Bahnhof und Gastronomie in Ober-Piesting - Waldegg-Aktuell
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Nr.: 1/2010 www.<strong>Waldegg</strong>-<strong>Aktuell</strong>.at<br />
Seite 7<br />
<strong>Waldegg</strong>er Chronik<br />
E<strong>in</strong>e Serie von OSR Josef Ml<strong>in</strong>er 115. Folge<br />
(Fortsetzung von <strong>Waldegg</strong> <strong>Aktuell</strong> 4/2009)<br />
Wiedertäufer <strong>in</strong> <strong>Waldegg</strong><br />
Nach der blutigen Unterdrückung des Bauernaufstandes<br />
wandte sich Hans Hut nach Augsburg, unterzog sich dort<br />
der Erwachsenentaufe <strong>und</strong> trat der „Bruderschaft der Täufer“<br />
bei.<br />
In Nikolsburg traf er den Reformator Dr. Balthasar Hubmeier.<br />
Hut wurde wegen se<strong>in</strong>er Tätigkeit als „Wiedertäufer-<br />
Apostel“ verfolgt. Helfer ließen ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netz über die<br />
Schlossmauer von Nikolsburg h<strong>in</strong>ab. Er floh nach Wien.<br />
Dort konnte er e<strong>in</strong>e Reihe von Leuten gew<strong>in</strong>nen, darunter<br />
auch Konz Schmaus, der ihn dann auch nach <strong>Waldegg</strong> begleitete.<br />
Die drohende Türkennot war für Hut e<strong>in</strong> sicheres<br />
Zeichen vom baldigen Weltende <strong>und</strong> der Ankunft Christi,<br />
um das Reich Gottes zu errichten. Die täuferische Überlieferung<br />
spricht von mitreißenden Predigten Huts im kle<strong>in</strong>en<br />
<strong>Waldegg</strong>er Kirchle<strong>in</strong>.<br />
H. Hut gelang es, den <strong>Waldegg</strong>er Pfarrer Ulrich N. für se<strong>in</strong><br />
Werk zu gew<strong>in</strong>nen. Er war fest überzeugt vom baldigen<br />
Ende der Welt. Nach se<strong>in</strong>en Worten stand dieses furchterregende<br />
Ereignis <strong>in</strong> nur mehr wenigen Wochen bevor. Unvorstellbar,<br />
wie solche Reden das e<strong>in</strong>fache Volk ängstigten, das<br />
nicht lesen <strong>und</strong> schreiben konnte <strong>und</strong> auf das gesprochene<br />
Wort umso mehr hörte. Daher konnte Hut die Massen des<br />
Volkes mit zauberischer Anziehungskraft ergreifen. So wurde<br />
für vierzehn Tage e<strong>in</strong> Aufenthalt im <strong>Waldegg</strong>er Pfarrhof<br />
möglich. (Dieser alte Pfarrhof stand früher dort, wo sich an<br />
der Friedhofsmauer das heutige Pfarrheim bef<strong>in</strong>det.) „Se<strong>in</strong><br />
Wirken stellte alles Bisherige <strong>in</strong> den Schatten. Der angeworbene<br />
Kreis von Glaubensbrüdern war so groß, dass Hut<br />
se<strong>in</strong>en Gefährten Konz Schmaus als Prediger <strong>und</strong> Vorsteher<br />
der Brüdergeme<strong>in</strong>de <strong>Waldegg</strong> zurückließ, als er weiterzog.<br />
Nach der Überlieferung habe er <strong>in</strong> <strong>Waldegg</strong> an die h<strong>und</strong>ert<br />
Brüder <strong>in</strong> die Brüderschaft gebracht.“<br />
Kurz darauf wurden <strong>in</strong> der Herrschaft Gutenste<strong>in</strong> „Taufges<strong>in</strong>nte“<br />
im Auftrag des Erzbischofs von Salzburg festgenommen.<br />
Die Religionsforscher<strong>in</strong> Grete Mesenseffy me<strong>in</strong>t,<br />
es müsse sich ausschließlich um Untertanen aus <strong>Waldegg</strong><br />
handeln. Man bedenke aber, wie rege der Handelsverkehr<br />
durch das Piest<strong>in</strong>gtal damals war. Mit den Kohlbauern <strong>und</strong><br />
Fortsetzung auf Seite 8