WOLL Magazin 2021.4 Winter I Brilon, Marsberg, Willingen und Diemelsee
WOLL Magazin 2021.4 Winter I Brilon, Marsberg, Willingen und Diemelsee
WOLL Magazin 2021.4 Winter I Brilon, Marsberg, Willingen und Diemelsee
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<strong>Winter</strong> 2021<br />
18<br />
Sauerland<br />
Worte, Orte, Land <strong>und</strong> Leute.<br />
Ausgabe für<br />
<strong>Brilon</strong>, <strong>Marsberg</strong>,<br />
<strong>Willingen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Diemelsee</strong><br />
In dieser Ausgabe: Sauerländer<br />
Erfindungen + Patente<br />
Frauenpower am Diemelstrand<br />
Till Eulenspiegel im Sauerland<br />
<strong>Brilon</strong>er Erfindungen<br />
<strong>Marsberg</strong>s Bürgermeister Thomas Schröder im Interview<br />
Für den schönsten Tag im Leben:<br />
Hochzeits-Spezial im <strong>Magazin</strong> <strong>und</strong> auf imsauerland.de/heiraten<br />
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Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />
wir freuen uns immer wieder, Ihnen schöne, spannende, lustige sowie nachdenkliche<br />
Geschichten erzählen zu können. Unser Anspruch ist jedenfalls, „das Schöne<br />
auf Papier“ zu bringen, wie es die <strong>WOLL</strong>-Philosophie vorsieht. Unser Sauerland<br />
ist eine Region toller Geschichten.<br />
„Volle Pulle fürs Dorf“ engagiert sich beispielweise der TuS Petersborn-Gudenhagen,<br />
der für seinen Einsatz mit einem Preisgeld bei den „Sternen des Sports“<br />
ausgezeichnet wurde. Wir haben uns in Welleringhausen, dem kleinsten Ortsteil<br />
der Gemeinde <strong>Willingen</strong>, umgesehen, Ortsvorsteher Karl Briehl hat uns dabei<br />
begleitet. Vielen Madfeldern Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern hat Birgitt Rudolf Lesen<br />
<strong>und</strong> Schreiben beigebracht, wir lesen ihre Geschichte.<br />
Ein Schwerpunkt der <strong>WOLL</strong>-<strong>Winter</strong>ausgabe bildet das Thema „Erfindungen<br />
<strong>und</strong> Patente“. Damit tragen wir auch der Tatsache Rechnung, dass das Sauerland<br />
eine Region kluger Köpfe ist. Patente sind nicht nur für Firmen wichtig <strong>und</strong><br />
schützen ihr geistiges Eigentum. Dass Frauen genauso gut wie Männer forschen<br />
können, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist, zeigt auch <strong>und</strong> besonders<br />
die Entwicklungsingenieurin Katharina Figge aus Madfeld.<br />
Paul Senske<br />
Chefredakteur<br />
Wie bunt <strong>und</strong> abwechslungsreich das <strong>WOLL</strong>-<strong>Magazin</strong> inzwischen geworden ist,<br />
können Sie auch daran erkennen, dass wir Ihnen einen Nikolaus mit Zertifikat<br />
vorstellen, verschiedene Zeichen <strong>und</strong> Symbole einer hörgeschädigten jungen<br />
Mutter lernen oder Ihnen den Manta 400 präsentieren.<br />
Viele Spaß <strong>und</strong> Freude bei der Lektüre.<br />
Paul Senske<br />
Kontakt:<br />
www.woll-magazin.de<br />
redaktion-woll@axo.media<br />
facebook.com/<strong>WOLL</strong><strong>Brilon</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 3
<strong>Brilon</strong><br />
5 Huberta<br />
9 Die Hollen bei Scharfenberg<br />
10 Perspektive<br />
18 <strong>Brilon</strong>er Wirtschaft<br />
19 Das <strong>Brilon</strong>er Rathaus<br />
24 Die Madfelder Lehrerin Birgitt Rudolf<br />
27 Krankenhaus Maria Hilf<br />
33 Till Eulenspiegel im Sauerland<br />
34 Traktoren aus <strong>Brilon</strong><br />
39 REMBE<br />
42 Entwicklungsingenieurin Katharina Figge<br />
<strong>Marsberg</strong><br />
6 <strong>Marsberg</strong>s Bürgermeister<br />
Thomas Schröder<br />
12 Raumausstatter Hellermann<br />
28 Tennispark <strong>Diemelsee</strong><br />
30 Die Mädels von der Bürgerwiese<br />
68 Clever Architekten<br />
99 LWL <strong>Marsberg</strong><br />
Aus dem Sauerland<br />
21 Josefsheim<br />
44 Miele-Werk Arnsberg<br />
50 Rehatechnik Heymer<br />
55 Rose-Handwerk<br />
58 Hasse chehört<br />
62 CONSTAB<br />
67 Impressum<br />
79 Neujahrsbrauch<br />
86 Wohnraumgalerie<br />
88 Heiraten im Sauerland<br />
93 Gendern im Sauerland<br />
94 Geschichte des alten Klosters Oeventrop<br />
98 <strong>Winter</strong>gedicht<br />
70 Die <strong>Brilon</strong>er Skischanze<br />
76 AWO-Tanzsportgruppe<br />
80 „Sterne des Sports“ für Gudenhagen/Petersborn<br />
83 Autohaus Witteler<br />
102 Gespräch mit einer hörgeschädigten Mutter<br />
104 Krankenhaus Maria Hilf<br />
<strong>Willingen</strong><br />
14 Ortsporträt Welleringhausen<br />
72 Das versunkene Schloss<br />
<strong>Diemelsee</strong><br />
20 Die versunkene Stadt<br />
73 Die Erbsensage<br />
74 Ortsnamen der Gemeinde <strong>Diemelsee</strong><br />
84 Flachs aus dem Sauerland<br />
Schwerpunkt “Erfindungen <strong>und</strong> Patente<br />
aus dem Sauerland” ab Seite 35<br />
100 Tiergehege im Enser Gewerbegebiet<br />
106 Tiger Tec & Systems<br />
108 Der Mensch dahinter<br />
111 Der Raubritter vom Wallenstein<br />
112 Robert geht wandern<br />
115 Autohaus Witteler<br />
117 Das Warsteiner Bauernhaustor<br />
118 Der Rallye Opel Manta 400<br />
121 Alexa Macketing<br />
122 Michael Stappert – Gegen den Hexenwahn<br />
124 Kuhgeflüster<br />
125 Ein zertifizierter Nikolaus<br />
128 Sauerländer Botschaft<br />
4 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Hubertas<br />
Ecke<br />
Anke Kemper<br />
Tach zusammen.<br />
Es gibt Tüftler <strong>und</strong> Bastler <strong>und</strong> es gibt die Künstler. Also<br />
nicht die gut malen oder singen können, sondern die, die<br />
mit ihren jeweiligen Fahrzeugen auf Straßen <strong>und</strong> Wegen<br />
unterwegs sind. Der Begriff stammt übrigens nicht von mir,<br />
sondern von meinem Futtergeber. Für alle, die es an dieser<br />
Stelle noch nicht wissen: Mein Futtergeber nennt sich „mein<br />
Besitzer“ <strong>und</strong> ich lasse ihn in seinem Glauben.<br />
Also immer dann, wenn sich mein Futtergeber gegenüber<br />
seiner Frau, die ich übrigens nach wie vor sehr schätze, ausschweifend<br />
über die anderen Verkehrsteilnehmer auslässt.<br />
Ich bew<strong>und</strong>ere sie immer wieder <strong>und</strong> scheinbar muss sie<br />
meinen Futtergeber wirklich lieben. Nur ihre rollenden Augen<br />
verraten sie ab <strong>und</strong> an. Aber in Beziehungen mische ich<br />
mich nicht ein. Vielmehr bin ich neugierig geworden, was<br />
mein Futtergeber denn mit den „Künstlern im Straßenverkehr“<br />
so meint.<br />
Die letzte Weide für dieses Jahr liegt diesmal an der Möhnestraße.<br />
Also Logenplatz mit Blick auf die B<strong>und</strong>esstraße<br />
<strong>und</strong> den parallel verlaufenden Radweg. Seit ich dort grase,<br />
weiß ich, was er meint. Aber ich habe auch gelernt, dass es<br />
immer auf die Sichtweise ankommt. Die Planer des Radweges<br />
haben mit Sicherheit die Sicherheit der Radfahrer im<br />
Auge gehabt. Wenn der Radfahrer aber beim Durchfahren<br />
der sogenannten Drängelgitter, offiziell „Umlaufgitter mit<br />
Sicherheit“, ins Gras ausweichen muss, hat die Planung<br />
sicherlich nicht den gewünschten Effekt. Zumindest hab ich<br />
von Radfahrern Wörter gehört, die nicht für Fohlenohren<br />
geeignet sind. Nicht nur da, sondern auch bei dem Brett auf<br />
dem Weg oder dem Poller, der die Radfahrer ausbremsen<br />
soll, ehe sie die Fahrbahn überqueren. Dabei ist es doch für<br />
die Sicherheit der Radfahrer gedacht.<br />
Besonders beim Abzweig nach Scharfenberg, wo die Radfahrer<br />
sogar aufgefordert werden, abzusteigen <strong>und</strong> sich abzusichern,<br />
damit keine Kraftfahrzeuge an dieser sehr unübersichtlichen<br />
Stelle die Unterbrechung des Radweges kreuzen<br />
<strong>und</strong> somit zu einer Gefahr für die Radler werden können.<br />
Ich habe einige Zeiten dort verweilt <strong>und</strong> komme zu dem<br />
Schluss, dass dieser Hinweis mehr als ignoriert wird. Die<br />
Krönung war der ganz in blau gekleidete Rennradfahrer, der<br />
es nur der Vollbremsung meines Futtergebers zu verdanken<br />
hat, dass er nicht angefahren worden ist. Ist bin Zeuge:<br />
Völlig ungebremst, den Kopf nach unten gebeugt, ist dieser<br />
Radfahrer über die Straßenquerung geschossen <strong>und</strong> hat erst<br />
reagiert, als er bereits auf der anderen Straßenseite war <strong>und</strong><br />
das bremsende Auto bemerkt hat.<br />
Was mein Futtergeber da aus dem Fenster gebrüllt hat,<br />
war dann auch nicht für Fohlenohren geeignet. Es reichte<br />
aber dafür, dass der blaue Radler auf seinem blauen Rennrad<br />
fluchtartig zum Spurt ansetzte. Vielleicht sollten sich<br />
Tüftler, Bastler <strong>und</strong> Künstler an einen Tisch setzen. Aber<br />
das ist wohl ein frommer Wunsch. Ach ja – Man möge es<br />
mir verzeihen, wenn ich mal wieder jemandem durch meine<br />
veröffentlichte Sichtweise zu nahegetreten bin, weil er sich<br />
hier wiedergef<strong>und</strong>en hat. Aber schließlich bin ich ja nur ein<br />
Sauerländer Esel. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 5
Gespräch mit <strong>Marsberg</strong>s Bürgermeister Thomas Schröder<br />
MARSBERG – MEHR ALS LWL<br />
Manfred Eigner<br />
S. Droste<br />
<strong>Marsberg</strong>, das östliche Tor<br />
des Sauerlandes, wird oft<br />
in einem Atemzug mit den<br />
Kliniken des LWL in Verbindung gebracht.<br />
Doch <strong>Marsberg</strong> bietet viel<br />
mehr. Seit einem Jahr hat die Stadt<br />
an der Diemel mit Thomas Schröder<br />
einen neuen Bürgermeister. Hier erfahren<br />
wir, was aus seiner Sicht <strong>Marsberg</strong><br />
auszeichnet.<br />
<strong>WOLL</strong>: Herr Schröder, was fällt Ihnen<br />
spontan zu dieser Überschrift ein?<br />
Thomas Schröder: Das alte Klischee<br />
mit dem LWL-Bezug gibt es schon lange<br />
nicht mehr. Der LWL ist Bestandteil <strong>und</strong><br />
der größte Arbeitgeber in unserer Stadt.<br />
Er trägt gemeinsam mit dem Allgemeinkrankenhaus,<br />
den Seniorenheimen, den<br />
niedergelassenen Ärzten <strong>und</strong> vielen anderen<br />
Akteuren dazu bei, dass sich <strong>Marsberg</strong><br />
mit Fug <strong>und</strong> Recht als Ges<strong>und</strong>heitsstandort<br />
bezeichnen kann. Dazu gehören<br />
natürlich dann auch die externen Dienstleister<br />
<strong>und</strong> das Handwerk, die einen erfolgreichen<br />
Standort abr<strong>und</strong>en.<br />
Was zählt für Sie zu den Gründen, die<br />
<strong>Marsberg</strong> als Lebensmittelpunkt auszeichnen?<br />
Thomas Schröder: Wir haben neben<br />
den Kliniken viele mittelständische<br />
Unternehmen in unserem Stadtgebiet,<br />
unter anderem einige sogenannte „Hidden<br />
Champions“, die in allen Bereichen<br />
sehr interessante Arbeitsplätze anbieten.<br />
Wichtig ist dabei die Breitbandigkeit der<br />
Branchen von Glas, Papier <strong>und</strong> Technik,<br />
nur um einige Beispiele zu nennen. In<br />
<strong>Marsberg</strong> sind Weltfirmen mit ganz speziellem<br />
Knowhow ansässig. Außerdem<br />
verfügen wir über interessante Bildungsangebote<br />
<strong>und</strong> entsprechende Angebote<br />
zur Kinderbetreuung. Der Wohnraum<br />
in <strong>Marsberg</strong> ist bezahlbar <strong>und</strong> der Ein-<br />
6 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
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Das <strong>Marsberg</strong>er Rathaus<br />
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zelhandel bedient seine K<strong>und</strong>en in<br />
allen Segmenten. Der Freizeitwert<br />
unserer Stadt ist, nicht zuletzt aufgr<strong>und</strong><br />
der geographischen Lage, sehr<br />
hoch. Hier ist die Nähe zur <strong>Diemelsee</strong>-Region<br />
genauso zu nennen, wie<br />
Rad- <strong>und</strong> Wanderwege, als bekanntester<br />
der Diemelradweg, sowie die<br />
folgenden Ausflugsziele: Kilianstollen,<br />
Waldlehrpfad, Bilsteinturm, Kloster<br />
Bredelar usw. Außerdem gibt es durch<br />
ein intaktes Vereinsleben viele weitere<br />
Angebote, beispielsweise im Sport, in<br />
der Musik oder im Schützenwesen.<br />
Welche Faktoren waren wegweisend<br />
bzw. ausschlaggebend, dass die Entwicklung<br />
der Stadt <strong>und</strong> Dörfer zu<br />
dem gemacht hat, was <strong>Marsberg</strong><br />
heute ist?<br />
Thomas Schröder: Hier ist sicherlich<br />
einerseits das private unternehmerische<br />
Engagement zu nennen.Gleiches<br />
gilt natürlich auch für das ehrenamtliche<br />
Engagement vieler <strong>Marsberg</strong>erinnen<br />
<strong>und</strong> <strong>Marsberg</strong>er, die in ganz vielen<br />
Bereichen dafür sorgen, dass das alltägliche<br />
Leben in unserer Stadt so gut<br />
funktioniert. Ein herzliches Dankeschön<br />
sage ich allen für das Verständ-<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 7
„Es lohnt sich, für <strong>Marsberg</strong> <strong>und</strong> seine<br />
Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger da zu sein“<br />
(Thomas Schröder)<br />
nis in den Jahren der Haushaltskonsolidierung. Diese Jahre<br />
liegen nun Gott sei Dank hinter uns <strong>und</strong> so haben wir sogar in<br />
der letzten Sitzung dem Stadtrat eine moderate Steuersenkung<br />
vorschlagen können.<br />
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Thomas Schröder<br />
Welches Fazit ziehen sie nach einem Jahr im Amt als erster<br />
Bürger der Stadt <strong>Marsberg</strong>?<br />
Thomas Schröder: Das Spektrum der Tätigkeit als Bürgermeister<br />
ist sehr groß. Man plant morgens den Tag <strong>und</strong> wenn<br />
man abends auf den Tag zurückschaut hat sich vieles ganz anders<br />
ergeben. Eins ist mir immer bewusst: Es lohnt sich, für<br />
<strong>Marsberg</strong> <strong>und</strong> seine Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger da zu sein.<br />
Wird seitens der Unternehmen <strong>und</strong> der Bevölkerung auf<br />
die Stadt zugegangen?<br />
Thomas Schröder: Mit den Unternehmen sind wir über unsere<br />
Wirtschaftsförderung sehr gut vernetzt. Hier hat Corona<br />
leider dafür gesorgt, dass geplante Präsenztermine nicht stattfinden<br />
konnten. Aktuell sind wir dabei, auch auf dieser Ebene<br />
wieder in einen Dialog mit unseren Unternehmen einzusteigen.<br />
Für die Sorgen <strong>und</strong> Nöte aber auch für gute Ideen der Bevölkerung<br />
haben wir immer ein offenes Ohr. Das äußert sich<br />
sowohl in der regelmäßigen Bürgersprechst<strong>und</strong>e als auch in der<br />
persönlichen Ansprache zu allen möglichen Gelegenheiten.<br />
Was wünschen Sie sich persönlich als Stadtoberhaupt für<br />
Ihre Heimatstadt?<br />
Thomas Schröder: Dass wir endlich zu einem „normalen Leben“<br />
zurückkehren können. Dass uns die „große Politik“ genügend<br />
Gestaltungsspielraum für unsere Zukunft lässt. Dass<br />
wir eben diese Zukunft gemeinsam anpacken <strong>und</strong> im Sinne<br />
der uns nachfolgenden Generationen gestalten. ■<br />
8 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Die Hollen bei Scharfenberg<br />
Nahe beim Dorf Scharfenberg, in der Nähe von <strong>Brilon</strong>,<br />
ist das Hollenloch. Dort hausten in früheren Zeiten<br />
die Hollen. Sie konnten durch verschlossene<br />
Türen kommen, waren fre<strong>und</strong>lich zu den Dorfbewohnern<br />
<strong>und</strong> liebten ganz besonders die kleinen<br />
Kinder. Nicht selten trugen sie ein kleines Kind<br />
heimlich fort <strong>und</strong> brachten es in ihre Höhle.<br />
In dieser Höhle hatten sie allerhand Geschirr,<br />
das sie den Dorfbewohnern gern liehen. Man<br />
braucht nur mit dieser Absicht zu dem Hollenloch<br />
gehen – schon stand das gewünschte<br />
Gerät vor der Höhle bereit. Die Hollen hatten<br />
auch einen großen Braukessel, den sie den Wirten<br />
des Dorfes oft liehen, wenn sie Bier brauen wollten. Brachten<br />
sie ihn dann zurück, so ließen sie zum Dank ein wenig Bier<br />
in demselben. So sahen einmal übermütige Burschen den<br />
zurückgebrachten Kessel mit Bier in der Höhle stehen.<br />
Sie tranken das Bier aus <strong>und</strong> beschmutzten den Kessel<br />
auf schändliche Weise.<br />
Seit dieser Zeit bekam niemand mehr den Kessel<br />
wieder <strong>und</strong> die Hollen waren bald darauf spurlos<br />
verschw<strong>und</strong>en.<br />
(Quelle: Adalbert Kuhn: Ausgewählte Ausgaben von Sagen, Gebräuche<br />
<strong>und</strong> Märchen aus Westfalen)<br />
Bei Reifen Schulte ist<br />
es ganz gleich wie<br />
groß die Reifen sind<br />
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10 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 11
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Die Familie Hellermann ist einer der ältesten<br />
Familien in <strong>Marsberg</strong>-Bredelar. Schon seit<br />
1895 ist sie in in dem lebendigen Ort mit seiner<br />
vielfältigen Geschichte ansässig. Heinrich Hellermann<br />
gründete im Jahre 1931 in der Sauerlandstraße eine Sattler-<br />
<strong>und</strong> Polsterei.<br />
Da ihr Mann 1945 im Krieg starb, übernahm seine Ehefrau<br />
Anna den Betrieb - bis Ende 1973. Danach trat ihr Sohn<br />
Heinz in die Fußstapfen seiner Eltern. Der Raumausstattermeister<br />
führte ihn 32 Jahre lang.<br />
Dass gemeinsame Leidenschaften verbinden, sieht man an<br />
Gerd Hellermann <strong>und</strong> seiner Frau Anke. Die beiden haben<br />
sich auf der Meisterschule für das Raumausstattende Handwerk<br />
in Oldenburg kennengelernt. Am 01.01.2006 übernahmen<br />
sie den Handwerksbetrieb.<br />
Die Liebe zu ihrem Beruf haben sie auch an ihren Sohn weitergegeben.<br />
Paul Hellermann, der jüngste Meister im Familienkreis,<br />
hat seine Ausbildung im elterlichen Betrieb absolviert.<br />
In seiner Gesellenzeit sammelte er auch Erfahrungen in<br />
anderen Raumausstatterbetrieben Anschließend besuchte er<br />
die Kerschensteiner Meisterschule in Stuttgart <strong>und</strong> kam mit<br />
dem Meisterbrief in der Tasche - plus Belobigung für seine<br />
überdurchschnittlichen Leistungen - zurück ins Sauerland.<br />
Nun ist auch die 4. Generation der Familie Hellermann im<br />
Betrieb tätig. Die nächste Betriebsübernahme ist also auch<br />
in Zukunft gesichert. Das Team besteht derzeit aus vier Personen:<br />
Gerd, Anke <strong>und</strong> Paul Hellermann (alle Meister) <strong>und</strong><br />
Antonia Zeitler (Auszubildende im 1. Lehrjahr). Bei größeren<br />
Objekten kommen zuzüglich Montagehelfer zum Einsatz.<br />
In den 90 Jahren seit Bestehen des Handwerksbetriebes hat<br />
sich schon rein räumlich so einiges getan:<br />
12 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
1975 wurde mit dem Erweiterungsbau des Wohn- <strong>und</strong> Geschäftshauses<br />
begonnen. Die Geschäftsräume wurden um<br />
160 qm erweitert.<br />
2007 wurden die Ausstallungsräume renoviert <strong>und</strong> um einen<br />
Sonnenschutz-Shop erweitert.<br />
2020 war es nötig, dass die Polsterwerkstatt vergrößert wird.<br />
Immer öfter wird immer mehr Platz für größere Projekte benötigt.<br />
Paul, Gerd <strong>und</strong> Anke Hellermann <strong>und</strong> Antonia Zeitler<br />
2021 stand die Renovierung eines weiteren Teils der<br />
Geschäftsräume DER an, UMWELT in dem sich ZULIEBE:<br />
über 200 Kollektionen von<br />
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<strong>und</strong> Gardinenstoffen befinden. Außerdem gibt es<br />
hier nun auch eine kleine Ausstellung ausgesuchter Sitzmöbel<br />
der Firma Werter – die Möbelmanufaktur.<br />
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Die Firma Hellermann bietet ein breites Spektrum im Bereich<br />
der Raumausstattung <strong>und</strong> Polsterei. Ob Aufarbeitung,<br />
Neubezug, Neuanfertigung oder Verkauf von Polstermöbeln,<br />
die Anfertigung von modernen oder klassischen Fensterdekorationen,<br />
Fußbodenbelägen <strong>und</strong> abgepassten Teppichen. Im<br />
Laufe der Jahre haben sie sich zum Spezialisten für Sonnen<strong>und</strong><br />
Insektenschutz entwickelt. Auch die Verarbeitung, Aufarbeitung<br />
<strong>und</strong> Färben von Leder steht auf dem Programm.<br />
Und wenn es um Wandbespannungen, <strong>und</strong> Akustiklösungen<br />
geht, ist Hellermann der richtige Ansprechpartner.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 13
Sehr klein <strong>und</strong> sehr eigen<br />
Andreas Melliwa<br />
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14 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
H<br />
ätte es vor 350 Millionen Jahren in<br />
den Tiefen des Urmeers am Äquator<br />
keinen gewaltigen Vulkanausbruch<br />
gegeben, sähe die Landschaft r<strong>und</strong> um <strong>Willingen</strong>-Welleringhausen<br />
wohl komplett anders<br />
aus. Die Lavafetzen, die auf die beschauliche<br />
Gegend heruntergeprasselt sind, prägen heute<br />
als „Grotenberg“ <strong>und</strong> „Kuhtenberg“ die hügelige<br />
Mittelgebirgs-Landschaft. Und haben<br />
den Menschen, die sich dort viel später niedergelassen<br />
haben, reichlich Bodenschätze <strong>und</strong><br />
fruchtbare Erde beschert. Darunter Gold <strong>und</strong><br />
seltene Apfelsorten. Die Welleringhäuser nutzen<br />
beides bis heute…<br />
85 Einwohner <strong>und</strong> 25 Häuser<br />
<strong>Willingen</strong>-Welleringhausen ist der kleinste Ortsteil<br />
der Gemeinde <strong>Willingen</strong> <strong>und</strong> vermutlich auch<br />
deshalb schwer zu finden. „Wir liegen ziemlich ab<br />
vom Strom“, sagt Ortsvorsteher Karl Briehl, „aber<br />
das macht uns auch aus. <strong>Willingen</strong> selbst gilt ja<br />
als ziemlich trubelig, <strong>und</strong> wir bieten das komplette<br />
Gegenteil.“ Wellinghausen ist aber nicht nur<br />
der kleinste Willinger Ortsteil, sondern auch der<br />
älteste. Vor r<strong>und</strong> 1.000 Jahren ließen sich die ersten<br />
Menschen in der Senke <strong>und</strong> im Schatten vom<br />
Grotenberg <strong>und</strong> Kuhtenberg nieder. Die Suche<br />
nach Gold <strong>und</strong> Eisen <strong>und</strong> die fruchtbaren Böden<br />
zogen sie an.<br />
„Das ist auch bis heute so geblieben. Wir haben<br />
noch drei Vollerwerbs-Landwirte <strong>und</strong> einen Betrieb<br />
im Nebenerwerb“, ist Karl Briehl sichtlich<br />
stolz, „für einen so kleinen Ort ist das schon sehr<br />
außergewöhnlich. Der Goldrausch ist zwar lange<br />
vorbei, aber wir nutzen ihn für den Tourismus.“<br />
Zwei zertifizierte Wanderwege<br />
Nur fünf Quadratkilometer ist Wellinghausen<br />
klein, da ist man schnell durch <strong>und</strong> schnell rum.<br />
Den besten Überblick bieten der „Vulkanpfad“<br />
<strong>und</strong> „Geschichtspfad“, zwei je sieben Kilometer<br />
lange R<strong>und</strong>wanderwege, die das b<strong>und</strong>esweite<br />
Qualitätssiegel „Wanderbares Deutschland“ tragen.<br />
Die Wege sind gespickt mit Infotafeln, die<br />
über die Gesteinsformationen <strong>und</strong> die Siedlungsgeschichte<br />
informieren. „Wer mehr wissen will,<br />
kann sich ausführlich auf unserer Homepage<br />
darüber informieren. Auch während des R<strong>und</strong>gangs,<br />
denn auf den Infotafeln gibt es QR-Codes,<br />
mit denen man direkt per Smartphone auf unsere<br />
Seite kommt“, erklärt der Ortsvorsteher (www.<br />
welleringhausen.de). Und wer die Augen aufhält<br />
<strong>und</strong> etwas Glück hat, der findet in den Bachläufen<br />
oder Schieferhalden sogar noch Gestein mit<br />
Goldpartikeln. Start ist am Feuerwehr-Gerätehaus.<br />
Der Tourismus steht in Welleringhausen<br />
eher an zweiter Stelle. Sechs Ferienhäuser gibt<br />
es im Ort, davon stehen vier auf dem Erlebnisbauernhof<br />
der Familie Faß. „Wir bieten Urlaub<br />
<strong>und</strong> Entspannung im Schatten des Tourismus-<br />
Magneten <strong>Willingen</strong>“ ,sagt Karl Briehl gelassen,<br />
„das tut unserer Dorfgemeinschaft ganz gut. Und<br />
unsere Besucher wissen das zu schätzen.“<br />
Butter <strong>und</strong> Äpfel nach alter Tradition<br />
Ein bisschen „vom Schuss zu liegen“, heißt für die<br />
Welleringhäuser allerdings noch lange nicht, sich<br />
einzuigeln. Seit 30 Jahren sind sie regelmäßig mit<br />
fünf Ständen auf dem mittelalterlichen Markt im<br />
benachbarten Korbach vertreten, ein Drittel der<br />
Bewohner ist dann vor Ort im Einsatz. Vor allem<br />
ihre selbstgemachte Butter ist der Renner, frisch<br />
abgepackt aus einer historischen Holzform. Mit<br />
den Einnahmen wurden zum Beispiel Geräte für<br />
den Spielplatz oder Tische für das Welleringhäuser<br />
Dorfgemeinschaftshaus angeschafft. Aktuell<br />
steht dort auch der Bau einer neuen Küche an.<br />
Wer’s eher ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> fruchtig mag, der ist im<br />
Sommer auf der Welleringhäuser Apfelallee gut<br />
aufgehoben. Vor allem historische Sorten, die es<br />
heute kaum noch gibt, sind hier zu finden: der<br />
„Große rheinische Bohnapfel“ oder der „Prinzenapfel“,<br />
im Willinger Upland besser bekannt<br />
als „Schluder- oder Klapperapfel“. Die Apfelallee<br />
geht auf die Fürsorge des Fürsten zu Waldeck zurück.<br />
Vor allem die Kinder sollten so auch in der<br />
<strong>Winter</strong>zeit genügend Vitamine bekommen. Die<br />
Allee wächst übrigens ständig weiter – denn will<br />
ein Fremder in den Ort einheiraten, muss er zuvor<br />
zwei Apfelbaumstämme pflanzen…<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 15
Ortsvorsteher Karl Briehl<br />
Beerdigungen mit Presslufthammer<br />
Überhaupt haben in der Abgeschiedenheit des Ortes noch viele<br />
Traditionen überlebt. Stirbt ein Wellinghäuser, so heben auch<br />
heute noch die Nachbarn auf dem Friedhof die Grabstätte aus.<br />
Im Sommer ist das mit Spaten <strong>und</strong> Schüppe gut machbar. „Im<br />
<strong>Winter</strong> haben wir allerdings auch schon mal zum Presslufthammer<br />
gegriffen“, erzählt Ortsvorsteher Karl Briehl mit einem verlegenen<br />
Schmunzeln, „der Boden war so tief gefroren, wir sind<br />
einfach nicht anders reingekommen…“ Entscheidend ist auch,<br />
auf welcher Seite des Friedhofs die Grabstätte liegt. R<strong>und</strong> um die<br />
romanische Abrahams-Kirche gibt es nämlich einerseits lockeren<br />
erdigen Untergr<strong>und</strong>, aber auch harten Felsen. Je nachdem fließt<br />
dann mehr oder weniger Schweiß bei den Nachbarn. Der aktuelle<br />
Trend kommt den Welleringhäusern allerdings entgegen. „Die<br />
letzten beiden Beisetzungen waren Urnen-Begräbnisse, das war<br />
dann überhaupt kein Problem“, erzählt Karl Briehl.<br />
Hausnummern nach Milchkannen-Prinzip<br />
Noch bis vor zwanzig Jahren musste man sich schon genau in<br />
Welleringhausen auskennen, um im Ort klarzukommen. Es gab<br />
nämlich keine Straßennamen, sondern die Adressen waren nach<br />
der Nummer der Milchkannen sortiert. „Für uns kein Problem“,<br />
sagt der Ortsvorsteher, „aber für den Rettungswagen von auswärts<br />
könnte das fatale Folgen haben. Deshalb gibt es jetzt Straßennamen.“<br />
Die Namen haben sich die Welleringhäuser natürlich<br />
selbst ausgedacht. Für die örtliche Feuerwehr gab’s sowieso<br />
nie ein Problem. „Bei nur 25 Häusern ist praktisch in jedem Haus<br />
ein Feuerwehrmann“, sagt Karl Briehl <strong>und</strong> lacht, „da weiß jeder,<br />
wo er im Notfall hin muss!“ ■<br />
Die Abrahams-Kirche<br />
16 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Digitale Reichweite<br />
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Über 18,5 Millionen Impressions <strong>und</strong> mehr als 83.000 Fans +<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 17
WIR STEIGERN DAS BRUTTOSOZIALPRODUKT…<br />
Bei diesem Lied der Gruppe „Geier Sturzflug“<br />
können die <strong>Brilon</strong>er laut mitsingen, denn so viele<br />
Beschäftigte hatte <strong>Brilon</strong> noch nie! 14.013 Menschen<br />
sind nach dem Stand der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />
(Stand: März 2021) sozialversicherungspflichtig in der<br />
Hansestadt beschäftigt.<br />
Der passende<br />
Stoff mit der richtigen<br />
Technik vom Fachmann<br />
WIR<br />
MACHEN DEN<br />
UNTERSCHIED<br />
Die Beschäftigtenzahl ist natürlich nur eine Stellschraube,<br />
um das Bruttosozialprodukt zu steigern, aber eine volkswirtschaftlich<br />
sehr wichtige. Denn je mehr Menschen erwerbstätig<br />
sind, umso mehr Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen können<br />
produziert <strong>und</strong> erbracht werden. Denn auch in diesem<br />
Bereich sind die <strong>Brilon</strong>er Unternehmen weit vorne. Alleine<br />
sieben Unternehmen sind von der IHK Arnsberg als Weltmarktführer<br />
identifiziert <strong>und</strong> produzieren mit vielen weiteren<br />
Unternehmen von <strong>Brilon</strong> aus für den Weltmarkt.<br />
Dazu <strong>Brilon</strong>s Wirtschaftsförderer Oliver Dülme: „Die <strong>Brilon</strong>er<br />
Unternehmen sind gut durch die Krise gekommen. Es<br />
zeigt sich einmal mehr, dass unsere heterogene Mischung<br />
aus großen <strong>und</strong> kleinen Unternehmen aus den verschiedenen<br />
Branchen, gerade in Krisenzeiten, viele Vorteile bietet. Gemeinsam<br />
mit den Unternehmen arbeiten wir daran, dass sich<br />
der positive Trend für den Wirtschaftsstandort <strong>Brilon</strong> weiter<br />
fortsetzt.“<br />
In <strong>Brilon</strong> wird also kräftig an der Wirtschaftswachstumsschraube<br />
gedreht. (c.z.) ■<br />
18 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
DAS BRILONER<br />
RATHAUS<br />
Gastfre<strong>und</strong>lich war <strong>Brilon</strong> wohl schon im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />
denn 1574 wurde die Einrichtung eines Bierkellers im jetzigen<br />
<strong>Brilon</strong>er Rathaus beschlossen. Durchreisende <strong>und</strong> Fremde sollten<br />
die Möglichkeit haben, hier Bier <strong>und</strong> Brot zu bekommen.<br />
Die oberen Räumlichkeiten des Gebäudes dienten als Gildehaus,<br />
in dem einheimische Handwerker <strong>und</strong> Krämer <strong>und</strong> auch<br />
fremde Kaufleute ihre Waren anboten.<br />
Das vermutlich 1217 gebaute Haus – übrigens eines der ältesten<br />
Rathäuser Deutschlands - diente schon den unterschiedlichsten<br />
Zwecken: Gefängnis, Heimatmuseum, Krankenhaus, Polizeistation<br />
<strong>und</strong> Verwaltungsgebäude. Seine schöne barocke Fassade<br />
erhielt es während eines Umbaus im Jahre 1750. (c.z.) ■<br />
Fotoquelle: Tourismus <strong>Brilon</strong> Olsberg GmbH, sabrinity<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 19
DIE VERSUNKENE STADT (ADORF)<br />
Da, wo jetzt die Poile* sind, ist einmal eine große Stadt gewesen, die Aa hieß. Die Leute, die darin<br />
gewohnt haben, haben jeden, den sie nur erreichen konnten, getötet.<br />
Nun kommt aber einmal so ein großes Wasser <strong>und</strong> bricht die Mauern durch <strong>und</strong> die Stadt geht unter <strong>und</strong><br />
alle Leute ertrin ken im Wasser. Dort sieht man noch jetzt ganz große Teiche, es werden in der Nähe bisweilen<br />
Mauersteine gebrochen, die sind von den Häusern <strong>und</strong> Mauern der versunkenen Stadt.<br />
Es können jetzt etwa h<strong>und</strong>ert Jahre sein, da ist einmal ein kleiner Knabe dorthin gekommen. Er sah unter<br />
andern einen r<strong>und</strong>en Stein, der hebt er auf <strong>und</strong> will damit hickeln. Dann sieht er auf einmal, dass unter<br />
diesen Steinen ein großer Schlüssel liegt. Den hebt er auf; es ist der Kirchenschlüssel<br />
gewesen. ■<br />
Aus: Volksüberlieferungen aus dem Fürstenthum<br />
Waldeck von Louis Friedrich Christian Curtze<br />
*=Teiche<br />
20 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
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Start ins Berufsleben – auch mit Handicap<br />
Job Navi-Tage: BBW Bigge stellt Ausbildungswege<br />
für Jugendliche mit Beeinträchtigung vor<br />
Britta Melgert<br />
sabrinity<br />
Die Herausforderung zum Ende der Schulzeit ist für junge Menschen mit Beeinträchtigung wesentlich größer als<br />
bei Gleichaltrigen. Wie soll es nach dem letzten Schultag weitergehen? Welcher Betrieb wird ihnen einen Ausbildungsplatz<br />
anbieten, wenn bisher vielleicht nicht einmal ein regulärer Schulabschluss erzielt wurde? Dabei<br />
ist eine gute Qualifikation enorm wichtig, um beruflich Fuß zu fassen <strong>und</strong> den Lebensweg möglichst selbstständig gehen zu<br />
können. Hier kommen Berufsbildungswerke ins Spiel. Ein solches gehört zur Sauerländer Josefsheim gGmbH.<br />
Die Schulzeit neigt sich dem Ende zu. Die Mitschüler schmieden<br />
bereits Berufspläne <strong>und</strong> träumen von großen Herausforderungen.<br />
Doch wie soll es für Mia weitergehen? Mit ihrer<br />
körperlichen Beeinträchtigung hat sie es nicht leicht. Liebevolle<br />
Begleitung durch die Familie, Förderung in der Schule – all<br />
das war immer gegeben. Doch der bevorstehende Schritt ins<br />
Berufsleben fällt schwer. Wie soll sie künftig ihr Leben meistern<br />
<strong>und</strong> den oft harten Joballtag bestehen? Gemeinsam mit ihren<br />
Eltern kam sie jetzt nach Bigge, um sich im Rahmen der Job<br />
Navi-Tage über ihre Möglichkeiten <strong>und</strong> ihren aussichtsreichen<br />
Weg in den Beruf zu informieren.<br />
Ausbildung nach Maß in über 30 Berufen<br />
Klaus-Peter Körner <strong>und</strong> Christiane Gottschalk sind als Sozialpädagogen<br />
<strong>und</strong> Integrationsmanager die künftigen Begleiter<br />
für alle, die eine Ausbildung am Berufsbildungswerk Bigge<br />
(kurz: BBW Bigge) absolvieren. „Wir bieten den jungen Leuten<br />
die Ausbildung in verschiedensten Berufsfeldern an, beispielsweise<br />
im technischen Bereich, in der Hauswirtschaft oder der<br />
Agrarwirtschaft, aber auch in kaufmännischen oder verwaltenden<br />
Berufen“, informiert Körner. „Während unserer Job Navi-<br />
Tage können bei den Schülern Ideen entstehen, welche Aus<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 21
ildung zu ihnen passt. Dafür öffnen wir die Tore zu unserem<br />
BBW <strong>und</strong> lassen sowohl die aktuellen Azubis als auch deren<br />
Ausbilder zeigen <strong>und</strong> berichten, welche Herausforderungen,<br />
aber auch Erfolge erlebt werden. Zusätzlich kann man sich über<br />
das Internat, die Außenwohngruppen <strong>und</strong> den attraktiven Freizeitbereich<br />
hier auf dem Campus informieren.“<br />
Im Mittelpunkt der Mensch<br />
„Die Ausbildung im BBW Bigge dauert im Normalfall genauso<br />
lang wie in der freien Wirtschaft“, ergänzt Christiane Gottschalk.<br />
„Auch die Abschlussprüfung, vor den Kammern, z.B.<br />
der IHK, ist dieselbe. Die Besonderheit bei uns ist, dass wir,<br />
im Gegensatz zu herkömmlichen Ausbildungsbetrieben, dank<br />
Stütz- <strong>und</strong> Förderunterricht mehr Zeit für individuelles Lernen<br />
haben, um letztlich das erforderliche Bildungsniveau zu<br />
erzielen. Zudem wird jeder der jungen Menschen kontinuierlich<br />
durch unser Case Manager-Team begleitet. Das beginnt<br />
bereits vor der Ausbildung <strong>und</strong> endet nicht erst mit dem Ausbildungsende.<br />
Nahezu wie Eltern kümmern wir uns beispielsweise<br />
darum, dass der junge Mensch pünktlich in der Schule oder<br />
am Arbeitsplatz erscheint oder das Führen des Berichtsheftes<br />
nicht vergisst. Wenn ein Vorstellungsgespräch stattfindet, sind<br />
wir gern die hilfreiche Begleitung. Getreu unserem Motto „Im<br />
22 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Mittelpunkt der Mensch“ unterstützen wir individuell <strong>und</strong> zielgerichtet<br />
da, wo es gebraucht wird.“<br />
Gelebte Inklusion<br />
Das Gelernte soll natürlich später auch angewendet werden.<br />
Gottschalk erklärt: „R<strong>und</strong> die Hälfte der Ausbildungszeit findet<br />
als Praktikum in heimatnahen Betrieben statt. Viele unserer<br />
Azubis hinterlassen dabei gute Eindrücke <strong>und</strong> schaffen sich damit<br />
wertvolle Kontakte für die spätere Arbeitsplatzsuche.<br />
Und die Betriebe haben die Möglichkeit, den Azubi in aller<br />
Ruhe kennen zu lernen <strong>und</strong> zu prüfen, ob er oder sie ins Team<br />
passen würde. Oft wird daraus eine kleine Erfolgsgeschichte,<br />
die ohne die Ausbildung hier im Hochsauerland nicht stattgef<strong>und</strong>en<br />
hätte. Wir sind immer richtig stolz, wenn wir auch nach<br />
einigen Jahren noch vom erfüllten Berufsleben unserer ehemaligen<br />
Schützlinge hören. Gelebte Inklusion pur!“<br />
Vorberuflicher Bildungsbereich zur Orientierung<br />
Die Eltern von Mia sind sich unsicher, ob ihre Tochter den Herausforderungen<br />
einer Ausbildung gewachsen ist – <strong>und</strong> falls ja,<br />
was wäre das Richtige für sie? Ist ihr Körper stark genug für<br />
die Anforderungen an eine Hauswirtschafterin, oder käme die<br />
Arbeit als Mediengestalterin am PC oder als Produktdesigner<br />
eher für sie in Frage? Klaus-Peter Körner kann beruhigen: „Generell<br />
empfiehlt sich unser Vorberuflicher Bildungsbereich. Die<br />
jungen Menschen durchlaufen dabei mehrere Ausbildungsbereiche.<br />
Während dieser Zeit kann sich zeigen, was zu ihrem<br />
Behinderungsgrad <strong>und</strong> ihren Fähigkeiten passt <strong>und</strong> wie es danach<br />
weitergehen kann. Wird es tatsächlich die klassische Berufsausbildung,<br />
oder sind dabei die Anforderungen (noch) zu<br />
hoch? Es besteht auch meist die Möglichkeit, sich mit weniger<br />
Theorie als Fachpraktiker in anerkannten Berufen ausbilden zu<br />
lassen. So kann beispielsweise in der Holztechnik sowohl der<br />
Tischlerberuf erlernt werden, aber auch der des Fachpraktikers<br />
für Holztechnik. Erfolgversprechende Chancen auf dem Ersten<br />
Arbeitsmarkt haben Beide, insbesondere im handwerklichen<br />
Bereich.“ ■<br />
Das Berufsbildungswerk Bigge gehört zur Josefsheim gGmbH <strong>und</strong> ist eins<br />
von über 50 BBWs in Deutschland. Zielgruppen hier im Hochsauerland<br />
sind junge Menschen mit Körper-, Lern- <strong>und</strong> Hörbehinderungen oder<br />
weiteren Einschränkungen, wie z.B. Autismus oder ADHS.<br />
Sowohl die Ausbildung als auch die Unterbringung werden gefördert durch<br />
die Agentur für Arbeit. Weiterführende Infos zum BBW Bigge online unter<br />
www.bbw-bigge.de oder direkt telefonisch unter 02962 800-477.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 23<br />
josefsheim-bigge.de
Birgitt Rudolf aus Madfeld:<br />
„Kein Kind darf<br />
jemals zurückgelassen<br />
werden“<br />
Petra Kleine<br />
sabrinity<br />
Ü<br />
ber 40 Jahre war Birgitt Rudolf Lehrerin in<br />
Madfeld. Die Förderung jedes einzelnen Kindes war<br />
ihre größte Motivation, nachdem sie selbst eine von<br />
Krieg <strong>und</strong> Vertreibung geprägte Kindheit hatte.<br />
„Das Wort Inklusion gab es damals noch nicht,“ erinnert sich<br />
Birgitt Rudolf. „Es war eine Selbstverständlichkeit, dass Kinder<br />
mit <strong>und</strong> ohne Behinderung gemeinsam in einem Klassenraum<br />
unterrichtet wurden. Die stärkeren unterstützen die schwächeren,<br />
meist waren sogar mehrere Jahrgänge zu einer Klasse zusammengefasst.“<br />
Ja, sie war eine tolle Lehrerin, die ihren Beruf aus Überzeugung<br />
ausübte. Ich selbst hatte sie im 1. <strong>und</strong> 2. Schuljahr als Klassenlehrerin.<br />
Eine sehr prägende Zeit. Wie spannend war es doch,<br />
von ihr immer wieder neue Buchstaben beigebracht zu bekommen,<br />
aus denen man schließlich Worte <strong>und</strong> ganze Sätze baute.<br />
Sogar Bücher konnte man selbst lesen, wenn man ordentlich<br />
geübt hatte.<br />
Eine schöne, eine unbeschwerte Zeit, die man ein Leben lang<br />
nicht vergisst. Nicht alle Kinder hatten so eine glückliche Kindheit.<br />
Birgitt Rudolf wurde 1934 in Danzig geboren. Als Kind<br />
lief sie mit ihren Geschwistern am Ostseestrand entlang <strong>und</strong><br />
suchte nach Bernstein, den ihr Vater, ein Uhrmacher <strong>und</strong> Goldschmiedemeister,<br />
zu edlem Schmuck verarbeitete. Birgitt Rudolf<br />
zeigt auf ihre w<strong>und</strong>erschöne Kette <strong>und</strong> ihren Armreif mit Bernstein.<br />
„Die hat mein Vater noch selbst angefertigt“, erklärt sie.<br />
Später hat sie die Schrecken des Krieges erlebt. Bombenangriffe,<br />
die Eroberung Danzigs durch die russische Armee, <strong>und</strong><br />
dann kamen die Polen <strong>und</strong> die Familie wurde 1945 „ausgewiesen“,<br />
wie man damals sagte. In einem Güterzug wurde sie mit<br />
24 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Birgitt <strong>und</strong> Johannes Rudolf als Schützenkönigspaar 1959. Ein Schüler rief begeistert:<br />
„Frau Rudolf sieht aus wie eine Teepuppe, nur ohne Beine, aber mit Schuhe!“<br />
Zur Verabschiedung bekam Birgitt Rudolf ein liebevoll gemaltes Bild der Gr<strong>und</strong>schule<br />
Madfeld, in der sie Jahrzehnte unterrichtete <strong>und</strong> Generationen von<br />
Schülern weit mehr als nur das ABC beibrachte.<br />
ihren Eltern <strong>und</strong> Geschwistern, nur mit einem Rücksäckchen<br />
voll Habseligkeiten, mit über 70 Menschen pro Waggon in<br />
wochenlanger, beschwerlicher Fahrt nach Berlin transportiert.<br />
Prägende Kindheit<br />
Die Stadt war unfassbar zerstört, es ging nur ums Überleben.<br />
„Das hat mich geprägt,“ sagt Birgitt Rudolf. „Wenn man so<br />
etwas erlebt hat, sieht man vieles, was heute passiert, deutlich<br />
gelassener.“ Die Schulen wurden im Oktober 1945 wieder geöffnet.<br />
„Gelernt wurde im Licht von alten Funzeln, Hefte gab<br />
es keine <strong>und</strong> wir schnitten die weißen Ränder von alten Zeitungen<br />
ab, klebten sie zusammen, nur um etwas aufschreiben<br />
zu können. In den Schuttbergen suchten wir nach Büchern.“<br />
Während der Berliner Blockade kamen die Rosinenbomber.<br />
„Wir Kinder sind dann losgerannt ins Olympiastadion. Mit<br />
kleinen weißen Tüchern haben wir gewunken. Oftmals haben<br />
die Piloten kurz vor der eigentlichen Landung kleine Päckchen<br />
für uns abgeworfen. Ein bisschen Kartoffelpulver, sogar mal<br />
ein paar Süßigkeiten“, erinnert sie sich dankbar.<br />
Die junge Birgitt macht in Berlin Abitur <strong>und</strong> hat bereits einen<br />
Studienplatz an der Humboldt Universität Berlin sicher, als<br />
es am 17. Juni 1953 zum blutig niedergeschlagenen Aufstand<br />
im Ostsektor Berlins kommt. Ein Studieren im Osten ist damit<br />
für Westberliner nicht mehr möglich <strong>und</strong> die Liebfrauen-<br />
Schwestern, an deren humanistischem Gymnasium sie war,<br />
empfahlen ihr das Studium in Paderborn.<br />
Mit einem Interzonen-Pass dufte sie Berlin verlassen <strong>und</strong> fuhr<br />
mit einem Köfferchen in der Hand nach Paderborn. Nach zwei<br />
Jahren harten Studiums, ohne Semesterferien, legte sie das erste<br />
Staatsexamen ab. Es musste schnell gehen, denn überall gab<br />
es Lehrermangel.<br />
Maler- <strong>und</strong> Fußbodenfachbetrieb<br />
Prior GmbH & Co. KG<br />
34431 <strong>Marsberg</strong>, Hauptstraße 58 • Tel. (02992) 90 82 22<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 25
Ankunft in Madfeld<br />
So auch an der katholischen Volksschule<br />
in Madfeld, in die sie eingewiesen wurde.<br />
„Sind Sie die frische Lehrerin?“ wurde<br />
sie sogleich gefragt, als sie in Madfeld<br />
an der Bushaltstelle ausstieg. Das war<br />
der 3. Mai 1955.<br />
Wer hätte damals gedacht, dass die<br />
„Junglehrerin aus Berlin“ 42 Jahre in<br />
Madfeld unterrichten würde, davon sogar<br />
31 Jahre als Schulleiterin? Sogar ihre<br />
große Liebe fand sie hier, den Forstwirt<br />
Johannes. Drei Kinder, vier Enkel <strong>und</strong><br />
ein Urenkelkind sind bisher daraus entsprungen.<br />
„Ohne die Unterstützung<br />
meines Mannes <strong>und</strong> meiner Kinder bei<br />
den vielfältigen Aufgaben in Schule <strong>und</strong><br />
Gemeinde hätte ich das alles nicht schaffen<br />
können“, sagt sie. „Durch meine<br />
Familie ist Madfeld zu meiner Heimat<br />
geworden.“<br />
Zusätzlich erleichterten ihr das Kollegium,<br />
die Pfarrgemeinde, die hilfsbereiten<br />
Nachbarn <strong>und</strong> die Dorfgemeinschaft das<br />
Eingewöhnen ins dörfliche Leben. Das<br />
ist ihr sehr wichtig zu erwähnen. Aus<br />
ihrem Unterricht kann Birgitt Rudolf so<br />
manche Anekdote berichten. Als sie im<br />
Religionsunterricht von der Hochzeit zu<br />
Kana sprach, wo Jesus als Gast Wasser in<br />
Wein verwandelte, fragte sie ihre Schüler:<br />
„Was hättet ihr von solch einem Gast<br />
gedacht?“ Die Antwort kam prompt:<br />
„Den laden wir mal öfter ein!“<br />
Oder das W<strong>und</strong>er, als Jesus die Blinden<br />
wieder sehen ließ, die Lahmen wieder<br />
laufen ließ. „Was machte er dann wohl<br />
mit den Tauben?“ fragte sie. „Die ließ er<br />
fliegen!“ war sich ein Schüler sicher.<br />
Birgitt Rudolf liebte die Arbeit mit den<br />
Kindern <strong>und</strong> sah die Schule auch als<br />
Kulturträger an, rief Krippenspiel, Kinderschützenfest<br />
<strong>und</strong> -karneval ins Leben.<br />
Generationen von Madfelder Kindern<br />
hat sie viel mit auf den Lebensweg gegeben,<br />
sie optimal auf die „Schule des<br />
Lebens“ vorbereitet. ■<br />
In Madfeld fand sie die große Liebe<br />
Einmal Lehrerin, immer Lehrerin: Birgitt Rudolf<br />
voll in ihrem Element an alter Wirkungsstätte<br />
26 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
„W<br />
ir tragen mit unseren Anstrengungen der Verpflichtung,<br />
die wir gegenüber den Einwohnern des<br />
Hochsauerlandkreises <strong>und</strong> darüber hinaus haben,<br />
Rechnung, für eine bestmögliche Behandlung vor Ort zu sorgen“,<br />
ist die klare Aussage von Dr. Martin Pronadl, Chefarzt am Krankenhaus<br />
Maria Hilf. Deshalb wird im <strong>Brilon</strong>er Krankenhaus ein<br />
breites Spektrum an Versorgungsmöglichkeiten, in Zusammenarbeit<br />
mit den anderen Abteilungen, geboten.<br />
Chirurgische Abteilungen<br />
Dr. Pronadls Spezialgebiet ist die minimalinvasive Chirurgie, die es<br />
möglich macht, dass durch modernste chirurgische Technik der Krankenhausaufenthalt<br />
verkürzt werden kann. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
sind chirurgische Eingriffe bei Adipositas. Auch in der Abteilung für<br />
Unfallchirurgie, Orthopädie <strong>und</strong> Sportmedizin, die Chefarzt Dr. Ulrich<br />
Schmidt leitet, werden gewebsschonende minimalinvasive Operationstechniken<br />
angewandt. Neben der Versorgung akuter Verletzungen<br />
der Extremitäten, der Wirbelsäule <strong>und</strong> des Beckens liegt ein besonderer<br />
Schwerpunkt im Bereich des endoprothetischen Ersatzes des Schulter-,<br />
Hüft- <strong>und</strong> Kniegelenkes unter Einschluss von Wechseloperationen.<br />
Zudem haben die minimalinvasiven arthroskopischen Operationen der<br />
großen Gelenke einen besonderen Stellenwert. Die Abteilung für Unfallchirurgie,<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Sportmedizin ist zertifiziert als lokales<br />
Traumazentrum des Traumanetzwerkes Ostwestfalen-Lippe. „Uns ist<br />
es ein besonderes Anliegen, dass unsere Patienten im Rahmen ihres stationären<br />
Aufenthaltes nach den modernsten medizinischen Methoden<br />
versorgt werden <strong>und</strong> sich auch menschlich gut aufgehoben fühlen“, betont<br />
Dr. Schmidt. Ergänzt werden beide Abteilungen vom „Wirbelsäulenzentrum<br />
<strong>Brilon</strong>“.<br />
Neu: Das Hernienzentrum Sauerland<br />
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Die Chirurgischen Abteilungen<br />
im Krankenhaus <strong>Brilon</strong><br />
,,ALLES UNTER<br />
EINEM DACH“<br />
Chefarzt Pronadl freut sich ganz besonders über das neu gegründete<br />
„Hernienzentrum Sauerland“. Die Behandlung der Hernien, die man<br />
umgangssprachlich als Bruch oder Weichteilbruch bezeichnet, hängt<br />
ganz vom individuellen Fall ab. „In der Hernienchirurgie benennen wir<br />
dies als maßgeschneidertes Konzept“, so Dr. Pronadl. Wer Genaueres<br />
dazu wissen möchte, dem stehen während der neu eingerichteten Herniensprechst<strong>und</strong>e<br />
(mittwochs 9-11 Uhr), die erfahrenen Hernienchirurgen<br />
um Dr. Pronadl zur Verfügung. ■<br />
Christel Zidi<br />
sabrinity<br />
Am Schönschede 1 | 59929 <strong>Brilon</strong><br />
Tel: 0 29 61/780 – 0<br />
Fax: 0 29 61/780 – 12 40<br />
info@kh-brilon.de
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Der Tennispark Diemeltal setzt auf zusätzliche<br />
Trendsportarten<br />
AUF DEM WEG<br />
ZUM SPORTPARK<br />
MARSBERG<br />
Andreas Melliwa<br />
sabrinity<br />
Katharina Pape <strong>und</strong> Marc Scholand<br />
wollen neue Trendsportarten nach<br />
<strong>Marsberg</strong> holen<br />
T<br />
ennis ist seit über 30 Jahren in <strong>Marsberg</strong> gut etabliert:<br />
Die Clubanlage des TC <strong>Marsberg</strong> <strong>und</strong> die direkt<br />
benachbarte Hallenanlage des „Tennisparks Diemeltal“<br />
-beide getrennt <strong>und</strong> doch eng verb<strong>und</strong>en- sind zu einem<br />
echten Zentrum des weißen Sports geworden. Das reicht den<br />
neuen Geschäftsführern des Tennisparks, Katharina Pape <strong>und</strong><br />
Marc Scholand, aber nicht mehr. Sie wollen neue Trendsportarten<br />
nach <strong>Marsberg</strong> holen <strong>und</strong> den Tennispark zum Sportpark<br />
<strong>Marsberg</strong> entwickeln.<br />
Zunächst ist eine Boulder-Anlage geplant<br />
„Wir wollen auch andere Sportarten nach <strong>Marsberg</strong> holen, die es<br />
hier vor Ort noch nicht gibt“, sagt Katharina Pape, „deshalb haben<br />
wir uns zunächst für eine Indoor-Boulder-Anlage entschieden.“ Das<br />
Klettern ohne Seil <strong>und</strong> Gurt an künstlichen Kletterwänden sieht<br />
erstmal gefährlich aus, ist es aber nicht. „Bei einer Höhe von 3,50m<br />
ist bei uns Schluss,“ erklärt Marc Scholand, „das ist die offiziell erlaubte<br />
Höhe, von der gefahrlos abgesprungen werden kann, natürlich<br />
durch dicke Matten abgefedert!“ Die Kletterer hangeln sich an<br />
den künstlichen Wänden an vormontierten Griffen entlang. Verschiedene<br />
Farben der Griffe markieren verschiedene Schwierigkeitsgrade.<br />
28 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Klettern auf r<strong>und</strong> 150 Quadratmetern<br />
Bisher müssen Boulder-Fans aus <strong>Marsberg</strong> immer noch zu Kletterhallen<br />
in <strong>Willingen</strong>, Paderborn oder Kassel fahren. „Der<br />
Bedarf ist da“, sind sich die beiden Geschäftsführer sicher,<br />
„das haben wir auch gemerkt, als wir bei Jugendlichen <strong>und</strong><br />
jungen Erwachsenen mal nachgefragt haben, wie sie unsere<br />
Boulder-Pläne so finden. Super, klasse, cool – das haben<br />
wir immer wieder gehört!“<br />
Kurz vor Weihnachten soll die Indoor-Boulderwand fertig<br />
sein. Über Eck montiert sind dann auf 150 Quadratmetern<br />
Fläche unterschiedliche Kletterparcours möglich.<br />
Zusätzlich zur Boulderwand wird es einen riesigen Kletterwürfel<br />
auf dem Boden der Halle geben. R<strong>und</strong> 100.000 Euro<br />
haben Katharina Pape <strong>und</strong> Marc Scholand für das Projekt in die<br />
Hand genommen. Geld, um den Tennispark Diemeltal auf eine<br />
neue Stufe zu hieven <strong>und</strong> fit für die Zukunft zu machen.<br />
Buchungen fast ausschließlich online<br />
Das Buchungssystem hat Marc Scholand, im Hauptberuf selbstständiger<br />
IT-Experte, bereits umgestellt: „Die allermeisten Tennisplätze<br />
<strong>und</strong> Spielzeiten für unsere Indoor-Socceranlage werden<br />
mittlerweile online gebucht, das hat sich nach ersten Bedenken<br />
bei unseren K<strong>und</strong>en absolut durchgesetzt!“ Es ist ja auch denkbar<br />
einfach <strong>und</strong> bequem: Für die gebuchte Zeit gibt es einen Zahlencode,<br />
mit dem die Tür zum Tennispark geöffnet werden kann.<br />
Da man zum Bouldern spezielle Schuhe tragen sollte, kann man<br />
auch die zum Ausleihen online dazu bestellen. Eine spezielle Aufsicht<br />
ist beim Bouldern nicht erforderlich, es kann sich also jeder<br />
zu seiner Wunschzeit durch die Kletterwand hangeln. Mit sieben<br />
bis zehn Euro sind die Kletterfans dabei, je nach Alter. Eine Zeitbegrenzung<br />
gibt es nicht, aber „Bouldern ist anstrengend, da ist<br />
in der Regel nach eineinhalb St<strong>und</strong>en Schluss“, weiß Marc Scholand<br />
aus Erfahrung.<br />
Kindergeburtstag in der Kletterwand – kein Problem<br />
Bouldern kann aber auch länger dauern <strong>und</strong> richtig gemütlich<br />
werden. Direkt neben der Kletterwand wird es eine kleine<br />
Lounge geben, die zum Durchschnaufen einlädt oder einfach<br />
zum Zugucken. „In Zusammenarbeit mit unserer Gastronomie,<br />
dem „Bistro <strong>und</strong> Biergarten Pegasus“, wollen<br />
wir zum Beispiel Geburtstagsfeiern für Kinder<br />
anbieten“, erklärt Katharina Pape, „dann<br />
können Eltern <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e bequem von der<br />
Lounge aus den Kindern beim Klettern zusehen<br />
<strong>und</strong> hinterher zusammen feiern.“ An<br />
der Kletterwand wird dafür mit speziellen<br />
Griffen eine kindertaugliche Route installiert.<br />
„Tag der Offenen Tür“ im Januar<br />
Damit die <strong>Marsberg</strong>er mal unverbindlich ins gesamte Angebot<br />
des Tennisparks Diemeltal reinschnuppern können, wird es am<br />
Wochenende 8. <strong>und</strong> 9. Januar einen „Tag der Offenen Tür“ geben.<br />
Neben der Gastronomie, Tennis, Tennisschule <strong>und</strong> Indoor-<br />
Soccer auf Kunstrasen steht dann natürlich auch die nagelneue<br />
Boulderwand zur Verfügung. „Alle dürfen alles ausprobieren“,<br />
nennt Marc Scholand das Motto, „wir hoffen, dass unser Projekt<br />
so nochmal einen zusätzlichen Schub bekommt. Wir möchten<br />
auch die Schulen mit einbinden <strong>und</strong> AG’s anbieten. Vielleicht<br />
entwickelt sich daraus ja eines Tages ein eigener Boulder-Verein“.<br />
Fernziel Paddle-Tennis<br />
Das Bouldern soll aber nicht der letzte Schritt sein auf dem Weg<br />
vom „Tennispark Diemeltal“ zum Sportpark <strong>Marsberg</strong>. Die beiden<br />
jungen Geschäftsführer träumen vom Paddle-Tennis, einer<br />
in Deutschland noch wenig bekannten Kombination aus Tennis,<br />
Squash <strong>und</strong> Badminton. „In Spanien ist Paddle-Tennis schon die<br />
landesweit zweibeliebteste Sportart,“ sagt Katharina Pape, „in<br />
Deutschland gibt es nur ein paar wenige Indoor-Anlagen in den<br />
großen Städten. So etwas bei uns zu haben, wäre ein Traum!“ Die<br />
Chancen stehen nicht schlecht: Tennis boomt nach wie vor in<br />
<strong>Marsberg</strong>, auch dank der guten Jugendarbeit beim benachbarten<br />
Tennisclub. Eine gute Basis für eine gute Zukunft, da sind sich<br />
die beiden Geschäftsführer Katharina Pape <strong>und</strong> Marc Scholand<br />
ganz sicher. ■<br />
www.tennispark-diemeltal.de<br />
gf@tennispark-diemeltal.de<br />
So wird die Boulderanlage im Sportpark<br />
<strong>Marsberg</strong> aussehen<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 29
Die BüwiMädels mit dem Bauleiter Stefan Wrobel (liegend) von der Ideenwerkstatt Lebens(t)raum<br />
Petra Franz, Nicole Röleke, Helga Hefer, Sandra Pohlmeyer <strong>und</strong> Sarah Massino (v.l.)<br />
FRAUENPOWER AM<br />
DIEMELSTRAND<br />
Die „Bürgerwiesen-Mädels“ wuppen<br />
ein Erfolgsprojekt<br />
Andreas Melliwa<br />
privat<br />
Anfang stand, wie immer wenn Neues<br />
angepackt werden soll, Skepsis. „Ja,<br />
Am lass die erst mal machen, so war die Reaktion<br />
hinter vorgehaltener Hand“, erinnert sich Sandra<br />
Pohlmeyer an die Zeit, als sie 2016 mit vier weiteren Müttern<br />
einen Spielplatz für ihre Kinder in Angriff nehmen<br />
wollte. Heraus kam ein preisgekröntes Projekt: die mittlerweile<br />
fest etablierte Bürgerwiese. „BüWi“ wird sie in<br />
<strong>Marsberg</strong> nur noch genannt, <strong>und</strong> das Team um Sandra<br />
Pohlmeyer folgerichtig die „BüWi-Mädels“.<br />
Sandra Pohlmeyer, Petra Franz, Nicole Röleke, Helga Hefer<br />
<strong>und</strong> Sarah Massino hatten zunächst nur die Idee, einen gemeinsamen<br />
Platz zum Spielen für die Kinder zu schaffen. So<br />
etwas fehlte ihrer Meinung nach in der <strong>Marsberg</strong>er Kernstadt.<br />
Sandra Pohlmeyers Mann brachte dann den Stein ins Rollen –<br />
er hatte bei einem Ausflug nach Detmold genau das gesehen,<br />
was den Frauen vorschwebte: eine Spiellandschaft aus naturnahem<br />
Material, nachhaltig <strong>und</strong> behutsam in die Landschaft<br />
eingepflegt. Die fünf luden den Architekten nach <strong>Marsberg</strong><br />
ein, <strong>und</strong> der hatte auch gleich den idealen Standort gef<strong>und</strong>en<br />
– ein Stück der Wiese neben dem Hallenbad. Dort, wo früher<br />
das Freibad war, direkt am Ufer der Diemel.<br />
Die Bürgerhilfe hilft in die Spur<br />
Der entscheidende Impuls kam dann durch die Zusammenarbeit<br />
mit dem Verein „<strong>Marsberg</strong>er Bürgerhilfe. Bürger helfen<br />
30 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Bürgern“. Die fünf BüWi-Mädels brachten einen Förderantrag<br />
für das Leaderprojekt „Mehrgenerationen-Platz für <strong>Marsberg</strong>“<br />
auf den Weg. Und es gelang: Letztlich flossen r<strong>und</strong> 60.000<br />
Euro öffentliche Gelder in das Projekt. „Ich find es schade,<br />
dass es so kompliziert ist, an Fördergelder zu kommen“, sagt<br />
Sandra Pohlmeyer im Rückblick, „ich glaube, es könnten viel<br />
mehr gute Ideen umgesetzt werden, wenn die Hemmschwelle<br />
nicht so hoch wäre.”<br />
Die fünf BüWi-Mädels haben die Hürde genommen, durch<br />
Eigenleistung <strong>und</strong> jede Menge Sponsoren brachten sie dann<br />
insgesamt 106.000 Euro zusammen. Die konkreten Planungen<br />
konnten noch 2016 beginnen.<br />
Allerdings dauerte diese Phase wesentlich länger als später der<br />
Bau an sich. Ein Planungs-Workshop folgte auf den anderen,<br />
bei den Treffen waren alle Altersgruppen zwischen fünf bis 75<br />
Jahren vertreten. 2018 war dann die Bürgerwiese als Mehrgenerationen-Platz<br />
tatsächlich wahr geworden <strong>und</strong> wurde<br />
einweiht. Und auch gleich prämiert: die Initiatoren der BüWi<br />
erhielten den Julius-Drescher-Preis, mit dem die SPD im<br />
Hochsauerland besonderes bürgerliches Engagement würdigt.<br />
Generationenschaukel <strong>und</strong> Hochseilgarten<br />
Auf r<strong>und</strong> 3.000 Quadratmetern gibt es nun unter anderen<br />
einen Beachvolleyball-Platz, eine kleine Bühne, jede Menge<br />
Schaukeln, Kletterparcours, einen Wasserspielplatz <strong>und</strong> einen<br />
Kinder-Hochseilgarten. Von Profis angelegt, aber gebaut<br />
hauptsächlich von freiwilligen Helfern. „Die Kinder haben<br />
zum Beispiel das Mosaik des Plattenwegs gelegt“, erinnert sich<br />
Sandra Pohlmeyer, „die haben nicht lange überlegt, sondern<br />
einfach gemacht. Da sind auch ganz viele Fähigkeiten erstmals<br />
hervorgekommen.“ Brigitte Hellkötter <strong>und</strong> Gerlind<br />
Ulrich von der Bürgerhilfe haben an den hölzernen Spielgeräten<br />
per Hand die Rinde von den Baumstämmen abgeknibbelt.<br />
„Wir spüren heute noch das Kribbeln in den Fingerspitzen.“<br />
Auch einige Flüchtlinge haben damals spontan ins Rad<br />
gegriffen <strong>und</strong> geholfen, die Bürgerwiese zu vollenden.<br />
Kartoffelbraten <strong>und</strong> Open-Air-Gottesdienste<br />
Nach drei Jahren hat sie sich zu einem echten Treffpunkt der<br />
Generationen in <strong>Marsberg</strong> entwickelt. <strong>Marsberg</strong>er Kindergärten<br />
machen hierher häufig einen kurzen Ausflug, Schüler der<br />
Auf der <strong>Marsberg</strong>er Bürgerwiese<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 31
Die Bürgerwiese gehört<br />
allen ein wenig<br />
nahen Sek<strong>und</strong>arschule verbringen auf der BüWi so manche<br />
Freist<strong>und</strong>e. Daneben gibt es aber auch die Älteren <strong>und</strong> Alten,<br />
die sich zum Quatschen auf der Bürgerwiese verabreden oder<br />
einfach in der Generationen-Schaukel „abhängen“. Genauso<br />
wie die Jugendlichen, denn eine Sperrst<strong>und</strong>e kennt die BüWi<br />
nicht. In den Abendst<strong>und</strong>en werden an der Feuerstelle öfters<br />
auch Kartoffeln am Stock gebraten.<br />
In der Coronazeit hat Pastor Markus Pape von der evangelischen<br />
Kirchengemeinde mal eine Andacht auf der kleinen Bühne<br />
der Bürgerwiese zelebriert. Als in den Schulen die Turnhallen<br />
wegen der Pandemie geschlossen waren, sind Lehrer mir ihren<br />
Schülern zur BüWi gekommen, um auf den Baumstämmen zu<br />
balancieren oder die wetterfesten Fitness-Geräte zu nutzen. In<br />
der Adventszeit wird es wieder einen Weihnachtsbaum geben,<br />
den die Bürger dann selbst schmücken dürfen. „Da machen sich<br />
ganze Kindergartengruppen dran“, weiß Sandra Pohlmeyer,<br />
„aber auch Erwachsene hängen kleine Figuren oder Sterne in<br />
die Zweige. Ein w<strong>und</strong>erschönes Bild!“<br />
Der Weihnachtsbaum ist auch ein Zeichen des <strong>Winter</strong>schlafs<br />
auf der Bürgerwiese. Zwar ist die BüWi ganzjährig geöffnet,<br />
aber in der kalten Jahreszeit verlieren sich nur einzelne Spaziergänger<br />
hierher. Manchmal auch nur um zu schauen, ob’s<br />
ihrer Bürgerwiese auch gut geht. Gehört sie letztlich doch allen<br />
ein wenig. ■<br />
Liebevoll gepflegte Anlagen<br />
32 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Till Eulenspiegel<br />
im Sauerlande<br />
Foto: Christine Faust, CC BY 3.0,<br />
via Wikimedia Commons<br />
die Nase, „Ich kann <strong>und</strong> will euch helfen; doch müsst ihr mir<br />
einen angemessenen Lohn zahlen.“ Gern war man dazu bereit.<br />
Alle freuten sich <strong>und</strong> waren gespannt darauf, wie Eulenspiegel<br />
die Sache anstellen würde. Dieser aber ging von Haus zu Haus.<br />
Alte Nägel sammelte er, dicke <strong>und</strong> dünne, krumme <strong>und</strong> schiefe<br />
jeglicher Art. Ganze Säcke voll schleppte er zum Rathaus. Dann<br />
schlug er Nagel neben Nagel ein in die Pfeiler, dass sie bewehrt<br />
waren wie ein Igel. Für ewige Zeiten waren sie vor Beschädigungen<br />
geschützt. Ohne Murren zahlten die beglückten Stadtväter<br />
den verlangten Lohn. In feierlicher St<strong>und</strong>e schenkten sie Eulenspiegel<br />
das Ehrenbürgerrecht der Stadt <strong>Brilon</strong>. ■<br />
DER UMWELT ZULIEBE:<br />
AUFPOLSTERN<br />
(El. Betten, nach Brüder Grimm aus „Sagen des Mescheder Landes“)<br />
STATT NEUKAUF<br />
<strong>Brilon</strong>s Stadtväter waren in großer Not. Wie stolz waren sie auf<br />
ihr altes Rathaus mit der prächtigen Freitreppe! Zwei schmale<br />
Hallen dehnten sich darin, die gebildet wurden durch eine Doppelreihe<br />
hoher hölzerner Pfeile. An den Marktagen schlugen hier<br />
die <strong>Brilon</strong>er Kaufleute ihre Stände auf <strong>und</strong> die Tuchmacher, die<br />
Pelzer, die Löher <strong>und</strong> Fleischer hielten hier ihre Waren feil. Die<br />
Bürger aber, die ins Rathaus wollten, mussten sich zwischen den<br />
alten Pfeilern hindurchzwängen. Sie erhielten dabei manchen<br />
derben Stoß. Schon oft hatten die klugen Stadtväter überlegt, wie<br />
sie die Holzpfeiler vor Verschleiß schützen könnten. Das Gewölbe<br />
ruhte auf ihnen, darum konnte man sie nicht versetzen. Groß<br />
war die Sorge <strong>und</strong> guter Rat teuer. Eben zu der Zeit war Eulenspiegel<br />
durch das Mescheder Land gezogen. Er kam dann von<br />
Nuttlar über die „Alte Straße“ nach Antfeld. Bei einem Kruge<br />
kräftigen Gerstensaftes hörte er hier von der Not der <strong>Brilon</strong>er<br />
Stadtväter. „Den Leuten kann geholfen werden“, dachte er. Das<br />
schnellste Pferd besorgte er sich, <strong>und</strong> am frühen Morgen ritt er<br />
von Antfeld über Altenbüren nach <strong>Brilon</strong> hinein. Er meldete<br />
sich beim Stadtrat, der gerade in derselben Angelegenheit wieder<br />
versammelt war. „Hört“, sagte er <strong>und</strong> legte weise den Finger an<br />
Der Umwelt zuliebe:<br />
Aufpolstern<br />
statt neukauf<br />
• Ressourcen sparen<br />
• Nachhaltigkeit erzeugen<br />
• Langlebigkeit erreichen<br />
• Alte Werte erhalten<br />
• Ökologisch Denken<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 33
Schlüter Traktoren sorgen mit vielen raffinierten Details für Begeisterung<br />
UND DER ERBAUER<br />
KAM AUS THÜLEN…<br />
Petra Kleine<br />
sabrinity<br />
W<br />
er hätte das gedacht? Die Heimat der beliebten<br />
<strong>und</strong> berühmten Schlepper liegt in <strong>Brilon</strong>-Thülen<br />
<strong>und</strong> somit im Sauerland<br />
Da fangen die Herzen an, schneller zu schlagen. Echte Schlüter-Fans<br />
kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus,<br />
wenn sie von den Traktoren erzählen, die längst zum Kult geworden<br />
sind.<br />
Robuste <strong>und</strong> kraftvolle Motoren sowie eine hohe Motorisierung<br />
begeistern die Fangemeinde ebenso wie die außergewöhnliche<br />
Optik <strong>und</strong> die auffallende Farbgebung in Knallrot <strong>und</strong> Silber.<br />
Frisch gewienert strahlen sie in der Sonne <strong>und</strong> haben auch als<br />
Oldtimer noch einen hohen Liebhaberpreis.<br />
Viele nützliche <strong>und</strong> praktische Details hatte ihr Erbauer immer<br />
wieder ausgetüftelt, um einen echten Mehrwert zu bieten. So<br />
konnte beispielsweise der Treckersitz samt Steuerung nach hinten<br />
gedreht werden, um problemlos rückwärtsfahren zu können.<br />
Aber wer weiß schon, dass der Erbauer gebürtiger Thülener ist?<br />
Immerhin ist dort noch heute eine Straße nach ihm benannt.<br />
Anton Schlüter (1867 geboren) verbrachte nur die ersten Lebensjahre<br />
dort, da seine Eltern früh verstarben <strong>und</strong> er zur Pflege<br />
kam. Es verschlug ihn nach Bayern, wo er später Traktorfabrikant<br />
wurde. Bis zum Ende des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts bestand seine<br />
Firma fort, bevor sie ihre Pforten schließen musste. ■<br />
34 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Foto: AdobeStock_ 55396423_stokkete<br />
<strong>WOLL</strong><br />
Erfindungen + Patente<br />
aus dem Sauerland<br />
INHALT<br />
Karriere bei<br />
innovativen Firmen im Sauerland<br />
36 Patente sind Gold wert<br />
39 Produkte, um Leben zu schützen<br />
40 Den Kopf voller Ideen...<br />
42 Weibliche Kompetenz bei Patenten<br />
44 Kompetenzzentrum für saubere Luft<br />
46 Haus der kleinen Forscher<br />
48 Patente für Nachhaltigkeit<br />
50 Mobilität hat einen Namen<br />
52 Prof. Matthias Hermes<br />
56 Sauerländer Geistesblitze<br />
58 Hasse chehört<br />
59 Das Kapitänspatent<br />
60 Kleiner Schalter - riesen Wirkkraft<br />
62 Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Kunststoffe<br />
64 Ein genialer Brückenkonstrukteur<br />
66 Emsige Erfinder<br />
www.woll-magazin.de | www.imsauerland.de
Mittelstand im Fokus: Fach- <strong>und</strong><br />
Patentanwälte sorgen für den Schutz<br />
des geistigen Eigentums, denn …<br />
„<br />
PATENTE<br />
SIND GOLD<br />
WERT<br />
“<br />
Paul Senske<br />
Marc Niemeyer<br />
P<br />
atente <strong>und</strong> der Schutz des geistigen Eigentums<br />
sind ein hohes Gut. Patente gelten als Indikatoren<br />
für die Innovationskraft eines Unternehmens, als<br />
Puls des technologischen Fortschritts <strong>und</strong> damit als Treiber<br />
für die Wirtschaft. Die Zahl der Patente ist in den<br />
letzten Jahren weltweit gestiegen, die Folge ist ein schwer<br />
durchschaubares Patentdickicht. „Patente sind Gold<br />
wert“, sagt Marco Hoffmann. „Sie können aber auch strategisch<br />
eingesetzt <strong>und</strong> als Machtmittel missbraucht werden.<br />
Diese Zweckentfremdung schadet der Wirtschaft <strong>und</strong><br />
geht besonders zu Lasten des Mittelstands.“<br />
Hoffmann weiß, wovon er spricht. Er ist seit 1994 Rechtsanwalt<br />
der b<strong>und</strong>esweit <strong>und</strong> mit Kooperationspartnern sogar<br />
weltweit operierenden Neheimer Kanzlei FRITZ Patent- &<br />
Rechtsanwälte Partnerschaft mbB <strong>und</strong><br />
für den „gewerblichen Rechtsschutz“<br />
zuständig. Dabei geht es um den<br />
Schutz vor Produktnachahmungen<br />
durch das Patent-, Marken-, Design-,<br />
Wettbewerbsrecht- <strong>und</strong> das Recht der<br />
Geschäftsgeheimnisse. Der Großteil<br />
der Klienten stammt aus dem innovativen<br />
Mittelstand, dem Motor der deut- s c h e n<br />
Wirtschaft. „Wir sprechen die Sprache der Sauerländer Unternehmer“,<br />
betont Hoffmann, der auch Mitglied im Fachverband<br />
GRUR (Deutsche<br />
Starkes Plädoyer <strong>und</strong> Einsatz für den Mittelstand: Marco Hoffmann.<br />
Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz <strong>und</strong> Urheberrecht)<br />
<strong>und</strong> im Vorstand der Einigungsstelle für Wettbewerbsstreitigkeiten<br />
der IHK Arnsberg ist. Die präventive Beratung<br />
der Firmen nimmt einen hohen Stellenwert<br />
ein. „Bei Streitigkeiten über<br />
mögliche Patentverletzungen versuchen<br />
wir diese ohne Gericht zu<br />
lösen. Das gelingt in vielen Fällen.“<br />
Natürlich landen Patentverletzungen<br />
durch andere Firmen auch vor Gericht.<br />
Dafür ist in der Regel das Landgericht Düsseldorf zuständig.<br />
Das B<strong>und</strong>espatentgericht in München trifft Entscheidungen<br />
über den Rechtsbestand von Patenten <strong>und</strong> über Beschwerden<br />
gegen Beschlüsse des Deutschen Patent- <strong>und</strong> Markenamts,<br />
ebenfalls in München ansässig.<br />
36 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Patentschutz gilt für 20 Jahre<br />
Ein Patent ist das traditionsreichste unter den gewerblichen<br />
Schutzrechten. Es gilt für 20 Jahre <strong>und</strong> muss vier Kriterien<br />
enthalten: Neuheit, erfinderische Tätigkeit, gewerblicher<br />
Nutzen <strong>und</strong> Technizität, die dabei eine dominierende Rolle<br />
spielt. Ein Schutzrecht für Produkte vom Originalhersteller ist<br />
sinnvoll, weil die Opfer von Plagiaten sich nur in diesem Fall<br />
rechtlich wehren <strong>und</strong> Schadensersatz verlangen können. Für<br />
die Formulierung der Patentschrift, das Verfassen des Patentanspruchs<br />
<strong>und</strong> die (elektronische) Übermittlung ans Deutsche<br />
Patent- <strong>und</strong> Markenamt bzw. das Europäische Patentamt sind<br />
die Patentanwälte zuständig. Sie sind Naturwissenschaftler<br />
mit einer dreijährigen Zusatzausbildung (Praktika <strong>und</strong> auf<br />
den Beruf passendes rechtswissenschaftliches Fernstudium).<br />
„Die Patentanwälte arbeiten bei der umfassenden <strong>und</strong> spannenden<br />
Patentrecherche <strong>und</strong> bei der Formulierung der wichtigen<br />
Patentansprüche an der Schnittstelle von Technik <strong>und</strong><br />
Recht“, betont Hoffmann. Patentanmeldungen sind nicht billig.<br />
Der B<strong>und</strong> unterstützt daher mit seinem Programm „Wipano“<br />
kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen.<br />
Neben Firmen können auch Einzelpersonen Anträge auf Patente<br />
stellen. Die Palette der (möglichen) Erfindungen dieser<br />
Einzelerfinder ist reichhaltig. Kofferraum-Aufhalter, Haarwuchsmittel<br />
oder Getränkedosen-Verschluss sind einige Beispiele.<br />
„Das Problem ist nicht die Anmeldung, sondern die<br />
meistens fehlende Vermarktungsmöglichkeit“, so Hoffmann.<br />
Vielen Sauerländern ist die Biogasanlage von Bauer Frese in<br />
Medebach-Titmaringhausen ein Begriff. Vor über 30 Jahren<br />
hat er ein entsprechendes Patent für die erste Anlage dieser Art<br />
im Hochsauerlandkreis erhalten.<br />
Schwer durchschaubares<br />
Patentdickicht<br />
Weltweit hat die Zahl der Patente exorbitant zugenommen.<br />
Experten sprechen von Patentdickicht, begleitend von zunehmenden<br />
Verletzungen des Patenrechts, von einer wahren Flut<br />
an schwer durchschaubarer <strong>und</strong> auswertbarer Patentliteratur<br />
sowie von Missbrauch als Macht- <strong>und</strong> Druckmittel. „Es ist<br />
schon regelrechte Detektivarbeit erforderlich, um einigermaßen<br />
durchzublicken“, sagt Hoffmann. Die mögliche Folge: Firmen,<br />
die innovative Produkte auf den Markt bringen wollen, werden<br />
angesichts der nicht nur für Laien schwer zu beurteilenden Lage<br />
verunsichert, weil sie Klagen befürchten. Hoffmann sorgt sich<br />
daher um den Mittelstand, für den ein besserer Schutz im Patent-<br />
<strong>und</strong> Markenrecht von<br />
existenzieller<br />
Bedeutung ist.<br />
„Wir sprechen die Sprache<br />
der Sauerländer Unternehmen“<br />
(Marco Hoffmann)<br />
Der Rechtsanwalt gehört der Kommission Recht des<br />
B<strong>und</strong>e sverbandes der mittelständischen Wirtschaft (BVMW)<br />
an, die sich auf B<strong>und</strong>esebene explizit für diesen Schutz einsetzt.<br />
Große Gefahr durch Patent-Trolle<br />
Gefahren für den Mittelstand lauern besonders durch das<br />
aggressive Auftreten von Patent-Trollen, auch als Patent-Haie<br />
oder Patent-Jäger bezeichnet. Ihr Geschäftsmodell: Sie sind<br />
weder erfinderisch tätig, noch verwenden sie eine patentierte<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 37
Erfindungsidee für die eigene Produktion. Sie missbrauchen<br />
ihre zweifelhaften Patente ausschließlich zur<br />
Erwirtschaftung von Gewinnen durch Klagen, erwirken<br />
Unterlassungsansprüche <strong>und</strong> setzen Firmen mit<br />
hohen Lizenzgebühren erheblich unter Druck.<br />
Der BVMW fordert in diesem Zusammenhang eine<br />
verbesserte Patentsicherheit für den Mittelstand.<br />
Knapp die Hälfte aller Patente werden auf B<strong>und</strong>es<strong>und</strong><br />
Europaebene im Einspruchs- bzw. Nichtigkeitsverfahren<br />
widerrufen. Besonders das Europäische Patentamt<br />
vernachlässige die Patentqualität zugunsten<br />
hoher Neupatentierungen, so heißt es in einem von<br />
Hoffmann verfassten Positionspapier des BVMW<br />
weiter. Die Sicherstellung der Patentqualität sei für<br />
den Mittelstand von hoher Priorität. Zudem wird eine<br />
Verkürzung der Patent-Prüfungsverfahren bzw. der<br />
Rechtsbestandsverfahren angemahnt, damit die Mittelständler<br />
während der Verfahren keine Klagen von<br />
Patent-Trollen mit Zwangsgeldern befürchten müssen.<br />
Ein weiterer Aspekt ist die Absolutheit des patentrechtlichen<br />
Unterlassungsanspruchs. Beim Bau einer<br />
vernetzten, hochkomplexen Firmen-Anlage greift man<br />
zum Beispiel in den Schutzbereich von H<strong>und</strong>erten Patenten<br />
ein. Der Inhaber eines ganz kleinen Patents wie<br />
eines Schalters kann durch einen entsprechenden Unterlassungsanspruch<br />
den Bau stoppen. „Das ist unverhältnismäßig<br />
<strong>und</strong> kann erhebliche negative Folgen für<br />
die Firma haben“, erklärt Hoffmann. Die Forderung:<br />
Bei unverhältnismäßiger Härte soll die Unterlassung<br />
gerichtlich nicht anzuordnen sein. Das kürzlich verabschiedete<br />
zweite Patentmodernisierungsgesetz weist<br />
in die entsprechende Richtung.<br />
Ein wichtiges Zukunftsthema werden für den Mittelstand<br />
die standardessenziellen Patente (SEP) sein.<br />
In vielen Bereichen ist man immer mehr auf das Zusammenspiel<br />
verschiedener technologieübergreifender<br />
Systeme abhängig. Die Entwicklungen verschiedener<br />
Patentanmelder kommen zusammen <strong>und</strong> werden genormt,<br />
damit die Produkte entsprechend vom Endverbraucher<br />
genutzt werden können. Musterbeispiel<br />
ist die 5G-Technik, die Gegenstand Tausender standardessenzieller<br />
Patente ist. Diese müssen bei der Implementierung<br />
genutzt werden. Dafür benötigen die<br />
Firmen Lizenzen, die viel Geld kosten können. „Da<br />
kommt was auf die Unternehmen zu“, so Hoffmann.<br />
„Sie müssen sich rechtzeitig um die Lizenzen kümmern<br />
oder Patente tauschen.“ ■<br />
Marco Hoffmann<br />
Zentralbehörde für den gewerblichen<br />
Rechtsschutz<br />
Das Deutsche Patent- <strong>und</strong> Markenamt (DPMA) mit Hauptsitz in<br />
München sowie Nebenstellen in Jena <strong>und</strong> Berlin gilt als das Kompetenzzentrum<br />
für gewerblichen Rechtsschutz in Deutschland. Als<br />
gesetzlicher Auftrag ist der Schutz des geistigen Eigentums definiert.<br />
Das DPMA prüft Erfindungen, erteilt Patente, registriert Marken,<br />
Gebrauchsmuster <strong>und</strong> Designs, verwaltet Schutzrechte <strong>und</strong> informiert<br />
darüber die Öffentlichkeit.<br />
Neben dem DPMA führt das Europäische Patentamt - Europäische<br />
Patentorganisatin (EPO) mit Hauptsitz ebenfalls in München - ein<br />
eigenständiges Patenterteilungsverfahren durch. Ein europäisches<br />
Patent kann für die 38 Vertragsstaaten des Europäischen<br />
Patentübereinkommens (EPÜ) beantragt werden. Das Patent gilt<br />
aber nicht einheitlich für alle Vertragsstaaten. Es kann ausgewählt<br />
werden, in welchen EPÜ-Staaten das europäische Patent gelten<br />
soll. Die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO – World<br />
Intellectual Property Organization) hat ihren Sitz in Genf. Eine<br />
wesentliche Aufgabe ist die weltweite Förderung von Rechten an<br />
immateriellen Gütern.<br />
38 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
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Paul Senske<br />
„REMBE® erfüllt höchste Qualitätsansprüche“:<br />
Dr.-Ing. Stefan Rüsenberg, der<br />
technische Leiter des Unternehmens.<br />
REMBE® GmbH Safety + Control<br />
<strong>Brilon</strong> zu Hause, in der Welt mit großem<br />
Erfolg <strong>und</strong> großer Reputation unterwegs: Das<br />
In 1973 von Bernhard Penno gegründete Unternehmen<br />
REMBE® GMBH SAFETY + CONTROL ist<br />
ein Spezialist für Druckentlastungssysteme in den Bereichen<br />
Explosionsschutz <strong>und</strong> Prozesssicherheit <strong>und</strong> mit<br />
seinen Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen breit aufgestellt.<br />
REMBE® Produkte zur Druckentlastung <strong>und</strong> als Explosionsschutzsysteme<br />
in Industrieanlagen werden in <strong>Brilon</strong><br />
weltweit für die Chemie-, Pharma-, Lebensmittel-, holzverarbeitende<br />
Industrie oder die Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt<br />
hergestellt. „Ein großer Zukunftsmarkt ist der Energiemarkt“,<br />
betont Dr.-Ing. Stefan Rüsenberg, der technische<br />
Leiter des Unternehmens, das neben dem Standort <strong>Brilon</strong><br />
weltweit zehn Verkaufsbüros („Satelliten“) unterhält <strong>und</strong><br />
insgesamt r<strong>und</strong> 300 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
beschäftigt.<br />
unterwegs als in der Vergangenheit“, sagt Rüsenberg. Neun<br />
Patente sind angemeldet, weitere acht stehen zur Prüfung aus.<br />
Zudem sind über 70 Marken angemeldet sowie zwölf Geschmacksmuster<br />
(Designschutz).<br />
Eine bedeutende Rolle spielen für die „REMBE®-Familie“<br />
auch die Themen Ausbildung <strong>und</strong> Weiterentwicklung. Der<br />
Grad der Ausbildung ist signifikant hoch. 17 Auszubildende<br />
lernen <strong>und</strong> arbeiten derzeit am Standort <strong>Brilon</strong>, der r<strong>und</strong> 220<br />
Mitarbeiter*innen aufweist. Dabei geht es auch <strong>und</strong> besonders<br />
darum, den Wissenstransfer von innen nach außen <strong>und</strong><br />
umgekehrt zu ermöglichen. „Die jungen REMBE® Familienmitglieder<br />
(RFM) lernen von den erfahrenen <strong>und</strong> bringen<br />
gleichzeitig ihre Ideen ein.“ Jedes neue RFM brauche -so Rüsenberg<br />
- zwei bis drei Jahre, um die „komplexen Zusammenhänge“<br />
im Unternehmen zu realisieren <strong>und</strong> sich an REMBE®<br />
zu gewöhnen. „Berstscheiben zu bauen, lernt man hier.“ ■<br />
„Safety is for life“: Mit diesem Slogan ist die Unternehmensphilosophie<br />
bestens umschrieben. „Unsere Produkte <strong>und</strong><br />
ARRIERE<br />
Dienstleistungen schützen im Extremfall Leben“, so Rüsenberg.<br />
Die Produktpalette reicht von Standard- bis zu Sonderlösungen.<br />
„Mit den Sonderlösungen sind wir groß geworden,<br />
daraus haben sich zum Teil Standardlösungen entwickelt.<br />
N BRILON<br />
Unsere Leistungen <strong>und</strong> Produkte erfüllen höchste Qualitätsansprüche.<br />
Wir machen das, was keiner machen kann oder<br />
machen will.“ So liefert das Unternehmen beispielsweise seit<br />
zwei Jahren Sicherheitskonzepte für japanische Kernkraftwerke.<br />
Bei einer stetig wachsenden Globalisierung mit steigender<br />
REMBE<br />
Transparenz durch internationale Digitalisierung geht es auch<br />
® GmbH Safety + Control<br />
darum, die eigenen Produkte zu schützen. „Durch den internationalen<br />
Erfolg rücken wir natürlich verstärkt in den Fokus 59929 <strong>Brilon</strong><br />
Gallbergweg 21<br />
des Wettbewerbs. Mit der Patentierung sind wir heute stärker Deutschland<br />
ttttttttttttttttttttttttt<br />
e suchen eine neue Herausforderung? Dann sind<br />
e bei uns genau richtig. Die „,Big Six BRILON“ stehen<br />
r hervorragende Karrieremöglichkeiten in einer<br />
Hier geht’s zum Video:<br />
Tel: +49 2961 7405-0<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 39
Den Kopf voller Ideen…<br />
Besondere Erfinder <strong>und</strong> Erfindungen aus dem Sauerland<br />
Christel Zidi<br />
Es den bisher noch niemand<br />
reicht nicht, eine gute Idee<br />
zu haben, einen Einfall,<br />
hatte. Eine Menge Ehrgeiz gehört<br />
ebenfalls dazu, gegen Widerstände<br />
hinweg an der Umsetzung der Idee zu<br />
arbeiten. Die hier vorgestellten Erfinder<br />
hatten es ebenfalls nicht leicht.<br />
Teils wurden sie belächelt <strong>und</strong> verspottet.<br />
Nicht jede Erfindung schaffte<br />
es zur Patentierung. Heute können<br />
wir von der Beharrlichkeit <strong>und</strong> dem<br />
Schöpfergeist dieser Vier profitieren<br />
<strong>und</strong> stolz auf diese außergewöhnlichen<br />
Sauerländer sein. Wer weiß, wie<br />
viele Erfindungen es noch gäbe, wenn<br />
so manch „heller Kopf“ mehr Mut<br />
<strong>und</strong> mehr Ausdauer gehabt hätte…<br />
Vielleicht sollte scheinbar desinteressierten<br />
<strong>und</strong> aufmüpfigen Jugendlichen<br />
mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden…<br />
Zumindest könnte man auf den<br />
Gedanken kommen, wenn man die Lebensgeschichte<br />
des Franz Anton Lohage<br />
liest.<br />
Ein aufsässiger Sohn<br />
Der 1815 geborene Grevensteiner sollte<br />
eigentlich Schneider werden. Ebenso<br />
wie schon sein Vater, wahrscheinlich<br />
auch der Großvater. Aber der 12-Jährige<br />
zeigte deutlich sein Desinteresse an diesem<br />
Beruf. So musste er also zunächst als<br />
Ackerknecht arbeiten, später als Arbeiter<br />
in der Chemischen Fabrik Wocklum.<br />
Mit seinen „Verbesserungsvorschlägen<br />
zur Arbeitsvereinfachung“ handelte er<br />
sich - ungerechterweise – allerdings seine<br />
Entlassung ein. Als Ludwig von Vincke,<br />
Oberpräsident von Westfalen, von<br />
diesem Vorfall erfuhr, ermöglichte er<br />
dem Jungen den Besuch der Gewerbeschule<br />
in Hagen, später besuchte Lohage<br />
als Stipendiat das Gewerbeinstitut in<br />
Berlin, ein Vorgänger der Technischen<br />
Hochschule. Franz Anton Lohage gründete<br />
später in Dortm<strong>und</strong> eine Stearinfabrik.<br />
Als er 1848 im Auftrag des preußischen<br />
Staates eine Studienreise nach<br />
England <strong>und</strong> Schottland unternahm,<br />
beschäftigte er sich – gemeinsam mit<br />
einem Bekannten - mit Verfahren zur<br />
Herstellung von Stahl. Unter strikter<br />
Überwachung <strong>und</strong> Steuerung des Glühvorgangs<br />
gelang es den beiden, harten<br />
Stahl im Puddelofen zu erzeugen. Das<br />
neue Verfahren schuf ein hochwertiges<br />
Zwischenprodukt, den Schweiß-Stahl.<br />
Die gemeinsame Erfindung, eine Weiterentwicklung<br />
des sogenannten Puddelverfahrens,<br />
wurde von vielen Werken<br />
übernommen. Ab 1857 war er für<br />
führende Eisen- <strong>und</strong> Stahlunternehmen<br />
als Berater tätig. Darunter waren die<br />
Gutehoffnungshütte in Oberhausen, ein<br />
Unternehmen in Sheffield <strong>und</strong> auch die<br />
Wilhelmshütte in Warstein. Während<br />
seiner Zeit für die Bochumer Gussstahlhütte<br />
gelang es ihm, große Gussstahlblöcke<br />
herzustellen. Dieses Verfahren<br />
wurde in Großbritannien <strong>und</strong> den USA<br />
patentiert. Was den Erfinder früherer<br />
Zeiten von den angestellt Forschenden<br />
moderner Entwicklungsbüro unterscheidet,<br />
trifft auch für Lohage zu: Er<br />
beschäftigte sich mit völlig unterschiedlichen<br />
Bereichen, so<br />
z. B. mit der Theorie<br />
der Bierherstellung<br />
<strong>und</strong> der Entfernung<br />
von Chlor<br />
aus der Bleiche.<br />
Vom Waisenkind<br />
zum Industriellen<br />
Auch <strong>und</strong> besonders der Neheimer<br />
Hugo Bremer war für seinen Ideenreichtum<br />
bekannt. So forschte er an beheizbaren<br />
Mänteln, meldete die Herstellung<br />
von Papierbleistiften, die Zange zum Befestigen<br />
von Ösenknöpfen mittels Drahtstifte<br />
<strong>und</strong> den Fahrzeug-Kühlergrill als<br />
Patent an. Vor allem durch das nach ihm<br />
benannte „Bremer Licht“ geriet Bremer<br />
buchstäblich ins Licht der Öffentlichkeit.<br />
Auf der Pariser Weltausstellung<br />
1900 erhielt er für die hell brennenden<br />
Intensivflammenbogenlampen den<br />
„Grand Prix“, die höchste Auszeichnung.<br />
Thomas A. Edison, den er während eines<br />
Amerikaaufenthalts kennengelernt haben<br />
soll, hat vermutlich mehr als 1.000<br />
Patente angemeldet. Bremer kam auf immerhin<br />
mehr als 170 Patente <strong>und</strong> zahlreiche<br />
Gebrauchsmuster. Wie schwer das<br />
Patentrecht zu durchschauen ist, hat der<br />
Neheimer bald erkennen müssen. Zahlreiche<br />
Prozesse führte er u.a. gegen den<br />
Großkonzern Siemens. Der in Elberfeld<br />
geborene Hugo Bremer war schon<br />
mit drei Jahren Vollwaise. Er wuchs im<br />
Heim auf, machte eine kaufmännische<br />
Ausbildung <strong>und</strong> betrieb später eine Heftzwecken-Produktionsfirma<br />
in Menden.<br />
40 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Nach der Trennung von seinem Geschäftspartner<br />
verlegte er die Produktion<br />
nach Neheim. Dort nahm er zusätzlich<br />
Schuhknöpfe ins Sortiment auf.<br />
Hugo Bremer erregte in Neheim nicht<br />
nur durch seine Erfindungen Aufsehen,<br />
sondern fiel in den letzten Lebensjahren<br />
auch durch seine Eigenarten auf. So soll<br />
er bei jedem Wetter einen Regenschirm<br />
mit sich geführt <strong>und</strong> stets zwei unterschiedliche<br />
Schuhe getragen haben.<br />
Breit gefächert <strong>und</strong> vor<br />
allem praktisch<br />
Auch der Neheimer Hubert Wiegelmann<br />
war mit nicht nur einer Erfindung<br />
erfolgreich. In den 1940er-Jahren beteiligte<br />
er sich maßgeblich an der Entwicklung<br />
der Röntgenraumsicht <strong>und</strong> meldete<br />
ein Patent für Höhenausgleichssysteme<br />
für Möbel an, ebenso wie für die Schalteinrichtungen<br />
von Krankenbetten oder<br />
elektrisch betriebene Rasierapparate mit<br />
Luftsaugvorrichtung.<br />
Kabinettstückchen <strong>und</strong><br />
„coole“ Erfindung<br />
Nicht nur die Erfinder aus der Vergangenheit<br />
beeindrucken. Auch in der<br />
Gegenwart gibt es besonders helle Köpfe.<br />
Zum Bespiel Friedhelm Hillebrand,<br />
der 1940 in Sichtigvor bei Warstein geboren<br />
wurde. Hillebrand war zu Beginn<br />
der 1980er-Jahre bei der Telekom deutscher<br />
Projektleiter eines neuen analogen<br />
deutsch-französischen Mobiltelefonsystems.<br />
1984 stand er vor der Herausforderung,<br />
ein System zu entwickeln, das<br />
in der Lage war, mit dem Mobiltelefon<br />
Nachrichten ohne Zusatzgeräte wie den<br />
Laptop senden <strong>und</strong> empfangen zu können:<br />
„Um SMS in jedem Endgerät <strong>und</strong><br />
jedem Netz verfügbar zu haben, war<br />
eine kostengünstige Implementierung<br />
erforderlich“, berichtet Hillebrand, „Ich<br />
habe das Konzept 1984 entwickelt. Es<br />
stieß auf große Widerstände, konnte<br />
aber doch 1985 im Standard verankert<br />
werden. Ab 1993/4 war SMS in jedem<br />
GSM-Netz <strong>und</strong> Endgerät verfügbar.<br />
Aber niemand nutzte es, bis es von der<br />
Jugend als „cool“ entdeckt wurde <strong>und</strong><br />
Teil der Jugendkultur wurde. Hillebrand<br />
bezeichnet SMS eher als Kabinettstückchen:<br />
„So bezeichnet man in<br />
der Malerei ein kleinformatiges Meisterwerk<br />
<strong>und</strong> so etwas ist SMS. SMS war der<br />
Öffner für alle Dienste, die das Telefon<br />
direkt als Datenterminal benutzten. In<br />
der Spitze wurde mehr als 100 Mrd. €<br />
Umsatz der Netzbetreiber erreicht. Heute<br />
dominieren Spezialanwendungen <strong>und</strong><br />
Notrufe.“ Von 1994 bis 1996 war Hillebrand<br />
der erste Technische Direktor des<br />
Weltverbandes der GSM-Netzbetreiber.<br />
Mit seiner Erfindung, dem Konzept für<br />
SMS (einschl. Cell Broadcast) reiht er<br />
sich in die Reihe der großen Sauerländer<br />
Erfinder ein. Auch wenn es völlig unterschiedliche<br />
Menschen sind, verbinden<br />
sie doch drei konstitutive Eigenschaften:<br />
Sie haben ein Problem als solches<br />
erkannt, hatten den Willen, es auf neue<br />
kreative technische Art <strong>und</strong> Weise zu<br />
lösen <strong>und</strong> waren mindestens einmal in<br />
ihrem Leben dabei erfolgreich. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 41
Schützenkönigin Katharina Figge<br />
<strong>und</strong> ihr Mann Heiko<br />
Entwicklungsingenieurin Katharina Figge aus Medebach-Referinghausen<br />
Weibliche Kompetenz - auch bei<br />
Neuentwicklungen <strong>und</strong> Patenten<br />
Petra Kleine<br />
sabrinity<br />
„Tu, was du für richtig hältst“ - Diesen Rat ihres Chefs Dr.<br />
Dresel hat sich Entwicklungsingenieurin Katharina Figge<br />
zu Herzen genommen <strong>und</strong> maßgeblich dazu beigetragen,<br />
dass nun ein Patent zur Energieeinsparung angemeldet<br />
werden konnte<br />
Katharina Figge ist eine selbstbewusste, sympathische junge<br />
Frau, die mitten im Leben steht. Abgesehen davon, dass sie<br />
gerade Schützenkönigin ist, gerne durchs Sauerland radelt, im<br />
Orchester Klarinette spielt <strong>und</strong> in vielen Vereinen engagiert<br />
ist, hat sie auch einen (für eine Frau) eher ungewöhnlichen<br />
Beruf, sie ist Entwicklungsingenieurin.<br />
Ungewöhnlich, aber leider ist es immer noch viel zu selten<br />
geschieht es, dass Frauen technische Berufe ergreifen <strong>und</strong> im<br />
MINT-Bereich tätig werden (MINT = Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaften, Technik).<br />
Umso mehr freut sich Dr. Christian Dresel, Inhaber des Unternehmens<br />
Condensator Dominit in <strong>Brilon</strong>-Wald, dass Katharina<br />
Figge sich vor r<strong>und</strong> vier Jahren, nach ihrem Studium<br />
an der RWTH Aachen, für eine Stelle bei ihm entschieden<br />
hat. „Sie ist eine echte Bereicherung für unser Team,“ erklärt<br />
er mir. „Dass wir jetzt ein neues Patent anmelden konnten, ist<br />
maßgeblich auch ihr Verdienst.“<br />
„SIMΩN, so heißt unsere Erfindung, läuft gerade in der Bemusterung,<br />
unter anderem bei VW. Sie wird als komplett<br />
neue Produktreihe auf der Hannovermesse 2022 vorgestellt<br />
42 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Hier steckt die neue Erfindung drin: Sie heißt SIMΩN (Simulation<br />
Ohmscher Netze) <strong>und</strong> ist eine Hommage an den großen Elektroingenieur<br />
Georg Simon Ohm)<br />
Wo früher ein Großteil der Projektarbeit beim Modelle bauen <strong>und</strong><br />
löten verbracht wurde, findet heute viel über Computersimulationen<br />
an modernen, fre<strong>und</strong>lichen Arbeitsplätzen statt.<br />
dann noch hohe Intelligenz <strong>und</strong> ein ges<strong>und</strong>es Selbstbewusstsein<br />
hinzukommen, ist das einfach ideal. Oh ja, da müssen die<br />
Jungs manchmal in Deckung gehen.“<br />
Dr. Dresel ist für klare Worte bekannt <strong>und</strong> nimmt kein Blatt<br />
vor den M<strong>und</strong>. „Männer <strong>und</strong> Frauen ergänzen sich fantastisch.<br />
Wir sollten bloß nie den Fehler machen, Frauen zu<br />
Männern machen zu wollen. Ich will doch keine Kampfemanzen,<br />
sondern Frauen, die mit ges<strong>und</strong>em Selbstbewusstsein<br />
<strong>und</strong> aus Überzeugung das tun, was sie machen möchten.<br />
Weil sie Freude daran haben, <strong>und</strong> nicht, weil sie irgendjemanden<br />
etwas beweisen wollen.“<br />
Katharina Figge ist fest im Sauerland verwurzelt<br />
<strong>und</strong> hat hier ihren Traumjob gef<strong>und</strong>en<br />
werden“, fährt er fort. „Uns ist es gelungen, Störungen in<br />
Stromnetzen nicht nur zu eliminieren, sondern in nutzbare<br />
Energie umzuwandeln, quasi Energierecycling zu betreiben<br />
<strong>und</strong> Prozesse zu optimieren.“<br />
Klingt kompliziert. Ist es auch. Aber im Team mit Dr. Dresel,<br />
Entwicklungsleiter Kuhnhenne, Entwicklungsingenieurin<br />
Figge <strong>und</strong> in Zusammenarbeit mit der FH Soest ist es in monatelanger<br />
Arbeit, mit unendlich vielen Computersimulationen<br />
<strong>und</strong> anschließenden Modellbauten tatsächlich gelungen,<br />
eine Lösung zu finden.<br />
„Oh ja. Da müssen die Jungs manchmal<br />
in Deckung gehen“ (Dr. Dresel)<br />
„Es tut jedem Team gut, eine Frau dabei zu haben,“ ist sich<br />
Dr. Dresel sicher. „Vielleicht klingt es wie ein Stereotyp, aber<br />
Eigenschaften wie Besonnenheit, Sorgfalt, Ruhe, Kommunikationsfähigkeit,<br />
die findet man verstärkt bei Frauen. Wenn<br />
„Mein Chef hat viel Vertrauen in mich gesetzt <strong>und</strong> hat mir<br />
große Freiräume gelassen. Das hat mich zusätzlich motiviert,“<br />
so Katharina Figge, die ihren Beruf mit viel Begeisterung <strong>und</strong><br />
Leidenschaft ausübt.<br />
„Es würde mich freuen, wenn ich für die eine oder andere<br />
junge Frau, die sich in der Berufswahl befindet, ein Beispiel<br />
sein könnte,“ fährt sie fort. Vorbild könnte man natürlich<br />
auch sagen…<br />
„Die Energiewende wächst nicht auf Bäumen,“<br />
resümiert Dr. Dresel. „Mehr junge Menschen<br />
sollten daher soziale Verantwortung<br />
übernehmen <strong>und</strong> sich in technischen<br />
Berufen engagieren, um dafür<br />
zu sorgen, dass wir auch morgen<br />
noch genug Energie haben werden -<br />
<strong>und</strong> zwar saubere.“ ■<br />
Unternehmer Dr. Christian Dresel im Gespräch:<br />
„Es werden dringend mehr Frauen<br />
in technischen Berufen gebraucht!“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 43
Anzeige<br />
MIELE-WERK ARNSBERG<br />
Kompetenzzentrum für „saubere Luft“ in der Küche<br />
Miele<br />
Miele & W. Böinghoff<br />
H<br />
igh-Tech nach Maß bekommen<br />
Miele-K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>en aus Arnsberg – dem<br />
Kompetenzzentrum für die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Fertigung leistungsstarker<br />
Dunstabzugshauben der Miele Gruppe.<br />
260 Beschäftigte entwickeln <strong>und</strong><br />
fertigen hier jährlich etwa 140.000 Geräte<br />
für den weltweit führenden Anbieter<br />
von Premium-Hausgeräten für die<br />
Küche, Wäsche- oder Bodenpflege.<br />
Das Arnsberger Werk gehört seit der<br />
Übernahme des Küchengeräteherstellers<br />
Imperial im Jahre 1989 zur Miele<br />
Gruppe. Dabei sorgt die hohe Fertigungstiefe<br />
<strong>und</strong> -flexibilität im Werk<br />
für eine große Auswahl an Bauformen,<br />
Designs <strong>und</strong> Größen. Ob Abluft oder<br />
Umluft, an der Decke oder im Kochfeld<br />
installiert, dezent versteckt oder<br />
als markanter Blickfang, ob Standardformat<br />
oder Maßanfertigung: „Bei uns<br />
finden K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en auf der<br />
ganzen Welt für jede Küchensituation<br />
die passende Haube“, sagt Werkleiter<br />
Stefan Krüger. Auch die Farbauswahl<br />
ist groß: von der Haube im klassischen<br />
Edelstahl bis zu Pulverbeschichtung in<br />
einem RAL-Ton nach Wahl. „Unsere<br />
K<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en erhalten in jedem<br />
Fall ein Produkt, das Maßstäbe in<br />
Design, Leistung <strong>und</strong> Qualität setzt“,<br />
so Krüger weiter. Die Wandhaube PUR<br />
98W ist der aktuelle Testsieger bei der<br />
Stiftung Warentest. Überzeugend: Das<br />
Gerät filtert bis zu 90 Prozent der Fette<br />
aus den Kochdünsten heraus. Für ihre<br />
Verarbeitung erhielt die PUR 98 W als<br />
einziges Gerät im Test ein „sehr gut“.<br />
Bei Miele in Arnsberg wird stetig weiter<br />
an Innovationen gearbeitet. Für die<br />
44 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Mielestr. 1<br />
59759 Arnsberg<br />
Telefon: (02932) 305-0<br />
www.miele.de<br />
Werkleiter Stefan Krüger<br />
Viel mehr als nur eine Umlufthaube: Die<br />
Aura 4.0 Ambient vereint außergewöhnliches<br />
Design, individuelle Ambientebeleuchtung<br />
<strong>und</strong> zarte Düfte für ein angenehmes<br />
Raumklima mit einer smarten Bedienung.<br />
Beim Einschalten fährt der schlanke Haubenkörper<br />
der „Black Levantar“ in seine Arbeitsposition.<br />
Hier ist Handarbeit erforderlich<br />
Serienfertigung mit hohem Automatisierungsgrad<br />
sogenannte Downdraft-Haube „Black<br />
Leventar, die während des Kochens aus<br />
der Arbeitsplatte herausfährt <strong>und</strong> die<br />
außergewöhnliche Aura 4.0, die wie<br />
eine Designerlampe über dem Kochfeld<br />
zu schweben scheint, sind allein<br />
20 Patentschriften entstanden. Damit<br />
bietet Miele exklusive Funktionen wie<br />
motorisch bewegliche Hauben oder<br />
Filter, die Feuchtigkeit beim Kochen<br />
adsorbieren <strong>und</strong> später sensorgesteuert<br />
wieder an die Raumluft abgeben.<br />
In die permanente Modernisierung des<br />
Standortes hat der Hausgerätehersteller<br />
in den vergangenen Jahren Millionenbeträge<br />
investiert. Hightech-Metallverarbeitung<br />
<strong>und</strong> Handwerksarbeiten<br />
auf höchstem Niveau sorgen für die<br />
erstklassige Qualität der Geräte. Gemäß<br />
dem Markenversprechen „Immer<br />
besser“ ist es unabdingbar, dass die Bleche<br />
vor allem im Sichtbereich sauber<br />
<strong>und</strong> ohne scharfe Kanten oder Spalten<br />
verarbeitet werden. Rechteckige Wrasenschirme<br />
beispielsweise werden zunächst<br />
mehrfach gekantet <strong>und</strong> dann an<br />
den Ecken sauber verschweißt, bevor<br />
die Naht nachgeschliffen wird. Bei einigen<br />
Modellen ist nach wie vor echte<br />
Handarbeit erforderlich - ausgeführt<br />
von Konstruktionsmechanikern, gelernten<br />
Schweißern <strong>und</strong> Metallschleifern.<br />
„Wir beschäftigen eine Reihe<br />
hochqualifizierter Handwerker. Ein gelernter<br />
Metallschleifer benötigt fast ein<br />
Jahr Einarbeitungszeit, um das gesamte<br />
Produktspektrum zu beherrschen. Und<br />
der Bedarf an Fachkräften wächst weiter.<br />
Werkleiter Krüger: „Wir freuen uns<br />
auch im kommenden Jahr auf neue Auszubildende<br />
<strong>und</strong> erfahrene Kräfte.“ ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 45
„Haus der kleinen Forscher“ in Freienohl<br />
Mathe, Deutsch, Robotik – wie schon<br />
Gr<strong>und</strong>schüler das Programmieren lernen<br />
Monika Loerchner<br />
S. Droste<br />
Anna Reinelt <strong>und</strong> die kleinen Forscher<br />
S<br />
ie arbeiten hochkonzentriert <strong>und</strong> zumeist in<br />
Zweierteams. Stecken die Köpfe zusammen, deuten<br />
auf Baupläne oder Programmierbausteine. Diskutieren<br />
Probleme, untereinander oder mit den anderen<br />
Teams. Dann startet die heiße Phase: Der Versuchsaufbau<br />
muss sich in der Praxis beweisen. Spannung liegt in der<br />
Luft. Dann strahlende Gesichter <strong>und</strong> Lachen. Oder Stirnrunzeln<br />
<strong>und</strong> Kopfschütteln: Nein, da müssen wir noch mal<br />
dran! Die Kinder der vierten Klasse von Anna Reinelt an<br />
der Nikolaus-Gr<strong>und</strong>schule am Hauptstandort in Freienohl<br />
bauen <strong>und</strong> programmieren heute Roboter.<br />
Als erste Gr<strong>und</strong>schule im HSK zertifiziert<br />
„Wir wurden 2016 zum ersten Mal als ‚Haus der kleinen Forscher’<br />
ausgezeichnet“, erzählt die Gr<strong>und</strong>schullehrerin. Seitdem<br />
ist die Nikolausschule Freienohl regelmäßig rezertifiziert<br />
46 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
worden. Dafür muss die Schule nachweisen, dass sie die<br />
Kinder regelmäßig in verschiedenen Fächern forschen<br />
lässt. Im Sachunterricht können Bienen ebenso erforscht<br />
werden, wie der Wald, auf den man vom Forscherraum<br />
aus einen herrlichen Ausblick hat. In Sachen Mathematik<br />
soll es bald um das Pascal´sche Dreieck gehen, im Fach<br />
Deutsch kann man viel zum Thema Kommunikation<br />
experimentieren. Heute ist aber erst einmal die Konstruktion<br />
eines eigenen kleinen Roboters dran. Die dazu nötigen Baukästen<br />
kann die Schule dank ihres Zertifikats bei der ZDI- (Anmerk.<br />
d. Red.: = „Zukunft durch Innovation“) Netzwerk Soest<br />
ausleihen.<br />
Kinder wachsen mit anderer Technik auf<br />
„Die Kinder lernen auf diese Art, dass sie<br />
es selbst in der Hand haben, Probleme zu<br />
lösen, Teams zu bilden oder mit anderen<br />
zu kooperieren“ (Anna Reinelt)<br />
Integrationskraft Diana Kraft ist von dem Konzept der kleinen<br />
Forscher ebenfalls begeistert: „Es ist immer schön, wenn der<br />
Unterricht so gestaltet ist, dass die Kinder gar nicht merken,<br />
dass es welcher ist.“ Und es funktioniert. Alle arbeiten emsig<br />
<strong>und</strong> konzentriert getreu dem berühmten Satz des Konfuzius:<br />
„Sagst du es mir, so vergesse ich es. Zeigst du es mir, so behalte<br />
ich es. Lässt du mich es tun, so verstehe ich es.“<br />
„Jede Schule hat ja ihren Schwerpunkt; unserer liegt im MINT-<br />
Bericht, also auf den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />
<strong>und</strong> Technik“, so die Lehrerin. Dank moderner<br />
Technik wie Schüler-Tablets können die Kinder so auch neue<br />
Medien aktiv in ihre Forschung einbauen. „Anders als wir<br />
wachen die Kinder heute mit Smartphones, Laptops <strong>und</strong> Tablets<br />
auf.“ Daher sieht es Anna Reinelt als wichtige Aufgabe<br />
der Schulen an, die Kinder auch im Schulalltag im Umgang<br />
mit den Geräten zu schulen. Die neuste Anschaffung im Forscherraum<br />
ist eine digitale Tafel. Schülerinnen, Schüler <strong>und</strong><br />
Lehrkräfte können diese mit ihren eigenen Tablets verbinden.<br />
„Uns ist wichtig, dass die Kinder selbstständig lernen können.“<br />
Und das kommt bei den Kindern richtig gut an. Egal, ob extrovertiert<br />
oder schüchtern, Junge oder Mädchen: Alle sind mit<br />
Feuereifer dabei. Anna Reinelt lacht. „Ich glaube, ich könnte<br />
jetzt rausgehen <strong>und</strong> die Kinder würden es nicht mal merken.“<br />
So auch Mats <strong>und</strong> Arne. Die beiden Neunjährigen bilden ein<br />
tolles Team, ihr Roboter funktioniert. Ob das jeder lernen<br />
kann? „Na klar!“, sagen die Jungs. Beide sind sportlich aktiv,<br />
wollen Profisportler werden. Oder Polizist oder Sänger oder<br />
Lohnunternehmer. Aber erstmal träumen sie vom nächsten<br />
Forscherprojekt, denn bei dem sind sie sich einig: „Einen Hubschrauber<br />
bauen, das wäre cool!“ ■<br />
Entdeckerfreude<br />
Das Roboter-Projekt steuert auf seinen Höhepunkt zu. Nachdem<br />
die Kinder ihren Roboter mit Hilfe visualisierter Programmierbausteine<br />
zum Rollen gebracht haben, beginnt der eigentliche<br />
Versuch: Mit wieviel Zugladung schafft es der Roboter<br />
noch zu fahren, wann bleibt er stehen? Treffen zwei Maschinen<br />
aufeinander, welche schafft es, die andere zu sich zu ziehen?<br />
Und wieso funktioniert der Sensor auf einmal nicht mehr?<br />
Viel ausprobieren <strong>und</strong> beobachten, aber auch messen, notieren<br />
<strong>und</strong> auswerten ist hier gefragt. Ein echtes Experiment eben.<br />
„Die Kinder lernen auf diese Art, dass sie es selbst in der Hand<br />
haben, Probleme zu lösen, Teams zu bilden oder mit anderen zu<br />
kooperieren. Dass man nicht so schnell aufgeben soll, dass es<br />
immer etwas zu entdecken gibt.“<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 47
Patente für Nachhaltigkeit,<br />
nachhaltige Patente<br />
Christel Zidi<br />
J<br />
edes Unternehmen möchte wachsen, jedes die Nase<br />
ganz weit vorn haben. Neue Technologien sollen<br />
Wettbewerbsvorteile schaffen. Doch die Konkurrenz<br />
schläft nicht. Schon bald ziehen Mitbewerber mit ähnlichen<br />
Technologien nach. Was tun? Ständig neue Technologien<br />
auf den Markt bringen, ist eine Möglichkeit. Aber<br />
bleibt da nicht die Nachhaltigkeit auf der Strecke? Es gibt<br />
nicht wenige Sauerländer Unternehmen, die auf nachhaltige<br />
Produkte setzen, sie zum Patent anmelden – damit äußerst<br />
erfolgreich sind.<br />
Nachhaltigkeit ist eines der Ziele der Weltgemeinschaft. Deshalb<br />
wurde mit der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS)<br />
beschlossen, dass „der notwendige Strukturwandel für globales<br />
nachhaltiges Produzieren <strong>und</strong> die dafür nutzbar zu machenden<br />
technischen Modernisierungen wirtschaftlich erfolgreich sowie<br />
im deutschen <strong>und</strong> globalen Kontext ökologisch <strong>und</strong> sozial<br />
tragfähig sein sollen“. Schutzrechte können einen erheblichen<br />
Beitrag dazu liefern, Innovationen zu sichern, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
steigern. Sie können zum Treiber von Innovation <strong>und</strong><br />
Kreativität werden <strong>und</strong> als Multiplikatoren wirken.<br />
Eine gute Sache, denn oft ist wochen-, monate-, manchmal<br />
auch jahrelanges Forschen nötig, um ein neues Produkt oder<br />
eine Technologie mit Alleinstellungsmerkmal zu erarbeiten.<br />
Um sich dann nicht unnötigem Leistungsdruck auszusetzen,<br />
sich ein größeres Zeitfenster zu verschaffen <strong>und</strong> so den Strukturwandel<br />
zu vollziehen, macht es also Sinn, seine Forschungen<br />
<strong>und</strong> Entwicklungen zu schützen. Mit der Anmeldung von<br />
Patenten <strong>und</strong> Schutzrechten verschafft man sich einen klaren<br />
Zeitvorsprung. Besonders Start-ups können davon profitieren,<br />
teils auch durch Zuschüsse <strong>und</strong> Fördergelder.<br />
Nachhaltige Gemüse Growbags<br />
Einige gestandene Sauerländer Unternehmen sind in Sachen<br />
Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Innovation schon ganz weit vor.<br />
Das Westfälische Erdenwerk Kleeschulte aus Rüthen zum Beispiel<br />
hat mit seinen nachhaltigen Gemüse Grow Bags ein Produkt<br />
auf den Markt gebracht, das nicht nur durch Nachhaltigkeit<br />
von sich reden macht, sondern mit dem Gemüsesubstrat<br />
– aus topora® <strong>und</strong> Perlite – auch für höhere Ernteerträge sorgt.<br />
Sogar höhere Erträge (bis zu 20 % ) als mit den üblichen Substraten<br />
auf Steinwoll- oder Kokos-Basis sind möglich. Die Rüthener<br />
haben dazu eine Substratfaser entwickelt, zu der Rohstoffe<br />
aus den heimischen Wäldern verwendet <strong>und</strong> in einem einzigartigen<br />
Verfahren verarbeitet werden. Wie an dem RAL- Zeichen<br />
ersichtlich, haben KLEESCHULTE ERDEN rechtzeitig dafür<br />
gesorgt, dass ihr Verfahren auch gesetzlich geschützt wird. Den<br />
Rüthenern ist es wichtig, „dass Ressourcen nicht überlastet, verschwendet<br />
oder gar vernichtet werden!“. Mit dieser Einstellung<br />
schützen sie nicht nur die Umwelt, sondern haben sich auch<br />
den „Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design“ im Jahre 2020<br />
verdient.<br />
48 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Recycelte Oberschwingungen<br />
Condensator Domininit aus <strong>Brilon</strong> ist nachhaltig in einem völlig<br />
anderen Bereich, <strong>und</strong> zwar innerhalb der Energieversorgung.<br />
Mit dem patentierten Filtersystem SIMΩN® werden nachweislich<br />
gefilterte Oberschwingungen lokal wieder ins Netz gespeist<br />
<strong>und</strong> damit sozusagen recycelt. Mit diesem Filtersystem wird die<br />
Reduktion von Störpegeln innerhalb von elektrischen Energieversorgungsnetzen<br />
erreicht. Besonders dann, wenn eine breitbandige<br />
Filterung über einen weiten Frequenzbereich erforderlich<br />
ist.<br />
Leuchtenkörper aus Maisstärke<br />
Auch Unternehmen der Sauerländer Leuchtenindustrie gehen<br />
mit gutem Beispiel voran: TRILUX ist eine international agierende<br />
Unternehmensgruppe, die schon seit Jahren auf Umwelt,<br />
Energie- <strong>und</strong> Ressourcenschutz setzt. „Nachhaltigkeit beeinflusst<br />
alle Prozesse <strong>und</strong> Entscheidungen zur kontinuierlichen<br />
Verbesserung der Klimabilanz – denn 2025 werden wir in<br />
Deutschland eine klimaneutrale Produktionsstätte haben“, erklärt<br />
Katrin Discher, Nachhaltigkeitsmanagerin bei TRILUX,<br />
TRILUX treibt auch das Thema Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
alternativer Materialien kontinuierlich voran, bspw. im Rahmen<br />
einer Studie zur Parelia LED auf Mais-Basis. Der Leuchtenkörper<br />
wird aus Poly-Milchsäure PLA herstellt, die man umweltfre<strong>und</strong>lich<br />
aus Maisstärke gewinnt. Der gewonnene Stoff<br />
zeichnet sich durch eine geringe Feuchtigkeitsaufnahme <strong>und</strong><br />
Flammbarkeit sowie eine hohe UV-Beständigkeit, Farbechtheit<br />
<strong>und</strong> Biegefestigkeit aus. Außerdem ist er unter industriellen<br />
Kompostierungsbedingungen innerhalb weniger Monate<br />
vollständig zersetzt. Letztlich überzeugt die TRILUX-Leuchte<br />
auch durch ihr Design: „Unser Ziel ist es, die hohen lichttechnischen<br />
<strong>und</strong> ästhetischen Ansprüche an eine Architektur-Lösung<br />
mit einer neuen Nachhaltigkeit zu verbinden. Mit dem Parelia-<br />
PLA-Prototypen setzen wir neue Impulse in Sachen Umweltverträglichkeit<br />
<strong>und</strong> werden unserem Ruf als Innovationstreiber<br />
gerecht“, erklärt Katrin Discher.<br />
Unter den hier kurz vorgestellten Unternehmen sind gleich zwei<br />
Weltmarktführer. Weltmarktführer u. a. auch deshalb, weil<br />
sie ihre Erfindung/Technologie rechtzeitig haben patentieren<br />
lassen. Auch <strong>und</strong> besonders die, bei denen es um das Thema<br />
Nachhaltigkeit geht. ■<br />
ERFINDERGEIST VS. VIREN<br />
Die Corona-Zeit hat auch im Sauerland den einen<br />
oder anderen Produktentwickler auf den Plan gerufen:<br />
Schmelter LED-Technology aus Bestwig hat mit<br />
UVCARE ® ein Produkt auf den Markt gebracht, dass<br />
als Teil effektiver Corona-Schutzsysteme überall dort<br />
sinnvoll ist, wo mehrere Menschen zusammenkommen,<br />
sei es in Kindergärten, Schulen, Seniorenheimen,<br />
Praxen oder Privat. Bei diesem Produkt wird die Viren<br />
zerstörende UVC-Strahlung im Innern gekapselt <strong>und</strong><br />
die Luft dieser vorbeigeführt; die Ansteckungsgefahr<br />
kann durch die flexible Standortwahl, nahe der Aerosolquelle,<br />
minimiert werden. Jochen Schmelter: “Es ist<br />
das einzige mir derzeit bekannte Produkt, das neben<br />
dem Wirksamkeitsnachweis der Forschungsuniversität<br />
der Helmholtz Gemeinschaft (KIT) bei einem extrem<br />
niedrigen Verbrauch ein so hohes Fördervolumen hat<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig so leise ist.” Dazu ist UVCARE ® relativ<br />
günstig <strong>und</strong> – mit nur einem Ein-Aus-Schalter - simpel in<br />
der Anwendung. Unter bestimmten Voraussetzungen ist<br />
für Kitas <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulen auch eine Förderung von<br />
bis zu 100 % möglich.<br />
Schmelter LED-Technology GmbH<br />
Wiemecker Feld 14 | 59909 Bestwig<br />
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Mit Hilfe des Transfer-Toiletten-Gurtes<br />
können Rollstuhlfahrer aus dem Sitzen bis<br />
in den Stand aufgerichtet werden<br />
Rehatechnik Heymer GmbH<br />
MOBILITÄT HAT EINEN NAMEN<br />
Rehatechnik Heymer<br />
M<br />
an kann pflegebedürftigen Menschen im Alltag<br />
durch Pflegepersonal helfen. Beiden zu helfen, das<br />
ist möglich durch die Entwicklung <strong>und</strong> Fertigung<br />
entsprechend hochwertiger Produkte. Letzteres hat sich die<br />
Firma Rehatechnik Heymer aus Arnsberg-Bergheim zur Aufgabe<br />
gemacht. Mit Erfolg – denn aus diesen Entwicklungen<br />
gingen im Laufe der Jahre bereits vier europäische Patente <strong>und</strong><br />
20 Gebrauchsmuster hervor.<br />
Als Dipl. Ing. Reinhard Heymer 1988 sein Rehatechnik-<br />
Unternehmen gründete, hatte er genau dieses Ziel vor Augen: die<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Fertigung von hochwertigen Produkten, um<br />
Behinderten <strong>und</strong> Pflegenden den Alltag zu erleichtern. Und er<br />
hat schon so einiges auf den Weg gebracht – im wahrsten Sinne<br />
des Wortes. So wurden z. B. Zusatzantriebe für Faltrollstühle<br />
entwickelt: Der „Radun“ als Schiebehilfe zur Unterstützung der<br />
Begleitperson, die den Rollstuhl schiebt. Der „Rasant“ als Zusatzantrieb,<br />
der den manuellen Faltrollstuhl zu einem Elektrorollstuhl<br />
umfunktioniert. Die Vorteile dieser Zusatzantriebe<br />
der Firma Rehatechnik Heymer liegen darin, dass man sie<br />
demontieren <strong>und</strong> im Auto verladen kann. So ist man auch beim<br />
Einkaufen <strong>und</strong> auf Reisen mobil.<br />
Innerhalb geschlossener Räume ist es nicht leicht für gehbehinderte<br />
Menschen, selbst nahgelegene Ziele zu erreichen: zum Bei-<br />
50 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
spiel die Toilette, die Badewanne oder den Ruhesessel. Selbst mit<br />
Hilfe erweist sich das oft als schwierig. Für diesen Transfer hat<br />
Rehatechnik Heymer die passenden Hilfsmittel entwickelt: der<br />
fahrbare Aufricht- <strong>und</strong> Umsetzlifter „StehFix“<br />
<strong>und</strong> den stationären Lifter „KlemmLi“, der<br />
besonders in kleinen <strong>und</strong> engen Badezimmern<br />
sinnvoll zum Einsatz kommt.<br />
Wie gut, dass es Menschen gibt, die sich Gedanken<br />
darum machen, wie die unterschiedlichsten<br />
Probleme gelöst werden können.<br />
Und die – wie eben Rehatechnik Heymer –<br />
auch eine Lösung finden:<br />
Schlaganfallpatienten, die aufgr<strong>und</strong> einer halbseitigen<br />
Lähmung ihre Dusche nicht betreten können, müssten im Normalfall<br />
viel Zeit <strong>und</strong> Geld für den Umbau des Bades investieren.<br />
Mit dem „DuSi“ ist dieser Umbau gar nicht mehr nötig, denn<br />
der verschiebbare Duschsitz auf Schienen wird in die vorhandene<br />
Dusche eingebaut.<br />
Faltrollstuhlfahrer können neben der Treppe direkt auf das<br />
Podest gelangen, wenn sie die akkubetriebene Hubbühne „Hub-<br />
E“ besitzen. Durch die „Hub-E“ können auch größere Geländearbeiten<br />
im Außenbereich vermieden werden.<br />
Heymer entwickelte aus diesem Gr<strong>und</strong> den Treppendeckenlift<br />
„Trio“ . Mit diesem Lift kann der Ein- oder Anbau eines Fahrstuhles<br />
vermieden werden.<br />
Das jüngste europäische Patent der Firma Rehatechnik<br />
Heymer bezieht sich auf einen Transfer-Toiletten-<br />
Gurt TTG, mit dem man Rollstuhlfahrer aus dem<br />
Sitzen bis in den Stand aufrichten kann. So wird<br />
es für den Pflegebedürftigen <strong>und</strong> die Pflegekräfte<br />
wesenlich komfortabler, Kleidungsstücke aus- <strong>und</strong><br />
anzuziehen, da der gesamte Beckenbereich frei<br />
bleibt. Der „TTG“ wird darüber hinaus auch für<br />
den Toilettengang, die Intimpflege, das Windeln<br />
wechseln im Stehen, für Sitzplatzwechsel <strong>und</strong> für Gehübungen<br />
genutzt.<br />
Mit seinen Erfindungen <strong>und</strong> Produkten macht Rehatechnik<br />
Heymer das Leben von Pflegebedürftigen <strong>und</strong> Pflegenden<br />
definitiv ein Stück leichter <strong>und</strong> lebenswerter.<br />
Prospekte <strong>und</strong> Videos unter www.rehatechnik-heymer.de ■<br />
Manch einer hat schon über den Einbau eines Treppenlifts nachgedacht,<br />
um vom Erdgeschoss ins Obergeschoss zu gelangen. Der<br />
Einbau scheitert oft an der Tatsache, dass die Treppe zu steil oder<br />
zu schmal ist. Oder aus Sicherheitsgründen, wenn durch einen<br />
Treppenlift kein Fluchtweg mehr vorhanden ist. Rehatechnik<br />
Rehatechnik Heymer GmbH<br />
Von Siemensstr. 15a<br />
59757 Arnsberg<br />
Tel.: 02932 902 200<br />
info@rehatechnik-heymer.de<br />
www.rehatechnik-heymer.de<br />
Rehatechnik Heymer GmbH aus Arnsberg Bergheim
Prof. Matthias Hermes von der Fachhochschule in Meschede<br />
„Beim Erfinden kommt es darauf an,<br />
kreativ zu sein. Und hartnäckig“<br />
Monika Loerchner<br />
S. Droste<br />
W<br />
er sich mit dem Thema „Technische Patente<br />
aus dem Sauerland“ beschäftigt, kommt an diesem<br />
Mann nicht vorbei: Matthias Hermes ist seit<br />
2013 Professor für Fertigungstechnik <strong>und</strong> Umformtechnik<br />
an der Fachhochschule Südwestfalen, Standort Meschede.<br />
Der Prof. Dr.-Ing. hat bereits ein Dutzend Patente angemeldet.<br />
Für seine innovativen Ideen wurde er zudem mit<br />
zahlreichen Preisen geehrt. Höchste Zeit, dem Professor mal<br />
bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen.<br />
Die Versuchshallen in Sachen Maschinenbau befinden sich<br />
außerhalb der Fachhochschule. „Das hier ist die schmuddelige<br />
Seite der FH“, sagt Professor Hermes <strong>und</strong> lacht. Er<br />
führt uns durch ein wahres Labyrinth aus Gängen, die in<br />
regelmäßigen Abständen von schweren Brandschutztüren<br />
unterbrochen sind. Schließlich erreichen wir den Raum, in<br />
dem der sympathische Dozent seinen Studenten <strong>und</strong> Studentinnen<br />
die Praxis des Ingenieurwesens beibringt.<br />
Erstes Patent bereits als Student<br />
Überhaupt ist ein Praxisbezug für ihn das A <strong>und</strong> O eines Studiums.<br />
„Ich habe nach dem Abitur eine Lehre zum Werkzeugbauer<br />
gemacht, weil ich eben keine Lust mehr auf Theorie hatte“,<br />
erzählt der 44-Jährige. Da ihn die Lehre dann aber doch<br />
nicht ausreichend forderte, schickte ihn sein Meister kurzerhand<br />
noch nebenbei zur Fachhochschule Soest. „Ich habe mir<br />
damals quasi ein eigenes Duales Studium gebastelt.“<br />
Bereits als „HiWi“ (= wissenschaftlicher Mitarbeiter) an der Uni<br />
Dortm<strong>und</strong> reichte er dann gemeinsam mit seinem Professor<br />
sein erstes Patent ein. Die Freude am Entwickeln <strong>und</strong> Tüfteln<br />
hat der zweifache Familienvater bis heute nicht verloren. Auf die<br />
Frage nach einer seiner Erfindungen zeigt er uns ein gebogenes<br />
Blech.<br />
52 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Erfindungen im Zeichen des Umweltschutzes<br />
„Wenn man das so sieht, wirkt es nicht besonders spektakulär“,<br />
sagt Matthias Hermes – <strong>und</strong> erzählt im selben Atemzug von<br />
der großartigen Neuerung, die eben dieses Stück Metall darstellt.<br />
Zwei bis drei Jahre Forschung stecken in dem Blech, das<br />
durch Hermes´ innovatives Verfahren in Sachen Metallfirmung<br />
perfekt in eine Flugzeugturbine passt. Der Professor zeigt uns<br />
eine Zeichnung, die aus Sicherheitsgründen geheim bleiben<br />
muss. „Hier wird das Blech angebracht“, sagt er <strong>und</strong> zeigt auf<br />
einige Teile. Sein Blech wird die Reibung verringern <strong>und</strong> sorgt<br />
so dafür, dass der Luftstrom besser genutzt werden kann. So<br />
zumindest haben wir es verstanden. Im Endeffekt bedeutet das<br />
vor allem: „Eine höhere Effizienz <strong>und</strong> somit weniger Kerosinverbrauch,<br />
weniger Kosten <strong>und</strong> vor allem weniger Umweltverschmutzung.“<br />
Und all das dank eines unscheinbaren Stückes<br />
Metall.<br />
Der Professor zeigt uns ein seine erste Erfindung. Ich rätsele<br />
eine Weile herum, wo es Verwendung finden könnte, <strong>und</strong> liege<br />
erstaunlicherweise richtig - wenn auch einen halben Meter zu<br />
tief: Das Teil ist für ein Auto bestimmt. Auch hier geht es letztendlich<br />
um Sicherheit, aber auch eine leichtere Bauweise <strong>und</strong><br />
somit einen geringeren Energieverbrauch. Umweltschutz also,<br />
direkt vom Entwickler.<br />
In den Maschinenbau-Versuchshallen wird mit Präzision...<br />
... <strong>und</strong> Hochdruck gearbeitet<br />
Gemeinsam mit zwölf Angestellten forscht, schraubt, tüftelt<br />
<strong>und</strong> erfindet Professor Hermes hier Sachen. Dass es dabei nicht<br />
immer ernst zugeht, ist Ehrensache. „Einmal haben wir eine riesige<br />
Rauchtrommel gebaut <strong>und</strong> dann Rauchringel quer durch<br />
den Hörsaal gejagt.“<br />
Schon in seiner Jugend hat Matthias Hermes gern an Zweirädern<br />
gebastelt. Zu seinem 14. Geburtstag bekam er einen<br />
1954er-Traktor geschenkt, einen blauen Eicher mit 16 PS. Der<br />
steht heute noch einsatzbereit in seiner Garage. Sehr zur Freude<br />
seiner Töchter, die einmal in die Fußstapfen ihres Vaters treten<br />
möchten. Der hat nichts dagegen; im Gegenteil wünscht er<br />
sich, dass sich viel mehr Mädchen <strong>und</strong> Frauen für Maschinenbau<br />
begeistern. „Unsere Frauenquote ist wirklich Mist, dabei<br />
sind meine weiblichen Studenten echt gut!“<br />
Direkter Bezug zur Praxis<br />
Zurück zum Erfinden: Wie kommt man überhaupt darauf?<br />
„Oft erhalten wir Forschungsaufträge oder Anfragen von Firmen“,<br />
so der Professor, „da geht es dann auch oft um Problemlösungen.“<br />
Dann macht er sich allein oder mit Kollegen daran,<br />
eine Lösung zu finden. Ein Prozess, der ihm viel Freude bereitet<br />
– <strong>und</strong> oft alles andere als geradlinig ist. Die Spezialität des<br />
Lippstädters ist die Metallumformung. So kann er zum Beispiel<br />
durch spezielle Verfahren Rohren ganz bestimmte Formen geben,<br />
ohne dass diese wie früher zusammengelötet werden müssten.<br />
Das bedeutet, weniger Materialverschleiß, weniger Fehler,<br />
weniger Schwachstellen, weniger Energieverbrauch. Und somit,<br />
wie gehabt, weniger Umweltbelastung. Viele Werkzeuge, die<br />
für den Bau der nötig sind, fertigen der Professor <strong>und</strong> seine<br />
Mitarbeiter übrigens selbst an. Oder zumindest fast: Roboter<br />
„Roby“ ist in der Fertigungskabine im wahren Sinne des Wortes<br />
für die ganz heißen Eisen zuständig. Ständige Zusammenarbeit<br />
mit Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen andere Fachbereiche wie etwa<br />
der Informatik sind ebenfalls an der Tagesordnung.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 53
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Große Auswahl an <strong>Winter</strong>mode<br />
„Wenn man feststellt, dass es so nicht<br />
geht, dann geht es halt irgendwie<br />
anders.“ (Prof. Hermes)<br />
milie<br />
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amilie<br />
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„Mir kommen ständig irgendwelche Ideen.“ Der Erfinder deutet<br />
auf die Halle voller Maschinen, Geräte, Werkzeuge, Rohre,<br />
Bleche, Schrauben <strong>und</strong> Tische. „Und ich habe das große Privileg,<br />
dass ich hier auch frei forschen kann.“.<br />
Hochgeschwindigkeitshochdruckumformen<br />
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Eine seiner neuen Erfindungen ist eine<br />
Maschine, die Metallrohre innerhalb<br />
einer Millisek<strong>und</strong>e unter<br />
einem Druck von 4.000 Bar<br />
bearbeitet – angetrieben von<br />
Hydraulik. „Da merkt das<br />
Rohr gar nicht, dass es umgeformt<br />
wird!“<br />
®<br />
Demnächst möchte das<br />
Team um Professor Hermes<br />
papierdünne Fahrradrahmen<br />
aus Titan herstellen, die dann ganz<br />
individuell an den Fahrer angepasst werden<br />
können. Das können wir uns zwar nicht so recht vorstellen,<br />
aber sehen möchten wir es natürlich gerne.<br />
Beim Erfinden kommt es darauf an, kreativ zu sein. Und hartnäckig.<br />
Hat der Erfinder dennoch schon mal vor einem Problem<br />
kapituliert? Er schüttelt den Kopf. „Wenn man feststellt,<br />
dass es so nicht geht, dann geht es halt irgendwie anders.“<br />
Geschenktipp 2021: Der Heide Modegutschein!<br />
54 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021<br />
Mode für die ganze<br />
Familie einkaufen <strong>und</strong><br />
direkt bei uns als Geschenk<br />
verpacken lassen.<br />
Eine echte Flugzeugturbine hat die Halle des Professors übrigens<br />
noch nicht gesehen. Die Konstruktionspläne sind aber<br />
so genau, dass sein Blech trotzdem auf den Zehntelmillimeter<br />
passt. „Bei so etwas wie Flugzeugtriebwerken macht jeder<br />
ein kleines Pömpelchen, da bin ich sozusagen nur ein kleines<br />
Rädchen“, sagt der Professor. Und sein Blech ist nur ein Blech.<br />
Doch die Wirkung ist eine ganz, ganz große! ■
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Sammelsurium Sauerländer Geistesblitze<br />
Erfinden – Entwickeln - Patentieren<br />
Christel Zidi<br />
Das Sauerland ist voller Erfinder <strong>und</strong> Erfindungen. Kaum möglich, über alle zu berichten. Manchmal war<br />
es ein Geistesblitz des Erfinders, meist aber das jahrelange Forschen <strong>und</strong> Entwickeln eines Produktes. Eine<br />
kleine Auswahl bedeutender Erfindungen haben wir für Sie zusammengestellt, die Sie – wie auch uns zuvor<br />
– wohl in Erstaunen versetzen wird.<br />
1. Die “Flotte Lotte” aus Eslohe<br />
Spätestens dann, wenn Sie auch Marmeladen<br />
einkochen oder ihrer Mutter<br />
beim Marmeladenkochen zugesehen<br />
haben, wird Ihnen die “Flotte Lotte”<br />
ein Begriff sein. Vielleicht nicht jedem<br />
bekannt ist die Tatsache, dass dieser<br />
Begriff für die Passiermühle eine geschützte<br />
Marke der GEFU Küchenboss<br />
GmbH ist. GEFU, der Küchenwerkzeugspezialist<br />
aus Eslohe, hat diesen<br />
Klassiker schon seit mehr als 65 Jahren<br />
im Programm. Kaum verändert, trotzdem<br />
kontinuierlich optimiert, kommt<br />
die “Flotte Lotte” in drei unterschiedlichen<br />
Varianten auch in modernen<br />
Küchen zum Einsatz. Dann, wenn<br />
Marmeladen, aber auch feine Suppen,<br />
Babybreis, Gelees oder Gemüsepürees<br />
zubereitet werden sollen. Funktional<br />
<strong>und</strong> mit schönem Design – ein Klassiker<br />
eben.<br />
2. Eine Lampe gegen Viren...<br />
… <strong>und</strong> nicht nur gegen die. Denn<br />
UV-C-Strahlung wirkt bekanntermaßen<br />
stark bakterizid. Die kurzwellige<br />
Strahlung macht Mikroorganismen<br />
wie Bakterien, Hefe, Pilze <strong>und</strong> eben<br />
auch Viren im Bruchteil von Sek<strong>und</strong>en<br />
unschädlich. Von der Schmelter<br />
LED-Technology GmbH aus Bestwig<br />
wurde die UVC-Lampe als UVCA-<br />
RE® entwickelt. Die UVCARE® hat<br />
eine spezielle Luftführung, sodass die<br />
Luft im Inneren des Hohlzylinders,<br />
trotz gleichbleibend hohem Fördervolumens,<br />
doppelt so lange verbleibt.<br />
Die UVC-Beleuchtungsstärke <strong>und</strong> Beleuchtungszeit<br />
bewirken nachgewiesen<br />
eine mindestens 96%ige Desinfektion<br />
der Raumluft.<br />
Bei max. 30,5 W Stromverbrauch <strong>und</strong><br />
einem Luftdurchsatz von 135 m³/h sowie<br />
Verzicht auf Chemikalien <strong>und</strong> Filter<br />
wird die UVCARE®midi lt. Herstellerangaben<br />
zu einem, wenn nicht sogar<br />
zu dem effektivsten Gerät auf dem<br />
Markt. Und das auch noch formschön<br />
<strong>und</strong> leise <strong>und</strong> mit dem RedDot Innovations<br />
ausgezeichnet. Außerdem ist das<br />
Produkt komplett recyclingfähig.<br />
3. Geschenk-Gutscheine<br />
über die Webseite<br />
Nicht nur jetzt in der Vorweihnachtszeit<br />
sind Gutscheine ein praktisches<br />
<strong>und</strong> schnell zur Verfügung stehendes<br />
Geschenk. Aber welche Firma hat denn<br />
die Zeit, Gutscheine auf seiner Webseite<br />
einzubinden <strong>und</strong> sich um deren Abwicklung<br />
zu kümmern?<br />
Die Firma FIRMEDIA aus <strong>Willingen</strong><br />
hat deshalb ein eigenes Gutscheinsystem<br />
entwickelt, das die unterschiedlichsten<br />
Unternehmen auf ihrer<br />
Webseite einbinden können. Die Gutscheine<br />
<strong>und</strong> auch Gutschein-Deals<br />
oder Tickets mit festen Terminen können<br />
direkt darüber verkauft werden.<br />
Gut für die Firmen, aber auch gut für<br />
K<strong>und</strong>en, die so eine perfekte Übersicht<br />
aller Anbieter der Region haben.<br />
4. Ein Brauseschlauch aus<br />
Nuttlar<br />
Zahlreiche Patente hat das Familienunternehmen<br />
RAMSPOTT aus Nuttlar<br />
in den über 60 Jahren seines Bestehens<br />
schon auf den Weg gebracht. Derzeit<br />
aktiv <strong>und</strong> im Einsatz sind: vier europäische<br />
Patentanmeldungen, 10 Marken<br />
im In- <strong>und</strong> Ausland, 13 Designschutzrechte<br />
<strong>und</strong> zwei Gebrauchsmuster.<br />
RAMSPOTT geht es immer wieder<br />
um die Verbesserung der Schläuche, sei<br />
es in funktionaler oder optischer Hinsicht.<br />
Zuletzt wurde ein Brauseschlauch<br />
entwickelt, der in der wasserführenden<br />
Schicht PVC-frei ist, gleichzeitig die<br />
Festigkeit <strong>und</strong> alle Vorteile eines herkömmlichen<br />
PVC-Schlauches besitzt.<br />
Die Brauseschläuche aus Kunststoff,<br />
56 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Metall oder anderen Materialien sind<br />
sowohl günstig als auch hochwertig.<br />
RAMSPOTTs Brauseschläuche haben<br />
eben den besonderen Sauerländer Pfiff.<br />
5. Schluss mit dem Kabelgewirr<br />
Waffeln schmecken das ganze Jahr über.<br />
Dass die Handhabe mit dem Waffelautomaten<br />
so gut funktioniert, ist der<br />
Firma CLOER aus Neheim-Bergheim<br />
zu verdanken. Vor genau 40 Jahren<br />
brachte sie den ersten Waffelautomaten<br />
mit Backampel auf den Markt. Das<br />
allein war schon ein Fortschritt, doch<br />
Cloer optimierte den Waffelautomaten<br />
<strong>und</strong> stattete ihn mit einem akustischen<br />
Signal aus, damit auch in der Hektik<br />
des Backens nicht überhört wird, wenn<br />
die nächsten Waffeln fertig sind. Dass<br />
anschließend auch das Aufräumen gut<br />
funktioniert, ist ebenfalls der Firma<br />
CLOER zu verdanken, denn mit der<br />
neuesten patentierten Erfindung wird<br />
dafür gesorgt, dass die Kabelaufwicklung<br />
das Gerät gleichzeitig verriegelt.<br />
Auch für den Cloer-Eierkocher gibt es<br />
die passende Kabelaufwicklung.<br />
6. Sicher unterwegs - mit<br />
SCHROTH-Gurten<br />
Bei der Neheimer Firma SCHROTH<br />
Safety Products dreht sich alles um die<br />
Sicherheit. Hier werden Sicherheitsgurte<br />
entwickelt, die nicht nur in der PKW-<br />
Industrie eingesetzt werden, sondern<br />
auch in der Luftfahrt, beim Rennsport<br />
<strong>und</strong> beim Militär <strong>und</strong> sogar in der<br />
Raumfahrt eingesetzt werden. Mit dem<br />
Patent US 9,821,913 B1 wird der Monument<br />
Mounted Airbag beschrieben,<br />
ein Airbagsystem, das auf Passagiersitzen<br />
in Flugzeugen Anwendung findet:<br />
Moderne Business Class Sitze sind häufig<br />
in einem Winkel zur Flugrichtung<br />
angeordnet. Dadurch besteht im Falle<br />
eines Crashs, z. B. bei Start oder Landung,<br />
die Gefahr, dass der Kopf des<br />
Insassen auf die Sitzstruktur prallt <strong>und</strong><br />
der Passagier verletzt wird. Die Erfindung<br />
der SCHROTH Safety Products<br />
beschreibt einen Airbag, der sich um<br />
die Kontur der Sitzstruktur herumlegt,<br />
den Aufprall des Kopfes abmildert <strong>und</strong><br />
auf diese Weise schwere Verletzungen<br />
verhindert. ■<br />
3.<br />
1. „Flotte Lotte“ von GEFU<br />
2. UVCARE® von Schmelter<br />
4. Brauseschläuche<br />
von Ramspott<br />
5. Cloer-Waffeleisen mit Kabelaufwicklung<br />
6. Airbagsystem von Schroth<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 57
Hasse chehört…?<br />
Anke Kemper<br />
Fine, wat macht denn dein Otto<br />
den Friedel wuschig mit seiner neuesten<br />
„Hömma<br />
Erfindung? Der Friedel is ja janz ausm<br />
Häuschen, woll?“<br />
„Ach, hörmirauf. Ich kannet auch schon nich mehr hören.“<br />
„Ja, wat hat denn der Otto überhaupt erf<strong>und</strong>en?“<br />
„Na, ne Schnappes-Brennmaschine, weißte. Abba dat is<br />
noch cheheim.“<br />
„Wieso dat denn?“<br />
„Na, weil der Otto da nen Patent drauf anmelden will. Abba<br />
dat is ja so teuer, da muss er erst mal unter der Hand so einiges<br />
an Schnappes verkaufen, woll?“<br />
„Is dat denn lejal?“<br />
„Ne, nich so janz. Ich chlaube nur für den Eigengebrauch.<br />
Abba, dat muss der Otto ja auch selber wissen. Da halte ich<br />
mich raus. Weißte noch Lisbett, als ich ma ne Strickmaschine<br />
haben wollte, da hat er doch zu mir jesacht, dat lohnt nich,<br />
mach dat ma weiter mit der Hand, da bleibste fit. Und jetzt<br />
sowat. Typisch Mann.“<br />
„Jau, isso. Abba Schnappes wird doch schon imma chebrannt.<br />
Dat chibt et doch schon seit ein paar h<strong>und</strong>ert Jahren!<br />
Wat will er denn da neuet anmelden?“<br />
„Ich habe es ja auch nich verstanden. Is zuviel technisches<br />
Jedöns. Abba auf jeden Fall kann er den Gärprozess um einen<br />
janzen Tach verkürzen.“<br />
„Haste Töne! Einen janzen Tach bei einer Gärung von mehreren<br />
Wochen? Dat lohnt doch jarnich, wennde noch einen<br />
Tach länger watten musst odda nich! Dat macht doch den<br />
Kohl auch nich fett.“<br />
„Hab ich ihm auch jesacht, abba kennst ja de Mannsleute.<br />
Er is so stolz auf seine Erfindung. Da hat er Monate dran<br />
jetüftelt.“<br />
„Also, wenn er es schafft, aus nem Schlehenschnaps nen<br />
Kirschlikör zu machen, dann is dat reif für ein Patent, abba<br />
sonst…<br />
„Sonst is es janz einfach ne Schnapsidee.“ ■<br />
58 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Das Kapitänspatent<br />
WAS ERFINDEN<br />
DENN KAPITÄNE?<br />
Kapitän George William Manbyn (1766-1854) erfand<br />
einige Geräte zur Seenotrettung. Außerdem war der<br />
Engländer Erfinder des ersten modernen<br />
Feuerlöschers. Errungenschaften, die nicht nur für Seeleute<br />
nützlich sind.<br />
Trotzdem gehört das Erfinden nicht wirklich zu den Aufgaben<br />
eines Kapitäns. Ein Kapitänspatent allerdings muss heutzutage<br />
jeder Kapitän besitzen, der auf größeren Gewässern<br />
<strong>und</strong> mit großen <strong>und</strong> leistungsstarken Schiffen unterwegs sind.<br />
Dieses Patent ist quasi ihr Führerschein.<br />
Mit Erfindungen brachte man Patente im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />
also vor der Einführung des modernen Patentwesens, noch<br />
nicht in Verbindung. Entlehnt wurde das Wort dem französischen<br />
„patente“, was soviel bedeutet wie Gewerbeschein. Die<br />
Franzosen wiederum verkürzten damit das lateinische Wort<br />
„littera patens“, womit die „Urk<strong>und</strong>e über bestimmte Rechte<br />
gemeint war.<br />
Übrigens dürfen die Kapitäne auf Henne-, Möhne- <strong>und</strong> Sorpesee<br />
auch ohne Kapitänspatent unterwegs sein. Zumindest<br />
wenn ihr Motorboot eine Stärke von 15 PS nicht überschreitet.<br />
Das ist auf jeden Fall so bei dem Boot von Carsten Ross.<br />
Der Angler ist oft <strong>und</strong> gern auf dem Möhnesee unterwegs ist.<br />
Hier in Begleitung der fünfjährigen Annie aus Berlin. (c.z.) ■<br />
Fotoquelle: Wirtschafts- <strong>und</strong> Tourismus GmbH Möhnesee<br />
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Unterstützung bei<br />
Quer- Neueinsteigern<br />
Familienbetrieb seit über 75 Jahren<br />
Freienohler Str. 101<br />
59872 Meschede<br />
Tel. 02903/9797-0<br />
Fax 02903/9797-37<br />
info@zacharias-reisen.de<br />
www.zacharias-reisen.de<br />
Familienbetrieb seit 70 Jahren<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 59
Der Elleringhauser Franz Josef<br />
Schulte machte eine erstaunliche<br />
Erfindung<br />
KLEINER<br />
SCHALTER MIT<br />
RIESEN-WIRKKRAFT<br />
Sonja Funke<br />
Iris Böning<br />
E<br />
nergie sparen - ein Thema der Jungen? Von wegen.<br />
„Lass nie eine Lampe zu viel brennen!“ Diese goldene<br />
Regel seiner Eltern aus den 50ern hat sich bei<br />
Franz Josef Schulte aus Elleringhausen fest ins Bewusstsein<br />
gebrannt. So sehr, dass er sich Mitte der 90er für einen kleinen<br />
Sparschalter einsetzte, um ganz viel Strom bei Geräten<br />
im Standby-Betrieb zu sparen. Kostenpunkt beim Einbau<br />
für die Hersteller: ca. 50 Cent. Stromersparnis in Europa<br />
pro Jahr: mindestens der jährliche Stromverbrauch ganz<br />
Dänemarks.<br />
Seit Ende 2013, r<strong>und</strong> 15 Jahre nach Schultes erstem Intervenieren,<br />
<strong>und</strong> dank des vehementen Einsatzes des heimischen<br />
Europa-Abgeordneten Dr. Peter Liese, darf kein Gerät mehr auf<br />
den europäischen Markt - auch nicht aus China - das mehr als<br />
0,5 Watt im Standby verbraucht. „Ich kannte einen Olsberger,<br />
dessen Fernseher kam in den 90ern im Standbybetrieb auf stolze<br />
70 Watt Strom“, sagt Schulte. Der Diplom-Ingenieur hatte<br />
selbst bei seinem Fre<strong>und</strong> gemessen. Das ist heute Vergangenheit.<br />
Aber was passiert, wenn heute das kleine rote Lämpchen<br />
am Fernseher leuchtet? „Das Gerät ist aus, der Stromverbrauch<br />
ist nahe Null <strong>und</strong> es leuchtet nur die Standby-LED zur Anzeige,<br />
dass das Funksignal der Fernbedienung erwartet wird“,<br />
erklärt Schulte.<br />
„Allein durch diese Reduzierung kann die Leistung von vier<br />
Atomkraftwerken in Europa eingespart werden“, betonte Dr.<br />
Peter Liese, nachdem die Richtlinie 2013 nach einer Übergangszeit<br />
in Kraft getreten war. Mit der zunehmenden Technisierung<br />
der Gesellschaft wird bis heute vermutlich doppelt so<br />
viel eingespart, schätzt Franz Josef Schulte. Das in seiner Firma<br />
damals „eigentlich als Microcontroller-Übung für einen Ingenieur“<br />
produzierte Gerät, das zwischen Fernseher <strong>und</strong> Steckdose<br />
eingebaut werden sollte, bekam die besten Noten der Stiftung<br />
Warentest. Nur: Es kostete u. a. wegen es aufwändigen Gehäuses<br />
<strong>und</strong> anderer Bestandteile 59 DM. „Geld habe ich mit dem<br />
Gerät keins verdient. Es ging mir um das Ideelle, zu zeigen, wie<br />
einfach diese gewaltige Ersparnis für alle Bürger umzusetzen<br />
ist. Besonders erfreulich ist auch der Wegfall des ewigen Streits<br />
in Familien über die vergessene Abschaltung von Elektrogeräten.“<br />
In fast allen Industriestaaten ist die Standby-Schaltung<br />
heutzutage Pflicht.<br />
60 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Franz Josef Schulte hat sich einer neuen Sache zugewendet,<br />
die er schon seit Jahren verfolgt <strong>und</strong> mit seinen 72 Jahren<br />
noch zu Ende bringen möchte: „Dass mindestens in 30 Prozent<br />
aller Haushalte die Hälfte des Stroms selbst erzeugt<br />
wird <strong>und</strong> das zur richtigen Zeit, so ganz nebenbei.“ Wie? „Es<br />
sind immer einfache Fragen, die man nur stellen <strong>und</strong> beantworten<br />
muss. Die Mehrheit nutzt im Haus eine Heizung, die<br />
mit Pellets, Heizöl oder Gas befeuert wird. Alle haben eine<br />
Flammtemperatur zwischen 1.200 <strong>und</strong> 1.400 Grad Celsius.<br />
In den Gebäuden braucht man allerdings nur etwa 60 Grad<br />
Vorlauftemperatur für die Heizkörper <strong>und</strong> fürs Brauchwasser.“<br />
Die einfache Frage: Kann man diese Temperaturdifferenz<br />
zur Stromerzeugung nutzen? Wie macht man das? Auch<br />
das hat er zusammen mit Partnern inzwischen bis zur Serienreife<br />
entwickelt. Aber das ist eine neue Geschichte. ■<br />
Franz Josef Schulte arbeitet schon an seiner nächsten Erfindung<br />
WO LICHT IST, IST LEBEN<br />
www.trilux.com<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 61
Anzeige<br />
CONSTAB – Masterbatches & Compo<strong>und</strong>s für<br />
eine nachhaltige Zukunft<br />
CONSTAB Polyolefin Additives GmbH<br />
Das international tätige Rüthener Unternehmen<br />
CONSTAB Polyolefin Additives GmbH, seit<br />
2003 Teil der israelischen KafritGroup, ist nun<br />
genau 50 Jahre einer der Qualitäts- <strong>und</strong> Marktführer im<br />
weltweiten Masterbatches <strong>und</strong> Compo<strong>und</strong>s Geschäft.<br />
Schwerpunkt Nachhaltigkeit<br />
Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Kunststoffe – zwei vermeintliche Gegenspieler,<br />
die in der öffentlichen Debatte r<strong>und</strong> um den<br />
Klimawandel, Ocean Littering <strong>und</strong> den Verbrauch fossiler<br />
Rohstoffe immer wieder bemüht werden. Dabei werden oft<br />
die wichtigen Eigenschaften z. B. von Kunststoffverpackungen<br />
zur Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung<br />
unterschlagen. Das Unternehmen ist sich seiner Verantwortung<br />
gegenüber der Gesellschaft <strong>und</strong> seinem Mitarbeiterteam<br />
dabei absolut bewusst: „CONSTAB bewegt sich in<br />
einer Branche, die im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung<br />
steht, deshalb ist mir eine proaktive Positionierung<br />
der CONSTAB zum Thema Nachhaltigkeit im Markt so<br />
wichtig <strong>und</strong> deshalb gehen wir am Standort fokussiert<br />
diesen Weg“, so Olaf Allekotte, der seit 2016 als Geschäftsführer<br />
die Geschicke des Traditionsbatchers leitet, welcher<br />
mehr als 130 Menschen Arbeit gibt.<br />
CONSTABs Nachhaltigkeitsreise begann schon vor<br />
einigen Jahren, als man durch freiwillige Kompensation<br />
von unvermeidbaren CO2-Emissionen Klimaneutralität<br />
auf Unternehmensebene erreichte. Diesen Weg<br />
gehen die Rüthener konsequent auch in den kommenden<br />
Jahren, ergänzt durch ein vielfältiges Nachhaltigkeitsprogramm,<br />
das am Firmenstandort unter anderem darauf<br />
abzielt, die Gesamtmenge der Emissionen durch Effizienzsteigerungen,<br />
Analysen von Lieferketten <strong>und</strong> Optimierung<br />
der Transportwege zum K<strong>und</strong>en stetig zu<br />
reduzieren, um so auf das EU-Ziel des klimaneutralen<br />
Kontinents einzuzahlen.<br />
62 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Innovative Produktlösungen<br />
Außerdem betont Fabian Schulte, Leiter des Nachhaltigkeitsprojekts,<br />
dass CONSTAB die von den zahlreichen<br />
nationalen wie internationalen K<strong>und</strong>en geschätzte Innovationskraft<br />
des Unternehmens explizit in die Entwicklung<br />
neuer, nachhaltigerer Produktlösungen<br />
investiert. So ist zum Beispiel die<br />
BOPE Produktpalette CON-X zu<br />
nennen, die die Herstellung von<br />
leistungsfähigen Folien aus einem<br />
einzigen Kunststoff, Polyethylen,<br />
ermöglicht <strong>und</strong> somit als sogenannte<br />
Monomateriallösung das Recycling<br />
deutlich erleichtert.<br />
Auch das gemeinsam mit dem Institut für Kunststofftechnik<br />
der Universität Stuttgart entwickelte Produkt<br />
CONSTAB® CON-Batch 30X leistet einen großen<br />
Beitrag zu verbesserten Nachhaltigkeitseigenschaften von<br />
Thermoformfolien, die durch Energie- <strong>und</strong> Materialeinsparung<br />
wesentlich ressourcenschonender produziert<br />
werden können.<br />
CONSTAB als Unterstützer <strong>und</strong> Arbeitgeber in<br />
der Region<br />
Ebenfalls hat die CONSTAB als offizielle Unterstützerin<br />
der Allianz für Entwicklung <strong>und</strong> Klima, einer Initiative des<br />
B<strong>und</strong>esministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> Entwicklung, das Engagement vor Ort im Blick. So<br />
fördert das Unternehmen nicht nur aktiv den Rüthener<br />
Förderverein Zukunftswald, der sich um die Wiederaufforstung<br />
nach der Borkenkäferplage verdient macht, sondern<br />
auch zahlreiche lokale Vereine <strong>und</strong> Gruppierungen.<br />
Schließlich – <strong>und</strong> dies ist CONSTABs Personalchefin<br />
Christin Korb ganz besonders wichtig – ist das Unternehmen<br />
als familienfre<strong>und</strong>liches Unternehmen im<br />
Kreis Soest stolz auf seine Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter,<br />
die täglich zum Gelingen beitragen <strong>und</strong> regelmäßig<br />
weitergebildet werden, um fit für die beruflichen<br />
Herausforderungen zu sein. Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Bike-<br />
Leasing-Angebote sind dabei nur einige der vom<br />
Arbeitgeber angebotenen Benefits.<br />
Interessierte Bewerberinnen <strong>und</strong> Bewerber sind herzlich<br />
eingeladen auf der Karriereseite des Unternehmens zu<br />
stöbern <strong>und</strong> sich bei Christin Korb zu melden. Denn klar<br />
ist für Geschäftsführer Olaf Allekotte, dass „die erfolgreiche<br />
Zukunft des Unternehmens neben innovativen Entwicklungen<br />
<strong>und</strong> einer zielgerichteten Nachhaltigkeitsstrategie<br />
insbesondere auch von einer motivierten <strong>und</strong> leistungsfähigen<br />
Belegschaft abhängt.“ ■<br />
CONSTAB Polyolefin Additives GmbH<br />
Industriestraße Möhnetal 16<br />
59602 Rüthen<br />
www.constab.com<br />
Personalabteilung – Christin Korb - working@constab.com<br />
Marketing – Birgit Plenge – marketing@constab.com<br />
Nachhaltigkeitsmanager – Fabian Schulte – f.schulte@constab.com<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 63
Der Herdringer Ulrich Diehl <strong>und</strong> seine Visionen<br />
ARNSBERGER ERFINDET DIE ERSTE<br />
WAGGONBRÜCKE DEUTSCHLANDS<br />
Gisela Wilms<br />
Tom Linke & privat<br />
Brückenbau inn Heiligenhaus (Kreis Mettmann)<br />
In Juni 2012: „Mit der Waggonbrücke Nr. 1 haben<br />
einem Brief an Ulrich Diehl schrieb der damalige<br />
Bürgermeister der Stadt Heiligenhaus am 1.<br />
Sie das Stadtbild in Heiligenhaus nachhaltig bereichert,<br />
geprägt <strong>und</strong> zugleich eine bleibende Erinnerung an den<br />
einstigen Bahnbetrieb in unser sich wandelnden Stadt geschaffen.“<br />
Wie kam der Herdringer auf die Idee, einen ausrangierten<br />
Eisenbahnwaggon zu einer Fußgänger-Brücke umzufunktionieren?<br />
Den Diplom-Ingenieur treibt seit Jahren der Umweltgedanke<br />
um, lange bevor Fridays-for-Future auf die Straßen<br />
ging. „Ressourcen sind, wie jeder wissen sollte, begrenzt.<br />
Deshalb dürfen funktionsfähige, intakte Dinge nicht einfach<br />
weggeworfen werden. Wir alle sind aufgefordert, uns um die<br />
Wiederverwendbarkeit Gedanken zu machen.“ Nachdem er<br />
urplötzlich, um genauer zu sagen, mitten in einer Nacht, eine<br />
zündende Idee hatte, stand er auf <strong>und</strong> kritzelte Notizen auf ein<br />
Blatt Papier.<br />
In Hüsten saniert<br />
Aus diesen Notizen entstand die erste Waggonbrücke Deutschlands,<br />
die als Fußgänger- <strong>und</strong> Radfahrerbrücke 2009 in Heiligenhaus<br />
in Betrieb genommen wurde. Vorher war der 20<br />
Meter lange <strong>und</strong> 26 Tonnen schwere Güterwagen aus dem<br />
Jahr 1976 in Hüsten saniert worden. Am eigentlichen Waggon<br />
wurde nichts geändert, denn das wäre dem Anspruch von<br />
Ulrich Diehl nicht gerecht geworden. „Viele haben es nicht<br />
verstanden, dass mein Hauptantrieb für dieses Projekt eine<br />
wirtschaftliche Verwendung ausrangierter Waggons war. Sozusagen<br />
Recyling auf hohem Niveau. Alle Originalteile - Räder,<br />
Puffer, Schläuche, Leitungen - wurden verwendet, Zeichen<br />
<strong>und</strong> Beschriftungen an ihrem alten Ort angebracht.“ Hätte<br />
Diehl den Eisenbahnwagen nicht zu neuem Leben erweckt,<br />
wäre er geschreddert <strong>und</strong> eingeschmolzen worden. Rohstoffe<br />
<strong>und</strong> Energie wären verschwendet worden, ganz abgesehen vom<br />
CO2-Ausstoß durch die Arbeiten. Dass mit dieser ersten Waggonbrücke<br />
Deutschlands eine Steigerung der Attraktivität von<br />
Fuß- <strong>und</strong> Radwegen <strong>und</strong> somit ein touristischer Anziehungs-<br />
64 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Ein Prophet gilt nichts im eigenen Land<br />
Ulrich Diehl<br />
punkt geschaffen oder allgemein das Interesse für technisches<br />
Arbeiten geweckt wurde, ist für den Tüftler aus Herdringen<br />
nur ein sek<strong>und</strong>ärer Effekt.<br />
Kein Ding ohne Ing<br />
„Gerne hätte ich auch für meine Heimatstadt Arnsberg eine<br />
solche Überquerung gebaut“, sagte Diehl, „als Verbindung<br />
zwischen Rathaus <strong>und</strong> Bahnhof. Aber das hat leider nicht geklappt.“<br />
In diesem Zusammenhang scheint ein Bibelzitat passend:<br />
„Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland.“<br />
Vielleicht fehlte den Entscheidern damals das Geld oder<br />
der Mut. Vielleicht aber auch beides. Nun schmückt sich die<br />
Stadt Heiligenhaus mit der ersten Waggonbrücke Deutschlands,<br />
erf<strong>und</strong>en von dem Arnsberger Ulrich Diehl.<br />
Ideen hat der Herdringer noch reichlich. „An der Wiese am<br />
Ruhrtalradweg könnte ein ausrangierter Speisewagen als gastronomische<br />
Einrichtung umfunktioniert werden Ein weiteres<br />
Modell habe ich für einen Übergang über die Ruhr am Arnsberger<br />
Bahnhof gebaut: Ein beladener Langholzwagen als Gedenkstätte<br />
für Kyrill. Fußgänger <strong>und</strong> vor allem Radfahrer hätten<br />
hier die Möglichkeit, sich das Ausmaß <strong>und</strong> die Folgen des<br />
damaligen Sturmes anschaulich vor Augen zu führen.“ Diehls<br />
Einfallsreichtum beschränkt sich nicht auf neue Verwendungsmöglichkeiten<br />
von Eisenbahnwagen. Er besitzt Patente für den<br />
Umbau von LKW, Schiffen oder Flugzeugen. Ihn reizt es, Gegenstände<br />
einer anderen Nutzung zuzuführen als ursprünglich<br />
gedacht. Wie den Zugwaggon, der nun eine Brücke ist <strong>und</strong><br />
viele Touristen anzieht. Wer weiß, möglicherweise nutzen die<br />
Vertreter unserer Stadt doch irgendwann einmal die Ressourcen<br />
ihres erfindungs reichen Bürgers. ■<br />
„Manchmal liegt der Charme im<br />
Gebrauchten.“ (Ulrich Diehl)<br />
Ulrich Diehl musste sich oft für seine teils ausgefallenen Ideen<br />
belächeln lassen. Seit die Verbindung über die Bahnhofsstraße<br />
in Heiligenhaus (Kreis Mettmann) von vielen bew<strong>und</strong>ert<br />
wird, lächelt niemand mehr über seine Vorstellungen. Mehrere<br />
Fernsehsender berichteten über die Realisierung seiner<br />
kühnen Idee, eine Miniatur steht im Miniatur W<strong>und</strong>erland<br />
Hamburg <strong>und</strong> beim Projekt „Kein Ding ohne Ing“, einer<br />
Kampagne der Inge nieurkammer-Bau NRW, wurde die Waggonbrücke<br />
als Beispiel für Ingenieurkunst ausgewählt. Anfragen<br />
erhielt er aus ganz Deutschland. Die Freude über die<br />
Resonanz ist ihm auch heute noch anzumerken. Seine Vision<br />
wurde Wirklichkeit, ein schier unbeschreibliches Gefühl im<br />
Leben eines Erfinders.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 65
EMSIGE ERFINDER IM SAUERLAND<br />
Arnsberg hat die meisten Erfinder- <strong>und</strong> Anmeldersitze im HSK, in<br />
Meschede wohnen die meisten freien Erfinder.<br />
Christel Zidi<br />
H<br />
eutzutage hat fast jede größere<br />
Firma eine Abteilung,<br />
die sich mit Forschung <strong>und</strong><br />
Entwicklung beschäftigt. Eine Patentanmeldung<br />
erfolgt in der Regel über<br />
das Unternehmen, das später auch die<br />
Patentrechte besitzt. Freie Erfinder,<br />
sogenannte „Garagentüftler“, die ihre<br />
Erfindung zum Patent anmelden, sind<br />
relativ selten.<br />
Laut den Daten über Patenanmeldungen<br />
aus dem Jahr 2018, die uns das Institut<br />
der Deutschen Wirtschaft zur Verfügung<br />
stellte, gab es 112,2 Patentanmeldungen<br />
mit Erfindersitz im HSK. Aus Arnsberg<br />
stammten mit Abstand die meisten Anmeldungen<br />
(48,4). Dann folgten S<strong>und</strong>ern<br />
(11,5,) <strong>und</strong> <strong>Brilon</strong> (10,6). Anmeldungen<br />
mit dem Anmeldersitz im HSK<br />
gab es insgesamt 92 (Arnsberg 56, <strong>Brilon</strong><br />
10 <strong>und</strong> S<strong>und</strong>ern 8). Dass es sich nicht immer<br />
um ganze Zahlen handelt, liegt daran,<br />
dass z. B. eine Patentanmeldung zwei<br />
Erfinder hat. Der Unterschied zwischen<br />
den 112,2 Patentanmeldungen nach dem<br />
Erfindersitz <strong>und</strong> den 92 Anmeldungen<br />
nach dem Anmeldersitz kommt dadurch<br />
zustande, dass einige Erfinder pendeln<br />
<strong>und</strong> für ein oder mehrere Unternehmen<br />
außerhalb des HSK tätig waren. Von den<br />
92 Anmeldern mit Sitz im HSK, waren<br />
es 12,5 natürliche Personen <strong>und</strong> 79,5<br />
juristische, also Unternehmen, Hochschulen<br />
etc. Hier hatte Meschede mit<br />
vier Personen die Nase vorn, gefolgt von<br />
Arnsberg mit drei <strong>und</strong> <strong>Marsberg</strong> mit<br />
zwei Personen.<br />
Landes- <strong>und</strong> b<strong>und</strong>esweiter<br />
Vergleich<br />
Der B<strong>und</strong>esdurchschnitt der Patentanmeldungen<br />
lag im Jahre 2018 bei 56<br />
Anmeldungen pro 100.000 Einwohner.<br />
Dabei waren es vor allem zwei B<strong>und</strong>esländer,<br />
Bayern <strong>und</strong> Baden-Württemberg,<br />
die mit ihren gut doppelt so hohen Werten<br />
den Durchschnitt nach oben trieben.<br />
In NRW lag die Zahl lt. dem Umfrageinstitut<br />
Statista bei 38 pro 100.000 Einwohner.<br />
Vergleicht man diesen Wert einmal<br />
mit den HSK-Zahlen, so steht das<br />
Sauerland recht gut da. Hier gab es bei<br />
261.591 Einwohnern in 2018 sogar 43<br />
Anmeldungen pro 100.000!<br />
Weniger Garagentüftler,<br />
mehr Forschung in der Kfz-Industrie<br />
Während die Patentanmeldungen einzelner<br />
Erfinder in den letzten Jahren<br />
stark zurückgegangen sind, sieht Oliver<br />
Koppel, Senior Economist für Innovationen<br />
<strong>und</strong> MINT beim Institut der<br />
Deutschen Wirtschaft - <strong>und</strong> geborener<br />
Arnsberger - die Forschungen im Bereich<br />
der Kfz-Industrie – auf ganz Deutschland<br />
bezogen – als Innovationstreiber.<br />
(Quelle: Pressemitteilung Kfz-Industrie:<br />
Innovativ wie nie). ■<br />
Anm. : Patentanmeldungen werden frühestens 18 Monate nach der Einreichung offengelegt werden; die Daten für das Jahr 2019 stehen demnach erst Mitte 2022 bereit.<br />
66 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Impressum<br />
Deine<br />
Gedanken werden Zukunft<br />
Herausgeber:<br />
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Gestaltung <strong>und</strong> Layout:<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong><br />
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Constab Polyolefin Additives GmbH<br />
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Manfred Eigner<br />
Miele<br />
Monika Loerchner<br />
Peter P. Neuhaus<br />
Petra Kleine<br />
Raumaustattung Hellermann<br />
Rehatechnik Heymer<br />
Robert Dröge<br />
Robert Hinkel<br />
Sabina Butz<br />
Sonja Funke<br />
Sonja Nürnberger<br />
Christel Zidi<br />
Rainer Zepernick<br />
i-dexe werbung-design GmbH<br />
Catharina Schäfer<br />
Daniel Kaminski<br />
Luca Cramer<br />
Philipp Nolte<br />
Sophie Schmucker<br />
Anke Kemper<br />
Clever Architekten + Ingenieure<br />
Titelfoto:<br />
Illustrationen:<br />
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Heimat-, Kultur <strong>und</strong><br />
Geschichtsverein <strong>Willingen</strong><br />
Iris Böning<br />
Jürgen Eckert<br />
Karl Hesse <strong>und</strong><br />
Hiltruper Missionare<br />
Marc Niemeyer<br />
Martin Richter<br />
Miele<br />
Philipp Nolte<br />
Raumaustattung Hellermann<br />
Rehatechnik Heymer<br />
REMBE® GmbH Safety + Control<br />
Robert Hinkel<br />
Sauerländer Botschaft<br />
S. Droste<br />
Sabrinity<br />
Tiger Tec & Tools<br />
Tom Linke<br />
Tourismus <strong>Brilon</strong> Olsberg GmbH<br />
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Manuskripte, Fotos <strong>und</strong> Daten übernehmen wir keine<br />
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Urheberrecht: Nachdruck <strong>und</strong>/oder Verbreitung im Internet,<br />
auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung des Verlages<br />
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erscheint März 2022<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 67
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Thimm Clever mit seinem Team<br />
Projekt Filltech GmbH Warburg<br />
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INDUSTRIEBAU-PROJEKTE –<br />
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Christel Zidi<br />
CLEVER Architekten + Ingenieure/sabrinity<br />
Aufgaben stellen sich immer nach den Bedürfnissen<br />
des K<strong>und</strong>en“, sagt Firmenchef<br />
„Die<br />
Thimm Clever. Bei jedem Projekt ist er mit<br />
vollem Einsatz dabei. Ebenso wie sein Team, das aus Architekten,<br />
Ingenieuren, Bauzeichnern <strong>und</strong> der Büroorganisation<br />
besteht. Das eingespielte Team von CLEVER Architekten +<br />
Ingenieure aus <strong>Marsberg</strong>, das aus sechs Mitarbeitern besteht,<br />
übernimmt bei Bauprojekten die gesamte Konzeption<br />
– von der Ausführungsplanung bis hin zur konsequenten<br />
Bauleitung <strong>und</strong> auf Wunsch auch die schlüsselfertige Erstellung<br />
zum Festpreis. Damit verb<strong>und</strong>enen sind alle Rahmenbedingungen,<br />
insbesondere bauordnungsrechtliche Anforderungen,<br />
aber auch mitunter Umweltschutzrichtlinien.<br />
Wie ein Industriebau-Projekt sich in der Konzeption verändert,<br />
lässt sich zu Beginn nicht immer vorhersagen; viele<br />
Einflussfaktoren müssen unter der Maßgabe der Restriktion<br />
berücksichtigt werden. „Das Ergebnis kann gelegentlich von<br />
dem abweichen, was zu Beginn überlegt wurde - es hat sich<br />
weiterentwickelt. Es hat sich angepasst, verbessert“, erklärt<br />
Thimm Clever. „So gesehen ist der ein oder andere K<strong>und</strong>e<br />
überrascht über das Ergebnis, aber mit dem Verlauf der Entwicklung<br />
des Projektes sehr zufrieden, nicht zuletzt auch<br />
wegen des hohen wirtschaftlichen Interesses.“<br />
Corporate Identity spielt auch im Industriebau eine immer<br />
größere Rolle. Der K<strong>und</strong>e möchte sein Unternehmen,<br />
sein Produkt in der Architektur wiederfinden, um letztlich<br />
dadurch Sachverstand <strong>und</strong> Kompetenz zu demonstrierten.<br />
„Dadurch wird die Architektur, unsere Arbeit immer<br />
68 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
komplexer – aber auch immer spannender“, so Clever, „Produkt<br />
<strong>und</strong> Industrieanlage müssen im Gleichklang sein. Es soll<br />
einfach eine ansprechende <strong>und</strong> ausgewogene Darstellung sein,<br />
damit sich die Firma mit dem Gebäude genau so präsentiert,<br />
wie sie sich sieht.“<br />
Das Büro bietet das gesamte Leistungsspektrum an <strong>und</strong> für<br />
jede Leistung den passenden Mitarbeiter. Thimm Clever sieht<br />
die Umsetzung der gestellten Aufgaben als Mannschaftssport:<br />
„Alle Beteiligten haben ihren Anteil daran <strong>und</strong> es ist keiner<br />
auszuklammern oder hervorzuheben. Viele Verschneidungen<br />
gibt es zu Behörden, Fachplanern <strong>und</strong> Gewerken. Ungefähr<br />
50 Menschen lassen ein solches Projekt entstehen. Die<br />
externen Firmen zählen dabei mit zum Team: begleitende<br />
Ingenieure, Fachingenieure für Heizungstechnik, Klimatechnik,<br />
für Elektro, Statik, Prüfstatik etc.– sie alle sind Bestandteil<br />
der Mannschaft. „Jeder im Team kennt seine Aufgabe,<br />
die Ziele <strong>und</strong> Termine. Jeder bringt seinen Teil der Leistung.“<br />
Auch wenn CLEVER Architekten + Ingenieure im Raum<br />
<strong>Marsberg</strong> in den vergangen 45 Jahren mehr als 300 private<br />
Objekte fertiggestellt hat, liegt der Fokus des Büros nach wie<br />
vor im Industriebau. Hier geht es um Aufgabenstellungen,<br />
die auch unter marktwirtschaftlichen <strong>und</strong> betriebswirtschaftlichen<br />
Aspekten umgesetzt werden müssen. „Unsere Schwerpunkte<br />
sind nicht nur die vorausschauende Planung <strong>und</strong> Umsetzung<br />
des Bauwerks, sondern auch die Projektsteuerung <strong>und</strong><br />
das Planungsmanagement, wie z. B. die Übernahme der permanenten<br />
Kosten- <strong>und</strong> Terminkontrolle“, so Thimm Clever,<br />
der sowohl Architektur als auch Wirtschaftsingenieurwesen<br />
studiert hat.<br />
Mit klaren Einstellungen <strong>und</strong> der passenden Umsetzung sind<br />
die CLEVER Architekten + Ingenieure schon seit fast fünf<br />
Jahrzehnten erfolgreich: „Über jedes Projekt lassen wir eine<br />
individuelle hohe Detailtreue <strong>und</strong> Detailplanung laufen. Man<br />
definiert sich ausschließlich über die Qualität des gesamten<br />
Projektes“, betont Thimm Clever. „Ob wir da besser sind als<br />
viele andere? Ja, denke ich schon.“ ■<br />
Projekt Kunststoff-Technik Kuhn, Büroerweiterung II<br />
Projekt Ritzenhoff AG, Showroom<br />
Projekt ALDI Nord, Baunatal<br />
Clever Architekten + Ingenieure<br />
Gansauweg 118<br />
34431 <strong>Marsberg</strong><br />
Tel.: 02992 8481<br />
https://clever-architekten.de/
In <strong>Brilon</strong> flogen früher Skispringer durch die Lüfte<br />
IM STURZFLUG DEN<br />
POPPENBERG HINUNTER<br />
Sonja Nürnberger<br />
S. Droste<br />
Die Skischanze im Jahre 1953<br />
70 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Der <strong>Winter</strong>sport<br />
gehört ungefähr<br />
genauso zum<br />
Sauerland wie seine<br />
1000 Berge. Denkt man<br />
an Skispringen sieht<br />
man direkt die Schanzen<br />
in <strong>Winter</strong>berg oder<br />
<strong>Willingen</strong> vor sich. Dass<br />
in früheren Zeiten aber<br />
auch in <strong>Brilon</strong> Menschen<br />
auf Skiern durch die Luft<br />
flogen, daran erinnern sich nur<br />
noch Wenige.<br />
Das Skilaufen nahm vermutlich 1889 seinen<br />
Anfang im Sauerland, zunächst nur als Langlauf <strong>und</strong> zur<br />
reinen Fortbewegung, dann kamen das Alpine Skilaufen<br />
<strong>und</strong> das Skispringen hinzu. Eine Vorreiterrolle hatte dabei<br />
wohl <strong>Winter</strong>berg, das prädestiniert für den <strong>Winter</strong>sport war.<br />
Aber auch in <strong>Brilon</strong> tat sich etwas: 1910 wurde gemeinsam<br />
mit dem Skiclub <strong>Willingen</strong> auch der Skiclub <strong>Brilon</strong> gegründet.<br />
Immer mehr Sportler zog es damals zum Hellhohl, dessen<br />
Gelände beste Voraussetzungen zum Skispringen bot.<br />
Nachdem zunächst zwei Naturschanzen genutzt wurden, erbaute<br />
der Skiclub im Jahr 1933 eine richtige Sprungschanze.<br />
Um gleichzeitig etwas für den Tourismus zu tun, wurde ein<br />
Aussichtsturm gebaut, auf dessen halber Höhe der Anlauf<br />
für die Skispringer montiert wurde. Die besten Springer<br />
aus der Umgebung <strong>und</strong> sogar finnische Studierende, die im<br />
Sauerland zu Gast waren, ließen es sich nicht nehmen, die<br />
Schanze zu testen.<br />
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war der Turm jedoch<br />
baufällig <strong>und</strong> wurde nicht wieder aufgebaut. Erst mit der<br />
Errichtung eines vereinseigenen Skiliftes Anfang der 60er<br />
Jahre wurde ein dritter Schanzenneubau geplant. Das Skispringen<br />
erlebte noch einmal einen Aufschwung. Seit dreißig<br />
Jahren liegt die Schanze jedoch brach – nicht zuletzt<br />
aufgr<strong>und</strong> des sich verändernden Klimas.<br />
Eine Holzskulptur namens Severin<br />
Hildegard Schneider erinnert sich noch gut an die letzte Skischanze,<br />
von der heute nur noch ein paar Überreste zu sehen<br />
sind. Die geborene <strong>Brilon</strong>erin<br />
half als kleines<br />
Mädchen beim Aufbau:<br />
„Obwohl ich früher<br />
selbst nie springen<br />
durfte, weil ich ein<br />
Mädchen war, habe<br />
ich auch noch immer<br />
eine Verbindung zu<br />
dieser Schanze.“ Heute<br />
geht sie regelmäßig auf<br />
dem Poppenberg joggen<br />
<strong>und</strong> nicht nur einmal wurde<br />
sie darauf angesprochen, was es<br />
denn mit den verfallenen Mauerresten<br />
auf sich hat. „Ich fand, dass, hier Aufklärung<br />
nötig war <strong>und</strong> so kam ich auf die Idee, eine<br />
Skulptur aufstellen zu lassen, die an die Vergangenheit dieses<br />
Ortes erinnern sollte.“ Im Namen des Skiclubs bemühte sie<br />
sich um Fördergelder aus einem LEADER-Projekt, bekam<br />
diese <strong>und</strong> beauftragte den Züschener Bildhauer Georg Steden,<br />
der Holzskulpturen herstellte. Es sollte ein hockender<br />
Skispringer nach kurz vor dem Absprung werden, damit der<br />
ursprüngliche Zweck der Anlage leicht erkennbar war. Das<br />
Ganze nacheinem Entwurf von Gerd Schlecking. Gleichzeitig<br />
war er eine schöne Ergänzung für den Landschaftstherapeutischen<br />
Weg, der seit 2016 durch das Tal führt.<br />
Der Severin<br />
vom Poppenberg<br />
„Severin“, so taufte Hildegard Schneider den Skispringer im<br />
roten <strong>und</strong> blauen Skianzug <strong>und</strong> besuchte ihn von nun an regelmäßig<br />
auf ihren Touren. Doch an Pfingsten dieses Jahres<br />
machte sie eine traurige Entdeckung: Die Skulptur war Opfer<br />
von Vandalismus geworden <strong>und</strong> teilweise zerstört. „Ich<br />
streichelte Severin über den Kopf <strong>und</strong> versprach, alles zu<br />
tun, um ihm zu helfen.“ Der Künstler kam noch am selben<br />
Tag vorbei <strong>und</strong> schaute sich den unglücklichen Skispringer<br />
an. Nach einigen Reparaturarbeiten <strong>und</strong> einem neuen Anstrich<br />
steht „Severin“ nun wieder an Ort <strong>und</strong> Stelle <strong>und</strong> freut<br />
sich über viele fre<strong>und</strong>liche Besucher. ■<br />
Altes Foto: Willi Kampf / Lizenzinhaber: SteveK, CC BY-<br />
SA 4.0 , via Wikimedia Commons<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 71
DAS<br />
VERSUNKENE<br />
SCHLOSS (WILLINGEN)<br />
Zwischen Usseln <strong>und</strong> <strong>Willingen</strong>, in Brocken Bruche auf einem Hügel,<br />
da hat vor alten Zeiten ein Schloss gestanden. Die Leute, die darin<br />
wohnten, sind so reich gewesen, dass die Pferde goldene Ketten <strong>und</strong><br />
goldene Hufeisen hatten. Da sie aber den Armen nichts gaben, so ist das<br />
Schloss in einen Brunnen versunken, so tief, man mit einem Heubaume nicht<br />
auf den Gr<strong>und</strong> kommen kann. Noch jetzt hört man mitunter dort Hähne<br />
krähen. ■<br />
Aus: Volksüberlieferungen aus dem Fürstenthum Waldeck von Louis<br />
Friedrich Christian Curtze<br />
72 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Der Buiterling<br />
GENDERN<br />
IM SAUER-<br />
LAND<br />
Sabina Butz<br />
Anke Kemper<br />
Ein Buiterling bezeichnet im Sauerland einen Zugezogenen,<br />
jemand, der nicht aus dem Ort stammt, wobei die<br />
Entfernung überhaupt keine Rolle spielt, das können<br />
ein paar oder h<strong>und</strong>erte Kilometer sein. Gendergerecht müsste<br />
ein weiblicher Buiterling vielleicht Buiterlingine heißen? Den<br />
Ausdruck gibt es aber im Sauerland nicht, <strong>und</strong> das scheint auch<br />
offensichtlich niemanden zu stören. Während alle Welt sich lautstark<br />
<strong>und</strong> nicht immer auf Anhieb verständlich um Gendergerechtigkeit<br />
bemüht, fragt man sich doch, was es mit dem Gendern<br />
im HSK auf sich hat?<br />
Der Sauerländer an sich ist für „klare Kante“, also<br />
kurz, knapp, präzise, keine sprachlichen Schnörkel<br />
<strong>und</strong> Verrenkungen. Der Buiterling ist ja nun auch<br />
nicht unbedingt ein Kosewort. Deshalb sollen die<br />
Frauen doch zufrieden sein, dass sie nicht auch noch<br />
extra „diskriminiert“ werden. Dasselbe gilt auch für<br />
den Verbrecher, den Mörder, den Kidnapper <strong>und</strong> den<br />
Erpresser. Wenn die Männer da gender-zickig wären,<br />
würden die Frauen sich noch w<strong>und</strong>ern.<br />
Auch wenn der Duden Gästin legalisiert hat, gebraucht es<br />
hier kaum jemand. Das hängt aber nicht mit der Ablehnung<br />
gendergerechter Sprache, sondern eher mit der Wortkargheit<br />
oder dem zur Bequemlichkeit neigenden Pragmatismus der<br />
Sauerländerinnen <strong>und</strong> Sauerländer zusammen.<br />
Ganz abgelehnt werden die vermeintlich feminisierten Adjektive:<br />
Fre<strong>und</strong>lich muss nicht durch fre<strong>und</strong>inlich gendergerecht<br />
ergänzt werden. Bei manchen Substantiven, wie z.B. Benutzerhandbuch<br />
soll es sogar Frauen geben, die ein solches Buch<br />
mit sieben Siegeln gern den Männern überlassen. Für Meschede<br />
könnte man jedoch vielleicht eine gendergerechtere Kneipenbenennung<br />
ins Auge fassen: Kotthoffs Theodora oder Zur<br />
schwarzen Petra klingen doch auch richtig gut, wobei wir die<br />
schwarze Petra vielleicht vorsichtshalber als farbenfrohe Petra<br />
bezeichnen sollten, um nicht gleich in das nächste Fettnäpfchen<br />
zu treten? ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 73
Die Ortsnamen der Gemeinde <strong>Diemelsee</strong><br />
Bis Ende des 7. Jahrh<strong>und</strong>erts war in der Region der<br />
heutigen Gemeinde <strong>Diemelsee</strong> der Sachsenstamm<br />
der Engern ansässig. Wie es zur Entwicklung der<br />
Ortsnamen kam, ist meist nicht mehr festzustellen.<br />
Dies konnten wir für Sie herausfinden:<br />
Christel Zidi<br />
Adorf<br />
Erstmals erwähnt 1120. Orte, die mit dem Bindewort<br />
a, ahe, aha gebildet werden, liegen an einem<br />
Fluss oder Gewässer. Bei Adorf ist es die Rhene.<br />
Benkhausen<br />
1072 erstmals erwähnt als Beigenchusun. Namensdeutung:<br />
Siedlung, in der die Leute des Beo wohnen.<br />
Deisfeld<br />
Der alte Name disfelde wurde 1302 erstmals<br />
erwähnt. Lt. Etymyologen könnte der Ortsname als<br />
„tiefes Feld“ gedeutet werden<br />
Flechtdorf<br />
Ersterwähnung 826 als fliathorpe. Der Ortsname kommt<br />
von Flat oder Fleet, womit ein feuchter Talgr<strong>und</strong> bezeichnet<br />
wird.<br />
Giebringhausen<br />
Erstmals 1168 erwähnt als Gevardinchusen.
Heringhausen<br />
1043 wird “Herdinghusen” erwähnt<br />
Ottlar<br />
Rhenegge*<br />
Aus dem Begriff Reney entstand Rhenegge. Auf der ältesten<br />
Fahne der Schützengesellschaft aus dem Jahre 1726 findet<br />
sich noch der Name RENEY. Die niederdeutsche Bezeichnung<br />
„ney“ bedeutet „neu“. Die Herleitung vom Ausdruck<br />
„Egge“ (= langgestreckte Hügelkämme bzw. Bergrücken)<br />
scheint wenig wahrscheinlich. Der Bachname Rhene soll<br />
keltischen Ursprungs sein.<br />
1281 erstmals als Otterlare erwähnt<br />
Schweinsbühl<br />
Scanesbuele zu Anfang des 11. Jahrh<strong>und</strong>erts so erwähnt.<br />
Stormbruch<br />
Sturibrock, in (1052)<br />
Sudeck<br />
Zum ersten Mal 1141 genannt unter dem Namen Sudwich<br />
Vasbeck<br />
Wirmighausen<br />
Erstmals 1101 wurde der Ort als Winemarinchus erwähnt, in<br />
den Regesten des Kölner Erzbischofs 1194 als Wynnemarinkusen.<br />
Vermutliche Deutung: “Bei den Häusern des Wennemar”.<br />
Eine frühe Ortsbezeichnung war Wennemaringhusen,<br />
eventuell nach dem Gründer Wennemar benannt.<br />
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung<br />
(1108) von Vasbeck erfolgte unter dem Namen<br />
Fassenbike<br />
Foto: Jürgen Eckert | Am Gipfelkreuz Muffert<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 75
<strong>Brilon</strong>er Seniorinnen bringen das Parkett zum Beben<br />
“Der Körper bleibt<br />
geschmeidig, der Kopf<br />
hat eine Menge zu tun”<br />
Sonja Nürnberger<br />
S. Droste<br />
Direkt an der Altenbürener Straße liegt die AWO<br />
<strong>Brilon</strong>. Geradeaus durch die Tür, den Flur hinunter,<br />
da hört man sie schon: ein fröhliches<br />
Stimmengewirr, das Klappern von Kaffeetassen auf Untersetzern.<br />
An den Tischen sitzen zwölf ältere Damen, unterhalten<br />
sich angeregt, lachen <strong>und</strong> stimmen sich langsam auf<br />
ihr Training ein. Denn gleich wird getanzt.<br />
„Die alten Zeiten vorübergleiten<br />
Da draußen wogt die Nacht<br />
Und immer wieder sing’n wir die Lieder<br />
Die uns so froh gemacht.“<br />
Die Stimme von Heino <strong>und</strong> fröhliches Pfeifen tönen durch den<br />
kleinen Saal. „Vor Hände, rück Hände, vorwärts gehen <strong>und</strong><br />
rechts – <strong>und</strong> drehen. Eins, zwei, drei, vier – vor Hände, rück<br />
76 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Hände …“, Monika Gründer gibt im Rhythmus zur Musik Anweisungen.<br />
„Ich mache das jetzt bald seit zehn Jahren, dabei bin<br />
ich aber schon seit 16 Jahren“, erzählt sie. „Ich habe immer gerne<br />
mit meinem Mann getanzt <strong>und</strong> als das nicht mehr ging, habe<br />
ich mich diesem Tanzkreis angeschlossen. Der wurde bereits<br />
vor 35 Jahren hier in der AWO gegründet.“ Jeden Donnerstag<br />
treffen sich die zwölf Frauen zum Tanzen – <strong>und</strong> anschließend<br />
zu Kaffee, Kuchen <strong>und</strong> Plaudereien. „Alles seniorengerecht“,<br />
sagt sie mit einem Augenzwinkern. „Männer machen leider<br />
keine mit – die trauen sich nicht.“<br />
Getanzt wird nach vorgegeben Choreografien oder sie denken<br />
sich selber welche aus. Zunächst langsam, Schritt für Schritt,<br />
bis die Reihenfolge <strong>und</strong> die Übergänge sitzen. Dann kommt die<br />
Musik dazu. Immer mal wieder verliert jemand den Takt, ver-<br />
„Wenn wir hier sind <strong>und</strong> zusammen<br />
tanzen dann sind wir noch<br />
einmal richtig jung.“<br />
Die flotten Tänzerinnen aus <strong>Brilon</strong><br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 77
gisst doch einen Tanzschritt, aber das ist nicht schlimm. Weiter<br />
geht’s <strong>und</strong> in der nächsten R<strong>und</strong>e läuft es schon viel flüssiger.<br />
“Der Körper bleibt geschmeidig,<br />
der Kopf hat eine Menge zu tun”<br />
„Wir tanzen eigentlich alles: Walzer, manchmal auch Tango<br />
oder Kreistänze. Auch eine Art Line Dance, das nennt sich bei<br />
uns Blocktanz, weil der eigentliche Line Dance für uns etwas zu<br />
schnell ist.“ Monika Gründer ist mit 72 Jahren die Jüngste, die<br />
älteste Teilnehmerin kann 87 Jahre vorweisen. Ein stolzes Alter.<br />
Aber Tanzen hält ja auch fit. „Es hält uns jung. Nicht nur der<br />
unserer Zeit. Wenn wir hier sind <strong>und</strong> zusammen tanzen, dann<br />
sind wir noch einmal richtig jung.“<br />
Ein neues Lied beginnt, neue Tanzschritte. Ein Walzer. Monika<br />
Gründer ist jetzt wieder voll in ihrem Element. „Und: Eins,<br />
zwei – durchfassen, vor – wenden, rück – wenden, vier Schritte<br />
gehen <strong>und</strong> – vier Schritte drehen!“ ■<br />
Körper bleibt geschmeidig, auch der Kopf hat eine Menge zu<br />
tun, denn die Tanzschritte wollen eingeprägt <strong>und</strong> koordiniert<br />
werden“, bestätigt die Seniorin. „Es ist wichtig im Alter beides<br />
zu trainieren – Körper <strong>und</strong> Geist.“ Tanzen sorgt für ein höheres<br />
Konzentrationsvermögen, trainiert das Langzeitgedächtnis <strong>und</strong><br />
reduziert Stress. Wer tanzt, tanzt sich ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> glücklich.<br />
Sogar gemeinsam aufgetreten sind die Frauen schon <strong>und</strong> einmal<br />
im Jahr fahren die Tänzerinnen auch als Gruppe in den<br />
Urlaub. „Wir haben Spaß zusammen <strong>und</strong> machen das Beste aus<br />
78 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
ALTER<br />
NEU<br />
JAHRS<br />
BRAUCH<br />
Rezept Plattenkuchen:<br />
Zutaten für den Teig:<br />
220 ml Milch<br />
1 Würfel Hefe<br />
Ca. 500 g Mehl<br />
100 g Zucker<br />
1 P. Vanillezucker<br />
80 g weiche Butter<br />
1 Becher Crème fraîche<br />
1 Ei (Gr. M)<br />
1 Prise Salz<br />
Zutaten für die Streusel:<br />
150 g kalte Butter in kleinen Stückchen<br />
150 g Zucker<br />
300 g Mehl<br />
Mark einer Vanilleschote <strong>und</strong>/oder 1 TL Zimt<br />
eine Prise Salz<br />
In<br />
der Neujahrsnacht macht<br />
der Nachtwächter die R<strong>und</strong>e<br />
durch das ganze Dorf<br />
<strong>und</strong> bläst <strong>und</strong> singt jedem Hause das<br />
Neujahr an nebst den entsprechenden<br />
Wünschen <strong>und</strong> holt sich am Nachmittage<br />
darauf sein Trinkgeld, wobei er<br />
außerdem so reichlich mit Waffel –<br />
<strong>und</strong> Plattenkuchen bedacht wird, das<br />
er schließlich damit in den Taschen<br />
<strong>und</strong> auf der Brust unter dem Rock<br />
förmlich ausgepolstert ist.<br />
(Aus „Das Sauerland <strong>und</strong> seine Bewohner“<br />
von F. W. Grimme)<br />
Zubereitung:<br />
Milch in einem Topf erwärmen (max.<br />
40 Grad). In eine Schüssel geben, den<br />
Hefewürfel hinein bröseln, einen EL<br />
Zucker dazu, verrühren.<br />
500 g Mehl in eine große Rührschüssel<br />
geben, in die Mitte eine Vertiefung machen,<br />
Hefemilch hineingießen, etwas<br />
Mehl darüber. Die Schüssel mit einem<br />
Tuch abdecken <strong>und</strong> ruhen lassen, bis<br />
die Hefe leicht aufgegangen ist. Dann<br />
Vanillezucker, Butterwürfel, das Ei sowie<br />
eine Prise Salz dazu geben. So lange<br />
kneten, bis ein elastischer Teig entsteht,<br />
der sich leicht vom Schüsselrand löst.<br />
Evtl. Mehl zugeben.<br />
Anschließend den Teig auf einer<br />
mit Mehl bestreuten Unterlage<br />
durchkneten, zur Kugel formen.<br />
In eine Schüssel geben,<br />
Frischhaltefolie <strong>und</strong><br />
Geschirrtuch darauf<br />
legen <strong>und</strong> solange<br />
ruhen lassen, bis<br />
sich das Volumen<br />
verdoppelt hat<br />
(ca. 1,5 St<strong>und</strong>en).<br />
Den Teil noch<br />
einmal leicht<br />
du rc h k neten,<br />
dann auf einem<br />
eingefetteten oder<br />
mit Backpapier ausgelegten Backblech<br />
ausrollen. Noch einmal 30 Minuten<br />
gehen lassen.<br />
Den Backofen auf 180 Grad vorheizen.<br />
In dieser Zeit die Streusel zubereiten:<br />
Butterstückchen mit Mehl, Zucker,<br />
Salz <strong>und</strong> Vanilleschote bzw. Zimt verkneten.<br />
Mit den Händen zu Streuseln<br />
formen. Nicht zu lange kneten, damit<br />
die Butter nicht schmilzt.<br />
Crème Fraîche glattrühren <strong>und</strong> vorsichtig<br />
auf dem Hefeteig verstreichen. Dann<br />
die Streusel darauf verteilen. 30 Minuten<br />
backen, bis die Streusel eine goldene<br />
Farbe haben. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 79
EIN STERN LÄSST<br />
DAS DORFLEBEN<br />
LEUCHTEN<br />
TuS Petersborn-Gudenhagen<br />
gewinnt Preis für Hilfsprojekt<br />
Andreas Melliwa<br />
sabrinity<br />
Andreas Droß mit der Auszeichnung<br />
Die Coronakrise hat die Menschen wieder mehr<br />
zusammengeführt – klingt nach einem Satz aus der<br />
Küchentisch-Philosophie, hat aber in <strong>Brilon</strong>-Gudenhagen/Petersborn<br />
tatsächlich funktioniert. Als vor eineinhalb<br />
Jahren der Komplett-Lockdown das Alltagsleben auch hier<br />
drastisch runterfuhr, gingen einige Bewohner von Petersborn<br />
<strong>und</strong> Gudenhagen mit dem Hilfsprojekt „Gemeinsam sind wir<br />
stark – volle Pulle für das Dorf“ an den Start. Federführend<br />
waren der Sportverein TuS Petersborn/Gudenhagen <strong>und</strong> sein<br />
Vorsitzender Andreas Droß. Für sein Engagement hat der Verein<br />
nun auf Kreisebene den dritten Platz bei der Aktion „Sterne<br />
des Sports“ belegt – ein Wettbewerb des Deutschen Olympischen<br />
Sportb<strong>und</strong>s mit der Volksbank Sauerland.<br />
„Mit dem Lockdown waren viele aus dem Dorf plötzlich wie<br />
ausgeschlossen,“ erzählt der 1. Vorsitzende des TuS Petersborn-<br />
Gudenhagen, Andreas Droß, „wir haben uns dann spontan<br />
überlegt, wie wir all denen helfen können, die jetzt völlig allein<br />
sind oder sich nicht mehr selbst versorgen können.“ Einkaufen,<br />
Fahrten zum Arzt oder zur Apotheke war für einige<br />
Petersborner <strong>und</strong> Gudenhagener so gut wie unmöglich geworden.<br />
Andreas Droß trommelte zusammen mit dem Ortsvorsteher<br />
Wolfgang Diekmann die Vertreter der Vereine <strong>und</strong><br />
weitere freiwillige Helfer zusammen, schon bald entstand eine<br />
„Helfer-WhatsApp-Gruppe“ mit r<strong>und</strong> 40 Mitgliedern. Diese<br />
Führungscrew konnte dann im Laufe der Zeit auf einen immer<br />
größeren Pool von freiwilligen Helfern zurückgreifen, die<br />
mit der bestehenden Dorf-WhatsApp angefunkt wurden, wenn<br />
Hilfe benötigt wurde.<br />
Hilfe von Haus zu Haus funktioniert<br />
Als es losgehen konnte, war Andreas Droß aber trotzdem überrascht<br />
– weil viele der erwarteten Hilferufe ausblieben. An der<br />
Werbetrommel konnte es nicht liegen, die hatten sie kräftig gerührt.<br />
Klar ging’s einmal über Facebook <strong>und</strong> Instagram, aber<br />
auch per Wurfsendung in jeden Haushalt <strong>und</strong> per Plakate an<br />
den markanten Stellen des Ortes ging die Info rum.<br />
80 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
„Im Nachhinein ist das ja ein gutes Zeichen“, meint Andreas<br />
Droß, „zeigt es doch, dass es bei uns noch direkte Nachbarschaftshilfe<br />
gibt <strong>und</strong> auch in vielen Häusern noch mehrere Generationen<br />
unter einem Dach leben. Die haben die Hilfe ganz<br />
selbstverständlich unter sich organisiert, ohne uns.“ Trotzdem<br />
blieb noch genügend Arbeit übrig. „Das Entscheidende war<br />
doch, dass wir über die Aktion „Volle Pulle für das Dorf“ wieder<br />
mehr zueinander gef<strong>und</strong>en haben!“ sagt Christian Rasche,<br />
Kassierer beim TuS Petersborn-Gudenhagen <strong>und</strong> ist trotzdem<br />
mehr als zufrieden.<br />
Werbung für die Vereine vor Ort<br />
Die spontane Coronahilfe vor Ort lag Andreas Droß zweifellos<br />
am Herzen, aber er wollte auch für seinen Sportverein, den TuS<br />
Petersborn-Gudenhagen werben. „Da bin ich ganz ehrlich,“<br />
sagt er mit einem leichten Grinsen, „wir haben zwar knapp 350<br />
Mitglieder, neben der Fussball-Abteilung auch eine richtig erfolgreiche<br />
Tischtennisabteilung, aber es könnte sich mehr bewegen.<br />
„Dabei bieten wir <strong>und</strong> die übrigen Vereine vor Ort so viel<br />
mehr, was über das reine Vereinsleben hinausgeht!“ sagt Andreas<br />
Droß <strong>und</strong> macht auch Werbung für den Heimat-<strong>und</strong><br />
Schützenverein, den Bürgerwaldverein, die Caritas <strong>und</strong> die<br />
KfD (Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands), die sich<br />
ebenfalls in Petersborn-Gudenhagen engagieren.<br />
Neue Pläne für die ev. Kirche <strong>und</strong> Gemeindezentrum<br />
Dem Schwung <strong>und</strong> Elan der Corona-Hilfsaktion „Gemeinsam<br />
sind wir stark – volle Pulle für das Dorf“ wollen die Petersborner<br />
<strong>und</strong> Gudenhagener nun eine längerfristige Perspektive<br />
geben. Der dritte Platz bei der b<strong>und</strong>esweiten Aktion „Sterne<br />
des Sports“ ist da das perfekte F<strong>und</strong>ament. Damit die Dorfgemeinschaft<br />
noch enger zusammenwächst, soll in der Ortsmitte<br />
ein sozialer Treffpunkt entstehen. Als Dreh-<strong>und</strong> Angelpunkt<br />
bietet sich die evangelische Kirche an. Es war bekannt, dass die<br />
Kirche aus wirtschaftlichen Gründen entweder verkauft oder<br />
sogar abgerissen werden sollte.<br />
Das kam für die Bewohner des Ortes aber nicht in Frage. Es<br />
sollte dort etwas Gutes <strong>und</strong> Neues entstehen. Als buchstäblicher<br />
Segen hat sich dabei die Unterstützung durch die evangelische<br />
Kirche herausgestellt. Moderiert von der Regionalpfarrerin Kathrin<br />
Koppe-Bäumer wird jetzt ein alternatives Nutzungskonzept<br />
für die Kirche samt Gemeindezentrum „Albert Schweitzer“<br />
erarbeitet.<br />
Da sind spannende Ideen dabei: so könnte der Kirchenbereich,<br />
in dem jetzt noch die Bankreihen stehen, durch Glaswände abgetrennt<br />
werden. Leergeräumt würde so Platz für verschiedenste<br />
Veranstaltungen entstehen. Der Raum drumrum böte sich<br />
dann zum Beispiel für Kunstausstellungen an. Oder als einfaches<br />
Hostel für Wanderer oder Biker. Neben der Kirche ist auch<br />
Ortsansicht Gudenhagen-Petersborn<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 81
„Wir haben über „Volle Pulle für das<br />
Dorf “ wieder mehr zueinander<br />
gef<strong>und</strong>en“ (Christian Rasche)<br />
ein kompletter Neubau für betreutes Wohnen oder als speziell<br />
konzipierter Wohnraum für Alleinerziehende im Gespräch. Im<br />
Gemeindezentrum „Albert Schweitzer“ soll Gastronomie einziehen,<br />
zum Beispiel eine Gaststätte oder Dorfcafé.<br />
Die evangelische Kirche<br />
Nun müssen nur noch die geeigneten Investoren gef<strong>und</strong>en<br />
werden, Anfragen hat es schon gegeben. All das können einzelne<br />
Bürger oder ein einzelner Verein nicht stemmen. „Unser<br />
Ziel ist ein Dorfverein, in den alle eintreten können, die sich<br />
für Peterborn/Gudenhagen engagieren möchten, wie <strong>und</strong> in<br />
welcher Form auch immer,“ wirft Andreas Droß einen Blick<br />
in die Zukunft. Außerdem nimmt Petersborn-Gudenhagen<br />
am geförderten LEADER-Pilot-Projekt „Wir sind Digital-<br />
Dorf“ teil. Sie sind auf einem langem Weg, geführt von einem<br />
guten Stern… ■<br />
Es wird fleißig gebaut in Gudenhagen-Petersborn<br />
82 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Anzeige<br />
EIN ATTRAKTIVER ARBEITSPLATZ<br />
FÜR AZUBIS<br />
Paul Senske<br />
Philipp Nolte<br />
Das Unternehmen Paul Witteler GmbH & Co. KG<br />
mit den Mercedes-Standorten <strong>Brilon</strong>, <strong>Winter</strong>berg,<br />
Frankenberg ist ein renommiertes, in der Region<br />
fest verankertes Autohaus, Mitglied der <strong>Brilon</strong>er „Big Six“<br />
<strong>und</strong> legt großen Wert auf die Ausbildung seiner künftigen<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter. „Die Ausbildung spielt<br />
bei uns eine enorm wichtige Rolle“, sagt Thomas Skoczylas,<br />
der Koordinator Ausbildung im Unternehmen. „Azubis zu<br />
finden, wird allerdings immer schwieriger, das ist offensichtlich<br />
ein generelles Problem in den handwerklich-technischen<br />
Berufen. Einige Azubis haben uns zudem nach dem Abschluss<br />
ihrer Ausbildung verlassen, um sich weiterzubilden.“<br />
Auch das Interesse möglicher Praktikanten sei spürbar geringer<br />
geworden, so Skoczylas. „Ein Praktikum bietet eine gute<br />
Gelegenheit, den Beruf kennen- <strong>und</strong> schätzen zu lernen.<br />
zehn Azubis in der PKW- <strong>und</strong> LKW-Werkstatt. Am Standort<br />
<strong>Winter</strong>berg ist ein „wissbegieriger“ Azubi aus der Volksrepublik<br />
China beschäftigt.<br />
Große Probleme hat Witteler Auszubildende für die Lackiererei<br />
zu finden. Derzeit lernt dort nur ein Auszubildender. „Das ist<br />
natürlich viel zu wenig“, betont Friedhelm Fehst, der Leiter der<br />
Lackiererei <strong>und</strong> für die Ausbildung zuständig. „Dabei bietet die<br />
Lackiererei ein attraktives, umfangreiches <strong>und</strong> anspruchsvolles<br />
Arbeitsfeld.“ Unfallgeschädigte Teile der Oberfläche des Fahrzeugs<br />
wieder so herzustellen, wie sie vorher war, ist die zentrale<br />
Aufgabe dieser Werkstatt. „Vorbereitende <strong>und</strong> begleitende Arbeiten<br />
wie Gr<strong>und</strong>ieren, Spachteln, Schleifen, Farbtöne mischen sowie<br />
Abdecken bzw. Abkleben r<strong>und</strong>en das Tätigkeitsfeld ab.“ ■<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der „zukunftsträchtigen technischen Umbruchphase“<br />
der Automobilbranche ist der Bedarf an künftigen<br />
Mechatronikern für PKWs <strong>und</strong> Nutzfahrzeuge (LKWs) groß<br />
<strong>und</strong> bietet sichere Arbeitsplätze bei Witteler mit seinen derzeit<br />
ARRIERE<br />
r<strong>und</strong> 150 Beschäftigten <strong>und</strong> seinem „guten Arbeitsklima“. Zudem<br />
- so Skoczylas - gehen mittelfristig fünf erfahrene Mitarbeiter<br />
in den Ruhestand. „Auszubildende haben an unseren Standorten<br />
glänzenden Perspektiven.“ Derzeit lernen <strong>und</strong> arbeiten jeweils<br />
N BRILON<br />
Paul Witteler GmbH & Co KG. | Möhnestraße 54 | D-59929 <strong>Brilon</strong><br />
Telefon: 0 29 61 / 74 04 - 0 | Telefax: 0 29 61 / 50 37 - 8 | info@witteler-automobile.de<br />
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Hier geht’s zum Video:
Weihnachtsdecken –<br />
aus Waldecker Spinnstuben<br />
In der Spinnstube<br />
Christel Zidi<br />
W<br />
as wäre das Weihnachtsessen ohne festlich<br />
geschmückte Tafel? Selbst Tischdecken-Muffel<br />
müssen lobend anerkennen, dass der Anblick<br />
von Omas Damasttischdecke – frisch gestärkt <strong>und</strong> gemangelt<br />
– die feierliche Stimmung zusätzlich hebt. Wo das<br />
gute Stück vor langer Zeit gefertigt wurde, lässt sich jetzt<br />
kaum noch feststellen? Vielleicht war es sogar an einem der<br />
Webstühle in der alten Grafschaft Waldeck ...<br />
Ein bronzener Leinenhändler steht an der Waldecker Straße<br />
in <strong>Willingen</strong>. Er erinnert an die Zeit, als der Leinenhandel<br />
noch die Haupteinnahmequelle des Ortes war. Hans-Herbert<br />
Kesper, Vorsitzender des Heimat- Kultur- <strong>und</strong> Geschichtsvereins<br />
<strong>Willingen</strong> kennt sich in der Heimatgeschichte bestens aus<br />
<strong>und</strong> weiß, „dass es die Wanderhändler in <strong>Willingen</strong> schon im<br />
Mittelalter gab. Man hat mit Eisen gehandelt. In der Epoche<br />
‚Hammer- <strong>und</strong> Hüttenwesen’ hat man schmiedbares Eisen erzeugt<br />
<strong>und</strong> das Roheisen wurde nach außen verkauft. Nach<br />
dem Erliegen des Hammer- <strong>und</strong> Hüttenwesens wurde der<br />
Wanderhandel - <strong>und</strong> zwar speziell der Leinenhandel (Linnenkerle)<br />
- für 100 Jahre der absolute Schwerpunkt, die Einnahmequelle.<br />
Zunächst waren es gesponnene Wollwaren, später<br />
<strong>und</strong> dann aber fast nur noch Leinenhandel.”<br />
Heimat-, Kultur <strong>und</strong> Geschichtsverein <strong>Willingen</strong><br />
Reine Frauenarbeit<br />
Das Leinen wurde aus Flachs gewonnen, der im Sauerland<br />
<strong>und</strong> im Waldecker besonders gut gedieh. Bis aus Flachs aber<br />
Stoff entstand, war viel Arbeit, Mühe <strong>und</strong> das Wissen um die<br />
richtige Verarbeitung nötig. Mit der Hand wurden die Flachspflanzen<br />
samt Wurzeln aus dem Boden gezogen, später die getrockneten<br />
Stengel für den “Gärvorgang” auf dem Feld ausgebreitet<br />
<strong>und</strong> bis zu vier Wochen lang alle zwei Tage gewendet.<br />
Erst wenn der Pflanzenleim gelöst, die Holz- <strong>und</strong> Rindenteile<br />
mürbe waren, konnten die Fasern vom Stroh getrennt werden.<br />
Dazu wurde das Flachsstroh mit einem Schlegel gebrochen<br />
<strong>und</strong> später gehechelt, also durch ein kammartiges, landwirtschaftliches<br />
Gerät gezogen. So aufbereitet kamen die Flachsfasern<br />
zu den Spinnerinnen, die aus den einzelnen Fasern<br />
Fäden spannen. Von der Aussaat des Flachs bis zum Weben<br />
lagen diese zeitaufwändigen Arbeiten fast ausschließlich in<br />
der Hand der Frauen.<br />
Aus dem Leinen wurden Tücher, Bettwäsche <strong>und</strong> Kleidung<br />
gefertigt. Manchmal wurde nicht nur einfaches Leinen, sondern<br />
auch besonders schönes. In <strong>Diemelsee</strong>-Benkhausen z. B.<br />
fertigte man früher “Tirtelei”: grobes, dicht gewebtes Material<br />
84 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Schwalefelder Frauen beim Flachsbrechen <strong>und</strong> -hämmern<br />
mit schönem Glanz: der Waldecker Damast. Es gab ihn auch<br />
mit Bildwerk, also eingewebten Pflanzen, Tieren <strong>und</strong> Ornamenten.<br />
Für die Niedersfelder war der Flachsanbau bis 1929 ein wichtiger<br />
Erwerbszweig. Auch in Meschede-Eversberg <strong>und</strong> Sichtigvor<br />
bei Warstein waren die Leinenweber noch lange aktiv,<br />
bis ins späte 19. Jahrh<strong>und</strong>ert hinein.<br />
Dann aber verdrängten andere Stoffe wie die Baumwolle das<br />
Leinen fast vollständig. Heute wird aus dem anspruchslosen<br />
Flachs vor allem Leinsamenöl <strong>und</strong> Leinsamen gewonnen, von<br />
besonders ernährungsbewussten Menschen vor allem wegen<br />
seiner ges<strong>und</strong>en Omega-3-Fettsäure geschätzt.<br />
Die Flachspflanze ist aber nicht nur sehr nützlich,<br />
sondern bietet mit ihren w<strong>und</strong>erschönen,<br />
blauen Blüten auch<br />
einen herrlichen Anblick.<br />
Nicht nur im <strong>Winter</strong>berger<br />
Raum, sondern auch<br />
im Waldeck´schen gab<br />
es viele Wanderhändler<br />
wie diesen Linnenhändler.<br />
■<br />
Quelle:<br />
Jubiläumsfestschrift<br />
925 Jahre<br />
Benkhausen<br />
Waldecker Linnenhändler<br />
Kein Flachs: Sportgeräte aus Flachs<br />
Erst in der jüngeren Zeit entdeckt man den Flachs als Rohstoff<br />
in der Textilverarbeitung zurück. Außerdem - kein Flachs –<br />
findet Flachs auch in der Autoindustrie Verwendung, denn er<br />
ist die beliebteste Zugabe für Naturverb<strong>und</strong>stoffe. Flachs ist<br />
sehr reißfest <strong>und</strong> leichter als Glasfasern. Zusammen mit Polymeren,<br />
entstehen dann auch z. B. hochwertige Helme <strong>und</strong><br />
Sportgerät aus der alten Nutzpflanze.<br />
Der Ausdruck “Mach keinen Flachs” geht<br />
wohl darauf zurück, dass die Frauen sich bei<br />
der anstrengenden <strong>und</strong> eintönigen Arbeit<br />
gern mal unterhielten, auch mal ein paar<br />
Scherze oder Späße machten.<br />
Tolle Geschenke im WortReich!<br />
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Wir freuen uns auf Sie!<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 85
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IN WEHRSTAPEL<br />
Ihr neues Badezimmer aus der Wohnraumgalerie<br />
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ür viele Eigenheim-Besitzer steht beim Thema<br />
Renovierung der Wunsch nach einem komfortableren,<br />
zeitgemäßen Badezimmer an vorderer Stelle.<br />
Ein ansprechendes Ambiente <strong>und</strong> hochwertige, aufeinander<br />
abgestimmte Badprodukte – der Traum vieler Sauerländer.<br />
Jetzt wird die Umsetzung dieses Traums leichter,<br />
denn in Meschede-Wehrstapel eröffnete kürzlich die<br />
Wohnraumgalerie.<br />
„Mit unseren neuen Ausstellungsräumen wollten wir etwas<br />
ganz Besonderes schaffen“, erzählt Daniel Hauke, Inhaber<br />
der Wohnraumgalerie. „Inzwischen sind alle Pläne umgesetzt<br />
worden <strong>und</strong> wir können voller Freude <strong>und</strong> Stolz die Türen für<br />
unsere K<strong>und</strong>en öffnen. Mit viel Sorgfalt, Sachverstand <strong>und</strong><br />
Liebe zum Detail haben wir ein Potpourri an Bad- <strong>und</strong> Bodenprodukten<br />
erstellt, um aus unseren guten Ideen realitätsnahe<br />
Vorstellungen in den Köpfen der Bauherren zu machen.“<br />
Neue Ideen bekommen durch 3D-Visualisierung<br />
„Richtig“, ergänzt Mitarbeiterin Claudia Fokkens. „Bei uns<br />
kann man nicht nur die neuesten Trends ansehen <strong>und</strong> die<br />
schönen Materialien befühlen, sondern sich auch von uns die<br />
verschiedenen Produkte ins eigene Badezimmer visualisieren<br />
lassen - natürlich in 3D. Es ist durchaus interessant, zu sehen,<br />
wie beispielsweise diese modernen Graffiti-Fliesen in Ihren<br />
Räumen wirken würden. Wer es lieber klassisch marmoriert<br />
oder einfarbig im Bad mag, wird überrascht sein, wie cool<br />
dazu eine Eyecatcher-Fliese als besonderer Akzent aussehen<br />
kann. Man kann so viele tolle Sachen machen!“<br />
Großraumfliesen – modern <strong>und</strong> beeindruckend<br />
Claudia Fokkens, die Bauwesen mit der Fachrichtung Einrichtungsberatung<br />
studiert hat, zeigt uns aber auch stolz die<br />
große Vielfalt der angesagten Großraumfliesen. „Die haben<br />
Maße von bis zu 270 x 120 cm <strong>und</strong> wirken allein schon aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer Dimension beeindruckend“, erklärt sie. „Natürlich<br />
sind unsere Mitarbeiter gut geschult für die Herausforderungen,<br />
die bei der Verlegung beachtet werden müssen.<br />
Wir bieten sowohl den kompletten Handwerker-Service an<br />
als auch den reinen Produktverkauf. Und sogar wer lediglich<br />
86 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
„Man kann so viele<br />
tolle Sachen machen“<br />
einen besonderen Fliesenkleber oder speziellen Fugen-Mörtel<br />
sucht, wird bei uns fündig.“<br />
Marie oder Carmen? Der Geschmack entscheidet!<br />
Während wir noch die verschiedenen Musterwände bestaunen,<br />
stehen wir plötzlich vor einladenden Badewannen. „Legen<br />
Sie sich ruhig mal hinein <strong>und</strong> erleben Sie die Gemütlichkeit“,<br />
rät die Beraterin <strong>und</strong> zeigt auf das moderne, freistehende<br />
Modell ‚Carmen‘. Doch vielleicht lockt uns die etwas altmodische<br />
Optik der Wanne ‚Marie‘ mit ihren Löwenfüßen <strong>und</strong><br />
historisch anmutenden, wenngleich technisch hochmodernen<br />
Armaturen noch etwas mehr? Eine Frage des Geschmacks!<br />
Hölzer aus dem Sauerland für natürliche Böden<br />
Auf eine langjährige Erfahrung blickt man bei Hauke auch<br />
auf das Angebot <strong>und</strong> den Einbau von Holzböden, nicht nur<br />
für Bäder, zurück. „Hier bei uns gibt es die besonderen Holzdielen<br />
<strong>und</strong> Parkett; meist direkt aus dem Sauerland“, informiert<br />
uns Daniel Hauke über die naturnahe Alternative zur<br />
Einrichtungsberaterin<br />
Claudia Fokkens<br />
Bodenfliese im Badezimmer. „Wer Wert auf gute Qualität<br />
<strong>und</strong> heimische Hölzer legt, ist bei uns immer richtig!“<br />
Haben wir Sie neugierig gemacht? Dann besuchen Sie die neue<br />
Ausstellung der Wohnraumgalerie in Meschede-Wehrstapel –<br />
oder informieren Sie sich gern vorab auf unserer Homepage ■<br />
Wohnraumgalerie<br />
Am Bahnhof 1<br />
59872 Meschede-Wehrstapel<br />
Telefon: 0291-95289-161<br />
Mail: info@wohnraumgalerie.de<br />
Web: www.wohnraumgalerie.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 87
Heiraten<br />
im Sauerland<br />
Am Tag deiner Hochzeit im Sauerland soll alles perfekt sein.<br />
Bei der Organisation einer Hochzeitsfeier solltest du allerdings<br />
einiges beachten. Du weißt nicht so recht, wo du bei der<br />
Hochzeitsplanung anfangen sollt? Wir haben die wichtigsten<br />
Punkte auf einen Blick für dich zusammengefasst:<br />
Vom Programm vor der Hochzeit über die Planung des großen<br />
Tages selbst bis hin zu Tipps für die Flitterwochen <strong>und</strong> Gastgeschenken<br />
nach der Hochzeit.<br />
Das Programm vor der Hochzeit <br />
Viele Paare stimmen sich bereits vor der Hochzeit auf ihren<br />
großen Tag ein. Doch auch Junggesellenabschied <strong>und</strong> Polterabend<br />
wollen gut organisiert sein.<br />
Junggesellenabschied <br />
Miete eine schicke Limousine, reserviere Plätze in einem angesagten<br />
Lokal oder lasse witzige T-Shirts für deinen Junggesellenabschied<br />
bedrucken. Feiere vor deiner Hochzeit noch<br />
einmal so richtig mit den besten Fre<strong>und</strong>en oder Fre<strong>und</strong>innen<br />
- ganz gemütlich, ausgelassen, einen ganzen Tag oder ein<br />
Wochenende lang.<br />
Der Polterabend <br />
Vor deiner Hochzeit soll ausgiebig gepoltert werden? Wie auch<br />
für die eigentliche Hochzeitsfeier ist eine passende Location<br />
für den Polterabend von Bedeutung: Ist sie zu groß, kommt<br />
nur schwer Stimmung auf <strong>und</strong> die Feier verläuft sich. Auch<br />
Platzmangel kann unangenehm sein <strong>und</strong> die Laune drücken.<br />
Mit professionell gestalteten Einladungskarten schürst<br />
du die Vorfreude deiner Hochzeitsgäste <strong>und</strong> erhältst<br />
rechtzeitig die nötige Rückmeldung.<br />
Tipp:<br />
Erfrage früh genug die Gästezahl sowohl für den<br />
Polterabend als auch die Hochzeitsfeier. Damit vermeidest<br />
du schlechte Stimmung oder Platzmangel!<br />
Der schönste Tag<br />
deines Lebens<br />
Hochzeit planen <strong>und</strong><br />
unbeschwert feiern<br />
88 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Hochzeitsfeier richtig planen <br />
Für den schönsten Tag deines Lebens bieten dir Veranstalter,<br />
Geschäfte, Friseure <strong>und</strong> Dienstleister im Sauerland<br />
zahlreiche Möglichkeiten.<br />
Von Hochzeitskleid <strong>und</strong> Mode für den Bräutigam über<br />
ausgezeichnete Hochzeitslocations mit professionellem<br />
Catering <strong>und</strong> ausreichend Tanzfläche bis hin zu DJs,<br />
Musikbands sowie Animateuren zum Anheizen der<br />
Stimmung. Auch Floristen, Dekorateure, Juweliere,<br />
Konditoren, Hochzeitsfotografen <strong>und</strong> Friseure stehen<br />
dir mit tatkräftiger Unterstützung zur Seite, um deine<br />
Hochzeit im Sauerland in ein ganz besonderes Erlebnis<br />
zu verwandeln. Für die Fahrt zur Hochzeitslocation<br />
nach der Trauung mietest du dir ein schickes Auto oder<br />
eine Kutsche. Auch die Organisation eines Fahrdienstes<br />
für deine Gäste ist möglich.<br />
Kleinigkeiten mit großer Wirkung <br />
Du freust dich, endlich mit den liebsten Menschen dein<br />
Glück zu feiern <strong>und</strong> bist dankbar, dass sie Teil deines<br />
großen Tages sind. Viele Brautpaare entscheiden sich<br />
für kleine Gastgeschenke, um dieser Wertschätz ung<br />
Ausdruck zu verleihen – gerne auch personalisiert.<br />
Denn ohne Gäste wäre deine Hochzeit nur halb so aufregend,<br />
halb so lustig <strong>und</strong> halb so schön. Dabei musst<br />
du dich für die kleinen Aufmerksamkeiten nicht in Unkosten<br />
stürzen. Wie wäre es mit Kleinigkeiten direkt aus dem<br />
Sauerland? Säckchen gefüllt mit Bonbons aus der Region,<br />
Fläschchen mit heimischen Likören oder kleine Holzscheiben<br />
beschriftet mit dem Namen des jeweiligen Gastes: Mit<br />
liebevollen Überraschungen fühlt sich jeder Gast auf deiner<br />
Hochzeitsfeier im Sauerland willkommen.<br />
Unsere Tipps<br />
Denk daran, den Termin der Trauung rechtzeitig mit<br />
dem Standesamt oder der Kirche festzumachen!<br />
Beginne zeitnah mit den Tanzst<strong>und</strong>en für deinen<br />
Hochzeitstanz.<br />
Kümmere dich rechtzeitig um einen Hochzeitsfotografen,<br />
um den schönsten Tag deines Lebens in Bildern<br />
festzuhalten.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 89
Nach der Hochzeitsfeier <br />
Auch die Zeit nach deiner Hochzeit solltest du im Voraus<br />
planen. Wie <strong>und</strong> wo verbringst du mit deinem<br />
Ehepartner die Flitterwochen? Es muss ja nicht<br />
gleich die Karibik sein - auch das Sauerland hält<br />
viele tolle Optionen bereit. Lass dich von Kopf<br />
bis Fuß in einem der zahlreichen Luxushotels verwöhnen,<br />
spann in einem kleinen Wellnessurlaub<br />
aus oder genieße die idyllische Natur des Sauerlandes.<br />
Du möchtest deinen Gästen gerne noch<br />
einmal für die gelungene Hochzeitsfeier danken?<br />
Liebevoll gefertigte Danksagungen mit<br />
professionellen Fotos von der Hochzeitsfeier<br />
halten den Liebsten diesen Tag<br />
noch lange in Erinnerung.<br />
Svenja <strong>und</strong> Jens Figge vor Kloster Flechtdorf,<br />
Fotos: sabrinity<br />
Außergewöhnliche Hochzeitslocations<br />
im Sauerland <br />
Egal ob du in 300 Meter Tiefe oder bei einer frischen Brise<br />
auf einem See heiraten möchtest – das Sauerland macht's<br />
möglich! In unserer schönen Heimat gibt es vielfältige<br />
Möglichkeiten, um sich an außergewöhnlichen Orten das<br />
Ja-Wort zu geben.<br />
HOCHZEITSFOTOS<br />
AFTERWEDDINGSHOOTINGS<br />
TRASH YOUR DRESS<br />
EROTISCHE FOTOGRAFIE<br />
FAMILIENFOTOS<br />
BUSINESS-SHOOTINGS<br />
Deine Lieblingsfotografin aus <strong>Brilon</strong>
Behalte während der gesamten Organisation deiner<br />
Hochzeit stets dein gesetztes Budget im Blick, um böse<br />
Überraschungen zu vermeiden <strong>und</strong> unbeschwert in die<br />
Flitterwochen starten zu können.<br />
. .<br />
Die schonsten<br />
Hochzeitslocations im Sauerland<br />
Haus Delecke Möhnesee<br />
Kahler Asten <strong>Winter</strong>berg<br />
Fort Fun Abenteuerland Bestwig Kloster Bredelar <strong>Marsberg</strong><br />
Gut Glindfeld Medebach<br />
Rathaus Eversberg Meschede<br />
Haus Kupferhammer Warstein Schloss Melschede S<strong>und</strong>ern<br />
Jagdschloss Herdringen Arnsberg
Online Spezial<br />
mit vielen Locations <strong>und</strong><br />
Dienstleistern im Sauerland<br />
imsauerland.de/heiraten<br />
www.woll-magazin.de I www.imsauerland.de<br />
www.i-dexe-fotobox.de<br />
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GESCHÄFTSZWEIGE DER:<br />
Philipp Nolte<br />
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Trauringen<br />
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Manschettenknöpfen<br />
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Der Ring, das Zeichen der Unendlichkeit <br />
Die ganze Hochzeitsgesellschaft hält den Atem an, wenn der Augenblick<br />
des Ringtauschens gekommen ist. Spätestens dann kullern die<br />
ersten Freuden-Tränen. Bestimmt auch bei dir...<br />
Der Ring, das Zeichen der Unendlichkeit, das Symbol für eure Liebe<br />
<strong>und</strong> Treue. Du hast dich dafür entschieden, ihn am linken Ringfinger<br />
zu tragen, obwohl in Deutschland meist der rechte dafür gewählt<br />
wird. Links, weil man früher annahm, dass von diesem Finger eine<br />
Ader direkt zum Herzen führt. Naja, du hattest schon immer eine sehr<br />
romantische Ader. Aber klassisch wolltest du ihn, schlicht <strong>und</strong> in Gelbgold.<br />
Selbstverständlich mit Namensgravur <strong>und</strong> dem Datum eures<br />
großen Tages. Die Wahl ist dir – trotz der vielfältigen Auswahl - nicht<br />
schwergefallen. Und du liegst mit deiner Entscheidung sogar wieder<br />
im Trend, wie uns Nina Drees aus S<strong>und</strong>ern verriet.<br />
Gerne<br />
planen wir<br />
mit Ihnen<br />
Ihre<br />
individuellen<br />
Trauringe.<br />
Die Goldschmiede-Meisterin betont aber: „Alles ist möglich. Jeder<br />
hat seinen persönlichen Geschmack. Wir Goldschmiede möchten<br />
natürlich rauskitzeln, was am besten zum Paar passt.“ Eine wichtige<br />
Ent scheidung, denn schließlich sind Trauringe für ein Leben lang<br />
gemacht...<br />
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93
Hochschule für Philosophie<br />
<strong>und</strong> Theologie sowie Ausgangspunkt<br />
der Welt-Mission<br />
AUCH JOSEPH<br />
RATZINGER<br />
REFERIERTE<br />
IN OEVENTROP<br />
Paul Senske<br />
Karl Hesse <strong>und</strong> Hiltruper Missionare<br />
Auf diese Epoche der Geschichte kann Oeventrop<br />
stolz sein. Das (ehemalige) Kloster an<br />
der Egge war über 60 Jahre eine renommierte<br />
Hochschule für Philosophie <strong>und</strong> Theologie der Missionare<br />
vom Heiligen Herzen Jesu aus Hiltrup. Von<br />
1902 bis 1969 wurden in dem aus rotem Klinker errichteten<br />
imposanten Gebäude Priester ausgebildet,<br />
die als Missionare in Papua-Neuguinea, Peru <strong>und</strong><br />
in Afrika wirkten. Einer der in Oeventrop geweihten<br />
<strong>und</strong> ins Dorfleben eingeb<strong>und</strong>enen Seminaristen<br />
<strong>und</strong> Patres war der gebürtige Voßwinkeler <strong>und</strong> spätere<br />
Erzbischof von Rabaul (Papua-Neuguinea) Karl<br />
Hesse (85). Die mit dem Kloster einhergehende Thomas-Akademie<br />
war hoch angesehen. Als einer der Dozenten<br />
referierte 1965 der Theologie-Professor Joseph<br />
Ratzinger über das Zweite Vatikanische Konzil.<br />
Dass der als „Konzils-Theologe“ berufene Professor Ratzinger,<br />
damals mit Lehrauftrag an der Universität in<br />
Münster, später als Papst Benedikt XVI. gewählt wurde,<br />
war 1965 natürlich nicht vorauszusehen. Im Nachhinein<br />
hat Ratzingers Teilnahme an der Thomas-Akademie<br />
94 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
10.03.1965 Prof. Ratzinger in Oeventrop<br />
aber eine besondere Dimension. Der Professor referierte über<br />
das Konzil, genau über die Beziehung zwischen Bischofs- <strong>und</strong><br />
Papstamt. „Welche Zukunftssymbolik lag in diesem für Oeventrop<br />
ausgewählten Vortragsthema“, sagte der damalige<br />
Arnsberger Bürgermeister Hans-Josef Vogel bei seinem Festvortrag<br />
zum 775-jährigen Oeventroper Jubiläum am 5. Mai<br />
2007. „Pater Superior Martin Kleespies führte den zukünftigen<br />
Bischof <strong>und</strong> Papst durch Kloster <strong>und</strong> Missionsseminar. In<br />
Bayern gibt es den touristischen Benedikt-Weg, der die Stationen<br />
des Papstes verbindet. Oeventrop liegt heute am Benedikt-Weg<br />
zwischen Münster, wo Ratzinger damals Professor<br />
war, <strong>und</strong> Rom.“<br />
Ratzingers Vortrag war einer der Höhepunkte im Klosterleben.<br />
Im 1902 von den Hiltruper Missionaren errichteten, offiziellen<br />
„Herz-Jesu-Missionshaus“, wurden Abiturienten zunächst<br />
in Philosophie <strong>und</strong> danach in Theologie unterrichtet.<br />
93 Studenten waren beispielsweise 1938 eingeschrieben, die<br />
von 18 Hochschullehrern unterrichtet wurden. Der Zweite<br />
Weltkrieg beendete zunächst die Blütezeit des Klosters. Nach<br />
der Beschlagnahme diente es als Lazarett für lungenkranke<br />
Soldaten. Davon sind 1.300 im Kloster gestorben <strong>und</strong> wurden<br />
auf dem Oeventroper Soldatenfriedhof bestattet. Später waren<br />
auch alte <strong>und</strong> kranke Menschen aus Dortm<strong>und</strong> im Kloster<br />
untergebracht. Nach dem Krieg nahmen Seminar <strong>und</strong> Lehrtätigkeit<br />
wieder an Fahrt auf. Welche Bedeutung <strong>und</strong> Dimension<br />
die Lehrstätte hatte, verdeutlicht einmal mehr die f<strong>und</strong>amentale<br />
Bibliothek mit 45.000 Bänden, die sich heute im<br />
Besitz des Erzbistums Paderborn befindet. Aufgebaut wurde<br />
auch ein Missionsmuseum „Schätze der Südsee“. In die Südsee,<br />
genau nach Papua-Neuguinea, führte es 1966 auch Karl<br />
Hesse aus Arnsberg-Voßwinkel. Der heute 85 Jahre alte emeritierte<br />
Erzbischof von Rabaul wirkte über 50 Jahre als Missionar.<br />
Sein Studium absolvierte er im Herz-Jesu-Missionshaus<br />
Oeventrop (HJMOe) <strong>und</strong> wurde am 23. Mai 1963 zusammen<br />
mit sieben Mitbrüdern von Johannes Hoehne, dem damaligen<br />
neuen Erzbischof von Rabaul, in der Kapelle des Klosters<br />
zum Priester geweiht. Vier Jahre studierte Karl Hesse in Oeventrop:<br />
„Das HJMOe spielte eine wichtige Rolle in Oeventrop<br />
<strong>und</strong> Umgebung. Durch die seelsorgerischen Tätigkeiten<br />
der Patres <strong>und</strong> der handwerklichen Arbeiten der Brüder war<br />
es ein Ausgangspunkt des christlichen Lebens in der Region.“<br />
„Missionare reden nicht nur,<br />
sie packen auch an“ (Karl Hesse)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 95
Die Elf mit Karl Hesse (4. v.r.)<br />
Auf den Dörfern Kartoffeln gesammelt<br />
Er erinnert sich auch an Traktorfahrten sowie Fahrten mit einem<br />
Pferdewagen durch verschiedene Dörfer, um Kartoffeln<br />
<strong>und</strong> andere Lebensmittel von den Bauern „zu erbitten“. Denn,<br />
so Karl Hesse, es fehlte den Patres an Geldern, um Lebensmittel<br />
zu kaufen. Zudem wurden die Seminaristen in die Dörfer<br />
des Sauerlandes geschickt, um den Hiltruper Jahreskalender<br />
zu verkaufen. „Das war keine angenehme Tätigkeit, aber so<br />
lernten wir die Menschen kennen <strong>und</strong> die Art <strong>und</strong> Weise, mit<br />
ihnen auszukommen.“ Ein Anziehungspunkt des Klosters waren<br />
die Ausstellung von Kulturelementen der Missionsgebiete<br />
Peru <strong>und</strong> Papua-Neuguinea. Ein Hobby der Seminaristen war<br />
der Fußball. „Gepöhlt“ wurde auf dem Kloster eigenen Bolzplatz,<br />
u. a. gegen seinen Voßwinkeler Jahrgang oder Vereine.<br />
Auch der TuS Oeventrop spielte eine Rolle. Walter Gödt<br />
schaffte es als Seminarist <strong>und</strong> Pater gar in die erste Mannschaft,<br />
die in der Landesliga spielte. Gödt war Torjäger <strong>und</strong><br />
kam immer mit „Kutte <strong>und</strong> Sporttasche zum Sportplatz“, wie<br />
sich seine Sportkameraden erinnern. Überhaupt waren die<br />
Patres <strong>und</strong> Missionare in Oventrop hoch angesehen <strong>und</strong> verwurzelt.<br />
Sie gehörten dazu – Oeventrop als weltoffene <strong>und</strong><br />
gastgeberfre<strong>und</strong>liche Gemeinde. Karl Hesse reiste im Juni<br />
1966 mit drei Mitbrüdern auf dem Auswandererschiff Achille<br />
Lauro von Rotterdam aus als Missionar nach Papua-Neuguninea.<br />
Dass er als Missionar nach dorthin ging, daran hatte der<br />
erfahrene Missionar Pater Karl Laufer großen Anteil. „Durch<br />
seine Vorlesungen <strong>und</strong> seine ausstrahlende Persönlichkeit<br />
wurde ich bestärkt, als Missionar nach Papua-Neuguinea auszureisen.“<br />
Dort arbeitete er als „Mann Gottes <strong>und</strong> Mann des Volkes“,<br />
gab einen von der örtlichen Regierung in die Berge abgeschobenen<br />
Stamm von r<strong>und</strong> 3.000 Menschen Selbstvertrauen <strong>und</strong><br />
Identität zurück, baute das Schul- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssystem auf.<br />
„Missionare reden nicht nur, sie packen auch an, vor allem als<br />
Sauerländer“, so Karl Hesse, der mit dem B<strong>und</strong>esverdienstkreuz<br />
ausgezeichnet wurde <strong>und</strong> von der britischen Königin<br />
zum „Mitglied des Britischen Empire“ ernannt wurde. „Liebe<br />
<strong>und</strong> Gerechtigkeit standen immer an erster Stelle. Den Willen<br />
<strong>und</strong> die Bedürfnisse der Menschen habe ich immer akzeptiert.<br />
Die Menschen sind mir ans Herz gewachsen.“<br />
Seinen Lebensabend genießt er in Papua-Neuguinea: „Voßwinkel<br />
ist meine Heimat, Papua-Neuguinea ist mein Zuhause.“<br />
96 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Weihnachten auf Papua-Neuguinea: Karl Hesse<br />
Und Oeventrop: „Ich bin sehr dankbar für die vier Studienjahre<br />
im HJMOe. Sie haben mich geprägt.“ 1969 wurde das<br />
Seminar in Oeventrop geschlossen. Die Seminaristen absolvierten<br />
in den Folgejahren ihre Ausbildung in Innsbruck.<br />
1975 wurde „Auf der Alm“ ein neues Kloster errichtet, es<br />
war zunächst ein Altersheim für ehemalige Missionare <strong>und</strong><br />
ältere Patres. Inzwischen ist es verkauft <strong>und</strong> nicht mehr im<br />
kirchlichen Besitz. ■<br />
Herz-Jesu-Missionare wirken weltweit<br />
Der Orden der Herz-Jesu-Missionare (MSC) wurde<br />
1854 von P. Jules Chevalier in Issoudun, Diözese<br />
Bourges (Frankreich) gegründet. Das Herz als Symbol<br />
für die Liebe, die Gott in Gestalt von Jesus den Menschen<br />
<strong>und</strong> der Welt schenkt, war der Leitgedanke der<br />
Gründung mit der Mission als eine der zentralen Aufgaben.<br />
Weltweit wirkt der Orden heute mit r<strong>und</strong> 1800<br />
Patres, Brüder <strong>und</strong> Novizen in über 50 Staaten <strong>und</strong><br />
auf allen Kontinenten. 1956 wurde der Schwesternorden<br />
der Missionarinnen Christi gegründet.<br />
Das Generalat, die zentrale Leitung, sitzt in Rom. Die<br />
Herz-Jesu-Missionare der norddeutschen Provinz sind<br />
in Hiltrup bei Münster ansässig <strong>und</strong> als „Hiltruper<br />
Missionare“ bekannt. 1897 gründeten „die Hiltruper“<br />
ein Gymnasium, das nach 1945 den Namen Kardinalvon-Galen-Gymnasium<br />
erhielt <strong>und</strong> seit 1975 in Trägerschaft<br />
des Bistums Münster ist. Das Gymnasium<br />
hat einen exzellenten Ruf.<br />
Ausbildung bei WEPA<br />
Gemeinsam Zukunft gestalten<br />
Du hast Lust auf ein zukunftsorientiertes Familienunternehmen?<br />
Du möchtest jeden Tag aufs Neue über Dich<br />
hinauswachsen? Dann bist Du bei uns genau richtig!<br />
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→ Fachinformatiker (m/w/d)<br />
→ Kaufmann Spedition <strong>und</strong><br />
Logistikdienstleistungen (m/w/d)<br />
→ Elektroniker für Betriebstechnik (m/w/d)<br />
→ Industriemechaniker (m/w/d)<br />
→ Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenführer (m/w/d)<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 97
<strong>Winter</strong>zeit = Freud <strong>und</strong> Leid<br />
Robert Dröge<br />
Als Letzter in der Jahreszeit<br />
macht der <strong>Winter</strong> sich bereit,<br />
tiefer Frost <strong>und</strong> Schneegestöber<br />
darüber freut sich nun nicht jeder.<br />
<strong>Winter</strong>sportler, Kinder freuen sich<br />
fällt der Schnee so richtig dicht.<br />
Skier, Schlitten werden eingepackt,<br />
zum Skigebiet sich aufgemacht.<br />
Per Lift geht´s dann Berg hinauf<br />
<strong>und</strong> runter dann mit vollem Lauf.<br />
Egal, ob Schlitten, Snowboard, Skier,<br />
rauf <strong>und</strong> runter immer wieder,<br />
<strong>und</strong> das auch oft noch bei Dunkelheit<br />
.. das Flutlicht den Weg der Piste zeigt.<br />
Ja, das wünscht sich Tag für Tag,<br />
ein jeder, der den <strong>Winter</strong> mag.<br />
Doch wer tagtäglich am Steuer sitzt,<br />
wenn Glatteis, Schnee auf den Straßen ist,<br />
wer täglich den Bürgersteig vom Schnee befreit,<br />
für den ist der <strong>Winter</strong> keine sehr schöne Zeit.<br />
unser Dank gilt dem fleißigen Räumdienst,<br />
durch den Straße <strong>und</strong> Gehweg sicher ist,<br />
er sichert uns ab … r<strong>und</strong> um die Uhr,<br />
was machen wir ohne deren Einsatz nur?<br />
So hält der <strong>Winter</strong> für jeden etwas bereit,<br />
für den einen Mühe, für den anderen Freud.<br />
Doch seien wir ehrlich, Als Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />
fanden wir den <strong>Winter</strong> immer gelungen,<br />
kamen wir auch durchgefroren abends im Haus,<br />
uns Kindern machte das gar nichts aus. ■<br />
98 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Anzeige<br />
Sara Fleschenberg, Sophia Scholand, Diana Emmerich,<br />
Matthias Hüllen <strong>und</strong> Julia Hollwedel (v.l.)<br />
LWL-Einrichtungen <strong>Marsberg</strong><br />
präsentieren sich als starker Arbeitgeber<br />
Großformatige Plakate, folierte Autos <strong>und</strong> Banner sind<br />
Mosaiksteine der neuen Kampagne der LWL-Einrichtungen<br />
<strong>Marsberg</strong>, um neue Arbeitnehmer:innen<br />
zu gewinnen. Sophia Scholand vom Team Personalmarketing<br />
<strong>und</strong> Recruiting erklärt: „Unser Leitmotiv ist es authentisch<br />
zu sein. Auf unseren Fotos sind zum Beispiel echte<br />
Mitarbeiter:innen zu sehen. Die Aussagen fußen auf ihren<br />
Erfahrungswerten, die von einer Werbetexterin auf den<br />
Punkt gebracht wurden.“ Eine der Mitabeiter:innen auf den<br />
Plakaten ist Vanessa Priebe. „Erst war das total ungewohnt<br />
vor der Kamera zu stehen. Aber dann hat es auch Spaß gemacht“,<br />
sagt sie. „Ich werde oft angesprochen <strong>und</strong> freue mich<br />
über die große Resonanz. Bei uns im LWL gibt es vielfältige<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> tolle Berufsperspektiven.“<br />
Insgesamt sei die Kampagne unter Mitarbeit von Vertreter:innen<br />
aller fünf LWL-Einrichtungen am Standort <strong>Marsberg</strong> entstanden.<br />
„Der demokratische Prozess der Kampagnenplanung<br />
ist ein starkes Beispiel für die Vorteile des öffentlichen Dienstes“,<br />
sagt Sophia Scholand. „Neben einem sicheren Arbeitsplatz,<br />
Bezahlung nach Tarif, verschiedenen Arbeitszeitmodellen,<br />
30 Tage bezahlten Urlaub <strong>und</strong> einer ergänzenden Altersvorsorge<br />
ist es eben die sinnstiftende Tätigkeit in Kombination mit der<br />
Mitbestimmung, die das Arbeiten im öffentlichen Dienst so attraktiv<br />
macht.“<br />
verrichten einen Dienst am Menschen <strong>und</strong> somit für die gesamte<br />
Gesellschaft“, betont Scholand. Die LWL-Einrichtungen seien<br />
ein attraktiver Arbeitgeber in der Region.<br />
Dafür lassen sie sich immer wieder etwas Neues einfallen. Wie<br />
das Programm für ausländische Fachkräfte. Daniela Frackowiak<br />
erklärt das Konzept: „Da sind wir Pioniere. Wir helfen ausländischen<br />
Mediziner:innen hier Fuß zu fassen, stehen zur Seite<br />
bei der Erledigung der Formalitäten, vermitteln Sprach- <strong>und</strong><br />
Prüfungsvorbereitungskurse <strong>und</strong> sind bei der Wohnungssuche<br />
behilflich. Aktuell arbeiten wir an einem Programm für ausländische<br />
Pflegekräfte. Die neuen digitalen Angebote erleichtern die<br />
ersten Kontaktaufnahmen.“<br />
Digitale Wege geht auch die neue Kampagne. „Wir sind da,<br />
wo sich die Menschen nach neuen Perspektiven umsehen: im<br />
Internet, auf Online-Jobbörsen <strong>und</strong> den sozialen Medien“,<br />
so Scholand. „Manche von unseren Ärzt:innen <strong>und</strong> Psycholog:innen<br />
stammen aus umliegenden Universitätsstädten wie<br />
Kassel oder Paderborn. Dort haben uns viele noch nicht auf<br />
dem Schirm. Aber das wird sich jetzt ändern.“ ■<br />
Ein Ziel der neuen Kampagne sei es, mit ausdrucksstarken Motiven<br />
dem „etwas angestaubten“ Image des öffentlichen Dienstes<br />
frische Impulse entgegenzusetzen. „Viele junge Menschen sind<br />
auf der Suche nach einem Job mit Sinn. Die LWL-Einrichtungen<br />
LWL - Klinik <strong>Marsberg</strong><br />
Weist 45<br />
34431 <strong>Marsberg</strong><br />
Tel.: (02992) 601 10 00<br />
lwl-ep-marsberg@lwl.org<br />
www.lwl-klinik-marsberg.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 99
Wie der Enser Bernd<br />
Schwane zum „Herrn<br />
der Tiere“ wurde<br />
Bernd Schwane <strong>und</strong> Jan Heimann<br />
Ein Tiergehege r<strong>und</strong> um das Firmengebäude<br />
Monika Loerchner<br />
S. Droste<br />
Bernd Schwane ist 58 Jahre alt, Versandleiter<br />
eines Unternehmens der HEICO-Gruppe mit<br />
300 Mitarbeitern <strong>und</strong> er betreut 30 Tiere. Den<br />
„Herrn der Tiere“ nennen sie ihn in den Dörfern r<strong>und</strong><br />
um das Gewerbegebiet Ense-Höingen. Und das kam<br />
so…<br />
Als HEICO-Chef Jan Heimann vor einigen Jahren mit<br />
seinen Kindern im Streichelzoo war, keimte in dem<br />
44-Jährigen eine Idee: Wieso nicht ein eigenes Tiergehege<br />
auf dem großläufigen Firmengelände errichten? Den Anfang<br />
machte die Ziege Knut; mittlerweile sind 30 Tiere im<br />
Industriegebiet Ense-Höingen zuhause.<br />
„Wir haben vier Miniaturpferde, das Fohlen ist 14 Wochen<br />
alt, dazu zwei Esel, fünf Schafe <strong>und</strong> sechzehn Ziegen“,<br />
zählt Bernd Schwane auf. Hinzu kommen drei Alpaka-<br />
Damen, von denen zwei derzeit tragend sind. Gemeinsam<br />
mit seinem Chef ist Bernd Schwane für das Wohl der Tiere<br />
zuständig. Drei weitere Mitarbeiter kümmern sich um<br />
die technische Wartung des Geheges <strong>und</strong> der Ställe.<br />
Angefangen mit einem kleinen Gehege, hat das Team das<br />
firmeneigene Tiergehege nach <strong>und</strong> nach ausgebaut. Im<br />
Frühjahr wird das Gehege der Tiere 5.000 Quadratmeter<br />
groß sein <strong>und</strong> fast ganz um das Firmengebäude herum<br />
gehen. Den menschlichen Angestellten stehen im Gehege<br />
übrigens Bänke <strong>und</strong> Liegen zur Verfügung.<br />
In der Pause: Tiere streicheln<br />
Wichtig für die Tiere ist nicht nur das Futter, sondern<br />
sind auch die täglichen Streicheleinheiten Wie Eselsdame<br />
Grisella, die es sich nicht nehmen lässt, an meiner Tasche<br />
zu knabbern. Ziege Knut mag es, zwischen den Hörnern<br />
gekrault zu werden. Nur die Schafe sind ihrem Wesen entsprechend<br />
erstmal scheu.<br />
Jeden Morgen, jeden Abend <strong>und</strong> auch an den Wochen-<br />
100 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
„Bei den Tieren kann man sich entspannen,<br />
abschalten <strong>und</strong> Kraft tanken.“<br />
(Chef Jan Heimann)<br />
enden versorgt Bernd Schwane seine vierbeinigen<br />
Fre<strong>und</strong>e. Das ungewöhnliche<br />
Tiergehege hat sich längst in der<br />
Gegend herumgesprochen.<br />
Dann wird Bernd Schwane<br />
auch schonmal im Supermarkt<br />
angesprochen:<br />
„Sie sind doch von der<br />
Firma mit den vielen<br />
Tieren, oder?“ Auch<br />
Schulen <strong>und</strong> Kitas<br />
nutzen gern das Angebot<br />
der Firma HEI-<br />
CO, nach Absprache<br />
das Tiergehege besuchen<br />
zu dürfen. Die Kita<br />
„Zauberwald“ wird bald<br />
sogar eigene Räume im Firmengebäude<br />
haben <strong>und</strong> dann<br />
bis zu dreimal die Woche die Tiere<br />
besuchen. Für andere firmenfremde Besucher<br />
steht die Handynummer von Bernd Schwane auf einem Schild unten<br />
am Tor: „Wenn Leute um 10 Uhr anrufen, dass sie um 11 Uhr kommen<br />
wollen, bin ich zur Stelle!“<br />
„Hier bei den Tieren kann ich Kraft tanken.“<br />
(Jan Heimann)<br />
Meine Fotografin <strong>und</strong> ich lassen uns herumführen, bew<strong>und</strong>ern die winzigen<br />
Ponys, kraulen die flauschigen Alpakas, knuddeln die Ziegen <strong>und</strong><br />
stupsen allzu freche Esel zur Seite. „Ich glaube schon, dass meine Mitarbeiter<br />
jetzt besser gelaunt sind“, erzählt Jan Heimann. Sein Lieblingstier<br />
ist übrigens Ziege Knut. „Bald wird es in Sachen Tiere noch eine große<br />
Überraschung geben“, verspricht Bernd Schwane. Mehr möchte er uns aber<br />
nicht verraten.<br />
Langsam wird es Zeit, dass sich die Herren wieder an die Arbeit machen.<br />
Versandleiter Schwane wird allerdings immer freigestellt, wenn Besucher<br />
vor der Tür stehen. Und er macht es gerne, mit viel Leidenschaft <strong>und</strong> Herzblut.<br />
Allerdings hat er jetzt ein kleines Problem: Unsere Fotografin <strong>und</strong> ich,<br />
wir wollen hier gar nicht mehr weg! ■<br />
KOPFKINO FÜR<br />
DAS SAUERLAND<br />
Was passiert, wenn herzergreifende Geschichten<br />
aus unserer Heimat auf über 300.000 Print-Lesende<br />
pro Quartal <strong>und</strong> über 83.000 Fans <strong>und</strong> Follower<br />
in den sozialen Netzwerken treffen? Richtig:<br />
Es entsteht allerfeinstes Kopfkino!<br />
Und wozu ist das für Firmen gut? Nun, wenn man<br />
alles richtig macht, wird man zur Marke.<br />
Mit einer Marke kann man die attraktiveren K<strong>und</strong>en<br />
gewinnen, höhere Preise durchsetzen <strong>und</strong><br />
als Arbeitgebermarke die besten Talente der Region<br />
anziehen.<br />
Wir von axo.media helfen mit einem Team aus<br />
über 40 festen <strong>und</strong> freien Redakteuren, Fotografen,<br />
Videoleuten, Medienberatern <strong>und</strong> Grafikern<br />
dabei, aus Firmen echte Sauerland- <strong>und</strong> Südwestfalen<br />
Marken zu machen.<br />
www.axo.media
W<br />
O<br />
Planzeichnung für das Gesellenhaus.<br />
Gespräch mit einer hörgeschädigten Mutter<br />
Wenn Hände sprechen<br />
E<br />
ine junge Mutter geht mit ihrer 1 ½ Jahre<br />
alte Tochter spazieren. Als das Kind einen Vogel<br />
sieht, zeigt es mit der Hand dorthin. Dabei<br />
führt es Zeigerfinger <strong>und</strong> Daumen mehrfach zusammen.<br />
Die Mutter macht dasselbe <strong>und</strong> antwortet: „Ja,<br />
ein Vogel“. Die Neugierde des Autors, selbst von einer<br />
Hörschädigung betroffen, ist geweckt. Mit der Gebärde<br />
für „Guten Morgen“ ist der Kontakt schnell hergestellt.<br />
Angelika Gerke aus <strong>Brilon</strong>, kann keine hohen<br />
Töne hören. Da dazu auch Kinderstimmen wie die<br />
ihrer Tochter zählen, hat die junge Mutter einen guten<br />
Weg gef<strong>und</strong>en, wie sie ihre Tochter „hören“.<br />
Die Hörschädigung liegt schon lange bei mir vor. Ausschließlich<br />
lautsprachliche Kommunikation klappt bei mir<br />
nicht so gut. Informationen können verloren gehen. Das<br />
Gesagte kommt in meinem Ohr nicht so an, wie es gesagt<br />
Woll: Sie ergänzen ihr kommunikatives Miteinander<br />
durch den Einsatz ihrer Hände <strong>und</strong> der Mimik. Um<br />
was für eine „Sprache“ handelt es sich dabei?<br />
Angelika Gerke: Lautsprachlich begleitende Gebärden,<br />
kurz LBG.<br />
Wie sind sie darauf gekommen, das fehlende Hören<br />
oder besser gesagt, das Verstehen, durch die Unterstützung<br />
von Gebärden auszugleichen?<br />
Angelika Gerke mit ihrer Tochter<br />
102 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
L<br />
L<br />
Manfred Eigner<br />
sabrinity<br />
Mandolinenabteilung der Kolpingfamilie 1925<br />
wurde. Das führt oft zu Missverständnissen. Lautsprachliche<br />
Kommunikation ist dann für beide Seiten frustrierend,<br />
weil es nicht zum gewünschten Ergebnis kommt.<br />
Ihre Tochter wächst dann ja zweisprachig auf. Wie<br />
stellen Sie sicher, dass auch die Lautsprachenentwicklung<br />
optimal gefördert wird?<br />
LBG stellt keine eigene Sprache dar <strong>und</strong> darf nicht mit<br />
Deutscher Gebärdensprache (DGS) verwechselt werden.<br />
Meine Tochter wächst „normal“ in einem hörenden Umfeld<br />
auf. Im Familien- Fre<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Bekanntenkreis<br />
wird ganz „normal“ gesprochen. Lediglich bei der Kommunikation<br />
mit mir soll sie unterstützend zur Lautsprache<br />
Gebärden einsetzen.<br />
Wie reagieren Ihr Umfeld, Familie, Fre<strong>und</strong>e, Bekannte<br />
aber auch Fremde darauf, dass Sie - <strong>und</strong> natürlich<br />
ihre Tochter - durch den Gebrauch der Gebärdensprache<br />
miteinander reden?<br />
Meine Tochter kann mit eineinhalb Jahren noch nicht<br />
sprechen. Es fällt also derzeit kaum auf. Sie kann sich aber<br />
durch Gebärden tatsächlich schon relativ gut äußern. Dies<br />
wird allerdings nicht so wahrgenommen, dass dies auch<br />
langfristig so angewendet werden soll.<br />
Menschen mit Hörschädigungen gibt es mehr, als man<br />
auf den ersten Blick erkennen kann. Der Laie denkt sicher<br />
sofort an ein Hörgerät <strong>und</strong> gut ist es. Doch so einfach<br />
ist es ja scheinbar nicht. Welche Ideen haben Sie<br />
aus eigener Erfahrung, damit Hörgeschädigte im alltäglichen<br />
Leben hilfreiche Unterstützung bekommen?<br />
Zum einen durch Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> zum anderen<br />
durch Aufklärung jedes hörgeschädigten Menschen selbst.<br />
Durch die derzeit bestehende Maskenpflicht fehlt das<br />
M<strong>und</strong>bild <strong>und</strong> zusätzlich wird die Lautstärke gedämpft.<br />
Hier erfahren auch oft Guthörende, dass Verstehen nicht<br />
mehr so einfach ist. ■<br />
Manfred Eigner hat´s (noch) nicht<br />
verstanden = “ein Loch im Kopf”<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 103
Anzeige<br />
Das <strong>Brilon</strong>er Krankenhaus Maria-Hilf<br />
baut Pflege-Ausbildung aus<br />
OFFENSIVE FÜR<br />
DEN DIENST AM<br />
MENSCHEN<br />
Andreas Melliwa<br />
sabrinity<br />
ist ein so sinnstiftender Beruf“, ist die<br />
gelernte Krankenschwester <strong>und</strong> jetzige<br />
„Es Lehrerin für Pflegeberufe Claudia H<strong>und</strong>ertmark-Vogel<br />
nach wie vor von ihrer Arbeit begeistert, „die<br />
Perspektiven sind gut, auch wenn die aktuellen Bedingungen<br />
herausfordernd sind!“ Sie muss es wissen, denn sie ist Kursleiterin<br />
am <strong>Brilon</strong>er „Bildungszentrum für Ges<strong>und</strong>heitsberufe<br />
BfG. Das Bildungszentrum ist direkt an das Maria-<br />
Hilf-Krankenhaus angeschlossen.<br />
ARRIERE<br />
N BRILON<br />
Mit 100 Plätzen war das Bildungszentrum des „Maria-Hilf“ bisher<br />
schon großzügig aufgestellt, im kommenden Jahr sollen es<br />
150 werden. Im Fokus steht die Pflege am Patienten im Krankenhaus,<br />
dem Bewohner in der stationären Langzeitpflege <strong>und</strong> dem<br />
Klienten in der ambulanten Versorgung, sei es nun als Pflegefachmann/<br />
Pflegefachfrau oder als Pflegefach-Assistent/in. Die<br />
Ausbildung ist intensiv, sie dauert zum Pflegefach-Assistent/in<br />
ein Jahr, zum Pflegefachmann/Pflegefachfrau drei Jahre.<br />
Gute Chancen für alle Bildungsabschlüsse<br />
ttttttttttttttttttttttttt<br />
Wer Pflegefach-Assistent werden will, muss mindestens den klas-<br />
e suchen sischen eine Hauptschulabschluss neue Herausforderung? in Tasche haben. Nach Dann dem sind<br />
Abschluss ist es möglich <strong>und</strong> gewünscht, die 3-jährige Ausbil-<br />
e bei uns dung genau aufzusatteln. richtig. Beim Pflegefachmann/Pflegefachfrau Die „,Big Six BRILON“ muss stehen<br />
es mindestens der Hauptschulabschluss nach der Klasse 10 sein.<br />
r hervorragende Karrieremöglichkeiten in einer<br />
104 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021<br />
milienfre<strong>und</strong>lichen Region. Hier finden Sie zum<br />
Abiturienten bzw. Fachabiturienten können parallel ein duales<br />
Studium zum „Bachelor in Pflege“ aufnehmen. Auch Migranten<br />
<strong>und</strong> Flüchtlinge sind in der Assistenzausbildung hoch willkommen.<br />
„Ich kann nur allen Mut machen, sich zu bewerben. Wir<br />
helfen gerne, Fragen zur Ausbildung zu beantworten.“ Der früheste<br />
Ausbildungsbeginn ist im April nächsten Jahres, Infos unter<br />
www.krankenhaus-brilon.de ■<br />
Hier geht’s zum Video:<br />
Am Schönschede 1 | 59929 <strong>Brilon</strong><br />
Tel: 0 29 61/780 – 0<br />
Fax: 0 29 61/780 – 12 40<br />
info@kh-brilon.de
Foto: Martin Richter | Kahler Asten mit selbst illuminierten Bäumen <strong>und</strong> Milchstraße.<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 105
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WIR HELFEN IHREN<br />
BAUMASCHINEN<br />
AUF DIE SPRÜNGE<br />
Nutzfahrzeugbereich neu aufgestellt bei TIGER TEC & TOOLS<br />
Britta Melgert<br />
Georg Giannakis & Tiger Tec & Tools<br />
W<br />
er mit seinem PKW Probleme hat, fährt in<br />
eine Kfz-Werkstatt. Nicht ganz so einfach ist<br />
es für einen Handwerksbetrieb, der ein Problem<br />
mit seinem Transporter, dem Anhänger <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
noch seiner Baumaschine hat. Eine gute Lösung<br />
ist dann, Kontakt zu TIGER TEC & TOOLS zu suchen.<br />
Der Spezialist für Baumaschinen hat sein Dienstleistungsspektrum<br />
kürzlich um den Bereich Nutzfahrzeuge<br />
erweitert <strong>und</strong> trifft damit den Bedarf vieler Gewerbetreibender,<br />
die bisher vergeblich nach einem solchen<br />
umfassenden Service suchten.<br />
„Uns gibt es bereits seit einigen Jahren im Mescheder Gewerbegebiet<br />
‚Schwarzer Bruch‘, <strong>und</strong> bestimmt hat jeder in<br />
der Gegend schon einmal unser Logo auf unseren Miet-<br />
Baumaschinen <strong>und</strong> Service-Fahrzeugen gesehen“, schätzt<br />
Geschäftsführer David Lenze. „Nun erweitern wir unseren<br />
Service um eine freie Kfz-Werkstatt mit dem Schwerpunkt<br />
leichte Nutzfahrzeuge. Wir sind dabei herstellerunabhängig<br />
aufgestellt, sodass wir nun auch der richtige Partner bei Reparaturen<br />
oder Wartung von Transporten <strong>und</strong> Anhängern<br />
sind. Gleichzeitig bieten wir hier auch eine große Auswahl<br />
an Zubehör an.“ Für die Geschäftsausweitung wurde eine<br />
neue Werkstatthalle auf dem großen Bauhof eingerichtet,<br />
die zusätzlich zur bisherigen genutzt wird. Hell <strong>und</strong> einladend<br />
wirkt sie – <strong>und</strong> aufgeräumt. Ein guter Platz für perfekt<br />
ausgebildete Spezialisten! „Regelmäßige Fortbildung unserer<br />
neun Mitarbeiter ist bei uns eine Selbstverständlichkeit“,<br />
erfahren wir von Lenze, „<strong>und</strong> natürlich bilden wir auch<br />
selbst aus.“<br />
Anhänger namhafter Hersteller<br />
Auch der Kauf von Anbaugeräten für Baumaschinen,<br />
Schnellwechselsystemen <strong>und</strong> vielem weiteren r<strong>und</strong> um die<br />
Baumaschine ist bei TIGER TEC & TOOLS möglich.<br />
Hinzugekommen ist der Verkauf von Anhängern namhafter<br />
Hersteller, die zum großen Teil ab Lager zum Kauf oder<br />
zur Miete verfügbar sind.<br />
Hydraulikschläuche <strong>und</strong> modernste Technik<br />
Große Kompetenz zeigt man bei TIGER TEC & TOOLS<br />
in der Hydraulikschlauchfertigung. Speziell geschulte Mitarbeiter<br />
kommissionieren <strong>und</strong> verpressen vor Ort Schläuche<br />
bis DN32. „Durch einen umfangreichen Lagerbestand<br />
kann hier innerhalb kürzester Zeit dem K<strong>und</strong>en weitergeholfen<br />
werden. Diesen Service nutzen auch immer mehr<br />
K<strong>und</strong>en aus der Landwirtschaft“, weiß Lenze. Der Kfz-<br />
Meister führt stolz durch die neue Werkstatt <strong>und</strong> lenkt unsere<br />
Aufmerksamkeit auf ein Diagnosegerät für Baumaschinen.<br />
„Da steckt die allerneueste Technik drin. Bei TIGER<br />
TIGER Tec & Tools GmbH & Co. KG<br />
Jahnstr. 38<br />
59872 Meschede<br />
Ansprechpartner: David Lenze<br />
Fon 0291 2994-52<br />
Fax 0291 2994-62<br />
lenze@tiger-tec.com<br />
www.tiger-tec.com
TEC & TOOLS wollen wir stets mit der Zeit gehen <strong>und</strong><br />
dem K<strong>und</strong>en den bestmöglichen Service bieten, vor allem<br />
in technischer Hinsicht.<br />
Mit dem mobilen Bohrwerk raus zum K<strong>und</strong>en<br />
Service der besonderen Art leistet das Team von TIGER<br />
TEC & TOOLS mit einem mobilen Bohrwerk <strong>und</strong> vier<br />
voll ausgestatteten Servicewagen. „Stellen Sie sich vor“, so<br />
Lenze, „Ihre Bau– oder Forstmaschine streikt mitten im<br />
Einsatz. Der Weg zur Werkstatt ist nicht möglich oder<br />
wäre sehr teuer. Dann kommen wir halt dorthin <strong>und</strong><br />
helfen Ihnen schnell wieder auf die Sprünge. Und dank<br />
unseres Netzwerks an Partnern <strong>und</strong> Lieferanten ist auch<br />
ein eventuell nicht vorrätiges Ersatzteil schnell besorgt.“<br />
Mit dem professionellen Umbau <strong>und</strong> der Montage von<br />
Schnellwechselsystemen hat sich TIGER TEC & TOOLS<br />
inzwischen weit überregional einen Namen gemacht; die<br />
K<strong>und</strong>en kommen aus dem gesamten B<strong>und</strong>esgebiet.<br />
Der Universalzerkleinerer<br />
Arjes Impaktor 250 kann für<br />
den gelegentlichen Bedarf<br />
gemietet werden<br />
Praktisch: Der Vermietungsservice für den<br />
gelegentlichen Bedarf<br />
„Doch auch wenn Sie nur gelegentlichen Bedarf für beispielsweise<br />
den Universalzerkleinerer Arjes Impaktor<br />
250 oder eine andere Baumaschine, aber auch für einen<br />
Anhänger haben, ist es eine gute Idee, TIGER TEC &<br />
TOOLS einzuschalten“, rät David Lenze. „Und unser<br />
9-Sitzer-Bus wird von Firmen gerne als Team-Fahrzeug<br />
genutzt.“ Zusammenfassend kann man sagen, dass nun<br />
für die Region Hochsauerland <strong>und</strong> darüber hinaus ein einzigartiger<br />
R<strong>und</strong>umservice durch TIGER TEC & TOOLS<br />
geboten wird. Technisches Know-how, gepaart mit kurzen<br />
Wegen, Schnelligkeit <strong>und</strong> dem Verständnis für das, was<br />
gebraucht wird – auf einen solchen Partner haben viele<br />
Gewerbetreibende gewartet! ■<br />
David Lenze <strong>und</strong><br />
Franz-Josef Gödde<br />
Der Tiger Service-Wagen rückt<br />
aus, um den Harvester vor Ort<br />
zu reparieren<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 107
AUTODIDAKT JOSEF GEORG<br />
POLLMANN UND SEIN<br />
WISSENSDRANG<br />
Sabina Butz<br />
Tom Linke<br />
M<br />
anche Menschen gehören einfach<br />
zum Stadtbild. Der Neheimer<br />
Josef Georg Pollmann<br />
ist so einer. Dass er sympathisch <strong>und</strong><br />
bescheiden ist, wissen auch die, die<br />
ihn nur flüchtig kennen. Wer<br />
sich allerdings etwas länger mit<br />
ihm unterhält, ist verblüfft,<br />
wieviel Wissendrang in<br />
ihm steckt.<br />
Sauerländer LEUTE –<br />
Der MENSCH dahinter<br />
Wissenschaftler oder Forscher,<br />
die ihren Lebensunterhalt<br />
nicht aus diesen<br />
Tätigkeiten bestreiten<br />
mussten, hat es immer<br />
schon gegeben. Ab dem<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert wurden<br />
solche unabhängigen Forscher<br />
„Privatgelehrte“ genannt.<br />
Die Privatgelehrten<br />
konnten sich in der Regel<br />
ein freies, ungeb<strong>und</strong>enes Leben<br />
leisten, sie waren begütert<br />
<strong>und</strong> mussten sich nicht um ihren<br />
Lebensunterhalt kümmern. Heute<br />
arbeiten die meisten Wissenschaftler<br />
<strong>und</strong> Forscher an Hochschulen oder Forschungsinstituten,<br />
also mit institutioneller<br />
Unterstützung zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts.<br />
Josef Georg Pollmann ist weder „begütert“<br />
noch kann er auf eine akademische<br />
Ausbildung zurückgreifen. Er ist<br />
Arbeiter, wie sein Vater vor ihm, er<br />
hat sich sein Wissen ausschließ-<br />
108 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
lich selbst angeeignet, ohne institutionelle<br />
Unterstützung, <strong>und</strong> er<br />
ist ein bescheidener, sympathischer<br />
Mitmensch, der seine Leistungen<br />
<strong>und</strong> Forschungsergebnisse lieber herunterspielt<br />
<strong>und</strong> jeden Geschichts-,<br />
Architektur- <strong>und</strong> Umwelt-Interessierten<br />
zunächst einmal verblüfft.<br />
Woher weiß der das alles?<br />
„Ich lese natürlich gern <strong>und</strong> viel,<br />
<strong>und</strong> was ich in Büchern nicht finden<br />
kann, erk<strong>und</strong>e ich selbst. So einfach<br />
ist das.“ Los ging es mit der eigenen<br />
Familiengeschichte. Die Pollmanns<br />
können ihre ostwestfälischen Vorfahren<br />
bis zum 30-jährigen Krieg<br />
zurückverfolgen. Erst um 1900<br />
siedelten sie sich im Sauerland an.<br />
Überwiegend waren sie Landarbeiter,<br />
Kleinbauern <strong>und</strong> später Industriearbeiter.<br />
Die Familiengeschichte<br />
führt zu den eigenen Wurzeln, verbindet<br />
unsere Vergangenheit mit<br />
der Gegenwart <strong>und</strong> schenkt uns<br />
Identität. Über die Ahnenforschung<br />
in eigener Sache gelangte Pollmann<br />
zur Lokalgeschichte: „Beim Joggen<br />
<strong>und</strong> Wandern stieß ich immer<br />
wieder auf Kreuze, die am Wege<br />
stehen, da wollte ich einfach mehr<br />
wissen, warum, weshalb, wieso dieses<br />
Kreuz genau hier stand“. Seine<br />
diesbezüglichen Fragen an in der<br />
Nähe wohnende Bürger wurden<br />
genau <strong>und</strong> ausführlich beantwortet.<br />
Daraus erstand ein 260 Seiten<br />
umfassendes Kompendium unter<br />
dem gleichen Namen „Kreuze, die<br />
am Wege stehen“, welches 1988<br />
von der Verlagsgemeinschaft Franz<br />
Josef Molitor in Oeventrop herausgegeben<br />
wurde <strong>und</strong> viel Beachtung<br />
fand. Es sollte die erste von insgesamt<br />
über 100 weiteren Veröffentlichungen<br />
Pollmanns sein.<br />
Der Mensch dahinter<br />
Pollmann hatte die Lokalgeschichte<br />
für sich entdeckt, die ihn zur Architektur<br />
führte. Wie genau sahen die<br />
Bauernhäuser, die Gutshäuser, aber<br />
auch die kleinen Häuser der Arbeiter<br />
aus? Unzählige Dachstühle,<br />
Häuser <strong>und</strong> andere Bauten wurden<br />
vermessen. Die differenzierten <strong>und</strong><br />
exakten Zeichnungen dazu fertigte<br />
Pollmann selbst an. Wer sonst? Unglaublich,<br />
welche Fertigkeiten sich<br />
ein Mensch selbst aneignen kann.<br />
Sein Interesse galt <strong>und</strong> gilt bis heute<br />
aber immer „dem Menschen dahinter“.<br />
Wie haben die Menschen<br />
gelebt? Was hat sie bewegt? Wie<br />
sind sie miteinander umgegangen?<br />
Seine Forschungsobjekte in Lokal-<br />
Regional- <strong>und</strong> sonstiger Geschichte<br />
suchte Pollmann nicht; sie ergaben<br />
Der Marketing Club<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 109<br />
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sich von selbst: „Ich beschäftige<br />
mich mit den Sachen,<br />
die andere noch nicht gemacht<br />
haben, ob es nun<br />
um Kreuze, Sakralbauten,<br />
Scheunen oder einfach<br />
nur Auffälligkeiten<br />
geht.“<br />
Die Perspektive<br />
wechseln<br />
Seit der Wiedervereinigung<br />
fasziniert Pollmann der Osten<br />
Deutschlands, auch über die Grenzen<br />
hinaus. Zwei R<strong>und</strong>fahrten durch<br />
die Neuen B<strong>und</strong>esländer brachten neue Perspektiven.<br />
Polen war schließlich das Land, das ihn besonders<br />
faszinierte: Historische Plätze, Dorfgeschichte,<br />
immer im Hinblick auf die Menschen, die dort gelebt<br />
haben, gerieten in den Mittelpunkt seines Interesses. Die<br />
Gemeinde Gmina Krzeszyce, südwestlich von Landsberg<br />
an der Warthe zeichnete ihn aus für seine Arbeiten zur<br />
Gemeindegeschichte. Das deutsch-polnische Miteinander<br />
fand in Pollmann einen neuen leidenschaftlichen Verfechter.<br />
sehr am Herzen liegt: Jede<br />
Raupe wird gerettet, jeder<br />
Schmetterling behütet,<br />
was er mit vielen<br />
w<strong>und</strong>erschönen,<br />
selbst erstellten Fotos<br />
<strong>und</strong> als Mitglied der<br />
Arbeitsgemeinschaft<br />
biologischer Umweltschutz<br />
belegen kann.<br />
Auf seine herausragenden<br />
Beobachtungen,<br />
Veröffentlichen <strong>und</strong> Studien<br />
angesprochen, erklärt<br />
Pollmann: „Es geht alles nur<br />
miteinander. Ohne Mentoren hätte<br />
ich nicht so viel erarbeiten können. Für<br />
alle meine Unterstützer möchte ich exemplarisch einen<br />
benennen: Zbigniew Czarnuch, meinen polnischen Mentor,<br />
der meine Arbeiten in Polen unermüdlich fördert <strong>und</strong><br />
unterstützt.“<br />
Josef Georg Pollmann<br />
Eigentlich zwangsläufig <strong>und</strong> irgendwie selbstverständlich<br />
hat Pollmann inzwischen als Autodidakt so viel polnisch<br />
gelernt, dass er sich unterhalten <strong>und</strong> polnische Texte lesen<br />
kann.<br />
Es geht nur miteinander<br />
Neben seinen geschichtlichen Arbeiten findet Pollmann<br />
noch Zeit für den Umwelt- <strong>und</strong> Naturschutz, der ihm<br />
Ein wirklich guter Geschichts- <strong>und</strong> Architektur-Experte,<br />
ein Umweltschützer, aber in erster Linie ein aufrichtiger<br />
Menschenfre<strong>und</strong>, so könnte man Josef Georg Pollmann<br />
wohl am besten beschreiben. ■<br />
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Hart an der Wenne erhebt sich zwischen Calle <strong>und</strong> Berge<br />
eine nach allen Seiten steil abfallende Kuppe, der Wallenstein.<br />
Auf einem Gipfel findet man noch heute die<br />
Mauerreste einer alten Burg. Sie soll – wie die Leute im unteren<br />
Wennetal erzählen – vor langen Jahren der Sitz eines Raubrittergeschlechtes<br />
gewesen sein.<br />
DAS ENDE<br />
DES LETZTEN<br />
RAUBRITTERS<br />
VOM<br />
WALLENSTEIN<br />
Damals war das Sauerland schon kurkölnisch, <strong>und</strong> der Talweg<br />
entlang der Wenne <strong>und</strong> der Höhenweg über das Hallo hatten<br />
als Handelsverbindungen zwischen Ruhr <strong>und</strong> Lenne eine große<br />
Bedeutung. Die Beschwerden der Kaufleute über die Schandtaten<br />
des Wallensteiners häuften sich zuletzt derart beim Kurfürsten<br />
von Köln, dass dieser sich entschloss, mit seinen Reisigen* gegen<br />
den Raubritter ins Feld zu ziehen. Die Burg auf dem Wallenstein<br />
wurden belagert. Lange Zeit trotzte der Wallensteiner den Belagerern.<br />
Als aber die Lebensmittel ausgingen <strong>und</strong> die Burginsassen<br />
in höchste Bedrängnis kamen, sprengte der Raubritter auf seinem<br />
Ross plötzlich aus der Burg heraus – mitten durch die Reihen der<br />
nichtsahnenden Belagerer hindurch – <strong>und</strong> entkam nach Norden.<br />
Er war schon ein gutes Stück Weges entflohen, als endlich der<br />
überraschte Kurfürst mit einigen Rittern die Verfolgung aufnahm.<br />
Auf dem Bremkebach östlich von Freienohl stand damals eine<br />
Mühle, deren Fischteiche noch heute im Bremketal zu finden sind.<br />
Zu dieser Mühle hin sprengte der flüchtige Raubritter mit seinem<br />
keuchenden <strong>und</strong> schweißbedeckten Ross. Der Müller saß gerade<br />
vor seiner Mühle <strong>und</strong> schärfte mit einem Meißel einen Mühlstein.<br />
Er war nicht wenig überrascht, als er plötzlich vor sich den Wallensteiner<br />
sah, dessen Schandtat er wohl kannte <strong>und</strong> schon oft selber<br />
zu spüren bekommen hatte. Der Raubrittter sprang vom Ross<br />
<strong>und</strong> forderte vom den Müller ungestüm <strong>und</strong> drohend ein ausgeruhtes<br />
Pferd. Den Müller jedoch überkam ein gerechter Zorn.<br />
Er schlug den Wallensteiner mit dem Meißel den Schädel ein.<br />
Kurze Zeit darauf ritt der verfolgende Kurfürst mit seinen Rittern<br />
auf den Mühlenhof ein. Er hatte sich nach dem Weg erk<strong>und</strong>igen<br />
wollen <strong>und</strong> war nicht wenig erstaunt, den Wallensteiner erschlagen<br />
in der Mühle zu finden. Der Kurfürst lobt die mannhafte Tat<br />
des Müllers <strong>und</strong> schenkte ihm zum Dank für seinen Anteil an der<br />
Wiederherstellung des Landfriedens den Gr<strong>und</strong>besitz des erschlagenen<br />
Raubritters. Der Kurfürst soll gesagt haben: Es ist schade,<br />
dass Du nur ein Müller bist, ich hätte sonst wohl Lust, Dich zu<br />
einem Ritter zu machen!“ Der Müller hat sich von der Zeit an<br />
Bauer Schade – oder, wie andere erzählen, Freiherr von Schade –<br />
genannt. ■<br />
(Hugo Blessenohl) Aus: Sagen des Mescheder Landes<br />
*Berittene Begleitpersonen<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 111
Robert geht Wandern ... im Arnsberger Wald<br />
VOM<br />
WALDBAHNHOF<br />
UND SICH<br />
ERHOLENDER<br />
NATUR<br />
Robert Hinkel<br />
Blick auf den Flughafen<br />
112 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Robert Hinkel ist zertifizierter Wanderführer.<br />
Einer der jüngsten im Sauerland, aber trotz<br />
dem mit jeder Menge Erfahrung, denn er wandert<br />
bereits seit frühester Kindheit durch das Sauerland <strong>und</strong> die<br />
Alpen. Nach einem Wanderführer-Seminar bekam Robert<br />
eine Teilnahmebescheinigung - die ihm allerdings nicht<br />
reichte: „Ich wollte auch das Zertifikat“. Das hat er dann<br />
auch bekommen <strong>und</strong> zeigt unseren Lesern seitdem – mit bescheinigter<br />
Kompetenz - die schönsten Wanderstrecken im<br />
Sauerland.<br />
<strong>WOLL</strong>: Welche Strecke wanderst du dieses Mal?<br />
Robert: Diesmal geht’s durch den 600 km² großen Arnsberger<br />
Wald. Das ist ein Rechteck mit 15 km Länge <strong>und</strong> 40 km Breite,<br />
vereinfacht gesprochen. Er gehört zu den größten zusammenhängenden<br />
Waldgebieten Deutschlands. Allerdings war der<br />
Arnsberger Wald im Spätmittelalter nur ein Teil des noch viel<br />
größeren Lürwalds, der weite Teile des Herzogtums Westfalen<br />
bedeckte.<br />
Es ist eine R<strong>und</strong>wanderung mit Start <strong>und</strong> Ziel am Wanderparkplatz<br />
Bockstall. Der befindet sich auf dem höchsten Punkt<br />
der B 229 zwischen Arnsberg <strong>und</strong> Breitenbruch. Google findet<br />
ihn. Erst geht es nach Altenbreitenbruch, dann ostwärts mitten<br />
in den Wald hinein. Wenn wir auf den Dinscheder Weg<br />
treffen, geht es hoch zum Dinscheder Bahnhof. Der Rückweg<br />
führt über den Plackweg (X1). Das sind knapp 14 km, Abkürzungen<br />
sind möglich, indem man schon früher rechts bergauf<br />
geht.<br />
Ein Bahnhof mitten im Wald auf einem Berg?<br />
Ja. Sowohl der Begriff „Bahn“ als auch „Hof“ sind wesentlich<br />
älter als die Eisenbahn. Ein Viehgespann auf einem Jahrh<strong>und</strong>erte<br />
alten Handelsweg wie dem Plackweg hat sicherlich mal<br />
eine Pause gebraucht. Der Dinscheder Bahnhof eignete sich<br />
wohl besonders dafür. Das Wort Bahn hatte früher die Bedeutung<br />
von „Durchhau durch einen Wald“ oder „festgeschlagener<br />
Weg“, als Hof bezeichnete man ursprünglich ein Areal, einen<br />
Freiraum. Möglich ist auch die Herkunft vom „“bâmhof“, was<br />
Baumgarten bedeutet.<br />
Für wen eignet sich die Wanderung? Wie schwer ist sie?<br />
Für knapp 14 km braucht man natürlich etwas Kondition. Sie<br />
ist wellig, aber für Sauerländer Verhältnisse relativ flach. Kein<br />
Vergleich mit meinen Wanderungen auf den Bastenberg oder<br />
den Olsberg im letzten <strong>Winter</strong> <strong>und</strong> Frühling. Tiefster <strong>und</strong><br />
Pferde auf der Weide zwischen Alt-Breitenbruch<br />
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Welche Besonderheiten bietet sie?<br />
Wälder <strong>und</strong> Ton-Boden speichern Feuchtigkeit ziemlich gut.<br />
Das gilt auch für die Wege, wenn der Boden nicht oberflächlich<br />
gefroren oder ausgetrocknet ist (nach einer Kälte- bzw. Hitzewelle).<br />
Der Arnsberger Wald ist – übertrieben formuliert – ein<br />
einziges Moor mit teils spezieller Vegetation. Seit der Borkenkäfer-Plage<br />
gibt es aber auch schöne Aussichtsstellen, zum Beispiel<br />
nach Süden über das Ruhrtal hinweg. Der Arnsberger Wald<br />
war so ziemlich früh vom Borkenkäfer betroffen. Deshalb kann<br />
man jetzt mit als Erstes sehen, wie sich die Natur nach zwei,<br />
drei Jahren langsam regeneriert. ■<br />
Dinscheder Bahnhof<br />
Wer diese Strecke mit Robert wandern<br />
möchte, findet sich am 06. Februar 2022<br />
um 10 Uhr am Parkplatz Bockstall ein.<br />
114 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
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mehr als nur das übrig gebliebene<br />
Tor eines alten Bauernhauses.<br />
Es verkörpert ein Stück<br />
Stadtgeschichte. Der gesamte Hof<br />
stand einst - fast genau - auf dem gleichen<br />
Platz. Er war der schönste <strong>und</strong><br />
größte Hof in Warstein.<br />
Der Erbauer, Johannes Konrad Cramer,<br />
war ein Sohn der Warsteiner Brauerfamilie.<br />
Er hatte sich sein Erbteil auszahlen<br />
lassen <strong>und</strong> war ins Wästertal gezogen,<br />
auf ein Gr<strong>und</strong>stück der Familie Kaiser.<br />
„Die Bebauung des Wästertals als Unterstützung<br />
geschah vom Stadtberg aus ab<br />
dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert“, berichtet uns dazu<br />
Warsteins Ortsvorsteher Dietmar Lange,<br />
„sodass es seit dieser Zeit eine Oberstadt<br />
auf dem Stadtberg <strong>und</strong> eine Unterstadt<br />
im Tal gab, was bis zum Stadtbrand am<br />
31.12.1802 so war.“<br />
Da Konrads Ehefrau Anna Maria Christina<br />
geb. Hötte aus wohlhabendem Hause<br />
kam, konnte das Paar hier 1784 ein<br />
besonders schönes <strong>und</strong> repräsentatives<br />
Fachwerkhaus errichten.<br />
Ihre Tochter Petronella, die auf dem Hof<br />
blieb, heiratete später Franz Göke. Und<br />
so hieß der Hof denn auch bis zu seinem<br />
Abbruch: Göke-Kaiser.<br />
In den 1950er Jahren kaufte die Stadt<br />
Warstein den Hof auf. Die Rangekreuzung<br />
musste erweitert werden <strong>und</strong> der<br />
Neubau der Sparkasse war geplant. Das<br />
Freilichtmuseum Detmold interessierte<br />
sich für das schöne Hallenhaus <strong>und</strong><br />
ließ den damals 170 Jahre alten Hof demontieren<br />
<strong>und</strong> einlagern, um ihn später<br />
im Museum wieder aufzubauen. Doch<br />
ein zerstörerischer Pilz hatte die Balken<br />
des Hauses befallen. Lediglich das alte<br />
Tor war soweit erhalten geblieben, dass<br />
es 2011 – auf Initiative der Bullerteichfre<strong>und</strong>e<br />
- nach Warstein zurückgeholt<br />
werden konnte. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 117
DER<br />
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118 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
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215 km/h<br />
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Das Sauerland hat sich zum Bikerland entwickelt. Das<br />
bedeutet aber nicht, dass hier nicht immer wieder<br />
auch ganz besondere Autos unterwegs sind. Eines<br />
davon hat unser Fotograf Marc Niemeyer in Oeventrop entdeckt.<br />
Ein Opel Manta – aber was für einer.<br />
Zwar ist es nicht das Original-Fahrzeug, das der finnische<br />
Rennfahrer Henri Toivonen (1956-1986), der leider viel zu<br />
früh bei einer Rallye verstarb, fuhr. Aber dieses flotte Teil ist<br />
schon sehr nah dran. Vier Jahre, unzählige St<strong>und</strong>en hat der<br />
Oeventroper Rallye-Auto-Besitzer investiert, bis der Manta<br />
so – fast originalgetreu - dastand. „Aber das größte Problem<br />
ist, alle Teile, die zu so einem Auto gehören, zusammenzutragen“,<br />
so der Oeventroper. Seine Mühe hat sich gelohnt. Im<br />
November kam das Fahrzeug bei der Retro Rallye Hessisches<br />
Bergland zum Einsatz <strong>und</strong> konnte von Manta- <strong>und</strong> Rallye-<br />
Fans bestaunt werden.<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 119
Ganz so schnell wie der Finne Toivonen war unser Oeventroper<br />
wohl kaum am Start, denn der fuhr 1983 bei der Manx<br />
International Rallye auf der Isle of Man das Original-Fahrzeug<br />
gegen Marken wie Audi Quattro A2 oder den Lancia<br />
037, die zu dieser Zeit die Rallye-Welt beherrschten. Obwohl<br />
der Manta untermotorisiert war, gewann Toivonen – beim<br />
ersten Versuch. ■<br />
120 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
„Alexa,<br />
was ist eigentlich eine Marke?“<br />
„Ich habe das hier im <strong>WOLL</strong> <strong>Magazin</strong> gef<strong>und</strong>en:“<br />
Das Sauerland ist, wie wohl<br />
jeder Dorfbewohner weiß,<br />
die Heimat von herausragenden<br />
Marken. Jedes Dorf hat seine<br />
bekannten Marken. Heißt es doch:<br />
„Der Schulten Jupp, das ist auch so‘ne<br />
Marke!“ Schauen wir uns nun Schulten<br />
Jupp <strong>und</strong> das, was er so macht, genauer<br />
an, erfahren wir, was eine Marke auszeichnet<br />
<strong>und</strong> unverwechselbar macht.<br />
1. Schulten Jupp ist eine Marke. Er<br />
ist bekannt wie’n bunter H<strong>und</strong>.<br />
2. Schulten Jupp erkennst Du<br />
sofort an seinem harten Sauerländer<br />
Dialekt, an seiner recht<br />
lauten Stimme <strong>und</strong> bestimmt<br />
an seiner eigenwilligen Lache.<br />
Den brauchst Du nicht zu<br />
sehen, den hörst Du.<br />
3. Schulten Jupp ist ehrlich. Der<br />
sagt, was er denkt. Und er macht,<br />
was er sagt.<br />
4. Auf Schulten Jupp ist immer<br />
Verlass. Wenn Du Hilfe brauchst,<br />
Schulten Jupp ist da <strong>und</strong> macht<br />
das.<br />
Es gibt noch viel mehr über Schulten<br />
Jupp zu erzählen. Aber das muss<br />
reichen. Jetzt verstehst Du, was eine<br />
Marke ist. Oder immer noch nicht?<br />
Dann habe ich für Dich noch ein<br />
Beispiel. Das Sauerland ist eine Marke.<br />
Und was für eine. Die Menschen im<br />
Sauerland mögen ihre Marke. Sie sind<br />
stolz darauf. Ihr Herz schlägt für das<br />
Sauerland. Auf das Sauerland lassen sie<br />
nichts kommen. Egal, wie Du Sauerland<br />
schreibst: groß, klein, mit dicken<br />
Buchstaben, mit geschwungenen<br />
Buchstaben, mit oder ohne Bild. Sauerland<br />
bleibt Sauerland. Und es ist ja in<br />
den Herzen. Damit identifiziert man<br />
sich. Das nennt man Identität. Manche<br />
sprechen sogar von Sauerlandität.<br />
Also merke Dir!<br />
● Sauerland ist eine Marke<br />
● Man spricht von der Sauerländer<br />
Lebensart<br />
● Sauerland ist eine Lebensform,<br />
sagt zumindest Ulrich Raulff.<br />
Und der muss es wissen.<br />
Er ist ein bekannter Historiker<br />
<strong>und</strong> Autor.<br />
Eine Marke musst Du natürlich pflegen.<br />
Immer <strong>und</strong> überall. Dann macht<br />
sie Dein Leben einzigartig <strong>und</strong> schön.<br />
Du lächelst, wenn Du den Namen<br />
hörst. Dein Gegenüber auch. Du<br />
verbindest viel Schönes mit dem Sauerland.<br />
Dein Gegenüber auch. Du erzählst<br />
mit Stolz<br />
über das Sauerland. Dein<br />
Gegenüber hört gespannt zu. Du<br />
merkst, man interes siert sich für Dich,<br />
pardon für das Sauerland. Was gibt es<br />
Schöneres.<br />
Aber beachte! Überall lauern Gefahren<br />
<strong>und</strong> Neider, die am Glanz der<br />
Marke kratzen wollen, die ihr den<br />
Erfolg nicht gönnen. Oder, die von<br />
der Bekanntheit, dem Image <strong>und</strong><br />
Vertrauen der Marke etwas abbekommen<br />
möchten. Du musst die Marke<br />
schützen. Sie muss unverwechselbar,<br />
einzigartig, begehrenswert <strong>und</strong> immer<br />
sympathisch bleiben.<br />
Jetzt weißt Du, was eine Marke ist.<br />
Und schau Dich mal um im Sauerland,<br />
wo Du überall bekannte, sympathische<br />
<strong>und</strong> einzigartige Marken fin dest.<br />
Sauer land ist ein Markenland. Das<br />
kann ich Dir versprechen. ■<br />
www.marketingclub-hsk.de<br />
Mein Name ist Macketing. Alexa Macketing. Ich bin Dozentin im Fachbereich<br />
„Dönekes“ an der Sauerland-Universität zu Blüggelscheidt-Mosebolle.<br />
Zusammen mit meinem Marketingclub-Team forsche ich am Geheimnis,<br />
warum es so viele welt-erfolgreiche Sauerländer Unternehmen gibt. Zugegeben:<br />
Noch tappen wir ein wenig im Dunkeln, aber wir bleiben am Ball…<br />
Mehr Marketing-Dönekes in den kommenden <strong>WOLL</strong>-Ausgaben!<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 121
Drei Männer im Sauerland des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
Christel Zidi<br />
JÄGER, GEJAGTER<br />
- UND MICHAEL STAPPERT<br />
Drei Männer trafen sich im<br />
Juni 1617 in Warstein-Allagen. Drei Männer,<br />
wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten: ein<br />
Hexenkommissar, ein Bierbrauer <strong>und</strong> ein Pfarrer. Eine<br />
schicksalhafte Begegnung.<br />
Der junge Michael Stappert hatte schon einigen Prozessen<br />
beigewohnt, bei denen Menschen der Hexerei angeklagt <strong>und</strong><br />
zum Tode verurteilt worden war. Als Pfarrer kam er hinzu, um<br />
geistlichen Trost zuzusprechen. Bei diesen Gesprächen hörte<br />
er immer wieder, wie die Verurteilten zu ihren Geständnissen<br />
gebracht worden waren: durch suggestive Fragen <strong>und</strong> durch<br />
Folter.<br />
Noch gar nicht lange her war es, dass der aus Rüthen-Meiste<br />
stammende Stappert - auch Michael Stapirius genannt – sich als<br />
Pfarrer der Kirchengemeinde St. Christophorus Hirschberg für<br />
die Ausrottung der Hexen aussprach. Aber waren diese Menschen,<br />
die da vor ihm saßen, wirklich Hexen…? Es gab einige<br />
unter ihnen, die ausdrücklich darum baten, das, was sie ihm<br />
anvertrauten, nicht den Richtern mitzuteilen. Zu groß war die<br />
Angst vor weiteren Folterungen. Lieber wollten sie sterben…<br />
Dieser neue Richter aus Köln, Dr. Heinrich Schultheiß, hatte<br />
in den letzten beiden Jahren schon so einige Prozesse geführt.<br />
Nun stand sein 13. Fall an: Steffen von Niederbergheim. Stappert<br />
kannte ihn. Die Niederbergheimer war ungefähr in seinem<br />
Alter. Eigentlich kannte ihn jeder in der Umgebung, denn mit<br />
dem Wasser aus der Wäster braute Steffen besonders gutes Bier.<br />
Aber dieser Bierbrauer, der da auf der Anklagebank saß, hatte<br />
doch mit Hexerei nun wirklich nichts im Sinn. Natürlich vernebelte<br />
zu viel seines Bieres einem schon mal den Kopf, aber<br />
das tat anderes Bier ebenso. Als Michael dem jungen Brauer<br />
die letzte Beichte abnahm, hört er fast das Gleiche, das er zuvor<br />
auch von den anderen Verurteilten erfahren hatte. Von denen<br />
in Kallenhardt, Hirschberg, Hellefeld <strong>und</strong> jetzt hier in Allagen.<br />
Die Zweifel des Priesters<br />
Die schon zuvor aufgekommenen Zweifel des Pfarrers verstärkten<br />
sich. Für Steffen konnte er nichts mehr tun, aber er wollte<br />
seinen Blick mal genauer auf das richten, was bei diesen Prozessen<br />
wirklich vor sich ging. Michael Stappert war bis 1821 in<br />
Hirschberg tätig, dann zog er nach Grevenstein. In den Jahren<br />
1628/1629 war er bei Hexenprozessen in Anröchte, Balve, Calle<br />
<strong>und</strong> Hirschberg dabei. Dieses Mal führte er aber nicht nur Gespräche<br />
mit den Verurteilten <strong>und</strong> ihren Verwandten, sondern<br />
auch mit anderen Geistlichen, mit den Gefängniswärtern.<br />
Foto: Hexenhammer: Sprenger, Jakob, Public domain, via Wikimedia Commons<br />
Jetzt wollte er genau wissen, was wirklich bei den Hexenprozessen<br />
<strong>und</strong> den Folterungen geschah. Dazu nahm er auch den Hexenkommissar<br />
genauer unter die Lupe.<br />
122 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Der Bauernsohn aus Stormede<br />
Heinrich Schultheiß stammte aus ein reichen Großbauernfamilie aus Scharmede<br />
bei Salzkotten. Was hat ihn zu dem werden lassen, der er war? Seine Lehrer an<br />
der Jesuitenschule in Paderborn oder später die an den Universitäten in Köln <strong>und</strong><br />
Würzburg, die keinen Zweifel an der<br />
Notwendigkeit der Hexenverfolgung<br />
ließen. Hatte ihn der Verfolgungseifer<br />
der Brüder Dietrich <strong>und</strong> Kaspar von<br />
Fürstenberg angesteckt? Der eine Bischof<br />
im Hochstift, der andere Landdrost<br />
im Herzogtum Westfalen. Oder<br />
war es die Tatsache, dass sein Vater,<br />
als Schöffe an einem Hexenprozess<br />
Das Pfarrheim in Grevenstein wurde Michael<br />
Stappert gewidmet<br />
Hier in der Arnsberger Altstadt<br />
wohnte der Hexenkommissar<br />
beteiligt - damals wurden zwölf Frauen<br />
verurteilt <strong>und</strong> hingerichtet – vom<br />
Sohn einer Verurteilten wegen Rechtsbeugung<br />
verklagt wurde? Was hatte<br />
Schultheiß zum unbarmherzigen Hexenkommissar<br />
werden lassen? Mischte<br />
sich da der Kampf gegen den Protestantismus<br />
<strong>und</strong> mit der Bekämpfung<br />
des „Hexenunwesens“? Um 1614 war<br />
Schultheiß nach Arnsberg gekommen,<br />
zunächst als kurfürstlicher Rat, dann<br />
als Vertreter des Fiskus bei Prozessen.<br />
Der Scharmede Bauernsohn kam bei<br />
seinen Vorgesetzten gut an <strong>und</strong> wurde<br />
später sogar in den Adelsstand erhoben.<br />
1633, während des 30-jährigen Krieges musste er vor den protestantischen<br />
Truppen nach Köln fliehen, kehrte aber wieder nach Arnsberg zurück, war 1643<br />
an den „Zaubereiprozessen“ in Werl beteiligt. Dr. Heinrich von Schultheiß starb<br />
1646 in Arnsberg. Den Angeklagten Geständnisse abzuverlangen, gelang Schulte<br />
fast immer. Entweder durch Suggestivfragen – oder eben durch Folter. Da machte<br />
er auch vor dem damaligen Bürgermeister der Stadt Arnsberg - Henneke von Essen<br />
- nicht halt.<br />
Die Erkenntnisse, die Michael Stappert erlangt hatte, führten zu einem vollständigen<br />
Sinneswandel. Er schrieb diese nieder <strong>und</strong> wandte sich fortan gegen das Unrecht,<br />
gegen gnadenlose Folterung <strong>und</strong> die Verurteilung Unschuldiger als Hexen,<br />
gegen deren Tod auf dem Scheiterhaufen. Seine Schrift wurde allerdings erst 1676<br />
in dem Buch des Amsterdamer Kaufmanns Hermann Löher veröffentlicht.<br />
MUSTERHAUS<br />
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Michael Stappert, der von 1621 bis zu seinem Tod im Jahre 1663 in Grevenstein<br />
wirkte, hat sich neben seiner pastoralen Tätigkeit für die Verbesserung des Schulwesens<br />
engagiert. ■<br />
Fotoautoren:<br />
Thomas Jostes (Michael-Stappert-Haus)<br />
ArtMechanic, via Wikimedia Commons<br />
(Haus zur Krim)<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 123<br />
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Kuhgeflüster im <strong>Winter</strong><br />
Kuhgeflüster im Herbst<br />
Peter P. Neuhaus<br />
Vom Mittelmaß<br />
von Peter P. Neuhaus<br />
Die Kuh flog niemals auf den Mond,<br />
sah nie Amerika.<br />
Sie ist zufrieden, wo sie wohnt –<br />
wie Tante Erika.<br />
Die Kuh schrieb niemals ein Poem,<br />
obwohl sie’s sicher kann.<br />
Sie fuhr nicht selbst nach Bethlehem,<br />
sie schickte ihren Mann.<br />
Sie schnurrt nicht <strong>und</strong> sie haart nicht sehr,<br />
taugt nicht als Kind-Ersatz.<br />
Sie fährt nicht mit dem Nahverkehr,<br />
zahlt Standardsteuersatz.<br />
Ist keine, die sich groß beschwert,<br />
braucht keine Majestät,<br />
geht ungern nur ins Jazzkonzert,<br />
sah niemals Breaking Bad.<br />
Sie denkt nicht übers Große nach,<br />
das Ganze juckt sie kaum.<br />
Und liegt sie dann im Schlafgemach,<br />
vergisst sie Zeit <strong>und</strong> Raum.<br />
Die Kuh, sie ist zufrieden schon<br />
mit wenig. Von derWelt<br />
erwartet sie nicht Gotteslohn,<br />
nicht Auto, Haus, nicht Geld.<br />
124 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021<br />
Die Kuh isst nicht beim Sternekoch<br />
<strong>und</strong> trinkt nur selten Gin.<br />
Am Abend sagt sie:„Sicher doch …“<br />
<strong>und</strong> legt sich friedlich hin.<br />
Sie hofft nicht auf den großen Spaß.<br />
Sie ist <strong>und</strong> bleibt bloß: Kuh.<br />
Ist glücklich mit dem Mittelmaß,<br />
genau wie ich <strong>und</strong> Du.<br />
Die Comic von Rüdiger Tillmann <strong>und</strong> die Gedichte von Peter P. Neuhaus finden Sie<br />
im Buch "Kuhgeflüster – Geschichten <strong>und</strong> Gedichte aus dem Sauerland"<br />
15,90 € / ISBN-978-3-943681-63-5 / Erschienen im <strong>WOLL</strong>-Verlag<br />
Erhältlich im www.woll-onlineshop.de oder in den Sauerländer Buchhandlungen<br />
Die Comic von Rüdiger Tillmann <strong>und</strong> die Gedichte von Peter P. Neuhaus finden Sie<br />
im Buch "Kuhgeflüster – Geschichten <strong>und</strong> Gedichte aus dem Sauerland"<br />
15,90 € / ISBN-978-3-943681-63-5 / Erschienen im <strong>WOLL</strong>-Verlag<br />
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„Das ganze Buch ist gut.“<br />
Thomas Gsella<br />
Auf den sauerländischen Weiden <strong>und</strong> in den dunklen<br />
Wäldern der berühmten Mittelgebirgs region zwischen<br />
Ural <strong>und</strong> französischem Zentralmassiv tummeln sich Tiere,<br />
die sich allerlei zu erzählen haben.<br />
Das wird von Rüdiger Tillmann genaustens beobachtet<br />
<strong>und</strong> in bunten Cartoons festgehalten. Und darüber muss<br />
man Worte verlieren. Also reimt Peter P. Neuhaus, was<br />
die Tierwelt hergibt.<br />
Immer wieder steht im Zentrum dieser Beobachtungen<br />
die Kuh, die Symbolfigur des Lands der tausend Berge, in<br />
dem am Ende der Geschichte manchmal sogar Cowboys<br />
gen Horizont ziehen sollen. Und wenn die grad nicht da<br />
sind, tut’s eben die Kuh.<br />
Geschichten <strong>und</strong> Gedichte aus dem Sauerland R. Tillmann / P. P. Neuhaus<br />
ÜSTER<br />
Rüdiger Tillmann Peter P. Neuhaus<br />
KUHGEFLÜSTER<br />
aus dem Sauerland
Ein<br />
Nikolaus<br />
mit Zertifikat<br />
Andreas Wiemar aus Warstein<br />
Helmut Gaida<br />
sabrinity<br />
Andreas Wiemar aus Warstein ist ein vielbeschäftigter<br />
Mann. Das ganze<br />
Jahr über. Doch in der Vorweihnachtszeit<br />
ist er in besonderer<br />
Mission unterwegs. Dann nämlich tritt<br />
er in die Fußstapfen des Heiligen Nikolaus<br />
<strong>und</strong> bringt großen <strong>und</strong> kleinen<br />
Menschen Freude.<br />
Andreas Wiemar zieht ein rotes Kostüm<br />
an, setzt die Mitra auf <strong>und</strong> nimmt den<br />
Bischofsstab zur Hand. Jetzt ist er der<br />
Nikolaus. Um ein solcher zu werden,<br />
hat der 52-jährige Wiemar eigens einen<br />
Ausbildungs-Kurs des Erzbistums Paderborn<br />
besucht <strong>und</strong> das „Nikolaus-<br />
Zertifikat“ erhalten. Als Nachfolger<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 125
Das erste Kostüm nähte seine Frau Haare <strong>und</strong> Bart wachsen erst ab Ende November Knecht Ruprecht muss dem Nikolaus dienen<br />
des heiligen Nikolaus von Myra, der für Selbstlosigkeit <strong>und</strong><br />
Nächstenliebe steht, besucht er seitdem in der Vorweihnachtszeit<br />
die Menschen <strong>und</strong> schenkt ihnen ein bisschen Freude.<br />
Wie auch einem kleinen Mädchen, im letzten Dezember vor<br />
dem Hirschberger Rathaus. Die Kleine zupfte schon eine ganze<br />
Weile an seinem Gewand. Auf seine Frage, was sie denn<br />
möchte, antwortete das Mädchen mit glänzenden Augen: „Der<br />
Bauch ist echt. Du bist der richtige Nikolaus.“<br />
Wenn er zu Kindern geht, ist er meist allein unterwegs. Denn<br />
um die Kleinen nicht zu verängstigen, verzichtet er auf den Einsatz<br />
des furchteinflößenden Knecht Ruprecht: „Kinder sollen<br />
im positiven Sinne vom Nikolaus träumen.“ Aus dem gleichen<br />
Gr<strong>und</strong> gibt es bei seinen Worten keine erzieherischen Reden,<br />
sondern nur Geschenke <strong>und</strong> eine schöne Zeit.<br />
Anders, wenn es zu abendlichen Nikolausfeiern geht. Dann<br />
tritt er meist im Dreiergespann auf, mit dem dunklen Gesellen<br />
Knecht Ruprecht (Andreas Reineke), der schon mal die Rute<br />
auspacken muss, <strong>und</strong> einem Rentier (Markus Kruse) hoch aus<br />
dem Norden (des Sauerlandes). Andreas Wiemar: „Es ist ein<br />
schönes Miteinander <strong>und</strong> ein w<strong>und</strong>erbarer Job.“<br />
Ein Job, der ihm viel Freude bereitet, aber durchaus nicht der<br />
einzige. Weil es für Andreas Wiemar eine Selbstverständlich-<br />
Du möchtest im<br />
Sauerland<br />
etwas bewegen <strong>und</strong> an sympathischen<br />
Marken mitarbeiten?
Der Bart muss in Form gebracht werden Die Mitra auf den Kopf, die Brille auf... ... <strong>und</strong> dann hinein die blankgeputzten Schuhe.<br />
keit ist, ehrenamtlich tätig zu sein, ist er schon seit langer Zeit<br />
bei der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt. Der 52-jährige Warsteiner<br />
ist gern unter Menschen, sowohl bei der Warsteiner<br />
Brauerei, wo er als Betriebsrat arbeitet, als Vorsitzender des Vereinsbürgerrings<br />
oder beim Karneval. Und natürlich ist er auch<br />
regelmäßig auf dem Fußballplatz zu finden, äh zu hören, denn<br />
Wiemar ist Stadionsprecher des TuS Warstein.<br />
Aber jetzt freut sich Andreas Wiemar erst einmal auf seinen<br />
nächsten Besuch in den Werkstätten für Behinderte. Hier wird<br />
seiner Ankunft förmlich entgegengefiebert. ■<br />
Bischof Nikolaus von Myra wurde vermutlich zwischen<br />
270 <strong>und</strong> 286 geboren, in Patara/ Lykien,<br />
der heutigen Türkei geboren. Er starb an einem 6.<br />
Dezember zwischen 343 <strong>und</strong> 351 in Myra.<br />
Nach seiner Priesterweihe war Nikolaus zunächst<br />
Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra. Das<br />
große Vermögen, das er von seinen Eltern geerbt hatte,<br />
verwendete er, um armen Menschen zu helfen.<br />
Sales Manager Digital Media (m/w/d)<br />
Stellvertretende<br />
Redaktionsleitung (m/w/d)<br />
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<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 127
Menschen, Ideen <strong>und</strong> Lösungen in Berlin vernetzen<br />
Sauerländer Anlaufpunkt<br />
in der Hauptstadt<br />
Hermann-J. Hoffe<br />
Sauerländer Botschaft<br />
Sauerländer Lebensart. Sauerland als Lebensform. Sauerländer Botschaft in Berlin. Das Sauerland <strong>und</strong><br />
seine Menschen machen sich zunehmend bemerkbar. Und das ist gut so. Jedenfalls, wenn man zurückschaut<br />
<strong>und</strong> sich w<strong>und</strong>ert, warum es der Region mitten im Herzen von Deutschland, oder wie es ein Schmallenberger<br />
Unternehmen einmal sagte: „im Herzen Europas“, an hoher Bekanntheit <strong>und</strong> einem unverwechselbaren<br />
Image mangelt.<br />
Seit kurzem gibt es den Verein Sauerländer Botschaft in<br />
Berlin. Die Gründer <strong>und</strong> Initiatoren sind der Überzeugung,<br />
dass es einen zentralen Anlaufpunkt in der B<strong>und</strong>eshauptstadt<br />
geben sollte, der Sauerländerinnen <strong>und</strong><br />
Sauerländer in Berlin zusammenführt. Seien es ‚Exil-Sauerländer‘,<br />
die in Berlin leben <strong>und</strong> arbeiten, seien es Sauerländer<br />
Unternehmen die geschäftlich in Berlin vertreten<br />
sind, seien es Politikerinnen <strong>und</strong> Politiker, die unsere Region<br />
vertreten oder einfach heimatverb<strong>und</strong>ene Menschen<br />
aus dem Sauerland, die an einem spannenden Netzwerk<br />
interessiert sind. Die Sauerländer Botschaft in Berlin als<br />
„Schützenhalle“ im unübersichtlichen Häusermeer einer<br />
Großstadt.<br />
Treffen <strong>und</strong> bei einem Sauerländer Pils<br />
nett unterhalten<br />
„Eine erste Abfrage in der Region zeigt: Nicht nur wir<br />
Initiatoren haben großes Interesse daran, auch viele Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter in Sauerländer Unternehmen,<br />
heimische Politikerinnen <strong>und</strong> Politiker sowie weitere<br />
Funktionäre fänden es klasse, wenn wir Sauerländer in<br />
Berlin eine zentrale Anlaufstelle hätten.“ Emanuel Homann<br />
aus Alme, ein forscher Sauerländer Dorfjunge, Inhaber<br />
eines b<strong>und</strong>esweit agierenden Architekturbüros mit<br />
Standorten in Frankfurt, Düsseldorf, <strong>Brilon</strong> <strong>und</strong> Berlin,<br />
einer der Gründer der Sauerländer Botschaft, berichtet<br />
128 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
mit großer Begeisterung über die Entwicklung in den<br />
vergangenen Wochen <strong>und</strong> Monaten. „Zu unserem ersten<br />
Treffen am 9. November in der Parlamentarischen<br />
Gesellschaft kamen mehr als 80 Sauerländerinnen <strong>und</strong><br />
Sauerländer. Die Medien haben b<strong>und</strong>esweit darüber berichtet.<br />
Man kennt uns jetzt nicht nur im Sauerland.“<br />
Sein Bruder Cornelius, der als Rechtsanwalt, unter anderem<br />
als Fachanwalt für Bau- <strong>und</strong> Architekturrecht, in<br />
<strong>Brilon</strong> tätig ist, ergänzt: „So wie wir uns im Sauerland<br />
beim Schützenfest ungezwungen treffen <strong>und</strong> sich jeder<br />
mit jedem unterhält, so soll das auch bei der Sauerländer<br />
Botschaft in Berlin sein.“<br />
Sauerländer haben Ahnung <strong>und</strong> teilen<br />
sie gerne mit Gleichgesinnten<br />
Der Journalist <strong>und</strong> Buchautor Ulrich Raulff hat erst<br />
kürzlich in seinem Esay „Das Sauerland als Lebensform“<br />
trefflich über die Sauerländer formuliert: „Sie haben Ahnung.<br />
Diese Gabe prägt ihre Lebensform <strong>und</strong> verbindet<br />
sich mit ihrem natürlichen Realismus. Aber anders als<br />
Annette (Anm. der Redaktion: hier meint der Autor die<br />
Dichterin Annette von Droste-Hülshoff) meinte, macht<br />
sie die Sauerländer nicht zu erfolgreichen Spekulanten.<br />
Sie macht sie zu phantastischen Fabrikanten.“<br />
Diese Fabrikanten, Unternehmer, Macher <strong>und</strong> Vordenker<br />
will die Sauerländer Botschaft zusammenbringen.<br />
Und ihnen, wenn sie dann in der Hauptstadt geschäftlich<br />
Vorstandsvorsitzender Cornelius Homann aus <strong>Brilon</strong> (Foto privat)<br />
NEUES JAHR,<br />
NEUES GLÜCK!<br />
2022B<br />
AUSSTELLUNG<br />
AUSSTELLUNG<br />
Haus Garten Technik<br />
Haus Haus Haus Garten Garten Technik<br />
Technik<br />
Meschede<br />
Meschede<br />
Täglich<br />
10:30 bis<br />
17:30 Uhr<br />
Täglich<br />
St. Georgs Halle Meschede<br />
10:30 bis<br />
Haus Garten Technik<br />
Haus Haus Haus Garten Garten Technik<br />
Technik<br />
Sa. 12. Feb.<br />
So. 13. Feb.<br />
Sa. 12. Feb.<br />
So. 13. Feb.<br />
17:30 Uhr<br />
www.BauLokal.de<br />
St. Georgs Halle Meschede<br />
www.BauLokal.de<br />
Wir hoffen auf eine mögliche Durchführung der<br />
BauLokal Ausstellung im Februar 2022, <strong>und</strong> zwar „live<br />
<strong>und</strong> in Farbe“! Natürlich kann man nicht messerscharf<br />
in die Zukunft blicken, doch wir sind optimistisch,<br />
dass unsere beliebte Baumesse im kommenden Jahr<br />
stattfinden wird.<br />
Für interessierte Aussteller: Es gibt 100%<br />
Rücktrittsrecht ohne Kosten, falls aufgr<strong>und</strong> Covid die<br />
Veranstaltung nicht stattfinden kann. Melden Sie sich<br />
gern bei uns <strong>und</strong> sichern Sie sich Ihre Standfläche.<br />
Kontakt: Oliver Schaeffer<br />
02904 / 711 80-20 oliver@axo-media.de<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 129<br />
B<br />
N<br />
Wi<br />
im<br />
nic<br />
da<br />
Fü<br />
fal<br />
Sie<br />
Ko
Über besondere Leistungen <strong>und</strong> Erfolge der heimischen<br />
Unternehmen oder über Politiker, Sportler, Künstler <strong>und</strong><br />
andere Menschen aus dem Sauerland, die gerade etwas Bemerkenswertes<br />
gesagt oder getan haben. Man fühlt sich<br />
wohl in der Gemeinschaft von Menschen, deren Herz für<br />
das Sauerland schlägt <strong>und</strong> ist wohl auch ein bisschen stolz<br />
auf das, was uns verbindet.“<br />
oder privat unterwegs sind, einen vertrauten Ort zum Gedanken-<br />
<strong>und</strong> Meinungsaustausch anbieten. Barbara Maria<br />
Lempp, geboren <strong>und</strong> aufgewachsen in Serkenrode <strong>und</strong><br />
jetzt Geschäftsführerin des Verbandes Deutscher Energiehändler<br />
e.V. in Berlin freut sich auf die Treffen mit den<br />
Sauerländerinnen <strong>und</strong> Sauerländern <strong>und</strong> allen, die Freude<br />
an Sauerländer Gemütlichkeit haben. „Wann immer Menschen<br />
aus dem Sauerland fern der Heimat zusammenkommen,<br />
haben sie sich meist etwas „Sauerländisches“ zu erzählen.<br />
Über das Dorf oder die Stadt aus der sie stammen.<br />
Nach einhelliger Meinung der drei Vorstandsmitglieder<br />
der Sauerländer Botschaft ist der erste wichtige Schritt<br />
nun getan. Wie es weitergeht, darüber wird das <strong>WOLL</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> an dieser Stelle <strong>und</strong> über die Online-Kanäle<br />
regelmäßig berichten. Wer bereits jetzt mehr über die<br />
Sauerländer Vertretung in Berlin wissen möchte oder an<br />
einer Mitgliedschaft interessiert ist, findet auf der Website<br />
www.sauerland.berlin weitere Informationen. ■<br />
www.sauerland.berlin<br />
Vorstand <strong>und</strong> Gäste des ersten Sauerländer Abends in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin - am 9. November 2021 (Foto privat)<br />
130 - <strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021
Silvia Padberg<br />
Steckrüben -<br />
die Waldecker<br />
Südfrüchte<br />
Steckrübengemüse<br />
Zutaten für 4 Personen:<br />
2 Steckrüben<br />
250 ml Brühe<br />
100 g Butter<br />
Salz<br />
Pfeffer<br />
4 Kohlwürste<br />
Butter<br />
Zubereitung:<br />
Die Steckrübe schälen <strong>und</strong> in dünne Streifen schneiden.<br />
250 ml Brühe zum Kochen bringen <strong>und</strong> das Gemüse<br />
hineingeben. Kräftig mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer abschmecken.<br />
Die geräucherten Kohlwürste hinzufügen. Sobald das Gemüse<br />
bissfest ist, Kohlwürste entnehmen <strong>und</strong> die Brühe<br />
abschütten, die Steckrüben kurz in Butter schwenken. Mit<br />
Salzkartoffeln servieren.<br />
Durch ihren hohen Wassergehalt sind Steckrüben<br />
sehr kalorienarm. Steckrüben enthalten die Vitamine<br />
B1, B2, C, Traubenzucker, Eiweiß, Fett,<br />
schwefelhaltige ätherische Öle, Mineralstoffe,<br />
Carotin, Provitamin A <strong>und</strong> Nicotinsäureamid.<br />
Haben Sie schon mal von den Waldecker Südfrüchten<br />
gehört? Die haben mit Ananas, Bananen <strong>und</strong><br />
Co. nun überhaupt nichts zu tun. Denn mit diesen<br />
Südfrüchten sind ganz schlicht <strong>und</strong> einfach die Steckrüben<br />
gemeint.<br />
Während des Steckrübenwinters 1916/17 stand die Steckrübe<br />
von morgens bis abends auf dem Menüplan. Ausgerechnet<br />
während des 1. Weltkrieges war die Kartoffelernte zur Missernte<br />
geworden. Als Ersatz wurden Steckrüben herangezogen.<br />
Feldfrüchte, die zuvor hauptsächlich als Schweinefutter<br />
angebaut wurden. Um nicht an Hunger zu Leiden, kochte<br />
man aus ihr Suppe, machte damit Aufläufe <strong>und</strong> Koteletts,<br />
sogar Kuchen <strong>und</strong> Marmelade. Auch diente sie als Ersatz für<br />
Sauerkraut. Selbst Kaffee wurde daraus gemacht.<br />
Besonders beliebt war die Steckrübe trotz allem nicht, denn<br />
selbst beste Steaks oder feinste Früchte wird man leid, wenn<br />
man sie, zwar in allen nur denklichen Variationen, aber ständig<br />
bekommt. Obwohl die gute, alte Steckrübe sicherlich<br />
mehr Dankbarkeit verdient hätte.<br />
Anders im Waldeckschen Land. Dort baute man sie schon seit<br />
Jahrh<strong>und</strong>erten an <strong>und</strong> – so erzählt man es sich - aß sie auch<br />
stets mit Begeisterung. So, als wären es eben exotische Früchte,<br />
die man sich zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>ert natürlich nicht<br />
hätte leisten können.<br />
Wie gut, dass die Steckrübe, die mit ihrem herbsüßen Geschmack<br />
an Kohl erinnert, gemeinhin wieder ihren Weg in<br />
die Küchen gef<strong>und</strong>en hat – sogar in den Jahren 2017 <strong>und</strong><br />
2018 das “Gemüse des Jahres war.<br />
Mit den richtigen Zutaten kann ein Steckrübengericht durchaus<br />
zur Delikatesse werden. ■<br />
<strong>WOLL</strong> <strong>Winter</strong> 2021 - 131
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