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Credit Suisse bulletin, 2009/05
Credit Suisse bulletin, 2009/05
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Credit Suisse<br />
Protokolle studieren und dringliche Anfragen<br />
aus der Gemeinde beantworten. Elisabeth<br />
Engel ist sich bewusst, dass das Nebeneinander<br />
von Beruf und politischer Arbeit, ein<br />
«Koordinations-Seiltanzakt», wie sie selbst<br />
erklärt, ohne die grosse Flexibilität des Arbeitgebers<br />
und ihres privaten Umfelds nicht<br />
möglich wäre.<br />
Damit ist sie kein Einzelfall, sondern eine<br />
von rund 300 Mitarbeitenden der Credit<br />
Suisse Schweiz, die nebenamtlich ein gewähltes<br />
politisches Mandat auf Gemeindeoder<br />
Kantonsebene ausüben. Sie sind im<br />
Berufsleben beispielsweise als Kundenberater,<br />
Controller oder Regionenleiter tätig und<br />
bekleiden nebenbei ein Amt im Kantonsrat,<br />
Gemeinderat, in einer Finanz- oder Schulkommission<br />
oder an einem Gericht.<br />
Die Bank schätzt das Engagement<br />
Elisabeth Engel führt eine politische Gemeinde. Beruflich steht sie einer wichtigen Abteilung<br />
der Credit Suisse vor – dies erfordert einen ständigen «Koordinations-Seiltanzakt».<br />
Seiltanz zwischen Büro<br />
und Gemeinderatssaal<br />
Rund 300 Mitarbeitende der Credit Suisse engagieren sich zusätzlich zum<br />
Beruf in einem politischen Nebenamt. Sie sind Teil des in der Schweiz<br />
tief verwurzelten Milizsystems. Die Credit Suisse sieht in ihren politischen<br />
Mandatsträgern wichtige Brückenbauer zwischen Wirtschaft und Politik.<br />
Es ist Montag, 18 Uhr. Elisabeth Engel trifft<br />
im Gemeindehaus von Uesslingen-Buch ein.<br />
Seit 20<strong>05</strong> ist sie Gemeindepräsidentin – offiziell<br />
Gemeindeammann – der kleinen Thurgauer<br />
Weinbaugemeinde. Eine Stunde bleibt<br />
ihr noch für letzte Vorbereitungen der Gemeinderatssitzung.<br />
Die Sanierung der Dorfbrücke<br />
samt vorübergehenden Verkehrsumleitungen<br />
ist diesmal wohl das heikelste<br />
Traktandum. Seit der letzten Sitzung vor zwei<br />
Wochen hat sie ihre gesamte Freizeit investiert<br />
in Planungs- und Repräsentationsaufgaben,<br />
die Sitzungsvorbereitung sowie die<br />
Koordination der hängigen politischen Dossiers<br />
mit den verschiedenen Verwaltungsstellen,<br />
den Gemeinderäten und der Gemeindeschreiberin.<br />
Während der Bürgersprechstunde<br />
werden die Engels-Türen regelmässig<br />
geöffnet, diese Woche ging es um eine Flurstreitigkeit<br />
sowie Anträge für Umzonungen.<br />
Szenenwechsel. Dienstag, 7 Uhr. Elisabeth<br />
Engel trifft in ihrem Büro bei der Credit<br />
Suisse an der Brandschenkestrasse in Zürich<br />
ein. Hier leitet sie eine Fachstelle, die unter<br />
anderem für die Umsetzung des Compliance<br />
Training der Credit Suisse Mitarbeitenden in<br />
der Schweiz verantwortlich zeichnet. Doch<br />
über Mittag heisst es bereits wieder amtliche<br />
«Politische Mandatsträger haben eine wichtige<br />
Funktion als Brückenbauer zwischen<br />
Wirtschaft und Politik», ist Hans-Ulrich<br />
Meister, CEO Credit Suisse Schweiz, überzeugt.<br />
Diese Wertschätzung wird auch am<br />
jährlich stattfindenden Treffen der politisch<br />
aktiven Mitarbeitenden der Credit Suisse<br />
übermittelt. Organisiert wird das Treffen von<br />
Public Policy. Ihr Leiter René Buholzer sieht<br />
die Bedeutung einer politischen Tätigkeit im<br />
Nebenamt vor allem in der positiven Wechselwirkung<br />
zwischen Wirtschaft und Politik:<br />
«Die Politik ist darauf angewiesen, dass sie<br />
Input aus der praktischen Erfahrung der Privatwirtschaft<br />
erhält – und dies aus erster<br />
Hand, von Leuten, die täglich im Wettbewerb<br />
stehen und kompetent einbringen können,<br />
wie sich die politischen Entscheidungen in<br />
der Praxis auswirken.» Die Wirtschaft sei<br />
umgekehrt darauf angewiesen, dass die<br />
Politik Rahmenbedingungen schaffe, die<br />
Wachstum und damit Wohlstand für möglichst<br />
viele ermöglichen. Gerade für die Banken,<br />
die einem dichten Regulierungswerk<br />
unterstehen, sei dies besonders wichtig, betont<br />
Buholzer.<br />
Es gilt als Besonderheit des politischen<br />
Systems der Schweiz, dass Politiker ihr Mandat<br />
als Nebenamt ausüben und hauptberuflich<br />
einer anderen Erwerbstätigkeit nachgehen.<br />
Dahinter steht der Milizgedanke, der<br />
auf der republikanischen Vorstellung beruht,<br />
dass die Bürger in sämtlichen öffentlichen<br />
Angelegenheiten des Staates <strong>Verantwortung</strong><br />
für das Gemeinwesen übernehmen sollen.<br />
Das Milizsystem ist in der Schweiz tief verwurzelt.<br />
Jede vierte Person führt mindestens<br />
Fotos: Eva-Maria Züllig<br />
<strong>bull</strong>etin 5/<strong>09</strong> Credit Suisse