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42-2021 Aktuell Obwalden

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Fristlos gekündigt! Heinz Gasser hat das damalige Schreiben der Haefeli AG aufbewahrt.<br />

Augen und er muss beim Erzählen pausieren.<br />

«In meinem ganzen Leben hat mich nie<br />

ein Mensch so gekränkt wie Carl Haefeli»,<br />

erzählt Gasser. «Da kommt mein grösster<br />

Schaden», habe Haefeli beispielsweise vor<br />

Kundschaft und Kollegen über Heinz Gasser<br />

gesagt, als dieser irgendwelche Unterlagen<br />

im Büro des Chefs abliefern musste. Auch<br />

die Akkordarbeit im Team belastete Gasser.<br />

Mit einem kleinen Lehrlingslohn schuftete er<br />

wie die «Grossen», ohne davonzuprofitieren.<br />

Plötzlich waren die Kommunisten da<br />

Und so verwundert es kaum, dass Jahre<br />

später, als die Belegschaft auf die Barrikaden<br />

ging, auch Glasbläser Gasser nicht zu<br />

jenen Mitarbeitern gehörte, die dem «Glasvogt»<br />

Haefeli wohlgesinnt waren. Auch Heinz<br />

Gasser streikte. Und auch er erhielt die Kündigung.<br />

Ein Streik in einem ländlichen Kanton<br />

war damals natürlich ein Hingucker für die<br />

Medien. Linke Parteien, Gewerkschaften,<br />

Proteste –das kannte man aus den Städten.<br />

Aber doch nicht im beschaulichen <strong>Obwalden</strong>!<br />

Schweizer Fernsehen, Radiostationen, Redaktoren<br />

grosser Zeitungen: Sie alle reisten<br />

nach Sarnen –als ob das Jahr 1979 nicht<br />

schon genügend Schlagzeilen aus der Weltpolitik<br />

geliefert hätte. «Wir trafen uns jeweils<br />

auf demLandenbergzuStreiksitzungen», erzählt<br />

Heinz Gasser.Eswar eine bunte Truppe<br />

aus vielen Nationen –Italiener,Türken, Deutsche,<br />

Einheimische. Einmal, so erzählt Heinz<br />

Gasser, sei auf dem Landenberg ein Mann<br />

auf ihn zugekommen und habe ihm Geld<br />

geboten für ein Interview. Auf Gassers Frage,<br />

zu wem er denn gehöre, antwortete der<br />

Mann, er sei von der revolutionär-marxistischen<br />

Liga. «Ich lehnte dankend ab.» Haefeli-<br />

Angestellte, die die Arbeit niedergelegt hatten,<br />

merkten bald einmal: Für ultralinke und<br />

kommunistische Bewegungen war der Streik<br />

in <strong>Obwalden</strong> ein gefundenes Fressen, um Anhänger<br />

zu rekrutieren. Die Streikenden auf<br />

dem Landenberg–viele davonzugewanderte<br />

Arbeiter –zeigten aber wenig Interesse,<br />

sich für politische Anliegen einspannen zu<br />

lassen. «Auch ich nicht», sagt Heinz Gasser<br />

bestimmt. «Ich hatte doch mit Kommunismus<br />

nichts am Hut. Wir wollten uns einfach<br />

gegen die Arbeitsbedingungen wehren.»<br />

Ein Kampf mit harten Bandagen<br />

Unschuldslämmer waren die Streikenden<br />

allerdings auch nicht. In ihrer Streikschrift<br />

mit dem Titel «Das Glasgehtzum ‹Haefeli›,<br />

bis es bricht» teilten sie gegen den Firmenpatron<br />

heftig aus. Als Autoren der 15-seitigen<br />

Schrift gaben sich zu erkennen: Rita<br />

Arnold, Toni Barmettler, Josef Bucher, Doris<br />

Burri, Heinz Gasser, E.+E. Neumann,<br />

Hans Peter Stöckli und Walter Wirz. Ein Teil<br />

der Bevölkerung stärkte ihnen den Rücken:<br />

Am 21. November beispielsweise fanden<br />

sich gemäss damaligen Medienberichten<br />

500 Personen zu einer friedlichen Kundgebung<br />

auf dem Sarner Dorfplatz ein. Carl<br />

Haefeli wiederum gab an, via Telefon anonyme<br />

Morddrohungen erhalten zu haben,<br />

und schaltete die Polizei ein.

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