Klimaänderung und Tourismus Szenarienanalyse ... - Berggebiete.ch
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Hansruedi Müller<br />
Fabian Weber<br />
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
<strong>Szenarienanalyse</strong> für das Berner Oberland 2030
Herausgeber<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut für Freizeit <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> (FIF) der Universität Bern<br />
Auftraggeber<br />
Destinationen Berner Oberland (DBeO)<br />
– Roger Seifritz, Gstaad-Saanenland-<strong>Tourismus</strong> (Leitung Arbeitsgruppe)<br />
– Roland Huber, Adelboden-<strong>Tourismus</strong><br />
– Sammy Salm, Grindelwald-<strong>Tourismus</strong><br />
Volkswirts<strong>ch</strong>aftsdirektion des Kantons Bern, beco<br />
Projektleitung<br />
Hansruedi Müller, Prof. Dr.rer.pol<br />
Sa<strong>ch</strong>bearbeitung<br />
Fabian Weber, lic.phil.<br />
Foto (Titelblatt)<br />
Hansruedi Müller, Prof. Dr.rer.pol<br />
Gestaltung<br />
Desk Design, 3032 Hinterkappelen<br />
Druck<br />
Länggass Druck AG, 3012 Bern<br />
Copyright<br />
FIF Universität Bern<br />
ISBN 3-905666-05-7<br />
Bern 2007
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Inhalt<br />
Zusammenfassung 3<br />
Ausgangslage 3<br />
Methodik <strong>und</strong> Aufbau 3<br />
Ausgangsszenario bis ins Jahr 2030 4<br />
Ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen 5<br />
Konsequenzen für den <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> spezifis<strong>ch</strong>e Massnahmen 7<br />
Fazit 11<br />
1. Ausgangslage 12<br />
2. <strong>Szenarienanalyse</strong> 13<br />
2.1. Methodis<strong>ch</strong>es Vorgehen 13<br />
2.2. Faktoren der <strong>Szenarienanalyse</strong> 14<br />
3. Wirkungsmodell «<strong>Klimaänderung</strong> – <strong>Tourismus</strong>» 15<br />
4. Ausgangsszenario bis ins Jahr 2030 (Einflussfaktoren) 17<br />
5. Ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen 22<br />
5.1. Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag 22<br />
5.2. S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit 23<br />
5.3. Permafrost 27<br />
5.4. Glets<strong>ch</strong>er 30<br />
5.5. Lands<strong>ch</strong>aft, Vegetation 33<br />
5.6. Naturgefahren 35<br />
5.7. Wasserhaushalt 38<br />
5.8. Weitere Parameter 39<br />
5.9. Fazit 40<br />
6. Konsequenzen für den <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> spezifis<strong>ch</strong>e Massnahmen 42<br />
6.1. Bergbahnen <strong>und</strong> Skis<strong>ch</strong>ulen 42<br />
6.2. Beherbergung, Hotellerie 46<br />
6.3. Bergführer/Outdoor-Veranstalter 47<br />
6.4. <strong>Tourismus</strong>-Organisationen <strong>und</strong> Gemeindebehörden 48<br />
6.5. Massnahmenbeispiele 51<br />
7. Ökonomis<strong>ch</strong>e Effekte der <strong>Klimaänderung</strong> auf den <strong>Tourismus</strong><br />
im Berner Oberland 54<br />
7.1. Annahmen 54<br />
7.2. Effekte auf den <strong>Tourismus</strong> (S<strong>ch</strong>ritt 1 – ohne Anpassungsmassnahmen) 55<br />
7.3. Klimabedingte Investitionskosten für den <strong>Tourismus</strong><br />
(S<strong>ch</strong>ritt 2 – Anpassungsmassnahmen) 58<br />
7.4. Effekte auf den <strong>Tourismus</strong> (S<strong>ch</strong>ritt 3 – mit Anpassungsmassnahmen) 58<br />
7.5. Fazit 59
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
8. Generelle Verminderungs- <strong>und</strong> Anpassungsstrategien 61<br />
8.1. Verminderungsstrategien 61<br />
8.2. Anpassungsstrategien 62<br />
9. <strong>Tourismus</strong> im Berner Oberland 2030 – eine Ballonfahrt 64<br />
10. Anhang 69<br />
10.1. Auswertungen zu Nieders<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> Temperatur im Berner Oberland 69<br />
10.2. Glets<strong>ch</strong>er im Berner Oberland 83<br />
10.3. Permafrost im Berner Oberland 84<br />
10.4. Skigebiete im Berner Oberland 85<br />
11. Literatur 86
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Zusammenfassung<br />
Ausgangslage<br />
Mit der <strong>Klimaänderung</strong> sind zukünftig in der S<strong>ch</strong>weiz deutli<strong>ch</strong> höhere Temperaturen zu<br />
erwarten. Im Alpenraum dürfte die <strong>Klimaänderung</strong> besonders stark ausfallen. Neben der<br />
Erwärmung sind au<strong>ch</strong> Änderungen bezügli<strong>ch</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> anderer Klimaaspekte zu<br />
erwarten. Die Anfälligkeit des <strong>Tourismus</strong> auf klimatis<strong>ch</strong>e Veränderungen ist sowohl aufgr<strong>und</strong><br />
seiner wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Bedeutung im Berggebiet als au<strong>ch</strong> aufgr<strong>und</strong> der Exponiertheit<br />
gross.<br />
Für die Betroffenen ist es unumgängli<strong>ch</strong>, si<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tzeitig der Herausforderungen bewusst<br />
zu werden <strong>und</strong> über mögli<strong>ch</strong>e Zukunftsstrategien na<strong>ch</strong>zudenken. Die Destinationen im<br />
Berner Oberland mö<strong>ch</strong>ten dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Sie beauftragten das<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut für Freizeit <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> (FIF) der Universität Bern, in einer Studie<br />
mögli<strong>ch</strong>e Folgen der <strong>Klimaänderung</strong> für den <strong>Tourismus</strong> im Berner Oberland aufzuzeigen,<br />
um eine f<strong>und</strong>ierte Diskussion über mögli<strong>ch</strong>e Anpassungs- <strong>und</strong> Verhinderungsstrategien<br />
führen zu können.<br />
Methodik <strong>und</strong> Aufbau<br />
Da sowohl bezügli<strong>ch</strong> des Ausmasses der <strong>Klimaänderung</strong> als au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> der daraus<br />
folgenden Konsequenzen grosse Unsi<strong>ch</strong>erheiten bestehen, wird die Spannbreite dur<strong>ch</strong> ein<br />
Minimal- <strong>und</strong> ein Maximal-Szenario abgedeckt. Das Augenmerk gilt auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> denjenigen<br />
Faktoren, die mit der <strong>Klimaänderung</strong> in direktem Zusammenhang stehen. Beim<br />
System <strong>Klimaänderung</strong>-<strong>Tourismus</strong> handelt es si<strong>ch</strong> um eine Wirkungskette, die vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Ebenen umfasst. Abbildung 1 mö<strong>ch</strong>te modellhaft die für die Evaluation relevanten<br />
Wirkungszusammenhänge aufzeigen.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Abb. : Übersi<strong>ch</strong>tsmodell zur Szenarioanalyse<br />
Einflussfaktoren<br />
Ökologis<strong>ch</strong>e<br />
Konsequenzen<br />
Temperatur,<br />
Nieders<strong>ch</strong>lag<br />
Ausgangsszenario bis ins Jahr 0 0<br />
Das Ausgangsszenario wurde aus vers<strong>ch</strong>iedenen Klimamodellen bere<strong>ch</strong>net <strong>und</strong> prognosti-<br />
ziert Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag für die Alpennord- <strong>und</strong> Alpensüdseite pro Jahreszeit.<br />
(Frei 2004) Tabelle 1 zeigt die probabilistis<strong>ch</strong>e Temperaturprojektion für die S<strong>ch</strong>weiz; Tabel-<br />
le 2 die wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>ste Nieders<strong>ch</strong>lagsprojektion mit Änderungen des mittleren jahres-<br />
zeitli<strong>ch</strong>en Nieders<strong>ch</strong>lags, wobei si<strong>ch</strong> die Änderungen auf das Basisjahr 1990 beziehen. Die<br />
äusseren Spalten bezei<strong>ch</strong>nen den 95% Unsi<strong>ch</strong>erheitsberei<strong>ch</strong> der Änderung.<br />
Tab. : Temperaturveränderung 990– 0 0<br />
in Grad Unsi<strong>ch</strong>erheits- 0.025 0.5 0.975<br />
berei<strong>ch</strong> (Minimal- (Maximal-<br />
Szenario) Szenario)<br />
Nord-S<strong>ch</strong>weiz DJF (Dez.–Feb.) 0.4 1 1.8<br />
Quelle: Frei 2004<br />
S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />
Permafrost<br />
Treibhausgase<br />
<strong>Klimaänderung</strong> (Temperatur, Nieders<strong>ch</strong>lag u.a.)<br />
Glets<strong>ch</strong>er<br />
Lands<strong>ch</strong>aft,<br />
Vegetation<br />
Naturgefahren<br />
Wasserhaushalt,<br />
Nebel<br />
Destinationen Berner Oberland<br />
Konsequenzen<br />
Bergbahnen/<br />
Beherbergung/ Outdoorveranstalter/ <strong>Tourismus</strong>organisa-<br />
für den Tourimus Skis<strong>ch</strong>ulen<br />
Hotellerie<br />
Bergführer<br />
tionen/Gemeinden<br />
Anpassungsstategien<br />
<strong>und</strong><br />
Touristis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>frage, Reiseverhalten<br />
Massnahmen <strong>und</strong><br />
Handlungsfelder<br />
Strategien Vermeidungs-<br />
Quelle: FIF 2007<br />
MAM (März–Mai) 0.4 0.9 1.8<br />
JJA (Juni–Aug.) 0.6 1.4 2.6<br />
SON (Sept.–Nov.) 0.5 1.1 1.8
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Tab. : Nieders<strong>ch</strong>lagsveränderung 990– 0 0 (in Prozent)<br />
Unsi<strong>ch</strong>erheits- 0.025 0.5 0.975<br />
berei<strong>ch</strong> (Minimal- (Maximal-<br />
Szenario) Szenario)<br />
Nord-S<strong>ch</strong>weiz DJF (Dez.–Feb.) –1 +4 +11<br />
Quelle: Frei 2004<br />
MAM (März–Mai) –6 0 +5<br />
JJA (Juni–Aug.) –18 –9 –3<br />
SON (Sept.–Nov.) –8 –3 0<br />
In jedem Fall wird zukünftig mit höheren Temperaturen zu re<strong>ch</strong>nen sein. Während es im<br />
Sommer mehr Trockenheit geben wird, ist im Winter mit mehr Nieders<strong>ch</strong>lägen zu re<strong>ch</strong>-<br />
nen, in unteren Höhenlagen in Form von Regen, in oberen in Form von S<strong>ch</strong>nee. Aus der<br />
Spannweite der Unsi<strong>ch</strong>erheiten dieses Szenarios wurden sowohl ein Minimal-Szenario als<br />
au<strong>ch</strong> ein Maximal-Szenario bis ins Jahr 2030 erstellt, ohne dafür konkrete Wahrs<strong>ch</strong>ein-<br />
li<strong>ch</strong>keiten zu bere<strong>ch</strong>nen. Das Minimal-Szenario geht von der kleinstwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>en Zu-<br />
nahme der Temperatur sowie von den minimalen Veränderungen des Nieders<strong>ch</strong>lags im<br />
Verglei<strong>ch</strong> zum Status Quo aus. Das Maximal-Szenario nimmt die aufgr<strong>und</strong> der Bere<strong>ch</strong>-<br />
nungen grösstmögli<strong>ch</strong>e Temperaturzunahme an sowie die maximalen Abwei<strong>ch</strong>ungen der<br />
Nieders<strong>ch</strong>läge. Zwar liegen die wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>sten Werte jeweils zwis<strong>ch</strong>en den Szenarien,<br />
do<strong>ch</strong> wird in dieser Form die Palette mögli<strong>ch</strong>er Veränderungen am besten abgedeckt.<br />
Ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen<br />
Das Minimal-Szenario<br />
Die Temperatur nimmt bis ins Jahr 2030 (gegenüber 1990) im Winter um 0.4 °C <strong>und</strong> im<br />
Sommer um 0.6 °C zu. Der Nieders<strong>ch</strong>lag wird im Sommer <strong>und</strong> Herbst lei<strong>ch</strong>t abnehmen,<br />
im Winter jedo<strong>ch</strong> eine minime Zunahme verzei<strong>ch</strong>nen. Die S<strong>ch</strong>neefallgrenze wird um ca.<br />
50–60 m ansteigen, das Auftauen des Permafrosts lei<strong>ch</strong>t zunehmen, aber weiterhin gros-<br />
sen S<strong>ch</strong>wankungen unterworfen sein. In den häufiger auftretenden heissen Sommern<br />
wird es punktuell vermehrt zu Steins<strong>ch</strong>lägen <strong>und</strong> Felsstürzen kommen. Der Glets<strong>ch</strong>er-<br />
rückgang wird si<strong>ch</strong> gegenüber den letzten Jahren etwas abs<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en. Wo si<strong>ch</strong> heute<br />
aufgr<strong>und</strong> gefährli<strong>ch</strong>er Glets<strong>ch</strong>er Bedrohungen ergeben, wird si<strong>ch</strong> die Situation zuspitzen.<br />
Die Gebiete um die heutigen Glets<strong>ch</strong>erzungen werden dur<strong>ch</strong> den Glets<strong>ch</strong>errückgang frei-<br />
gelegt. Ansonsten sind in Bezug auf die Lands<strong>ch</strong>aft kaum wesentli<strong>ch</strong>e Veränderungen<br />
zu erwarten. Bezügli<strong>ch</strong> Naturgefahren gibt es keine klaren Tendenzen. Bisherige Trends<br />
werden si<strong>ch</strong> tendenziell verstärken. Insbesondere Starknieders<strong>ch</strong>läge dürften häufiger<br />
auftreten. Die Sommer werden etwas trockener. Insgesamt würden die Veränderungen<br />
im Minimal-Szenario etwas weniger turbulent verlaufen als in den letzten Jahren.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Im Minimal-Szenario kann die Betroffenheit der Destinationen im Berner Oberland zusam-<br />
menfassend wie folgt einges<strong>ch</strong>ätzt werden.<br />
Tab. : Minimal-Szenario – Relevanz der Thematik für die Destinationen im Berner Oberland<br />
Destinationen Adel- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thuner- Wengenboden-<br />
region wald Saanen- Simmen- region see Mürren-<br />
Frutigen land tal Löts<strong>ch</strong>- Lauterbergbrunnental<br />
Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag x x x x x x x x x<br />
S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit x x x xx xxx x xx xxx x<br />
Permafrost x xxx xx x xx x<br />
Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong> x xxx xx x x xx xx<br />
Lands<strong>ch</strong>aftsveränderung x x x x x<br />
Massenbewegungen xx xx xx x xx xx xx x x<br />
Übers<strong>ch</strong>wemmungen xx xxx xx x xx xx xx xxx x<br />
(Skala: x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />
Quelle: FIF 2007<br />
Das Maximal-Szenario<br />
Ausgehend vom Basisjahr 1990 wird bis 2030 mit einem Temperaturanstieg von +1.8 °C<br />
gere<strong>ch</strong>net, für den Sommer sogar mit +2.6 °C. Die Nieders<strong>ch</strong>läge werden im Winter<br />
deutli<strong>ch</strong> um 11% zunehmen, während sie im Sommer um 18% <strong>und</strong> im Herbst um 8%<br />
abnehmen werden. Die Zunahme starker Nieders<strong>ch</strong>lagsereignisse im Winter führt zu<br />
einem höheren Lawinenrisiko in höheren Lagen (ab 2000 m.ü.M.). Umgekehrt wird dur<strong>ch</strong><br />
die wärmeren Temperaturen die S<strong>ch</strong>neefallgrenze in tieferen Lagen um 250–270 m an-<br />
steigen. Im Sommer wird der Permafrost tiefgründiger auftauen. Das Risiko von Stein-<br />
s<strong>ch</strong>lägen <strong>und</strong> Felsstürzen wird somit deutli<strong>ch</strong> zunehmen. Die Glets<strong>ch</strong>er werden markant<br />
zurückgehen <strong>und</strong> die Bedrohung dur<strong>ch</strong> gefährli<strong>ch</strong>e Glets<strong>ch</strong>er wä<strong>ch</strong>st. Das Lands<strong>ch</strong>afts-<br />
bild wird dur<strong>ch</strong> den Rückgang in Glets<strong>ch</strong>ergebieten verändert. Lokal können au<strong>ch</strong> die<br />
Spuren von Naturereignissen zu lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Veränderungen führen. Naturereignisse<br />
werden häufiger auftreten <strong>und</strong> zu höheren S<strong>ch</strong>äden führen. Insbesondere Hitzewellen<br />
im Sommer, aber au<strong>ch</strong> Massenbewegungen nehmen zu. Im Frühling kommt es aufgr<strong>und</strong><br />
höherer Wasserstände vermehrt zu Übers<strong>ch</strong>wemmungen. Im Sommer hingegen können<br />
die Wasserreserven dur<strong>ch</strong> extreme Trockenperioden kurzfristig zurückgehen. Die Auswirkungen<br />
für die <strong>Tourismus</strong>wirts<strong>ch</strong>aft fallen deutli<strong>ch</strong> stärker aus als in den letzten Jahren.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Tab. : Maximal-Szenario – Relevanz der Thematik für die Destinationen im Berner Oberland<br />
Destinationen Adel- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thuner- Wengenboden-<br />
region wald Saanen- Simmen- region see Mürren-<br />
Frutigen land tal Löts<strong>ch</strong>- Lauterbergbrunnental<br />
Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag xx xx xx xx xx xx xx xx xx<br />
S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit xx xx xx xxx xxxx xx xxx xxxx xx<br />
Permafrost xx xxxx xxx xx xx xxx xx<br />
Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong> xx xxxx xxx xx xx xxx xxx<br />
Lands<strong>ch</strong>aftsveränderung xx xx xx x xx xx<br />
Massenbewegungen xxx xxx xxx xx xxx xxx xxx x xxx<br />
Übers<strong>ch</strong>wemmungen xxx xxxx xxx xx xxx xxx xxx xxxx xx<br />
(Skala: x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />
Quelle: FIF 2007<br />
Konsequenzen für den <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> spezifis<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />
Neben vielen anderen gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, sozialen <strong>und</strong> ökologis<strong>ch</strong>en Veränderungen hat<br />
die <strong>Klimaänderung</strong> einen wesentli<strong>ch</strong>en Einfluss auf die Entwicklung des <strong>Tourismus</strong>. Bei<br />
den prognostizierten Auswirkungen handelt es si<strong>ch</strong> um Eins<strong>ch</strong>ätzungen, die im Rahmen<br />
eines Workshops mit touristis<strong>ch</strong>en Leistungsträgern diskutiert wurden.<br />
Bergbahnen/Skis<strong>ch</strong>ulen<br />
Mangelnder S<strong>ch</strong>nee, die steigende S<strong>ch</strong>neefallgrenze <strong>und</strong> damit fehlende Winter-<br />
atmosphäre sind für die Bergbahnen das zentrale Thema. In Zukunft wird die Zahl der<br />
s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>eren Skigebiete stark abnehmen. Im Berner Oberland sind zwar weniger Skige-<br />
biete betroffen als im Jura, in der Ost- <strong>und</strong> in der Zentrals<strong>ch</strong>weiz, aber mehr als im Wallis<br />
<strong>und</strong> in Graubünden. Für die Skigebiete des Berner Oberlandes könnte si<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />
wie folgt entwickeln.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Tab. : S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>ere Skigebiete im Berner Oberland<br />
Region Anzahl S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />
Skigebiete<br />
aktuell 1200 m.ü.M. 1500 m.ü.M.<br />
(Minimal-Szenario) Maximal-Szenario)<br />
Anzahl % Anzahl %<br />
Alpenregion 2 2 100 2 100<br />
Grindelwald 2 2 100 2 100<br />
Thunersee 3 2 67 1 33<br />
Wengen-Mürren-Lauterbrunnental 2 2 100 2 100<br />
Adelboden-Frutigen 5 5 100 4 80<br />
Lenk-Simmental 7 7 100 2 29<br />
Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg 5 5 100 4 80<br />
Gstaad-Saanenland 10 10 100 5 50<br />
Quelle: FIF 2007<br />
Weitere für den <strong>Tourismus</strong> relevante Aspekte sind:<br />
– Fehlender S<strong>ch</strong>nee im Mittelland, fehlende Winteratmosphäre, Na<strong>ch</strong>frageeinbrü<strong>ch</strong>e<br />
– Knappes Wasser für die Bes<strong>ch</strong>neiung, teure Investitionen in Spei<strong>ch</strong>eranlagen<br />
– Weniger Betriebstage im Falle einer Abnahme der Anzahl Sonnentage <strong>und</strong>/oder Zu-<br />
nahme der Tage mit starkem Wind<br />
– Neue Standorte für Skis<strong>ch</strong>ulen, Verlagerung in höhere Gebiete<br />
– Herausforderungen dur<strong>ch</strong> Naturgefahren, Attraktionsverlust (Glets<strong>ch</strong>er), gefährdete<br />
Infrastrukturen (Permafrostböden)<br />
– Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong>, evtl. Attraktionsverlust als Aufenthalts- <strong>und</strong> Aktivitätsraum<br />
– Wärmere Sommer, Popularisierung der «Sommerfris<strong>ch</strong>e», Verlagerung von Frequenzen<br />
vom Winter in den Sommer<br />
Kurzfristig sind für die Bergbahnen <strong>und</strong> Skis<strong>ch</strong>ulen unter anderem folgende Anpassungs-<br />
massnahmen von Bedeutung:<br />
– S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit künstli<strong>ch</strong> erhöhen (Bes<strong>ch</strong>neiung, Spei<strong>ch</strong>erseen, Pistenkorrekturen)<br />
– Skilifte dur<strong>ch</strong> bodenunabhängige Sessellifte ersetzen<br />
– Angebote im Frühling, Sommer <strong>und</strong> Herbst ausbauen<br />
– Skis<strong>ch</strong>ulen in die Höhe verlegen<br />
– Reaktion der Gäste beoba<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong> berücksi<strong>ch</strong>tigen – alternative Attraktionen <strong>und</strong><br />
Aktivitäten anbieten/ausbauen: Wandern, S<strong>ch</strong>litteln, Skimiete etc.<br />
Beherbergung, Hotellerie<br />
Die <strong>Klimaänderung</strong> wird si<strong>ch</strong> auf den Beherbergungssektor vor allem aufgr<strong>und</strong> der erwar-<br />
teten Veränderungen im Wintersport auswirken. Wenn saisonale <strong>und</strong> räumli<strong>ch</strong>e Verla-<br />
gerungseffekte der Touristenströme auftreten, bekommt dies au<strong>ch</strong> die Beherbergung zu<br />
spüren, wohl aber etwas weniger stark als die vom Tagestourismus abhängigen Betriebe.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />
Folgende Entwicklungen stellen für den Beherbergungssektor die zentralen Herausfor-<br />
derungen dar:<br />
– Veränderte Immobilienpreise, höherer Druck auf s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>ere <strong>und</strong> gut errei<strong>ch</strong>bare<br />
Gebiete<br />
– Höhere Versi<strong>ch</strong>erungsprämien <strong>und</strong> Bankkredite aufgr<strong>und</strong> erhöhter Risiken<br />
– Mehrkosten für Investitionen in Si<strong>ch</strong>erheit <strong>und</strong> Alternativangebote<br />
– Verlagerungen vom Winter in den Sommer, verminderte Saisonalität<br />
– Fehlende Winteratmosphäre, Wegfall eines wi<strong>ch</strong>tigen Verkaufsargumentes<br />
– Mehr Sommergäste, zunehmende Popularität der «Sommerfris<strong>ch</strong>e»<br />
Für den Beherbergungssektor sind u.a. vers<strong>ch</strong>iedene kurz- <strong>und</strong> mittelfristige Massnah-<br />
men zentral:<br />
– Diversifikation <strong>und</strong> Branding auf der Ebene der Destinationen <strong>und</strong> der Betriebe ver-<br />
stärken<br />
– Angebote differenzieren, S<strong>ch</strong>nee <strong>und</strong> insbesondere Ski unabhängige Angebote aus-<br />
bauen<br />
– Marketing auf Stärken konzentrieren, «Sommerfris<strong>ch</strong>e» nutzen <strong>und</strong> bewerben<br />
– Wa<strong>ch</strong>sendes Si<strong>ch</strong>erheitsbedürfnis der Gäste berücksi<strong>ch</strong>tigen<br />
Bergführer/Outdoor-Veranstalter<br />
Mit dem Rückzug der Glets<strong>ch</strong>er verändert si<strong>ch</strong> die alpine Lands<strong>ch</strong>aft stark. Neben dem<br />
mögli<strong>ch</strong>en Attraktivitätsverlust für Bergsteigen <strong>und</strong> Outdoor-Sportarten wird bereits heu-<br />
te beoba<strong>ch</strong>tet, dass die Gefahr von Steins<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> Felsstürzen als Folge des auftauenden<br />
Permafrosts auf vielen alpinen Routen zunimmt. Dur<strong>ch</strong> vermehrte Extremereignisse (Un-<br />
wetter, Übers<strong>ch</strong>wemmungen) verändern si<strong>ch</strong> die Gefahrendispositionen <strong>und</strong> das Risiko<br />
für Outdoor-Sportarten.<br />
Winter: Die fehlende Winteratmosphäre bei wenig S<strong>ch</strong>nee wird den Anbietern von Out-<br />
door-Sportarten zunehmend zu s<strong>ch</strong>affen ma<strong>ch</strong>en. Die Angebotsstruktur wird si<strong>ch</strong> verän-<br />
dern <strong>und</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsprobleme können auftreten.<br />
Sommer: Wärmere <strong>und</strong> nieders<strong>ch</strong>lagsärmere Sommer dürften für Outdoor-Veranstal-<br />
ter eher positive Auswirkungen haben. S<strong>ch</strong>wierig abzus<strong>ch</strong>ätzen sind Veränderungen der<br />
lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Attraktivität. Si<strong>ch</strong>erheitsaspekte könnten für Bergsteiger im ho<strong>ch</strong>alpinen<br />
Raum vermehrt zu Problemen führen.<br />
Die Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Gefahrendispositionen <strong>und</strong> entspre<strong>ch</strong>ende Massnahmen wer-<br />
den für Bergführer <strong>und</strong> Outdoor-Veranstalter eine zunehmende Bedeutung erhalten:<br />
– Saison ausweiten<br />
– Indoor-Attraktionen ausbauen, Infrastrukturen anpassen<br />
– Neue Angebote s<strong>ch</strong>affen: Trekking, Klettersteige, Begehung von S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>ten<br />
– Auf andere Sportarten oder Aktivitäten auswei<strong>ch</strong>en: S<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong>uhlaufen, Winterwandern<br />
etc.<br />
– Neue Ges<strong>ch</strong>äftsfelder aufbauen: Si<strong>ch</strong>erheitsarbeiten, Felsräumungen etc.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />
<strong>Tourismus</strong>-Organisationen <strong>und</strong> Gemeindebehörden<br />
Die Gemeindebehörden in den betroffenen Destinationen sind insbesondere dort gefor-<br />
dert, wo zusätzli<strong>ch</strong>e Risiken entstehen, das Gefahrenmanagement angepasst werden<br />
muss <strong>und</strong> Investitionen in die Si<strong>ch</strong>erheit notwendig werden. Die <strong>Tourismus</strong>organisationen<br />
in den betroffenen Destinationen sind primär in Bezug auf Kooperation <strong>und</strong> Information<br />
gefordert. Sie müssen die Entwicklungen antizipieren <strong>und</strong> die Kommunikation na<strong>ch</strong> innen<br />
<strong>und</strong> aussen anpassen. Zu den wi<strong>ch</strong>tigen Massnahmen gehören:<br />
– Angebot diversifizieren: neue Attraktionen, Inszenierung des Bergsommers<br />
– Bevölkerung bezügli<strong>ch</strong> <strong>Klimaänderung</strong> sensibilisieren<br />
– Naturgefahren antizipieren <strong>und</strong> reduzieren: Erarbeitung von Krisenplänen, Klärung von<br />
S<strong>ch</strong>nittstellen zu Kooperationspartnern<br />
– Verkehrswege s<strong>ch</strong>ützen<br />
– Kommunikation professionalisieren: Erarbeitung von Krisenorganisation <strong>und</strong> -kon-<br />
zepten<br />
Ökonomis<strong>ch</strong>e Konsequenzen der <strong>Klimaänderung</strong><br />
S<strong>ch</strong>ätzungen zeigen, dass der <strong>Tourismus</strong> im Winter starke Umsatzeinbussen verzei<strong>ch</strong>nen<br />
wird. Sie halten si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> in Grenzen, weil das Berner Oberland mit einigen ho<strong>ch</strong> gelegenen<br />
Skigebieten davon profitieren kann, dass Konzentrationsprozesse stattfinden<br />
werden. Von den negativen Folgen sol<strong>ch</strong>er Konzentrationsprozesse sind andere Regionen<br />
(v.a. au<strong>ch</strong> im näheren Ausland) no<strong>ch</strong> gravierender betroffen. Zudem ist das Berner Oberland<br />
bekannt für einen ausserordentli<strong>ch</strong> starken Sommertourismus. Damit kann ein Teil<br />
der Umsatzeinbussen kompensiert werden. Wenn das touristis<strong>ch</strong>e Angebot diversifiziert<br />
wird, kommt es zu saisonalen <strong>und</strong> strukturellen Verlagerungen der Erträge.<br />
In drei S<strong>ch</strong>ritten wurde eine Annäherung an die finanziellen Folgen der <strong>Klimaänderung</strong><br />
auf den <strong>Tourismus</strong> im Berner Oberland unter den Bedingungen des Maximal-Szenarios<br />
versu<strong>ch</strong>t:<br />
S<strong>ch</strong>ritt 1: Veränderungen von Frequenzen <strong>und</strong> Umsätzen unter Ausblendung allfälliger<br />
Anpassungsmassnahmen des <strong>Tourismus</strong><br />
– Klimabedingte Umsatzeinbusse Winter Total: ca. –200 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />
ca. –30%<br />
– Klimabedingte Umsatzsteigerung Sommer Total: ca. +80 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder +7%<br />
– Per Saldo klimabedingte Umsatzveränderung (unter den heutigen Strukturbedingungen):<br />
ca. –120 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder ca. –7%<br />
S<strong>ch</strong>ritt 2: Kosten für klimabedingte Investitionen (Anpassungsmassnahmen)<br />
– Zusätzli<strong>ch</strong>e klimabedingte Investitionen von jährli<strong>ch</strong> r<strong>und</strong> 75 Mio. CHF<br />
S<strong>ch</strong>ritt 3: Veränderung von Frequenzen <strong>und</strong> Umsätzen unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />
der Anpassungsmassnahmen aus S<strong>ch</strong>ritt 2<br />
– Klimabedingte Umsatzeinbusse Winter Total: ca. –150 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />
ca. –22%<br />
– Die klimabedingte Umsatzsteigerung im Sommer von ca. +80 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />
ca. +7% bleibt glei<strong>ch</strong> wie ohne Anpassungsmassnahmen
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
– Per Saldo klimabedingte Umsatzveränderung (mit Anpassungsmassnahmen):<br />
ca. –70 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder ca. –4%<br />
Fazit<br />
Die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> auf den <strong>Tourismus</strong> hängen stark von<br />
den ergriffenen Massnahmen ab. Während kurzfristig primär Anpassungsmassnahmen<br />
(Adaptation) nötig sind, ist die Thematisierung von Klimamassnahmen nur dann glaub-<br />
würdig, wenn au<strong>ch</strong> Verminderungsmassnahmen (Mitigation) ergriffen werden.<br />
Als Mitverursa<strong>ch</strong>er der <strong>Klimaänderung</strong> soll der <strong>Tourismus</strong> ni<strong>ch</strong>t nur reagieren, sondern<br />
mögli<strong>ch</strong>st Massnahmen zur Verminderung von Emissionen (Mitigation) au<strong>ch</strong> als<br />
Chance sehen. Wi<strong>ch</strong>tige Strategien sind:<br />
– Förderung des öffentli<strong>ch</strong>en Verkehrs<br />
– Konsequente Anwendung des Verursa<strong>ch</strong>erprinzips<br />
– Verbesserung des Verkehrsmanagements<br />
– Reduktion des Energieverbrau<strong>ch</strong>s <strong>und</strong> der Emissionen von Heizanlagen<br />
– Kompensation von CO -Emissionen<br />
2<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitig muss si<strong>ch</strong> der <strong>Tourismus</strong> den veränderten Bedingungen anpassen. Die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />
Anpassungsstrategien (Adaptation) sind:<br />
– Sensibilisierung der Bevölkerung<br />
– Förderung von Innovation <strong>und</strong> Diversifikation<br />
– Erweiterung des Angebots <strong>und</strong> Verlängerung der Saison<br />
– Gefahrenabwehr dur<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> organisatoris<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />
– Klare Positionierung <strong>und</strong> gezieltes Marketing<br />
– Intensivierung der Fors<strong>ch</strong>ung<br />
Zur Errei<strong>ch</strong>ung einer wüns<strong>ch</strong>baren Zukunft sind Ein- <strong>und</strong> Weitsi<strong>ch</strong>t erforderli<strong>ch</strong>. Vom Tun<br />
<strong>und</strong> Unterlassen wird es abhängen, wel<strong>ch</strong>e Entwicklung eintreten wird. Sie wird nur dann<br />
die gewüns<strong>ch</strong>te Wende nehmen, wenn man ni<strong>ch</strong>t auf irgendwel<strong>ch</strong>e «Andere» hofft, sondern<br />
selbst einen überzeugten <strong>und</strong> begeisterten Anfang ma<strong>ch</strong>t. Jeder <strong>und</strong> jede von uns<br />
trägt dabei Verantwortung. So gesehen hat au<strong>ch</strong> der kleinste S<strong>ch</strong>ritt in die ri<strong>ch</strong>tige Ri<strong>ch</strong>tung<br />
in si<strong>ch</strong> einen Wert: Die «kleine persönli<strong>ch</strong>e Revolution» als Auftakt <strong>und</strong> Voraussetzung<br />
der grossen Veränderung.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. Ausgangslage<br />
Mit der <strong>Klimaänderung</strong> sind in Zukunft au<strong>ch</strong> für die S<strong>ch</strong>weiz deutli<strong>ch</strong> höhere Tempera-<br />
turen zu erwarten. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) re<strong>ch</strong>net<br />
mit einem Anstieg der globalen Jahresmitteltemperatur von 1990 bis 2050 zwis<strong>ch</strong>en<br />
0.65 <strong>und</strong> 2.75 °C resp. bis 2100 zwis<strong>ch</strong>en 1.4 <strong>und</strong> 5.8 °C. Alle Modelle weisen darauf hin,<br />
dass si<strong>ch</strong> die <strong>Klimaänderung</strong> im Alpenraum eher stärker als im globalen Mittel bemerkbar<br />
ma<strong>ch</strong>t. Für die S<strong>ch</strong>weiz ergibt eine <strong>Szenarienanalyse</strong> für die glei<strong>ch</strong>e Periode (1990–2050)<br />
einen Anstieg um 0.5 bis 4.8 °C (Proclim 2001, OcCC 2002). Neben der Erwärmung wer-<br />
den au<strong>ch</strong> Änderungen im Nieders<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> in anderen Klimagrössen erwartet.<br />
Der <strong>Tourismus</strong> spielt im Alpenraum eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle. Im Berner Oberland betrug der<br />
tourismusinduzierte Gesamtumsatz im Jahr 1994 3.39 Mrd. CHF, die Werts<strong>ch</strong>öpfung<br />
1.82 Mrd. CHF. Dies entspri<strong>ch</strong>t einem Beitrag des <strong>Tourismus</strong> am regionalen Bruttoinland-<br />
produkt von 26.6%. (Rütter, Müller et al. 1995)<br />
Der <strong>Tourismus</strong> ist ni<strong>ch</strong>t nur Betroffener, sondern au<strong>ch</strong> Verursa<strong>ch</strong>er der <strong>Klimaänderung</strong>,<br />
da Mobilität mit der damit verb<strong>und</strong>en Emission von Treibhausgasen eine zentrale Voraus-<br />
setzung des <strong>Tourismus</strong> ist. Ni<strong>ch</strong>tsdestotrotz ist die Anfälligkeit des <strong>Tourismus</strong> auf klima-<br />
tis<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> naturräumli<strong>ch</strong>e Veränderungen sowohl aufgr<strong>und</strong> der grossen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />
Bedeutung im Berggebiet als au<strong>ch</strong> aufgr<strong>und</strong> der Exponiertheit im Alpenraum ho<strong>ch</strong>. Der<br />
alpine <strong>Tourismus</strong> ist auf mehreren Ebenen von klimatis<strong>ch</strong>en Veränderungen betroffen, die<br />
ihn in Zukunft vor ernsthafte Probleme stellen könnten.<br />
Die neun Destinationen des Berner Oberlandes haben deshalb dem Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut<br />
für Freizeit <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> (FIF) der Universität Bern den Auftrag erteilt, in einer Studie<br />
mögli<strong>ch</strong>e Folgen der <strong>Klimaänderung</strong> aufzuarbeiten, um eine f<strong>und</strong>ierte Diskussion über<br />
mögli<strong>ch</strong>e Anpassungs- <strong>und</strong> Verhinderungsstrategien führen zu können.<br />
Ziel der Studie ist es, die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Herausforderungen, die si<strong>ch</strong> aus der Klimaän-<br />
derung für das Berner Oberland ergeben, zu evaluieren <strong>und</strong> Strategien zur Minimierung<br />
negativer Effekte auf den <strong>Tourismus</strong> zur Diskussion zu stellen.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. <strong>Szenarienanalyse</strong><br />
. . Methodis<strong>ch</strong>es Vorgehen<br />
Bezügli<strong>ch</strong> des Ausmasses der <strong>Klimaänderung</strong> als au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> der daraus folgenden<br />
Konsequenzen bestehen grosse Unsi<strong>ch</strong>erheiten. Deshalb sollen die Konsequenzen in<br />
einem Minimal- <strong>und</strong> einem Maximal-Szenario dargestellt werden.<br />
Unter einem Szenario wird gängigerweise die Bes<strong>ch</strong>reibung einer zukünftigen Situation<br />
verstanden sowie die Entwicklungsmuster, die vom Heute in die Zukunft führen. Mit Hilfe<br />
der Szenariomethode können isolierte Vorstellungen über positive <strong>und</strong> negative Verände-<br />
rungen einzelner Entwicklungsfaktoren in der Zukunft zu umfassenden Bildern <strong>und</strong> Mo-<br />
dellen zusammengefasst werden. (Vgl. Reibnitz 1991) Ein Szenario ist also ein Zukunfts-<br />
modell, das unter bestimmten, wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>st gut abgestützten Annahmen<br />
erstellt wird.<br />
Um ein Verständnis der Wirkungszusammenhänge zu entwickeln, wird eine umfangrei<strong>ch</strong>e<br />
Analyse der Gegenwartssituation vorausgesetzt. Im Ans<strong>ch</strong>luss müssen die Einflussparame-<br />
ter erfasst <strong>und</strong> unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Unsi<strong>ch</strong>erheiten sowie Kenntnislücken bewertet<br />
werden. Das Ergebnis der Szenarioanalyse besteht in der Formulierung alternativer, in si<strong>ch</strong><br />
konsistenter Zukunftsbilder. Ziel der Studie ist ni<strong>ch</strong>t, alle mögli<strong>ch</strong>en Entwicklungen dar-<br />
zustellen, sondern spezifis<strong>ch</strong>e Verläufe auszuwählen <strong>und</strong> entspre<strong>ch</strong>end mögli<strong>ch</strong>e Trends<br />
auszuarbeiten.<br />
Die vorliegende Studie basiert primär auf der Auswertung vorhandener Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />
<strong>und</strong> Statistiken. Die Erkenntnisse aus den Sek<strong>und</strong>ärstudien wurden in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
S<strong>ch</strong>ritten der Arbeitsgruppe DBeO vorgelegt <strong>und</strong> in zwei Workshops vertieft diskutiert: Am<br />
26.9.06 in Interlaken mit 35 Personen aus allen touristis<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> am 20.12.06<br />
in Bern mit ausgewählten Persönli<strong>ch</strong>keiten zur Ableitung ökonomis<strong>ch</strong>er Konsequenzen.<br />
Der räumli<strong>ch</strong>e Bezug für die Analyse bildet das Berner Oberland. Folgende Akteure stehen<br />
dabei im Zentrum:<br />
– Bergbahnen, Skis<strong>ch</strong>ulen<br />
– Beherbergung, insbes. Hotellerie<br />
– Outdoor-Veranstalter, Bergführer<br />
– <strong>Tourismus</strong>organisationen <strong>und</strong> Gemeindebehörden
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. . Faktoren der <strong>Szenarienanalyse</strong><br />
Das Ausgangsszenario, dem Emissionsszenarien <strong>und</strong> Modellre<strong>ch</strong>nungen zugr<strong>und</strong>e liegen,<br />
bere<strong>ch</strong>net die prognostizierte <strong>Klimaänderung</strong> bezügli<strong>ch</strong> Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag.<br />
Daraus werden ein Minimal- <strong>und</strong> ein Maximal-Szenario abgeleitet. Diese Variabeln beein-<br />
flussen wiederum mehrere ökologis<strong>ch</strong>e Faktoren wie S<strong>ch</strong>neefallgrenze, Permafrost, Glet-<br />
s<strong>ch</strong>er, Lands<strong>ch</strong>aft oder Naturgefahren. Diese ökologis<strong>ch</strong>en Konsequenzen werden für die<br />
beiden Szenarien deskriptiv aufgearbeitet. Die ökologis<strong>ch</strong>en Faktoren bilden die Gr<strong>und</strong>lage<br />
für die Bestimmung der tourismus-ökonomis<strong>ch</strong>en Folgen. Neben der Attraktivität<br />
des touristis<strong>ch</strong>en Angebots <strong>und</strong> des Lands<strong>ch</strong>aftsbildes können das Investitionsverhalten<br />
touristis<strong>ch</strong>er Leistungsträger <strong>und</strong> der öffentli<strong>ch</strong>en Hand <strong>und</strong> natürli<strong>ch</strong> die touristis<strong>ch</strong>e<br />
Na<strong>ch</strong>frage betroffen sein.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. Wirkungsmodell «<strong>Klimaänderung</strong> – <strong>Tourismus</strong>»<br />
Der Evaluation der Wirkungszusammenhänge liegt folgendes Modell zugr<strong>und</strong>e:<br />
Abb. : Übersi<strong>ch</strong>tsmodell zur Szenarioanalyse<br />
Einflussfaktoren<br />
Ökologis<strong>ch</strong>e<br />
Konsequenzen<br />
Temperatur,<br />
Nieders<strong>ch</strong>lag<br />
S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />
Das Modell zeigt, dass es si<strong>ch</strong> beim System «<strong>Klimaänderung</strong>-<strong>Tourismus</strong>» ni<strong>ch</strong>t um eine<br />
einfa<strong>ch</strong>e Ursa<strong>ch</strong>e – Wirkung Beziehung handelt. Der Untersu<strong>ch</strong>ungsgegenstand stellt viel-<br />
mehr eine Wirkungskette dar, die vers<strong>ch</strong>iedene Ebenen umfasst.<br />
Einflussfaktoren<br />
Permafrost<br />
Treibhausgase<br />
<strong>Klimaänderung</strong> (Temperatur, Nieders<strong>ch</strong>lag u.a.)<br />
Glets<strong>ch</strong>er<br />
Lands<strong>ch</strong>aft,<br />
Vegetation<br />
Naturgefahren<br />
Wasserhaushalt,<br />
Nebel<br />
Destinationen Berner Oberland<br />
Konsequenzen<br />
Bergbahnen/<br />
Beherbergung/ Outdoorveranstalter/ <strong>Tourismus</strong>organisa-<br />
für den Tourimus Skis<strong>ch</strong>ulen<br />
Hotellerie<br />
Bergführer<br />
tionen/Gemeinden<br />
Anpassungsstategien<br />
<strong>und</strong><br />
Touristis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>frage, Reiseverhalten<br />
Massnahmen <strong>und</strong><br />
Handlungsfelder<br />
Strategien Vermeidungs-<br />
Quelle: FIF 2007<br />
Au<strong>ch</strong> wenn das genaue Ausmass des Beitrags von Treibhausgasen zur <strong>Klimaänderung</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
exakt bestimmt werden kann, gilt es als gesi<strong>ch</strong>ert, dass ein signifikanter Zusammenhang<br />
zwis<strong>ch</strong>en anthropogenen Emissionen <strong>und</strong> der <strong>Klimaänderung</strong> besteht. Als Ausgangsbasis<br />
dient ein Szenario, das die Veränderungen der Klimaelemente Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag<br />
simuliert.<br />
Ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen<br />
Die daraus folgenden Auswirkungen auf vers<strong>ch</strong>iedene naturräumli<strong>ch</strong>e Parameter sind mit<br />
einer grösseren Unsi<strong>ch</strong>erheit behaftet. Es werden jeweils zwei Szenarien ausgeführt, mögli<strong>ch</strong>e<br />
ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen bes<strong>ch</strong>reibend aufgezeigt <strong>und</strong> die Betroffenheit einzelner<br />
Destinationen skizziert.<br />
Konsequenzen für den <strong>Tourismus</strong><br />
Daraus folgend wird die Bedeutung der Veränderungen für vers<strong>ch</strong>iedene Akteure im<br />
<strong>Tourismus</strong> eruiert. Dabei wird für die beiden Szenarien nur no<strong>ch</strong> je ein Bild aufgezeigt.<br />
S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> können mögli<strong>ch</strong>e Konsequenzen für das touristis<strong>ch</strong>e Angebot <strong>und</strong> indirekt
Abb. : Der Szenarienbaum<br />
1. Klimaszenarien 2030<br />
(Einflussmassnahmen)<br />
Quelle: FIF 2007<br />
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
für die touristis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>frage abgeleitet <strong>und</strong> ans<strong>ch</strong>liessend die resultierenden monetären<br />
Effekte grob umrissen werden.<br />
Massnahmen <strong>und</strong> Strategien<br />
Während für die Erarbeitung der Szenarien allfällige anthropogene Eingriffe no<strong>ch</strong> aus-<br />
geblendet werden, gilt es zum S<strong>ch</strong>luss mögli<strong>ch</strong>e Steuerungsme<strong>ch</strong>anismen zu evaluieren<br />
sowie denkbare Massnahmen <strong>und</strong> Strategien zu erarbeiten.<br />
2. Ökologis<strong>ch</strong>e<br />
Konsequenzen<br />
3. Konsequenzen für<br />
den <strong>Tourismus</strong><br />
4. Massnahmen <strong>und</strong><br />
Strategien
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. Ausgangsszenario bis ins Jahr 0 0 (Einflussfaktoren)<br />
In Bezug auf die zukünftigen Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> gibt es viele Unsi<strong>ch</strong>er-<br />
heiten. Im Beri<strong>ch</strong>t des ‹Organe consultatif sur les Changements Climatiques› (OcCC<br />
2003:5) ist na<strong>ch</strong>zulesen, dass für die Beurteilung kleinräumiger Phänomene, die erheb-<br />
li<strong>ch</strong>e Auswirkungen auf Umwelt <strong>und</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft haben könnten, der momentane Wis-<br />
sensstand kaum ausrei<strong>ch</strong>end sei, denn die Klimamodelle verfügen ni<strong>ch</strong>t über die nöti-<br />
ge räumli<strong>ch</strong>e Auflösung. Um mögli<strong>ch</strong>e Folgen aufzuzeigen, müssen deshalb Annahmen<br />
getroffen werden, die auf dem derzeitigen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erkenntnisstand beruhen.<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Modelle bere<strong>ch</strong>nen die Entwicklung des Klimas in der Zukunft.<br />
Als Gr<strong>und</strong>lage für die Untersu<strong>ch</strong>ung dient das Szenario von Frei (2004), das im Rahmen<br />
des EU-Projektes PRUDENCE auf regionaler Ebene Simulationen mit 16 vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Modellketten erarbeitet. Dabei handelt es si<strong>ch</strong> um eine wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>e Projektion. Unsi-<br />
<strong>ch</strong>erheiten sind Teil eines Szenarios. Bere<strong>ch</strong>net wurden die Nieders<strong>ch</strong>lags- <strong>und</strong> Tempera-<br />
turänderungen für die Nord- <strong>und</strong> die Süds<strong>ch</strong>weiz für das Jahr 2030.<br />
Als Zeithorizont für das Szenario wurde das Jahr 2030 festgelegt, da diese Zeitspanne<br />
übers<strong>ch</strong>aubar ist <strong>und</strong> es bis dahin aber trotzdem bereits si<strong>ch</strong>tbare Veränderungen geben<br />
wird. Mögli<strong>ch</strong>e Kippeffekte (wie beispielsweise eine starke Abs<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ung der Wirkungen<br />
des Golf Stroms) werden ni<strong>ch</strong>t betra<strong>ch</strong>tet.<br />
Abb. 4: Veränderung der globalen Temperatur<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0.01–0.99<br />
0.025–0.975<br />
0.05–0.95<br />
0.10–0.90<br />
0.25–0.75<br />
median<br />
IPCC 2001<br />
Quelle: Wigley & Raper 2001<br />
2000 2020 2040 2060 2080 2100
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Abbildung 4 zeigt die probabilistis<strong>ch</strong>e Projektion von Wigley <strong>und</strong> Raper (2001) für die Än-<br />
derung der globalen Mitteltemperatur im 21. Jh. gegenüber 1990. Vers<strong>ch</strong>iedene Graustu-<br />
fen entspre<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>iedenen Konfidenzberei<strong>ch</strong>en. Die im IPCC (Houghton et al. 2001)<br />
genannten Unsi<strong>ch</strong>erheitsberei<strong>ch</strong>e sind vertikal dargestellt.<br />
Das Modell zeigt, dass sowohl beim Nieders<strong>ch</strong>lag wie bei der Temperatur die Änderung<br />
von der Jahreszeit abhängt. Im Norden der S<strong>ch</strong>weiz wird bis zum Jahr 2030 im Winterquartal<br />
eine Nieders<strong>ch</strong>lagszunahme zwis<strong>ch</strong>en 0 <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 10%, im Sommerquartal dagegen<br />
eine Abnahme um 3 bis 18% erwartet. Die beste S<strong>ch</strong>ätzung (der Median) der<br />
Änderung beträgt +4% im Winter <strong>und</strong> –9% im Sommer. Die Nieders<strong>ch</strong>lagsänderungen<br />
auf der Alpensüdseite sind quantitativ ähnli<strong>ch</strong>. Die besten S<strong>ch</strong>ätzungen wei<strong>ch</strong>en um wenige<br />
Prozent von denjenigen der Nords<strong>ch</strong>weiz ab, aber der Unsi<strong>ch</strong>erheitsberei<strong>ch</strong> ist etwas<br />
grösser, besonders im Sommer. In den Übergangsjahreszeiten Frühling <strong>und</strong> Herbst sind<br />
sowohl Zu- wie Abnahmen mögli<strong>ch</strong>, wobei die besten S<strong>ch</strong>ätzungen minime Abnahmen<br />
aufzeigen.<br />
Abb. 5: Nieders<strong>ch</strong>lagsszenario für die S<strong>ch</strong>weiz<br />
Nieders<strong>ch</strong>lagsänderung<br />
1.50<br />
1.25<br />
1.10<br />
1.00<br />
0.90<br />
0.80<br />
0.66<br />
0.50<br />
1.21<br />
1.3<br />
1.11<br />
1.11<br />
1.08<br />
1.04<br />
0.99 0.99 0.99<br />
2030<br />
2050<br />
2070<br />
Alpennordseite<br />
1.13<br />
1.1<br />
1.05<br />
1 0.99 0.99<br />
0.94<br />
0.89<br />
0.85<br />
DJF MAM JJA SON<br />
Jahreszeit<br />
0.97<br />
0.93<br />
0.91 0.91<br />
0.83<br />
0.82<br />
0.77<br />
0.69<br />
0.59<br />
1 0.99 0.99<br />
0.97<br />
0.94<br />
0.91<br />
0.92<br />
0.86<br />
0.8<br />
1.16<br />
1.13<br />
1.11<br />
1.06<br />
1<br />
1.26<br />
1.01 1.01<br />
Alpensüdseite<br />
Jahreszeit<br />
Quelle: Frei 2004<br />
DJF MAM JJA SON<br />
Die Abbildung 5 zeigt die probabilistis<strong>ch</strong>e Nieders<strong>ch</strong>lagsprojektion für die S<strong>ch</strong>weiz, nördli<strong>ch</strong><br />
(links) <strong>und</strong> südli<strong>ch</strong> (re<strong>ch</strong>ts) des Alpenhauptkamms. Die Änderung des mittleren jahreszeitli<strong>ch</strong>en<br />
Nieders<strong>ch</strong>lags ist als Verhältnis des zukünftigen gegenüber dem Stand 1990<br />
dargestellt. (Linke A<strong>ch</strong>se in logarithmis<strong>ch</strong>en Einheiten. Ein Wert von 0.50 bezei<strong>ch</strong>net zum<br />
Beispiel eine Halbierung gegenüber den Verhältnissen 1990.) Die vertikalen Balken bes<strong>ch</strong>reiben<br />
das 95% Konfidenzintervall <strong>und</strong> die horizontalen s<strong>ch</strong>warzen Linien den Median<br />
1.42<br />
1.07<br />
1.05<br />
1.03<br />
0.98<br />
0.96<br />
0.94<br />
0.91<br />
0.85<br />
0.78<br />
0.97<br />
0.94<br />
0.92<br />
0.9<br />
0.78<br />
0.81<br />
0.64<br />
0.74<br />
0.51<br />
1.06<br />
1.04<br />
1.02<br />
0.98<br />
0.96<br />
0.95<br />
0.93<br />
0.86<br />
0.81
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />
(beste S<strong>ch</strong>ätzung) der Änderung. Die Balken zeigen die Änderung bis ins Jahr 2030 (2050,<br />
2070).<br />
Tab. : Nieders<strong>ch</strong>lagsveränderung 990– 0 0<br />
in Prozent Unsi<strong>ch</strong>erheits- 0.025 0.5 0.975<br />
berei<strong>ch</strong> (Minimal- (Maximal-<br />
Szenario) Szenario)<br />
Nord-S<strong>ch</strong>weiz DJF (Dez.–Feb.) –1 +4 +11<br />
MAM (März–Mai) –6 0 +5<br />
JJA (Juni–Aug.) –18 –9 –3<br />
SON (Sept.–Nov.) –8 –3 0<br />
Süd-S<strong>ch</strong>weiz DJF (Dez.–Feb.) 0 +6 +13<br />
Quelle: Frei 2004<br />
MAM (März–Mai) –9 –4 +3<br />
JJA (Juni–Aug.) –22 –10 –3<br />
SON (Sept.–Nov.) –7 –2 +2<br />
Die mittleren Temperaturen nehmen gemäss der probabilistis<strong>ch</strong>en Projektion in allen Jah-<br />
reszeiten zu. Ausgehend vom Basisjahr 1990 werden bis ins Jahr 2030 in der Nords<strong>ch</strong>weiz<br />
eine Erwärmung von 0.4 bis 1.8 °C im Winterquartal <strong>und</strong> eine sol<strong>ch</strong>e von 0.6 bis 2.6 °C<br />
im Sommerquartal erwartet. Die beste S<strong>ch</strong>ätzung der Änderung ist 0.9 °C im Winter <strong>und</strong><br />
1.4 °C im Sommer. Es gibt kaum Unters<strong>ch</strong>iede in den Resultaten zwis<strong>ch</strong>en der Nord- <strong>und</strong><br />
der Süds<strong>ch</strong>weiz. Für die Übergangsjahreszeiten ist die Erwärmung verglei<strong>ch</strong>bar mit derje-<br />
nigen im Winter.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />
Abb. 6: Temperaturszenario für die S<strong>ch</strong>weiz<br />
Temperaturänderung (°C)<br />
7.0<br />
6.0<br />
5.0<br />
4.0<br />
3.0<br />
2.0<br />
1.0<br />
0.0<br />
1.8<br />
1<br />
0.4<br />
3.4<br />
1.8<br />
0.9<br />
2030<br />
2050<br />
2070<br />
4.7<br />
2.6<br />
1.2<br />
1.8<br />
0.9<br />
0.4<br />
Alpennordseite<br />
3.3<br />
1.8<br />
0.8<br />
4.8<br />
DJF MAM JJA SON<br />
Die Abbildung 6 zeigt eine probabilistis<strong>ch</strong>e Temperaturprojektion für die Nord- <strong>und</strong> Süd-<br />
s<strong>ch</strong>weiz. Ausgehend vom Basisjahr 1990 sind die Änderungen in Grad bis 2030 (hell), bis<br />
2050 (mittel) <strong>und</strong> bis 2070 (dunkel) gegenüber 1990 angegeben.<br />
Tab. : Temperaturveränderung 990– 0 0 (in Grad Celsius)<br />
Unsi<strong>ch</strong>erheits- 0.025 0.5 0.975<br />
berei<strong>ch</strong> (Minimal- (Maximal-<br />
Szenario) Szenario)<br />
Nord-S<strong>ch</strong>weiz DJF (Dez.–Feb.) 0.4 1 1.8<br />
MAM (März–Mai) 0.4 0.9 1.8<br />
JJA (Juni–Aug.) 0.6 1.4 2.6<br />
SON (Sept.–Nov.) 0.5 1.1 1.8<br />
Süd-S<strong>ch</strong>weiz DJF (Dez.–Feb.) 0.4 0.9 1.7<br />
Quelle: Frei 2004<br />
2.5 2.6<br />
1.1<br />
1.4<br />
0.6<br />
Jahreszeit<br />
4.7<br />
2.7<br />
1.4<br />
7<br />
3.8<br />
1.9<br />
1.8<br />
1.1<br />
0.5<br />
3.5<br />
2.1<br />
1.1<br />
5.2<br />
3<br />
1.7<br />
1.7<br />
0.9<br />
0.4<br />
3<br />
1.8<br />
0.9<br />
4.5<br />
2.5<br />
1.2<br />
Alpensüdseite<br />
Jahreszeit<br />
MAM (März–Mai) 0.4 0.9 1.7<br />
JJA (Juni–Aug.) 0.7 1.5 2.6<br />
SON (Sept.–Nov.) 0.5 1.1 1.9<br />
1.7<br />
0.9<br />
0.4<br />
3.3<br />
1.8<br />
0.9<br />
4.7<br />
2.6 2.6<br />
1.2<br />
Quelle: Frei 2004<br />
DJF MAM JJA SON<br />
1.5<br />
0.7<br />
4.9<br />
2.8<br />
1.5<br />
7.1<br />
4<br />
2.1<br />
1.9<br />
1.1<br />
0.6<br />
3.6<br />
2.2<br />
1.2<br />
5.3<br />
3.1<br />
1.7
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Mehr Regen <strong>und</strong> weniger S<strong>ch</strong>nee im Winter in tiefen Lagen<br />
Im Norden der S<strong>ch</strong>weiz wird bis ins Jahr 2030 im Winter eine Nieders<strong>ch</strong>lagszunahme von<br />
ungefähr 4% erwartet <strong>und</strong> ein Anstieg der mittleren Temperatur um +1 °C. Die Nieder-<br />
s<strong>ch</strong>lags- <strong>und</strong> Temperaturänderungen auf der Alpensüdseite sind quantitativ ähnli<strong>ch</strong> (+6%<br />
beim Nieders<strong>ch</strong>lag, +0.9 °C bei der Temperatur). Die Zunahme starker Nieders<strong>ch</strong>lagser-<br />
eignisse im Winter führt zu mä<strong>ch</strong>tigeren S<strong>ch</strong>needecken in höheren Lagen ab 2000 m.ü.M.<br />
Umgekehrt wird dur<strong>ch</strong> die wärmeren Temperaturen die S<strong>ch</strong>neefallgrenze um 250–270 m<br />
ansteigen. Die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit sinkt.<br />
Mehr Trockenheit im Sommer<br />
Im Sommer werden die mittleren Temperaturen bis 2030 um ungefähr +1.4 °C ansteigen.<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitig werden die Nieders<strong>ch</strong>läge um r<strong>und</strong> 10% abnehmen. Als Folge der Erwär-<br />
mung werden Evaporation <strong>und</strong> Transpiration zunehmen. Die Kombination dieser Verän-<br />
derungen kann zu einem vermehrten Auftreten von Trockenperioden führen.<br />
Ableitung der Szenarien<br />
Aus der Spannweite des oben aufgeführten Szenarios wurden ein Minimal- sowie ein<br />
Maximal-Szenario erstellt, ohne dafür konkrete Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keiten zu bere<strong>ch</strong>nen. Das<br />
Minimal-Szenario geht von der kleinstwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>en Zunahme der Temperatur sowie<br />
von den minimalen Veränderungen des Nieders<strong>ch</strong>lags im Verglei<strong>ch</strong> zum Status Quo aus.<br />
Das Maximal-Szenario nimmt die aufgr<strong>und</strong> der Bere<strong>ch</strong>nungen grösstmögli<strong>ch</strong>e Tempera-<br />
turzunahme an sowie die maximalen Abwei<strong>ch</strong>ungen der Nieders<strong>ch</strong>läge. Au<strong>ch</strong> wenn die<br />
wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>sten Werte jeweils zwis<strong>ch</strong>en den Szenarien liegen, wird so die Palette mög-<br />
li<strong>ch</strong>er Veränderungen am besten abgedeckt.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. Ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen<br />
Für die ökologis<strong>ch</strong>en Konsequenzen gibt es keine Modellre<strong>ch</strong>nungen, da die Zusammen-<br />
hänge na<strong>ch</strong> heutigem wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>em Stand der Fors<strong>ch</strong>ung ni<strong>ch</strong>t im Detail bekannt<br />
<strong>und</strong> entspre<strong>ch</strong>end die Auswirkungen meist ni<strong>ch</strong>t quantifizierbar sind. Aufgr<strong>und</strong> der skiz-<br />
zierten Szenarien sollen deshalb nur Tendenzen aufgezeigt <strong>und</strong> Entwicklungen qualitativ<br />
einges<strong>ch</strong>ätzt werden. Wo die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Gr<strong>und</strong>lagen mangelhaft sind, werden<br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> gewisse Aspekte diskursiv erläutert.<br />
Trotz grosser Unsi<strong>ch</strong>erheiten wird versu<strong>ch</strong>t, die ökologis<strong>ch</strong>en Konsequenzen für die einzel-<br />
nen touristis<strong>ch</strong>en Destinationen im Berner Oberland einzus<strong>ch</strong>ätzen. Die Entwicklung der<br />
<strong>Klimaänderung</strong> kann nur bedingt auf eine regionale Skala herunter gebro<strong>ch</strong>en werden.<br />
Zwis<strong>ch</strong>en den Destinationen oder Alpentälern gibt es teilweise mikroklimatis<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>iede,<br />
die mangels Differenzierung der Klimamodelle nur andeutungsweise herausgearbeitet<br />
werden können.<br />
. . Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag<br />
5.1.1. Generell<br />
Veränderungen von Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag haben diverse ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen,<br />
die für den <strong>Tourismus</strong> von Bedeutung sind. Änderungen von Temperatur <strong>und</strong><br />
Nieders<strong>ch</strong>lag wirken si<strong>ch</strong> direkt auf das Wetter aus <strong>und</strong> können die Disposition für Naturereignisse<br />
gr<strong>und</strong>legend verändern.<br />
Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag<br />
Minimal-Szenario Die Temperatur nimmt im Winter um 0.4 °C, im<br />
Sommer um 0.6 °C zu. Dies entspri<strong>ch</strong>t einer lei<strong>ch</strong>t<br />
s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>eren Zunahme als seit 1990.<br />
In Bezug auf den Nieders<strong>ch</strong>lag gibt es im Sommer<br />
<strong>und</strong> Herbst eine lei<strong>ch</strong>te Abnahme, im Winter eine<br />
minime Zunahme.<br />
Maximal-Szenario Die Temperaturen in der Nord-S<strong>ch</strong>weiz steigen um<br />
1.8 °C, im Sommer sogar um 2.6 °C.<br />
Die Nieders<strong>ch</strong>läge nehmen im Winter deutli<strong>ch</strong> zu<br />
(+11%) <strong>und</strong> im Sommer stark ab (–18%). Au<strong>ch</strong><br />
im Herbst ist mit markant weniger Nieders<strong>ch</strong>lag<br />
zu re<strong>ch</strong>nen (–8%).<br />
5.1.2. Destinationen Berner Oberland<br />
Veränderungen von Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag betreffen alle Destinationen in ähnli<strong>ch</strong>em<br />
Masse. Dur<strong>ch</strong> höhere Wintertemperaturen fällt in tieferen Lagen weniger Nieders<strong>ch</strong>lag<br />
in Form von S<strong>ch</strong>nee.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Tab. : Relevanz der Thematik für die Destinationen<br />
Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />
Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />
Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />
Min. x x x x x x x x x<br />
Max. xx xx xx xx xx xx xx xx xx<br />
(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />
. . S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />
5.2.1. Generell<br />
Eine Untersu<strong>ch</strong>ung der Entwicklung der S<strong>ch</strong>needecke zwis<strong>ch</strong>en 1931 <strong>und</strong> 1999 zeigt bis<br />
in die frühen 80er-Jahre eine stetige Zunahme in Bezug auf S<strong>ch</strong>neemenge, Dauer der<br />
S<strong>ch</strong>neebedeckung <strong>und</strong> Anzahl Tage mit S<strong>ch</strong>neefall. Seit den 80er-Jahren ma<strong>ch</strong>en die Da-<br />
ten für alle untersu<strong>ch</strong>ten Variablen eine markante Abnahme deutli<strong>ch</strong>. (Laternser/S<strong>ch</strong>nee-<br />
beli 2003)<br />
Der Trend hin zu einem Klima mit weniger S<strong>ch</strong>nee ist von der Höhenlage abhängig.<br />
Während Stationen über 2000 m.ü.M. kaum Tendenzen zu weniger S<strong>ch</strong>nee zeigen,<br />
wird die Abnahme umso deutli<strong>ch</strong>er, je tiefer eine Station liegt. Bei den Stationen unter<br />
2000 m.ü.M. waren die 90er-Jahre mit grossem Abstand die s<strong>ch</strong>neeärmste Dekade seit<br />
1930. (Laternser/S<strong>ch</strong>neebeli 2003)<br />
Mit mehr Winternieders<strong>ch</strong>lag werden die S<strong>ch</strong>neemengen in den höheren Lagen zuneh-<br />
men, während in tieferen Lagen Nieders<strong>ch</strong>lag vermehrt als Regen fallen wird. Die Grenze,<br />
oberhalb wel<strong>ch</strong>er in einem milderen Klima mit grösseren S<strong>ch</strong>neemengen zu re<strong>ch</strong>nen ist,<br />
liegt zwis<strong>ch</strong>en 1700 <strong>und</strong> 2000 m.ü.M.<br />
Die Anzahl winterli<strong>ch</strong>er Starknieders<strong>ch</strong>läge im Alpenraum hat si<strong>ch</strong> erhöht. Au<strong>ch</strong> wenn aus<br />
der Vergangenheit keine Trends in Bezug auf S<strong>ch</strong>needecke <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>adenlawinenaktivität<br />
beoba<strong>ch</strong>tet werden können (OcCC 2003:77), gehen vers<strong>ch</strong>iedene Autoren davon aus,<br />
dass mit mehr S<strong>ch</strong>nee in höheren Lagen die Lawinengefahr zunehmen wird.<br />
Na<strong>ch</strong> einer Faustregel steigt die S<strong>ch</strong>neefallgrenze pro Grad um ca. 100–150 m. Ein Gebiet<br />
gilt als s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>er, wenn in mindestens 7 von 10 Wintern vom 1.12. bis 15.4. an min-<br />
destens 100 Tagen eine für den S<strong>ch</strong>neesport ausrei<strong>ch</strong>ende S<strong>ch</strong>needecke von mindestens<br />
30cm liegt. (Vgl. Abegg 1996)
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />
Minimal-Szenario Bei einer Temperaturzunahme im Winter von<br />
0.4 °C ist von einem Anstieg der S<strong>ch</strong>neefallgrenze<br />
um 50–60 m auszugehen.<br />
Maximal-Szenario Nimmt die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Wintertemperatur<br />
um 1.8 °C zu, wird die S<strong>ch</strong>neefallgrenze um 250–<br />
270 m ansteigen.<br />
5.2.2. Destinationen Berner Oberland<br />
In einer Studie der Abteilung Naturgefahren des Kantons Bern (Buri, Ryter o.J.) werden<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Daten des Eidg. Instituts für S<strong>ch</strong>nee- <strong>und</strong> Lawinenfors<strong>ch</strong>ung (SLF) aufgearbeitet,<br />
auf die im Folgenden zurückgegriffen wird.<br />
Spätes Eins<strong>ch</strong>neien: Nimmt man den 25. Dezember als Sti<strong>ch</strong>tag, zeigt si<strong>ch</strong>, dass die<br />
S<strong>ch</strong>needecke zu diesem Zeitpunkt in der Tendenz au<strong>ch</strong> in höheren Lagen immer dünner<br />
wird. Die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>neehöhe an Weihna<strong>ch</strong>ten ist in den vergangenen<br />
50 Jahren auf etwa die Hälfte gesunken. In den Jahren 1991 bis 2006 gab es deutli<strong>ch</strong><br />
weniger S<strong>ch</strong>nee als im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt der Jahre 1955–1990. Abb. 7 zeigt die Entwicklung<br />
der S<strong>ch</strong>neehöhen am 25. Dezember für Wengen. Entspre<strong>ch</strong>ende Grafiken für andere<br />
Messstationen sind im Anhang angefügt.<br />
Abb. 7: S<strong>ch</strong>neehöhen an Weihna<strong>ch</strong>ten in Wengen (1310 m.ü.M.)<br />
Jährli<strong>ch</strong>e Werte <strong>und</strong> statistis<strong>ch</strong> bere<strong>ch</strong>nete Trendlinie<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
54<br />
56<br />
58<br />
60<br />
62<br />
64<br />
66<br />
68<br />
70<br />
72<br />
74<br />
76<br />
78<br />
80<br />
82<br />
84<br />
86<br />
88<br />
90<br />
92<br />
94<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
S<strong>ch</strong>neehöhe (in cm)<br />
Trendlinie (Linear)<br />
96<br />
98<br />
00<br />
02<br />
04
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Wärmere Winter: Der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt der Wintertemperaturen 1955–1989 lag bei 2.4 °C,<br />
derjenige von 1990–2006 bei 2.9 °C (Messstation Interlaken). Die Winter sind in Inter-<br />
laken in den vergangenen 50 Jahren markant wärmer geworden. Diese Aussagen treffen<br />
au<strong>ch</strong> für höhere Stationen zu (s. Anhang).<br />
Abb. 8: Wintertemperaturen im Interlaken<br />
Jährli<strong>ch</strong>e Werte, Mittelwerte <strong>und</strong> statistis<strong>ch</strong> bere<strong>ch</strong>nete Trendlinie<br />
5.0<br />
4.5<br />
4.0<br />
3.5<br />
3.0<br />
2.5<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
0.0<br />
–0.5<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
67<br />
69<br />
71<br />
73<br />
75<br />
77<br />
79<br />
81<br />
83<br />
Häufiger s<strong>ch</strong>neearme Winter: Seit 1990 war die S<strong>ch</strong>needecke in Adelboden meist dün-<br />
ner als im langjährigen Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt. Die Tendenz der S<strong>ch</strong>neearmut ist ni<strong>ch</strong>t auf abneh-<br />
mende Nieders<strong>ch</strong>läge zurückzuführen, sondern auf den Anstieg der Temperaturen. In<br />
höheren Lagen ist die Abnahme der S<strong>ch</strong>needecke weniger ausgeprägt, wie weitere Aus-<br />
wertungen im Anhang zeigen. Die S<strong>ch</strong>neearmut in tiefen Lagen ist hingegen auffällig.<br />
85<br />
87<br />
89<br />
91<br />
93<br />
95<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
mittlere Temperaturen<br />
1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
Mittel 55–89<br />
Mittel 90–06<br />
97<br />
99<br />
01<br />
03<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Abb. 9: Mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen (1.12.–30.4)<br />
Adelboden (1350 m.ü.M.)<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
67<br />
69<br />
71<br />
Kürzere Winter: Folgende Auswertung basiert auf den gemittelten Werten der Ver-<br />
glei<strong>ch</strong>sstationen Adelboden, Gsteig, Mürren <strong>und</strong> Wengen (s.a. Anhang). Fast alle Win-<br />
ter seit 1990 waren kürzer als der langjährige Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt von Mitte der Fünfziger- bis<br />
Ende der A<strong>ch</strong>tzigerjahre. Dies ist die Folge sowohl des späten Eins<strong>ch</strong>neiens als au<strong>ch</strong> der<br />
früheren Ausaperung.<br />
73<br />
75<br />
77<br />
79<br />
81<br />
83<br />
85<br />
87<br />
89<br />
91<br />
93<br />
95<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
S<strong>ch</strong>neehöhe (in cm)<br />
Trendlinie (Linear)<br />
Mittel 55–06<br />
97<br />
99<br />
01<br />
03<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Abb. 10: Tage zwis<strong>ch</strong>en Eins<strong>ch</strong>neien <strong>und</strong> Ausapern<br />
Mittelwerte Gsteig-Adelboden-Mürren-Wengen<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
Die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit wird vor allem in tiefen Lagen vermehrt zu einem Problem werden.<br />
Entspre<strong>ch</strong>end sind vor allem Destinationen wie Thunersee, Interlaken aber au<strong>ch</strong> Gstaad-<br />
Saanenland betroffen.<br />
Tab. 9: Relevanz der Thematik für die Destinationen<br />
Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />
Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />
Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />
Min. x x x xx xxx x xx xxx x<br />
Max. xx xx xx xxx xxxx xx xxx xxxx xx<br />
(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />
65<br />
67<br />
69<br />
. . Permafrost<br />
5.3.1. Generell<br />
71<br />
73<br />
75<br />
77<br />
79<br />
81<br />
83<br />
85<br />
In der S<strong>ch</strong>weiz sind 4–6% der Flä<strong>ch</strong>e Permafrostgebiete, r<strong>und</strong> doppelt so viel wie die<br />
heutige Glets<strong>ch</strong>erflä<strong>ch</strong>e. Permafrost existiert primär in vier Bergregionen: im Engadin, im<br />
Wallis, in den Berner Alpen <strong>und</strong> im Tödi-Gebiet. Die Mä<strong>ch</strong>tigkeit des Permafrosts in den<br />
S<strong>ch</strong>weizer Alpen ist variabel <strong>und</strong> rei<strong>ch</strong>t von wenigen Metern bis zu mehreren h<strong>und</strong>ert<br />
87<br />
89<br />
91<br />
93<br />
95<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
S<strong>ch</strong>neebedeckung<br />
(in Tagen)<br />
Trendlinie (Linear)<br />
Mittel 55–89: 136<br />
Mittel 90–05: 119<br />
97<br />
99<br />
01<br />
03<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Metern. (PERMOS 2003) Neben den Sommertemperaturen ist aufgr<strong>und</strong> der isolierenden<br />
Wirkung insbesondere die S<strong>ch</strong>needecke für den Permafrost ents<strong>ch</strong>eidend.<br />
Der Sommer 2003 hat erste Auswirkungen von ansteigenden Temperaturen auf Perma-<br />
frostgebiete gezeigt. Zwis<strong>ch</strong>en Juni <strong>und</strong> August 2003 wurde eine sehr hohe Zahl an Fels-<br />
stürzen im gesamten Alpenraum festgestellt, was als wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>es Anzei<strong>ch</strong>en für die<br />
ras<strong>ch</strong>e Destabilisierung steiler Permafrosthänge bei starker Erwärmung era<strong>ch</strong>tet wird.<br />
Die Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> auf die S<strong>ch</strong>weizer Permafrostgebiete sind bisher<br />
kaum prognostizierbar. Unsi<strong>ch</strong>erheiten bestehen in Bezug auf die Ausdehnung des Permafrosts,<br />
den Eisgehalt des Untergr<strong>und</strong>es sowie auf den komplexen Einfluss der <strong>Klimaänderung</strong>.<br />
Insgesamt wird mit der Klimaerwärmung das Auftauen der Permafrostböden weiter<br />
zunehmen <strong>und</strong> somit au<strong>ch</strong> die Stärke <strong>und</strong> Häufigkeit von Steins<strong>ch</strong>lägen <strong>und</strong> Bergstürzen.<br />
Im Zusammenhang mit starken Nieders<strong>ch</strong>lagsereignissen kann das Auftauen von S<strong>ch</strong>utthängen<br />
zu vermehrten <strong>und</strong> grösseren Murgängen führen <strong>und</strong> au<strong>ch</strong> bisher ni<strong>ch</strong>t betroffene<br />
Gebiete gefährden.<br />
Permafrost<br />
Minimal-Szenario Das Auftauen des Permafrosts wird weiterhin<br />
lei<strong>ch</strong>t zunehmen, insgesamt aber grossen<br />
S<strong>ch</strong>wankungen unterworfen sein. Nur in besonders<br />
heissen Sommern wird eine Zunahme von<br />
Naturgefahren zu vermerken sein.<br />
Maximal-Szenario Bei einer starken Zunahme der dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en<br />
Sommertemperaturen (2.6 °C) wird der Permafrost<br />
tiefgründiger auftauen. Das Risiko für Steins<strong>ch</strong>läge<br />
<strong>und</strong> Felsstürze wird deutli<strong>ch</strong> zunehmen.<br />
5.3.2. Destinationen Berner Oberland<br />
Der Permafrost in den S<strong>ch</strong>weizer Alpen wird seit 20 Jahren wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t.<br />
Seit dem Jahr 2000 werden diese Beoba<strong>ch</strong>tungen im Rahmen von PERMOS (Permafrost<br />
Monitoring Switzerland) gesamts<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong> koordiniert. Neben Gebieten mit Bodentemperaturmessungen<br />
gibt es au<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Messstationen mit Bohrungen. Im<br />
Berner Oberland gibt es Bohrmessstationen auf dem Jungfraujo<strong>ch</strong> (11 m, seit 1995) <strong>und</strong><br />
auf dem S<strong>ch</strong>ilthorn (95 m, 2000) sowie Bodenmessungen auf dem Gemmipass (Furgentälti),<br />
auf dem S<strong>ch</strong>ilthorn <strong>und</strong> auf dem Sanets<strong>ch</strong>-Pass (seit 1998).
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />
Abb. 11: Maximale Mä<strong>ch</strong>tigkeit <strong>und</strong> Zeitpunkt der sommerli<strong>ch</strong>en<br />
Auftaus<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t auf dem S<strong>ch</strong>ilthorn seit 1998<br />
Nov. 1998<br />
10.10.1999<br />
6.10.2000<br />
Datenausfall 2001<br />
Okt. 2002<br />
23.11.2003<br />
6.10.2004<br />
Tiefe (m)<br />
Die Daten der geophysikalis<strong>ch</strong>en Messanlage auf dem S<strong>ch</strong>ilthorn zeigen, dass alleine der<br />
Jahrh<strong>und</strong>ertsommer 2003 zu einem fast 9 m tiefen Auftauen führte. (PERMOS 2005)<br />
Die Grenze des Permafrosts liegt heute auf ca. 2600 m.ü.M. Betroffen sind im Berner<br />
Oberland entspre<strong>ch</strong>end vor allem die Alpenregion <strong>und</strong> Grindelwald sowie die ho<strong>ch</strong> gele-<br />
genen Gebiete der Destinationen Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg, Wengen-Mürren-Lauterbrun-<br />
nental, Adelboden-Frutigen, Lenk-Simmental <strong>und</strong> Gstaad-Saanenland.<br />
Tab. 0: Relevanz der Thematik für die Destinationen<br />
Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />
Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />
Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />
Min. x xxx xx x xx x<br />
Max. xx xxxx xxx xx xx xxx xx<br />
(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />
Quelle: PERMOS 2005<br />
0 –1 –2 –3 –4 –5 –6 –7 –8 –9 –10
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />
. . Glets<strong>ch</strong>er<br />
5.4.1. Generell<br />
Seit dem letzten Glets<strong>ch</strong>erho<strong>ch</strong>stand am Ende der Kleinen Eiszeit um 1850 wei<strong>ch</strong>en die<br />
Glets<strong>ch</strong>er in der S<strong>ch</strong>weiz generell zurück. Heute gibt es no<strong>ch</strong> ungefähr 2000 Glets<strong>ch</strong>er,<br />
die r<strong>und</strong> 1050 km 2 bedecken. Das sind 2.5% der Flä<strong>ch</strong>e der S<strong>ch</strong>weiz. Zwis<strong>ch</strong>en 1850<br />
<strong>und</strong> 2000 verminderte si<strong>ch</strong> die Flä<strong>ch</strong>e um über 40% <strong>und</strong> das Volumen aller Glets<strong>ch</strong>er um<br />
r<strong>und</strong> 50%. (Spreafico/Weingartner 2005) Allein im Hitzesommer 2003 haben die Alpen-<br />
glets<strong>ch</strong>er weitere 5–10% des verbliebenen Volumens eingebüsst. (BUWAL, BWG, Meteo-<br />
S<strong>ch</strong>weiz 2004)<br />
Gemäss dem Nationalen Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm (NFP) 31 wird bei einer Erwärmung um<br />
2.1 °C ein Anstieg der Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>tslinie um 300 m gegenüber 1990 erwartet. Das be-<br />
deutet, dass 1436 der Glets<strong>ch</strong>er in der S<strong>ch</strong>weiz vers<strong>ch</strong>winden, was 75% der Gesamtzahl<br />
<strong>und</strong> 17% der Glets<strong>ch</strong>erflä<strong>ch</strong>e entspri<strong>ch</strong>t.<br />
Von Glets<strong>ch</strong>ern können zudem vers<strong>ch</strong>iedene Gefahren ausgehen. Es werden folgende<br />
Gefahrenarten unters<strong>ch</strong>ieden: Längen- <strong>und</strong> Geometrieänderungen, Glets<strong>ch</strong>erho<strong>ch</strong>wasser,<br />
Eis- <strong>und</strong> Glets<strong>ch</strong>erstürze. Diese drei Gefahrentypen können eng zusammenspielen <strong>und</strong><br />
mit Rückkoppelungsme<strong>ch</strong>anismen zu gefährli<strong>ch</strong>en, s<strong>ch</strong>wer prognostizierbaren Ereignissen<br />
führen.<br />
Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong><br />
Minimal-Szenario Der Glets<strong>ch</strong>errückgang wird weiter vorans<strong>ch</strong>reiten.<br />
Dabei werden si<strong>ch</strong> die Längenänderungen<br />
gegenüber den letzten Jahren etwas abs<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en.<br />
Maximal-Szenario Der Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong> wird stärker zunehmen als<br />
im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt der letzten Jahre. Veränderungen<br />
wie im Sommer 2003 kommen öfters vor. Das<br />
Risiko für Naturgefahren aus Glets<strong>ch</strong>er nimmt<br />
markant zu.<br />
5.4.2. Destinationen Berner Oberland<br />
Glets<strong>ch</strong>er kommen in den Destinationen Alpenregion, Grindelwald, Gstaad-Saanenland,<br />
Lenk-Simmental, Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg <strong>und</strong> Wengen-Mürren-Lauterbrunnental vor. Die<br />
Länge all dieser Glets<strong>ch</strong>er ist in den letzten Jahren deutli<strong>ch</strong> zurückgegangen. Die tiefsten<br />
Glets<strong>ch</strong>er, wel<strong>ch</strong>e die stärksten Rückgänge verzei<strong>ch</strong>nen, befinden si<strong>ch</strong> in der Alpenregion<br />
<strong>und</strong> in Grindelwald.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Abb. : Steinglets<strong>ch</strong>er (ohne Jahrgang)<br />
Quelle: Sammlung Gesells<strong>ch</strong>aft für ökologis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ung<br />
Abb. : Steinglets<strong>ch</strong>er ( 00 )<br />
Quelle: Sammlung Gesells<strong>ch</strong>aft für ökologis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ung
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Abb. 14: Entwicklung der Glets<strong>ch</strong>erlängen im Berner Oberland seit 1970<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
–50<br />
–100<br />
–150<br />
–200<br />
–250<br />
70<br />
72<br />
74<br />
76<br />
Abbildung 14 zeigt die Längenänderungen der fünfzehn Glets<strong>ch</strong>er mit Messstationen<br />
(vgl. Anhang) im Berner Oberland seit 1970.<br />
Tab. : Relevanz des Glets<strong>ch</strong>errückgangs für die Destinationen<br />
Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />
Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />
Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />
Min. x xxx xx x x xx xx<br />
Max. xx xxxx xxx xx xx xxx xxx<br />
(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />
78<br />
80<br />
82<br />
84<br />
86<br />
88<br />
90<br />
92<br />
94<br />
96<br />
Quelle: VAW 2006<br />
Jährli<strong>ch</strong>e Veränderung<br />
(in m)<br />
98<br />
00<br />
02<br />
04
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. . Lands<strong>ch</strong>aft, Vegetation<br />
5.5.1. Generell<br />
Viele Lands<strong>ch</strong>aftsphänomene wie beispielsweise Glets<strong>ch</strong>er, Permafrost, Vegetation oder<br />
Boden sind sehr klimasensitiv <strong>und</strong> werden grosse Veränderungen erfahren. Als Folge<br />
davon werden si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Naturgefahrendispositionen, die Prozessdynamik, die von<br />
Naturgefahren betroffenen Flä<strong>ch</strong>en sowie die Lands<strong>ch</strong>aftsattraktivität verändern. Insbe-<br />
sondere die alpine Lands<strong>ch</strong>aft mit ihren Glets<strong>ch</strong>ern <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>neefeldern wird si<strong>ch</strong> wandeln,<br />
aber au<strong>ch</strong> Flora <strong>und</strong> Fauna passen si<strong>ch</strong> an veränderte Bedingungen an.<br />
Längerfristig kommt es zu einer lei<strong>ch</strong>ten Vers<strong>ch</strong>iebung der Vegetationsgürtel in die Höhe.<br />
Dass si<strong>ch</strong> insbesondere die dominierenden Waldgürtel bei einer Erwärmung na<strong>ch</strong> oben<br />
vers<strong>ch</strong>ieben werden, ist unbestritten. Es wird aber davon ausgegangen, dass diese Ver-<br />
s<strong>ch</strong>iebung sehr lange dauern kann <strong>und</strong> si<strong>ch</strong> die heutige Baumartenverbreitung erst über<br />
Jahrh<strong>und</strong>erte den veränderten Verhältnissen anpassen muss. Zudem können Extremereig-<br />
nisse – insbesondere Stürme – kurzzeitig ökologis<strong>ch</strong>e Funktionen beeinträ<strong>ch</strong>tigen <strong>und</strong> das<br />
Lands<strong>ch</strong>aftsbild verändern.<br />
Au<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Massnahmen wie beispielsweise Flussverbauungen können das Land-<br />
s<strong>ch</strong>aftsbild stark verändern. Inwiefern si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> die Attraktivität der Lands<strong>ch</strong>aft ändert,<br />
ist kaum zu prognostizieren. Die diesbezügli<strong>ch</strong>e Wahrnehmung ist ausgespro<strong>ch</strong>en sub-<br />
jektiv, <strong>und</strong> Gewöhnungseffekte spielen eine grosse Rolle. Die Academia Engiadina hat im<br />
GISALP-Projekt versu<strong>ch</strong>t, mögli<strong>ch</strong>e zukünftige Lands<strong>ch</strong>aftsentwicklungen zu modellieren.<br />
Dabei wurde mit einem mittleren Temperaturanstiegs-Szenarium na<strong>ch</strong> IPCC von +3 °C bis<br />
2100 gearbeitet. (Houghton et al. 2001)<br />
Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Lands<strong>ch</strong>aftsattraktionen wie z.B. Seen, Vegetationsflä<strong>ch</strong>en oder Glets<strong>ch</strong>er-<br />
flä<strong>ch</strong>en wurden zusammen mit der re<strong>ch</strong>neris<strong>ch</strong> ermittelten Formen- <strong>und</strong> Prozessvielfalt<br />
<strong>und</strong> der na<strong>ch</strong> objektiven Kriterien ermittelten Natürli<strong>ch</strong>keit zu einem Attraktionsindex zu-<br />
sammengeführt. Die modellierten Veränderungen bis ins Jahr 2100 sind in den folgenden<br />
Graphiken aufgezeigt. (Keller 2006)<br />
Im GISALP bere<strong>ch</strong>nete heutige Lands<strong>ch</strong>aftsattraktivität: Glets<strong>ch</strong>erflä<strong>ch</strong>en, Seen<br />
<strong>und</strong> abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>e Gebiete haben bei guter Einsehbarkeit eine hohe bere<strong>ch</strong>nete<br />
Lands<strong>ch</strong>aftsattraktivität (hell). Siedlungsgebiete <strong>und</strong> Flä<strong>ch</strong>en mit geringer Formenvielfalt<br />
<strong>und</strong> geringerer Si<strong>ch</strong>tbarkeit sind gemäss Re<strong>ch</strong>nungsmodell weniger attraktiv (dunkel). Die<br />
Täler Val Roseg <strong>und</strong> Val Morterats<strong>ch</strong> verdanken heute ihre Attraktivität der Glets<strong>ch</strong>erwelt<br />
des Berninamassivs. Die Attraktivität des Stazerwaldes (östli<strong>ch</strong> von St. Moritz) entsteht<br />
dur<strong>ch</strong> die Formenvielfalt <strong>und</strong> die gute Si<strong>ch</strong>tbarkeit.<br />
Die im GISALP bere<strong>ch</strong>nete Lands<strong>ch</strong>aftsattraktivität im Jahre 2100 na<strong>ch</strong> einer Klimaerwärmung<br />
von +3 °C.: In den vom Glets<strong>ch</strong>er freigegebenen Flä<strong>ch</strong>en im Val Roseg <strong>und</strong><br />
Val Morterats<strong>ch</strong> dominieren Flä<strong>ch</strong>en mit S<strong>ch</strong>utt. Zwei neue Seen im Vorfeld des Morterats<strong>ch</strong>glets<strong>ch</strong>ers<br />
führen zu neuen Lands<strong>ch</strong>aftsattraktionen. In gewissen Gebieten wird die<br />
Lands<strong>ch</strong>aftsattraktivität erhöht. Gesamthaft gesehen verliert das Ho<strong>ch</strong>gebirge massiv an<br />
Lands<strong>ch</strong>aftsattraktivität.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Abb. : Attraktivitätsveränderungen im Val Morterats<strong>ch</strong> <strong>und</strong> Val Roseg bei<br />
Pontresina ( 00 – 00)<br />
Quelle: Ch. Rothenbühler, Academia Engiadina (Keller 2006)<br />
Quelle: Ch. Rothenbühler, Academia Engiadina (Keller 2006)
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Lands<strong>ch</strong>aftsveränderung<br />
Minimal-Szenario Die Lands<strong>ch</strong>aft verändert si<strong>ch</strong> aufgr<strong>und</strong> der <strong>Klimaänderung</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>neller als heute. Einzig die Veränderungen<br />
bei den Glets<strong>ch</strong>ern werden zunehmen<br />
<strong>und</strong> deutli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>tbar sein.<br />
Maximal-Szenario Neben dem Abs<strong>ch</strong>melzen der Glets<strong>ch</strong>er verändert<br />
si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Vegetation, allerdings nur langsam.<br />
Zudem können lokal Naturereignisse das Lands<strong>ch</strong>aftsbild<br />
prägen.<br />
5.5.2. Destinationen Berner Oberland<br />
Das Lands<strong>ch</strong>aftsbild ist ein wi<strong>ch</strong>tiger touristis<strong>ch</strong>er Angebotsfaktor, der wesentli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />
das Klima geprägt ist. Gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong> können in allen Höhenlagen <strong>und</strong> Lands<strong>ch</strong>aftstypen<br />
Veränderungen auftreten. Der Klimawandel kann zu Anpassungen von Flora <strong>und</strong> Fauna<br />
sowie zu geomorphologis<strong>ch</strong>en Veränderungen führen. Sol<strong>ch</strong>e Veränderungen passieren<br />
aber in der Regel über längere Zeiträume hinweg. Relativ s<strong>ch</strong>nell si<strong>ch</strong>tbare lands<strong>ch</strong>aft-<br />
li<strong>ch</strong>e Änderungen ergeben si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> den Rückgang der Glets<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> dur<strong>ch</strong><br />
die Spuren von Naturereignissen. Insbesondere Destinationen mit Glets<strong>ch</strong>ern bis in tiefe<br />
Lagen sind betroffen: Bei Kandersteg <strong>und</strong> Lauterbrunnen rei<strong>ch</strong>en die Glets<strong>ch</strong>er bis unter<br />
2500 m, in der Alpenregion <strong>und</strong> in Grindelwald sogar unter 2000 m.<br />
Tab. : Relevanz der Lands<strong>ch</strong>aftsveränderung für die Destinationen<br />
Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />
Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />
Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />
Min. x x x x x<br />
Max. xx xx xx x x xx xx<br />
(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />
. . Naturgefahren<br />
5.6.1. Generell<br />
Die Frage, ob extreme Wetterereignisse mit der <strong>Klimaänderung</strong> häufiger werden, ist aufgr<strong>und</strong><br />
der definitionsgemässen Seltenheit von sol<strong>ch</strong>en Ereignissen sehr s<strong>ch</strong>wer zu beantworten.<br />
Je extremer <strong>und</strong> somit seltener ein Ereignis <strong>und</strong> je kürzer die Dauer der Datenaufzei<strong>ch</strong>nungen,<br />
desto unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>er ist der Na<strong>ch</strong>weis eines Trends. Der heutige<br />
Wissensstand deutet darauf hin, dass si<strong>ch</strong> die Erwärmung der Atmosphäre auf die Intensität<br />
<strong>und</strong> Häufigkeit von Wetterextremen auswirken wird. Einiges weist darauf hin, dass die<br />
Wetterkapriolen <strong>und</strong> Extremereignisse zunehmen werden. Zwar können einzelne Extrem-
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
ereignisse ni<strong>ch</strong>t direkt mit der <strong>Klimaänderung</strong> in Verbindung gebra<strong>ch</strong>t werden, do<strong>ch</strong> wird<br />
für vers<strong>ch</strong>iedene Ereignistypen in Zukunft eine Zunahme erwartet.<br />
Hitzewellen: Mit dem erwarteten Anstieg der Temperaturen ist mit einem häufigeren<br />
Auftreten von Hitzeperioden zu re<strong>ch</strong>nen. Es ist wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>, dass bereits gegen Ende<br />
dieses Jahrh<strong>und</strong>erts jeder zweite Sommer so heiss oder no<strong>ch</strong> heisser ausfallen wird als<br />
der Sommer 2003. (S<strong>ch</strong>är et al. 2004) Hitzewellen beeinträ<strong>ch</strong>tigen den Wasserhaushalt<br />
massiv <strong>und</strong> wirken si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> auf die Lands<strong>ch</strong>aft <strong>und</strong> die Vegetation aus.<br />
Ho<strong>ch</strong>wasser: Es ist mit einer Zunahme von Häufigkeit <strong>und</strong> Intensität von Starknieder-<br />
s<strong>ch</strong>lägen zu re<strong>ch</strong>nen. Das Ho<strong>ch</strong>wasserrisiko steigt aufgr<strong>und</strong> der Zunahme bei den Win-<br />
ternieders<strong>ch</strong>lägen <strong>und</strong> dem geringeren S<strong>ch</strong>neeanteil in Höhenlagen zwis<strong>ch</strong>en 1000 <strong>und</strong><br />
1500 m. (Wanner 2003, OcCC 2003)<br />
Massenbewegungen (Ruts<strong>ch</strong>ungen, Fels- <strong>und</strong> Bergstürze): Veränderte Hangstabilitäten<br />
dur<strong>ch</strong> den Rückzug der Glets<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> dur<strong>ch</strong> längerfristig auftauenden Permafrost führen<br />
zusammen mit erhöhten <strong>und</strong> häufigeren Nieders<strong>ch</strong>lagsintensitäten zu mehr Massenbe-<br />
wegungen wie Ruts<strong>ch</strong>ungen oder Murgängen.<br />
Stürme: Die Sturmaktivität ist kaum prognostizierbar. Tendenziell wird bei den Stürmen<br />
eine Zunahme der Extreme erwartet.<br />
Lawinen: Aus den langjährigen Daten der S<strong>ch</strong>neemengen <strong>und</strong> Lawinen sind bisher keine<br />
Trends erkennbar. Einige Fors<strong>ch</strong>er gehen davon aus, dass mit einer Zunahme von (starken)<br />
Nieders<strong>ch</strong>lägen im Winter die Lawinenaktivität in hohen Lagen zunehmen wird.<br />
Naturgefahren<br />
Minimal-Szenario Extreme Naturereignisse werden weiterhin sehr<br />
unregelmässig auftreten. Die Wiederkehrperiode<br />
bestimmter Ereignisse wird lei<strong>ch</strong>t abnehmen. Insbesondere<br />
die Tendenz zu vermehrten Starknieders<strong>ch</strong>lägen<br />
wird steigen.<br />
Maximal-Szenario Für mehrere Naturgefahren ist eine Zunahme zu<br />
beoba<strong>ch</strong>ten. Heute als selten geltende Ereignisse<br />
werden deutli<strong>ch</strong> häufiger. Neben vermehrtem<br />
Auftreten von Hitzewellen im Sommer steigt insbesondere<br />
die Gefahr für Massenbewegungen<br />
<strong>und</strong> Ho<strong>ch</strong>wasser markant an.<br />
5.6.2. Destinationen Berner Oberland<br />
Klimatis<strong>ch</strong>e Ereignisse wie extreme Hitze- resp. Kälteperioden oder au<strong>ch</strong> Stürme kön-<br />
nen alle Destinationen glei<strong>ch</strong>ermassen betreffen. Au<strong>ch</strong> Übers<strong>ch</strong>wemmungen <strong>und</strong> Rut-<br />
s<strong>ch</strong>ungen können im ganzen Berner Oberland vorkommen, wobei die Seengebiete (Bri-<br />
enzersee, Thunersee) in Bezug auf Ho<strong>ch</strong>wasser ein erhöhtes S<strong>ch</strong>adenrisiko aufweisen. Die
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
meisten Massenbewegungen (Lawinen, Steins<strong>ch</strong>lag, Murgänge) betreffen alle Regionen<br />
des Berner Oberlandes ausser dem Raum Thun, wo einzig Ruts<strong>ch</strong>ungen ein gewisses Ge-<br />
fahrenpotenzial bergen.<br />
Abb. : Gefahrenhinweiskarten Bern<br />
Quelle: AGI, Kanton Bern 2006<br />
Folgende Glets<strong>ch</strong>er im Berner Oberland werden von der Abteilung Naturgefahren Glet-<br />
s<strong>ch</strong>er der VAW 2006 (ETH Züri<strong>ch</strong>) mittelfristig als gefährli<strong>ch</strong> beurteilt:<br />
– Alpenregion: Gauliglets<strong>ch</strong>er, Gruebenglets<strong>ch</strong>er, Hangendglets<strong>ch</strong>er, Triftglets<strong>ch</strong>er, Steinglets<strong>ch</strong>er<br />
– Lauterbrunnen: Breitlouwenenglets<strong>ch</strong>er, Ho<strong>ch</strong>firnglets<strong>ch</strong>er, Rottalglets<strong>ch</strong>er/Stuefesteiglets<strong>ch</strong>er,<br />
Giesenglets<strong>ch</strong>er/Silberhornglets<strong>ch</strong>er, Eigerhängeglets<strong>ch</strong>er<br />
– Kandersteg: Altels, Balmhornglets<strong>ch</strong>er, Sillere Glets<strong>ch</strong>er, Doldenhorn-/Fründen-/unterer<br />
<strong>und</strong> oberer Oes<strong>ch</strong>inenglets<strong>ch</strong>er oberhalb des Oes<strong>ch</strong>inensees<br />
– Grindelwald: Unterer Grindelwaldglets<strong>ch</strong>er, Oberer Grindelwaldglets<strong>ch</strong>er, Gutzglets<strong>ch</strong>er<br />
Lawinen Murgänge Ruts<strong>ch</strong>ungen<br />
Tab. : Massenbewegungen: Relevanz der Thematik für die Destinationen<br />
Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />
Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />
Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />
Min. xx xx xx x xx xx xx x xx<br />
Max. xxx xxx xxx xx xxx xxx xxx x xxx<br />
(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />
Steins<strong>ch</strong>lag
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Tab. : Übers<strong>ch</strong>wemmungen: Relevanz der Thematik für die Destinationen<br />
Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />
Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />
Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />
Min. xx xxx xx x xx xx xx xxx x<br />
Max. xxx xxxx xxx xx xxx xxx xxx xxxx xx<br />
(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />
. . Wasserhaushalt<br />
5.7.1. Generell<br />
Die S<strong>ch</strong>weiz befindet si<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> Verfügbarkeit von Wasser in einer Gunstlage. Als<br />
Folge der <strong>Klimaänderung</strong> wird damit gere<strong>ch</strong>net, dass das Wasserangebot im Sommer <strong>und</strong><br />
Herbst abnimmt. Für das Winterhalbjahr hingegen zeigen die heutigen Klimaszenarien<br />
eine Zunahme des mittleren Nieders<strong>ch</strong>lags <strong>und</strong> der Häufigkeit von Starknieders<strong>ch</strong>lägen.<br />
Zudem werden die Nieders<strong>ch</strong>läge häufiger als Regen statt S<strong>ch</strong>nee fallen <strong>und</strong> somit ni<strong>ch</strong>t<br />
geb<strong>und</strong>en. Mit der S<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong>melze wird deshalb im Frühling eine Zunahme der Ho<strong>ch</strong>-<br />
wasserhäufigkeit erwartet. Im Sommer werden Trockenperioden (au<strong>ch</strong> extreme) markant<br />
zunehmen. Mit den abnehmenden Nieders<strong>ch</strong>lägen im Sommer nehmen die Wasserreser-<br />
ven im Boden ab, so dass Wasser zunehmend ein knappes <strong>und</strong> teureres Gut wird.<br />
Wasserhaushalt<br />
Minimal-Szenario Veränderungen im Nieders<strong>ch</strong>lagsverhalten gehen<br />
ni<strong>ch</strong>t markant über den heutigen S<strong>ch</strong>wankungsberei<strong>ch</strong><br />
hinaus. Während es im Winter <strong>und</strong> Frühling<br />
kaum Veränderungen gibt, werden die Sommer<br />
etwas trockener.<br />
Maximal-Szenario Extrem trockene Sommer führen zu Niedrigwasser<br />
<strong>und</strong> zu einem Rückgang der Wasserreserven. Im<br />
Winter nehmen starke Nieders<strong>ch</strong>lagsereignisse zu,<br />
was in hohen Lagen zu erhöhter Lawinenaktivität<br />
führen kann. Im Frühling kommt es aufgr<strong>und</strong> der<br />
hohen Wasserstände vermehrt zu Übers<strong>ch</strong>wemmungen.<br />
5.7.2. Destinationen Berner Oberland<br />
In Bezug auf die Ho<strong>ch</strong>wassergefahr wird immer wieder die Seenregulierung diskutiert. Ne-<br />
ben den Bergbä<strong>ch</strong>en sind die Regionen um den Brienzer- <strong>und</strong> Thunersee besonders stark<br />
betroffen. In den Einzugsgebieten kann es aber au<strong>ch</strong> zu Wasserknappheiten kommen<br />
– insbesondere im Winter, wenn grosse Wassermengen für die Bes<strong>ch</strong>neiung gebrau<strong>ch</strong>t<br />
werden. Im trockenen <strong>und</strong> kalten Winter 2005/06 traten in vielen <strong>Tourismus</strong>destinati-
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />
onen Engpässe auf, wel<strong>ch</strong>e die künstli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>neiung ers<strong>ch</strong>werten oder verunmögli<strong>ch</strong>-<br />
ten. (Vgl. S<strong>ch</strong>neider 2006)<br />
Wasserknappheit stellt in keiner der Destinationen ein regelmässig auftretendes Problem<br />
auf. Mögli<strong>ch</strong> sind häufigere S<strong>ch</strong>wankungen der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel <strong>und</strong> entspre<strong>ch</strong>ende<br />
Auswirkungen auf den Wasserhaushalt einer Region, wobei lokal grosse Unters<strong>ch</strong>iede<br />
bestehen können. Zudem könnten Spei<strong>ch</strong>erung <strong>und</strong> Verteilung der Wasserressourcen<br />
(insbes. für Bes<strong>ch</strong>neiung) zu häufigeren Problemen führen.<br />
. . Weitere Parameter<br />
5.8.1. Generell<br />
Für viele natürli<strong>ch</strong>e Prozesse <strong>und</strong> Phänomene sind Art <strong>und</strong> Ausmass der We<strong>ch</strong>selwir-<br />
kungen zum Klima ni<strong>ch</strong>t eindeutig. Für andere Ereignisse ist die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Daten-<br />
basis zu dünn, um Aussagen über deren Entwicklung ma<strong>ch</strong>en zu können. So bestehen<br />
beispielsweise grosse Unsi<strong>ch</strong>erheiten in der Entwicklung von Extremereignissen. Teilweise<br />
gibt es verzögerte <strong>und</strong> überlagerte Effekte, so dass Ursa<strong>ch</strong>e-Wirkungs-Zusammenhänge<br />
ni<strong>ch</strong>t eindeutig na<strong>ch</strong>vollzogen werden können.<br />
Nebelgrenze<br />
Inversionslagen über mehrere Tage treten vor allem in den Wintermonaten bei stabilem<br />
<strong>und</strong> eher winds<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>em Wetter auf (Ho<strong>ch</strong>drucklagen). Dabei lagert eine wärmere Luft-<br />
s<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t über einer kalten (s<strong>ch</strong>wereren) Bodenluft. An der Grenze zwis<strong>ch</strong>en den beiden<br />
Luftmassen bildet si<strong>ch</strong> oft eine Nebels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t. Bei Inversionslagen <strong>und</strong> Nebel im Unterland<br />
kann der <strong>Tourismus</strong> in Lagen über dem Nebel von verstärktem Ausflugstourismus profi-<br />
tieren.<br />
Im Zusammenhang mit der <strong>Klimaänderung</strong> werden immer wieder die Auswirkungen auf<br />
die Nebelgrenze diskutiert. Vers<strong>ch</strong>iedentli<strong>ch</strong> wird moniert, dass die Anzahl der Nebeltage<br />
zugenommen habe <strong>und</strong> die Nebelgrenze insgesamt gestiegen sei. Bisher liegen jedo<strong>ch</strong><br />
keine wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Studien vor, wel<strong>ch</strong>e die Auswirkungen auf die Nebelobergrenze<br />
in der S<strong>ch</strong>weiz untersu<strong>ch</strong>ten.<br />
Sonnens<strong>ch</strong>eindauer<br />
Es könnte davon ausgegangen werden, dass mit heisseren <strong>und</strong> nieders<strong>ch</strong>lagsärmeren<br />
Sommern au<strong>ch</strong> die Bewölkung ab- <strong>und</strong> die Sonnens<strong>ch</strong>eindauer zunehmen werden. Bisher<br />
gibt es aber au<strong>ch</strong> dazu keine wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erkenntnisse.<br />
5.8.2. Destinationen Berner Oberland<br />
Da es keine Daten gibt, die auf eine signifikante Veränderung von Nebel <strong>und</strong> Sonnens<strong>ch</strong>eindauer<br />
hinweisen, können au<strong>ch</strong> zur Betroffenheit keine Aussagen gema<strong>ch</strong>t werden.<br />
Falls si<strong>ch</strong> markante Änderungen in Bezug auf die Anzahl Nebeltage oder die Nebelhöhe<br />
abzei<strong>ch</strong>nen würden, wären wohl insbesondere Ausflugsziele r<strong>und</strong> um den Thunersee betroffen.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />
Die Entwicklung der Sonnens<strong>ch</strong>eindauer in Adelboden (1980–2005) zeigt eine lei<strong>ch</strong>t stei-<br />
gende Tendenz. Die stärkste Zunahme weisen die Frühlingsmonate Mai <strong>und</strong> Juni auf,<br />
während die Sommer- <strong>und</strong> Herbstmonate keine eindeutigen Tendenzen aufzeigen (s. An-<br />
hang).<br />
.9. Fazit<br />
Zusammenfassend können die Annahmen über die Betroffenheit der einzelnen Destinati-<br />
onen von den ökologis<strong>ch</strong>en Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> im Minimal-Szenario wie<br />
folgt einges<strong>ch</strong>ätzt werden.<br />
Tab. : Minimal-Szenario – Betroffenheit der Destinationen im Berner Oberland<br />
Destinationen Adel- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thuner- Wengenboden-<br />
region wald Saanen- Simmen- region see Mürren-<br />
Frutigen land tal Löts<strong>ch</strong>- Lauterbergbrunnental<br />
Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag x x x x x x x x x<br />
S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit x x x xx xxx x xx xxx x<br />
Permafrost x xxx xx x xx x<br />
Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong> x xxx xx x x xx xx<br />
Lands<strong>ch</strong>aftsveränderung x x x x x<br />
Massenbewegungen xx xx xx x xx xx xx x x<br />
Übers<strong>ch</strong>wemmungen xx xxx xx x xx xx xx xxx x<br />
(Skala: x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />
Quelle: FIF 2007
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Im Maximal-Szenario können die Annahmen über die ökologis<strong>ch</strong>en Auswirkungen für die<br />
einzelnen Destinationen wie folgt einges<strong>ch</strong>ätzt werden.<br />
Tab. : Maximal-Szenario – Betroffenheit der Destinationen im Berner Oberland<br />
Destinationen Adel- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thuner- Wengenboden-<br />
region wald Saanen- Simmen- region see Mürren-<br />
Frutigen land tal Löts<strong>ch</strong>- Lauterbergbrunnental<br />
Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag xx xx xx xx xx xx xx xx xx<br />
S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit xx xx xx xxx xxxx xx xxx xxxx xx<br />
Permafrost xx xxxx xxx xx xx xxx xx<br />
Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong> xx xxxx xxx xx xx xxx xxx<br />
Lands<strong>ch</strong>aftsveränderung xx xx xx x xx xx<br />
Massenbewegungen xxx xxx xxx xx xxx xxx xxx x xxx<br />
Übers<strong>ch</strong>wemmungen xxx xxxx xxx xx xxx xxx xxx xxxx xx<br />
(Skala: x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />
Quelle: FIF 2007
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. Konsequenzen für den <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> spezifis<strong>ch</strong>e<br />
Massnahmen<br />
Neben vielen gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, sozialen <strong>und</strong> ökologis<strong>ch</strong>en Veränderungen hat die Klima-<br />
änderung einen wesentli<strong>ch</strong>en Einfluss auf die Entwicklung des <strong>Tourismus</strong>. Während die<br />
Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> auf das Verhalten der touristis<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>frage kaum<br />
abzus<strong>ch</strong>ätzen sind, wird im Folgenden aufgezeigt, mit wel<strong>ch</strong>en mögli<strong>ch</strong>en Effekten die<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Akteure konfrontiert werden. Fast alle touristis<strong>ch</strong>en Leistungsträger sind in<br />
irgendeiner Form von den Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> betroffen.<br />
. . Bergbahnen <strong>und</strong> Skis<strong>ch</strong>ulen<br />
Höhere S<strong>ch</strong>neegrenze: Mangelnder S<strong>ch</strong>nee <strong>und</strong> eine steigende S<strong>ch</strong>neefallgrenze ist für<br />
die Bergbahnen das zentrale Thema. In Zukunft könnte die Zahl der s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>eren Ski-<br />
gebiete stark abnehmen, wobei die Kompensationsmögli<strong>ch</strong>keiten dur<strong>ch</strong> die Bes<strong>ch</strong>neiung<br />
nur s<strong>ch</strong>wer zu berücksi<strong>ch</strong>tigen sind.<br />
Eine Studie der OECD (2006) untersu<strong>ch</strong>te die Anzahl s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erer Skigebiete unter<br />
heutigen <strong>und</strong> zukünftigen Bedingungen. Von 666 erfassten Skigebieten im Alpenraum<br />
gelten heute 90% (599) als s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>er. Ein weiterer Temperaturanstieg wird die Zahl der<br />
s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>eren Skigebiete deutli<strong>ch</strong> reduzieren. Bei einem Anstieg der dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en<br />
regionalen Jahrestemperatur um 1 °C wären no<strong>ch</strong> 500 Gebiete (75%) s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>er, bei<br />
2 °C 400 (60%) <strong>und</strong> bei 4 °C nur no<strong>ch</strong> 200 (30%) Skigebiete. Im internationalen Ver-<br />
glei<strong>ch</strong> trifft es Deuts<strong>ch</strong>land, Frankrei<strong>ch</strong> <strong>und</strong> gewisse Regionen Österrei<strong>ch</strong>s <strong>und</strong> Italiens<br />
besonders hart. Die S<strong>ch</strong>weiz ist aufgr<strong>und</strong> der ho<strong>ch</strong> gelegenen Skigebiete etwas weniger<br />
stark betroffen, aber au<strong>ch</strong> hier wären zahlrei<strong>ch</strong>e Skigebiete gefährdet. Während die Aus-<br />
wirkungen für die Kantone Wallis <strong>und</strong> Graubünden selbst bei starker Erwärmung gering<br />
sind, ist im Berner Oberland bei 2 °C Erwärmung bereits knapp ein Drittel der Skigebiete<br />
betroffen.<br />
Tab. : S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>ere Skigebiete in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
Region Anzahl Erwärmung<br />
Skigebiete<br />
heute +1 °C +2 °C +4 °C<br />
Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl %<br />
Waadt u. Fribourg 17 17 100 11 64.7 9 52.9 1 5.9<br />
Wallis 49 49 100 49 100 49 100 39 79.6<br />
Berner Oberland 26 25 96.2 22 84.6 16 61.5 3 11.5<br />
Zentrals<strong>ch</strong>weiz 20 18 90 15 75 11 55 4 20<br />
Tessin 4 4 100 3 75 2 50 0 0<br />
Osts<strong>ch</strong>weiz 12 10 83.3 7 58.3 7 58.3 1 8.3<br />
Graubünden 36 36 100 35 97.2 35 97.2 30 83.3<br />
S<strong>ch</strong>weiz 164 159 97 142 86.6 129 78.7 78 47.6<br />
Quelle: OECD 2006
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Im Berner Oberland sind zwar weniger Skigebiete betroffen als im Jura, in der Ost- <strong>und</strong><br />
in der Zentrals<strong>ch</strong>weiz, aber mehr als im Wallis <strong>und</strong> in Graubünden. In Anlehnung an eine<br />
Studie von Abegg (1996) wurde hier die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit der Skigebiete in den einzelnen<br />
Destinationen des Berner Oberlandes auf Basis der Statistik zu den Touristis<strong>ch</strong>en Trans-<br />
portanlagen der S<strong>ch</strong>weiz (ARE 2001) betra<strong>ch</strong>tet. Die Höhengrenze der S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />
wird mit Hilfe der oben genannten 100-Tage-Regel festgelegt (vgl. Kap. 5.2.1). Besonders<br />
stark betroffen sind in der Wintersaison Orte in tiefen <strong>und</strong> mittleren Höhenlagen (Beaten-<br />
berg, Meiringen, Simmental etc.).<br />
Als Skigebiet gelten alle Gebiete mit mindestens zwei skitouristis<strong>ch</strong> genutzten Anlagen<br />
<strong>und</strong> jeweils mehr als 100 m Höhendifferenz. Zur Feststellung der S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit wird<br />
ni<strong>ch</strong>t nur die Berg- resp. Mittelstation sondern au<strong>ch</strong> die Verteilung der Anlagen im Gelän-<br />
de betra<strong>ch</strong>tet. Nur wo die Anlagen über der geforderten Höhengrenze liegen <strong>und</strong> au<strong>ch</strong><br />
errei<strong>ch</strong>bar sind, gilt ein Skigebiet als s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>er.<br />
Tab. : S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>ere Skigebiete im Berner Oberland<br />
Region Anzahl S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />
Skigebiete<br />
aktuell 1200 m.ü.M. 1500 m.ü.M.<br />
(Minimal-Szenario) Maximal-Szenario)<br />
Anzahl % Anzahl %<br />
Alpenregion 2 2 100 2 100<br />
Grindelwald 2 2 100 2 100<br />
Thunersee 3 2 67 1 33<br />
Wengen-Mürren-Lauterbrunnental 2 2 100 2 100<br />
Adelboden-Frutigen 5 5 100 4 80<br />
Lenk-Simmental 7 7 100 2 29<br />
Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg 5 5 100 4 80<br />
Gstaad-Saanenland 10 10 100 5 50<br />
Quelle: FIF 2007<br />
Während mit dieser Methode Tendenzen in der S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit gut aufgezeigt werden<br />
können, eignet sie si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t so gut zur Beurteilung der S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit einzelner Ge-<br />
biete. Dazu müssten au<strong>ch</strong> regionale klimatis<strong>ch</strong>e Besonderheiten sowie die Lage <strong>und</strong> Ex-<br />
position der Pisten berücksi<strong>ch</strong>tigt werden. Zum Anteil der s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>eren Flä<strong>ch</strong>en werden<br />
keine Angaben gema<strong>ch</strong>t. Viele der eigentli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>eren Skigebiete in Lagen<br />
zwis<strong>ch</strong>en 1500–2000 m müssen mit einem redimensionierten Pistenangebot sowie der<br />
S<strong>ch</strong>liessung einzelner tief gelegener Lifte re<strong>ch</strong>nen. Da insbesondere die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />
der Talabfahrten in einem Grossteil der Skigebiete abnimmt, kann au<strong>ch</strong> die Attraktivität<br />
der s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>eren Gebiete beeinträ<strong>ch</strong>tigt werden. (Vgl. Abegg 1996:126) Au<strong>ch</strong> wenn<br />
die Auswirkungen mittels künstli<strong>ch</strong>er Bes<strong>ch</strong>neiung teilweise abges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t werden kön-<br />
nen, werden Talabfahrten in gewissen Gebieten zukünftig kaum mehr mögli<strong>ch</strong> sein.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Einzelanlagen liegen in der Regel tiefer <strong>und</strong> sind heute s<strong>ch</strong>on in den meisten Fällen ni<strong>ch</strong>t<br />
s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>er, wobei hier die 100-Tage-Regel nur bedingt geeignet ist, da Einzelanlagen<br />
tendenziell weniger Tage brau<strong>ch</strong>en, um rentabel betrieben werden zu können. (Abegg<br />
1996:126) Sie werden hier ni<strong>ch</strong>t berücksi<strong>ch</strong>tigt.<br />
Zur Interpretation gilt es zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, dass<br />
– in der Regel die Höhe der Mittelstationen für die Beurteilung auss<strong>ch</strong>laggebend waren<br />
– Lage <strong>und</strong> Exposition der Pisten ni<strong>ch</strong>t miteinbezogen wurden<br />
– einige Skigebiete ‹doppelt› aufgeführt sind, da sie touristis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einer Destination zugeordnet<br />
werden können<br />
– neue bodenunabhängige Zubringer-Anlagen die Situation verändern<br />
– die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit mit Hilfe von künstli<strong>ch</strong>er Bes<strong>ch</strong>neiung erhöht werden kann<br />
– nahe ausserkantonale Skigebiete miteinbezogen wurden<br />
Die Auswirkungen auf die Bergbahnen sind vor allem beim Maximal-Szenario gross. Längerfristig<br />
zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> eine Konzentration der Wintersportler auf wenige Orte ab, die<br />
Skigebiete in höheren Lagen haben. Die Expansion von Skigebieten in die Höhe ist jedo<strong>ch</strong><br />
nur bedingt mögli<strong>ch</strong>, da einerseits wenig Potenzial besteht <strong>und</strong> andererseits die Boden<strong>und</strong><br />
Wetterbedingungen in höheren Lagen s<strong>ch</strong>wieriger werden. Eine weitere Erhöhung<br />
der S<strong>ch</strong>neefallgrenze, späteres Eins<strong>ch</strong>neien <strong>und</strong> kürzere Winter ers<strong>ch</strong>weren die künstli<strong>ch</strong>e<br />
Bes<strong>ch</strong>neiung, verteuern den Unterhalt der Skigebiete <strong>und</strong> führen zu markanten Rückgängen<br />
<strong>und</strong>/oder Verlagerungen der Wintertouristen. Insgesamt fallen die Effekte dort besonders<br />
stark aus, wo Verlagerungen in die Höhe innerhalb der Destination ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong><br />
sind.<br />
Fehlende Winteratmosphäre: Als grösste Herausforderung wird der fehlende S<strong>ch</strong>nee<br />
im Mittelland empf<strong>und</strong>en, der keine Winterstimmung aufkommen lässt <strong>und</strong> somit Na<strong>ch</strong>frageeinbrü<strong>ch</strong>e<br />
zur Folge hat. Dur<strong>ch</strong> die fehlende Winterstimmung wird im Mittelland<br />
zudem der Ausverkauf früher angesetzt, während die Ges<strong>ch</strong>äfte vor Ort die Sportartikel<br />
no<strong>ch</strong> immer zum Normalpreis verkaufen. Dies kann zu einer vers<strong>ch</strong>ärften Konkurrenzsituation<br />
beim Verkauf führen, wobei die Skivermietungen davon profitieren. Mittelfristig<br />
kann bei den jüngeren Generationen das Interesse am Skisport abnehmen, da den Kindern<br />
die Gelegenheit fehlt, bereits in frühen Jahren in der nahen Umgebung das Skifahren<br />
zu erlernen.<br />
Knappes Wasser für die Bes<strong>ch</strong>neiung: Man<strong>ch</strong>erorts stellt die knappe Wasserversorgung<br />
für die Bes<strong>ch</strong>neiung ein ähnli<strong>ch</strong> grosses Problem dar wie die S<strong>ch</strong>neesituation. Wenn<br />
zu Beginn der Saison regelmässig die Reserven knapp werden, führt dies zu hohen Investitionen<br />
in Spei<strong>ch</strong>eranlagen oder zu externem Einkauf von Wasser.<br />
Weniger Betriebstage: Gravierender als die Erhöhung der S<strong>ch</strong>neegrenze wäre für die<br />
Bergbahnen eine Abnahme der Anzahl Sonnentage <strong>und</strong>/oder Betriebstage (Wind). Während<br />
in Bezug auf die Sonnentage keine klaren Tendenzen festgestellt werden können,<br />
wird bei den Stürmen tendenziell eine Zunahme der Intensität erwartet.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Neue Standorte für Skis<strong>ch</strong>ulen: Bei einer höheren S<strong>ch</strong>neegrenze müssen die Skis<strong>ch</strong>ul-<br />
gelände, die oft auf Höhe des Dorfes angesiedelt sind, s<strong>ch</strong>liessen oder auf höher gelegene<br />
Gebiete verlagert werden. Dazu sind Investitionen nötig, die der Gast mittragen muss.<br />
Andererseits könnten höher gelegene Skis<strong>ch</strong>ulen die Frequenzen steigern.<br />
Herausforderungen dur<strong>ch</strong> Naturgefahren: Wo Infrastrukturen in Permafrostböden<br />
stehen, können Hangruts<strong>ch</strong>e auftreten <strong>und</strong> teure Sanierungen an unstabilen F<strong>und</strong>amen-<br />
ten nötig ma<strong>ch</strong>en. Eine Häufung lang andauernder Nieders<strong>ch</strong>lagsperioden im Winter<br />
kann zu einem Rückgang der Tagestouristen <strong>und</strong> bei heftigem S<strong>ch</strong>neefall zu vermehrten<br />
Sperrungen von Gebieten <strong>und</strong> Zufahrten führen.<br />
Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong>: Der Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong> hat zur Folge, dass die Lands<strong>ch</strong>aft als wi<strong>ch</strong>-<br />
tiges touristis<strong>ch</strong>es Potenzial wesentli<strong>ch</strong> verändert wird <strong>und</strong> der Glets<strong>ch</strong>er als Aufenthalts-<br />
<strong>und</strong> Aktivitätsraum unter Umständen an Attraktivität verliert.<br />
Mehr Frequenzen wegen wärmeren Sommer: In warmen Sommern mit langen<br />
S<strong>ch</strong>önwetterperioden können die Bergbahnen hingegen von der Zunahme des mobili-<br />
tätsintensiven Tages- <strong>und</strong> Kurzaufenthaltstourismus profitieren. Mit einer entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Ausri<strong>ch</strong>tung auf das Revival der Sommerfris<strong>ch</strong>e können bestimmte für die Bergbahnen<br />
interessante Sportarten wie Wandern oder Mountainbiking an Bedeutung gewinnen oder<br />
gar neue Aktivitätsangebote ges<strong>ch</strong>affen werden. Der Sommertourismus in den Alpen ist<br />
jedo<strong>ch</strong> stark wetterabhängig, so dass dur<strong>ch</strong> häufigere Starknieders<strong>ch</strong>läge kurzfristig au<strong>ch</strong><br />
mit Rücks<strong>ch</strong>lägen zu re<strong>ch</strong>nen ist. Insgesamt wird es aber zu einer Verlagerung von Fre-<br />
quenzen vom Winter in den Sommer kommen.<br />
Tab. 9: Effekte auf Bergbahnen<br />
Minimal-Szenario Maximal-Szenario<br />
Investitionen Bes<strong>ch</strong>neiung ++ +++<br />
Investitionen Si<strong>ch</strong>erheit + ++<br />
Investitionen Sanierung (F<strong>und</strong>amente) + +++<br />
Frequenzen Winter – – – –<br />
Frequenzen Sommer ++ +++<br />
(Skala: – = Abnahme, + = Zunahme)<br />
Anpassungsmassnahmen Bergbahnen/Skis<strong>ch</strong>ulen<br />
Während die Verminderungsmassnahmen im allgemeinen Massnahmenteil bespro<strong>ch</strong>en<br />
werden, sind für die Bergbahnen <strong>und</strong> Skis<strong>ch</strong>ulen kurzfristig u.a. folgende Anpassungs-<br />
massnahmen von Bedeutung:<br />
– Gesamtkonzept zur Bes<strong>ch</strong>neiung erarbeiten, um Planungen zu optimieren<br />
– S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit mit zusätzli<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> leistungsfähigeren Bes<strong>ch</strong>neiungsanlagen si<strong>ch</strong>ern<br />
(Bergbahnbetreiber spre<strong>ch</strong>en von leistungsfähigen Bes<strong>ch</strong>neiungsanlagen, wenn innerhalb<br />
von 100 St<strong>und</strong>en eine Piste einges<strong>ch</strong>neit werden kann)
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
– Spei<strong>ch</strong>erseen für Wasservorräte ausbauen<br />
– Pistenkorrekturen, um mit weniger Kompakts<strong>ch</strong>nee produzieren zu müssen<br />
– Skilifte dur<strong>ch</strong> bodenunabhängige Sesselbahnen ersetzen (Präparation von Skilifttras-<br />
sees ist oft aufwändiger als jene von Skipisten)<br />
– Bahnkapazitäten erhöhen v.a. für Rücktransporte am Abend, wenn Talabfahrten ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr mögli<strong>ch</strong> sind<br />
– Skis<strong>ch</strong>ulen in die Höhe verlegen<br />
– Reaktion der Gäste auf veränderte Rahmenbedingungen beoba<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong> alternative<br />
Attraktionen <strong>und</strong> Aktivitäten anbieten/ausbauen: Wandern, S<strong>ch</strong>litteln, Skimiete etc.<br />
– Mehr/attraktivere Angebote im Sommer s<strong>ch</strong>affen<br />
. . Beherbergung, Hotellerie<br />
Die <strong>Klimaänderung</strong> wird si<strong>ch</strong> auf den Beherbergungssektor vor allem aufgr<strong>und</strong> der erwar-<br />
teten Veränderungen im Wintersport auswirken. Wo der Wintersport als Katalysator weg-<br />
fällt, wird die Beherbergung starke Einbrü<strong>ch</strong>e erleiden. Wenn saisonale <strong>und</strong> räumli<strong>ch</strong>e<br />
Verlagerungseffekte der Touristenströme auftreten, bekommt dies die Beherbergung zu<br />
spüren, wenn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t im glei<strong>ch</strong>en Ausmass wie die vom Tagestourismus abhängigen<br />
Betriebe. Die Auswirkungen auf die einzelnen Betriebe sind stark abhängig von der Lage<br />
innerhalb der Destination <strong>und</strong> von der Saisonalität. Hotels in tiefen Lagen oder an Talab-<br />
fahrten sind stärker betroffen als Hotels in der Nähe befahrbarer Pisten.<br />
Veränderte Immobilienpreise: Veränderungen im touristis<strong>ch</strong>en Angebot <strong>und</strong> in der<br />
Lands<strong>ch</strong>aft werden die Attraktivität einer Destination <strong>und</strong> damit die Immobilienpreise be-<br />
einflussen. Mit der Zunahme der Gefährdung dur<strong>ch</strong> Naturgefahren im Alpenraum nimmt<br />
das Konfliktpotenzial bei Neuers<strong>ch</strong>liessungen zu. Der Druck auf s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>ere <strong>und</strong> gut<br />
errei<strong>ch</strong>bare Gebiete, insbesondere au<strong>ch</strong> im Zweitwohnungsberei<strong>ch</strong>, wird steigen.<br />
Höhere Prämien <strong>und</strong> Kredite: Aufgr<strong>und</strong> erhöhter Risiken werden Versi<strong>ch</strong>erungs-<br />
prämien <strong>und</strong> Bankkredite tendenziell teurer. Höhere Versi<strong>ch</strong>erungskosten, Investitionen<br />
in die Si<strong>ch</strong>erheit <strong>und</strong> in Alternativangebote führen zu Mehrkosten <strong>und</strong> so zu höheren<br />
Überna<strong>ch</strong>tungspreisen.<br />
Saisonale Verlagerungen: Die Umsätze der Beherbergung vers<strong>ch</strong>ieben si<strong>ch</strong> teilweise<br />
vom Winter in den Sommer. Mit entspre<strong>ch</strong>enden Angeboten kann die Sommersaison<br />
verlängert <strong>und</strong> somit die starke Abhängigkeit von der Wintersaison vermindert werden.<br />
Fehlende Winteratmosphäre: Au<strong>ch</strong> wenn Skifahren weiterhin mögli<strong>ch</strong> ist, wird das<br />
Wintergefühl im Tal ges<strong>ch</strong>mälert. Ein wi<strong>ch</strong>tiges Verkaufsargument fällt somit weg.<br />
Mehr Sommergäste: Die tieferen Temperaturen in der Höhe (v.a. au<strong>ch</strong> in der Na<strong>ch</strong>t)<br />
ma<strong>ch</strong>en den Sommer in Bergregionen für Gäste attraktiver. Der Sommer wird für das<br />
Gastgewerbe an Bedeutung gewinnen. Frequenzeinbussen (kaum aber alle Werts<strong>ch</strong>öpfungsverluste)<br />
des Winters können teilweise kompensieren werden.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Tab. 0: Effekte auf Beherbergung<br />
Minimal-Szenario Maximal-Szenario<br />
Logiernä<strong>ch</strong>te Winter – – –<br />
Logiernä<strong>ch</strong>te Sommer + ++<br />
Kosten ++<br />
(Skala: – = Abnahme, + = Zunahme)<br />
Anpassungsmassnahmen Beherbergung, Hotellerie<br />
Neben den na<strong>ch</strong>folgend aufgeführten Anpassungsmassnahmen ist es für den Beherber-<br />
gungssektor zentral, dass si<strong>ch</strong> Destinationen als Ganzes neu profilieren <strong>und</strong> mit Hilfe einer<br />
klärenden Kommunikation dur<strong>ch</strong> die <strong>Tourismus</strong>organisation <strong>und</strong> die Gemeinde Fehlinter-<br />
pretationen vermeiden.<br />
– Diversifikation <strong>und</strong> Branding auf der Ebene der Destinationen <strong>und</strong> der Betriebe verstärken<br />
– Angebote differenzieren, S<strong>ch</strong>nee- <strong>und</strong> insbesondere Ski-unabhängige Angebote ausbauen:<br />
Seminare, Veranstaltungen, Wellness, Qualität, Bio etc.<br />
– S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit – sofern vorhanden – vermehrt kommunizieren<br />
– Marketing auf Stärken konzentrieren, «Sommerfris<strong>ch</strong>e» nutzen <strong>und</strong> bewerben<br />
– Wa<strong>ch</strong>sendes Si<strong>ch</strong>erheitsbedürfnis der Gäste berücksi<strong>ch</strong>tigen – Gäste über Angebot,<br />
S<strong>ch</strong>neeverhältnisse <strong>und</strong> Gefahren informieren<br />
– Überzeugungsarbeit in Destinationen leisten<br />
. . Bergführer/Outdoor-Veranstalter<br />
Kletter- <strong>und</strong> Bergtouren erfreuen si<strong>ch</strong> einer grossen Beliebtheit <strong>und</strong> ma<strong>ch</strong>en einen wesentli<strong>ch</strong>en<br />
Teil des touristis<strong>ch</strong>en Angebots aus. Mit Carving, Snowboarding, S<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong>uhlaufen,<br />
Mountainbiking, Nordic Walking, Gleits<strong>ch</strong>irmfliegen usw. sind laufend neue Outdoor-Sportarten<br />
hinzugekommen.<br />
Mit dem Rückzug der Glets<strong>ch</strong>er verändert si<strong>ch</strong> die alpine Lands<strong>ch</strong>aft stark. Neben dem<br />
mögli<strong>ch</strong>en Attraktivitätsverlust wird bereits heute beoba<strong>ch</strong>tet, dass die Gefahr von Steins<strong>ch</strong>lag<br />
<strong>und</strong> Felsstürzen als Folge des auftauenden Permafrosts auf vielen alpinen Routen<br />
zunimmt. Dur<strong>ch</strong> vermehrte Extremereignisse (Unwetter, Übers<strong>ch</strong>wemmungen) verändern<br />
si<strong>ch</strong> die Gefahrendispositionen auf den Gewässern, was für Sportarten wie Kajakfahren<br />
oder Canyoning von Bedeutung sein kann. Mit der Häufung von Wetterextremen steigt<br />
das Risiko für Outdoor-Sportarten.<br />
Winter: Fehlendes Winterfeeling bei wenig S<strong>ch</strong>nee wird au<strong>ch</strong> den Anbietern von Outdoor-Sportarten<br />
im Winter zu s<strong>ch</strong>affen ma<strong>ch</strong>en. Die Angebotsstruktur wird si<strong>ch</strong> verändern,<br />
<strong>und</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsprobleme können auftreten. Für Bergführer werden die Auswirkungen im<br />
Winter eher gering sein.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Sommer: Heissere Sommer dürften für Outdoor-Veranstalter eher positive Auswirkungen<br />
haben. In die Berghütten kommen tendenziell mehr Wanderer. S<strong>ch</strong>wierig abzus<strong>ch</strong>ätzen<br />
ist, wie si<strong>ch</strong> Veränderungen der Lands<strong>ch</strong>aft auf die Attraktivität der Gebiete auswirken<br />
werden. Si<strong>ch</strong>erheitsaspekte könnten vor allem im ho<strong>ch</strong>alpinen Raum zu Problemen führen,<br />
wo Gefahren wie Steins<strong>ch</strong>lag, Blankeis oder offene Glets<strong>ch</strong>erspalten ein erhöhtes Risiko<br />
für Bergsteiger darstellen. Glei<strong>ch</strong>zeitig erhöht si<strong>ch</strong> mit wärmeren <strong>und</strong> nieders<strong>ch</strong>lagsärme-<br />
ren Sommern die Attraktivität fürs Wandern oder für Bade- <strong>und</strong> andere Wasseraktivitäten<br />
wie beispielsweise Kite-Surfen.<br />
Tab. : Effekte auf Bergführer/Outdoor-Veranstalter<br />
Minimal-Szenario Maximal-Szenario<br />
Frequenzen Bergtouren –<br />
Frequenzen Übrige Outdoor + ++<br />
Investitionen Si<strong>ch</strong>erheit + ++<br />
(Skala: – = Abnahme, + = Zunahme)<br />
Anpassungsmassnahmen Bergführer/Outdoor-Veranstalter<br />
Die Outdoor-Veranstalter werden si<strong>ch</strong> auf veränderte naturräumli<strong>ch</strong>e Bedingungen mit<br />
angepassten Angeboten einstellen müssen. Die Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Gefahrendispositi-<br />
onen <strong>und</strong> entspre<strong>ch</strong>ende Massnahmen in die Si<strong>ch</strong>erheit werden eine zunehmende Bedeu-<br />
tung erhalten, wobei die Gebiete für Bergführer teilweise «austaus<strong>ch</strong>bar» sind, also die<br />
Aktivitäten in andere Räume verlegt werden können.<br />
– Saison ausweiten, Angebote beispielsweise vom Sommer in den Frühherbst übertragen<br />
– Indoor-Attraktionen ausbauen, Infrastrukturen anpassen<br />
– Neue Angebote s<strong>ch</strong>affen: Trekking, Klettersteige, Begehung von S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>ten<br />
– Auf andere Sportarten oder Aktivitäten auswei<strong>ch</strong>en: S<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong>uhlaufen, Winterwandern<br />
etc.<br />
– Neue Ges<strong>ch</strong>äftsfelder aufbauen: Si<strong>ch</strong>erheitsarbeiten, Felsräumungen etc.<br />
. . <strong>Tourismus</strong>-Organisationen <strong>und</strong> Gemeindebehörden<br />
Die Gemeindebehörden in den betroffenen Destinationen sind insbesondere dort gefordert,<br />
wo Massnahmen des Gefahrenmanagements geplant <strong>und</strong> umgesetzt werden müssen.<br />
Mit häufigeren Naturereignissen kann es vermehrt zu gesperrten Verkehrswegen<br />
<strong>und</strong> bedrohli<strong>ch</strong>en Situationen kommen. Dies erfordert eine optimale Vorbereitung, das<br />
Bereitstellen der entspre<strong>ch</strong>enden Ressourcen <strong>und</strong> – wo nötig – zusätzli<strong>ch</strong>e Investitionen<br />
in die Si<strong>ch</strong>erheit.<br />
Die <strong>Tourismus</strong>-Organisationen in den betroffenen Destinationen sind eher indirekt betroffen<br />
<strong>und</strong> reaktiv gefordert. Es können Rückgänge resp. Verlagerungen von Touristen<br />
stattfinden <strong>und</strong> veränderte Gästebedürfnisse auftau<strong>ch</strong>en. Die <strong>Tourismus</strong>organisationen
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />
müssen die Entwicklungen antizipieren <strong>und</strong> den Herausforderungen mit entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Massnahmen begegnen.<br />
Einige Naturgefahren dürften in Zusammenhang mit der <strong>Klimaänderung</strong> in Zukunft häu-<br />
figer auftreten. Neben Steins<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> Glets<strong>ch</strong>erstürzen ist insbesondere au<strong>ch</strong> mit mehr<br />
Massenbewegungen <strong>und</strong> Übers<strong>ch</strong>wemmungen zu re<strong>ch</strong>nen. Dur<strong>ch</strong> diese Gefährdungen<br />
können alpine Kletterrouten <strong>und</strong> Wanderwege unsi<strong>ch</strong>erer werden. Zudem wird mit dem<br />
Auftauen der Glets<strong>ch</strong>er das Risiko für Glets<strong>ch</strong>erabbrü<strong>ch</strong>e erhöht. Au<strong>ch</strong> die Bedrohung<br />
dur<strong>ch</strong> Flutwellen, die indirekt dur<strong>ch</strong> Glets<strong>ch</strong>erstürze in den Glets<strong>ch</strong>ersee ausgelöst wer-<br />
den, ist ni<strong>ch</strong>t zu unters<strong>ch</strong>ätzen. Aus touristis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ist die Si<strong>ch</strong>erheit der am stärksten<br />
gefährdeten Verkehrswege zu den Destinationen zentral. Insgesamt können die Investi-<br />
tionen in den S<strong>ch</strong>utz von Infrastrukturen sowie Versi<strong>ch</strong>erungsprämien aufgr<strong>und</strong> der Ge-<br />
fährdungen zunehmen. Naturgefahren strahlen, wenn sie keine direkte Bedrohung dar-<br />
stellen, aber au<strong>ch</strong> eine gewisse Faszination aus: Ereignisse wie der Felsabbru<strong>ch</strong> am Eiger<br />
im Sommer 2006 können für Touristen eine Attraktion darstellen.<br />
Extrem trockene Sommer führen zu Niedrigwasser <strong>und</strong> zu einem Rückgang der Wasser-<br />
reserven. Bleiben die Reserven knapp, kann es im Winter zu Engpässen bei der Bes<strong>ch</strong>nei-<br />
ung kommen. Im Frühling hingegen besteht das Risiko vermehrter Übers<strong>ch</strong>wemmungen,<br />
die ni<strong>ch</strong>t zuletzt touristis<strong>ch</strong>e Anlagen an Flussläufen <strong>und</strong> Seeufern betreffen. Im Sommer<br />
spürt der <strong>Tourismus</strong> die Trockenheit eher indirekt. Neben dem Lands<strong>ch</strong>aftsbild können aus<br />
Si<strong>ch</strong>t des <strong>Tourismus</strong> au<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>ifffahrt, die Fis<strong>ch</strong>erei oder der Wassersport betroffen sein.<br />
Wenn im Winter hingegen mehr Nieders<strong>ch</strong>lag in Form von Regen fällt, kann dies starke<br />
Rückgänge der Tagestouristen verursa<strong>ch</strong>en.<br />
Tab. : Effekte auf <strong>Tourismus</strong>-Organisationen/Gemeinden<br />
Minimal-Szenario Maximal-Szenario<br />
Investitionen Si<strong>ch</strong>erheit + +++<br />
Bedarf an Planungsinstrumenten/ + ++<br />
Krisenmanagement<br />
(Skala: – = Abnahme, + = Zunahme)<br />
Anpassungsmassnahmen <strong>Tourismus</strong>-Organisationen <strong>und</strong> Gemeindebehörden<br />
Angebot erweitern<br />
– Neue Attraktionen s<strong>ch</strong>affen (Winter <strong>und</strong> Sommer)<br />
– Künstli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>neiung unterstützen<br />
– Aufwertung <strong>und</strong> Popularisierung der Sommersaison – Revival der «Sommerfris<strong>ch</strong>e»<br />
– Investitionen in «Wassersi<strong>ch</strong>erheit» (Gemeindeangelegenheit)<br />
Zum Thema ‹<strong>Klimaänderung</strong>› sensibilisieren<br />
– Vorliegende Studie im TO-Vorstand <strong>und</strong> Gemeinderat diskutieren<br />
– Gemeinsame Verminderungs- <strong>und</strong> Anpassungsstrategie erarbeiten
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />
– Alle Leistungsträger <strong>und</strong> Verbände bezügli<strong>ch</strong> <strong>Klimaänderung</strong> sensibilisieren<br />
– Verhaltensänderungen der Gäste beoba<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong> berücksi<strong>ch</strong>tigen<br />
Naturgefahren managen (agieren statt reagieren)<br />
– Risikoanalyse dur<strong>ch</strong>führen, Risikokartierung laufend aktualisieren<br />
– Konsequente <strong>und</strong> systematis<strong>ch</strong>e Beoba<strong>ch</strong>tung von gefährdeten Gebieten<br />
– Krisen resp. Katastrophenmanagement aufziehen <strong>und</strong> verfeinern<br />
– Klare Aufgabenteilung zwis<strong>ch</strong>en Gemeinde <strong>und</strong> TO<br />
– Kommunikationsstrategie<br />
– Erarbeitung eines Manuals (für Aktionen na<strong>ch</strong> innen <strong>und</strong> na<strong>ch</strong> aussen)<br />
Verkehrswege s<strong>ch</strong>ützen<br />
– Einri<strong>ch</strong>ten eines Nothilfefonds auf kantonaler <strong>und</strong> nationaler Ebene<br />
– Organisatoris<strong>ch</strong>e Vorkehrungen für Anforderung von Helikoptern zur ras<strong>ch</strong>en Einri<strong>ch</strong>tung<br />
einer Luftbrücke treffen<br />
– Budgetposten bei Gemeinde zur ras<strong>ch</strong>en Wiederherstellung von Wander- <strong>und</strong> Bikewegen<br />
bereitstellen<br />
Kommunikation professionalisieren<br />
– Krisenorganisation für lokale Katastrophen optimieren<br />
– Aktuelle Beri<strong>ch</strong>terstattungen über Naturereignisse (z.B. Eigerabbru<strong>ch</strong>) nutzen <strong>und</strong> beeinflussen<br />
– Bei Fals<strong>ch</strong>meldungen reagieren: Ri<strong>ch</strong>tigstellung nur, wenn positive Effekte entstehen<br />
Fazit<br />
Viele <strong>Tourismus</strong>orte <strong>und</strong> -betriebe passen si<strong>ch</strong> bereits heute neuen klimatis<strong>ch</strong>en Gegebenheiten<br />
an, so dass die zukünftigen Konsequenzen nur s<strong>ch</strong>wer losgelöst von den getroffenen<br />
Massnahmen betra<strong>ch</strong>tet werden können. Neben der veränderten S<strong>ch</strong>neesituation,<br />
die Skigebiete in tieferen Lagen stark betreffen wird, wird als Hauptproblem die wegfallende<br />
Winteratmosphäre mangels S<strong>ch</strong>nee gesehen, die den Markt na<strong>ch</strong>frageseitig einbre<strong>ch</strong>en<br />
lassen könnte. Im Sommer hingegen <strong>und</strong> in höheren Lagen bieten si<strong>ch</strong> dem <strong>Tourismus</strong><br />
mit der <strong>Klimaänderung</strong> aber au<strong>ch</strong> Chancen. Wi<strong>ch</strong>tig ist, dass die Veränderungen<br />
beoba<strong>ch</strong>tet werden <strong>und</strong> die Bran<strong>ch</strong>e flexibel reagieren kann, um Risiken zu vermindern<br />
<strong>und</strong> neue Chancen zu nutzen.<br />
Insgesamt wird eine mögli<strong>ch</strong>st breite Sensibilisierung bezügli<strong>ch</strong> der Folgen der <strong>Klimaänderung</strong><br />
auf allen Ebenen gewüns<strong>ch</strong>t. Neben einer gemeinsamen Resolution sollen in<br />
den Destinationen au<strong>ch</strong> Aktionspläne entstehen, die konkrete Verminderungs- <strong>und</strong> Anpassungsmassnahmen<br />
beinhalten.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. . Massnahmenbeispiele<br />
Viele <strong>Tourismus</strong>orte <strong>und</strong> Betriebe reagieren bereits auf veränderte klimatis<strong>ch</strong>e Bedin-<br />
gungen, passen ihre Angebote an <strong>und</strong> unternehmen au<strong>ch</strong> Massnahmen zum Klimas<strong>ch</strong>utz.<br />
Einige Beispiele zur Illustration:<br />
Gstaad-Saanenland setzt auf Grosswärmeverb<strong>und</strong><br />
Im Jahr 2004 initiierte die Gemeinde Saanen das zukunftsweisende Projekt eines Gross-<br />
wärmeverb<strong>und</strong>es. Als eines der obersten Ziele nennen die Gemeindevertreter den Erhalt<br />
der Natur <strong>und</strong> der Luftqualität in einer der bekanntesten Ferienregionen der S<strong>ch</strong>weiz. Die<br />
geplante Anlage soll alle zukünftigen Vors<strong>ch</strong>riften betreffend Lufthygiene erfüllen. Über<br />
90 Prozent der Wärme sollen mit Energieholz erzeugt werden.<br />
Die Elektra Baselland (EBL) zei<strong>ch</strong>net für die Planung, den Bau <strong>und</strong> den Betrieb des Gross-<br />
wärmeverb<strong>und</strong>es Saanen-Gstaad verantwortli<strong>ch</strong>. Das Projekt wird realisiert, sofern bis<br />
zum Spatensti<strong>ch</strong> im Frühjahr 2007 genügend Wärmek<strong>und</strong>en gewonnen werden können<br />
<strong>und</strong> die Brennstoffversorgung langfristig gesi<strong>ch</strong>ert ist. Insgesamt lagen bis Ende 2006<br />
Zusagen von 23 Wärmek<strong>und</strong>en über 9.4 Millionen Kilowattst<strong>und</strong>en vor. Als grösster Ein-<br />
zelk<strong>und</strong>e hat das Grand Hotel Palace in Gstaad bereits zugesagt, si<strong>ch</strong> dem Wärmeverb<strong>und</strong><br />
anzus<strong>ch</strong>liessen. Für einen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Betrieb muss der Wärmeverb<strong>und</strong> mindestens<br />
20 Millionen Kilowattst<strong>und</strong>en pro Jahr verkaufen. Im Vollausbau kann der Grosswärme-<br />
verb<strong>und</strong> Saanen-Gstaad 124 Ans<strong>ch</strong>lüsse bedienen. Läuft alles wie geplant, werden die<br />
ersten K<strong>und</strong>en des Grosswärmeverb<strong>und</strong>es Saanen-Gstaad ab 1. September 2008 mit<br />
Wärme beliefert. (EBL 2006)<br />
Clean Energy in St.Moritz<br />
St. Moritz hat si<strong>ch</strong> das ehrgeizige Ziel gesetzt, Europas hö<strong>ch</strong>stgelegene Energy City zu<br />
werden. Im Juni 2003 wurde in St. Moritz ein Hauptbestandteil des Gesamt-Energiepro-<br />
jekts «Clean Energy St. Moritz» eingeweiht, das erneuerbare Energien aus Wasserkraft,<br />
Wind, Sonne <strong>und</strong> Biogas fördert.<br />
Dank dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> 322 Sonnentagen im Jahr bietet St. Moritz beste Standorte für<br />
Solarstromanlagen. Auf einer Höhe zwis<strong>ch</strong>en 1770 <strong>und</strong> 3057 m.ü.M. produziert eine<br />
Photovoltaikanlage Strom. Neben der direkten Sonneneinstrahlung kann dur<strong>ch</strong> den Al-<br />
bedo-Effekt au<strong>ch</strong> die vom S<strong>ch</strong>nee reflektierte Strahlung genutzt werden, was zu einer<br />
Leistungssteigerung von zeitweise bis zu 50% führt.<br />
Initiiert wurde die Solaranlage vom Verein Clean Energy. «Clean Energy St. Moritz» kos-<br />
tete r<strong>und</strong> eine Million Franken. Entlang der Strecke der Corviglia- Standseilbahn zieren<br />
162 Photovoltaik- Module die Geländer. Die Südfassade der Piz Nair-Bergstation (3030<br />
m.ü.M.) wurde komplett mit Solarstrommodulen ausgestattet, der Gipfel mit einer spe-<br />
ziellen Windturbine. Später wurde au<strong>ch</strong> die Fassade der Talstation der Piz Nair-Bahn mit<br />
einer Photovoltaikanlage ausgerüstet. (SSES 2003)
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Umweltfre<strong>und</strong>li<strong>ch</strong>e Wärmeerzeugung im Hotel Badrutt‘s Palace, St. Moritz<br />
Bei der Sanierung der Wärmeerzeugungsanlagen strebt das 5-Stern-Hotel Badrutt‘s<br />
Palace in St. Moritz hö<strong>ch</strong>stmögli<strong>ch</strong>e Reduktionen in den Berei<strong>ch</strong>en CO 2 -Ausstoss <strong>und</strong><br />
Feinstaubemissionen an. Gemeinsam mit dem Elektrizitätswerk der Stadt Züri<strong>ch</strong> (ewz)<br />
wurde ein Energie-Contracting-Projekt ausgearbeitet, das den CO 2 -Ausstoss um 75% re-<br />
duzieren wird. In der Zwis<strong>ch</strong>enzeit bek<strong>und</strong>ete die Gemeinde St. Moritz Interesse daran,<br />
au<strong>ch</strong> das S<strong>ch</strong>ulhaus Grevas in die umweltfre<strong>und</strong>li<strong>ch</strong>e Wärmeerzeugung einzubeziehen.<br />
Das Badrutt‘s Palace <strong>und</strong> das S<strong>ch</strong>ulhaus Grevas werden zukünftig mit Wärme beheizt, die<br />
dem St. Moritzersee entzogen <strong>und</strong> mittels Wärmepumpe auf das erforderli<strong>ch</strong>e Tempera-<br />
turniveau gebra<strong>ch</strong>t wird. Fauna <strong>und</strong> Flora bleiben unbeeinträ<strong>ch</strong>tigt; au<strong>ch</strong> die zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
Veranstaltungen auf dem See können wie bisher dur<strong>ch</strong>geführt werden.<br />
Dur<strong>ch</strong> die jährli<strong>ch</strong>e Reduktion von ca. 475 000 Litern Heizöl <strong>und</strong> 1200 Tonnen CO 2 leisten<br />
das Badrutt‘s Palace <strong>und</strong> die Gemeinde St. Moritz einen grossen <strong>und</strong> wertvollen Beitrag<br />
zur Reduktion der S<strong>ch</strong>adstoffbelastung im Engadin. (ewz 2006)<br />
Klimaneutrale Winterpaus<strong>ch</strong>alen in Arosa<br />
Dur<strong>ch</strong> die Einführung der klimaneutralen Winterpaus<strong>ch</strong>alen sollen die touristis<strong>ch</strong>en Ak-<br />
teure (vom <strong>Tourismus</strong>verband über die Hoteliers, Gastwirte <strong>und</strong> Skiliftbesitzer bis zu den<br />
Gästen) zu einem klimafre<strong>und</strong>li<strong>ch</strong>en Verhalten angeregt werden.<br />
Da si<strong>ch</strong> Treibhausgase ohne (die aus touristis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t erwüns<strong>ch</strong>te) vollkommene Ein-<br />
stellung der Reisetätigkeit ni<strong>ch</strong>t vollständig vermeiden lassen, wurde dur<strong>ch</strong> die Sustainable<br />
Partner GmbH eine Mögli<strong>ch</strong>keit ges<strong>ch</strong>affen, diese Emissionen zu neutralisieren. Mit klima-<br />
neutralen Reisepaus<strong>ch</strong>alen, wird den Arosatouristen eine neue Handlungsmögli<strong>ch</strong>keit<br />
geboten. Sie können bei Abs<strong>ch</strong>luss Ihrer Reise frei wählen, ob die Reise klimaneutral<br />
ausgestattet wird. Urlauber, die si<strong>ch</strong> für eine klimaneutrale Reise ents<strong>ch</strong>eiden, erhalten<br />
als Belohnung ein Zertifikat. Für die Kompensation der CO -Emissionen wurde mit dem<br />
2<br />
Partnerunternehmen ClimatePartner GmbH & Co. KG zusammengearbeitet. Ausgewählt<br />
wurde ein Projekt zur Reduktion von Methanemissionen dur<strong>ch</strong> den optimierten Betrieb<br />
von Biogasanlagen.<br />
Um diese klimaneutrale Reise zu etablieren, bietet Arosa <strong>Tourismus</strong> die Option der Klimaneutralität<br />
in der ersten Wintersaison für den Touristen gratis an <strong>und</strong> übernimmt die anfallenden<br />
Kosten. Über eine Internet-Plattform werden zudem Informationen über die<br />
klimaneutralen Paus<strong>ch</strong>alen angeboten. Mit Hilfe von CO -Re<strong>ch</strong>nern können individuelle<br />
2<br />
Internetnutzer selbst erste CO -Bere<strong>ch</strong>nungen für ihre Reise dur<strong>ch</strong>führen.<br />
2<br />
Alpine Wellness in Adelboden<br />
Mit der Positionierung «Alpine Wellness» fördert eine Kooperation alpiner Ferienorte<br />
ein neues umfassendes Verständnis von Wellness. Alpine Wellness beinhaltet sowohl die<br />
positive ges<strong>und</strong>heitli<strong>ch</strong>e Wirkung der alpinen Höhenlage <strong>und</strong> des Klimas als au<strong>ch</strong> alpine<br />
Materialien in der Ar<strong>ch</strong>itektur <strong>und</strong> der Ausstattung der Räume, alpine Kulinarik <strong>und</strong> das<br />
Wiederentdecken alpiner Heilmittel.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Alpine Wellness setzt auf Qualitäten, die authentis<strong>ch</strong> sind, in die Region passen <strong>und</strong> ein-<br />
zigartigen Charakter haben. Die Qualitätsphilosophie von Alpine Wellness geht auf die<br />
Bedürfnisse jedes einzelnen Gastes ein <strong>und</strong> bietet eine rei<strong>ch</strong>e Angebotspalette vom Ver-<br />
wöhnprogramm über Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge zu Fitness. Ein Punktesystem, in dem neben<br />
den Gr<strong>und</strong>kriterien Spezialisierungskriterien zu «Alpines Verwöhnen», «Alpine Fitness»,<br />
«Alpine Ges<strong>und</strong>heit» sowie «Alpiner Charakter» integriert sind, ents<strong>ch</strong>eidet über die Aus-<br />
zei<strong>ch</strong>nung «Alpine Wellness». Adelboden fördert die Alpine Wellness aktiv <strong>und</strong> erlangte<br />
selbst die Auszei<strong>ch</strong>nung, die bestätigt, dass Adelboden eine vielfältige Alpine Wellness-In-<br />
frastruktur vorweist <strong>und</strong> die Wellnesskompetenz in allen Berei<strong>ch</strong>en attraktiv <strong>und</strong> qualitativ<br />
ho<strong>ch</strong>stehend ist. (Alpine Wellness 2006)<br />
Ges<strong>und</strong>heitsoase Berner Oberland<br />
Die Volkswirts<strong>ch</strong>aftskammer Berner Oberland hat 2006 mit «Chance BeO» einen Ideen-<br />
wettbewerb dur<strong>ch</strong>geführt. Der erste Preis ging an das Projekt «Ges<strong>und</strong>heitsoase Berner<br />
Oberland». Insbesondere die einprägsame <strong>und</strong> werbewirksame Idee, die drei wi<strong>ch</strong>tigsten<br />
Gr<strong>und</strong>säulen für Ges<strong>und</strong>heit dem weltbekannten Dreigestirn Eiger, Mön<strong>ch</strong> <strong>und</strong> Jungfrau<br />
zuzuordnen, überzeugte: Der Eiger soll für Bewegung, der Mön<strong>ch</strong> für ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />
<strong>und</strong> die Jungfrau für Beauty <strong>und</strong> Entspannung stehen. Im Rahmen einer Projektgruppe<br />
wird die Idee weiter entwickelt <strong>und</strong> konkretisiert.<br />
S<strong>ch</strong>utzdämme in Pontresina<br />
Pontresina ist na<strong>ch</strong> eigenen Angaben «die Pioniergemeinde in Sa<strong>ch</strong>en Permafrost <strong>und</strong><br />
Lawinens<strong>ch</strong>utz». Die Gemeinde hat oberhalb des Dorfes in einem Riesenprojekt Dämme<br />
zum S<strong>ch</strong>utz vor Lawinen <strong>und</strong> Murgängen erri<strong>ch</strong>tet. Für über 8 Millionen Franken wurden<br />
zwei versetzte Lawinens<strong>ch</strong>utzdämme mit je einem kleinen Vordamm gebaut: 13 Meter<br />
ho<strong>ch</strong>, bis zu 67 Meter breit <strong>und</strong> 460 Meter lang. Die Dämme sind so konzipiert, dass<br />
sie au<strong>ch</strong> Grosslawinen mit bis zu 240 000 m 3 S<strong>ch</strong>nee stoppen würden. Das S<strong>ch</strong>utzbau-<br />
werk soll Pontresina in Zukunft aber ni<strong>ch</strong>t nur vor Lawinen, sondern primär au<strong>ch</strong> vor<br />
den weit unbere<strong>ch</strong>enbareren Muren <strong>und</strong> Gerölllawinen bewahren. In Ergänzung zu den<br />
te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Eingriffen eröffnete Pontresina bereits 1998 den ersten Klimaweg Europas,<br />
auf dem die Problematiken der <strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> ihrer Folgen für die Lands<strong>ch</strong>aft the-<br />
matisiert werden.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. Ökonomis<strong>ch</strong>e Effekte der <strong>Klimaänderung</strong> auf den<br />
<strong>Tourismus</strong> im Berner Oberland<br />
Die bes<strong>ch</strong>riebenen Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> können direkte ökonomis<strong>ch</strong>e Konse-<br />
quenzen sowohl auf der Kosten- als au<strong>ch</strong> auf der Ertragsseite haben. Eine Quantifizierung<br />
der Effekte <strong>und</strong> die Bere<strong>ch</strong>nung der monetären Auswirkungen sind mit vielen Unsi<strong>ch</strong>er-<br />
heiten verb<strong>und</strong>en. Neben offenen Fragen in Bezug auf die Entwicklung der weltweiten<br />
CO 2 -Emissionen <strong>und</strong> den daraus abgeleiteten klimatis<strong>ch</strong>en Folgen bestehen beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />
Unsi<strong>ch</strong>erheiten, was die Anpassungsfähigkeit des <strong>Tourismus</strong> betrifft. Zudem wird die tou-<br />
ristis<strong>ch</strong>e Entwicklung massgebli<strong>ch</strong> von vielen Faktoren bestimmt, die Effekte der Klima-<br />
änderung kompensieren oder verstärken können. Im Folgenden wird in drei S<strong>ch</strong>ritten eine<br />
Annäherung an die finanziellen Folgen der <strong>Klimaänderung</strong> auf den <strong>Tourismus</strong> im Berner<br />
Oberland unter bestimmten Annahmen versu<strong>ch</strong>t.<br />
S<strong>ch</strong>ritt 1: Veränderungen von Frequenzen <strong>und</strong> Umsätzen unter Ausblendung allfälliger<br />
Anpassungsmassnahmen des <strong>Tourismus</strong><br />
S<strong>ch</strong>ritt 2: Kosten für klimabedingte Investitionen (Anpassungsmassnahmen)<br />
S<strong>ch</strong>ritt 3: Veränderung von Frequenzen <strong>und</strong> Umsätzen unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Anpassungsmassnahmen<br />
aus S<strong>ch</strong>ritt 2<br />
Die Eins<strong>ch</strong>ätzungen wurden in einem Workshop mit Experten <strong>und</strong> Praktikern aus <strong>Tourismus</strong><br />
<strong>und</strong> Gemeindewesen vorgenommen. Veränderungen im Angebot <strong>und</strong> in der Na<strong>ch</strong>frage<br />
wurden in einer Saldobetra<strong>ch</strong>tung analysiert. Da für viele Aspekte keine genauen<br />
Zahlen vorliegen, standen Tendenzen <strong>und</strong> Grössenordnungen na<strong>ch</strong> dem Motto «rather<br />
roughly right than exactly wrong» im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
. . Annahmen<br />
In der Eins<strong>ch</strong>ätzung der finanziellen Auswirkungen wird vom Maximal-Szenario ausgegangen,<br />
d.h. dass von einer Erwärmung im Winter von 1.8 °C <strong>und</strong> im Sommer von<br />
2.6 °C zwis<strong>ch</strong>en 1990 bis 2030 ausgegangen wird. Wie stark si<strong>ch</strong> die Temperaturen seit<br />
1990 bereits verändert haben, ist aufgr<strong>und</strong> des relativ kurzen Zeitraums nur s<strong>ch</strong>wierig<br />
zu bestimmen. Gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong> muss derzeit mit einer Temperaturerhöhung von r<strong>und</strong><br />
0.4–0.5 °C pro Dekade gere<strong>ch</strong>net werden.<br />
Betra<strong>ch</strong>tet werden Umsätze auf Kosten- <strong>und</strong> Ertragsseite. Die Gr<strong>und</strong>lagen zu Frequenzen,<br />
Tagesausgaben <strong>und</strong> Investitionen wurden der Werts<strong>ch</strong>öpfungsstudie Kanton Bern (Rütter/<br />
Müller et al. 1995) entnommen <strong>und</strong> teuerungsbedingt mit +10% bereinigt.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. . Effekte auf den <strong>Tourismus</strong> (S<strong>ch</strong>ritt – ohne Anpassungsmassnahmen)<br />
Es wird angenommen, dass der Wintertourismus starke Einbussen erleiden wird, während<br />
der Sommer an Attraktivität gewinnt. Nur s<strong>ch</strong>wierig zu berücksi<strong>ch</strong>tigen ist die Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />
dass ho<strong>ch</strong> gelegene Skigebiete in der S<strong>ch</strong>weiz im Verglei<strong>ch</strong> zum Ausland von Konzentra-<br />
tionsprozessen profitieren können.<br />
Tagesgäste Winter:<br />
u Klimabedingte Abnahme der Frequenzen: –35%<br />
u Klimabedingte Abnahme der Tagesausgaben: –10% (vermehrte Nutzung von<br />
günstigeren Alternativen zum Skisport)<br />
u Klimabedingte Umsatzeinbusse: –82 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong><br />
Überna<strong>ch</strong>tungsgäste Winter:<br />
u Klimabedingte Abnahme der Logiernä<strong>ch</strong>te: –25% (viele treue Ferienwohnungsgäste)<br />
u Klimabedingte Veränderung der Tagesausgaben: 0%<br />
u Klimabedingte Umsatzeinbusse: –118 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong><br />
Klimabedingte Umsatzeinbusse Winter Total: ca. –200 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />
ca. –30%<br />
Tagesgäste Sommer:<br />
u Klimabedingte Zunahme der Frequenzen: +10% (Sommerfris<strong>ch</strong>e)<br />
u Klimabedingte Veränderung der Tagesausgaben: 0%<br />
u Klimabedingte Umsatzsteigerung: +46 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong><br />
Überna<strong>ch</strong>tungsgäste Sommer:<br />
u Klimabedingte Zunahme der Logiernä<strong>ch</strong>te: +5% (Sommerfris<strong>ch</strong>e)<br />
u Klimabedingte Veränderung der Tagesausgaben: 0%<br />
u Klimabedingte Umsatzsteigerung: +33 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong><br />
Klimabedingte Umsatzsteigerung Sommer Total: ca. +80 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />
ca. +7%<br />
Per Saldo klimabedingte Umsatzveränderung (unter den heutigen Strukturbedin-<br />
gungen): ca. –120 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder ca. –7%.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Tab. : Bere<strong>ch</strong>nung der ökonomis<strong>ch</strong>en Effekte (ohne Anpassungsmassnahmen) 00 – 0 0<br />
Erträge 2006 2030<br />
S<strong>ch</strong>ätzung Erträge Veränderung Perspektiven Erträge Klimabedingte Klimabedingte<br />
(in Mio. CHF) (in %) (in Mio. CHF) Veränderung Veränderung<br />
(in %) (in Mio. CHF)<br />
Winter<br />
Tagestouristen<br />
– Frequenzen 3 400 000 194 –35 2 200 000 112 –42 –82<br />
– Tagesausgaben (in CHF) 57 –10 51<br />
Überna<strong>ch</strong>tungstouristen<br />
– Frequenzen 4 100 000 484 –25 3 100 000 366 –24 –118<br />
– Tagesausgaben (in CHF) 118 0 118<br />
Total Winter (in CHF) 678 478 –29 –200<br />
Sommer<br />
Tagestouristen<br />
– Frequenzen 7 700 000 447 10 8 500 000 493 10 46<br />
– Tagesausgaben (in CHF) 58 0 58<br />
Überna<strong>ch</strong>tungstouristen<br />
– Frequenzen 6 200 000 663 5 6 500 000 696 5 33<br />
– Tagesausgaben (in CHF) 107 0 107<br />
Total Sommer (in CHF) 1110 1189 7 79<br />
Gesamttotal (in CHF) 1788 1667 –7 –121
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Tab. : Bere<strong>ch</strong>nung der ökonomis<strong>ch</strong>en Effekte (mit Anpassungsmassnahmen) 00 – 0 0<br />
Erträge 2006 2030<br />
S<strong>ch</strong>ätzung Erträge Gedämpfte Perspektiven Erträge Klimabedingte Klimabedingte<br />
(in Mio. CHF) Veränderung (in Mio. CHF) Veränderung Veränderung<br />
um 20–30% (in %) (in Mio. CHF)<br />
Winter<br />
Tagestouristen<br />
– Frequenzen 3 400 000 194 –25 2 600 000 140 –28 –54<br />
– Tagesausgaben (in CHF) 57 –5 54<br />
Überna<strong>ch</strong>tungstouristen<br />
– Frequenzen 4 100 000 484 –20 3 300 000 389 –20 –95<br />
– Tagesausgaben (in CHF) 118 0 118<br />
Total Winter (in CHF) 678 529 –22 –149<br />
Sommer<br />
Tagestouristen<br />
– Frequenzen 7 700 000 447 10 8 500 000 493 10 46<br />
– Tagesausgaben (in CHF) 58 0 58<br />
Überna<strong>ch</strong>tungstouristen<br />
– Frequenzen 6 200 000 663 5 6 500 000 696 5 33<br />
– Tagesausgaben (in CHF) 107 0 107<br />
Total Sommer (in CHF) 1110 1189 7 79<br />
Gesamttotal (in CHF) 1788 1718 –4 –70
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. . Klimabedingte Investitionskosten für den <strong>Tourismus</strong> (S<strong>ch</strong>ritt<br />
– Anpassungsmassnahmen)<br />
Der <strong>Tourismus</strong> ist laufend gezwungen, si<strong>ch</strong> an gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> öko-<br />
logis<strong>ch</strong>e Bedingungen anzupassen. Sol<strong>ch</strong>e Massnahmen sind jeweils mit Kosten für die<br />
touristis<strong>ch</strong>en Leistungsträger <strong>und</strong> die öffentli<strong>ch</strong>e Hand verb<strong>und</strong>en. Zu höheren Kosten<br />
führen insbesondere Investitionen in<br />
– die Si<strong>ch</strong>erheit<br />
– die Anpassung des Angebotes (inkl. Bes<strong>ch</strong>neiung)<br />
– zusätzli<strong>ch</strong>e Prämien für Versi<strong>ch</strong>erungen<br />
– teurere Bankkredite wegen höheren Risiken<br />
Dazu kommen Wiedergutma<strong>ch</strong>ungskosten für S<strong>ch</strong>äden. Im Kanton Bern ist im Rahmenkredit<br />
2005–2009 allein zur Behebung der Unwetters<strong>ch</strong>äden vom August 2005 eine unwetterbedingte<br />
Gesamts<strong>ch</strong>adenssumme von CHF 136 Mio. genannt. Die Abgrenzung des<br />
klimabedingten Anteils der anfallenden Ausgaben ist allerdings sehr s<strong>ch</strong>wierig. Es wird<br />
davon ausgegangen, dass der tourismusinduzierte Investitionsbedarf aufgr<strong>und</strong> direkter<br />
oder indirekter Klimaeffekte um ca. 20% zunehmen wird. Für das Berner Oberland bedeutet<br />
dies bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von ca. 400–450 Mio. CHF (angepasste<br />
Zahlen, basierend auf Rütter/Müller et.al. 1995)<br />
zusätzli<strong>ch</strong>e klimabedingte Investitionen von jährli<strong>ch</strong> r<strong>und</strong> ca. 75 Mio. CHF<br />
. . Effekte auf den <strong>Tourismus</strong> (S<strong>ch</strong>ritt – mit Anpassungsmassnahmen)<br />
Einige angebotsspezifis<strong>ch</strong>e Anpassungsmassnahmen führen dazu, dass die negativen<br />
Effekte (Mindereinnahmen) zu einem Teil (ca. zu 20–30%) abgefedert werden können.<br />
Realistis<strong>ch</strong>erweise müssen also die ökonomis<strong>ch</strong>en Effekte auf den <strong>Tourismus</strong> gemäss<br />
S<strong>ch</strong>ritt 1 korrigiert werden:<br />
Tagesgäste Winter:<br />
u Klimabedingte Abnahme der Frequenzen: –25%<br />
u Klimabedingte Abnahme der Tagesausgaben: –5%<br />
u Klimabedingte Umsatzeinbusse: –54 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong><br />
Überna<strong>ch</strong>tungsgäste Winter:<br />
u Klimabedingte Abnahme der Logiernä<strong>ch</strong>te: –20% (viele treue Ferienwohnungsgäste)<br />
u Klimabedingte Veränderung der Tagesausgaben: 0%<br />
u Klimabedingte Umsatzeinbusse: –95 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong><br />
Klimabedingte Umsatzeinbusse Winter Total: ca. –150 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />
ca. –22%<br />
Klimabedingte Umsatzsteigerung im Sommer von ca. +80 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />
ca. +7% bleibt glei<strong>ch</strong> wie ohne Anpassungsmassnahmen
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />
Per Saldo klimabedingte Umsatzveränderung (mit Anpassungsmassnahmen):<br />
ca. –70 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder ca. –4%.<br />
. . Fazit<br />
Es zeigt si<strong>ch</strong>, dass der <strong>Tourismus</strong> im Winter starke Umsatzeinbussen verzei<strong>ch</strong>nen wird. Sie<br />
halten si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> in Grenzen, weil das Berner Oberland mit einigen ho<strong>ch</strong> gelegenen Ski-<br />
gebieten davon profitieren kann, dass Konzentrationsprozesse stattfinden werden. Von<br />
den negativen Folgen sol<strong>ch</strong>er Konzentrationsprozesse sind andere Regionen (v.a. au<strong>ch</strong> im<br />
näheren Ausland) no<strong>ch</strong> gravierender betroffen. Zudem ist das Berner Oberland bekannt<br />
für einen ausserordentli<strong>ch</strong> starken Sommertourismus. Damit kann ein Teil der Umsatzein-<br />
bussen kompensiert werden. Wenn das touristis<strong>ch</strong>e Angebot diversifiziert wird, kommt es<br />
zu saisonalen <strong>und</strong> strukturellen Verlagerungen der Erträge.<br />
Vers<strong>ch</strong>iedene Leistungsträger werden unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> stark belastet. Beherberger ge-<br />
langen mögli<strong>ch</strong>erweise unter Druck, wenn vermehrt Tagestouristen unterwegs sind.<br />
Wellnesshotels können unter Umständen profitieren, wenn im Winter zu wenig S<strong>ch</strong>nee<br />
liegt. Au<strong>ch</strong> regional können grosse Unters<strong>ch</strong>iede auftreten. So werden die meisten tief ge-<br />
legenen Skigebiete keine Mögli<strong>ch</strong>keit haben, mit Bes<strong>ch</strong>neiung den Skibetrieb aufre<strong>ch</strong>t zu<br />
erhalten, <strong>und</strong> müssen s<strong>ch</strong>liessen, während ho<strong>ch</strong> gelegene Gebiete unter Umständen von<br />
Verlagerungsprozessen profitieren. Folgeeffekte wie die s<strong>ch</strong>wierigere Rekrutierung von<br />
jungen Wintersportlern mit dem Wegfall agglomerationsnaher Kleinskigebiete sind kaum<br />
abzus<strong>ch</strong>ätzen. Au<strong>ch</strong> wenn in Bezug auf die klimatis<strong>ch</strong>en Folgen no<strong>ch</strong> viele Unsi<strong>ch</strong>erheiten<br />
bestehen, ist eindeutig, dass der Wintertourismus im Berner Oberland vor grossen Herausforderungen<br />
steht.<br />
Die touristis<strong>ch</strong>en Leistungsträger sind aufgefordert, Investitions- <strong>und</strong> Preispolitik sorgfältig<br />
<strong>und</strong> weitsi<strong>ch</strong>tig anzugehen, um die Gefahr einer Negativspirale abzuwenden (vgl. folgende<br />
Abbildung).
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />
Abb. : <strong>Klimaänderung</strong>, Preis-Leistungsverhältnis <strong>und</strong> Rentabilität (Wintertourismus)<br />
Preisverbilligung<br />
Üerangebot<br />
Geringe Auslastung<br />
Quelle: FIF 2007<br />
Fehlende Mittel für<br />
Aktivitätssteigerung<br />
Veränderte<br />
Aktivität<br />
Sinkende<br />
Na<strong>ch</strong>frage<br />
<strong>Klimaänderung</strong><br />
Rentabilität<br />
Bei den zu erwartenden zusätzli<strong>ch</strong>en Investitionskosten besteht das Risiko einer zu starken<br />
Verteuerung des Produktes, was si<strong>ch</strong> negativ auf die Na<strong>ch</strong>frage auswirken kann. Glei<strong>ch</strong>-<br />
zeitig sind Preiserlässe gefährli<strong>ch</strong>, da sie nur zu einem kurzfristigen Anstieg der Na<strong>ch</strong>-<br />
frage <strong>und</strong> damit zu einer Verknappung der für Investitionen notwendigen Mittel führen.<br />
Die S<strong>ch</strong>ere würde si<strong>ch</strong> öffnen (vgl. folgende Abbildung). Nur wenn es gelingt, si<strong>ch</strong> auf<br />
die veränderten klimatis<strong>ch</strong>en Bedingungen einzustellen <strong>und</strong> entspre<strong>ch</strong>ende Anpassungs-<br />
massnahmen einzuleiten, werden Einbrü<strong>ch</strong>e im Winterges<strong>ch</strong>äft abgedämpft <strong>und</strong> negative<br />
Auswirkungen minimiert werden können.<br />
Veränderte<br />
Aktivität<br />
Abb. : Preis-Leistungsverhältnis unter Druck<br />
Sinkende<br />
Na<strong>ch</strong>frage<br />
Preiserhöhung<br />
<strong>Klimaänderung</strong> Leistung<br />
Preis<br />
Quelle: FIF 2007<br />
Investitionsbedarf<br />
Attraktivitätsabnahme<br />
Investitionsbedarf<br />
Üerangebot<br />
Geringe Auslastung<br />
Kosten/Verteuerung<br />
Na<strong>ch</strong>fragerückgang
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. Generelle Verminderungs- <strong>und</strong> Anpassungsstrategien<br />
Die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> auf den <strong>Tourismus</strong> hängen stark<br />
von den ergriffenen Anpassungsmassnahmen ab. Gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong> sind die anzupackenden<br />
Massnahmen für beide Szenarien die glei<strong>ch</strong>en. Es sind sowohl kurz- als au<strong>ch</strong> längerfristige<br />
Strategien erforderli<strong>ch</strong>. Während kurzfristig primär Anpassungsmassnahmen (Adaptation)<br />
nötig sind, ist die Thematisierung von Klimamassnahmen nur dann glaubwürdig, wenn<br />
au<strong>ch</strong> Verminderungsmassnahmen (Mitigation) ergriffen werden. Au<strong>ch</strong> wenn der Leidens-<br />
druck vielerorts (no<strong>ch</strong>) ni<strong>ch</strong>t so gross ist, müssen si<strong>ch</strong> die touristis<strong>ch</strong>en Leistungsträger<br />
über zukünftige Strategien Gedanken ma<strong>ch</strong>en.<br />
. . Verminderungsstrategien<br />
Der <strong>Tourismus</strong> ist ni<strong>ch</strong>t nur Betroffener, sondern au<strong>ch</strong> ein wi<strong>ch</strong>tiger Mitverursa<strong>ch</strong>er der<br />
<strong>Klimaänderung</strong>. Insbesondere der Individualreiseverkehr trägt wesentli<strong>ch</strong> zur Emission von<br />
klimawirksamen Gasen bei. Mit der verbesserten Ers<strong>ch</strong>liessung, der steigenden Motorisierung<br />
<strong>und</strong> der zunehmenden Mobilitätsbereits<strong>ch</strong>aft seit dem zweiten Weltkrieg hat der<br />
Verkehr in den Alpen stark zugenommen. Ebenso wä<strong>ch</strong>st der mobilitätsintensive Kurzzeit-<br />
<strong>und</strong> Zweitwohnungstourismus. Neben den Verkehrsemissionen haben insbesondere<br />
au<strong>ch</strong> die Heiz- <strong>und</strong> zunehmend au<strong>ch</strong> die Kühlenergie der Beherbergung einen wi<strong>ch</strong>tigen<br />
Anteil am touristis<strong>ch</strong> bedingten Ausstoss von Treibhausgasen. Insbesondere die Zweitwohnungen<br />
fallen dabei ins Gewi<strong>ch</strong>t. Eine Studie des Eidg. Instituts für S<strong>ch</strong>nee- <strong>und</strong> Lawinenfors<strong>ch</strong>ung<br />
(SLF) hat den CO -Ausstoss für Davos bere<strong>ch</strong>net <strong>und</strong> im Heizungsberei<strong>ch</strong><br />
2<br />
bemerkenswerte Reduktionspotenziale aufgezeigt (SLF 2006). Als Mitverursa<strong>ch</strong>er soll der<br />
<strong>Tourismus</strong> ni<strong>ch</strong>t nur reagieren, sondern mögli<strong>ch</strong>st die Verminderung au<strong>ch</strong> als Chance sehen.<br />
Deshalb haben Massnahmen zur Verminderung der Emissionen Priorität:<br />
Förderung des öffentli<strong>ch</strong>en Verkehrs<br />
– ÖV-Verbindungen attraktivieren, alternative Treibstoffe <strong>und</strong> Antriebssysteme propagieren,<br />
Car-Sharing, Zubringerbusse organisieren, Alpentaxis anbieten etc.<br />
Konsequente Anwendung des Verursa<strong>ch</strong>erprinzips<br />
– Förderung s<strong>ch</strong>adstoffarmer Fahrzeuge, Parkgebühren etc.<br />
Verbesserung des Verkehrsmanagements<br />
– Neue Mobilitätsformen unterstützen, Anreize für ÖV s<strong>ch</strong>affen etc.<br />
Reduktion des Energieverbrau<strong>ch</strong>s <strong>und</strong> der Emissionen von Heizanlagen<br />
– Energie- <strong>und</strong> CO -Sparprogramme propagieren <strong>und</strong> weiterentwickeln, CO neutral<br />
2 2<br />
heizen, Fernheizprogramme intensivieren <strong>und</strong> kommunizieren, auf ho<strong>ch</strong>wertige Produkte<br />
(Holz) aus lokaler Produktion setzen, Gebäude wärmete<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> sanieren, (Zweit-)<br />
Wohnungen bedarfsgere<strong>ch</strong>t heizen, alternative Energien fördern etc.<br />
Kompensation von CO -Emissionen<br />
2<br />
– CO -neutrale Produkte <strong>und</strong> Angebote s<strong>ch</strong>affen, Kompensationsprojekte unterstützen,<br />
2<br />
Kooperation mit myclimate etc.
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
. . Anpassungsstrategien<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitig muss si<strong>ch</strong> der <strong>Tourismus</strong> den mit der <strong>Klimaänderung</strong> eintretenden ver-<br />
änderten Bedingungen anpassen. Strategien <strong>und</strong> Massnahmen zur Anpassung an<br />
die veränderten Bedingungen können negative Effekte teilweise aufheben. Eine fehlende<br />
Winteratmosphäre mangels S<strong>ch</strong>nee ist s<strong>ch</strong>wer zu kompensieren. Der Wintersport ist als<br />
Massenges<strong>ch</strong>äft kaum dur<strong>ch</strong> ein anderes Massenges<strong>ch</strong>äft substituierbar. Eine verstärkte<br />
Diversifikation des Angebots kann hingegen negative Effekte abs<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en. Wi<strong>ch</strong>tig<br />
ist generell, dass der <strong>Tourismus</strong> frühzeitig <strong>und</strong> flexibel reagieren <strong>und</strong> die si<strong>ch</strong> bietenden<br />
Chancen wahrnehmen <strong>und</strong> nutzen kann.<br />
Förderung von Innovation <strong>und</strong> Diversifikation<br />
Die <strong>Tourismus</strong>verantwortli<strong>ch</strong>en sind gefordert, ihr Angebot den neuen Bedingungen anzupassen<br />
<strong>und</strong> koordinierte umfassende Konzepte zu erarbeiten, da jeder einzelne Leistungsträger<br />
zur Attraktivität der Destination beiträgt:<br />
– Angebot diversifizieren, auf neue touristis<strong>ch</strong>e Aktivitäten einstellen respektive S<strong>ch</strong>werpunkte<br />
verlagern: neue Sportarten, Kreativkurse, Kultur- <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote<br />
etc.<br />
– Saison mittels entspre<strong>ch</strong>ender Angebote verlängern (zeitli<strong>ch</strong>e Expansion)<br />
– Bereits ers<strong>ch</strong>lossene ho<strong>ch</strong>gelegene Gebiete gezielt fördern, um die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit zu<br />
erhöhen (räumli<strong>ch</strong>e Expansion)<br />
– Verständnis von Wellness in Bezug auf Luft, Höhenlage, Li<strong>ch</strong>t, Ernährung <strong>und</strong> Kultur<br />
erweitern (Alpine Wellness)<br />
Verstärkung der Gefahrenabwehr <strong>und</strong> der te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Massnahmen<br />
Infrastrukturen <strong>und</strong> Aktivitätsräume müssen vor neuen <strong>und</strong> teilweise zunehmenden Gefährdungen<br />
ges<strong>ch</strong>ützt werden:<br />
– Biologis<strong>ch</strong>e Massnahmen wie Aufforstungen unterstützen<br />
– Lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Veränderungen lenken, S<strong>ch</strong>utz- <strong>und</strong> Freihaltezonen einri<strong>ch</strong>ten<br />
– F<strong>und</strong>amente von Anlagen erneuern <strong>und</strong> vor Naturgefahren si<strong>ch</strong>ern<br />
– Infrastrukturen vor Lawinen, Steins<strong>ch</strong>lag, Ruts<strong>ch</strong>ungen <strong>und</strong> Murgängen s<strong>ch</strong>ützen<br />
– Effektivität von Bes<strong>ch</strong>neiungsanlagen erhöhen<br />
– Pisten gezielt bes<strong>ch</strong>neien, Stauseen erstellen, Glets<strong>ch</strong>er ggf. abdecken etc.<br />
Risikoverminderung dur<strong>ch</strong> organisatoris<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />
In Hinblick auf neue Herausforderungen sind Kooperationen oder au<strong>ch</strong> Fusionen zwis<strong>ch</strong>en<br />
den Leistungsträgern zu intensivieren <strong>und</strong> gemeinsam Anpassungsstrategien zu<br />
entwickeln:<br />
– Bergbahngesells<strong>ch</strong>aften fusionieren <strong>und</strong> Kompensationsstilllegungen zur Optimierung<br />
der Skigebiete dur<strong>ch</strong>führen, Skigebiete zusammens<strong>ch</strong>liessen<br />
– Gemeinsam Destinationsentwicklungsstrategie erarbeiten<br />
– Gefahrenzonenpläne erstellen resp. anpassen (raumplaneris<strong>ch</strong>e Massnahmen)<br />
– Evakuierungs- <strong>und</strong> Kommunikationskonzepte erstellen<br />
– Bevölkerung <strong>und</strong> Touristen offen informieren <strong>und</strong> für Klimafragen sensibilisieren
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Klare Positionierung <strong>und</strong> gezieltes Marketing<br />
– Spezialisierung auf bestimmte Segmente<br />
– Gegebenenfalls Imagewe<strong>ch</strong>sel vornehmen<br />
– Klima s<strong>ch</strong>onenden <strong>Tourismus</strong> kommunizieren<br />
Intensivierung der Fors<strong>ch</strong>ung, Sensibilisierung der Bevölkerung<br />
No<strong>ch</strong> bestehen viele Fors<strong>ch</strong>ungslücken. Die Entwicklungen sind im Auge zu behalten <strong>und</strong><br />
neue Erkenntnisse der Fors<strong>ch</strong>ung sind zu berücksi<strong>ch</strong>tigen:<br />
– Entwicklungen vor Ort beoba<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong> Handlungsbedarf frühzeitig erkennen<br />
– Veränderungen im Reiseverhalten der Touristen verfolgen <strong>und</strong> Angebote entspre<strong>ch</strong>end<br />
anpassen<br />
– Bevölkerung über Wetterrisiken <strong>und</strong> Naturgefahren aufklären<br />
– Spezifis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsvorhaben verfolgen <strong>und</strong> unterstützen
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
9. <strong>Tourismus</strong> im Berner Oberland 0 0 – eine<br />
Ballonfahrt<br />
Die vorliegende Szenarioanalyse hat ein detailliertes Bild zum <strong>Tourismus</strong> im Berner Ober-<br />
land unter veränderten klimatis<strong>ch</strong>en Bedingungen ergeben. Do<strong>ch</strong> fällt den meisten das<br />
Denken in fernen Zukunftsbildern s<strong>ch</strong>wer, insbesondere, wenn viele Variabeln glei<strong>ch</strong>zeitig<br />
zu berücksi<strong>ch</strong>tigen sind. Unser Denken orientiert si<strong>ch</strong> an Erfahrungswerten aus der Ver-<br />
gangenheit, die tendenziell in die Zukunft extrapoliert werden.<br />
«Was wir wollen, ist ni<strong>ch</strong>t eine wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>e Zukunft erraten, aber eine wüns<strong>ch</strong>bare<br />
Zukunft vorbereiten <strong>und</strong> viellei<strong>ch</strong>t sogar weitergehen <strong>und</strong> versu<strong>ch</strong>en, eine wüns<strong>ch</strong>bare<br />
Zukunft wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en», s<strong>ch</strong>rieb einmal Jacques de Bourbon-Busset. Deshalb<br />
mö<strong>ch</strong>ten wir zum S<strong>ch</strong>luss einen anderen Ansatz zur Diskussion stellen, eine Ballonfahrt<br />
über ein visionäres Berner Oberland 2030. (Die Idee von Zukunftsreflexionen mit Hilfe<br />
einer Ballonfahrt ist der deuts<strong>ch</strong>en Freizeitfors<strong>ch</strong>erin Felizitas Romeiss-Stracke (1989) ent-<br />
nommen.) Dieser Ansatz lässt der Kreativität freien Lauf <strong>und</strong> führt insgesamt zu einem<br />
holistis<strong>ch</strong>eren Bild, beinhaltet aber die Gefahr der plakativen Darstellung einzelner Teilaspekte.<br />
Die Ballonfahrt mö<strong>ch</strong>te somit nur Denkanstösse vermitteln <strong>und</strong> hat keinen Realitätsanspru<strong>ch</strong>.<br />
***<br />
Wir bitten Sie, auf der Thuner Allmend in den Korb einzusteigen, abzuheben, Ballast wie<br />
Statistiken, Bilanzen <strong>und</strong> Bedenken abzuwerfen <strong>und</strong> frei wie ein Vogel in die Zukunft hinein<br />
zu gleiten. Nur vergessen Sie ni<strong>ch</strong>t, Ihre Phantasie mitzunehmen.<br />
Der Wind treibt uns dem Thunersee entlang in Ri<strong>ch</strong>tung Spiez. Auf dem Thunersee kreuzen<br />
unzählige Segelboote. Er wurde zum neigungstouristis<strong>ch</strong>en Segelmekka der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Private Motorboote gibt es keine mehr. Sie wurden vollständig verboten, denn die Opposition<br />
gegen Lärm <strong>und</strong> Treibstoffverbrau<strong>ch</strong> wurde immer lauter. Die klare Si<strong>ch</strong>t erlaubt<br />
uns einen frühen Blick auf Spiez – no<strong>ch</strong> immer etwas vers<strong>ch</strong>lafen. Do<strong>ch</strong> es kommen wieder<br />
mehr Gäste, vor allem ältere Mens<strong>ch</strong>en, die diese idyllis<strong>ch</strong>e Bu<strong>ch</strong>t mit dem w<strong>und</strong>ers<strong>ch</strong>önen<br />
Spazierweg na<strong>ch</strong> Faulensee lieben.<br />
***<br />
Unter uns liegt die Abzweigung ins Simmental. Wir trauen unseren Augen ni<strong>ch</strong>t: Die N6<br />
<strong>und</strong> die alte Kantonsstrasse, kaum ausgebaut, no<strong>ch</strong> wie vor 25 Jahren, sind praktis<strong>ch</strong> leer.<br />
Das ist die Folge einer doppelten Entwicklung: Anfangs des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts ma<strong>ch</strong>ten<br />
si<strong>ch</strong> Klimaveränderung <strong>und</strong> Luftvers<strong>ch</strong>mutzung manifest bemerkbar. Einerseits serbelte<br />
der Wald immer mehr, andererseits spielte das Wetter verrückt. Aufforstungsmassnahmen<br />
<strong>und</strong> Lawinenverbauungen konnten ni<strong>ch</strong>t mehr verhindern, dass die ausgelösten Muren<br />
<strong>und</strong> Lawinenabgänge grosse Risiken mit si<strong>ch</strong> bra<strong>ch</strong>ten. Sie blockierten im ganzen Alpenraum<br />
den Verkehr oft wo<strong>ch</strong>enlang, stauten Flüsse zurück, was zu Übers<strong>ch</strong>wemmungen<br />
<strong>und</strong> damit zu grossen Einbussen für den <strong>Tourismus</strong> führte. Au<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>önen Sommermonate<br />
mit der populären «Sommerfris<strong>ch</strong>e» waren nur ein kleiner Trost.<br />
Um den <strong>ch</strong>aotis<strong>ch</strong>en Verkehrsproblemen in Europa Herr zu werden, hatte si<strong>ch</strong> die Europäis<strong>ch</strong>e<br />
Gemeins<strong>ch</strong>aft (die S<strong>ch</strong>weiz wurde kürzli<strong>ch</strong> Mitglied – ni<strong>ch</strong>t ganz freiwillig) s<strong>ch</strong>on
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
im Jahr 2015 dazu ents<strong>ch</strong>lossen, rigoros eine Politik der lokalen Versorgungsnetze in allen<br />
Mitgliedsländern dur<strong>ch</strong>zusetzen. Das war einfa<strong>ch</strong>er gewesen als geda<strong>ch</strong>t, da s<strong>ch</strong>on seit<br />
den neunziger Jahren eigentli<strong>ch</strong> jeder <strong>und</strong> jede wusste, dass es so wirkli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t weiterge<br />
hen konnte, wenn es weitergehen sollte. Ni<strong>ch</strong>t einmal die Automobilindustrie opponierte,<br />
weil sie angesi<strong>ch</strong>ts der totalen Verble<strong>ch</strong>erung von Stadt <strong>und</strong> Land immer weniger Autos<br />
absetzen konnte <strong>und</strong> selbst auf intelligentere Lösungen umstieg.<br />
Und die Gäste? Wie kommen die jetzt ins Simmental? Jedenfalls haben die neuen Alpen<br />
transversalen mit den modernen Ho<strong>ch</strong>leistungszügen sowie die 2020 fertiggestellte<br />
3. S<strong>ch</strong>iene zwis<strong>ch</strong>en Interlaken <strong>und</strong> Zweisimmen den Bahnverkehr mä<strong>ch</strong>tig belebt. Nur<br />
altmodis<strong>ch</strong>e Mens<strong>ch</strong>en fahren längere Distanzen no<strong>ch</strong> mit dem eigenen Auto. Das Auto<br />
fahren hatte seinen Reiz im Alltag etwa ab 2025 total verloren, als au<strong>ch</strong> dem letzten<br />
Autofanatiker klar wurde, dass die St<strong>und</strong>en im Stau verlorene Lebenszeit sind – <strong>und</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr ein Lustgewinn, wie die Autolobby lange Zeit zu suggerieren versu<strong>ch</strong>te.<br />
***<br />
Wir nähern uns Zweisimmen. Vor uns liegt das Saanenland. In dieser Region hat si<strong>ch</strong><br />
sehr viel getan. Unter dem damaligen Modewort «Total Quality Management» wurde<br />
der s<strong>ch</strong>wierige Versu<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t, einerseits das gesamte Leistungsbündel, das von den<br />
Gästen na<strong>ch</strong>gefragt wird, qualitativ zu verbessern, alle nur erdenkli<strong>ch</strong>en Serviceketten zu<br />
überprüfen <strong>und</strong> eine neue Gastli<strong>ch</strong>keit zu leben. «Sonnenstrahlen» hiess das damalige<br />
Projekt. Andererseits wollte man damit glei<strong>ch</strong>zeitig errei<strong>ch</strong>en, dass die Lebensqualität der<br />
Einheimis<strong>ch</strong>en gesteigert werden konnte <strong>und</strong> ein neues <strong>Tourismus</strong>bewusstsein entstand.<br />
Die mutigen S<strong>ch</strong>ritte, die man vor allem im Verkehrs <strong>und</strong> Energieberei<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>te, zahlen<br />
si<strong>ch</strong> heute aus.<br />
***<br />
Der Wind treibt uns aber ni<strong>ch</strong>t ins Saanenland, sondern in Ri<strong>ch</strong>tung Lenk. Wir erkennen<br />
die Talstation der Mets<strong>ch</strong>Bahn. No<strong>ch</strong> immer steht sie einsam auf der grünen Matte, umgeben<br />
von einem grossen (wenigstens begrünten) Parkplatz. Man ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> heute sogar<br />
Gedanken, die Mets<strong>ch</strong>Bahn ganz stillzulegen <strong>und</strong> sie abzubre<strong>ch</strong>en, denn an der Lenk<br />
hat man si<strong>ch</strong> im Winter ganz auf den Laufsport (Walking, Nordic Walking, Snowwalking)<br />
mit seinen vielfältigen Variationen spezialisiert. Auf ein riesiges Überbauungsvorhaben<br />
auswärtiger Promotoren im Zusammenhang mit dem Sportzentrum hat man verzi<strong>ch</strong>tet,<br />
weil man damals selber eingesehen hat, dass derartige Grossprojekte einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ins Tal<br />
passen. Hingegen blüht der erweiterte Lenkerhof <strong>und</strong> bietet Wellness vom feinsten.<br />
Das projektierte MegaResort war der Beginn eines Umdenkprozesses. Zwar wurden die<br />
Gegner vorerst no<strong>ch</strong> als Spinner abgetan, do<strong>ch</strong> langsam vergrösserte si<strong>ch</strong> der Kreis um sie.<br />
Bei immer mehr Stammgästen <strong>und</strong> umweltbewussten Einheimis<strong>ch</strong>en reifte die Einsi<strong>ch</strong>t,<br />
dass Lenk mit seiner Umgebung dazu prädestiniert ist, statt der Ers<strong>ch</strong>liessung na<strong>ch</strong> altem<br />
Muster ein beispielhaftes ökologis<strong>ch</strong>es Konzept zu versu<strong>ch</strong>en. Der ‹Wiederentdeckung<br />
der Langsamkeit› – so heisst es im Prospekt heute – werde ein zentraler Stellenwert eingeräumt.<br />
S<strong>ch</strong>on vor langer Zeit wurde hier au<strong>ch</strong> der heute so populäre Visionsweg einge
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
weiht, auf dem man si<strong>ch</strong> während der Ferien im ZenWalking übt, eine Art ‹Zeitlupenge<br />
hen› mit etwa 70 bis 100 Metern pro St<strong>und</strong>e…<br />
***<br />
Wir gleiten langsam in Ri<strong>ch</strong>tung Adelboden, das si<strong>ch</strong> seit Anfang des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
konsequent mit der Alpinen Wellness profiliert. Die Höhenlage, das bekannte Mineral<br />
wasser <strong>und</strong> das vom Starar<strong>ch</strong>itekten Renzo Piano gestaltete Selfnesszentrum waren<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die klare <strong>und</strong> etwas s<strong>ch</strong>neeunabhängigere Neuorientierung. No<strong>ch</strong> immer<br />
kommen vor allem Familien, denn Adelboden hat es ausgezei<strong>ch</strong>net verstanden, erlebnisrei<strong>ch</strong>e<br />
Ges<strong>und</strong>heitsförderungsProgramme zu gestalten, die au<strong>ch</strong> den Kindern bis ins<br />
jugendli<strong>ch</strong>e Alter Spass ma<strong>ch</strong>en.<br />
***<br />
Bereits nähern wir uns Kandersteg. Der Autoverlad ist no<strong>ch</strong> immer in Betrieb, au<strong>ch</strong> wenn<br />
er seinen Zenit längst übers<strong>ch</strong>ritten hat. Als 2007 der Löts<strong>ch</strong>berg Basistunnel eröffnet<br />
wurde, hat man in Kandersteg die Chance gepackt <strong>und</strong> bietet nur no<strong>ch</strong> klimaneutrale<br />
Leistungen an. Die Bergstrecke ist no<strong>ch</strong> immer in Betrieb <strong>und</strong> hat mit seinem Kehrtunnel<br />
na<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>liessung der Gotthard Bergstrecke eine Alleinstellung erhalten. Die Energie<br />
versorgung wurde ganz auf Wärmerückgewinnung aus dem Tunnel sowie auf Erdwärme<br />
aufbereitung umgestellt.<br />
Das Dorfbild hat si<strong>ch</strong> in den letzten Jahren ents<strong>ch</strong>eidend vers<strong>ch</strong>önert. Ein junger Ar<strong>ch</strong>itekt<br />
von Kandersteg hat si<strong>ch</strong> darauf spezialisiert, bei Renovationen die typis<strong>ch</strong>en Elemente des<br />
Kandertals liebevoll zu pflegen. Er hat na<strong>ch</strong> der Verleihung des ‹Goldenen Oberländers›<br />
vor einigen Jahren immer grössere Bea<strong>ch</strong>tung gef<strong>und</strong>en. À propos ‹Goldenem Ober<br />
länder›: Viellei<strong>ch</strong>t erinnern Sie si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> an den Beri<strong>ch</strong>t «<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
– Szenarien für das Berner Oberland 2030» <strong>und</strong> an die Ideenwerkstätten, die im Ans<strong>ch</strong>luss<br />
in allen Destinationen des Berner Oberlandes dur<strong>ch</strong>geführt wurden. Damals hat man be<br />
gonnen, die Klimaverträgli<strong>ch</strong>keit der Entwicklung kritis<strong>ch</strong> zu hinterfragen. Man lancierte<br />
unter anderem den ‹Goldenen Oberländer›. Der immer populärer werdende Event wurde<br />
2015 von Thun na<strong>ch</strong> Interlaken ins modern ausgebaute Kongresszentrum verlegt. Die<br />
Veranstaltung hat si<strong>ch</strong> zu einem e<strong>ch</strong>ten Begegnungsort der touristis<strong>ch</strong>en Intelligenz ent<br />
wickelt, insbesondere, wenn jeweils die beliebten goldenen, silbernen <strong>und</strong> bronzenen<br />
‹Oberländer› für die na<strong>ch</strong>haltigsten touristis<strong>ch</strong>en Innovationen im Alpenraum verliehen<br />
werden. So bringt si<strong>ch</strong> Interlaken zusätzli<strong>ch</strong>en jährli<strong>ch</strong> weltweit in die Medien.<br />
***<br />
In der Zwis<strong>ch</strong>enzeit gleiten wir ruhig über Interlaken. Einige Elektromobile mit ihren bun<br />
ten Farben, die au<strong>ch</strong> für Touristen – zwar sehr teuer – zu mieten sind, können aus der<br />
Höhe sehr s<strong>ch</strong>ön beoba<strong>ch</strong>tet werden. Im Zusammenhang mit den FISAlpinen Weltmeisters<strong>ch</strong>aften<br />
2019 in der Jungfrauregion hat man na<strong>ch</strong> mutigen Verkehrslösungen gesu<strong>ch</strong>t.<br />
Das gesamte Zentrum inklusiv Höheweg ist nun verkehrsfrei. Der w<strong>und</strong>ers<strong>ch</strong>ön<br />
gepflegte Park um den alten Kursaal ist munter belebt. Neue Impulse gingen au<strong>ch</strong> von der
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Destinationsbildung ‹InterlakenJungfrau› aus: Sie hat heute eine ähnli<strong>ch</strong>e Ausstrahlung<br />
wie St.MoritzEngadin <strong>und</strong> ist in China, Indien, Argentinien <strong>und</strong> Südafrika klar Nummer 1<br />
der alpinen Destinationen.<br />
***<br />
S<strong>ch</strong>ade, dass wir auf unserer Ballonfahrt Grindelwald oder Wengen ni<strong>ch</strong>t sehen können,<br />
denn hier sind die Spuren der FISAlpinen Weltmeisters<strong>ch</strong>aften 2019 no<strong>ch</strong> offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er:<br />
Damals entstand die «S<strong>ch</strong>eideggissima», das IntensivSkizentrum des Berner Oberlandes.<br />
(Der Name wurde deshalb geändert, weil ‹Kleine S<strong>ch</strong>eidegg› viel zu bes<strong>ch</strong>eiden<br />
tönte <strong>und</strong> der Taus<strong>ch</strong> der Grossen mit der Kleinen S<strong>ch</strong>eidegg einfa<strong>ch</strong> keine Mehrheit<br />
fand.) Do<strong>ch</strong> – es stimmt – es gibt no<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e international bekannte <strong>und</strong> au<strong>ch</strong> gut besu<strong>ch</strong>te<br />
Skigebiete. Generell fahren aber ni<strong>ch</strong>t mehr so viele Mens<strong>ch</strong>en Ski wie no<strong>ch</strong> vor<br />
25 Jahren. Es ist eigentli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on seit r<strong>und</strong> 10 Jahren ziemli<strong>ch</strong> out, obwohl das Snowboarden<br />
no<strong>ch</strong>mals eine Lebenszyklusverlängerung bra<strong>ch</strong>te. Aber einige Unentwegte fahren<br />
no<strong>ch</strong> immer. Die, die im Berner Oberland fahren wollen, konzentrieren si<strong>ch</strong> hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />
hier. In einer bewussten Raumordnungspolitik hat man si<strong>ch</strong> nolens volens dazu ents<strong>ch</strong>lossen,<br />
dort wo die Lands<strong>ch</strong>aft ohnehin s<strong>ch</strong>on stark dem Wintersport angepasst wurde, nun<br />
au<strong>ch</strong> Nägel mit Köpfen zu ma<strong>ch</strong>en. Zusätzli<strong>ch</strong>e Pisten wurden in die Hänge gelegt, die<br />
Ers<strong>ch</strong>liessung perfektioniert <strong>und</strong> die Lifte so komfortabel gema<strong>ch</strong>t, dass Skifahrende ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr frieren müssen. Mit hohen Si<strong>ch</strong>erheitsdämmen aus Naturstein hat man die Lawinengefahr<br />
vermindert. Die Pisten sind mit einem widerstandsfähigen Untergr<strong>und</strong> versehen,<br />
der Kunsts<strong>ch</strong>neeberieselung bis weit in den April hinein gestattet.<br />
Kurz na<strong>ch</strong> den Weltmeisters<strong>ch</strong>aften hat man in Grindelwald mit einer riesigen Wasserruts<strong>ch</strong>bahn<br />
zudem versu<strong>ch</strong>t, den Sommertourismus zusätzli<strong>ch</strong> zu beleben. Der starke<br />
Na<strong>ch</strong>fragedruck auf Zweitwohnungen <strong>und</strong> Ferienhäuser ma<strong>ch</strong>t dem Dorf weiterhin zu<br />
s<strong>ch</strong>affen. Na<strong>ch</strong> der SkiWM, dem konjunkturellen Wiederaufs<strong>ch</strong>wung vor zehn Jahren<br />
<strong>und</strong> dem EUBeitritt der S<strong>ch</strong>weiz ist er kaum no<strong>ch</strong> zu lenken. Die typis<strong>ch</strong>en Elemente<br />
der einheimis<strong>ch</strong>en Ar<strong>ch</strong>itektur wi<strong>ch</strong>en einem im ganzen Alpenraum si<strong>ch</strong> verbreiternden<br />
BernerOberlandZillertalSüdtirolBayernFerienhausstil. Die no<strong>ch</strong> immer gültigen Bauvors<strong>ch</strong>riften<br />
bezügli<strong>ch</strong> Betonsockel, Holzaufbau <strong>und</strong> Da<strong>ch</strong>giebelri<strong>ch</strong>tung, die si<strong>ch</strong> während<br />
vielen Jahren bewährten, konnten zwar einige Auswü<strong>ch</strong>se verhindern, ni<strong>ch</strong>t aber S<strong>ch</strong>önes<br />
fördern.<br />
***<br />
Wir nähern uns dem Haslital. Hier ist Erstaunli<strong>ch</strong>es passiert. Im Sommer hat si<strong>ch</strong> Meiringen<br />
Hasliberg einen guten Namen im Kurtourismus gema<strong>ch</strong>t. Vor allem die Luftkur, deren<br />
Wirkung insbesondere auf ältere Leute aus den Städten in den letzten Jahren vom ortsansässigen<br />
‹Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut für Lufttherapie› wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> vertieft wird, ist sehr<br />
beliebt. Au<strong>ch</strong> das Ausbildungszentrum der Bergbahnbran<strong>ch</strong>e hat einen hervorragenden<br />
internationalen Ruf. Die Hotellerie konnte wegen diesem neuen Fors<strong>ch</strong>ungs <strong>und</strong> Ausbildungstourismus<br />
ni<strong>ch</strong>t nur erhalten, sondern no<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>t ausgebaut werden.<br />
***
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Langsam klettern wir den GrimselPass hinauf. In der Zwis<strong>ch</strong>enzeit ist der Wind beinahe<br />
zusammengebro<strong>ch</strong>en. Wir nähern uns der alten Mauer des Grimselstausees <strong>und</strong> landen<br />
glei<strong>ch</strong> nebenan. In der Staumauer spiegelt si<strong>ch</strong> das intensive Sonnenli<strong>ch</strong>t. Sie ist nämli<strong>ch</strong><br />
vollständig mit Solarzellen abgedeckt. Oben auf der Staumauer sind zusätzli<strong>ch</strong> unzählige<br />
Düsen angebra<strong>ch</strong>t, um au<strong>ch</strong> den GrimselWind zu nutzen. Das kombinierte Sonnen<br />
WindWasserKraftwerk liefert heute fünf Mal mehr Elektrizität als no<strong>ch</strong> vor 15 Jahren, als<br />
man no<strong>ch</strong> auf MonoWasserkraftwerke setzte.<br />
***<br />
Wir steigen aus <strong>und</strong> sind ni<strong>ch</strong>t ganz unglückli<strong>ch</strong>, wieder festen Boden, die Wirkli<strong>ch</strong>keit,<br />
das hier <strong>und</strong> jetzt unter unseren Füssen zu haben. Hat sie uns Freude gema<strong>ch</strong>t, die Zeitreise<br />
ins Jahr 2030, die Bilder, die Ideen <strong>und</strong> die Denkanstösse, die uns vermittelt wurden?<br />
An was mö<strong>ch</strong>ten wir festhalten, was verhindern, was verwirkli<strong>ch</strong>en?
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />
0. Anhang<br />
0. . Auswertungen zu Nieders<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> Temperatur im Berner<br />
Oberland<br />
Folgende Auswertungen beruhen auf Daten des Eidg. Instituts für S<strong>ch</strong>nee- <strong>und</strong> Lawi-<br />
nenfors<strong>ch</strong>ung (SLF) resp. MeteoS<strong>ch</strong>weiz (Sonnens<strong>ch</strong>eindauer). Berücksi<strong>ch</strong>tigt wurden ver-<br />
s<strong>ch</strong>iedene Messstationen im Berner Oberland. Wo ni<strong>ch</strong>t anders vermerkt, sind jährli<strong>ch</strong>e<br />
Werte <strong>und</strong> die dazugehörige lineare Trendlinie angegeben.<br />
S<strong>ch</strong>neehöhen an Weihna<strong>ch</strong>ten 1954–2005<br />
Adelboden (1350 m.ü.M.)<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
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92<br />
94<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
S<strong>ch</strong>neehöhe (in cm)<br />
Trendlinie (Linear)<br />
96<br />
98<br />
00<br />
02<br />
04
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />
S<strong>ch</strong>neehöhen an Weihna<strong>ch</strong>ten 1954–2005<br />
Gsteig (1195 m.ü.M.)<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
54<br />
56<br />
58<br />
60<br />
62<br />
64<br />
66<br />
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70<br />
72<br />
S<strong>ch</strong>neehöhen an Weihna<strong>ch</strong>ten 1954–2005<br />
Mürren (1660 m.ü.M.)<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
54<br />
56<br />
58<br />
60<br />
62<br />
64<br />
66<br />
68<br />
70<br />
72<br />
74<br />
74<br />
76<br />
76<br />
78<br />
78<br />
80<br />
80<br />
82<br />
82<br />
84<br />
84<br />
86<br />
86<br />
88<br />
88<br />
90<br />
90<br />
92<br />
92<br />
94<br />
94<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
S<strong>ch</strong>neehöhe (in cm)<br />
Trendlinie (Linear)<br />
96<br />
96<br />
98<br />
98<br />
00<br />
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02<br />
S<strong>ch</strong>neehöhe (in cm)<br />
Trendlinie (Linear)<br />
02<br />
04<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
04
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
S<strong>ch</strong>neehöhen an Weihna<strong>ch</strong>ten im Berner Oberland 1954–2005<br />
Mittel Mürren, Wengen, Adelboden, Gsteig<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
54<br />
56<br />
58<br />
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62<br />
Temperaturen im Winterhalbjahr 1955–2006<br />
Adelboden (1350 m.ü.M.)<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
– 1<br />
– 2<br />
– 3<br />
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94<br />
95<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
S<strong>ch</strong>neehöhe (in cm)<br />
Trendlinie (Linear)<br />
96<br />
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98<br />
99<br />
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01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
mittlere Temperaturen<br />
(in °C) 1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Temperaturen im Winterhalbjahr 1955–2006<br />
Grimsel (1960 m.ü.M.)<br />
0<br />
– 1<br />
– 2<br />
– 3<br />
– 4<br />
– 5<br />
– 6<br />
– 7<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
Temperaturen im Winterhalbjahr 1955–2006<br />
Mittelwerte Grimsel, Interlaken, Adelboden<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
0.0<br />
– 0.5<br />
– 1.0<br />
– 1.5<br />
– 2.0<br />
– 2.5<br />
– 3.0<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
65<br />
67<br />
67<br />
69<br />
69<br />
71<br />
71<br />
73<br />
73<br />
75<br />
75<br />
77<br />
77<br />
79<br />
79<br />
81<br />
81<br />
83<br />
83<br />
85<br />
85<br />
87<br />
87<br />
89<br />
89<br />
91<br />
91<br />
93<br />
93<br />
95<br />
95<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
mittlere Temperaturen<br />
(in °C) 1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
97<br />
97<br />
99<br />
99<br />
01<br />
01<br />
03<br />
03<br />
05<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
mittlere Temperaturen<br />
(in °C) 1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
Mittel seit 1955<br />
Mittel 55–89: –0.67°C<br />
Mittel 90–06: +0.09°C<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen Winter 1955–2006<br />
Gsteig (1195 m.ü.M.)<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
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73<br />
Mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen Winter 1955–2006<br />
Mürren (1660 m.ü.M.)<br />
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40<br />
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91<br />
91<br />
93<br />
93<br />
95<br />
95<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen<br />
(in cm) 1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
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99<br />
99<br />
01<br />
01<br />
03<br />
03<br />
05<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen<br />
(in cm) 1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen Winter 1955–2006<br />
Wengen (1310 m.ü.M.)<br />
140<br />
120<br />
100<br />
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40<br />
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63<br />
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67<br />
69<br />
71<br />
73<br />
Mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen Winter 1955–2006<br />
Mittelwerte Gsteig, Adelboden, Mürren, Wengen<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
67<br />
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73<br />
75<br />
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81<br />
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89<br />
89<br />
91<br />
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93<br />
93<br />
95<br />
95<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen<br />
(in cm) 1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
97<br />
97<br />
99<br />
99<br />
01<br />
01<br />
03<br />
03<br />
05<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen<br />
(in cm) 1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
Mittel seit 1955<br />
Mittel 55–89: 47 cm<br />
Mittel 90–06: 35 cm<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Neus<strong>ch</strong>neesummen Winter 1955–2006<br />
Adelboden (1350 m.ü.M.)<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
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55<br />
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63<br />
65<br />
67<br />
69<br />
71<br />
Neus<strong>ch</strong>neesummen Winter 1955–2006<br />
Gsteig (1195 m.ü.M.)<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
67<br />
69<br />
71<br />
73<br />
73<br />
75<br />
75<br />
77<br />
77<br />
79<br />
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81<br />
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87<br />
89<br />
89<br />
91<br />
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93<br />
93<br />
95<br />
95<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
Neus<strong>ch</strong>neesummen<br />
(in cm) 1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
97<br />
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99<br />
99<br />
01<br />
01<br />
03<br />
03<br />
05<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
Neus<strong>ch</strong>neesummen<br />
(in cm) 1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Neus<strong>ch</strong>neesummen Winter 1955–2006<br />
Mürren (1660 m.ü.M.)<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
67<br />
69<br />
71<br />
Neus<strong>ch</strong>neesummen Winter 1955–2006<br />
Wengen (1310 m.ü.M.)<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
67<br />
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71<br />
73<br />
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75<br />
75<br />
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87<br />
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89<br />
91<br />
91<br />
93<br />
93<br />
95<br />
95<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
Neus<strong>ch</strong>neesummen<br />
(in cm) 1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
97<br />
97<br />
99<br />
99<br />
01<br />
01<br />
03<br />
03<br />
05<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
Neus<strong>ch</strong>neesummen<br />
(in cm) 1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Neus<strong>ch</strong>neesummen Winter 1955–2006<br />
Mittelwerte Gsteig, Adelboden, Mürren, Wengen<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
Eins<strong>ch</strong>neiung <strong>und</strong> Ausaperung, Winter 1955–2006<br />
Adelboden (1350 m ü.M.)<br />
150<br />
120<br />
90<br />
60<br />
30<br />
0<br />
–30<br />
–60<br />
–90<br />
–120<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
67<br />
67<br />
69<br />
69<br />
71<br />
71<br />
73<br />
73<br />
75<br />
75<br />
77<br />
77<br />
79<br />
79<br />
81<br />
81<br />
83<br />
83<br />
85<br />
85<br />
87<br />
87<br />
89<br />
89<br />
91<br />
91<br />
93<br />
93<br />
95<br />
95<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen<br />
1.12–30.4<br />
Trendlinie (Linear)<br />
Mittel seit 1955<br />
Mittel 55–89: 439 cm<br />
Mittel 90–06: 376 cm<br />
97<br />
97<br />
99<br />
99<br />
01<br />
01<br />
03<br />
03<br />
05<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
Ausapern<br />
Linear (Ausapern)<br />
Eins<strong>ch</strong>neien<br />
Linear (Eins<strong>ch</strong>neien)<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Eins<strong>ch</strong>neiung <strong>und</strong> Ausaperung, Winter 1955–1997<br />
Grindelwald Bort (1600 m.ü.M.)<br />
150<br />
120<br />
90<br />
60<br />
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0<br />
–30<br />
–60<br />
–90<br />
–120<br />
55<br />
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59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
Eins<strong>ch</strong>neiung <strong>und</strong> Ausaperung, Winter 1955–2006<br />
Gsteig (1195 m.ü.M.)<br />
150<br />
120<br />
90<br />
60<br />
30<br />
0<br />
–30<br />
–60<br />
–90<br />
–120<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
67<br />
67<br />
69<br />
69<br />
71<br />
71<br />
73<br />
73<br />
75<br />
75<br />
77<br />
77<br />
79<br />
79<br />
81<br />
81<br />
83<br />
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85<br />
85<br />
87<br />
87<br />
89<br />
89<br />
91<br />
91<br />
93<br />
93<br />
95<br />
95<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
Ausapern<br />
Linear (Ausapern)<br />
Eins<strong>ch</strong>neien<br />
Linear (Eins<strong>ch</strong>neien)<br />
97<br />
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99<br />
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01<br />
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03<br />
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05<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
Ausapern<br />
Linear (Ausapern)<br />
Eins<strong>ch</strong>neien<br />
Linear (Eins<strong>ch</strong>neien)<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />
Eins<strong>ch</strong>neiung <strong>und</strong> Ausaperung, Winter 1955–2006<br />
Mürren (1660 m.ü.M.)<br />
150<br />
120<br />
90<br />
60<br />
30<br />
0<br />
–30<br />
–60<br />
–90<br />
–120<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
Eins<strong>ch</strong>neiung <strong>und</strong> Ausaperung, Winter 1955–2006<br />
Wengen (1310 m.ü.M.)<br />
150<br />
120<br />
90<br />
60<br />
30<br />
0<br />
–30<br />
–60<br />
–90<br />
–120<br />
55<br />
57<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
67<br />
67<br />
69<br />
69<br />
71<br />
71<br />
73<br />
73<br />
75<br />
75<br />
77<br />
77<br />
79<br />
79<br />
81<br />
81<br />
83<br />
83<br />
85<br />
85<br />
87<br />
87<br />
89<br />
89<br />
91<br />
91<br />
93<br />
93<br />
95<br />
95<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
Ausapern<br />
Linear (Ausapern)<br />
Eins<strong>ch</strong>neien<br />
Linear (Eins<strong>ch</strong>neien)<br />
97<br />
97<br />
99<br />
99<br />
01<br />
01<br />
03<br />
03<br />
05<br />
Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />
Ausapern<br />
Linear (Ausapern)<br />
Eins<strong>ch</strong>neien<br />
Linear (Eins<strong>ch</strong>neien)<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />
Jahreswerte Sonnens<strong>ch</strong>eindauer 1980–2005<br />
Adelboden<br />
140 000<br />
120 000<br />
100 000<br />
80 000<br />
60 000<br />
40 000<br />
20 000<br />
0<br />
80<br />
81<br />
82<br />
83<br />
84<br />
Sonnens<strong>ch</strong>eindauer Winter (DJF) 1980–2005<br />
Adelboden<br />
40 000<br />
35 000<br />
30 000<br />
25 000<br />
20 000<br />
15 000<br />
10 000<br />
5 000<br />
0<br />
80<br />
81<br />
82<br />
83<br />
84<br />
85<br />
85<br />
86<br />
86<br />
87<br />
87<br />
88<br />
88<br />
89<br />
89<br />
90<br />
90<br />
91<br />
91<br />
92<br />
92<br />
93<br />
93<br />
94<br />
94<br />
95<br />
95<br />
96<br />
96<br />
97<br />
97<br />
98<br />
98<br />
99<br />
99<br />
00<br />
01<br />
Quelle: MeteoS<strong>ch</strong>weiz<br />
Jahreswerte (in Min.)<br />
Trendlinie (Linear)<br />
00<br />
01<br />
02<br />
02<br />
03<br />
03<br />
04<br />
04<br />
05<br />
Quelle: MeteoS<strong>ch</strong>weiz<br />
Saisonwerte (in Min.)<br />
Trendlinie (Linear)<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Sonnens<strong>ch</strong>eindauer Frühling (MAM) 1980–2005<br />
Adelboden<br />
40 000<br />
35 000<br />
30 000<br />
25 000<br />
20 000<br />
15 000<br />
10 000<br />
5 000<br />
0<br />
80<br />
81<br />
82<br />
83<br />
84<br />
Sonnens<strong>ch</strong>eindauer Sommer (JJA) 1980–2005<br />
Adelboden<br />
40 000<br />
35 000<br />
30 000<br />
25 000<br />
20 000<br />
15 000<br />
10 000<br />
5 000<br />
0<br />
80<br />
81<br />
82<br />
83<br />
84<br />
85<br />
85<br />
86<br />
86<br />
87<br />
87<br />
88<br />
88<br />
89<br />
89<br />
90<br />
90<br />
91<br />
91<br />
92<br />
92<br />
93<br />
93<br />
94<br />
94<br />
95<br />
95<br />
96<br />
96<br />
97<br />
97<br />
98<br />
98<br />
99<br />
99<br />
00<br />
01<br />
Quelle: MeteoS<strong>ch</strong>weiz<br />
Saisonwerte (in Min.)<br />
Trendlinie (Linear)<br />
00<br />
01<br />
02<br />
02<br />
03<br />
03<br />
04<br />
04<br />
05<br />
Quelle: MeteoS<strong>ch</strong>weiz<br />
Saisonwerte (in Min.)<br />
Trendlinie (Linear)<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Sonnens<strong>ch</strong>eindauer Frühling (MAM) 1980–2005<br />
Adelboden<br />
40 000<br />
35 000<br />
30 000<br />
25 000<br />
20 000<br />
15 000<br />
10 000<br />
5 000<br />
0<br />
80<br />
81<br />
82<br />
83<br />
84<br />
85<br />
86<br />
87<br />
88<br />
89<br />
90<br />
91<br />
92<br />
93<br />
94<br />
95<br />
96<br />
97<br />
98<br />
99<br />
00<br />
01<br />
Quelle: MeteoS<strong>ch</strong>weiz<br />
Saisonwerte (in Min.)<br />
Trendlinie (Linear)<br />
02<br />
03<br />
04<br />
05
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
0. . Glets<strong>ch</strong>er im Berner Oberland<br />
Messnetz<br />
Glets<strong>ch</strong>er Gemeinde Destination<br />
Alpetli Kandersteg Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg<br />
Ammerten Lenk Lenk-Simmental<br />
Blüemlisalp Kandersteg Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg<br />
Eiger Lauterbrunnen Wengen-Mürren-Lauterbrunnental<br />
Gam<strong>ch</strong>i Rei<strong>ch</strong>enba<strong>ch</strong> Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg<br />
Gauli Innertkir<strong>ch</strong>en Alpenregion<br />
Oberaar Guttannen Alpenregion<br />
Ob. Grindelwald Grindelwald Grindelwald<br />
Raetzli Lenk Lenk-Simmental<br />
Stein Gadmen Alpenregion<br />
Steinlimi Gadmen Alpenregion<br />
Trift Gadmen Alpenregion<br />
Ts<strong>ch</strong>ingel Lauterbrunnen Wengen-Mürren-Lauterbrunnental<br />
Unteraar Guttannen Alpenregion<br />
Unt.Grindelwald Grindelwald Grindelwald<br />
Quelle: VAW 2006<br />
Gefährli<strong>ch</strong>e Glets<strong>ch</strong>er im Berner Oberland<br />
Glets<strong>ch</strong>er Gemeinde Destination Höhe<br />
Altels Kandersteg Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg 3620–2660 m<br />
Balmhorn Kandersteg Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg 3699–2050 m<br />
Breitlouwenen Lauterbrunnen Wengen-Mürren-<br />
Lauterbrunnental 3700–2360 m<br />
Doldenhorn-, Fründen-,<br />
unterer <strong>und</strong> oberer<br />
Oes<strong>ch</strong>inenglets<strong>ch</strong>er Kandersteg Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg 3638–2300 m<br />
Dossengrat Innertkir<strong>ch</strong>en Alpenregion 3030–2520 m<br />
Eiger Lauterbrunnen Wengen-Mürren-<br />
Lauterbrunnental 3700–3200 m<br />
Gauli Innertkir<strong>ch</strong>en Alpenregion 3600–2140 m<br />
Giesen, Silberhorn Lauterbrunnen Wengen-Mürren-<br />
Lauterbrunnental 3600–2350 m<br />
Grueben Guttannen Alpenregion 3700–1980 m<br />
Gutz Grindelwald Grindelwald 3360–3060 m<br />
Hangend Innertkir<strong>ch</strong>en Alpenregion 3290–2900 m
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
Glets<strong>ch</strong>er Gemeinde Destination Höhe<br />
Ho<strong>ch</strong>firn Lauterbrunnen Wengen-Mürren-<br />
Lauterbrunnental 4120–3640 m<br />
Oberer Grindelwald Grindelwald Grindelwald 3740–1240 m<br />
Rosenlaui S<strong>ch</strong>attenhalb Alpenregion 3700–1960 m<br />
Sillere Kandersteg Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg 3340–2500 m<br />
Stein Gadmen Alpenregion 3500–1940 m<br />
Rottal, Stuefestei Lauterbrunnen Wengen-Mürren-<br />
Lauterbrunnental 3920–2540 m<br />
Trift Gadmen Alpenregion 3380–1720 m<br />
Unterer Grindelwald Grindelwald Grindelwald 4100–1260 m<br />
Quelle: VAW 2006<br />
0. . Permafrost im Berner Oberland<br />
Permafrost Messstationen: Bohrungen mit Temperaturfühler<br />
Ort / Bezei<strong>ch</strong>nung Tiefster Temperaturfühler (m) Jahr<br />
Jungfraujo<strong>ch</strong> 11 1995<br />
S<strong>ch</strong>ilthorn 13.7 1998<br />
S<strong>ch</strong>ilthorn 95 2000<br />
Standorte <strong>und</strong> verfügbare Daten von PERMOS-Stationen (Bodenoberflä<strong>ch</strong>entemperatur)<br />
Ort Region Verfügbare Daten seit<br />
Furggentälti Gemmi 1994<br />
Creux de la<br />
Lé-Sanets<strong>ch</strong> Santes<strong>ch</strong> 1998<br />
S<strong>ch</strong>ilthorn Mürren 1999
<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />
0. . Skigebiete im Berner Oberland<br />
Destination Skigebiete<br />
Alpenregion Axalp<br />
Meiringen-Hasliberg<br />
Grindelwald Grindelwald (Männli<strong>ch</strong>en – Kleine S<strong>ch</strong>eidegg)<br />
Grindelwald-First<br />
Thunersee Aes<strong>ch</strong>i<br />
Niederhorn<br />
Burgfeld-Waldegg<br />
Wengen-Mürren-Lauterbrunnental Mürren – S<strong>ch</strong>ilthorn<br />
Wengen (Lauberhorn)<br />
Adelboden-Frutigen Adelboden (Engstligenalp)<br />
Elsigenalp<br />
Adelboden (Ts<strong>ch</strong>entenalp)<br />
Adelboden (Fleckli-Boden-Kuonisbergli)<br />
Adelboden – Lenk (Hahnenmoos-Mets<strong>ch</strong>)*<br />
Lenk-Simmental Lenk (Betelberg)<br />
Adelboden – Lenk (Hahnenmoos-Mets<strong>ch</strong>)*<br />
Diemtigtal Grimmialp<br />
Diemtigtal Wiriehorn<br />
Zweisimmen (Rinderberg)*<br />
St. Stephan (Gandlouene)*<br />
Jaunpass<br />
Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg Oes<strong>ch</strong>inen<br />
Stock (Sunnbüel)<br />
Kiental – Ramslauenen<br />
Lau<strong>ch</strong>ernalp (Wiler) Wallis<br />
Jeizinen (Gampel) Wallis<br />
Gstaad-Saanenland Zweisimmen (Rinderberg)*<br />
St. Stephan (Gandlouene)*<br />
Hornberg – Saanerslo<strong>ch</strong><br />
S<strong>ch</strong>önried (Rellerli)<br />
Wispile<br />
Gstaad – Rougemont (Eggli)<br />
Rougemont (La Videmanette)<br />
Wasserngrat<br />
Château d‘Oex (La Braye) Waadt<br />
Les Diablerets (Reus<strong>ch</strong> – Glacier 3000) Waadt<br />
* doppelt aufgeführt<br />
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