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Klimaänderung und Tourismus Szenarienanalyse ... - Berggebiete.ch

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Hansruedi Müller<br />

Fabian Weber<br />

<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

<strong>Szenarienanalyse</strong> für das Berner Oberland 2030


Herausgeber<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut für Freizeit <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> (FIF) der Universität Bern<br />

Auftraggeber<br />

Destinationen Berner Oberland (DBeO)<br />

– Roger Seifritz, Gstaad-Saanenland-<strong>Tourismus</strong> (Leitung Arbeitsgruppe)<br />

– Roland Huber, Adelboden-<strong>Tourismus</strong><br />

– Sammy Salm, Grindelwald-<strong>Tourismus</strong><br />

Volkswirts<strong>ch</strong>aftsdirektion des Kantons Bern, beco<br />

Projektleitung<br />

Hansruedi Müller, Prof. Dr.rer.pol<br />

Sa<strong>ch</strong>bearbeitung<br />

Fabian Weber, lic.phil.<br />

Foto (Titelblatt)<br />

Hansruedi Müller, Prof. Dr.rer.pol<br />

Gestaltung<br />

Desk Design, 3032 Hinterkappelen<br />

Druck<br />

Länggass Druck AG, 3012 Bern<br />

Copyright<br />

FIF Universität Bern<br />

ISBN 3-905666-05-7<br />

Bern 2007


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Inhalt<br />

Zusammenfassung 3<br />

Ausgangslage 3<br />

Methodik <strong>und</strong> Aufbau 3<br />

Ausgangsszenario bis ins Jahr 2030 4<br />

Ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen 5<br />

Konsequenzen für den <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> spezifis<strong>ch</strong>e Massnahmen 7<br />

Fazit 11<br />

1. Ausgangslage 12<br />

2. <strong>Szenarienanalyse</strong> 13<br />

2.1. Methodis<strong>ch</strong>es Vorgehen 13<br />

2.2. Faktoren der <strong>Szenarienanalyse</strong> 14<br />

3. Wirkungsmodell «<strong>Klimaänderung</strong> – <strong>Tourismus</strong>» 15<br />

4. Ausgangsszenario bis ins Jahr 2030 (Einflussfaktoren) 17<br />

5. Ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen 22<br />

5.1. Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag 22<br />

5.2. S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit 23<br />

5.3. Permafrost 27<br />

5.4. Glets<strong>ch</strong>er 30<br />

5.5. Lands<strong>ch</strong>aft, Vegetation 33<br />

5.6. Naturgefahren 35<br />

5.7. Wasserhaushalt 38<br />

5.8. Weitere Parameter 39<br />

5.9. Fazit 40<br />

6. Konsequenzen für den <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> spezifis<strong>ch</strong>e Massnahmen 42<br />

6.1. Bergbahnen <strong>und</strong> Skis<strong>ch</strong>ulen 42<br />

6.2. Beherbergung, Hotellerie 46<br />

6.3. Bergführer/Outdoor-Veranstalter 47<br />

6.4. <strong>Tourismus</strong>-Organisationen <strong>und</strong> Gemeindebehörden 48<br />

6.5. Massnahmenbeispiele 51<br />

7. Ökonomis<strong>ch</strong>e Effekte der <strong>Klimaänderung</strong> auf den <strong>Tourismus</strong><br />

im Berner Oberland 54<br />

7.1. Annahmen 54<br />

7.2. Effekte auf den <strong>Tourismus</strong> (S<strong>ch</strong>ritt 1 – ohne Anpassungsmassnahmen) 55<br />

7.3. Klimabedingte Investitionskosten für den <strong>Tourismus</strong><br />

(S<strong>ch</strong>ritt 2 – Anpassungsmassnahmen) 58<br />

7.4. Effekte auf den <strong>Tourismus</strong> (S<strong>ch</strong>ritt 3 – mit Anpassungsmassnahmen) 58<br />

7.5. Fazit 59


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

8. Generelle Verminderungs- <strong>und</strong> Anpassungsstrategien 61<br />

8.1. Verminderungsstrategien 61<br />

8.2. Anpassungsstrategien 62<br />

9. <strong>Tourismus</strong> im Berner Oberland 2030 – eine Ballonfahrt 64<br />

10. Anhang 69<br />

10.1. Auswertungen zu Nieders<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> Temperatur im Berner Oberland 69<br />

10.2. Glets<strong>ch</strong>er im Berner Oberland 83<br />

10.3. Permafrost im Berner Oberland 84<br />

10.4. Skigebiete im Berner Oberland 85<br />

11. Literatur 86


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Ausgangslage<br />

Mit der <strong>Klimaänderung</strong> sind zukünftig in der S<strong>ch</strong>weiz deutli<strong>ch</strong> höhere Temperaturen zu<br />

erwarten. Im Alpenraum dürfte die <strong>Klimaänderung</strong> besonders stark ausfallen. Neben der<br />

Erwärmung sind au<strong>ch</strong> Änderungen bezügli<strong>ch</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> anderer Klimaaspekte zu<br />

erwarten. Die Anfälligkeit des <strong>Tourismus</strong> auf klimatis<strong>ch</strong>e Veränderungen ist sowohl aufgr<strong>und</strong><br />

seiner wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Bedeutung im Berggebiet als au<strong>ch</strong> aufgr<strong>und</strong> der Exponiertheit<br />

gross.<br />

Für die Betroffenen ist es unumgängli<strong>ch</strong>, si<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tzeitig der Herausforderungen bewusst<br />

zu werden <strong>und</strong> über mögli<strong>ch</strong>e Zukunftsstrategien na<strong>ch</strong>zudenken. Die Destinationen im<br />

Berner Oberland mö<strong>ch</strong>ten dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Sie beauftragten das<br />

Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut für Freizeit <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> (FIF) der Universität Bern, in einer Studie<br />

mögli<strong>ch</strong>e Folgen der <strong>Klimaänderung</strong> für den <strong>Tourismus</strong> im Berner Oberland aufzuzeigen,<br />

um eine f<strong>und</strong>ierte Diskussion über mögli<strong>ch</strong>e Anpassungs- <strong>und</strong> Verhinderungsstrategien<br />

führen zu können.<br />

Methodik <strong>und</strong> Aufbau<br />

Da sowohl bezügli<strong>ch</strong> des Ausmasses der <strong>Klimaänderung</strong> als au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> der daraus<br />

folgenden Konsequenzen grosse Unsi<strong>ch</strong>erheiten bestehen, wird die Spannbreite dur<strong>ch</strong> ein<br />

Minimal- <strong>und</strong> ein Maximal-Szenario abgedeckt. Das Augenmerk gilt auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> denjenigen<br />

Faktoren, die mit der <strong>Klimaänderung</strong> in direktem Zusammenhang stehen. Beim<br />

System <strong>Klimaänderung</strong>-<strong>Tourismus</strong> handelt es si<strong>ch</strong> um eine Wirkungskette, die vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Ebenen umfasst. Abbildung 1 mö<strong>ch</strong>te modellhaft die für die Evaluation relevanten<br />

Wirkungszusammenhänge aufzeigen.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Abb. : Übersi<strong>ch</strong>tsmodell zur Szenarioanalyse<br />

Einflussfaktoren<br />

Ökologis<strong>ch</strong>e<br />

Konsequenzen<br />

Temperatur,<br />

Nieders<strong>ch</strong>lag<br />

Ausgangsszenario bis ins Jahr 0 0<br />

Das Ausgangsszenario wurde aus vers<strong>ch</strong>iedenen Klimamodellen bere<strong>ch</strong>net <strong>und</strong> prognosti-<br />

ziert Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag für die Alpennord- <strong>und</strong> Alpensüdseite pro Jahreszeit.<br />

(Frei 2004) Tabelle 1 zeigt die probabilistis<strong>ch</strong>e Temperaturprojektion für die S<strong>ch</strong>weiz; Tabel-<br />

le 2 die wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>ste Nieders<strong>ch</strong>lagsprojektion mit Änderungen des mittleren jahres-<br />

zeitli<strong>ch</strong>en Nieders<strong>ch</strong>lags, wobei si<strong>ch</strong> die Änderungen auf das Basisjahr 1990 beziehen. Die<br />

äusseren Spalten bezei<strong>ch</strong>nen den 95% Unsi<strong>ch</strong>erheitsberei<strong>ch</strong> der Änderung.<br />

Tab. : Temperaturveränderung 990– 0 0<br />

in Grad Unsi<strong>ch</strong>erheits- 0.025 0.5 0.975<br />

berei<strong>ch</strong> (Minimal- (Maximal-<br />

Szenario) Szenario)<br />

Nord-S<strong>ch</strong>weiz DJF (Dez.–Feb.) 0.4 1 1.8<br />

Quelle: Frei 2004<br />

S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />

Permafrost<br />

Treibhausgase<br />

<strong>Klimaänderung</strong> (Temperatur, Nieders<strong>ch</strong>lag u.a.)<br />

Glets<strong>ch</strong>er<br />

Lands<strong>ch</strong>aft,<br />

Vegetation<br />

Naturgefahren<br />

Wasserhaushalt,<br />

Nebel<br />

Destinationen Berner Oberland<br />

Konsequenzen<br />

Bergbahnen/<br />

Beherbergung/ Outdoorveranstalter/ <strong>Tourismus</strong>organisa-<br />

für den Tourimus Skis<strong>ch</strong>ulen<br />

Hotellerie<br />

Bergführer<br />

tionen/Gemeinden<br />

Anpassungsstategien<br />

<strong>und</strong><br />

Touristis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>frage, Reiseverhalten<br />

Massnahmen <strong>und</strong><br />

Handlungsfelder<br />

Strategien Vermeidungs-<br />

Quelle: FIF 2007<br />

MAM (März–Mai) 0.4 0.9 1.8<br />

JJA (Juni–Aug.) 0.6 1.4 2.6<br />

SON (Sept.–Nov.) 0.5 1.1 1.8


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Tab. : Nieders<strong>ch</strong>lagsveränderung 990– 0 0 (in Prozent)<br />

Unsi<strong>ch</strong>erheits- 0.025 0.5 0.975<br />

berei<strong>ch</strong> (Minimal- (Maximal-<br />

Szenario) Szenario)<br />

Nord-S<strong>ch</strong>weiz DJF (Dez.–Feb.) –1 +4 +11<br />

Quelle: Frei 2004<br />

MAM (März–Mai) –6 0 +5<br />

JJA (Juni–Aug.) –18 –9 –3<br />

SON (Sept.–Nov.) –8 –3 0<br />

In jedem Fall wird zukünftig mit höheren Temperaturen zu re<strong>ch</strong>nen sein. Während es im<br />

Sommer mehr Trockenheit geben wird, ist im Winter mit mehr Nieders<strong>ch</strong>lägen zu re<strong>ch</strong>-<br />

nen, in unteren Höhenlagen in Form von Regen, in oberen in Form von S<strong>ch</strong>nee. Aus der<br />

Spannweite der Unsi<strong>ch</strong>erheiten dieses Szenarios wurden sowohl ein Minimal-Szenario als<br />

au<strong>ch</strong> ein Maximal-Szenario bis ins Jahr 2030 erstellt, ohne dafür konkrete Wahrs<strong>ch</strong>ein-<br />

li<strong>ch</strong>keiten zu bere<strong>ch</strong>nen. Das Minimal-Szenario geht von der kleinstwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>en Zu-<br />

nahme der Temperatur sowie von den minimalen Veränderungen des Nieders<strong>ch</strong>lags im<br />

Verglei<strong>ch</strong> zum Status Quo aus. Das Maximal-Szenario nimmt die aufgr<strong>und</strong> der Bere<strong>ch</strong>-<br />

nungen grösstmögli<strong>ch</strong>e Temperaturzunahme an sowie die maximalen Abwei<strong>ch</strong>ungen der<br />

Nieders<strong>ch</strong>läge. Zwar liegen die wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>sten Werte jeweils zwis<strong>ch</strong>en den Szenarien,<br />

do<strong>ch</strong> wird in dieser Form die Palette mögli<strong>ch</strong>er Veränderungen am besten abgedeckt.<br />

Ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen<br />

Das Minimal-Szenario<br />

Die Temperatur nimmt bis ins Jahr 2030 (gegenüber 1990) im Winter um 0.4 °C <strong>und</strong> im<br />

Sommer um 0.6 °C zu. Der Nieders<strong>ch</strong>lag wird im Sommer <strong>und</strong> Herbst lei<strong>ch</strong>t abnehmen,<br />

im Winter jedo<strong>ch</strong> eine minime Zunahme verzei<strong>ch</strong>nen. Die S<strong>ch</strong>neefallgrenze wird um ca.<br />

50–60 m ansteigen, das Auftauen des Permafrosts lei<strong>ch</strong>t zunehmen, aber weiterhin gros-<br />

sen S<strong>ch</strong>wankungen unterworfen sein. In den häufiger auftretenden heissen Sommern<br />

wird es punktuell vermehrt zu Steins<strong>ch</strong>lägen <strong>und</strong> Felsstürzen kommen. Der Glets<strong>ch</strong>er-<br />

rückgang wird si<strong>ch</strong> gegenüber den letzten Jahren etwas abs<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en. Wo si<strong>ch</strong> heute<br />

aufgr<strong>und</strong> gefährli<strong>ch</strong>er Glets<strong>ch</strong>er Bedrohungen ergeben, wird si<strong>ch</strong> die Situation zuspitzen.<br />

Die Gebiete um die heutigen Glets<strong>ch</strong>erzungen werden dur<strong>ch</strong> den Glets<strong>ch</strong>errückgang frei-<br />

gelegt. Ansonsten sind in Bezug auf die Lands<strong>ch</strong>aft kaum wesentli<strong>ch</strong>e Veränderungen<br />

zu erwarten. Bezügli<strong>ch</strong> Naturgefahren gibt es keine klaren Tendenzen. Bisherige Trends<br />

werden si<strong>ch</strong> tendenziell verstärken. Insbesondere Starknieders<strong>ch</strong>läge dürften häufiger<br />

auftreten. Die Sommer werden etwas trockener. Insgesamt würden die Veränderungen<br />

im Minimal-Szenario etwas weniger turbulent verlaufen als in den letzten Jahren.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Im Minimal-Szenario kann die Betroffenheit der Destinationen im Berner Oberland zusam-<br />

menfassend wie folgt einges<strong>ch</strong>ätzt werden.<br />

Tab. : Minimal-Szenario – Relevanz der Thematik für die Destinationen im Berner Oberland<br />

Destinationen Adel- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thuner- Wengenboden-<br />

region wald Saanen- Simmen- region see Mürren-<br />

Frutigen land tal Löts<strong>ch</strong>- Lauterbergbrunnental<br />

Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag x x x x x x x x x<br />

S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit x x x xx xxx x xx xxx x<br />

Permafrost x xxx xx x xx x<br />

Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong> x xxx xx x x xx xx<br />

Lands<strong>ch</strong>aftsveränderung x x x x x<br />

Massenbewegungen xx xx xx x xx xx xx x x<br />

Übers<strong>ch</strong>wemmungen xx xxx xx x xx xx xx xxx x<br />

(Skala: x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />

Quelle: FIF 2007<br />

Das Maximal-Szenario<br />

Ausgehend vom Basisjahr 1990 wird bis 2030 mit einem Temperaturanstieg von +1.8 °C<br />

gere<strong>ch</strong>net, für den Sommer sogar mit +2.6 °C. Die Nieders<strong>ch</strong>läge werden im Winter<br />

deutli<strong>ch</strong> um 11% zunehmen, während sie im Sommer um 18% <strong>und</strong> im Herbst um 8%<br />

abnehmen werden. Die Zunahme starker Nieders<strong>ch</strong>lagsereignisse im Winter führt zu<br />

einem höheren Lawinenrisiko in höheren Lagen (ab 2000 m.ü.M.). Umgekehrt wird dur<strong>ch</strong><br />

die wärmeren Temperaturen die S<strong>ch</strong>neefallgrenze in tieferen Lagen um 250–270 m an-<br />

steigen. Im Sommer wird der Permafrost tiefgründiger auftauen. Das Risiko von Stein-<br />

s<strong>ch</strong>lägen <strong>und</strong> Felsstürzen wird somit deutli<strong>ch</strong> zunehmen. Die Glets<strong>ch</strong>er werden markant<br />

zurückgehen <strong>und</strong> die Bedrohung dur<strong>ch</strong> gefährli<strong>ch</strong>e Glets<strong>ch</strong>er wä<strong>ch</strong>st. Das Lands<strong>ch</strong>afts-<br />

bild wird dur<strong>ch</strong> den Rückgang in Glets<strong>ch</strong>ergebieten verändert. Lokal können au<strong>ch</strong> die<br />

Spuren von Naturereignissen zu lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Veränderungen führen. Naturereignisse<br />

werden häufiger auftreten <strong>und</strong> zu höheren S<strong>ch</strong>äden führen. Insbesondere Hitzewellen<br />

im Sommer, aber au<strong>ch</strong> Massenbewegungen nehmen zu. Im Frühling kommt es aufgr<strong>und</strong><br />

höherer Wasserstände vermehrt zu Übers<strong>ch</strong>wemmungen. Im Sommer hingegen können<br />

die Wasserreserven dur<strong>ch</strong> extreme Trockenperioden kurzfristig zurückgehen. Die Auswirkungen<br />

für die <strong>Tourismus</strong>wirts<strong>ch</strong>aft fallen deutli<strong>ch</strong> stärker aus als in den letzten Jahren.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Tab. : Maximal-Szenario – Relevanz der Thematik für die Destinationen im Berner Oberland<br />

Destinationen Adel- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thuner- Wengenboden-<br />

region wald Saanen- Simmen- region see Mürren-<br />

Frutigen land tal Löts<strong>ch</strong>- Lauterbergbrunnental<br />

Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag xx xx xx xx xx xx xx xx xx<br />

S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit xx xx xx xxx xxxx xx xxx xxxx xx<br />

Permafrost xx xxxx xxx xx xx xxx xx<br />

Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong> xx xxxx xxx xx xx xxx xxx<br />

Lands<strong>ch</strong>aftsveränderung xx xx xx x xx xx<br />

Massenbewegungen xxx xxx xxx xx xxx xxx xxx x xxx<br />

Übers<strong>ch</strong>wemmungen xxx xxxx xxx xx xxx xxx xxx xxxx xx<br />

(Skala: x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />

Quelle: FIF 2007<br />

Konsequenzen für den <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> spezifis<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />

Neben vielen anderen gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, sozialen <strong>und</strong> ökologis<strong>ch</strong>en Veränderungen hat<br />

die <strong>Klimaänderung</strong> einen wesentli<strong>ch</strong>en Einfluss auf die Entwicklung des <strong>Tourismus</strong>. Bei<br />

den prognostizierten Auswirkungen handelt es si<strong>ch</strong> um Eins<strong>ch</strong>ätzungen, die im Rahmen<br />

eines Workshops mit touristis<strong>ch</strong>en Leistungsträgern diskutiert wurden.<br />

Bergbahnen/Skis<strong>ch</strong>ulen<br />

Mangelnder S<strong>ch</strong>nee, die steigende S<strong>ch</strong>neefallgrenze <strong>und</strong> damit fehlende Winter-<br />

atmosphäre sind für die Bergbahnen das zentrale Thema. In Zukunft wird die Zahl der<br />

s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>eren Skigebiete stark abnehmen. Im Berner Oberland sind zwar weniger Skige-<br />

biete betroffen als im Jura, in der Ost- <strong>und</strong> in der Zentrals<strong>ch</strong>weiz, aber mehr als im Wallis<br />

<strong>und</strong> in Graubünden. Für die Skigebiete des Berner Oberlandes könnte si<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />

wie folgt entwickeln.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Tab. : S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>ere Skigebiete im Berner Oberland<br />

Region Anzahl S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />

Skigebiete<br />

aktuell 1200 m.ü.M. 1500 m.ü.M.<br />

(Minimal-Szenario) Maximal-Szenario)<br />

Anzahl % Anzahl %<br />

Alpenregion 2 2 100 2 100<br />

Grindelwald 2 2 100 2 100<br />

Thunersee 3 2 67 1 33<br />

Wengen-Mürren-Lauterbrunnental 2 2 100 2 100<br />

Adelboden-Frutigen 5 5 100 4 80<br />

Lenk-Simmental 7 7 100 2 29<br />

Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg 5 5 100 4 80<br />

Gstaad-Saanenland 10 10 100 5 50<br />

Quelle: FIF 2007<br />

Weitere für den <strong>Tourismus</strong> relevante Aspekte sind:<br />

– Fehlender S<strong>ch</strong>nee im Mittelland, fehlende Winteratmosphäre, Na<strong>ch</strong>frageeinbrü<strong>ch</strong>e<br />

– Knappes Wasser für die Bes<strong>ch</strong>neiung, teure Investitionen in Spei<strong>ch</strong>eranlagen<br />

– Weniger Betriebstage im Falle einer Abnahme der Anzahl Sonnentage <strong>und</strong>/oder Zu-<br />

nahme der Tage mit starkem Wind<br />

– Neue Standorte für Skis<strong>ch</strong>ulen, Verlagerung in höhere Gebiete<br />

– Herausforderungen dur<strong>ch</strong> Naturgefahren, Attraktionsverlust (Glets<strong>ch</strong>er), gefährdete<br />

Infrastrukturen (Permafrostböden)<br />

– Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong>, evtl. Attraktionsverlust als Aufenthalts- <strong>und</strong> Aktivitätsraum<br />

– Wärmere Sommer, Popularisierung der «Sommerfris<strong>ch</strong>e», Verlagerung von Frequenzen<br />

vom Winter in den Sommer<br />

Kurzfristig sind für die Bergbahnen <strong>und</strong> Skis<strong>ch</strong>ulen unter anderem folgende Anpassungs-<br />

massnahmen von Bedeutung:<br />

– S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit künstli<strong>ch</strong> erhöhen (Bes<strong>ch</strong>neiung, Spei<strong>ch</strong>erseen, Pistenkorrekturen)<br />

– Skilifte dur<strong>ch</strong> bodenunabhängige Sessellifte ersetzen<br />

– Angebote im Frühling, Sommer <strong>und</strong> Herbst ausbauen<br />

– Skis<strong>ch</strong>ulen in die Höhe verlegen<br />

– Reaktion der Gäste beoba<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong> berücksi<strong>ch</strong>tigen – alternative Attraktionen <strong>und</strong><br />

Aktivitäten anbieten/ausbauen: Wandern, S<strong>ch</strong>litteln, Skimiete etc.<br />

Beherbergung, Hotellerie<br />

Die <strong>Klimaänderung</strong> wird si<strong>ch</strong> auf den Beherbergungssektor vor allem aufgr<strong>und</strong> der erwar-<br />

teten Veränderungen im Wintersport auswirken. Wenn saisonale <strong>und</strong> räumli<strong>ch</strong>e Verla-<br />

gerungseffekte der Touristenströme auftreten, bekommt dies au<strong>ch</strong> die Beherbergung zu<br />

spüren, wohl aber etwas weniger stark als die vom Tagestourismus abhängigen Betriebe.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />

Folgende Entwicklungen stellen für den Beherbergungssektor die zentralen Herausfor-<br />

derungen dar:<br />

– Veränderte Immobilienpreise, höherer Druck auf s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>ere <strong>und</strong> gut errei<strong>ch</strong>bare<br />

Gebiete<br />

– Höhere Versi<strong>ch</strong>erungsprämien <strong>und</strong> Bankkredite aufgr<strong>und</strong> erhöhter Risiken<br />

– Mehrkosten für Investitionen in Si<strong>ch</strong>erheit <strong>und</strong> Alternativangebote<br />

– Verlagerungen vom Winter in den Sommer, verminderte Saisonalität<br />

– Fehlende Winteratmosphäre, Wegfall eines wi<strong>ch</strong>tigen Verkaufsargumentes<br />

– Mehr Sommergäste, zunehmende Popularität der «Sommerfris<strong>ch</strong>e»<br />

Für den Beherbergungssektor sind u.a. vers<strong>ch</strong>iedene kurz- <strong>und</strong> mittelfristige Massnah-<br />

men zentral:<br />

– Diversifikation <strong>und</strong> Branding auf der Ebene der Destinationen <strong>und</strong> der Betriebe ver-<br />

stärken<br />

– Angebote differenzieren, S<strong>ch</strong>nee <strong>und</strong> insbesondere Ski unabhängige Angebote aus-<br />

bauen<br />

– Marketing auf Stärken konzentrieren, «Sommerfris<strong>ch</strong>e» nutzen <strong>und</strong> bewerben<br />

– Wa<strong>ch</strong>sendes Si<strong>ch</strong>erheitsbedürfnis der Gäste berücksi<strong>ch</strong>tigen<br />

Bergführer/Outdoor-Veranstalter<br />

Mit dem Rückzug der Glets<strong>ch</strong>er verändert si<strong>ch</strong> die alpine Lands<strong>ch</strong>aft stark. Neben dem<br />

mögli<strong>ch</strong>en Attraktivitätsverlust für Bergsteigen <strong>und</strong> Outdoor-Sportarten wird bereits heu-<br />

te beoba<strong>ch</strong>tet, dass die Gefahr von Steins<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> Felsstürzen als Folge des auftauenden<br />

Permafrosts auf vielen alpinen Routen zunimmt. Dur<strong>ch</strong> vermehrte Extremereignisse (Un-<br />

wetter, Übers<strong>ch</strong>wemmungen) verändern si<strong>ch</strong> die Gefahrendispositionen <strong>und</strong> das Risiko<br />

für Outdoor-Sportarten.<br />

Winter: Die fehlende Winteratmosphäre bei wenig S<strong>ch</strong>nee wird den Anbietern von Out-<br />

door-Sportarten zunehmend zu s<strong>ch</strong>affen ma<strong>ch</strong>en. Die Angebotsstruktur wird si<strong>ch</strong> verän-<br />

dern <strong>und</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsprobleme können auftreten.<br />

Sommer: Wärmere <strong>und</strong> nieders<strong>ch</strong>lagsärmere Sommer dürften für Outdoor-Veranstal-<br />

ter eher positive Auswirkungen haben. S<strong>ch</strong>wierig abzus<strong>ch</strong>ätzen sind Veränderungen der<br />

lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Attraktivität. Si<strong>ch</strong>erheitsaspekte könnten für Bergsteiger im ho<strong>ch</strong>alpinen<br />

Raum vermehrt zu Problemen führen.<br />

Die Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Gefahrendispositionen <strong>und</strong> entspre<strong>ch</strong>ende Massnahmen wer-<br />

den für Bergführer <strong>und</strong> Outdoor-Veranstalter eine zunehmende Bedeutung erhalten:<br />

– Saison ausweiten<br />

– Indoor-Attraktionen ausbauen, Infrastrukturen anpassen<br />

– Neue Angebote s<strong>ch</strong>affen: Trekking, Klettersteige, Begehung von S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>ten<br />

– Auf andere Sportarten oder Aktivitäten auswei<strong>ch</strong>en: S<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong>uhlaufen, Winterwandern<br />

etc.<br />

– Neue Ges<strong>ch</strong>äftsfelder aufbauen: Si<strong>ch</strong>erheitsarbeiten, Felsräumungen etc.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />

<strong>Tourismus</strong>-Organisationen <strong>und</strong> Gemeindebehörden<br />

Die Gemeindebehörden in den betroffenen Destinationen sind insbesondere dort gefor-<br />

dert, wo zusätzli<strong>ch</strong>e Risiken entstehen, das Gefahrenmanagement angepasst werden<br />

muss <strong>und</strong> Investitionen in die Si<strong>ch</strong>erheit notwendig werden. Die <strong>Tourismus</strong>organisationen<br />

in den betroffenen Destinationen sind primär in Bezug auf Kooperation <strong>und</strong> Information<br />

gefordert. Sie müssen die Entwicklungen antizipieren <strong>und</strong> die Kommunikation na<strong>ch</strong> innen<br />

<strong>und</strong> aussen anpassen. Zu den wi<strong>ch</strong>tigen Massnahmen gehören:<br />

– Angebot diversifizieren: neue Attraktionen, Inszenierung des Bergsommers<br />

– Bevölkerung bezügli<strong>ch</strong> <strong>Klimaänderung</strong> sensibilisieren<br />

– Naturgefahren antizipieren <strong>und</strong> reduzieren: Erarbeitung von Krisenplänen, Klärung von<br />

S<strong>ch</strong>nittstellen zu Kooperationspartnern<br />

– Verkehrswege s<strong>ch</strong>ützen<br />

– Kommunikation professionalisieren: Erarbeitung von Krisenorganisation <strong>und</strong> -kon-<br />

zepten<br />

Ökonomis<strong>ch</strong>e Konsequenzen der <strong>Klimaänderung</strong><br />

S<strong>ch</strong>ätzungen zeigen, dass der <strong>Tourismus</strong> im Winter starke Umsatzeinbussen verzei<strong>ch</strong>nen<br />

wird. Sie halten si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> in Grenzen, weil das Berner Oberland mit einigen ho<strong>ch</strong> gelegenen<br />

Skigebieten davon profitieren kann, dass Konzentrationsprozesse stattfinden<br />

werden. Von den negativen Folgen sol<strong>ch</strong>er Konzentrationsprozesse sind andere Regionen<br />

(v.a. au<strong>ch</strong> im näheren Ausland) no<strong>ch</strong> gravierender betroffen. Zudem ist das Berner Oberland<br />

bekannt für einen ausserordentli<strong>ch</strong> starken Sommertourismus. Damit kann ein Teil<br />

der Umsatzeinbussen kompensiert werden. Wenn das touristis<strong>ch</strong>e Angebot diversifiziert<br />

wird, kommt es zu saisonalen <strong>und</strong> strukturellen Verlagerungen der Erträge.<br />

In drei S<strong>ch</strong>ritten wurde eine Annäherung an die finanziellen Folgen der <strong>Klimaänderung</strong><br />

auf den <strong>Tourismus</strong> im Berner Oberland unter den Bedingungen des Maximal-Szenarios<br />

versu<strong>ch</strong>t:<br />

S<strong>ch</strong>ritt 1: Veränderungen von Frequenzen <strong>und</strong> Umsätzen unter Ausblendung allfälliger<br />

Anpassungsmassnahmen des <strong>Tourismus</strong><br />

– Klimabedingte Umsatzeinbusse Winter Total: ca. –200 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />

ca. –30%<br />

– Klimabedingte Umsatzsteigerung Sommer Total: ca. +80 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder +7%<br />

– Per Saldo klimabedingte Umsatzveränderung (unter den heutigen Strukturbedingungen):<br />

ca. –120 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder ca. –7%<br />

S<strong>ch</strong>ritt 2: Kosten für klimabedingte Investitionen (Anpassungsmassnahmen)<br />

– Zusätzli<strong>ch</strong>e klimabedingte Investitionen von jährli<strong>ch</strong> r<strong>und</strong> 75 Mio. CHF<br />

S<strong>ch</strong>ritt 3: Veränderung von Frequenzen <strong>und</strong> Umsätzen unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung<br />

der Anpassungsmassnahmen aus S<strong>ch</strong>ritt 2<br />

– Klimabedingte Umsatzeinbusse Winter Total: ca. –150 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />

ca. –22%<br />

– Die klimabedingte Umsatzsteigerung im Sommer von ca. +80 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />

ca. +7% bleibt glei<strong>ch</strong> wie ohne Anpassungsmassnahmen


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

– Per Saldo klimabedingte Umsatzveränderung (mit Anpassungsmassnahmen):<br />

ca. –70 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder ca. –4%<br />

Fazit<br />

Die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> auf den <strong>Tourismus</strong> hängen stark von<br />

den ergriffenen Massnahmen ab. Während kurzfristig primär Anpassungsmassnahmen<br />

(Adaptation) nötig sind, ist die Thematisierung von Klimamassnahmen nur dann glaub-<br />

würdig, wenn au<strong>ch</strong> Verminderungsmassnahmen (Mitigation) ergriffen werden.<br />

Als Mitverursa<strong>ch</strong>er der <strong>Klimaänderung</strong> soll der <strong>Tourismus</strong> ni<strong>ch</strong>t nur reagieren, sondern<br />

mögli<strong>ch</strong>st Massnahmen zur Verminderung von Emissionen (Mitigation) au<strong>ch</strong> als<br />

Chance sehen. Wi<strong>ch</strong>tige Strategien sind:<br />

– Förderung des öffentli<strong>ch</strong>en Verkehrs<br />

– Konsequente Anwendung des Verursa<strong>ch</strong>erprinzips<br />

– Verbesserung des Verkehrsmanagements<br />

– Reduktion des Energieverbrau<strong>ch</strong>s <strong>und</strong> der Emissionen von Heizanlagen<br />

– Kompensation von CO -Emissionen<br />

2<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig muss si<strong>ch</strong> der <strong>Tourismus</strong> den veränderten Bedingungen anpassen. Die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

Anpassungsstrategien (Adaptation) sind:<br />

– Sensibilisierung der Bevölkerung<br />

– Förderung von Innovation <strong>und</strong> Diversifikation<br />

– Erweiterung des Angebots <strong>und</strong> Verlängerung der Saison<br />

– Gefahrenabwehr dur<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> organisatoris<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />

– Klare Positionierung <strong>und</strong> gezieltes Marketing<br />

– Intensivierung der Fors<strong>ch</strong>ung<br />

Zur Errei<strong>ch</strong>ung einer wüns<strong>ch</strong>baren Zukunft sind Ein- <strong>und</strong> Weitsi<strong>ch</strong>t erforderli<strong>ch</strong>. Vom Tun<br />

<strong>und</strong> Unterlassen wird es abhängen, wel<strong>ch</strong>e Entwicklung eintreten wird. Sie wird nur dann<br />

die gewüns<strong>ch</strong>te Wende nehmen, wenn man ni<strong>ch</strong>t auf irgendwel<strong>ch</strong>e «Andere» hofft, sondern<br />

selbst einen überzeugten <strong>und</strong> begeisterten Anfang ma<strong>ch</strong>t. Jeder <strong>und</strong> jede von uns<br />

trägt dabei Verantwortung. So gesehen hat au<strong>ch</strong> der kleinste S<strong>ch</strong>ritt in die ri<strong>ch</strong>tige Ri<strong>ch</strong>tung<br />

in si<strong>ch</strong> einen Wert: Die «kleine persönli<strong>ch</strong>e Revolution» als Auftakt <strong>und</strong> Voraussetzung<br />

der grossen Veränderung.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. Ausgangslage<br />

Mit der <strong>Klimaänderung</strong> sind in Zukunft au<strong>ch</strong> für die S<strong>ch</strong>weiz deutli<strong>ch</strong> höhere Tempera-<br />

turen zu erwarten. Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) re<strong>ch</strong>net<br />

mit einem Anstieg der globalen Jahresmitteltemperatur von 1990 bis 2050 zwis<strong>ch</strong>en<br />

0.65 <strong>und</strong> 2.75 °C resp. bis 2100 zwis<strong>ch</strong>en 1.4 <strong>und</strong> 5.8 °C. Alle Modelle weisen darauf hin,<br />

dass si<strong>ch</strong> die <strong>Klimaänderung</strong> im Alpenraum eher stärker als im globalen Mittel bemerkbar<br />

ma<strong>ch</strong>t. Für die S<strong>ch</strong>weiz ergibt eine <strong>Szenarienanalyse</strong> für die glei<strong>ch</strong>e Periode (1990–2050)<br />

einen Anstieg um 0.5 bis 4.8 °C (Proclim 2001, OcCC 2002). Neben der Erwärmung wer-<br />

den au<strong>ch</strong> Änderungen im Nieders<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> in anderen Klimagrössen erwartet.<br />

Der <strong>Tourismus</strong> spielt im Alpenraum eine wi<strong>ch</strong>tige Rolle. Im Berner Oberland betrug der<br />

tourismusinduzierte Gesamtumsatz im Jahr 1994 3.39 Mrd. CHF, die Werts<strong>ch</strong>öpfung<br />

1.82 Mrd. CHF. Dies entspri<strong>ch</strong>t einem Beitrag des <strong>Tourismus</strong> am regionalen Bruttoinland-<br />

produkt von 26.6%. (Rütter, Müller et al. 1995)<br />

Der <strong>Tourismus</strong> ist ni<strong>ch</strong>t nur Betroffener, sondern au<strong>ch</strong> Verursa<strong>ch</strong>er der <strong>Klimaänderung</strong>,<br />

da Mobilität mit der damit verb<strong>und</strong>en Emission von Treibhausgasen eine zentrale Voraus-<br />

setzung des <strong>Tourismus</strong> ist. Ni<strong>ch</strong>tsdestotrotz ist die Anfälligkeit des <strong>Tourismus</strong> auf klima-<br />

tis<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> naturräumli<strong>ch</strong>e Veränderungen sowohl aufgr<strong>und</strong> der grossen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Bedeutung im Berggebiet als au<strong>ch</strong> aufgr<strong>und</strong> der Exponiertheit im Alpenraum ho<strong>ch</strong>. Der<br />

alpine <strong>Tourismus</strong> ist auf mehreren Ebenen von klimatis<strong>ch</strong>en Veränderungen betroffen, die<br />

ihn in Zukunft vor ernsthafte Probleme stellen könnten.<br />

Die neun Destinationen des Berner Oberlandes haben deshalb dem Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut<br />

für Freizeit <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> (FIF) der Universität Bern den Auftrag erteilt, in einer Studie<br />

mögli<strong>ch</strong>e Folgen der <strong>Klimaänderung</strong> aufzuarbeiten, um eine f<strong>und</strong>ierte Diskussion über<br />

mögli<strong>ch</strong>e Anpassungs- <strong>und</strong> Verhinderungsstrategien führen zu können.<br />

Ziel der Studie ist es, die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Herausforderungen, die si<strong>ch</strong> aus der Klimaän-<br />

derung für das Berner Oberland ergeben, zu evaluieren <strong>und</strong> Strategien zur Minimierung<br />

negativer Effekte auf den <strong>Tourismus</strong> zur Diskussion zu stellen.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. <strong>Szenarienanalyse</strong><br />

. . Methodis<strong>ch</strong>es Vorgehen<br />

Bezügli<strong>ch</strong> des Ausmasses der <strong>Klimaänderung</strong> als au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> der daraus folgenden<br />

Konsequenzen bestehen grosse Unsi<strong>ch</strong>erheiten. Deshalb sollen die Konsequenzen in<br />

einem Minimal- <strong>und</strong> einem Maximal-Szenario dargestellt werden.<br />

Unter einem Szenario wird gängigerweise die Bes<strong>ch</strong>reibung einer zukünftigen Situation<br />

verstanden sowie die Entwicklungsmuster, die vom Heute in die Zukunft führen. Mit Hilfe<br />

der Szenariomethode können isolierte Vorstellungen über positive <strong>und</strong> negative Verände-<br />

rungen einzelner Entwicklungsfaktoren in der Zukunft zu umfassenden Bildern <strong>und</strong> Mo-<br />

dellen zusammengefasst werden. (Vgl. Reibnitz 1991) Ein Szenario ist also ein Zukunfts-<br />

modell, das unter bestimmten, wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>st gut abgestützten Annahmen<br />

erstellt wird.<br />

Um ein Verständnis der Wirkungszusammenhänge zu entwickeln, wird eine umfangrei<strong>ch</strong>e<br />

Analyse der Gegenwartssituation vorausgesetzt. Im Ans<strong>ch</strong>luss müssen die Einflussparame-<br />

ter erfasst <strong>und</strong> unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Unsi<strong>ch</strong>erheiten sowie Kenntnislücken bewertet<br />

werden. Das Ergebnis der Szenarioanalyse besteht in der Formulierung alternativer, in si<strong>ch</strong><br />

konsistenter Zukunftsbilder. Ziel der Studie ist ni<strong>ch</strong>t, alle mögli<strong>ch</strong>en Entwicklungen dar-<br />

zustellen, sondern spezifis<strong>ch</strong>e Verläufe auszuwählen <strong>und</strong> entspre<strong>ch</strong>end mögli<strong>ch</strong>e Trends<br />

auszuarbeiten.<br />

Die vorliegende Studie basiert primär auf der Auswertung vorhandener Untersu<strong>ch</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> Statistiken. Die Erkenntnisse aus den Sek<strong>und</strong>ärstudien wurden in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

S<strong>ch</strong>ritten der Arbeitsgruppe DBeO vorgelegt <strong>und</strong> in zwei Workshops vertieft diskutiert: Am<br />

26.9.06 in Interlaken mit 35 Personen aus allen touristis<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> am 20.12.06<br />

in Bern mit ausgewählten Persönli<strong>ch</strong>keiten zur Ableitung ökonomis<strong>ch</strong>er Konsequenzen.<br />

Der räumli<strong>ch</strong>e Bezug für die Analyse bildet das Berner Oberland. Folgende Akteure stehen<br />

dabei im Zentrum:<br />

– Bergbahnen, Skis<strong>ch</strong>ulen<br />

– Beherbergung, insbes. Hotellerie<br />

– Outdoor-Veranstalter, Bergführer<br />

– <strong>Tourismus</strong>organisationen <strong>und</strong> Gemeindebehörden


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. . Faktoren der <strong>Szenarienanalyse</strong><br />

Das Ausgangsszenario, dem Emissionsszenarien <strong>und</strong> Modellre<strong>ch</strong>nungen zugr<strong>und</strong>e liegen,<br />

bere<strong>ch</strong>net die prognostizierte <strong>Klimaänderung</strong> bezügli<strong>ch</strong> Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag.<br />

Daraus werden ein Minimal- <strong>und</strong> ein Maximal-Szenario abgeleitet. Diese Variabeln beein-<br />

flussen wiederum mehrere ökologis<strong>ch</strong>e Faktoren wie S<strong>ch</strong>neefallgrenze, Permafrost, Glet-<br />

s<strong>ch</strong>er, Lands<strong>ch</strong>aft oder Naturgefahren. Diese ökologis<strong>ch</strong>en Konsequenzen werden für die<br />

beiden Szenarien deskriptiv aufgearbeitet. Die ökologis<strong>ch</strong>en Faktoren bilden die Gr<strong>und</strong>lage<br />

für die Bestimmung der tourismus-ökonomis<strong>ch</strong>en Folgen. Neben der Attraktivität<br />

des touristis<strong>ch</strong>en Angebots <strong>und</strong> des Lands<strong>ch</strong>aftsbildes können das Investitionsverhalten<br />

touristis<strong>ch</strong>er Leistungsträger <strong>und</strong> der öffentli<strong>ch</strong>en Hand <strong>und</strong> natürli<strong>ch</strong> die touristis<strong>ch</strong>e<br />

Na<strong>ch</strong>frage betroffen sein.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. Wirkungsmodell «<strong>Klimaänderung</strong> – <strong>Tourismus</strong>»<br />

Der Evaluation der Wirkungszusammenhänge liegt folgendes Modell zugr<strong>und</strong>e:<br />

Abb. : Übersi<strong>ch</strong>tsmodell zur Szenarioanalyse<br />

Einflussfaktoren<br />

Ökologis<strong>ch</strong>e<br />

Konsequenzen<br />

Temperatur,<br />

Nieders<strong>ch</strong>lag<br />

S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />

Das Modell zeigt, dass es si<strong>ch</strong> beim System «<strong>Klimaänderung</strong>-<strong>Tourismus</strong>» ni<strong>ch</strong>t um eine<br />

einfa<strong>ch</strong>e Ursa<strong>ch</strong>e – Wirkung Beziehung handelt. Der Untersu<strong>ch</strong>ungsgegenstand stellt viel-<br />

mehr eine Wirkungskette dar, die vers<strong>ch</strong>iedene Ebenen umfasst.<br />

Einflussfaktoren<br />

Permafrost<br />

Treibhausgase<br />

<strong>Klimaänderung</strong> (Temperatur, Nieders<strong>ch</strong>lag u.a.)<br />

Glets<strong>ch</strong>er<br />

Lands<strong>ch</strong>aft,<br />

Vegetation<br />

Naturgefahren<br />

Wasserhaushalt,<br />

Nebel<br />

Destinationen Berner Oberland<br />

Konsequenzen<br />

Bergbahnen/<br />

Beherbergung/ Outdoorveranstalter/ <strong>Tourismus</strong>organisa-<br />

für den Tourimus Skis<strong>ch</strong>ulen<br />

Hotellerie<br />

Bergführer<br />

tionen/Gemeinden<br />

Anpassungsstategien<br />

<strong>und</strong><br />

Touristis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>frage, Reiseverhalten<br />

Massnahmen <strong>und</strong><br />

Handlungsfelder<br />

Strategien Vermeidungs-<br />

Quelle: FIF 2007<br />

Au<strong>ch</strong> wenn das genaue Ausmass des Beitrags von Treibhausgasen zur <strong>Klimaänderung</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

exakt bestimmt werden kann, gilt es als gesi<strong>ch</strong>ert, dass ein signifikanter Zusammenhang<br />

zwis<strong>ch</strong>en anthropogenen Emissionen <strong>und</strong> der <strong>Klimaänderung</strong> besteht. Als Ausgangsbasis<br />

dient ein Szenario, das die Veränderungen der Klimaelemente Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag<br />

simuliert.<br />

Ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen<br />

Die daraus folgenden Auswirkungen auf vers<strong>ch</strong>iedene naturräumli<strong>ch</strong>e Parameter sind mit<br />

einer grösseren Unsi<strong>ch</strong>erheit behaftet. Es werden jeweils zwei Szenarien ausgeführt, mögli<strong>ch</strong>e<br />

ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen bes<strong>ch</strong>reibend aufgezeigt <strong>und</strong> die Betroffenheit einzelner<br />

Destinationen skizziert.<br />

Konsequenzen für den <strong>Tourismus</strong><br />

Daraus folgend wird die Bedeutung der Veränderungen für vers<strong>ch</strong>iedene Akteure im<br />

<strong>Tourismus</strong> eruiert. Dabei wird für die beiden Szenarien nur no<strong>ch</strong> je ein Bild aufgezeigt.<br />

S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> können mögli<strong>ch</strong>e Konsequenzen für das touristis<strong>ch</strong>e Angebot <strong>und</strong> indirekt


Abb. : Der Szenarienbaum<br />

1. Klimaszenarien 2030<br />

(Einflussmassnahmen)<br />

Quelle: FIF 2007<br />

<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

für die touristis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>frage abgeleitet <strong>und</strong> ans<strong>ch</strong>liessend die resultierenden monetären<br />

Effekte grob umrissen werden.<br />

Massnahmen <strong>und</strong> Strategien<br />

Während für die Erarbeitung der Szenarien allfällige anthropogene Eingriffe no<strong>ch</strong> aus-<br />

geblendet werden, gilt es zum S<strong>ch</strong>luss mögli<strong>ch</strong>e Steuerungsme<strong>ch</strong>anismen zu evaluieren<br />

sowie denkbare Massnahmen <strong>und</strong> Strategien zu erarbeiten.<br />

2. Ökologis<strong>ch</strong>e<br />

Konsequenzen<br />

3. Konsequenzen für<br />

den <strong>Tourismus</strong><br />

4. Massnahmen <strong>und</strong><br />

Strategien


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. Ausgangsszenario bis ins Jahr 0 0 (Einflussfaktoren)<br />

In Bezug auf die zukünftigen Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> gibt es viele Unsi<strong>ch</strong>er-<br />

heiten. Im Beri<strong>ch</strong>t des ‹Organe consultatif sur les Changements Climatiques› (OcCC<br />

2003:5) ist na<strong>ch</strong>zulesen, dass für die Beurteilung kleinräumiger Phänomene, die erheb-<br />

li<strong>ch</strong>e Auswirkungen auf Umwelt <strong>und</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft haben könnten, der momentane Wis-<br />

sensstand kaum ausrei<strong>ch</strong>end sei, denn die Klimamodelle verfügen ni<strong>ch</strong>t über die nöti-<br />

ge räumli<strong>ch</strong>e Auflösung. Um mögli<strong>ch</strong>e Folgen aufzuzeigen, müssen deshalb Annahmen<br />

getroffen werden, die auf dem derzeitigen wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erkenntnisstand beruhen.<br />

Vers<strong>ch</strong>iedene Modelle bere<strong>ch</strong>nen die Entwicklung des Klimas in der Zukunft.<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage für die Untersu<strong>ch</strong>ung dient das Szenario von Frei (2004), das im Rahmen<br />

des EU-Projektes PRUDENCE auf regionaler Ebene Simulationen mit 16 vers<strong>ch</strong>iedenen<br />

Modellketten erarbeitet. Dabei handelt es si<strong>ch</strong> um eine wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>e Projektion. Unsi-<br />

<strong>ch</strong>erheiten sind Teil eines Szenarios. Bere<strong>ch</strong>net wurden die Nieders<strong>ch</strong>lags- <strong>und</strong> Tempera-<br />

turänderungen für die Nord- <strong>und</strong> die Süds<strong>ch</strong>weiz für das Jahr 2030.<br />

Als Zeithorizont für das Szenario wurde das Jahr 2030 festgelegt, da diese Zeitspanne<br />

übers<strong>ch</strong>aubar ist <strong>und</strong> es bis dahin aber trotzdem bereits si<strong>ch</strong>tbare Veränderungen geben<br />

wird. Mögli<strong>ch</strong>e Kippeffekte (wie beispielsweise eine starke Abs<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>ung der Wirkungen<br />

des Golf Stroms) werden ni<strong>ch</strong>t betra<strong>ch</strong>tet.<br />

Abb. 4: Veränderung der globalen Temperatur<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0.01–0.99<br />

0.025–0.975<br />

0.05–0.95<br />

0.10–0.90<br />

0.25–0.75<br />

median<br />

IPCC 2001<br />

Quelle: Wigley & Raper 2001<br />

2000 2020 2040 2060 2080 2100


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Abbildung 4 zeigt die probabilistis<strong>ch</strong>e Projektion von Wigley <strong>und</strong> Raper (2001) für die Än-<br />

derung der globalen Mitteltemperatur im 21. Jh. gegenüber 1990. Vers<strong>ch</strong>iedene Graustu-<br />

fen entspre<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>iedenen Konfidenzberei<strong>ch</strong>en. Die im IPCC (Houghton et al. 2001)<br />

genannten Unsi<strong>ch</strong>erheitsberei<strong>ch</strong>e sind vertikal dargestellt.<br />

Das Modell zeigt, dass sowohl beim Nieders<strong>ch</strong>lag wie bei der Temperatur die Änderung<br />

von der Jahreszeit abhängt. Im Norden der S<strong>ch</strong>weiz wird bis zum Jahr 2030 im Winterquartal<br />

eine Nieders<strong>ch</strong>lagszunahme zwis<strong>ch</strong>en 0 <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 10%, im Sommerquartal dagegen<br />

eine Abnahme um 3 bis 18% erwartet. Die beste S<strong>ch</strong>ätzung (der Median) der<br />

Änderung beträgt +4% im Winter <strong>und</strong> –9% im Sommer. Die Nieders<strong>ch</strong>lagsänderungen<br />

auf der Alpensüdseite sind quantitativ ähnli<strong>ch</strong>. Die besten S<strong>ch</strong>ätzungen wei<strong>ch</strong>en um wenige<br />

Prozent von denjenigen der Nords<strong>ch</strong>weiz ab, aber der Unsi<strong>ch</strong>erheitsberei<strong>ch</strong> ist etwas<br />

grösser, besonders im Sommer. In den Übergangsjahreszeiten Frühling <strong>und</strong> Herbst sind<br />

sowohl Zu- wie Abnahmen mögli<strong>ch</strong>, wobei die besten S<strong>ch</strong>ätzungen minime Abnahmen<br />

aufzeigen.<br />

Abb. 5: Nieders<strong>ch</strong>lagsszenario für die S<strong>ch</strong>weiz<br />

Nieders<strong>ch</strong>lagsänderung<br />

1.50<br />

1.25<br />

1.10<br />

1.00<br />

0.90<br />

0.80<br />

0.66<br />

0.50<br />

1.21<br />

1.3<br />

1.11<br />

1.11<br />

1.08<br />

1.04<br />

0.99 0.99 0.99<br />

2030<br />

2050<br />

2070<br />

Alpennordseite<br />

1.13<br />

1.1<br />

1.05<br />

1 0.99 0.99<br />

0.94<br />

0.89<br />

0.85<br />

DJF MAM JJA SON<br />

Jahreszeit<br />

0.97<br />

0.93<br />

0.91 0.91<br />

0.83<br />

0.82<br />

0.77<br />

0.69<br />

0.59<br />

1 0.99 0.99<br />

0.97<br />

0.94<br />

0.91<br />

0.92<br />

0.86<br />

0.8<br />

1.16<br />

1.13<br />

1.11<br />

1.06<br />

1<br />

1.26<br />

1.01 1.01<br />

Alpensüdseite<br />

Jahreszeit<br />

Quelle: Frei 2004<br />

DJF MAM JJA SON<br />

Die Abbildung 5 zeigt die probabilistis<strong>ch</strong>e Nieders<strong>ch</strong>lagsprojektion für die S<strong>ch</strong>weiz, nördli<strong>ch</strong><br />

(links) <strong>und</strong> südli<strong>ch</strong> (re<strong>ch</strong>ts) des Alpenhauptkamms. Die Änderung des mittleren jahreszeitli<strong>ch</strong>en<br />

Nieders<strong>ch</strong>lags ist als Verhältnis des zukünftigen gegenüber dem Stand 1990<br />

dargestellt. (Linke A<strong>ch</strong>se in logarithmis<strong>ch</strong>en Einheiten. Ein Wert von 0.50 bezei<strong>ch</strong>net zum<br />

Beispiel eine Halbierung gegenüber den Verhältnissen 1990.) Die vertikalen Balken bes<strong>ch</strong>reiben<br />

das 95% Konfidenzintervall <strong>und</strong> die horizontalen s<strong>ch</strong>warzen Linien den Median<br />

1.42<br />

1.07<br />

1.05<br />

1.03<br />

0.98<br />

0.96<br />

0.94<br />

0.91<br />

0.85<br />

0.78<br />

0.97<br />

0.94<br />

0.92<br />

0.9<br />

0.78<br />

0.81<br />

0.64<br />

0.74<br />

0.51<br />

1.06<br />

1.04<br />

1.02<br />

0.98<br />

0.96<br />

0.95<br />

0.93<br />

0.86<br />

0.81


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />

(beste S<strong>ch</strong>ätzung) der Änderung. Die Balken zeigen die Änderung bis ins Jahr 2030 (2050,<br />

2070).<br />

Tab. : Nieders<strong>ch</strong>lagsveränderung 990– 0 0<br />

in Prozent Unsi<strong>ch</strong>erheits- 0.025 0.5 0.975<br />

berei<strong>ch</strong> (Minimal- (Maximal-<br />

Szenario) Szenario)<br />

Nord-S<strong>ch</strong>weiz DJF (Dez.–Feb.) –1 +4 +11<br />

MAM (März–Mai) –6 0 +5<br />

JJA (Juni–Aug.) –18 –9 –3<br />

SON (Sept.–Nov.) –8 –3 0<br />

Süd-S<strong>ch</strong>weiz DJF (Dez.–Feb.) 0 +6 +13<br />

Quelle: Frei 2004<br />

MAM (März–Mai) –9 –4 +3<br />

JJA (Juni–Aug.) –22 –10 –3<br />

SON (Sept.–Nov.) –7 –2 +2<br />

Die mittleren Temperaturen nehmen gemäss der probabilistis<strong>ch</strong>en Projektion in allen Jah-<br />

reszeiten zu. Ausgehend vom Basisjahr 1990 werden bis ins Jahr 2030 in der Nords<strong>ch</strong>weiz<br />

eine Erwärmung von 0.4 bis 1.8 °C im Winterquartal <strong>und</strong> eine sol<strong>ch</strong>e von 0.6 bis 2.6 °C<br />

im Sommerquartal erwartet. Die beste S<strong>ch</strong>ätzung der Änderung ist 0.9 °C im Winter <strong>und</strong><br />

1.4 °C im Sommer. Es gibt kaum Unters<strong>ch</strong>iede in den Resultaten zwis<strong>ch</strong>en der Nord- <strong>und</strong><br />

der Süds<strong>ch</strong>weiz. Für die Übergangsjahreszeiten ist die Erwärmung verglei<strong>ch</strong>bar mit derje-<br />

nigen im Winter.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />

Abb. 6: Temperaturszenario für die S<strong>ch</strong>weiz<br />

Temperaturänderung (°C)<br />

7.0<br />

6.0<br />

5.0<br />

4.0<br />

3.0<br />

2.0<br />

1.0<br />

0.0<br />

1.8<br />

1<br />

0.4<br />

3.4<br />

1.8<br />

0.9<br />

2030<br />

2050<br />

2070<br />

4.7<br />

2.6<br />

1.2<br />

1.8<br />

0.9<br />

0.4<br />

Alpennordseite<br />

3.3<br />

1.8<br />

0.8<br />

4.8<br />

DJF MAM JJA SON<br />

Die Abbildung 6 zeigt eine probabilistis<strong>ch</strong>e Temperaturprojektion für die Nord- <strong>und</strong> Süd-<br />

s<strong>ch</strong>weiz. Ausgehend vom Basisjahr 1990 sind die Änderungen in Grad bis 2030 (hell), bis<br />

2050 (mittel) <strong>und</strong> bis 2070 (dunkel) gegenüber 1990 angegeben.<br />

Tab. : Temperaturveränderung 990– 0 0 (in Grad Celsius)<br />

Unsi<strong>ch</strong>erheits- 0.025 0.5 0.975<br />

berei<strong>ch</strong> (Minimal- (Maximal-<br />

Szenario) Szenario)<br />

Nord-S<strong>ch</strong>weiz DJF (Dez.–Feb.) 0.4 1 1.8<br />

MAM (März–Mai) 0.4 0.9 1.8<br />

JJA (Juni–Aug.) 0.6 1.4 2.6<br />

SON (Sept.–Nov.) 0.5 1.1 1.8<br />

Süd-S<strong>ch</strong>weiz DJF (Dez.–Feb.) 0.4 0.9 1.7<br />

Quelle: Frei 2004<br />

2.5 2.6<br />

1.1<br />

1.4<br />

0.6<br />

Jahreszeit<br />

4.7<br />

2.7<br />

1.4<br />

7<br />

3.8<br />

1.9<br />

1.8<br />

1.1<br />

0.5<br />

3.5<br />

2.1<br />

1.1<br />

5.2<br />

3<br />

1.7<br />

1.7<br />

0.9<br />

0.4<br />

3<br />

1.8<br />

0.9<br />

4.5<br />

2.5<br />

1.2<br />

Alpensüdseite<br />

Jahreszeit<br />

MAM (März–Mai) 0.4 0.9 1.7<br />

JJA (Juni–Aug.) 0.7 1.5 2.6<br />

SON (Sept.–Nov.) 0.5 1.1 1.9<br />

1.7<br />

0.9<br />

0.4<br />

3.3<br />

1.8<br />

0.9<br />

4.7<br />

2.6 2.6<br />

1.2<br />

Quelle: Frei 2004<br />

DJF MAM JJA SON<br />

1.5<br />

0.7<br />

4.9<br />

2.8<br />

1.5<br />

7.1<br />

4<br />

2.1<br />

1.9<br />

1.1<br />

0.6<br />

3.6<br />

2.2<br />

1.2<br />

5.3<br />

3.1<br />

1.7


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Mehr Regen <strong>und</strong> weniger S<strong>ch</strong>nee im Winter in tiefen Lagen<br />

Im Norden der S<strong>ch</strong>weiz wird bis ins Jahr 2030 im Winter eine Nieders<strong>ch</strong>lagszunahme von<br />

ungefähr 4% erwartet <strong>und</strong> ein Anstieg der mittleren Temperatur um +1 °C. Die Nieder-<br />

s<strong>ch</strong>lags- <strong>und</strong> Temperaturänderungen auf der Alpensüdseite sind quantitativ ähnli<strong>ch</strong> (+6%<br />

beim Nieders<strong>ch</strong>lag, +0.9 °C bei der Temperatur). Die Zunahme starker Nieders<strong>ch</strong>lagser-<br />

eignisse im Winter führt zu mä<strong>ch</strong>tigeren S<strong>ch</strong>needecken in höheren Lagen ab 2000 m.ü.M.<br />

Umgekehrt wird dur<strong>ch</strong> die wärmeren Temperaturen die S<strong>ch</strong>neefallgrenze um 250–270 m<br />

ansteigen. Die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit sinkt.<br />

Mehr Trockenheit im Sommer<br />

Im Sommer werden die mittleren Temperaturen bis 2030 um ungefähr +1.4 °C ansteigen.<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig werden die Nieders<strong>ch</strong>läge um r<strong>und</strong> 10% abnehmen. Als Folge der Erwär-<br />

mung werden Evaporation <strong>und</strong> Transpiration zunehmen. Die Kombination dieser Verän-<br />

derungen kann zu einem vermehrten Auftreten von Trockenperioden führen.<br />

Ableitung der Szenarien<br />

Aus der Spannweite des oben aufgeführten Szenarios wurden ein Minimal- sowie ein<br />

Maximal-Szenario erstellt, ohne dafür konkrete Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keiten zu bere<strong>ch</strong>nen. Das<br />

Minimal-Szenario geht von der kleinstwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>en Zunahme der Temperatur sowie<br />

von den minimalen Veränderungen des Nieders<strong>ch</strong>lags im Verglei<strong>ch</strong> zum Status Quo aus.<br />

Das Maximal-Szenario nimmt die aufgr<strong>und</strong> der Bere<strong>ch</strong>nungen grösstmögli<strong>ch</strong>e Tempera-<br />

turzunahme an sowie die maximalen Abwei<strong>ch</strong>ungen der Nieders<strong>ch</strong>läge. Au<strong>ch</strong> wenn die<br />

wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>sten Werte jeweils zwis<strong>ch</strong>en den Szenarien liegen, wird so die Palette mög-<br />

li<strong>ch</strong>er Veränderungen am besten abgedeckt.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. Ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen<br />

Für die ökologis<strong>ch</strong>en Konsequenzen gibt es keine Modellre<strong>ch</strong>nungen, da die Zusammen-<br />

hänge na<strong>ch</strong> heutigem wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>em Stand der Fors<strong>ch</strong>ung ni<strong>ch</strong>t im Detail bekannt<br />

<strong>und</strong> entspre<strong>ch</strong>end die Auswirkungen meist ni<strong>ch</strong>t quantifizierbar sind. Aufgr<strong>und</strong> der skiz-<br />

zierten Szenarien sollen deshalb nur Tendenzen aufgezeigt <strong>und</strong> Entwicklungen qualitativ<br />

einges<strong>ch</strong>ätzt werden. Wo die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Gr<strong>und</strong>lagen mangelhaft sind, werden<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> gewisse Aspekte diskursiv erläutert.<br />

Trotz grosser Unsi<strong>ch</strong>erheiten wird versu<strong>ch</strong>t, die ökologis<strong>ch</strong>en Konsequenzen für die einzel-<br />

nen touristis<strong>ch</strong>en Destinationen im Berner Oberland einzus<strong>ch</strong>ätzen. Die Entwicklung der<br />

<strong>Klimaänderung</strong> kann nur bedingt auf eine regionale Skala herunter gebro<strong>ch</strong>en werden.<br />

Zwis<strong>ch</strong>en den Destinationen oder Alpentälern gibt es teilweise mikroklimatis<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>iede,<br />

die mangels Differenzierung der Klimamodelle nur andeutungsweise herausgearbeitet<br />

werden können.<br />

. . Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag<br />

5.1.1. Generell<br />

Veränderungen von Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag haben diverse ökologis<strong>ch</strong>e Konsequenzen,<br />

die für den <strong>Tourismus</strong> von Bedeutung sind. Änderungen von Temperatur <strong>und</strong><br />

Nieders<strong>ch</strong>lag wirken si<strong>ch</strong> direkt auf das Wetter aus <strong>und</strong> können die Disposition für Naturereignisse<br />

gr<strong>und</strong>legend verändern.<br />

Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag<br />

Minimal-Szenario Die Temperatur nimmt im Winter um 0.4 °C, im<br />

Sommer um 0.6 °C zu. Dies entspri<strong>ch</strong>t einer lei<strong>ch</strong>t<br />

s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>eren Zunahme als seit 1990.<br />

In Bezug auf den Nieders<strong>ch</strong>lag gibt es im Sommer<br />

<strong>und</strong> Herbst eine lei<strong>ch</strong>te Abnahme, im Winter eine<br />

minime Zunahme.<br />

Maximal-Szenario Die Temperaturen in der Nord-S<strong>ch</strong>weiz steigen um<br />

1.8 °C, im Sommer sogar um 2.6 °C.<br />

Die Nieders<strong>ch</strong>läge nehmen im Winter deutli<strong>ch</strong> zu<br />

(+11%) <strong>und</strong> im Sommer stark ab (–18%). Au<strong>ch</strong><br />

im Herbst ist mit markant weniger Nieders<strong>ch</strong>lag<br />

zu re<strong>ch</strong>nen (–8%).<br />

5.1.2. Destinationen Berner Oberland<br />

Veränderungen von Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag betreffen alle Destinationen in ähnli<strong>ch</strong>em<br />

Masse. Dur<strong>ch</strong> höhere Wintertemperaturen fällt in tieferen Lagen weniger Nieders<strong>ch</strong>lag<br />

in Form von S<strong>ch</strong>nee.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Tab. : Relevanz der Thematik für die Destinationen<br />

Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />

Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />

Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />

Min. x x x x x x x x x<br />

Max. xx xx xx xx xx xx xx xx xx<br />

(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />

. . S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />

5.2.1. Generell<br />

Eine Untersu<strong>ch</strong>ung der Entwicklung der S<strong>ch</strong>needecke zwis<strong>ch</strong>en 1931 <strong>und</strong> 1999 zeigt bis<br />

in die frühen 80er-Jahre eine stetige Zunahme in Bezug auf S<strong>ch</strong>neemenge, Dauer der<br />

S<strong>ch</strong>neebedeckung <strong>und</strong> Anzahl Tage mit S<strong>ch</strong>neefall. Seit den 80er-Jahren ma<strong>ch</strong>en die Da-<br />

ten für alle untersu<strong>ch</strong>ten Variablen eine markante Abnahme deutli<strong>ch</strong>. (Laternser/S<strong>ch</strong>nee-<br />

beli 2003)<br />

Der Trend hin zu einem Klima mit weniger S<strong>ch</strong>nee ist von der Höhenlage abhängig.<br />

Während Stationen über 2000 m.ü.M. kaum Tendenzen zu weniger S<strong>ch</strong>nee zeigen,<br />

wird die Abnahme umso deutli<strong>ch</strong>er, je tiefer eine Station liegt. Bei den Stationen unter<br />

2000 m.ü.M. waren die 90er-Jahre mit grossem Abstand die s<strong>ch</strong>neeärmste Dekade seit<br />

1930. (Laternser/S<strong>ch</strong>neebeli 2003)<br />

Mit mehr Winternieders<strong>ch</strong>lag werden die S<strong>ch</strong>neemengen in den höheren Lagen zuneh-<br />

men, während in tieferen Lagen Nieders<strong>ch</strong>lag vermehrt als Regen fallen wird. Die Grenze,<br />

oberhalb wel<strong>ch</strong>er in einem milderen Klima mit grösseren S<strong>ch</strong>neemengen zu re<strong>ch</strong>nen ist,<br />

liegt zwis<strong>ch</strong>en 1700 <strong>und</strong> 2000 m.ü.M.<br />

Die Anzahl winterli<strong>ch</strong>er Starknieders<strong>ch</strong>läge im Alpenraum hat si<strong>ch</strong> erhöht. Au<strong>ch</strong> wenn aus<br />

der Vergangenheit keine Trends in Bezug auf S<strong>ch</strong>needecke <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>adenlawinenaktivität<br />

beoba<strong>ch</strong>tet werden können (OcCC 2003:77), gehen vers<strong>ch</strong>iedene Autoren davon aus,<br />

dass mit mehr S<strong>ch</strong>nee in höheren Lagen die Lawinengefahr zunehmen wird.<br />

Na<strong>ch</strong> einer Faustregel steigt die S<strong>ch</strong>neefallgrenze pro Grad um ca. 100–150 m. Ein Gebiet<br />

gilt als s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>er, wenn in mindestens 7 von 10 Wintern vom 1.12. bis 15.4. an min-<br />

destens 100 Tagen eine für den S<strong>ch</strong>neesport ausrei<strong>ch</strong>ende S<strong>ch</strong>needecke von mindestens<br />

30cm liegt. (Vgl. Abegg 1996)


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />

Minimal-Szenario Bei einer Temperaturzunahme im Winter von<br />

0.4 °C ist von einem Anstieg der S<strong>ch</strong>neefallgrenze<br />

um 50–60 m auszugehen.<br />

Maximal-Szenario Nimmt die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Wintertemperatur<br />

um 1.8 °C zu, wird die S<strong>ch</strong>neefallgrenze um 250–<br />

270 m ansteigen.<br />

5.2.2. Destinationen Berner Oberland<br />

In einer Studie der Abteilung Naturgefahren des Kantons Bern (Buri, Ryter o.J.) werden<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Daten des Eidg. Instituts für S<strong>ch</strong>nee- <strong>und</strong> Lawinenfors<strong>ch</strong>ung (SLF) aufgearbeitet,<br />

auf die im Folgenden zurückgegriffen wird.<br />

Spätes Eins<strong>ch</strong>neien: Nimmt man den 25. Dezember als Sti<strong>ch</strong>tag, zeigt si<strong>ch</strong>, dass die<br />

S<strong>ch</strong>needecke zu diesem Zeitpunkt in der Tendenz au<strong>ch</strong> in höheren Lagen immer dünner<br />

wird. Die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>neehöhe an Weihna<strong>ch</strong>ten ist in den vergangenen<br />

50 Jahren auf etwa die Hälfte gesunken. In den Jahren 1991 bis 2006 gab es deutli<strong>ch</strong><br />

weniger S<strong>ch</strong>nee als im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt der Jahre 1955–1990. Abb. 7 zeigt die Entwicklung<br />

der S<strong>ch</strong>neehöhen am 25. Dezember für Wengen. Entspre<strong>ch</strong>ende Grafiken für andere<br />

Messstationen sind im Anhang angefügt.<br />

Abb. 7: S<strong>ch</strong>neehöhen an Weihna<strong>ch</strong>ten in Wengen (1310 m.ü.M.)<br />

Jährli<strong>ch</strong>e Werte <strong>und</strong> statistis<strong>ch</strong> bere<strong>ch</strong>nete Trendlinie<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

54<br />

56<br />

58<br />

60<br />

62<br />

64<br />

66<br />

68<br />

70<br />

72<br />

74<br />

76<br />

78<br />

80<br />

82<br />

84<br />

86<br />

88<br />

90<br />

92<br />

94<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

S<strong>ch</strong>neehöhe (in cm)<br />

Trendlinie (Linear)<br />

96<br />

98<br />

00<br />

02<br />

04


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Wärmere Winter: Der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt der Wintertemperaturen 1955–1989 lag bei 2.4 °C,<br />

derjenige von 1990–2006 bei 2.9 °C (Messstation Interlaken). Die Winter sind in Inter-<br />

laken in den vergangenen 50 Jahren markant wärmer geworden. Diese Aussagen treffen<br />

au<strong>ch</strong> für höhere Stationen zu (s. Anhang).<br />

Abb. 8: Wintertemperaturen im Interlaken<br />

Jährli<strong>ch</strong>e Werte, Mittelwerte <strong>und</strong> statistis<strong>ch</strong> bere<strong>ch</strong>nete Trendlinie<br />

5.0<br />

4.5<br />

4.0<br />

3.5<br />

3.0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

–0.5<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

69<br />

71<br />

73<br />

75<br />

77<br />

79<br />

81<br />

83<br />

Häufiger s<strong>ch</strong>neearme Winter: Seit 1990 war die S<strong>ch</strong>needecke in Adelboden meist dün-<br />

ner als im langjährigen Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt. Die Tendenz der S<strong>ch</strong>neearmut ist ni<strong>ch</strong>t auf abneh-<br />

mende Nieders<strong>ch</strong>läge zurückzuführen, sondern auf den Anstieg der Temperaturen. In<br />

höheren Lagen ist die Abnahme der S<strong>ch</strong>needecke weniger ausgeprägt, wie weitere Aus-<br />

wertungen im Anhang zeigen. Die S<strong>ch</strong>neearmut in tiefen Lagen ist hingegen auffällig.<br />

85<br />

87<br />

89<br />

91<br />

93<br />

95<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

mittlere Temperaturen<br />

1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

Mittel 55–89<br />

Mittel 90–06<br />

97<br />

99<br />

01<br />

03<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Abb. 9: Mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen (1.12.–30.4)<br />

Adelboden (1350 m.ü.M.)<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

69<br />

71<br />

Kürzere Winter: Folgende Auswertung basiert auf den gemittelten Werten der Ver-<br />

glei<strong>ch</strong>sstationen Adelboden, Gsteig, Mürren <strong>und</strong> Wengen (s.a. Anhang). Fast alle Win-<br />

ter seit 1990 waren kürzer als der langjährige Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt von Mitte der Fünfziger- bis<br />

Ende der A<strong>ch</strong>tzigerjahre. Dies ist die Folge sowohl des späten Eins<strong>ch</strong>neiens als au<strong>ch</strong> der<br />

früheren Ausaperung.<br />

73<br />

75<br />

77<br />

79<br />

81<br />

83<br />

85<br />

87<br />

89<br />

91<br />

93<br />

95<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

S<strong>ch</strong>neehöhe (in cm)<br />

Trendlinie (Linear)<br />

Mittel 55–06<br />

97<br />

99<br />

01<br />

03<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Abb. 10: Tage zwis<strong>ch</strong>en Eins<strong>ch</strong>neien <strong>und</strong> Ausapern<br />

Mittelwerte Gsteig-Adelboden-Mürren-Wengen<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

Die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit wird vor allem in tiefen Lagen vermehrt zu einem Problem werden.<br />

Entspre<strong>ch</strong>end sind vor allem Destinationen wie Thunersee, Interlaken aber au<strong>ch</strong> Gstaad-<br />

Saanenland betroffen.<br />

Tab. 9: Relevanz der Thematik für die Destinationen<br />

Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />

Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />

Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />

Min. x x x xx xxx x xx xxx x<br />

Max. xx xx xx xxx xxxx xx xxx xxxx xx<br />

(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />

65<br />

67<br />

69<br />

. . Permafrost<br />

5.3.1. Generell<br />

71<br />

73<br />

75<br />

77<br />

79<br />

81<br />

83<br />

85<br />

In der S<strong>ch</strong>weiz sind 4–6% der Flä<strong>ch</strong>e Permafrostgebiete, r<strong>und</strong> doppelt so viel wie die<br />

heutige Glets<strong>ch</strong>erflä<strong>ch</strong>e. Permafrost existiert primär in vier Bergregionen: im Engadin, im<br />

Wallis, in den Berner Alpen <strong>und</strong> im Tödi-Gebiet. Die Mä<strong>ch</strong>tigkeit des Permafrosts in den<br />

S<strong>ch</strong>weizer Alpen ist variabel <strong>und</strong> rei<strong>ch</strong>t von wenigen Metern bis zu mehreren h<strong>und</strong>ert<br />

87<br />

89<br />

91<br />

93<br />

95<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

S<strong>ch</strong>neebedeckung<br />

(in Tagen)<br />

Trendlinie (Linear)<br />

Mittel 55–89: 136<br />

Mittel 90–05: 119<br />

97<br />

99<br />

01<br />

03<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Metern. (PERMOS 2003) Neben den Sommertemperaturen ist aufgr<strong>und</strong> der isolierenden<br />

Wirkung insbesondere die S<strong>ch</strong>needecke für den Permafrost ents<strong>ch</strong>eidend.<br />

Der Sommer 2003 hat erste Auswirkungen von ansteigenden Temperaturen auf Perma-<br />

frostgebiete gezeigt. Zwis<strong>ch</strong>en Juni <strong>und</strong> August 2003 wurde eine sehr hohe Zahl an Fels-<br />

stürzen im gesamten Alpenraum festgestellt, was als wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>es Anzei<strong>ch</strong>en für die<br />

ras<strong>ch</strong>e Destabilisierung steiler Permafrosthänge bei starker Erwärmung era<strong>ch</strong>tet wird.<br />

Die Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> auf die S<strong>ch</strong>weizer Permafrostgebiete sind bisher<br />

kaum prognostizierbar. Unsi<strong>ch</strong>erheiten bestehen in Bezug auf die Ausdehnung des Permafrosts,<br />

den Eisgehalt des Untergr<strong>und</strong>es sowie auf den komplexen Einfluss der <strong>Klimaänderung</strong>.<br />

Insgesamt wird mit der Klimaerwärmung das Auftauen der Permafrostböden weiter<br />

zunehmen <strong>und</strong> somit au<strong>ch</strong> die Stärke <strong>und</strong> Häufigkeit von Steins<strong>ch</strong>lägen <strong>und</strong> Bergstürzen.<br />

Im Zusammenhang mit starken Nieders<strong>ch</strong>lagsereignissen kann das Auftauen von S<strong>ch</strong>utthängen<br />

zu vermehrten <strong>und</strong> grösseren Murgängen führen <strong>und</strong> au<strong>ch</strong> bisher ni<strong>ch</strong>t betroffene<br />

Gebiete gefährden.<br />

Permafrost<br />

Minimal-Szenario Das Auftauen des Permafrosts wird weiterhin<br />

lei<strong>ch</strong>t zunehmen, insgesamt aber grossen<br />

S<strong>ch</strong>wankungen unterworfen sein. Nur in besonders<br />

heissen Sommern wird eine Zunahme von<br />

Naturgefahren zu vermerken sein.<br />

Maximal-Szenario Bei einer starken Zunahme der dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en<br />

Sommertemperaturen (2.6 °C) wird der Permafrost<br />

tiefgründiger auftauen. Das Risiko für Steins<strong>ch</strong>läge<br />

<strong>und</strong> Felsstürze wird deutli<strong>ch</strong> zunehmen.<br />

5.3.2. Destinationen Berner Oberland<br />

Der Permafrost in den S<strong>ch</strong>weizer Alpen wird seit 20 Jahren wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t.<br />

Seit dem Jahr 2000 werden diese Beoba<strong>ch</strong>tungen im Rahmen von PERMOS (Permafrost<br />

Monitoring Switzerland) gesamts<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong> koordiniert. Neben Gebieten mit Bodentemperaturmessungen<br />

gibt es au<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Messstationen mit Bohrungen. Im<br />

Berner Oberland gibt es Bohrmessstationen auf dem Jungfraujo<strong>ch</strong> (11 m, seit 1995) <strong>und</strong><br />

auf dem S<strong>ch</strong>ilthorn (95 m, 2000) sowie Bodenmessungen auf dem Gemmipass (Furgentälti),<br />

auf dem S<strong>ch</strong>ilthorn <strong>und</strong> auf dem Sanets<strong>ch</strong>-Pass (seit 1998).


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />

Abb. 11: Maximale Mä<strong>ch</strong>tigkeit <strong>und</strong> Zeitpunkt der sommerli<strong>ch</strong>en<br />

Auftaus<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t auf dem S<strong>ch</strong>ilthorn seit 1998<br />

Nov. 1998<br />

10.10.1999<br />

6.10.2000<br />

Datenausfall 2001<br />

Okt. 2002<br />

23.11.2003<br />

6.10.2004<br />

Tiefe (m)<br />

Die Daten der geophysikalis<strong>ch</strong>en Messanlage auf dem S<strong>ch</strong>ilthorn zeigen, dass alleine der<br />

Jahrh<strong>und</strong>ertsommer 2003 zu einem fast 9 m tiefen Auftauen führte. (PERMOS 2005)<br />

Die Grenze des Permafrosts liegt heute auf ca. 2600 m.ü.M. Betroffen sind im Berner<br />

Oberland entspre<strong>ch</strong>end vor allem die Alpenregion <strong>und</strong> Grindelwald sowie die ho<strong>ch</strong> gele-<br />

genen Gebiete der Destinationen Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg, Wengen-Mürren-Lauterbrun-<br />

nental, Adelboden-Frutigen, Lenk-Simmental <strong>und</strong> Gstaad-Saanenland.<br />

Tab. 0: Relevanz der Thematik für die Destinationen<br />

Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />

Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />

Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />

Min. x xxx xx x xx x<br />

Max. xx xxxx xxx xx xx xxx xx<br />

(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />

Quelle: PERMOS 2005<br />

0 –1 –2 –3 –4 –5 –6 –7 –8 –9 –10


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />

. . Glets<strong>ch</strong>er<br />

5.4.1. Generell<br />

Seit dem letzten Glets<strong>ch</strong>erho<strong>ch</strong>stand am Ende der Kleinen Eiszeit um 1850 wei<strong>ch</strong>en die<br />

Glets<strong>ch</strong>er in der S<strong>ch</strong>weiz generell zurück. Heute gibt es no<strong>ch</strong> ungefähr 2000 Glets<strong>ch</strong>er,<br />

die r<strong>und</strong> 1050 km 2 bedecken. Das sind 2.5% der Flä<strong>ch</strong>e der S<strong>ch</strong>weiz. Zwis<strong>ch</strong>en 1850<br />

<strong>und</strong> 2000 verminderte si<strong>ch</strong> die Flä<strong>ch</strong>e um über 40% <strong>und</strong> das Volumen aller Glets<strong>ch</strong>er um<br />

r<strong>und</strong> 50%. (Spreafico/Weingartner 2005) Allein im Hitzesommer 2003 haben die Alpen-<br />

glets<strong>ch</strong>er weitere 5–10% des verbliebenen Volumens eingebüsst. (BUWAL, BWG, Meteo-<br />

S<strong>ch</strong>weiz 2004)<br />

Gemäss dem Nationalen Fors<strong>ch</strong>ungsprogramm (NFP) 31 wird bei einer Erwärmung um<br />

2.1 °C ein Anstieg der Glei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>tslinie um 300 m gegenüber 1990 erwartet. Das be-<br />

deutet, dass 1436 der Glets<strong>ch</strong>er in der S<strong>ch</strong>weiz vers<strong>ch</strong>winden, was 75% der Gesamtzahl<br />

<strong>und</strong> 17% der Glets<strong>ch</strong>erflä<strong>ch</strong>e entspri<strong>ch</strong>t.<br />

Von Glets<strong>ch</strong>ern können zudem vers<strong>ch</strong>iedene Gefahren ausgehen. Es werden folgende<br />

Gefahrenarten unters<strong>ch</strong>ieden: Längen- <strong>und</strong> Geometrieänderungen, Glets<strong>ch</strong>erho<strong>ch</strong>wasser,<br />

Eis- <strong>und</strong> Glets<strong>ch</strong>erstürze. Diese drei Gefahrentypen können eng zusammenspielen <strong>und</strong><br />

mit Rückkoppelungsme<strong>ch</strong>anismen zu gefährli<strong>ch</strong>en, s<strong>ch</strong>wer prognostizierbaren Ereignissen<br />

führen.<br />

Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong><br />

Minimal-Szenario Der Glets<strong>ch</strong>errückgang wird weiter vorans<strong>ch</strong>reiten.<br />

Dabei werden si<strong>ch</strong> die Längenänderungen<br />

gegenüber den letzten Jahren etwas abs<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en.<br />

Maximal-Szenario Der Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong> wird stärker zunehmen als<br />

im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt der letzten Jahre. Veränderungen<br />

wie im Sommer 2003 kommen öfters vor. Das<br />

Risiko für Naturgefahren aus Glets<strong>ch</strong>er nimmt<br />

markant zu.<br />

5.4.2. Destinationen Berner Oberland<br />

Glets<strong>ch</strong>er kommen in den Destinationen Alpenregion, Grindelwald, Gstaad-Saanenland,<br />

Lenk-Simmental, Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg <strong>und</strong> Wengen-Mürren-Lauterbrunnental vor. Die<br />

Länge all dieser Glets<strong>ch</strong>er ist in den letzten Jahren deutli<strong>ch</strong> zurückgegangen. Die tiefsten<br />

Glets<strong>ch</strong>er, wel<strong>ch</strong>e die stärksten Rückgänge verzei<strong>ch</strong>nen, befinden si<strong>ch</strong> in der Alpenregion<br />

<strong>und</strong> in Grindelwald.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Abb. : Steinglets<strong>ch</strong>er (ohne Jahrgang)<br />

Quelle: Sammlung Gesells<strong>ch</strong>aft für ökologis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ung<br />

Abb. : Steinglets<strong>ch</strong>er ( 00 )<br />

Quelle: Sammlung Gesells<strong>ch</strong>aft für ökologis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ung


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Abb. 14: Entwicklung der Glets<strong>ch</strong>erlängen im Berner Oberland seit 1970<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

–50<br />

–100<br />

–150<br />

–200<br />

–250<br />

70<br />

72<br />

74<br />

76<br />

Abbildung 14 zeigt die Längenänderungen der fünfzehn Glets<strong>ch</strong>er mit Messstationen<br />

(vgl. Anhang) im Berner Oberland seit 1970.<br />

Tab. : Relevanz des Glets<strong>ch</strong>errückgangs für die Destinationen<br />

Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />

Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />

Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />

Min. x xxx xx x x xx xx<br />

Max. xx xxxx xxx xx xx xxx xxx<br />

(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />

78<br />

80<br />

82<br />

84<br />

86<br />

88<br />

90<br />

92<br />

94<br />

96<br />

Quelle: VAW 2006<br />

Jährli<strong>ch</strong>e Veränderung<br />

(in m)<br />

98<br />

00<br />

02<br />

04


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. . Lands<strong>ch</strong>aft, Vegetation<br />

5.5.1. Generell<br />

Viele Lands<strong>ch</strong>aftsphänomene wie beispielsweise Glets<strong>ch</strong>er, Permafrost, Vegetation oder<br />

Boden sind sehr klimasensitiv <strong>und</strong> werden grosse Veränderungen erfahren. Als Folge<br />

davon werden si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Naturgefahrendispositionen, die Prozessdynamik, die von<br />

Naturgefahren betroffenen Flä<strong>ch</strong>en sowie die Lands<strong>ch</strong>aftsattraktivität verändern. Insbe-<br />

sondere die alpine Lands<strong>ch</strong>aft mit ihren Glets<strong>ch</strong>ern <strong>und</strong> S<strong>ch</strong>neefeldern wird si<strong>ch</strong> wandeln,<br />

aber au<strong>ch</strong> Flora <strong>und</strong> Fauna passen si<strong>ch</strong> an veränderte Bedingungen an.<br />

Längerfristig kommt es zu einer lei<strong>ch</strong>ten Vers<strong>ch</strong>iebung der Vegetationsgürtel in die Höhe.<br />

Dass si<strong>ch</strong> insbesondere die dominierenden Waldgürtel bei einer Erwärmung na<strong>ch</strong> oben<br />

vers<strong>ch</strong>ieben werden, ist unbestritten. Es wird aber davon ausgegangen, dass diese Ver-<br />

s<strong>ch</strong>iebung sehr lange dauern kann <strong>und</strong> si<strong>ch</strong> die heutige Baumartenverbreitung erst über<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte den veränderten Verhältnissen anpassen muss. Zudem können Extremereig-<br />

nisse – insbesondere Stürme – kurzzeitig ökologis<strong>ch</strong>e Funktionen beeinträ<strong>ch</strong>tigen <strong>und</strong> das<br />

Lands<strong>ch</strong>aftsbild verändern.<br />

Au<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Massnahmen wie beispielsweise Flussverbauungen können das Land-<br />

s<strong>ch</strong>aftsbild stark verändern. Inwiefern si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> die Attraktivität der Lands<strong>ch</strong>aft ändert,<br />

ist kaum zu prognostizieren. Die diesbezügli<strong>ch</strong>e Wahrnehmung ist ausgespro<strong>ch</strong>en sub-<br />

jektiv, <strong>und</strong> Gewöhnungseffekte spielen eine grosse Rolle. Die Academia Engiadina hat im<br />

GISALP-Projekt versu<strong>ch</strong>t, mögli<strong>ch</strong>e zukünftige Lands<strong>ch</strong>aftsentwicklungen zu modellieren.<br />

Dabei wurde mit einem mittleren Temperaturanstiegs-Szenarium na<strong>ch</strong> IPCC von +3 °C bis<br />

2100 gearbeitet. (Houghton et al. 2001)<br />

Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Lands<strong>ch</strong>aftsattraktionen wie z.B. Seen, Vegetationsflä<strong>ch</strong>en oder Glets<strong>ch</strong>er-<br />

flä<strong>ch</strong>en wurden zusammen mit der re<strong>ch</strong>neris<strong>ch</strong> ermittelten Formen- <strong>und</strong> Prozessvielfalt<br />

<strong>und</strong> der na<strong>ch</strong> objektiven Kriterien ermittelten Natürli<strong>ch</strong>keit zu einem Attraktionsindex zu-<br />

sammengeführt. Die modellierten Veränderungen bis ins Jahr 2100 sind in den folgenden<br />

Graphiken aufgezeigt. (Keller 2006)<br />

Im GISALP bere<strong>ch</strong>nete heutige Lands<strong>ch</strong>aftsattraktivität: Glets<strong>ch</strong>erflä<strong>ch</strong>en, Seen<br />

<strong>und</strong> abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong>e Gebiete haben bei guter Einsehbarkeit eine hohe bere<strong>ch</strong>nete<br />

Lands<strong>ch</strong>aftsattraktivität (hell). Siedlungsgebiete <strong>und</strong> Flä<strong>ch</strong>en mit geringer Formenvielfalt<br />

<strong>und</strong> geringerer Si<strong>ch</strong>tbarkeit sind gemäss Re<strong>ch</strong>nungsmodell weniger attraktiv (dunkel). Die<br />

Täler Val Roseg <strong>und</strong> Val Morterats<strong>ch</strong> verdanken heute ihre Attraktivität der Glets<strong>ch</strong>erwelt<br />

des Berninamassivs. Die Attraktivität des Stazerwaldes (östli<strong>ch</strong> von St. Moritz) entsteht<br />

dur<strong>ch</strong> die Formenvielfalt <strong>und</strong> die gute Si<strong>ch</strong>tbarkeit.<br />

Die im GISALP bere<strong>ch</strong>nete Lands<strong>ch</strong>aftsattraktivität im Jahre 2100 na<strong>ch</strong> einer Klimaerwärmung<br />

von +3 °C.: In den vom Glets<strong>ch</strong>er freigegebenen Flä<strong>ch</strong>en im Val Roseg <strong>und</strong><br />

Val Morterats<strong>ch</strong> dominieren Flä<strong>ch</strong>en mit S<strong>ch</strong>utt. Zwei neue Seen im Vorfeld des Morterats<strong>ch</strong>glets<strong>ch</strong>ers<br />

führen zu neuen Lands<strong>ch</strong>aftsattraktionen. In gewissen Gebieten wird die<br />

Lands<strong>ch</strong>aftsattraktivität erhöht. Gesamthaft gesehen verliert das Ho<strong>ch</strong>gebirge massiv an<br />

Lands<strong>ch</strong>aftsattraktivität.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Abb. : Attraktivitätsveränderungen im Val Morterats<strong>ch</strong> <strong>und</strong> Val Roseg bei<br />

Pontresina ( 00 – 00)<br />

Quelle: Ch. Rothenbühler, Academia Engiadina (Keller 2006)<br />

Quelle: Ch. Rothenbühler, Academia Engiadina (Keller 2006)


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Lands<strong>ch</strong>aftsveränderung<br />

Minimal-Szenario Die Lands<strong>ch</strong>aft verändert si<strong>ch</strong> aufgr<strong>und</strong> der <strong>Klimaänderung</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>neller als heute. Einzig die Veränderungen<br />

bei den Glets<strong>ch</strong>ern werden zunehmen<br />

<strong>und</strong> deutli<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>tbar sein.<br />

Maximal-Szenario Neben dem Abs<strong>ch</strong>melzen der Glets<strong>ch</strong>er verändert<br />

si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> die Vegetation, allerdings nur langsam.<br />

Zudem können lokal Naturereignisse das Lands<strong>ch</strong>aftsbild<br />

prägen.<br />

5.5.2. Destinationen Berner Oberland<br />

Das Lands<strong>ch</strong>aftsbild ist ein wi<strong>ch</strong>tiger touristis<strong>ch</strong>er Angebotsfaktor, der wesentli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong><br />

das Klima geprägt ist. Gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong> können in allen Höhenlagen <strong>und</strong> Lands<strong>ch</strong>aftstypen<br />

Veränderungen auftreten. Der Klimawandel kann zu Anpassungen von Flora <strong>und</strong> Fauna<br />

sowie zu geomorphologis<strong>ch</strong>en Veränderungen führen. Sol<strong>ch</strong>e Veränderungen passieren<br />

aber in der Regel über längere Zeiträume hinweg. Relativ s<strong>ch</strong>nell si<strong>ch</strong>tbare lands<strong>ch</strong>aft-<br />

li<strong>ch</strong>e Änderungen ergeben si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> den Rückgang der Glets<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> dur<strong>ch</strong><br />

die Spuren von Naturereignissen. Insbesondere Destinationen mit Glets<strong>ch</strong>ern bis in tiefe<br />

Lagen sind betroffen: Bei Kandersteg <strong>und</strong> Lauterbrunnen rei<strong>ch</strong>en die Glets<strong>ch</strong>er bis unter<br />

2500 m, in der Alpenregion <strong>und</strong> in Grindelwald sogar unter 2000 m.<br />

Tab. : Relevanz der Lands<strong>ch</strong>aftsveränderung für die Destinationen<br />

Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />

Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />

Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />

Min. x x x x x<br />

Max. xx xx xx x x xx xx<br />

(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />

. . Naturgefahren<br />

5.6.1. Generell<br />

Die Frage, ob extreme Wetterereignisse mit der <strong>Klimaänderung</strong> häufiger werden, ist aufgr<strong>und</strong><br />

der definitionsgemässen Seltenheit von sol<strong>ch</strong>en Ereignissen sehr s<strong>ch</strong>wer zu beantworten.<br />

Je extremer <strong>und</strong> somit seltener ein Ereignis <strong>und</strong> je kürzer die Dauer der Datenaufzei<strong>ch</strong>nungen,<br />

desto unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>er ist der Na<strong>ch</strong>weis eines Trends. Der heutige<br />

Wissensstand deutet darauf hin, dass si<strong>ch</strong> die Erwärmung der Atmosphäre auf die Intensität<br />

<strong>und</strong> Häufigkeit von Wetterextremen auswirken wird. Einiges weist darauf hin, dass die<br />

Wetterkapriolen <strong>und</strong> Extremereignisse zunehmen werden. Zwar können einzelne Extrem-


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

ereignisse ni<strong>ch</strong>t direkt mit der <strong>Klimaänderung</strong> in Verbindung gebra<strong>ch</strong>t werden, do<strong>ch</strong> wird<br />

für vers<strong>ch</strong>iedene Ereignistypen in Zukunft eine Zunahme erwartet.<br />

Hitzewellen: Mit dem erwarteten Anstieg der Temperaturen ist mit einem häufigeren<br />

Auftreten von Hitzeperioden zu re<strong>ch</strong>nen. Es ist wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>, dass bereits gegen Ende<br />

dieses Jahrh<strong>und</strong>erts jeder zweite Sommer so heiss oder no<strong>ch</strong> heisser ausfallen wird als<br />

der Sommer 2003. (S<strong>ch</strong>är et al. 2004) Hitzewellen beeinträ<strong>ch</strong>tigen den Wasserhaushalt<br />

massiv <strong>und</strong> wirken si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> auf die Lands<strong>ch</strong>aft <strong>und</strong> die Vegetation aus.<br />

Ho<strong>ch</strong>wasser: Es ist mit einer Zunahme von Häufigkeit <strong>und</strong> Intensität von Starknieder-<br />

s<strong>ch</strong>lägen zu re<strong>ch</strong>nen. Das Ho<strong>ch</strong>wasserrisiko steigt aufgr<strong>und</strong> der Zunahme bei den Win-<br />

ternieders<strong>ch</strong>lägen <strong>und</strong> dem geringeren S<strong>ch</strong>neeanteil in Höhenlagen zwis<strong>ch</strong>en 1000 <strong>und</strong><br />

1500 m. (Wanner 2003, OcCC 2003)<br />

Massenbewegungen (Ruts<strong>ch</strong>ungen, Fels- <strong>und</strong> Bergstürze): Veränderte Hangstabilitäten<br />

dur<strong>ch</strong> den Rückzug der Glets<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> dur<strong>ch</strong> längerfristig auftauenden Permafrost führen<br />

zusammen mit erhöhten <strong>und</strong> häufigeren Nieders<strong>ch</strong>lagsintensitäten zu mehr Massenbe-<br />

wegungen wie Ruts<strong>ch</strong>ungen oder Murgängen.<br />

Stürme: Die Sturmaktivität ist kaum prognostizierbar. Tendenziell wird bei den Stürmen<br />

eine Zunahme der Extreme erwartet.<br />

Lawinen: Aus den langjährigen Daten der S<strong>ch</strong>neemengen <strong>und</strong> Lawinen sind bisher keine<br />

Trends erkennbar. Einige Fors<strong>ch</strong>er gehen davon aus, dass mit einer Zunahme von (starken)<br />

Nieders<strong>ch</strong>lägen im Winter die Lawinenaktivität in hohen Lagen zunehmen wird.<br />

Naturgefahren<br />

Minimal-Szenario Extreme Naturereignisse werden weiterhin sehr<br />

unregelmässig auftreten. Die Wiederkehrperiode<br />

bestimmter Ereignisse wird lei<strong>ch</strong>t abnehmen. Insbesondere<br />

die Tendenz zu vermehrten Starknieders<strong>ch</strong>lägen<br />

wird steigen.<br />

Maximal-Szenario Für mehrere Naturgefahren ist eine Zunahme zu<br />

beoba<strong>ch</strong>ten. Heute als selten geltende Ereignisse<br />

werden deutli<strong>ch</strong> häufiger. Neben vermehrtem<br />

Auftreten von Hitzewellen im Sommer steigt insbesondere<br />

die Gefahr für Massenbewegungen<br />

<strong>und</strong> Ho<strong>ch</strong>wasser markant an.<br />

5.6.2. Destinationen Berner Oberland<br />

Klimatis<strong>ch</strong>e Ereignisse wie extreme Hitze- resp. Kälteperioden oder au<strong>ch</strong> Stürme kön-<br />

nen alle Destinationen glei<strong>ch</strong>ermassen betreffen. Au<strong>ch</strong> Übers<strong>ch</strong>wemmungen <strong>und</strong> Rut-<br />

s<strong>ch</strong>ungen können im ganzen Berner Oberland vorkommen, wobei die Seengebiete (Bri-<br />

enzersee, Thunersee) in Bezug auf Ho<strong>ch</strong>wasser ein erhöhtes S<strong>ch</strong>adenrisiko aufweisen. Die


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

meisten Massenbewegungen (Lawinen, Steins<strong>ch</strong>lag, Murgänge) betreffen alle Regionen<br />

des Berner Oberlandes ausser dem Raum Thun, wo einzig Ruts<strong>ch</strong>ungen ein gewisses Ge-<br />

fahrenpotenzial bergen.<br />

Abb. : Gefahrenhinweiskarten Bern<br />

Quelle: AGI, Kanton Bern 2006<br />

Folgende Glets<strong>ch</strong>er im Berner Oberland werden von der Abteilung Naturgefahren Glet-<br />

s<strong>ch</strong>er der VAW 2006 (ETH Züri<strong>ch</strong>) mittelfristig als gefährli<strong>ch</strong> beurteilt:<br />

– Alpenregion: Gauliglets<strong>ch</strong>er, Gruebenglets<strong>ch</strong>er, Hangendglets<strong>ch</strong>er, Triftglets<strong>ch</strong>er, Steinglets<strong>ch</strong>er<br />

– Lauterbrunnen: Breitlouwenenglets<strong>ch</strong>er, Ho<strong>ch</strong>firnglets<strong>ch</strong>er, Rottalglets<strong>ch</strong>er/Stuefesteiglets<strong>ch</strong>er,<br />

Giesenglets<strong>ch</strong>er/Silberhornglets<strong>ch</strong>er, Eigerhängeglets<strong>ch</strong>er<br />

– Kandersteg: Altels, Balmhornglets<strong>ch</strong>er, Sillere Glets<strong>ch</strong>er, Doldenhorn-/Fründen-/unterer<br />

<strong>und</strong> oberer Oes<strong>ch</strong>inenglets<strong>ch</strong>er oberhalb des Oes<strong>ch</strong>inensees<br />

– Grindelwald: Unterer Grindelwaldglets<strong>ch</strong>er, Oberer Grindelwaldglets<strong>ch</strong>er, Gutzglets<strong>ch</strong>er<br />

Lawinen Murgänge Ruts<strong>ch</strong>ungen<br />

Tab. : Massenbewegungen: Relevanz der Thematik für die Destinationen<br />

Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />

Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />

Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />

Min. xx xx xx x xx xx xx x xx<br />

Max. xxx xxx xxx xx xxx xxx xxx x xxx<br />

(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />

Steins<strong>ch</strong>lag


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Tab. : Übers<strong>ch</strong>wemmungen: Relevanz der Thematik für die Destinationen<br />

Szenario Adelboden- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thunersee Wengen-<br />

Frutigen region wald Saanenland Simmental region Mürren-<br />

Löts<strong>ch</strong>berg Lauterbrunnental<br />

Min. xx xxx xx x xx xx xx xxx x<br />

Max. xxx xxxx xxx xx xxx xxx xxx xxxx xx<br />

(Skala x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />

. . Wasserhaushalt<br />

5.7.1. Generell<br />

Die S<strong>ch</strong>weiz befindet si<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> Verfügbarkeit von Wasser in einer Gunstlage. Als<br />

Folge der <strong>Klimaänderung</strong> wird damit gere<strong>ch</strong>net, dass das Wasserangebot im Sommer <strong>und</strong><br />

Herbst abnimmt. Für das Winterhalbjahr hingegen zeigen die heutigen Klimaszenarien<br />

eine Zunahme des mittleren Nieders<strong>ch</strong>lags <strong>und</strong> der Häufigkeit von Starknieders<strong>ch</strong>lägen.<br />

Zudem werden die Nieders<strong>ch</strong>läge häufiger als Regen statt S<strong>ch</strong>nee fallen <strong>und</strong> somit ni<strong>ch</strong>t<br />

geb<strong>und</strong>en. Mit der S<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong>melze wird deshalb im Frühling eine Zunahme der Ho<strong>ch</strong>-<br />

wasserhäufigkeit erwartet. Im Sommer werden Trockenperioden (au<strong>ch</strong> extreme) markant<br />

zunehmen. Mit den abnehmenden Nieders<strong>ch</strong>lägen im Sommer nehmen die Wasserreser-<br />

ven im Boden ab, so dass Wasser zunehmend ein knappes <strong>und</strong> teureres Gut wird.<br />

Wasserhaushalt<br />

Minimal-Szenario Veränderungen im Nieders<strong>ch</strong>lagsverhalten gehen<br />

ni<strong>ch</strong>t markant über den heutigen S<strong>ch</strong>wankungsberei<strong>ch</strong><br />

hinaus. Während es im Winter <strong>und</strong> Frühling<br />

kaum Veränderungen gibt, werden die Sommer<br />

etwas trockener.<br />

Maximal-Szenario Extrem trockene Sommer führen zu Niedrigwasser<br />

<strong>und</strong> zu einem Rückgang der Wasserreserven. Im<br />

Winter nehmen starke Nieders<strong>ch</strong>lagsereignisse zu,<br />

was in hohen Lagen zu erhöhter Lawinenaktivität<br />

führen kann. Im Frühling kommt es aufgr<strong>und</strong> der<br />

hohen Wasserstände vermehrt zu Übers<strong>ch</strong>wemmungen.<br />

5.7.2. Destinationen Berner Oberland<br />

In Bezug auf die Ho<strong>ch</strong>wassergefahr wird immer wieder die Seenregulierung diskutiert. Ne-<br />

ben den Bergbä<strong>ch</strong>en sind die Regionen um den Brienzer- <strong>und</strong> Thunersee besonders stark<br />

betroffen. In den Einzugsgebieten kann es aber au<strong>ch</strong> zu Wasserknappheiten kommen<br />

– insbesondere im Winter, wenn grosse Wassermengen für die Bes<strong>ch</strong>neiung gebrau<strong>ch</strong>t<br />

werden. Im trockenen <strong>und</strong> kalten Winter 2005/06 traten in vielen <strong>Tourismus</strong>destinati-


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />

onen Engpässe auf, wel<strong>ch</strong>e die künstli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>neiung ers<strong>ch</strong>werten oder verunmögli<strong>ch</strong>-<br />

ten. (Vgl. S<strong>ch</strong>neider 2006)<br />

Wasserknappheit stellt in keiner der Destinationen ein regelmässig auftretendes Problem<br />

auf. Mögli<strong>ch</strong> sind häufigere S<strong>ch</strong>wankungen der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel <strong>und</strong> entspre<strong>ch</strong>ende<br />

Auswirkungen auf den Wasserhaushalt einer Region, wobei lokal grosse Unters<strong>ch</strong>iede<br />

bestehen können. Zudem könnten Spei<strong>ch</strong>erung <strong>und</strong> Verteilung der Wasserressourcen<br />

(insbes. für Bes<strong>ch</strong>neiung) zu häufigeren Problemen führen.<br />

. . Weitere Parameter<br />

5.8.1. Generell<br />

Für viele natürli<strong>ch</strong>e Prozesse <strong>und</strong> Phänomene sind Art <strong>und</strong> Ausmass der We<strong>ch</strong>selwir-<br />

kungen zum Klima ni<strong>ch</strong>t eindeutig. Für andere Ereignisse ist die wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Daten-<br />

basis zu dünn, um Aussagen über deren Entwicklung ma<strong>ch</strong>en zu können. So bestehen<br />

beispielsweise grosse Unsi<strong>ch</strong>erheiten in der Entwicklung von Extremereignissen. Teilweise<br />

gibt es verzögerte <strong>und</strong> überlagerte Effekte, so dass Ursa<strong>ch</strong>e-Wirkungs-Zusammenhänge<br />

ni<strong>ch</strong>t eindeutig na<strong>ch</strong>vollzogen werden können.<br />

Nebelgrenze<br />

Inversionslagen über mehrere Tage treten vor allem in den Wintermonaten bei stabilem<br />

<strong>und</strong> eher winds<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>em Wetter auf (Ho<strong>ch</strong>drucklagen). Dabei lagert eine wärmere Luft-<br />

s<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t über einer kalten (s<strong>ch</strong>wereren) Bodenluft. An der Grenze zwis<strong>ch</strong>en den beiden<br />

Luftmassen bildet si<strong>ch</strong> oft eine Nebels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t. Bei Inversionslagen <strong>und</strong> Nebel im Unterland<br />

kann der <strong>Tourismus</strong> in Lagen über dem Nebel von verstärktem Ausflugstourismus profi-<br />

tieren.<br />

Im Zusammenhang mit der <strong>Klimaänderung</strong> werden immer wieder die Auswirkungen auf<br />

die Nebelgrenze diskutiert. Vers<strong>ch</strong>iedentli<strong>ch</strong> wird moniert, dass die Anzahl der Nebeltage<br />

zugenommen habe <strong>und</strong> die Nebelgrenze insgesamt gestiegen sei. Bisher liegen jedo<strong>ch</strong><br />

keine wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Studien vor, wel<strong>ch</strong>e die Auswirkungen auf die Nebelobergrenze<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz untersu<strong>ch</strong>ten.<br />

Sonnens<strong>ch</strong>eindauer<br />

Es könnte davon ausgegangen werden, dass mit heisseren <strong>und</strong> nieders<strong>ch</strong>lagsärmeren<br />

Sommern au<strong>ch</strong> die Bewölkung ab- <strong>und</strong> die Sonnens<strong>ch</strong>eindauer zunehmen werden. Bisher<br />

gibt es aber au<strong>ch</strong> dazu keine wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Erkenntnisse.<br />

5.8.2. Destinationen Berner Oberland<br />

Da es keine Daten gibt, die auf eine signifikante Veränderung von Nebel <strong>und</strong> Sonnens<strong>ch</strong>eindauer<br />

hinweisen, können au<strong>ch</strong> zur Betroffenheit keine Aussagen gema<strong>ch</strong>t werden.<br />

Falls si<strong>ch</strong> markante Änderungen in Bezug auf die Anzahl Nebeltage oder die Nebelhöhe<br />

abzei<strong>ch</strong>nen würden, wären wohl insbesondere Ausflugsziele r<strong>und</strong> um den Thunersee betroffen.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />

Die Entwicklung der Sonnens<strong>ch</strong>eindauer in Adelboden (1980–2005) zeigt eine lei<strong>ch</strong>t stei-<br />

gende Tendenz. Die stärkste Zunahme weisen die Frühlingsmonate Mai <strong>und</strong> Juni auf,<br />

während die Sommer- <strong>und</strong> Herbstmonate keine eindeutigen Tendenzen aufzeigen (s. An-<br />

hang).<br />

.9. Fazit<br />

Zusammenfassend können die Annahmen über die Betroffenheit der einzelnen Destinati-<br />

onen von den ökologis<strong>ch</strong>en Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> im Minimal-Szenario wie<br />

folgt einges<strong>ch</strong>ätzt werden.<br />

Tab. : Minimal-Szenario – Betroffenheit der Destinationen im Berner Oberland<br />

Destinationen Adel- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thuner- Wengenboden-<br />

region wald Saanen- Simmen- region see Mürren-<br />

Frutigen land tal Löts<strong>ch</strong>- Lauterbergbrunnental<br />

Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag x x x x x x x x x<br />

S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit x x x xx xxx x xx xxx x<br />

Permafrost x xxx xx x xx x<br />

Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong> x xxx xx x x xx xx<br />

Lands<strong>ch</strong>aftsveränderung x x x x x<br />

Massenbewegungen xx xx xx x xx xx xx x x<br />

Übers<strong>ch</strong>wemmungen xx xxx xx x xx xx xx xxx x<br />

(Skala: x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />

Quelle: FIF 2007


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Im Maximal-Szenario können die Annahmen über die ökologis<strong>ch</strong>en Auswirkungen für die<br />

einzelnen Destinationen wie folgt einges<strong>ch</strong>ätzt werden.<br />

Tab. : Maximal-Szenario – Betroffenheit der Destinationen im Berner Oberland<br />

Destinationen Adel- Alpen- Grindel- Gstaad- Interlaken Lenk- Ferien- Thuner- Wengenboden-<br />

region wald Saanen- Simmen- region see Mürren-<br />

Frutigen land tal Löts<strong>ch</strong>- Lauterbergbrunnental<br />

Temperatur <strong>und</strong> Nieders<strong>ch</strong>lag xx xx xx xx xx xx xx xx xx<br />

S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit xx xx xx xxx xxxx xx xxx xxxx xx<br />

Permafrost xx xxxx xxx xx xx xxx xx<br />

Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong> xx xxxx xxx xx xx xxx xxx<br />

Lands<strong>ch</strong>aftsveränderung xx xx xx x xx xx<br />

Massenbewegungen xxx xxx xxx xx xxx xxx xxx x xxx<br />

Übers<strong>ch</strong>wemmungen xxx xxxx xxx xx xxx xxx xxx xxxx xx<br />

(Skala: x = geringe Relevanz – xxxx = sehr hohe Relevanz)<br />

Quelle: FIF 2007


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. Konsequenzen für den <strong>Tourismus</strong> <strong>und</strong> spezifis<strong>ch</strong>e<br />

Massnahmen<br />

Neben vielen gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en, sozialen <strong>und</strong> ökologis<strong>ch</strong>en Veränderungen hat die Klima-<br />

änderung einen wesentli<strong>ch</strong>en Einfluss auf die Entwicklung des <strong>Tourismus</strong>. Während die<br />

Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> auf das Verhalten der touristis<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>frage kaum<br />

abzus<strong>ch</strong>ätzen sind, wird im Folgenden aufgezeigt, mit wel<strong>ch</strong>en mögli<strong>ch</strong>en Effekten die<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Akteure konfrontiert werden. Fast alle touristis<strong>ch</strong>en Leistungsträger sind in<br />

irgendeiner Form von den Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> betroffen.<br />

. . Bergbahnen <strong>und</strong> Skis<strong>ch</strong>ulen<br />

Höhere S<strong>ch</strong>neegrenze: Mangelnder S<strong>ch</strong>nee <strong>und</strong> eine steigende S<strong>ch</strong>neefallgrenze ist für<br />

die Bergbahnen das zentrale Thema. In Zukunft könnte die Zahl der s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>eren Ski-<br />

gebiete stark abnehmen, wobei die Kompensationsmögli<strong>ch</strong>keiten dur<strong>ch</strong> die Bes<strong>ch</strong>neiung<br />

nur s<strong>ch</strong>wer zu berücksi<strong>ch</strong>tigen sind.<br />

Eine Studie der OECD (2006) untersu<strong>ch</strong>te die Anzahl s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erer Skigebiete unter<br />

heutigen <strong>und</strong> zukünftigen Bedingungen. Von 666 erfassten Skigebieten im Alpenraum<br />

gelten heute 90% (599) als s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>er. Ein weiterer Temperaturanstieg wird die Zahl der<br />

s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>eren Skigebiete deutli<strong>ch</strong> reduzieren. Bei einem Anstieg der dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en<br />

regionalen Jahrestemperatur um 1 °C wären no<strong>ch</strong> 500 Gebiete (75%) s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>er, bei<br />

2 °C 400 (60%) <strong>und</strong> bei 4 °C nur no<strong>ch</strong> 200 (30%) Skigebiete. Im internationalen Ver-<br />

glei<strong>ch</strong> trifft es Deuts<strong>ch</strong>land, Frankrei<strong>ch</strong> <strong>und</strong> gewisse Regionen Österrei<strong>ch</strong>s <strong>und</strong> Italiens<br />

besonders hart. Die S<strong>ch</strong>weiz ist aufgr<strong>und</strong> der ho<strong>ch</strong> gelegenen Skigebiete etwas weniger<br />

stark betroffen, aber au<strong>ch</strong> hier wären zahlrei<strong>ch</strong>e Skigebiete gefährdet. Während die Aus-<br />

wirkungen für die Kantone Wallis <strong>und</strong> Graubünden selbst bei starker Erwärmung gering<br />

sind, ist im Berner Oberland bei 2 °C Erwärmung bereits knapp ein Drittel der Skigebiete<br />

betroffen.<br />

Tab. : S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>ere Skigebiete in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

Region Anzahl Erwärmung<br />

Skigebiete<br />

heute +1 °C +2 °C +4 °C<br />

Anzahl % Anzahl % Anzahl % Anzahl %<br />

Waadt u. Fribourg 17 17 100 11 64.7 9 52.9 1 5.9<br />

Wallis 49 49 100 49 100 49 100 39 79.6<br />

Berner Oberland 26 25 96.2 22 84.6 16 61.5 3 11.5<br />

Zentrals<strong>ch</strong>weiz 20 18 90 15 75 11 55 4 20<br />

Tessin 4 4 100 3 75 2 50 0 0<br />

Osts<strong>ch</strong>weiz 12 10 83.3 7 58.3 7 58.3 1 8.3<br />

Graubünden 36 36 100 35 97.2 35 97.2 30 83.3<br />

S<strong>ch</strong>weiz 164 159 97 142 86.6 129 78.7 78 47.6<br />

Quelle: OECD 2006


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Im Berner Oberland sind zwar weniger Skigebiete betroffen als im Jura, in der Ost- <strong>und</strong><br />

in der Zentrals<strong>ch</strong>weiz, aber mehr als im Wallis <strong>und</strong> in Graubünden. In Anlehnung an eine<br />

Studie von Abegg (1996) wurde hier die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit der Skigebiete in den einzelnen<br />

Destinationen des Berner Oberlandes auf Basis der Statistik zu den Touristis<strong>ch</strong>en Trans-<br />

portanlagen der S<strong>ch</strong>weiz (ARE 2001) betra<strong>ch</strong>tet. Die Höhengrenze der S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />

wird mit Hilfe der oben genannten 100-Tage-Regel festgelegt (vgl. Kap. 5.2.1). Besonders<br />

stark betroffen sind in der Wintersaison Orte in tiefen <strong>und</strong> mittleren Höhenlagen (Beaten-<br />

berg, Meiringen, Simmental etc.).<br />

Als Skigebiet gelten alle Gebiete mit mindestens zwei skitouristis<strong>ch</strong> genutzten Anlagen<br />

<strong>und</strong> jeweils mehr als 100 m Höhendifferenz. Zur Feststellung der S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit wird<br />

ni<strong>ch</strong>t nur die Berg- resp. Mittelstation sondern au<strong>ch</strong> die Verteilung der Anlagen im Gelän-<br />

de betra<strong>ch</strong>tet. Nur wo die Anlagen über der geforderten Höhengrenze liegen <strong>und</strong> au<strong>ch</strong><br />

errei<strong>ch</strong>bar sind, gilt ein Skigebiet als s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>er.<br />

Tab. : S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>ere Skigebiete im Berner Oberland<br />

Region Anzahl S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />

Skigebiete<br />

aktuell 1200 m.ü.M. 1500 m.ü.M.<br />

(Minimal-Szenario) Maximal-Szenario)<br />

Anzahl % Anzahl %<br />

Alpenregion 2 2 100 2 100<br />

Grindelwald 2 2 100 2 100<br />

Thunersee 3 2 67 1 33<br />

Wengen-Mürren-Lauterbrunnental 2 2 100 2 100<br />

Adelboden-Frutigen 5 5 100 4 80<br />

Lenk-Simmental 7 7 100 2 29<br />

Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg 5 5 100 4 80<br />

Gstaad-Saanenland 10 10 100 5 50<br />

Quelle: FIF 2007<br />

Während mit dieser Methode Tendenzen in der S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit gut aufgezeigt werden<br />

können, eignet sie si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t so gut zur Beurteilung der S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit einzelner Ge-<br />

biete. Dazu müssten au<strong>ch</strong> regionale klimatis<strong>ch</strong>e Besonderheiten sowie die Lage <strong>und</strong> Ex-<br />

position der Pisten berücksi<strong>ch</strong>tigt werden. Zum Anteil der s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>eren Flä<strong>ch</strong>en werden<br />

keine Angaben gema<strong>ch</strong>t. Viele der eigentli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>eren Skigebiete in Lagen<br />

zwis<strong>ch</strong>en 1500–2000 m müssen mit einem redimensionierten Pistenangebot sowie der<br />

S<strong>ch</strong>liessung einzelner tief gelegener Lifte re<strong>ch</strong>nen. Da insbesondere die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit<br />

der Talabfahrten in einem Grossteil der Skigebiete abnimmt, kann au<strong>ch</strong> die Attraktivität<br />

der s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>eren Gebiete beeinträ<strong>ch</strong>tigt werden. (Vgl. Abegg 1996:126) Au<strong>ch</strong> wenn<br />

die Auswirkungen mittels künstli<strong>ch</strong>er Bes<strong>ch</strong>neiung teilweise abges<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>t werden kön-<br />

nen, werden Talabfahrten in gewissen Gebieten zukünftig kaum mehr mögli<strong>ch</strong> sein.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Einzelanlagen liegen in der Regel tiefer <strong>und</strong> sind heute s<strong>ch</strong>on in den meisten Fällen ni<strong>ch</strong>t<br />

s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>er, wobei hier die 100-Tage-Regel nur bedingt geeignet ist, da Einzelanlagen<br />

tendenziell weniger Tage brau<strong>ch</strong>en, um rentabel betrieben werden zu können. (Abegg<br />

1996:126) Sie werden hier ni<strong>ch</strong>t berücksi<strong>ch</strong>tigt.<br />

Zur Interpretation gilt es zu berücksi<strong>ch</strong>tigen, dass<br />

– in der Regel die Höhe der Mittelstationen für die Beurteilung auss<strong>ch</strong>laggebend waren<br />

– Lage <strong>und</strong> Exposition der Pisten ni<strong>ch</strong>t miteinbezogen wurden<br />

– einige Skigebiete ‹doppelt› aufgeführt sind, da sie touristis<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einer Destination zugeordnet<br />

werden können<br />

– neue bodenunabhängige Zubringer-Anlagen die Situation verändern<br />

– die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit mit Hilfe von künstli<strong>ch</strong>er Bes<strong>ch</strong>neiung erhöht werden kann<br />

– nahe ausserkantonale Skigebiete miteinbezogen wurden<br />

Die Auswirkungen auf die Bergbahnen sind vor allem beim Maximal-Szenario gross. Längerfristig<br />

zei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> eine Konzentration der Wintersportler auf wenige Orte ab, die<br />

Skigebiete in höheren Lagen haben. Die Expansion von Skigebieten in die Höhe ist jedo<strong>ch</strong><br />

nur bedingt mögli<strong>ch</strong>, da einerseits wenig Potenzial besteht <strong>und</strong> andererseits die Boden<strong>und</strong><br />

Wetterbedingungen in höheren Lagen s<strong>ch</strong>wieriger werden. Eine weitere Erhöhung<br />

der S<strong>ch</strong>neefallgrenze, späteres Eins<strong>ch</strong>neien <strong>und</strong> kürzere Winter ers<strong>ch</strong>weren die künstli<strong>ch</strong>e<br />

Bes<strong>ch</strong>neiung, verteuern den Unterhalt der Skigebiete <strong>und</strong> führen zu markanten Rückgängen<br />

<strong>und</strong>/oder Verlagerungen der Wintertouristen. Insgesamt fallen die Effekte dort besonders<br />

stark aus, wo Verlagerungen in die Höhe innerhalb der Destination ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong><br />

sind.<br />

Fehlende Winteratmosphäre: Als grösste Herausforderung wird der fehlende S<strong>ch</strong>nee<br />

im Mittelland empf<strong>und</strong>en, der keine Winterstimmung aufkommen lässt <strong>und</strong> somit Na<strong>ch</strong>frageeinbrü<strong>ch</strong>e<br />

zur Folge hat. Dur<strong>ch</strong> die fehlende Winterstimmung wird im Mittelland<br />

zudem der Ausverkauf früher angesetzt, während die Ges<strong>ch</strong>äfte vor Ort die Sportartikel<br />

no<strong>ch</strong> immer zum Normalpreis verkaufen. Dies kann zu einer vers<strong>ch</strong>ärften Konkurrenzsituation<br />

beim Verkauf führen, wobei die Skivermietungen davon profitieren. Mittelfristig<br />

kann bei den jüngeren Generationen das Interesse am Skisport abnehmen, da den Kindern<br />

die Gelegenheit fehlt, bereits in frühen Jahren in der nahen Umgebung das Skifahren<br />

zu erlernen.<br />

Knappes Wasser für die Bes<strong>ch</strong>neiung: Man<strong>ch</strong>erorts stellt die knappe Wasserversorgung<br />

für die Bes<strong>ch</strong>neiung ein ähnli<strong>ch</strong> grosses Problem dar wie die S<strong>ch</strong>neesituation. Wenn<br />

zu Beginn der Saison regelmässig die Reserven knapp werden, führt dies zu hohen Investitionen<br />

in Spei<strong>ch</strong>eranlagen oder zu externem Einkauf von Wasser.<br />

Weniger Betriebstage: Gravierender als die Erhöhung der S<strong>ch</strong>neegrenze wäre für die<br />

Bergbahnen eine Abnahme der Anzahl Sonnentage <strong>und</strong>/oder Betriebstage (Wind). Während<br />

in Bezug auf die Sonnentage keine klaren Tendenzen festgestellt werden können,<br />

wird bei den Stürmen tendenziell eine Zunahme der Intensität erwartet.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Neue Standorte für Skis<strong>ch</strong>ulen: Bei einer höheren S<strong>ch</strong>neegrenze müssen die Skis<strong>ch</strong>ul-<br />

gelände, die oft auf Höhe des Dorfes angesiedelt sind, s<strong>ch</strong>liessen oder auf höher gelegene<br />

Gebiete verlagert werden. Dazu sind Investitionen nötig, die der Gast mittragen muss.<br />

Andererseits könnten höher gelegene Skis<strong>ch</strong>ulen die Frequenzen steigern.<br />

Herausforderungen dur<strong>ch</strong> Naturgefahren: Wo Infrastrukturen in Permafrostböden<br />

stehen, können Hangruts<strong>ch</strong>e auftreten <strong>und</strong> teure Sanierungen an unstabilen F<strong>und</strong>amen-<br />

ten nötig ma<strong>ch</strong>en. Eine Häufung lang andauernder Nieders<strong>ch</strong>lagsperioden im Winter<br />

kann zu einem Rückgang der Tagestouristen <strong>und</strong> bei heftigem S<strong>ch</strong>neefall zu vermehrten<br />

Sperrungen von Gebieten <strong>und</strong> Zufahrten führen.<br />

Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong>: Der Glets<strong>ch</strong>ers<strong>ch</strong>w<strong>und</strong> hat zur Folge, dass die Lands<strong>ch</strong>aft als wi<strong>ch</strong>-<br />

tiges touristis<strong>ch</strong>es Potenzial wesentli<strong>ch</strong> verändert wird <strong>und</strong> der Glets<strong>ch</strong>er als Aufenthalts-<br />

<strong>und</strong> Aktivitätsraum unter Umständen an Attraktivität verliert.<br />

Mehr Frequenzen wegen wärmeren Sommer: In warmen Sommern mit langen<br />

S<strong>ch</strong>önwetterperioden können die Bergbahnen hingegen von der Zunahme des mobili-<br />

tätsintensiven Tages- <strong>und</strong> Kurzaufenthaltstourismus profitieren. Mit einer entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Ausri<strong>ch</strong>tung auf das Revival der Sommerfris<strong>ch</strong>e können bestimmte für die Bergbahnen<br />

interessante Sportarten wie Wandern oder Mountainbiking an Bedeutung gewinnen oder<br />

gar neue Aktivitätsangebote ges<strong>ch</strong>affen werden. Der Sommertourismus in den Alpen ist<br />

jedo<strong>ch</strong> stark wetterabhängig, so dass dur<strong>ch</strong> häufigere Starknieders<strong>ch</strong>läge kurzfristig au<strong>ch</strong><br />

mit Rücks<strong>ch</strong>lägen zu re<strong>ch</strong>nen ist. Insgesamt wird es aber zu einer Verlagerung von Fre-<br />

quenzen vom Winter in den Sommer kommen.<br />

Tab. 9: Effekte auf Bergbahnen<br />

Minimal-Szenario Maximal-Szenario<br />

Investitionen Bes<strong>ch</strong>neiung ++ +++<br />

Investitionen Si<strong>ch</strong>erheit + ++<br />

Investitionen Sanierung (F<strong>und</strong>amente) + +++<br />

Frequenzen Winter – – – –<br />

Frequenzen Sommer ++ +++<br />

(Skala: – = Abnahme, + = Zunahme)<br />

Anpassungsmassnahmen Bergbahnen/Skis<strong>ch</strong>ulen<br />

Während die Verminderungsmassnahmen im allgemeinen Massnahmenteil bespro<strong>ch</strong>en<br />

werden, sind für die Bergbahnen <strong>und</strong> Skis<strong>ch</strong>ulen kurzfristig u.a. folgende Anpassungs-<br />

massnahmen von Bedeutung:<br />

– Gesamtkonzept zur Bes<strong>ch</strong>neiung erarbeiten, um Planungen zu optimieren<br />

– S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit mit zusätzli<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> leistungsfähigeren Bes<strong>ch</strong>neiungsanlagen si<strong>ch</strong>ern<br />

(Bergbahnbetreiber spre<strong>ch</strong>en von leistungsfähigen Bes<strong>ch</strong>neiungsanlagen, wenn innerhalb<br />

von 100 St<strong>und</strong>en eine Piste einges<strong>ch</strong>neit werden kann)


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

– Spei<strong>ch</strong>erseen für Wasservorräte ausbauen<br />

– Pistenkorrekturen, um mit weniger Kompakts<strong>ch</strong>nee produzieren zu müssen<br />

– Skilifte dur<strong>ch</strong> bodenunabhängige Sesselbahnen ersetzen (Präparation von Skilifttras-<br />

sees ist oft aufwändiger als jene von Skipisten)<br />

– Bahnkapazitäten erhöhen v.a. für Rücktransporte am Abend, wenn Talabfahrten ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr mögli<strong>ch</strong> sind<br />

– Skis<strong>ch</strong>ulen in die Höhe verlegen<br />

– Reaktion der Gäste auf veränderte Rahmenbedingungen beoba<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong> alternative<br />

Attraktionen <strong>und</strong> Aktivitäten anbieten/ausbauen: Wandern, S<strong>ch</strong>litteln, Skimiete etc.<br />

– Mehr/attraktivere Angebote im Sommer s<strong>ch</strong>affen<br />

. . Beherbergung, Hotellerie<br />

Die <strong>Klimaänderung</strong> wird si<strong>ch</strong> auf den Beherbergungssektor vor allem aufgr<strong>und</strong> der erwar-<br />

teten Veränderungen im Wintersport auswirken. Wo der Wintersport als Katalysator weg-<br />

fällt, wird die Beherbergung starke Einbrü<strong>ch</strong>e erleiden. Wenn saisonale <strong>und</strong> räumli<strong>ch</strong>e<br />

Verlagerungseffekte der Touristenströme auftreten, bekommt dies die Beherbergung zu<br />

spüren, wenn au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t im glei<strong>ch</strong>en Ausmass wie die vom Tagestourismus abhängigen<br />

Betriebe. Die Auswirkungen auf die einzelnen Betriebe sind stark abhängig von der Lage<br />

innerhalb der Destination <strong>und</strong> von der Saisonalität. Hotels in tiefen Lagen oder an Talab-<br />

fahrten sind stärker betroffen als Hotels in der Nähe befahrbarer Pisten.<br />

Veränderte Immobilienpreise: Veränderungen im touristis<strong>ch</strong>en Angebot <strong>und</strong> in der<br />

Lands<strong>ch</strong>aft werden die Attraktivität einer Destination <strong>und</strong> damit die Immobilienpreise be-<br />

einflussen. Mit der Zunahme der Gefährdung dur<strong>ch</strong> Naturgefahren im Alpenraum nimmt<br />

das Konfliktpotenzial bei Neuers<strong>ch</strong>liessungen zu. Der Druck auf s<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>ere <strong>und</strong> gut<br />

errei<strong>ch</strong>bare Gebiete, insbesondere au<strong>ch</strong> im Zweitwohnungsberei<strong>ch</strong>, wird steigen.<br />

Höhere Prämien <strong>und</strong> Kredite: Aufgr<strong>und</strong> erhöhter Risiken werden Versi<strong>ch</strong>erungs-<br />

prämien <strong>und</strong> Bankkredite tendenziell teurer. Höhere Versi<strong>ch</strong>erungskosten, Investitionen<br />

in die Si<strong>ch</strong>erheit <strong>und</strong> in Alternativangebote führen zu Mehrkosten <strong>und</strong> so zu höheren<br />

Überna<strong>ch</strong>tungspreisen.<br />

Saisonale Verlagerungen: Die Umsätze der Beherbergung vers<strong>ch</strong>ieben si<strong>ch</strong> teilweise<br />

vom Winter in den Sommer. Mit entspre<strong>ch</strong>enden Angeboten kann die Sommersaison<br />

verlängert <strong>und</strong> somit die starke Abhängigkeit von der Wintersaison vermindert werden.<br />

Fehlende Winteratmosphäre: Au<strong>ch</strong> wenn Skifahren weiterhin mögli<strong>ch</strong> ist, wird das<br />

Wintergefühl im Tal ges<strong>ch</strong>mälert. Ein wi<strong>ch</strong>tiges Verkaufsargument fällt somit weg.<br />

Mehr Sommergäste: Die tieferen Temperaturen in der Höhe (v.a. au<strong>ch</strong> in der Na<strong>ch</strong>t)<br />

ma<strong>ch</strong>en den Sommer in Bergregionen für Gäste attraktiver. Der Sommer wird für das<br />

Gastgewerbe an Bedeutung gewinnen. Frequenzeinbussen (kaum aber alle Werts<strong>ch</strong>öpfungsverluste)<br />

des Winters können teilweise kompensieren werden.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Tab. 0: Effekte auf Beherbergung<br />

Minimal-Szenario Maximal-Szenario<br />

Logiernä<strong>ch</strong>te Winter – – –<br />

Logiernä<strong>ch</strong>te Sommer + ++<br />

Kosten ++<br />

(Skala: – = Abnahme, + = Zunahme)<br />

Anpassungsmassnahmen Beherbergung, Hotellerie<br />

Neben den na<strong>ch</strong>folgend aufgeführten Anpassungsmassnahmen ist es für den Beherber-<br />

gungssektor zentral, dass si<strong>ch</strong> Destinationen als Ganzes neu profilieren <strong>und</strong> mit Hilfe einer<br />

klärenden Kommunikation dur<strong>ch</strong> die <strong>Tourismus</strong>organisation <strong>und</strong> die Gemeinde Fehlinter-<br />

pretationen vermeiden.<br />

– Diversifikation <strong>und</strong> Branding auf der Ebene der Destinationen <strong>und</strong> der Betriebe verstärken<br />

– Angebote differenzieren, S<strong>ch</strong>nee- <strong>und</strong> insbesondere Ski-unabhängige Angebote ausbauen:<br />

Seminare, Veranstaltungen, Wellness, Qualität, Bio etc.<br />

– S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit – sofern vorhanden – vermehrt kommunizieren<br />

– Marketing auf Stärken konzentrieren, «Sommerfris<strong>ch</strong>e» nutzen <strong>und</strong> bewerben<br />

– Wa<strong>ch</strong>sendes Si<strong>ch</strong>erheitsbedürfnis der Gäste berücksi<strong>ch</strong>tigen – Gäste über Angebot,<br />

S<strong>ch</strong>neeverhältnisse <strong>und</strong> Gefahren informieren<br />

– Überzeugungsarbeit in Destinationen leisten<br />

. . Bergführer/Outdoor-Veranstalter<br />

Kletter- <strong>und</strong> Bergtouren erfreuen si<strong>ch</strong> einer grossen Beliebtheit <strong>und</strong> ma<strong>ch</strong>en einen wesentli<strong>ch</strong>en<br />

Teil des touristis<strong>ch</strong>en Angebots aus. Mit Carving, Snowboarding, S<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong>uhlaufen,<br />

Mountainbiking, Nordic Walking, Gleits<strong>ch</strong>irmfliegen usw. sind laufend neue Outdoor-Sportarten<br />

hinzugekommen.<br />

Mit dem Rückzug der Glets<strong>ch</strong>er verändert si<strong>ch</strong> die alpine Lands<strong>ch</strong>aft stark. Neben dem<br />

mögli<strong>ch</strong>en Attraktivitätsverlust wird bereits heute beoba<strong>ch</strong>tet, dass die Gefahr von Steins<strong>ch</strong>lag<br />

<strong>und</strong> Felsstürzen als Folge des auftauenden Permafrosts auf vielen alpinen Routen<br />

zunimmt. Dur<strong>ch</strong> vermehrte Extremereignisse (Unwetter, Übers<strong>ch</strong>wemmungen) verändern<br />

si<strong>ch</strong> die Gefahrendispositionen auf den Gewässern, was für Sportarten wie Kajakfahren<br />

oder Canyoning von Bedeutung sein kann. Mit der Häufung von Wetterextremen steigt<br />

das Risiko für Outdoor-Sportarten.<br />

Winter: Fehlendes Winterfeeling bei wenig S<strong>ch</strong>nee wird au<strong>ch</strong> den Anbietern von Outdoor-Sportarten<br />

im Winter zu s<strong>ch</strong>affen ma<strong>ch</strong>en. Die Angebotsstruktur wird si<strong>ch</strong> verändern,<br />

<strong>und</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsprobleme können auftreten. Für Bergführer werden die Auswirkungen im<br />

Winter eher gering sein.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Sommer: Heissere Sommer dürften für Outdoor-Veranstalter eher positive Auswirkungen<br />

haben. In die Berghütten kommen tendenziell mehr Wanderer. S<strong>ch</strong>wierig abzus<strong>ch</strong>ätzen<br />

ist, wie si<strong>ch</strong> Veränderungen der Lands<strong>ch</strong>aft auf die Attraktivität der Gebiete auswirken<br />

werden. Si<strong>ch</strong>erheitsaspekte könnten vor allem im ho<strong>ch</strong>alpinen Raum zu Problemen führen,<br />

wo Gefahren wie Steins<strong>ch</strong>lag, Blankeis oder offene Glets<strong>ch</strong>erspalten ein erhöhtes Risiko<br />

für Bergsteiger darstellen. Glei<strong>ch</strong>zeitig erhöht si<strong>ch</strong> mit wärmeren <strong>und</strong> nieders<strong>ch</strong>lagsärme-<br />

ren Sommern die Attraktivität fürs Wandern oder für Bade- <strong>und</strong> andere Wasseraktivitäten<br />

wie beispielsweise Kite-Surfen.<br />

Tab. : Effekte auf Bergführer/Outdoor-Veranstalter<br />

Minimal-Szenario Maximal-Szenario<br />

Frequenzen Bergtouren –<br />

Frequenzen Übrige Outdoor + ++<br />

Investitionen Si<strong>ch</strong>erheit + ++<br />

(Skala: – = Abnahme, + = Zunahme)<br />

Anpassungsmassnahmen Bergführer/Outdoor-Veranstalter<br />

Die Outdoor-Veranstalter werden si<strong>ch</strong> auf veränderte naturräumli<strong>ch</strong>e Bedingungen mit<br />

angepassten Angeboten einstellen müssen. Die Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Gefahrendispositi-<br />

onen <strong>und</strong> entspre<strong>ch</strong>ende Massnahmen in die Si<strong>ch</strong>erheit werden eine zunehmende Bedeu-<br />

tung erhalten, wobei die Gebiete für Bergführer teilweise «austaus<strong>ch</strong>bar» sind, also die<br />

Aktivitäten in andere Räume verlegt werden können.<br />

– Saison ausweiten, Angebote beispielsweise vom Sommer in den Frühherbst übertragen<br />

– Indoor-Attraktionen ausbauen, Infrastrukturen anpassen<br />

– Neue Angebote s<strong>ch</strong>affen: Trekking, Klettersteige, Begehung von S<strong>ch</strong>lu<strong>ch</strong>ten<br />

– Auf andere Sportarten oder Aktivitäten auswei<strong>ch</strong>en: S<strong>ch</strong>nees<strong>ch</strong>uhlaufen, Winterwandern<br />

etc.<br />

– Neue Ges<strong>ch</strong>äftsfelder aufbauen: Si<strong>ch</strong>erheitsarbeiten, Felsräumungen etc.<br />

. . <strong>Tourismus</strong>-Organisationen <strong>und</strong> Gemeindebehörden<br />

Die Gemeindebehörden in den betroffenen Destinationen sind insbesondere dort gefordert,<br />

wo Massnahmen des Gefahrenmanagements geplant <strong>und</strong> umgesetzt werden müssen.<br />

Mit häufigeren Naturereignissen kann es vermehrt zu gesperrten Verkehrswegen<br />

<strong>und</strong> bedrohli<strong>ch</strong>en Situationen kommen. Dies erfordert eine optimale Vorbereitung, das<br />

Bereitstellen der entspre<strong>ch</strong>enden Ressourcen <strong>und</strong> – wo nötig – zusätzli<strong>ch</strong>e Investitionen<br />

in die Si<strong>ch</strong>erheit.<br />

Die <strong>Tourismus</strong>-Organisationen in den betroffenen Destinationen sind eher indirekt betroffen<br />

<strong>und</strong> reaktiv gefordert. Es können Rückgänge resp. Verlagerungen von Touristen<br />

stattfinden <strong>und</strong> veränderte Gästebedürfnisse auftau<strong>ch</strong>en. Die <strong>Tourismus</strong>organisationen


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />

müssen die Entwicklungen antizipieren <strong>und</strong> den Herausforderungen mit entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Massnahmen begegnen.<br />

Einige Naturgefahren dürften in Zusammenhang mit der <strong>Klimaänderung</strong> in Zukunft häu-<br />

figer auftreten. Neben Steins<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> Glets<strong>ch</strong>erstürzen ist insbesondere au<strong>ch</strong> mit mehr<br />

Massenbewegungen <strong>und</strong> Übers<strong>ch</strong>wemmungen zu re<strong>ch</strong>nen. Dur<strong>ch</strong> diese Gefährdungen<br />

können alpine Kletterrouten <strong>und</strong> Wanderwege unsi<strong>ch</strong>erer werden. Zudem wird mit dem<br />

Auftauen der Glets<strong>ch</strong>er das Risiko für Glets<strong>ch</strong>erabbrü<strong>ch</strong>e erhöht. Au<strong>ch</strong> die Bedrohung<br />

dur<strong>ch</strong> Flutwellen, die indirekt dur<strong>ch</strong> Glets<strong>ch</strong>erstürze in den Glets<strong>ch</strong>ersee ausgelöst wer-<br />

den, ist ni<strong>ch</strong>t zu unters<strong>ch</strong>ätzen. Aus touristis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ist die Si<strong>ch</strong>erheit der am stärksten<br />

gefährdeten Verkehrswege zu den Destinationen zentral. Insgesamt können die Investi-<br />

tionen in den S<strong>ch</strong>utz von Infrastrukturen sowie Versi<strong>ch</strong>erungsprämien aufgr<strong>und</strong> der Ge-<br />

fährdungen zunehmen. Naturgefahren strahlen, wenn sie keine direkte Bedrohung dar-<br />

stellen, aber au<strong>ch</strong> eine gewisse Faszination aus: Ereignisse wie der Felsabbru<strong>ch</strong> am Eiger<br />

im Sommer 2006 können für Touristen eine Attraktion darstellen.<br />

Extrem trockene Sommer führen zu Niedrigwasser <strong>und</strong> zu einem Rückgang der Wasser-<br />

reserven. Bleiben die Reserven knapp, kann es im Winter zu Engpässen bei der Bes<strong>ch</strong>nei-<br />

ung kommen. Im Frühling hingegen besteht das Risiko vermehrter Übers<strong>ch</strong>wemmungen,<br />

die ni<strong>ch</strong>t zuletzt touristis<strong>ch</strong>e Anlagen an Flussläufen <strong>und</strong> Seeufern betreffen. Im Sommer<br />

spürt der <strong>Tourismus</strong> die Trockenheit eher indirekt. Neben dem Lands<strong>ch</strong>aftsbild können aus<br />

Si<strong>ch</strong>t des <strong>Tourismus</strong> au<strong>ch</strong> die S<strong>ch</strong>ifffahrt, die Fis<strong>ch</strong>erei oder der Wassersport betroffen sein.<br />

Wenn im Winter hingegen mehr Nieders<strong>ch</strong>lag in Form von Regen fällt, kann dies starke<br />

Rückgänge der Tagestouristen verursa<strong>ch</strong>en.<br />

Tab. : Effekte auf <strong>Tourismus</strong>-Organisationen/Gemeinden<br />

Minimal-Szenario Maximal-Szenario<br />

Investitionen Si<strong>ch</strong>erheit + +++<br />

Bedarf an Planungsinstrumenten/ + ++<br />

Krisenmanagement<br />

(Skala: – = Abnahme, + = Zunahme)<br />

Anpassungsmassnahmen <strong>Tourismus</strong>-Organisationen <strong>und</strong> Gemeindebehörden<br />

Angebot erweitern<br />

– Neue Attraktionen s<strong>ch</strong>affen (Winter <strong>und</strong> Sommer)<br />

– Künstli<strong>ch</strong>e Bes<strong>ch</strong>neiung unterstützen<br />

– Aufwertung <strong>und</strong> Popularisierung der Sommersaison – Revival der «Sommerfris<strong>ch</strong>e»<br />

– Investitionen in «Wassersi<strong>ch</strong>erheit» (Gemeindeangelegenheit)<br />

Zum Thema ‹<strong>Klimaänderung</strong>› sensibilisieren<br />

– Vorliegende Studie im TO-Vorstand <strong>und</strong> Gemeinderat diskutieren<br />

– Gemeinsame Verminderungs- <strong>und</strong> Anpassungsstrategie erarbeiten


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />

– Alle Leistungsträger <strong>und</strong> Verbände bezügli<strong>ch</strong> <strong>Klimaänderung</strong> sensibilisieren<br />

– Verhaltensänderungen der Gäste beoba<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong> berücksi<strong>ch</strong>tigen<br />

Naturgefahren managen (agieren statt reagieren)<br />

– Risikoanalyse dur<strong>ch</strong>führen, Risikokartierung laufend aktualisieren<br />

– Konsequente <strong>und</strong> systematis<strong>ch</strong>e Beoba<strong>ch</strong>tung von gefährdeten Gebieten<br />

– Krisen resp. Katastrophenmanagement aufziehen <strong>und</strong> verfeinern<br />

– Klare Aufgabenteilung zwis<strong>ch</strong>en Gemeinde <strong>und</strong> TO<br />

– Kommunikationsstrategie<br />

– Erarbeitung eines Manuals (für Aktionen na<strong>ch</strong> innen <strong>und</strong> na<strong>ch</strong> aussen)<br />

Verkehrswege s<strong>ch</strong>ützen<br />

– Einri<strong>ch</strong>ten eines Nothilfefonds auf kantonaler <strong>und</strong> nationaler Ebene<br />

– Organisatoris<strong>ch</strong>e Vorkehrungen für Anforderung von Helikoptern zur ras<strong>ch</strong>en Einri<strong>ch</strong>tung<br />

einer Luftbrücke treffen<br />

– Budgetposten bei Gemeinde zur ras<strong>ch</strong>en Wiederherstellung von Wander- <strong>und</strong> Bikewegen<br />

bereitstellen<br />

Kommunikation professionalisieren<br />

– Krisenorganisation für lokale Katastrophen optimieren<br />

– Aktuelle Beri<strong>ch</strong>terstattungen über Naturereignisse (z.B. Eigerabbru<strong>ch</strong>) nutzen <strong>und</strong> beeinflussen<br />

– Bei Fals<strong>ch</strong>meldungen reagieren: Ri<strong>ch</strong>tigstellung nur, wenn positive Effekte entstehen<br />

Fazit<br />

Viele <strong>Tourismus</strong>orte <strong>und</strong> -betriebe passen si<strong>ch</strong> bereits heute neuen klimatis<strong>ch</strong>en Gegebenheiten<br />

an, so dass die zukünftigen Konsequenzen nur s<strong>ch</strong>wer losgelöst von den getroffenen<br />

Massnahmen betra<strong>ch</strong>tet werden können. Neben der veränderten S<strong>ch</strong>neesituation,<br />

die Skigebiete in tieferen Lagen stark betreffen wird, wird als Hauptproblem die wegfallende<br />

Winteratmosphäre mangels S<strong>ch</strong>nee gesehen, die den Markt na<strong>ch</strong>frageseitig einbre<strong>ch</strong>en<br />

lassen könnte. Im Sommer hingegen <strong>und</strong> in höheren Lagen bieten si<strong>ch</strong> dem <strong>Tourismus</strong><br />

mit der <strong>Klimaänderung</strong> aber au<strong>ch</strong> Chancen. Wi<strong>ch</strong>tig ist, dass die Veränderungen<br />

beoba<strong>ch</strong>tet werden <strong>und</strong> die Bran<strong>ch</strong>e flexibel reagieren kann, um Risiken zu vermindern<br />

<strong>und</strong> neue Chancen zu nutzen.<br />

Insgesamt wird eine mögli<strong>ch</strong>st breite Sensibilisierung bezügli<strong>ch</strong> der Folgen der <strong>Klimaänderung</strong><br />

auf allen Ebenen gewüns<strong>ch</strong>t. Neben einer gemeinsamen Resolution sollen in<br />

den Destinationen au<strong>ch</strong> Aktionspläne entstehen, die konkrete Verminderungs- <strong>und</strong> Anpassungsmassnahmen<br />

beinhalten.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. . Massnahmenbeispiele<br />

Viele <strong>Tourismus</strong>orte <strong>und</strong> Betriebe reagieren bereits auf veränderte klimatis<strong>ch</strong>e Bedin-<br />

gungen, passen ihre Angebote an <strong>und</strong> unternehmen au<strong>ch</strong> Massnahmen zum Klimas<strong>ch</strong>utz.<br />

Einige Beispiele zur Illustration:<br />

Gstaad-Saanenland setzt auf Grosswärmeverb<strong>und</strong><br />

Im Jahr 2004 initiierte die Gemeinde Saanen das zukunftsweisende Projekt eines Gross-<br />

wärmeverb<strong>und</strong>es. Als eines der obersten Ziele nennen die Gemeindevertreter den Erhalt<br />

der Natur <strong>und</strong> der Luftqualität in einer der bekanntesten Ferienregionen der S<strong>ch</strong>weiz. Die<br />

geplante Anlage soll alle zukünftigen Vors<strong>ch</strong>riften betreffend Lufthygiene erfüllen. Über<br />

90 Prozent der Wärme sollen mit Energieholz erzeugt werden.<br />

Die Elektra Baselland (EBL) zei<strong>ch</strong>net für die Planung, den Bau <strong>und</strong> den Betrieb des Gross-<br />

wärmeverb<strong>und</strong>es Saanen-Gstaad verantwortli<strong>ch</strong>. Das Projekt wird realisiert, sofern bis<br />

zum Spatensti<strong>ch</strong> im Frühjahr 2007 genügend Wärmek<strong>und</strong>en gewonnen werden können<br />

<strong>und</strong> die Brennstoffversorgung langfristig gesi<strong>ch</strong>ert ist. Insgesamt lagen bis Ende 2006<br />

Zusagen von 23 Wärmek<strong>und</strong>en über 9.4 Millionen Kilowattst<strong>und</strong>en vor. Als grösster Ein-<br />

zelk<strong>und</strong>e hat das Grand Hotel Palace in Gstaad bereits zugesagt, si<strong>ch</strong> dem Wärmeverb<strong>und</strong><br />

anzus<strong>ch</strong>liessen. Für einen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Betrieb muss der Wärmeverb<strong>und</strong> mindestens<br />

20 Millionen Kilowattst<strong>und</strong>en pro Jahr verkaufen. Im Vollausbau kann der Grosswärme-<br />

verb<strong>und</strong> Saanen-Gstaad 124 Ans<strong>ch</strong>lüsse bedienen. Läuft alles wie geplant, werden die<br />

ersten K<strong>und</strong>en des Grosswärmeverb<strong>und</strong>es Saanen-Gstaad ab 1. September 2008 mit<br />

Wärme beliefert. (EBL 2006)<br />

Clean Energy in St.Moritz<br />

St. Moritz hat si<strong>ch</strong> das ehrgeizige Ziel gesetzt, Europas hö<strong>ch</strong>stgelegene Energy City zu<br />

werden. Im Juni 2003 wurde in St. Moritz ein Hauptbestandteil des Gesamt-Energiepro-<br />

jekts «Clean Energy St. Moritz» eingeweiht, das erneuerbare Energien aus Wasserkraft,<br />

Wind, Sonne <strong>und</strong> Biogas fördert.<br />

Dank dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> 322 Sonnentagen im Jahr bietet St. Moritz beste Standorte für<br />

Solarstromanlagen. Auf einer Höhe zwis<strong>ch</strong>en 1770 <strong>und</strong> 3057 m.ü.M. produziert eine<br />

Photovoltaikanlage Strom. Neben der direkten Sonneneinstrahlung kann dur<strong>ch</strong> den Al-<br />

bedo-Effekt au<strong>ch</strong> die vom S<strong>ch</strong>nee reflektierte Strahlung genutzt werden, was zu einer<br />

Leistungssteigerung von zeitweise bis zu 50% führt.<br />

Initiiert wurde die Solaranlage vom Verein Clean Energy. «Clean Energy St. Moritz» kos-<br />

tete r<strong>und</strong> eine Million Franken. Entlang der Strecke der Corviglia- Standseilbahn zieren<br />

162 Photovoltaik- Module die Geländer. Die Südfassade der Piz Nair-Bergstation (3030<br />

m.ü.M.) wurde komplett mit Solarstrommodulen ausgestattet, der Gipfel mit einer spe-<br />

ziellen Windturbine. Später wurde au<strong>ch</strong> die Fassade der Talstation der Piz Nair-Bahn mit<br />

einer Photovoltaikanlage ausgerüstet. (SSES 2003)


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Umweltfre<strong>und</strong>li<strong>ch</strong>e Wärmeerzeugung im Hotel Badrutt‘s Palace, St. Moritz<br />

Bei der Sanierung der Wärmeerzeugungsanlagen strebt das 5-Stern-Hotel Badrutt‘s<br />

Palace in St. Moritz hö<strong>ch</strong>stmögli<strong>ch</strong>e Reduktionen in den Berei<strong>ch</strong>en CO 2 -Ausstoss <strong>und</strong><br />

Feinstaubemissionen an. Gemeinsam mit dem Elektrizitätswerk der Stadt Züri<strong>ch</strong> (ewz)<br />

wurde ein Energie-Contracting-Projekt ausgearbeitet, das den CO 2 -Ausstoss um 75% re-<br />

duzieren wird. In der Zwis<strong>ch</strong>enzeit bek<strong>und</strong>ete die Gemeinde St. Moritz Interesse daran,<br />

au<strong>ch</strong> das S<strong>ch</strong>ulhaus Grevas in die umweltfre<strong>und</strong>li<strong>ch</strong>e Wärmeerzeugung einzubeziehen.<br />

Das Badrutt‘s Palace <strong>und</strong> das S<strong>ch</strong>ulhaus Grevas werden zukünftig mit Wärme beheizt, die<br />

dem St. Moritzersee entzogen <strong>und</strong> mittels Wärmepumpe auf das erforderli<strong>ch</strong>e Tempera-<br />

turniveau gebra<strong>ch</strong>t wird. Fauna <strong>und</strong> Flora bleiben unbeeinträ<strong>ch</strong>tigt; au<strong>ch</strong> die zahlrei<strong>ch</strong>en<br />

Veranstaltungen auf dem See können wie bisher dur<strong>ch</strong>geführt werden.<br />

Dur<strong>ch</strong> die jährli<strong>ch</strong>e Reduktion von ca. 475 000 Litern Heizöl <strong>und</strong> 1200 Tonnen CO 2 leisten<br />

das Badrutt‘s Palace <strong>und</strong> die Gemeinde St. Moritz einen grossen <strong>und</strong> wertvollen Beitrag<br />

zur Reduktion der S<strong>ch</strong>adstoffbelastung im Engadin. (ewz 2006)<br />

Klimaneutrale Winterpaus<strong>ch</strong>alen in Arosa<br />

Dur<strong>ch</strong> die Einführung der klimaneutralen Winterpaus<strong>ch</strong>alen sollen die touristis<strong>ch</strong>en Ak-<br />

teure (vom <strong>Tourismus</strong>verband über die Hoteliers, Gastwirte <strong>und</strong> Skiliftbesitzer bis zu den<br />

Gästen) zu einem klimafre<strong>und</strong>li<strong>ch</strong>en Verhalten angeregt werden.<br />

Da si<strong>ch</strong> Treibhausgase ohne (die aus touristis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t erwüns<strong>ch</strong>te) vollkommene Ein-<br />

stellung der Reisetätigkeit ni<strong>ch</strong>t vollständig vermeiden lassen, wurde dur<strong>ch</strong> die Sustainable<br />

Partner GmbH eine Mögli<strong>ch</strong>keit ges<strong>ch</strong>affen, diese Emissionen zu neutralisieren. Mit klima-<br />

neutralen Reisepaus<strong>ch</strong>alen, wird den Arosatouristen eine neue Handlungsmögli<strong>ch</strong>keit<br />

geboten. Sie können bei Abs<strong>ch</strong>luss Ihrer Reise frei wählen, ob die Reise klimaneutral<br />

ausgestattet wird. Urlauber, die si<strong>ch</strong> für eine klimaneutrale Reise ents<strong>ch</strong>eiden, erhalten<br />

als Belohnung ein Zertifikat. Für die Kompensation der CO -Emissionen wurde mit dem<br />

2<br />

Partnerunternehmen ClimatePartner GmbH & Co. KG zusammengearbeitet. Ausgewählt<br />

wurde ein Projekt zur Reduktion von Methanemissionen dur<strong>ch</strong> den optimierten Betrieb<br />

von Biogasanlagen.<br />

Um diese klimaneutrale Reise zu etablieren, bietet Arosa <strong>Tourismus</strong> die Option der Klimaneutralität<br />

in der ersten Wintersaison für den Touristen gratis an <strong>und</strong> übernimmt die anfallenden<br />

Kosten. Über eine Internet-Plattform werden zudem Informationen über die<br />

klimaneutralen Paus<strong>ch</strong>alen angeboten. Mit Hilfe von CO -Re<strong>ch</strong>nern können individuelle<br />

2<br />

Internetnutzer selbst erste CO -Bere<strong>ch</strong>nungen für ihre Reise dur<strong>ch</strong>führen.<br />

2<br />

Alpine Wellness in Adelboden<br />

Mit der Positionierung «Alpine Wellness» fördert eine Kooperation alpiner Ferienorte<br />

ein neues umfassendes Verständnis von Wellness. Alpine Wellness beinhaltet sowohl die<br />

positive ges<strong>und</strong>heitli<strong>ch</strong>e Wirkung der alpinen Höhenlage <strong>und</strong> des Klimas als au<strong>ch</strong> alpine<br />

Materialien in der Ar<strong>ch</strong>itektur <strong>und</strong> der Ausstattung der Räume, alpine Kulinarik <strong>und</strong> das<br />

Wiederentdecken alpiner Heilmittel.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Alpine Wellness setzt auf Qualitäten, die authentis<strong>ch</strong> sind, in die Region passen <strong>und</strong> ein-<br />

zigartigen Charakter haben. Die Qualitätsphilosophie von Alpine Wellness geht auf die<br />

Bedürfnisse jedes einzelnen Gastes ein <strong>und</strong> bietet eine rei<strong>ch</strong>e Angebotspalette vom Ver-<br />

wöhnprogramm über Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge zu Fitness. Ein Punktesystem, in dem neben<br />

den Gr<strong>und</strong>kriterien Spezialisierungskriterien zu «Alpines Verwöhnen», «Alpine Fitness»,<br />

«Alpine Ges<strong>und</strong>heit» sowie «Alpiner Charakter» integriert sind, ents<strong>ch</strong>eidet über die Aus-<br />

zei<strong>ch</strong>nung «Alpine Wellness». Adelboden fördert die Alpine Wellness aktiv <strong>und</strong> erlangte<br />

selbst die Auszei<strong>ch</strong>nung, die bestätigt, dass Adelboden eine vielfältige Alpine Wellness-In-<br />

frastruktur vorweist <strong>und</strong> die Wellnesskompetenz in allen Berei<strong>ch</strong>en attraktiv <strong>und</strong> qualitativ<br />

ho<strong>ch</strong>stehend ist. (Alpine Wellness 2006)<br />

Ges<strong>und</strong>heitsoase Berner Oberland<br />

Die Volkswirts<strong>ch</strong>aftskammer Berner Oberland hat 2006 mit «Chance BeO» einen Ideen-<br />

wettbewerb dur<strong>ch</strong>geführt. Der erste Preis ging an das Projekt «Ges<strong>und</strong>heitsoase Berner<br />

Oberland». Insbesondere die einprägsame <strong>und</strong> werbewirksame Idee, die drei wi<strong>ch</strong>tigsten<br />

Gr<strong>und</strong>säulen für Ges<strong>und</strong>heit dem weltbekannten Dreigestirn Eiger, Mön<strong>ch</strong> <strong>und</strong> Jungfrau<br />

zuzuordnen, überzeugte: Der Eiger soll für Bewegung, der Mön<strong>ch</strong> für ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />

<strong>und</strong> die Jungfrau für Beauty <strong>und</strong> Entspannung stehen. Im Rahmen einer Projektgruppe<br />

wird die Idee weiter entwickelt <strong>und</strong> konkretisiert.<br />

S<strong>ch</strong>utzdämme in Pontresina<br />

Pontresina ist na<strong>ch</strong> eigenen Angaben «die Pioniergemeinde in Sa<strong>ch</strong>en Permafrost <strong>und</strong><br />

Lawinens<strong>ch</strong>utz». Die Gemeinde hat oberhalb des Dorfes in einem Riesenprojekt Dämme<br />

zum S<strong>ch</strong>utz vor Lawinen <strong>und</strong> Murgängen erri<strong>ch</strong>tet. Für über 8 Millionen Franken wurden<br />

zwei versetzte Lawinens<strong>ch</strong>utzdämme mit je einem kleinen Vordamm gebaut: 13 Meter<br />

ho<strong>ch</strong>, bis zu 67 Meter breit <strong>und</strong> 460 Meter lang. Die Dämme sind so konzipiert, dass<br />

sie au<strong>ch</strong> Grosslawinen mit bis zu 240 000 m 3 S<strong>ch</strong>nee stoppen würden. Das S<strong>ch</strong>utzbau-<br />

werk soll Pontresina in Zukunft aber ni<strong>ch</strong>t nur vor Lawinen, sondern primär au<strong>ch</strong> vor<br />

den weit unbere<strong>ch</strong>enbareren Muren <strong>und</strong> Gerölllawinen bewahren. In Ergänzung zu den<br />

te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Eingriffen eröffnete Pontresina bereits 1998 den ersten Klimaweg Europas,<br />

auf dem die Problematiken der <strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> ihrer Folgen für die Lands<strong>ch</strong>aft the-<br />

matisiert werden.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. Ökonomis<strong>ch</strong>e Effekte der <strong>Klimaänderung</strong> auf den<br />

<strong>Tourismus</strong> im Berner Oberland<br />

Die bes<strong>ch</strong>riebenen Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> können direkte ökonomis<strong>ch</strong>e Konse-<br />

quenzen sowohl auf der Kosten- als au<strong>ch</strong> auf der Ertragsseite haben. Eine Quantifizierung<br />

der Effekte <strong>und</strong> die Bere<strong>ch</strong>nung der monetären Auswirkungen sind mit vielen Unsi<strong>ch</strong>er-<br />

heiten verb<strong>und</strong>en. Neben offenen Fragen in Bezug auf die Entwicklung der weltweiten<br />

CO 2 -Emissionen <strong>und</strong> den daraus abgeleiteten klimatis<strong>ch</strong>en Folgen bestehen beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Unsi<strong>ch</strong>erheiten, was die Anpassungsfähigkeit des <strong>Tourismus</strong> betrifft. Zudem wird die tou-<br />

ristis<strong>ch</strong>e Entwicklung massgebli<strong>ch</strong> von vielen Faktoren bestimmt, die Effekte der Klima-<br />

änderung kompensieren oder verstärken können. Im Folgenden wird in drei S<strong>ch</strong>ritten eine<br />

Annäherung an die finanziellen Folgen der <strong>Klimaänderung</strong> auf den <strong>Tourismus</strong> im Berner<br />

Oberland unter bestimmten Annahmen versu<strong>ch</strong>t.<br />

S<strong>ch</strong>ritt 1: Veränderungen von Frequenzen <strong>und</strong> Umsätzen unter Ausblendung allfälliger<br />

Anpassungsmassnahmen des <strong>Tourismus</strong><br />

S<strong>ch</strong>ritt 2: Kosten für klimabedingte Investitionen (Anpassungsmassnahmen)<br />

S<strong>ch</strong>ritt 3: Veränderung von Frequenzen <strong>und</strong> Umsätzen unter Berücksi<strong>ch</strong>tigung der Anpassungsmassnahmen<br />

aus S<strong>ch</strong>ritt 2<br />

Die Eins<strong>ch</strong>ätzungen wurden in einem Workshop mit Experten <strong>und</strong> Praktikern aus <strong>Tourismus</strong><br />

<strong>und</strong> Gemeindewesen vorgenommen. Veränderungen im Angebot <strong>und</strong> in der Na<strong>ch</strong>frage<br />

wurden in einer Saldobetra<strong>ch</strong>tung analysiert. Da für viele Aspekte keine genauen<br />

Zahlen vorliegen, standen Tendenzen <strong>und</strong> Grössenordnungen na<strong>ch</strong> dem Motto «rather<br />

roughly right than exactly wrong» im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

. . Annahmen<br />

In der Eins<strong>ch</strong>ätzung der finanziellen Auswirkungen wird vom Maximal-Szenario ausgegangen,<br />

d.h. dass von einer Erwärmung im Winter von 1.8 °C <strong>und</strong> im Sommer von<br />

2.6 °C zwis<strong>ch</strong>en 1990 bis 2030 ausgegangen wird. Wie stark si<strong>ch</strong> die Temperaturen seit<br />

1990 bereits verändert haben, ist aufgr<strong>und</strong> des relativ kurzen Zeitraums nur s<strong>ch</strong>wierig<br />

zu bestimmen. Gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong> muss derzeit mit einer Temperaturerhöhung von r<strong>und</strong><br />

0.4–0.5 °C pro Dekade gere<strong>ch</strong>net werden.<br />

Betra<strong>ch</strong>tet werden Umsätze auf Kosten- <strong>und</strong> Ertragsseite. Die Gr<strong>und</strong>lagen zu Frequenzen,<br />

Tagesausgaben <strong>und</strong> Investitionen wurden der Werts<strong>ch</strong>öpfungsstudie Kanton Bern (Rütter/<br />

Müller et al. 1995) entnommen <strong>und</strong> teuerungsbedingt mit +10% bereinigt.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. . Effekte auf den <strong>Tourismus</strong> (S<strong>ch</strong>ritt – ohne Anpassungsmassnahmen)<br />

Es wird angenommen, dass der Wintertourismus starke Einbussen erleiden wird, während<br />

der Sommer an Attraktivität gewinnt. Nur s<strong>ch</strong>wierig zu berücksi<strong>ch</strong>tigen ist die Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />

dass ho<strong>ch</strong> gelegene Skigebiete in der S<strong>ch</strong>weiz im Verglei<strong>ch</strong> zum Ausland von Konzentra-<br />

tionsprozessen profitieren können.<br />

Tagesgäste Winter:<br />

u Klimabedingte Abnahme der Frequenzen: –35%<br />

u Klimabedingte Abnahme der Tagesausgaben: –10% (vermehrte Nutzung von<br />

günstigeren Alternativen zum Skisport)<br />

u Klimabedingte Umsatzeinbusse: –82 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong><br />

Überna<strong>ch</strong>tungsgäste Winter:<br />

u Klimabedingte Abnahme der Logiernä<strong>ch</strong>te: –25% (viele treue Ferienwohnungsgäste)<br />

u Klimabedingte Veränderung der Tagesausgaben: 0%<br />

u Klimabedingte Umsatzeinbusse: –118 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong><br />

Klimabedingte Umsatzeinbusse Winter Total: ca. –200 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />

ca. –30%<br />

Tagesgäste Sommer:<br />

u Klimabedingte Zunahme der Frequenzen: +10% (Sommerfris<strong>ch</strong>e)<br />

u Klimabedingte Veränderung der Tagesausgaben: 0%<br />

u Klimabedingte Umsatzsteigerung: +46 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong><br />

Überna<strong>ch</strong>tungsgäste Sommer:<br />

u Klimabedingte Zunahme der Logiernä<strong>ch</strong>te: +5% (Sommerfris<strong>ch</strong>e)<br />

u Klimabedingte Veränderung der Tagesausgaben: 0%<br />

u Klimabedingte Umsatzsteigerung: +33 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong><br />

Klimabedingte Umsatzsteigerung Sommer Total: ca. +80 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />

ca. +7%<br />

Per Saldo klimabedingte Umsatzveränderung (unter den heutigen Strukturbedin-<br />

gungen): ca. –120 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder ca. –7%.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Tab. : Bere<strong>ch</strong>nung der ökonomis<strong>ch</strong>en Effekte (ohne Anpassungsmassnahmen) 00 – 0 0<br />

Erträge 2006 2030<br />

S<strong>ch</strong>ätzung Erträge Veränderung Perspektiven Erträge Klimabedingte Klimabedingte<br />

(in Mio. CHF) (in %) (in Mio. CHF) Veränderung Veränderung<br />

(in %) (in Mio. CHF)<br />

Winter<br />

Tagestouristen<br />

– Frequenzen 3 400 000 194 –35 2 200 000 112 –42 –82<br />

– Tagesausgaben (in CHF) 57 –10 51<br />

Überna<strong>ch</strong>tungstouristen<br />

– Frequenzen 4 100 000 484 –25 3 100 000 366 –24 –118<br />

– Tagesausgaben (in CHF) 118 0 118<br />

Total Winter (in CHF) 678 478 –29 –200<br />

Sommer<br />

Tagestouristen<br />

– Frequenzen 7 700 000 447 10 8 500 000 493 10 46<br />

– Tagesausgaben (in CHF) 58 0 58<br />

Überna<strong>ch</strong>tungstouristen<br />

– Frequenzen 6 200 000 663 5 6 500 000 696 5 33<br />

– Tagesausgaben (in CHF) 107 0 107<br />

Total Sommer (in CHF) 1110 1189 7 79<br />

Gesamttotal (in CHF) 1788 1667 –7 –121


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Tab. : Bere<strong>ch</strong>nung der ökonomis<strong>ch</strong>en Effekte (mit Anpassungsmassnahmen) 00 – 0 0<br />

Erträge 2006 2030<br />

S<strong>ch</strong>ätzung Erträge Gedämpfte Perspektiven Erträge Klimabedingte Klimabedingte<br />

(in Mio. CHF) Veränderung (in Mio. CHF) Veränderung Veränderung<br />

um 20–30% (in %) (in Mio. CHF)<br />

Winter<br />

Tagestouristen<br />

– Frequenzen 3 400 000 194 –25 2 600 000 140 –28 –54<br />

– Tagesausgaben (in CHF) 57 –5 54<br />

Überna<strong>ch</strong>tungstouristen<br />

– Frequenzen 4 100 000 484 –20 3 300 000 389 –20 –95<br />

– Tagesausgaben (in CHF) 118 0 118<br />

Total Winter (in CHF) 678 529 –22 –149<br />

Sommer<br />

Tagestouristen<br />

– Frequenzen 7 700 000 447 10 8 500 000 493 10 46<br />

– Tagesausgaben (in CHF) 58 0 58<br />

Überna<strong>ch</strong>tungstouristen<br />

– Frequenzen 6 200 000 663 5 6 500 000 696 5 33<br />

– Tagesausgaben (in CHF) 107 0 107<br />

Total Sommer (in CHF) 1110 1189 7 79<br />

Gesamttotal (in CHF) 1788 1718 –4 –70


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. . Klimabedingte Investitionskosten für den <strong>Tourismus</strong> (S<strong>ch</strong>ritt<br />

– Anpassungsmassnahmen)<br />

Der <strong>Tourismus</strong> ist laufend gezwungen, si<strong>ch</strong> an gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e, wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e <strong>und</strong> öko-<br />

logis<strong>ch</strong>e Bedingungen anzupassen. Sol<strong>ch</strong>e Massnahmen sind jeweils mit Kosten für die<br />

touristis<strong>ch</strong>en Leistungsträger <strong>und</strong> die öffentli<strong>ch</strong>e Hand verb<strong>und</strong>en. Zu höheren Kosten<br />

führen insbesondere Investitionen in<br />

– die Si<strong>ch</strong>erheit<br />

– die Anpassung des Angebotes (inkl. Bes<strong>ch</strong>neiung)<br />

– zusätzli<strong>ch</strong>e Prämien für Versi<strong>ch</strong>erungen<br />

– teurere Bankkredite wegen höheren Risiken<br />

Dazu kommen Wiedergutma<strong>ch</strong>ungskosten für S<strong>ch</strong>äden. Im Kanton Bern ist im Rahmenkredit<br />

2005–2009 allein zur Behebung der Unwetters<strong>ch</strong>äden vom August 2005 eine unwetterbedingte<br />

Gesamts<strong>ch</strong>adenssumme von CHF 136 Mio. genannt. Die Abgrenzung des<br />

klimabedingten Anteils der anfallenden Ausgaben ist allerdings sehr s<strong>ch</strong>wierig. Es wird<br />

davon ausgegangen, dass der tourismusinduzierte Investitionsbedarf aufgr<strong>und</strong> direkter<br />

oder indirekter Klimaeffekte um ca. 20% zunehmen wird. Für das Berner Oberland bedeutet<br />

dies bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von ca. 400–450 Mio. CHF (angepasste<br />

Zahlen, basierend auf Rütter/Müller et.al. 1995)<br />

zusätzli<strong>ch</strong>e klimabedingte Investitionen von jährli<strong>ch</strong> r<strong>und</strong> ca. 75 Mio. CHF<br />

. . Effekte auf den <strong>Tourismus</strong> (S<strong>ch</strong>ritt – mit Anpassungsmassnahmen)<br />

Einige angebotsspezifis<strong>ch</strong>e Anpassungsmassnahmen führen dazu, dass die negativen<br />

Effekte (Mindereinnahmen) zu einem Teil (ca. zu 20–30%) abgefedert werden können.<br />

Realistis<strong>ch</strong>erweise müssen also die ökonomis<strong>ch</strong>en Effekte auf den <strong>Tourismus</strong> gemäss<br />

S<strong>ch</strong>ritt 1 korrigiert werden:<br />

Tagesgäste Winter:<br />

u Klimabedingte Abnahme der Frequenzen: –25%<br />

u Klimabedingte Abnahme der Tagesausgaben: –5%<br />

u Klimabedingte Umsatzeinbusse: –54 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong><br />

Überna<strong>ch</strong>tungsgäste Winter:<br />

u Klimabedingte Abnahme der Logiernä<strong>ch</strong>te: –20% (viele treue Ferienwohnungsgäste)<br />

u Klimabedingte Veränderung der Tagesausgaben: 0%<br />

u Klimabedingte Umsatzeinbusse: –95 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong><br />

Klimabedingte Umsatzeinbusse Winter Total: ca. –150 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />

ca. –22%<br />

Klimabedingte Umsatzsteigerung im Sommer von ca. +80 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder<br />

ca. +7% bleibt glei<strong>ch</strong> wie ohne Anpassungsmassnahmen


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />

Per Saldo klimabedingte Umsatzveränderung (mit Anpassungsmassnahmen):<br />

ca. –70 Mio. CHF jährli<strong>ch</strong> oder ca. –4%.<br />

. . Fazit<br />

Es zeigt si<strong>ch</strong>, dass der <strong>Tourismus</strong> im Winter starke Umsatzeinbussen verzei<strong>ch</strong>nen wird. Sie<br />

halten si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> in Grenzen, weil das Berner Oberland mit einigen ho<strong>ch</strong> gelegenen Ski-<br />

gebieten davon profitieren kann, dass Konzentrationsprozesse stattfinden werden. Von<br />

den negativen Folgen sol<strong>ch</strong>er Konzentrationsprozesse sind andere Regionen (v.a. au<strong>ch</strong> im<br />

näheren Ausland) no<strong>ch</strong> gravierender betroffen. Zudem ist das Berner Oberland bekannt<br />

für einen ausserordentli<strong>ch</strong> starken Sommertourismus. Damit kann ein Teil der Umsatzein-<br />

bussen kompensiert werden. Wenn das touristis<strong>ch</strong>e Angebot diversifiziert wird, kommt es<br />

zu saisonalen <strong>und</strong> strukturellen Verlagerungen der Erträge.<br />

Vers<strong>ch</strong>iedene Leistungsträger werden unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> stark belastet. Beherberger ge-<br />

langen mögli<strong>ch</strong>erweise unter Druck, wenn vermehrt Tagestouristen unterwegs sind.<br />

Wellnesshotels können unter Umständen profitieren, wenn im Winter zu wenig S<strong>ch</strong>nee<br />

liegt. Au<strong>ch</strong> regional können grosse Unters<strong>ch</strong>iede auftreten. So werden die meisten tief ge-<br />

legenen Skigebiete keine Mögli<strong>ch</strong>keit haben, mit Bes<strong>ch</strong>neiung den Skibetrieb aufre<strong>ch</strong>t zu<br />

erhalten, <strong>und</strong> müssen s<strong>ch</strong>liessen, während ho<strong>ch</strong> gelegene Gebiete unter Umständen von<br />

Verlagerungsprozessen profitieren. Folgeeffekte wie die s<strong>ch</strong>wierigere Rekrutierung von<br />

jungen Wintersportlern mit dem Wegfall agglomerationsnaher Kleinskigebiete sind kaum<br />

abzus<strong>ch</strong>ätzen. Au<strong>ch</strong> wenn in Bezug auf die klimatis<strong>ch</strong>en Folgen no<strong>ch</strong> viele Unsi<strong>ch</strong>erheiten<br />

bestehen, ist eindeutig, dass der Wintertourismus im Berner Oberland vor grossen Herausforderungen<br />

steht.<br />

Die touristis<strong>ch</strong>en Leistungsträger sind aufgefordert, Investitions- <strong>und</strong> Preispolitik sorgfältig<br />

<strong>und</strong> weitsi<strong>ch</strong>tig anzugehen, um die Gefahr einer Negativspirale abzuwenden (vgl. folgende<br />

Abbildung).


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />

Abb. : <strong>Klimaänderung</strong>, Preis-Leistungsverhältnis <strong>und</strong> Rentabilität (Wintertourismus)<br />

Preisverbilligung<br />

Üerangebot<br />

Geringe Auslastung<br />

Quelle: FIF 2007<br />

Fehlende Mittel für<br />

Aktivitätssteigerung<br />

Veränderte<br />

Aktivität<br />

Sinkende<br />

Na<strong>ch</strong>frage<br />

<strong>Klimaänderung</strong><br />

Rentabilität<br />

Bei den zu erwartenden zusätzli<strong>ch</strong>en Investitionskosten besteht das Risiko einer zu starken<br />

Verteuerung des Produktes, was si<strong>ch</strong> negativ auf die Na<strong>ch</strong>frage auswirken kann. Glei<strong>ch</strong>-<br />

zeitig sind Preiserlässe gefährli<strong>ch</strong>, da sie nur zu einem kurzfristigen Anstieg der Na<strong>ch</strong>-<br />

frage <strong>und</strong> damit zu einer Verknappung der für Investitionen notwendigen Mittel führen.<br />

Die S<strong>ch</strong>ere würde si<strong>ch</strong> öffnen (vgl. folgende Abbildung). Nur wenn es gelingt, si<strong>ch</strong> auf<br />

die veränderten klimatis<strong>ch</strong>en Bedingungen einzustellen <strong>und</strong> entspre<strong>ch</strong>ende Anpassungs-<br />

massnahmen einzuleiten, werden Einbrü<strong>ch</strong>e im Winterges<strong>ch</strong>äft abgedämpft <strong>und</strong> negative<br />

Auswirkungen minimiert werden können.<br />

Veränderte<br />

Aktivität<br />

Abb. : Preis-Leistungsverhältnis unter Druck<br />

Sinkende<br />

Na<strong>ch</strong>frage<br />

Preiserhöhung<br />

<strong>Klimaänderung</strong> Leistung<br />

Preis<br />

Quelle: FIF 2007<br />

Investitionsbedarf<br />

Attraktivitätsabnahme<br />

Investitionsbedarf<br />

Üerangebot<br />

Geringe Auslastung<br />

Kosten/Verteuerung<br />

Na<strong>ch</strong>fragerückgang


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. Generelle Verminderungs- <strong>und</strong> Anpassungsstrategien<br />

Die tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Auswirkungen der <strong>Klimaänderung</strong> auf den <strong>Tourismus</strong> hängen stark<br />

von den ergriffenen Anpassungsmassnahmen ab. Gr<strong>und</strong>sätzli<strong>ch</strong> sind die anzupackenden<br />

Massnahmen für beide Szenarien die glei<strong>ch</strong>en. Es sind sowohl kurz- als au<strong>ch</strong> längerfristige<br />

Strategien erforderli<strong>ch</strong>. Während kurzfristig primär Anpassungsmassnahmen (Adaptation)<br />

nötig sind, ist die Thematisierung von Klimamassnahmen nur dann glaubwürdig, wenn<br />

au<strong>ch</strong> Verminderungsmassnahmen (Mitigation) ergriffen werden. Au<strong>ch</strong> wenn der Leidens-<br />

druck vielerorts (no<strong>ch</strong>) ni<strong>ch</strong>t so gross ist, müssen si<strong>ch</strong> die touristis<strong>ch</strong>en Leistungsträger<br />

über zukünftige Strategien Gedanken ma<strong>ch</strong>en.<br />

. . Verminderungsstrategien<br />

Der <strong>Tourismus</strong> ist ni<strong>ch</strong>t nur Betroffener, sondern au<strong>ch</strong> ein wi<strong>ch</strong>tiger Mitverursa<strong>ch</strong>er der<br />

<strong>Klimaänderung</strong>. Insbesondere der Individualreiseverkehr trägt wesentli<strong>ch</strong> zur Emission von<br />

klimawirksamen Gasen bei. Mit der verbesserten Ers<strong>ch</strong>liessung, der steigenden Motorisierung<br />

<strong>und</strong> der zunehmenden Mobilitätsbereits<strong>ch</strong>aft seit dem zweiten Weltkrieg hat der<br />

Verkehr in den Alpen stark zugenommen. Ebenso wä<strong>ch</strong>st der mobilitätsintensive Kurzzeit-<br />

<strong>und</strong> Zweitwohnungstourismus. Neben den Verkehrsemissionen haben insbesondere<br />

au<strong>ch</strong> die Heiz- <strong>und</strong> zunehmend au<strong>ch</strong> die Kühlenergie der Beherbergung einen wi<strong>ch</strong>tigen<br />

Anteil am touristis<strong>ch</strong> bedingten Ausstoss von Treibhausgasen. Insbesondere die Zweitwohnungen<br />

fallen dabei ins Gewi<strong>ch</strong>t. Eine Studie des Eidg. Instituts für S<strong>ch</strong>nee- <strong>und</strong> Lawinenfors<strong>ch</strong>ung<br />

(SLF) hat den CO -Ausstoss für Davos bere<strong>ch</strong>net <strong>und</strong> im Heizungsberei<strong>ch</strong><br />

2<br />

bemerkenswerte Reduktionspotenziale aufgezeigt (SLF 2006). Als Mitverursa<strong>ch</strong>er soll der<br />

<strong>Tourismus</strong> ni<strong>ch</strong>t nur reagieren, sondern mögli<strong>ch</strong>st die Verminderung au<strong>ch</strong> als Chance sehen.<br />

Deshalb haben Massnahmen zur Verminderung der Emissionen Priorität:<br />

Förderung des öffentli<strong>ch</strong>en Verkehrs<br />

– ÖV-Verbindungen attraktivieren, alternative Treibstoffe <strong>und</strong> Antriebssysteme propagieren,<br />

Car-Sharing, Zubringerbusse organisieren, Alpentaxis anbieten etc.<br />

Konsequente Anwendung des Verursa<strong>ch</strong>erprinzips<br />

– Förderung s<strong>ch</strong>adstoffarmer Fahrzeuge, Parkgebühren etc.<br />

Verbesserung des Verkehrsmanagements<br />

– Neue Mobilitätsformen unterstützen, Anreize für ÖV s<strong>ch</strong>affen etc.<br />

Reduktion des Energieverbrau<strong>ch</strong>s <strong>und</strong> der Emissionen von Heizanlagen<br />

– Energie- <strong>und</strong> CO -Sparprogramme propagieren <strong>und</strong> weiterentwickeln, CO neutral<br />

2 2<br />

heizen, Fernheizprogramme intensivieren <strong>und</strong> kommunizieren, auf ho<strong>ch</strong>wertige Produkte<br />

(Holz) aus lokaler Produktion setzen, Gebäude wärmete<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> sanieren, (Zweit-)<br />

Wohnungen bedarfsgere<strong>ch</strong>t heizen, alternative Energien fördern etc.<br />

Kompensation von CO -Emissionen<br />

2<br />

– CO -neutrale Produkte <strong>und</strong> Angebote s<strong>ch</strong>affen, Kompensationsprojekte unterstützen,<br />

2<br />

Kooperation mit myclimate etc.


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. . Anpassungsstrategien<br />

Glei<strong>ch</strong>zeitig muss si<strong>ch</strong> der <strong>Tourismus</strong> den mit der <strong>Klimaänderung</strong> eintretenden ver-<br />

änderten Bedingungen anpassen. Strategien <strong>und</strong> Massnahmen zur Anpassung an<br />

die veränderten Bedingungen können negative Effekte teilweise aufheben. Eine fehlende<br />

Winteratmosphäre mangels S<strong>ch</strong>nee ist s<strong>ch</strong>wer zu kompensieren. Der Wintersport ist als<br />

Massenges<strong>ch</strong>äft kaum dur<strong>ch</strong> ein anderes Massenges<strong>ch</strong>äft substituierbar. Eine verstärkte<br />

Diversifikation des Angebots kann hingegen negative Effekte abs<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en. Wi<strong>ch</strong>tig<br />

ist generell, dass der <strong>Tourismus</strong> frühzeitig <strong>und</strong> flexibel reagieren <strong>und</strong> die si<strong>ch</strong> bietenden<br />

Chancen wahrnehmen <strong>und</strong> nutzen kann.<br />

Förderung von Innovation <strong>und</strong> Diversifikation<br />

Die <strong>Tourismus</strong>verantwortli<strong>ch</strong>en sind gefordert, ihr Angebot den neuen Bedingungen anzupassen<br />

<strong>und</strong> koordinierte umfassende Konzepte zu erarbeiten, da jeder einzelne Leistungsträger<br />

zur Attraktivität der Destination beiträgt:<br />

– Angebot diversifizieren, auf neue touristis<strong>ch</strong>e Aktivitäten einstellen respektive S<strong>ch</strong>werpunkte<br />

verlagern: neue Sportarten, Kreativkurse, Kultur- <strong>und</strong> Weiterbildungsangebote<br />

etc.<br />

– Saison mittels entspre<strong>ch</strong>ender Angebote verlängern (zeitli<strong>ch</strong>e Expansion)<br />

– Bereits ers<strong>ch</strong>lossene ho<strong>ch</strong>gelegene Gebiete gezielt fördern, um die S<strong>ch</strong>neesi<strong>ch</strong>erheit zu<br />

erhöhen (räumli<strong>ch</strong>e Expansion)<br />

– Verständnis von Wellness in Bezug auf Luft, Höhenlage, Li<strong>ch</strong>t, Ernährung <strong>und</strong> Kultur<br />

erweitern (Alpine Wellness)<br />

Verstärkung der Gefahrenabwehr <strong>und</strong> der te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Massnahmen<br />

Infrastrukturen <strong>und</strong> Aktivitätsräume müssen vor neuen <strong>und</strong> teilweise zunehmenden Gefährdungen<br />

ges<strong>ch</strong>ützt werden:<br />

– Biologis<strong>ch</strong>e Massnahmen wie Aufforstungen unterstützen<br />

– Lands<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Veränderungen lenken, S<strong>ch</strong>utz- <strong>und</strong> Freihaltezonen einri<strong>ch</strong>ten<br />

– F<strong>und</strong>amente von Anlagen erneuern <strong>und</strong> vor Naturgefahren si<strong>ch</strong>ern<br />

– Infrastrukturen vor Lawinen, Steins<strong>ch</strong>lag, Ruts<strong>ch</strong>ungen <strong>und</strong> Murgängen s<strong>ch</strong>ützen<br />

– Effektivität von Bes<strong>ch</strong>neiungsanlagen erhöhen<br />

– Pisten gezielt bes<strong>ch</strong>neien, Stauseen erstellen, Glets<strong>ch</strong>er ggf. abdecken etc.<br />

Risikoverminderung dur<strong>ch</strong> organisatoris<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />

In Hinblick auf neue Herausforderungen sind Kooperationen oder au<strong>ch</strong> Fusionen zwis<strong>ch</strong>en<br />

den Leistungsträgern zu intensivieren <strong>und</strong> gemeinsam Anpassungsstrategien zu<br />

entwickeln:<br />

– Bergbahngesells<strong>ch</strong>aften fusionieren <strong>und</strong> Kompensationsstilllegungen zur Optimierung<br />

der Skigebiete dur<strong>ch</strong>führen, Skigebiete zusammens<strong>ch</strong>liessen<br />

– Gemeinsam Destinationsentwicklungsstrategie erarbeiten<br />

– Gefahrenzonenpläne erstellen resp. anpassen (raumplaneris<strong>ch</strong>e Massnahmen)<br />

– Evakuierungs- <strong>und</strong> Kommunikationskonzepte erstellen<br />

– Bevölkerung <strong>und</strong> Touristen offen informieren <strong>und</strong> für Klimafragen sensibilisieren


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Klare Positionierung <strong>und</strong> gezieltes Marketing<br />

– Spezialisierung auf bestimmte Segmente<br />

– Gegebenenfalls Imagewe<strong>ch</strong>sel vornehmen<br />

– Klima s<strong>ch</strong>onenden <strong>Tourismus</strong> kommunizieren<br />

Intensivierung der Fors<strong>ch</strong>ung, Sensibilisierung der Bevölkerung<br />

No<strong>ch</strong> bestehen viele Fors<strong>ch</strong>ungslücken. Die Entwicklungen sind im Auge zu behalten <strong>und</strong><br />

neue Erkenntnisse der Fors<strong>ch</strong>ung sind zu berücksi<strong>ch</strong>tigen:<br />

– Entwicklungen vor Ort beoba<strong>ch</strong>ten <strong>und</strong> Handlungsbedarf frühzeitig erkennen<br />

– Veränderungen im Reiseverhalten der Touristen verfolgen <strong>und</strong> Angebote entspre<strong>ch</strong>end<br />

anpassen<br />

– Bevölkerung über Wetterrisiken <strong>und</strong> Naturgefahren aufklären<br />

– Spezifis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsvorhaben verfolgen <strong>und</strong> unterstützen


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

9. <strong>Tourismus</strong> im Berner Oberland 0 0 – eine<br />

Ballonfahrt<br />

Die vorliegende Szenarioanalyse hat ein detailliertes Bild zum <strong>Tourismus</strong> im Berner Ober-<br />

land unter veränderten klimatis<strong>ch</strong>en Bedingungen ergeben. Do<strong>ch</strong> fällt den meisten das<br />

Denken in fernen Zukunftsbildern s<strong>ch</strong>wer, insbesondere, wenn viele Variabeln glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

zu berücksi<strong>ch</strong>tigen sind. Unser Denken orientiert si<strong>ch</strong> an Erfahrungswerten aus der Ver-<br />

gangenheit, die tendenziell in die Zukunft extrapoliert werden.<br />

«Was wir wollen, ist ni<strong>ch</strong>t eine wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>e Zukunft erraten, aber eine wüns<strong>ch</strong>bare<br />

Zukunft vorbereiten <strong>und</strong> viellei<strong>ch</strong>t sogar weitergehen <strong>und</strong> versu<strong>ch</strong>en, eine wüns<strong>ch</strong>bare<br />

Zukunft wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en», s<strong>ch</strong>rieb einmal Jacques de Bourbon-Busset. Deshalb<br />

mö<strong>ch</strong>ten wir zum S<strong>ch</strong>luss einen anderen Ansatz zur Diskussion stellen, eine Ballonfahrt<br />

über ein visionäres Berner Oberland 2030. (Die Idee von Zukunftsreflexionen mit Hilfe<br />

einer Ballonfahrt ist der deuts<strong>ch</strong>en Freizeitfors<strong>ch</strong>erin Felizitas Romeiss-Stracke (1989) ent-<br />

nommen.) Dieser Ansatz lässt der Kreativität freien Lauf <strong>und</strong> führt insgesamt zu einem<br />

holistis<strong>ch</strong>eren Bild, beinhaltet aber die Gefahr der plakativen Darstellung einzelner Teilaspekte.<br />

Die Ballonfahrt mö<strong>ch</strong>te somit nur Denkanstösse vermitteln <strong>und</strong> hat keinen Realitätsanspru<strong>ch</strong>.<br />

***<br />

Wir bitten Sie, auf der Thuner Allmend in den Korb einzusteigen, abzuheben, Ballast wie<br />

Statistiken, Bilanzen <strong>und</strong> Bedenken abzuwerfen <strong>und</strong> frei wie ein Vogel in die Zukunft hinein<br />

zu gleiten. Nur vergessen Sie ni<strong>ch</strong>t, Ihre Phantasie mitzunehmen.<br />

Der Wind treibt uns dem Thunersee entlang in Ri<strong>ch</strong>tung Spiez. Auf dem Thunersee kreuzen<br />

unzählige Segelboote. Er wurde zum neigungstouristis<strong>ch</strong>en Segelmekka der S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Private Motorboote gibt es keine mehr. Sie wurden vollständig verboten, denn die Opposition<br />

gegen Lärm <strong>und</strong> Treibstoffverbrau<strong>ch</strong> wurde immer lauter. Die klare Si<strong>ch</strong>t erlaubt<br />

uns einen frühen Blick auf Spiez – no<strong>ch</strong> immer etwas vers<strong>ch</strong>lafen. Do<strong>ch</strong> es kommen wieder<br />

mehr Gäste, vor allem ältere Mens<strong>ch</strong>en, die diese idyllis<strong>ch</strong>e Bu<strong>ch</strong>t mit dem w<strong>und</strong>ers<strong>ch</strong>önen<br />

Spazierweg na<strong>ch</strong> Faulensee lieben.<br />

***<br />

Unter uns liegt die Abzweigung ins Simmental. Wir trauen unseren Augen ni<strong>ch</strong>t: Die N6<br />

<strong>und</strong> die alte Kantonsstrasse, kaum ausgebaut, no<strong>ch</strong> wie vor 25 Jahren, sind praktis<strong>ch</strong> leer.<br />

Das ist die Folge einer doppelten Entwicklung: Anfangs des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts ma<strong>ch</strong>ten<br />

si<strong>ch</strong> Klimaveränderung <strong>und</strong> Luftvers<strong>ch</strong>mutzung manifest bemerkbar. Einerseits serbelte<br />

der Wald immer mehr, andererseits spielte das Wetter verrückt. Aufforstungsmassnahmen<br />

<strong>und</strong> Lawinenverbauungen konnten ni<strong>ch</strong>t mehr verhindern, dass die ausgelösten Muren<br />

<strong>und</strong> Lawinenabgänge grosse Risiken mit si<strong>ch</strong> bra<strong>ch</strong>ten. Sie blockierten im ganzen Alpenraum<br />

den Verkehr oft wo<strong>ch</strong>enlang, stauten Flüsse zurück, was zu Übers<strong>ch</strong>wemmungen<br />

<strong>und</strong> damit zu grossen Einbussen für den <strong>Tourismus</strong> führte. Au<strong>ch</strong> die s<strong>ch</strong>önen Sommermonate<br />

mit der populären «Sommerfris<strong>ch</strong>e» waren nur ein kleiner Trost.<br />

Um den <strong>ch</strong>aotis<strong>ch</strong>en Verkehrsproblemen in Europa Herr zu werden, hatte si<strong>ch</strong> die Europäis<strong>ch</strong>e<br />

Gemeins<strong>ch</strong>aft (die S<strong>ch</strong>weiz wurde kürzli<strong>ch</strong> Mitglied – ni<strong>ch</strong>t ganz freiwillig) s<strong>ch</strong>on


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

im Jahr 2015 dazu ents<strong>ch</strong>lossen, rigoros eine Politik der lokalen Versorgungsnetze in allen<br />

Mitgliedsländern dur<strong>ch</strong>zusetzen. Das war einfa<strong>ch</strong>er gewesen als geda<strong>ch</strong>t, da s<strong>ch</strong>on seit<br />

den neunziger Jahren eigentli<strong>ch</strong> jeder <strong>und</strong> jede wusste, dass es so wirkli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t weiterge­<br />

hen konnte, wenn es weitergehen sollte. Ni<strong>ch</strong>t einmal die Automobilindustrie opponierte,<br />

weil sie angesi<strong>ch</strong>ts der totalen Verble<strong>ch</strong>erung von Stadt <strong>und</strong> Land immer weniger Autos<br />

absetzen konnte <strong>und</strong> selbst auf intelligentere Lösungen umstieg.<br />

Und die Gäste? Wie kommen die jetzt ins Simmental? Jedenfalls haben die neuen Alpen­<br />

transversalen mit den modernen Ho<strong>ch</strong>leistungszügen sowie die 2020 fertiggestellte<br />

3. S<strong>ch</strong>iene zwis<strong>ch</strong>en Interlaken <strong>und</strong> Zweisimmen den Bahnverkehr mä<strong>ch</strong>tig belebt. Nur<br />

altmodis<strong>ch</strong>e Mens<strong>ch</strong>en fahren längere Distanzen no<strong>ch</strong> mit dem eigenen Auto. Das Auto­<br />

fahren hatte seinen Reiz im Alltag etwa ab 2025 total verloren, als au<strong>ch</strong> dem letzten<br />

Autofanatiker klar wurde, dass die St<strong>und</strong>en im Stau verlorene Lebenszeit sind – <strong>und</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr ein Lustgewinn, wie die Autolobby lange Zeit zu suggerieren versu<strong>ch</strong>te.<br />

***<br />

Wir nähern uns Zweisimmen. Vor uns liegt das Saanenland. In dieser Region hat si<strong>ch</strong><br />

sehr viel getan. Unter dem damaligen Modewort «Total Quality Management» wurde<br />

der s<strong>ch</strong>wierige Versu<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t, einerseits das gesamte Leistungsbündel, das von den<br />

Gästen na<strong>ch</strong>gefragt wird, qualitativ zu verbessern, alle nur erdenkli<strong>ch</strong>en Serviceketten zu<br />

überprüfen <strong>und</strong> eine neue Gastli<strong>ch</strong>keit zu leben. «Sonnenstrahlen» hiess das damalige<br />

Projekt. Andererseits wollte man damit glei<strong>ch</strong>zeitig errei<strong>ch</strong>en, dass die Lebensqualität der<br />

Einheimis<strong>ch</strong>en gesteigert werden konnte <strong>und</strong> ein neues <strong>Tourismus</strong>bewusstsein entstand.<br />

Die mutigen S<strong>ch</strong>ritte, die man vor allem im Verkehrs­ <strong>und</strong> Energieberei<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>te, zahlen<br />

si<strong>ch</strong> heute aus.<br />

***<br />

Der Wind treibt uns aber ni<strong>ch</strong>t ins Saanenland, sondern in Ri<strong>ch</strong>tung Lenk. Wir erkennen<br />

die Talstation der Mets<strong>ch</strong>­Bahn. No<strong>ch</strong> immer steht sie einsam auf der grünen Matte, umgeben<br />

von einem grossen (wenigstens begrünten) Parkplatz. Man ma<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong> heute sogar<br />

Gedanken, die Mets<strong>ch</strong>­Bahn ganz stillzulegen <strong>und</strong> sie abzubre<strong>ch</strong>en, denn an der Lenk<br />

hat man si<strong>ch</strong> im Winter ganz auf den Laufsport (Walking, Nordic Walking, Snowwalking)<br />

mit seinen vielfältigen Variationen spezialisiert. Auf ein riesiges Überbauungsvorhaben<br />

auswärtiger Promotoren im Zusammenhang mit dem Sportzentrum hat man verzi<strong>ch</strong>tet,<br />

weil man damals selber eingesehen hat, dass derartige Grossprojekte einfa<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t ins Tal<br />

passen. Hingegen blüht der erweiterte Lenkerhof <strong>und</strong> bietet Wellness vom feinsten.<br />

Das projektierte Mega­Resort war der Beginn eines Umdenkprozesses. Zwar wurden die<br />

Gegner vorerst no<strong>ch</strong> als Spinner abgetan, do<strong>ch</strong> langsam vergrösserte si<strong>ch</strong> der Kreis um sie.<br />

Bei immer mehr Stammgästen <strong>und</strong> umweltbewussten Einheimis<strong>ch</strong>en reifte die Einsi<strong>ch</strong>t,<br />

dass Lenk mit seiner Umgebung dazu prädestiniert ist, statt der Ers<strong>ch</strong>liessung na<strong>ch</strong> altem<br />

Muster ein beispielhaftes ökologis<strong>ch</strong>es Konzept zu versu<strong>ch</strong>en. Der ‹Wiederentdeckung<br />

der Langsamkeit› – so heisst es im Prospekt heute – werde ein zentraler Stellenwert eingeräumt.<br />

S<strong>ch</strong>on vor langer Zeit wurde hier au<strong>ch</strong> der heute so populäre Visionsweg einge­


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

weiht, auf dem man si<strong>ch</strong> während der Ferien im Zen­Walking übt, eine Art ‹Zeitlupenge­<br />

hen› mit etwa 70 bis 100 Metern pro St<strong>und</strong>e…<br />

***<br />

Wir gleiten langsam in Ri<strong>ch</strong>tung Adelboden, das si<strong>ch</strong> seit Anfang des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

konsequent mit der Alpinen Wellness profiliert. Die Höhenlage, das bekannte Mineral­<br />

wasser <strong>und</strong> das vom Starar<strong>ch</strong>itekten Renzo Piano gestaltete Selfnesszentrum waren<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die klare <strong>und</strong> etwas s<strong>ch</strong>neeunabhängigere Neuorientierung. No<strong>ch</strong> immer<br />

kommen vor allem Familien, denn Adelboden hat es ausgezei<strong>ch</strong>net verstanden, erlebnisrei<strong>ch</strong>e<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderungs­Programme zu gestalten, die au<strong>ch</strong> den Kindern bis ins<br />

jugendli<strong>ch</strong>e Alter Spass ma<strong>ch</strong>en.<br />

***<br />

Bereits nähern wir uns Kandersteg. Der Autoverlad ist no<strong>ch</strong> immer in Betrieb, au<strong>ch</strong> wenn<br />

er seinen Zenit längst übers<strong>ch</strong>ritten hat. Als 2007 der Löts<strong>ch</strong>berg Basistunnel eröffnet<br />

wurde, hat man in Kandersteg die Chance gepackt <strong>und</strong> bietet nur no<strong>ch</strong> klimaneutrale<br />

Leistungen an. Die Bergstrecke ist no<strong>ch</strong> immer in Betrieb <strong>und</strong> hat mit seinem Kehrtunnel<br />

na<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>liessung der Gotthard Bergstrecke eine Alleinstellung erhalten. Die Energie­<br />

versorgung wurde ganz auf Wärmerückgewinnung aus dem Tunnel sowie auf Erdwärme­<br />

aufbereitung umgestellt.<br />

Das Dorfbild hat si<strong>ch</strong> in den letzten Jahren ents<strong>ch</strong>eidend vers<strong>ch</strong>önert. Ein junger Ar<strong>ch</strong>itekt<br />

von Kandersteg hat si<strong>ch</strong> darauf spezialisiert, bei Renovationen die typis<strong>ch</strong>en Elemente des<br />

Kandertals liebevoll zu pflegen. Er hat na<strong>ch</strong> der Verleihung des ‹Goldenen Oberländers›<br />

vor einigen Jahren immer grössere Bea<strong>ch</strong>tung gef<strong>und</strong>en. À propos ‹Goldenem Ober­<br />

länder›: Viellei<strong>ch</strong>t erinnern Sie si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> an den Beri<strong>ch</strong>t «<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

– Szenarien für das Berner Oberland 2030» <strong>und</strong> an die Ideenwerkstätten, die im Ans<strong>ch</strong>luss<br />

in allen Destinationen des Berner Oberlandes dur<strong>ch</strong>geführt wurden. Damals hat man be­<br />

gonnen, die Klimaverträgli<strong>ch</strong>keit der Entwicklung kritis<strong>ch</strong> zu hinterfragen. Man lancierte<br />

unter anderem den ‹Goldenen Oberländer›. Der immer populärer werdende Event wurde<br />

2015 von Thun na<strong>ch</strong> Interlaken ins modern ausgebaute Kongresszentrum verlegt. Die<br />

Veranstaltung hat si<strong>ch</strong> zu einem e<strong>ch</strong>ten Begegnungsort der touristis<strong>ch</strong>en Intelligenz ent­<br />

wickelt, insbesondere, wenn jeweils die beliebten goldenen, silbernen <strong>und</strong> bronzenen<br />

‹Oberländer› für die na<strong>ch</strong>haltigsten touristis<strong>ch</strong>en Innovationen im Alpenraum verliehen<br />

werden. So bringt si<strong>ch</strong> Interlaken zusätzli<strong>ch</strong>en jährli<strong>ch</strong> weltweit in die Medien.<br />

***<br />

In der Zwis<strong>ch</strong>enzeit gleiten wir ruhig über Interlaken. Einige Elektromobile mit ihren bun­<br />

ten Farben, die au<strong>ch</strong> für Touristen – zwar sehr teuer – zu mieten sind, können aus der<br />

Höhe sehr s<strong>ch</strong>ön beoba<strong>ch</strong>tet werden. Im Zusammenhang mit den FIS­Alpinen Weltmeisters<strong>ch</strong>aften<br />

2019 in der Jungfrauregion hat man na<strong>ch</strong> mutigen Verkehrslösungen gesu<strong>ch</strong>t.<br />

Das gesamte Zentrum inklusiv Höheweg ist nun verkehrsfrei. Der w<strong>und</strong>ers<strong>ch</strong>ön<br />

gepflegte Park um den alten Kursaal ist munter belebt. Neue Impulse gingen au<strong>ch</strong> von der


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Destinationsbildung ‹Interlaken­Jungfrau› aus: Sie hat heute eine ähnli<strong>ch</strong>e Ausstrahlung<br />

wie St.Moritz­Engadin <strong>und</strong> ist in China, Indien, Argentinien <strong>und</strong> Südafrika klar Nummer 1<br />

der alpinen Destinationen.<br />

***<br />

S<strong>ch</strong>ade, dass wir auf unserer Ballonfahrt Grindelwald oder Wengen ni<strong>ch</strong>t sehen können,<br />

denn hier sind die Spuren der FIS­Alpinen Weltmeisters<strong>ch</strong>aften 2019 no<strong>ch</strong> offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er:<br />

Damals entstand die «S<strong>ch</strong>eideggissima», das Intensiv­Skizentrum des Berner Oberlandes.<br />

(Der Name wurde deshalb geändert, weil ‹Kleine S<strong>ch</strong>eidegg› viel zu bes<strong>ch</strong>eiden<br />

tönte <strong>und</strong> der Taus<strong>ch</strong> der Grossen mit der Kleinen S<strong>ch</strong>eidegg einfa<strong>ch</strong> keine Mehrheit<br />

fand.) Do<strong>ch</strong> – es stimmt – es gibt no<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e international bekannte <strong>und</strong> au<strong>ch</strong> gut besu<strong>ch</strong>te<br />

Skigebiete. Generell fahren aber ni<strong>ch</strong>t mehr so viele Mens<strong>ch</strong>en Ski wie no<strong>ch</strong> vor<br />

25 Jahren. Es ist eigentli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on seit r<strong>und</strong> 10 Jahren ziemli<strong>ch</strong> out, obwohl das Snowboarden<br />

no<strong>ch</strong>mals eine Lebenszyklusverlängerung bra<strong>ch</strong>te. Aber einige Unentwegte fahren<br />

no<strong>ch</strong> immer. Die, die im Berner Oberland fahren wollen, konzentrieren si<strong>ch</strong> hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

hier. In einer bewussten Raumordnungspolitik hat man si<strong>ch</strong> nolens volens dazu ents<strong>ch</strong>lossen,<br />

dort wo die Lands<strong>ch</strong>aft ohnehin s<strong>ch</strong>on stark dem Wintersport angepasst wurde, nun<br />

au<strong>ch</strong> Nägel mit Köpfen zu ma<strong>ch</strong>en. Zusätzli<strong>ch</strong>e Pisten wurden in die Hänge gelegt, die<br />

Ers<strong>ch</strong>liessung perfektioniert <strong>und</strong> die Lifte so komfortabel gema<strong>ch</strong>t, dass Skifahrende ni<strong>ch</strong>t<br />

mehr frieren müssen. Mit hohen Si<strong>ch</strong>erheitsdämmen aus Naturstein hat man die Lawinengefahr<br />

vermindert. Die Pisten sind mit einem widerstandsfähigen Untergr<strong>und</strong> versehen,<br />

der Kunsts<strong>ch</strong>neeberieselung bis weit in den April hinein gestattet.<br />

Kurz na<strong>ch</strong> den Weltmeisters<strong>ch</strong>aften hat man in Grindelwald mit einer riesigen Wasserruts<strong>ch</strong>bahn<br />

zudem versu<strong>ch</strong>t, den Sommertourismus zusätzli<strong>ch</strong> zu beleben. Der starke<br />

Na<strong>ch</strong>fragedruck auf Zweitwohnungen <strong>und</strong> Ferienhäuser ma<strong>ch</strong>t dem Dorf weiterhin zu<br />

s<strong>ch</strong>affen. Na<strong>ch</strong> der Ski­WM, dem konjunkturellen Wiederaufs<strong>ch</strong>wung vor zehn Jahren<br />

<strong>und</strong> dem EU­Beitritt der S<strong>ch</strong>weiz ist er kaum no<strong>ch</strong> zu lenken. Die typis<strong>ch</strong>en Elemente<br />

der einheimis<strong>ch</strong>en Ar<strong>ch</strong>itektur wi<strong>ch</strong>en einem im ganzen Alpenraum si<strong>ch</strong> verbreiternden<br />

Berner­Oberland­Zillertal­Südtirol­Bayern­Ferienhausstil. Die no<strong>ch</strong> immer gültigen Bauvors<strong>ch</strong>riften<br />

bezügli<strong>ch</strong> Betonsockel, Holzaufbau <strong>und</strong> Da<strong>ch</strong>giebelri<strong>ch</strong>tung, die si<strong>ch</strong> während<br />

vielen Jahren bewährten, konnten zwar einige Auswü<strong>ch</strong>se verhindern, ni<strong>ch</strong>t aber S<strong>ch</strong>önes<br />

fördern.<br />

***<br />

Wir nähern uns dem Haslital. Hier ist Erstaunli<strong>ch</strong>es passiert. Im Sommer hat si<strong>ch</strong> Meiringen­<br />

Hasliberg einen guten Namen im Kurtourismus gema<strong>ch</strong>t. Vor allem die Luftkur, deren<br />

Wirkung insbesondere auf ältere Leute aus den Städten in den letzten Jahren vom ortsansässigen<br />

‹Fors<strong>ch</strong>ungsinstitut für Lufttherapie› wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> vertieft wird, ist sehr<br />

beliebt. Au<strong>ch</strong> das Ausbildungszentrum der Bergbahnbran<strong>ch</strong>e hat einen hervorragenden<br />

internationalen Ruf. Die Hotellerie konnte wegen diesem neuen Fors<strong>ch</strong>ungs­ <strong>und</strong> Ausbildungstourismus<br />

ni<strong>ch</strong>t nur erhalten, sondern no<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>t ausgebaut werden.<br />

***


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Langsam klettern wir den Grimsel­Pass hinauf. In der Zwis<strong>ch</strong>enzeit ist der Wind beinahe<br />

zusammengebro<strong>ch</strong>en. Wir nähern uns der alten Mauer des Grimselstausees <strong>und</strong> landen<br />

glei<strong>ch</strong> nebenan. In der Staumauer spiegelt si<strong>ch</strong> das intensive Sonnenli<strong>ch</strong>t. Sie ist nämli<strong>ch</strong><br />

vollständig mit Solarzellen abgedeckt. Oben auf der Staumauer sind zusätzli<strong>ch</strong> unzählige<br />

Düsen angebra<strong>ch</strong>t, um au<strong>ch</strong> den Grimsel­Wind zu nutzen. Das kombinierte Sonnen­<br />

Wind­Wasser­Kraftwerk liefert heute fünf Mal mehr Elektrizität als no<strong>ch</strong> vor 15 Jahren, als<br />

man no<strong>ch</strong> auf Mono­Wasserkraftwerke setzte.<br />

***<br />

Wir steigen aus <strong>und</strong> sind ni<strong>ch</strong>t ganz unglückli<strong>ch</strong>, wieder festen Boden, die Wirkli<strong>ch</strong>keit,<br />

das hier <strong>und</strong> jetzt unter unseren Füssen zu haben. Hat sie uns Freude gema<strong>ch</strong>t, die Zeitreise<br />

ins Jahr 2030, die Bilder, die Ideen <strong>und</strong> die Denkanstösse, die uns vermittelt wurden?<br />

An was mö<strong>ch</strong>ten wir festhalten, was verhindern, was verwirkli<strong>ch</strong>en?


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />

0. Anhang<br />

0. . Auswertungen zu Nieders<strong>ch</strong>lag <strong>und</strong> Temperatur im Berner<br />

Oberland<br />

Folgende Auswertungen beruhen auf Daten des Eidg. Instituts für S<strong>ch</strong>nee- <strong>und</strong> Lawi-<br />

nenfors<strong>ch</strong>ung (SLF) resp. MeteoS<strong>ch</strong>weiz (Sonnens<strong>ch</strong>eindauer). Berücksi<strong>ch</strong>tigt wurden ver-<br />

s<strong>ch</strong>iedene Messstationen im Berner Oberland. Wo ni<strong>ch</strong>t anders vermerkt, sind jährli<strong>ch</strong>e<br />

Werte <strong>und</strong> die dazugehörige lineare Trendlinie angegeben.<br />

S<strong>ch</strong>neehöhen an Weihna<strong>ch</strong>ten 1954–2005<br />

Adelboden (1350 m.ü.M.)<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

54<br />

56<br />

58<br />

60<br />

62<br />

64<br />

66<br />

68<br />

70<br />

72<br />

74<br />

76<br />

78<br />

80<br />

82<br />

84<br />

86<br />

88<br />

90<br />

92<br />

94<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

S<strong>ch</strong>neehöhe (in cm)<br />

Trendlinie (Linear)<br />

96<br />

98<br />

00<br />

02<br />

04


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />

S<strong>ch</strong>neehöhen an Weihna<strong>ch</strong>ten 1954–2005<br />

Gsteig (1195 m.ü.M.)<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

54<br />

56<br />

58<br />

60<br />

62<br />

64<br />

66<br />

68<br />

70<br />

72<br />

S<strong>ch</strong>neehöhen an Weihna<strong>ch</strong>ten 1954–2005<br />

Mürren (1660 m.ü.M.)<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

54<br />

56<br />

58<br />

60<br />

62<br />

64<br />

66<br />

68<br />

70<br />

72<br />

74<br />

74<br />

76<br />

76<br />

78<br />

78<br />

80<br />

80<br />

82<br />

82<br />

84<br />

84<br />

86<br />

86<br />

88<br />

88<br />

90<br />

90<br />

92<br />

92<br />

94<br />

94<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

S<strong>ch</strong>neehöhe (in cm)<br />

Trendlinie (Linear)<br />

96<br />

96<br />

98<br />

98<br />

00<br />

00<br />

02<br />

S<strong>ch</strong>neehöhe (in cm)<br />

Trendlinie (Linear)<br />

02<br />

04<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

04


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

S<strong>ch</strong>neehöhen an Weihna<strong>ch</strong>ten im Berner Oberland 1954–2005<br />

Mittel Mürren, Wengen, Adelboden, Gsteig<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

54<br />

56<br />

58<br />

60<br />

62<br />

Temperaturen im Winterhalbjahr 1955–2006<br />

Adelboden (1350 m.ü.M.)<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

– 1<br />

– 2<br />

– 3<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

64<br />

65<br />

66<br />

67<br />

68<br />

69<br />

70<br />

71<br />

72<br />

73<br />

74<br />

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76<br />

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78<br />

79<br />

80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

84<br />

85<br />

86<br />

87<br />

88<br />

89<br />

90<br />

91<br />

92<br />

93<br />

94<br />

95<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

S<strong>ch</strong>neehöhe (in cm)<br />

Trendlinie (Linear)<br />

96<br />

97<br />

98<br />

99<br />

00<br />

01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

mittlere Temperaturen<br />

(in °C) 1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Temperaturen im Winterhalbjahr 1955–2006<br />

Grimsel (1960 m.ü.M.)<br />

0<br />

– 1<br />

– 2<br />

– 3<br />

– 4<br />

– 5<br />

– 6<br />

– 7<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

Temperaturen im Winterhalbjahr 1955–2006<br />

Mittelwerte Grimsel, Interlaken, Adelboden<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

– 0.5<br />

– 1.0<br />

– 1.5<br />

– 2.0<br />

– 2.5<br />

– 3.0<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

65<br />

67<br />

67<br />

69<br />

69<br />

71<br />

71<br />

73<br />

73<br />

75<br />

75<br />

77<br />

77<br />

79<br />

79<br />

81<br />

81<br />

83<br />

83<br />

85<br />

85<br />

87<br />

87<br />

89<br />

89<br />

91<br />

91<br />

93<br />

93<br />

95<br />

95<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

mittlere Temperaturen<br />

(in °C) 1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

97<br />

97<br />

99<br />

99<br />

01<br />

01<br />

03<br />

03<br />

05<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

mittlere Temperaturen<br />

(in °C) 1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

Mittel seit 1955<br />

Mittel 55–89: –0.67°C<br />

Mittel 90–06: +0.09°C<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen Winter 1955–2006<br />

Gsteig (1195 m.ü.M.)<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

69<br />

71<br />

73<br />

Mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen Winter 1955–2006<br />

Mürren (1660 m.ü.M.)<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

69<br />

71<br />

73<br />

75<br />

75<br />

77<br />

77<br />

79<br />

79<br />

81<br />

81<br />

83<br />

83<br />

85<br />

85<br />

87<br />

87<br />

89<br />

89<br />

91<br />

91<br />

93<br />

93<br />

95<br />

95<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen<br />

(in cm) 1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

97<br />

97<br />

99<br />

99<br />

01<br />

01<br />

03<br />

03<br />

05<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen<br />

(in cm) 1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen Winter 1955–2006<br />

Wengen (1310 m.ü.M.)<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

69<br />

71<br />

73<br />

Mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen Winter 1955–2006<br />

Mittelwerte Gsteig, Adelboden, Mürren, Wengen<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

69<br />

71<br />

73<br />

75<br />

75<br />

77<br />

77<br />

79<br />

79<br />

81<br />

81<br />

83<br />

83<br />

85<br />

85<br />

87<br />

87<br />

89<br />

89<br />

91<br />

91<br />

93<br />

93<br />

95<br />

95<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen<br />

(in cm) 1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

97<br />

97<br />

99<br />

99<br />

01<br />

01<br />

03<br />

03<br />

05<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen<br />

(in cm) 1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

Mittel seit 1955<br />

Mittel 55–89: 47 cm<br />

Mittel 90–06: 35 cm<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Neus<strong>ch</strong>neesummen Winter 1955–2006<br />

Adelboden (1350 m.ü.M.)<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

69<br />

71<br />

Neus<strong>ch</strong>neesummen Winter 1955–2006<br />

Gsteig (1195 m.ü.M.)<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

69<br />

71<br />

73<br />

73<br />

75<br />

75<br />

77<br />

77<br />

79<br />

79<br />

81<br />

81<br />

83<br />

83<br />

85<br />

85<br />

87<br />

87<br />

89<br />

89<br />

91<br />

91<br />

93<br />

93<br />

95<br />

95<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

Neus<strong>ch</strong>neesummen<br />

(in cm) 1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

97<br />

97<br />

99<br />

99<br />

01<br />

01<br />

03<br />

03<br />

05<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

Neus<strong>ch</strong>neesummen<br />

(in cm) 1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Neus<strong>ch</strong>neesummen Winter 1955–2006<br />

Mürren (1660 m.ü.M.)<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

69<br />

71<br />

Neus<strong>ch</strong>neesummen Winter 1955–2006<br />

Wengen (1310 m.ü.M.)<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

69<br />

71<br />

73<br />

73<br />

75<br />

75<br />

77<br />

77<br />

79<br />

79<br />

81<br />

81<br />

83<br />

83<br />

85<br />

85<br />

87<br />

87<br />

89<br />

89<br />

91<br />

91<br />

93<br />

93<br />

95<br />

95<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

Neus<strong>ch</strong>neesummen<br />

(in cm) 1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

97<br />

97<br />

99<br />

99<br />

01<br />

01<br />

03<br />

03<br />

05<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

Neus<strong>ch</strong>neesummen<br />

(in cm) 1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Neus<strong>ch</strong>neesummen Winter 1955–2006<br />

Mittelwerte Gsteig, Adelboden, Mürren, Wengen<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

Eins<strong>ch</strong>neiung <strong>und</strong> Ausaperung, Winter 1955–2006<br />

Adelboden (1350 m ü.M.)<br />

150<br />

120<br />

90<br />

60<br />

30<br />

0<br />

–30<br />

–60<br />

–90<br />

–120<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

67<br />

69<br />

69<br />

71<br />

71<br />

73<br />

73<br />

75<br />

75<br />

77<br />

77<br />

79<br />

79<br />

81<br />

81<br />

83<br />

83<br />

85<br />

85<br />

87<br />

87<br />

89<br />

89<br />

91<br />

91<br />

93<br />

93<br />

95<br />

95<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

mittlere S<strong>ch</strong>neehöhen<br />

1.12–30.4<br />

Trendlinie (Linear)<br />

Mittel seit 1955<br />

Mittel 55–89: 439 cm<br />

Mittel 90–06: 376 cm<br />

97<br />

97<br />

99<br />

99<br />

01<br />

01<br />

03<br />

03<br />

05<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

Ausapern<br />

Linear (Ausapern)<br />

Eins<strong>ch</strong>neien<br />

Linear (Eins<strong>ch</strong>neien)<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Eins<strong>ch</strong>neiung <strong>und</strong> Ausaperung, Winter 1955–1997<br />

Grindelwald Bort (1600 m.ü.M.)<br />

150<br />

120<br />

90<br />

60<br />

30<br />

0<br />

–30<br />

–60<br />

–90<br />

–120<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

Eins<strong>ch</strong>neiung <strong>und</strong> Ausaperung, Winter 1955–2006<br />

Gsteig (1195 m.ü.M.)<br />

150<br />

120<br />

90<br />

60<br />

30<br />

0<br />

–30<br />

–60<br />

–90<br />

–120<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

67<br />

69<br />

69<br />

71<br />

71<br />

73<br />

73<br />

75<br />

75<br />

77<br />

77<br />

79<br />

79<br />

81<br />

81<br />

83<br />

83<br />

85<br />

85<br />

87<br />

87<br />

89<br />

89<br />

91<br />

91<br />

93<br />

93<br />

95<br />

95<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

Ausapern<br />

Linear (Ausapern)<br />

Eins<strong>ch</strong>neien<br />

Linear (Eins<strong>ch</strong>neien)<br />

97<br />

97<br />

99<br />

99<br />

01<br />

01<br />

03<br />

03<br />

05<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

Ausapern<br />

Linear (Ausapern)<br />

Eins<strong>ch</strong>neien<br />

Linear (Eins<strong>ch</strong>neien)<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 9<br />

Eins<strong>ch</strong>neiung <strong>und</strong> Ausaperung, Winter 1955–2006<br />

Mürren (1660 m.ü.M.)<br />

150<br />

120<br />

90<br />

60<br />

30<br />

0<br />

–30<br />

–60<br />

–90<br />

–120<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

Eins<strong>ch</strong>neiung <strong>und</strong> Ausaperung, Winter 1955–2006<br />

Wengen (1310 m.ü.M.)<br />

150<br />

120<br />

90<br />

60<br />

30<br />

0<br />

–30<br />

–60<br />

–90<br />

–120<br />

55<br />

57<br />

59<br />

61<br />

63<br />

65<br />

67<br />

67<br />

69<br />

69<br />

71<br />

71<br />

73<br />

73<br />

75<br />

75<br />

77<br />

77<br />

79<br />

79<br />

81<br />

81<br />

83<br />

83<br />

85<br />

85<br />

87<br />

87<br />

89<br />

89<br />

91<br />

91<br />

93<br />

93<br />

95<br />

95<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

Ausapern<br />

Linear (Ausapern)<br />

Eins<strong>ch</strong>neien<br />

Linear (Eins<strong>ch</strong>neien)<br />

97<br />

97<br />

99<br />

99<br />

01<br />

01<br />

03<br />

03<br />

05<br />

Quelle: Winterberi<strong>ch</strong>te SLF<br />

Ausapern<br />

Linear (Ausapern)<br />

Eins<strong>ch</strong>neien<br />

Linear (Eins<strong>ch</strong>neien)<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong> 0<br />

Jahreswerte Sonnens<strong>ch</strong>eindauer 1980–2005<br />

Adelboden<br />

140 000<br />

120 000<br />

100 000<br />

80 000<br />

60 000<br />

40 000<br />

20 000<br />

0<br />

80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

84<br />

Sonnens<strong>ch</strong>eindauer Winter (DJF) 1980–2005<br />

Adelboden<br />

40 000<br />

35 000<br />

30 000<br />

25 000<br />

20 000<br />

15 000<br />

10 000<br />

5 000<br />

0<br />

80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

84<br />

85<br />

85<br />

86<br />

86<br />

87<br />

87<br />

88<br />

88<br />

89<br />

89<br />

90<br />

90<br />

91<br />

91<br />

92<br />

92<br />

93<br />

93<br />

94<br />

94<br />

95<br />

95<br />

96<br />

96<br />

97<br />

97<br />

98<br />

98<br />

99<br />

99<br />

00<br />

01<br />

Quelle: MeteoS<strong>ch</strong>weiz<br />

Jahreswerte (in Min.)<br />

Trendlinie (Linear)<br />

00<br />

01<br />

02<br />

02<br />

03<br />

03<br />

04<br />

04<br />

05<br />

Quelle: MeteoS<strong>ch</strong>weiz<br />

Saisonwerte (in Min.)<br />

Trendlinie (Linear)<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Sonnens<strong>ch</strong>eindauer Frühling (MAM) 1980–2005<br />

Adelboden<br />

40 000<br />

35 000<br />

30 000<br />

25 000<br />

20 000<br />

15 000<br />

10 000<br />

5 000<br />

0<br />

80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

84<br />

Sonnens<strong>ch</strong>eindauer Sommer (JJA) 1980–2005<br />

Adelboden<br />

40 000<br />

35 000<br />

30 000<br />

25 000<br />

20 000<br />

15 000<br />

10 000<br />

5 000<br />

0<br />

80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

84<br />

85<br />

85<br />

86<br />

86<br />

87<br />

87<br />

88<br />

88<br />

89<br />

89<br />

90<br />

90<br />

91<br />

91<br />

92<br />

92<br />

93<br />

93<br />

94<br />

94<br />

95<br />

95<br />

96<br />

96<br />

97<br />

97<br />

98<br />

98<br />

99<br />

99<br />

00<br />

01<br />

Quelle: MeteoS<strong>ch</strong>weiz<br />

Saisonwerte (in Min.)<br />

Trendlinie (Linear)<br />

00<br />

01<br />

02<br />

02<br />

03<br />

03<br />

04<br />

04<br />

05<br />

Quelle: MeteoS<strong>ch</strong>weiz<br />

Saisonwerte (in Min.)<br />

Trendlinie (Linear)<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Sonnens<strong>ch</strong>eindauer Frühling (MAM) 1980–2005<br />

Adelboden<br />

40 000<br />

35 000<br />

30 000<br />

25 000<br />

20 000<br />

15 000<br />

10 000<br />

5 000<br />

0<br />

80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

84<br />

85<br />

86<br />

87<br />

88<br />

89<br />

90<br />

91<br />

92<br />

93<br />

94<br />

95<br />

96<br />

97<br />

98<br />

99<br />

00<br />

01<br />

Quelle: MeteoS<strong>ch</strong>weiz<br />

Saisonwerte (in Min.)<br />

Trendlinie (Linear)<br />

02<br />

03<br />

04<br />

05


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

0. . Glets<strong>ch</strong>er im Berner Oberland<br />

Messnetz<br />

Glets<strong>ch</strong>er Gemeinde Destination<br />

Alpetli Kandersteg Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg<br />

Ammerten Lenk Lenk-Simmental<br />

Blüemlisalp Kandersteg Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg<br />

Eiger Lauterbrunnen Wengen-Mürren-Lauterbrunnental<br />

Gam<strong>ch</strong>i Rei<strong>ch</strong>enba<strong>ch</strong> Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg<br />

Gauli Innertkir<strong>ch</strong>en Alpenregion<br />

Oberaar Guttannen Alpenregion<br />

Ob. Grindelwald Grindelwald Grindelwald<br />

Raetzli Lenk Lenk-Simmental<br />

Stein Gadmen Alpenregion<br />

Steinlimi Gadmen Alpenregion<br />

Trift Gadmen Alpenregion<br />

Ts<strong>ch</strong>ingel Lauterbrunnen Wengen-Mürren-Lauterbrunnental<br />

Unteraar Guttannen Alpenregion<br />

Unt.Grindelwald Grindelwald Grindelwald<br />

Quelle: VAW 2006<br />

Gefährli<strong>ch</strong>e Glets<strong>ch</strong>er im Berner Oberland<br />

Glets<strong>ch</strong>er Gemeinde Destination Höhe<br />

Altels Kandersteg Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg 3620–2660 m<br />

Balmhorn Kandersteg Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg 3699–2050 m<br />

Breitlouwenen Lauterbrunnen Wengen-Mürren-<br />

Lauterbrunnental 3700–2360 m<br />

Doldenhorn-, Fründen-,<br />

unterer <strong>und</strong> oberer<br />

Oes<strong>ch</strong>inenglets<strong>ch</strong>er Kandersteg Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg 3638–2300 m<br />

Dossengrat Innertkir<strong>ch</strong>en Alpenregion 3030–2520 m<br />

Eiger Lauterbrunnen Wengen-Mürren-<br />

Lauterbrunnental 3700–3200 m<br />

Gauli Innertkir<strong>ch</strong>en Alpenregion 3600–2140 m<br />

Giesen, Silberhorn Lauterbrunnen Wengen-Mürren-<br />

Lauterbrunnental 3600–2350 m<br />

Grueben Guttannen Alpenregion 3700–1980 m<br />

Gutz Grindelwald Grindelwald 3360–3060 m<br />

Hangend Innertkir<strong>ch</strong>en Alpenregion 3290–2900 m


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

Glets<strong>ch</strong>er Gemeinde Destination Höhe<br />

Ho<strong>ch</strong>firn Lauterbrunnen Wengen-Mürren-<br />

Lauterbrunnental 4120–3640 m<br />

Oberer Grindelwald Grindelwald Grindelwald 3740–1240 m<br />

Rosenlaui S<strong>ch</strong>attenhalb Alpenregion 3700–1960 m<br />

Sillere Kandersteg Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg 3340–2500 m<br />

Stein Gadmen Alpenregion 3500–1940 m<br />

Rottal, Stuefestei Lauterbrunnen Wengen-Mürren-<br />

Lauterbrunnental 3920–2540 m<br />

Trift Gadmen Alpenregion 3380–1720 m<br />

Unterer Grindelwald Grindelwald Grindelwald 4100–1260 m<br />

Quelle: VAW 2006<br />

0. . Permafrost im Berner Oberland<br />

Permafrost Messstationen: Bohrungen mit Temperaturfühler<br />

Ort / Bezei<strong>ch</strong>nung Tiefster Temperaturfühler (m) Jahr<br />

Jungfraujo<strong>ch</strong> 11 1995<br />

S<strong>ch</strong>ilthorn 13.7 1998<br />

S<strong>ch</strong>ilthorn 95 2000<br />

Standorte <strong>und</strong> verfügbare Daten von PERMOS-Stationen (Bodenoberflä<strong>ch</strong>entemperatur)<br />

Ort Region Verfügbare Daten seit<br />

Furggentälti Gemmi 1994<br />

Creux de la<br />

Lé-Sanets<strong>ch</strong> Santes<strong>ch</strong> 1998<br />

S<strong>ch</strong>ilthorn Mürren 1999


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

0. . Skigebiete im Berner Oberland<br />

Destination Skigebiete<br />

Alpenregion Axalp<br />

Meiringen-Hasliberg<br />

Grindelwald Grindelwald (Männli<strong>ch</strong>en – Kleine S<strong>ch</strong>eidegg)<br />

Grindelwald-First<br />

Thunersee Aes<strong>ch</strong>i<br />

Niederhorn<br />

Burgfeld-Waldegg<br />

Wengen-Mürren-Lauterbrunnental Mürren – S<strong>ch</strong>ilthorn<br />

Wengen (Lauberhorn)<br />

Adelboden-Frutigen Adelboden (Engstligenalp)<br />

Elsigenalp<br />

Adelboden (Ts<strong>ch</strong>entenalp)<br />

Adelboden (Fleckli-Boden-Kuonisbergli)<br />

Adelboden – Lenk (Hahnenmoos-Mets<strong>ch</strong>)*<br />

Lenk-Simmental Lenk (Betelberg)<br />

Adelboden – Lenk (Hahnenmoos-Mets<strong>ch</strong>)*<br />

Diemtigtal Grimmialp<br />

Diemtigtal Wiriehorn<br />

Zweisimmen (Rinderberg)*<br />

St. Stephan (Gandlouene)*<br />

Jaunpass<br />

Ferienregion Löts<strong>ch</strong>berg Oes<strong>ch</strong>inen<br />

Stock (Sunnbüel)<br />

Kiental – Ramslauenen<br />

Lau<strong>ch</strong>ernalp (Wiler) Wallis<br />

Jeizinen (Gampel) Wallis<br />

Gstaad-Saanenland Zweisimmen (Rinderberg)*<br />

St. Stephan (Gandlouene)*<br />

Hornberg – Saanerslo<strong>ch</strong><br />

S<strong>ch</strong>önried (Rellerli)<br />

Wispile<br />

Gstaad – Rougemont (Eggli)<br />

Rougemont (La Videmanette)<br />

Wasserngrat<br />

Château d‘Oex (La Braye) Waadt<br />

Les Diablerets (Reus<strong>ch</strong> – Glacier 3000) Waadt<br />

* doppelt aufgeführt<br />

Quelle: ARE 2001


<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong><br />

. Literatur<br />

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<strong>Klimaänderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Tourismus</strong>

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