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Kulturfenster Nr. 01|2022 - Februar 2022

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BLASMUSIK<br />

CHORWESEN<br />

HEIMATPFLEGE<br />

in Südtirol<br />

<strong>Nr</strong>. 1<br />

FEBRUAR<br />

<strong>2022</strong><br />

Die Marchingband showband.CH<br />

Singende Buben – Schicksal oder Auftrag?<br />

Heimat – ein umstrittener Begriff<br />

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 74. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift


vorausgeschickt<br />

Mundwerbung<br />

ist die beste Werbung<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

im Namen des gesamten Redaktionsteams<br />

bedanke ich mich bei Ihnen für das entgegengebrachte<br />

Vertrauen und für die zahlreichen<br />

Rückmeldungen. Sie bestärken<br />

uns in unserer Arbeit und helfen uns, die<br />

Zeitschrift stetig weiterzuentwickeln. Wenn<br />

Ihnen das „KulturFenster“ gefällt, sagen<br />

Sie es weiter. Damit können Sie uns helfen,<br />

unsere Geschichten hinauszutragen,<br />

aus unseren Probe- und Vereinslokalen hinaus<br />

– dorthin, wo sich die Menschen treffen:<br />

im Dorfgasthaus, im Vorzimmer des<br />

Arztes, im Friseursalon oder in der örtlichen<br />

Bibliothek. Mundwerbung ist bekanntlich<br />

die beste Werbung. Deshalb laden wir Sie<br />

ein, die Zeitschrift unter die Leute zu bringen,<br />

damit wir unsere Leserfamilie erweitern<br />

können.<br />

Auch diesmal präsentieren wir wiederum<br />

interessante Themen. Alle drei Verbände<br />

rücken in ihren Berichten die Jugend –<br />

die Zukunft unserer Vereine – in den Fokus.<br />

Den Beginn dazu macht die Blasmusik<br />

mit einem interessanten Porträt der<br />

Marchingband „showband.CH“ aus der<br />

Schweiz mit ihrem erfolgreichen Konzept<br />

in der Jugendarbeit, von dem man sich<br />

auch beim Workshop Ende April in Südtirol<br />

überzeugen kann. Der Heimatpfl egeverband<br />

hat „Heimat und Jugend“ zu seinem<br />

heurigen Jahresthema gemacht und<br />

dazu spannende Initiativen geplant. Und<br />

schließlich präsentiert der Chorverband die<br />

Jugendarbeit in Salzburg. Dort gelingt es,<br />

den Trend des Chorwesens zu brechen und<br />

vermehrt auch Buben und junge Männer<br />

für den Gesang zu motivieren.<br />

Und schließlich darf ich Sie noch auf das<br />

Hauptthema des Heimatpflegeverbandes<br />

hinweisen, mit dem der Begriff „Heimat“<br />

aus mehreren Perspektiven beleuchtet wird,<br />

um diesen auch von seinem ideologischen<br />

Beigeschmack zu befreien: „Wie das Wetter<br />

und der Blick auf die Stadt, so ist auch<br />

der Heimatbegriff nichts Statisches, sondern<br />

etwas Dynamisches.“<br />

Dazu gibt es die gewohnten Rubriken, in<br />

denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />

dokumentieren und bereichsspezifische<br />

Themen aufarbeiten. Ich wünsche<br />

Ihnen dazu wiederum eine unterhaltsame,<br />

aber auch informative Lektüre und einen<br />

aufschlussreichen Blick durch unser „KulturFenster“.<br />

Stephan Niederegger<br />

„<br />

Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann<br />

trommle nicht die Männer zusammen<br />

um die Aufgaben zu verteilen, sondern<br />

lehre den Männern die Sehnsucht nach<br />

„<br />

dem endlosen, weiten Meer.<br />

Antoine de Saint-Exupéry<br />

„<br />

Südtirol wäre ein ideales Testfeld für<br />

einen offenen Heimatbegriff, dessen<br />

Realisierung aber werde ich nicht mehr<br />

erleben.<br />

„<br />

Hans Heiss<br />

„<br />

„<br />

Wer auf Instrumenten spielt, muß des<br />

Singen kündig seyn. Also präge man<br />

das Singen jungen Leuten fleißig ein.<br />

Georg Philipp Telemann<br />

KulturFenster<br />

2 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Inhalt<br />

In dieser Ausgabe<br />

Blasmusik<br />

showband.CH rüttel Marschszene auf ................................. 4<br />

Workshop mit showband.CH in Südtirol................................ 7<br />

Stabführerin Karin Schuster im Porträt ................................. 8<br />

EUREGIO Jugendblasorchester:<br />

50 Jahre Zweites Autonomiestatut........................................ 9<br />

(K)ein Wertungsspiel <strong>2022</strong> ................................................. 10<br />

Landeswettbewerb „Musik in kleinen Gruppen“ verschoben... 11<br />

Neue Termine für<br />

VSM-Bezirks- & Verbandsversammlungen.......................... 12<br />

Blasmusik im Rundfunk..................................................... 12<br />

Jungbläsertage Passeiertal 2021 ........................................ 13<br />

Die Jugendkapelle der<br />

MK Peter Mayr Pfeffersberg im Porträt ............................... 14<br />

Begeisternde Konzerte des BJBO Bruneck 2021................ 16<br />

Cäcilienkonzert der Musikkapelle Auer ............................... 18<br />

Sepp Thalers musikalisches Erbe – Eine Analyse ................ 19<br />

Zum 80. Geburtstag von Rudolf „Rudl“ Troger.................... 22<br />

Der Komponist Heinrich Unterhofer im Porträt.................... 23<br />

Heimatpege<br />

Warum Heimat eine Einladung an alle ist............................ 40<br />

Heimat in der Klimakrise – Beitrag von Hans Heiss............. 43<br />

Was ist Heimat? – Der HPV-Vorstand antwortet................... 45<br />

Interview:<br />

Heimat – ein Begriff, der sich nicht definieren lässt ............ 46<br />

Ein Positionspapier als Erklärung.........................................48<br />

Im Jahr <strong>2022</strong> steht die Jugend im Mittelpunkt.................... 49<br />

Dinge des Alltags: Der Rucksack........................................ 50<br />

Waale: Immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe als Ziel ........ 51<br />

Kornelkirsche läutet den Frühling ein ................................. 52<br />

Flurnamen aus der Agrargeschichte (6).............................. 54<br />

Säulenbildstock in Lana renoviert ....................................... 55<br />

Gedenkschrift über Heimatforscher<br />

Blasius Marsoner vorgestellt............................................... 56<br />

Großes Interesse am Tag des offenen Denkmals ................. 57<br />

Oskar Mulley – Kunst mit Südtirolbezug.............................. 58<br />

Ein Hauch von Orient auf dem Tiroler Trachtenhut.............. 59<br />

„Cäcilien-Messe“ von Gottfried Veit .................................... 26<br />

Young Stars -<br />

„Die kleine Orchesterschule“ von Willibald Tatzer ............... 26<br />

kurz notiert – Neues von den Musikkapellen....................... 27<br />

Chorwesen<br />

Singende Buben – Ist Salzburg seiner Zeit voraus? ............. 30<br />

Der Südtiroler Chorverband hat eine<br />

neue Mitarbeiterin: Monika Mair......................................... 33<br />

Kinder- und Jugendchor Vahrn im Porträt........................... 34<br />

„Im Leb’n’“ – Hochzeitslied/Volkslied für<br />

gemischten Chor von Helmut Pertl ..................................... 36<br />

Musikpionier Josef „Sepp“ Egger geehrt ............................. 37<br />

kurz notiert – Neues von den Chören.................................. 38<br />

Impressum<br />

Mitteilungsblatt<br />

- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />

- des Südtiroler Chorverbandes<br />

Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />

- des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />

Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it<br />

Anschrift:<br />

Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />

Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />

Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />

IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />

SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />

Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. <strong>Februar</strong>, April, Juni, August, Oktober und<br />

Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />

Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />

zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />

genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />

Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />

sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />

der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />

Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />

Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />

– gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung<br />

KulturFenster<br />

3 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Wo die showband.CH<br />

aufkreuzt, erregt<br />

sie Aufsehen.<br />

KulturFenster<br />

4 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


präsentiert<br />

Schweizer Leuchtturm-Formation<br />

showband.CH rüttelt Marschmusikszene auf<br />

Raffinierte Formationen aus Musik, Rhythmus<br />

und Tanz überraschen und verzaubern das<br />

Publikum auf nationalen und internationalen<br />

Bühnen. Präzision und beeindruckender Leistungswille<br />

bilden die solide Basis von showband.CH.<br />

Seit 2006 verfolgt showband.CH<br />

die Idee der traditionellen kanadisch-amerikanischen<br />

Marchingbands. Heute ist der<br />

50-köpfige Cast eine Leuchtturm-Formation<br />

für andere Vereine: showband.CH steht<br />

nicht nur jedes Jahr mit einer neuen, dynamischen<br />

Show auf der Bühne, sondern gibt<br />

ihr Wissen und ihre Erfahrung auch weiter.<br />

„Wer isch dä Trend?“ – der Schlachtruf<br />

hallt über den Rasen, bevor die Schweizer<br />

Marchingband showband.CH überhaupt<br />

einen ersten Fuß auf die Auftrittsfläche<br />

gesetzt hat. Und dann geht es Schlag<br />

auf Schlag: in den nächsten Minuten legt<br />

die Marchingband, bestehend aus Blasorchester,<br />

Drumcorps und Tanzcrew, einen<br />

trittsicheren, atmungsaktiven und schlagfertigen<br />

Auftritt hin.<br />

Eine Kombination aus Musik,<br />

Rhythmus und Bewegung<br />

In mehreren Probenwochenenden studieren<br />

die Jugendlichen im Alter zwischen 16<br />

und 25 Jahren moderne Musikliteratur sowie<br />

entsprechende Choreographien ein. Das<br />

Endprodukt: eine Show, in der sich Musik,<br />

Rhythmus und Bewegung optimal ergänzen.<br />

So begeistert showband.CH jedes<br />

Jahr mit einem neuen, populären Repertoire<br />

an Rasen- und Bühnenshows sowie<br />

Paraden. Das sorgt im In- und Ausland für<br />

Auftrittserlebnisse, die bleiben!<br />

Der ursprüngliche Gedanke von showband.CH<br />

war es schon immer, mit kreativen<br />

Choreographien zu modernen Stücken<br />

die Marschmusikszene aufzurütteln<br />

und aus einer neuen Sicht darzustellen.<br />

Auf den Punkt – jeder Auftritt von showband.CH wird zum Highlight.<br />

Das Potenzial, Blasmusik für das Publikum<br />

attraktiv zu verpacken, erkannten die beiden<br />

Initianten Jean-Luc Kühnis und Fabian<br />

Wohlwend schon vor einigen Jahren:<br />

2006 fand sich eine Gruppe junger<br />

Erwachsener zusammen. Mit dem Slogan<br />

„We are the trend“ setzte sich die<br />

Schweizer Marchingband ein hohes<br />

Ziel – mit Erfolg. Gemeinsam wurde<br />

2008 eine Show aufgeführt, wie sie die<br />

Schweiz noch nicht gesehen hatte –<br />

ganz nach den Vorbildern der im Vorfeld<br />

besuchten Marchingbands in Kanada<br />

wurde der Traum umgesetzt. Bis<br />

heute verfolgt showband.CH die Idee<br />

der traditionellen kanadisch-amerikanischen<br />

Marchingbands.<br />

Eine Show, wie sie die Schweiz<br />

noch nicht gesehen hat<br />

Bein- und Kopfarbeit – erfolgreiche Auftritte bedingen ein ausgeklügeltes Trainingskonzept.<br />

KulturFenster<br />

5 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


präsentiert<br />

Musikalität und Präzision der Bewegungsabläufe vereinen sich in den Marching-Shows von showband.CH.<br />

Wissen und Erfahrung<br />

weitergeben<br />

Heute ist showband.CH eine Leuchtturm-<br />

Formation für andere Marchingbands im<br />

Bereich Parademusik: Sie zeigt, was durch<br />

Ausprobieren und Experimentieren an<br />

neuen Elementen alles möglich ist.<br />

So steht die rund 50-köpfige Marchingband<br />

nicht nur selbst auf der Bühne, sondern<br />

gibt die Erfahrung, die in unzähligen Planungs-<br />

und Probestunden erlangt wurde,<br />

unter anderem in Workshops an Musikvereine<br />

und Tambouren-Sektionen weiter.<br />

Ein wichtiger Schwerpunkt liegt zudem auf<br />

der Nachwuchsförderung: Jedes Jahr im<br />

Herbst findet das beliebte Marchingband<br />

Jugendcamp statt.<br />

Marchingband-Luft<br />

schnuppern<br />

musiziert, hier sammelt man unvergessliche<br />

Erinnerungen und Freundschaften<br />

fürs Leben werden geschlossen. Und oft<br />

trudeln nach der Lagerwoche bereits die<br />

ersten Anmeldungen für die nächste showband.CH-Saison<br />

ein – das Jugendcamp ist<br />

der Nachwuchs von showband.CH und<br />

vergrößert jährlich den Cast.<br />

Saison <strong>2022</strong> abgesagt!<br />

<strong>2022</strong> steht für showband.CH ganz unter<br />

dem Motto „There are far better things<br />

ahead than any we leave behind!“ Trotzdem<br />

hat sich der Vorstand von showband.CH<br />

schweren Herzens aufgrund der Entwicklung<br />

der Pandemie bereits im vergangenen<br />

Dezember dazu entschieden, die Saison<br />

<strong>2022</strong> abzusagen. Aber sie denken bereits<br />

darüber nach, „wie und wo wir unsere<br />

Füße auf den nächsten Hallenboden setzen<br />

könnten“. Schon jetzt steht ein Jahreshighlight<br />

fest: vom 9. bis zum 15. Oktober<br />

<strong>2022</strong> findet in Disentis die 10. Ausgabe des<br />

Marchingband-Jugendcamps statt. Und<br />

auch sonst wartet noch die eine oder andere<br />

Überraschung – stay tuned!<br />

Sina Schmid (Fotos: fotorubin.ch)<br />

Weitere Informationen<br />

finden Sie unter<br />

www.showband.CH und<br />

auf dem YouTube-Kanal<br />

Inmitten der Bündner Berge können Jugendliche<br />

im Alter von 12 bis 22 Jahren<br />

eine Woche lang Marchingband-Luft<br />

schnuppern. Abschluss und Höhepunkt des<br />

Camps ist eine energiegeladene Show vor<br />

Publikum. Nach nur einer Lagerwoche mit<br />

zahlreichen Probestunden und selbstverständlich<br />

ausreichend Lager-Fun sitzt die<br />

Show – die Instrumente verharren noch in<br />

der Luft und man wartet auf den verdienten<br />

Applaus. Hier wird nicht nur gemeinsam<br />

Begeisterung,<br />

die begeistert,<br />

dafür steht<br />

showband.CH.<br />

KulturFenster<br />

6 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

Workshop in Südtirol<br />

Anmeldungen innerhalb 31. März<br />

– natürlich ohne Spiel, mit Musik im Hintergrund,<br />

damit wir uns auf die Handhabung<br />

der Instrumente und die Stabführung<br />

konzentrieren können.<br />

Obwohl showband.CH die Saison <strong>2022</strong> abgesagt<br />

hat, ist es gelungen, sie dennoch<br />

für eine Zusammenarbeit mit dem VSM<br />

zu gewinnen. Die Initiative dazu ging von<br />

Verbandsstabführer Klaus Fischnaller aus.<br />

KulturFenster: Wie kam es zur Zusammenarbeit<br />

mit showband.CH?<br />

Klaus Fischnaller: Die Zusammenarbeit ist<br />

aus der Idee entstanden, eine Jungbläserwoche<br />

mit dem Schwerpunkt „Musik in<br />

Bewegung“ anzubieten. Im Internet bin<br />

ich zufällig auf die showband.CH gestoßen<br />

und habe gesehen, dass sie schon<br />

seit längerem Jugendcamps mit dem<br />

Schwerpunkt „Musik in Bewegung“ anbieten<br />

– also genau das, was wir suchen.<br />

Daraufhin habe ich sie direkt kontaktiert.<br />

KF: Welches werden die Inhalte des Workshops<br />

sein?<br />

Fischnaller: Auch wenn ihr Ziel in erster<br />

Linie auf Marchingbands ausgerichtet ist,<br />

so hat mich vor allem ihr Konzept interessiert,<br />

wie sie mit Jugendlichen arbeiten.<br />

Mit unserem Workshop wollen wir nicht<br />

nur die Jugend ansprechen, sondern auch<br />

die Stabführer*innen und alle, die sich<br />

für die Musik in Bewegung interessieren.<br />

Gerade im Bereich der Marschshows haben<br />

wir noch Aufholbedarf, aber auch das<br />

Potential, uns weiterzuentwickeln.<br />

KF: Sollen aus unseren Musikkapellen<br />

Marchingbands werden?<br />

Fischnaller: Nein, auf keinen Fall – das<br />

wäre ein ganz falscher Weg! Wir können<br />

aber immer nur lernen. Es ist klar,<br />

dass wir von einer Showband nicht alles<br />

1:1 übernehmen können – und<br />

auch nicht müssen, aber wir können sicherlich<br />

viele Inputs für unsere zukünftige<br />

Arbeit mitnehmen. Ich möchte mit<br />

diesem Workshop ein Fenster öffnen,<br />

wovon ich überzeugt bin, dass es uns<br />

weiterbringt und dass wir die Musik in<br />

Bewegung auch jugendgerechter gestalten<br />

können.<br />

KF: Welche Schwerpunkte wird es im<br />

Workshop noch geben?<br />

Fischnaller: Mit Sicherheit wird der Workshop<br />

sehr praxisorientiert sein. Abgesehen<br />

von dem Aufbau, der Musikwahl bis<br />

hin zur Show, wird es einen kreativen Teil<br />

geben, wobei wir in Gruppen versuchen,<br />

einige Showelemente zu erarbeiten. Wir<br />

laden die Teilnehmer*innen ein, ihre Instrumente<br />

und den Tambourstab mitzubringen,<br />

damit wir auch versuchen können,<br />

das Erlernte in die Praxis umzusetzen<br />

KF: Dies klingt sehr vielversprechend.<br />

Fischnaller: Ja, das ist es auch. In den<br />

Vorgesprächen mit der Koordinatorin<br />

Sina Schmid – durch sie ist der Kontakt<br />

entstanden – haben wir uns darauf geeinigt,<br />

dass wir uns nicht nur auf eine Musikrichtung<br />

bzw. Show konzentrieren werden.<br />

Die Ideen und Anregungen, welche<br />

die showband.CH mitbringt, sind vielfältig<br />

und reichen vom Aufmarsch über die<br />

Parademusik bis hin zur Show am Platz.<br />

Dasselbe gilt für die Musik, wobei die Einfachheit<br />

und das gute Musizieren im Vordergrund<br />

stehen werden.<br />

KF: Wann fi ndet der Workshop statt?<br />

Fischnaller: Der ganztägige Workshop<br />

findet am 30. April <strong>2022</strong> ab 9 Uhr im<br />

Probelokal der MK Jenesien statt. Dabei<br />

werden mit Kervin Schrag, dem künstlerischen<br />

Leiter der showband.CH, und<br />

seinem Team die einzelnen Schritte einer<br />

Marschshow – von der Planung über die<br />

Probenarbeit bis zum Auftritt – erarbeitet.<br />

Anmeldungen werden über das VSM-<br />

Office innerhalb 31. März angenommen.<br />

Genauere Informationen sind auch auf<br />

der VSM-Homepage abrufbar.<br />

KF: Danke für das Gespräch.<br />

Fischnaller: Danke sagen mein Team<br />

und ich. Die Fachgruppe „Musik in Bewegung“<br />

freut sich, wenn viele dieses<br />

tolle Angebot annehmen und am Workshop<br />

teilnehmen.<br />

Gespräch: Stephan Niederegger<br />

Im jährlichen Jugendcamp können Jugendliche im Alter von 12 bis 22 Jahren eine Woche lang Marchingband-Luft schnuppern.<br />

KulturFenster<br />

7 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


ewegt<br />

Alle folgen auf Karins Kommando<br />

Karin Schuster geht der Musikkapelle Prags als Stabführerin voran<br />

Die heurige Ausgabe des Frauenkalenders<br />

„Alchemilla“ steht<br />

unter dem Titel „überMut tut<br />

Frauen gut!“ und widmet sich<br />

couragierten Frauen. Dazu hat<br />

Berta Linter in ihrem Beitrag<br />

(S.265) auch in der VSM-Statistik<br />

gestöbert und die „Frauen<br />

im Verband Südtiroler Musikkapellen“<br />

in den Fokus gerückt.<br />

Während eine Frau am<br />

Dirigentenpult oder als Obfrau<br />

bei den Südtiroler Musikkapellen<br />

keine Seltenheit mehr ist, sind<br />

Stabführerinnen noch die Ausnahme – derzeit<br />

ist Karin Schuster von der Musikkapelle<br />

Prags die einzige.<br />

Erste Frauen in den<br />

Südtiroler Musikkapellen<br />

1973 war Helga Huber aus Terlan die erste<br />

Frau, die einer Musikkapelle beigetreten ist.<br />

Als Flavia Crepaz 1983 den Taktstock der<br />

Musikkapelle Morter übernahm, war sie die<br />

erste Kapellmeisterin in Südtirol. Mittlerweile<br />

(Stand: Juni 2021) stehen 14 Kapellmeisterinnen<br />

am Dirigentenpult, 22 Musikkapellen<br />

werden von einer Obfrau geführt und<br />

596 Marketenderinnen marschieren in den<br />

210 Musikkapellen. Derzeit hat aber nur die<br />

Musikkapelle Prags eine Stabführerin. Im<br />

folgenden beschreibt die 34-jährige Karin<br />

Schuster ihren musikalischen Werdegang,<br />

ihre Motivation und ihre Zukunftspläne.<br />

Seit 21 Jahren Musikantin<br />

Seit zwei Jahren ist Karin Schuster Stabführerin<br />

der Musikkapelle Prags.<br />

Foto: Elisabeth "Lissy" Moser<br />

Musik begleitet mich schon seit meiner<br />

Kindheit und ist aus meinem Leben nicht<br />

mehr wegzudenken. Mit dem Erlernen der<br />

Blockflöte begannen meine ersten musikalischen<br />

Erfahrungen. Nach dem Besuch einiger<br />

Musikanten in der Grundschule stand<br />

für mich fest, dass ich Querflöte und später<br />

dann auch das Piccolo erlernen wollte.<br />

So sind es nun schon 21 Jahre, dass ich<br />

bei der Pragser Musikkapelle bin. Durch<br />

mein Studium der Krankenpflege und später<br />

auch durch meine Arbeit in Innsbruck<br />

war ich zwar nicht ständig zu Hause, dennoch<br />

konnte ich mich nicht vom gemeinsamen<br />

Musizieren in der Musikkapelle verabschieden.<br />

Vor ca. sieben Jahren bin ich<br />

schließlich wieder ganz in meine Heimat zurückgekehrt.<br />

Mittlerweile bin ich verheiratet,<br />

wohne in Sexten und habe zwei Jungs im<br />

Alter von ein und vier Jahren. Auch wenn<br />

es mich ständig in verschiedene geografische<br />

Richtungen in meinem Leben gezogen<br />

hat, blieb ich meinem Dorf und seiner<br />

Musikkapelle stets treu. Die netten Kameradschaften,<br />

welche sich in unserer Kapelle<br />

entwickelt haben, bedeuten mir nach wie vor<br />

viel. Deshalb pendle ich so oft es mir möglich<br />

ist von Sexten nach Prags, um an Proben<br />

und Auftritten teilzunehmen.<br />

Das Amt der Stabführerin als<br />

persönliche Herausforderung<br />

Vor rund fünf Jahren besuchte ich den<br />

Grundkurs für Stabführer*innen. Ich bin<br />

ständig offen für Neues. Für mich stand<br />

daher nach kurzem Überlegen fest, dass<br />

ich mich in diese Materie einlernen wollte,<br />

und sammelte so meine ersten Erfahrungen.<br />

Schon nach kurzer Zeit stellte ich fest, dass<br />

das Erlernen des Stabführens einiges an<br />

Können und Übung erfordert. Dies spornte<br />

mich noch mehr an, dieses Amt irgendwann<br />

auch offiziell ausüben zu können. Von Anfang<br />

an war mir klar, dass ich mich in dieser<br />

Männerdomäne zunächst einmal behaupten<br />

musste. Die Akzeptanz war aber von Anfang<br />

an da. Dennoch dauerte es nochmals<br />

weitere zwei Jahre, bis ich<br />

das Amt der Stabführerin gemeinsam<br />

mit meinem Musikkollegen<br />

Alfred übernahm. Zu<br />

diesem Zeitpunkt war ich mit<br />

meinem zweiten Kind schwanger.<br />

Daher beschlossen wir,<br />

dass wir dieses Amt gemeinsam<br />

ausüben wollten, damit<br />

wir uns gegenseitig ersetzen<br />

können, wenn einer ausfällt.<br />

Mit Herzklopfen stand ich<br />

schließlich vor meinem allerersten<br />

offiziellen Auftritt. Tausende Gedanken<br />

schwirrten in meinem Kopf umher, ob<br />

ich die Kommandos und Abfolgen alle richtig<br />

machte, aber schließlich konnte ich diesen<br />

Auftritt gut meistern. Somit legte sich auch<br />

die Nervosität bei den folgenden Auftritten.<br />

Positive Rückmeldungen<br />

und Zukunftspläne<br />

Schön fand ich die vielen positiven Kommentare<br />

und Rückmeldungen aus der Pragser<br />

Bevölkerung. Es erfüllt mich mit Stolz und<br />

Freude, wenn wir mit der Kapelle aufmarschieren<br />

können und das Publikum mit unserem<br />

Auftritt begeistern.<br />

Die Frage, warum es in Südtirol nicht mehr<br />

Stabführerinnen gibt, kann ich leider auch<br />

nur schwer beantworten. Sicherlich braucht<br />

es einiges an Mut und Freude, aber wie bei<br />

vielen Dingen im Leben kann man alles erlernen,<br />

wenn man die nötige Motivation mit<br />

sich bringt. Deshalb wäre es schön, wenn<br />

sich auch mehrere Frauen für das Amt der<br />

Stabführerin begeistern ließen.<br />

Ein kurzfristiges Ziel für die Zukunft ist die<br />

Teilnahme an einem großen Umzug, welcher<br />

situationsbedingt in den letzten zwei Jahren<br />

leider nicht stattfinden konnte. Ein langfristiges<br />

Ziel ist die Teilnahme an einem Marschierwettbewerb.<br />

Wohin mich mein weiterer<br />

Weg als Stabführerin führen wird, lass<br />

ich mir noch offen. Da ich nun in Sexten<br />

wohne, würde ich irgendwann auch gerne<br />

Mitglied der dortigen Musikkapelle werden.<br />

Und wer weiß, vielleicht ist es auch dort<br />

möglich, dass ich mein Amt als Stabführerin<br />

nicht ganz an den Nagel hängen muss.<br />

Karin Schuster<br />

KulturFenster<br />

8 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


VSM intern<br />

50 Jahre<br />

Zweites Autonomiestatut<br />

Uraufführung durch das EUREGIO Jugendblasorchester<br />

Die drei Dirigenten (v. l.) Johann Finatzer (Südtirol), Franco Puliafito (Trient) und Wolfram<br />

Rosenberger (Tirol) des EUREGIO Jugendblasorchesters<br />

Wie bereits in der Oktoberausgabe des<br />

„KulturFensters“ angekündigt (S.49), hat<br />

der Südtiroler Landtag anlässlich des Jubiläums<br />

„50 Jahre 2. Autonomiestatut 1972-<br />

<strong>2022</strong>“ einen Wettbewerb für eine Komposition<br />

für symphonisches Blasorchester<br />

ausgeschrieben.<br />

VSM-Verbandsjugendleiter Johann Finatzer<br />

wurde als Koordinator des Projektes<br />

und Präsident der Wettbewerbsjury eingesetzt.<br />

Die Siegerkomposition wird im Rahmen<br />

der alljährlichen Feierlichkeiten zum<br />

Europatag am 9. Mai vom EUREGIO Jugendblasorchester<br />

uraufgeführt.<br />

Neben der klassischen Sommerwoche<br />

vom 23. bis zum 31. Juli <strong>2022</strong> in Toblach<br />

mit Konzerten in allen drei Landesteilen<br />

fi nden bereits vom 14. bis zum 16. April<br />

und vom 5. bis zum 8. April zwei Probenwochenenden<br />

des EUREGIO Jugendblasorchesters<br />

in Algund bzw. Bozen statt.<br />

Die Teilnahme an diesem Frühjahrsprogramm<br />

ist kostenlos.<br />

Weitere Informationen zum Kompositionswettbewerb<br />

können auf der Homepage<br />

des Südtiroler Landtags (www.<br />

landtag-bz.org) und des Südtiroler Künstlerbundes<br />

(www.kuenstlerbund.org) eingesehen<br />

werden.<br />

Details zum EUREGIO<br />

Jugendblasorchester<br />

gibt es unter:<br />

www.europaregion.<br />

info/musiccamp<br />

Stephan Niederegger<br />

Medienreferent im VSM<br />

KulturFenster<br />

9 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


VSM intern<br />

(K)ein Wertungsspiel <strong>2022</strong><br />

Neuer Termin, neue Ausrichtung<br />

Wenn zurzeit Proben auch möglich<br />

sind, so stellt die aktuelle Situation unsere<br />

Musikkapellen doch vor enorme<br />

Herausforderungen.<br />

Steigende Infektionszahlen verunsichern<br />

viele Vereinsmitglieder und an<br />

einen normalen entspannten Probenbetrieb<br />

ist wohl kaum zu denken. Wie<br />

wertvoll und motivierend Wertungsspiele<br />

auch sein mögen, die Rahmenbedingungen<br />

wie regelmäßige planbare Proben<br />

sind wohl eine Grundvoraussetzung,<br />

um an einem Wertungsspiel teilzunehmen.<br />

Gemeinsam mit dem VSM-Bezirk<br />

Schlanders haben wir uns dafür ausgesprochen,<br />

das im kommenden Mai<br />

geplante Wertungsspiel auf den Herbst<br />

zu verschieben. Auch die Ausrichtung<br />

wird eine etwas andere sein. So wird es<br />

nicht ein Wertungsspiel im herkömmlichen<br />

Sinn sein, sondern vielmehr ein<br />

Kritikspiel, bei dem die Musikkapellen bereits<br />

in der Vorbereitungsphase – wenn<br />

es gewünscht ist – eine Unterstützung in<br />

Form eines Coachings erhalten. Auch die<br />

Bewertung wird nicht in Form von Punkten<br />

oder Prädikaten erfolgen, sondern in<br />

Form eines Jurygespräches. Wir möchten<br />

so die Musikkapellen unterstützen und<br />

ihnen ein Ziel anbieten. Dabei soll die<br />

Freude am Proben und gemeinsamen<br />

Musizieren ohne Leistungsdruck im Vordergrund<br />

stehen.<br />

Meinhard Windisch<br />

Verbandskapellmeister im VSM<br />

BLASMUSIK<br />

CHORWESEN<br />

HEIMATPFLEGE<br />

in Südtirol<br />

Aboaktion<br />

Seit Dezember 1948 berichten wir unter dem Titel „Die Volksmusik“, ab September<br />

1953 als „Südtiroler Volkskultur“, ab März 1979 als „Tiroler Volkskultur“ und seit<br />

2008 als „KulturFenster“ lebendig, bunt und vielfältig über die Musikkapellen,<br />

die Chöre, die Heimatpflege, den Volkstanz und das Trachtenwesen in Südtirol -<br />

derzeit in einer Gesamtauflage von rund 3.300 Stück pro Ausgabe.<br />

Sie möchten keine<br />

Ausgabe verpassen?<br />

Dann rufen Sie uns an (Tel. 0471 976 387)<br />

oder schreiben uns eine Email an: info@vsm.bz.it<br />

Sie bekommen das "KulturFenster"<br />

sechs Mal im Jahr direkt nach Hause geschickt.<br />

Weitere Informationen finden Sie im<br />

Impressum auf Seite 3 dieser Ausgabe.<br />

KulturFenster<br />

10<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

13. Landeswettbewerb<br />

„Musik in kleinen Gruppen“<br />

… auf den 14. Mai <strong>2022</strong> verschoben<br />

Aufgrund der vorherrschenden Situation<br />

und der Prognosen über die allgemeine<br />

pandemische Lage hat der Verbandsvorstand<br />

beschlossen, den Landeswettbewerb<br />

„Musik in kleinen Gruppen“ vom<br />

ursprünglichen Termin am 12. <strong>Februar</strong><br />

<strong>2022</strong> in die sicherere warme Jahreszeit<br />

zu verschieben.<br />

Somit findet der Wettbewerb am Samstag,<br />

dem 14. Mai <strong>2022</strong>, in der Musikschule<br />

und Aula Magna in Auer statt.<br />

Bereits angemeldete Ensembles und<br />

Gruppen müssen sich nicht erneut<br />

anmelden, für sie ändert sich nur das<br />

Austragungsdatum.<br />

Durch die längere Vorbereitungszeit und<br />

den neuen Termin ist es natürlich auch<br />

möglich, dass sich weitere, bisher noch<br />

nicht gemeldete Ensembles für den Wettbewerb<br />

interessieren. Diese können sich<br />

innerhalb <strong>Februar</strong> anmelden.<br />

Dem Ensemblespiel im Allgemeinen und<br />

diesem Wettbewerb im Besonderen kommt<br />

eine wichtige Rolle zu – gerade in Pandemiezeiten,<br />

wenn viele Musikkapellen nicht<br />

in der vollen Besetzung proben (können).<br />

Die bereits jetzt überdurchschnittliche Zahl<br />

von mehr als 20 angemeldeten Ensembles<br />

bezeugt dies eindrucksvoll.<br />

Ich bedanke mich ganz persönlich wie<br />

auch im Namen des Verbandes bei Ale-<br />

xandra Pedrotti, der Direktorin der Musikschule<br />

Unterland, und Thomas Rech,<br />

dem Obmann der Musikkapelle Auer. Sie<br />

stellen uns freundlicherweise die Räumlichkeiten<br />

in Auer wie auch bei anderen<br />

Verbandsveranstaltungen zur Verfügung<br />

und waren zudem zuvorkommend und<br />

hilfsbereit bei der notwendigen Terminverschiebung.<br />

Ich freue mich auf viele jung- und junggebliebene<br />

Musikbegeisterte, welche sich<br />

auf den besonderen Moment des musikalischen<br />

Wettstreites einlassen.<br />

Johann Finatzer<br />

Verbandsjugendleiter im VSM<br />

Impressionen vom Wettbewerb 2018<br />

KulturFenster<br />

11 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


VSM intern<br />

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben<br />

Neue Termine für Bezirks- & Verbandsversammlungen <strong>2022</strong><br />

MAI<br />

Bereits seit November steht das Jahresprogramm<br />

des VSM für das heurige<br />

Tätigkeitsjahr fest und ist im Jahreskalender<br />

<strong>2022</strong> niedergeschrieben.<br />

Mit viel Freude und neuer Hoffnung<br />

auf die Durchführbarkeit hat der Verbandsvorstand<br />

geplant und vorausgeblickt.<br />

Leider hat die Pandemie in den letzten<br />

Wochen wieder derart „Fahrt aufgenommen“,<br />

dass auf Grund der hohen<br />

Inzidenz einige Vorhaben zum<br />

wiederholten Male nicht planmäßig<br />

abgewickelt werden können. In erster<br />

Linie sind die großen Mitgliederversammlungen<br />

der sechs Bezirke<br />

Bozen, Bruneck, Meran, Brixen, Schlanders<br />

und Sterzing betroffen, welche an<br />

verschiedenen Wochenenden zwischen<br />

dem 15. Jänner und dem 5. März <strong>2022</strong><br />

vorgesehen waren. Zudem trifft es auch<br />

die am 12. März <strong>2022</strong> in Bozen geplante<br />

74. VSM-Mitgliederversammlung.<br />

Da in allen Bezirken und im Verband<br />

Neuwahlen anstehen, wollen wir versuchen,<br />

die Versammlungen möglichst in<br />

Präsenz abzuhalten. Um dies zu erreichen,<br />

haben wir als ersten Schritt eine<br />

Verschiebung der Versammlungen ins<br />

Auge gefasst: die Mitgliederversammlung<br />

des Verbandes wird auf Samstag, dem 7.<br />

Mai <strong>2022</strong>, verlegt.<br />

Die neuen Termine der<br />

Bezirksversammlungen:<br />

Bezirk Meran - 12. März in Nals<br />

Bezirk Bruneck - 26. März in Reischach<br />

Bezirk Brixen - 26. März in Mühlbach<br />

Bezirk Bozen - 9. April in Gries<br />

Bezirk Sterzing - 23. April in Ratschings<br />

Bezirk Schlanders - noch festzulegen<br />

Wir alle hoffen stark, dass die hohe Inzidenz<br />

der Corona-Pandemie bis dahin<br />

abgeflacht ist und die Zusammenkünfte<br />

zur ordentlichen Abwicklung der vorgesehenen<br />

Tagesordnungspunkte möglich<br />

werden.<br />

Pepi Fauster<br />

Verbandsobmann im VSM<br />

BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />

jeden Montag<br />

von 17 bis 18 Uhr<br />

„Dur und Schräg“<br />

Traditionelle und neue<br />

Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />

jeden Freitag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />

jeden Samstag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Faszination Blasmusik“<br />

mit Arnold Leimgruber<br />

(Wiederholung<br />

am Sonntag um 10 Uhr)<br />

jeden Freitag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Das Platzkonzert“<br />

mit Peter Kostner<br />

KulturFenster<br />

12 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

jung musiziert<br />

..<br />

Jungblasertage Passeiertal 2021<br />

Sieben Musikkapellen und Verein „Guitart“ arbeiten zusammen<br />

40 Jungmusikant*innen aus sieben Musikkapellen nahmen im<br />

Sommer 2021 an den Jungbläsertagen des Passeiertales teil.<br />

Bereits zum 11. Mal wurden im August<br />

2021 die „Jungbläsertage Passeiertal“ abgehalten.<br />

Das Ziel dieser Musiktage war<br />

von Beginn an Jungmusikant*innen aller<br />

Musikkapellen des Tales zu vereinen und<br />

eine gemeinsame musikalische Woche zu<br />

verbringen.<br />

Seit einigen Jahren läuft das Projekt parallel<br />

zum Bandcamp des Vereins „Guitart“;<br />

gemeinsam erarbeiten sich Bandmitglieder<br />

und Jungbläser ein abwechslungsreiches<br />

Konzertprogramm.<br />

Im vergangenen Sommer fanden die Jungbläsertage<br />

Passeiertal vom 23. bis zum<br />

27. August in St. Martin in Passeier statt.<br />

Die Schüler*innen waren jeweils von 9 bis<br />

17 Uhr in der Obhut der Lehrpersonen und<br />

kehrten anschließend wieder nach Hause<br />

zurück. Im Laufe des Tages gab es Unterricht<br />

mit den Instrumentallehrpersonen, Register-<br />

und Tuttiproben und einen Workshop<br />

zu Improvisation, Rhythmus und Harmonie.<br />

Nach dem coronabedingten Ausfall der<br />

Jungbläsertage 2020 konnte man dieses<br />

Jahr 40 Jungmusikant*innen aus sieben<br />

Musikkapellen begeistern. Sieben Lehrpersonen<br />

begleiteten die Schüler*innen durch<br />

die Woche und teilten ihr Wissen mit dem<br />

musikalischen Nachwuchs. Durch die Förderung<br />

der Jugendarbeit des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen und durch die Un-<br />

terstützung der Gemeinden St. Martin, St.<br />

Leonhard, Moos und Riffian konnte in dieser<br />

anregenden Woche auch ein Video erstellt<br />

werden. Daniel Felderer begleitete die<br />

Teilnehmer der Jungbläsertage am letzten<br />

Tag und hielt dabei Proben und Konzert in<br />

einem Kurzvideo fest. Das Abschlusskonzert<br />

fand am Freitag, dem 27. August, auf<br />

dem Dorfplatz in St. Martin statt.<br />

Weitere Eindrücke der<br />

„Jungbläsertage Passeier“<br />

sind im Video unter<br />

folgendem Link zu<br />

sehen.<br />

KulturFenster<br />

13 01 <strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Kleine “<br />

Piezn“ spielen groß auf<br />

Die Jugendkapelle der Musikkapelle Peter Mayr Pfeffersberg im Portait<br />

Beim jährlichen Hüttenlager wird stets fleißig musiziert,<br />

wie auch diese Aufnhame aus dem Jahr 2019 beweist.<br />

und Mahr. Diese gehören allesamt zur Gemeinde<br />

Brixen und befinden sich zwischen<br />

550 und 1450 m ü. d. M. an der Westseite<br />

des Brixner Talkessels. Wir sind eine sehr<br />

junge Truppe, unsere Jungmusikant*innen<br />

sind im Durchschnitt neun Jahre „alt“.<br />

Grundsätzlich dürfen die Kinder bereits<br />

nach dem ersten Lernjahr bei uns einsteigen.<br />

Zur Zeit sind mehr Mädchen als<br />

Buben dabei.<br />

Klein, aber oho! Treffender könnte man die<br />

„Pfeffersberger Piezn“ kaum beschreiben.<br />

Seit nunmehr knapp 20 Jahren musiziert der<br />

Nachwuchs der Musikkapelle Peter Mayr<br />

Pfeffersberg gemeinsam.<br />

Steckbrief<br />

Name: Pfeffersberger Piezn<br />

Musikkapelle: Musikkapelle Peter Mayr<br />

Pfeffersberg<br />

Anzahl der Mitglieder: 19<br />

Musikalische Leitung: Bernhard Reifer<br />

Jugendleiterin: Sabine Leitner Reifer<br />

Im folgenden Gespräch mit Sabine Leitner<br />

Reifer, der Jugendleiterin der Musikkapelle<br />

Peter Mayr Pfeffersberg, wird die Jugendkapelle<br />

vorgestellt.<br />

Bernhard Reifer dirigiert die Bläserklasse<br />

Pfeffersberg (Dezember 2021)<br />

<strong>Kulturfenster</strong>: Sabine, wann wurde eure Jugendkapelle<br />

gegründet und wie seid ihr auf<br />

diesen ausgefallenen Namen gekommen?<br />

Sabine Leitner Reifer: Unsere Jugendkapelle<br />

wurde im September 2002 gegründet. Unser<br />

damaliger Jugendleiter und heutiger Kapellmeister<br />

Bernhard Reifer hatte diesen besonderen<br />

Namen vorgeschlagen: Er meinte,<br />

ein „Piez“ wäre etwas Kleines, wie etwa ein<br />

Küken, und die Jungmusikant*innen seien<br />

nicht viel größer gewesen.<br />

KF: Woher kommen eure Mitglieder und<br />

wie alt sind sie im Durchschnitt?<br />

Reifer: Unsere Jungmusikant*innen kommen<br />

von den acht Streuweilern des Pfeffersbergs:<br />

Gereuth, Tils, Pinzagen, Pairdorf,<br />

Tschötsch, Tötschling, Untereben<br />

KF: Welche sind die Höhepunkte in eurem<br />

Vereinsjahr?<br />

Reifer: Unser jährlicher Höhepunkt ist<br />

das mehrtägige Hüttenlager im Sommer,<br />

welches wir meistens auf einer urigen Berghütte<br />

verbringen. Dabei haben wir schon einiges<br />

an Abenteuern erlebt: Wir waren auf<br />

Hütten ohne Strom, schliefen im Heu oder<br />

mussten zum Zähneputzen ins Freie zum<br />

Brunnen. Zwischen Unwettern mit herumfliegenden<br />

Zelten und einer Hubschrauberlandung<br />

des Bergrettungsdienstes war alles<br />

dabei. Als wir 2019 auf der Seiser Alm<br />

waren, musste der Rettungshubschrauber<br />

des Aiut Alpin neben unserer Hütte eine<br />

Zwischenlandung machen, da es andernorts<br />

nicht möglich war. Zufällig handelte es<br />

sich beim Piloten um den Vater einer unserer<br />

Jungmusikantinnen.<br />

Was das restliche Jahr betrifft, so beginnt<br />

unsere Probenarbeit in der Regel nach<br />

dem Frühjahrskonzert der Musikkapelle.<br />

Wir versuchen im Laufe des Jahres immer<br />

ein bis zwei Konzerte zu organisieren, auch<br />

in Zusammenarbeit mit Kapellen aus der<br />

Umgebung. So hat beispielsweise bereits<br />

in Teis und in Villnöß ein Jugendkapellentreffen<br />

stattgefunden. Wir waren auch<br />

schon beim Brixner Faschingsumzug mit<br />

dabei. Weiters kommen bei uns außermusikalische<br />

Aktivitäten nicht zu kurz. So hat<br />

es auch öfters einen Kinoabend in unserem<br />

Probelokal gegeben.<br />

KF: Seid ihr im Moment musikalisch aktiv?<br />

Reifer: Im Moment macht unsere Jugendkapelle<br />

eine Pause, dafür haben wir unsere<br />

Kräfte in den letzten Monaten auf ein<br />

anderes Projekt konzentriert, und zwar auf<br />

die „Bläserklasse Pfeffersberg“. Da unser<br />

Tag der offenen Tür bereits zweimal nicht<br />

KulturFenster<br />

14 01 <strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


stattfinden konnte, haben wir einen anderen<br />

Weg gesucht, um neue Jungmusikant*innen<br />

zu gewinnen. Mit Unterstützung der beiden<br />

Grundschulen Tils und Tschötsch, der Musikschule<br />

Brixen und natürlich der Eltern<br />

der Schüler*innen, konnten wir das Projekt<br />

von Anfang Oktober bis Mitte Dezember<br />

durchführen. Insgesamt 44 Kinder im<br />

Alter zwischen sechs und elf Jahren waren<br />

mit dabei und erhielten in der Zweiergruppe<br />

einmal wöchentlich 40 Minuten Unterricht<br />

von ausgebildeten und motivierten<br />

Musikpädagog*innen. Die erste Phase des<br />

Projekts, die noch für alle verpflichtend war,<br />

endete mit einem Abschlusskonzert im Dezember.<br />

Die Mühen haben sich für die Musikkapelle<br />

auf jeden Fall gelohnt: Von den<br />

44 beteiligten Kindern haben sich etwas<br />

mehr als die Hälfte dafür entschieden, ihr<br />

Instrument weiter zu lernen.<br />

KF: Habt ihr auch euer persönliches Lieblingsstück?<br />

Reifer: Unsere Jungs und Mädels spielen<br />

am liebsten Filmmusik. Wir haben zwar kein<br />

Lieblingsstück an sich, möchten den Lesern<br />

zum Abschluss aber den Refrain unserer<br />

eigenen Hymne präsentieren. Die Melodie<br />

entspricht dem bekannten „Zwergenlied“.<br />

Der Text der acht Strophen wird bei jedem<br />

Hüttenlager etwas angepasst.<br />

Ein Piez ist grösser als man glaubt,<br />

ein Piez das Größte überhaupt,<br />

ein Piez spielt immer was er soll,<br />

ein Piez findet die Musig toll!<br />

Jugendleiterin Sabine Leitner Reifer<br />

Zwei Jungmusikantinnen der<br />

Pfeffersberger Piezn“ stellen sich naher vor:<br />

“<br />

Name: Amelie Unterrainer<br />

Alter: 10 Jahre<br />

Ich spiele: Fagott<br />

Darum habe ich mich für mein Instrument entschieden:<br />

Das Fagott hat mir immer schon gefallen.<br />

Das gefällt mir bei der Jugendkapelle am besten:<br />

Das Hüttenlager im Sommer<br />

Mein Lieblingsstück: „Der Herbst“ von Antonio Vivaldi<br />

Ein lustiges Ereignis bei der Jugendkapelle: Als es während einer Gemeinschaftsprobe<br />

beim Hüttenlager regnete, mussten wir die Probe in<br />

die Hütte verlegen - nur die Schlagzeuger mussten von draußen aus<br />

mitspielen, da sie nicht mehr Platz hatten. Natürlich öffneten wir die<br />

Fenster, dass wir uns gegenseitig hören konnten.<br />

Name: Annalena Stockner<br />

Alter: 11 Jahre<br />

Instrument: Klarinette<br />

Darum habe ich mich für mein Instrument entschieden:<br />

Die Klarinette hat mir immer schon sehr gut gefallen. Ich habe mit der<br />

Es-Klarinette angefangen, habe dann auf die C-Klarinette gewechselt<br />

und mittlerweile spiele ich die B-Klarinette.<br />

Das gefällt mir bei der Jugendkapelle am besten:<br />

Mir gefällt es, mit meinen Freunden zusammen zu musizieren und<br />

Spaß zu haben. Ich freue mich schon jetzt auf unser nächstes Konzert.<br />

Mein Lieblingsstück: „Circle of Life“ aus „Der König der Löwen“<br />

Ein lustiges Ereignis bei der Jugendkapelle: Toll ist immer unser Hüttenlager<br />

im Sommer. Unsere Betreuer denken sich immer super tolle<br />

Spiele aus. Einmal haben wir uns mit altem Zeitungspapier unsere eigenen<br />

Kleidungsstücke kreiert und haben dann eine Modenschau<br />

veranstaltet. Unser Hüttenlager ist einfach immer ein tolles Erlebnis.<br />

Interviews: Hannes Schrötter<br />

KulturFenster<br />

15 01 <strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


gehört & gesehen<br />

Das Bezirksjugendblasorchester<br />

rockt den Gustav-Mahler-Saal<br />

Begeisternde Konzerte des BJBO Bruneck in St. Johann und Toblach<br />

Mit der „Hymne für die Gefallenen“ aus dem Film „Der Soldat James Ryan“ und dem festlich gespielten „Schönfeld-Marsch“ bedankte<br />

sich das BJBO Bruneck für den Applaus.<br />

Zu Weihnachten spielte wieder das Bezirksjugendblasorchester<br />

Bruneck. Nach<br />

der Absage im Vorjahr und trotz der sich<br />

dauernd ändernden Coronaregeln haben<br />

die Verantwortlichen im Bezirksausschuss<br />

der Pustertaler Musikkapellen am Projekt<br />

festgehalten – mit Erfolg. Mit traditioneller<br />

Blasmusik und modernen Rhythmen begeisterten<br />

die jungen Musikantinnen und Musikanten<br />

unter der Leitung von Daniel Niederegger<br />

zum Jahresende das Publikum im<br />

Ahrntal und im Hochpustertal.<br />

Eigentlich hätte das Orchesterprojekt bereits<br />

im Vorjahr verwirklicht werden und<br />

gleichzeitig das Diplomkonzert von Daniel<br />

Niederegger sein sollen. Coronabedingt<br />

musste das Vorhaben aufgeschoben werden.<br />

Der junge Musiker, seines Zeichens<br />

Bezirkskapellmeister-Stellvertreter im Pustertal<br />

sowie Kapellmeister der Musikkapellen<br />

von St. Martin/Gsies und St. Jakob/<br />

Ahrntal, hat inzwischen sein Dirigierstudium<br />

abgeschlossen. Er freute sich umso<br />

mehr, dass das Konzertprojekt nun doch<br />

noch verwirklicht werden konnte.<br />

Mit der Rhapsodie „Prevision“ beschreibt<br />

Jan de Haan eindrucksvoll das Aufwachsen<br />

und Erwachsenwerden seines Enkels.<br />

Niederegger hat dieses Werk nicht zufällig<br />

gewählt. Zum einen steht es symbo-<br />

Trotz der unsicheren<br />

Coronalage haben sie<br />

am Projekt des BJBO<br />

Bruneck 2021 festgehalten<br />

(v.l.) - Bezirksobmann<br />

Johann<br />

Hilber, Daniel Niederegger<br />

und Bezirksjugendleiter<br />

Matthias<br />

Kirchler<br />

KulturFenster<br />

16 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Redaktionsschluss für<br />

Blasmusik<br />

lisch für die musikalische Entwicklung der<br />

jungen Orchestermitglieder, zum anderen<br />

stand es bereits 2010 auf dem Programm<br />

des Bezirksjugendblasorchesters, als er<br />

selbst als junger Posaunist unter der Leitung<br />

von Friedl Pescoller und Sigisbert Mutschlechner<br />

mitspielte. Mit der 3-sätzigen<br />

Suite „Tirol 1809“ von Sepp Tanzer, die<br />

der Dirigent für seinen Studienabschluss<br />

neu instrumentiert hatte, der schwungvollen<br />

„Emperata Ouvertüre“ von Claude<br />

T. Smith und den norwegischen Impressionen<br />

„Mandålen Landscapes“ von Philip<br />

Sparke begeisterte das junge Orchester<br />

das Publikum am 23. Dezember im<br />

Mehrzwecksaal von St. Johann und am<br />

Stephanstag im Gustav-Mahler-Saal in<br />

Toblach. Die Verantwortlichen rund um<br />

Bezirksobmann Johann Hilber, Bezirksjugendleiter<br />

Matthias Kirchler und den Dirigenten<br />

verstanden es, während der intensiven<br />

Probenzeit seit Mitte Oktober die<br />

Corona-Fragen auszublenden und die 60<br />

Musikantinnen und Musikanten aus 22<br />

Pusterer Musikkapellen für die Musik zu<br />

begeistern. Man habe sich laufend an die<br />

veränderten Situationen angepasst, bestätigte<br />

Kirchler. Seit Anfang Dezember<br />

wurden alle – Geimpfte und Ungeimpfte<br />

– vor jeder Probe und den Auftritten getestet:<br />

„Das ist ein entsprechender organisatorischer<br />

und fi nanzieller Mehraufwand,<br />

aber es lohnt sich allemal.“ Zudem<br />

musste die ursprünglich geplante „Rhapsodie<br />

in Blue“ von George Gershwin, bei<br />

der Prof. Walter Ratzek den Solopart spielen<br />

sollte, kurzfristig wegen der unklaren<br />

„<br />

Die Spielfreude, aber vor allem<br />

auch die Freude, endlich wieder vor<br />

Publikum zu spielen, war bei den<br />

beiden Konzerten förmlich sichtund<br />

hörbar.<br />

„<br />

Stephan Niederegger<br />

und unsicheren Reisebestimmungen gestrichen<br />

werden.<br />

Die Spielfreude, aber vor allem auch die<br />

Freude, endlich wieder vor Publikum zu<br />

spielen, war bei den beiden Konzerten förmlich<br />

sicht- und hörbar. Ein selten gespieltes<br />

Medley der schwedischen Popgruppe<br />

ABBA, aus der Feder von Guido Rennert,<br />

dem Haus- und Hofarrangeur des Musikkorps<br />

Deutschen Bundeswehr, war der fulminante<br />

Abschluss dieses Konzertreigens.<br />

Nach dem Konzert fragte einer der jungen<br />

Posaunisten den Dirigenten, wann<br />

die nächste Probe sei. Ein schöneres Lob<br />

könnte es wohl kaum geben.<br />

Stephan Niederegger<br />

Hörbeispiele<br />

Hymn to The Fallen<br />

Schönfeld-Marsch<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />

senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 11. März <strong>2022</strong><br />

KulturFenster<br />

17 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

bewegt<br />

Musik in Bewegung<br />

Workshop mit der showband.CH<br />

in Jenesien<br />

https://vsm.bz.it<br />

30.04.<strong>2022</strong><br />

Cäcilienkonzert der<br />

Musikkapelle Auer<br />

Erinnerung an den 120. Geburtstag von Sepp Thaler<br />

Die Musikkapelle Auer beim Cäcilienkonzert 2021 in der Aula Magna in Auer<br />

Fotos: Peter Simonini<br />

Nach einem Jahr Pause fand am 13. November<br />

2021 in der Aula Magna in Auer wieder<br />

das traditionelle Cäcilienkonzert der<br />

Musikkapelle Auer statt.<br />

Im Gedenken an den 120. Geburtstag von<br />

Sepp Thaler umrahmten zwei seiner Werke<br />

das Konzertprogramm, welches Kapellmeister<br />

Arnold Leimgruber in sehr gelungener<br />

Weise zusammengestellt hatte. So<br />

begrüßten etwa die herrlichen Blechbläserklänge<br />

aus Thalers Werk „Präludium<br />

Heroicum“ die Zuhörer*innen.<br />

Weiter ging es im Programm, hervorragend<br />

moderiert von Maria Magdalena<br />

Graiff-Zwerger, mit Arthur Sullivans Operette<br />

„The Pirates of Penzance“, in einer<br />

Bearbeitung von John Philip Sousa.<br />

Das melodische und gänsehautreife, aber<br />

auch mitreißende Stück „Emperor“ von<br />

Thierry Deleruyelle ließ die Zuhörer endgültig<br />

in die Welt der Blasmusik eintauchen.<br />

Direkt darauf folgte das bekannte<br />

Werk „Gabriel’s Oboe“ von Ennio Morricone.<br />

Die Hauptmelodie wurde dabei bravourös<br />

von der Solistin Anna Sofia Franceschini<br />

interpretiert.<br />

Auch Oliver Waespis dreiteilige Komposition<br />

"Caledonia" überzeugte mit solistischen<br />

Passagen, dynamischen Kadenzen<br />

und ausgewogenen Tutti-Klängen.<br />

Ein sehr bekanntes Stück präsentierte die<br />

Musikkapelle anschließend mit Dimitri Shostakovitchs<br />

„The Second Waltz“, dessen<br />

Melodie in den Ohren des einen oder anderen<br />

Zuhörers vielleicht noch nachhallt.<br />

Mit dem Pasodoble „Puenteareas“ von<br />

Reveriano Soutullo wurde das Publikum<br />

nochmals in die spanische Musikwelt entführt.<br />

Ausgefeilt kontrastierende Piano- und<br />

Fortestellen charakterisieren dieses Werk.<br />

Einen weiteren Ausflug in die Filmmusik<br />

wagte die Musikkapelle Auer am Ende des<br />

Programms mit dem spannungsgeladenen<br />

Medley „At the Movies With Danny Elfman“.<br />

Auf den langanhaltenden Applaus des Publikums<br />

folgten zum Abschluss die beiden<br />

Zugaben „Perfect“ von Ed Sheeran und der<br />

Marsch „Schloss Auer“ von Sepp Thaler,<br />

die das Konzert treffend abrundeten.<br />

Jasmine Oberrauch<br />

KulturFenster<br />

18 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


persönlich<br />

Sepp Thalers musikalisches Erbe<br />

Eine Analyse von VSM-Ehrenkapellmeister Gottfried Veit<br />

Im „KulturFenster“ <strong>Nr</strong>. 3/2021 (S.39) hat<br />

VSM-Ehrenkapellmeister Gottfried Veit bereits<br />

an den großen (Blas-)Musikpionier<br />

Südtirols anlässlich seines 120. Geburtstages<br />

am 9. Juni erinnert. Am kommenden<br />

10. März jährt sich zum 40. Mal Sepp Thalers<br />

Todestag. Veit analysiert dazu im folgenden<br />

Beitrag, was von Thalers vielfältigem<br />

musikalischen Erbe geblieben ist.<br />

Kreativität als<br />

„Lebenselixier“<br />

Die deutsche Schriftstellerin Hedwig Maria<br />

Staffa sagte einmal: „Kreativität kennt<br />

weder Monotonie noch Langeweile, sie ist<br />

eine optimale Begleiterin, in guten wie in<br />

schlechten Lebenslagen“. Sepp Thaler war<br />

ohne Zweifel in mehrerlei Hinsicht ein kreativer<br />

Mensch. Dies kommt nicht nur in<br />

seinen über 100 Kompositionen, sondern<br />

auch in seinem Leben immer wieder deutlich<br />

zum Ausdruck.<br />

Um sich ein musikalisches Fundament zu<br />

schaffen, ging Sepp Thaler bereits als Kind<br />

regelmäßig zum damaligen Kooperator Nikolaus<br />

Pfaffstaller in Auer, um Gesangs- und<br />

Klavierunterricht zu nehmen. Da seine Vorfahren<br />

Kaufleute waren, wurde Sepp Thaler<br />

in seinen jungen Jahren in die Handelsschule<br />

nach Feldkirch geschickt. Auch dort<br />

war er kreativ genug, neben der Ausbildung<br />

zum Kaufmann bei Prof. Alois Both Unterricht<br />

in Klavier- und Orgelspiel zu nehmen.<br />

In seine engere Heimat zurückgekehrt, betätigte<br />

er sich – neben seinen Brotberuf als<br />

Kaufmann – spontan und mit größter Begeisterung<br />

auch als Kapellmeister, Chorleiter<br />

und Organist. 1937 trat Thaler als Aktivist<br />

dem Völkischen Kampfring Südtirol<br />

bei. Als ervom damaligen faschistischen<br />

Regime aus politischen Gründen in einem<br />

„Scheinprozess“ vom Tribunal in Trient zu<br />

fünf Jahren Haft verurteilt wurde, setzte er<br />

wieder seine Kreativität ein und gründete<br />

im Gefängnis von Trient mit seinen Leidensgenossen<br />

einen Männerchor, der sogleich<br />

das Südtiroler Heimatlied „Wohl ist<br />

die Welt so groß und weit“ anstimmte. Dies<br />

wurde von der Gefängnisleitung alles eher<br />

als gerne gesehen, aber brachte Licht in<br />

Anm.d.Red.: Zur historischen Einordnung von Sepp Thalers Tätigkeit und Wirken wird auf die im<br />

Universitätsverlag Wagner erschienene Publikation „In Treue fest durch die Systeme“ verwiesen.<br />

diese dunkle Zeit. Als er im Zuge der Option<br />

vorzeitig das Gefängnis verlassen durfte,<br />

jedoch des Landes verwiesen wurde, kam<br />

er nach Innsbruck. In der Tiroler Landeshauptstadt<br />

kam er schon bald in Kontakt<br />

mit Josef Eduard Ploner und Sepp Tanzer,<br />

die zur damaligen Zeit zu den prominentesten<br />

Vertretern des Tiroler NS-Musikbetriebes<br />

zählten. Obwohl Sepp Thaler dort<br />

u. a. auch die Innsbrucker HJ-Kapelle lei-<br />

KulturFenster<br />

19 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


persönlich<br />

Das „Präludium<br />

heroicum“ mit der<br />

Widmung an den<br />

Lehrer Josef Eduard<br />

Ploner<br />

Im Werk „Die Etsch“<br />

beschreibt Sepp<br />

Thaler mit musikalischen<br />

Ausdrucksmitteln<br />

den Verlauf<br />

des Flusses von seinem<br />

Ursprung bis<br />

zur Mündung.<br />

Der Marsch „Mein<br />

Heimatland“ beinhaltet<br />

im Trio<br />

das bekannte Lied<br />

„Wohl ist die Welt<br />

so groß und weit“.<br />

KulturFenster<br />

20 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

Mit spitzem Humor<br />

nimmt Sepp Thaler,<br />

der selbst passionierter<br />

Kartenspieler<br />

war, im „Perlagger-<br />

Lied“ die Kartenspieler<br />

und ihre Weinseligkeit<br />

aufs Korn.<br />

tete, war er wieder kreativ genug, um parteipolitisch<br />

eher im Hintergrund zu bleiben.<br />

Er nützte beispielsweise spontan die<br />

Gelegenheit, beim damals sehr geschätzten<br />

Tiroler Komponisten Josef Eduard Ploner<br />

Unterricht in Harmonielehre und Kontrapunkt<br />

zu nehmen. Als Thaler im Jahre<br />

1943 wieder nach Südtirol zurückkehren<br />

durfte, war seine musikalische Kreativität<br />

natürlich allerorts gefragt. Er leitete<br />

Musikkapellen und Chöre, wurde in Auer<br />

wieder Organist und erhielt auch den Auftrag,<br />

das Blasmusikwesen in Südtirol zu<br />

reorganisieren. Der damalige Höhepunkt<br />

seiner musikalischen Karriere war sicherlich<br />

die Ernennung zum Landeskapellmeister<br />

des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

im Jahre 1948. Im VSM hatte er dann<br />

bis 1980 – ganze 32 Jahre lang – die Möglichkeit,<br />

all sein musikalisches Können und<br />

Wissen vielfältig einzusetzen.<br />

Das kreative Schaffen<br />

Sepp Thalers<br />

Denkt man an die Kreativität Sepp Thalers,<br />

so bringt man diese vor allem mit seinen<br />

Kompositionen in Verbindung. Zu seinem<br />

kompositorischen Gesamtwerk zählen die<br />

symphonische Dichtung „Die Etsch“, fünf<br />

Konzertouvertüren, acht festliche Blasmusikstücke,<br />

zwei Suiten, fünf Potpourris,<br />

drei Konzertwalzer, fünf Solostücke mit<br />

Blasorchesterbegleitung, rund 40 Märsche,<br />

acht kirchliche Blasmusikwerke, über 20<br />

volkstümliche Männerchorlieder, drei Singspiele<br />

und eine ganze Reihe Gelegenheitskompositionen.<br />

Sepp Thaler ist zudem auch<br />

Verfasser mehrerer Gedichte.<br />

Zu seinem 40. Todestag ist es legitim, sich<br />

die Frage zu stellen: „Was ist von all seinen<br />

Werken geblieben?“ Für einen Komponisten<br />

ist es ebenfalls legitim zu fragen:<br />

„Welche Werke werden ihn möglichst lange<br />

überleben?“ Bei Sepp Thaler könnten dies<br />

vor allem vier Werke sein: das „Präludium<br />

heroicum“, die symphonische Dichtung<br />

„Die Etsch“, der Marsch „Mein Heimatland“<br />

und das „Perlagger-Lied“.<br />

Blasmusik von<br />

nachhaltigem Wert<br />

Das heldenhafte Vorspiel für Blasorchester<br />

mit dem Titel „Präludium heroicum“ entstand<br />

noch während seiner Lehrzeit bei<br />

Josef Eduard Ploner, erschien aber erst im<br />

Jahre 1961 beim Philipp Grosch-Verlag in<br />

München im Druck. Diese Komposition verarbeitet<br />

vordergründig zwei markante Themen<br />

– beinhaltet u. a. ein ausdruckstarkes<br />

Fugato – und besticht den Hörer auch ohne<br />

falsches Pathos.<br />

Seine umfangreichste Komposition für Blasorchester<br />

„Die Etsch“ bezeichnet Sepp<br />

Thaler als „dreiteiliges Werk“. Es gehört<br />

eindeutig zur Gattung der Programm-Musik<br />

und erzählt mit klanglichen Mitteln den<br />

Werdegang des größten Flusses Südtirols,<br />

von seiner Quelle bis zur Mündung. Erstmals<br />

erklungen ist dieses Blasorchesterwerk<br />

beim Festkonzert anlässlich des ersten<br />

Südtiroler Landesmusikfestes 1951<br />

im Kursaal von Meran. Die Uraufführung<br />

wurde von der Musikkapelle Algund übernommen,<br />

die zu diesem besonderen Anlass<br />

Sepp Thaler selbst dirigierte. Das Notenmaterial<br />

dieser Komposition wurde damals<br />

noch im Lichtpausverfahren von Emil Hornof<br />

vervielfältigt, um es auch anderen Klangkörpern<br />

zugänglich zu machen. Die eigentliche<br />

Drucklegung erfolge erst 18 Jahre<br />

später, als der deutsche Musikverlag Wilhelm<br />

Halter „Die Etsch“ 1969 in sein Verlagsprogramm<br />

aufnahm. Seither erlebte<br />

diese „Originalkomposition für Blasorchester“,<br />

wie man damals mit Nachdruck anmerkte,<br />

zahlreiche Aufführungen.<br />

Von den rund 20 im Druck vorliegenden<br />

und einer ungefähr gleichen Anzahl nicht<br />

gedruckter Märsche aus der Feder Sepp<br />

Thalers sticht vor allem einer hervor: es<br />

ist der Marsch „Mein Heimatland“. Diese<br />

wohl meistgespielte Marschkomposition<br />

Thalers entstand bereits im Jahre 1944,<br />

wurde aber erst 1966 beim Musikverlag<br />

Georg Bauer in Karlsruhe veröffentlicht.<br />

Sie ist bewusst traditionell gehalten, verhältnismäßig<br />

leicht ausführbar und verdankt<br />

ihre Popularität nicht zuletzt jenem<br />

Umstand, dass sie im Trio das allseits beliebte<br />

Südtiroler Heimatlied „Wohl ist die<br />

Welt so groß und weit“ beinhaltet. Dieser<br />

praxisorientierte Marsch, der die Musikalität<br />

der Ausführenden besonders anspricht,<br />

wurde im Laufe der Zeit sozusagen zur inoffiziellen<br />

Hymne Südtirols.<br />

Eine Gasthausepisode wird<br />

zum bekannten Lied<br />

Von den zahlreichen dialektalen Männerchorliedern,<br />

die am Schreibtisch Sepp Thalers<br />

entstanden sind, ist eines besonders<br />

oft zu hören: das „Perlagger-Lied“. Wie<br />

bei allen seinen Männerchorliedern verfasste<br />

Thaler auch bei diesem Lied nicht<br />

nur den Text und die Melodie selbst, sondern<br />

steuerte auch noch einen hübschen,<br />

ins Ohr gehenden, vierstimmigen Satz bei.<br />

Das „Perlagger-Lied“ ist inhaltlich die authentische<br />

Schilderung einer wahren Begebenheit<br />

anlässlich eines Kartenspiels<br />

im Gasthaus „Zur Rose“ in Auer, dem Geburts-<br />

und Wohnort Sepp Thalers. Dieses<br />

mit viel Humor gespickte Lied liegt bereits<br />

seit vielen Jahren beim Musikverlag Carl<br />

Haslinger in Wien gedruckt vor.<br />

Gottfried Veit<br />

KulturFenster<br />

21 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

EUREGIO JBO<br />

Uraufführung: 50 Jahre<br />

Zweites Autonomiestatut<br />

im Kursaal Meran<br />

https://vsm.bz.it<br />

07.05.<strong>2022</strong><br />

Die Blasmusik ist<br />

sein Leben<br />

Zum 80. Geburtstag von Rudolf Troger<br />

Der Jubilar Rudolf Troger mit Erwin Hölzl im Kreise seiner „Goldies"<br />

Vor Kurzem hat Rudolf "Rudl" Troger seinen<br />

80. Geburtstag gefeiert. Da er weit über<br />

Girlan hinaus bekannt ist, trudelten Gratulationen<br />

aus allen Himmelsrichtungen ein.<br />

Bereits am Vorabend des 18. Dezember<br />

überraschte eine Abordnung der<br />

Bürgerkapelle Gries mit Kapellmeister<br />

Georg Thaler den Jubilar mit einem Geburtstagsständchen.<br />

Riesenfreude<br />

Nicht minder freute sich Rudl über den<br />

musikalischen Weckruf am Geburtstagsmorgen,<br />

der ihm vom VSM-Ausschuss des<br />

Bezirks Bozen überbracht wurde, ein Zeichen<br />

des Dankes für die langjährige Tätigkeit<br />

Trogers als Kassier und Obmann<br />

des Bezirkes Bozen.<br />

Man darf getrost sagen, dass der Jubilar<br />

sein Herz an die Blasmusik verloren<br />

hat. Viele Jahrzehnte hindurch war er in<br />

verschiedenen Funktionen für den VSM<br />

tätig. So ist Rudolf Troger Ehrenmitglied<br />

der Bürgerkapelle Gries, Ehrenobmann<br />

des Bezirks Bozen im VSM und Gründer<br />

der Seniorenkapelle „Die Goldies“.<br />

Der Geburtstag war wie aus dem Bilderbuch:<br />

strahlender Sonnenschein und<br />

ein Bläser-Quartett von Freunden empfingen<br />

den Jubilar, die Familie und geladenen<br />

Gäste im Hotel „Holzner“ in Oberbozen<br />

mit klingendem Spiel. Eine Gruppe<br />

der „Goldies“ wartete mit zwei Uraufführungen<br />

auf, die eigens für den Jubilar<br />

komponiert wurden: „Ein Hoch dem Jubilar“<br />

von Konrad Kofler und die „Rudl-<br />

Polka“ von Karl Hanspeter, arrangiert von<br />

Dieter Viehweider.<br />

Organisator und Freund Erwin Hölzl überreichte<br />

Rudolf Troger einen Abzug der<br />

beiden Musikstücke im Bildformat. Von<br />

Musik und Gesang begleitet endete die<br />

überaus gelungene Feier. Erfreut über<br />

viele freundschaftliche Begegnungen und<br />

gut gelaunt verabschiedete der Jubilar<br />

die Geburtstagsgäste mit dem Wunsch,<br />

alle schon bald gesund wiederzusehen.<br />

Veronika Andrich<br />

KulturFenster<br />

22 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


komponiert<br />

„Elegia Amarcord“<br />

von Heinrich Unterhofer<br />

Eine Nostalgie der Vergangenheit ...<br />

vom Blechbläserquintett zum Blasorchester<br />

Heinrich Unterhofer, ein künstlerisch<br />

begabter wie weltoffener<br />

Südtiroler Musiker mit<br />

Sarner Wurzeln, kann auf eine<br />

ebenso vielfältige wie erfolgreiche<br />

Tätigkeit als Komponist,<br />

Dirigent und Videokünstler<br />

verweisen.<br />

Musikalischer<br />

Werdegang<br />

Heinrich Unterhofer, 1958 in<br />

Sarnthein geboren, erlangte<br />

nach dem Beginn seines Studiums<br />

am Konservatorium<br />

„Claudio Monteverdi“ in Bozen<br />

bei Francesco Valdambrini<br />

(Komposition) und Orgel-Unterstufe<br />

bei Ezechiele<br />

Podavini 1992 sein Diplom<br />

in Komposition bei Maestro<br />

Azio Corghi am Konservatorium<br />

„Giuseppe Verdi“ in Mailand.<br />

1985/86 besuchte er<br />

Kompositionskurse in Siena<br />

an der „Accademia Chigiana”.<br />

1987/88 nahm er am<br />

Kompositionskurs bei Sylvano Bussotti in<br />

Fiesole teil.<br />

Akademische und<br />

didaktische Tätigkeit<br />

Heinrich Unterhofer unterrichtete Harmonielehre<br />

am Konservatorium „Pedrollo" in<br />

Vicenza und Komposition an den Konservatorien<br />

von Bari und Cosenza. Seit dem<br />

Jahr 1992 hat er die Professur für Komposition<br />

am Konservatorium „Claudio Monteverdi“<br />

in Bozen inne. Von 1993 bis 1995<br />

war Heinrich Unterhofer künstlerischer<br />

Leiter der Abteilung Musik im Südtiroler<br />

Künstlerbund (SKB) Bozen. Von 2014 bis<br />

2017 war er Rektor der Hochschule für<br />

Musik „Claudio Monteverdi“ in Bozen.<br />

Zurzeit unterrichtet er dort Komposition<br />

und Komposition für Elektronische Musik.<br />

Für das Jahr 2018/19 hat er einen Lehrauftrag<br />

im Fachbereich Medienproduktion<br />

„Freies Projekt“ an der Hochschule<br />

OWL in Detmold erhalten.<br />

Heinrich Unterhofer<br />

als Komponist<br />

Als wichtige Auftragswerke komponierte<br />

er die Kinderoper „UFO” für den Südtiroler<br />

Sängerbund, das Singspiel „Der große<br />

Mäuseprozess zu Glurns” für die Vereinigten<br />

Bühnen Bozen (VBB), die Kirchenoper<br />

„Genesis Requiem” für das Festival<br />

Musik und Kirche von<br />

Trient, Bozen und Klausen<br />

und für das Kunstfestival<br />

von Sella di Borgo Valsugana.<br />

2004/2005 wurde die<br />

Konzertsaison des Haydn-<br />

Orchesters von Bozen und<br />

Trient mit seinem sinfonischen<br />

Werk „Arcus pulcher<br />

aeteri" eröffnet und<br />

2005 seine Komposition<br />

für Orchester „Francesco e<br />

Chiara D’Assisi“ im Rahmen<br />

der „Incontri di musica Sacra<br />

Contemporanea“ unter<br />

eigenem Dirigat in Klausen<br />

und Rom uraufgeführt. Auch<br />

gibt es mehrere Aufnahmen<br />

und Aufzeichnungen für die<br />

RAI in Bozen und Trient,<br />

für den ORF in Innsbruck<br />

und für das Mailänder Label<br />

M.A.P. Seine Werke wurden<br />

von Rugginenti (Mailand),<br />

Edipan (Rom), Pizzicato<br />

(Udine), Kliment (Wien) und<br />

A. Böhm & Sohn (Augsburg)<br />

veröffentlicht. Sein Liederzyklus<br />

„Polnische Dörfer” zu<br />

Texten von Sepp Mall wurde am ORF Innsbruck<br />

uraufgeführt und verzeichnete bei<br />

der Wiederaufführung durch das „Amarida<br />

Ensemble" großen Erfolg.<br />

Sein Streichquartett „SUDOKU“ wurde<br />

vom Minguett Quartett (Köln) uraufgeführt.<br />

Im April 2014 wurde die Uraufführung<br />

seines Werkes „Canticum Ascensionum<br />

IV“ durch das Haydnorchester von<br />

Bozen und Trient gespielt. Im Mai 2014<br />

wurde seine multimediale Oper „Das<br />

Narrenschiff“, eine Auftragskomposition<br />

für die OWL Biennale mit Einbeziehung<br />

der Wellenfeldsynthese, an der HfM in<br />

Detmold uraufgeführt. 2018 wurde sein<br />

„Amor Requiem“ für Frauenchor, Viola<br />

und Orgel in der Kathedrale San Vitale<br />

in Ravenna uraufgeführt.<br />

KulturFenster<br />

23 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


komponiert<br />

„Elegia<br />

Amarcord“<br />

Als ich noch ein junger Komponist war, habe<br />

ich mir dieses Stück für ein Blechbläserquintett<br />

ausgedacht. Es blieb in der Schublade,<br />

wie es bei neuer Musik oft der Fall<br />

ist, aber vor Kurzem nahm sich ein gutes<br />

Blechbläserquintett die Mühe es aufzuführen.<br />

Ich persönlich war begeistert und<br />

gleichzeitig auch ein bisschen verlegen,<br />

schließlich war es eine jugendliche Komposition,<br />

und so besuchte ich das Konzert<br />

eher widerwillig. Zu meiner großen Überraschung<br />

war die Aufführung wirklich bewegend<br />

und hatte eine große Wirkung auf<br />

mich und das Publikum.<br />

Nachdem ich das Stück und sein kompositorisches<br />

Potenzial wiederentdeckt hatte,<br />

dachte ich daran, es für ein symphonisches<br />

Orchester zu entwickeln. Also überlegte ich<br />

mir, die Komposition wieder aufzunehmen,<br />

die Idee zu vertiefen und auszuarbeiten.<br />

Das ursprüngliche kompositorische Material<br />

wollte ich aber beibehalten und es erneut<br />

dem Blechbläserquintett anvertrauen, um<br />

es dann mit der großen Textur eines symphonischen<br />

Blasorchesters zu verschmelzen.<br />

Die Herausforderung, die ich anscheinend<br />

gewonnen habe, bestand darin, die<br />

kompositorische Sprache meiner Jugend<br />

mit meiner heutigen künstlerisch-kreativen<br />

Vision zu verbinden.<br />

Der Untertitel „Amarcord", den ich instinktiv<br />

mit dem berühmten Film von Federico<br />

Fellini verbinde, erklärt das Thema, mit<br />

dem ich mich beschäftige: persönliche<br />

Erinnerungen, die Nostalgie der Vergangenheit,<br />

die musikalisch auftaucht und<br />

eine Art Programmmusik hervorbringt,<br />

und von Momenten, die ein Musiker und<br />

Mensch erlebt hat.<br />

Heinrich Unterhofer<br />

Ottavino<br />

Flauto 1-2<br />

Oboe 1-2<br />

Clarinetto in Mib<br />

Clarinetto in Sib 1<br />

Clarinetto in Sib 2-3<br />

Clarinetto contralto in Mib<br />

Clarinetto basso in Sib<br />

Clarinetto contrabbasso in Sib<br />

Fagotto 1-2<br />

Sax contralto in Mib 1<br />

Sax contralto in Mib 2<br />

Sax tenore in Sib<br />

Sax baritono in Mib<br />

Tromba in Sib 1<br />

Tromba in Sib 2<br />

Tromba in Sib 3<br />

Corno in Fa 1-3<br />

Corno in Fa 2-4<br />

Cornetta in Sib 1-2<br />

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Trombone 1<br />

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Trombone 3<br />

Trombone basso<br />

Eufonio 1-2<br />

Tuba 1-2<br />

Timpani<br />

Incudine<br />

Triangolo<br />

Campane tubolari<br />

Piatto sospeso<br />

Piatti<br />

Tam-tam<br />

Tambourine<br />

Rullante<br />

Gran cassa<br />

Glockenspiel<br />

Vibrafono<br />

Marimba<br />

Contrabbasso a corde<br />

Con ampio respiro q = 54<br />

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Edited by: EDIZIONI MUSICALI M.BOARIO & C. S.a.s. C.so Galileo Ferraris, 7- Torino - Italy - Phone +39.3392791793<br />

Copyright 2021 by Edizioni Musicali M. Boario & C. S.a.s. Tutti i diritti riservati - Tous droits réservés - All rights reserved<br />

Printed in Italy - Imprimé en Italie.<br />

E.B. 158<br />

3<br />

Heinrich Unterhofer<br />

Ein Ausschnitt aus der Partitur zu “Elegia Amarcord”<br />

und der QR-Link zum Probehören<br />

3<br />

3<br />

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b œ<br />

1<br />

In folgenden Links zu Soundcloud und YouTube sind Beispiele des künstlerischen Schaffens von Heinrich Unterhofer zu finden.<br />

https://soundcloud.com/<br />

heinrichunterhofer<br />

https://www.youtube.com/watch?v=ky_DR_VuL1A<br />

https://www.youtube.com/watch?v=Aik3qYmds-I<br />

https://www.youtube.com/watch?v=bjsHdxODtQ8<br />

https://www.youtube.com/watch?v=oqPZZg87PxA<br />

KulturFenster<br />

24 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

Medium Film und<br />

Videokunst<br />

Sein Schaffen hat er auf das Medium Film<br />

und Videokunst ausgedehnt. In beiden Disziplinen<br />

ist er sehr erfolgreich, was ihm anlässlich<br />

seiner Auftritte beim Festival „TV<br />

Zero“ (Premio speciale) in Meran, beim<br />

Filmmusikwettbewerb „Rimusicazioni Harlock“<br />

in Bozen (dritter Preis) und beim internationalen<br />

Festival „Religion Today“ in<br />

Trient bestätigt wurde. Sein Werk „Train“<br />

aus seiner multimedialen Oper „Borderline“<br />

wird zunächst exklusiv vom ORF und<br />

anschließend anlässlich des Transart-Festivals,<br />

ausgestrahlt. Seine experimentelle<br />

Musik wird im Rahmen wichtiger Ausstellungen<br />

uraufgeführt,wie u.a. in „Augenmusik“,<br />

„Words Place“ im Museum für<br />

Zeitgenössische Kunst in Genf, bei „Seven<br />

Sins“ und bei „POINT OF LIGHT“,<br />

einer Ausstellung im Museion – Museum<br />

für Moderne und Zeitgenössische Kunst<br />

in Bozen.<br />

Vielseitiger Dirigent<br />

Neben der vorrangigen Tätigkeit als Komponist<br />

ist Heinrich Unterhofer auch als<br />

Dirigent tätig, wobei das Hauptaugenmerk<br />

auf die Verwirklichung neuer Musikprojekte<br />

für Orchester und Ensembles<br />

gerichtet ist. Sein Dirigatstudium<br />

begann im Jahre 2004 an der Akademie<br />

von Pescara mit Maestro Gilberto<br />

Serembe. 2005 studierte er bei Maestro<br />

Romolo an der Europäischen Akademie<br />

in Vicenza. Im selben Jahr besuchte er<br />

Dirigatkurse für Neue Musik in Monza<br />

bei Maestro Sandro Gorli. Von 2006 bis<br />

2011 studierte er bei Edgar Seipenbusch<br />

in Innsbruck, mit welchem er sich in das<br />

romantische und moderne Repertoire<br />

sowie in das Opernrepertoire vertiefte.<br />

Er dirigierte eigene Werke wie „Borderline”<br />

(1997), “Francesco e Chiara degli<br />

Angeli” mit dem Cantelli-Orchester von<br />

Mailand (2007), König Yu” nach einem<br />

Märchen von Hermann Hesse und die<br />

Kirchenoper „Genesis Requiem” (2012)<br />

sowie eine große Bandbreite klassischer<br />

Werke namhafter Komponisten. Aber auch<br />

Kompositionen junger Komponisten aus<br />

Bozen und Udine brachte er 2013 für<br />

ein Austauschprojekt zwischen beiden<br />

Hochschulen zur Aufführung. Im September<br />

2018 dirigierte er sein „Amor Requiem“<br />

für Frauenchor, Viola und Orgel<br />

in der Kathedrale San Vitale in Ravenna.<br />

Die Komposition „Elegia Amarcord“ für<br />

Blasorchester wurde beim dritten Kompositionswettbewerb<br />

für Symphonisches<br />

Blasorchester „Angelo Inglese“ mit einer<br />

„Menzione Speciale“ ausgezeichnet. Die<br />

Partitur wurde im Verlag M. Boario in Turin<br />

veröffentlicht (https://www.mboario.com/<br />

epages/990428805.sf/it_IT/?ObjectPath=/<br />

Shops/990428805/Products/203).<br />

Andere Uhraufführungen seiner Werke<br />

mussten coronabedingt leider vertagt<br />

werden und kommen daher erst im kommenden<br />

Jahr zur Aufführung.<br />

Heinrich Unterhofer<br />

KulturFenster<br />

25 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


entdeckt<br />

„Cäcilien-Messe“ von Gottfried Veit<br />

Plenar-Messe für gemischten Chor, Kantor,<br />

Volksgesang und Blasorchester (oder Orgel)<br />

Am Cäcilien-Sonntag 2019 erlebte die<br />

„Cäcilien-Messe“ von Gottfried Veit eine<br />

denkwürdige Uraufführung in der weiträumigen<br />

Heilig-Kreuz-Kirche von Lana. Bei<br />

dieser erstmaligen Darbietung wirkten nicht<br />

weniger als fünf Chöre, ein Kantor, die Bürgerkapelle<br />

Lana sowie das Kirchenvolk von<br />

Lana mit. Die Gesamtleitung lag dabei in<br />

den bewährten Händen von Martin Knoll.<br />

Leider gab es von dieser Messkomposition<br />

coronabedingt bis heute keine weitere<br />

Aufführung mehr.<br />

Diese mit elf Messteilen breit angelegte sakrale<br />

Komposition ist in mehrerlei Hinsicht<br />

eine „Plenarmesse“: zum einen deckt sie<br />

sowohl die Ordinariums- als auch die Propriumsgesänge<br />

ab und zum anderen vereint<br />

sie besetzungsmäßig alle musikalischen<br />

Kräfte einer Dorfgemeinschaft. Sie stellt somit<br />

im wahrsten Sinne des Wortes eine „Gemeinschaftsmesse“<br />

dar. Stilistisch ist diese<br />

neue „Cäcilien-Messe“ zwar streng tonal gehalten,<br />

weist aber mit ihrer etwas neueren<br />

Tonsprache ebenso auch in die Zukunft.<br />

Natürlich können davon auch nur einzelne<br />

Teile, die allesamt eine unüberhörbare Geschlossenheit<br />

aufweisen, aufgeführt werden.<br />

Der Schwierigkeitsgrad der vier Chorstimmen<br />

bewegt sich bewusst in relativ engen<br />

Grenzen. Auch die Instrumentation des Blasorchesters<br />

ist so angelegt, dass sämtliche<br />

Solo-Stellen von sogenannten „Mangelinstrumenten“<br />

in adäquaten anderen Instrumentalstimmen<br />

als Stichnoten aufscheinen. Für<br />

Darbietungen in kleinerer Besetzung kann<br />

das Blasorchester zudem durch eine Kirchenorgel<br />

ersetzt werden.<br />

Die ansprechend und übersichtlich gestaltete<br />

Notenausgabe besteht aus einer Gesamtpartitur,<br />

einer Chorpartitur, Instrumentalstimmen<br />

für großes Blasorchester, einer<br />

Orgelstimme sowie einer Singstimme für<br />

den Gemeindegesang.<br />

Ferruccio Delle Cave<br />

Die „Cäcilien-Messe“ von Gottfried Veit ist<br />

eine Gemeinschaftsmesse, die viel Raum<br />

für aktive Beteiligung bietet.<br />

Erschienen im Tirol Musikverlag<br />

noten@tyrolis.com<br />

Meilstrasse 36, A-6170-Zirl<br />

Tel.: 0043(0)5238/515<br />

Young Stars<br />

„Die kleine Orchesterschule“ von Willibald Tatzer<br />

Sieht man einmal von der Corona-Pandemie<br />

ab, so kann man sagen: Noch nie<br />

haben so viele Kinder und Jugendliche<br />

ein Blas- oder Schlaginstrument erlernt<br />

wie heute. Sowohl im Einzel- als auch im<br />

Gruppenunterricht können derzeit junge<br />

Leute ein beachtliches musikalisches Niveau<br />

erreichen. Neben dieser begrüßenswerten<br />

Aus- und Weiterbildung mangelt es<br />

mancherorts jedoch an der ebenso wichtigen<br />

Pflege des Zusammenspiels. Gerade<br />

die Fähigkeiten im Ensemblespiel sind vor<br />

allem beim Eintritt in eine Musikkapelle<br />

von großer Bedeutung.<br />

Um diesem Manko entgegenzutreten, verfasste<br />

der niederösterreichische Komponist<br />

und Verleger Willibald Tatzer mehrere<br />

einfache Musikstücke in ebenso<br />

einfachen Ton- wie Taktarten und instrumentierte<br />

diese für eine kleine Bläserbesetzung,<br />

in der alle gebräuchlichen Instrumente<br />

eines Blasorchesters vorkommen.<br />

Das Positive dieser Veröffentlichung ist<br />

zweifelsohne die Tatsache, dass alle Instrumente<br />

in einem geringen Tonumfang<br />

und mit einfacher Rhythmik musizieren,<br />

eben nach dem Motto einer "kleinen Orchesterschule".Unter<br />

den ausgewählten<br />

Spielstücken befinden sich zum einen<br />

bekannte Weisen, wie zum Beispiel<br />

„Hänschen klein“ oder „Guten Abend,<br />

gute Nacht“, zum andern zeitnahe Musiknummern<br />

wie „Haki Paki Monster“ oder<br />

„Hipp Hopp Rock“, die der Autor selbst<br />

beigesteuert hat.<br />

Nachdem das Musizieren im deutschen<br />

Sprachgebrauch mit „Spielen“ bezeichnet<br />

wird, können Kinder und Jugendliche<br />

mit dieser Musiksammlung sozusagen<br />

„spielend“ ins „Orchesterspiel“<br />

eingeführt werden.<br />

Gottfried Veit<br />

KulturFenster<br />

26 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


kurz notiert<br />

kurz notiert –<br />

das neue „Musikpanorama“<br />

… für Nachrichten aus den Musikkapellen<br />

Wenn wieder Proben, Auftritte und<br />

Veranstaltungen von Musikkapellen<br />

möglich sind, laden wir auch wieder<br />

ein, uns Berichte davon zukommen<br />

zu lassen. Im Zuge der Neugestaltung<br />

des „KulturFensters“ ist die<br />

ehemalige Rubrik „Musikpanorama“<br />

in „kurz notiert“ unbenannt worden;<br />

sie soll aber weiterhin als Plattform für<br />

die Berichterstattung aus den Musikkapellen<br />

und damit zu einem regen<br />

Erfahrungsaustausch genutzt werden.<br />

Damit aber alle Artikel Platz fi nden<br />

können, ist es notwendig, dass die jeweiligen<br />

Texte nicht mehr als 1.500<br />

Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen.<br />

Die Berichterstatter*innen der Musikkapellen<br />

sind gebeten, diese Vorgabe<br />

einzuhalten. Ein aussagekräftiges und<br />

vor allem drucktaugliches Foto – in<br />

entsprechend guter Auflösung und mit<br />

Bildtext – ist ebenfalls immer sehr willkommen.<br />

Bitte auch immer den Redaktionsschluss<br />

beachten!<br />

Wir freuen uns auf viele „kurz notierte“<br />

Meldungen!<br />

Die Redaktion<br />

Musikkapelle Luttach. Projekt Klangspuren<br />

Mit neuen Ideen und Konzepten durch das Krisenjahr 2021<br />

Nichts tun und abwarten war für 60 eifrige<br />

Musikant*innen der Musikkapelle Luttach<br />

auch in Zeiten der Pandemie nie eine Option.<br />

Deshalb galt es, neue Konzepte und<br />

innovative Lösungen für Proben und Auftritte<br />

zu entwickeln. Alle Ideen und Überlegungen<br />

wurden schließlich im Projekt<br />

„Klangspuren“ kombiniert: 6 Ensembles,<br />

12 Stücke, professionelle Ton- und Videoaufnahmen.<br />

Kapellmeister Patrick Künig hat ein umfang-<br />

und abwechslungsreiches Programm<br />

zusammengestellt. Die Bandbreite reichte<br />

von besinnlichen Weisen über stimmungsvolle<br />

Polkas bis hin zu moderner zeitgenössischer<br />

Literatur. Das Probelokal wurde<br />

in ein Tonstudio verwandelt, wo in Zusammenarbeit<br />

mit dem "Newport Studio" aus<br />

St. Lorenzen die Tonaufnahmen entstanden.<br />

Im darauffolgenden Monat fanden<br />

an zwei Drehtagen die Filmaufnahmen<br />

statt, geleitet vom Team von Daniel Demichiel<br />

aus Bruneck. Orte, Hotels sowie Sehenswürdigkeiten<br />

in Luttach und im gesamten<br />

Ahrntal wurden dafür in Szene<br />

gesetzt. Ende August wurden die Stücke<br />

unserem Publikum im Rahmen eines Ensemblekonzertes<br />

in Luttach vorgestellt. Im<br />

Herbst hielten wir dann die fertige CD und<br />

die Videos in Händen; diese gingen nach<br />

und nach auf unserer Homepage und in<br />

den sozialen Medien online.<br />

Zurückblickend können wir mit Stolz behaupten,<br />

dass das Projekt ein voller Erfolg<br />

war. Wir haben vielerlei neue Erfahrungen<br />

gesammelt und viel gelernt, in musikalischer<br />

wie auch organisatorischer Hinsicht.<br />

Das Krisenjahr 2021 hat uns gezeigt, dass<br />

es sich lohnt, neue Wege einzuschlagen,<br />

um so die Motivation und Freude unserer<br />

Musikant*innen am Musizieren weiter zu<br />

fördern und unserem Publikum neue Facetten<br />

der Blasmusik nahezubringen.<br />

Musikkapelle Luttach<br />

Mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung und des Tourismusvereins Ahrntal sowie des<br />

Bildungsausschusses von Luttach konnte die Musikkapelle Luttach ein innovatives Projekt<br />

umsetzen – im Bild eine Gruppe bei Filmaufnahmen.<br />

KulturFenster<br />

27 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Beim Cäcilienkonzert der Musikkapelle<br />

Auer am vergangenen 13. November wurde<br />

die Gelegenheit genutzt, um neue Mitglieder<br />

offiziell in die Musikkapelle aufzunehmen<br />

sowie einem Mitglied die ihm zugedachte<br />

Ehrung zu überreichen.<br />

Dem ehemaligen Obmann der Musikkapelle<br />

Auer, Manfred Abram, wurde aufgrund<br />

seiner 12-jährigen Tätigkeit als<br />

Obmann (2008 bis 2020) das Verdienstzeichen<br />

in Silber des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen verliehen. Insgesamt<br />

war Manfred 26 Jahre im Ausschuss der<br />

Musikkapelle Auer tätig. Bezirksobmann<br />

Stefan Sinn sowie Kapellmeister Arnold<br />

Leimgruber und Obmann, Thomas Rech<br />

gratulierten dem Geehrten herzlich und<br />

dankten ihm für sein verdienstvolles Engagement.<br />

Außerdem freute sich die Musikkapelle,<br />

imRahmen des Konzertes acht Neuzugänge<br />

begrüßen zu können. Sonja Pircher<br />

an der Trompete und Anna Sofia<br />

Franceschini an der Oboe sind beide bereits<br />

seit 2020 bei der Musikkapelle. Sie<br />

wurden jedoch erst beim diesjährigen Cäcilienkonzert<br />

offiziell begrüßt. Neu dazukurz<br />

notiert<br />

hinausgeblickt<br />

Musik in kleinen Gruppen<br />

13. Landesmusikwettbewerb<br />

in Auer – neuer Termin<br />

https://vsm.bz.it<br />

14.05.<strong>2022</strong><br />

Neuzugänge und eine Ehrung<br />

bei der Musikkapelle Auer<br />

Großer Dank an Manfred Abram für langjährigen Einsatz<br />

Die Neuzugänge bei der MK Auer: (v. l.) Paul Oberrauch, Emma Kröss, Lena Nones, Noemi Falser, Emma Stenico, Philipp Heinz,<br />

Martin Lintner<br />

Foto: Peter Simonini<br />

gekommen in diesem Jahr sind: Martin<br />

Lintner und Paul Oberrauch (Trompete),<br />

Emma Kröss (Klarinette), Emma Stenico,<br />

Noemi Falser und Philipp Heinz (Saxo-<br />

phon), Lena Nones (Marketenderin). Die<br />

Musikkapelle wünscht allen viel Freude<br />

beim Musizieren.<br />

Jasmine Oberrauch<br />

Ehrung bei der MK Auer: (v. l.) Bezirksobmann Stefan Sinn, die Marketenderinnen Lena<br />

Nones und Claudia Lantschner, Kapellmeister Arnold Leimgruber, der ehemalige Obmann<br />

Manfred Abram, Obmann Thomas Rech (Foto: Peter Simonini).<br />

KulturFenster<br />

28 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

Cäcilienfeier der Musikkapelle Welschnofen<br />

Ein Aperitif als Rahmen für die Ehrung verdienter Musikant*innen<br />

Bei der Cäcilienfeier der MK Welschnofen: (v. l.) Ehrenmitglied Ferdinand Kohler, Obmann<br />

Jörg Seehauser, Philipp Pardeller, Johanna Haas, Johann Haas, Mirijam Kohler, Dietmar<br />

Pardeller und Kapellmeister Karl Stuppner.<br />

Am 21. November 2021 feierte die Musikkapelle<br />

Welschnofen den traditionellen<br />

Cäciliensonntag. Nach einem Jahr Pause<br />

konnte diesmal die Feier unter Einhaltung<br />

der geltenden Coronamaßnahmen<br />

durchgeführt werden. Die Ehrungen einiger<br />

verdienter Mitglieder erfolgten bei<br />

einem Aperitif im Pausenhof der Grundschule<br />

Welschnofen.<br />

Neben den Musikant*innen mit deren<br />

Ehepartnern, Marketenderinnen, Altmusikanten,<br />

Ehrenmitgliedern und Patinnen<br />

waren auch Bürgermeister Markus<br />

Dejori, sowie Richard Dejori als Vertreter<br />

der Raiffeisenkasse Schlern-Rosengarten<br />

anwesend.<br />

Der festliche Anlass wurde durch die feierlichen<br />

Eröffnungsklänge der Klarinettengruppe<br />

eingeleitet. Anschließend begrüßte<br />

Obmann Jörg Seehauser alle Anwesenden.<br />

Höhepunkt der Cäcilienfeier waren die Ehrungen,<br />

die von Ehrenmitglied Ferdinand<br />

Kohler durchgeführt wurden. An Philipp<br />

Pardeller und Johanna Haas wurde das<br />

VSM-Ehrenzeichen in Bronze für ihre<br />

15-jährige Mitgliedschaft im Verein verliehen.<br />

Für ihre 25-jährige Mitgliedschaft<br />

erhielten Mirjam Kohler und Dietmar Pardeller<br />

das Ehrenzeichen in Silber. Johann<br />

Haas wurde das Große Ehrenzeichen in<br />

Gold für seine 50-jährige Mitgliedschaft<br />

verliehen. Mit großem Applaus und den<br />

Klängen der „Schrammel“ aus den Reihen<br />

der „Böhmischen“ ließ man zum Geehrten<br />

hochleben.<br />

David Knollseisen<br />

Am 30. November 2021 feierte Josef Oberschmied<br />

seinen 80. Geburtstag. Dazu gratulierte<br />

ihm seine Musikkapelle Reischach<br />

mit einem Geburtstagsständchen und einer<br />

schlichten Feier im „Haus am Anger“.<br />

Josef Oberschmied trat am Josefitag des<br />

Jahres 1955 als 14-jähriger Klarinettist in<br />

die Musikkapelle Reischach ein, wo er immer<br />

noch die 1. Klarinette spielt. Schnell<br />

machte sich Josef Oberschmied als Musikant<br />

und später als Kapellmeister auch weit<br />

über Reischach hinaus einen Namen. 1973<br />

begann er seine Tätigkeit als Kapellmeister<br />

in St. Georgen. 1982 trat er in Reischach<br />

die Nachfolge von Alois Regensberger an<br />

und übernahm das Amt des Kapellmeisters<br />

der Musikkapelle Reischach, das<br />

Zum 80. Geburtstag von<br />

Josef Oberschmied<br />

Die Musikkapelle Reischach gratuliert<br />

ihrem Ehrenkapellmeister<br />

er 27 Jahre lang (1982-1987 und 1991-<br />

2012) ausübte. Neben seiner Tätigkeit in<br />

Reischach leitete er auch über einen längeren<br />

Zeitraum – und teilweise parallel –<br />

die Bürgerkapelle Bruneck und die Musikkapelle<br />

Percha.<br />

Ein ganz besonderes Anliegen war<br />

ihm stets die Jugendarbeit. Unzählige<br />

Jungmusikant*innen fanden in Josef Oberschmied<br />

ihren Lehrer, der sie förderte, motivierte<br />

und in der Ausbildung begleitete.<br />

Seine Tätigkeit als Instrumentallehrer an der<br />

Musikschule Bruneck wird noch heute als<br />

„kleine Revolution“ bezeichnet. Er brachte<br />

nämlich den Aufbau der Holzblasregister in<br />

den Pusterer Kapellen in Gang und trieb ihn<br />

voran. Von 1968 bis 2001 war Josef Oberschmied<br />

in mehreren Funktionen im VSM<br />

Bezirk Bruneck tätig, unter anderem auch<br />

als Bezirkskapellmeister.<br />

Im Jahr 2009 wurde Josef Oberschmied in<br />

der Innsbrucker Hofburg die Verdienstmedaille<br />

des Landes Tirol für besondere Leistungen<br />

im Bereich der Blasmusik verliehen.<br />

2018 wurde er mit dem Verdienstkreuz in<br />

Gold des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

ausgezeichnet.<br />

Florian Lahner<br />

Geburtstagsgratulation für den Ehrenkapellmeister:<br />

Kapellmeister und VSM-VerbandsobmannPepi<br />

Fauster, Josef Oberschmied,<br />

Musikobmann Florian Lahner (v. l.)<br />

KulturFenster<br />

29 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Für Jugendliche muss<br />

es auf jeden Fall<br />

erstrebenswert sein,<br />

im Chor oder in einem<br />

Ensemble zu singen.<br />

Es soll das Gefühl bei<br />

den jungen Menschen<br />

entstehen, mit ihren<br />

Fähigkeiten gebraucht<br />

zu sein.<br />

KulturFenster 30<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

Wo sind die singenden Buben?<br />

Schicksal oder ein Auftrag für die Chorleitung<br />

Seit einigen Jahren ist es in Salzburg wieder<br />

selbstverständlich, dass zahlreiche Jugendliche,<br />

vermehrt auch junge Männer, in<br />

Chören singen. Wie ist es möglich, dass<br />

hier der Trend des Chorwesens durchbrochen<br />

wird? Ist hier die Zeit stehen geblieben<br />

oder ist Salzburg seiner Zeit voraus?<br />

Was steckt dahinter – Zufall oder von langer<br />

Hand geplante und strukturierte pädagogische<br />

Arbeit?<br />

Für Jugendliche muss es auf jeden Fall erstrebenswert<br />

sein, im Chor oder in einem<br />

Ensemble zu singen. Es soll das Gefühl bei<br />

den jungen Menschen entstehen, mit ihren<br />

Fähigkeiten gebraucht zu sein.<br />

Das Interesse eines Jugendlichen am Chorgesang<br />

spannt sich zwischen einem sogenannten<br />

Motivationsquadrat: das Interesse<br />

an der Musik und die Literaturauswahl,<br />

Formen der Präsentation, gesellschaftliche<br />

Faktoren und musikfremde Eindrücke.<br />

Die geschickte Literaturauswahl ist die<br />

"halbe Miete", aber auch nicht mehr. Nicht<br />

zu selten überschätzen Chorleiter*innen<br />

bei Jugendlichen das allumfassende Interesse<br />

an Musik. Zwar konsumieren viele<br />

Jugendliche tagtäglich stundenlang Musik,<br />

das heißt aber meist nicht, dass Carl Orff<br />

oder Renaissancemusik über das Handy<br />

wiedergegeben werden. Wie kann ich also<br />

Jugendliche von der groovigen Pop-Nummer<br />

auch zum Beispiel zu Mozarts Requiem<br />

begleiten, ohne hier wertend zu sein.<br />

Es sind dabei also weitere Motivationsfaktoren<br />

zu beachten, und plötzlich<br />

singt eine Schülergruppe im<br />

Linienbus lautstark das Dies Irae.<br />

Was verbirgt sich nun hinter den<br />

anderen Ecken des Motivationsquadrats?<br />

Formen der Präsentation sind im ersten<br />

Moment nicht immer positiv besetzt. Doch<br />

jeder Musiker lebt bekanntlich auch vom<br />

Applaus, von der Rückmeldung des Publikums,<br />

der Freunde oder der Familie. "Gehen<br />

wir hinaus und zeigen, was wir können."<br />

Interessante Spielstätten, Konzerte<br />

und Konzertreihen mit Medieninteresse,<br />

Der SCV bietet auch Singwochen speziell für Jungs an.<br />

originelle Projekte und nicht zuletzt eine<br />

gute PR-Arbeit sind daher unerlässlich.<br />

Gesellschaftliche Faktoren beziehen sich<br />

auf alle Formen von chorübergreifenden<br />

Projekten, Konzertreisen und alle weiteren<br />

Aktivitäten, die das gewohnte<br />

Chorumfeld verlassen.<br />

Zur Person<br />

Über den Tellerrand hinausblicken, heißt<br />

bei chorübergreifenden Projekten, sich<br />

auch in die Karten blicken zu lassen, die<br />

Qualitäten des eigenen Chores und der<br />

anderen Chorleiter*innen erkennen zu<br />

lassen und einen Vergleich in der Chorarbeit<br />

zuzulassen. Auch sämtliche weitere<br />

gemeinschaftliche Erlebnisse außerhalb<br />

Moritz Guttmann unterrichtet Musik, Chor und Vokalensemble<br />

am Erzbischöflichen Privatgymnasium Borromäum<br />

und an der privaten Bildungsanstalt für Elementarpädagogik<br />

(BAfEP) in Salzburg. Außerdem lehrt er Didaktik des vokalen Musizierens,<br />

Stimmbildung, Jugendchorpraktikum und Literatur für Kinder- und<br />

Jugendchor an der Universität Mozarteum und an der Pädagogischen Hochschule<br />

Salzburg. Er leitet zahlreiche Chöre und Ensembles in Salzburg.<br />

2010 wurde er mit dem Erwin-Ortner-Preis für Chorleitung ausgezeichnet.<br />

Moritz Guttmann ist Referent bei diversen Chorleiterseminaren und Juror<br />

bei Chorwettbewerben.<br />

31<br />

KulturFenster 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

Die Chorleitung darf gerade bei Buben nicht vergessen, dass auch die männliche Identitätsfindung mitberücksichtigt werden muss –<br />

im Bild der Salzburger Chor "Vok Schock".<br />

der Probenarbeit fallen unter diesen Motivationsbereich.<br />

Musikfremde Eindrücke beziehen sich auf<br />

Aktivitäten und besondere Sehenswürdigkeiten<br />

auf Ausflugsfahrten oder den Eindruck<br />

eines besonderen Aufführungsorts.<br />

Fehlt die Spannung an einer dieser Ecken,<br />

werden dies andere Bereiche kompensieren<br />

müssen, was nicht immer möglich<br />

sein wird und der Chor läuft Gefahr, Motivationskraft<br />

und in der Folge Mitglieder<br />

zu verlieren.<br />

Folgende grundlegende Gedanken sind<br />

für das Singen mit Knaben und jungen<br />

Männern wichtig:<br />

Identitätsfindung und Rollenbild<br />

Der singende Knabe und junge Mann<br />

braucht im nicht als besonders männlich<br />

besetzten Feld des Chorsingens eine besondere<br />

Rolle. Es hat auch im weitesten<br />

Sinne etwas mit Prestige zu tun. Was denken<br />

meine Freunde über mich als Chorsänger?<br />

Das reicht von Belächeln bis Bewunderung<br />

mit allen Abstufungen, die<br />

dazwischen liegen. Die Chorpädagog*innen<br />

müssen ich diese Facette im Auge behalten<br />

und diese Prozesse der Peergroup<br />

(Gruppe von etwa gleichaltrigen Kindern<br />

oder Jugendlichen mit gleichen oder ähnlichen<br />

Interessen, die als primäre soziale<br />

Bezugsgruppe neben das Elternhaus tritt)<br />

regelrecht mitplanen.<br />

Berührpunkt Singen<br />

Ein jahrelang gehegter Wunsch aller<br />

Chorpädagog*innen ist das tägliche Singen<br />

in der Schule. Singen ist nicht nur einer<br />

kleinen, talentierten Schar von „Sonderlingen“<br />

vorbehalten, sondern ist das einzige<br />

Instrument, das alle in sich tragen. Der<br />

Schritt von der Rezeption zur Produktion,<br />

vom passiven Erleben zum aktiven Musizieren<br />

steht im Mittelpunkt. Dies ist übrigens<br />

für das gesamte Chorwesen von großer<br />

Bedeutung. Die Grundlage für die Freude<br />

am Singen ist mittlerweile die Schule, früher<br />

war es meist die Familie.<br />

Rückzugsbereiche und individuelle Förderung<br />

Die Koedukation, d.h. die gemeinsame<br />

Bildung und Erziehung von Mädchen und<br />

Jungen, hat im musischen Bereich nur bedingt<br />

einen Platz. Für das Singen sollte die<br />

Schule oder der Chor einen musikalischen<br />

Rückzugsbereich für Burschen bieten,<br />

eventuell in Form von getrennten Chorproben,<br />

getrenntem Einsingen und stellenweise<br />

getrenntem Chorprogramm. Vor<br />

allem die Zeit des Stimmwechsels kann<br />

mit diesen Rückzugsbereichen gut begleitet<br />

werden – und die jungen Männer bleiben<br />

uns im Chor erhalten.<br />

Vielleicht können diese Gedanken anregen,<br />

neue Wege im Chorgesang zu gehen, standortbezogene<br />

Strategien zu entwickeln und<br />

sich vor allem vom unentwegten Lamentieren<br />

über die ach so bedauerliche Situation in<br />

Bildung und Gesellschaft zu verabschieden.<br />

Moritz Gutmann<br />

KulturFenster 32<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


SCV-Intern<br />

Chorwesen<br />

„Ich freue mich auf eine<br />

spannende Zeit!“<br />

Südtiroler Chorverband hat neue Mitarbeiterin<br />

Seit Dezember hat die Geschäftsstelle des<br />

Südtiroler Chorverbands eine neue Mitarbeiterin:<br />

Monika Mair.<br />

Jahrgang 1974 und in Bozen aufgewachsen<br />

zog sie 1994 zum Studieren nach Innsbruck,<br />

wo sie nach ihrem Abschluss einige<br />

Jahre gelebt und gearbeitet hat. 2004<br />

kehrte sie mit ihrem späteren Mann nach<br />

Bozen zurück. Seit einigen Jahren leben<br />

sie mit ihren zwei Töchtern in Mölten. Ihr<br />

Wunsch, sich beruflich neu zu orientieren,<br />

hat sie zum Chorverband geführt.<br />

KulturFenster: Wo liegt Ihr Aufgabenbereich?<br />

Monika Mair: Im Moment unterstütze ich<br />

Helga Huber, die langjährige gute Seele<br />

der Geschäftsstelle in Bozen, bei den Tätigkeiten<br />

im Büroalltag. Ich versuche so<br />

schnell und so viel wie möglich von ihr zu<br />

lernen, um auf längere Sicht ihren Platz<br />

einnehmen zu können. Helga wird in den<br />

wohlverdienten Ruhestand wechseln. Bis<br />

dahin kann ich von ihrem großen Erfahrungsschatz<br />

profitieren und mich einarbeiten.<br />

Es geht darum, die allgemeinen<br />

Büroarbeiten auszuführen, Obmann<br />

Erich Deltedesco und die Mitglieder der<br />

Verbandsgremien sowie Geschäftsführer<br />

Dietmar Thanei in ihrer Arbeit zu unterstützen,<br />

organisatorische Aufgaben bei<br />

den Fortbildungsangeboten und den Verbandstätigkeiten<br />

zu erledigen und Auskünfte<br />

und Hilfestellung bei Fragen der<br />

Mitgliedschöre zu geben.<br />

KF: Und Sie fühlen sich wohl hier beim<br />

Chorverband?<br />

Mair: Ich befinde mich noch ziemlich am<br />

Anfang meiner Zeit beim SCV, aber ich<br />

kann jetzt schon mit Gewissheit sagen,<br />

dass ich den für mich doch sehr großen<br />

Schritt in eine neue Tätigkeit nicht bereue.<br />

Das Team hat mich herzlich aufgenommen,<br />

es ist eine Freude, mit netten Kollegen<br />

zu arbeiten und täglich Neues zu<br />

lernen. Helga ist eine überaus geduldige<br />

Lehrmeisterin und es macht Spaß, jeden<br />

Tag vielfältige Arbeiten zu erledigen. Es gibt<br />

verwaltungstechnische Aufgaben ebenso<br />

wie organisatorische, aber ich kann mich<br />

auch kreativ einbringen und lerne jeden<br />

Tag neue Menschen aus dem weiten Bereich<br />

der Chormusik kennen – dies aufgrund<br />

der momentanen Lage leider noch<br />

meistens telefonisch, aber früher oder<br />

später werde ich sicher auch mal die Gesichter<br />

zu den Stimmen zu sehen bekommen.<br />

Auf alle Fälle freue ich mich auf eine<br />

spannende Zeit.<br />

KF: Haben Sie auch einen persönlichen Bezug<br />

zu Chorgesang und Musik?<br />

Mair: Chorsingen ist mein großes Hobby.<br />

Ich war in meiner Jugend Mitglied einer Jugendband<br />

in unserer Pfarrgemeinde in Bozen<br />

und über zehn Jahre lang beim „Chor<br />

der deutschen Pfarrgemeinde J. Bosco”<br />

(heute „Maria in der Au”), auch während<br />

eines Großteils meines Studiums in Innsbruck.<br />

Schließlich ließ sich das Chorsin-<br />

gen in einem Verein nicht mehr mit meinen<br />

Lebensumständen vereinen und so<br />

musste ich vorläufig pausieren. Doch die<br />

Musik blieb immer ein wichtiger Teil meines<br />

Lebens. Viele liebe Menschen in meiner<br />

Familie sind talentierte Sänger und Musiker,<br />

sodass Musik und Gesang<br />

immer präsent waren<br />

und nach wie vor<br />

sind. Seit 2017 lebe<br />

ich mit meiner Familie<br />

in Mölten. Dort bin<br />

ich natürlich gleich als<br />

erstes in den Kirchenchor<br />

eingetreten.<br />

Interview: Paul<br />

Bertagnolli<br />

Monika Mair, die neue Mitarbeiterin<br />

in der Geschäftsstelle des Südtiroler<br />

Chorverbands. © Athesia/ Martina Jaider<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für das Chorwesen<br />

senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />

Redaktionsschluss für<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 11. März <strong>2022</strong><br />

33<br />

KulturFenster 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Jung+<br />

Stimmgewaltig<br />

Kinder- und Jugendchor Vahrn<br />

Name:<br />

Kinder- und Jugendchor Vahrn<br />

Gründungsjahr: 2020<br />

Mitglieder:<br />

aktuell 11 Kinder (8 Mädchen, 3 Buben)<br />

im Alter von 8 bis 12 Jahren<br />

Unser Motto lautet:<br />

Komm, sing mit!<br />

Wer sind wir, was macht uns aus? Was ist<br />

unsere Motivation?<br />

Der Kinder- und Jugendchor Vahrn ist ein<br />

„Gewächs“ des Vahrner Kirchenchors. Unser<br />

Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen<br />

aus dem Dorf und der Gemeinde das Singen<br />

und Musizieren näher zu bringen. Die<br />

Kinder sollen das schönste Instrument,<br />

die menschliche Stimme, hautnah erleben<br />

dürfen. Uns motiviert auch die Notwendigkeit,<br />

Kinder und Jugendliche in<br />

einer immer technischer und digitaler werdenden<br />

Welt in ihrer ganzheitlichen Entwicklung<br />

unterstützen. Dabei kommt der<br />

musischen Herzensbildung eine wichtige<br />

Rolle zu. Musik selbst zu erleben und zu<br />

gestalten, ist eine gute Investition in die<br />

Zukunft unserer Jugend, die dadurch die<br />

Möglichkeit erhält, das eigene Können<br />

weiterzutragen.<br />

Wie kam es zur Gründung?<br />

Dem Vorstand des Vahrner Kirchenchors<br />

war es schon seit längerer Zeit ein Anliegen,<br />

Kinder und Jugendliche fürs Singen zu<br />

begeistern. Treibende Kraft war dabei Michl<br />

Baur, damals Obmann des Kirchenchors.<br />

Nachdem er Rudi Chizzali als Chorleiter und<br />

Pius Leitner als „Paten“ gewonnen hatte,<br />

erfolgte im <strong>Februar</strong> 2020 die Gründung.<br />

Der unmittelbar darauf folgende Ausbruch<br />

der Corona-Epidemie und die einschränkenden<br />

Maßnahmen konnten den Enthusiasmus<br />

nicht bremsen, auch wenn die<br />

Tätigkeit nur eingeschränkt möglich war.<br />

Rudi Chizzali schafft es hervorragend, auf<br />

spielerische und einfühlsame Weise, die<br />

KulturFenster<br />

34 01 <strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Kinder zu begeistern und ihnen den Umgang<br />

mit der eigenen Stimme zu vermitteln.<br />

Welches waren unsere bisherigen<br />

Höhepunkte?<br />

Trotz der widrigen Umstände unmittelbar<br />

nach der Gründung konnte der Kinderund<br />

Jugendchor am Ende des Schuljahres<br />

mit einem Abschlusskonzert glänzen und<br />

die Dorfbevölkerung erfreuen und begeistern.<br />

Im laufenden Schuljahr wirkte er<br />

bei der Gestaltung des Martinsumzugs<br />

und der Kinderchristmette mit.<br />

Was sind unsere Pläne für die Zukunft?<br />

Wenn es die Umstände erlauben, wird<br />

der Kinder- und Jugendchor im Fasching<br />

auftreten und wieder ein Abschlusskonzert<br />

zum Schulende geben, vielleicht in<br />

Form eines Musicals.<br />

Grundsätzlich möchten wir noch mehr<br />

Kinder und Jugendliche fürs Singen und<br />

Musizieren begeistern, sie in ihrer ganzheitlichen<br />

Entwicklung unterstützen und<br />

ihnen die Möglichkeit bieten, die Freizeit<br />

sinnvoll zu gestalten.<br />

Dazu meint Chorleiter Chizzali: „Singen<br />

gehört zum Wesen des Menschen. So wie<br />

das Kind reden lernt, muss es auch singen<br />

lernen, um das Glück, die Gesundheit,<br />

den Reichtum, die Freuden des Lebens<br />

auszuschöpfen.<br />

Wir gehen zusammen<br />

den Weg zur Freude an<br />

der Stimme, wie schön<br />

es ist zu singen.“<br />

Bei uns sind alle Kinder<br />

aus dem Gemeindegebiet<br />

ab der 3. Klasse<br />

Grundschule bis zur 2.<br />

Klasse Mittelschule herzlich<br />

willkommen. Während des Schuljahres<br />

bieten wir wöchentlich eine Stunde<br />

Musikerziehung im Probelokal des Kirchenchors<br />

an.<br />

Wer kann bei uns mitmachen?<br />

Wie kann man bei<br />

uns mitmachen?<br />

Chorleiter<br />

Rudi<br />

Chizzali<br />

Wir suchen EUCH und eure Geschichten!<br />

Ihr seid „jung“ und „stimmgewaltig“?<br />

Ihr seid ein Kinderchor, ein Jugendchor, ein junges Ensemble oder<br />

eine junge Singgruppe? … dann würden wir euch gerne unseren<br />

Leser*innen vorstellen und zeigen, dass es euch gibt.<br />

Wir berichten auch gerne laufend<br />

über eure Konzerte, Projekte und<br />

Aktivitäten.<br />

Schreibt uns einfach eine Mail an<br />

info@scv.bz.it<br />

Wir freuen uns schon, eure<br />

Geschichten zu teilen!<br />

KulturFenster<br />

35 01 <strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


entdeckt<br />

Im Leb'n<br />

Hochzeitslied/Volkslied für gemischten Chor<br />

Dieses Hochzeits-/Volkslied vom österreichischen<br />

Komponisten Helmut Pertl<br />

ist im vergangenen Sommer entstanden.<br />

„Mein musikalischer Bereich liegt<br />

zwar eher in der Blasmusik, aber durch<br />

einige Jahre Chormitgliedschaft konnte<br />

ich auch in dieser Sparte so manche Arrangements<br />

und Lieder verfassen“, erklärt<br />

er: „In der Hoffnung, dass wir alle<br />

bald wieder befreit singen und musizieren<br />

können, wünsche ich dabei viel Freude<br />

mit meinem Lied“.<br />

Die vollständige 4-stimmige Partitur<br />

(SATB) ist kostenlos für Chöre zur Probe<br />

bzw. Aufführung beim Südtiroler Chorverband<br />

verfügbar.<br />

Bei Interesse wird sie gerne per E-Mail<br />

zugeschickt.<br />

Sopran<br />

<br />

<br />

q = 86<br />

<br />

1.Un's<br />

2.Au<br />

re<br />

f'n<br />

3.Wonn de<br />

Im Leb'n<br />

Hochzeitslied/Volkslied für gemischten Chor<br />

Her - zen geh'n<br />

Weg kimp oft<br />

Zeit<br />

a<br />

längst<br />

ge - mein-sam<br />

wos<br />

on - ders,<br />

va - gon - ga,<br />

<br />

durch des<br />

ois<br />

ma<br />

uns' re<br />

Leb'n<br />

glab<br />

Kin<br />

Helmut Pertl<br />

<br />

<br />

des uns ge -<br />

und vi - re -<br />

- der ö - ter<br />

Pertl Helmut<br />

geboren 1969 in Tamsweg<br />

im Lungau, Salzburg.<br />

Er gehörte 1989<br />

bis 1990 der Militärmusik<br />

Salzburg an und absolvierte<br />

1998 bis 2001<br />

das Lehramtsstudium in<br />

Salzburg. Am Johann-<br />

Joseph-Fux-Konservatorium<br />

in Graz studierte<br />

er Blasmusikkomposition<br />

und Direktion bei<br />

Franz Cibulka und Armin<br />

Suppan.<br />

5<br />

9<br />

<br />

<br />

14<br />

<br />

<br />

geb'n.<br />

plant.<br />

wer'n.<br />

wor.<br />

Berg.<br />

Leb'n.<br />

Gen -gan<br />

Schritt für Schritt<br />

noch<br />

O - ba moch da koa - ne Sor - g'n,<br />

Gra - e Hoor und a poor Foi - tn,<br />

Wei im Hiaz is<br />

Glei nit auf-geb'n<br />

und<br />

O<br />

Donk-<br />

schea<br />

bun - den<br />

- ba<br />

Donk -schea<br />

sogn<br />

sogn<br />

bis<br />

stringendo . . . . .<br />

oas<br />

in<br />

in<br />

zan<br />

is<br />

un - ser Le - b'n,<br />

ver - zo - g'n,<br />

oh - ne Zwei-fel,<br />

Herr - gott,<br />

Herr-<br />

gott,<br />

Gor - wer'n,<br />

dass<br />

er<br />

dass er<br />

oh - ne<br />

vi<br />

- re, oh - ne<br />

un - ser<br />

zoagn de<br />

soi ma glück-lich<br />

sei<br />

is's<br />

a Liacht des uns<br />

dass ma uns<br />

un -ser'n<br />

Weg<br />

di<br />

is<br />

hoib<br />

no<br />

un -ser'n Weg losst<br />

<br />

hin - ter-z'schau'n<br />

wos<br />

Liab'<br />

Johr<br />

va - setzt an<br />

<br />

in<br />

be gleit'.<br />

un<br />

im - mer meg'n.<br />

losst geah.<br />

so<br />

-<br />

sern<br />

und z'fried'n. Der -fn<br />

1.2.<br />

geah.<br />

Der fn<br />

San ver<br />

<br />

<br />

2.Au - f'n<br />

3.Wonn de<br />

<br />

3.<br />

18<br />

summen bis *<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

* singen<br />

<br />

schea. m m m m m m m m m m m m m m m San ver-<br />

23<br />

<br />

<br />

bun<br />

<br />

<br />

rit.<br />

- den bis zan Gor - wer'n, oh - ne di is hoib so schea.<br />

KulturFenster 36<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


kurz notiert<br />

Mehr als ein halbes<br />

Jahrhundert für die<br />

Musik in Nals<br />

Musikpionier Josef Egger<br />

Josef Egger<br />

(zweiter von<br />

rechts) wurde<br />

für seine langjährige<br />

Einsatz<br />

für die Musik in<br />

Nals geehrt.<br />

Vorsitzende des Südtiroler Chorverbandes,<br />

und Heinrich Walder, der Vorsitzende des<br />

Verbandes der Kirchenmusik: „Ich weiß,<br />

mit welchem Verständnis und mit welchem<br />

Fachwissen, aber auch mit welchem theologischen<br />

und liturgischen Wissen du an die<br />

Sache herangehst“, sagte Walder in seiner<br />

Laudatio. „Du hast die Tradition gepflegt,<br />

aber dich auch in musikalisches Neuland<br />

gewagt.“ Seinem Dank stellte er voran: „Du<br />

bist eine Institution geworden im Dorf, aber<br />

auch ein Vorbild und Beispiel für alle Chorleiter<br />

in unserem Land. Durch deine Arbeit<br />

mit dem Chor hast du vielen eine Heimat<br />

gegeben, hast die Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit<br />

gefördert und hast viele<br />

vielleicht auch zum Glauben herangeführt.<br />

Du hast einen unschätzbaren Beitrag geleistet<br />

in und für die Kirche, aber auch für<br />

das kulturelle Vereinsleben des Dorfes und<br />

unseres Landes.“<br />

60 Jahre als Musikant<br />

und Kapellmeister<br />

Am Cäciliensonntag haben Kirchenchor und<br />

Bürgerkapelle Nals einen ganz besonderen<br />

Musiker in ihren Reihen ehren können: Josef<br />

Egger leitet seit 50 Jahren den Kirchenchor,<br />

spielt die Orgel und ist eine wichtige Stütze<br />

der Pfarrgemeinde in Nals. Seit 60 Jahren<br />

ist er außerdem Musikant der Bürgerkapelle.<br />

Mit großem Wissen und menschlichem Feingefühl<br />

hat er sein Dorf über Jahrzehnte zum<br />

Klingen gebracht – und tut es auch weiterhin<br />

mit unvermindertem Engagement.<br />

Josef Egger gehört zu jenen Südtiroler Musikpionieren,<br />

deren positiven Einfluss auf<br />

die kulturelle Entwicklung des Landes man<br />

nicht hoch genug schätzen kann. Für viele<br />

Nalser ist „der Seppl“ ein Fixpunkt und bereichert<br />

das Leben in seiner Gemeinde und<br />

darüber hinaus.<br />

„Schon als Ministrant war Seppl fasziniert<br />

vom Chorgesang. Mit den Worten 'Moch du's<br />

weiter' übergab ihm der frühere Chorleiter<br />

Sepp Tarfußer im Jahr 1970 den Taktstock“,<br />

erzählt die Obfrau des Kirchenchores, Marvi<br />

Habicher: „Seppl war der erste Absolvent<br />

des neu geschaffenen Studiengangs der Kirchenmusik<br />

am Bozner Konservatorium bei<br />

Professor Herbert Paulmichl.“<br />

Seine Begeisterung hat Seppl an viele junge<br />

Menschen weitergegeben. „Seppl gehen“<br />

hieß die Nachwuchsschulung einfach, die er<br />

über Jahrzehnte wöchentlich im Pfarrheim<br />

unentgeltlich anbot. Durch seinen großen<br />

Einsatz gelang es ihm auch, das musikalische<br />

Niveau des Dorfchores beständig zu<br />

steigern: Wer Mitglied des Chores werden<br />

wollte, musste bei einer Prüfung beweisen,<br />

was er in Theorie und Praxis gelernt hatte.<br />

„Es war ihm immer wichtig zu zeigen, dass<br />

ein Kirchenchor kein fader Verein ist, sondern<br />

wie lebendig Kirchenmusik ist und wie<br />

viel Freude, Trost und Bereicherung sie uns<br />

schenkt“, hebt die Obfrau hervor.<br />

Tradition gepegt und<br />

Neuland betreten<br />

„Seppl steht auch an der Orgel immer zur<br />

Verfügung, wenn er gebraucht wird. Ihm<br />

ist es zu verdanken, dass unsere wunderbare<br />

Orgel in den 1980er Jahren gründlich<br />

erneuert wurde und daher eines der<br />

besten Instrumente des Landes blieb“, erinnert<br />

Habicher.<br />

Auch in den Zeiten der Pandemie bemühte<br />

sich Seppl, die Gottesdienste mit Orgelklang<br />

und Kleingruppen weiterhin musikalisch zu<br />

bereichern. „Ohne diesen großartigen, engagierten,<br />

nimmermüden Musiker Seppl wären<br />

wir wohl alle um einiges ärmer“, fasst<br />

Habicher zusammen.<br />

Als Zeichen der Wertschätzung, auch über<br />

die Dorfgrenzen hinaus, waren anlässlich<br />

seiner Ehrung am Cäciliensonntag 2021<br />

die Obmänner beider Südtiroler Sängerverbände<br />

anwesend: Erich Deltedesco, der<br />

Bei der Cäcilienfeier wurde Josef Egger auch<br />

von der Bürgerkapelle Nals geehrt: für 60<br />

Jahre als Klarinettist, 25 davon als Kapellmeister<br />

und Stabführer. Allein daran wird offenkundig,<br />

wie groß der musikalische, aber<br />

auch menschliche Einsatz ist, den Egger für<br />

sein Dorf und Südtirol im Allgemeinen leistet.<br />

„Nach seinem Militärdienst bei der renommierten<br />

„Banda dell'esercito“ in Rom war<br />

unser Seppl in den 1970er und 1980er<br />

Jahren im Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) tätig, zuerst als Bezirksvizejugendleiter,<br />

später als Bezirksjugendleiter<br />

und als Bezirkskapellmeisterstellvertreter.<br />

Seppl unterrichtete auch viele Jahre<br />

beim Kapellmeisterkurs des VSM und erhielt<br />

von seinem Kollegen Peter Wesenauer<br />

2002 als Abschiedsgeschenk eine eigene<br />

Kantate, die „Guiseppl-Kantate“, sagte der<br />

Obmann der Bürgerkapelle Nals, Christian<br />

Mahlknecht. „Seppl setzte auch, als einer<br />

der ersten Kapellmeister, auf die klassischen<br />

Instrumente in der Besetzung der<br />

Kapelle: die Oboe und das Fagott. Legendär<br />

ist wohl das erste Wertungsspiel in<br />

Feldkirch mit nur 30 Musikanten und dem<br />

Resultat 1. Rang mit Auszeichnung.“ Das<br />

Niveau der Kapelle stieg stetig an und die<br />

Kapelle wuchs auch mit den Erfolgen, erinnert<br />

der Obmann: „Seppl führte auch die<br />

ersten Mädchen bei der Kapelle ein. Zur<br />

damaligen Zeit noch eine Sensation.“ Im<br />

Jahr 2000 erhielt Josef Egger für seinen<br />

ehrenamtlichen Einsatz für Dorf und Musik<br />

die Verdienstmedaille des Landes Tirol.<br />

KulturFenster 37<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


kurz notiert<br />

Die Gaulsänger<br />

Gottesdienstgestaltung in Meran<br />

Am zweiten Sonntag nach Weihnachten,<br />

dem Fest der Hl. Familie, wurde<br />

in der Kapuzinerkirche von Meran ein<br />

feierlicher Gottesdienst gehalten. Die<br />

Messfeier zelebrierte P. Robert Prenner.<br />

Musikalisch gestalteten die Gaulsänger<br />

aus Lana die Messfeier - in Hirtenkleidung<br />

und mit weihnachtlichen Weisen.<br />

Der Andachtsjodler und das zum<br />

Abschluss gesungene Lied "Wir wünschen<br />

euch zum Neuen Jahr" gaben<br />

der Festfeier eine besondere Note. Die<br />

Die Gaulsänger Marlene Platter, Martha<br />

Schrötter, Maria Theresia Rufinatscha,<br />

Alfred Sagmeister, P. Robert Prenner,<br />

Theresia Paris, Maria Sagmeister und<br />

Maria Sulzer (v.l.)<br />

Gaulsänger wurden 1998 in Lana gegründet,<br />

um Theateraufführungen einen<br />

musikalischen Rahmen zu geben.<br />

Seither singt der Chor vor allem alpenländisches<br />

Liedgut und Jodler, sei es<br />

weltliche wie geistliche Werke.<br />

Besondere Ehrungen wurden am Cäciliensonntag<br />

2021 im Pfarrchor Lana vorgenommen.<br />

Der Tag begann mit einem festlichen<br />

Gottesdienst in der Hl. Kreuzkirche<br />

mit der Aufführung der „Kleinen Messe“<br />

von Benedikt Baldauf. Bei der weltlichen<br />

Feier im Pfarrsaal, zu dem auch Dekan<br />

P. Peter Unterhofer OT gekommen war,<br />

wurden langjährige, verdiente Mitglieder<br />

geehrt. Aufgrund der aktuellen Situation<br />

waren alle Teilnehmer*innen mit dem<br />

„Green Pass“ ausgestattet. Albert Ungerer<br />

wurde für seine 50-jährige musikalische<br />

Tätigkeit – unter anderem auch<br />

als fl eißiger und umsichtiger Notenwart<br />

– mit der Ehrenurkunde vom Südtiroler<br />

Dank und Anerkennung<br />

Ehrungen im Pfarrchor Lana<br />

Chorverband und vom Verband der Südtiroler<br />

Kirchenmusik ausgezeichnet und<br />

gewürdigt. Claudia Insam erhielt die Ehrenurkunde<br />

für 15 Jahre Singen im Chor,<br />

zur Ehre und zum Lobpreis Gottes. Dank<br />

und Anerkennung gab es zudem für Ingrid<br />

Rieder Ebnicher. Sie leitet seit über 15<br />

Jahren erfolgreich, mit viel Engagement<br />

und Fachkönnen den Pfarrchor Lana.<br />

Dekan P. Peter. Unterhofer OT, Claudia Insam, Albert Ungerer, Chorobmann Reinhard<br />

Ladurner und Chorleiterin Ingrid Rieder Ebnicher (v.l.)<br />

Cäciliensonntag mit strengen Corona-Regeln<br />

Kirchenchor Nals<br />

Gemeinsam feierten Kirchenchor und<br />

Bürgerkapelle den Cäciliensonntag – unter<br />

Einhaltung strenger Anti-Covid-Regeln<br />

mit Green Pass und Schnelltestmöglichkeit<br />

– bei der Festmesse und anschließend<br />

im Vereinshaus.<br />

Geehrt wurden neben Chorleiter<br />

Josef Egger (siehe Seite 37) die<br />

Sänger*innenMartin Kompatscher (40<br />

Jahre), Martin Egger (25 Jahre), Franz<br />

Ladurner (25 Jahre), Marvi Habicher<br />

(15 Jahre), und die Musikanten Ulrich<br />

Windegger (40 Jahre), Martin Huber (40<br />

Jahre), Sara Stanger (25 Jahre), Werner<br />

Schwarz (25 Jahre), Margit Passler (15<br />

Jahre) und Peter Mathá (15 Jahre). Die<br />

Ehrung für Walter Brugger (50 Jahre im<br />

Kirchenchor) wird zu einem späteren<br />

Zeitpunkt nachgeholt. Auch Seelsorger<br />

Richard Sullmann, Bürgermeister Ludwig<br />

Busetti, der Obmann des VSM-Bezirks<br />

Meran, Andreas Augscheller, das<br />

Ehrenmitglied des Kirchenchores, Hilda<br />

Ebner, der Kommandant der Freiwilligen<br />

Feuerwehr Christian Malpaga und die Direktorin<br />

der Raiffeisenkasse Etschtal, Susanne<br />

Huber, feierten mit.<br />

KulturFenster 38<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Chorwesen<br />

75 Jahre Kapuzinerchor Lana<br />

Neue Sänger*innen sind willkommen<br />

Coronabedingt sind im Bild nur vier der Geehrten zu sehen: (von links nach rechts) Dieter<br />

Laner, Martha Rösch Aspmair, Annemarie Gasser Fabi und Luis Hanspeter.<br />

Am Cäciliensonntag 2021 feierte der Kapuzinerchor<br />

Lana sein 75-jähriges Bestandsjubiläum.<br />

Bei der Messfeier verwies Pater<br />

Bruno auf die ehrenamtliche Tätigkeit<br />

des Chores und dankte für die erbauliche<br />

Mitgestaltung der Gottesdienste. Er erinnerte<br />

daran, dass der Chor im Jahre 1946<br />

vom Flüchtlingspriester Anton Radanovic<br />

als Kinderchor gegründet wurde, um die<br />

10-Uhr-Messe aufzuwerten. Ihm zur Seite<br />

stand Kathi Leitgeb als Organistin. Ihre Arbeit<br />

übernahm später Franz Hanspeter bis<br />

1988. Auf ihn folgte Paolo Valenti, der bis<br />

heute den Chor ehrenamtlich auf der Orgel<br />

begleitet. Seit 1978 leitet Frau Erika Pedoth-<br />

Kerschbamer unermüdlich den Chor, und<br />

seit 1998 fungiert Renate Häser-Kaserer als<br />

Obfrau. Im Laufe seines 75-jähriges Bestehens<br />

hat der Chor hauptsächlich an Feiertagen<br />

und Jubiläen in der Kapuzinerkirche<br />

gesungen. Die Messe im Juli am Vigiljoch,<br />

Rorate in der St. Peter Kirche, Maiandachten<br />

in St. Agatha, Helmsdorf und Johanneskirche<br />

durften nicht fehlen. Gerne sang<br />

der Chor mit dem Pfarrchor bei den Prozessionen<br />

und Messen zu Fronleichnam,<br />

Herz Jesu, Maria Geburt und Allerheiligen.<br />

Er beteiligte sich auch immer an Gemeinschaftskonzerten<br />

mit allen Chören und der<br />

Bürgerkapelle. Das letzte Konzert war die<br />

Aufführung der Cäcilienmesse von Gottfried<br />

Veit. Gute Zusammenarbeit pflegt der Chor<br />

auch mit den Bäuerinnen beim „Sträußleinbinden<br />

für einen guten Zweck“ am Hoch-<br />

Unser-Frauentag. Diesmal fiel die weltliche<br />

Cäcilien- und Jubiläumsfeier coronabedingt<br />

aus. Aber Ehrungen gab es trotzdem. Der<br />

Dank für ihre langjährige Tätigkeit zum<br />

Wohle der Kirchengemeinschaft ging an Annemarie<br />

Gasser Fabi (70 Jahre), Dieter Laner<br />

(60 Jahre), Luisl Hanspeter (35 Jahre),<br />

Josef Margesin (35 Jahre), Christian Höller<br />

(30 Jahre), Hans Troger (30 Jahre), Martha<br />

Rösch Aspmair (20 Jahre) und Monika Hintner<br />

Lösch (20 Jahre). Doch der Dank gilt<br />

auch allen anderen Chormitgliedern für ihren<br />

unermüdlichen Einsatz, besonders in<br />

dieser schwierigen Coronazeit. Der Kapuzinerchor,<br />

der sich schon sehr auf ein geregeltes<br />

Vereinsleben freut, lädt alle Interessierten<br />

ein, sich bei ihm zu melden und<br />

Mitglied des Chors zu werden.<br />

Rückblick auf ein gelungenes Adventskonzert<br />

Singkreis Runkelstein<br />

Für Liebhaber alpenländischer Adventsmusik<br />

waren die Konzerte des Singkreis<br />

Runkelstein am vergangenen 27. November<br />

in der Franziskanerkirche in Bozen ein<br />

Geschenk. Chorleiterin Petra Sölva hat es<br />

verstanden, den Stimmen Zartheit, Innigkeit<br />

und Kraft zu entlocken. Das Programm<br />

wurde einfühlsam auf den Advent<br />

wie „Hiatz kimmb a wunderbare Zeit“ sowie<br />

auf die Jahreszeit „Is‘ finster draußt"<br />

und "Still, ganz still is da Winta hiatz keman“<br />

abgestimmt. Auch der darauf folgende<br />

8. Dezember zum Fest Mariä Empfängnis<br />

wurde thematisch durch mehrere<br />

Marienlieder beleuchtet – etwa mit „Maria<br />

ging übers Gebirge“, wobei die erste Strophe<br />

vom Männerchor, die zweite Strophe<br />

mit drei Solostimmen von Frauen, die dritte<br />

Strophe vom gesamten Chor und abschließend<br />

vom Männerchor vorgetragen wurde.<br />

Das Quartett „Holzsound“ vom Ritten unter<br />

der Leitung von Andreas Mair unterstrich<br />

mit dem „Advent Boarischer“ und<br />

anderen Melodien, wie „Es wird ein Stern<br />

aufgehen", die Fröhlichkeit der Adventszeit.<br />

Das Konzert wurde mit dem schlichten<br />

Lied „ An Friedn dafragn“ und dem<br />

Andachtsjodler würdig beendet.<br />

Der Singkreis Runkelstein gestaltete in der Franziskanerkirche in Bozen ein besinnliches<br />

Adventskonzert.<br />

KulturFenster<br />

39<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Der Begriff Heimat lässt sich weder<br />

übersetzen noch ersetzen – Heimat ist<br />

etwas ganz Besonderes.<br />

KulturFenster 40<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


verwurzelt<br />

„Heimat ist eine Einladung“<br />

Versuche einer Begriffsdefinition – Das sagt der Heimatpflegeverband<br />

„Heimat, immer noch? – Zur Dauer und Aktualität<br />

eines Begriffes“ – unter diesem Titel<br />

fand im Dezember 2021 an der Freien<br />

Universität Bozen eine Tagung statt. Die<br />

Veranstaltung ist Anlass für den Heimatpflegeverband,<br />

den nicht unumstrittenen<br />

Begriff, den er in seinem Namen trägt, näher<br />

zu beleuchten. Jeder und jede kann<br />

und sollte sich vielleicht einmal die Frage<br />

stellen: Was ist Heimat? Auf dieser und<br />

den folgenden Seiten gibt es einige Inspirationen<br />

für den ganz persönlichen Heimatbegriff.<br />

Für den Heimatpflegeverband Südtirol<br />

nahm Obfrau Claudia Plaikner an der Tagung<br />

„Heimat, immer noch?“ teil. Aus ihrem<br />

Statement – hier zusammengefasst<br />

– geht klar hervor, was der Begriff Heimat<br />

für den Verband bedeutet, der ihn<br />

namentlich vertritt:<br />

„Heimat ist ein altes Wort: Verwahr ich‘s<br />

oder werf ich‘s fort?“, singt der deutsche<br />

Liedermacher und Folkmusiker Tom Kannmacher.<br />

Dass das Wort nicht weggeworfen<br />

werden kann, ist evident: Es wird von<br />

vielen Menschen mehr oder weniger bewusst<br />

gebraucht. Wissenschaftler*innen,<br />

Politiker*innen und auch Institutionen wie<br />

die Heimatverbände zerbrechen sich den<br />

Wie das Wetter und der Blick auf die Stadt, so ist auch der Heimatbegriff nichts Statisches,<br />

sondern etwas Dynamisches.<br />

Foto: IDM Südtirol/Tina Sturzenegger<br />

Kopf über Definition von Heimat. Man<br />

distanziert sich vom Begriff, weil ideologische<br />

Verstrickungen damit verbunden<br />

sind. Man entleert ihn der alten Konnotationen,<br />

versucht, einen adäquaten neuen<br />

Begriff an seiner statt zu fi nden.<br />

Es gibt auch Symbole, die man unwillkürlich<br />

mit dem Heimatbegriff verbindet.<br />

Foto: E. Runer<br />

Weder über- noch ersetzbar<br />

Heimat ist ein Wort, das schwerlich in<br />

eine andere Sprache zu übersetzen und<br />

schwerlich mit einem adäquaten anderen<br />

Wort zu ersetzen ist.<br />

Wir Südtiroler Heimatpfl eger*innen stehen<br />

ganz klar zu historischer und gesellschaftlicher<br />

Verantwortung, zu einem dynamischen,<br />

inkludierenden Heimatbegriff,<br />

der auch eine durchaus selbstkritische und<br />

dialogische Erinnerungskultur pflegt – so<br />

wie Aleida Assmann das in ihrem Buch<br />

„Die Wiederfindung der Nation“ als wichtigen<br />

integrierenden Bestandteil von Demokratisierung,<br />

Friedenssicherung und Anerkennung<br />

der Menschenrechte definiert.<br />

Erinnerungskultur lässt sich an den zwei<br />

Konstanten von Ort und Zeit festmachen.<br />

Kultur zu pflegen bedeutet laut unserem<br />

Verständnis die Vertiefung des Wissens<br />

über Herkunft, Geschichte, Sozial- und<br />

Kulturformen in einem definierten Umkreis.<br />

Sie widmet sich der wissenschaftlichen<br />

Aufarbeitung derselben und ver-<br />

KulturFenster 41<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


verwurzelt<br />

Heimatpflege – Pflege der Heimat: Der Schutz und die behutsame sowie verantwortungsbewusste Weiterentwicklung von Natur- und<br />

Kulturlandschaft gehören dazu.<br />

Foto: IDM Südtirol/Dietmar Denger<br />

sucht, daraus Handlungsräume für die<br />

aktuellen Themen und Herausforderungen<br />

zu entwickeln.<br />

Nicht statisch,<br />

sondern dynamisch<br />

Heimat ist nichts Statisches, sondern immer<br />

etwas Prozessuales, Dynamisches.<br />

Der Mensch schafft Heimat als Wahrnehmender<br />

und Agierender, und durch<br />

„<br />

Heimat ist ein Wort, das schwerlich<br />

in eine andere Sprache zu übersetzen<br />

und schwerlich mit einem adä-<br />

„<br />

quaten anderen Wort zu ersetzen ist.<br />

Claudia Plaikner<br />

die Ermöglichung von Partizipation entsteht<br />

Transformation. „Heimat entsteht<br />

aus emotionalen Bindungen und sozialer<br />

Vernetzung in einem persönlichen Handlungs-<br />

und Verantwortungsraum“. Diese<br />

Definition von Heimatverständnis, wie sie<br />

der BHU in Deutschland gibt, erscheint mir<br />

eine durchaus überzeugende und praktikable<br />

Annäherung an diesen so schwer<br />

zu fassenden Begriff zu sein.<br />

Heimat im Plural<br />

Die globalisierte Welt, die Möglichkeit des<br />

fast unbeschränkten Erkundens der Welt,<br />

forciert auf der einen Seite – im besten<br />

Fall – eine intellektuelle und gefühlsmäßige<br />

Öffnung gegenüber anderen Lebenswelten.<br />

Andererseits ruft es ein Bedürfnis<br />

nach Beheimatung oder besser Verortung<br />

hervor. Berufliche Notwendigkeiten<br />

und private Interessen führen dazu, dass<br />

wir im Laufe unseres Lebens häufig mehrere<br />

Heimaten kennenlernen. Wir nehmen<br />

aus diesen Heimaten einiges mit auf die<br />

Reise, einiges lassen wir – freiwillig oder<br />

auch notgedrungen – zurück. „Heimat entsteht<br />

durch das inspirierte Tun vieler, geprägt<br />

vom Mut, sich selbst an kulturelles<br />

und gesellschaftliches Wirken heranzuwagen<br />

…“, schrieb der Bayerische Landesverein<br />

für Heimatpflege 2019 in einem offenen<br />

Brief.<br />

Für den Heimatpflegeverband Südtirol entstehen<br />

konkrete Handlungs- und Verantwortungsräume<br />

im Schutz und in der behutsamen<br />

und verantwortungsbewussten<br />

Weiterentwicklung von Natur- und Kulturlandschaft.<br />

Wir setzen dabei zunehmend<br />

auf Netzwerkarbeit, um durch Partizipation<br />

das Engagement von Einzelpersonen<br />

und Vereinigungen mit zu unterstützen.<br />

Heimat ist in unserem Selbstverständnis<br />

prinzipiell eine Einladung.<br />

Claudia Plaikner<br />

KulturFenster 42<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

Neu aufgewärmt?<br />

In folgendem Beitrag beleuchtet der Historiker<br />

Hans Heiss – auch er nahm an der Tagung<br />

der Uni Bozen teil – das Thema „Heimat“<br />

aus verschiedenen Blickwinkeln und<br />

kommt zum Schluss: Südtirol wäre ein ideales<br />

Testfeld für einen offenen Heimatbegriff.<br />

Die Klimakrise hat die Frage der Heimat<br />

wiederum aufs Tapet gebracht und neu<br />

aufgewärmt, im wahrsten Wortsinne. Denn<br />

die klimatischen Veränderungen zielen wie<br />

„Heimat“ auf allgemeine und größere Zusammenhänge,<br />

die in diesem Fall zudem<br />

eine globale Dimension erreichen. Sie erreichen<br />

aber auch die subjektive Dimension,<br />

wenn die Klimakrise die Frage an<br />

uns richtet: Welche Verantwortung willst<br />

du übernehmen?<br />

Heimat in der Klimakrise –<br />

Ein Beitrag des Historikers Hans Heiss<br />

Der Historiker Hans Heiss erklärt, warum<br />

Heimat in direktem Zusammenhang mit der<br />

Klimakrise steht.<br />

Nächstes und Fernstes sind eng verbunden.<br />

Wer sein bislang gewohntes CO 2<br />

-Paket<br />

weiter ungerührt in die Luft bläst, beschädigt<br />

damit nicht nur die eigene Ökosphäre,<br />

sondern auch den Lebensraum von Menschen<br />

und Gesellschaften auf einer anderen<br />

Seite des Planeten und greift ihre<br />

Heimaten an. Damit stehen persönliche<br />

Lebensführung, eigene Werthaltungen<br />

und Raumvorstellungen grundlegend auf<br />

dem Prüfstand. „Heimat“ ist mehr als das<br />

Eigene. Die Klimakrise zerbricht vertraute<br />

Zusammenhänge von Raum und Zeit, von<br />

Aktion, Umgang und Austausch, von Riten<br />

und Gewohnheiten. Und sie stellt drei<br />

grundlegende Fragen: Wo leben wir? Mit<br />

wem leben wir? Wie leben wir?<br />

Beim Versuch einer Antwort auf die drei<br />

einfachen Fragen wird sich bald zeigen, wie<br />

wenig wir darüber wissen. Es geht in der<br />

Klimakrise vorab darum, den eigenen Lebensraum<br />

neu zu bewerten und zu überprüfen,<br />

ob unser Handeln, das eigene Verhalten<br />

verträglich ist, ob sie das Prädikat<br />

„heimatgerecht“ verdienen.<br />

Die identitäre Versuchung<br />

Südtirol ist heute bestimmt vom Spannungsfeld<br />

dreier Pole: zwischen identitärer<br />

Versuchung, ökonomischer Verwertung<br />

und europäischer Verortung, die wir<br />

einer Erklärung zuführen.<br />

Die identitäre Versuchung einer autonomen<br />

und mehrsprachigen Provinz wie<br />

Südtirol liegt darin, das Prinzip des Ethnischen<br />

und des Eigenen als zentrale Logik<br />

zu begreifen. Das Bewusstsein vieler<br />

Bürger*innen, einer Sprachgruppe anzugehören<br />

und der eigenen Ethnie Vorrang<br />

zuzubilligen, ist der jüngeren Geschichte<br />

Südtirols eingeschrieben und<br />

ein Bauprinzip der Autonomie. Die lange<br />

dominante Ethnisierung hat sich aber in<br />

den letzten Jahrzehnten abgeschwächt.<br />

Zum Teil wurde sie übersetzt in den kommunikativen<br />

Prozess eines Miteinanders<br />

und Austausches, überwiegend aber in<br />

ein „Ohne einander“ (Gabiele Di Luca).<br />

Die Kunst vieler Deutsch- oder Italienischsprachiger,<br />

weniger der Ladiner, die jeweils<br />

andere Sprachgruppe zu vermeiden,<br />

hat hohe Virtuosität erreicht, in einer<br />

Form von sanfter Segregation, in der Südtirol<br />

führend ist. Und die Rivalität der traditionellen<br />

Sprachgruppen hat sich auch<br />

dadurch abgeschwächt, dass inzwischen<br />

140 weitere Nationalitäten in Südtirol leben<br />

und die nicht durchwegs geliebte multikulturelle<br />

Realität die Scheidelinie alter<br />

ethnischer Vorbehalte stark relativieren.<br />

Die identitäre Versuchung fühlt sich weiter<br />

hingezogen zu einer Abkehr von Italien, sie<br />

ist aber das Programm einer Minderheit,<br />

„<br />

Es geht in der Klimakrise vorab darum,<br />

den eigenen Lebensraum neu<br />

zu bewerten und zu überprüfen, ob<br />

unser Handeln, das eigene Verhalten<br />

verträglich ist, ob sie das Prädi-<br />

„<br />

kat „heimatgerecht“ verdienen.<br />

Hans Heiss<br />

KulturFenster 43<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


verwurzelt<br />

die auf Selbstbestimmung, einen Freistaat<br />

oder eine Rückkehr zu Österreich abzielt.<br />

Im Allgemeinen aber überwiegt die pragmatische<br />

Haltung „Wir sind nun halt einmal<br />

bei Italien“. Das Identitäre fi ndet sich<br />

schließlich in starker Betonung des Lokalismus,<br />

im Eigenleben vieler Dörfer, die als<br />

Konsens- und Konfl iktgemeinschaft das<br />

Eigene hingebungsvoll pflegen. Als Ortsgemeinschaft,<br />

vor allem im überaus regen<br />

Vereinsleben und der dialektalen Betonung.<br />

Der stete Bau an Mikroheimaten<br />

ist ein Bauprinzip der Autonomie.<br />

Die ökonomische<br />

Verwertung<br />

„<br />

Die Landschaft gilt als Ziel des Investments<br />

von Bauträgern, die nicht<br />

nur den landeseigenen Wohnbedarf<br />

und maßvolle Profitabilität im Auge<br />

haben, sondern das Anlage- wie Erholungsbedürfnis<br />

einer mobilen<br />

„<br />

Oberschicht.<br />

Hans Heiss<br />

Ein zweites Spannungsfeld liegt in der ökonomischen<br />

Verwertung des Landes. Man<br />

kennt den Leitspruch der IDM, Südtirol<br />

„zum begehrlichsten Lebensraum Europas“<br />

zu erheben. Die Ambivalenz der Devise<br />

ist erhellend, da sie zwar meint, Südtirol<br />

auf den Rang einer hoch begehrten<br />

Destination zu führen. In der Formel des<br />

„begehrlichsten Lebensraumes“ sind aber<br />

auch das eigene Begehren, die eigene Gier<br />

angesprochen. Und in der Tat: Die neben<br />

den Menschen und der Biosphäre wertvollste<br />

Ressource des Landes, die Landschaft,<br />

ist vielfältigen Begierden ausgesetzt.<br />

Sie gilt als Ziel des Investments von<br />

Bauträgern, die nicht nur den landeseigenen<br />

Wohnbedarf und maßvolle Profitabilität<br />

im Auge haben, sondern das Anlagewie<br />

Erholungsbedürfnis einer mobilen<br />

Oberschicht. Und Landschaft gilt als Expansionsraum<br />

touristischen Wachstums,<br />

das trotz aller Bettenstopp-Beteuerungen<br />

ungebrochen ist. Ein Gebirgsraum mit reicher<br />

wie vulnerabler Biosphäre, aber einer<br />

besiedelbaren Fläche von fünf Prozent,<br />

mag begehrenswert sein, erreicht<br />

aber in seiner Belastbarkeit sehr rasch<br />

seine Grenzen.<br />

Die europäische Verortung<br />

Die europäische Verortung Südtirols ist<br />

denkbar, aber nicht realistisch. Südtirol<br />

wäre denkbar als eine Region, die Nähe,<br />

Verbindlichkeit und seine oft gerühmte<br />

Herzlichkeit mit Offenheit verknüpft. Als<br />

ein Ort, der neben 230.000 Gästebetten<br />

auch ein Promille davon für Obdachlose<br />

bereitstellt. Als eine Provinz mit nicht nur<br />

einem einzigen kleinen „Haus der Solidarität“<br />

(in Brixen), sondern die durchgängig<br />

von Solidarität bestimmt ist.<br />

Südtirol als ein Lebensraum, der sich weniger<br />

nach außen abgrenzt, dafür aber innere<br />

Grenzen respektiert: seine begrenzte<br />

ökologische Belastbarkeit, die Vulnerabilität<br />

seiner Natur und Landschaft, deren Vielfalt<br />

stetig abnimmt und als Region, deren<br />

Begabteste jährlich nicht zu Hunderten in<br />

die Welt abziehen, sondern die ihnen als<br />

Ort der Innovation und Qualifikation Chancen<br />

in Fülle bietet.<br />

Kurzum: Südtirol wäre ein ideales Testfeld<br />

für einen offenen Heimatbegriff, dessen<br />

Realisierung aber werde ich nicht<br />

mehr erleben.<br />

Hans Heiss<br />

Südtirols Natur und Landschaft sind<br />

ebenso einzigartig wie verletztlich.<br />

Foto: E. Runer<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />

Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />

Redaktionsschluss für<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 11. März <strong>2022</strong><br />

44<br />

KulturFenster 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

Was ist Heimat?<br />

Umfrage unter den Mitgliedern des HPV-Vorstandes<br />

Heimat ist für mich dort, wo mein<br />

Herz sich rundum wohl fühlt.<br />

Heimat ist für mich<br />

... jeden Sommer<br />

aufs Neue<br />

der Duft der blühenden<br />

Edelkastanie.<br />

Johannes Ortner<br />

Agnes Andergassen<br />

Heimat bedeutet<br />

für mich ein<br />

Gefühl der Geborgenheit,<br />

Zugehörigkeit<br />

und Sicherheit.<br />

Heimat gibt in der heutigen<br />

schnelllebigen Welt Orientierung,<br />

die notwendiger denn je ist.<br />

Franz Fliri<br />

Heimat besteht für mich in erfüllenden<br />

emotionalen Bindungen, in<br />

wertvollen sozialen Beziehungen<br />

und verdichtet sich in meinem Engagement<br />

für die Kultur und Natur<br />

unseres Landes.<br />

Claudia Plaikner<br />

Heimat bedeutet<br />

für mich etwas<br />

Wertvolles, das ich<br />

verbinde mit Erinnerungen<br />

und Träumen,<br />

mit Gerüchen und Geräuschen, mit<br />

Landschaft und Natur, mit Sprache<br />

und Musik, aber besonders mit Menschen,<br />

die mir nahe stehen, und Orten,<br />

an denen ich mich mehr oder weniger<br />

zuhause fühle.<br />

Josef Vieider<br />

Heimat bedeutet für mich nicht nur<br />

den Ort, wo man den Heimatschein<br />

erhält, sondern das Land der Ahnen,<br />

der Kindheit und auch des<br />

Sterbens. Kaiser Maximilian hat in<br />

diesem Sinne treffend über Tirol gesagt,<br />

und das teile ich auch: „Tirol ist wie ein<br />

Bauernkittel, er ist rau, aber er hält fest und warm.“<br />

Georg Hörwarter<br />

Heimat verspüre ich, wo ich mich empfangen fühle und einfach sein kann. Heimat<br />

bedeutet für mich kein bestimmter Ort, keine physische Gebundenheit und ist<br />

an keine bestimmte Menschengruppe geknüpft. Die Heimatbezüge sind im ständigen<br />

Wandel und werden in den verschiedenen Lebenssituationen stets neu defi<br />

niert. Heimat sind Orte des Wohlgefühls.<br />

Valentine Kostner<br />

45<br />

KulturFenster 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


verwurzelt<br />

Weltoffen und in die<br />

Zukunft gerichtet<br />

Vom Versuch, einen ganz besonderen Begriff zu erklären<br />

„KF“: Der BHU vertritt rund 500.000 Mitglieder<br />

mit vielleicht fast ebenso vielen<br />

persönlichen Interpretationen. Wie ist es<br />

gelungen, diese auf einen gemeinsamen<br />

Nenner zu bringen?<br />

Gotzmann: Wir haben unser Anliegen mit<br />

den Landesverbänden, den Fachgruppen,<br />

dem Beirat und natürlich im Vorstand eingehend<br />

diskutiert und zudem eine Tagung<br />

zum Thema „Heimat“ organisiert. Das Ergebnis<br />

dieser Arbeiten wurde zusammengefasst,<br />

erneut in den Gremien behandelt<br />

und schließlich in der Mitgliederversammlung<br />

abgestimmt. Es war ein Prozess von<br />

zwei bis drei Jahren.<br />

Wie aus der Umfrage (Seite 35) ersichtlich,<br />

hat jeder ein ganz individuelles Verständnis<br />

von Heimat. Aber wofür steht Heimat<br />

dann eigentlich? Lässt sich der Begriff<br />

überhaupt defi nieren? Mit diesen schwierigen<br />

Fragen hat sich der Bund Heimat und<br />

Umwelt (BHU) in Deutschland auseinandergesetzt<br />

und ist auf ein spannendes Ergebnis<br />

gekommen, wie Geschäftsführerin Inge<br />

Gotzmann in folgendem Interview erklärt.<br />

„KulturFenster“: Den Begriff Heimat zu<br />

definieren, scheint ein schwieriges Unterfangen.<br />

Der Bund Heimat und Umwelt<br />

(BHU) in Deutschland hat es gewagt. Wie<br />

kam es dazu?<br />

Inge Gotzmann: Als Organisation, die den<br />

Begriff im Namen trägt, kommen wir natürlich<br />

immer wieder in die Lage, uns mit Heimat<br />

auseinanderzusetzen. Und wir stoßen<br />

unwillkürlich auf die unterschiedlichsten Interpretationen.<br />

Problematisch ist aber, dass<br />

Heimat leider immer wieder mit rechtsgerichtet<br />

gleichgesetzt oder zumindest indirekt<br />

so wahrgenommen wird. Dem wollten<br />

wir entgegentreten. Wir wollten öffentlich<br />

erklären, was wir unter Heimat verstehen.<br />

„KF“: Und was versteht der BHU darunter?<br />

Gotzmann: Nun, wir sind uns in den Diskussionen<br />

schnell klar geworden, dass es keinen<br />

Sinn macht, den Begriff mit einem Satz<br />

zu definieren, weil jegliche Definition auf<br />

irgendeine Weise eingrenzend erscheint.<br />

Also haben wir uns dazu entschlossen,<br />

eine Positionsbestimmung zu verfassen<br />

und darin zu beschreiben, wofür Heimat<br />

aus unserer Sicht steht.<br />

„KF“: Laut Duden ist Heimat ein „Ort, wo<br />

man aufgewachsen ist oder sich durch<br />

ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt“. Der<br />

BHU geht in seiner Beschreibung viel weiter.<br />

Warum?<br />

Gotzmann: Wir fanden die Duden-Definition,<br />

die Heimat rein als Ort begreift, nicht<br />

mehr passend. Zum einen, weil unsere<br />

Gesellschaft heute sehr mobil ist, viele<br />

Menschen nicht mehr dort wohnen, wo<br />

sie aufgewachsen sind, und daher vielleicht<br />

zwei oder mehrere Heimaten haben.<br />

Zum anderen ist uns bewusst, dass<br />

vor allem junge Menschen Heimat eher<br />

mit einem Gefühl als mit einem Ort verbinden.<br />

Wenn man sie fragt, bedeutet<br />

Heimat für sie in erster Linie Freunde,<br />

Familie, soziale Kontakte. Ich wage die<br />

These, dass erst mit zunehmendem Alter<br />

bestimmte Orte oder Landschaften<br />

stärker als Heimat empfunden werden,<br />

da sie mit schönen Erinnerungen und<br />

Emotionen verbunden sind. Deshalb haben<br />

wir den Begriff auf das Emotionale<br />

und Soziale ausgedehnt.<br />

„KF“: Sie haben bereits angedeutet, dass<br />

der Heimatbegriff ideologisch belastet ist.<br />

Glauben Sie, dass er dieses Brandmal jemals<br />

loswerden kann?<br />

Gotzmann: Ich fürchte, dass es nicht so<br />

einfach ist, den Begriff von seinem ideologischen<br />

Beigeschmack zu befreien. Dafür<br />

gibt es leider immer noch zu viele Kräfte,<br />

die versuchen, ihn zu instrumentalisieren.<br />

Der BHU sagt allerdings auch ganz klar:<br />

Aufgeben wollen wir den Begriff nicht. Das<br />

ist wichtig, denn wir hören aus dem universitären<br />

Bereich, insbesondere jenem<br />

der Ethnologie die These, Heimat sei nicht<br />

mehr zeitgemäß und sollte daher als Begriff<br />

nicht mehr verwendet werden. Wenn<br />

wir dem folgen, überlassen wir die „Heimat“<br />

tatsächlich den Rechten.<br />

KulturFenster 46<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

„<br />

„KF“: Reicht ein Positionspapier aus, um<br />

sich von der rechten Ecke zu distanzieren?<br />

Gotzmann: Ich glaube, es reicht für uns Heimatverbände<br />

nicht, einfach zu sagen: Wir<br />

Heimatverbände verstehen Heimat nicht<br />

als rechtsgerichtet. Vielmehr müssen wir<br />

unsere Haltung offensiv stärken und kommunikativ<br />

damit umgehen, zum Beispiel<br />

mit Veranstaltungen, im Internet, in Kulturzeitschriften.<br />

Wir sollten den Begriff zudem<br />

aktiv nutzen, ihn gestalten. Auch das<br />

Positionspapier des BHU ist nicht in Stein<br />

gemeißelt. Es kann eines Tages auch weiterentwickelt<br />

und der Zeit angepasst werden.<br />

Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Die Gestaltung<br />

unseres Positionspapieres liegt in<br />

etwa vier Jahre zurück. Die Zeit war damals<br />

vor allem in Deutschland sehr stark von der<br />

Flüchtlingsbewegung geprägt. Deshalb haben<br />

wir an manchen Stellen im Papier besonders<br />

betont, dass es auch Menschen<br />

gibt, die ihre Heimat verlieren, und dass<br />

es darum geht, offen zu sein für alle, die<br />

ankommen und hoffentlich hier bei uns<br />

Heimat fi nden. Diese Betonung hätte es<br />

früher vielleicht nicht so gegeben.<br />

„<br />

Problematisch ist, dass der Begriff Heimat leider immer<br />

wieder mit rechtsgerichtet gleichgesetzt oder zumindest<br />

indirekt so wahrgenommen wird.<br />

Ich wage die These, dass erst mit zunehmendem Alter<br />

bestimmte Orte oder Landschaften stärker als Heimat<br />

empfunden werden, da sie mit schönen Erinnerungen und<br />

Emotionen verbunden sind. Je mehr sich die Menschen bewusst<br />

werden, was Teil ihrer Heimat ist, sei es Materielles oder<br />

Immaterielles, desto wertvoller wird diese Heimat.<br />

„KF“: In seiner Definition gibt der BHU der<br />

Heimat viel Spielraum. Können Sie einige<br />

wesentliche Punkte hervorheben?<br />

Gotzmann: Ich glaube schon, dass Heimat<br />

auch als Ort eine wichtige Rolle spielt. Wesentlich<br />

sind aber auch die sozialen Beziehungen.<br />

Im Positionspapier haben wir versucht,<br />

deutlich zu machen, dass es auch<br />

um das persönliche Engagement geht. Man<br />

sollte vernetzt, Teil einer Gesellschaft sein.<br />

„KF“: Es fällt auf, dass auf die Partizipation,<br />

also die Teilhabe, Wert gelegt wird. Warum?<br />

Gotzmann: Je mehr sich die Menschen bewusst<br />

werden, was Teil ihrer Heimat ist,<br />

sei es Materielles oder Immaterielles, desto<br />

wertvoller wird diese Heimat – und damit<br />

auch die Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen,<br />

sie zu gestalten oder<br />

zu erhalten.<br />

„KF“: In Südtirol ist Heimat sehr eng mit<br />

Tradition verstrickt. Wie wichtig ist Tradition?<br />

Gotzmann: Es ist interessant, dass in gewissen<br />

Gebieten wie Südtirol, Bayern, Österreich,<br />

aber auch in Schleswig Holstein<br />

Bund Heimat und Umwelt in Deutschland<br />

Inge Gotzmann<br />

Der 1904 gegründete Bund Heimat und Umwelt<br />

in Deutschland (BHU) ist der Bundesverband<br />

der Bürger- und Heimatverbände in Deutschland<br />

– vergleichbar mit dem Heimatpflegeverband<br />

in Südtirol, jedoch auf gesamtstaatlicher<br />

Ebene. Über seine 18 Landesverbände vertritt<br />

er rund 500.000 Mitglieder und ist damit die<br />

größte kulturelle Bürgerbewegung dieser Art in<br />

Deutschland.<br />

oder Mecklenburg Vorpommern Heimat<br />

stark mit Traditionen wie Tracht, Tanz und<br />

Musik verbunden ist. Wir hier in Bonn –<br />

der Sitz des BHU ist in Nordrhein-Westfalen<br />

– verbinden Heimat im Vergleich weniger<br />

mit diesen traditionellen Themen.<br />

Insofern ist das ein weiterer Aspekt, der<br />

beweist, dass Heimat ganz unterschiedlich<br />

wahrgenommen wird.<br />

„KF“: Wie könnte man Ihrer Ansicht nach<br />

junge Menschen dazu animieren, sich mit<br />

dem Heimatbegriff auseinanderzusetzen<br />

und also auch mit den Themen der Heimatverbände?<br />

Gotzmann: Jugend ist für unseren Verband<br />

ein Dauerthema, wohl auch deshalb, weil<br />

es nicht so einfach ist, jüngere Generationen<br />

mit unseren Ideen zu erreichen. Es<br />

gibt eine ganze Reihe von Initiativen, deren<br />

Erfolg aber sehr von den Personen abhängt,<br />

die mit den Kindern und Jugendlichen<br />

in Kontakt stehen. Ebenso ist es bei<br />

den Schulprojekten, die nur dort gut gelingen,<br />

wo das Engagement und Interesse<br />

von Direktoren oder Lehrpersonen entsprechend<br />

ist. Leider sind Lehrpersonen stark<br />

an Vorgaben gebunden und haben kaum<br />

die Möglichkeit, den Unterricht frei zu gestalten.<br />

Ich bin mir aber sicher, dass mit<br />

zunehmendem Alter auch das Interesse<br />

an Heimat steigt.<br />

„KF“: Die gute alte Heimatkunde wieder<br />

als Schulfach …?<br />

Gotzmann: Ich bin mir nicht sicher, ob das<br />

die Lösung ist. Kritische Stimmen sagen,<br />

dass es dann zur Pflicht würde, und wir<br />

wollen ja eigentlich die Begeisterung, das<br />

ehrliche Empfinden für den Wert der Heimat<br />

stärken. Vielleicht ist es sinnvoller, Angebote<br />

zu machen, die freiwillig sind und<br />

jungen Leuten Spaß machen.<br />

„KF“: Der BHU hat seine Haltung zum Begriff<br />

„Heimat“ auf seiner Internetseite veröffentlicht.<br />

Wie reagieren Menschen, Organisationen,<br />

die Politik?<br />

Gotzmann: Es gibt eigentlich kaum offizielle<br />

Reaktionen. Was uns aber aufgefallen<br />

ist, dass sich junge Menschen, die sich bei<br />

uns auf eine Stellenausschreibung bewerben,<br />

im Internet über uns erkundigen und<br />

wissen wollen, was wir überhaupt machen,<br />

wofür wir stehen, ob wir womöglich rechtsgerichtet<br />

sind. Sie sind dann meist positiv<br />

überrascht, wenn sie den Inhalt des Positionspapiers<br />

lesen, weil sie merken, welch<br />

weltoffene und in die Zukunft gerichtete<br />

Haltung wir haben.<br />

KulturFenster 47<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


verwurzelt<br />

Emotional, sozial, persönlich<br />

Auszüge aus der Positionsbestimmung des BHU in Deutschland<br />

➤ Heimat entsteht aus emotionalen Bindungen<br />

und sozialer Vernetzung in einem<br />

persönlichen Handlungs- und Verantwortungsraum.<br />

➤ Heimat bedeutet Verortung, die materiell<br />

und räumlich, virtuell oder in anderen<br />

Formen ausgebildet ist. Ankerpunkte<br />

für Heimat können die Landschaft, die<br />

Stadt, das Dorf oder die Nachbarschaft<br />

sein, das Natur- und Kulturerbe, aber<br />

auch Arbeit und Gemeinschaft, geteilte<br />

Überzeugungen, gemeinsame Interessen<br />

und vielfältige Weisen des realen<br />

und virtuellen Austausches von Menschen.<br />

Heimat ist dynamisch, weil es<br />

im Leben der Menschen viele Ankerpunkte<br />

geben kann.<br />

➤ Wenn Menschen sich verankert und<br />

gestärkt fühlen, empfinden sie ihr Lebensumfeld<br />

als Heimat, denn Heimat<br />

betrifft den Menschen als soziales Wesen.<br />

Als persönlicher Verantwortungsraum<br />

umspannt Heimat Lokales und<br />

Globales. Geschichtsbewusstsein und<br />

die Suche nach Erklärungen dafür, warum<br />

die Dinge so – geworden – sind, wie<br />

sie heute sind, gehören zur Aneignung<br />

von Heimat. Freude am Mitwirken und<br />

Ideen für die Zukunft sind weitere wichtige<br />

Triebfedern, wenn es darum geht, individuelle<br />

und gesellschaftliche Lebensqualität<br />

zu erhalten und zu gestalten.<br />

➤ Heimat zu fi nden, ist auch ein Vernetzungsprozess,<br />

der den sozialen Zusammenhalt<br />

stärkt. Die Grundlage dafür ist<br />

die Kommunikation, eine entscheidende<br />

Voraussetzung ist die Möglichkeit der<br />

Teilhabe und der Teilnahme für alle.<br />

➤ Um Heimat zu pflegen und zu gestalten,<br />

braucht es das Engagement der<br />

Zivilgesellschaft, der Bürgerinnen und<br />

Bürger. Heimat-, Geschichts- und Bürgervereine<br />

sowie viele neu entstandene<br />

Formen von Engagement haben große<br />

Bedeutung für das soziale Leben, im<br />

ländlichen Raum ebenso wie in den<br />

Städten. Mit ihrer Arbeit tragen diese<br />

engagierten Menschen zur Stabilität der<br />

Gesellschaft bei, zum Beispiel in Zeiten<br />

neuer Ideale des Wirtschaftens und Zusammenlebens<br />

sowie im Spannungsfeld<br />

staatlicher Hoheit und privatisierender<br />

Partizipation ist ein wichtiges Schlagwort. „Das Recht auf Mitgestaltung der Heimat …<br />

soll allen Menschen zugestanden werden“, heißt es im Positionspapier. Foto: BHU<br />

Tendenzen. Das Recht auf Heimat ist<br />

ein Menschenrecht; auch das Recht auf<br />

Partizipation verstehen wir so.<br />

➤ … Heimat endet nicht an politischen<br />

Grenzen: So mobil die Menschen sind,<br />

so mobil ist auch Heimat geworden.<br />

Heute leben und agieren viele Menschen<br />

nacheinander an mehreren, oft<br />

weit voneinander entfernten Orten, die<br />

sie als Heimat bezeichnen. Sie haben<br />

also mehrere Heimaten. Eine wichtige<br />

Aufgabe unserer Zeit ist es, Menschen<br />

den Erwerb emotionaler Bindungen an<br />

weitere Heimaten zu ermöglichen. …<br />

Aus der Überzeugung, dass Heimat<br />

dynamisch ist und den Zusammenhalt<br />

im größeren Rahmen braucht, fordern<br />

wir, dass die europäische Zusammenarbeit<br />

nicht auf wirtschaftliche Zusammenhänge<br />

verengt wird, sondern die in<br />

Europa beheimateten Bürgerinnen und<br />

Bürger in den Mittelpunkt des Handelns<br />

stellt. Deswegen müssen die Menschen,<br />

ihre Gefühle und Bedürfnisse immer im<br />

Blick behalten werden.<br />

Um Heimat zu pflegen und zu gestalten, braucht es das Engagement der Zivilgesellschaft.<br />

Foto: E. Runer<br />

KulturFenster 48<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


informiert & reektiert<br />

Heimat und Jugend<br />

Das Jahresthema <strong>2022</strong> stellt die jungen Menschen in den Mittelpunkt<br />

Der Heimatpflegeverband<br />

Südtirol setzt im<br />

laufenden Jahr den Fokus<br />

seiner Arbeit auf die<br />

Jugend. Spannende Initiativen<br />

sind geplant.<br />

Junge Menschen sind sehr wohl zu begeistern<br />

und für wichtige Themen zu<br />

bewegen.<br />

Foto: Pixabay<br />

Die Tätigkeiten des Heimatpflegeverbandes<br />

sind<br />

sehr breit gefächert, geht<br />

es doch um die Kulturund<br />

Naturlandschaft in<br />

Südtirol. Deshalb hat der<br />

HPV auch die Fokussierung<br />

auf ein Jahresthema<br />

in sein Programm aufgenommen.<br />

2021 lautete<br />

das Schwerpunktthema<br />

„Baukultur“, das mit Tagungen,<br />

Info-Veranstaltungen,<br />

Ortsbegehungen<br />

und Medienberichten behandelt<br />

wurde.<br />

<strong>2022</strong> soll im Zeichen der<br />

Jugend stehen: Die Kinder<br />

und Jugendlichen von heute sind die Erwachsenen<br />

und Entscheidungsträger*innen<br />

von morgen. Deshalb erscheint es uns<br />

wichtig, sie so früh wie möglich für viele<br />

gesellschafts- und kulturrelevante Themen<br />

zu sensibilisieren. Es bietet sich hier eine<br />

große Auswahl an Themen an, die wir als<br />

Heimatpfleger*innen auch behandeln.<br />

Über das Kennenlernen unserer Heimat<br />

wird die Wertschätzung und in der Folge<br />

im besten Fall der persönliche Einsatz für<br />

Natur und Kultur angestoßen.<br />

Schule als Partnerstruktur<br />

An welcher Stelle kann man bei Kindern<br />

und Jugendlichen ansetzen? Neben der<br />

Familie ist es vor allem die Schule, in der<br />

man junge Menschen erreichen und aktivieren<br />

kann. In Zusammenarbeit und Absprache<br />

mit erfahrenen Pädagog*innen, mit<br />

dem Katholischen Südtiroler Lehrerbund<br />

(KSL) und der Pädagogischen Abteilung<br />

des Landes Südtirol gab es bereits Vorgespräche,<br />

um zu eruieren, welche Themen<br />

und Methoden sich am besten eignen, um<br />

junge Menschen zu sensibilisieren, welche<br />

Partner*innen man hierzu braucht und für<br />

welche Themen die Erarbeitung von didaktischem<br />

Material notwendig ist.<br />

„<br />

Die Kinder und Jugendlichen von<br />

heute sind die Erwachsenen und<br />

Entscheidungsträger*innen von<br />

morgen. Deshalb erscheint es uns<br />

wichtig, sie so früh wie möglich für<br />

„<br />

viele gesellschafts- und kulturrelevante<br />

Themen zu sensibilisieren.<br />

Claudia Plaikner<br />

Da junge Menschen täglich sehr viel Zeit<br />

in der virtuellen Welt (Smartphone, Computer<br />

…) verbringen, erscheint es sinnvoll,<br />

sie wieder vermehrt zu einer bewussten,<br />

„realen“ Wahrnehmung ihres Lebensumfeldes<br />

zu bewegen, um „mit Kopf, Herz<br />

und Hand“ (Johann Pestalozzi) über das<br />

kognitive Wissen, die emotionale Beteiligung<br />

und die konkrete Aktivität möglichst<br />

ganzheitlich der Welt zu begegnen und<br />

sie mitzugestalten.<br />

Geplante Projekte<br />

Der Heimatpflegeverband möchte u. a.<br />

das Projekt „Erkunde den Ort, an dem<br />

du lebst“ angehen, einen „Heimatkoffer“<br />

bzw. eine „Heimatmappe“ in Zusammenarbeit<br />

mit pädagogisch-didaktischen<br />

Fachleuten erarbeiten sowie im Rahmen<br />

des fächerübergreifenden Lernbereichs<br />

„Gesellschaftliche Bildung“ – zu dem u.<br />

a. Kulturbewusstsein und Nachhaltigkeit<br />

gehören – in den Schulen Angebote an<br />

Lehrpersonen und Schüler*innen in den<br />

genannten Bereichen machen.<br />

Junge Menschen sind sehr wohl zu bewegen<br />

und zu begeistern – man denke an die<br />

Bewegung „Fridays for Future“. Wir möchten<br />

sie darin unterstützen, durch die Aneignung<br />

von Kenntnissen und durch die<br />

Auseinandersetzung mit den Entwicklungen<br />

in unserem Land verantwortungsbewusste<br />

Gestalter*innen ihrer Heimat zu werden.<br />

Claudia Plaikner<br />

KulturFenster 49<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


informiert & reektiert<br />

Der Rucksack<br />

Mit dem Leinen- oder Lederrucksack auf<br />

den Markt – früher war das ein alltägliches<br />

Bild.<br />

Dinge des Alltags<br />

aus Geschichte und<br />

Gegenwart<br />

Ein Rucksack gehört heute zum Alltag<br />

und zur Freizeit vieler Menschen dazu.<br />

Bereits die Kleinsten gehen mit einem<br />

Säckchen auf dem Rücken in den Kindergarten.<br />

Schulkinder verstauen in ihrem<br />

Rucksack Bücher und Hefte, Erwachsene<br />

nutzen ihn für den Transport<br />

von Laptop und anderen Geräten. Paketzusteller,<br />

die in den Städten durch die<br />

Straßen und Gassen fl itzen, verwenden<br />

ihn sowieso. Aus den Freizeitaktivitäten<br />

ist der Rucksack erst recht nicht mehr<br />

wegzudenken. Er hat es zum Universaltransportmittel<br />

geschafft.<br />

Während gegenwärtig ständig neue Modelle<br />

und gerade für Sport- und Freizeitzwecke<br />

immer leichtere Materialien auf<br />

den Markt kommen, waren Rucksäcke ursprünglich<br />

aus Leder oder starkem Leinen<br />

gemacht. Neben dem großen Beutel hatten<br />

sie zum Teil auch Außenfächer mit Riemen<br />

und Schnallen.<br />

Wann und wo der Rucksack entstanden<br />

ist, ist nicht bekannt. Im Reclam-Kostümlexikon<br />

wird er als „beutelförmige Tasche<br />

mit zwei Gurten“ beschrieben. Zur Verwendung<br />

steht Folgendes: „Bereits seit der<br />

Bronzezeit, u. a. zum Transport von Salz aus<br />

Bergwerken, erhielt er sich besonders bei<br />

Jägern und Wanderern“. Die Liste der einstigen<br />

Träger*innen ließe sich stark erweitern.<br />

So waren Rucksäcke fester Bestandteil<br />

der Ausrüstung von Soldaten. Auch Bauern,<br />

die auf einen Markt gingen, oder Handwerker<br />

auf der Stör trugen einen Rucksack<br />

auf dem Rücken.<br />

Neben diesen Funktionen als Tragegerät<br />

war ein Rucksack aber noch weit mehr.<br />

Der Inhalt des Sackes, gefüllt mit Wäsche<br />

und persönlichen Dingen, war oft alles, was<br />

ein Mensch besaß. So fand das Hab und<br />

Gut von Dienstboten, die an den Schlenggeltagen<br />

ihren Arbeitsplatz wechselten, im<br />

Rucksack Platz. Im Vintschger Museum in<br />

Schluderns ist ein Exemplar aus Leinen ausgestellt,<br />

weil „ein Rucksack und ein Wanderstab“<br />

oft das Einzige waren, das Schwabenkinder<br />

bei sich hatten, als sie ihre Heimat<br />

verließen und sich auf den Weg machten.<br />

Im Etschtal und am Tschögglberg wurde für<br />

den Rucksack der Begriff „Schnurfer“ verwendet.<br />

Diese Bezeichnung mag vom Wort<br />

schnurfen (einziehen, schrumpfen) kommen.<br />

Barbara M. Stocker<br />

Rucksäcke trugen auch Frauen, die in<br />

der Stadt einkauften oder ihre Waren<br />

verkauften.<br />

Fotos: Erika Groth-Schmachtenberger,<br />

Archiv SVM/ Inv.-<strong>Nr</strong>. 241 und 5296.<br />

50<br />

KulturFenster 01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

Immaterielles<br />

UNESCO-Weltkulturerbe als Ziel<br />

Waale im Obervinschgau auf nationaler Liste des immateriellen Kulturerbes<br />

Die Wiesenbewässerung auf der Malser<br />

Haide ist eine jahrhundertealte Kulturtechnik,<br />

die bis heute nichts von ihrer Effizienz<br />

und Faszination eingebüßt hat. Davon ist<br />

auch das Landwirtschaftsministerium in Rom<br />

überzeugt und hat die Praktik der traditionellen<br />

Bewässerung im Obervinschgau auf<br />

die nationale Liste für landwirtschaftliche<br />

Praktiken und traditionelles Wissen gesetzt.<br />

Knapp 400 Hektar werden auf der Malser<br />

Haide noch traditionell über Waale bewässert,<br />

indem sie nach einem streng geregelten<br />

Zeitplan, der sogenannten „Road“, in<br />

regelmäßigen Abständen überflutet werden.<br />

„Die Kulturtechnik der Überflutung<br />

hat keinen musealen Charakter, sondern<br />

ist eine effiziente Technik, die heute nach<br />

wie vor so angewandt wird wie vor Hunderten<br />

von Jahren“, erklärt Verbandsobfrau<br />

Claudia Plaikner. „Aus diesem Grund<br />

sind wir der Meinung, dass sie auch eine<br />

Zukunft haben sollte.“<br />

Auf Bedeutung der Waale<br />

aufmerksam machen<br />

Der Heimatpflegeverband arbeitet zusammen<br />

mit der Bauernbund-Ortsgruppe Burgeis,<br />

der Gemeinde Mals, dem Heimatpflegeverein<br />

Mals und dem Wirtschaftsdienstleister<br />

IDM daran, die traditionelle Bewässerung im<br />

Obervinschgau über Waale zum internationalen<br />

immateriellen Weltkulturerbe zu machen.<br />

Damit soll der Öffentlichkeit der Wert<br />

und die Bedeutung dieser Kulturtechnik vor<br />

Augen geführt werden, aber auch welcher<br />

Aufwand damit verbunden ist. Gleichzeitig<br />

wären damit auch neue Projekte und Fördermittel<br />

zugänglich, um die traditionelle<br />

Bewässerung attraktiv zu halten.<br />

Nun wurde mit der positiven Bewertung des<br />

Ansuchens und der Aufnahme in das nationale<br />

Register eine erste wichtige Etappe<br />

erreicht.<br />

Nächster Schritt: Aufnahme<br />

in die Welterbe-Liste<br />

Mehrere Interessensgruppen in Deutschland,<br />

der Schweiz, Belgien, Niederlande,<br />

Luxemburg und vor allem in Österreich stellen<br />

in Kürze ein gemeinsames Ansuchen<br />

für die Aufnahme der traditionellen Bewässerung<br />

über Kanäle in die internationale Liste<br />

des immateriellen Weltkulturerbes. Nun<br />

steht fest, dass auch Südtirol dabei ist. Die<br />

italienische UNESCO-Kommission hat Mitte<br />

Jänner <strong>2022</strong> der Teilnahme an der internationalen<br />

Bewerbung zugestimmt.<br />

HPV<br />

„<br />

Die Kulturtechnik der Überflutung<br />

hat keinen musealen Charakter, sondern<br />

ist eine effiziente Technik, die<br />

„<br />

heute nach wie vor so angewandt<br />

wird wie vor Hunderten von Jahren.<br />

Claudia Plaikner<br />

Als immaterielles Weltkulturerbe<br />

könnten die Waale mehr Aufmerksamkeit<br />

erhalten.<br />

Die Kulturtechnik der Überflutung mit<br />

Hilfe von Waalen ist alt, aber dennoch<br />

modern und hocheffizient. Fotos: HPV<br />

KulturFenster 51<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


informiert & reektiert<br />

Die Kornelkirsche (Cornus mas)<br />

Natur-, Kultur- und Namensgeschichte eines besonderen Strauches<br />

„A blianete Granellschtaud hinter der Kirch“ in Vilpian<br />

Nach den kalten Wintertagen läuten die<br />

Blüten der Kornelkirsche in vielen Teilen<br />

Südtirols den Frühling ein. Grund genug,<br />

um die Kornelkirsche vorzustellen.<br />

Die Kornelkirsche (auch Gelber Hartriegel)<br />

gehört zur Familie der Hartriegelgewächse.<br />

Mit seinen schwefelgelben, vor<br />

dem Laub erscheinenden Blüten, läutet<br />

der Strauch Ende, mitunter sogar Mitte<br />

März bis Anfang April den Frühling auf<br />

unseren Mittelgebirgsterrassen ein.<br />

Das Hauptverbreitungsgebiet der Kornelkirsche<br />

erstreckt sich von Ostösterreich<br />

über den gesamten Balkan bis nach<br />

Kleinasien, den Kaukausus und die Krim,<br />

sie kommt aber auch in Italien und Frankreich<br />

vor. Die Nordgrenze bildet Mitteldeutschland.<br />

Der anspruchslose Strauch<br />

liebt sonnige Hänge, Waldränder, ist kalkhold<br />

und wird bis zu 100 Jahre alt. Einzelexemplare<br />

erreichen mitunter ein Alter von<br />

250 Jahren. Das größte bekannte Exemplar<br />

ist die „Sigrid-Dirndl“ in Michelbach<br />

(Niederösterreich) mit einem Stammumfang<br />

von 1,8 Metern.<br />

Woher die<br />

Bezeichnung kommt<br />

Der Name Kornelkirsche ist eine Entlehnung<br />

aus dem lateinischen cornus<br />

„Hartriegel“ (hart wie ein „Horn“), woraus<br />

sich die Diminutivform cornolium entwickelte,<br />

Ausgangspunkt für das im 11. Jh.<br />

belegte althochdeutsche churniboum bzw.<br />

chuirnilboum. In den verschiedenen Tiroler<br />

Mundarten wird der Strauch mit den<br />

schmackhaften roten Früchten durchwegs<br />

Granellschtaud, Garnelln, Grinelln<br />

oder Ganelln genannt. In Bayern, Salzburg,<br />

Kärnten, der Steiermark und Böhmen<br />

kennt man ihn als Dirnbaum oder Diandl;<br />

in Süd- und Mitteldeutschland wird<br />

er Dirlitz, Horlitze bzw. Herlitze genannt.<br />

Orts- und Flurnamen<br />

Von der mundartlichen Form Granell leiten<br />

sich zahlreiche Flurnamen ab, wie<br />

z’Garnella in Stilfs, Garnelln in Kaltern,<br />

Garnell in Latzfons oder der Garnellbühl<br />

in St. Oswald/Kastelruth. Im milden Westen<br />

und Süden Südtirols stößt man häufig<br />

auf den Hof- und Geländenamen Karnol<br />

(Goldrain, Naturns, Grissian, Andrian,<br />

Aldein, St. Andrä), der mundartlich oft zu<br />

KulturFenster 52<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

Ginoal verschliffen wurde. Karnol ist eine<br />

Entlehnung aus dem Alpenromanischen<br />

*kornj la (area) „Gelände mit Kornelkirschenbewuchs“.<br />

Es gibt noch weitere Namen,<br />

in denen die Kornelkirsche steckt:<br />

Kornell in Siebeneich, Karnod in Völs und<br />

der Ort Karneid. Letzterer könnte auf ein<br />

romanisches Mengensuffix *cornēdu<br />

„Kornelkirschen-Bestand“ zurückgehen.<br />

Ein Eisenholz<br />

Die häufigen Flur-, Hof- und Ortsnamen<br />

setzen voraus, dass die Kornelkirsche früher<br />

häufig angepflanzt wurde – aus einem<br />

ganz bestimmten Grund: Es handelt sich<br />

um das härteste in Europa vorkommende<br />

Holz, das zu den sogenannten Eisenhölzern<br />

zählt. Ein Schlag auf den Stamm<br />

dieses Strauches genügt. Erstaunlich ist<br />

auch, dass das dichte Holz im Wasser<br />

nicht schwimmt.<br />

Das „Eisenholz“ ist technologiegeschichtlich<br />

bedeutsam. Es wurde dort eingesetzt,<br />

wo man beanspruchte Holzteile brauchte,<br />

also für die Herstellung von Messergriffen,<br />

Hammerschäften, Zahnrädern in Mühlwerken,<br />

Klüpfeln in der Bildhauerei, hölzerne<br />

Schusternägel, Kämme oder mathematische<br />

Instrumente. Vor allem aber<br />

benötigten Drechsler und Rädermachern<br />

das harte Holz zur Herstellung der Radspeichen.<br />

Feste Spazierstöcke wurden<br />

und werden nach wie vor aus „Granellenholz“<br />

geschnitzt.<br />

Ein Strauch für harte<br />

Männer...<br />

Einen abgehärteten Mann nennt man in<br />

Kastelruth und Völs heute noch einen<br />

„Granellenen“, die lateinische Artkennzeichnung<br />

„mas“ bedeutet „männlich“<br />

im Sinne von „hart, beständig“.<br />

Aus der Geschichte weiß man, dass die<br />

Wurfspeere der Antike, wie die sechs Meter<br />

hohen Lanzen der mazedonischen Phalanx,<br />

vorzugsweise aus dem Holz der Kornelkirsche<br />

bestanden. „Er schwang die<br />

mit Erz vorblinkende Last der Kornelle“,<br />

dichtet Ovid in den Metamorphosen und<br />

umschreibt metaphernreich den Speer.<br />

Der Dichter Pausanias überliefert, dass<br />

das Trojanische Pferd aus Granellenholz<br />

gezimmert war, um die menschliche Last<br />

in seinem Inneren zu tragen. Dass der<br />

Bogen des Odysseus aus dem Holz der<br />

Kornelkirsche bestand, versteht sich von<br />

selbst. Selbst seine in Schweine verzauberten<br />

Gefährten wurden mit Eicheln,<br />

Bucheckern und Granellen gemästet.<br />

Auf dem römischen Palatin stand der<br />

Überlieferung nach ein uralter Kornelkirschenbaum,<br />

der wieder austrieb, als<br />

Romulus und Remus ihre „kornellene“<br />

Lanze als Grenze in den Boden stießen.<br />

Früchte und Destillate<br />

Die in überreifem Zustand wohlschmeckenden<br />

Früchte werden Anfang September<br />

geerntet und zu Marmeladen, Kompotten<br />

und Fruchtsäften verarbeitet. In<br />

Albanien und in der Türkei wird daraus das<br />

Erfrischungsgetränk „Scherbet“ hergestellt.<br />

Am Balkan sind die Früchte im Herbst allgegenwärtig<br />

und bis heute ein Grundnahrungsmittel<br />

geblieben. Eine Spezialität ist in<br />

Niederösterreich der Dirndlbrand – ideal,<br />

um auf den Frühling anzustoßen.<br />

Johannes Ortner<br />

Schneaglögglen<br />

Ban Mühlbachl untn,<br />

die Schneaglögglen, die zortn,<br />

kennens foscht nimmr drwortn.<br />

Tians Köpfl gonz gwundrig zan Himml reckn;<br />

dr Winter isch long gnua gwesn,<br />

wou sie sich hom gmiaßt vrsteckn<br />

und iatz tuat sie der erschte worme Sunnenstrohl weckn.<br />

Olt und jung, olle hom drmit a Freid,<br />

wenns draußn wiedr griant und treib,<br />

dr Langes isch nimmer weit!<br />

Maria Sulzer<br />

KulturFenster 53<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


informiert & reektiert<br />

Quadra, Fascha und Gebreite<br />

Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (6)<br />

Fascha<br />

Im „KulturFenster“ <strong>Nr</strong>. 06/2021 wurde<br />

das weite Themenfeld der Rodungsnamen<br />

abgeschlossen. In dieser und in den folgenden<br />

Ausgaben werden nun historische<br />

Flurnamen in Bezug auf Acker- und Feldbau<br />

vorgestellt.<br />

Quadra<br />

Fascha, Matsch;<br />

Franziszeischer Kataster 1855–1861<br />

Bei Quadres in Mals ist der<br />

quaderartige Flurblock (bestehend<br />

aus 8 Grundparzellen)<br />

noch gut zu erkennen.<br />

Franziszeischer Kataster 1855–1861<br />

Die Gebreite (mda. Gipraate)<br />

in Oberolang<br />

Franziszeischer Kataster 1855–1861<br />

Im Obervinschgau, im Tiroler Oberland<br />

und in Graubünden stößt man immer wieder<br />

auf den Flurnamentyp „Quadra“. Ein<br />

Beispiel: die Groß- und Klein-Quadra in<br />

Burgeis. Goswin von Marienberg erwähnt<br />

im Urbar von 1394 allein für Burgeis eine<br />

Quadraprada, eine Quadra de cruce und<br />

eine Quadra abbatisse). Jeweils eine Quadra<br />

ist in Schleis, Prämajur, Taufers i. M.<br />

und in Glurns zu verzeichnen, auffälligerweise<br />

jeweils bei den frühmittelalterlichen<br />

Eigenkirchen St. Jakob in Söles sowie St.<br />

Lorenz. Weitere Beispiele: Quadres in Mals<br />

und in Matsch, jeweils eine Quadrella in<br />

Taufers i. M. und in Laatsch. Ableitungen<br />

zu Quadra kennt auch das bereits früher<br />

eingedeutschte Burggrafenamt: Quadrat<br />

(mda. Ggo-drëgg) bei Partschins und vermutlich<br />

auch Gratsch bei Meran, das sich<br />

von alpenromanisch *quadratšja ableiten<br />

könnte. Im Puster-, Wipp- und Eisacktal<br />

ist „Quadra“ unbekannt.<br />

Der Begriff „Quadra“ ist lateinisch und bedeutet<br />

in etwa „Flurblock, ausgemessener<br />

Flurteil“. Bei den Quadra-Fluren handelt<br />

es sich um die Altackerareale einer Gemeinde<br />

von ausgezeichneter Bodenqualität.<br />

Diese Gunstlagen des Getreidebaus<br />

wurden im Theresianische Kataster dann<br />

auch relativ hoch besteuert.<br />

Der ungeteilte Quadra-Block wurde ursprünglich<br />

gemeinschaftlich bebaut. Erst<br />

in der Folge wurde er in Streifen parzelliert,<br />

ähnlich wie die Gewanne in Mitteldeutschland<br />

im Rahmen der Dreifelderwirtschaft.<br />

Lange und schmale Ackerparzellen waren<br />

beim Pflügen erwünscht, gerade in<br />

alpiner Hanglage. Dies hatte den Vorteil,<br />

den Pflug samt Zugtieren an den Ackerrändern<br />

selten wenden zu müssen.<br />

Im romanischen Vinschgau wurden die<br />

Ackerzeilen „Fascha“, „Faschen“ oder<br />

„Pfasch“ genannt, zu romanisch *faša<br />

„Binde, Streifen“. Auffallend ist, dass sich<br />

die „Faschen“ manchmal genau neben<br />

einer Quadra befinden... A Långs und a<br />

Geproats könnte man in Abwandlung einer<br />

bekannten Tiroler Redensart fast sagen...<br />

In Taufers im Münstertal, Schlinig (hier<br />

als Verkleinerung „Faschetta“), Schleis,<br />

Laatsch (1419 Fäsch, 1669 in Fäsches),<br />

Matsch und Prämajur gibt es jeweils Fluren<br />

dieses Namens. „Pfaschen“ fi nden sich<br />

vinschgauabwärts in Prad, Tschengls,<br />

Morter, Tschars und Tabland.<br />

Gebreite<br />

Im kaum romanisch unterschichteten Südtirol<br />

gibt es eine genaue Entsprechung zu<br />

den rätoromanischen Quadrafluren, nämlich<br />

die „Gebreite“ bzw. „Gebreitige“ (mda.<br />

Geproaten, Proatn). Im langobardisch geprägten<br />

Oberitalien gibt es den entsprechenden<br />

Flurnamen „Braida“.<br />

Gebreiten sind – wie der Name schon aussagt<br />

– „breite“ Flurkomplexe mit gutem<br />

Heu- und Kornertrag. Ganz ähnlich wie<br />

bei der Quadra hat jede Gemeinde immer<br />

nur eine auf diese Weise benannte Flur.<br />

Beispiele quer durch Südtirol: Es gibt jeweils<br />

eine Gebreite in Riffian, Gratsch, Schenna,<br />

Völlan, Nals, Latzfons, Feldthurns, Pinzagen,<br />

St. Andrä, Karnol (Hofname Gebreitner,<br />

der bereits 1268–1280 als Gepraite<br />

belegt ist), Valgenäun, Stilfes, Lüsen, Rodeneck,<br />

Terenten, Pfalzen, Montal, Gais<br />

(hier „Giproatige“), Stefansdorf, Reischach,<br />

Olang, Antholz und in Niederdorf.<br />

Johannes Ortner<br />

KulturFenster 54<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

Heimatpege<br />

Säulenbildstock beim<br />

Burgerhof renoviert<br />

Heimatschutzverein kümmert sich um Erhaltung<br />

Am 16. August 2021 zog ein heftiges Gewitter<br />

mit Sturm über Lana hinweg. Dabei wurde<br />

der 1930 errichtete neugotische Säulenbildstock<br />

beim Burgerhof am alten Braunsberger<br />

Weg am Frigeleberg umgeworfen und zerbrach<br />

in mehrere Teile.<br />

Beim Lokalaugenschein von Simon Terzer<br />

und Albert Innerhofer vom Heimatschutzverein<br />

Lana mit Regina Verdorfer und Peter<br />

Holzner vom Burgerhof wurde vereinbart,<br />

diesen Bildstock wieder herzurichten<br />

und aufzubauen. Dabei sollten vor allem die<br />

wertvollen Fresken vom Maler und Restaurator<br />

Cassian Dapoz (1874–1946) erhalten<br />

und zudem renoviert werden. Mit Hilfe von<br />

Architektin Annemarie Mitterhofer, die hierfür<br />

auch alle bürokratischen Arbeiten für<br />

das Bauamt erledigte, gelang es, eine Baufirma<br />

zu finden, die wichtige Arbeiten ausführte.<br />

Die Lananer Firma Carlucci rückte<br />

mit einem Kranauto an, um die Teile des<br />

zerstörten Bildstocks zu bergen und in die<br />

Werkstatt zu bringen.<br />

Aufwändige Arbeiten …<br />

Die Gebrüder Michele und Marco Carlucci<br />

begannen nun, den unteren, total zerstörten<br />

Säulenschaft neu in Beton zu gießen. Der<br />

gesamte Säulenbildstock wurde statisch<br />

wiederum vollständig hergestellt. Der wertvollste<br />

obere Teil mit den Fresken wurde aufgesetzt<br />

und am Schaft integriert. Auch das<br />

mit Mönch-und-Nonne-Ziegeln eingedeckte<br />

Zeltdach musste neu errichtet werden.<br />

Restaurator Hubert Mayr aus Percha reinigte<br />

anschließend die drei in Secco-Malerei<br />

ausgeführten Bilder Christus auf dem<br />

Thron (Herz Jesu), Maria und der hl. Josef.<br />

Die Malschicht wurde gefestigt, die Untergründe<br />

wurden demineralisiert und die<br />

neuen Zementteile geätzt. Die schadhaften<br />

und fehlenden Stellen wurden ergänzt, die<br />

roten Umrahmungen an den Kanten erneuert.<br />

Ein rechteckiges Feld zeigt an der<br />

Säule eine Totenbahre, die ebenfalls erneuert<br />

wurde. Dies ist ein Hinweis auf die dortige<br />

ehemalige Totenrast.<br />

… und aufwändiger Transport<br />

Nun transportierte die Firma Gufler Baustoff<br />

aus Burgstall den erneuerten Säulenbildstock<br />

in die Ultner Straße und stellte diesen<br />

noch rechtzeitig vor dem Wintereinbruch<br />

Ende November mittels eines großen Krans<br />

dort auf, wo zuvor ein neues Fundament<br />

gegossen worden war. Dank gebührt dabei<br />

der Firma Gufler für die unentgeltliche Bereitstellung<br />

des Kranautos mit Fahrer. Der<br />

Dachaufsatz mit Kugel und Kreuz wurde<br />

noch vom Spengler Günther Husnelder<br />

aus Lana erneuert und ergänzt. Die Kosten<br />

für die Erneuerung dieses Säulenbildstocks<br />

übernahmen die Familie vom Burgerhof<br />

sowie der Heimatschutzverein Lana.<br />

Dazu kamen ein Erlös aus dem Frigeleberg-<br />

Fest sowie eine Spende von Veronika und<br />

Hannes Herz. Am Dreikönigstag bedankten<br />

sich Regina Verdorfer und Peter Holzner<br />

bei einem Umtrunk bei den Sponsoren<br />

und den Nachbarn.<br />

Albert Innerhofer<br />

Der zerstörte …<br />

… und nun wieder erneuerte Säulenbildstock<br />

beim Burgerhof Fotos: Simon Terzer, Albert Innerhofer<br />

KulturFenster 55<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

Heimatforscher<br />

Blasius Marsoner<br />

Gedenkschrift vorgestellt<br />

Blasius Marsoner (1924 –1991)<br />

Zum 30. Todestag des Heimatforschers, Lyrikers<br />

und Essayisten Blasius Marsoner aus<br />

St. Pankraz wurde am 24. September 2021<br />

im Kultursaal von St. Pankraz eine Gedenkschrift<br />

vorgestellt. Herausgegeben wurde<br />

das Werk vom Verein für Kultur und Heimatpflege<br />

St. Pankraz in Zusammenarbeit<br />

mit dem Südtiroler Künstlerbund.<br />

Diese Gedenkschrift ist ein Versuch, Marsoners<br />

Leben und Werk zwischen zwei Buchdeckeln<br />

festzuhalten und seine literarischen<br />

Leistungen zu würdigen. Im Rahmen einer<br />

schlichten Feier mit musikalischer Begleitung<br />

wurde zunächst in kurzen Streiflichtern<br />

anhand von Bildern das schicksalhafte<br />

Leben Marsoners aufgezeigt.<br />

Fast 20 Jahre hat Blasisus Marsoner der<br />

Übersetzung der „Divina Commedia“ von<br />

Dante Alighieri gewidmet.<br />

Fast 20 Jahre hat Marsoner der Übersetzung<br />

der „Divina Commedia“ von Dante<br />

Alighieri gewidmet, einem der bedeutendsten<br />

Werke der Weltliteratur. Marsoner hatte<br />

ein ausgezeichnetes Sprachgefühl. Neben<br />

dieser Übersetzung ins Deutsche hat<br />

Marsoner auch mehrere „Gedichte“, eine<br />

„Geschichte des Ultentales“ und eine 200<br />

Seiten umfassende Abhandlung „Meine<br />

Weltanschauung“ verfasst.<br />

Besonders am Herzen lag Marsoner die Erhaltung<br />

echter Werte in seinem Heimattal.<br />

Er hat oft den moralischen Zeigefinger erhoben,<br />

wurde aber vielfach nur belächelt.<br />

Darunter hat er sehr gelitten.<br />

Ferruccio Delle Cave, ein Kenner der<br />

Südtiroler Literaturlandschaft, hob bei<br />

der Feier Marsoners literarische Leistungen<br />

hervor und zeigte die Besonderheiten<br />

dieser einmaligen Übersetzung<br />

der „Divina Commedia“ auf. Es ist die<br />

einzige deutsche Übersetzung im gesamten<br />

Alpenraum.<br />

In der öffentlichen Bibliothek St. Pankraz<br />

können sämtliche Texte Marsoners in kopierter<br />

Form eingesehen werden. Die Gedenkschrift<br />

ist in der Bibliothek kostenlos<br />

erhältlich.<br />

Luis Egger<br />

Verein für Heimatpflege St. Pankraz<br />

KulturFenster 56<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

Kapelle und Gasthaus<br />

mit Geschichte<br />

Beispiele für gelungene Renovierungen beim Tag des offenen Denkmals<br />

Im Zeichen zweier vor kurzem sanierter und<br />

renovierter Objekte am Gries in Oberlana stand<br />

der 18. Tag des offenen Denkmals. Der Heimatschutzverein<br />

und der Bildungsausschuss<br />

Lana hatten zur Besichtigung von Gasthaus<br />

und Kapelle in der Metzgergasse sowie zur<br />

Segnung der letzteren eingeladen.<br />

Der Tag des offenen Denkmals war von einer<br />

ehrenamtlichen Arbeitsgruppe vorbereitet<br />

worden, die fast drei Jahre daraufhin gearbeitet<br />

hatte. Coronabedingt hatte die Veranstaltung<br />

2020 nicht abgehalten werden können.<br />

Umso erfreulicher war es daher, als am<br />

25. September 2021 Albert Innerhofer, Obmann<br />

des Heimatschutzvereines, zahlreiche<br />

Gäste begrüßen konnte. Er umriss die seit<br />

2004 andauernden Bemühungen des Vereines,<br />

die Wiesmair-Kapelle, die seit 1990<br />

eine Denkmalschutzbindung aufweist, zu<br />

restaurieren. Mit einem Eigentümerwechsel<br />

vor wenigen Jahren konnte das Vorhaben<br />

umgesetzt werden. Unter Aufsicht des<br />

Denkmalamtes erfolgten Innen- und Außenrestaurierung,<br />

wobei u. a. die barocke Fassung<br />

mit Architekturmalerei und ein qualitätsvolles<br />

Fresko des hl. Antonius von Padova<br />

zum Vorschein kamen (einen ausführlichen<br />

Bericht dazu gibt es im „KulturFenster“ <strong>Nr</strong>.<br />

3/2020). Albert Innerhofer dankte allen, die<br />

zur Aufwertung dieses Kulturdenkmales beigetragen<br />

hatten.<br />

Authentische Gastround<br />

Hotelkultur<br />

Die Wiesmair-Kapelle wurde von Diakon Hubert Knoll gesegnet.<br />

Nach der Segnung der Kapelle durch Diakon<br />

Hubert Knoll luden Martina und Andreas<br />

Heinisch, die Betreiber des Gasthauses<br />

„Reichhalter“, zu einem Umtrunk. Gertrud<br />

Margesin, Obfrau des Bildungsausschusses,<br />

sprach Begrüßungsworte, bevor Kapelle und<br />

Gasthaus mit Führungen den ganzen Tag<br />

über besichtigt werden konnten.<br />

Eva Gadner, Christoph Gufler und Simon<br />

Terzer erklärten den knapp 100 Interessierten<br />

nicht nur die Geschichte beider Objekte,<br />

sondern auch Wissenswertes zu den<br />

Renovierungen und Revitalisierungen. Besonders<br />

das Gasthaus „Reichhalter“ konnte<br />

nach langjähriger Führung durch die bekannte<br />

Wirtin Balbina Geiser Peintner und<br />

folgendem Eigentümerwechsel in ein inzwischen<br />

weltweit bekanntes Boutiquehotel<br />

unter Führung von Klaus Dissertori umgewandelt<br />

werden. Mit viel Gespür für eine<br />

authentische Gastro- und Hotelkultur haben<br />

Architekt Zeno Bampi und Einrichtungsarchitektin<br />

Christina Biasi von Berg das ortsbildprägende<br />

Gebäude wieder zu einem inte-<br />

Fotos: Patrick Schwienbacher<br />

ressanten Begegnungsort gemacht. Gerade<br />

an der Wiesmair-Kapelle und am Gasthaus<br />

„Reichhalter“ zeigte sich in bester Weise,<br />

was der Tag des offenen Denkmals schon<br />

seit der Begründung durch Altbürgermeister<br />

Christoph Gufler bezweckt, nämlich auf<br />

wertvolle Baudenkmäler aufmerksam zu<br />

machen und dadurch beispielgebend deren<br />

Erhaltung und Renovierung zu fördern.<br />

Simon Terzer<br />

Heimatschutzverein Lana<br />

Authentisch und ortsprägend:<br />

das Gasthaus<br />

„Reichhalter“ in<br />

Lana, hier beschrieben<br />

von Christoph<br />

Gufler.<br />

KulturFenster 57<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

Südtiroler Motive für hohe Kunst<br />

Buchtipp: Der Kunstmaler Oskar Mulley und seine Werke<br />

Oskar Mulley (1891–1949) war ein bekannter<br />

Kunstmaler mit interessantem Südtirol-<br />

Bezug. Sein Urenkel und Nachlassverwalter<br />

Herbert Ascherbauer hat nun ein Buch<br />

über Mulley herausgegeben.<br />

Oskar Mulley kam in Klagenfurt zur Welt.<br />

Schon in der Realschule war das Zeichnen<br />

und Malen seine große Leidenschaft.<br />

Nach Abschluss der Kunstakademie trat<br />

der akademische Maler seinen Präsenzdienst<br />

an. Ende 1914 erfolgte die Einberufung<br />

in den Krieg, der ihn 1916 an die<br />

Südwestfront nach Südtirol führte. Dort<br />

lernte er das Hochgebirge und die obersten<br />

Siedlungen der Bauern kennen. Seine<br />

Eindrücke hat er später in zahlreichen Bildern<br />

verarbeitet.<br />

Während des Ersten Weltkrieges erregte<br />

Mulley erstmals auch im Süden Tirols<br />

Aufmerksamkeit. Im Bozner Merkantilgebäude<br />

gab es eine „Galerie heimischer<br />

Kunst“. Dort war ein „äußerst gediegenes<br />

Gemälde von Schloß Runkelstein“ ausgestellt,<br />

das Ende Oktober 1917 mit einem<br />

Artikel in der „Bozner Zeitung“ sowie in der<br />

Zeitung „Der Tiroler“ (Innsbruck) gewürdigt<br />

wurde. Im gleichen Jahr 1917 heiratete<br />

Mulley Luise Staudacher aus Bruneck,<br />

die er an ihrem Arbeitsplatz in der Bozner<br />

Sparkasse kennengelernt hatte.<br />

Zu Kriegsende 1918 wurde Mulley zum<br />

Bei seiner Arbeit ließ sich der Künstler von der Südtiroler Landschaft inspirieren.<br />

Stationskommando nach Kufstein versetzt,<br />

wo er sich mit seiner Frau niederließ. Bald<br />

schon konnte er sich als Künstler etablieren<br />

und die materielle Existenz seiner Familie<br />

– er hatte zwei Töchter – sichern.<br />

„Egger Lienz der Landschaft“<br />

Ab 1920 waren Mulleys vom Wiener Secessionismus<br />

inspirierten Bilder in zahlreichen<br />

Ausstellungen zu sehen. 1925 entstanden<br />

die ersten Bilder hochalpiner Landschaften,<br />

bei denen die mit Pinsel und Spachtel<br />

dick aufgetragene Farbe geradezu in<br />

Materie des Dargestellten übergeht. Einige<br />

Mulley-Bilder wurden ausgezeichnet.<br />

Auch wurde der Maler in die Künstlervereinigung<br />

„Wiener Secession“ aufgenommen.<br />

Die Presse bezeichnete ihn mitunter<br />

als „Egger-Lienz der Landschaft“.<br />

Mit der 1933 vom Deutschen Reich gegen<br />

Österreich verhängten „1.000 Mark-<br />

Sperre“ war Mulley von seinen deutschen<br />

Kunsthändlern abgeschnitten. Schweren<br />

Herzens verließ er deshalb das ihm zur<br />

geliebten Heimat gewordene Land Tirol<br />

und übersiedelte nach Garmisch in Bayern.<br />

Dort widmete er sich fortan in feiner<br />

Pinselmalerei und kleineren Bildformaten<br />

Motiven des Alpenvorlandes.<br />

Oskar Mulley verstarb im Jänner 1949.<br />

Seine Bilder erzielen bis heute im Kunsthandel<br />

und bei Auktionen beachtliche<br />

Preise. Zwei Bilder sind in den Bergmuseen<br />

von Reinhold Messner in Bruneck<br />

und Bozen zu sehen.<br />

Unlängst erschien ein Buch über Oskar<br />

Mulley. Es ist über Buchhandlungen erhältlich<br />

bzw. bestellbar, kann aber auch<br />

per E-Mail (mulleybuch@gmail.com) um<br />

35 Euro erstanden werden. Weitere Infos<br />

dazu sind unter www.mulley.eu abrufbar.<br />

Oskar Mulley um 1930<br />

KulturFenster 58<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


getragen<br />

Leuchtend gelbe Immortellen<br />

Ein Hauch von Orient auf Tiroler Trachtenhut<br />

Sarner Trachtenhut mit Ewigkittar<br />

Foto: KUADRAT – aus: „Die Sarner Tracht“,<br />

Orientalische Strohblume<br />

Foto: Wikimedia<br />

Trocknen der Blütenstände<br />

Foto: Internet<br />

2011, S.103, Folio-Verlag<br />

Bei der Männertracht spielt der Hut eine<br />

wichtige Rolle. So ist es nicht verwunderlich,<br />

dass man seit jeher versucht, durch<br />

unterschiedlichstes Zierwerk den Blick ganz<br />

besonders auf ihn zu lenken. Von Bändern<br />

bis Kordeln, von Federn bis Flitterwerk, von<br />

Schnallen bis Quasten findet man so ziemlich<br />

alles, was einen Trachtenhut verschönern<br />

kann. Ein besonderer Hingucker ist<br />

dabei der Blumenschmuck, der sogar einen<br />

ganz einfachen Hut gebührend aufhübschen<br />

kann.<br />

Blumen am Hut<br />

Es ist bei uns Brauch, dass je nach Jahreszeit<br />

und Anlass eine frische Blume auf<br />

den Hut gesteckt wird. Naturblumen wie<br />

die klassische Brennende Liab oder eine<br />

rote Nelke mit etwas Geranienblatt, Asparagus<br />

oder auch Eichenlaub verleihen<br />

den Hüten erst ein festliches Aussehen.<br />

Je nach Gegend kommen noch andere<br />

Blumen zum Einsatz. Auch farblich ist so<br />

ziemlich alles mit dabei. Bei Beerdigungen<br />

allerdings wird auf Blumenschmuck verzichtet<br />

und nur ein Fichtenzweig, etwas<br />

Buchs oder Efeublatt am Hut getragen.<br />

Ewigkittar<br />

Mancherorts, wie zum Beispiel im Sarntal,<br />

fallen goldgelb leuchtende Trockenblumen-Sträußchen<br />

neben der roten Nelke<br />

am Hut auf. Kleine, halbkugelige gelbe<br />

Blüten ziehen unweigerlich die Blicke auf<br />

sich. Ewigkittar, Ewigkeitsbuschn, Ewigkeitln,<br />

Immortellen – alle Bezeichnungen<br />

drücken letztendlich dasselbe aus: Diese<br />

getrockneten Blümlein halten für immer,<br />

bleiben immer gleich schön leuchtend gelb.<br />

Orientalische Strohblume<br />

„Helichrysum orientale“ – so lautet der<br />

wissenschaftliche Name dieser Pflanze<br />

aus der Familie der Korbblütler. Die Orientalische<br />

Strohblume stammt ursprünglich<br />

aus dem warmen Süden und hat von der<br />

Westtürkei über die griechischen Inseln<br />

der Ägäis ihren Weg in den mediterranen<br />

Raum gefunden. Nässe liebt sie nicht. Am<br />

wohlsten fühlt sie sich in der Vegetationszone<br />

der Macchia. Interessant ist dabei die<br />

Tatsache, dass sie trotz allem auch bei uns<br />

an sonnigen, geschützten Stellen strenge<br />

Winter mit bis zu minus zwölf Grad überstehen<br />

kann. Wie sonst hätte sie wohl den<br />

Weg auf unsere Trachtenhüte geschafft?<br />

Trocknen der Blütenstände<br />

Der immergrüne Halbstrauch ist in Südtirol<br />

eher selten anzutreffen. Er wird bei<br />

uns auch nur 20 bis 30 Zentimeter hoch.<br />

Die mehrjährige Pflanze hat silbergraue,<br />

an der Unterseite behaarte, rosettenartige<br />

Blättchen. Die kleinen, doldenförmigen<br />

Blüten erscheinen von Ende Juli<br />

bis September an langen dünnen Stängeln.<br />

Die Blüten dürfen nicht zu weit, aber<br />

auch nicht zu wenig geöffnet sein, wenn<br />

sie geschnitten, gebündelt und kopfunter<br />

hängend im Schatten getrocknet werden.<br />

Nur dann nämlich behalten sie für immer<br />

ihre leuchtendgelbe Farbe.<br />

Agnes Andergassen<br />

Arge Lebendige Tracht<br />

KulturFenster 59<br />

01/<strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>


09.04.<strong>2022</strong><br />

Termine<br />

72. Jahreshauptversammlung<br />

des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />

Ort: Bürgerhaus Tramin<br />

Infos unter:<br />

https://hpv.bz.it<br />

07.05.<strong>2022</strong><br />

NEUER TERMIN: 74. Vollversammlung<br />

mit Neuwahlen des VSM<br />

im Waltherhaus Bozen – Beginn: 14 Uhr<br />

Infos unter:<br />

https://vsm.bz.it<br />

21.05.<strong>2022</strong><br />

NEUER TERMIN: 73. Vollversammlung<br />

mit Neuwahlen des SCV<br />

im Vereinshaus Nals – Beginn: 15 Uhr<br />

Infos unter:<br />

https://scv.bz.it/vollversammlung

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