Herunterladen - CDA
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Liebe kolleginnen und kollegen!<br />
„Gesundheitsförderung? Brauchen wir<br />
nicht!“: So oder ähnlich blocken viele<br />
Chefs ab, wenn es um die betriebliche<br />
Gesundheitsförderung geht. ein systematisches<br />
Gesundheitsmanagement ist<br />
in unternehmen und Behörden eher die<br />
Ausnahme als die regel. Dabei gibt es<br />
viel zu tun: Zum Beispiel steigt die Zahl<br />
der Arbeitnehmer, die den steigenden<br />
psychischen Belastungen im Beruf nicht<br />
Stand halten. Die Folge: Immer mehr<br />
krankschreibungen sind auf psychische<br />
Leiden zurückzuführen, die am Arbeitsplatz<br />
entstehen. krank durch den Job? Da<br />
darf die Politik nicht tatenlos zusehen!<br />
Das haben sich auch die Delegierten<br />
der <strong>CDA</strong>-Bundestagung im Mai 2011<br />
gedacht! Sie haben die einrichtung eines<br />
Arbeitskreises des Bundesvorstands<br />
zur „Humanisierung der Arbeitswelt“<br />
beschlossen, den ich leite. wir fragen uns<br />
in diesem Gremium: was kann die Politik<br />
tun, um die Gesundheit der Beschäftigten<br />
am Arbeitsplatz besser zu schützen?<br />
Den Wildwuchs lichten<br />
wir beschäftigen uns zum Beispiel mit<br />
dem wildwuchs bei den Institutionen,<br />
die den Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
regeln, steuern und überwachen. BAuA,<br />
IGA, INQuA, DNBGF…: Da blickt doch<br />
keiner mehr durch! Die Akteure müssen<br />
sich besser vernetzen! Gut, dass die CDu/<br />
CSu-Arbeitnehmergruppe im Bundestag<br />
genau das fordert. Noch besser, dass das<br />
Arbeitsministerium bald Vorschläge dazu<br />
vorlegen will.<br />
Neue Institutionen brauchen wir also<br />
nicht. Vielleicht aber neue Geset-<br />
Soziale ordnung 3. Ausgabe 2012<br />
ze – insbesondere, um die Psyche zu<br />
schützen. Das Arbeitsschutzgesetz von<br />
1996 stammt aus einer Zeit, in der die<br />
Zunahme von depressiven erschöpfungszuständen<br />
(„Burn-out“) noch kein thema<br />
war. Ist eine „Anti-Stress-Verordnung“ die<br />
Lösung? oder sollen wir darauf setzen,<br />
dass die Sozialpartner in Betrieben und<br />
Behörden „freiwillig“ und gemeinsam<br />
gegen Psychostress vorgehen?<br />
Moderner Arbeitsschutz ist mehr als<br />
Unfallverhütung<br />
Die moderne Arbeitswelt verlangt einen<br />
modernen Arbeitsschutz. klassischer<br />
Arbeitsschutz war unfallverhütung, war<br />
Maschinensicherheit, war die ergonomie<br />
von Bürostühlen und der Schutz vor Giftstoffen<br />
oder Bildschirmstrahlen. Der moderne<br />
Arbeitsschutz muss den Menschen<br />
und seine tätigkeit als Ganzes, als einheit<br />
begreifen. Dazu gehören die körperlichen<br />
und seelischen Belastungen bei der Ausübung<br />
der Arbeit. Dazu gehört aber auch<br />
die „soziale“ Qualität der Beschäftigung:<br />
Prekäre Jobs gefährden schließlich die<br />
Gesundheit. Studien zeigen: Schlecht bezahlte<br />
und unsichere Arbeit macht krank<br />
an Leib und Seele. was nützt der beste<br />
betriebliche Gesundheitsschutz, wenn<br />
das Arbeitsrecht unwürdigen Löhnen,<br />
ketten-Befristungen und ungeregelter<br />
Leiharbeit tür und tor öffnet?<br />
Nun mag man einwenden: Hierzulande<br />
gibt es doch schon die strengsten Arbeitsschutzstandards<br />
der welt. Stimmt!<br />
Aber werden sie Art und umfang der<br />
Belastungen in der modernen Arbeitswelt<br />
noch gerecht? Außerdem muss die Frage<br />
VOrWOrT<br />
erlaubt sein, ob die Vorschriften überhaupt<br />
eingehalten werden. Die Spezies<br />
„Gefährdungsbeurteilung“ soll in „freier<br />
wildbahn“ selten sein: kaum ein Arbeitgeber<br />
untersucht die Arbeitsplätze auf<br />
Gesundheitsrisiken, kaum jemand prüft,<br />
ob es geschieht.<br />
Arbeitsunfähigkeit und erwerbsminderung<br />
kosten Staat und wirtschaft<br />
Milliarden. kein wunder, dass immer<br />
mehr Arbeitgeber ein offenes ohr für<br />
die betriebliche Gesundheitsförderung<br />
haben. Darin sehe ich eine große Chance:<br />
wir können jetzt viel für einen besseren<br />
Schutz der Belegschaften erreichen. Der<br />
<strong>CDA</strong>-Arbeitskreis „Humanisierung der<br />
Arbeitswelt“ will mit seinem Abschlussbericht<br />
im Herbst dazu einen Beitrag<br />
leisten.<br />
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in<br />
den Sommer!<br />
ihr Dr. Christian Bäumler<br />
erster Stellvertretender <strong>CDA</strong>-Bundesvorsitzender<br />
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