Bahnhof und Gastronomie in Ober-Piesting - Waldegg-Aktuell
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Nr.: 3/2010 www.<strong>Waldegg</strong>-<strong>Aktuell</strong>.at<br />
Seite 11<br />
<strong>Waldegg</strong>er Chronik<br />
E<strong>in</strong>e Serie von OSR Josef Ml<strong>in</strong>er 117. Folge<br />
Der erste Seelsorger der Pfarre Wopf<strong>in</strong>g<br />
Beim Stöbern <strong>in</strong> alten Aufzeichnungen s<strong>in</strong>d mir <strong>in</strong>teressante<br />
Blätter <strong>in</strong> die Hände gefallen. Da die erste Wopf<strong>in</strong>ger<br />
Pfarrchronik schon ganz vergilbt <strong>und</strong> daher fast unleserlich<br />
war, begann ich 1962 Wichtiges daraus abzuschreiben.<br />
Wopf<strong>in</strong>g, wozu auch die diesseits der Piest<strong>in</strong>g gelegenen<br />
Häuser <strong>in</strong> Peisch<strong>in</strong>g <strong>und</strong> <strong>Waldegg</strong> gehörten, war e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>e<br />
Filiale der Pfarre Hernste<strong>in</strong>, über welche das Zisterzienserstift<br />
Neuberg <strong>in</strong> der Steiermark das Patronatsrecht hatte.<br />
Als sich zur Zeit der Pfarrgründungen unter Joseph II. auch<br />
Wopf<strong>in</strong>g um e<strong>in</strong>en eigenen Seelsorger bewarb, wurde das<br />
Kloster Neuberg beauftragt, e<strong>in</strong>en tauglichen Priester dafür<br />
zu stellen. Die Wahl fiel auf Pater Wenzl Firns<strong>in</strong>.<br />
Alte Ansicht (v.l<strong>in</strong>ks): Pfarrhaus Wopf<strong>in</strong>g (Nr. 8), Haus Nr. 7 <strong>und</strong> Kirche Wopf<strong>in</strong>g, rechts oben Ru<strong>in</strong>e Starhemberg<br />
Wie schwer es e<strong>in</strong>em Ordensgeistlichen, plötzlich aus<br />
dem geregelten Klosterleben herausgerissen, fiel, sich<br />
im „sündigen“ Alltag se<strong>in</strong>er neu gegründeten Pfarre<br />
zurechtzuf<strong>in</strong>den, zeigen se<strong>in</strong>e schriftlichen Aufzeichnungen<br />
zum Beg<strong>in</strong>n der Wopf<strong>in</strong>ger Pfarrchronik (wörtlich):<br />
„Das derbe Los fiel über mich <strong>und</strong> <strong>in</strong> denselben Augenblick<br />
tönte <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Gehör der Spruch der Wahrheit, daws<br />
ke<strong>in</strong> Prophet <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vaterlande angenehm seyn werde.<br />
– Jedoch, wie blendet nicht uns Sterbliche der gewaltige<br />
Klostergehorsam so, dass man auch über solche Wege<br />
nicht wollend gehet, über welche zu gehen man von allen<br />
Rechten zwangsfrey wäre! Ich sah, weiß nicht wie, im<br />
Geiste vor, was mich für Beschwernüsse dort <strong>in</strong> Wopf<strong>in</strong>g<br />
erwarteten. Gleichwohl trat ich die Reise an <strong>und</strong> es wurde<br />
mir unerwartet den 3ten Juny Ao 1783 im Pfarrhofe zu<br />
Hörnste<strong>in</strong> die fernere Herberge statt e<strong>in</strong>er zu Wopf<strong>in</strong>g<br />
e<strong>in</strong>geraumet.<br />
Was ich nun bey solchen Umständen denen <strong>in</strong> Wopf<strong>in</strong>g,<br />
oder sie mich ang<strong>in</strong>gen, wußte ich nicht bis auf den 2ten<br />
Hornung (alter Monatsname für Februar) Ao 1784, an<br />
welchem nachstehendes Consistorial-Dekret <strong>in</strong> Hörnste<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>gelaufen ware: ……<br />
Auf Anlangen der Geme<strong>in</strong>de zu Wopf<strong>in</strong>g um Zutheilung<br />
e<strong>in</strong>es Seelsorgers … wurde verordnet, es seye dem sich zu<br />
Hörnste<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>denden,<br />
für Wopf<strong>in</strong>g bestimmten<br />
Stif Neubergl. Professen<br />
(e<strong>in</strong>er, der das Mönchsgelübte<br />
abgelegt hatte)<br />
aufzutragen, dass er …..<br />
sich alsogleich nach<br />
Wopf<strong>in</strong>g begebe, <strong>und</strong> allda<br />
der Seelsorge vorstehen<br />
soll.<br />
Diesem Dekret zu ‚Folge<br />
riß mich das noch nicht<br />
ganz entlarvte Schicksal<br />
<strong>in</strong> den Abgr<strong>und</strong> nach<br />
Wopf<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>ab. Den 3.<br />
Hornung (Februar) im<br />
Jahre 1784 nahm ich<br />
bey dem Andre Wimmer<br />
Hammerschmiedemeister<br />
aldort das Quartier,<br />
welches ich hernach am<br />
15ten Juny selben Jahres<br />
auf Befehl me<strong>in</strong>es Herrn<br />
Prälaten bey dem Thomas Prent<strong>in</strong>ger nehmen mußte.<br />
Nun setzte me<strong>in</strong>e Gegegenwart ganz Wopf<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Freude<br />
– aber sie wußten nicht, was sie begehret <strong>und</strong> erhalten<br />
haben. Sie wußten nicht, dass e<strong>in</strong> an die Zügellosigkeit <strong>und</strong><br />
Ausschweifung längst gewohntes Volk wie sie, schwerlich<br />
die Maßregeln e<strong>in</strong>es tugendhaften Lebens annehmen<br />
würden.<br />
Sie wußten nicht, dass e<strong>in</strong> ihnen an der Seite stehender Hirt<br />
dazumal e<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>ger über se<strong>in</strong>en M<strong>und</strong> nicht legen darf,<br />
da ihn se<strong>in</strong> Amt zum Reden verpflichtet. Sie wußten nicht,<br />
Fortsetzung auf Seite 12