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Kulturfenster Nr. 06|2023 - Dezember 2023

Kulturfenster Nr. 06|2023 - Dezember 2023

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Jahre <strong>Kulturfenster</strong><br />

BLASMUSIK<br />

CHORWESEN<br />

HEIMATPFLEGE<br />

in Südtirol<br />

<strong>Nr</strong>.6<br />

DEZ.<br />

<strong>2023</strong><br />

Stilfs und seine Winterbräuche<br />

Josef Gasser – zum 150. Geburtstag<br />

Dirigent*in einer Blasmusikkapelle<br />

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 75. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift<br />

Falls Zeitschrift nicht zustellbar, bitte über das operative Postzentrum Bozen an den Verleger (Verband Südtiroler Musikkapellen) zurück.<br />

Der Verleger verpfl ichtet sich, die Postspesen für die Rücksendung zu übernehmen.


vorausgeschickt<br />

Gemeinsam: vier Mal 75 Jahre!<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wir stehen heuer an der Schwelle von zwei<br />

bedeutenden Jahren für unsere Verbände:<br />

<strong>2023</strong> hat der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) sein 75. Bestandsjubiläum gebührend<br />

gefeiert und mit dieser Ausgabe<br />

wird auch unsere Zeitschrift 75 Jahre alt.<br />

Im kommenden Jahr ziehen der Südtiroler<br />

Chorverband (SCV) und der Südtiroler<br />

Heimatpfl egeverband (HPV) nach – beide<br />

wurden 1949 gegründet. Heute wissen wir<br />

um diese Erfolgsgeschichten und werden<br />

in den kommenden Ausgaben auch immer<br />

wieder darauf zurückkommen. Auf<br />

den Seiten 4–5 fi nden Sie die neue Rubrik<br />

„gemeinsam“. Damit wollen wir zum<br />

einen die gute Zusammenarbeit der drei<br />

Verbände unterstreichen, aber auch verbandsübergreifende<br />

Themen gemeinsam<br />

präsentieren.<br />

Der Heimatpfl egeverband stellt auf seinen<br />

Seiten vier Bräuche der Obervinschger Gemeinde<br />

Stilfs vor. Die „Stilzer“ pfl egen einige<br />

Traditionen, die es in dieser Form<br />

sonst nirgendwo gibt. Auf den Seiten 16–<br />

17 blicken die Heimatpfl eger zudem auf<br />

den interessanten Themenabend über das<br />

traditionelle Handwerk und seine Zukunft<br />

mit dem Designer Martino Gamper zurück.<br />

Der Südtiroler Chorverband erinnert an den<br />

vor 150 Jahren geborenen Komponisten<br />

Josef Gasser, den Komponisten der Neustifter<br />

Sternsinger. Die erfolgreichen Konzerte<br />

des Südtiroler Landesjugendchores<br />

und verschiedene Gemeinschaftskonzerte<br />

finden Sie ebenso auf den Seiten des Chorverbandes,<br />

wie auch den Reisebericht des<br />

Kirchenchores Abtei nach Rom anlässlich<br />

des 20. Jahrestages der Heiligsprechung<br />

von P. Josef Freinademetz.<br />

Wie nahe Licht und Schatten beieinander<br />

sind, haben wir letzthin hautnah erlebt: Die<br />

Feierlichkeiten zum 75-Jahr-Jubiläum des<br />

VSM sind noch nicht verklungen und wir<br />

mussten von zwei verdienten Verbandsfunktionären<br />

Abschied nehmen, die nach<br />

längerer Krankheit allzu früh verstorben<br />

sind. Auf den Seiten 58–59 erinnern wir<br />

an Meinhard Oberhauser und Andreas<br />

Augscheller. Im Hauptthema der Blasmusikseiten<br />

analysiert Karl Geroldinger<br />

die herausfordernde, aber auch erfüllende<br />

Aufgabe der Dirigent*innen von<br />

Blasmusikkapellen.<br />

Zudem gibt es die gewohnten Rubriken,<br />

in denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />

dokumentieren, bereichsspezifi<br />

sche Themen aufarbeiten und auch die<br />

Jugend – die Zukunft unserer Vereine – in<br />

den Fokus stellen.<br />

Ich gratuliere dem „KulturFenster“ zum<br />

75. Geburtstag, bedanke mich bei meinen<br />

Vorgängern für ihre wertvolle Arbeit,<br />

bei den Leser*innen für die Treue, beim<br />

Redaktionsteam für die Zusammenarbeit<br />

und bei den Herausgebern für das Vertrauen.<br />

Ich wünsche Ihnen einen friedvolle<br />

Weihnachtszeit, Alles Gute für das<br />

neue Jahr und wiederum eine unterhaltsame,<br />

aber auch informative Lektüre und<br />

einen aufschlussreichen Blick durch unser<br />

buntes „KulturFenster“.<br />

Stephan Niederegger<br />

Wenn man das Wasser im<br />

Gebirgs wald ableitet und in<br />

großen Becken speichert, führt<br />

das zu einer Austrocknung der<br />

Waldböden.<br />

Raimund Rodewald<br />

Der Hl. Josef „Ujöp“ Freinademetz<br />

ist uns ein Lebensbeispiel<br />

durch seine große Sehnsucht<br />

und Liebe zu seinem Heimatland<br />

und seiner Hingabe für die Hilfe<br />

der Menschen in Not, aber auch<br />

durch die Verbreitung der christlichen<br />

Religion.<br />

Bischof Ivo Muser<br />

Die bestmögliche Vorbereitung<br />

der Dirigent*innen ist der<br />

entscheidende Faktor für die<br />

Motivation der Musiker*innen<br />

und für den Erfolg auf der<br />

Bühne.<br />

Karl Geroldinger<br />

2<br />

KulturFenster 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Inhalt<br />

In dieser Ausgabe<br />

Gemeinsam<br />

Blasmusik<br />

Zum Jahreswechsel ............................................................ 4<br />

Das „KulturFenster“ – Ein kulturelles Sprachrohr wird 75 ..... 5<br />

Heimatpflege<br />

Die „Stilzer“ und ihre Bräuche ..............................................6<br />

„Klosn“ schützt das Winterkorn .............................................8<br />

Mit „Hirtenliadrn“ durch die Nacht ......................................10<br />

„Pfl uagziachn“ wiederbelebt ...............................................11<br />

„Scheibnschlogn“: ein uralter Brauch ..................................12<br />

Erfolg: Was der Verband im Jahr <strong>2023</strong> erreicht hat ..............14<br />

Handwerk: Stardesigner Martino Gamper im Gespräch ........16<br />

Flurnamen-Serie: Schorn, Wotscher und Lechen: ................18<br />

Dinge des Alltags aus Geschichte und Gegenwart:<br />

Der Strohstern .....................................................................20<br />

Verkehr: In welcher Welt lebt Salvini? ...................................21<br />

Speicherbecken im Wald schaden Ökosystem .....................22<br />

HPV Naturns – Plaus stellt drei Publikationen vor ................24<br />

Interessante Geschichte in Bildern: Männer-Trachtenhüte ...26<br />

Arge Volkstanz Südtirol schließt Tanzjahr ab ........................27<br />

Dirigent*in einer Blasmusikkapelle – Erfüllende Aufgabe .. 38<br />

Meraner Traubenfest – Abschluss des VSM-Jubiläums ...... 41<br />

Klaus Fischnaller blickt auf ein bewegtes Jahr zurück ........ 43<br />

Das Marschbuch, unverzichtbar und oft ein Ärgernis ......... 44<br />

10 Jahre Jugendkapelle Völser Aicha ................................ 46<br />

Musikvermittlerin Veronika Prünster Pircher im Interview ... 49<br />

Kapellmeisterwettbewerb „con brio WEST“ ........................ 51<br />

Freundschaftstreffen Pustertal-Osttirol ............................... 52<br />

Kompositionswettbewerb „Freiheit und Frieden“ ................ 54<br />

JuKa der Bürgerkapelle Lana punktet in Niederösterreich .... 55<br />

Juventus Music Award – zum 3. Mal für die BK Gries ........ 56<br />

Gemeinschaftskonzert:<br />

MK La Ila/Stern und Calfosch/Kolfuschg-Corvara ............... 57<br />

VSM trauert um Meinhard Oberhauser .............................. 58<br />

VSM trauert um Andreas Augscheler ................................. 59<br />

In Erinnerung an Annelies Niedrist .................................... 60<br />

„Zum Abschied“ von Hannes Kerschbaumer ..................... 60<br />

Z-Birne P&S – die verstellbare Klarinettenbirne .................. 61<br />

Neue Blattschraube für Klarinette und Saxophon ............... 61<br />

kurz notiert – Neues von den Musikkapellen ...................... 62<br />

Chorwesen<br />

Josef Gasser, der Komponist der Neustifter Sternsinger ..... 29<br />

Der Südtiroler Landesjugendchor<br />

begeistert das Publikum .................................................... 30<br />

Gemeinschaftskonzert des Kirchenchores Lajen ................ 31<br />

Gemeinschaftskonzert zum Jubiläumsjahr<br />

„1100 Jahre Terlan“ .......................................................... 32<br />

Gemeinschaftskonzert der Chöre von Vahrn ...................... 33<br />

Ultner Männerchor feiert 35 Jahre ..................................... 34<br />

Kirchenchor Mölten – „Missa buccinata“<br />

zum Fest der Hl. Cäcilia .................................................... 35<br />

Kirchenchor Abtei feiert den<br />

Hl. Josef Freinademetz in Rom .......................................... 36<br />

Gemeinschaftskonzert der Chöre von Stilfs ........................ 37<br />

Pfarrchor und Orchester Lana:<br />

„Du sollst den Feiertag heiligen!“ ....................................... 38<br />

Impressum<br />

Mitteilungsblatt<br />

- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />

- des Südtiroler Chorverbandes<br />

Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />

- des Heimatpfl egeverbandes Südtirol<br />

Redaktion: Florian Trojer, fl orian@hpv.bz.it<br />

Anschrift:<br />

Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />

Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />

Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />

IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />

SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />

Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, August, Oktober und<br />

<strong>Dezember</strong>. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />

Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />

zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />

genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />

Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />

sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />

der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />

Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />

Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />

– gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung<br />

KulturFenster 3<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


gemeinsam<br />

Zum Jahreswechsel<br />

„Im Grunde gut. Eine neue Geschichte<br />

der Menschheit“ lautet der Buchtitel des<br />

jungen niederländischen Historikers und<br />

Journalisten Rutger Bregmann, das ich<br />

heuer symbolisch unter den Christbaum<br />

der „KulturFenster“-Leser*innen legen<br />

möchte. Es ist 2020 erschienen und wie<br />

geschaffen, in unserer Zeit der multiplen<br />

Krisen Hoffnung und Zuversicht zu verbreiten.<br />

Bregmann belegt anhand vieler<br />

Beispiele aus Geschichte und Gegenwart,<br />

wie sich der Mensch immer wieder für das<br />

Gute entscheidet. Es ist eine neue Sicht<br />

auf den Menschen, ein Hoffnungsbuch,<br />

das auch zu vielen konstruktiven Denkund<br />

Diskussionsanstößen beitragen kann.<br />

Auch in unserem Land brauchen wir diese<br />

konstruktive Auseinandersetzung, um an<br />

einer Gesellschaft mitzuwirken, in der der<br />

Schwache und Benachteiligte erfährt, dass<br />

Mitmenschen, politische und wirtschaftliche<br />

Entscheidungsträger „im Grunde gut sind“<br />

und sie nicht beiseiteschieben.<br />

Kunst und Kultur können wesentliche Impulse<br />

für Gemeinschaftssinn, Sinnstiftung<br />

und Entfaltungsfreude geben. Jeder von<br />

uns kann Gutes tun und teilen und damit<br />

dafür sorgen, dass es sich ausbreite<br />

– trotz oder gerade wegen der vielen aktuellen<br />

Krisen.<br />

Ich wünsche Ihnen eine gute weihnachtliche<br />

Zeit!<br />

Claudia Plaikner<br />

Heimatpfl egeverband Südtirol<br />

Nach den schwierigen Jahren, in denen<br />

wir mit großen Einschränkungen konfrontiert<br />

waren, können wir mit Freude und<br />

Dankbarkeit sagen, dass das Chorwesen<br />

insgesamt gestärkt aus dieser unwirklichen<br />

Zeit hervorgegangen ist.<br />

Jetzt, da wieder eine gewisse Normalität<br />

eingetreten ist, ist es für mich beeindruckend<br />

zu erleben und zu spüren, mit<br />

welch neuer Begeisterung und frischem<br />

unbändigem Engagement der Chorgesang<br />

in den Chören und Singgemeinschaften<br />

gepflegt wird. Gemeinsam blicken wir zurück<br />

auf ein Jahr, das von beständigem<br />

Einsatz für den Chorgesang und die Chorgemeinschaften<br />

sowie auch von vielen musikalischen<br />

Höhepunkten geprägt war. Für<br />

das wertvolle Wirken im Dienste des Gemeinwohls<br />

darf ich allen ein aufrichtiges<br />

Dankeschön aussprechen. Mit dem guten<br />

Gefühl, im zu Ende gehenden Jahr die Sache<br />

des Chorgesangs wiederum ein gutes<br />

Stück vorangebracht zu haben, freuen wir<br />

uns auf das 75-Jahr-Jubiläum unseres<br />

Verbandes, welches wir gemeinsam im<br />

nächsten Jahr feiern dürfen.<br />

Erich Deltedesco<br />

Südtiroler Chorverband<br />

Bald ist wieder Weihnachten und ein weiteres<br />

Jahr neigt sich langsam dem Ende<br />

zu. Ein Zeichen, wie schnell doch die Zeit<br />

vergeht. Für den Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

war <strong>2023</strong> ein bewegtes und ganz<br />

besonderes Jahr. Das Jubiläumsjahr „75<br />

Jahre VSM“ ist mit seinen Veranstaltungen<br />

zu einer großartigen Faszination der Blasmusik<br />

mit all ihren Facetten geworden.<br />

Innehaltend und rückblickend bedanke<br />

ich mich bei allen, die zum guten Gelingen<br />

der Feierlichkeiten und Veranstaltungen im<br />

Jubiläumsjahr beigetragen haben.<br />

Für das kommende Jahr wünsche ich mir,<br />

dass wir wieder mit vereinten Kräften neue<br />

Wege suchen und Brücken bauen – nicht<br />

gegeneinander stehen, sondern miteinander<br />

leben. Ein ganz besonderer Wunsch<br />

ist, dass wir gemeinsam mit der Politik<br />

eine Lösung zur Reform im Dritten Sektor<br />

finden, damit das Ehrenamt in Südtirol<br />

wieder aufblühen kann und nicht Sorge<br />

tragen muss.<br />

In einer etwas dunklen Zeit, in der im Herzen<br />

Europas und im Nahen Osten grausame<br />

Kriege wüten, wünsche ich mir vor<br />

allem auch Frieden. Musik ist Heimat und<br />

wundervoll, sie verbindet die Herzen der<br />

Menschen. Möge die Blasmusik den Menschen<br />

Mut, Zuversicht und vor allem Hoffnung<br />

für die Zukunft geben.<br />

Pepi Ploner<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

KulturFenster 4<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


KulturFenster<br />

Am 28. August 1948 wurde der Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM) gegründet.<br />

Bereits im <strong>Dezember</strong> des Gründungsjahres<br />

wurde die Verbandszeitung – damals unter<br />

dem Namen „Die Volksmusik“ – „als unmittelbarster<br />

Ausdruck des damaligen Kulturverständnisses“<br />

von VSM­Geschäftsführer Hans<br />

Nagele ins Leben gerufen. Gemeinsam mit<br />

dem VSM dürfen wir mit dieser Ausgabe nun<br />

auch auf den 75. Geburtstag unserer Zeitschrift<br />

anstoßen: „Ad multos annos!“<br />

Biografie der<br />

Verbandszeitung<br />

Ab Juli 1949 beteiligte sich auch der neu<br />

gegründete Südtiroler Sängerbund an die-<br />

sem Zeitungsprojekt. Im September 1953<br />

kam noch der Landesverband für<br />

Heimatpflege dazu. Unter Nageles<br />

Regie und jener seiner<br />

Nachfolger – ganz<br />

besonders unter jener<br />

von Klaus Bragagna<br />

– wurde die Zeitung<br />

nach und nach<br />

zum Sprachrohr der<br />

großen volkskulturellen<br />

Verbände aus-<br />

gebaut und ist es bis<br />

heute geblieben. Immer<br />

wieder gab es Bestrebungen,<br />

auch die Nordtiroler Kulturverbände<br />

für eine Mitarbeit an der Zeitschrift<br />

zu gewinnen und die „Südtiroler Volkskultur“<br />

zu einer gesamttirolerischen Kulturinitiative<br />

umzugestalten. Die Umbenennung<br />

der Zeitschrift in „Tiroler Volkskultur“<br />

im März 1979 blieb als äußeres Zeichen<br />

dafür. Trotz mehrerer Anläufe konnte dieses<br />

Ziel nicht erreicht werden.<br />

Die Umbenennung in das programmatisch<br />

weniger verfängliche „KulturFenster“ (und<br />

im Untertitel „Blasmusik, Chorwesen und<br />

Heimatpfl ege in Südtirol) war dabei 2008<br />

der letzte konsequente Schritt. Mit der Februarausgabe<br />

2021 erschien das „Kultur-<br />

Fenster“ im heutigen, gänzlich überarbeiteten<br />

Layout. „Für den VSM ist die eigene<br />

Zeitung eine gelungene Erweiterung – ein<br />

Fenster, das den Blick auf einige Kulturbereiche<br />

Südtirols zulässt und anbietet“,<br />

erklärte der damalige VSM-Obmann und<br />

heutige VSM-Ehrenobmann Pepi Fauster.<br />

Auch Erich Deltedesco, Obmann des Südtiroler<br />

Chorverbandes, schlägt in die gleiche<br />

Kerbe: „Das KulturFenster ist für das<br />

Südtiroler Chorwesen von großer Bedeutung.“<br />

Für Claudia Plaikner, Obfrau des<br />

Heimatpfl egeverbandes, ist die Zeitschrift<br />

Jahre <strong>Kulturfenster</strong><br />

Ein kulturelles<br />

Sprachrohr wird 75<br />

das Resultat einer guten medialen Zusammenarbeit<br />

dreier großer Verbände in Südtirol:<br />

„Diese Kooperation stellt eine Einmaligkeit<br />

in der Medienlandschaft Südtirols dar.“<br />

Die Schriftleiter<br />

von 1948 bis heute<br />

<strong>2023</strong> hat Stephan Niederegger, seines Zeichens<br />

Medienreferent des VSM, die Schriftleitung<br />

der Verbandszeitschrift übernommen.<br />

Er tritt damit ein verantwortungsvolles<br />

Erbe seiner Vorgänger an: Hans Theodor<br />

Niederbacher (1948–1950), Hans Nagele<br />

(1950–1974), Karl H. Vigl (1974–1978),<br />

Bruno Mahlknecht (1979–1994) und Alfons<br />

Gruber (1994–2020).<br />

Von der „Volksmusik“ zum<br />

„KulturFenster“<br />

Das „KulturFenster“ feiert Geburtstag<br />

Titelbild der ersten Ausgabe von „Die Volksmusik“ im <strong>Dezember</strong> 1948 und daneben das<br />

Titelbild der aktuellen Ausgabe des „KulturFensters“ im <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong><br />

Der Titel der Zeitschrift wurde einige Male<br />

geändert: „Die Volksmusik“ (seit <strong>Dezember</strong><br />

1948), „Südtiroler Volkskultur“ (ab<br />

BLASMUSIK<br />

CHORWESEN<br />

HEIMATPFLEGE<br />

in Südtirol<br />

Stilfs und seine Winterbräuche<br />

Josef Gasser – zum 150. Geburtstag<br />

Dirigent*in einer Blasmusikkapelle<br />

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 75. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift<br />

Fa ls Zeitschrift nicht zuste lbar, bi te über das operative Postzentrum Bozen an den Verleger (Verband Südtiroler Musikkape len) zurück.<br />

Der Verleger verpfl ichtet sich, die Postspesen für die Rücksendung zu übernehmen.<br />

September 1953) und „Tiroler Volkskultur“<br />

(ab März 1979). Seit 2002 erscheint sie im<br />

Farbdruck und seit April 2008 unter dem<br />

Namen „KulturFenster“.<br />

Die Auflage<br />

Das „KulturFenster“ erscheint zweimonatlich<br />

in einer Gesamtaufl age von 3.500 Exemplaren,<br />

aufgeteilt auf die drei Verbände:<br />

VSM (2.200), SCV (700), HPV (500, inklusive<br />

ARGE Volkstanz) und andere Abonnements<br />

(100).<br />

Der Geburtstag ist für unser Redaktionsteam<br />

aber auch gleichzeitig Auftrag, das<br />

journalistische Feuer weiterzutragen und<br />

unsere Zeitschrift im Sinne der drei Verbände<br />

und der Leserinnen und Leser in<br />

die Zukunft zu begleiten. Gleichzeitig bedanke<br />

ich mich bei den Herausgebern für<br />

das geschenkte Vertrauen und beim gesamten<br />

Redaktionsteam für die gute Zusammenarbeit.<br />

Stephan Niederegger<br />

Jahre <strong>Kulturfenster</strong><br />

<strong>Nr</strong>.6<br />

DEZ.<br />

<strong>2023</strong><br />

KulturFenster<br />

5 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Klaubaufe beim Klosn: Dieser Brauch wird ausschließlich<br />

in Stilfs gepflegt. Er stellt den Kampf zwischen Dunkelheit<br />

und Licht, Himmel und Hölle dar, der sich in den<br />

Figuren niederschlägt. Allerdings geht es dabei nicht<br />

darum, die Winterdämonen zu vertreiben, sondern<br />

sie herbeizurufen, „um das Winterkorn mit Hilfe einer<br />

Schneedecke vor dem Frost zu schützen“, wie es in<br />

verschiedenen Dokumenten heißt.<br />

Foto: Peter Grutsch<br />

KulturFenster 6<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


gelebt<br />

Die „Stilzer“ und ihre Bräuche<br />

Stilfs hat fast Vergessenes wieder belebt und motiviert<br />

die junge Bevölkerung, Tradition weiterzutragen<br />

Die Obervinschger Gemeinde Stilfs – die<br />

Einheimischen sagen „Stilz“ – hat eine Besonderheit<br />

vorzuweisen: Sie pfl egt einige<br />

Bräuche, die es in derselben Form sonst<br />

nirgendwo gibt. Das „KulturFenster“ stellt<br />

in dieser vorweihnachtlichen Ausgabe vier<br />

Stilzer Winterbräuche vor, von denen drei<br />

ausschließlich im Ort gepflegt und (wieder)<br />

gelebt werden.<br />

Gelebtes Brauchtum ist kein Selbstläufer<br />

mehr. Ein Blick in alte Brauchtumsbücher<br />

zeigt, dass vieles, was unsere Vorfahren<br />

noch mit Ehrfurcht gepfl egt haben, längst<br />

vergessen oder von publikumswirksamen<br />

Veranstaltungen wie Krampusumzügen abgelöst<br />

wurde. Auch Stilfs hat das Fortbestehen<br />

zweier Bräuche ausschließlich dem<br />

Weitblick und dem Einsatz einiger Personen<br />

aus dem Dorf zu verdanken. Das Singen<br />

der Hirtenliadr wurde erst in den 1990er-<br />

Jahren wieder belebt, und das Pfluagziachn<br />

fi ndet seit 1991 wieder regelmäßig<br />

alle zwei Jahre statt. Das Klosn hingegen<br />

hat vielleicht sogar Jahrhunderte überlebt,<br />

und das Scheibenschlogn ist als einer der<br />

bekanntesten Obervinschger Bräuche so<br />

lebendig wie eh und je.<br />

Die Ausübung von Brauchtum<br />

muss von innen kommen, muss<br />

ein echtes Bedürfnis sein, eine<br />

Notwendigkeit.<br />

Roland Angerer<br />

Stilfs pfl egt ganz besondereBräuche – im Bild das „Pfluagziachn“.<br />

schafft Identität, Verwurzelung, ein Zugehörigkeitsgefühl,<br />

ja, eine emotionale ‚Heimat‘.<br />

Die Ausübung von Brauchtum muss<br />

von innen kommen, muss ein echtes Bedürfnis<br />

sein, eine Notwendigkeit“, sagte<br />

er vor einiger Zeit in einem Interview mit<br />

einer Mitarbeiterin von Eurac Research.<br />

Foto: Gianni Bodini<br />

Brauchtum schaffe Geschichten, die die<br />

Dorfgemeinschaft kitten. In diesem Sinne<br />

soll auch die Vorstellung von vier Stilzer<br />

Bräuchen eine Motivation für andere sein,<br />

über das Brauchtum ein Stück Heimat wiederzuentdecken.<br />

Edith Runer<br />

Einer der Initiatoren und Motivatoren, wenn<br />

es um echtes Brauchtum geht, ist Roland<br />

Angerer. Er ist auch Ortsbeauftragter des<br />

Heimatpflegeverbandes, Vorsitzender des<br />

Stilfser Bildungsausschusses und Mitglied<br />

der Steuerungsgruppe des Projektes „Stilfs<br />

– Resilienz erzählen“ und versucht, alte<br />

Traditionen nicht nur wieder zu beleben,<br />

sondern die Freude am Brauchtum auch<br />

an die Jugend weiterzugeben. „Brauchtum<br />

Die Tradition an die jungen Leute weiterzugeben, das ist ein wichtiges Ziel der Organisatoren.<br />

Foto: Peter Grutsch<br />

KulturFenster 7<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


gelebt<br />

Klosn schützt das<br />

Winterkorn<br />

wie in vielen anderen Bräuchen darum, die<br />

Winterdämonen zu vertreiben, sondern sie<br />

herbeizurufen, „um das Winterkorn mit<br />

Hilfe einer Schneedecke vor dem Frost zu<br />

schützen“, wie es in verschiedenen Dokumenten<br />

heißt.<br />

Die Kaubaufe bei ihrem Zug in Richtung Stilfs<br />

Es mag an seiner Eigenart, seiner Einzigartigkeit,<br />

seiner Buntheit und Lautheit liegen,<br />

dass das Stilzer Klosn als wohl bekanntester<br />

Brauch, der ausschließlich in Stilfs gepfl<br />

egt wird, die Generationen überdauert<br />

hat. Das Klosn bedurfte keiner Wiederbelebung.<br />

Es wird, obwohl nie schriftlich dokumentiert,<br />

wie eh und je durchgeführt. Und<br />

es hat das, was anderen Bräuchen oft fehlt:<br />

Es wird nach den überlieferten Ritualen VON<br />

der Dorfgemeinschaft FÜR die Dorfgemeinschaft<br />

abgehalten – mit dem einzigen Anspruch<br />

der Authentizität.<br />

Das Herbeirufen des Winters<br />

Die historischen und zeitlichen Ursprünge<br />

des Brauches sind nicht bekannt, weil es,<br />

wie erwähnt, keine schriftlichen Dokumente<br />

gibt. Es besteht lediglich die Vermutung,<br />

dass das Klosn ursprünglich in der Zeit der<br />

Rauchnächte stattgefunden hat, also zwischen<br />

dem 21. <strong>Dezember</strong> und dem 6. Jänner.<br />

Als dem Nikolaus und dem Tuifl im Lauf<br />

der Zeit mehr Gewicht geschenkt wurde, verlegte<br />

man den Brauch in die Adventszeit.<br />

Heute fi ndet das Klosn immer am Samstag<br />

vor dem Nikolaustag statt. Der Nordtiroler<br />

Philipp Rudigier hat seine Masterarbeit<br />

dem Klosn gewidmet und dafür mit vielen<br />

Foto: Peter Grutsch<br />

älteren Stilfsern gesprochen. Laut seinen<br />

Recherchen hat das Klosn um 1870 auf jeden<br />

Fall bereits existiert, ab 1822 habe es<br />

in Stilfs schon eine Form von Masken gegeben.<br />

Vermutlich geht der<br />

Brauch aber viel weiter<br />

in die Vergangenheit<br />

zurück. Das lässt<br />

sich zum Beispiel aus<br />

den Schriften des<br />

Ortschronisten Josef<br />

Pardeller herauslesen.<br />

Dessen Tochter<br />

Gertrud Pardeller<br />

hat für das Dorfbuch „Stilfs – Geschichte<br />

eines Bergdorfes“ einige Deutungsmöglichkeiten<br />

für das Klosn aufgezählt – „von rituellem<br />

Lärmen zur symbolischen Kontaktaufnahme<br />

mit den mythischen Wesen, die für<br />

das Wohl der Menschen verantwortlich waren,<br />

von heidnischem Fruchtbarkeitskult und<br />

Dämonenbeschwörung bis hin zum symbolischen<br />

Kampf mit den Naturgewalten …“.<br />

Der Brauch dürfte damit seine Ursprünge<br />

im vorchristlichen Zeitalter haben.<br />

Kennzeichnend für das Klosn ist auch der<br />

stete Kampf zwischen Dunkelheit und Licht,<br />

Himmel und Hölle, der sich in den Figuren<br />

niederschlägt. Allerdings geht es dabei nicht<br />

Bräuche sind männlich<br />

Ich fi nde es wichtig, dass jeder<br />

Jahrgang beim Organisieren<br />

zum Zug kommt. Dann bleibt<br />

nicht immer alles bei denselben<br />

Leuten hängen.<br />

Max Carbogno<br />

Beim Klosn zieht eine Schar von unterschiedlichen<br />

Figuren lärmend durch Stilfs,<br />

wobei die einzelnen Rollen und der Ablauf<br />

des Umzuges festen Regeln unterliegen<br />

und das Publikum aktiv in das Ganze mit<br />

einbezogen wird. Wie alle anderen hier beschriebenen<br />

Bräuche ist das Klosn quasi von<br />

Natur aus männlich. Die Aktiven sind ausschließlich<br />

Männer, meist junge Burschen.<br />

Früher waren es, so hielt es der Volkskundler<br />

Richard Wolfram fest, ausschließlich jene<br />

Männer, die im Jahr darauf zur Musterung<br />

für das Militär mussten. Mittlerweile ist immer<br />

der Jahrgang, der im betreffenden Jahr<br />

den 20. Geburtstag feiert, für die Organisation<br />

verantwortlich. „Das ist eine gute Methode,<br />

um den Brauch verantwortungsvoll<br />

an die immer nächsten Jahrgänge weiterzugeben“,<br />

sagt Roland Angerer.<br />

Max Carbogno ist einer von drei 20-jährigen<br />

Stilfsern, die das Klosn heuer organisiert<br />

haben. „Viel Orbet und a bissl Stress“<br />

sei es, sagte er im Interview mit dem „KulturFenster“,<br />

das noch vor der Veranstaltung<br />

(heuer am 2. <strong>Dezember</strong>) stattfand.<br />

Schließlich mussten<br />

die Drei sämtliche<br />

Rollen besetzen,<br />

dazu die Bürokratie<br />

erledigen, die bei<br />

einer solchen Veranstaltung<br />

auch nicht<br />

gering ist, und den<br />

Ablauf unter Kontrolle<br />

halten. Aber<br />

Max war mit Engagement<br />

dabei, denn: „Ich fi nde es wichtig,<br />

dass jeder Jahrgang beim Organisieren<br />

zum Zug kommt. Dann bleibt nicht immer<br />

alles bei denselben Leuten hängen. Und<br />

alle haben dann eine Ahnung, was wirklich<br />

dahintersteckt.“<br />

Von Schiachn und Schianen<br />

Der Brauch hat sich im Lauf der Zeit den<br />

Gegebenheiten angepasst. Startete er früher<br />

im Osten, so beginnt er heute af Gaschitsch<br />

im Westen des Dorfes. Die Esel<br />

(Beschreibung der Figuren im Kasten)<br />

nehmen dort am Samstagnachmittag um<br />

KulturFenster 8<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Klosn<br />

Der Begriff steht eigentlich für<br />

die Tätigkeit, also für die Teilnahme<br />

am Umzug. „Die Schiachn<br />

und die Schian gian Klosn“ heißt es<br />

da. Teilnehmen darf aber nur, wer<br />

sich am Abend zuvor „oklosn“, sich<br />

also mit Ketten wild im Kreis drehen<br />

lässt. „Oklost“ wird beim Umzug auch<br />

das Publikum.<br />

„Es ist kein starres Volkskundemuseum,<br />

das in Stilfs Jahr für Jahr im Rahmen des<br />

Umzuges ausgestellt wird“, schreibt Philipp<br />

Rudigier in seiner Masterarbeit. „Vielmehr<br />

existiert in jenem Dorf eine starrende<br />

Praxis, die sich stetig verändert, die mit<br />

der Zeit geht und die sich verschiedentlich<br />

anpasst. Die Aktualisierungen richten<br />

sich nach den Veränderungen in Kultur,<br />

Mensch und Politik. Die Ästhetik der<br />

Masken, die Rahmenbedingungen und<br />

die Art der sozialen Zusammenkunft unterliegen<br />

einem steten Wandel…“ Das ist<br />

gut so, denn nur im Wandel der Zeit kann<br />

ein Brauch ein authentischer und gelebter<br />

Brauch bleiben.<br />

Edith Runer/Roland Angerer<br />

14 Uhr Aufstellung, bewegen sich mit ihren<br />

lauten Schellen und Rufen bis zur<br />

Schmiedbrücke, wo sich die Klaubauf dazugesellen.<br />

Gemeinsam ziehen die Schiachn<br />

dann bis zum Kirchplatz.<br />

Die Klaubaufe fangen mit ihren Ketten immer<br />

wieder die Dorfbewohner*innen ein<br />

und „klauben sie auf“, um sie dann wieder<br />

frei zu lassen. Die Esel hüpfen, rennen<br />

und zwicken die Leute. Lachen, Schreien,<br />

Läuten und Rufen beherrschen rund zwei<br />

Stunden lang das Geschehen im Ort. Danach<br />

beruhigt sich der Tross, denn um<br />

17 Uhr müssen alle pünktlich vor der Kirche<br />

sein. Dann hat für eine Weile der Nikolaus<br />

das Sagen. Er spricht – umgeben<br />

von den Weißen – zu den Anwesenden,<br />

und fordert zum Angelus-Gebet auf. Waren<br />

sie bis vor kurzem in ihrer Angriffslust<br />

und Bösartigkeit kaum zu halten, knien<br />

nun alle Umzugsteilnehme ohne Lorvn auf<br />

dem Boden und beten fromm den „Engel<br />

des Herrn“. Nach dem Gebet entlässt der<br />

Nikolaus die Gemeinde.<br />

Doch das Klosn ist damit noch nicht beendet.<br />

Die wilde Meute macht sich – so war es<br />

zumindest früher der Fall – auf in die Privathäuser,<br />

um die dort verbliebenen Mädchen<br />

und Frauen zu überfallen. Ein solches Verhalten<br />

würde man heute wohl (zurecht) als<br />

übergriffi g bezeichnen, weshalb nur noch<br />

die Schianen – der Nikolaus und sein Gefolge<br />

– die Häuser betreten und Gaben verteilen.<br />

Um 20 Uhr startet der Nachtumzug<br />

im Ortsteil „Karmatsch“. Der Tross zieht<br />

sich in geordneter Aufstellung von Osten<br />

nach Westen durch die engen Gassen. Einst<br />

schlugen sich die Schiachn bis zur nächsten<br />

Frühmesse durch die Nacht, ab etwa<br />

1940 dauerte das Treiben bis Mitternacht.<br />

Kein Volkskundemuseum<br />

Die Figuren und ihre Bedeutung<br />

Klaubauf: Der Begriff könnte von Krampus oder auch vom heidnischen Kobold<br />

stammen. Jeder Klaubauf trägt seine Lorv aus Zirbenholz. Schwarzes Gesicht,<br />

rote Lippen, weiße Zähne, große Nase und Warzen sind typisch für die<br />

Lorv. Früher wurde sie mit Ruß, Blut und Kalk eingefärbt, das ist heute nicht<br />

mehr der Fall. Der Klaubauf trägt einen Mantel und an ihm befestigt lange unordentliche<br />

Stofffetzen, olte Hudrn, in den Händen eine dicke Kette, mit der er<br />

seine Opfer einfängt.<br />

Esel: Er verkörpert im Gegensatz zu den Klaubaufen das Gute, Helle, Fröhliche.<br />

Auch er verbirgt sein Gesicht, allerdings mit einer Lorv aus Stoff. Und das Gewand<br />

ist – wieder im Gegensatz zum Klaubauf – mit knallbunten, in Bahnen genähten<br />

Stofffetzen verziert. Es gibt zwei Arten von Eseln. Die einen tragen um den Bauch<br />

(früher um die Brust) geschnallte Schellen, mit denen sie für Lärm sorgen. Die<br />

anderen rennen wild umher und zwicken alle, die ihnen in die Quere kommen.<br />

Scharsch: Das sind die Gendarmen, die den Zug in Carabinieri-Uniform – ein<br />

Hinweis darauf, dass sich der Brauch im Lauf der Jahrzehnte auch verändert<br />

hat – begleiten und für Ordnung sorgen.<br />

Weiße: So nennt man die Engel, die den Nikolaus begleiten. Früher trugen sie<br />

noch Strohhüte mit Gigger-Federn und verdeckten das Gesicht mit einem weißen<br />

Netz. Heute tragen sie golde-ne Kronen oder Stirnbänder aus Glanzpapier<br />

mit einem roten Stern auf der Stirn. Die Weißen haben unterschiedliche Rollen:<br />

Der Liachttroger mit der Laterne, die die Finsternis verdrängt, der Katechismustroger,<br />

der Ruatntroger, der alle bestraft, die nicht brav waren, und der Köschtntroger,<br />

der Süßigkeiten für Kinder mitträgt (früher dem Namen nach zu urteilen<br />

viel-leicht Köschtn, also süße Kastanien). Letzterer wird u. a. im 1949 erschienenen<br />

Buch „Tiroler Fasnacht innerhalb der alpenländischen Winter- und Vorfrühlingsbräuche“<br />

von Anton Dörrer auch Korbträger genannt.<br />

Tuifl: Einige Teufel mischen sich eher unscheinbar in die Gruppe des Nikolaus.<br />

Schoffer: Das sind die 20-Jährigen, die das Klosn organisieren.<br />

KulturFenster 9<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


gelebt<br />

Mit Hirtenliadrn durch die Nacht<br />

Viele vorweihnachtliche Lieder sind hinlänglich<br />

bekannt. Stilfs kennt jedoch einige<br />

außerhalb der Gemeinde nicht bekannte<br />

Lieder, die zu ganz bestimmten Anlässen<br />

vorgetragen werden. Auf welche Zeit der<br />

Brauch zurückgeht, wer die Lieder geschrieben<br />

hat und warum sie nicht über Stilfs hinaus<br />

verbreitet wurden, ist nicht bekannt.<br />

Wohl hat sie Anton Dörrer in seinem<br />

Brauchtumsbuch von 1949<br />

bereits ausführlich beschrieben.<br />

Am Heiligen Abend sowie am<br />

Abend vor Neujahr, zu Silvester,<br />

war es in Stilfs früher Tradition,<br />

dass der Nachtwächter, der in<br />

der Dunkelheit üblicherweise das<br />

Dorf bewacht hat, diesen Dienst<br />

von 23 Uhr bis Mitternacht ruhen<br />

lassen konnte. In dieser Stunde<br />

zogen die jungen Burschen des<br />

Dorfes durch die Gassen und trugen<br />

an verschiedenen Plätzen<br />

Lieder vor. Beim ersten Rundgang<br />

des Heiligen Abends sangen<br />

sie das Josefslied, beim zweiten<br />

das „Lenzllied“, ein Hirtenlied<br />

mit dem Lenzl als Vorangehendem.<br />

Zu später Stunde des<br />

Silvestertages wurde das „Neujahrslied“<br />

vorgetragen. Auch<br />

in diesen Brauch hat sich, wie<br />

beim Klosn, das Einschleichen<br />

in Häuser und das Stehlen von<br />

Würsten, Bäckereien und Leckereien<br />

eingenistet (Anton<br />

Dörrer). Das „weihnachtliche<br />

Stehlrecht“ wurde gern genutzt.<br />

Tradition an Heiligabend<br />

und zu Neujahr<br />

Warum der Brauch in der zweiten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

immer seltener gepflegt und das Liedgut<br />

deshalb fast vergessen wurde, lässt sich<br />

heute nicht mehr nachvollziehen. Jedenfalls<br />

ist es eine Männergruppe um Roland<br />

Angerer, die den Brauch seit den 1990er-<br />

Jahren regelmäßig pflegte. „Anfangs mit<br />

mäßigem Erfolg“, wie er sagt. Doch sie ließen<br />

nicht locker und motivierten sich ge-<br />

Am Heiligen Abend und zu Silvester werden<br />

in Stilfs die Hirtenlieder gesungen.<br />

Sie sind ein exklusives Stilfser Liedgut.<br />

Foto: Peter Grutsch<br />

genseitig. Und inzwischen konnten weitere<br />

Mitglieder dazugewonnen werden,<br />

die gemeinsam zu den jeweiligen Anlässen<br />

die Hirtnliadr singen. Die Gruppe<br />

wird von Daniel Pinggera koordiniert.<br />

„Wir treffen uns vorher einmal zur Probe<br />

und singen dann am Heiligen Abend vor<br />

der Christmette auf verschiedenen Plätzen<br />

unsere Lieder sowie noch<br />

einmal gleich nach der Mette“,<br />

erzählt er. Das Neujahrslied<br />

wird am Silvesterabend nach<br />

dem Gottesdienst am Kirchplatz<br />

gesungen und über den<br />

Pfarrfunk verbreitet. Was ihn an<br />

diesem Brauch motiviert? „Zu<br />

sehen, wie sich vor allem die<br />

älteren Leute über die Lieder<br />

freuen!“ Es hat übrigens lange<br />

Zeit keine Noten für die Hirtenlieder<br />

gegeben.<br />

Deshalb wurden Texte und Melodien<br />

von der Stilfser Lehrerin<br />

Hildegard Paulmichl aufgeschrieben<br />

und auch im Stilfser<br />

Dorfbuch veröffentlicht. Roland<br />

Angerer fragte kürzlich<br />

zudem beim Tiroler Volksliedarchiv<br />

nach, ob es Nachweise<br />

zu deren Ursprung gebe. Die<br />

Antwort lautete folgendermaßen:<br />

„Der älteste uns vorliegende<br />

Beleg stammt aus Stilfs<br />

aus dem Jahr 1914. Er wurde<br />

damals von Pfarrer Alois Patscheider<br />

aus Stilfs … eingesandt<br />

… Er gibt an, dass die<br />

Melodien zu diesen Liedern<br />

damals nicht zu eruieren gewesen<br />

seien.“ Die Lieder wurden<br />

später auch aufgenommen<br />

und veröffentlicht.<br />

Edith Runer/Roland Angerer<br />

KulturFenster 10<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Pfluagziachn im nahenden Frühling<br />

Wie die Hirtnliadr, so drohte<br />

auch das Stilzer Pfluagziachn<br />

in Vergessenheit zu<br />

geraten. Das „alte Kultspiel<br />

vom Kampf um Naturkräfte,<br />

vom Scheiden des Winters<br />

und vom Anbruch der segenbringenden,<br />

fruchtbaren<br />

Zeit“ (Gertrud Pardeller, Dorfbuch)<br />

war einst in jedem<br />

zweiten Jahr am Unsinnigen<br />

Donnerstag aufgeführt worden,<br />

kam in den vergangenen<br />

Jahrzehnten aber immer<br />

seltener zum Zug.<br />

Erst Anfang der 1990er-<br />

Jahre ergriffen einige Kulturbegeisterte<br />

um Roland<br />

Angerer die Initiative, um den alten Brauch,<br />

den es südtirolweit nur in Stilfs gibt (Pflugoder<br />

Blochziehen gibt es ihn abgewandelter<br />

Form auch in anderen Teilen Tirols), wieder<br />

zu beleben. Das gelang zunächst nur bedingt.<br />

Nach zwei Ausgaben war die Motivation<br />

unter der Bevölkerung noch zu gering,<br />

um weiterzumachen. Das änderte sich, als<br />

der Bildungsausschuss das Pfl uagziachn<br />

fi x in sein Tätigkeitsprogramm aufnahm<br />

und gemeinsam mit dem Theaterverein<br />

und dem KVW die Organisation übernahm.<br />

Seither hat die Veranstaltung wieder ihren<br />

festen Platz im Stilfser Kalender und wird<br />

nicht nur „vorgeführt“, sondern gelebt. Seit<br />

1998 steht sie alle zwei Jahre – und damit<br />

auch 2024 – auf dem Programm, und seit<br />

einigen Jahren zieht ein vierköpfi ges Komitee<br />

die Fäden hinter dem Pfl uagziachn,<br />

das nun immer am Faschingssamstag (10.<br />

Februar 2024) stattfindet.<br />

Bäuerliches Leben<br />

in der Parodie<br />

Zentrales Thema des Pfluagziachns ist das<br />

bäuerliche Leben von einst. Es „veranschaulicht<br />

die enge Verbindung des Bauern zu<br />

seiner Scholle einer- und die sozialen Verflechtungen<br />

andererseits“, schreibt Gertrud<br />

Pardeller über den Brauch. Der Nordtiroler<br />

Wissenschaftler Thomas Nussbaumer<br />

meint in einem Artikel: „Es zählt zu den urwüchsigsten<br />

Bräuchen Tirols, weil es sehr<br />

im agrarischen Denken wurzelt und auf eine<br />

parodistische Weise eine heute zwar weitgehend<br />

untergegangene, nichtsdestotrotz<br />

Der Bauer versucht, den Pflug voranzubringen,<br />

daneben die Bäuerin, dahinter<br />

Knechte und Mägde. Foto: Peter Grutsch<br />

traditionelle Welt wieder auferstehen lässt.“<br />

Beim Pfl uagziachn handelt es sich um einen<br />

Umzug durch das Dorf, bei dem ausschließlich<br />

Männer mitmachen dürfen, die<br />

natürlich auch die weiblichen Rollen besetzen.<br />

Es gibt Bauer und Bäuerin, Knecht<br />

und Magd, dazu Öchslein, Schimmel und<br />

als zweite Gruppe<br />

das Gsindl.Im Mittelpunkt<br />

steht die<br />

Arl, ein Pflug, wie<br />

er noch im 20. Jahrhundert<br />

als Erdäpfelhäufler<br />

benutzt<br />

wurde. „Das Umherziehen<br />

der Arl und<br />

das spielerische lärmende Austragen unterschiedlicher<br />

Konflikte zwischen Jung und<br />

Alt, Mann und Frau, Sesshaften und Nichtsesshaften,<br />

Bauern und Knechten, Fastnachtlern<br />

und Publikum bilden die Inhalte<br />

des Brauches“, so Thomas Nussbaumer.<br />

Auch das Angelus-Gebet ist wieder dabei.<br />

Damit beginnt der Umzug auf dem Gomperle.<br />

Vor die Arl werden der Schimmel<br />

mit der Kuhschelle und die sechs Öchslein<br />

mit der Milchschüssel auf dem Rücken<br />

gespannt. Der Bauer führt den Pflug, den<br />

er kaum voranbringt. Die Bäuerin geht mit<br />

dem Heurechen daneben, ebenso der Praxler<br />

mit der Geißel. Es folgen Altbauer und<br />

Alt-bäuerin und das Gesinde in der Tracht,<br />

darunter der Saamer, also der Sämann, der<br />

das Publikum mit Sägespänen<br />

bewirft, und die Drescher. Bei<br />

ihrem Zug durchs Dorf kommt<br />

ihnen das Gsindl in die Quere:<br />

Vogelhändler, Wilderer, Haarschneider,<br />

Uhrmacher, Scherenschleifer<br />

und viele mehr.<br />

Das Ganze wird immer verwirrender.<br />

Öchslein und Schimmel<br />

brechen aus und stürzen ab.<br />

Immer wieder werden Szenen<br />

aufgeführt, darunter das „Operieren“<br />

des Schimmels durch<br />

den Doktor oder das Knödelessen<br />

(die Knödel werden tags<br />

zuvor von fleißigen Frauen gedreht)<br />

und das Knödelstehlen<br />

am Kirchplatz, das fürs Gsindl<br />

ziemlich dramatisch endet.. Sie werden<br />

im wahrsten Sinn des Wortes verdrescht.<br />

Fast vergessen und<br />

nun wieder gefestigt<br />

Mittlerweile würden viele Stilzer<br />

das Pfl uagziachn vermissen,<br />

wenn es nicht stattfi nden würde.<br />

Jörg Niederegger<br />

Um das Pfluagziachn zu stemmen, braucht<br />

es mehr als 50 Aktive, die erst gefunden,<br />

motiviert und koordiniert werden müssen.<br />

„Das ist die eigentliche Herausforderung“,<br />

sagt Jörg Niederegger, Obmann des Theatervereines<br />

und Mitglied<br />

des Komitees.<br />

Warum es gar nicht<br />

so einfach ist, die<br />

verschiedenen Rollen<br />

zu besetzen, hat<br />

wohl zwei Hauptgründe.<br />

Zum einen<br />

besteht das Pfl uagziachn<br />

im Unterschied zum Klosn aus<br />

mehr Handlung. „Einige Rollen müssen<br />

gespielt werden, und das trauen sich halt<br />

doch nicht alle zu“, weiß Jörg Niederegger,<br />

der aber immer auf erfahrene Pfluagziachr<br />

zurückgreifen kann, die ihr Wissen<br />

an die Jüngeren weitergeben. Zum anderen<br />

ist es harte Arbeit, eine fast vergessene<br />

Tradition in der Bevölkerung wieder<br />

so zu festigen, dass niemand mehr ohne<br />

diese Tradition sein möchte. Der Hobbyschauspieler<br />

hat allerdings den Ein-druck,<br />

dass das Festigen des Brauches langsam<br />

gelingt. „Mittlerweile würden viele Stilzer<br />

das Pfluagziachn vermissen, wenn es<br />

nicht stattfinden würde“, ist er sich sicher.<br />

Edith Runer<br />

KulturFenster 11<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


gelebt<br />

Das Scheibnschlogn am Kassomsta<br />

Das Abbrennen des Hennamonns am Kassomsta Das Scheibenschlagen wird in mehreren Orten im Obervinschgau gepflegt.<br />

Es mögen das Feuer und die glühenden<br />

Lichtstreifen im dunklen Nachthimmel sein,<br />

die die Menschen dermaßen faszinieren,<br />

dass sie den Brauch des Scheibenschlagens<br />

bis heute mit viel Begeisterung pfl e-<br />

gen. Und das, obwohl er heidnischen Ursprungs<br />

und schon mehr als 1000 Jahre<br />

alt ist. Auch im Obervinschgau und dort<br />

unter anderem in Stilfs werden am Übergang<br />

von Fasching zur Fastenzeit Scheiben<br />

geschlagen.<br />

Beim Scheibenschlagen handelt es sich<br />

laut schriftlichen Überlieferungen um ein<br />

Lärm-, Feuer- und Fruchtbarkeitsritual, mit<br />

dem Kälte und Finsternis vertrieben werden<br />

und der Frühling willkommen geheißen<br />

wird. Dabei werden auf einer Anhöhe<br />

Holzscheiben an einem Feuer zum Glühen<br />

gebracht und danach mit einer speziellen<br />

Technik zu Tal geschlagen. Franz<br />

J. Haller schreibt dazu in seiner Begleitdokumentation<br />

zum gleichnamigen Film<br />

„Das Brauchtum des Scheibenschlagens<br />

im Obervinschgau“: „Die erste schriftliche<br />

Erwähnung steht im Zusammenhang mit<br />

dem Klosterbrand von Lorsch (bei Mannheim,<br />

Hessen) am 21. März 1090, der<br />

durch eine der glühenden Scheiben hervorgerufen<br />

worden war. Der Brauch fi ndet<br />

im Obervinschgau am ersten Fastensonntag<br />

statt. Der Tag des Scheibenschlagens<br />

könnte ursprünglich die Bedeutung eines<br />

Neujahrstages für das erwachende Wachstums-<br />

und Erntejahr gehabt haben. Als Hinweis<br />

dafür mag gelten, dass man früher<br />

im Obervinschgau gerade an diesem Tag<br />

die Hirten einzustellen pflegte.“<br />

Die „Stilzer“ veranstalteten das Scheibnschlogn<br />

früher immer am Kassunnta. Das<br />

ist der erste Fastensonntag. Die Bezeichnung<br />

„Käsesonntag“ hängt vermutlich mit<br />

dem „am Samstag vor dem Scheibensonntag<br />

abgehaltenen Käsemarkt“ zusammen,<br />

so Franz J. Haller<br />

in der Dokumentation.<br />

Darin erwähnt<br />

er auch ein interessantes<br />

Detail zum<br />

Brauch: „Die Festlegung<br />

seiner Abhaltung<br />

auf diesen Tag<br />

dürfte auf die anhaltenden<br />

Versuche<br />

der Kirche zurückzuführen<br />

sein, heidnisches<br />

Brauchtumssubstrat durch die<br />

Zusammenlegung mit christlichen Feiern<br />

zunächst zu neutralisieren und allmählich<br />

mit diesen zu ersetzen.“<br />

Das Verbrennen<br />

des Hennamonns<br />

Es ist trotz des großen Aufwandes<br />

immer eine Freude, diesen<br />

Brauch abzuhalten und zu spüren,<br />

wie er die Dorfgemeinschaft<br />

auch zusammenhält.<br />

Hannes Schöpf<br />

Auch im Stilfser Dorfbuch wird das<br />

Scheibn schlogn beschrieben. Demnach<br />

werden die Scheiben wurden schon einige<br />

Zeit vor dem Kassunnta vorbereitet.<br />

Sie „bestehen aus quadratischen Föhrenoder<br />

Zirbelholzstücken, die an den Seiten<br />

abgeschrägt werden.“ In die Verdickung in<br />

der Mitte der Scheibe wird das Loch für die<br />

Gerte gebohrt. Die Scheiben werden dann<br />

an der Luft oder am Ofen getrocknet. Es<br />

gibt auch noch die<br />

Kassunnta-Scheibe.<br />

Sie ist rund, hat einen<br />

Durchmesser<br />

von 15 bis 20 Zentimetern<br />

und wird<br />

laut dem Dorfbuch<br />

aus einem etwa drei<br />

Zentimeter dicken<br />

Brett hergestellt.<br />

Anschließend wird<br />

sie kunstvoll gestaltet.<br />

Seit 1968, berichtet Roland Angerer,<br />

ist die Kassunnta-Scheibe das Gemeindewappen<br />

von Stilfs.<br />

Zum Scheibenschlagen gehört auch der<br />

Hennamonn. Das ist ein „Mann“ aus Stroh,<br />

KulturFenster 12<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

der auf Holzbalken befestigt und dann für<br />

das Scheibenschlagen angezündet wird.<br />

Das Holz für dieses Spektakel sammelten<br />

früher die Buben, die die Mittelschule abgeschlossen<br />

hatten, bei den Bauern ein<br />

– Holzriafn nannte man das. Jene Bauern,<br />

die Holz gaben, durften später auch<br />

Scheibenschlagen. Am Kassunnta wurde<br />

der Hennamonn dann auf einer Holzstange<br />

mit Querbalken befestigt, daneben<br />

wurde Holz aufgeschichtet. Bis zum Einbruch<br />

der Dunkelheit gingen die Buben<br />

und Männer wieder heim, ließen nur eine<br />

Wache zurück, um den Hennamonn vor<br />

feindlichen Gruppen zu schützen, die sie<br />

zu früh anzünden könnten.<br />

Am Abend dann das eigentliche Scheibnschlogn:<br />

Der Holzhaufen wurde in Brand<br />

gesetzt. Mit langen Gerten, genannt<br />

Scheibagart, wurde eine Scheibe nach<br />

der anderen ins Feuer gehalten. Sobald<br />

sie glühte, wurde sie geschwungen, am<br />

Boden abgeschlagen und in die Nacht hinausgeschleudert.<br />

Interessant ist dabei der alte Reim, der von<br />

allen Scheibenschlägern gesungen wurde:<br />

Oh Reim, Reim,<br />

wem soll dia Scheib sein?<br />

Dia Scheib und mei Kniascheib soll<br />

der (Name der Angebetenen) sein.<br />

Kourn in dr Wann,<br />

Schmalz in der Pfann,<br />

Wein in dr Flosch,<br />

Geld in dr Tosch,<br />

Pfl uag unter d‘ Eard,<br />

schaug, schaug,<br />

wias Scheibale außegeaht.<br />

Geaht ses guat, hot ses guat,<br />

Soll’s mr nicht veriabl hobn.<br />

Gertrud Pardeller<br />

Das Scheibenschlagen ist für alle Beteiligten ein faszinierendes Erlebnis. Es geht auf einen<br />

heidnischen Brauch zurück.<br />

Fotos: Christoph Platzer<br />

Im Lauf der Zeit …<br />

Wie bei allen Bräuchen, so hat sich auch<br />

beim Scheibnschlogn im Lauf der Zeit einiges<br />

verändert. Durch die immer geburtenschwächeren<br />

Jahrgänge fanden sich<br />

im kleinen Stilfs immer weniger Buben für<br />

das Holzsammeln, und viele von diesen<br />

mussten schon am Nachmittag des Kassunntas<br />

wieder ins Schülerheim. Also tat<br />

man das einzig Machbare und verlegte<br />

den Brauch auf den Kassomsta. Weil die<br />

Gruppe dennoch zu klein war, drohte dem<br />

Brauch in Stilfs fast das Aus. Vor einigen<br />

Jahren übernahm dann die Schützenkompanie<br />

vorübergehend die Organisation –<br />

bis sich eine Gruppe junger Männer und<br />

Frauen bildete, die Verantwortung übernehmen<br />

und den Brauch weiterführen<br />

bzw. weitergeben wollten.<br />

Unter ihnen ist Hannes Schöpf, der mit<br />

viel Enthusiasmus mitarbeitet: „Es ist<br />

trotz des großen Aufwandes immer eine<br />

Freude, diesen Brauch abzuhalten und<br />

zu spüren, wie er die Dorfgemeinschaft<br />

auch zusammenhält. Jedes Jahr kommen<br />

mittlerweile wieder mehr Leute zum Treffpunkt<br />

und schauen zu oder machen mit.“<br />

Die Gemeinde hat der Gruppe inzwischen<br />

einen geeigneten Platz aff Kreiz zur Verfügung<br />

gestellt, auch eine Holzhütte, in<br />

der das unterm Jahr bei verschiedenen<br />

Gelegenheiten gesammelte Holz gelagert<br />

werden kann. Am Kassomsta wird dann<br />

bis in den Kassunnta hinein Scheiben geschlagen.<br />

Der traditionelle Reim wird nur<br />

noch von den älteren Leuten aufgesagt.<br />

Voraussetzung für das Scheibnschlogn<br />

ist allerdings eine geringe Feuergefahr,<br />

am besten eine schneebedeckte Landschaft,<br />

da die Funken ansonsten einen<br />

Brand entfachen könnten. Leider war es<br />

in den vergangenen Wintern entweder<br />

zu trocken oder aufgrund Corona nicht<br />

möglich, den Brauch durchzuführen. So<br />

bleibt das Gebet an Petrus, dass er diese<br />

Tradition beim nächsten Termin am 17.<br />

Februar 2024 mit weißer Pracht unterstützen<br />

möge.<br />

Edith Runer/Roland Angerer<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />

Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />

Redaktionsschluss für<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„ KulturFensters“ ist:<br />

Montag, 15. Jänner 2024<br />

13<br />

KulturFenster 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


informiert & reflektiert<br />

Das haben wir <strong>2023</strong> erreicht<br />

Was die Arbeit des Heimatpflegeverbandes gebracht hat<br />

Nicht nur einmal haben die Heimatpfleger*innen – in Gemeinschaft mit anderen Organisationen – gegen den Ausbau der Kreuzungen<br />

sowie gegen aufwändige Umfahrungen im Pustertal protestiert.<br />

Foto: HPV<br />

Genau hinzuschauen, wenn Eingriffe in die<br />

Landschaft geplant und neue Bauprojekte<br />

vorgestellt werden, ist eine – leider – notwendige<br />

Aufgabe des Heimatpflegeverbandes<br />

Südtirol. Aufzustehen, Kritik zu üben<br />

und alternative Lösungsvorschläge aufzuzeigen,<br />

gehört auch dazu. Dass die Bemühungen<br />

der Heimatpfleger*innen nicht umsonst<br />

sind, zeigen einige Beispiele, die im<br />

ablaufenden Jahr als Erfolg oder zumindest<br />

Teilerfolg bewertet werden können.<br />

Projekt „Heimatmappe“<br />

Vorab ein Erfolg, den man gar nicht oft genug<br />

erwähnen kann: Die „Heimatmappe“,<br />

die der Heimatpflegeverband in Zusammenarbeit<br />

mit dem Katholischen Südtiroler Lehrerbund<br />

für die Schulen herausgegeben hat,<br />

ist bei den Lehrpersonen der Grundschulen<br />

sehr gut angekommen. Ein sicheres Anzeichen<br />

dafür, dass schulischer Bedarf an Unterrichtsmaterial<br />

über Südtirol, seine Kulturund<br />

Naturlandschaften, seine Lebensräume<br />

und Bräuche besteht. Alle, die am Projekt<br />

beteiligt waren und sind, haben bisher super<br />

Arbeit geleistet, insbesondere die Autorin<br />

Kathrin Gschleier und die Illustratorin<br />

Evi Gasser. Aktuell ist die „Heimatmappe“<br />

für die Mittelschüler*innen in Ausarbeitung.<br />

Mobilität im Pustertal<br />

Olympia wirft seine Schatten voraus. Das<br />

Land möchte bis 2026 nicht nur die Riggertalschleife<br />

fertigstellen, um den Zugverkehr<br />

von und ins Pustertal zu verbessern.<br />

Es plant auch den Ausbau einiger Straßenabschnitte,<br />

zum Teil in untragbaren<br />

Dimensionen. Der Heimatpflegeverband<br />

und mehrere andere Organisationen haben<br />

immer wieder zur Vernunft aufgerufen<br />

und kleinere Projekte als Alternative<br />

vorgeschlagen. Zum Teil ist es tatsächlich<br />

gelungen, Monsterbauten zu verhindern.<br />

Beispiel Antholz: Hier war bei der Einfahrt<br />

ins Tal ein Kreisverkehr mit darüberliegender<br />

Straße als regelrechte Talsperre<br />

geplant, der durch die HPV-Initiative und<br />

aufgrund des Widerstandes der Bevölkerung<br />

zurückgenommen wurde. Nun ist ein<br />

einfacher Kreisverkehr mit Bypässen vorgesehen.<br />

Auch der Bau einer Umfahrung<br />

von Toblach mit Olympiageldern scheint<br />

nach heftiger Kritik abgewendet zu sein.<br />

Bei den derzeit im Bau befindlichen Umfahrungen<br />

von Percha und Kiens hat der<br />

HPV die landschaftsfressenden Kreuzungen<br />

kritisiert. Nun werden sie anders<br />

geplant. Leider noch nicht gefruchtet haben<br />

die Proteste gegen einen doppelstöckigen<br />

Kreisverkehr bei Olang.<br />

Bobbahn ade!<br />

Und nochmal Olympia: Nach langem Beharren<br />

wurde der Plan, die alte Olympia-<br />

Bob- und Rodelbahn in Cortina zu erneuern<br />

und dafür rund 100 Millionen Euro (bisweilen<br />

war auch von 150 Millionen die Rede)<br />

auszugeben, doch noch verworfen. Wiederholt<br />

hatten sich Umwelt- und alpine Organisationen,<br />

darunter auch der Heimatpflegeverband,<br />

gegen dieses Mammutprojekt<br />

ausgesprochen. Doch die Organisatoren<br />

wollten nichts von einer Alternative wissen.<br />

Diese bestünde im Ausweichen auf eine andere<br />

Bahn ganz in der Nähe, zum Beispiel<br />

in Igls. Am Ende spielte das Schicksal den<br />

Richter: Bei der Ausschreibung der Arbeiten<br />

meldeten sich schlichtweg keine Firmen,<br />

die das Projekt übernehmen wollten.<br />

Kein Lift am Klein-Gitsch<br />

Schon ziemlich lange gibt es ein Projekt<br />

zur Erweiterung des Skigebietes Gitschberg-Jochtal.<br />

Es sieht die Errichtung einer<br />

neuen Umlaufbahn und von neuen<br />

Skipisten in einer extrem sensiblen und<br />

exponierten Lage am Rücken des Klein-<br />

Gitsch vor. Trotz negativer Umweltprüfung<br />

hieß die Landesregierung eine Machbarkeitsstudie<br />

gut. Der Dachverband für Natur-<br />

und Umweltschutz, dessen Mitglied<br />

der HPV ist, und der AVS legten dagegen<br />

beim Verwaltungsgericht Bozen Rekurs<br />

ein. Der Staatsrat erklärte diesen tatsächlich<br />

als zulässig und hob die Genehmigung<br />

der Machbarkeitsstudie durch die Landesregierung<br />

auf. Vorerst kann die Natur am<br />

Gitschberg also „aufatmen“.<br />

Finger weg vom Langkofel!<br />

Mitten in der touristischen Hochsaison trafen<br />

sich die alpinen Vereine, darunter der<br />

Heimatpflegeverband Südtirol, am Sella-<br />

KulturFenster 14<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Die Initiativgruppe Nosc Cunfin setzt sich<br />

mit der Bevölkerung, den zuständigen Ämtern<br />

und einigen politischen Gruppierungen<br />

erneut für die Umsetzung einer endgültigen<br />

Unterschutzstellung des Gebietes<br />

rund um die Cunfinböden ein. Damit soll<br />

die geologische Einmaligkeit dieses Naturjuwels<br />

mit seinen Trinkwasserquellen frei<br />

von neuen Erschließungen für die nächsten<br />

Generationen bewahrt bleiben. Unterstützt<br />

wird die Initiativgruppe von zahlreichen<br />

Verbänden, darunter auch dem<br />

Heimatpflegeverband Südtirol. Die Südtiroler<br />

Landesregierung hat im September<br />

<strong>2023</strong> die Unterstützung für einen Partizipationsprozess<br />

in den betroffenen Gemeinden<br />

beschlossen, mit dem Ziel einer<br />

Unterschutzstellung. Seit 2. Oktober steht<br />

nun eine Petition zur Unterschutzstellung<br />

der Langkofelgruppe samt den beiden Naturdenkmälern<br />

Cunfinböden und Steinerne<br />

Stadt online. Bis Mitte November wurden<br />

bereits über 48.000 Unterschriften (!) gesammelt.<br />

Bleibt zu hoffen, dass dieser erneute<br />

Versuch, die Cunfinböden zu retten,<br />

endlich gelingt.<br />

Grüne Flagge für Initiative<br />

„Baumgart“<br />

Für die Initiative „Baumgart“ wurde den Initiatoren, darunter dem Heimatpflegeverband,<br />

<strong>2023</strong> die Grüne Flagge überreicht. Foto: A. Hilpold<br />

joch, um aufzuzeigen: So geht es nicht!<br />

Denn: Seit Mai liegt für den alten Korblift<br />

vom Sellajoch auf die Langkofelscharte ein<br />

Ausbauprojekt vor. Geplant ist eine Kabinenbahn<br />

mit doppelter Personenkapazität, riesigen<br />

Betonträgern und einer Bergstation,<br />

die viermal so groß ist wie die aktuelle. Dabei<br />

fehlt es bereits jetzt auf der Langkofelscharte<br />

an Platz und in der dort gelegenen<br />

Toni-Demetz-Hütte an Wasser. Nach dem<br />

Treffen am Sellajoch passierte vorerst nichts.<br />

Im Moment ist Schnee über das Thema gefallen.<br />

Aber der HPV wird am Ball bleiben.<br />

Lahner Alm: Kein Forstweg<br />

Die Lahner Alm in Prettau im Ahrntal sollte<br />

durch einen Forstweg erschlossen werden,<br />

obwohl bereits eine Materialseilbahn<br />

besteht. Rund 850 Meter lang, bis zu 34<br />

Prozent steil und rund 400.000 Euro teuer<br />

sollte der Weg sein, wobei die öffentliche<br />

Hand einen Großteil der Kosten zu tragen<br />

hätte. Die zuständigen Ämter lehnten das<br />

Projekt ab, u. a. aus landschaftsästhetischen<br />

Gründen und wegen der Murengefahr.<br />

Das ist eine klare Begründung, die<br />

aber in der Landesregierung zunächst nicht<br />

geteilt wurde. Selbst als der Heimatpflegeverband<br />

gemeinsam mit dem AVS und<br />

dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz<br />

eine Stellungnahme dazu abgab<br />

und die Verbände auch von der damaligen<br />

Landesrätin Maria Hochgruber<br />

Kuenzer angehört wurden, änderte sich<br />

scheinbar nichts. Dann, als die Landesregierung<br />

über das Projekt abstimmen sollte,<br />

wurde die Abstimmung vertagt. Man hatte<br />

in den Dokumenten verschwiegen, dass es<br />

sich um ein Natura-2000-Gebiet handelt.<br />

Als dieser „Fehler“ ausgebessert war, der<br />

erneute Genehmigungsversuch. Und das<br />

überraschende Ergebnis: Abgelehnt, aufgrund<br />

sachlicher Überlegungen und fachlich<br />

fundierter Expertisen.<br />

48.000 Unterschriften für<br />

Cunfinböden<br />

Nachdem der Heimatpflegeverband 2022<br />

für seinen Beitrag zur Erhaltung des traditionellen<br />

Waal-Bewässerungssystems auf<br />

der Malser Haide mit der Grünen Flagge<br />

von Legambiente ausgezeichnet worden<br />

war, wurde die Auszeichnung in diesem<br />

Jahr den Promotoren der Initiative „Baumgart“<br />

zuerkannt, zu denen auch der<br />

HPV gehört. Diese Initiative möchte die<br />

landwirtschaftliche Kulturform der Streuobstwiesen<br />

in Südtirol in all ihren Facetten<br />

aufwerten, und zwar hinsichtlich ihres<br />

kulturellen, kulinarischen, ästhetischen,<br />

ökonomischen und ökologischen Wertes.<br />

Gemeinderat folgte<br />

Heimatpfleger*innen<br />

Steter Tropfen höhlt bekanntermaßen den<br />

Stein. Und so ist es wohl auch der Überzeugungskraft<br />

und der Beharrlichkeit von<br />

Terlaner Bürger*innen sowie des Vereine<br />

für Kultur und Heimatpflege zu verdanken,<br />

dass die Ausweisung eines rund fünf<br />

Hektar großen landwirtschaftlichen Kulturgrundes<br />

als Gewerbegebiet in Siebeneich<br />

vorerst vom Tisch ist. Konkret ging es um<br />

den Ladesäulenhersteller Alpitronic, der<br />

auf dieser Fläche seinen neuen Firmensitz<br />

errichten möchte. Das Problem ist<br />

nicht das Unternehmen selbst, sondern<br />

die Flächenversiegelung, die dort stattfinden<br />

würde – in einem Gebiet, wo bislang<br />

Biowein angebaut wird, wo in der Nähe das<br />

Trinkwasser für ganz Terlan gefasst wird,<br />

wo Menschen wohnen und wo der Verkehr<br />

jetzt schon durch Engstellen muss. Der<br />

Gemeinderat hatte sich zwar schon zweimal<br />

gegen die Umwidmung ausgesprochen,<br />

die Stimmung hatte sich aber auch<br />

aufgrund des Einwirkens von Bürgermeister<br />

Hans Zelger letzthin in Richtung Zustimmung<br />

bewegt. Auch die Landesregierung<br />

wollte an der Umwidmung festhalten<br />

und hier im Zweifelsfall ein Gewerbegebiet<br />

von Landesinteresse auszuweisen. Allerdings<br />

sollte der Gemeinderat noch einmal<br />

entscheiden. Das geschah im Oktober.<br />

Es war eine geheime Abstimmung, in<br />

der sich zeigte, dass man mit schlüssigen<br />

Argumenten auch etwas bewirken kann:<br />

14:4 gegen eine Umwidmung.<br />

HPV<br />

KulturFenster 15<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


informiert & reflektiert<br />

„Tradition muss sich verändern“<br />

Designer Martino Gamper über das traditionelle Handwerk und seine Zukunft<br />

Um die Handwerksberufe langfristig attraktiv zu halten, seien Kreativität und Freiheit im<br />

Schaffen wichtige Voraussetzungen, betonte der renommierte Designer Martino Gamper<br />

vor dem gut gefüllten Saal am lvh­Sitz.<br />

Foto: Daniela Donolato<br />

In Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsverband<br />

Handwerk und Dienstleister (lvh),<br />

der Architekturstiftung Südtirol und der Fakultät<br />

für Design und Künste lud der Heimatpfl<br />

egeverband Südtirol Ende November<br />

zu einem Themenabend. Das Motto:<br />

„Handwerk zwischen Tradition und Design“.<br />

Der Themenabend am lvh-Sitz war ein<br />

Höhepunkt im Rahmen des HPV-Jahresthemas<br />

<strong>2023</strong>, das sich dem Handwerk<br />

widmet. Unter anderem wurde die Social-Media-Reihe<br />

„Made in Südtirol“ des<br />

Heimatpflegeverbandes vorgestellt. Es<br />

handelt sich um eine Auswahl an Kurzfi<br />

lmen, welche die faszinierende Vielfalt<br />

des Handwerks einer breiten Öffentlichkeit<br />

näherbringen sollen. Auch wurde über<br />

die Zukunft des traditionellen und innovativen<br />

Handwerks diskutiert.<br />

Mit Spannung erwartete das Publikum<br />

den Vortrag des renommierten Designers<br />

Martino Gamper aus Meran. Der in London<br />

ansässige gelernte Tischler wurde<br />

erst kürzlich vom britischen Königshaus<br />

für seine Verdienste um das Design mit<br />

dem Titel „Offi cer of Order of the British<br />

Empire“ ausgezeichnet. In seinem Vortrag<br />

beleuchtete Gamper das Verhältnis<br />

von Handwerk, Design und Kunst. Das<br />

„KulturFenster“ bat ihn anschließend<br />

zum Interview.<br />

KulturFenster: Man liest immer wieder,<br />

„Martino Gamper bewegt sich zwischen Design<br />

und Kunst“. Aber welche Bedeutung<br />

hat der Handwerker in Martino Gamper?<br />

Martino Gamper: Ich bin mit dem Handwerk<br />

ins Berufsleben gestartet. Danach<br />

habe ich mich für ein paar Jahre komplett<br />

davon entfernt und mit der Kunst zugewandt,<br />

was mir gut getan hat. Später bin<br />

ich dann über das Design wieder zu meinen<br />

Wurzeln zurückgekehrt. Denn durch<br />

meine handwerklichen Fähigkeiten konnte<br />

ich das, was ich designt hatte, selbst umsetzen,<br />

während sich viele Kolleg*innen für<br />

„Made in Südtirol“<br />

die Umsetzung oft an Handwerker*innen<br />

wenden mussten. Insofern habe ich den<br />

Bezug zum Handwerk nie verloren. Als<br />

Handwerker ist man in der Regel der Ausführende,<br />

als Designer der Kreative. Ich<br />

sehe mich mittlerweile in beidem.<br />

KF: Sie sind auch Künstler, stellen gerade<br />

im Haus der Kunst in München aus. Worin<br />

besteht der Unterschied zwischen Handwerk,<br />

Design und Kunst? Und wo liegen<br />

deren Berührungspunkte?<br />

Gamper: Kunst ist irrational. Man kann sie<br />

nicht erklären. Man braucht sie nicht. Vordergründig<br />

zumindest nicht. Handwerk hingegen<br />

ist etwas sehr Rationales. Es produziert<br />

Gegenstände, die gebraucht werden<br />

oder für die ein Auftrag erteilt wird. Das Design<br />

liegt irgendwo dazwischen. Es sucht<br />

auf kreative Weise nach Lösungen, es gestaltet,<br />

es entwickelt weiter. Alle drei Ausdrucksformen<br />

haben zudem unterschiedliche<br />

Märkte, sprechen also unterschiedliche<br />

Gruppen an. Der wichtigste Berührungspunkt<br />

liegt in der gegenseitigen Inspiration.<br />

Als Designer lasse ich mich beispielsweise<br />

Sehr sehenswert<br />

sind die Kurzfi lme<br />

über das Handwerk<br />

in Südtirol.<br />

Foto: HPV<br />

Kurzfi lme auf YouTube zeigen Faszination des Handwerks<br />

Die für Social Media produzierten Kurzfilme haben eine Laufzeit von sieben bis acht<br />

Minuten. Der Bozner Filmemacher Thomas Tutzer hat sie gedreht und geschnitten<br />

und es geschafft, mit seiner offenen Herangehensweise authentische Porträts der<br />

Handwerker*innen zu zeichnen. Wir erleben diese in ihren Werkstätten und in ihrem<br />

vertrauten Umfeld, während sie über ihre Motivation, ihre Arbeit und ihre täglichen<br />

Herausforderungen sprechen. Seit dem 22. November sind die Filme über<br />

den YouTube-Kanal des Heimatpflegeverbandes einsehbar: https://www.youtube.<br />

com/c/Heimatpfl egeverbandSüdtirol<br />

Die bisher Porträtierten sind: die Goldschmiedin Priska Pipperger aus Toblach, der<br />

Bildhauer und Künstler Egon Digon aus St. Ulrich, der Bäcker Ivo De Pellegrin aus<br />

Meran, der Wärmepumpenhersteller Martin Sulser aus Lana, der Blasinstrumentenbauer<br />

Peter Oberrauch aus Eppan, der Lederhosenhersteller Norman Ventura<br />

aus Salurn, der Schuhmacher Simon Volgger aus St. Leonhard/Passeier und die<br />

Trachtenschneiderin Helga Trenkwalder aus Sterzing.<br />

KulturFenster 16<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

von der Kunst inspirieren, als Handwerker<br />

vom Designer und umgekehrt.<br />

KF: Ihr bekanntestes Projekt „100 Chairs<br />

in 100 Days and Its 100 Ways“ beschäftigt<br />

sich mit einer neuen Formgebung von<br />

ausrangierten Stühlen. Heute würde man<br />

von Upcycling sprechen. Welche Bedeutung<br />

hat dieses Upcycling in Ihrer Arbeit<br />

als Designer?<br />

Gamper: Bei den Stühlen habe<br />

ich mir zu Beginn nicht die<br />

Nachhaltigkeitsfrage gestellt.<br />

Eher ging es mir darum<br />

eine Antwort auf die Frage<br />

zu fi nden: Was kann aus<br />

einem Stuhl entstehen,<br />

der als Sitzmöbel konzipiert<br />

wurde, als solches<br />

aber nicht mehr gebraucht<br />

wird? Gegenständen eine neue<br />

Wertigkeit zu geben, eine neue Geschichte<br />

über sie zu erzählen oder sie weiterzuerzählen,<br />

das war und ist mein Ansinnen.<br />

Aber ja, es ist auch eine Form von<br />

Upcycling, das ich im Übrigen für sehr<br />

wichtig halte. Gegenstände verlieren ja<br />

nicht ihre Wertigkeit, nur weil sie als solche<br />

nicht mehr gebraucht werden.<br />

KF: Gibt es eine alpenländische Handwerkstradition,<br />

und wenn ja, woran erkennt<br />

man sie?<br />

Gamper: Ja, die gibt es. Charakteristisch<br />

dafür sind zum Beispiel die Materialien<br />

wie Holz, Stein oder das Schmiedeeisen.<br />

Kennzeichnend ist auch, dass es sich vielfach<br />

um Objekte und Produkte handelt,<br />

die dem bäuerlichen und kirchlichen Bereich<br />

zugeschrieben werden. Man muss<br />

allerdings bedenken, dass die Alpen eine<br />

sehr große Spannbreite haben, zum Teil<br />

sehr unterschiedliche Kulturen umfassen<br />

und die Tradition durch den Tourismus<br />

und die Globalisierung beeinfl usst wird.<br />

Insofern ist die alpenländische Handwerkstradition<br />

nichts Fixes, sie verändert sich.<br />

KF: Ist das positiv?<br />

Gamper: Tradition muss sich verändern,<br />

sonst ist sie tot. Es ist wichtig, dass wir als<br />

Gesellschaft uns für neue Ideen, neue Geschichten<br />

öffnen … Tradition ist immer etwas<br />

Überliefertes, das von Generationen zu Generation<br />

weitergegeben und entsprechend<br />

auch Veränderung erfahren muss. Ansonsten<br />

geht sie eben nicht weiter. Sie stirbt.<br />

Isch des die schtille Zeit?<br />

Gor moncher frógg sich, wos des soll,<br />

die Städte sein va Leit gonz voll,<br />

übroll Glonz und Liachterkêttn,<br />

ols wenn mir koana ondra Sorgn hêttn.<br />

Menschn suachn, Menschn rennen,<br />

um die Gschenke olla zu fennen,<br />

drbei drstêllt sich gor niamat vor,<br />

des oanfoche Lêbm vor 2000 Johr.<br />

Weihnochtn konn man a verschtian,<br />

una durch an groaßn Rumpl zu giahn,<br />

die Ruah erlêbm una der gonzn Prócht,<br />

do kimb nor Freida au af die hl. Nócht.<br />

Wer in Zaubr der Schtille kennt,<br />

nêt freidlos durch die Gêgnd rennt,<br />

lót Besinnung und Freida oanfoch zua,<br />

und insra Herzn fennen die Weihnochtsruah<br />

habe eine hohe Qualität, aber wenige<br />

Handwerker*innen würden ihre eigene<br />

Sprache entwickeln. Was verstehen Sie<br />

unter dieser eigenen Sprache?<br />

Gamper: Ich komme nochmal auf meine<br />

Antwort zu Beginn des Interviews zurück:<br />

Handwerker*innen betrachten sich meist<br />

als die ausführenden Kräfte. Sie tun also<br />

das, was ihnen vorgegeben wird oder<br />

was der Markt verlangt. Auf diese Weise<br />

ist ihnen in der Vergangenheit<br />

das Gestalterische ein wenig<br />

abhandengekommen.<br />

Ich finde, dass mittlerweile<br />

zu viel von Gleichem<br />

und zu wenig von Gestaltetem auf<br />

den Markt kommt.<br />

KF: Welche Zukunft ist dem Handwerk<br />

also beschert?<br />

Gamper: Wenn es gelingt, das Schaffen<br />

wieder mehr ins Handwerk einzubeziehen,<br />

Kreativität und Ausdruckskraft in die Arbeit<br />

einfl ießen zu lassen, dann hat es eine<br />

Zukunft. Es geht darum, die eigene Identität<br />

zu entwickeln, wieder mehr Einmaliges<br />

zu schaffen. Allerdings können wir diese<br />

Entwicklung nicht vorgeben. Innovation<br />

muss einfach passieren. Wir als Gesellschaft<br />

müssen sie zulassen.<br />

Interview: Evi Brigl/Edith Runer<br />

Als Designer lasse ich mich von der Kunst inspirieren,<br />

als Handwerker vom Designer und umgekehrt.<br />

Martino Gamper<br />

Anna Steinacher<br />

KF: Sie sagten in einem Interview einmal,<br />

Südtirols traditionelles Handwerk<br />

KulturFenster 17<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


informiert & reflektiert<br />

Schorn, Wotscher und Lechen<br />

Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (12)<br />

Der von einer Trockenmauer umgebene „Wotscher“ unterhalb des Ortskernes von Siffi an<br />

Foto: Johannes Ortner<br />

Im „KulturFenster“ 04/<strong>2023</strong> wurden die beiden<br />

Flächenmaße Tagmahd und Mannmahd<br />

vorgestellt. In dieser Ausgabe folgen weitere<br />

Flurnamen, die auf besondere Besitzverhältnisse<br />

zurückgeführt werden können.<br />

Schorn<br />

Dieser Hof- und Flurnamentyp hat zwei getrennte<br />

Verbreitungsareale in Südtirol: Einerseits<br />

ist er am Regglberg anzutreffen,<br />

andererseits verstärkt im mittleren Pustertal.<br />

Beispiele aus dem Südosten Südtirols:<br />

der Schorhof in Lerch (Aldein), die Waldfl<br />

ur Schorn im Bereich der Trudner Bergwiesen<br />

und die Schornwiese südlich vom<br />

Moser in Deutschnofen.<br />

Beispiele aus dem mittleren Pustertal: Die<br />

Brunecker Adressenbezeichnung Schornstraße,<br />

Feldfl uren namens Schorn in Reiperting<br />

und Stefansdorf, das Feld Schorn<br />

zwischen Nieder- und Mitterolang sowie<br />

jeweils ein Waldstück Tschorn oberhalb<br />

von Taisten und bei Welsberg.<br />

Der Name „Schorn“ leitet sich vom althochdeutschen<br />

Substantiv *skãra „Abteilung,<br />

Schar; Heerschar“ ab, dies zum althochdeutschen<br />

Verb skãran „abtrennen, abteilen“.<br />

Man kann gut die Verwandtschaft<br />

zu den Wörtern „scheren“, „Schere“ und<br />

„Schar“ (i.S. von etwas Abgeteiltem) heraushören.<br />

Bei den „Schorn-Fluren“ handelt<br />

es sich also um ein von einem größeren<br />

Besitz abgetrenntes Stück Land, Wald<br />

oder Feld.<br />

Wotscher<br />

Schorn (Bruneck), Franziszeische Katastermappe 1855–61<br />

Werfen wir zunächst einen Blick auf die<br />

Verbreitung dieses auffälligen Flurnamens<br />

in Südtirol: In Algund gibt es ein Weingut<br />

namens Wotscherle, während der Wotscher<br />

in Siffi an einen mit einer schönen<br />

Trockenmauer begrenzten früheren Kornacker<br />

bezeichnet. In Mittewald (Franzensfeste)<br />

trägt eine Waldfl ur den Namen Wotscher<br />

mit den Ableitungen Wotschergraben,<br />

Wotscherwald, Wotscherprantl und Wotscherkopf.<br />

Eine ausgedehnte Feldfl ur namens<br />

Wotsche liegt zwischen Toblach und<br />

Niederdorf.<br />

Auf den ersten Blick scheint der Flurnamentyp<br />

Wõtscher (mit langem /o/) nicht<br />

mit dem Schorn im Zusammenhang zu<br />

KulturFenster 18<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

stehen. Auf den zweiten Blick aber schon:<br />

Der Name Wotscher bzw. Woutscher (standardisiert<br />

„Watscher“) setzt sich aus den<br />

Wortbestandteilen swâs „zum Haus gehörig“<br />

(vgl. dazu das Wort Geschwister)<br />

und *skãra „Abgetrenntes“ zusammen,<br />

dies ergibt zusammengenommen *swâsskara<br />

„Eigenland; ausgeschiedenes, ausgenommenes<br />

Grundstück“. Mit Wotscher<br />

wurde also eine Art Eigenland bezeichnet,<br />

auf dem ein geringer Pfarrzehent lastete.<br />

Wotsche bei Neunhäusern (Gem. Toblach), Franziszeische Katastermappe 1855–1861<br />

Lechnern (Wies­, Rinlehen, Lehn) in Ridnaun, Franziszeische Katastermappe 1855–1861<br />

Lehen<br />

Im süddeutschen Raum ist der Hof- und<br />

Flurname Lehen (mundartliche Varianten<br />

lauten Leachn, Leadn und Learn) sehr häufi<br />

g, wovon sich auch der Familienname<br />

Lechner ableitet.<br />

In Südtirol stoßen wir auf zahlreiche Varianten<br />

dieses Namens. Einige Beispiele:<br />

der Weiler Lechnern in Ridnaun, die Alm<br />

afn Leadn in Vöran (1359 in dem Lehen),<br />

die Hofnamen Learn in Aldein, Deutschnofen<br />

und Barbian, die Wiesenfl ur Learn<br />

beim Untertrasoar in Völser Ried sowie der<br />

Planigler Learn in Latzfons.<br />

Als Lehen wird allgemein ein „verliehenes“<br />

Gut oder Grundstück bezeichnet. Lehensherren<br />

waren in der Regel Adelige oder<br />

Geistliche, Lehensnehmer persönlich freie<br />

Bauern, die ihr Gut nach dem Recht der<br />

Erbpacht bewirtschafteten.<br />

Johannes Ortner<br />

VOLKSKULTUR IM RUNDFUNK<br />

Jeden Donnerstag von 18.05 bis 19 Uhr und jeden Samstag von 11.05 bis 12 Uhr<br />

Unser Land – Kultur und Natur in Südtirol<br />

Gestaltung und Moderation: Heike Tschenett, Barbara Wiest<br />

21. / 22. <strong>Dezember</strong>: Ein langes Leben für die Volksmusik: Prof. Walter Deutsch ist 100!<br />

Gespräch mit dem Jubilar über sein Leben und die Bedeutung der Volksmusik.<br />

Mit Heike Tschenett<br />

18. / 20. <strong>Dezember</strong>: Die Hofer Moidl aus Prettau und ihre Krippen<br />

Wie die Prettauer Moidl zur Krippenschnitzerin wurde und eine unglaubliche<br />

Krippengeschichte.<br />

Mit Heike Tschenett<br />

Jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />

Dahoam in Tirol<br />

Dialekte, liebgewonnene oder<br />

längst vergessene Tiroler<br />

Bräuche, Plaudereien<br />

Jeden letzten Donnerstag im Monat<br />

Unser Land – Alpin mit Judith Edler und Thomas Hainz<br />

KulturFenster 19<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


informiert & reflektiert<br />

Der Strohstern<br />

Ein naturverbundener Christbaumschmuck<br />

Stroh war einst in unseren<br />

Breiten in Fülle vorhanden.<br />

Es diente zum Eindecken von<br />

Stadeldächern, zum Füllen<br />

von Betten und als Streu im Viehstall.<br />

Kein Wunder, dass dieses günstige Material<br />

auch Eingang in Bräuche gefunden hat.<br />

Das Strohhalmlegen<br />

Zum Erntedank wurden Strohkränze gewunden,<br />

in Winter- und Fasnachtsbräuchen<br />

waren Strohmänner unterwegs. Feuerbräuche<br />

kamen nicht ohne Stroh aus, und an<br />

Weihnachten fehlte es auch nicht. So ist<br />

das Jesuskind auf vielen Darstellungen in<br />

eine Krippe gelegt, die mit Stroh ausgedeckt<br />

ist. Im Alpenraum zählte auch das<br />

Strohhalmlegen, das heute beinahe ausgestorben<br />

ist, zu den vorweihnachtlichen<br />

Bräuchen. In der Vorfreude auf Weihnachten<br />

wurde am ersten Adventssonntag eine<br />

leere Krippe aufgestellt, und bis Weihnachten<br />

durften Kinder diese mit Strohhalmen<br />

füllen. Der Brauch wurde, wie andere adventliche<br />

Bräuche, pädagogisch eingesetzt.<br />

Das Ziel war es, die Kinder zu artigem Verhalten<br />

zu erziehen und gleichzeitig dafür<br />

zu sorgen, dass das Jesuskind am Heiligabend<br />

auf das Stroh in die Krippe gelegt<br />

werden kann.<br />

Garn verwendet, später auch Goldfäden.<br />

In den 1970er-Jahren erschienen in den<br />

Zeitschriften noch Anleitungen zum Anfertigen<br />

von Sternen, Kugeln und Krippenfi -<br />

guren aus Stroh oder Ährengeflechten<br />

für den Erntedank. Heute werden Strohsterne<br />

häufig aus China importiert. Auf<br />

Christkindl märkten werden manchmal<br />

auch noch selbstgebastelte Sterne angeboten,<br />

wenngleich das Stroh heute eher<br />

Mangelware ist.<br />

Im Vermittlungsprogramm mehrerer Museen<br />

in Deutschland oder im Strohmuseum<br />

in der Schweiz wird in der Adventszeit das<br />

Herstellen von Strohsternen noch angeboten,<br />

nicht zuletzt auch als Alternative<br />

zum kommerziellen Weihnachtsschmuck<br />

aus ökologisch bedenklichen Materialien.<br />

Barbara M. Stocker<br />

Schmuck armer Leute<br />

Daneben wurde Stroh auch benutzt, um<br />

weihnachtlichen Schmuck herzustellen.<br />

Doch der Strohschmuck ist nie so bekannt<br />

geworden wie der Christbaumschmuck aus<br />

hochwertigen Materialien wie Glas oder Silber.<br />

Auch in Büchern zur Geschichte der<br />

Weihnachtsdekorationen sind die Strohsterne<br />

meist gar nicht erwähnt, vielleicht,<br />

weil sie der Schmuck armer Leute waren.<br />

Die langen Strohhalme boten sich für das<br />

Herstellen von Sternen bestens an. Aufgrund<br />

ihrer Zerbrechlichkeit brauchte es<br />

natürlich viel Können und Geschick für<br />

den Umgang mit den Halmen. Um ihr Brechen<br />

zu verhindern, mussten sie zuerst<br />

für mehr als eine Stunde in Wasser eingeweicht<br />

werden. Strohsterne wurden nur<br />

mit feuchten Halmen hergestellt, die geritzt<br />

und oft auch gebügelt wurden, je nach<br />

Muster. Zum Binden wurde ungefärbtes<br />

Strohsterne symbolisieren den Stern von<br />

Bethlehem.<br />

Fotos: Barbara M. Stocker<br />

20<br />

KulturFenster 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Freie Fahrt am Brenner:<br />

In welcher Welt lebt Salvini?<br />

Heimatpflegeverband fordert Solidarität<br />

mit Autobahnanrainern und Nordtirol<br />

Der italienische Verkehrsminister hat im<br />

Oktober auf dem Brenner gegen die Tiroler<br />

Transitverkehrsmaßnahmen protestiert.<br />

Statt vor dem Europäischen Gerichtshof für<br />

noch mehr Transitverkehr zu klagen, sollte<br />

Minister Salvini endlich seine Regierungsverpflichtungen<br />

zum Klimaschutz umsetzen.<br />

2022 haben 2,48 Millionen LKW den Brenner<br />

gequert, Tendenz steigend. Fast ein<br />

Drittel davon ist laut Mobilitätsplan 2035<br />

Umwegverkehr. Von den Straßengüterfahrzeugen,<br />

die den inneren Alpenbogen (Fréjus<br />

bis Brenner) queren, tun das mehr als die<br />

Hälfte am Brenner. Und bis 2040 soll das<br />

Verkehrsvolumen auf der A22 trotz Inbetriebnahme<br />

des Brennerbasistunnels im<br />

Jahr 2032 gemäß Mobilitätsplan um nur<br />

10,7 Prozent sinken. „Da fragt man sich<br />

schon, in welcher Welt Minister Salvini eigentlich<br />

lebt, wenn er am Brenner für freie<br />

Fahrt für LKW demonstriert“, meint HPV-<br />

Obfrau Claudia Plaikner. „Wenn sich an der<br />

Situation nichts ändert, wird die Brennerautobahn<br />

auf Jahrzehnte hinaus Mensch<br />

und Umwelt zwischen Kufstein und Verona<br />

weiterhin belasten.“<br />

Wenn sich an der Situation<br />

nichts ändert, wird die Brennerautobahn<br />

auf Jahrzehnte hinaus<br />

Mensch und Umwelt zwischen<br />

Kufstein und Verona weiterhin<br />

belasten.<br />

Claudia Plaikner<br />

Die Forderungen<br />

Stoßstange an Stoßstange geht es die Autobahn entlang. Will Minister Salvini tatsächlich<br />

die Klimavorgaben erreichen, ohne an diesem Zustand etwas zu ändern? Foto: pixabay<br />

Der Verkehr ist in Italien der einzige Bereich,<br />

in dem die CO 2<br />

-Emissionen seit 1990 nicht<br />

abgenommen, sondern bis 2022 sogar um<br />

zehn Prozent zugenommen haben. 90 Prozent<br />

dieser Emissionen stammen aus dem<br />

Straßenverkehr. Nur fünf Prozent des verkehrsbedingten<br />

Energieverbrauchs Italiens<br />

stammen aus erneuerbarer Energie (grünem<br />

Strom). Die Forderung Salvinis nach<br />

freier Fahrt für fossil betriebene LKW geht<br />

daher klar in die falsche Richtung.<br />

Minister Salvini sollte die Realität und die<br />

eigenen Verpflichtungen zum Klimaschutz<br />

zur Kenntnis nehmen und endlich Maßnahmen<br />

zur Senkung der Stickstoffdioxidbelastung<br />

längs der Brennerachse angehen.<br />

Die Überschreitung der NO 2<br />

-Grenzwerte<br />

(derzeit 40 µg/m³) an allen Messstellen der<br />

A22 ist seit 2010 von Landes- und Staatsstellen<br />

eindeutig erhoben worden und besteht<br />

nach wie vor.<br />

Um die Emissionsgrenzwerte einhalten zu<br />

können, sind folgende Maßnahmen unbedingt<br />

notwendig:<br />

» eine Mengenbegrenzung der Fahrten<br />

insgesamt,<br />

» eine Geschwindigkeitsbegrenzung für<br />

PKW,<br />

» neue Anstrengungen zur Verlagerung<br />

des Schwerverkehrs auf die Schiene,<br />

» Senkung des Umwegverkehrs über<br />

den Brenner,<br />

» Abbau der Subventionierung des Dieseltreibstoffes<br />

für Frächter.<br />

In diesem Sinn fordert der Heimatpflegeverband<br />

Minister Salvini und die italienische<br />

Regierung auf, die rechtswidrige Blockadepolitik<br />

in Sachen Luftverschmutzung<br />

an der A22 zu beenden und alle zweckdienlichen<br />

Maßnahmen zur schnellstmöglichen<br />

Senkung der NO 2<br />

-Belastung längs<br />

der A22 anzuordnen. An die Südtiroler Politik<br />

richtet der Heimatpflegeverband den<br />

Appell, nicht nur zu „Vermittlungen“ zwischen<br />

Salvini und Tirol aufzurufen, sondern<br />

die Maßnahmen des Bundeslandes<br />

Tirol wie Nachtfahrverbot, Blockabfertigung,<br />

Geschwindigkeitsbegrenzungen<br />

u. a. m. aktiv und deutlich zu unterstützen.<br />

HPV<br />

KulturFenster 21<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


hinausgeblickt<br />

Speicherbecken: Wald in Gefahr<br />

Informationsveranstaltung des Vereines für Kultur und Heimatpflege,<br />

der Umweltgruppe und des AVS Kaltern<br />

Landschaftsplan Kaltern<br />

spricht andere Sprache<br />

Die große Anzahl der Teilnehmer*innen am Infoabend zeigt, wie sehr der Bevölkerung das<br />

Thema der Speicherbecken im Altenburger Wald unter den Nägeln brennt.<br />

Foto: T. Benedikter<br />

Ausgerechnet im Altenburger Wald nahe<br />

der als Schutzgebiet ausgewiesenen Rastenbachklamm<br />

will die Gemeinde Kaltern<br />

zwei große Speicherbecken für Bewässerungszwecke<br />

errichten und dafür gesunden<br />

Buchen­ und Mischwald roden lassen.<br />

In dieses bei Einheimischen wie Urlaubsgästen<br />

beliebte Naherholungsgebiet sollen<br />

zwei Speicherbecken mit Dammaufschüttung<br />

gegraben werden: das erste „Rastenbach“<br />

mit 6,1 Hektar Fläche, das zweite<br />

„Bärental“ mit 3,8 Hektar. Dazu kommen<br />

zwei weitere im Montiggler Wald und im<br />

Tröpfeltal bei Matschatsch (siehe auch KF<br />

4/23). Mit den Zufahrtswegen müssten 14<br />

Hektar gesunder Buchenwald und Mischwald<br />

dieser Anlage weichen, was von den<br />

Kalterer Umweltvereinen als „größte Umweltzerstörung<br />

seit jeher“ bezeichnet wird.<br />

Nachdem weder die Gemeinde Kaltern<br />

noch die Projektbetreiber (ein Beregnungskonsortium)<br />

die Öffentlichkeit über dieses<br />

schon weit fortgeschrittene Projekt informiert<br />

haben, luden am 11. November die<br />

Umweltvereine von Kaltern zu einem Infoabend<br />

mit Experten. Horst Palla von der<br />

Umweltgruppe Kaltern konnte vor einem<br />

fast gefüllten Vereinssaal mit der klaren<br />

Aussage eröffnen: Die Umweltschützer<br />

seien nicht gegen Speicherbecken, doch<br />

intakten, wertvollen Wald im öffentlichen<br />

Eigentum dafür zu opfern, sei absolut unakzeptabel.<br />

Claudia Plaikner, Obfrau des Heimatpflegeverbandes<br />

Südtirol zitierte aus dem Landschaftsplan<br />

Kaltern: „Eine außerordentlich<br />

bedeutsame Naherholungsfunktion<br />

erfüllt der Altenburger Wald mit seinen<br />

herrlichen Buchenbeständen. Da hier der<br />

gesellschaftliche und touristische Nutzen<br />

der Erholungswaldfunktion unbedingt vorherrschend<br />

ist, muss dieser bei der Waldbewirtschaftung<br />

der absolute Vorrang vor<br />

der reinen Produktionsfunktion eingeräumt<br />

werden.“ Es sei nicht tragbar, so Plaikner,<br />

dass landwirtschaftliche Infrastruktur in geschützte<br />

Waldgebiete gebaut würden statt<br />

auf dem Grund der Nutznießer.<br />

Brigitte Haas wies in Vertretung des Dachverbandes<br />

für Natur und Umweltschutz<br />

auf den ökologischen und klimapolitischen<br />

Wert des Waldes hin. Bewässerung sei nötig,<br />

doch müssten Lösungen im Einklang<br />

mit der Natur gefunden werden. Der Vorsitzende<br />

der Vereinigung der Südtiroler<br />

Biolog*innen, Norbert Dejori, bezeichnete<br />

den Altenburger Wald als schönsten Buchenwald<br />

mit einer im ganzen Land seltenen<br />

Vielfalt von Pflanzenarten.<br />

Speicherbecken im Wald<br />

führt zu Austrocknung<br />

Hier in der Nähe der Rastenbachklamm soll eines der Speicherbecken errichtet werden.<br />

Foto: HPV<br />

Hauptreferent des Abends war Raimund<br />

Rodewald, seit 1992 Geschäftsleiter der<br />

KulturFenster 22<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und<br />

Fachmann für Speicherbecken. Sie seien<br />

eine „monotone, technische, naturfeindliche<br />

und erholungsuntaugliche Infrastruktur“,<br />

für die in Altenburg der völlig falsche<br />

Standort sei. Wildlebensraum werde dadurch<br />

zerschnitten, eine Tierfalle errichtet,<br />

Windwurf provoziert, ein öffentliches Gut<br />

eingezäunt und die CO 2<br />

-Bilanz verschlechtert.<br />

Die landwirtschaftliche Infrastruktur<br />

gehöre in die Landwirtschaftszone, sagte<br />

Rodewald. Es könnten bestehende Grabensysteme<br />

ausgebaut werden mit partieller<br />

Grundwassernutzung als Frostschutzmaßnahme.<br />

Ein Großspeicher im Wald, so<br />

schloss der Schweizer Fachmann, sei unökologisch,<br />

verschlechtere die CO 2<br />

-Bilanz<br />

des Obst- und Weinbaus, führe zur Austrocknung<br />

andernorts und schade dem<br />

Image von Kaltern.<br />

Nun geht es darum, im Dialog mit Bauern,<br />

Projektbetreiber und der Gemeinde<br />

Kaltern für mehr sachliche Information<br />

zu sorgen und das Projekt noch rechtzeitig<br />

zu stoppen.<br />

Thomas Benedikter<br />

Ein Vorgeschmack<br />

auf das, was kommen<br />

könnte: das<br />

derzeit entstehende<br />

Speicherbecken von<br />

Salobbi bei<br />

Castelfondo mitten<br />

im Wald.<br />

Foto: Hanna Battisti<br />

Becken im Wald schaden Ökosystem<br />

Interview mit Raimund Rodewald, Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz<br />

KulturFenster: Dürfen heute in<br />

der Schweiz Speicherbecken wie<br />

jene, die in Kaltern geplant sind,<br />

in intaktem Mischwald errichtet<br />

werden?<br />

Raimund Rodewald: Nein. Wir<br />

haben schon seit 1875 eine Forstgesetzgebung.<br />

Demnach darf die<br />

Waldfläche der Schweiz nicht verkleinert<br />

werden. Die Rodung von Wald,<br />

der nicht der Holznutzung, der Erhaltung<br />

der Biodiversität oder des Schutzwaldes<br />

dient, ist gar nicht zulässig. Bei uns gilt<br />

das Raumordnungsprinzip, dass alles,<br />

was mit Landwirtschaft zu tun hat, in die<br />

Landwirtschaftszone gehört. Wasserspeicher<br />

für die Beregnung werden nur in Kleinformat<br />

in Hofnähe angelegt.<br />

KF: Wenn die Obstwirtschaft solche Bewässerungsspeicher<br />

braucht, könnten<br />

diese Becken auch in der Talsohle angelegt<br />

werden?<br />

Rodewald: Es braucht ein Mix aus verschiedenen<br />

Lösungen, um allen Interessen<br />

nachzukommen. In der Talsohle wäre<br />

es naheliegend, in den bestehenden Wassergräben,<br />

die im Winter bei Hochwasser<br />

wichtig sind, im Sommer Wasser zu speichern.<br />

Man könnte sie zum Teil ausweiten<br />

und so auch für die Bewässerung nutzen.<br />

In der Schweiz werden solche sogenann-<br />

ten Retentionsbecken in Talsohlen angelegt,<br />

weil von dichtbesiedelten und versiegelten<br />

Flächen sehr viel Wasser abgeleitet<br />

werden muss. Man kann an eine kombinierte<br />

Struktur denken, also gewisse kleinere<br />

Speicherbecken am Berg und größere<br />

Retentionsbecken im Tal. Dann muss man<br />

allerdings die Pestizidbelastung im Grundwasser<br />

minimieren. Auch dieses Problem<br />

ist zu lösen.<br />

Wenn man das Wasser im Gebirgswald ableitet<br />

und in großen Becken speichert, führt das<br />

zu einer Austrocknung der Waldböden.<br />

Foto: privat<br />

KF: Anscheinend werden die geplanten<br />

Speicherbecken von Gebirgsbächen oder<br />

Quellen gespeist …<br />

Rodewald: Damit handelt man sich das<br />

nächste ökologische Problem ein, nämlich<br />

durch die Austrocknung anderer Gebiete.<br />

Die natürlichen Bäche versorgen<br />

auch den Wald. Wir haben Studien zur Diffusionswirkung<br />

der steil abfallenden Bäche<br />

untersucht, die für den Gebirgswald<br />

wichtig sind. Wir brauchen eine fl ächendeckende<br />

Befeuchtung der Böden. Wenn<br />

man da das Wasser ableitet und in großen<br />

Becken speichert, führt das zu einer Austrocknung<br />

der Waldböden.<br />

KF: Wäre es besser, mehrere kleinere<br />

Speicherbecken dezentral anzulegen?<br />

Rodewald: Laut aktuellen Studien brauchen<br />

wir in Zukunft mit Sicherheit mehr<br />

Wasser aus Speichern. Das muss multifunktional<br />

organisiert werden, in kleineren<br />

Einheiten, aber nie mit diesen ausbetonierten<br />

oder mit PVC abgedichteten<br />

Becken. Wir müssen eine Kohabitation<br />

zwischen Natur und Landwirtschaft hinkriegen.<br />

Stehendes Wasser kann immer<br />

auch ein Lebensraum sein.<br />

Interview: Thomas Benedikter<br />

KulturFenster 23<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


hinausgeblickt<br />

Drei neue Publikationen<br />

Heimatpfl egeverein Naturns – Plaus<br />

gibt Kirchen- und Dorfführer sowie zwei Bücher heraus<br />

Der Heimatpflegeverein Naturns – Plaus hat<br />

<strong>2023</strong> den Kirchen­ und Dorfführers von Staben<br />

aktualisiert und neu aufgelegt. Darüber<br />

hinaus wurde ein Buch über das frühere<br />

Bergbauernleben sowie ein weiteres über<br />

die Geschichte der Trinkwasserversorgung<br />

am Naturnser Sonnenberg vorgestellt.<br />

Vor 25 Jahren<br />

wurde die Filialkirche<br />

Unsere Liebe<br />

Frau von Staben<br />

von der Pfarrei<br />

Tschars abgetrennt<br />

und der Dekanatspfarrei<br />

Naturns angegliedert.<br />

Und vor<br />

35 Jahren erschien<br />

die Festschrift zur 350-Jahr-Feier der Stabner<br />

Kirche als Dorfbuch und Kirchenführer.<br />

Beides war Anlass für den Heimatpfl egeverein<br />

Naturns – Plaus, in Zusammenarbeit<br />

mit der Pfarrei Naturns und der Fraktion<br />

Staben eine erweiterte Neuauflage des<br />

Kirchen- und Dorfführers herauszugeben.<br />

Die Broschüre wurde am 10. September<br />

<strong>2023</strong> bei der Patroziniumsfeier in Staben<br />

vorgestellt. Sie bietet einen vertieften Einblick<br />

in die kirchlichen Aspekte und die<br />

Auswirkungen des im Oktober 1998 erfolgten<br />

Überganges der Filialkirche Staben<br />

von der Pfarrei Tschars zur Dekanatspfarrei<br />

Naturns. Dokumentiert und durch Fotos<br />

veranschaulicht werden auch die Entwicklung<br />

und die Veränderung des Dorfes<br />

und des Dorfl ebens.<br />

Die Texte des neuen Teiles „Die vergangenen<br />

35 Jahre, Staben 1988 – <strong>2023</strong>“<br />

wurden von der Initiatorin Maria Theresia<br />

Höller Kreidl aus Staben und von Karl<br />

Pircher aus Naturns verfasst. Letzterer<br />

hatte auch die Koordination der Redaktionsgruppe<br />

inne. Der zweite Teil der Broschüre<br />

umfasst den Nachdruck der Festschrift<br />

von 1988.<br />

Die Publikation „Staben – Die Kirche ‚Unsere<br />

Liebe Frau‘ und unser Dorf“ ist sowohl<br />

in der Stabner Kirche als auch im Widum<br />

von Naturns erhältlich.<br />

Erinnerungen an<br />

Leben am<br />

Bergbauernhof<br />

„Das frühere Bergbauernleben<br />

am<br />

Naturnser Sonnenberg“<br />

ist der<br />

Titel eines Buches<br />

von Adolf Fliri. Darin<br />

hat er, wie er<br />

im Vorwort selbst sagt, seine Erfahrungen<br />

aus der Kinder- und Jugendzeit niedergeschrieben.<br />

Ein besonderes Anliegen war<br />

ihm eine genaue Darstellung des Alltags,<br />

wie er sich im Laufe der vier Jahreszeiten<br />

auf seinem Heimathof und auf Nachbarhöfen<br />

am Naturnser Sonnenberg abgespielt<br />

hat. Dabei bezieht sich Adolf Fliri<br />

vorwiegend auf die Zeit Ende der 1950erund<br />

Anfang der 1960er-Jahre, also vor<br />

Beginn des großen Strukturwandels, der<br />

dann auch die Naturnser Bergbauernhöfe<br />

betroffen hat.<br />

Im ersten Teil geht es um den Lebenslauf<br />

am Bergbauernhof: die Geburt, die Bedeutung<br />

der Religion, Kleidung, Gesundheit<br />

und Leben im Alter bis hin zu Gepflogenheiten<br />

beim Ableben. Ein ausführlicher<br />

Bericht über die damalige Schulbildung ergänzt<br />

diesen Teil. Verfasst ist der Bericht<br />

von der Schwester des Autors, der Mundartdichterin<br />

Maria Fliri Gerstgrasser, die<br />

als ehemalige Lehrerin auf Bergschulen<br />

auf viele Erfahrungen zurückblicken kann.<br />

Weitere Abschnitte des Buches sind den<br />

Wohngebäuden und Zubehörgebäuden mit<br />

all ihren „Innenleben“ gewidmet und den<br />

üblichen Arbeiten. Der Autor geht auch<br />

auf die Rolle der Frau für die Selbstversorgung<br />

am Bergbauernhof ein.<br />

Mitunter wagt Adolf Fliri auch einen Vergleich<br />

mit der heutigen Zeit, wobei die<br />

großen Veränderungen besonders deutlich<br />

werden.<br />

Durch die Beschreibung persönlicher Erinnerungen<br />

und das Einfügen mehrerer<br />

Gedichte, verfasst von Maria Fliri Gerstgrasser,<br />

bekommt die Chronik eine ganz<br />

persönliche Note.<br />

Gedicht aus dem Buch<br />

In folgendem Gedicht von Maria Fliri<br />

Gerstgrasser geht es um die Sorge um<br />

die Zukunft des Hofes:<br />

Und so blieb es Liebe<br />

Bauer und Bäuerin<br />

Um Haus und Hof war ihm recht bange,<br />

sie kannten sich wohl noch nicht lange,<br />

besiegelt war die Liebe.<br />

Harte Arbeit, gemeinsame Sorgen,<br />

das Ringen um den Hof von morgen,<br />

da erwachte die Liebe.<br />

Kinderwünsche und Kinderträume,<br />

immer enger werden die Räume,<br />

da erblühte die Liebe.<br />

Selbstverständliche Zufriedenheit,<br />

starker Familiensinn und Freid,<br />

da reifte die Liebe.<br />

Selbstlosigkeit und Verzicht,<br />

das Wissen um die Treuepflicht,<br />

und so bleibt es Liebe.<br />

Geschichte<br />

des Wassers<br />

Im druckfrisch vorliegenden<br />

und am<br />

17. November in<br />

der Bibliothek Naturns<br />

vorgestellten<br />

Buch „Trinkwasserversorgung<br />

und<br />

Feldbewässerung auf den Berghöfen in<br />

Naturns“ befasst sich Autor Adolf Fliri<br />

sowohl mit der Geschichte der Trinkwasserversorgung<br />

für Mensch und Vieh auf<br />

den Berghöfen der Gemeinde Naturns<br />

als auch mit der Feldbewässerung, dem<br />

sogenannten Wasserwôsser.<br />

KulturFenster 24<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Im ersten Teil beschreibt er ausführlich die<br />

einstigen Gegebenheiten des Gebietes mit<br />

den Auswirkungen des schlechten Trinkwassers<br />

und geht auf die frühere Herstellung Leitungsrohre<br />

bzw. Rinnen aus Holz sowie auf<br />

die Leitungsbauweise ein. Es folgt Beschreibung<br />

der Trinkwasserversorgung auf den<br />

Berghöfen am Naturnser Sonnenberg, am<br />

Fuchsberg und am Naturnser Nörderberg.<br />

Im zweiten Teil werden die Verbesserungsmaßnahmen<br />

ab 1985 bis 2006 dargestellt.<br />

Der Autor war bei diesen Neuprojekten, bei<br />

der Quellensuche, bei den Wasserproben und<br />

den Arbeiten als Obmann des Bodenverbesserungskonsortiums<br />

immer dabei und erhielt<br />

dadurch einen besonders guten Einblick in<br />

die Situationen. In erster Linie ging es Adolf<br />

Fliri um das Festhalten der Geschichte, weniger<br />

um die technischen Details.<br />

Betreffend die Feldbewässerung und das<br />

Wasserwôsser beschreibt der Autor zuerst<br />

Allgemeines zur Wasserverfügbarkeit im<br />

Laufe der Jahrhunderte, er geht auf Bau<br />

und Instandhaltung der Waale in früheren<br />

Zeiten sowie auf die Feldbewässerung mit<br />

offenen Waalen ein. Ein ausführlicher Teil<br />

ist den Verbesserungsmaßnahmen bei<br />

der Feldbewässerung und der gemeinsamen<br />

Wassernutzung auf Berghöfen mit<br />

dem Wasserwôssr aus verschiedenen Bächen,<br />

z. B. aus dem Kirchbach, aus dem<br />

Gufl bach oder aus dem Zieltal, gewidmet.<br />

Mit dieser Chronikarbeit hat Adolf Fliri einen<br />

wertvollen Beitrag zu den „Wassergeschichten“<br />

auf den Berghöfen geleistet.<br />

Althergebrachte Wirtschafts- und Lebensformen<br />

verschwinden zusehends und geraten<br />

in Vergessenheit. Dies war und ist für<br />

den Autor Triebfeder, zumindest einige interessante<br />

Erinnerungen aufzuschreiben.<br />

Der Heimatpfl egeverein Naturns – Plaus<br />

freut sich, diese jahrelange Arbeit des<br />

Sammelns und Aufschreibens als neue<br />

Publikation präsentieren zu können, zumal<br />

bereits „Draht und Seil“ (2008), „Geschichtliches<br />

über die ehemaligen Wassermühlen“<br />

(2012), das „Strombuch“ (2015,<br />

vergriffen) und „Das frühere Bergbauernleben<br />

am Naturnser Sonnenberg“ (Anfang<br />

<strong>2023</strong>) in dieser Schriftenreihe herausgegeben<br />

wurden.<br />

Die Bücher sind beim Heimatpflegeverein<br />

Naturns – Plaus erhältlich<br />

Email: hpv.naturns-plaus@rolmail.net<br />

Heinrich Tappeiner, Obmann<br />

Beeindruckende Reise in die Geschichte<br />

Heimatschutzverein Lana besucht Burg Heinfels und Innichen<br />

Bei der Herbsttagesfahrt führte der Heimatschutzverein<br />

Lana seine Mitglieder<br />

und Kulturinteressierte zur Burg Heinfels<br />

in Osttirol und machte auch in Innichen einen<br />

Kulturstopp.<br />

Die beeindruckende Lage der imposanten<br />

Burg Heinfels, welche nach umfangreichen<br />

Restaurierungsarbeiten nun<br />

wieder zugänglich ist, begeistert seit jeher.<br />

Beda Weber, Theologe und Schriftsteller,<br />

bezeichnete sie als „die Königin,<br />

die in die Lüfte steigt“ und hielt im Jahr<br />

1838 in seinem „Handbuch für Reisende“<br />

die Faszination dieser Burg treffend fest.<br />

Mauern und Türme verbinden sich auf<br />

Heinfels in einzigartiger Weise mit den<br />

Bewohnern längst vergangener Zeiten.<br />

1210 wurde auf dem Felsen der höchste<br />

Turm erbaut und markiert dort seither<br />

eine neue Herrschaft. Nach Wohntrakt<br />

und Ringmauer folgte 1280 der Bau der<br />

Burgkapelle.<br />

Die Höhenburg war früher im Besitz der<br />

einst mächtigen Grafen von Görz. Heute<br />

gehört sie der Familie Loacker. Beeindruckende<br />

Ausblicke in die nähere und weitere<br />

Umgebung konnten alle Teilnehmer*innen<br />

während der umfangreichen Führung von<br />

den Türmen und Zinnen aus genießen.<br />

Nach dem gemeinsamen Mittagessen ging<br />

es inmitten der Osttiroler Berge zu einem<br />

Abstecher in die Loacker Genusswelt, die<br />

seit der Eröffnung im Jahr 2010 die Besucher<br />

aus aller Welt einlädt, den gesamten<br />

Loacker-Kosmos zu entdecken. Dort<br />

dreht sich alles um die köstlichen Loacker-Spezialitäten.<br />

Besucht wurde dort<br />

auch das Loacker-Museum.<br />

Bei der Rückfahrt besuchte die kunstinteressierte<br />

Gruppe noch die romanische<br />

Stiftskirche in Innichen aus dem 13. Jahrhundert<br />

mit ihrer beeindruckenden Kreuzigungsgruppe<br />

(datiert um 1250).<br />

Text & Fotos: Albert Innerhofer<br />

Hoch oben auf über 1100 Metern thront die Burg Heinfels.<br />

Die Kreuzigungsgruppe in der Stiftskirche<br />

von Innichen<br />

KulturFenster 25<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


getragen<br />

Interessante Hutgeschichte<br />

Männer-Trachtenhüte – Teil 1<br />

In einem Artikel in den „Tiroler Heimatblättern“<br />

von 1932 (Heft 10, ab Seite<br />

35) hat Gertrud Pesendorfer versucht,<br />

die Entwicklungsgeschichte der Hüte<br />

in der Tiroler Tracht vom 17. Jahrhundert<br />

bis herauf in die Gegenwart aufzuzeigen.<br />

Interessant sind dabei die zwei<br />

dazugehörigen Tafeln mit Zeichnungen<br />

von Robert Saurwein, aus denen ersichtlich<br />

wird, wie viele unterschiedliche Hutformen<br />

es im Laufe unserer Trachtengeschichte<br />

gegeben hat. Vom übergroßen<br />

gelb-grünen Scheibenhut (<strong>Nr</strong>. 6), der auf<br />

die Zeit des 30-jährigen Krieges zurückgeht<br />

und heute noch zu vielen Männertrachten<br />

dazugehört, bis zum kleinen<br />

grünen „Planl“ (<strong>Nr</strong>. 17) der Tschögglberger<br />

war es ein langer Weg. Doch gehen<br />

Sie selbst auf die Suche: Vielleicht<br />

können Sie den einen oder anderen Hut<br />

mit unseren Männertrachten in Verbindung<br />

bringen!<br />

Agnes Andergassen<br />

Arge Lebendige Tracht<br />

Trachtenhut aus Toblach<br />

Trachtenhut aus dem Passeiertal (l.) und<br />

aus Mauls<br />

Burggräfler Hut<br />

Fotos: Agnes Andergassen<br />

KulturFenster 26<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


getanzt<br />

Höhepunkt und<br />

Abschluss des Tanzjahres<br />

55. Landeskathreintanzfest im Kursaal von Meran<br />

Mit dem traditionellen Landeskathreintanz<br />

im Kursaal von Meran wurde das diesjährige<br />

Tanzjahr der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz<br />

in Südtirol abgeschlossen.<br />

isch lei oans“ ging es mit einer abwechslungsreichen<br />

Tanzfolge weiter.<br />

Volkstanzeinlage<br />

„Früher begann am 11. November<br />

die Adventszeit und damit die Zeit,<br />

in der das Tanzen und das Heiraten<br />

verboten waren, und heute fi n-<br />

det am 11. November der Landeskathreintanz<br />

statt.“ Mit diesen Worten<br />

begrüßte die Erste Vorsitzende der<br />

Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in<br />

Südtirol, Monika Rottensteiner, alle<br />

Tänzer und Tänzerinnen, die zum<br />

55. Landeskathreintanzfest in den<br />

prunkvollen großen Saal des Kurhauses<br />

von Meran gekommen waren.<br />

Aus Südtirol und aus mehreren Alpenregionen,<br />

unter anderem aus<br />

Bayern und der Schweiz sowie aus<br />

mehreren österreichischen Bundesländern,<br />

waren die Tanzbegeisterten<br />

angereist, um gemeinsam einen<br />

schönen Tanzabend zu den Klängen<br />

der „Flachgauer Musikanten“<br />

zu verbringen.<br />

Eröffnung mit dem Auftanz<br />

Pünktlich um 20 Uhr wurde der Tanz abend<br />

mit dem traditionellen Auftanz eröffnet.<br />

Zahlreiche Tänzer*innen nahmen daran<br />

Auftanz im Kursaal<br />

von Meran<br />

Foto: ARGE Volkstanz<br />

teil. Monika Rottensteiner begrüßte in ihrer<br />

Eröffnungsrede auch Ehrengäste, unter<br />

ihnen die Landesbäuerin Antonia Egger<br />

Mair und ihre Stellvertreterin Margit Gasser<br />

Rabensteiner, Helga Hetzenauer – Obfrau<br />

der ArGe Volkstanz Tirol, Albert Seppi<br />

– Bezirksvertreter des Südtiroler Volksmusikvereines,<br />

sowie Markus Hochkofler und<br />

Elisabeth Gamper vom Referat Volksmusik.<br />

Nach dem Auftanz und dem Lied „Tirol<br />

Die Pausengestaltung übernahm<br />

in diesem Jahr der Volkstanzbezirk<br />

Überetsch-Unterland unter<br />

der Leitung von Tanzleiter Karl Larcher<br />

und dem Bezirksvorsitzenden<br />

Kurt Rosatti. Begleitet wurden die<br />

Tänzer*innen von der „Paulsner<br />

Tanzlmusig“. Es wurden drei Volkstänze<br />

aufgeführt: der „Wenner Achter“,<br />

der „Knödldrahner“ und das<br />

„Mühlradl“.<br />

Für das leibliche Wohl gab es auch<br />

in diesem Jahr wieder ein Buffet<br />

vom Catering „Ruck Zuck“. Die<br />

VTG Burgstall war an der Sektbar<br />

für die Getränke zuständig.<br />

Ulrich Gurschler bedankte sich am<br />

Ende des Festes bei allen, die zum<br />

Gelingen des diesjährigen Landeskathreintanzes<br />

beigetragen hatten.<br />

Nach dem Schlusstanz, der „Woaf“,<br />

wurde noch das Lied „Weils nocher<br />

Zeit isch, so sog mr iatz Pfi at<br />

Gott“ gesungen.<br />

„Kathrein stellt den Tanz ein“ – nach diesem<br />

Motto endete auch <strong>2023</strong> das Tanzjahr<br />

mit einem festlichen Tanzabend im prachtvollen<br />

Ambiente des Kurhauses von Meran.<br />

Anna Julia Spitaler<br />

Hereinspaziert<br />

➤ Winterlehrgang im „Haus der Familie“ in Lichtenstern/Ritten<br />

vom 26. <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong> bis zum 1. Jänner 2024<br />

➤ Jahresvollversammlung am 9. März 2024 in Deutschnofen<br />

Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org<br />

KulturFenster 27<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Vor ??? 150 Jahren wurde Josef Gasser geboren.<br />

Er war im Kloster Neustift als Chorregent tätig,<br />

war Organist und bildete die Buben in Gesang,<br />

Geigen- und Klavierspiel aus. Er kannte sich<br />

aus mit der alten Tradition des Sternsingens<br />

im Kloster. 1924 zog er erstmals mit den singenden<br />

Knaben aus. Es waren Gassers Schüler,<br />

die 1959 den Männerchor Neustift gründeten,<br />

der seitdem den Brauch des Sternsingens in<br />

Neustift weiterführt.<br />

KulturFenster 28<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


nachgedacht<br />

Der Komponist<br />

der Neustifter Sternsinger<br />

Vor 150 Jahren wurde Josef Gasser geboren<br />

Der Tiroler Musiker und Komponist Josef<br />

Gasser wäre heuer 150 Jahre alt geworden.<br />

Geboren am 24. März 1873 in Lienz, kam<br />

er bereits mit neun Jahren in das Singknabeninstitut<br />

in Neustift und erhielt dort Unterricht<br />

im Singen, Klavier- und Geigenspiel.<br />

Einige Jahre sang er auch im Brixner<br />

Domchor mit. In Innsbruck bildete er sich<br />

zum Volksschullehrer aus. Hier schloss er<br />

auch Freundschaft mit dem Komponisten<br />

Vinzenz Goller. Gemeinsam besuchten sie<br />

die Musikhochschule in Regensburg und<br />

nahmen regen Anteil an den Entwicklungen<br />

in der Musikhauptstadt Wien. 1898–1908<br />

war Gasser Chorleiter und Organist in Kaltern,<br />

zudem leitete er dort die Liedertafel,<br />

ab 1905 entstanden hier erste Kompositionen.<br />

1908 bis 1922 war er als Kirchenmusiker<br />

am Prämonstratenser-Chorherrenstift<br />

in Wilten tätig; als stadtbekannte Persönlichkeit<br />

nahm er in dieser Zeit am Innsbrucker<br />

Musikleben regen Anteil und war als<br />

Musiker beim städtischen Sinfonieorchester,<br />

für Kammermusikkonzerte und als<br />

Bratschist im Stadttheater sehr gefragt.<br />

Unter seiner Leitung erlebte der Wiltener<br />

Chor eine Blütezeit. Gasser arbeitete hier<br />

nach der Praktischen Singschule von I. Mitterer.<br />

Zudem unterrichtete er ausgewählte<br />

Chorknaben in Klavier, Violine, Gitarre, Zither<br />

und diversen Blasinstrumenten. Nach<br />

14 anstrengenden Jahren als Pianist, Geiger<br />

und Chorleiter zog sich Gasser 1923 in<br />

die klösterliche Beschaulichkeit von Neustift<br />

zurück, wo er 33 Jahre lang die Seele<br />

des Musiklebens war.<br />

Josef Gasser leistete einen unschätzbaren<br />

Beitrag für das musikalische Leben in Tirol<br />

und in Neustift. Foto: Südtiroler Chorverband<br />

erstmals 1942 zur Feier des 800-jährigen<br />

Bestandes des Klosters Neustift erklangen<br />

und Motetten für den Brixner Domchor,<br />

daneben zahlreiche Advents- Marien- und<br />

Weihnachtslieder. Gasser schrieb auch eine<br />

Oper mit dem Titel "Die Banditen" sowie zahlreiche<br />

Kammermusiken. Der Blas- und Bläsermusik<br />

wandte er sich nur sporadisch zu.<br />

Auf seine Initiative geht die Wiederbelebung<br />

der Sternsinger-Tradition in Neustift zurück.<br />

Für die von Haus zu Haus ziehenden Künder<br />

der Weihnachtsbotschaft schrieb Gasser<br />

zahlreiche einfache Lieder von großer<br />

religiöser Aussagekraft. Darunter fi nden<br />

sich auch Lieder, die die Neustifter Sternsinger<br />

heute noch vortragen: Man denke<br />

z. B. an das bekannte Lied „Heilige Nacht“<br />

(= „O Stunde, die das Heil gebracht“). Gasser<br />

kannte sich aus mit der alten Tradition<br />

des Sternsingens im Kloster Neustift. Im<br />

Jahre 1924 zog er erstmals mit den singenden<br />

Knaben aus.<br />

Es waren Gassers Schüler, die im Jahre<br />

1959 den Männerchor Neustift gründeten,<br />

der seitdem den Brauch des Sternsingens<br />

in Neustift weiterführt.<br />

Am 10. Jänner 1957 starb Gasser. Er wurde<br />

in Neustift beigesetzt.<br />

Paul Bertagnolli<br />

Bedeutender Musiklehrer<br />

Im Kloster war er als Chorregent tätig: Er<br />

war Organist und bildete die Buben in Gesang,<br />

Geigen- und Klavierspiel aus. In Neustift<br />

komponierte er, bis zu seinem Tod im<br />

Jahre 1957, mehrere weltliche und geistliche<br />

Werke. Hier schrieb er - auf wiederholte<br />

Anregung seines Förderers Angelo Alverà<br />

– Messen, darunter die berühmte Missa<br />

solemnis in e-Moll und das Te Deum, die<br />

Im Gedenken an Josef Gasser – Konzert des Männerchores Neustift<br />

Der Männerchor Neustift gedachte des Musikers Josef Gasser, der in Neustift gewirkt<br />

hat, mit einem Jubiläumskonzert am 21. Oktober <strong>2023</strong> in der Stiftskirche Neustift<br />

unter der bewährten Leitung von Benedikt Baldauf. Beim Konzert wirkte auch der<br />

Chor St. Johannis aus Hamburg mit Werken von Johannes Brahms mit. Das Besondere<br />

am Konzert war, dass sich daran auch das Streichquartett mit dem Großneffen<br />

Romed Gasser und den Urgroßnichten von Josef Gasser beteiligte. Dieses<br />

spielte eine Romanze in a-Moll von Gasser.<br />

Männerchor Neustift<br />

29<br />

KulturFenster 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Jung+<br />

Stimmgewaltig<br />

Der Landesjugendchor Südtirol überzeugt<br />

das Publikum bei mehreren Konzerten mit<br />

der Qualität seines Gesangs und einem interessanten<br />

Programm.<br />

Landesjugendchor<br />

begeistert Publikum in Rimini und Bologna<br />

Konzerte auch in Südtirol<br />

Bereits am 10. und 11. November gestaltete<br />

der Südtiroler Landesjugendchor zwei geistliche<br />

Konzerte in Rimini und Bologna unter<br />

anderem mit Werken der Alten Musik. Bis<br />

zum Jahresende hat Chorleiter Johann van<br />

der Sandt noch einiges vor.<br />

Das zahlreich erschienene Publikum in<br />

der Basilika Collegiata die Santi Bartolomeo<br />

e Geateano in Bologna und in der<br />

Chiesa die Santa Maria in Corte in Rimini<br />

hörte vom englischen Renaissance-Komponisten<br />

Orlando Gibbons „Drop, drop,<br />

slow tears“ und „Christe, adoramus te<br />

(a 5 voci) SV 294“ vom großen Erneuerer<br />

der Vokalmusik Claudio Monteverdi.<br />

Doch vor allem Werke des 20. Jahrhunderts<br />

aus der ganzen Welt sozusagen,<br />

von Amerika bis in den europäischen Osten,<br />

von Nordeuropa bis Südafrika standen<br />

im Mittelpunkt des Konzerts, das unter<br />

dem Motto „Sing for myself“ stand. So<br />

sang der Landesjugendchor auch Werke<br />

von Sergey Khvoshchinsky (geb. 1957),<br />

Hendrik Hofmeyr (geb. 1957), Z. Randall<br />

Stroope (geb. 1953), John August<br />

Pamintuan (geb. 1972), Alfred Schnittke<br />

(1934-1998), vom US-Amerikaner Joshua<br />

Shank (geb. 1980), aber auch südafrikanische<br />

Spirituals.<br />

Begeistert von<br />

der hohen Qualität<br />

Die Zuhörer*innen in Rimini und Bologna<br />

zeigten sich begeistert von der Qualität<br />

des Gesangs und vom Programm wie die<br />

Kommentare auf der Facebookseite des<br />

Chors zeigen: „Habe die Konzerte in Rimini<br />

u. Bologna online mitverfolgt. Großartige<br />

Konzerte! Ihr könnt auf euch und vor<br />

allem auf eure Gesangskunst stolz sein.<br />

Weiterhin viel Freude mit der Musik!“,<br />

schreibt eine Zuhörerin und ein weiterer<br />

lobt Chor und Dirigent für die großartige<br />

Leistung und die besondere Programmauswahl.<br />

Mehrere zeigen sich begeistert<br />

von der außergewöhnlichen Qualität<br />

der Darbietung.<br />

Konzerte in<br />

Pfalzen und Leifers<br />

Der Landesjugendchor wurde 2010 mit<br />

dem Ziel ins Leben gerufen, begabten jungen<br />

Sängerinnen und Sängern im Alter von<br />

16 bis 28 Jahren die Möglichkeit zu geben,<br />

interessante und anspruchsvolle Werke der<br />

Chorliteratur einzustudieren und aufzuführen.<br />

Die Sängerinnen und Sänger aus allen<br />

Landesteilen erarbeiten an mehreren<br />

Probenwochenenden ein breit gefächertes<br />

Konzertprogramm und treten regelmäßig<br />

in Südtirol, aber auch außerhalb der Landesgrenzen<br />

auf. Seit 2018 ist der Landesjugendchor<br />

Südtirol unter der Leitung von<br />

Prof. Dr. Johann van der Sandt, der bereits<br />

auf viele Erfolge in der Chorleitung zurückblicken<br />

kann, so entwickelte sich unter seiner<br />

Leitung der Drakensberger Knabenchor<br />

zu einem der besten Knabenchöre weltweit.<br />

Derzeit ist er Professor für Musikpädagogik<br />

an der Universität. Mit dem Landesjugendchor<br />

Südtirol schafft er es 46 junge Stimmen<br />

zu einem einzigen Gesangskörper zusammenwachsen<br />

zu lassen.<br />

Im <strong>Dezember</strong> wird der Landesjugendchor<br />

das erfolgreiche Konzert in Südtirol wiederholen,<br />

und zwar am 16. <strong>Dezember</strong> in der<br />

Pfarrkirche von Pfalzen, mit Beginn um<br />

18 Uhr. Am 17. <strong>Dezember</strong> tritt der Chor<br />

in Leifers auf, und zwar in der Chiesa die<br />

Sant´Antonio Abate e San Nicoló, mit Beginn<br />

um 16.30 Uhr.<br />

KulturFenster<br />

30 06 <strong>Dezember</strong>r <strong>2023</strong>


hingehört<br />

Mozart und Vivaldi<br />

Kirchenchor Lajen organisiert Gemeinschaftskonzert<br />

Drei gut besuchte Gemeinschaftskonzerte hat<br />

der Kirchenchor Lajen mit den Chören „Canticum<br />

Novum" aus Moena und der „Singgemeinschaft<br />

Runggaditsch" im August gegeben.<br />

Ausgehend von der Feier des 30-jährigen<br />

Bestehens des Chores „Canticum Novum"<br />

haben die Chorleiter aus Moena, Ilario Defrancesco,<br />

und Chorleiter Claudio Kerschbaumer<br />

vom Kirchenchor Lajen beschlossen,<br />

dem Publikum sakrale und profane<br />

Musik in mehreren Konzerten vorzutragen.<br />

Dabei wurden die rund 80 Sänger<br />

und Sängerinnen von einem Orchester aus<br />

über 20 Orchestermusiker*innen und fünf<br />

Solist*innen begleitet.<br />

Im Mittelpunkt der Konzerte standen die<br />

Es freut uns, wenn unser Singen<br />

auch in dieser Weise gewürdigt<br />

wird, und gibt uns Motivation, ...<br />

Kirchenchor Lajen<br />

Das Gemeinschaftskonzert in der Kirche von Wolkenstein<br />

Foto: Grünberger Claudia<br />

Missa Solemnis in C-Dur von Wolfgang<br />

Amadeus Mozart und das Magnifi cat von<br />

Antonio Vivaldi. Zudem wurden Werke von<br />

Ola Gjeilo, Ilario Defrancesco und Claudio<br />

Kerschbaumer aufgeführt. Der Kirchenchor<br />

Lajen bedankt sich herzlich für die großzügige<br />

freiwillige Spende und die lobenden<br />

Worte der Zuhörer*innen. Es freut uns,<br />

wenn unser Singen auch in dieser Weise<br />

gewürdigt wird, und gibt uns Motivation,<br />

ähnliche Veranstaltungen für die Zukunft<br />

zu planen. Für die Verwirklichung dieses<br />

Projektes danken wir der Gemeinde Lajen<br />

und dem Amt für Kultur für die fi nanzielle<br />

Unterstützung.<br />

Engelbert Grünberger<br />

Kirchenchor Lajen<br />

Chorleiter*in gesucht!<br />

Wir vom Kirchenchor Meransen<br />

suchen für kirchliche Feste und Beerdigungen<br />

dringend eine*n Chorleiter*in.<br />

Melden Sie sich bitte gerne unter Tel. 340-6949434 (Herta Gschnitzer)<br />

KulturFenster<br />

31 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


hingehört<br />

Berührendes<br />

Gemeinschaftskonzert<br />

Vox Ensemble Terlan und Kirchenchor „St. Cäcilia“ – Vilpian<br />

Anlässlich des Jubiläumsjahres „1100 Jahre Terlan“ gaben der Kirchenchor Vilpian und das Vox Ensemble Terlan ein Festkonzert.<br />

Bild: Vox Ensemble Terlan und Kirchenchor Vilpian<br />

Auf Initiative des Chorleiters Ulrich Welsch<br />

fand anlässlich des Jubiläumsjahres „1100<br />

Jahre Terlan“ am Abend des 14. Oktober<br />

<strong>2023</strong> ein gemeinsames Konzert des Vox<br />

Ensemble aus Terlan und des Kirchenchores<br />

aus Vilpian in der Pfarrkirche von<br />

Terlan statt.<br />

Ursprünglich sollte dieses Gemeinschaftskonzert<br />

schon am 10. Juni <strong>2023</strong> stattfinden,<br />

doch verschiedene Gründe erforderten<br />

das Verschieben des Konzertes<br />

auf den Herbst.<br />

Beide Chöre zusammen eröffneten mit<br />

dem Lied „Thank you for the Music“ von<br />

ABBA unter der Leitung von Sabine Ranigler<br />

und mit der Begleitung von Katharina<br />

Thöni am Keyboard das Konzert und<br />

konnten gleich mit dem harmonischen Zusammenklang<br />

das zahlreich erschienene<br />

Publikum erfreuen.<br />

Stimmig vorgetragene Lieder<br />

Nach der herzlichen Begrüßung durch die<br />

Obfrau des Vox Ensembles Monika Gruber<br />

begeisterte ihr Chor die Zuhörer*innen mit<br />

den sehr schwungvoll und sehr stimmig<br />

vorgetragenen Liedern „Hail Holy Queen“<br />

und „O lux beata“.<br />

Mit den zwei gefühlvoll vorgetragenen Liedern<br />

„Die Wunder dieser schönen Welt“<br />

sowie dem Choral „Amen“ konnte der Kirchenchor<br />

„St. Cäcilia“ das Publikum in seinen<br />

Bann ziehen.<br />

Für Abwechslung sorgte daraufhin das<br />

von beiden Chören mit einem sehr einheitlichen<br />

Gesamtklang vorgetragene wunderschöne<br />

Segenslied von John Rutter „A<br />

Clare Benediction“.<br />

Abwechselnd erklangen nun die mit großer<br />

Intensität gesungenen Lieder des Vox<br />

Ensembles „Open the eyes of my heart“,<br />

“Agnus Dei” und zum Abschluss ihres Einzelvortrages<br />

das sehr ausdrucksstarke und<br />

mit klaren Stimmen gesungene Lied von<br />

J.W. Stole, Del Roma „I will follow him“.<br />

Der Kirchenchor „St. Cäcilia“ verlieh mit<br />

seinen sehr beeindruckend vorgetragenen<br />

Liedern „Schau auf die Welt“ sowie dem<br />

Liebeslied „O Love“ dem Konzert einen<br />

schönen Wohlklang.<br />

Zum Abschluss des sehr abwechslungsreichen<br />

und doch berührenden Konzertes<br />

erklang das gemeinsam vorgetragene Lied<br />

„Gott sei stets in mir“.<br />

Musikalischer Beitrag<br />

zum Jubiläumsjahr<br />

Der lang anhaltende und kräftige Applaus<br />

war die Bestätigung für alle Mitwirkenden,<br />

dass ihr musikalischer Beitrag<br />

zum Jubiläumsjahr von Terlan gut<br />

angekommen war.<br />

Ein herzliches Dankeschön gebührt den<br />

zwei Obfrauen Monika Gruber sowie Waltraud<br />

Höller für die Organisation, der Dirigentin<br />

Sabine Ranigler, welche beide<br />

Chöre sicher und kompetent durch dieses<br />

Konzert geführt hat und auch der Pianistin<br />

Katharina Thöni, welche alle Lieder<br />

sehr professionell und gekonnt am Keyboard<br />

begleitet hat.<br />

An dieser Stelle sei auch dem leider nicht<br />

anwesenden Chorleiter Ulrich Welsch herzlichst<br />

gedankt, der die Idee zu diesem gelungenen<br />

Konzert und auch den Großteil<br />

der Probentätigkeit mit beiden Chören<br />

durchgeführt hatte.<br />

Beide Chöre bedanken sich zudem beim<br />

Publikum für die großzügigen Spenden sowie<br />

bei allen Sponsoren.<br />

Vox Ensemble Terlan und<br />

Kirchenchor Vilpian<br />

KulturFenster 32<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Chorwesen<br />

KlangVAHRbeN – vereint in Musik<br />

Gemeinschaftskonzert der Chöre von Vahrn<br />

Foto: Florian Überegger<br />

Sie haben richtig gelesen: „Vahrben“, die<br />

Kombination aus Farben und Vahrn, steht<br />

für ein außergewöhnliches Konzert, das<br />

am 18. und 19. November in der Stiftsbasilika<br />

Neustift zum Besten gegeben wurde.<br />

Für stimmliche und instrumentelle Vielfalt<br />

sorgten alle fünf Chöre aus der Gemeinde<br />

Vahrn (Chor Cantamos, Kirchenchor Schalders,<br />

Kirchenchor Vahrn, Männerchor Neustift<br />

und Stiftschor Neustift) und die Musikkapelle<br />

Vahrn.<br />

Den ersten Teil des Konzertes bestritt die<br />

Musikkapelle Vahrn allein. Sie begann mit<br />

dem feierlich-andächtigen „Choral for a<br />

Solemn Occasion“ von Marc van Delft. Im<br />

krassen Gegensatz dazu und mit völlig anderen<br />

Klangfarben folgte Sergej Rachmaninoffs<br />

„Vocalise“ mit Solo des Sopransaxofons,<br />

das sehr einfühlsam vom Solisten<br />

Helmuth Keim und mit Begleitung eines<br />

vorwiegend mit Holzbläsern besetztem Bläserensembles<br />

vorgetragen wurde. Klangfarbe<br />

Nummer drei war Filmmusik von<br />

Hans Zimmer aus dem Thriller „The Da<br />

Vinci Code“. Die spannende Wirkung des<br />

Hauptthemas „Chevaliers De Sangral“ war<br />

auch in Neustift deutlich zu spüren und<br />

versetzte das Publikum für kurze Zeit in<br />

mystische und geheimnisvolle Stimmung.<br />

Anton Bruckners Finale aus seiner 8. Symphonie,<br />

in einer gekürzten Bearbeitung<br />

für Blasorchester, bildete schließlich den<br />

glanzvollen und pompösen Schlusspunkt<br />

des ersten Konzertteiles.<br />

Missa Brevis<br />

von Tobias Psaier<br />

Im zweiten Teil des Konzertes stand die<br />

Missa Brevis in Es von Tobias Psaier auf<br />

dem Programm. Für ca. 100 Sängerinnen<br />

und Sänger begann damit ihr großer Auftritt.<br />

Die Uraufführung dieser Messe fand<br />

bereits im März dieses Jahres in der Besetzung<br />

Chor, Bläser, Orgel und Pauken<br />

statt. Für das Konzert in Neustift hat<br />

Psaier eine eigene Fassung für Blasorchester<br />

fertiggestellt. Als mitfühlend und<br />

überaus berührend sind dann wohl jene<br />

Gefühle zu beschreiben, welche bei den<br />

Klängen von „Hymn to the Fallen“ hervorgerufen<br />

wurden: Filmmusik, die an die<br />

gefallenen Soldaten im Zweiten Weltkrieg<br />

erinnert und damit auch eine Verbindung<br />

zu den unschuldigen Opfern der derzeitigen<br />

Kriege erkennen lässt. Deutlich hoffnungsvoller<br />

klang daraufhin „Adiemus“,<br />

ein Lied, das die Vereinigung aller Länder<br />

und Menschen rund um den Globus<br />

zum Thema hat.<br />

Während die Einzelproben der Chöre von<br />

den jeweiligen Chorleitern Verena Palfrader,<br />

Armin Mitterer, Eugen Reinthaler, Benedikt<br />

Baldauf und Rudi Chizzali abgehalten<br />

wurden, stand bei den Gesamtproben<br />

und an beiden Konzerttagen Kapellmeisterin<br />

Marion Goller am Dirigentenpult.<br />

Durch das gemeinsame Singen und Musizieren<br />

entstand ein großes Gemeinschaftsgefühl<br />

unter den beteiligten Vereinen, sodass<br />

der Wunsch geäußert wurde, solche<br />

Gemeinschaftskonzerte auch in Zukunft<br />

durchzuführen.<br />

Jutta Pechlaner Schatzer<br />

KulturFenster 33<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


hingehört<br />

Klangvolle Männerstimmen<br />

Ultner Männerchor feiert 35 Jahre<br />

Der Ultner<br />

Männerchor<br />

gestaltet seit<br />

35 weltliche<br />

und geistliche<br />

Konzerte.<br />

Zu diesem Anlass hat der Ultner Männerchor<br />

am Sonntag, den 13. August <strong>2023</strong> in<br />

der Pfarrkirche von St. Nikolaus am „Niklaser<br />

Kirchtag" die Jubiläumsmesse gefeiert.<br />

Pater Meinrad leitete den Gottesdienst, an<br />

der Orgel spielte der bekannte Organist<br />

Prof. Hubert Huber aus Rosenheim, während<br />

die Leitung der neue Chorleiter Erich<br />

Feichter innehatte. Am Ende des Gottesdienstes<br />

wurde dem Gründungschorleiter<br />

und Dirigenten Johann Matthias Ploner für<br />

seine 35-jährige uneigennützige Tätigkeit<br />

vom Südtiroler Chorverband die Ehrenurkunde<br />

als Zeichen des Dankes für seinen<br />

Einsatz im Dienste der Pfl ege der Chormusik<br />

in unserem Land überreicht. Die<br />

Ehrung übernahmen der Obmann Franz<br />

Josef Gamper und der neue Chorleiter Erich<br />

Feichter, der schon seit einigen Jahren als<br />

Sänger im Männerchor mitgewirkt hat.<br />

Humor und Können<br />

Der Ultner Männerchor war bei seiner Gründung<br />

im Jahre 1988 ein Doppelquartett,<br />

heute ist der Chor auf 13 Mitglieder angewachsen,<br />

die bis auf zwei alle aus dem<br />

Ultental stammen. Seit der Gründung ist<br />

Johann Matthias Ploner Chorleiter und Dirigent<br />

des Ultner Männerchores. Der bekannte<br />

Musiker und Sänger des Ensembles<br />

Ploner aus Gröden wollte ursprünglich<br />

nur ein Jahr bleiben. Mit seinem Können,<br />

Fachwissen und geselligen Umgang ist der<br />

Chor zu einem humorvollen und kameradschaftlichen<br />

Klangkörper zusammengewachsen.<br />

Sehr dankbar sind die Sänger<br />

dem neuen Chorleiter Erich Feichter,<br />

der neben dem Kirchenchor St. Gertraud<br />

nun auch die Leitung des Ultner Männerchores<br />

übernommen hat. Ideator, Gründungsvater<br />

und Obmann seit der ersten<br />

Stunde ist der Skitrainer Franz Josef Gamper.<br />

Eine große Unterstützung hat der Chor<br />

durch das Gründungsmitglied Hans Staffler,<br />

der sich umsichtig um die Noten und<br />

Allfälliges kümmert.<br />

Der Ultner Männerchor pflegt das geistliche<br />

und weltliche Liedgut und hat pro Jahr an<br />

die 15 Auftritte bei Konzerten, Hochzeiten,<br />

Messgestaltungen, Beerdigungen, Einweihungen<br />

und anderen Feierlichkeiten.Ungefähr<br />

dreimal im Monat treffen sich die<br />

Sänger zu den Proben im neuen Probelokal<br />

des AVS Innerulten.<br />

Hans Staffl er<br />

Der neue Chorleiter des Ultner Männerchors<br />

Erich Feichter (links) und der langjährige<br />

Leiter des Chores Johann Matthias<br />

(Hannes) Ploner (rechts).<br />

Fotos Wendelin Gamper<br />

KulturFenster 34<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Chorwesen<br />

„Missa buccinata"<br />

von Christian Heiß<br />

Kirchenchor Mölten feiert das Fest der hl. Cäcilia<br />

Der Kirchenchor Mölten feierte am 19. November<br />

mit einer festlichen Messe die Hl.<br />

Cäcilia als Schutzpatronin der Kirchenmusik.<br />

Gemeinsam mit Chorleiter Paul Höhn hatten<br />

die Sänger und Sängerinnen für diesen<br />

Anlass die „Missa buccinata“ von Christian<br />

Heiß einstudiert, eine Messe für Chor<br />

und Blechbläser. Ein Bläserensemble der<br />

Musikkapelle Mölten, bestehend aus Johanna<br />

Tratter (1. Trompete), Ylva Schöpf<br />

(2.Trompete), Magdalena Tratter (Euphonium)<br />

und Roman Perkmann (Bariton), begleitete<br />

die Sängerinnen und Sänger bravourös<br />

vom Kyrie bis zum Agnus Dei. Als<br />

dritte Stütze in der Messgestaltung fungierte<br />

an diesem Sonntag Nicola Pontara,<br />

ein junger Mann aus der Val di Sole, der<br />

das restliche Chorprogramm mit der Orgel<br />

begleitete, da „Stammorganist“ Mattia<br />

Rosati verhindert war. Priester Josef Mittelberger<br />

fand liebe Dankesworte für die<br />

feierliche musikalische Mitgestaltung des<br />

Tages, aber auch für den musikalischen<br />

und gesanglichen Beitrag bei allen Messfeiern<br />

im Laufe des Kirchenjahres.<br />

Seit 25 Jahren beim Chor<br />

Nach einem gemeinsamen Mittagessen<br />

nahm Obfrau Evi Amhof eine Ehrung vor:<br />

Klaudia Reich stellt sich seit 25 Jahren<br />

in den Dienst des Kirchenchores Mölten<br />

und erfreut mit ihrem Gesang und ihrer<br />

Ehrung für 25 Jahre Mitgliedschaft im Kirchenchor Mölten (von links) : Chorleiter Paul Höhn,<br />

Jubilarin Klaudia Reich, Obfrau Evi Amhof, Kassier Hans Pfl ug Bild: Kirchenchor Mölten<br />

freundlichen Art die Gläubigen ebenso<br />

wie die übrigen Chormitglieder. Leider<br />

konnte Vizeobmann Alois Mittelberger an<br />

diesem Sonntag nicht dabei sein, auch er<br />

feiert 25 Jahre Zugehörigkeit zum Chor –<br />

die Überreichung seiner Ehrenurkunde<br />

wird demnächst nachgeholt. Alles in allem<br />

war es eine gelungene Cäcilienfeier voller<br />

schöner Musik, guter Laune und Sonnenschein.<br />

Am 2. <strong>Dezember</strong> gestaltete der Chor gemeinsam<br />

mit dem Frauenchor St. Anna,<br />

einer Querfl ötengruppe aus Mölten und<br />

einem Bläserensemble der Musikkapelle<br />

Mölten ein Adventskonzert und auch die<br />

Weihnachtsgottesdienste wird der Chor musikalisch<br />

gestalten, den Weihnachtsgottesdienst<br />

am 25. <strong>Dezember</strong> mit der „missa<br />

pastoritia“ von Edmund Angerer.<br />

Monika Mair<br />

Redaktionsschluss für<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für das Chorwesen<br />

senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„ KulturFensters“ ist:<br />

Montag, 15. Jänner 2024<br />

35<br />

KulturFenster 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


SCV-Intern<br />

Vor 20 Jahren wurde<br />

J. Freinademetz heiliggesprochen<br />

Kirchenchor Abtei reist nach Rom<br />

Der Kirchenchor Abtei feierte in Rom<br />

die Heiligsprechung von Josef Freinademetz<br />

vor 20 Jahren.<br />

Foto: Kirchenchor Abtei<br />

Pilgern aus Südtirol die Jubiläumsmesse,<br />

die vom Pfarrchor mit den genannten ladinischen<br />

Liedern und Gesängen mitgestaltet<br />

wurde.<br />

Lieder aus<br />

dem Musical „S. Ujöp"<br />

„Die Sprache der Liebe ist die einzige Sprache,<br />

die jeder versteht.“ Nach diesem Motto<br />

hat der aus Abtei stammende und heiliggesprochene<br />

Josef Freinademetz gelebt und<br />

gepredigt; eine Lehre, die er an alle weitergegeben<br />

hat. In diesem Geiste reiste<br />

der Kirchenchor Abtei zusammen mit den<br />

Turmbläsern aus Abtei am 3. Oktober nach<br />

Rom, um die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag<br />

der Heiligsprechung des bekanntesten<br />

Landsmannes musikalisch zu würdigen.<br />

Genau am 5. Oktober 2003 wurde „Ujöp<br />

da Oies“ auf dem überfüllten Petersplatz<br />

in Rom von Papst Johannes Paul II, in Anwesenheit<br />

einer großen Delegation von ladinischen<br />

Gläubigen, heiliggesprochen.<br />

Damals wurden alle liturgischen Feierlichkeiten,<br />

die anlässlich der Weihe stattfanden,<br />

von einem großen Chor von Sängern<br />

und Sängerinnen aus dem Gadertal und<br />

einer Gruppe von Instrumentalisten aus<br />

dem Dorf Wengen musikalisch umrahmt,<br />

die alle vom Verein „EPL“ organisiert und<br />

unterstützt wurden.<br />

Teilnahme an den<br />

Jubiläumsfeierlichkeiten<br />

Bei der diesjährigen Gedenkfeier ließen<br />

sich die beiden ehrenamtlichen Vereine<br />

die Gelegenheit nicht nehmen, mit Freude<br />

an den Feierlichkeiten zum 20-jährigen<br />

Jubiläum teilzunehmen, die von der Diözese<br />

Bozen-Brixen organisiert wurden.<br />

Vom Bestreben getragen, nicht nur das<br />

Heimatland zu repräsentieren, sondern<br />

auch einen Eindruck von unserer ladinischen<br />

Kultur und Sprache zu vermitteln,<br />

wurden insbesondere Stücke aus<br />

dem Repertoire des bekanntesten Musicals<br />

„S. Ujöp" aufgeführt. Ein Werk,<br />

das von den ladinischen Autoren Antonio<br />

Rossi und Carlo Suani komponiert und getextet<br />

wurde, um das vorbildliche Leben<br />

des Heiligen noch bekannter zu machen.<br />

Höhepunkt der Reise war der 5. Oktober:<br />

In der Kirche „S. Maria dell'Anima" in Rom<br />

zelebrierte Bischof Ivo Muser mit mehreren<br />

Priestern, unter ihnen auch Dekan<br />

Jacob Wendelin Willeit, und zahlreichen<br />

Die musikalische Leitung hatte Kapellmeister<br />

Pescoller Federico über, die Lieder<br />

waren vorher von der Chorleiterin Cristina<br />

Pitscheider einstudiert worden.<br />

In der Predigt hob der Bischof Muser die<br />

Gestalt des heiligen Ujöp als Lebensbeispiel<br />

für uns und für die Chinesen hervor,<br />

so wie seine große Sehnsucht und<br />

Liebe zu seinem Heimatland, die er durch<br />

die Hingabe seines Lebens für die Hilfe<br />

an die Menschen in Not, vor allem aber<br />

durch die Verbreitung der christlichen Religion<br />

zum Ausdruck brachte. Noch am<br />

selben Tag trat die Gruppe von Sängern<br />

und Musikern aus Abtei voller positiver<br />

Eindrücke die Rückreise an, da sie die<br />

Ehre hatte, den Jahrestag auch musikalisch<br />

auf der Grundlage der guten Harmonie<br />

der Zusammenarbeit zwischen den<br />

beiden Gruppen zu begehen. Der Erfolg<br />

der Reise ist auch der gemeinsamen organisatorischen<br />

Arbeit zu verdanken, die<br />

der Vorsitzende der Musikkapelle Philipp<br />

Lerchegger und die Obfrau des Kirchenchores<br />

Abtei Susanna Pitscheider mit der<br />

Unterstützung zahlreicher Wohltäter geleistet<br />

haben.<br />

Susanna Pitscheider<br />

KulturFenster 36<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Chorwesen<br />

Gemeinschaftskonzert „Chor hoch 4“<br />

Chöre von Stilfes singen gemeinsam<br />

Unter dem Titel „Chor hoch 4“ boten<br />

die drei Chöre aus Stilfes – nämlich Kirchen-,<br />

Frauen- und Männerchor – und der<br />

Pfarrchor Sterzing bei den Aufführungen<br />

in Stilfes und im Stadttheater von Sterzing<br />

ein buntes Konzertprogramm. Das jeweils<br />

gemeinsam gesungene Lied zu Beginn und<br />

zum Ende des Konzertes war für die Besucher<br />

ein optisch und akustisch grandioses<br />

Erlebnis. Die einzelnen Chöre brachten<br />

Werke von Meistern aus verschiedenen<br />

Epochen und Stilrichtungen zur Aufführung.<br />

Der Bogen spannte sich vom Volkslied,<br />

über Balladen und exotische Märsche<br />

bis zu einer Parodie auf die Oper.<br />

Manuel Schiabello, Maria Rubatscher und<br />

Michaela Sparber hatten die Sänger und<br />

Sängerinnen in fl eißiger Probenarbeit gut<br />

vorbereitet und so erlebten die zahlreichen<br />

Besucher*innen einen schwungvollen und<br />

heiteren Abend. Karin Hochrainer führte<br />

in lockerer und gekonnter Manier durch<br />

das Konzert-Programm.<br />

Heinrich Forer<br />

Der Kirchenchor Stilfes organisierte ein vielbeachtetes Gemeinschaftskonzert.<br />

Foto: Heinrich Forer<br />

„Du sollst den Feiertag heiligen!“<br />

Geistliches Konzert mit Pfarrchor und Orchester Lana<br />

Der Verein „LanAntiqua“ wurde 2021 gegründet<br />

und ist eine große Bereicherung im<br />

Musikleben von Lana. Insbesondere möchte<br />

man der Musik des 17. und 18. Jahrhundert,<br />

welche eine unerschöpfl iche Inspirationsquelle<br />

darstellt, ihren verdienten Stellenwert<br />

geben.<br />

Der künstlerische Leiter ist Josef Höhn;<br />

Präsident des Vereins ist Alexander Holzner.<br />

Ziel des Vereins ist die Organisation<br />

und Durchführung von Konzertreihen wie<br />

„LanAntiqua – Alte Musik“ und den „Lananer<br />

Orgelkonzerten“.<br />

In diesem Rahmen fand kürzlich in der<br />

Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Niederlana<br />

ein vielbeachtetes, beeindruckendes<br />

Konzert statt. Mit dabei waren der Pfarrchor<br />

mit dem Pfarrorchester, das Vokalensemble<br />

„Stimmt`s“, Bläser der Bürgerkapelle<br />

Lana, Martin Knoll (Röhrenglocken), Günther<br />

Graber (Trompete) und Josef Höhn<br />

(Orgel). Die Leitung oblag Ingrid Rieder.<br />

Zur Aufführung gelangte die Messe in C-<br />

Dur „Du sollst den Feiertag heiligen“ von<br />

Robert Führer. Im Beisein des Komponisten<br />

Gottfried Veit wurde die „Edith Stein<br />

Messe“ für Frauenchor uraufgeführt. Festlich<br />

erklang die Sonate in D-Dur von Carl<br />

Philipp Emanuel Bach, das Konzert für<br />

Trompete und Streicher von Giuseppe Romanino,<br />

sowie drei gesungene „Ave Maria“<br />

von Jacob Handl, Wolfgang Amadeus<br />

Mozart und Hans Biedermann.<br />

Die zahlreichen Konzertbesucher dankten<br />

mit viel Applaus.<br />

Maria Sulzer<br />

Pfarrchor und<br />

Pfarr orchester<br />

Lana mit Chorleiterin<br />

Ingrid Rieder<br />

in der Pfarrkirche<br />

Niederlana,<br />

vor dem Schnatterpeck­Altar<br />

Foto: Pfarrchor Lana<br />

KulturFenster 37<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Was Karl Geroldinger mit effizienter Probenarbeit<br />

meint, kam beim Konzert des Südtiroler<br />

Jugendblasorchesters zum 75-Jahr-Jubiläum des<br />

VSM bestens (hörbar) zum Ausdruck.<br />

KulturFenster<br />

38 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


esümiert<br />

Dirigent*in einer Blasmusikkapelle<br />

Eine herausfordernde, aber auch erfüllende Aufgabe<br />

In der Weiterentwicklung eines Musikvereines<br />

nimmt die musikalische Leitung<br />

eine zentrale Stellung ein. In den Händen<br />

der Kapellmeister*innen liegt eine große<br />

Chance im Hinblick auf die musikalische<br />

Entwicklung der einzelnen Musiker*innen<br />

und in Folge davon auf eine stetige Verbesserung<br />

des Niveaus des gesamten Orchesters.<br />

Selbstverständlich tragen alle Funktionäre<br />

und die Musiker*innen selbst auch<br />

Verantwortung dafür, ob es attraktiv für Menschen<br />

aller Altersstufen ist, im Musikverein<br />

aktiv tätig zu sein.<br />

Die lodernde Flamme<br />

der Begeisterung<br />

Die Rolle der Dirigent*innen hat über die<br />

Möglichkeiten der anderen Vereinsfunktionäre<br />

hinaus jedoch noch die Faszination<br />

der Musik an sich als großen Motivationsfaktor<br />

zur Verfügung.<br />

Fundierte musikalische Ausbildung, Organisationstalent,<br />

Empathie, Resilienz …<br />

und vor allem eine „lodernde Flamme“<br />

der eigenen Begeisterung sind die Basis<br />

für eine erfolgreiche und erfüllende Tätigkeit<br />

als Orchesterleiter*in.<br />

All diese Eigenschaften brachten die<br />

Teilnehmer*innen an der heurigen Südtiroler<br />

Dirigentenwerkstatt mit, die ich Anfang<br />

November in Auer gestalten durfte.<br />

Ich freue mich für den Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen, dass es derart motivierte<br />

Kapellmeister*innen gibt, die sich<br />

laufend und gerne weiterbilden. Diese interessierte<br />

Grundhaltung ist der Humus<br />

für eine fruchtbare Weiterentwicklung des<br />

ohnehin schon auf hohem Niveau stehenden<br />

und sehr dynamischen Südtiroler Blasmusikwesens.<br />

Die bestmögliche Vorbereitung<br />

der Dirigent*innen ist der entscheidende<br />

Faktor für die Motivation<br />

der Musiker*innen und<br />

für den Erfolg auf der Bühne.<br />

Karl Geroldinger<br />

Anfang November war Karl Geroldinger als<br />

Referent zu Gast bei der diesjährigen Dirigentenwerkstatt.<br />

Bestmögliche Vorbereitung<br />

als entscheidender Faktor<br />

Inhaltlich haben wir uns intensiv mit der<br />

Vorbereitung der Proben beschäftigt, denn<br />

mir wurde im Laufe meiner mehr als 45-jährigen<br />

Tätigkeit als Orchesterleiter immer<br />

mehr bewusst, dass meine bestmögliche<br />

Vorbereitung der entscheidende Faktor für<br />

die Motivation der Musiker*innen und für<br />

den Erfolg auf der Bühne ist.<br />

1) Das Einrichten der Partitur<br />

Der erste wichtige Schritt ist das Einrichten<br />

und die eingehende Analyse der Partitur<br />

eines neuen Werkes. Beim genauen<br />

horizontalen und vertikalen Lesen der Partitur<br />

entdecke ich jene Stellen, die eigene<br />

Einzeichnungen für ein einfaches Navigieren<br />

durch das Musikstück beim Dirigieren<br />

erforderlich machen. Tempoänderungen,<br />

Taktwechsel, Auftakte, Fermaten,<br />

Einsätze, Dynamikentwicklungen, … mache<br />

ich für mich deutlich sichtbar – so ist<br />

mir, vergleichbar einem Skifahrer auf dem<br />

Slalomkurs, ein vorausschauendes Dirigieren<br />

möglich.<br />

Großes Augenmerk lege ich beim Partiturstudium<br />

auf die Harmonik, insbesondere<br />

bei Passagen, die exponiert in der Dynamik<br />

und in der Besetzung sind. Dabei werden<br />

auch eventuelle Druckfehler entdeckt, in<br />

Zweifelsfällen nehme ich Kontakt mit dem<br />

Komponisten auf. Die Struktur des Werkes<br />

gibt mir schon einen Hinweis auf geeignete<br />

Probenabschnitte.<br />

2) Analyse des Musikstückes<br />

Als nächster Schritt folgt für mich der<br />

Screen der einzelnen Teile des Musikstückes,<br />

wo mögliche Schwierigkeiten für<br />

die Musiker*innen sichtbar und Überlegungen<br />

zur Unterstützung an diesen Stellen<br />

angestellt werden. An dieser Stelle konzipiere<br />

ich beispielsweise vorbereitende<br />

rhythmische Übungen oder passendes<br />

Intonationstraining.<br />

Wir Dirigent*innen sollten<br />

mit der kostbaren Zeit der<br />

Musiker*innen ja sehr wertschätzend<br />

umgehen und Leerläufe<br />

vermeiden!<br />

Karl Geroldinger<br />

Ein gut durchdachter Ablauf der nächsten<br />

Probe sorgt für die Chance, dass die Aufmerksamkeit<br />

der Musiker*innen durchwegs<br />

gegeben ist, ein Fortschritt hörbar<br />

wird, Abwechslung in der Methodik möglich<br />

ist, … also insgesamt eine kurzweilige<br />

und ertragreiche Probe stattfi nden kann.<br />

Wir Dirigent*innen sollten mit der kostbaren<br />

Zeit der Musiker*innen ja sehr wertschätzend<br />

umgehen und Leerläufe vermeiden!<br />

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist auch ein<br />

klarer Auftrag zum Üben und konkrete Unterstützung<br />

für das Üben zu Hause bis zur<br />

nächsten Probe, damit das Erarbeitete gespeichert<br />

und verbessert werden kann.<br />

Taugliche Hilfen können hier Click-Tracks,<br />

Vorgaben für das Übetempo und im speziellen<br />

ein klarer Hinweis auf jene Passagen,<br />

die in der nächsten Probe bearbeitet<br />

werden, sein.<br />

3) Schriftliche Vorbereitung der Probe<br />

Für mich ist eine schriftliche Vorbereitung<br />

jeder Probe zum Selbstverständnis ge-<br />

KulturFenster<br />

39 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


esümiert<br />

Die optimale Vorbereitung einer Probe ist das A und O ihres Gelingens. Die Teilnehmer waren mit aktivem Interesse dabei.<br />

worden, denn sie ermöglicht mir ökonomisches<br />

Arbeiten und ist auch eine gute<br />

Vorlage für fl exible Änderungen im Probenverlauf,<br />

wenn diese in der Praxis notwendig<br />

werden. Mit einem klaren Konzept,<br />

das ich bei Bedarf mit einem kurzen<br />

Seitenblick beim Proben verfügbar habe,<br />

fühle ich mich auch frei für die Konzentration<br />

auf musikalische Gestaltungsaspekte.<br />

Natürlich waren auch andere wesentliche<br />

Themen wie z.B. mentale Vorbereitung,<br />

Einstimmen, Intonation, Rhythmus, Vereinbarkeit<br />

von Familie und Tätigkeit im<br />

Musikverein, … Gegenstand der Dirigentenwerkstatt.<br />

Ebenso die Lehrproben mit<br />

der Musikkapelle Auer, der ich an dieser<br />

Stelle nochmals herzlich für ihre<br />

wertvolle Mitgestaltung danke.<br />

Ständig Lernende<br />

Ich persönlich konnte mir aus<br />

den anregenden Diskussionen<br />

mit den Kursteilnehmern<br />

sehr viel Wertvolles für meine<br />

weitere Arbeit als Orchesterleiter<br />

mitnehmen – es gibt ja nicht nur einen<br />

richtigen Weg! Jede und Jeder von<br />

uns wird bei echtem Interesse an der<br />

eigenen Weiterentwicklung ein ständig<br />

Lernender sein. Insofern ist das Angebot<br />

des VSM zur Teilnahme an Weiterbildungskursen<br />

eine großartige und unverzichtbare<br />

Plattform für interessierte<br />

Kapellmeister*innen.<br />

Eine wesentliche Kraft- und Inspirationsquelle<br />

ist über die Kurse hinaus aus meiner<br />

Sicht jederzeit und kostenlos für alle<br />

Kapellmeister*innen verfügbar – nämlich<br />

der kollegiale Austausch mit den musikalischen<br />

Leiter*innen anderer Orchester in<br />

der Region. Der gesamte Erfahrungsschatz<br />

ist enorm und er kann ganz leicht allen zugänglich<br />

gemacht werden. Ich persönlich<br />

habe sehr positive Erinnerungen an regelmäßige<br />

Gemeinschaftsprojekte mit Musikkapellen<br />

in meiner Heimat Oberösterreich.<br />

Ich habe mit einem Kollegen dabei z.B.<br />

ein gemeinsames Konzertprogramm für<br />

zwei Orchester geplant, wo wir bei mehreren<br />

Musikstücken das jeweils andere<br />

Orchester dirigiert haben. Wir haben uns<br />

Zur Person<br />

in mehreren Proben gegenseitig besucht<br />

und diese gemeinsam reflektiert – eine für<br />

mich sehr lehrreiche und einfache Form<br />

der Fortbildung. Nebenbei war das Publikum<br />

in beiden Gemeinden durchaus erfreut,<br />

neben der Ortsmusikkapelle auch<br />

ein Gastorchester zu hören.<br />

An den Schluss dieses kurzen Beitrags<br />

möchte ich einen visionären Spruch setzen,<br />

der mich seit Jahrzehnten leitet und<br />

für die Tätigkeit eines Dirigenten wegweisend<br />

ist: „In Dir muss brennen, was Du in<br />

anderen entzünden willst!“<br />

Karl Geroldinger<br />

Nach dem Trompetenstudium am Brucknerkonservatorium<br />

Linz und dem Lehramt für Musikerziehung trat Karl Geroldinger<br />

(Jahrgang 1960) seine erste Stelle als Trompetenlehrer<br />

an der Landesmusikschule Schärding an. 1986 – 1995<br />

war er Direktor der Landesmusikschule Ried im Innkreis. Seit<br />

1995 ist er als Direktor des Oberösterreichischen Landesmusikschulwerks<br />

Motor für die international vielbeachtete Entwicklung<br />

des Musikschulwesens in Oberösterreich. Schon in seinen Jugendjahren<br />

beschäftigte er sich mit der Orchesterarbeit, zunächst mit seinem<br />

Ortsverein Enzenkirchen, dann mit dem Schülerblasorchester Schärding und<br />

dem Schülerblasorchester Ried, aus dem sich das Sinfonische Blasorchester<br />

Ried entwickelte, mit denen er viele nationale und internationale Preise errang.<br />

Im Jahr 2010 dirigierte er die Europäische Jugendbrassband und er leitete<br />

von 2012 bis 2022 sehr erfolgreich die Jugendbrassband Oberösterreich.<br />

Für sein kulturelles Wirken wurde Karl Geroldinger von Land und Bund bereits<br />

mehrfach ausgezeichnet. Er hat in den ersten Jahren (2005–2008) seines<br />

Bestehens das Südtiroler Jugendblasorchesters geleitet und ist 2022 für<br />

weitere drei Jahre ans Dirigentenpult des SJBO zurückgekehrt.<br />

KulturFenster<br />

40 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


VSM intern<br />

Meraner Traubenfest <strong>2023</strong><br />

Krönender Abschluss des VSM-Jubiläumsjahres<br />

Über 60 Musikkapellen (im Bild die Knappenkapelle Ridnaun) sorgten für die musikalische und optische Note und machten den großen<br />

Festumzug für Mitwirkende und Publikum zu einem unvergesslichen Erlebnis.<br />

Das traditionelle Meraner Traubenfest am<br />

dritten Oktoberwochenende lockte auch<br />

heuer wieder Abertausende Einheimische<br />

und Urlaubsgäste in die Passerstadt. Heuer<br />

stand das Fest im Zeichen des 75­jährigen<br />

Bestehens des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) und war gleichzeitig<br />

der krönende Abschluss der offi ziellen<br />

Feierlichkeiten des Verbandes.<br />

Nach der Mitglieder-Vollversammlung<br />

am 11. März war der 4. Mai der offi zielle<br />

Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten:<br />

In einer kleinen Feierstunde wurde die<br />

neue, rund 140 Seiten starke VSM-Festschrift<br />

zum 75-Jahr-Jubiläum vorgestellt.<br />

Der Höhepunkt des Jubiläumsjahres war<br />

zweifelsohne das zweitägige Jubiläums-<br />

fest am 20. und 21. Mai in Bozen. Den<br />

eigentlichen Geburtstag – den 28. August<br />

<strong>2023</strong> – feierten viele Musikkapellen<br />

mit eigenen Veranstaltungen in ihren<br />

Heimatdörfern.<br />

Blasmusikjugend im Fokus<br />

Den offiziellen Abschluss der Jubiläumsfeiern<br />

bildete das Meraner Traubenfest, bei<br />

dem die Blasmusikjugend im thematischen<br />

Einer der schön gestalteten Festwägen<br />

war dem 75­Jahr­Jubiläum des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen gewidmet.<br />

KulturFenster<br />

41 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


VSM intern<br />

Jugendkapellen aus dem<br />

ganzen Land begeisterten<br />

die zahlreichen<br />

Zuhörer*innen in der<br />

Meraner Innenstadt<br />

(im Bild die Jugendkapelle<br />

Jenesien auf der<br />

Kurhausterrasse).<br />

Mittelpunkt stand. Auf der Kurhausterrasse,<br />

am Thermenplatz, in der Sparkassenstraße<br />

und auf dem Kallmünz-Parkplatz (Schützenfest)<br />

präsentierten sich verschiedene<br />

Jugendkapellen mit ihren Kurzkonzerten.<br />

Die Kinder und Jugendlichen unterhielten<br />

und begeisterten dabei zahlreiche Zaungäste<br />

und Stadtbesucher mit ihrem breitgefächerten<br />

Programm. Egal ob Konzertstück,<br />

Pop, Rock, Polka oder Marsch: Die<br />

Blasmusikjugend zeigte sich von ihrer besten<br />

Seite.<br />

Am traditionellen großen Festumzug am<br />

Nachmittag nahmen mehr als 60 Musikkapellen<br />

teil. Am Abend folgte ein weiterer<br />

Höhepunkt des Festwochenendes: Zum<br />

ersten Mal seit rund 20 Jahren wurde im<br />

VSM-Bezirk Meran ein Bezirksjugendblasorchester<br />

auf die Beine gestellt. Über<br />

60 Jungmusikantinnen und Jungmusikanten<br />

aus den 36 Mitgliedskapellen<br />

des Bezirkes waren Teil des Klangkörpers<br />

unter der Leitung von Patrick Gruber.<br />

Passend zum Anlass wurde das Konzert<br />

mit der VSM-Jubiläumsfanfare von<br />

Tobias Psaier eröffnet. Auf die Uraufführung<br />

der farbenreichen „Canadian<br />

Suite“ des Eisacktaler Komponisten Lukas<br />

M. Gasser folgten Werke von Thomas<br />

Doss, George Gershwin, Duke Ellington<br />

und weiteren namhaften Komponisten,<br />

welche dem zahlreich erschienenen Publikum<br />

einen musikalisch genussvollen<br />

Abend bescherten.<br />

Verbandsobmann Pepi Ploner bedankte<br />

sich bei allen Musikkapellen und Jugendkapellen,<br />

die durch ihr Mitwirken<br />

das heurige Traubenfest zu einem unvergesslichen<br />

Erlebnis gemacht haben:<br />

„Ein Dankeschön und ein großes Kompliment<br />

geht an das Bezirksjugendblasorchester<br />

Meran und Patrick Gruber für<br />

das schöne Konzert im Kursaal als krönender<br />

Abschluss des Jubiläumsjahres.“<br />

Stephan Niederegger<br />

Das Festkonzert des Bezirksjugendblasorchesters<br />

Meran war der musikalische Abschluss<br />

des Traubenfestes und der krönende<br />

Schlussakkord des heurigen VSM­Jubiläumsjahres.<br />

Neben der „Marlinger Apfelkrone“ ist der Festwagen „Kundschafter“ (Riesentraube) aus<br />

Algund der jährliche Blickfang des Festumzuges beim Meraner Traubenfest.<br />

KulturFenster<br />

42 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Redaktionsschluss für<br />

bewegt<br />

Dankeschön am<br />

Ende eines „bewegten“ Jahres<br />

Verbandsstabführer Klaus Fischnaller blickt zurück<br />

Am Ende eines Jahres ist es angebracht<br />

zurückzuschauen und DANKE zu sagen.<br />

Für euren Rückhalt, für eure gute Zusammenarbeit,<br />

euer Entgegenkommen und die<br />

Bereitschaft, Neues zu probieren.<br />

Zusammenkommen ist ein Beginn,<br />

Zusammenbleiben ist ein<br />

Fortschritt Zusammenarbeiten<br />

ist ein Erfolg.<br />

Henry Ford<br />

Foto: VSM<br />

Angefangen mit den gut besuchten Stabführerfortbildungen,<br />

der internen Fortbildung<br />

zum Thema „Schwenkung“ mit den<br />

drei Übungskapellen, über die VSM Jubiläumsfeier<br />

im Mai mit über 100 teilnehmenden<br />

Kapellen, bis zu den Showdarbietungen<br />

und dem anschließenden Finale,<br />

das es so noch nie gegeben hat. Das Geburtstagswochenende<br />

im August, wobei<br />

ich das Jugendprojekt mit dem Bezirk Sterzing<br />

hervorheben möchte, und der große<br />

Meraner Traubenfestumzug im Oktober<br />

mit über 60 teilnehmenden Kapellen waren<br />

alles sehr beeindruckende Aktivitäten.<br />

Martin Rechenmacher hat mit den Musikantinnen und Musikanten der MK Kortsch den<br />

„75er“ für die Jubiläums­Mitgliedervollversammlung des VSM einstudiert.<br />

Zu alldem habe sehr viele positive Rückmeldungen<br />

bekommen, welche ich<br />

gerne an euch weitergebe, denn ohne<br />

eure Mithilfe wäre dies alles nicht möglich<br />

gewesen. Ihr wart super und ich bin<br />

begeistert von eurem Einsatz, Fleiß und<br />

Bereitschaft. Vergelt’s Gott, bitte macht<br />

weiter so!<br />

Euer Verbandsstabführer<br />

Klaus Fischnaller<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />

senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„ KulturFensters“ ist:<br />

Montag, 15. Jänner 2024<br />

KulturFenster<br />

43 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


ewegt<br />

Das Marschbuch,<br />

unverzichtbar und oft ein Ärgernis<br />

Eine gute Lösung für die Bürgerkapelle Klausen<br />

Die Musikant*innen haben mit dem Marschbuch<br />

ihre liebe Not. Es ist zu schwer,<br />

schlecht leserlich geworden und klebt zusammen,<br />

es blendet bei Licht­ und Sonneneinstrahlung,<br />

usw. Paul Bramböck, Kapellmeister<br />

der BK Klausen hat dazu eine gute<br />

Lösung gefunden.<br />

Die Bürgerkapelle Klausen bei einem Aufmarsch<br />

durch die Stadt<br />

Als ich im Jahre 2019 wieder Kapellmeister<br />

der Bürgerkapelle Klausen wurde, war es<br />

mir schnell ein großes Anliegen, das vorhandene<br />

Marschbuch zu erneuern, bei<br />

dem es mein Ansinnen war, ein komplett<br />

bestücktes Marschbuch für den Ganzjahresbedarf<br />

zu erhalten.<br />

Herausgekommen ist ein viel zu dickes<br />

und schweres Marschbuch, welches uns<br />

in den zwei folgenden Jahren in mehrfacher<br />

Hinsicht nur Probleme beim Marschieren<br />

bereitete.<br />

Einerseits klagten Musikant*innen dass es<br />

ständig von der Marschgabel fi el und es<br />

in keine Trachtenrocktasche passte, andererseits<br />

spielten wir einige der Märsche<br />

nicht ein einziges Mal. Kurz gesagt, dieses<br />

Marschbuch war einfach nur unpraktisch<br />

für alle und somit keine gute Idee von mir!<br />

Nach reifl ichen Überlegungen entschlossen<br />

wir uns in drei Schritten noch einmal<br />

für ein neues Marschbuch:<br />

Eine neue<br />

Lösung in drei Schritten<br />

Schritt 1: Was muss das Marschbuch wirklich<br />

beinhalten?<br />

Aus der Erfahrung heraus reichen zwölf<br />

„Marschiermärsche“ und drei „Standmärsche“.<br />

Dazu noch drei Choräle, die<br />

Landeshymne, „Ich hatt einen Kameraden“<br />

und eine festliche Fanfare. Somit<br />

hat man mit zehn Blättern plus Deckblätter<br />

das Auslangen.<br />

Schritt 2: Digitalisierung, Druck und Layoutt<br />

Zunächst mussten wir die ausgewählten<br />

Stücke einscannen bzw. digitalisieren, damit<br />

das Marschbuch in Druck gehen konnte.<br />

Unsere Druckerei war die Werbeagentur<br />

So schlank ist das neue Marschbuch<br />

der BK Klausen:<br />

» Gewicht: 54 g<br />

» Gesamtdicke: 3 mm<br />

» passt in jede Tasche<br />

KRIS:TOP (www.kristop.at) in Innsbruck,<br />

bei der wir professionell und bestens betreut<br />

wurden. In mühevoller Kleinstarbeit<br />

wurde jedes einzelne Notenblatt von Scanoder<br />

Druckfehlern gesäubert, was einen<br />

enormen Zeitaufwand bedeutete. Um das<br />

Gewicht des Marschbuches auf ein Minimum<br />

zu reduzieren, entschieden wir uns,<br />

wasserfesten Kunststoff zu verwenden, auf<br />

dem die Märsche direkt aufgedruckt wurden.<br />

Der Vorteil daran ist, dass man auf<br />

Klarsichthüllen oder eingeschweißte Notenblätter<br />

getrost verzichten kann und das<br />

KulturFenster<br />

44 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Blasmusik<br />

Das alte Marschbuch im Vergleich mit dem neuen<br />

Marschbuch somit sehr dünn ist und jedem<br />

Regenwetter trotzt.<br />

Damit unser Marschbuch einzigartig wird,<br />

konnten wir für das Deckblatt meinen Bruder<br />

Christian Bramböckseines Zeichens<br />

bildnerischer Künstler, dazu bewegen, die<br />

Bürgerkapelle Klausen beim Marschieren<br />

zu malen.<br />

Schritt 3: Vervielfältigung und Verwendung<br />

In ausreichendem Maße erhielten wir<br />

genügend Marschbücher für alle<br />

Musikanten*innen und können jederzeit<br />

Marschbücher entweder selbst oder über<br />

die Firma nachdrucken lassen.<br />

Seit nunmehr einem Jahr wird das neue<br />

Marschbuch mit seinem unschlagbaren<br />

Gewicht von nur 54 Gramm (!) mit großer<br />

Freude und Erleichterung von unseren<br />

Musikant*innen angenommen, getragen<br />

und verwendet. Vorbei ist die Zeit von zu<br />

schweren, runterfallenden Marschbüchern<br />

und verklebten Hüllen sowie von vielen, oft<br />

nicht gespielten Märschen.<br />

Zur Person:<br />

Paul Bramböck – Kapellmeister der<br />

Bürgerkapelle Klausen von 1999-2004<br />

und seit 2019 wieder;<br />

Spezialist für Barockpauken in internationalen<br />

Barockorchestern;<br />

Landesmusikschullehrer für Schlagwerk;<br />

Betriebsratsobmann für 700 Lehrpersonen<br />

im Tiroler Musikschulwerk.<br />

Fortbildungsprogramm<br />

im Bereich MIB 2024<br />

Wenn auch Ihr eine Idee zur Verbesserung<br />

der Musik in Bewegung umgesetzt<br />

und damit eine tolle Erfahrung gemacht<br />

habt, dann teilt es weiter.<br />

klaus.fi schnaller@vsm.bz.it<br />

https://vsm.bz.it/musik­in­bewegung/<br />

stabfuehrerausbildung/<br />

Vielfalt macht uns lebendig, und tolle<br />

Projekte haben es verdient, dass sie<br />

weitergegeben werden.<br />

KulturFenster 45<br />

06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


jung musiziert<br />

AAA<br />

Alles Gute zum Geburtstag! Die Jugendkapelle Völser<br />

Aicha hat sich in den zehn Jahren ihres Bestehens<br />

zu einem ansehnlichen Klangkörper entwickelt<br />

und steht seit vier Jahren unter der Leitung von Julia<br />

Vieider und Tabea Federer (in der Bildmitte).<br />

Happy Birthday!<br />

Zehn Jahre Jugendkapelle Völser Aicha<br />

Im Herbst 2013 gab die Jugendkapelle Völser<br />

Aicha ihr erstes Konzert. Was damals kaum<br />

jemand ahnen konnte: In diesen zehn Jahren<br />

entwickelte sich die „Oachner“ JUKA<br />

nicht nur zur tragenden Säule in der Nachwuchsarbeit<br />

der Musikkapelle, sondern zu<br />

einer echten Erfolgsstory. Zeit, anlässlich<br />

des zehnten Geburtstags der Jugendkapelle<br />

auf die schönsten und bewegendsten Momente<br />

ihrer Geschichte zurückzublicken!<br />

Wie alles begann<br />

Eines vorweg: Die Jugendkapelle Völser<br />

Aicha – wie sie vom damaligen Jugendleiter<br />

der Musikkapelle und nunmehrigem<br />

Obmann Samuel Vieider 2013 gegründet<br />

wurde – ist keineswegs die erste blasmusikalische<br />

Formation aus jungen Oachner<br />

Musikern, die es bis dato gegeben hatte.<br />

Bereits im Laufe der 2000er-Jahre gab es<br />

auf Initiative des damaligen Obmanns Robert<br />

Kompatscher immer wieder kleinere<br />

Projekte (Sommerprojekte, Mini-Jugendkapellen,<br />

Messgestaltungen mit Bläsergruppen,<br />

usw.) die von den jeweiligen Jugendleitern<br />

der Kapelle, anfangs Thomas<br />

Kompatscher und Patrick Winkler, später<br />

auch Ulrich Kompatscher und Samuel<br />

Vieider, auf die Beine gestellt wurden und<br />

bei den Jungmusikern*innen auch auf viel<br />

Begeisterung stießen.<br />

2013 erfolgte dann eigentlich nur die logische<br />

Konsequenz: die Gründung einer<br />

vereinseigenen, ständigen Jugendkapelle,<br />

auch wenn diese ihre Tätigkeit meist vor<br />

allem auf die Sommermonate legte. Die musikalische<br />

Leitung der Kapelle übernahm<br />

Samuel Vieider, der der Jugendkapelle bis<br />

2019 musikalisch und anfangs auch organisatorisch<br />

vorstand. In den Jahren 2017 bis<br />

2022 ging die organisatorische Leitung der<br />

JUKA an die damalige Jugendleiterin Sabrina<br />

Vieider über, das Dirigentenpult übernahmen<br />

2019 schließlich die beiden derzeitigen<br />

Jugendleiterinnen Tabea Federer<br />

und Julia Vieider, welche die Kapelle seit<br />

mittlerweile vier Jahren mit Bravour leiten.<br />

KulturFenster<br />

46<br />

06 <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Tabea: Die Zeit in der Jugendkapelle war<br />

von sehr vielen Highlights und schönen<br />

Momenten geprägt, sei es als Mitglied in<br />

den Reihen als auch vorne am Dirigentenpult.<br />

Das Vortragen eines Solostücks zum<br />

Beispiel hinterließ einen bleibenden Eindruck<br />

und als Dirigentin einer solchen<br />

Bande ist für mich jedes Konzert, bei dem<br />

wir unser Können unter Beweis stellen, ein<br />

großes Highlight.<br />

Julia: Ich hatte sehr viele schöne Momente<br />

und Highlights in der Jugendkapelle. Jedes<br />

Jahr brachte neue Überraschungen<br />

mit sich. Durch die Jugendkapelle bin<br />

ich zum Mikrofon und zur Konzertmoderation<br />

(auch bei der Musikkapelle) gekommen,<br />

was für mich sicherlich ein Highlight<br />

war und ist. Nun ist meine neues Projekt<br />

das Dirigieren... mal schauen, wohin das<br />

dann führt …<br />

Musik soll Spaß machen, aber es wird auch ernsthaft geprobt.<br />

Höhepunkte im<br />

Jubiläumsjahr<br />

Zum Jubiläumsjahr wartete die Jugendkapelle<br />

heuer mit einer Reihe an Höhepunkten<br />

auf. Das absolute Highlight bildete<br />

– neben dem Sommerlager auf dem<br />

Manötscherhof in Tiers Ende Juli und dem<br />

gemeinsamen Auftritt mit der Musikkapelle<br />

Völser Aicha beim Sommernachtskonzert<br />

mit „Aperitivo lungo“ am 24. August – das<br />

10-Jahre-Jubiläumskonzert am Samstag,<br />

2. September, bei dem die Jugendkapelle<br />

die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer<br />

auf eine musikalische Zeitreise durch die<br />

Musikgeschichte und gleichzeitig durch die<br />

Geschichte der JUKA entführte. Dabei gaben<br />

die über 20 Jungmusikantinnen und<br />

Jungmusikanten insgesamt zehn Stücke<br />

(ein Werk für jedes Jahr ihres Bestandes)<br />

aus verschiedenen Musikepochen zum Besten.<br />

Zum Ausklang ihres Jubiläumsjahres<br />

warteten auf die Jugendkapelle noch zwei<br />

weitere Auftritte: Am 24. September waren<br />

die jungen Musiker beim Schnaggenfest<br />

in Völser Aicha zu Gast und am 15. Oktober<br />

beim Traubenfest in Meran mit einem<br />

Konzert und beim Umzug.<br />

Sehens- und<br />

hörenswerte Bilanz<br />

Die Bilanz der Oachner JUKA kann sich<br />

nach zehn Jahren absolut sehen lassen: An<br />

die 80 junge (aber nicht nur) Musiker*innen<br />

musizierten in diesen Jahren insgesamt in<br />

den Reihen der Kapelle, fast zehn junge<br />

Dirigenten*innen aus dem Dorf sind mit der<br />

JUKA aufgetreten, weit über 30 Konzerte<br />

und Auftritte in und außerhalb von Völser<br />

Aicha absolvierte die Jugendkapelle seit<br />

ihrer Gründung (durchschnittlich mehr als<br />

drei im Jahr), viermal nahm sie an einem<br />

Jugendkapellentreffen teil. Ihren bislang<br />

größten musikalischen Erfolg feierten die<br />

jungen Musiker im Jahr 2017, als sie sich<br />

beim damaligen Wettbewerb im Rahmen<br />

des Jugendkapellentreffens in Tramin den<br />

Kategoriesieg in der Stufe CJ holten.<br />

Sechs Fragen an die<br />

Jugendleiterinnen Julia<br />

Vieider und Tabea Federer<br />

KulturFenster: Julia und Tabea, ihr wart<br />

bestimmt selbst lange ein Teil der Jugendkapelle.<br />

Wie sind eure Erinnerungen an<br />

die Anfangszeit?<br />

Tabea Federer: Die Jugendkapelle war<br />

für mich von Beginn an ein sehr besonderes<br />

Projekt im Sommer, bei dem ich immer<br />

gerne dabei war und mich in den verschiedensten<br />

Facetten weiterbilden konnte.<br />

Julia Vieider: Ich war beim allerersten Projekt<br />

dabei und fand es damals schon sehr<br />

schön,gemeinsam zu musizieren. Ich bin<br />

glücklich darüber, dass die Jugendkapelle<br />

seitdem jedes Jahr bestanden hat.<br />

KF: Gibt es ein Highlight, an das ihr euch<br />

persönlich besonders gerne zurückerinnert?<br />

KF Das Ziel einer Jugendkapelle ist natürlich<br />

unter anderem auch, Nachwuchs<br />

für die Musikkapelle zu gewinnen. Unternehmt<br />

ihr etwas Besonderes, um euren<br />

Jugendlichen den Schritt in die Kapelle<br />

zu erleichtern?<br />

Tabea: Ich empfinde die Jugendkapelle als<br />

einen wichtigen Faktor, der die Kinder und<br />

Jugendlichen auf den Einstieg in die Kapelle<br />

optimal vorbereitet. Sie erlernen da-<br />

Die Jugendkapelle Völser Aicha ist auch<br />

„gut zu Fuß“ – wie z. B. beim Traubenfestumzug<br />

in Meran.<br />

47<br />

KulturFenster 06 <strong>Dezember</strong>r <strong>2023</strong>


ei schon alle wichtigen Grundlagen, wie<br />

eine Kapelle funktioniert und die vorherrschenden<br />

Werte und Normen eines solchen<br />

Vereines.<br />

Julia: Wir versuchen den Kindern und Jugendlichen<br />

durch Spaß und moderne, noch<br />

nicht zu schwierige Musikstücke das Kapellenleben<br />

näher zu bringen und sie zu<br />

motivieren, danach in die Musikkapelle<br />

einzutreten. Das heurige Proben und Zusammenspielen<br />

mit der Musikkapelle war<br />

die perfekte Gelegenheit, ihnen dies näherzubringen.<br />

KF: Habt ihr schon Pläne für das kommende<br />

Jahr?<br />

Beide: Für das kommende Jahr planen<br />

wir ein Sommercamp, das sich über eine<br />

Woche lang erstreckt und gemeindeübergreifend<br />

stattfi nden soll.<br />

KF: Was wünscht ihr der Jugendkapelle<br />

für die Zukunft?<br />

Tabea: Ich wünsche der Jugendkapelle<br />

für die Zukunft viele begeisterte und motivierte<br />

Kinder und Jugendliche, die sich<br />

freuen, in einer jungen und dynamischen<br />

Gruppe zu musizieren und spannende Projekte<br />

auf die Beine zu stellen.<br />

Julia: Ich wünsche der Jugendkapelle viel<br />

Spaß und Freude am Musizieren. Ich wünsche<br />

ihr, dass sie noch sehr lange bestehen<br />

bleibt und dass sie viele spannende,<br />

musikalische Abenteuer erlebt.<br />

KF: Wann ist eure Jugendkapelle das nächste<br />

Mal zu hören?<br />

Beide: Unsere Jugendkapelle ist voraussichtlich<br />

im Sommer wieder bei verschiedenen<br />

Projekten zu hören.<br />

..<br />

Drei Mitglieder der JUKA Volser Aicha stellen sich vor:<br />

Sarah Lageder<br />

Alter: 14 Jahre<br />

Instrument: Querfl öte<br />

Darum habe ich mich für mein Instrument entschieden: Ich habe mein Instrument<br />

(die Querfl öte) gewählt, da ich vor einigen Jahren bei einem Konzert war und mich ein<br />

Flötensolo dort überzeugte.<br />

Mein Lieblingsstück: Mein Lieblingsstück bei der Jugendkapelle ist „Nessaja“ von Peter<br />

Maffay. Dieses Stück führten wir dieses Jahr zusammen mit der Musikkapelle bei<br />

unserem 10-jährigen Jubiläum auf.<br />

Der schönste Moment bei der Jugendkapelle: Der schönste Moment bei der Jugendkapelle<br />

war dieses Jahr ein dreitägiges Musikcamp. Wir musizierten alleine wie auch<br />

zusammen, spielten tolle Spiele und hatten jede Menge Spaß.<br />

Daniel und Katharina Federer<br />

Alter: 11 und 9 Jahre<br />

Instrument: Flügelhorn und Trompete<br />

Darum habe ich mich für mein Instrument entschieden:<br />

Daniel: Mein Vater hat mir dieses Instrument schmackhaft gemacht.<br />

Katharina: Da mein Bruder dieses Instrument bereits erlernte, habe ich mich davon inspirieren<br />

lassen und mich auch für das Instrument Trompete entschieden.<br />

Das gefällt mir bei der Jugendkapelle am besten:<br />

Beide: Bei der Jugendkapelle gefällt uns am besten das gemeinsame Proben und Musik<br />

machen.<br />

Mein Lieblingsstück:<br />

Daniel: „Pirates of the Caribbean“<br />

Katharina: „Jugendträume“ von Alexander Pfluger<br />

Ein lustiges Ereignis bei der Jugendkapelle:<br />

Daniel: Die heurige Teilnahme beim Traubenfest in Meran<br />

Katharina: Das heurige Sommercamp beim Manötscher-Hof<br />

Der schönste Moment bei der Jugendkapelle:<br />

Daniel: Beim Sommercamp durften wir heuer in den Teilproben mit dem Kapellmeister<br />

der Musikkapelle proben und musizieren, das war sehr toll.<br />

Katharina: Das gemeinsame Musizieren zählt für mich immer zu den schönsten Momenten.<br />

Darauf freue ich mich am meisten, wenn ich zur Musikkapelle komme:<br />

Beide: Auf das gemeinsame Musizieren und Erlernen neuer Stücke mit vielen Musikanten.<br />

48<br />

KulturFenster 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


„Individuelle Räume schaffen“<br />

Interview mit der Musikvermittlerin Veronika Prünster Pircher<br />

Veronika Prünster Pircher aus Lana/Völlan<br />

ist als Musikvermittlerin beim Tonkünstler­<br />

Orchester Niederösterreich beschäftigt und<br />

organisiert auch hierzulande immer wieder<br />

aufregende Musikprojekte für Groß und Klein.<br />

Im Interview mit dem KulturFenster spricht<br />

sie über Musikvermittlung, ihr spannendstes<br />

Projekt und gibt den ein oder anderen<br />

Tipp für die Arbeit mit Kindern.<br />

KulturFenster: Veronika, fragt dich jemand<br />

nach deinem Beruf, wie lautet dann<br />

deine Antwort?<br />

Veronika Prünster Pircher: Das ist eine<br />

gute Frage, das werde ich nämlich oft gefragt<br />

(lacht). Ich bin ursprünglich Musikpädagogin<br />

und habe dazu Kulturmanagement<br />

studiert, berufl ich bin ich aber als<br />

Musikvermittlerin tätig. Ich bin vor einigen<br />

Jahren auf dieses Feld gestoßen und<br />

seit einiger Zeit im Tonkünstler-Orchester<br />

Niederösterreich beschäftigt, wo es eine<br />

eigene Abteilung dafür gibt. Darüber hinaus<br />

bin ich regelmäßig im freischaffenden<br />

Bereich tätig.<br />

Veronika Prünster<br />

Pircher ist vielseitige<br />

Musikpädagogin<br />

und Musikvermittlerin.<br />

Foto: © Walter Skokanitsch<br />

KF: Welche Tätigkeitsfelder gehören zur<br />

Musikvermittlung?<br />

Prünster Pircher: Die Musikvermittlung beschäftigt<br />

sich hauptsächlich damit, Wege<br />

und Möglichkeiten zu fi nden, dem Publikum<br />

die Tür zur Musik auf eine neue, etwas<br />

andere Weise zu öffnen. Es geht auch<br />

darum, die Hemmschwelle zu senken, sodass<br />

Menschen die Musik wahrnehmen,<br />

mir ihr in Kontakt kommen und sich mit ihr<br />

auseinandersetzen können. Meine Aufgabe<br />

beim Tonkünstler-Orchester ist es, speziell<br />

für das Orchester neue Wege zum Publikum<br />

zu fi nden und in dieser Hinsicht Brücken<br />

zu bauen. Es geht letzten Endes auch<br />

darum, neues Publikum für die klassische<br />

Musik zu fi nden und dafür zu begeistern.<br />

In meiner freischaffenden Tätigkeit arbeite<br />

ich häufig mit Ensembles und bewege mich<br />

sehr oft in Richtung Musiktheater, dort versuche<br />

ich außerdem musikpädagogische<br />

Inhalte mit hineinzupacken.<br />

KF: Also geht es in der Musikvermittlung<br />

nicht nur um Kinder, sondern auch um<br />

Erwachsene?<br />

Prünster Pircher: Ganz genau, die Zielgruppe<br />

der Musikvermittlung geht je nach<br />

Projekt tatsächlich von Babys und Kleinkindern<br />

bis hin zu Senioren. Zuletzt haben<br />

wir beispielsweise ein spannendes Projekt<br />

mit Demenzerkrankten durchgeführt.<br />

KF: Gibt es eine spezielle Ausbildung für<br />

dieses Berufsbild?<br />

Prünster Pircher: Wie gesagt, ich habe Musikpädagogik<br />

und Kulturmanagement studiert.<br />

Mittlerweile gibt es aber eigene Lehrgänge<br />

speziell für Musikvermittlung, wie<br />

zum Beispiel in Linz, Graz und Wien. Man<br />

kann sagen, dass sich in den letzten Jahren<br />

sehr viel in diesem Bereich getan hat.<br />

KF: Gibt es aus deiner Sicht diesbezüglich<br />

große Unterschiede zwischen Österreich<br />

und Südtirol?<br />

Prünster Pircher: Ich würde schon behaupten,<br />

dass sich in Südtirol im Vergleich zu<br />

Österreich die Musikvermittlung noch eher<br />

in den Anfängen befi ndet. Ich weiß, dass<br />

Musikvermittlung bei vereinzelten Chören,<br />

Kapellen und Musikschulen in Südtirol<br />

bereits ihren Platz hat. Es ist schön zu<br />

sehen, dass im Kleinen immer mehr passiert<br />

und dass entsprechende Schritte in<br />

diese Richtung gesetzt werden. Aus meiner<br />

Sicht wäre aber eine institutionalisierte<br />

Vernetzung wünschenswert, so wie es in<br />

Österreich und Deutschland bereits passiert.<br />

Denn somit erreicht man verstärkt<br />

Publikum, aber auch den so wichtigen<br />

Nachwuchs.<br />

KF: Du hast in letzter Zeit immer wieder<br />

verschiedenen Projekte in Südtirol durchgeführt.<br />

Schaffst du es, logistisch alles unter<br />

einen Hut zu bekommen?<br />

Prünster Pircher: Mal mehr, mal weniger<br />

(lacht). Da kommt es oft zu dem Punkt, wo<br />

man sich denkt: „Geat sich des iatz schun<br />

no aus?“ Aber in dem Moment, wo man im<br />

ganzen Prozess und im Projekt drin ist, ist<br />

das Ganze natürlich wieder ganz anders.<br />

Bis jetzt hat alles sehr gut funktioniert und<br />

ich hoffe, dass es auch in Zukunft so weitergeht.<br />

Es freut mich sehr, dass sich mir<br />

49<br />

KulturFenster 06 <strong>Dezember</strong>r <strong>2023</strong>


hinausgeblickt<br />

„Musik in kleinen<br />

Gruppen“ in Auer<br />

VSM-Wettbewerb<br />

https://vsm.bz.it<br />

02.03.2024<br />

Musik<br />

kinderleicht<br />

erklärt<br />

Foto:<br />

Manfred<br />

Gartner<br />

das Feld der Musikvermittlung in Südtirol<br />

immer mehr öffnet und ich meiner Heimat<br />

somit wieder näherkomme.<br />

KF: Was war dein bisher spannendstes<br />

Projekt?<br />

Prünster Pircher: Eines meiner spannendsten<br />

und zugleich ersten Projekte war ein<br />

von der EU kofinanziertes Outdoor-Projekt<br />

unter dem Namen „Klanginseln“. Gemeinsam<br />

mit einem Blechbläserensemble und<br />

einer Musikwissenschaftlerin ging es hoch<br />

auf den Berg, wo wir den Weg unter dem<br />

Motto „Berg und Musik“ musikalisch gestaltet<br />

haben. Letzten Endes haben sich<br />

uns rund 100 Wanderer angeschlossen<br />

und das Projekt war ein voller Erfolg. Für<br />

mich ein klares Zeichen, dass es in diese<br />

Richtung weitergehen soll.<br />

KF: In welchen Momenten entstehen<br />

deine Ideen?<br />

Prünster Pircher: Gute Frage (lacht). Ich<br />

habe prinzipiell sehr viele Ideen im Kopf,<br />

manchmal tauchen sie in ganz unscheinbaren<br />

Situationen auf. Ich habe immer ein<br />

Notizbuch dabei, dort wird alles hineingeschrieben,<br />

was mir gerade einfällt. Natürlich<br />

gibt es dann intensive Arbeitsphasen,<br />

wo ich versuche, alles in einen umsetzbaren<br />

Rahmen zu bringen. Dabei arbeite<br />

ich auch sehr gerne in Teams, wo man sich<br />

Schritt für Schritt dem Ziel nähert.<br />

KF: Worauf achtest du, wenn du Projekte<br />

speziell für Kinder konzipierst?<br />

Prünster Pircher: Bei der Arbeit für Kinder<br />

gefällt mir vor allem die natürliche Neu-<br />

gierde und die kindliche Wachsamkeit,<br />

welche sie mitbringen. Diese sind wichtige<br />

Ausgangspunkte für meine Arbeit. Es ist interessant<br />

zu beobachten, dass bei Familienkonzerten<br />

diese Neugierde auch bei Erwachsenen<br />

immer wieder neu auffl ammt.<br />

KF: Die Nachwuchsgewinnung spielt auch<br />

bei unseren Musikkapellen eine wichtige<br />

Rolle. Welche Tipps würdest du spontan<br />

geben, um beispielsweise eine Instrumentenvorstellung<br />

ansprechend zu gestalten?<br />

Prünster Pircher: Ich würde sagen: Kinder<br />

tun nichts lieber, als die Instrumente<br />

zu berühren und auszuprobieren. Demnach<br />

würde ich die ganze Sache praktisch<br />

angehen und das kindliche Publikum<br />

immer wieder miteinbeziehen. Oder<br />

etwas überspitzt gesagt: Ein Kind interessiert<br />

es im ersten Moment nicht, wann ein<br />

Instrument genau entstanden ist oder aus<br />

welchem Material es exakt gebaut wurde.<br />

Natürlich kann man diese Informationen<br />

einbauen, es sollte aber nicht ausschließlich<br />

darum gehen. Viel wichtiger fi nde ich<br />

es, dass sich die Kinder selbst als Teil des<br />

jeweiligen Programms fühlen und immer<br />

wieder miteinbezogen werden.<br />

KF: Mit welchen Mitteln schaffst du das?<br />

Prünster Pircher: Individuelle Räume zu<br />

schaffen, sodass sich jeder und jede ein<br />

Stück weit entfalten kann und sich dem<br />

Thema auf seine/ihre ganz persönliche<br />

Art und Weise nähert, ist ein zentraler und<br />

wichtiger Teil meiner Arbeit. Ein besonderes<br />

Element, welches immer in meinen<br />

Projekten vorkommt, ist die Interaktion mit<br />

dem Publikum, beispielsweise durch Mitmachaktionen.<br />

KF: Wie ist aktuell deine Verbindung zu<br />

Südtirol?<br />

Prünster Pircher: Ich bin in Wien und Niederösterreich<br />

sehr gut eingebunden, doch<br />

natürlich fehlt mir meine Heimat sehr. Daher<br />

suche ich verstärkt die Verbindung zu<br />

Südtirol, sowohl familiär als auch beruflich.<br />

Ich merke, dass sich dort in meinem<br />

Tätigkeitsbereich immer mehr entwickelt<br />

und sehr gerne bringe ich mich dort mit<br />

ein. Wenn es sich ausgeht, spiele ich gerne<br />

in meiner Heimatkapelle, der Bauernkapelle<br />

Völlan, mit. Was ich außerdem sehr<br />

schätze: Egal wie lange ich von zuhause<br />

weg bin oder war - komme ich dorthin,<br />

fühle ich mich wirklich angekommen. Dieses<br />

Gefühl genieße ich und ich hoffe sehr,<br />

dass es auch weiterhin so bleibt.<br />

Interview: Hannes Schrötter<br />

Save the Date:<br />

Samstag, 24.02.2024<br />

Funktionärsausbildung (Online)<br />

Musikvermittlung: Was ist das?<br />

„Tipps und Tricks für die Nachwuchsarbeit.<br />

Instrumentenvorstellung, Familienkonzerte<br />

& mehr“ mit Veronika<br />

Prünster Pircher<br />

Anmeldung im VSM-Office<br />

50<br />

KulturFenster 06 <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


hinausgeblickt<br />

Kapellmeisterwettbewerb<br />

„con brio WEST“<br />

Südtiroler überzeugen am Dirigentenpult<br />

Am vergangenen 21. Oktober ging am Fuße<br />

des Schlerns der internationale Kapellmeisterwettbewerb<br />

„con brio WEST“ über die<br />

Bühne. VSM­Verbandskapellmeister Meinhard<br />

Windisch freute sich bei der Preisverleihung<br />

am Abend: „Es war ein spannender<br />

Tag mit viel Musik und tollen Dirigenten.“<br />

Daniel Niederegger aus St. Jakob in Ahrn<br />

holte sich den 1. Preis vor Martin Wieser<br />

aus Schenna und Mathias Klocker aus<br />

Vorarlberg.<br />

„Con brio“ steht in der Musiksprache für<br />

einen schwungvollen und feurigen Vortrag<br />

und bezeichnet den Kapellmeisterwettbewerb,<br />

den der Tiroler Blasmusikverband<br />

2009 zum ersten Mal ausgeschrieben hat.<br />

Bereits bei der zweiten Ausgabe 2012 beteiligte<br />

sich der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) als Mitveranstalter. Damals<br />

konnten zwei Südtiroler Kandidaten<br />

überaus erfolgreich abschneiden: Patrick<br />

Gruber, damaliger Kapellmeister der MK<br />

Hafl ing, holte sich den 1. Preis. Simone<br />

Rungger, damalige Kapellmeisterin der<br />

Schützenkapelle Meransen, belegte Platz<br />

3 hinter dem Nordtiroler Martin Schering.<br />

2015 wurde der Wettbewerb ohne Südtiroler<br />

Beteiligung ausgeschrieben.<br />

Heuer konnte nun die bereits 2020 in<br />

Sterzing geplante, aber coronabedingt<br />

abgesagte Ausgabe endlich nachgeholt<br />

werden. Der Wettbewerb wurde zum ersten<br />

Mal länderübergreifend gemeinsam<br />

von den Blasmusikverbänden Tirol,<br />

Vorarlberg und Südtirol ausgeschrieben<br />

und erstmals vom VSM ausgetragen.<br />

Aus den eingegangenen Bewerbungen<br />

wurden jeweils vier Kandidat*innen der<br />

einzelnen Länder eingeladen. Drei Kandidaten<br />

hatten ihre Teilnahme kurzfristig<br />

aus privaten Gründen oder krankheitsbedingt<br />

abgesagt. Somit stellten sich vier<br />

Südtiroler, drei Vorarlberger und zwei Tiroler<br />

Kapellmeister der Jury. In der ersten<br />

Vorrunde am Vormittag mussten sie sich<br />

in einer jeweils 15-minütigen Probenzeit<br />

mit dem Bläserquintett „Windkraft“ für<br />

die 2. Runde qualifi zieren.<br />

Die Jury und Verbandsfunktionäre gratulierten den Gewinnern: Daniel Niederegger aus<br />

St. Jakob in Ahrn (vorne Bildmitte) gewinnt den mit 1000 Euro dotierten Kapellmeisterwettbewerb<br />

„con brio WEST“ vor Martin Wieser aus Schenna (rechts) und Mathias Klocker<br />

aus Vorarlberg (links).<br />

Das Windkraft­Quintett:<br />

Flöte: Michael Cede<br />

Oboe: Lukas Runggaldier<br />

Klarinette: Roberto Gander<br />

Horn: Egon Lardschneider<br />

Fagott: Daniele Muleri<br />

Das Finale mit der<br />

Musikkapelle Völs<br />

6 der ursprünglich 9 Kandidaten – darunter<br />

alle 4 Südtiroler – kamen weiter und<br />

probten am Nachmittag mit der Jugendkapelle<br />

Völs am Schlern. Die Spannung<br />

im Probelokal der Musikkapelle Völs am<br />

Schlern war entsprechend hoch, als um<br />

18 Uhr die drei Finalisten bekanntgegeben<br />

wurden, die schließlich mit der Musikkapelle<br />

eine Ouvertüre proben und aufführen<br />

mussten. „Ihr habt uns die Entscheidung<br />

nicht leicht gemacht“, hob Philipp Kufner<br />

aus Bayern hervor. Gemeinsam mit Isabelle<br />

Ruf-Weber (Schweiz) und Marco Somadossi<br />

(Trentino) bewertete er die Dirigiertechnik,<br />

die pädagogischen Fähigkeiten, den Orchesterkontakt,<br />

die musikalische Interpretation<br />

und den Gesamteindruck der Kandidaten.<br />

Nach einem langen Tag voller musikalischer<br />

Emotionen und toller Dirigenten ist die Entscheidung<br />

am Abend gefallen: Daniel Niederegger<br />

(St. Jakob in Ahrn), Martin Wieser<br />

(Schenna) und Mathias Klocker (Vorarlberg)<br />

gingen als Sieger hervor.<br />

VSM-Verbandsobmann Pepi Ploner und<br />

VSM-Verbandskapellmeister Meinhard<br />

Windisch gratulierten den Siegern. Sie bedankten<br />

sich bei der Gemeinde und der<br />

Musikkapelle Völs am Schlern für die Gastfreundschaft<br />

sowie bei den Blasmusikverbänden<br />

von Tirol und Vorarlberg mit ihren<br />

Landeskapellmeistern Rudi Pascher und<br />

Helmut Geist für die hervorragende Zusammenarbeit.<br />

Stephan Niederegger<br />

Die Kandidaten in der Reihenfolge der<br />

ersten Runde:<br />

Andreas Waldner (Tirol)<br />

Stefan Heiss (Tirol)<br />

Martin Wieser (Südtirol)<br />

Samuel Oberegger (Südtirol)<br />

Johannes Stross (Vorarlberg)<br />

Dieter Bischof (Vorarlberg)<br />

Simon Golser (Südtirol)<br />

Mathias Klocker (Vorarlberg)<br />

Daniel Niederegger (Südtirol)<br />

KulturFenster<br />

51 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


https://vsm.bz.it<br />

hinausgeblickt<br />

Bezirksversammlungen<br />

Brixen 20.01.2024, Neustift<br />

Meran 20.01.2024, St. Walburg i.U.<br />

Sterzing 27.01.2024, Sterzing<br />

Bruneck 03.02.2024, Percha<br />

Bozen 24.02.2024, Andrian<br />

Schlanders 03.03.2024, Eyrs<br />

Eine Freundschaft<br />

über die Grenze hinweg<br />

Freundschaftstreffen Pustertal–Osttirol<br />

Auf Schloss<br />

Lengberg<br />

trafen sich die<br />

Funktionäre<br />

der vier<br />

Blasmusikbezirke<br />

des Pustertals<br />

und Osttirols zum<br />

traditionellen<br />

Freundschaftstreffen<br />

– vorne v.l. die<br />

Bezirksobmänner<br />

Andreas Berger<br />

(Iseltal), Johann<br />

Hilber (Bruneck),<br />

Otto Trauner<br />

(Pustertal-<br />

Oberland) und<br />

Johannes Nemmert<br />

(Lienzer Talboden)<br />

Foto: ste<br />

Nach dem letzten Treffen 2019 in Corvara<br />

und der coronabedingten Pause fand Anfang<br />

Oktober in Osttirol wiederum das traditionelle<br />

Freundschaftstreffen der Funktionäre<br />

der Blasmusikbezirke des Pustertals<br />

und Osttirols statt. Der Musikbezirk „Lienzer<br />

Talboden“ hatte diesmal nach Nikolsdorf<br />

und Lavant eingeladen.<br />

Seit 1981, als eine grenzüberschreitende<br />

Zusammenarbeit weitaus schwieriger und<br />

umständlicher war als heute, noch lange<br />

bevor Österreich zur EU kam und in Winnebach<br />

die Grenzbalken abgebaut wurden,<br />

treffen sich die Funktionäre der vier Blasmusikbezirke<br />

von der Mühlbacher Klause<br />

bis zum Kärntner Tor alle zwei Jahre in geselliger<br />

Runde, um Erfahrungen auszutauschen,<br />

aber auch nach gemeinsamen Lösungen<br />

zu suchen und die Zusammenarbeit<br />

zu festigen.<br />

Gelegenheit zum<br />

sich Kennenlernen<br />

Das „Süd-Osttiroler Blasorchester 40+“,<br />

das im <strong>Dezember</strong> 2022 bereits seine dritten<br />

Aufl age erlebte, ist bislang die musikalische<br />

Krönung dieser jahrzehntelangen<br />

Freundschaft über die Grenze hinweg. Aber<br />

auch viele Kontakte zwischen Pustertaler<br />

und Osttiroler Kapellen sind die Früchte<br />

daraus. Weil in den vergangenen Jahren<br />

in den Musikbezirken die Vorstände neu<br />

gewählt und einige der Ämter neu besetzt<br />

wurden, war das heurige Treffen zudem<br />

eine willkommene Gelegenheit, um sich<br />

kennenzulernen.<br />

Kulturprogramm<br />

Zum Auftakt trafen sich die Südtiroler und<br />

Osttiroler Funktionäre mit ihren Partnerinnen<br />

und Partnern auf Schloss Lengberg<br />

in Nikolsdorf. Diese geschichtsträchtige<br />

romanische Burg wurde im 12. Jahrhundert<br />

von den Grafen von Lechsgemünde<br />

erbaut, um 1500 vom Lienzer Burgpfl e-<br />

ger Virgil von Graben zur gotischen Burg<br />

umgebaut und ist seit 1956 im Besitz des<br />

Landes Tirol. Heute ist dort der Osttiroler<br />

KulturFenster<br />

52 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Blasmusik<br />

Standort des „AufBauWerks – Unternehmen<br />

für junge Menschen“ untergebracht,<br />

eine Einrichtung der sozialen Jugendarbeit,<br />

in der junge Menschen mit besonderen<br />

Bedürfnissen auf ein eigenständiges<br />

Leben und den Einstieg in die Berufswelt<br />

vorbereitet werden. Wer durch den Burggarten<br />

schlendert, die Wehrgänge entlanggeht<br />

und die Anfang der 2000er Jahre liebevoll<br />

restaurierte Burg besichtigt, taucht<br />

ein in die Geschichte des späten Mittelalters<br />

und des Beginns der Neuzeit, erfährt<br />

von wertvollen Schätzen und kuriosen<br />

Funden, von der Einhandfl öte bis zu historischen<br />

Unterhosen und Büstenhaltern.<br />

passende Hintergrundmusik. Nemmert<br />

bedankte sich bei seinem Vorgänger Stefan<br />

Klocker, der dieses Treffen organisiert<br />

hatte. Johann Hilber, der Bezirksobmann<br />

des Pustertales, bedankte sich seinerseits<br />

für die Einladung und die Gastfreundschaft.<br />

Zum Abschluss durften sich die Gäste noch<br />

am Abschlag des 36-Loch-Golfplatzes versuchen,<br />

einem der schönsten Golfplätze<br />

Österreichs: „Auf ein Wiedersehen in zwei<br />

Jahren im Pustertal.“<br />

Stephan Niederegger<br />

88 Musikkapellen gibt<br />

es von der Mühlbacher<br />

Klause bis zum Kärntner<br />

Tor. 54 Pustertaler Musikkapellen<br />

zählt der Bezirk Bruneck.<br />

Die 34 Osttiroler Musikkapellen sind<br />

in den Musikbezirken „Lienzer Talboden“<br />

(15), „Iseltal“ (9) und „Pustertal<br />

Oberland“ (10) organisiert.<br />

Erfahrungsaustausch<br />

Beim anschließenden Mittagessen im „Dolomitengolf<br />

Resort“ in Lavant gab es genügend<br />

Gelegenheiten zum Erfahrungsaustausch.<br />

„Wir kochen alle nur mit Wasser“,<br />

brachte es Johannes Nemmert, der Bezirksobmann<br />

des Musikbezirkes „Lienzer<br />

Talboden“ auf den Punkt. Daher sei<br />

es wichtig, dass man sich unter den Bezirken<br />

austauschen könne, denn da wie<br />

dort sind die Probleme ähnlich und der<br />

eine oder andere habe bereits Lösungen,<br />

die andere noch suchen. Letztendlich gehe<br />

es darum, „die Blasmusik in eine sichere<br />

Zukunft zu steuern“, hob Nemmert hervor.<br />

Die Geschwister David (Steirische Harmonika)<br />

und Miriam (Harfe) Egartner aus<br />

Thurn sorgten mit feinen Melodien für die<br />

Franz Lackner, Ehrenkapellmeister des<br />

Musikbezirks Iseltal, (links) war schon<br />

beim ersten Treffen 1981 dabei – im<br />

Bild mit Klaus Köck, dem langjährigen<br />

Bezirksobmann Musikbezirks „Lienzer<br />

Talboden“ (1993–2013) Foto: ste<br />

BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />

jeden Montag von 17 bis 18 Uhr<br />

„Dur und Schräg“ Traditionelle und neue<br />

Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />

jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />

„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />

jeden Samstag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Faszination Blasmusik“<br />

mit Arnold Leimgruber<br />

(Wiederholung<br />

am Sonntag um 10 Uhr)<br />

jeden Freitag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Das Platzkonzert"<br />

mit Wolfgang Kostner<br />

jeden Dienstag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Tiroler Weis"<br />

mit Peter Kostner<br />

KulturFenster<br />

53 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


hinausgeblickt<br />

Kurs: Pressearbeit<br />

& Social Media<br />

Bezirk Meran<br />

https://vsm.bz.it<br />

17.02.2024<br />

„Freiheit und Frieden“<br />

als musikalisches Thema<br />

Ausschreibung eines Kompositionswettbewerbes<br />

Vorstellung des Kompositionswettbewerbes:<br />

(v.l.) Lisa Trockner (SKB), Georg<br />

Oberrauch (kmb), Irene Vieider (kfb),<br />

Josef Lanz (VMS), Ferruccio Delle Cave<br />

(SKB), Angelika Gasser (Amt für Kultur),<br />

Klaus Gufl er (SCV) – im Bild fehlt Michael<br />

Erschbamer (VKM)<br />

Die Katholische Männerbewegung und<br />

der Südtiroler Künstlerbund schreiben –<br />

nach den Kooperationen im Bereich Bildende<br />

Kunst und Literatur – einen Kompositionswettbewerb<br />

zum Thema „Freiheit<br />

und Frieden“ aus.<br />

Freiheit und Frieden sind Themen, die unsere<br />

Welt heute mehr denn je bewegen.<br />

Musik und Texte können als mächtige<br />

Ausdrucksformen dienen, um Botschaften<br />

der Hoffnung, der Refl exion und des<br />

Wandels zu vermitteln. Die Bewerbung<br />

spricht sowohl etablierte Komponist*innen<br />

als auch Nachwuchstalente an. Der Wettbewerb<br />

bietet eine einzigartige Plattform<br />

für Künstler*innen, um ihre Neukompositionen<br />

vor einem breiten Publikum zu<br />

präsentieren. Die Neukompositionen der<br />

bis zu 12 Finalist*innen werden vor der<br />

Jury und dem Publikum aufgeführt und<br />

sind somit Anlass eines verbindenden<br />

Festes der Musik. Unterstützt wird das<br />

Projekt von der Stiftung Südtiroler Sparkasse<br />

und der Autonomen Provinz Bozen.<br />

Die Ausschreibung ist auf der Homepage<br />

des Südtiroler Künstlerbundes verfügbar.<br />

Der Wettbewerb wird von der Katholischen<br />

Männerbewegung (kmb) und dem Südtiroler<br />

Künstlerbund (SKB) in Kooperation<br />

mit der Katholischen Frauenbewegung<br />

(kfb) und Südtirols Katholischer Jugend<br />

(SKJ) durchgeführt. Unterstützung erhalten<br />

wir von der Landesdirektion Deutsche<br />

und ladinische Musikschulen, dem<br />

Südtiroler Chorverband (SCV), dem Verband<br />

der Kirchenmusik Südtirol (VKM),<br />

dem Südtiroler Volksmusikverein (SVMK)<br />

und dem Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM).<br />

Zu berücksichtigen ist, dass es von besonderer<br />

Bedeutung ist, wenn sich so<br />

viele Verbände und Vereine an diesem<br />

Projekt beteiligen, mit dem Ziel gemeinsam<br />

inspirierende Friedensbotschaften<br />

zu fördern, um sie in der kriegerisch gewordenen<br />

Welt zu verbreiten.<br />

Folgende musikalische Genres<br />

sind zugelassen:<br />

» Vokalmusik (Gesang mit Instrumentalbegleitung<br />

oder a cappella, max.<br />

35 Personen)<br />

» Musik für Instrumentalensemble<br />

(max 35 Personen)<br />

» Volksmusikalische Formen<br />

Der/die Teilnehmer*in darf nur ein unveröffentlichtes<br />

Werk von max. 8 Minuten<br />

Dauer als pdf oder in Papierform (Partitur),<br />

begleitet von einer Hörprobe (Minifiles),<br />

zusammen mit dem vollständig ausgefüllten<br />

Bewerbungsformular (kurzen CV<br />

und Werkbeschreibung, max. 1 Seite) bis<br />

zum 02. April 2024 mit dem Betreff „Freiheit<br />

und Frieden“ einreichen.<br />

Einreichadresse:<br />

info@kuenstlerbund.org, oder<br />

auf dem Postweg:<br />

Südtiroler Künstlerbund,<br />

Weggensteinstraße 12,<br />

39100 Bozen<br />

Unvollständige Einsendungen werden<br />

nicht berücksichtigt.<br />

Der gesamte Text der Ausschreibung<br />

kann auf der Homepage des VSM und<br />

des Südtiroler Chorverbandes SCV eingesehen<br />

werden.<br />

Katholische Männerbewegung kmb<br />

Südtiroler Künstlerbund<br />

KulturFenster<br />

54 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Blasmusik<br />

Die „Lananer“<br />

punkten in Grafenegg<br />

Jugendkapelle der BK Lana kehrt mit<br />

drei Preisen aus Niederösterreich zurück<br />

Am 28. Oktober wurde im niederösterreichischen<br />

Grafenegg der 11. österreichische<br />

Jugendblasorchester­Wettbewerb ausgetragen.<br />

17 Orchester aus Österreich und den<br />

Partnerverbänden aus Liechtenstein und<br />

Südtirol waren vertreten und traten in vier<br />

unterschiedlichen Altersstufen (AJ bis DJ)<br />

an. Südtirol wurde dabei von der Jugendkapelle<br />

der Bürgerkapelle Lana repräsentiert.<br />

Nach wochenlangen Vorbereitungen und<br />

intensiven Proben machten sich die 36<br />

Jungmusikant*innen am 27. Oktober auf<br />

den Weg nach Niederösterreich, um am<br />

besagten Wettbewerb teilzunehmen. Die<br />

lange Busfahrt war geprägt von Aufregung<br />

und Nervosität, aber auch von großer<br />

Vorfreude, die erprobten Stücke endlich<br />

zum Besten zu geben.<br />

Wettbewerb und<br />

Rahmenprogramm<br />

Die Jugendkapelle Lana nahm unter der Leitung von Martin Knoll am österreichischen Bundeswettbewerb<br />

für Jugendblasorchester in Grafenegg teil und erzielte spitzenmäßige Ergebnisse.<br />

Am darauffolgenden Tag war es um 11<br />

Uhr endlich so weit: Nach einer kurzen<br />

Einspielprobe präsentierte die Jugendkapelle<br />

der Bürgerkapelle Lana das Pflichtstück<br />

„Gangsta!“ von Thomas Doss und<br />

das Wahlstück „Equinox“ von Ed Huckeby<br />

unter der musikalischen Leitung von Martin<br />

Knoll im Auditorium von Grafenegg. Belohnt<br />

wurde der Auftritt mit tosendem Applaus;<br />

Freude und Stolz machte sich auf<br />

den Gesichtern der Jungmusikant*innen<br />

breit.<br />

Nach einer kleinen Stärkung folgte ein<br />

musikalischer Workshop, an welchem<br />

die Kinder und Jugendlichen ihre rhythmischen<br />

Fähigkeiten beim Erlernen einer<br />

Body-Percussion-Einlage und einem<br />

Trommel-Workshop unter Beweis stellen<br />

konnten. Die restliche Wartezeit bis zur<br />

Preisverleihung wurde mit Spielen in der<br />

herbstlichen Parkanlage, dem Zuhören<br />

anderer Jugendblasorchestern und gemütlichen<br />

Tratschereien überbrückt. Je<br />

später es wurde, desto aufgeregter wurde<br />

die Stimmung. Gegen 19 Uhr war der Moment<br />

endlich da: Alle Jugendblasorchester<br />

fanden im Auditorium Platz, um die<br />

erreichte Punktezahl und somit die Platzierungen<br />

zu erfahren.<br />

Spannendes „Finale“<br />

Die Anspannung war allen Mitgliedern der<br />

Jugendkapelle anzusehen, als es zur Ergebnispräsentation<br />

der Stufe BJ (Durchschnittsalter<br />

bis zu 14 Jahren) kam - jener<br />

Kategorie, in welcher neben sechs<br />

anderen Orchestern auch die Jugendkapelle<br />

der Bürgerkapelle Lana vertreten<br />

war. Mit jedem genannten Blasorchester<br />

und der dazugehörigen Punktezahl stieg<br />

die Chance zum Sieg in der eigenen Kategorie.<br />

Umso größer war die Freude, als<br />

die Lananer Jugendkapelle mit 93,75 von<br />

100 möglichen Punkten zum erstplatzierten<br />

Orchester in der Kategorie BJ prämiert<br />

wurde. Voller Jubel, Stolz und sogar mit<br />

Freudentränen wurde der Preis von den<br />

Jungmusikant*innen und Martin Knoll<br />

entgegengenommen.<br />

Doch damit war die Aufregung noch nicht<br />

vorbei. Nachdem die Platzierungen der<br />

Kategorien CJ und DJ genannt waren,<br />

folgte die Prämierung der drei Erstplatzierten<br />

der Gesamtwertung aller teilgenommenen<br />

Jugendblasorchester. Die Jugendkapelle<br />

der Bürgerkapelle Lana hatte<br />

dabei doppelten Grund zum Jubeln: Die<br />

Jungmusikant*innen waren nicht nur Sieger<br />

ihrer Kategorie, sondern schafften es<br />

mit ihrer herausragenden musikalischen<br />

Leistung sogar auf den zweiten Platz in<br />

der Gesamtwertung. Zudem wurden sie als<br />

bestes vereinsinternes Jugendblasorchester<br />

ausgezeichnet. Glücksgefühle, Freude<br />

und Feierlaune begleiteten den restlichen<br />

Abend bei einem gemeinsamen Abendessen<br />

und gemütlichem Beisammensein.<br />

Mit drei wohlverdienten Preisen im Gepäck<br />

trat die Jugendkapelle am Sonntag, den 29.<br />

Oktober wieder die Heimreise nach Lana<br />

an. Dort wurden die Gewinner*innen mit<br />

Plakaten, Jubel und tosendem Applaus<br />

stolzer Eltern und Familienmitglieder in<br />

Empfang genommen.<br />

Viktoria Tribus<br />

KulturFenster<br />

55 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


VSM intern<br />

Juventus Music Award –<br />

zum dritten Mal nach Gries<br />

Platz 2 beim Innovationswettbewerb des ÖBV für die BK Gries<br />

Die Bürgerkapelle Gries gestaltete zu ihrem 200­jährigen Bestehen im Merkantilgebäude Bozen eine interessante Ausstellung die auch<br />

interaktiv besucht werden konnte. Verschiedene Ensembles der BK Gries sorgten für die musikalischen Glanzpunkte der Ausstellung.<br />

Im Rahmen des Österreichischer Blasorchester­Wettbewerbs<br />

der Stufe E und der Höchststufe<br />

wurde am 29.Oktober in Grafenegg der<br />

Juventus Music Award für besonders nachhaltige<br />

und innovative sowie musikalisch­gemeinschaftlich<br />

fördernde Projekte vergeben.<br />

27 Projekte aus Österreich, Liechtenstein<br />

und Südtirol wurden eingereicht und die<br />

Bürgerkapelle Gries erreichte diesmal mit<br />

dem Projekt „Interaktive Ausstellung 2@@<br />

Jahre BK-Gries" den 2. Platz. Bereits in den<br />

Jahren 2019 und 2022 wurde die BKG mit<br />

dem ersten Platz ausgezeichnet für die Projekte<br />

„Manege frei“ und die „Oper Blasmusikpop“.<br />

Der Tradition verbunden und<br />

der Zukunft verpflichtet<br />

„Es ist für uns immer wieder eine schöne<br />

Bestätigung und Wertschätzung von außen,<br />

wenn unsere Konzertprojekte prämiert<br />

werden. Es steckt sehr viel Arbeit,<br />

Organisation und Aufwand hinter solchen<br />

Projekten, und jede/r Musikant*in ist gefordert<br />

und bringt sich ein. Wir sehen einfach<br />

auch, wie wichtig solche Projekte für<br />

aktive Mitglieder der Kapelle sind, weil<br />

Sie neben ihren musikalischen Fähigkeiten<br />

auch ihre sonstigen Talente einbringen<br />

können. Auch das Publikum schätzt<br />

es sehr, wenn neue Wege und die Vielfalt<br />

der Blasmusik insgesamt aufgezeigt werden,<br />

immer unter dem Motto „der Tradition<br />

verbunden und der Zukunft verpflichtet.“,<br />

berichtet Obmann Roland Furgler.<br />

Das Projekt im<br />

Merkantilgebäude Bozen<br />

Das eingereichte Projekt stand genau unter<br />

diesem Motto: „Mit Musik, Bildern und Videos<br />

durch unsere Geschichte“ lautete der<br />

Titel der Ausstellung, die über einen Zeitraum<br />

von 2 Monaten im Merkantilgebäude<br />

Bozen abgehalten und von über 2000 Besuchern<br />

angesehen wurde. Man wollte einerseits<br />

anhand von Berichten, Fotos von früher<br />

und alten Instrumenten die 200-jährige Geschichte<br />

der Kapelle aufzeigen, gleichzeitig<br />

aber auch die heutige Zeit berücksichtigen<br />

mit einer Video-Ecke, einer Fotowand oder<br />

mit VR-Brillen, bei denen der Betrachter<br />

selbst Teil der BK Gries sein konnte. Herzstück<br />

der Ausstellung war eine Zeitleiste in<br />

der Mitte des Raumes. Die Ausstellung wurde<br />

wöchentlich mit Matinee-Konzerten diverser<br />

Blasmusikformationen der BKG bespielt,<br />

zudem wurde eine Lesung zur Geschichte<br />

organisiert, und jeden Donnerstag konzertierten<br />

Schüler und Schülerinnen der Musikschule<br />

Bozen. „Herausfordernd war vor<br />

allem die Organisation der Aufsicht. Täglich<br />

betreuten zwei Musikanten*innen oder Ehrenmitglieder<br />

die Ausstellung und standen<br />

für Fragen der Besucher aus nah und fern<br />

zur Verfügung“, ergänzt Obmann Furgler.<br />

Der Preis<br />

Als Preis für den Juventus Award <strong>2023</strong> gab<br />

es einen Gutschein für einen Workshop mit<br />

einem Künstler von BUFFET CRAMPON und<br />

zusätzlich einen 500 €-Gutschein der ÖBJ<br />

für die Verpflegung bei der Veranstaltung.<br />

Der erste Platz ging an den Musikverein<br />

Vorderweißenbach aus Oberösterreich für<br />

ein für Kinder entwickeltes Hörbuch zum<br />

Thema Blasmusik. Sie durften sich über<br />

eine von Buffet Crampon gesponserte Klarinette<br />

des Herstellers W. Schreiber freuen.<br />

BK Gries / Hannes Schrötter<br />

Die Sieger des<br />

diesjährigen<br />

Juventus Music<br />

Awards – links<br />

im Bild die<br />

Vertreter der<br />

BK Gries<br />

KulturFenster<br />

56 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


gehört & gesehen<br />

„Melodies che liëia“<br />

Ein Projekt von zwei Musikkapellen, die zu einer wurden<br />

Weil die Musikkapellen La Ila und Calfosch­<br />

Corvara seit jeher eine gute Zusammenarbeit<br />

pfl egen, entstand vor einiger Zeit seitens<br />

der beiden Dirigenten, Konrad Tavella<br />

und Gerhard Mohr, die Idee für ein gemeinsames<br />

Projekt.<br />

Diesen Herbst kam es dann zur Umsetzung<br />

des Projekts, bei dem sicherlich das<br />

gemeinsame Musizieren im Vordergrund<br />

stand, aber es sollte auch eine musikalische<br />

Weiterbildung für die Musikant*innen mit<br />

einer externen Fachkraft sein.<br />

Das Projekt „Melodies che liëia“ (Melodien<br />

die vereinen) hat im September mit<br />

einigen gemeinsamen Proben begonnen.<br />

Im Oktober folgten weitere Proben mit<br />

Hans Pircher, dem Dirigenten der Musik-<br />

kapellen Villnöss und Brixen. Dank seines<br />

musikalischen Könnens hatten die<br />

Musikanten die Möglichkeit, unter seiner<br />

Leitung viel Neues zu lernen und sich musikalisch<br />

weiterzuentwickeln. Das Projekt<br />

wurde am 28. Oktober mit einem Konzert<br />

im Veranstaltungssaal in La Ila / Stern abgeschlossen.<br />

Auf der Bühne musizierten<br />

fast 70 Musikanten*innen unter der Leitung<br />

von Pircher. „Zwei Kapellen zusammenzuführen<br />

ist ein tolles Erlebnis für die<br />

jungen Musikant*innen aber auch für die<br />

älteren, welche nie die Möglichkeit hatten,<br />

so eine Ausbildung zu machen.<br />

Das Programm haben wir so zusammengesetzt,<br />

dass es sehr abwechslungsreich ist,<br />

aber wir haben den pädagogischen Hintergrund<br />

nicht außer Acht gelassen, da es<br />

Die erfolgreiche Zusammenarbeit der<br />

Musikkapellen La Ila und Calfosch­<br />

Corvara hat beim gemeinsamen Konzert<br />

im Oktober gute Früchte getragen.<br />

(Foto: Freddy Planinschek)<br />

vor allem darum geht, dass alle etwas dazulernen<br />

können.“, so Hans Pircher zum<br />

Projekt. Das größte Dankeschön geht natürlich<br />

an ihn, der mit viel Geduld und mit<br />

seinen musikalischen Fähigkeiten zum Gelingen<br />

des Projekts beigetragen hat. Musik<br />

vereint Menschen und beim Projekt „Melodies<br />

che liëia“ wurden zwei Nachbarkapellen<br />

zu einer vereint, in der das Teilen<br />

der musikalischen Leidenschaft sowie<br />

das gemeinsame Musizieren im Vordergrund<br />

standen.<br />

Stefanie Irsara<br />

KulturFenster<br />

57 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


gedenken<br />

„Meinzis“ Stuhl bleibt nun leer<br />

Der VSM trauert um Meinhard Oberhauser<br />

Meinhard Oberhauser (1967–<strong>2023</strong>)<br />

Am 20. Oktober ist Meinhard Oberhauser,<br />

Obmann-Stellvertreter des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM), im Alter<br />

von 56 Jahren verstorben. Er wird als<br />

Mensch mit Humor beschrieben, der immer<br />

ein offenes Ohr und einen guten Rat<br />

parat hatte sowie sich bedingungslos für<br />

das Vereinsleben einsetzte.<br />

„Meinzi“, wie er von seinen Freunden und<br />

Kollegen genannt wurde, war Obmann des<br />

VSM-Bezirkes Sterzing (2013-2018) und<br />

seit 2019 Obmann-Stellvertreter im Verbandsvorstand.<br />

Er war seit 1982 leidenschaftlicher<br />

Schlagzeuger der Bürgerkapelle<br />

Sterzing, 1986 -2000 deren Obmann<br />

und seit 2015 Obmann-Stellvertreter und<br />

Kassier: (So wäre der Satz klarer) „Mit<br />

deinem Humor, deinem unermüdlichen<br />

Einsatz und dem ein oder anderen guten<br />

Kaffee hast du unseren Verein jahrelang<br />

geprägt“, erinnert sich die Bürgerkapelle<br />

an ihren Musikkameraden.<br />

Seit 2014 war Oberhauser zudem Präsident<br />

der Lebenshilfe Wipptal, wobei er sich bereits<br />

davor im Vorstand für die Belange der<br />

Menschen mit Beeinträchtigungen stark<br />

machte. Politisch engagierte er sich zuletzt<br />

für die Liste „Für Sterzing Wipptal“.<br />

Eine große Trauergemeinde hat am 28.<br />

Oktober in der Pfarrkirche von Sterzing<br />

vom Verstorbenen Abschied genommen.<br />

„Allzu früh haben wir dich durch die heim-<br />

tückische Krankheit verloren“, sprach<br />

Dekan Christoph Schweigl aus, was<br />

alle dachten: „Aber du hast in deinen<br />

nur 56 Jahren so viele Spuren hinterlassen.“<br />

Dementsprechend groß war<br />

die Anteilnahme an dem von der Bürgerkapelle<br />

Sterzing musikalisch gestalteten<br />

Trauergottesdienst. Allen voran<br />

Vertretungen der Lebenshilfe und Abordnungen<br />

des Blasmusikverbandes<br />

und der Musikkapellen des Wipptales,<br />

diesseits und jenseits des Brenners anwesend.<br />

Zum Lied des „Guten Kameraden“<br />

senkten sich die Verbands- und<br />

Bezirksfahne des VSM sowie die Fahne<br />

der Bürgerkapelle Sterzing zum letzten<br />

Gruß: „Pfi ati Meinzi, Danke für alles!“<br />

Pepi Ploner<br />

VSM-Verbandsobmann<br />

Bei seiner Sitzung am vergangenen<br />

9. November erinnerte der Verbandsvorstand<br />

mit einer Gedenkminute an<br />

den verstorbenen Kollegen. Sein Stuhl<br />

im Verbandsvorstand bleibt nun leer.<br />

Bei dieser Vorstandssitzung erinnerten<br />

eine Kerze und ein Foto an den lieben<br />

Kollegen. Als Zeichen der Wertschätzung<br />

hat der Vorstand zudem entschieden,<br />

dass seine Position bis zur<br />

Neuwahl im März 2025 nicht nachbesetzt<br />

wird.<br />

Dankbare Ehrerbietung brachten die Vertreter des VSM und der Musikkapellen des<br />

Wipptales diesseits und jenseits des Brenners bei der Beerdigung von Meinhard Oberhauser<br />

zum Ausdruck.<br />

KulturFenster<br />

58 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


gedenken<br />

„Pfiati Andreas – Danke für alles!”<br />

Der VSM trauert um Andreas Augscheller<br />

Andreas Augscheller (1968–<strong>2023</strong>)<br />

Am 20. November, genau einen Monat<br />

nach VSM-Obmann-Stellvertreter Meinhard<br />

Oberhauser, ist Andreas Augscheller, der<br />

Bezirksobmann des VSM-Bezirkes Meran,<br />

im Alter von 55 Jahren verstorben. Er war<br />

sport- und musikbegeistert und wusste anzupacken,<br />

wo immer er gebraucht wurde.<br />

Andreas (Jahrgang 1968) war seit 1980<br />

Flügelhornist und Trompeter bei seiner<br />

Heimatkapelle Walten, absolvierte den<br />

Kapellmeisterlehrgang des VSM (1985–<br />

1989), war Kapellmeister-Stellvertreter<br />

(1991–1994) und seit 1991 über 30 Jahre<br />

(!) Obmann der Musikkapelle. Von 2016<br />

bis 2018 war er Bezirksobmann-Stellvertreter<br />

im VSM Bezirk Meran und trat 2019<br />

die Nachfolge von Bezirksobmann Albert<br />

Klotzner an.<br />

1988 übernahm er den elterlichen Tscharf-<br />

Hof und engagierte sich beruflich wie privat<br />

im Sportsektor, vorwiegend im Wintersport.<br />

Bis <strong>Dezember</strong> 2022 war er selbständiger<br />

Heumilch- und Biokontrolleur der unabhängigen<br />

Zertifi zierungsstelle ABCERT.<br />

Er war Mitglied im Pfarrgemeinderat (2005–<br />

2010) und saß seit 2013 im Gemeinderat<br />

in St. Leonhard in Passeier.<br />

Sein Einsatz für das Heimatdorf, für das Passeiertal<br />

und weit darüber hinaus spiegelte<br />

sich auch in der großen Trauergemeinde<br />

wider, die am 23. November den „Tscharf<br />

Andreas“ auf seinem letzten Weg begleitete.<br />

Es war ein bewegender Moment und ein<br />

würdevoller Abschied für einen Menschen,<br />

der mit Begeisterung mithalf, wo<br />

immer er gebraucht wurde: „Kleinere<br />

und große Projekte, viele seiner Vorhaben<br />

sind offengeblieben. Nicht vorwiegend<br />

für sich selbst, sondern generell<br />

auch für seine Mitbürger, Mitstreiter und<br />

Freunde hat er gekämpft, gearbeitet und<br />

geleistet. Überhaupt waren sein Kampfgeist,<br />

sein Einsatz und Wille zum Erreichen<br />

eines Ziels ungebrochen. Und ja,<br />

er hat vieles gewagt, erreicht und bewegt!“<br />

Entsprechend strebsam, pflichtbewusst<br />

und aufopfernd beschreiben ihn<br />

seine Freunde und Weggefährten: „Sein<br />

Lebensmotto lautete: mit Freude arbeiten,<br />

den Hof gut verwalten und bewirtschaften,<br />

mit großem Einsatz Projekte<br />

realisieren und mit Leidenschaft musizieren.<br />

Sein Herzblut gehörte im Besonderen<br />

der Böhmischen Musik. Er entlockte<br />

seinem Instrument in ruhiger Art<br />

die wundervollsten, spannendsten Töne<br />

inklusive Exaktheit im Spielen.“<br />

Der VSM verliert mit ihm einen leidenschaftlichen<br />

Musikanten, einen rührigen<br />

Mitarbeiter und einen lieben Freund.<br />

Ruhe in Frieden, lieber Andreas – Danke<br />

für alles!<br />

Pepi Ploner<br />

VSM-Verbandsobmann<br />

KulturFenster<br />

59 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


gedenken<br />

In Erinnerung an Annelies Niedrist<br />

Ehemalige Marketenderin der Musikkapelle St. Lorenzen<br />

Annelies Niedrist (1958–<strong>2023</strong>)<br />

Am 17. Oktober, am Tag ihres 65. Geburtstages,<br />

wurde Annelies Niedrist in<br />

Bruneck beerdigt. Die gebürtige St. Lorenznerin<br />

ist vier Tage zuvor unerwartet<br />

durch plötzliches Herzversagen verstorben.<br />

Sie unterrichtete an verschiedenen<br />

Mittelschulen, wechselte später in die Privatwirtschaft<br />

und war langjährige Mitarbeiterin<br />

im Restaurationsbetrieb „Zingerle“<br />

in Percha. In den letzten Jahren widmete<br />

sie sich der Begleitung und Pfl ege ihrer<br />

Eltern bis zum Tod der Mutter (2002) und<br />

des Vaters (2018).<br />

Die Verstorbene war von 1976 bis 1991<br />

Marketenderin der Musikkapelle St. Lorenzen<br />

und erhielt für ihre 15-jährige Mitgliedschaft<br />

das Verdienstzeichen des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM) in<br />

Bronze. Es war dies seinerzeit eine nicht<br />

alltägliche Ehrung, da sie für damalige<br />

Verhältnisse wohl zu den dienstältesten<br />

Marketenderinnen zählte und zudem<br />

nicht in allen Musikkapellen die Marketenderin<br />

als „aktives Mitglied“ galt,<br />

wofür die entsprechenden Verdienstzeichen<br />

vorgesehen sind.<br />

Dekan Josef Knapp und Konzelebrant<br />

Dekan Bernhard Holzer, ein Schulkamerad<br />

der Verstorbenen, hoben beim<br />

Trauergottesdienst das gesellige und<br />

soziale Wesen der Verstorbenen hervor.<br />

Sepp Oberhöller umrahmte die Messfeier<br />

mit einem gemischten Quartett,<br />

begleitet von seinem Sohn Georg an<br />

der Steirischen. Zum Abschied wurde<br />

das Gedicht des sel. Pater Rupert Mayer<br />

angestimmt: „Herr, wie du willst,<br />

soll mir gescheh’n…“.<br />

Die Musikkapelle St. Lorenzen wird<br />

der Verstorbenen ein ehrendes Andenken<br />

bewahren.<br />

Stephan Niederegger<br />

„Zum Abschied“ von Hannes Kerschbaumer<br />

Seit rund zwei Jahren gibt<br />

es eine musikalische Alternative<br />

zum nicht immer<br />

passenden Kameradenlied.<br />

Das von Ludwig<br />

Uhland (1787–1862)<br />

1809 während der Napoleonischen<br />

Kriege getextete<br />

und von Friedrich<br />

Silcher (1789–1860) vertonte<br />

Loblied auf Treue<br />

und Kameradschaft unter<br />

Soldaten hat sich mit der<br />

Zeit zu einem beliebten<br />

und in vielen Ländern verbreiteten<br />

Abschiedslied etabliert. Wegen<br />

seines auf den Krieg bezogenen Textes sei<br />

das Lied auch in instrumentaler Version<br />

nicht immer passend, wurde in Fachkreisen<br />

immer wieder und immer öfter bemän-<br />

gelt: „Die Trommel schlug zum Streite …<br />

Eine Kugel kam gefl ogen. Gilt's mir oder<br />

gilt es dir? …“ Diese Diskussion hat VSM-<br />

Verbandskapellmeister Meinhard Windisch<br />

bereits vor einigen Jahren aufgegriffen und<br />

den aus Brixen stammenden<br />

Komponisten Hannes<br />

Kerschbaumer beauftragt, einen<br />

neuen Choral zu schreiben.<br />

2021 wurde der Choral<br />

„Zum Abschied“ bei der Mitglieder-Vollversammlung<br />

des<br />

VSM – coronabedingt per Videokonferenz<br />

– von einem<br />

Klarinettenensemble uraufgeführt.<br />

Der Choral ist sowohl<br />

in der großen Besetzung einer<br />

Musikkapelle als auch in verschiedenen<br />

Bläserensembles<br />

spielbar und wurde an alle Mitgliedskapellen<br />

verteilt. Es liegt nun an uns<br />

allen, diese musikalische Idee hinauszutragen<br />

und die Menschen vorort dafür zu<br />

sensibilisieren und davon zu überzeugen.<br />

Stephan Niederegger<br />

KulturFenster<br />

60 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


entdeckt<br />

Zoom-Barrel, die verstellbare Klarinettenbirne<br />

Z-Birne von Paulus & Schuler<br />

Die Birne, auch Fass genannt – bildet ihrer<br />

Form nach die Verbindung zwischen<br />

Mundstück und Oberstück der Klarinette.<br />

Sie dient der Grobstimmung des Instrumentes.<br />

Mittlerweile werden bei vielen<br />

Modellen bereits zwei Birnen mitgeliefert<br />

– eine kürzere und eine längere Variante,<br />

um je nach Bedarf eine andere Grundstimmung<br />

einstellen zu können. Die beiden<br />

Berufsmusiker Matthias Schuler und<br />

Henry Paulus sind seit über 20 Jahren Mitglieder<br />

im Beethovenorchester Bonn und<br />

kennen daher nur zur Genüge die Problematik<br />

des Stimmens und der baulich bedingten<br />

Nachteile der Klarinettenbirne. Daher<br />

haben sie die Zoom-Klarinettenbirne,<br />

also eine verstellbare Birne entwickelt. Der<br />

bekannte Klarinettenlehrer Werner Mayr<br />

verwendet diese und stellt im Folgenden<br />

dieses neue Konzept vor:<br />

Innovativ und praktisch<br />

Wird eine normale Klarinettenbirne zum<br />

Ausgleich der Intonation ausgezogen, werden<br />

die Schwingungen nur gedämpft an<br />

die Klarinette weitergegeben, da der Zapfenkorken<br />

die einzig verbleibende Verbindung<br />

ist. Es entsteht im Inneren der Klarinette<br />

ein Hohlraum und außen ein Spalt.<br />

Als Alternative dazu bräuchte man mehrere<br />

Birnen verschiedener Länge – oder eine<br />

verstellbare, wie die neue Z(oom)-Birne.<br />

Diese hat in jeder Längeneinstellung eine<br />

durchgehende Bohrung und wird auch im<br />

Außenbereich nicht unterbrochen, wodurch<br />

der Klang und die Ansprache wesentlich<br />

verbessert werden. Über einen Stellring<br />

mit einer Skalierung von I bis III werden<br />

Stimmungseinstellungen genau justierbar<br />

und sichtbar. Laut Hersteller wird das<br />

Produkt mit modernster CNC Drehtechnik<br />

versehen und zur Anpassung der Intonation<br />

mit dem Stellring verlängert, ohne<br />

dass sich das Mundstück oder die Klarinette<br />

zueinander verdrehen. Das Drehen<br />

des Stellrings lässt die Birne bis zu 4mm<br />

auseinander fahren. Ein kleiner Nachteil<br />

ist vielleicht für manche das Gewicht der<br />

Z-Birne, da sie nahezu das Doppelte einer<br />

normalen wiegt. Bei der ursprünglichen Z-<br />

Birne ist der obere Teil aus Kunststoff und<br />

der untere aus Holz (ca. 250 Euro). Mittlerweile<br />

gibt es eine Neuentwicklung, bei<br />

der auch der obere Teil aus Holz ist. Diese<br />

kostet etwa 100 Euro mehr.<br />

Die Z-Birne von Paulus & Schuler ist patentgeschützt,<br />

trotzdem gibt es etliche<br />

Nachahmerprodukte, vor denen die Firma<br />

ausdrücklich warnt. Weitere Informationen<br />

unter: https://paulus-schuler.de<br />

Viel Spaß beim Ausprobieren!<br />

Werner Mayr, Klarinettenlehrer<br />

Die neue, innovative Z­Birne (Zoom­Barrel)<br />

von Paulus & Schuler<br />

Die neue LefreQue „Free-Reed“ Ligatur<br />

Für eine optimale Schwingungsübertragung bei Klarinette und Saxophon<br />

Der Niederländer Hans Kuijt hat die neue<br />

LefreQue „Free­Reed“ Ligatur für einen<br />

besseren Klang von Klarinette und Saxophon<br />

erfunden.<br />

Warum etwas festklemmen, das eigentlich<br />

frei schwingen sollte? Diese Frage<br />

stellte sich Hans Kuijt, holländischer Tüftler<br />

mit Hochschulabschluss in Saxophon<br />

und Querflöte. Seine Mission: der perfekte<br />

Klang.<br />

Mit der Entwicklung der LefreQue Klangbrücken<br />

hatte er sich in den letzten Jahren<br />

bereits einen Namen gemacht, heuer<br />

brachte er mit den Free-Reed Ligaturen<br />

ein weiteres Produkt auf den Markt. Dabei<br />

handelt es sich um eine Blattschraube für<br />

Klarinette und Saxophon, welche das Blatt<br />

so frei wie möglich am Mundstück vibrieren<br />

lassen sollte. Ähnlich wie bei seinen<br />

Klangbrücken, geht es dem Entwickler auch<br />

bei der Free-Reed Ligatur darum, eine optimale<br />

Schwingungsübertragung zu erzielen.<br />

Der Bereich, in welchem das Blatt von<br />

dieser Blattschraube berührt wird, ist auf<br />

ein Minimum reduziert. Auf diese Weise<br />

wird es nicht gedämpft und kann uneingeschränkt<br />

schwingen. Optisch präsentiert<br />

sich die Free-Reed Ligatur in Form eines<br />

elastischen Bandes.<br />

Das Prinzip seiner Blattschraube beruht<br />

laut Hans Kuijt auf den Erfahrungen, die<br />

er über die Jahre mit seinen Klangbrücken<br />

gemacht hat. An allen Blasinstrumenten<br />

gibt es nämlich Kork- und Steckverbindungen,<br />

die die Schwingungsübertragung<br />

beeinträchtigen können. Im Jahr 2008 entwickelte<br />

er daher die LefreQue Klangbrücken:<br />

Zwei Metallplättchen, die wie eine<br />

Brücke an diesen Steckverbindungen angebracht<br />

werden können und somit für<br />

reinere Obertöne, bessere Intonation und<br />

leichtere Ansprache sorgen.<br />

Stefanie Müller<br />

KulturFenster<br />

61 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


entdeckt<br />

kurz notiert<br />

kurz notiert<br />

… für Nachrichten aus den Musikkapellen<br />

Wir freuen uns, wenn Musikkapellen<br />

über ihre Proben, Auftritte und Veranstaltungen<br />

berichten.<br />

Im Zuge der Neugestaltung des „KulturFensters“<br />

ist die ehemalige Rubrik<br />

„Musikpanorama“ in „kurz notiert“ unbenannt<br />

worden; sie soll aber weiterhin<br />

als Plattform für die Berichterstattung<br />

aus den Musikkapellen und damit zu<br />

einem regen Erfahrungsaustausch genutzt<br />

werden.<br />

Damit aber alle Artikel Platz finden können,<br />

ist es notwendig, dass die jeweiligen<br />

Texte nicht mehr als 1.500 Zeichen<br />

(inkl. Leerzeichen) umfassen. Die<br />

Berichterstatter*innen der Musikkapellen<br />

sind gebeten, diese Vorgabe einzuhalten.<br />

Ein aussagekräftiges und vor allem drucktaugliches<br />

Foto – in entsprechend guter<br />

Aufl ösung und mit Bildtext – ist ebenfalls<br />

immer sehr willkommen. Bitte auch immer<br />

den Redaktionsschluss beachten!<br />

Weitere Informationen sind im FAQ-Bereich<br />

„Presse“ der VSM-Homepage abrufbar.<br />

Wir freuen uns auf viele „kurz notierte“<br />

Meldungen!<br />

Die Redaktion<br />

Tradition bewahren – neue Wege gehen<br />

Jahresabschlussfeier der MK Innichen mit Ehrungen<br />

Die Musikkapelle Innichen überraschte<br />

ihre Zuhörer*innen im vergangenen Sommer<br />

immer wieder. Gemeinsame Auftritte<br />

mit der Jugendkapelle und der Volkstanzgruppe<br />

Innichen und ein Ziehharmonikaspieler<br />

als Solist sorgten für Abwechslung<br />

bei den Konzerten.<br />

Bei der Jahresabschlussfeier am 8. Oktober,<br />

die von der Jugendkapelle Innichen<br />

musikalisch umrahmt wurde, konnte der<br />

Verein auf 23 Ausrückungen zurückblicken.<br />

Der Höhepunkt der Feier waren die<br />

Ehrungen langjähriger Musikanten. Bezirksobmann<br />

Johann Hilber und Obmann Herbert<br />

Watschinger überreichten den beiden<br />

Trompetern Norbert Hackhofer und Patrick<br />

Lechner das VSM-Ehrenzeichen in Silber<br />

für 25 Jahre Mitgliedschaft. Der Tubist Georg<br />

Burgmann und die Brüder Korbinian<br />

(Kapellmeister, Klarinette) und Peter Paul<br />

Hofmann (Schlagzeug) traten am 19. November<br />

1983 der Musikkapelle Innichen<br />

bei; sie erhielten im Rahmen der Feierstunde<br />

das VSM-Ehrenzeichen in Gold für<br />

40 Jahre Vereinsangehörigkeit. Seit 30 Jahren<br />

ist Korbinian Hofmann Kapellmeister<br />

in Innichen. Er übernahm im November<br />

1993 den Dirigierstab von Alfred Gasser.<br />

Zahlreich sind die Auftritte und Projekte,<br />

die Korbinian Hofmann in diesen Jahren<br />

mit seinen Musikant*innen verwirklichen<br />

konnte. Nach der „Winterpause“ steht als<br />

nächster Termin ein Kirchenkonzert am<br />

23. März in der Stiftskirche Innichen an.<br />

Herbert Watschinger<br />

Ehrungen bei der MK<br />

Innichen: (v.l.) Obmann<br />

Herbert Watschinger,<br />

Peter Paul Hofmann,<br />

Georg Burgmann,<br />

Korbinian Hofmann,<br />

Patrick Lechner, Norbert<br />

Hackhofer und Bezirksobmann<br />

Johann Hilber<br />

Die Jugendkapelle umrahmte<br />

die Jahresabschlussfeier<br />

der Musikkapelle<br />

Innichen.<br />

KulturFenster<br />

62 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


Blasmusik<br />

„Rock the Blasmusik“<br />

Musikkapelle Luttach punktet mit Tina Turner, Pink Floyd und ACDC<br />

Die Musikkapelle Luttach zog mit ihrem „Rockkonzert“ viele begeisterte Fans an.<br />

Foto: Gottfried Strauß<br />

Luchta rockt! Bereits seit einigen Jahren<br />

versucht die Musikkapelle Luttach mit<br />

einem alljährlichen Themenkonzert neue<br />

Wege zu gehen. Die Idee ein Rockkonzert<br />

zu veranstalten, entstand aus dem über<br />

viele Jahre gehegten Wunsch des amtierenden<br />

Obmanns Eduard Untergasser. Er<br />

wollte schon lange ein solches Konzert veranstalten,<br />

und zwar im großen Stil: eine<br />

Band, Lichtershow, Soundanlage; das<br />

volle Programm, und natürlich die Musikkapelle<br />

selbst. Unter dem Motto „Rock the<br />

Blasmusik“ sollte dem Publikum ein völlig<br />

neues Klangerlebnis geboten werden.<br />

Modern, neu, anders. Natürlich konnte die<br />

Musikkapelle für solch ein Projekt begeistert<br />

werden, und so begannen die Vorbereitungen<br />

unter der Leitung des Kapellmeisters<br />

Patrick Künig. Nach einigen Hürden<br />

und zahlreichen Proben war es schließlich<br />

so weit: Am 13. August wurde das Rockkonzert<br />

im Festzelt von Luttach abgehalten.<br />

Mit lautem Gebrüll und tosendem Applaus<br />

rockten mehr als 1000 Zuschauerinnen<br />

und Zuschauer zu Liedern von Tina Turner,<br />

Pink Floyd und ACDC. Dieses Rockkonzert<br />

bildete ein Highlight des heurigen<br />

Musikjahrs, das von vielen im Dorf sicherlich<br />

nicht so schnell vergessen wird.<br />

Marcel Stifter<br />

Cäcilienfeier der Bürgerkapelle Schlanders<br />

Bürgerkapelle und Kirchenchor feiern gemeinsam – Ehrungen<br />

In der vom Chor der Pfarrkirche Schlanders<br />

und von der Bürgerkapelle gemeinsam<br />

umrahmten Messfeier am Cäciliensonntag,<br />

den 19. November <strong>2023</strong>, erinnerte Dekan<br />

Mathew Kozhuppakalam daran, dass wir<br />

alle von Gott Talente geschenkt erhalten,<br />

die es zu erkennen, zu stärken und zum<br />

Wohle der Gemeinschaft einzusetzen gilt.<br />

Kirchenchor und Bürgerkapelle würden<br />

dies das ganze Jahr über beispielhaft unter<br />

Beweis stellen.<br />

Auch Kulturreferentin Monika Wielander<br />

Habicher fand anerkennende und wertschätzende<br />

Worte für die Vereinsführung<br />

und die gesamte Bürgerkapelle Schlanders,<br />

die zeige, dass Werte wie Gemeinschaft,<br />

Zusammenhalt, Kollegialität, Verzicht,<br />

Pfl ichtbewusstsein und Fleiß heute sehr<br />

wohl noch gelebt werden und unserer Gesellschaft<br />

nicht abhandengekommen sind.<br />

Höhepunkt der Feierlichkeiten waren, wie<br />

jedes Jahr, die Ehrungen verdienter Mitglieder.<br />

Der stellvertretende Obmann des<br />

VSM-Bezirkes Schlanders Manfred Horrer<br />

überreichte das Verbandsehrenzeichen in<br />

Silber für 25 Jahre an den Tubisten Günther<br />

Raich und an den Trompeter Manuel<br />

Tumler. Mit dem Verbandsehrenzeichen in<br />

Großgold für 50 Jahre Vereinstreue wurde<br />

Ernst Ratschiller (Euphonium) geehrt.<br />

Für das leibliche Wohl der Ehrengäste, der<br />

Musikanten/innen und ihrer Familienangehörigen<br />

sorgte bestens das Team von Hotel-Restaurant<br />

Maria Theresia.<br />

Georg Horrer<br />

Ehrungen bei der<br />

Cäcilienfeier in Schlanders:<br />

(v.l.) Ehrenobmann Manfred<br />

Horrer, Manuel Tumler,<br />

Kapellmeister Georg Horrer,<br />

Ernst Ratschiller, Obmann<br />

Martin Ratschiller, Günther<br />

Raich<br />

KulturFenster<br />

63 06/<strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong>


www.hpv.bz.it<br />

Termine<br />

Kontakt: Tel. 0471 973693, E­Mail: info@hpv.bz.it<br />

Facebook: https://www.facebook.com/HPV.Suedtirol<br />

Veranstaltungen und andere Videos auf unserem youtube­Kanal:<br />

https://www.youtube.com/c/heimatpflegeverbandsudtirol<br />

Infos unter:<br />

http://hpv.bz.it<br />

17.02.2024<br />

75. ordentliche Vollversammlung<br />

des Südtiroler Chorverbandes im Waltherhaus in Bozen<br />

Infos unter:<br />

https://scv.bz.it<br />

09.03.2024<br />

76. Mitgliedervollversammlung<br />

des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

im Waltherhaus in Bozen<br />

Infos unter:<br />

https://vsm.bz.it

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