogramm<br />
der Europäischen Union (EU)<br />
für die Schul-, Berufs- und Hochschuldbildung.<br />
Ursprünglich war das Förderprojekt - zunächst als Sokrates-<br />
und Erasmus-Programm bezeichnet - für den<br />
internationalen Studentenaustausch vorgesehen, nach<br />
Zwischenstufen ist es unter der Prämisse des lebenslangen<br />
Lernens und unter dem Begriff Erasmus+ auch für<br />
Schülerinnen und sowie für Auszubildende offen und<br />
findet in der heimischen Region in Berufsschulen und in<br />
Betrieben vermehrt Anklang.<br />
Betriebspraktika im europäischen Ausland oder weltweit<br />
(Förderprogramm „<strong>Ausbildung</strong> weltweit“) sind angesichts<br />
der weltweiten, wirtschaftlichen Verflechtungen Teile des<br />
beruflichen Anforderungsprofils und werten den Lebenslauf<br />
der Auszubildenden auf. Aus- und Weiterbildung im<br />
Ausland bieten glänzende Möglichkeiten, internationale<br />
Berufskompetenzen und Berufserfahrungen zu erwerben.<br />
Das Lernen von Fremdsprachen, der Erwerb interkultureller<br />
Kompetenzen, Kontakte und Freundschaften sind<br />
weitere Pluspunkte. Dass Betriebspraktika im Ausland die<br />
Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein der Azubis steigern,<br />
sind ebenfalls nicht zu unterschätzende Aspekte.<br />
<strong>Ausbildung</strong>sbetrieb muss zustimmen<br />
Die Voraussetzungen für ein Auslandspraktikum sehen im<br />
Wesentlichen ein Mindestalter von 17 Jahren, das Absolvieren<br />
einer staatlich anerkannten Berufsausbildung sowie<br />
mittlere Kenntnisse der Sprache des Ziellandes vor. Eine<br />
Grundvorrausetzung ist die Zustimmung des <strong>Ausbildung</strong>sbetriebes.<br />
Erasmus+ bietet auch Auszubildenden mit besonderem<br />
Bedarf ein Praktikum im Ausland an. Der Großteil<br />
der Kosten wird durch das Förderprogramm gedeckt. Auch<br />
viele Betriebe zeigen sich kulant.<br />
weiter auf Seite 60<br />
58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
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Ansprechpartner und informieren über Voraussetzungen<br />
und Möglichkeiten für interessierte Azubis, Schülerinnen<br />
und Schüler. Einige Schulen, wie zum Beispiel<br />
das Berufskolleg am Berliner Platz in Neheim-Hüsten<br />
oder das Berufskolleg Meschede, bieten zudem den Erwerb<br />
des Zertifikats „Internationale berufliche Mobilität“<br />
an. Dafür ist ein jeweils 20-Stündiges Vor- und<br />
Nachbereitungsseminar erforderlich. Dazwischen liegt<br />
ein mindestens zweiwöchiges Praktikum im Ausland.<br />
Bei den Kursen, die im Abendunterricht oder am Wochenende<br />
angeboten werden, geht es vor allem um berufliche<br />
Orientierung im Ausland, um die Kommunikation<br />
mit digitalen Medien oder um Selbstentwicklung<br />
und Selbstorganisation.<br />
Berufskolleg am Berliner Platz<br />
in Neheim-Hüsten ist Vorreiter<br />
Ein Vorreiter in Sachen Auslandspraktikum ist das Berufskolleg<br />
am Berliner Platz in Neheim-Hüsten. Das<br />
Kolleg hat sich vor einem Jahr erfolgreich am Verfahren<br />
zur Akkreditierung durch die Nationale Agentur (NA)<br />
für Berufsbildung in Bonn beworben und ist akkreditierter<br />
Erasmus+ Partner. Für die Schule stellt die erfolgreiche<br />
Akkreditierung einen Meilenstein auf dem Weg<br />
in eine verstärkte Internationalisierung der Schule. Ziel<br />
ist es, ihren Lernenden künftig noch mehr Möglichkeiten<br />
der Beteiligung an internationalen Projekten sowie<br />
an Praktikumsaufenthalten im Ausland zu bieten, so<br />
das Berufskolleg des HSK. ■<br />
60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong><br />
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weltweit eingesetzt. Wir bieten Produkte und Lösungen in<br />
drei Schlüsselbereichen: Druckhaltung und Wasserqualität,<br />
Einregulierung, Regelung und Stellantriebe sowie thermostatische<br />
Regelung. Seit 1995 gehört das Unternehmen zur<br />
britischen IMI-Gruppe, die etwa 10.000 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
In der Sparte Hydronic ziehen wir unsere Stärke<br />
aus über 2.000 talentierten Mitarbeitern, die in mehr als 30<br />
Ländern vertreten sind und somit ein reichhaltiges und vielfältiges<br />
Umfeld für Teamarbeit und Entwicklung bieten.<br />
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Je nach Berufssparte sollten Bewerber*innen mit<br />
einem gutem Schulabschluss Interesse an Technik bzw. an<br />
betriebswirtschaftlichen Themen mitbringen. Fremdsprachenkenntnisse<br />
sind wünschenswert, da wir regelmäßig auch<br />
mit unseren internationalen Teams in Kontakt treten.<br />
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· Maschinen u. Anlagenführer (m/w/d)<br />
Während der gesamten <strong>Ausbildung</strong> erfolgt eine intensive Betreuung.<br />
Durch die „Welcome Tage“ lernen alle Berufsstarter*innen<br />
unser Unternehmen, die Produkte und wichtige Ansprechpartner<br />
gleich zu Beginn kennen. Regelmäßig tauschen sich unsere<br />
Azubis auch untereinander aus. Ein/e Pate*in aus höherem <strong>Ausbildung</strong>sjahr<br />
betreut bei Fragen und Herausforderungen. Während<br />
der gesamten <strong>Ausbildung</strong> nehmen unsere Auszubildenden<br />
aktiv an verschiedenen Projekten und Aktionen teil.<br />
Eine <strong>Ausbildung</strong> bei IMI Hydronic Engineering ist von Anfang<br />
an spannend. Also starte Deinen Berufsweg bei uns und<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 61
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Top Berufe:<br />
• Feinwerkmechaniker/in<br />
• Industriemechaniker/in<br />
• Maschinen- und Anlagenführer/in<br />
• Metallbauer/in<br />
• Konstruktionstechnik<br />
• Metallgestaltung<br />
• Stanz- und Umformmechaniker/in<br />
• Technischer Produktgestalter/in<br />
• Verfahrenstechnologe/in<br />
• Werkzeugmechaniker/in<br />
• Zerspanungsmechaniker/in<br />
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Foto: Matthias Koprek<br />
Sabri Khudida wird Industriemechaniker<br />
Matthias Koprek<br />
EIN PARADEBEISPIEL<br />
FÜR INTEGRATION –<br />
DANK DUALER AUSBILDUNG<br />
N<br />
och vor wenigen Jahren wusste Sabri Khudida<br />
nicht, was eine duale <strong>Ausbildung</strong> ist. Der<br />
23-Jährige flüchtete 2016 mit seiner Familie<br />
vor der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS),<br />
die in seinem Heimatland Irak für einen verheerenden<br />
Bürgerkrieg sorgte. Nach einer Odyssee durch die Aufnahmeeinrichtungen<br />
in München, Berlin und Köln ist<br />
die Familie in Bad Sassendorf gelandet. Hier konnte<br />
Sabri zunächst seinen Hauptschul- und direkt im Anschluss<br />
seinen Realschulabschluss machen.<br />
Bei einem Tag der offenen Tür für Schüler und Eltern lernte<br />
Sabri 2018 zum ersten Mal das Unternehmen Ohrmann<br />
Montagetechnik in Möhnesee-Wippringsen kennen. „Ich<br />
war fasziniert von den großen Maschinen, die hier gebaut<br />
werden“, sagt er. Noch am selben Tag vereinbarte Sabri<br />
ein Praktikum, um wenig später zwei Wochen lang in den<br />
Familienbetrieb und den <strong>Ausbildung</strong>sberuf des Industriemechanikers<br />
hinein zu schnuppern.<br />
62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
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„Für mich war das wie ein Traum.“<br />
„Die Ankunft in Deutschland war für mich voller Überraschungen.<br />
Im Irak sind die Schule und die <strong>Ausbildung</strong><br />
komplett anders. Als ich angekommen bin, habe ich mich<br />
bei der Agentur für Arbeit über Berufe informiert. Für<br />
mich war das wie ein Traum, als ich gemerkt habe, dass<br />
mir hier in Deutschland alle Möglichkeiten offenstehen<br />
und ich mir aussuchen kann, was ich beruflich machen<br />
möchte.“<br />
Die <strong>Ausbildung</strong> zum Industriemechaniker hat bei Ohrmann<br />
eine lange Tradition. Bereits 1990 – und damit nur<br />
drei Jahre nach Unternehmensgründung – begann hier<br />
der erste Lehrling, wie man damals noch sagte. Der Lehrling<br />
von damals arbeitet noch heute in dem Betrieb, der<br />
Maschinen für komplexe Montageaufgaben in die ganze<br />
Welt verkauft. Angefangen hat 1986 alles mit der Frage,<br />
wie man Dichtungen automatisch in Wasserhähne montieren<br />
kann.<br />
Sabris Einstieg in die duale <strong>Ausbildung</strong> gelang über ein<br />
Einstiegsqualifizierungsjahr, das ihm die Gelegenheit gab,<br />
seine sprachlichen Defizite wettzumachen. Dieses Jahr<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 63
Industriemechaniker (m/w/d)<br />
Fachrichtung Maschinen- und Anlagenbau<br />
Sabri Khudida war von Anfang an von<br />
den großen Maschinen fasziniert<br />
In der <strong>Ausbildung</strong> zum Industriemechaniker bei Ohrmann<br />
Montagetechnik lernen Auszubildende Baugruppe,<br />
Stationen und Maschinen bis hin zu ganzen<br />
Produktionsanlagen nach Konstruktionszeichnungen<br />
zusammen zu bauen und in Betrieb zu nehmen. Besondere<br />
Abwechslung gibt es durch Einsätze vor Ort<br />
bei Kunden, bei denen die Maschinen installiert, repariert<br />
oder gewartet werden. Neben handwerklichem<br />
Geschick sind technisches Verständnis und logisches<br />
Denken gefragt.<br />
verbrachte er gemeinsam mit den anderen Auszubildenden<br />
im Betrieb und besuchte als Gast bereits die Berufsschule.<br />
So konnte er sich in Ruhe mit den Begrifflichkeiten vertraut<br />
machen, die in keinem Deutschkurs gelehrt werden.<br />
„In diesem Jahr konnten alle Seiten ihre Bedenken ausräumen<br />
– ganz ohne Leistungsdruck“, sagt Tanja Beringer<br />
aus der Personalabteilung. „Uns war schnell klar, dass das<br />
klappt und wir nach dem Jahr mit der <strong>Ausbildung</strong> durchstarten<br />
können.“<br />
Hobby zum Beruf gemacht<br />
Mittlerweile hat Sabri den ersten Teil der Abschlussprüfung<br />
absolviert. Das heißt auch, dass er zunehmend in<br />
komplexe Bauprojekte eingebunden wird und verantwortungsvolle<br />
Aufgaben an Kundenprojekten übernimmt.<br />
„Seit meiner Prüfung werde ich im Standardbereich eingesetzt,<br />
wo halbautomatisierte Stationen für kleinere Maschinen<br />
gebaut werden“, sagt der Azubi.<br />
In den ersten eineinhalb Jahren wurden ihm die Berufsgrundlagen<br />
beigebracht. Dazu gehören der Umgang mit<br />
handgeführten Werkzeugen und das Maschinenarbeiten.<br />
Die Auszubildenden lernen bohren, feilen, drehen, fräsen.<br />
„Natürlich üben sie erst einmal an Lehrprojekten.<br />
Sie werden dann allerdings schnell in den Produktionsprozess<br />
mit einbezogen, indem sie reale Bauteile fertigen,<br />
die später in Maschinen verbaut werden“, erklärt Ausbilder<br />
Ralf Hottmann. „Für mich ist das nicht nur Arbeit,<br />
sondern auch mein Hobby“, erzählt Sabri. Schon im Irak<br />
hat er Fahrräder und Haushaltsgeräte repariert. „Ich habe<br />
defekte Geräte immer auseinandergebaut, weil ich wissen<br />
wollte, wie die von innen aussehen und funktionieren. Im<br />
Praktikum habe ich gesehen, dass bei Ohrmann richtig<br />
große Maschinen gebaut werden, was mich fasziniert hat.“<br />
Erstmals weibliche Azubis zur<br />
Industriemechanikerin<br />
Und so ist die praktische Arbeit mit Werkzeugen und an<br />
den Maschinen weiterhin Sabris Lieblingsaufgabe. Am<br />
Computer hingegen sitzt er eher ungern. „Es ist einfach<br />
toll zu sehen, was man am Ende des Tages mit seinen<br />
Händen geschafft hat“, sagt er.<br />
Auch wenn bis zum <strong>Ausbildung</strong>sende noch einige Handgriffe<br />
getätigt und Prüfungen absolviert werden müssen,<br />
stehen die Übernahmechancen für Sabri gut. Ohrmann<br />
möchte seine eigenen Fachkräfte ausbilden und behalten.<br />
Neben der Integration von Jugendlichen mit Migrationserfahrung<br />
ist es den beiden Gesellschafterinnen ein großes<br />
Anliegen, auch Mädchen für Technik zu begeistern. Seit<br />
dem Sommer 2021 gibt es erstmals zwei weibliche Auszubildende<br />
zur Industriemechanikerin im Betrieb.<br />
Nach Abschluss der <strong>Ausbildung</strong> freut sich Sabri vor allem<br />
auf die Montageeinsätze im Ausland. Denn als Industriemechaniker<br />
ist er auch dafür verantwortlich, die fertigen<br />
Maschinen beim Kunden zu montieren. „Das ist wieder<br />
etwas Neues für mich und das finde ich sehr spannend“,<br />
sagt er motiviert. Seit einem Jahr lebt Sabri in seiner eigenen<br />
Wohnung in Möhnesee und ist in seiner neuen Heimat<br />
längst bestens integriert. ■<br />
64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
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enn Torben Schäfer aus dem Fenster zu seiner Linken<br />
schaut, sieht er eine wunderschöne, grüne Landschaft.<br />
Schaut er an seinem Kollegen vorbei aus dem Fenster<br />
hinten rechts, fällt sein Blick auf riesige Fertigungsanlagen. Hier<br />
produziert die Firma Constab in Rüthen Granulate („Masterbatch“<br />
und „Compound“), aus denen später Folien gefertigt werden.<br />
Als Industriekaufmann gibt es hier kaum einen Bereich, mit<br />
dem Torben Schäfer nichts zu tun hat.<br />
66 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
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Logistikdienstleistungen (m/w/d)<br />
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„Ich sitze hier im Customer Support“, erzählt Torben Schäfer,<br />
zu Deutsch: im Kundendienst. Der 22-Jährige hat von<br />
2018 bis 2021 seine <strong>Ausbildung</strong> in dem Unternehmen gemacht<br />
und ist danach geblieben. Als Industriekaufmann<br />
könnte er aber in fast jeder Branche Fuß fassen.<br />
Zu Schulzeiten hatte Torben Schäfer ein Praktikum im<br />
Automobilbereich gemacht, aber schnell gemerkt, dass das<br />
nichts für ihn ist. Über eine Anzeige war er dann auf den<br />
<strong>Ausbildung</strong>sberuf Industriekaufmann aufmerksam geworden.<br />
„Ich habe mir die Tätigkeitsfelder angeschaut und gedacht:<br />
Das ist es!“ Während seiner <strong>Ausbildung</strong> hat er das<br />
Berufskolleg Hubertus Schwarz in <strong>Soest</strong> besucht. „Da waren<br />
Finanz- und Steuerwesen, Controlling, Wirtschafts- und<br />
Sozialwesen sehr wichtig, aber auch Marketing, Vertrieb<br />
und eben Englisch.“<br />
Zahlen, Kreativität, Organisation und ganz<br />
viel mit Menschen<br />
„Natürlich war die <strong>Ausbildung</strong> schwieriger als früher die<br />
Schule“, erzählt er. „Wir mussten sehr viel mehr Eigenverantwortung<br />
und Disziplin aufweisen.“ Eine Herausforderung,<br />
die der junge Mann mit Bravour gemeistert hat. „Als Industriekaufmann<br />
muss man alles im Blick behalten können,<br />
denn wir hängen mit zig Prozessen zusammen. Und wenn<br />
etwas mal nicht planmäßig läuft, muss man alles schnell<br />
umkoordinieren können.“ Neben Organisationstalent und<br />
Teamfähigkeit spielt es auch eine große Rolle, keine Scheu<br />
zu zeigen. So war es selbst für Torben Schäfer, der sich als<br />
offenen Menschen beschreibt, anfangs schwierig, mit ihm<br />
vollkommen unbekannten Kunden am Telefon zu sprechen.<br />
Am meisten schätzt der Industriekaufmann seine Kolleginnen<br />
und Kollegen, dass ihm das Unternehmen ermöglicht,<br />
das zu tun, was ihm Spaß macht und dass nie ein Arbeitstag<br />
dem vorherigen gleicht.<br />
<strong>Ausbildung</strong> als Basis fürs Studium<br />
Torben Schäfer liebt seinen Beruf. Er sieht sich selbst eher als<br />
Praktiker und hat noch Großes vor: Seit Januar <strong>2022</strong> studiert<br />
er an der Fernuni Göttingen BWL. „Dafür bekomme ich<br />
von der Firma viel Unterstützung“, erzählt der junge Mann<br />
erfreut. Auch kann er bei Fragen immer praxiserfahrene<br />
Kollegen und Kolleginnen um Rat bitten. Seine <strong>Ausbildung</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 67
Industriekauffrau/-man<br />
Die <strong>Ausbildung</strong> zur/zum Industriekauffrau/-mann<br />
dauert 3 Jahre, kann aber bei besonders guter Leistung<br />
auf 2,5 Jahre verkürzt werden. Die praktische <strong>Ausbildung</strong><br />
umfasst viele Bereiche eines Unternehmens: Einkauf<br />
und Materialwirtschaft, die Personalabteilung,<br />
Marketing, Rechnungswesen/Controlling und den<br />
Vertrieb. Oft werden auch Einblicke in die Produktion<br />
gegeben. Um zur <strong>Ausbildung</strong> zugelassen zu werden, bedarf<br />
es keines vorgeschriebenen Schulabschlusses, jedoch<br />
bevorzugen Unternehmen Bewerber/-innen mit einem mittleren-<br />
oder hohen Bildungsabschluss.<br />
wird ihm übrigens<br />
in Form der ersten drei<br />
Semester angerechnet. Ist parallel zu einer 37,5h-Arbeitswoche<br />
noch zu studieren nicht zu viel? Torben Schäfer zuckt<br />
mit den Schultern und lächelt. „Ja. Aber ich habe halt meine<br />
Ziele.“<br />
Für angehende Auszubildende hat der zielstrebige junge<br />
Mann einen besonderen Tipp: „Man muss immer auch<br />
selbst sagen, was man sich wünscht und wo man sich sieht.<br />
Dann wird einem meist vieles ermöglicht.“<br />
Nach erfolgreichem Berufsabschluss stehen der/dem Industriekauffrau/-frau<br />
viele Branchen als Tätigkeitsfelder offen. In<br />
Sachen Weiterbildung kann man den Fachwirt machen oder<br />
ein berufsbegleitendes Studium aufnehmen. ■<br />
68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
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AUDAX<br />
Wir bieten in jedem Jahr <strong>Ausbildung</strong>splätze für den Beruf<br />
als Steuerfachangestellte/r; Kaufmann/-frau für Büromanagement<br />
sowie in Kombination mit einem dualen Studium<br />
bei uns an. Es erwartet Dich in unserer Kanzlei eine spannende<br />
und abwechslungsreiche <strong>Ausbildung</strong> mit besten Zukunftsperspektiven<br />
und vielen <strong>Karriere</strong>möglichkeiten.<br />
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verantwortungsbewusst arbeitest, bist Du in unserem Team<br />
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werden diese Berufsbilder geprägt. Durch den Kontakt zu<br />
unserem vielseitigen Mandantenkreis sowie zu verschiedekoko<br />
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AUDAX gehört in der Region zu den führenden<br />
Kanzleien im Bereich Steuerrecht und<br />
Wirtschaftsprüfung. Als Spezialisten für inhabergeführte<br />
Unternehmen haben wir die finanziellen Belange<br />
der Betriebe und der Menschen im Blick. Unser erklärtes<br />
Ziel ist es, die im Sinne unserer Mandanten stärkste Lösung<br />
zu erarbeiten. Täglich aufs Neue. Das zu schaffen, ist nur<br />
möglich, wenn man mit einem engagierten, motivierten und<br />
dynamischen Team arbeitet.<br />
nen Finanzämtern und Behörden bleibt es im täglichen Ablauf<br />
stets spannend und abwechslungsreich.<br />
AUDAX gehört zu den modernsten Arbeitgebern in Südwestfalen.<br />
Es erwartet Dich ein innovatives Kanzleikonzept<br />
sowie digitale Arbeitsabläufe. Wir begleiten Dich während<br />
der gesamten <strong>Ausbildung</strong>szeit durch externe und interne<br />
Schulungen. Ein bereits ausgebildeter Mentor begleitet Dich<br />
über die gesamte <strong>Ausbildung</strong>szeit. Zudem steht Dir unser<br />
Team aus Fachkräften für alle Fragen und Themenbereichen<br />
stets kollegial zur Seite.<br />
Nach dem erfolgreichen Abschluss der <strong>Ausbildung</strong> garantiert<br />
Dir AUDAX eine Übernahme, denn unser Ziel ist es, Mitarbeiter<br />
langfristig zu gewinnen. Aufgrund der Größe unserer<br />
Kanzlei sind Spezialisierungen in Themenbereichen Deiner<br />
Wahl jederzeit möglich. Zudem fördern wir die Teilnahme<br />
an Aus- und Fortbildungen wie z. B. zum Bilanzbuchhalter,<br />
Steuerfachwirt, Steuerberater sowie Wirtschaftsprüfer. Die<br />
überdurchschnittliche Bestehensquote bei den abgelegten<br />
Berufsexamina bestätigt unser Konzept.<br />
<strong>Ausbildung</strong> ist wichtig - AUDAX steht für <strong>Ausbildung</strong> und<br />
Erfolg. ■<br />
Niedereimerfeld 47 // 59823 Arnsberg<br />
Tel.: 02932 / 20 90 - 0<br />
Bewerbungen bitte an: sekretariat@audax-wp-stb.de<br />
audax.wp.stb<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 69
Lukas, Elisa und Pia (v.l.n.r.)<br />
LET YOUR TALENT SHINE<br />
Als europaweit führender Anbieter für Wohnraumleuchten<br />
haben wir es uns zur Herzensangelegenheit<br />
gemacht, diesen Claim mit Leben zu füllen.<br />
Wir möchten jungen Talenten den Weg in eine überzeugende<br />
und vor allem zufriedenstellende <strong>Karriere</strong><br />
ebnen. Unsere Azubis erfahren während ihrer<br />
<strong>Ausbildung</strong> intensive Betreuung und Unterstützung<br />
durch die Personalabteilung und die verschiedenen<br />
Fachabteilungen; zusätzlich bieten wir individuelle<br />
Förder- und Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />
Perspektive<br />
Wir verfolgen eine klar definierte Wachstumsstrategie.<br />
Das bedeutet auch, unseren Auszubildenden<br />
und Studierenden im Anschluss an die <strong>Ausbildung</strong><br />
eine langfristige Perspektive in einem<br />
gesunden und zukunftsorientierten Unternehmen<br />
mit flachen Hierarchien, offenen Türen und einer familiären<br />
Arbeitsatmosphäre zu bieten. Unsere Philosophie<br />
und somit unser Ziel ist es, junge Menschen<br />
während der <strong>Ausbildung</strong> weiterzuentwickeln und<br />
sie später als gut ausgebildete Nachwuchskräfte<br />
70 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong><br />
langfristig für unser Unternehmen zu gewinnen.<br />
Neuer Standort Meschede<br />
Nach Inbetriebnahme unseres Logistikzentrums 2019<br />
in Meschede-Enste, hat nun auch der Bau für unser<br />
neues Verwaltungsgebäude in Meschede-Enste begonnen.<br />
4.000 Quadratmeter Bürofläche und 1.700<br />
Quadratmeter Ausstellungs- und Konzeptbereich für<br />
die Präsentation unserer Produkte sollen <strong>2023</strong> bezogen<br />
werden. Damit sind dann alle 260 Kolleginnen und<br />
Kollegen wieder an einem Standort vereint. Statt klassischer<br />
Büro- und Konferenzräume heißt es dann: offene<br />
Strukturen mit ausreichenden Kommunikationszonen<br />
für den Gedankenaustausch.<br />
Zum Wohlfühlen gehören<br />
Chill-out-Areas, ein<br />
Working Garden sowie<br />
eine sehr großzügig<br />
gestaltete<br />
Cafeteria.
UNSER AUSBILDUNGSANGEBOT:<br />
Industriekaufleute (m/w/d)<br />
Industriekaufleute befassen sich mit den kaufmännischen<br />
und betriebswirtschaftlichen Aufgabenstellungen<br />
des Unternehmens und durchlaufen<br />
während ihrer <strong>Ausbildung</strong> bei uns die<br />
verschiedensten Abteilungen wie z.B. Einkauf,<br />
Logistik, Vertrieb und Marketing, sowie das Finanz-<br />
und Rechnungswesen.<br />
Dauer der <strong>Ausbildung</strong>: 3 Jahre mit IHK-Abschluss<br />
(Verkürzung auf 2 Jahre möglich)<br />
Voraussetzungen: Fachhochschulreife oder Abitur<br />
„Das duale Studium ist dank<br />
der Kombination aus Theorie<br />
und Praxis abwechslungsreich<br />
und vielfältig. Es bietet einen<br />
umfassenden Einblick in die<br />
Arbeitswelt.“<br />
„Jeder Tag ist spannend und<br />
macht Spaß. Neben den<br />
fachlichen Themen lerne<br />
ich, wie man gemeinsam als<br />
Team seine Ziele erreicht.“<br />
Kaufleute im E-Commerce (m/w/d)<br />
Kaufmann:frau im E-Commerce ist ein Beruf mit<br />
Zukunft. Innerhalb der <strong>Ausbildung</strong> werden die<br />
kaufmännischen Kenntnisse für die Vermarktung<br />
und den Vertrieb von Produkten im Online-Handel<br />
vermittelt.<br />
Dauer der <strong>Ausbildung</strong>: 3 Jahre mit IHK-Abschluss<br />
Voraussetzungen: Fachhochschulreife oder Abitur<br />
Duales Studium Business Administration /<br />
Bachelor of Arts (m/w/d)<br />
Das duale Studium beinhaltet eine <strong>Ausbildung</strong><br />
zum:r Industriekaufmann:frau. Während des Studiums<br />
werden verschiedene Abteilungen durchlaufen,<br />
bevor zum Ende der <strong>Ausbildung</strong> eine Spezialisierung<br />
für einen bestimmten Bereich erfolgt.<br />
In den begleitenden Vorlesungen wird zusätzlich<br />
ein umfangreiches wirtschaftliches Fachwissen<br />
vermittelt.<br />
Dauer der <strong>Ausbildung</strong>: 3,5 Jahre<br />
<strong>Ausbildung</strong>sabschnitt 1.-3. Semester: <strong>Ausbildung</strong><br />
zum:r Industriekaufmann:frau mit Besuch<br />
einer Berufsschule und Studium an der FOM<br />
<strong>Ausbildung</strong>sabschnitt 4.-7. Semester: <strong>Ausbildung</strong><br />
im Unternehmen und Studium an der FOM<br />
Voraussetzung: Abitur<br />
„Der Bewerbungsprozess war<br />
unkompliziert und bereits im<br />
ersten Gespräch fühlte ich mich<br />
sehr gut aufgehoben. Bei BRI-<br />
LONER sind wir Azubis gleichwertige<br />
Teammitglieder.“<br />
Seit mehr als 40 Jahren entwickelt das Unternehmen am Standort in Brilon ein umfangreiches und technisch<br />
ausgefeiltes Leuchtensortiment – designorientierte und anspruchsvolle Leuchten für jeden Bedarf,<br />
immer darauf bedacht, das Angebot innovativ weiterzuentwickeln. Seit 2019 ergänzt außerdem das großzügige<br />
Logistikzentrum in Meschede-Enste mit 18.000 qm Fläche den Betrieb.<br />
Insgesamt rund 260 Mitarbeitende sind für das Unternehmen im Einsatz. Es ist<br />
eines der Top-Anbieter am Leuchtenmarkt und ein klassischer „Hidden Champion“<br />
– etwas, wofür Südwestfalen und besonders auch das Sauerland als nicht<br />
zu unterschätzende Wirtschafts- und Industriestandorte bekannt sind. Wie andere<br />
dieser Hidden Champions ist BRILONER ein Familienunternehmen, geführt<br />
in zweiter Generation von Wolf Hustadt.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 71<br />
Briloner Leuchten GmbH & Co. KG
Praxis in der <strong>Ausbildung</strong> unersetzlich:<br />
Einzelhandel bietet glänzende Chancen<br />
VON DER „PIKE AUF*“<br />
KARRIERE STARTEN<br />
Foto: AdobeStock_413731822<br />
Paul Senske<br />
zählt zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen<br />
mit großer volkswirtschaftlicher<br />
Er Bedeutung: Der Einzelhandel ist die wichtigste<br />
Kraft der Binnenwirtschaft, die Umsatzentwicklung<br />
gilt als bedeutender Indikator zur Beurteilung<br />
der Konjunktur. Der Anteil des Einzelhandels mit<br />
bundesweit rund 339.000 Unternehmen an den privaten<br />
Konsumausgaben liegt über 30 Prozent. Gleichzeitig<br />
bietet der Handel glänzende berufliche Perspektiven:<br />
Viele Führungskräfte haben von der Pike auf*<br />
ihre <strong>Karriere</strong> gestartet. „<strong>Karriere</strong> mit Lehre“: Dies<br />
trifft besonders auf den Handel zu.<br />
Die Zahlen sind eindeutig: Über 80 Prozent der Führungskräfte<br />
der Branche haben ihre <strong>Karriere</strong> mit profunder Praxis-Erfahrung<br />
als Auszubildende und der anschließenden<br />
Fort- und Weiterbildung begonnen. Die „<strong>Karriere</strong> mit<br />
Lehre“ gilt im Einzelhandel nach wie vor als Regel. Praktische<br />
Erfahrungen, die Kenntnisse der Aufgaben am Point<br />
of Sale, der Umgang mit Kundinnen und Kunden sind<br />
und bleiben als Basis unentbehrlich für eine <strong>Karriere</strong> in<br />
einem Unternehmen oder als selbstständige Händler. Der<br />
Handel ist wie kein anderer Wirtschaftszweig nah am Verbraucher<br />
und trägt zur Attraktivität der Städte und Gemeinden<br />
bei – das gilt nicht nur für die Fußgängerzonen,<br />
die in Südwestfalen teilweise attraktiver als in manchen<br />
Großstädten sind.<br />
Zwei Kernberufe bleiben „Renner“<br />
Von den rund 330 <strong>Ausbildung</strong>sberufen in Deutschland<br />
entfielen Mitte des letzten Jahres rund 12 Prozent der<br />
72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
angebotenen <strong>Ausbildung</strong>sstellen allein auf die beiden<br />
Kernberufe. 33.700 Stellen wurden von den Handelsunternehmen<br />
für eine <strong>Ausbildung</strong> zum Kaufmann oder zur<br />
Kauffrau im Einzelhandel angeboten. 24.000 waren es<br />
für die <strong>Ausbildung</strong> zum Verkäufer oder zur Verkäuferin.<br />
Fast drei Viertel aller Azubis im Einzelhandel erlernen<br />
diese beiden klassischen Berufe, sie sind und bleiben ein<br />
Renner.<br />
Große Anzahl an <strong>Ausbildung</strong>s-Berufen<br />
im Handel<br />
Neben diesen beiden Einzelhandelsberufen bietet die<br />
Branche weitere 60 <strong>Ausbildung</strong>s-Berufe an. Vom Kaufmann/Kauffrau<br />
im E-Commerce mit steigender Tendenz,<br />
Drogist/Drogistin, Tankwart/Tankwartin (für technisch<br />
geprägte Aufgaben an Tankstellen) über Fahrradmonteur/<br />
Fahrradmonteurin bis zur Fachkraft für Möbel-, Küchenund<br />
Umzugsservice: Das Angebot ist reichhaltig.<br />
Die Aufstiegschancen im Einzelhandel sind nach einer<br />
<strong>Ausbildung</strong> und nachfolgenden Qualifizierungsprogrammen<br />
und einer sogenannten „Aufstiegsfortbildungsprüfung“<br />
gut. Die <strong>Karriere</strong>leiter umfasst u. a.<br />
folgende Stufen: Substitut/Substitutin, Filialleiter/Filialleiterin,<br />
Bezirksleiter/Bezirksleiter oder Geschäftsführer/<br />
Geschäftsführerin.<br />
Eine Tendenz zeichnet sich in den letzten Jahren ab:<br />
Der Akademikeranteil im Handel steigt, u.a. aufgrund<br />
der wachsenden Internationalisierung. Der Handel bietet<br />
jungen Leuten mit Hochschulreife attraktive <strong>Ausbildung</strong>swege,<br />
sogenannte berufsintegrierte<br />
Bildungsgänge an: Nach dem Abschluss<br />
der <strong>Ausbildung</strong> kann<br />
die Fortbildung (Handelsfachwirt/Handelsfachwirtin<br />
bzw. Fachwirt/Fachwirtin<br />
für Vertrieb im<br />
Einzelhandel) folgen.<br />
Ein anderer, ebenso erfolgsversprechender<br />
Einstieg<br />
und Weg, ist das<br />
duale Studium. Es wird<br />
an einer Berufsakademie<br />
oder Fachhochschule mit einer betrieblichen <strong>Ausbildung</strong><br />
kombiniert. Natürlich bietet auch ein Studium<br />
der Betriebswirtschaft an einer Universität oder Fachhochschule<br />
gute Einstiegsmöglichkeiten. ■<br />
Der Einzelhandel erlebt durch die zunehmende Digitalisierung<br />
derzeit einen tiefgreifenden Strukturwandel.<br />
Die Umsätze im Online-Handel wachsen<br />
Jahr für Jahr zweistellig. Mittlerweile werden zehn<br />
Prozent des Gesamtumsatzes im Einzelhandel online<br />
erzielt. Auch immer mehr bisher rein stationäre<br />
Unternehmen sind im Internet für Ihre Kunden erreichbar<br />
und werden zu Mulitchannel-Händlern.<br />
Quelle: Handelsverband Deutschland (HDE)<br />
*Von der Pike auf:<br />
Die Redewendung stammt aus dem Militärischen: Die Pike war eine Lanze<br />
und damit die einfachste Waffe eines Rekruten. Er begann seine Laufbahn<br />
mit der Pike als Waffe. Heute wird die Redewendung folgerichtig gebraucht,<br />
wenn jemand etwas von Anfang an lernt.<br />
Akademikeranteil im Handel steigt<br />
Jetzt für<br />
Oktober<br />
bewerben<br />
Theorie, die man<br />
sofort in der Praxis<br />
anwenden kann!<br />
Louisa, Studentin an der FHDW Paderborn<br />
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Wirtschaft & IT<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 73
LANDWIRTSCHAFT, NATUR<br />
UND UMWELT<br />
Top Berufe:<br />
• Fachkraft Agrarservice<br />
• Forstwirt/in<br />
• Florist/in<br />
• Gärtner/in<br />
• Garten und Landschaftsbauer<br />
• Landwirt/in<br />
Firmenportraits und<br />
<strong>Ausbildung</strong>sangebote<br />
aus der Region auf<br />
imsauerland.de<br />
Dieses Berufsfeld erkunden<br />
auf karriere-hier.de<br />
Foto: Vanessa Schulte<br />
Hendrik wird Forstwirt<br />
IM HERZEN<br />
SCHON IMMER EIN<br />
WALD<br />
ARBEITER<br />
Christel Zidi<br />
Vanessa Schulte<br />
H<br />
endrik Pütter (16) aus Antfeld<br />
weiß schon lange genau, was er beruflich<br />
machen will: Forstwirt. Ein<br />
entsprechendes dreiwöchiges Praktikum bestätigte<br />
ihn in seiner Entscheidung. Am 1.<br />
August beginnt seine <strong>Ausbildung</strong>: beim Forstamt<br />
der Stadt Brilon.<br />
Während die einen sich zwischen den vielfältigen<br />
<strong>Ausbildung</strong>smöglichkeiten kaum entscheiden<br />
können, gibt es die anderen, die schon sehr<br />
früh und sehr genau wissen, was sie wollen. „Ich<br />
habe schon von klein auf immer gern im Wald<br />
gespielt“, berichtet Hendrik. Ob da schon die<br />
Gedanken an den späteren Beruf aufkeimten?<br />
Wenn man Hendrik bei der Arbeit zuschaut,<br />
kommen da nicht die geringsten Zweifel auf.<br />
74 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
SAUERLÄNDER KOPFKINO<br />
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Was passiert,<br />
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Über die Aufgaben, die bald auf ihn zukommen, weiß<br />
Hendrik schon bestens Bescheid: Das Aufforsten von<br />
Flächen mit selbst gezogenen Bäumen. Das Pflegen und<br />
Schützen von Waldflächen, aber auch von Biotropen,<br />
Mooren und Gewässern. Für die Walderneuerung ernten<br />
Forstwirte Tannenzapfen oder sammeln den Samen von<br />
Laubbäumen. „Umweltschutz ist mir extrem wichtig“, sagt<br />
Hendrik. Forstwirte bauen und unterhalten auch Waldund<br />
Forstwege, montieren Hochsitze, bringen Nistkästen<br />
an und kümmern sich um Wildfutterplätze. „Und<br />
die körperliche Arbeit ist ja auch gut für die Gesundheit,<br />
besonders ab einem gewissen Alter“, sagt der 16-Jährige<br />
und grinst, sich seiner Jugend bewusst. Das Fitness-Studio<br />
kann er sich sparen. Besondere Freude macht Hendrik die<br />
Arbeit mit der Kettensäge. Bei der Holzernte müssen Bäume<br />
gefällt, die Stämme entastet, gemessen und markiert<br />
werden. Hendrik freut sich schon darauf, dass er schon<br />
in wenigen Jahren auch Harvester fahren darf, die großen<br />
Holzerntemaschinen. Die bringen sogar ein wenig Digitales<br />
in den Wald, denn während diese die Bäume verarbeiten<br />
und messen, übermitteln sie die dabei gewonnenen<br />
Daten direkt an forstwirtschaftliche Informationssysteme.<br />
Mit soviel Computer im Wald kann, kann Hendrik – bei<br />
aller Liebe zur Natur - gut leben. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 75
Die Facetten des Praktikums<br />
Ein Fuß<br />
in der Tür<br />
Nele Ramspott<br />
Vanessa Schulte<br />
K<br />
affee kochen, Werkzeug reinigen und am<br />
Ende des Tages die Werkstätten fegen… Das<br />
sind die typischen Aufgaben für einen<br />
Praktikanten. Wer eine solche Vorstellung von einem<br />
Praktikum hat, liegt völlig falsch. Praktika dienen in<br />
erster Linie der Berufserkundung. Und sie bieten für<br />
Praktikant und Betrieb die Möglichkeit des gegenseitigen<br />
Kennenlernens und Prüfens.<br />
„Mein Praktikum hat mir besonders<br />
gut gefallen, weil ich viele verschiedene<br />
Aufgaben erledigen durfte, die mir<br />
viel Spaß gemacht haben.“ (Thea Rother)<br />
Bei der Vielzahl an <strong>Ausbildung</strong>sberufen ist es für junge<br />
Menschen mehr als schwierig, zu wissen, welche <strong>Ausbildung</strong><br />
die für sie richtige ist. Mit einem Praktikum<br />
bietet sich eine gute Möglichkeit, in die jeweiligen<br />
Branchen und <strong>Ausbildung</strong>sberufe hineinzuschnuppern.<br />
Die Praktikanten erfahren, welche Aufgaben im<br />
beruflichen Alltag auf sie zukommen würden, welche<br />
Fähigkeiten und Qualifikationen dafür benötigt werden<br />
und welches Arbeitsklima in dem jeweiligen Betrieb<br />
besteht.<br />
Sie können in dieser Zeit kleinere Aufgaben übernehmen<br />
und sich einzelnen Herausforderungen stellen.<br />
Am Ende haben sie einen guten Gesamteindruck, ob<br />
ihnen die Branche und das Arbeitsklima des jeweiligen<br />
Betriebes überzeugt hat und auch, ob sie die<br />
nötigen Fähigkeiten besitzen. Nicht selten kommt es<br />
während oder zum Ende des Praktikums vor, dass über<br />
die Möglichkeit einer <strong>Ausbildung</strong> in dem Betrieb gesprochen<br />
wird. Schließt man das Praktikum also erfolgreich<br />
ab, so hat man oft bereits einen Fuß in der<br />
Tür des Unternehmens.<br />
Überzeugt der Praktikant, erhöht sich die Chance auf<br />
eine anschließende <strong>Ausbildung</strong>sstelle oft enorm. Ist<br />
das Praktikum nicht so gut gelaufen, der Beruf oder<br />
Betrieb nicht überzeugend gewesen, so ist man immerhin<br />
mit seiner Berufswahl einen Schritt weiter.<br />
Was hat aber nun das Unternehmen davon, einen<br />
Praktikanten im Unternehmen „mitlaufen“ zu lassen?<br />
Schließlich sind Praktikanten keine vollwertigen<br />
Arbeitskräfte und somit auch keine große Arbeitserleichterung?<br />
Noch nicht, aber das können sie vielleicht<br />
werden.<br />
Thea Rother, 15 Jahre, Schüler-Praktikantin bei axo.media im März und April<br />
Während des Praktikums entsteht auch für den Betrieb<br />
bzw. das Unternehmen ein Gesamteindruck über<br />
die Arbeitseinstellung, die Fähigkeiten, die Persönlichkeit<br />
des Praktikanten. Eigenschaften wie Loyalität,<br />
Teamfähigkeit, Auffassungsgabe und vor allem<br />
Motivation lassen sich bereits während dieser kurzen<br />
Wochen feststellen. Wenn der Praktikant den Anforderungen<br />
des Berufs gewachsen ist und gut in das<br />
Unternehmen und dessen Team passt, kann ein langwieriger<br />
Bewerbungsprozess manchmal sogar übersprungen<br />
werden. ■<br />
76 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
B E R A T U N G & I N F O R M A T I O N F Ü R E L T E R N<br />
LAURA WEISS BEREITS, WAS SIE NACH<br />
DER SCHULE MACHT. IHR KIND AUCH?<br />
Information zur <strong>Ausbildung</strong>sregion, <strong>Karriere</strong>wegen und passenden Berufsfeldern<br />
Ganzjährige Beratung und Vermittlung freier <strong>Ausbildung</strong>sstellen<br />
Alle Infos & Kontakt unter karriere-hier.de/eltern<br />
Grafik: Dorothee Reichenberger<br />
KARRIERE-HIER: Ein starkes Netzwerk für die Region. Auf Initiative des <strong>Ausbildung</strong>skonsens Hellweg-Sauerland.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 77
GASTRONOMIE UND<br />
DIENSTLEISTUNGEN<br />
Top Berufe:<br />
• Drogist/in<br />
• Fachkraft im Gastgewerbe<br />
• Friseur/in<br />
• Hauswirtschafter/in<br />
• Hotelfachmann/frau<br />
• Koch/Köchin<br />
• Restaurantfachmann/frau<br />
• Sport- und Fitnesskaufmann/frau<br />
• Tourismuskaufmann/frau<br />
• Veranstaltungskaufmann/frau<br />
Firmenportraits und<br />
<strong>Ausbildung</strong>sangebote<br />
aus der Region auf<br />
imsauerland.de<br />
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Foto: sabrinity<br />
Vielfältiges Lernen in Hotellerie und Gastronomie<br />
AZUBIS ERZÄHLEN<br />
Sonja Nürnberger<br />
sabrinity/Hotel Knippschild<br />
Roxana Engemann<br />
78 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
F<br />
Für eine <strong>Ausbildung</strong> im Gastgewerbe muss<br />
man das Sauerland nicht verlassen, denn tolle<br />
Hotels gibt es schließlich auch bei uns. Das<br />
Angebot an <strong>Ausbildung</strong>splätzen ist breitgefächert und<br />
Menschen, die auf der Suche nach Ruhe und Erholung<br />
sind, wird es wohl immer geben. Das Sauerland hat<br />
genau dafür eine Menge zu bieten. Vielleicht vergisst<br />
man das, wenn man es jeden Tag vor Augen hat…<br />
Es gibt Abwechslung und anspruchsvolle Aufgaben in<br />
jedem Beruf – und diese können ganz unterschiedlich sein:<br />
Nui Kesper<br />
Handwerk und Kunst in<br />
der Küche<br />
Dass der Beruf des Kochs<br />
körperlichen Einsatz bedeutet,<br />
ist jedem bekannt. Die<br />
<strong>Ausbildung</strong> ist jedoch vor allem<br />
spannend und vielseitig:<br />
Arbeitstechniken und allerlei<br />
Wissenswertes über Lebensmittel<br />
werden erlernt, Fisch und Fleisch stehen auf dem<br />
Lehrplan genauso wie Pflanzliches und Desserts. Kreativität<br />
und handwerkliches Geschick sind hier gefragt und das<br />
ist auch das, was Nui Kesper besonders an diesem <strong>Ausbildung</strong>sberuf<br />
reizte. Die 20-Jährige hat im vergangenen<br />
Herbst ihre <strong>Ausbildung</strong> im Hotel Diedrich in Hallenberg<br />
begonnen. Und diese beinhaltet natürlich noch viel mehr:<br />
Einkauf, Lagerverwaltung, die Erstellung der Speisekarte.<br />
Außerdem müssen alle Abläufe und Planungen rund um<br />
die Küche organisiert werden. Ein typischer Arbeitstag<br />
startet bei Nui um 13 Uhr und endet gegen 21 Uhr. Arbeitszeiten,<br />
an die sie sich erst einmal gewöhnen musste: drei<br />
bis vier Tage im Betrieb, ein bis zwei Tage Berufsschule,<br />
zwei Tage frei. „Man muss viel Durchhaltevermögen haben<br />
für diese <strong>Ausbildung</strong> und mit Leidenschaft dabei sein.<br />
Kochen muss man mögen. Es ist ein körperlich anstrengender,<br />
oft stressiger Job – der aber eben auch richtig viel<br />
Spaß macht und mit dem ich am Ende überall auf der Welt<br />
arbeiten kann.“<br />
Echte Hotel-Allrounder<br />
Besonders vielschichtig ist die <strong>Ausbildung</strong> als Hotelfachmann/-frau.<br />
„Mich hat schon immer das Reisen interessiert<br />
und dazu gehört oft eben auch ein Hotel. Ein Job, bei dem<br />
ich von morgens bis abends<br />
nur im Büro sitze, kam für<br />
mich nicht infrage.“ Seit zwei<br />
Jahren macht die 19-jährige<br />
Laura Küsgen nun ihre <strong>Ausbildung</strong><br />
zur Hotelfachfrau im<br />
Hotel Rimberg und überlegt,<br />
danach ein Studium im Hotel-<br />
oder Restaurantmanagement<br />
anzuschließen. „Viel Bewegung und Kontakt zu den<br />
Gästen waren mir auch besonders wichtig“, ergänzt Leonie<br />
Fisch (20), die ihre <strong>Ausbildung</strong> im Hotel Knippschild in<br />
Rüthen macht.<br />
Tessa Japes, die kurz vor<br />
ihrer Abschlussprüfung im<br />
Jagdhaus Wiese steht, erklärt:<br />
„Man durchläuft viele Bereiche<br />
wie Küche, Rezeption,<br />
Housekeeping und Service.“<br />
Es ist wichtig, die Schnittstellen<br />
zwischen den Abteilungen<br />
zu überblicken und<br />
zu schauen, ob die Qualität<br />
in den Bereichen stimmt.<br />
Die Arbeit nah am Gast verlangt viel Kommunikation:<br />
„Am einfachsten haben es natürlich Menschen, die<br />
nicht schüchtern sind. Dabei<br />
müssen sie ihre eigenen<br />
Belange auch mal zurückstellen<br />
können“, stellt Laura<br />
fest und Tessa fügt hinzu:<br />
„Ich war zu Beginn der <strong>Ausbildung</strong><br />
eher zurückhaltend,<br />
bin aber schnell aufgeschlossener<br />
geworden. Es ist also<br />
möglich, in die Aufgabe<br />
hineinzuwachsen. Das ist etwas, was mir auch nach meiner<br />
<strong>Ausbildung</strong> hilft.“ Teamfähig sollte man sein, denn:<br />
„Ohne ein gutes Team funktioniert im Hotel gar nichts,<br />
hier ziehen alle an einem Strang“, sagt Leonie.<br />
Tessa Japes<br />
Servicespezialisten<br />
Laura Heuwes (26) ist schon in der Gastronomie großgeworden<br />
und im Studium merkte sie schnell, dass sie<br />
eher genau dort hingehört. So begann sie stattdessen<br />
eine <strong>Ausbildung</strong> als Restaurantfachfrau im Hotel Dei-<br />
Laura Küsgen<br />
Leonie Fisch<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 79
mann mit einer Zusatzqualifikation im Küchen- und<br />
Servicemanagement. „In der Schule lerne ich die Theorie<br />
sowohl für das Restaurantfach als auch für die<br />
Küche.“ Im Betrieb hat sie schon die verschiedenen Restaurants<br />
für Haus- beziehungsweise À-la-carte-Gäste<br />
sowie das Sternerestaurant kennengelernt. Weiter geht<br />
es über die Küche und die Reservierung hin zur Bankettabteilung.<br />
Als Restaurantfachfrau beherrscht Laura alle<br />
Abläufe im Service. Immer im Blick: Das Wohlergehen der<br />
Gäste. „Dafür muss man aufgeschlossen und auch mal hart<br />
im Nehmen sein. Die Arbeit ist anstrengend, gleichzeitig<br />
kann sie dich auch sehr glücklich machen – umso mehr,<br />
wenn du die Möglichkeit bekommst, einmal in einem<br />
Sternerestaurant zu arbeiten.“<br />
Organisationstalente<br />
Auch Roxana Engemann (20) ist die Liebe zum Gastgewerbe<br />
quasi in die Wiege gelegt worden. Ihr Vater führt ein Hotel<br />
in dritter Generation und hat im Waldhaus Ohlenbach<br />
in Schmallenberg seine <strong>Ausbildung</strong> gemacht – genauso wie<br />
Roxana heute: „In meiner <strong>Ausbildung</strong> zur Hotelkauffrau<br />
lerne ich die ganzen Facetten eines Hotels kennen. Die<br />
Rezeption ist das erste und letzte, was ein Gast sieht. Wir<br />
stehen vor und nach dem Aufenthalt in Kontakt mit den<br />
Gästen, beraten sie, organisieren Extras“, erklärt sie. Auch<br />
kaufmännische Dinge wie etwa die Buchhaltung stehen<br />
auf dem Plan, genauso wie die Menügestaltung oder die<br />
Veranstaltungsplanung. „Wir koordinieren das Zusammenspiel<br />
aus Wellness, Service, Küche und Verwaltung. In<br />
der <strong>Ausbildung</strong> lernt man aber auch die anderen Bereiche<br />
eines Hotels kennen.“<br />
Diese Vielseitigkeit gefiel auch Kemal Akgün (21).<br />
Er beendet bald seine <strong>Ausbildung</strong> im Hotel Platte:<br />
„Ich hatte zunächst eine <strong>Ausbildung</strong> zum Industriekaufmann<br />
begonnen; das war mir aber zu monoton. Etwas<br />
Kaufmännisches sollte es aber<br />
trotzdem sein, weil ich gut<br />
mit Zahlen umgehen kann.<br />
Und so kam ich schließlich<br />
auf den Beruf des Hotelkaufmanns.“<br />
Auch nach drei<br />
Jahren sagt er: „Ich nutze<br />
jeden Tag, um etwas Neues<br />
zu lernen und mich weiterzubilden.<br />
Diese <strong>Ausbildung</strong> ist<br />
Kemal Akgün<br />
eine, bei der es nie langweilig wird. Wer offen, aktiv und<br />
kreativ ist, der hat hier tolle Möglichkeiten.“<br />
Merle Schmidt<br />
Sportlich im Arbeitsalltag<br />
„Eigentlich war mir schon<br />
immer klar, dass ich die Leidenschaft<br />
zum Sport auch<br />
beruflich ausleben möchte“,<br />
erinnert sich Merle Schmidt.<br />
„Ich wollte etwas mit<br />
Abwechslung, Bewegung und<br />
Begeisterung.“ Und das bekam sie. Die 21-Jährige macht<br />
seit vergangenem Jahr eine <strong>Ausbildung</strong> zur Sport- und Fitnesskauffrau<br />
im Hotel Deimann. „Schon nach wenigen<br />
Monaten <strong>Ausbildung</strong> konnte ich meinen Trainerschein<br />
machen und somit eigenständig Kurse geben, mit Gästen<br />
des Hotels an den Geräten trainieren oder individuelle Fragen<br />
beantworten.“ Kaufmännisch wird es im SPA an der<br />
Rezeption: Termine buchen, Mails beantworten und organisieren,<br />
was zu organisieren ist. „Man sollte selbst Spaß<br />
an Bewegung haben und gerade im sportlichen Bereich ist<br />
Motivation und ein sicheres Auftreten von Vorteil.“ Was<br />
Merle später einmal vor hat? „Ein Studium im Sportbereich<br />
könnte ich mir gut vorstellen. Ein klarer Vorteil ist,<br />
dass man mit diesem Beruf sehr viel von der Welt sehen<br />
kann. Diese Möglichkeit möchte ich nutzen.“<br />
Ein Auge für Ästhetik<br />
Sophie Seeger ist 21 Jahre alt und im zweiten Lehrjahr als<br />
Kosmetikerin im Hotel Deimann. „Schon während meines<br />
Fachabis habe ich zwischendurch ein Praktikum in einem<br />
Kosmetikstudio absolviert und schließlich entdeckt, dass<br />
ich auch im Hotel eine solche <strong>Ausbildung</strong> machen kann“,<br />
erzählt sie. „Anders als im Kosmetikstudio hat man es im<br />
Hotel mit vielen verschiedenen Menschen zu tun und kann<br />
so noch mehr Erfahrungen sammeln.“ Auch ihre Kollegin<br />
Leonie Hübel (19) lernt Kosmetikerin: „Unsere Aufgaben<br />
sind sehr vielseitig: von kosmetischen Behandlungen für<br />
Gesicht und Körper bis Maniküre und Pediküre, Wellnessmassagen,<br />
Make-Up, Hamam-Behandlungen und was es<br />
sonst noch für Angebote gibt.“ Sophie stellt fest: „Man<br />
muss für diesen Beruf offen auf Menschen zugehen können,<br />
keine Angst vor Körperkontakt haben und einen Blick<br />
für Schönheit und Ästhetik haben.“ Neben den Behand-<br />
80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
lungen beraten die beiden die Gäste, verkaufen Produkte<br />
und unterstützen bei der Vor- und Nachbereitung diverser<br />
Behandlungen. Zudem sorgen sie und ihre Kolleginnen<br />
dafür, dass der Wellness- und Behandlungsbereich immer<br />
ein Wohlfühlort für die Gäste darstellt.<br />
Das Sauerland ruft<br />
Kaum eine Branche ist so international wie die Hotelbranche.<br />
Hast du hier eine gute <strong>Ausbildung</strong> absolviert,<br />
kannst du auf der ganzen Welt arbeiten, denn die Skills,<br />
die du hier lernst, sind dieselben. Firuz Eshonov (26)<br />
und Jahongir Muhamadiev (18) sind Auszubildende zum<br />
Hotelfachmann im Gasthof Schütte. Sie sind aus Tadschikistan<br />
nach Deutschland<br />
gekommen.<br />
Firuz ist schon eine Weile<br />
hier. Er wollte nach seinem<br />
Wirtschaftsstudium in Tadschikistan<br />
ursprünglich eine<br />
<strong>Ausbildung</strong> zum Landwirt<br />
machen, merkte aber schnell,<br />
dass er lieber mit Menschen<br />
arbeiten möchte – und das<br />
geht ganz wunderbar im Hotel. Das fand auch Jahongir,<br />
der nicht nur wegen der <strong>Ausbildung</strong>, sondern auch wegen<br />
der Sprache ins Sauerland gekommen ist. „Während<br />
meiner Schulzeit habe ich bereits drei Jahre Deutsch gelernt,<br />
aber es ist schwer, das<br />
Sprechen zu lernen, wenn<br />
du niemanden außerhalb des<br />
Unterrichts hast, mit dem<br />
du dich auf Deutsch unterhalten<br />
kannst“, stellt er fest.<br />
Im November 2021 kam er<br />
daher nach Deutschland. Erfahrung<br />
in der Gastronomie<br />
hatte er schon im Restaurant<br />
seines Onkels gesammelt. Dort fühlte er sich frei und es<br />
fiel ihm leicht, mit den Gästen in Kontakt zu sein.<br />
Firuz fand den Gasthof Schütte über das Internet. Jahongir,<br />
sein Cousin, schließlich über Firuz, der nur Gutes zu<br />
berichten hatte. „Wenn die Sprache ausreicht, dann ist es<br />
eigentlich kein Problem, einen <strong>Ausbildung</strong>splatz zu bekommen.<br />
Dann kann man sich bewerben, wie alle anderen<br />
das auch tun.“<br />
Janhongir Muhamadiev<br />
Firuz Eshonov<br />
Natürlich war und ist das Thema Sprache immer präsent.<br />
Jahongir erzählt: „Es dauerte eine Weile, bis ich mich an<br />
die Sprache gewöhnt hatte. Aber dann wurde es leichter.“<br />
Firuz ging es ähnlich. Der Google-Übersetzer war ständiger<br />
Begleiter in der Berufsschule und vor allem Fächer wie Religion<br />
oder Politik fielen schwer. Hilfreich war es da, dass<br />
sie mit anderen Nicht-Muttersprachlern in einer Klasse<br />
waren: Mitschüler und Mitschülerinnen verschiedener Nationalitäten<br />
stehen vor ähnlichen Schwierigkeiten, können<br />
so ihre Erfahrungen teilen und sich helfen. Im Hotel selbst<br />
war das von Anfang an kein großes Problem. „Unsere Kollegen<br />
und auch der Chef und die Chefin sind sehr verständnisvoll<br />
und wenn wir einmal etwas nicht verstehen,<br />
dann wiederholen sie es geduldig“, so Firuz. Und: „Egal,<br />
wie gut die Sprache ist, es ist wichtig, dass einem die Arbeit<br />
Spaß macht, der Rest kommt von allein.“<br />
Arbeiten im Team und auf Augenhöhe<br />
Eine <strong>Ausbildung</strong> in Hotellerie und Gastronomie bringt<br />
Abwechslung und Expertise in einem Beruf mit Zukunft.<br />
Die Auszubildenden sind sich einig: Es ist vor allem die<br />
Arbeit im Team, die Freude bereitet und eine <strong>Ausbildung</strong><br />
in einem familiären Umfeld mit Chefs und Chefinnen, mit<br />
denen man auf Augenhöhe sprechen kann. Und dann ist<br />
da noch das Sauerland. Kemal sagt: „Man muss nicht nach<br />
Hamburg oder ins Allgäu, um diesen Beruf zu erlernen.<br />
Unsere Gäste kommen aus der ganzen Welt hierher. Das<br />
hat mir die Augen dafür geöffnet, wie schön das Sauerland<br />
ist.“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 81
NATURWISSENSCHAFT<br />
UND LABOR<br />
Top Berufe:<br />
• Baustoffprüfer/in<br />
• Chemielaborant/in<br />
• Geomatiker/in<br />
• Werkstoffprüfer/in<br />
Foto: S. Droste<br />
Firmenportraits und<br />
<strong>Ausbildung</strong>sangebote<br />
aus der Region auf<br />
imsauerland.de<br />
Dieses Berufsfeld erkunden<br />
auf karriere-hier.de<br />
<strong>Ausbildung</strong> zur PTA<br />
DIE RECHTE HAND<br />
DES APOTHEKERS<br />
Christel Zidi<br />
Arzneimittel herstellen, Ausgangsstoffe für die<br />
Herstellung der Rezepturen zu prüfen – das<br />
lernt man in der zweijährigen <strong>Ausbildung</strong><br />
zur/zum Pharmazeutisch-Technischen AssistentIn<br />
(PTA). Doch damit ist es längst nicht genug an Fachwissen:<br />
PTAs wissen, wie Arzneimittel in unserem<br />
Körper wirken und wie man durch sie Krankheiten bekämpft.<br />
Mit diesem Wissen unterstützen sie den Apotheker<br />
in sehr vielen Bereichen..<br />
Adobe Stock I #110327592<br />
82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Wenn es um Arzneimittel geht, haben Apotheker sowieso,<br />
manchmal auch PTAs mit langjähriger Erfahrung, einen<br />
noch besseren Überblick als so mancher Arzt. Sie wissen,<br />
wie und wann die Arzneien am besten wirken. Mit der<br />
Zeit kennen sie ihre Kunden und haben dann im Hinterkopf<br />
gespeichert, welche Arzneimittel der ein oder andere<br />
nicht verträgt – speziell im Zusammenspiel mit scheinbar<br />
harmlosen Mitteln.<br />
Mit Verantwortungsbewusstsein und<br />
ganz viel Fingerspitzengefühl<br />
Verantwortungsbewusstsein steht für PTAs ganz weit<br />
oben. Schließlich geht es um die Gesundheit der<br />
Kunden. Und denen ist z. B. ein übermäßiger Konsum<br />
oftmals gar nicht mal bewusst, z. B. bei der Einnahme<br />
von Nasentropfen, Abführ- oder Schmerzmitteln. Wenn<br />
die/der PTA Kunden darauf hinweist, ist manchmal<br />
nicht nur Fachkenntnis gefragt, sondern auch Fingerspitzengefühl.<br />
Bei der Kundenberatung kann es um die Selbstmedikation,<br />
um die Zusammenstellung der Reiseapotheke, um Ernährung<br />
oder Kosmetik, aber auch mal um Schädlingsbekämpfung<br />
gehen. Ein enormes Fachwissen ist da gefragt.<br />
Pillendrehen und Rezepturen prüfen<br />
Die Prüfung auf Qualität und Reinheit (chemisch, physikalisch<br />
und mikroskopisch) der Ausgangsstoffe von<br />
Rezepturen und Tees wird schon vom Gesetz her gefordert;<br />
Pharmazeutische Gesetzeskunde ist daher ein<br />
eigenes Fach auf der PTA-Fachschule.<br />
Nicht selten wird Patienten ein Arzneimittel verordnet,<br />
das speziell auf deren Bedürfnisse abgestimmt ist. Dann<br />
stellt die/der PTA – meist hinter dem Verkaufsraum der<br />
Apotheke - auch eine Salbe oder eine Lösung her. Oder<br />
sie dreht – ganz klassisch – eine Pille.<br />
Die <strong>Ausbildung</strong> zur/zum PTA dauert insgesamt 2,5 Jahre,<br />
zwei Jahre davon an einer Berufsfachschule, danach folgt<br />
die sechsmonatige praktische <strong>Ausbildung</strong> in einer Apotheke.<br />
Sauerlandnah sind die PTA-Fachschulen in Paderborn<br />
und Siegen.<br />
In der boomenden Gesundheitsbranche haben PTA gute<br />
Berufsaussichten. Auch können sie sich zum z. B. zum<br />
Meister oder Technik weiterbilden. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 83
KUNST, GESTALTUNG,<br />
MEDIEN<br />
Top Berufe:<br />
• Gestalter für visuelles Marketing<br />
• Mediengestalter<br />
• Digital und Print<br />
• Gestaltung und Technik<br />
• Raumausstatter/in<br />
• Schilder- und Lichtreklamehersteller/in<br />
Firmenportraits und<br />
<strong>Ausbildung</strong>sangebote<br />
aus der Region auf<br />
imsauerland.de<br />
Dieses Berufsfeld erkunden<br />
auf karriere-hier.de<br />
Foto: FH Südwestfalen<br />
84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Studierende der Fachhochschule in <strong>Soest</strong><br />
Studiengang Design- und Projektmanagement<br />
an der FH Südwestfalen<br />
MIT DEM WEITBLICK<br />
EINES GENERALISTEN<br />
Christel Zidi<br />
FH Südwestfalen<br />
W<br />
er sich bisher nicht zwischen einem Design-,<br />
einem Wirtschafts- und einem Technikstudium<br />
entscheiden konnte, braucht das<br />
auch nicht mehr. Denn in <strong>Soest</strong> kann man einen Studiengang<br />
belegen, der alle drei Fachbereiche beinhaltet.<br />
Einzigartig in Deutschland – und mit dem Standort in<br />
<strong>Soest</strong> auch ganz nah für die Sauerländer.<br />
Sich zunächst ein breites Wissen aneignen, dann die Konzentration<br />
auf eine Disziplin. Wer den Studiengang Design-<br />
und Projektmanagement absolviert, geht genau diesen<br />
Weg. Seit 2007 kann man in <strong>Soest</strong> einen Studiengang<br />
belegen, bei dem es nicht allein um das Designen, sondern<br />
auch um Wirtschaft und Technik geht: Design- und Projektmanagement,<br />
kurz dpm. Die Spezialisierung erfolgt<br />
nach Abschluss des Studiums in den Unternehmen. Dominic<br />
Glinka von der Fachhochschule Südwestfalen kann<br />
uns genau erklären, worum es bei dpm geht.<br />
Dominic Glinka: Der Studiengang Design- und Projektmanagement<br />
(Bachelor of Science) verbindet die Kompetenzfelder<br />
Design, Technik und Wirtschaft zu einem<br />
ganzheitlichen Konzept, bei dem der Mensch im Mittelpunkt<br />
aller Überlegungen steht. Wir versuchen also mit<br />
einem breiten Wissensansatz die Probleme aus Kundensicht<br />
methodisch zu lösen und entsprechende Produkte<br />
innovativ weiterzuentwickeln und zu verbessern.<br />
Im Grunde genommen konzentrieren wir uns auf den<br />
Produktentstehungsprozess: Von der ersten Idee bis hin<br />
zum fertigen Produkt. Die Studierenden sind Kommunikationstalent,<br />
Problem- und Konfliktlöser sowie Schnittstellenmanager<br />
in einer Person und treten nicht zwingend<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 85
selbst als Gestalter auf. Sie entwickeln stattdessen eine<br />
hohe Affinität zu kreativem Denken und Arbeiten.<br />
<strong>WOLL</strong>: Aber ist das nicht ein bisschen viel auf einmal:<br />
Man lernt kreativ, strategisch und zugleich<br />
wirtschaftlich zu agieren? Kann man da wirklich<br />
noch in die Tiefe gehen – oder werden alle Bereiche<br />
nur angeschnitten?<br />
Glinka: Einen ganzheitlichen Blick auf die Prozesse<br />
eines Unternehmens zu haben, ist aus strategischer Sicht<br />
unerlässlich. Es befähigt zum richtigen Zeitpunkt in den<br />
richtigen Bereichen die richtigen Hebel in Bewegung zu<br />
setzen. Besitze ich in schwierigen Situationen eine breite<br />
Wissensbasis, verbunden mit einer kreativen Problemlösungskompetenz<br />
habe ich einen entsprechenden Vorsprung<br />
gegenüber anderen Mitbewerbern.<br />
Auf der anderen Seite kann es von Vorteil sein, in viele<br />
unterschiedliche Disziplinen hineinzublicken und erst<br />
im späteren Verlauf seines Studiums zu entscheiden, welcher<br />
Themenbereich mir wirklich liegt und welchen ich<br />
in Zukunft weiterverfolgen möchte.<br />
<strong>WOLL</strong>: Wie können die Absolventen später im Unternehmen<br />
eingesetzt werden?<br />
Glinka: Die Studierenden werden als Generalisten ausgebildet,<br />
was im Beruf für Flexibilität und Wissensbreite<br />
steht. Sie können demnach in den Bereichen Design,<br />
Technik oder Management beziehungsweise übergreifend<br />
als Schnittstellenmanager*innen zwischen den Disziplinen<br />
eingesetzt werden.<br />
Die Befähigung, zum richtigen<br />
Zeitpunkt in den richtigen Bereichen<br />
die richtigen Hebel in Bewegung zu setzen<br />
Dominic Glinka,<br />
Lehrkraft für besondere<br />
Aufgaben an der FH<br />
Diesem Arbeitnehmertyp wird hinter vorgehaltener<br />
Hand nachgesagt, dass sie durch die fehlende Vertiefung<br />
kein Alleinstellungsmerkmal besitzen und austauschbar<br />
sind. Diese Lücke schließen wir mit dem Kompetenzfeld<br />
„Designmanagement“. Die Studierenden lernen hier<br />
komplexe Problemstellungen aus allen Lebensbereichen<br />
kreativ und methodisch zu lösen, zum Beispiel mit dem<br />
„Design Thinking“-Ansatz. Die typischen Einsatzgebiete<br />
nach dem Studium sind vielfältig, können aber auf die<br />
Bereiche Designmanagement, Projektmanagement, Produktmanagement,<br />
Innovationsmanagement oder das klassische<br />
Consulting näher eingegrenzt werden.<br />
<strong>WOLL</strong>: Das bedeutet: Kein modernes Unternehmen<br />
kann es sich noch leisten, auf entsprechende Fachkräfte<br />
zu verzichten?<br />
Glinka: In Zukunft werden sowohl Generalisten als auch<br />
Spezialisten gefragte Arbeitnehmertypen sein. Welcher<br />
Typ dabei das Rennen macht, lässt sich pauschal leider<br />
nicht beantworten. Internationale Studien weisen darauf<br />
hin, dass Generalisten mitunter leicht im Vorteil sind, dies<br />
aber immer an die vorherige <strong>Ausbildung</strong>, Qualifizierung<br />
und Berufserfahrung gekoppelt ist.<br />
Schaut man sich die Berufswege der dpm-Alumni in den<br />
letzten 15 Jahre etwas genauer an, so wird schnell klar, dass<br />
sich viele Design- und Projektmanager*innen nach dem<br />
Studium zunächst auf eine Disziplin konzentrieren, ihre<br />
Wissensbasis in diesem Bereich verbreitern und schlussendlich<br />
eine Art von Spezialisierung erreichen. Grundlage<br />
dafür ist aber immer noch der Weitblick eines Generalisten.<br />
Insbesondere dann, wenn Führungspositionen besetzt<br />
oder angestrebt werden.<br />
<strong>WOLL</strong>: Gibt es schon viele, die sich dazu angemeldet<br />
haben? Speziell aus dem Hochsauerlandkreis?<br />
Glinka: Der Studiengang ist seit seiner ersten Akkreditierung<br />
im Jahr 2007 vor allem durch seine Lokalität gewachsen.<br />
Über 60 % der Studierenden kommen aus einem<br />
100 km-Gürtel rund um unseren Standort in <strong>Soest</strong>, wo<br />
der Studiengang beheimatet ist. Im Hochsauerlandkreis<br />
sind wir zudem seit vielen Jahren an den Schulen präsent<br />
und informieren die Schülerinnen und Schüler über diesen<br />
spannenden Berufsweg.<br />
86 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
„Einen ganzheitlichen Blick auf die<br />
Prozesse eines Unternehmens zu haben,<br />
ist aus strategischer Sicht unerlässlich“<br />
(Dominic Glinka)<br />
Julian Franzen<br />
Einer, der diesen Weg eingeschlagen hat, ist Julian Franzen<br />
aus Arnsberg. Er befindet sich im siebten Semester<br />
seines dpm-Studiums und schreibt bei der Firma Miele in<br />
Gütersloh seine Bachelorarbeit. Nach drei Jahren Studium<br />
in <strong>Soest</strong> ist sein Fazit:<br />
„Der Studiengang Design- und Projektmanagement ist<br />
nicht nur durch seine vermittelten Inhalte einzigartig,<br />
sondern auch durch den Umgang und das Miteinander<br />
von Kommilitonen und Lehrenden. Für mich gab es keinen<br />
Tag im Studium, an dem ich nicht gerne aufgestanden<br />
bin, um nach <strong>Soest</strong> zu fahren.<br />
Als ein Absolvent des Studiengangs verfüge ich über<br />
einen sehr breiten Wissensstand und habe die Möglichkeit<br />
dadurch in vielen Branchen und Bereichen tätig<br />
zu werden. Ich bin oft überrascht, wie unterschiedlich<br />
sich die <strong>Karriere</strong>wege der Absolventen entwickeln.<br />
Inhaltlich beschäftige ich mich mit der Entwicklung eines<br />
Produktes und dem dazugehörigem Geschäftsmodell, das<br />
mit der Vision startet und mit der Vermarktung endet.<br />
Hier werden die Vorteile von Generalisten besonders offenbart,<br />
da bei der Entwicklung eines Geschäftsmodells<br />
eine sehr fundierten Wissensbasis in allen Bereichen benötigt<br />
wird. Tauchen doch Wissenslücken auf, können diese<br />
in der Regel durch das Aneignen von Wissen, das optimal<br />
auf der geschaffenen Basis aufbauen kann, geschlossen<br />
werden. ■<br />
Beim Studiengang dpm kann man aus<br />
einer Vielzahl von Modulen vier nach eigenen<br />
Interessen und Schwerpunkten auszuwählen:<br />
Online-Marketing, Industrie 4.0<br />
oder Angewandte Produktentwicklung<br />
sind nur einige häufig belegte Beispiele.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 87
COMPUTER<br />
UND IT<br />
Top Berufe:<br />
• Fachinformatiker<br />
• Anwendungsentwicklung<br />
• Daten & Prozessanalyse<br />
• digitale Vernetzung<br />
• Systemintegration<br />
• Informatikkaufmann/frau<br />
• IT-Systemelektroniker/in<br />
Firmenportraits und<br />
<strong>Ausbildung</strong>sangebote<br />
aus der Region auf<br />
imsauerland.de<br />
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Fachinformatiker/in für Systemintegration<br />
INFORMATIKER<br />
– IMMER UNENTBEHRLICHER<br />
Christel Zidi<br />
Privat<br />
Kevin Müller hat sich<br />
schon immer sehr für die IT interessiert.<br />
88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Als Fachinformatiker hat man auch<br />
die Möglichkeit sich zu spezialisieren, z. B.<br />
auf Anwendungsentwicklung oder als Fachinformatiker<br />
für Daten- und Prozessanalyse<br />
bzw. für Digitale Vernetzung.<br />
M<br />
it dem Computer kann heute fast jeder<br />
umgehen, der im Berufsleben steht. Schwierig<br />
kann es aber werden, wenn Soft- oder<br />
Hardware Probleme machen. „Stecker raus / Stecker<br />
rein“ – hilft leider nicht immer. Spätestens dann, wenn<br />
sich der Computer gar nicht mehr starten lässt, muss<br />
der Fachmann gerufen werden, idealerweise der interne<br />
Fachinformatiker für Systemintegration.<br />
Spätestens bei der Auswahl der Server und Fragen nach<br />
Netzerweiterungen kommt ein „normaler“ Anwender<br />
nicht mehr mit. Ein Fachinformatiker hingegen kennt<br />
sich nicht nur in den technischen Bereichen aus, sondern<br />
erstellt auch genaue Bedarfspläne – angepasst an<br />
das Budget und die Bedürfnisse des Unternehmens.<br />
Überhaupt hat ein solcher ein weites Einsatzgebiet:<br />
Installation neuer Software, der Einbau von Hardware<br />
(Computer, Telefonanlagen und Drucker), Auswahl<br />
der Server u.v.m.<br />
Bei der Egon Grosshaus GmbH & Co. KG in Lennestadt<br />
hat man sich auf Stanz-, Feinstanz- und Stanzbiegetechnik<br />
spezialisiert. Wenn hier mal ein Computer nicht das<br />
macht, was er soll, hat man gleich den Spezialisten zur<br />
Seite, einer davon ist Kevin Müller (22), Fachinformatiker<br />
für Systemintegration.<br />
Kevin hat im letzten Sommer seine dreijährige <strong>Ausbildung</strong><br />
bei der Firma Grosshaus abgeschlossen. Schon<br />
als Kind hatte er Interesse an der IT und sich in seiner<br />
Freizeit damit beschäftigt. Nach entsprechenden Praktika<br />
hat er auch seinen schulischen Werdegang entsprechend<br />
ausgerichtet: „Ich habe mein Fachabi in der Fachrichtung<br />
Informatik gemacht und bin so schon tiefer in das<br />
IT-Thema eingestiegen.“<br />
Wer sich jetzt einen Computer-Nerd vorstellt, irrt: „Was<br />
man von der IT vielleicht gar nicht vermutet: Man kommt<br />
viel mit Menschen in Kontakt. 80 % unserer Tätigkeit<br />
besteht aus Kommunikation.“<br />
Kevin hat das Unternehmen schon während seiner <strong>Ausbildung</strong><br />
„intensiv kennengelernt“. Seine beruflichen<br />
Kenntnisse hat er hier erlernt und sich beruflich weiterentwickelt:<br />
„Das möchte ich weiter nutzen und einbringen.<br />
Außerdem ist die Atmosphäre hier in unserem Familienunternehmen<br />
super, wir haben ein tolles Team und<br />
ich fühle mich sehr wohl.“<br />
Unter dem Motto „Expedition <strong>Ausbildung</strong>“ bietet<br />
die Firma Grosshaus den Auszubildenden die unterschiedlichsten<br />
Berufe im gewerblichen und kaufmännischen<br />
Bereich und eben auch im IT-Bereich an. Nach der<br />
fundierten und gut betreuten <strong>Ausbildung</strong> ergeben sich<br />
für die Nachwuchskräfte zahlreiche Aufstiegschancen.<br />
Den Grund für diesen Einsatz in Sachen <strong>Ausbildung</strong><br />
erklärt uns Michaela Springmann, die Leiterin der Personalabteilung<br />
so: „Wir haben das Ziel vor Augen, unsere<br />
Auszubildenden mit ihrer <strong>Ausbildung</strong> optimal auf<br />
die Berufswelt vorzubereiten und dann natürlich auch als<br />
Fachkräfte in den verschiedenen Bereichen langfristig an<br />
uns zu binden.“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 89
VERKEHR, TECHNIK<br />
UND LOGISTIK<br />
Top Berufe:<br />
• Berufskraftfahrer/in<br />
• KFZ-Mechatroniker/in<br />
• Land- und Baumschinenmechatroniker/in<br />
• Fachkraft für Lagerlogistik<br />
• Fachlagerist<br />
• Kaufmann/frau für Logistikdienstleistungen<br />
Foto: sabrinity<br />
Firmenportraits und<br />
<strong>Ausbildung</strong>sangebote<br />
aus der Region auf<br />
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Maikel Haag und Lukas Marcholewski sind glücklich<br />
über ihre <strong>Ausbildung</strong> zur „Fachkraft für Lagerlogistik“<br />
„Hier lerne ich jeden Tag Neues“<br />
Anne von Heydebrand<br />
S. Droste<br />
Die Hochregale sind gut gefüllt. Waren aus der<br />
ganzen Welt stapeln sich auf über 12.000 Palettenstellplätzen<br />
in den Hallen der Spedition<br />
Mönig in Meschede-Enste. Und mittendrin die beiden<br />
Azubis Maikel Haag und Lukas Marcholewski. Sie sorgen<br />
mit ihren Kollegen dafür, dass jedes Produkt ans richtige<br />
Ziel gelangt. Und das nicht nur in Deutschland, sondern<br />
in ganz Europa. Ganz schön viel Verantwortung, woll?!!<br />
Lukas Marcholewski freut sich, dass er nach der<br />
<strong>Ausbildung</strong> im Betrieb übernommen wird.<br />
90 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Auch Maikel Haag ist immer noch beeindruckt von der Warenmenge,<br />
die hier jeden Tag verarbeitet wird. Der 18-Jährige<br />
befindet sich aktuell im ersten Lehrjahr seiner <strong>Ausbildung</strong><br />
und schwärmt von den vielfältigen Aufgabenbereichen<br />
im Unternehmen: Wareneingang, Kommissionierung, Bestandskontrolle,<br />
Be- und Entladung der kostspieligen Fracht.<br />
Eines der wichtigsten Arbeitsgeräte ist der PC. „Hier lerne<br />
ich jeden Tag etwas Neues.“ Bereits drei Monate nach <strong>Ausbildung</strong>sstart<br />
konnte er auch schon seinen Staplerschein in<br />
den Händen halten und er ist sich schon jetzt sicher, dass<br />
er nach der <strong>Ausbildung</strong> weiterlernen will. Sein Ziel: Einen<br />
Ausbilderschein absolvieren oder sogar noch den Meistertitel<br />
erreichen.<br />
Chancen ergreifen und voll durchstarten<br />
Lukas Marcholewski ist da schon einen Schritt weiter. Er hat<br />
im letzten Jahr seine <strong>Ausbildung</strong> abgeschlossen und wurde<br />
im Anschluss von der Spedition Mönig übernommen. Dabei<br />
hat alles vor viereinhalb Jahren mit einem Praktikum begonnen.<br />
Damals wusste er noch gar nicht, was ihn in den<br />
Lagerhallen erwarten würde. Nur durch Zufall ist er bei<br />
dem Unternehmen aus Meschede gelandet und hat gleich die<br />
Chance ergriffen, richtig durchzustarten. Mittlerweile ist er<br />
aus dem Unternehmen nicht mehr wegzudenken und auch<br />
er schätzt das familiäre Verhältnis unter den Mitarbeitern.<br />
„Wir helfen uns hier alle gegenseitig und halten zusammen“,<br />
erklärt der 23-Jährige.<br />
Was ihn an dem Job noch immer reizt? Der Kontakt mit den<br />
LKW-Fahrern aus ganz Europa. An manchen Tagen kommen<br />
bis zu 20 LKWs in der Spedition an. Dann wird es nicht<br />
nur hektischer, auch die Englischkenntnisse müssen sitzen.<br />
Ein wichtiger Tipp für zukünftige Bewerber: „Englisch ist<br />
extrem wichtig in unserem Beruf. Viele Fahrer können kein<br />
Deutsch und dann wird es mit der Kommunikation schwer“,<br />
sagt Marcholewski. Außerdem spielen Selbstständigkeit und<br />
gewissenhaftes Arbeiten eine große Rolle im Berufsalltag.<br />
„Wir müssen uns aufeinander verlassen können.“ Dafür erlernt<br />
er aber auch einen wichtigen Job mit Zukunft. Denn<br />
Lageristen werden in allen Branchen gebraucht. Schließlich<br />
muss jeder irgendwann irgendetwas lagern. ■<br />
Die <strong>Ausbildung</strong> zur Fachkraft für Lagerlogistik dauert<br />
in der Regel drei Jahre und ist ein anerkannter <strong>Ausbildung</strong>sberuf<br />
in Industrie und Handel. Fachkräfte für<br />
Lagerlogistik finden Beschäftigung in Unternehmen<br />
nahezu aller Wirtschaftsbereiche.<br />
Die Spedition Mönig stellt jedes Jahr zwei neue <strong>Ausbildung</strong>splätze<br />
zur Verfügung. Interessenten können in<br />
einem Praktikum ein Einblick von dem Unternehmen<br />
und der <strong>Ausbildung</strong> bekommen.<br />
Weitere Informationen unter: www.moenig.com<br />
Auch Maikel Haag absolvierte vor der <strong>Ausbildung</strong><br />
zunächst ein Praktikum im Betrieb.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 91
SPAREN ODER AUF DEN<br />
KOPF HAUEN<br />
WAS TUN MIT DEM ERSTEN GEHALT?<br />
Sonja Nürnberger<br />
N<br />
un ist es soweit: Das Kind ist tatsächlich kein<br />
Kind mehr, sondern so alt, dass es sein erstes eigenes<br />
Gehalt aufs Konto überwiesen bekommt.<br />
Aber was tun damit? Direkt beim nächsten Schützenfest<br />
alles auf den Kopf hauen oder<br />
kann man es doch etwas<br />
sinnvoller<br />
anlegen?<br />
Tatsächlich ist das erste Gehalt ein guter Anlass, sich<br />
Gedanken über die Zukunft zu machen. Die erste Arbeitsstelle<br />
ist nun sicher und das erste Gehalt wird nicht<br />
das letzte sein. Welche Möglichkeiten gibt es also, mit<br />
diesem Geld verantwortungsbewusst und nachhaltig<br />
umzugehen?<br />
Da Ihrem Kind nun vermutlich monatlich<br />
mehr Geld zur Verfügung steht<br />
als zuvor, damit aber auch einige<br />
neu hinzugekommene Kosten<br />
– wie etwa die Miete für die<br />
erste eigene Wohnung, das<br />
Auto und Versicherungen<br />
– gedeckt werden<br />
müssen, bietet es sich<br />
an, einen Haushaltsplan<br />
zu erstellen. So<br />
bekommt Ihr Kind<br />
einen Überblick<br />
über die Einnahmen<br />
und Ausgaben und<br />
ein Gefühl für die<br />
tatsächliche finanzielle<br />
Situation.<br />
Haben sich in der Vergangenheit<br />
Schulden angehäuft,<br />
liegen eventuell<br />
noch unbezahlte Rechnungen<br />
auf dem Tisch, dann ist<br />
das erste Gehalt eine gute Gelegenheit,<br />
sich zunächst von diesen zu<br />
befreien. So kann Ihr Kind unbelastet in<br />
die Zukunft blicken.<br />
Ist der Kontostand raus aus dem roten Bereich, kann<br />
Ihr Nachwuchs beginnen, sich Ziele zu setzen. Wann<br />
wird ein neues Auto fällig? Wie sieht es in einigen Jahren<br />
mit einem Eigenheim aus? Aber auch speziellere Wün-<br />
92 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
sche wie ein besonderes Reiseziel können dabei helfen,<br />
diszipliniert in Sachen Geld zu handeln. Da ein Berufseinsteiger<br />
noch viele Jahrzehnte vor sich hat, sollte auch<br />
schon darüber nachgedacht werden, langfristig Vermögen<br />
aufzubauen, beispielsweise in Aktien, ETF-Sparpläne oder<br />
Gold. Ein fester Betrag ab 50 Euro pro Monat – wer kann<br />
bestenfalls natürlich gerne mehr – könnten dafür eingeplant<br />
werden.<br />
Und dann ist da noch der Notgroschen: zwei bis drei Monatsgehälter<br />
sollten für Notfälle immer auf einem Konto<br />
liegen, auf das schnell zugegriffen werden kann.<br />
Es lohnt sich auf lange Sicht gesehen also auf jeden Fall,<br />
das erste Gehalt nicht direkt auf den Kopf zu hauen, sondern<br />
bewusst damit umzugehen – sich als Belohnung eine<br />
Kleinigkeit zu gönnen, ist sicher trotzdem drin! ■<br />
Mehr Überholspur.<br />
Weniger Sackgasse.<br />
Was willst du mehr?<br />
Die <strong>Ausbildung</strong> bei deiner Sparkasse.<br />
Du willst mit Vollgas durchstarten, statt auf der Stelle zu treten? Bei uns erwartet dich<br />
ein praxisnaher Einstieg in eine <strong>Karriere</strong> mit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten<br />
und jeder Menge Sinn – für dich und für uns alle.<br />
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<strong>Soest</strong>Werl<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 93<br />
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SOZIALES UND<br />
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• Erzieher/in<br />
• Erzieher/in - Jugend und Heimerziehung<br />
• Fachlehrer/in - musisch-technische Fächer<br />
• Förderlehrer/in<br />
• Sozialpädagogische/r Assistent/in<br />
• Kinderpfleger/in<br />
• Sportlehrer/in<br />
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imsauerland.de<br />
Dieses Berufsfeld erkunden<br />
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Foto: Georg Giannakis<br />
Hubertus Gosmann vom<br />
Hubertus-Schwartz-Berufskolleg in <strong>Soest</strong><br />
VOM GYMNASIAL-<br />
ABBRECHER ZUM<br />
STELLVERTRETENDEN<br />
SCHULLEITER<br />
D<br />
ass Hubertus Gosmann einmal im Büro des stellvertretenden<br />
Schulleiters sitzen würden, hätte er selbst am wenigsten gedacht.<br />
Noch dazu nicht vor dem Schreibtisch, sondern dahinter. Eben als<br />
der, für den das Büro da ist. Denn eigentlich wollte Gosmann als „schulmüder<br />
Gymnasiast“, der er damals war, nie wieder eine Schule von innen<br />
sehen. „Wer braucht schon Latein? Mathe macht keinen Spaß mehr. Stress<br />
mit den Eltern. Damals hatte ich die Fragen und Probleme, wie ich sie heute<br />
oft bei meinen Schülern erlebe“ sagt der Warsteiner. Statt in die Oberstufe<br />
einzutreten, verließ er das Gymnasium mit dem Realschulabschluss.<br />
Matthias Koprek<br />
Hubertus Gosmann:<br />
Ein Leben für und in der Schule<br />
94 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
„Mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung<br />
hast du immer etwas in der Hand. Und ein viel<br />
besseres Verständnis für den Stoff im Studium.“<br />
(Hubertus Gosmann)<br />
Nichtstun war für ihn keine Option –<br />
und schon gar nicht für seine Eltern.<br />
Also musste kurz vor dem turnusmäßige<br />
<strong>Ausbildung</strong>sbeginn ein <strong>Ausbildung</strong>splatz<br />
her. Das Problem: Damals gab<br />
es noch einen Arbeitgebermarkt und<br />
im Sommer so gut wie keine offenen<br />
Stellen mehr. Außer bei der Deutschen<br />
Post. Also bewarb er sich mehr oder<br />
weniger blind für den <strong>Ausbildung</strong>sberuf<br />
der „Dienstleistungskraft im Postbetrieb“.<br />
„Was man hier lernt, das braucht<br />
man im Leben!“<br />
Die Zusage kam prompt. Doch was<br />
Gosmann nicht wusste: Das erste Jahr<br />
der dreijährigen <strong>Ausbildung</strong> war ein<br />
Vollzeitschuljahr. Und so fand er sich<br />
1992 nach den Sommerferien dort wieder,<br />
wo er nie wieder hinwollte: in einem<br />
Klassenraum. Diesmal am Hubertus-<br />
Schwartz-Berufskolleg in <strong>Soest</strong>. „Da<br />
hatte ich erst einmal einen Schock. Ich<br />
merkte allerdings schnell, dass ich die<br />
Dinge, die ich hier lerne, wirklich gebrauchen<br />
kann. Dass die Themen, die<br />
hier behandelt werden, eine unglaubliche<br />
Lebensnähe haben, die mich bis heute<br />
trägt.“ Und so wurde aus dem Abiturverweigerer<br />
plötzlich ein Streber, der in<br />
allen elf Fächern die Note eins auf<br />
dem Zeugnis bekam. „Aber auch nur,<br />
weil wir keinen Sportunterricht hatten,<br />
sonst wäre mir das nicht geglückt“, gibt<br />
er schmunzelnd zu. Da wusste er freilich<br />
noch nicht, dass ab der Mittelstufe<br />
der einheitliche Dienstsport zur Pflicht<br />
wurde. Dank der guten Noten konnte<br />
Gosmann die <strong>Ausbildung</strong> verkürzen<br />
und war nach 2,5 Jahren fertig. Keine<br />
vier Wochen später fand er sich in der<br />
Rolle des Ausbilders wieder und lernte<br />
plötzlich seine gleichaltrigen Kollegen<br />
an, die vor kurzem noch neben ihm in<br />
der Schulbank saßen.<br />
„Pauker bei uns, das wäre doch<br />
was für dich.“<br />
Als Ausbilder kehrte Gosmann regelmäßig<br />
zum Hubertus-Schwartz-<br />
Berufskolleg zurück, um sich an den<br />
Sprechtagen nach seinen Azubis zu erkundigen.<br />
Sein ehemaliger Lehrer für<br />
Betriebswirtschaft und Rechnungswesen<br />
gab die Initialzündung für die <strong>Karriere</strong><br />
in der Schullaufbahn. „Bei der Post<br />
kommt die Privatisierung, da gehen die<br />
Lampen aus. Den Job, den du da machst,<br />
wird es nicht mehr lange geben. Pauker<br />
bei uns, das wäre doch was für dich“,<br />
sagte er zu seinem ehemaligen Schüler.<br />
Was Gosmann einleuchtet, hatte einen<br />
Haken. Ihm fehlte schließlich das Abitur.<br />
Also begann er 1995 mit dem<br />
Abendgymnasium und saß wieder in<br />
der Schule, die er einst genervt verlassen<br />
hatte. 1998 folgt dann das Studium<br />
in Paderborn. Bei der Post ließ<br />
sich Gosmann nur beurlauben: „Es gibt<br />
immer den Misserfolgsmeider und den<br />
Erfolgssucher. Ich bin von Natur aus<br />
eher der Misserfolgsmeider und brauchte<br />
die Sicherheit.“ Außerdem jobbte er<br />
zwischendurch immer wieder als Postzusteller.<br />
„Ich habe zwar nie gern studiert,<br />
aber ich wusste, wo ich hinwollte<br />
– ans Hubertus-Schwartz-Berufskolleg“,<br />
sagt Gosmann. „Für mich war<br />
definitiv klar: Ich kann nirgendwo anders<br />
Pauker sein als hier. Ich habe diese<br />
Schule geliebt und tue es noch heute.“<br />
Allerdings kriegen Referendariaten<br />
ihre Schule zugewiesen und können sie<br />
sich nicht aussuchen. Weil es dem damaligen<br />
Schulleiter höchsten Respekt<br />
abverlangte, wie Gosmann sich vom<br />
niedrigsten Bildungsgang seiner Schule<br />
hochgearbeitet hat, wollte er das unbedingt<br />
unterstützen und setze alle Hebel<br />
in Bewegung, um ihn an seine Schule<br />
zu holen.<br />
„Es muss nicht jedes Kind<br />
studieren.“<br />
Seit Anfang des Jahres ist der Oberstudienrat<br />
nun stellvertretender Schulleiter<br />
des <strong>Soest</strong>er Berufskollegs. Seine eigene<br />
Erwerbsbiografie ist der beste Beweis<br />
dafür, dass in unserem Bildungssystem<br />
jeder alles erreichen kann, wenn er nur<br />
will. „Egal aus welcher Situation heraus<br />
man startet, welchen Weg man wählt.<br />
So kann ein Postbote auch stellvertretender<br />
Schulleiter werden“, resümiert<br />
Gosmann. Ihm ist es wichtig, auch den<br />
Eltern deutlich zu machen, dass nicht<br />
jedes Kind studieren muss. Natürlich<br />
darf jeder an ein Studium denken. Aber<br />
seine Empfehlung lautet: „Macht vorher<br />
unbedingt eine <strong>Ausbildung</strong>. Egal welche.<br />
Das sage ich auch meinen Kindern.<br />
Wenn es nicht klappt, fängt das Netz<br />
euch auf. Mit einer abgeschlossenen<br />
Berufsausbildung hast du immer etwas<br />
in der Hand. Und ein viel besseres Verständnis<br />
für den Stoff im Studium.“<br />
Außerdem haben Studierende mit Berufsausbildung<br />
die Chancen auf deutlich<br />
attraktivere Nebenjobs. Schließlich<br />
ist nicht jeder mit einem wohlbetuchten<br />
Elternhaus gesegnet, welches das Studium<br />
mit all seinen Aspekten finanzieren<br />
kann. Das Berufskolleg verzeichnet<br />
vermehrt Studienabbrecher, die das<br />
Studium unterschätzt haben, und dann<br />
eine duale <strong>Ausbildung</strong> absolvieren.<br />
Gosmann: „Die starten hier durch wie<br />
eine Rakete, weil die genau das erleben,<br />
was ich nach dem Abbruch des Gymnasiums<br />
erlebt habe. Plötzlich können<br />
sie mit entsprechendem Aufwand etwas<br />
erreichen. Das zu sehen, motiviert mich<br />
total.“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 95
Anzeige<br />
Christel Zidi<br />
Georg Giannakis<br />
Aileen Lorenz<br />
mit Kita-Kindern<br />
„DAS WAR DIE BESTE ENTSCHEIDUNG,<br />
DIE ICH JE GETROFFEN HABE“<br />
Abitur, Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Altenpflege, <strong>Ausbildung</strong> zum Kaufmann im Gesundheitswesen<br />
und anschließende Tätigkeit als Kaufmännischer Angestellter. Der Belecker Niclas Nürenberg<br />
(27) hat beruflich schon einige Stationen durchlaufen. Jetzt ist er angekommen: Er wird Erzieher.<br />
Die Erst-<strong>Ausbildung</strong> in einem guten Beruf – aber noch<br />
nicht der Traumberuf, noch nicht das berufliche Ziel.<br />
„Ich habe immer schon mit dem Gedanken gespielt,<br />
Erzieher zu werden. Das hat mich einfach interessiert.“<br />
Und dann ergab sich die Möglichkeit,<br />
im August 2019 begann er seine<br />
<strong>Ausbildung</strong>. Heute, zum Ende des<br />
2. <strong>Ausbildung</strong>sjahres kann er sagen:<br />
„Das war die beste Entscheidung, die<br />
ich je getroffen habe.“<br />
Während der Praxisintegrierten <strong>Ausbildung</strong><br />
(PIA) gibt es für Niclas zwei<br />
Tage in der Woche theoretischen Unterricht<br />
am Berufskolleg Marienschule Lippstadt<br />
in Lipperbruch, den praktischen Teil absolviert er an<br />
den restlichen drei Tagen in der St. Pankratius Kita in<br />
Warstein-Belecke.<br />
Die Einführung der PIA vor vier Jahren war auch für<br />
Quereinsteiger ein Anreiz, diesen Weg zu gehen. Auch für<br />
solche, für die die <strong>Ausbildung</strong> nur in Teilzeit möglich<br />
ist. Im Gegensatz zur schulischen Erzieherausbildung<br />
bekommen die Auszubildenden<br />
ein Gehalt gezahlt.<br />
In welche Richtung es später geht,<br />
kann jeder für sich entscheiden, denn<br />
der Erzieherberuf ist sehr weitläufig.<br />
Entsprechende Praktika können bei<br />
der Entscheidungsfindung helfen. Niclas<br />
machte ein vierwöchiges Praktikum<br />
in der Jugendhilfe: „Das war spannend und<br />
interessant, aber eine ganz andere Herausforderung.“<br />
Wechsel- und Aufstiegsmöglichkeiten gibt es<br />
für Erzieher reichlich. Nach der Berufsausbildung kann<br />
man z. B. auch Sozialpädagogik und Management studie-<br />
Niclas Nürenberg, Ausbildender<br />
96 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
en, so wie es Aileen Lorenz gemacht hat, die Leiterin der<br />
Kindertageseinrichtung.<br />
Erzieher ist ein Beruf, den man gut bis zur Rente ausüben<br />
kann. Auch in der Kath. Kita St. Pankratius ist eine Fachkraft<br />
beschäftigt, die mit ihren knapp 60 Jahren in allen<br />
Bereichen tätig ist. Ihr geht es wahrscheinlich genau<br />
wie Niclas, der, wenn er in der Kita ist, keine Chance auf<br />
schlechte Laune hat, selbst wenn er mal mit dem linken<br />
Bein aufgestanden ist: „Bei der Interaktion mit den Kindern<br />
vergeht das schnell. Die Kinder versprühen so viel<br />
gute Laune.“ Niclas Nürenberg ebenfalls. Seinen guten<br />
Draht zu Kindern hat die Kita-Leitung schnell erkannt:<br />
„Niclas kam am Tag 1 an und die Kinder flogen sofort auf<br />
ihn. Man kann schon sagen, er ist ein geborener Erzieher.“<br />
Die Kita auf dem Propsteigelände in der malerischen Belecker<br />
Altstadt wurde 1969 eingeweiht. Dort, wo jetzt die<br />
Zwei- bis Sechsjährigen fröhlich toben, stand bis 1967 eine<br />
alte Scheune, von der jetzt noch der Baukörper und das<br />
Dach erhalten sind. Sprichwörtlich unter diesem Dach<br />
fördert das Kita-Team Fantasie und Kreativität der Kinder,<br />
stärkt ihr Selbstvertrauen und ihre Selbständigkeit.<br />
Auf Sprachförderung legt man hier großen Wert und auf<br />
musikalische Früherziehung. Eine zertifizierte Liedergartenlehrerin<br />
unterrichtet die zwei- bis dreijährigen Kinder.<br />
Bewegung ist ebenfalls ein wichtiger Part der Erziehung.<br />
Es wird oft draußen gespielt, auf dem Spielplatz, in Feld,<br />
Wald und Wiese.<br />
Neben diesen wichtigen Aspekten vermittelt das Erzieherteam<br />
der Kita St. Pankratius auch die christlichen Werte<br />
und die Bedeutung des Glaubens an die Kinder.<br />
Niclas übernimmt - zusammen mit seiner Praxisanleitung<br />
- die Turnstunden mit den Kindern. Verwaltungsarbeit<br />
gehört auch zum Job und die Gespräche mit den Eltern,<br />
bei denen diese über die Entwicklung ihres Kindes informiert<br />
werden.<br />
Dass Erzieher eigentlich ein frauentypischer Beruf ist,<br />
war für Niclas Nürenberg nie ein Problem: „Als ich noch<br />
im Büro gearbeitet hatte, habe ich schon mal zu meinen<br />
Kumpels gesagt, dass ich das gern machen würde. Und sie<br />
haben mich alle in der Entscheidung bestärkt. Ich habe<br />
immer nur Zuspruch erfahren.“<br />
Leider gibt es noch immer nur sehr wenige Männer in seinem<br />
Beruf. Dazu Aileen Lorenz: „Es ist so, dass fast jeder es<br />
akzeptiert und auch gut findet, dass es männliche Erzieher<br />
gibt. Trotzdem können sich das viele noch nicht für sich<br />
selbst vorstellen.“ So sieht es auf jeden Fall aus, wenn man<br />
einen Blick in die von Frauen dominierten Klassenräume<br />
wirft.“ Auch Niclas plädiert dafür, dass mehr Männer den<br />
Beruf des Erziehers erlernen: „Ich würde den Leuten, die<br />
schon mal mit dem Gedanken gespielt haben, Erzieher zu<br />
werden, unbedingt zu diesem Beruf raten. Wenn man darauf<br />
Lust hat, sollte man den Schritt wagen. Man hat viele<br />
positive Erlebnisse und es macht sehr viel Spaß.“ ■<br />
Katholische Kindertageseinrichtungen<br />
Siegerland-Südsauerland gem. GmbH<br />
Tim Nicksteit<br />
Tel.: 0291-9916 83760<br />
Stiftsplatz 13 I 59872 Meschede<br />
Katholische Kindertageseinrichtungen<br />
Hellweg gem. GmbH<br />
Christine Sauermann<br />
Tel.: 0291-9916 82760<br />
Stiftsplatz 13 | 59872 Meschede<br />
Katholische Kindertageseinrichtungen<br />
Hochsauerland-Waldeck gem. GmbH<br />
Anna Kampert<br />
Tel.: 0291-9916 81760<br />
Stiftsplatz 13 | 59872 Meschede<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 97
DAS<br />
ZDI-NETZWERK<br />
HOCHSAUERLAND<br />
MINT-Förderung „von der KiTa<br />
bis zum Berufseinstieg“:<br />
Monika Loerchner<br />
ZDI Netzwerk<br />
durch Innovation“ – dieses vielsagende<br />
Motto verbirgt sich hinter der<br />
„Zukunft<br />
Abkürzung „ZDI“. Das ZDI-Netzwerk<br />
des Hochsauerlandkreises hat seinen Sitz in Meschede;<br />
insgesamt gibt es in Nordrhein-Westfalen 34 dieser<br />
Zentren.<br />
„Alle Bundesländer beneiden uns um unsere Einrichtungen“,<br />
erzählt Elke Henke. Die Diplom-Statistikerin ist gemeinsam<br />
mit ihrer Kollegin Sabine Kittler, die ihren Abschluss<br />
im Bereich Wirtschaft und Marketing gemacht hat,<br />
als Koordinatorin für das Netzwerk tätig.<br />
Dem Fachkräftemangel schon früh entgegensteuern<br />
Im Auftrag des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft<br />
NRW soll das ZDI in der hiesigen Bildungsregion<br />
helfen, Kinder und Jugendliche für den MINT-Bereich<br />
(Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und<br />
Technik) zu begeistern. „Von KiTa bis Berufseinstieg oder<br />
Studium, wir gewährleisten eine MINT-Begleitung entlang<br />
des gesamten Bildungsweges“, erklärt Elke Henke. Bereits<br />
im Gründungsjahr 2010 standen für <strong>Kreis</strong>, Fachhochschule<br />
und regionale Unternehmen fest, dass man dem drohenden<br />
Fachkräftemangel aktiv entgegensteuern muss. Elke Henke<br />
sieht in Sachen MINT-Förderung vor allem bei Mädchen<br />
viele Möglichkeiten. „Das Geschlecht spielt im MINT-Bereich<br />
absolut keine Rolle. Da ist es eher der große Einfluss<br />
der Eltern, die ihre Kinder hier fördern oder bremsen.“<br />
Damit die Angebote auch genutzt werden, ist es wichtig, die<br />
Lehrkräfte aktiv mit ins Boot zu holen. „Wir merken, dass<br />
oft Workshops nötig sind, um den Grundschullehrern und<br />
KiTa-Betreuern die Angst zu nehmen, MINT-Projekte anzunehmen“,<br />
erzählen die beiden Frauen.<br />
Robotgame Wettbewerb <strong>2022</strong><br />
Fast immer kostenfrei für Schulen und Kinder<br />
Das breite Angebot des ZDI-Netzwerkes umfasst neben<br />
Lehrer- und Erzieherschulungen und dem Verleih von praxisbezogenem<br />
Lehrmaterial Bereich auch die Bereitstellung<br />
von Räumlichkeiten und Personal für die Durchführung<br />
von Kursen, Unterstützung bei eigenen MINT-Projekten,<br />
Ferienangebote für Schülerinnen und Schüler sowie finanzielle<br />
Unterstützung. Überhaupt arbeitet das Netzwerk dank<br />
Fördermitteln überwiegend kostenfrei.<br />
Besonders beliebt ist übrigens die Kinder-Uni. Hier wird das<br />
Interesse der jungen Menschen anhand lebensnaher Alltagsfragen<br />
(„Wie werde ich Chef von Deutschland?“ oder „Es ist<br />
Mathematik. Die geheimen Techniken der Profifußballer“)<br />
für den MINT-Bereich geweckt. Mit Robot-Games Drohnenflugwettbewerben,<br />
dem Einsatz von Raspberry Pies oder<br />
Kursen in Sachen Tinkercad ist das ZDI dabei stets am Puls<br />
der Zeit.<br />
Ein „Best of Kinder-Uni“ soll nun bald im Rahmen des<br />
Sommerfestes der Fachhochschule Meschede am 11. Juni 22<br />
stattfinden. ■<br />
Erste Elektrotechnik-Erfahrungen in der Summerschool<br />
98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Christel Zidi<br />
HILFE, MEIN<br />
KIND HÄNGT<br />
STÄNDIG<br />
VORM COMPUTER!<br />
I<br />
hr Kind liebt seinen Computer und verbringt den<br />
größten Teil seiner Freizeit damit? Computerspiele<br />
von morgens bis abends. Was soll aus ihm nur mal<br />
werden? Nun, vielleicht Mediendesigner?!<br />
Haben Sie vielleicht schon bemerkt, dass Computerspiele für<br />
Ihr Kind mehr sind als nur ein Zeitvertreib? Stolz hat es Ihnen<br />
vielleicht schon einige eigene Programmierungen vorgeführt.<br />
Wenn das so ist, sollten Sie den Berufswunsch ihres Kindes<br />
nicht einfach vom Tisch wischen. Möglicherweise wenden<br />
Sie jetzt ein, dass Ihr Kind ja schließlich noch nicht einmal<br />
das Abitur hat und Privatschulen eh viel zu teuer sind... Doch<br />
selbst dann ist die Situation alles andere als hoffnungslos.<br />
Möglichkeiten mit Mittlere Reife<br />
Für die <strong>Ausbildung</strong> zum Game Artisten, Game Developer<br />
oder Mediendesigner reicht z. B. am “bib international College”<br />
in Paderborn der Realschulabschluss. Hier können Realschul-Absolventen<br />
während ihrer dreijährigen <strong>Ausbildung</strong><br />
auch gleichzeitig den Fachhochschulabschluss erwerben. Mit<br />
der Fachhochschulreife bzw. mit Abitur kann man auch einen<br />
Bachelor im Bereich Mediendesign oder Game machen.<br />
Privatschulen - nur für Privilegierte?<br />
Solch eine <strong>Ausbildung</strong> ist allerdings nicht umsonst. Ein<br />
monatliches Schulgeld von 362 bzw. 445 Euro ist schon zu<br />
errichten. Unter bestimmten Voraussetzungen sind auch<br />
Förderungen möglich: BAföG, KfW-Bildungskredit, BfD<br />
oder auch Finanzierungsmodelle des “bib”. Zudem kann das<br />
Schulgeld zum Teil auch als Sonderausgabe von der Steuer<br />
abgesetzt werden. 30 Prozent, höchstens aber 5.000 Euro pro<br />
Jahr sind möglich. Vielleicht ist Ihr Kind auch bereit, für seinen<br />
Traumberuf auf einen Teil seines Taschengelds zu verzichten?<br />
Allein dieses Entgegenkommen zeigt schon, wie viel<br />
ihm seine <strong>Ausbildung</strong> wert ist.<br />
Und würden Sie sich nicht auch freuen, wenn eines Tages ein<br />
junger Designer bei Ihnen am Tisch sitzt?<br />
Quelle: bib international college<br />
Game Designer entwickeln neue Spielkonzepte<br />
und entwerfen alle Systeme und Regeln des Spiels.<br />
Zu den weiteren Aufgaben gehören das Schreiben<br />
der Geschichte des Spiels und das Level Design.<br />
Game Artisten erschaffen die Charaktere und die<br />
Umgebung des Spiels.<br />
Game Developer entwickeln und programmieren<br />
Games und sind für die technische Umsetzung des<br />
Spieledesigns verantwortlich. Sie sind es, die dafür<br />
sorgen, dass das Spiel nach den Vorgaben der Designer<br />
auch läuft.<br />
Game Producer managen und überwachen Spielprojekte<br />
als Hauptverantwortliche. Sie kümmern<br />
sich um die Einhaltung des Projektfortschritts und<br />
um die Finanzen.<br />
Mediendesigner entwickeln kreative Konzepte<br />
und begleiten Projekte. Zum Beispiel bei der Gestaltung<br />
von Magazinen, Flyern, Plakaten, Firmenlogos<br />
oder Anzeigen.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 99
Foto: Adobe Stock_139571196<br />
Foto: Adobe Stock_339074092<br />
Von TV und Internet inspiriert<br />
WIE WIRD MAN EIGENTLICH…<br />
Christel Zidi<br />
N<br />
icht jedes Kind möchte einen „normalen“<br />
Beruf ergreifen. An Vorbildern aus TV oder<br />
Internet mangelt es nicht. Aber wie kann man<br />
diese Berufe eigentlich lernen?<br />
…Make-up-Artist<br />
Um als Makeup-Artist in der Jury neben einem Supermodel<br />
wie Heidi Klum zu sitzen, muss man schon besonders<br />
gut sein und sich einen Namen in der Branche gemacht<br />
haben. Auch bei Fashionweeks sind sie gefragt. Aber wie<br />
wird man eigentlich Make-up-Artist?<br />
Nicht besonders lang, aber meist recht teuer ist eine entsprechende<br />
<strong>Ausbildung</strong>. Mehrere tausend Euro verlangen<br />
private Einrichtungen, wie man sie meist in größeren<br />
Städten findet. Nach erfolgreicher Teilnahme ist man<br />
dann zertifizierter Make-up-Artist. Auch verschiedene<br />
Cosmetics-Stores bieten <strong>Ausbildung</strong>en (auch mit Zusatzqualifikationen)<br />
an.<br />
Um Erfolg zu haben, macht es Sinn, zunächst eine staatlich<br />
anerkannte, dreijährige <strong>Ausbildung</strong> in einem Beruf<br />
wie z. B. dem der Kosmetikerin zu absolvieren. Möglich<br />
ist dies z. B. in Wellness-Hotels. Wenn echtes Talent und<br />
die Leidenschaft fürs Schminken zusammenkommen,<br />
kann Boris Entrups Thron vielleicht in ein paar Jahren<br />
wackeln. Zuvor lässt sich als Make-up-Artistin oder Kosmetikerin<br />
natürlich auch nebenher Geld verdienen, z. B.<br />
auf Hochzeiten.<br />
Wer sich und andere gern mal ganz ausgefallen schminkt<br />
und sich gern verkleidet, liegt vielleicht mit dem Beruf<br />
des Maskenbildners richtig. Die staatliche <strong>Ausbildung</strong> ist<br />
möglich und auch eine private <strong>Ausbildung</strong> an einer Maskenbildner-Schule.<br />
Auch ein entsprechendes Studium ist<br />
möglich, um die vielfältigen Gestaltungsmittel zu beherrschen<br />
und die Vorgaben der Regisseure umzusetzen. Ein<br />
äußerst kreativer Beruf, der zum Bereich Kunsthandwerk<br />
gehört.<br />
100 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
…Influencer<br />
Influencer zeigen ihren eigenen Stil – meist in den Bereichen<br />
Fitness, Mode oder Reisen. Eine <strong>Ausbildung</strong> zum<br />
Influencer, gibt es nicht. Die Inszenierung des Alltags<br />
eines Influencers in den digitalen Medien (eigener Blog<br />
oder soziale Netzwerke) ist allerdings mit wesentlich mehr<br />
Aufwand verbunden, als es den Anschein hat. Alles ist geplant,<br />
überarbeitet, optimiert. Zum Erstellen von Blogs,<br />
Fotoshootings und Videodrehs kommen noch organisatorische<br />
Arbeiten und der ständige Austausch mit den Fans<br />
und Kunden.<br />
Wer dazu bereit ist, sein eigenes Leben öffentlich zu machen,<br />
muss lange und beständig an seinem Netzwerk arbeiten,<br />
um Erfolg zu haben. Das Smartphone an die Seite<br />
zu legen, geht nur selten.<br />
Erst wer eine sehr hohe Zahl an Followern hat - Macro<br />
Influencer haben 100.000 bis 1.000.000 Follower, Mega<br />
Influencer über eine Million -, erhält auch Angebote von<br />
Unternehmen. Bis man einen Manager engagieren kann,<br />
der diese Aufgaben übernimmt, wird es aber meist noch<br />
eine Weile dauern. Wie lange der Erfolg dann anhält, ist<br />
ungewiss.<br />
… Fußball-Profi<br />
Der Werdegang von Fußballprofis beginnt meist schon in<br />
sehr jungen Jahren. Ab einem Alter von sechs Jahren kann<br />
man in einer Bambini-Mannschaft mittrainieren. Es gibt<br />
in manchen Vereinen auch „Mini-Mannschaften“, bei denen<br />
schon die kleinsten Nachwuchsfußballer (ab 4 Jahre)<br />
mit dabei sein können. Sogenannte Sichter erkennen Talente<br />
schon sehr früh, die werden dann in Förderprogrammen<br />
aufgenommen. Talentscouts der größeren Vereine<br />
sehen sich in der D- bis B-Jugend um. Wer außergewöhnliches<br />
Talent besitzt, wird zum Probetraining eingeladen.<br />
So ist es auch einem Daniel Ginczek aus Neheim gegangen,<br />
der derzeit bei Fortuna Düsseldorf spielt oder Julian<br />
Schwermann aus Sundern-Brenschede, der in der 3. Liga<br />
spielt. Oder auch ein Nuri Şahin aus Lüdenscheid, der zunächst<br />
bei Borussia Dortmund und Real Madrid spielte<br />
und seit Oktober 2021 bei Antalyaspor als Teamchef unter<br />
Vertrag steht.<br />
Wer ernsthaft Fußballprofi werden möchte, muss nicht<br />
nur das entsprechende Talent mitbringen, sondern auch<br />
sehr diszipliniert sein. Und dann muss er das Glück haben,<br />
dass ein Verein auf ihn aufmerksam wird und ihn unter<br />
Vertrag nehmen will. Spätestens ab diesem Zeitpunkt<br />
muss der Fußball stets im Vordergrund stehen. Also kein<br />
Alkohol, eine strenge Ernährung, jede Menge Leistungsdruck<br />
– und die Aussicht auf recht gute Gehälter.<br />
… Schauspieler<br />
Ryan Gosling, Brad Pitt und Jennifer Lawrence haben es<br />
ganz nach oben geschafft, ohne eine Schauspielschule besucht<br />
zu haben. Klar ist das möglich – aber nicht ohne<br />
sehr viel Glück und die richtigen Beziehungen.<br />
Wer diesen Traum trotzdem verfolgen will und schon bei<br />
Theateraufführungen in der Schule oder auf Laienbühnen<br />
festgestellt hat, dass diese Bretter für ihn die Welt bedeuten,<br />
soll davon nicht abgehalten werden. Bei einer privaten<br />
Schauspielschule muss die <strong>Ausbildung</strong> selbst finanziert<br />
werden. Es gibt auch die Möglichkeit, eine staatliche<br />
Hochschule zu besuchen, an der Schauspiel unterrichtet<br />
wird. Allerdings sind die Plätze heiß begehrt und die Aufnahmeprüfungen<br />
sehr anspruchsvoll. Da diese Schulen<br />
vom Staat finanziert werden, sind die Studiengebühren<br />
niedrig und die Chance auf ein Erstengagement sehr hoch.<br />
Die Aussicht, irgendwann mal über den roten Teppich zu<br />
laufen, ist leider nur minimal. Überhaupt können nur zwei<br />
Prozent der Schauspieler in Deutschland von ihrer Arbeit<br />
leben. Die meisten müssen sich mit Nebenjobs über Wasser<br />
halten. Es macht wohl mehr Sinn, eine „ganz normale“<br />
<strong>Ausbildung</strong> zu machen und die Schauspielerei nebenher<br />
zu betreiben. Macht auch Spaß und wer weiß, vielleicht<br />
kommt ja doch noch der große Durchbruch… ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 101
„ES GIBT NIEMANDEN, DER<br />
NICHTS KANN“<br />
Mit KAoA Perspektiven aufzeigen und Kompetenzen entfalten:<br />
Berufliche Orientierung ein Kernbereich an NRW-Schulen<br />
Foto: Adobe Stock_201252546<br />
Paul Senske<br />
S. Droste<br />
J<br />
unge Menschen frühzeitig auf lebenslanges<br />
Lernen vorbereiten, berufliche Perspektiven<br />
aufzeigen und vor allem Kompetenzen<br />
erkennen und entfalten: Die Berufliche Orientierung<br />
nimmt an allen NRW-Schulen der Sekundarstufe<br />
I und II inzwischen eine überragende Rolle ein, hat<br />
große gesellschaftliche Relevanz und macht die Schulen<br />
lebensnäher und lebendiger. Mit der NRW-Landes<br />
initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang<br />
Schule - Beruf in NRW“ (KAoA) ab der 8. Klasse<br />
aller Schulformen wurde ein einheitliches und effizientes<br />
Übergangssystem von der Schule in <strong>Ausbildung</strong><br />
und Studium geschaffen. Ein Schwerpunkt ist die<br />
Steigerung der Attraktivität der dualen <strong>Ausbildung</strong>.<br />
„Die jungen Menschen sollen bei der Beruflichen Orientierung<br />
so früh wie möglich in den Schulen unterstützt werden“, sagt<br />
Maria Büse-Dallmann, Leitende Regierungsschuldirektorin<br />
bei der Bezirksregierung Arnsberg. „Sie sollen ihre Kompetenzen,<br />
Talente und Ressourcen erkennen. Ihnen sollen Wege<br />
der dualen <strong>Ausbildung</strong>, des Studiums und berufliche Perspektiven<br />
aufgezeigt werden. Dabei geht es um die Entfaltung<br />
der eigenen Persönlichkeit und auch um Wertschätz ung für<br />
Berufe und Tätigkeiten jeder Art.“ Ingo Maschoty, Fachberater<br />
der „Koordinierungsstelle Berufliche Orientierung“ der<br />
Arnsberger Behörde, die gemeinsam mit den zwölf Kommunalen<br />
Koordinierungen den KAoA-Prozess begleitet und unterstützt,<br />
bezeichnet den Ansatz so: „Für die Jugendlichen ist<br />
es wichtig, den Blick darauf zu werfen, was er kann. Denn<br />
egal, welche berufliche <strong>Ausbildung</strong> er macht, sie ist immer<br />
der Startpunkt in eine erfolgreiche <strong>Karriere</strong>. Es gibt nur den<br />
richtigen individuellen Weg.“ Für Dezernent Andreas Kremer,<br />
zuständig für die Gesamt- und Sekundarschulen im<br />
<strong>Kreis</strong> Olpe und Siegen-Wittgenstein, steht fest: „Es gibt niemanden,<br />
der nichts kann.“<br />
KAoA bei der Bezirksregierung hoch angesiedelt<br />
Das Landesvorhaben KAoA, 2011 vom <strong>Ausbildung</strong>skonsens<br />
NRW („Jeder junge Mensch in NRW, der ausgebildet<br />
werden will, wird ausgebildet“) ins Leben gerufen, ist bei<br />
der Bezirksregierung hoch angesiedelt und wird gemeinsam<br />
mit den kommunalen Akteuren mit großem Engagement<br />
umgesetzt. Die rasche Integration aller Jugendlichen<br />
mit und ohne Förderbedarf in <strong>Ausbildung</strong>, Arbeitswelt<br />
oder Studium ist gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels<br />
von großer Bedeutung. „Mit dem Elternhaus<br />
und der Schule gibt es zwei Leitplanken für die<br />
Entwicklung der Jugendlichen. Den größten Einfluss haben<br />
die Eltern, die Schule berät und informiert“, so Maria<br />
Büse-Dallmann. „Die Einbindung der Eltern in den Prozess<br />
der Beruflichen Orientie rung ist für uns elementar.“<br />
Mit KAoA geht NRW neue Wege. „Ein Lebensweltbezug<br />
und damit auch die Arbeitswelt<br />
ist eine Grundlage für jeden<br />
Unterricht“, betont Andreas Kremer.<br />
„Die Berufliche Orientierung mit Erkennen<br />
und Entwicklung von überfachli-<br />
Andreas Kremer<br />
102 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
chen Kompetenzen ist Querschnitts- und Gemeinschaftsaufgabe<br />
für alle Schulfächer, in denen auch diese Kompetenzen<br />
vermittelt werden.“ Wichtig seien soziale Kompetenzen. „In<br />
allen Unterrichtsfächern werden auch soziale Kompetenzen<br />
(Teamgeist, Fairness …) entwi ckelt, die im Berufsleben<br />
wichtig sind. Und der Besuch eines Bauernhofes im Erdkundeunterricht<br />
der 5. Klasse beinhaltet auch erste Einblicke in<br />
die Lebens- und Arbeitswelt“, so Kremer. Für die Berufliche<br />
Orientierung gibt es an jeder Schule eine Koordinatorin bzw.<br />
einen Koordinator (StuBo) oder ein Stubo-Team.<br />
Potenzialanalyse ist<br />
wichtige Säule<br />
Der Berufsorientierungs-Prozess<br />
an allen Schulen ab der Klasse 8<br />
ist strukturiert, standardisiert und<br />
verbindlich. Nach der Elterninformation<br />
startet der Prozess mit einer<br />
Potenzialanalyse der Schülerinnen und<br />
Schüler. Sie findet eintägig bei außerschulischen<br />
Bildungsträgern statt. In der<br />
Analyse werden persönliche Potenziale wie Motivation<br />
oder Leistungsbereitschaft, praktische Kompetenzen<br />
(Handgeschicklichkeit, Sprachkompetenz), methodische Potenziale<br />
(strukturiertes Vorgehen oder Aufgabenverständnis)<br />
und soziale Potenziale wie Team- und Kommunikationsfähigkeit<br />
beobachtet. Die Potenzialanalyse wird durch die Schule<br />
vor- und nachbereitet. Die Eltern und die Bundesagentur für<br />
Arbeit werden miteinbezogen. Die Ergebnisse sind Grundlage<br />
für den weiteren Prozessverlauf. Dieser wird mit einer<br />
dreitätigen betrieblichen Berufsfelderkundung in mindestens<br />
drei Berufsfeldern fortgesetzt. „Die Schülerinnen und Schüler<br />
schnuppern in der Berufswelt“, betont Maria Büse-Dallmann.<br />
„Sie erhalten erste praxisnahe Einblicke.“<br />
Maria Büse-Dallmann<br />
Als weitere Stufe folgt in der Jahrgangsstufe 9 oder auch<br />
10 ein zwei- bis dreiwöchiges Betriebspraktikum in Betrieben,<br />
Verwaltung oder Institutionen. Es besteht zudem die<br />
Möglich keit eines zweiten verbindlichen Schülerbetriebspraktikums,<br />
die Ent scheidung darüber fällt die Schulkonferenz.<br />
Weitere Kurzzeitpraktika sind an allen Schulformen möglich.<br />
Schülerinnen und Schüler mit gymnasialer Oberstufe können<br />
ein Praktikum durchführen, das akade mische Berufsfelder oder<br />
entsprechend ge eignete duale <strong>Ausbildung</strong>skurse in den Blick<br />
nimmt. Jugendliche mit Handicaps können an Praxiskursen<br />
teilnehmen und die KAoA-STAR-Angebote nutzen, die sie<br />
entsprechend ihrer individuellen Bedarfe begleiten.<br />
Konkrete<br />
Anschlussvereinbarung<br />
Der Prozess wird mit der Erarbeitung<br />
einer individuellen Anschlussperspektive<br />
abgeschlossen. Diese wird mit<br />
einer konkreten Anschlussvereinbarung<br />
dokumentiert.<br />
Ingo Maschoty<br />
Ein „persönlicher und zugleich wichtiger Begleiter“ im Orientierungsprozess<br />
der Jugendlichen ist der Berufswahl-Pass,<br />
ein Ordner mit farbigen Registerblättern. Er ist ein wichtiges<br />
Informations-, Planungs- und Dokumentations-Instrument,<br />
mit dem die Jugendlichen ihr Lernen eigenverantwortlich<br />
gestalten und sich vor allem ihr Kompetenz-Profil bewusst<br />
machen. Er richtet sich auch an die Eltern.<br />
Kein Abschluss ohne Anschluss: KAoA gilt inzwischen als<br />
Erfolgsmo dell mit Vorbildcharakter in den unterschiedlichen<br />
(Aus-)Bildungswegen. „Wir haben in NRW vor dem<br />
Hintergrund des lebenslangen Lernens ein hervorragendes<br />
Bildungssystem mit vielen Säulen,<br />
Übergängen und großer Durchlässigkeit“,<br />
sagt Andreas Kremer.<br />
„Vor allem wegen der<br />
dualen <strong>Ausbildung</strong> werden<br />
wir weltweit beneidet.“ ■<br />
„Unabhängig von Corona ist eine <strong>Ausbildung</strong> auch in<br />
den nächsten Jahren eine der besten Voraussetzungen für<br />
einen erfolgreichen Berufs einstieg und ein sicheres berufliches<br />
Weiterkommen. Weniger junge Leute und mehr<br />
Ältere, die in Rente gehen, führen gerade in den Krei sen<br />
Hochsauerland, <strong>Soest</strong> und Olpe im Vergleich mit anderen<br />
Regionen zu besonders guten Chancen, einen <strong>Ausbildung</strong>splatz<br />
zu finden. <strong>Ausbildung</strong>sbetriebe einerseits<br />
und Schülerinnen und Schüler andererseits sollten alle<br />
Möglichkeiten nutzen, sich gegenseitig kennenzulernen<br />
und vorzustellen zum Beispiel auch durch Praxisphasen<br />
in den Betrieben oder durch Videokonferenzen. Die<br />
Betriebe können dem Fachkräftemangel entgegenwirken,<br />
wenn sie sich mit ihren beruflichen Angeboten den<br />
jungen Nachwuchskräften präsentieren, sich um sie bemühen<br />
und den Wert der dualen <strong>Ausbildung</strong> oder eines<br />
dualen Studiums aufzeigen.“<br />
“<br />
Hans-Josef Vogel, Regierungspräsident Arnsberg<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 103
Fachhochschulen und Universitäten in der Nähe<br />
WO WILLST DU<br />
WAS STUDIEREN?<br />
Christel Zidi<br />
einen treibt es in die weite Welt,<br />
den anderen ist es wichtig, Familie<br />
„Die<br />
und Freunde möglichst immer in erreichbarer<br />
Nähe zu haben. Für ein Studium suchen<br />
sie sich dann möglichst eine Fachhochschule oder Uni,<br />
für die sie keine langen Anfahrtswege in Kauf nehmen<br />
oder gar umziehen müssen. In unmittelbarer Nähe des<br />
Sauerlandes gibt es so einige Möglichkeiten, seinen Bachelor<br />
oder Master zu machen oder gar zu promovieren.<br />
Oft auch ohne Abitur.<br />
Wer darüber nachdenkt, ein Studium zu beginnen, hat<br />
im Sauerland und in unmittelbarer Umgebung so einige<br />
Möglichkeiten dazu. Auf jeden Fall sollte man vorher<br />
unbedingt von dem Beratungsangebot der Fachhochschulen<br />
bzw. Universitäten Gebrauch machen. Viele bieten<br />
auch die Möglichkeit des Studiums ohne Abitur. So<br />
kann man mit der entsprechenden <strong>Ausbildung</strong> auch ohne<br />
Zugangsprüfung fachverwandte Studiengänge beginnen.<br />
Das wird im Einzelfall entschieden, manchmal ist<br />
noch eine Zugangsprüfung nötig. Mit dem Meisterbrief<br />
öffnen sich viele Zugänge zum Studium.<br />
„Dortmund“<br />
Schnell und gut vom Sauerland aus erreichbar, ist Dortmund.<br />
An der dortigen Fachhochschule kann man folgende<br />
Fächer studieren: Angewandte Sozialwissenschaften,<br />
Architektur, Design, Elektrotechnik, Informatik,<br />
Informationstechnik, Maschinenbau und Wirtschaft.<br />
„Hagen – Lüdenscheid – Iserlohn –<br />
Meschede - <strong>Soest</strong> “<br />
In diesen Sauerländer Städten kann man an der<br />
FACHHOCHSCHULE SÜDWESTFALEN sehr<br />
unterschiedliche Fächer studieren: Agrarwirtschaft,<br />
Designmanagement und Naturwissenschaften, Informatik<br />
und Digitalisierung, Pädagogik und Psychologie,<br />
Technik und Ingenieurwesen, Umwelt und<br />
Nachhaltigkeit, Wirtschaft und Recht. Und das als<br />
Duales, berufsbegleitendes oder klassisches Studium.<br />
Es ist auch möglich, sich durch ein Zertifikatsstudium<br />
fundierte Kenntnisse in einem Themengebiet anzueignen,<br />
ohne direkt ein ganzes Studium aufzunehmen.<br />
„Paderborn“<br />
Wer Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinformatik und Angewandte<br />
Informatik studieren möchte, kann das an der<br />
FACHHOCHSCHULE DER WIRTSCHAFT in Paderborn<br />
Bachelor, Master sind teils dual oder berufsbegleitend<br />
möglich. Und wer sich später auch den Doktorhut<br />
aufsetzen möchte, kann das als „Doctor of Business Administration“.<br />
Unter 70 Studiengängen kann man an der<br />
UNIVERSITÄT PADERBORN wählen. Naturwissenschaften,<br />
Sport und Gesundheit, Wirtschaftswissenschaften,<br />
Ingenieurwissenschaften, Mathematik und Informatik,<br />
Sprache und Literatur, Geistes- und Gesellschaftswissenschaft,<br />
Kunst, Medien, Musik stehen auf dem Programm.<br />
104 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Foto: Hochsauerlandkreis<br />
„Hamm“<br />
Hamm und Münster gelten als<br />
ein Campus, beide Städte sind mit<br />
der Bahn in weniger als 30 Minuten<br />
erreichbar. In Münster kann man<br />
Psychologie & HR, Wirtschaft & IT, Logistik<br />
und Sozialwissenschaften studieren.<br />
Wer richtig fit in der englischen Sprache oder<br />
Muttersprachler ist, kann die Studiengänge auch in<br />
englischer Sprache absolvieren: Business Management,<br />
Supply Chain Management und Business Analytics.<br />
„Hagen“<br />
Daneben gibt es noch das Studium an<br />
der Fernuni in Hagen. Schon seit über 45 Jahren<br />
gibt es dieses Angebot – also lange bevor sich das<br />
Homeoffice etabliert hat. Hier gibt es die Rechtswissenschaftliche<br />
und die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft,<br />
für Psychologie, für Mathematik und Informatik<br />
und für Kultur- und Sozialwissenschaften. ■<br />
„Siegen“<br />
Ein breites Spektrum an Studienmöglichkeiten gibt es<br />
an der Universität Siegen. Hier befindet sich die Philosophische<br />
Fakultät, die der Wirtschaftswissenschaften,<br />
Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsrecht, die Fakultät<br />
Bildung, Architektur, Künste, die Naturwissenschaftlich-Technische<br />
und die Lebenswissenschaftliche<br />
Fakultät. Außerdem kann man hier auch auf Lehramt<br />
studieren. In Siegen sind Bachelor-, Master- und Promotionsstudiengänge<br />
möglich.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 105
AUSZUBILDENDE MIT<br />
ÜBERZEUGENDER BOTSCHAFT<br />
Christel Zidi<br />
sabrinity<br />
Die <strong>Ausbildung</strong>sbotschafter Leonie Schlesiger (20),<br />
Marielen Grossmann (17), Yagmur Yilmaz (20) , Ahmad Saidi (21) (v.l.)<br />
Seit Kurzem sind vier Auszubildende des Krankenhauses<br />
Maria Hilf in Brilon als „<strong>Ausbildung</strong>sbotschafter“<br />
im Einsatz. Bestens auf den Einsatz an<br />
Schulen vorbereitet, haben wir die Vier – Ahmad Saidi,<br />
Leonie Schlesiger, Marielen Großmann und Yagmur<br />
Yilmaz - einmal zu dieser besonderen Position befragt:<br />
Welche Aufgaben habt Ihr als <strong>Ausbildung</strong>sbotschafter?<br />
Yagmur: Als <strong>Ausbildung</strong>sbotschafter haben wir die Aufgabe,<br />
unsere <strong>Ausbildung</strong> zur Pflegefachmann/-frau, Schülerinnen<br />
und Schülern vorzustellen.<br />
Marielen: Wir beantworten alle offenen Fragen und sprechen<br />
aus unserer Sicht über die <strong>Ausbildung</strong>.<br />
Ahmad: Dabei präsentieren wir unsere Werdegänge, den<br />
Beruf und unser Unternehmen. Wir wollen den Schüler-<br />
Innen auch ein bisschen Sicherheit und Orientierung bei<br />
der Berufsauswahl vermitteln.<br />
Ist es ein Vorteil, wenn man selbst noch Azubi ist?<br />
Yagmur: Absolut. Auch ich habe mich damals mit Auszubildenden<br />
über die <strong>Ausbildung</strong> unterhalten und offene<br />
Fragen geklärt. Fragen können offener und mutiger gestellt<br />
106 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
werden. In den meisten Fällen denkt und spricht man aus<br />
derselben Sicht.<br />
Leonie: Weil man sich eher selbst noch in die Lage der<br />
Schüler versetzen kann. Und da wir alle fast im gleichen<br />
Alter sind, harmoniert das auch.<br />
Wenn man andere Menschen begeistern möchte, muss<br />
man selbst davon überzeugt sein. Was begeistert Euch<br />
an den Pflegeberufen?<br />
Leonie: Der Beruf ist vielseitig und abwechslungsreich.<br />
Und es ist ein Beruf, der immer gebraucht wird.<br />
Yagmur: Neben der Arbeit an sich, begeistern mich am<br />
meisten die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Davon<br />
gibt es jede Menge. Neue Dinge zu lernen und sie<br />
dann zu beherrschen ist etwas Tolles. Lebenslanges Lernen<br />
ist wichtig, nicht stehenzubleiben.<br />
Ahmad: Und dann auch das gute Gefühl, wenn man Menschen<br />
hilft, die nicht mehr oder kaum allein klarkommen.<br />
Auch die vielseitigen Tätigkeiten, die durch den Umgang<br />
mit anderen Menschen große Freude bereiten.<br />
Marielen: Natürlich muss man selbst davon überzeugt<br />
sein und dies wirklich mit Leidenschaft machen, um auch<br />
authentisch zu wirken. Mich begeistert jeden Tag wieder<br />
die Dankbarkeit der Patienten, die man zurück bekommt.<br />
Außerdem ist es besonders spannend, in viele Arbeitsfelder<br />
einmal reinzuschauen, um festzustellen, wo eigene Stärken<br />
oder auch Schwächen liegen.<br />
Wie habt Ihr selbst zu dieser <strong>Ausbildung</strong> gefunden?<br />
Marielen: Viele meiner Familienmitglieder arbeiten in der<br />
Pflege. Daher hatte ich einen ganz guten Einblick in das<br />
Berufsfeld. Für mich war klar, dass dies auf jeden Fall das<br />
Richtige für mich ist.<br />
Ahmad: Meinen Weg zu dieser <strong>Ausbildung</strong> habe ich<br />
durch viele Kontakte zu Pflegekräften aus verschiedenen<br />
Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und verschiedenen<br />
Fachgebieten gefunden. Dabei habe ich immer viele Pflegeartikel<br />
gelesen und nachgeschaut, welche mir die Sicherheit<br />
geben und meine Entscheidung unterstützt haben.<br />
Leonie: Bei mir war es der Berufsberater<br />
Yagmur: Für mich war das schon von Anfang an klar. Ich<br />
stand mit sechs Jahren beim Karneval auf der Bühne und<br />
habe gesagt, dass ich Krankenschwester werden möchte. Es<br />
begeisterte mich schon immer Menschen weiterzuhelfen.<br />
Im Jahr 2018 habe ich ein Jahrespraktikum im Krankenhaus<br />
gemacht, mich dort mit vielen Fachbereichen vertraut<br />
gemacht. Und danach habe mich für die <strong>Ausbildung</strong><br />
entschieden.<br />
Zum Schluss erklärt Yagmur, stellvertretend für alle vier<br />
<strong>Ausbildung</strong>sbotschafter: „Wir freuen uns auf neue Auszubildende,<br />
die sich vielleicht auch durch unsere Leidenschaft<br />
für den Pflegeberuf entscheiden.“ ■<br />
Ahmad Saidi bei einer Patientin<br />
Yagmur Yilmaz beim Einsortieren der Medikamente<br />
Praktische Anleitung durch<br />
die hauptamtliche Praxisanleitung Christiane Mester<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 107
Ein Gespräch<br />
mit Hans Werner Rötzmeier<br />
SCHULVERWEIGERER<br />
VERLIEREN<br />
LEBENSCHANCEN<br />
Sabina Butz<br />
Privat<br />
AdobeStock_66584000<br />
In<br />
Deutschland besuchen aufgrund der Allgemeinen<br />
Schulpflicht, die 1919 in der<br />
Weimarer Verfassung festgeschrieben<br />
wurde, ca. acht Millionen Kinder und Jugendliche<br />
eine allgemeinbildende Schule. Allerdings halten sich<br />
nicht alle Schüler und Eltern an diese Vorgabe: Man<br />
schätzt, dass sich jedes Jahr ca. 300.000 Schülerinnen<br />
und Schüler nicht regelmäßig im Unterricht einfinden.<br />
Was sind die Motive der „Schulverweigerer“ und<br />
wie kann gegengesteuert werden?<br />
Hans-Werner Rötzmeier, Förderschulrektor i. R.<br />
mit den Schwerpunkten Emotionale und<br />
Soziale Entwicklung, beantwortet<br />
für <strong>WOLL</strong> Fragen zum Thema<br />
Schulverweigerer:<br />
Da müssen vorab ein paar Begriffe<br />
geklärt werden: Wir<br />
unterscheiden zwischen gelegentlichem<br />
Schulschwänzen,<br />
langfristiger Schulverweigerung<br />
und dem Zurückhalten der Kinder<br />
vom Schulbesuch durch die Eltern. Wichtig ist zudem<br />
die Unterscheidung zwischen aktiver Schulverweigerung,<br />
der Schule also fern zu bleiben, und passiver Schulverweigerung,<br />
das bedeutet körperlich anwesend, aber teilnahmslos<br />
zu sein, weil die Konsequenzen unterschiedlich<br />
sind. Das Schulschwänzen dürfte jedem Erwachsenen<br />
aus der eigenen Schulzeit bekannt sein, den meisten aus<br />
eigener Erfahrung: Man glaubte, das müsse man einmal<br />
gemacht haben, und wenn es die Sportstunde war,<br />
die man am Ende des Tages notfalls einfach vergessen<br />
haben könnte. Ein paar Mal Schulstunden zu schwänzen<br />
ist genauso wenig Besorgnis erregend wie das Vorschieben<br />
einer Erkrankung, was gehäuft vor<br />
Tests und Klassenarbeiten auftaucht.<br />
Problematisch wird es, wenn aus<br />
dem Schwänzen eine generelle<br />
Verweigerung wird.“<br />
108 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Ab wann genau spricht man von<br />
Schulverweigerung?<br />
Wenn aus gelegentlichem Schwänzen ein dauerndes Unterrichtsfernbleiben<br />
wird, also tage- oder sogar monatelang.<br />
Sobald eine Schülerin oder ein Schüler sich in diese Richtung<br />
begibt, müssen sowohl bei Eltern als auch Lehrerinnen<br />
und Lehrern alle Alarmglocken<br />
schrillen. Die Gründe für Schulverweigerer<br />
sind so vielschichtig wie die<br />
Schülerpersönlichkeiten, aber man<br />
kann doch ein paar Kriterien feststellen:<br />
finden meistens schnell Gehör, während man für die „Leisen“<br />
ein besonderes Ohr entwickeln muss. Genau dieser<br />
Gruppe bietet sich unsere besondere Schule mit all ihren<br />
pädagogischen Möglichkeiten an. Ein Schulverweigerer,<br />
ob aktiv oder passiv, verpasst ja nicht nur ein Klassenziel<br />
oder einen Schulabschluss, sondern vor allem die Chance<br />
auf eine angemessene Berufsausbildung; ihm<br />
entstehen Nachteile, die ihn sein Leben<br />
lang begleiten werden. Das ist doch die<br />
eigentliche Problematik, so dass hier<br />
früh gegengesteuert werden muss,<br />
um einem geregelten Leben Platz<br />
zu geben.<br />
Oftmals sind Schulverweigerer<br />
vollkommen entmutigt wegen<br />
fehlender Erfolgserlebnisse<br />
oder sie können keine Einsicht in<br />
die Sinnhaftigkeit der Lerninhalte<br />
entwickeln oder sie haben wegen<br />
negativer Erlebnisse in der Schule Ängste<br />
aufgebaut. Sie fürchten, Mobbingopfer zu werden<br />
oder waren es bereits. Auch familiäre und soziale<br />
Probleme sind in diesem Zusammenhang zu nennen.<br />
Häufig findet man bei Schülerinnen und Schülern zudem<br />
ein Gefühl von Orientierungslosigkeit und Ohnmacht<br />
mit den genannten Folgen, weil klare Strukturen und verlässliche<br />
Regeln im Schulalltag fehlen.<br />
Welche Hilfen gibt es für Schulverweigerer?<br />
Hans-Werner Rötzmeier<br />
Welche Tipps können Sie Betroffenen<br />
in einer<br />
ähnlichen Situation geben?<br />
Zeigen sie ihrem Kind, dass Sie es<br />
lieben und bedingungslos unterstützen<br />
und gehen Sie offen und ruhig mit der Situation<br />
um; nutzen sie nötigenfalls die angebotenen<br />
Hilfen. Die wirkungsvollste Prophylaxe sind Familiengespräche,<br />
die ein Interesse der Eltern an der persönlichen<br />
Entwicklung ihrer Kinder im Zusammenhang von<br />
Schule widerspiegeln und sich nicht auf die Abfrage des<br />
Leistungsstandes beschränken. Wenn Eltern zudem die<br />
Bedeutung von Schule und die Arbeit von Lehrerinnen<br />
und Lehrern wertschätzen, prägt das die Einstellung der<br />
Kinder.<br />
Inzwischen gibt es vielerorts besondere Klassen oder<br />
Schulprojekte für Betroffene. Erste Ansprechpartner sollten<br />
jedoch Klassenlehrer, Schulleiter und Schulsozialarbeit<br />
sein und darüber hinaus die Schulberatung beim HSK.<br />
Als ehemaliger Rektor der Hans-Zulliger-Schule in Brilon<br />
habe ich über Jahrzehnte Erfahrungen mit Schulverweigerern,<br />
gesammelt und erkannt, dass es keinen „klassischen“<br />
Schulverweigerer gibt. Es sind individuelle Schicksale, die<br />
individuell betrachtet werden müssen, um gezielt verarbeitet<br />
werden zu können.<br />
An die Lehrerinnen und Lehrer: Bleibt neugierig, kreativ<br />
und mutig, wie ihr es euch im Studium vorgenommen<br />
hattet; wertschätzt die euch Anvertrauten, und denkt daran,<br />
egal ob in Klasse 1, 5, 10 oder 13: Ihr unterrichtet<br />
Menschen, nicht Fächer.<br />
An die Schülerinnen und Schüler: Bleibt nicht passiv, sondern<br />
werdet aktiv für den Aufbau eines besseren Schul- Lebens. ■<br />
Warum haben Sie sich auf „Schulverweigerer“<br />
spezialisiert?<br />
Auffälliges und herausforderndes Verhalten ist ein Hilferuf<br />
von Schülerinnen und Schülern. Die „laut“ Rufenden<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 109
GELD IST LÄNGST NICHT ALLES<br />
Christel Zidi<br />
W<br />
as erwarten Jugendliche von ihrer <strong>Ausbildung</strong>?<br />
Steht das Geldverdienen an erster Stelle?<br />
Wir haben uns dazu einige Studien angesehen<br />
- die doch recht überraschend sind.<br />
Sehr stabil sind die Ergebnisse verschiedener Jugendstudien.<br />
Und das schon seit Jahren. Demnach steht für die jungen<br />
Menschen an erster Stelle – und das sogar bis zu 90 % -<br />
dass „der Arbeitsplatz Sicherheit bietet, ihnen ermöglicht<br />
etwas Sinnvolles zu tun, ihnen das<br />
Gefühl gibt, etwas zu leisten sowie dass<br />
genügend Freizeit (…) bleibt.“ Wichtig<br />
ist ihnen ebenfalls, dass der Betrieb nicht<br />
allzu weit von ihrem Zuhause entfernt<br />
ist. Weitere Studien geben an, dass der Beruf<br />
den jungen Menschen Spaß machen und<br />
ihren Fähigkeiten entsprechen soll. Und das<br />
Betriebsklima soll stimmen. Sie wünschen sich<br />
einen Beruf mit Zukunft, Anerkennung und<br />
eine abwechslungsreiche Tätigkeit.<br />
Geht es den jungen Leuten von heute<br />
tatsächlich so wenig ums Geld?<br />
Auch das zeigen die Studien ganz deutlich: Das Monetäre<br />
ist und bleibt wichtig, aber steht ganz klar hinter den erstgenannten<br />
Aspekten. Immerhin ca. 80 Prozent halten ein<br />
leistungsgerechtes Gehalt für wichtig und wünschen sich<br />
gute Aufstiegsmöglichkeiten. Eine Befragung des BIBB<br />
(Bundesinstitut für Berufsbildung) unter 6.000 Azubis<br />
gab an, dass 71 % der Auszubildenden die <strong>Ausbildung</strong>svergütung<br />
„wichtig“ oder „sehr wichtig“ sei. Vergleich man<br />
Schüler, die eine <strong>Ausbildung</strong> anstreben, mit denen die studieren<br />
wollen, sind Ernstgenannten angenehme Arbeitsbedingungen<br />
überdurchschnittlich wichtig. Eher weniger<br />
hoch ist der Anteil der „Konsum-Materialisten“, die ihren<br />
Job vor allem als Notwendigkeit betrachten und daher ein<br />
Gehalt als Notwendigkeit für ein „anständiges Leben“ ansehen.<br />
Die größte Rolle spielt das Einkommen für prekäre<br />
Jugendliche, also für Jugendliche, die aus schwierigen<br />
Lebenssituationen kommen.<br />
Ein bisschen Geschichte…<br />
Im Mittelalter gab es für Lehrlinge im Handwerk<br />
erst gar keine Vergütung. Ganz im<br />
Gegenteil: Es musste ein Lehrgeld an den<br />
Meister gezahlt werden. Erst im Zuge der<br />
Industrialisierung, als der Bedarf an gut ausgebildeten<br />
Arbeitskräften wuchs, erkämpften<br />
die Gewerkschaften den Lehrlingslohn oder die <strong>Ausbildung</strong>svergütung,<br />
wie wir heute sagen würden. Ab den<br />
1950er-Jahren wurde diese auch tarifvertraglich geregelt.<br />
Heute sieht das Berufsbildungsgesetz vor, dass Auszubildende<br />
eine „angemessene Vergütung“ erhalten sollen. Die<br />
Beurteilung dessen, was „angemessen“ ist, bleibt dabei den<br />
einzelnen Betrieben bzw. den Tarifpartner überlassen. Dabei<br />
ergeben sich recht beträchtliche Unterschiede bei der<br />
Höhe der Vergütung, wie wir der nachfolgenden Tabelle<br />
entnehmen können. ■<br />
Quellen: Shell-Jugendstudie // McDonalds-<strong>Ausbildung</strong>sstudie 2019.<br />
www.bibb.de<br />
Sarah Straub/Iris Baumgart: Berufs- und Arbeitswelt in der politischen Bildung<br />
TIPP:<br />
Wer nicht länger bei den Eltern wohnen kann,<br />
weil der <strong>Ausbildung</strong>sbetrieb zu weit entfernt ist,<br />
kann unter Umständen Berufsausbildungsbeihilfe<br />
(BAB) von der Agentur für Arbeit erhalten.<br />
Tarifliche<br />
<strong>Ausbildung</strong>svergütungen<br />
110 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
<strong>Ausbildung</strong>sberuf<br />
<strong>Ausbildung</strong>sjahr <strong>Ausbildung</strong>sjahr Nach der <strong>Ausbildung</strong><br />
Apotheken 732 840 kaufm. Angest. 1.806 // techn. Assist. 2.078<br />
Architektur-, Ingenieur- und Planungsbüros 643 967 2.034<br />
Arzthelferinnen 880 995 1.970<br />
Bäckerhandwerk 645 850 Bäckereifachverk. 1.883 // Bäckergeselle 2.302<br />
Bankgewerbe, privates 1.036 1.160 2.604<br />
Baugewerbe (gewerbliche) 890 1.580 19,36<br />
Baugewerbe (kaufmännisch) 885 1.384 2.718<br />
Bekleidungsindustrie 863 1.009 1.968<br />
Beton- und Fertigteilindustrie, Betonsteinhandwerk 1.015 1.522 3.298<br />
Bewachungsgewerbe 748 974 2.461<br />
Brauereien 921 1.233 3.707<br />
Brot- und Backwarenindustrie 879 1.218 2.616<br />
Buch- und Zeitschriftenverlage 883 1.010 1.988<br />
Chemische Industrie Nordrhein 1.056 1.301 3.203<br />
Dachdeckerhandwerk 780 1.200 2.789-3.869<br />
Druck- und Medienindustrie (gewerblich) 987 1.140 2087<br />
Einzelhandel 900 1.200 2.124- 2.410<br />
Eisen- und Stahlindustrie 980 1.197 2.181<br />
Elektrohandwerk 770 920 14,88<br />
Entsorgungswirtschaft 671 880 2.417<br />
Erwerbsgartenbau, Friedhofsgärtnereien, Forstpflanzbetriebe 630 800<br />
Verkäufer 2.057<br />
k. /t. Angestellte 2.191<br />
Fleischerhandwerk 600 800 Verkäufer 1.800 // Geselle 2.018<br />
Florist- Fachbetriebe 634 737 1.809<br />
Forstbetriebe, privat 690 790 Forstwirt 2.207 // Revierforstwart 2.485<br />
Friseurhandwerk 610 815 1.727<br />
Galvaniseur-Handwerk 790 880 2.623<br />
Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau 930 1.135 k/t AN 2.578 / 3.080<br />
Gaststätten- und Hotelgewerbe 930 1.135 2.019<br />
Gebäudereiniger-Handwerk (gewerblich) 810 1.100 15,12<br />
Gerüstbaugewerbe 865 1.335 17,04<br />
Glaserhandwerk 420 600 1.823<br />
Groß- und Außenhandel 1.031 1.184 2.305<br />
Herrenschneiderhandwerk 165 280 14,22<br />
IT Dienstleistungen 987 1.206 2.867<br />
Ital. Eiscafé 800 1.050 12,64<br />
Kalk- und Dolomitindustrie 847 1.285 3.297<br />
Kraftfahrzeuggewerbe (IGM) 784 946 2.357<br />
Kunststoffverarbeitende Industrie 797 1.033 1.962-2.127<br />
Lampenschirm-, Wohnraumleuchten- u. Zubehörindustrie 615 1.015 1.572<br />
Landwirtschaft 690 790 14,99<br />
Land- und forstwirtschaftliche Unternehmen 680 775 2.300<br />
Landmaschinenmechaniker-Handwerk 585 695 1.973<br />
Maler- und Lackiererhandwerk 710 945 15,44<br />
Metall- und Elektroindustrie 981 1.197 2.741<br />
Metallbauerhandwerk 765 945 2.390<br />
Milch-, Käse- und Schmelzkäseindustrie kaufm. und techn. Auszubildende 822 1.130 2.576<br />
Modellbauer-Handwerk 680 922 2.456<br />
Molkereien und Käsereien 926 1.331 2.933<br />
Naturstein- und Naturwerkstein-Industrie 860 1.065 2.994<br />
Obst- und Gemüseverarbeitungsindustrie 896 1.331 3.050<br />
Öffentlicher Dienst - Pflege (Land) 1.061 1.233 Richtet sich<br />
Öffentlicher Dienst (Bund/ Kommune) 1.018 1.178<br />
nach der ausübenden<br />
Öffentlicher Dienst (Land) 937 1.110<br />
Tätigkeit<br />
Omnibusgewerbe, privates 719 1.048 Werkstatt 1.725 // Fahrdienst 1.835<br />
Orthopädieschuhmacherhandwerk 450 820 13,00<br />
Papiererzeugende Industrie 992 1.218 2.789<br />
Parkettlegerhandwerk und Bodenlegergewerbe 560 680 13,78<br />
Raumausstatter 480 650 12,60<br />
Reisebüro und Reiseveranstalter 797 1.052 2.142<br />
Sanitär-, Installateur-, Zentralheizungs- und Lüftungsbauer-, Klempner- und<br />
730 893 2.331<br />
Kupferschmiede-Handwerk<br />
Schornsteinfegerhandwerk 520 690 14,06<br />
Schrott- und Industrieabbruchbetriebe 959 1.119 2.575<br />
Speditions-Logistik-Transportgewerbe 810 980 2.309<br />
Spirituosenindustrie und Kornbrennereien 590 890 2.163<br />
Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk gewerbl. 530 720 15,05<br />
Systemgastronomie (DEHOGA) 710 840 2.059<br />
Tageszeitungenverlage (kaufmännisch) 764 1.046 2.062<br />
Textilindustrie 940 1.164 2.322<br />
Tiermedizinische Fachangestellte 700 800 1.890<br />
Tischlerhandwerk 680 880 2.941<br />
Transportbetonindustrie 763 1.004 2.248<br />
Umweltschutz, Dienstleistung, Reinigung und Sanierung 733 1.319 2.932<br />
Versicherungsgewerbe, privates 1.070 1.230 2.833<br />
Wach- und Sicherheitsgewerbe (gewerblich) 823 1.024<br />
Wach- und Sicherheitsgewerbe (kaufmännisch) 786 1.190<br />
2.461<br />
Wand- und Bodenfliesen-, keramische Fliesenindustrie 811 1.034 1.815<br />
Wohnungswirtschaft 1.020 1.240 2.620<br />
Zahnmedizinische Fachangestellte 870 970 2.105<br />
Alle Werte in Euro (Stundenlöhne im zweistelligen Bereich, Monatsgehälter aufgerundet).<br />
Stand: Dezember 2021 / Quellen: http://www.tarifregister.nrw.de - www.mags.nrw<br />
erstes letztes anfangsgehalt<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 111
Digitales Lernen in der Werkstatt:<br />
AUSZUBILDENDE STARTEN<br />
IN EINE NEUE ÄRA<br />
Dieter Berndt<br />
Hier hat eine neue Ära der Berufsbildung<br />
begonnen: Digitales Lernen in der Werkstatt<br />
Lernaufträge in digitaler Form – so sieht die Praxis<br />
der Martinrea-Honsel-Auszubildenden aus. Die<br />
Aufträge enthalten technische Zeichnungen und<br />
zum Großteil selbst erstellte Erklärvideos, zur nachhaltigen<br />
Unterstützung der Trainingseinheiten durch die Ausbilder.<br />
Dafür bekamen die 25 neuen Auszubildenden, die am<br />
1. September letzten Jahres im Werk Meschede in über zehn<br />
verschiedenen Berufsbildern ihre <strong>Karriere</strong> starteten, jeweils<br />
einen hochmodernen 2-in-1-Tablet-PC für Schulungs- und<br />
Kommunikationszwecke.<br />
Für Martinrea Honsel hat damit eine neue Ära der Berufsbildung<br />
begonnen. Sämtliche Trainingsmodule werden<br />
künftig digital unterstützt. Digitales Lernen als Kombination<br />
aus Technologie, digitalen Inhalten und Anleitung - ein<br />
Mehr an Kontrolle über Zeit, Ort, Weg oder Lerntempo für<br />
die Auszubildenden. Um sicherzustellen, dass diese möglichst<br />
effizient lernen und auf dem richtigen Weg bleiben,<br />
bieten Ausbilder mit dem digitalen Lernen personalisierte<br />
Anleitungen und Unterstützung,<br />
Darüber hinaus bringt das Unternehmen auf jeder Maschine,<br />
jedem Gerät und Werkzeug - wo es Sinn macht - einen<br />
QR-Code an. Über diesen erhält der Lernende alle benötigten<br />
Informationen zu Arbeitssicherheit, Fertigungsverfahren,<br />
Qualitätsprüfung, Betriebsanleitung, Arbeits- und<br />
Betriebsanweisung. Außerdem werden die Tablet PC zum<br />
Lernen in der Berufsschule genutzt und die Berichtshefte<br />
digital geführt.<br />
Digitales Lernen ist nicht nur papierlos, umweltfreundlich<br />
und nachhaltig, es gibt generell mehr Flexibilität und<br />
die Möglichkeit von verschiedenen Orten aus zu arbeiten<br />
und zu lernen. Das motiviert die Mitarbeiter, erhöht die Arbeitszufriedenheit<br />
und stärkt am Ende des Tages die Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Unternehmens.<br />
Bei Martinrea Honsel werden kontinuierlich über 100 junge<br />
Leute in <strong>Ausbildung</strong>sberufen und dualen Studiengängen<br />
qualifiziert. Personalleiter Bill <strong>Kreis</strong> und Dieter Berndt,<br />
Leiter Personalentwicklung, freuen sich mit dem Ausbilderteam,<br />
dass das Unternehmen in diesem Jahre gleich 40 neue<br />
<strong>Ausbildung</strong>splätze anbieten kann.<br />
Lernen hört für Martinrea Honsel nicht mit dem Abschluss<br />
der Berufsausbildung aus, sondern für alle betriebszugehörigen<br />
Mitarbeiter:innen gibt es ein breites Angebot an Fortbildungen<br />
und Qualifizierungen. ■<br />
Mit 57 Standorten und über 15.000 Mitarbeitern ist<br />
MARTINREA eines der am schnellsten wachsenden Automobilzulieferer<br />
weltweit.<br />
MARTINREA HONSEL in Meschede, ist mit 1500 Mitarbeitern,<br />
davon 100 Auszubildende in über 10 verschiedenen<br />
<strong>Ausbildung</strong>sberufen, einer der größten Arbeitgeber<br />
und <strong>Ausbildung</strong>sbetriebe in der Region. In der Branche<br />
der Leichtmetall- und Automobilindustrie gehören Aluminium-Motorblöcke,<br />
Fahrwerks- und Struk-turteile sowie<br />
Komponenten für die Elektro-Mobilität zu den Kernprodukten<br />
des Unternehmens.<br />
112 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
Sabine Bechheim<br />
Quelle: IHK Siegen/Carsten Schmale<br />
Fachkräftebedarf in Südwestfalen<br />
Christel Zidi<br />
W<br />
er in heutiger Zeit einen <strong>Ausbildung</strong>splatz<br />
finden möchte, muss sich quälen. Aber nicht,<br />
um einen <strong>Ausbildung</strong>splatz zu bekommen,<br />
sondern nur bei der Auswahl. Denn die ist so gut und so<br />
vielfältig wie nie zuvor. Auch was die Zeit danach angeht,<br />
sieht es für die künftigen Fachkräfte sehr gut aus.<br />
Der Fachkräftebedarf (Grafik: Stand April 2021) zeigt<br />
„rosige“ Aussichten, speziell für den Hochsauerland.<br />
Deuten die Experten das ebenso?<br />
„Aus Azubi-Sicht ist das so“, sagt Andre Habrock, Referent<br />
für Bildung, Fachkräfte und NextStep der IHK NRW.<br />
„Azubis haben super Aussichten einen <strong>Ausbildung</strong>splatz zu<br />
bekommen“. Und sie sind mit erfolgreichem Abschluss begehrt<br />
wie nie zuvor. Anders sieht das aus Perspektive der<br />
Unternehmer aus: „Fachkräfte werden in ganz NRW und<br />
auch bundesweit dringend gebraucht – auch berufsgruppenübergreifend“,<br />
berichtet der Bildungsreferent weiter.<br />
„Eine Berufsausbildung, vielleicht sogar<br />
mit einer daran anschließenden Fortbildungsprüfung,<br />
das bleibt<br />
das Erfolgsgeheimnis in dieser Region“<br />
(Sabine Bechheim)<br />
Quelle: www.ihk-fachkraefte-nrw.de<br />
Sabine Bechheim von der IHK Siegen, die dort den Geschäftsbereich<br />
Berufliche Bildung und Gründung leitet, hat<br />
für uns einen Blick auf den südwestfälischen Bereich geworfen<br />
hat, wo die Situation in den drei IHK-Bezirken in<br />
weiten Teilen vergleichbar ist: „Legt man die aktualisierten<br />
Daten vom April <strong>2022</strong> zugrunde, ist bereits überall ein Engpass<br />
zu verzeichnen. Das entspricht auch der prognostizierten<br />
Entwicklung, trotz aller Krisen.“ Für beide Experten ist<br />
die Fachkräftesituation in erster Linie der demographischen<br />
Entwicklung geschuldet. Und Sabine Bechheim ergänzt:<br />
„In Südwestfalen stoßen eine in weiten Teilen prosperierende<br />
Wirtschaft und ein geringer werdendes Fachkräftepotenzial<br />
aufeinander.“<br />
Und weiter fährt sie fort: „Das Potenzial der am Arbeitsmarkt<br />
verfügbaren Personen wird in Zukunft immer kleiner.<br />
Gleichzeitig sinkt der Anteil der beruflich qualifizierten<br />
Personen, da sich immer mehr Schülerinnen und Schüler<br />
für das Abitur und ein daran anschließendes Studium entscheiden.<br />
Der wirtschaftliche Erfolg in Südwestfalen wird<br />
jedoch weiterhin überwiegend mit beruflich Qualifizierten<br />
erzielt, insofern wird hier die Lücke in Zukunft immer größer<br />
werden. Eine Berufsausbildung, vielleicht sogar mit einer<br />
daran anschließenden Fortbildungsprüfung, das bleibt<br />
das Erfolgsgeheimnis in dieser Region.“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong> - 113
Impressum<br />
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Paul Senske (ps)<br />
Vanessa Schulte<br />
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Hermann-J. Hoffe (hh)<br />
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AUDAX<br />
Andreas Melliwa<br />
Britta Melgert<br />
Christel Zidi<br />
Dallmer GmbH & Co. KG<br />
Dieter Berndt<br />
FH Südwestfalen<br />
Gisela Wilms<br />
Hans Müller GmbH<br />
Helmut Gaida<br />
ITH<br />
IMI Hydronic Engineering<br />
Julius Kolossa<br />
Matthias Koprek<br />
Monika Loerchner<br />
Nele Ramspott<br />
Paul Senske<br />
Sabina Butz<br />
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Sonja Nürnberger<br />
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Witteler Automobile<br />
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Dallmer GmbH & Co. KG<br />
Dieter Berndt<br />
FH Südwestfalen<br />
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Hans Müller GmbH<br />
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Hotel Knippschild<br />
H&T Tool Design GmbH & Co. KG<br />
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ITH<br />
IMI Hydronic Engineering<br />
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Matthias Koprek<br />
Patrick Bonzel<br />
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Sorpetaler Fensterbau GmbH<br />
Südwestfalen Agentur GmbH<br />
Tom Linke<br />
Vanessa Schulte<br />
Witteler Automobile<br />
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Redaktion behält sich das Recht zur Kürzung oder Änderung von Artikeln vor. Urheberrecht:<br />
Nachdruck und/oder Verbreitung im Internet, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des<br />
Verlages gestattet.<br />
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Dieses Druckprodukt wurde auf FSC-zertifizierten Papier gedruckt und<br />
stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft.<br />
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59581 Warstein, Rüllweg 4<br />
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info@dhs-druckservice.de<br />
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114 - <strong>WOLL</strong> <strong>Elternratgeber</strong> <strong>2022</strong>
WasserRETTER! gesucht<br />
Arbeiten beim 4.0-Technologieführer<br />
Liebe Eltern,<br />
Ihre Kinder befinden sich in der wichtigsten Phase ihres<br />
Lebens. Jetzt werden durch die richtige Berufswahl die<br />
Weichen für die Zukunft gestellt. Was kommt nach der<br />
Schule? Als erfahrener <strong>Ausbildung</strong>sbetrieb mit vielen verschiedenen<br />
<strong>Ausbildung</strong>sberufen bieten wir unseren Kollegen<br />
optimale Voraussetzungen im familiären Umfeld.<br />
Noch vor Kurzem wurde von der IHK einer unserer Auszubildenden<br />
als Bester seines Jahrgangs ausgezeichnet.<br />
Das Talent unserer Auszubildenden zu fördern, liegt uns<br />
sehr am Herzen.<br />
Wie machen wir das?<br />
Die HST Systemtechnik GmbH & Co. KG mit Ihrem Hauptsitz<br />
in Meschede setzt als 4.0-Technologieführer in der<br />
Wasserwirtschaft seit jeher auf eine ausbalancierte Altersverteilung<br />
im Kollegium. Gemeinsam profitieren wir<br />
so von einem gesunden Mix aus jahrelangem Know-how<br />
sowie frischem Wind durch junge Talente. So entwickeln<br />
und produzieren wir schon jetzt Produkte, Systeme und<br />
Lösungen für die Bedürfnisse der Gesellschaft von morgen.<br />
Schon heute hält HST-Technologie mit seinen digitalisierten,<br />
intelligenten Rechen und künstlicher Intelli genz ein<br />
Maximum des Mikroplastiks zurück, sodass es Flüsse,<br />
Seen und Meere nicht verschmutzen kann. Dem Plastikmüll<br />
in den Weltmeeren wird so der Nachschub abgeschnitten.<br />
Dies haben wir unserem technischen Wissen<br />
als 4.0 Technologieführer, vor allem aber unseren Mitarbeitern<br />
zu verdanken.<br />
Unsere Auszubildenden erfreuen sich hoher Übernahmequoten<br />
mit unbefristeten Arbeitsverträgen. Als ausgezeichneter<br />
und prämierter <strong>Ausbildung</strong>sbetrieb ist es für<br />
uns selbstverständlich, junge Talente nachhaltig auf ihrem<br />
Weg zu begleiten, ihr Leistungspotenzial zu entwickeln<br />
und Werte wie Offenheit, Toleranz und Zuverlässigkeit zu<br />
vermitteln. Mit einer <strong>Ausbildung</strong> bei HST stehen unseren<br />
Auszubildenden die Tore in den weltweit stark wachsenden<br />
Umwelttechnologiemarkt und alle weiteren <strong>Ausbildung</strong>s-<br />
und Qualifikationsmöglichkeiten offen.<br />
Technische Vollkommenheit, Lösungsorientierung sowie<br />
das Bestreben, die Umwelt sauberer zu machen, sind<br />
zentrale Attribute, die unser Unternehmen verfolgt. Als<br />
WasserRETTER! verschreiben wir uns aktiv dem Umweltschutz<br />
und sind uns unserer Verantwortung bewusst. Alle<br />
unsere Mitarbeiter leisten täglich ihren Beitrag, dass das<br />
Wasser von Schadstoffen wie z. B. Mikroplastik befreit wird.<br />
Mit freundlichen Grüßen,<br />
HST Systemtechnik<br />
ZukunftSICHER!<br />
Jetzt auf die offenen <strong>Ausbildung</strong>sstellen <strong>2022</strong>/23<br />
bewerben und Teil der HST-Familie werden:<br />
• Elektroniker für Betriebstechnik (m/w/d)<br />
• Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung (m/w/d)<br />
• Fachinformatiker für Systemintegration (m/w/d)<br />
• Kaufmann für IT-System-Management (m/w/d)<br />
• IT-Systemelektroniker (m/w/d)<br />
• Metallbauer für Konstruktionstechnik (m/w/d)<br />
• Kaufmann für Büromanagement (m/w/d)<br />
• Industriekaufmann (m/w/d)<br />
• Technischer Produktdesigner (m/w/d)<br />
...und vieles mehr!<br />
Mehr unter: karriere.hst.de<br />
Jetzt informieren<br />
HST Systemtechnik GmbH & Co. KG I Heinrichsthaler Straße 8 I 59872 Meschede I GERMANY I Telefon +49 291 9929 0 I E-Mail Bewerbung@hst.de I www.hst.de
Wir suchen Nachwuchs!<br />
Elektroniker für<br />
Geräte und Systeme<br />
(m/w/d)<br />
Industriekaufmann<br />
(m/w/d)<br />
Fachkraft für Lagerlogistik<br />
(m/w/d)<br />
Technischer Produkt -<br />
designer (m/w/d)<br />
Produktgestaltung/<br />
-konstruktion<br />
Mediengestalter<br />
digital/print (m/w/d)<br />
Gestaltung und Technik<br />
Duales Studium<br />
Betriebswirtschaft oder<br />
Elektrotechnik<br />
Unsere Mitarbeiter<br />
bilden die Grundlage<br />
unseres Erfolges.<br />
Werde auch DU Teil<br />
dieses Teams!<br />
Unser <strong>Ausbildung</strong>smotto – Fordern und fördern!<br />
Von Beginn Deiner <strong>Ausbildung</strong> an beziehen wir Dich in das umfängliche Berufsleben mit ein und<br />
übergeben Dir bereits frühstmöglich viel Verantwortung.<br />
Wir sind der Meinung, dass es besonders wichtig ist eigenständig Projekte zu planen, Termine im<br />
Auge zu behalten und den Umgang mit den Widrigkeiten des betrieblichen Alltags zu erlernen. Wir<br />
fordern bereits von Anfang an viel von Dir, sehen dies aber auch als die perfekte Förderung an.<br />
Unterstützung und Hilfsbereitschaft<br />
Nicht nur unsere Ausbilder, sondern alle unsere Mitarbeiter setzen<br />
sich stark für Dich ein und stehen Dir jederzeit gerne mit Rat und Tat<br />
zur Seite.<br />
Förderung der Persönlichkeit<br />
Deine individuelle Förderung ist uns enorm wichtig. Neben der fachlichen<br />
<strong>Ausbildung</strong> legen wir ebenfalls großen Wert auf die persönliche<br />
Weiterentwicklung.<br />
Teamwork<br />
In regelmäßigen Azubi-Meetings tauscht Ihr euch untereinander und<br />
mit dem Ausbilder aus und arbeitet häufig gemeinsam an eigenständigen<br />
Projekten.<br />
Abwechslungs- und umfangreiche <strong>Ausbildung</strong><br />
Du durchläufst in unserem Unternehmen alle Abteilungen. Der<br />
vollständige Einblick in alle Abteilungen gewährt Dir einen Überblick<br />
über unser ganzes Unternehmen.<br />
Als führender Hersteller von Not- und Sicherheitsbeleuchtung entwickeln und<br />
produzieren wir eigenständig in Ense-Höingen.<br />
Unsere mehr als 360 Mitarbeiter bilden dabei die Grundlage unseres Erfolgs!<br />
Mehr zu INOTEC als Arbeitgeber auf unsere Website: www.inotec-licht.de/karriere/<br />
Arbeiten bei INOTEC<br />
Mit Sicherheit der richtige Weg