KÄNGURU Oktober 2021
Das Stadtmagazin für Familien in Köln, Bonn und Region berichtet über • Familie: Geschwister werden • Gesellschaft: Mehr Lohn für Frauen • Stoffwindeln: „Es macht ein gutes Gefühl“ • Kolumne - Grüner Leben und Frau Karli • Mikroabenteuer: Besuch bei Wasserbüffeln • Tipps für die Herbstferien • Spiel- und Erlebnisparks • KÄNGURU-Podcast - Geschwisterstreit • Ming Veedel - Mauenheim • Halloween 2021
Das Stadtmagazin für Familien in Köln, Bonn und Region berichtet über
• Familie: Geschwister werden
• Gesellschaft: Mehr Lohn für Frauen
• Stoffwindeln: „Es macht ein gutes Gefühl“
• Kolumne - Grüner Leben und Frau Karli
• Mikroabenteuer: Besuch bei Wasserbüffeln
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FAMILIENLEBEN <strong>KÄNGURU</strong> 10 I 21 21<br />
Drei plus eins gleich vier – hört sich manchmal einfacher<br />
an, als es ist. Zum Beispiel, wenn ein Geschwisterchen<br />
sich ankündigt. Umsorgte Einzelkinder kann<br />
es ganz schön durcheinanderbringen, dass sie ihre<br />
Eltern plötzlich teilen müssen. Und auch wenn sie sich<br />
auf den Familienzuwachs freuen, haben viele mit Verlustängsten<br />
und Eifersucht zu kämpfen. Es gibt jedoch<br />
einige Möglichkeiten, werdende Geschwister sanft auf<br />
ihre neue Rolle vorzubereiten, sie zu stärken und so<br />
einen wichtigen Grundstein für eine gute Geschwisterbeziehung<br />
zu legen. Paulina Ehrhardt und Meike<br />
Stümper berichten von ihren Erfahrungen.<br />
© Tomsickova – stock.adobe.com<br />
„Wir wussten, dass die Umstellung<br />
für Malina nicht leicht sein würde,<br />
schließlich hatte sie jahrelang<br />
im Mittelpunkt gestanden.“<br />
Als Paulina mit Aletta schwanger wird, ist Malina zwei Jahre alt.<br />
Von Anfang an hatte sie viel Aufmerksamkeit ihrer Eltern gefordert<br />
und sie auch bekommen. „Malina war ein Schreibaby und die<br />
ersten Monate waren recht anstrengend. Deshalb haben wir lange<br />
überlegt, ob wir überhaupt ein zweites Kind bekommen wollen“,<br />
erzählt Paulina. Da sie und ihr Mann Michael jedoch beide mit Geschwistern<br />
aufgewachsen sind, entschieden sie sich doch dafür.<br />
Ein wenig Bauchgrummeln aber blieb. „Wir wussten, dass die Umstellung<br />
für Malina nicht leicht sein würde, schließlich hatte sie jahrelang<br />
im Mittelpunkt gestanden.“<br />
So entschloss sich das Paar, die Tochter besonders gut auf die<br />
neue Familienkonstellation vorzubereiten. „Ich hatte Malina schon<br />
immer viel vorgelesen und Bücher mit ihr angeschaut“, sagt Paulina.<br />
Deshalb beginnt sie gleich nach passenden Kinderbüchern rund<br />
um Schwangerschaft, Geburt und die Babyphase zu suchen. „Während<br />
der Schwangerschaft habe ich mit Malina ‚Wer wohnt denn<br />
da in Mamas Bauch?‘ gelesen. So konnten wir Monat für Monat<br />
gemeinsam verfolgen, wie das Baby sich entwickelt, und Malina bekam<br />
ein Gefühl dafür, was in meinem Bauch passiert.“ Mutter und<br />
Tochter kuscheln viel und Malina freut sich, wenn sie ihre Schwester<br />
in Mamas Bauch spüren kann.<br />
„Ich wollte Malina ganz bewusst ein<br />
realistisches Bild vermitteln und keine<br />
schöngefärbten Märchen vorlesen.“<br />
praxen und Familienbildungsstätten Kurse an. An jüngere Kinder<br />
richten sich Eltern-Kind-Kurse. Die gemeinsame Vorbereitung auf<br />
das neue Familienmitglied stärkt den Zusammenhalt. Für Kinder<br />
ab drei Jahren und älter bieten sich auch reine Kinderkurse an, in<br />
denen werdende Geschwister in vertrauensvoller Atmosphäre offen<br />
über Sorgen und Ängste sprechen können, ohne Rücksicht auf<br />
ihre Eltern nehmen zu müssen. Eine gute Kombination, die beides<br />
bietet, sind Kinderkurse mit Elternnachmittagen.<br />
Das Ziel solcher Geschwisterkurse ist, die Kinder mit den Themen<br />
Schwangerschaft und Geburt vertraut zu machen und ihnen<br />
mögliche Unsicherheiten zu nehmen. Es geht darum, die Kinder<br />
zu stärken, damit sie mit Gefühlen wie Eifersucht und Neid besser<br />
umgehen lernen. Die Kinder bereiten sich auf ihre neue Rolle in der<br />
Familie vor. Sie entwickeln ein Verständnis dafür, wie und warum<br />
sich das Familienleben nach der Geburt verändern wird.<br />
Alle Inhalte der Geschwisterkurse werden kindgerecht und spielerisch<br />
vermittelt. Die Kinder besuchen gemeinsam einen Kreißsaal,<br />
üben an Puppen die Babypflege und erfahren, wie sie später selbst<br />
aktiv mithelfen können – etwa beim Baden, Wickeln, Füttern oder<br />
Beruhigen. Dabei werden auch viele Fragen der Kinder beantwortet<br />
und sie erfahren, was so ein Baby alles kann und wie es sich<br />
entwickelt, wenn es auf der Welt ist. Manche Kurse bieten auch<br />
an, Mamas Babybauch zu bemalen oder ein Geschenk für das neue<br />
Geschwisterchen zu basteln.<br />
„Sie war ganz stolz<br />
und hat sich gefreut.“<br />
Als es auf den neunten Monat zugeht, leiht Paulina neue Bücher<br />
aus: Jetzt geht es um das Thema Schwester werden. „Das waren<br />
Geschichten mit allen Höhen und Tiefen, denn ich wollte Malina<br />
ganz bewusst ein realistisches Bild vermitteln und keine schöngefärbten<br />
Märchen vorlesen.“ In den Büchern, die sie dann gemeinsam<br />
anschauen, geht es auch um Probleme wie Eifersucht, darum,<br />
dass ein Baby viel schreit und die Eltern weniger Zeit haben. Die<br />
Geschichten machen aber auch Mut und zeigen, wie schön es sein<br />
kann, Geschwister zu haben.<br />
Um Kinder auf die Geburt des Geschwisterchens und die erste<br />
Phase vorzubereiten, bieten viele Geburtskliniken, Hebammen-<br />
Auch Malina bringt ihrer kleinen Schwester Aletta nach der Geburt<br />
ein Kuscheltier als Geschenk ins Krankenhaus. Die nächtliche Entbindung<br />
hat die gerade Dreijährige zu Hause verschlafen, während<br />
ihre Tante auf sie aufpasste. „Morgens war Aletta dann schon da<br />
und so konnte Malina uns gleich im Krankenhaus besuchen“, erinnert<br />
sich Paulina an die erste Begegnung ihrer Kinder.<br />
„Mir war es wichtig, dass ich Aletta nicht auf dem Arm habe, wenn<br />
Malina ins Krankenzimmer kommt. Deshalb habe ich meinen Mann<br />
gebeten, kurz anzukündigen, wenn sie da ist“, erzählt Paulina. In<br />
einem Ratgeber hatte sie gelesen, dass Geschwister Eifersucht<br />
verspüren, wenn das Baby bei der ersten Begegnung gerade an