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Das Magazin Nr.1/22

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Tastenzauber<br />

Beatrice Rana mit Werken von Johann Sebastian Bach<br />

<strong>Das</strong> Publikum schien zeitweise den Atem anzuhalten, als<br />

Beatrice Rana bei ihrem jüngsten Kölner Soloabend einen<br />

wahren Klangrausch entfesselte. Mit Gipfelwerken<br />

von Chopin, Debussy und Strawinsky zog sie alle Register.<br />

Und meisterte dieses anspruchsvolle Programm mit<br />

ebenso viel Anmut wie manueller Brillanz. Die Italienerin<br />

habe alles, was eine Pianistin braucht, lobte die Kritik:<br />

technische Überlegenheit, Gestaltungskraft und die<br />

Fähigkeit, ihre Interpretation wie eine geistvolle Improvisation<br />

wirken zu lassen. Ihr gesanglicher Ton auf dem<br />

Flügel bringe zudem dynamische Schattierungen hervor,<br />

wie man sie sonst nur selten im Konzert höre.<br />

Mag sein, dass sich diese natürliche Präsenz auch der<br />

familiären Prägung verdankt. Beatrice Rana, 1993 geboren<br />

im Copertino in Apulien, stammt aus einem Musikerhaushalt.<br />

Beide Eltern sind Pianisten. »Klavierspielen<br />

gehörte für mich zum Alltag«, erinnert sie sich. Als Vierjährige<br />

erhielt sie den ersten Unterricht; bereits fünf Jahre<br />

später spielte sie in einem öffentlichen Konzert Bachs<br />

Klavierkonzert in f-Moll. Mit welch staunenswerter Ruhe<br />

sie ihren Part absolvierte, zeigt ein YouTube-Video dieses<br />

Debüts. Mit Amsterdam Sinfonietta wird sie dieses Werk<br />

nun erneut in der Philharmonie aufführen. »Bach war die<br />

erste Liebe meines Lebens«, erklärt die Pianistin. <strong>Das</strong> unterstreicht<br />

auch ihre 2017 erschienene, hochgelobte Einspielung<br />

der Goldberg-Variationen, die sie bereits an die<br />

Seite von Referenzaufnahmen etwa von András Schiff<br />

und Murray Perahia rückte.<br />

Geholfen hat ihr auf diesem Weg nicht nur der Unterricht<br />

bei pädagogischen Koryphäen wie dem Israeli Arie Vardi,<br />

der seiner Schülerin Verbindungslinien zwischen Musik,<br />

Malerei und Literatur aufzeigte und so neue Inspirationsquellen<br />

erschloss. Beatrice Rana studierte auch Komposition;<br />

für sie »ein guter Weg, um in die Gedankenwelt<br />

der Komponisten einzutauchen und die Konstruktion eines<br />

Stücks besser zu begreifen«. Inzwischen vergibt sie<br />

selbst Aufträge an italienische Komponisten, denn es<br />

liegt ihr am Herzen, »Gegenwartsmusik einem breiteren<br />

Publikum anzubieten«.<br />

Konzerttermin<br />

Sonntag, 10. April 20<strong>22</strong>, 16:00<br />

Beatrice Rana Klavier<br />

Amsterdam Sinfonietta<br />

Candida Thompson Violine und Leitung<br />

Johann Sebastian Bach Konzerte für Cembalo, Streicher<br />

und Basso continuo E-Dur BWV 1053 und f-Moll BWV 1056 sowie<br />

Werke von Carl Philipp Emanuel Bach und Wiliam Walton<br />

26 <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />

<strong>Das</strong>s Beatrice Rana zahlreiche internationale Preise gewann<br />

– etwa beim Arturo-Benedetti-Michelangeli- oder<br />

beim Van-Cliburn-Wettbewerb, öffnete ihr Türen. »Wettbewerbe<br />

sind ein demokratischer Weg, um bekannt zu<br />

werden«, wie sie betont. Denn obwohl sie aus einer Familie<br />

von Profimusikern stammt, fehlten die Kontakte zu<br />

hochrangigen Dirigenten. Einer ihrer ersten Förderer war<br />

Antonio Pappano, der sie für eine Aufnahme von Tschaikowskys<br />

Klavierkonzert Nr. 1 gewann. Ein allzu oft gesatteltes<br />

Schlachtross des Repertoires, doch Beatrice Rana<br />

verwandelte es, wie ein Kritiker lobte, »in den Galopper<br />

des Jahres: ritterlich, sportlich, schäumend. Vor allem<br />

völlig ohne Kitsch, der anderen Pianisten bei dieser Gelegenheit<br />

gerne mal aus dem Steinway tropft.«<br />

Davor bewahrt Beatrice Rana ihre Ernsthaftigkeit und<br />

Orientierung an den pianistischen Vorbildern: »Den Klang<br />

von Rubinstein mag ich, ebenso wie die Fantasie von Horowitz<br />

und den Stil von Arrau«, bekennt sie. Ein frühes<br />

Idol war Martha Argerich. »Ich war begeistert von Freiheiten,<br />

die sie sich in der Musik nahm.« Inzwischen wird<br />

die junge Pianistin selbst schon als mögliche Nachfolgerin<br />

der Argentinierin genannt – als feinsinnige Tastenakrobatin<br />

mit Sinn für die klanglichen Extreme ebenso wie<br />

für die Zwischentöne.<br />

Für ihr energiegeladenes Spiel ist auch Candida Thompson<br />

bekannt. Die Konzertmeisterin der Amsterdam Sinfonietta<br />

führt das Ensemble seit 1995 zu immer neuen<br />

Höhenflügen. Unter ihrer Leitung kann das Kammerorchester<br />

auf eine beeindruckende Diskographie zurückblicken;<br />

darunter Perlen wie das »Argentinian Album«<br />

mit Werken von Astor Piazzolla oder eine Produktion mit<br />

dem Songwriter Rufus Wainwright. In ihrem aktuellen<br />

Programm kombinieren die Niederländer die unverkennbar<br />

englische Tonsprache von Frank Bridge und William<br />

Walton mit dem expressiven Barock eines Carl Philipp<br />

Emanuel Bach. Sein Vater Johann Sebastian ist mit zweien<br />

seiner Cembalo-Konzerte präsent – und hier wird Beatrice<br />

Rana demonstrieren, was bereits an ihrer Aufnahme<br />

der Goldberg-Variationen so gelobt wurde: »wie selbstverständlich<br />

und souverän junge Pianisten heutzutage<br />

Bach auf dem modernen Klavier spielen«.<br />

Annette Schroeder<br />

Beatrice Rana<br />

CLASSICO RINGE<br />

Platin und Diamanten von<br />

HENRICH & DENZEL<br />

®<br />

Di - Fr<br />

Sa<br />

10.00 - 18.00 Uhr<br />

10.00 - 16.00 Uhr

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