Roth Journal_2021_10_01-24_red

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VHS GEORGENSGMÜND
Zunächst hört man nur Schritte. Dann eine
weibliche Stimme: „Eigentlich müssten wir
jetzt vor der Synagoge stehen“. Eine andere
Frau antwortet: „Wie? Ich sehe einfach
nur ein typisch fränkisches Sandsteinhaus
mit gelb verputzen Anbau. Das hätte ich
jetzt nicht erkannt“. Die erste Frau sagt:
„Dann gehen wir mal rein“. Ein Schlüssel
dreht sich geräuschvoll im Schloss, eine
alte Tür öffnet sich knarzend…
So beginnt der Podcast, an dem die Mitglieder
eines Podcast-Kurses der vhs-Außenstelle
Georgensgmünd an mehreren
Samstagen gearbeitet haben. Den
Live-Aufnahmen voraus gingen Monate
der Planung und der Rec herc he. B ehandelt
werden soll die Geschichte über die
Gmünder Synagoge. Dabei kommt der
über Jahre verschollen geglaubte Georgensgmünder
Thora-Vorhang, der vor drei
Jahren in Schwäbisch Gmünd aufgetaucht,
und nach 80 Jahren in seine alte Heimat
zurückgekehrt ist, „zur Sprache“. Es ist das
erste Mal, dass die insgesamt fünf Teilnehmerinnen
und Teilnehmer im Kurs persönlich
zusammenkommen. „Coronabedingt
haben wir uns bis jetzt immer nur Online
ausgetauscht“, erzählt Eva Haberkern,
die Leiterin der Gmünder vhs, die zum
zweiten Mal den Kurs „Podcast jüdische
Geschichte“ organisiert. Seit 2020 kann
an unter www.k li ng ende-landk arte.de
die erste vhs-Podcast-Produktion im Landkreis
Roth finden. Damals handelte es
22 10 | 2021
Ein Sto spricht Bände
vhs-Kurs Georgensgmünd produziert erneut Podcast für die „klingende Landkarte“
Gruppenbild: von li nach re, stehend: Eva Haberkern, Jochen Wiltschko, Sophie Braun, Monika Kauderer,
Rainer Aul, sitzend: Selina Vollrath, Claudia Banski, Martin Kaiser
sich um einen Beitrag über den jüdischen
Friedhof von Georgensgmünd, diesmal
wird also der prächtige Thora-Vorhang
zum Leben erweckt. „Und zum Sprechen“,
so Haberkern, denn in der Tat kommt im
Podcast der alte jüdische Stoff sogar selbst
„zu Wort“.
Die „klingende Landkarte“, auf der die
jüngste Produktion des vhs-Kurses nun zu
hören ist, wurde 2011 vom bayerischen
Volkshochschulverbands e.V. in Kooperation
mit dem Bayerischen Rundfunk und
der „Stiftung Zuhören" ins Leben gerufen.
Es handelt sich dabei um Hörpfade, die
auf originelle Weise über die jeweiligen
Sehenswürdigkeiten vor Ort informieren
sollen. Ziel ist es, die Zuhörer durch kleine
interessante, aber auch witzige Geschichten,
Neugier auf die entsprechenden
Städte, Märkte und Gemeinden zu
machen. Die Hörpfade können mündlich
überliefertes Wissen festhalten und kleine
Denkmäler für Lieblingsorte setzen. Rund
40 Volkshochschulen in Bayern sind oder
waren bereits dabei – bieten also einen
Hörpfad-Kurs an, bereiten einen neuen
Kurs vor oder haben schon einen Kurs erfolgreich
abgeschlossen.
Wichtiges Prinzip aller Hörpfade bleibt
aber immer: Die Inhalte bestimmen die
Teilnehmer selbst. „Und für unsere aktuelle
Produktion konnten wir eine sehr
kompetente Truppe gewinnen“, freut
sich Haberkern. Im Kurs befindet sich mit
Claudia Banski eine ehemalige Hörfunkredakteurin,
Sophie Braun ist Gymnasial-Lehramtsanwärterin,
Selina Vollrath
Social-Media-Managerin, Jochen Wiltschko
Fremdsprachenkorrespondent und in
Gmünd als Gästeführer bekannt, sowie
der Nachrichtentechniker Martin Kaiser
von der „ARD.ZDF Medienakademie“, der
alle Beteiligten durch die technischen Aspekte
dieser Hörpfadproduktion führt.
Außerdem ist Dozentin Monika Kauderer
dank ihrer Hörguide-Ausbildung prädestiniert
für die Leitung dieses Kurses. „Da
kann eigentlich gar nichts schiefgehen“, ist
Haberkern überzeugt, zumal der Bayeri-
Thoravorhang: li Selina Vollrath, re Claudia Banski > > >
Text und Bild: Tobias Tschapka (tts)