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APPLIKATIONSENTWICKLUNG<br />
Kosten- und Projektmanagement in der Softwareentwicklung<br />
Mehr Verantwortung<br />
durch eigene Planung<br />
Nach wie vor leiden zahlreiche Softwareprojekte unter mangelnder Planung und zu optimistischen<br />
Schätzungen der Verantwortlichen. Die Folge: Projekte laufen zeitlich und hinsichtlich der Kosten aus<br />
dem Ruder. ISO 9000 kann davor in der heutigen Ausprägung nicht schützen. Besser eignet sich hierfür<br />
das Capability Maturity Model (CMM) der Carnegie Mellon University. Grundsätzlich geht es darum,<br />
den Prozess auf mehreren Ebenen zu disziplinieren und zu überwachen – vom Soll-Ist-Vergleich<br />
auf Managementebene bis hin zur persönlichen Arbeitsplanung des einzelnen Projektmitarbeiters.<br />
52<br />
Was macht ein erfolgreiches<br />
Softwareprojekt aus? Es wird<br />
im geplanten Zeitrahmen, zu<br />
den definierten Kosten und in der erwünschten<br />
Qualität fertiggestellt. Dies ist<br />
die Theorie. In der Praxis sieht es meist<br />
anders aus. Einerseits sollen die Produkte<br />
selbstverständlich einem gewissen Qualitätsanspruch<br />
genügen, andererseits stehen<br />
die Entwickler unter enormem Zeitdruck,<br />
weswegen gerade die Analyseund<br />
Designphasen eines Softwareprojekts<br />
oftmals vernachlässigt werden. Eine<br />
umfassende Untersuchung der amerikanischen<br />
Standish-Group, deren Ergebnisse<br />
bereits vor geraumer Zeit als »Chaos<br />
Report« veröffentlicht wurden, zeigt die<br />
wesentlichen Ursachen auf, warum Softwareprojekte<br />
oftmals teurer kommen und<br />
länger dauern als ursprünglich geplant.<br />
Ein Hauptgrund ist demnach in der<br />
Tatsache zu sehen, dass die Anforderungen<br />
an gewünschte Softwarelösungen aus<br />
mangelnder Sachkenntnis oft nur sehr<br />
unklar bzw. sogar falsch formuliert werden.<br />
Im Projektverlauf müssen sie dann<br />
gezwungenermaßen präzisiert werden,<br />
was zu Missverständnissen und Fehlern<br />
führt. Auf Entwicklerseite wird die mangelhafte<br />
Fähigkeit zum Finden guter Entwürfe<br />
als größtes Problem angeführt. Ein<br />
schlechter Entwurf führt zwangsläufig zu<br />
Änderungen, die komplizierte Wechselwirkungen<br />
verursachen. Neben unrealistischen<br />
Zeitplänen und einem Mangel an<br />
CLIENT SERVER COMPUTING 10/00<br />
Personalressourcen zählen auch technische<br />
Inkompetenz und völlig überzogene<br />
Erwartungen an das Endprodukt zu den<br />
am häufigst genannten Failure-factors<br />
des Chaos-Reports.<br />
Folgt man den Vertretern der renommierten<br />
Carnegie Mellon University,<br />
Pittsburgh, so stellt die ungenügende<br />
Anzeige<br />
www.<br />
ADAPTIVE-<br />
FRAMEWORKS<br />
.com<br />
Qualität des Herstellungsprozesses von<br />
Software die Wurzel allen Übels dar. Allerdings<br />
liegt den Forschern zufolge darin<br />
auch der Schlüssel zu ihrer Beseitigung.<br />
Zu diesem Zwecke entwickelte<br />
das Software Engineering Institute (SEI)<br />
der oben genannten amerikanischen<br />
Hochschule das so genannte Capability<br />
Maturity Model (CMM). Es soll einen<br />
Entwicklungspfad aufzeigen, wie sich<br />
die Prozesse verbessern lassen. Fünf<br />
Stufen beschreiben die zunehmende<br />
Prozessreife, die durch so genannte<br />
Schlüsselbereiche (key process areas)<br />
und den ihnen zugeordneten Management-<br />
und Engineering-Praktiken (key<br />
practices) charakterisiert sind. So lässt<br />
sich leicht feststellen, auf welcher Reifestufe<br />
sich der Prozess im Moment befindet.<br />
CMM gilt unter Fachleuten als wesentlich<br />
besser für die Softwareentwicklung<br />
geeignet als die Normenserie ISO 9000.<br />
Der extremste Unterschied der beiden Ansätze<br />
ergibt sich im Detaillierungsgrad.<br />
Hier ist das CMM mehr als zehnmal so<br />
umfangreich wie sein ISO-Pendant. Darüber<br />
hinaus ist das CMM weitaus besser auf<br />
die Bedürfnisse der Softwareproduktion<br />
zugeschnitten. Das für die Herstellung<br />
und Wartung von Software relevante ISO<br />
9001 ist derzeit maximal mit Stufe drei des<br />
CMM vergleichbar, fällt also im Gesamtkontext<br />
betrachtet deutlich ab.<br />
Die erste Stufe des CMM, auch als initial-<br />
oder ad hoc-stage bezeichnet, sieht<br />
keinerlei Vorkehrungen für die Verwaltung<br />
von Softwareprojekten und auch<br />
keine stabile Umgebung für die Entwicklung<br />
vor. Funktionalität, Qualität und der<br />
Termin der Fertigstellung eines Softwareprodukts<br />
sind daher weitgehend unvorhersehbar.<br />
Sollten sich trotz alledem Erfolge<br />
einstellen, so basieren sie häufig auf<br />
den herausragenden Fähigkeiten eines<br />
einzelnen Ingenieurs. Fast schon erschreckend<br />
mutet deshalb die Tatsache<br />
an, dass sich bis heute das Gros der Soft-