fernglas – Das Wissenschaftsmagazin der FernUniversität

Ist schon Gras darüber gewachsen? 11
Schütz: Wenn ich an das ZeBO denke und den Kontakt
mit der Praxis, stelle ich fest, dass es schon in der Sprache
unendlich viele Hürden gibt. Das ZeBO schafft einen Ansatz,
pädagogisch zu sprechen und sich darauf zu verständigen,
was wir mit Homeschooling und Distanzunterricht
überhaupt meinen. Das herauszufinden gelingt nur im
Austausch mit der pädagogischen Praxis. Es reicht nicht,
wenn wir die unter Blut, Schweiß und Tränen erarbeiteten
pädagogischen Konzepte in die Praxis bringen und das als
Transfer deklarieren. Stattdessen benötigen wir kontinuierliche
Zirkel, um zu gucken, was wichtig ist. Welchen Bedarf
erlebt die Erzieherin in der Kita? Forschen wir an der Praxis
vorbei? Gelingt es, unsere Forschung zu übersetzen, sodass
sie verstanden wird? Ich glaube, wir brauchen analog zu
Data Literacy eine Art Scientific Literacy, also ein wissenschaftliches
Grundverständnis.
Smolnik: Diese Idee finde ich sehr gut. Wir nehmen auch
in der Wirtschaftswissenschaft wahr, dass die Grundkompetenzen
unserer Studierenden – Lesen, Schreiben
und Rechnen – nachlassen. Wie aber kriegen wir zusätzlich
noch eine Wissenschaftskompetenz vermittelt, wenn
unsere Studierenden lieber ein Video schauen als einen
Text zu lesen?
Schütz: Wie ich wissenschaftliche Studien lese und
einordne – das wäre sicherlich ein gutes Thema für die
Weiterbildung.aw/can
Prof. Dr. Stefan Smolnik
ist Inhaber des BWL-Lehrstuhls für Betriebliche Anwendungssysteme
an der FernUniversität. Der Wirtschaftsinformatiker
beschäftigt sich mit dem Einsatz von Kommunikations- und
Kollaborationssystemen sowie dem Wissensmanagement in
Organisationen. Er ist am Hagener Forschungsschwerpunkt
Digitalisierung, Diversität und Lebenslanges Lernen (D²L²)
beteiligt und wirkt mit im Projekt Virtuelles Krankenhaus
NRW (siehe Seite 16).