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Kulturfenster Nr. 02|2022 - April 2022

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BLASMUSIK<br />

CHORWESEN<br />

HEIMATPFLEGE<br />

in Südtirol<br />

<strong>Nr</strong>. 2<br />

APRIL<br />

<strong>2022</strong><br />

Der Südtiroler Chorverband wird digital<br />

Klima: Das steht auf dem Spiel<br />

Bläserklasse – das Modell der Zukunft?<br />

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 74. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift


vorausgeschickt<br />

Die Grundlage<br />

für Frieden und Freiheit<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

während ich diese Zeilen schreibe, tobt<br />

nicht weit von uns – in (!) Europa – ein<br />

grausamer Krieg. Männer werden in den<br />

Kampf geschickt, Zivilisten bangen um<br />

ihr Leben, Frauen und Kinder sind auf<br />

der Flucht, Häuser und Städte liegen in<br />

Trümmern. Wir sehen tagtäglich die grausamen<br />

Bilder, hören die Geschichten von<br />

Bekannten und Geflüchteten. Unter uns<br />

machen sich Sorgen breit, die wir bisher<br />

nur aus Erzählungen unserer Eltern und<br />

Großeltern kannten. Daher suchen wir Ablenkung<br />

in der Musik, im Gesang und im<br />

Engagement für unsere Heimat. Stecken<br />

wir damit den Kopf in den Sand? Müssen<br />

wir uns dafür schämen?<br />

Ich denke nicht, denn gerade die Arbeit<br />

unserer Vereine ist ein Festhalten an kulturellen<br />

und ideologischen Werten, die die<br />

Grundlage für Frieden und Freiheit sind<br />

– für ein Europa, das wir bisher kannten<br />

und auch in Zukunft haben wollen. Und<br />

gerade von dieser Arbeit erzählt auch die<br />

neue Ausgabe des „KulturFensters“.<br />

Alle drei Verbände widmen sich diesmal in<br />

ihren Schwerpunkten zukunftsweisenden<br />

Themen, die uns sicherlich lange begleiten<br />

werden: Der Chorverband stellt sein Sommerprogramm<br />

und ein neues Mitgliederverwaltungsprogramm<br />

vor, eine „benutzerfreundliche<br />

Softwarelösung“ als nützliches<br />

Werkzeug für die Mitglieder. Der Heimatpflegeverband<br />

setzt sich mit dem Klimaschutz<br />

auseinander und hinterfragt zudem<br />

die Nachhaltigkeit der in Südtirol geplanten<br />

Infrastrukturen für die Olympischen Winterspiele<br />

2026. Der Blasmusikverband<br />

präsentiert das bereits mehrfach erprobte<br />

Projekt der „Bläserklassen“ als Zukunftsmodell<br />

für die Nachwuchswerbung. Verbandsobmann<br />

Pepi Fauster analysiert<br />

zudem die gesetzliche Neuregelung des<br />

Ehrenamtes, des so genannten „Dritten<br />

Sektors“. Weil der Gesetzgeber die Besonderheit<br />

des Südtiroler Vereinswesens<br />

kaum berücksichtigt, haben gerade unsere<br />

Vereine große Probleme damit: „Wenn wir<br />

durch den ‚Terzo Settore‘ teilweise schon<br />

ein neues Kleid anziehen müssen, dann<br />

wollen wir ein besseres als das bisherige<br />

und keine Verschlechterung.“<br />

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages<br />

sind die Blasmusikseiten auch mit einem<br />

Resümee von Klaus Bragagna zur „k.u.k.<br />

Militärmusik in Bozen“ ergänzt. Seine ausführliche<br />

Analyse ist in der Märzausgabe<br />

des „Schlern“ zu lesen.<br />

Dazu gibt es die gewohnten Rubriken, in<br />

denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />

dokumentieren, bereichsspezifische<br />

Themen aufarbeiten und auch die Jugend<br />

– die Zukunft unserer Vereine – in den Fokus<br />

stellen. Ich wünsche Ihnen wiederum<br />

eine unterhaltsame, aber auch informative<br />

Lektüre und einen aufschlussreichen Blick<br />

durch unser „KulturFenster“.<br />

Stephan Niederegger<br />

„<br />

„<br />

Die Digitalisierung ist eine nicht mehr<br />

wegzudenkende Realität und betrifft<br />

nahezu jeden Lebensbereich.<br />

Erich Deltedesco<br />

„<br />

Mit dem Entwurf des Klimaplanes wird<br />

deutlich, dass Südtirols Klimapolitik<br />

keineswegs im Einklang mit dem Ziel<br />

des Pariser Klimaabkommens ist.<br />

„<br />

Janin Höllrigl<br />

„<br />

Das Konzept der Bläserklasse zeigt<br />

nachhaltige, integrative und gemeinschaftsfördernde<br />

Aspekte auf, die es<br />

zu erforschen und fördern gilt.<br />

„<br />

Matthias Kirchler<br />

KulturFenster<br />

2 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Inhalt<br />

In dieser Ausgabe<br />

Chorwesen<br />

Der Südtiroler Chorverband wird digital .................................4<br />

Schulungen des Chorverbands .............................................6<br />

Kinder- und Jugendchor Oberrasen ......................................8<br />

Sommerprogramm <strong>2022</strong> für Kinder und Jugendliche .........10<br />

Einladung zum 8. Gesamttiroler Wertungssingen <strong>2022</strong> .......11<br />

Männerchor Percha wählt neuen Ausschuss ......................12<br />

Generationswechsel beim Brixner Ensemble „VocalArt" .......13<br />

Heimatpege<br />

Klimaschutz auch Thema für den Heimatpflegeverband ......14<br />

Interview: Wie wir die Katastrophe noch vermeiden könnten 16<br />

Bündnis für Klimaaktion Südtirol – Wer setzt hier wofür ein? 19<br />

Drei Jahre Fridays for Future – Rück- und Ausblick .............21<br />

Probleme mit dem Dritten Sektor ........................................51<br />

ÖBV-Videowettbewerb ........................................................52<br />

Kostenloser Noten-Download: Gebet für die Ukraine ...........52<br />

Die k.u.k. Militärmusik in Bozen .........................................53<br />

37. Festkonzert der Bürgerkapelle Schlanders ....................56<br />

Der Komponist Antonio Rossi und sein<br />

Musical über den hl. Josef Freinademetz ............................58<br />

Zum 80. Geburtstag von Helmuth Pescolderung .................60<br />

Zum 90. Geburtstag von Friedl Pomella ..............................60<br />

Im Gedenken an Walter Ohnewein .....................................61<br />

Besondere Tonträger der<br />

Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg ............................62<br />

„Laudate Dominum“ – Neue CD von Gottfried Veit ..............63<br />

„Starparade“ der Egerländer Blasmusik Neusiedl am See ...64<br />

„Weisen und Gstanzlspielereien“ von Karl Hanspeter ..........64<br />

kurz notiert – Neues von den Musikkapellen .......................65<br />

Moore und Torf – Deshalb sind sie zu schützen ...................22<br />

Olympia 2026 – Was ist hier grün? ......................................24<br />

Krieg gegen Ukraine:<br />

Heimatpfleger rufen zur Wachsamkeit auf ...........................26<br />

Tourismusentwicklungsplan: Unberechtigte Kritik ................27<br />

Dinge des Alltags aus Geschichte und Gegenwart:<br />

Das Plastiksackl................................................................. 28<br />

Flurnamen aus der Agrargeschichte (7)...............................29<br />

Gegen „Aufrüstung“ unterm Ifinger .....................................30<br />

Buch über Schlösser und Burgen........................................31<br />

Bildstock in Naturns neu gestaltet ......................................32<br />

Alte Schule in Ahornach gerettet .........................................34<br />

Pusterer Bauern (wieder) in Tracht......................................35<br />

Blasmusik<br />

Bläserklasse – das Modell der Zukunft? ..............................36<br />

Neuer Anlauf für das Wertungsspiel <strong>2022</strong> ..........................41<br />

Projekt „Opus Blasmusik“ ..................................................42<br />

Netzwerk Dirigentenausbildung ..........................................42<br />

Fachgruppe Musik hilft mit Rat und Tat ..............................43<br />

Dirigentenluft „geschnuppert“ ............................................43<br />

ÖBV hat neuen Bundesstabführer und Stellvertreter ...........44<br />

Impressum<br />

Mitteilungsblatt<br />

- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />

- des Südtiroler Chorverbandes<br />

Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />

- des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />

Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it<br />

Anschrift:<br />

Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />

Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />

Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />

IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />

SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />

Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, <strong>April</strong>, Juni, August, Oktober und<br />

Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />

Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />

zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />

genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />

Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />

sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />

der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />

Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />

Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />

30 Jahre Jugendkapelle Kurtatsch-Penon ...........................46<br />

Die Klarinettistin Sophie Pardatscher im Gespräch ..............48<br />

15 Jahre Jugendblasorchester „Jungschlern“ .....................50<br />

– gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung<br />

KulturFenster<br />

3 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Die Digitalisierung ist eine nicht mehr<br />

wegzudenkende Realität und betrifft<br />

nahezu jeden Lebensbereich.<br />

KulturFenster 4<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


digitalisieren<br />

Der Südtiroler Chorverband<br />

wird digital<br />

Neues Mitgliederverwaltungsprogramm für Chöre und Verband<br />

Die Digitalisierung ist eine nicht mehr wegzudenkende<br />

Realität und betrifft nahezu jeden<br />

Lebensbereich. Mit der Einführung des<br />

„SCV Office“, einer neuen benutzerfreundlichen<br />

Softwarelösung für Chöre, möchte<br />

sich der Südtiroler Chorverband dieser Herausforderung<br />

stellen und mit dem Programm<br />

„SCV Office“ seinen Mitgliedschören ein<br />

nützliches Werkzeug an die Hand geben.<br />

Das Ziel ist es, die Kommunikation zu den<br />

Mitgliedern und allen Organen des Chorverbands<br />

zu verbessern, aber auch die Optimierung<br />

aller Verwaltungsvorgänge rund<br />

um den Vereinsbetrieb.<br />

Vorteile für die Chöre<br />

Die Mitgliedschöre können ihre Mitglieder<br />

bequem über das System verwalten.<br />

Unter anderem können Funktionen oder<br />

Stimmgruppen usw. zugewiesen werden.<br />

Durch die Angabe des Eintrittsdatums<br />

behält man stets einen Überblick<br />

über Jubiläen und Ehrungen. Die Ehrenurkunden<br />

können in der Folge direkt im<br />

System beim Verband beantragt werden.<br />

Durch das System wird die Kommunikation<br />

mit den eigenen Mitgliedern sehr einfach<br />

und schnell (z.B. Mitteilungen über<br />

Proben, Erinnerungen usw.). Die jährliche<br />

Bestandmeldung (statistische Erhebung)<br />

ist nicht mehr nötig. Bisher musste jeder<br />

Chor jährlich seine statistische Bestandsmeldung<br />

an den Chorverband schicken.<br />

Termine können künftig durch das neue<br />

System verwaltet werden. Im Kalender kann<br />

sich jeder Chor seine individuellen Termine,<br />

wie Proben oder Vorstandssitzungen<br />

usw. eintragen. Es ist auch möglich, Konzerte<br />

oder Auftritte einzutragen und diese<br />

für alle Mitgliedschöre des SCV sichtbar<br />

zu machen. Dadurch können konkurrierende<br />

Veranstaltungen bereits bei der Planung<br />

vermieden werden. Die Veranstaltung<br />

wird auch auf der Seite des SCV aufscheinen<br />

und wird somit beworben. Der Tätigkeitsbericht<br />

zum Jahresende kann ebenfalls<br />

schnell und einfach erstellt werden.<br />

Ab 2023 können Sänger*innen der Mitgliedschöre<br />

des SCV zu den Schulungen<br />

und Veranstaltungen des Chorverbandes<br />

nur mehr über dieses System angemeldet<br />

werden, um den verminderten Kurstarif für<br />

Mitglieder beanspruchen zu können. Im<br />

integrierten Kassabuch können Ein- und<br />

Ausgänge bequem gebucht werden, die<br />

bisher in Exceltabellen usw. geführt werden<br />

mussten. Bei Änderungen von Zuständigkeiten<br />

im Verein ist die Übergabe<br />

schnell und einfach zu erledigen. Durch<br />

dieses System sind die Daten jederzeit sicher<br />

vor Datenverlust durch Computerschaden,<br />

Feuer usw. verwahrt. Mühsame Datensicherung<br />

auf USB-Sticks usw. entfällt.<br />

Daten müssen immer<br />

aktuell sein<br />

Die Obleute der Chöre haben auf ihre<br />

beim Verband hinterlegten Mailadresse<br />

den Benutzernamen für ihren Zugang erhalten.<br />

Um ins System einzusteigen, muss<br />

man den Benutzernamen eingeben und<br />

die Anweisungen in der E-Mail befolgen.<br />

Mit diesem Zugang können anschließend<br />

weitere Zugänge für die eigenen Mitglieder<br />

erstellt werden. Innerhalb des Ausschusses<br />

bzw. des Chores kann eine technisch<br />

versierte Person mit der Führung<br />

des Systems betraut werden, etwa die<br />

Schriftührer*innen. Dafür sollte ein eigener<br />

Zugang für diese Person erstellt werden.<br />

Die Daten des Chores, der Chorleitung<br />

und der Mitglieder müssen unbedingt immer<br />

aktuell sein. Änderungen müssen sofort<br />

eingetragen werden. Das betrifft auch<br />

die Angabe der Funktionäre innerhalb des<br />

Chores. Denn ab Juni 2023 werden wichtige<br />

Informationen vom Verband nur mehr<br />

über das neue System verschickt. Auch<br />

für die statistische Erhebung und die Unfallversicherung<br />

der Sänger*innen gelten<br />

die Daten als Grundlage. Im März fanden<br />

bereits Einführungen zur Handhabung des<br />

neuen Systems statt.<br />

Paul Bertagnolli<br />

5<br />

KulturFenster 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

SCV-Intern<br />

Da ist für jeden was dabei!<br />

Schulungen des Südtiroler Chorverbandes<br />

und natürlich auch die heimatkundlichen<br />

Wanderungen und Exkursionen.<br />

Nach nur eingeschränkter Schulungstätigkeit<br />

in den letzten zwei Jahren startet der Südtiroler<br />

Chorverband nun wieder voll durch<br />

mit vielen interessanten Schulungen für Erwachsene<br />

und Jugendliche. Fortbildung mit<br />

erfahrenen Referenten, das Sich-Kennenlernen<br />

und das Gemeinschaftserlebnis stehen<br />

gleichermaßen im Mittelpunkt.<br />

Zum Wochenendlehrgang für kleine Singgruppen<br />

unter der Leitung von Otto Dellago,<br />

der vom 22. bis zum 24. <strong>April</strong> in Mellaun<br />

bei Brixen stattfindet, sind alle kleinen Singgruppen<br />

sowie Musikant*innen als Liedbegleiter<br />

eingeladen. Ziel ist, neben der Stimmpflege,<br />

das Singen in kleinen Gruppen zu<br />

beleben und zu fördern. Dabei stehen weltliche<br />

und geistliche Lieder sowie Lieder aus<br />

dem überlieferten alpenländischen Liedgut<br />

auf dem Programm.<br />

Ob Kinderchorleitung, Singen in der Schule<br />

oder mit Jugendlichen: Im Seminar für Kinder-<br />

und Jugendchorleiter*innen mit Yoshihisa<br />

Matthias Kinoshita werden wichtige Kompetenzen<br />

für das Singen mit Kindern und Jugendlichen<br />

auf den verschiedensten Ebenen<br />

vermittelt. Es wird auch praktische Übungen<br />

mithilfe eines Gast-Kinderchores geben. Das<br />

Seminar findet am 30. <strong>April</strong> in Brixen statt.<br />

Eingeladen sind alle Chorleiter*innen und<br />

Lehrer*innen, die mit Kindern im Grundund<br />

Mittelschulalter arbeiten.<br />

Unter der bewährten Leitung von Ernst<br />

Thoma findet vom 26. Juni bis zum 3. Juli<br />

die Alpenländische Sing- und Wanderwoche<br />

im Ultental statt. Im Mittelpunkt stehen<br />

die Erarbeitung von leichterem Liedgut aus<br />

dem geistlichen und weltlichen Bereich mit<br />

Schwerpunkt „alpenländisches Volkslied“<br />

Auch heuer findet wieder die beliebte Chorund<br />

Stimmbildungswoche statt, und zwar vom<br />

25. bis zum 31. Juli in der Fürstenburg in<br />

Burgeis. Den Kurs leitet Rainer Held. Zusätzlich<br />

zum Singen im Plenum, im Ensemblechor<br />

oder im Kammerchor kommen die<br />

Teilnehmer*innen in den Genuss von Einzelstimmbildung.<br />

Die Sänger*innen erarbeiten<br />

verschiedene weltliche und geistliche<br />

Werke, auch eine eigene Chorliteraturstunde<br />

ist vorgesehen. Dieses Angebot richtet sich<br />

besonders auch an Chorleiter*innen und<br />

natürlich alle Interessierten ab 18. Abgerundet<br />

wird die Woche durch ein Konzert<br />

und einen Gottesdienst.<br />

Chorleiter*innen mit und auch solche ohne<br />

viel Erfahrung können sich beim Seminar<br />

für Chorleiter*innen in Dietenheim unter<br />

der Leitung von Nataliya Lukina in einem<br />

jeweils zu ihnen passenden Studio in Probenmethodik<br />

und Dirigiertechnik fortbilden.<br />

Dabei werden im Gruppenunterricht<br />

die Chorproben durch sorgfältige Analyse<br />

der Stücke vorbereitet. Auch Einzelunterricht<br />

wird angeboten. Außerdem steht ein<br />

Gastsängerensemble in jedem Studio zur<br />

Verfügung. In den Übungschören wird vertieft,<br />

was im Gruppenunterricht besprochen<br />

wurde. Auch wird ein Workshop „Rhythmus,<br />

wo man mit muss“ mit Sonja Prugger angeboten.<br />

Schwerpunkt ist die rhythmische<br />

Arbeit, wobei der Spaßfaktor großgeschrieben<br />

wird – mit Warm-up’s, leichten Improvisationen<br />

und musikalischen Spielen. Das<br />

Seminar findet vom 31. Juli bis zum 6. August<br />

statt.<br />

Chorleiter*innen haben ein weiteres<br />

Schulungsangebot mit dem Workshop für<br />

Chorleiter*innen mit Jan Scheerer und<br />

Martha Basten vom 26. bis zum 28. August<br />

in Bozen. Gearbeitet wird mit einem<br />

Repertoire, das der Übungschor im Vorhinein<br />

gut kennt, um detailliert und gründlich<br />

an der Dirigiergestik feilen zu können,<br />

zum anderen mit Repertoire, das der Chor<br />

nur wenig kennt, um die Probenmethoden<br />

und -techniken zu entwickeln. Parallel dazu<br />

KulturFenster 6<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Chorwesen<br />

gibt es die Möglichkeit, bei Martha Basten<br />

einen Kurs für Anfänger und leicht Fortgeschrittenen<br />

zu belegen.<br />

Weitere Schulungen für Chorleiter*innen<br />

gibt es am 10. September beim Kurs „Relative<br />

Solmisation (Stufensingen) im Chor –<br />

Ein Baustein für gelingendes Singen“ mit der<br />

Referentin Verena Unterguggenberger in Bozen<br />

und am 4. November mit dem Seminar<br />

„Wie man Stimmen zum Klingen bringt“ mit<br />

Veronica Bertsch in der Musikschule Naturns.<br />

Außerdem werden am 8. Oktober<br />

in Bozen ein Rhetorik-Seminar mit Philipp<br />

M. Krenn mit dem Titel „Sprechtechnik im<br />

Chor – chorisches Sprechen“ und am 15.<br />

Oktober der Singtag für Chorsänger*innen<br />

50+ mit Edgar Wolf angeboten.<br />

Am 5. November leitet Veronica Bertsch in<br />

der Musikschule Naturns den Workshop<br />

„Let`s sing-let’s swing-let’s groove – populäre<br />

Chormusik für Frauen und Männer“ für<br />

alle interessierten Chorsänger*innen und<br />

Chorleiter*innen.<br />

Schulungen für Kinder<br />

und Jugendliche<br />

Auch heuer ist wieder ein reichhaltiges Programm<br />

für Kinder und Jugendliche vorgesehen:<br />

So fi ndet vom 26. Juni bis zum 2.<br />

Juli in Brixen die Kindersingwoche mit Michael<br />

Feichter unter dem Motto „Good Vibrations<br />

– Ein Sommermusical“ statt. (Solo-)<br />

Sänger*innen, aber auch Tänzer*innen<br />

kommen hier auf ihre Kosten. Die Musicalwoche<br />

für Jugendliche am Ritten vom<br />

3. bis zum 9. Juli widmet sich dem Austropop<br />

und wird von Christian Stefan Horvat<br />

geleitet.<br />

Für Kinder im Grundschulalter gibt es die<br />

KAS- Woche – Kreativ-Aktiv-Sing-Woche<br />

vom 25. bis zum 29. Juli unter der Leitung<br />

von Renate Unterhiner im Kloster Neustift.<br />

Das Besondere an der KAS-Woche ist, dass<br />

nicht nur gesungen, sondern auch getanzt<br />

und Theater gespielt wird.<br />

Viele Jugendliche werden sich bereits auf<br />

"Musical Fever Plus" freuen, das vom 27.<br />

August bis zum 2. September in Brixen unter<br />

der Kursleitung von Stephen Lloyd stattfindet.<br />

Unter den namhaften Referenten ist<br />

auch Enrico di Pieri, einer der führenden<br />

Musical-Stars im deutschsprachigen Raum.<br />

Er wird mit Sarah Yorke den Gesangsmeisterkurs<br />

leiten. Neben der Stimm- und Chorarbeit<br />

gibt es auch Schulung in Choreographie<br />

und Schauspiel.<br />

Paul Bertagnolli<br />

Genauere Informationen zu den Schulungen und zu<br />

den Anmeldefristen fi ndet man auf der Homepage<br />

des Südtiroler Chorverbandes:<br />

scv.bz.it<br />

7<br />

KulturFenster 7 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Jung+<br />

Stimmgewaltig<br />

Kinder- und<br />

Jugendchor Oberrasen<br />

Wir sind…<br />

musikbegeisterte Sänger*innen im Alter<br />

von 6 bis 20 Jahren. Häufig proben wir<br />

in zwei getrennten Gruppen, dem Kinderchor<br />

und dem Jugendchor.<br />

Nach Jahren der Einschränkungen bedingt<br />

durch die Corona-Pandemie, freuen<br />

wir uns wieder vermehrt auf ein unbeschwertes,<br />

gemeinsames Singen und<br />

Musizieren.<br />

Mehrere unserer Sänger*innen sind hervorragende<br />

Instrumentalist*innen. So haben<br />

wir das Glück, bei Konzerten sowie<br />

Gottesdiensten von einem wundervollen<br />

Instrumentalensemble begleitet zu werden.<br />

Unser Motto…<br />

Singen macht glücklich und erwärmt die<br />

Herzen!<br />

Was uns motiviert…<br />

➤ die vielen, spannenden Projekte<br />

➤ die tolle Chorgemeinschaft<br />

➤ die Zusammenarbeit mit anderen Chören,<br />

Stimmbildner*innen und Theaterleuten<br />

➤ die abenteuerlichen Ausflüge und die<br />

nachhaltigen Erlebnisse<br />

KulturFenster<br />

8 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Uns gibt es seit…<br />

dem Jahr 2014. Das Ziel war damals wie<br />

heute, Kinder und Jugendliche für das<br />

Singen zu begeistern und sie Gemeinschaft<br />

erleben zu lassen. Seit der Gründung<br />

liegt die Leitung des Chores in den<br />

Händen von Waltraud Mair.<br />

Pläne für die Zukunft..<br />

➤ Schon lange freuen wir uns auf das<br />

Chorcamp in Lichtenstern am Ritten.<br />

Die Pandemie hat uns immer wieder<br />

einen Strich durch die Rechnung gemacht.<br />

Nun ist es endlich soweit, dass<br />

wir unsere Koffer packen können.<br />

➤ Im Juni beteiligen wir uns an der Initiative<br />

„Lange Nacht der Kirchen“.<br />

➤ Die musikalische Mitgestaltung einer<br />

Radiomesse gemeinsam mit dem Kirchenchor<br />

Oberrasen steht ebenfalls<br />

in Kürze an.<br />

➤ Und last but not least: 2024 feiern wir<br />

unser 10-jähriges Bestandsjubiläum<br />

mit mehreren Höhepunkten.<br />

Herzlich willkommen<br />

sind bei uns….<br />

Kinder und Jugendliche, die<br />

mit Freude und Begeisterung<br />

singen, musizieren<br />

und Spaß an der Gemeinschaft<br />

haben.<br />

Unsere Highlights waren..<br />

➤ Kinderchortreffen in Gummer, 2016<br />

➤ Tiroler Landesjugendsingen in Schwarz,<br />

2017 - Bewertung „ausgezeichnet“<br />

➤ Konzertreihe „Der Mond ist eine Frau“<br />

gemeinsam mit dem Vokalensemble<br />

NovAntiqua Brixen, 2018<br />

➤ Nacht der Lichter, 2018<br />

➤ „Ein tierisches Musical“, 2019<br />

Waltraud Mair...<br />

ist die musikalische Förderung<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

ein großes Anliegen. Nach Abschlussdes<br />

Studiums der Deutschen<br />

Philologie an der Uni Innsbruck erwarb<br />

sie die staatliche Lehrbefähigung am Konservatorium<br />

Innsbruck in den Fächern Gitarre<br />

und Singschulleitung. Sie ist Direktorin<br />

im Schulsprengel Olang.<br />

Wir suchen EUCH und eure Geschichten!<br />

Ihr seid „jung“ und „stimmgewaltig“?<br />

Ihr seid ein Kinderchor, ein Jugendchor, ein junges Ensemble oder<br />

eine junge Singgruppe? … dann würden wir euch gerne unseren<br />

Leser*innen vorstellen und zeigen, dass es euch gibt.<br />

Wir berichten auch gerne laufend<br />

über eure Konzerte, Projekte und<br />

Aktivitäten.<br />

Schreibt uns einfach eine Mail an<br />

info@scv.bz.it<br />

Wir freuen uns schon, eure<br />

Geschichten zu teilen!<br />

KulturFenster<br />

9 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Sommerprogramm <strong>2022</strong> - Kinder und Jugend<br />

Good<br />

Vibrations<br />

Ein Sommermusical<br />

ü 50 Kinder imAlter<br />

zwischen 9und 14 Jahren<br />

ü 26. Juni – 2. Juli <strong>2022</strong><br />

ü Kursleitung: Michael<br />

Feichter<br />

ü Vinzentinum, Brixen<br />

ü Anmeldeschluss: 30. <strong>April</strong><br />

<strong>2022</strong><br />

„Heast as<br />

net?“<br />

MUSICALwoche<br />

Ritten<br />

ü 65 Kinder&Jugendliche im<br />

Alter zwischen 12 und<br />

18 Jahren<br />

ü 3. –9.Juli <strong>2022</strong><br />

ü Kursleitung: Christian<br />

Stefan Horvat<br />

ü Haus der Familie,<br />

Lichtenstern<br />

ü Anmeldeschluss: 30. <strong>April</strong><br />

<strong>2022</strong><br />

Kreativ-Aktiv<br />

Singen<br />

KAS-Woche<br />

für Kinder<br />

ü 40 Kinder zwischen 7<br />

u.11 Jahren<br />

ü 25. – 29. Juli 2021<br />

ü Kursleitung: Renate<br />

Unterthiner<br />

ü Kloster Neustift, Brixen<br />

ü Anmeldeschluss:<br />

30. <strong>April</strong> <strong>2022</strong><br />

Musical Fever<br />

Plus<br />

ü 24 Jugendliche zwischen<br />

16 und 25 Jahren<br />

ü 27. August –2.<br />

September <strong>2022</strong><br />

ü Kursleitung: Stephen Lloyd<br />

ü Priesterseminar, Brixen<br />

ü Anmeldeschluss: 30. Juni<br />

<strong>2022</strong><br />

DER LANDESJUGENDCHOR SÜDTIROL<br />

LÄDT DICH EIN ZUM<br />

VORSINGEN <strong>2022</strong>!<br />

Samstag, 18. Juni <strong>2022</strong><br />

Priesterseminar Brixen<br />

09.00 - 18.00 Uhr<br />

DU BIST ZWISCHEN 16 und 28 JAHRE ALT?<br />

SINGEN IST DEINE LEIDENSCHAFT?<br />

DANN BEWIRB DICH JETZT!<br />

Nähere Informationen und deine Bewerbung an:<br />

info@landesjugendchor.bz.it<br />

www.landesjugendchor.bz.it<br />

KulturFenster<br />

10 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>


vorausgeblickt<br />

8. Gesamttiroler Wertungssingen<br />

„Chöre sind unverzichtbar für ein lebendiges Kulturleben!“<br />

Das Gesamttiroler Wertungssingen wird traditionell<br />

vom Südtiroler Chorverband und dem<br />

Chorverband Tirol im Abstand von drei Jahren<br />

abgehalten. Zuletzt im Jahr 2019 nahmen<br />

insgesamt 27 Chöre beim Wertungssingen<br />

in Auer teil.<br />

Die Verbände laden ihre Mitgliedschöre<br />

auch heuer wieder zu einer Standortbestimmung<br />

nach der Pandemie und einem<br />

gemeinsamen Neustart in die Chorzukunft<br />

ein. Die 8. Auflage des Gesamttiroler Wertungssingens<br />

wird von 12. bis zum 13.<br />

November im „Haus der Musik“ in Innsbruck<br />

über die Bühne gehen.<br />

Mit dem 8. Gesamttiroler Wertungssingen<br />

<strong>2022</strong> in Innsbruck wollen die Verbände<br />

der Chorszene in Süd-, Nord- und Osttirol<br />

wieder eine starke Stimme verleihen<br />

und die zehntausenden Sänger*innen<br />

in den fast 1000 Chören wieder in den<br />

Blick der Öffentlichkeit rücken. „Wir sind<br />

unverzichtbar für ein lebendiges Kulturleben<br />

in Tirol!“ zeigen sich die Südtiroler<br />

Verbandschorleiterin Renate Unterthiner<br />

und der Landeschorleiter von Tirol Thorsten<br />

Weber überzeugt. „Wir freuen uns,<br />

dass nach langer Zeit des Stillstandes<br />

durch die Pandemie wieder Begegnung<br />

möglich ist.“<br />

Das heurige Wertungssingen soll vor allem<br />

als Gelegenheit zur freundschaftlichen Begegnung<br />

und zur Standortbestimmung für<br />

die Chöre gesehen werden. Die Fachjury<br />

wird dabei aus eigener Erfahrung berücksichtigen,<br />

dass nach Monaten ohne regelmäßiger<br />

Chorproben niemand auf dem Leistungsniveau<br />

stehen kann, welches vor der<br />

Krise selbstverständlich war. Sie wird mit Gefühl<br />

und Geschick hilfreiche Tipps und Ratschläge<br />

für die zukünftige Chorarbeit geben.<br />

Besonders erfreulich ist, dass drei Komponisten<br />

aus Tirol, dem Saarland und aus<br />

Baden-Württemberg die Pflichtlieder aller<br />

Kategorien komponiert haben – auf Gedichte<br />

von drei Dichter*innen, die Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts in Innsbruck, Söll<br />

und Bozen geboren wurde.<br />

Es sind neue und interessante Chorstücke<br />

zur Advent-, Weihnacht- und Winterzeit<br />

entstanden. „Wir sind schon sehr auf die<br />

unterschiedlichen Interpretationen der<br />

Stücke gespannt", freuen sich die Chorleiter<br />

der beiden Verbände und rufen die<br />

Chöre dazu auf, den Blick mutig in die Zukunft<br />

zu richten.<br />

Die ausführlichen Informationen dazu sowie<br />

die Online-Anmeldung werden in Kürze<br />

auf den Webseiten der beiden Verbände<br />

verfügbar sein. Der Anmeldeschluss ist<br />

der 30. Juni <strong>2022</strong>.<br />

Renate Unterthiner<br />

Verbandschorleiterin im SCV<br />

Mehr Infos unter:<br />

scv.bz.it/gesamttirolerwertungssingen/<br />

KulturFenster 11<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


kurz notiert<br />

Dank für 58-jährige<br />

Obmannschaft<br />

Männerchor Percha wählt neuen Ausschuss<br />

Bei der Vollversammlung des Männerchors<br />

Percha am 1. März standen die Neuwahl<br />

des Ausschusses und der Rückblick auf<br />

die Tätigkeiten des Chores auf der Tagesordnung.<br />

Obmann Siegfried Niederwanger konnte<br />

dazu als Ehrengäste Bürgermeister Martin<br />

Schneider, Kulturreferentin Kathi Niederwolfsgruber,<br />

Pfarrer Rüdiger Weinstrauch,<br />

den Präsident des Pfarrgemeinderates<br />

Markus Seyr, die Obfrau des Pfarrchores<br />

Doris Castlunger sowie den Pfarrmesner<br />

Johann Passler willkommen heißen.<br />

Der Männerchor konnte während der<br />

Pandemie in kleinen Gruppen die kirchlichen<br />

Festlichkeiten, Gottesdienste und<br />

Begräbnisfeiern musikalisch gestalten.<br />

Der Obmann hatte dazu auch ein Männerquartett<br />

gegründet, das an der Feier<br />

der Gottesdienste mitgewirkt und Großartiges<br />

geleistet hat. Obmann Niederwanger<br />

erinnerte auch an den Werdegang dieses<br />

Chores von seiner Gründung im Jahre<br />

1964 bis zum heutigen Tag. Im Laufe seiner<br />

58-jährigen Obmannschaft hat Niederwanger<br />

gar Manches bewegt und hat<br />

sich mit ganzer Kraft, mit viel Interesse,<br />

mit Fleiß und Ausdauer für den Chor eingesetzt.<br />

Er hat eim Ausbau der Chorlokale<br />

kräftig mitgewirkt. Zudem ist es ihm<br />

immer wieder gelungen, auch die dafür<br />

notwendigen Finanzierungen zu organisieren.<br />

Ihm war es auch ein Anliwegen, die<br />

Sänger mit einer passenden Chorkleidung<br />

auszustatten. Er hat stets regen Kontakt<br />

mit den Landesverbänden gesucht und<br />

mit den Chormitgliedern und vor allem<br />

mit den Chorleitern eine gute Zusammenarbeit<br />

gepflegt.<br />

Nach dem plötzlichen Tod von Albert<br />

Pahl hat nun Hubert Mair die Chorleitung<br />

übernommen und leitet den Männerchor<br />

mit Geschick, Fachkenntnis und Einsatzfreude.<br />

In seiner kurzen Ansprache stellte<br />

sich der neue Chorleiter vor. Er wisse es<br />

zu schätzen, dass er von allen Chormitgliedern<br />

freundlich aufgenommen wurde<br />

und freue sich über ihr Interesse, ihren<br />

Fleiß und ihre Pünktlichkeit bei den Auftritten<br />

und Proben sowie über die Harmonie<br />

im Chor. Die Ehrengäste dankten allen<br />

Chormitgliedern, den Mitgliedern des<br />

Ausschusses und besonders dem rührigen<br />

Obmann für die unermüdliche Arbeit,<br />

die schließlich für die Bevölkerung<br />

von Percha zur Ehre Gottes und zur Erbauung<br />

und Freude der Menschen geleistet<br />

wurde.<br />

Siegfried Niederwanger stellte sich nicht<br />

mehr der anstehenden Neuwahl des Ausschusses.<br />

Ob seiner rund 70-jährigen Tätigkeit<br />

als Sänger und seiner 58-jährigen<br />

Obmannschaft zeigten die Chormitglieder<br />

Obmann Siegfried Niederwanger (links) und<br />

sein Stellvertreter Johann Oberleiter<br />

vollstes Verständnis für diese Entscheidung.<br />

Sie zollten dem mittlerweile 80-Jährigen<br />

auch entsprechenden Dank für seinen<br />

unermüdlichen Einsatz. Bei der durchgeführten<br />

Wahl wurden folgende Mitglieder<br />

in den Ausschuss des Männerchores gewählt:<br />

Hubert Mayr, Stefan Huber, Franz<br />

Mair, Oswald Huber, Johann Oberleiter<br />

und Herwig Lanz. Als neuer Obmann wird<br />

Stefan Huber den Chor führen.<br />

Johann Passler<br />

Der neu gewählte Ausschuss des Männerchors Percha (v.l.): Franz Mair, Chorleiter Hubert Mair, Herwig Lanz, Stefan Huber, Johann<br />

Oberleiter, Hubert Mayr und Oswald Huber<br />

KulturFenster 12<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Chorwesen<br />

Generationswechsel geglückt<br />

Felix Graber ist neuer Obmann des Brixner Ensembles „VocalArt“<br />

Wie wohl in den meisten Chören des Landes,<br />

so werden auch beim Brixner Ensemble<br />

"VocalArt" alle drei Jahre Neuwahlen<br />

des Vorstandes durchgeführt.<br />

In den letzten Jahren gab es dabei kaum<br />

Überraschungen. Der Kammerchor, seit<br />

2016 unter der Leitung von Marian Polin,<br />

konnte im vergangenen Jahr trotz schwieriger<br />

Bedingungen zwei Jubiläumskonzerte<br />

anlässlich seines 30-jährigen Bestehens<br />

geben. Dabei standen mit Haydns „Nelsonmesse“<br />

und „Te Deum“ zwei Glanzstücke<br />

klassischer Sakralmusik auf dem<br />

Programm. Viele Konzertbesucher*innen<br />

in Brixen und Trient kennen das Ensemble<br />

seit seiner Gründung und freuten sich,<br />

Der neu gewählte Vorstand von "VocalArt" (v.l.): Albrecht Matzneller, Claudia Penn, Dietmar<br />

Thanei, Elke Sottara, Chorleiter Marian Polin, Obmann Felix Graber und Karlheinz Troi<br />

Die langjährige Obfrau Barbara Fuchs mit<br />

dem neu gewählten Obmann Felix Graber<br />

im 20-köpfigen Klangkörper noch einzelne<br />

Gründungsmitglieder zu erkennen.<br />

Die kürzlich erfolgten Neuwahlen weisen<br />

allerdings in eine vielversprechende Zukunft<br />

des Ensembles, da sich der Vorstand<br />

zum Teil erneuert hat. Felix Graber löste die<br />

langjährige Obfrau Barbara Fuchs ab und<br />

wird nun von drei erfahrenen Vorstandsmitgliedern<br />

Dietmar Thanei (Stellvertreter),<br />

Claudia Penn, Karlheinz Troi (Kassier) unterstützt.<br />

Neu im Vorstand sind Elke Sottara<br />

und Albrecht Matzneller.<br />

Nach einigen coronabedingten Unterbrechungen<br />

hat das Ensemble die Probentätigkeit<br />

im Kapitelsaal wieder aufgenommen<br />

und gab am 9. und 13. <strong>April</strong> ein Konzert<br />

in der Brixner Pfarrkirche und ein Konzert<br />

im Rahmen der Sterzinger Osterspiele.<br />

Auf dem Programm standen die "Rsponsorien<br />

zum Karsamstag" von Jan Dismas<br />

Zelenka (1679–1745) und das "Stabat<br />

Mater" von František Ignác Tuma<br />

(1704–1774).<br />

Dietmar Thanei<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für das Chorwesen<br />

senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />

Redaktionsschluss für<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 13. Mai <strong>2022</strong><br />

KulturFenster 13<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Es ist fünf vor zwölf. Nur in einer gemeinsamen<br />

einzigartigen Anstrengung wird es möglich sein,<br />

den Klimawandel einzudämmen.<br />

KulturFenster 14<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


vorausgedacht<br />

Es steht viel auf dem Spiel<br />

Heimatpflegeverband setzt sich mit Klimaschutz auseinander<br />

In dieser Ausgabe des „KulturFensters“ ist<br />

der Klimaschutz Schwerpunktthema der<br />

Seiten des Heimatpflegeverbandes Südtirol.<br />

Aus gutem Grund!<br />

Mit dem Thema Klimaschutz setzt sich<br />

der Heimatpflegeverband wegen der gebotenen<br />

Dringlichkeit intensiv auseinander.<br />

Unsere Heimat zu schützen, heißt,<br />

auch unsere Lebensgrundlagen zu schützen:<br />

Deshalb ist der Klimaschutz in den<br />

nächsten Jahren als prioritäres Ziel anzusehen.<br />

Wir sind auch Teil des „Bündnisses<br />

für Klimaaktion Südtirol“ (Climate<br />

Action South Tyrol) und stehen hinter den<br />

Forderungen dieses Bündnisses (siehe<br />

Seite 19).<br />

Südtirol hat die Chance, ein Vorbild auf<br />

dem Weg zu einer nachhaltigen, krisenfesten<br />

und solidarischen Gesellschaft zu<br />

werden. Nur wenige Regionen haben derart<br />

gute Voraussetzungen dafür. Deshalb<br />

müssen alle Gesetze und Bestimmungen<br />

auf den Klimaschutz hin neu ausgerichtet<br />

werden, auch die großen Planungsinstrumente<br />

wie die Raumordnung, der Tourismusentwicklungsplan<br />

oder die kommunalen<br />

Gemeinde-Entwicklungsprogramme.<br />

„<br />

Klimaschutz beginnt bei jedem Einzelnen<br />

von uns und erfordert ein<br />

„<br />

Überdenken unseres Lebensstils.<br />

Claudia Plaikner<br />

Klimaschutz beginnt bei jedem Einzelnen<br />

von uns und erfordert ein Überdenken<br />

unseres Lebensstils. Der effizienteste<br />

Klimaschutz ist sicher das Vermeidungsprinzip:<br />

Vieles braucht man schlicht und<br />

einfach nicht, das macht das Leben in<br />

gewisser Hinsicht sogar leichter. Vieles<br />

kann länger im Gebrauch sein und gegebenenfalls<br />

repariert werden. Vieles, das<br />

man sich anschaffen muss/will, sollte unter<br />

dem Aspekt einer umwelt- und sozialverträglichen<br />

nachhaltigen Produktionsweise<br />

ausgewählt werden.<br />

Dem Heimatpflegeverband ist in Bezug auf<br />

den Klimaschutz sehr wichtig,<br />

➤ dass die Zersiedelung und die Versiegelung<br />

gestoppt werden, weil naturnahe<br />

Landschaften, besonders Wälder und<br />

auch Moore, eine große Menge an CO 2<br />

binden und Biodiversität ein gesundes<br />

Klima fördert;<br />

➤ dass so viel wie möglich saniert und so<br />

wenig wie möglich neu gebaut wird. Beton<br />

und Zement sind Klimakiller. Das<br />

Leerstandsmanagement muss effizient<br />

umgesetzt werden, um Grund zu sparen,<br />

Ortszentren zu pflegen und regionale<br />

Kreisläufe einzurichten;<br />

➤ dass eine echte Verkehrswende eingeläutet<br />

wird, indem den nachhaltigen Mobilitätsarten<br />

(zu Fuß gehen, Rad fahren,<br />

öffentliche Verkehrsmittel, vorrangig Zug<br />

benutzen) bei allen Planungen und Entscheidungen<br />

der Vorrang gegeben wird;<br />

➤ dass die radikale Abkehr von den fossilen<br />

Brennstoffen erfolgt. Sowohl aus umweltals<br />

auch aus geo- und wirtschaftspolitischen<br />

Gründen (siehe aktueller Krieg<br />

Russlands gegen die Ukraine, Abhängigkeit<br />

des Westens von russischem Gas)<br />

ist dies ein prioritär anzustrebendes Ziel.<br />

Die alternativen Energiequellen und hier<br />

vor allem die Photovoltaik sollen noch<br />

viel stärker genutzt und ausgebaut werden.<br />

Als Heimatpfleger*innen ist uns<br />

aber auch der Schutz des Orts- und<br />

Landschaftsbildes ein großes Anliegen.<br />

Laut EURAC-Studie aus dem Jahr 2014<br />

ist das Photovoltaikpotenzial auf Südtirols<br />

Dachflächen enorm, auch wenn die<br />

schützenswerten Dachflächen nicht verwendet<br />

werden. Deshalb sollte zunächst<br />

dieses Potenzial ausgeschöpft werden.<br />

Der Klimawandel und dessen Eindämmung<br />

sind riesige Herausforderungen, die nur in<br />

einer gemeinsamen einzigartigen Anstrengung<br />

Erfolg haben können. Es steht sehr<br />

viel auf dem Spiel: unsere Heimat auf diesem<br />

Planeten.<br />

Claudia Plaikner, Obfrau<br />

KulturFenster 15<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


vorausgedacht<br />

Nur noch zehn Jahre Zeit<br />

Interview mit Thomas Egger zum Klimaschutz:<br />

So würden wir es schaffen<br />

in die Atmosphäre entweichen. Methangas<br />

hat kurzfristig einen wesentlich höheren<br />

Treibhausgaseffekt als Kohlendioxid.<br />

Damit würde die Temperatur weiter<br />

steigen, weitere Permafrostböden würden<br />

auftauen, weiteres Methan würde entweichen<br />

– und so würde sich das dann aufschaukeln<br />

und weitere dieser ca. 12 bis<br />

15 Kippeffekte, die es gibt, auslösen. Derzeit<br />

steuern wir voll auf ein solches Szenario<br />

zu. Um das zu verhindern, haben<br />

wir nur noch ca. zehn Jahre Zeit.<br />

Die Gründungsmitglieder des Klima Clubs Südtirol: Johann Czaloun, Thomas Egger, Ulrike<br />

Vent, Martin Sulser (vorne v. l.), Gerd Huber, Eva Ladurner, Roland Plank (hinten v. l.)<br />

Alle wollen den Klimaschutz. Aber die<br />

wenigsten wollen dafür etwas tun. In folgendem<br />

Interview erklärt Thomas Egger<br />

vom Klima Club Südtirol, was passiert,<br />

wenn wir so weitermachen wie bisher und<br />

wenn die Politik nicht radikale Grenzen<br />

setzt. Allerdings sagt er auch, dass jeder<br />

Einzelne von uns handeln muss, und er<br />

weiß, warum Klimaschutz im Kleinen trotz<br />

guter Vorsätze nicht immer funktioniert.<br />

KulturFenster: Wenn man dem bekannten<br />

Klimaforscher Georg Kaser zuhört, dann<br />

ist die Hoffnung, die Klimaziele zu erreichen,<br />

ziemlich gering. Er sagt, wenn wir<br />

nicht radikal umdenken, sei die Menschheit<br />

erledigt. Wie sehen Sie das?<br />

Thomas Egger: Georg Kaser hat recht! Die<br />

Weltgemeinschaft hat sich mit den Paris-<br />

Zielen (Pariser Abkommen 2015, Anm.<br />

d. Red.) verpflichtet, den Temperaturanstieg<br />

auf „deutlich unter 2°C, möglichst<br />

auf 1,5°C“ zu begrenzen. Schaut man<br />

sich an, was die einzelnen Staaten bisher<br />

angekündigt und was sie unternommen<br />

haben – Südtirol inklusive –, werden<br />

wir eine durchschnittliche Temperaturerhöhung<br />

weltweit von ca. knapp +3°C bekommen.<br />

Das wäre eine Katastrophe. Und<br />

ich meine Katastrophe wörtlich!<br />

KF: Wie würde sich diese Katastrophe<br />

anfühlen?<br />

Egger: Die Wissenschaft ist sich weitestgehend<br />

einig, dass bei einem Temperaturanstieg<br />

von ca. +2°C eine ganze Reihe<br />

von sogenannten Kippeffekten ausgelöst<br />

werden. Das sind sich selbst verstärkende<br />

Effekte. Sind die einmal ausgelöst, sind<br />

sie irreversibel, und wir können die Entwicklung<br />

durch unser Handeln nicht mehr<br />

beeinflussen. Ich nenne Ihnen ein Beispiel:<br />

das Auftauen der Permafrostböden<br />

in großen Teilen der Arktis. Dies hätte<br />

zur Folge, dass gewaltige Mengen des<br />

im Boden gespeicherten Methangases<br />

KF: Welche Auswirkungen hätte ein solches<br />

Szenario konkret?<br />

Egger: Wir würden in eine sogenannte Heißzeit<br />

eintreten. Der Meeresspiegel würde um<br />

über zehn Meter steigen. Teile unserer Erde,<br />

die heute schon unter Trockenheit leiden,<br />

würden unbewohnbar werden. Weltweit<br />

müssten wir mit mehreren 100 Millionen<br />

Klimaflüchtlingen rechnen. In vielen Teilen<br />

der Erde würde es Konflikte um Wasser<br />

geben. Millionen von Tier-und Pflanzenarten<br />

würden aussterben. Es würde<br />

sehr viel mehr extreme Wetterereignisse<br />

geben, als es derzeit der Fall ist. Es gibt<br />

sogar Szenarien, die in so einem Fall ein<br />

völliges Zusammenbrechen der Wirtschaft<br />

voraussagen. Auch wenn wir das 1,5°C-<br />

Ziel erreichen, geht die Wissenschaft davon<br />

aus, dass sich der Meeresspiegel bis<br />

zum Jahr 2100 um ca. einen Meter erhöht,<br />

langfristig sogar noch weit mehr.<br />

KF: In zehn Jahren die Treibhausgase<br />

auf null – wie realistisch ist das? Fordern<br />

ist ja einfach, aber etwas umsetzen, ist<br />

schwierig. Es gibt immer eine Opposition,<br />

immer Lobbys …<br />

„<br />

Es ist nicht gelungen, breiten Bevölkerungsschichten<br />

begreiflich zu<br />

„<br />

machen, dass wir auf einen Abgrund<br />

zusteuern, wenn wir so weiter<br />

machen.<br />

Thomas Egger<br />

KulturFenster 16<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

„<br />

Mit dem sofortigen Stopp des Ausbaues von fossilen Energien bei der Gebäudeheizung<br />

und einem zeitnahen, verbindlichen Termin, ab dem im Gebäudebereich keine fossilen<br />

„<br />

Energieträger mehr verwendet werden dürfen, kann Südtirol 36 Prozent aller emittierten<br />

Treibhausgase vermeiden.<br />

Thomas Egger aus St. Pankraz, Vorsitzender des Klima Clubs Südtirol<br />

Egger: Mir ist bewusst, dass es in einer<br />

Demokratie Mehrheiten braucht, um weitreichende<br />

Entscheidungen zu treffen.<br />

Das ist auch gut so. Bisher hat die Politik<br />

aber zu wenig getan, um sich diese<br />

Mehrheiten zu beschaffen. Es ist nicht<br />

gelungen, breiten Bevölkerungsschichten<br />

begreiflich zu machen, dass wir auf<br />

einen Abgrund zusteuern, wenn wir so<br />

weiter machen. Wir als Klima Club Südtirol<br />

möchten aber unseren Teil der Verantwortung<br />

übernehmen und versuchen,<br />

in Kooperation mit vielen weiteren Organisationen<br />

in Südtirol, allen, die es hören<br />

wollen, zu erklären, dass wir schnell<br />

etwas tun müssen, aber auch was und<br />

wie. Wir sind allerdings nur ein kleiner<br />

Verein, unsere Mittel sind sehr begrenzt.<br />

KF: Hat also die Politik Schuld daran, dass<br />

die Umsetzung der Klimaziele nicht vorangeht.<br />

Oder sind es wir Konsumenten<br />

oder die Wirtschaftslobby oder China und<br />

andere Länder, für die Klimaschutz ein<br />

Fremdwort ist?<br />

Egger: Ich bin der Meinung, jeder sollte<br />

zuallererst vor seiner eigenen Haustür kehren.<br />

Das gilt im Großen wie im Kleinen.<br />

Südtirol ist eines der reichsten Länder der<br />

Welt, und es ist unser Pfl icht, unseren<br />

Möglichkeiten entsprechend zu handeln.<br />

Das ist aus unserer Sicht bisher nicht geschehen.<br />

Bisher hat sich unsere Politik<br />

um weitreichende und wichtige Maßnahmen<br />

herumgedrückt. Denken Sie nur an<br />

die Tatsache, dass zwei öffentliche Südtiroler<br />

Gesellschaften ihr Geld zum Teil mit<br />

dem Verkauf von Methangas verdienen.<br />

Es herrscht seit über 20 Jahren Konsens<br />

in der Wissenschaft, dass wir von fossilen<br />

Brennstoffen weg müssen, und zwar zu<br />

100 Prozent. Passiert ist das Gegenteil,<br />

auch in Südtirol. Es ist teilweise nicht der<br />

gute Wille, der fehlt, sondern es ist eine<br />

Trägheit entstanden – durch eingespielte<br />

Systeme und durch die permanente Überlastung<br />

mit dem Tagesgeschäft. Das gilt<br />

sowohl für Politik und Wirtschaft als auch<br />

für jeden Einzelnen. Wir denken vielleicht<br />

schon seit längerem über eine Photovoltaikanlage<br />

auf dem eigenen Dach nach,<br />

finden jedoch einfach nicht die Zeit, uns<br />

darum zu kümmern.<br />

Die Rahmenbedingungen müssen aber<br />

von der Politik gestellt werden, sonst wird<br />

das nichts.<br />

KF: Für manche Kritiker stellen Klimaschutz<br />

und Marktwirtschaft unversöhnliche<br />

Ziele dar? Ist es Ihrer Meinung nach<br />

möglich, beides zu vereinbaren?<br />

Egger: Unser größtes Problem ist die Zeit.<br />

Wir können uns solche Diskussionen eigentlich<br />

gar nicht mehr leisten. Dennoch<br />

möchte ich versuchen, auf die Frage zu<br />

antworten. Tatsache ist, dass die Form der<br />

Marktwirtschaft, in der die Gewinne privatisiert<br />

und die Verluste sozialisiert werden,<br />

sicher Teil des Problems und nicht<br />

Teil der Lösung ist. Die Politik hat es leider<br />

auch hier versäumt, bestimmte Bereiche<br />

viel strenger zu regulieren. Es besteht in<br />

weiten Teilen keine Kostenwahrheit. Das<br />

muss sich ändern. Ein Blick in die Geschichte<br />

zeigt aber auch, dass große Ver-<br />

Klima Club Südtirol<br />

Der Klima Club Südtirol ist eine Gruppe von Expert*innen aus dem Umwelt-, Energie- und Rechtsbereich. Die Mitglieder arbeiten<br />

teilweise seit mehreren Jahrzehnten in diesen Bereichen. Sie sind der Meinung, dass in Südtirol viel zu wenig gegen<br />

den Klimawandel getan wird. Das war der Grund, Ende 2020 einen Verein zu gründen. Seither arbeiten sie ehrenamtlich und<br />

mit großem zeitlichen Aufwand dafür.<br />

Gearbeitet wird nach eigenen Angaben ausschließlich auf Basis von Zahlen, Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen.<br />

Der Klima Club Südtirol versteht sich als Bindeglied zwischen der Wissenschaft, der Bevölkerung und den Entscheidungsträgern.<br />

Er versucht, die komplexen Sachverhalte so aufzubereiten und zu kommunizieren, dass sie für ein möglichst<br />

breites Publikum verständlich werden.<br />

KulturFenster 17<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


vorausgedacht<br />

Der Gesetzgeber müsse klare und verbindliche Grenzen für den CO 2<br />

-Ausstoß vorgeben – und dürfe mehr einfach nicht zulassen, sagt<br />

Thomas Egger.<br />

änderungen manchmal effizienter und vor<br />

allem schneller durch die Marktwirtschaft<br />

erreicht werden können. Die Marktwirtschaft<br />

braucht aber Leitlinien der Politik<br />

und Ausgleichmaßnahmen zur Sicherung<br />

der Sozialverträglichkeit.<br />

Retten können wir das Klima wahrscheinlich<br />

nur durch Innovation, und da<br />

spielt die Wirtschaft sicher eine wichtige<br />

Rolle, da die Veränderung des individuellen<br />

Lebensstils zu langsam geht und<br />

vor allem nicht von einer ausreichend<br />

breiten Bevölkerungsschicht mitgetragen<br />

wird. Der Gesetzgeber muss klare<br />

und verbindliche Grenzen für den CO 2<br />

-<br />

Ausstoß vorgeben – und darf mehr einfach<br />

nicht zulassen.<br />

„<br />

Ich habe mir vorgenommen zu<br />

kämpfen. Und wenn es nur deshalb<br />

ist, damit ich meiner Tochter in 20<br />

Jahren in die Augen schauen und<br />

ihr mit Überzeugung sagen kann:<br />

„<br />

Ich hab alles getan, was in meiner<br />

Macht stand.<br />

Thomas Egger<br />

KF: Was könnte schon morgen umgesetzt<br />

werden?<br />

Egger: Wir sollten mit jenen Maßnahmen<br />

beginnen, bei denen wir mit dem geringsten<br />

Mitteleinsatz die größtmögliche Einsparung<br />

an Treibhausgasen erzielen. Das<br />

ist in Südtirol der sofortige Stopp des Ausbaues<br />

von fossilen Energien bei der Gebäudeheizung<br />

und ein zeitnaher, verbindlicher<br />

Termin, ab dem im Gebäudebereich<br />

keine fossilen Energieträger mehr verwendet<br />

werden dürfen. Damit könnten wir 36<br />

Prozent aller in Südtirol emittierten Treibhausgase<br />

vermeiden.<br />

Parallel dazu braucht es einen starken<br />

Ausbau der Photovoltaik, mehr Einsatz<br />

bei Energieeinsparmaßnahmen, und wir<br />

müssen im Gebäudesektor durch massiven<br />

Einsatz von Holz sogenannte Kohlenstoffsenken<br />

aufbauen. Wir müssen<br />

grundsätzlich viel sparsamer mit unseren<br />

natürlichen Ressourcen umgehen, weniger<br />

Flächen verbrauchen und die natürlichen<br />

Lebensräume viel besser schützen.<br />

Das sind jetzt nur einige wenige Dinge, mit<br />

denen wir gleich starten müssen.<br />

KF: 24 Organisationen in Südtirol, darunter<br />

auch der Heimatpflegeverband und<br />

der Klima Club Südtirol, verlangen, dass<br />

Südtirol den Klimanotstand ausruft. Was<br />

wäre damit umsetzbar? Wäre das überhaupt<br />

möglich?<br />

Egger: Der Klimanotstand ist eine politische<br />

Forderung und würde breiteren Bevölkerungsschichten<br />

praktisch „offiziell“ signalisieren,<br />

dass der Hut brennt. Das würde<br />

vor allem den politischen Entscheidungsträgern<br />

helfen, Maßnahmen zu beschließen,<br />

die auf den ersten Blick unpopulär,<br />

aber notwendig sind.<br />

KF: Ganz persönlich: Haben Sie noch Hoffnung,<br />

dass die Klimaziele erreicht werden?<br />

Egger: Natürlich habe ich Hoffnung! Wenn<br />

ich mir aber die Zahlen anschaue, die mir<br />

zeigen, in welche Richtung wir uns bewegen,<br />

dann bin ich nicht sehr zuversichtlich,<br />

dass meine Hoffnung berechtigt ist.<br />

Ich habe mir aber vorgenommen, dafür zu<br />

kämpfen. Und wenn es nur deshalb ist,<br />

damit ich meiner Tochter in 20 Jahren in<br />

die Augen schauen und ihr mit Überzeugung<br />

sagen kann: Ich hab alles getan, was<br />

in meiner Macht stand!<br />

Interview: Edith Runer<br />

KulturFenster 18<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

Zusammen für<br />

eine lebenswerte Zukunft<br />

Climate Action South Tyrol – Klimaschutz-Bündnis aus 60 Organisationen<br />

Im Bündnis Climate Action South Tyrol haben<br />

sich über 60 Organisationen, darunter<br />

auch der Heimatpflegeverband Südtirol, für<br />

einen würdigen Südtiroler Klimaplan und<br />

eine zukunftsorientierte Klimapolitik zusammengeschlossen.<br />

Dazu wurden zwölf<br />

Forderungen an die Südtiroler Landesregierung<br />

zusammengetragen. Über 2.200 Unterschriften<br />

konnten bereits für diese Forderungen<br />

gesammelt werden.<br />

Bei den Toblacher Gesprächen im Oktober<br />

2021 im Euregio Kulturcenter Gustav<br />

Mahler wurden unter anderem Gletscherforscher<br />

Georg Kaser und einige junge<br />

Umwelt- und Klimaschutzgruppen aus<br />

Südtirol eingeladen. Der Abend fand unter<br />

dem Titel „Klimakrise versus Klimakatastrophe<br />

– Was sagt Südtirols Jugend?“<br />

statt. Nach unmissverständlichen Worten<br />

zur Dringlichkeit der Klimakrise von Georg<br />

Kaser, haben sich die Aktivist*innen von<br />

1k Hopes, Mava Seggo, Regala Zukunft,<br />

Scientists for Future und dem Zukunftspakt<br />

zur aktuellen Südtiroler Klimapolitik<br />

geäußert. Das Hauptaugenmerk lag auf<br />

dem damals kürzlich erschienenen Entwurf<br />

zum neuen Südtiroler Klimaplan. An<br />

diesem Abend wurde den Aktivist*innen<br />

klar, dass sie nur geeint bewirken können,<br />

dass Klimaschutz (und damit ihre<br />

Zukunft und die der kommenden Generationen)<br />

in der Prioritätenliste ganz nach<br />

oben rückt.<br />

Kritik am Südtiroler<br />

Klimaplan<br />

Bei den Toblacher Gesprächen: Ralf Pellegrini, Georg Kaser, David Hofmann, Alexander<br />

Schönafinger und Michael Steinwandter (hinten v. l.) sowie Emilio Vettori, Janin Höllrigl<br />

und Katharina Tschigg (vorne v. l.)<br />

„<br />

Mit dem Entwurf des Klimaplanes wird<br />

deutlich, dass Südtirols Klimapolitik<br />

„<br />

keineswegs im Einklang mit dem Ziel<br />

des Pariser Klimaabkommens ist.<br />

Janin Höllrigl<br />

Am 14. September 2021 wurde der erste<br />

Entwurf zum neuen Südtiroler „KlimaPlan<br />

Energie – Südtirol 2050“ veröffentlicht. Der<br />

Klima Club Südtirol hat den Klimaplan analysiert<br />

und ist zum Entschluss gekommen,<br />

dass die Klimapolitik in den vergangenen<br />

zehn Jahren versagt hat und die Klimaziele<br />

nicht erreicht wurden: Die CO 2<br />

-Emissionen<br />

und der Energieverbrauch sind angestiegen<br />

anstatt zu sinken, und der Anteil<br />

an erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch<br />

ist gesunken anstatt zu<br />

steigen. Im neuen Entwurf zum Klimaplan<br />

hat sich die Herangehensweise an den Klimaschutz<br />

nicht geändert: Klimaneutralität<br />

bis 2050 ist kein erklärtes Ziel, obwohl<br />

es die Europäische Union vorgibt. Außerdem<br />

werden bestimmte Sektoren wie die<br />

Brennerautobahn und die Landwirtschaft<br />

nicht berücksichtigt. Grundsätzlich ist der<br />

Klimaplan ein Plan ohne Planungsinstrumente,<br />

denn es wird nicht festgelegt, wer<br />

für die jeweiligen Maßnahmen verantwortlich<br />

ist, wie viel sie kosten werden oder<br />

wie viel CO 2<br />

durch die Maßnahmen eingespart<br />

wird.<br />

Mit diesem Entwurf wird deutlich, dass<br />

Südtirols Klimapolitik keineswegs im Einklang<br />

mit dem Ziel des Pariser Klimaabkommens<br />

ist, denn so kann die Erderwärmung<br />

nicht auf 1,5 °C oder maximal 2 °C<br />

beschränkt werden. Dasselbe gilt für die<br />

Vorgaben des europäischen Green Deals,<br />

also Klimaneutralität bis 2050 und eine Reduktion<br />

der Treibhausgas-Emissionen bis<br />

2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990.<br />

Um zu vermeiden, dass Kipppunkte in unserem<br />

Klimasystem überschritten werden<br />

(siehe Interview mit Thomas Egger, Anm.<br />

d. Red.) und „das Ruder aus der Hand gegeben<br />

wird“, muss sich die Herangehensweise<br />

drastisch ändern. In den nächsten<br />

Monaten wird die überarbeitete Fassung<br />

des Klimaplans erscheinen.<br />

KulturFenster 19<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


vorausgedacht<br />

gestartet. Zudem wurde in einem partizipativen<br />

Prozess gemeinsam mit Expert*innen<br />

und Bürger*innen ein 14-seitiger Maßnahmenkatalog<br />

zu den Themen Partizipation,<br />

Energie & Gebäude, Mobilität, Tourismus,<br />

Landwirtschaft & Ernährung und Ökosysteme<br />

& Biodiversität erarbeitet, einsehbar<br />

unter climateaction.bz.<br />

Wie geht es weiter?<br />

Erste Klausurtagung von Climate Action in Schluderns: Verena Spilker, Kurt Resch, Thomas<br />

Egger, Marc Zebisch, Mariano Paris, Zeno Oberkofler, Madeleine Rohrer, Peter Erlacher<br />

und Florian Trojer (hinten v. l.) sowie Thomas Benedikter, Majda Brecelj, Kris Krois,<br />

Janin Höllrigl, David Hofmann, Damian Eberhöfer, Pascal Vullo, Wilfried Meraner und Norbert<br />

Dejori (vorne v. l.)<br />

Zwölf Forderungen<br />

Anschließend an die Toblacher Gespräche<br />

haben sich über 60 Organisationen zusammengeschlossen,<br />

um mehr Aufmerksamkeit<br />

in der Bevölkerung und der Politik auf<br />

das gemeinsame Anliegen zu lenken. Sie<br />

stellen zwölf Forderungen zum Klimaplan<br />

an die Südtiroler Landesregierung, u. a.<br />

dass der Klimaplan mit den Zielen des<br />

Pariser Klimaabkommens und den Vorgaben<br />

der EU übereinstimmen soll, dass<br />

alle Emissionen aus den für Südtirol relevanten<br />

Sektoren berücksichtigt werden<br />

sollen und Partizipation von Bürger*innen<br />

an Entscheidungsprozessen vorgesehen<br />

sein sollen.<br />

Bisher konnten über 2.200 Unterschriften<br />

gesammelt werden, es sollten aber noch<br />

deutlich mehr werden. Um auf die Problematiken<br />

der Südtiroler Klimapolitik sowie<br />

auf die Forderungen und Vorschläge des<br />

Klimabündnisses aufmerksam zu machen,<br />

wurden zwei Pressekonferenzen und ein<br />

Klimastreik veranstaltet, Flyer verteilt und<br />

eine Kampagne auf den sozialen Medien<br />

Das Klimaschutzbündnis wird von Freiwilligen<br />

getragen und über Spenden fi -<br />

nanziert. Die Herausforderung besteht<br />

nun also darin, mit den begrenzten zeitlichen<br />

und finanziellen Ressourcen möglichst<br />

viel zu erreichen: das Bewusstsein<br />

für den Klimawandel und die Notwendigkeit<br />

für Klimaschutz in der Bevölkerung<br />

sowie bei den politischen Vertreter*innen<br />

zu schaffen, politisches Handeln anzuregen<br />

und zu beschleunigen.<br />

Janin Höllrigl<br />

Climate Action South Tyrol<br />

Wer die zwölf Forderungen<br />

von Climate<br />

Action South Tyrol unterstützt,<br />

der kann sie<br />

online unterzeichnen:<br />

climateaction.bz<br />

5 ‰ für die Natur- und Kulturlandschaft<br />

5 ‰ für den Heimatpflegeverband<br />

Seit 2020 ist der Heimatpflegeverband in die Liste der 5-Promille-Empfänger eingetragen. Damit hat man die Möglichkeit, die<br />

Heimatpflege auch über die Steuererklärung zu fördern.<br />

Der Heimatpflegeverband setzt sich für den Erhalt unserer Natur- und Kulturlandschaft und der historischen Baukultur, für eine<br />

offene und traditionsbewusste Gesellschaft, für die Förderung der Volkskultur, der Tracht und der Mundart, für die Heimat ein.<br />

Unterstützen auch Sie die Tätigkeit des Heimatpflegeverbandes, indem Sie bei der Steuererklärung (Mod. CUD, Mod 730 oder<br />

Mod. UNICO) ganz einfach und unkompliziert im entsprechenden Feld die Steuernummer 80006000212 des Heimatpflegeverbandes<br />

Südtirol eintragen und Ihre Unterschrift daruntersetzen. Es kostet Sie keinen Cent.<br />

Vielen Dank für die Unterstützung!<br />

KulturFenster 20<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

„Entscheidet euch –<br />

für unsere Zukunft!“<br />

Drei Jahre Fridays for Future in Südtirol –<br />

Rück- und Ausblick<br />

Die Klimastreikbewegung Fridays for Future<br />

feierte in diesem Jahr ihren dritten Geburtstag.<br />

Ein (von der Redaktion gekürzter) Rückund<br />

ein Ausblick eines Aktivisten.<br />

Vor drei Jahren, am 15. Februar 2019, fand<br />

die erste Klimademo unter dem Schlagwort<br />

„Fridays for Future“ in Bozen statt.<br />

Es kamen rund 4000 Jugendliche aus allen<br />

Landesteilen zusammen – eine sprachgruppenübergreifende<br />

Mobilisierung von<br />

unten, die in der Geschichte Südtirols ihresgleichen<br />

sucht.<br />

Der Bozner Klimastreik im Februar 2019<br />

bildete den Auftakt für die Bewegung in<br />

ganz Italien. Nur einen Monat später sollten<br />

in Bozen wieder tausende Schüler*innen,<br />

Studierende und Eltern für eine lebenswerte<br />

Zukunft auf die Straße gehen. Das<br />

allgemeine Ziel: aus der Zivilgesellschaft<br />

Druck ausüben, damit Klimaschutz endlich<br />

oberste Priorität wird.<br />

Es folgten 2019 weitere Protestkundgebungen.<br />

Von der großen Überzeugung und<br />

Motivation der Aktivist*innen zeugten aber<br />

auch die anderen Aktionsformen, die erprobt<br />

wurden: Kleidertausch, Fahrradkorsos,<br />

Diskussionsabende usw. Mit ihnen hat<br />

Fridays for Future seinen Protest diversifiziert,<br />

und es gelang der Bewegung, immer<br />

mehr Menschen im Land anzusprechen.<br />

„Die wollen nur schwänzen“<br />

Die ersten Reaktionen der Öffentlichkeit auf<br />

die Klimademos waren oft wenig schmeichelhaft.<br />

Letzten Endes aber scheiterten<br />

alle Versuche, die Demos als „Schwänzerei“<br />

zu schmähen, kläglich. Die Botschaft<br />

von Fridays for Future, von vielen<br />

Menschen überzeugt mitgetragen, bahnte<br />

sich auch hierzulande selbstbewusst ihren<br />

Weg. Und die Landespolitik begann, sich<br />

verstärkt mit Fragen des Klimaschutzes<br />

auseinanderzusetzen. Noch viel zu ungenügend,<br />

wie wir meinen, aber sie hat die<br />

ersten Schritte gesetzt.<br />

Der Ausbruch des Coronavirus ließ in den<br />

letzten zwei Jahren große, medienwirksame<br />

Kundgebungen zwar nicht zu. Doch<br />

der Einsatz für den Klimaschutz wurde im<br />

digitalen Raum fortgeführt, später dann<br />

mit kleineren Aktionen im Freien. Die Coronakrise<br />

hat Fridays for Future South Tyrol<br />

nicht gebremst, sondern an neuen Erfahrungen<br />

reifen lassen.<br />

Nach drei bewegten Jahren lässt sich<br />

zusammenfassen: Von einem ausreichenden<br />

Klimaschutz sind wir in Südtirol,<br />

Italien und Europa noch weit entfernt,<br />

und die Politik setzt sich meist alles andere<br />

als ehrgeizige Ziele, Emissionen zu<br />

reduzieren. Doch dass sie sich Ziele setzen<br />

muss, und dass überhaupt hierüber<br />

diskutiert wird, ist eine erste große Errungenschaft.<br />

Und weitere müssen folgen!<br />

Wozu Fridays for Future?<br />

Natürlich fragt man sich, was Fridays<br />

for Future hier und weltweit eigentlich<br />

ausmacht. Es steht für einen kollektiven<br />

Lernprozess, mit dem sich eine ganze<br />

Generation selbst zur politischen Mündigkeit<br />

erzogen hat und weiter erzieht<br />

… Das Überleben der Menschheit steht<br />

auf dem Spiel …<br />

Fridays for Future geht es nicht darum,<br />

diese oder jene Ideologie oder Utopie<br />

zu verbreiten. Wir fordern, dass die<br />

Entscheidungsträger*innen sich endlich<br />

entscheiden, und zwar für unsere Zukunft,<br />

und auf Basis der Fakten und Analysen,<br />

die uns die Wissenschaft gibt.<br />

Fridays for Future hat den politischen Diskurs<br />

auch in Italien nachhaltig verändert.<br />

Dass Klimaschutz unlängst in die Verfassung<br />

aufgenommen wurde (es war<br />

längst überfällig) verdeutlicht, dass dieses<br />

Thema nun wirklich so sehr im Fokus<br />

steht, dass keine politische Kraft an ihm<br />

vorbeikommt. Das spornt zu mehr an …<br />

Nikolaus Rensi<br />

Kleine Feier zum dritten Geburtstag:<br />

Die Aktivist*innen von Fridays for Future<br />

sind überzeugt, dass sich durch<br />

ihre Aktionen etwas in Sachen Klimaschutz<br />

bewegt hat.<br />

Fotos: FFF<br />

Große Protestaktion: Junge Menschen fordern<br />

von den Entscheidungsträger*innen<br />

Entscheidungen auf der Basis von wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen.<br />

„Von einem ausreichenden Klimaschutz<br />

sind wir in Südtirol, Italien<br />

und Europa noch weit entfernt, und<br />

die Politik setzt sich meist alles andere<br />

als ehrgeizige Ziele, Emissionen<br />

zu reduzieren.“<br />

Nikolaus Rensi<br />

KulturFenster 21<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


vorausgedacht<br />

Moore und Torflagerstätten<br />

sehr stark gefährdet<br />

Prof. Stefan Zerbe über die enorme Bedeutung von Feuchtgebieten<br />

für das Ökosystem und den Menschen<br />

Zerbe: In Mooren fi nden sich Pflanzen, die<br />

an einen dauerhaft hohen Wasserstand angepasst<br />

sind. Niedermoore, z. B. über Kalkgestein,<br />

können sehr artenreich sein, Hochmoore<br />

sind dagegen sehr artenarm. In den<br />

Mooren kommen Pflanzen- und Tierarten<br />

vor, die aufgrund der Landnutzung aus der<br />

Kulturlandschaft verdrängt worden sind. In<br />

Niedermooren sind das etwa Orchideen und<br />

auf Hochmooren fleischfressende Pflanzen<br />

wie der Sonnentau. Zahlreiche seltene und<br />

gefährdete Arten der Feuchtgebiete sind in<br />

Mooren zu fi nden. Deshalb werden naturnahe<br />

und funktionstüchtige Moore heute<br />

in Europa als schützenswert eingestuft und<br />

unter dauerhaften Schutz gestellt.<br />

Kann dieses noch unberührte Moor in Schnals vor der Zerstörung gerettet werden?<br />

Die Zukunft wird es zeigen.<br />

Foto HPV<br />

Matschig, glitschig, dreckig – das sind die<br />

Eigenschaften, die wir mit den Mooren verbinden.<br />

Dabei sind sie ziemlich unterschätzte<br />

Klimaschützer. Sie sind extrem wichtig als<br />

Ökosystem mit seinen Leistungen für den Menschen.<br />

Stefan Zerbe, Landschaftsökologe und<br />

Professor an der Fakultät für Naturwissenschaften<br />

und Technik der Freien Universität<br />

Bozen, erklärt, warum das so ist und warum<br />

Torfabbau ein absolutes Tabu sein sollte.<br />

KulturFenster: Wie entsteht und wie funktioniert<br />

ein Moor?<br />

Stefan Zerbe: Moore entstehen dort, wo –<br />

durch stagnierendes oder nur langsam abfl<br />

ießendes Wasser – die vollständige Zersetzung<br />

der organischen Substanz aus<br />

der dort wachsenden Vegetation verhindert<br />

wird. Die Quelle des Wassers kann hierbei<br />

Grund- oder Oberflächenwasser sein – dann<br />

sind es Niedermoore – oder Regenwasser<br />

– dann sind es Hochmoore. Niedermoore<br />

fi nden sich beispielsweise in Flussauen,<br />

Quellbereichen der Berge oder in Tallagen,<br />

wo sich das Grundwasser sammelt. Regenmoore<br />

können dort entstehen, wo es hohe<br />

Niederschläge gibt. Ein natürliches Moor<br />

speichert Torf und damit Kohlenstoff. Der<br />

komplexe Torfkörper kann schwammartig<br />

Wasser aufsaugen und reguliert damit den<br />

Landschaftswasserhaushalt, z. B. bei Überschwemmungen.<br />

KF: Was ist Torf?<br />

Zerbe: Torf ist reine organische Substanz mit<br />

einer Mächtigkeit von mindestens 30 Zentimentern,<br />

die aufgrund des hohen Wasserstandes<br />

nicht weiter abgebaut wird, sondern<br />

in einem funktionstüchtigen Moor stetig<br />

vermehrt wird. Im Torf fi nden sich Rückstände<br />

von den moortypischen Pflanzen<br />

wie Torfmoose, aber auch Ablagerungen<br />

der pflanzlichen Pollen, mit Hilfe derer die<br />

Vegetations- und Landschaftsgeschichte<br />

rekonstruiert werden kann.<br />

KF: Welche Pflanzen und Tiere leben im<br />

Moor? Auch seltene Arten?<br />

KF: Wie viele Moore gibt es ungefähr in<br />

Südtirol?<br />

Zerbe: Die Moore in Südtirol wurden Anfang<br />

der 1990er-Jahre in einem Moorkataster erfasst.<br />

Vorkommen, Verbreitung, Flora und<br />

Vegetation sowie der Zustand wurden damals<br />

dokumentiert. Im Rahmen dieser Kartierung<br />

wurden über 700 Feuchtgebiete in<br />

Südtirol festgestellt, davon ca. 1650 Hektar<br />

Moore. Ein nicht unerheblicher Teil an Torfen<br />

lagert unter land- und forstwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche und hat sich bisher einer<br />

systematischen Erfassung entzogen.<br />

Prinzipiell sind Moore und Torflagerstätten<br />

in Südtirol sehr stark gefährdet, da deren<br />

Bedeutung als wertvolles Ökosystem und<br />

für den Klimaschutz umweltpolitisch noch<br />

nicht in ausreichendem Maße erkannt worden<br />

ist. Immer noch kommt es zu erheblichen<br />

Schädigungen oder gar vollständiger<br />

Zerstörung von Feuchtgebieten, da<br />

in Südtirol ökonomische Interessen – u. a.<br />

der Landwirtschaft und des Tourismus –<br />

über die Ziele von ökologischer Nachhaltigkeit<br />

und Ressourcenschutz gestellt werden.<br />

Dies lässt auch erwarten, dass viele<br />

Moore seit der Kartierung stark geschädigt<br />

worden oder gar verschwunden sind. Eine<br />

aktuelle Kartierung wäre also dringend geboten.<br />

Dies kann allerdings nur von einer<br />

KulturFenster 22<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

„<br />

Wer in Südtirol heute noch Torf abbaut oder dies<br />

befürwortet, hat die Entwicklungen des Naturund<br />

Umweltschutzes in Europa und weltweit in<br />

„<br />

den vergangenen Jahrzehnten verpasst und von<br />

Klimawandel und Klimaschutz nichts begriffen..<br />

Stefan Zerbe, Landschaftsökologe<br />

Foto: Privat<br />

vollsten Moore in Südtirol geführt. Würde<br />

man in Südtirol eine auf Nachhaltigkeit –<br />

in der eigentlichen und nicht verwässerten<br />

Bedeutung – und Ressourcenschutz basierende<br />

Umweltpolitik verfolgen und die<br />

Umwelt nicht nur als ökonomische Kulisse<br />

für die Landwirtschaft und den Tourismus<br />

betrachten, so würde sich allerdings eine<br />

Hotelanlage im Schnalstal ohnehin völlig<br />

ausschließen.<br />

Interview: Edith Runer<br />

unabhängigen Institution bzw. ökologischen<br />

Arbeitsgruppe geleistet werden, die nicht an<br />

politische Vorgaben gebunden ist.<br />

KF: Wie sind Moore in Südtirol geschützt?<br />

Zerbe: Einige Moore stehen als Biotope oder<br />

Natura-2000-Gebiete unter Naturschutz.<br />

Allerdings können auch diese durch landwirtschaftliche<br />

oder touristische Nutzung,<br />

etwa als Weide oder Skipiste, geschädigt<br />

werden. Zahlreiche Moore stehen noch gar<br />

nicht unter Schutz.<br />

KF: Was passiert, wenn ein Moor trockengelegt<br />

bzw. wenn Torf abgebaut wird?<br />

Zerbe: Wird ein Moor trockengelegt, wird<br />

durch Sauerstoffzufuhr die organische<br />

Substanz abgebaut, und Kohlenstoff einweicht<br />

in die Atmosphäre. Bei einem Torfabbau<br />

entweicht nahezu der gesamte im Torf<br />

festgelegte Kohlenstoff in die Luft. Ein trockengelegtes<br />

Moor verliert nicht nur seinen<br />

Charakter als Feuchtgebiet, sondern auch<br />

seine gesamten Ökosystemleistungen. Das<br />

sind die Regulation des Wasserhaushaltes,<br />

der Klimaschutz, der Charakter als Lebensraum<br />

für seltene und gefährdete Arten. Es<br />

verliert auch seine Bedeutung für die Rekonstruktion<br />

der Landschaftsgeschichte<br />

und darüber hinaus die Bedeutung für die<br />

Erholung, den Tourismus, die Naturerfahrung<br />

und die Umwelterziehung.<br />

KF: In Salurn wird seit vielen Jahren Torf<br />

abgebaut. Nun wollen die Betreiber das<br />

Gebiet sogar erweitern. Der Heimatpflegeverband<br />

hat sich dagegen ausgesprochen.<br />

Wie lautet Ihre Expertenmeinung dazu?<br />

Zerbe: Wer in Südtirol heute noch Torf abbaut<br />

oder dies befürwortet, hat die Entwicklungen<br />

des Natur- und Umweltschutzes in<br />

Europa und weltweit in den vergangenen<br />

Jahrzehnten verpasst und von Klimawandel<br />

und Klimaschutz nichts begriffen. Ein<br />

Torfabbau muss sofort und dauerhaft eingestellt<br />

werden. Die oben beschriebene<br />

Bedeutung von Mooren und Torflagerstätten<br />

überwiegt um ein Vielfaches den kurzfristigen<br />

ökonomischen Nutzen aus dem<br />

Torfabbau. Hinzu kommt, dass das Torfsubstrat<br />

für Landwirtschaft und Gartenbau<br />

heute durch alternative und umweltfreundlichere<br />

Produkte ersetzt werden kann.<br />

KF: Auch das geplante Hoteldorf in Schnals<br />

hätte ein Moor zerstört. Nun hat man anscheinend<br />

die Pläne dahingehend geändert,<br />

dass das Moor unberührt bleibt. Was<br />

sagen Sie zu dieser „Lösung“?<br />

Zerbe: Mir ist die aktuelle „Lösung“ nicht<br />

vollumfänglich bekannt. In die ursprünglichen<br />

Planungen der Hotelanlage habe ich<br />

Einsicht erhalten können. Diese Planungen<br />

hätten in jedem Fall zu einer starken bis<br />

sehr starken Schädigung eines der wert-<br />

Dieser kleine Bewohner des Moores in<br />

Kurzras steht für viele Lebewesen, die die<br />

Vielfalt der Natur im Talschluss prägen.<br />

Foto HPV<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />

Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />

Redaktionsschluss für<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 13. Mai <strong>2022</strong><br />

23<br />

KulturFenster 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


vorausgedacht<br />

Grüne Spiele – So nicht!<br />

Olympia 2026: Umweltverbände zweifeln an der Nachhaltigkeit<br />

Die Olympischen Winterspiele in China gelten<br />

schon jetzt als die „un-nachhaltigsten“<br />

aller Zeiten. In vier Jahren wird auch Südtirol,<br />

konkret Antholz, einer der Austragungsorte<br />

dieses Weltereignisses sein. Wenn die<br />

Spiele 2026 tatsächlich, wie versprochen,<br />

nachhaltig werden sollen, dann braucht es<br />

eine Kehrtwende der Politik und Investitionen<br />

der Olympia-Millionen einzig in nachhaltige<br />

Projekte.<br />

Der Heimatpflegeverband Südtirol, der<br />

Dachverband für Natur- und Umweltschutz,<br />

Mountain Wilderness, die Plattform Pro Pustertal,<br />

die Lia per Natura y Usanzes, Peraltrestrade<br />

Dolomiti, Italia Nostra, WWF<br />

Italia, Mava Seggo und Protect our Winters<br />

Italy haben sich Ende Februar an die<br />

Medien gewandt. Ihre Kritik: Man spricht<br />

immer von „grünen“ Olympischen Spielen<br />

2026, aber die Entwicklung zeigt in eine<br />

andere Richtung.<br />

Das sind die Kritikpunkte<br />

Italien und vor allem Südtirol will die<br />

Olympiagelder nutzen, um eine Vielzahl<br />

von Straßenausbauten zu realisieren.<br />

Eines der markantesten Beispiele dafür<br />

ist die geplante Anbindung der Pustertaler<br />

Staatsstraße an die Straße ins<br />

Höhlensteintal, obwohl diese bereits gut<br />

funktioniert. Dieser Maximaleingriff führt<br />

teilweise durch Natura-2000-Gebiete.<br />

Dazu kommen der Ausbau der Pustertaler<br />

Straße, der Kreuzungen in Richtung<br />

Olang, Antholz und Sexten sowie<br />

der Verbindung zwischen St. Kassian<br />

und Cortina (siehe Grafik), um nur einiges<br />

zu nennen.<br />

In Cortina, einem weiteren Austragungsort,<br />

sind riesige Parkplätze und Garagen<br />

geplant. Damit wird eine Potenzierung des<br />

motorisierten Individualverkehrs im Pustertal<br />

und Richtung Cortina mit allen negativen<br />

Begleiterscheinungen für Mensch und<br />

Umwelt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten<br />

nicht nur in Kauf genommen, sondern<br />

forciert. Der öffentliche Personennahverkehr<br />

bleibt dagegen weiterhin Stiefkind.<br />

Als nachhaltiges Vorzeigeprojekt wird immer<br />

wieder der Bau der Riggertalschleife<br />

für die Olympischen Spiele 2026 genannt.<br />

Tatsache ist aber, dass das Projekt längst<br />

dringend notwendig ist. Wenn es jetzt bis<br />

2026 warten muss, zeigt das vor allem<br />

eines: dass die nachhaltigen Verkehrsmittel<br />

auf der Prioritätenliste der politisch<br />

Verantwortlichen ganz weit unten stehen.<br />

Die Verbände fordern: Die Investitionen<br />

müssen zu 100 Prozent in die Vermeidung<br />

von Verkehr, in den Ausbau des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs und in Strukturen für<br />

Fußgänger*innen und Radfahrer*innen<br />

fließen. Die Spiele dauern knapp zwei Wochen,<br />

die Infrastrukturen müssen die Lebensqualität<br />

der Menschen für die darauffolgenden<br />

Jahrzehnte verbessern.<br />

„<br />

Die Investitionen müssen zu 100<br />

Prozent in die Vermeidung von Verkehr,<br />

in den Ausbau des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs und in<br />

„<br />

Strukturen für Fußgänger*innen<br />

und Radfahrer*innen fließen.<br />

HPV<br />

Die Vertreter*innen der Umweltverbände (v. l.): Florian Trojer (HPV), Linda Schwarz (POW),<br />

Greta Niederstätter Serani, Luigi Casanova (Peraltrestrade Dolomiti), Claudia Plaikner<br />

(HPV), Klauspeter Dissinger (DNU), Christine Baumgartner (PPP), Franco Tessadri (Mountainwilderness)<br />

sowie Madeleine Rohrer (DNU)<br />

KulturFenster 24<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

Keine neuen<br />

Großstrukturen<br />

In Italien stehen bereits zwei Olympia-<br />

Eiskanal-Ruinen, für Olympia 2026 soll<br />

in Cortina für einen hohen zweistelligen<br />

Millionenbetrag die nächste zukünftige<br />

Ruine errichtet werden. Das zeigt die<br />

grundsätzliche Problematik des Systems<br />

Olympia: Statt bereits bestehende Sportanlagen<br />

zu verwenden, werden für jeden<br />

neuen Austragungsort auf Kosten der lokalen<br />

Bevölkerung und Umwelt neue Großstrukturen<br />

aus dem Boden gestampft, die<br />

nach den Spielen oft nicht mehr verwendet<br />

werden. Viele davon belasten die lokale<br />

Bevölkerung und die Umwelt über<br />

Jahrzehnte, und manches Projekt würde<br />

ohne die Olympischen Spiele gar keine<br />

Genehmigung erhalten. So sollen etwa in<br />

Cortina mehrere Skiverbindungen umgesetzt<br />

werden, und in Antholz ist unter anderem<br />

ein neues Speicherbecken mitten<br />

im bisher unberührten Wald vorgesehen,<br />

obwohl Landeshauptmann Arno Kompatscher<br />

im Sommer 2019 noch verkündet<br />

hatte, dass „die bestehende Infrastruktur<br />

bereits auf dem neuesten Stand sei und<br />

keine größeren Eingriffe“ benötigen würde.<br />

Die Austragung der Wettbewerbe in bereits<br />

bestehenden Anlagen ist eine Möglichkeit,<br />

um den ökologischen Fußabdruck<br />

der Spiele so klein wie möglich zu halten.<br />

So könnte zum Beispiel der Eiskanal im nahen<br />

Igls bei Innsbruck verwendet werden.<br />

„<br />

Es ist nun einmal so, dass es für<br />

uns in Diktaturen einfacher ist, ich<br />

„<br />

will mich nicht mit Umweltschützern<br />

herumstreiten.<br />

Gian Franco Kasper (2019)<br />

Die geplante Umfahrung von Toblach laut einer Studie der Provinz Bozen<br />

disierten Prozess bewertet und unter ständige<br />

Beobachtung gestellt werden.<br />

Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt,<br />

dass Sportgroßveranstaltungen immer öfter<br />

an Diktaturen vergeben werden, damit<br />

man sich der Frage der Nachhaltigkeit für<br />

Mensch und Umwelt nur auf dem Papier<br />

stellen muss. So sagte etwa der langjährige<br />

(2021 verstorbene) Präsident des Internationalen<br />

Skiverbandes und Mitglied<br />

des IOC (Internationales Olympisches Komitee)<br />

Gian Franco Kasper 2019: „Es ist<br />

nun einmal so, dass es für uns in Diktaturen<br />

einfacher ist, ich will mich nicht mit<br />

Umweltschützern herumstreiten.“<br />

Doch nur ein großes Umdenken würde<br />

langfristig – vor allem auch bei uns in den<br />

Alpen – den Fortbestand der Olympischen<br />

Spiele sichern. Südtirol, das zum begehrtesten<br />

nachhaltigsten Lebensraum Europas<br />

werden will, steht 2026 gleich in doppeltem<br />

Scheinwerferlicht.<br />

UVP und Klima-Check<br />

Wenn den politischen Entscheidungsträger*innen<br />

mit ihren Aussagen zur nachhaltigen<br />

Austragung der olympischen Winterspiele<br />

2026 tatsächlich ernst ist, dann<br />

muss jede Investition auf ihre Umweltund<br />

Klimaverträglichkeit geprüft und monitoriert<br />

werden. Die Umweltverbände<br />

fordern deshalb eine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

und einen Klima-Check für<br />

Olympia. Außerdem muss die Nachhaltigkeit<br />

der Winterspiele durch einen standar-<br />

Das ist geblieben von dem Eiskanal in Cortina. Und so ähnlich wird es wohl auch dem<br />

Folgeprojekt gehen.<br />

KulturFenster 25<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


informiert & reektiert<br />

Wir müssen wachsam bleiben<br />

Stellungnahme der Gesamttiroler Heimatpfleger<br />

zum Angriff auf die Ukraine<br />

Foto: Pixabay<br />

Die Gesamttiroler Heimatpfleger sehen sich<br />

angesichts der Vorgänge in der Ukraine veranlasst,<br />

eine klare Position zu beziehen.<br />

Auch wenn die meisten Vereine, die unter<br />

diesem Dach zusammengeschlossen sind,<br />

in ihren Statuten verankert haben, dass sie<br />

unpolitisch sind, müssen wir unsere Stimme<br />

erheben, wenn grundsätzliche ethische und<br />

humanitäre Prinzipien verletzt werden.<br />

Zumindest in den vergangenen zwei Jahrzehnten<br />

hatten wir geglaubt, dass Krieg in<br />

unserem Europa nicht mehr vorkommen<br />

kann. Diese Hoffnung wurde jetzt abrupt<br />

zerstört.<br />

Fassungslos stehen wir nun vor der Tatsache,<br />

dass ein totalitäres Regime in einem<br />

Staat, dessen Gebiet sich immerhin auf<br />

weite Teile Europas erstreckt, seit langer<br />

Zeit in gleichgeschalteten Medien nationalistisches<br />

und demokratiefeindliches Gedankengut<br />

verbreitet hat, darauf aufbauend<br />

Fehlinformationen in Umlauf bringt und<br />

schließlich letztere zum Vorwand für den<br />

Angriff auf die Souveränität eines Nachbarlandes<br />

macht.<br />

Parteien und Organisationen mit ihren nationalistischen<br />

oder imperialen Ideologien<br />

haben den Weg zu diesem Kipppunkt vorbereitet.<br />

Insbesondere unter totalitären Regimen<br />

können sich solche Ansätze entwickeln<br />

und manifestieren. Umso befremdlicher<br />

finden wir es, wenn Gruppierungen in unseren<br />

europäischen Demokratien Freundschaftsverträge<br />

mit solchen Parteien haben<br />

oder hatten, oder wenn Personen sich als<br />

„Putin-Versteher“ deklarieren und damit<br />

die Aggression rechtfertigen.<br />

Wir müssen wachsam bleiben und nationalistischen<br />

Entwicklungen, die überall in<br />

Europa mehr oder minder offen vorhanden<br />

sind, entschieden entgegentreten.<br />

Die Vorkommnisse der letzten Wochen lassen<br />

keine Hoffnung für eine rasche Beendigung<br />

des eskalierten offenen Konfliktes aufkommen.<br />

Es bedarf aber angestrengter Bemühung<br />

aller – Politiker *innen und Zivilgesellschaft,<br />

´dem Krieg nicht neue Nahrung zuzuführen,<br />

sondern auf diplomatischem Wege Möglichkeiten<br />

zu suchen, um diese Katastophe so<br />

schnell als möglich zu beenden.<br />

Unser Mitgefühl ist mit all jenen Menschen<br />

auf beiden Seiten des Konfliktes, die unverschuldet<br />

unter den Folgen dieser beispiellosen<br />

Aggression zu leiden haben.<br />

Die Gesamttiroler Heimatpfleger*innen<br />

Claudia Plaikner,<br />

Heimatpflegeverband Südtirol<br />

Fabrizia Carner,<br />

Terra tra i monti – Land im Gebirge<br />

Konrad Roider,<br />

Tiroler Heimatpflege<br />

KulturFenster 26<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

Touristiker verkennen<br />

Ernst der Lage<br />

Kritik am Landestourismusentwicklungskonzept<br />

ist völlig einseitig<br />

➤ Das LTEK sieht zwar eine Bettenobergrenze<br />

vor, bereits genehmigte Projekte<br />

können aber trotzdem realisiert werden,<br />

was Tausenden weiterer Betten<br />

entspricht. Bei Betriebsauflösungen,<br />

die relativ häufig sind, werden frei werdende<br />

Betten strukturschwachen Gebieten<br />

zugewiesen. Das LTEK sieht also<br />

flexible Grenzen vor, ist aber von einem<br />

„Bettenstopp“ weit entfernt.<br />

➤ Die Kritiker des LTEKs verschwenden<br />

kein Wort auf die Notwendigkeit, den<br />

Tourismus Südtirols endlich klimagerecht<br />

und ressourcenschonend zu gestalten.<br />

Tourismus ist laut EURAC-Studie<br />

für ca. 18% der CO 2<br />

-Emissionen verantwortlich,<br />

die Emissionen pro Gast<br />

sind bei weitem zu hoch. Der Wasserverbrauch<br />

sprengt oft jede Vorstellung.<br />

Nicht nur in Tourismushochburgen wie<br />

Kastelruth oder Hafling generiert Tourismus<br />

akuten Wassermangel.<br />

➤ Der Landschaftsverbrauch durch Hotelneubauten<br />

ist den Bürgermeistern<br />

keine Zeile wert, obwohl die touristische<br />

Zersiedlung an vielen Stellen<br />

Südtirols Grundlagen, Natur und Landschaft<br />

angreift.<br />

Bis hier und nicht weiter: Der Tourismus in Südtirol braucht eine Eindämmung. Wer das<br />

nicht versteht, der hat die Kernprobleme des Landes verkannt.<br />

Foto: HPV<br />

Es ist nicht die große Errungenschaft, aber<br />

immerhin ein Ansatz zur Diskussion über<br />

eine vernünftige Entwicklung des Tourismus<br />

in Südtirol: das Landestourismusentwicklungskonzept.<br />

Prompt gibt es schon<br />

wieder Einwände von Seiten der Touristiker.<br />

Landschafts- und Umweltschutz bleiben<br />

in ihrer Kritik außen vor.<br />

Kürzlich hat die Landesregierung die Leitlinien<br />

für ein neues Landestourismusentwicklungskonzept<br />

(LTEK) festgelegt und<br />

damit ihre ersten Antworten auf die Fragen<br />

gegeben, wie viel Tourismus unser<br />

Land verträgt und welche Schwerpunkte<br />

künftig gesetzt werden sollen. Die teilweise<br />

guten Ansätze des Konzeptes haben allerdings<br />

sofort die Bürgermeister des Pustertales<br />

und später auch den Tourismusverein<br />

Wolkenstein auf den Plan gerufen. Sie<br />

behaupteten, das LTEK enge die Entwicklung<br />

von Betrieben, vor allem kleiner Familienunternehmen,<br />

zu stark ein und gewähre<br />

entwicklungsschwachen Gebieten<br />

kaum Spielraum. Zudem seien sie zu spät<br />

über Konzept informiert worden.<br />

Abgesehen davon, dass das Konzept noch<br />

ohne Durchführungsbestimmungen und<br />

damit ohne wirksame Bindewirkung ist,<br />

verkennen die Pusterer Bürgermeister<br />

und andere Kritiker des LTEK die Notwendigkeit,<br />

die touristische Entwicklung<br />

nachdrücklich zu steuern und zu zügeln.<br />

Hierzu einige Hinweise:<br />

➤ Südtirols Nächtigungen sind von 2009<br />

bis 2019 von 28,08 auf 33,68 Millionen<br />

gewachsen, also um knapp 20%. Die<br />

Zahl der gastgewerblichen und nicht<br />

gastgewerblichen Betten hält Ende<br />

2021 bei über 229.000. Die verkürzte<br />

Aufenthaltsdauer der Gäste macht sich<br />

in einer zunehmenden Verkehrslawine<br />

bemerkbar. Sie ist im Pustertal und in<br />

anderen Südtiroler Gemeinden nicht<br />

der Straßenführung zuzuschreiben,<br />

sondern dem überbordenden Individualtourismus.<br />

➤ Wir erwarten von den Bürgermeistern,<br />

die nicht nur das Gastgewerbe, sondern<br />

alle Bürger*innen vertreten, eine eingehende<br />

Diskussion über Folgen und<br />

Möglichkeiten der Eindämmung des<br />

Tourismus. Der Tunnelblick auf einen<br />

vermeintlichen Bettenstopp verdeckt<br />

das Kernproblem von Südtirols Tourismus<br />

– die notwendige Eindämmung.<br />

Sie ist im Hinblick auf Landschaft und<br />

Natur, auf das Klima, auf die Lebensqualität<br />

der Südtiroler*innen und nicht<br />

zuletzt aufgrund der fehlenden Arbeitskräfte<br />

ein Gebot der Zukunft.<br />

Ohne breiten Diskussionsansatz, den das<br />

LTEK zumindest versucht, greifen Vorstöße<br />

wie jene der Bürgermeister viel zu kurz.<br />

Dachverband/HPV<br />

KulturFenster 27<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


informiert & reektiert<br />

Dinge des Alltags<br />

aus Geschichte und<br />

Gegenwart<br />

„Pfiati<br />

Plastiksackl!“<br />

Der im Jahr 2003 verstorbene, weitum bekannte<br />

österreichische Opern-Fachmann<br />

Marcel Prawy (1911−2003) war zwar immer<br />

standesgemäß gekleidet, verpackte<br />

seine Opernführer und Texte aber nicht<br />

in einer dazu passenden Tasche, sondern<br />

in Einkaufstaschen aus Plastik. 2.000 davon<br />

hinterließ er nach seinem Tod, darin<br />

ordentlich verstaut seine gesamten Unterlagen<br />

und Dokumente.<br />

Heute werden Wegwerftaschen aus Plastik<br />

aus der Geschäftswelt immer mehr<br />

verbannt. Italien hat das Verbot bereits<br />

im Jahr 2011 eingeführt mit dem Ziel,<br />

die Müllberge zu reduzieren. Deutschland<br />

war erst heuer im Februar soweit.<br />

Die auf Erdöl basierten Plastiktaschen sind<br />

verpönt, wenn es um Umweltschutz geht.<br />

Sie sind Teil jenes Plastiks, das in den<br />

Meeren landet und der Gesundheit der<br />

Menschen und der Meerestiere schadet.<br />

In den vergangenen Jahrzehnten haben<br />

die Tragetaschen Eingang in die Museen<br />

gefunden. Denn nach 2000 drehten<br />

sich museale Diskussionen oft um Fragen<br />

und Themen der Alltagskultur. Und<br />

die Säcke aus Polyethylen und Polypropylen<br />

gehörten zum Alltag von Millionen<br />

von Menschen.<br />

In den letzten Jahren ging es in mehreren<br />

Ausstellungen um ihre Entstehung,<br />

Entwicklung und um das Konsumverhalten<br />

unserer Gesellschaft. „Adieu Plastiktüte“,<br />

so wurde 2019 eine Ausstellung<br />

in Baden-Württemberg betitelt. Ein<br />

Sammler hatte seit Jahrzehnten Nylonsäcke<br />

gesammelt, 50.000 Stück. Schließlich<br />

wurde eine Auswahl von 1.100 Taschen<br />

in der Ausstellung gezeigt. In Deutschland<br />

wurde die erste „Plastiktüte“, wie sie<br />

dort bezeichnet wird, 1961 für das Kaufhaus<br />

Horten produziert. Bald nach ihrer<br />

Erfindung dienten die „Nylonsacklen“ –<br />

so werden sie in Südtirol meist bezeichnet<br />

– nicht nur zum Tragen und Transportieren<br />

der eingekauften Waren, sondern<br />

wurden auch beliebte Werbeträger, bedruckt<br />

mit Marken, Sprüchen und Geschäftsnamen.<br />

Auch Künstler waren in<br />

die Entwürfe eingebunden.<br />

Seit Plastik aus den Geschäften<br />

verschwunden<br />

ist, lassen sich andere<br />

Werbeträger vermarkten:<br />

die Stofftaschen. Eine<br />

originelle Idee hatten<br />

vor kurzem die Schützen<br />

des Bezirks Bozen.<br />

Sie ließen eine Stofftasche<br />

anfertigen mit dem<br />

aufgestickten Spruch<br />

„Griaßdi Schurztaschl,<br />

pfiati Plastiksackl“.<br />

Barbara M. Stocker<br />

Die Schützen des Bezirks Bozen<br />

haben sich einen originellen Spruch<br />

für Stofftaschen einfallen lassen.<br />

Foto: Schützenbezirk Bozen<br />

Schon vor über zehn Jahren wurden Plastiktaschen in Italien verboten, es sei<br />

denn sie sind biologisch abbaubar.<br />

Foto: Wikipedia<br />

28<br />

KulturFenster 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

Plung, Plafod und Sill<br />

Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (7)<br />

Im „KulturFenster“ 01/<strong>2022</strong> wurden die<br />

Flurnamen Quadra, Fascha und Gebreite<br />

vorgestellt. Sie benennen Gunstlagen des<br />

Kornanbaues. Diesmal geht es um eine in<br />

den Alpen typisch anzutreffende Anbauform<br />

und ihre kulturhistorische Grundlage: die<br />

lange Ackerfurche.<br />

Langacker – Plung – Plumm<br />

Nur in den Alpen sind Flurnamen aus romanischer<br />

Zeit überliefert, in denen Länge<br />

und Schmäle hervorgehoben werden. Der<br />

Grund liegt im besonderen Pflugtyp, dem<br />

Räderpfl ug, der von den Römern plovum<br />

genannt wurde, woraus sich das deutsche<br />

Wort Pflug entwickelte.<br />

Mit einem Räderpflug war es nämlich recht<br />

umständlich, am Ackerrand zu wenden,<br />

sodass die bebauten Äcker immer länger<br />

wurden – im Gegensatz zu den römischen<br />

Quadra-Fluren. Mit Ackerstreifen ersparte<br />

man sich also häufiges Wenden.<br />

Auf diese Weise entstand der häufigste<br />

Ackernamen im Alpenraum: der Langacker<br />

bzw. die Langfurch. Die alpenromanische<br />

Entsprechung lautet „Kamplung“<br />

(zu *campu longu „langes Feld“), verkürzt<br />

zu Plung bzw. Plumm. In Barbian. gibt es<br />

– fast unten beim Eisack – die Höfe Oberund<br />

Unterplunger (1290 Camplunch) und in<br />

Kastelruth die Hofstelle Plung (1780 Komplung).<br />

Aus einem dieser Hofnamen ging der<br />

verbreitete Familienname Plunger hervor.<br />

Oberhalb des Dorfkernes von Prissian, liegt<br />

die Flur Plumm – auch dieser Name entstand<br />

aus der Vollform Kamplung, das auslautende<br />

-ng entwickelte sich zu -m. Sogar<br />

am Regglberg, wo kaum romanische<br />

Namen zu finden sind, haben wir mit dem<br />

Hof Kaplun (1749 O. Caplung, U. Caplung)<br />

ein Beispiel eines noch in romanischer Zeit<br />

bestellten langen Feldes.<br />

Sill und Sels<br />

Wer die französische Nationalhymne Marseillaise<br />

kennt, kennt auch das französische<br />

Wort sillon „Ackerfurche“, das sich<br />

vom Galloromanischen *selja „Ackerstreifen“<br />

ableitet. Der Altmeister der Innsbrucker<br />

Ortsnamenkunde, Karl Finsterwalder,<br />

leitet dann auch die Ortsnamen Sils (Oberengadin)<br />

sowie Silz (Oberinntal) von diesem<br />

Begriff für eine Ackerfurche ab. Und<br />

auch in Südtirol wird man fündig: In Eppan<br />

gibt es die Sillwegäcker bzw. die Sill – und<br />

der alte Name der Streusiedlung Klaus zwischen<br />

Terlan und Siebeneich lautete Sels<br />

(1184, 1288, 1303 Rubatschhube gelegen<br />

zu Sels).<br />

An dieser Stelle mag man einwenden, dass<br />

die Sill im Mündungsbereich der Talfer und<br />

die Sill im nördlichen Wipptal Schluchten<br />

bzw. Wildbäche benennen. Der Einwand ist<br />

berechtigt, denn beide Namen haben mit<br />

Ackerfeldern nichts zu tun. Vielmehr sind<br />

es vorrömisch-indogermanische Wassernamen:<br />

*sulja „die Anschwellende“ (indogermanisch<br />

*suelh- „anschwellen“).<br />

Plafad und Falsann<br />

In Dorf Tirol ist der Flurname Lafa-d (im Theresianischen<br />

Kataster Ende des 18. Jh. ist<br />

der Name durchwegs als Plafad angegeben)<br />

gut bekannt, auch wenn die Wiese<br />

seit Längerem verbaut ist. In Latsch heißen<br />

ausgedehnte ehemaligen Futterwiesen<br />

Plafa-dn (Plafaden), nun natürlich Obstwiesen.<br />

Beide Namen könnten mit romanisch<br />

*plova-da (area) „pflügbares Gelände“ erklärt<br />

werden, gleich gut aber auch mit *pleva-da<br />

(area) „Kirchpfründe“. In der Namenkunde<br />

ist nicht immer klar, welcher Deutung die<br />

größere Plausibilität zukommt.<br />

Noch ein letztes Beispiel aus dem Sinnbezirk<br />

„Ackerfurche“: Zum Sattelhof in<br />

St. Oswald/Kastelruth gehört der Acker<br />

Fålsånn, der möglicherweise aus romanisch<br />

*versa-na (area) „mit dem Pflug<br />

umgewendete Ackerkrume“ (lat. versa-re<br />

„Acker- und Gartenerde umwenden“) erklärt<br />

werden kann. Wie zur Stütze dieser<br />

These befindet sich am nahen Waldrand<br />

ein Langacker.<br />

Johannes Ortner<br />

Hofname Plung in<br />

Kastelruth; Franziszeische<br />

Katastermappe<br />

1858<br />

Der lange Acker<br />

zu Plumm (*camp<br />

lung) in Prissian ist<br />

in der Mappe des<br />

Franziszeischen<br />

Katasters 1858<br />

noch deutlich zu<br />

erkennen<br />

Äcker in der Eppaner<br />

Sill (Sillweg<br />

Aecker in der<br />

Mappe des Franziszeischen<br />

Katasters<br />

1858)<br />

KulturFenster 29<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


informiert & reektiert<br />

Kein Disneyland unterm Ifinger<br />

Gegen weitere „Aufrüstung“ samt Aussichtsplattform auf Meran 2000<br />

Immer wieder beklagt der Heimatpflegeverband<br />

Südtirol die Inszenierung der Landschaft<br />

und insbesondere der Berge. Doch<br />

es scheint ein Ruf ins Leere. Denn bald<br />

dürfte Südtirol um eine Aussichtsplattform<br />

auf einem Aussichtsberg „reicher“ sein.<br />

Das Skigebiet Meran 2000 hat einen entsprechenden<br />

Plan. Disneyland lässt grüßen.<br />

Schon in den vergangenen zwei Jahrzehnten<br />

hat Meran 2000 stark „aufgerüstet“:<br />

neue Seilbahn, mehr Förderkapazität<br />

durch neue Lifte, breitere Skipisten, eine<br />

Rollbobbahn auf Kunstbauten und zwei<br />

Speicherbecken für die technische Beschneiung.<br />

Jetzt will die Betreibergesellschaft<br />

den Sessellift Piffing, der den vorderen<br />

Teil des Ski- und Wandergebietes<br />

um die Piffinger Alm mit dem hinteren Teil<br />

um Waidmann-Alm verbindet, mit einer 15<br />

Mio. Euro teuren 10er-Kabinenumlaufbahn<br />

mit Mittelstation samt Aussichtsplattform<br />

am Naifjoch ersetzen. Neu sind auch die<br />

Trassenführung und eine Mittelstation mit<br />

Aussichtsterrasse unterhalb des Naifjochs<br />

mit Blick auf den Ifinger.<br />

Unberührte und sensible<br />

Landschaft wird verbaut<br />

Das Projekt der Meran 2000 Bergbahnen<br />

AG ist ein weiteres Beispiel für den nicht<br />

mehr zeitgemäßen und rücksichtslosen<br />

Ausbau in Südtirols Skigebieten: Verbaut<br />

wird eine bisher unberührte Bergkuppe,<br />

der Rötboden am Naifjoch, frei einsehbar<br />

von den umliegenden Anhöhen. Genau dort<br />

soll die Mittelstation errichtet werden: mit<br />

einem begehbaren Flachdach – eine anscheinend<br />

besondere Attraktion! Dass es<br />

auf dieser Terrasse sanitäre Anlagen und<br />

einen Sonnenschutz braucht versteht sich<br />

wohl von selbst. Und dann? Der Bau eines<br />

zusätzlichen Restaurants oder eine Sky Lounge<br />

ist nur einer Frage der Zeit.<br />

Dabei handelt es sich bei der noch unbebauten<br />

Bergkuppe um eine geologisch instabile<br />

Zone, die sogenannte Periadriatische<br />

Naht, wo Granit und Porphyr zusammenstoßen.<br />

Außerdem um einen mesolithischen<br />

Rastplatz, also um eine archäologische<br />

Schutzzone. Mit tiefen Aushubarbeiten<br />

würde die fragile Ökologie dieses alpinen<br />

Lebensraumes zerstört.<br />

„Eine Aussichtsplattform auf irgendeinem<br />

Skihügel mag den meisten nicht so<br />

schlimm erscheinen, doch das Problem<br />

ist, dass diese Inszenierung und Eventisierung<br />

der alpinen Landschaft andauern<br />

wird, bis jede Liftgesellschaft ihre Aussichtsplattform,<br />

ihren Themenweg, ihre Kinderanimationsinstallation,<br />

ihren Glasturm hat“,<br />

so Claudia Plaikner, Vorsitzende des Heimatpflegeverbandes<br />

und Klaus-Peter Dissinger,<br />

Vorsitzender des Dachverbandes<br />

für Natur- und Umweltschutz. Die einzigartige<br />

alpine Landschaft sei zu erhalten, damit<br />

auch den nächsten Generationen die<br />

Möglichkeit des unverfälschten Erlebnisses<br />

am Berg gegeben werden kann.<br />

AVS-Vorsitzender Georg Simeoni und Carlo<br />

Zanella, Präsident des CAI, fi nden: „Einer<br />

Verbesserung bzw. Modernisierung von<br />

bestehenden Anlagen in bereits erschlossenen<br />

Gebieten steht nichts im Wege. In<br />

diesem Falle stellt sich die Frage der Dimensionierung:<br />

Ein bestehender Sessellift<br />

soll mit einer 10er-Gondelbahn ersetzt werden,<br />

was einem nicht nachvollziehbaren<br />

Quantensprung gleichkommt.“<br />

Öffentliche Gelder<br />

nachhaltig investieren<br />

Man rechnet beim 15-Mio.-Euro-Projekt mit<br />

rund neun Millionen Beiträgen von Staat<br />

und Land. „Die Größenordnung derartiger<br />

Aussichtsplattformen auf Aussichtsbergen<br />

sind eine Modeerscheinung, die<br />

nicht nur völlig unsinnig, sondern auch<br />

landschaftszerstörend sind.<br />

Foto: Johannes Ortner<br />

Projekte wäre sicher geringer und umweltverträglicher,<br />

wenn die öffentliche fi nanzielle<br />

Förderung nicht so hoch wäre“, so die<br />

Vorsitzenden der vier Verbände. AVS, Dachverband<br />

für Natur- und Umweltschutz, CAI<br />

sowie Heimatpflegeverband fordern, dass<br />

Steuergelder ausschließlich in Seilbahnen<br />

investiert werden, die Teil des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs sind und damit die<br />

Mobilität in den Bergen nachhaltiger machen.<br />

Will Südtirol tatsächlich der begehrteste<br />

nachhaltige Lebensraum Europas<br />

werden, muss der Effekthascherei mit öffentlichen<br />

Beiträgen ein Riegel vorgeschoben<br />

werden.<br />

„<br />

Das Problem ist, dass diese Inszenierung<br />

und Eventisierung der alpinen<br />

Landschaft andauern wird, bis<br />

jede Liftgesellschaft ihre Aussichtsplattform,<br />

ihren Themenweg, ihre<br />

„<br />

Kinderanimationsinstallation, ihren<br />

Glasturm hat.<br />

Claudia Plaikner<br />

KulturFenster 30<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


gelesen<br />

Geschichte(n) hinter<br />

Schlossmauern<br />

Buchtipp: „Burgen und Sagen des mittleren Etschtales“<br />

„Burgen und Sagen des mittleren Etschtales“,<br />

so lautet der Titel des Buches von Elfriede<br />

Zöggeler Gabrieli und Sonia Tubaro,<br />

das kürzlich im Verlag Del Faro in Trient erschienen<br />

ist. Von 30 Burgen, die sich im<br />

Etschtal zwischen Meran und Bozen befin-<br />

den, werden Bau- und Besitzgeschichte<br />

kurz aufgezeigt und mit Sagen rund um die<br />

beschriebenen Rittergüter ergänzt. Zudem<br />

sind an der Innenseite des Buchdeckels<br />

die Standorte der Burgen auf einer Karte<br />

dargestellt. Außerdem können durch QR-<br />

Codes weitere Informationen zu<br />

den Objekten abgerufen werden.<br />

Eine Bereicherung dieses Buches<br />

bildet zweifellos der Sagenhintergrund,<br />

der sich auf Erkenntnisse<br />

stützt, die großteils aus bisher unveröffentlichten<br />

Quellen gewonnen<br />

wurden.<br />

Mit fesselnden Illustrationen stellt<br />

Sonia Tubaro die Schlösser vor. Die<br />

bekannte Seiser Kinderbuchillustratorin<br />

hebt mit Kreativität bedeutende<br />

Details der Geschichten in<br />

farbenfrohen Zeichnungen hervor.<br />

Die Herausgabe des zweisprachigen<br />

und 189 Seiten umfassenden<br />

Buches wurde durch die<br />

Kulturabteilung der Autonomen<br />

Provinz Bozen unterstützt. Das<br />

Buch ist um 10 Euro im Handel<br />

erhältlich.<br />

Elfriede Zöggeler Gabrieli<br />

Das Buch über die Burgen und Sagen<br />

im Etschtal ist zweisprachig.<br />

ARGE Volkstanz<br />

Hereinspaziert<br />

➤ Jahresvollversammlung der<br />

ARGE Volkstanz in Südtirol am<br />

Samstag, 21. Mai <strong>2022</strong>, im Kultursaal<br />

in Eppan. Der für diesen<br />

Termin geplante Maitanz<br />

fi ndet somit nicht statt. Wenn<br />

es die Umstände erlauben, gibt<br />

es anschließend an die Vollversammlung<br />

die Möglichkeit zum<br />

Tanzen.<br />

➤ Almtanz am Sonntag, 12. Juni<br />

<strong>2022</strong>, auf dem Würzjoch<br />

Weitere Infos unter<br />

info@arge-volkstanz.org<br />

oder unter der<br />

Telefonnummer 0471 970555<br />

Jo, jo, jo<br />

Dr Oaschtertog isch do<br />

Dr Teit der bring in Fochaz<br />

Di Touta bring a Henn<br />

Madele Madele renn<br />

Anna Wielander-Platzgummer,<br />

„Sou geats Jor ummer. Kinderreime im Vinschgau“, 2003<br />

KulturFenster 31<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

Bildstock<br />

„St. Isidor“ neu gestaltet<br />

Heimatpflegeverein Naturns-Plaus lud zur Segnung ein<br />

Der neu gestaltete Bildstock „St. Isidor“ in Tschirland<br />

Fotos: Lisa Ehrenstrasser<br />

Im März wurden die restaurierten Statuen<br />

und der neu gestaltete Bildstock „St. Isidor“<br />

beim Niedermair in Tschirland gesegnet.<br />

Auch eine Broschüre zur Geschichte des<br />

Bildstocks wurde herausgegeben.<br />

Der Bildstock „beim Isidor“ wurde vor ca.<br />

400 Jahren nahe der Etsch in Tschirland<br />

errichtet. In den 1980er-Jahren musste<br />

der Bildstock der neuen Straße nach Staben<br />

weichen und wurde in den 1990er-<br />

Jahren ungefähr 100 Meter von der ursprünglichen<br />

Stelle entfernt an der Straße,<br />

die beim Niedermairhof der Familie Rechenmacher<br />

und an den Laurentius-Ruinen<br />

vorbeiführt, neu errichtet.<br />

Der Heimatpflegeverein Naturns – Plaus<br />

EO und die Familie Stephan Rechenmacher<br />

luden am 6. März <strong>2022</strong> zur Segnung<br />

der restaurierten Statuen im neu gestalteten<br />

Bildstock „St. Isidor“. Nach Klängen<br />

des Hornquintetts der Musikkapelle<br />

Naturns begrüßte der für das Projekt zuständige<br />

Obmann-Stellvertreter Heinrich<br />

Tappeiner die zahlreichen Gäste. Einleitende<br />

Grußworte sprach Bürgermeister<br />

Zeno Christanell.<br />

Geschichte nachzulesen<br />

Die Renovierung der Statuen und die Ausbesserungsarbeiten<br />

am Bildstock hatte der<br />

Heimatpflegeverein in Zusammenarbeit mit<br />

der Besitzerfamilie in Auftrag gegeben. Neben<br />

dem Restaurator Alexander Pernter<br />

wirkten mehrere Naturnser Handwerksbetriebe<br />

an der Neugestaltung des Bildstocks.<br />

Hermann Theiner befasste sich intensiv<br />

mit den Textfragmenten, die auf der<br />

Rückseite der Isidor-Statue gefunden worden<br />

waren, und arbeitete die geschichtliche<br />

Entwicklung des Bildstocks auf. So konnte<br />

auch eine Broschüre zu dessen Geschichte<br />

und Restaurierung herausgegeben werden.<br />

Diese wurde von Gemeindekulturreferent<br />

Michael Ganthaler vorgestellt.<br />

Dekan Christoph Wiesler segnete die von<br />

Alexander Pernter mustergültig restau-<br />

KulturFenster 32<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Heimatpege<br />

Abschließend bedankte sich Obmann<br />

Hermann Wenter bei allen, die an der<br />

Restaurierung und Segnungsfeier beteiligt<br />

waren, und betonte, diese Restaurierung<br />

sei auch ein Zeichen des Dankes<br />

und der Wertschätzung für seinen<br />

am 8. März 2019 verstorbenen Freund<br />

und Jahrgangskollegen Helmuth Rechenmacher,<br />

ehemaliger Vizebürgermeister<br />

der Gemeinde Naturns und Vater des<br />

jetzigen Besitzers. Ein großes Vergelt’s<br />

Gott richtete er an alle, die sich an der<br />

Finanzierung beteiligt haben, besonders<br />

an die Tschirlander Bevölkerung<br />

für ihre Spenden.<br />

Die Feier beim Bildstock, der frühlingshaft<br />

geschmückt worden war, endete mit Klängen<br />

des Hornquintetts der Musikkapelle<br />

Naturns und dem Verteilen der Broschüre.<br />

Hermann Wenter<br />

Restaurierung im Jahre 2021<br />

Bildstock „beim Isidor“<br />

unter Tschirland, Naturns<br />

Besitzer Stephan Rechenmacher bei seiner Dankesrede vor mehreren Gästen<br />

rierten Statuen „Christi Fußfall und die<br />

Schmerzensmutter“, „Hl. Isidor“, Hl. Laurentius“<br />

und „Hl. Zeno“.<br />

Die Obfrau des Heimatpflegeverbandes<br />

Südtirol, Claudia Plaikner, betonte die Bedeutung<br />

der Instandhaltung solcher Kleinode.<br />

Herbert Von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes<br />

Südtirol, unterstrich die<br />

Wertschätzung des Verbandes für die Heimatpflege<br />

und gratulierte zur gelungenen<br />

Restaurierung.<br />

Besitzer Stephan Rechenmacher bedankte<br />

sich aufrichtig beim Heimatpflegeverein<br />

Naturns-Plaus und bei allen an der Feier<br />

Mitwirkenden.<br />

Dank für Unterstützung<br />

Exemplare der Broschüre „Bildstock<br />

,beim Isidor‘“ können unentgeltlich bei<br />

Obmann Hermann Wenter abgeholt<br />

werden und liegen in der Tschirlander<br />

Kirche sowie im Vorraum des Gemeindeamtes<br />

und der Raiffeisenkasse<br />

auf. Ebenso kann die Broschüre unter<br />

www.hpv-naturns-plaus.it heruntergeladen<br />

werden.<br />

Die Oastrgloggn leitn laut<br />

galing galong in Festtog in;<br />

dr Meismr und sein Turnbua<br />

de mochn di Soalr vellig hin.<br />

Sie hobm schun Plotrn af die Hend<br />

Ban Lamplwirt wortet a Marend!<br />

Maridl Innerhofer, „A Kraut mit tausnd Guldn“;<br />

Mundartverse mit Noten von P. Hölzl und Bildern von S. Tatz-Borgogno, 1980<br />

KulturFenster 33<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

Alte Schule in Ahornach unter<br />

Denkmalschutz<br />

Einsatz des Heimatpflegeverbandes hat sich gelohnt<br />

Ensemble in Ahornach:<br />

alte Schule,<br />

alter Widum (verdeckt),<br />

Kirchplatz,<br />

Kirche<br />

Foto: Albert Willeit<br />

Die Landesregierung hat die alte Schule<br />

von Ahornach unter Denkmalschutz gestellt.<br />

Auch der Heimatpflegeverband hatte einen<br />

Anteil daran.<br />

Die alte Volksschule von Ahornach in der<br />

Gemeinde Sand in Taufers bildet gemeinsam<br />

mit der Kirche, dem Friedhof und dem<br />

Widum samt Bannzone das historische<br />

„Fochina“ (Ahornacher) Dorfensemble.<br />

Da die anderen Elemente des Ensembles<br />

bereits unter Denkmalschutz stehen, hat<br />

die Landesregierung im Oktober 2021 auf<br />

„<br />

Jedes Schulgebäude erzählt etwas<br />

„<br />

über das Bildungswesen der jeweiligen<br />

Zeit und ist ein Erinnerungsort<br />

für die Dorfgemeinschaft.<br />

Karin Dalla Torre<br />

Vorschlag von Landesrätin Maria Hochgruber<br />

Kuenzer beschlossen, auch das Schulgebäude<br />

unter Schutz zu stellen. Der Heimatpflegeverband<br />

hatte sich gemeinsam<br />

mit Bürgern des Ortes für den Erhalt des<br />

Gebäudes eingesetzt, das laut einem Beschluss<br />

des Gemeindeausschusses hätte<br />

versteigert werden sollen (siehe „Kultur-<br />

Fenster“ 4/2021). Unterstützt wurde der<br />

HPV dabei von Ex-Senator Hans Berger,<br />

der sich bereits für die Erhaltung und Unterschutzstellung<br />

des Koflerhofes in Rein<br />

eingesetzt hatte.<br />

„Das Bauensemble im Dorfkern soll als<br />

Ganzes erhalten bleiben, weil es als Teil<br />

der Kulturlandschaft von einem wichtigen<br />

Stück Geschichte dieser ländlichen Gemeinschaft<br />

zeugt“, erklärte die Landesrätin.<br />

Das markante Schulgebäude aus<br />

dem späten 19. Jahrhundert sei gemeinsam<br />

mit Kirche und Widum prägend für<br />

das historische Dorfbild von Ahornach und<br />

erzähle die Bildungsgeschichte des Ortes<br />

über Generationen. Die alte Volksschule<br />

wurde 1883/1884 erbaut. Bis heute sind<br />

die wesentlichen bauzeitlichen Elemente<br />

und die Erscheinungsform – so etwa der<br />

einzige Klassenraum im Erdgeschoss – erhalten<br />

geblieben.<br />

„Jedes Schulgebäude erzählt etwas über<br />

das Bildungswesen der jeweiligen Zeit und<br />

ist ein Erinnerungsort für die Dorfgemeinschaft“,<br />

sagt Landeskonservatorin Karin<br />

Dalla Torre zur Entscheidung. „In Ahornach<br />

war der große, mit einem Holzofen ausgestattete<br />

Klassenraum im Erdgeschoss der<br />

Schule für die Schülerinnen und Schüler<br />

ein beheizter und heller Lernort, von dem<br />

aus der Blick über die Landschaft schweifen<br />

konnte.“<br />

Nun gilt es im Interesse der Dorfgemeinschaft,<br />

eine zukunftsträchtige Nutzung für<br />

das alte Schulhaus zu finden.<br />

LPA/Albert Willeit<br />

KulturFenster 34<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


getragen<br />

Pusterer Bauern im Trachtenfieber<br />

Lobenswerte Initiative des Südtiroler Bauernbundes<br />

und der Südtiroler Bauernjugend<br />

Fotos: Agnes Andergassen<br />

Pusterer Bauern in Tracht<br />

Broschüre des SBB<br />

Ahrntaler mit Tuxer<br />

In den vergangenen 30 Jahren haben die<br />

Bäuerinnen die Tracht als ihr ursprüngliches<br />

Standeskleid wiederentdeckt. Von Jahr zu Jahr<br />

wurden es mehr, die mit ihren schönen Festtagstrachten<br />

so mancher Feierlichkeit eine<br />

festliche Note verliehen haben. Und die Bauern?<br />

Sie standen und stehen immer noch daneben<br />

in Zivil. Das sollte sich, zumindest im<br />

Pustertal, ändern.<br />

Eine Tracht nur für Vereine?<br />

Viele Männer meinen, das nur Vereine wie<br />

Musikkapellen oder Schützen eine Tracht<br />

tragen dürfen. Dabei war die Tracht in früheren<br />

Zeiten immer das Gewand der gesamten<br />

Bevölkerung. Egal ob man einem<br />

Verein angehört oder nicht, die Tracht kann<br />

von jedem getragen werden. Und dass jeder<br />

Mann in einer Tracht fesch aussieht, muss<br />

wohl nicht eigens erwähnt werden.<br />

Erneuerte Pustertaler Tracht<br />

Es gibt die historische und die erneuerte<br />

Pustertaler Tracht. Die Pusterer und Gadertaler<br />

Bauern haben sich für die einfache<br />

Form mit der langen Lodenhose entschieden.<br />

Sie ist nicht nur fein zu tragen,<br />

sondern verleiht in ihrer zeitlosen Eleganz<br />

jedem Trachtenträger ein festliches Aussehen.<br />

Die Tracht kann zu vielen kirchlichen<br />

und weltlichen Anlässen getragen werden.<br />

Sie ist ein praktisches Festtagsgewand, das<br />

nie aus der Mode kommt.<br />

Tuxer fürs Ahrntal<br />

Nach gutem alten Brauch zwischen Nachbartälern<br />

tragen die Bauern des Ahrntales<br />

die einfache, kleine Tracht des Zillertales,<br />

den sogenannten Tuxer. Diese Tracht mit ihrer<br />

mittelgrauen Lodenjoppe ist in der Anschaffung<br />

nicht aufwändig, äußerst kleidsam<br />

und vor allem sehr angenehm zu tragen.<br />

Schmuckstück zum schwarzen Leibl und<br />

zur schwarzen Lodenhose ist der federkielbestickte<br />

Blattlranzen.<br />

Broschüre als<br />

Trachtenwerbung<br />

In Zusammenarbeit von Südtiroler Bauernbund<br />

und Südtiroler Bauernjugend des<br />

Bezirkes Pustertal sowie der Arbeitsgemeinschaft<br />

Lebendige Tracht im Heimatpfle-<br />

geverband wurde eine handliche Broschüre<br />

erstellt, die anhand von Fotos und kurzen<br />

Begleittexten alle notwendigen Informationen<br />

zur Pustertaler Tracht beziehungsweise<br />

zum Tuxer gibt. Auch Hintergrundinformationen<br />

zur Tracht selbst, deren Anschaffung<br />

sowie Pflege finden sich in der Broschüre.<br />

Interessierte Bauernjugend<br />

Um das Projekt „Mir Puschtra in Trocht“<br />

einem breiten Publikum vorzustellen, wurden<br />

vier Informationsabende abgehalten,<br />

die auf das Pustertal, Gadertal und Ahrntal<br />

verteilt waren. Erfreulich ist dabei, dass<br />

sich besonders die Bauernjugend für das<br />

Projekt interessiert.<br />

Bei den Bäuerinnen brauchte es mehrere<br />

Jahrzehnte, bis die heutige große Anzahl<br />

an Trachtenträgerinnen erreicht wurde.<br />

Dem Pusterer Organisationskomitee wäre<br />

zu wünschen, dass seine Begeisterung für<br />

die Tracht auf möglichst viele Bauern überspringt,<br />

damit die Bäuerinnen bald schon<br />

in „trachtlicher“ Begleitung daherkommen<br />

können.<br />

Agnes Andergassen<br />

Arge Lebendige Tracht<br />

KulturFenster 35<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Ein Bild sagt mehr als tausend Worte:<br />

Blasmusik macht Spaß!<br />

KulturFenster<br />

36 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


erprobt<br />

Bläserklasse –<br />

das Modell der Zukunft?<br />

In mehreren Schulen Südtirols wird die neue Form der<br />

Musikförderung erprobt<br />

Bläserklasse –<br />

Die Denition<br />

Hans Finatzer, Verbandsjugendleiter im VSM<br />

… im Duden: Schulklasse,<br />

in der alle<br />

Schüler*innen ein<br />

Blasinstrument lernen<br />

(und gemeinsam ein<br />

Blasorchester bilden)<br />

… auf Wikipedia: Die<br />

Bläserklasse ist eine<br />

Schulklasse, die statt<br />

am herkömmlichen<br />

Musikunterricht, an einer<br />

anderen Form des<br />

Musikunterrichts teilnimmt. Alle Schüler<br />

erlernen während mindestens zwei<br />

Schuljahren ein Blasinstrument oder<br />

auch das Schlagzeug, die Klasse bildet<br />

ein Sinfonisches Blasorchester.<br />

Zusätzlich werden auch Stunden eingerichtet,<br />

in denen die Kinder mit anderen<br />

Schülern, die das gleiche Instrument<br />

spielen, von einem Lehrer<br />

unterrichtet werden (Registerunterricht).<br />

Eine besondere musikalische<br />

Begabung wird dabei nicht vorausgesetzt,<br />

im Mittelpunkt steht das Bestreben,<br />

auf diese Weise ein langfristiges<br />

Interesse an Musik zu vermitteln und<br />

die Freude an gemeinsamen Erfolgen<br />

zur Stärkung des Klassenverbundes zu<br />

nutzen. Die wissenschaftliche Basis bildet<br />

eine Studie, der zufolge das Musizieren<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

deren Lernverhalten und Konzentrationsfähigkeit<br />

verbessern soll.<br />

Der Begriff „Bläserklasse“ wird auch allgemein<br />

für das gemeinschaftliche Erlernen<br />

von Blasorchesterinstrumenten<br />

nach dem Konzept der Bläserklassen<br />

verwendet<br />

Bereits vor über 10 Jahren wurde bei einer Sitzung der Fachgruppe<br />

„Jugend“ im Österreichischen Blasmusikverband (ÖBV) das<br />

Modell der „Bläserklassen“ vorgestellt. Damals bekundeten strukturschwache<br />

Gebiete – wie das Burgenland – Interesse am neuartigen Modell, um dem<br />

drohenden „Aussterben“ von Kapellen in manchen Randbezirken Einhalt zu gebieten.<br />

Für große Verbände wie Salzburg, Tirol oder Südtirol bestand freilich ein recht geringes<br />

Interesse, da sie sich damals in einer absoluten Wohlfühlsituation befanden, was die<br />

Zahl der Einschreibungen, die Anzahl der Anwärter*innen und die Jugendarbeit in den<br />

Vereinen eindeutig belegte.<br />

Der demografische und gesellschaftliche Wandel, die zunehmende Anzahl an leicht erreichbaren<br />

Freizeitangeboten und nicht zuletzt die Corona-Pandemie haben uns deutlich<br />

vor Augen geführt, dass das Interesse und der Zustrom neuer Mitglieder in unseren<br />

Musikkapellen abnehmen.<br />

Die Situation ist komplex: Dank der Musikschulen ist zwar ein gutes Maß an Ausbildung<br />

gegeben, Musikkapellen und Jugendleiter*innen suchen aber immer wieder nach<br />

neuen Wegen, um interessierte Kinder und Jugendliche für den örtlichen Verein zu begeistern.<br />

Auch gut durchdachte Initiativen führen oft nicht zum gewünschten Erfolg.<br />

Das ist zeitraubend und manchmal auch frustrierend, wenn nach unzähligen Bemühungen<br />

keine Neuanmeldungen erfolgen. Für kleine Musikkapellen kann das auf längere<br />

Sicht existenzbedrohend sein.<br />

Toblach - erste Bläserklasse in Südtirol<br />

Hannes Schrötter, Verbandsjugendleiter-Stellvertreter im VSM<br />

Noch im Herbst 2013 ließen sich die auszubildenden<br />

Jungmusikant*innen der Musikkapelle Toblach auf einer<br />

Hand abzählen. Mehrere waren die Gründe, warum der Zulauf<br />

stetig zurückgegangen war: Das Angebot an anderen Freizeitaktivitäten<br />

im Dorf und Umgebung war groß, die Warteliste an<br />

der Musikschule lang und auch die Einführung der Fünf-Tage-Woche in der Schule<br />

hinterließ ihre Spuren. Die Musikkapelle musste sich nach neuen Wegen zur Nachwuchswerbung<br />

umschauen – und bald darauf war die erste Bläserklasse in Südtirol<br />

geboren. Dieses Konzept sieht vor, dass Kinder im Rahmen des Schulunterrichts gemeinsam<br />

musizieren. Heute wird diese Idee an mehreren Schulen in Südtirol umgesetzt<br />

und hat durchaus Früchte getragen. In den folgenden Beiträgen sprechen drei<br />

„Pioniere“ der Bläserklasse in Südtirol über ihre Erfahrungen.<br />

KulturFenster<br />

37 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


erprobt<br />

In Toblach wurde die erste Bläserklasse in Südtirol eingerichtet.<br />

Was brauche ich, um eine Bläserklasse zu starten?<br />

Thomas Kiniger:<br />

„<br />

„<br />

Zuallererst ist es wichtig, die Bedürfnisse der Musikkapelle<br />

genau zu analysieren und zu erheben.<br />

Thomas Kiniger<br />

Das Projekt „Bläserklasse“ funktioniert am<br />

besten in Zusammenarbeit von Schule,<br />

Musikkapelle und örtlicher Musikschule.<br />

Für eine Musikkapelle ist es organisatorisch<br />

und vor allem fi nanziell sehr<br />

schwierig, ein solches Projekt alleine<br />

durchzuführen. In Deutschland z.B. ist<br />

die Bläserklasse im Bildungsgesetz verankert<br />

und muss bei Wunsch der Musikkapelle<br />

in den Schulbetrieb integriert<br />

werden. Bei uns in Südtirol ist das leider<br />

nicht so. Das Wohlwollen der Direktoren<br />

und Lehrpersonen der Grundschule tragen<br />

wesentlich zur Realisierung dieses<br />

Projektes bei. Deswegen ist es sehr wichtig,<br />

ein gutes Konzept auszuarbeiten, um<br />

damit schon beim ersten Kontakt der<br />

Schulführung als professioneller Partner<br />

gegenüberzutreten. Ziel der Bläserklasse<br />

soll es sein, diese im Rahmen des<br />

Wahlpflichtfach-Unterrichts anzubieten.<br />

Biete ich die Bläserklasse für alle, oder<br />

nur für ausgewählte Instrumente an? Welche<br />

Klassen bzw. Altersstufen möchte<br />

ich ansprechen? Möchte man Einzelund/oder<br />

Gruppenunterricht anbieten?<br />

Wieviel Unterrichtszeit stelle ich jedem<br />

Schüler zur Verfügung? Wie lange soll<br />

das Projekt Bläserklasse im Schuljahr<br />

angeboten werden? Ist die Teilnahme<br />

für alle ausgewählten Schüler verpflichtend<br />

oder nur für einen bestimmten Zeitraum<br />

– und danach freiwillig? Muss eine<br />

eventuelle Wartezeit bis zum Musikschuleintritt<br />

überbrückt werden? Wieviel Geld<br />

steht zur Verfügung?<br />

In Südtirol gibt es mittlerweile verschiedene<br />

Varianten der Bläserklasse.<br />

In der Musikkapelle Toblach haben wir uns<br />

diese Fragen gestellt und folgende Ziele für<br />

unsere Form der Bläserklasse festgesetzt:<br />

➤ Unser Motto: „Jedem Kind ein Instrument“<br />

➤ Es soll ein Gemeinschaftsprojekt von<br />

Grundschule, Musikkapelle Toblach,<br />

Musikschule Oberes Pustertal und der<br />

Gemeinde Toblach sein.<br />

➤ Sie soll im Rahmen des Wahlpflichtfachunterrichts<br />

stattfinden.<br />

➤ Wir bieten sie für die 4. und 5. Klassen<br />

der Grundschule an.<br />

➤ Die Teilnahme ist nach erfolgter Anmeldung<br />

für die Dauer des Projekts verpflichtend.<br />

➤ Wir bieten alle (Blas)Instrumente, außer<br />

Querflöte und Schlagzeug, an.<br />

➤ Jeder Schüler spielt das Instrument seiner<br />

Wahl.<br />

➤ Jeder Schüler erhält wöchentlich 1/2h<br />

Einzelunterricht am Dienstagvormittag<br />

von Ende September bis Anfang <strong>April</strong><br />

und zusätzlich dazu 10- bis 12-mal Gruppenunterricht<br />

am Donnerstagnachmittag.<br />

Nach erfolgter Vorstellung des Konzeptes<br />

der Schulleitung und der Lehrpersonen ist<br />

es wichtig, diese in die Planung und Organisation<br />

miteinzubinden. Dadurch können<br />

aufkommende Unsicherheiten und Ängste<br />

ausgeräumt werden. Von der Idee bis zum<br />

Start der Bläserklasse ist eine Planungszeit<br />

von mindestens einem Jahr nötig.<br />

KulturFenster<br />

38 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

Bläserklasse – oder besser gesagt: Zusammenarbeit verschiedener Partner<br />

Andreas Pramstraller:<br />

Ich freue mich, dass die „Bläserklasse“<br />

als wichtiges Zukunftsthema aktuell einen<br />

Platz in der Planung des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen bekommt. Es gab in den<br />

vergangenen Jahren schon einige Musikkapellen<br />

in unserem Land, welche erfolgreich<br />

eine Zusammenarbeit mit anderen Partnern<br />

eingegangen sind. Viele dieser Projekte waren<br />

mit hohen Kosten für die Vereine verbunden<br />

und es war herausfordernd, diese<br />

Kosten über mehrere Jahre zu stemmen.<br />

Zudem gab es viele Projekte zwischen zwei<br />

Partnern: der Musikkapelle und der örtlichen<br />

Grundschule. Zunehmend wurden<br />

auch die Musikschulen in diese Projekte<br />

eingebunden. Man kann und sollte nie ein<br />

erfolgreiches Projekt eins zu eins auf eine<br />

andere Gegebenheit übertragen.<br />

Die zwei Beispiele in St.Johann und Toblach<br />

können als Denkanstoß dienen.<br />

Wenn wir in die Zukunft blicken, sollten<br />

wir unbedingt versuchen, stets alle möglichen<br />

Partner in eine Zusammenarbeit<br />

einzubauen. Mit diesem Grundgedanken<br />

„<br />

„<br />

Der Erfolg liegt meist nicht in den offensichtlichen Dingen,<br />

sondern in den Details.<br />

Andreas Pramstraller<br />

habe ich 2019 mit den Aufbau einer Bläserklasse<br />

in Bruneck begonnen. Anfangs<br />

waren daran nur die Bürgerkapelle und<br />

die Grundschule beteiligt. Die Grundschule<br />

ist dazu keineswegs verpflichtet, weshalb<br />

ihre Offenheit und Aufgeschlossenheit gegenüber<br />

derartiger Initiativen die Grundvoraussetzung<br />

für eine Zusammenarbeit<br />

sind. Bald konnte auch die Musikschule<br />

Bruneck mit ins Boot geholt werden. Genau<br />

so eine Dreierkonstellation wäre für<br />

alle Projektpartner in meinen Augen ein<br />

großer Vorteil – eine so genannte „Win-<br />

Win“-Situation.<br />

Die Grundschule kann ihren Schüler*innen<br />

ein zusätzliches Angebot machen, wird dadurch<br />

selber attraktiver, könnte sich zu einer<br />

Grundschule mit Schwerpunkt Musik<br />

entwickeln und die Begabtenförderung oder<br />

die Unterstützungshilfen für einzelne Kinder<br />

könnten ausgebaut werden.<br />

Die Musikschule kann ebenso von der<br />

Zusammenarbeit profitieren, da potentielle<br />

künftige Musikschüler*innen durch<br />

den Erstkontakt über einige Monate in<br />

der Grundschule herausfinden, ob ihnen<br />

Musik und das Instrument Spaß machen.<br />

Die Zukunft der Kapellen hängt von der<br />

guten und kontinuierlichen Jugendarbeit<br />

ab. Durch die Zusammenarbeit erreicht<br />

die Musikapelle viele Kinder, die sonst nie<br />

in Kontakt mit der Kapelle kämen. Weiters<br />

kann der ehrenamtliche Verein dadurch unterstützt<br />

werden, dass die Ressourcen für<br />

die Unterrichtsstunden vom Bildungsressort,<br />

d.h. von Projektstunden oder Stunden<br />

der Stellenpläne, bereitgestellt werden<br />

und nur mehr die Instrumente zur Verfügung<br />

gestellt werden müssen.<br />

Klingt einfach,<br />

ist es aber nicht<br />

Alle, die in Zukunft versuchen werden,<br />

solche Projekte zu initieren, sollten sich<br />

für die erste Planungsphase viel Zeit nehmen.<br />

Zuallererst gilt es den eigenen Verein<br />

von der Wichtigkeit zu überzeugen, denn<br />

es werden gar einige finanzielle Mittel nötig<br />

sein. Informiert euch bei Musikkapellen<br />

und Schulen über schon bestehende<br />

Projekte, sucht Gepräche mit den Vertretern<br />

der Grundschule und der Musikschule<br />

und versucht nicht mit der Brechstange<br />

etwas aus dem Boden zu stampfen. Holt<br />

euch die Unterstützung beim Verband oder<br />

bei Menschen, die euch von ihren Erfahrungen<br />

berichten können. Die Entwicklung<br />

geschieht über Jahre und setzt eine gute<br />

Basis voraus. Ich bin überzeugt, dass die<br />

Zusammenarbeit der verschiedenen Partner<br />

der Schlüssel für eine zukünftige erfolgreiche<br />

Jugendarbeit sein wird. Also machen<br />

wir uns auf den Weg!<br />

Das Beispiel der Bläserklasse machte<br />

„Schule“, wie etwa in St. Johann.<br />

KulturFenster<br />

39 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


erprobt<br />

Die Bläserklasse – ein Modell zur Unterstützung<br />

gesellschaftlicher Herausforderungen?<br />

Matthias Kirchler:<br />

Wachsende gesellschaftliche Herausforderungen<br />

hinterlassen nicht zuletzt in der<br />

Entwicklung von Kindern und Jugendlichen<br />

Spuren. Zahlreiche Studien belegen, dass<br />

sich der zunehmende Leistungsdruck auf<br />

die Eltern negativ auf das Kindeswohl auswirkt,<br />

was vor allem in den Pflichtschulen<br />

ersichtlich wird. Die Zahl der verhaltensauffälligen<br />

Lernenden nimmt kontinuierlich zu.<br />

Zum gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandel<br />

zählt auch das Migrationsgeschehen,<br />

welches im Zuge der Globalisierung und in<br />

Folge globaler Konflikte bis in die kleinsten<br />

Täler unseres Landes spürbar geworden<br />

ist. Dabei können Sprachbarrieren und Integrationshindernisse<br />

aufgrund kultureller<br />

Unterschiede auftreten.<br />

Angesichts dieser gesellschaftlichen Herausforderungen<br />

kann die Bläserklasse unterstützend<br />

wirken bei:<br />

Kindern mit<br />

Problemverhalten<br />

Allermeistens treten Verhaltensauffälligkeiten<br />

bei Kindern aufgrund von geringer<br />

Wertschätzung auf. Betroffene versuchen<br />

durch verschiedene Verhaltensweisen, diesen<br />

Ausfall zu kompensieren, was wiederum<br />

zu Unmut und noch geringerer<br />

Wertschätzung führt. Lernende mit Verhaltensauffälligkeiten<br />

können in der Bläserklasse<br />

einen neuen Platz finden, denn<br />

sämtliche Hierarchien werden beim Klassenmusizieren<br />

aufgehoben – die Karten<br />

werden neu gemischt. Alle Beteiligten<br />

erhalten die gleiche Chance, sich in der<br />

Gruppe neu zu positionieren und ihr Bestmögliches<br />

zu geben, um ein gemeinsames<br />

Ziel zu erreichen. Applaus und Jubel beim<br />

Konzert der Bläserklasse sind Lohn für alle<br />

Mühen. Sie sind äußerst wertvoll für das<br />

„soziale Lernen“ aller Beteiligten!<br />

Kindern mit<br />

Migrationshintergrund<br />

Dass das Musizieren im Allgemeinen das<br />

Erlernen von Sprachen fördert, wird bereits<br />

in einschlägigen wissenschaftlichen<br />

Studien nachgewiesen. Die Bläserklasse<br />

„<br />

„<br />

Das Konzept der Bläserklasse zeigt nachhaltige, integrative<br />

und gemeinschaftsfördernde Aspekte auf, die es zu<br />

erforschen und fördern gilt! Matthias Kirchler<br />

als „Integrationsapparat“ ist bisher wenig<br />

erforscht, hat jedoch großes Potenzial. Der<br />

Eintritt in unser gesellschaftliches Leben<br />

kann Migrantenkindern nämlich durch die<br />

Teilnahme an der Bläserklasse erleichtert<br />

werden. Das Erlernen eines Blasmusik-Instruments<br />

in der Bläserklasse ist die Vorstufe<br />

zum Eintritt in die Musikkapelle. Diese<br />

genießt hierzulande großes Ansehen und<br />

kann aufgrund seiner vielfältigen Zusammensetzung<br />

als „Multiplikator“ für wichtige<br />

soziale Kontakte dienen. Nicht zuletzt sitzen<br />

auch beispielsweise Unternehmer*innen<br />

in den Reihen der Musikkapelle, welche in<br />

diesem Zusammenhang auch als Sprungbrett<br />

für den Arbeitsmarkt dienen kann.<br />

Durch den Eintritt in die Musikkapelle rücken<br />

somit Menschen, die vielleicht am<br />

Rande der Gesellschaft leben, in deren<br />

Mittelpunkt. Freunde und Familie aller<br />

Musizierenden besuchen Konzerte und<br />

Aktivitäten des Vereins, was wiederum einen<br />

gesellschaftlichen Austausch fördert.<br />

Das gemeinsame Musizieren<br />

steht im Mittelpunkt<br />

und wirkt sich<br />

dabei positiv auf das<br />

soziale Lernen aus.<br />

KulturFenster<br />

40 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


VSM intern<br />

Neuer Anlauf für das<br />

Wertungsspiel <strong>2022</strong><br />

Zwei Möglichkeiten der Teilnahme sind im Angebot<br />

Nachdem das für Mai geplante Wertungsspiel<br />

wegen der noch zu unsicheren Lage<br />

im Zusammenhang mit der Coronapandemie<br />

abgesagt werden musste, haben der<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen und der<br />

VSM-Bezirk Schlanders beschlossen, es im<br />

Herbst nachzuholen, und zwar am Samstag,<br />

dem 1. Oktober <strong>2022</strong>, im Kulturhaus<br />

„Karl Schönherr“ in Schlanders. Alle Musikkapellen<br />

des Verbandes sind dazu herzlich<br />

eingeladen, wobei sie aus zwei Möglichkeiten<br />

der Teilnahme wählen können.<br />

➤ Teilnahme an der Konzertwertung<br />

Die Musikkapellen können sich mit dem<br />

Pflichtstück und einem Selbstwahlstück in<br />

der selbst ausgewählten Stufe der Bewertung<br />

durch die Jury stellen.<br />

➤ Feedback Konzert<br />

Dieses (neue) Konzertformat stellt nicht<br />

die Wertung in den Vordergrund, vielmehr<br />

soll es unter dem Motto „Faszination Blasmusik“<br />

die Begeisterung für die Blasmusik<br />

fördern. Deswegen werden von der Fachjury<br />

auch nicht Punkte vergeben, sondern<br />

wertvolle Tipps und Anregungen<br />

zur musikalischen Weiterentwicklung<br />

der Kapelle. Die teilnehmenden<br />

Kapellen (Stufen A<br />

bis E) bringen ihr selbst zusammengestelltes<br />

Programm mit einer<br />

Spieldauer von 15 bis 20 Minuten<br />

zur Aufführung.<br />

Die genaueren bzw. alle weiteren<br />

Informationen und Teilnahmebedingungen<br />

können auf<br />

der VSM-Homepage eingesehen<br />

werden.<br />

vsm.bz.it/musik/wettbewerbe/konzertwertung/<br />

Verbandskapellmeister Meinhard<br />

Windisch und Bezirkskapellmeister<br />

Dietmar Rainer<br />

freuen sich bei diesem<br />

„Neustart“ auf zahlreiche Teilnehmer.<br />

FEEDBACK-KONZERT<br />

&<br />

KONZERTWERTUNG<br />

<strong>2022</strong><br />

Samstag, 01. Oktober <strong>2022</strong><br />

in Schlanders, Kulturhaus Karl<br />

Schönherr<br />

Veranstalter: Verband Südtiroler Musikkapellen &<br />

Bezirk Schlanders<br />

Teilnahmeberechtigt<br />

sind alle 210 Mitgliedskapellen<br />

des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen,<br />

sowie Mitgliedskapellen<br />

befreundeter<br />

Blasmusikverbände in<br />

den Stufen A – E .<br />

Anmeldung<br />

Die Anmeldung erfolgt<br />

digital innerhalb<br />

30. Juni <strong>2022</strong><br />

Das Anmeldeformular<br />

steht auch auf der<br />

Homepage des<br />

VSM zur Verfügung.<br />

Covid-19<br />

Es sind die jeweils<br />

aktuellen Covid-<br />

Bestimmungen<br />

verpflichtend.<br />

BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />

jeden Montag von 17 bis 18 Uhr<br />

„Dur und Schräg“ Traditionelle und neue<br />

Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />

jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />

„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />

jeden Samstag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Faszination Blasmusik“<br />

mit Arnold Leimgruber<br />

(Wiederholung<br />

am Sonntag um 10 Uhr)<br />

jeden Freitag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Das Platzkonzert“<br />

mit Peter Kostner<br />

KulturFenster<br />

41 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

bewegt<br />

Musik in Bewegung<br />

Workshop mit der showband.CH<br />

in Jenesien<br />

https://vsm.bz.it<br />

30.04.<strong>2022</strong><br />

Projekt „Opus Blasmusik“<br />

ist gestartet<br />

Maßgeschneiderte Blasmusik als Ziel<br />

Bereits im Vorjahr wurde das Projekt „Opus<br />

Blasmusik“ ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Konservatorium<br />

C.M. Bozen und dem Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen sollen Studenten*innen<br />

im Fach „Blasmusikleitung und Bearbeitung<br />

für Blasorchester“ im Bereich Bearbeitungen<br />

und Komposition ausgebildet<br />

werden. Dabei werden die Ergebnisse direkt<br />

und praktisch in den Musikkapellen<br />

umgesetzt, was wiederum einen Mehrwert<br />

für diese bedeutet.<br />

Am 26. Februar fand in Bozen das erste<br />

Treffen aller Beteiligten dieses Projektes<br />

statt. Verbandskapellmeister Meinhard<br />

Windisch konnte die beiden Studenten<br />

Simon Burger und Peter Deutsch,<br />

die beiden Professoren Thomas Ludescher<br />

und Eduard Demetz sowie<br />

Meinhard Windisch und Thomas Ludescher<br />

die Kapellmeister Patrick Gruber (Bürgerkapelle<br />

St. Michael Eppan) und Günther<br />

Kofler (Musikkapelle Wangen) zum ersten<br />

Treffen begrüßen. Im Anschluss wurde<br />

über verschiedene Abläufe und Möglichkeiten<br />

des Projektes diskutiert. Ein zentrales<br />

Thema war natürlich die Literatur, welche<br />

von den Studenten und Professoren vorgestellt<br />

wurde und in all ihren Facetten besprochen<br />

wurde. Man einigte sich darauf,<br />

im Herbstsemester mit der ersten Projektphase<br />

zu beginnen. Das Besondere an diesem<br />

Projekt ist - man kann das durchaus<br />

mit einer Anschaffung eines Maßanzuges<br />

vergleichen – Maß nehmen, halbprobieren<br />

und man erhält einen perfekt sitzenden Anzug.<br />

So ähnlich kann man sich die einzelnen<br />

Schritte dieses Projektes „Opus Blasmusik“<br />

vorstellen. Wir können jetzt schon<br />

auf die maßgeschneiderten Uraufführungen<br />

im Frühjahr 2023 gespannt sein.<br />

Meinhard Windisch<br />

VSM-Verbandskapellmeister<br />

Netzwerk Dirigentenausbildung<br />

Situation an den Musikschulen und am Konservatorium im Blick<br />

Vor einigen Wochen fand ein erstes Treffen<br />

all jener statt, welche in der Dirigentenausbildung<br />

in Südtirol tätig sind. Dabei wurde<br />

die aktuelle Situation an den Musikschulen<br />

und am Konservatorium beleuchtet. In einer<br />

sehr konstruktiven Diskussion wurden Probleme<br />

angesprochen und nach Lösungsansätzen<br />

gesucht. Alle Anwesenden beteuerten<br />

die Wichtigkeit dieses Netzwerkes, das sich<br />

nun in regelmäßigen Abständen treffen wird.<br />

Meinhard Windisch<br />

VSM-Verbandskapellmeister<br />

Trafen sich zum Gedankenaustausch:<br />

(v. l.) Meinhard Windisch, Christian<br />

Laimer, Georg Thaler, Sigisbert Mutschlechner,<br />

Dietmar Rainer, Wolfgang<br />

Schrötter und Thomas Ludescher<br />

KulturFenster<br />

42 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

Fachgruppe Musik hilft mit Rat und Tat<br />

In Problemfällen kann Unterstützung angefordert werden<br />

Die letzten zwei Jahre haben uns alle vor<br />

große Herausforderungen gestellt und tun<br />

dies auch weiterhin. Die Fachgruppe Musik<br />

möchte den Musikkapellen eine Unterstützung<br />

anbieten und mit Rat und Tat<br />

zur Seite stehen.<br />

Als Kapellmeister*in ist man zurzeit mit<br />

einigen Problemen konfrontiert. Ob bei<br />

der Programmwahl oder einfach mal Unterstützung<br />

bei einer Musikprobe, meldet<br />

euch bei uns, wir kommen gerne vorbei,<br />

um euch bei eurer Arbeit zu unterstützen.<br />

Gerne kommen wir auch zu einem Gespräch<br />

in eine Sitzung, um mit euch gemeinsam<br />

über Lösungen und Ideen zu<br />

aktuellen Problemen und Themen zu diskutieren<br />

- ganz nach dem Motto: Es gibt<br />

immer mehr Lösungen als Probleme.<br />

Die Kontakte zur Fachgruppe Musik sind<br />

auf der Homepage des VSM veröffentlicht.<br />

Meinhard Windisch<br />

VSM-Verbandskapellmeister<br />

Die Fachgruppe Musik bietet den Musikkapellen Hilfe vor Ort an.<br />

Dirigentenluft „geschnuppert“<br />

VSM-Bezirk Pustertal wirbt mit Kursangebot um Kapellmeisternachwuchs<br />

„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“<br />

Dieses geflügelte Wort haben sich die<br />

Verantwortlichen im Bezirksausschuss der<br />

Pustertaler Musikkapellen schon seit Jahren<br />

zu Herzen genommen. Neben der Aus- und<br />

Weiterbildung der Musikant*innen liegt ihnen<br />

vor allem auch der Nachwuchs am Dirigentenpult<br />

am Herzen. Ende Februar gab<br />

es dazu – nach zwei-jähriger Coronapause<br />

– wieder einen Schnupperkurs.<br />

die Arbeit am Dirigentenpult zu begeistern.<br />

Trotz der coronabedingt eingeschränkten<br />

Tätigkeiten – oder vielleicht auch deshalb<br />

– gab es letzthin wiederum einige Wechsel<br />

in der musikalischen Führung mehrerer<br />

Kapellen im Pustertal. Das sei keineswegs<br />

ein Negativtrend, sondern Routine,<br />

analysieren die Verantwortlichen im Bezirk.<br />

Daher sei die Anwerbung und Ausbildung<br />

des Dirigentennachwuchses mittlerweile<br />

ein Muss, um auch für die Zukunft gerüstet<br />

zu sein. „Wir freuen uns über das Interesse,<br />

denn wir brauchen gut ausgebildete<br />

Kapellmeister“, resümieren Kirchler<br />

und Niederegger.<br />

Stephan Niederegger<br />

Bezirkskapellmeister Georg Kirchler und<br />

sein Stellvertreter Daniel Niederegger haben<br />

den zwei Musikantinnen und drei Musikanten<br />

anhand von Kurzfilmen und praktischen<br />

Übungen einen Einblick in die Arbeit<br />

eines Kapellmeisters und Dirigenten gegeben.<br />

Es gehe dabei vor allem darum, Interesse<br />

zu wecken und die Jugendlichen für<br />

Die Grundübungen<br />

zur Unabhängigkeit<br />

der Hände hat den<br />

Teilnehmer*innen<br />

sichtlich Spaß gemacht.<br />

KulturFenster<br />

43 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


VSM intern<br />

hinausgeblickt<br />

EUREGIO JBO<br />

Uraufführung: 50 Jahre<br />

Zweites Autonomiestatut<br />

im Kursaal Meran<br />

https://vsm.bz.it<br />

07.05.<strong>2022</strong><br />

bewegt<br />

ÖBV hat neuen<br />

Bundesstabführer<br />

und Stellvertreter<br />

FASZINATION erleben. GENERATIONEN<br />

erzählen. LEIDENSCHAFT spüren.<br />

Beim 63. Kongress des Österreichischen<br />

Blasmusikverbandes (ÖBV) im vergangenen<br />

September wurde Erik Brugger aus Vorarlberg<br />

als Nachfolger von Gerhard Imre zum<br />

Bundesstabführer gewählt. Sein Stellvertreter<br />

ist Gerhard Dopler, der Musikmeister<br />

der Militärmusik Oberösterreich. Im<br />

folgenden Beitrag stellen Sie sich vor.<br />

Musik in Bewegung<br />

fasziniert<br />

Unter dem Motto „FASZINATION. GENE-<br />

RATIONEN. LEIDENSCHAFT.“ feierte der<br />

Österreichische Blasmusikverband im<br />

Jahr 2021 sein 70-jähriges Bestandsjubiläum.<br />

Diese Worte beschreiben die Blasmusik<br />

und speziell den Bereich „Musik in Bewegung“<br />

sehr treffend.<br />

Seit Jahren faszinieren die Auftritte heimischer<br />

Musikkapellen bei den verschiedensten<br />

Anlässen sehr viele<br />

Zuschauer*innen. Dazu zählen neben<br />

den Marschauftritten bei kirchlichen<br />

und weltlichen Anlässen auch die Darbietungen<br />

bei diversen Rasenshows oder<br />

Tattoos. Es ist schön mit anzusehen, wenn<br />

sich immer wieder Kapellen fi nden, die<br />

sich die Mühe machen eine Show zu planen,<br />

einzustudieren und schließlich öffentlich<br />

aufzuführen. Die Präsentationen<br />

dieser mit sehr viel Arbeit verbundenen<br />

musikalisch und choreografisch und zeitlich<br />

genauestens abgestimmten Auftritte<br />

hinterlassen beim Publikum Staunen und<br />

Begeisterung.<br />

Blasmusik verbindet<br />

In der Blasmusik gibt es keine Standesunterschiede<br />

oder Altersklassen. Da richtet<br />

sich der Hochschulprofessor nach dem<br />

Landwirt aus oder der Pensionist orientiert<br />

sich beim „gleichzeitigen Abfallen mit<br />

akustischem Avviso“ nach der Schülerin.<br />

Die Blasmusik vereint GENERATIONEN.<br />

Alle verbindet ihre große LEIDENSCHAFT<br />

die BLASMUSIK: Wie schön ist es, wenn<br />

man bei einer kirchlichen Feier oder einem<br />

weltlichen Fest gemeinsam aufmarschieren<br />

darf. Der gelungene Auftritt bei einer<br />

Marschwertung oder einer Showvorführung<br />

löst bei vielen Aktiven ein „Gänsehautgefühl“<br />

aus und noch Jahre später<br />

wird im Verein mit großer Begeisterung<br />

davon erzählt.<br />

KulturFenster<br />

44 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

Beim Bundesmarschbewerb 2019 in Bischofshofen<br />

Generationswechsel beim<br />

Bundesstabführer<br />

Beim 63. ÖBV Kongress vom 17 bis zum<br />

19. September 2021 in Heiligenblut hat<br />

unser allseits bekannter und geschätzter<br />

Bundesstabführer Gerhard Imre sein Amt<br />

aus Altersgründen zur Verfügung gestellt.<br />

Imre hat in seiner mehr als 15-jährigen<br />

Amtszeit die „Musik in Bewegung“ im<br />

ÖBV wie kaum ein anderer geprägt. Neben<br />

der Leitung der Landesstabführerkonferenzen<br />

war Gerhard federführend bei<br />

der Entstehung des Fachbuches „Musik<br />

in Bewegung“. Auch die äußerst erfolgreichen<br />

Bundeswettbewerbe „Musik in<br />

Bewegung“ entstanden nach seiner Idee.<br />

Legitimiert durch die Neuwahlen beim 63.<br />

ÖBV Kongress dürfen wir beide die Aufgaben<br />

des Bundesstabführers und dessen<br />

Stellvertreter übernehmen.<br />

Es ist uns eine besondere Ehre für den<br />

österreichischen Blasmusikverband und<br />

seine Partnerverbände aus Südtirol und<br />

Liechtenstein in diesen wichtigen Funktionen<br />

unsere Beiträge leisten zu können.<br />

Ein großes Anliegen von uns ist es die Zusammenarbeit<br />

der Stabführer*innen mit<br />

den Kapellmeister*innen zu fördern. Die<br />

vielfältigen Formen der öffentlichen Auftritte<br />

von Musikkapellen fordern sowohl<br />

musikalisches Können als auch optische<br />

Ansprüche. Damit beides gelingen kann,<br />

sind beide Funktionen gleichermaßen gefordert<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

„Musik in Bewegung“ für<br />

jede Altersgruppe<br />

Ebenso möchten wir mit „Musik in Bewegung“<br />

vermehrt auch die Jugend ansprechen.<br />

„Musik in Bewegung“ ist nicht<br />

nur von „Punkt A“ zu „Punkt B“ zu marschieren,<br />

sie deckt ein weit größeres Spektrum<br />

ab. Hier erklingen neben österreichischen<br />

Märschen Musikstücke aus<br />

den unterschiedlichsten Genres mit den<br />

verschiedensten Charakteren. Hier können<br />

Werke klassischer Musikliteratur genauso<br />

ertönen wie modernste Pop- oder<br />

Rockrhythmen. Zur musikalischen Umsetzung<br />

kommt noch die Fortbewegung<br />

dazu; für alle Mitwirkenden eine zusätzliche<br />

Herausforderung. Nicht nur auf das<br />

Musizieren, sondern auch auf die exakten<br />

synchronisierten Bewegungen haben sie<br />

zu achten.<br />

Dieses perfekt geprobte Zusammenspiel<br />

und die dazu einstudierten Bewegungsabläufe<br />

faszinieren das Publikum jeglicher<br />

Altersstufe.<br />

Hohes Niveau beibehalten<br />

Durch die im ÖBV bestens etablierte Wettbewerbskultur<br />

bewegen sich die Kapellen<br />

im wahrsten Sinn des Wortes auf einem<br />

sehr hohen Niveau.<br />

So ist ein weiterer Wunsch von uns, diese<br />

Qualität beizubehalten und vermehrt Musikkapellen<br />

auf ihrem Weg in eine höhere<br />

Stufe begleiten zu können. Dies bedeutet<br />

insbesondere, die Stabführer*innen auf<br />

ihre Aufgaben bestmöglich vorzubereiten;<br />

beginnend mit dem ersten Grundkurs über<br />

die verschiedensten Fortbildungsangebote<br />

bis hin zur ÖBV-Stabführerprüfung.<br />

Mit Hilfe der Online-Version der Richtlinien<br />

„Musik in Bewegung“ können wir allen<br />

Mitgliedern des ÖBV ein kostenloses<br />

Nachschlagewerk zur Verfügung stellen.<br />

Viele Kapellen sind regelmäßig bei<br />

Marschwertungen vertreten. Damit die<br />

Musikvereine ein möglichst objektives<br />

und hilfreiches Feedback zu ihrer Wettbewerbsteilnahme<br />

erhalten können, sollten<br />

die Bewertungskriterien möglichst einheitlich<br />

sein. Mit der Installierung der Bewertung<br />

mittels CAMBA (Compact and Mobile<br />

Bandmusic Assessment) steht uns<br />

ein gutes Hilfsmittel bereits zu Verfügung.<br />

Durch die Schaffung von bundesländerübergreifenden<br />

Schulungen der Bewerter<br />

sollte es uns gelingen, homogene Bewertungen<br />

in allen Bezirken durchführen<br />

zu können.<br />

Gemeinsam mit den Landes- und Verbandsstabführern<br />

werden wir versuchen,<br />

die besten Voraussetzungen für „Musik in<br />

Bewegung“ zu schaffen. Wie in vielen Bereichen,<br />

bedeutet Stillstand Rückschritt.<br />

So möchten wir offen sein für neue Ideen<br />

und Anregungen, damit auch noch in 70<br />

Jahren … FASZINATION erlebt, von GENE-<br />

RATIONEN erzählt und LEIDENSCHAFT<br />

gespürt werden kann.<br />

Erik Brugger und Gerhard Dopler<br />

KulturFenster<br />

45 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


jung musiziert<br />

Was die Musikant*innen der JuKa Kurtatsch-Penon beim Sommerlager und fleißigen Proben gelernt<br />

haben hört sich gut an so auch bei einem Konzert mit Kapellmeister Karl Hanspeter.<br />

Musizieren, um im<br />

Rhythmus zu bleiben<br />

30 Jahre Jugendkapelle Kurtatsch–Penon<br />

Die Jugendkapelle Kurtatsch-Penon feiert<br />

heuer ihr 30-jähriges Jubiläum. Grund genug,<br />

um den Nachwuchs der beiden Nachbarskapellen<br />

ein bisschen genauer kennen<br />

zu lernen: Zusammen mit den drei Jugendleitern<br />

Thomas Vicenzi (Kurtatsch), Thomas<br />

Dipoli und Anna Cassar (beide Penon) blicken<br />

wir hinter die Kulissen dieser langjährigen<br />

Zusammenarbeit.<br />

30 Jahre gibt es sie schon, die<br />

Jugendkapelle Kurtatsch-Penon.<br />

<strong>Kulturfenster</strong>: Wann wurde eure Jugendkapelle<br />

gegründet? Wie kam es zum Zusammenschluss<br />

der zwei Jugendkapellen?<br />

Thomas Vicenzi: Die Zusammenarbeit zwischen<br />

den beiden Jugendkapellen Kurtatsch<br />

und Penon reicht bis ins Jahr 1992<br />

zurück. Damals wurde erstmals ein Jugend-Sommerlager<br />

in Fennberg, einem beliebten<br />

Sommerfrisch-Ort bei Kurtatsch, abgehalten.<br />

Da beide Musikkapellen damals<br />

aber jeweils nur<br />

über eine Handvoll<br />

Jungmusikanten<br />

verfügte,<br />

war schnell klar,<br />

dass man sich<br />

zusammentun<br />

müsse. Damals<br />

wurden die Jungmusikanten<br />

nicht,<br />

wie heute etwa üblich,<br />

von ausgebildeten<br />

Musiklehrern,<br />

sondern<br />

vielmehr von den Musikanten der eigenen<br />

Musikkapelle unterrichtet. Dadurch<br />

entwickelte sich bereits früh ein enger<br />

Bezug zur jeweiligen Musikkapelle. Durch<br />

den stetigen Zuwachs an Jungmusikanten<br />

in den darauffolgenden Jahren verlegte<br />

man den Standort des Sommerlagers in<br />

die Grundschule von Graun. Seit einigen<br />

Jahren wird das Sommerlager nun zusammen<br />

mit mehreren umliegenden Kapellen<br />

aus dem Unterland in Buchholz bei<br />

Salurn abgehalten.<br />

KF: Welche sind die Höhepunkte in eurem<br />

Tätigkeitsjahr?<br />

Thomas Dipoli: Den Höhepunkt des Jahres<br />

stellt sicherlich das gemeinsame Sommerlager<br />

dar. Zusammen mit den Kapellen<br />

Neumarkt, Bozen, Truden und Montan<br />

verbringen wir eine gemeinsame Woche in<br />

Buchholz bei Salurn. Dort haben die Kinder<br />

neben dem Musizieren auch die Möglichkeit,<br />

die Jungmusikanten der anderen<br />

Kapellen kennen zu lernen und somit neue<br />

Freundschaften zu knüpfen.<br />

Unsere jährliche musikalische Tätigkeit<br />

beginnt aber schon im Frühjahr, wenn wir<br />

mit unserem Kapellmeister Karl Hanspeter<br />

neue Stücke für das kommende Jahr<br />

einstudieren. Sobald der Sommer naht,<br />

spielen wir dann auch einige Konzerte in<br />

Penon und Kurtatsch. Im Herbst bereiten<br />

wir uns des Öfteren gerne auf ein Weihnachtskonzert<br />

vor.<br />

KulturFenster<br />

46 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>


KF: Wie habt ihr bis jetzt die Coronazeit überstanden?<br />

Seid ihr zurzeit musikalisch aktiv?<br />

Anna Cassar: Natürlich hat die Pandemie<br />

auch uns stark ausgebremst, aber wir haben<br />

stets versucht immer wieder fleißig weiter<br />

zu proben, damit unsere „Jungen“ den<br />

Rhythmus nicht verlieren. Durch die Lockdowns<br />

und die zahlreichen verschärften Corona-Bestimmungen<br />

mussten wir unsere<br />

Aktivität mehrmals ruhenlassen und wieder<br />

neu ankurbeln. Dennoch konnten wir<br />

im vergangenen Jahr 2021 auf eine rege<br />

Tätigkeit mit 20 Proben und 3 Konzerten<br />

zurückblicken!<br />

Fürs heurige Jahr haben wir uns auch<br />

schon einiges vorgenommen! Neben einigen<br />

Sommerkonzerten ist für Ende Mai<br />

das Fest zur Fahnenweihe der Musikkapelle<br />

Kurtatsch geplant, wobei die Jugendkapelle<br />

natürlich im Festzelt spielen<br />

wird.<br />

Zwei Musikantinnen der JuKa Kurtatsch-Penon stellen sich vor:<br />

Lia Terzer<br />

Alter: 15 Jahre<br />

Ich spiele: seit fünf Jahren Flügelhorn<br />

Gibt es ein besonderes Ereignis in der Jugendkapelle, an das du gerne zurückdenkst?<br />

Da fällt mir sofort das Sommercamp in Buchholz bei Salurn ein! Eine Woche<br />

zusammen mit meinen Freunden zu musizieren, macht mir eine Menge Spaß.<br />

Es ist immer wieder beeindruckend, wieviel Neues man in so einer Musikwoche<br />

erlernen kann. Da an unserem Sommerlager gleich mehrere Jugendkapellen<br />

teilnehmen, lernt man auch immer wieder neue Jungmusikanten kennen.<br />

Wo siehst du dich in zehn Jahren? Welche Rolle wirst du dann in der Musikkapelle<br />

innehaben?<br />

Ich bin überzeugt, dass ich auch nach zehn Jahren in der Musikkapelle weiter<br />

mein Instrument spielen werde, denn die Musik und die Kameradschaft zu<br />

den anderen Musikanten bedeuten mir sehr viel, auch wenn ich bis dahin wahrscheinlich<br />

ein Studium absolvieren werde.<br />

..<br />

Hanna Fragosch<br />

Alter: 13 Jahre<br />

Ich spiele: seit vier Jahren Klarinette<br />

Aus welchen Gründen wolltest du ein Musikinstrument lernen?<br />

Ich lebe in einer sehr musikalischen Familie. Mein Vater spielt ebenfalls in der<br />

Musikkapelle und dadurch liegt es nahe, dass auch ich ein Instrument lernen<br />

wollte. Als die Musikkapelle die Klarinette in der Grundschule vorgestellt hatte,<br />

wusste ich, dass ich hiermit mein Instrument gefunden hatte. Ich schätze das<br />

gemeinsame Musizieren in der Jugendkapelle sehr, auch das gesellige Beisammensein<br />

nach den Proben macht mir riesigen Spaß.<br />

Du spielst ja bereits bei der Musikkapelle Penon mit. Erinnerst du dich an dein erstes Konzert?<br />

Ja, aber sich sicher – als wäre es gestern gewesen! Anfangs war ich sehr nervös, denn ich wusste nicht, wie das Konzert für mich verlaufen<br />

würde. Aber von Stück zu Stück legte sich die Aufregung und ich konnte den Moment in vollen Zügen genießen. Der Applaus<br />

am Ende des Konzertabends war schlichtweg überwältigend!<br />

Wie stellst du dir die Arbeit des Kapellmeisters vor? Könntest du dich später vielleicht auch einmal in dieser Rolle sehen?<br />

Ich denke, das Kapellmeisteramt ist ein sehr schwieriger Job, der viel Hingabe und Können voraussetzt. Deshalb habe ich vollen Respekt<br />

für unseren Kapellmeister Karl Hanspeter, denn er schafft es immer wieder, uns neu zu motivieren und uns Neues beizubringen. Ob<br />

ich selbst einmal zum Taktstock greifen werde, kann ich aus heutiger Sicht noch nicht sagen. Mal schauen, was die Zeit mit sich bringt.<br />

Interviews: Alexander Mayr<br />

KulturFenster<br />

47 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Mit der Klarinette<br />

hoch hinaus<br />

Sophie Pardatscher als Berufsmusikerin auf Erfolgskurs<br />

Sophie Pardatscher, die 23-Jährige<br />

Ausnahmeklarinettistin aus Eppan, ist<br />

weiterhin auf Erfolgskurs: Seit vergangenem<br />

September ist sie Teil<br />

der Karajan-Akademie der Berliner<br />

Philharmoniker und hat inzwischen<br />

schon mehrere Konzerte mit einem<br />

der weltbesten Orchester bestritten<br />

– und sie ist noch lange nicht am<br />

Ziel angekommen.<br />

Sophie Pardatscher aus<br />

Eppan steht am Beginn einer<br />

möglicherweise großen<br />

musikalischen Karriere.<br />

Foto: Peter Adamik<br />

„<br />

Bereits als kleines Kind habe ich<br />

zahlreiche Auftritte meiner Heimatkapelle,<br />

der Bürgerkapelle St. Michael<br />

Eppan, miterlebt.<br />

„<br />

Sophie Pardatscher<br />

KulturFenster: Sophie, heute ist die<br />

Musik aus deinem Leben nicht mehr<br />

wegzudenken. Welche sind deine<br />

ersten musikalischen Erinnerungen?<br />

Sophie Pardatscher: Bereits als<br />

kleines Kind habe ich zahlreiche<br />

Auftritte meiner Heimatkapelle,<br />

der Bürgerkapelle St.<br />

Michael Eppan, miterlebt. Da<br />

meine Brüder Teil der Kapelle<br />

waren und auch heute noch<br />

sind, hat es für mich immer<br />

schon dazugehört, die verschiedenen<br />

Auftritte zu besuchen. Besonders<br />

gut kann ich mich an die vielen<br />

Josefikonzerte erinnern. Diese wurden<br />

stets aufgezeichnet und wir hörten uns<br />

noch zuhause die verschiedenen Aufnahmen<br />

an - so oft, bis ich die Stücke<br />

selbst mitsingen konnte.<br />

KF: Warum ist deine Wahl schließlich auf<br />

die Klarinette gefallen?<br />

Pardatscher: Ich wollte unbedingt in der<br />

Musikkapelle mitspielen. Als ich groß genug<br />

war, um ein Blasinstrument zu spielen,<br />

wusste ich zunächst<br />

nicht, für welches ich mich<br />

entscheiden sollte. Unser<br />

damaliger Kapellmeister war<br />

selbst Klarinettist und hatte meinen<br />

Eltern dasselbe Instrument für mich<br />

vorgeschlagen. So bin ich zur Klarinette<br />

gekommen.<br />

KF: Du bist also mit der Blasmusik aufgewachsen.<br />

Inwieweit haben dich die dort<br />

gesammelten Erfahrungen in deinem Werdegang<br />

unterstützt?<br />

Pardatscher: Die vielen Konzerte der Bürgerkapelle<br />

haben sicher dazu beigetragen,<br />

an Auftrittsroutine zu gewinnen. Ich<br />

durfte schon früh Soloparts übernehmen<br />

und dann auch ein Solokonzert spielen -<br />

das war ein besonderes Erlebnis. Zum anderen<br />

hat mir auch das Vereinsleben an<br />

sich immer sehr viel bedeutet: Ich habe<br />

viele Freunde in und rund um die Kapelle<br />

kennengelernt – gerade dieser soziale<br />

Aspekt hat mich sehr stark geprägt.<br />

KulturFenster<br />

48 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>


KF: Schon in jungen Jahren warst du immer<br />

wieder bei Wettbewerben erfolgreich.<br />

Wann hast du dich endgültig dafür entschieden,<br />

den Weg als Musikerin einzuschlagen?<br />

Pardatscher: Ich habe das Konservatorium<br />

zwar schon während meiner Oberschulzeit<br />

besucht, habe damals aber noch nicht<br />

das eindeutige Ziel verfolgt, Berufsmusikerin<br />

zu werden. Ich wollte mich einfach<br />

musikalisch weiterentwickeln und Zeit in<br />

meine Leidenschaft investieren. Bekräftigt<br />

hat mich die regelmäßige Teilnahme<br />

an Wettbewerben, zuerst auf nationaler,<br />

dann auf internationaler Ebene, stets mit<br />

Unterstützung meines Musikschullehrers<br />

Werner Mayr und meines Professors Roberto<br />

Gander. Diese Wettbewerbe haben<br />

mir stets neue Motivation verschafft und<br />

ein klares Ziel vor Augen geführt. Auch<br />

habe ich dort viel positives Feedback erhalten<br />

und mir ist klar geworden: Ich kann<br />

in dieser hart umkämpften Branche auf<br />

höchstem Niveau mithalten. Ich habe<br />

mich dann erst vergleichsweise spät, gegen<br />

Ende meiner Oberschulzeit, dafür entschieden,<br />

diesen Weg weiter zu gehen.<br />

KF: Was wäre dein „Plan B“ gewesen?<br />

Pardatscher: Da ich das Wissenschaftliche<br />

Lyzeum besucht habe, habe ich<br />

auch in Erwägung gezogen, Mathematik<br />

zu studieren.<br />

KF: Nach mehreren Jahren am Bozner<br />

Konservatorium ging es für dich nach Berlin.<br />

Kulturschock oder alles halb so wild?<br />

Pardatscher: Als Kulturschock würde ich es<br />

nicht bezeichnen. Ich wohne nicht mitten<br />

im Trubel, sondern in einer ruhigeren Gegend<br />

etwas außerhalb des Stadtzentrums.<br />

Auch habe ich mich an der Hochschule für<br />

Musik „Hanns Eisler“ und bei meinem Professor<br />

Martin Spangenberg gleich wohlgefühlt.<br />

Die Hochschule ähnelt beinahe einem<br />

kleinen Dorf, man kennt sich untereinander<br />

und fühlt sich in der Community sehr<br />

gut aufgehoben.<br />

KF: Im vergangenen Jahr hast du die Stelle<br />

an der renommierten Karajan-Akademie<br />

der Berliner Philharmoniker gewonnen.<br />

Wie läuft solch ein Bewerbungsverfahren<br />

eigentlich ab?<br />

Pardatscher: Die Bewerbung für die Karajan-Akademie<br />

lief eigentlich so ab,<br />

wie man sie auch von anderen Orchestern<br />

kennt: Auf eine schriftliche Bewerbung<br />

folgte das Probespiel, wo rund 25<br />

Klarinettist*innen zur Besetzung von zwei<br />

Akademiestellen eingeladen worden waren.<br />

Wir mussten zwei Solokonzerte und<br />

einige Stellen aus der Orchesterliteratur<br />

vorbereiten. Nach zwei Runden hat sich<br />

die Jury schließlich für mich und einen<br />

weiteren Klarinettisten entschieden. Darüber<br />

war ich natürlich überglücklich.<br />

KF: Wie groß war deine Aufregung beim<br />

Probespiel? Was hilft dir dabei, in solchen<br />

Situationen „cool“ zu bleiben?<br />

Pardatscher: Natürlich war ich sehr aufgeregt,<br />

worüber ich andererseits jedoch<br />

froh war, da ich in diesem Zustand meist<br />

besser spiele. Ich habe auch eingesehen,<br />

dass es kaum möglich ist, in so einer Situation<br />

wirklich „cool“ zu bleiben. Am Tag<br />

des Probespiels versuche ich jeglichen<br />

Stress zu vermeiden und den Tag ruhig<br />

zu gestalten. Im Moment des Auftritts versuche<br />

ich einfach alle negativen Gedanken<br />

um mich herum auszublenden. Stattdessen<br />

möchte ich den Moment und all<br />

das Adrenalin einfach nutzen, um Musik<br />

zu machen und mein Bestes geben. Das<br />

gelingt mir manchmal besser, manchmal<br />

schlechter. In dem Moment ist es mir offensichtlich<br />

gut gelungen.<br />

„<br />

Natürlich war ich sehr aufgeregt,<br />

worüber ich andererseits jedoch<br />

„<br />

froh war, da ich in diesem Zustand<br />

meist besser spiele.<br />

Sophie Pardatscher<br />

KF: Wie sieht dein Alltag in Berlin aus, vor<br />

allem in deiner Funktion als Akademistin?<br />

Pardatscher: Dieser besteht vor allen Dingen<br />

im Üben. Ich bin natürlich nicht bei<br />

jeder Orchesterphase dabei. Wenn ich bei<br />

einem Projekt dabei bin, so gibt es meist<br />

zwei Proben- und drei Konzerttage. Zudem<br />

nehme ich rund alle zwei Wochen Unterricht<br />

bei einem Mitglied der Klarinettengruppe.<br />

Außerdem gibt es noch laufend<br />

Kammermusikproduktionen oder Akademieprojekte,<br />

je nach Anlass.<br />

KF: Welcher war dein musikalisch bedeutsamster<br />

Moment in dieser Zeit?<br />

Pardatscher: Ich möchte die Zeit nicht auf<br />

einen Moment beschränken: Jedes Konzert<br />

ist ein unvergessliches Erlebnis. Von<br />

Mahlers 2. Sinfonie über Stravinskys „Le<br />

sacre du printemps“ bis hin zum Filmmusikkonzert<br />

unter der Leitung von John<br />

Williams waren viele berührende und unvergessliche<br />

Momente dabei.<br />

KF: Wie verbringst du deine Zeit am liebsten,<br />

wenn du nicht am Musizieren bist?<br />

Pardatscher: Ich unternehme am liebsten<br />

etwas mit meinen Studienkollegen, weil<br />

ich einfach gerne unter Leuten bin - irgendwie<br />

muss man die einsamen Stunden<br />

im Übezimmer ja kompensieren (lacht).<br />

KF: Wo siehst du dich in zehn Jahren?<br />

Pardatscher: Ich würde gerne eine Stelle<br />

im Orchester haben – am liebsten an der<br />

Solo-Klarinette in einer Stadt, wo ich mich<br />

rundum wohlfühle.<br />

KF: Welchen Ratschlag würdest du einem<br />

Jugendlichen geben, der oder die auch<br />

gerne den Weg als Musiker*in einschlagen<br />

würde?<br />

Pardatscher: Egal was, wie oder wann:<br />

Die Freude am Musizieren sollte immer<br />

im Mittelpunkt stehen. Bei all dem<br />

Druck, der in verschiedenen Situationen<br />

erwachsen kann und all den Gedanken,<br />

die in einem kreisen, sollte man immer<br />

versuchen, die Freude am Spielen nicht<br />

zu verlieren und die vielen besonderen<br />

Momente, die man durch die Musik erleben<br />

kann, zu genießen.<br />

Interview:<br />

Hannes Schrötter<br />

KulturFenster<br />

49 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>


15 Jahre Jugendblasorchester<br />

“ Jungschlern“<br />

Revivalkonzert zum Jubiläum<br />

Mit einem Revivalkonzert hielt das Jugendblasorchester „Jungschlern“ Rückschau auf die vergangenen 15 Jahre.<br />

Seit mittlerweile 15 Jahren verbindet das<br />

Jungendblasorchester „Jungschlern“ Musikbegeisterte<br />

aus dem gesamten Schlerngebiet.<br />

Beim Revivalkonzert, welches<br />

am Samstag, 19. Februar <strong>2022</strong>, in Völs<br />

stattfand, blickte das Orchester auf vergangene<br />

Projekte zurück.<br />

Knapp zwei Monate lang hatten sich<br />

rund 65 junge Musiker*innen der Musikkapellen<br />

Kastelruth, Seis, Völs, Völser<br />

Aicha und Tiers unter der Leitung von Samuel<br />

Vieider auf das Konzert vorbereitet.<br />

Obwohl die Organisation des Projektes<br />

2021/22 nicht einfach war - so musste<br />

beispielsweise nach einigen Wochen<br />

die komplette Konzertidee abgeändert<br />

und an die geltenden Coronabestimmungen<br />

angepasst werden – durften<br />

sich die Beteiligten am Konzertabend<br />

über einen vollbesetzten Saal im Völser<br />

Kulturhaus freuen.<br />

Das Programm beinhaltete musikalische<br />

Highlights aus den letzten 15 Jahren, und<br />

so wurden Werke, die bei vergangenen<br />

Projekten besonders viel Anklang fanden,<br />

erneut aufgeführt. Außerdem konnten für<br />

das Revivalkonzert ehemalige Mitwirkende<br />

gewonnen werden, anlässlich des Jubiläums<br />

wieder mit Jungschlern zusammenzuarbeiten:<br />

Martin Mayrl und Ralf Stefan<br />

Troger standen erneut am Dirigierpult und<br />

gaben gemeinsam mit Jungschlern jeweils<br />

ein Stück zum Besten. Karl Hofer und Kurt<br />

Silbernagl trugen mit einer Sage bzw. mit<br />

einer szenischen Einlage zum Programm<br />

bei und Franco Vallone (alias DG NG) erinnerte<br />

Publikum und Orchester an das<br />

Knapp zwei Monate lang hatten sich<br />

rund 65 junge Musiker*innen unter<br />

der Leitung von Samuel Vieider auf<br />

das Konzert vorbereitet.<br />

letzte Projekt „Jung(le)schlern“. Carmen<br />

Silbernagl und Florian Trocker führten als<br />

Moderatoren durch das Konzert und berichteten<br />

Kurioses aus den vergangenen<br />

15 Jahren des Orchesters.<br />

Auch in diesem Jahr darf Jungschlern auf<br />

ein gelungenes Konzert zurückblicken;<br />

ein besonderer Dank geht dabei an die<br />

Musikkapellen, Sponsoren, Mitwirkenden<br />

und Helfer, die zum Erfolg des Projektes<br />

beigetragen haben.<br />

Martin Malfertheiner<br />

KulturFenster<br />

50 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

Wenn schon etwas Neues,<br />

dann etwas Besseres…<br />

Probleme mit dem dritten Sektor<br />

Die „Neuordnung des Non-Profit-Bereiches“ in<br />

Italien ist im Jahre 2016 vom damaligen Ministerpräsidenten<br />

Matteo Renzi vorangetrieben<br />

und 2017 mit dem gesetzesvertretenden<br />

Dekret <strong>Nr</strong>. 117 „La Riforma del Terzo Settore“<br />

verabschiedet worden. Mit der neuen Regelung<br />

wollte man in erster Linie solchen Unternehmen,<br />

die sich als ehrenamtliche Organisationen<br />

deklariert und unter diesem Deckmantel bürokratische<br />

Erleichterungen und Steuervorteile<br />

verschafft hatten, einen Riegel vorschieben.<br />

Die Aktion der Regierung wäre grundsätzlich<br />

verständlich, wenn sie nicht – wie leider<br />

öfters geschehen – auch diesmal u.a. jene<br />

träfe, die keinen Anlass zu solchen Maßnahmen<br />

geboten haben und nun mit ins Korsett<br />

genommen werden.<br />

Und hier liegt schon der erste Problempunkt.<br />

Einige Vorschriften des neuen Gesetzes ziehen<br />

die Schlinge um die ehrenamtlich tätigen<br />

Organisationen insofern enger, als dass<br />

sie ungerechtfertigter Weise Unternehmen<br />

gleichgestellt werden, obwohl sie – im krassen<br />

Gegenteil – auf eine Gewinnabsicht verzichten<br />

und Einnahmen nur zur Aufrechterhaltung<br />

der institutionellen Tätigkeiten<br />

lukrieren. Und weil der Staat nun alles genau<br />

wissen will, muss vieles dokumentiert<br />

und notiert werden, was einen riesigen bürokratischen<br />

Neuaufwand - siehe Rechnungslegung,<br />

Vidimierung der Vereinslisten, Zugänge<br />

mit SPID, PEC-Adresse und digitaler<br />

Unterschrift, usw. – darstellt. Hierbei wird<br />

zwar wohl ein Unterschied zwischen Vereinen<br />

unter bzw. über 220.000 Euro jährlicher<br />

Einnahmen gemacht, obwohl Unternehmen<br />

erst bei einem viel höheren Grenzwert solches<br />

zu leisten haben. Wir haben bei uns in<br />

Südtirol viele kleine Vereine, die – abgesehen<br />

von einer besonderen Aktion zwischendurch,<br />

wenn sie vielleicht einmal ein Probelokal<br />

neu errichten – ein Budget von nicht<br />

einmal 50.000 Euro haben. Für solch kleine<br />

Vereine ist dieser bürokratische Mehraufwand<br />

einfach nicht gerechtfertigt!<br />

Ein zweites Problem stellt sich bei den Einnahmen<br />

aus Nebentätigkeiten, die laut Ministerialdekret<br />

die 30% der Gesamteinnahmen<br />

nicht überschreiten und nur gelegentlich<br />

durchgeführt werden dürften. Viele unserer<br />

Vereine veranstalten z.B. ein jährliches Fest,<br />

das ihnen meistens die Haupteinnahmen gewährleistet<br />

und mehr als den obigen Prozentsatz<br />

ausmacht. Wenn ein jährliches Fest<br />

nicht unter den Begriff „gelegentlich“, sondern<br />

unter „regelmäßig, kontinuierlich, …“<br />

fällt, würde der Verein aus dem Dritten Sektor<br />

herausfallen.<br />

Auch auf der Ebene der Dachverbände gibt<br />

es Schwierigkeiten mit dem GvD 117/2017.<br />

War der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) z.B. bisher ein „Verein zur Förderung<br />

des Gemeinwesens – VFG“, darf er mit dem<br />

neuen Gesetz dies nicht mehr sein; er muss<br />

sich als „Ehrenamtliche Organisation – EO“<br />

deklarieren, obwohl sich seine Haupttätigkeit<br />

an seine Mitglieder richtet, wie es im neuen<br />

Gesetz für einen VFG vorgesehen wäre. Eine<br />

große Diskrepanz!<br />

Als EO dürfte ein Verein/Verband auch nur<br />

eine Anzahl bezahlter Mitarbeiter im Ausmaß<br />

von 5% seiner Mitglieder haben. Bei einer<br />

Anzahl von 210 Musikkapellen wären das ca.<br />

10 Personen. Somit könnte der VSM, welcher<br />

auf den Bereich der Aus- und Weiterbildung<br />

seiner Mitglieder ein großes Augenmerk<br />

setzt und mit Lehrkräften, Referenten,<br />

Dozenten zusammenarbeitet, nicht mehr die<br />

benötigte Anzahl an Fachkräften beauftragen.<br />

Dieses Problem hat nicht nur der VSM.<br />

Ich könnte im Hinblick auf einige Artikel<br />

des „Terzo Settore“ noch weitere Probleme<br />

aufzählen. Statt deren Nennung will ich etwas<br />

ganz klar betonen: Es ist beileibe nicht<br />

so, dass diese Schwierigkeiten erst jetzt<br />

zur Sprache kommen! Wir haben sie<br />

der Landespolitik und den Vertretern<br />

in Rom schon vor der Pandemie<br />

im Jahre 2019 unterbreitet. Es<br />

gab zu Beginn des Jahres 2020 je<br />

eine Petition des Theaterverbandes<br />

und des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

mit dem Versprechen der Politik,<br />

aktiv zu werden. Leider wurden bisher<br />

keine positiven Resultate erzielt. Ich hoffe,<br />

dass es nicht zu spät ist, einige Regelungen<br />

umzuschreiben!<br />

Wir sollten uns klar vor Augen halten:<br />

➤ Das Ehrenamt ist in Südtirol ein nicht<br />

wegzudenkender Bereich, welcher einen<br />

enormen Reichtum in sozialer, kultureller<br />

und gesellschaftspolitischer Hinsicht<br />

darstellt. Es muss geschützt und ausgebaut<br />

werden!<br />

➤ Die (heimische) Politik sollte diesen Wert<br />

erkennen und alle Register ziehen, um<br />

weiterhin gute Voraussetzungen für ein<br />

effizientes und sinnvolles Arbeiten zu<br />

ermöglichen. Wenn wir wollen, dass wir<br />

in Zukunft junge Leute und Funktionäre<br />

zum ehrenamtlichen Anpacken in Vereinen<br />

und Verbänden bekommen, müssen<br />

wir ihnen weniger Bürokratie, mehr<br />

Wertschätzung für die ehrenamtliche Arbeit<br />

und größere Sicherheiten in verantwortungsvollen<br />

Ämtern anbieten.<br />

➤ Ein Herholen des Registers RUNTS in<br />

unsere Autonome Provinz Bozen wäre<br />

mehr als sinnvoll; aber damit allein ist<br />

es nicht getan! Besonderheiten unseres<br />

Landes müssen auch besondere Regelungen<br />

erhalten! Damit würden wir Vereinen<br />

Mut machen, sich in den „Dritten<br />

Sektor“ eintragen zu lassen.<br />

➤ Wir wissen genau, dass wir mit unseren<br />

Forderungen weder das Zivilgesetzbuch<br />

umschreiben noch die Steuerhoheit nach<br />

Südtirol herholen können. Dass aber die<br />

hier angesprochenen Themen und einige<br />

weitere in Südtirol gelöst werden<br />

könnten, kann auch nicht von der Hand<br />

gewiesen werden.<br />

„<br />

„<br />

Wenn wir durch den<br />

„Terzo Settore“ teilweise<br />

schon ein<br />

neues Kleid anziehen<br />

müssen, dann<br />

wollen wir ein besseres<br />

als das bisherige<br />

und keine Verschlechterung.<br />

Pepi Fauster<br />

VSM-Obmann<br />

KulturFenster<br />

51 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

Die „Musik in Bewegung“ ist ein Kernelement<br />

der Blasmusik. Gerade deshalb<br />

wollen wir das Jubiläum „70 Jahre ÖBV“<br />

auch in diesem Bereich zu eurem Jubiläum<br />

machen – auch wenn wir letztes<br />

Jahr schon gefeiert haben; wir feiern<br />

einfach weiter.<br />

Marschieren – filmen – gewinnen<br />

ÖBV-Videowettbewerb<br />

Was ist zu tun?<br />

➤ Plant für euren Auftritt eine Sequenz<br />

zum Thema „70 Jahre ÖBV“ (keine<br />

zeitlichen Vorgaben).<br />

➤ Nehmt sie auf und schickt das Video<br />

an den ÖBV.<br />

Die drei besten Einsendungen werden<br />

von einer Fachjury prämiert – es warten<br />

tolle Preise! Alle Einsendungen werden<br />

auf der ÖBV-Homepage und in der<br />

„Österreichischen Blasmusikzeitung“<br />

präsentiert.<br />

Einsendeschluss: 31.10.<strong>2022</strong><br />

Weitere Informationen bei VSM-Verbandsstabführer<br />

Klaus Fischnaller:<br />

Tel. 335 5690305<br />

klaus.fischnaller@vsm.bz.it<br />

Erik Brugger<br />

Bundesstabführer im ÖBV<br />

Gebet für die Ukraine<br />

Kostenloser Noten-Download<br />

Das „Gebet für die Ukraine“ (Prayer for Ukraine)<br />

ist ein patriotisches Lied, das 1885<br />

erschien und zum Kirchenlied und zur geistlichen<br />

Hymne wurde. Den Text verfasste<br />

Oleksndr Konyskj, Melodie und Chorsatz<br />

schrieb Mykola Lysenko.<br />

Das Lied wird in der Ukraine regelmäßig<br />

zum Abschluss von Gottesdiensten gesungen.<br />

Als Zeichen der Solidarität mit dem Ukrainischen<br />

Volk und des Protests gegen den<br />

russischen Einmarsch bietet der Musikverlag<br />

Reinau den Notensatz für 4-stimmige variable<br />

Besetzung sowie für großes Blasorchester<br />

kostenlos zum Herunterladen auf seiner<br />

Homepage www.musikverlag-reinau.de an.<br />

Auch die Ukrainische Nationalhymne steht<br />

als 4-stimmiger Bläsersatz zur Verfügung.<br />

Zudem sind im Blasmusikblog von Alexandra<br />

Link unter „Musizieren für den<br />

Frieden“ Noten – u.a. zum Kanon „Dona<br />

Nobis Pacem“ – als Gratis-Download sowie<br />

eine Liste von 75 Orchesterwerken „für<br />

den Frieden" verfügbar.<br />

Stephan Niederegger<br />

„Gebet für die Ukraine“ – eine musikalische<br />

Solidaritätserklärung mit einem<br />

Volk und Land in Not<br />

KulturFenster<br />

52 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


gehört & gesehen<br />

Die k.u.k. Militärmusik in Bozen<br />

Zwischen Tag-Reveille und Zapfenstreich –<br />

ein Resümee von Klaus Bragagna<br />

Die Kapelle des 2. Tiroler Kaiserjäger-Regiments bei einem Platzkonzert am 24. Juni 1914 in Haslach/Bozen. Zweiter von rechts in der<br />

ersten Reihe ist Cyrill Deutsch, der spätere Gründungskapellmeister der Musikkapelle Zwölfmalgreien. Foto: Nachlass Cyrill Deutsch<br />

Von Bläserklängen in der Talferstadt berichtet<br />

„Der Schlern“ in der aktuellen März-<br />

Ausgabe. Klaus Bragagna hat darin die Bedeutung<br />

der Auftritte der k.u.k. Militärmusik<br />

im Spiegel der Berichterstattung der lokalen<br />

Presse analysiert und dafür zahlreiche<br />

Quellen ausgewertet. Mit freundlicher Genehmigung<br />

des Verlags veröffentlichen wir<br />

im Folgenden das Resümee seiner Analyse.<br />

Militärmusik<br />

nicht nur für’s Militär<br />

Die Mitte des 19. Jahrhunderts durchgeführte<br />

Reform des Heeresmusikwesens<br />

mit der damit verbundenen Erhöhung<br />

der Anzahl der aktiven Musiker und<br />

die Festlegung der Besetzung auf Holz-,<br />

Blech- und Schlaginstrumente hatte eine<br />

Entwicklung in der österreichisch-ungarischen<br />

Militärmusik angestoßen, die, begünstigt<br />

von technischen Innovationen<br />

im Instrumentenbau, eine Neudefinition<br />

des Repertoires ermöglichte und den Militärkapellen<br />

zusätzliche Auftrittsmöglichkeiten<br />

eröffnete.<br />

Militärkapellen an allen Standorten quer<br />

durch die gesamte Monarchie weiteten ihre<br />

musikalische Tätigkeit über die institutionellen,<br />

im Dienst von Heer und Staat stehenden<br />

Verpflichtungen aus, und drangen<br />

mit großem Erfolg in zivile Bereiche vor,<br />

wo sie mitunter nicht-militärische Musikformationen<br />

„vom Markt“ drängten, oder<br />

sie zumindest in die zweite Reihe verwiesen.<br />

Dies umso mehr, als die Militärmusiker<br />

sowohl je ein Blas- als auch ein<br />

Streichinstrument zu beherrschen hatten<br />

und dadurch die Palette der Auftrittsmöglichkeiten<br />

auf alle Bereiche des gesellschaftlichen<br />

Lebens, von patriotischen<br />

und kirchlichen Festivitäten über Vereinsfeiern,<br />

Einweihungen und Empfänge,<br />

Platzkonzerte und Tanzveranstaltungen,<br />

Ständchen und Umzüge bis hin zu vertraglichen<br />

Verpflichtungen als Kurmusik<br />

ausgeweitet werden konnte.<br />

Beim breiten Publikum fanden die Militärmusiken<br />

großen Anklang, sorgten sie<br />

doch für die adäquate Begleitmusik zu jenem<br />

auf Heer und Kirche gestützten iden-<br />

KulturFenster<br />

53 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


gehört & gesehen<br />

mit Österreich 1863, das Landesschützenfest<br />

zum 40. Regierungsjubiläum Kaiser<br />

Franz Josephs 1888, die Enthüllung des<br />

Waltherdenkmals 1889 oder das Pontifikalamt<br />

zum 50. Priesterjubiläum von<br />

Papst Pius X. 1908, die in maßgeblicher<br />

Weise von Militärkapellen mitgestaltet wurden,<br />

waren Ausdruck einer systemerhaltenden<br />

und patriotismusgetränkten Festkultur.<br />

„Für politische Inszenierungen oder<br />

gesellschaftliche Rituale war Musik also<br />

nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern<br />

sie überhöhte wichtige Ereignisse<br />

und Prozesse, indem sie ihnen Emotionalität<br />

und Wärme verlieh und dadurch<br />

ihre Wirkung vergrößerte.“ 1 Dabei waren<br />

es wohl vor allem immer wieder gespielte<br />

Stücke, wie die Volkshymne und der „Radetzkymarsch“,<br />

die eindeutige politische<br />

und identitätsstiftende Botschaften aussandten<br />

und „Armee und Gesellschaft zu<br />

einer homogenen Gruppe, die als solche<br />

geschlossen in den Krieg zog“ 2 formten.<br />

„Bozner Zeitung“ und<br />

„Bozner Nachrichten“<br />

Die Militärmusik war eine feste Größe im Musikleben Bozens. Neben den regelmäßigen<br />

Konzerten auf öffentlichen Plätzen und in Gaststätten bestritt sie aber auch zahlreiche Auftritte<br />

bei Festen und Feiern von Vereinen und stellte sich somit in den Dienst der Bürgerschaft.<br />

In Ihrer Ausgabe vom 31. März 1901 kündigten die „Bozner Nachrichten“ gleich<br />

vier Militärkonzerte an.<br />

Die beiden führenden lokalen Zeitungen<br />

– die deutsch-freiheitliche und antiklerikale<br />

„Bozner Zeitung“ und die moderateren<br />

„Bozner Nachrichten“ – waren<br />

den Militärkapellen grundsätzlich gewogen<br />

und berichteten regelmäßig, ausführlich<br />

und meist wohlwollend über deren<br />

Auftritte. Sie vermitteln auf diese Weise<br />

einen umfassenden Eindruck vom Stellenwert<br />

der Militärmusik in der Bozner<br />

Zivilgesellschaft. Zudem wurden Militärkonzerte<br />

von den privaten Veranstaltern<br />

häufig in bezahlten Anzeigen im Inseratenteil<br />

angekündigt.<br />

Die Konkurrenz zwischen Militärmusik<br />

und zivilen Kapellen führte auch in Bozen<br />

gelegentlich zu Spannungen. Bei der<br />

Vergabe der Kurmusik oder auch bei der<br />

Bereitstellung von Ballmusik während des<br />

veranstaltungsreichen Bozner Faschings<br />

unterboten Militärkapellen wiederholt lokale<br />

Orchester und schürten so Existenzängste<br />

bei den zivilen Musikern, die um<br />

ihr Einkommen bangen mussten. Selbst<br />

Eingaben an das Kriegsministerium und<br />

spaltenlange Stellungnahmen des österreichisch-ungarischen<br />

Musikerverbandes<br />

gegen die „ungehörige gewerbliche Thätigkeit<br />

der Militärcapellen“ änderten aber<br />

nichts an deren extensivem Musizieren für<br />

ein ziviles, militärbegeistertes Publikum.<br />

titätsstiftenden habsburgischen Patriotismus,<br />

der die „Welt von gestern“ als von<br />

Gottes Gnaden und somit als unumstößlich<br />

inszenierte. Besonders Großveranstaltungen<br />

wie beispielsweise die Kaiser-<br />

Geburtstage, die Festlichkeiten anlässlich<br />

der 500-Jahr-Feier der Vereinigung Tirols<br />

Begeisterung und<br />

kritische Stimmen<br />

Der aus Liebhaber-Musikanten bestehenden<br />

Bozner Feuerwehrkapelle wurden die<br />

Militärkapellen von den Zeitungen gerne<br />

als Vorbild hingestellt. Dass dabei stets<br />

auf die überragenden (und somit unein-<br />

KulturFenster<br />

54 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

holbaren) Qualitätsvorsprünge der Militärmusik<br />

hingewiesen wurde, kann kaum sehr<br />

motivierend auf die Musikanten der Feuerwehrkapelle<br />

gewirkt haben, ebenso die<br />

Tatsache, dass die Militärkapellen schon<br />

allein wegen ihrer ständigen Verfügbarkeit<br />

bei so gut wie allen zivilen Anlässen<br />

die „erste Geige“ spielten und die zivile<br />

Kapelle an den Rand der öffentlichen<br />

Wahrnehmung drängten. Und war gerade<br />

einmal keine Militärkapelle in Bozen verfügbar,<br />

wurde nicht gezögert, eine solche<br />

aus Trient oder Innsbruck anzuheuern.<br />

Bei aller Begeisterung für die Militärkapellen<br />

gab es aber durchaus auch kritische<br />

Stimmen, die in der vollständigen<br />

Vereinnahmung der zivilen Musikkultur<br />

den vom Staat im Bewusstsein der „manipulativen<br />

Wirkung von Musik“ 3 betriebenen<br />

Versuch sahen, der Militarisierung<br />

der Gesellschaft Vorschub zu leisten. „Die<br />

Sublimierung des Militärischen durch die<br />

Regimentsmusik bewirkte im kollektiven<br />

Unbewussten eine ähnliche Akzeptanz<br />

der Kriegsbegriffe, wie die Umgangssprache<br />

im Wohlklang der Worte ‚Grenadier‘,<br />

‚Musketier‘, ‚Kavalier‘ den brutalen<br />

Granatenwurf, den tödlichen Musketenstich<br />

und die Schlacht mit Ross und Reiter<br />

veredelte und aus dem Horrorkabinett<br />

kriegerischer Gräueltaten erlöste.<br />

Was die wohlklingenden Begriffe Husar,<br />

Schütze, Dragoner an Todbringendem verbargen,<br />

verklärten die Harmonie der Akkorde<br />

und der wohltuende Gleichschritt<br />

des Marsches.“ 4<br />

Die „zivilen Kapellmeister“<br />

in der Militärmusik<br />

3 Heft 3<br />

DER SCHLERN 96/<strong>2022</strong> Heft<br />

Poste Italiane SpA – Versand im Postabonnement – ges. Dekr. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 <strong>Nr</strong>. 46) Art. 1, Komma 1, CNS Bozen – GEBÜHR BEZAHLT/TAXE PERCUE – 22,00 €<br />

96/<strong>2022</strong><br />

seit 1920<br />

Zwischen Tag-Reveille<br />

und Zapfenstreich<br />

Zur Rolle der k.(u.) k. Militärmusik im öffentlichen<br />

Leben Bozens im Spiegel der lokalen Presse<br />

Der in Gries wohnhafte Dr. Hermann Eichborn<br />

positionierte sich unmissverständlich<br />

in dieser Frage und legte seine Kritik in<br />

der 1909 erschienen Streitschrift „Militarismus<br />

und Musik“ dar. Darin konstatiert<br />

er auch das Schwinden der Kritikfähigkeit<br />

angesichts des „Zaubers der Montur“.<br />

5 Allerdings war sein bereits 1894 in<br />

der „Bozner Zeitung“ erschienenes Pamphlet<br />

gegen die „kriecherischen Schmeicheleien“<br />

zu Gunsten „einer besäbelten,<br />

und bunthosigen Kapelle“ nicht ganz frei<br />

von Eigennutz: die in Bozen stationierte<br />

Militärkapelle hatte die Vereinskapelle des<br />

Dr. Eichborn bei der Vergabe der Kurmusik<br />

unterboten und den Zuschlag erhalten.<br />

Wollte man aber das Wesen der Militärmusik<br />

allein an Militarismus und Patriotismus<br />

festmachen, bedeutete dies eine<br />

unzulässige Vereinfachung des Phänomens.<br />

Die außerdienstliche Verwendung<br />

der Militärkapellen war 1886 vom Kriegsministerium<br />

in sehr restriktiver Weise geregelt<br />

worden 4 und musste jedes Mal vom<br />

Regimentskommando genehmigt werden.<br />

Allerdings wurden diese Einschränkungen<br />

in den Garnisonen wohl kaum sehr<br />

ernst genommen. Im gesamten hier untersuchten<br />

Zeitraum ist nur ein einziger<br />

Fall dokumentiert, in dem diese Genehmigung<br />

zunächst verweigert, schließlich<br />

aber doch erteilt wurde. Somit kann angenommen<br />

werden, dass die zivilen Kapellmeister,<br />

die ja die bestimmende Kraft<br />

in den Militärmusiken waren, weitgehend<br />

freie Hand in der Übernahme von musikalischen<br />

Verpflichtungen hatten und sich<br />

dabei wohl sehr oft von kommerziellen<br />

Aspekten leiten ließen. Zum einen war<br />

die fi nanzielle Ausstattung der Militärkapellen<br />

seitens des Staates recht spärlich,<br />

zum anderen waren die Kapellmeister an<br />

den durch außerdienstliche Auftritte generierten<br />

Einnahmen beteiligt. So entwickelten<br />

sich die Militärkapellen zu einem<br />

zivilen Unterhaltungsmedium, das sich<br />

wohl auch auf Grund des größtenteils zivilen<br />

Repertoires jenseits staatlicher Einflussnahme<br />

positionierte. „Wenn Militärmusiker<br />

unsichtbar im Orchestergraben<br />

„Der Schlern“ mit<br />

der ausführlichen<br />

Abhandlung ist im<br />

Zeitungshandel sowie<br />

online erhältlich:<br />

eines Theaters spielten, war deren Militärzugehörigkeit<br />

bedeutungslos. In solchen<br />

Situationen greift […] kein Militarismuskonzept<br />

mehr, in solchen Situationen<br />

wurde die Militärmusik vom Bürgertum<br />

vereinnahmt und kurzzeitig ein Teil der<br />

zivilen Welt.“<br />

Klaus Bragagna<br />

1 Scheiring, Martin: Musik in Uniform 1914-1918, Militärmusik<br />

und Soldatenlieder in der k. u. k. Armee<br />

während des Ersten Weltkriegs. Mit einer fachdidaktischen<br />

Umsetzung für den Unterricht, Diplomarbeit,<br />

Innsbruck 2013, S. 17.<br />

2 Scheiring, Martin: ebd. S. 45.<br />

3 Vgl. Kotter, Simon: Die k. (u.) k. Militärmusik: Bindeglied<br />

zwischen Armee und Gesellschaft? [online],<br />

Augsburg, Univ., 2015, S. 117.<br />

4 Stuppner, Hubert: Musik und Gesellschaft in Südtirol,<br />

Band 1, Bozen 1800-2000, S. 327 f., Bozen 2009.<br />

5 Vgl. Kotter, Simon: ebd. S. 115 f.<br />

6 Zirkular-Verordnung vom 6. Juli 1886, Punkt 1: „Die<br />

außer-dienstliche Verwendung der Militär-Musiken<br />

an öffentlichen Orten ist nur unter der Bedingung<br />

gestattet, dass denselben unter allen Verhältnissen<br />

der Charakter einer militärischen Institution gewahrt<br />

bleibe. Sie ist grundsätzlich nur dann zulässig, wenn<br />

die Veranlassung, beziehungsweise Gelegenheit, zu<br />

welcher die Musik angesprochen wird, weder einen<br />

politischen Charakter an sich trägt, noch sich hiebei<br />

demonstrative Kundgebungen voraussetzen lassen.<br />

An Festlichkeiten oder Demonstrationen politischer<br />

Tendenz dürfen sich Militär-Musiken nicht<br />

betheiligen.“ zitiert nach Kotter, Simon: ebd. S. 60.<br />

7 Kotter, Simon: ebd. S. 120.<br />

KulturFenster<br />

55 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


hinausgeblickt<br />

gehört & gesehen<br />

Musik in kleinen Gruppen<br />

13. Landesmusikwettbewerb<br />

in Auer – neuer Termin<br />

https://vsm.bz.it<br />

14.05.<strong>2022</strong><br />

Mit Spielfreude<br />

und Begeisterung<br />

37. Festkonzert der Bürgerkapelle Schlanders<br />

Beim 37. Festkonzert der Bürgerkapelle Schlanders sorgte die Oboistin Julia Horrer mit dem Tango „Oblivion“ von Astor Piazzolla<br />

für Gänsehautfeeling.<br />

© Foto Wieser<br />

Wenn die Bürgerkapelle Schlanders zum<br />

Festkonzert einlädt, kann sich das Publikum<br />

immer auf etwas Besonderes freuen.<br />

Beim heurigen Konzert gab es gleich mehrere<br />

Gründe dafür: Es ist eines der ersten<br />

Blasmusikkonzerte nach der zweijährigen<br />

Corona-Pause und damit für die Zuhörerinnen<br />

und Zuhörer ein wohltuendes Signal<br />

in Richtung Normalität. Zudem traten die<br />

rund 60 Musikantinnen und Musikanten<br />

erstmals in schwarzer Kleidung auf, „um<br />

dem Festkonzert auch optisch eine besondere<br />

Note zu geben“ – die blaue Krawatte<br />

der Musikanten und der blaue Schal der<br />

Musikantinnen bildet dabei den farbigen<br />

Bezug zum Gemeindewappen. Weiters eröffnete<br />

die Bürgerkapelle mit dem Konzert<br />

das Jubiläum ihres Kapellmeisters Georg<br />

Horrer, der seit nunmehr 30 Jahren am<br />

Dirigentenpult steht. Wer den „Maestro“<br />

kennt, der weiß, dass er sich nie mit musikalischer<br />

Konfektionsware zufrieden gibt,<br />

sondern stets nach qualitativ hochwertiger<br />

Literatur sucht.<br />

Dementsprechend stand zum Konzertauftakt<br />

auch kein Geringerer als Alfred<br />

Reed, der „Großmeister der Blasmusik“,<br />

auf dem Programm. Mit „Alleluia! Laudamus<br />

Te“, einem Lobgesang ohne Worte,<br />

präsentierte sich die Bürgerkapelle mit<br />

strahlenden Blechbläsern, einem sehr sinfonischen<br />

Klang und einer klaren Artikulation<br />

– und nahm damit vorweg, auf was<br />

sich die Zuhörer*innen im weiteren Konzertverlauf<br />

freuen durften. Mit „The Graces<br />

of Love“ (Die Anmut der Liebe) zitiert<br />

Oliver Waespi die höfische Tanzkunst von<br />

Cesare Negri, einem berühmten Tanzmeister<br />

der Renaissance. Dabei gelingt<br />

es den Akteuren auf der Bühne, durch<br />

ihr sehr diszipliniertes Spiel beim Zuhörer<br />

Bilder von graziösen Bällen am Mailänder<br />

Hof vor dem geistigen Auge zu projizieren.<br />

So wie die nie zurückhaltenden,<br />

auffallenden und distanzierten Tanzmuster<br />

der damaligen Zeit, fehlen dieser Musik<br />

zwangsläufig auch die emotionalen Spannungsmomente.<br />

Einmal mehr setzt der<br />

Kapellmeister die einzelnen Register und<br />

Solisten gekonnt in Szene und lässt sie<br />

immer wieder kammermusikalisch musizieren.<br />

Der „Children's March“ aus dem<br />

Jahr 1919 von Percy Aldridge Grainger ist<br />

KulturFenster<br />

56 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Redaktionsschluss für<br />

Blasmusik<br />

„<br />

Wer den "Maestro" Georg Horrer<br />

kennt, der weiß, dass er sich nie mit<br />

„<br />

musikalischer Konfektionsware zufrieden<br />

gibt, sondern stets nach qualitativ<br />

hochwertiger Literatur sucht.<br />

ebenso untypisch wie einzigartig, zählt er<br />

doch als eines der ersten Werke für Blasorchester<br />

und Klavier. Allerdings überzeugt<br />

die Instrumentation nicht, da der<br />

Klavierpart im Orchestertutti untergeht –<br />

wohl auch, weil das Klavier nicht vor dem<br />

Orchester, sondern sehr ungünstig hinten<br />

links „versteckt“ war. Daran kann auch<br />

die Schlusspointe nichts ändern, wenn<br />

gemäß der Anweisung des Komponisten<br />

eine Saite des Klaviers mit einem Marimbaphonschlägel<br />

angeschlagen wird.<br />

Der zweite Konzertteil wird mit dem John-<br />

Philip-Sousa-Marsch „The Beau Ideal“ eröffnet<br />

und leitet zur Unterhaltungsmusik<br />

über. Für diesen ursprünglich für Brass-<br />

Band geschriebenen Marsch wählt Horrer<br />

bewusst ein ungewohnt langsames<br />

Tempo. Wenn man in den Aufführungspraktiken<br />

stöbert, findet man dafür auch<br />

die entsprechende Rechtfertigung, denn<br />

„nicht jeder amerikanische Marsch wurde<br />

schnell gespielt“, erklärt er. Dennoch lässt<br />

die sehr sinfonische und disziplinierte<br />

Spielweise der Schlanderser den „scharfen<br />

Biss“ der amerikanischen Marchingbands<br />

vermissen.<br />

Die Oboistin Julia Horrer verzaubert das<br />

Publikum mit dem berühmten Tango „Oblivion“<br />

von Astor Piazzolla. Geschmeidig und<br />

mit lyrischen Nuancen kokettiert die Solistin<br />

mit dem – manchmal zu dominanten<br />

– Begleitorchester und verzaubert das Publikum<br />

mit dem Klang ihres Instrumentes.<br />

Filmmusik eignet sich sehr gut für Blasorchester.<br />

Das beweist einmal mehr die<br />

Ouvertüre „The Cowboys“ von John Williams<br />

aus der Filmmusik zum gleichnamigen<br />

Film von 1972 mit John Wayne in<br />

der Hauptrolle. Dem Arrangeur James<br />

(Jim) Curnow, seines Zeichens ein renommierter<br />

Komponist und Musikpädagoge,<br />

gelingt es, diese ausdrucksstarke<br />

Musik auf das Medium Blasorchester zu<br />

übertragen. Die Bürgerkapelle entführt<br />

das Publikum mit spektakulären Klangbildern,<br />

mitreißenden Rhythmen und lyrischen<br />

Melodien in die Welt des Wilden<br />

Westens. Spätestens bei den abschließenden<br />

Discomelodien „Disco Kid“ von<br />

Osamu Shoij und der ersten Zugabe, einem<br />

Charleston-Medley von Stefan Schwalgin<br />

aus Melodien der „verrückten“ 1920er-<br />

Jahre sind die Spielfreude und Begeisterung<br />

der Musikantinnen und Musikanten<br />

fast ungebremst. Der Marsch „Viribus<br />

Unitis – Mit vereinten Kräften“ von Josef<br />

Bach setzt den krönenden Schlusspunkt<br />

auf dieses Konzerterlebnis und steht vielleicht<br />

auch symbolisch für die Aufbruchstimmung<br />

nach Corona.<br />

Stephan Niederegger<br />

Obmann Martin Ratschiller (rechts) gratulierte Kapellmeister Georg Horrer zum 30-jährigen<br />

Dienstjubiläum: „Wir sind dankbar und stolz, dich an unserer Seite zu wissen.“<br />

© Foto Wieser<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />

senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 13. Mai <strong>2022</strong><br />

KulturFenster<br />

57 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


komponiert<br />

„Ujöp da Oies – Josef von Oies“<br />

Das Musical über den heiligen Josef Freinademetz von Antonio Rossi<br />

Der Komponist<br />

Antonio Rossi wurde 1964 in Pieve di Cadore<br />

(Belluno) geboren. Er diplomierte am<br />

Konservatorium von Padua in Trompete und<br />

am Konservatorium von Trient in Blasorchesterinstrumentation<br />

unter der Leitung<br />

von Maestro Daniele Carnevali. Anschließend<br />

besuchte er Seminare bei André<br />

Waignein, Jan van der Roost, Franco Cesarini,<br />

Fulvio Creux und Daniele Carnevali.<br />

Er spielte in verschiedenen Kammermusikensembles<br />

Venetiens und trat als Solist<br />

und in Orchestern im Rahmen seiner nationalen<br />

und internationalen Konzerttätigkeit<br />

auf. Er war auch als Jazzmusiker tätig<br />

in zahlreichen Formationen, von Trios<br />

bis hin zu Big Bands.<br />

Von 1995 bis 2014 dirigierte er den Musikverein<br />

„Corpo Musicale di Cortina<br />

d’Ampezzo“ und war von 2010 bis 2016<br />

Direktor und Kursleiter der „Young Band“<br />

in Cortina d'Ampezzo.<br />

Als Komponist hat er Preise bei verschiedenen<br />

nationalen Kompositionswettbewerben<br />

gewonnen und Auftragswerke komponiert.<br />

Seine Kompositionen wurden bei<br />

nationalen und internationalen Wettbewerben<br />

für Bands gespielt.<br />

Mehrere Jahre unterrichtete er an verschiedenen<br />

Musikschulen in der Provinz<br />

Belluno. Seit 2004 unterrichtet er Musik<br />

an Mittelschulen und hat<br />

seit 2015 den Lehrstuhl<br />

für Musikunterricht<br />

am „Istituto<br />

Comprensivo di Cortina<br />

d'Ampezzo“ inne.<br />

Antonio Rossi hat zahlreiche Originalkompositionen<br />

für Band, Märsche, Transkriptionen<br />

klassischer Werke sowie Werke<br />

für Jugendorchester veröffentlicht. Die<br />

wohl wichtigste seiner Kompositionen ist<br />

„Marco Polo“ – für Sprecher und Band, in<br />

der die Geschichte des berühmten venezianischen<br />

Kaufmanns erzählt wird. Dieses<br />

Werk wurde mittlerweile in vier Sprachen<br />

übersetzt.<br />

Alle seine Kompositionen werden vom Musikverlag<br />

Scomegna veröffentlicht:<br />

https://scomegna.com/it/i-nostricompositori/427-antonio-rossi<br />

Einige Video-Partituren<br />

➤ https://youtu.be/rC_uDDvUk3E<br />

(Kepler 452b)<br />

➤ https://youtu.be/s3IwUWyd0rw<br />

(Tiera ladina)<br />

➤ https://youtu.be/Haqz-o9ZCiw<br />

(Civitas)<br />

➤ https://youtu.be/rBta2p6_F4g<br />

(Red Mountains)<br />

➤ https://youtu.be/Bd_HBDGdI1c<br />

(Marco Polo)<br />

Antonio Rossi<br />

zum Werk befragt<br />

KulturFenster: Wie ist das Werk entstanden?<br />

Antonio Rossi: Zuerst las ich verschiedene<br />

Publikationen über Ujöps Leben. Daraufhin<br />

zeichnete ich eine Zeitleiste, die sich auf<br />

die wichtigsten Momente konzentrierte.<br />

Später skizzierte ich kurze musikalische<br />

Ideen, um diese Momente zu beschreiben.<br />

KF: Wie sind Sie beim Schreiben der Musik<br />

vorgegangen?<br />

Rossi: Nach der ersten Phase des Studiums<br />

und der Komposition verglich ich<br />

meine musikalischen Ideen mit den erzählerischen<br />

und szenischen Ideen der<br />

anderen Autoren und erstellte darauf eine<br />

endgültige Partitur. Gleichzeitig mit dieser<br />

Arbeit habe ich die Melodien zum Libretto<br />

komponiert.<br />

KF: Was bedeutet für Sie der heilige Ujöp?<br />

Rossi: Die Recherche über den Heiligen<br />

von Oies und die musikalische Auseinandersetzung<br />

mit seinem Leben und Wirken<br />

war für mich eine sehr schöne Erfahrung,<br />

die mir so viel gegeben hat! Der<br />

heilige Ujöp war ein außergewöhnlicher<br />

Missionar, großzügig und immer bereit,<br />

sich selbst aufzugeben, um anderen zu<br />

helfen. Ich kann sagen, dass ich sofort<br />

ein gutes Gefühl hatte, das mich dazu<br />

brachte, die Orte, an denen er lebte, seine<br />

Persönlichkeit, die glücklichen und die<br />

dramatischen Momente seines Lebens<br />

mit Spontaneität und Unmittelbarkeit zu<br />

beschreiben.<br />

Das Musical - von der Idee<br />

zum Projekt<br />

Das Gadertal hat das Glück, einen Heiligen<br />

zu haben, der in unserer Gegend,<br />

aber auch außerhalb, verehrt wird. Das<br />

ganze Jahr hindurch pilgern Menschen<br />

hierher, die sich dieser großen Persönlichkeit<br />

anvertrauen.<br />

Um sich noch mehr der Persönlichkeit<br />

dieses Heiligen bewusst zu werden, hat<br />

die Musikkapelle Abtei/Badia zusammen<br />

mit dem Jugenddienst Gadertal die Initiative<br />

zu einem Musiktheater über das Leben<br />

des heiligen Ujöp von Oies gestartet.<br />

Es handelt sich um ein wertvolles kulturelles,<br />

aber auch geistliches Projekt,<br />

Der Belluneser Komponist Antonio Rossi<br />

hat die Lebensgeschichte des hl. Josef<br />

Freinademetz in Musik „gegossen“.<br />

KulturFenster<br />

58<br />

02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

Beim Geburtshaus des Heiligen, auf historischem<br />

Boden, kommt das Musical<br />

„Ujöp da Oies – Josef von Oies“ zur Uraufführung.<br />

Die dramatischen Momente im Leben des<br />

China-Missionars mit Spontaneität und<br />

Unmittelbarkeit zu beschreiben, war das<br />

Hauptanliegen des Komponisten.<br />

Mit vereinten Kräften und großem Einsatz<br />

wird von allen Beteiligten auf die Uraufführung<br />

hingearbeitet – im Bild die Momentaufnahme<br />

einer Probe.<br />

welches die Geschichte und die Gedanken<br />

des Heiligen darstellen soll. Das Theaterstück<br />

basiert auf einer genauen Erforschung<br />

historischer Dokumente und<br />

Biographien, die uns einen Menschen<br />

näherbringen, der sehr mutig und erfolgreich<br />

war, aber auch von Niederlagen<br />

nicht verschont wurde.<br />

Die Theaterszenen und die Erzählung präsentieren<br />

anhand von Liedern und musikalischen<br />

Einlagen die Lebensgeschichte<br />

des Ujöp Freinademetz: von Oies bis<br />

China, wie er zum Heiligen wurde. Sein<br />

geistiges Testament, der zentrale Gedanke<br />

des Stückes, überlebt die Zeit und ist aktueller<br />

denn je.<br />

Von der Produktion zu den<br />

Aufführungen<br />

Die Produktion dieses Musiktheaters liegt<br />

in der Hand von Personen aus Ladinien.<br />

Das Stück wurde von Carlo Suani aus<br />

St. Vigil in Enneberg verfasst, die Musik<br />

stammt von Antonio Rossi aus Cortina<br />

d’Ampezzo. Valentina Kastlunger aus St.<br />

Vigil in Enneberg führt Regie zusammen<br />

mit Bernardetta Nagler aus Wengen. Die<br />

musikalische Leitung liegt in den Händen<br />

von Fridl Pescoller aus Abtei und Bruno<br />

Rives aus St. Martin in Thurn. Das Bühnenbild<br />

und die Kostüme werden von Ursula<br />

Tavella aus Wengen geschaffen, Anastasia<br />

Kostner aus Gröden gestaltet die<br />

Choreografien des Musiktheaters. Neben<br />

der rund 70-köpfigen Musikkapelle Abtei/Badia<br />

werden weitere rund 50 Spieler<br />

und Sänger zwischen 7 und 70 Jahren<br />

aus dem gesamten Tal auftreten. Zusätzlich<br />

sind noch viele Mitarbeiter*innen hinter<br />

den Kulissen beteiligt.<br />

Diese theatralisch–musikalische<br />

Darstellung wird in ladinischer<br />

Muttersprache, in<br />

einem suggestiven und originalen<br />

Umfeld – Oies, dem<br />

Geburtsort des Heiligen Ujöp<br />

Freinademetz – aufgeführt. Zudem<br />

wird es die Möglichkeit<br />

geben, die Aufführung auch<br />

in deutscher oder italienischer<br />

Sprache zu verfolgen.<br />

Philipp Lerchegger &<br />

Stefanie Burchia<br />

Musikkapelle Abtei /<br />

Müjiga de Badia<br />

Insgesamt sind fünf Abendvorstellungen<br />

auf einer Freilichtbühne<br />

direkt neben der<br />

Kirche und dem Geburtshaus<br />

des Heiligen in Oies geplant.<br />

Die Eintrittskarten werden ab<br />

Mai <strong>2022</strong> auf der Homepage<br />

(musicaloies.it) erhältlich sein,<br />

auf der auch weitere Informationen<br />

abrufbar sind. Für die<br />

Mitglieder der Südtiroler Musikkapellen<br />

gibt es eine Ermäßigung.<br />

➤ Freitag, 22. Juli, 21 Uhr,<br />

Premiere<br />

➤ Samstag, 23. Juli, 21 Uhr<br />

➤ Mittwoch, 27. Juli 21 Uhr<br />

➤ Freitag, 29. Juli 21 Uhr<br />

➤ Sonntag, 31. Juli 21 Uhr<br />

MÜJIGA DE BADIA & SORVISC AI JOGN VAL BADIA<br />

PRESENTËIA PRESENTANO PRESENTIEREN<br />

..<br />

UJOP da<br />

TEAT ER MUSICAL<br />

TEAT RO MUSICALE<br />

MUSIKTHEATER<br />

Oies<br />

LA VITA DE LA VITA DI DAS LEBEN VON<br />

UJÖP FREINADEMETZ<br />

22. -23. -27. -29. -31.<br />

07.<strong>2022</strong><br />

OIES ∙ BADIA<br />

musicaloies.it<br />

Das Plakat weist bereits auf das<br />

„fertige Endprodukt“ hin.<br />

KulturFenster<br />

59 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


persönlich<br />

Alles Gute zum 80er!<br />

Helmuth Pescolderung feiert runden Geburtstag<br />

Am vergangenen 12. Februar feierte Helmuth<br />

Pescolderung, der Ehrenobmann des<br />

VSM-Bezirks Bruneck, seinen 80. Geburtstag.<br />

Dies nahmen Bezirksobmann Johann<br />

Hilber, sein Stellvertreter Klaus Neuhauser<br />

sowie Bezirkskassier Luis Winkler und Bezirksstabführer<br />

Franz Plangger zum Anlass,<br />

dem Jubilar stellvertretend für alle Musikkapellen<br />

des Pustertales die herzlichsten<br />

Glückwünsche zu überbringen.<br />

1981 begann Pescolderung seine Tätigkeit<br />

im Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM)<br />

als Gebietsvertreter des Unteren Pustertals.<br />

4 Jahre später übernahm er die Aufgabe des<br />

Bezirkskassiers. 1989 wurde er zum Nachfolger<br />

von Bezirksobmann Hans Hinteregger<br />

gewählt. Bis Februar 2007 – 18 Jahre<br />

lang – führte er den Pustertaler Musikbezirk<br />

mit Umsicht und Weitblick. Er habe keine<br />

Mühen gescheut und sich mit vollem Einsatz<br />

für die Belange des Bezirkes eingesetzt,<br />

hob Hilber in seinen Glückwünschen<br />

hervor: „Musik war und ist dein Leben.“<br />

Helmuth Pescolderung spielte seit 1954<br />

Klarinette bei der Bürgerkapelle Bruneck,<br />

bekleidete rund 35 Jahre lang verschiedene<br />

Funktionen – Stabführer, Schriftführer und<br />

Obmann-Stellvertreter – und erhielt 2014<br />

das Große VSM-Ehrenzeichen in Gold am<br />

VSM-Bezirksobmann<br />

Johann Hilber (rechts)<br />

gratulierte seinem Vorgänger<br />

und heutigen<br />

Ehrenobmann des Bezirks<br />

Helmuth Pescolderung<br />

zum 80-sten Geburtstag.<br />

Bande für seine 60-jährige Mitgliedschaft.<br />

2008 wurde er zum Ehrenobmann des VSM-<br />

Bezirks Bruneck und 2010 zum Ehrenmitglied<br />

der Bürgerkapelle Bruneck ernannt.<br />

„Wir wünschen dir noch viele Jahre und<br />

weiterhin viel Freude an der Blasmusik unseres<br />

Landes“, sagte Hilber abschließend.<br />

Stephan Niederegger<br />

Friedl Pomella feiert seinen 90er<br />

Musikalische Glückwünsche zum Geburtstag<br />

Am 4. März konnte die Musikkapelle Kurtatsch<br />

ein Geburtstagsständchen der besonderen<br />

Art darbringen: Ehrenmitglied Friedl<br />

Pomella feierte seinen 90-sten Geburtstag.<br />

Ganze 75 Jahre – von 1944 bis 2019 - war<br />

er aktives Mitglied der Musikkapelle. Friedl<br />

trat mit 12 Jahren als Tenorhornist in die<br />

Kapelle ein. Mit 14 Jahren begann er bereits<br />

die gesamten Blechbläser zu unterrichten<br />

und auszubilden, nachdem die Musikkapelle<br />

nach dem 2. Weltkrieg vor allem<br />

aus Jungmusikanten bestand. Als 1965 der<br />

damalige Kapellmeister Ernst Mayr plötzlich<br />

verstarb, übernahm Friedl den Taktstock<br />

und leitete als Kapellmeister ganze<br />

24 Jahre lang die musikalischen Geschicke<br />

der Kapelle. Im Anschluss an seine Zeit als<br />

Kapellmeister nahm er mit fast 60 Jahren<br />

wieder sein Tenorhorn in die Hand und<br />

blieb bis zu seinem Austritt einer der fl eißigsten<br />

Musikanten. Friedl war nicht nur<br />

Mitglied der Musikkapelle, sondern auch<br />

lange Jahre beim Kirchenchor und Männergesangsverein<br />

Kurtatsch. Für seinen<br />

ehrenamtlichen Einsatz erhielt er die Verdienstmedaille<br />

des Landes Tirol und wurde<br />

zum Ehrenbürger der Gemeinde Kurtatsch<br />

ernannt. Die Musikkapelle gratulierte dem<br />

Jubilar mit einigen Märschen, anschließend<br />

konnten die Musikant*innen mit ihrem<br />

Ehrenmitglied anstoßen.<br />

Daniel Mair<br />

Ehrenmitglied Friedl Pomella feierte seinen 90er mit der Musikkapelle Kurtatsch.<br />

KulturFenster<br />

60 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


gedenken<br />

Abschied von<br />

Walter Ohnewein<br />

Ehrenobmann der MK St. Pauls und 60 Jahre Musikant<br />

Walter Ohnewein bei der Überreichung der Ehrenurkunde zu seinem 60-jährigen Jubiläum<br />

anlässlich des Saalkonzertes 2014<br />

Am 19. Februar verstarb unser Ehrenobmann<br />

Walter Ohnewein im Alter von 82<br />

Jahren.<br />

1954 trat er als Klarinettist der Musikkapelle<br />

St. Pauls bei und setzte sich in<br />

den 60 Jahren, in denen er als aktiver<br />

Musikant dabei war, von Anfang an für<br />

die Musik ein.<br />

Bereits ab 1958 übernahm er das Amt<br />

des Schriftführers, das er gewissenhaft<br />

bis 1973 ausübte. Gleichzeitig leitete er<br />

die musikalische Ausbildung der jungen<br />

Klarinettisten, bis die Musikschule<br />

Überetsch gegründet wurde. Einige seiner<br />

Schüler sitzen noch immer in den<br />

Reihen der Musikkapelle.<br />

Von 1973 bis 1977 war er zuerst noch<br />

als Beirat im Vorstand tätig, dann als Vizeobmann.<br />

1977 folgte dann eine neue Ära für die<br />

Musikkapelle St. Pauls, als Walter als<br />

Obmann zusammen mit Kapellmeister<br />

Konrad Ellemunter für 18 Jahre das<br />

Zepter übernahm. In dieser Zeit erlebte<br />

die Kapelle einen musikalischen Aufschwung.<br />

Bereits 1977 fand das erste<br />

Saalkonzert statt. Viele unvergessliche<br />

Ausflüge hat Walter organisiert, wie der<br />

nach Punta Sabbioni ans Meer und zahlreiche<br />

Fahrten nach Deutschland. Die<br />

wichtigste war wohl jene zum Geburtstagsständchen<br />

für den damaligen Bundeskanzler<br />

Helmut Kohl. Zudem setzte<br />

sich Walter dafür ein, dass die Reihen<br />

der Paulsner Musikanten mit weiblichen<br />

Vertreterinnen aufgefüllt wurden; 1990<br />

traten die beiden ersten Musikantinnen<br />

in die Kapelle ein.<br />

1995 gab er dann das Amt des Obmannes<br />

an Florian Donà ab, unterstützte<br />

aber noch bis 1999 den Vorstand als Beirat.<br />

Sein 60-jähriges Jubiläum 2014 war<br />

der Anlass für Walter, seine Klarinette im<br />

wohlverdienten Ruhestand im Köfferchen<br />

zu lassen. Im selben Jahr ernannte ihn<br />

die Musikkapelle St. Pauls als Dank für<br />

seine Verdienste für die Musik zu ihrem<br />

Ehrenobmann.<br />

Unvergesslich bleiben seine Witze und<br />

Schmankerln, mit denen Walter so manche<br />

Busreise und Feier gewürzt hat.<br />

Danke, Walter!<br />

Die Paulsner Musig<br />

KulturFenster<br />

61 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


entdeckt<br />

Die neue Qualität der<br />

Bläsersymphonik<br />

Besondere Tonträger der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg<br />

Was für Klassikliebhaber das Silvesterkonzert<br />

der Berliner Philharmoniker und das<br />

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker<br />

ist, das ist für den Blasmusiker mittlerweile<br />

das Dreikönigskonzert der Bläserphilharmonie<br />

Mozarteum Salzburg.<br />

2021 und <strong>2022</strong> wurden die Konzerte coronabedingt<br />

abgesagt. Heuer zeigte der<br />

Kultursender ORF III am 6. Jänner „die<br />

schönsten Momente mit der Bläserphilharmonie<br />

Mozarteum Salzburg“ – Ausschnitte<br />

der vergangenen Konzerte.<br />

In der „stillen“ Coronazeit wurde der Internetauftritt<br />

dieses Spitzenensembles mit ihrem<br />

Chefdirigenten Hansjörg Angerer neu<br />

gestaltet. Der Online-Auftritt bietet nun in<br />

moderner Grafik umfangreiche Informationen<br />

zum Orchester, zu den Konzerten<br />

und natürlich zur reichhaltigen Diskografie.<br />

Dort fallen neben den Live-Mitschnitten<br />

der Dreikönigskonzerte – auf CD und<br />

teilweise auch DVD – Tonträger auf, die in<br />

Zusammenarbeit mit der Bläserphilharmonie<br />

produziert wurden und Komponisten,<br />

Ensembles sowie Instrumente solistisch<br />

in den Fokus stellen. Beim Durchstöbern<br />

der neuen Homepage sind dem Autor<br />

dabei folgende drei Tonträger besonders<br />

aufgefallen:<br />

1) Ernst Ludwig Leitner – © 2018<br />

Bereits beim Premierenkonzert der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg stand<br />

2002 ein Werk von Ernst Ludwig Leitner auf dem Programm. Leitner habe ein besonderes<br />

Gespür für hochkarätige Bläsermusik, sei ein wirklicher Symphoniker und<br />

könne hervorragend instrumentieren, sagt Angerer. In dieser mittlerweile fast 20-jährigen<br />

Zusammenarbeit entstanden eine Oper, zwei Symphonien und eine ganze Reihe<br />

weiterer Stücke. Die 2018 erschienene 6-teilige CD-Box dokumentiert in eindrucksvoller<br />

Weise und mit zahlreichen Live-Aufnahmen „diese neue Qualität der Bläsersymphonik“.<br />

Aber auch die Orgel, als ureigenstes Instrument des mittlerweile 78-jährigen<br />

Komponisten, darf in dieser Sammlung nicht fehlen.<br />

2) Mozarteum Trumpet – Sound © 2013<br />

In der CD-Reihe „Mozarteum-Sound“ werden hervorragende künstlerische Leistungen<br />

wie auch eine besondere Klangästhetik – immer in Bezug auf ein bestimmtes Instrument<br />

– an der Universität Mozarteum Salzburg dokumentiert. Diese international renommierte<br />

Kunstuniversität, der großartige Trompeter Hans Gansch (Jahrgang 1953)<br />

und seine Studierenden, die mittlerweile in internationalen Orchestern und Ensembles<br />

engagiert sind, sind die drei Eckpfeiler der bereits 2013 erschienenen CD „Mozarteum<br />

Trumpet Sound“. Sie stellen damit die faszinierenden klanglichen Möglichkeiten ihres<br />

Instruments unter Beweis und präsentieren einen bunten Reigen leuchtender Trompetenklänge.<br />

3) Mozarteum Double Bass – Sound © 2017<br />

Mit der Doppel-CD „Mozarteum Double Bass Sound“ aus dem Jahr 2017 steht die<br />

Kontrabass-Künstlerin Christine Hoock gemeinsam mit Studierenden ihrer Klasse im<br />

Fokus. Der Zuhörer wird fasziniert von der außergewöhnlichen Beweglichkeit, dem<br />

Farbenreichtum und der Virtuosität dieses Instruments, das selten als Soloinstrument<br />

zu hören ist. Einst war Christine Hoock eine der ersten Frauen, die an der Frankfurter<br />

Musikhochschule zum Kontrabass-Studium zugelassen wurde. Sie spielt ein englisches<br />

Instrument von William Tarr aus dem Jahr 1848.<br />

Stephan Niederegger<br />

KulturFenster<br />

62 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

„Laudate Dominum -<br />

Preiset den Herrn“<br />

Neue CD von Gottfried Veit<br />

Das Leben und musikalische Schaffen des<br />

Musikers, Komponisten und VSM-Ehrenkapellmeisters<br />

Gottfried Veit ist geprägt von<br />

tiefer Religiösität.<br />

In Musikerkreisen ist sein Werk ein offenes<br />

Buch und über ihn zu schreiben wie „Eulen<br />

nach Athen zu tragen“. Dennoch gelingt<br />

es dem 78-Jährigen in seiner fast unbändigen<br />

Schaffenskraft immer wieder, mit<br />

Neuem zu überraschen. In Blasmusikkreisen<br />

sind vielleicht seine Tätigkeit als Chorleiter<br />

und seine Vokalkompositionen weniger<br />

bekannt. Wohl auch daraus ist die<br />

Idee entstanden, bereits bestehende Aufnahmen<br />

seiner 4 großen Messen für gemischten<br />

Chor auf einem einzigen Tonträger<br />

zu sammeln. Gemeinsam mit seinem<br />

langjährigen Freund Konrad Plaickner<br />

vom Tonstudio „REKON Music“ hat er<br />

dazu die „stille“ Corona-Zeit genutzt und<br />

nun die CD mit dem Titel „Laudate Dominum“<br />

vorgestellt. Die Live-Aufnahme der<br />

beeindruckenden Uraufführung der „Cäcilien-Messe“,<br />

eine deutsche Plenarmesse<br />

für gemischten Chor, Kantor, Volksgesang<br />

und Blasorchester oder Orgel (siehe „KulturFenster“<br />

<strong>Nr</strong>. 1/<strong>2022</strong>, S.26) eröffnet den<br />

Reigen. Die „Franziskus-Messe“, ein deutsches<br />

Oratorium für Vorsänger, gemischten<br />

Chor, zwei Trompeten, zwei Posaunen<br />

und Orgel, wurde vom Stiftspfarrchor St.<br />

Augustin-Gries unter der Leitung von P.<br />

Urban Stillhard OSB aufgenommen. Die<br />

„St. Josefs-Messe“, eine lateinische Messe<br />

für Soli, gemischten Chor, Orgel und klassisches<br />

Bläserquintett (ad lib.), wird vom<br />

Kirchenchor St. Zeno-Naturns unter der<br />

Leitung des mittlerweile verstorbenen Josef<br />

Pircher gesungen. Der Kirchenchor Perdonig-Gaid<br />

unter der Leitung von Johanna<br />

Veit präsentiert die „Markus-Messe“, eine<br />

lateinische „Missa Brevis“ für gemischten<br />

Chor, Orgel sowie zwei Violinen und Violoncello<br />

(ad lib.). Damit bedient der Tonträger<br />

nicht nur die Liebhaber sakraler Kirchenmusik,<br />

sondern ist ein klingendes Zeitdokument<br />

Südtiroler Chormusik.<br />

Stephan Niederegger<br />

Bei der Uraufführung der „Cäcilien-Messe“ 2019<br />

Gottfried Veit<br />

CD-Cover<br />

„Laudate<br />

Dominum“<br />

KulturFenster<br />

63 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


entdeckt<br />

Eine „Starparade“ der Böhmischen Musik<br />

Neue CD der Egerländer Blasmusik Neusiedl am See<br />

Die Egerländer Blasmusik ging von Böhmen<br />

rund um die Welt und begeistert immer<br />

noch mit ihrer eigenen Besetzung und<br />

Stilistik. Am 3. <strong>April</strong> 1994 wurde das internationale<br />

Orchester „Egerländer Blasmusik<br />

Neusiedl am See“ auf Initiative des<br />

Burgenländers und Wahlsüdtirolers Rainer<br />

Stiassny gegründet. Gleichgesinnte Musiker<br />

aus Österreich, Deutschland und Südtirol<br />

kommen seitdem in Neusiedl am See<br />

(Burgenland) und in Kollmann (Südtirol)<br />

zusammen, um gemeinsam die Faszination<br />

dieser Musik zu erleben und das Publikum<br />

damit zu verwöhnen.<br />

Am 29. Februar 2020 in Weilheim und am<br />

darauffolgenden Tag in Bad Wörishofen<br />

– die letzten Tage vor dem Corona-Lockdown<br />

– hat die Formation ihre bislang letzten<br />

Konzerte gespielt. Diese wurden live<br />

mitgeschnitten und das Ergebnis liegt nun<br />

als Tonträger vor. „Starparade“, der Titel<br />

dieser mittlerweile neunten CD-Produktion,<br />

steht symbolistisch für das „Best Of“<br />

aus einem Mix von Walzern, Polkas und<br />

Märschen. Mit dem schwungvollen, titelgebenden<br />

Marsch „Starparade“ eröffnet<br />

der Tonträger ein neues Fenster in dieses<br />

charakteristische Wechselspiel der mehrfach<br />

besetzten Flügelhörner und Tenorhörner<br />

mit den weichen, melodiösen Weisen.<br />

17 der 18 Titel hat Rainer Stiassny<br />

selbst arrangiert und damit eigens auf<br />

„sein“ Ensemble zugeschnitten, mit viel<br />

Liebe zum Detail und in enger Abstimmung<br />

mit Florian Ebert, der seit 2014 –<br />

nach Freek Mestrini und Karl Hanspeter<br />

– die Egerländer Blasmusik Neusiedl am<br />

See leitet: „Wir verstehen uns privat und<br />

musikalisch sehr gut“, bringt es Stiassny<br />

auf den Punkt. Er liebt diese weiche, ruhige<br />

Musik: „Ich bin ein richtiger Böhm.“<br />

Nach der Blockflöte und dem Akkordeon<br />

kam er mit 14 Jahren zur Trompete und<br />

hat gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder<br />

Thomas (Klarinette und Schlagzeug)<br />

die Böhmische Musik schätzen und lieben<br />

gelernt.<br />

Im Herbst geht die „Egerländer Blasmusik<br />

Neusiedl am See“ wieder auf Konzerttournee,<br />

im kommenden Jahr vielleicht auch<br />

wieder in Südtirol – und dann steht 2024<br />

ja das 30-Jahr-Jubiläum vor der Tür. Wer<br />

die Wartezeit bis dahin verkürzen will,<br />

kann sich die Musik mit der neuen CD –<br />

oder mit einer der acht vorherigen – nach<br />

Hause holen.<br />

Die „Starparade“<br />

der Egerländer<br />

Blasmusik Neusiedl<br />

am See und Rainer<br />

Stiassny<br />

Die CDs sind direkt beim Orchester auf der<br />

Homepage www.egerlaender-blasmusik.com<br />

oder über die Emailadresse info@egerlaender-blasmusik.com<br />

erhältlich.<br />

Stephan Niederegger<br />

„Weisen und Gstanzlspielereien“<br />

Stücke für kleine Besetzung von Karl Hanspeter<br />

Weisen und Gstanzlspielereien zum Musizieren<br />

im kleinen Kreis<br />

In letzter Zeit, als es Musizierenden aus<br />

hinlänglich bekannten Gründen nicht<br />

möglich war, öffentlich aufzutreten, ist<br />

erstaunlich viel Neues entstanden, vor<br />

allem Kompositionen für Musikgruppen,<br />

Ensembles und Orchester jeder Größe und<br />

jeden Couleurs. Auch der bekannte Musiker<br />

und Komponist Karl Hanspeter hat<br />

gemeinsam mit Lena Müller eine Sammlung<br />

von Musikstücken für kleine Besetzung<br />

vorgelegt. Dazu lassen wir ihn selbst<br />

zu Wort kommen:<br />

In dieser für uns Musikanten ruhigen Corona-Zeit<br />

habe ich mich wieder einmal mit<br />

dem Musizieren für kleine Besetzung befasst.<br />

Ideal für solche Gruppierungen sind<br />

natürlich Weisen und Gstanzln!<br />

Deshalb habe ich dieses Heft „Weisen<br />

und Gstanzlspielereien“ zusammengestellt.<br />

Hier sind Eigenkompositionen von<br />

mir, aber auch von anderen Komponisten<br />

enthalten, welche ich für zwei Spieler arrangiert<br />

habe.<br />

Ebenfalls enthalten sind zwei von mir eingespielte<br />

Play-Along-CDs. Diese bieten die<br />

Möglichkeit, die Stücke komplett anzuhören.<br />

Aber auch die beiden Einzelstimmen<br />

sind eingespielt, damit man auch zuhause<br />

oder im kleinen Kreis zu zweit musizieren<br />

kann.<br />

Erhältlich ist das Heft direkt bei mir, dem<br />

Musikfachhandel in Südtirol, oder über<br />

den Musikverlag Scherbacher in Grosslingen<br />

(D) unter der Bestellnummer 22576.<br />

Ich wünsche Euch allen viel Freude beim<br />

Musizieren und uns allen, dass es bald<br />

wieder aufwärts geht, damit wir die Blasmusik<br />

wieder in gewohnter Weise ausüben<br />

können.<br />

Karl Hanspeter<br />

KulturFenster<br />

64 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


kurz notiert<br />

In Treue fest<br />

Ablauf der 74. Mitgliederversammlung<br />

am Samstag, 7. Mai <strong>2022</strong>, in Bozen<br />

13:00 Uhr Treffpunkt am Waltherplatz<br />

13:15 Uhr Aufmarsch über die Lauben und die<br />

Weintraubengasse zum Waltherhaus (Musik: MK Vöran)<br />

14:00 Uhr Mitgliederversammlung im Waltherhaus<br />

anschließend<br />

Gemeinsames Buffet im Freien<br />

Musikalische Mitgestaltung durch die MK Vöran<br />

(Obmann Klaus Innerhofer – Kapellmeister Stefan Aichner)<br />

Tagesordnung:<br />

1.) Begrüßung und Eröffnung<br />

2.) Totengedenken<br />

3.) Ernennung Wahlpräsident/Stimmzähler<br />

4.) Bericht zum Tätigkeitsjahr 2021<br />

5.) Kassabericht<br />

6.) Ehrungen<br />

7.) Bericht des Verbandsobmannes<br />

8.) Neuwahlen – Wahlergebnisse<br />

9.) Ausblick der vier Fachgruppen<br />

10.) Grußworte der Ehrengäste<br />

11.) Allfälliges<br />

Demichiel ist neuer Obmann der MK St. Lorenzen<br />

Zwei Neuzugänge im Vorstand des Vereins<br />

Die Musikkapelle St. Lorenzen hat einen<br />

neuen Vorstand gewählt. Dietmar Demichiel,<br />

der bisherige Obmann-Stellvertreter,<br />

ist der neue Obmann. Er übernimmt<br />

damit die Leitung der Kapelle von seinem<br />

Vorgänger Philipp Kofler, der sich nach<br />

zwei Amtsperioden nicht mehr der Obmannwahl<br />

stellte und nun als Demichiels<br />

Stellvertreter im Vorstand sitzt.<br />

Neben den wiedergewählten Martin Kolhaupt<br />

(Jugendleiter), Stefan Weissteiner<br />

(Kassier), Matthias Pueland (Schriftführer)<br />

und Elias Sieder (Beirat) wurden<br />

Tobias Lantschner und Matthias Steinhauser<br />

als Zeugwarte und Barbara Niederegger<br />

und Carolin Denicoló als Beirätinnen<br />

neu in den Vorstand gewählt.<br />

Der scheidende Obmann Philipp Kofler<br />

bedankte sich bei seinen engsten Mitarbeitern<br />

Dietmar Demichiel und Stefan<br />

Weissteiner, bei den Vorstandsmitgliedern<br />

und allen Musikant*innen für die<br />

Unterstützung und Mitarbeit. Einen besonderen<br />

Dank richtete er an den Schlagzeuger<br />

Franz Willeit und den Trompeter<br />

Matthias Pueland. Beide haben im Vorjahr<br />

bei keiner der 38 Teil- und Gesamt-<br />

proben gefehlt und waren auch bei allen<br />

19 Auftritten dabei.<br />

Stephan Niederegger<br />

Der neue Vorstand der MK St. Lorenzen: Musikobmann Dietmar Demichiel (vorne rechts)<br />

mit den Vorstandsmitgliedern (vorne v.l.) Matthias Pueland, Martin Kolhaupt, Philipp<br />

Kofler sowie (hinten v.l.) Stefan Weissteiner, Elias Sieder, Tobias Lantschner, Barbara<br />

Niederegger und Carolin Denicoló – im Bild fehlen Kapellmeister Jakob Augschöll und<br />

Mathias Steinhauser<br />

KulturFenster<br />

65 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


kurz notiert<br />

Mit frischer Tatkraft ins Vereinsjahr <strong>2022</strong><br />

Musikkapelle Innichen unter neuer Vereinsführung<br />

Herbert Watschinger ist seit dem 21. Jänner<br />

neuer Obmann der Musikkapelle Innichen.<br />

Neben Kapellmeister Korbinian<br />

Hofmann vervollständigen Alexia Di Napoli,<br />

Marion Hofer, Veronika Hofer, Katharina<br />

Kuenzer, Hansjörg Mair und Tim<br />

Rainer den für zwei Jahre gewählten<br />

Ausschuss.<br />

Begonnen hat das 188. Vereinsjahr (die<br />

Musikkapelle Innichen wurde 1834 erstmals<br />

erwähnt) mit der Vollversammlung<br />

am 21. Jänner. Nach knapp 20 Jahren<br />

an der Spitze der Kapelle kandidierte Kurt<br />

Lanz nicht mehr für das Amt des Vereinsobmannes.<br />

Für Kurt Lanz war es eine sehr interessante<br />

und abwechslungsreiche Zeit. Ein<br />

Höhepunkt war sicherlich die Feier des<br />

175-Jahr-Jubiläums im Jahr 2009. Gelungene<br />

Muttertagskonzerte, unvergessliche<br />

Auftritte in Innichen und auswärts<br />

waren der Lohn für den großen Einsatz.<br />

Eine besondere Herausforderung stellten<br />

die letzten beiden Jahre dar. Sie waren<br />

geprägt von großer Verantwortung und<br />

eingeschränkter Vereinstätigkeit.<br />

Der neugewählte Ausschuss der Musikkapelle Innichen: (v. l.) Veronika Hofer, Hansjörg<br />

Mair, Marion Hofer, Obmann Herbert Watschinger, Kapellmeister Korbinian Hofmann, Katharina<br />

Kuenzer, Tim Rainer und Alexia Di Napoli<br />

Foto: licht&fokus<br />

Nach seinem Ausscheiden aus dem Ausschuss<br />

wird Kurt Lanz mehr Zeit für das<br />

Spiel auf der Bassklarinette fi nden und<br />

auch als Stabführer weiterhin an der Spitze<br />

der Musikkapelle Innichen marschieren.<br />

Auch Chronistin Michaela Burgmann, Kassier<br />

Stefan Burgmann und Judith Trojer<br />

standen für die Neuwahl des Ausschusses<br />

nicht mehr zur Verfügung. Die 17 Musikantinnen,<br />

27 Musikanten, fünf Marketenderinnen<br />

und ein Fähnrich möchten den<br />

Musikliebhabern auch heuer viel Freude<br />

mit guter Blasmusik bereiten.<br />

Herbert Watschinger<br />

Das „Waltner Musigheftl“<br />

Mit neuem Ausschuss in das Jubläumsjahr <strong>2022</strong><br />

Die Musikkapelle Walten kann heuer auf 70<br />

Jahre erfolgreicher Kulturarbeit und kostbaren<br />

Gemeinschaftserlebens zurückblicken.<br />

Das „Waltner Musigheftl 2021“ ließ aufhorchen.<br />

In professioneller Art wurde das<br />

Jahresgeschehen 2021 in Wort und Bild<br />

festgehalten und somit für die Zukunft gerettet.<br />

Betont wurde die Ehrenamtlichkeit<br />

der Musikant*innen bei den vielen Proben,<br />

Auftritten und Ausrückungen einer<br />

43 Frau- und Mannschaft starken Kulturgemeinschaft,<br />

die für ein kleines Bergdorf<br />

am Jaufenkamm staunen lässt. Das „Musigheftl“,<br />

bereits in zweiter Auflage, gibt Auskunft<br />

über das Vereinsleben sowie die vielen<br />

Probearbeiten und Auftritte. Als besonderes<br />

musikalisches Klang-Erlebnis war für 18 Teilnehmer<br />

die Teilnahme am Konzert der international<br />

preisgekrönten 3AB Brassband im<br />

Oktober in Meran. Ein weiterer Höhepunkt<br />

war die Teilnahme beim 50-Jahr-Jubiläum<br />

der Partnerkapelle Ramsau/Oberbayern.<br />

Im September 2021 erfolgte die Neuwahl<br />

des Vorstandes mit folgendem Ergebnis:<br />

Andreas Augscheller, Obmann, Ferdinand<br />

Gufler, Stellvertreter, Anton Augscheller,<br />

Schriftführer, Melanie Augscheller, Kassierin,<br />

Vanessa Pfitscher und Sara Pichler, Jugendleiterinnen<br />

und Patrick Augscheller,<br />

Zeugwart und Marketenderinnenbetreuer.<br />

Mit dem Dank der Vollversammlung schieden<br />

Adolf Augscheller, Andreas Lanthaler,<br />

Peter Haller und Norbert Gögele aus dem<br />

Vorstand aus.<br />

Heinrich Hofer<br />

Mit dem „Waltner Musigheftl“ macht die<br />

Musikkapelle Walten ihre Vereinstätigkeit<br />

in sehr ansprechender und gefälliger<br />

Form publik.<br />

KulturFenster<br />

66 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


Blasmusik<br />

Frühjahrskonzert der MK Stegen …<br />

… mit neuem Kapellmeister und Ehrungen<br />

Nach 2-jähriger Zwangspause hat die<br />

MK Stegen zu Josefi wieder zum Frühjahrskonzert<br />

geladen und damit die Konzertsaison<br />

im Pustertal eröffnet. Es war<br />

gleichzeitig der erfolgreiche Einstand von<br />

Michael Niedermair am Dirigentenpult<br />

der Stegener.<br />

Neben der Musik gab es aber einen<br />

weiteren Höhepunkt, denn 6 Musikantinnen<br />

und Musikanten wurden für ihre<br />

15-jährige Mitgliedschaft in der Kapelle<br />

geehrt: Verena Mutschlechner und Dominik<br />

Lechner (beide Klarinette) spielen<br />

seit 2005 in der Kapelle, Lisa Mairhofer<br />

(Flöte), Filippo Glaneo und Julian<br />

Weissteiner (beide Flügelhorn) seit 2006<br />

und Christoph Unterpertinger (Schlagzeug)<br />

seit 2007.<br />

Bezirksobmann Johann Hilber und Gebietsvertreter<br />

Josef Unterfrauner überreichten<br />

ihnen das Ehrenzeichen in Bronze<br />

des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

und bedankten sich für ihr Engagement<br />

zum Wohle der Blasmusik. Die Saxofonistin<br />

Marie Hofer hat bereits 2020 das Leistungsabzeichen<br />

in Silber und ihre Schwester<br />

Anna (Flöte) 2021 in Gold erreicht<br />

– beide „mit Auszeichnung“. Ihnen wur-<br />

den die entsprechenden Urkunden und<br />

Abzeichen nachgereicht.<br />

Stephan Niederegger<br />

Ehrungen beim Frühjahrskonzert der MK Stegen: (v.l.) Josef Unterfrauner, Filippo Glaneo,<br />

Johann Hilber, Dominik Lechner, Verena Mutschlechner, Julian Weissteiner, Lisa Mairhofer,<br />

Michael Niedermair, Christoph Unterpertinger und Lukas Rier<br />

kurz notiert –<br />

das neue „Musikpanorama“<br />

… für Nachrichten aus den Musikkapellen<br />

Wenn wieder Proben, Auftritte und<br />

Veranstaltungen von Musikkapellen<br />

möglich sind, laden wir auch wieder<br />

ein, uns Berichte davon zukommen<br />

zu lassen. Im Zuge der Neugestaltung<br />

des „KulturFensters“ ist die ehemalige<br />

Rubrik „Musikpanorama“ in „kurz<br />

notiert“ unbenannt worden; sie soll<br />

aber weiterhin als Plattform für die<br />

Berichterstattung aus den Musikkapellen<br />

und damit zu einem regen Erfahrungsaustausch<br />

genutzt werden.<br />

Damit aber alle Artikel Platz fi nden<br />

können, ist es notwendig, dass die<br />

jeweiligen Texte nicht mehr als 1.500<br />

Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen.<br />

Die Berichterstatter*innen der Musikkapellen<br />

sind gebeten, diese Vorgabe<br />

einzuhalten. Ein aussagekräftiges und<br />

vor allem drucktaugliches Foto – in<br />

entsprechend guter Auflösung und mit<br />

Bildtext – ist ebenfalls immer sehr willkommen.<br />

Bitte auch immer den Redaktionsschluss<br />

beachten! Weitere Informationen<br />

sind im FAQ-Bereich "Presse" der<br />

VSM-Homepage abrufbar. Wir freuen uns<br />

auf viele „kurz notierte“ Meldungen!<br />

Die Redaktion<br />

KulturFenster<br />

67 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>


28.05.<strong>2022</strong><br />

Termine<br />

Heimatpflegefest<br />

40+2 Jahre ArGe Lebendige Tracht<br />

auf der Trostburg ab 9.30 Uhr<br />

Infos unter:<br />

hpv.bz.it<br />

16.–17.07.<strong>2022</strong><br />

23. Bezirksmusikfest<br />

mit Marschmusikbewertung in Sand in Taufers<br />

Infos unter:<br />

https://vsm.bz.it<br />

30.07.<strong>2022</strong><br />

Abgabetermin der Bewerbungsunterlagen<br />

zur Ausschreibung für die künstlerische Leitung<br />

des Landesjugendchores<br />

Infos unter:<br />

scv.bz.it/ausschreibungleitung-ljch/

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