WB 104 Welche Zukunft wollen wir haben? - IZT
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Gaßner/Steinmüller <strong>Welche</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>wollen</strong> <strong>wir</strong> <strong>haben</strong>? Zwölf Szenarios <strong>IZT</strong> Seite: 40<br />
Mentoring –<br />
eine komplexe<br />
Aufgabe<br />
Vom<br />
„Bildungs-<br />
Coach“ zum<br />
„Lernmentor“<br />
Nicht nur<br />
etwas für<br />
Pädagogen<br />
erfuhr, dass Tims bisheriger Mentor, ein Patenonkel, der ihn schon<br />
vom Kindergarten an begleitet hatte, berufsbedingt ins Ausland ge-<br />
zogen war und bestenfalls noch per Videokonferenz zur Verfügung<br />
stand – zu wenig für diesen Lebensabschnitt. Markus war sich et-<br />
was unschlüssig: Mit einem Patenonkel konnte er bestimmt nicht<br />
konkurrieren, aber die etwas eckige und doch verspielte Art des<br />
Jungen gefiel ihm, machte ihn neugierig, und er fühlte sich natür-<br />
lich auch geehrt. Tim hatte unter allen anwesenden Erwachsenen,<br />
teils hochkarätigen Akademikern, ausgerechnet ihn, einen simplen<br />
Energieanlagen-Wartungsspezialisten, ausgewählt! Markus schlug<br />
ein.<br />
Noch am selben Abend hatte er sich zwecks Auffrischung die<br />
einschlägigen Materialien aus dem Lernnetz geholt: „Mentoring-<br />
Grundkurs“, „Pro und contra Mentor-Vertrag“, „Das dynamische<br />
Doppel-Duo: Schüler und Eltern, Lehrkräfte und Mentor“. Mehr-<br />
fach versuchte ein Info-Bot, ihm einen kommerziellen Mentoring-<br />
Kurs anzudrehen, der die jüngsten pädagogischen Erkenntnisse und<br />
die aktuelle Rechtssprechung berücksichtigte. Doch Markus wollte<br />
sich erst einmal die Grundlagen zurück ins Gedächtnis rufen:<br />
Im Jahr 2014 war – nach quälend langen Diskussionen – in<br />
Deutschland wie in den meisten Staaten der Union auf freiwilliger<br />
Basis das System der Lernmentoren eingeführt worden: für Vor-<br />
schüler und Schüler, Azubis und Studenten, für Menschen, die in<br />
der beruflichen Weiterbildung standen, also schlichtweg für jeden,<br />
der lernen wollte und dabei Begleitung suchte. Anfangs – als man<br />
noch meist von „Bildungscoachs“ sprach – hieß es, dass nur voll<br />
ausgebildete Pädagogen mit mindestens dreijähriger Lehrerfahrung<br />
die Voraussetzungen dafür mitbrächten, jüngere Menschen bera-<br />
tend auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Doch die Fixierung auf das<br />
ohnehin stark engagierte Lehrpersonal und auf formale Kompeten-<br />
zen erwies sich bald als ein Irrweg. Gesunder Menschenverstand<br />
und vor allem Lebenserfahrung waren gefragt – und ein Gespür für<br />
die Veränderungen in der Gesellschaft. Ein guter Mentor für einen<br />
Schüler sollte mehreres in sich vereinen: Er sollte Vorbild sein kön-<br />
nen, Neigungen, Fähigkeiten und den Lern-Typus seines „Schütz-