Flensburg Journal - 231 Dezember 2021
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den Ruhestand gehen zu müssen“,
erzählt Glenn W. Dierking. „Er suchte
keinen Nachfolger, sondern schloss
seine Firma einfach.“
So kehrte er 1991 überraschend
nach Flensburg zurück. Zunächst
war er angestellt, nach zwei Jahren
machte er sich selbstständig. In
der „Flensborg Avis“ hatte die Union-Bank
inseriert: „Räumlichkeiten
zu vermieten“. In die Große Straße
4 zog Glenn W. Dierking zunächst
zusammen mit drei dänischen Architektur-Firmen
ein, die kurz nach der
deutschen Wiedervereinigung auf
Aufträge im Osten hofften. Aber so
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einfach war es nicht. „Es gab dann in
Dänemark wieder mehr zu tun – und
es war längst nicht so kompliziert
wie in Deutschland“, schmunzelt der
Architekt.
Auf maximal fünf Mitarbeiter wuchs
sein Stab in den letzten 28 Jahren.
Er wollte stets den Überblick behalten.
„Jedes Detail in jedem Projekt
möchte ich kennen und von Anfang
bis Ende dabei sein“, betont er. Immer
wieder kam es zu grenzüberschreitenden
Kooperationen mit
deutsch-dänischen Bauherren und
Kollegen. Glenn W. Dierking begleitete
die Sanierung des Strandhotels
in Glücksburg, den Bau der Sydbank
am Rathaus und den Umbau der Alten
Post zu einem Hotel mit 80 Zimmern.
Es entstanden viele soziale Bauten
wie Kirche, Jugendfreizeitanlagen,
Kindergärten oder Versammlungshäuser
der dänischen Minderheit. Auch
für große Speditionen war der Flensburger
tätig.
Der SSW fragte ihn 1996, ob er sich in
der Stadtpolitik engagieren und vielleicht
sogar in die Ratsversammlung
einsteigen möchte. „Damals sollte
ein Umbruch eingeleitet werden“,
verrät Glenn W. Dierking. „Es gab ein
paar alte Hasen, die schon 20 oder
gar 28 Jahre in der Kommunalpolitik
tätig waren und demnächst aufhören
wollten.“ Er selbst fand den Weg
als bürgerliches Mitglied in den Planungsausschuss.
Als Architekt waren
die Stadtplanung, die Ästhetik und
das Design von Bauwerken oder die
Landschaftsplanung logische Themen
für das neue Ehrenamt. Eine
zentrale Frage beschäftigte
ihn stets: Wie sollte eine
Stadt optimalerweise funktionieren?
Als er nach zwei Jahren gefragt
wurde, ob er in den
Stadtrat einziehen möchte,
lehnte Glenn W. Dierking ab
und ließ sich auf den eigentlich
aussichtslosen Listenplatz
15 setzen. Ein Todesfall
und mehrere Absagen manövrierten
ihn 1999 erstmals
in den Stadtrat. 2003 war
es ähnlich. Erneut nahm er
mit Listenplatz 15 vorlieb,
rückte dann aber doch bald
nach. „Damals gab es noch
die drei großen Parteien und
eine kleine“, erzählt der Kommunalpolitiker
aus seinen
Anfängen. „Wenn sich zwei
große Parteien inhaltlich zusammenfanden,
dann wurde
es so beschlossen. Heute sind
es neun Parteien, und es wird
ewig diskutiert.“
Inzwischen sitzt der 67-Jährige
seit 21 Jahren im Stadtrat,
mit dem Planungsausschuss
feiert er am 6. Dezember eine
persönliche Silberhochzeit.
„In dieser langen Zeit gab
es viele Baustellen“, holt
er aus. „Sie sind nicht nur
physikalischer, sondern oft
auch planerischer Natur, da
man einfach nicht weitergekommen
ist.“ In aktuellen
26 FLENSBURG JOURNAL • 12/2021