Kulturfenster Nr. 06|2023 - Dezember 2023
Kulturfenster Nr. 06|2023 - Dezember 2023
Kulturfenster Nr. 06|2023 - Dezember 2023
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Jahre <strong>Kulturfenster</strong><br />
BLASMUSIK<br />
CHORWESEN<br />
HEIMATPFLEGE<br />
in Südtirol<br />
<strong>Nr</strong>.6<br />
DEZ.<br />
<strong>2023</strong><br />
Stilfs und seine Winterbräuche<br />
Josef Gasser – zum 150. Geburtstag<br />
Dirigent*in einer Blasmusikkapelle<br />
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 75. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift<br />
Falls Zeitschrift nicht zustellbar, bitte über das operative Postzentrum Bozen an den Verleger (Verband Südtiroler Musikkapellen) zurück.<br />
Der Verleger verpfl ichtet sich, die Postspesen für die Rücksendung zu übernehmen.
vorausgeschickt<br />
Gemeinsam: vier Mal 75 Jahre!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
wir stehen heuer an der Schwelle von zwei<br />
bedeutenden Jahren für unsere Verbände:<br />
<strong>2023</strong> hat der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) sein 75. Bestandsjubiläum gebührend<br />
gefeiert und mit dieser Ausgabe<br />
wird auch unsere Zeitschrift 75 Jahre alt.<br />
Im kommenden Jahr ziehen der Südtiroler<br />
Chorverband (SCV) und der Südtiroler<br />
Heimatpfl egeverband (HPV) nach – beide<br />
wurden 1949 gegründet. Heute wissen wir<br />
um diese Erfolgsgeschichten und werden<br />
in den kommenden Ausgaben auch immer<br />
wieder darauf zurückkommen. Auf<br />
den Seiten 4–5 fi nden Sie die neue Rubrik<br />
„gemeinsam“. Damit wollen wir zum<br />
einen die gute Zusammenarbeit der drei<br />
Verbände unterstreichen, aber auch verbandsübergreifende<br />
Themen gemeinsam<br />
präsentieren.<br />
Der Heimatpfl egeverband stellt auf seinen<br />
Seiten vier Bräuche der Obervinschger Gemeinde<br />
Stilfs vor. Die „Stilzer“ pfl egen einige<br />
Traditionen, die es in dieser Form<br />
sonst nirgendwo gibt. Auf den Seiten 16–<br />
17 blicken die Heimatpfl eger zudem auf<br />
den interessanten Themenabend über das<br />
traditionelle Handwerk und seine Zukunft<br />
mit dem Designer Martino Gamper zurück.<br />
Der Südtiroler Chorverband erinnert an den<br />
vor 150 Jahren geborenen Komponisten<br />
Josef Gasser, den Komponisten der Neustifter<br />
Sternsinger. Die erfolgreichen Konzerte<br />
des Südtiroler Landesjugendchores<br />
und verschiedene Gemeinschaftskonzerte<br />
finden Sie ebenso auf den Seiten des Chorverbandes,<br />
wie auch den Reisebericht des<br />
Kirchenchores Abtei nach Rom anlässlich<br />
des 20. Jahrestages der Heiligsprechung<br />
von P. Josef Freinademetz.<br />
Wie nahe Licht und Schatten beieinander<br />
sind, haben wir letzthin hautnah erlebt: Die<br />
Feierlichkeiten zum 75-Jahr-Jubiläum des<br />
VSM sind noch nicht verklungen und wir<br />
mussten von zwei verdienten Verbandsfunktionären<br />
Abschied nehmen, die nach<br />
längerer Krankheit allzu früh verstorben<br />
sind. Auf den Seiten 58–59 erinnern wir<br />
an Meinhard Oberhauser und Andreas<br />
Augscheller. Im Hauptthema der Blasmusikseiten<br />
analysiert Karl Geroldinger<br />
die herausfordernde, aber auch erfüllende<br />
Aufgabe der Dirigent*innen von<br />
Blasmusikkapellen.<br />
Zudem gibt es die gewohnten Rubriken,<br />
in denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />
dokumentieren, bereichsspezifi<br />
sche Themen aufarbeiten und auch die<br />
Jugend – die Zukunft unserer Vereine – in<br />
den Fokus stellen.<br />
Ich gratuliere dem „KulturFenster“ zum<br />
75. Geburtstag, bedanke mich bei meinen<br />
Vorgängern für ihre wertvolle Arbeit,<br />
bei den Leser*innen für die Treue, beim<br />
Redaktionsteam für die Zusammenarbeit<br />
und bei den Herausgebern für das Vertrauen.<br />
Ich wünsche Ihnen einen friedvolle<br />
Weihnachtszeit, Alles Gute für das<br />
neue Jahr und wiederum eine unterhaltsame,<br />
aber auch informative Lektüre und<br />
einen aufschlussreichen Blick durch unser<br />
buntes „KulturFenster“.<br />
Stephan Niederegger<br />
Wenn man das Wasser im<br />
Gebirgs wald ableitet und in<br />
großen Becken speichert, führt<br />
das zu einer Austrocknung der<br />
Waldböden.<br />
Raimund Rodewald<br />
Der Hl. Josef „Ujöp“ Freinademetz<br />
ist uns ein Lebensbeispiel<br />
durch seine große Sehnsucht<br />
und Liebe zu seinem Heimatland<br />
und seiner Hingabe für die Hilfe<br />
der Menschen in Not, aber auch<br />
durch die Verbreitung der christlichen<br />
Religion.<br />
Bischof Ivo Muser<br />
Die bestmögliche Vorbereitung<br />
der Dirigent*innen ist der<br />
entscheidende Faktor für die<br />
Motivation der Musiker*innen<br />
und für den Erfolg auf der<br />
Bühne.<br />
Karl Geroldinger<br />
2<br />
KulturFenster 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Inhalt<br />
In dieser Ausgabe<br />
Gemeinsam<br />
Blasmusik<br />
Zum Jahreswechsel ............................................................ 4<br />
Das „KulturFenster“ – Ein kulturelles Sprachrohr wird 75 ..... 5<br />
Heimatpflege<br />
Die „Stilzer“ und ihre Bräuche ..............................................6<br />
„Klosn“ schützt das Winterkorn .............................................8<br />
Mit „Hirtenliadrn“ durch die Nacht ......................................10<br />
„Pfl uagziachn“ wiederbelebt ...............................................11<br />
„Scheibnschlogn“: ein uralter Brauch ..................................12<br />
Erfolg: Was der Verband im Jahr <strong>2023</strong> erreicht hat ..............14<br />
Handwerk: Stardesigner Martino Gamper im Gespräch ........16<br />
Flurnamen-Serie: Schorn, Wotscher und Lechen: ................18<br />
Dinge des Alltags aus Geschichte und Gegenwart:<br />
Der Strohstern .....................................................................20<br />
Verkehr: In welcher Welt lebt Salvini? ...................................21<br />
Speicherbecken im Wald schaden Ökosystem .....................22<br />
HPV Naturns – Plaus stellt drei Publikationen vor ................24<br />
Interessante Geschichte in Bildern: Männer-Trachtenhüte ...26<br />
Arge Volkstanz Südtirol schließt Tanzjahr ab ........................27<br />
Dirigent*in einer Blasmusikkapelle – Erfüllende Aufgabe .. 38<br />
Meraner Traubenfest – Abschluss des VSM-Jubiläums ...... 41<br />
Klaus Fischnaller blickt auf ein bewegtes Jahr zurück ........ 43<br />
Das Marschbuch, unverzichtbar und oft ein Ärgernis ......... 44<br />
10 Jahre Jugendkapelle Völser Aicha ................................ 46<br />
Musikvermittlerin Veronika Prünster Pircher im Interview ... 49<br />
Kapellmeisterwettbewerb „con brio WEST“ ........................ 51<br />
Freundschaftstreffen Pustertal-Osttirol ............................... 52<br />
Kompositionswettbewerb „Freiheit und Frieden“ ................ 54<br />
JuKa der Bürgerkapelle Lana punktet in Niederösterreich .... 55<br />
Juventus Music Award – zum 3. Mal für die BK Gries ........ 56<br />
Gemeinschaftskonzert:<br />
MK La Ila/Stern und Calfosch/Kolfuschg-Corvara ............... 57<br />
VSM trauert um Meinhard Oberhauser .............................. 58<br />
VSM trauert um Andreas Augscheler ................................. 59<br />
In Erinnerung an Annelies Niedrist .................................... 60<br />
„Zum Abschied“ von Hannes Kerschbaumer ..................... 60<br />
Z-Birne P&S – die verstellbare Klarinettenbirne .................. 61<br />
Neue Blattschraube für Klarinette und Saxophon ............... 61<br />
kurz notiert – Neues von den Musikkapellen ...................... 62<br />
Chorwesen<br />
Josef Gasser, der Komponist der Neustifter Sternsinger ..... 29<br />
Der Südtiroler Landesjugendchor<br />
begeistert das Publikum .................................................... 30<br />
Gemeinschaftskonzert des Kirchenchores Lajen ................ 31<br />
Gemeinschaftskonzert zum Jubiläumsjahr<br />
„1100 Jahre Terlan“ .......................................................... 32<br />
Gemeinschaftskonzert der Chöre von Vahrn ...................... 33<br />
Ultner Männerchor feiert 35 Jahre ..................................... 34<br />
Kirchenchor Mölten – „Missa buccinata“<br />
zum Fest der Hl. Cäcilia .................................................... 35<br />
Kirchenchor Abtei feiert den<br />
Hl. Josef Freinademetz in Rom .......................................... 36<br />
Gemeinschaftskonzert der Chöre von Stilfs ........................ 37<br />
Pfarrchor und Orchester Lana:<br />
„Du sollst den Feiertag heiligen!“ ....................................... 38<br />
Impressum<br />
Mitteilungsblatt<br />
- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />
- des Südtiroler Chorverbandes<br />
Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />
- des Heimatpfl egeverbandes Südtirol<br />
Redaktion: Florian Trojer, fl orian@hpv.bz.it<br />
Anschrift:<br />
Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />
Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />
Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />
IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />
SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />
Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, August, Oktober und<br />
<strong>Dezember</strong>. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />
Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />
zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />
genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />
Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />
sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />
der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />
Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />
Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />
– gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung<br />
KulturFenster 3<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
gemeinsam<br />
Zum Jahreswechsel<br />
„Im Grunde gut. Eine neue Geschichte<br />
der Menschheit“ lautet der Buchtitel des<br />
jungen niederländischen Historikers und<br />
Journalisten Rutger Bregmann, das ich<br />
heuer symbolisch unter den Christbaum<br />
der „KulturFenster“-Leser*innen legen<br />
möchte. Es ist 2020 erschienen und wie<br />
geschaffen, in unserer Zeit der multiplen<br />
Krisen Hoffnung und Zuversicht zu verbreiten.<br />
Bregmann belegt anhand vieler<br />
Beispiele aus Geschichte und Gegenwart,<br />
wie sich der Mensch immer wieder für das<br />
Gute entscheidet. Es ist eine neue Sicht<br />
auf den Menschen, ein Hoffnungsbuch,<br />
das auch zu vielen konstruktiven Denkund<br />
Diskussionsanstößen beitragen kann.<br />
Auch in unserem Land brauchen wir diese<br />
konstruktive Auseinandersetzung, um an<br />
einer Gesellschaft mitzuwirken, in der der<br />
Schwache und Benachteiligte erfährt, dass<br />
Mitmenschen, politische und wirtschaftliche<br />
Entscheidungsträger „im Grunde gut sind“<br />
und sie nicht beiseiteschieben.<br />
Kunst und Kultur können wesentliche Impulse<br />
für Gemeinschaftssinn, Sinnstiftung<br />
und Entfaltungsfreude geben. Jeder von<br />
uns kann Gutes tun und teilen und damit<br />
dafür sorgen, dass es sich ausbreite<br />
– trotz oder gerade wegen der vielen aktuellen<br />
Krisen.<br />
Ich wünsche Ihnen eine gute weihnachtliche<br />
Zeit!<br />
Claudia Plaikner<br />
Heimatpfl egeverband Südtirol<br />
Nach den schwierigen Jahren, in denen<br />
wir mit großen Einschränkungen konfrontiert<br />
waren, können wir mit Freude und<br />
Dankbarkeit sagen, dass das Chorwesen<br />
insgesamt gestärkt aus dieser unwirklichen<br />
Zeit hervorgegangen ist.<br />
Jetzt, da wieder eine gewisse Normalität<br />
eingetreten ist, ist es für mich beeindruckend<br />
zu erleben und zu spüren, mit<br />
welch neuer Begeisterung und frischem<br />
unbändigem Engagement der Chorgesang<br />
in den Chören und Singgemeinschaften<br />
gepflegt wird. Gemeinsam blicken wir zurück<br />
auf ein Jahr, das von beständigem<br />
Einsatz für den Chorgesang und die Chorgemeinschaften<br />
sowie auch von vielen musikalischen<br />
Höhepunkten geprägt war. Für<br />
das wertvolle Wirken im Dienste des Gemeinwohls<br />
darf ich allen ein aufrichtiges<br />
Dankeschön aussprechen. Mit dem guten<br />
Gefühl, im zu Ende gehenden Jahr die Sache<br />
des Chorgesangs wiederum ein gutes<br />
Stück vorangebracht zu haben, freuen wir<br />
uns auf das 75-Jahr-Jubiläum unseres<br />
Verbandes, welches wir gemeinsam im<br />
nächsten Jahr feiern dürfen.<br />
Erich Deltedesco<br />
Südtiroler Chorverband<br />
Bald ist wieder Weihnachten und ein weiteres<br />
Jahr neigt sich langsam dem Ende<br />
zu. Ein Zeichen, wie schnell doch die Zeit<br />
vergeht. Für den Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
war <strong>2023</strong> ein bewegtes und ganz<br />
besonderes Jahr. Das Jubiläumsjahr „75<br />
Jahre VSM“ ist mit seinen Veranstaltungen<br />
zu einer großartigen Faszination der Blasmusik<br />
mit all ihren Facetten geworden.<br />
Innehaltend und rückblickend bedanke<br />
ich mich bei allen, die zum guten Gelingen<br />
der Feierlichkeiten und Veranstaltungen im<br />
Jubiläumsjahr beigetragen haben.<br />
Für das kommende Jahr wünsche ich mir,<br />
dass wir wieder mit vereinten Kräften neue<br />
Wege suchen und Brücken bauen – nicht<br />
gegeneinander stehen, sondern miteinander<br />
leben. Ein ganz besonderer Wunsch<br />
ist, dass wir gemeinsam mit der Politik<br />
eine Lösung zur Reform im Dritten Sektor<br />
finden, damit das Ehrenamt in Südtirol<br />
wieder aufblühen kann und nicht Sorge<br />
tragen muss.<br />
In einer etwas dunklen Zeit, in der im Herzen<br />
Europas und im Nahen Osten grausame<br />
Kriege wüten, wünsche ich mir vor<br />
allem auch Frieden. Musik ist Heimat und<br />
wundervoll, sie verbindet die Herzen der<br />
Menschen. Möge die Blasmusik den Menschen<br />
Mut, Zuversicht und vor allem Hoffnung<br />
für die Zukunft geben.<br />
Pepi Ploner<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
KulturFenster 4<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
KulturFenster<br />
Am 28. August 1948 wurde der Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM) gegründet.<br />
Bereits im <strong>Dezember</strong> des Gründungsjahres<br />
wurde die Verbandszeitung – damals unter<br />
dem Namen „Die Volksmusik“ – „als unmittelbarster<br />
Ausdruck des damaligen Kulturverständnisses“<br />
von VSMGeschäftsführer Hans<br />
Nagele ins Leben gerufen. Gemeinsam mit<br />
dem VSM dürfen wir mit dieser Ausgabe nun<br />
auch auf den 75. Geburtstag unserer Zeitschrift<br />
anstoßen: „Ad multos annos!“<br />
Biografie der<br />
Verbandszeitung<br />
Ab Juli 1949 beteiligte sich auch der neu<br />
gegründete Südtiroler Sängerbund an die-<br />
sem Zeitungsprojekt. Im September 1953<br />
kam noch der Landesverband für<br />
Heimatpflege dazu. Unter Nageles<br />
Regie und jener seiner<br />
Nachfolger – ganz<br />
besonders unter jener<br />
von Klaus Bragagna<br />
– wurde die Zeitung<br />
nach und nach<br />
zum Sprachrohr der<br />
großen volkskulturellen<br />
Verbände aus-<br />
gebaut und ist es bis<br />
heute geblieben. Immer<br />
wieder gab es Bestrebungen,<br />
auch die Nordtiroler Kulturverbände<br />
für eine Mitarbeit an der Zeitschrift<br />
zu gewinnen und die „Südtiroler Volkskultur“<br />
zu einer gesamttirolerischen Kulturinitiative<br />
umzugestalten. Die Umbenennung<br />
der Zeitschrift in „Tiroler Volkskultur“<br />
im März 1979 blieb als äußeres Zeichen<br />
dafür. Trotz mehrerer Anläufe konnte dieses<br />
Ziel nicht erreicht werden.<br />
Die Umbenennung in das programmatisch<br />
weniger verfängliche „KulturFenster“ (und<br />
im Untertitel „Blasmusik, Chorwesen und<br />
Heimatpfl ege in Südtirol) war dabei 2008<br />
der letzte konsequente Schritt. Mit der Februarausgabe<br />
2021 erschien das „Kultur-<br />
Fenster“ im heutigen, gänzlich überarbeiteten<br />
Layout. „Für den VSM ist die eigene<br />
Zeitung eine gelungene Erweiterung – ein<br />
Fenster, das den Blick auf einige Kulturbereiche<br />
Südtirols zulässt und anbietet“,<br />
erklärte der damalige VSM-Obmann und<br />
heutige VSM-Ehrenobmann Pepi Fauster.<br />
Auch Erich Deltedesco, Obmann des Südtiroler<br />
Chorverbandes, schlägt in die gleiche<br />
Kerbe: „Das KulturFenster ist für das<br />
Südtiroler Chorwesen von großer Bedeutung.“<br />
Für Claudia Plaikner, Obfrau des<br />
Heimatpfl egeverbandes, ist die Zeitschrift<br />
Jahre <strong>Kulturfenster</strong><br />
Ein kulturelles<br />
Sprachrohr wird 75<br />
das Resultat einer guten medialen Zusammenarbeit<br />
dreier großer Verbände in Südtirol:<br />
„Diese Kooperation stellt eine Einmaligkeit<br />
in der Medienlandschaft Südtirols dar.“<br />
Die Schriftleiter<br />
von 1948 bis heute<br />
<strong>2023</strong> hat Stephan Niederegger, seines Zeichens<br />
Medienreferent des VSM, die Schriftleitung<br />
der Verbandszeitschrift übernommen.<br />
Er tritt damit ein verantwortungsvolles<br />
Erbe seiner Vorgänger an: Hans Theodor<br />
Niederbacher (1948–1950), Hans Nagele<br />
(1950–1974), Karl H. Vigl (1974–1978),<br />
Bruno Mahlknecht (1979–1994) und Alfons<br />
Gruber (1994–2020).<br />
Von der „Volksmusik“ zum<br />
„KulturFenster“<br />
Das „KulturFenster“ feiert Geburtstag<br />
Titelbild der ersten Ausgabe von „Die Volksmusik“ im <strong>Dezember</strong> 1948 und daneben das<br />
Titelbild der aktuellen Ausgabe des „KulturFensters“ im <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong><br />
Der Titel der Zeitschrift wurde einige Male<br />
geändert: „Die Volksmusik“ (seit <strong>Dezember</strong><br />
1948), „Südtiroler Volkskultur“ (ab<br />
BLASMUSIK<br />
CHORWESEN<br />
HEIMATPFLEGE<br />
in Südtirol<br />
Stilfs und seine Winterbräuche<br />
Josef Gasser – zum 150. Geburtstag<br />
Dirigent*in einer Blasmusikkapelle<br />
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 75. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift<br />
Fa ls Zeitschrift nicht zuste lbar, bi te über das operative Postzentrum Bozen an den Verleger (Verband Südtiroler Musikkape len) zurück.<br />
Der Verleger verpfl ichtet sich, die Postspesen für die Rücksendung zu übernehmen.<br />
September 1953) und „Tiroler Volkskultur“<br />
(ab März 1979). Seit 2002 erscheint sie im<br />
Farbdruck und seit April 2008 unter dem<br />
Namen „KulturFenster“.<br />
Die Auflage<br />
Das „KulturFenster“ erscheint zweimonatlich<br />
in einer Gesamtaufl age von 3.500 Exemplaren,<br />
aufgeteilt auf die drei Verbände:<br />
VSM (2.200), SCV (700), HPV (500, inklusive<br />
ARGE Volkstanz) und andere Abonnements<br />
(100).<br />
Der Geburtstag ist für unser Redaktionsteam<br />
aber auch gleichzeitig Auftrag, das<br />
journalistische Feuer weiterzutragen und<br />
unsere Zeitschrift im Sinne der drei Verbände<br />
und der Leserinnen und Leser in<br />
die Zukunft zu begleiten. Gleichzeitig bedanke<br />
ich mich bei den Herausgebern für<br />
das geschenkte Vertrauen und beim gesamten<br />
Redaktionsteam für die gute Zusammenarbeit.<br />
Stephan Niederegger<br />
Jahre <strong>Kulturfenster</strong><br />
<strong>Nr</strong>.6<br />
DEZ.<br />
<strong>2023</strong><br />
KulturFenster<br />
5 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Klaubaufe beim Klosn: Dieser Brauch wird ausschließlich<br />
in Stilfs gepflegt. Er stellt den Kampf zwischen Dunkelheit<br />
und Licht, Himmel und Hölle dar, der sich in den<br />
Figuren niederschlägt. Allerdings geht es dabei nicht<br />
darum, die Winterdämonen zu vertreiben, sondern<br />
sie herbeizurufen, „um das Winterkorn mit Hilfe einer<br />
Schneedecke vor dem Frost zu schützen“, wie es in<br />
verschiedenen Dokumenten heißt.<br />
Foto: Peter Grutsch<br />
KulturFenster 6<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
gelebt<br />
Die „Stilzer“ und ihre Bräuche<br />
Stilfs hat fast Vergessenes wieder belebt und motiviert<br />
die junge Bevölkerung, Tradition weiterzutragen<br />
Die Obervinschger Gemeinde Stilfs – die<br />
Einheimischen sagen „Stilz“ – hat eine Besonderheit<br />
vorzuweisen: Sie pfl egt einige<br />
Bräuche, die es in derselben Form sonst<br />
nirgendwo gibt. Das „KulturFenster“ stellt<br />
in dieser vorweihnachtlichen Ausgabe vier<br />
Stilzer Winterbräuche vor, von denen drei<br />
ausschließlich im Ort gepflegt und (wieder)<br />
gelebt werden.<br />
Gelebtes Brauchtum ist kein Selbstläufer<br />
mehr. Ein Blick in alte Brauchtumsbücher<br />
zeigt, dass vieles, was unsere Vorfahren<br />
noch mit Ehrfurcht gepfl egt haben, längst<br />
vergessen oder von publikumswirksamen<br />
Veranstaltungen wie Krampusumzügen abgelöst<br />
wurde. Auch Stilfs hat das Fortbestehen<br />
zweier Bräuche ausschließlich dem<br />
Weitblick und dem Einsatz einiger Personen<br />
aus dem Dorf zu verdanken. Das Singen<br />
der Hirtenliadr wurde erst in den 1990er-<br />
Jahren wieder belebt, und das Pfluagziachn<br />
fi ndet seit 1991 wieder regelmäßig<br />
alle zwei Jahre statt. Das Klosn hingegen<br />
hat vielleicht sogar Jahrhunderte überlebt,<br />
und das Scheibenschlogn ist als einer der<br />
bekanntesten Obervinschger Bräuche so<br />
lebendig wie eh und je.<br />
Die Ausübung von Brauchtum<br />
muss von innen kommen, muss<br />
ein echtes Bedürfnis sein, eine<br />
Notwendigkeit.<br />
Roland Angerer<br />
Stilfs pfl egt ganz besondereBräuche – im Bild das „Pfluagziachn“.<br />
schafft Identität, Verwurzelung, ein Zugehörigkeitsgefühl,<br />
ja, eine emotionale ‚Heimat‘.<br />
Die Ausübung von Brauchtum muss<br />
von innen kommen, muss ein echtes Bedürfnis<br />
sein, eine Notwendigkeit“, sagte<br />
er vor einiger Zeit in einem Interview mit<br />
einer Mitarbeiterin von Eurac Research.<br />
Foto: Gianni Bodini<br />
Brauchtum schaffe Geschichten, die die<br />
Dorfgemeinschaft kitten. In diesem Sinne<br />
soll auch die Vorstellung von vier Stilzer<br />
Bräuchen eine Motivation für andere sein,<br />
über das Brauchtum ein Stück Heimat wiederzuentdecken.<br />
Edith Runer<br />
Einer der Initiatoren und Motivatoren, wenn<br />
es um echtes Brauchtum geht, ist Roland<br />
Angerer. Er ist auch Ortsbeauftragter des<br />
Heimatpflegeverbandes, Vorsitzender des<br />
Stilfser Bildungsausschusses und Mitglied<br />
der Steuerungsgruppe des Projektes „Stilfs<br />
– Resilienz erzählen“ und versucht, alte<br />
Traditionen nicht nur wieder zu beleben,<br />
sondern die Freude am Brauchtum auch<br />
an die Jugend weiterzugeben. „Brauchtum<br />
Die Tradition an die jungen Leute weiterzugeben, das ist ein wichtiges Ziel der Organisatoren.<br />
Foto: Peter Grutsch<br />
KulturFenster 7<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
gelebt<br />
Klosn schützt das<br />
Winterkorn<br />
wie in vielen anderen Bräuchen darum, die<br />
Winterdämonen zu vertreiben, sondern sie<br />
herbeizurufen, „um das Winterkorn mit<br />
Hilfe einer Schneedecke vor dem Frost zu<br />
schützen“, wie es in verschiedenen Dokumenten<br />
heißt.<br />
Die Kaubaufe bei ihrem Zug in Richtung Stilfs<br />
Es mag an seiner Eigenart, seiner Einzigartigkeit,<br />
seiner Buntheit und Lautheit liegen,<br />
dass das Stilzer Klosn als wohl bekanntester<br />
Brauch, der ausschließlich in Stilfs gepfl<br />
egt wird, die Generationen überdauert<br />
hat. Das Klosn bedurfte keiner Wiederbelebung.<br />
Es wird, obwohl nie schriftlich dokumentiert,<br />
wie eh und je durchgeführt. Und<br />
es hat das, was anderen Bräuchen oft fehlt:<br />
Es wird nach den überlieferten Ritualen VON<br />
der Dorfgemeinschaft FÜR die Dorfgemeinschaft<br />
abgehalten – mit dem einzigen Anspruch<br />
der Authentizität.<br />
Das Herbeirufen des Winters<br />
Die historischen und zeitlichen Ursprünge<br />
des Brauches sind nicht bekannt, weil es,<br />
wie erwähnt, keine schriftlichen Dokumente<br />
gibt. Es besteht lediglich die Vermutung,<br />
dass das Klosn ursprünglich in der Zeit der<br />
Rauchnächte stattgefunden hat, also zwischen<br />
dem 21. <strong>Dezember</strong> und dem 6. Jänner.<br />
Als dem Nikolaus und dem Tuifl im Lauf<br />
der Zeit mehr Gewicht geschenkt wurde, verlegte<br />
man den Brauch in die Adventszeit.<br />
Heute fi ndet das Klosn immer am Samstag<br />
vor dem Nikolaustag statt. Der Nordtiroler<br />
Philipp Rudigier hat seine Masterarbeit<br />
dem Klosn gewidmet und dafür mit vielen<br />
Foto: Peter Grutsch<br />
älteren Stilfsern gesprochen. Laut seinen<br />
Recherchen hat das Klosn um 1870 auf jeden<br />
Fall bereits existiert, ab 1822 habe es<br />
in Stilfs schon eine Form von Masken gegeben.<br />
Vermutlich geht der<br />
Brauch aber viel weiter<br />
in die Vergangenheit<br />
zurück. Das lässt<br />
sich zum Beispiel aus<br />
den Schriften des<br />
Ortschronisten Josef<br />
Pardeller herauslesen.<br />
Dessen Tochter<br />
Gertrud Pardeller<br />
hat für das Dorfbuch „Stilfs – Geschichte<br />
eines Bergdorfes“ einige Deutungsmöglichkeiten<br />
für das Klosn aufgezählt – „von rituellem<br />
Lärmen zur symbolischen Kontaktaufnahme<br />
mit den mythischen Wesen, die für<br />
das Wohl der Menschen verantwortlich waren,<br />
von heidnischem Fruchtbarkeitskult und<br />
Dämonenbeschwörung bis hin zum symbolischen<br />
Kampf mit den Naturgewalten …“.<br />
Der Brauch dürfte damit seine Ursprünge<br />
im vorchristlichen Zeitalter haben.<br />
Kennzeichnend für das Klosn ist auch der<br />
stete Kampf zwischen Dunkelheit und Licht,<br />
Himmel und Hölle, der sich in den Figuren<br />
niederschlägt. Allerdings geht es dabei nicht<br />
Bräuche sind männlich<br />
Ich fi nde es wichtig, dass jeder<br />
Jahrgang beim Organisieren<br />
zum Zug kommt. Dann bleibt<br />
nicht immer alles bei denselben<br />
Leuten hängen.<br />
Max Carbogno<br />
Beim Klosn zieht eine Schar von unterschiedlichen<br />
Figuren lärmend durch Stilfs,<br />
wobei die einzelnen Rollen und der Ablauf<br />
des Umzuges festen Regeln unterliegen<br />
und das Publikum aktiv in das Ganze mit<br />
einbezogen wird. Wie alle anderen hier beschriebenen<br />
Bräuche ist das Klosn quasi von<br />
Natur aus männlich. Die Aktiven sind ausschließlich<br />
Männer, meist junge Burschen.<br />
Früher waren es, so hielt es der Volkskundler<br />
Richard Wolfram fest, ausschließlich jene<br />
Männer, die im Jahr darauf zur Musterung<br />
für das Militär mussten. Mittlerweile ist immer<br />
der Jahrgang, der im betreffenden Jahr<br />
den 20. Geburtstag feiert, für die Organisation<br />
verantwortlich. „Das ist eine gute Methode,<br />
um den Brauch verantwortungsvoll<br />
an die immer nächsten Jahrgänge weiterzugeben“,<br />
sagt Roland Angerer.<br />
Max Carbogno ist einer von drei 20-jährigen<br />
Stilfsern, die das Klosn heuer organisiert<br />
haben. „Viel Orbet und a bissl Stress“<br />
sei es, sagte er im Interview mit dem „KulturFenster“,<br />
das noch vor der Veranstaltung<br />
(heuer am 2. <strong>Dezember</strong>) stattfand.<br />
Schließlich mussten<br />
die Drei sämtliche<br />
Rollen besetzen,<br />
dazu die Bürokratie<br />
erledigen, die bei<br />
einer solchen Veranstaltung<br />
auch nicht<br />
gering ist, und den<br />
Ablauf unter Kontrolle<br />
halten. Aber<br />
Max war mit Engagement<br />
dabei, denn: „Ich fi nde es wichtig,<br />
dass jeder Jahrgang beim Organisieren<br />
zum Zug kommt. Dann bleibt nicht immer<br />
alles bei denselben Leuten hängen. Und<br />
alle haben dann eine Ahnung, was wirklich<br />
dahintersteckt.“<br />
Von Schiachn und Schianen<br />
Der Brauch hat sich im Lauf der Zeit den<br />
Gegebenheiten angepasst. Startete er früher<br />
im Osten, so beginnt er heute af Gaschitsch<br />
im Westen des Dorfes. Die Esel<br />
(Beschreibung der Figuren im Kasten)<br />
nehmen dort am Samstagnachmittag um<br />
KulturFenster 8<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Klosn<br />
Der Begriff steht eigentlich für<br />
die Tätigkeit, also für die Teilnahme<br />
am Umzug. „Die Schiachn<br />
und die Schian gian Klosn“ heißt es<br />
da. Teilnehmen darf aber nur, wer<br />
sich am Abend zuvor „oklosn“, sich<br />
also mit Ketten wild im Kreis drehen<br />
lässt. „Oklost“ wird beim Umzug auch<br />
das Publikum.<br />
„Es ist kein starres Volkskundemuseum,<br />
das in Stilfs Jahr für Jahr im Rahmen des<br />
Umzuges ausgestellt wird“, schreibt Philipp<br />
Rudigier in seiner Masterarbeit. „Vielmehr<br />
existiert in jenem Dorf eine starrende<br />
Praxis, die sich stetig verändert, die mit<br />
der Zeit geht und die sich verschiedentlich<br />
anpasst. Die Aktualisierungen richten<br />
sich nach den Veränderungen in Kultur,<br />
Mensch und Politik. Die Ästhetik der<br />
Masken, die Rahmenbedingungen und<br />
die Art der sozialen Zusammenkunft unterliegen<br />
einem steten Wandel…“ Das ist<br />
gut so, denn nur im Wandel der Zeit kann<br />
ein Brauch ein authentischer und gelebter<br />
Brauch bleiben.<br />
Edith Runer/Roland Angerer<br />
14 Uhr Aufstellung, bewegen sich mit ihren<br />
lauten Schellen und Rufen bis zur<br />
Schmiedbrücke, wo sich die Klaubauf dazugesellen.<br />
Gemeinsam ziehen die Schiachn<br />
dann bis zum Kirchplatz.<br />
Die Klaubaufe fangen mit ihren Ketten immer<br />
wieder die Dorfbewohner*innen ein<br />
und „klauben sie auf“, um sie dann wieder<br />
frei zu lassen. Die Esel hüpfen, rennen<br />
und zwicken die Leute. Lachen, Schreien,<br />
Läuten und Rufen beherrschen rund zwei<br />
Stunden lang das Geschehen im Ort. Danach<br />
beruhigt sich der Tross, denn um<br />
17 Uhr müssen alle pünktlich vor der Kirche<br />
sein. Dann hat für eine Weile der Nikolaus<br />
das Sagen. Er spricht – umgeben<br />
von den Weißen – zu den Anwesenden,<br />
und fordert zum Angelus-Gebet auf. Waren<br />
sie bis vor kurzem in ihrer Angriffslust<br />
und Bösartigkeit kaum zu halten, knien<br />
nun alle Umzugsteilnehme ohne Lorvn auf<br />
dem Boden und beten fromm den „Engel<br />
des Herrn“. Nach dem Gebet entlässt der<br />
Nikolaus die Gemeinde.<br />
Doch das Klosn ist damit noch nicht beendet.<br />
Die wilde Meute macht sich – so war es<br />
zumindest früher der Fall – auf in die Privathäuser,<br />
um die dort verbliebenen Mädchen<br />
und Frauen zu überfallen. Ein solches Verhalten<br />
würde man heute wohl (zurecht) als<br />
übergriffi g bezeichnen, weshalb nur noch<br />
die Schianen – der Nikolaus und sein Gefolge<br />
– die Häuser betreten und Gaben verteilen.<br />
Um 20 Uhr startet der Nachtumzug<br />
im Ortsteil „Karmatsch“. Der Tross zieht<br />
sich in geordneter Aufstellung von Osten<br />
nach Westen durch die engen Gassen. Einst<br />
schlugen sich die Schiachn bis zur nächsten<br />
Frühmesse durch die Nacht, ab etwa<br />
1940 dauerte das Treiben bis Mitternacht.<br />
Kein Volkskundemuseum<br />
Die Figuren und ihre Bedeutung<br />
Klaubauf: Der Begriff könnte von Krampus oder auch vom heidnischen Kobold<br />
stammen. Jeder Klaubauf trägt seine Lorv aus Zirbenholz. Schwarzes Gesicht,<br />
rote Lippen, weiße Zähne, große Nase und Warzen sind typisch für die<br />
Lorv. Früher wurde sie mit Ruß, Blut und Kalk eingefärbt, das ist heute nicht<br />
mehr der Fall. Der Klaubauf trägt einen Mantel und an ihm befestigt lange unordentliche<br />
Stofffetzen, olte Hudrn, in den Händen eine dicke Kette, mit der er<br />
seine Opfer einfängt.<br />
Esel: Er verkörpert im Gegensatz zu den Klaubaufen das Gute, Helle, Fröhliche.<br />
Auch er verbirgt sein Gesicht, allerdings mit einer Lorv aus Stoff. Und das Gewand<br />
ist – wieder im Gegensatz zum Klaubauf – mit knallbunten, in Bahnen genähten<br />
Stofffetzen verziert. Es gibt zwei Arten von Eseln. Die einen tragen um den Bauch<br />
(früher um die Brust) geschnallte Schellen, mit denen sie für Lärm sorgen. Die<br />
anderen rennen wild umher und zwicken alle, die ihnen in die Quere kommen.<br />
Scharsch: Das sind die Gendarmen, die den Zug in Carabinieri-Uniform – ein<br />
Hinweis darauf, dass sich der Brauch im Lauf der Jahrzehnte auch verändert<br />
hat – begleiten und für Ordnung sorgen.<br />
Weiße: So nennt man die Engel, die den Nikolaus begleiten. Früher trugen sie<br />
noch Strohhüte mit Gigger-Federn und verdeckten das Gesicht mit einem weißen<br />
Netz. Heute tragen sie golde-ne Kronen oder Stirnbänder aus Glanzpapier<br />
mit einem roten Stern auf der Stirn. Die Weißen haben unterschiedliche Rollen:<br />
Der Liachttroger mit der Laterne, die die Finsternis verdrängt, der Katechismustroger,<br />
der Ruatntroger, der alle bestraft, die nicht brav waren, und der Köschtntroger,<br />
der Süßigkeiten für Kinder mitträgt (früher dem Namen nach zu urteilen<br />
viel-leicht Köschtn, also süße Kastanien). Letzterer wird u. a. im 1949 erschienenen<br />
Buch „Tiroler Fasnacht innerhalb der alpenländischen Winter- und Vorfrühlingsbräuche“<br />
von Anton Dörrer auch Korbträger genannt.<br />
Tuifl: Einige Teufel mischen sich eher unscheinbar in die Gruppe des Nikolaus.<br />
Schoffer: Das sind die 20-Jährigen, die das Klosn organisieren.<br />
KulturFenster 9<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
gelebt<br />
Mit Hirtenliadrn durch die Nacht<br />
Viele vorweihnachtliche Lieder sind hinlänglich<br />
bekannt. Stilfs kennt jedoch einige<br />
außerhalb der Gemeinde nicht bekannte<br />
Lieder, die zu ganz bestimmten Anlässen<br />
vorgetragen werden. Auf welche Zeit der<br />
Brauch zurückgeht, wer die Lieder geschrieben<br />
hat und warum sie nicht über Stilfs hinaus<br />
verbreitet wurden, ist nicht bekannt.<br />
Wohl hat sie Anton Dörrer in seinem<br />
Brauchtumsbuch von 1949<br />
bereits ausführlich beschrieben.<br />
Am Heiligen Abend sowie am<br />
Abend vor Neujahr, zu Silvester,<br />
war es in Stilfs früher Tradition,<br />
dass der Nachtwächter, der in<br />
der Dunkelheit üblicherweise das<br />
Dorf bewacht hat, diesen Dienst<br />
von 23 Uhr bis Mitternacht ruhen<br />
lassen konnte. In dieser Stunde<br />
zogen die jungen Burschen des<br />
Dorfes durch die Gassen und trugen<br />
an verschiedenen Plätzen<br />
Lieder vor. Beim ersten Rundgang<br />
des Heiligen Abends sangen<br />
sie das Josefslied, beim zweiten<br />
das „Lenzllied“, ein Hirtenlied<br />
mit dem Lenzl als Vorangehendem.<br />
Zu später Stunde des<br />
Silvestertages wurde das „Neujahrslied“<br />
vorgetragen. Auch<br />
in diesen Brauch hat sich, wie<br />
beim Klosn, das Einschleichen<br />
in Häuser und das Stehlen von<br />
Würsten, Bäckereien und Leckereien<br />
eingenistet (Anton<br />
Dörrer). Das „weihnachtliche<br />
Stehlrecht“ wurde gern genutzt.<br />
Tradition an Heiligabend<br />
und zu Neujahr<br />
Warum der Brauch in der zweiten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
immer seltener gepflegt und das Liedgut<br />
deshalb fast vergessen wurde, lässt sich<br />
heute nicht mehr nachvollziehen. Jedenfalls<br />
ist es eine Männergruppe um Roland<br />
Angerer, die den Brauch seit den 1990er-<br />
Jahren regelmäßig pflegte. „Anfangs mit<br />
mäßigem Erfolg“, wie er sagt. Doch sie ließen<br />
nicht locker und motivierten sich ge-<br />
Am Heiligen Abend und zu Silvester werden<br />
in Stilfs die Hirtenlieder gesungen.<br />
Sie sind ein exklusives Stilfser Liedgut.<br />
Foto: Peter Grutsch<br />
genseitig. Und inzwischen konnten weitere<br />
Mitglieder dazugewonnen werden,<br />
die gemeinsam zu den jeweiligen Anlässen<br />
die Hirtnliadr singen. Die Gruppe<br />
wird von Daniel Pinggera koordiniert.<br />
„Wir treffen uns vorher einmal zur Probe<br />
und singen dann am Heiligen Abend vor<br />
der Christmette auf verschiedenen Plätzen<br />
unsere Lieder sowie noch<br />
einmal gleich nach der Mette“,<br />
erzählt er. Das Neujahrslied<br />
wird am Silvesterabend nach<br />
dem Gottesdienst am Kirchplatz<br />
gesungen und über den<br />
Pfarrfunk verbreitet. Was ihn an<br />
diesem Brauch motiviert? „Zu<br />
sehen, wie sich vor allem die<br />
älteren Leute über die Lieder<br />
freuen!“ Es hat übrigens lange<br />
Zeit keine Noten für die Hirtenlieder<br />
gegeben.<br />
Deshalb wurden Texte und Melodien<br />
von der Stilfser Lehrerin<br />
Hildegard Paulmichl aufgeschrieben<br />
und auch im Stilfser<br />
Dorfbuch veröffentlicht. Roland<br />
Angerer fragte kürzlich<br />
zudem beim Tiroler Volksliedarchiv<br />
nach, ob es Nachweise<br />
zu deren Ursprung gebe. Die<br />
Antwort lautete folgendermaßen:<br />
„Der älteste uns vorliegende<br />
Beleg stammt aus Stilfs<br />
aus dem Jahr 1914. Er wurde<br />
damals von Pfarrer Alois Patscheider<br />
aus Stilfs … eingesandt<br />
… Er gibt an, dass die<br />
Melodien zu diesen Liedern<br />
damals nicht zu eruieren gewesen<br />
seien.“ Die Lieder wurden<br />
später auch aufgenommen<br />
und veröffentlicht.<br />
Edith Runer/Roland Angerer<br />
KulturFenster 10<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Pfluagziachn im nahenden Frühling<br />
Wie die Hirtnliadr, so drohte<br />
auch das Stilzer Pfluagziachn<br />
in Vergessenheit zu<br />
geraten. Das „alte Kultspiel<br />
vom Kampf um Naturkräfte,<br />
vom Scheiden des Winters<br />
und vom Anbruch der segenbringenden,<br />
fruchtbaren<br />
Zeit“ (Gertrud Pardeller, Dorfbuch)<br />
war einst in jedem<br />
zweiten Jahr am Unsinnigen<br />
Donnerstag aufgeführt worden,<br />
kam in den vergangenen<br />
Jahrzehnten aber immer<br />
seltener zum Zug.<br />
Erst Anfang der 1990er-<br />
Jahre ergriffen einige Kulturbegeisterte<br />
um Roland<br />
Angerer die Initiative, um den alten Brauch,<br />
den es südtirolweit nur in Stilfs gibt (Pflugoder<br />
Blochziehen gibt es ihn abgewandelter<br />
Form auch in anderen Teilen Tirols), wieder<br />
zu beleben. Das gelang zunächst nur bedingt.<br />
Nach zwei Ausgaben war die Motivation<br />
unter der Bevölkerung noch zu gering,<br />
um weiterzumachen. Das änderte sich, als<br />
der Bildungsausschuss das Pfl uagziachn<br />
fi x in sein Tätigkeitsprogramm aufnahm<br />
und gemeinsam mit dem Theaterverein<br />
und dem KVW die Organisation übernahm.<br />
Seither hat die Veranstaltung wieder ihren<br />
festen Platz im Stilfser Kalender und wird<br />
nicht nur „vorgeführt“, sondern gelebt. Seit<br />
1998 steht sie alle zwei Jahre – und damit<br />
auch 2024 – auf dem Programm, und seit<br />
einigen Jahren zieht ein vierköpfi ges Komitee<br />
die Fäden hinter dem Pfl uagziachn,<br />
das nun immer am Faschingssamstag (10.<br />
Februar 2024) stattfindet.<br />
Bäuerliches Leben<br />
in der Parodie<br />
Zentrales Thema des Pfluagziachns ist das<br />
bäuerliche Leben von einst. Es „veranschaulicht<br />
die enge Verbindung des Bauern zu<br />
seiner Scholle einer- und die sozialen Verflechtungen<br />
andererseits“, schreibt Gertrud<br />
Pardeller über den Brauch. Der Nordtiroler<br />
Wissenschaftler Thomas Nussbaumer<br />
meint in einem Artikel: „Es zählt zu den urwüchsigsten<br />
Bräuchen Tirols, weil es sehr<br />
im agrarischen Denken wurzelt und auf eine<br />
parodistische Weise eine heute zwar weitgehend<br />
untergegangene, nichtsdestotrotz<br />
Der Bauer versucht, den Pflug voranzubringen,<br />
daneben die Bäuerin, dahinter<br />
Knechte und Mägde. Foto: Peter Grutsch<br />
traditionelle Welt wieder auferstehen lässt.“<br />
Beim Pfl uagziachn handelt es sich um einen<br />
Umzug durch das Dorf, bei dem ausschließlich<br />
Männer mitmachen dürfen, die<br />
natürlich auch die weiblichen Rollen besetzen.<br />
Es gibt Bauer und Bäuerin, Knecht<br />
und Magd, dazu Öchslein, Schimmel und<br />
als zweite Gruppe<br />
das Gsindl.Im Mittelpunkt<br />
steht die<br />
Arl, ein Pflug, wie<br />
er noch im 20. Jahrhundert<br />
als Erdäpfelhäufler<br />
benutzt<br />
wurde. „Das Umherziehen<br />
der Arl und<br />
das spielerische lärmende Austragen unterschiedlicher<br />
Konflikte zwischen Jung und<br />
Alt, Mann und Frau, Sesshaften und Nichtsesshaften,<br />
Bauern und Knechten, Fastnachtlern<br />
und Publikum bilden die Inhalte<br />
des Brauches“, so Thomas Nussbaumer.<br />
Auch das Angelus-Gebet ist wieder dabei.<br />
Damit beginnt der Umzug auf dem Gomperle.<br />
Vor die Arl werden der Schimmel<br />
mit der Kuhschelle und die sechs Öchslein<br />
mit der Milchschüssel auf dem Rücken<br />
gespannt. Der Bauer führt den Pflug, den<br />
er kaum voranbringt. Die Bäuerin geht mit<br />
dem Heurechen daneben, ebenso der Praxler<br />
mit der Geißel. Es folgen Altbauer und<br />
Alt-bäuerin und das Gesinde in der Tracht,<br />
darunter der Saamer, also der Sämann, der<br />
das Publikum mit Sägespänen<br />
bewirft, und die Drescher. Bei<br />
ihrem Zug durchs Dorf kommt<br />
ihnen das Gsindl in die Quere:<br />
Vogelhändler, Wilderer, Haarschneider,<br />
Uhrmacher, Scherenschleifer<br />
und viele mehr.<br />
Das Ganze wird immer verwirrender.<br />
Öchslein und Schimmel<br />
brechen aus und stürzen ab.<br />
Immer wieder werden Szenen<br />
aufgeführt, darunter das „Operieren“<br />
des Schimmels durch<br />
den Doktor oder das Knödelessen<br />
(die Knödel werden tags<br />
zuvor von fleißigen Frauen gedreht)<br />
und das Knödelstehlen<br />
am Kirchplatz, das fürs Gsindl<br />
ziemlich dramatisch endet.. Sie werden<br />
im wahrsten Sinn des Wortes verdrescht.<br />
Fast vergessen und<br />
nun wieder gefestigt<br />
Mittlerweile würden viele Stilzer<br />
das Pfl uagziachn vermissen,<br />
wenn es nicht stattfi nden würde.<br />
Jörg Niederegger<br />
Um das Pfluagziachn zu stemmen, braucht<br />
es mehr als 50 Aktive, die erst gefunden,<br />
motiviert und koordiniert werden müssen.<br />
„Das ist die eigentliche Herausforderung“,<br />
sagt Jörg Niederegger, Obmann des Theatervereines<br />
und Mitglied<br />
des Komitees.<br />
Warum es gar nicht<br />
so einfach ist, die<br />
verschiedenen Rollen<br />
zu besetzen, hat<br />
wohl zwei Hauptgründe.<br />
Zum einen<br />
besteht das Pfl uagziachn<br />
im Unterschied zum Klosn aus<br />
mehr Handlung. „Einige Rollen müssen<br />
gespielt werden, und das trauen sich halt<br />
doch nicht alle zu“, weiß Jörg Niederegger,<br />
der aber immer auf erfahrene Pfluagziachr<br />
zurückgreifen kann, die ihr Wissen<br />
an die Jüngeren weitergeben. Zum anderen<br />
ist es harte Arbeit, eine fast vergessene<br />
Tradition in der Bevölkerung wieder<br />
so zu festigen, dass niemand mehr ohne<br />
diese Tradition sein möchte. Der Hobbyschauspieler<br />
hat allerdings den Ein-druck,<br />
dass das Festigen des Brauches langsam<br />
gelingt. „Mittlerweile würden viele Stilzer<br />
das Pfluagziachn vermissen, wenn es<br />
nicht stattfinden würde“, ist er sich sicher.<br />
Edith Runer<br />
KulturFenster 11<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
gelebt<br />
Das Scheibnschlogn am Kassomsta<br />
Das Abbrennen des Hennamonns am Kassomsta Das Scheibenschlagen wird in mehreren Orten im Obervinschgau gepflegt.<br />
Es mögen das Feuer und die glühenden<br />
Lichtstreifen im dunklen Nachthimmel sein,<br />
die die Menschen dermaßen faszinieren,<br />
dass sie den Brauch des Scheibenschlagens<br />
bis heute mit viel Begeisterung pfl e-<br />
gen. Und das, obwohl er heidnischen Ursprungs<br />
und schon mehr als 1000 Jahre<br />
alt ist. Auch im Obervinschgau und dort<br />
unter anderem in Stilfs werden am Übergang<br />
von Fasching zur Fastenzeit Scheiben<br />
geschlagen.<br />
Beim Scheibenschlagen handelt es sich<br />
laut schriftlichen Überlieferungen um ein<br />
Lärm-, Feuer- und Fruchtbarkeitsritual, mit<br />
dem Kälte und Finsternis vertrieben werden<br />
und der Frühling willkommen geheißen<br />
wird. Dabei werden auf einer Anhöhe<br />
Holzscheiben an einem Feuer zum Glühen<br />
gebracht und danach mit einer speziellen<br />
Technik zu Tal geschlagen. Franz<br />
J. Haller schreibt dazu in seiner Begleitdokumentation<br />
zum gleichnamigen Film<br />
„Das Brauchtum des Scheibenschlagens<br />
im Obervinschgau“: „Die erste schriftliche<br />
Erwähnung steht im Zusammenhang mit<br />
dem Klosterbrand von Lorsch (bei Mannheim,<br />
Hessen) am 21. März 1090, der<br />
durch eine der glühenden Scheiben hervorgerufen<br />
worden war. Der Brauch fi ndet<br />
im Obervinschgau am ersten Fastensonntag<br />
statt. Der Tag des Scheibenschlagens<br />
könnte ursprünglich die Bedeutung eines<br />
Neujahrstages für das erwachende Wachstums-<br />
und Erntejahr gehabt haben. Als Hinweis<br />
dafür mag gelten, dass man früher<br />
im Obervinschgau gerade an diesem Tag<br />
die Hirten einzustellen pflegte.“<br />
Die „Stilzer“ veranstalteten das Scheibnschlogn<br />
früher immer am Kassunnta. Das<br />
ist der erste Fastensonntag. Die Bezeichnung<br />
„Käsesonntag“ hängt vermutlich mit<br />
dem „am Samstag vor dem Scheibensonntag<br />
abgehaltenen Käsemarkt“ zusammen,<br />
so Franz J. Haller<br />
in der Dokumentation.<br />
Darin erwähnt<br />
er auch ein interessantes<br />
Detail zum<br />
Brauch: „Die Festlegung<br />
seiner Abhaltung<br />
auf diesen Tag<br />
dürfte auf die anhaltenden<br />
Versuche<br />
der Kirche zurückzuführen<br />
sein, heidnisches<br />
Brauchtumssubstrat durch die<br />
Zusammenlegung mit christlichen Feiern<br />
zunächst zu neutralisieren und allmählich<br />
mit diesen zu ersetzen.“<br />
Das Verbrennen<br />
des Hennamonns<br />
Es ist trotz des großen Aufwandes<br />
immer eine Freude, diesen<br />
Brauch abzuhalten und zu spüren,<br />
wie er die Dorfgemeinschaft<br />
auch zusammenhält.<br />
Hannes Schöpf<br />
Auch im Stilfser Dorfbuch wird das<br />
Scheibn schlogn beschrieben. Demnach<br />
werden die Scheiben wurden schon einige<br />
Zeit vor dem Kassunnta vorbereitet.<br />
Sie „bestehen aus quadratischen Föhrenoder<br />
Zirbelholzstücken, die an den Seiten<br />
abgeschrägt werden.“ In die Verdickung in<br />
der Mitte der Scheibe wird das Loch für die<br />
Gerte gebohrt. Die Scheiben werden dann<br />
an der Luft oder am Ofen getrocknet. Es<br />
gibt auch noch die<br />
Kassunnta-Scheibe.<br />
Sie ist rund, hat einen<br />
Durchmesser<br />
von 15 bis 20 Zentimetern<br />
und wird<br />
laut dem Dorfbuch<br />
aus einem etwa drei<br />
Zentimeter dicken<br />
Brett hergestellt.<br />
Anschließend wird<br />
sie kunstvoll gestaltet.<br />
Seit 1968, berichtet Roland Angerer,<br />
ist die Kassunnta-Scheibe das Gemeindewappen<br />
von Stilfs.<br />
Zum Scheibenschlagen gehört auch der<br />
Hennamonn. Das ist ein „Mann“ aus Stroh,<br />
KulturFenster 12<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
der auf Holzbalken befestigt und dann für<br />
das Scheibenschlagen angezündet wird.<br />
Das Holz für dieses Spektakel sammelten<br />
früher die Buben, die die Mittelschule abgeschlossen<br />
hatten, bei den Bauern ein<br />
– Holzriafn nannte man das. Jene Bauern,<br />
die Holz gaben, durften später auch<br />
Scheibenschlagen. Am Kassunnta wurde<br />
der Hennamonn dann auf einer Holzstange<br />
mit Querbalken befestigt, daneben<br />
wurde Holz aufgeschichtet. Bis zum Einbruch<br />
der Dunkelheit gingen die Buben<br />
und Männer wieder heim, ließen nur eine<br />
Wache zurück, um den Hennamonn vor<br />
feindlichen Gruppen zu schützen, die sie<br />
zu früh anzünden könnten.<br />
Am Abend dann das eigentliche Scheibnschlogn:<br />
Der Holzhaufen wurde in Brand<br />
gesetzt. Mit langen Gerten, genannt<br />
Scheibagart, wurde eine Scheibe nach<br />
der anderen ins Feuer gehalten. Sobald<br />
sie glühte, wurde sie geschwungen, am<br />
Boden abgeschlagen und in die Nacht hinausgeschleudert.<br />
Interessant ist dabei der alte Reim, der von<br />
allen Scheibenschlägern gesungen wurde:<br />
Oh Reim, Reim,<br />
wem soll dia Scheib sein?<br />
Dia Scheib und mei Kniascheib soll<br />
der (Name der Angebetenen) sein.<br />
Kourn in dr Wann,<br />
Schmalz in der Pfann,<br />
Wein in dr Flosch,<br />
Geld in dr Tosch,<br />
Pfl uag unter d‘ Eard,<br />
schaug, schaug,<br />
wias Scheibale außegeaht.<br />
Geaht ses guat, hot ses guat,<br />
Soll’s mr nicht veriabl hobn.<br />
Gertrud Pardeller<br />
Das Scheibenschlagen ist für alle Beteiligten ein faszinierendes Erlebnis. Es geht auf einen<br />
heidnischen Brauch zurück.<br />
Fotos: Christoph Platzer<br />
Im Lauf der Zeit …<br />
Wie bei allen Bräuchen, so hat sich auch<br />
beim Scheibnschlogn im Lauf der Zeit einiges<br />
verändert. Durch die immer geburtenschwächeren<br />
Jahrgänge fanden sich<br />
im kleinen Stilfs immer weniger Buben für<br />
das Holzsammeln, und viele von diesen<br />
mussten schon am Nachmittag des Kassunntas<br />
wieder ins Schülerheim. Also tat<br />
man das einzig Machbare und verlegte<br />
den Brauch auf den Kassomsta. Weil die<br />
Gruppe dennoch zu klein war, drohte dem<br />
Brauch in Stilfs fast das Aus. Vor einigen<br />
Jahren übernahm dann die Schützenkompanie<br />
vorübergehend die Organisation –<br />
bis sich eine Gruppe junger Männer und<br />
Frauen bildete, die Verantwortung übernehmen<br />
und den Brauch weiterführen<br />
bzw. weitergeben wollten.<br />
Unter ihnen ist Hannes Schöpf, der mit<br />
viel Enthusiasmus mitarbeitet: „Es ist<br />
trotz des großen Aufwandes immer eine<br />
Freude, diesen Brauch abzuhalten und<br />
zu spüren, wie er die Dorfgemeinschaft<br />
auch zusammenhält. Jedes Jahr kommen<br />
mittlerweile wieder mehr Leute zum Treffpunkt<br />
und schauen zu oder machen mit.“<br />
Die Gemeinde hat der Gruppe inzwischen<br />
einen geeigneten Platz aff Kreiz zur Verfügung<br />
gestellt, auch eine Holzhütte, in<br />
der das unterm Jahr bei verschiedenen<br />
Gelegenheiten gesammelte Holz gelagert<br />
werden kann. Am Kassomsta wird dann<br />
bis in den Kassunnta hinein Scheiben geschlagen.<br />
Der traditionelle Reim wird nur<br />
noch von den älteren Leuten aufgesagt.<br />
Voraussetzung für das Scheibnschlogn<br />
ist allerdings eine geringe Feuergefahr,<br />
am besten eine schneebedeckte Landschaft,<br />
da die Funken ansonsten einen<br />
Brand entfachen könnten. Leider war es<br />
in den vergangenen Wintern entweder<br />
zu trocken oder aufgrund Corona nicht<br />
möglich, den Brauch durchzuführen. So<br />
bleibt das Gebet an Petrus, dass er diese<br />
Tradition beim nächsten Termin am 17.<br />
Februar 2024 mit weißer Pracht unterstützen<br />
möge.<br />
Edith Runer/Roland Angerer<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />
Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />
Redaktionsschluss für<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„ KulturFensters“ ist:<br />
Montag, 15. Jänner 2024<br />
13<br />
KulturFenster 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
Das haben wir <strong>2023</strong> erreicht<br />
Was die Arbeit des Heimatpflegeverbandes gebracht hat<br />
Nicht nur einmal haben die Heimatpfleger*innen – in Gemeinschaft mit anderen Organisationen – gegen den Ausbau der Kreuzungen<br />
sowie gegen aufwändige Umfahrungen im Pustertal protestiert.<br />
Foto: HPV<br />
Genau hinzuschauen, wenn Eingriffe in die<br />
Landschaft geplant und neue Bauprojekte<br />
vorgestellt werden, ist eine – leider – notwendige<br />
Aufgabe des Heimatpflegeverbandes<br />
Südtirol. Aufzustehen, Kritik zu üben<br />
und alternative Lösungsvorschläge aufzuzeigen,<br />
gehört auch dazu. Dass die Bemühungen<br />
der Heimatpfleger*innen nicht umsonst<br />
sind, zeigen einige Beispiele, die im<br />
ablaufenden Jahr als Erfolg oder zumindest<br />
Teilerfolg bewertet werden können.<br />
Projekt „Heimatmappe“<br />
Vorab ein Erfolg, den man gar nicht oft genug<br />
erwähnen kann: Die „Heimatmappe“,<br />
die der Heimatpflegeverband in Zusammenarbeit<br />
mit dem Katholischen Südtiroler Lehrerbund<br />
für die Schulen herausgegeben hat,<br />
ist bei den Lehrpersonen der Grundschulen<br />
sehr gut angekommen. Ein sicheres Anzeichen<br />
dafür, dass schulischer Bedarf an Unterrichtsmaterial<br />
über Südtirol, seine Kulturund<br />
Naturlandschaften, seine Lebensräume<br />
und Bräuche besteht. Alle, die am Projekt<br />
beteiligt waren und sind, haben bisher super<br />
Arbeit geleistet, insbesondere die Autorin<br />
Kathrin Gschleier und die Illustratorin<br />
Evi Gasser. Aktuell ist die „Heimatmappe“<br />
für die Mittelschüler*innen in Ausarbeitung.<br />
Mobilität im Pustertal<br />
Olympia wirft seine Schatten voraus. Das<br />
Land möchte bis 2026 nicht nur die Riggertalschleife<br />
fertigstellen, um den Zugverkehr<br />
von und ins Pustertal zu verbessern.<br />
Es plant auch den Ausbau einiger Straßenabschnitte,<br />
zum Teil in untragbaren<br />
Dimensionen. Der Heimatpflegeverband<br />
und mehrere andere Organisationen haben<br />
immer wieder zur Vernunft aufgerufen<br />
und kleinere Projekte als Alternative<br />
vorgeschlagen. Zum Teil ist es tatsächlich<br />
gelungen, Monsterbauten zu verhindern.<br />
Beispiel Antholz: Hier war bei der Einfahrt<br />
ins Tal ein Kreisverkehr mit darüberliegender<br />
Straße als regelrechte Talsperre<br />
geplant, der durch die HPV-Initiative und<br />
aufgrund des Widerstandes der Bevölkerung<br />
zurückgenommen wurde. Nun ist ein<br />
einfacher Kreisverkehr mit Bypässen vorgesehen.<br />
Auch der Bau einer Umfahrung<br />
von Toblach mit Olympiageldern scheint<br />
nach heftiger Kritik abgewendet zu sein.<br />
Bei den derzeit im Bau befindlichen Umfahrungen<br />
von Percha und Kiens hat der<br />
HPV die landschaftsfressenden Kreuzungen<br />
kritisiert. Nun werden sie anders<br />
geplant. Leider noch nicht gefruchtet haben<br />
die Proteste gegen einen doppelstöckigen<br />
Kreisverkehr bei Olang.<br />
Bobbahn ade!<br />
Und nochmal Olympia: Nach langem Beharren<br />
wurde der Plan, die alte Olympia-<br />
Bob- und Rodelbahn in Cortina zu erneuern<br />
und dafür rund 100 Millionen Euro (bisweilen<br />
war auch von 150 Millionen die Rede)<br />
auszugeben, doch noch verworfen. Wiederholt<br />
hatten sich Umwelt- und alpine Organisationen,<br />
darunter auch der Heimatpflegeverband,<br />
gegen dieses Mammutprojekt<br />
ausgesprochen. Doch die Organisatoren<br />
wollten nichts von einer Alternative wissen.<br />
Diese bestünde im Ausweichen auf eine andere<br />
Bahn ganz in der Nähe, zum Beispiel<br />
in Igls. Am Ende spielte das Schicksal den<br />
Richter: Bei der Ausschreibung der Arbeiten<br />
meldeten sich schlichtweg keine Firmen,<br />
die das Projekt übernehmen wollten.<br />
Kein Lift am Klein-Gitsch<br />
Schon ziemlich lange gibt es ein Projekt<br />
zur Erweiterung des Skigebietes Gitschberg-Jochtal.<br />
Es sieht die Errichtung einer<br />
neuen Umlaufbahn und von neuen<br />
Skipisten in einer extrem sensiblen und<br />
exponierten Lage am Rücken des Klein-<br />
Gitsch vor. Trotz negativer Umweltprüfung<br />
hieß die Landesregierung eine Machbarkeitsstudie<br />
gut. Der Dachverband für Natur-<br />
und Umweltschutz, dessen Mitglied<br />
der HPV ist, und der AVS legten dagegen<br />
beim Verwaltungsgericht Bozen Rekurs<br />
ein. Der Staatsrat erklärte diesen tatsächlich<br />
als zulässig und hob die Genehmigung<br />
der Machbarkeitsstudie durch die Landesregierung<br />
auf. Vorerst kann die Natur am<br />
Gitschberg also „aufatmen“.<br />
Finger weg vom Langkofel!<br />
Mitten in der touristischen Hochsaison trafen<br />
sich die alpinen Vereine, darunter der<br />
Heimatpflegeverband Südtirol, am Sella-<br />
KulturFenster 14<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Die Initiativgruppe Nosc Cunfin setzt sich<br />
mit der Bevölkerung, den zuständigen Ämtern<br />
und einigen politischen Gruppierungen<br />
erneut für die Umsetzung einer endgültigen<br />
Unterschutzstellung des Gebietes<br />
rund um die Cunfinböden ein. Damit soll<br />
die geologische Einmaligkeit dieses Naturjuwels<br />
mit seinen Trinkwasserquellen frei<br />
von neuen Erschließungen für die nächsten<br />
Generationen bewahrt bleiben. Unterstützt<br />
wird die Initiativgruppe von zahlreichen<br />
Verbänden, darunter auch dem<br />
Heimatpflegeverband Südtirol. Die Südtiroler<br />
Landesregierung hat im September<br />
<strong>2023</strong> die Unterstützung für einen Partizipationsprozess<br />
in den betroffenen Gemeinden<br />
beschlossen, mit dem Ziel einer<br />
Unterschutzstellung. Seit 2. Oktober steht<br />
nun eine Petition zur Unterschutzstellung<br />
der Langkofelgruppe samt den beiden Naturdenkmälern<br />
Cunfinböden und Steinerne<br />
Stadt online. Bis Mitte November wurden<br />
bereits über 48.000 Unterschriften (!) gesammelt.<br />
Bleibt zu hoffen, dass dieser erneute<br />
Versuch, die Cunfinböden zu retten,<br />
endlich gelingt.<br />
Grüne Flagge für Initiative<br />
„Baumgart“<br />
Für die Initiative „Baumgart“ wurde den Initiatoren, darunter dem Heimatpflegeverband,<br />
<strong>2023</strong> die Grüne Flagge überreicht. Foto: A. Hilpold<br />
joch, um aufzuzeigen: So geht es nicht!<br />
Denn: Seit Mai liegt für den alten Korblift<br />
vom Sellajoch auf die Langkofelscharte ein<br />
Ausbauprojekt vor. Geplant ist eine Kabinenbahn<br />
mit doppelter Personenkapazität, riesigen<br />
Betonträgern und einer Bergstation,<br />
die viermal so groß ist wie die aktuelle. Dabei<br />
fehlt es bereits jetzt auf der Langkofelscharte<br />
an Platz und in der dort gelegenen<br />
Toni-Demetz-Hütte an Wasser. Nach dem<br />
Treffen am Sellajoch passierte vorerst nichts.<br />
Im Moment ist Schnee über das Thema gefallen.<br />
Aber der HPV wird am Ball bleiben.<br />
Lahner Alm: Kein Forstweg<br />
Die Lahner Alm in Prettau im Ahrntal sollte<br />
durch einen Forstweg erschlossen werden,<br />
obwohl bereits eine Materialseilbahn<br />
besteht. Rund 850 Meter lang, bis zu 34<br />
Prozent steil und rund 400.000 Euro teuer<br />
sollte der Weg sein, wobei die öffentliche<br />
Hand einen Großteil der Kosten zu tragen<br />
hätte. Die zuständigen Ämter lehnten das<br />
Projekt ab, u. a. aus landschaftsästhetischen<br />
Gründen und wegen der Murengefahr.<br />
Das ist eine klare Begründung, die<br />
aber in der Landesregierung zunächst nicht<br />
geteilt wurde. Selbst als der Heimatpflegeverband<br />
gemeinsam mit dem AVS und<br />
dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz<br />
eine Stellungnahme dazu abgab<br />
und die Verbände auch von der damaligen<br />
Landesrätin Maria Hochgruber<br />
Kuenzer angehört wurden, änderte sich<br />
scheinbar nichts. Dann, als die Landesregierung<br />
über das Projekt abstimmen sollte,<br />
wurde die Abstimmung vertagt. Man hatte<br />
in den Dokumenten verschwiegen, dass es<br />
sich um ein Natura-2000-Gebiet handelt.<br />
Als dieser „Fehler“ ausgebessert war, der<br />
erneute Genehmigungsversuch. Und das<br />
überraschende Ergebnis: Abgelehnt, aufgrund<br />
sachlicher Überlegungen und fachlich<br />
fundierter Expertisen.<br />
48.000 Unterschriften für<br />
Cunfinböden<br />
Nachdem der Heimatpflegeverband 2022<br />
für seinen Beitrag zur Erhaltung des traditionellen<br />
Waal-Bewässerungssystems auf<br />
der Malser Haide mit der Grünen Flagge<br />
von Legambiente ausgezeichnet worden<br />
war, wurde die Auszeichnung in diesem<br />
Jahr den Promotoren der Initiative „Baumgart“<br />
zuerkannt, zu denen auch der<br />
HPV gehört. Diese Initiative möchte die<br />
landwirtschaftliche Kulturform der Streuobstwiesen<br />
in Südtirol in all ihren Facetten<br />
aufwerten, und zwar hinsichtlich ihres<br />
kulturellen, kulinarischen, ästhetischen,<br />
ökonomischen und ökologischen Wertes.<br />
Gemeinderat folgte<br />
Heimatpfleger*innen<br />
Steter Tropfen höhlt bekanntermaßen den<br />
Stein. Und so ist es wohl auch der Überzeugungskraft<br />
und der Beharrlichkeit von<br />
Terlaner Bürger*innen sowie des Vereine<br />
für Kultur und Heimatpflege zu verdanken,<br />
dass die Ausweisung eines rund fünf<br />
Hektar großen landwirtschaftlichen Kulturgrundes<br />
als Gewerbegebiet in Siebeneich<br />
vorerst vom Tisch ist. Konkret ging es um<br />
den Ladesäulenhersteller Alpitronic, der<br />
auf dieser Fläche seinen neuen Firmensitz<br />
errichten möchte. Das Problem ist<br />
nicht das Unternehmen selbst, sondern<br />
die Flächenversiegelung, die dort stattfinden<br />
würde – in einem Gebiet, wo bislang<br />
Biowein angebaut wird, wo in der Nähe das<br />
Trinkwasser für ganz Terlan gefasst wird,<br />
wo Menschen wohnen und wo der Verkehr<br />
jetzt schon durch Engstellen muss. Der<br />
Gemeinderat hatte sich zwar schon zweimal<br />
gegen die Umwidmung ausgesprochen,<br />
die Stimmung hatte sich aber auch<br />
aufgrund des Einwirkens von Bürgermeister<br />
Hans Zelger letzthin in Richtung Zustimmung<br />
bewegt. Auch die Landesregierung<br />
wollte an der Umwidmung festhalten<br />
und hier im Zweifelsfall ein Gewerbegebiet<br />
von Landesinteresse auszuweisen. Allerdings<br />
sollte der Gemeinderat noch einmal<br />
entscheiden. Das geschah im Oktober.<br />
Es war eine geheime Abstimmung, in<br />
der sich zeigte, dass man mit schlüssigen<br />
Argumenten auch etwas bewirken kann:<br />
14:4 gegen eine Umwidmung.<br />
HPV<br />
KulturFenster 15<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
„Tradition muss sich verändern“<br />
Designer Martino Gamper über das traditionelle Handwerk und seine Zukunft<br />
Um die Handwerksberufe langfristig attraktiv zu halten, seien Kreativität und Freiheit im<br />
Schaffen wichtige Voraussetzungen, betonte der renommierte Designer Martino Gamper<br />
vor dem gut gefüllten Saal am lvhSitz.<br />
Foto: Daniela Donolato<br />
In Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsverband<br />
Handwerk und Dienstleister (lvh),<br />
der Architekturstiftung Südtirol und der Fakultät<br />
für Design und Künste lud der Heimatpfl<br />
egeverband Südtirol Ende November<br />
zu einem Themenabend. Das Motto:<br />
„Handwerk zwischen Tradition und Design“.<br />
Der Themenabend am lvh-Sitz war ein<br />
Höhepunkt im Rahmen des HPV-Jahresthemas<br />
<strong>2023</strong>, das sich dem Handwerk<br />
widmet. Unter anderem wurde die Social-Media-Reihe<br />
„Made in Südtirol“ des<br />
Heimatpflegeverbandes vorgestellt. Es<br />
handelt sich um eine Auswahl an Kurzfi<br />
lmen, welche die faszinierende Vielfalt<br />
des Handwerks einer breiten Öffentlichkeit<br />
näherbringen sollen. Auch wurde über<br />
die Zukunft des traditionellen und innovativen<br />
Handwerks diskutiert.<br />
Mit Spannung erwartete das Publikum<br />
den Vortrag des renommierten Designers<br />
Martino Gamper aus Meran. Der in London<br />
ansässige gelernte Tischler wurde<br />
erst kürzlich vom britischen Königshaus<br />
für seine Verdienste um das Design mit<br />
dem Titel „Offi cer of Order of the British<br />
Empire“ ausgezeichnet. In seinem Vortrag<br />
beleuchtete Gamper das Verhältnis<br />
von Handwerk, Design und Kunst. Das<br />
„KulturFenster“ bat ihn anschließend<br />
zum Interview.<br />
KulturFenster: Man liest immer wieder,<br />
„Martino Gamper bewegt sich zwischen Design<br />
und Kunst“. Aber welche Bedeutung<br />
hat der Handwerker in Martino Gamper?<br />
Martino Gamper: Ich bin mit dem Handwerk<br />
ins Berufsleben gestartet. Danach<br />
habe ich mich für ein paar Jahre komplett<br />
davon entfernt und mit der Kunst zugewandt,<br />
was mir gut getan hat. Später bin<br />
ich dann über das Design wieder zu meinen<br />
Wurzeln zurückgekehrt. Denn durch<br />
meine handwerklichen Fähigkeiten konnte<br />
ich das, was ich designt hatte, selbst umsetzen,<br />
während sich viele Kolleg*innen für<br />
„Made in Südtirol“<br />
die Umsetzung oft an Handwerker*innen<br />
wenden mussten. Insofern habe ich den<br />
Bezug zum Handwerk nie verloren. Als<br />
Handwerker ist man in der Regel der Ausführende,<br />
als Designer der Kreative. Ich<br />
sehe mich mittlerweile in beidem.<br />
KF: Sie sind auch Künstler, stellen gerade<br />
im Haus der Kunst in München aus. Worin<br />
besteht der Unterschied zwischen Handwerk,<br />
Design und Kunst? Und wo liegen<br />
deren Berührungspunkte?<br />
Gamper: Kunst ist irrational. Man kann sie<br />
nicht erklären. Man braucht sie nicht. Vordergründig<br />
zumindest nicht. Handwerk hingegen<br />
ist etwas sehr Rationales. Es produziert<br />
Gegenstände, die gebraucht werden<br />
oder für die ein Auftrag erteilt wird. Das Design<br />
liegt irgendwo dazwischen. Es sucht<br />
auf kreative Weise nach Lösungen, es gestaltet,<br />
es entwickelt weiter. Alle drei Ausdrucksformen<br />
haben zudem unterschiedliche<br />
Märkte, sprechen also unterschiedliche<br />
Gruppen an. Der wichtigste Berührungspunkt<br />
liegt in der gegenseitigen Inspiration.<br />
Als Designer lasse ich mich beispielsweise<br />
Sehr sehenswert<br />
sind die Kurzfi lme<br />
über das Handwerk<br />
in Südtirol.<br />
Foto: HPV<br />
Kurzfi lme auf YouTube zeigen Faszination des Handwerks<br />
Die für Social Media produzierten Kurzfilme haben eine Laufzeit von sieben bis acht<br />
Minuten. Der Bozner Filmemacher Thomas Tutzer hat sie gedreht und geschnitten<br />
und es geschafft, mit seiner offenen Herangehensweise authentische Porträts der<br />
Handwerker*innen zu zeichnen. Wir erleben diese in ihren Werkstätten und in ihrem<br />
vertrauten Umfeld, während sie über ihre Motivation, ihre Arbeit und ihre täglichen<br />
Herausforderungen sprechen. Seit dem 22. November sind die Filme über<br />
den YouTube-Kanal des Heimatpflegeverbandes einsehbar: https://www.youtube.<br />
com/c/Heimatpfl egeverbandSüdtirol<br />
Die bisher Porträtierten sind: die Goldschmiedin Priska Pipperger aus Toblach, der<br />
Bildhauer und Künstler Egon Digon aus St. Ulrich, der Bäcker Ivo De Pellegrin aus<br />
Meran, der Wärmepumpenhersteller Martin Sulser aus Lana, der Blasinstrumentenbauer<br />
Peter Oberrauch aus Eppan, der Lederhosenhersteller Norman Ventura<br />
aus Salurn, der Schuhmacher Simon Volgger aus St. Leonhard/Passeier und die<br />
Trachtenschneiderin Helga Trenkwalder aus Sterzing.<br />
KulturFenster 16<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
von der Kunst inspirieren, als Handwerker<br />
vom Designer und umgekehrt.<br />
KF: Ihr bekanntestes Projekt „100 Chairs<br />
in 100 Days and Its 100 Ways“ beschäftigt<br />
sich mit einer neuen Formgebung von<br />
ausrangierten Stühlen. Heute würde man<br />
von Upcycling sprechen. Welche Bedeutung<br />
hat dieses Upcycling in Ihrer Arbeit<br />
als Designer?<br />
Gamper: Bei den Stühlen habe<br />
ich mir zu Beginn nicht die<br />
Nachhaltigkeitsfrage gestellt.<br />
Eher ging es mir darum<br />
eine Antwort auf die Frage<br />
zu fi nden: Was kann aus<br />
einem Stuhl entstehen,<br />
der als Sitzmöbel konzipiert<br />
wurde, als solches<br />
aber nicht mehr gebraucht<br />
wird? Gegenständen eine neue<br />
Wertigkeit zu geben, eine neue Geschichte<br />
über sie zu erzählen oder sie weiterzuerzählen,<br />
das war und ist mein Ansinnen.<br />
Aber ja, es ist auch eine Form von<br />
Upcycling, das ich im Übrigen für sehr<br />
wichtig halte. Gegenstände verlieren ja<br />
nicht ihre Wertigkeit, nur weil sie als solche<br />
nicht mehr gebraucht werden.<br />
KF: Gibt es eine alpenländische Handwerkstradition,<br />
und wenn ja, woran erkennt<br />
man sie?<br />
Gamper: Ja, die gibt es. Charakteristisch<br />
dafür sind zum Beispiel die Materialien<br />
wie Holz, Stein oder das Schmiedeeisen.<br />
Kennzeichnend ist auch, dass es sich vielfach<br />
um Objekte und Produkte handelt,<br />
die dem bäuerlichen und kirchlichen Bereich<br />
zugeschrieben werden. Man muss<br />
allerdings bedenken, dass die Alpen eine<br />
sehr große Spannbreite haben, zum Teil<br />
sehr unterschiedliche Kulturen umfassen<br />
und die Tradition durch den Tourismus<br />
und die Globalisierung beeinfl usst wird.<br />
Insofern ist die alpenländische Handwerkstradition<br />
nichts Fixes, sie verändert sich.<br />
KF: Ist das positiv?<br />
Gamper: Tradition muss sich verändern,<br />
sonst ist sie tot. Es ist wichtig, dass wir als<br />
Gesellschaft uns für neue Ideen, neue Geschichten<br />
öffnen … Tradition ist immer etwas<br />
Überliefertes, das von Generationen zu Generation<br />
weitergegeben und entsprechend<br />
auch Veränderung erfahren muss. Ansonsten<br />
geht sie eben nicht weiter. Sie stirbt.<br />
Isch des die schtille Zeit?<br />
Gor moncher frógg sich, wos des soll,<br />
die Städte sein va Leit gonz voll,<br />
übroll Glonz und Liachterkêttn,<br />
ols wenn mir koana ondra Sorgn hêttn.<br />
Menschn suachn, Menschn rennen,<br />
um die Gschenke olla zu fennen,<br />
drbei drstêllt sich gor niamat vor,<br />
des oanfoche Lêbm vor 2000 Johr.<br />
Weihnochtn konn man a verschtian,<br />
una durch an groaßn Rumpl zu giahn,<br />
die Ruah erlêbm una der gonzn Prócht,<br />
do kimb nor Freida au af die hl. Nócht.<br />
Wer in Zaubr der Schtille kennt,<br />
nêt freidlos durch die Gêgnd rennt,<br />
lót Besinnung und Freida oanfoch zua,<br />
und insra Herzn fennen die Weihnochtsruah<br />
habe eine hohe Qualität, aber wenige<br />
Handwerker*innen würden ihre eigene<br />
Sprache entwickeln. Was verstehen Sie<br />
unter dieser eigenen Sprache?<br />
Gamper: Ich komme nochmal auf meine<br />
Antwort zu Beginn des Interviews zurück:<br />
Handwerker*innen betrachten sich meist<br />
als die ausführenden Kräfte. Sie tun also<br />
das, was ihnen vorgegeben wird oder<br />
was der Markt verlangt. Auf diese Weise<br />
ist ihnen in der Vergangenheit<br />
das Gestalterische ein wenig<br />
abhandengekommen.<br />
Ich finde, dass mittlerweile<br />
zu viel von Gleichem<br />
und zu wenig von Gestaltetem auf<br />
den Markt kommt.<br />
KF: Welche Zukunft ist dem Handwerk<br />
also beschert?<br />
Gamper: Wenn es gelingt, das Schaffen<br />
wieder mehr ins Handwerk einzubeziehen,<br />
Kreativität und Ausdruckskraft in die Arbeit<br />
einfl ießen zu lassen, dann hat es eine<br />
Zukunft. Es geht darum, die eigene Identität<br />
zu entwickeln, wieder mehr Einmaliges<br />
zu schaffen. Allerdings können wir diese<br />
Entwicklung nicht vorgeben. Innovation<br />
muss einfach passieren. Wir als Gesellschaft<br />
müssen sie zulassen.<br />
Interview: Evi Brigl/Edith Runer<br />
Als Designer lasse ich mich von der Kunst inspirieren,<br />
als Handwerker vom Designer und umgekehrt.<br />
Martino Gamper<br />
Anna Steinacher<br />
KF: Sie sagten in einem Interview einmal,<br />
Südtirols traditionelles Handwerk<br />
KulturFenster 17<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
Schorn, Wotscher und Lechen<br />
Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (12)<br />
Der von einer Trockenmauer umgebene „Wotscher“ unterhalb des Ortskernes von Siffi an<br />
Foto: Johannes Ortner<br />
Im „KulturFenster“ 04/<strong>2023</strong> wurden die beiden<br />
Flächenmaße Tagmahd und Mannmahd<br />
vorgestellt. In dieser Ausgabe folgen weitere<br />
Flurnamen, die auf besondere Besitzverhältnisse<br />
zurückgeführt werden können.<br />
Schorn<br />
Dieser Hof- und Flurnamentyp hat zwei getrennte<br />
Verbreitungsareale in Südtirol: Einerseits<br />
ist er am Regglberg anzutreffen,<br />
andererseits verstärkt im mittleren Pustertal.<br />
Beispiele aus dem Südosten Südtirols:<br />
der Schorhof in Lerch (Aldein), die Waldfl<br />
ur Schorn im Bereich der Trudner Bergwiesen<br />
und die Schornwiese südlich vom<br />
Moser in Deutschnofen.<br />
Beispiele aus dem mittleren Pustertal: Die<br />
Brunecker Adressenbezeichnung Schornstraße,<br />
Feldfl uren namens Schorn in Reiperting<br />
und Stefansdorf, das Feld Schorn<br />
zwischen Nieder- und Mitterolang sowie<br />
jeweils ein Waldstück Tschorn oberhalb<br />
von Taisten und bei Welsberg.<br />
Der Name „Schorn“ leitet sich vom althochdeutschen<br />
Substantiv *skãra „Abteilung,<br />
Schar; Heerschar“ ab, dies zum althochdeutschen<br />
Verb skãran „abtrennen, abteilen“.<br />
Man kann gut die Verwandtschaft<br />
zu den Wörtern „scheren“, „Schere“ und<br />
„Schar“ (i.S. von etwas Abgeteiltem) heraushören.<br />
Bei den „Schorn-Fluren“ handelt<br />
es sich also um ein von einem größeren<br />
Besitz abgetrenntes Stück Land, Wald<br />
oder Feld.<br />
Wotscher<br />
Schorn (Bruneck), Franziszeische Katastermappe 1855–61<br />
Werfen wir zunächst einen Blick auf die<br />
Verbreitung dieses auffälligen Flurnamens<br />
in Südtirol: In Algund gibt es ein Weingut<br />
namens Wotscherle, während der Wotscher<br />
in Siffi an einen mit einer schönen<br />
Trockenmauer begrenzten früheren Kornacker<br />
bezeichnet. In Mittewald (Franzensfeste)<br />
trägt eine Waldfl ur den Namen Wotscher<br />
mit den Ableitungen Wotschergraben,<br />
Wotscherwald, Wotscherprantl und Wotscherkopf.<br />
Eine ausgedehnte Feldfl ur namens<br />
Wotsche liegt zwischen Toblach und<br />
Niederdorf.<br />
Auf den ersten Blick scheint der Flurnamentyp<br />
Wõtscher (mit langem /o/) nicht<br />
mit dem Schorn im Zusammenhang zu<br />
KulturFenster 18<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
stehen. Auf den zweiten Blick aber schon:<br />
Der Name Wotscher bzw. Woutscher (standardisiert<br />
„Watscher“) setzt sich aus den<br />
Wortbestandteilen swâs „zum Haus gehörig“<br />
(vgl. dazu das Wort Geschwister)<br />
und *skãra „Abgetrenntes“ zusammen,<br />
dies ergibt zusammengenommen *swâsskara<br />
„Eigenland; ausgeschiedenes, ausgenommenes<br />
Grundstück“. Mit Wotscher<br />
wurde also eine Art Eigenland bezeichnet,<br />
auf dem ein geringer Pfarrzehent lastete.<br />
Wotsche bei Neunhäusern (Gem. Toblach), Franziszeische Katastermappe 1855–1861<br />
Lechnern (Wies, Rinlehen, Lehn) in Ridnaun, Franziszeische Katastermappe 1855–1861<br />
Lehen<br />
Im süddeutschen Raum ist der Hof- und<br />
Flurname Lehen (mundartliche Varianten<br />
lauten Leachn, Leadn und Learn) sehr häufi<br />
g, wovon sich auch der Familienname<br />
Lechner ableitet.<br />
In Südtirol stoßen wir auf zahlreiche Varianten<br />
dieses Namens. Einige Beispiele:<br />
der Weiler Lechnern in Ridnaun, die Alm<br />
afn Leadn in Vöran (1359 in dem Lehen),<br />
die Hofnamen Learn in Aldein, Deutschnofen<br />
und Barbian, die Wiesenfl ur Learn<br />
beim Untertrasoar in Völser Ried sowie der<br />
Planigler Learn in Latzfons.<br />
Als Lehen wird allgemein ein „verliehenes“<br />
Gut oder Grundstück bezeichnet. Lehensherren<br />
waren in der Regel Adelige oder<br />
Geistliche, Lehensnehmer persönlich freie<br />
Bauern, die ihr Gut nach dem Recht der<br />
Erbpacht bewirtschafteten.<br />
Johannes Ortner<br />
VOLKSKULTUR IM RUNDFUNK<br />
Jeden Donnerstag von 18.05 bis 19 Uhr und jeden Samstag von 11.05 bis 12 Uhr<br />
Unser Land – Kultur und Natur in Südtirol<br />
Gestaltung und Moderation: Heike Tschenett, Barbara Wiest<br />
21. / 22. <strong>Dezember</strong>: Ein langes Leben für die Volksmusik: Prof. Walter Deutsch ist 100!<br />
Gespräch mit dem Jubilar über sein Leben und die Bedeutung der Volksmusik.<br />
Mit Heike Tschenett<br />
18. / 20. <strong>Dezember</strong>: Die Hofer Moidl aus Prettau und ihre Krippen<br />
Wie die Prettauer Moidl zur Krippenschnitzerin wurde und eine unglaubliche<br />
Krippengeschichte.<br />
Mit Heike Tschenett<br />
Jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />
Dahoam in Tirol<br />
Dialekte, liebgewonnene oder<br />
längst vergessene Tiroler<br />
Bräuche, Plaudereien<br />
Jeden letzten Donnerstag im Monat<br />
Unser Land – Alpin mit Judith Edler und Thomas Hainz<br />
KulturFenster 19<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
Der Strohstern<br />
Ein naturverbundener Christbaumschmuck<br />
Stroh war einst in unseren<br />
Breiten in Fülle vorhanden.<br />
Es diente zum Eindecken von<br />
Stadeldächern, zum Füllen<br />
von Betten und als Streu im Viehstall.<br />
Kein Wunder, dass dieses günstige Material<br />
auch Eingang in Bräuche gefunden hat.<br />
Das Strohhalmlegen<br />
Zum Erntedank wurden Strohkränze gewunden,<br />
in Winter- und Fasnachtsbräuchen<br />
waren Strohmänner unterwegs. Feuerbräuche<br />
kamen nicht ohne Stroh aus, und an<br />
Weihnachten fehlte es auch nicht. So ist<br />
das Jesuskind auf vielen Darstellungen in<br />
eine Krippe gelegt, die mit Stroh ausgedeckt<br />
ist. Im Alpenraum zählte auch das<br />
Strohhalmlegen, das heute beinahe ausgestorben<br />
ist, zu den vorweihnachtlichen<br />
Bräuchen. In der Vorfreude auf Weihnachten<br />
wurde am ersten Adventssonntag eine<br />
leere Krippe aufgestellt, und bis Weihnachten<br />
durften Kinder diese mit Strohhalmen<br />
füllen. Der Brauch wurde, wie andere adventliche<br />
Bräuche, pädagogisch eingesetzt.<br />
Das Ziel war es, die Kinder zu artigem Verhalten<br />
zu erziehen und gleichzeitig dafür<br />
zu sorgen, dass das Jesuskind am Heiligabend<br />
auf das Stroh in die Krippe gelegt<br />
werden kann.<br />
Garn verwendet, später auch Goldfäden.<br />
In den 1970er-Jahren erschienen in den<br />
Zeitschriften noch Anleitungen zum Anfertigen<br />
von Sternen, Kugeln und Krippenfi -<br />
guren aus Stroh oder Ährengeflechten<br />
für den Erntedank. Heute werden Strohsterne<br />
häufig aus China importiert. Auf<br />
Christkindl märkten werden manchmal<br />
auch noch selbstgebastelte Sterne angeboten,<br />
wenngleich das Stroh heute eher<br />
Mangelware ist.<br />
Im Vermittlungsprogramm mehrerer Museen<br />
in Deutschland oder im Strohmuseum<br />
in der Schweiz wird in der Adventszeit das<br />
Herstellen von Strohsternen noch angeboten,<br />
nicht zuletzt auch als Alternative<br />
zum kommerziellen Weihnachtsschmuck<br />
aus ökologisch bedenklichen Materialien.<br />
Barbara M. Stocker<br />
Schmuck armer Leute<br />
Daneben wurde Stroh auch benutzt, um<br />
weihnachtlichen Schmuck herzustellen.<br />
Doch der Strohschmuck ist nie so bekannt<br />
geworden wie der Christbaumschmuck aus<br />
hochwertigen Materialien wie Glas oder Silber.<br />
Auch in Büchern zur Geschichte der<br />
Weihnachtsdekorationen sind die Strohsterne<br />
meist gar nicht erwähnt, vielleicht,<br />
weil sie der Schmuck armer Leute waren.<br />
Die langen Strohhalme boten sich für das<br />
Herstellen von Sternen bestens an. Aufgrund<br />
ihrer Zerbrechlichkeit brauchte es<br />
natürlich viel Können und Geschick für<br />
den Umgang mit den Halmen. Um ihr Brechen<br />
zu verhindern, mussten sie zuerst<br />
für mehr als eine Stunde in Wasser eingeweicht<br />
werden. Strohsterne wurden nur<br />
mit feuchten Halmen hergestellt, die geritzt<br />
und oft auch gebügelt wurden, je nach<br />
Muster. Zum Binden wurde ungefärbtes<br />
Strohsterne symbolisieren den Stern von<br />
Bethlehem.<br />
Fotos: Barbara M. Stocker<br />
20<br />
KulturFenster 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Freie Fahrt am Brenner:<br />
In welcher Welt lebt Salvini?<br />
Heimatpflegeverband fordert Solidarität<br />
mit Autobahnanrainern und Nordtirol<br />
Der italienische Verkehrsminister hat im<br />
Oktober auf dem Brenner gegen die Tiroler<br />
Transitverkehrsmaßnahmen protestiert.<br />
Statt vor dem Europäischen Gerichtshof für<br />
noch mehr Transitverkehr zu klagen, sollte<br />
Minister Salvini endlich seine Regierungsverpflichtungen<br />
zum Klimaschutz umsetzen.<br />
2022 haben 2,48 Millionen LKW den Brenner<br />
gequert, Tendenz steigend. Fast ein<br />
Drittel davon ist laut Mobilitätsplan 2035<br />
Umwegverkehr. Von den Straßengüterfahrzeugen,<br />
die den inneren Alpenbogen (Fréjus<br />
bis Brenner) queren, tun das mehr als die<br />
Hälfte am Brenner. Und bis 2040 soll das<br />
Verkehrsvolumen auf der A22 trotz Inbetriebnahme<br />
des Brennerbasistunnels im<br />
Jahr 2032 gemäß Mobilitätsplan um nur<br />
10,7 Prozent sinken. „Da fragt man sich<br />
schon, in welcher Welt Minister Salvini eigentlich<br />
lebt, wenn er am Brenner für freie<br />
Fahrt für LKW demonstriert“, meint HPV-<br />
Obfrau Claudia Plaikner. „Wenn sich an der<br />
Situation nichts ändert, wird die Brennerautobahn<br />
auf Jahrzehnte hinaus Mensch<br />
und Umwelt zwischen Kufstein und Verona<br />
weiterhin belasten.“<br />
Wenn sich an der Situation<br />
nichts ändert, wird die Brennerautobahn<br />
auf Jahrzehnte hinaus<br />
Mensch und Umwelt zwischen<br />
Kufstein und Verona weiterhin<br />
belasten.<br />
Claudia Plaikner<br />
Die Forderungen<br />
Stoßstange an Stoßstange geht es die Autobahn entlang. Will Minister Salvini tatsächlich<br />
die Klimavorgaben erreichen, ohne an diesem Zustand etwas zu ändern? Foto: pixabay<br />
Der Verkehr ist in Italien der einzige Bereich,<br />
in dem die CO 2<br />
-Emissionen seit 1990 nicht<br />
abgenommen, sondern bis 2022 sogar um<br />
zehn Prozent zugenommen haben. 90 Prozent<br />
dieser Emissionen stammen aus dem<br />
Straßenverkehr. Nur fünf Prozent des verkehrsbedingten<br />
Energieverbrauchs Italiens<br />
stammen aus erneuerbarer Energie (grünem<br />
Strom). Die Forderung Salvinis nach<br />
freier Fahrt für fossil betriebene LKW geht<br />
daher klar in die falsche Richtung.<br />
Minister Salvini sollte die Realität und die<br />
eigenen Verpflichtungen zum Klimaschutz<br />
zur Kenntnis nehmen und endlich Maßnahmen<br />
zur Senkung der Stickstoffdioxidbelastung<br />
längs der Brennerachse angehen.<br />
Die Überschreitung der NO 2<br />
-Grenzwerte<br />
(derzeit 40 µg/m³) an allen Messstellen der<br />
A22 ist seit 2010 von Landes- und Staatsstellen<br />
eindeutig erhoben worden und besteht<br />
nach wie vor.<br />
Um die Emissionsgrenzwerte einhalten zu<br />
können, sind folgende Maßnahmen unbedingt<br />
notwendig:<br />
» eine Mengenbegrenzung der Fahrten<br />
insgesamt,<br />
» eine Geschwindigkeitsbegrenzung für<br />
PKW,<br />
» neue Anstrengungen zur Verlagerung<br />
des Schwerverkehrs auf die Schiene,<br />
» Senkung des Umwegverkehrs über<br />
den Brenner,<br />
» Abbau der Subventionierung des Dieseltreibstoffes<br />
für Frächter.<br />
In diesem Sinn fordert der Heimatpflegeverband<br />
Minister Salvini und die italienische<br />
Regierung auf, die rechtswidrige Blockadepolitik<br />
in Sachen Luftverschmutzung<br />
an der A22 zu beenden und alle zweckdienlichen<br />
Maßnahmen zur schnellstmöglichen<br />
Senkung der NO 2<br />
-Belastung längs<br />
der A22 anzuordnen. An die Südtiroler Politik<br />
richtet der Heimatpflegeverband den<br />
Appell, nicht nur zu „Vermittlungen“ zwischen<br />
Salvini und Tirol aufzurufen, sondern<br />
die Maßnahmen des Bundeslandes<br />
Tirol wie Nachtfahrverbot, Blockabfertigung,<br />
Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />
u. a. m. aktiv und deutlich zu unterstützen.<br />
HPV<br />
KulturFenster 21<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
Speicherbecken: Wald in Gefahr<br />
Informationsveranstaltung des Vereines für Kultur und Heimatpflege,<br />
der Umweltgruppe und des AVS Kaltern<br />
Landschaftsplan Kaltern<br />
spricht andere Sprache<br />
Die große Anzahl der Teilnehmer*innen am Infoabend zeigt, wie sehr der Bevölkerung das<br />
Thema der Speicherbecken im Altenburger Wald unter den Nägeln brennt.<br />
Foto: T. Benedikter<br />
Ausgerechnet im Altenburger Wald nahe<br />
der als Schutzgebiet ausgewiesenen Rastenbachklamm<br />
will die Gemeinde Kaltern<br />
zwei große Speicherbecken für Bewässerungszwecke<br />
errichten und dafür gesunden<br />
Buchen und Mischwald roden lassen.<br />
In dieses bei Einheimischen wie Urlaubsgästen<br />
beliebte Naherholungsgebiet sollen<br />
zwei Speicherbecken mit Dammaufschüttung<br />
gegraben werden: das erste „Rastenbach“<br />
mit 6,1 Hektar Fläche, das zweite<br />
„Bärental“ mit 3,8 Hektar. Dazu kommen<br />
zwei weitere im Montiggler Wald und im<br />
Tröpfeltal bei Matschatsch (siehe auch KF<br />
4/23). Mit den Zufahrtswegen müssten 14<br />
Hektar gesunder Buchenwald und Mischwald<br />
dieser Anlage weichen, was von den<br />
Kalterer Umweltvereinen als „größte Umweltzerstörung<br />
seit jeher“ bezeichnet wird.<br />
Nachdem weder die Gemeinde Kaltern<br />
noch die Projektbetreiber (ein Beregnungskonsortium)<br />
die Öffentlichkeit über dieses<br />
schon weit fortgeschrittene Projekt informiert<br />
haben, luden am 11. November die<br />
Umweltvereine von Kaltern zu einem Infoabend<br />
mit Experten. Horst Palla von der<br />
Umweltgruppe Kaltern konnte vor einem<br />
fast gefüllten Vereinssaal mit der klaren<br />
Aussage eröffnen: Die Umweltschützer<br />
seien nicht gegen Speicherbecken, doch<br />
intakten, wertvollen Wald im öffentlichen<br />
Eigentum dafür zu opfern, sei absolut unakzeptabel.<br />
Claudia Plaikner, Obfrau des Heimatpflegeverbandes<br />
Südtirol zitierte aus dem Landschaftsplan<br />
Kaltern: „Eine außerordentlich<br />
bedeutsame Naherholungsfunktion<br />
erfüllt der Altenburger Wald mit seinen<br />
herrlichen Buchenbeständen. Da hier der<br />
gesellschaftliche und touristische Nutzen<br />
der Erholungswaldfunktion unbedingt vorherrschend<br />
ist, muss dieser bei der Waldbewirtschaftung<br />
der absolute Vorrang vor<br />
der reinen Produktionsfunktion eingeräumt<br />
werden.“ Es sei nicht tragbar, so Plaikner,<br />
dass landwirtschaftliche Infrastruktur in geschützte<br />
Waldgebiete gebaut würden statt<br />
auf dem Grund der Nutznießer.<br />
Brigitte Haas wies in Vertretung des Dachverbandes<br />
für Natur und Umweltschutz<br />
auf den ökologischen und klimapolitischen<br />
Wert des Waldes hin. Bewässerung sei nötig,<br />
doch müssten Lösungen im Einklang<br />
mit der Natur gefunden werden. Der Vorsitzende<br />
der Vereinigung der Südtiroler<br />
Biolog*innen, Norbert Dejori, bezeichnete<br />
den Altenburger Wald als schönsten Buchenwald<br />
mit einer im ganzen Land seltenen<br />
Vielfalt von Pflanzenarten.<br />
Speicherbecken im Wald<br />
führt zu Austrocknung<br />
Hier in der Nähe der Rastenbachklamm soll eines der Speicherbecken errichtet werden.<br />
Foto: HPV<br />
Hauptreferent des Abends war Raimund<br />
Rodewald, seit 1992 Geschäftsleiter der<br />
KulturFenster 22<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und<br />
Fachmann für Speicherbecken. Sie seien<br />
eine „monotone, technische, naturfeindliche<br />
und erholungsuntaugliche Infrastruktur“,<br />
für die in Altenburg der völlig falsche<br />
Standort sei. Wildlebensraum werde dadurch<br />
zerschnitten, eine Tierfalle errichtet,<br />
Windwurf provoziert, ein öffentliches Gut<br />
eingezäunt und die CO 2<br />
-Bilanz verschlechtert.<br />
Die landwirtschaftliche Infrastruktur<br />
gehöre in die Landwirtschaftszone, sagte<br />
Rodewald. Es könnten bestehende Grabensysteme<br />
ausgebaut werden mit partieller<br />
Grundwassernutzung als Frostschutzmaßnahme.<br />
Ein Großspeicher im Wald, so<br />
schloss der Schweizer Fachmann, sei unökologisch,<br />
verschlechtere die CO 2<br />
-Bilanz<br />
des Obst- und Weinbaus, führe zur Austrocknung<br />
andernorts und schade dem<br />
Image von Kaltern.<br />
Nun geht es darum, im Dialog mit Bauern,<br />
Projektbetreiber und der Gemeinde<br />
Kaltern für mehr sachliche Information<br />
zu sorgen und das Projekt noch rechtzeitig<br />
zu stoppen.<br />
Thomas Benedikter<br />
Ein Vorgeschmack<br />
auf das, was kommen<br />
könnte: das<br />
derzeit entstehende<br />
Speicherbecken von<br />
Salobbi bei<br />
Castelfondo mitten<br />
im Wald.<br />
Foto: Hanna Battisti<br />
Becken im Wald schaden Ökosystem<br />
Interview mit Raimund Rodewald, Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz<br />
KulturFenster: Dürfen heute in<br />
der Schweiz Speicherbecken wie<br />
jene, die in Kaltern geplant sind,<br />
in intaktem Mischwald errichtet<br />
werden?<br />
Raimund Rodewald: Nein. Wir<br />
haben schon seit 1875 eine Forstgesetzgebung.<br />
Demnach darf die<br />
Waldfläche der Schweiz nicht verkleinert<br />
werden. Die Rodung von Wald,<br />
der nicht der Holznutzung, der Erhaltung<br />
der Biodiversität oder des Schutzwaldes<br />
dient, ist gar nicht zulässig. Bei uns gilt<br />
das Raumordnungsprinzip, dass alles,<br />
was mit Landwirtschaft zu tun hat, in die<br />
Landwirtschaftszone gehört. Wasserspeicher<br />
für die Beregnung werden nur in Kleinformat<br />
in Hofnähe angelegt.<br />
KF: Wenn die Obstwirtschaft solche Bewässerungsspeicher<br />
braucht, könnten<br />
diese Becken auch in der Talsohle angelegt<br />
werden?<br />
Rodewald: Es braucht ein Mix aus verschiedenen<br />
Lösungen, um allen Interessen<br />
nachzukommen. In der Talsohle wäre<br />
es naheliegend, in den bestehenden Wassergräben,<br />
die im Winter bei Hochwasser<br />
wichtig sind, im Sommer Wasser zu speichern.<br />
Man könnte sie zum Teil ausweiten<br />
und so auch für die Bewässerung nutzen.<br />
In der Schweiz werden solche sogenann-<br />
ten Retentionsbecken in Talsohlen angelegt,<br />
weil von dichtbesiedelten und versiegelten<br />
Flächen sehr viel Wasser abgeleitet<br />
werden muss. Man kann an eine kombinierte<br />
Struktur denken, also gewisse kleinere<br />
Speicherbecken am Berg und größere<br />
Retentionsbecken im Tal. Dann muss man<br />
allerdings die Pestizidbelastung im Grundwasser<br />
minimieren. Auch dieses Problem<br />
ist zu lösen.<br />
Wenn man das Wasser im Gebirgswald ableitet<br />
und in großen Becken speichert, führt das<br />
zu einer Austrocknung der Waldböden.<br />
Foto: privat<br />
KF: Anscheinend werden die geplanten<br />
Speicherbecken von Gebirgsbächen oder<br />
Quellen gespeist …<br />
Rodewald: Damit handelt man sich das<br />
nächste ökologische Problem ein, nämlich<br />
durch die Austrocknung anderer Gebiete.<br />
Die natürlichen Bäche versorgen<br />
auch den Wald. Wir haben Studien zur Diffusionswirkung<br />
der steil abfallenden Bäche<br />
untersucht, die für den Gebirgswald<br />
wichtig sind. Wir brauchen eine fl ächendeckende<br />
Befeuchtung der Böden. Wenn<br />
man da das Wasser ableitet und in großen<br />
Becken speichert, führt das zu einer Austrocknung<br />
der Waldböden.<br />
KF: Wäre es besser, mehrere kleinere<br />
Speicherbecken dezentral anzulegen?<br />
Rodewald: Laut aktuellen Studien brauchen<br />
wir in Zukunft mit Sicherheit mehr<br />
Wasser aus Speichern. Das muss multifunktional<br />
organisiert werden, in kleineren<br />
Einheiten, aber nie mit diesen ausbetonierten<br />
oder mit PVC abgedichteten<br />
Becken. Wir müssen eine Kohabitation<br />
zwischen Natur und Landwirtschaft hinkriegen.<br />
Stehendes Wasser kann immer<br />
auch ein Lebensraum sein.<br />
Interview: Thomas Benedikter<br />
KulturFenster 23<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
Drei neue Publikationen<br />
Heimatpfl egeverein Naturns – Plaus<br />
gibt Kirchen- und Dorfführer sowie zwei Bücher heraus<br />
Der Heimatpflegeverein Naturns – Plaus hat<br />
<strong>2023</strong> den Kirchen und Dorfführers von Staben<br />
aktualisiert und neu aufgelegt. Darüber<br />
hinaus wurde ein Buch über das frühere<br />
Bergbauernleben sowie ein weiteres über<br />
die Geschichte der Trinkwasserversorgung<br />
am Naturnser Sonnenberg vorgestellt.<br />
Vor 25 Jahren<br />
wurde die Filialkirche<br />
Unsere Liebe<br />
Frau von Staben<br />
von der Pfarrei<br />
Tschars abgetrennt<br />
und der Dekanatspfarrei<br />
Naturns angegliedert.<br />
Und vor<br />
35 Jahren erschien<br />
die Festschrift zur 350-Jahr-Feier der Stabner<br />
Kirche als Dorfbuch und Kirchenführer.<br />
Beides war Anlass für den Heimatpfl egeverein<br />
Naturns – Plaus, in Zusammenarbeit<br />
mit der Pfarrei Naturns und der Fraktion<br />
Staben eine erweiterte Neuauflage des<br />
Kirchen- und Dorfführers herauszugeben.<br />
Die Broschüre wurde am 10. September<br />
<strong>2023</strong> bei der Patroziniumsfeier in Staben<br />
vorgestellt. Sie bietet einen vertieften Einblick<br />
in die kirchlichen Aspekte und die<br />
Auswirkungen des im Oktober 1998 erfolgten<br />
Überganges der Filialkirche Staben<br />
von der Pfarrei Tschars zur Dekanatspfarrei<br />
Naturns. Dokumentiert und durch Fotos<br />
veranschaulicht werden auch die Entwicklung<br />
und die Veränderung des Dorfes<br />
und des Dorfl ebens.<br />
Die Texte des neuen Teiles „Die vergangenen<br />
35 Jahre, Staben 1988 – <strong>2023</strong>“<br />
wurden von der Initiatorin Maria Theresia<br />
Höller Kreidl aus Staben und von Karl<br />
Pircher aus Naturns verfasst. Letzterer<br />
hatte auch die Koordination der Redaktionsgruppe<br />
inne. Der zweite Teil der Broschüre<br />
umfasst den Nachdruck der Festschrift<br />
von 1988.<br />
Die Publikation „Staben – Die Kirche ‚Unsere<br />
Liebe Frau‘ und unser Dorf“ ist sowohl<br />
in der Stabner Kirche als auch im Widum<br />
von Naturns erhältlich.<br />
Erinnerungen an<br />
Leben am<br />
Bergbauernhof<br />
„Das frühere Bergbauernleben<br />
am<br />
Naturnser Sonnenberg“<br />
ist der<br />
Titel eines Buches<br />
von Adolf Fliri. Darin<br />
hat er, wie er<br />
im Vorwort selbst sagt, seine Erfahrungen<br />
aus der Kinder- und Jugendzeit niedergeschrieben.<br />
Ein besonderes Anliegen war<br />
ihm eine genaue Darstellung des Alltags,<br />
wie er sich im Laufe der vier Jahreszeiten<br />
auf seinem Heimathof und auf Nachbarhöfen<br />
am Naturnser Sonnenberg abgespielt<br />
hat. Dabei bezieht sich Adolf Fliri<br />
vorwiegend auf die Zeit Ende der 1950erund<br />
Anfang der 1960er-Jahre, also vor<br />
Beginn des großen Strukturwandels, der<br />
dann auch die Naturnser Bergbauernhöfe<br />
betroffen hat.<br />
Im ersten Teil geht es um den Lebenslauf<br />
am Bergbauernhof: die Geburt, die Bedeutung<br />
der Religion, Kleidung, Gesundheit<br />
und Leben im Alter bis hin zu Gepflogenheiten<br />
beim Ableben. Ein ausführlicher<br />
Bericht über die damalige Schulbildung ergänzt<br />
diesen Teil. Verfasst ist der Bericht<br />
von der Schwester des Autors, der Mundartdichterin<br />
Maria Fliri Gerstgrasser, die<br />
als ehemalige Lehrerin auf Bergschulen<br />
auf viele Erfahrungen zurückblicken kann.<br />
Weitere Abschnitte des Buches sind den<br />
Wohngebäuden und Zubehörgebäuden mit<br />
all ihren „Innenleben“ gewidmet und den<br />
üblichen Arbeiten. Der Autor geht auch<br />
auf die Rolle der Frau für die Selbstversorgung<br />
am Bergbauernhof ein.<br />
Mitunter wagt Adolf Fliri auch einen Vergleich<br />
mit der heutigen Zeit, wobei die<br />
großen Veränderungen besonders deutlich<br />
werden.<br />
Durch die Beschreibung persönlicher Erinnerungen<br />
und das Einfügen mehrerer<br />
Gedichte, verfasst von Maria Fliri Gerstgrasser,<br />
bekommt die Chronik eine ganz<br />
persönliche Note.<br />
Gedicht aus dem Buch<br />
In folgendem Gedicht von Maria Fliri<br />
Gerstgrasser geht es um die Sorge um<br />
die Zukunft des Hofes:<br />
Und so blieb es Liebe<br />
Bauer und Bäuerin<br />
Um Haus und Hof war ihm recht bange,<br />
sie kannten sich wohl noch nicht lange,<br />
besiegelt war die Liebe.<br />
Harte Arbeit, gemeinsame Sorgen,<br />
das Ringen um den Hof von morgen,<br />
da erwachte die Liebe.<br />
Kinderwünsche und Kinderträume,<br />
immer enger werden die Räume,<br />
da erblühte die Liebe.<br />
Selbstverständliche Zufriedenheit,<br />
starker Familiensinn und Freid,<br />
da reifte die Liebe.<br />
Selbstlosigkeit und Verzicht,<br />
das Wissen um die Treuepflicht,<br />
und so bleibt es Liebe.<br />
Geschichte<br />
des Wassers<br />
Im druckfrisch vorliegenden<br />
und am<br />
17. November in<br />
der Bibliothek Naturns<br />
vorgestellten<br />
Buch „Trinkwasserversorgung<br />
und<br />
Feldbewässerung auf den Berghöfen in<br />
Naturns“ befasst sich Autor Adolf Fliri<br />
sowohl mit der Geschichte der Trinkwasserversorgung<br />
für Mensch und Vieh auf<br />
den Berghöfen der Gemeinde Naturns<br />
als auch mit der Feldbewässerung, dem<br />
sogenannten Wasserwôsser.<br />
KulturFenster 24<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Im ersten Teil beschreibt er ausführlich die<br />
einstigen Gegebenheiten des Gebietes mit<br />
den Auswirkungen des schlechten Trinkwassers<br />
und geht auf die frühere Herstellung Leitungsrohre<br />
bzw. Rinnen aus Holz sowie auf<br />
die Leitungsbauweise ein. Es folgt Beschreibung<br />
der Trinkwasserversorgung auf den<br />
Berghöfen am Naturnser Sonnenberg, am<br />
Fuchsberg und am Naturnser Nörderberg.<br />
Im zweiten Teil werden die Verbesserungsmaßnahmen<br />
ab 1985 bis 2006 dargestellt.<br />
Der Autor war bei diesen Neuprojekten, bei<br />
der Quellensuche, bei den Wasserproben und<br />
den Arbeiten als Obmann des Bodenverbesserungskonsortiums<br />
immer dabei und erhielt<br />
dadurch einen besonders guten Einblick in<br />
die Situationen. In erster Linie ging es Adolf<br />
Fliri um das Festhalten der Geschichte, weniger<br />
um die technischen Details.<br />
Betreffend die Feldbewässerung und das<br />
Wasserwôsser beschreibt der Autor zuerst<br />
Allgemeines zur Wasserverfügbarkeit im<br />
Laufe der Jahrhunderte, er geht auf Bau<br />
und Instandhaltung der Waale in früheren<br />
Zeiten sowie auf die Feldbewässerung mit<br />
offenen Waalen ein. Ein ausführlicher Teil<br />
ist den Verbesserungsmaßnahmen bei<br />
der Feldbewässerung und der gemeinsamen<br />
Wassernutzung auf Berghöfen mit<br />
dem Wasserwôssr aus verschiedenen Bächen,<br />
z. B. aus dem Kirchbach, aus dem<br />
Gufl bach oder aus dem Zieltal, gewidmet.<br />
Mit dieser Chronikarbeit hat Adolf Fliri einen<br />
wertvollen Beitrag zu den „Wassergeschichten“<br />
auf den Berghöfen geleistet.<br />
Althergebrachte Wirtschafts- und Lebensformen<br />
verschwinden zusehends und geraten<br />
in Vergessenheit. Dies war und ist für<br />
den Autor Triebfeder, zumindest einige interessante<br />
Erinnerungen aufzuschreiben.<br />
Der Heimatpfl egeverein Naturns – Plaus<br />
freut sich, diese jahrelange Arbeit des<br />
Sammelns und Aufschreibens als neue<br />
Publikation präsentieren zu können, zumal<br />
bereits „Draht und Seil“ (2008), „Geschichtliches<br />
über die ehemaligen Wassermühlen“<br />
(2012), das „Strombuch“ (2015,<br />
vergriffen) und „Das frühere Bergbauernleben<br />
am Naturnser Sonnenberg“ (Anfang<br />
<strong>2023</strong>) in dieser Schriftenreihe herausgegeben<br />
wurden.<br />
Die Bücher sind beim Heimatpflegeverein<br />
Naturns – Plaus erhältlich<br />
Email: hpv.naturns-plaus@rolmail.net<br />
Heinrich Tappeiner, Obmann<br />
Beeindruckende Reise in die Geschichte<br />
Heimatschutzverein Lana besucht Burg Heinfels und Innichen<br />
Bei der Herbsttagesfahrt führte der Heimatschutzverein<br />
Lana seine Mitglieder<br />
und Kulturinteressierte zur Burg Heinfels<br />
in Osttirol und machte auch in Innichen einen<br />
Kulturstopp.<br />
Die beeindruckende Lage der imposanten<br />
Burg Heinfels, welche nach umfangreichen<br />
Restaurierungsarbeiten nun<br />
wieder zugänglich ist, begeistert seit jeher.<br />
Beda Weber, Theologe und Schriftsteller,<br />
bezeichnete sie als „die Königin,<br />
die in die Lüfte steigt“ und hielt im Jahr<br />
1838 in seinem „Handbuch für Reisende“<br />
die Faszination dieser Burg treffend fest.<br />
Mauern und Türme verbinden sich auf<br />
Heinfels in einzigartiger Weise mit den<br />
Bewohnern längst vergangener Zeiten.<br />
1210 wurde auf dem Felsen der höchste<br />
Turm erbaut und markiert dort seither<br />
eine neue Herrschaft. Nach Wohntrakt<br />
und Ringmauer folgte 1280 der Bau der<br />
Burgkapelle.<br />
Die Höhenburg war früher im Besitz der<br />
einst mächtigen Grafen von Görz. Heute<br />
gehört sie der Familie Loacker. Beeindruckende<br />
Ausblicke in die nähere und weitere<br />
Umgebung konnten alle Teilnehmer*innen<br />
während der umfangreichen Führung von<br />
den Türmen und Zinnen aus genießen.<br />
Nach dem gemeinsamen Mittagessen ging<br />
es inmitten der Osttiroler Berge zu einem<br />
Abstecher in die Loacker Genusswelt, die<br />
seit der Eröffnung im Jahr 2010 die Besucher<br />
aus aller Welt einlädt, den gesamten<br />
Loacker-Kosmos zu entdecken. Dort<br />
dreht sich alles um die köstlichen Loacker-Spezialitäten.<br />
Besucht wurde dort<br />
auch das Loacker-Museum.<br />
Bei der Rückfahrt besuchte die kunstinteressierte<br />
Gruppe noch die romanische<br />
Stiftskirche in Innichen aus dem 13. Jahrhundert<br />
mit ihrer beeindruckenden Kreuzigungsgruppe<br />
(datiert um 1250).<br />
Text & Fotos: Albert Innerhofer<br />
Hoch oben auf über 1100 Metern thront die Burg Heinfels.<br />
Die Kreuzigungsgruppe in der Stiftskirche<br />
von Innichen<br />
KulturFenster 25<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
getragen<br />
Interessante Hutgeschichte<br />
Männer-Trachtenhüte – Teil 1<br />
In einem Artikel in den „Tiroler Heimatblättern“<br />
von 1932 (Heft 10, ab Seite<br />
35) hat Gertrud Pesendorfer versucht,<br />
die Entwicklungsgeschichte der Hüte<br />
in der Tiroler Tracht vom 17. Jahrhundert<br />
bis herauf in die Gegenwart aufzuzeigen.<br />
Interessant sind dabei die zwei<br />
dazugehörigen Tafeln mit Zeichnungen<br />
von Robert Saurwein, aus denen ersichtlich<br />
wird, wie viele unterschiedliche Hutformen<br />
es im Laufe unserer Trachtengeschichte<br />
gegeben hat. Vom übergroßen<br />
gelb-grünen Scheibenhut (<strong>Nr</strong>. 6), der auf<br />
die Zeit des 30-jährigen Krieges zurückgeht<br />
und heute noch zu vielen Männertrachten<br />
dazugehört, bis zum kleinen<br />
grünen „Planl“ (<strong>Nr</strong>. 17) der Tschögglberger<br />
war es ein langer Weg. Doch gehen<br />
Sie selbst auf die Suche: Vielleicht<br />
können Sie den einen oder anderen Hut<br />
mit unseren Männertrachten in Verbindung<br />
bringen!<br />
Agnes Andergassen<br />
Arge Lebendige Tracht<br />
Trachtenhut aus Toblach<br />
Trachtenhut aus dem Passeiertal (l.) und<br />
aus Mauls<br />
Burggräfler Hut<br />
Fotos: Agnes Andergassen<br />
KulturFenster 26<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
getanzt<br />
Höhepunkt und<br />
Abschluss des Tanzjahres<br />
55. Landeskathreintanzfest im Kursaal von Meran<br />
Mit dem traditionellen Landeskathreintanz<br />
im Kursaal von Meran wurde das diesjährige<br />
Tanzjahr der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz<br />
in Südtirol abgeschlossen.<br />
isch lei oans“ ging es mit einer abwechslungsreichen<br />
Tanzfolge weiter.<br />
Volkstanzeinlage<br />
„Früher begann am 11. November<br />
die Adventszeit und damit die Zeit,<br />
in der das Tanzen und das Heiraten<br />
verboten waren, und heute fi n-<br />
det am 11. November der Landeskathreintanz<br />
statt.“ Mit diesen Worten<br />
begrüßte die Erste Vorsitzende der<br />
Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in<br />
Südtirol, Monika Rottensteiner, alle<br />
Tänzer und Tänzerinnen, die zum<br />
55. Landeskathreintanzfest in den<br />
prunkvollen großen Saal des Kurhauses<br />
von Meran gekommen waren.<br />
Aus Südtirol und aus mehreren Alpenregionen,<br />
unter anderem aus<br />
Bayern und der Schweiz sowie aus<br />
mehreren österreichischen Bundesländern,<br />
waren die Tanzbegeisterten<br />
angereist, um gemeinsam einen<br />
schönen Tanzabend zu den Klängen<br />
der „Flachgauer Musikanten“<br />
zu verbringen.<br />
Eröffnung mit dem Auftanz<br />
Pünktlich um 20 Uhr wurde der Tanz abend<br />
mit dem traditionellen Auftanz eröffnet.<br />
Zahlreiche Tänzer*innen nahmen daran<br />
Auftanz im Kursaal<br />
von Meran<br />
Foto: ARGE Volkstanz<br />
teil. Monika Rottensteiner begrüßte in ihrer<br />
Eröffnungsrede auch Ehrengäste, unter<br />
ihnen die Landesbäuerin Antonia Egger<br />
Mair und ihre Stellvertreterin Margit Gasser<br />
Rabensteiner, Helga Hetzenauer – Obfrau<br />
der ArGe Volkstanz Tirol, Albert Seppi<br />
– Bezirksvertreter des Südtiroler Volksmusikvereines,<br />
sowie Markus Hochkofler und<br />
Elisabeth Gamper vom Referat Volksmusik.<br />
Nach dem Auftanz und dem Lied „Tirol<br />
Die Pausengestaltung übernahm<br />
in diesem Jahr der Volkstanzbezirk<br />
Überetsch-Unterland unter<br />
der Leitung von Tanzleiter Karl Larcher<br />
und dem Bezirksvorsitzenden<br />
Kurt Rosatti. Begleitet wurden die<br />
Tänzer*innen von der „Paulsner<br />
Tanzlmusig“. Es wurden drei Volkstänze<br />
aufgeführt: der „Wenner Achter“,<br />
der „Knödldrahner“ und das<br />
„Mühlradl“.<br />
Für das leibliche Wohl gab es auch<br />
in diesem Jahr wieder ein Buffet<br />
vom Catering „Ruck Zuck“. Die<br />
VTG Burgstall war an der Sektbar<br />
für die Getränke zuständig.<br />
Ulrich Gurschler bedankte sich am<br />
Ende des Festes bei allen, die zum<br />
Gelingen des diesjährigen Landeskathreintanzes<br />
beigetragen hatten.<br />
Nach dem Schlusstanz, der „Woaf“,<br />
wurde noch das Lied „Weils nocher<br />
Zeit isch, so sog mr iatz Pfi at<br />
Gott“ gesungen.<br />
„Kathrein stellt den Tanz ein“ – nach diesem<br />
Motto endete auch <strong>2023</strong> das Tanzjahr<br />
mit einem festlichen Tanzabend im prachtvollen<br />
Ambiente des Kurhauses von Meran.<br />
Anna Julia Spitaler<br />
Hereinspaziert<br />
➤ Winterlehrgang im „Haus der Familie“ in Lichtenstern/Ritten<br />
vom 26. <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong> bis zum 1. Jänner 2024<br />
➤ Jahresvollversammlung am 9. März 2024 in Deutschnofen<br />
Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org<br />
KulturFenster 27<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Vor ??? 150 Jahren wurde Josef Gasser geboren.<br />
Er war im Kloster Neustift als Chorregent tätig,<br />
war Organist und bildete die Buben in Gesang,<br />
Geigen- und Klavierspiel aus. Er kannte sich<br />
aus mit der alten Tradition des Sternsingens<br />
im Kloster. 1924 zog er erstmals mit den singenden<br />
Knaben aus. Es waren Gassers Schüler,<br />
die 1959 den Männerchor Neustift gründeten,<br />
der seitdem den Brauch des Sternsingens in<br />
Neustift weiterführt.<br />
KulturFenster 28<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
nachgedacht<br />
Der Komponist<br />
der Neustifter Sternsinger<br />
Vor 150 Jahren wurde Josef Gasser geboren<br />
Der Tiroler Musiker und Komponist Josef<br />
Gasser wäre heuer 150 Jahre alt geworden.<br />
Geboren am 24. März 1873 in Lienz, kam<br />
er bereits mit neun Jahren in das Singknabeninstitut<br />
in Neustift und erhielt dort Unterricht<br />
im Singen, Klavier- und Geigenspiel.<br />
Einige Jahre sang er auch im Brixner<br />
Domchor mit. In Innsbruck bildete er sich<br />
zum Volksschullehrer aus. Hier schloss er<br />
auch Freundschaft mit dem Komponisten<br />
Vinzenz Goller. Gemeinsam besuchten sie<br />
die Musikhochschule in Regensburg und<br />
nahmen regen Anteil an den Entwicklungen<br />
in der Musikhauptstadt Wien. 1898–1908<br />
war Gasser Chorleiter und Organist in Kaltern,<br />
zudem leitete er dort die Liedertafel,<br />
ab 1905 entstanden hier erste Kompositionen.<br />
1908 bis 1922 war er als Kirchenmusiker<br />
am Prämonstratenser-Chorherrenstift<br />
in Wilten tätig; als stadtbekannte Persönlichkeit<br />
nahm er in dieser Zeit am Innsbrucker<br />
Musikleben regen Anteil und war als<br />
Musiker beim städtischen Sinfonieorchester,<br />
für Kammermusikkonzerte und als<br />
Bratschist im Stadttheater sehr gefragt.<br />
Unter seiner Leitung erlebte der Wiltener<br />
Chor eine Blütezeit. Gasser arbeitete hier<br />
nach der Praktischen Singschule von I. Mitterer.<br />
Zudem unterrichtete er ausgewählte<br />
Chorknaben in Klavier, Violine, Gitarre, Zither<br />
und diversen Blasinstrumenten. Nach<br />
14 anstrengenden Jahren als Pianist, Geiger<br />
und Chorleiter zog sich Gasser 1923 in<br />
die klösterliche Beschaulichkeit von Neustift<br />
zurück, wo er 33 Jahre lang die Seele<br />
des Musiklebens war.<br />
Josef Gasser leistete einen unschätzbaren<br />
Beitrag für das musikalische Leben in Tirol<br />
und in Neustift. Foto: Südtiroler Chorverband<br />
erstmals 1942 zur Feier des 800-jährigen<br />
Bestandes des Klosters Neustift erklangen<br />
und Motetten für den Brixner Domchor,<br />
daneben zahlreiche Advents- Marien- und<br />
Weihnachtslieder. Gasser schrieb auch eine<br />
Oper mit dem Titel "Die Banditen" sowie zahlreiche<br />
Kammermusiken. Der Blas- und Bläsermusik<br />
wandte er sich nur sporadisch zu.<br />
Auf seine Initiative geht die Wiederbelebung<br />
der Sternsinger-Tradition in Neustift zurück.<br />
Für die von Haus zu Haus ziehenden Künder<br />
der Weihnachtsbotschaft schrieb Gasser<br />
zahlreiche einfache Lieder von großer<br />
religiöser Aussagekraft. Darunter fi nden<br />
sich auch Lieder, die die Neustifter Sternsinger<br />
heute noch vortragen: Man denke<br />
z. B. an das bekannte Lied „Heilige Nacht“<br />
(= „O Stunde, die das Heil gebracht“). Gasser<br />
kannte sich aus mit der alten Tradition<br />
des Sternsingens im Kloster Neustift. Im<br />
Jahre 1924 zog er erstmals mit den singenden<br />
Knaben aus.<br />
Es waren Gassers Schüler, die im Jahre<br />
1959 den Männerchor Neustift gründeten,<br />
der seitdem den Brauch des Sternsingens<br />
in Neustift weiterführt.<br />
Am 10. Jänner 1957 starb Gasser. Er wurde<br />
in Neustift beigesetzt.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Bedeutender Musiklehrer<br />
Im Kloster war er als Chorregent tätig: Er<br />
war Organist und bildete die Buben in Gesang,<br />
Geigen- und Klavierspiel aus. In Neustift<br />
komponierte er, bis zu seinem Tod im<br />
Jahre 1957, mehrere weltliche und geistliche<br />
Werke. Hier schrieb er - auf wiederholte<br />
Anregung seines Förderers Angelo Alverà<br />
– Messen, darunter die berühmte Missa<br />
solemnis in e-Moll und das Te Deum, die<br />
Im Gedenken an Josef Gasser – Konzert des Männerchores Neustift<br />
Der Männerchor Neustift gedachte des Musikers Josef Gasser, der in Neustift gewirkt<br />
hat, mit einem Jubiläumskonzert am 21. Oktober <strong>2023</strong> in der Stiftskirche Neustift<br />
unter der bewährten Leitung von Benedikt Baldauf. Beim Konzert wirkte auch der<br />
Chor St. Johannis aus Hamburg mit Werken von Johannes Brahms mit. Das Besondere<br />
am Konzert war, dass sich daran auch das Streichquartett mit dem Großneffen<br />
Romed Gasser und den Urgroßnichten von Josef Gasser beteiligte. Dieses<br />
spielte eine Romanze in a-Moll von Gasser.<br />
Männerchor Neustift<br />
29<br />
KulturFenster 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Jung+<br />
Stimmgewaltig<br />
Der Landesjugendchor Südtirol überzeugt<br />
das Publikum bei mehreren Konzerten mit<br />
der Qualität seines Gesangs und einem interessanten<br />
Programm.<br />
Landesjugendchor<br />
begeistert Publikum in Rimini und Bologna<br />
Konzerte auch in Südtirol<br />
Bereits am 10. und 11. November gestaltete<br />
der Südtiroler Landesjugendchor zwei geistliche<br />
Konzerte in Rimini und Bologna unter<br />
anderem mit Werken der Alten Musik. Bis<br />
zum Jahresende hat Chorleiter Johann van<br />
der Sandt noch einiges vor.<br />
Das zahlreich erschienene Publikum in<br />
der Basilika Collegiata die Santi Bartolomeo<br />
e Geateano in Bologna und in der<br />
Chiesa die Santa Maria in Corte in Rimini<br />
hörte vom englischen Renaissance-Komponisten<br />
Orlando Gibbons „Drop, drop,<br />
slow tears“ und „Christe, adoramus te<br />
(a 5 voci) SV 294“ vom großen Erneuerer<br />
der Vokalmusik Claudio Monteverdi.<br />
Doch vor allem Werke des 20. Jahrhunderts<br />
aus der ganzen Welt sozusagen,<br />
von Amerika bis in den europäischen Osten,<br />
von Nordeuropa bis Südafrika standen<br />
im Mittelpunkt des Konzerts, das unter<br />
dem Motto „Sing for myself“ stand. So<br />
sang der Landesjugendchor auch Werke<br />
von Sergey Khvoshchinsky (geb. 1957),<br />
Hendrik Hofmeyr (geb. 1957), Z. Randall<br />
Stroope (geb. 1953), John August<br />
Pamintuan (geb. 1972), Alfred Schnittke<br />
(1934-1998), vom US-Amerikaner Joshua<br />
Shank (geb. 1980), aber auch südafrikanische<br />
Spirituals.<br />
Begeistert von<br />
der hohen Qualität<br />
Die Zuhörer*innen in Rimini und Bologna<br />
zeigten sich begeistert von der Qualität<br />
des Gesangs und vom Programm wie die<br />
Kommentare auf der Facebookseite des<br />
Chors zeigen: „Habe die Konzerte in Rimini<br />
u. Bologna online mitverfolgt. Großartige<br />
Konzerte! Ihr könnt auf euch und vor<br />
allem auf eure Gesangskunst stolz sein.<br />
Weiterhin viel Freude mit der Musik!“,<br />
schreibt eine Zuhörerin und ein weiterer<br />
lobt Chor und Dirigent für die großartige<br />
Leistung und die besondere Programmauswahl.<br />
Mehrere zeigen sich begeistert<br />
von der außergewöhnlichen Qualität<br />
der Darbietung.<br />
Konzerte in<br />
Pfalzen und Leifers<br />
Der Landesjugendchor wurde 2010 mit<br />
dem Ziel ins Leben gerufen, begabten jungen<br />
Sängerinnen und Sängern im Alter von<br />
16 bis 28 Jahren die Möglichkeit zu geben,<br />
interessante und anspruchsvolle Werke der<br />
Chorliteratur einzustudieren und aufzuführen.<br />
Die Sängerinnen und Sänger aus allen<br />
Landesteilen erarbeiten an mehreren<br />
Probenwochenenden ein breit gefächertes<br />
Konzertprogramm und treten regelmäßig<br />
in Südtirol, aber auch außerhalb der Landesgrenzen<br />
auf. Seit 2018 ist der Landesjugendchor<br />
Südtirol unter der Leitung von<br />
Prof. Dr. Johann van der Sandt, der bereits<br />
auf viele Erfolge in der Chorleitung zurückblicken<br />
kann, so entwickelte sich unter seiner<br />
Leitung der Drakensberger Knabenchor<br />
zu einem der besten Knabenchöre weltweit.<br />
Derzeit ist er Professor für Musikpädagogik<br />
an der Universität. Mit dem Landesjugendchor<br />
Südtirol schafft er es 46 junge Stimmen<br />
zu einem einzigen Gesangskörper zusammenwachsen<br />
zu lassen.<br />
Im <strong>Dezember</strong> wird der Landesjugendchor<br />
das erfolgreiche Konzert in Südtirol wiederholen,<br />
und zwar am 16. <strong>Dezember</strong> in der<br />
Pfarrkirche von Pfalzen, mit Beginn um<br />
18 Uhr. Am 17. <strong>Dezember</strong> tritt der Chor<br />
in Leifers auf, und zwar in der Chiesa die<br />
Sant´Antonio Abate e San Nicoló, mit Beginn<br />
um 16.30 Uhr.<br />
KulturFenster<br />
30 06 <strong>Dezember</strong>r <strong>2023</strong>
hingehört<br />
Mozart und Vivaldi<br />
Kirchenchor Lajen organisiert Gemeinschaftskonzert<br />
Drei gut besuchte Gemeinschaftskonzerte hat<br />
der Kirchenchor Lajen mit den Chören „Canticum<br />
Novum" aus Moena und der „Singgemeinschaft<br />
Runggaditsch" im August gegeben.<br />
Ausgehend von der Feier des 30-jährigen<br />
Bestehens des Chores „Canticum Novum"<br />
haben die Chorleiter aus Moena, Ilario Defrancesco,<br />
und Chorleiter Claudio Kerschbaumer<br />
vom Kirchenchor Lajen beschlossen,<br />
dem Publikum sakrale und profane<br />
Musik in mehreren Konzerten vorzutragen.<br />
Dabei wurden die rund 80 Sänger<br />
und Sängerinnen von einem Orchester aus<br />
über 20 Orchestermusiker*innen und fünf<br />
Solist*innen begleitet.<br />
Im Mittelpunkt der Konzerte standen die<br />
Es freut uns, wenn unser Singen<br />
auch in dieser Weise gewürdigt<br />
wird, und gibt uns Motivation, ...<br />
Kirchenchor Lajen<br />
Das Gemeinschaftskonzert in der Kirche von Wolkenstein<br />
Foto: Grünberger Claudia<br />
Missa Solemnis in C-Dur von Wolfgang<br />
Amadeus Mozart und das Magnifi cat von<br />
Antonio Vivaldi. Zudem wurden Werke von<br />
Ola Gjeilo, Ilario Defrancesco und Claudio<br />
Kerschbaumer aufgeführt. Der Kirchenchor<br />
Lajen bedankt sich herzlich für die großzügige<br />
freiwillige Spende und die lobenden<br />
Worte der Zuhörer*innen. Es freut uns,<br />
wenn unser Singen auch in dieser Weise<br />
gewürdigt wird, und gibt uns Motivation,<br />
ähnliche Veranstaltungen für die Zukunft<br />
zu planen. Für die Verwirklichung dieses<br />
Projektes danken wir der Gemeinde Lajen<br />
und dem Amt für Kultur für die fi nanzielle<br />
Unterstützung.<br />
Engelbert Grünberger<br />
Kirchenchor Lajen<br />
Chorleiter*in gesucht!<br />
Wir vom Kirchenchor Meransen<br />
suchen für kirchliche Feste und Beerdigungen<br />
dringend eine*n Chorleiter*in.<br />
Melden Sie sich bitte gerne unter Tel. 340-6949434 (Herta Gschnitzer)<br />
KulturFenster<br />
31 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
hingehört<br />
Berührendes<br />
Gemeinschaftskonzert<br />
Vox Ensemble Terlan und Kirchenchor „St. Cäcilia“ – Vilpian<br />
Anlässlich des Jubiläumsjahres „1100 Jahre Terlan“ gaben der Kirchenchor Vilpian und das Vox Ensemble Terlan ein Festkonzert.<br />
Bild: Vox Ensemble Terlan und Kirchenchor Vilpian<br />
Auf Initiative des Chorleiters Ulrich Welsch<br />
fand anlässlich des Jubiläumsjahres „1100<br />
Jahre Terlan“ am Abend des 14. Oktober<br />
<strong>2023</strong> ein gemeinsames Konzert des Vox<br />
Ensemble aus Terlan und des Kirchenchores<br />
aus Vilpian in der Pfarrkirche von<br />
Terlan statt.<br />
Ursprünglich sollte dieses Gemeinschaftskonzert<br />
schon am 10. Juni <strong>2023</strong> stattfinden,<br />
doch verschiedene Gründe erforderten<br />
das Verschieben des Konzertes<br />
auf den Herbst.<br />
Beide Chöre zusammen eröffneten mit<br />
dem Lied „Thank you for the Music“ von<br />
ABBA unter der Leitung von Sabine Ranigler<br />
und mit der Begleitung von Katharina<br />
Thöni am Keyboard das Konzert und<br />
konnten gleich mit dem harmonischen Zusammenklang<br />
das zahlreich erschienene<br />
Publikum erfreuen.<br />
Stimmig vorgetragene Lieder<br />
Nach der herzlichen Begrüßung durch die<br />
Obfrau des Vox Ensembles Monika Gruber<br />
begeisterte ihr Chor die Zuhörer*innen mit<br />
den sehr schwungvoll und sehr stimmig<br />
vorgetragenen Liedern „Hail Holy Queen“<br />
und „O lux beata“.<br />
Mit den zwei gefühlvoll vorgetragenen Liedern<br />
„Die Wunder dieser schönen Welt“<br />
sowie dem Choral „Amen“ konnte der Kirchenchor<br />
„St. Cäcilia“ das Publikum in seinen<br />
Bann ziehen.<br />
Für Abwechslung sorgte daraufhin das<br />
von beiden Chören mit einem sehr einheitlichen<br />
Gesamtklang vorgetragene wunderschöne<br />
Segenslied von John Rutter „A<br />
Clare Benediction“.<br />
Abwechselnd erklangen nun die mit großer<br />
Intensität gesungenen Lieder des Vox<br />
Ensembles „Open the eyes of my heart“,<br />
“Agnus Dei” und zum Abschluss ihres Einzelvortrages<br />
das sehr ausdrucksstarke und<br />
mit klaren Stimmen gesungene Lied von<br />
J.W. Stole, Del Roma „I will follow him“.<br />
Der Kirchenchor „St. Cäcilia“ verlieh mit<br />
seinen sehr beeindruckend vorgetragenen<br />
Liedern „Schau auf die Welt“ sowie dem<br />
Liebeslied „O Love“ dem Konzert einen<br />
schönen Wohlklang.<br />
Zum Abschluss des sehr abwechslungsreichen<br />
und doch berührenden Konzertes<br />
erklang das gemeinsam vorgetragene Lied<br />
„Gott sei stets in mir“.<br />
Musikalischer Beitrag<br />
zum Jubiläumsjahr<br />
Der lang anhaltende und kräftige Applaus<br />
war die Bestätigung für alle Mitwirkenden,<br />
dass ihr musikalischer Beitrag<br />
zum Jubiläumsjahr von Terlan gut<br />
angekommen war.<br />
Ein herzliches Dankeschön gebührt den<br />
zwei Obfrauen Monika Gruber sowie Waltraud<br />
Höller für die Organisation, der Dirigentin<br />
Sabine Ranigler, welche beide<br />
Chöre sicher und kompetent durch dieses<br />
Konzert geführt hat und auch der Pianistin<br />
Katharina Thöni, welche alle Lieder<br />
sehr professionell und gekonnt am Keyboard<br />
begleitet hat.<br />
An dieser Stelle sei auch dem leider nicht<br />
anwesenden Chorleiter Ulrich Welsch herzlichst<br />
gedankt, der die Idee zu diesem gelungenen<br />
Konzert und auch den Großteil<br />
der Probentätigkeit mit beiden Chören<br />
durchgeführt hatte.<br />
Beide Chöre bedanken sich zudem beim<br />
Publikum für die großzügigen Spenden sowie<br />
bei allen Sponsoren.<br />
Vox Ensemble Terlan und<br />
Kirchenchor Vilpian<br />
KulturFenster 32<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Chorwesen<br />
KlangVAHRbeN – vereint in Musik<br />
Gemeinschaftskonzert der Chöre von Vahrn<br />
Foto: Florian Überegger<br />
Sie haben richtig gelesen: „Vahrben“, die<br />
Kombination aus Farben und Vahrn, steht<br />
für ein außergewöhnliches Konzert, das<br />
am 18. und 19. November in der Stiftsbasilika<br />
Neustift zum Besten gegeben wurde.<br />
Für stimmliche und instrumentelle Vielfalt<br />
sorgten alle fünf Chöre aus der Gemeinde<br />
Vahrn (Chor Cantamos, Kirchenchor Schalders,<br />
Kirchenchor Vahrn, Männerchor Neustift<br />
und Stiftschor Neustift) und die Musikkapelle<br />
Vahrn.<br />
Den ersten Teil des Konzertes bestritt die<br />
Musikkapelle Vahrn allein. Sie begann mit<br />
dem feierlich-andächtigen „Choral for a<br />
Solemn Occasion“ von Marc van Delft. Im<br />
krassen Gegensatz dazu und mit völlig anderen<br />
Klangfarben folgte Sergej Rachmaninoffs<br />
„Vocalise“ mit Solo des Sopransaxofons,<br />
das sehr einfühlsam vom Solisten<br />
Helmuth Keim und mit Begleitung eines<br />
vorwiegend mit Holzbläsern besetztem Bläserensembles<br />
vorgetragen wurde. Klangfarbe<br />
Nummer drei war Filmmusik von<br />
Hans Zimmer aus dem Thriller „The Da<br />
Vinci Code“. Die spannende Wirkung des<br />
Hauptthemas „Chevaliers De Sangral“ war<br />
auch in Neustift deutlich zu spüren und<br />
versetzte das Publikum für kurze Zeit in<br />
mystische und geheimnisvolle Stimmung.<br />
Anton Bruckners Finale aus seiner 8. Symphonie,<br />
in einer gekürzten Bearbeitung<br />
für Blasorchester, bildete schließlich den<br />
glanzvollen und pompösen Schlusspunkt<br />
des ersten Konzertteiles.<br />
Missa Brevis<br />
von Tobias Psaier<br />
Im zweiten Teil des Konzertes stand die<br />
Missa Brevis in Es von Tobias Psaier auf<br />
dem Programm. Für ca. 100 Sängerinnen<br />
und Sänger begann damit ihr großer Auftritt.<br />
Die Uraufführung dieser Messe fand<br />
bereits im März dieses Jahres in der Besetzung<br />
Chor, Bläser, Orgel und Pauken<br />
statt. Für das Konzert in Neustift hat<br />
Psaier eine eigene Fassung für Blasorchester<br />
fertiggestellt. Als mitfühlend und<br />
überaus berührend sind dann wohl jene<br />
Gefühle zu beschreiben, welche bei den<br />
Klängen von „Hymn to the Fallen“ hervorgerufen<br />
wurden: Filmmusik, die an die<br />
gefallenen Soldaten im Zweiten Weltkrieg<br />
erinnert und damit auch eine Verbindung<br />
zu den unschuldigen Opfern der derzeitigen<br />
Kriege erkennen lässt. Deutlich hoffnungsvoller<br />
klang daraufhin „Adiemus“,<br />
ein Lied, das die Vereinigung aller Länder<br />
und Menschen rund um den Globus<br />
zum Thema hat.<br />
Während die Einzelproben der Chöre von<br />
den jeweiligen Chorleitern Verena Palfrader,<br />
Armin Mitterer, Eugen Reinthaler, Benedikt<br />
Baldauf und Rudi Chizzali abgehalten<br />
wurden, stand bei den Gesamtproben<br />
und an beiden Konzerttagen Kapellmeisterin<br />
Marion Goller am Dirigentenpult.<br />
Durch das gemeinsame Singen und Musizieren<br />
entstand ein großes Gemeinschaftsgefühl<br />
unter den beteiligten Vereinen, sodass<br />
der Wunsch geäußert wurde, solche<br />
Gemeinschaftskonzerte auch in Zukunft<br />
durchzuführen.<br />
Jutta Pechlaner Schatzer<br />
KulturFenster 33<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
hingehört<br />
Klangvolle Männerstimmen<br />
Ultner Männerchor feiert 35 Jahre<br />
Der Ultner<br />
Männerchor<br />
gestaltet seit<br />
35 weltliche<br />
und geistliche<br />
Konzerte.<br />
Zu diesem Anlass hat der Ultner Männerchor<br />
am Sonntag, den 13. August <strong>2023</strong> in<br />
der Pfarrkirche von St. Nikolaus am „Niklaser<br />
Kirchtag" die Jubiläumsmesse gefeiert.<br />
Pater Meinrad leitete den Gottesdienst, an<br />
der Orgel spielte der bekannte Organist<br />
Prof. Hubert Huber aus Rosenheim, während<br />
die Leitung der neue Chorleiter Erich<br />
Feichter innehatte. Am Ende des Gottesdienstes<br />
wurde dem Gründungschorleiter<br />
und Dirigenten Johann Matthias Ploner für<br />
seine 35-jährige uneigennützige Tätigkeit<br />
vom Südtiroler Chorverband die Ehrenurkunde<br />
als Zeichen des Dankes für seinen<br />
Einsatz im Dienste der Pfl ege der Chormusik<br />
in unserem Land überreicht. Die<br />
Ehrung übernahmen der Obmann Franz<br />
Josef Gamper und der neue Chorleiter Erich<br />
Feichter, der schon seit einigen Jahren als<br />
Sänger im Männerchor mitgewirkt hat.<br />
Humor und Können<br />
Der Ultner Männerchor war bei seiner Gründung<br />
im Jahre 1988 ein Doppelquartett,<br />
heute ist der Chor auf 13 Mitglieder angewachsen,<br />
die bis auf zwei alle aus dem<br />
Ultental stammen. Seit der Gründung ist<br />
Johann Matthias Ploner Chorleiter und Dirigent<br />
des Ultner Männerchores. Der bekannte<br />
Musiker und Sänger des Ensembles<br />
Ploner aus Gröden wollte ursprünglich<br />
nur ein Jahr bleiben. Mit seinem Können,<br />
Fachwissen und geselligen Umgang ist der<br />
Chor zu einem humorvollen und kameradschaftlichen<br />
Klangkörper zusammengewachsen.<br />
Sehr dankbar sind die Sänger<br />
dem neuen Chorleiter Erich Feichter,<br />
der neben dem Kirchenchor St. Gertraud<br />
nun auch die Leitung des Ultner Männerchores<br />
übernommen hat. Ideator, Gründungsvater<br />
und Obmann seit der ersten<br />
Stunde ist der Skitrainer Franz Josef Gamper.<br />
Eine große Unterstützung hat der Chor<br />
durch das Gründungsmitglied Hans Staffler,<br />
der sich umsichtig um die Noten und<br />
Allfälliges kümmert.<br />
Der Ultner Männerchor pflegt das geistliche<br />
und weltliche Liedgut und hat pro Jahr an<br />
die 15 Auftritte bei Konzerten, Hochzeiten,<br />
Messgestaltungen, Beerdigungen, Einweihungen<br />
und anderen Feierlichkeiten.Ungefähr<br />
dreimal im Monat treffen sich die<br />
Sänger zu den Proben im neuen Probelokal<br />
des AVS Innerulten.<br />
Hans Staffl er<br />
Der neue Chorleiter des Ultner Männerchors<br />
Erich Feichter (links) und der langjährige<br />
Leiter des Chores Johann Matthias<br />
(Hannes) Ploner (rechts).<br />
Fotos Wendelin Gamper<br />
KulturFenster 34<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Chorwesen<br />
„Missa buccinata"<br />
von Christian Heiß<br />
Kirchenchor Mölten feiert das Fest der hl. Cäcilia<br />
Der Kirchenchor Mölten feierte am 19. November<br />
mit einer festlichen Messe die Hl.<br />
Cäcilia als Schutzpatronin der Kirchenmusik.<br />
Gemeinsam mit Chorleiter Paul Höhn hatten<br />
die Sänger und Sängerinnen für diesen<br />
Anlass die „Missa buccinata“ von Christian<br />
Heiß einstudiert, eine Messe für Chor<br />
und Blechbläser. Ein Bläserensemble der<br />
Musikkapelle Mölten, bestehend aus Johanna<br />
Tratter (1. Trompete), Ylva Schöpf<br />
(2.Trompete), Magdalena Tratter (Euphonium)<br />
und Roman Perkmann (Bariton), begleitete<br />
die Sängerinnen und Sänger bravourös<br />
vom Kyrie bis zum Agnus Dei. Als<br />
dritte Stütze in der Messgestaltung fungierte<br />
an diesem Sonntag Nicola Pontara,<br />
ein junger Mann aus der Val di Sole, der<br />
das restliche Chorprogramm mit der Orgel<br />
begleitete, da „Stammorganist“ Mattia<br />
Rosati verhindert war. Priester Josef Mittelberger<br />
fand liebe Dankesworte für die<br />
feierliche musikalische Mitgestaltung des<br />
Tages, aber auch für den musikalischen<br />
und gesanglichen Beitrag bei allen Messfeiern<br />
im Laufe des Kirchenjahres.<br />
Seit 25 Jahren beim Chor<br />
Nach einem gemeinsamen Mittagessen<br />
nahm Obfrau Evi Amhof eine Ehrung vor:<br />
Klaudia Reich stellt sich seit 25 Jahren<br />
in den Dienst des Kirchenchores Mölten<br />
und erfreut mit ihrem Gesang und ihrer<br />
Ehrung für 25 Jahre Mitgliedschaft im Kirchenchor Mölten (von links) : Chorleiter Paul Höhn,<br />
Jubilarin Klaudia Reich, Obfrau Evi Amhof, Kassier Hans Pfl ug Bild: Kirchenchor Mölten<br />
freundlichen Art die Gläubigen ebenso<br />
wie die übrigen Chormitglieder. Leider<br />
konnte Vizeobmann Alois Mittelberger an<br />
diesem Sonntag nicht dabei sein, auch er<br />
feiert 25 Jahre Zugehörigkeit zum Chor –<br />
die Überreichung seiner Ehrenurkunde<br />
wird demnächst nachgeholt. Alles in allem<br />
war es eine gelungene Cäcilienfeier voller<br />
schöner Musik, guter Laune und Sonnenschein.<br />
Am 2. <strong>Dezember</strong> gestaltete der Chor gemeinsam<br />
mit dem Frauenchor St. Anna,<br />
einer Querfl ötengruppe aus Mölten und<br />
einem Bläserensemble der Musikkapelle<br />
Mölten ein Adventskonzert und auch die<br />
Weihnachtsgottesdienste wird der Chor musikalisch<br />
gestalten, den Weihnachtsgottesdienst<br />
am 25. <strong>Dezember</strong> mit der „missa<br />
pastoritia“ von Edmund Angerer.<br />
Monika Mair<br />
Redaktionsschluss für<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für das Chorwesen<br />
senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„ KulturFensters“ ist:<br />
Montag, 15. Jänner 2024<br />
35<br />
KulturFenster 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
SCV-Intern<br />
Vor 20 Jahren wurde<br />
J. Freinademetz heiliggesprochen<br />
Kirchenchor Abtei reist nach Rom<br />
Der Kirchenchor Abtei feierte in Rom<br />
die Heiligsprechung von Josef Freinademetz<br />
vor 20 Jahren.<br />
Foto: Kirchenchor Abtei<br />
Pilgern aus Südtirol die Jubiläumsmesse,<br />
die vom Pfarrchor mit den genannten ladinischen<br />
Liedern und Gesängen mitgestaltet<br />
wurde.<br />
Lieder aus<br />
dem Musical „S. Ujöp"<br />
„Die Sprache der Liebe ist die einzige Sprache,<br />
die jeder versteht.“ Nach diesem Motto<br />
hat der aus Abtei stammende und heiliggesprochene<br />
Josef Freinademetz gelebt und<br />
gepredigt; eine Lehre, die er an alle weitergegeben<br />
hat. In diesem Geiste reiste<br />
der Kirchenchor Abtei zusammen mit den<br />
Turmbläsern aus Abtei am 3. Oktober nach<br />
Rom, um die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag<br />
der Heiligsprechung des bekanntesten<br />
Landsmannes musikalisch zu würdigen.<br />
Genau am 5. Oktober 2003 wurde „Ujöp<br />
da Oies“ auf dem überfüllten Petersplatz<br />
in Rom von Papst Johannes Paul II, in Anwesenheit<br />
einer großen Delegation von ladinischen<br />
Gläubigen, heiliggesprochen.<br />
Damals wurden alle liturgischen Feierlichkeiten,<br />
die anlässlich der Weihe stattfanden,<br />
von einem großen Chor von Sängern<br />
und Sängerinnen aus dem Gadertal und<br />
einer Gruppe von Instrumentalisten aus<br />
dem Dorf Wengen musikalisch umrahmt,<br />
die alle vom Verein „EPL“ organisiert und<br />
unterstützt wurden.<br />
Teilnahme an den<br />
Jubiläumsfeierlichkeiten<br />
Bei der diesjährigen Gedenkfeier ließen<br />
sich die beiden ehrenamtlichen Vereine<br />
die Gelegenheit nicht nehmen, mit Freude<br />
an den Feierlichkeiten zum 20-jährigen<br />
Jubiläum teilzunehmen, die von der Diözese<br />
Bozen-Brixen organisiert wurden.<br />
Vom Bestreben getragen, nicht nur das<br />
Heimatland zu repräsentieren, sondern<br />
auch einen Eindruck von unserer ladinischen<br />
Kultur und Sprache zu vermitteln,<br />
wurden insbesondere Stücke aus<br />
dem Repertoire des bekanntesten Musicals<br />
„S. Ujöp" aufgeführt. Ein Werk,<br />
das von den ladinischen Autoren Antonio<br />
Rossi und Carlo Suani komponiert und getextet<br />
wurde, um das vorbildliche Leben<br />
des Heiligen noch bekannter zu machen.<br />
Höhepunkt der Reise war der 5. Oktober:<br />
In der Kirche „S. Maria dell'Anima" in Rom<br />
zelebrierte Bischof Ivo Muser mit mehreren<br />
Priestern, unter ihnen auch Dekan<br />
Jacob Wendelin Willeit, und zahlreichen<br />
Die musikalische Leitung hatte Kapellmeister<br />
Pescoller Federico über, die Lieder<br />
waren vorher von der Chorleiterin Cristina<br />
Pitscheider einstudiert worden.<br />
In der Predigt hob der Bischof Muser die<br />
Gestalt des heiligen Ujöp als Lebensbeispiel<br />
für uns und für die Chinesen hervor,<br />
so wie seine große Sehnsucht und<br />
Liebe zu seinem Heimatland, die er durch<br />
die Hingabe seines Lebens für die Hilfe<br />
an die Menschen in Not, vor allem aber<br />
durch die Verbreitung der christlichen Religion<br />
zum Ausdruck brachte. Noch am<br />
selben Tag trat die Gruppe von Sängern<br />
und Musikern aus Abtei voller positiver<br />
Eindrücke die Rückreise an, da sie die<br />
Ehre hatte, den Jahrestag auch musikalisch<br />
auf der Grundlage der guten Harmonie<br />
der Zusammenarbeit zwischen den<br />
beiden Gruppen zu begehen. Der Erfolg<br />
der Reise ist auch der gemeinsamen organisatorischen<br />
Arbeit zu verdanken, die<br />
der Vorsitzende der Musikkapelle Philipp<br />
Lerchegger und die Obfrau des Kirchenchores<br />
Abtei Susanna Pitscheider mit der<br />
Unterstützung zahlreicher Wohltäter geleistet<br />
haben.<br />
Susanna Pitscheider<br />
KulturFenster 36<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Chorwesen<br />
Gemeinschaftskonzert „Chor hoch 4“<br />
Chöre von Stilfes singen gemeinsam<br />
Unter dem Titel „Chor hoch 4“ boten<br />
die drei Chöre aus Stilfes – nämlich Kirchen-,<br />
Frauen- und Männerchor – und der<br />
Pfarrchor Sterzing bei den Aufführungen<br />
in Stilfes und im Stadttheater von Sterzing<br />
ein buntes Konzertprogramm. Das jeweils<br />
gemeinsam gesungene Lied zu Beginn und<br />
zum Ende des Konzertes war für die Besucher<br />
ein optisch und akustisch grandioses<br />
Erlebnis. Die einzelnen Chöre brachten<br />
Werke von Meistern aus verschiedenen<br />
Epochen und Stilrichtungen zur Aufführung.<br />
Der Bogen spannte sich vom Volkslied,<br />
über Balladen und exotische Märsche<br />
bis zu einer Parodie auf die Oper.<br />
Manuel Schiabello, Maria Rubatscher und<br />
Michaela Sparber hatten die Sänger und<br />
Sängerinnen in fl eißiger Probenarbeit gut<br />
vorbereitet und so erlebten die zahlreichen<br />
Besucher*innen einen schwungvollen und<br />
heiteren Abend. Karin Hochrainer führte<br />
in lockerer und gekonnter Manier durch<br />
das Konzert-Programm.<br />
Heinrich Forer<br />
Der Kirchenchor Stilfes organisierte ein vielbeachtetes Gemeinschaftskonzert.<br />
Foto: Heinrich Forer<br />
„Du sollst den Feiertag heiligen!“<br />
Geistliches Konzert mit Pfarrchor und Orchester Lana<br />
Der Verein „LanAntiqua“ wurde 2021 gegründet<br />
und ist eine große Bereicherung im<br />
Musikleben von Lana. Insbesondere möchte<br />
man der Musik des 17. und 18. Jahrhundert,<br />
welche eine unerschöpfl iche Inspirationsquelle<br />
darstellt, ihren verdienten Stellenwert<br />
geben.<br />
Der künstlerische Leiter ist Josef Höhn;<br />
Präsident des Vereins ist Alexander Holzner.<br />
Ziel des Vereins ist die Organisation<br />
und Durchführung von Konzertreihen wie<br />
„LanAntiqua – Alte Musik“ und den „Lananer<br />
Orgelkonzerten“.<br />
In diesem Rahmen fand kürzlich in der<br />
Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Niederlana<br />
ein vielbeachtetes, beeindruckendes<br />
Konzert statt. Mit dabei waren der Pfarrchor<br />
mit dem Pfarrorchester, das Vokalensemble<br />
„Stimmt`s“, Bläser der Bürgerkapelle<br />
Lana, Martin Knoll (Röhrenglocken), Günther<br />
Graber (Trompete) und Josef Höhn<br />
(Orgel). Die Leitung oblag Ingrid Rieder.<br />
Zur Aufführung gelangte die Messe in C-<br />
Dur „Du sollst den Feiertag heiligen“ von<br />
Robert Führer. Im Beisein des Komponisten<br />
Gottfried Veit wurde die „Edith Stein<br />
Messe“ für Frauenchor uraufgeführt. Festlich<br />
erklang die Sonate in D-Dur von Carl<br />
Philipp Emanuel Bach, das Konzert für<br />
Trompete und Streicher von Giuseppe Romanino,<br />
sowie drei gesungene „Ave Maria“<br />
von Jacob Handl, Wolfgang Amadeus<br />
Mozart und Hans Biedermann.<br />
Die zahlreichen Konzertbesucher dankten<br />
mit viel Applaus.<br />
Maria Sulzer<br />
Pfarrchor und<br />
Pfarr orchester<br />
Lana mit Chorleiterin<br />
Ingrid Rieder<br />
in der Pfarrkirche<br />
Niederlana,<br />
vor dem SchnatterpeckAltar<br />
Foto: Pfarrchor Lana<br />
KulturFenster 37<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Was Karl Geroldinger mit effizienter Probenarbeit<br />
meint, kam beim Konzert des Südtiroler<br />
Jugendblasorchesters zum 75-Jahr-Jubiläum des<br />
VSM bestens (hörbar) zum Ausdruck.<br />
KulturFenster<br />
38 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
esümiert<br />
Dirigent*in einer Blasmusikkapelle<br />
Eine herausfordernde, aber auch erfüllende Aufgabe<br />
In der Weiterentwicklung eines Musikvereines<br />
nimmt die musikalische Leitung<br />
eine zentrale Stellung ein. In den Händen<br />
der Kapellmeister*innen liegt eine große<br />
Chance im Hinblick auf die musikalische<br />
Entwicklung der einzelnen Musiker*innen<br />
und in Folge davon auf eine stetige Verbesserung<br />
des Niveaus des gesamten Orchesters.<br />
Selbstverständlich tragen alle Funktionäre<br />
und die Musiker*innen selbst auch<br />
Verantwortung dafür, ob es attraktiv für Menschen<br />
aller Altersstufen ist, im Musikverein<br />
aktiv tätig zu sein.<br />
Die lodernde Flamme<br />
der Begeisterung<br />
Die Rolle der Dirigent*innen hat über die<br />
Möglichkeiten der anderen Vereinsfunktionäre<br />
hinaus jedoch noch die Faszination<br />
der Musik an sich als großen Motivationsfaktor<br />
zur Verfügung.<br />
Fundierte musikalische Ausbildung, Organisationstalent,<br />
Empathie, Resilienz …<br />
und vor allem eine „lodernde Flamme“<br />
der eigenen Begeisterung sind die Basis<br />
für eine erfolgreiche und erfüllende Tätigkeit<br />
als Orchesterleiter*in.<br />
All diese Eigenschaften brachten die<br />
Teilnehmer*innen an der heurigen Südtiroler<br />
Dirigentenwerkstatt mit, die ich Anfang<br />
November in Auer gestalten durfte.<br />
Ich freue mich für den Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen, dass es derart motivierte<br />
Kapellmeister*innen gibt, die sich<br />
laufend und gerne weiterbilden. Diese interessierte<br />
Grundhaltung ist der Humus<br />
für eine fruchtbare Weiterentwicklung des<br />
ohnehin schon auf hohem Niveau stehenden<br />
und sehr dynamischen Südtiroler Blasmusikwesens.<br />
Die bestmögliche Vorbereitung<br />
der Dirigent*innen ist der entscheidende<br />
Faktor für die Motivation<br />
der Musiker*innen und<br />
für den Erfolg auf der Bühne.<br />
Karl Geroldinger<br />
Anfang November war Karl Geroldinger als<br />
Referent zu Gast bei der diesjährigen Dirigentenwerkstatt.<br />
Bestmögliche Vorbereitung<br />
als entscheidender Faktor<br />
Inhaltlich haben wir uns intensiv mit der<br />
Vorbereitung der Proben beschäftigt, denn<br />
mir wurde im Laufe meiner mehr als 45-jährigen<br />
Tätigkeit als Orchesterleiter immer<br />
mehr bewusst, dass meine bestmögliche<br />
Vorbereitung der entscheidende Faktor für<br />
die Motivation der Musiker*innen und für<br />
den Erfolg auf der Bühne ist.<br />
1) Das Einrichten der Partitur<br />
Der erste wichtige Schritt ist das Einrichten<br />
und die eingehende Analyse der Partitur<br />
eines neuen Werkes. Beim genauen<br />
horizontalen und vertikalen Lesen der Partitur<br />
entdecke ich jene Stellen, die eigene<br />
Einzeichnungen für ein einfaches Navigieren<br />
durch das Musikstück beim Dirigieren<br />
erforderlich machen. Tempoänderungen,<br />
Taktwechsel, Auftakte, Fermaten,<br />
Einsätze, Dynamikentwicklungen, … mache<br />
ich für mich deutlich sichtbar – so ist<br />
mir, vergleichbar einem Skifahrer auf dem<br />
Slalomkurs, ein vorausschauendes Dirigieren<br />
möglich.<br />
Großes Augenmerk lege ich beim Partiturstudium<br />
auf die Harmonik, insbesondere<br />
bei Passagen, die exponiert in der Dynamik<br />
und in der Besetzung sind. Dabei werden<br />
auch eventuelle Druckfehler entdeckt, in<br />
Zweifelsfällen nehme ich Kontakt mit dem<br />
Komponisten auf. Die Struktur des Werkes<br />
gibt mir schon einen Hinweis auf geeignete<br />
Probenabschnitte.<br />
2) Analyse des Musikstückes<br />
Als nächster Schritt folgt für mich der<br />
Screen der einzelnen Teile des Musikstückes,<br />
wo mögliche Schwierigkeiten für<br />
die Musiker*innen sichtbar und Überlegungen<br />
zur Unterstützung an diesen Stellen<br />
angestellt werden. An dieser Stelle konzipiere<br />
ich beispielsweise vorbereitende<br />
rhythmische Übungen oder passendes<br />
Intonationstraining.<br />
Wir Dirigent*innen sollten<br />
mit der kostbaren Zeit der<br />
Musiker*innen ja sehr wertschätzend<br />
umgehen und Leerläufe<br />
vermeiden!<br />
Karl Geroldinger<br />
Ein gut durchdachter Ablauf der nächsten<br />
Probe sorgt für die Chance, dass die Aufmerksamkeit<br />
der Musiker*innen durchwegs<br />
gegeben ist, ein Fortschritt hörbar<br />
wird, Abwechslung in der Methodik möglich<br />
ist, … also insgesamt eine kurzweilige<br />
und ertragreiche Probe stattfi nden kann.<br />
Wir Dirigent*innen sollten mit der kostbaren<br />
Zeit der Musiker*innen ja sehr wertschätzend<br />
umgehen und Leerläufe vermeiden!<br />
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist auch ein<br />
klarer Auftrag zum Üben und konkrete Unterstützung<br />
für das Üben zu Hause bis zur<br />
nächsten Probe, damit das Erarbeitete gespeichert<br />
und verbessert werden kann.<br />
Taugliche Hilfen können hier Click-Tracks,<br />
Vorgaben für das Übetempo und im speziellen<br />
ein klarer Hinweis auf jene Passagen,<br />
die in der nächsten Probe bearbeitet<br />
werden, sein.<br />
3) Schriftliche Vorbereitung der Probe<br />
Für mich ist eine schriftliche Vorbereitung<br />
jeder Probe zum Selbstverständnis ge-<br />
KulturFenster<br />
39 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
esümiert<br />
Die optimale Vorbereitung einer Probe ist das A und O ihres Gelingens. Die Teilnehmer waren mit aktivem Interesse dabei.<br />
worden, denn sie ermöglicht mir ökonomisches<br />
Arbeiten und ist auch eine gute<br />
Vorlage für fl exible Änderungen im Probenverlauf,<br />
wenn diese in der Praxis notwendig<br />
werden. Mit einem klaren Konzept,<br />
das ich bei Bedarf mit einem kurzen<br />
Seitenblick beim Proben verfügbar habe,<br />
fühle ich mich auch frei für die Konzentration<br />
auf musikalische Gestaltungsaspekte.<br />
Natürlich waren auch andere wesentliche<br />
Themen wie z.B. mentale Vorbereitung,<br />
Einstimmen, Intonation, Rhythmus, Vereinbarkeit<br />
von Familie und Tätigkeit im<br />
Musikverein, … Gegenstand der Dirigentenwerkstatt.<br />
Ebenso die Lehrproben mit<br />
der Musikkapelle Auer, der ich an dieser<br />
Stelle nochmals herzlich für ihre<br />
wertvolle Mitgestaltung danke.<br />
Ständig Lernende<br />
Ich persönlich konnte mir aus<br />
den anregenden Diskussionen<br />
mit den Kursteilnehmern<br />
sehr viel Wertvolles für meine<br />
weitere Arbeit als Orchesterleiter<br />
mitnehmen – es gibt ja nicht nur einen<br />
richtigen Weg! Jede und Jeder von<br />
uns wird bei echtem Interesse an der<br />
eigenen Weiterentwicklung ein ständig<br />
Lernender sein. Insofern ist das Angebot<br />
des VSM zur Teilnahme an Weiterbildungskursen<br />
eine großartige und unverzichtbare<br />
Plattform für interessierte<br />
Kapellmeister*innen.<br />
Eine wesentliche Kraft- und Inspirationsquelle<br />
ist über die Kurse hinaus aus meiner<br />
Sicht jederzeit und kostenlos für alle<br />
Kapellmeister*innen verfügbar – nämlich<br />
der kollegiale Austausch mit den musikalischen<br />
Leiter*innen anderer Orchester in<br />
der Region. Der gesamte Erfahrungsschatz<br />
ist enorm und er kann ganz leicht allen zugänglich<br />
gemacht werden. Ich persönlich<br />
habe sehr positive Erinnerungen an regelmäßige<br />
Gemeinschaftsprojekte mit Musikkapellen<br />
in meiner Heimat Oberösterreich.<br />
Ich habe mit einem Kollegen dabei z.B.<br />
ein gemeinsames Konzertprogramm für<br />
zwei Orchester geplant, wo wir bei mehreren<br />
Musikstücken das jeweils andere<br />
Orchester dirigiert haben. Wir haben uns<br />
Zur Person<br />
in mehreren Proben gegenseitig besucht<br />
und diese gemeinsam reflektiert – eine für<br />
mich sehr lehrreiche und einfache Form<br />
der Fortbildung. Nebenbei war das Publikum<br />
in beiden Gemeinden durchaus erfreut,<br />
neben der Ortsmusikkapelle auch<br />
ein Gastorchester zu hören.<br />
An den Schluss dieses kurzen Beitrags<br />
möchte ich einen visionären Spruch setzen,<br />
der mich seit Jahrzehnten leitet und<br />
für die Tätigkeit eines Dirigenten wegweisend<br />
ist: „In Dir muss brennen, was Du in<br />
anderen entzünden willst!“<br />
Karl Geroldinger<br />
Nach dem Trompetenstudium am Brucknerkonservatorium<br />
Linz und dem Lehramt für Musikerziehung trat Karl Geroldinger<br />
(Jahrgang 1960) seine erste Stelle als Trompetenlehrer<br />
an der Landesmusikschule Schärding an. 1986 – 1995<br />
war er Direktor der Landesmusikschule Ried im Innkreis. Seit<br />
1995 ist er als Direktor des Oberösterreichischen Landesmusikschulwerks<br />
Motor für die international vielbeachtete Entwicklung<br />
des Musikschulwesens in Oberösterreich. Schon in seinen Jugendjahren<br />
beschäftigte er sich mit der Orchesterarbeit, zunächst mit seinem<br />
Ortsverein Enzenkirchen, dann mit dem Schülerblasorchester Schärding und<br />
dem Schülerblasorchester Ried, aus dem sich das Sinfonische Blasorchester<br />
Ried entwickelte, mit denen er viele nationale und internationale Preise errang.<br />
Im Jahr 2010 dirigierte er die Europäische Jugendbrassband und er leitete<br />
von 2012 bis 2022 sehr erfolgreich die Jugendbrassband Oberösterreich.<br />
Für sein kulturelles Wirken wurde Karl Geroldinger von Land und Bund bereits<br />
mehrfach ausgezeichnet. Er hat in den ersten Jahren (2005–2008) seines<br />
Bestehens das Südtiroler Jugendblasorchesters geleitet und ist 2022 für<br />
weitere drei Jahre ans Dirigentenpult des SJBO zurückgekehrt.<br />
KulturFenster<br />
40 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
VSM intern<br />
Meraner Traubenfest <strong>2023</strong><br />
Krönender Abschluss des VSM-Jubiläumsjahres<br />
Über 60 Musikkapellen (im Bild die Knappenkapelle Ridnaun) sorgten für die musikalische und optische Note und machten den großen<br />
Festumzug für Mitwirkende und Publikum zu einem unvergesslichen Erlebnis.<br />
Das traditionelle Meraner Traubenfest am<br />
dritten Oktoberwochenende lockte auch<br />
heuer wieder Abertausende Einheimische<br />
und Urlaubsgäste in die Passerstadt. Heuer<br />
stand das Fest im Zeichen des 75jährigen<br />
Bestehens des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) und war gleichzeitig<br />
der krönende Abschluss der offi ziellen<br />
Feierlichkeiten des Verbandes.<br />
Nach der Mitglieder-Vollversammlung<br />
am 11. März war der 4. Mai der offi zielle<br />
Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten:<br />
In einer kleinen Feierstunde wurde die<br />
neue, rund 140 Seiten starke VSM-Festschrift<br />
zum 75-Jahr-Jubiläum vorgestellt.<br />
Der Höhepunkt des Jubiläumsjahres war<br />
zweifelsohne das zweitägige Jubiläums-<br />
fest am 20. und 21. Mai in Bozen. Den<br />
eigentlichen Geburtstag – den 28. August<br />
<strong>2023</strong> – feierten viele Musikkapellen<br />
mit eigenen Veranstaltungen in ihren<br />
Heimatdörfern.<br />
Blasmusikjugend im Fokus<br />
Den offiziellen Abschluss der Jubiläumsfeiern<br />
bildete das Meraner Traubenfest, bei<br />
dem die Blasmusikjugend im thematischen<br />
Einer der schön gestalteten Festwägen<br />
war dem 75JahrJubiläum des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen gewidmet.<br />
KulturFenster<br />
41 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
VSM intern<br />
Jugendkapellen aus dem<br />
ganzen Land begeisterten<br />
die zahlreichen<br />
Zuhörer*innen in der<br />
Meraner Innenstadt<br />
(im Bild die Jugendkapelle<br />
Jenesien auf der<br />
Kurhausterrasse).<br />
Mittelpunkt stand. Auf der Kurhausterrasse,<br />
am Thermenplatz, in der Sparkassenstraße<br />
und auf dem Kallmünz-Parkplatz (Schützenfest)<br />
präsentierten sich verschiedene<br />
Jugendkapellen mit ihren Kurzkonzerten.<br />
Die Kinder und Jugendlichen unterhielten<br />
und begeisterten dabei zahlreiche Zaungäste<br />
und Stadtbesucher mit ihrem breitgefächerten<br />
Programm. Egal ob Konzertstück,<br />
Pop, Rock, Polka oder Marsch: Die<br />
Blasmusikjugend zeigte sich von ihrer besten<br />
Seite.<br />
Am traditionellen großen Festumzug am<br />
Nachmittag nahmen mehr als 60 Musikkapellen<br />
teil. Am Abend folgte ein weiterer<br />
Höhepunkt des Festwochenendes: Zum<br />
ersten Mal seit rund 20 Jahren wurde im<br />
VSM-Bezirk Meran ein Bezirksjugendblasorchester<br />
auf die Beine gestellt. Über<br />
60 Jungmusikantinnen und Jungmusikanten<br />
aus den 36 Mitgliedskapellen<br />
des Bezirkes waren Teil des Klangkörpers<br />
unter der Leitung von Patrick Gruber.<br />
Passend zum Anlass wurde das Konzert<br />
mit der VSM-Jubiläumsfanfare von<br />
Tobias Psaier eröffnet. Auf die Uraufführung<br />
der farbenreichen „Canadian<br />
Suite“ des Eisacktaler Komponisten Lukas<br />
M. Gasser folgten Werke von Thomas<br />
Doss, George Gershwin, Duke Ellington<br />
und weiteren namhaften Komponisten,<br />
welche dem zahlreich erschienenen Publikum<br />
einen musikalisch genussvollen<br />
Abend bescherten.<br />
Verbandsobmann Pepi Ploner bedankte<br />
sich bei allen Musikkapellen und Jugendkapellen,<br />
die durch ihr Mitwirken<br />
das heurige Traubenfest zu einem unvergesslichen<br />
Erlebnis gemacht haben:<br />
„Ein Dankeschön und ein großes Kompliment<br />
geht an das Bezirksjugendblasorchester<br />
Meran und Patrick Gruber für<br />
das schöne Konzert im Kursaal als krönender<br />
Abschluss des Jubiläumsjahres.“<br />
Stephan Niederegger<br />
Das Festkonzert des Bezirksjugendblasorchesters<br />
Meran war der musikalische Abschluss<br />
des Traubenfestes und der krönende<br />
Schlussakkord des heurigen VSMJubiläumsjahres.<br />
Neben der „Marlinger Apfelkrone“ ist der Festwagen „Kundschafter“ (Riesentraube) aus<br />
Algund der jährliche Blickfang des Festumzuges beim Meraner Traubenfest.<br />
KulturFenster<br />
42 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Redaktionsschluss für<br />
bewegt<br />
Dankeschön am<br />
Ende eines „bewegten“ Jahres<br />
Verbandsstabführer Klaus Fischnaller blickt zurück<br />
Am Ende eines Jahres ist es angebracht<br />
zurückzuschauen und DANKE zu sagen.<br />
Für euren Rückhalt, für eure gute Zusammenarbeit,<br />
euer Entgegenkommen und die<br />
Bereitschaft, Neues zu probieren.<br />
Zusammenkommen ist ein Beginn,<br />
Zusammenbleiben ist ein<br />
Fortschritt Zusammenarbeiten<br />
ist ein Erfolg.<br />
Henry Ford<br />
Foto: VSM<br />
Angefangen mit den gut besuchten Stabführerfortbildungen,<br />
der internen Fortbildung<br />
zum Thema „Schwenkung“ mit den<br />
drei Übungskapellen, über die VSM Jubiläumsfeier<br />
im Mai mit über 100 teilnehmenden<br />
Kapellen, bis zu den Showdarbietungen<br />
und dem anschließenden Finale,<br />
das es so noch nie gegeben hat. Das Geburtstagswochenende<br />
im August, wobei<br />
ich das Jugendprojekt mit dem Bezirk Sterzing<br />
hervorheben möchte, und der große<br />
Meraner Traubenfestumzug im Oktober<br />
mit über 60 teilnehmenden Kapellen waren<br />
alles sehr beeindruckende Aktivitäten.<br />
Martin Rechenmacher hat mit den Musikantinnen und Musikanten der MK Kortsch den<br />
„75er“ für die JubiläumsMitgliedervollversammlung des VSM einstudiert.<br />
Zu alldem habe sehr viele positive Rückmeldungen<br />
bekommen, welche ich<br />
gerne an euch weitergebe, denn ohne<br />
eure Mithilfe wäre dies alles nicht möglich<br />
gewesen. Ihr wart super und ich bin<br />
begeistert von eurem Einsatz, Fleiß und<br />
Bereitschaft. Vergelt’s Gott, bitte macht<br />
weiter so!<br />
Euer Verbandsstabführer<br />
Klaus Fischnaller<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />
senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„ KulturFensters“ ist:<br />
Montag, 15. Jänner 2024<br />
KulturFenster<br />
43 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
ewegt<br />
Das Marschbuch,<br />
unverzichtbar und oft ein Ärgernis<br />
Eine gute Lösung für die Bürgerkapelle Klausen<br />
Die Musikant*innen haben mit dem Marschbuch<br />
ihre liebe Not. Es ist zu schwer,<br />
schlecht leserlich geworden und klebt zusammen,<br />
es blendet bei Licht und Sonneneinstrahlung,<br />
usw. Paul Bramböck, Kapellmeister<br />
der BK Klausen hat dazu eine gute<br />
Lösung gefunden.<br />
Die Bürgerkapelle Klausen bei einem Aufmarsch<br />
durch die Stadt<br />
Als ich im Jahre 2019 wieder Kapellmeister<br />
der Bürgerkapelle Klausen wurde, war es<br />
mir schnell ein großes Anliegen, das vorhandene<br />
Marschbuch zu erneuern, bei<br />
dem es mein Ansinnen war, ein komplett<br />
bestücktes Marschbuch für den Ganzjahresbedarf<br />
zu erhalten.<br />
Herausgekommen ist ein viel zu dickes<br />
und schweres Marschbuch, welches uns<br />
in den zwei folgenden Jahren in mehrfacher<br />
Hinsicht nur Probleme beim Marschieren<br />
bereitete.<br />
Einerseits klagten Musikant*innen dass es<br />
ständig von der Marschgabel fi el und es<br />
in keine Trachtenrocktasche passte, andererseits<br />
spielten wir einige der Märsche<br />
nicht ein einziges Mal. Kurz gesagt, dieses<br />
Marschbuch war einfach nur unpraktisch<br />
für alle und somit keine gute Idee von mir!<br />
Nach reifl ichen Überlegungen entschlossen<br />
wir uns in drei Schritten noch einmal<br />
für ein neues Marschbuch:<br />
Eine neue<br />
Lösung in drei Schritten<br />
Schritt 1: Was muss das Marschbuch wirklich<br />
beinhalten?<br />
Aus der Erfahrung heraus reichen zwölf<br />
„Marschiermärsche“ und drei „Standmärsche“.<br />
Dazu noch drei Choräle, die<br />
Landeshymne, „Ich hatt einen Kameraden“<br />
und eine festliche Fanfare. Somit<br />
hat man mit zehn Blättern plus Deckblätter<br />
das Auslangen.<br />
Schritt 2: Digitalisierung, Druck und Layoutt<br />
Zunächst mussten wir die ausgewählten<br />
Stücke einscannen bzw. digitalisieren, damit<br />
das Marschbuch in Druck gehen konnte.<br />
Unsere Druckerei war die Werbeagentur<br />
So schlank ist das neue Marschbuch<br />
der BK Klausen:<br />
» Gewicht: 54 g<br />
» Gesamtdicke: 3 mm<br />
» passt in jede Tasche<br />
KRIS:TOP (www.kristop.at) in Innsbruck,<br />
bei der wir professionell und bestens betreut<br />
wurden. In mühevoller Kleinstarbeit<br />
wurde jedes einzelne Notenblatt von Scanoder<br />
Druckfehlern gesäubert, was einen<br />
enormen Zeitaufwand bedeutete. Um das<br />
Gewicht des Marschbuches auf ein Minimum<br />
zu reduzieren, entschieden wir uns,<br />
wasserfesten Kunststoff zu verwenden, auf<br />
dem die Märsche direkt aufgedruckt wurden.<br />
Der Vorteil daran ist, dass man auf<br />
Klarsichthüllen oder eingeschweißte Notenblätter<br />
getrost verzichten kann und das<br />
KulturFenster<br />
44 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
Das alte Marschbuch im Vergleich mit dem neuen<br />
Marschbuch somit sehr dünn ist und jedem<br />
Regenwetter trotzt.<br />
Damit unser Marschbuch einzigartig wird,<br />
konnten wir für das Deckblatt meinen Bruder<br />
Christian Bramböckseines Zeichens<br />
bildnerischer Künstler, dazu bewegen, die<br />
Bürgerkapelle Klausen beim Marschieren<br />
zu malen.<br />
Schritt 3: Vervielfältigung und Verwendung<br />
In ausreichendem Maße erhielten wir<br />
genügend Marschbücher für alle<br />
Musikanten*innen und können jederzeit<br />
Marschbücher entweder selbst oder über<br />
die Firma nachdrucken lassen.<br />
Seit nunmehr einem Jahr wird das neue<br />
Marschbuch mit seinem unschlagbaren<br />
Gewicht von nur 54 Gramm (!) mit großer<br />
Freude und Erleichterung von unseren<br />
Musikant*innen angenommen, getragen<br />
und verwendet. Vorbei ist die Zeit von zu<br />
schweren, runterfallenden Marschbüchern<br />
und verklebten Hüllen sowie von vielen, oft<br />
nicht gespielten Märschen.<br />
Zur Person:<br />
Paul Bramböck – Kapellmeister der<br />
Bürgerkapelle Klausen von 1999-2004<br />
und seit 2019 wieder;<br />
Spezialist für Barockpauken in internationalen<br />
Barockorchestern;<br />
Landesmusikschullehrer für Schlagwerk;<br />
Betriebsratsobmann für 700 Lehrpersonen<br />
im Tiroler Musikschulwerk.<br />
Fortbildungsprogramm<br />
im Bereich MIB 2024<br />
Wenn auch Ihr eine Idee zur Verbesserung<br />
der Musik in Bewegung umgesetzt<br />
und damit eine tolle Erfahrung gemacht<br />
habt, dann teilt es weiter.<br />
klaus.fi schnaller@vsm.bz.it<br />
https://vsm.bz.it/musikinbewegung/<br />
stabfuehrerausbildung/<br />
Vielfalt macht uns lebendig, und tolle<br />
Projekte haben es verdient, dass sie<br />
weitergegeben werden.<br />
KulturFenster 45<br />
06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
jung musiziert<br />
AAA<br />
Alles Gute zum Geburtstag! Die Jugendkapelle Völser<br />
Aicha hat sich in den zehn Jahren ihres Bestehens<br />
zu einem ansehnlichen Klangkörper entwickelt<br />
und steht seit vier Jahren unter der Leitung von Julia<br />
Vieider und Tabea Federer (in der Bildmitte).<br />
Happy Birthday!<br />
Zehn Jahre Jugendkapelle Völser Aicha<br />
Im Herbst 2013 gab die Jugendkapelle Völser<br />
Aicha ihr erstes Konzert. Was damals kaum<br />
jemand ahnen konnte: In diesen zehn Jahren<br />
entwickelte sich die „Oachner“ JUKA<br />
nicht nur zur tragenden Säule in der Nachwuchsarbeit<br />
der Musikkapelle, sondern zu<br />
einer echten Erfolgsstory. Zeit, anlässlich<br />
des zehnten Geburtstags der Jugendkapelle<br />
auf die schönsten und bewegendsten Momente<br />
ihrer Geschichte zurückzublicken!<br />
Wie alles begann<br />
Eines vorweg: Die Jugendkapelle Völser<br />
Aicha – wie sie vom damaligen Jugendleiter<br />
der Musikkapelle und nunmehrigem<br />
Obmann Samuel Vieider 2013 gegründet<br />
wurde – ist keineswegs die erste blasmusikalische<br />
Formation aus jungen Oachner<br />
Musikern, die es bis dato gegeben hatte.<br />
Bereits im Laufe der 2000er-Jahre gab es<br />
auf Initiative des damaligen Obmanns Robert<br />
Kompatscher immer wieder kleinere<br />
Projekte (Sommerprojekte, Mini-Jugendkapellen,<br />
Messgestaltungen mit Bläsergruppen,<br />
usw.) die von den jeweiligen Jugendleitern<br />
der Kapelle, anfangs Thomas<br />
Kompatscher und Patrick Winkler, später<br />
auch Ulrich Kompatscher und Samuel<br />
Vieider, auf die Beine gestellt wurden und<br />
bei den Jungmusikern*innen auch auf viel<br />
Begeisterung stießen.<br />
2013 erfolgte dann eigentlich nur die logische<br />
Konsequenz: die Gründung einer<br />
vereinseigenen, ständigen Jugendkapelle,<br />
auch wenn diese ihre Tätigkeit meist vor<br />
allem auf die Sommermonate legte. Die musikalische<br />
Leitung der Kapelle übernahm<br />
Samuel Vieider, der der Jugendkapelle bis<br />
2019 musikalisch und anfangs auch organisatorisch<br />
vorstand. In den Jahren 2017 bis<br />
2022 ging die organisatorische Leitung der<br />
JUKA an die damalige Jugendleiterin Sabrina<br />
Vieider über, das Dirigentenpult übernahmen<br />
2019 schließlich die beiden derzeitigen<br />
Jugendleiterinnen Tabea Federer<br />
und Julia Vieider, welche die Kapelle seit<br />
mittlerweile vier Jahren mit Bravour leiten.<br />
KulturFenster<br />
46<br />
06 <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Tabea: Die Zeit in der Jugendkapelle war<br />
von sehr vielen Highlights und schönen<br />
Momenten geprägt, sei es als Mitglied in<br />
den Reihen als auch vorne am Dirigentenpult.<br />
Das Vortragen eines Solostücks zum<br />
Beispiel hinterließ einen bleibenden Eindruck<br />
und als Dirigentin einer solchen<br />
Bande ist für mich jedes Konzert, bei dem<br />
wir unser Können unter Beweis stellen, ein<br />
großes Highlight.<br />
Julia: Ich hatte sehr viele schöne Momente<br />
und Highlights in der Jugendkapelle. Jedes<br />
Jahr brachte neue Überraschungen<br />
mit sich. Durch die Jugendkapelle bin<br />
ich zum Mikrofon und zur Konzertmoderation<br />
(auch bei der Musikkapelle) gekommen,<br />
was für mich sicherlich ein Highlight<br />
war und ist. Nun ist meine neues Projekt<br />
das Dirigieren... mal schauen, wohin das<br />
dann führt …<br />
Musik soll Spaß machen, aber es wird auch ernsthaft geprobt.<br />
Höhepunkte im<br />
Jubiläumsjahr<br />
Zum Jubiläumsjahr wartete die Jugendkapelle<br />
heuer mit einer Reihe an Höhepunkten<br />
auf. Das absolute Highlight bildete<br />
– neben dem Sommerlager auf dem<br />
Manötscherhof in Tiers Ende Juli und dem<br />
gemeinsamen Auftritt mit der Musikkapelle<br />
Völser Aicha beim Sommernachtskonzert<br />
mit „Aperitivo lungo“ am 24. August – das<br />
10-Jahre-Jubiläumskonzert am Samstag,<br />
2. September, bei dem die Jugendkapelle<br />
die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer<br />
auf eine musikalische Zeitreise durch die<br />
Musikgeschichte und gleichzeitig durch die<br />
Geschichte der JUKA entführte. Dabei gaben<br />
die über 20 Jungmusikantinnen und<br />
Jungmusikanten insgesamt zehn Stücke<br />
(ein Werk für jedes Jahr ihres Bestandes)<br />
aus verschiedenen Musikepochen zum Besten.<br />
Zum Ausklang ihres Jubiläumsjahres<br />
warteten auf die Jugendkapelle noch zwei<br />
weitere Auftritte: Am 24. September waren<br />
die jungen Musiker beim Schnaggenfest<br />
in Völser Aicha zu Gast und am 15. Oktober<br />
beim Traubenfest in Meran mit einem<br />
Konzert und beim Umzug.<br />
Sehens- und<br />
hörenswerte Bilanz<br />
Die Bilanz der Oachner JUKA kann sich<br />
nach zehn Jahren absolut sehen lassen: An<br />
die 80 junge (aber nicht nur) Musiker*innen<br />
musizierten in diesen Jahren insgesamt in<br />
den Reihen der Kapelle, fast zehn junge<br />
Dirigenten*innen aus dem Dorf sind mit der<br />
JUKA aufgetreten, weit über 30 Konzerte<br />
und Auftritte in und außerhalb von Völser<br />
Aicha absolvierte die Jugendkapelle seit<br />
ihrer Gründung (durchschnittlich mehr als<br />
drei im Jahr), viermal nahm sie an einem<br />
Jugendkapellentreffen teil. Ihren bislang<br />
größten musikalischen Erfolg feierten die<br />
jungen Musiker im Jahr 2017, als sie sich<br />
beim damaligen Wettbewerb im Rahmen<br />
des Jugendkapellentreffens in Tramin den<br />
Kategoriesieg in der Stufe CJ holten.<br />
Sechs Fragen an die<br />
Jugendleiterinnen Julia<br />
Vieider und Tabea Federer<br />
KulturFenster: Julia und Tabea, ihr wart<br />
bestimmt selbst lange ein Teil der Jugendkapelle.<br />
Wie sind eure Erinnerungen an<br />
die Anfangszeit?<br />
Tabea Federer: Die Jugendkapelle war<br />
für mich von Beginn an ein sehr besonderes<br />
Projekt im Sommer, bei dem ich immer<br />
gerne dabei war und mich in den verschiedensten<br />
Facetten weiterbilden konnte.<br />
Julia Vieider: Ich war beim allerersten Projekt<br />
dabei und fand es damals schon sehr<br />
schön,gemeinsam zu musizieren. Ich bin<br />
glücklich darüber, dass die Jugendkapelle<br />
seitdem jedes Jahr bestanden hat.<br />
KF: Gibt es ein Highlight, an das ihr euch<br />
persönlich besonders gerne zurückerinnert?<br />
KF Das Ziel einer Jugendkapelle ist natürlich<br />
unter anderem auch, Nachwuchs<br />
für die Musikkapelle zu gewinnen. Unternehmt<br />
ihr etwas Besonderes, um euren<br />
Jugendlichen den Schritt in die Kapelle<br />
zu erleichtern?<br />
Tabea: Ich empfinde die Jugendkapelle als<br />
einen wichtigen Faktor, der die Kinder und<br />
Jugendlichen auf den Einstieg in die Kapelle<br />
optimal vorbereitet. Sie erlernen da-<br />
Die Jugendkapelle Völser Aicha ist auch<br />
„gut zu Fuß“ – wie z. B. beim Traubenfestumzug<br />
in Meran.<br />
47<br />
KulturFenster 06 <strong>Dezember</strong>r <strong>2023</strong>
ei schon alle wichtigen Grundlagen, wie<br />
eine Kapelle funktioniert und die vorherrschenden<br />
Werte und Normen eines solchen<br />
Vereines.<br />
Julia: Wir versuchen den Kindern und Jugendlichen<br />
durch Spaß und moderne, noch<br />
nicht zu schwierige Musikstücke das Kapellenleben<br />
näher zu bringen und sie zu<br />
motivieren, danach in die Musikkapelle<br />
einzutreten. Das heurige Proben und Zusammenspielen<br />
mit der Musikkapelle war<br />
die perfekte Gelegenheit, ihnen dies näherzubringen.<br />
KF: Habt ihr schon Pläne für das kommende<br />
Jahr?<br />
Beide: Für das kommende Jahr planen<br />
wir ein Sommercamp, das sich über eine<br />
Woche lang erstreckt und gemeindeübergreifend<br />
stattfi nden soll.<br />
KF: Was wünscht ihr der Jugendkapelle<br />
für die Zukunft?<br />
Tabea: Ich wünsche der Jugendkapelle<br />
für die Zukunft viele begeisterte und motivierte<br />
Kinder und Jugendliche, die sich<br />
freuen, in einer jungen und dynamischen<br />
Gruppe zu musizieren und spannende Projekte<br />
auf die Beine zu stellen.<br />
Julia: Ich wünsche der Jugendkapelle viel<br />
Spaß und Freude am Musizieren. Ich wünsche<br />
ihr, dass sie noch sehr lange bestehen<br />
bleibt und dass sie viele spannende,<br />
musikalische Abenteuer erlebt.<br />
KF: Wann ist eure Jugendkapelle das nächste<br />
Mal zu hören?<br />
Beide: Unsere Jugendkapelle ist voraussichtlich<br />
im Sommer wieder bei verschiedenen<br />
Projekten zu hören.<br />
..<br />
Drei Mitglieder der JUKA Volser Aicha stellen sich vor:<br />
Sarah Lageder<br />
Alter: 14 Jahre<br />
Instrument: Querfl öte<br />
Darum habe ich mich für mein Instrument entschieden: Ich habe mein Instrument<br />
(die Querfl öte) gewählt, da ich vor einigen Jahren bei einem Konzert war und mich ein<br />
Flötensolo dort überzeugte.<br />
Mein Lieblingsstück: Mein Lieblingsstück bei der Jugendkapelle ist „Nessaja“ von Peter<br />
Maffay. Dieses Stück führten wir dieses Jahr zusammen mit der Musikkapelle bei<br />
unserem 10-jährigen Jubiläum auf.<br />
Der schönste Moment bei der Jugendkapelle: Der schönste Moment bei der Jugendkapelle<br />
war dieses Jahr ein dreitägiges Musikcamp. Wir musizierten alleine wie auch<br />
zusammen, spielten tolle Spiele und hatten jede Menge Spaß.<br />
Daniel und Katharina Federer<br />
Alter: 11 und 9 Jahre<br />
Instrument: Flügelhorn und Trompete<br />
Darum habe ich mich für mein Instrument entschieden:<br />
Daniel: Mein Vater hat mir dieses Instrument schmackhaft gemacht.<br />
Katharina: Da mein Bruder dieses Instrument bereits erlernte, habe ich mich davon inspirieren<br />
lassen und mich auch für das Instrument Trompete entschieden.<br />
Das gefällt mir bei der Jugendkapelle am besten:<br />
Beide: Bei der Jugendkapelle gefällt uns am besten das gemeinsame Proben und Musik<br />
machen.<br />
Mein Lieblingsstück:<br />
Daniel: „Pirates of the Caribbean“<br />
Katharina: „Jugendträume“ von Alexander Pfluger<br />
Ein lustiges Ereignis bei der Jugendkapelle:<br />
Daniel: Die heurige Teilnahme beim Traubenfest in Meran<br />
Katharina: Das heurige Sommercamp beim Manötscher-Hof<br />
Der schönste Moment bei der Jugendkapelle:<br />
Daniel: Beim Sommercamp durften wir heuer in den Teilproben mit dem Kapellmeister<br />
der Musikkapelle proben und musizieren, das war sehr toll.<br />
Katharina: Das gemeinsame Musizieren zählt für mich immer zu den schönsten Momenten.<br />
Darauf freue ich mich am meisten, wenn ich zur Musikkapelle komme:<br />
Beide: Auf das gemeinsame Musizieren und Erlernen neuer Stücke mit vielen Musikanten.<br />
48<br />
KulturFenster 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
„Individuelle Räume schaffen“<br />
Interview mit der Musikvermittlerin Veronika Prünster Pircher<br />
Veronika Prünster Pircher aus Lana/Völlan<br />
ist als Musikvermittlerin beim Tonkünstler<br />
Orchester Niederösterreich beschäftigt und<br />
organisiert auch hierzulande immer wieder<br />
aufregende Musikprojekte für Groß und Klein.<br />
Im Interview mit dem KulturFenster spricht<br />
sie über Musikvermittlung, ihr spannendstes<br />
Projekt und gibt den ein oder anderen<br />
Tipp für die Arbeit mit Kindern.<br />
KulturFenster: Veronika, fragt dich jemand<br />
nach deinem Beruf, wie lautet dann<br />
deine Antwort?<br />
Veronika Prünster Pircher: Das ist eine<br />
gute Frage, das werde ich nämlich oft gefragt<br />
(lacht). Ich bin ursprünglich Musikpädagogin<br />
und habe dazu Kulturmanagement<br />
studiert, berufl ich bin ich aber als<br />
Musikvermittlerin tätig. Ich bin vor einigen<br />
Jahren auf dieses Feld gestoßen und<br />
seit einiger Zeit im Tonkünstler-Orchester<br />
Niederösterreich beschäftigt, wo es eine<br />
eigene Abteilung dafür gibt. Darüber hinaus<br />
bin ich regelmäßig im freischaffenden<br />
Bereich tätig.<br />
Veronika Prünster<br />
Pircher ist vielseitige<br />
Musikpädagogin<br />
und Musikvermittlerin.<br />
Foto: © Walter Skokanitsch<br />
KF: Welche Tätigkeitsfelder gehören zur<br />
Musikvermittlung?<br />
Prünster Pircher: Die Musikvermittlung beschäftigt<br />
sich hauptsächlich damit, Wege<br />
und Möglichkeiten zu fi nden, dem Publikum<br />
die Tür zur Musik auf eine neue, etwas<br />
andere Weise zu öffnen. Es geht auch<br />
darum, die Hemmschwelle zu senken, sodass<br />
Menschen die Musik wahrnehmen,<br />
mir ihr in Kontakt kommen und sich mit ihr<br />
auseinandersetzen können. Meine Aufgabe<br />
beim Tonkünstler-Orchester ist es, speziell<br />
für das Orchester neue Wege zum Publikum<br />
zu fi nden und in dieser Hinsicht Brücken<br />
zu bauen. Es geht letzten Endes auch<br />
darum, neues Publikum für die klassische<br />
Musik zu fi nden und dafür zu begeistern.<br />
In meiner freischaffenden Tätigkeit arbeite<br />
ich häufig mit Ensembles und bewege mich<br />
sehr oft in Richtung Musiktheater, dort versuche<br />
ich außerdem musikpädagogische<br />
Inhalte mit hineinzupacken.<br />
KF: Also geht es in der Musikvermittlung<br />
nicht nur um Kinder, sondern auch um<br />
Erwachsene?<br />
Prünster Pircher: Ganz genau, die Zielgruppe<br />
der Musikvermittlung geht je nach<br />
Projekt tatsächlich von Babys und Kleinkindern<br />
bis hin zu Senioren. Zuletzt haben<br />
wir beispielsweise ein spannendes Projekt<br />
mit Demenzerkrankten durchgeführt.<br />
KF: Gibt es eine spezielle Ausbildung für<br />
dieses Berufsbild?<br />
Prünster Pircher: Wie gesagt, ich habe Musikpädagogik<br />
und Kulturmanagement studiert.<br />
Mittlerweile gibt es aber eigene Lehrgänge<br />
speziell für Musikvermittlung, wie<br />
zum Beispiel in Linz, Graz und Wien. Man<br />
kann sagen, dass sich in den letzten Jahren<br />
sehr viel in diesem Bereich getan hat.<br />
KF: Gibt es aus deiner Sicht diesbezüglich<br />
große Unterschiede zwischen Österreich<br />
und Südtirol?<br />
Prünster Pircher: Ich würde schon behaupten,<br />
dass sich in Südtirol im Vergleich zu<br />
Österreich die Musikvermittlung noch eher<br />
in den Anfängen befi ndet. Ich weiß, dass<br />
Musikvermittlung bei vereinzelten Chören,<br />
Kapellen und Musikschulen in Südtirol<br />
bereits ihren Platz hat. Es ist schön zu<br />
sehen, dass im Kleinen immer mehr passiert<br />
und dass entsprechende Schritte in<br />
diese Richtung gesetzt werden. Aus meiner<br />
Sicht wäre aber eine institutionalisierte<br />
Vernetzung wünschenswert, so wie es in<br />
Österreich und Deutschland bereits passiert.<br />
Denn somit erreicht man verstärkt<br />
Publikum, aber auch den so wichtigen<br />
Nachwuchs.<br />
KF: Du hast in letzter Zeit immer wieder<br />
verschiedenen Projekte in Südtirol durchgeführt.<br />
Schaffst du es, logistisch alles unter<br />
einen Hut zu bekommen?<br />
Prünster Pircher: Mal mehr, mal weniger<br />
(lacht). Da kommt es oft zu dem Punkt, wo<br />
man sich denkt: „Geat sich des iatz schun<br />
no aus?“ Aber in dem Moment, wo man im<br />
ganzen Prozess und im Projekt drin ist, ist<br />
das Ganze natürlich wieder ganz anders.<br />
Bis jetzt hat alles sehr gut funktioniert und<br />
ich hoffe, dass es auch in Zukunft so weitergeht.<br />
Es freut mich sehr, dass sich mir<br />
49<br />
KulturFenster 06 <strong>Dezember</strong>r <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
„Musik in kleinen<br />
Gruppen“ in Auer<br />
VSM-Wettbewerb<br />
https://vsm.bz.it<br />
02.03.2024<br />
Musik<br />
kinderleicht<br />
erklärt<br />
Foto:<br />
Manfred<br />
Gartner<br />
das Feld der Musikvermittlung in Südtirol<br />
immer mehr öffnet und ich meiner Heimat<br />
somit wieder näherkomme.<br />
KF: Was war dein bisher spannendstes<br />
Projekt?<br />
Prünster Pircher: Eines meiner spannendsten<br />
und zugleich ersten Projekte war ein<br />
von der EU kofinanziertes Outdoor-Projekt<br />
unter dem Namen „Klanginseln“. Gemeinsam<br />
mit einem Blechbläserensemble und<br />
einer Musikwissenschaftlerin ging es hoch<br />
auf den Berg, wo wir den Weg unter dem<br />
Motto „Berg und Musik“ musikalisch gestaltet<br />
haben. Letzten Endes haben sich<br />
uns rund 100 Wanderer angeschlossen<br />
und das Projekt war ein voller Erfolg. Für<br />
mich ein klares Zeichen, dass es in diese<br />
Richtung weitergehen soll.<br />
KF: In welchen Momenten entstehen<br />
deine Ideen?<br />
Prünster Pircher: Gute Frage (lacht). Ich<br />
habe prinzipiell sehr viele Ideen im Kopf,<br />
manchmal tauchen sie in ganz unscheinbaren<br />
Situationen auf. Ich habe immer ein<br />
Notizbuch dabei, dort wird alles hineingeschrieben,<br />
was mir gerade einfällt. Natürlich<br />
gibt es dann intensive Arbeitsphasen,<br />
wo ich versuche, alles in einen umsetzbaren<br />
Rahmen zu bringen. Dabei arbeite<br />
ich auch sehr gerne in Teams, wo man sich<br />
Schritt für Schritt dem Ziel nähert.<br />
KF: Worauf achtest du, wenn du Projekte<br />
speziell für Kinder konzipierst?<br />
Prünster Pircher: Bei der Arbeit für Kinder<br />
gefällt mir vor allem die natürliche Neu-<br />
gierde und die kindliche Wachsamkeit,<br />
welche sie mitbringen. Diese sind wichtige<br />
Ausgangspunkte für meine Arbeit. Es ist interessant<br />
zu beobachten, dass bei Familienkonzerten<br />
diese Neugierde auch bei Erwachsenen<br />
immer wieder neu auffl ammt.<br />
KF: Die Nachwuchsgewinnung spielt auch<br />
bei unseren Musikkapellen eine wichtige<br />
Rolle. Welche Tipps würdest du spontan<br />
geben, um beispielsweise eine Instrumentenvorstellung<br />
ansprechend zu gestalten?<br />
Prünster Pircher: Ich würde sagen: Kinder<br />
tun nichts lieber, als die Instrumente<br />
zu berühren und auszuprobieren. Demnach<br />
würde ich die ganze Sache praktisch<br />
angehen und das kindliche Publikum<br />
immer wieder miteinbeziehen. Oder<br />
etwas überspitzt gesagt: Ein Kind interessiert<br />
es im ersten Moment nicht, wann ein<br />
Instrument genau entstanden ist oder aus<br />
welchem Material es exakt gebaut wurde.<br />
Natürlich kann man diese Informationen<br />
einbauen, es sollte aber nicht ausschließlich<br />
darum gehen. Viel wichtiger fi nde ich<br />
es, dass sich die Kinder selbst als Teil des<br />
jeweiligen Programms fühlen und immer<br />
wieder miteinbezogen werden.<br />
KF: Mit welchen Mitteln schaffst du das?<br />
Prünster Pircher: Individuelle Räume zu<br />
schaffen, sodass sich jeder und jede ein<br />
Stück weit entfalten kann und sich dem<br />
Thema auf seine/ihre ganz persönliche<br />
Art und Weise nähert, ist ein zentraler und<br />
wichtiger Teil meiner Arbeit. Ein besonderes<br />
Element, welches immer in meinen<br />
Projekten vorkommt, ist die Interaktion mit<br />
dem Publikum, beispielsweise durch Mitmachaktionen.<br />
KF: Wie ist aktuell deine Verbindung zu<br />
Südtirol?<br />
Prünster Pircher: Ich bin in Wien und Niederösterreich<br />
sehr gut eingebunden, doch<br />
natürlich fehlt mir meine Heimat sehr. Daher<br />
suche ich verstärkt die Verbindung zu<br />
Südtirol, sowohl familiär als auch beruflich.<br />
Ich merke, dass sich dort in meinem<br />
Tätigkeitsbereich immer mehr entwickelt<br />
und sehr gerne bringe ich mich dort mit<br />
ein. Wenn es sich ausgeht, spiele ich gerne<br />
in meiner Heimatkapelle, der Bauernkapelle<br />
Völlan, mit. Was ich außerdem sehr<br />
schätze: Egal wie lange ich von zuhause<br />
weg bin oder war - komme ich dorthin,<br />
fühle ich mich wirklich angekommen. Dieses<br />
Gefühl genieße ich und ich hoffe sehr,<br />
dass es auch weiterhin so bleibt.<br />
Interview: Hannes Schrötter<br />
Save the Date:<br />
Samstag, 24.02.2024<br />
Funktionärsausbildung (Online)<br />
Musikvermittlung: Was ist das?<br />
„Tipps und Tricks für die Nachwuchsarbeit.<br />
Instrumentenvorstellung, Familienkonzerte<br />
& mehr“ mit Veronika<br />
Prünster Pircher<br />
Anmeldung im VSM-Office<br />
50<br />
KulturFenster 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
Kapellmeisterwettbewerb<br />
„con brio WEST“<br />
Südtiroler überzeugen am Dirigentenpult<br />
Am vergangenen 21. Oktober ging am Fuße<br />
des Schlerns der internationale Kapellmeisterwettbewerb<br />
„con brio WEST“ über die<br />
Bühne. VSMVerbandskapellmeister Meinhard<br />
Windisch freute sich bei der Preisverleihung<br />
am Abend: „Es war ein spannender<br />
Tag mit viel Musik und tollen Dirigenten.“<br />
Daniel Niederegger aus St. Jakob in Ahrn<br />
holte sich den 1. Preis vor Martin Wieser<br />
aus Schenna und Mathias Klocker aus<br />
Vorarlberg.<br />
„Con brio“ steht in der Musiksprache für<br />
einen schwungvollen und feurigen Vortrag<br />
und bezeichnet den Kapellmeisterwettbewerb,<br />
den der Tiroler Blasmusikverband<br />
2009 zum ersten Mal ausgeschrieben hat.<br />
Bereits bei der zweiten Ausgabe 2012 beteiligte<br />
sich der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) als Mitveranstalter. Damals<br />
konnten zwei Südtiroler Kandidaten<br />
überaus erfolgreich abschneiden: Patrick<br />
Gruber, damaliger Kapellmeister der MK<br />
Hafl ing, holte sich den 1. Preis. Simone<br />
Rungger, damalige Kapellmeisterin der<br />
Schützenkapelle Meransen, belegte Platz<br />
3 hinter dem Nordtiroler Martin Schering.<br />
2015 wurde der Wettbewerb ohne Südtiroler<br />
Beteiligung ausgeschrieben.<br />
Heuer konnte nun die bereits 2020 in<br />
Sterzing geplante, aber coronabedingt<br />
abgesagte Ausgabe endlich nachgeholt<br />
werden. Der Wettbewerb wurde zum ersten<br />
Mal länderübergreifend gemeinsam<br />
von den Blasmusikverbänden Tirol,<br />
Vorarlberg und Südtirol ausgeschrieben<br />
und erstmals vom VSM ausgetragen.<br />
Aus den eingegangenen Bewerbungen<br />
wurden jeweils vier Kandidat*innen der<br />
einzelnen Länder eingeladen. Drei Kandidaten<br />
hatten ihre Teilnahme kurzfristig<br />
aus privaten Gründen oder krankheitsbedingt<br />
abgesagt. Somit stellten sich vier<br />
Südtiroler, drei Vorarlberger und zwei Tiroler<br />
Kapellmeister der Jury. In der ersten<br />
Vorrunde am Vormittag mussten sie sich<br />
in einer jeweils 15-minütigen Probenzeit<br />
mit dem Bläserquintett „Windkraft“ für<br />
die 2. Runde qualifi zieren.<br />
Die Jury und Verbandsfunktionäre gratulierten den Gewinnern: Daniel Niederegger aus<br />
St. Jakob in Ahrn (vorne Bildmitte) gewinnt den mit 1000 Euro dotierten Kapellmeisterwettbewerb<br />
„con brio WEST“ vor Martin Wieser aus Schenna (rechts) und Mathias Klocker<br />
aus Vorarlberg (links).<br />
Das WindkraftQuintett:<br />
Flöte: Michael Cede<br />
Oboe: Lukas Runggaldier<br />
Klarinette: Roberto Gander<br />
Horn: Egon Lardschneider<br />
Fagott: Daniele Muleri<br />
Das Finale mit der<br />
Musikkapelle Völs<br />
6 der ursprünglich 9 Kandidaten – darunter<br />
alle 4 Südtiroler – kamen weiter und<br />
probten am Nachmittag mit der Jugendkapelle<br />
Völs am Schlern. Die Spannung<br />
im Probelokal der Musikkapelle Völs am<br />
Schlern war entsprechend hoch, als um<br />
18 Uhr die drei Finalisten bekanntgegeben<br />
wurden, die schließlich mit der Musikkapelle<br />
eine Ouvertüre proben und aufführen<br />
mussten. „Ihr habt uns die Entscheidung<br />
nicht leicht gemacht“, hob Philipp Kufner<br />
aus Bayern hervor. Gemeinsam mit Isabelle<br />
Ruf-Weber (Schweiz) und Marco Somadossi<br />
(Trentino) bewertete er die Dirigiertechnik,<br />
die pädagogischen Fähigkeiten, den Orchesterkontakt,<br />
die musikalische Interpretation<br />
und den Gesamteindruck der Kandidaten.<br />
Nach einem langen Tag voller musikalischer<br />
Emotionen und toller Dirigenten ist die Entscheidung<br />
am Abend gefallen: Daniel Niederegger<br />
(St. Jakob in Ahrn), Martin Wieser<br />
(Schenna) und Mathias Klocker (Vorarlberg)<br />
gingen als Sieger hervor.<br />
VSM-Verbandsobmann Pepi Ploner und<br />
VSM-Verbandskapellmeister Meinhard<br />
Windisch gratulierten den Siegern. Sie bedankten<br />
sich bei der Gemeinde und der<br />
Musikkapelle Völs am Schlern für die Gastfreundschaft<br />
sowie bei den Blasmusikverbänden<br />
von Tirol und Vorarlberg mit ihren<br />
Landeskapellmeistern Rudi Pascher und<br />
Helmut Geist für die hervorragende Zusammenarbeit.<br />
Stephan Niederegger<br />
Die Kandidaten in der Reihenfolge der<br />
ersten Runde:<br />
Andreas Waldner (Tirol)<br />
Stefan Heiss (Tirol)<br />
Martin Wieser (Südtirol)<br />
Samuel Oberegger (Südtirol)<br />
Johannes Stross (Vorarlberg)<br />
Dieter Bischof (Vorarlberg)<br />
Simon Golser (Südtirol)<br />
Mathias Klocker (Vorarlberg)<br />
Daniel Niederegger (Südtirol)<br />
KulturFenster<br />
51 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
https://vsm.bz.it<br />
hinausgeblickt<br />
Bezirksversammlungen<br />
Brixen 20.01.2024, Neustift<br />
Meran 20.01.2024, St. Walburg i.U.<br />
Sterzing 27.01.2024, Sterzing<br />
Bruneck 03.02.2024, Percha<br />
Bozen 24.02.2024, Andrian<br />
Schlanders 03.03.2024, Eyrs<br />
Eine Freundschaft<br />
über die Grenze hinweg<br />
Freundschaftstreffen Pustertal–Osttirol<br />
Auf Schloss<br />
Lengberg<br />
trafen sich die<br />
Funktionäre<br />
der vier<br />
Blasmusikbezirke<br />
des Pustertals<br />
und Osttirols zum<br />
traditionellen<br />
Freundschaftstreffen<br />
– vorne v.l. die<br />
Bezirksobmänner<br />
Andreas Berger<br />
(Iseltal), Johann<br />
Hilber (Bruneck),<br />
Otto Trauner<br />
(Pustertal-<br />
Oberland) und<br />
Johannes Nemmert<br />
(Lienzer Talboden)<br />
Foto: ste<br />
Nach dem letzten Treffen 2019 in Corvara<br />
und der coronabedingten Pause fand Anfang<br />
Oktober in Osttirol wiederum das traditionelle<br />
Freundschaftstreffen der Funktionäre<br />
der Blasmusikbezirke des Pustertals<br />
und Osttirols statt. Der Musikbezirk „Lienzer<br />
Talboden“ hatte diesmal nach Nikolsdorf<br />
und Lavant eingeladen.<br />
Seit 1981, als eine grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit weitaus schwieriger und<br />
umständlicher war als heute, noch lange<br />
bevor Österreich zur EU kam und in Winnebach<br />
die Grenzbalken abgebaut wurden,<br />
treffen sich die Funktionäre der vier Blasmusikbezirke<br />
von der Mühlbacher Klause<br />
bis zum Kärntner Tor alle zwei Jahre in geselliger<br />
Runde, um Erfahrungen auszutauschen,<br />
aber auch nach gemeinsamen Lösungen<br />
zu suchen und die Zusammenarbeit<br />
zu festigen.<br />
Gelegenheit zum<br />
sich Kennenlernen<br />
Das „Süd-Osttiroler Blasorchester 40+“,<br />
das im <strong>Dezember</strong> 2022 bereits seine dritten<br />
Aufl age erlebte, ist bislang die musikalische<br />
Krönung dieser jahrzehntelangen<br />
Freundschaft über die Grenze hinweg. Aber<br />
auch viele Kontakte zwischen Pustertaler<br />
und Osttiroler Kapellen sind die Früchte<br />
daraus. Weil in den vergangenen Jahren<br />
in den Musikbezirken die Vorstände neu<br />
gewählt und einige der Ämter neu besetzt<br />
wurden, war das heurige Treffen zudem<br />
eine willkommene Gelegenheit, um sich<br />
kennenzulernen.<br />
Kulturprogramm<br />
Zum Auftakt trafen sich die Südtiroler und<br />
Osttiroler Funktionäre mit ihren Partnerinnen<br />
und Partnern auf Schloss Lengberg<br />
in Nikolsdorf. Diese geschichtsträchtige<br />
romanische Burg wurde im 12. Jahrhundert<br />
von den Grafen von Lechsgemünde<br />
erbaut, um 1500 vom Lienzer Burgpfl e-<br />
ger Virgil von Graben zur gotischen Burg<br />
umgebaut und ist seit 1956 im Besitz des<br />
Landes Tirol. Heute ist dort der Osttiroler<br />
KulturFenster<br />
52 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
Standort des „AufBauWerks – Unternehmen<br />
für junge Menschen“ untergebracht,<br />
eine Einrichtung der sozialen Jugendarbeit,<br />
in der junge Menschen mit besonderen<br />
Bedürfnissen auf ein eigenständiges<br />
Leben und den Einstieg in die Berufswelt<br />
vorbereitet werden. Wer durch den Burggarten<br />
schlendert, die Wehrgänge entlanggeht<br />
und die Anfang der 2000er Jahre liebevoll<br />
restaurierte Burg besichtigt, taucht<br />
ein in die Geschichte des späten Mittelalters<br />
und des Beginns der Neuzeit, erfährt<br />
von wertvollen Schätzen und kuriosen<br />
Funden, von der Einhandfl öte bis zu historischen<br />
Unterhosen und Büstenhaltern.<br />
passende Hintergrundmusik. Nemmert<br />
bedankte sich bei seinem Vorgänger Stefan<br />
Klocker, der dieses Treffen organisiert<br />
hatte. Johann Hilber, der Bezirksobmann<br />
des Pustertales, bedankte sich seinerseits<br />
für die Einladung und die Gastfreundschaft.<br />
Zum Abschluss durften sich die Gäste noch<br />
am Abschlag des 36-Loch-Golfplatzes versuchen,<br />
einem der schönsten Golfplätze<br />
Österreichs: „Auf ein Wiedersehen in zwei<br />
Jahren im Pustertal.“<br />
Stephan Niederegger<br />
88 Musikkapellen gibt<br />
es von der Mühlbacher<br />
Klause bis zum Kärntner<br />
Tor. 54 Pustertaler Musikkapellen<br />
zählt der Bezirk Bruneck.<br />
Die 34 Osttiroler Musikkapellen sind<br />
in den Musikbezirken „Lienzer Talboden“<br />
(15), „Iseltal“ (9) und „Pustertal<br />
Oberland“ (10) organisiert.<br />
Erfahrungsaustausch<br />
Beim anschließenden Mittagessen im „Dolomitengolf<br />
Resort“ in Lavant gab es genügend<br />
Gelegenheiten zum Erfahrungsaustausch.<br />
„Wir kochen alle nur mit Wasser“,<br />
brachte es Johannes Nemmert, der Bezirksobmann<br />
des Musikbezirkes „Lienzer<br />
Talboden“ auf den Punkt. Daher sei<br />
es wichtig, dass man sich unter den Bezirken<br />
austauschen könne, denn da wie<br />
dort sind die Probleme ähnlich und der<br />
eine oder andere habe bereits Lösungen,<br />
die andere noch suchen. Letztendlich gehe<br />
es darum, „die Blasmusik in eine sichere<br />
Zukunft zu steuern“, hob Nemmert hervor.<br />
Die Geschwister David (Steirische Harmonika)<br />
und Miriam (Harfe) Egartner aus<br />
Thurn sorgten mit feinen Melodien für die<br />
Franz Lackner, Ehrenkapellmeister des<br />
Musikbezirks Iseltal, (links) war schon<br />
beim ersten Treffen 1981 dabei – im<br />
Bild mit Klaus Köck, dem langjährigen<br />
Bezirksobmann Musikbezirks „Lienzer<br />
Talboden“ (1993–2013) Foto: ste<br />
BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />
jeden Montag von 17 bis 18 Uhr<br />
„Dur und Schräg“ Traditionelle und neue<br />
Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />
jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />
„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />
jeden Samstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Faszination Blasmusik“<br />
mit Arnold Leimgruber<br />
(Wiederholung<br />
am Sonntag um 10 Uhr)<br />
jeden Freitag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Das Platzkonzert"<br />
mit Wolfgang Kostner<br />
jeden Dienstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Tiroler Weis"<br />
mit Peter Kostner<br />
KulturFenster<br />
53 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
Kurs: Pressearbeit<br />
& Social Media<br />
Bezirk Meran<br />
https://vsm.bz.it<br />
17.02.2024<br />
„Freiheit und Frieden“<br />
als musikalisches Thema<br />
Ausschreibung eines Kompositionswettbewerbes<br />
Vorstellung des Kompositionswettbewerbes:<br />
(v.l.) Lisa Trockner (SKB), Georg<br />
Oberrauch (kmb), Irene Vieider (kfb),<br />
Josef Lanz (VMS), Ferruccio Delle Cave<br />
(SKB), Angelika Gasser (Amt für Kultur),<br />
Klaus Gufl er (SCV) – im Bild fehlt Michael<br />
Erschbamer (VKM)<br />
Die Katholische Männerbewegung und<br />
der Südtiroler Künstlerbund schreiben –<br />
nach den Kooperationen im Bereich Bildende<br />
Kunst und Literatur – einen Kompositionswettbewerb<br />
zum Thema „Freiheit<br />
und Frieden“ aus.<br />
Freiheit und Frieden sind Themen, die unsere<br />
Welt heute mehr denn je bewegen.<br />
Musik und Texte können als mächtige<br />
Ausdrucksformen dienen, um Botschaften<br />
der Hoffnung, der Refl exion und des<br />
Wandels zu vermitteln. Die Bewerbung<br />
spricht sowohl etablierte Komponist*innen<br />
als auch Nachwuchstalente an. Der Wettbewerb<br />
bietet eine einzigartige Plattform<br />
für Künstler*innen, um ihre Neukompositionen<br />
vor einem breiten Publikum zu<br />
präsentieren. Die Neukompositionen der<br />
bis zu 12 Finalist*innen werden vor der<br />
Jury und dem Publikum aufgeführt und<br />
sind somit Anlass eines verbindenden<br />
Festes der Musik. Unterstützt wird das<br />
Projekt von der Stiftung Südtiroler Sparkasse<br />
und der Autonomen Provinz Bozen.<br />
Die Ausschreibung ist auf der Homepage<br />
des Südtiroler Künstlerbundes verfügbar.<br />
Der Wettbewerb wird von der Katholischen<br />
Männerbewegung (kmb) und dem Südtiroler<br />
Künstlerbund (SKB) in Kooperation<br />
mit der Katholischen Frauenbewegung<br />
(kfb) und Südtirols Katholischer Jugend<br />
(SKJ) durchgeführt. Unterstützung erhalten<br />
wir von der Landesdirektion Deutsche<br />
und ladinische Musikschulen, dem<br />
Südtiroler Chorverband (SCV), dem Verband<br />
der Kirchenmusik Südtirol (VKM),<br />
dem Südtiroler Volksmusikverein (SVMK)<br />
und dem Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM).<br />
Zu berücksichtigen ist, dass es von besonderer<br />
Bedeutung ist, wenn sich so<br />
viele Verbände und Vereine an diesem<br />
Projekt beteiligen, mit dem Ziel gemeinsam<br />
inspirierende Friedensbotschaften<br />
zu fördern, um sie in der kriegerisch gewordenen<br />
Welt zu verbreiten.<br />
Folgende musikalische Genres<br />
sind zugelassen:<br />
» Vokalmusik (Gesang mit Instrumentalbegleitung<br />
oder a cappella, max.<br />
35 Personen)<br />
» Musik für Instrumentalensemble<br />
(max 35 Personen)<br />
» Volksmusikalische Formen<br />
Der/die Teilnehmer*in darf nur ein unveröffentlichtes<br />
Werk von max. 8 Minuten<br />
Dauer als pdf oder in Papierform (Partitur),<br />
begleitet von einer Hörprobe (Minifiles),<br />
zusammen mit dem vollständig ausgefüllten<br />
Bewerbungsformular (kurzen CV<br />
und Werkbeschreibung, max. 1 Seite) bis<br />
zum 02. April 2024 mit dem Betreff „Freiheit<br />
und Frieden“ einreichen.<br />
Einreichadresse:<br />
info@kuenstlerbund.org, oder<br />
auf dem Postweg:<br />
Südtiroler Künstlerbund,<br />
Weggensteinstraße 12,<br />
39100 Bozen<br />
Unvollständige Einsendungen werden<br />
nicht berücksichtigt.<br />
Der gesamte Text der Ausschreibung<br />
kann auf der Homepage des VSM und<br />
des Südtiroler Chorverbandes SCV eingesehen<br />
werden.<br />
Katholische Männerbewegung kmb<br />
Südtiroler Künstlerbund<br />
KulturFenster<br />
54 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
Die „Lananer“<br />
punkten in Grafenegg<br />
Jugendkapelle der BK Lana kehrt mit<br />
drei Preisen aus Niederösterreich zurück<br />
Am 28. Oktober wurde im niederösterreichischen<br />
Grafenegg der 11. österreichische<br />
JugendblasorchesterWettbewerb ausgetragen.<br />
17 Orchester aus Österreich und den<br />
Partnerverbänden aus Liechtenstein und<br />
Südtirol waren vertreten und traten in vier<br />
unterschiedlichen Altersstufen (AJ bis DJ)<br />
an. Südtirol wurde dabei von der Jugendkapelle<br />
der Bürgerkapelle Lana repräsentiert.<br />
Nach wochenlangen Vorbereitungen und<br />
intensiven Proben machten sich die 36<br />
Jungmusikant*innen am 27. Oktober auf<br />
den Weg nach Niederösterreich, um am<br />
besagten Wettbewerb teilzunehmen. Die<br />
lange Busfahrt war geprägt von Aufregung<br />
und Nervosität, aber auch von großer<br />
Vorfreude, die erprobten Stücke endlich<br />
zum Besten zu geben.<br />
Wettbewerb und<br />
Rahmenprogramm<br />
Die Jugendkapelle Lana nahm unter der Leitung von Martin Knoll am österreichischen Bundeswettbewerb<br />
für Jugendblasorchester in Grafenegg teil und erzielte spitzenmäßige Ergebnisse.<br />
Am darauffolgenden Tag war es um 11<br />
Uhr endlich so weit: Nach einer kurzen<br />
Einspielprobe präsentierte die Jugendkapelle<br />
der Bürgerkapelle Lana das Pflichtstück<br />
„Gangsta!“ von Thomas Doss und<br />
das Wahlstück „Equinox“ von Ed Huckeby<br />
unter der musikalischen Leitung von Martin<br />
Knoll im Auditorium von Grafenegg. Belohnt<br />
wurde der Auftritt mit tosendem Applaus;<br />
Freude und Stolz machte sich auf<br />
den Gesichtern der Jungmusikant*innen<br />
breit.<br />
Nach einer kleinen Stärkung folgte ein<br />
musikalischer Workshop, an welchem<br />
die Kinder und Jugendlichen ihre rhythmischen<br />
Fähigkeiten beim Erlernen einer<br />
Body-Percussion-Einlage und einem<br />
Trommel-Workshop unter Beweis stellen<br />
konnten. Die restliche Wartezeit bis zur<br />
Preisverleihung wurde mit Spielen in der<br />
herbstlichen Parkanlage, dem Zuhören<br />
anderer Jugendblasorchestern und gemütlichen<br />
Tratschereien überbrückt. Je<br />
später es wurde, desto aufgeregter wurde<br />
die Stimmung. Gegen 19 Uhr war der Moment<br />
endlich da: Alle Jugendblasorchester<br />
fanden im Auditorium Platz, um die<br />
erreichte Punktezahl und somit die Platzierungen<br />
zu erfahren.<br />
Spannendes „Finale“<br />
Die Anspannung war allen Mitgliedern der<br />
Jugendkapelle anzusehen, als es zur Ergebnispräsentation<br />
der Stufe BJ (Durchschnittsalter<br />
bis zu 14 Jahren) kam - jener<br />
Kategorie, in welcher neben sechs<br />
anderen Orchestern auch die Jugendkapelle<br />
der Bürgerkapelle Lana vertreten<br />
war. Mit jedem genannten Blasorchester<br />
und der dazugehörigen Punktezahl stieg<br />
die Chance zum Sieg in der eigenen Kategorie.<br />
Umso größer war die Freude, als<br />
die Lananer Jugendkapelle mit 93,75 von<br />
100 möglichen Punkten zum erstplatzierten<br />
Orchester in der Kategorie BJ prämiert<br />
wurde. Voller Jubel, Stolz und sogar mit<br />
Freudentränen wurde der Preis von den<br />
Jungmusikant*innen und Martin Knoll<br />
entgegengenommen.<br />
Doch damit war die Aufregung noch nicht<br />
vorbei. Nachdem die Platzierungen der<br />
Kategorien CJ und DJ genannt waren,<br />
folgte die Prämierung der drei Erstplatzierten<br />
der Gesamtwertung aller teilgenommenen<br />
Jugendblasorchester. Die Jugendkapelle<br />
der Bürgerkapelle Lana hatte<br />
dabei doppelten Grund zum Jubeln: Die<br />
Jungmusikant*innen waren nicht nur Sieger<br />
ihrer Kategorie, sondern schafften es<br />
mit ihrer herausragenden musikalischen<br />
Leistung sogar auf den zweiten Platz in<br />
der Gesamtwertung. Zudem wurden sie als<br />
bestes vereinsinternes Jugendblasorchester<br />
ausgezeichnet. Glücksgefühle, Freude<br />
und Feierlaune begleiteten den restlichen<br />
Abend bei einem gemeinsamen Abendessen<br />
und gemütlichem Beisammensein.<br />
Mit drei wohlverdienten Preisen im Gepäck<br />
trat die Jugendkapelle am Sonntag, den 29.<br />
Oktober wieder die Heimreise nach Lana<br />
an. Dort wurden die Gewinner*innen mit<br />
Plakaten, Jubel und tosendem Applaus<br />
stolzer Eltern und Familienmitglieder in<br />
Empfang genommen.<br />
Viktoria Tribus<br />
KulturFenster<br />
55 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
VSM intern<br />
Juventus Music Award –<br />
zum dritten Mal nach Gries<br />
Platz 2 beim Innovationswettbewerb des ÖBV für die BK Gries<br />
Die Bürgerkapelle Gries gestaltete zu ihrem 200jährigen Bestehen im Merkantilgebäude Bozen eine interessante Ausstellung die auch<br />
interaktiv besucht werden konnte. Verschiedene Ensembles der BK Gries sorgten für die musikalischen Glanzpunkte der Ausstellung.<br />
Im Rahmen des Österreichischer BlasorchesterWettbewerbs<br />
der Stufe E und der Höchststufe<br />
wurde am 29.Oktober in Grafenegg der<br />
Juventus Music Award für besonders nachhaltige<br />
und innovative sowie musikalischgemeinschaftlich<br />
fördernde Projekte vergeben.<br />
27 Projekte aus Österreich, Liechtenstein<br />
und Südtirol wurden eingereicht und die<br />
Bürgerkapelle Gries erreichte diesmal mit<br />
dem Projekt „Interaktive Ausstellung 2@@<br />
Jahre BK-Gries" den 2. Platz. Bereits in den<br />
Jahren 2019 und 2022 wurde die BKG mit<br />
dem ersten Platz ausgezeichnet für die Projekte<br />
„Manege frei“ und die „Oper Blasmusikpop“.<br />
Der Tradition verbunden und<br />
der Zukunft verpflichtet<br />
„Es ist für uns immer wieder eine schöne<br />
Bestätigung und Wertschätzung von außen,<br />
wenn unsere Konzertprojekte prämiert<br />
werden. Es steckt sehr viel Arbeit,<br />
Organisation und Aufwand hinter solchen<br />
Projekten, und jede/r Musikant*in ist gefordert<br />
und bringt sich ein. Wir sehen einfach<br />
auch, wie wichtig solche Projekte für<br />
aktive Mitglieder der Kapelle sind, weil<br />
Sie neben ihren musikalischen Fähigkeiten<br />
auch ihre sonstigen Talente einbringen<br />
können. Auch das Publikum schätzt<br />
es sehr, wenn neue Wege und die Vielfalt<br />
der Blasmusik insgesamt aufgezeigt werden,<br />
immer unter dem Motto „der Tradition<br />
verbunden und der Zukunft verpflichtet.“,<br />
berichtet Obmann Roland Furgler.<br />
Das Projekt im<br />
Merkantilgebäude Bozen<br />
Das eingereichte Projekt stand genau unter<br />
diesem Motto: „Mit Musik, Bildern und Videos<br />
durch unsere Geschichte“ lautete der<br />
Titel der Ausstellung, die über einen Zeitraum<br />
von 2 Monaten im Merkantilgebäude<br />
Bozen abgehalten und von über 2000 Besuchern<br />
angesehen wurde. Man wollte einerseits<br />
anhand von Berichten, Fotos von früher<br />
und alten Instrumenten die 200-jährige Geschichte<br />
der Kapelle aufzeigen, gleichzeitig<br />
aber auch die heutige Zeit berücksichtigen<br />
mit einer Video-Ecke, einer Fotowand oder<br />
mit VR-Brillen, bei denen der Betrachter<br />
selbst Teil der BK Gries sein konnte. Herzstück<br />
der Ausstellung war eine Zeitleiste in<br />
der Mitte des Raumes. Die Ausstellung wurde<br />
wöchentlich mit Matinee-Konzerten diverser<br />
Blasmusikformationen der BKG bespielt,<br />
zudem wurde eine Lesung zur Geschichte<br />
organisiert, und jeden Donnerstag konzertierten<br />
Schüler und Schülerinnen der Musikschule<br />
Bozen. „Herausfordernd war vor<br />
allem die Organisation der Aufsicht. Täglich<br />
betreuten zwei Musikanten*innen oder Ehrenmitglieder<br />
die Ausstellung und standen<br />
für Fragen der Besucher aus nah und fern<br />
zur Verfügung“, ergänzt Obmann Furgler.<br />
Der Preis<br />
Als Preis für den Juventus Award <strong>2023</strong> gab<br />
es einen Gutschein für einen Workshop mit<br />
einem Künstler von BUFFET CRAMPON und<br />
zusätzlich einen 500 €-Gutschein der ÖBJ<br />
für die Verpflegung bei der Veranstaltung.<br />
Der erste Platz ging an den Musikverein<br />
Vorderweißenbach aus Oberösterreich für<br />
ein für Kinder entwickeltes Hörbuch zum<br />
Thema Blasmusik. Sie durften sich über<br />
eine von Buffet Crampon gesponserte Klarinette<br />
des Herstellers W. Schreiber freuen.<br />
BK Gries / Hannes Schrötter<br />
Die Sieger des<br />
diesjährigen<br />
Juventus Music<br />
Awards – links<br />
im Bild die<br />
Vertreter der<br />
BK Gries<br />
KulturFenster<br />
56 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
gehört & gesehen<br />
„Melodies che liëia“<br />
Ein Projekt von zwei Musikkapellen, die zu einer wurden<br />
Weil die Musikkapellen La Ila und Calfosch<br />
Corvara seit jeher eine gute Zusammenarbeit<br />
pfl egen, entstand vor einiger Zeit seitens<br />
der beiden Dirigenten, Konrad Tavella<br />
und Gerhard Mohr, die Idee für ein gemeinsames<br />
Projekt.<br />
Diesen Herbst kam es dann zur Umsetzung<br />
des Projekts, bei dem sicherlich das<br />
gemeinsame Musizieren im Vordergrund<br />
stand, aber es sollte auch eine musikalische<br />
Weiterbildung für die Musikant*innen mit<br />
einer externen Fachkraft sein.<br />
Das Projekt „Melodies che liëia“ (Melodien<br />
die vereinen) hat im September mit<br />
einigen gemeinsamen Proben begonnen.<br />
Im Oktober folgten weitere Proben mit<br />
Hans Pircher, dem Dirigenten der Musik-<br />
kapellen Villnöss und Brixen. Dank seines<br />
musikalischen Könnens hatten die<br />
Musikanten die Möglichkeit, unter seiner<br />
Leitung viel Neues zu lernen und sich musikalisch<br />
weiterzuentwickeln. Das Projekt<br />
wurde am 28. Oktober mit einem Konzert<br />
im Veranstaltungssaal in La Ila / Stern abgeschlossen.<br />
Auf der Bühne musizierten<br />
fast 70 Musikanten*innen unter der Leitung<br />
von Pircher. „Zwei Kapellen zusammenzuführen<br />
ist ein tolles Erlebnis für die<br />
jungen Musikant*innen aber auch für die<br />
älteren, welche nie die Möglichkeit hatten,<br />
so eine Ausbildung zu machen.<br />
Das Programm haben wir so zusammengesetzt,<br />
dass es sehr abwechslungsreich ist,<br />
aber wir haben den pädagogischen Hintergrund<br />
nicht außer Acht gelassen, da es<br />
Die erfolgreiche Zusammenarbeit der<br />
Musikkapellen La Ila und Calfosch<br />
Corvara hat beim gemeinsamen Konzert<br />
im Oktober gute Früchte getragen.<br />
(Foto: Freddy Planinschek)<br />
vor allem darum geht, dass alle etwas dazulernen<br />
können.“, so Hans Pircher zum<br />
Projekt. Das größte Dankeschön geht natürlich<br />
an ihn, der mit viel Geduld und mit<br />
seinen musikalischen Fähigkeiten zum Gelingen<br />
des Projekts beigetragen hat. Musik<br />
vereint Menschen und beim Projekt „Melodies<br />
che liëia“ wurden zwei Nachbarkapellen<br />
zu einer vereint, in der das Teilen<br />
der musikalischen Leidenschaft sowie<br />
das gemeinsame Musizieren im Vordergrund<br />
standen.<br />
Stefanie Irsara<br />
KulturFenster<br />
57 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
gedenken<br />
„Meinzis“ Stuhl bleibt nun leer<br />
Der VSM trauert um Meinhard Oberhauser<br />
Meinhard Oberhauser (1967–<strong>2023</strong>)<br />
Am 20. Oktober ist Meinhard Oberhauser,<br />
Obmann-Stellvertreter des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM), im Alter<br />
von 56 Jahren verstorben. Er wird als<br />
Mensch mit Humor beschrieben, der immer<br />
ein offenes Ohr und einen guten Rat<br />
parat hatte sowie sich bedingungslos für<br />
das Vereinsleben einsetzte.<br />
„Meinzi“, wie er von seinen Freunden und<br />
Kollegen genannt wurde, war Obmann des<br />
VSM-Bezirkes Sterzing (2013-2018) und<br />
seit 2019 Obmann-Stellvertreter im Verbandsvorstand.<br />
Er war seit 1982 leidenschaftlicher<br />
Schlagzeuger der Bürgerkapelle<br />
Sterzing, 1986 -2000 deren Obmann<br />
und seit 2015 Obmann-Stellvertreter und<br />
Kassier: (So wäre der Satz klarer) „Mit<br />
deinem Humor, deinem unermüdlichen<br />
Einsatz und dem ein oder anderen guten<br />
Kaffee hast du unseren Verein jahrelang<br />
geprägt“, erinnert sich die Bürgerkapelle<br />
an ihren Musikkameraden.<br />
Seit 2014 war Oberhauser zudem Präsident<br />
der Lebenshilfe Wipptal, wobei er sich bereits<br />
davor im Vorstand für die Belange der<br />
Menschen mit Beeinträchtigungen stark<br />
machte. Politisch engagierte er sich zuletzt<br />
für die Liste „Für Sterzing Wipptal“.<br />
Eine große Trauergemeinde hat am 28.<br />
Oktober in der Pfarrkirche von Sterzing<br />
vom Verstorbenen Abschied genommen.<br />
„Allzu früh haben wir dich durch die heim-<br />
tückische Krankheit verloren“, sprach<br />
Dekan Christoph Schweigl aus, was<br />
alle dachten: „Aber du hast in deinen<br />
nur 56 Jahren so viele Spuren hinterlassen.“<br />
Dementsprechend groß war<br />
die Anteilnahme an dem von der Bürgerkapelle<br />
Sterzing musikalisch gestalteten<br />
Trauergottesdienst. Allen voran<br />
Vertretungen der Lebenshilfe und Abordnungen<br />
des Blasmusikverbandes<br />
und der Musikkapellen des Wipptales,<br />
diesseits und jenseits des Brenners anwesend.<br />
Zum Lied des „Guten Kameraden“<br />
senkten sich die Verbands- und<br />
Bezirksfahne des VSM sowie die Fahne<br />
der Bürgerkapelle Sterzing zum letzten<br />
Gruß: „Pfi ati Meinzi, Danke für alles!“<br />
Pepi Ploner<br />
VSM-Verbandsobmann<br />
Bei seiner Sitzung am vergangenen<br />
9. November erinnerte der Verbandsvorstand<br />
mit einer Gedenkminute an<br />
den verstorbenen Kollegen. Sein Stuhl<br />
im Verbandsvorstand bleibt nun leer.<br />
Bei dieser Vorstandssitzung erinnerten<br />
eine Kerze und ein Foto an den lieben<br />
Kollegen. Als Zeichen der Wertschätzung<br />
hat der Vorstand zudem entschieden,<br />
dass seine Position bis zur<br />
Neuwahl im März 2025 nicht nachbesetzt<br />
wird.<br />
Dankbare Ehrerbietung brachten die Vertreter des VSM und der Musikkapellen des<br />
Wipptales diesseits und jenseits des Brenners bei der Beerdigung von Meinhard Oberhauser<br />
zum Ausdruck.<br />
KulturFenster<br />
58 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
gedenken<br />
„Pfiati Andreas – Danke für alles!”<br />
Der VSM trauert um Andreas Augscheller<br />
Andreas Augscheller (1968–<strong>2023</strong>)<br />
Am 20. November, genau einen Monat<br />
nach VSM-Obmann-Stellvertreter Meinhard<br />
Oberhauser, ist Andreas Augscheller, der<br />
Bezirksobmann des VSM-Bezirkes Meran,<br />
im Alter von 55 Jahren verstorben. Er war<br />
sport- und musikbegeistert und wusste anzupacken,<br />
wo immer er gebraucht wurde.<br />
Andreas (Jahrgang 1968) war seit 1980<br />
Flügelhornist und Trompeter bei seiner<br />
Heimatkapelle Walten, absolvierte den<br />
Kapellmeisterlehrgang des VSM (1985–<br />
1989), war Kapellmeister-Stellvertreter<br />
(1991–1994) und seit 1991 über 30 Jahre<br />
(!) Obmann der Musikkapelle. Von 2016<br />
bis 2018 war er Bezirksobmann-Stellvertreter<br />
im VSM Bezirk Meran und trat 2019<br />
die Nachfolge von Bezirksobmann Albert<br />
Klotzner an.<br />
1988 übernahm er den elterlichen Tscharf-<br />
Hof und engagierte sich beruflich wie privat<br />
im Sportsektor, vorwiegend im Wintersport.<br />
Bis <strong>Dezember</strong> 2022 war er selbständiger<br />
Heumilch- und Biokontrolleur der unabhängigen<br />
Zertifi zierungsstelle ABCERT.<br />
Er war Mitglied im Pfarrgemeinderat (2005–<br />
2010) und saß seit 2013 im Gemeinderat<br />
in St. Leonhard in Passeier.<br />
Sein Einsatz für das Heimatdorf, für das Passeiertal<br />
und weit darüber hinaus spiegelte<br />
sich auch in der großen Trauergemeinde<br />
wider, die am 23. November den „Tscharf<br />
Andreas“ auf seinem letzten Weg begleitete.<br />
Es war ein bewegender Moment und ein<br />
würdevoller Abschied für einen Menschen,<br />
der mit Begeisterung mithalf, wo<br />
immer er gebraucht wurde: „Kleinere<br />
und große Projekte, viele seiner Vorhaben<br />
sind offengeblieben. Nicht vorwiegend<br />
für sich selbst, sondern generell<br />
auch für seine Mitbürger, Mitstreiter und<br />
Freunde hat er gekämpft, gearbeitet und<br />
geleistet. Überhaupt waren sein Kampfgeist,<br />
sein Einsatz und Wille zum Erreichen<br />
eines Ziels ungebrochen. Und ja,<br />
er hat vieles gewagt, erreicht und bewegt!“<br />
Entsprechend strebsam, pflichtbewusst<br />
und aufopfernd beschreiben ihn<br />
seine Freunde und Weggefährten: „Sein<br />
Lebensmotto lautete: mit Freude arbeiten,<br />
den Hof gut verwalten und bewirtschaften,<br />
mit großem Einsatz Projekte<br />
realisieren und mit Leidenschaft musizieren.<br />
Sein Herzblut gehörte im Besonderen<br />
der Böhmischen Musik. Er entlockte<br />
seinem Instrument in ruhiger Art<br />
die wundervollsten, spannendsten Töne<br />
inklusive Exaktheit im Spielen.“<br />
Der VSM verliert mit ihm einen leidenschaftlichen<br />
Musikanten, einen rührigen<br />
Mitarbeiter und einen lieben Freund.<br />
Ruhe in Frieden, lieber Andreas – Danke<br />
für alles!<br />
Pepi Ploner<br />
VSM-Verbandsobmann<br />
KulturFenster<br />
59 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
gedenken<br />
In Erinnerung an Annelies Niedrist<br />
Ehemalige Marketenderin der Musikkapelle St. Lorenzen<br />
Annelies Niedrist (1958–<strong>2023</strong>)<br />
Am 17. Oktober, am Tag ihres 65. Geburtstages,<br />
wurde Annelies Niedrist in<br />
Bruneck beerdigt. Die gebürtige St. Lorenznerin<br />
ist vier Tage zuvor unerwartet<br />
durch plötzliches Herzversagen verstorben.<br />
Sie unterrichtete an verschiedenen<br />
Mittelschulen, wechselte später in die Privatwirtschaft<br />
und war langjährige Mitarbeiterin<br />
im Restaurationsbetrieb „Zingerle“<br />
in Percha. In den letzten Jahren widmete<br />
sie sich der Begleitung und Pfl ege ihrer<br />
Eltern bis zum Tod der Mutter (2002) und<br />
des Vaters (2018).<br />
Die Verstorbene war von 1976 bis 1991<br />
Marketenderin der Musikkapelle St. Lorenzen<br />
und erhielt für ihre 15-jährige Mitgliedschaft<br />
das Verdienstzeichen des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM) in<br />
Bronze. Es war dies seinerzeit eine nicht<br />
alltägliche Ehrung, da sie für damalige<br />
Verhältnisse wohl zu den dienstältesten<br />
Marketenderinnen zählte und zudem<br />
nicht in allen Musikkapellen die Marketenderin<br />
als „aktives Mitglied“ galt,<br />
wofür die entsprechenden Verdienstzeichen<br />
vorgesehen sind.<br />
Dekan Josef Knapp und Konzelebrant<br />
Dekan Bernhard Holzer, ein Schulkamerad<br />
der Verstorbenen, hoben beim<br />
Trauergottesdienst das gesellige und<br />
soziale Wesen der Verstorbenen hervor.<br />
Sepp Oberhöller umrahmte die Messfeier<br />
mit einem gemischten Quartett,<br />
begleitet von seinem Sohn Georg an<br />
der Steirischen. Zum Abschied wurde<br />
das Gedicht des sel. Pater Rupert Mayer<br />
angestimmt: „Herr, wie du willst,<br />
soll mir gescheh’n…“.<br />
Die Musikkapelle St. Lorenzen wird<br />
der Verstorbenen ein ehrendes Andenken<br />
bewahren.<br />
Stephan Niederegger<br />
„Zum Abschied“ von Hannes Kerschbaumer<br />
Seit rund zwei Jahren gibt<br />
es eine musikalische Alternative<br />
zum nicht immer<br />
passenden Kameradenlied.<br />
Das von Ludwig<br />
Uhland (1787–1862)<br />
1809 während der Napoleonischen<br />
Kriege getextete<br />
und von Friedrich<br />
Silcher (1789–1860) vertonte<br />
Loblied auf Treue<br />
und Kameradschaft unter<br />
Soldaten hat sich mit der<br />
Zeit zu einem beliebten<br />
und in vielen Ländern verbreiteten<br />
Abschiedslied etabliert. Wegen<br />
seines auf den Krieg bezogenen Textes sei<br />
das Lied auch in instrumentaler Version<br />
nicht immer passend, wurde in Fachkreisen<br />
immer wieder und immer öfter bemän-<br />
gelt: „Die Trommel schlug zum Streite …<br />
Eine Kugel kam gefl ogen. Gilt's mir oder<br />
gilt es dir? …“ Diese Diskussion hat VSM-<br />
Verbandskapellmeister Meinhard Windisch<br />
bereits vor einigen Jahren aufgegriffen und<br />
den aus Brixen stammenden<br />
Komponisten Hannes<br />
Kerschbaumer beauftragt, einen<br />
neuen Choral zu schreiben.<br />
2021 wurde der Choral<br />
„Zum Abschied“ bei der Mitglieder-Vollversammlung<br />
des<br />
VSM – coronabedingt per Videokonferenz<br />
– von einem<br />
Klarinettenensemble uraufgeführt.<br />
Der Choral ist sowohl<br />
in der großen Besetzung einer<br />
Musikkapelle als auch in verschiedenen<br />
Bläserensembles<br />
spielbar und wurde an alle Mitgliedskapellen<br />
verteilt. Es liegt nun an uns<br />
allen, diese musikalische Idee hinauszutragen<br />
und die Menschen vorort dafür zu<br />
sensibilisieren und davon zu überzeugen.<br />
Stephan Niederegger<br />
KulturFenster<br />
60 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
entdeckt<br />
Zoom-Barrel, die verstellbare Klarinettenbirne<br />
Z-Birne von Paulus & Schuler<br />
Die Birne, auch Fass genannt – bildet ihrer<br />
Form nach die Verbindung zwischen<br />
Mundstück und Oberstück der Klarinette.<br />
Sie dient der Grobstimmung des Instrumentes.<br />
Mittlerweile werden bei vielen<br />
Modellen bereits zwei Birnen mitgeliefert<br />
– eine kürzere und eine längere Variante,<br />
um je nach Bedarf eine andere Grundstimmung<br />
einstellen zu können. Die beiden<br />
Berufsmusiker Matthias Schuler und<br />
Henry Paulus sind seit über 20 Jahren Mitglieder<br />
im Beethovenorchester Bonn und<br />
kennen daher nur zur Genüge die Problematik<br />
des Stimmens und der baulich bedingten<br />
Nachteile der Klarinettenbirne. Daher<br />
haben sie die Zoom-Klarinettenbirne,<br />
also eine verstellbare Birne entwickelt. Der<br />
bekannte Klarinettenlehrer Werner Mayr<br />
verwendet diese und stellt im Folgenden<br />
dieses neue Konzept vor:<br />
Innovativ und praktisch<br />
Wird eine normale Klarinettenbirne zum<br />
Ausgleich der Intonation ausgezogen, werden<br />
die Schwingungen nur gedämpft an<br />
die Klarinette weitergegeben, da der Zapfenkorken<br />
die einzig verbleibende Verbindung<br />
ist. Es entsteht im Inneren der Klarinette<br />
ein Hohlraum und außen ein Spalt.<br />
Als Alternative dazu bräuchte man mehrere<br />
Birnen verschiedener Länge – oder eine<br />
verstellbare, wie die neue Z(oom)-Birne.<br />
Diese hat in jeder Längeneinstellung eine<br />
durchgehende Bohrung und wird auch im<br />
Außenbereich nicht unterbrochen, wodurch<br />
der Klang und die Ansprache wesentlich<br />
verbessert werden. Über einen Stellring<br />
mit einer Skalierung von I bis III werden<br />
Stimmungseinstellungen genau justierbar<br />
und sichtbar. Laut Hersteller wird das<br />
Produkt mit modernster CNC Drehtechnik<br />
versehen und zur Anpassung der Intonation<br />
mit dem Stellring verlängert, ohne<br />
dass sich das Mundstück oder die Klarinette<br />
zueinander verdrehen. Das Drehen<br />
des Stellrings lässt die Birne bis zu 4mm<br />
auseinander fahren. Ein kleiner Nachteil<br />
ist vielleicht für manche das Gewicht der<br />
Z-Birne, da sie nahezu das Doppelte einer<br />
normalen wiegt. Bei der ursprünglichen Z-<br />
Birne ist der obere Teil aus Kunststoff und<br />
der untere aus Holz (ca. 250 Euro). Mittlerweile<br />
gibt es eine Neuentwicklung, bei<br />
der auch der obere Teil aus Holz ist. Diese<br />
kostet etwa 100 Euro mehr.<br />
Die Z-Birne von Paulus & Schuler ist patentgeschützt,<br />
trotzdem gibt es etliche<br />
Nachahmerprodukte, vor denen die Firma<br />
ausdrücklich warnt. Weitere Informationen<br />
unter: https://paulus-schuler.de<br />
Viel Spaß beim Ausprobieren!<br />
Werner Mayr, Klarinettenlehrer<br />
Die neue, innovative ZBirne (ZoomBarrel)<br />
von Paulus & Schuler<br />
Die neue LefreQue „Free-Reed“ Ligatur<br />
Für eine optimale Schwingungsübertragung bei Klarinette und Saxophon<br />
Der Niederländer Hans Kuijt hat die neue<br />
LefreQue „FreeReed“ Ligatur für einen<br />
besseren Klang von Klarinette und Saxophon<br />
erfunden.<br />
Warum etwas festklemmen, das eigentlich<br />
frei schwingen sollte? Diese Frage<br />
stellte sich Hans Kuijt, holländischer Tüftler<br />
mit Hochschulabschluss in Saxophon<br />
und Querflöte. Seine Mission: der perfekte<br />
Klang.<br />
Mit der Entwicklung der LefreQue Klangbrücken<br />
hatte er sich in den letzten Jahren<br />
bereits einen Namen gemacht, heuer<br />
brachte er mit den Free-Reed Ligaturen<br />
ein weiteres Produkt auf den Markt. Dabei<br />
handelt es sich um eine Blattschraube für<br />
Klarinette und Saxophon, welche das Blatt<br />
so frei wie möglich am Mundstück vibrieren<br />
lassen sollte. Ähnlich wie bei seinen<br />
Klangbrücken, geht es dem Entwickler auch<br />
bei der Free-Reed Ligatur darum, eine optimale<br />
Schwingungsübertragung zu erzielen.<br />
Der Bereich, in welchem das Blatt von<br />
dieser Blattschraube berührt wird, ist auf<br />
ein Minimum reduziert. Auf diese Weise<br />
wird es nicht gedämpft und kann uneingeschränkt<br />
schwingen. Optisch präsentiert<br />
sich die Free-Reed Ligatur in Form eines<br />
elastischen Bandes.<br />
Das Prinzip seiner Blattschraube beruht<br />
laut Hans Kuijt auf den Erfahrungen, die<br />
er über die Jahre mit seinen Klangbrücken<br />
gemacht hat. An allen Blasinstrumenten<br />
gibt es nämlich Kork- und Steckverbindungen,<br />
die die Schwingungsübertragung<br />
beeinträchtigen können. Im Jahr 2008 entwickelte<br />
er daher die LefreQue Klangbrücken:<br />
Zwei Metallplättchen, die wie eine<br />
Brücke an diesen Steckverbindungen angebracht<br />
werden können und somit für<br />
reinere Obertöne, bessere Intonation und<br />
leichtere Ansprache sorgen.<br />
Stefanie Müller<br />
KulturFenster<br />
61 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
entdeckt<br />
kurz notiert<br />
kurz notiert<br />
… für Nachrichten aus den Musikkapellen<br />
Wir freuen uns, wenn Musikkapellen<br />
über ihre Proben, Auftritte und Veranstaltungen<br />
berichten.<br />
Im Zuge der Neugestaltung des „KulturFensters“<br />
ist die ehemalige Rubrik<br />
„Musikpanorama“ in „kurz notiert“ unbenannt<br />
worden; sie soll aber weiterhin<br />
als Plattform für die Berichterstattung<br />
aus den Musikkapellen und damit zu<br />
einem regen Erfahrungsaustausch genutzt<br />
werden.<br />
Damit aber alle Artikel Platz finden können,<br />
ist es notwendig, dass die jeweiligen<br />
Texte nicht mehr als 1.500 Zeichen<br />
(inkl. Leerzeichen) umfassen. Die<br />
Berichterstatter*innen der Musikkapellen<br />
sind gebeten, diese Vorgabe einzuhalten.<br />
Ein aussagekräftiges und vor allem drucktaugliches<br />
Foto – in entsprechend guter<br />
Aufl ösung und mit Bildtext – ist ebenfalls<br />
immer sehr willkommen. Bitte auch immer<br />
den Redaktionsschluss beachten!<br />
Weitere Informationen sind im FAQ-Bereich<br />
„Presse“ der VSM-Homepage abrufbar.<br />
Wir freuen uns auf viele „kurz notierte“<br />
Meldungen!<br />
Die Redaktion<br />
Tradition bewahren – neue Wege gehen<br />
Jahresabschlussfeier der MK Innichen mit Ehrungen<br />
Die Musikkapelle Innichen überraschte<br />
ihre Zuhörer*innen im vergangenen Sommer<br />
immer wieder. Gemeinsame Auftritte<br />
mit der Jugendkapelle und der Volkstanzgruppe<br />
Innichen und ein Ziehharmonikaspieler<br />
als Solist sorgten für Abwechslung<br />
bei den Konzerten.<br />
Bei der Jahresabschlussfeier am 8. Oktober,<br />
die von der Jugendkapelle Innichen<br />
musikalisch umrahmt wurde, konnte der<br />
Verein auf 23 Ausrückungen zurückblicken.<br />
Der Höhepunkt der Feier waren die<br />
Ehrungen langjähriger Musikanten. Bezirksobmann<br />
Johann Hilber und Obmann Herbert<br />
Watschinger überreichten den beiden<br />
Trompetern Norbert Hackhofer und Patrick<br />
Lechner das VSM-Ehrenzeichen in Silber<br />
für 25 Jahre Mitgliedschaft. Der Tubist Georg<br />
Burgmann und die Brüder Korbinian<br />
(Kapellmeister, Klarinette) und Peter Paul<br />
Hofmann (Schlagzeug) traten am 19. November<br />
1983 der Musikkapelle Innichen<br />
bei; sie erhielten im Rahmen der Feierstunde<br />
das VSM-Ehrenzeichen in Gold für<br />
40 Jahre Vereinsangehörigkeit. Seit 30 Jahren<br />
ist Korbinian Hofmann Kapellmeister<br />
in Innichen. Er übernahm im November<br />
1993 den Dirigierstab von Alfred Gasser.<br />
Zahlreich sind die Auftritte und Projekte,<br />
die Korbinian Hofmann in diesen Jahren<br />
mit seinen Musikant*innen verwirklichen<br />
konnte. Nach der „Winterpause“ steht als<br />
nächster Termin ein Kirchenkonzert am<br />
23. März in der Stiftskirche Innichen an.<br />
Herbert Watschinger<br />
Ehrungen bei der MK<br />
Innichen: (v.l.) Obmann<br />
Herbert Watschinger,<br />
Peter Paul Hofmann,<br />
Georg Burgmann,<br />
Korbinian Hofmann,<br />
Patrick Lechner, Norbert<br />
Hackhofer und Bezirksobmann<br />
Johann Hilber<br />
Die Jugendkapelle umrahmte<br />
die Jahresabschlussfeier<br />
der Musikkapelle<br />
Innichen.<br />
KulturFenster<br />
62 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
„Rock the Blasmusik“<br />
Musikkapelle Luttach punktet mit Tina Turner, Pink Floyd und ACDC<br />
Die Musikkapelle Luttach zog mit ihrem „Rockkonzert“ viele begeisterte Fans an.<br />
Foto: Gottfried Strauß<br />
Luchta rockt! Bereits seit einigen Jahren<br />
versucht die Musikkapelle Luttach mit<br />
einem alljährlichen Themenkonzert neue<br />
Wege zu gehen. Die Idee ein Rockkonzert<br />
zu veranstalten, entstand aus dem über<br />
viele Jahre gehegten Wunsch des amtierenden<br />
Obmanns Eduard Untergasser. Er<br />
wollte schon lange ein solches Konzert veranstalten,<br />
und zwar im großen Stil: eine<br />
Band, Lichtershow, Soundanlage; das<br />
volle Programm, und natürlich die Musikkapelle<br />
selbst. Unter dem Motto „Rock the<br />
Blasmusik“ sollte dem Publikum ein völlig<br />
neues Klangerlebnis geboten werden.<br />
Modern, neu, anders. Natürlich konnte die<br />
Musikkapelle für solch ein Projekt begeistert<br />
werden, und so begannen die Vorbereitungen<br />
unter der Leitung des Kapellmeisters<br />
Patrick Künig. Nach einigen Hürden<br />
und zahlreichen Proben war es schließlich<br />
so weit: Am 13. August wurde das Rockkonzert<br />
im Festzelt von Luttach abgehalten.<br />
Mit lautem Gebrüll und tosendem Applaus<br />
rockten mehr als 1000 Zuschauerinnen<br />
und Zuschauer zu Liedern von Tina Turner,<br />
Pink Floyd und ACDC. Dieses Rockkonzert<br />
bildete ein Highlight des heurigen<br />
Musikjahrs, das von vielen im Dorf sicherlich<br />
nicht so schnell vergessen wird.<br />
Marcel Stifter<br />
Cäcilienfeier der Bürgerkapelle Schlanders<br />
Bürgerkapelle und Kirchenchor feiern gemeinsam – Ehrungen<br />
In der vom Chor der Pfarrkirche Schlanders<br />
und von der Bürgerkapelle gemeinsam<br />
umrahmten Messfeier am Cäciliensonntag,<br />
den 19. November <strong>2023</strong>, erinnerte Dekan<br />
Mathew Kozhuppakalam daran, dass wir<br />
alle von Gott Talente geschenkt erhalten,<br />
die es zu erkennen, zu stärken und zum<br />
Wohle der Gemeinschaft einzusetzen gilt.<br />
Kirchenchor und Bürgerkapelle würden<br />
dies das ganze Jahr über beispielhaft unter<br />
Beweis stellen.<br />
Auch Kulturreferentin Monika Wielander<br />
Habicher fand anerkennende und wertschätzende<br />
Worte für die Vereinsführung<br />
und die gesamte Bürgerkapelle Schlanders,<br />
die zeige, dass Werte wie Gemeinschaft,<br />
Zusammenhalt, Kollegialität, Verzicht,<br />
Pfl ichtbewusstsein und Fleiß heute sehr<br />
wohl noch gelebt werden und unserer Gesellschaft<br />
nicht abhandengekommen sind.<br />
Höhepunkt der Feierlichkeiten waren, wie<br />
jedes Jahr, die Ehrungen verdienter Mitglieder.<br />
Der stellvertretende Obmann des<br />
VSM-Bezirkes Schlanders Manfred Horrer<br />
überreichte das Verbandsehrenzeichen in<br />
Silber für 25 Jahre an den Tubisten Günther<br />
Raich und an den Trompeter Manuel<br />
Tumler. Mit dem Verbandsehrenzeichen in<br />
Großgold für 50 Jahre Vereinstreue wurde<br />
Ernst Ratschiller (Euphonium) geehrt.<br />
Für das leibliche Wohl der Ehrengäste, der<br />
Musikanten/innen und ihrer Familienangehörigen<br />
sorgte bestens das Team von Hotel-Restaurant<br />
Maria Theresia.<br />
Georg Horrer<br />
Ehrungen bei der<br />
Cäcilienfeier in Schlanders:<br />
(v.l.) Ehrenobmann Manfred<br />
Horrer, Manuel Tumler,<br />
Kapellmeister Georg Horrer,<br />
Ernst Ratschiller, Obmann<br />
Martin Ratschiller, Günther<br />
Raich<br />
KulturFenster<br />
63 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>
www.hpv.bz.it<br />
Termine<br />
Kontakt: Tel. 0471 973693, EMail: info@hpv.bz.it<br />
Facebook: https://www.facebook.com/HPV.Suedtirol<br />
Veranstaltungen und andere Videos auf unserem youtubeKanal:<br />
https://www.youtube.com/c/heimatpflegeverbandsudtirol<br />
Infos unter:<br />
http://hpv.bz.it<br />
17.02.2024<br />
75. ordentliche Vollversammlung<br />
des Südtiroler Chorverbandes im Waltherhaus in Bozen<br />
Infos unter:<br />
https://scv.bz.it<br />
09.03.2024<br />
76. Mitgliedervollversammlung<br />
des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
im Waltherhaus in Bozen<br />
Infos unter:<br />
https://vsm.bz.it