Kulturfenster Nr. 05|2023 - Oktober 2023
Kulturfenster Nr. 05|2023 - Oktober 2023
Kulturfenster Nr. 05|2023 - Oktober 2023
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BLASMUSIK<br />
CHORWESEN<br />
HEIMATPFLEGE<br />
in Südtirol<br />
<strong>Nr</strong>.5<br />
OKT.<br />
<strong>2023</strong><br />
Chorarbeit südlich der Alpen<br />
Gewohnheiten der Dirigenten hinterfragen<br />
Das Handwerk: traditionell und innovativ<br />
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 74. 75. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift
vorausgeschickt<br />
„Der Summa is umma“<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
„Der Summa is umma“, heißt es in einem<br />
bekannten Volkslied. Und wir dürfen in dieser<br />
Ausgabe des „KulturFensters“ auf viele<br />
Veranstaltungen in den vergangenen Monaten<br />
zurückblicken. Dabei ist einmal mehr<br />
aufgefallen, wie dankbar das Publikum und<br />
die Sänger*innen und Musikant*innen auf<br />
der Bühne waren, dass wir endlich wieder<br />
eine normale Zeit erleben und ungezwungen<br />
gemeinsam singen, musizieren und<br />
feiern dürfen. Auf den Seiten des Chorverbandes<br />
und der Blasmusik rufen wir<br />
einige dieser Momente in Wort und Bild<br />
in Erinnerung.<br />
Die hohen Sommertemperaturen, die Unwetterwarnungen<br />
und Meldungen von Naturkatastrophen<br />
haben uns aber auch vor<br />
Augen geführt, dass die Warnungen des<br />
Heimatpflegeverbandes nicht nur leere<br />
Worthülsen oder gar Schwarzmalerei sind,<br />
sondern Daten und Fakten aufzeigen, wohin<br />
es führt, wenn wir nicht alle gemeinsam<br />
umdenken. Im Interview auf Seite<br />
56 mahnt der Klima- und Kryosphärenforscher<br />
Prof. Georg Kaser, dass wir „das<br />
rechte Maß wiederfinden müssen.“<br />
In seinem heurigen Jahresthema rückt<br />
der Heimatpflegeverband das traditionelle<br />
Handwerk in den Fokus und erklärt<br />
im Hauptthema auf Seite 46 die<br />
Gründe dafür.<br />
In der Routine des Alltags wissen wir Südtiroler<br />
oft kaum zu schätzen, dass wir an der<br />
Kulturgrenze zwischen Nord und Süd in der<br />
glücklichen Lage sind, von beiden Seiten lernen<br />
und das Beste herauspicken zu können<br />
– den mediterranen Flair, gepaart mit altösterreichischem<br />
Charme und der germanischen<br />
Gründlichkeit. Das gilt auf der Speisekarte<br />
ebenso wie im Theater oder in der Literatur<br />
– und natürlich auch in der Musik. Der<br />
Musiker und Komponist Felix Resch bringt<br />
es im Hauptthema des Chorverbandes klar<br />
auf den Punkt: „Mein musikalisches Leben<br />
an der Schnittstelle zwischen der deutschen<br />
und der italienischen Sprache ist von beiden<br />
Kulturen geprägt und bereichert.“<br />
Zudem gibt es die gewohnten Rubriken,<br />
in denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />
dokumentieren, bereichsspezifische<br />
Themen aufarbeiten und auch die<br />
Jugend – die Zukunft unserer Vereine –<br />
in den Fokus stellen.<br />
Ich wünsche Ihnen wiederum eine unterhaltsame,<br />
aber auch informative Lektüre<br />
und einen aufschlussreichen Blick durch<br />
unser buntes „KulturFenster“.<br />
Stephan Niederegger<br />
Für mich liegt die Faszination des<br />
Komponierens in der Kombination der<br />
Stilelemente verschiedener Epochen.<br />
Felix Resch<br />
Gewohnheiten sind erlernte Muster,<br />
die sich über Jahre hinweg einschleifen.<br />
Die Beobachtung durch<br />
Fachleuchte, aber auch die ehrliche<br />
Feedbacks von Kollegen und Freunden<br />
hilft uns, schlechte Gewohnheiten<br />
zu erkennen.<br />
Meinhard Windisch<br />
Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering,<br />
dass es 2050 noch Gletscher in den<br />
Ostalpen geben wird.<br />
Georg Kaser<br />
2<br />
KulturFenster 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Inhalt<br />
In dieser Ausgabe<br />
Chorwesen<br />
Heimatpflege<br />
Gedanken zur Chorarbeit von Felix Resch ........................... 4<br />
Chor- und Stimmbildungswoche in Burgeis ......................... 7<br />
Seminar für Chorleiter*innen in Dietenheim ......................... 9<br />
Gospelworkshop in Bruneck .............................................. 10<br />
„Tag der Chöre“ in den Gärten von Trauttmansdorf ............ 11<br />
Bubensingwoche in Brixen ................................................ 12<br />
Schulung „Musical Fever Plus“in Brixen ............................ 13<br />
„Kreaktiv-Aktiv-Singwoche“ in Neustift .............................. 13<br />
Kinder- und Jugendchor Ehrenburg & Friends:<br />
Uraufführung .................................................................... 14<br />
Sommer-Sing-Camp-Woche in Sarns ................................. 15<br />
Ein Komponist stellt sich vor: Johann „Hons“ Rieder ......... 16<br />
Almsingen auf der Welscheller Alm ................................... 17<br />
Jahresthema Handwerk:<br />
Zwischen Tradition und Innovation ......................................46<br />
„Meine Heimatmappe“:<br />
Projekt mit Schulen nimmt Form an ....................................51<br />
Wie die Heimatmappe im Unterricht angewendet wird.........53<br />
Auch HPV fordert „Ruhe statt Rummel“ .............................54<br />
Ankündigung: Klimashow im November .............................55<br />
Eindringlicher Appell von Klimaforscher Georg Kaser ..........56<br />
Cunfinböden: Aufruf zum Unterzeichnen der Petition .........60<br />
Gedenken: Erinnerung an Roland Peer ...............................61<br />
Verdienstmedaille für zwei engagierte Heimatpfleger ...........62<br />
Benefiz-Heimatabend in Lana ............................................64<br />
Die Haarnadel gestern und heute .......................................65<br />
Buchtipp: „Verena Mumelter, ein Leben“ ............................66<br />
Blasmusik<br />
41 Gewohnheiten guter und schlechter Dirigenten ............. 19<br />
Das Südtiroler Jugendblasorchester (SBJO) begeistert ....... 25<br />
6. Bezirksjugendkapellentreffen in Pfalzen ........................ 28<br />
Jugend und Musik in Bewegung ....................................... 30<br />
VSM-Jungbläserwochen in Brixen und Dietenheim ............ 32<br />
Das Euregio-Jugendblasorchester in Arco,<br />
Toblach und Innsbruck ..................................................... 34<br />
Das Blasmusik-Konzert mit den Wiener Philharmonikern ... 35<br />
MK Uttenheim – ein besonderer Konzertabend .................. 36<br />
250 Jahre BK Latsch ......................................................... 37<br />
Farbenreiches Freiluftspektakel der MK Naturns ............... 38<br />
Verdienstmedaille des Landes Tirol für Wilfried Egger ......... 39<br />
Salzburg Wind Philharmonic: Neuer Name und neue CDs . 40<br />
„Signum“ – Biografie zum 80. Geburtstag<br />
von Gottfried Veit ............................................................... 41<br />
Neue Noten von Gottfried Veit ........................................... 42<br />
Die neue Benefiz-CD der Unterinntaler Weihnachtsbläser .. 44<br />
kurz notiert – Neues von den Musikkapellen ...................... 45<br />
Impressum<br />
Mitteilungsblatt<br />
- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />
- des Südtiroler Chorverbandes<br />
Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />
- des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />
Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it<br />
Anschrift:<br />
Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />
Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />
Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />
IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />
SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />
Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, August, <strong>Oktober</strong> und<br />
Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />
Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />
zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />
genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />
Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />
sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />
der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />
Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />
Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />
– gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung<br />
KulturFenster 3<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
??? Singen mit Aussicht – nicht nur für die<br />
Zuhörer*innen, auch für die Mitwirkenden<br />
ist der Tag der Chöre in Trauttmansdorff<br />
ein Genuss für alle Sinne.<br />
Im Bild: Kirchenchor St. Johann Völser Aicha<br />
Foto: SCV<br />
KulturFenster 4<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
nachgedacht<br />
„Gedanken zur Chorarbeit<br />
südlich der Alpen“<br />
Chorarbeit und Chorwerke, entstanden an der<br />
Schnittstelle zwischen der deutschen und italienischen Musikkultur<br />
Das Umfeld prägt<br />
Wenn die Kultur von der Muttersprache<br />
stammt, sind meine Wurzeln bei J.<br />
S. Bach, Mozart, Schubert, Brahms und<br />
Distler zu finden. Da ich jedoch in Italien<br />
(Südtirol) aufgewachsen bin und lebe, haben<br />
mich Palestrina, Monteverdi, Rossini,<br />
Verdi und Berio ebenso geprägt, wie<br />
die großen Komponisten des deutschen<br />
Sprachraumes.<br />
Südlich vom Brenner in Südtirol, da wo<br />
die deutsche und die italienische (Musik-)<br />
Kultur aufeinandertreffen, wird die deutsche<br />
Sprache, die das öffentliche Leben<br />
dominiert, durch eine zweite, die italienische,<br />
bereichert.<br />
Meine akademische Musikausbildung<br />
habe ich am „Conservatorio di musica<br />
Claudio Monteverdi“ in Bozen genossen.<br />
Mein Leben als Komponist und Chorleiter<br />
an der Schnittstelle zwischen der deutschen<br />
und italienischen Sprache ist von<br />
beiden Kulturn geprägt und bereichert.<br />
Die Schnittstellen<br />
in meinen Werken<br />
Einige Beispiele der Stilkombinationen im Werk „Sgelo“:<br />
T. 14-24, choralartige Struktur im Wechsel mit melismatischen Madrigalismen;<br />
T. 31-36, ruhig schreitende geradtaktige Abschnitten im Wechsel<br />
mit tanzenden Dreiersektionen;<br />
T. 66-85, abstrakte Sektion mündet in melismatischen Kontrapunkt;<br />
Kaum ein Werk zeigt die Verschmelzung<br />
der beiden Kulturen wie „Sgelo” (da<br />
Canti, Ilisso Edizioni Nuoro): die A-capella-Komposition<br />
war 2008 das Pflichtwerk<br />
im Chorwettbewerb von Spittal an<br />
der Drau.<br />
Franca Floris, Chorleiter des Complesso<br />
vocale di Nuoro, hat die Komposition<br />
2009 in der Produktion „La voce del poeta"<br />
(Die Stimme des Dichters), eingebaut.<br />
Der Text von Sebastiano Satta erzählt<br />
vom Erwachen der Natur im Frühling<br />
in der „barbagia” auf Sardinien. „Sgelo“<br />
bedeutet auftauen.<br />
Durch Stilelemente und der Technik des<br />
italienischen Madrigals gekennzeichnet,<br />
verpflichtet sich „Sgelo” indes der Ästhetik<br />
einer zeitgemäßen Tonsprache.<br />
Kombination von<br />
Stilelementen<br />
Für mich liegt die Faszination des Komponierens<br />
in der Kombination der Stilelemente<br />
verschiedener Epochen. Ich verwende historisch<br />
bekannte Sektionen und Techniken und<br />
mische sie mit den radikalen harmonischund<br />
melodischen Erweiterungen der zeitgenössischen<br />
Musik. Ich mag die Brüche und<br />
spiele in der Programmgestaltung häufig mit<br />
der Verflechtung verschiedener Kunstgattungen<br />
und Eindrücke. So bekommt zum<br />
Beispiel eine Performance in ungewohnter<br />
Logistik, außerhalb des gewohnten Konzertsaals,<br />
eine neue Dimension und Dynamik.<br />
5<br />
KulturFenster 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
nachgedacht<br />
Die Kombination von Chormusik und dem<br />
Vortrag von Texten und Lyrik, von Filmsequenzen<br />
oder Elementen aus der bildenden<br />
Kunst verleiht einem Konzert noch<br />
„eine zusätzliche Note”.<br />
Drei Auszüge aus dem Werk „Horizontale Verschiebungen“<br />
zur Veranschaulichung dieser Polystilistik<br />
A) Parallel geführte, syllabische Notenbänder (Klangketten), münden in homophone<br />
Kadenzen der Männerstimmen<br />
Wo verschiedene Kulturen aufeinander<br />
treffen, befruchten sie sich<br />
gegenseitig, und es entsteht im besten<br />
Fall ein „Dialog in einer neuen<br />
Sprache.<br />
Felix Resch<br />
Inspiriert von Goethe<br />
Im Werk „Horizontale Verschiebungen” entwickelt<br />
sich meine zeitgenössische Sprache<br />
aus barocken und gregorianischen Stilelementen.<br />
Geschrieben im Auftrag des Festivals<br />
„Transart” (2005), fußt „Horizontale<br />
Verschiebungen” auf den Gedanken<br />
von Goethes „West-östlichen Divan”. In<br />
diesem zeitlosen Werk zeigt Goethe Perspektiven<br />
und Horizonte, die eine offene<br />
Geisteshaltung gegenüber der „östlichen<br />
Welt” suggerieren – Sichtweisen, die auch<br />
heute, vielleicht aktueller denn je, Brücken<br />
bauen können.<br />
Goethe schreibt „…wer sich selbst und<br />
andre kennt, wird auch hier erkennen, Orient<br />
und Okzident sind nicht mehr zu trennen…”.<br />
Mit dieser zutiefst humanistischen<br />
Aussage eröffnet uns der große Dichter,<br />
dass Grenzen aufgelöst werden sollen, weil<br />
es im Grunde nur eine Welt gibt.<br />
B) Akkordfolge die aus dem bekannten „Pachelbel-Kanon“ entlehnt wird und mit einem<br />
überlagerten Sprechgesang zunehmend intensiviert wird<br />
C) Monodisch angedeutete Gregorianik mündet in homophonen einfachen Ganzschluss<br />
Conclusio<br />
Je mehr man sich „dem fernen Horizont“<br />
nähert, umso mehr „neue,<br />
ferne Horizonte“ erfahren wir.<br />
Horizonte öffnen sich uns gerade<br />
dadurch, dass sie uns in<br />
ihren „Verschiebungen“ immer<br />
wieder in neuen Tiefen und in<br />
erweiterten Perspektiven zeigen.<br />
Künstler*innen, Komponist*innen und<br />
Chorleiter*innen dürfen und sollen Neues<br />
zulassen, aus verschiedenen Traditionen<br />
schöpfen, Grenzen ausloten und kritisch<br />
und tolerant wirken. Es gibt viel zu tun…<br />
packen wir`s an!<br />
Prof. Felix Resch<br />
Die besprochenen Werke können für eventuelle<br />
konzertante Aufführungen beim Autor unter<br />
felix.resch@rolmail.net beantragt werden.<br />
Prof. Felix Resch sieht sich als Komponist an den<br />
Schnittstellen verschiedener Kulturen.<br />
Felix Resch<br />
Felix Resch wurde 1957 in Brixen geboren. Er ist Komponist,<br />
Chorleiter, war von 1984 bis 2008 Professor MHS in<br />
Triest und Bozen, von 2008 bis 2014 Direktor am Musikkonservatorium<br />
„Claudio Monteverdi“ in Bozen, von 2019 bis 2022<br />
Abteilungsdirektor der Musikschulen in der deutschen und ladinischen<br />
Bildungsdirektion der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol..<br />
Als Komponist, Juror bei Wettbewerben und Chorleiter arbeitet er in Festivals<br />
in Antwerpen, Triest, Uster, Interlaken, Verona, Szombathely, Riva del Garda,<br />
Arezzo, Innsbruck, Spittal an der Drau, Bozen, Bruneck, Prag, Nuoro, Barcelona.<br />
Für seine Orchester-, Kammermusik- und Chorwerke wurden Felix Resch bei<br />
internationalen und nationalen Wettbewerben Preise zuerkannt. Der Werkkatalog<br />
von Felix Resch umfasst über 100 Kompositionen.<br />
KulturFenster 6<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
SCV-Intern<br />
Singen im Chor auf<br />
hohem Niveau<br />
Chor- und Stimmbildungswoche in Burgeis<br />
Über 80 Sänger und Sängerinnen gestalteten am 29. Juli das Abschlusskonzert der Chor- und Stimmbildungswoche des Südtiroler<br />
Chorverbandes.<br />
Die Fürstenburg in Burgeis war im Juli wieder<br />
Treffpunkt für singbegeisterte Menschen<br />
aus dem ganzen Land. Vom 24. bis zum 30.<br />
Juli fand dort die traditionelle Chor- und<br />
Stimmbildungswoche des Südtiroler Chorverbandes<br />
statt.<br />
Die Teilnehmer*innen, darunter auch SCV-<br />
Obmannstellvertreterin Margareth Greif,<br />
schlossen die Schulung mit einem gut besuchten<br />
Konzert ab. Im Publikum waren<br />
unter anderem Verbandsobmann Erich Deltedesco,<br />
Karl Werner, Bezirksobmann von<br />
Burggrafenamt/Vinschgau, und Geschäftsführer<br />
Klaus Gufler, der für die Organisation<br />
zuständig war. Heuer haben an der<br />
Chorwoche 84 Sänger*innen teilgenommen,<br />
wie Klaus Gufler berichtet.<br />
KulturFenster: Die Chor- und Stimmbildungswoche<br />
ist bei den Sängern und Sängerinnen<br />
sehr beliebt…<br />
Klaus Gufler: Der Erfolg liegt unter anderem<br />
auch daran, dass die Teilnehmer*innen<br />
ein vielseitiges Angebot an geistlichen<br />
und weltlichen Liedern aus den verschiedensten<br />
Epochen und Stilrichtungen,<br />
aber auch an Formen des Singens vorfinden:<br />
Sie singen gemeinsam im großen<br />
Chor, im Ensemblechor oder im Kammerchor,<br />
bekommen aber auch Einzelstimmbildung.<br />
Ergänzt wird die Woche<br />
durch eine Chorliteratur-Stunde, in der<br />
die Sänger*innen weitere ausgewählte<br />
Chorwerke ansingen und kennenlernen.<br />
Dieses Angebot richtet sich besonders<br />
auch an Chorleiter*innen und natürlich<br />
alle Interessierten.<br />
KF: Ist die Chorwoche mehr eine Fortbildung<br />
auf hohem Niveau oder eher ein<br />
Treffen für geselliges Beisammensein?<br />
Gufler: Ich denke nicht, dass sich diese<br />
beiden Aspekte ausschließen. Es ist gerade<br />
ein typisches Kennzeichen der Fortbildungen<br />
des Südtiroler Chorverbandes,<br />
dass die Teilnehmer*innen sich auf hohem<br />
Niveau fortbilden, zugleich aber<br />
auch Spaß an der Gemeinschaft haben<br />
Intensives Proben und Kennenlernen neuer Lieder sowie Stimmbildung mit erstmals sieben<br />
Stimmbildern standen auf dem Programm.<br />
Fotos: SCV<br />
KulturFenster 7<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
SCV-Intern<br />
und Freundschaften knüpfen. Gerade<br />
die Chorwoche in Burgeis ist auch wegen<br />
dieser tollen Gemeinschaft besonders<br />
beliebt.<br />
KF: Für das hohe Niveau dieser Schulung<br />
stehen auch die Referenten.<br />
Gufler: Der Südtiroler Chorverband ist<br />
immer bemüht, international anerkannte<br />
und erfahrene Experten zu finden und<br />
das ist uns auch für Burgeis gelungen:<br />
Rainer Held ist ein erfahrener Dirigent<br />
und ein gefragter Coach für Chöre, Norbert<br />
Carlen ist Sänger, Chorleiter, Kirchen-<br />
und Schulmusiker und hat sich<br />
ein breites, abwechslungsreiches Repertoire<br />
von der Renaissance bis zur zeitgenössischen<br />
Musik erarbeitet. Unterstützt<br />
wurden sie heuer von sieben Stimmbildnern<br />
und Stimmbilderinnen: Anna Weber,<br />
Belinda Loukota, Martha Basten, Maria<br />
Theresia Burger, Petra Sölva, Jakob<br />
Pejcic und Tino Brütsch.<br />
KF: Was erlebte das Publikum beim Abschlusskonzert?<br />
Gufler: Das abwechslungsreiche Liedprogramm<br />
und die Qualität des Chorklangs<br />
sind typische Merkmale der Konzerte der<br />
Chor- und Stimmbildungswoche. Das Publikum<br />
bekam einen spannenden Einblick<br />
in die Welt der Lieder aus den verschiedensten<br />
Epochen. Am Sonntag gestalteten<br />
die Teilnehmer*innen den Gottesdienst<br />
im Kloster Marienberg musikalisch mit.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Die Chor- und Stimmbildungswoche ist nicht nur eine Schulung auf hohem Niveau, sondern<br />
lässt Sänger*innen aus dem ganzen Land eine schöne Gemeinschaft erleben. Die Fürstenburg<br />
gibt einen schönen Rahmen für die Chor- und Stimmbildungswoche. Fotos: SCV<br />
Chorleiter*in gesucht!<br />
Der Chor „novAntiqua brixen“<br />
sucht ab Januar 2024 einen Chorleiter bzw. eine Chorleiterin.<br />
Informationen über den Chor findet man unter:<br />
www.novantiqua.eu.<br />
Interessierte können sich bei Obfrau Elisabeth Gamper melden:<br />
info@novantiqua.eu.<br />
8<br />
KulturFenster<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Chorwesen<br />
Fortbildung für Chorleiter*innen<br />
Seminar des Südtiroler Chorverbandes und des VKM in Dietenheim<br />
In Südtirol gibt es über 400 Chöre und alle<br />
diese Chöre brauchen auch eine kompetente<br />
Chorleitung. Deshalb bietet der Südtiroler<br />
Chorverband jedes Jahr mehre Schulungen<br />
zur Chorleiterausbildung an.<br />
Die wohl beliebteste Schulung ist jene in<br />
Zusammenarbeit mit dem Verband der<br />
Kirchenmusik (VKM) in Dietenheim, die in<br />
der ersten Augustwoche in der Fachschule<br />
für Landwirtschaft stattfindet: Auch dieses<br />
Jahr versammelten sich vom 30. Juli bis<br />
zum 5. August 24 Teilnehmer*innen aus<br />
dem ganzen Land, die interessiert waren,<br />
sich in der Chorleitung weiterzubilden. Die<br />
Chorleiter*innen durften mit einem Gastchor<br />
mit elf Sänger*innen arbeiten und so<br />
das Gelernte praktisch erproben. Wie letztes<br />
Jahr wurden sie von Nataliya Lukina, Christian<br />
Klucker, und Sebastjan Vrhovnik betreut.<br />
Als Stimmbildner wirkten Julia Banyai<br />
und Martin Obereder. Es gab Unterrichtsblöcke<br />
mit dirigiertechnischen Übungen,<br />
angepasst an die Anforderungen des Repertoires<br />
und den Fortschritt der jeweiligen<br />
Teilnehmer*innen, im Gruppenunterricht<br />
wurden die Chorproben durch sorgfältige<br />
Analyse der Stücke vorbereitet und natürlich<br />
waren vor allem auch die Dirigiertechnik<br />
und die Probenmethodik ein Thema.<br />
Sebastjan Vrhovnik leitete das Studio der<br />
weitfortgeschrittenen Chorleiter*innen, Christian<br />
Klucker übte mit den fortgeschrittenen<br />
Chorleiter*innen, Nataliya Lukina führte<br />
Chorleiter*innen mit wenig Erfahrung in Dirigier-<br />
und Probentechnik ein.<br />
BeimAbschlusskonzertkonntesichdasPublikum<br />
überzeugen, dass die Teilnehmer*innen<br />
bei der Schulung viel gelernt hatten. So freute<br />
sich auch Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />
beim Konzert darüber, dass sich immer wieder<br />
Sänger*innen und Chorleiter*innen bereit<br />
erklären, sich für die Chorleitung ausbilden<br />
zu lassen bzw. sich weiterzubilden.<br />
Beim Konzert waren auch Dominik Bernhard<br />
vom Verband der Kirchenmusik anwesend,<br />
SCV-Geschäftsführer Klaus Gufler,<br />
der für die Organisation zuständig war,<br />
Pustertals Bezirksobmann Albin Pramstaller<br />
sowie SCV-Vorstandsmitglied Carmen Seidner<br />
als Teilnehmerin.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Die Teilnehmer*innen des Chorleiterseminars erhielten von namhaften Experten wertvolle<br />
Tipps für die Arbeit mit den Chören.<br />
Die Schulung in Dietenheim ist immer auch ein Gemeinschaftserlebnis.<br />
In kleinen Gruppen<br />
und verschiedenen<br />
Studios<br />
konnten die<br />
Referent*innen<br />
gezielt auf die<br />
Teilnehmer*innen<br />
eingehen.<br />
Fotos: SCV<br />
KulturFenster 9<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
SCV-Intern<br />
„Rhythmus ist kein Schicksal“<br />
Gospelworkshop im Ragenhaus Bruneck<br />
Am 23. September <strong>2023</strong> wurde ein Gospelworkshop<br />
mit Stefan Kaltenböck im Ragenhaus<br />
in Bruneck abgehalten.<br />
Mit der Ausschreibung für diesen Workshop<br />
setzte sich das Vorstandsteam des<br />
Südtiroler Chorverbandes im Bezirk Pustertal<br />
das Ziel, ein attraktives Angebot für<br />
die Sänger*innen der Mitgliedschöre anzubieten.<br />
Die anfänglichen Sorgen, keine<br />
ausreichende Teilnehmerzahl erreichen zu<br />
können, erwiesen sich rasch als völlig unbegründet.<br />
So nahmen schließlich gut 80<br />
Sänger*innen das Angebot wahr und besuchten<br />
die Veranstaltung mit dem oberösterreichischen<br />
Referenten. Die große<br />
Zahl an Teilnehmer*innen zwang die Verantwortlichen<br />
schließlich dazu, sich nach<br />
einem anderen Veranstaltungsort umzuschauen,<br />
da sich die bis dahin reservierten<br />
Räumlichkeiten als zu klein erwiesen.<br />
Glücklicherweise konnte mit dem<br />
Ragenhaus Bruneck rasch ein Ersatz gefunden<br />
werden.<br />
An diesem wechselhaften Samstag im September<br />
trafen die Sänger*innen dann endlich<br />
zusammen und waren schon äußerst<br />
gespannt auf die Liedauswahl von Stefan<br />
Kaltenböck. Einigen der Teilnehmer*innen<br />
war er noch bekannt aus seiner Südtiroler<br />
Zeit. Sieben Jahre lebte Stefan Kaltenböck<br />
in Südtirol, unterrichtete am Vinzentinum<br />
Kursleiter Stefan Kaltenböck traf eine abwechslungsreiche<br />
Liedauswahl.<br />
Der Workshop wurde mit einem kleinen Workshopkonzert abgeschlossen.<br />
Brixen, leitete den dortigen Knabenchor,<br />
gründete den Südtiroler Landesjugendchor<br />
und war außerdem Chorleiter der Flatcaps.<br />
Er kann also getrost als einer bezeichnet<br />
werden, der die Chor-Musiklandschaft<br />
Südtirols stark geprägt hat. Die Südtiroler<br />
Zeit hatte aber auch bei Stefan Kaltenböck<br />
merkliche Spuren hinterlassen: So zögerte<br />
er nicht, die Anfrage als Referent anzunehmen.<br />
Er freute sich regelrecht darauf,<br />
wieder nach Südtirol kommen zu können.<br />
Außerdem zeigte sich die Südtiroler Vergangenheit<br />
durch wiedererwachte dialektale<br />
Ausdrücke.<br />
Vielseitiges Repertoire<br />
Die mitgebrachte Liedauswahl war sehr<br />
gelungen: So waren zwischen relativ einfachen<br />
Gospels wie „Swing low” in der Bearbeitung<br />
von Wolfgang Teichmann und<br />
„We lift our hands” von Tore W. Aas auch<br />
anspruchsvollere Nummern wie „If we<br />
ever needed the Lord before” dabei. Die<br />
abwechslungsreiche Liedauswahl gepaart<br />
mit der abwechslungsreichen, von Anekdo-<br />
Fotos: SCV-Bezirk Pustertal<br />
ten durchzogenen Probenarbeit führten zu<br />
einer äußerst kurzweiligen Veranstaltung.<br />
Um 17 Uhr wurde der Workshop mit einem<br />
kleinen Workshopkonzert abgeschlossen<br />
und war für das Publikum frei zugänglich,<br />
welches in relativ großer Zahl erschienen ist<br />
und sich die Gospelkostproben nicht entgehen<br />
lassen wollte. Die Darbietung beim<br />
Konzert war verständlicherweise nicht lupenrein,<br />
aber die Impulse des Referenten<br />
versuchte jede*r nach bestem Wissen und<br />
Gewissen umzusetzen und präsentierte<br />
sich, ganz nach Vorgabe des Referenten,<br />
mit geschwellter Brust und der Einstellung<br />
„Ich bin ein*e Sänger*in!”<br />
Ein Heft mit neuen Liedern, einen Tag<br />
voller Eindrücke und v.a. die Botschaft<br />
„Rhythmus ist kein Schicksal!” konnten<br />
die Teilnehmer*innen genauso mitnehmen<br />
wie das Versprechen der Veranstalter,<br />
Stefan Kaltenböck auch im nächsten<br />
Jahr wieder für eine Veranstaltung nach<br />
Südtirol zu holen.<br />
Es war eine rundum gelungene Veranstaltung!<br />
Markus Federer<br />
KulturFenster 10<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Chorwesen<br />
Liederklang und Gartenpracht<br />
Neun Südtiroler Chöre sangen in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff<br />
Ein besonderes Gesangs- und Naturerlebnis<br />
genossen alle Freunde des Chorgesangs<br />
am 17. September in den Gärten<br />
von Schloss Trauttmansdorff.<br />
Die Besucher*innen konnten durch die<br />
Blumenpracht der Gärten spazieren und<br />
weltlichen und geistlichen, modernen<br />
und klassischen Liedern lauschen: Neun<br />
Chöre aus Südtirol traten an verschiedenen<br />
Orten in den Gärten auf, etwa im<br />
Schlosshof oder in den japanischen Gärten.<br />
Es sangen weltliche Chöre, Kirchenchöre,<br />
Jugendliche und Erwachsene –<br />
Vielfalt war also garantiert. Es nahmen<br />
teil der Frauenchor Scarantia/Scharnitz,<br />
der Männerchor Stegen, die Singgruppe<br />
Madlain/Lana, der Terlaner Männerchor,<br />
der Männerchor Völs am Schlern, der<br />
Pfarrchor Siebeneich, Cantamos/Vahrn,<br />
der Kirchenchor St. Johann Völser Aicha<br />
und die Junggebliebenen.<br />
Um 15 Uhr trafen sich alle Chöre gemeinsam<br />
beim Seerosenteich um mit<br />
einigen Schlussliedern diesen besonderen<br />
Tag abzuschließen. Unter den begeisterten<br />
Besucher*innen waren auch<br />
Verbandsobmann Erich Deltedesco und<br />
Obmannstellvertreterin Margareth Greif.<br />
Monika Mair Leitner und Klaus Gufler von<br />
der Geschäftsstelle sorgten für einen reibungslosen<br />
Verlauf des Chöretreffens, das<br />
Der Tag der Chöre ist Natur- und Kulturerlebnis.<br />
auch ein Erlebnis der Gemeinschaft und<br />
des Sich-Kennenlernens war. Der Tag der<br />
Chöre hat bereits Tradition und wird vom<br />
Foto: SCV<br />
Südtiroler Chorverband und den Gärten<br />
von Schloss Trauttmansdorff organisiert.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Chorleiter*in gesucht!<br />
Der Kirchenchor Wangen<br />
sucht ab sofort einen Chorleiter bzw. eine Chorleiterin.<br />
Interessierte können sich unter der<br />
Telefonnummer 3498490351 (nachmittags) melden.<br />
11<br />
KulturFenster 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Jung+<br />
Stimmgewaltig<br />
Ein abwechslungsreiches und<br />
schönes Konzert gestalteten<br />
die Buben als Abschluss des<br />
Singcamps.<br />
Fotos: Andrea Tasser/Vinzentinum<br />
BoysVoice Vinzentinum<br />
Bubensingwoche des Südtiroler Chorverbandes<br />
28 Buben zwischen 8 und 18 Jahren nahmen<br />
heuer vom 22. bis zum 26. Juli am Sommersingcamp<br />
für junge Sänger im Vinzentinum<br />
in Brixen teil.<br />
Wie die Referenten, die Gesangspädagogen<br />
Albert Frey und Andrea Tasser, erklären,<br />
wollen sie den Buben helfen, ihre Singkraft<br />
zu entdecken, aber vor allem auch<br />
eine tolle Gemeinschaft zu erleben. Kursleiter<br />
Andrea Tasser, Leiter des Vinzentiner<br />
Knabenchors und Domkapellmeister<br />
in Brixen, und Albert Frey, Stimmbildner<br />
der Wiltener Sängerknaben, konnten hier<br />
auf eine große Erfahrung zurückgreifen.<br />
Neben den Singeinheiten hatten die Teilnehmer<br />
ein abwechslungsreiches Freizeitprogramm.<br />
Zum Abschlusskonzert im<br />
Vinzentinum kam auch Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco, der sich beeindruckt<br />
zeigte von der Energie und der Freude,<br />
die der Knabenchor ausstrahlt.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Ein Ziel der Bubensingwoche war es, die<br />
eigene Singkraft zu entdecken.<br />
KulturFenster<br />
12 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Tanzen und Singen in der Welt des Musicals<br />
Schulung „Musical Fever Plus“ in Brixen<br />
Ein Höhepunkt in der Förderung des Gesangs<br />
von Kindern und jungen Menschen<br />
ist alljährlich die beliebte Schulung „Musical<br />
Fever Plus“ im Priesterseminar bzw.<br />
im Vinzentinum in Brixen: Mit einem Musicalkonzert<br />
endete am 26. August die<br />
Fortbildung, die nicht nur die Stimme und<br />
die musikalische Entwicklung der jungen<br />
Teilnehmer*innen förderte, sondern auch<br />
neue Freundschaften entstehen ließ.<br />
Musical-Fever hilft den jungen Menschen, nicht nur die Kraft der Stimme zu entdecken,<br />
sondern auch die Freude am Tanz.<br />
Foto: SCV<br />
22 Jugendliche im Alter zwischen 15 und<br />
25 arbeiteten eine Woche lang unter der<br />
Anleitung von namhaften Referent*innen<br />
an ihrer Stimme und ihrem Gesang, lernten<br />
Musical-Songs und studierten Choreographien<br />
ein.<br />
Schulungsleiter Stephen Lloyd wurde<br />
von den Gesangslehrern Enrico de Pieri,<br />
Sarah Yorke, der Tanz-Expertin Mia Meneghini<br />
und der Schauspielerin und Regisseurin<br />
Gabi Rothmüller unterstützt.<br />
Am Klavier wurden die Sänger und Sängerinnen<br />
von Christiane Katzer begleitet.<br />
Das Konzert war ein bunter Streifzug<br />
durch verschiedene Musicals, Überzeugende<br />
solistische Auftritte und Beiträge<br />
des Ensembles wechselten sich ab, verschiedene<br />
Chorstücke wurden mit beeindruckenden<br />
Choreographien aufgeführt.<br />
Das Publikum, darunter auch Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco und Geschäftsführer<br />
Klaus Gufler, war begeistert darüber,<br />
wie man in so kurzer Zeit eine so tolle<br />
Show einlernen kann.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Singen, tanzen, sporteln<br />
KAS-Woche wieder ein großer Erfolg<br />
47 Kinder erlebten im Juli unter dem Motto<br />
„Sport-Songs-Dance“ eine „Kreativ-Aktiv-<br />
Singwoche" (KAS) in Neustift. Ganz im<br />
Sinne der Jugendförderung des Südtiroler<br />
Chorverbandes standen auch in dieser<br />
Ausgabe der beliebten Singwoche Spiel,<br />
Spaß und Gesang.<br />
Tanzen und Sport im Vordergrund: Mit<br />
diesen unterschiedlichen Angeboten<br />
und einem professionellen Referenten-<br />
Team lernten die Kinder nicht nur viel<br />
im Bereich Chorsingen, sondern hatten<br />
auch eine Menge Spaß und ein unvergessliches<br />
Gemeinschaftserlebnis. Die<br />
Kinder wurden von den Referent*innen<br />
Renate Unterthiner, Franziska Seiwald,<br />
Sabrina Fraternali und Stefan Stuefer<br />
musikalisch bzw. sportlich betreut, außerdem<br />
sorgten die Betreuerinnen Evi<br />
47 Kinder erlebten eine Woche lang Spiel, Spaß und Gesang bei der KAS-Woche in Neustift.<br />
Foto: SCV<br />
Hasler, Kathrin Hasler und Lea Peer für<br />
eine unvergessliche Ferienwoche. Im Anschluss<br />
an die Ferienwoche wurde allen<br />
Eltern ein kleiner Film als Erinnerung an<br />
die KAS-Woche <strong>2023</strong> zugeschickt. Da-<br />
durch konnten sie sich selbst ein Bild<br />
machen, wie wertvoll solche Angebote<br />
für die psychosoziale und musikalische<br />
Entwicklung der Kinder sind.<br />
Paul Bertagnolli<br />
KulturFenster<br />
13 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
„Ach du Schreck – Tubinos Hut ist weg“<br />
Kinder- und Jugendchor Ehrenburg & Friends:<br />
Uraufführung des Musiktheaters im Brunecker Ragenhaus<br />
Fotos: Kinder- und Jugendchor Ehrenburg<br />
Zu einem großartigen Erfolg wurde die Uraufführung<br />
des Musiktheaters „Ach du Schreck,<br />
Tubinos Hut ist weg“ am 16. und 17. September<br />
<strong>2023</strong> im Brunecker Ragenhaus.<br />
Die 90 Sängerinnen und Sänger im Alter<br />
von 4 bis 13 Jahren (Kinderchor- und<br />
Jugendchor Ehrenburg & Friends) unter<br />
der Leitung von Angelika Brunner und die<br />
schauspielenden Musikerinnen und Urheberinnen<br />
des Stückes Maria E. Brunner<br />
(Musik/Liedtexte)<br />
und Veronika Prünster<br />
(Text/Regie) sangen<br />
und spielten mit einer<br />
Begeisterung, die sich<br />
bei den Aufführungen<br />
von Anfang an auf das<br />
Publikum in dem bis<br />
auf den letzten Platz<br />
besetzten Ragenhaus<br />
übertrug.<br />
Im neuen Abenteuer<br />
von Tubino, Flutina<br />
und Vokalina brachen<br />
die drei Freunde zu<br />
einer gemeinsamen<br />
Wanderung auf. Plötzlich<br />
aber wurde Tubinos<br />
geliebter Hut von<br />
einem Windstoß weggetragen und schon<br />
begann eine erlebnisreiche Geschichte, die<br />
von insgesamt 90 Mädchen und Jungen<br />
mit akkurat einstudierten, flotten Songs und<br />
getragenen Liedern kommentiert wurde.<br />
Sie schlüpften dabei in verschiedene Rollen,<br />
wie zauberhafte Wesen, coole Schafe,<br />
Bergkamerad:innen uvm. Dem Konzept des<br />
Stückes liegen unter anderem viele sich<br />
wiederholende Interaktionen mit dem Publikum<br />
zugrunde. Mit dem schwungvollen<br />
Leitmotiv „Schritt für Schritt, es wird uns<br />
gelingen, den Hut von Tubino wieder zu<br />
finden!” wanderten die drei Freunde samt<br />
Publikum stets weiter zur nächsten „Station”.<br />
Der sich wiederholende Hut-Rap, vorgetragen<br />
von Flutina und Vokalina, harmonisch<br />
untermalt von Tubinos Bluesline und<br />
ergänzt von Bodypercussion<br />
des Chores,<br />
erklärte den verschiedenen<br />
Figuren immer<br />
wieder den Grund ihrer<br />
Suche. Mit besonderer<br />
Begeisterung<br />
und Intensität trugen<br />
die jungen Sängerinnen<br />
und Sänger<br />
den Song der erzürnten<br />
Kobolde vor.<br />
„Falsche Richtung!”<br />
so riefen die Bergkameraden<br />
am Ende<br />
des Stückes zu den<br />
3 Freunden, welche<br />
sich im Hochgebirge<br />
äußerst ungeschickt<br />
fortbewegten und beinahe den Gipfel samt<br />
verlorenen Hut verfehlten. Nach den finalen<br />
gemeinsamen acht Schritten endete<br />
das höchst unterhaltsame Stück mit<br />
einem erlösenden Gipfeljuchizer und dem<br />
Abschlusslied „Hurra, Hurra, Tubinos Hut<br />
ist da!” Das Publikum bedankte sich mit<br />
tosendem Applaus. Instrumental begleitet<br />
wurden die Sängerinnen und Sänger<br />
von Maria E. Brunner (Vokalina) am Flügel,<br />
von Veronika Prünster (Flutina) mit<br />
der Querflöte, Michael Pircher (Tubino)<br />
mit der Tuba und Matthäus Winkler an<br />
der Steirischen Harmonika. Die Rolle des<br />
Erzählers hatte Stefan Ghedina inne. Ursula<br />
Pattis fertigte die verschiedenen Applikationen<br />
und Kostüme an.<br />
Als Ehrengästen besuchten Erich Deltedesco,<br />
Obmann des Südtiroler Chorverbandes,<br />
Klaus Gufler, Geschäftsführer des<br />
Südtiroler Chorverbandes, Johann van der<br />
Sandt, künstlerischer Leiter des Landesjugendchores<br />
Südtirol, Stefan Brunner,<br />
Obmann des Kinder- und Jugendchores<br />
Ehrenburg und Christian Weger von der<br />
Raiffeisenkasse Bruneck die Premiere.<br />
Erich Deltedesco zeigte sich überaus begeistert<br />
und gratulierte den Kindern und<br />
Jugendlichen zu ihrer hervorragenden<br />
sängerischen Darbietung. Er betonte die<br />
wissenschaftlich belegte Bedeutung des<br />
Singens, die Wichtigkeit über den frühen<br />
Zugang zu Musik und Gesang und die Verknüpfung<br />
von Musik, Sprache, Rhythmus<br />
und Bewegung als Grundlage einer optimalen,<br />
ganzheitlichen Bildung und Erziehung.<br />
Im Anschluss bedankte sich Erich<br />
Deltedesco für das großartige Engagement<br />
aller Initiator*innen und Mitwirkenden.<br />
Das Projekt wurde freundlicherweise vom<br />
Amt für Kultur der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol<br />
und der Raiffeisenkasse Bruneck<br />
(Geschäftsstelle Ehrenburg) unterstützt.<br />
Kinder- und Jugendchor Ehrenburg<br />
KulturFenster<br />
14 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Singen ist `ne coole Sache<br />
LaSiDo- Music: Sing-Camp im Bühlerhof in Sarns bei Brixen<br />
Foto: Lasido Music<br />
Bereits zum dritten Mal fand im Juli <strong>2023</strong><br />
die Sommer-Sing-Camp-Woche im Bühlerhof<br />
statt. Über 70 Kinder und Jugendliche<br />
beteiligten sich daran.<br />
Das Bildungsangebot dieser Woche war für<br />
die Sängerinnen und Sänger eine einzigartige<br />
Erfahrung, in welcher sie beim gemeinsamen<br />
Singen, Tanzen und Musizieren viel<br />
Freude und Spaß erleben konnten. Zeitgleich<br />
wurden sie gezielt auch für soziale und emotionale<br />
Aspekte sensibilisiert, z.B. umsichtiger<br />
und respektvoller Umgang miteinan-<br />
der, Ausdauer und Konzentration, Disziplin<br />
und Solidarität sowie Stärkung des Selbstbewusstseins.<br />
Die verschiedenen Workshops<br />
wurden von Johann van der Sandt<br />
(Künstlerischer Leiter des Landesjugendchores<br />
Südtirol, Professor für Musikdidaktik<br />
an der Universität Bozen/Brixen) von<br />
Bea de Wit (Musikpädagogin mit Schwerpunkt<br />
Musik und Gesang) und von Angelika<br />
Brunner (Musikpädagogin, Chorleiterin)<br />
mit großem Engagement geleitet. Musikalisch<br />
unterstützt wurde das Team von den<br />
Studenten Nelu van der Sandt, Janthé van<br />
der Sandt, Matthäus Winkler und Emil Hoffmann.<br />
Zwischendurch konnten sich die Kinder<br />
im großzügigen Garten sportlich betätigen.<br />
Die Mädchen und Jungen waren mit<br />
Freude und Begeisterung dabei und freuten<br />
sich Singspiele, multikulturelle Volkslieder,<br />
klassische Kinderlieder und natürlich Südtiroler<br />
Volkslieder beim Abschlusskonzert<br />
dem zahlreichen Publikum vorzutragen.<br />
Auch im kommenden Sommer findet erneut<br />
eine Sing-Camp-Woche statt, zu welcher interessierte<br />
Kinder herzlich eingeladen sind.<br />
Lasido Music<br />
Wir suchen EUCH und eure Geschichten!<br />
Ihr seid „jung“ und „stimmgewaltig“?<br />
Ihr seid ein Kinderchor, ein Jugendchor, ein junges Ensemble<br />
oder eine junge Singgruppe? … Dann würden wir euch gerne<br />
unseren Leser*innen vorstellen und zeigen, dass es euch gibt.<br />
Wir berichten auch gerne laufend über<br />
eure Konzerte, Projekte und Aktivitäten.<br />
Schreibt uns einfach eine E-Mail an<br />
info@scv.bz.it<br />
Wir freuen uns schon, eure<br />
Geschichten zu teilen!<br />
KulturFenster<br />
15 05 <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
hingehört<br />
Wenn ich einmal gestorben bin…<br />
Ein Komponist stellt sich vor<br />
Mein Name ist Johann Rieder, Jahrgang<br />
1972, und ich komme aus Rodeneck. Seit<br />
über 30 Jahren spiele ich volkstümliche Unterhaltungsmusik,<br />
und 2014 kam ich auf die<br />
Idee, selber ein Lied zu schreiben. Da dies<br />
auf Anhieb gut geklappt<br />
hat, habe ich im Laufe der<br />
Jahre drei CDs als „Hons<br />
& Flor“ bzw. Hons Rieder<br />
veröffentlicht.<br />
35<br />
23<br />
11<br />
Wenn ich einmal gestorben bin<br />
Musik und Text: Hons Rieder<br />
Verlag:Newport Music Publishing<br />
= 102<br />
S<br />
A<br />
T<br />
B<br />
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Hand<br />
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kennt<br />
Das Spielen sämtlicher Instrumente (Steirische<br />
Harmonika, E-Bass, E-Gitarre, Bariton,<br />
Flügelhorn, Alphorn und Keyboard)<br />
habe ich mir großteils selber beigebracht.<br />
Komponiert habe ich auch für Blasmusik,<br />
Kärntnerlieder und Kirchenlieder.<br />
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2022 verstarb der Vater einer Jahrgangskollegin,<br />
den ich gut kannte. Am nächsten<br />
Tag entstand in ein bis zwei Stunden während<br />
meiner Arbeit dieses Lied. Paul Gasser,<br />
Chorleiter in Pfunders hat das Lied<br />
dann vierstimmig gesetzt.<br />
Johann Rieder<br />
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Satz:Paul Gasser<br />
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<br />
©by Hons Rieder 2022<br />
KulturFenster 16<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Chorwesen<br />
„Singen tuat guat“<br />
Almsingen auf der Welschellner Alm<br />
Besonders stark vertreten waren heuer beim Almsingen die Jugendchöre.<br />
Foto: Raimund Promberger<br />
Unter dem Motto „Cinaté fej bun! – Singen<br />
tuat guat! – Cantare fa bene!“ lud am 20.<br />
August der MGV Col dla Vedla aus Rina/Welschellen<br />
zum 12. Almsingen auf die Welschellner<br />
Alm ein.<br />
13 Chöre nahmen bei herrlichem Wetter<br />
am Almsingen teil. Die Chöre und die vorgetragene<br />
Literatur waren recht abwechslungsreich<br />
und spiegelten die Südtiroler<br />
Chorlandschaft wieder. Neben den traditionellen<br />
Männerchören (MGV Taufers, MGV<br />
Welsberg und MGV Col dla Vedla) traten die<br />
Singgemeinschaft Hammerbach – Grainau<br />
aus Garmischpartenkirchen, die Terzette „A<br />
pêr de Sorëdl“ und „Excitas“, der Kirchenchor<br />
d´Al Plan/St. Vigil in Enneberg und<br />
der Kirchenchor Rina/Welschellen auf, der<br />
bei allen zwölf Almsingen mitgewirkt hat.<br />
Heuer traten erstmals mehrere Jugendgruppen<br />
auf, wie der Kinder- und Jugendchor<br />
Oberrasen, der Cor Antervoises aus<br />
Antermëia/Untermoj, die Mosaic Singers &<br />
Players aus Al Plan/St. Vigil in Enneberg,<br />
sowie der Cor Phliia aus dem oberen Gadertal<br />
auf, die mit ihrem jugendlichen Elan<br />
für frischen Schwung sorgten.<br />
Nachdem heuer erstmals eine große<br />
Mehrheit der Gruppen aus dem Gadertal<br />
stammte, wurde ein Großteil der Chorlite-<br />
ratur in ladinischer Sprache vorgetragen.<br />
Von den insgesamt 25 vorgetragenen Liedern<br />
waren 12 in ladinischer Sprache. Es<br />
wurden Werke von Jeppele Frontul, Franz<br />
Comploi, Bruno Rives, Marion Palfrader, Iarone<br />
Chizzali mit Texten von Angelo Trebo,<br />
Siur Iaco Ploner, Pio Baldissera und Lois<br />
Ellecosta vorgetragen. Es zeigte sich mal<br />
wieder aus welch großem Fundus die ladinische<br />
Chorliteratur schöpfen kann.<br />
Zum Abschuss des Konzertes traten alle 180<br />
Sänger nochmals auf die Bühne und sangen<br />
das Lied „Na sëra serëna“ von Jeppele<br />
Frontull vor, ein wahrlich beachtlicher Chor.<br />
August Gasser<br />
Redaktionsschluss für<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für das Chorwesen<br />
senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Mittwoch, 15. November <strong>2023</strong><br />
17<br />
KulturFenster 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Auch am Dirigentenpult ist man von Routineblindheit,<br />
Gewohnheiten und unbewusst<br />
erlernten Mustern nicht gefeit, die sich über<br />
Jahre hinweg einschleifen können. Es ist daher<br />
wichtig, dass wir unsere Arbeitsweise immer<br />
wieder hinterfragen und hinterfragen lassen.<br />
KulturFenster<br />
18 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
eflektiert<br />
41 Gewohnheiten<br />
guter und schlechter Dirigenten<br />
Eine Grundlage zur Selbstreflexion von Manuel Epli<br />
Wer sich für Aus- und Weiterbildungsangebote<br />
für Kapellmeister interessiert, der<br />
ist sicherlich auch schon über den Namen<br />
„Manuel Epli“ gestolpert oder hat an seiner<br />
Online-Akademie oder einem seiner Workshops<br />
teilgenommen.<br />
Als gefragter Gastdirigent, Juror, Dozent und<br />
Referent ist ihm die Wissensvermittlung<br />
und Weitergabe seiner Erfahrungen<br />
seit vielen Jahren ein großes Anliegen.<br />
In den Fachzeitschriften<br />
„Brawoo“ (früher „Clarino“<br />
und „Eurowinds“) und „Blasmusik<br />
in Bayern“ veröffentlicht<br />
er regelmäßig Fachartikel<br />
zu Themen wie das Wertungsspiel-<br />
und die Wettbewerbsvorbereitung,<br />
die Sitzordnung im Blasorchester,<br />
die Probenmethodik, die<br />
Orchesterführung sowie die Vereinsführung<br />
und -entwicklung.<br />
Gewohnheiten hinterfragen<br />
und hinterfragen lassen<br />
Für das „KulturFenster“ hat er uns die<br />
folgende Auflistung der 41 Gewohnheiten<br />
guter und schlechter Dirigenten zur Verfügung<br />
gestellt, welche als Grundlage für eine<br />
Selbstreflektion bestens geeignet sind. Dabei<br />
streift er alle Facetten einer Musikkapelle<br />
– von musikalischen bis hin zu sozialen<br />
und zwischenmenschlichen Bereichen.<br />
Gewohnheiten sind erlernte Muster, die<br />
sich über Jahre hinweg einschleifen. Daraus<br />
entstehen oft gute und manchmal<br />
auch schlechte Gewohnheiten. Es ist<br />
wichtig, dass wir von Zeit zu Zeit unsere<br />
Gewohnheiten hinterfragen und hinterfragen<br />
lassen. Aus- und Weiterbildungen<br />
bieten hier eine gute Möglichkeit, diese<br />
Zur Person:<br />
Gewohnheiten durch Experten beleuchten<br />
zu lassen. Aber auch ehrliche Feedbacks<br />
von Kollegen und Freunden helfen<br />
uns, schlechte Gewohnheiten zu<br />
erkennen. Vor allem müssen wir aber<br />
selbst immer wieder unsere Gewohnheiten<br />
hinterfragen.<br />
Meinhard Windisch<br />
Manuel Epli wurde am 16. April 1983 in Ulm geboren. Er<br />
studierte Blasorchesterleitung am Vorarlberger Landeskonservatorium<br />
und an der Kunst- und Musikhochschule von<br />
Arnheim, Enschede und Zwolle und beendete dieses Studium<br />
mit dem Bachelor of Music. An der Musikuniversität<br />
Mozarteum Salzburg schloss Manuel Epli seine Dirigierstudien<br />
mit dem Master of Arts ab. Wertvolle Impulse erhielt Manuel Epli<br />
durch ein Privatstudium bei Prof. Pierre Kuijpers. Beim Blasorchesterwettbewerb<br />
„Internationales Musikfestival Prag 2009“ wurde er als bester Dirigent<br />
des Wettbewerbs ausgezeichnet.<br />
Manuel Epli ist als Gastdirigent, Juror, Dozent und Referent ein gefragter Fachmann<br />
in Sachen Blasorchesterleitung.<br />
Das 360°-Coaching für Blasorchesterdirigenten und der Privatunterricht in Blasorchesterleitung<br />
finden per Zoom oder in der Musikschule der Bläserphilharmonie<br />
der Stadt Blaustein statt.<br />
Kontaktadresse: Tannenweg 12<br />
D-89134 Blaustein –Tel. +49 176 64138721<br />
email@manuelepli.de – www.manuelepli.de<br />
KulturFenster<br />
19 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
eflektiert<br />
Auflistung der 41 guten<br />
und schlechten Gewohnheiten<br />
Gute Dirigenten<br />
Schlechte Dirigenten<br />
Gehen in die Tiefe und legen den Finger<br />
in die Wunde. Und zwar so lange bis es<br />
passt.<br />
Fordern immer Disziplin und Verbindlichkeit<br />
ein. Und zwar fachlich wie<br />
organisatorisch.<br />
Probe = Zusammenfügen und Vereinheitlichen<br />
von Einzelleistungen.<br />
Oberflächliches Arbeiten, wollen<br />
keinem weh tun. „Nächste Woche<br />
klappt das schon, heute ist ein<br />
schlechter Tag…“<br />
Akzeptieren Unruhe in der Probe und<br />
auch sonst fast alles andere.<br />
Probe = Üben der Einzelstimmen<br />
Gehen neue Wege und hinterfragen<br />
grundsätzlich die „Traditionen“ und den<br />
„common sense“ der Blasmusik(szene).<br />
Lassen sich von der Masse „inspirieren“<br />
und folgen treu und unreflektiert der<br />
restlichen Schafherde.<br />
Fordern fachlich sehr viel und sind<br />
schwer zufriedenzustellen.<br />
Haben ein gutes Gefühl für die<br />
Außendarstellung des Vereins und<br />
für das Marketing (Website, Flyer,<br />
Anzeigen, Facebook, etc.).<br />
Haben eine starke eigene Klangvorstellung<br />
und passen diese nicht an den<br />
Output des Orchesters an.<br />
Haben ein geringes Anforderungsniveau<br />
und sind mit fast allem zufrieden.<br />
Unprofessionelle Darstellung des<br />
Vereins nach außen („Ist ja nur ein<br />
Hobby, die Leute verstehen schon,<br />
dass wir da nicht viel Zeit investieren<br />
können…“).<br />
Passen sich schnell an den Output an,<br />
den das Orchester liefert.<br />
Wissen, dass sie nicht jeden Musiker im<br />
Orchester halten können und müssen.<br />
Hinterfragen sich und das eigene<br />
Handeln (zu) oft.<br />
Arbeiten regelmäßig an der<br />
Phrasierung und sind die musikalische<br />
Quelle des Orchesters.<br />
Glauben, dass man keinen Musiker verlieren<br />
darf. Egal wie viel Schaden er in<br />
der und für die Gruppe anrichtet.<br />
Unkritische Wahrnehmung des eigenen<br />
Könnens und Auftretens.<br />
Am Parameter Ausdruck wird nicht<br />
gearbeitet. Wenige oder überhaupt<br />
keine musikalische Ideen.<br />
KulturFenster<br />
20 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
Authentischer Humor. Lieber weniger<br />
und gut.<br />
Wissen, dass der größte Indikator für<br />
den Erfolg eines Orchesters die<br />
Netto-Übezeit der Musiker ist.<br />
Verstehen das Orchester als Teil des<br />
Systems „Verein“.<br />
„Pseudowitzig“. Die Flachwitze<br />
kommen im 5-Minuten-Rhythmus.<br />
Glauben, dass die Wahl der<br />
Einspielübung oder die Art des<br />
Einstimmens einen Einfluss darauf hat,<br />
ob ein Orchester erfolgreich ist.<br />
Sehen sich als Angestellte des Vereins und<br />
sind nur der Dirigent des Orchesters. Der<br />
Rest wird einfach ausgeblendet.<br />
Operationalisieren ein durchgängiges<br />
Konzept für die Jugendarbeit.<br />
Keine Toleranz für Alkohol in der Probe.<br />
Haben kein Interesse an der<br />
Jugendarbeit. Oft haben sie das Thema<br />
nicht einmal „auf dem Schirm“.<br />
Akzeptieren Alkohol in der Probe.<br />
Die Kritikbereitschaft (gegenüber den<br />
richtigen Leuten) ist groß.<br />
Die Noten werden spätestens 4<br />
Wochen vor der ersten Probe mit<br />
Aufnahmen ausgegeben.<br />
Verfügen über eine hohe<br />
Weiterbildungsbereitschaft.<br />
Haben den richtigen Lehrer zum<br />
richtigen Zeitpunkt.<br />
Alle Partituren sind liebevoll bis ins<br />
Detail vorbereitet und eingerichtet.<br />
Das Publikum liebt die Programmgestaltung<br />
und die aufgeführten<br />
Werke („Dirigent hat einen guten<br />
Geschmack“).<br />
Es wird seriös geprobt, es werden gute<br />
Konzerte gespielt und danach wird<br />
gefeiert.<br />
Das Ego ist groß, die Kritikbereitschaft<br />
dagegen klein.<br />
Die Notenausgabe findet in der ersten<br />
Probe statt. Die Musiker üben vorher ja<br />
sowieso nicht…<br />
Der jährliche Dirigententag des<br />
Kreisverbandes reicht völlig aus.<br />
Glauben, dass sie nur von einem<br />
Dirigierprofessor etwas lernen können,<br />
obwohl sie keinen Auftakt richtig<br />
schlagen können und maximal einen<br />
C3-Abschluss haben.<br />
Eine Partitur wird so geprobt wie sie<br />
vom Musikverlag geliefert wird.<br />
Seltsame Programme, die vom<br />
Publikum mit Höflichkeits-Applaus<br />
beklatscht werden (u. a. Denkfehler wie<br />
„atonal/modern/schwer = gut“).<br />
Es muss allen zu jedem Zeitpunkt<br />
„Spaß“ machen. Was immer das dann<br />
auch heißen mag… Insbesondere<br />
natürlich in jeder Probe.<br />
KulturFenster<br />
21 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
eflektiert<br />
Lassen nicht locker und setzen die<br />
eigene Überzeugung durch, um den<br />
Verein bzw. das Orchester weiter voranzubringen.<br />
Auch wenn es manchmal<br />
unbequem und anstrengend ist…<br />
Akzeptieren jegliche Art von Ausreden<br />
seitens der Musiker und der<br />
Vorstandschaft etwas nicht zu tun.<br />
Fokussierung auf die richtigen<br />
Parameter (z. B. Orchesterschulung).<br />
Zeitverschwendung durch (übertriebene)<br />
Fokussierung auf die falschen Dinge<br />
(wie z. B. auf die Literaturkunde).<br />
Regen sich darüber auf, wenn das<br />
Orchester einfach nicht besser werden<br />
will. Große – manchmal auch zu<br />
große – emotionale Verbundenheit mit<br />
der Sache.<br />
Wissen, dass sich Erfolg aus vielen kleinen<br />
Bausteinen ergibt. Von der Literatursuche,<br />
über die Orchesterschulung<br />
und die Probenmethodik bis hin zur<br />
Vereinsführung und dem Marketing.<br />
Sind immer gut drauf, auch wenn das<br />
Orchester den größten Mist<br />
zusammenspielt. „Sind ja nur Laien, die<br />
das als Hobby machen und keine Zeit<br />
zum Üben haben…“<br />
Sind immer auf der Suche nach einer<br />
neuen Variante des Einstimmens und<br />
glauben, dass es das Erfolgsgeheimnis<br />
ist.<br />
Haben ein sehr gutes Gefühl für<br />
Stimmungen im Orchester bzw. Verein.<br />
Volle Konzerte mit toller Presse nach<br />
dem Konzert.<br />
Dokumentieren alles bis ins Detail<br />
(Seminare, Unterrichtsstunden,<br />
Coaching-Sessions, Proben, etc.)<br />
Interessante und zielgerichtete Probenarbeit<br />
bei der die natürliche Lernkurve<br />
des Orchesters beschleunigt wird.<br />
Aufgeschriebene Inhalte werden<br />
systematisiert und auswendig gelernt.<br />
Arbeiten direkt an einem Werk und<br />
lagern das Einspielen in den Verantwortungsbereich<br />
der Musiker aus.<br />
Sind überrascht, wenn ihnen gekündigt<br />
wird, obwohl sie seit einem Jahr zu keiner<br />
Vorstandssitzung mehr eingeladen wurden.<br />
Spielen regelmäßig vor einem<br />
halbleeren Saal. Und zwar jedes<br />
Konzert. Trotzdem wird das eigene Tun<br />
nicht hinterfragt.<br />
Schreiben nichts mit. Ein passives<br />
Konsumieren der Inhalte reicht für sie<br />
völlig aus.<br />
Es wird mal das, mal jenes geprobt. Die<br />
Probe hat keine Struktur und die Auswahl<br />
der Stellen ist beliebig.<br />
Bleiben auf der Kennen-Ebene hängen<br />
und erreichen nie die Ebenen „Können“<br />
und „Tun“.<br />
Sind davon überzeugt, dass der Erfolg<br />
der Probenarbeit von der Wahl der<br />
richtigen Einspielübung abhängt.<br />
Meister im Zerlegen eines Werkes.<br />
Meister des Durchspielens.<br />
KulturFenster<br />
22 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Haben den Glaubensgrundsatz:<br />
Üben → Wertschätzung → Motivation.<br />
Es ist eine große Bereitschaft<br />
vorhanden, Geld in die eigene<br />
Ausbildung zu investieren.<br />
Schätzen alle Musiker im Orchester<br />
gleich wert.<br />
Interessieren sich für alle Randbereiche<br />
des „Dirigentendaseins“<br />
(Organisationsentwicklung, Führung,<br />
Motivation, Positionierung, etc.).<br />
Nutzen die aktuelle Situation, um mit<br />
dem Orchester auf der Ensemble-<br />
Ebene zu arbeiten und organisatorische<br />
Themen anzugehen.<br />
Wissen, dass hinter jeder guten<br />
Leistung viel, viel Arbeit mit dem<br />
eigenen Orchester steckt.<br />
Versuchen gute junge Musiker so früh<br />
wie möglich in die Vereins- und<br />
Probenarbeit einzubinden.<br />
Die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten<br />
ist kleiner als die tatsächlichen<br />
Fähigkeiten.<br />
Das machen<br />
Folgen dem Glaubensgrundsatz:<br />
Wertschätzung → Motivation → Üben.<br />
Der jährliche Dirigententag mit einem<br />
Unkostenbeitrag von 10 € ist fast schon<br />
zu teuer.<br />
Haben Lieblinge im Orchester und<br />
reden auch immer mit den gleichen<br />
Musikern.<br />
Glauben, dass das Dirigieren schon<br />
schwer genug ist und dass es reicht,<br />
wenn man das kann.<br />
Stecken den Kopf in den Sand und<br />
suchen Ausreden nichts zu tun. „Was<br />
sollen wir auch machen, wenn wir nicht<br />
im Tutti proben dürfen...“<br />
Sind davon überzeugt, dass es<br />
ausreicht, in der Generalprobe 15<br />
Aushilfen aus seinem 2. Orchester<br />
reinzusetzen.<br />
Fördern, dass Jugendliche in einem<br />
Verbandsorchester mitspielen und<br />
glauben, dass dadurch das eigene<br />
Orchester besser wird.<br />
Die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten<br />
ist größer als die tatsächlichen<br />
Fähigkeiten.<br />
Das nicht machen<br />
Foto: VSM<br />
KulturFenster<br />
23 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
9. Südt. Dirigentenwerkstatt<br />
mit Karl Geroldinger<br />
Probelokal MK Auer<br />
https://vsm.bz.it<br />
03.-04.11.<strong>2023</strong><br />
VSM intern<br />
Alles Gute zum<br />
75. Geburtstag des VSM<br />
Ein Rückblick auf den 28. August <strong>2023</strong><br />
Das Geburtstagswochenende<br />
Am letzten August-Wochenende haben<br />
viele Musikkapellen bei ihren Veranstaltungen<br />
und Konzerten den 75. Geburtstag<br />
des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
gefeiert. Zudem waren die Kapellen eingeladen,<br />
unserer Redaktion Infos und Fotos<br />
dazu zu schicken. Marion Künig, die Medienreferentin<br />
des VSM-Bezirks Bozen,<br />
betreut auch den Auftritt des Verbandes<br />
in den Sozialen Medien und hat das zugesandte<br />
Fotomaterial gesammelt und<br />
in einem Facebook-<br />
Reel zusammengefasst.<br />
Das Video kann<br />
mit diesem folgenden<br />
QR-Code abgerufen<br />
werden.<br />
Das Geburtstagsgedicht<br />
Petra Hofer (rechts) überreichte<br />
Andreas Bonell und<br />
Martina Lunger die Geburtstagstorte<br />
für den VSM.<br />
Foto: VSM<br />
Die Geburtstagstorte<br />
Am Montag, dem 28. August <strong>2023</strong>, klopfte<br />
Petra Hofer, die Obfrau der Stadtmusikkapelle<br />
Meran, an die Tür des VSM-Büros<br />
im 3. Stock des Waltherhauses in Bozen.<br />
Sie überbrachte persönlich die Glückwünsche<br />
zum 75. VSM-Geburtstag und<br />
überreichte dazu dem Geschäftsführer<br />
Andreas Bonell und der Sekretärin Martina<br />
Lunger eine leckere Erdbeertorte.<br />
Wir bedanken uns für diese gelungene<br />
Überraschung.<br />
Stephan Niederegger<br />
Nicht nur der VSM, sondern auch die Musikkapelle Kortsch hat heuer allen Grund<br />
zum Feiern, nämlich ihr 100-jähriges Bestehen. Dazu haben die Musikant*innen<br />
der Jubelkapelle kurzerhand den bekannten Heimatland-Marsch von Sepp Neumayr<br />
neu getextet:<br />
Die Kortscher Musi sind wir,<br />
100 Jahr spielen wir schon hier.<br />
Polka, Marsch und Modern,<br />
das spielen wir für Sie doch gern!<br />
Gute Stimmung – hallo,<br />
macht uns jetzt alle froh.<br />
Klatschen Sie jetzt alle mit,<br />
ja das wär’ für uns der Hit.<br />
Der VSM feiert heut',<br />
ja und wir sind alle erfreut:<br />
75 Jahre jung,<br />
aber immer noch mit großen Schwung.<br />
Lasst uns heute fröhlich sein<br />
und stoßen an mit einem Wein.<br />
Gratulieren, das ist klar,<br />
bald sind voll die 100 Jahr!<br />
Hier gibt’s das Video zum<br />
„VSM-Jubiläumsmarsch“.<br />
KulturFenster<br />
24 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
Ein Orchester im Aufschwung<br />
Das Südtiroler Jugendblasorchester (SJBO) begeistert bei zwei Konzerten.<br />
Im wahrsten Sinne des Wortes aufhorchen ließ das Südtiroler Jugendblasorchester bei zwei Konzerten in Meran und Brixen.<br />
Vom 15. bis 22. Juli fand die traditionelle<br />
Orchesterwoche des Südtiroler Jugendblasorchesters<br />
(SJBO) statt, dieses Jahr erstmals<br />
im Vinzentinum in Brixen. Rund 60<br />
talentierte Jungmusikerinnen und Jungmusiker<br />
präsentierten unter der Leitung von<br />
Karl Geroldinger ihr Können bei zwei Konzerten<br />
in Meran und Brixen. Ein Rückblick<br />
auf eine ereignisreiche Woche.<br />
Beginn mit Teilproben<br />
Am Samstag, 15. Juli <strong>2023</strong>, um 9 Uhr,<br />
versammelten sich rund 60 talentierte<br />
Jungmusikerinnen und Jungmusiker aus<br />
ganz Südtirol im Innenhof des Bischöflichen<br />
Institutes Vinzentinum und waren<br />
bereit für eine Woche im Zeichen der sinfonischen<br />
Blasmusik. Nachdem die wichtigsten<br />
Hausregeln bekannt gegeben worden<br />
waren, wurden die Referent*innen<br />
für die Teilproben vorgestellt. In den folgenden<br />
zweieinhalb Tagen arbeiteten sie<br />
sich gemeinsam mit ihren Schützlingen<br />
durch das Programm, sodass diese gut<br />
vorbereitet in die Gesamtproben unter Dirigent<br />
Karl Geroldinger gehen konnten.<br />
Selbstverständlich gönnten die Referenten<br />
den jungen Musiker*innen immer wieder<br />
eine Verschnaufpause. So begaben<br />
sich zum Beispiel einige kaltblütige tiefe<br />
Blechbläser am zweiten Tag zum Schalderer<br />
Bach, wo die hochsommerlichen<br />
Temperaturen für einige Stunden vergessen<br />
wurden und sie sich mit Atemübungen<br />
und Eisbädern mental für die intensive<br />
Woche rüsteten.<br />
Gesamtproben mit<br />
Dirigent Karl Geroldinger<br />
Am Montagnachmittag wurden die<br />
Referent*innen verabschiedet, und die<br />
musikalische Arbeit verlagerte sich in die<br />
Vollproben, welche im neuen und perfekt<br />
ausgestatteten Probelokal der Bürgerkapelle<br />
Brixen stattfanden. Karl Geroldinger<br />
hat für die beiden Konzerte ein höchst anspruchsvolles<br />
und abwechslungsreiches<br />
Programm ausgewählt. Neben einigen<br />
bedeutenden Originalwerken wie „Bacchus<br />
on Blue Ridge" (Joseph Horovitz)<br />
und „Blue Shades" (Frank Ticheli) standen<br />
auch einige Bearbeitungen auf dem<br />
Programm: Zum einen das ursprünglich<br />
für Brass Band geschriebene und von Anton<br />
Bruckner inspirierte Werk „Toccata e<br />
Fantasia“, zum anderen Transkriptionen<br />
sinfonischer Werke wie „Orb and Sceptre"<br />
(Konzertmarsch von William Walton), „Till<br />
Der Dirigent Karl Geroldinger gab alles, um<br />
das Orchester zum verdienten Erfolg zu führen.<br />
Fotos: Mathias Gamper<br />
KulturFenster<br />
25 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
VSM intern<br />
Saxophone<br />
Euphonien<br />
Eulenspiegels lustige Streiche" (Richard<br />
Strauss) und die „Polowetzer Tänze" (Alexander<br />
Borodin). Insbesondere die beiden<br />
letztgenannten Werke stellten hohe<br />
Anforderungen an die ehrgeizigen jungen<br />
Musiker*innen, da sie selbst so manchen<br />
erfahrenen Profi an seine Grenzen bringen<br />
würden. Die jungen Talente bewältigten<br />
diese Herausforderungen jedoch<br />
mit Bravour und versetzten bei den Aufführungen<br />
viele Zuhörer ins Staunen. Zudem<br />
wurden für den Beginn des zweiten<br />
Konzertteils die vom VSM in Auftrag gegebene<br />
„Juibiläumsfanfare“ von Tobias<br />
Psaier einstudiert. Als Zugaben wurden<br />
die Stücke „Pasodobles para Santa Cecilia<br />
y los Héroes de España" (Stephen<br />
L. Melillo) und „Hands Across The Sea"<br />
Wer noch einen weiteren Einblick in<br />
die Orchesterwoche des SJBO gewinnen<br />
möchte, kann dies auf Instagram<br />
tun: Erstmals wurde die Woche in den<br />
sozialen Medien begleitet und einer breiten<br />
Anhängerschaft wurden regelmäßig<br />
die schönsten und lustigsten Momente<br />
präsentiert. Über den nebenstehenden<br />
QR-Code geht's zum Instagram-Kanal<br />
des SJBO.<br />
Interessiert junge Musiker:innen können<br />
sich jederzeit beim Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen oder den beiden<br />
Verbandsjugendleiter-Stellvertretern<br />
Hannes Schrötter und Valeria Sullmann<br />
melden. Ein Vorspiel für das SJBO-Projekt<br />
2024 ist wiederum im April nächsten<br />
Jahres geplant.<br />
(John Philip Sousa) präsentiert. Eine erste<br />
Kostprobe erhielten einige Interessierte bereits<br />
am Dienstagabend, an dem eine offene<br />
Probe ausgeschrieben war und mehrere<br />
interessierte Kapellmeisterinnen und<br />
Kapellmeister dem Dirigenten Karl Geroldinger<br />
bei dessen Probenarbeit über die<br />
Schulter schauen konnten.<br />
Premiere in Meran und<br />
„musikalischer Spaziergang“<br />
in Brixen<br />
Das erste der beiden Konzerte fand am<br />
Donnerstag im Kurhaus von Meran statt,<br />
wo die Jungmusiker*innen eine äußerst<br />
beachtliche Leistung zeigten, vor allem<br />
wenn man bedenkt, dass das gesamte<br />
Programm in gerade einmal fünfeinhalb<br />
Probentagen einstudiert worden war.<br />
Am Freitag war die Anspannung bereits<br />
verflogen und da es sich um einen konzertfreien<br />
Tag handelte, hatte Dirigent<br />
Karl Geroldinger eine besondere Idee:<br />
Am Nachmittag spazierte das Orchester<br />
nach einer kurzen Probe in Richtung<br />
Brixner Innenstadt und überraschte die<br />
vielen Zaungäste mit einem spontanen<br />
Kurzkonzert vor dem Dom. Neben einigen<br />
kurzweiligen Stücken aus dem<br />
Klarinetten Oboen Hörner<br />
KulturFenster<br />
26 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
Posaunen<br />
Tuben<br />
Schlagzeug<br />
Konzertprogramm führte das Orchester<br />
unter anderem Giuseppe Verdis Triumphmarsch<br />
aus „Aida“ und die „Olympic<br />
Fanfare“ von John William auf. Beendet<br />
wurde die Aktion mit klingendem Ausmarsch<br />
in Reih und Glied.<br />
Zweites Konzert im<br />
Forum Brixen<br />
Am Samstagabend fand<br />
nach einem entspannten<br />
Vormittag das zweite<br />
Konzert statt, wo man<br />
im Vergleich zum ersten<br />
Auftritt eine beträchtliche<br />
Leistungssteigerung<br />
feststellen konnte. Die<br />
Musiker*innen spielten groß<br />
auf und rissen das Publikum mit<br />
ihrem Elan und ihrer großen Musikalität<br />
förmlich mit, sodass im beinahe vollbesetzten<br />
Forum von Brixen mehr als nur<br />
einmal Gänsehautstimmung aufkam und<br />
die Musiker*innen der diesjährigen Orchesterwoche<br />
ein standesgemäßes Ende<br />
bereiteten.<br />
Für das SJBO geht somit ein intensives<br />
Jahr mit zwei Arbeitsphasen zu Ende (im<br />
Mai fand bekanntlich ein Konzert zum<br />
großen VSM-Jubiläumswochenende statt).<br />
Dirigent Karl Geroldinger zeigte vor, während<br />
und zwischen den beiden Phasen<br />
Das Resümee des Dirigenten Karl Geroldinger:<br />
einen unermüdlichen Einsatz zum Wohle<br />
des Orchesters.<br />
Hannes Schrötter<br />
Nach der durch die Corona-Pandemie erzwungenen Pause entwickelt<br />
sich das SJBO (Südtiroler Jugendblasorchester) nun wieder<br />
prächtig. Mit einer großen stilistischen Bandbreite, die von (Ur)<br />
Aufführungen Südtiroler Komponisten von Eduard Demetz und<br />
Armin Kofler über traditionelle Blasmusikwerke von Gottfried<br />
Veit und Sepp Thaler bis zur Transkription von Till Eulenspiegel<br />
von Richard Strauss reichte, war bei den beiden Projekten<br />
eine hohe Anforderung an das Orchester verbunden.<br />
Die jungen Musici zeigten schon in den Proben enormem Einsatz<br />
und konnten mit unbändiger Spielfreude bei den Konzerten begeistern<br />
- das SJBO wurde den hohen Erwartungen mehr als gerecht. Die<br />
große Leistungssteigerung innerhalb eines Jahres ist sicherlich auch darauf<br />
zurückzuführen, dass sich zunehmend mehr junge Talente für die Mitwirkung<br />
im Orchester interessieren.<br />
Es ist sehr erfreulich, dass wieder ein starker Zulauf zu diesem Auswahlorchester<br />
bemerkbar ist. Attraktive Werke, die auch die besten jungen Musiker*innen<br />
Südtirols entsprechend fordern, und der Leistungswille der in Freundschaft<br />
verbundenen Jugend aus den Musikkapellen des Landes bilden die Basis für<br />
den großen Erfolg dieses für die Zukunft des VSM wichtigen Projektes.<br />
Fagotte<br />
Flöten<br />
Trompeten<br />
KulturFenster<br />
27 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
VSM intern<br />
Mit Spielfreude und Begeisterung<br />
6. Bezirksjugendkapellentreffen im Pustertal<br />
Die „BKB Juniors“, die Jugendkapelle der Bürgerkapelle Bruneck, zeigte zur Eröffnung<br />
des Bezirksjugendkapellentreffens eine kleine Marschiershow. Fotos: Stephan Niederegger<br />
wörtliche Klinke bzw. den Notenschlüssel in<br />
die Hand und sorgten mit ihren Kurzkonzerten<br />
bis zum späten Nachmittag für eine<br />
bunte musikalische Unterhaltung. Dabei<br />
staunte gar mancher unter der Zuhörern<br />
über das Niveau der jungen Kapellen. Einige<br />
Jugendkapellen bestehen schon seit<br />
mehreren Jahren, andere wurden erst vor<br />
Kurzem gegründet. Das Durchschnittsalter<br />
liegt zwischen 14 und 16 Jahren. Immer<br />
wieder sind auch ältere Musikantinnen<br />
und Musikanten dabei, die fehlende Instrumente<br />
ersetzen und die jungen Kolleginnen<br />
und Kollegen bei ihren ersten Schritten in<br />
der Kapelle unterstützten. Bei allen sind<br />
die Begeisterung und Spielfreude gleichermaßen<br />
hörbar, wofür den Jugendleitern,<br />
den Musikkapellen und nicht zuletzt den<br />
Eltern ein großer Dank gebühre, hob Hilber<br />
hervor. Einen besonderen Dank richtete<br />
er auch an die Musikkapelle Pfalzen<br />
als Gastgeberin.<br />
Saalkonzerte vor Juroren<br />
Nach dem letzten Treffen 2018 in St. Johann<br />
und der coronabedingten Auszeit hat<br />
der Musikbezirk Bruneck Anfang September<br />
zum 6. Bezirksjugendkapellentreffen nach<br />
Pfalzen geladen. 14 Jugendkapellen mit<br />
über 500 jungen Musikantinnen und Musikanten<br />
sind der Einladung gefolgt und haben<br />
das Treffen zu einem unvergesslichen<br />
Tag für die Teilnehmenden und das Publikum<br />
gemacht.<br />
Gemeinsam Musizieren und miteinander<br />
Spaß haben, das zählt an Tagen wie diesen.<br />
Dabei werden musikalische Freundschaften<br />
über die Kapelle, über das Dorf<br />
und über das Tal hinaus geknüpft, die meist<br />
ein Leben lang halten. Es war ein „grandioses<br />
Bild“, als die Jugendkapellen von St.<br />
Jakob (Teldra Sound), St. Johann (Ahrna<br />
JUKA) und Bruneck (BKB Juniors) mit<br />
dem gemeinsamen Aufmarsch das Treffen<br />
eröffneten und die Brunecker Jungmusikantinnen<br />
und Jungmusikanten das Publikum<br />
mit einer kurzen Marschierschow<br />
überraschte, freuten sich Bezirksobmann<br />
Johann Hilber und Bürgermeister Roland<br />
Tinkhauser. Anschließend gaben sich die<br />
14 Jugendkapellen am Pavillon die sprich-<br />
Bezirksjugendleiter Martin Stocker<br />
(rechts) und seine Stellvertreterin<br />
Lena Peintner freuten<br />
sich über den „unvergesslichen<br />
Tag“ in Pfalzen.<br />
Die Jugendkapellen von St. Johann, Gsies,<br />
Welsberg/Taisten und Toblach stellten sich<br />
der besonderen Herausforderung eines<br />
Saalkonzertes. Sigisbert Mutschlechner,<br />
Daniel Niederegger und Korbinian Hofmann<br />
verfolgten die jeweils 30-minütigen<br />
Auftritte als Juroren und gaben den Jugendleitern<br />
im Anschluss wertvolle Rückmeldungen<br />
und wertvolle Tipps für die weitere<br />
musikalische Arbeit.<br />
Ratespaß und Abschluss<br />
Abseits der Bühne konnten die jungen<br />
Musikantinnen und Musikanten bei einem<br />
Ratespiel zur Geschichte des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen und Schätzfragen<br />
über das Gewicht eines kompletten<br />
Schlagzeuginstrumentariums und über<br />
die Anzahl der Noten auf einer handgeschriebenen<br />
Mozart-Partitur ihr musikalischen<br />
Wissen unter Beweis stellen. Zum<br />
Abschluss spielte die Pfalzner Tanzlmusig<br />
auf und alle waren sich einig: „Wir sehen<br />
uns beim nächsten Jugendkapellentreffen!“<br />
Stephan Niederegger<br />
KulturFenster<br />
28 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
ymb Vintl<br />
JuKa Gadertal<br />
JuKa Toblach<br />
Millina JuKa<br />
JuKa Luttach-Weißenbach<br />
BKB Juniors<br />
Ahrna JuKa<br />
JuKa Welsberg-Taisten<br />
JuKa St.Georgen-Dietenheim-Aufhofen<br />
JuKa Gsies<br />
Teldra Sound<br />
JuGais<br />
JuKa Pfalzen<br />
zur Fotosammlung<br />
Muskitos<br />
KulturFenster<br />
29 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
Konzert - Sinfonisches<br />
Blasorchester Schlanders (SBV)<br />
Ltg. Dietmar Rainer<br />
Kulturhaus Karl Schönherr<br />
Schlanders – 19 Uhr<br />
https://vsm.bz.it<br />
02.12.<strong>2023</strong><br />
bewegt<br />
Jugend und Musik<br />
in Bewegung<br />
Das große Potenzial der jungen<br />
Blasmusikgeneration gehört geweckt!<br />
Schrittweise –<br />
was beim Marschieren<br />
das<br />
Wesentliche ist,<br />
gilt auch für<br />
die Heranführung<br />
der jungen<br />
Musikant*innen<br />
an die Musik in<br />
Bewegung: „Überforderung<br />
ist kontraproduktiv",<br />
meint Katrin Fraiß.<br />
Foto: VSM-Bezirk Sterzing<br />
Die allererste Marschprobe im Verein – wer<br />
kann sich nicht daran erinnern? Zwei Stunden<br />
voller neuer Eindrücke, voller Kommandos<br />
– manche besser, manche schlechter<br />
verständlich – und (leider oft)<br />
voller Überforderung.<br />
Man bemerkt, dass man mit<br />
dem falschen Fuß wegmarschiert<br />
ist, schafft aber den<br />
Schrittwechsel nicht; das<br />
Marschbuch rutscht aus der<br />
Marschgabel, fällt auf den Boden<br />
und die hintere Reihe läuft<br />
auf; schon ertönt ein akustisches<br />
Signal vom Schlagwerk und man ist die/<br />
der einzige, die/der nach dem Abreißen<br />
weiterspielt; jemand zupft aus der hinteren<br />
Reihe an der Jacke und sagt „du<br />
bist zu weit vorne/hinten/links/rechts“.<br />
Solche oder ähnliche Erfahrungen haben<br />
wir wohl alle einmal gemacht. Ein methodisches<br />
Heranführen an die Materie „Musik<br />
in Bewegung“ hat es zumindest in meinen<br />
jungen Jahren im Musikverein noch<br />
nicht gegeben, eher ein ständiges „Korrigiertwerden“<br />
– angenehm war das nicht.<br />
Irgendwann haben wir es aber dann doch<br />
Zur Person<br />
Katrin Fraiß, stellvertretende Bundesjugendreferentin der<br />
Österreichischen Blasmusikjugend (ÖBJ)<br />
» aufgewachsen und wohnhaft im Land Salzburg<br />
» studierte am Mozarteum Salzburg, an der Bruckneruniversität<br />
Linz und an der Musikhochschule Mannheim die Studiengänge<br />
Lehramt Musikerziehung, IGP Klarinette und Blasorchesterleitung<br />
» arbeitet als Musikpädagogin, Dirigentin und Klarinettistin<br />
» konzipiert Musikvermittlungsprogramme und musikalische Erlebniswochen<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
» engagiert sich ehrenamtlich als Kapellmeisterin und Jugendblasorchesterleiterin<br />
in der Bürgermusik Bad Gastein<br />
KulturFenster<br />
30 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
alle geschafft, uns in die Formation einzugliedern<br />
– nach der Devise „Learning<br />
By Doing“.<br />
Anders würde es jedoch viel schneller<br />
und entspannter gehen, nämlich durch<br />
gezieltes, altersangepasstes, methodisches<br />
Anleiten.<br />
Es empfiehlt sich sehr, gesonderte Jugendmarschproben<br />
einzuberufen, wo zunächst<br />
nur das Nötigste erklärt wird und<br />
die wichtigsten Abläufe des Marschierens<br />
geübt werden. Am Beginn kann man beispielsweise<br />
auf das klingende Spiel verzichten<br />
oder erleichterte Fassungen von<br />
Märschen verwenden, damit nicht schon<br />
von musikalischer Seite eine Überforderung<br />
eintritt. Weiters hilft beim Erklären<br />
eine vereinfachte Sprache (ohne Fachbegriffe)<br />
und das schrittweise Heranführen<br />
– vergleichbar etwa mit einem Kochrezept,<br />
um eine gute Struktur in das komplexe<br />
Thema zu bringen.<br />
Aus meiner Sicht gibt es drei Prinzipien,<br />
die einen raschen Erfolg mit sich bringen:<br />
1. „vom Einfachen zum Komplizierten“<br />
2. „Tun vor Erklären“<br />
3. „Wiederholen, Wiederholen, Wiederholen“<br />
Es bedarf als Stabführer*in eines guten<br />
Feingefühls und eines gesunden Einschätzungsvermögens.<br />
Was traut man<br />
dem Vereinsnachwuchs bereits zu, und<br />
Die Mühe hat sich gelohnt: Der Auftritt der Jungmusikant*innen mit VSM-Verbandsstabführer<br />
Klaus Fischnaller an der Spitze ist ein voller Erfolg<br />
wo muss man noch Zwischenschritte<br />
einbauen? Zudem sollte man bedenken,<br />
dass die Aufmerksamkeitsspanne<br />
bei Kindern und Jugendlichen unter 16<br />
Jahren bei maximal 30 Minuten liegt.<br />
Langatmige Erklärungen oder stundenlanges<br />
Marschieren ohne Pausen sind<br />
demnach definitiv kontraproduktiv. Vermittelt<br />
man stattdessen Freude und Spaß<br />
an der Sache, so steht einem schnellen<br />
Fortschritt und den ersten Erfolgserlebnissen<br />
nichts im Wege.<br />
Ist also die Basis einmal gelegt, kann man<br />
die Motivation und die Offenheit der Jugend<br />
ganz schnell ausnutzen, um beispielsweise<br />
in Richtung Showelemente<br />
weiterzugehen, sich auch musikalisch in<br />
andere Gefilde vorzuwagen und unseren<br />
talentierten Nachwuchs zum Zugpferd für<br />
ganze Marschshows zu verwandeln.<br />
Katrin Fraiß<br />
BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />
jeden Montag von 17 bis 18 Uhr<br />
„Dur und Schräg“ Traditionelle und neue<br />
Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />
jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />
„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />
jeden Samstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Faszination Blasmusik“<br />
mit Arnold Leimgruber<br />
(Wiederholung<br />
am Sonntag um 10 Uhr)<br />
jeden Freitag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Das Platzkonzert"<br />
mit Wolfgang Kostner<br />
jeden Dienstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Tiroler Weis"<br />
mit Peter Kostner<br />
KulturFenster<br />
31 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
jung musiziert<br />
AAA<br />
Musik lag in der Sommerluft bei der Jungbläserwoche<br />
im Vinzentinum Brixen.<br />
Foto: Benjamin Blaas<br />
„Blas’ Musik in alle Welt hinaus“<br />
Die VSM-Jungbläserwochen <strong>2023</strong> in Brixen und Dietenheim<br />
Im Juli fanden die beiden Jungbläserwochen<br />
des VSM, gewohntermaßen, in Brixen und<br />
Dietenheim statt. Rund 110 Jungmusikantinnen<br />
und Jungmusikanten haben sich zu<br />
den beiden Kursen angemeldet.<br />
Jungbläserwoche A<br />
im Vinzentinum Brixen<br />
„Die Jungbläserwoche A, auch als Bronzewoche<br />
bekannt, bietet den Teilnehmern<br />
die Möglichkeit, das bereits im Vorfeld vorbereitete<br />
Programm für die LAZ-Prüfung in<br />
Bronze zu vertiefen, um es am Ende der<br />
Woche vor einer Prüfungskommission zum<br />
Besten zu geben", so Kursleiter Benjamin<br />
Blaas. Der Kurs fand vom 8. bis zum 15.<br />
Juli im Vinzentinum in Brixen statt. Schließlich<br />
haben alle 69 Teilnehmer*innen die<br />
Prüfung zum Leistungsabzeichen in Bronze<br />
erfolgreich bestanden, insgesamt sieben<br />
Mal wurde die höchste Punktezahl vergeben.<br />
Neben dem Einzelunterricht, den<br />
Ensemble- und Orchesterproben blieb natürlich<br />
ausreichend Zeit für weitere Freizeitaktivitäten.<br />
Zu den Highlights gehörten<br />
wie immer der Schwimmbadbesuch, die<br />
Volleyball-Matches oder die Modenschau<br />
am Freitagabend. Das Konzert am letzten<br />
Tag stellte den krönenden Abschluss der<br />
Woche dar. „Die Jungbläserwochen im Vinzentinum<br />
sind immer etwas Besonderes:<br />
Das gemeinsame Musizieren, die Freundschaften,<br />
die man schließt, oder auch die<br />
eine oder andere Dummheit, die man anstellt<br />
– all diese Dinge machen die Wochen<br />
des VSM immer zu einem einmaligen Erlebnis“,<br />
so Benjamin Blaas.<br />
Jungbläserwoche<br />
für Fortgeschrittene<br />
in Dietenheim<br />
Auch in Dietenheim genießen die Jungbläserwochen<br />
des VSM eine besondere Tradition,<br />
schließlich wurde dort bereits im<br />
Jahr 1966 die erste Jungbläserwoche des<br />
VSM ausgetragen. Heuer fand die Jungbläserwoche<br />
für Fortgeschrittene vom 24.<br />
bis zum 29. Juli in der Fachschule Dietenheim<br />
statt. „Leidenschaft und Begeiste-<br />
KulturFenster<br />
32<br />
05 <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Ein „Hoch auf die Musik“ gab es auch in Dietenheim. Fotos: Hannes Schrötter<br />
rung für die Blasmusik sind nach wie vor<br />
zu spüren“, berichtet Kursleiter Hannes<br />
Schrötter. „Die Jugendlichen werden von<br />
hervorragenden Lehrpersonen betreut und<br />
können im Laufe der Woche viele neue<br />
musikalische Erfahrungen im Ensemble-<br />
und Orchesterspiel<br />
sammeln.“ Ein<br />
Mit Angeboten wie der Jungbläserwoche<br />
möchten wir Kinder<br />
und Jugendliche noch mehr für<br />
die Musik begeistern ...<br />
Hannes Schrötter<br />
besonderes Highlight<br />
war der Besuch der<br />
Südtiroler Jazz-Saxophonistin<br />
Helga Plankensteiner<br />
mit ihrer<br />
Band „Revensch“.<br />
In einem Gesprächskonzert<br />
führten die<br />
Musiker die Jugendlichen in die Welt des<br />
Jazz ein und begeisterten mit ihrem virtuosen<br />
Spiel. Am nächsten Morgen rückten<br />
die Teilnehmer*innen selbst in den Mittelpunkt<br />
und studierten zusammen mit<br />
der Jazz-Koryphäe zwei eigens arrangierte<br />
Titel ein.<br />
Die Jungmusiker*innen durften sich dabei<br />
auch an der Improvisation ausprobieren.<br />
Die 38 Teilnehmer*innen kamen aus ganz<br />
Südtirol, wobei das<br />
Pustertal am stärksten<br />
vertreten war. „Mit Angeboten<br />
wie der Jungbläserwoche<br />
möchten<br />
wir Kinder und Jugendliche<br />
noch mehr<br />
für die Musik begeistern<br />
und ihnen die<br />
Motivation mit auf den<br />
Weg geben, sodass sie auch in ihren jeweiligen<br />
Musikkapellen zu wichtigen Säulen<br />
heranwachsen können“, so Schrötter.<br />
Abseits des Musizierens auf dem Instrument<br />
konnten die Jugendlichen auch von<br />
anderen Angeboten Gebrauch machen. So<br />
lernten sie z. B. Atem- und Entspannungstechniken<br />
oder die Grundzüge des Dirigierens<br />
kennen. Natürlich stand auch ein abwechslungsreiches<br />
Betreuungsprogramm<br />
auf dem Plan. Einen wichtigen Bestandteil<br />
der Jungbläserwoche stellt auch das Kursorchester<br />
dar, welches abwechselnd von<br />
Hannes Schrötter und der jungen Pustrerin<br />
Sarah Brunner aus Niederrasen, ihres<br />
Zeichens Kapellmeisterin der MK Gais,<br />
geleitet wurde. Die Jungmusiker*innen<br />
begeisterten Eltern, Freunde, Verwandte<br />
und Bekannte am Samstag bei einem Abschlusskonzert<br />
im Innenhof der Landwirtschaftsschule,<br />
wo auch noch nach dem<br />
Ende des offiziellen Programms die ein<br />
oder andere spontane Zugabe erklang.<br />
Hannes Schrötter<br />
Das Kursorchester der Jungbläserwoche in Dietenheim<br />
bei der Probe für das Abschlusskonzert<br />
KulturFenster<br />
33<br />
05 <strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
Länderübergreifendes Musizieren<br />
Das Euregio-Jugendblasorchester mit Konzerten<br />
in Tirol, Südtirol und Trentino<br />
Fixpunkt im<br />
Euregio-Jugendprogramm<br />
Am 30. Juli spielte das Euregio-Jugendblasorchester bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten<br />
auf.<br />
Fotos: Wolfgang Alberty<br />
Ende Juli fanden die diesjährigen Konzerte<br />
des Euregio-Jugendblasorchester in Tirol,<br />
Südtirol und im Trentino statt.<br />
Das Euregio-Jugendblasorchester setzt<br />
sich aus talentierten jungen Musiker*innen<br />
aus Tirol, Südtirol und dem Trentino zusammen.<br />
Auf Initiative der Euregio wird<br />
jedes Jahr – in Zusammenarbeit mit<br />
den Blasmusikverbänden Tirols, Südtirols<br />
und des Trentino – eine Sommerwoche<br />
für die jungen Musiker*innen<br />
des Euregio-Jugendblasorchesters organisiert.<br />
So trafen sich in diesem Jahr<br />
die Teilnehmer*innen ab dem 22. Juli<br />
im Kulturzentrum Toblach.<br />
Nach einer Woche des Musizierens in den<br />
einzelnen Registern und des Probens im<br />
Gesamtorchester mit den drei Dirigenten<br />
gaben sie insgesamt drei Konzerte zum<br />
Besten – in jedem Landesteil der Euregio<br />
Tirol-Südtirol-Trentino: in der Sala delle<br />
feste del Casinò in Arco, im Gustav-Mahler-Saal<br />
in Toblach und bei den Innsbrucker<br />
Promenadenkonzerten. Die Konzerte<br />
standen jeweils unter der Leitung der Dirigenten<br />
Wolfgang Kostner (Tirol), Franco<br />
Puliafito (Trentino) und Meinhard Windisch<br />
(Südtirol).<br />
Das Konzertprogramm<br />
» Tobias Psaier: „Jubiläumsfanfare“ (Auftragskomposition<br />
zum 75-jährigen Gründungsjubiläum<br />
des Südtiroler Blasmusikverbandes)<br />
» Albert Lortzing: „Andreas Hofer Ouvertüre“<br />
(Arrangement Gottfried Veit)<br />
» Rossano Galante: „Vertical Acceleration“<br />
» Gustav Mahler: „Blumine“ – ursprünglicher<br />
zweiter Satz aus der Sinfonie <strong>Nr</strong>.<br />
1 (Arrangement Wolfram Rosenberger)<br />
» Steven Reineke: „The Witch and The<br />
Saint“<br />
» Carlos Marques: „Cassiopeia“<br />
Die drei Dirigenten des Euregio-Jugendblasorchesters:<br />
(v.l.) Wolfgang Kostner,<br />
Meinhard Windisch, Franco Puliafito<br />
„Das Euregio-Jugendblasorchester hat sich<br />
mittlerweile zu einem Fixpunkt im Euregio-<br />
Jugendprogramm entwickelt. Das Musizieren<br />
in der Gemeinschaft, die neu entstehenden<br />
Freundschaften und der Austausch stärken<br />
das Gemeinschaftsgefühl. Genau dies entspricht<br />
dem Ziel unserer Arbeit in der Europaregion“,<br />
betonte der Tiroler Landeshauptmann<br />
und Kulturreferent Anton Mattle. „Wir<br />
wollen die Menschen aus den drei Ländern<br />
zusammenbringen – vor allem auch die jungen,<br />
sie sind die Zukunft der Europaregion.<br />
Umso mehr freut es mich, dass die jungen<br />
Musikerinnen und Musiker die Möglichkeit<br />
nutzen und vielen Zuhörerinnen und Zuhörern<br />
mit ihrem Talent einen schönen Abend<br />
gestalten“, so Landeshauptmann Mattle.<br />
Eine empfehlenswerte<br />
Erfahrung<br />
Auch die jungen Musiker zeigten sich vom<br />
Projekt begeistert. So berichtet Thomas<br />
Plazotta, ein junger Posaunist aus Eppan:<br />
„Die Orchesterwoche in Toblach war vom<br />
Anfang bis zum Ende perfekt organisiert.<br />
Die Proben waren sehr intensiv und das<br />
Programm war sehr gut ausgewählt. Wir<br />
konnten es in kurzer Zeit einstudieren, um<br />
anschließend drei hörenswerte Konzerte zu<br />
spielen. Wir hatten ebenfalls Zeit und Gelegenheit,<br />
uns auszutauschen und neue<br />
Freundschaften zu knüpfen. Ich würde<br />
jederzeit wieder teilnehmen und diese<br />
Erfahrung jedem weiterempfehlen.“ Ähnliche<br />
Worte findet sein Stimmkollege Fabio<br />
Mayer aus Nordtirol: „Die Orchesterwoche<br />
des Euregio-Jugendblasorchesters hat mir<br />
sehr gut gefallen, es war eine tolle Erfahrung,<br />
bei der ich und meine Kollegen viel<br />
Neues gelernt haben. Die Leute kamen<br />
von überall her, aus Nordtirol, Südtirol und<br />
dem Trentino. Zum Glück haben die Dirigenten<br />
bei den Proben alles übersetzt, so<br />
konnte jeder alles verstehen. Gerne würde<br />
ich diese acht Tage wiederholen!“<br />
Hannes Schrötter<br />
KulturFenster<br />
34 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
Ein Wochenende mit<br />
den Wiener Philharmonikern<br />
38 junge Südtiroler*innen bei den Salzburger Festspielen<br />
Für die jungen Musikerinnen und Musiker aus Südtirol war es ein einmaliges Erlebnis, gemeinsam mit dem Mitgliedern der Wiener Philharmoniker<br />
musizieren zu können.<br />
Foto: recreation-Renate Stelzl<br />
Bereits zum 17. Mal fand am 27. August<br />
in Salzburg in der Felsenreitschule das<br />
Blasmusikkonzert der Wiener Philharmoniker<br />
statt. Dabei treten junge, talentierte<br />
Musiker*innen aus dem Bundesland Salzburg<br />
gemeinsam mit Mitgliedern der Wiener<br />
Philharmoniker auf. Jedes Jahr wird<br />
auch ein zweites Bundesland dazu eingeladen.<br />
In diesem Jahr war es wieder soweit:<br />
Junge Musikant*innen aus Südtirol wirkten<br />
beim Konzert mit.<br />
Am letzten Freitag im August machten sich<br />
38 Musikant*innen auf den Weg nach Salzburg,<br />
um sich an zwei intensiven Probentagen<br />
auf das Konzert am Sonntag vorzubereiten.<br />
Inmitten des jungen Orchesters<br />
nahmen neun Mitglieder der Wiener Philharmoniker<br />
Platz und unterstützten die<br />
einzelnen Register mit hilfreichen Tipps.<br />
Unter den Philharmonikern befand sich<br />
die aus Südtirol stammende Klarinettistin<br />
Andrea Götsch, die gemeinsam mit ihren<br />
Wiener Kollegen am Samstag die Registerproben<br />
mit den jungen Teilnehmer*innen<br />
leitete. Der persönliche Kontakt mit den<br />
Profimusikern, aber vor allem das gemeinsame<br />
Musizieren war für alle ein beeindruckendes<br />
Erlebnis.<br />
Idee aus dem Mozartjahr<br />
2006 setzt sich durch<br />
Die im Mozartjahr 2006 geborene Idee<br />
dieses Projektes gehört mittlerweile zum<br />
fixen Programm der Salzburger Festspiele.<br />
Geleitet wurde das Konzert in den ersten<br />
15 Jahren von Karl Jeitler. Vor zwei Jahren<br />
übergab er den Taktstock an Lars Michael<br />
Stransky. Auf dem Programm des<br />
Konzertes stand auch heuer Musik von<br />
Johannes Brahms, Pjotr Tschaikowski und<br />
Giuseppe Verdi bis hin zum Wiener Walzer<br />
von Johann Strauß Sohn. Doch auch ein<br />
Marsch aus Südtirol durfte nicht fehlen.<br />
Der „Bozner Bergsteigermarsch“ war die<br />
Hommage an unsere Teilnehmer*innen.<br />
Das Publikum des bis auf den letzten Platz<br />
besetzten Konzertsaales war begeistert vom<br />
Auftritt der jungen Musikant*innen, die in<br />
ihren Trachten auftraten, und bedankte sich<br />
mit kräftigem Applaus. Erstmals spielten<br />
auch die Wiener Philharmoniker in Tracht<br />
und zeigten damit, dass auch sie ihre Wurzeln<br />
in den Musikkapellen haben.<br />
Uns allen wird dieses Wochenende noch<br />
lange in Erinnerung bleiben, nicht nur wegen<br />
des Erfolges eines tollen Konzertes,<br />
sondern auch wegen der Chance, von den<br />
Besten ihres Faches zu lernen und uns<br />
dadurch musikalisch weiterzuentwickeln.<br />
Valeria Sullmann<br />
Hier gibt es alle weiteren Fotos zum<br />
Wochenende mit den Wiener Philharmonikern.<br />
KulturFenster<br />
35 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
Adventkonzert<br />
VSM Bezirk Brixen – 16 Uhr<br />
Pfarrkirche Latzfons<br />
https://vsm.bz.it<br />
03.12.<strong>2023</strong><br />
gehört & gesehen<br />
„Unser Uitnoma Schlössl“<br />
MK Uttenheim – ein besonderer Konzertabend<br />
Foto: Stephan Niederegger<br />
Anfang August hat die Musikkapelle Uttenheim<br />
zu einem besonderen Konzert geladen:<br />
Mit dem romantischen Tongemälde<br />
„Schloß Tirol“ von Gottfried Veit wurde<br />
zum einen an das heurige 50-jährige Jubiläum<br />
der Stiftung der Glocke für das „Uitnoma<br />
Schlössl“ erinnert und zum anderen<br />
dem Komponisten zu seinem 80. Geburtstag<br />
gratuliert.<br />
Das „Uitnoma Schlössl“ mit seiner Valentins-Kapelle<br />
blickt stolz auf das kleine Dorf<br />
herab. In den Kriegsjahren wurde die Glocke<br />
der kleinen Kapelle eingeschmolzen<br />
und dem Kriegsdienst geopfert. Vor 50<br />
Jahren hat die Schlosskapelle wieder eine<br />
neue Glocke erhalten. Beim Sommerkonzert<br />
stellte daher die Musikkapelle „unser<br />
Uitnoma Schlössl“ in den Mittelpunkt – mit<br />
dem romantischen Tongemälde „Schloß Tirol“<br />
von Gottfried Veit, eines der bekanntesten<br />
Werke aus dem vielseitigen Schaffen<br />
des Komponisten. In mehreren musikalischen<br />
Bildern wird das Leben auf einem<br />
mittelalterlichen Schloss erzählt. Die musikalischen<br />
Themen wurden beim Gesprächskonzert<br />
zuerst einzeln erklärt, mit<br />
passenden Bildern ergänzt und kurz angespielt.<br />
Im Anschluss daran präsentiere<br />
die Kapelle das gesamte Werk, wobei die<br />
sehr musikalische Interpretation und die<br />
Spielfreude der Musikantinnen und Musikanten<br />
beeindruckte. Die Kapelle nutzte<br />
aber auch die Gelegenheit, den als Ehrengast<br />
anwesenden Komponisten vorab<br />
zu seinem 80. Geburtstag am 13. August<br />
zu gratulieren und überreichte ihm einen<br />
Geschenkkorb.<br />
Der Renaissance-Tanz „Morisca“ von<br />
Tilman Susato im Arrangement von Hermann<br />
Egner und der „Hochfeiler-Marsch“<br />
von Mathias Rauch rundeten den ersten<br />
Konzertteil ab. Darauf folgend servierte Kapellmeister<br />
Georg Kirchler mit seiner Kapelle<br />
dem dankbaren Publikum mit einem Verdi-<br />
Medley (bearbeitet von Walter Tuschla), der<br />
Puccini-Arie „Nessun dorma“ (arrangiert<br />
von Robert van Beringen) und dem Radetzky-Marsch<br />
einige Ohrwürmer aus der<br />
Welt der Klassik. Die ruhige Polka „Zeit-<br />
Die Musikkapelle Uttenheim unter der Leitung<br />
von Kapellmeister Georg Kirchler lud<br />
zu einem besonderen Sommerabendkonzert.<br />
los“ von Martin Scharnagl und der „Südtiroler<br />
Schützenmarsch“ von Gottfried Veit<br />
setzten den Schlusspunkt zu diesem stimmigen<br />
Konzertabend.<br />
Stephan Niederegger<br />
KulturFenster<br />
36 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
250 Jahre –<br />
ein Anlass zum Feiern<br />
Großes Jubiläum der Bürgerkapelle Latsch<br />
aus allen Nähten platzenden Festplatz<br />
so richtig zum Kochen brachten. Das<br />
kalte und nasse Wetter war dabei nur<br />
eine Randnotiz und konnte der Stimmung<br />
keinen Abbruch tun. Gemütliche<br />
traditionelle Feststimmung bot dann der<br />
Samstagabend mit den Gruppen „Oberwind“<br />
und „Grenzenlos“.<br />
Das Jubiläumsfest<br />
Historische Quellen belegen, dass am Weißen<br />
Sonntag 1773 Latscher Musikanten<br />
zum ersten Mal nachweisbar öffentlich<br />
ausrückten und die feierliche Übertragung<br />
des Gnadenbildes zur Brückenkapelle musikalisch<br />
umrahmten. Dies ist somit gewissermaßen<br />
die Geburtsstunde der Bürgerkapelle<br />
Latsch. Ihren 250. Geburtstag<br />
wollte die Bürgerkapelle deshalb auch an<br />
3 Tagen, vom 4. bis zum 6. August, gebührend<br />
feiern.<br />
Aufmarsch der Bürgerkapelle Latsch<br />
zum großen Jubiläum<br />
Fotos: BK Latsch<br />
Mit einem Konzert der Extraklasse wurde<br />
das Festwochenende am Freitag eingeläutet.<br />
Die Gruppe „South Brass“ heizte<br />
dem Publikum ordentlich ein, während<br />
die „Fäaschtbänkler“ anschließend den<br />
Am Sonntag fand der große Festakt statt.<br />
Nach dem Aufmarsch und der Übergabe<br />
der Verbandsfahne fand die Feldmesse<br />
beim Pavillon statt, umrahmt von<br />
den Musikkapellen Tarsch und Goldrain<br />
Morter. Obfrau Anna Maria Pedross bedankte<br />
sich in ihrer Begrüßungsrede vor<br />
allem bei ihren Musikkolleg*innen, und<br />
würdigte insbesondere den Ehrenobmann<br />
Alexander Janser sowie ihre Vorgängerin<br />
und Ehrenmitglied Maria Kuppelwieser.<br />
Sie seien ein Zeichen dafür, wie Musikgeschichte<br />
geschrieben würde, und stünden<br />
stellvertretend für alle Musikantinnen<br />
und Musikanten der letzten 250 Jahre.<br />
Kulturreferentin und Musikkameradin Maria<br />
Kuppelwieser betonte, dass das Jubiläum<br />
für sie ein hochemotionaler Moment<br />
sei. „Die Musi ist für mich wie eine<br />
zweite Familie, und so ergeht es vielen“,<br />
stellte sie fest. Obfrau Pedross schloss<br />
ihre Rede mit demselben Zitat, wie auch<br />
schon Obmann Janser beim Jubiläum vor<br />
25 Jahren: „Für uns Musikanten der Bürgerkapelle<br />
ist das Jubiläum ein freudiger<br />
Anlass zum Feiern, aber auch Verpflichtung,<br />
weiterhin durch Musik uns selbst<br />
und unsere Mitmenschen zu erfreuen.“<br />
Es folgten herzliche Glückwünsche und<br />
Grußworte der Ehrengäste Landesrat Philipp<br />
Achammer, Bürgermeister Mauro<br />
Dalla Barba, VSM-Verbandsobmann<br />
Pepi Ploner und VSM-Bezirksobmann<br />
Florian Müller. Anschließend zog die Jubelkapelle,<br />
gefolgt von den Gastkapellen<br />
Goldrain/Morter und Tarsch, Schlanders,<br />
Calw, Rötenbach, Frastanz und Kaunertal<br />
sowie von den Festwagen verschiedener<br />
Latscher Vereine zum Festplatz, wo das<br />
Jubiläum noch bis in die Abendstunden<br />
mit Konzerten der Gastkapellen ausgiebig<br />
gefeiert wurde.<br />
Anna Pedross<br />
Am Musikpavillon fanden der Festgottesdienst<br />
und der Festakt zum 250-jährigen<br />
Bestehen der BK Latsch statt.<br />
KulturFenster<br />
37 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Redaktionsschluss für<br />
hinausgeblickt<br />
Kurs: Pressearbeit<br />
& Social Media<br />
Bezirk Meran<br />
https://vsm.bz.it<br />
17.02.2024<br />
Showtime!<br />
Farbenreiches Freiluftspektakel der<br />
Musikkapelle Naturns<br />
Viel Applaus bekam die Musikkapelle<br />
Naturns mit Kapellmeister Dietmar Rainer<br />
für ihre musikalische Europareise.<br />
Musikalische Europareise<br />
Im Zusammenspiel aus Musik, Theater und<br />
Licht lieferte die Musikkapelle Naturns eine<br />
neue Auflage des Sommernachtskonzertes<br />
am 24. und 25. August <strong>2023</strong>.<br />
Mannigfaltig und mit viel Raffinesse gelang<br />
es der Kapelle unter der musikalischen<br />
Leitung von Dietmar Rainer, das<br />
Publikum in die Welt des Rock & Pop, der<br />
Filmmusik sowie der traditionellen Blasmusik<br />
zu entführen. Regisseur Rudi Mair<br />
verstand es dabei, die gewählte Literatur<br />
in Szene zu setzen und somit das Konzertprogramm<br />
gemeinsam mit den Musikern<br />
und Schauspielern, allesamt aus den<br />
eigenen Reihen, zu einem hinreißenden<br />
und harmonisch runden Gesamtwerk zu<br />
gestalten, sodass die Freilichtarena in Naturns<br />
auch am zweiten Abend randvoll<br />
ausgelastet war.<br />
Mair erzählte die mit reichlich Humor gewürzte<br />
Geschichte eines eingefleischten<br />
Südtiroler Ehepaares, deren Handlung<br />
eine Reise durch Europa zugrunde liegt.<br />
Passend zum Abfahrtsort Naturns, eröffnete<br />
die Kapelle die Rundreise der beiden<br />
Hauptprotagonisten Judith Leiter und Daniel<br />
Götsch in den Rollen von Seppl und<br />
Tresl mit dem Stück „Böhmische Liebe“.<br />
Die weitere Reise führte vom Schlager hin<br />
zum Wiener Walzer und anschließend zum<br />
Donauinselfest, wo Madlen Wenter eindrucksvoll<br />
ihr Gesangstalent zum Besten<br />
gab. Auf italienische Schlager im Italienurlaub<br />
folgte ein romantischer Restaurantaufenthalt,<br />
versüßt von „Il Silenzio“ von<br />
Nino Rossi. Ebenso effektvoll war der Surround-Sound<br />
der Trompeten aus dem Publikumsbereich,<br />
der berühmte Tortenauftritt<br />
der Köche auf dem Traumschiff zum<br />
passenden Musik-Medley aus dem gleichnamigen<br />
Film sowie die stimmstarke Gesangsdarbietung<br />
Daniel Götschs mit „You<br />
Raise Me Up“, bevor die musikalische<br />
Reise unter tosendem Applaus ihren Ausklang<br />
fand.<br />
Fabian Fleischmann<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />
senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Mittwoch, 15. November <strong>2023</strong><br />
KulturFenster<br />
38 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
persönlich<br />
Hohe Auszeichnung<br />
für besondere Verdienste<br />
Verdienstmedaille des Landes Tirol an Wilfried Egger<br />
Am vergangenen 15. August wurden 26 Südtirolerinnen<br />
und Südtiroler vom Land Tirol für<br />
ihren besonderen Einsatz für Gesellschaft und<br />
Gemeinschaft mit der Verdienstmedaille geehrt.<br />
Einer davon ist Wilfried Egger aus Olang.<br />
Wilfried Egger wurde am 23. Mai 1954 in<br />
Olang geboren. Er trat 1963 als Tenorhornist<br />
in die Musikkapelle Peter Sigmar ein.<br />
1908 war sein Großvater Josef Egger einer<br />
der Mitgründer der Kapelle. 1974 übernahm<br />
Wilfried Egger den Taktstock und leitete die<br />
Kapelle 35 Jahre lang – bis 2008. Anschließend<br />
übernahm er die Leitung der Musikkapelle<br />
Vierschach, die er seit nunmehr 15<br />
Jahren dirigiert. Nach 50 Jahren als Kapellmeister<br />
hat sich Wilfried Egger dazu entschlossen,<br />
den Taktstock aus der Hand zu legen.<br />
Er war zudem von1986 bis 1991 Bezirkskapellmeister-Stellvertreter<br />
und von 1992 bis<br />
2003 Bezirkskapellmeister des VSM-Bezirkes<br />
Bruneck. 2010 wurde er zum Ehrenkapellmeister<br />
der Musikkapelle Peter Sigmair ernannt<br />
und spielt heute noch in der Kapelle<br />
mit – seit nunmehr 60 (!) Jahren.<br />
Zudem war er viele Jahre lang Chorleiter.<br />
1972 übernahm er von seinem Vater Alois<br />
die Leitung des Mitterolanger Kirchenchores<br />
und leitete ihn bis 2002. Gleichzeitig leitete er<br />
17 Jahre lang den Oberolanger Kirchenchor.<br />
Für seine Verdienste um das Musikwesen in<br />
Südtirol überreichte ihm der Tiroler Landeshauptmann<br />
Anton Mattle gemeinsam mit seinem<br />
Südtiroler Amtskollegen Arno Kompatscher<br />
beim Festakt am Hochunserfrauentag<br />
in der Innsbrucker Hofburg die Verdienstme-<br />
Mit berechtigtem Stolz<br />
nahm Wilfried Egger (Bildmitte)<br />
die Tiroler Verdienstmedaille<br />
aus den Händen<br />
der Landeshauptleute Anton<br />
Mattle (l.) und Arno Kompatscher<br />
entgegen.<br />
Foto: Land Tirol-Die Fotografen<br />
daille des Landes Tirol. Der Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen – und ganz besonders der<br />
VSM-Bezirk Bruneck – gratulieren im Namen<br />
der 209 Südtiroler Musikkapellen zur hohen<br />
Auszeichnung und bedanken sich bei Wilfried<br />
Egger für seinen jahrzehntelangen Einsatz<br />
zum Wohle der Südtiroler Blasmusik.<br />
Pepi Ploner<br />
VSM-Verbandsobmann<br />
Johann Hilber<br />
Obmann VSM-Bezirk Bruneck<br />
BLASMUSIK<br />
CHORWESEN<br />
HEIMATPFLEGE<br />
in Südtirol<br />
Aboaktion<br />
Seit Dezember 1948 berichten wir unter dem Titel „Die Volksmusik“, ab September<br />
1953 als „Südtiroler Volkskultur“, ab März 1979 als „Tiroler Volkskultur“ und seit<br />
2008 als „KulturFenster“ lebendig, bunt und vielfältig über die Musikkapellen,<br />
die Chöre, die Heimatpflege, den Volkstanz und das Trachtenwesen in Südtirol<br />
derzeit in einer Gesamtauflage von rund 3.300 Stück pro Ausgabe.<br />
Sie möchten keine<br />
Ausgabe verpassen?<br />
Dann rufen Sie uns an (Tel. 0471 976 387)<br />
oder schreiben uns eine E-Mai an: info@vsm.bz.it<br />
Sie bekommen das „KulturFenster“ sechs Mal im Jahr direkt<br />
nach Hause geschickt. Weitere Informationen finden<br />
Sie im Impressum auf Seite 3 dieser Ausgabe.<br />
KulturFenster<br />
39 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
entdeckt<br />
Salzburg<br />
Wind Philharmonic<br />
Neuer Name mit unverändert hohem Anspruch<br />
Die Coronapandemie hat auch in der Biografie<br />
der „Bläserphilharmonie Mozarteum<br />
Salzburg“ eine Zäsur erzwungen – eine Generalpause<br />
notiert. Pausen in der Musik<br />
unterstreichen bekanntlich einen Rhythmus,<br />
gehören genauso wie die Noten zur<br />
Musik und prägen die Komposition und<br />
die Interpretation des Werkes.<br />
So war diese „stille“ Zeit für das Orchester<br />
keineswegs ein Stillstand, denn – wie bereits<br />
berichtet (siehe „KulturFenster <strong>Nr</strong>.2/<br />
April 2022, S.62) – wurden u.a. der Internetauftritt<br />
neu gestaltet und weitere<br />
Tonträger veröffentlicht. Seit dem Sommer<br />
2022 tritt die Orchesterformation zudem<br />
unter dem neuen Namen „Salzburg<br />
Wind Philharmonic“ auf. Aber nicht nur<br />
der Name, sondern die organisatorische<br />
Ausrichtung ist eine andere – der künstlerische<br />
Anspruch ist unverändert hoch.<br />
2002 hat Hansjörg Angerer die „Bläserphilharmonie<br />
Mozarteum Salzburg“ gegründet,<br />
in der über die Jahre auch Lehrende,<br />
Studierende sowie Absolventinnen<br />
und Absolventen der Universität mitgewirkt<br />
haben. Von Beginn an war einer<br />
der Schwerpunkte, „durch die Aufführung<br />
von Bläsermusik auf höchstem Niveau<br />
einer wesentliche Beeinflussung der<br />
bläsersymphonischen Richtung zu erreichen.“<br />
Dieses hochgesteckte Ziel wurde<br />
– nicht zuletzt dank der vom Chefdirigenten<br />
Hansjörg Angerer entwickelten<br />
typischen Klangästhetik – nicht nur erreicht,<br />
sondern bei Weitem übertroffen.<br />
Daher sei es nun an der Zeit gewesen,<br />
dem Orchester aufgrund der erreichten<br />
Professionalität eine neue Richtung zu<br />
geben, heißt es aus der Vorstandsetage.<br />
Nachdem dies jedoch mit der Ausrichtung<br />
der Universität nicht weiter vereinbar<br />
war und um Verwechslungen mit bestehenden<br />
universitären Formationen zu<br />
vermeiden, wurde das Orchester umbenannt.<br />
Unter dem neuen Namen und als<br />
gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH) verfolgt<br />
„Salzburg Wind Philharmonic“ nun<br />
ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige<br />
Zwecke zur Förderung von Kunst<br />
und Kultur.<br />
„Freunde, das<br />
Leben ist lebenswert!“<br />
Das Dreikönigskonzert am heurigen 6. Jänner<br />
war der erste offizielle Auftritt des Orchesters<br />
unter dem neuen Namen. Das<br />
Konzert stand unter dem Motto „Freunde,<br />
das Leben ist lebenswert!“ und zeigte eindrucksvoll,<br />
„dass nicht nur die hohe Musikalität<br />
des Orchesters beeindruckt, sondern<br />
auch die Freude, die diese ausgezeichneten<br />
Musiker*innen beim Spielen in dieser<br />
Formation ausstrahlen“, wie dies Leon J.<br />
Bly in seinem Konzertbericht hervorhob:<br />
„Die Salzburg Wind Philharmonic ist ein<br />
Weltklasse-Orchester und das Dreikönigskonzert<br />
kann man mit Recht und ohne<br />
Scheu mit dem Neujahrskonzert der Wiener<br />
Philharmoniker vergleichen.“ Mittlerweile<br />
ist der Live-Mitschnitt dieses Konzertes<br />
auf CD und DVD erschienen.<br />
„Natur und Freiheit“<br />
Beethoven war in jedem Fall ein bedeutender<br />
Wegbereiter für das Blasinstrumentarium<br />
im Symphonieorchester und weist<br />
mit seiner Kompositionsart der Bläserstimmen<br />
und des Bläserklangs sowie dem erweiterten<br />
Einsatz der Holz- und Blechbläser<br />
bereits weit in die Epoche der Romantik<br />
und in das gesamte 19. Jahrhundert voraus.<br />
Zudem verwendet Beethoven sowohl<br />
in der Symphonie <strong>Nr</strong>. 5 als auch in<br />
der Symphonie <strong>Nr</strong>. 6 („Die Pastorale“) –<br />
erstmals in der Symphonie überhaupt –<br />
Posaunen sowie eine Piccoloflöte, in der<br />
Fünften kommt im Finale auch noch ein<br />
Kontrafagott hinzu.<br />
Salzburg Wind Philharmonic hat beide<br />
Symphonien in reiner Blasorchesterbesetzung<br />
eingespielt. Das schlagende Argument<br />
dafür liegt bei der Fünften wohl<br />
im urban-politischen Bereich – in den Zitaten<br />
der französischen Revolutionsmusiken,<br />
bei der Sechsten hingegen im Naturhaft-Pastoralen,<br />
ist die „Pastorale“ doch<br />
geradezu eine „Bläsersymphonie“ par excellence.<br />
Beide Fassungen für Bläsersymphonik<br />
sind von Albert Schwarzmann arrangiert<br />
und dem Orchester geradezu „auf<br />
den Leib geschrieben“.<br />
Beide CD’s, wie auch alle übrigen Tonträger<br />
aus der bisherigen, mittlerweile über<br />
30 Titel umfassenden Diskografie des Orchesters<br />
sind über den Naxos Shop und<br />
verschiedene andere Händler erhältlich.<br />
Ankündigung<br />
Die Salzburg Wind Philharmonic „erklimmt“<br />
im Dreikönigskonzert am 6. Jänner 2024<br />
um 11 Uhr im Großen Festspielhaus Salzburg<br />
höchste musikalische Gipfel und lässt<br />
romantische Waldweben, Naturromantik,<br />
Jagdrufe sowie Bergstürme zu einem einzigartigen<br />
Klangerlebnis werden. Unter<br />
dem Motto „Aus den Bergen“ wird dabei<br />
neben dem Titel gebenden Strauss-Walzer<br />
(op. 292) die Aufführung der „Alpensinfonie<br />
op. 69“ von Richard Strauss der musikalische<br />
Höhepunkt sein, und zwar in<br />
der Fassung für Bläsersymphonik nach<br />
der Urtextausgabe.<br />
Stephan Niederegger<br />
KulturFenster<br />
40 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
Signum – Lebenslinien<br />
eines Südtiroler Musikers<br />
Biografie und Schaffen von Gottfried Veit<br />
Chantal Ramona Veit hat die Feier musikalisch umrahmt, begleitet<br />
von Andreas Benedikter am Klavier.<br />
Sie haben die neue Biografie vorgestellt (v.l.): Stephan Niederegger<br />
(Autor), Gottfried Veit, Pepi Fauster und Ferruccio Delle Cave.<br />
Mit dem philosophischen und überaus aussagekräftigen<br />
Wort „Signum“ hat Stephan<br />
Niederegger, selbst Kapellmeister und Musikant,<br />
Verbandes- und Medienreferent des<br />
Verbandes Südtiroler Musikkapellen (VSM)<br />
sowie Schriftleiter des „KulturFensters“<br />
pünktlich zu Gottfried Veits 80. Geburtstag<br />
seine Biografie mit dem Untertitel „Lebenslinien<br />
eines Südtiroler Musikers“ vorgestellt.<br />
Mit dieser 231 Seiten starken Biografie<br />
wollte der Autor, nicht zuletzt im Sinne der<br />
Semantik des Wortes „Signum“, „Zeichen“<br />
setzen, so wie sie Gottfried Veit mit seinen<br />
Kompositionen, darunter eben jene mit dem<br />
Titel „Signum“ aus den 1990er Jahren gesetzt<br />
hat. Welchem Komponisten hierzulande<br />
ist zu Lebzeiten eine Werkbiografie<br />
gegönnt? Gottfried Veit gehört zu den wenigen.<br />
„Signum“ macht sich auf die Spuren<br />
der Kindheit und Jugend, der ersten Kompositionen<br />
und des Erlernens der Klarinette<br />
seit der Grundschulzeit. Kapellmeister Josef<br />
(Pepi) Silbernagl war sein erster Klarinettenlehrer.<br />
Aber auch der langen Karriere<br />
als Kapellmeister mehrerer Südtiroler Ensembles,<br />
der Zeit als Verbandskapellmeister<br />
sind Kapitel im Buch gewidmet. Wenn<br />
man Gottfried Veits bisher ausführlichstes<br />
Werkregister im Anhang überprüft, staunt<br />
man nicht schlecht, dass darin an die 500<br />
Werke aus allen möglichen Kompositionsformen<br />
verzeichnet sind, etwa die konzertante<br />
Musik für große symphonische Blasorchester,<br />
dann die Festmusiken, die sakrale<br />
Musik, die Märsche, die Kammermusik für<br />
etliche Besetzungen, vornehmlich für Holzund<br />
Blechbläser, Lieder und Gesänge für<br />
Singstimme sowie Chorsätze. Ein weiteres<br />
Merkmal drängt sich dem aufmerksamen<br />
Leser auf: Fast alle verzeichneten Werke<br />
wurden auch aufgeführt und liegen in einschlägigen<br />
Verlagen gedruckt auf. Daneben<br />
listet Stephan Niederegger auch ein<br />
Verzeichnis von Buchveröffentlichungen<br />
und eine Auswahl der wichtigsten Zeitschriftenbeiträge<br />
aus der Feder des Jubilars<br />
auf, eine jetzt geschlossene Lücke in<br />
der Rezeption von Lehrwerken in der Blasmusiktradition<br />
Südtirols. Abgedruckt sind<br />
ferner im Buch auch Zeugnisse über Gottfried<br />
Veit in Interviews mehrerer Musikexperten<br />
und Kulturjournalisten. Von seinen<br />
Weggefährten in Musik und Leben sind<br />
im Buch ebenso erhellende Beiträge gesammelt,<br />
so u.a. aus der Feder von<br />
Pepi Fauster, ehemaliger<br />
Verbandsobmann,<br />
Friedrich<br />
Weyermüller,<br />
Ehrenpräsident<br />
des Internationalen<br />
Musikbundes<br />
(CISM), von Gottfried<br />
Furgler, dem<br />
Ehrenobmann des<br />
VSM, von Pater Urban<br />
Stillhard, dem<br />
künstlerischen<br />
Leiter der Arbeitsgemeinschaft<br />
alpenländischer<br />
Chorverbände,<br />
Josef Lanz, Fach-<br />
gruppenleiter Musik im Südtiroler Künstlerbund,<br />
und auch vom Verbandsobmann<br />
des Südtiroler Chorverbandes Erich Deltedesco.<br />
Dazu Anekdoten und Gedanken<br />
über und von Gottfried Veit selbst, etwa<br />
über „Heimat“, über bedeutende philosophische<br />
Themen wie „Religion und<br />
Glaube“, wo es heißt: „Die Religion hat<br />
mich schon seit meiner Kindheit geprägt.<br />
Ich liebe die christlichen Riten und Gebräuche<br />
und habe aus der Bibel, vom sog.<br />
`Buch der Bücher`, sehr viel gelernt. Dies<br />
bewog mich auch immer wieder, mich in<br />
meinem Leben als Dirigent der ,Musica Sacra'<br />
zu widmen ...". In einer Welt, die aus<br />
den Fugen zu gehen droht, sind solche Momente<br />
im Leben eines Musikers von größter<br />
Bedeutung, so auch für Gottfried Veit,<br />
der seine Ziele im Leben<br />
sei es als Mensch<br />
wie auch als Künstler<br />
mit größer Konzentration<br />
und Neugier verfolgt<br />
hat. Seine Kreativität<br />
und das Interesse<br />
fürs Neue wird ihn wieder<br />
und wieder auch<br />
neue Kompositionen<br />
schaffen lassen!<br />
F. Delle Cave<br />
Buchcover „Signum<br />
– Lebenslinien eines<br />
Südtiroler Musikers“<br />
KulturFenster<br />
41 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
entdeckt<br />
„Musik in kleinen<br />
Gruppen“ in Auer<br />
VSM-Wettbewerb<br />
https://vsm.bz.it<br />
02.03.2024<br />
Neue Noten …<br />
von Gottfried Veit<br />
Fünf Neuerscheinungen aus<br />
verschiedenen Musikgenres<br />
Auch mit 80 denkt Gottfried Veit noch lange nicht an den musikalischen Ruhestand.<br />
Foto: privat<br />
Die „Melodie der Freundschaft“ hat Gottfried<br />
Veit der Alphornistin Lisa Stoll gewidmet.<br />
Wie berichtet, feierte Gottfried Veit am vergangenen 13. August seinen 80. Geburtstag.<br />
Auch wenn er sich als Kapellmeister und Chorleiter mittlerweile „zur Ruhe gesetzt“ hat,<br />
so ist seine kompositorische Schaffensfreude nach wie vor ungebremst. Im Folgenden<br />
stellen wir fünf Neuerscheinungen vor, die die Vielseitigkeit des Komponisten zeigen und<br />
einmal mehr belegen, dass er sich über musikalische Grenzen hinweg in keine Schublade<br />
zwängen lässt und in vielen Musikgenres zuhause ist.<br />
„Melodie der Freundschaft“<br />
für Alphorn in F und Blasorchester<br />
Eine nicht alltägliche Komposition von<br />
Gottfried Veit ist beim Musikverlag Tatzer<br />
erschienen. Eine ausführliche Werksbeschreibung<br />
über die Bauweise und die traditionellen<br />
Einsatzmöglichkeiten des Alphorns<br />
findet man in der Einführung. Das<br />
Konzertstück „Melodie der Freundschaft“<br />
ist als kleine Rondo-Form (A-B-A-C-A) mit<br />
kurzem Vor- sowie Nachspiel angelegt.<br />
Die gefällige Hauptmelodie wird zweimal<br />
durch einen Tutti-Teil ergänzt. Charakteristisch<br />
für dieses Konzertstück ist, dass<br />
es trotz des naturtönigen Soloinstruments<br />
eine bemerkenswert harmonische Mannigfaltigkeit<br />
aufweist.<br />
Die Komposition hat Gottfried Veit der bekannten<br />
Schweizer Alphornistin Lisa Stoll<br />
gewidmet. Das rund dreiminütige Konzertstück<br />
stellt an die Musiker des Blasorchesters<br />
spieltechnisch keine besonderen Anforderungen.<br />
Die Solostimme kann, laut<br />
Angabe des Komponisten, auch von einem<br />
Tenorhorn oder einer Posaune gespielt werden.<br />
Mit der vorliegenden Notenausgabe<br />
kann die „Melodie der Freundschaft“ zudem<br />
in vier verschiedenen Versionen dargeboten<br />
werden: Alphorn solo, Alphorn<br />
und Klavier, Alphorn und Orgel, Alphorn<br />
und Blasorchester.<br />
Walter Cazzanelli<br />
Grieser Prozessionsmarsch<br />
von P. Oswald Jaeggi OSB<br />
In seiner tiefen Religiosität ist Gottfried<br />
Veit eng mit seiner Heimatpfarrei, der<br />
Stiftskirche Muri-Gries, verbunden. Dort<br />
war auch P. Oswald Jaeggi OSB (1913-<br />
1963) u.a. als Stiftskapellmeister tätig.<br />
1957 komponierte Jaeggi den „Grieser<br />
Prozessionsmarsch“, der damals von der<br />
Bürgerkapelle Gries unter der Leitung<br />
von Josef „Pepi“ Silbernagl uraufgeführt<br />
wurde. Da die Instrumentation für Blasorchester<br />
schon damals nicht mehr der<br />
gängigen Praxis entsprach, ist er schon<br />
bald in Vergessenheit geraten. Gottfried<br />
Veit hat die Noten nun „entstaubt“ und<br />
den Marsch von Grund auf neu orchestriert.<br />
Dabei vervollständigte er nicht nur<br />
den Notensatz und passte diesen an die<br />
heutige Blasorchesterbesetzung an, sondern<br />
aktualisierte auch den Klarinettenund<br />
Hornsatz sowie die Schlaginstrumente.<br />
Aus seiner profunden praktischen Erfah-<br />
KulturFenster<br />
42 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
Der „Grieser Prozessionsmarsch“ wurde<br />
von Grund auf neu orchestriert.<br />
Das Lederhosen-Ballett für 10 Klarinetten<br />
als (volks)musikalisches „Gaudium“<br />
Die vier Temperamente“ hat Gottfried Veit in seinen<br />
„Epigrammen“ musikalisch beschrieben.<br />
rung ist es fast schon selbstverständlich,<br />
dass dem Notensatz auch die so genannten<br />
„Schweizer Stimmen“, d.h. sämtliche<br />
Transpositionen für Hörner in F und Es<br />
sowie Bariton, Posaunen und Tuben im<br />
Bass- und Violinschlüssel beiliegen. Die<br />
Noten sind im Musikverlag „Munodi Edition“<br />
von Dieter Viehweider veröffentlicht.<br />
Gaudium<br />
„Lederhosen-Ballett“ für zehn Klarinetten“<br />
Die Klarinette ist SEIN Instrument. Und<br />
weil die Klarinette geradezu prädestiniert<br />
ist, eine Stimmung der volkstümlichen<br />
Ausgelassenheit zu erzeugen, hat<br />
Gottfried Veit mit dem „Lederhosen-Ballett“<br />
für zehn Klarinetten auf ganz eigene<br />
Weise diese „Gaudi“ musikalisch<br />
eingefangen.<br />
Und weil es gerade dem Ländler und dem<br />
Zwiefachen in besonderer Weise gelingt,<br />
diese volkstümliche Freude auszudrücken,<br />
bilden sie auch das rhythmische<br />
Grundgerüst von Veits „Gaudium“. Durch<br />
kompositorische Feinheiten, Vierklangparallelen,<br />
Ostinati und Nebentoneinstellungen<br />
in den Begleitakkorden zitiert<br />
der Komponist mit einem gewissen<br />
Augenzwinkern die traditionelle Volksmusik.<br />
Der Notensatz ist für 8 B-Klarinetten,<br />
Bass-Klarinette und Kontrabass-<br />
Klarinette angelegt.<br />
Weil Letztere aber selten besetzt werden<br />
kann, ist diese nur optional angelegt und<br />
das Stück kann auch ohne dieses besondere<br />
Bassinstrument gespielt werden. Die<br />
Noten sind im Musikverlag „Munodi Edition“<br />
von Dieter Viehweider veröffentlicht.<br />
Gottfried Veit hat das „Lederhosen-Ballett“,<br />
so der Untertitel, seinem ehemaligen<br />
Schüler Roberto Gander gewidmet,<br />
seines Zeichens Professor für Klarinette<br />
am Bozner Musikkonservatorium „Claudio<br />
Monteverdi“.<br />
Die vier Temperamente<br />
Epigramme für Blasorchester<br />
Als Musiklehrer, Kapellmeister und Chorleiter<br />
kennt er wohl diese Vier - den Sanguiniker,<br />
den Choleriker, den Phlegmatiker<br />
und den Melancholiker. Bereits der<br />
griechische Arzt Hippokrates (rund 400<br />
v. Ch.) hat die menschlichen Eigenschaften<br />
in diesen vier Temperamenten unterschieden.<br />
Jeder von uns trägt Merkmale<br />
aller vier in sich, wobei meist zwei davon<br />
stärker ausgeprägt sind.<br />
Gottfried Veit überträgt in seinen „Epigrammen“<br />
– also vier kurzen Stücken – für Blasorchester<br />
diese grundverschiedenen Wesensarten<br />
des Menschen in die Musik, und<br />
zwar mit dem melancholischen „Adagio“,<br />
dem sanguinischen „Allegro“, dem phlegmatischen<br />
„Largo“ und schließlich dem<br />
cholerischen „Marciale“.<br />
Das Werk mit einer Spieldauer von rund<br />
sechs Minuten und einem Schwierigkeitsgrad<br />
von 2,5 (leicht bis mittelschwer)<br />
ist im DVO-Verlag erschienen.<br />
Der vollständige Notensatz ist wiederum<br />
mit den so genannten „Schweizer Stimmen“<br />
ergänzt.<br />
„Abendlied“<br />
Von Joseph Rheinberger für Brass Ensemble<br />
„Bleib bei uns, denn es will Abend werden.“<br />
Dieses Abendlied ist eine der wohl bekanntesten<br />
Kompositionen von Joseph Rheinberger.<br />
Er schrieb dieses „geistliche Gedicht“<br />
für sechsstimmigen gemischten Chor bereits<br />
1855, kurz vor seinem 16. Geburtstag.<br />
Neun Jahre später hat er die Motette<br />
nochmals überarbeitet – zu der Fassung,<br />
wie man sie heute als „Originalfassung“<br />
kennt. Gottfried Veit hat das Lied nun für<br />
ein großes Blechbläserensemble arrangiert:<br />
vier Trompeten, vier Hörner, vier Posaunen<br />
und Tuba. Die Noten sind im holländischen<br />
Musikverlag „Baton Music“ erschienen.<br />
Stephan Niederegger<br />
Das „Abendlied“ für großes Blechbläserensemble<br />
KulturFenster<br />
43 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
entdeckt<br />
„Eini losn...“<br />
Die neue Benefiz-CD der<br />
Unterinntaler Weihnachtsbläser<br />
in verschiedenen Zeitungen. Dazu wurde<br />
der Verein „Unterinntaler Weihnachtsbläser“<br />
gegründet, der den Verkauf und weitere<br />
Spendenaktionen organisiert. Aufgrund<br />
des großen Erfolgs kommen mittlerweile<br />
die Musikgruppen direkt auf uns zu, um<br />
mitzumachen. Heuer wirken auch Musikanten<br />
aus Südtirol mit, wie z.B. der Tubist<br />
Wolfgang Rabensteiner.<br />
Cover der Benefiz-CD <strong>2023</strong> „Eini losn...“<br />
Die „Unterinntaler Weihnachtsbläser“ präsentieren<br />
auch heuer wieder eine neue<br />
Weihnachts-CD. Der Reinerlös kommt wiederum<br />
sozialen Zwecken zugute. Koordiniert<br />
wird das Projekt von den beiden Musikanten<br />
Peter Obrist aus Stans und Erwin<br />
Feiß aus Ampass.<br />
© Reinhard Sorg<br />
KulturFenster: Wie kam es zu dieser Benefiz-CD?<br />
Peter Obrist: Auch aufgrund von sozialen<br />
Schicksalen in unserem Bekanntenkreis<br />
wurde mir klar, dass wir auf einem<br />
sehr hohen Niveau jammern und oft nicht<br />
zu schätzen wissen, wie gut es uns geht.<br />
Vor mehr als 10 Jahren hatten daher Erwin<br />
und ich die Idee, eine Weihnachts-CD<br />
zu produzieren, um mit den Einnahmen<br />
bedürftige Familien und karitative Einrichtungen<br />
zu unterstützen. Erwin hat aus seinem<br />
großen Fundus das Notenmaterial<br />
zusammengestellt. Ich bin für die Kontaktaufnahme<br />
mit den Musikern<br />
und die Erstellung der<br />
Tonaufnahmen zuständig.<br />
Aus der anfänglich<br />
einmaligen Idee wurde<br />
ein jährliches Projekt.<br />
Wir freuen uns, wenn<br />
wir dadurch in Not geratenen<br />
Personen helfen<br />
können.<br />
KF: Was steckt hinter dem<br />
Namen der „Unterinntaler Weihnachtsbläser“?<br />
Obrist: Wir vertreiben die Tonträger über<br />
die sozialen Medien und präsentieren sie<br />
KF: Wie sind Sie zur Musik gekommen?<br />
Obrist: Ich stamme aus einer musikalischen<br />
Familie. Meine Mutter spielte in<br />
einer Saitenmusikgruppe mit und mein<br />
Vater war bei der Musikkapelle. Von Kindesbeinen<br />
an war die Musik Teil meines<br />
Lebens und so freut es mich, dass ich<br />
meine große Leidenschaft zum Beruf machen<br />
konnte. In der Studioarbeit habe ich<br />
sehr viel gelernt. Es ist eine tolle Arbeit –<br />
man lernt nie aus. Fein ist, dass ich keinen<br />
Druck habe und mich zuhause hinsetzten<br />
kann, wann ich will. Ich möchte mich bei<br />
Joe Laube, Stefan Laube und Hans Perkhofer<br />
bedanken, die mir die Studioarbeit<br />
beigebracht haben und immer für mich da<br />
sind, wenn ich sie brauche.<br />
KF: Wo ist die CD erhältlich?<br />
Obrist: Die CD kann entweder<br />
telefonisch, per Whats-<br />
App oder per Email sowie<br />
auf unserer Homepage erworben<br />
werden:<br />
tel. +43 676 48 51 151<br />
peterobrist@ymail.com<br />
www.uwb-records.at<br />
Die Notensätze der eingespielten<br />
Weihnachtslieder sind beim Musikverlag<br />
Edition Rinner per Mail (office@edition-rinner.at)<br />
erhältlich.<br />
Interview: Stephan Niederegger<br />
KulturFenster<br />
44 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
kurz notiert<br />
Blasmusik<br />
Magische Klänge, die begeistern<br />
Bürgerkapelle Klausen verzaubert mit musikalischer Sommertournee<br />
Die Bürgerkapelle Klausen verbreitete in<br />
den Sommermonaten musikalische Begeisterung<br />
und schuf unvergessliche Momente<br />
bei ihren Auftritten in Wolkenstein,<br />
Schalders, Natz, Andechs (D) und Klausen.<br />
Unter der Leitung von Kapellmeister Paul<br />
Bramböck gelang es der Bürgerkapelle<br />
Klausen, das Publikum mit klassischen<br />
Melodien und modernen Hits zu verzaubern.<br />
Das vielfältige Repertoire brachte<br />
die Zuhörer zum Mitsingen und in rhythmische<br />
Bewegung.<br />
Auch die Jugendkapelle Klausen-Gufidaun,<br />
dirigiert von Kapellmeister Fabian Gottardi,<br />
ließ es bei den Konzerten in Gufidaun und<br />
Klausen so richtig krachen. Im Rahmen des<br />
erstmaligen „Jugendcamp on Tour“, das<br />
innerhalb von vier Tagen stattfand, wurde<br />
ein breites Spektrum von klassischen Stücken<br />
bis zu zeitgenössischen Kompositionen<br />
eingelernt. Das Publikum zeigte sich<br />
beeindruckt von der musikalischen Reife<br />
und dem Engagement der jungen Talente.<br />
Beim Abschlusskonzert der Jugendkapelle<br />
in Klausen wurden mehreren<br />
Jungmusikant*innen die Urkunden zu<br />
den erworbenen Leistungsabzeichen in<br />
Bronze und Gold überreicht. Stolz und mit<br />
strahlenden Gesichtern nahmen die aufstrebenden<br />
Musiker*innen ihre Auszeichnungen<br />
entgegen.<br />
Die musikalische Hingabe der Bürgerkapelle<br />
Klausen und ihrer Jugendkapelle in<br />
Kooperation mit der Musikkapelle Gufidaun<br />
hat erneut bewiesen, wie tiefgreifend<br />
und inspirierend die Welt der Musik<br />
sein kann.<br />
Theodor Rabanser<br />
Verleihung der Urkunden zu den Leistungsabzeichen bei der Bürgerkapelle Klausen: (v.<br />
l.) Obmann Alexander Gfader, Jugendleiterin Silvia Prader, Maria Winkler (Bronze), Daniel<br />
Gamper (Bronze), Elias Belecky (Bronze) Diana Knollseisen (Bronze), Lisa Felderer<br />
(Gold) nicht auf dem Foto.<br />
Foto: BK Klausen<br />
Musizieren unterm Ortler<br />
Jugendkapelle Vintl zu Gast im Martelltal<br />
Jedes Jahr – mit Ausnahme der Coronazeit<br />
– packen die Jungmusikantinnen und<br />
Jungmusikanten der Musikkapelle Vintl<br />
ihre Instrumente und Rucksäcke und ziehen<br />
sich für ein paar Tage auf die Alm zurück.<br />
Diesmal war das Jugendhaus Grogg<br />
im Martelltal das Ausflugsziel.<br />
Dort haben die 20 Mitglieder der „Young<br />
Music Band (y.m.b.) Vintl“ mit ihrem Betreuerteam<br />
fünf abwechslungsreiche Tage<br />
verbracht. Umringt von den Gletscherriesen<br />
der Ortlergruppe und bei herrlichem<br />
Sommerwetter, haben sie in Register- und<br />
Vollproben das neue Konzertprogramm einstudiert.<br />
Zudem stand auch eine Marschierprobe<br />
auf dem Programm. Aber auch der<br />
Spaßfaktor durfte nicht fehlen. Der tägliche<br />
Sport am Morgen, der Besuch des Biath-<br />
lonzentrums, die Wanderung vom Zufrittsee<br />
durch die Plima-Schlucht zur Zufallhütte,<br />
ein Kino-Abend und gemeinsame Spiele<br />
sorgten für die nötige Abwechslung.<br />
Was in diesen Tagen ge- und erlernt wurde,<br />
das zeigte die Jugendkapelle zuhause beim<br />
„Vintila Kirschta“ und eine Woche später<br />
beim Bezirksjugendkapellentreffen in Pfalzen.<br />
Hannes Zingerle<br />
Die Jugendkapelle „y.m.b. Vintl“ war zu Gast im hinteren Martelltal.<br />
Foto: MK Vintl<br />
KulturFenster<br />
45 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Das Handwerk ist in Südtirol tief verwurzelt. Die<br />
handwerklichen Techniken, die seit Generationen<br />
überliefert werden, bilden die Grundlage für<br />
hochwertige Produkte, die bisweilen weltweit geschätzt<br />
werden. Handgemachtes ist einzigartig, nachhaltig<br />
und identitätsstiftend.<br />
Alle Fotos: HPV<br />
KulturFenster 46<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
handgemacht<br />
Handwerk schafft Mehrwert –<br />
und ist mehr wert<br />
Zum Jahresthema: Handwerk in Südtirol<br />
zwischen Tradition und Innovation<br />
War das Jahr 2022 schwerpunktmäßig dem<br />
Thema „Heimat und Jugend“ gewidmet, so<br />
rückt der Heimatpflegeverband Südtirol im<br />
Jahr <strong>2023</strong> das traditionelle Handwerk in<br />
den Fokus. Am 22. November findet dazu<br />
ein Themenabend statt. Derzeit im Endspurt<br />
und bald auf dem Youtube-Kanal des<br />
Verbandes zu sehen sind mehrere Kurzfilme<br />
über verschiedene Handwerksberufe<br />
in Südtirol. Was hat den HPV dazu veranlasst,<br />
sich so intensiv mit dem Handwerk<br />
auseinanderzusetzen? Das sind die Gründe:<br />
Die Freude, etwas mit den eigenen Händen<br />
zu schaffen, ist unvergleichlich.<br />
Handarbeit schafft eine besondere Genugtuung.<br />
In einer Zeit, in der viele von<br />
uns immer öfter digital und immer weniger<br />
von Hand arbeiten, erlebt alles, was<br />
handgemacht ist, eine bemerkenswerte<br />
Renaissance: Handwerkskurse für Laien<br />
boomen, es wird genäht, gewebt und gebacken,<br />
„Do it yourself“-Projekte finden<br />
großen Anklang, und wer geschickt ist,<br />
hat zumindest ein Möbelstück in den eigenen<br />
Wänden selbst gebaut, upgecycelt<br />
oder renoviert. Dem Handwerk scheint<br />
es besser zu gehen denn je. Doch ein<br />
wenig trügt dieser Schein, denn gleichzeitig<br />
klagen Handwerker*innen ob der<br />
vielen Herausforderungen, die sie zu bewältigen<br />
haben: Überbordende Bürokratie<br />
und fehlender beruflicher Nachwuchs<br />
dürften aktuell die meisten Sorgen bereiten.<br />
Mancheine*r beklagt auch die mangelnde<br />
Wertschätzung für handwerkliche<br />
Produkte.<br />
Traditionsreich und<br />
vorbildlich<br />
Das Handwerk hat in Südtirol eine lange<br />
Geschichte. Schon vor Jahrhunderten waren<br />
lokale Handwerker für ihre handgefertigten<br />
Produkte und handwerklichen Fertigkeiten<br />
bekannt. Diese Traditionen wurden<br />
von Generation zu Generation weitergege-<br />
Einen Handwerksberuf gut zu erlernen, das bedarf Passion, Geduld und mitunter auch Durchhaltevermögen.<br />
Mehr als 45.000 Menschen arbeiten in Südtirol in einem Handwerksbetrieb.<br />
ben und haben zum Großteil bis heute überlebt.<br />
Heute zählt das Handwerk in Südtirol<br />
rund 14.000 selbstständige Betriebe,<br />
die in der heimischen Wirtschaft und Gesellschaft<br />
eine feste Größe bilden. Diese<br />
Betriebe beschäftigen mehr als 45.000<br />
Menschen.<br />
Auch bei der Ausbildung steht das Handwerk<br />
mit rund 3.500 Lehrverträgen vorbildlich<br />
da. Im Wirtschaftsverband Handwerk<br />
und Dienstleister (lvh) ist man<br />
bemüht, das Handwerk aufzuwerten.<br />
Teilweise mit Erfolg. Optimistisch stimmen<br />
viele junge Handwerker*innen, auch<br />
Quereinsteiger*innen, die das Handwerk<br />
als Berufung betrachten und deshalb zum<br />
Beruf machen. Denn da sind sich alle sicher:<br />
Wer einen Handwerksberuf „ordentlich“<br />
erlernen will, braucht die Passion dafür<br />
– und auch viel Geduld. „Es ist noch kein<br />
Meister vom Himmel gefallen”, heißt es so<br />
schön, und auf den Handwerksberuf trifft<br />
das erst recht zu. Wer als Handwerker*in<br />
erfolgreich sein möchte, muss nicht nur<br />
mit Qualität und Service, sondern im Idealfall<br />
auch mit Originalität und Kreativität<br />
punkten. Und es gibt sie tatsächlich, die<br />
jungen Frauen und Männer, die mit Hingabe<br />
den Schneiderberuf ausüben oder<br />
mit Überzeugung die elterliche Bäckerei<br />
übernehmen. Sie gilt es zu unterstützen<br />
und zu motivieren.<br />
KulturFenster 47<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
handgemacht<br />
„Beim Brotbacken geht es um das Gefühl“<br />
Ivo De Pellegrin, Bäckerei Forno, Meran<br />
Ivo De Pellegrin ist ein Quereinsteiger. Erst nach und nach hat er seine Leidenschaft<br />
für das Brotbacken entdeckt und sich nach vielen Jahren Tätigkeit<br />
in der Gastronomie mit einer eigenen kleinen Bäckerei in Meran selbstständig<br />
gemacht. Ivo De Pellegrin geht es um Transparenz, daher ist seine<br />
Backstube auch von außen einsehbar. Im Gegensatz zu industriell gefertigtem<br />
Brot, das oft viele Zusatzstoffe enthält, setzt er auf reines Sauerteigbrot.<br />
Jeder Laib bekommt eine Reifezeit von 24 Stunden, was nicht nur die Qualität,<br />
sondern auch die Verdaulichkeit des Brotes erhöht. „Größere Laibe und der Zusatz<br />
von ausreichend Wasser sorgen für die Haltbarkeit“, erklärt Ivo De Pellegrin.<br />
„Mein Brot ist durch diese Arbeitsschritte eine Woche haltbar.“<br />
Nachhaltigkeit ist ihm ein großes Anliegen. Das Mehl bezieht er lokal und aus biologischem<br />
Anbau. Seine Kunden kommen extra für sein Brot zu ihm, Betriebe werden mit einem Cargo-<br />
Bike beliefert. Um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, produziert er viel auf Vorbestellung.<br />
„Vom Teig zum Brot geschieht hier alles mit der Hand. Ich habe jedes Brot, jeden Teig mindestens einmal in der Hand gehabt“,<br />
sagt der Bäcker. „Ein Produkt mit den Händen zu schaffen, ist meine Passion.“ Brotbacken ist auch ein Lernprozess:<br />
„Man muss ein Gefühl dafür bekommen, wann ein Teig bereit zur Weiterverarbeitung ist. Das braucht Zeit … Aber dann ist<br />
es ein wunderbares Gefühl.“<br />
Individuell und innovativ<br />
Das heimische Handwerk zeigt sich äußerst<br />
vielfältig in seinen Erscheinungsformen. Von<br />
der Holzverarbeitung in den ladinischen Tälern<br />
bis zur Federkielstickerei im Sarntal,<br />
von der Textilproduktion in Bozen bis zur<br />
Herstellung der lokalen Trachten in allen<br />
Landesteilen – jedes Tal und jeder Ort in<br />
Südtirol hat seine handwerklichen Eigenheiten<br />
und Traditionen. Die handwerklichen<br />
Techniken, die seit Generationen überliefert<br />
werden, bilden die Grundlage für hochwertige<br />
Produkte, die bisweilen weltweit geschätzt<br />
werden. Gleichzeitig haben viele<br />
Handwerker*innen in Südtirol nicht davor<br />
zurückgeschreckt, moderne Technologien<br />
und innovative Ansätze zu integrieren,<br />
um ihre Produkte weiter zu verbessern.<br />
Die Kund*innen wissen, dass sie sich auf<br />
das Produkt und ihre Erschaffer*innen in<br />
„Südtirol ohne Trachten kann ich mir nicht vorstellen“<br />
Helga Trenkwalder, Trachtenschneiderin, Sterzing<br />
Helga Trenkwalder hat die Passion fürs Trachtenschneidern im Blut. Bei ihrem<br />
Vater hat sie ihre Lehrzeit absolviert: „Er hat viel Wert auf Genauigkeit<br />
gelegt. Laxer werden, kann man später noch, hat er immer gesagt.“ Seit<br />
rund 30 Jahren schneidert Helga Trenkwalder Trachten. Sie hat zuerst die<br />
Gesellenprüfung als Herrenschneiderin gemacht, dann den Meistertitel in<br />
Damenschneiderei erworben.<br />
Die Detailgenauigkeit der Landestrachten erfordert viel Handarbeit. Alle Trachten<br />
werden auf Maß geschneidert. Das trägt zur hohen Qualität und damit auch<br />
zur Nachhaltigkeit der Trachten bei, die oft Generationen überdauern. Helga<br />
Trenkwalder legt großen Wert auf Naturmaterialien wie Loden, Wolle oder Leinen,<br />
die vorzugsweise aus lokaler Produktion stammen. Auch viele Details wie Haken und<br />
Knöpfe stammen aus handwerklicher Produktion. Sie zu besorgen, ist mittlerweile eine<br />
Herausforderung, denn sie werden von Kleinstherstellern gefertigt, die wie viele alte Handwerksberufe<br />
vom Aussterben bedroht sind. Das stimmt Helga Trenkwalder traurig. Denn auch der Trachtenschneiderei droht<br />
dieses Schicksal. Früher gab es in jedem Dorf eine*n Schneider*in, heute zählen wir in Südtirol nur noch einen Bruchteil davon,<br />
und das, obwohl es in Südtirol immerhin 40.000 Trachtenträger*innen gibt. „Es wäre schön, wenn wieder mehr junge<br />
Menschen dieses Handwerk erlernen würden, denn Südtirol ohne Trachten kann ich mir nicht vorstellen.“<br />
KulturFenster 48<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
„Ohne Handwerk keine Energiewende“<br />
Martin Sulser, Lambda Wärmepumpen, Lana<br />
Nichts weniger als der Glaube an die Wichtigkeit von Klimaneutralität und<br />
von regionalen Kreisläufen haben Martin Sulser dazu bewogen, in Südtirol<br />
Wärmepumpen zu produzieren. Dass Wärmepumpen die Zukunftstechnologie<br />
für die Energiewende sind, glaubt nicht nur der ausgebildete Umwelt-<br />
und Energietechnikingenieur, sondern das ist eine in Fachkreisen etablierte<br />
Auffassung.<br />
Ein besonders komplexer Kältekreis und ein großer Tauscher machen die Wärmepumpe<br />
von Martin Sulsers Joint Venture Lambda laut eigener Aussage zur<br />
aktuell effizientesten Wärmpumpe Europas, die sich besonders gut für Sanierungen<br />
eignet. Das heißt: Im Verhältnis zu anderen Wärmepumpen braucht sie, um<br />
zu heizen, weniger Energie aus der Steckdose. Seit <strong>2023</strong> wird produziert. An die 1000<br />
Stück werden im Werk in Lana jährlich montiert. Ein Großteil der Bestandteile kommt aus<br />
Europa, 80 Prozent sogar aus Italien, denn auch auf Regionalität legt Martin Sulser großen Wert.<br />
Lambda ist kein Industrie-, sondern ein Handwerksbetrieb, denn für den Aufbau der Wärmepumpe braucht es sowohl<br />
Metallbauer*innen und Installateur*innen als auch Elektrotechniker*innen. Gute Handwerker*innen sind für den gesamten<br />
Hochtechnologiesektor, wie es auch die Wärmepumpenproduktion ist, enorm wichtig. „Ohne Handwerk ist die Heizungswende<br />
nicht möglich“, findet Martin Sulser. „Wer sonst soll die Geräte zusammenbauen, installieren und warten?“<br />
punkto Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
verlassen können. Vor allem bei den<br />
kleinen Handwerksbetrieben gilt es, eines<br />
nicht zu vergessen: Sie sind ein wichtiges<br />
Puzzleteil der lokalen Kreislaufwirtschaft, in<br />
der vielfach bewusst und damit nachhaltig<br />
eingekauft und konsumiert wird.<br />
Nachhaltig und<br />
identitätsstiftend<br />
Traditionsbehaftet und identitätsstiftend,<br />
nachhaltig und innovativ, einzigartig und<br />
mit Hingabe gefertigt – diese Eigenschaften<br />
unterscheiden das heimische Handwerksprodukt<br />
von der industriellen Produktion.<br />
Noch dazu kann das Handwerk durch Reparatur<br />
und Upcycling Gegenstände länger<br />
im Gebrauch halten oder einer neuen Bestimmung<br />
zuführen. So sollte dem Handwerk<br />
eine goldene Zukunft gesichert sein.<br />
Gute Handwerker*innen haben in der Ver-<br />
„Mein Beruf hat Zukunft“<br />
Peter Oberrauch, Instrumentenbau, Eppan<br />
Peter Oberrauch und seine Mitarbeiter*innen bauen und reparieren Instrumente<br />
– Blech- und Holzblasinstrumente. Damit sind sie in Südtirol einer<br />
der wenigen Betriebe. Dieser hat sich darüber hinaus auf den Neubau von<br />
Trompeten, Flügelhörnern und Baritonen spezialisiert. „Es braucht jahrelange<br />
Erfahrung und Tüftlerei, um in den Profibereich zu kommen“, sagt<br />
Peter Oberrauch. Und genau das hat das Team aus Eppan geschafft: Die Instrumente<br />
finden weltweit Abnehmer*innen, die den guten Ruf weitertragen<br />
Die Ausbildung der Mitarbeiter*innen ist das Um und Auf in der Oberrauch<br />
KG. Sie werden von der Basis aus aufgebaut, denn wenn man in einer<br />
Nische tätig ist, können sie nicht einfach abgeworben werden. „Wir pflegen<br />
ein familiäres Klima“, betont Peter Oberrauch. Leidenschaft zur Arbeit, Einsatzbereitschaft<br />
und die Fähigkeit, Kritik anzunehmen, sind für ihn und sein Team entscheidend.<br />
„Es ist eine Genugtuung, den Menschen mit unseren Reparaturen Freude zu<br />
bereiten und ein Instrument wieder herzurichten.“<br />
Peter Oberrauch ist überzeugt, dass die Musik die Generationen verbindet wie kaum ein anderer Bereich. „Deshalb wird<br />
es meinen Beruf immer geben, ist er überzeugt.“ Auch dem Instrumentenneubau bescheinigt er eine gute Zukunft. Die<br />
Nachfrage nach Instrumenten von hoher Qualität hat immer Bestand.<br />
KulturFenster 49<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
handgemacht<br />
gangenheit den Unterschied gemacht und<br />
werden es in Zukunft noch mehr tun. Denn<br />
die Herausforderungen in unseren Wirtschaftskreisläufen<br />
werden nicht weniger.<br />
Unsere größte Herausforderung – die Klimakrise<br />
– wird auch das Handwerk fordern<br />
und hoffentlich auch fördern. Wenn<br />
der Südtiroler Wärmepumpen-Entwickler<br />
Martin Sulser (siehe Kasten auf Seite 49)<br />
meint „Die Energiewende geht nicht ohne<br />
gute Handwerker*innen“, dann ist das nur<br />
einer von vielen Ansätzen.<br />
Lebendig und zukunftsfähig<br />
Das Handwerk in Südtirol ist mehr als nur<br />
eine Sammlung von Fertigkeiten und Traditionen.<br />
Es ist ein lebendiges Erbe, das die<br />
Identität und Kultur unseres Landes prägt.<br />
Die Verbindung von Tradition und Innovation,<br />
die Nachhaltigkeit und die enge Bindung<br />
an die Gemeinschaft machen das Südtiroler<br />
Handwerk zu etwas Besonderem. Es ist<br />
wichtig, Traditionen zu bewahren und gleichzeitig<br />
neue Wege zu finden, um das Handwerk<br />
in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.<br />
Evi Brigl<br />
Südtirols Handwerk ist ein lebendiges Erbe, das die Identität und Kultur unseres<br />
Landes prägt.<br />
„Handwerk zwischen Tradition und Innovation“<br />
Mittwoch, 22. November <strong>2023</strong><br />
19.00 Uhr: Impulsvortrag von Martino Gamper „Handwerk zwischen Tradition und Innovation“ (Arbeitstitel)<br />
20.30 Uhr: Filmpremiere „Made in Südtirol“ mit anschließender Diskussionsrunde<br />
Ort: LVH, Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister Mitterweg 7, Bozen<br />
Ein Abend im<br />
Zeichen des Handwerks<br />
Martino Gamper über die Kraft von Tradition<br />
und Innovation im Handwerk – Filmische<br />
Kurzportraits über Südtiroler Handwerker<br />
Am 22. November veranstaltet der Heimatpflegeverband<br />
Südtirol in Kooperation<br />
mit dem Landesverband der Handwerker<br />
einen Themenabend, der sich der vielschichtigen<br />
Welt des Handwerks widmet.<br />
Im Kontext des Klimawandels kommt gerade<br />
diesem Wirtschaftszweig eine besondere<br />
Bedeutung zu, da er durch seine Fähigkeit<br />
zur Reparatur und Neugestaltung<br />
von Produkten nachhaltige Lösungen bietet.<br />
Die Veranstaltung soll sowohl die kulturelle<br />
Bedeutung des traditionellen Handwerks<br />
in Südtirol als auch dessen Innovationspotenzial<br />
in den Vordergrund rücken.<br />
Der Höhepunkt des Abends ist ein Impulsvortrag<br />
des renommierten Südtiroler<br />
Designers Martino Gamper, der ebendiesen<br />
Themen nachspürt. Mit einer Ausbildung,<br />
die von der Tischlerei über Bildhauerei<br />
bis hin zum Design reicht, bietet<br />
Gamper eine einzigartige Perspektive, die<br />
die Schnittstellen zwischen Design und<br />
Handwerk beleuchtet. Er wird insbesondere<br />
die alpenländische Handwerkstradition<br />
im Kontext der daraus resultierenden<br />
Innovationskraft erörtern.<br />
Im Anschluss an den Vortrag folgt die<br />
Filmpremiere „Made in Südtirol“, in der<br />
die Arbeiten von Thomas Tutzer präsentiert<br />
werden. Tutzer hat im Auftrag des<br />
Heimatpflegeverbandes Handwerker aus<br />
ganz Südtirol besucht und porträtiert. Eine<br />
abschließende Diskussionsrunde mit den<br />
porträtierten Handwerkern und Experten<br />
wird die Bedeutung des Handwerks in<br />
der modernen Gesellschaft und dessen<br />
Beitrag zu aktuellen Herausforderungen<br />
thematisieren.<br />
KulturFenster 50<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
„Meine Heimatmappe“<br />
ein voller Erfolg<br />
Projekt mit Schulen vorgestellt – Südtirol kindgerecht vermitteln<br />
Das Projekt „Meine Heimatmappe“ hat<br />
sich schon vor der offiziellen Vorstellung<br />
als Erfolg entpuppt. Ein sicheres Anzeichen<br />
dafür, dass schulischer Bedarf an<br />
Unterrichtsmaterial über Südtirol, seine<br />
Kultur- und Naturlandschaften, seine Lebensräume<br />
und Bräuche besteht.<br />
Es gibt Projekte, deren Erfolg man aufgrund<br />
von Erfahrungswerten ungefähr<br />
einschätzen kann. Und es gibt solche,<br />
bei denen die reine Überzeugung von der<br />
Sinnhaftigkeit des Projektes zum Einsatz<br />
motiviert – immer mit der Ungewissheit,<br />
ob es tatsächlich ankommt. Das Projekt<br />
„Meine Heimatmappe“ des Heimatpflegeverbandes<br />
Südtirol gehört zu letzterer<br />
Gruppe. Mittlerweile hat sich – nach viel<br />
Arbeit und Einsatz – herausgestellt: Es<br />
ist ein Erfolg! Die Heimatmappe ist von<br />
Grundschullehrer*innen so gut angenommen<br />
worden, dass im HPV-Büro im Bozner<br />
Waltherhaus sofort ein Nachdruck organisiert<br />
wurde.<br />
Nicht weniger als 10.000 Mappen sind<br />
schon vor Schulbeginn bestellt und zum<br />
Teil verteilt worden. Dank der Unterstützung<br />
der Landesabteilung Deutsche Kultur,<br />
der Deutschen Bildungsdirektion und der<br />
Stiftung Südtiroler Sparkasse war dies kostenlos<br />
möglich. Mehr als 550 1., 2. und 3.<br />
Grundschulklassen werden das neue Unterrichtsmaterial<br />
in diesem Schuljahr erstmals<br />
verwenden. Ab dem nächsten Schuljahr<br />
wird es „Meine Heimatmappe“ auch<br />
für die 4. und 5. Grundschulklassen geben.<br />
Was ist die Heimatmappe?<br />
Im Gespräch mit Lehrpersonen der<br />
Pädagogischen Abteilung der Südtiroler<br />
Landesverwaltung und dem Katholischen<br />
Südtiroler Lehrerbund (KSL)<br />
Didaktische<br />
Materialien<br />
für die 1. Klasse<br />
Grundschule<br />
Natur, Kultur und Mensch in Südtirol<br />
Meine Heimatmappe<br />
Bräuche im Jahreskreis<br />
1<br />
wurde festgestellt, dass in den Grundschulen<br />
Bedarf an strukturiertem und kindgerechtem<br />
Material über Südtirol besteht.<br />
Aus dieser Erkenntnis heraus entstand die<br />
Didaktische<br />
Materialien<br />
für die 2. Klasse<br />
Grundschule<br />
Natur, Kultur und Mensch in Südtirol<br />
MOLLIE<br />
1<br />
Meine Heimatmappe<br />
Wertvolles Handwerk<br />
1<br />
2<br />
Idee zur „Heimatmappe“. Die Heimatmappe<br />
ist in fünf Bänden gegliedert, je<br />
einen für jede Grundschulklasse, und<br />
bietet Lehrkräften hochwertiges Unterrichtsmaterial,<br />
das von Fachleuten inhaltlich<br />
geprüft wurde und direkt<br />
im Schulalltag eingesetzt werden<br />
kann. Für das Schuljahr<br />
<strong>2023</strong>/2024 sind die ersten drei<br />
Arbeitshefte verfügbar, die Hefte<br />
für die vierte und fünfte Klasse<br />
werden für das kommende Schuljahr<br />
vorbereitet.<br />
Jeder Band der „Heimatmappe“<br />
hat einen Themenschwerpunkt.<br />
Es geht um Bräuche, Handwerk,<br />
Lebensräume, Natur- und Kulturlandschaften<br />
sowie Klima und<br />
Umwelt. In jedem Band steht ein<br />
bestimmter Lebensraum aus Südtirol<br />
im Fokus, begleitet von einem<br />
einheimischen Tier als Identifikationsfigur.<br />
Geschichten zum Vorlesen,<br />
Wissensblöcke zum Vertiefen<br />
und Basteltipps ergänzen das Material.<br />
Das Ziel der Heimatmappe ist es,<br />
den Schüler*innen im Verlauf ihrer fünf<br />
Grundschuljahre einen umfassenden<br />
Überblick über Südtirol zu vermitteln.<br />
KulturFenster 51<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
Gelungenes Werk: Landesrat Philipp<br />
Achammer, HPV-Obfrau Claudia<br />
Plaikner, die Autorin Kathrin Gschleier<br />
und die Illustratorin Evi Gasser (v.<br />
l.) bei der Vorstellung des Projektes<br />
„Meine Heimatmappe“. Foto: HPV<br />
Schwerpunkt Jugend<br />
Der Öffentlichkeit vorgestellt wurde das<br />
Projekt, das im Rahmen des Schwerpunktjahres<br />
2022 zum Thema „Jugend“<br />
begonnen wurde, Ende August bei einer<br />
Pressekonferenz. Vor allem den Gedanken<br />
dahinter wollte HPV-Obfrau bei der<br />
Präsentation hervorstreichen: „In einer<br />
globalisierten Welt ist das Kennen der eigenen<br />
Identität und der eigenen Wurzeln<br />
gerade für die Jugend ein unabdingbarer<br />
Teil einer umfassenden Bildung und wichtige<br />
Voraussetzung, der Welt und ihren Herausforderungen<br />
offen zu begegnen.“ Mit<br />
der Heimatmappe wolle man junge Menschen<br />
für Südtiroler Themen sensibilisieren<br />
und ein Bewusstsein für die Einzigartigkeit<br />
und Vielfalt unserer Umgebung schaffen.<br />
Auch der Landesrat für Schule und Kultur,<br />
Philipp Achammer, war von Beginn<br />
an aufgeschlossen gegenüber dem Projekt<br />
gewesen. Bei der Vorstellung meinte<br />
er: „Nichts ist so notwendig, wie diese Initiative,<br />
die genau zur rechten Zeit kommt.<br />
Denn nur, was man kennt, weiß man zu<br />
schätzen und zu schützen.“<br />
Bei der Pressekonferenz dabei war auch<br />
eine Vertretung des Katholischen Südtiroler<br />
Lehrerbundes (KSL), darunter die bisherige<br />
KSL-Obfrau Sonja Klotz Spornberger<br />
und deren Nachfolgerin Eva Niederegger,<br />
die beide Ansprechpartnerinnen bei<br />
der Umsetzung des Projektes (siehe Erkl.<br />
„Heimatmappe“) waren.<br />
In einer globalisierten Welt ist das<br />
Kennen der eigenen Identität und<br />
Wurzeln gerade für die Jugend<br />
ein unabdingbarer Teil einer umfassenden<br />
Bildung und wichtige<br />
Voraussetzung, der Welt und ihren<br />
Herausforderungen offen zu<br />
begegnen.<br />
Claudia Plaikner<br />
Südtirol<br />
kindgerecht vermittelt<br />
Umgesetzt wurde das Projekt im Verlag<br />
Narrativ gemäß den Rahmenrichtlinien der<br />
Deutschen Bildungsdirektion des Landes<br />
mit der Autorin Kathrin Gschleier und der<br />
Illustratorin Evi Gasser. Die Heimatmappe<br />
enthält neben Wissensblöcken und Arbeitsblättern<br />
auch Vorschläge für Aktivitäten<br />
wie Basteln, Zeichnen und Malen,<br />
um die Kreativität der Schüler*innen zu<br />
fördern. „Wir arbeiten mit sehr anschaulichen<br />
Bildern, mit einer kindgerechten<br />
Sprache und interaktiven Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Wir möchten die Kinder<br />
neugierig auf die vielfältigen Themen machen,<br />
sodass sie Freude am Lernen und<br />
Spaß an der Erarbeitung der Inhalte haben“,<br />
erklärte Kathrin Gschleier.<br />
HPV/Edith Runer<br />
KulturFenster 52<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
85 Lehrpersonen bei<br />
Fortbildung dabei<br />
Autorin führt in die Anwendung der Heimatmappe ein<br />
Wegen des großen Interesses musste die Lehrerfortbildung ins Kolpinghaus verlegt<br />
werden.<br />
Autorin Kathrin Gschleier machte die<br />
Teilnehmer*innen mit den Inhalten der<br />
Heimatmappe vertraut.<br />
Wie gut „Meine Heimatmappe“ bei den<br />
Lehrpersonen ankommt, zeigte eine Fortbildungseinheit<br />
des Katholischen Südtiroler<br />
Lehrerbundes.<br />
Daniela Donolato vom Heimatpflegeverband<br />
hat das Projekt „Meine Heimatmappe“ von<br />
Anfang an begleitet und mit vielen Ideen<br />
vorangetrieben. Und sie hat miterlebt, wie<br />
groß das Interesse der Lehrerschaft an den<br />
Themen ist, die der Heimatpflegeverband<br />
vertritt. „Bereits beim Start mit den Pilotklassen<br />
waren wir überrascht. Wir sind von<br />
vier bis fünf Klassen ausgegangen, die Interesse<br />
daran haben könnten. Am Ende<br />
waren es viel mehr. Wir konnten die Pilotphase<br />
auf 15 Klassen ausdehnen, dafür haben<br />
unsere zunächst nur 250 Exemplare<br />
der Heimatmappe gereicht.“<br />
Gute Ergänzung<br />
Von Anfang an mit im Boot bei der Umsetzung<br />
der Ideen war der Katholische<br />
Südtiroler Lehrerbund (KSL), mit dem<br />
dann auch vereinbart wurde, die Heimatmappe<br />
samt Unterrichtsmaterial im Rahmen<br />
einer Lehrerfortbildung vorzustellen.<br />
„Der KSL, der die Fortbildung organisiert<br />
hat, hat mit maximal 16 Teilnehmer*innen<br />
gerechnet, zumal die Veranstaltung am<br />
7. August, also im Hochsommer, stattfand.“<br />
Tatsächlich meldeten sich 85 Interessierte<br />
an, sodass die Veranstaltung<br />
ins Kolpinghaus,<br />
in einen größeren<br />
als den ursprünglich<br />
geplanten Saal, verlegt<br />
wurde. „Allein das Interesse<br />
der Lehrpersonen,<br />
die ohnehin viele Themen<br />
unterzubringen<br />
haben, zeigt, dass die<br />
Heimatmappe das Unterrichtsmaterial<br />
gut ergänzt,<br />
freut sich Daniela Donolato. Das rührt<br />
auch daher, dass viele Schulbücher und<br />
Unterlagen aus dem deutschsprachigen<br />
Raum die Südtiroler Realität nicht erfassen.<br />
Großes Interesse<br />
Auch Claudia Plaikner, die Obfrau des<br />
Heimatpflegeverbandes, freute sich am<br />
Beginn der KSL-Fortbildung über die vielen<br />
anwesenden Lehrpersonen und auch<br />
über das Interesse von Landesrat Philipp<br />
Achammer, der zu Beginn der Veranstal-<br />
Allein das Interesse der<br />
Lehrpersonen, die ohnehin<br />
viele Themen unterzubringen<br />
haben, zeigt, dass die<br />
Heimatmappe das Unterrichtsmaterial<br />
gut ergänzt.<br />
Daniela Donolato<br />
tung dabei war und sich sehr positiv über<br />
die Initiative äußerte. Claudia Plaikner<br />
führte die Teilnehmer*innen in die Idee<br />
hinter dem Projekt „Meine Heimatmappe“<br />
und in dessen Ziele ein.<br />
Kursleiterin Anita Stauder<br />
von der KSL-Bundesleitung<br />
gab nach<br />
einer Einführung das<br />
Wort an die Autorin Kathrin<br />
Gschleier weiter,<br />
die Aufbau und Anwendungsmöglichkeiten<br />
der<br />
Heimatmappe erklärte.<br />
Wie sehr der Inhalt bei<br />
den Teilnehmer*innen<br />
ankam, bewies die Tatsache, dass es in<br />
den Tagen nach der Fortbildung besonders<br />
viele Bestellungen der Heimatmappen gab.<br />
Nun, beim Erscheinen dieses „KulturFensters“<br />
werden einige Schüler*innen bestimmt<br />
schon mehr über die Tiere im Wald<br />
oder die Bräuche im Jahreslauf wissen.<br />
Genau das ist das Ziel der Heimatmappe,<br />
die künftig hoffentlich zum fixen Unterrichtsmaterial<br />
an den Grundschulen und<br />
später in entsprechend angepasster Form<br />
auch an den Mittel- und Oberschulen wird.<br />
Edith Runer<br />
KulturFenster 53<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
Ruhe statt Rummel<br />
Vereine und Verbände fordern am Sellajoch<br />
„mehr Respekt für den alpinen Raum“<br />
Auch der Heimatpflegeverband war auf der Kundgebung am Sellajoch dabei, u. a. mit Obfrau<br />
Claudia Plaikner.<br />
Mitten in der touristischen Hochsaison trafen<br />
sich die alpinen Vereine, darunter der<br />
Alpenverein Südtirol und der Heimatpflegeverband<br />
Südtirol, am Sellajoch, um aufzuzeigen:<br />
So geht es nicht! Sie forderten<br />
„Ruhe statt Rummel“.<br />
Seit Mai liegt für den alten Korblift vom Sellajoch<br />
auf die Langkofelscharte ein Ausbauprojekt<br />
vor. Geplant ist eine Kabinenbahn mit<br />
doppelter Personenkapazität, riesigen Betonträgern<br />
und einer Bergstation, die viermal<br />
so groß ist wie die aktuelle. Dabei fehlt<br />
es bereits jetzt auf der Langkofelscharte an<br />
Platz, und in der dort gelegenen Toni-Demetz-Hütte<br />
an Wasser. Doch das ist nur eine<br />
von vielen Fehlentscheidungen der vergangenen<br />
Jahre und Monate, die die alpinen<br />
Vereine, darunter auch den Heimatpflegeverband,<br />
dazu veranlassten, am Sellajoch auf<br />
ihre Forderungen aufmerksam zu machen.<br />
„Ruhe statt Rummel“, lautete das Motto<br />
der Kundgebung. Von Rummel war an diesem<br />
Tag nahe der Straße am Sellajoch jede<br />
Menge zu spüren. Dabei hatten die alpinen<br />
Vereine Südtirols und des Trentino schon<br />
vor 18 Jahren das erste Mal und dann wiederholt<br />
eine zeitweilige Sperre der Passstraßen,<br />
vor allem der Dolomitenpässe, gefordert.<br />
Passiert ist nichts.<br />
Aus aktuellem Grund fand die Veranstaltung am Sellajoch statt: Der Korblift auf die Langkofelscharte<br />
soll mit einer Kabinenbahn ersetzt werden, die alle bisherigen Dimensionen<br />
sprengt.<br />
Fotos: AVS<br />
Die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft<br />
Südtirols ist einerseits die wichtigste<br />
Ressource für den Tourismus, andererseits<br />
ist sie durch den ständigen Ausbau<br />
bedroht. „Ein Widerspruch“, wie die Obfrau<br />
des Heimatpflegeverbandes, Claudia<br />
Plaikner, bei der Kundgebung feststellte:<br />
„Der enorme Grund- und Ressourcenverbrauch,<br />
die Landschaftszerstörung, die architektonischen<br />
Auswüchse, die erhöhten<br />
Bodenpreise, die zahlreichen Zweitwohnungen<br />
und ein falsches Mobilitätsverhalten<br />
– das alles geht an die Substanz des<br />
Landes, und zwar im wahrsten Sinne des<br />
Wortes.“ Der HPV sieht alle gefordert, die<br />
Touristiker*innen, die Gäste und die Einheimischen.<br />
„Unser Land steht kurz davor, zu einem<br />
Disneyland zu verkommen“, warnte auch<br />
Elisabeth Ladinser, Vizepräsidentin des<br />
Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz.<br />
„Das dürfen wir nicht zulassen.“<br />
Südtirol trage mit seinen Infrastrukturprojekten,<br />
seinem Verkehr und dem Energieverbrauch<br />
für den Rummel auf den Bergen<br />
maßgeblich zum Klimawandel bei.<br />
Hier sei ein Umdenken nötig.<br />
Die Erschließung des alpinen Raumes<br />
ist abgeschlossen … Das Ziel muss<br />
die Optimierung der bestehenden Infrastruktur<br />
in allen Bereichen sein.<br />
Dazu gehört die Verbesserung der<br />
wirtschaftlichen und ästhetischen<br />
Qualität ebenso wie die Optimierung<br />
im Hinblick auf Ressourcenschonung,<br />
Nachhaltigkeit und Klimaschutz.<br />
Auch Georg Simeoni, Präsident des Alpevereines<br />
Südtirol, Roland Stierle, Präsident<br />
des Deutschen Alpenvereines DAV, der<br />
Präsident des italienischen CAI, Antonio<br />
Montani, und Heidi Stuffer von der Gruppe<br />
Nosc Cunfin ergriffen das Wort. Nosc Cunfin<br />
ist eine Initiativgruppe, die eine Unterschutzstellung<br />
des Gebietes am Langkofel<br />
fordert. Am Sellajoch wurde auch ein<br />
„Manifest für mehr Respekt für den alpinen<br />
Raum“ verabschiedet. Drei wichtige<br />
Sätze daraus: „Die Erschließung des alpinen<br />
Raumes ist abgeschlossen … Das<br />
Ziel muss die Optimierung der bestehenden<br />
Infrastruktur in allen Bereichen sein.<br />
Dazu gehört die Verbesserung der wirtschaftlichen<br />
und ästhetischen Qualität<br />
ebenso, wie die Optimierung im Hinblick<br />
auf Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit<br />
und Klimaschutz.“<br />
KulturFenster 54<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Heiß. Heißer. Klimashow.<br />
Veranstaltungen: Fakten und Lösungen zur Klimakrise in Südtirol<br />
Climate Action South Tyrol und die Organisation<br />
für Eine solidarische Welt (OEW)<br />
laden zur „Klimashow“. Es ist eine etwas<br />
andere Form, Fakten und Lösungen zur Klimakrise<br />
zu präsentieren.<br />
Hitzesommer, Dürren und Sommertage im<br />
Herbst, Schneestürme, Windböen: Die Folgen<br />
des Klimawandels sind längst spürbar.<br />
Seit 1980 ist die Jahresdurchschnittstemperatur<br />
in Südtirol um zwei Grad gestiegen.<br />
Wissen ist notwendig und Handeln<br />
angesagt. Aus diesem Grund laden Climate<br />
Action South Tyrol (das Klimabündnis,<br />
dem auch der Heimatpflegeverband<br />
Südtirol angehört) und die OEW zur „Klimashow“<br />
ein. Bürger und Bürgerinnen<br />
haben dabei die Möglichkeit, sich bei der<br />
90-minütigen Veranstaltung über die Auswirkungen<br />
der Klimakrise in Südtirol und<br />
ihre Handlungsoptionen zu informieren.<br />
Ende November wird es acht Treffen in allen<br />
Bezirken geben, der Eintritt ist kostenlos.<br />
Wer die „Klimashow“ für die eigene<br />
Gemeinde, das eigene Dorf oder den eigenen<br />
Verein buchen möchte, schreibt an<br />
info@oew.org.<br />
FAKTEN UND LÖSUNGEN<br />
ZUR KLIMAKRISE IN SÜDTIROL<br />
Heiß.<br />
Heißer.<br />
KLIMASHOW.<br />
ALLE TERMINE:<br />
BOZEN<br />
Waltherhaus<br />
20.11.<strong>2023</strong><br />
19 30 Uhr<br />
SCHLANDERS<br />
Kulturhaus Karl Schönherr<br />
21.11.<strong>2023</strong><br />
19 30 Uhr<br />
BRIXEN<br />
Cusanus Akademie<br />
21.11.<strong>2023</strong><br />
19 30 Uhr<br />
SEIS<br />
Naturparkhaus<br />
24.11.<strong>2023</strong><br />
19 00 Uhr<br />
ALGUND<br />
Thalguterhaus<br />
28.11.<strong>2023</strong><br />
19 30 Uhr<br />
KALTERN<br />
Filmtreff<br />
29.11.<strong>2023</strong><br />
20 00 Uhr<br />
STERZING<br />
Vigil-Raber-Saal<br />
29.11.<strong>2023</strong><br />
19 30 Uhr<br />
BRUNECK<br />
UFO<br />
30.11.<strong>2023</strong><br />
20 00 Uhr<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />
Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />
Redaktionsschluss für<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Mittwoch, 15. November <strong>2023</strong><br />
55<br />
KulturFenster 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
„Müssen das rechte Maß<br />
wiederfinden“<br />
Prof. Georg Kaser, Klima- und Kryosphärenforscher,<br />
zu Gast beim Heimatpflegeverband<br />
Der Langtauferer Ferner im Juni <strong>2023</strong>: „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass es<br />
2050 noch Gletscher in den Ostalpen geben wird“, sagt Georg Kaser.<br />
Zum Auftakt der Seminarreihe „Zeitenwende<br />
Klimakrise“, die der Heimatpflegeverband<br />
Südtirol zusammen mit Climate Action und<br />
POLITiS im Herbst <strong>2023</strong> ausrichtet, war Prof.<br />
Georg Kaser zu Gast. Er zeigt als Klima- und<br />
Kryosphärenforscher schon lange Ursachen<br />
und Folgen des Klimawandels auf die Ökosysteme<br />
auf.<br />
KulturFenster: Im September <strong>2023</strong> ist in<br />
Heiligenblut am Großglockner mit einer<br />
symbolischen Aktion der größte Gletscher<br />
Österreichs, die Pasterze, zu Grabe getragen<br />
worden, eine Aktion, die beide Kirchen<br />
mitgetragen haben. Sie haben ein Berufsleben<br />
lang Gletscher untersucht. Wie lange<br />
wird es noch Gletscher in Südtirol und auf<br />
der Alpensüdseite geben?<br />
Georg Kaser: Die Wahrscheinlichkeit ist sehr<br />
gering, dass es 2050 noch Gletscher in den<br />
Ostalpen geben wird. Vielleicht unter dem<br />
Schutt am End-der-Welt-Ferner unter der<br />
Königsspitze oder in einigen schattigen Nischen.<br />
Für den Rest stehen die Aussichten<br />
schlecht. Die Gletscher verlieren seit Jahren<br />
1 bis 1,5 Meter an<br />
mittlerer Eismächtigkeit<br />
pro Jahr. 2022 gab es<br />
bei einigen Gletschern<br />
über drei Meter Verlust.<br />
In der klassischen Extremwert-Statistik<br />
wird<br />
ein solcher Rekordwert<br />
nur alle 1000 Jahre verzeichnet,<br />
jetzt aber immer<br />
häufiger. Die Nullgradgrenze<br />
war heuer<br />
wieder den ganzen<br />
Sommer über weit über den Gipfeln der<br />
Ostalpen und liegt derzeit (Mitte September,<br />
Anm. d. Red.) noch über 4000 Meter,<br />
also viel zu hoch.<br />
Einzelereignisse hat es vorher<br />
auch gegeben, aber die<br />
Häufigkeit und das zunehmende<br />
Ausmaß der Extremereignisse<br />
machen den<br />
Zusammenhang mit dem<br />
Klimawandel offensichtlich.<br />
Georg Kaser<br />
KF: Welche Auswirkungen wird der Klimawandels<br />
in nächster Zukunft in den<br />
Alpen haben?<br />
Kaser: Eines sind die Extremereignisse, etwas<br />
anderes die schleichenden Veränderungen,<br />
die der Klimawandel auslöst. Das<br />
ist z. B. der Anstieg des Meeresspiegels, der<br />
uns nicht direkt betrifft. Sehr wohl betreffen<br />
uns aber die Verschiebung der Vegetationszonen<br />
und das Einwandern von Schädlingen.<br />
Der Klimawandel manifestiert sich<br />
auch im Anstieg der nächtlichen und winterlichen<br />
Minimumtemperaturen. Stürme<br />
und Dürre begünstigen den Borkenkäferbefall<br />
und die Waldbrände. Es gibt eine<br />
Zunahme der Häufigkeit und der Amplitude<br />
von Extremereignissen, Hitzewellen<br />
werden öfter und heißer. Da gibt es dann<br />
Grenzen der Belastbarkeit, denn Hitze<br />
kann für die Menschen bei zugleich hoher<br />
Luftfeuchtigkeit letal sein. Es gibt mehr<br />
schneearme Winter, häufigere Trockenperioden<br />
auch im Winter, die Verschiebung der<br />
Schneefallgrenze nach oben, mehr Muren<br />
und Steinschlag. Starkniederschlag, wie im<br />
Sommer <strong>2023</strong> im Mittelmeerraum wird früher<br />
oder später auch Südtirol treffen. Natürlich<br />
tritt die Frage auf: Kann man jedes<br />
einzelne Ereignis dem Klimawandel zuordnen?<br />
Was wäre auch schon vorher möglich<br />
gewesen? Einzelereignisse<br />
hat es vorher<br />
auch gegeben, aber die<br />
Häufigkeit und das zunehmende<br />
Ausmaß der<br />
Extremereignisse machen<br />
den Zusammenhang<br />
mit dem Klimawandel<br />
offensichtlich.<br />
KF: Brauchen wir in<br />
Südtirol einen „Klimawandelanpassungsplan“,<br />
oder reicht der bestehende neue<br />
Zivilschutzplan?<br />
Kaser: Ich kenne den Zivilschutzplan<br />
nicht. Wenn dort vorgesehen ist, dass 50<br />
KulturFenster 56<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Prozent des Etschtals und<br />
des Vinschgaus renaturiert<br />
werden, dann würde das<br />
in die richtige Richtung<br />
gehen. Auwälder würden<br />
mehr Feuchtigkeit und<br />
Ventilation in Hitzephasen<br />
schaffen, gleichzeitig auch<br />
einen Hochwasserschutz bilden.<br />
Wenn vorgesehen würde, dass<br />
die gesamte Bozner Industriezone entsiegelt<br />
und mit hochstämmigen Bäumen<br />
begrünt wird, dann wäre das eine wichtige<br />
Maßnahme für die Bevölkerung von<br />
Bozen gegen Hitze. Aber manche besiedelten<br />
und bewirtschafteten Räume werden<br />
nicht mehr vor Extremereignissen zu<br />
schützen sein. Wir müssen uns überlegen,<br />
wo anstelle von Gefahrenzonenplänen<br />
Sicherheitszonen ausgewiesen werden.<br />
Das heißt, wir sollten die<br />
Siedlungsgebiete an sicheren<br />
Stellen verdichten<br />
und gegebenenfalls<br />
mehr als bisher sichern.<br />
Andere, unsichere Bereiche<br />
sollten aufgegeben<br />
werden, aber auf keinen<br />
Fall sollten die Bausünden<br />
der Vergangenheit<br />
und die Bauspekulationen<br />
der Zukunft mit hohem<br />
Aufwand „sicherer“<br />
gemacht werden. Man darf nicht vergessen,<br />
dass all die Sicherungsarbeiten sehr<br />
hohe CO 2<br />
-Emissionen verursachen, also<br />
am Ende dazu beitragen, dass die Extremereignisse<br />
noch bedrohlicher werden.<br />
Da beißt sich die Katze in den Schwanz.<br />
KF: Der Klimaplan umfasst 157 Maßnahmen,<br />
aber oft handelt es sich um eher<br />
weiche Maßnahmen ohne rechtlich bindende<br />
Wirkung …<br />
Kaser: Ohne eine übergeordnete Position<br />
mit Gesetzeskraft wird dieser Klimaplan<br />
eine zahnlose Geschichte, der sich niemand<br />
voll verpflichtet fühlt. Es gibt heute<br />
schon Aussagen von Bürgermeister*innen,<br />
dass dieser Plan eine bloße Strategie der<br />
Landesregierung sei, die sie nicht binde.<br />
Der Plan muss von einem Landesgesetz<br />
begleitet werden, sonst wird das nichts.<br />
Nur aus moralischen Gründen hält sich<br />
keine Gemeindeführung dran. Der Klimaplan<br />
muss den Status eines übergeordneten<br />
Landesgesetzes erhalten, dem<br />
sich alle anderen bestehenden und zukünftigen<br />
Pläne, wie der Landesstrategieplan,<br />
der Mobilitätsplan, der Skipistenplan<br />
usw. unterzuordnen haben. Eine Illusion?<br />
Auf jeden Fall nicht einfach. Vor allem<br />
wenn es um Eingriffe in die Privatrechtssphäre<br />
von Bürger*innen geht, fällt dies<br />
kaum in Zuständigkeit des Landes, sondern<br />
ist Gegenstand staatlichen Rechtes<br />
oder von EU-Recht.<br />
KF: Der Entwicklungspfad vom heutigen<br />
Stand an CO 2<br />
-Emissionen bis hin zur Klimaneutralität<br />
2040<br />
wird im Plan nach<br />
Ohne eine übergeordnete<br />
Position mit Gesetzeskraft<br />
wird dieser Klimaplan eine<br />
zahnlose Geschichte, der<br />
sich niemand voll verpflichtet<br />
fühlt.<br />
Georg Kaser<br />
Georg Kaser, gebürtig aus Meran, Professor für Klima- und<br />
Kryosphärenforschung i. R. an der Universität Innsbruck, Klimaexperte,<br />
Mitglied des Weltklimarates IPCC und der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften. Als Klimaexperte<br />
auch Begleiter des österreichischen Klima-Bürgerrates 2022<br />
und Berater der Südtiroler Landesregierung in Sachen Klimaschutz<br />
und Klimapolitik.<br />
Sektoren und nach<br />
Treibhausgasarten untergliedert,<br />
nicht quantifiziert<br />
und durchgerechnet.<br />
Wie können<br />
da Zwischenziele und<br />
Fortschritte gemessen<br />
werden?<br />
Kaser: Ich sehe auch,<br />
dass der Südtiroler Klimaplan<br />
zu wenig differenziert,<br />
zu wenige Details durchrechnet.<br />
An der Endfassung des Südtiroler Plans<br />
war ich nicht direkt beteiligt. Als wissenschaftlicher<br />
Beirat haben wir im Vorfeld<br />
Zeitenwende Klimakrise – Weitere Termine<br />
klar gemacht: Es geht darum, was zu tun<br />
ist, nicht darum, was machbar ist. Die Landesverwaltung<br />
und die Verbände mussten<br />
dann natürlich mit einbezogen werden. Die<br />
Verwaltung kann allerdings richtigerweise<br />
sagen: Wir haben keine Rechtsgrundlage<br />
für diese oder jene Maßnahme. Unter den<br />
Verbänden gibt es zudem geschickte Verweigerer,<br />
die sich nicht festnageln lassen<br />
wollen. Es war zu erwarten, dass einige Inhalte<br />
seitens der Verwaltung und der Lobbys<br />
verwässert werden. Doch jetzt ist unter<br />
der Leitung der Freien Universität Bozen<br />
die Allianz für Lehre und Forschung zur<br />
nachhaltigen Entwiacklung eingerichtet worden,<br />
die den klaren Auftrag hat, alle zwei<br />
Jahre den Erfolg der CO 2<br />
-Reduktionsmaßnahmen,<br />
gemessen an den jeweiligen Zielen,<br />
sektorenweise zu überwachen.<br />
KF: Immer noch meinen Skeptiker, Südtirol<br />
sei viel zu klein, um beim Klimaschutz<br />
etwas bewegen zu können. Wie kann man<br />
dieser Haltung begegnen?<br />
Kaser: Das ist ein fadenscheiniges Argument.<br />
Es geht darum, dass wir in Südtirol<br />
unsere Hausaufgaben zu machen haben,<br />
7. November: Abschied von der autogerechten Gesellschaft? – Die Mobilität der<br />
Zukunft zwischen E-Auto und Mobilität nach menschlichem Maß/Eine Ökonomie<br />
der kurzen Wege – Von der Globalisierung zur regionalen Kreislaufwirtschaft.<br />
Mit Hanspeter Niederkofler (Plattform Pro Pustertal), Moritz Holzinger (FFF), Florian<br />
Trojer (HPV)<br />
21. November: Ist die Erde ungeeignet für unser Wirtschaftssystem – Kapitalismus<br />
und Klimakrise/Abschied vom Wachstumsparadigma – Konsistenz, Effizienz und<br />
Suffizienz. Mit Prof. Kris Krois (Uni Bozen), Olivia Kieser (STA und Klimaaktivistin)<br />
5. Dezember: Eine Ökonomie der kurzen Wege - Von der Globalisierung zur regionalen<br />
Kreislaufwirtschaft. Mit Klauspeter Dissinger, Oldies for Future, Daria Habicher<br />
12. Dezember: Abschied vom Wachstumsparadigma? Konsistenz, Effizienz und<br />
Suffizienz. Mit David Hofmann (Neurowissenschaftler), Thomas Benedikter<br />
Ort und Zeit: jeweils Dienstag 17.30–19.30 Uhr, Bozen, Waltherhaus, Seminarraum<br />
4. Stock<br />
KulturFenster 57<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
Wasserkraft deckt im alpinen Raum vorwiegend<br />
den Spitzenstrombedarf ab.<br />
Windkraft böte in Südtirol Potenzial,<br />
wäre aber mit großen Einbußen bei<br />
der Landschaftsqualität verbunden<br />
dass wir unsere Verpflichtungen gegenüber<br />
Italien und der EU wahrnehmen. Jede Region<br />
hat das Ihre beizutragen, sonst platzt<br />
die solidarische Verantwortungsgemeinschaft<br />
der Regionen und Staaten.<br />
KF: E-Autos, E-Bikes, Wärmepumpen,<br />
Wasserstoffbusse und vielleicht bald H 2<br />
-<br />
Flugzeuge: Manche Zeitzeugen sind der<br />
Auffassung, dass wir nur Gebäudewärme<br />
und Mobilität elektrifizieren müssen, um<br />
klimaneutral zu werden. Richtig oder ein<br />
Trugschluss?<br />
Kaser: Man muss die Zeit berücksichtigen.<br />
Wenn wir viel Zeit hätten, könnten<br />
wir auf zukünftige Erfindungen und technische<br />
Lösungen hoffen. Doch wir müssen<br />
die CO 2<br />
-Emissionen zum Erreichen des<br />
1,5°C-Zieles bis 2030 auf die Hälfte reduzieren.<br />
Da reicht es nicht, nur viele Dächer<br />
mit Photovoltaik zu bestücken. Dann wird<br />
es nicht einmal ausreichen, den Bedarf an<br />
Elektroenergie mit erneuerbarer Energie zu<br />
decken. Ohne starke Reduktion des gesamten<br />
Energieverbrauchs wird es nicht gehen.<br />
Verfahren zur Abscheidung des CO 2<br />
aus der<br />
Atmosphäre befinden sich alle in einer experimentellen<br />
Phase. Vielleicht wird es das<br />
in 40 bis 50 Jahren geben, aber wir müssen<br />
die Atmosphäre sofort entlasten, nicht<br />
erst in 50 Jahren.<br />
KF: Die Energiewende ist ein Kernelement<br />
des Klimaschutzes. Wird sich Südtirol bis<br />
2040 ganzjährig mit eigenem Wasserkraftund<br />
Solarstrom versorgen können?<br />
Kaser: Wir müssen unseren Strom ohne fossile<br />
Energie erzeugen, das ist klar. Ein Problem<br />
ist dabei noch völlig ungelöst, nämlich<br />
die Speicherung von Energie. Wir brauchen<br />
am meisten Strom, wenn Sonne und<br />
Wind wenig Strom liefern. Batterien allein<br />
bringen es nicht. Man hat dort zwar große<br />
Fortschritte gemacht, doch das Problem ist<br />
noch nicht gelöst. Pumpspeicherkraftwerke<br />
müssen mit grünem Strom befüllt werden.<br />
Ohne massiven gesellschaftlichen Wandel<br />
mit weniger Konsum und weniger Energieverbrauch<br />
werden wir es nicht schaffen,<br />
dem Klimawandel Einhalt zu gebieten.<br />
KF: Im Klimaplan setzt Südtirol vor allem<br />
auf die Photovoltaik, zudem auf die Biomasse,<br />
weniger auf Wind und Wasserkraft.<br />
In Nordtirol setzt man stärker auf den weiteren<br />
Ausbau der Wasserkraft. Gibt es dafür<br />
bei uns noch Spielraum?<br />
Wenn wir viel Zeit hätten, könnten<br />
wir auf zukünftige Erfindungen und<br />
technische Lösungen hoffen. Doch<br />
wir müssen die CO2-Emissionen zum<br />
Erreichen des 1,5°C-Zieles bis 2030<br />
auf die Hälfte reduzieren. Da reicht<br />
es nicht, nur viele Dächer mit Photovoltaik<br />
zu bestücken.<br />
Georg Kaser<br />
Kaser: Wasserkraft kann im alpinen Gelände<br />
nur Spitzenstrom erzeugen, der zwar sehr<br />
gewinnbringend ist, aber nur kurzzeitig zur<br />
Verfügung steht. Was man für eine dauerhafte<br />
Lösung bräuchte, wären Flusskraftwerke,<br />
wie etwa jene an der Donau, die ganzjährig<br />
viel Wasser führt und Strom erzeugt.<br />
Das geht aber in Südtirol kaum, und damit<br />
ist der Ausbau der Wasserkraftwerke nicht<br />
das Gelbe vom Ei. Bei der Windkraft haben<br />
wir noch Potenzial, da gibt es abhängig von<br />
der Tageszeit starke Talwindsysteme in den<br />
Haupttälern. Diese Energie ist bei uns noch<br />
völlig ungenutzt. Die Frage ist aber: Wollen<br />
wir Einbußen in der Landschaftsqualität hinnehmen<br />
für unseren Stromverbrauch und<br />
unser Konsumverhalten?<br />
Biomasse kann den Energiebedarf nur zu einem kleinen Teil decken.<br />
KF: Hans Heiss hat die herrschende Tendenz<br />
in der Südtiroler Wirtschaft sehr tref-<br />
KulturFenster 58<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Photovoltaik ist eine gute Lösung, aber ohne Begrenzung<br />
des Wirtschaftssystems werden wir die Klimaziele nicht<br />
erreichen. Das sagt der Wissenschaftler Georg Kaser.<br />
fend auf den Satz kondensiert: „Do geaht<br />
schun no a bissl.“ Die Klimaschutzproblematik<br />
wird kleingeredet, die Verantwortung<br />
auf andere abgeschoben, überall ist noch<br />
Luft nach oben. Braucht es nicht radikalere<br />
Schritte, wenn man unsere Wirtschaft<br />
klimaneutral umgestalten will?<br />
Kaser: Ich verweise in solchen Fällen gerne<br />
auf den Mathematiker Leonhard Euler, der<br />
im 18. Jahrhundert die Wachstumsformel<br />
entwickelt hat. Bei anhaltendem positivem,<br />
exponentiellem Wachstum implodiert oder<br />
explodiert jedes System früher oder später.<br />
Das ist unvermeidlich. Wir sind mittlerweile<br />
alle im exponentiell wachsenden Marktsystem<br />
so gefangen, dass es kein Entweichen<br />
gibt. Das muss so oder so kollabieren,<br />
dem ungebremsten Wachstum wohnt<br />
am Ende eine Zerstörungsdynamik inne.<br />
Wenn wir diese Dynamik nicht stoppen, ist<br />
das System nicht mehr haltbar. Wenn wir<br />
das Wirtschaftswachstum nicht begrenzen,<br />
werden wir die CO 2<br />
-Emissionen nicht los.<br />
Kurz gesagt: Wir müssen das rechte Maß<br />
unseres Tuns innerhalb der Grenzen finden,<br />
die uns unsere Erde setzt. Ein Freund<br />
hat zu mir einmal gesagt: „Klimaneutralität<br />
ist schon recht, aber das geht nur mit der<br />
Wirtschaft.“ Meine Antwort ist: „Stimmt,<br />
aber ohne Klimaneutralität wird es bald<br />
keine Wirtschaft mehr geben.“ Die Frage<br />
stellt sich also: Wollen wir beim Design<br />
noch rechtzeitig mitsteuern, oder wollen<br />
wir uns dem Desaster preisgeben?<br />
Interview: Thomas Benedikter<br />
VOLKSKULTUR IM RUNDFUNK<br />
Jeden Donnerstag von 18.05 bis 19 Uhr und jeden Samstag von 11.05 bis 12 Uhr<br />
Unser Land – Kultur und Natur in Südtirol<br />
Gestaltung und Moderation: Heike Tschenett, Barbara Wiest<br />
23. / 25. November: 300 Jahre Englische Fräulein in Meran<br />
Die Geschichte der Englischen Fräulein und der Schulbildung für Mädchen in Meran.<br />
Mit Margot Schwienbacher<br />
7. / 9. Dezember: Auf Zeitreise in Südtirol – Objekte erzählen Geschichte<br />
Die interessantesten Objekte vom Museum Zeitreise Mensch in Kurtatsch –<br />
jetzt auch in einem Buch.<br />
Mit Heike Tschenett<br />
Jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />
Dahoam in Tirol<br />
Dialekte, liebgewonnene oder<br />
längst vergessene Tiroler<br />
Bräuche, Plaudereien<br />
Jeden letzten Donnerstag im Monat<br />
Unser Land – Alpin mit Judith Edler und Thomas Hainz<br />
KulturFenster 59<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
Schutz für<br />
gefährdete Naturjuwele<br />
Petition zur Unterschutzstellung der Langkofelgruppe und der<br />
Cunfinböden läuft<br />
Die Langkofelgruppe mit den Cunfinböden ist ein Naturjuwel, das auch den nachfolgenden<br />
Generationen noch als solches erhalten werden soll.<br />
Foto: Nosc Cunfin<br />
Eine Initiative zur Petition zur Unterschutzstellung<br />
des Gebietes rund um die Cunfinböden<br />
ist kürzlich gestartet. Jede Unterzeichnung<br />
zählt.<br />
Die Langkofelgruppe liegt zwischen der<br />
im Winter und im Sommer stark frequentierten<br />
Sellaronda und der ebenfalls touristisch<br />
stark erschlossenen Seiser Alm. Die<br />
Langkofelgruppe selbst mit den Cunfinböden<br />
stellt eine erholsame Ausnahme in dieser<br />
vom Massentourismus beeinträchtigten<br />
Landschaft dar. Hier entspringen die<br />
Quellen für die Ortschaften St. Ulrich, Überwasser<br />
und Runggaditsch. Das landschaftlich<br />
abwechslungsreiche Gebiet ist reich<br />
an Biodiversität und ein ökologisch wichtiger<br />
und seltener Rückzugsort für Flora<br />
und Fauna. Hier finden zahlreiche, auch<br />
stark gefährdete Vogelarten einen Brutplatz,<br />
die umliegenden Wälder sind Ruhezonen<br />
für Natur und Mensch.<br />
Seit über 40 Jahren machen verschiedene<br />
Interessensgruppen Druck, um dieses Gebiet<br />
weiter zu erschließen. Seit ebenso vielen<br />
Jahren fordern Umweltverbände den<br />
Schutz des Langkofelgebietes mit den Cunfinböden.<br />
Für die Erschließung gibt es unterschiedliche<br />
Pläne. Sie reichen von einer<br />
Verbindung der Skizonen Seiser Alm<br />
und Monte Pana mit einer Eisenbahn oder<br />
einer Seilbahn über den Ausbau und die<br />
Potenzierung der Seilbahn auf die Langkofelscharte<br />
bis hin zu mehreren Studien,<br />
um die Langkofelgruppe den Touristen mit<br />
Seilbahnen „näherzubringen“.<br />
Die Initiativgruppe Nosc Cunfin setzt sich<br />
mit der Bevölkerung, den zuständigen Äm-<br />
tern und einigen politischen Gruppierungen<br />
nun erneut für die Umsetzung einer endgültigen<br />
Unterschutzstellung des Gebietes<br />
ein. Damit soll die geologische Einmaligkeit<br />
dieses Naturjuwels mit seinen Trinkwasserquellen<br />
frei von neuen Erschließungen für<br />
die nächsten Generationen bewahrt bleiben.<br />
Unterstützt wird die Initiativgruppe<br />
von zahlreichen Verbänden, darunter dem<br />
Heimatpflegeverband Südtirol sowie vom<br />
CAI Alto Adige, dem Alpenverein Südtirol,<br />
der Lia per Natura y Usanzes, der Lia da<br />
Mont, dem Dachverband für Natur und<br />
Umweltschutz, Mountain Wilderness, Climate<br />
Action Südtirol, der Vereinigung Südtiroler<br />
Biolog:innen, LIPU und WWF Trentino<br />
Alto Adige.<br />
Die Südtiroler Landesregierung hat im September<br />
<strong>2023</strong> die Unterstützung für einen<br />
Partizipationsprozess in den betroffenen<br />
Gemeinden beschlossen, mit dem Ziel einer<br />
Unterschutzstellung. Seit 2. <strong>Oktober</strong><br />
steht nun eine Petition zur Unterschutzstellung<br />
der Langkofelgruppe samt den beiden<br />
Naturdenkmälern Cunfinböden und<br />
Steinerne Stadt online. Innerhalb weniger<br />
Wochen wurden bereits über 40.000 Unterschriften<br />
gesammelt.<br />
Durch die Unterzeichnung der Petition kann<br />
jeder mithelfen, dieses Ziel zu erreichen.<br />
Die Unterzeichnung kann unter folgendem<br />
Link erfolgen:<br />
www.change.org/savethedolomites-<br />
NoscCunfin<br />
KulturFenster 60<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
gedenken<br />
Heimatpflege<br />
Engagierter Heimatpfleger<br />
und liebenswerter Mensch<br />
Erinnerung an Roland Peer<br />
Der plötzliche und überraschende<br />
Tod von Roland Peer aus Burgeis am<br />
20. August <strong>2023</strong> hat viele von uns erschüttert:<br />
Ein engagierter und liebenswerter<br />
Mensch ist auf einer Wanderung in<br />
seinen geliebten Vinschger Bergen ganz<br />
unerwartet von uns gegangen. Und Roland<br />
fehlt jetzt nicht nur ganz besonders<br />
seinen Söhnen, seinen Verwandten und<br />
Freunden, sondern er hat auch im Kreis<br />
der Heimatpfleger*innen eine schmerzhafte<br />
Lücke hinterlassen.<br />
Roland Peer hat 2014 maßgeblich dazu<br />
beigetragen, dass in Mals ein Heimatpflegeverein<br />
gegründet wurde, dessen<br />
Führung er auch gleich selbst verantwortungsbewusst<br />
übernommen hat. Aufgrund<br />
seines großen kulturellen Interesses und<br />
seiner Sensibilität gegenüber der Kulturund<br />
Naturlandschaft Südtirols, und ganz<br />
speziell seiner engeren Vinschger Heimat,<br />
hat er sich an sehr vielen Orten mit<br />
seinem Wissen und seinem Engagement<br />
eingebracht.<br />
So hat Roland das Projekt „Heckenverbund“<br />
entlang von öffentlichen<br />
Wegen auf der Malser Haide, das<br />
Projekt „Kartierung der aktuellen<br />
Verbreitung des Felsenfalters<br />
und von Widderchen“<br />
auf dem Gemeindegebiet von<br />
Mals sowie das Projekt „Wiesenbrüter“<br />
unterstützt.<br />
Er hat die Unterschutzstellung<br />
des Tartscher Weihers<br />
und die Erhebung schützenswerter<br />
Bäume sowie<br />
die Ausweisung des Biotops<br />
Spinei veranlasst. Durch<br />
die fotografische Linse hat<br />
Roland eine Erhebung der<br />
schützenswerten Kleinob-<br />
jekte und bäuerlichen Kleindenkmäler<br />
vorgenommen und weitere kulturelle<br />
Akzente gesetzt, indem er als Chronist<br />
von Burgeis tätig war, Vorträge zu<br />
den Flurnamen organisiert oder einen<br />
Kalender zu den Lebensräumen der<br />
Gemeinde Mals herausgegeben hat.<br />
Wichtig für uns Heimatpfleger*innen<br />
war auch seine tatkräftige Unterstützung<br />
bei der Ablehnung der skitechnischen<br />
Verbindung Langtaufers –<br />
Kaunertal.<br />
Besonders bedauernswert ist, dass<br />
Roland die definitive Aufnahme der<br />
Waale auf der Malser Haide in die Liste<br />
des Immateriellen Kulturerbe der<br />
UNESCO nicht mehr erleben kann, da<br />
er doch bei den intensiven Vorbereitungsarbeiten<br />
dazu einen sehr wichtigen<br />
Beitrag geleistet hat, gerade auch<br />
dadurch, dass er mit den vielen Bauern<br />
der Waal-Interessentschaft in engem<br />
Austausch gestanden ist.<br />
Roland hat sich bei seinen vielen<br />
Initiativen und Tätigkeiten in seiner<br />
eigenen, sehr sympathischen<br />
Weise nie selber in den Mittelpunkt<br />
gestellt, sondern hat im Austausch<br />
mit seinen Mitbürger*innen und<br />
Mitarbeiter*innen sehr viel bewegt.<br />
Allzu früh hast du uns, lieber Roland,<br />
verlassen: Wir werden dir aber immer<br />
ein ehrendes Gedenken als liebenswerten<br />
Menschen und engagierten<br />
Heimatpfleger bewahren, und wir<br />
werden uns darum bemühen, dass die<br />
Samen, die du gesät hast, aufgehen,<br />
und dass die Früchte, die du schon<br />
ernten konntest, die Erinnerung an<br />
dich wachhalten.<br />
Claudia Plaikner<br />
KulturFenster 61<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
Zwei tatkräftige<br />
Heimatpfleger geehrt<br />
Verdienstmedaillen des Landes Tirol<br />
an Heinrich Kainz und Toni Puner verliehen<br />
um die Errichtung der Froschmetamorphosen<br />
im Dorfpark mit Hinweis auf die ehemalige<br />
Sumpflandschaft in und um Plaus<br />
hat sich Heinrich Kainz gekümmert. Neben<br />
verschiedenen Broschüren über Plaus<br />
hat er jüngst die Plauser Chronik, die sein<br />
Schwiegervater Sebastian Ladurner einst<br />
verfasst hatte, ergänzt und mit Bildern<br />
versehen.<br />
Ganz persönlich hat Heinrich Kainz die<br />
Recherchen zum Absturz eines amerikanischen<br />
Bombers vom Typ Liberator im Jahr<br />
1945 als besonders spannend empfunden.<br />
Damals wurde einem toten Soldaten<br />
ein Ring mit Inschrift abgenommen. „Tatsächlich<br />
führten meine Nachforschungen<br />
bis ins Pentagon und am Ende zur Identität<br />
des Mannes, sodass später sogar seine Enkelin<br />
nach Plaus kam, um den Ring abzuholen“,<br />
erzählt er. Wenngleich er sagt, das<br />
sei keine heimatpflegerische Initiative gewesen,<br />
so zeugt sie doch von seiner Achtung<br />
der Gesellschaft und der Menschen.<br />
Heinrich Kainz bei der Verleihung der Verdienstmedaille inmitten zweier Landeshauptleute:<br />
Arno Kompatscher und Anton Mattle.<br />
Foto: Land Tirol/Die Fotografen<br />
Es gibt viele Ehrenamtliche, die sich für die<br />
Belange des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />
einsetzen. Zwei von ihnen, Toni Puner<br />
aus Mauls und Heinrich Kainz aus Plaus,<br />
wurden am Hochunserfrauentag, dem 15.<br />
August <strong>2023</strong>, in der Innsbrucker Hofburg<br />
von den Landeshauptleuten Arno Kompatscher<br />
und Anton Mattle mit der Verdienstmedaille<br />
des Landes Tirol ausgezeichnet.<br />
Was sie beide geleistet haben und noch immer<br />
leisten, verdient wahrlich Anerkennung.<br />
Heinrich Kainz<br />
Ob es ein Schaumahlen in der restaurierten<br />
Egger-Platzer-Mühle oder ein Gottesdienst<br />
in der viel besuchten Monika-Kirche<br />
ist – ohne die Initiative von Heinrich<br />
Kainz könnten sie heute wohl nicht stattfinden.<br />
Der mittlerweile 80-jährige pensionierte<br />
Buchhalter hat die Restaurierung<br />
der Mühle und den Bau der Kirche initiiert<br />
und begleitet. Doch es sind nur zwei<br />
von vielen Puzzleteilen aus seiner ehrenamtlichen<br />
Tätigkeit. Sowohl für die Heimatpflege<br />
als auch für die Kirchengemeinde.<br />
Ein Auge für Kostbarkeiten<br />
Bereits bei der Gründung des Heimatpflegevereines<br />
Naturns – Plaus im Jahr 1996<br />
wurde Heinrich Kainz zum Ortsvertreter<br />
von Plaus gewählt und<br />
ist es bis heute geblieben.<br />
Viele Jahre war er<br />
zudem Kassier im Vorstand.<br />
Für die kulturellen,<br />
landschaftlichen<br />
und ästhetischen Kostbarkeiten<br />
im Ort hatte<br />
er immer ein Auge. Ein<br />
großes Anliegen war ihm<br />
die Rettung von zumindest<br />
einer der einst fünf<br />
Wassermühlen in Plaus,<br />
und tatsächlich konnte die Egger-Platzer-<br />
Mühle im Melstal 2021 wieder funktionstüchtig<br />
gemacht werden. Auch um die Sicherung<br />
des Kalkofens am Birchberg und<br />
Engagiert in der<br />
Pfarrgemeinde<br />
Wenn die Leute nach der Verleihung<br />
zu mir gekommen<br />
sind und gesagt haben ,Das<br />
hast du dir wirklich verdient‘,<br />
dann war das fast wertvoller<br />
als die Medaille selbst.<br />
Heinrich Kainz<br />
Unermüdlich im wahrsten Sinn des Wortes<br />
war Heinrich Kainz als Präsident des Pfarrgemeinderates.<br />
Fast 30 Jahre lang hatte er<br />
dieses Amt inne. „Arm wie eine Kirchenmaus“,<br />
sagt er scherzhaft, sei die Pfarrei<br />
bei seinem Amtsantritt gewesen. Durch<br />
den Bau eines halben Reihenhauses ohne<br />
Startkapital und spätere Mieteinnahmen<br />
kam endlich Geld in die Pfarrkasse. Neben<br />
der Sanierung der Ulrichskirche mit Freilegung<br />
alter Fresken war der Neubau der<br />
Monika-Kirche gewissermaßen ein Lebenswerk<br />
von Heinrich Kainz. Mehr als 22 Jahre<br />
vergingen von der Idee bis zur Verwirklichung,<br />
wobei der bürokratische Aufwand<br />
immens, die Finanzierung kompliziert war.<br />
Am Ende übernahm<br />
Heinrich Kainz sogar<br />
die Projektsteuerung<br />
– um Gottes Lohn. Seit<br />
2017 ist die Monika-Kirche<br />
– das einzige dieser<br />
Heiligen geweihte<br />
Gotteshaus in Südtirol<br />
– fast ein Pilgerort, mit<br />
vielen Besuchern, die<br />
sich danach auch noch<br />
den Zyklus „Totentanz“<br />
von Luis Stefan Stecher<br />
im Friedhof anschauen – auch das eine Initiative<br />
des ehemaligen PGR-Präsidenten,<br />
der nach wie vor die Verwaltung der Pfarrgemeinde<br />
über hat.<br />
KulturFenster 62<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Es gäbe noch einiges aufzuzählen, das Heinrich<br />
Kainz angestoßen oder umgesetzt hat.<br />
Für ihn war die Verleihung der Verdienstmedaille<br />
– der Heimatpflegeverein Naturns –<br />
Plaus hatte ihn vorgeschlagen – „eine Ehre<br />
und Anerkennung“. Zur Feier in Innsbruck<br />
wurde er von seinem Sohn Günther begleitet,<br />
weil seine Frau Wilia den<br />
Gottesdienst am Hochunserfrauentag<br />
musikalisch<br />
begleitete. Heinrich Kainz<br />
ist voll des Lobes über die<br />
Festlichkeit dieser Verleihung.<br />
Ganz aufrichtig<br />
stellt er aber fest: „Wenn<br />
die Leute nach der Verleihung<br />
zu mir gekommen<br />
sind und gesagt haben<br />
,Das hast du dir wirklich verdient‘, dann war<br />
das fast wertvoller als die Medaille selbst.“<br />
Toni Puner<br />
Die Frau, die hinter ihm steht, die bezeichnet<br />
auch Toni Puner aus Mauls als<br />
den Fels in der Brandung. Cäcilia Hofer<br />
unterstützt ihren Mann seit jeher in all<br />
seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten, und<br />
dafür ist er ihr dankbar. Dankbar ist er<br />
aber auch für die Verdienstmedaille, die<br />
ihm am 15. August dieses Jahres in Innsbruck<br />
überreicht wurde. „Schön, dass<br />
die Arbeit auch gesehen wird“, kommentiert<br />
Toni Puner die Ehre, die ihm gemeinsam<br />
mit vielen anderen Tirolern und Südtirolern<br />
zuteil wurde.<br />
Kirchlich und<br />
kulturell engagiert<br />
Ich versuche, nie auf Konfrontation<br />
zu gehen, sondern<br />
Lösungen in gutem Einvernehmen<br />
zu finden.<br />
Toni Puner<br />
Toni Puner und seine<br />
Frau Cäcilia wurden<br />
nach der Verleihung<br />
der Verdienstmedaille<br />
in Innsbruck<br />
noch einmal im Hotel<br />
„Stafler“ in ihrer Heimatgemeinde<br />
Mauls<br />
empfangen.<br />
Foto: Hotel „Stafler“<br />
Der 75-jährige ehemalige Grundschullehrer<br />
hat sich schon allein seines Berufes<br />
wegen seit jeher für die kirchlichen, kulturellen<br />
und heimatpflegerischen Belange<br />
seines Dorfes<br />
interessiert und dann<br />
auch eingesetzt. Er<br />
war 33 Jahre lang Obmann<br />
des örtlichen Kirchenchores,<br />
spielte<br />
15 Jahre lang die Kirchenorgel.<br />
Er ist Hornist<br />
in der Musikkapelle<br />
Mauls und war<br />
auch einige Jahre im<br />
Ausschuss dieses Vereines.<br />
Stolze 46 Jahre trug Toni Puner als Präsident<br />
des örtlichen Pfarrgemeinderates<br />
große Verantwortung hinsichtlich zahlreicher<br />
Entscheidungen, die von dieser<br />
Institution gefällt werden müssen. Insbesondere<br />
die etappenweise erfolgte Sanierung<br />
der Kirche, des Kirchturmes, der<br />
Glocken und die Anschaffung einer neuen<br />
Orgel waren Herausforderungen, auch finanzieller<br />
und bürokratischer Natur, denen<br />
er sich stellte.<br />
Nach wie vor kümmert sich Toni Puner<br />
um die gesamte Verwaltung der Pfarrgemeinde,<br />
und er versieht den Mesnerdienst.<br />
Ebenso ist ihm die Friedhofspflege<br />
ein wichtiges Anliegen. „Wir haben mittlerweile<br />
ausschließlich schmiedeeiserne<br />
Grabkreuze und einen Rasen“, – den Toni<br />
Puner regelmäßig selbst mäht. Nicht zuletzt<br />
ist der umtriebige Maulser Schriftführer<br />
bei der Geschichtswerkstatt Freienfeld,<br />
einem Verein, der die Geschichte<br />
der Gemeinde erforscht, die Jahreschronik<br />
erstellt sowie mit Ausstellungen, Lehrfahrten<br />
u. ä. ein historisch-kulturelles Angebot<br />
für die Bevölkerung schafft.<br />
Seit rund fünf<br />
Jahrzehnten im HPV<br />
Dieser Verein arbeitet auch eng mit dem<br />
Heimatpflegeverband Südtirol zusammen,<br />
in dem sich Toni Puner seit vielen<br />
Jahrzehnten engagiert. In den 1970er-<br />
Jahren brachte er sich bereits als Ortsvertreter<br />
von Mauls ein. 1990 wurde er<br />
zum Bezirksobmann des Wipptales gewählt<br />
und hat dieses Ehrenamt seitdem<br />
inne – das sind stolze 33 Jahre. Toni Puner<br />
hat es aber nicht nur inne, sondern<br />
übt es bis heute mit ungebrochener Energie,<br />
mit großem Gespür und vor allem<br />
mit Herz aus. Er bemüht sich um die Erhaltung<br />
zahlreicher Kleindenkmäler wie<br />
Mühlen, Kapellen und Wegkreuze, setzt<br />
sich aber auch für den Schutz bzw. Denkmalschutz<br />
von Gebäuden ein. Beispiele<br />
sind das Kramerhaus und das Zollhaus in<br />
Mauls. „Ich versuche dabei, nie auf Konfrontation<br />
zu gehen, sondern Lösungen in<br />
gutem Einvernehmen zu finden“, betont<br />
Toni Puner. Damit ist es ihm – damals in<br />
seiner Eigenschaft als SVP-Ortsobmann<br />
– u. a. gelungen, die Versetzung des Fensterstollens<br />
für den Brennerbasistunnel<br />
weiter nach Süden durchzusetzen, damit<br />
die Bevölkerung von Mauls nicht ständig<br />
mit Lärm und Staub belästigt wird.<br />
Für viele Jahre war Toni Puner auch Sachbearbeiter<br />
des Heimatpflegeverbandes,<br />
eine verantwortungsvolle Aufgabe und ein<br />
zeitaufwändiges Ehrenamt. Und seit vielen<br />
Jahren arbeitet er im HPV-Vorstand mit.<br />
Die Verleihung der Verdienstmedaille des<br />
Landes Tirol war für Toni Puner „eine Ehre,<br />
aber auch ein Erlebnis“, das er mit seiner<br />
Frau Cäcilia genossen hat. „Vor allem<br />
der Gottesdienst war eine ergreifende<br />
Feier.“ Die Medaille, die ihm die Landeshauptleute<br />
Arno Kompatscher und Anton<br />
Mattle überreichten, hat ihren Platz in einer<br />
Glasvitrine gefunden. Richtig überrascht<br />
war Toni Puner, als er nach der<br />
Feier in Innsbruck noch ein zweites Mal<br />
groß empfangen wurde, und zwar von<br />
Gemeindevertreter*innen im Hotel „Stafler“,<br />
dem er eng verbunden ist.<br />
Edith Runer<br />
KulturFenster 63<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
Viel Applaus für<br />
19. Benefiz-Heimatabend<br />
Veranstaltung zugunsten der „Stillen Hilfe im Dorf“ in Lana<br />
Musikalisches Stelldichein auf der Bühne im Raiffeisenhaus Lana für einen guten Zweck<br />
Foto: Franz Profunser<br />
Musik, Gesang, Mundart und Volkstanz gab<br />
es kürzlich im Raiffeisenhaus von Lana.<br />
Der Erlös ging an die „Stille Hilfe im Dorf“.<br />
Die „Stille Hilfe im Dorf“ hat es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, Menschen in Not schnell<br />
und unbürokratisch zu helfen. So haben<br />
sich heuer wieder Musikant*innen,<br />
Sänger*innen und Tänzer*innen in den<br />
Dienst einer guten Sache gestellt.<br />
Alfred Sagmeister führte mit heiterer Note<br />
durch den von Maria Sulzer organisierten<br />
Abend und stellte die Mitwirkenden vor:<br />
die Lananer Südböhmische, die Gaulsänger,<br />
die Mundartdichterin Anna Steinacher,<br />
die Dorf Tiroler Raffelemusig und die Volkstanzgruppe<br />
Lana. Dazu kredenzte Sepp<br />
Pircher Hofmann köstlichen Apfelsaft. Zur<br />
Veranstaltung kamen auch Bürgermeister<br />
Harald Stauder, die Gemeindereferenten<br />
Ernst Winkler, Helmut Taber und Jürgen<br />
Zöggeler sowie die Gemeinderätin Ulrike<br />
Laimer und die Ortsbäuerin Patrizia Karnutsch.<br />
Auch die Landesvorsitzende der<br />
ArGe Volkstanz, Monika Rottensteiner, gab<br />
sich die Ehre.<br />
Rosa Pfattner dankte als Verantwortliche<br />
der „Stillen Hilfe im Dorf“ allen Mitwirkenden,<br />
Sponsoren und Spender*innen,<br />
insbesondere den Trägern dieser Veranstaltung,<br />
der Schützenkompanie „Franz<br />
Höfler“ Lana.<br />
Maria Sulzer<br />
getanzt<br />
Hereinspaziert<br />
➤<br />
Landeskathreintanz im Kursaal von Meran, 11. November <strong>2023</strong> mit den<br />
„Flachgauer Musikanten“ aus Salzburg. Die Pausengestaltung übernimmt<br />
der Bezirk Überetsch/ Unterland.<br />
➤ Winterlehrgang im „Haus der Familie“ in Lichtenstern/Ritten vom 26. Dezember <strong>2023</strong> bis zum 1. Jänner 2024<br />
➤<br />
Jahresvollversammlung am 9. März 2024 in Deutschnofen<br />
Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org<br />
KulturFenster 64<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
getragen<br />
A Hårnådl firn Tschöpf<br />
Einst unverzichtbar – heute reines Zierelement<br />
Sarntal<br />
Foto aus: Die Sarner Tracht, Folio Verlag 2011, S. 85<br />
Gherlanda spiza<br />
Foto: Agnes Andergassen<br />
Burggrafenamt<br />
Foto aus: Archiv Andreas Leiter Reber<br />
Seit wann es bei uns diese Art von Haarnadeln<br />
gibt, ist schwierig zu sagen. Alte<br />
Fundstücke gehen auf das Ende des 18.<br />
und Anfang des 19. Jahrhunderts zurück.<br />
Es war wohl der steigende Wohlstand im<br />
Verlauf des 19. Jahrhunderts, der sich<br />
auch auf die Auszier der Tracht niedergeschlagen<br />
hat, wenn auch nur in Form einer<br />
Haarnadel.<br />
Der Knoten im Nacken<br />
Bei uns war es jahrhundertelang Brauch,<br />
die langen gezopften Haare zum Beispiel<br />
als Kranz am Hinterkopf (Gretlfrisur) oder<br />
zu einem Haarknoten verschlungen im Nacken<br />
zu tragen. Dazu brauchte es Haarnadeln,<br />
um die Frisur festzustecken und<br />
zusammenzuhalten. Meist waren sie aus<br />
in U-Form gebogenem Eisendraht, später<br />
auch aus Zelluloid. Krönender Abschluss<br />
war der Haarspieß, Haarpfeil oder Haarstecker,<br />
der waagrecht durch den Haarknoten<br />
gesteckt wurde. Heute hat dieser<br />
keine Funktion mehr und ist zum reinen<br />
Zierelement geworden. Der Haarknoten<br />
selbst wird im Sarntal Tschöpf, im Schlerngebiet<br />
Haarsatz, im Burggräfler Raum<br />
Gunggl und im Eisacktal Tschopf genannt.<br />
Alpaka statt Silber<br />
Ursprünglich waren die platten, schlanken<br />
Haarnadeln aus Rinderhorn, später<br />
aus Metall, meist aus Kupfer, mit zarten<br />
Punzierungen. Die heute verwendeten<br />
silbernen Haarnadeln sind meistens Erbstücke,<br />
die von Generation zu Generation<br />
weitergegeben werden. Mir ist kein Goldbzw.<br />
Silberschmied in Südtirol bekannt,<br />
der heute noch diese Haarnadeln nach<br />
alter Tradition herstellt.<br />
In Bozen war wohl das Geschäft Mumelter<br />
unter den Lauben das letzte, in dem man<br />
silberne, vergoldete, aber auch Haarnadeln<br />
aus Alpaka kaufen konnte. Alpaka,<br />
auch Neusilber genannt, sieht dem Silber<br />
sehr ähnlich, ist aber härter, korrosionsfähiger<br />
und vor allem billiger als Silber.<br />
Dadurch wurden die Haarnadeln für<br />
alle Trachtenträgerinnen erschwinglich.<br />
Passende Länge<br />
Die Haarnadeln sind 14 bis 17 Zentimeter<br />
lang und ungefähr ein bis zwei Zentimeter<br />
breit. Das Mittelstück ist glatt und etwas<br />
abgeschlankt, die beiden Enden sind<br />
pfeilförmig zugespitzt. Das flüssige Metall<br />
wird in eine Form gegossen, anschließend<br />
werden die Zwischenräume zwischen den<br />
Motiven ausgesägt. Die filigranen Verzierungen<br />
weisen vorwiegend pflanzliche Ornamente<br />
auf, die mit einer Blüte enden.<br />
Eine silberne Haarnadel zur Hochzeit zu bekommen,<br />
war stets ein willkommenes Geschenk<br />
für die Braut, an dem sie ein Lebtag<br />
lang ihre Freude hatte. Die kostbaren Haarnadeln<br />
müssen vorsichtig aufbewahrt und<br />
von Zeit zu Zeit aufpoliert werden.<br />
Verbreitungsgebiete<br />
Grundsätzlich kann man sagen, dass die<br />
silberne Haarnadel zur Tüchltracht bzw.<br />
zum sogenannten bäurischen Gewand<br />
dazugehört, sei es im mittleren und unteren<br />
Eisacktal, im Schlerngebiet oder im<br />
erweiterten Burggräfler Raum. Im Passeiertal<br />
wird sie auch zum Edelweißdirndl getragen.<br />
In Kastelruth, zum Beispiel, wäre<br />
die historische Schnürmiedertracht oder<br />
die Jungfrauentracht ohne silberne Haarnadel<br />
nicht denkbar. Auf dem Ritten gehört<br />
sie zur festlichen Volltracht. Im Sarntal<br />
sieht man öfter vergoldete Haarnadeln,<br />
die nur zu bestimmten Anlässen in Verbindung<br />
mit Tschöpf und Planl getragen werden.<br />
Die Grödner Mädchen tragen sie zur<br />
Gherlanda spiza.<br />
Agnes Andergassen<br />
Arge Lebendige Tracht<br />
Villanders,<br />
19. Jahrhundert<br />
Foto aus: Kierdorf-Traut Georg, Volkskunst<br />
in Tirol, Athesia 1977, S. 61<br />
KulturFenster 65<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
gelesen<br />
Eine Verfechterin der Kulturpflege<br />
Buchtipp: „Verena Mumelter, ein Leben“<br />
Am 26. Juli <strong>2023</strong>, zwei Jahre nach dem<br />
Weggang von Verena Mumelter, wurde im<br />
Waaghaus in Bozen das von ihrem Mann<br />
Wolfgang Piller und ihrer Cousine Renate<br />
Mumelter herausgegebene Buch „Verena<br />
Mumelter, ein Leben“ vorgestellt. Es ist<br />
eine Dokumentation über das kulturelle<br />
und politische Engagement der Restauratorin,<br />
es gibt aber auch das Bild des Familienmenschen<br />
Verena Mumelter wieder.<br />
Verschiedene Personen aus dem privaten<br />
und öffentlichen Bereich erinnern sich im<br />
Buch an diese außergewöhnliche Frau.<br />
Vieles lässt sich über die elegante, feinsinnige<br />
und kunstbegabte Restauratorin<br />
und Vorsitzende des Verbandes der<br />
Restauratoren und Konservatoren Südtirols<br />
Verena Mumelter sagen. Hier soll<br />
ein Streiflicht auf ihre heimatpflegerische<br />
Affinität geworfen werden.<br />
Verena stammte aus einer Familie, in der<br />
Heimatpflege eine wichtige Rolle spielte:<br />
60 Jahre lang hat die Familie Mumelter<br />
die Südtiroler Heimatpflege geprägt. Der<br />
Großvater von Verena, Rechtsanwalt Hermann<br />
Mumelter, war von 1922 bis 1962<br />
Obmann des Heimatschutzvereines Bozen.<br />
Ab 1922 waren die Tätigkeiten eigentlich<br />
zum Erliegen gekommen, 1947<br />
erfolgte die „Neugründung“, wieder unter<br />
Hermann Mumelter. Sohn Norbert<br />
Mumelter, Rechtsanwalt und Vater von<br />
Verena, übernahm 1964 die Obmannschaft<br />
im Heimatschutzverein Bozen und<br />
hatte sie bis zu seinem Tod 1988 inne.<br />
Großvater und Vater von Verena spielten<br />
auch 1949 bei der Gründung des „Landesverbandes<br />
für Heimatpflege in Südtirol“<br />
als Gründungsmitglieder eine bedeutende<br />
Rolle. Norbert Mumelter wurde<br />
1953 Verbandsobmann und blieb es bis<br />
1986. Er war 1980 auch der Begründer<br />
der „Arbeitsgemeinschaft Lebendige<br />
Tracht“.<br />
Verenas Zugang zu Heimat war ein ganzheitlicher:<br />
Kultur in ihrem Facettenreichtum<br />
zu pflegen, war ihr ein Anliegen, und<br />
das lebte sie auch selbst. Dies spielte sicher<br />
auch bei ihrer Berufswahl zur Restauratorin<br />
und Konservatorin eine entscheidende<br />
Rolle.<br />
Wolfgang Piller/Renate Mumelter: „Verena<br />
Mumelter, ein Leben“, Folio Verlag 2022,<br />
20 Euro Foto: Folio Verlag<br />
Die freundliche und interessierte Zuwendung<br />
zum Menschen standen bei Verena<br />
an erster Stelle – eine Grundhaltung, die<br />
ihr bei vielen Menschen Sympathie und<br />
Wohlwollen einbrachte. Viele erlebten sie<br />
Wolfgang Piller und Renate Mumelter haben das Buch verfasst.<br />
als sehr anregende und interessierte Gesprächspartnerin.<br />
Auf der ständigen Suche nach der wahren<br />
und beständigen Qualität lebte die von<br />
humanistischer Gesinnung Getragene die<br />
Fülle der Einfachheit, den Reichtum der<br />
Bescheidenheit, die Größe des Respekts.<br />
Verena machte sich in ihrem beruflichen<br />
und privaten Umfeld zur Verfechterin einer<br />
Kulturpflege, die mit Bedacht und<br />
Wissen dem Wert der gewachsenen Baukultur<br />
und der künstlerischen Erscheinungsformen<br />
begegnet und sich für deren<br />
Erhaltung einsetzt.<br />
Im Europäischen Kulturerbejahr 2018,<br />
in dem Verena als treibende Kraft das<br />
„Netzwerk Kulturerbe“ (SBI, HPV, FAI,<br />
VRKS) promovierte und bis zu ihrem<br />
allzu frühen Tod 2021 mitgestaltete, intensivierte<br />
sich die Zusammenarbeit zwischen<br />
Verena und dem Heimatpflegeverband<br />
Südtirol. Es war eine wahrlich<br />
fruchtbringende, bereichernde Zeit, die<br />
es gilt, in ihrem Sinne weiterzuführen –<br />
für einen Kulturerbe-Begriff, der mit Behutsamkeit,<br />
Bedacht und Wissen Heimat<br />
und Welt, Mensch und Natur verbindet<br />
und weiterentwickelt.<br />
Claudia Plaikner<br />
KulturFenster 66<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Das Ende des<br />
Skitourismus<br />
Buchtipp:<br />
„Inverno liquido“<br />
Hondwerk - Hondwerka<br />
Wia wichtig die Hondwerka sein,<br />
bolmo selbo nimma „metto“ sein,<br />
ba kloana und groaßa Probleme im Lebm,<br />
de ins ordntlich zi „kopfn gebm“,<br />
ob im Hausholt odo in do Freizeit,<br />
nia isch man vor Ponnen gefeit!<br />
Wia froa isch man in soan Foll,<br />
wenn oan a Hondwerka infollt,<br />
den man kennt und frogn konn,<br />
um de Loge awian zi ensponn,<br />
der ah zi ungewehnlicho Zeit<br />
doweile hot fi di Onliegn vo di Leit!<br />
Der nächste Winter kommt bestimmt. Ob<br />
diese Binsenweisheit in den nächsten Jahrzehnten<br />
noch zutreffen wird? Tatsache ist,<br />
dass sich der Klimawandel nicht nur, aber<br />
auch in den Alpen schon seit Jahren bemerkbar<br />
macht, er scheint sogar immer<br />
schneller zu werden, also in kürzerer Zeit<br />
mehr Spuren zu hinterlassen. „Inverno liquido“<br />
lautet der vielsagende Titel eines<br />
Buches von Maurizio Dematteis und Michele<br />
Nardelli. Wir werden künftig mit immer<br />
trostloseren Wintern ohne Schnee,<br />
aber mit Regen konfrontiert sein, mit „flüssigen<br />
Wintern“. Und wenn selbst Schneekanonen<br />
mangels tiefer Temperaturen keinen<br />
Winter mehr herbeizaubern können,<br />
geht es auch mit dem Massentourismus<br />
auf den Skipisten sprichwörtlich den Bach<br />
hinunter. Die Frage ist, ob wir es schaffen,<br />
den Schalter umzulegen und welche Perspektiven<br />
es gibt.<br />
In einer langen Reportage erzählen Unternehmer,<br />
Betreiber von Anlagen und Zeitzeugen<br />
aus der Welt des Skisports ihre Geschichten<br />
rund um die Entwicklung des<br />
Wintertourismus. Der Verein Heimat aus<br />
Brixen hat es im Sommer vorgestellt. Erhältlich<br />
ist es um 20 Euro im Buchhandel.<br />
Hondwerka brauchts fi jedis Haus,<br />
zin Bau, Inrichtung und olls driboraus!<br />
Ob Maura, Mola, Hydraulika, Elektrika, Dochdecka<br />
olla brauchn am Bau „ihrn Wecka“,<br />
an Wecka fi di Zeit des braucht<br />
bis jemand do ins Lebm intaucht!<br />
Noar de Wände belebt und behaust,<br />
sein Eigntum nennt und mocht draus!<br />
Maria Hilber Mutschlechner<br />
(Stegen)<br />
KulturFenster 67<br />
05/<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong>
22.11.<strong>2023</strong><br />
Termine<br />
„Handwerk zwischen Tradition und Innovation“<br />
19.00 Uhr: Impulsvortrag von Martino Gamper<br />
20.30 Uhr: Filmpremiere „Made in Südtirol“ mit anschließender Diskussionsrunde<br />
Ort: lvh, Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister, Bozen<br />
Infos unter:<br />
http://hpv.bz.it<br />
17.02.2024<br />
75. ordentliche Vollversammlung<br />
des Südtiroler Chorverbandes: im Waltherhaus in Bozen<br />
Infos unter:<br />
https://scv.bz.it<br />
09.03.2024<br />
76. Mitgliedervollversammlung<br />
des Verbandes Südt. Musikkapellen:<br />
im Waltherhaus in Bozen<br />
Infos unter:<br />
https://vsm.bz.it