bull_09_05_Verantwortung
Credit Suisse bulletin, 2009/05
Credit Suisse bulletin, 2009/05
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weder in der Schule noch in der Lehre überträgt<br />
man den Jugendlichen annähernd so<br />
viel <strong>Verantwortung</strong>. Und manchmal ist hier<br />
der <strong>Verantwortung</strong>sbereich sogar noch grösser<br />
als jener des eigenen Chefs. So verfügte<br />
etwa ein 28-jähriger Bereichsleiter des alle<br />
14 Jahre stattfindenden Pfadibundeslagers<br />
über ein Budget von einer halben Million<br />
Franken. Als er seinem Vorgesetzten in der<br />
Firma davon erzählte, blieb diesem der Mund<br />
offen stehen: Dessen Abteilungsbudget betrug<br />
gerade einmal die Hälfte davon.<br />
Scouting, eine Managementerfahrung<br />
Wer das Ausbildungsprogramm bei den Pfadfindern<br />
absolviert, lernt also schon in jungen<br />
Jahren Sozialkompetenz und Leadership.<br />
«Scouting ist eine ganzheitliche Lebenserfahrung,<br />
von der die Wirtschaft profitieren<br />
kann», sagt denn auch Eduardo Missoni,<br />
ehemaliger Generalsekretär des World Scout<br />
Bureau und Spross einer berühmten italienischen<br />
Modefamilie. Und er ist überzeugt:<br />
«Scouting ist auch eine Managementlernerfahrung.»<br />
Tatsächlich: Ob in der Wirtschaft<br />
oder in der Politik, die Liste von Schweizer<br />
Führungskräften mit einer Pfadivergangenheit<br />
ist lang. So stellen sie derzeit 95 der<br />
246 Parlamentarier und bis vor kurzem mit<br />
Hans-Rudolf Merz (Pfadiname: «Zapfe») und<br />
Pascal Couchepin (kein Pfadiname) auch<br />
gleich zwei Bundesräte. Nicht minder prominent<br />
ist die Vertretung unter den Topmanagern<br />
– insbesondere bei der älteren Garde –,<br />
etwa mit dem ehemaligen Rentenanstalt-<br />
Präsident Ulrich Bremi (Pfadiname: «Brums»),<br />
dem Ex-Novartis-Lenker Alex Krauer («Marder»)<br />
oder dem früheren «Winterthur»-Chef<br />
Peter Spälti («Sugus»).<br />
Die Credit Suisse Foundation anerkennt<br />
die grosse nachhaltige gesellschaftliche<br />
Leistung der Pfadibewegung Schweiz und<br />
unterstützt deren Ausbildungsprogramm.<br />
«Die Jungen von heute sind die Entscheidungsträger<br />
von morgen», sagt Verwaltungsratspräsident<br />
Hans-Ulrich Doerig, einst<br />
selbst ein aktiver Scout (Pfadiname: «Sheriff»).<br />
«Ihre Ausbildung liegt uns daher besonders<br />
am Herzen, damit sie zu verantwortungsbewussten<br />
Mitgliedern der Gesellschaft<br />
heranreifen. Die Pfadibewegung Schweiz<br />
leistet einen wesentlichen Beitrag zur Förderung<br />
solcher sozialen Talente.»<br />
Michael Krobath<br />
Partnerschaft<br />
«Fealan» – Musik verbindet<br />
getrennte Welten<br />
Da staunte nicht nur Winterthur. Die Oper «Fealan» zeigte eindrücklich<br />
die musikalische Kreativität von Kindern und Jugendlichen<br />
auf. Beispielhaft waren auch der Teamgeist und der Integrationswille,<br />
den die 800 Schülerinnen und Schüler im Laufe von 18 Monaten<br />
entwickelten. Und das Beste: Matthijs Bunschoten, Jugendbeauftragter<br />
des Musikkollegiums Winterthur, verspricht eine Fortsetzung.<br />
Im Internat Talfels wehren sich die Schüler<br />
vergeblich gegen das straffe Regime der<br />
Direktorin Brotmann. Selbst ein Schülerstreik<br />
endet im Fiasko. Zu allem Überdruss<br />
verschwindet auch noch Vanessa. Sie hat<br />
beim Wasserfall getrunken und ist in Elfiatopia<br />
gelandet. Im Feenland des scheinbar<br />
ewigen Glücks steigt sie anstelle von Fealan<br />
zur neuen Herrscherin auf. Ihr Freund Nicolas,<br />
der sie nach verzweifelter Suche endlich<br />
gefunden hat, will trotzdem nicht im Feenland<br />
bleiben. Er kehrt freiwillig «in die andere Welt»<br />
zurück. Von der Internatspolizei bedrängt,<br />
rettet er sich erneut nach Elfiatopia und bittet<br />
Königin Vanessalan um Hilfe. Diese besucht<br />
mit Zauberer Grumpelbart die Schule<br />
Talfels und verwandelt schliesslich alle Schulleiter<br />
in grüne Kröten. «Der Jubel bei Elfen<br />
und Schüler(inne)n ist» – gemäss Programmheft<br />
– «gross!»<br />
Schüler schreiben Libretto und Partitur<br />
Der Jubel ist in der Tat gross. Nein, riesig.<br />
Im Mai, als «Fealan» im Theater Winterthur<br />
uraufgeführt wird, und dann nochmals im<br />
September anlässlich der Premiere zweier<br />
«Fealan-Videos», die Regula Tobler für das<br />
Schweizer Fernsehen produziert hat. Diese<br />
führen allen Beteiligten die Einmaligkeit des<br />
Unvergesslichen nochmals vors Auge, ins<br />
Ohr und mitten ins Herz hinein. Eiskalter<br />
Schauer fährt uns den Rücken hinunter, trifft<br />
sich mit der Hitze des Mitfieberns und den<br />
Tränen der Rührung und mündet schliesslich<br />
in pure Lebensfreude beim Mitsingen der<br />
gängigen Opernmelodien.<br />
Sind diese tatsächlich von Jugendlichen geschrieben<br />
worden? Kaum will man es glauben.<br />
Doch der Making-of-Film belegt es.<br />
«Partitur und Libretto haben schliesslich<br />
mehr als 300 Schüler beschäftigt», erzählt<br />
Andreas Nick, der künstlerische Leiter von<br />
«Fealan». «Wenn auch nicht von jedem Einzelnen<br />
ein Satz oder eine Melodie in der endgültigen<br />
Partitur zu finden ist, so haben doch<br />
alle mit ihrem Einsatz und ihrer Fantasie zur<br />
Entstehung unserer Oper beigetragen.»<br />
Kontakt mit der Welt des Musiktheaters<br />
Insgesamt haben 800 Schülerinnen und<br />
Schüler im Alter zwischen 7 und 17 Jahren<br />
am Projekt «Winterthur schreibt eine Oper»<br />
mitgemacht. Für den Erfolg eines Musikwerks<br />
braucht es ja auch noch Sängerinnen<br />
und Sänger, Designer, Schneider, Marketingspezialisten<br />
und sogar Journalisten. Am<br />
besten aus den verschiedensten Nationen.<br />
Viele Fealaner und ihre Eltern sind, wie Projektleiter<br />
Marco Müller festhält, noch nie im<br />
Theater gewesen, sind nie mit klassischer<br />
Musik in Berührung gekommen. Doch sie<br />
werden, kein Zweifel, diese andere Welt, die<br />
sie nun aktiv betreten haben, auch künftig<br />
hin und wieder besuchen. Da die Oper ohne<br />
Teamgeist, ohne Zurückstecken von Einzelinteressen<br />
zugunsten der Gruppe, nicht hätte<br />
gelingen können, ist «Fealan» gleichzeitig auch<br />
ein sehr erfolgreiches Integrationsprojekt.<br />
Wettbewerb: Name gesucht<br />
«‹Fealan› findet eine Fortsetzung», versichert<br />
Matthijs Bunschoten, der neue Jugend-<br />
<br />
Fotos: Manfred Höin