FOCUSING JOURNAL Nr. 47

Themen
Focusing-Orientierung in der
Begleitung traumatisierter
Menschen
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Von Inge Pinzker
Psychische und physische Gewalt, Missbrauch,
emotionales nicht (adäquates)
Beantwortet-Werden, Krieg, Flucht, Folter
… führen zu psychischen Verletzungen, zu
Psychotraumata. Das Angebot verschiedener
Trauma-Methoden zur Behandlung und
Begleitung traumatisierter Menschen ist inzwischen
nahezu unüberschaubar. Das ist
gut so, wenn wir es als eine gewachsene Bereitschaft
sehen, erlittenem Leid und Schrecken
und den Menschen, denen es widerfahren
ist, ins Auge zu blicken. Gleichzeitig
stellt sich die Frage, ob die dabei auch bei den
»Helfer:innen« ausgelöste Ohnmacht und
der Wunsch, sich an etwas zu »klammern«,
nicht eine Rolle bei der Zunahme an Methoden
spielt. Skepsis ist jedenfalls angebracht,
wenn diese »schnelle Heilung« versprechen.
Es ist leichter, vermeintlich etwas »tun« zu
können, als Hilflosigkeit und Unsicherheit
gemeinsam mit jemandem auszuhalten.
Diese Methodenvielfalt kann mitunter
verwirren, wenn nicht sogar stark verunsichern.
Welche Methode soll ich (noch) lernen?
Welche ist »die Richtige«? Kann (darf,
soll) ich überhaupt mit traumatisierten
Menschen arbeiten, wenn ich nicht Methode
Y und Z (zusätzlich) gelernt habe?
Vor allem Berufsgruppen wie
Psychotherapeut:innen und Ärzt:innen,
aber auch Pädagog:innen, (Rechts-)
Berater:innen, Sozialarbeiter:innen, Krankenpflegepersonal,
Ehrenamtliche (z.B. in
der Flüchtlingshilfe) suchen nach »Handwerkszeug«
für ihre tägliche Arbeit. Oft
entsteht (leider und zu Unrecht!) auch der
Eindruck, nur »Spezialist:innen« wüssten
mit traumatisierten Menschen umzugehen.
Dabei haben letztere ganz grundlegende
Bedürfnisse nach wohlwollenden, freundlichen
zwischenmenschlichen Begegnungen
und Trost sowie nach Anerkennung
24 focusing journal | heft 47/2021