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5. Oktober 2021

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Geschichte<br />

19<br />

Nothäuser an der Wangenstrasse, Aufnahme 194<strong>5.</strong><br />

Foto: Stadtarchiv<br />

Einsatz von Pferden als Folge des Treibstoffmangels, Aufnahme 1939.<br />

Foto: Sammlung M. Werren<br />

nen, die in geheimen Absprachen<br />

zwischen der deutschen und<br />

schweizerischen Armeeführung<br />

neutralisiert werden konnten.<br />

Ein Umstand, der auch dem amerikanischen<br />

Geheimdienstdienstchef<br />

Allan Dulles in der noblen<br />

Unterkunft an der Herrengasse in<br />

der Altstadt nicht entging und der<br />

die abgehörten Funkkontakte auf<br />

seine eigene Weise nutzte.<br />

Der Bremgartenwald diente insbesondere<br />

zu Beginn der Mobilmachung<br />

als temporärer Standort für<br />

Requisitionsfahrzeuge und einrückende<br />

Truppen der Region Bern.<br />

Dabei bewährte sich das feste Telefonnetz,<br />

das vor dem Krieg für den<br />

Automobil-Grand-Prix verwendet<br />

wurde. Zudem wies das forstwirtschaftliche<br />

Wegnetz eine Unzahl<br />

von geheimnisvollen Kennzeichen<br />

und Wegweisern auf, die auf Munitionsdepots<br />

und Sammelplätze<br />

hinwiesen. Am Rande des Waldes<br />

befand sich auch das Geniematerial<br />

für den Bau einer Notbrücke<br />

über den Wohlensee.<br />

«Frontisten» in Bümpliz<br />

Die «Erneuerungsbewegung» nationalsozialistischer<br />

Kreise in<br />

Deutschland fand in der Stadt<br />

Bern vereinzelt Sympathisanten,<br />

wenngleich es den sogenannten<br />

«Frontisten» – im Gegensatz zu<br />

den Städten Genf und Zürich –<br />

nicht gelang, sich politisch zu etablieren.<br />

Immerhin benutzten sie<br />

für ihre gelegentlichen Veranstaltungen,<br />

zu denen Redner aus<br />

Deutschland eingeladen wurden,<br />

bis 1943 auch den grossen Casinosaal,<br />

der jeweils ganz unverfroren<br />

mit Hakenkreuzfahnen dekoriert<br />

wurde. In der traditionell<br />

eher linken Bevölkerung von<br />

Bümpliz wurden vereinzelte Gewerbetreibende,<br />

die man dem<br />

Nazi-Lager zuordnete, scharf beobachtet.<br />

Es fiel auch auf, dass in<br />

jenen Geschäften trotz Rationalisierung<br />

immer wieder Produkte<br />

aus Deutschland und der Tschechoslowakei<br />

zu finden waren. Immerhin<br />

kam es mit Ausnahme einer<br />

Demonstration im September<br />

1945 gegen einen mutmasslichen<br />

Bümplizer Nazi zu keinen gewalttätigen<br />

Auseinandersetzungen.<br />

Nicht zuletzt unter dem Eindruck<br />

der geistigen Abwehrbereitschaft<br />

gegen gesellschaftliche und politische<br />

Einflüsse der «Frontisten»<br />

kam es am 17. August 1944 im Restaurant<br />

Nord-Bahnhof in Bümpliz<br />

zur Gründung der ersten Sektion<br />

der neuen kommunistischen Partei<br />

der Arbeit (PdA).<br />

Export-Häuser für das<br />

zerstörte Deutschland<br />

Ab 1942 intensivierten die alliierten<br />

Truppen ihre Bombardierungen<br />

auf deutsche Städte und Anlagen<br />

der Rüstungsindustrie. Schweizer<br />

Zeitungen und das Radio berichteten<br />

über die schweren<br />

Zerstörungen und die obdachlose<br />

Zivilbevölkerung. In dieser Situation<br />

reifte in Bern der Gedanke eines<br />

kostengünstigen Holzbausystems<br />

für Häuser, die sowohl in der<br />

Schweiz, aber explizit auch im zerstörten<br />

Deutschland für Abhilfe gesorgt<br />

hätten. Die «Genossenschaft<br />

für bernische Export- und Siedlungshäuser»<br />

errichtete zu diesem<br />

Zweck in Zusammenarbeit mit der<br />

Einwohnergemeinde Bern 1945 an<br />

der Wangenstrasse 95/97 und 111-<br />

117 eine Wohnkolonie mit vier<br />

Vierfamilienhäuser und zwei Doppeleinfamilienhäuser.<br />

Die Häuser<br />

zeigten eine exemplarisch kompakte<br />

und sparsame Disposition<br />

und wurden in der Fachpresse gelobt.<br />

Die als «Export-Siedlung» bekannte<br />

Anlage gehörte zu den wenigen<br />

in der Schweiz realisierten<br />

Beispielen kriegsbedingter Versuche<br />

zum standardisierten und industrialisierten<br />

Bauen; für die<br />

Bautechnik war sie deshalb von<br />

hoher Bedeutung. In Bümpliz<br />

hielt sich die Begeisterung in<br />

Grenzen und die Häuser wurden<br />

despektierlich auch «Baracken»<br />

genannt. Die Bemühungen um<br />

den Export in kriegsversehrte<br />

Länder schlugen ebenfalls fehl.<br />

Sicher mag eine Rolle gespielt haben,<br />

dass sich der Grossteil der<br />

Zerstörungen auf die Städte konzentrierte,<br />

während die ländlichen<br />

Gebiete – die sich naturgemäss<br />

besser für die Kleinbauten<br />

geeignet hätten – weitgehend verschont<br />

blieben.<br />

Im Zug einer Neunutzung des von<br />

Bahn, Autobahnviadukt und<br />

Wangenstrasse stark beengten<br />

Terrains wurden die Bauten im<br />

Winter 2000 abgerissen. Die Bemühungen<br />

der städtischen Denkmalpflege<br />

zu deren Erhaltung<br />

wurden abgelehnt.<br />

Wo bitte, geht der Weg<br />

nach Bümpliz?<br />

Nach der Mobilmachung zu Beginn<br />

des Zweiten Weltkriegs kam<br />

der Autobusbetrieb in der Stadt<br />

Bern fast zum Erliegen. Vierzig der<br />

vorhandenen fünfundvierzig Busse<br />

wurden samt Personal requiriert<br />

und für Truppentransporte<br />

eingesetzt. Mit einem verbliebenen<br />

Fahrzeug konnte auf der<br />

Bümplizer Linie der 30-Minuten-<br />

Betrieb aufrechterhalten bleiben.<br />

Um eine möglichst nahe Anbindung<br />

an potenzielle Fahrgäste zu<br />

ermöglichen, verkehrte zu Beginn<br />

des reduzierten Streckennetzes<br />

der Bümplizer Bus von der Insel<br />

nach Ausserholligen, von dort via<br />

Steigerhubelstrasse unter den<br />

Gleisanlagen des Güterbahnhofs<br />

Weyermannshaus an die Murtenstrasse.<br />

An der Verzweigung Murtenstrasse/Bümplizstrasse<br />

kam es<br />

dann vereinzelt auch zum heiteren<br />

Rätselraten: Die tüchtigen,<br />

wenngleich auch mangelhaft instruierten<br />

Militärfahrerinnen verfügten<br />

kaum über detaillierte Ortskenntnisse<br />

und mussten sich zum<br />

Gaudi der Passagiere gelegentlich<br />

bis zum Ziel bei der Post Bümpliz<br />

durchfragen.<br />

Max Werren<br />

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