Kulturfenster Nr. 02|2022 - April 2022
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BLASMUSIK<br />
CHORWESEN<br />
HEIMATPFLEGE<br />
in Südtirol<br />
<strong>Nr</strong>. 2<br />
APRIL<br />
<strong>2022</strong><br />
Der Südtiroler Chorverband wird digital<br />
Klima: Das steht auf dem Spiel<br />
Bläserklasse – das Modell der Zukunft?<br />
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 74. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift
vorausgeschickt<br />
Die Grundlage<br />
für Frieden und Freiheit<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
während ich diese Zeilen schreibe, tobt<br />
nicht weit von uns – in (!) Europa – ein<br />
grausamer Krieg. Männer werden in den<br />
Kampf geschickt, Zivilisten bangen um<br />
ihr Leben, Frauen und Kinder sind auf<br />
der Flucht, Häuser und Städte liegen in<br />
Trümmern. Wir sehen tagtäglich die grausamen<br />
Bilder, hören die Geschichten von<br />
Bekannten und Geflüchteten. Unter uns<br />
machen sich Sorgen breit, die wir bisher<br />
nur aus Erzählungen unserer Eltern und<br />
Großeltern kannten. Daher suchen wir Ablenkung<br />
in der Musik, im Gesang und im<br />
Engagement für unsere Heimat. Stecken<br />
wir damit den Kopf in den Sand? Müssen<br />
wir uns dafür schämen?<br />
Ich denke nicht, denn gerade die Arbeit<br />
unserer Vereine ist ein Festhalten an kulturellen<br />
und ideologischen Werten, die die<br />
Grundlage für Frieden und Freiheit sind<br />
– für ein Europa, das wir bisher kannten<br />
und auch in Zukunft haben wollen. Und<br />
gerade von dieser Arbeit erzählt auch die<br />
neue Ausgabe des „KulturFensters“.<br />
Alle drei Verbände widmen sich diesmal in<br />
ihren Schwerpunkten zukunftsweisenden<br />
Themen, die uns sicherlich lange begleiten<br />
werden: Der Chorverband stellt sein Sommerprogramm<br />
und ein neues Mitgliederverwaltungsprogramm<br />
vor, eine „benutzerfreundliche<br />
Softwarelösung“ als nützliches<br />
Werkzeug für die Mitglieder. Der Heimatpflegeverband<br />
setzt sich mit dem Klimaschutz<br />
auseinander und hinterfragt zudem<br />
die Nachhaltigkeit der in Südtirol geplanten<br />
Infrastrukturen für die Olympischen Winterspiele<br />
2026. Der Blasmusikverband<br />
präsentiert das bereits mehrfach erprobte<br />
Projekt der „Bläserklassen“ als Zukunftsmodell<br />
für die Nachwuchswerbung. Verbandsobmann<br />
Pepi Fauster analysiert<br />
zudem die gesetzliche Neuregelung des<br />
Ehrenamtes, des so genannten „Dritten<br />
Sektors“. Weil der Gesetzgeber die Besonderheit<br />
des Südtiroler Vereinswesens<br />
kaum berücksichtigt, haben gerade unsere<br />
Vereine große Probleme damit: „Wenn wir<br />
durch den ‚Terzo Settore‘ teilweise schon<br />
ein neues Kleid anziehen müssen, dann<br />
wollen wir ein besseres als das bisherige<br />
und keine Verschlechterung.“<br />
Mit freundlicher Genehmigung des Verlages<br />
sind die Blasmusikseiten auch mit einem<br />
Resümee von Klaus Bragagna zur „k.u.k.<br />
Militärmusik in Bozen“ ergänzt. Seine ausführliche<br />
Analyse ist in der Märzausgabe<br />
des „Schlern“ zu lesen.<br />
Dazu gibt es die gewohnten Rubriken, in<br />
denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />
dokumentieren, bereichsspezifische<br />
Themen aufarbeiten und auch die Jugend<br />
– die Zukunft unserer Vereine – in den Fokus<br />
stellen. Ich wünsche Ihnen wiederum<br />
eine unterhaltsame, aber auch informative<br />
Lektüre und einen aufschlussreichen Blick<br />
durch unser „KulturFenster“.<br />
Stephan Niederegger<br />
„<br />
„<br />
Die Digitalisierung ist eine nicht mehr<br />
wegzudenkende Realität und betrifft<br />
nahezu jeden Lebensbereich.<br />
Erich Deltedesco<br />
„<br />
Mit dem Entwurf des Klimaplanes wird<br />
deutlich, dass Südtirols Klimapolitik<br />
keineswegs im Einklang mit dem Ziel<br />
des Pariser Klimaabkommens ist.<br />
„<br />
Janin Höllrigl<br />
„<br />
Das Konzept der Bläserklasse zeigt<br />
nachhaltige, integrative und gemeinschaftsfördernde<br />
Aspekte auf, die es<br />
zu erforschen und fördern gilt.<br />
„<br />
Matthias Kirchler<br />
KulturFenster<br />
2 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Inhalt<br />
In dieser Ausgabe<br />
Chorwesen<br />
Der Südtiroler Chorverband wird digital .................................4<br />
Schulungen des Chorverbands .............................................6<br />
Kinder- und Jugendchor Oberrasen ......................................8<br />
Sommerprogramm <strong>2022</strong> für Kinder und Jugendliche .........10<br />
Einladung zum 8. Gesamttiroler Wertungssingen <strong>2022</strong> .......11<br />
Männerchor Percha wählt neuen Ausschuss ......................12<br />
Generationswechsel beim Brixner Ensemble „VocalArt" .......13<br />
Heimatpege<br />
Klimaschutz auch Thema für den Heimatpflegeverband ......14<br />
Interview: Wie wir die Katastrophe noch vermeiden könnten 16<br />
Bündnis für Klimaaktion Südtirol – Wer setzt hier wofür ein? 19<br />
Drei Jahre Fridays for Future – Rück- und Ausblick .............21<br />
Probleme mit dem Dritten Sektor ........................................51<br />
ÖBV-Videowettbewerb ........................................................52<br />
Kostenloser Noten-Download: Gebet für die Ukraine ...........52<br />
Die k.u.k. Militärmusik in Bozen .........................................53<br />
37. Festkonzert der Bürgerkapelle Schlanders ....................56<br />
Der Komponist Antonio Rossi und sein<br />
Musical über den hl. Josef Freinademetz ............................58<br />
Zum 80. Geburtstag von Helmuth Pescolderung .................60<br />
Zum 90. Geburtstag von Friedl Pomella ..............................60<br />
Im Gedenken an Walter Ohnewein .....................................61<br />
Besondere Tonträger der<br />
Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg ............................62<br />
„Laudate Dominum“ – Neue CD von Gottfried Veit ..............63<br />
„Starparade“ der Egerländer Blasmusik Neusiedl am See ...64<br />
„Weisen und Gstanzlspielereien“ von Karl Hanspeter ..........64<br />
kurz notiert – Neues von den Musikkapellen .......................65<br />
Moore und Torf – Deshalb sind sie zu schützen ...................22<br />
Olympia 2026 – Was ist hier grün? ......................................24<br />
Krieg gegen Ukraine:<br />
Heimatpfleger rufen zur Wachsamkeit auf ...........................26<br />
Tourismusentwicklungsplan: Unberechtigte Kritik ................27<br />
Dinge des Alltags aus Geschichte und Gegenwart:<br />
Das Plastiksackl................................................................. 28<br />
Flurnamen aus der Agrargeschichte (7)...............................29<br />
Gegen „Aufrüstung“ unterm Ifinger .....................................30<br />
Buch über Schlösser und Burgen........................................31<br />
Bildstock in Naturns neu gestaltet ......................................32<br />
Alte Schule in Ahornach gerettet .........................................34<br />
Pusterer Bauern (wieder) in Tracht......................................35<br />
Blasmusik<br />
Bläserklasse – das Modell der Zukunft? ..............................36<br />
Neuer Anlauf für das Wertungsspiel <strong>2022</strong> ..........................41<br />
Projekt „Opus Blasmusik“ ..................................................42<br />
Netzwerk Dirigentenausbildung ..........................................42<br />
Fachgruppe Musik hilft mit Rat und Tat ..............................43<br />
Dirigentenluft „geschnuppert“ ............................................43<br />
ÖBV hat neuen Bundesstabführer und Stellvertreter ...........44<br />
Impressum<br />
Mitteilungsblatt<br />
- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />
- des Südtiroler Chorverbandes<br />
Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />
- des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />
Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it<br />
Anschrift:<br />
Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />
Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />
Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />
IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />
SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />
Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, <strong>April</strong>, Juni, August, Oktober und<br />
Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />
Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />
zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />
genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />
Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />
sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />
der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />
Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />
Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />
30 Jahre Jugendkapelle Kurtatsch-Penon ...........................46<br />
Die Klarinettistin Sophie Pardatscher im Gespräch ..............48<br />
15 Jahre Jugendblasorchester „Jungschlern“ .....................50<br />
– gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung<br />
KulturFenster<br />
3 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Die Digitalisierung ist eine nicht mehr<br />
wegzudenkende Realität und betrifft<br />
nahezu jeden Lebensbereich.<br />
KulturFenster 4<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
digitalisieren<br />
Der Südtiroler Chorverband<br />
wird digital<br />
Neues Mitgliederverwaltungsprogramm für Chöre und Verband<br />
Die Digitalisierung ist eine nicht mehr wegzudenkende<br />
Realität und betrifft nahezu jeden<br />
Lebensbereich. Mit der Einführung des<br />
„SCV Office“, einer neuen benutzerfreundlichen<br />
Softwarelösung für Chöre, möchte<br />
sich der Südtiroler Chorverband dieser Herausforderung<br />
stellen und mit dem Programm<br />
„SCV Office“ seinen Mitgliedschören ein<br />
nützliches Werkzeug an die Hand geben.<br />
Das Ziel ist es, die Kommunikation zu den<br />
Mitgliedern und allen Organen des Chorverbands<br />
zu verbessern, aber auch die Optimierung<br />
aller Verwaltungsvorgänge rund<br />
um den Vereinsbetrieb.<br />
Vorteile für die Chöre<br />
Die Mitgliedschöre können ihre Mitglieder<br />
bequem über das System verwalten.<br />
Unter anderem können Funktionen oder<br />
Stimmgruppen usw. zugewiesen werden.<br />
Durch die Angabe des Eintrittsdatums<br />
behält man stets einen Überblick<br />
über Jubiläen und Ehrungen. Die Ehrenurkunden<br />
können in der Folge direkt im<br />
System beim Verband beantragt werden.<br />
Durch das System wird die Kommunikation<br />
mit den eigenen Mitgliedern sehr einfach<br />
und schnell (z.B. Mitteilungen über<br />
Proben, Erinnerungen usw.). Die jährliche<br />
Bestandmeldung (statistische Erhebung)<br />
ist nicht mehr nötig. Bisher musste jeder<br />
Chor jährlich seine statistische Bestandsmeldung<br />
an den Chorverband schicken.<br />
Termine können künftig durch das neue<br />
System verwaltet werden. Im Kalender kann<br />
sich jeder Chor seine individuellen Termine,<br />
wie Proben oder Vorstandssitzungen<br />
usw. eintragen. Es ist auch möglich, Konzerte<br />
oder Auftritte einzutragen und diese<br />
für alle Mitgliedschöre des SCV sichtbar<br />
zu machen. Dadurch können konkurrierende<br />
Veranstaltungen bereits bei der Planung<br />
vermieden werden. Die Veranstaltung<br />
wird auch auf der Seite des SCV aufscheinen<br />
und wird somit beworben. Der Tätigkeitsbericht<br />
zum Jahresende kann ebenfalls<br />
schnell und einfach erstellt werden.<br />
Ab 2023 können Sänger*innen der Mitgliedschöre<br />
des SCV zu den Schulungen<br />
und Veranstaltungen des Chorverbandes<br />
nur mehr über dieses System angemeldet<br />
werden, um den verminderten Kurstarif für<br />
Mitglieder beanspruchen zu können. Im<br />
integrierten Kassabuch können Ein- und<br />
Ausgänge bequem gebucht werden, die<br />
bisher in Exceltabellen usw. geführt werden<br />
mussten. Bei Änderungen von Zuständigkeiten<br />
im Verein ist die Übergabe<br />
schnell und einfach zu erledigen. Durch<br />
dieses System sind die Daten jederzeit sicher<br />
vor Datenverlust durch Computerschaden,<br />
Feuer usw. verwahrt. Mühsame Datensicherung<br />
auf USB-Sticks usw. entfällt.<br />
Daten müssen immer<br />
aktuell sein<br />
Die Obleute der Chöre haben auf ihre<br />
beim Verband hinterlegten Mailadresse<br />
den Benutzernamen für ihren Zugang erhalten.<br />
Um ins System einzusteigen, muss<br />
man den Benutzernamen eingeben und<br />
die Anweisungen in der E-Mail befolgen.<br />
Mit diesem Zugang können anschließend<br />
weitere Zugänge für die eigenen Mitglieder<br />
erstellt werden. Innerhalb des Ausschusses<br />
bzw. des Chores kann eine technisch<br />
versierte Person mit der Führung<br />
des Systems betraut werden, etwa die<br />
Schriftührer*innen. Dafür sollte ein eigener<br />
Zugang für diese Person erstellt werden.<br />
Die Daten des Chores, der Chorleitung<br />
und der Mitglieder müssen unbedingt immer<br />
aktuell sein. Änderungen müssen sofort<br />
eingetragen werden. Das betrifft auch<br />
die Angabe der Funktionäre innerhalb des<br />
Chores. Denn ab Juni 2023 werden wichtige<br />
Informationen vom Verband nur mehr<br />
über das neue System verschickt. Auch<br />
für die statistische Erhebung und die Unfallversicherung<br />
der Sänger*innen gelten<br />
die Daten als Grundlage. Im März fanden<br />
bereits Einführungen zur Handhabung des<br />
neuen Systems statt.<br />
Paul Bertagnolli<br />
5<br />
KulturFenster 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
hinausgeblickt<br />
SCV-Intern<br />
Da ist für jeden was dabei!<br />
Schulungen des Südtiroler Chorverbandes<br />
und natürlich auch die heimatkundlichen<br />
Wanderungen und Exkursionen.<br />
Nach nur eingeschränkter Schulungstätigkeit<br />
in den letzten zwei Jahren startet der Südtiroler<br />
Chorverband nun wieder voll durch<br />
mit vielen interessanten Schulungen für Erwachsene<br />
und Jugendliche. Fortbildung mit<br />
erfahrenen Referenten, das Sich-Kennenlernen<br />
und das Gemeinschaftserlebnis stehen<br />
gleichermaßen im Mittelpunkt.<br />
Zum Wochenendlehrgang für kleine Singgruppen<br />
unter der Leitung von Otto Dellago,<br />
der vom 22. bis zum 24. <strong>April</strong> in Mellaun<br />
bei Brixen stattfindet, sind alle kleinen Singgruppen<br />
sowie Musikant*innen als Liedbegleiter<br />
eingeladen. Ziel ist, neben der Stimmpflege,<br />
das Singen in kleinen Gruppen zu<br />
beleben und zu fördern. Dabei stehen weltliche<br />
und geistliche Lieder sowie Lieder aus<br />
dem überlieferten alpenländischen Liedgut<br />
auf dem Programm.<br />
Ob Kinderchorleitung, Singen in der Schule<br />
oder mit Jugendlichen: Im Seminar für Kinder-<br />
und Jugendchorleiter*innen mit Yoshihisa<br />
Matthias Kinoshita werden wichtige Kompetenzen<br />
für das Singen mit Kindern und Jugendlichen<br />
auf den verschiedensten Ebenen<br />
vermittelt. Es wird auch praktische Übungen<br />
mithilfe eines Gast-Kinderchores geben. Das<br />
Seminar findet am 30. <strong>April</strong> in Brixen statt.<br />
Eingeladen sind alle Chorleiter*innen und<br />
Lehrer*innen, die mit Kindern im Grundund<br />
Mittelschulalter arbeiten.<br />
Unter der bewährten Leitung von Ernst<br />
Thoma findet vom 26. Juni bis zum 3. Juli<br />
die Alpenländische Sing- und Wanderwoche<br />
im Ultental statt. Im Mittelpunkt stehen<br />
die Erarbeitung von leichterem Liedgut aus<br />
dem geistlichen und weltlichen Bereich mit<br />
Schwerpunkt „alpenländisches Volkslied“<br />
Auch heuer findet wieder die beliebte Chorund<br />
Stimmbildungswoche statt, und zwar vom<br />
25. bis zum 31. Juli in der Fürstenburg in<br />
Burgeis. Den Kurs leitet Rainer Held. Zusätzlich<br />
zum Singen im Plenum, im Ensemblechor<br />
oder im Kammerchor kommen die<br />
Teilnehmer*innen in den Genuss von Einzelstimmbildung.<br />
Die Sänger*innen erarbeiten<br />
verschiedene weltliche und geistliche<br />
Werke, auch eine eigene Chorliteraturstunde<br />
ist vorgesehen. Dieses Angebot richtet sich<br />
besonders auch an Chorleiter*innen und<br />
natürlich alle Interessierten ab 18. Abgerundet<br />
wird die Woche durch ein Konzert<br />
und einen Gottesdienst.<br />
Chorleiter*innen mit und auch solche ohne<br />
viel Erfahrung können sich beim Seminar<br />
für Chorleiter*innen in Dietenheim unter<br />
der Leitung von Nataliya Lukina in einem<br />
jeweils zu ihnen passenden Studio in Probenmethodik<br />
und Dirigiertechnik fortbilden.<br />
Dabei werden im Gruppenunterricht<br />
die Chorproben durch sorgfältige Analyse<br />
der Stücke vorbereitet. Auch Einzelunterricht<br />
wird angeboten. Außerdem steht ein<br />
Gastsängerensemble in jedem Studio zur<br />
Verfügung. In den Übungschören wird vertieft,<br />
was im Gruppenunterricht besprochen<br />
wurde. Auch wird ein Workshop „Rhythmus,<br />
wo man mit muss“ mit Sonja Prugger angeboten.<br />
Schwerpunkt ist die rhythmische<br />
Arbeit, wobei der Spaßfaktor großgeschrieben<br />
wird – mit Warm-up’s, leichten Improvisationen<br />
und musikalischen Spielen. Das<br />
Seminar findet vom 31. Juli bis zum 6. August<br />
statt.<br />
Chorleiter*innen haben ein weiteres<br />
Schulungsangebot mit dem Workshop für<br />
Chorleiter*innen mit Jan Scheerer und<br />
Martha Basten vom 26. bis zum 28. August<br />
in Bozen. Gearbeitet wird mit einem<br />
Repertoire, das der Übungschor im Vorhinein<br />
gut kennt, um detailliert und gründlich<br />
an der Dirigiergestik feilen zu können,<br />
zum anderen mit Repertoire, das der Chor<br />
nur wenig kennt, um die Probenmethoden<br />
und -techniken zu entwickeln. Parallel dazu<br />
KulturFenster 6<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Chorwesen<br />
gibt es die Möglichkeit, bei Martha Basten<br />
einen Kurs für Anfänger und leicht Fortgeschrittenen<br />
zu belegen.<br />
Weitere Schulungen für Chorleiter*innen<br />
gibt es am 10. September beim Kurs „Relative<br />
Solmisation (Stufensingen) im Chor –<br />
Ein Baustein für gelingendes Singen“ mit der<br />
Referentin Verena Unterguggenberger in Bozen<br />
und am 4. November mit dem Seminar<br />
„Wie man Stimmen zum Klingen bringt“ mit<br />
Veronica Bertsch in der Musikschule Naturns.<br />
Außerdem werden am 8. Oktober<br />
in Bozen ein Rhetorik-Seminar mit Philipp<br />
M. Krenn mit dem Titel „Sprechtechnik im<br />
Chor – chorisches Sprechen“ und am 15.<br />
Oktober der Singtag für Chorsänger*innen<br />
50+ mit Edgar Wolf angeboten.<br />
Am 5. November leitet Veronica Bertsch in<br />
der Musikschule Naturns den Workshop<br />
„Let`s sing-let’s swing-let’s groove – populäre<br />
Chormusik für Frauen und Männer“ für<br />
alle interessierten Chorsänger*innen und<br />
Chorleiter*innen.<br />
Schulungen für Kinder<br />
und Jugendliche<br />
Auch heuer ist wieder ein reichhaltiges Programm<br />
für Kinder und Jugendliche vorgesehen:<br />
So fi ndet vom 26. Juni bis zum 2.<br />
Juli in Brixen die Kindersingwoche mit Michael<br />
Feichter unter dem Motto „Good Vibrations<br />
– Ein Sommermusical“ statt. (Solo-)<br />
Sänger*innen, aber auch Tänzer*innen<br />
kommen hier auf ihre Kosten. Die Musicalwoche<br />
für Jugendliche am Ritten vom<br />
3. bis zum 9. Juli widmet sich dem Austropop<br />
und wird von Christian Stefan Horvat<br />
geleitet.<br />
Für Kinder im Grundschulalter gibt es die<br />
KAS- Woche – Kreativ-Aktiv-Sing-Woche<br />
vom 25. bis zum 29. Juli unter der Leitung<br />
von Renate Unterhiner im Kloster Neustift.<br />
Das Besondere an der KAS-Woche ist, dass<br />
nicht nur gesungen, sondern auch getanzt<br />
und Theater gespielt wird.<br />
Viele Jugendliche werden sich bereits auf<br />
"Musical Fever Plus" freuen, das vom 27.<br />
August bis zum 2. September in Brixen unter<br />
der Kursleitung von Stephen Lloyd stattfindet.<br />
Unter den namhaften Referenten ist<br />
auch Enrico di Pieri, einer der führenden<br />
Musical-Stars im deutschsprachigen Raum.<br />
Er wird mit Sarah Yorke den Gesangsmeisterkurs<br />
leiten. Neben der Stimm- und Chorarbeit<br />
gibt es auch Schulung in Choreographie<br />
und Schauspiel.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Genauere Informationen zu den Schulungen und zu<br />
den Anmeldefristen fi ndet man auf der Homepage<br />
des Südtiroler Chorverbandes:<br />
scv.bz.it<br />
7<br />
KulturFenster 7 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Jung+<br />
Stimmgewaltig<br />
Kinder- und<br />
Jugendchor Oberrasen<br />
Wir sind…<br />
musikbegeisterte Sänger*innen im Alter<br />
von 6 bis 20 Jahren. Häufig proben wir<br />
in zwei getrennten Gruppen, dem Kinderchor<br />
und dem Jugendchor.<br />
Nach Jahren der Einschränkungen bedingt<br />
durch die Corona-Pandemie, freuen<br />
wir uns wieder vermehrt auf ein unbeschwertes,<br />
gemeinsames Singen und<br />
Musizieren.<br />
Mehrere unserer Sänger*innen sind hervorragende<br />
Instrumentalist*innen. So haben<br />
wir das Glück, bei Konzerten sowie<br />
Gottesdiensten von einem wundervollen<br />
Instrumentalensemble begleitet zu werden.<br />
Unser Motto…<br />
Singen macht glücklich und erwärmt die<br />
Herzen!<br />
Was uns motiviert…<br />
➤ die vielen, spannenden Projekte<br />
➤ die tolle Chorgemeinschaft<br />
➤ die Zusammenarbeit mit anderen Chören,<br />
Stimmbildner*innen und Theaterleuten<br />
➤ die abenteuerlichen Ausflüge und die<br />
nachhaltigen Erlebnisse<br />
KulturFenster<br />
8 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Uns gibt es seit…<br />
dem Jahr 2014. Das Ziel war damals wie<br />
heute, Kinder und Jugendliche für das<br />
Singen zu begeistern und sie Gemeinschaft<br />
erleben zu lassen. Seit der Gründung<br />
liegt die Leitung des Chores in den<br />
Händen von Waltraud Mair.<br />
Pläne für die Zukunft..<br />
➤ Schon lange freuen wir uns auf das<br />
Chorcamp in Lichtenstern am Ritten.<br />
Die Pandemie hat uns immer wieder<br />
einen Strich durch die Rechnung gemacht.<br />
Nun ist es endlich soweit, dass<br />
wir unsere Koffer packen können.<br />
➤ Im Juni beteiligen wir uns an der Initiative<br />
„Lange Nacht der Kirchen“.<br />
➤ Die musikalische Mitgestaltung einer<br />
Radiomesse gemeinsam mit dem Kirchenchor<br />
Oberrasen steht ebenfalls<br />
in Kürze an.<br />
➤ Und last but not least: 2024 feiern wir<br />
unser 10-jähriges Bestandsjubiläum<br />
mit mehreren Höhepunkten.<br />
Herzlich willkommen<br />
sind bei uns….<br />
Kinder und Jugendliche, die<br />
mit Freude und Begeisterung<br />
singen, musizieren<br />
und Spaß an der Gemeinschaft<br />
haben.<br />
Unsere Highlights waren..<br />
➤ Kinderchortreffen in Gummer, 2016<br />
➤ Tiroler Landesjugendsingen in Schwarz,<br />
2017 - Bewertung „ausgezeichnet“<br />
➤ Konzertreihe „Der Mond ist eine Frau“<br />
gemeinsam mit dem Vokalensemble<br />
NovAntiqua Brixen, 2018<br />
➤ Nacht der Lichter, 2018<br />
➤ „Ein tierisches Musical“, 2019<br />
Waltraud Mair...<br />
ist die musikalische Förderung<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
ein großes Anliegen. Nach Abschlussdes<br />
Studiums der Deutschen<br />
Philologie an der Uni Innsbruck erwarb<br />
sie die staatliche Lehrbefähigung am Konservatorium<br />
Innsbruck in den Fächern Gitarre<br />
und Singschulleitung. Sie ist Direktorin<br />
im Schulsprengel Olang.<br />
Wir suchen EUCH und eure Geschichten!<br />
Ihr seid „jung“ und „stimmgewaltig“?<br />
Ihr seid ein Kinderchor, ein Jugendchor, ein junges Ensemble oder<br />
eine junge Singgruppe? … dann würden wir euch gerne unseren<br />
Leser*innen vorstellen und zeigen, dass es euch gibt.<br />
Wir berichten auch gerne laufend<br />
über eure Konzerte, Projekte und<br />
Aktivitäten.<br />
Schreibt uns einfach eine Mail an<br />
info@scv.bz.it<br />
Wir freuen uns schon, eure<br />
Geschichten zu teilen!<br />
KulturFenster<br />
9 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Sommerprogramm <strong>2022</strong> - Kinder und Jugend<br />
Good<br />
Vibrations<br />
Ein Sommermusical<br />
ü 50 Kinder imAlter<br />
zwischen 9und 14 Jahren<br />
ü 26. Juni – 2. Juli <strong>2022</strong><br />
ü Kursleitung: Michael<br />
Feichter<br />
ü Vinzentinum, Brixen<br />
ü Anmeldeschluss: 30. <strong>April</strong><br />
<strong>2022</strong><br />
„Heast as<br />
net?“<br />
MUSICALwoche<br />
Ritten<br />
ü 65 Kinder&Jugendliche im<br />
Alter zwischen 12 und<br />
18 Jahren<br />
ü 3. –9.Juli <strong>2022</strong><br />
ü Kursleitung: Christian<br />
Stefan Horvat<br />
ü Haus der Familie,<br />
Lichtenstern<br />
ü Anmeldeschluss: 30. <strong>April</strong><br />
<strong>2022</strong><br />
Kreativ-Aktiv<br />
Singen<br />
KAS-Woche<br />
für Kinder<br />
ü 40 Kinder zwischen 7<br />
u.11 Jahren<br />
ü 25. – 29. Juli 2021<br />
ü Kursleitung: Renate<br />
Unterthiner<br />
ü Kloster Neustift, Brixen<br />
ü Anmeldeschluss:<br />
30. <strong>April</strong> <strong>2022</strong><br />
Musical Fever<br />
Plus<br />
ü 24 Jugendliche zwischen<br />
16 und 25 Jahren<br />
ü 27. August –2.<br />
September <strong>2022</strong><br />
ü Kursleitung: Stephen Lloyd<br />
ü Priesterseminar, Brixen<br />
ü Anmeldeschluss: 30. Juni<br />
<strong>2022</strong><br />
DER LANDESJUGENDCHOR SÜDTIROL<br />
LÄDT DICH EIN ZUM<br />
VORSINGEN <strong>2022</strong>!<br />
Samstag, 18. Juni <strong>2022</strong><br />
Priesterseminar Brixen<br />
09.00 - 18.00 Uhr<br />
DU BIST ZWISCHEN 16 und 28 JAHRE ALT?<br />
SINGEN IST DEINE LEIDENSCHAFT?<br />
DANN BEWIRB DICH JETZT!<br />
Nähere Informationen und deine Bewerbung an:<br />
info@landesjugendchor.bz.it<br />
www.landesjugendchor.bz.it<br />
KulturFenster<br />
10 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>
vorausgeblickt<br />
8. Gesamttiroler Wertungssingen<br />
„Chöre sind unverzichtbar für ein lebendiges Kulturleben!“<br />
Das Gesamttiroler Wertungssingen wird traditionell<br />
vom Südtiroler Chorverband und dem<br />
Chorverband Tirol im Abstand von drei Jahren<br />
abgehalten. Zuletzt im Jahr 2019 nahmen<br />
insgesamt 27 Chöre beim Wertungssingen<br />
in Auer teil.<br />
Die Verbände laden ihre Mitgliedschöre<br />
auch heuer wieder zu einer Standortbestimmung<br />
nach der Pandemie und einem<br />
gemeinsamen Neustart in die Chorzukunft<br />
ein. Die 8. Auflage des Gesamttiroler Wertungssingens<br />
wird von 12. bis zum 13.<br />
November im „Haus der Musik“ in Innsbruck<br />
über die Bühne gehen.<br />
Mit dem 8. Gesamttiroler Wertungssingen<br />
<strong>2022</strong> in Innsbruck wollen die Verbände<br />
der Chorszene in Süd-, Nord- und Osttirol<br />
wieder eine starke Stimme verleihen<br />
und die zehntausenden Sänger*innen<br />
in den fast 1000 Chören wieder in den<br />
Blick der Öffentlichkeit rücken. „Wir sind<br />
unverzichtbar für ein lebendiges Kulturleben<br />
in Tirol!“ zeigen sich die Südtiroler<br />
Verbandschorleiterin Renate Unterthiner<br />
und der Landeschorleiter von Tirol Thorsten<br />
Weber überzeugt. „Wir freuen uns,<br />
dass nach langer Zeit des Stillstandes<br />
durch die Pandemie wieder Begegnung<br />
möglich ist.“<br />
Das heurige Wertungssingen soll vor allem<br />
als Gelegenheit zur freundschaftlichen Begegnung<br />
und zur Standortbestimmung für<br />
die Chöre gesehen werden. Die Fachjury<br />
wird dabei aus eigener Erfahrung berücksichtigen,<br />
dass nach Monaten ohne regelmäßiger<br />
Chorproben niemand auf dem Leistungsniveau<br />
stehen kann, welches vor der<br />
Krise selbstverständlich war. Sie wird mit Gefühl<br />
und Geschick hilfreiche Tipps und Ratschläge<br />
für die zukünftige Chorarbeit geben.<br />
Besonders erfreulich ist, dass drei Komponisten<br />
aus Tirol, dem Saarland und aus<br />
Baden-Württemberg die Pflichtlieder aller<br />
Kategorien komponiert haben – auf Gedichte<br />
von drei Dichter*innen, die Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts in Innsbruck, Söll<br />
und Bozen geboren wurde.<br />
Es sind neue und interessante Chorstücke<br />
zur Advent-, Weihnacht- und Winterzeit<br />
entstanden. „Wir sind schon sehr auf die<br />
unterschiedlichen Interpretationen der<br />
Stücke gespannt", freuen sich die Chorleiter<br />
der beiden Verbände und rufen die<br />
Chöre dazu auf, den Blick mutig in die Zukunft<br />
zu richten.<br />
Die ausführlichen Informationen dazu sowie<br />
die Online-Anmeldung werden in Kürze<br />
auf den Webseiten der beiden Verbände<br />
verfügbar sein. Der Anmeldeschluss ist<br />
der 30. Juni <strong>2022</strong>.<br />
Renate Unterthiner<br />
Verbandschorleiterin im SCV<br />
Mehr Infos unter:<br />
scv.bz.it/gesamttirolerwertungssingen/<br />
KulturFenster 11<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
kurz notiert<br />
Dank für 58-jährige<br />
Obmannschaft<br />
Männerchor Percha wählt neuen Ausschuss<br />
Bei der Vollversammlung des Männerchors<br />
Percha am 1. März standen die Neuwahl<br />
des Ausschusses und der Rückblick auf<br />
die Tätigkeiten des Chores auf der Tagesordnung.<br />
Obmann Siegfried Niederwanger konnte<br />
dazu als Ehrengäste Bürgermeister Martin<br />
Schneider, Kulturreferentin Kathi Niederwolfsgruber,<br />
Pfarrer Rüdiger Weinstrauch,<br />
den Präsident des Pfarrgemeinderates<br />
Markus Seyr, die Obfrau des Pfarrchores<br />
Doris Castlunger sowie den Pfarrmesner<br />
Johann Passler willkommen heißen.<br />
Der Männerchor konnte während der<br />
Pandemie in kleinen Gruppen die kirchlichen<br />
Festlichkeiten, Gottesdienste und<br />
Begräbnisfeiern musikalisch gestalten.<br />
Der Obmann hatte dazu auch ein Männerquartett<br />
gegründet, das an der Feier<br />
der Gottesdienste mitgewirkt und Großartiges<br />
geleistet hat. Obmann Niederwanger<br />
erinnerte auch an den Werdegang dieses<br />
Chores von seiner Gründung im Jahre<br />
1964 bis zum heutigen Tag. Im Laufe seiner<br />
58-jährigen Obmannschaft hat Niederwanger<br />
gar Manches bewegt und hat<br />
sich mit ganzer Kraft, mit viel Interesse,<br />
mit Fleiß und Ausdauer für den Chor eingesetzt.<br />
Er hat eim Ausbau der Chorlokale<br />
kräftig mitgewirkt. Zudem ist es ihm<br />
immer wieder gelungen, auch die dafür<br />
notwendigen Finanzierungen zu organisieren.<br />
Ihm war es auch ein Anliwegen, die<br />
Sänger mit einer passenden Chorkleidung<br />
auszustatten. Er hat stets regen Kontakt<br />
mit den Landesverbänden gesucht und<br />
mit den Chormitgliedern und vor allem<br />
mit den Chorleitern eine gute Zusammenarbeit<br />
gepflegt.<br />
Nach dem plötzlichen Tod von Albert<br />
Pahl hat nun Hubert Mair die Chorleitung<br />
übernommen und leitet den Männerchor<br />
mit Geschick, Fachkenntnis und Einsatzfreude.<br />
In seiner kurzen Ansprache stellte<br />
sich der neue Chorleiter vor. Er wisse es<br />
zu schätzen, dass er von allen Chormitgliedern<br />
freundlich aufgenommen wurde<br />
und freue sich über ihr Interesse, ihren<br />
Fleiß und ihre Pünktlichkeit bei den Auftritten<br />
und Proben sowie über die Harmonie<br />
im Chor. Die Ehrengäste dankten allen<br />
Chormitgliedern, den Mitgliedern des<br />
Ausschusses und besonders dem rührigen<br />
Obmann für die unermüdliche Arbeit,<br />
die schließlich für die Bevölkerung<br />
von Percha zur Ehre Gottes und zur Erbauung<br />
und Freude der Menschen geleistet<br />
wurde.<br />
Siegfried Niederwanger stellte sich nicht<br />
mehr der anstehenden Neuwahl des Ausschusses.<br />
Ob seiner rund 70-jährigen Tätigkeit<br />
als Sänger und seiner 58-jährigen<br />
Obmannschaft zeigten die Chormitglieder<br />
Obmann Siegfried Niederwanger (links) und<br />
sein Stellvertreter Johann Oberleiter<br />
vollstes Verständnis für diese Entscheidung.<br />
Sie zollten dem mittlerweile 80-Jährigen<br />
auch entsprechenden Dank für seinen<br />
unermüdlichen Einsatz. Bei der durchgeführten<br />
Wahl wurden folgende Mitglieder<br />
in den Ausschuss des Männerchores gewählt:<br />
Hubert Mayr, Stefan Huber, Franz<br />
Mair, Oswald Huber, Johann Oberleiter<br />
und Herwig Lanz. Als neuer Obmann wird<br />
Stefan Huber den Chor führen.<br />
Johann Passler<br />
Der neu gewählte Ausschuss des Männerchors Percha (v.l.): Franz Mair, Chorleiter Hubert Mair, Herwig Lanz, Stefan Huber, Johann<br />
Oberleiter, Hubert Mayr und Oswald Huber<br />
KulturFenster 12<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Chorwesen<br />
Generationswechsel geglückt<br />
Felix Graber ist neuer Obmann des Brixner Ensembles „VocalArt“<br />
Wie wohl in den meisten Chören des Landes,<br />
so werden auch beim Brixner Ensemble<br />
"VocalArt" alle drei Jahre Neuwahlen<br />
des Vorstandes durchgeführt.<br />
In den letzten Jahren gab es dabei kaum<br />
Überraschungen. Der Kammerchor, seit<br />
2016 unter der Leitung von Marian Polin,<br />
konnte im vergangenen Jahr trotz schwieriger<br />
Bedingungen zwei Jubiläumskonzerte<br />
anlässlich seines 30-jährigen Bestehens<br />
geben. Dabei standen mit Haydns „Nelsonmesse“<br />
und „Te Deum“ zwei Glanzstücke<br />
klassischer Sakralmusik auf dem<br />
Programm. Viele Konzertbesucher*innen<br />
in Brixen und Trient kennen das Ensemble<br />
seit seiner Gründung und freuten sich,<br />
Der neu gewählte Vorstand von "VocalArt" (v.l.): Albrecht Matzneller, Claudia Penn, Dietmar<br />
Thanei, Elke Sottara, Chorleiter Marian Polin, Obmann Felix Graber und Karlheinz Troi<br />
Die langjährige Obfrau Barbara Fuchs mit<br />
dem neu gewählten Obmann Felix Graber<br />
im 20-köpfigen Klangkörper noch einzelne<br />
Gründungsmitglieder zu erkennen.<br />
Die kürzlich erfolgten Neuwahlen weisen<br />
allerdings in eine vielversprechende Zukunft<br />
des Ensembles, da sich der Vorstand<br />
zum Teil erneuert hat. Felix Graber löste die<br />
langjährige Obfrau Barbara Fuchs ab und<br />
wird nun von drei erfahrenen Vorstandsmitgliedern<br />
Dietmar Thanei (Stellvertreter),<br />
Claudia Penn, Karlheinz Troi (Kassier) unterstützt.<br />
Neu im Vorstand sind Elke Sottara<br />
und Albrecht Matzneller.<br />
Nach einigen coronabedingten Unterbrechungen<br />
hat das Ensemble die Probentätigkeit<br />
im Kapitelsaal wieder aufgenommen<br />
und gab am 9. und 13. <strong>April</strong> ein Konzert<br />
in der Brixner Pfarrkirche und ein Konzert<br />
im Rahmen der Sterzinger Osterspiele.<br />
Auf dem Programm standen die "Rsponsorien<br />
zum Karsamstag" von Jan Dismas<br />
Zelenka (1679–1745) und das "Stabat<br />
Mater" von František Ignác Tuma<br />
(1704–1774).<br />
Dietmar Thanei<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für das Chorwesen<br />
senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />
Redaktionsschluss für<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Freitag, 13. Mai <strong>2022</strong><br />
KulturFenster 13<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Es ist fünf vor zwölf. Nur in einer gemeinsamen<br />
einzigartigen Anstrengung wird es möglich sein,<br />
den Klimawandel einzudämmen.<br />
KulturFenster 14<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
vorausgedacht<br />
Es steht viel auf dem Spiel<br />
Heimatpflegeverband setzt sich mit Klimaschutz auseinander<br />
In dieser Ausgabe des „KulturFensters“ ist<br />
der Klimaschutz Schwerpunktthema der<br />
Seiten des Heimatpflegeverbandes Südtirol.<br />
Aus gutem Grund!<br />
Mit dem Thema Klimaschutz setzt sich<br />
der Heimatpflegeverband wegen der gebotenen<br />
Dringlichkeit intensiv auseinander.<br />
Unsere Heimat zu schützen, heißt,<br />
auch unsere Lebensgrundlagen zu schützen:<br />
Deshalb ist der Klimaschutz in den<br />
nächsten Jahren als prioritäres Ziel anzusehen.<br />
Wir sind auch Teil des „Bündnisses<br />
für Klimaaktion Südtirol“ (Climate<br />
Action South Tyrol) und stehen hinter den<br />
Forderungen dieses Bündnisses (siehe<br />
Seite 19).<br />
Südtirol hat die Chance, ein Vorbild auf<br />
dem Weg zu einer nachhaltigen, krisenfesten<br />
und solidarischen Gesellschaft zu<br />
werden. Nur wenige Regionen haben derart<br />
gute Voraussetzungen dafür. Deshalb<br />
müssen alle Gesetze und Bestimmungen<br />
auf den Klimaschutz hin neu ausgerichtet<br />
werden, auch die großen Planungsinstrumente<br />
wie die Raumordnung, der Tourismusentwicklungsplan<br />
oder die kommunalen<br />
Gemeinde-Entwicklungsprogramme.<br />
„<br />
Klimaschutz beginnt bei jedem Einzelnen<br />
von uns und erfordert ein<br />
„<br />
Überdenken unseres Lebensstils.<br />
Claudia Plaikner<br />
Klimaschutz beginnt bei jedem Einzelnen<br />
von uns und erfordert ein Überdenken<br />
unseres Lebensstils. Der effizienteste<br />
Klimaschutz ist sicher das Vermeidungsprinzip:<br />
Vieles braucht man schlicht und<br />
einfach nicht, das macht das Leben in<br />
gewisser Hinsicht sogar leichter. Vieles<br />
kann länger im Gebrauch sein und gegebenenfalls<br />
repariert werden. Vieles, das<br />
man sich anschaffen muss/will, sollte unter<br />
dem Aspekt einer umwelt- und sozialverträglichen<br />
nachhaltigen Produktionsweise<br />
ausgewählt werden.<br />
Dem Heimatpflegeverband ist in Bezug auf<br />
den Klimaschutz sehr wichtig,<br />
➤ dass die Zersiedelung und die Versiegelung<br />
gestoppt werden, weil naturnahe<br />
Landschaften, besonders Wälder und<br />
auch Moore, eine große Menge an CO 2<br />
binden und Biodiversität ein gesundes<br />
Klima fördert;<br />
➤ dass so viel wie möglich saniert und so<br />
wenig wie möglich neu gebaut wird. Beton<br />
und Zement sind Klimakiller. Das<br />
Leerstandsmanagement muss effizient<br />
umgesetzt werden, um Grund zu sparen,<br />
Ortszentren zu pflegen und regionale<br />
Kreisläufe einzurichten;<br />
➤ dass eine echte Verkehrswende eingeläutet<br />
wird, indem den nachhaltigen Mobilitätsarten<br />
(zu Fuß gehen, Rad fahren,<br />
öffentliche Verkehrsmittel, vorrangig Zug<br />
benutzen) bei allen Planungen und Entscheidungen<br />
der Vorrang gegeben wird;<br />
➤ dass die radikale Abkehr von den fossilen<br />
Brennstoffen erfolgt. Sowohl aus umweltals<br />
auch aus geo- und wirtschaftspolitischen<br />
Gründen (siehe aktueller Krieg<br />
Russlands gegen die Ukraine, Abhängigkeit<br />
des Westens von russischem Gas)<br />
ist dies ein prioritär anzustrebendes Ziel.<br />
Die alternativen Energiequellen und hier<br />
vor allem die Photovoltaik sollen noch<br />
viel stärker genutzt und ausgebaut werden.<br />
Als Heimatpfleger*innen ist uns<br />
aber auch der Schutz des Orts- und<br />
Landschaftsbildes ein großes Anliegen.<br />
Laut EURAC-Studie aus dem Jahr 2014<br />
ist das Photovoltaikpotenzial auf Südtirols<br />
Dachflächen enorm, auch wenn die<br />
schützenswerten Dachflächen nicht verwendet<br />
werden. Deshalb sollte zunächst<br />
dieses Potenzial ausgeschöpft werden.<br />
Der Klimawandel und dessen Eindämmung<br />
sind riesige Herausforderungen, die nur in<br />
einer gemeinsamen einzigartigen Anstrengung<br />
Erfolg haben können. Es steht sehr<br />
viel auf dem Spiel: unsere Heimat auf diesem<br />
Planeten.<br />
Claudia Plaikner, Obfrau<br />
KulturFenster 15<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
vorausgedacht<br />
Nur noch zehn Jahre Zeit<br />
Interview mit Thomas Egger zum Klimaschutz:<br />
So würden wir es schaffen<br />
in die Atmosphäre entweichen. Methangas<br />
hat kurzfristig einen wesentlich höheren<br />
Treibhausgaseffekt als Kohlendioxid.<br />
Damit würde die Temperatur weiter<br />
steigen, weitere Permafrostböden würden<br />
auftauen, weiteres Methan würde entweichen<br />
– und so würde sich das dann aufschaukeln<br />
und weitere dieser ca. 12 bis<br />
15 Kippeffekte, die es gibt, auslösen. Derzeit<br />
steuern wir voll auf ein solches Szenario<br />
zu. Um das zu verhindern, haben<br />
wir nur noch ca. zehn Jahre Zeit.<br />
Die Gründungsmitglieder des Klima Clubs Südtirol: Johann Czaloun, Thomas Egger, Ulrike<br />
Vent, Martin Sulser (vorne v. l.), Gerd Huber, Eva Ladurner, Roland Plank (hinten v. l.)<br />
Alle wollen den Klimaschutz. Aber die<br />
wenigsten wollen dafür etwas tun. In folgendem<br />
Interview erklärt Thomas Egger<br />
vom Klima Club Südtirol, was passiert,<br />
wenn wir so weitermachen wie bisher und<br />
wenn die Politik nicht radikale Grenzen<br />
setzt. Allerdings sagt er auch, dass jeder<br />
Einzelne von uns handeln muss, und er<br />
weiß, warum Klimaschutz im Kleinen trotz<br />
guter Vorsätze nicht immer funktioniert.<br />
KulturFenster: Wenn man dem bekannten<br />
Klimaforscher Georg Kaser zuhört, dann<br />
ist die Hoffnung, die Klimaziele zu erreichen,<br />
ziemlich gering. Er sagt, wenn wir<br />
nicht radikal umdenken, sei die Menschheit<br />
erledigt. Wie sehen Sie das?<br />
Thomas Egger: Georg Kaser hat recht! Die<br />
Weltgemeinschaft hat sich mit den Paris-<br />
Zielen (Pariser Abkommen 2015, Anm.<br />
d. Red.) verpflichtet, den Temperaturanstieg<br />
auf „deutlich unter 2°C, möglichst<br />
auf 1,5°C“ zu begrenzen. Schaut man<br />
sich an, was die einzelnen Staaten bisher<br />
angekündigt und was sie unternommen<br />
haben – Südtirol inklusive –, werden<br />
wir eine durchschnittliche Temperaturerhöhung<br />
weltweit von ca. knapp +3°C bekommen.<br />
Das wäre eine Katastrophe. Und<br />
ich meine Katastrophe wörtlich!<br />
KF: Wie würde sich diese Katastrophe<br />
anfühlen?<br />
Egger: Die Wissenschaft ist sich weitestgehend<br />
einig, dass bei einem Temperaturanstieg<br />
von ca. +2°C eine ganze Reihe<br />
von sogenannten Kippeffekten ausgelöst<br />
werden. Das sind sich selbst verstärkende<br />
Effekte. Sind die einmal ausgelöst, sind<br />
sie irreversibel, und wir können die Entwicklung<br />
durch unser Handeln nicht mehr<br />
beeinflussen. Ich nenne Ihnen ein Beispiel:<br />
das Auftauen der Permafrostböden<br />
in großen Teilen der Arktis. Dies hätte<br />
zur Folge, dass gewaltige Mengen des<br />
im Boden gespeicherten Methangases<br />
KF: Welche Auswirkungen hätte ein solches<br />
Szenario konkret?<br />
Egger: Wir würden in eine sogenannte Heißzeit<br />
eintreten. Der Meeresspiegel würde um<br />
über zehn Meter steigen. Teile unserer Erde,<br />
die heute schon unter Trockenheit leiden,<br />
würden unbewohnbar werden. Weltweit<br />
müssten wir mit mehreren 100 Millionen<br />
Klimaflüchtlingen rechnen. In vielen Teilen<br />
der Erde würde es Konflikte um Wasser<br />
geben. Millionen von Tier-und Pflanzenarten<br />
würden aussterben. Es würde<br />
sehr viel mehr extreme Wetterereignisse<br />
geben, als es derzeit der Fall ist. Es gibt<br />
sogar Szenarien, die in so einem Fall ein<br />
völliges Zusammenbrechen der Wirtschaft<br />
voraussagen. Auch wenn wir das 1,5°C-<br />
Ziel erreichen, geht die Wissenschaft davon<br />
aus, dass sich der Meeresspiegel bis<br />
zum Jahr 2100 um ca. einen Meter erhöht,<br />
langfristig sogar noch weit mehr.<br />
KF: In zehn Jahren die Treibhausgase<br />
auf null – wie realistisch ist das? Fordern<br />
ist ja einfach, aber etwas umsetzen, ist<br />
schwierig. Es gibt immer eine Opposition,<br />
immer Lobbys …<br />
„<br />
Es ist nicht gelungen, breiten Bevölkerungsschichten<br />
begreiflich zu<br />
„<br />
machen, dass wir auf einen Abgrund<br />
zusteuern, wenn wir so weiter<br />
machen.<br />
Thomas Egger<br />
KulturFenster 16<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Heimatpege<br />
„<br />
Mit dem sofortigen Stopp des Ausbaues von fossilen Energien bei der Gebäudeheizung<br />
und einem zeitnahen, verbindlichen Termin, ab dem im Gebäudebereich keine fossilen<br />
„<br />
Energieträger mehr verwendet werden dürfen, kann Südtirol 36 Prozent aller emittierten<br />
Treibhausgase vermeiden.<br />
Thomas Egger aus St. Pankraz, Vorsitzender des Klima Clubs Südtirol<br />
Egger: Mir ist bewusst, dass es in einer<br />
Demokratie Mehrheiten braucht, um weitreichende<br />
Entscheidungen zu treffen.<br />
Das ist auch gut so. Bisher hat die Politik<br />
aber zu wenig getan, um sich diese<br />
Mehrheiten zu beschaffen. Es ist nicht<br />
gelungen, breiten Bevölkerungsschichten<br />
begreiflich zu machen, dass wir auf<br />
einen Abgrund zusteuern, wenn wir so<br />
weiter machen. Wir als Klima Club Südtirol<br />
möchten aber unseren Teil der Verantwortung<br />
übernehmen und versuchen,<br />
in Kooperation mit vielen weiteren Organisationen<br />
in Südtirol, allen, die es hören<br />
wollen, zu erklären, dass wir schnell<br />
etwas tun müssen, aber auch was und<br />
wie. Wir sind allerdings nur ein kleiner<br />
Verein, unsere Mittel sind sehr begrenzt.<br />
KF: Hat also die Politik Schuld daran, dass<br />
die Umsetzung der Klimaziele nicht vorangeht.<br />
Oder sind es wir Konsumenten<br />
oder die Wirtschaftslobby oder China und<br />
andere Länder, für die Klimaschutz ein<br />
Fremdwort ist?<br />
Egger: Ich bin der Meinung, jeder sollte<br />
zuallererst vor seiner eigenen Haustür kehren.<br />
Das gilt im Großen wie im Kleinen.<br />
Südtirol ist eines der reichsten Länder der<br />
Welt, und es ist unser Pfl icht, unseren<br />
Möglichkeiten entsprechend zu handeln.<br />
Das ist aus unserer Sicht bisher nicht geschehen.<br />
Bisher hat sich unsere Politik<br />
um weitreichende und wichtige Maßnahmen<br />
herumgedrückt. Denken Sie nur an<br />
die Tatsache, dass zwei öffentliche Südtiroler<br />
Gesellschaften ihr Geld zum Teil mit<br />
dem Verkauf von Methangas verdienen.<br />
Es herrscht seit über 20 Jahren Konsens<br />
in der Wissenschaft, dass wir von fossilen<br />
Brennstoffen weg müssen, und zwar zu<br />
100 Prozent. Passiert ist das Gegenteil,<br />
auch in Südtirol. Es ist teilweise nicht der<br />
gute Wille, der fehlt, sondern es ist eine<br />
Trägheit entstanden – durch eingespielte<br />
Systeme und durch die permanente Überlastung<br />
mit dem Tagesgeschäft. Das gilt<br />
sowohl für Politik und Wirtschaft als auch<br />
für jeden Einzelnen. Wir denken vielleicht<br />
schon seit längerem über eine Photovoltaikanlage<br />
auf dem eigenen Dach nach,<br />
finden jedoch einfach nicht die Zeit, uns<br />
darum zu kümmern.<br />
Die Rahmenbedingungen müssen aber<br />
von der Politik gestellt werden, sonst wird<br />
das nichts.<br />
KF: Für manche Kritiker stellen Klimaschutz<br />
und Marktwirtschaft unversöhnliche<br />
Ziele dar? Ist es Ihrer Meinung nach<br />
möglich, beides zu vereinbaren?<br />
Egger: Unser größtes Problem ist die Zeit.<br />
Wir können uns solche Diskussionen eigentlich<br />
gar nicht mehr leisten. Dennoch<br />
möchte ich versuchen, auf die Frage zu<br />
antworten. Tatsache ist, dass die Form der<br />
Marktwirtschaft, in der die Gewinne privatisiert<br />
und die Verluste sozialisiert werden,<br />
sicher Teil des Problems und nicht<br />
Teil der Lösung ist. Die Politik hat es leider<br />
auch hier versäumt, bestimmte Bereiche<br />
viel strenger zu regulieren. Es besteht in<br />
weiten Teilen keine Kostenwahrheit. Das<br />
muss sich ändern. Ein Blick in die Geschichte<br />
zeigt aber auch, dass große Ver-<br />
Klima Club Südtirol<br />
Der Klima Club Südtirol ist eine Gruppe von Expert*innen aus dem Umwelt-, Energie- und Rechtsbereich. Die Mitglieder arbeiten<br />
teilweise seit mehreren Jahrzehnten in diesen Bereichen. Sie sind der Meinung, dass in Südtirol viel zu wenig gegen<br />
den Klimawandel getan wird. Das war der Grund, Ende 2020 einen Verein zu gründen. Seither arbeiten sie ehrenamtlich und<br />
mit großem zeitlichen Aufwand dafür.<br />
Gearbeitet wird nach eigenen Angaben ausschließlich auf Basis von Zahlen, Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen.<br />
Der Klima Club Südtirol versteht sich als Bindeglied zwischen der Wissenschaft, der Bevölkerung und den Entscheidungsträgern.<br />
Er versucht, die komplexen Sachverhalte so aufzubereiten und zu kommunizieren, dass sie für ein möglichst<br />
breites Publikum verständlich werden.<br />
KulturFenster 17<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
vorausgedacht<br />
Der Gesetzgeber müsse klare und verbindliche Grenzen für den CO 2<br />
-Ausstoß vorgeben – und dürfe mehr einfach nicht zulassen, sagt<br />
Thomas Egger.<br />
änderungen manchmal effizienter und vor<br />
allem schneller durch die Marktwirtschaft<br />
erreicht werden können. Die Marktwirtschaft<br />
braucht aber Leitlinien der Politik<br />
und Ausgleichmaßnahmen zur Sicherung<br />
der Sozialverträglichkeit.<br />
Retten können wir das Klima wahrscheinlich<br />
nur durch Innovation, und da<br />
spielt die Wirtschaft sicher eine wichtige<br />
Rolle, da die Veränderung des individuellen<br />
Lebensstils zu langsam geht und<br />
vor allem nicht von einer ausreichend<br />
breiten Bevölkerungsschicht mitgetragen<br />
wird. Der Gesetzgeber muss klare<br />
und verbindliche Grenzen für den CO 2<br />
-<br />
Ausstoß vorgeben – und darf mehr einfach<br />
nicht zulassen.<br />
„<br />
Ich habe mir vorgenommen zu<br />
kämpfen. Und wenn es nur deshalb<br />
ist, damit ich meiner Tochter in 20<br />
Jahren in die Augen schauen und<br />
ihr mit Überzeugung sagen kann:<br />
„<br />
Ich hab alles getan, was in meiner<br />
Macht stand.<br />
Thomas Egger<br />
KF: Was könnte schon morgen umgesetzt<br />
werden?<br />
Egger: Wir sollten mit jenen Maßnahmen<br />
beginnen, bei denen wir mit dem geringsten<br />
Mitteleinsatz die größtmögliche Einsparung<br />
an Treibhausgasen erzielen. Das<br />
ist in Südtirol der sofortige Stopp des Ausbaues<br />
von fossilen Energien bei der Gebäudeheizung<br />
und ein zeitnaher, verbindlicher<br />
Termin, ab dem im Gebäudebereich<br />
keine fossilen Energieträger mehr verwendet<br />
werden dürfen. Damit könnten wir 36<br />
Prozent aller in Südtirol emittierten Treibhausgase<br />
vermeiden.<br />
Parallel dazu braucht es einen starken<br />
Ausbau der Photovoltaik, mehr Einsatz<br />
bei Energieeinsparmaßnahmen, und wir<br />
müssen im Gebäudesektor durch massiven<br />
Einsatz von Holz sogenannte Kohlenstoffsenken<br />
aufbauen. Wir müssen<br />
grundsätzlich viel sparsamer mit unseren<br />
natürlichen Ressourcen umgehen, weniger<br />
Flächen verbrauchen und die natürlichen<br />
Lebensräume viel besser schützen.<br />
Das sind jetzt nur einige wenige Dinge, mit<br />
denen wir gleich starten müssen.<br />
KF: 24 Organisationen in Südtirol, darunter<br />
auch der Heimatpflegeverband und<br />
der Klima Club Südtirol, verlangen, dass<br />
Südtirol den Klimanotstand ausruft. Was<br />
wäre damit umsetzbar? Wäre das überhaupt<br />
möglich?<br />
Egger: Der Klimanotstand ist eine politische<br />
Forderung und würde breiteren Bevölkerungsschichten<br />
praktisch „offiziell“ signalisieren,<br />
dass der Hut brennt. Das würde<br />
vor allem den politischen Entscheidungsträgern<br />
helfen, Maßnahmen zu beschließen,<br />
die auf den ersten Blick unpopulär,<br />
aber notwendig sind.<br />
KF: Ganz persönlich: Haben Sie noch Hoffnung,<br />
dass die Klimaziele erreicht werden?<br />
Egger: Natürlich habe ich Hoffnung! Wenn<br />
ich mir aber die Zahlen anschaue, die mir<br />
zeigen, in welche Richtung wir uns bewegen,<br />
dann bin ich nicht sehr zuversichtlich,<br />
dass meine Hoffnung berechtigt ist.<br />
Ich habe mir aber vorgenommen, dafür zu<br />
kämpfen. Und wenn es nur deshalb ist,<br />
damit ich meiner Tochter in 20 Jahren in<br />
die Augen schauen und ihr mit Überzeugung<br />
sagen kann: Ich hab alles getan, was<br />
in meiner Macht stand!<br />
Interview: Edith Runer<br />
KulturFenster 18<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Heimatpege<br />
Zusammen für<br />
eine lebenswerte Zukunft<br />
Climate Action South Tyrol – Klimaschutz-Bündnis aus 60 Organisationen<br />
Im Bündnis Climate Action South Tyrol haben<br />
sich über 60 Organisationen, darunter<br />
auch der Heimatpflegeverband Südtirol, für<br />
einen würdigen Südtiroler Klimaplan und<br />
eine zukunftsorientierte Klimapolitik zusammengeschlossen.<br />
Dazu wurden zwölf<br />
Forderungen an die Südtiroler Landesregierung<br />
zusammengetragen. Über 2.200 Unterschriften<br />
konnten bereits für diese Forderungen<br />
gesammelt werden.<br />
Bei den Toblacher Gesprächen im Oktober<br />
2021 im Euregio Kulturcenter Gustav<br />
Mahler wurden unter anderem Gletscherforscher<br />
Georg Kaser und einige junge<br />
Umwelt- und Klimaschutzgruppen aus<br />
Südtirol eingeladen. Der Abend fand unter<br />
dem Titel „Klimakrise versus Klimakatastrophe<br />
– Was sagt Südtirols Jugend?“<br />
statt. Nach unmissverständlichen Worten<br />
zur Dringlichkeit der Klimakrise von Georg<br />
Kaser, haben sich die Aktivist*innen von<br />
1k Hopes, Mava Seggo, Regala Zukunft,<br />
Scientists for Future und dem Zukunftspakt<br />
zur aktuellen Südtiroler Klimapolitik<br />
geäußert. Das Hauptaugenmerk lag auf<br />
dem damals kürzlich erschienenen Entwurf<br />
zum neuen Südtiroler Klimaplan. An<br />
diesem Abend wurde den Aktivist*innen<br />
klar, dass sie nur geeint bewirken können,<br />
dass Klimaschutz (und damit ihre<br />
Zukunft und die der kommenden Generationen)<br />
in der Prioritätenliste ganz nach<br />
oben rückt.<br />
Kritik am Südtiroler<br />
Klimaplan<br />
Bei den Toblacher Gesprächen: Ralf Pellegrini, Georg Kaser, David Hofmann, Alexander<br />
Schönafinger und Michael Steinwandter (hinten v. l.) sowie Emilio Vettori, Janin Höllrigl<br />
und Katharina Tschigg (vorne v. l.)<br />
„<br />
Mit dem Entwurf des Klimaplanes wird<br />
deutlich, dass Südtirols Klimapolitik<br />
„<br />
keineswegs im Einklang mit dem Ziel<br />
des Pariser Klimaabkommens ist.<br />
Janin Höllrigl<br />
Am 14. September 2021 wurde der erste<br />
Entwurf zum neuen Südtiroler „KlimaPlan<br />
Energie – Südtirol 2050“ veröffentlicht. Der<br />
Klima Club Südtirol hat den Klimaplan analysiert<br />
und ist zum Entschluss gekommen,<br />
dass die Klimapolitik in den vergangenen<br />
zehn Jahren versagt hat und die Klimaziele<br />
nicht erreicht wurden: Die CO 2<br />
-Emissionen<br />
und der Energieverbrauch sind angestiegen<br />
anstatt zu sinken, und der Anteil<br />
an erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch<br />
ist gesunken anstatt zu<br />
steigen. Im neuen Entwurf zum Klimaplan<br />
hat sich die Herangehensweise an den Klimaschutz<br />
nicht geändert: Klimaneutralität<br />
bis 2050 ist kein erklärtes Ziel, obwohl<br />
es die Europäische Union vorgibt. Außerdem<br />
werden bestimmte Sektoren wie die<br />
Brennerautobahn und die Landwirtschaft<br />
nicht berücksichtigt. Grundsätzlich ist der<br />
Klimaplan ein Plan ohne Planungsinstrumente,<br />
denn es wird nicht festgelegt, wer<br />
für die jeweiligen Maßnahmen verantwortlich<br />
ist, wie viel sie kosten werden oder<br />
wie viel CO 2<br />
durch die Maßnahmen eingespart<br />
wird.<br />
Mit diesem Entwurf wird deutlich, dass<br />
Südtirols Klimapolitik keineswegs im Einklang<br />
mit dem Ziel des Pariser Klimaabkommens<br />
ist, denn so kann die Erderwärmung<br />
nicht auf 1,5 °C oder maximal 2 °C<br />
beschränkt werden. Dasselbe gilt für die<br />
Vorgaben des europäischen Green Deals,<br />
also Klimaneutralität bis 2050 und eine Reduktion<br />
der Treibhausgas-Emissionen bis<br />
2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990.<br />
Um zu vermeiden, dass Kipppunkte in unserem<br />
Klimasystem überschritten werden<br />
(siehe Interview mit Thomas Egger, Anm.<br />
d. Red.) und „das Ruder aus der Hand gegeben<br />
wird“, muss sich die Herangehensweise<br />
drastisch ändern. In den nächsten<br />
Monaten wird die überarbeitete Fassung<br />
des Klimaplans erscheinen.<br />
KulturFenster 19<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
vorausgedacht<br />
gestartet. Zudem wurde in einem partizipativen<br />
Prozess gemeinsam mit Expert*innen<br />
und Bürger*innen ein 14-seitiger Maßnahmenkatalog<br />
zu den Themen Partizipation,<br />
Energie & Gebäude, Mobilität, Tourismus,<br />
Landwirtschaft & Ernährung und Ökosysteme<br />
& Biodiversität erarbeitet, einsehbar<br />
unter climateaction.bz.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Erste Klausurtagung von Climate Action in Schluderns: Verena Spilker, Kurt Resch, Thomas<br />
Egger, Marc Zebisch, Mariano Paris, Zeno Oberkofler, Madeleine Rohrer, Peter Erlacher<br />
und Florian Trojer (hinten v. l.) sowie Thomas Benedikter, Majda Brecelj, Kris Krois,<br />
Janin Höllrigl, David Hofmann, Damian Eberhöfer, Pascal Vullo, Wilfried Meraner und Norbert<br />
Dejori (vorne v. l.)<br />
Zwölf Forderungen<br />
Anschließend an die Toblacher Gespräche<br />
haben sich über 60 Organisationen zusammengeschlossen,<br />
um mehr Aufmerksamkeit<br />
in der Bevölkerung und der Politik auf<br />
das gemeinsame Anliegen zu lenken. Sie<br />
stellen zwölf Forderungen zum Klimaplan<br />
an die Südtiroler Landesregierung, u. a.<br />
dass der Klimaplan mit den Zielen des<br />
Pariser Klimaabkommens und den Vorgaben<br />
der EU übereinstimmen soll, dass<br />
alle Emissionen aus den für Südtirol relevanten<br />
Sektoren berücksichtigt werden<br />
sollen und Partizipation von Bürger*innen<br />
an Entscheidungsprozessen vorgesehen<br />
sein sollen.<br />
Bisher konnten über 2.200 Unterschriften<br />
gesammelt werden, es sollten aber noch<br />
deutlich mehr werden. Um auf die Problematiken<br />
der Südtiroler Klimapolitik sowie<br />
auf die Forderungen und Vorschläge des<br />
Klimabündnisses aufmerksam zu machen,<br />
wurden zwei Pressekonferenzen und ein<br />
Klimastreik veranstaltet, Flyer verteilt und<br />
eine Kampagne auf den sozialen Medien<br />
Das Klimaschutzbündnis wird von Freiwilligen<br />
getragen und über Spenden fi -<br />
nanziert. Die Herausforderung besteht<br />
nun also darin, mit den begrenzten zeitlichen<br />
und finanziellen Ressourcen möglichst<br />
viel zu erreichen: das Bewusstsein<br />
für den Klimawandel und die Notwendigkeit<br />
für Klimaschutz in der Bevölkerung<br />
sowie bei den politischen Vertreter*innen<br />
zu schaffen, politisches Handeln anzuregen<br />
und zu beschleunigen.<br />
Janin Höllrigl<br />
Climate Action South Tyrol<br />
Wer die zwölf Forderungen<br />
von Climate<br />
Action South Tyrol unterstützt,<br />
der kann sie<br />
online unterzeichnen:<br />
climateaction.bz<br />
5 ‰ für die Natur- und Kulturlandschaft<br />
5 ‰ für den Heimatpflegeverband<br />
Seit 2020 ist der Heimatpflegeverband in die Liste der 5-Promille-Empfänger eingetragen. Damit hat man die Möglichkeit, die<br />
Heimatpflege auch über die Steuererklärung zu fördern.<br />
Der Heimatpflegeverband setzt sich für den Erhalt unserer Natur- und Kulturlandschaft und der historischen Baukultur, für eine<br />
offene und traditionsbewusste Gesellschaft, für die Förderung der Volkskultur, der Tracht und der Mundart, für die Heimat ein.<br />
Unterstützen auch Sie die Tätigkeit des Heimatpflegeverbandes, indem Sie bei der Steuererklärung (Mod. CUD, Mod 730 oder<br />
Mod. UNICO) ganz einfach und unkompliziert im entsprechenden Feld die Steuernummer 80006000212 des Heimatpflegeverbandes<br />
Südtirol eintragen und Ihre Unterschrift daruntersetzen. Es kostet Sie keinen Cent.<br />
Vielen Dank für die Unterstützung!<br />
KulturFenster 20<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Heimatpege<br />
„Entscheidet euch –<br />
für unsere Zukunft!“<br />
Drei Jahre Fridays for Future in Südtirol –<br />
Rück- und Ausblick<br />
Die Klimastreikbewegung Fridays for Future<br />
feierte in diesem Jahr ihren dritten Geburtstag.<br />
Ein (von der Redaktion gekürzter) Rückund<br />
ein Ausblick eines Aktivisten.<br />
Vor drei Jahren, am 15. Februar 2019, fand<br />
die erste Klimademo unter dem Schlagwort<br />
„Fridays for Future“ in Bozen statt.<br />
Es kamen rund 4000 Jugendliche aus allen<br />
Landesteilen zusammen – eine sprachgruppenübergreifende<br />
Mobilisierung von<br />
unten, die in der Geschichte Südtirols ihresgleichen<br />
sucht.<br />
Der Bozner Klimastreik im Februar 2019<br />
bildete den Auftakt für die Bewegung in<br />
ganz Italien. Nur einen Monat später sollten<br />
in Bozen wieder tausende Schüler*innen,<br />
Studierende und Eltern für eine lebenswerte<br />
Zukunft auf die Straße gehen. Das<br />
allgemeine Ziel: aus der Zivilgesellschaft<br />
Druck ausüben, damit Klimaschutz endlich<br />
oberste Priorität wird.<br />
Es folgten 2019 weitere Protestkundgebungen.<br />
Von der großen Überzeugung und<br />
Motivation der Aktivist*innen zeugten aber<br />
auch die anderen Aktionsformen, die erprobt<br />
wurden: Kleidertausch, Fahrradkorsos,<br />
Diskussionsabende usw. Mit ihnen hat<br />
Fridays for Future seinen Protest diversifiziert,<br />
und es gelang der Bewegung, immer<br />
mehr Menschen im Land anzusprechen.<br />
„Die wollen nur schwänzen“<br />
Die ersten Reaktionen der Öffentlichkeit auf<br />
die Klimademos waren oft wenig schmeichelhaft.<br />
Letzten Endes aber scheiterten<br />
alle Versuche, die Demos als „Schwänzerei“<br />
zu schmähen, kläglich. Die Botschaft<br />
von Fridays for Future, von vielen<br />
Menschen überzeugt mitgetragen, bahnte<br />
sich auch hierzulande selbstbewusst ihren<br />
Weg. Und die Landespolitik begann, sich<br />
verstärkt mit Fragen des Klimaschutzes<br />
auseinanderzusetzen. Noch viel zu ungenügend,<br />
wie wir meinen, aber sie hat die<br />
ersten Schritte gesetzt.<br />
Der Ausbruch des Coronavirus ließ in den<br />
letzten zwei Jahren große, medienwirksame<br />
Kundgebungen zwar nicht zu. Doch<br />
der Einsatz für den Klimaschutz wurde im<br />
digitalen Raum fortgeführt, später dann<br />
mit kleineren Aktionen im Freien. Die Coronakrise<br />
hat Fridays for Future South Tyrol<br />
nicht gebremst, sondern an neuen Erfahrungen<br />
reifen lassen.<br />
Nach drei bewegten Jahren lässt sich<br />
zusammenfassen: Von einem ausreichenden<br />
Klimaschutz sind wir in Südtirol,<br />
Italien und Europa noch weit entfernt,<br />
und die Politik setzt sich meist alles andere<br />
als ehrgeizige Ziele, Emissionen zu<br />
reduzieren. Doch dass sie sich Ziele setzen<br />
muss, und dass überhaupt hierüber<br />
diskutiert wird, ist eine erste große Errungenschaft.<br />
Und weitere müssen folgen!<br />
Wozu Fridays for Future?<br />
Natürlich fragt man sich, was Fridays<br />
for Future hier und weltweit eigentlich<br />
ausmacht. Es steht für einen kollektiven<br />
Lernprozess, mit dem sich eine ganze<br />
Generation selbst zur politischen Mündigkeit<br />
erzogen hat und weiter erzieht<br />
… Das Überleben der Menschheit steht<br />
auf dem Spiel …<br />
Fridays for Future geht es nicht darum,<br />
diese oder jene Ideologie oder Utopie<br />
zu verbreiten. Wir fordern, dass die<br />
Entscheidungsträger*innen sich endlich<br />
entscheiden, und zwar für unsere Zukunft,<br />
und auf Basis der Fakten und Analysen,<br />
die uns die Wissenschaft gibt.<br />
Fridays for Future hat den politischen Diskurs<br />
auch in Italien nachhaltig verändert.<br />
Dass Klimaschutz unlängst in die Verfassung<br />
aufgenommen wurde (es war<br />
längst überfällig) verdeutlicht, dass dieses<br />
Thema nun wirklich so sehr im Fokus<br />
steht, dass keine politische Kraft an ihm<br />
vorbeikommt. Das spornt zu mehr an …<br />
Nikolaus Rensi<br />
Kleine Feier zum dritten Geburtstag:<br />
Die Aktivist*innen von Fridays for Future<br />
sind überzeugt, dass sich durch<br />
ihre Aktionen etwas in Sachen Klimaschutz<br />
bewegt hat.<br />
Fotos: FFF<br />
Große Protestaktion: Junge Menschen fordern<br />
von den Entscheidungsträger*innen<br />
Entscheidungen auf der Basis von wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen.<br />
„Von einem ausreichenden Klimaschutz<br />
sind wir in Südtirol, Italien<br />
und Europa noch weit entfernt, und<br />
die Politik setzt sich meist alles andere<br />
als ehrgeizige Ziele, Emissionen<br />
zu reduzieren.“<br />
Nikolaus Rensi<br />
KulturFenster 21<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
vorausgedacht<br />
Moore und Torflagerstätten<br />
sehr stark gefährdet<br />
Prof. Stefan Zerbe über die enorme Bedeutung von Feuchtgebieten<br />
für das Ökosystem und den Menschen<br />
Zerbe: In Mooren fi nden sich Pflanzen, die<br />
an einen dauerhaft hohen Wasserstand angepasst<br />
sind. Niedermoore, z. B. über Kalkgestein,<br />
können sehr artenreich sein, Hochmoore<br />
sind dagegen sehr artenarm. In den<br />
Mooren kommen Pflanzen- und Tierarten<br />
vor, die aufgrund der Landnutzung aus der<br />
Kulturlandschaft verdrängt worden sind. In<br />
Niedermooren sind das etwa Orchideen und<br />
auf Hochmooren fleischfressende Pflanzen<br />
wie der Sonnentau. Zahlreiche seltene und<br />
gefährdete Arten der Feuchtgebiete sind in<br />
Mooren zu fi nden. Deshalb werden naturnahe<br />
und funktionstüchtige Moore heute<br />
in Europa als schützenswert eingestuft und<br />
unter dauerhaften Schutz gestellt.<br />
Kann dieses noch unberührte Moor in Schnals vor der Zerstörung gerettet werden?<br />
Die Zukunft wird es zeigen.<br />
Foto HPV<br />
Matschig, glitschig, dreckig – das sind die<br />
Eigenschaften, die wir mit den Mooren verbinden.<br />
Dabei sind sie ziemlich unterschätzte<br />
Klimaschützer. Sie sind extrem wichtig als<br />
Ökosystem mit seinen Leistungen für den Menschen.<br />
Stefan Zerbe, Landschaftsökologe und<br />
Professor an der Fakultät für Naturwissenschaften<br />
und Technik der Freien Universität<br />
Bozen, erklärt, warum das so ist und warum<br />
Torfabbau ein absolutes Tabu sein sollte.<br />
KulturFenster: Wie entsteht und wie funktioniert<br />
ein Moor?<br />
Stefan Zerbe: Moore entstehen dort, wo –<br />
durch stagnierendes oder nur langsam abfl<br />
ießendes Wasser – die vollständige Zersetzung<br />
der organischen Substanz aus<br />
der dort wachsenden Vegetation verhindert<br />
wird. Die Quelle des Wassers kann hierbei<br />
Grund- oder Oberflächenwasser sein – dann<br />
sind es Niedermoore – oder Regenwasser<br />
– dann sind es Hochmoore. Niedermoore<br />
fi nden sich beispielsweise in Flussauen,<br />
Quellbereichen der Berge oder in Tallagen,<br />
wo sich das Grundwasser sammelt. Regenmoore<br />
können dort entstehen, wo es hohe<br />
Niederschläge gibt. Ein natürliches Moor<br />
speichert Torf und damit Kohlenstoff. Der<br />
komplexe Torfkörper kann schwammartig<br />
Wasser aufsaugen und reguliert damit den<br />
Landschaftswasserhaushalt, z. B. bei Überschwemmungen.<br />
KF: Was ist Torf?<br />
Zerbe: Torf ist reine organische Substanz mit<br />
einer Mächtigkeit von mindestens 30 Zentimentern,<br />
die aufgrund des hohen Wasserstandes<br />
nicht weiter abgebaut wird, sondern<br />
in einem funktionstüchtigen Moor stetig<br />
vermehrt wird. Im Torf fi nden sich Rückstände<br />
von den moortypischen Pflanzen<br />
wie Torfmoose, aber auch Ablagerungen<br />
der pflanzlichen Pollen, mit Hilfe derer die<br />
Vegetations- und Landschaftsgeschichte<br />
rekonstruiert werden kann.<br />
KF: Welche Pflanzen und Tiere leben im<br />
Moor? Auch seltene Arten?<br />
KF: Wie viele Moore gibt es ungefähr in<br />
Südtirol?<br />
Zerbe: Die Moore in Südtirol wurden Anfang<br />
der 1990er-Jahre in einem Moorkataster erfasst.<br />
Vorkommen, Verbreitung, Flora und<br />
Vegetation sowie der Zustand wurden damals<br />
dokumentiert. Im Rahmen dieser Kartierung<br />
wurden über 700 Feuchtgebiete in<br />
Südtirol festgestellt, davon ca. 1650 Hektar<br />
Moore. Ein nicht unerheblicher Teil an Torfen<br />
lagert unter land- und forstwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche und hat sich bisher einer<br />
systematischen Erfassung entzogen.<br />
Prinzipiell sind Moore und Torflagerstätten<br />
in Südtirol sehr stark gefährdet, da deren<br />
Bedeutung als wertvolles Ökosystem und<br />
für den Klimaschutz umweltpolitisch noch<br />
nicht in ausreichendem Maße erkannt worden<br />
ist. Immer noch kommt es zu erheblichen<br />
Schädigungen oder gar vollständiger<br />
Zerstörung von Feuchtgebieten, da<br />
in Südtirol ökonomische Interessen – u. a.<br />
der Landwirtschaft und des Tourismus –<br />
über die Ziele von ökologischer Nachhaltigkeit<br />
und Ressourcenschutz gestellt werden.<br />
Dies lässt auch erwarten, dass viele<br />
Moore seit der Kartierung stark geschädigt<br />
worden oder gar verschwunden sind. Eine<br />
aktuelle Kartierung wäre also dringend geboten.<br />
Dies kann allerdings nur von einer<br />
KulturFenster 22<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Heimatpege<br />
„<br />
Wer in Südtirol heute noch Torf abbaut oder dies<br />
befürwortet, hat die Entwicklungen des Naturund<br />
Umweltschutzes in Europa und weltweit in<br />
„<br />
den vergangenen Jahrzehnten verpasst und von<br />
Klimawandel und Klimaschutz nichts begriffen..<br />
Stefan Zerbe, Landschaftsökologe<br />
Foto: Privat<br />
vollsten Moore in Südtirol geführt. Würde<br />
man in Südtirol eine auf Nachhaltigkeit –<br />
in der eigentlichen und nicht verwässerten<br />
Bedeutung – und Ressourcenschutz basierende<br />
Umweltpolitik verfolgen und die<br />
Umwelt nicht nur als ökonomische Kulisse<br />
für die Landwirtschaft und den Tourismus<br />
betrachten, so würde sich allerdings eine<br />
Hotelanlage im Schnalstal ohnehin völlig<br />
ausschließen.<br />
Interview: Edith Runer<br />
unabhängigen Institution bzw. ökologischen<br />
Arbeitsgruppe geleistet werden, die nicht an<br />
politische Vorgaben gebunden ist.<br />
KF: Wie sind Moore in Südtirol geschützt?<br />
Zerbe: Einige Moore stehen als Biotope oder<br />
Natura-2000-Gebiete unter Naturschutz.<br />
Allerdings können auch diese durch landwirtschaftliche<br />
oder touristische Nutzung,<br />
etwa als Weide oder Skipiste, geschädigt<br />
werden. Zahlreiche Moore stehen noch gar<br />
nicht unter Schutz.<br />
KF: Was passiert, wenn ein Moor trockengelegt<br />
bzw. wenn Torf abgebaut wird?<br />
Zerbe: Wird ein Moor trockengelegt, wird<br />
durch Sauerstoffzufuhr die organische<br />
Substanz abgebaut, und Kohlenstoff einweicht<br />
in die Atmosphäre. Bei einem Torfabbau<br />
entweicht nahezu der gesamte im Torf<br />
festgelegte Kohlenstoff in die Luft. Ein trockengelegtes<br />
Moor verliert nicht nur seinen<br />
Charakter als Feuchtgebiet, sondern auch<br />
seine gesamten Ökosystemleistungen. Das<br />
sind die Regulation des Wasserhaushaltes,<br />
der Klimaschutz, der Charakter als Lebensraum<br />
für seltene und gefährdete Arten. Es<br />
verliert auch seine Bedeutung für die Rekonstruktion<br />
der Landschaftsgeschichte<br />
und darüber hinaus die Bedeutung für die<br />
Erholung, den Tourismus, die Naturerfahrung<br />
und die Umwelterziehung.<br />
KF: In Salurn wird seit vielen Jahren Torf<br />
abgebaut. Nun wollen die Betreiber das<br />
Gebiet sogar erweitern. Der Heimatpflegeverband<br />
hat sich dagegen ausgesprochen.<br />
Wie lautet Ihre Expertenmeinung dazu?<br />
Zerbe: Wer in Südtirol heute noch Torf abbaut<br />
oder dies befürwortet, hat die Entwicklungen<br />
des Natur- und Umweltschutzes in<br />
Europa und weltweit in den vergangenen<br />
Jahrzehnten verpasst und von Klimawandel<br />
und Klimaschutz nichts begriffen. Ein<br />
Torfabbau muss sofort und dauerhaft eingestellt<br />
werden. Die oben beschriebene<br />
Bedeutung von Mooren und Torflagerstätten<br />
überwiegt um ein Vielfaches den kurzfristigen<br />
ökonomischen Nutzen aus dem<br />
Torfabbau. Hinzu kommt, dass das Torfsubstrat<br />
für Landwirtschaft und Gartenbau<br />
heute durch alternative und umweltfreundlichere<br />
Produkte ersetzt werden kann.<br />
KF: Auch das geplante Hoteldorf in Schnals<br />
hätte ein Moor zerstört. Nun hat man anscheinend<br />
die Pläne dahingehend geändert,<br />
dass das Moor unberührt bleibt. Was<br />
sagen Sie zu dieser „Lösung“?<br />
Zerbe: Mir ist die aktuelle „Lösung“ nicht<br />
vollumfänglich bekannt. In die ursprünglichen<br />
Planungen der Hotelanlage habe ich<br />
Einsicht erhalten können. Diese Planungen<br />
hätten in jedem Fall zu einer starken bis<br />
sehr starken Schädigung eines der wert-<br />
Dieser kleine Bewohner des Moores in<br />
Kurzras steht für viele Lebewesen, die die<br />
Vielfalt der Natur im Talschluss prägen.<br />
Foto HPV<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />
Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />
Redaktionsschluss für<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Freitag, 13. Mai <strong>2022</strong><br />
23<br />
KulturFenster 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
vorausgedacht<br />
Grüne Spiele – So nicht!<br />
Olympia 2026: Umweltverbände zweifeln an der Nachhaltigkeit<br />
Die Olympischen Winterspiele in China gelten<br />
schon jetzt als die „un-nachhaltigsten“<br />
aller Zeiten. In vier Jahren wird auch Südtirol,<br />
konkret Antholz, einer der Austragungsorte<br />
dieses Weltereignisses sein. Wenn die<br />
Spiele 2026 tatsächlich, wie versprochen,<br />
nachhaltig werden sollen, dann braucht es<br />
eine Kehrtwende der Politik und Investitionen<br />
der Olympia-Millionen einzig in nachhaltige<br />
Projekte.<br />
Der Heimatpflegeverband Südtirol, der<br />
Dachverband für Natur- und Umweltschutz,<br />
Mountain Wilderness, die Plattform Pro Pustertal,<br />
die Lia per Natura y Usanzes, Peraltrestrade<br />
Dolomiti, Italia Nostra, WWF<br />
Italia, Mava Seggo und Protect our Winters<br />
Italy haben sich Ende Februar an die<br />
Medien gewandt. Ihre Kritik: Man spricht<br />
immer von „grünen“ Olympischen Spielen<br />
2026, aber die Entwicklung zeigt in eine<br />
andere Richtung.<br />
Das sind die Kritikpunkte<br />
Italien und vor allem Südtirol will die<br />
Olympiagelder nutzen, um eine Vielzahl<br />
von Straßenausbauten zu realisieren.<br />
Eines der markantesten Beispiele dafür<br />
ist die geplante Anbindung der Pustertaler<br />
Staatsstraße an die Straße ins<br />
Höhlensteintal, obwohl diese bereits gut<br />
funktioniert. Dieser Maximaleingriff führt<br />
teilweise durch Natura-2000-Gebiete.<br />
Dazu kommen der Ausbau der Pustertaler<br />
Straße, der Kreuzungen in Richtung<br />
Olang, Antholz und Sexten sowie<br />
der Verbindung zwischen St. Kassian<br />
und Cortina (siehe Grafik), um nur einiges<br />
zu nennen.<br />
In Cortina, einem weiteren Austragungsort,<br />
sind riesige Parkplätze und Garagen<br />
geplant. Damit wird eine Potenzierung des<br />
motorisierten Individualverkehrs im Pustertal<br />
und Richtung Cortina mit allen negativen<br />
Begleiterscheinungen für Mensch und<br />
Umwelt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten<br />
nicht nur in Kauf genommen, sondern<br />
forciert. Der öffentliche Personennahverkehr<br />
bleibt dagegen weiterhin Stiefkind.<br />
Als nachhaltiges Vorzeigeprojekt wird immer<br />
wieder der Bau der Riggertalschleife<br />
für die Olympischen Spiele 2026 genannt.<br />
Tatsache ist aber, dass das Projekt längst<br />
dringend notwendig ist. Wenn es jetzt bis<br />
2026 warten muss, zeigt das vor allem<br />
eines: dass die nachhaltigen Verkehrsmittel<br />
auf der Prioritätenliste der politisch<br />
Verantwortlichen ganz weit unten stehen.<br />
Die Verbände fordern: Die Investitionen<br />
müssen zu 100 Prozent in die Vermeidung<br />
von Verkehr, in den Ausbau des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs und in Strukturen für<br />
Fußgänger*innen und Radfahrer*innen<br />
fließen. Die Spiele dauern knapp zwei Wochen,<br />
die Infrastrukturen müssen die Lebensqualität<br />
der Menschen für die darauffolgenden<br />
Jahrzehnte verbessern.<br />
„<br />
Die Investitionen müssen zu 100<br />
Prozent in die Vermeidung von Verkehr,<br />
in den Ausbau des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs und in<br />
„<br />
Strukturen für Fußgänger*innen<br />
und Radfahrer*innen fließen.<br />
HPV<br />
Die Vertreter*innen der Umweltverbände (v. l.): Florian Trojer (HPV), Linda Schwarz (POW),<br />
Greta Niederstätter Serani, Luigi Casanova (Peraltrestrade Dolomiti), Claudia Plaikner<br />
(HPV), Klauspeter Dissinger (DNU), Christine Baumgartner (PPP), Franco Tessadri (Mountainwilderness)<br />
sowie Madeleine Rohrer (DNU)<br />
KulturFenster 24<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Heimatpege<br />
Keine neuen<br />
Großstrukturen<br />
In Italien stehen bereits zwei Olympia-<br />
Eiskanal-Ruinen, für Olympia 2026 soll<br />
in Cortina für einen hohen zweistelligen<br />
Millionenbetrag die nächste zukünftige<br />
Ruine errichtet werden. Das zeigt die<br />
grundsätzliche Problematik des Systems<br />
Olympia: Statt bereits bestehende Sportanlagen<br />
zu verwenden, werden für jeden<br />
neuen Austragungsort auf Kosten der lokalen<br />
Bevölkerung und Umwelt neue Großstrukturen<br />
aus dem Boden gestampft, die<br />
nach den Spielen oft nicht mehr verwendet<br />
werden. Viele davon belasten die lokale<br />
Bevölkerung und die Umwelt über<br />
Jahrzehnte, und manches Projekt würde<br />
ohne die Olympischen Spiele gar keine<br />
Genehmigung erhalten. So sollen etwa in<br />
Cortina mehrere Skiverbindungen umgesetzt<br />
werden, und in Antholz ist unter anderem<br />
ein neues Speicherbecken mitten<br />
im bisher unberührten Wald vorgesehen,<br />
obwohl Landeshauptmann Arno Kompatscher<br />
im Sommer 2019 noch verkündet<br />
hatte, dass „die bestehende Infrastruktur<br />
bereits auf dem neuesten Stand sei und<br />
keine größeren Eingriffe“ benötigen würde.<br />
Die Austragung der Wettbewerbe in bereits<br />
bestehenden Anlagen ist eine Möglichkeit,<br />
um den ökologischen Fußabdruck<br />
der Spiele so klein wie möglich zu halten.<br />
So könnte zum Beispiel der Eiskanal im nahen<br />
Igls bei Innsbruck verwendet werden.<br />
„<br />
Es ist nun einmal so, dass es für<br />
uns in Diktaturen einfacher ist, ich<br />
„<br />
will mich nicht mit Umweltschützern<br />
herumstreiten.<br />
Gian Franco Kasper (2019)<br />
Die geplante Umfahrung von Toblach laut einer Studie der Provinz Bozen<br />
disierten Prozess bewertet und unter ständige<br />
Beobachtung gestellt werden.<br />
Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt,<br />
dass Sportgroßveranstaltungen immer öfter<br />
an Diktaturen vergeben werden, damit<br />
man sich der Frage der Nachhaltigkeit für<br />
Mensch und Umwelt nur auf dem Papier<br />
stellen muss. So sagte etwa der langjährige<br />
(2021 verstorbene) Präsident des Internationalen<br />
Skiverbandes und Mitglied<br />
des IOC (Internationales Olympisches Komitee)<br />
Gian Franco Kasper 2019: „Es ist<br />
nun einmal so, dass es für uns in Diktaturen<br />
einfacher ist, ich will mich nicht mit<br />
Umweltschützern herumstreiten.“<br />
Doch nur ein großes Umdenken würde<br />
langfristig – vor allem auch bei uns in den<br />
Alpen – den Fortbestand der Olympischen<br />
Spiele sichern. Südtirol, das zum begehrtesten<br />
nachhaltigsten Lebensraum Europas<br />
werden will, steht 2026 gleich in doppeltem<br />
Scheinwerferlicht.<br />
UVP und Klima-Check<br />
Wenn den politischen Entscheidungsträger*innen<br />
mit ihren Aussagen zur nachhaltigen<br />
Austragung der olympischen Winterspiele<br />
2026 tatsächlich ernst ist, dann<br />
muss jede Investition auf ihre Umweltund<br />
Klimaverträglichkeit geprüft und monitoriert<br />
werden. Die Umweltverbände<br />
fordern deshalb eine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
und einen Klima-Check für<br />
Olympia. Außerdem muss die Nachhaltigkeit<br />
der Winterspiele durch einen standar-<br />
Das ist geblieben von dem Eiskanal in Cortina. Und so ähnlich wird es wohl auch dem<br />
Folgeprojekt gehen.<br />
KulturFenster 25<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
informiert & reektiert<br />
Wir müssen wachsam bleiben<br />
Stellungnahme der Gesamttiroler Heimatpfleger<br />
zum Angriff auf die Ukraine<br />
Foto: Pixabay<br />
Die Gesamttiroler Heimatpfleger sehen sich<br />
angesichts der Vorgänge in der Ukraine veranlasst,<br />
eine klare Position zu beziehen.<br />
Auch wenn die meisten Vereine, die unter<br />
diesem Dach zusammengeschlossen sind,<br />
in ihren Statuten verankert haben, dass sie<br />
unpolitisch sind, müssen wir unsere Stimme<br />
erheben, wenn grundsätzliche ethische und<br />
humanitäre Prinzipien verletzt werden.<br />
Zumindest in den vergangenen zwei Jahrzehnten<br />
hatten wir geglaubt, dass Krieg in<br />
unserem Europa nicht mehr vorkommen<br />
kann. Diese Hoffnung wurde jetzt abrupt<br />
zerstört.<br />
Fassungslos stehen wir nun vor der Tatsache,<br />
dass ein totalitäres Regime in einem<br />
Staat, dessen Gebiet sich immerhin auf<br />
weite Teile Europas erstreckt, seit langer<br />
Zeit in gleichgeschalteten Medien nationalistisches<br />
und demokratiefeindliches Gedankengut<br />
verbreitet hat, darauf aufbauend<br />
Fehlinformationen in Umlauf bringt und<br />
schließlich letztere zum Vorwand für den<br />
Angriff auf die Souveränität eines Nachbarlandes<br />
macht.<br />
Parteien und Organisationen mit ihren nationalistischen<br />
oder imperialen Ideologien<br />
haben den Weg zu diesem Kipppunkt vorbereitet.<br />
Insbesondere unter totalitären Regimen<br />
können sich solche Ansätze entwickeln<br />
und manifestieren. Umso befremdlicher<br />
finden wir es, wenn Gruppierungen in unseren<br />
europäischen Demokratien Freundschaftsverträge<br />
mit solchen Parteien haben<br />
oder hatten, oder wenn Personen sich als<br />
„Putin-Versteher“ deklarieren und damit<br />
die Aggression rechtfertigen.<br />
Wir müssen wachsam bleiben und nationalistischen<br />
Entwicklungen, die überall in<br />
Europa mehr oder minder offen vorhanden<br />
sind, entschieden entgegentreten.<br />
Die Vorkommnisse der letzten Wochen lassen<br />
keine Hoffnung für eine rasche Beendigung<br />
des eskalierten offenen Konfliktes aufkommen.<br />
Es bedarf aber angestrengter Bemühung<br />
aller – Politiker *innen und Zivilgesellschaft,<br />
´dem Krieg nicht neue Nahrung zuzuführen,<br />
sondern auf diplomatischem Wege Möglichkeiten<br />
zu suchen, um diese Katastophe so<br />
schnell als möglich zu beenden.<br />
Unser Mitgefühl ist mit all jenen Menschen<br />
auf beiden Seiten des Konfliktes, die unverschuldet<br />
unter den Folgen dieser beispiellosen<br />
Aggression zu leiden haben.<br />
Die Gesamttiroler Heimatpfleger*innen<br />
Claudia Plaikner,<br />
Heimatpflegeverband Südtirol<br />
Fabrizia Carner,<br />
Terra tra i monti – Land im Gebirge<br />
Konrad Roider,<br />
Tiroler Heimatpflege<br />
KulturFenster 26<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Heimatpege<br />
Touristiker verkennen<br />
Ernst der Lage<br />
Kritik am Landestourismusentwicklungskonzept<br />
ist völlig einseitig<br />
➤ Das LTEK sieht zwar eine Bettenobergrenze<br />
vor, bereits genehmigte Projekte<br />
können aber trotzdem realisiert werden,<br />
was Tausenden weiterer Betten<br />
entspricht. Bei Betriebsauflösungen,<br />
die relativ häufig sind, werden frei werdende<br />
Betten strukturschwachen Gebieten<br />
zugewiesen. Das LTEK sieht also<br />
flexible Grenzen vor, ist aber von einem<br />
„Bettenstopp“ weit entfernt.<br />
➤ Die Kritiker des LTEKs verschwenden<br />
kein Wort auf die Notwendigkeit, den<br />
Tourismus Südtirols endlich klimagerecht<br />
und ressourcenschonend zu gestalten.<br />
Tourismus ist laut EURAC-Studie<br />
für ca. 18% der CO 2<br />
-Emissionen verantwortlich,<br />
die Emissionen pro Gast<br />
sind bei weitem zu hoch. Der Wasserverbrauch<br />
sprengt oft jede Vorstellung.<br />
Nicht nur in Tourismushochburgen wie<br />
Kastelruth oder Hafling generiert Tourismus<br />
akuten Wassermangel.<br />
➤ Der Landschaftsverbrauch durch Hotelneubauten<br />
ist den Bürgermeistern<br />
keine Zeile wert, obwohl die touristische<br />
Zersiedlung an vielen Stellen<br />
Südtirols Grundlagen, Natur und Landschaft<br />
angreift.<br />
Bis hier und nicht weiter: Der Tourismus in Südtirol braucht eine Eindämmung. Wer das<br />
nicht versteht, der hat die Kernprobleme des Landes verkannt.<br />
Foto: HPV<br />
Es ist nicht die große Errungenschaft, aber<br />
immerhin ein Ansatz zur Diskussion über<br />
eine vernünftige Entwicklung des Tourismus<br />
in Südtirol: das Landestourismusentwicklungskonzept.<br />
Prompt gibt es schon<br />
wieder Einwände von Seiten der Touristiker.<br />
Landschafts- und Umweltschutz bleiben<br />
in ihrer Kritik außen vor.<br />
Kürzlich hat die Landesregierung die Leitlinien<br />
für ein neues Landestourismusentwicklungskonzept<br />
(LTEK) festgelegt und<br />
damit ihre ersten Antworten auf die Fragen<br />
gegeben, wie viel Tourismus unser<br />
Land verträgt und welche Schwerpunkte<br />
künftig gesetzt werden sollen. Die teilweise<br />
guten Ansätze des Konzeptes haben allerdings<br />
sofort die Bürgermeister des Pustertales<br />
und später auch den Tourismusverein<br />
Wolkenstein auf den Plan gerufen. Sie<br />
behaupteten, das LTEK enge die Entwicklung<br />
von Betrieben, vor allem kleiner Familienunternehmen,<br />
zu stark ein und gewähre<br />
entwicklungsschwachen Gebieten<br />
kaum Spielraum. Zudem seien sie zu spät<br />
über Konzept informiert worden.<br />
Abgesehen davon, dass das Konzept noch<br />
ohne Durchführungsbestimmungen und<br />
damit ohne wirksame Bindewirkung ist,<br />
verkennen die Pusterer Bürgermeister<br />
und andere Kritiker des LTEK die Notwendigkeit,<br />
die touristische Entwicklung<br />
nachdrücklich zu steuern und zu zügeln.<br />
Hierzu einige Hinweise:<br />
➤ Südtirols Nächtigungen sind von 2009<br />
bis 2019 von 28,08 auf 33,68 Millionen<br />
gewachsen, also um knapp 20%. Die<br />
Zahl der gastgewerblichen und nicht<br />
gastgewerblichen Betten hält Ende<br />
2021 bei über 229.000. Die verkürzte<br />
Aufenthaltsdauer der Gäste macht sich<br />
in einer zunehmenden Verkehrslawine<br />
bemerkbar. Sie ist im Pustertal und in<br />
anderen Südtiroler Gemeinden nicht<br />
der Straßenführung zuzuschreiben,<br />
sondern dem überbordenden Individualtourismus.<br />
➤ Wir erwarten von den Bürgermeistern,<br />
die nicht nur das Gastgewerbe, sondern<br />
alle Bürger*innen vertreten, eine eingehende<br />
Diskussion über Folgen und<br />
Möglichkeiten der Eindämmung des<br />
Tourismus. Der Tunnelblick auf einen<br />
vermeintlichen Bettenstopp verdeckt<br />
das Kernproblem von Südtirols Tourismus<br />
– die notwendige Eindämmung.<br />
Sie ist im Hinblick auf Landschaft und<br />
Natur, auf das Klima, auf die Lebensqualität<br />
der Südtiroler*innen und nicht<br />
zuletzt aufgrund der fehlenden Arbeitskräfte<br />
ein Gebot der Zukunft.<br />
Ohne breiten Diskussionsansatz, den das<br />
LTEK zumindest versucht, greifen Vorstöße<br />
wie jene der Bürgermeister viel zu kurz.<br />
Dachverband/HPV<br />
KulturFenster 27<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
informiert & reektiert<br />
Dinge des Alltags<br />
aus Geschichte und<br />
Gegenwart<br />
„Pfiati<br />
Plastiksackl!“<br />
Der im Jahr 2003 verstorbene, weitum bekannte<br />
österreichische Opern-Fachmann<br />
Marcel Prawy (1911−2003) war zwar immer<br />
standesgemäß gekleidet, verpackte<br />
seine Opernführer und Texte aber nicht<br />
in einer dazu passenden Tasche, sondern<br />
in Einkaufstaschen aus Plastik. 2.000 davon<br />
hinterließ er nach seinem Tod, darin<br />
ordentlich verstaut seine gesamten Unterlagen<br />
und Dokumente.<br />
Heute werden Wegwerftaschen aus Plastik<br />
aus der Geschäftswelt immer mehr<br />
verbannt. Italien hat das Verbot bereits<br />
im Jahr 2011 eingeführt mit dem Ziel,<br />
die Müllberge zu reduzieren. Deutschland<br />
war erst heuer im Februar soweit.<br />
Die auf Erdöl basierten Plastiktaschen sind<br />
verpönt, wenn es um Umweltschutz geht.<br />
Sie sind Teil jenes Plastiks, das in den<br />
Meeren landet und der Gesundheit der<br />
Menschen und der Meerestiere schadet.<br />
In den vergangenen Jahrzehnten haben<br />
die Tragetaschen Eingang in die Museen<br />
gefunden. Denn nach 2000 drehten<br />
sich museale Diskussionen oft um Fragen<br />
und Themen der Alltagskultur. Und<br />
die Säcke aus Polyethylen und Polypropylen<br />
gehörten zum Alltag von Millionen<br />
von Menschen.<br />
In den letzten Jahren ging es in mehreren<br />
Ausstellungen um ihre Entstehung,<br />
Entwicklung und um das Konsumverhalten<br />
unserer Gesellschaft. „Adieu Plastiktüte“,<br />
so wurde 2019 eine Ausstellung<br />
in Baden-Württemberg betitelt. Ein<br />
Sammler hatte seit Jahrzehnten Nylonsäcke<br />
gesammelt, 50.000 Stück. Schließlich<br />
wurde eine Auswahl von 1.100 Taschen<br />
in der Ausstellung gezeigt. In Deutschland<br />
wurde die erste „Plastiktüte“, wie sie<br />
dort bezeichnet wird, 1961 für das Kaufhaus<br />
Horten produziert. Bald nach ihrer<br />
Erfindung dienten die „Nylonsacklen“ –<br />
so werden sie in Südtirol meist bezeichnet<br />
– nicht nur zum Tragen und Transportieren<br />
der eingekauften Waren, sondern<br />
wurden auch beliebte Werbeträger, bedruckt<br />
mit Marken, Sprüchen und Geschäftsnamen.<br />
Auch Künstler waren in<br />
die Entwürfe eingebunden.<br />
Seit Plastik aus den Geschäften<br />
verschwunden<br />
ist, lassen sich andere<br />
Werbeträger vermarkten:<br />
die Stofftaschen. Eine<br />
originelle Idee hatten<br />
vor kurzem die Schützen<br />
des Bezirks Bozen.<br />
Sie ließen eine Stofftasche<br />
anfertigen mit dem<br />
aufgestickten Spruch<br />
„Griaßdi Schurztaschl,<br />
pfiati Plastiksackl“.<br />
Barbara M. Stocker<br />
Die Schützen des Bezirks Bozen<br />
haben sich einen originellen Spruch<br />
für Stofftaschen einfallen lassen.<br />
Foto: Schützenbezirk Bozen<br />
Schon vor über zehn Jahren wurden Plastiktaschen in Italien verboten, es sei<br />
denn sie sind biologisch abbaubar.<br />
Foto: Wikipedia<br />
28<br />
KulturFenster 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Heimatpege<br />
Plung, Plafod und Sill<br />
Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (7)<br />
Im „KulturFenster“ 01/<strong>2022</strong> wurden die<br />
Flurnamen Quadra, Fascha und Gebreite<br />
vorgestellt. Sie benennen Gunstlagen des<br />
Kornanbaues. Diesmal geht es um eine in<br />
den Alpen typisch anzutreffende Anbauform<br />
und ihre kulturhistorische Grundlage: die<br />
lange Ackerfurche.<br />
Langacker – Plung – Plumm<br />
Nur in den Alpen sind Flurnamen aus romanischer<br />
Zeit überliefert, in denen Länge<br />
und Schmäle hervorgehoben werden. Der<br />
Grund liegt im besonderen Pflugtyp, dem<br />
Räderpfl ug, der von den Römern plovum<br />
genannt wurde, woraus sich das deutsche<br />
Wort Pflug entwickelte.<br />
Mit einem Räderpflug war es nämlich recht<br />
umständlich, am Ackerrand zu wenden,<br />
sodass die bebauten Äcker immer länger<br />
wurden – im Gegensatz zu den römischen<br />
Quadra-Fluren. Mit Ackerstreifen ersparte<br />
man sich also häufiges Wenden.<br />
Auf diese Weise entstand der häufigste<br />
Ackernamen im Alpenraum: der Langacker<br />
bzw. die Langfurch. Die alpenromanische<br />
Entsprechung lautet „Kamplung“<br />
(zu *campu longu „langes Feld“), verkürzt<br />
zu Plung bzw. Plumm. In Barbian. gibt es<br />
– fast unten beim Eisack – die Höfe Oberund<br />
Unterplunger (1290 Camplunch) und in<br />
Kastelruth die Hofstelle Plung (1780 Komplung).<br />
Aus einem dieser Hofnamen ging der<br />
verbreitete Familienname Plunger hervor.<br />
Oberhalb des Dorfkernes von Prissian, liegt<br />
die Flur Plumm – auch dieser Name entstand<br />
aus der Vollform Kamplung, das auslautende<br />
-ng entwickelte sich zu -m. Sogar<br />
am Regglberg, wo kaum romanische<br />
Namen zu finden sind, haben wir mit dem<br />
Hof Kaplun (1749 O. Caplung, U. Caplung)<br />
ein Beispiel eines noch in romanischer Zeit<br />
bestellten langen Feldes.<br />
Sill und Sels<br />
Wer die französische Nationalhymne Marseillaise<br />
kennt, kennt auch das französische<br />
Wort sillon „Ackerfurche“, das sich<br />
vom Galloromanischen *selja „Ackerstreifen“<br />
ableitet. Der Altmeister der Innsbrucker<br />
Ortsnamenkunde, Karl Finsterwalder,<br />
leitet dann auch die Ortsnamen Sils (Oberengadin)<br />
sowie Silz (Oberinntal) von diesem<br />
Begriff für eine Ackerfurche ab. Und<br />
auch in Südtirol wird man fündig: In Eppan<br />
gibt es die Sillwegäcker bzw. die Sill – und<br />
der alte Name der Streusiedlung Klaus zwischen<br />
Terlan und Siebeneich lautete Sels<br />
(1184, 1288, 1303 Rubatschhube gelegen<br />
zu Sels).<br />
An dieser Stelle mag man einwenden, dass<br />
die Sill im Mündungsbereich der Talfer und<br />
die Sill im nördlichen Wipptal Schluchten<br />
bzw. Wildbäche benennen. Der Einwand ist<br />
berechtigt, denn beide Namen haben mit<br />
Ackerfeldern nichts zu tun. Vielmehr sind<br />
es vorrömisch-indogermanische Wassernamen:<br />
*sulja „die Anschwellende“ (indogermanisch<br />
*suelh- „anschwellen“).<br />
Plafad und Falsann<br />
In Dorf Tirol ist der Flurname Lafa-d (im Theresianischen<br />
Kataster Ende des 18. Jh. ist<br />
der Name durchwegs als Plafad angegeben)<br />
gut bekannt, auch wenn die Wiese<br />
seit Längerem verbaut ist. In Latsch heißen<br />
ausgedehnte ehemaligen Futterwiesen<br />
Plafa-dn (Plafaden), nun natürlich Obstwiesen.<br />
Beide Namen könnten mit romanisch<br />
*plova-da (area) „pflügbares Gelände“ erklärt<br />
werden, gleich gut aber auch mit *pleva-da<br />
(area) „Kirchpfründe“. In der Namenkunde<br />
ist nicht immer klar, welcher Deutung die<br />
größere Plausibilität zukommt.<br />
Noch ein letztes Beispiel aus dem Sinnbezirk<br />
„Ackerfurche“: Zum Sattelhof in<br />
St. Oswald/Kastelruth gehört der Acker<br />
Fålsånn, der möglicherweise aus romanisch<br />
*versa-na (area) „mit dem Pflug<br />
umgewendete Ackerkrume“ (lat. versa-re<br />
„Acker- und Gartenerde umwenden“) erklärt<br />
werden kann. Wie zur Stütze dieser<br />
These befindet sich am nahen Waldrand<br />
ein Langacker.<br />
Johannes Ortner<br />
Hofname Plung in<br />
Kastelruth; Franziszeische<br />
Katastermappe<br />
1858<br />
Der lange Acker<br />
zu Plumm (*camp<br />
lung) in Prissian ist<br />
in der Mappe des<br />
Franziszeischen<br />
Katasters 1858<br />
noch deutlich zu<br />
erkennen<br />
Äcker in der Eppaner<br />
Sill (Sillweg<br />
Aecker in der<br />
Mappe des Franziszeischen<br />
Katasters<br />
1858)<br />
KulturFenster 29<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
informiert & reektiert<br />
Kein Disneyland unterm Ifinger<br />
Gegen weitere „Aufrüstung“ samt Aussichtsplattform auf Meran 2000<br />
Immer wieder beklagt der Heimatpflegeverband<br />
Südtirol die Inszenierung der Landschaft<br />
und insbesondere der Berge. Doch<br />
es scheint ein Ruf ins Leere. Denn bald<br />
dürfte Südtirol um eine Aussichtsplattform<br />
auf einem Aussichtsberg „reicher“ sein.<br />
Das Skigebiet Meran 2000 hat einen entsprechenden<br />
Plan. Disneyland lässt grüßen.<br />
Schon in den vergangenen zwei Jahrzehnten<br />
hat Meran 2000 stark „aufgerüstet“:<br />
neue Seilbahn, mehr Förderkapazität<br />
durch neue Lifte, breitere Skipisten, eine<br />
Rollbobbahn auf Kunstbauten und zwei<br />
Speicherbecken für die technische Beschneiung.<br />
Jetzt will die Betreibergesellschaft<br />
den Sessellift Piffing, der den vorderen<br />
Teil des Ski- und Wandergebietes<br />
um die Piffinger Alm mit dem hinteren Teil<br />
um Waidmann-Alm verbindet, mit einer 15<br />
Mio. Euro teuren 10er-Kabinenumlaufbahn<br />
mit Mittelstation samt Aussichtsplattform<br />
am Naifjoch ersetzen. Neu sind auch die<br />
Trassenführung und eine Mittelstation mit<br />
Aussichtsterrasse unterhalb des Naifjochs<br />
mit Blick auf den Ifinger.<br />
Unberührte und sensible<br />
Landschaft wird verbaut<br />
Das Projekt der Meran 2000 Bergbahnen<br />
AG ist ein weiteres Beispiel für den nicht<br />
mehr zeitgemäßen und rücksichtslosen<br />
Ausbau in Südtirols Skigebieten: Verbaut<br />
wird eine bisher unberührte Bergkuppe,<br />
der Rötboden am Naifjoch, frei einsehbar<br />
von den umliegenden Anhöhen. Genau dort<br />
soll die Mittelstation errichtet werden: mit<br />
einem begehbaren Flachdach – eine anscheinend<br />
besondere Attraktion! Dass es<br />
auf dieser Terrasse sanitäre Anlagen und<br />
einen Sonnenschutz braucht versteht sich<br />
wohl von selbst. Und dann? Der Bau eines<br />
zusätzlichen Restaurants oder eine Sky Lounge<br />
ist nur einer Frage der Zeit.<br />
Dabei handelt es sich bei der noch unbebauten<br />
Bergkuppe um eine geologisch instabile<br />
Zone, die sogenannte Periadriatische<br />
Naht, wo Granit und Porphyr zusammenstoßen.<br />
Außerdem um einen mesolithischen<br />
Rastplatz, also um eine archäologische<br />
Schutzzone. Mit tiefen Aushubarbeiten<br />
würde die fragile Ökologie dieses alpinen<br />
Lebensraumes zerstört.<br />
„Eine Aussichtsplattform auf irgendeinem<br />
Skihügel mag den meisten nicht so<br />
schlimm erscheinen, doch das Problem<br />
ist, dass diese Inszenierung und Eventisierung<br />
der alpinen Landschaft andauern<br />
wird, bis jede Liftgesellschaft ihre Aussichtsplattform,<br />
ihren Themenweg, ihre Kinderanimationsinstallation,<br />
ihren Glasturm hat“,<br />
so Claudia Plaikner, Vorsitzende des Heimatpflegeverbandes<br />
und Klaus-Peter Dissinger,<br />
Vorsitzender des Dachverbandes<br />
für Natur- und Umweltschutz. Die einzigartige<br />
alpine Landschaft sei zu erhalten, damit<br />
auch den nächsten Generationen die<br />
Möglichkeit des unverfälschten Erlebnisses<br />
am Berg gegeben werden kann.<br />
AVS-Vorsitzender Georg Simeoni und Carlo<br />
Zanella, Präsident des CAI, fi nden: „Einer<br />
Verbesserung bzw. Modernisierung von<br />
bestehenden Anlagen in bereits erschlossenen<br />
Gebieten steht nichts im Wege. In<br />
diesem Falle stellt sich die Frage der Dimensionierung:<br />
Ein bestehender Sessellift<br />
soll mit einer 10er-Gondelbahn ersetzt werden,<br />
was einem nicht nachvollziehbaren<br />
Quantensprung gleichkommt.“<br />
Öffentliche Gelder<br />
nachhaltig investieren<br />
Man rechnet beim 15-Mio.-Euro-Projekt mit<br />
rund neun Millionen Beiträgen von Staat<br />
und Land. „Die Größenordnung derartiger<br />
Aussichtsplattformen auf Aussichtsbergen<br />
sind eine Modeerscheinung, die<br />
nicht nur völlig unsinnig, sondern auch<br />
landschaftszerstörend sind.<br />
Foto: Johannes Ortner<br />
Projekte wäre sicher geringer und umweltverträglicher,<br />
wenn die öffentliche fi nanzielle<br />
Förderung nicht so hoch wäre“, so die<br />
Vorsitzenden der vier Verbände. AVS, Dachverband<br />
für Natur- und Umweltschutz, CAI<br />
sowie Heimatpflegeverband fordern, dass<br />
Steuergelder ausschließlich in Seilbahnen<br />
investiert werden, die Teil des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs sind und damit die<br />
Mobilität in den Bergen nachhaltiger machen.<br />
Will Südtirol tatsächlich der begehrteste<br />
nachhaltige Lebensraum Europas<br />
werden, muss der Effekthascherei mit öffentlichen<br />
Beiträgen ein Riegel vorgeschoben<br />
werden.<br />
„<br />
Das Problem ist, dass diese Inszenierung<br />
und Eventisierung der alpinen<br />
Landschaft andauern wird, bis<br />
jede Liftgesellschaft ihre Aussichtsplattform,<br />
ihren Themenweg, ihre<br />
„<br />
Kinderanimationsinstallation, ihren<br />
Glasturm hat.<br />
Claudia Plaikner<br />
KulturFenster 30<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
gelesen<br />
Geschichte(n) hinter<br />
Schlossmauern<br />
Buchtipp: „Burgen und Sagen des mittleren Etschtales“<br />
„Burgen und Sagen des mittleren Etschtales“,<br />
so lautet der Titel des Buches von Elfriede<br />
Zöggeler Gabrieli und Sonia Tubaro,<br />
das kürzlich im Verlag Del Faro in Trient erschienen<br />
ist. Von 30 Burgen, die sich im<br />
Etschtal zwischen Meran und Bozen befin-<br />
den, werden Bau- und Besitzgeschichte<br />
kurz aufgezeigt und mit Sagen rund um die<br />
beschriebenen Rittergüter ergänzt. Zudem<br />
sind an der Innenseite des Buchdeckels<br />
die Standorte der Burgen auf einer Karte<br />
dargestellt. Außerdem können durch QR-<br />
Codes weitere Informationen zu<br />
den Objekten abgerufen werden.<br />
Eine Bereicherung dieses Buches<br />
bildet zweifellos der Sagenhintergrund,<br />
der sich auf Erkenntnisse<br />
stützt, die großteils aus bisher unveröffentlichten<br />
Quellen gewonnen<br />
wurden.<br />
Mit fesselnden Illustrationen stellt<br />
Sonia Tubaro die Schlösser vor. Die<br />
bekannte Seiser Kinderbuchillustratorin<br />
hebt mit Kreativität bedeutende<br />
Details der Geschichten in<br />
farbenfrohen Zeichnungen hervor.<br />
Die Herausgabe des zweisprachigen<br />
und 189 Seiten umfassenden<br />
Buches wurde durch die<br />
Kulturabteilung der Autonomen<br />
Provinz Bozen unterstützt. Das<br />
Buch ist um 10 Euro im Handel<br />
erhältlich.<br />
Elfriede Zöggeler Gabrieli<br />
Das Buch über die Burgen und Sagen<br />
im Etschtal ist zweisprachig.<br />
ARGE Volkstanz<br />
Hereinspaziert<br />
➤ Jahresvollversammlung der<br />
ARGE Volkstanz in Südtirol am<br />
Samstag, 21. Mai <strong>2022</strong>, im Kultursaal<br />
in Eppan. Der für diesen<br />
Termin geplante Maitanz<br />
fi ndet somit nicht statt. Wenn<br />
es die Umstände erlauben, gibt<br />
es anschließend an die Vollversammlung<br />
die Möglichkeit zum<br />
Tanzen.<br />
➤ Almtanz am Sonntag, 12. Juni<br />
<strong>2022</strong>, auf dem Würzjoch<br />
Weitere Infos unter<br />
info@arge-volkstanz.org<br />
oder unter der<br />
Telefonnummer 0471 970555<br />
Jo, jo, jo<br />
Dr Oaschtertog isch do<br />
Dr Teit der bring in Fochaz<br />
Di Touta bring a Henn<br />
Madele Madele renn<br />
Anna Wielander-Platzgummer,<br />
„Sou geats Jor ummer. Kinderreime im Vinschgau“, 2003<br />
KulturFenster 31<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
hinausgeblickt<br />
Bildstock<br />
„St. Isidor“ neu gestaltet<br />
Heimatpflegeverein Naturns-Plaus lud zur Segnung ein<br />
Der neu gestaltete Bildstock „St. Isidor“ in Tschirland<br />
Fotos: Lisa Ehrenstrasser<br />
Im März wurden die restaurierten Statuen<br />
und der neu gestaltete Bildstock „St. Isidor“<br />
beim Niedermair in Tschirland gesegnet.<br />
Auch eine Broschüre zur Geschichte des<br />
Bildstocks wurde herausgegeben.<br />
Der Bildstock „beim Isidor“ wurde vor ca.<br />
400 Jahren nahe der Etsch in Tschirland<br />
errichtet. In den 1980er-Jahren musste<br />
der Bildstock der neuen Straße nach Staben<br />
weichen und wurde in den 1990er-<br />
Jahren ungefähr 100 Meter von der ursprünglichen<br />
Stelle entfernt an der Straße,<br />
die beim Niedermairhof der Familie Rechenmacher<br />
und an den Laurentius-Ruinen<br />
vorbeiführt, neu errichtet.<br />
Der Heimatpflegeverein Naturns – Plaus<br />
EO und die Familie Stephan Rechenmacher<br />
luden am 6. März <strong>2022</strong> zur Segnung<br />
der restaurierten Statuen im neu gestalteten<br />
Bildstock „St. Isidor“. Nach Klängen<br />
des Hornquintetts der Musikkapelle<br />
Naturns begrüßte der für das Projekt zuständige<br />
Obmann-Stellvertreter Heinrich<br />
Tappeiner die zahlreichen Gäste. Einleitende<br />
Grußworte sprach Bürgermeister<br />
Zeno Christanell.<br />
Geschichte nachzulesen<br />
Die Renovierung der Statuen und die Ausbesserungsarbeiten<br />
am Bildstock hatte der<br />
Heimatpflegeverein in Zusammenarbeit mit<br />
der Besitzerfamilie in Auftrag gegeben. Neben<br />
dem Restaurator Alexander Pernter<br />
wirkten mehrere Naturnser Handwerksbetriebe<br />
an der Neugestaltung des Bildstocks.<br />
Hermann Theiner befasste sich intensiv<br />
mit den Textfragmenten, die auf der<br />
Rückseite der Isidor-Statue gefunden worden<br />
waren, und arbeitete die geschichtliche<br />
Entwicklung des Bildstocks auf. So konnte<br />
auch eine Broschüre zu dessen Geschichte<br />
und Restaurierung herausgegeben werden.<br />
Diese wurde von Gemeindekulturreferent<br />
Michael Ganthaler vorgestellt.<br />
Dekan Christoph Wiesler segnete die von<br />
Alexander Pernter mustergültig restau-<br />
KulturFenster 32<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Heimatpege<br />
Abschließend bedankte sich Obmann<br />
Hermann Wenter bei allen, die an der<br />
Restaurierung und Segnungsfeier beteiligt<br />
waren, und betonte, diese Restaurierung<br />
sei auch ein Zeichen des Dankes<br />
und der Wertschätzung für seinen<br />
am 8. März 2019 verstorbenen Freund<br />
und Jahrgangskollegen Helmuth Rechenmacher,<br />
ehemaliger Vizebürgermeister<br />
der Gemeinde Naturns und Vater des<br />
jetzigen Besitzers. Ein großes Vergelt’s<br />
Gott richtete er an alle, die sich an der<br />
Finanzierung beteiligt haben, besonders<br />
an die Tschirlander Bevölkerung<br />
für ihre Spenden.<br />
Die Feier beim Bildstock, der frühlingshaft<br />
geschmückt worden war, endete mit Klängen<br />
des Hornquintetts der Musikkapelle<br />
Naturns und dem Verteilen der Broschüre.<br />
Hermann Wenter<br />
Restaurierung im Jahre 2021<br />
Bildstock „beim Isidor“<br />
unter Tschirland, Naturns<br />
Besitzer Stephan Rechenmacher bei seiner Dankesrede vor mehreren Gästen<br />
rierten Statuen „Christi Fußfall und die<br />
Schmerzensmutter“, „Hl. Isidor“, Hl. Laurentius“<br />
und „Hl. Zeno“.<br />
Die Obfrau des Heimatpflegeverbandes<br />
Südtirol, Claudia Plaikner, betonte die Bedeutung<br />
der Instandhaltung solcher Kleinode.<br />
Herbert Von Leon, Obmann des Raiffeisenverbandes<br />
Südtirol, unterstrich die<br />
Wertschätzung des Verbandes für die Heimatpflege<br />
und gratulierte zur gelungenen<br />
Restaurierung.<br />
Besitzer Stephan Rechenmacher bedankte<br />
sich aufrichtig beim Heimatpflegeverein<br />
Naturns-Plaus und bei allen an der Feier<br />
Mitwirkenden.<br />
Dank für Unterstützung<br />
Exemplare der Broschüre „Bildstock<br />
,beim Isidor‘“ können unentgeltlich bei<br />
Obmann Hermann Wenter abgeholt<br />
werden und liegen in der Tschirlander<br />
Kirche sowie im Vorraum des Gemeindeamtes<br />
und der Raiffeisenkasse<br />
auf. Ebenso kann die Broschüre unter<br />
www.hpv-naturns-plaus.it heruntergeladen<br />
werden.<br />
Die Oastrgloggn leitn laut<br />
galing galong in Festtog in;<br />
dr Meismr und sein Turnbua<br />
de mochn di Soalr vellig hin.<br />
Sie hobm schun Plotrn af die Hend<br />
Ban Lamplwirt wortet a Marend!<br />
Maridl Innerhofer, „A Kraut mit tausnd Guldn“;<br />
Mundartverse mit Noten von P. Hölzl und Bildern von S. Tatz-Borgogno, 1980<br />
KulturFenster 33<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
hinausgeblickt<br />
Alte Schule in Ahornach unter<br />
Denkmalschutz<br />
Einsatz des Heimatpflegeverbandes hat sich gelohnt<br />
Ensemble in Ahornach:<br />
alte Schule,<br />
alter Widum (verdeckt),<br />
Kirchplatz,<br />
Kirche<br />
Foto: Albert Willeit<br />
Die Landesregierung hat die alte Schule<br />
von Ahornach unter Denkmalschutz gestellt.<br />
Auch der Heimatpflegeverband hatte einen<br />
Anteil daran.<br />
Die alte Volksschule von Ahornach in der<br />
Gemeinde Sand in Taufers bildet gemeinsam<br />
mit der Kirche, dem Friedhof und dem<br />
Widum samt Bannzone das historische<br />
„Fochina“ (Ahornacher) Dorfensemble.<br />
Da die anderen Elemente des Ensembles<br />
bereits unter Denkmalschutz stehen, hat<br />
die Landesregierung im Oktober 2021 auf<br />
„<br />
Jedes Schulgebäude erzählt etwas<br />
„<br />
über das Bildungswesen der jeweiligen<br />
Zeit und ist ein Erinnerungsort<br />
für die Dorfgemeinschaft.<br />
Karin Dalla Torre<br />
Vorschlag von Landesrätin Maria Hochgruber<br />
Kuenzer beschlossen, auch das Schulgebäude<br />
unter Schutz zu stellen. Der Heimatpflegeverband<br />
hatte sich gemeinsam<br />
mit Bürgern des Ortes für den Erhalt des<br />
Gebäudes eingesetzt, das laut einem Beschluss<br />
des Gemeindeausschusses hätte<br />
versteigert werden sollen (siehe „Kultur-<br />
Fenster“ 4/2021). Unterstützt wurde der<br />
HPV dabei von Ex-Senator Hans Berger,<br />
der sich bereits für die Erhaltung und Unterschutzstellung<br />
des Koflerhofes in Rein<br />
eingesetzt hatte.<br />
„Das Bauensemble im Dorfkern soll als<br />
Ganzes erhalten bleiben, weil es als Teil<br />
der Kulturlandschaft von einem wichtigen<br />
Stück Geschichte dieser ländlichen Gemeinschaft<br />
zeugt“, erklärte die Landesrätin.<br />
Das markante Schulgebäude aus<br />
dem späten 19. Jahrhundert sei gemeinsam<br />
mit Kirche und Widum prägend für<br />
das historische Dorfbild von Ahornach und<br />
erzähle die Bildungsgeschichte des Ortes<br />
über Generationen. Die alte Volksschule<br />
wurde 1883/1884 erbaut. Bis heute sind<br />
die wesentlichen bauzeitlichen Elemente<br />
und die Erscheinungsform – so etwa der<br />
einzige Klassenraum im Erdgeschoss – erhalten<br />
geblieben.<br />
„Jedes Schulgebäude erzählt etwas über<br />
das Bildungswesen der jeweiligen Zeit und<br />
ist ein Erinnerungsort für die Dorfgemeinschaft“,<br />
sagt Landeskonservatorin Karin<br />
Dalla Torre zur Entscheidung. „In Ahornach<br />
war der große, mit einem Holzofen ausgestattete<br />
Klassenraum im Erdgeschoss der<br />
Schule für die Schülerinnen und Schüler<br />
ein beheizter und heller Lernort, von dem<br />
aus der Blick über die Landschaft schweifen<br />
konnte.“<br />
Nun gilt es im Interesse der Dorfgemeinschaft,<br />
eine zukunftsträchtige Nutzung für<br />
das alte Schulhaus zu finden.<br />
LPA/Albert Willeit<br />
KulturFenster 34<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
getragen<br />
Pusterer Bauern im Trachtenfieber<br />
Lobenswerte Initiative des Südtiroler Bauernbundes<br />
und der Südtiroler Bauernjugend<br />
Fotos: Agnes Andergassen<br />
Pusterer Bauern in Tracht<br />
Broschüre des SBB<br />
Ahrntaler mit Tuxer<br />
In den vergangenen 30 Jahren haben die<br />
Bäuerinnen die Tracht als ihr ursprüngliches<br />
Standeskleid wiederentdeckt. Von Jahr zu Jahr<br />
wurden es mehr, die mit ihren schönen Festtagstrachten<br />
so mancher Feierlichkeit eine<br />
festliche Note verliehen haben. Und die Bauern?<br />
Sie standen und stehen immer noch daneben<br />
in Zivil. Das sollte sich, zumindest im<br />
Pustertal, ändern.<br />
Eine Tracht nur für Vereine?<br />
Viele Männer meinen, das nur Vereine wie<br />
Musikkapellen oder Schützen eine Tracht<br />
tragen dürfen. Dabei war die Tracht in früheren<br />
Zeiten immer das Gewand der gesamten<br />
Bevölkerung. Egal ob man einem<br />
Verein angehört oder nicht, die Tracht kann<br />
von jedem getragen werden. Und dass jeder<br />
Mann in einer Tracht fesch aussieht, muss<br />
wohl nicht eigens erwähnt werden.<br />
Erneuerte Pustertaler Tracht<br />
Es gibt die historische und die erneuerte<br />
Pustertaler Tracht. Die Pusterer und Gadertaler<br />
Bauern haben sich für die einfache<br />
Form mit der langen Lodenhose entschieden.<br />
Sie ist nicht nur fein zu tragen,<br />
sondern verleiht in ihrer zeitlosen Eleganz<br />
jedem Trachtenträger ein festliches Aussehen.<br />
Die Tracht kann zu vielen kirchlichen<br />
und weltlichen Anlässen getragen werden.<br />
Sie ist ein praktisches Festtagsgewand, das<br />
nie aus der Mode kommt.<br />
Tuxer fürs Ahrntal<br />
Nach gutem alten Brauch zwischen Nachbartälern<br />
tragen die Bauern des Ahrntales<br />
die einfache, kleine Tracht des Zillertales,<br />
den sogenannten Tuxer. Diese Tracht mit ihrer<br />
mittelgrauen Lodenjoppe ist in der Anschaffung<br />
nicht aufwändig, äußerst kleidsam<br />
und vor allem sehr angenehm zu tragen.<br />
Schmuckstück zum schwarzen Leibl und<br />
zur schwarzen Lodenhose ist der federkielbestickte<br />
Blattlranzen.<br />
Broschüre als<br />
Trachtenwerbung<br />
In Zusammenarbeit von Südtiroler Bauernbund<br />
und Südtiroler Bauernjugend des<br />
Bezirkes Pustertal sowie der Arbeitsgemeinschaft<br />
Lebendige Tracht im Heimatpfle-<br />
geverband wurde eine handliche Broschüre<br />
erstellt, die anhand von Fotos und kurzen<br />
Begleittexten alle notwendigen Informationen<br />
zur Pustertaler Tracht beziehungsweise<br />
zum Tuxer gibt. Auch Hintergrundinformationen<br />
zur Tracht selbst, deren Anschaffung<br />
sowie Pflege finden sich in der Broschüre.<br />
Interessierte Bauernjugend<br />
Um das Projekt „Mir Puschtra in Trocht“<br />
einem breiten Publikum vorzustellen, wurden<br />
vier Informationsabende abgehalten,<br />
die auf das Pustertal, Gadertal und Ahrntal<br />
verteilt waren. Erfreulich ist dabei, dass<br />
sich besonders die Bauernjugend für das<br />
Projekt interessiert.<br />
Bei den Bäuerinnen brauchte es mehrere<br />
Jahrzehnte, bis die heutige große Anzahl<br />
an Trachtenträgerinnen erreicht wurde.<br />
Dem Pusterer Organisationskomitee wäre<br />
zu wünschen, dass seine Begeisterung für<br />
die Tracht auf möglichst viele Bauern überspringt,<br />
damit die Bäuerinnen bald schon<br />
in „trachtlicher“ Begleitung daherkommen<br />
können.<br />
Agnes Andergassen<br />
Arge Lebendige Tracht<br />
KulturFenster 35<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte:<br />
Blasmusik macht Spaß!<br />
KulturFenster<br />
36 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
erprobt<br />
Bläserklasse –<br />
das Modell der Zukunft?<br />
In mehreren Schulen Südtirols wird die neue Form der<br />
Musikförderung erprobt<br />
Bläserklasse –<br />
Die Denition<br />
Hans Finatzer, Verbandsjugendleiter im VSM<br />
… im Duden: Schulklasse,<br />
in der alle<br />
Schüler*innen ein<br />
Blasinstrument lernen<br />
(und gemeinsam ein<br />
Blasorchester bilden)<br />
… auf Wikipedia: Die<br />
Bläserklasse ist eine<br />
Schulklasse, die statt<br />
am herkömmlichen<br />
Musikunterricht, an einer<br />
anderen Form des<br />
Musikunterrichts teilnimmt. Alle Schüler<br />
erlernen während mindestens zwei<br />
Schuljahren ein Blasinstrument oder<br />
auch das Schlagzeug, die Klasse bildet<br />
ein Sinfonisches Blasorchester.<br />
Zusätzlich werden auch Stunden eingerichtet,<br />
in denen die Kinder mit anderen<br />
Schülern, die das gleiche Instrument<br />
spielen, von einem Lehrer<br />
unterrichtet werden (Registerunterricht).<br />
Eine besondere musikalische<br />
Begabung wird dabei nicht vorausgesetzt,<br />
im Mittelpunkt steht das Bestreben,<br />
auf diese Weise ein langfristiges<br />
Interesse an Musik zu vermitteln und<br />
die Freude an gemeinsamen Erfolgen<br />
zur Stärkung des Klassenverbundes zu<br />
nutzen. Die wissenschaftliche Basis bildet<br />
eine Studie, der zufolge das Musizieren<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
deren Lernverhalten und Konzentrationsfähigkeit<br />
verbessern soll.<br />
Der Begriff „Bläserklasse“ wird auch allgemein<br />
für das gemeinschaftliche Erlernen<br />
von Blasorchesterinstrumenten<br />
nach dem Konzept der Bläserklassen<br />
verwendet<br />
Bereits vor über 10 Jahren wurde bei einer Sitzung der Fachgruppe<br />
„Jugend“ im Österreichischen Blasmusikverband (ÖBV) das<br />
Modell der „Bläserklassen“ vorgestellt. Damals bekundeten strukturschwache<br />
Gebiete – wie das Burgenland – Interesse am neuartigen Modell, um dem<br />
drohenden „Aussterben“ von Kapellen in manchen Randbezirken Einhalt zu gebieten.<br />
Für große Verbände wie Salzburg, Tirol oder Südtirol bestand freilich ein recht geringes<br />
Interesse, da sie sich damals in einer absoluten Wohlfühlsituation befanden, was die<br />
Zahl der Einschreibungen, die Anzahl der Anwärter*innen und die Jugendarbeit in den<br />
Vereinen eindeutig belegte.<br />
Der demografische und gesellschaftliche Wandel, die zunehmende Anzahl an leicht erreichbaren<br />
Freizeitangeboten und nicht zuletzt die Corona-Pandemie haben uns deutlich<br />
vor Augen geführt, dass das Interesse und der Zustrom neuer Mitglieder in unseren<br />
Musikkapellen abnehmen.<br />
Die Situation ist komplex: Dank der Musikschulen ist zwar ein gutes Maß an Ausbildung<br />
gegeben, Musikkapellen und Jugendleiter*innen suchen aber immer wieder nach<br />
neuen Wegen, um interessierte Kinder und Jugendliche für den örtlichen Verein zu begeistern.<br />
Auch gut durchdachte Initiativen führen oft nicht zum gewünschten Erfolg.<br />
Das ist zeitraubend und manchmal auch frustrierend, wenn nach unzähligen Bemühungen<br />
keine Neuanmeldungen erfolgen. Für kleine Musikkapellen kann das auf längere<br />
Sicht existenzbedrohend sein.<br />
Toblach - erste Bläserklasse in Südtirol<br />
Hannes Schrötter, Verbandsjugendleiter-Stellvertreter im VSM<br />
Noch im Herbst 2013 ließen sich die auszubildenden<br />
Jungmusikant*innen der Musikkapelle Toblach auf einer<br />
Hand abzählen. Mehrere waren die Gründe, warum der Zulauf<br />
stetig zurückgegangen war: Das Angebot an anderen Freizeitaktivitäten<br />
im Dorf und Umgebung war groß, die Warteliste an<br />
der Musikschule lang und auch die Einführung der Fünf-Tage-Woche in der Schule<br />
hinterließ ihre Spuren. Die Musikkapelle musste sich nach neuen Wegen zur Nachwuchswerbung<br />
umschauen – und bald darauf war die erste Bläserklasse in Südtirol<br />
geboren. Dieses Konzept sieht vor, dass Kinder im Rahmen des Schulunterrichts gemeinsam<br />
musizieren. Heute wird diese Idee an mehreren Schulen in Südtirol umgesetzt<br />
und hat durchaus Früchte getragen. In den folgenden Beiträgen sprechen drei<br />
„Pioniere“ der Bläserklasse in Südtirol über ihre Erfahrungen.<br />
KulturFenster<br />
37 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
erprobt<br />
In Toblach wurde die erste Bläserklasse in Südtirol eingerichtet.<br />
Was brauche ich, um eine Bläserklasse zu starten?<br />
Thomas Kiniger:<br />
„<br />
„<br />
Zuallererst ist es wichtig, die Bedürfnisse der Musikkapelle<br />
genau zu analysieren und zu erheben.<br />
Thomas Kiniger<br />
Das Projekt „Bläserklasse“ funktioniert am<br />
besten in Zusammenarbeit von Schule,<br />
Musikkapelle und örtlicher Musikschule.<br />
Für eine Musikkapelle ist es organisatorisch<br />
und vor allem fi nanziell sehr<br />
schwierig, ein solches Projekt alleine<br />
durchzuführen. In Deutschland z.B. ist<br />
die Bläserklasse im Bildungsgesetz verankert<br />
und muss bei Wunsch der Musikkapelle<br />
in den Schulbetrieb integriert<br />
werden. Bei uns in Südtirol ist das leider<br />
nicht so. Das Wohlwollen der Direktoren<br />
und Lehrpersonen der Grundschule tragen<br />
wesentlich zur Realisierung dieses<br />
Projektes bei. Deswegen ist es sehr wichtig,<br />
ein gutes Konzept auszuarbeiten, um<br />
damit schon beim ersten Kontakt der<br />
Schulführung als professioneller Partner<br />
gegenüberzutreten. Ziel der Bläserklasse<br />
soll es sein, diese im Rahmen des<br />
Wahlpflichtfach-Unterrichts anzubieten.<br />
Biete ich die Bläserklasse für alle, oder<br />
nur für ausgewählte Instrumente an? Welche<br />
Klassen bzw. Altersstufen möchte<br />
ich ansprechen? Möchte man Einzelund/oder<br />
Gruppenunterricht anbieten?<br />
Wieviel Unterrichtszeit stelle ich jedem<br />
Schüler zur Verfügung? Wie lange soll<br />
das Projekt Bläserklasse im Schuljahr<br />
angeboten werden? Ist die Teilnahme<br />
für alle ausgewählten Schüler verpflichtend<br />
oder nur für einen bestimmten Zeitraum<br />
– und danach freiwillig? Muss eine<br />
eventuelle Wartezeit bis zum Musikschuleintritt<br />
überbrückt werden? Wieviel Geld<br />
steht zur Verfügung?<br />
In Südtirol gibt es mittlerweile verschiedene<br />
Varianten der Bläserklasse.<br />
In der Musikkapelle Toblach haben wir uns<br />
diese Fragen gestellt und folgende Ziele für<br />
unsere Form der Bläserklasse festgesetzt:<br />
➤ Unser Motto: „Jedem Kind ein Instrument“<br />
➤ Es soll ein Gemeinschaftsprojekt von<br />
Grundschule, Musikkapelle Toblach,<br />
Musikschule Oberes Pustertal und der<br />
Gemeinde Toblach sein.<br />
➤ Sie soll im Rahmen des Wahlpflichtfachunterrichts<br />
stattfinden.<br />
➤ Wir bieten sie für die 4. und 5. Klassen<br />
der Grundschule an.<br />
➤ Die Teilnahme ist nach erfolgter Anmeldung<br />
für die Dauer des Projekts verpflichtend.<br />
➤ Wir bieten alle (Blas)Instrumente, außer<br />
Querflöte und Schlagzeug, an.<br />
➤ Jeder Schüler spielt das Instrument seiner<br />
Wahl.<br />
➤ Jeder Schüler erhält wöchentlich 1/2h<br />
Einzelunterricht am Dienstagvormittag<br />
von Ende September bis Anfang <strong>April</strong><br />
und zusätzlich dazu 10- bis 12-mal Gruppenunterricht<br />
am Donnerstagnachmittag.<br />
Nach erfolgter Vorstellung des Konzeptes<br />
der Schulleitung und der Lehrpersonen ist<br />
es wichtig, diese in die Planung und Organisation<br />
miteinzubinden. Dadurch können<br />
aufkommende Unsicherheiten und Ängste<br />
ausgeräumt werden. Von der Idee bis zum<br />
Start der Bläserklasse ist eine Planungszeit<br />
von mindestens einem Jahr nötig.<br />
KulturFenster<br />
38 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Blasmusik<br />
Bläserklasse – oder besser gesagt: Zusammenarbeit verschiedener Partner<br />
Andreas Pramstraller:<br />
Ich freue mich, dass die „Bläserklasse“<br />
als wichtiges Zukunftsthema aktuell einen<br />
Platz in der Planung des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen bekommt. Es gab in den<br />
vergangenen Jahren schon einige Musikkapellen<br />
in unserem Land, welche erfolgreich<br />
eine Zusammenarbeit mit anderen Partnern<br />
eingegangen sind. Viele dieser Projekte waren<br />
mit hohen Kosten für die Vereine verbunden<br />
und es war herausfordernd, diese<br />
Kosten über mehrere Jahre zu stemmen.<br />
Zudem gab es viele Projekte zwischen zwei<br />
Partnern: der Musikkapelle und der örtlichen<br />
Grundschule. Zunehmend wurden<br />
auch die Musikschulen in diese Projekte<br />
eingebunden. Man kann und sollte nie ein<br />
erfolgreiches Projekt eins zu eins auf eine<br />
andere Gegebenheit übertragen.<br />
Die zwei Beispiele in St.Johann und Toblach<br />
können als Denkanstoß dienen.<br />
Wenn wir in die Zukunft blicken, sollten<br />
wir unbedingt versuchen, stets alle möglichen<br />
Partner in eine Zusammenarbeit<br />
einzubauen. Mit diesem Grundgedanken<br />
„<br />
„<br />
Der Erfolg liegt meist nicht in den offensichtlichen Dingen,<br />
sondern in den Details.<br />
Andreas Pramstraller<br />
habe ich 2019 mit den Aufbau einer Bläserklasse<br />
in Bruneck begonnen. Anfangs<br />
waren daran nur die Bürgerkapelle und<br />
die Grundschule beteiligt. Die Grundschule<br />
ist dazu keineswegs verpflichtet, weshalb<br />
ihre Offenheit und Aufgeschlossenheit gegenüber<br />
derartiger Initiativen die Grundvoraussetzung<br />
für eine Zusammenarbeit<br />
sind. Bald konnte auch die Musikschule<br />
Bruneck mit ins Boot geholt werden. Genau<br />
so eine Dreierkonstellation wäre für<br />
alle Projektpartner in meinen Augen ein<br />
großer Vorteil – eine so genannte „Win-<br />
Win“-Situation.<br />
Die Grundschule kann ihren Schüler*innen<br />
ein zusätzliches Angebot machen, wird dadurch<br />
selber attraktiver, könnte sich zu einer<br />
Grundschule mit Schwerpunkt Musik<br />
entwickeln und die Begabtenförderung oder<br />
die Unterstützungshilfen für einzelne Kinder<br />
könnten ausgebaut werden.<br />
Die Musikschule kann ebenso von der<br />
Zusammenarbeit profitieren, da potentielle<br />
künftige Musikschüler*innen durch<br />
den Erstkontakt über einige Monate in<br />
der Grundschule herausfinden, ob ihnen<br />
Musik und das Instrument Spaß machen.<br />
Die Zukunft der Kapellen hängt von der<br />
guten und kontinuierlichen Jugendarbeit<br />
ab. Durch die Zusammenarbeit erreicht<br />
die Musikapelle viele Kinder, die sonst nie<br />
in Kontakt mit der Kapelle kämen. Weiters<br />
kann der ehrenamtliche Verein dadurch unterstützt<br />
werden, dass die Ressourcen für<br />
die Unterrichtsstunden vom Bildungsressort,<br />
d.h. von Projektstunden oder Stunden<br />
der Stellenpläne, bereitgestellt werden<br />
und nur mehr die Instrumente zur Verfügung<br />
gestellt werden müssen.<br />
Klingt einfach,<br />
ist es aber nicht<br />
Alle, die in Zukunft versuchen werden,<br />
solche Projekte zu initieren, sollten sich<br />
für die erste Planungsphase viel Zeit nehmen.<br />
Zuallererst gilt es den eigenen Verein<br />
von der Wichtigkeit zu überzeugen, denn<br />
es werden gar einige finanzielle Mittel nötig<br />
sein. Informiert euch bei Musikkapellen<br />
und Schulen über schon bestehende<br />
Projekte, sucht Gepräche mit den Vertretern<br />
der Grundschule und der Musikschule<br />
und versucht nicht mit der Brechstange<br />
etwas aus dem Boden zu stampfen. Holt<br />
euch die Unterstützung beim Verband oder<br />
bei Menschen, die euch von ihren Erfahrungen<br />
berichten können. Die Entwicklung<br />
geschieht über Jahre und setzt eine gute<br />
Basis voraus. Ich bin überzeugt, dass die<br />
Zusammenarbeit der verschiedenen Partner<br />
der Schlüssel für eine zukünftige erfolgreiche<br />
Jugendarbeit sein wird. Also machen<br />
wir uns auf den Weg!<br />
Das Beispiel der Bläserklasse machte<br />
„Schule“, wie etwa in St. Johann.<br />
KulturFenster<br />
39 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
erprobt<br />
Die Bläserklasse – ein Modell zur Unterstützung<br />
gesellschaftlicher Herausforderungen?<br />
Matthias Kirchler:<br />
Wachsende gesellschaftliche Herausforderungen<br />
hinterlassen nicht zuletzt in der<br />
Entwicklung von Kindern und Jugendlichen<br />
Spuren. Zahlreiche Studien belegen, dass<br />
sich der zunehmende Leistungsdruck auf<br />
die Eltern negativ auf das Kindeswohl auswirkt,<br />
was vor allem in den Pflichtschulen<br />
ersichtlich wird. Die Zahl der verhaltensauffälligen<br />
Lernenden nimmt kontinuierlich zu.<br />
Zum gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandel<br />
zählt auch das Migrationsgeschehen,<br />
welches im Zuge der Globalisierung und in<br />
Folge globaler Konflikte bis in die kleinsten<br />
Täler unseres Landes spürbar geworden<br />
ist. Dabei können Sprachbarrieren und Integrationshindernisse<br />
aufgrund kultureller<br />
Unterschiede auftreten.<br />
Angesichts dieser gesellschaftlichen Herausforderungen<br />
kann die Bläserklasse unterstützend<br />
wirken bei:<br />
Kindern mit<br />
Problemverhalten<br />
Allermeistens treten Verhaltensauffälligkeiten<br />
bei Kindern aufgrund von geringer<br />
Wertschätzung auf. Betroffene versuchen<br />
durch verschiedene Verhaltensweisen, diesen<br />
Ausfall zu kompensieren, was wiederum<br />
zu Unmut und noch geringerer<br />
Wertschätzung führt. Lernende mit Verhaltensauffälligkeiten<br />
können in der Bläserklasse<br />
einen neuen Platz finden, denn<br />
sämtliche Hierarchien werden beim Klassenmusizieren<br />
aufgehoben – die Karten<br />
werden neu gemischt. Alle Beteiligten<br />
erhalten die gleiche Chance, sich in der<br />
Gruppe neu zu positionieren und ihr Bestmögliches<br />
zu geben, um ein gemeinsames<br />
Ziel zu erreichen. Applaus und Jubel beim<br />
Konzert der Bläserklasse sind Lohn für alle<br />
Mühen. Sie sind äußerst wertvoll für das<br />
„soziale Lernen“ aller Beteiligten!<br />
Kindern mit<br />
Migrationshintergrund<br />
Dass das Musizieren im Allgemeinen das<br />
Erlernen von Sprachen fördert, wird bereits<br />
in einschlägigen wissenschaftlichen<br />
Studien nachgewiesen. Die Bläserklasse<br />
„<br />
„<br />
Das Konzept der Bläserklasse zeigt nachhaltige, integrative<br />
und gemeinschaftsfördernde Aspekte auf, die es zu<br />
erforschen und fördern gilt! Matthias Kirchler<br />
als „Integrationsapparat“ ist bisher wenig<br />
erforscht, hat jedoch großes Potenzial. Der<br />
Eintritt in unser gesellschaftliches Leben<br />
kann Migrantenkindern nämlich durch die<br />
Teilnahme an der Bläserklasse erleichtert<br />
werden. Das Erlernen eines Blasmusik-Instruments<br />
in der Bläserklasse ist die Vorstufe<br />
zum Eintritt in die Musikkapelle. Diese<br />
genießt hierzulande großes Ansehen und<br />
kann aufgrund seiner vielfältigen Zusammensetzung<br />
als „Multiplikator“ für wichtige<br />
soziale Kontakte dienen. Nicht zuletzt sitzen<br />
auch beispielsweise Unternehmer*innen<br />
in den Reihen der Musikkapelle, welche in<br />
diesem Zusammenhang auch als Sprungbrett<br />
für den Arbeitsmarkt dienen kann.<br />
Durch den Eintritt in die Musikkapelle rücken<br />
somit Menschen, die vielleicht am<br />
Rande der Gesellschaft leben, in deren<br />
Mittelpunkt. Freunde und Familie aller<br />
Musizierenden besuchen Konzerte und<br />
Aktivitäten des Vereins, was wiederum einen<br />
gesellschaftlichen Austausch fördert.<br />
Das gemeinsame Musizieren<br />
steht im Mittelpunkt<br />
und wirkt sich<br />
dabei positiv auf das<br />
soziale Lernen aus.<br />
KulturFenster<br />
40 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
VSM intern<br />
Neuer Anlauf für das<br />
Wertungsspiel <strong>2022</strong><br />
Zwei Möglichkeiten der Teilnahme sind im Angebot<br />
Nachdem das für Mai geplante Wertungsspiel<br />
wegen der noch zu unsicheren Lage<br />
im Zusammenhang mit der Coronapandemie<br />
abgesagt werden musste, haben der<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen und der<br />
VSM-Bezirk Schlanders beschlossen, es im<br />
Herbst nachzuholen, und zwar am Samstag,<br />
dem 1. Oktober <strong>2022</strong>, im Kulturhaus<br />
„Karl Schönherr“ in Schlanders. Alle Musikkapellen<br />
des Verbandes sind dazu herzlich<br />
eingeladen, wobei sie aus zwei Möglichkeiten<br />
der Teilnahme wählen können.<br />
➤ Teilnahme an der Konzertwertung<br />
Die Musikkapellen können sich mit dem<br />
Pflichtstück und einem Selbstwahlstück in<br />
der selbst ausgewählten Stufe der Bewertung<br />
durch die Jury stellen.<br />
➤ Feedback Konzert<br />
Dieses (neue) Konzertformat stellt nicht<br />
die Wertung in den Vordergrund, vielmehr<br />
soll es unter dem Motto „Faszination Blasmusik“<br />
die Begeisterung für die Blasmusik<br />
fördern. Deswegen werden von der Fachjury<br />
auch nicht Punkte vergeben, sondern<br />
wertvolle Tipps und Anregungen<br />
zur musikalischen Weiterentwicklung<br />
der Kapelle. Die teilnehmenden<br />
Kapellen (Stufen A<br />
bis E) bringen ihr selbst zusammengestelltes<br />
Programm mit einer<br />
Spieldauer von 15 bis 20 Minuten<br />
zur Aufführung.<br />
Die genaueren bzw. alle weiteren<br />
Informationen und Teilnahmebedingungen<br />
können auf<br />
der VSM-Homepage eingesehen<br />
werden.<br />
vsm.bz.it/musik/wettbewerbe/konzertwertung/<br />
Verbandskapellmeister Meinhard<br />
Windisch und Bezirkskapellmeister<br />
Dietmar Rainer<br />
freuen sich bei diesem<br />
„Neustart“ auf zahlreiche Teilnehmer.<br />
FEEDBACK-KONZERT<br />
&<br />
KONZERTWERTUNG<br />
<strong>2022</strong><br />
Samstag, 01. Oktober <strong>2022</strong><br />
in Schlanders, Kulturhaus Karl<br />
Schönherr<br />
Veranstalter: Verband Südtiroler Musikkapellen &<br />
Bezirk Schlanders<br />
Teilnahmeberechtigt<br />
sind alle 210 Mitgliedskapellen<br />
des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen,<br />
sowie Mitgliedskapellen<br />
befreundeter<br />
Blasmusikverbände in<br />
den Stufen A – E .<br />
Anmeldung<br />
Die Anmeldung erfolgt<br />
digital innerhalb<br />
30. Juni <strong>2022</strong><br />
Das Anmeldeformular<br />
steht auch auf der<br />
Homepage des<br />
VSM zur Verfügung.<br />
Covid-19<br />
Es sind die jeweils<br />
aktuellen Covid-<br />
Bestimmungen<br />
verpflichtend.<br />
BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />
jeden Montag von 17 bis 18 Uhr<br />
„Dur und Schräg“ Traditionelle und neue<br />
Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />
jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />
„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />
jeden Samstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Faszination Blasmusik“<br />
mit Arnold Leimgruber<br />
(Wiederholung<br />
am Sonntag um 10 Uhr)<br />
jeden Freitag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Das Platzkonzert“<br />
mit Peter Kostner<br />
KulturFenster<br />
41 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
hinausgeblickt<br />
bewegt<br />
Musik in Bewegung<br />
Workshop mit der showband.CH<br />
in Jenesien<br />
https://vsm.bz.it<br />
30.04.<strong>2022</strong><br />
Projekt „Opus Blasmusik“<br />
ist gestartet<br />
Maßgeschneiderte Blasmusik als Ziel<br />
Bereits im Vorjahr wurde das Projekt „Opus<br />
Blasmusik“ ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Konservatorium<br />
C.M. Bozen und dem Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen sollen Studenten*innen<br />
im Fach „Blasmusikleitung und Bearbeitung<br />
für Blasorchester“ im Bereich Bearbeitungen<br />
und Komposition ausgebildet<br />
werden. Dabei werden die Ergebnisse direkt<br />
und praktisch in den Musikkapellen<br />
umgesetzt, was wiederum einen Mehrwert<br />
für diese bedeutet.<br />
Am 26. Februar fand in Bozen das erste<br />
Treffen aller Beteiligten dieses Projektes<br />
statt. Verbandskapellmeister Meinhard<br />
Windisch konnte die beiden Studenten<br />
Simon Burger und Peter Deutsch,<br />
die beiden Professoren Thomas Ludescher<br />
und Eduard Demetz sowie<br />
Meinhard Windisch und Thomas Ludescher<br />
die Kapellmeister Patrick Gruber (Bürgerkapelle<br />
St. Michael Eppan) und Günther<br />
Kofler (Musikkapelle Wangen) zum ersten<br />
Treffen begrüßen. Im Anschluss wurde<br />
über verschiedene Abläufe und Möglichkeiten<br />
des Projektes diskutiert. Ein zentrales<br />
Thema war natürlich die Literatur, welche<br />
von den Studenten und Professoren vorgestellt<br />
wurde und in all ihren Facetten besprochen<br />
wurde. Man einigte sich darauf,<br />
im Herbstsemester mit der ersten Projektphase<br />
zu beginnen. Das Besondere an diesem<br />
Projekt ist - man kann das durchaus<br />
mit einer Anschaffung eines Maßanzuges<br />
vergleichen – Maß nehmen, halbprobieren<br />
und man erhält einen perfekt sitzenden Anzug.<br />
So ähnlich kann man sich die einzelnen<br />
Schritte dieses Projektes „Opus Blasmusik“<br />
vorstellen. Wir können jetzt schon<br />
auf die maßgeschneiderten Uraufführungen<br />
im Frühjahr 2023 gespannt sein.<br />
Meinhard Windisch<br />
VSM-Verbandskapellmeister<br />
Netzwerk Dirigentenausbildung<br />
Situation an den Musikschulen und am Konservatorium im Blick<br />
Vor einigen Wochen fand ein erstes Treffen<br />
all jener statt, welche in der Dirigentenausbildung<br />
in Südtirol tätig sind. Dabei wurde<br />
die aktuelle Situation an den Musikschulen<br />
und am Konservatorium beleuchtet. In einer<br />
sehr konstruktiven Diskussion wurden Probleme<br />
angesprochen und nach Lösungsansätzen<br />
gesucht. Alle Anwesenden beteuerten<br />
die Wichtigkeit dieses Netzwerkes, das sich<br />
nun in regelmäßigen Abständen treffen wird.<br />
Meinhard Windisch<br />
VSM-Verbandskapellmeister<br />
Trafen sich zum Gedankenaustausch:<br />
(v. l.) Meinhard Windisch, Christian<br />
Laimer, Georg Thaler, Sigisbert Mutschlechner,<br />
Dietmar Rainer, Wolfgang<br />
Schrötter und Thomas Ludescher<br />
KulturFenster<br />
42 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Blasmusik<br />
Fachgruppe Musik hilft mit Rat und Tat<br />
In Problemfällen kann Unterstützung angefordert werden<br />
Die letzten zwei Jahre haben uns alle vor<br />
große Herausforderungen gestellt und tun<br />
dies auch weiterhin. Die Fachgruppe Musik<br />
möchte den Musikkapellen eine Unterstützung<br />
anbieten und mit Rat und Tat<br />
zur Seite stehen.<br />
Als Kapellmeister*in ist man zurzeit mit<br />
einigen Problemen konfrontiert. Ob bei<br />
der Programmwahl oder einfach mal Unterstützung<br />
bei einer Musikprobe, meldet<br />
euch bei uns, wir kommen gerne vorbei,<br />
um euch bei eurer Arbeit zu unterstützen.<br />
Gerne kommen wir auch zu einem Gespräch<br />
in eine Sitzung, um mit euch gemeinsam<br />
über Lösungen und Ideen zu<br />
aktuellen Problemen und Themen zu diskutieren<br />
- ganz nach dem Motto: Es gibt<br />
immer mehr Lösungen als Probleme.<br />
Die Kontakte zur Fachgruppe Musik sind<br />
auf der Homepage des VSM veröffentlicht.<br />
Meinhard Windisch<br />
VSM-Verbandskapellmeister<br />
Die Fachgruppe Musik bietet den Musikkapellen Hilfe vor Ort an.<br />
Dirigentenluft „geschnuppert“<br />
VSM-Bezirk Pustertal wirbt mit Kursangebot um Kapellmeisternachwuchs<br />
„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“<br />
Dieses geflügelte Wort haben sich die<br />
Verantwortlichen im Bezirksausschuss der<br />
Pustertaler Musikkapellen schon seit Jahren<br />
zu Herzen genommen. Neben der Aus- und<br />
Weiterbildung der Musikant*innen liegt ihnen<br />
vor allem auch der Nachwuchs am Dirigentenpult<br />
am Herzen. Ende Februar gab<br />
es dazu – nach zwei-jähriger Coronapause<br />
– wieder einen Schnupperkurs.<br />
die Arbeit am Dirigentenpult zu begeistern.<br />
Trotz der coronabedingt eingeschränkten<br />
Tätigkeiten – oder vielleicht auch deshalb<br />
– gab es letzthin wiederum einige Wechsel<br />
in der musikalischen Führung mehrerer<br />
Kapellen im Pustertal. Das sei keineswegs<br />
ein Negativtrend, sondern Routine,<br />
analysieren die Verantwortlichen im Bezirk.<br />
Daher sei die Anwerbung und Ausbildung<br />
des Dirigentennachwuchses mittlerweile<br />
ein Muss, um auch für die Zukunft gerüstet<br />
zu sein. „Wir freuen uns über das Interesse,<br />
denn wir brauchen gut ausgebildete<br />
Kapellmeister“, resümieren Kirchler<br />
und Niederegger.<br />
Stephan Niederegger<br />
Bezirkskapellmeister Georg Kirchler und<br />
sein Stellvertreter Daniel Niederegger haben<br />
den zwei Musikantinnen und drei Musikanten<br />
anhand von Kurzfilmen und praktischen<br />
Übungen einen Einblick in die Arbeit<br />
eines Kapellmeisters und Dirigenten gegeben.<br />
Es gehe dabei vor allem darum, Interesse<br />
zu wecken und die Jugendlichen für<br />
Die Grundübungen<br />
zur Unabhängigkeit<br />
der Hände hat den<br />
Teilnehmer*innen<br />
sichtlich Spaß gemacht.<br />
KulturFenster<br />
43 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
VSM intern<br />
hinausgeblickt<br />
EUREGIO JBO<br />
Uraufführung: 50 Jahre<br />
Zweites Autonomiestatut<br />
im Kursaal Meran<br />
https://vsm.bz.it<br />
07.05.<strong>2022</strong><br />
bewegt<br />
ÖBV hat neuen<br />
Bundesstabführer<br />
und Stellvertreter<br />
FASZINATION erleben. GENERATIONEN<br />
erzählen. LEIDENSCHAFT spüren.<br />
Beim 63. Kongress des Österreichischen<br />
Blasmusikverbandes (ÖBV) im vergangenen<br />
September wurde Erik Brugger aus Vorarlberg<br />
als Nachfolger von Gerhard Imre zum<br />
Bundesstabführer gewählt. Sein Stellvertreter<br />
ist Gerhard Dopler, der Musikmeister<br />
der Militärmusik Oberösterreich. Im<br />
folgenden Beitrag stellen Sie sich vor.<br />
Musik in Bewegung<br />
fasziniert<br />
Unter dem Motto „FASZINATION. GENE-<br />
RATIONEN. LEIDENSCHAFT.“ feierte der<br />
Österreichische Blasmusikverband im<br />
Jahr 2021 sein 70-jähriges Bestandsjubiläum.<br />
Diese Worte beschreiben die Blasmusik<br />
und speziell den Bereich „Musik in Bewegung“<br />
sehr treffend.<br />
Seit Jahren faszinieren die Auftritte heimischer<br />
Musikkapellen bei den verschiedensten<br />
Anlässen sehr viele<br />
Zuschauer*innen. Dazu zählen neben<br />
den Marschauftritten bei kirchlichen<br />
und weltlichen Anlässen auch die Darbietungen<br />
bei diversen Rasenshows oder<br />
Tattoos. Es ist schön mit anzusehen, wenn<br />
sich immer wieder Kapellen fi nden, die<br />
sich die Mühe machen eine Show zu planen,<br />
einzustudieren und schließlich öffentlich<br />
aufzuführen. Die Präsentationen<br />
dieser mit sehr viel Arbeit verbundenen<br />
musikalisch und choreografisch und zeitlich<br />
genauestens abgestimmten Auftritte<br />
hinterlassen beim Publikum Staunen und<br />
Begeisterung.<br />
Blasmusik verbindet<br />
In der Blasmusik gibt es keine Standesunterschiede<br />
oder Altersklassen. Da richtet<br />
sich der Hochschulprofessor nach dem<br />
Landwirt aus oder der Pensionist orientiert<br />
sich beim „gleichzeitigen Abfallen mit<br />
akustischem Avviso“ nach der Schülerin.<br />
Die Blasmusik vereint GENERATIONEN.<br />
Alle verbindet ihre große LEIDENSCHAFT<br />
die BLASMUSIK: Wie schön ist es, wenn<br />
man bei einer kirchlichen Feier oder einem<br />
weltlichen Fest gemeinsam aufmarschieren<br />
darf. Der gelungene Auftritt bei einer<br />
Marschwertung oder einer Showvorführung<br />
löst bei vielen Aktiven ein „Gänsehautgefühl“<br />
aus und noch Jahre später<br />
wird im Verein mit großer Begeisterung<br />
davon erzählt.<br />
KulturFenster<br />
44 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Blasmusik<br />
Beim Bundesmarschbewerb 2019 in Bischofshofen<br />
Generationswechsel beim<br />
Bundesstabführer<br />
Beim 63. ÖBV Kongress vom 17 bis zum<br />
19. September 2021 in Heiligenblut hat<br />
unser allseits bekannter und geschätzter<br />
Bundesstabführer Gerhard Imre sein Amt<br />
aus Altersgründen zur Verfügung gestellt.<br />
Imre hat in seiner mehr als 15-jährigen<br />
Amtszeit die „Musik in Bewegung“ im<br />
ÖBV wie kaum ein anderer geprägt. Neben<br />
der Leitung der Landesstabführerkonferenzen<br />
war Gerhard federführend bei<br />
der Entstehung des Fachbuches „Musik<br />
in Bewegung“. Auch die äußerst erfolgreichen<br />
Bundeswettbewerbe „Musik in<br />
Bewegung“ entstanden nach seiner Idee.<br />
Legitimiert durch die Neuwahlen beim 63.<br />
ÖBV Kongress dürfen wir beide die Aufgaben<br />
des Bundesstabführers und dessen<br />
Stellvertreter übernehmen.<br />
Es ist uns eine besondere Ehre für den<br />
österreichischen Blasmusikverband und<br />
seine Partnerverbände aus Südtirol und<br />
Liechtenstein in diesen wichtigen Funktionen<br />
unsere Beiträge leisten zu können.<br />
Ein großes Anliegen von uns ist es die Zusammenarbeit<br />
der Stabführer*innen mit<br />
den Kapellmeister*innen zu fördern. Die<br />
vielfältigen Formen der öffentlichen Auftritte<br />
von Musikkapellen fordern sowohl<br />
musikalisches Können als auch optische<br />
Ansprüche. Damit beides gelingen kann,<br />
sind beide Funktionen gleichermaßen gefordert<br />
zusammenzuarbeiten.<br />
„Musik in Bewegung“ für<br />
jede Altersgruppe<br />
Ebenso möchten wir mit „Musik in Bewegung“<br />
vermehrt auch die Jugend ansprechen.<br />
„Musik in Bewegung“ ist nicht<br />
nur von „Punkt A“ zu „Punkt B“ zu marschieren,<br />
sie deckt ein weit größeres Spektrum<br />
ab. Hier erklingen neben österreichischen<br />
Märschen Musikstücke aus<br />
den unterschiedlichsten Genres mit den<br />
verschiedensten Charakteren. Hier können<br />
Werke klassischer Musikliteratur genauso<br />
ertönen wie modernste Pop- oder<br />
Rockrhythmen. Zur musikalischen Umsetzung<br />
kommt noch die Fortbewegung<br />
dazu; für alle Mitwirkenden eine zusätzliche<br />
Herausforderung. Nicht nur auf das<br />
Musizieren, sondern auch auf die exakten<br />
synchronisierten Bewegungen haben sie<br />
zu achten.<br />
Dieses perfekt geprobte Zusammenspiel<br />
und die dazu einstudierten Bewegungsabläufe<br />
faszinieren das Publikum jeglicher<br />
Altersstufe.<br />
Hohes Niveau beibehalten<br />
Durch die im ÖBV bestens etablierte Wettbewerbskultur<br />
bewegen sich die Kapellen<br />
im wahrsten Sinn des Wortes auf einem<br />
sehr hohen Niveau.<br />
So ist ein weiterer Wunsch von uns, diese<br />
Qualität beizubehalten und vermehrt Musikkapellen<br />
auf ihrem Weg in eine höhere<br />
Stufe begleiten zu können. Dies bedeutet<br />
insbesondere, die Stabführer*innen auf<br />
ihre Aufgaben bestmöglich vorzubereiten;<br />
beginnend mit dem ersten Grundkurs über<br />
die verschiedensten Fortbildungsangebote<br />
bis hin zur ÖBV-Stabführerprüfung.<br />
Mit Hilfe der Online-Version der Richtlinien<br />
„Musik in Bewegung“ können wir allen<br />
Mitgliedern des ÖBV ein kostenloses<br />
Nachschlagewerk zur Verfügung stellen.<br />
Viele Kapellen sind regelmäßig bei<br />
Marschwertungen vertreten. Damit die<br />
Musikvereine ein möglichst objektives<br />
und hilfreiches Feedback zu ihrer Wettbewerbsteilnahme<br />
erhalten können, sollten<br />
die Bewertungskriterien möglichst einheitlich<br />
sein. Mit der Installierung der Bewertung<br />
mittels CAMBA (Compact and Mobile<br />
Bandmusic Assessment) steht uns<br />
ein gutes Hilfsmittel bereits zu Verfügung.<br />
Durch die Schaffung von bundesländerübergreifenden<br />
Schulungen der Bewerter<br />
sollte es uns gelingen, homogene Bewertungen<br />
in allen Bezirken durchführen<br />
zu können.<br />
Gemeinsam mit den Landes- und Verbandsstabführern<br />
werden wir versuchen,<br />
die besten Voraussetzungen für „Musik in<br />
Bewegung“ zu schaffen. Wie in vielen Bereichen,<br />
bedeutet Stillstand Rückschritt.<br />
So möchten wir offen sein für neue Ideen<br />
und Anregungen, damit auch noch in 70<br />
Jahren … FASZINATION erlebt, von GENE-<br />
RATIONEN erzählt und LEIDENSCHAFT<br />
gespürt werden kann.<br />
Erik Brugger und Gerhard Dopler<br />
KulturFenster<br />
45 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
jung musiziert<br />
Was die Musikant*innen der JuKa Kurtatsch-Penon beim Sommerlager und fleißigen Proben gelernt<br />
haben hört sich gut an so auch bei einem Konzert mit Kapellmeister Karl Hanspeter.<br />
Musizieren, um im<br />
Rhythmus zu bleiben<br />
30 Jahre Jugendkapelle Kurtatsch–Penon<br />
Die Jugendkapelle Kurtatsch-Penon feiert<br />
heuer ihr 30-jähriges Jubiläum. Grund genug,<br />
um den Nachwuchs der beiden Nachbarskapellen<br />
ein bisschen genauer kennen<br />
zu lernen: Zusammen mit den drei Jugendleitern<br />
Thomas Vicenzi (Kurtatsch), Thomas<br />
Dipoli und Anna Cassar (beide Penon) blicken<br />
wir hinter die Kulissen dieser langjährigen<br />
Zusammenarbeit.<br />
30 Jahre gibt es sie schon, die<br />
Jugendkapelle Kurtatsch-Penon.<br />
<strong>Kulturfenster</strong>: Wann wurde eure Jugendkapelle<br />
gegründet? Wie kam es zum Zusammenschluss<br />
der zwei Jugendkapellen?<br />
Thomas Vicenzi: Die Zusammenarbeit zwischen<br />
den beiden Jugendkapellen Kurtatsch<br />
und Penon reicht bis ins Jahr 1992<br />
zurück. Damals wurde erstmals ein Jugend-Sommerlager<br />
in Fennberg, einem beliebten<br />
Sommerfrisch-Ort bei Kurtatsch, abgehalten.<br />
Da beide Musikkapellen damals<br />
aber jeweils nur<br />
über eine Handvoll<br />
Jungmusikanten<br />
verfügte,<br />
war schnell klar,<br />
dass man sich<br />
zusammentun<br />
müsse. Damals<br />
wurden die Jungmusikanten<br />
nicht,<br />
wie heute etwa üblich,<br />
von ausgebildeten<br />
Musiklehrern,<br />
sondern<br />
vielmehr von den Musikanten der eigenen<br />
Musikkapelle unterrichtet. Dadurch<br />
entwickelte sich bereits früh ein enger<br />
Bezug zur jeweiligen Musikkapelle. Durch<br />
den stetigen Zuwachs an Jungmusikanten<br />
in den darauffolgenden Jahren verlegte<br />
man den Standort des Sommerlagers in<br />
die Grundschule von Graun. Seit einigen<br />
Jahren wird das Sommerlager nun zusammen<br />
mit mehreren umliegenden Kapellen<br />
aus dem Unterland in Buchholz bei<br />
Salurn abgehalten.<br />
KF: Welche sind die Höhepunkte in eurem<br />
Tätigkeitsjahr?<br />
Thomas Dipoli: Den Höhepunkt des Jahres<br />
stellt sicherlich das gemeinsame Sommerlager<br />
dar. Zusammen mit den Kapellen<br />
Neumarkt, Bozen, Truden und Montan<br />
verbringen wir eine gemeinsame Woche in<br />
Buchholz bei Salurn. Dort haben die Kinder<br />
neben dem Musizieren auch die Möglichkeit,<br />
die Jungmusikanten der anderen<br />
Kapellen kennen zu lernen und somit neue<br />
Freundschaften zu knüpfen.<br />
Unsere jährliche musikalische Tätigkeit<br />
beginnt aber schon im Frühjahr, wenn wir<br />
mit unserem Kapellmeister Karl Hanspeter<br />
neue Stücke für das kommende Jahr<br />
einstudieren. Sobald der Sommer naht,<br />
spielen wir dann auch einige Konzerte in<br />
Penon und Kurtatsch. Im Herbst bereiten<br />
wir uns des Öfteren gerne auf ein Weihnachtskonzert<br />
vor.<br />
KulturFenster<br />
46 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>
KF: Wie habt ihr bis jetzt die Coronazeit überstanden?<br />
Seid ihr zurzeit musikalisch aktiv?<br />
Anna Cassar: Natürlich hat die Pandemie<br />
auch uns stark ausgebremst, aber wir haben<br />
stets versucht immer wieder fleißig weiter<br />
zu proben, damit unsere „Jungen“ den<br />
Rhythmus nicht verlieren. Durch die Lockdowns<br />
und die zahlreichen verschärften Corona-Bestimmungen<br />
mussten wir unsere<br />
Aktivität mehrmals ruhenlassen und wieder<br />
neu ankurbeln. Dennoch konnten wir<br />
im vergangenen Jahr 2021 auf eine rege<br />
Tätigkeit mit 20 Proben und 3 Konzerten<br />
zurückblicken!<br />
Fürs heurige Jahr haben wir uns auch<br />
schon einiges vorgenommen! Neben einigen<br />
Sommerkonzerten ist für Ende Mai<br />
das Fest zur Fahnenweihe der Musikkapelle<br />
Kurtatsch geplant, wobei die Jugendkapelle<br />
natürlich im Festzelt spielen<br />
wird.<br />
Zwei Musikantinnen der JuKa Kurtatsch-Penon stellen sich vor:<br />
Lia Terzer<br />
Alter: 15 Jahre<br />
Ich spiele: seit fünf Jahren Flügelhorn<br />
Gibt es ein besonderes Ereignis in der Jugendkapelle, an das du gerne zurückdenkst?<br />
Da fällt mir sofort das Sommercamp in Buchholz bei Salurn ein! Eine Woche<br />
zusammen mit meinen Freunden zu musizieren, macht mir eine Menge Spaß.<br />
Es ist immer wieder beeindruckend, wieviel Neues man in so einer Musikwoche<br />
erlernen kann. Da an unserem Sommerlager gleich mehrere Jugendkapellen<br />
teilnehmen, lernt man auch immer wieder neue Jungmusikanten kennen.<br />
Wo siehst du dich in zehn Jahren? Welche Rolle wirst du dann in der Musikkapelle<br />
innehaben?<br />
Ich bin überzeugt, dass ich auch nach zehn Jahren in der Musikkapelle weiter<br />
mein Instrument spielen werde, denn die Musik und die Kameradschaft zu<br />
den anderen Musikanten bedeuten mir sehr viel, auch wenn ich bis dahin wahrscheinlich<br />
ein Studium absolvieren werde.<br />
..<br />
Hanna Fragosch<br />
Alter: 13 Jahre<br />
Ich spiele: seit vier Jahren Klarinette<br />
Aus welchen Gründen wolltest du ein Musikinstrument lernen?<br />
Ich lebe in einer sehr musikalischen Familie. Mein Vater spielt ebenfalls in der<br />
Musikkapelle und dadurch liegt es nahe, dass auch ich ein Instrument lernen<br />
wollte. Als die Musikkapelle die Klarinette in der Grundschule vorgestellt hatte,<br />
wusste ich, dass ich hiermit mein Instrument gefunden hatte. Ich schätze das<br />
gemeinsame Musizieren in der Jugendkapelle sehr, auch das gesellige Beisammensein<br />
nach den Proben macht mir riesigen Spaß.<br />
Du spielst ja bereits bei der Musikkapelle Penon mit. Erinnerst du dich an dein erstes Konzert?<br />
Ja, aber sich sicher – als wäre es gestern gewesen! Anfangs war ich sehr nervös, denn ich wusste nicht, wie das Konzert für mich verlaufen<br />
würde. Aber von Stück zu Stück legte sich die Aufregung und ich konnte den Moment in vollen Zügen genießen. Der Applaus<br />
am Ende des Konzertabends war schlichtweg überwältigend!<br />
Wie stellst du dir die Arbeit des Kapellmeisters vor? Könntest du dich später vielleicht auch einmal in dieser Rolle sehen?<br />
Ich denke, das Kapellmeisteramt ist ein sehr schwieriger Job, der viel Hingabe und Können voraussetzt. Deshalb habe ich vollen Respekt<br />
für unseren Kapellmeister Karl Hanspeter, denn er schafft es immer wieder, uns neu zu motivieren und uns Neues beizubringen. Ob<br />
ich selbst einmal zum Taktstock greifen werde, kann ich aus heutiger Sicht noch nicht sagen. Mal schauen, was die Zeit mit sich bringt.<br />
Interviews: Alexander Mayr<br />
KulturFenster<br />
47 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Mit der Klarinette<br />
hoch hinaus<br />
Sophie Pardatscher als Berufsmusikerin auf Erfolgskurs<br />
Sophie Pardatscher, die 23-Jährige<br />
Ausnahmeklarinettistin aus Eppan, ist<br />
weiterhin auf Erfolgskurs: Seit vergangenem<br />
September ist sie Teil<br />
der Karajan-Akademie der Berliner<br />
Philharmoniker und hat inzwischen<br />
schon mehrere Konzerte mit einem<br />
der weltbesten Orchester bestritten<br />
– und sie ist noch lange nicht am<br />
Ziel angekommen.<br />
Sophie Pardatscher aus<br />
Eppan steht am Beginn einer<br />
möglicherweise großen<br />
musikalischen Karriere.<br />
Foto: Peter Adamik<br />
„<br />
Bereits als kleines Kind habe ich<br />
zahlreiche Auftritte meiner Heimatkapelle,<br />
der Bürgerkapelle St. Michael<br />
Eppan, miterlebt.<br />
„<br />
Sophie Pardatscher<br />
KulturFenster: Sophie, heute ist die<br />
Musik aus deinem Leben nicht mehr<br />
wegzudenken. Welche sind deine<br />
ersten musikalischen Erinnerungen?<br />
Sophie Pardatscher: Bereits als<br />
kleines Kind habe ich zahlreiche<br />
Auftritte meiner Heimatkapelle,<br />
der Bürgerkapelle St.<br />
Michael Eppan, miterlebt. Da<br />
meine Brüder Teil der Kapelle<br />
waren und auch heute noch<br />
sind, hat es für mich immer<br />
schon dazugehört, die verschiedenen<br />
Auftritte zu besuchen. Besonders<br />
gut kann ich mich an die vielen<br />
Josefikonzerte erinnern. Diese wurden<br />
stets aufgezeichnet und wir hörten uns<br />
noch zuhause die verschiedenen Aufnahmen<br />
an - so oft, bis ich die Stücke<br />
selbst mitsingen konnte.<br />
KF: Warum ist deine Wahl schließlich auf<br />
die Klarinette gefallen?<br />
Pardatscher: Ich wollte unbedingt in der<br />
Musikkapelle mitspielen. Als ich groß genug<br />
war, um ein Blasinstrument zu spielen,<br />
wusste ich zunächst<br />
nicht, für welches ich mich<br />
entscheiden sollte. Unser<br />
damaliger Kapellmeister war<br />
selbst Klarinettist und hatte meinen<br />
Eltern dasselbe Instrument für mich<br />
vorgeschlagen. So bin ich zur Klarinette<br />
gekommen.<br />
KF: Du bist also mit der Blasmusik aufgewachsen.<br />
Inwieweit haben dich die dort<br />
gesammelten Erfahrungen in deinem Werdegang<br />
unterstützt?<br />
Pardatscher: Die vielen Konzerte der Bürgerkapelle<br />
haben sicher dazu beigetragen,<br />
an Auftrittsroutine zu gewinnen. Ich<br />
durfte schon früh Soloparts übernehmen<br />
und dann auch ein Solokonzert spielen -<br />
das war ein besonderes Erlebnis. Zum anderen<br />
hat mir auch das Vereinsleben an<br />
sich immer sehr viel bedeutet: Ich habe<br />
viele Freunde in und rund um die Kapelle<br />
kennengelernt – gerade dieser soziale<br />
Aspekt hat mich sehr stark geprägt.<br />
KulturFenster<br />
48 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>
KF: Schon in jungen Jahren warst du immer<br />
wieder bei Wettbewerben erfolgreich.<br />
Wann hast du dich endgültig dafür entschieden,<br />
den Weg als Musikerin einzuschlagen?<br />
Pardatscher: Ich habe das Konservatorium<br />
zwar schon während meiner Oberschulzeit<br />
besucht, habe damals aber noch nicht<br />
das eindeutige Ziel verfolgt, Berufsmusikerin<br />
zu werden. Ich wollte mich einfach<br />
musikalisch weiterentwickeln und Zeit in<br />
meine Leidenschaft investieren. Bekräftigt<br />
hat mich die regelmäßige Teilnahme<br />
an Wettbewerben, zuerst auf nationaler,<br />
dann auf internationaler Ebene, stets mit<br />
Unterstützung meines Musikschullehrers<br />
Werner Mayr und meines Professors Roberto<br />
Gander. Diese Wettbewerbe haben<br />
mir stets neue Motivation verschafft und<br />
ein klares Ziel vor Augen geführt. Auch<br />
habe ich dort viel positives Feedback erhalten<br />
und mir ist klar geworden: Ich kann<br />
in dieser hart umkämpften Branche auf<br />
höchstem Niveau mithalten. Ich habe<br />
mich dann erst vergleichsweise spät, gegen<br />
Ende meiner Oberschulzeit, dafür entschieden,<br />
diesen Weg weiter zu gehen.<br />
KF: Was wäre dein „Plan B“ gewesen?<br />
Pardatscher: Da ich das Wissenschaftliche<br />
Lyzeum besucht habe, habe ich<br />
auch in Erwägung gezogen, Mathematik<br />
zu studieren.<br />
KF: Nach mehreren Jahren am Bozner<br />
Konservatorium ging es für dich nach Berlin.<br />
Kulturschock oder alles halb so wild?<br />
Pardatscher: Als Kulturschock würde ich es<br />
nicht bezeichnen. Ich wohne nicht mitten<br />
im Trubel, sondern in einer ruhigeren Gegend<br />
etwas außerhalb des Stadtzentrums.<br />
Auch habe ich mich an der Hochschule für<br />
Musik „Hanns Eisler“ und bei meinem Professor<br />
Martin Spangenberg gleich wohlgefühlt.<br />
Die Hochschule ähnelt beinahe einem<br />
kleinen Dorf, man kennt sich untereinander<br />
und fühlt sich in der Community sehr<br />
gut aufgehoben.<br />
KF: Im vergangenen Jahr hast du die Stelle<br />
an der renommierten Karajan-Akademie<br />
der Berliner Philharmoniker gewonnen.<br />
Wie läuft solch ein Bewerbungsverfahren<br />
eigentlich ab?<br />
Pardatscher: Die Bewerbung für die Karajan-Akademie<br />
lief eigentlich so ab,<br />
wie man sie auch von anderen Orchestern<br />
kennt: Auf eine schriftliche Bewerbung<br />
folgte das Probespiel, wo rund 25<br />
Klarinettist*innen zur Besetzung von zwei<br />
Akademiestellen eingeladen worden waren.<br />
Wir mussten zwei Solokonzerte und<br />
einige Stellen aus der Orchesterliteratur<br />
vorbereiten. Nach zwei Runden hat sich<br />
die Jury schließlich für mich und einen<br />
weiteren Klarinettisten entschieden. Darüber<br />
war ich natürlich überglücklich.<br />
KF: Wie groß war deine Aufregung beim<br />
Probespiel? Was hilft dir dabei, in solchen<br />
Situationen „cool“ zu bleiben?<br />
Pardatscher: Natürlich war ich sehr aufgeregt,<br />
worüber ich andererseits jedoch<br />
froh war, da ich in diesem Zustand meist<br />
besser spiele. Ich habe auch eingesehen,<br />
dass es kaum möglich ist, in so einer Situation<br />
wirklich „cool“ zu bleiben. Am Tag<br />
des Probespiels versuche ich jeglichen<br />
Stress zu vermeiden und den Tag ruhig<br />
zu gestalten. Im Moment des Auftritts versuche<br />
ich einfach alle negativen Gedanken<br />
um mich herum auszublenden. Stattdessen<br />
möchte ich den Moment und all<br />
das Adrenalin einfach nutzen, um Musik<br />
zu machen und mein Bestes geben. Das<br />
gelingt mir manchmal besser, manchmal<br />
schlechter. In dem Moment ist es mir offensichtlich<br />
gut gelungen.<br />
„<br />
Natürlich war ich sehr aufgeregt,<br />
worüber ich andererseits jedoch<br />
„<br />
froh war, da ich in diesem Zustand<br />
meist besser spiele.<br />
Sophie Pardatscher<br />
KF: Wie sieht dein Alltag in Berlin aus, vor<br />
allem in deiner Funktion als Akademistin?<br />
Pardatscher: Dieser besteht vor allen Dingen<br />
im Üben. Ich bin natürlich nicht bei<br />
jeder Orchesterphase dabei. Wenn ich bei<br />
einem Projekt dabei bin, so gibt es meist<br />
zwei Proben- und drei Konzerttage. Zudem<br />
nehme ich rund alle zwei Wochen Unterricht<br />
bei einem Mitglied der Klarinettengruppe.<br />
Außerdem gibt es noch laufend<br />
Kammermusikproduktionen oder Akademieprojekte,<br />
je nach Anlass.<br />
KF: Welcher war dein musikalisch bedeutsamster<br />
Moment in dieser Zeit?<br />
Pardatscher: Ich möchte die Zeit nicht auf<br />
einen Moment beschränken: Jedes Konzert<br />
ist ein unvergessliches Erlebnis. Von<br />
Mahlers 2. Sinfonie über Stravinskys „Le<br />
sacre du printemps“ bis hin zum Filmmusikkonzert<br />
unter der Leitung von John<br />
Williams waren viele berührende und unvergessliche<br />
Momente dabei.<br />
KF: Wie verbringst du deine Zeit am liebsten,<br />
wenn du nicht am Musizieren bist?<br />
Pardatscher: Ich unternehme am liebsten<br />
etwas mit meinen Studienkollegen, weil<br />
ich einfach gerne unter Leuten bin - irgendwie<br />
muss man die einsamen Stunden<br />
im Übezimmer ja kompensieren (lacht).<br />
KF: Wo siehst du dich in zehn Jahren?<br />
Pardatscher: Ich würde gerne eine Stelle<br />
im Orchester haben – am liebsten an der<br />
Solo-Klarinette in einer Stadt, wo ich mich<br />
rundum wohlfühle.<br />
KF: Welchen Ratschlag würdest du einem<br />
Jugendlichen geben, der oder die auch<br />
gerne den Weg als Musiker*in einschlagen<br />
würde?<br />
Pardatscher: Egal was, wie oder wann:<br />
Die Freude am Musizieren sollte immer<br />
im Mittelpunkt stehen. Bei all dem<br />
Druck, der in verschiedenen Situationen<br />
erwachsen kann und all den Gedanken,<br />
die in einem kreisen, sollte man immer<br />
versuchen, die Freude am Spielen nicht<br />
zu verlieren und die vielen besonderen<br />
Momente, die man durch die Musik erleben<br />
kann, zu genießen.<br />
Interview:<br />
Hannes Schrötter<br />
KulturFenster<br />
49 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>
15 Jahre Jugendblasorchester<br />
“ Jungschlern“<br />
Revivalkonzert zum Jubiläum<br />
Mit einem Revivalkonzert hielt das Jugendblasorchester „Jungschlern“ Rückschau auf die vergangenen 15 Jahre.<br />
Seit mittlerweile 15 Jahren verbindet das<br />
Jungendblasorchester „Jungschlern“ Musikbegeisterte<br />
aus dem gesamten Schlerngebiet.<br />
Beim Revivalkonzert, welches<br />
am Samstag, 19. Februar <strong>2022</strong>, in Völs<br />
stattfand, blickte das Orchester auf vergangene<br />
Projekte zurück.<br />
Knapp zwei Monate lang hatten sich<br />
rund 65 junge Musiker*innen der Musikkapellen<br />
Kastelruth, Seis, Völs, Völser<br />
Aicha und Tiers unter der Leitung von Samuel<br />
Vieider auf das Konzert vorbereitet.<br />
Obwohl die Organisation des Projektes<br />
2021/22 nicht einfach war - so musste<br />
beispielsweise nach einigen Wochen<br />
die komplette Konzertidee abgeändert<br />
und an die geltenden Coronabestimmungen<br />
angepasst werden – durften<br />
sich die Beteiligten am Konzertabend<br />
über einen vollbesetzten Saal im Völser<br />
Kulturhaus freuen.<br />
Das Programm beinhaltete musikalische<br />
Highlights aus den letzten 15 Jahren, und<br />
so wurden Werke, die bei vergangenen<br />
Projekten besonders viel Anklang fanden,<br />
erneut aufgeführt. Außerdem konnten für<br />
das Revivalkonzert ehemalige Mitwirkende<br />
gewonnen werden, anlässlich des Jubiläums<br />
wieder mit Jungschlern zusammenzuarbeiten:<br />
Martin Mayrl und Ralf Stefan<br />
Troger standen erneut am Dirigierpult und<br />
gaben gemeinsam mit Jungschlern jeweils<br />
ein Stück zum Besten. Karl Hofer und Kurt<br />
Silbernagl trugen mit einer Sage bzw. mit<br />
einer szenischen Einlage zum Programm<br />
bei und Franco Vallone (alias DG NG) erinnerte<br />
Publikum und Orchester an das<br />
Knapp zwei Monate lang hatten sich<br />
rund 65 junge Musiker*innen unter<br />
der Leitung von Samuel Vieider auf<br />
das Konzert vorbereitet.<br />
letzte Projekt „Jung(le)schlern“. Carmen<br />
Silbernagl und Florian Trocker führten als<br />
Moderatoren durch das Konzert und berichteten<br />
Kurioses aus den vergangenen<br />
15 Jahren des Orchesters.<br />
Auch in diesem Jahr darf Jungschlern auf<br />
ein gelungenes Konzert zurückblicken;<br />
ein besonderer Dank geht dabei an die<br />
Musikkapellen, Sponsoren, Mitwirkenden<br />
und Helfer, die zum Erfolg des Projektes<br />
beigetragen haben.<br />
Martin Malfertheiner<br />
KulturFenster<br />
50 02 <strong>April</strong> <strong>2022</strong>
hinausgeblickt<br />
Wenn schon etwas Neues,<br />
dann etwas Besseres…<br />
Probleme mit dem dritten Sektor<br />
Die „Neuordnung des Non-Profit-Bereiches“ in<br />
Italien ist im Jahre 2016 vom damaligen Ministerpräsidenten<br />
Matteo Renzi vorangetrieben<br />
und 2017 mit dem gesetzesvertretenden<br />
Dekret <strong>Nr</strong>. 117 „La Riforma del Terzo Settore“<br />
verabschiedet worden. Mit der neuen Regelung<br />
wollte man in erster Linie solchen Unternehmen,<br />
die sich als ehrenamtliche Organisationen<br />
deklariert und unter diesem Deckmantel bürokratische<br />
Erleichterungen und Steuervorteile<br />
verschafft hatten, einen Riegel vorschieben.<br />
Die Aktion der Regierung wäre grundsätzlich<br />
verständlich, wenn sie nicht – wie leider<br />
öfters geschehen – auch diesmal u.a. jene<br />
träfe, die keinen Anlass zu solchen Maßnahmen<br />
geboten haben und nun mit ins Korsett<br />
genommen werden.<br />
Und hier liegt schon der erste Problempunkt.<br />
Einige Vorschriften des neuen Gesetzes ziehen<br />
die Schlinge um die ehrenamtlich tätigen<br />
Organisationen insofern enger, als dass<br />
sie ungerechtfertigter Weise Unternehmen<br />
gleichgestellt werden, obwohl sie – im krassen<br />
Gegenteil – auf eine Gewinnabsicht verzichten<br />
und Einnahmen nur zur Aufrechterhaltung<br />
der institutionellen Tätigkeiten<br />
lukrieren. Und weil der Staat nun alles genau<br />
wissen will, muss vieles dokumentiert<br />
und notiert werden, was einen riesigen bürokratischen<br />
Neuaufwand - siehe Rechnungslegung,<br />
Vidimierung der Vereinslisten, Zugänge<br />
mit SPID, PEC-Adresse und digitaler<br />
Unterschrift, usw. – darstellt. Hierbei wird<br />
zwar wohl ein Unterschied zwischen Vereinen<br />
unter bzw. über 220.000 Euro jährlicher<br />
Einnahmen gemacht, obwohl Unternehmen<br />
erst bei einem viel höheren Grenzwert solches<br />
zu leisten haben. Wir haben bei uns in<br />
Südtirol viele kleine Vereine, die – abgesehen<br />
von einer besonderen Aktion zwischendurch,<br />
wenn sie vielleicht einmal ein Probelokal<br />
neu errichten – ein Budget von nicht<br />
einmal 50.000 Euro haben. Für solch kleine<br />
Vereine ist dieser bürokratische Mehraufwand<br />
einfach nicht gerechtfertigt!<br />
Ein zweites Problem stellt sich bei den Einnahmen<br />
aus Nebentätigkeiten, die laut Ministerialdekret<br />
die 30% der Gesamteinnahmen<br />
nicht überschreiten und nur gelegentlich<br />
durchgeführt werden dürften. Viele unserer<br />
Vereine veranstalten z.B. ein jährliches Fest,<br />
das ihnen meistens die Haupteinnahmen gewährleistet<br />
und mehr als den obigen Prozentsatz<br />
ausmacht. Wenn ein jährliches Fest<br />
nicht unter den Begriff „gelegentlich“, sondern<br />
unter „regelmäßig, kontinuierlich, …“<br />
fällt, würde der Verein aus dem Dritten Sektor<br />
herausfallen.<br />
Auch auf der Ebene der Dachverbände gibt<br />
es Schwierigkeiten mit dem GvD 117/2017.<br />
War der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) z.B. bisher ein „Verein zur Förderung<br />
des Gemeinwesens – VFG“, darf er mit dem<br />
neuen Gesetz dies nicht mehr sein; er muss<br />
sich als „Ehrenamtliche Organisation – EO“<br />
deklarieren, obwohl sich seine Haupttätigkeit<br />
an seine Mitglieder richtet, wie es im neuen<br />
Gesetz für einen VFG vorgesehen wäre. Eine<br />
große Diskrepanz!<br />
Als EO dürfte ein Verein/Verband auch nur<br />
eine Anzahl bezahlter Mitarbeiter im Ausmaß<br />
von 5% seiner Mitglieder haben. Bei einer<br />
Anzahl von 210 Musikkapellen wären das ca.<br />
10 Personen. Somit könnte der VSM, welcher<br />
auf den Bereich der Aus- und Weiterbildung<br />
seiner Mitglieder ein großes Augenmerk<br />
setzt und mit Lehrkräften, Referenten,<br />
Dozenten zusammenarbeitet, nicht mehr die<br />
benötigte Anzahl an Fachkräften beauftragen.<br />
Dieses Problem hat nicht nur der VSM.<br />
Ich könnte im Hinblick auf einige Artikel<br />
des „Terzo Settore“ noch weitere Probleme<br />
aufzählen. Statt deren Nennung will ich etwas<br />
ganz klar betonen: Es ist beileibe nicht<br />
so, dass diese Schwierigkeiten erst jetzt<br />
zur Sprache kommen! Wir haben sie<br />
der Landespolitik und den Vertretern<br />
in Rom schon vor der Pandemie<br />
im Jahre 2019 unterbreitet. Es<br />
gab zu Beginn des Jahres 2020 je<br />
eine Petition des Theaterverbandes<br />
und des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
mit dem Versprechen der Politik,<br />
aktiv zu werden. Leider wurden bisher<br />
keine positiven Resultate erzielt. Ich hoffe,<br />
dass es nicht zu spät ist, einige Regelungen<br />
umzuschreiben!<br />
Wir sollten uns klar vor Augen halten:<br />
➤ Das Ehrenamt ist in Südtirol ein nicht<br />
wegzudenkender Bereich, welcher einen<br />
enormen Reichtum in sozialer, kultureller<br />
und gesellschaftspolitischer Hinsicht<br />
darstellt. Es muss geschützt und ausgebaut<br />
werden!<br />
➤ Die (heimische) Politik sollte diesen Wert<br />
erkennen und alle Register ziehen, um<br />
weiterhin gute Voraussetzungen für ein<br />
effizientes und sinnvolles Arbeiten zu<br />
ermöglichen. Wenn wir wollen, dass wir<br />
in Zukunft junge Leute und Funktionäre<br />
zum ehrenamtlichen Anpacken in Vereinen<br />
und Verbänden bekommen, müssen<br />
wir ihnen weniger Bürokratie, mehr<br />
Wertschätzung für die ehrenamtliche Arbeit<br />
und größere Sicherheiten in verantwortungsvollen<br />
Ämtern anbieten.<br />
➤ Ein Herholen des Registers RUNTS in<br />
unsere Autonome Provinz Bozen wäre<br />
mehr als sinnvoll; aber damit allein ist<br />
es nicht getan! Besonderheiten unseres<br />
Landes müssen auch besondere Regelungen<br />
erhalten! Damit würden wir Vereinen<br />
Mut machen, sich in den „Dritten<br />
Sektor“ eintragen zu lassen.<br />
➤ Wir wissen genau, dass wir mit unseren<br />
Forderungen weder das Zivilgesetzbuch<br />
umschreiben noch die Steuerhoheit nach<br />
Südtirol herholen können. Dass aber die<br />
hier angesprochenen Themen und einige<br />
weitere in Südtirol gelöst werden<br />
könnten, kann auch nicht von der Hand<br />
gewiesen werden.<br />
„<br />
„<br />
Wenn wir durch den<br />
„Terzo Settore“ teilweise<br />
schon ein<br />
neues Kleid anziehen<br />
müssen, dann<br />
wollen wir ein besseres<br />
als das bisherige<br />
und keine Verschlechterung.<br />
Pepi Fauster<br />
VSM-Obmann<br />
KulturFenster<br />
51 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
hinausgeblickt<br />
Die „Musik in Bewegung“ ist ein Kernelement<br />
der Blasmusik. Gerade deshalb<br />
wollen wir das Jubiläum „70 Jahre ÖBV“<br />
auch in diesem Bereich zu eurem Jubiläum<br />
machen – auch wenn wir letztes<br />
Jahr schon gefeiert haben; wir feiern<br />
einfach weiter.<br />
Marschieren – filmen – gewinnen<br />
ÖBV-Videowettbewerb<br />
Was ist zu tun?<br />
➤ Plant für euren Auftritt eine Sequenz<br />
zum Thema „70 Jahre ÖBV“ (keine<br />
zeitlichen Vorgaben).<br />
➤ Nehmt sie auf und schickt das Video<br />
an den ÖBV.<br />
Die drei besten Einsendungen werden<br />
von einer Fachjury prämiert – es warten<br />
tolle Preise! Alle Einsendungen werden<br />
auf der ÖBV-Homepage und in der<br />
„Österreichischen Blasmusikzeitung“<br />
präsentiert.<br />
Einsendeschluss: 31.10.<strong>2022</strong><br />
Weitere Informationen bei VSM-Verbandsstabführer<br />
Klaus Fischnaller:<br />
Tel. 335 5690305<br />
klaus.fischnaller@vsm.bz.it<br />
Erik Brugger<br />
Bundesstabführer im ÖBV<br />
Gebet für die Ukraine<br />
Kostenloser Noten-Download<br />
Das „Gebet für die Ukraine“ (Prayer for Ukraine)<br />
ist ein patriotisches Lied, das 1885<br />
erschien und zum Kirchenlied und zur geistlichen<br />
Hymne wurde. Den Text verfasste<br />
Oleksndr Konyskj, Melodie und Chorsatz<br />
schrieb Mykola Lysenko.<br />
Das Lied wird in der Ukraine regelmäßig<br />
zum Abschluss von Gottesdiensten gesungen.<br />
Als Zeichen der Solidarität mit dem Ukrainischen<br />
Volk und des Protests gegen den<br />
russischen Einmarsch bietet der Musikverlag<br />
Reinau den Notensatz für 4-stimmige variable<br />
Besetzung sowie für großes Blasorchester<br />
kostenlos zum Herunterladen auf seiner<br />
Homepage www.musikverlag-reinau.de an.<br />
Auch die Ukrainische Nationalhymne steht<br />
als 4-stimmiger Bläsersatz zur Verfügung.<br />
Zudem sind im Blasmusikblog von Alexandra<br />
Link unter „Musizieren für den<br />
Frieden“ Noten – u.a. zum Kanon „Dona<br />
Nobis Pacem“ – als Gratis-Download sowie<br />
eine Liste von 75 Orchesterwerken „für<br />
den Frieden" verfügbar.<br />
Stephan Niederegger<br />
„Gebet für die Ukraine“ – eine musikalische<br />
Solidaritätserklärung mit einem<br />
Volk und Land in Not<br />
KulturFenster<br />
52 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
gehört & gesehen<br />
Die k.u.k. Militärmusik in Bozen<br />
Zwischen Tag-Reveille und Zapfenstreich –<br />
ein Resümee von Klaus Bragagna<br />
Die Kapelle des 2. Tiroler Kaiserjäger-Regiments bei einem Platzkonzert am 24. Juni 1914 in Haslach/Bozen. Zweiter von rechts in der<br />
ersten Reihe ist Cyrill Deutsch, der spätere Gründungskapellmeister der Musikkapelle Zwölfmalgreien. Foto: Nachlass Cyrill Deutsch<br />
Von Bläserklängen in der Talferstadt berichtet<br />
„Der Schlern“ in der aktuellen März-<br />
Ausgabe. Klaus Bragagna hat darin die Bedeutung<br />
der Auftritte der k.u.k. Militärmusik<br />
im Spiegel der Berichterstattung der lokalen<br />
Presse analysiert und dafür zahlreiche<br />
Quellen ausgewertet. Mit freundlicher Genehmigung<br />
des Verlags veröffentlichen wir<br />
im Folgenden das Resümee seiner Analyse.<br />
Militärmusik<br />
nicht nur für’s Militär<br />
Die Mitte des 19. Jahrhunderts durchgeführte<br />
Reform des Heeresmusikwesens<br />
mit der damit verbundenen Erhöhung<br />
der Anzahl der aktiven Musiker und<br />
die Festlegung der Besetzung auf Holz-,<br />
Blech- und Schlaginstrumente hatte eine<br />
Entwicklung in der österreichisch-ungarischen<br />
Militärmusik angestoßen, die, begünstigt<br />
von technischen Innovationen<br />
im Instrumentenbau, eine Neudefinition<br />
des Repertoires ermöglichte und den Militärkapellen<br />
zusätzliche Auftrittsmöglichkeiten<br />
eröffnete.<br />
Militärkapellen an allen Standorten quer<br />
durch die gesamte Monarchie weiteten ihre<br />
musikalische Tätigkeit über die institutionellen,<br />
im Dienst von Heer und Staat stehenden<br />
Verpflichtungen aus, und drangen<br />
mit großem Erfolg in zivile Bereiche vor,<br />
wo sie mitunter nicht-militärische Musikformationen<br />
„vom Markt“ drängten, oder<br />
sie zumindest in die zweite Reihe verwiesen.<br />
Dies umso mehr, als die Militärmusiker<br />
sowohl je ein Blas- als auch ein<br />
Streichinstrument zu beherrschen hatten<br />
und dadurch die Palette der Auftrittsmöglichkeiten<br />
auf alle Bereiche des gesellschaftlichen<br />
Lebens, von patriotischen<br />
und kirchlichen Festivitäten über Vereinsfeiern,<br />
Einweihungen und Empfänge,<br />
Platzkonzerte und Tanzveranstaltungen,<br />
Ständchen und Umzüge bis hin zu vertraglichen<br />
Verpflichtungen als Kurmusik<br />
ausgeweitet werden konnte.<br />
Beim breiten Publikum fanden die Militärmusiken<br />
großen Anklang, sorgten sie<br />
doch für die adäquate Begleitmusik zu jenem<br />
auf Heer und Kirche gestützten iden-<br />
KulturFenster<br />
53 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
gehört & gesehen<br />
mit Österreich 1863, das Landesschützenfest<br />
zum 40. Regierungsjubiläum Kaiser<br />
Franz Josephs 1888, die Enthüllung des<br />
Waltherdenkmals 1889 oder das Pontifikalamt<br />
zum 50. Priesterjubiläum von<br />
Papst Pius X. 1908, die in maßgeblicher<br />
Weise von Militärkapellen mitgestaltet wurden,<br />
waren Ausdruck einer systemerhaltenden<br />
und patriotismusgetränkten Festkultur.<br />
„Für politische Inszenierungen oder<br />
gesellschaftliche Rituale war Musik also<br />
nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern<br />
sie überhöhte wichtige Ereignisse<br />
und Prozesse, indem sie ihnen Emotionalität<br />
und Wärme verlieh und dadurch<br />
ihre Wirkung vergrößerte.“ 1 Dabei waren<br />
es wohl vor allem immer wieder gespielte<br />
Stücke, wie die Volkshymne und der „Radetzkymarsch“,<br />
die eindeutige politische<br />
und identitätsstiftende Botschaften aussandten<br />
und „Armee und Gesellschaft zu<br />
einer homogenen Gruppe, die als solche<br />
geschlossen in den Krieg zog“ 2 formten.<br />
„Bozner Zeitung“ und<br />
„Bozner Nachrichten“<br />
Die Militärmusik war eine feste Größe im Musikleben Bozens. Neben den regelmäßigen<br />
Konzerten auf öffentlichen Plätzen und in Gaststätten bestritt sie aber auch zahlreiche Auftritte<br />
bei Festen und Feiern von Vereinen und stellte sich somit in den Dienst der Bürgerschaft.<br />
In Ihrer Ausgabe vom 31. März 1901 kündigten die „Bozner Nachrichten“ gleich<br />
vier Militärkonzerte an.<br />
Die beiden führenden lokalen Zeitungen<br />
– die deutsch-freiheitliche und antiklerikale<br />
„Bozner Zeitung“ und die moderateren<br />
„Bozner Nachrichten“ – waren<br />
den Militärkapellen grundsätzlich gewogen<br />
und berichteten regelmäßig, ausführlich<br />
und meist wohlwollend über deren<br />
Auftritte. Sie vermitteln auf diese Weise<br />
einen umfassenden Eindruck vom Stellenwert<br />
der Militärmusik in der Bozner<br />
Zivilgesellschaft. Zudem wurden Militärkonzerte<br />
von den privaten Veranstaltern<br />
häufig in bezahlten Anzeigen im Inseratenteil<br />
angekündigt.<br />
Die Konkurrenz zwischen Militärmusik<br />
und zivilen Kapellen führte auch in Bozen<br />
gelegentlich zu Spannungen. Bei der<br />
Vergabe der Kurmusik oder auch bei der<br />
Bereitstellung von Ballmusik während des<br />
veranstaltungsreichen Bozner Faschings<br />
unterboten Militärkapellen wiederholt lokale<br />
Orchester und schürten so Existenzängste<br />
bei den zivilen Musikern, die um<br />
ihr Einkommen bangen mussten. Selbst<br />
Eingaben an das Kriegsministerium und<br />
spaltenlange Stellungnahmen des österreichisch-ungarischen<br />
Musikerverbandes<br />
gegen die „ungehörige gewerbliche Thätigkeit<br />
der Militärcapellen“ änderten aber<br />
nichts an deren extensivem Musizieren für<br />
ein ziviles, militärbegeistertes Publikum.<br />
titätsstiftenden habsburgischen Patriotismus,<br />
der die „Welt von gestern“ als von<br />
Gottes Gnaden und somit als unumstößlich<br />
inszenierte. Besonders Großveranstaltungen<br />
wie beispielsweise die Kaiser-<br />
Geburtstage, die Festlichkeiten anlässlich<br />
der 500-Jahr-Feier der Vereinigung Tirols<br />
Begeisterung und<br />
kritische Stimmen<br />
Der aus Liebhaber-Musikanten bestehenden<br />
Bozner Feuerwehrkapelle wurden die<br />
Militärkapellen von den Zeitungen gerne<br />
als Vorbild hingestellt. Dass dabei stets<br />
auf die überragenden (und somit unein-<br />
KulturFenster<br />
54 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Blasmusik<br />
holbaren) Qualitätsvorsprünge der Militärmusik<br />
hingewiesen wurde, kann kaum sehr<br />
motivierend auf die Musikanten der Feuerwehrkapelle<br />
gewirkt haben, ebenso die<br />
Tatsache, dass die Militärkapellen schon<br />
allein wegen ihrer ständigen Verfügbarkeit<br />
bei so gut wie allen zivilen Anlässen<br />
die „erste Geige“ spielten und die zivile<br />
Kapelle an den Rand der öffentlichen<br />
Wahrnehmung drängten. Und war gerade<br />
einmal keine Militärkapelle in Bozen verfügbar,<br />
wurde nicht gezögert, eine solche<br />
aus Trient oder Innsbruck anzuheuern.<br />
Bei aller Begeisterung für die Militärkapellen<br />
gab es aber durchaus auch kritische<br />
Stimmen, die in der vollständigen<br />
Vereinnahmung der zivilen Musikkultur<br />
den vom Staat im Bewusstsein der „manipulativen<br />
Wirkung von Musik“ 3 betriebenen<br />
Versuch sahen, der Militarisierung<br />
der Gesellschaft Vorschub zu leisten. „Die<br />
Sublimierung des Militärischen durch die<br />
Regimentsmusik bewirkte im kollektiven<br />
Unbewussten eine ähnliche Akzeptanz<br />
der Kriegsbegriffe, wie die Umgangssprache<br />
im Wohlklang der Worte ‚Grenadier‘,<br />
‚Musketier‘, ‚Kavalier‘ den brutalen<br />
Granatenwurf, den tödlichen Musketenstich<br />
und die Schlacht mit Ross und Reiter<br />
veredelte und aus dem Horrorkabinett<br />
kriegerischer Gräueltaten erlöste.<br />
Was die wohlklingenden Begriffe Husar,<br />
Schütze, Dragoner an Todbringendem verbargen,<br />
verklärten die Harmonie der Akkorde<br />
und der wohltuende Gleichschritt<br />
des Marsches.“ 4<br />
Die „zivilen Kapellmeister“<br />
in der Militärmusik<br />
3 Heft 3<br />
DER SCHLERN 96/<strong>2022</strong> Heft<br />
Poste Italiane SpA – Versand im Postabonnement – ges. Dekr. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 <strong>Nr</strong>. 46) Art. 1, Komma 1, CNS Bozen – GEBÜHR BEZAHLT/TAXE PERCUE – 22,00 €<br />
96/<strong>2022</strong><br />
seit 1920<br />
Zwischen Tag-Reveille<br />
und Zapfenstreich<br />
Zur Rolle der k.(u.) k. Militärmusik im öffentlichen<br />
Leben Bozens im Spiegel der lokalen Presse<br />
Der in Gries wohnhafte Dr. Hermann Eichborn<br />
positionierte sich unmissverständlich<br />
in dieser Frage und legte seine Kritik in<br />
der 1909 erschienen Streitschrift „Militarismus<br />
und Musik“ dar. Darin konstatiert<br />
er auch das Schwinden der Kritikfähigkeit<br />
angesichts des „Zaubers der Montur“.<br />
5 Allerdings war sein bereits 1894 in<br />
der „Bozner Zeitung“ erschienenes Pamphlet<br />
gegen die „kriecherischen Schmeicheleien“<br />
zu Gunsten „einer besäbelten,<br />
und bunthosigen Kapelle“ nicht ganz frei<br />
von Eigennutz: die in Bozen stationierte<br />
Militärkapelle hatte die Vereinskapelle des<br />
Dr. Eichborn bei der Vergabe der Kurmusik<br />
unterboten und den Zuschlag erhalten.<br />
Wollte man aber das Wesen der Militärmusik<br />
allein an Militarismus und Patriotismus<br />
festmachen, bedeutete dies eine<br />
unzulässige Vereinfachung des Phänomens.<br />
Die außerdienstliche Verwendung<br />
der Militärkapellen war 1886 vom Kriegsministerium<br />
in sehr restriktiver Weise geregelt<br />
worden 4 und musste jedes Mal vom<br />
Regimentskommando genehmigt werden.<br />
Allerdings wurden diese Einschränkungen<br />
in den Garnisonen wohl kaum sehr<br />
ernst genommen. Im gesamten hier untersuchten<br />
Zeitraum ist nur ein einziger<br />
Fall dokumentiert, in dem diese Genehmigung<br />
zunächst verweigert, schließlich<br />
aber doch erteilt wurde. Somit kann angenommen<br />
werden, dass die zivilen Kapellmeister,<br />
die ja die bestimmende Kraft<br />
in den Militärmusiken waren, weitgehend<br />
freie Hand in der Übernahme von musikalischen<br />
Verpflichtungen hatten und sich<br />
dabei wohl sehr oft von kommerziellen<br />
Aspekten leiten ließen. Zum einen war<br />
die fi nanzielle Ausstattung der Militärkapellen<br />
seitens des Staates recht spärlich,<br />
zum anderen waren die Kapellmeister an<br />
den durch außerdienstliche Auftritte generierten<br />
Einnahmen beteiligt. So entwickelten<br />
sich die Militärkapellen zu einem<br />
zivilen Unterhaltungsmedium, das sich<br />
wohl auch auf Grund des größtenteils zivilen<br />
Repertoires jenseits staatlicher Einflussnahme<br />
positionierte. „Wenn Militärmusiker<br />
unsichtbar im Orchestergraben<br />
„Der Schlern“ mit<br />
der ausführlichen<br />
Abhandlung ist im<br />
Zeitungshandel sowie<br />
online erhältlich:<br />
eines Theaters spielten, war deren Militärzugehörigkeit<br />
bedeutungslos. In solchen<br />
Situationen greift […] kein Militarismuskonzept<br />
mehr, in solchen Situationen<br />
wurde die Militärmusik vom Bürgertum<br />
vereinnahmt und kurzzeitig ein Teil der<br />
zivilen Welt.“<br />
Klaus Bragagna<br />
1 Scheiring, Martin: Musik in Uniform 1914-1918, Militärmusik<br />
und Soldatenlieder in der k. u. k. Armee<br />
während des Ersten Weltkriegs. Mit einer fachdidaktischen<br />
Umsetzung für den Unterricht, Diplomarbeit,<br />
Innsbruck 2013, S. 17.<br />
2 Scheiring, Martin: ebd. S. 45.<br />
3 Vgl. Kotter, Simon: Die k. (u.) k. Militärmusik: Bindeglied<br />
zwischen Armee und Gesellschaft? [online],<br />
Augsburg, Univ., 2015, S. 117.<br />
4 Stuppner, Hubert: Musik und Gesellschaft in Südtirol,<br />
Band 1, Bozen 1800-2000, S. 327 f., Bozen 2009.<br />
5 Vgl. Kotter, Simon: ebd. S. 115 f.<br />
6 Zirkular-Verordnung vom 6. Juli 1886, Punkt 1: „Die<br />
außer-dienstliche Verwendung der Militär-Musiken<br />
an öffentlichen Orten ist nur unter der Bedingung<br />
gestattet, dass denselben unter allen Verhältnissen<br />
der Charakter einer militärischen Institution gewahrt<br />
bleibe. Sie ist grundsätzlich nur dann zulässig, wenn<br />
die Veranlassung, beziehungsweise Gelegenheit, zu<br />
welcher die Musik angesprochen wird, weder einen<br />
politischen Charakter an sich trägt, noch sich hiebei<br />
demonstrative Kundgebungen voraussetzen lassen.<br />
An Festlichkeiten oder Demonstrationen politischer<br />
Tendenz dürfen sich Militär-Musiken nicht<br />
betheiligen.“ zitiert nach Kotter, Simon: ebd. S. 60.<br />
7 Kotter, Simon: ebd. S. 120.<br />
KulturFenster<br />
55 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
hinausgeblickt<br />
gehört & gesehen<br />
Musik in kleinen Gruppen<br />
13. Landesmusikwettbewerb<br />
in Auer – neuer Termin<br />
https://vsm.bz.it<br />
14.05.<strong>2022</strong><br />
Mit Spielfreude<br />
und Begeisterung<br />
37. Festkonzert der Bürgerkapelle Schlanders<br />
Beim 37. Festkonzert der Bürgerkapelle Schlanders sorgte die Oboistin Julia Horrer mit dem Tango „Oblivion“ von Astor Piazzolla<br />
für Gänsehautfeeling.<br />
© Foto Wieser<br />
Wenn die Bürgerkapelle Schlanders zum<br />
Festkonzert einlädt, kann sich das Publikum<br />
immer auf etwas Besonderes freuen.<br />
Beim heurigen Konzert gab es gleich mehrere<br />
Gründe dafür: Es ist eines der ersten<br />
Blasmusikkonzerte nach der zweijährigen<br />
Corona-Pause und damit für die Zuhörerinnen<br />
und Zuhörer ein wohltuendes Signal<br />
in Richtung Normalität. Zudem traten die<br />
rund 60 Musikantinnen und Musikanten<br />
erstmals in schwarzer Kleidung auf, „um<br />
dem Festkonzert auch optisch eine besondere<br />
Note zu geben“ – die blaue Krawatte<br />
der Musikanten und der blaue Schal der<br />
Musikantinnen bildet dabei den farbigen<br />
Bezug zum Gemeindewappen. Weiters eröffnete<br />
die Bürgerkapelle mit dem Konzert<br />
das Jubiläum ihres Kapellmeisters Georg<br />
Horrer, der seit nunmehr 30 Jahren am<br />
Dirigentenpult steht. Wer den „Maestro“<br />
kennt, der weiß, dass er sich nie mit musikalischer<br />
Konfektionsware zufrieden gibt,<br />
sondern stets nach qualitativ hochwertiger<br />
Literatur sucht.<br />
Dementsprechend stand zum Konzertauftakt<br />
auch kein Geringerer als Alfred<br />
Reed, der „Großmeister der Blasmusik“,<br />
auf dem Programm. Mit „Alleluia! Laudamus<br />
Te“, einem Lobgesang ohne Worte,<br />
präsentierte sich die Bürgerkapelle mit<br />
strahlenden Blechbläsern, einem sehr sinfonischen<br />
Klang und einer klaren Artikulation<br />
– und nahm damit vorweg, auf was<br />
sich die Zuhörer*innen im weiteren Konzertverlauf<br />
freuen durften. Mit „The Graces<br />
of Love“ (Die Anmut der Liebe) zitiert<br />
Oliver Waespi die höfische Tanzkunst von<br />
Cesare Negri, einem berühmten Tanzmeister<br />
der Renaissance. Dabei gelingt<br />
es den Akteuren auf der Bühne, durch<br />
ihr sehr diszipliniertes Spiel beim Zuhörer<br />
Bilder von graziösen Bällen am Mailänder<br />
Hof vor dem geistigen Auge zu projizieren.<br />
So wie die nie zurückhaltenden,<br />
auffallenden und distanzierten Tanzmuster<br />
der damaligen Zeit, fehlen dieser Musik<br />
zwangsläufig auch die emotionalen Spannungsmomente.<br />
Einmal mehr setzt der<br />
Kapellmeister die einzelnen Register und<br />
Solisten gekonnt in Szene und lässt sie<br />
immer wieder kammermusikalisch musizieren.<br />
Der „Children's March“ aus dem<br />
Jahr 1919 von Percy Aldridge Grainger ist<br />
KulturFenster<br />
56 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Redaktionsschluss für<br />
Blasmusik<br />
„<br />
Wer den "Maestro" Georg Horrer<br />
kennt, der weiß, dass er sich nie mit<br />
„<br />
musikalischer Konfektionsware zufrieden<br />
gibt, sondern stets nach qualitativ<br />
hochwertiger Literatur sucht.<br />
ebenso untypisch wie einzigartig, zählt er<br />
doch als eines der ersten Werke für Blasorchester<br />
und Klavier. Allerdings überzeugt<br />
die Instrumentation nicht, da der<br />
Klavierpart im Orchestertutti untergeht –<br />
wohl auch, weil das Klavier nicht vor dem<br />
Orchester, sondern sehr ungünstig hinten<br />
links „versteckt“ war. Daran kann auch<br />
die Schlusspointe nichts ändern, wenn<br />
gemäß der Anweisung des Komponisten<br />
eine Saite des Klaviers mit einem Marimbaphonschlägel<br />
angeschlagen wird.<br />
Der zweite Konzertteil wird mit dem John-<br />
Philip-Sousa-Marsch „The Beau Ideal“ eröffnet<br />
und leitet zur Unterhaltungsmusik<br />
über. Für diesen ursprünglich für Brass-<br />
Band geschriebenen Marsch wählt Horrer<br />
bewusst ein ungewohnt langsames<br />
Tempo. Wenn man in den Aufführungspraktiken<br />
stöbert, findet man dafür auch<br />
die entsprechende Rechtfertigung, denn<br />
„nicht jeder amerikanische Marsch wurde<br />
schnell gespielt“, erklärt er. Dennoch lässt<br />
die sehr sinfonische und disziplinierte<br />
Spielweise der Schlanderser den „scharfen<br />
Biss“ der amerikanischen Marchingbands<br />
vermissen.<br />
Die Oboistin Julia Horrer verzaubert das<br />
Publikum mit dem berühmten Tango „Oblivion“<br />
von Astor Piazzolla. Geschmeidig und<br />
mit lyrischen Nuancen kokettiert die Solistin<br />
mit dem – manchmal zu dominanten<br />
– Begleitorchester und verzaubert das Publikum<br />
mit dem Klang ihres Instrumentes.<br />
Filmmusik eignet sich sehr gut für Blasorchester.<br />
Das beweist einmal mehr die<br />
Ouvertüre „The Cowboys“ von John Williams<br />
aus der Filmmusik zum gleichnamigen<br />
Film von 1972 mit John Wayne in<br />
der Hauptrolle. Dem Arrangeur James<br />
(Jim) Curnow, seines Zeichens ein renommierter<br />
Komponist und Musikpädagoge,<br />
gelingt es, diese ausdrucksstarke<br />
Musik auf das Medium Blasorchester zu<br />
übertragen. Die Bürgerkapelle entführt<br />
das Publikum mit spektakulären Klangbildern,<br />
mitreißenden Rhythmen und lyrischen<br />
Melodien in die Welt des Wilden<br />
Westens. Spätestens bei den abschließenden<br />
Discomelodien „Disco Kid“ von<br />
Osamu Shoij und der ersten Zugabe, einem<br />
Charleston-Medley von Stefan Schwalgin<br />
aus Melodien der „verrückten“ 1920er-<br />
Jahre sind die Spielfreude und Begeisterung<br />
der Musikantinnen und Musikanten<br />
fast ungebremst. Der Marsch „Viribus<br />
Unitis – Mit vereinten Kräften“ von Josef<br />
Bach setzt den krönenden Schlusspunkt<br />
auf dieses Konzerterlebnis und steht vielleicht<br />
auch symbolisch für die Aufbruchstimmung<br />
nach Corona.<br />
Stephan Niederegger<br />
Obmann Martin Ratschiller (rechts) gratulierte Kapellmeister Georg Horrer zum 30-jährigen<br />
Dienstjubiläum: „Wir sind dankbar und stolz, dich an unserer Seite zu wissen.“<br />
© Foto Wieser<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />
senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Freitag, 13. Mai <strong>2022</strong><br />
KulturFenster<br />
57 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
komponiert<br />
„Ujöp da Oies – Josef von Oies“<br />
Das Musical über den heiligen Josef Freinademetz von Antonio Rossi<br />
Der Komponist<br />
Antonio Rossi wurde 1964 in Pieve di Cadore<br />
(Belluno) geboren. Er diplomierte am<br />
Konservatorium von Padua in Trompete und<br />
am Konservatorium von Trient in Blasorchesterinstrumentation<br />
unter der Leitung<br />
von Maestro Daniele Carnevali. Anschließend<br />
besuchte er Seminare bei André<br />
Waignein, Jan van der Roost, Franco Cesarini,<br />
Fulvio Creux und Daniele Carnevali.<br />
Er spielte in verschiedenen Kammermusikensembles<br />
Venetiens und trat als Solist<br />
und in Orchestern im Rahmen seiner nationalen<br />
und internationalen Konzerttätigkeit<br />
auf. Er war auch als Jazzmusiker tätig<br />
in zahlreichen Formationen, von Trios<br />
bis hin zu Big Bands.<br />
Von 1995 bis 2014 dirigierte er den Musikverein<br />
„Corpo Musicale di Cortina<br />
d’Ampezzo“ und war von 2010 bis 2016<br />
Direktor und Kursleiter der „Young Band“<br />
in Cortina d'Ampezzo.<br />
Als Komponist hat er Preise bei verschiedenen<br />
nationalen Kompositionswettbewerben<br />
gewonnen und Auftragswerke komponiert.<br />
Seine Kompositionen wurden bei<br />
nationalen und internationalen Wettbewerben<br />
für Bands gespielt.<br />
Mehrere Jahre unterrichtete er an verschiedenen<br />
Musikschulen in der Provinz<br />
Belluno. Seit 2004 unterrichtet er Musik<br />
an Mittelschulen und hat<br />
seit 2015 den Lehrstuhl<br />
für Musikunterricht<br />
am „Istituto<br />
Comprensivo di Cortina<br />
d'Ampezzo“ inne.<br />
Antonio Rossi hat zahlreiche Originalkompositionen<br />
für Band, Märsche, Transkriptionen<br />
klassischer Werke sowie Werke<br />
für Jugendorchester veröffentlicht. Die<br />
wohl wichtigste seiner Kompositionen ist<br />
„Marco Polo“ – für Sprecher und Band, in<br />
der die Geschichte des berühmten venezianischen<br />
Kaufmanns erzählt wird. Dieses<br />
Werk wurde mittlerweile in vier Sprachen<br />
übersetzt.<br />
Alle seine Kompositionen werden vom Musikverlag<br />
Scomegna veröffentlicht:<br />
https://scomegna.com/it/i-nostricompositori/427-antonio-rossi<br />
Einige Video-Partituren<br />
➤ https://youtu.be/rC_uDDvUk3E<br />
(Kepler 452b)<br />
➤ https://youtu.be/s3IwUWyd0rw<br />
(Tiera ladina)<br />
➤ https://youtu.be/Haqz-o9ZCiw<br />
(Civitas)<br />
➤ https://youtu.be/rBta2p6_F4g<br />
(Red Mountains)<br />
➤ https://youtu.be/Bd_HBDGdI1c<br />
(Marco Polo)<br />
Antonio Rossi<br />
zum Werk befragt<br />
KulturFenster: Wie ist das Werk entstanden?<br />
Antonio Rossi: Zuerst las ich verschiedene<br />
Publikationen über Ujöps Leben. Daraufhin<br />
zeichnete ich eine Zeitleiste, die sich auf<br />
die wichtigsten Momente konzentrierte.<br />
Später skizzierte ich kurze musikalische<br />
Ideen, um diese Momente zu beschreiben.<br />
KF: Wie sind Sie beim Schreiben der Musik<br />
vorgegangen?<br />
Rossi: Nach der ersten Phase des Studiums<br />
und der Komposition verglich ich<br />
meine musikalischen Ideen mit den erzählerischen<br />
und szenischen Ideen der<br />
anderen Autoren und erstellte darauf eine<br />
endgültige Partitur. Gleichzeitig mit dieser<br />
Arbeit habe ich die Melodien zum Libretto<br />
komponiert.<br />
KF: Was bedeutet für Sie der heilige Ujöp?<br />
Rossi: Die Recherche über den Heiligen<br />
von Oies und die musikalische Auseinandersetzung<br />
mit seinem Leben und Wirken<br />
war für mich eine sehr schöne Erfahrung,<br />
die mir so viel gegeben hat! Der<br />
heilige Ujöp war ein außergewöhnlicher<br />
Missionar, großzügig und immer bereit,<br />
sich selbst aufzugeben, um anderen zu<br />
helfen. Ich kann sagen, dass ich sofort<br />
ein gutes Gefühl hatte, das mich dazu<br />
brachte, die Orte, an denen er lebte, seine<br />
Persönlichkeit, die glücklichen und die<br />
dramatischen Momente seines Lebens<br />
mit Spontaneität und Unmittelbarkeit zu<br />
beschreiben.<br />
Das Musical - von der Idee<br />
zum Projekt<br />
Das Gadertal hat das Glück, einen Heiligen<br />
zu haben, der in unserer Gegend,<br />
aber auch außerhalb, verehrt wird. Das<br />
ganze Jahr hindurch pilgern Menschen<br />
hierher, die sich dieser großen Persönlichkeit<br />
anvertrauen.<br />
Um sich noch mehr der Persönlichkeit<br />
dieses Heiligen bewusst zu werden, hat<br />
die Musikkapelle Abtei/Badia zusammen<br />
mit dem Jugenddienst Gadertal die Initiative<br />
zu einem Musiktheater über das Leben<br />
des heiligen Ujöp von Oies gestartet.<br />
Es handelt sich um ein wertvolles kulturelles,<br />
aber auch geistliches Projekt,<br />
Der Belluneser Komponist Antonio Rossi<br />
hat die Lebensgeschichte des hl. Josef<br />
Freinademetz in Musik „gegossen“.<br />
KulturFenster<br />
58<br />
02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Blasmusik<br />
Beim Geburtshaus des Heiligen, auf historischem<br />
Boden, kommt das Musical<br />
„Ujöp da Oies – Josef von Oies“ zur Uraufführung.<br />
Die dramatischen Momente im Leben des<br />
China-Missionars mit Spontaneität und<br />
Unmittelbarkeit zu beschreiben, war das<br />
Hauptanliegen des Komponisten.<br />
Mit vereinten Kräften und großem Einsatz<br />
wird von allen Beteiligten auf die Uraufführung<br />
hingearbeitet – im Bild die Momentaufnahme<br />
einer Probe.<br />
welches die Geschichte und die Gedanken<br />
des Heiligen darstellen soll. Das Theaterstück<br />
basiert auf einer genauen Erforschung<br />
historischer Dokumente und<br />
Biographien, die uns einen Menschen<br />
näherbringen, der sehr mutig und erfolgreich<br />
war, aber auch von Niederlagen<br />
nicht verschont wurde.<br />
Die Theaterszenen und die Erzählung präsentieren<br />
anhand von Liedern und musikalischen<br />
Einlagen die Lebensgeschichte<br />
des Ujöp Freinademetz: von Oies bis<br />
China, wie er zum Heiligen wurde. Sein<br />
geistiges Testament, der zentrale Gedanke<br />
des Stückes, überlebt die Zeit und ist aktueller<br />
denn je.<br />
Von der Produktion zu den<br />
Aufführungen<br />
Die Produktion dieses Musiktheaters liegt<br />
in der Hand von Personen aus Ladinien.<br />
Das Stück wurde von Carlo Suani aus<br />
St. Vigil in Enneberg verfasst, die Musik<br />
stammt von Antonio Rossi aus Cortina<br />
d’Ampezzo. Valentina Kastlunger aus St.<br />
Vigil in Enneberg führt Regie zusammen<br />
mit Bernardetta Nagler aus Wengen. Die<br />
musikalische Leitung liegt in den Händen<br />
von Fridl Pescoller aus Abtei und Bruno<br />
Rives aus St. Martin in Thurn. Das Bühnenbild<br />
und die Kostüme werden von Ursula<br />
Tavella aus Wengen geschaffen, Anastasia<br />
Kostner aus Gröden gestaltet die<br />
Choreografien des Musiktheaters. Neben<br />
der rund 70-köpfigen Musikkapelle Abtei/Badia<br />
werden weitere rund 50 Spieler<br />
und Sänger zwischen 7 und 70 Jahren<br />
aus dem gesamten Tal auftreten. Zusätzlich<br />
sind noch viele Mitarbeiter*innen hinter<br />
den Kulissen beteiligt.<br />
Diese theatralisch–musikalische<br />
Darstellung wird in ladinischer<br />
Muttersprache, in<br />
einem suggestiven und originalen<br />
Umfeld – Oies, dem<br />
Geburtsort des Heiligen Ujöp<br />
Freinademetz – aufgeführt. Zudem<br />
wird es die Möglichkeit<br />
geben, die Aufführung auch<br />
in deutscher oder italienischer<br />
Sprache zu verfolgen.<br />
Philipp Lerchegger &<br />
Stefanie Burchia<br />
Musikkapelle Abtei /<br />
Müjiga de Badia<br />
Insgesamt sind fünf Abendvorstellungen<br />
auf einer Freilichtbühne<br />
direkt neben der<br />
Kirche und dem Geburtshaus<br />
des Heiligen in Oies geplant.<br />
Die Eintrittskarten werden ab<br />
Mai <strong>2022</strong> auf der Homepage<br />
(musicaloies.it) erhältlich sein,<br />
auf der auch weitere Informationen<br />
abrufbar sind. Für die<br />
Mitglieder der Südtiroler Musikkapellen<br />
gibt es eine Ermäßigung.<br />
➤ Freitag, 22. Juli, 21 Uhr,<br />
Premiere<br />
➤ Samstag, 23. Juli, 21 Uhr<br />
➤ Mittwoch, 27. Juli 21 Uhr<br />
➤ Freitag, 29. Juli 21 Uhr<br />
➤ Sonntag, 31. Juli 21 Uhr<br />
MÜJIGA DE BADIA & SORVISC AI JOGN VAL BADIA<br />
PRESENTËIA PRESENTANO PRESENTIEREN<br />
..<br />
UJOP da<br />
TEAT ER MUSICAL<br />
TEAT RO MUSICALE<br />
MUSIKTHEATER<br />
Oies<br />
LA VITA DE LA VITA DI DAS LEBEN VON<br />
UJÖP FREINADEMETZ<br />
22. -23. -27. -29. -31.<br />
07.<strong>2022</strong><br />
OIES ∙ BADIA<br />
musicaloies.it<br />
Das Plakat weist bereits auf das<br />
„fertige Endprodukt“ hin.<br />
KulturFenster<br />
59 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
persönlich<br />
Alles Gute zum 80er!<br />
Helmuth Pescolderung feiert runden Geburtstag<br />
Am vergangenen 12. Februar feierte Helmuth<br />
Pescolderung, der Ehrenobmann des<br />
VSM-Bezirks Bruneck, seinen 80. Geburtstag.<br />
Dies nahmen Bezirksobmann Johann<br />
Hilber, sein Stellvertreter Klaus Neuhauser<br />
sowie Bezirkskassier Luis Winkler und Bezirksstabführer<br />
Franz Plangger zum Anlass,<br />
dem Jubilar stellvertretend für alle Musikkapellen<br />
des Pustertales die herzlichsten<br />
Glückwünsche zu überbringen.<br />
1981 begann Pescolderung seine Tätigkeit<br />
im Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM)<br />
als Gebietsvertreter des Unteren Pustertals.<br />
4 Jahre später übernahm er die Aufgabe des<br />
Bezirkskassiers. 1989 wurde er zum Nachfolger<br />
von Bezirksobmann Hans Hinteregger<br />
gewählt. Bis Februar 2007 – 18 Jahre<br />
lang – führte er den Pustertaler Musikbezirk<br />
mit Umsicht und Weitblick. Er habe keine<br />
Mühen gescheut und sich mit vollem Einsatz<br />
für die Belange des Bezirkes eingesetzt,<br />
hob Hilber in seinen Glückwünschen<br />
hervor: „Musik war und ist dein Leben.“<br />
Helmuth Pescolderung spielte seit 1954<br />
Klarinette bei der Bürgerkapelle Bruneck,<br />
bekleidete rund 35 Jahre lang verschiedene<br />
Funktionen – Stabführer, Schriftführer und<br />
Obmann-Stellvertreter – und erhielt 2014<br />
das Große VSM-Ehrenzeichen in Gold am<br />
VSM-Bezirksobmann<br />
Johann Hilber (rechts)<br />
gratulierte seinem Vorgänger<br />
und heutigen<br />
Ehrenobmann des Bezirks<br />
Helmuth Pescolderung<br />
zum 80-sten Geburtstag.<br />
Bande für seine 60-jährige Mitgliedschaft.<br />
2008 wurde er zum Ehrenobmann des VSM-<br />
Bezirks Bruneck und 2010 zum Ehrenmitglied<br />
der Bürgerkapelle Bruneck ernannt.<br />
„Wir wünschen dir noch viele Jahre und<br />
weiterhin viel Freude an der Blasmusik unseres<br />
Landes“, sagte Hilber abschließend.<br />
Stephan Niederegger<br />
Friedl Pomella feiert seinen 90er<br />
Musikalische Glückwünsche zum Geburtstag<br />
Am 4. März konnte die Musikkapelle Kurtatsch<br />
ein Geburtstagsständchen der besonderen<br />
Art darbringen: Ehrenmitglied Friedl<br />
Pomella feierte seinen 90-sten Geburtstag.<br />
Ganze 75 Jahre – von 1944 bis 2019 - war<br />
er aktives Mitglied der Musikkapelle. Friedl<br />
trat mit 12 Jahren als Tenorhornist in die<br />
Kapelle ein. Mit 14 Jahren begann er bereits<br />
die gesamten Blechbläser zu unterrichten<br />
und auszubilden, nachdem die Musikkapelle<br />
nach dem 2. Weltkrieg vor allem<br />
aus Jungmusikanten bestand. Als 1965 der<br />
damalige Kapellmeister Ernst Mayr plötzlich<br />
verstarb, übernahm Friedl den Taktstock<br />
und leitete als Kapellmeister ganze<br />
24 Jahre lang die musikalischen Geschicke<br />
der Kapelle. Im Anschluss an seine Zeit als<br />
Kapellmeister nahm er mit fast 60 Jahren<br />
wieder sein Tenorhorn in die Hand und<br />
blieb bis zu seinem Austritt einer der fl eißigsten<br />
Musikanten. Friedl war nicht nur<br />
Mitglied der Musikkapelle, sondern auch<br />
lange Jahre beim Kirchenchor und Männergesangsverein<br />
Kurtatsch. Für seinen<br />
ehrenamtlichen Einsatz erhielt er die Verdienstmedaille<br />
des Landes Tirol und wurde<br />
zum Ehrenbürger der Gemeinde Kurtatsch<br />
ernannt. Die Musikkapelle gratulierte dem<br />
Jubilar mit einigen Märschen, anschließend<br />
konnten die Musikant*innen mit ihrem<br />
Ehrenmitglied anstoßen.<br />
Daniel Mair<br />
Ehrenmitglied Friedl Pomella feierte seinen 90er mit der Musikkapelle Kurtatsch.<br />
KulturFenster<br />
60 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
gedenken<br />
Abschied von<br />
Walter Ohnewein<br />
Ehrenobmann der MK St. Pauls und 60 Jahre Musikant<br />
Walter Ohnewein bei der Überreichung der Ehrenurkunde zu seinem 60-jährigen Jubiläum<br />
anlässlich des Saalkonzertes 2014<br />
Am 19. Februar verstarb unser Ehrenobmann<br />
Walter Ohnewein im Alter von 82<br />
Jahren.<br />
1954 trat er als Klarinettist der Musikkapelle<br />
St. Pauls bei und setzte sich in<br />
den 60 Jahren, in denen er als aktiver<br />
Musikant dabei war, von Anfang an für<br />
die Musik ein.<br />
Bereits ab 1958 übernahm er das Amt<br />
des Schriftführers, das er gewissenhaft<br />
bis 1973 ausübte. Gleichzeitig leitete er<br />
die musikalische Ausbildung der jungen<br />
Klarinettisten, bis die Musikschule<br />
Überetsch gegründet wurde. Einige seiner<br />
Schüler sitzen noch immer in den<br />
Reihen der Musikkapelle.<br />
Von 1973 bis 1977 war er zuerst noch<br />
als Beirat im Vorstand tätig, dann als Vizeobmann.<br />
1977 folgte dann eine neue Ära für die<br />
Musikkapelle St. Pauls, als Walter als<br />
Obmann zusammen mit Kapellmeister<br />
Konrad Ellemunter für 18 Jahre das<br />
Zepter übernahm. In dieser Zeit erlebte<br />
die Kapelle einen musikalischen Aufschwung.<br />
Bereits 1977 fand das erste<br />
Saalkonzert statt. Viele unvergessliche<br />
Ausflüge hat Walter organisiert, wie der<br />
nach Punta Sabbioni ans Meer und zahlreiche<br />
Fahrten nach Deutschland. Die<br />
wichtigste war wohl jene zum Geburtstagsständchen<br />
für den damaligen Bundeskanzler<br />
Helmut Kohl. Zudem setzte<br />
sich Walter dafür ein, dass die Reihen<br />
der Paulsner Musikanten mit weiblichen<br />
Vertreterinnen aufgefüllt wurden; 1990<br />
traten die beiden ersten Musikantinnen<br />
in die Kapelle ein.<br />
1995 gab er dann das Amt des Obmannes<br />
an Florian Donà ab, unterstützte<br />
aber noch bis 1999 den Vorstand als Beirat.<br />
Sein 60-jähriges Jubiläum 2014 war<br />
der Anlass für Walter, seine Klarinette im<br />
wohlverdienten Ruhestand im Köfferchen<br />
zu lassen. Im selben Jahr ernannte ihn<br />
die Musikkapelle St. Pauls als Dank für<br />
seine Verdienste für die Musik zu ihrem<br />
Ehrenobmann.<br />
Unvergesslich bleiben seine Witze und<br />
Schmankerln, mit denen Walter so manche<br />
Busreise und Feier gewürzt hat.<br />
Danke, Walter!<br />
Die Paulsner Musig<br />
KulturFenster<br />
61 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
entdeckt<br />
Die neue Qualität der<br />
Bläsersymphonik<br />
Besondere Tonträger der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg<br />
Was für Klassikliebhaber das Silvesterkonzert<br />
der Berliner Philharmoniker und das<br />
Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker<br />
ist, das ist für den Blasmusiker mittlerweile<br />
das Dreikönigskonzert der Bläserphilharmonie<br />
Mozarteum Salzburg.<br />
2021 und <strong>2022</strong> wurden die Konzerte coronabedingt<br />
abgesagt. Heuer zeigte der<br />
Kultursender ORF III am 6. Jänner „die<br />
schönsten Momente mit der Bläserphilharmonie<br />
Mozarteum Salzburg“ – Ausschnitte<br />
der vergangenen Konzerte.<br />
In der „stillen“ Coronazeit wurde der Internetauftritt<br />
dieses Spitzenensembles mit ihrem<br />
Chefdirigenten Hansjörg Angerer neu<br />
gestaltet. Der Online-Auftritt bietet nun in<br />
moderner Grafik umfangreiche Informationen<br />
zum Orchester, zu den Konzerten<br />
und natürlich zur reichhaltigen Diskografie.<br />
Dort fallen neben den Live-Mitschnitten<br />
der Dreikönigskonzerte – auf CD und<br />
teilweise auch DVD – Tonträger auf, die in<br />
Zusammenarbeit mit der Bläserphilharmonie<br />
produziert wurden und Komponisten,<br />
Ensembles sowie Instrumente solistisch<br />
in den Fokus stellen. Beim Durchstöbern<br />
der neuen Homepage sind dem Autor<br />
dabei folgende drei Tonträger besonders<br />
aufgefallen:<br />
1) Ernst Ludwig Leitner – © 2018<br />
Bereits beim Premierenkonzert der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg stand<br />
2002 ein Werk von Ernst Ludwig Leitner auf dem Programm. Leitner habe ein besonderes<br />
Gespür für hochkarätige Bläsermusik, sei ein wirklicher Symphoniker und<br />
könne hervorragend instrumentieren, sagt Angerer. In dieser mittlerweile fast 20-jährigen<br />
Zusammenarbeit entstanden eine Oper, zwei Symphonien und eine ganze Reihe<br />
weiterer Stücke. Die 2018 erschienene 6-teilige CD-Box dokumentiert in eindrucksvoller<br />
Weise und mit zahlreichen Live-Aufnahmen „diese neue Qualität der Bläsersymphonik“.<br />
Aber auch die Orgel, als ureigenstes Instrument des mittlerweile 78-jährigen<br />
Komponisten, darf in dieser Sammlung nicht fehlen.<br />
2) Mozarteum Trumpet – Sound © 2013<br />
In der CD-Reihe „Mozarteum-Sound“ werden hervorragende künstlerische Leistungen<br />
wie auch eine besondere Klangästhetik – immer in Bezug auf ein bestimmtes Instrument<br />
– an der Universität Mozarteum Salzburg dokumentiert. Diese international renommierte<br />
Kunstuniversität, der großartige Trompeter Hans Gansch (Jahrgang 1953)<br />
und seine Studierenden, die mittlerweile in internationalen Orchestern und Ensembles<br />
engagiert sind, sind die drei Eckpfeiler der bereits 2013 erschienenen CD „Mozarteum<br />
Trumpet Sound“. Sie stellen damit die faszinierenden klanglichen Möglichkeiten ihres<br />
Instruments unter Beweis und präsentieren einen bunten Reigen leuchtender Trompetenklänge.<br />
3) Mozarteum Double Bass – Sound © 2017<br />
Mit der Doppel-CD „Mozarteum Double Bass Sound“ aus dem Jahr 2017 steht die<br />
Kontrabass-Künstlerin Christine Hoock gemeinsam mit Studierenden ihrer Klasse im<br />
Fokus. Der Zuhörer wird fasziniert von der außergewöhnlichen Beweglichkeit, dem<br />
Farbenreichtum und der Virtuosität dieses Instruments, das selten als Soloinstrument<br />
zu hören ist. Einst war Christine Hoock eine der ersten Frauen, die an der Frankfurter<br />
Musikhochschule zum Kontrabass-Studium zugelassen wurde. Sie spielt ein englisches<br />
Instrument von William Tarr aus dem Jahr 1848.<br />
Stephan Niederegger<br />
KulturFenster<br />
62 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Blasmusik<br />
„Laudate Dominum -<br />
Preiset den Herrn“<br />
Neue CD von Gottfried Veit<br />
Das Leben und musikalische Schaffen des<br />
Musikers, Komponisten und VSM-Ehrenkapellmeisters<br />
Gottfried Veit ist geprägt von<br />
tiefer Religiösität.<br />
In Musikerkreisen ist sein Werk ein offenes<br />
Buch und über ihn zu schreiben wie „Eulen<br />
nach Athen zu tragen“. Dennoch gelingt<br />
es dem 78-Jährigen in seiner fast unbändigen<br />
Schaffenskraft immer wieder, mit<br />
Neuem zu überraschen. In Blasmusikkreisen<br />
sind vielleicht seine Tätigkeit als Chorleiter<br />
und seine Vokalkompositionen weniger<br />
bekannt. Wohl auch daraus ist die<br />
Idee entstanden, bereits bestehende Aufnahmen<br />
seiner 4 großen Messen für gemischten<br />
Chor auf einem einzigen Tonträger<br />
zu sammeln. Gemeinsam mit seinem<br />
langjährigen Freund Konrad Plaickner<br />
vom Tonstudio „REKON Music“ hat er<br />
dazu die „stille“ Corona-Zeit genutzt und<br />
nun die CD mit dem Titel „Laudate Dominum“<br />
vorgestellt. Die Live-Aufnahme der<br />
beeindruckenden Uraufführung der „Cäcilien-Messe“,<br />
eine deutsche Plenarmesse<br />
für gemischten Chor, Kantor, Volksgesang<br />
und Blasorchester oder Orgel (siehe „KulturFenster“<br />
<strong>Nr</strong>. 1/<strong>2022</strong>, S.26) eröffnet den<br />
Reigen. Die „Franziskus-Messe“, ein deutsches<br />
Oratorium für Vorsänger, gemischten<br />
Chor, zwei Trompeten, zwei Posaunen<br />
und Orgel, wurde vom Stiftspfarrchor St.<br />
Augustin-Gries unter der Leitung von P.<br />
Urban Stillhard OSB aufgenommen. Die<br />
„St. Josefs-Messe“, eine lateinische Messe<br />
für Soli, gemischten Chor, Orgel und klassisches<br />
Bläserquintett (ad lib.), wird vom<br />
Kirchenchor St. Zeno-Naturns unter der<br />
Leitung des mittlerweile verstorbenen Josef<br />
Pircher gesungen. Der Kirchenchor Perdonig-Gaid<br />
unter der Leitung von Johanna<br />
Veit präsentiert die „Markus-Messe“, eine<br />
lateinische „Missa Brevis“ für gemischten<br />
Chor, Orgel sowie zwei Violinen und Violoncello<br />
(ad lib.). Damit bedient der Tonträger<br />
nicht nur die Liebhaber sakraler Kirchenmusik,<br />
sondern ist ein klingendes Zeitdokument<br />
Südtiroler Chormusik.<br />
Stephan Niederegger<br />
Bei der Uraufführung der „Cäcilien-Messe“ 2019<br />
Gottfried Veit<br />
CD-Cover<br />
„Laudate<br />
Dominum“<br />
KulturFenster<br />
63 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
entdeckt<br />
Eine „Starparade“ der Böhmischen Musik<br />
Neue CD der Egerländer Blasmusik Neusiedl am See<br />
Die Egerländer Blasmusik ging von Böhmen<br />
rund um die Welt und begeistert immer<br />
noch mit ihrer eigenen Besetzung und<br />
Stilistik. Am 3. <strong>April</strong> 1994 wurde das internationale<br />
Orchester „Egerländer Blasmusik<br />
Neusiedl am See“ auf Initiative des<br />
Burgenländers und Wahlsüdtirolers Rainer<br />
Stiassny gegründet. Gleichgesinnte Musiker<br />
aus Österreich, Deutschland und Südtirol<br />
kommen seitdem in Neusiedl am See<br />
(Burgenland) und in Kollmann (Südtirol)<br />
zusammen, um gemeinsam die Faszination<br />
dieser Musik zu erleben und das Publikum<br />
damit zu verwöhnen.<br />
Am 29. Februar 2020 in Weilheim und am<br />
darauffolgenden Tag in Bad Wörishofen<br />
– die letzten Tage vor dem Corona-Lockdown<br />
– hat die Formation ihre bislang letzten<br />
Konzerte gespielt. Diese wurden live<br />
mitgeschnitten und das Ergebnis liegt nun<br />
als Tonträger vor. „Starparade“, der Titel<br />
dieser mittlerweile neunten CD-Produktion,<br />
steht symbolistisch für das „Best Of“<br />
aus einem Mix von Walzern, Polkas und<br />
Märschen. Mit dem schwungvollen, titelgebenden<br />
Marsch „Starparade“ eröffnet<br />
der Tonträger ein neues Fenster in dieses<br />
charakteristische Wechselspiel der mehrfach<br />
besetzten Flügelhörner und Tenorhörner<br />
mit den weichen, melodiösen Weisen.<br />
17 der 18 Titel hat Rainer Stiassny<br />
selbst arrangiert und damit eigens auf<br />
„sein“ Ensemble zugeschnitten, mit viel<br />
Liebe zum Detail und in enger Abstimmung<br />
mit Florian Ebert, der seit 2014 –<br />
nach Freek Mestrini und Karl Hanspeter<br />
– die Egerländer Blasmusik Neusiedl am<br />
See leitet: „Wir verstehen uns privat und<br />
musikalisch sehr gut“, bringt es Stiassny<br />
auf den Punkt. Er liebt diese weiche, ruhige<br />
Musik: „Ich bin ein richtiger Böhm.“<br />
Nach der Blockflöte und dem Akkordeon<br />
kam er mit 14 Jahren zur Trompete und<br />
hat gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder<br />
Thomas (Klarinette und Schlagzeug)<br />
die Böhmische Musik schätzen und lieben<br />
gelernt.<br />
Im Herbst geht die „Egerländer Blasmusik<br />
Neusiedl am See“ wieder auf Konzerttournee,<br />
im kommenden Jahr vielleicht auch<br />
wieder in Südtirol – und dann steht 2024<br />
ja das 30-Jahr-Jubiläum vor der Tür. Wer<br />
die Wartezeit bis dahin verkürzen will,<br />
kann sich die Musik mit der neuen CD –<br />
oder mit einer der acht vorherigen – nach<br />
Hause holen.<br />
Die „Starparade“<br />
der Egerländer<br />
Blasmusik Neusiedl<br />
am See und Rainer<br />
Stiassny<br />
Die CDs sind direkt beim Orchester auf der<br />
Homepage www.egerlaender-blasmusik.com<br />
oder über die Emailadresse info@egerlaender-blasmusik.com<br />
erhältlich.<br />
Stephan Niederegger<br />
„Weisen und Gstanzlspielereien“<br />
Stücke für kleine Besetzung von Karl Hanspeter<br />
Weisen und Gstanzlspielereien zum Musizieren<br />
im kleinen Kreis<br />
In letzter Zeit, als es Musizierenden aus<br />
hinlänglich bekannten Gründen nicht<br />
möglich war, öffentlich aufzutreten, ist<br />
erstaunlich viel Neues entstanden, vor<br />
allem Kompositionen für Musikgruppen,<br />
Ensembles und Orchester jeder Größe und<br />
jeden Couleurs. Auch der bekannte Musiker<br />
und Komponist Karl Hanspeter hat<br />
gemeinsam mit Lena Müller eine Sammlung<br />
von Musikstücken für kleine Besetzung<br />
vorgelegt. Dazu lassen wir ihn selbst<br />
zu Wort kommen:<br />
In dieser für uns Musikanten ruhigen Corona-Zeit<br />
habe ich mich wieder einmal mit<br />
dem Musizieren für kleine Besetzung befasst.<br />
Ideal für solche Gruppierungen sind<br />
natürlich Weisen und Gstanzln!<br />
Deshalb habe ich dieses Heft „Weisen<br />
und Gstanzlspielereien“ zusammengestellt.<br />
Hier sind Eigenkompositionen von<br />
mir, aber auch von anderen Komponisten<br />
enthalten, welche ich für zwei Spieler arrangiert<br />
habe.<br />
Ebenfalls enthalten sind zwei von mir eingespielte<br />
Play-Along-CDs. Diese bieten die<br />
Möglichkeit, die Stücke komplett anzuhören.<br />
Aber auch die beiden Einzelstimmen<br />
sind eingespielt, damit man auch zuhause<br />
oder im kleinen Kreis zu zweit musizieren<br />
kann.<br />
Erhältlich ist das Heft direkt bei mir, dem<br />
Musikfachhandel in Südtirol, oder über<br />
den Musikverlag Scherbacher in Grosslingen<br />
(D) unter der Bestellnummer 22576.<br />
Ich wünsche Euch allen viel Freude beim<br />
Musizieren und uns allen, dass es bald<br />
wieder aufwärts geht, damit wir die Blasmusik<br />
wieder in gewohnter Weise ausüben<br />
können.<br />
Karl Hanspeter<br />
KulturFenster<br />
64 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
kurz notiert<br />
In Treue fest<br />
Ablauf der 74. Mitgliederversammlung<br />
am Samstag, 7. Mai <strong>2022</strong>, in Bozen<br />
13:00 Uhr Treffpunkt am Waltherplatz<br />
13:15 Uhr Aufmarsch über die Lauben und die<br />
Weintraubengasse zum Waltherhaus (Musik: MK Vöran)<br />
14:00 Uhr Mitgliederversammlung im Waltherhaus<br />
anschließend<br />
Gemeinsames Buffet im Freien<br />
Musikalische Mitgestaltung durch die MK Vöran<br />
(Obmann Klaus Innerhofer – Kapellmeister Stefan Aichner)<br />
Tagesordnung:<br />
1.) Begrüßung und Eröffnung<br />
2.) Totengedenken<br />
3.) Ernennung Wahlpräsident/Stimmzähler<br />
4.) Bericht zum Tätigkeitsjahr 2021<br />
5.) Kassabericht<br />
6.) Ehrungen<br />
7.) Bericht des Verbandsobmannes<br />
8.) Neuwahlen – Wahlergebnisse<br />
9.) Ausblick der vier Fachgruppen<br />
10.) Grußworte der Ehrengäste<br />
11.) Allfälliges<br />
Demichiel ist neuer Obmann der MK St. Lorenzen<br />
Zwei Neuzugänge im Vorstand des Vereins<br />
Die Musikkapelle St. Lorenzen hat einen<br />
neuen Vorstand gewählt. Dietmar Demichiel,<br />
der bisherige Obmann-Stellvertreter,<br />
ist der neue Obmann. Er übernimmt<br />
damit die Leitung der Kapelle von seinem<br />
Vorgänger Philipp Kofler, der sich nach<br />
zwei Amtsperioden nicht mehr der Obmannwahl<br />
stellte und nun als Demichiels<br />
Stellvertreter im Vorstand sitzt.<br />
Neben den wiedergewählten Martin Kolhaupt<br />
(Jugendleiter), Stefan Weissteiner<br />
(Kassier), Matthias Pueland (Schriftführer)<br />
und Elias Sieder (Beirat) wurden<br />
Tobias Lantschner und Matthias Steinhauser<br />
als Zeugwarte und Barbara Niederegger<br />
und Carolin Denicoló als Beirätinnen<br />
neu in den Vorstand gewählt.<br />
Der scheidende Obmann Philipp Kofler<br />
bedankte sich bei seinen engsten Mitarbeitern<br />
Dietmar Demichiel und Stefan<br />
Weissteiner, bei den Vorstandsmitgliedern<br />
und allen Musikant*innen für die<br />
Unterstützung und Mitarbeit. Einen besonderen<br />
Dank richtete er an den Schlagzeuger<br />
Franz Willeit und den Trompeter<br />
Matthias Pueland. Beide haben im Vorjahr<br />
bei keiner der 38 Teil- und Gesamt-<br />
proben gefehlt und waren auch bei allen<br />
19 Auftritten dabei.<br />
Stephan Niederegger<br />
Der neue Vorstand der MK St. Lorenzen: Musikobmann Dietmar Demichiel (vorne rechts)<br />
mit den Vorstandsmitgliedern (vorne v.l.) Matthias Pueland, Martin Kolhaupt, Philipp<br />
Kofler sowie (hinten v.l.) Stefan Weissteiner, Elias Sieder, Tobias Lantschner, Barbara<br />
Niederegger und Carolin Denicoló – im Bild fehlen Kapellmeister Jakob Augschöll und<br />
Mathias Steinhauser<br />
KulturFenster<br />
65 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
kurz notiert<br />
Mit frischer Tatkraft ins Vereinsjahr <strong>2022</strong><br />
Musikkapelle Innichen unter neuer Vereinsführung<br />
Herbert Watschinger ist seit dem 21. Jänner<br />
neuer Obmann der Musikkapelle Innichen.<br />
Neben Kapellmeister Korbinian<br />
Hofmann vervollständigen Alexia Di Napoli,<br />
Marion Hofer, Veronika Hofer, Katharina<br />
Kuenzer, Hansjörg Mair und Tim<br />
Rainer den für zwei Jahre gewählten<br />
Ausschuss.<br />
Begonnen hat das 188. Vereinsjahr (die<br />
Musikkapelle Innichen wurde 1834 erstmals<br />
erwähnt) mit der Vollversammlung<br />
am 21. Jänner. Nach knapp 20 Jahren<br />
an der Spitze der Kapelle kandidierte Kurt<br />
Lanz nicht mehr für das Amt des Vereinsobmannes.<br />
Für Kurt Lanz war es eine sehr interessante<br />
und abwechslungsreiche Zeit. Ein<br />
Höhepunkt war sicherlich die Feier des<br />
175-Jahr-Jubiläums im Jahr 2009. Gelungene<br />
Muttertagskonzerte, unvergessliche<br />
Auftritte in Innichen und auswärts<br />
waren der Lohn für den großen Einsatz.<br />
Eine besondere Herausforderung stellten<br />
die letzten beiden Jahre dar. Sie waren<br />
geprägt von großer Verantwortung und<br />
eingeschränkter Vereinstätigkeit.<br />
Der neugewählte Ausschuss der Musikkapelle Innichen: (v. l.) Veronika Hofer, Hansjörg<br />
Mair, Marion Hofer, Obmann Herbert Watschinger, Kapellmeister Korbinian Hofmann, Katharina<br />
Kuenzer, Tim Rainer und Alexia Di Napoli<br />
Foto: licht&fokus<br />
Nach seinem Ausscheiden aus dem Ausschuss<br />
wird Kurt Lanz mehr Zeit für das<br />
Spiel auf der Bassklarinette fi nden und<br />
auch als Stabführer weiterhin an der Spitze<br />
der Musikkapelle Innichen marschieren.<br />
Auch Chronistin Michaela Burgmann, Kassier<br />
Stefan Burgmann und Judith Trojer<br />
standen für die Neuwahl des Ausschusses<br />
nicht mehr zur Verfügung. Die 17 Musikantinnen,<br />
27 Musikanten, fünf Marketenderinnen<br />
und ein Fähnrich möchten den<br />
Musikliebhabern auch heuer viel Freude<br />
mit guter Blasmusik bereiten.<br />
Herbert Watschinger<br />
Das „Waltner Musigheftl“<br />
Mit neuem Ausschuss in das Jubläumsjahr <strong>2022</strong><br />
Die Musikkapelle Walten kann heuer auf 70<br />
Jahre erfolgreicher Kulturarbeit und kostbaren<br />
Gemeinschaftserlebens zurückblicken.<br />
Das „Waltner Musigheftl 2021“ ließ aufhorchen.<br />
In professioneller Art wurde das<br />
Jahresgeschehen 2021 in Wort und Bild<br />
festgehalten und somit für die Zukunft gerettet.<br />
Betont wurde die Ehrenamtlichkeit<br />
der Musikant*innen bei den vielen Proben,<br />
Auftritten und Ausrückungen einer<br />
43 Frau- und Mannschaft starken Kulturgemeinschaft,<br />
die für ein kleines Bergdorf<br />
am Jaufenkamm staunen lässt. Das „Musigheftl“,<br />
bereits in zweiter Auflage, gibt Auskunft<br />
über das Vereinsleben sowie die vielen<br />
Probearbeiten und Auftritte. Als besonderes<br />
musikalisches Klang-Erlebnis war für 18 Teilnehmer<br />
die Teilnahme am Konzert der international<br />
preisgekrönten 3AB Brassband im<br />
Oktober in Meran. Ein weiterer Höhepunkt<br />
war die Teilnahme beim 50-Jahr-Jubiläum<br />
der Partnerkapelle Ramsau/Oberbayern.<br />
Im September 2021 erfolgte die Neuwahl<br />
des Vorstandes mit folgendem Ergebnis:<br />
Andreas Augscheller, Obmann, Ferdinand<br />
Gufler, Stellvertreter, Anton Augscheller,<br />
Schriftführer, Melanie Augscheller, Kassierin,<br />
Vanessa Pfitscher und Sara Pichler, Jugendleiterinnen<br />
und Patrick Augscheller,<br />
Zeugwart und Marketenderinnenbetreuer.<br />
Mit dem Dank der Vollversammlung schieden<br />
Adolf Augscheller, Andreas Lanthaler,<br />
Peter Haller und Norbert Gögele aus dem<br />
Vorstand aus.<br />
Heinrich Hofer<br />
Mit dem „Waltner Musigheftl“ macht die<br />
Musikkapelle Walten ihre Vereinstätigkeit<br />
in sehr ansprechender und gefälliger<br />
Form publik.<br />
KulturFenster<br />
66 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
Blasmusik<br />
Frühjahrskonzert der MK Stegen …<br />
… mit neuem Kapellmeister und Ehrungen<br />
Nach 2-jähriger Zwangspause hat die<br />
MK Stegen zu Josefi wieder zum Frühjahrskonzert<br />
geladen und damit die Konzertsaison<br />
im Pustertal eröffnet. Es war<br />
gleichzeitig der erfolgreiche Einstand von<br />
Michael Niedermair am Dirigentenpult<br />
der Stegener.<br />
Neben der Musik gab es aber einen<br />
weiteren Höhepunkt, denn 6 Musikantinnen<br />
und Musikanten wurden für ihre<br />
15-jährige Mitgliedschaft in der Kapelle<br />
geehrt: Verena Mutschlechner und Dominik<br />
Lechner (beide Klarinette) spielen<br />
seit 2005 in der Kapelle, Lisa Mairhofer<br />
(Flöte), Filippo Glaneo und Julian<br />
Weissteiner (beide Flügelhorn) seit 2006<br />
und Christoph Unterpertinger (Schlagzeug)<br />
seit 2007.<br />
Bezirksobmann Johann Hilber und Gebietsvertreter<br />
Josef Unterfrauner überreichten<br />
ihnen das Ehrenzeichen in Bronze<br />
des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
und bedankten sich für ihr Engagement<br />
zum Wohle der Blasmusik. Die Saxofonistin<br />
Marie Hofer hat bereits 2020 das Leistungsabzeichen<br />
in Silber und ihre Schwester<br />
Anna (Flöte) 2021 in Gold erreicht<br />
– beide „mit Auszeichnung“. Ihnen wur-<br />
den die entsprechenden Urkunden und<br />
Abzeichen nachgereicht.<br />
Stephan Niederegger<br />
Ehrungen beim Frühjahrskonzert der MK Stegen: (v.l.) Josef Unterfrauner, Filippo Glaneo,<br />
Johann Hilber, Dominik Lechner, Verena Mutschlechner, Julian Weissteiner, Lisa Mairhofer,<br />
Michael Niedermair, Christoph Unterpertinger und Lukas Rier<br />
kurz notiert –<br />
das neue „Musikpanorama“<br />
… für Nachrichten aus den Musikkapellen<br />
Wenn wieder Proben, Auftritte und<br />
Veranstaltungen von Musikkapellen<br />
möglich sind, laden wir auch wieder<br />
ein, uns Berichte davon zukommen<br />
zu lassen. Im Zuge der Neugestaltung<br />
des „KulturFensters“ ist die ehemalige<br />
Rubrik „Musikpanorama“ in „kurz<br />
notiert“ unbenannt worden; sie soll<br />
aber weiterhin als Plattform für die<br />
Berichterstattung aus den Musikkapellen<br />
und damit zu einem regen Erfahrungsaustausch<br />
genutzt werden.<br />
Damit aber alle Artikel Platz fi nden<br />
können, ist es notwendig, dass die<br />
jeweiligen Texte nicht mehr als 1.500<br />
Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen.<br />
Die Berichterstatter*innen der Musikkapellen<br />
sind gebeten, diese Vorgabe<br />
einzuhalten. Ein aussagekräftiges und<br />
vor allem drucktaugliches Foto – in<br />
entsprechend guter Auflösung und mit<br />
Bildtext – ist ebenfalls immer sehr willkommen.<br />
Bitte auch immer den Redaktionsschluss<br />
beachten! Weitere Informationen<br />
sind im FAQ-Bereich "Presse" der<br />
VSM-Homepage abrufbar. Wir freuen uns<br />
auf viele „kurz notierte“ Meldungen!<br />
Die Redaktion<br />
KulturFenster<br />
67 02/<strong>April</strong> <strong>2022</strong>
28.05.<strong>2022</strong><br />
Termine<br />
Heimatpflegefest<br />
40+2 Jahre ArGe Lebendige Tracht<br />
auf der Trostburg ab 9.30 Uhr<br />
Infos unter:<br />
hpv.bz.it<br />
16.–17.07.<strong>2022</strong><br />
23. Bezirksmusikfest<br />
mit Marschmusikbewertung in Sand in Taufers<br />
Infos unter:<br />
https://vsm.bz.it<br />
30.07.<strong>2022</strong><br />
Abgabetermin der Bewerbungsunterlagen<br />
zur Ausschreibung für die künstlerische Leitung<br />
des Landesjugendchores<br />
Infos unter:<br />
scv.bz.it/ausschreibungleitung-ljch/