Kulturfenster Nr. 01|2024 - Februar 2024
Kulturfenster Nr. 01|2024 - Februar 2024
Kulturfenster Nr. 01|2024 - Februar 2024
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BLASMUSIK<br />
CHORWESEN<br />
HEIMATPFLEGE<br />
in Südtirol<br />
<strong>Nr</strong>.1<br />
FEB.<br />
<strong>2024</strong><br />
Anton Bruckner und die Bläsermusik<br />
Flößerei als wichtiges Kulturerbe<br />
75 Jahre Südtiroler Chorverband<br />
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 76. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift<br />
Falls Zeitschrift nicht zustellbar, bitte über das operative Postzentrum Bozen an den Verleger (Verband Südtiroler Musikkapellen) zurück.<br />
Der Verleger verpfl ichtet sich, die Postspesen für die Rücksendung zu übernehmen.
vorausgeschickt<br />
Das Ehrenamt<br />
braucht endlich Lösungen!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
zum Jahresbeginn steht bei vielen Vereinen<br />
und Verbänden die traditionelle Jahresversammlung<br />
an. Dabei kann heuer landauf<br />
landab wieder auf ein intensives und erfolgreiches<br />
Tätigkeitsjahr zurückgeblickt<br />
werden. Leider bereitet die Reform des so<br />
genannten „Dritten Sektors“ immer größere<br />
Sorgenfalten. Die Bemühungen der<br />
Landesverbände, diese zusätzlichen bürokratischen<br />
und steuerlichen Hürden für<br />
das Ehrenamt abzuschwächen, sind bislang<br />
erfolglos geblieben, was den immer<br />
größeren Unmut der Obleute verständlich<br />
macht: „Wir brauchen keine leeren Versprechungen<br />
mehr, sondern konkrete Lösungen“,<br />
ist in den verschiedenen Wortmeldungen<br />
zu hören. Es geht um die Zukunft<br />
des Ehrenamtes, das von den Politikerinnen<br />
und Politikern in den Sonntagsreden zwar<br />
hochgepriesen, in den Gesetzen aber sträflich<br />
vernachlässigt wird. Weil immer noch<br />
das EU-Gutachten fehlt, ist die Reform um<br />
ein weiteres Jahr aufgeschoben. Somit gelten<br />
auch heuer großteils noch die alten Regelungen.<br />
Vor allem hat die Politik eine weitere,<br />
vielleicht letzte Chance, endlich Nägel<br />
mit Köpfen zu machen. Nägel mit Köpfen<br />
hat inzwischen die UNESCO-Kommission<br />
gemacht und zwei Kulturbereiche gewürdigt:<br />
die Klang- und Spieltradition österreichischer<br />
Blasmusikkapellen (Seite 15) sowie<br />
die traditionelle Bewässerung im Obervinschgau<br />
(Seite 40) wurden in die nationale<br />
bzw. internationale Liste des immateriellen<br />
Kulturerbes aufgenommen.<br />
Musikalisch steht das Jahr <strong>2024</strong> ganz im<br />
Zeichen des 200. Geburtstages von Anton<br />
Bruckner. Andreas Simbeni analysiert den<br />
Stellenwert der Blas- und Bläsermusik im<br />
Schaffen des Komponisten (Seite 4). Die<br />
erfolgreichen Konzertprojekte des Bezirksblasorchesters<br />
Vinschgau (Seite 7) und des<br />
Gebietsorchesters Tauferer-Ahrntal (Seite 8)<br />
sowie ein Gespräch zum Stellenwert der Musik<br />
in Bewegung (Seite 9) finden Sie ebenso<br />
auf den Blasmusikseiten.<br />
Der Heimatpflegeverband erforscht die Flößerei<br />
als wichtiges Kulturerbe (Seite 31),<br />
die durch die Eröffnung der Eisenbahnlinie<br />
von Bozen nach Verona 1859 zwangsläufig<br />
aufgelassen wurde. Ebenso kommen<br />
Wolfgang Moroder und Alexander Senoner<br />
zu Wort, die sich für die ladinische Wikipedia<br />
engagieren, um das historische und kulturelle<br />
Erbe Ladiniens zu bewahren und zu<br />
fördern (Seite 43).<br />
Der Südtiroler Chorverband wurde 1949 als<br />
Südtiroler Sängerbund gegründet. Heute<br />
ist er die Dachorganisation für derzeit rund<br />
9.000 Sängerinnen und Sängern in 393<br />
Chören. In seinem Hauptthema wird auf<br />
diese 75-jährige Erfolgsgeschichte zurückgeblickt.<br />
(Seite 52).<br />
Zudem gibt es die gewohnten Rubriken, in<br />
denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />
dokumentieren, bereichsspezifische<br />
Themen aufarbeiten und auch die Jugend<br />
– die Zukunft unserer Vereine – in den Fokus<br />
stellen. Ich wünsche Ihnen wiederum<br />
eine unterhaltsame, aber auch informative<br />
Lektüre und einen aufschlussreichen<br />
Blick durch unser buntes „KulturFenster“.<br />
Stephan Niederegger<br />
Hätte Anton Bruckner das<br />
heutige heutige symphonische<br />
Blasorchester gekannt, hätte er<br />
sicher dafür komponiert.<br />
Andreas Simbeni<br />
Das Schöne an Wikipedia ist,<br />
dass jeder dort Interessantes<br />
finden und auch selbst dazu<br />
beitragen kann, um Informationen<br />
zusammenzuführen, zu<br />
pflegen und das Ladinische<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Wolfgang Moroder<br />
Das Singen selbst hat keine<br />
Krise. Dass viele Kirchenchöre<br />
Nachwuchsprobleme haben,<br />
hängt eher damit zusammen,<br />
dass die kirchliche Religiosität<br />
abhanden kommt.<br />
Erich Deltedesco<br />
KulturFenster<br />
2 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Inhalt<br />
In dieser Ausgabe<br />
Blasmusik<br />
Chorwesen<br />
Anton Bruckner und die Bläsermusik .................................. 4<br />
Bezirksblasorchester Vinschgau mit besonderem Konzert .... 7<br />
Gebietsorchester Tauferer-Ahrntal –<br />
Emotionale Blasmusik ......................................................... 8<br />
Der Stellenwert der „Musik in Bewegung“ ........................... 9<br />
Young SOuND – Jugendkapelle Sand in Taufers .................10<br />
Die Flötistin Petra Lantschner im Gespräch ....................... 12<br />
Young Winds Untereisacktal 2.0 ........................................ 14<br />
Musikkapellen sind immaterielles UNESCO-Kulturerbe ...... 15<br />
Vorbereitung auf ein Konzertwertungsspiel ........................ 17<br />
Großes Bozner Blechbläserensemble –<br />
Kathedrale der Klänge XIV ................................................. 18<br />
75 Jahre Südtiroler Chorverband ....................................... 50<br />
Chorweihnacht der AGACH ............................................... 57<br />
Vollversammlung des SCV-Bezirkes Bozen ........................ 58<br />
Schulchor der Musikschule Seis<br />
beim Kinderchorfestival in Linz .......................................... 59<br />
40 Jahre Kirchenchor Unterinn –<br />
Adventskonzert zum Jubiläum ........................................... 60<br />
Phos-Chor feiert 33-jähriges Bestehen ............................... 61<br />
Pfarrchor Frangart und CHORissimo –<br />
Stimmungsvolles Adventskonzert ....................................... 62<br />
kurz notiert – Neues von den Chören ................................. 63<br />
Musikkapelle Zwölfmalgreien – Cäcilienkonzert 2023 ......... 19<br />
Bürgerkapelle Latsch – Abschluss des 250-Jahr-Jubiläums 20<br />
Jugendkapelle und Grundschule:<br />
Ein Weihnachtswunder in Pfalzen ...................................... 21<br />
Bürgerkapelle Greis –<br />
Neujahrskonzert unter neuer Leitung ................................. 22<br />
Jugendkapelle und Musikkapelle Mals – Neujahrskonzert ... 23<br />
Gottfried Veits reiche musikalische Ernte ........................... 24<br />
kurz notiert – Neues von den Musikkapellen ...................... 26<br />
Heimatpflege<br />
Flößerei als wichtiges Kulturerbe .........................................30<br />
Branzoller Lände vorbildlich saniert .....................................35<br />
Offener Brief an die neue Landesregierung ..........................38<br />
Waale sind endlich Unesco-Kulturerbe – Feier Ende Mai .....40<br />
Flurnamen: Vorland, Halbwein und Herrenbau ....................41<br />
Dinge des Alltags aus Geschichte und Gegenwart:<br />
die Geduldfl asche ...............................................................42<br />
Einblick in die Wikipedia Ladin ...........................................43<br />
Buchtipp: „Virus Auto 4.0“ ..................................................46<br />
Buchtipp: „Do geaht no a bissl.“ .........................................48<br />
Interessante Hutgeschichte – Teil 2 .....................................49<br />
Winterlehrgang der<br />
Arbeitsgemeinschaft Volkstanz in Südtirol ...........................50<br />
Impressum<br />
Mitteilungsblatt<br />
- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />
- des Südtiroler Chorverbandes<br />
Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />
- des Heimatpfl egeverbandes Südtirol<br />
Redaktion: Florian Trojer, fl orian@hpv.bz.it<br />
Anschrift:<br />
Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />
Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />
Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />
IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />
SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />
Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. <strong>Februar</strong>, April, Juni, August, Oktober und<br />
Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />
Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />
zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />
genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />
Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />
sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />
der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />
Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />
Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />
Titelbild: Marco Dignani<br />
– gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung<br />
KulturFenster<br />
3 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Anton Bruckner (1824–1896) ist der große<br />
musikalische Jahresregent <strong>2024</strong>. Dazu hat<br />
die Algunder Musikkapelle das „Adagio“ aus<br />
der Symphonie <strong>Nr</strong>. 7 bei ihrem heurigen<br />
Dreikönigs konzert gespielt.<br />
KulturFenster<br />
4 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong><br />
Foto: Marco Dignani
echerchiert<br />
Anton Bruckner<br />
und die Bläsermusik<br />
Der Stellenwert des Blasorchesters im Schaffen Anton Bruckners<br />
Das Blasorchester ist in der Welt der „Kunstmusik“<br />
eine Randerscheinung. Dennoch finden<br />
sich immer wieder große Komponisten<br />
der Musikgeschichte, die kleinere Werke<br />
für Blasorchester komponierten. Dazu gehört<br />
auch Anton Bruckner (1824–1896). Berühmt<br />
durch seine Symphonien, befinden sich<br />
auch Werke der Blas- und Bläsermusik bei<br />
den Werken des berühmten Komponisten,<br />
dessen 200. Geburtstag sich heuer jährt.<br />
Das Verhältnis Anton Bruckners zur Bläsermusik<br />
beruht auf seinen beruflichen Tätigkeiten<br />
als Lehrer und Organist, die zur damaligen<br />
Zeit defacto<br />
nicht voneinander zu<br />
trennen waren. Einerseits<br />
fungierten Lehrer<br />
am Land immer wieder<br />
als Kapellmeister,<br />
andererseits kam er<br />
durch seine Tätigkeit<br />
als Organist zwangsläufi<br />
g mit diesen Besetzungen<br />
in Berührung.<br />
Auch bei seinen<br />
Reisen kam Bruckner<br />
immer wieder in Kontakt<br />
mit Blasmusik; diese Begegnungen haben<br />
ihn sicher in seinem Schaffen geprägt.<br />
Werke für Blasorchester<br />
Betrachtet man alle bekannten Werke Anton<br />
Bruckners, so findet man nur zwei Kompositionen,<br />
die dezidiert für Blasorchester<br />
geschrieben wurden.<br />
1. Der „Marsch in Es-Dur“ wurde 1865 vollendet<br />
und für die Militär-Kapelle der Jäger-Truppe<br />
in Linz komponiert, höchstwahrscheinlich<br />
wurde er auch noch im<br />
selben Jahr uraufgeführt. Aus der Instrumentation<br />
lässt sich auf die damalige<br />
Besetzung dieses Militärorchesters der<br />
Militär-Kapelle der Jäger-Truppe in Linz<br />
schließen, der Marsch wurde quasi auf<br />
den Klangkörper „maßgeschneidert“.<br />
2. Die „Kantate Preiset den Herrn (Festkantate)“<br />
aus dem Jahr 1862 ist das<br />
Hätte Anton Bruckner das heutige<br />
„Symphonische Blasorchester“<br />
gekannt, hätte er sicher<br />
dafür komponiert. Ob das wirklich<br />
so gewesen wäre, werden<br />
wir mit Sicherheit niemals erfahren.<br />
Andreas Simbeni<br />
einzige geistliche Werk Bruckners, in<br />
dem er Chor (in diesem Fall Männerchor)<br />
in Verbindung mit Blasorchester<br />
verwendet. Der Linzer Bischof Franz<br />
Joseph Rudigier beauftragte ihn mit der<br />
Komposition zur Grundsteinlegung des<br />
Neuen Maria-Empfängnis-Doms in Linz.<br />
Die Textvorlage stammte vom Theologieprofessor<br />
Maximilian Prammesberger.<br />
Die Uraufführung unter der Leitung von<br />
Engelbert Lanz fand mit der Liedertafel<br />
Frohsinn und der Militärmusik (vermutlich<br />
Militär-Kapelle der Jäger-Truppe) auf<br />
dem Bauplatz statt. Auch dieses Werk<br />
scheint wiederum an<br />
die Besetzung der Militärmusikapelle<br />
angepasst<br />
worden zu sein.<br />
Zweckgemeinschaft<br />
Bruckners Beziehung<br />
zum Blasorchester<br />
beruht auf der jahrelangen<br />
Zusammenarbeit<br />
mit Musikern der<br />
Militärmusik, sie muss<br />
dennoch als Zweckgemeinschaft angesehen<br />
werden.<br />
Es war eine Zeit, in der er sehr wohl als<br />
Domorganist und Komponist hoch angesehen<br />
war, jedoch erst am Beginn seines<br />
großen symphonischen Schaffens stand.<br />
Von 1861 bis 1863 studierte Anton Bruckner<br />
beim damaligen Kapellmeister des<br />
Linzer Theaters Otto Kitzler (1834–1915)<br />
Formenlehre, Instrumentation und Komposition.<br />
Dies mag vielleicht auch der Grund<br />
sein, wieso er sich in seiner „Messe in e-<br />
moll“ der Bläserbesetzung eines Symphonieorchesters<br />
bediente und nicht, wie in<br />
seiner 1862 komponierten Kantate, das<br />
Blasorchester verwendete. Weder vorher<br />
noch nachher ist in diesem knappen Jahrzehnt<br />
das Blasorchester im Schaffen des<br />
Komponisten so präsent. Nach 1870 gibt<br />
es keinerlei Kompositionen mehr für derlei<br />
Besetzungen.<br />
Anton Bruckner<br />
Bläsersatz und Chor<br />
Foto: Wikipedia<br />
Im Gegensatz zur geringen Anzahl an Werken<br />
Anton Bruckners für Blasorchester<br />
sind die Kompositionen, in denen er sich<br />
Bläserensembles bediente, schon um einiges<br />
zahlreicher. Die meisten dieser Kompositionen<br />
wurden entweder für Chor und<br />
Posaunen (eines für Chor und Hornquartett)<br />
oder Chor und Blechbläserensemble<br />
komponiert. All diese Werke (mit drei Ausnahmen)<br />
fallen in ihrer Entstehung entweder<br />
vor die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts<br />
oder direkt in diese Zeitspanne,<br />
in der er sich mehr oder minder intensiv<br />
mit Blasorchestern beschäftigte.<br />
Blasmusik als farbenreicher<br />
„Orgelersatz“?<br />
Ob nun im Fall seiner „Messe in e-Moll“<br />
der Bläsersatz als Ersatz für die Orgel angesehen<br />
werden muss, kann nicht eindeutig<br />
KulturFenster<br />
5 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
echerchiert<br />
Titelblatt – Anton Bruckner: „Adagio“ aus der 7. Symphonie, „Militärmarsch“ und „Te Deum“ (verkürzte Version)<br />
beantwortet werden. Für Anton Bruckner<br />
war klar, dass er Blasinstrumente verwenden<br />
musste, da die Orgel fehlte. Die Bläser<br />
waren für ihn eine Art „farbenreiche<br />
Orgel“ und die kleinere Besetzung, verglichen<br />
mit dem Blasorchester, diente der<br />
Komposition bei Weitem besser. Andererseits<br />
fällt dieses Werk in die Zeit, in der<br />
seine kompositorische Entwicklung von<br />
den „kleinen“ Kirchen- und Instrumentalstücken<br />
hin zum „großen“<br />
Symphonieorchester und dessen<br />
Besetzung führte. Was<br />
lag zu diesem Zeitpunkt<br />
näher, als die Bläserbesetzung<br />
eines Symphonieorchesters<br />
zu verwenden<br />
und sich selbst in deren Instrumentationstechnik<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Und genau<br />
darin zeigt sich die Verwendung<br />
des Bläsersatzes in einer<br />
neuen und eigenständigen Besetzung,<br />
die sich von vergleichbaren Werken<br />
der damaligen Zeit abhebt.<br />
Anton Bruckners Stellenwert<br />
im Blasorchester<br />
Obwohl es eine beträchtliche Anzahl an<br />
Arrangements seiner Werke gibt, und mit<br />
dem Jubiläumsjahr <strong>2024</strong> kamen einige,<br />
bis dato noch nie arrangierte Werke, dazu,<br />
fi ndet man ganz selten Stücke von ihm in<br />
den Konzertprogrammen unserer Blasorchester.<br />
Dies ist sehr schade. Auch wenn<br />
Bruckner nur zwei seiner vielen Werke dezidiert<br />
für Blasorchester geschrieben hat,<br />
was in dieser Zeit üblich war, so lohnt es<br />
sich auf jeden Fall, die Arrangements seiner<br />
Werke zu spielen. Es erwarten uns unglaublich<br />
schöne Akkorde und Klangfarben.<br />
Resümee<br />
Zusammenfassend kann festgehalten<br />
werden, dass das Blasorchester nicht<br />
wirklich von Bedeutung für<br />
die kompositorische<br />
Entwicklung Anton<br />
Bruckners<br />
Zum Autor<br />
war und auch in seinem Schaffen eine untergeordnete<br />
Rolle spielte. Fest steht aber,<br />
dass Blasinstrumente in seinem kompositorischen<br />
Schaffen einen wichtigen Stellenwert<br />
einnehmen. Ihre vielfältigen Klangfarben<br />
und Kombinationsmöglichkeiten, die<br />
große dynamische Differenzierung, die<br />
große zusätzliche Klangfülle u.v.m. haben<br />
ihn dazu inspiriert, sie sowohl in seinen<br />
Symphonien als auch in diversen anderen<br />
Werken meisterhaft einzusetzen.<br />
Andreas Simbeni<br />
Andreas Simbeni ist 1972 in Tirol geboren und studierte<br />
Horn, Instrumental-Pädagogik, Ensembleleitung,<br />
Blasorchesterleitung, Instrumentation und Komposition in<br />
Graz, Wien, Linz und Bozen.<br />
Er unterrichtet seit 2004 Ensembleleitung Blasorchester (EBO) am Oberösterreichischen<br />
Landesmusikschulwerk und war von 2007 bis <strong>2024</strong> Direktor<br />
der Regionalmusikschule Sieghartskirchen. Seit 2012 ist er Dirigent der Akademischen<br />
Bläserphilharmonie Wien, seit 2023 des Symphonischen Jugendblasorchesters<br />
Wien. Als Gastdirigent arbeitet er mit Orchestern wie dem LJBO<br />
Steiermark, der Brass Band Sachsen, dem SBO Ötztal, u.v.a. zusammen.<br />
Von 2011 bis 2012 absolvierte er das Studium „Blasorchesterleitung“ am Konservatorium<br />
„Claudio Monteverdi“ in Bozen bei Prof. Thomas Doss. In seiner<br />
Bachelorarbeit analysierte er den „Stellenwert des Blasorchesters bzw. Bläserensembles<br />
im Schaffen Anton Bruckners“. <strong>2024</strong> erinnert die Musikwelt an den<br />
200. Geburtstag des Komponisten am 4. September. Zu diesem Anlass hat Andreas<br />
Simbeni für das „KulturFenster“ diesen Beitrag verfasst.<br />
KulturFenster<br />
6 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
VSM intern<br />
Ein Aushängeschild<br />
der sinfonischen Musik<br />
Das Bezirksblasorchester Vinschgau mit einem besonderen Konzert<br />
Kapellmeister Dietmar Rainer dirigierte das 72 Musikerinnen und Musiker umfassende Bezirksblasorchester Vinschgau bei dessen besonderem<br />
Konzert in Schlanders.<br />
Fotos: Elmar Brunner<br />
Anfang Dezember 2023 gab das Bezirksblasorchester<br />
Vinschgau unter der Leitung von<br />
Dietmar Rainer im Kulturhaus „Karl Schönherr“<br />
ein besonderes Konzert. Die Musikantinnen<br />
und Musikanten dieses Projektorchesters<br />
stammen aus 19 Kapellen des<br />
VSM-Bezirkes Schlanders und wurden von<br />
Dietmar Rainer, dem Kapellmeister der MK<br />
Naturns, dirigiert.<br />
Es war nicht nur das Konzert des Bezirksblasorchesters,<br />
sondern das Konzert<br />
eines „sinfonischen Blasorchesters“, wie<br />
dies Bezirksobmann-Stellvertreter Manfred<br />
Horrer bereits in seiner Begrüßung<br />
anmerkte: „Dieses Konzert soll ein Aushängeschild<br />
für das Bewusstsein der sinfonischen<br />
Musik werden.“ Für die 72 Musikantinnen<br />
und Musikanten, aber auch für<br />
das zahlreiche Publikum wurde der Abend<br />
zu einem stimmungsvollen Erlebnis. Ein<br />
großer Dank gilt dabei Bezirkskapellmeister<br />
Benjamin Blaas aus Tschars für die<br />
hervorragende Organisation.<br />
Den Auftakt machte die „Ouvertüre in C,<br />
op.101“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy<br />
im Arrangement von Dietmar Rainer. Darauf<br />
folgte die sinfonische Dichtung „Spartacus“<br />
des Belgiers Jan Van der Roost.<br />
Der „Choral Intermezzo“ von Christiaan<br />
Janssen zauberte ein wenig Adventsstimmung<br />
in den Saal, zu der die Konzertsprecherin<br />
Maria Raffeiner die Zuhörerinnen<br />
und Zuhörer einlud. Den imposanten Abschluss<br />
bildete das Werk „Hera's Garden“<br />
(El jardín de Hera), in welchem José Suñer<br />
Oriola in vier Abschnitten eine Erzählung<br />
aus der griechischen Mythologie verarbeitet.<br />
Mit „On Wings“ von Bart Picqueur<br />
als Zugabe bedankte sich das Orchester<br />
beim begeisterten Publikum: „Musik verleiht<br />
Flügel und vermittelt ein Gefühl von<br />
Freiheit und Freude.“<br />
Felix Stocker<br />
KulturFenster<br />
7 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
hinausgeblickt<br />
VSM intern<br />
Prüfungen zum<br />
Stabführerabzeichen<br />
https://vsm.bz.it<br />
25.05.<strong>2024</strong> Meran<br />
28.09.<strong>2024</strong> Brixen<br />
Emotionale<br />
Blasmusik vom Feinsten<br />
Gelungene Premiere des Gebietsorchesters<br />
Tauferer Ahrntal<br />
Konzertpremiere in Luttach – 70 Musikantinnen und Musikanten im Alter von 14 bis 62 Jahren bildeten das Gebietsorchester Tauferer<br />
Ahrntal unter der Leitung von Daniel Niederegger.<br />
Foto: ste<br />
Zum ersten Mal wurde im Tauferer Ahrntal<br />
ein Gebietsorchester gebildet. Dirigiert<br />
wurden die Musikantinnen und Musikanten<br />
aus den 13 Kapellen des Gebietes von Gais<br />
bis Prettau von Daniel Niederegger, seines<br />
Zeichens Kapellmeister der Musikkapelle<br />
St. Jakob in Ahrn und Bezirkskapellmeister-<br />
Stellvertreter. Am 30. Dezember feierte das<br />
Gebietsorchester seine gelungene Premiere<br />
in der vollbesetzten Mehrzweckhalle<br />
in Luttach. Das 70-köpfi ge Blasorchester<br />
begeisterte das Publikum mit feurigen Melodien,<br />
mitreißenden Rhythmen und emotionaler<br />
Musik.<br />
Zu diesem Orchesterprojekt waren alle<br />
Musikantinnen und Musikanten eingeladen<br />
mit musikalischem Niveau des Leistungsabzeichens<br />
in Silber und ohne Altersbegrenzung:<br />
„Unsere Idee war es,<br />
zum einen eine Plattform zu bieten, um<br />
anspruchsvolle Blasmusik zu spielen,<br />
die das Repertoire der eigenen Kapelle<br />
übersteigt, und zum anderen Kontakte<br />
und Freundschaften über die Kapellen<br />
und Dörfer hinaus zu pfl egen“, erklärte<br />
Johannes Senoner-Pircher, seines Zeichens<br />
Gebietsvertreter im Bezirksvorstand<br />
der Pustertaler Musikkapellen. Er<br />
freute sich, neben dem Hausherrn, Bürgermeister<br />
Helmut Gebhard Klammer,<br />
und VSM-Bezirksobmann Johann Hilber<br />
in der vollbesetzten Mehrzweckhalle viele<br />
Familien, Freunde und Kollegen der Heimatkapellen<br />
der Orchestermitglieder begrüßen<br />
zu können.<br />
Mitreißende und<br />
emotionale Blasmusik<br />
Auf die imposante Eröffnung durch das<br />
„Proludium“ von Jakob Augschöll – der<br />
Komponist spielte selbst im Hornregister<br />
mit – folgte mitreißende und emotionale<br />
Blasmusik aus der Feder von Robert Jager<br />
(„Sinfonia nobilissima“), Eric Whitacre<br />
(„October“) sowie der 1. und 5. Satz aus<br />
der Sinfonie <strong>Nr</strong>. 1 „Herr der Ringe“, die<br />
Johan de Meij vor 35 Jahren komponiert<br />
hatte – lange bevor die Oscar prämierte<br />
Filmtrilogie Anfang des 21. Jahrhunderts<br />
in die Kinos kam. Ein Auszug aus der Filmmusik<br />
des Musikdramas „Nightxmare<br />
for Christmas“ (Der Albtraum vor Weihnachten)<br />
und der mitreißende puerto-ricanische<br />
Klassiker „El Cumbanchero“ ergänzten<br />
den kurzweiligen Konzertabend,<br />
den Lisa Pipperger als Moderatorin begleitete.<br />
Den ruhigen, emotionalen Schlusspunkt<br />
setzte das Gebet „A little Prayer“<br />
der blinden Schlagzeugsolistin Evelyn<br />
Glennie aus Schottland (1965).<br />
Das Konzert wurde am 6. Jänner als Neujahrskonzert<br />
im Kultursaal in Sillian wiederholt.<br />
Stephan Niederegger<br />
KulturFenster<br />
8 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
ewegt<br />
„Was die Zukunft anbelangt,<br />
bin ich relativ gelassen“<br />
Ein Gespräch über den Stellenwert der Musik in Bewegung<br />
Oliver Schweitzer ist seit 35 Jahren<br />
Musikant, genauer gesagt, Schlagzeuger<br />
bei der Musikkapelle Partschins.<br />
Seit 30 Jahren übt er zudem das Amt<br />
des Stabführers bei seiner Musikkapelle<br />
aus. Mit ihm hat Albert Zerzer<br />
folgendes Interview geführt:<br />
Albert Zerzer: Oliver, du bist nun 30<br />
Jahre als Stabführer der MK Partschins<br />
an vorderster Stelle. Welcher<br />
Auftritt mit deiner Kapelle ist dir besonders<br />
in Erinnerung geblieben?<br />
Oliver Schweitzer: Da hat es schon<br />
mehrere Auftritte gegeben, an die<br />
ich mich gerne zurückerinnere.<br />
Für mich war immer wichtig, dass<br />
man das Erlernte auch vor möglichst<br />
breitem Publikum präsentieren<br />
kann. Da denke ich z.B. an die<br />
Umzüge anlässlich der Traubenfeste<br />
in Meran 2022 und 2023, wo sich<br />
unsere Kapelle sicher von ihrer besten<br />
Seite gezeigt hat.<br />
Zerzer: Welche konkreten Erfahrungen<br />
konntest du mit dem Stabführer-Team des<br />
VSM Bezirkes Meran machen?<br />
Schweitzer: Im Bezirk hat es immer besonders<br />
engagierte und kompetente Stabführer<br />
gegeben, die mit viel Können und<br />
Fleiß für die Fortbildung und Neuausbildung<br />
von Stabführern gesorgt haben. Wenn<br />
ich konkrete Namen nennen darf, dann<br />
Andreas Lanthaler und Bernhard Maierhofer.<br />
Sie haben es in den letzten Jahren<br />
immer wieder verstanden, möglichst viele<br />
Stabführer aus dem Bezirk für die Weiterbildung<br />
im Bereich Musik in Bewegung zu<br />
gewinnen und begeistern.<br />
Oliver Schweitzer ist seit 30 Jahren<br />
Stabführer der Musikkapelle Partschins.<br />
Zerzer: Oliver, werden deine Anforderungen,<br />
Wünsche erfüllt bezüglich Angebote<br />
– Weiterbildung und Hilfestellungen?<br />
Schweitzer: Ja, wie oben schon erwähnt,<br />
wird schon auf Bezirksebene einiges getan.<br />
Über entsprechende WhatsApp-Gruppen<br />
hat man im Zweifelsfall auch noch direkte<br />
Kontakte zu fast allen anderen Stabführern<br />
im Bezirk. Zusätzlich wurden auf Verbandsebene<br />
die Unterlagen in den letzten<br />
Jahren immer wieder aktualisiert und digitalisiert.<br />
Das ist natürlich auch eine große<br />
Hilfestellung.<br />
Zerzer: Sollten deiner Meinung nach die<br />
Richtlinien bezüglich Musik in Bewegung<br />
stets ausgebaut bzw. geändert werden oder<br />
eher längerfristig Bestand haben?<br />
Schweitzer: Ich sehe die Musik in Bewegung<br />
schon eher aus einer dynamischen<br />
Perspektive. Deshalb kann es da ruhig<br />
Änderungen und Veränderungen geben.<br />
Allerdings sollte man auf alle Fälle<br />
stets deren Sinnhaftigkeit hinterfragen.<br />
Es muss aber auch oberstes Ziel sein, die<br />
Jungmusikant*innen gezielt anzusprechen<br />
und mitzunehmen. Insofern sind Neuerungen<br />
ein sehr wichtiger Bestandteil. Ich<br />
denke z.B. an die Einbettung von unterhaltsamen<br />
und kreativen Showelementen<br />
in die Musik in Bewegung.<br />
Zerzer: Oliver, ein Blick in die Zukunft,<br />
welche drei Belange stehen<br />
in deinem Wunschkatalog an erster<br />
Stelle und wo siehst du Musik in Bewegung<br />
in 10 Jahren?<br />
Schweitzer: Meine Wünsche für die<br />
Zukunft sind:<br />
» Unangefochten an erster Stelle:<br />
mehr Frauen als Stabführerinnen<br />
von Kapellen. Leider ist das Amt<br />
des Stabführers (für mich unerklärlich)<br />
immer noch eine Männerdomäne.<br />
Allerdings haben<br />
beim Schnupperkurs, der kürzlich<br />
stattgefunden hat, erfreulicherweise<br />
auch drei Frauen<br />
teilgenommen. Das lässt mich<br />
hoffen….<br />
» Die Aufwertung der Marschmusik<br />
und generell der Musik in Bewegung<br />
gegenüber der Konzertmusik.<br />
Da hat die Marschmusik in<br />
unseren Kapellen noch einiges<br />
aufzuholen.<br />
» Die frühzeitige Suche nach Verstärkung<br />
bei den Jungmusikant*innen, damit<br />
man einerseits immer einen Ersatz<br />
hat, falls eine mangelnde Registerbesetzung<br />
es nicht erlaubt, auch noch den<br />
Stabführer zu stellen, und anderseits<br />
früh genug für Nachwuchs gesorgt ist,<br />
wenn man in einem bestimmten Alter<br />
langsam an den „Ruhestand“ denkt.<br />
Was die Zukunft anbelangt, bin ich relativ<br />
gelassen. Natürlich steht und fällt die<br />
Musik in Bewegung mit der Aus- und Fortbildung<br />
von Stabführer*innen und – noch<br />
viel wichtiger – mit dem Vorhandensein von<br />
engagierten Bezirksstabführer*innen und<br />
Stabführer*innen-Gruppen. Wir haben aber<br />
in der Vergangenheit immer wieder gesehen,<br />
dass es genau diese Leute sind, die<br />
mit überdurchschnittlichem Engagement<br />
an die Vereinstätigkeit gehen, um den Fortbestand<br />
der Musik in Bewegung und somit<br />
die Fortführung von Tradition UND Erneuerung<br />
zu sichern. Und diese Menschen<br />
wird es auch in Zukunft geben.<br />
Albert Zerzer<br />
KulturFenster<br />
9 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
KulturFenster: Wie ist euer besonderer<br />
Name entstanden?<br />
Young SOuND: Der Name „Young SOuND“<br />
hat mehrere Bedeutungen. Wortwörtlich<br />
übersetzt heißt es so viel wie junger oder<br />
auch neuer Klang, welcher beim gemein-<br />
jung musiziert<br />
..<br />
Für jungen Sound ist in „Sond“ und Umgebung<br />
reichlich gesorgt. Im Bild die Bläserklasse<br />
der Grundschule Sand in Taufers<br />
Das „junge Sond“<br />
und sein „Young SOuND“<br />
29 Kinder und Jugendliche bilden die<br />
Jugendkapelle Sand in Taufers<br />
Bereits im Jahr 2000 wurde in Sand in Taufers<br />
erstmals ein kleines Jugendorchester<br />
von Bruno Geiregger und den Jugendleitern<br />
der umliegenden Kapellen zusammengeführt.<br />
2009 war der Andrang an Kindern und<br />
Jugendlichen so groß, sodass schließlich<br />
dorfeigene Jugendkapellen gegründet wurden<br />
und in der Folge „Young SOuND“ geboren<br />
wurde. Rund zwanzig Jahre später<br />
übernahm Anna Geiregger, die Tochter von<br />
Bruno, die Jugendleitung. „Young SOuND“<br />
besteht aus 29 Kindern und Jugendlichen<br />
im Alter von 10 bis 18 Jahren.<br />
samen Musizieren bei den Proben entsteht.<br />
Zum anderen versteckt sich in „Sound“<br />
das Wort „Sond“ (= umgangssprachlich<br />
für Sand in Taufers), sozusagen also das<br />
„junge Sond“, welches in der Jugendkapelle<br />
mitspielt.<br />
KF: Welche waren die Höhepunkte in eurem<br />
Jahr?<br />
Young SOuND: Wir haben einen spannenden<br />
Sommer hinter uns. Neben vielen<br />
anstrengenden Proben durfte der Spaß<br />
natürlich nicht zu kurz kommen. So war<br />
eines unserer Highlights bestimmt das Zeltlager<br />
mit einem anschließenden Kurzkonzert<br />
für Familien und Freunde, welches wir<br />
hinter dem Pfarrheim in Sand in Taufers<br />
veranstalteten.<br />
Ein weiterer Höhepunkt dieses Jahr war mit<br />
Sicherheit das Burgkonzert auf der Burg<br />
Taufers, bei welchem wir zusammen mit<br />
der Bürgerkapelle Sand in Taufers, sowie<br />
der Volkstanzgruppe von Luttach auftreten<br />
durften und unser Können unter Beweis<br />
stellen konnten.<br />
KF: Auf welche Formen der Nachwuchsgewinnung<br />
setzt ihr?<br />
Young SOuND: Die Nachwuchsgewinnung<br />
ist ein großer Bestandteil für unsere<br />
Jugendkapelle. In Zusammenarbeit mit<br />
der Grundschule Sand in Taufers konnten<br />
wir daher bereits einige tolle Projekte<br />
verwirklichen. So durften wir einige Male<br />
bereits mit einer Gruppe von Musikanten<br />
die Grundschule besuchen und den Kindern<br />
verschiedene Instrumente vorstellen<br />
und ihnen die Begeisterung für die Musikkapelle<br />
nahelegen.<br />
Der größte Meilenstein gelang uns jedoch<br />
mit der Bläserklasse (2018/2019), welche<br />
Bezirksjugendleiter Martin Stocker ins Leben<br />
gerufen hatte. Einige der 52 Kindern,<br />
die daran teilnahmen, sind jetzt ein nicht<br />
mehr wegzudenkendes Mitglied der Jugendkapelle<br />
– einige spielen schon aktiv<br />
in der Bürgerkapelle mit.<br />
Auch in diesem Schuljahr wurde eine etwas<br />
kleinere Art der Bläserklasse organisiert.<br />
Bei den „Mini-Bläsern“, unter der<br />
organisatorischen Leitung von Obmann<br />
Werner Oberhuber, haben sich 12 Kinder<br />
angemeldet, um dort entweder Klarinette<br />
oder Kornett zu lernen.<br />
10<br />
KulturFenster 01 <strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Die Jugendkapelle Young SOuND bei einem ihrer Konzerte<br />
KF: Das Ziel einer Jugendkapelle ist unter<br />
anderem auch, Nachwuchs für die Musikkapelle<br />
zu gewinnen. Unternehmt ihr etwas<br />
Besonderes, um euren Jugendlichen<br />
den Schritt in die Kapelle zu erleichtern?<br />
Young SOuND: Natürlich ist es uns wichtig,<br />
die Kinder und Jugendlichen für den<br />
nächsten Schritt von der Jugendkapelle zur<br />
Musikkapelle zu motivieren und zu unterstützen.<br />
Deshalb organisieren wir als Jugendkapelle<br />
jedes Jahr ein Sommerkonzert<br />
mit der Bürgerkapelle Sand in Taufers.<br />
Beginnend mit einem gemeinsamen Aufmarsch<br />
folgt ein kleines Konzert der Jugendkapelle<br />
„Young SOuND“ und bevor<br />
die Bürgerkapelle den Abend musikalisch<br />
ausklingen lässt, spielen wir alle gemeinsam<br />
noch ein Stück zum Abschluss. Die<br />
Bühne ist zwar brechend voll, aber somit<br />
entsteht die perfekte Möglichkeit, sich gegenseitig<br />
kennenzulernen. Auch bei der alljährlichen<br />
Cäcilienfeier sind unsere Jungmusikanten<br />
mit dabei.<br />
Sabrina Wasserer<br />
Wir stellen uns vor:<br />
Luisa Kirchler<br />
Alter: 13 Jahre<br />
Instrument: Oboe<br />
Darum habe ich mich für mein Instrument entschieden: Ich habe mich für mein Instrument<br />
entschieden, weil ich gehört habe, dass nur sehr wenige Personen Oboe spielen.<br />
Der Klang des Instruments hat mich auch besonders begeistert.<br />
Das gefällt mir bei der Jugendkapelle am besten: Am besten gefällt mir bei der Jugendkapelle,<br />
wenn wir zusammen Stücke erlernen und diese schließlich bei einem Konzert<br />
aufführen können. Zudem freut es mich auch den Kapellmeister zu begeistern, wenn<br />
wir einen gelungenen Auftritt hatten.<br />
Mein Lieblingsstück: „Beauty and the Beast“ von Michael Sweeny<br />
Ein lustiges Ereignis bei der Jugendkapelle: Das coolste Erlebnis war die Cäcilienfeier. Wir<br />
haben alle zusammen ein Spiel gespielt und konnten uns kaum noch halten vor Lachen.<br />
Darauf freue ich mich am meisten, wenn ich zur Musikkapelle komme: Ich freue<br />
mich am meisten auf die neuen Stücke, welche wir bei unserem alljährlichen Osterkonzert<br />
zum Besten geben werden. Es freut mich, den Zuschauern zu zeigen, was wir<br />
alles so drauf haben.<br />
Jonathan Untergasser<br />
Alter: 10 Jahre<br />
Instrument: Schlagzeug<br />
Darum habe ich mich für mein Instrument entschieden: Ich habe mich für das Schlagzeug<br />
entschieden, weil ich von meinem Opa mal eine Trommel geschenkt bekommen<br />
habe und somit schon als kleines Kind stets am Trommeln war.<br />
Das gefällt mir bei der Jugendkapelle am besten: Am besten gefällt mir bei der Jugendkapelle,<br />
dass alle so lustig, aber auch hilfsbereit sind, wenn ich sie brauche.<br />
Mein Lieblingsstück: „The Old Fortress“ von Kees Vlak.<br />
Ein lustiges Ereignis bei der Jugendkapelle: Ein sehr lustiges Erlebnis war das Zeltlager<br />
im Sommer – selbst dann, als es angefangen hat zu regnen.<br />
KulturFenster<br />
11<br />
01 <strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
hinausgeblickt<br />
„Musik in kleinen<br />
Gruppen“ in Auer<br />
VSM-Wettbewerb<br />
https://vsm.bz.it<br />
02.03.<strong>2024</strong><br />
Lernen von den Besten<br />
Die Flötistin Petra Lantschner im Gespräch<br />
Ein Wunschtraum hat sich für<br />
Petra Lantschner erfüllt: Sie ist<br />
Teil der Orchesterakademie der<br />
Wiener Philharmoniker<br />
Petra Lantschner aus Völs am Schlern konnte<br />
sich bereits wenige Wochen nach Beginn<br />
ihres Masterstudiums an der Universität für<br />
Musik und darstellende Kunst in Wien einen<br />
großen Traum erfüllen: Seit vergangenem<br />
Herbst ist die junge Flötistin Teil der sterakademie der Wiener<br />
Orche-<br />
Philharmoniker.<br />
KulturFenster: Du hast vor wenigen Monaten<br />
das Probespiel für die Orchesterakademie<br />
der Wiener Philharmoniker gewonnen.<br />
Inwieweit hat sich dein Leben<br />
seither verändert?<br />
Petra Lantschner: Für mich als junge Flötistin<br />
war das gewonnene Probespiel für<br />
die Orchesterakademie der Wiener Philharmoniker<br />
im Oktober ein absoluter Meilenstein<br />
in meinem Leben. Seither hat<br />
sich mein Alltag auf vielfältige Weise verändert.<br />
Die größte Veränderung liegt sicherlich<br />
in der Intensität und Professionalität<br />
meiner musikalischen Aktivitäten.<br />
Insgesamt hat sich mein Leben als Akademistin<br />
der Wiener Philharmoniker in eine<br />
spannende Reise der musikalischen Entwicklung<br />
verwandelt. Es ist eine Ehre und<br />
Herausforderung zugleich, in diesem renommierten<br />
Orchesterumfeld zu agieren,<br />
und ich bin dankbar für die Gelegenheit,<br />
meine Leidenschaft für die Flöte auf diesem<br />
hohen Niveau ausleben zu können.<br />
KF: Wie sieht dein Alltag als Akademistin<br />
aus?<br />
Lantschner: Als Akademistin ist mein<br />
Alltag geprägt von einer Mischung aus<br />
intensivem Üben, Proben und Konzerten.<br />
Die Aktivitäten finden regelmäßig<br />
statt und ich habe das Glück,<br />
in einem Umfeld zu sein, das von der<br />
Musik durchdrungen ist. Es gibt sowohl<br />
regelmäßigen Einzelunterricht bei Orchestermitgliedern<br />
als auch „meet and<br />
greets“ mit Dirigenten sowie Kammermusik<br />
und Seminare. Ich habe also<br />
neben meinem Masterstudium an der<br />
Universität für Musik und darstellende<br />
Kunst in Wien (mdw) noch einiges zu tun.<br />
KF: Hattest du bereits Gelegenheit mit<br />
dem Orchester zu proben und falls ja:<br />
Was hat dich dabei am meisten fasziniert?<br />
Lantschner: Ja, ich hatte bereits die Gelegenheit,<br />
mit dem Orchester zu proben.<br />
Der Moment, in dem ich das erste Mal mit<br />
den Wiener Philharmonikern musizieren<br />
durfte, war überwältigend. Die Klangfülle<br />
und die emotionale Tiefe, die das Orchester<br />
erzeugt, haben mich tief beeindruckt.<br />
Was mich fasziniert, ist die Art und Weise,<br />
wie Orchestermitglieder uns als junge Musiker<br />
unterstützen und gleichzeitig hohe<br />
musikalische Standards setzen. Es ist, als<br />
wäre man in einem musikalischen Meisterkurs<br />
eingebettet, bei dem man kontinuierlich<br />
lernt und wächst.<br />
KF: Zurück in die Vergangenheit: Welche<br />
sind deine ersten musikalischen Erinnerungen?<br />
Wie bist du zur Querflöte gekommen?<br />
Lantschner: Ich habe viele musikalische<br />
Erinnerungen aus meiner Kindheit. Zuhause<br />
haben wir oft Musik gehört und ich<br />
kann mich erinnern, wie ich immer versucht<br />
habe, mir Geschichten zu einzelnen<br />
Stücken auszudenken. Oft habe ich mit<br />
meinem Vater auch die CD vom Osterkonzert<br />
der MK Völs am Schlern gehört und<br />
für mich war immer klar, dass ich auch<br />
einmal Mitglied der Kapelle sein möchte.<br />
Nach einigen Jahren an der Blockflöte<br />
habe ich mit neun Jahren mit dem Querfl<br />
ötenspiel angefangen, weil ich keinesfalls<br />
einen schweren Instrumentenkoffer<br />
schleppen wollte… Bis heute finde<br />
ich, dass diese Entscheidung eine sehr<br />
schlaue war (lacht).<br />
KF: Du bist nach wie vor Mitglied der MK<br />
Völs am Schlern. Welche Rolle hat die Musikkapelle<br />
in deinem Werdegang als Musikerin<br />
gespielt?<br />
Lantschner: Wie gesagt, die Musikkapelle<br />
war meine erste Motivation, überhaupt ein<br />
Instrument zu lernen. Aber auch später<br />
hatte die Kapelle einen großen Einfl uss<br />
auf meinen Werdegang. Ich kann mich<br />
noch erinnern, wie ich bei Rossinis „Ouvertüre<br />
zu Tancredi“ mein erstes Solo<br />
spielen durfte und ich die Stelle stundenlang<br />
geübt habe. Immer wieder gab es ein<br />
Stück, welches mich herausforderte und<br />
ich dann den Ehrgeiz besaß, diese He-<br />
12<br />
KulturFenster 01 <strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Aber dass ich auch einmal Musik studieren<br />
würde, daran glaubte ich nicht wirklich.<br />
Ausschlaggebend dafür war kein Moment,<br />
sondern eine Person. Bei einer Musikwoche<br />
in Oberösterreich lernte ich Michael<br />
Cede kennen. Durch ihn entschied ich<br />
mich nach der Matura ein Jahr lang das<br />
Vorbereitungsstudium am Tiroler Landeskonservatorium<br />
zu besuchen. Und nach<br />
diesem Jahr machte ich die Aufnahmeprüfungen<br />
in den Fächern Konzertfach<br />
und Instrumentalpädagogik.<br />
Petra Lantschner bekam die Liebe zur Musik in einer musikalischen Familie sozusagen<br />
in die Wiege gelegt.<br />
rausforderung zu meistern. Aber auch das<br />
Zusammenspielen und aufeinander Hören<br />
der Musiker in einer Kapelle hat mir<br />
geholfen, meine Musikalität und Anpassungsfähigkeit<br />
zu entwickeln.<br />
KF: Wann stand für dich fest, dass du<br />
Musik studieren möchtest? Gab es einen<br />
ausschlaggebenden Moment?<br />
Lantschner: Natürlich haben mich Musik<br />
und die Flöte mein Leben lang begleitet.<br />
KF: Welche Eigenschaften machen deiner<br />
Meinung nach einen guten Musiker<br />
oder eine gute Musikerin aus?<br />
Lantschner: Die Eigenschaften, die einen<br />
guten Musiker oder eine gute Musikerin<br />
ausmachen, können vielfältig sein,<br />
da Musik eine Kunstform ist, die verschiedene<br />
Fähigkeiten und Qualitäten erfordert.<br />
Wichtige Merkmale für mich sind<br />
Hingabe, Ausdrucksvermögen, Kreativität,<br />
Disziplin und Ausdauer. Aber auch<br />
Teamfähigkeit, Offenheit für Feedback<br />
und kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
zeichnen einen guten Musiker oder eine<br />
gute Musikerin aus.<br />
KF: Welche Pläne und Ziele hast du dir<br />
für das neue Jahr vorgenommen? Sind<br />
vonseiten der Orchesterakademie besondere<br />
Aktivitäten geplant?<br />
Lantschner: Ich setze mir selten sehr konkrete<br />
Ziele. Ich wünsche mir aber, dass ich<br />
mich als Flötistin weiterentwickeln kann<br />
und von meinem Umfeld so viel wie möglich<br />
aufnehmen und lernen kann. Besonders<br />
aber freue ich mich auf die USA-Tournee<br />
im März. Da darf ich zum ersten Mal<br />
in der Carnegie Hall in New York spielen.<br />
KF: Wie verbringst du deine Zeit am liebsten,<br />
wenn du nicht am Musizieren bist?<br />
Lantschner: Am liebsten verbringe ich<br />
meine Zeit mit meiner Familie und den<br />
Menschen, die mir am liebsten sind! Da<br />
kann ich mich fallen lassen und alles<br />
ausblenden.<br />
Die Musikkapelle war für die Flötistin Petra Lantschner (vorne rechts) die erste Motivation,<br />
ein Instrument zu lernen.<br />
KF: Dein perfektes Konzert: Welches Werk<br />
steht auf dem Programm, wer steht am<br />
Dirigentenpult und in welchem Saal fi n-<br />
det es statt?<br />
Lantschner: Wenn ich ehrlich bin, steht<br />
mir ein ziemlich perfektes Konzert kurz<br />
bevor: Gustav Mahlers 9. Sinfonie mit<br />
den Wiener Philharmonikern in der Carnegie<br />
Hall.<br />
Hannes Schrötter<br />
13<br />
KulturFenster 01 <strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Redaktionsschluss für<br />
Young Winds Untereisacktal 2.0<br />
Erfolgreiche Konzerte in Lajen und Klausen<br />
Bereits in der Nachbesprechung der ersten<br />
Auflage des Gemeinschaftsprojekts<br />
„Young Winds Untereisacktal“ war dem Organisationsteam<br />
klar, dass dies ein Format<br />
mit Zukunft ist. Aufgrund der begeisterten<br />
Teilnehmer*innen und positiven Resonanz des<br />
Publikums wurde das Projekt für den Herbst<br />
2023 bzw. Winter <strong>2024</strong> wieder geplant.<br />
Auf Anhieb haben sich wieder 66 Teilnehmer*innen<br />
der Musikkapellen Barbian,<br />
Gufi daun, Klausen, Lajen, Latzfons,<br />
St. Peter/Lajen, Villanders und Waidbruck<br />
gemeldet. Zwischen Mitte November und<br />
Anfang Jänner haben sich die Jugendlichen<br />
zu fünf Vollproben und zwei Teilproben<br />
getroffen und ein abwechslungsreiches<br />
und jugendliches Konzertprogramm<br />
eingelernt. Neben musikalischem Können<br />
mussten die beiden Kapellmeister Fabian<br />
Gottardi und Alexander Ramoser dabei ihr<br />
Zeitmanagement und ihre Geduld beweisen.<br />
Eine Vollprobe erstreckte sich wiederum<br />
über einen ganzen Tag. So war neben<br />
dem Musizieren auch viel Zeit für nette Gespräche<br />
und lustige Spiele.<br />
Als Abschluss lud „Young Winds Untereisacktal“<br />
am 5. Jänner zu einem Konzert<br />
ins Kulturhaus von Lajen und am 6. Jänner<br />
in die neue Turnhalle von Klausen ein.<br />
Die Zuschauer*innen lobten sowohl die Organisation<br />
als auch die musikalischen Fähigkeiten<br />
der Jugendlichen. Somit wird dies<br />
wohl nicht die letzte Ausgabe von „Young<br />
Winds Untereisacktal“ gewesen sein.<br />
Carmen Ramoser<br />
Insgesamt 66 Musikant*innen<br />
aus acht Musikkapelle fanden<br />
sich zur 2. Aufl age von „Young<br />
Winds Untereisacktal“ zusammen.<br />
Die beiden Dirigenten Fabian<br />
Gottardi und Alexander Ramoser<br />
führten das Jugendorchester<br />
zum Erfolg.<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />
senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„K u l t u r F e n s t e r s “ i s t :<br />
Freitag, 15. März <strong>2024</strong><br />
KulturFenster 14<br />
01 <strong>Februar</strong> 2023
hinausgeblickt<br />
Musikkapellen sind<br />
immaterielles Kulturerbe<br />
Anerkennung der in Österreich gewachsenen und<br />
gepfl egten Tradition und Spielpraxis<br />
Zum Ende des VSM-Jubiläumsjahres kam<br />
im Dezember aus Österreich noch eine erfreuliche<br />
Pressemeldung: Die „Klang- und<br />
Spieltradition österreichischer Blasmusikkapellen“<br />
wurde in das nationale Verzeichnis<br />
des immateriellen Kulturerbes der<br />
Österreichischen UNESCO-Kommission aufgenommen.<br />
„Die österreichische Blasmusik hat sich<br />
in den letzten Jahrhunderten zu einem<br />
festen Bestandteil des Zusammenlebens<br />
in Stadt und Land entwickelt und ist aus<br />
unserem Leben nicht mehr wegzudenken.“<br />
So beginnt der umfassende Antrag<br />
auf Aufnahme in die nationale Liste des immateriellen<br />
Kulturerbes, der im Juni 2023<br />
vom Österreichischen Blasmusikverband<br />
bei der Österreichischen UNESCO-Kommission<br />
eingereicht worden ist. Doch was<br />
ist damit genau gemeint?<br />
Klang- und Spieltradition<br />
Zum Abschluss des VSM-Jubiläumsjahres nahmen rund 60 Musikkapellen am Meraner Traubenfest<br />
2023 teil und präsentierten dem zahlreichen Publikum die „Klang- und Spieltradition<br />
österreichischer Blasmusikkapellen“ – im Bild die MK Tschars beim Festumzug<br />
Österreichische Musikkapellen haben einen<br />
besonderen Klang, der vor allem von der<br />
bei uns typischen Besetzung, insbesondere<br />
der Melodieführung im weit mensurierten<br />
Blech, geprägt wird. So unterscheidet sich<br />
auch typisch österreichische Blasorchesterliteratur<br />
von anderen, man vergleiche nur<br />
alt-österreichische Märsche mit jenen aus<br />
der preußischen Klangtradition.<br />
Detail am Rande<br />
Die UNESCO setzt sich in vielfältiger Weise für den Schutz und die Erhaltung des kulturellen<br />
Erbes ein. Die internationale Staatengemeinschaft hat dafür zahlreiche Abkommen<br />
geschaffen. Begrifflich verwechselt werden dabei oft die schon seit 1972 existierende<br />
Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes (besser bekannt als „Weltkulturerbe“<br />
bzw. als UNESCO-Welterbestätten) und das “UNESCO Übereinkommen zur Erhaltung<br />
des Immateriellen Kulturerbes“.<br />
Der Begriff „Welt(kultur)erbe“ hat sich im Laufe der Zeit als Kurzform für die „UNESCO<br />
Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“ etabliert, obwohl es auch<br />
Naturlandschaften umfasst.<br />
In Ergänzung zur UNESCO-Welterbekonvention (1972) wird seit 2003 auch den vielfältigen<br />
gelebten Traditionen internationale Aufmerksamkeit geschenkt und unter dem Begriff<br />
„Immaterielles Kulturerbe“ weltweit von der UNESCO dokumentiert und geschützt.<br />
KulturFenster<br />
15 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
hinausgeblickt<br />
In enger Verbindung damit steht die in Österreich<br />
gewachsene und gepfl egte Spielpraxis,<br />
die sich sehr gut an der „Musik in<br />
Bewegung“ festmachen lässt. Sind in anderen<br />
Ländern z.B. Posaunen in der ersten<br />
Reihe einer Musikkapelle zu fi nden, sind<br />
es bei uns wiederum Flügelhörner, Klarinetten<br />
und Tenorhörner, die in der Spielpraxis<br />
den Klang maßgeblich formen. Typisch<br />
für die österreichische Blasmusik<br />
sind auch Marketenderinnen und Marketender<br />
bzw. Stabführerinnen und Stabführer,<br />
die es in dieser Kombination fast<br />
nur bei uns gibt.<br />
In historisch gewachsenen Trachten, Bergmannskitteln<br />
und Uniformen, die in enger<br />
Verbindung mit der jeweiligen Region stehen,<br />
treten Musikkapellen auf und haben<br />
neben der kulturellen auch eine starke<br />
soziale Funktion und lokale Verankerung,<br />
die ein weiteres Kernelement darstellen.<br />
Soziale Gemeinschaft<br />
Musikkapellen sind nicht nur der einzige<br />
Kulturträger, der in marschierender Form<br />
auftreten kann, sondern sie sind auch einzigartige<br />
Orte der Begegnung. Intergenerativität<br />
und Inklusion werden in Musikkapellen<br />
gelebt. Menschen aller Altersstufen<br />
– unabhängig von Geschlecht, Herkunft<br />
oder sozialem Status – verbringen ihre<br />
Freizeit gemeinsam und investieren unzählige<br />
ehrenamtliche Stunden. Fast 60%<br />
aller Aktiven sind unter 30 und davon ist<br />
ein Großteil weiblich. Blasmusik ist ein<br />
Ort, an dem Demokratie gelebt wird und<br />
junge Menschen in einem sicheren Umfeld<br />
reifen können.<br />
Erhaltung<br />
Um dies auch zukünftig sicherstellen zu<br />
können, setzen Verbände sowie Musikkapellen<br />
laufend Aktivitäten, die auf den Erhalt<br />
und die Weiterentwicklung in künstlerischer,<br />
organisatorischer und sozialer<br />
Hinsicht abzielen. Neben der Hebung<br />
der musikalischen Qualität (z.B. neue<br />
Konzertformate, Wettbewerbe etc.) werden<br />
vor allem junge Komponistinnen und<br />
Komponisten gefördert und auch die organisatorischen<br />
Rahmenbedingungen<br />
optimiert, um junge Menschen möglichst<br />
früh zur Blasmusik zu bringen (z.B. Musikvermittlungsprojekte,<br />
Bläserklassen in<br />
Pfl ichtschulen etc.).<br />
Für uns, die wir begeisterte Mitglieder einer<br />
Musikkapelle sind, mag das fast normal<br />
erscheinen, doch das ist es nicht. Es<br />
ist unglaublich, wie viel Herzblut und Zeit<br />
in unserer ehrenamtlichen Arbeit steckt.<br />
Dies wurde nun auch von offi zieller Seite<br />
mit der Aufnahme in die nationale Liste<br />
des immateriellen Kulturerbes bestätigt.<br />
Blasmusik ist gewachsene und gelebte<br />
Tradition, sie ist ein Teil der Gesellschaft.<br />
Rainer Schabereiter<br />
ÖBV Bundesmedienreferent<br />
BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />
jeden Montag von 17 bis 18 Uhr<br />
„Dur und Schräg“ Traditionelle und neue<br />
Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />
jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />
„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />
jeden Samstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Faszination Blasmusik“<br />
mit Arnold Leimgruber<br />
(Wiederholung<br />
am Sonntag um 10 Uhr)<br />
jeden Freitag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Das Platzkonzert"<br />
mit Wolfgang Kostner<br />
jeden Dienstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Tiroler Weis"<br />
mit Peter Kostner<br />
KulturFenster<br />
16 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Im Netz gefunden …<br />
Planung ist das halbe Leben – Vorbereitung auf ein Konzertwertungsspiel<br />
Im Blasmusikblog von Alexandra<br />
Link (Kulturservice Link) hat Roman<br />
Gruber, der Landeskapellmeister im<br />
Salzburger Blasmusikverband, vor<br />
Kurzem einen interessanten Gastbeitrag<br />
zum Konzertwertungsspiel<br />
veröffentlicht.<br />
Der Beitrag kann unter folgendem<br />
Link und QR-Code abgerufen werden:<br />
Blasmusikblog.com<br />
Seit März 2015 schreibt Alexandra<br />
Link in ihrem Blasmusikblog.com über<br />
ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse<br />
mit der Blasmusik. Sie stellt Blasorchesterwerke<br />
vor, die ihr gefallen<br />
und für sie wichtig sind und berichtet<br />
über Konzerte bzw. Musikevents,<br />
die sie besucht. Sie greift Themen auf,<br />
die für Blasorchester bzw. Musikvereine<br />
interessant sind, wie zum Beispiel<br />
Jugendarbeit, Wertungsspiele<br />
/ Wettbewerbe, Ehrenamt usw. Besonders<br />
beschäftigt sie sich mit den<br />
Herausforderungen, vor die Musikvereine<br />
heutzutage gestellt sind. Außerdem<br />
gehören die Themen Vereinsmanagement<br />
und Vereinsmarketing<br />
zu ihren Schwerpunkten. In regelmäßigen<br />
Abständen veröffentlicht sie Interviews<br />
mit Blasorchester-Komponisten<br />
und anderen Persönlichkeiten<br />
aus der Blasmusikszene.<br />
Stephan Niederegger<br />
VSM-Konzertwertung am 8. Juni <strong>2024</strong> in Wiesen<br />
Anmeldungen innerhalb 3. März <strong>2024</strong><br />
KulturFenster<br />
17 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
gehört & gesehen<br />
Ein Spiel mit Klang und Raum<br />
Großes Bozner Blechbläserensemble –<br />
Kathedrale der Klänge XIV<br />
Gottfried Veit präsentierte mit dem Großen Bozner Blechbläserensemble die 14. „Kathedrale der Klänge“ – im Bild das erste Konzert in<br />
der Stiftspfarrkirche Gries.<br />
Foto: ste<br />
Seit 2006 „baut“ das Große Bozner Blechbläserensemble<br />
unter der Leitung von Gottfried<br />
Veit an der „Kathedrale der Klänge“<br />
und widmet sich dabei der Sakralen Musik<br />
im Allgemeinen und der romantischen<br />
Bläsermusik in großer Besetzung sowie<br />
der venezianischen Mehrchörigkeit im<br />
Besonderen. Ende Oktober 2023 gab es<br />
in der Grieser Stiftspfarrkirche und in der<br />
Pfarrkirche von Kastelruth die 14. Auflage.<br />
Der musikalische Anspruch ist auch<br />
nach all diesen Jahren ungebrochen<br />
hoch. Dabei vermeidet Veit gekonnt, sich<br />
selbst oder frühere Konzerte zu kopieren,<br />
und findet neue Bausteine für seine<br />
Kathedrale.<br />
Immer wieder verteilen sich die Bläser in<br />
mehreren Chören im Kirchenraum, um<br />
dem Zuhörer diesen nicht nur optisch,<br />
sondern auch akustisch zu erschließen.<br />
Ob der wuchtigen Klangwolken wird dies<br />
für jeden Bläser zur unumstrittenen Herausforderung<br />
und für das Publikum zu<br />
einem einzigartigen Klangerlebnis. Stiftskapellmeister<br />
Dominik Bernhard unterstützt<br />
das Bläserensemble an der romantischen<br />
Vorderorgel und tritt selbst<br />
solistisch auf der Mathis-Hauptorgel mit<br />
der „Toccata in G-Dur“ von Théodore Dubois<br />
in Szene.<br />
Gleich mehrere Werke sind Bearbeitungen<br />
aus der Feder von Iginius Ferrari<br />
(1942–2022), Veits langjährigem Freund<br />
und Wegbegleiter der „Kathedrale der<br />
Klänge“. Neben Giovanni Gabrieli, Giacomo<br />
Benincasa, Heinrich Wottawa,<br />
Richard Wagner und Philip Sparke prä-<br />
sentieren die 13 Bläser – 4 Trompeten,<br />
4 Hörner, 4 Posaunen, eine Tuba – und<br />
Pauke gleich drei Uraufführungen: Das<br />
Finale aus Richard Strauss' „Tod und Verklärung“<br />
und das bekannte „Abendlied“<br />
von Josef Rheinberger (Bleib' bei uns,<br />
denn es will Abend werden) hat Gottfried<br />
Veit neu für diese Besetzung arrangiert.<br />
Ebenso aus seiner Feder stammt<br />
das Friedensgebet „Schalom“, das die<br />
Bläser mit andächtigem Choral und imposanten<br />
Klangvariationen vereint zu<br />
einem ergreifenden Lob Gottes und der<br />
Bitte um Frieden in der Welt.<br />
Stephan Niederegger<br />
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des<br />
Autors und der Redaktion der Tageszeitung „Dolomiten“<br />
(Erstveröffentlichung am 27.10.2023)<br />
KulturFenster<br />
18 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Identität<br />
Cäcilienkonzert der MK Zwölfmalgreien<br />
Das Cäcilienkonzert 2023 der MK Zwölfmalgreien wurde erstmals von Kapellmeister Matthäus Crepaz dirigiert.<br />
Foto: ste<br />
Identität – ein zentrales Wort, ein Hochwertwort,<br />
als solches aber auch immer gefährlich.<br />
Martina Rabensteiner, die Moderatorin,<br />
sagte es auch gleich zu Beginn des<br />
Konzerts der Musikkapelle Zwölfmalgreien:<br />
Der Begriff „Identität“ ist überaus vielseitig<br />
und sehr komplex.<br />
Vor diesem Hintergrund und dem Hintergrund<br />
des Ukrainekrieges bauten die Zwölfmalgreiner<br />
ihr Konzert auf: zunächst mit<br />
dem „Slawischen Marsch in b-moll, op.<br />
31“ des russischen Komponisten Pjotr Iljitsch<br />
Tschaikowsky. Der Marsch ist auch<br />
unter dem Titel „Serbisch-Russischer<br />
Marsch“ bekannt, er entstand unter dem<br />
Eindruck des Serbisch-Türkischen Krieges<br />
1876-78. Tschaikowsky stand mit seiner<br />
Nation auf Seiten der Serben, die sich in<br />
diesem Krieg mit russischer Hilfe von der<br />
verhassten Türkenherrschaft befreien<br />
konnten. Der Marsch selbst wechselt immer<br />
wieder zwischen zwei grundlegenden<br />
Melodieführungen, der militärisch-eindrucksvoll<br />
über die Tubastimme angekündigten<br />
Zarenhymne und der wiederholten<br />
Leichtigkeit serbischer Volkslieder, die in<br />
das Ganze gestreut sind. Ob so Identität<br />
möglich wird? Die Ouvertüre zu der Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts entstandenen Oper<br />
„Taras Bulba“ des ukrainischen Komponisten<br />
Mykola Lysenko ist diesbezüglich<br />
auch mit großen Fragezeichen zu versehen.<br />
Die Oper baut auf einer Novelle von<br />
N. Gogol auf. Ein Kosak muss erfahren,<br />
dass sein Sohn aus Liebe zu einer Frau<br />
den Kosaken untreu geworden ist, und tötet<br />
ihn. Für das Libretto wurde wiederholt<br />
der Vorwurf laut, es enthalte rassistische<br />
und menschenverachtende Elemente. Mit<br />
dem ersten Satz aus Gustav Holsts Orchestersuite<br />
„Die Planeten“, entstanden zu<br />
Beginn des Ersten Weltkriegs, schienen<br />
sich anfängliche Unsicherheiten der Musikanten<br />
(v.a. in den ersten beiden Stücken)<br />
zu verändern: „Mars, der Kriegsbringer“<br />
steht am Beginn der Suite.<br />
Schweigeminute und<br />
Reflexion über Identität<br />
Die Zwölfmalgreiner baten das Publikum<br />
am Ende dieses schweren, eindrucksvollen<br />
Nachdenkens über den Krieg um<br />
eine Schweigeminute, bevor der neue<br />
Kapellmeister der Zwölfmalgreiner, Matthäus<br />
Crepaz, die Uraufführung zu seiner<br />
Komposition „Identität“, geschaffen anlässlich<br />
der Feiern zu 50 Jahren Südtirolautonomie<br />
im letzten Jahr, dirigierte. Das<br />
Stück erinnert stark an Filmmusik, lädt<br />
ein, in den verschiedenen Stimmungen,<br />
über Südtirol, über „Identität“ zu reflektieren,<br />
ohne zu provozieren – es ist eine<br />
sehr sanfte und durchaus ansprechende<br />
Einladung. Nach der Pause werden die<br />
beiden weiteren Programmpunkte als Beispiele<br />
angekündigt, wie gefestigte Identität<br />
zu offener Aufnahme weiterer Realitäten<br />
befähigt. Ob es so einfach ist? Auf<br />
jeden Fall gelingen den Zwölfmalgreinern<br />
in Dmitri Schostakowitschs „Suite<br />
für Varieté-Orchester“ und Otto Wagners<br />
„Ukrainischem Marsch“ sowie in<br />
den beiden Zugaben tänzerische Leichtigkeit,<br />
mitreißende Spielfreude und auch<br />
die mangelnde Exaktheit im Ansatz, im<br />
Rhythmus, das nicht immer gelungene<br />
Austarieren der Lautstärken, die im ersten<br />
Teil aufgefallen sind, verlieren sich<br />
nun im wirklich gemeinsamen Auftritt und<br />
Miteinander von Musikern und Dirigent.<br />
Das Publikum belohnte seine Zwölfmalgreiner<br />
wie immer mit tosendem und lang<br />
anhaltendem Applaus.<br />
Martina Adami<br />
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der<br />
Autorin und der Redaktion der Tageszeitung „Dolomiten“<br />
(Erstveröffentlichung am 06.12.2023)<br />
KulturFenster<br />
19 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
gehört & gesehen<br />
250 Jahre Bürgerkapelle Latsch<br />
„Himmlischer Abschluss“ des Jubiläumsjahres<br />
Mit dem Kirchenkonzert „Sonus Sacer“<br />
schloss die Bürgerkapelle Latsch das<br />
Jubiläumsjahr zu ihrem 250-jährigen<br />
Bestehen ab.<br />
„Sonus Sacer" – zu Deutsch „heiliger<br />
Klang“. Unter diesem Namen lud die Bürgerkapelle<br />
Latsch zu einer Cäciliafeier der<br />
besonderen Art ein. Bei diesem Kirchenkonzert<br />
verzauberten die Musikantinnen und<br />
Musikanten die Zuhörer bei Kerzenschein<br />
mit ihrer himmlischen Musik.<br />
„Die ruhigen, ausdrucksstarken Klänge<br />
der Musik erzählen von der Grundmelodie<br />
unseres Lebens, in der wir Geborgensein<br />
und ein Getragenwerden spüren können -<br />
allen Herausforderungen des Lebens zum<br />
Trotz" so die besinnlichen Worte, die das<br />
Konzert begleiteten. Viel Gänsehaut versprachen<br />
unter anderem die Solostücke<br />
„Share my yoke" mit Solistin Claudia Pichler,<br />
„Pagina d'Album" mit Solistin Melanie<br />
Pichler und „Adagio" mit Solist Gerd<br />
Wielander. Beendet wurde das Konzert<br />
mit dem pompösen „St. Florian Choral".<br />
Das außergewöhnliche Konzert war das<br />
fünfte Highlight und damit der Abschluss<br />
dieses ereignisreichen Jubiläumsjahres.<br />
Bei der anschließenden Cäciliafeier im Culturforum<br />
blickte die Obfrau Anna Maria<br />
Pedross auf ein herausforderndes, aber<br />
auch emotionales Jubiläumsjahr zurück.<br />
Mit dem Jubiläumskonzert im März eröffnete<br />
die Bürgerkapelle traditionsgemäß<br />
das musikalische Jahr. Nur sechs Wochen<br />
darauf überraschte die Kapelle die Konzertbesucher<br />
mit Rock- und Pop-Musik,<br />
drei Sängern und einer aufregenden Lichtershow<br />
bei „Musi mol ondersch". Dieses<br />
Konzert kam beim Publikum so gut an,<br />
dass Kapellmeister Wolfgang Schrötter<br />
entschied, die selbe Show zu Herz-Jesu<br />
ein zweites Mal auf dem Lacusplatz aufzuführen.<br />
Das Jahr gipfelte schließlich in<br />
einem dreitägigen Musikfest im August.<br />
Das Fest, beginnend mit dem Konzert<br />
der Fäaschtbänkler am Freitag, Dämmershoppen<br />
am Samstag und dem Festakt<br />
mit großem Festumzug am Sonntag,<br />
stellte die Kapelle vor eine für sie noch<br />
nie dagewesene Herausforderung. Ein<br />
großer Dank von Seiten der Obfrau galt<br />
neben allen Gönnern, Helfern, Vereinen<br />
und Sponsoren vor allem den Mitgliedern<br />
der Kapelle selbst, die dieses Jahr so geduldig<br />
und bravourös gemeistert haben.<br />
Im Rahmen der Cäciliafeier wurden auch<br />
dieses Jahr die Verdienstzeichen für langjährige<br />
Tätigkeiten verliehen. Das Ehrenzeichen<br />
in Bronze für die 15-jährige Tätigkeit<br />
wurde an Heidi Pedross, Sarah<br />
Strobl und Manuel Tscholl verliehen, das<br />
Ehrenzeichen in Silber für 25-jährige Tätigkeit<br />
an Martin Pedross und Lukas Nagl.<br />
Obfrau Anna Maria Pedross<br />
Bei der Cäciliafeier der Bürgerkapelle Latsch wurden verdiente Musikantinnen und Musikanten<br />
geehrt.<br />
Fotos: BK Latsch<br />
KulturFenster<br />
20 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Ein Weihnachtswunder in Pfalzen<br />
Jugendkapelle und Grundschüler*innen begeistern mit Singspiel<br />
„Große Bühne“ für die jungen Schauspieler*innen und Musikant*innen<br />
In Pfalzen schlossen sich heuer die Jugendkapelle<br />
von Pfalzen und die 4. und 5.<br />
Klassen der örtlichen Grundschule zusammen,<br />
um das herzerwärmende Singspiel<br />
„Ein Weihnachtswunder für den kleinen<br />
Esel“ gemeinsam auf die Bühne zu bringen.<br />
Fast 90 Kinder und Jugendliche standen<br />
ab Mitte Dezember auf der Bühne, um das<br />
Publikum mit ihrer Freude zu begeistern.<br />
Bei den drei Aufführungen war das neue<br />
Vereinshaus voll besetzt. Auch die beiden<br />
Aufführungen am Vormittag für Kindergartenkinder,<br />
Schüler und Senioren erfreuten<br />
sich großer Beliebtheit.<br />
Das Singspiel erzählt die Geschichte des<br />
beschaulichen Pfalzens, in dem eine wichtige<br />
Entscheidung bevorsteht: Der Bürgermeister<br />
und seine Gemeinderäte suchen<br />
ein besonderes Tier, das dem neugeborenen<br />
Jesuskind in der Krippe nützlich sein<br />
soll. Zahlreiche Tiere treten vor die Jury,<br />
darunter ein stolzer Löwe, ein fröhliches<br />
Schwein, ein selbstbewusstes Stinktier und<br />
eine fleißige Biene. Doch erst der bescheidene<br />
Esel kann die Herzen der Jury gewinnen.<br />
Seine schlichten, aber ehrlichen<br />
Worte über Liebe, Gehorsam und Zuneigung<br />
zum Jesuskind überzeugen die Jury<br />
und somit zieht er nach Bethlehem, um<br />
das Jesuskind zu suchen.<br />
Nach dem großen Erfolg in Pfalzen zogen<br />
die Kinder und Jugendlichen mit ihren<br />
Betreuern in das Wohn- und Pflegeheim<br />
von Bruneck, um den Bewohnern eine<br />
Freude zu bereiten. Die Zuhörer waren<br />
hin und weg von der musikalischen Darbietung,<br />
die eine willkommene Abwechslung<br />
in den Heimalltag brachte.<br />
Ein besonderer Dank geht an die Lehrpersonen,<br />
an Franziska Seiwald, an alle El-<br />
tern der Kinder und Jugendlichen und an<br />
die Verantwortlichen der Jugendkapelle.<br />
Mit diesem weihnachtlichen Singspiel haben<br />
die Schüler und Musikanten nicht nur<br />
die Herzen ihrer Zuschauer erobert, sondern<br />
auch eine Gemeinschaftsleistung<br />
geschaffen, die noch lange in Erinnerung<br />
bleiben wird.<br />
Barbara Holzer<br />
Rund 90 Pfalzner Kinder und Jugendliche begeisterten mit dem Singspiel „Ein Weihnachtswunder<br />
für den kleinen Esel“.<br />
Fotos: JuKa Pfalzen<br />
KulturFenster<br />
21 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
gehört & gesehen<br />
Feuertaufe bestanden<br />
Das Neujahrskonzert der Bürgerkapelle Gries<br />
unter neuer musikalischer Leitung<br />
Die Leichtigkeit des schumannschen Themas<br />
„Der fröhliche Landmann“ aus dessen<br />
„Album für die Jugend“ zog sich durch alle<br />
Register des Blasorchesters und ließ einzelne<br />
Instrumente solistisch aufhorchen.<br />
Harmonische Überraschungen in diesem<br />
Variationswerk von Robert Jager führten<br />
vom Thema weg, verfremdeten es, suchten<br />
nach neuen Klangwegen und führten nach<br />
kräftigen und überzeugenden Aufbrüchen<br />
immer wieder zu einzelnen Instrumenten<br />
zurück. Ein gelungenes und gut dargebotenes<br />
Stück mit einem effektvollen paukenunterstützten<br />
Schluss!<br />
Höhepunkt des ersten Teiles war die russische<br />
Weihnachtsmusik des Amerikaners<br />
Alfred Reed, einem Pionier der sinfonischen<br />
Blasmusik, wie Sophie Pichler als Moderatorin<br />
des Abends bemerkte. Reed schrieb<br />
dieses Werk im fernen Jahr 1944, als die<br />
Blasmusikszene sich noch lange mit Opernpotpurris<br />
abmühte und setzte mit diesen<br />
Klängen neue Maßstäbe, die auch heute<br />
noch überzeugen. Effektvolle Musik: mystischer<br />
Einstieg mit Röhrenglocken, archaisch<br />
wirkende einstimmige Elemente, dazwischen<br />
aufbäumende Akkordik, wieder<br />
zurückkehrend zu einem wehmütig klingenden<br />
Englischhorn, um schlussendlich<br />
auf einen finalen Klang hinzusteuern. Samuel<br />
Oberegger hatte die schwierige Aufgabe,<br />
ein weites Spannungsfeld aufzubauen<br />
und dieses einem voll klingenden<br />
Höhepunkt zuzuführen. Es gelang. Überzeugend!<br />
Übereinstimmende klangliche<br />
Höhepunkte<br />
Das heurige Neujahrskonzert war die erfolgreiche Premiere von Samuel Oberegger am<br />
Dirigentenpult der Bürgerkapelle Gries.<br />
Foto: Stadtkapelle Bozen<br />
„Alle Jahre wieder“ lädt die Bürgerkapelle<br />
Gries zu ihrem Neujahrskonzert ein. Aber<br />
dieses „Alle Jahre wieder“ bezieht sich lediglich<br />
auf das Ritual und die wiederkehrende<br />
Begegnung mit Menschen aus dem<br />
gleichen Lebensumfeld. Denn „alle Jahre<br />
wieder“ wartet das Konzertpublikum gespannt<br />
auf das innovative Programm der<br />
Bürgerkapelle.<br />
Und diese Erwartungshaltung förderte Georg<br />
Thaler durch seine gewagten aber immer<br />
gut umgesetzten Ideen, die die Neujahrskonzerte<br />
in ganz andere Bahnen<br />
lenkten. Das heurige Konzert stand unter<br />
einer besonderen Erwartung, hat sich doch<br />
Georg Thaler von der Direktion der Bürgerkapelle<br />
zurückgezogen und den Stab in jüngere<br />
Hände gelegt. So lag Spannung über<br />
diesem Nachmittag mit der brennenden<br />
Frage, wie der junge, erst 21-jährige Samuel<br />
Oberegger die Feuertaufe des ersten<br />
Neujahrskonzertes bestehen würde.<br />
Mit einem Festmarsch – absolut nicht von<br />
der Stange gekauft – von Johan Halvorsen,<br />
luzid instrumentiert von Frederick Fennell<br />
mit vielen kleinen solistischen Anforderungen,<br />
begann der Konzertabend. Weiche solistische<br />
Teile wechselten mit fanfarenartigen,<br />
zündenden Elementen. Das Stück<br />
war zugleich ein sanftes Signal eines jungen<br />
Dirigenten, der sich durchaus der Tradition<br />
verpflichtet weiß, aber auf diesem<br />
Hintergrund das Neue und Andere sucht.<br />
Ein programmatisch wirkender Einstieg.<br />
Effektvolle Musik und harmonische<br />
Überraschungen<br />
Der zweite Teil wurde mit „Declamation“<br />
der amerikanischen Komponistin Emma<br />
Lou Diemer eröffnet. Zwölf Bläser und vier<br />
Schlagzeuger gaben dieser Partitur ein klingend<br />
kräftiges Outfit, dem „Southern Harmony“<br />
von Donald Grantham nun wieder<br />
mit der gesamten Bürgerkapelle folgte.<br />
Darius Milhaud, der französische Komponist<br />
mit seiner bemerkenswerten musikalischen<br />
Vielseitigkeit, steuerte eines seiner<br />
bekanntesten Werke bei: „Scaramouche“,<br />
im Original für zwei Klaviere, aber von ihm<br />
selbst für Saxophon bearbeitet. Ohne Berührungsängste<br />
sucht Milhaud darin auch<br />
die Nähe zum Jazz. Das dreisätzige Concertino<br />
wurde von Alex Massardi als Saxophonsolist<br />
mit beeindruckender Bühnenpräsenz,<br />
sicherem und virtuosem<br />
Laufwerk, wunderbarer Intonation und<br />
stimmigem Klangcharakter souverän angeführt.<br />
Massardi und Oberegger schufen<br />
hier bei der sicher besten Komposition des<br />
Abends einen übereinstimmenden klanglichen<br />
Höhepunkt, der vom Publikum auch<br />
als solcher erkannt wurde. Der Beifall galt<br />
beiden: dem jungen Solisten und dem jungen<br />
Dirigenten.<br />
Die abschließende „Arabesque“ von Samuel<br />
R. Hazo war voll spielerischer Freude.<br />
Ein heiteres, rhythmisch pointiertes Stück,<br />
das mit Präzision und Spiellust gespielt<br />
wurde. Ein lockerer und überzeugender<br />
Abschluss des Neujahrskonzertes und der<br />
Applaus bestätigte: Feuertaufe bestanden!<br />
Um die Bürgerkapelle Gries muss einem<br />
bei dieser neuen musikalischen Führung<br />
nicht bange sein.<br />
Pater Urban Stillhard OSB<br />
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des<br />
Autors und der Redaktion der Tageszeitung „Dolomiten“<br />
(Erstveröffentlichung am 09.01.<strong>2024</strong>)<br />
KulturFenster<br />
22 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Zum Jahresbeginn<br />
Blasmusik vom Feinsten<br />
Neujahrskonzert der Jugendkapelle und der Musikkapelle Mals<br />
Einen erfolgreichen Start ins neue Jahr hatte die Musikkapelle Mals mit ihrem Neujahrskonzert <strong>2024</strong>.<br />
Foto: MK Mals<br />
Ein grandioses Konzert gab die Musikkapelle<br />
Mals am Dreikönigstag in der Aula Magna<br />
des OSZ Mals. Unter der bewährten Leitung<br />
von Hanspeter Rinner bot die Kapelle Blasmusik<br />
vom Feinsten vor einem zum Bersten<br />
gefüllten Saal.<br />
Zum Konzertauftakt spielte heuer das erste<br />
Mal die Jugendkapelle Mals zwei Stücke<br />
unter der Leitung von Myriam Tschenett.<br />
Den jungen Musikerinnen und Musikern<br />
eine Bühne bieten und so die Spielpraxis<br />
und Motivation fördern, und zudem die<br />
Nachwuchsspieler mehr ins Vereinsleben<br />
einbinden, das war die Intention von Kapellmeister<br />
und Obmann. Die Spielfreude<br />
des Jugendorchesters war auf jeden Fall zu<br />
hören. Gleichzeitig wurden von Obmann<br />
Hannes Warger die Jungmusikanten vorgestellt,<br />
die heuer das erste Mal auch in<br />
der großen Kapelle ihr Debüt bestritten.<br />
Es sind dies Lukas Wallnöfer am Schlagzeug,<br />
Linda Veith an der Posaune, Valentin<br />
Tschenett am Horn und Jakob Amenitsch<br />
an der Trompete.<br />
Durch den Abend führte heuer auch erstmals<br />
Moderator Dieter Scoz, bekannt für<br />
seine Radiosendung „Blasmusik mit Dieter<br />
Scoz“ von Rai Südtirol. Mit seiner angenehmen<br />
Stimme, seinem Fachwissen<br />
und mit Humor bestückt, führte er gekonnt<br />
durch den musikalischen Abend.<br />
Programm von<br />
internationalem Zuschnitt<br />
Die Musikkapelle setzte nach dem gefeierten<br />
Abgang der Jugendkapelle mit der<br />
kurzen, aber wirkungsvollen „Fanfare of<br />
Wakakusa Hill“ von Itaru Sakai fort, welche<br />
von einer alten japanischen Tradition<br />
inspiriert ist.<br />
Im nachfolgenden Stück „Pastorale Symphonique“<br />
setzte sich der Komponist Jacob<br />
de Haan musikalisch mit der Zerstörung<br />
der Natur durch den Menschen<br />
auseinander.<br />
Ein sehr mitreißendes und ausdrucksstarkes<br />
Werk war die Komposition von<br />
Rossano Galante „Lexicon of the Gods“.<br />
In diesem Werk in drei Sätzen werden drei<br />
Götter der griechischen Mythologie musi-<br />
kalisch skizziert: Perseus, Mörder der Medusa;<br />
Penthos, der Geist der Trauer und<br />
Klage; Zeus, der mächtigste aller Götter.<br />
Danach erklang ein Traditionsmarsch von<br />
Julius Fucik „Das Siegesschwert“, gefolgt<br />
von traditionell jüdischen Melodien und<br />
Tänzen im dreiteiligen Werk „Three Klezmer<br />
Miniatures“ von Philip Sparke, dessen<br />
berühmteste Melodie „Hava Nagila“<br />
fast jeder im Ohr hat.<br />
In die schottischen Highlands mit ihrer<br />
wunderschönen Landschaft und den malerischen<br />
Dörfern mit all ihren Eigenheiten<br />
entführte das Werk „Call of the Clans“ von<br />
Kevin Houben.<br />
Als Abschluss des Abends erklang noch<br />
ein Werk aus dem Reich der Musicals, und<br />
zwar „Tanz der Vampire“ von Jim Seinman.<br />
Mit langanhaltendem Applaus bedankte<br />
sich das Publikum bei der Musikkapelle<br />
Mals für deren Darbietung, worauf natürlich<br />
noch zwei Zugaben gegeben wurden:<br />
als erstes ein Potpourri von Schlagerhits<br />
aus den 80er Jahren und am Ende „The<br />
Liberty Bell“ von Philip Sousa.<br />
Myriam Tschenett<br />
KulturFenster<br />
23 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
hinausgeblickt<br />
Klänge der Motivation<br />
Referent: Michael Nussbaumer &<br />
Günther Reichhalter<br />
in Nals/Lichtenburg<br />
https://vsm.bz.it<br />
12.10.<strong>2024</strong><br />
komponiert<br />
Eine reiche<br />
musikalische Ernte<br />
Gratulanten zum 80-er von Gottfried Veit<br />
Zum Abschluss der Marschiershow am<br />
Waltherplatz in Bozen anlässlich der<br />
75-Jahr-Feier des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen haben die Teilnehmer am<br />
21. Mai unter der Leitung von Verbandskapellmeister<br />
Meinhard Windisch den<br />
eigens zum Verbandsjubiläum komponierten<br />
„Festhymnus“ von Gottfried Veit<br />
uraufgeführt.<br />
Uraufführung des „Festhymnus“ von Gottfried Veit anlässlich der 75-Jahr-Feier des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen am 21. Mai 2023 am Waltherplatz in Bozen. Foto: ste<br />
Wie hinlänglich bekannt, hat im Vorjahr der<br />
Musiker und Komponist Gottfried Veit, seines<br />
Zeichens Ehrenkapellmeister des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen, seinen<br />
80. Geburtstag gefeiert.<br />
Zu diesem Anlass ist eine ausführliche Biografie<br />
über sein Leben und Werk erschienen.<br />
Veit hat im Laufe seines Lebens rund 400<br />
Werke für Blasorchester, Chor, verschiedene<br />
Kammermusikbesetzungen, Klavier und<br />
Orgel geschrieben. Seine Kompositionen<br />
werden nicht nur im gesamten deutschen<br />
Sprachraum, sondern auch weit darüber<br />
hinaus gespielt. Auch das „KulturFenster“<br />
hat sich in die lange Liste der Gratulanten<br />
eingetragen. Im Laufe des Jahres stellten<br />
sich zahlreiche musikalische Gratulanten<br />
ein, denn landauf landab war seine Musik<br />
zu hören. Die folgende Aufzählung ist ein<br />
Versuch, diese „musikalische Ernte“ einzufahren,<br />
wenngleich sie keineswegs Anspruch<br />
auf Vollständigkeit erheben will. In<br />
Südtirol wurden 2023 folgende Werke von<br />
Gottfried Veit aufgeführt, darunter auch einige<br />
Uraufführungen:<br />
» 28. Jänner: „Signum“ – Stadtkapelle<br />
Bozen (Ltg. Johann Finatzer)<br />
» 21. <strong>Februar</strong>: Uraufführung der „Toccata“<br />
für zwei Orgeln, vier Blechbläsern<br />
und Pauken in der Grieser Stiftspfarrkirche<br />
(Ltg. Dominik Bernhard)<br />
» 4. März: „Schloss Tirol“ – Musikkapelle<br />
Marling (Ltg. Hannes Schrötter)<br />
» 10. März: „Schloss Tirol“ – Musikkapelle<br />
Terlan (Ltg. Meinhard Windisch)<br />
» 19. März: „French Rhapsody – Musikkapelle<br />
Tschengls (Ltg. Josef Tschenett)<br />
» 1. April: „Signum“ Musikkapelle St. Martin<br />
in Passeier (Ltg. Adolf Augscheller)<br />
» 1. April: Uraufführung „Der Frühling“<br />
– Musikkapelle Naturns (Ltg. Dietmar<br />
Rainer)<br />
» 2. April: „Kleine Konzertouvertüre“ –<br />
Musikkapelle Burgstall (Ltg. Joachim<br />
Unterholzner)<br />
» 9. April: „König Laurin“ – Musikkapelle<br />
Welschnofen (Ltg. Lorenz Mahlknecht)<br />
» 9. April: „Konzertmarsch in B-Dur“ –<br />
Musikkapelle Völs am Schlern (Ltg. Michael<br />
Vikoler)<br />
» 15. April: „Etschland“ Musikkapelle Eggen<br />
(Ltg. Norbert Stuppner)<br />
» 1. Mai: „Jubiläumsmarsch“ Musikkapelle<br />
Zwölfmalgreien (Ltg. Daniel Niederegger)<br />
» 14. Mai: „Kleine Konzertouvertüre“,<br />
„Freetime-Music“, „Euro-Marsch“ –<br />
Musikkapelle Innichen (Ltg. Korbinian<br />
Hofmann)<br />
» 20. Mai: „Schloss Tirol“ Südtiroler Jugendblasorchester<br />
SJBO (Ltg. Karl Geroldinger)<br />
» 21. Mai: Uraufführung „Festhymnus“ –<br />
Gemeinschaftsspiel am Waltherplatz in<br />
Bozen (Ltg. Meinhard Windisch)<br />
» 27. Mai: „Der Frühling“ – Männergesangsverein<br />
Algund (Ltg. Daniel Faranna)<br />
» 29. Mai: „Signum“ – Knappenkapelle<br />
Ridnaun (Ltg. Joachim Bacher)<br />
» 9. Juni: „Schloss Tirol“ – Bürgerkapelle<br />
St. Michael/Eppan (Ltg. Gottfried Veit)<br />
» 25. Juli: „Apfel-Suite“ – Blechbläserensemble<br />
der Musikkapelle Girlan (Ltg.<br />
Manfred Sanin)<br />
» 28./29./30. Juli: „Andreas Hofer-Ouvertüre“<br />
von Albert Lortzing in einer Instrumentation<br />
von Gottfried Veit – Euregio-Jugendblasorchester<br />
(Ltg. Wolfgang<br />
Kostner)<br />
KulturFenster<br />
24 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
» 5. August: „Schloss Tirol“ – Musikkapelle<br />
Uttenheim (Ltg. Georg Kirchler)<br />
» 25. August: „Festliche Fanfaren“ – Musikkapelle<br />
St. Jakob in Ahrn (Ltg. Daniel<br />
Niederegger)<br />
» 3. September: „Franziskusmesse“ –<br />
Stiftspfarrchor und vier Blechbläser der<br />
Bürgerkapelle Gries (Ltg. Dominik Bernhard)<br />
in der Grieser Stiftskirche<br />
» 17. September: „Kleine Konzertouvertüre“<br />
– Musikkapelle Oberbozen (Ltg.<br />
Günther Graber)<br />
» 10. Oktober: Uraufführung „Edith Stein-<br />
Messe“ für Frauenchor, Röhrenglocken<br />
und Orgel – Vokalensemble „Stimmt´s“<br />
(Ltg. Ingrid Rieder)<br />
» 25./28 Oktober: „Shalom“ und Uraufführung<br />
des Arrangements von Richard<br />
Strauss’ „Tod und Verklärung“ – Großes<br />
Bozner Blechbläserensemble (Ltg. Gottfried<br />
Veit)<br />
» 28. Oktober: Uraufführung der kleinen<br />
Festmusik „Egno von Eppan“ – Brass<br />
Band Überetsch (Ltg. Johann Finatzer)<br />
» 12. November: „Reich der Dolomiten“ –<br />
Bürgerkapelle Wolkenstein (Ltg. Eduard<br />
Gamper)<br />
» 18. November: „Reich der Dolomiten“<br />
– Musikkapelle Auer (Ltg. Arnold Leimgruber)<br />
» 19. November: „Sinfonischer Marsch“<br />
– Musikkapelle St. Ulrich (Ltg. Egon<br />
Lardschneider)<br />
» 25. November: „Huldigungsmusik“ -<br />
Musikkapelle St. Peter/Lajen (Ltg. Helmuth<br />
Valersi)<br />
» 26. November: „Franziskusmesse“<br />
– Kirchenchor Vilpian (Ltg. Johanna<br />
Veit)<br />
» 13. Dezember: Uraufführung „Toccata<br />
für Orgel“ in der Grieser Stiftspfarrkirche<br />
– Sr. Johanna Maria Veit<br />
» 25. Dezember: Uraufführung „Weihnachtslied“<br />
für Sopran, Streichquintett<br />
und Orgel – in der Pfarrkirche von<br />
Vilpian<br />
Im vergangenen Oktober leitete Gottfried<br />
Veit bereits zum neunten Mal den Workshop<br />
mit den „Routiniers der Blasmusik“<br />
des Musikbundes von Ober- und Niederbayern<br />
(MON). Im Rahmen des Abschlusskonzertes<br />
wurde der Jubilar mit<br />
dem Marsch „Der fi dele Routinier“ von<br />
Marcus Graf überrascht. Dieser Marsch<br />
wurde vom Musikbund in Auftrag gegeben<br />
und ist Gottfried Veit persönlich gewidmet.<br />
Franz Haidu, der offi ziellen Vertreter<br />
des MON, hat die Uraufführung dirigiert.<br />
Stephan Niederegger<br />
Gottfried Veit<br />
(rechts) mit dem<br />
Autor Stephan<br />
Niederegger bei<br />
der Vorstellung<br />
der Biografi e<br />
„Signum –<br />
Lebenslinien<br />
eines Südtiroler<br />
Musikers“<br />
Foto: Marion Künig<br />
BLASMUSIK<br />
CHORWESEN<br />
HEIMATPFLEGE<br />
in Südtirol<br />
Aboaktion<br />
Seit Dezember 1948 berichten wir unter dem Titel „Die Volksmusik“, ab September<br />
1953 als „Südtiroler Volkskultur“, ab März 1979 als „Tiroler Volkskultur“ und seit<br />
2008 als „KulturFenster“ lebendig, bunt und vielfältig über die Musikkapellen,<br />
die Chöre, die Heimatpflege, den Volkstanz und das Trachtenwesen in Südtirol<br />
derzeit in einer Gesamtauflage von rund 3.300 Stück pro Ausgabe.<br />
Sie möchten keine<br />
Ausgabe verpassen?<br />
Dann rufen Sie uns an (Tel. 0471 976 387)<br />
oder schreiben uns eine E-Mai an: info@vsm.bz.it<br />
Sie bekommen das „KulturFenster“ sechs Mal im Jahr direkt<br />
nach Hause geschickt. Weitere Informationen finden<br />
Sie im Impressum auf Seite 3 dieser Ausgabe.<br />
KulturFenster<br />
25<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
kurz notiert<br />
Sepl Pezzei übergibt den Taktstock an Katrin Zingerle<br />
Kapellmeisterwechsel bei der Musikkapelle St. Martin in Thurn<br />
Symbolische Taktstockübergabe von Sepl<br />
Pezzei an Katrin Zingerle beim Frühjahrskonzert<br />
am 14. Mai 2023<br />
Abschluss des Aufbaukurses für Stabführer in<br />
Thurn 2023: v. l. Sepl Pezzei, Katrin Zingerle<br />
und Bezirksstabführer Franz Plangger<br />
1993 übernahm Sepl Pezzei die Musikkapelle<br />
St. Martin in Thurn und stand für<br />
großartige 30 Jahre am Dirigentenpult.<br />
Während dieser Zeit hat er Leben in die<br />
Musikkapelle hineingebracht, die Freude<br />
für das Spielen geweckt und war immer<br />
im Stande Jung und Alt zu motivieren. Wir<br />
wünschen ihm alles Gute auf seinem weiteren<br />
Weg! Ab jetzt wird die junge, motivierte<br />
und musikalisch engagierte Katrin<br />
Zingerle den Taktstock schwingen. In den<br />
letzten Jahren hat sie in unserer Kapelle<br />
Querflöte gespielt und war auch im Vorstand<br />
als Chronistin tätig.<br />
Im vergangenen Jahr hat sie angefangen,<br />
sich auf die neue Aufgabe vorzubereiten.<br />
Sie besuchte im Winter den Grundkurs für<br />
Stabführer und schloss im Juni den Aufbaukurs<br />
mit Bravour ab. Im September<br />
fing sie die dreijährige Kapellmeisterausbildung<br />
bei Sigisbert Mutschlechner an.<br />
Zu ihrem neuen Lebensabschnitt sagt sie:<br />
„Ich freue mich sehr auf diese neue Herausforderung.<br />
Mein Ziel ist es, den Musikantinnen<br />
und Musikanten meine Freude<br />
und Leidenschaft für die Musik weiterzugeben,<br />
sie zu begeistern und zu motivieren,<br />
sodass sie beim Spielen ihre Gefühle<br />
und Emotionen ausdrücken können. Sehr<br />
wichtig sind mir die Gemeinschaft im Verein,<br />
eine gute Atmosphäre und gegenseitiger<br />
Respekt. Nur gemeinsam kommt man<br />
ans Ziel. Wenn dies vorhanden ist, kann<br />
man gut musizieren und somit die Herzen<br />
des Publikums berühren!“<br />
Somit wünschen wir ihr viel Glück, Freude<br />
und Geduld bei ihrer neuen musikalischen<br />
Reise.<br />
Jasmin Clara<br />
Cäcilienfeier der Musikkapelle Welschnofen<br />
Gestaltung des Gottesdienstes und Ehrungen<br />
Am 26. November 2023 feierte die Musikkapelle<br />
Welschnofen den traditionellen<br />
Cäciliensonntag. Nach der musikalischen<br />
Gestaltung des Gottesdienstes spielte die<br />
Kapelle einige Märsche auf dem Kirchplatz.<br />
Die Ehrung einiger verdienter Mitglieder<br />
erfolgte im Rahmen des Mittagessens im<br />
Hotel „Niggl“ in Welschnofen, zu dem Obmann<br />
Martin Pardeller die Gemeindereferentin<br />
Katja Rechenmacher als Ehrengast<br />
begrüßen konnte. Höhepunkt der Cäcilienfeier<br />
waren die Ehrungen. An Jonas Pichler<br />
und Thomas Erschbaumer wurde das<br />
Ehrenzeichen in Bronze für ihre 15-jährige<br />
Mitgliedschaft im Verein verliehen. Für<br />
seine 50-jährige Mitgliedschaft erhielt Sepp<br />
Kafmann das Große Ehrenzeichen in Gold.<br />
Eine besondere Ehrung ging an Johann<br />
Pattis. Er erhielt das Große Ehrenzeichen<br />
in Gold am Bande für seine 60-jährige Mitgliedschaft<br />
im Verein. Johann Pattis war<br />
zudem von 1976 bis 2022 im Vereinsvorstand<br />
als Instrumentenwart tätig und führte<br />
als kooptiertes Ausschussmitglied seinen<br />
Nachfolger Jonas Pichler in das Amt ein.<br />
Für seine 45-jährige Tätigkeit im Vereins-<br />
vorstand wurde ihm deshalb auch eine interne<br />
Ehrung überreicht.<br />
David Knollseisen<br />
Die Cäcilienfeier der MK Welschnofen war auch Anlass für eine besondere Ehrung: (v. l.)<br />
Jörg Seehauser, ehemaliger Obmann, Obmannstellvertreterin Magdalena Haas, Obmann<br />
Martin Pardeller, Johann Pattis und Kapellmeister Lorenz Mahlknecht<br />
KulturFenster<br />
26 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Erfolgreiche Neuwahlen bei der Bürgerkapelle Klausen<br />
Markus Plieger folgt als Obmann auf Alexander Gfader<br />
Die Bürgerkapelle Klausen (BKK) kann<br />
auf ein erfolgreiches musikalisches Jahr<br />
zurückblicken, das von beeindruckenden<br />
Auftritten und engagierten Mitgliedern geprägt<br />
war.<br />
Bei der jährlichen Jahreshauptversammlung<br />
der Bürgerkapelle Klausen standen<br />
die Neuwahlen im Mittelpunkt. Alexander<br />
Gfader, welcher die Kapelle in der letzten<br />
Periode erfolgreich als Obmann leitete,<br />
stellte sich dieses Jahr nicht mehr zur Wahl.<br />
Bürgermeister Peter Gasser würdigte die<br />
Arbeit und den Einsatz des scheidenden<br />
Obmanns und sprach ihm und dem Vorstand<br />
seinen Dank aus.<br />
Dabei unterstrich er einmal mehr die Bedeutung<br />
der BKK im kulturellen Leben<br />
der Stadt und ihren Stellenwert für die<br />
Jugend als Ort gelebter Tradition und Gemeinschaft.<br />
Zum neuen Obmann wurde Markus Plieger<br />
gewählt. Unterstützung erhält er durch<br />
den neuen Vorstand: Stefan Lanziner (Vize-<br />
Stabübergabe bei der Bürgerkapelle Klausen: (v. l.) Bürgermeister Peter Gasser, Obmann<br />
Markus Plieger, der scheidende Obmann Alexander Gfader<br />
Obmann), Christian Miglioranza (Jugendleiter),<br />
Renate Brunner, Anna Felderer,<br />
Alexander Gfader, Heinz Gfader, Sepp<br />
Gfader, Silvia Prader, Theo Rabanser und<br />
Peter Stoffner. Der neugewählte Obmann<br />
dankte für das Vertrauen und den neuen<br />
Vorstandmitgliedern für ihre Bereitschaft<br />
zur Mitarbeit.<br />
Die Mitglieder der Bürgerkapelle Klausen<br />
blicken mit Zuversicht in die Zukunft. Die<br />
gelungenen Neuwahlen und die positive<br />
Energie im Ausschuss versprechen eine<br />
weitere Periode voller musikalischer Erfolge<br />
und kreativer Projekte für die Stadt<br />
Klausen.<br />
Anna Felderer<br />
70 Jahre bei der Musikkapelle Auer<br />
Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Heinz Gabrielli<br />
Heinz Gabrielli (mit Urkunde)<br />
hat seine musikalische<br />
Laufbahn<br />
vergoldet. VSM-Verbandsehrenkapellmeister<br />
Gottfried Veit, Obmann<br />
Thomas Rech und Kapellmeister<br />
Arnold Leimgruber<br />
(v. l.) gratulierten<br />
zur besonderen Ehrung.<br />
Im Rahmen ihres Cäcilienkonzertes konnte<br />
die Musikkapelle Auer erstmals in ihrer<br />
Geschichte eine besondere Ehrung vergeben:<br />
70 Jahre Mitgliedschaft bei der Musikkapelle<br />
Auer.<br />
Diese Ehrung wurde Heinz Gabrielli zuteil.<br />
Verbandsehrenkapellmeister Gottfried<br />
Veit verlieh ihm für seine 70-jährige<br />
Mitgliedschaft bei der Musikkapelle Auer<br />
das Große Goldene Ehrenzeichen des VSM<br />
am Bande.<br />
1941 geboren und mit 11 Jahren in die<br />
Musikkapelle eingetreten, ist Heinz Gabrielli<br />
zwar das älteste Mitglied der Musikkapelle,<br />
aber weiterhin bei allen Aufritten<br />
aktiv dabei. Anfangs spielte er Trompete,<br />
wechselte später zur Ventilposaune und<br />
schließlich zum Euphonium. Er war 27<br />
Jahre im Ausschuss tätig, davon 16 als<br />
Kassier, wobei er den Verein in all diesen<br />
Jahren mitgeprägt hat. In seiner langen<br />
musikalischen Laufbahn war er aber nicht<br />
nur in der Musikkapelle Auer aktiv: Vielmals<br />
hat er bei anderen Kapellen ausgeholfen<br />
und auch heute engagiert er sich<br />
noch bei verschiedensten kleinen Gruppen<br />
und Besetzungen. So musizierte er<br />
10 Jahre lang bei der Brassband Überetsch,<br />
bei der er nun Ehrenmitglied ist.<br />
Aber auch in der Musikkapelle Auer ist er<br />
durch seine Liebe zur Musik, seine Ausdauer<br />
und seinen Charakter ein hochgeschätztes<br />
Vorbild für viele Musikanten. Bei<br />
den Jungmusikanten ist er besonders für<br />
seine Anekdoten und Erzählungen aus alten<br />
Zeiten beliebt.<br />
Die Musikantinnen und Musikanten gratulieren<br />
recht herzlich und wünschen ihm<br />
noch viele weitere schöne Jahre in der Musikkapelle<br />
Auer!<br />
Franziska Kröss<br />
KulturFenster<br />
27 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
kurz notiert<br />
Musikkapelle und Kirchenchor Teis feiern gemeinsam<br />
Gottesdienst und Ehrungen am Cäciliensonntag<br />
Die Musikkapelle und der Kirchenchor<br />
von Teis haben den Cäciliensonntag gefeiert.<br />
Bei der gemeinsam gestalteten heiligen<br />
Messe dankte Pfarrer Paul Faller den<br />
Mitgliedern beider Vereine für ihr Wirken<br />
in der Pfarrgemeinde. Anschließend<br />
lud die „Jungmusig“ zu einem Kurzkonzert<br />
ein. Die jungen Musiker und Musikerinnen<br />
zeigten sowohl in kleinen Gruppen<br />
als auch als Jugendkapelle ihr Können<br />
und begeisterten mit einem gemischten<br />
Programm aus Pop, Klassik, böhmischer<br />
Musik und Marschmusik.<br />
Höhepunkt der Cäcilienfeier war die Ehrung<br />
verdienter Mitglieder. Vom Obmann<br />
des Südtiroler Chorverbandes, Erich<br />
Deltedesco wurde Chorleiter Simon Krapf<br />
für seine 25-jährige Mitgliedschaft beim<br />
Kirchenchor Teis, davon 16 Jahre als<br />
Chorleiter, geehrt.<br />
Von der Musikkapelle wurde Lorenz<br />
Fischnaller für seine 50-jährige Mitgliedschaft<br />
in der Musikkapelle Teis mit dem<br />
Ehrungen bei der Cäcilienfeier in Teis: (v. l.) Kapellmeister Tobias Psaier, VSM-Ehrenmitglied<br />
Toni Profanter, Ehrenkapellmeister Walter Aichner, Obmann Bernhard Kasseroler,<br />
Lorenz Fischnaller, Chorleiter Simon Krapf und Chor-Obfrau Andrea Röll.<br />
großen Ehrenzeichen in Gold und Bernhard<br />
Kasseroler mit dem Verbandsehrenzeichen<br />
in Silber für seine 13-jährige Obmannschaft<br />
ausgezeichnet. Die Ehrungen<br />
wurden vom VSM-Ehrenmitglied Toni Profanter,<br />
dem Ehrenkapellmeister Walter Aichner<br />
und Kapellmeister Tobias Psaier verliehen.<br />
Die Geehrten wurden mit großem<br />
Applaus bedacht.<br />
Musikkapelle Teis<br />
Zwei „Groß-Goldene“ und fünf Neue<br />
74. Dreikönigskonzert der Algunder Musikkapelle<br />
Zum 74. Mal ist die Algunder Musikkapelle<br />
mit dem Dreikönigskonzert am 6. Jänner<br />
im Kursaal in das neue Vereinsjahr gestartet.<br />
Die „Algunder“ unter der Leitung von<br />
Kapellmeister Christian Laimer boten ein<br />
ebenso anspruchsvolles wie abwechslungsreiches<br />
Programm, das die Zuhörerinnen<br />
und Zuhörer mit viel Applaus belohnten.<br />
Nach dem Dreikönigskonzert feierten die<br />
„Algunder“ mit Partnerinnen und Partnern<br />
im Thalguterhaus in Algund den Abschluss<br />
der intensiven Probenzeit und den erfolgreichen<br />
Verlauf des Konzertes.<br />
Im Rahmen des Festessens gab es wie<br />
gewohnt eine Reihe von Ehrungen. Zuallererst<br />
wurden mehrere neue Mitglieder<br />
begrüßt: Julia Agethle und Irene Mahlknecht<br />
(beide Querflöte) spielten erstmals<br />
beim Dreikönigskonzert mit. Lisa<br />
Maria Franzelin, Hanna von Pföstl und<br />
Steffi Oberhofer waren erstmals als Marketenderinnen<br />
mit dabei. Zwei Marketenderinnen<br />
– Verena Berteotti und Veronika<br />
Neuzugänge und Geehrte auf einen Blick: (vorne v. l.) Hannes Schrötter, Gregor Moser,<br />
Magdalena Gamper, Hermann Gamper, Alexandra Brunner, Herbert Menz, Obmann Bernhard<br />
Christanell; (hinten v. l.) Kapellmeister Christian Laimer, Lisa Maria Franzelin, Hanna<br />
von Pföstl, Steffi Oberhofer, Julia Agethle und Irene Mahlknecht<br />
Ladurner – hatten ihren Dienst im vergangenen<br />
Jahr beendet.<br />
Das Ehrenzeichen in Bronze für 15 Jahre<br />
gab es für drei Mitglieder der Algunder Musikkapelle,<br />
und zwar für Alexandra Brunner<br />
(Tuba/Querflöte), Magdalena Gamper (Klarinette)<br />
und Hannes Schrötter (Posaune/<br />
Euphonium). Das Große Ehrenzeichen in<br />
Gold für 50 Jahre Mitgliedschaft erhielten<br />
die beiden Klarinettisten Hermann Gamper<br />
und Herbert Menz. Zudem gab es noch das<br />
Verdienstzeichen in Silber für den amtierenden<br />
Schriftführer Gregor Moser.<br />
Bernhard Christanell<br />
KulturFenster<br />
28 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Blasmusik<br />
Ehrungen bei der<br />
Cäcilienfeier der MK Niederdorf<br />
Stilistisch vielfältige und berührende Werke beim Gottesdienst aufgeführt<br />
Ehrungen bei der MK Niederdorf: (v. l.) Bezirksstabführer Franz Plangger, Kapellmeister<br />
Simon Burger, Harald Kühbacher, Brigitte Fauster Oberhammer, Obmann Robert Burger,<br />
Egon Obersteiner, Erich Kopfsguter, Peter Gamper und Florian Tschurtschenthaler<br />
Das musikalische Programm, welches Kapellmeister<br />
Simon Burger für den Gottesdienst<br />
anlässlich des Festes der Hl. Cäcilia<br />
ausgewählt hatte, war stilistisch vielfältig<br />
und wurde auf eine sehr berührende Art<br />
und Weise dargeboten. Zur Aufführung gelangten<br />
die neue „VSM-Jubiläums-Fanfare“<br />
von Tobias Psaier, das Stück für Solo-Flügelhorn<br />
(Jürgen Burger) und Euphonium (Stefan<br />
Kamelger) „Erinnerungen“ von Michael<br />
Geisler und „Der Festtag“ von Sepp Tanzer.<br />
Am Schluss folgte noch eine weltberühmte<br />
Melodie aus dem Film „Wie im Himmel“,<br />
dargeboten von der Gesangssolistin Karen<br />
Burger. Zusätzlich gab es Volksgesang mit<br />
dem Kantor Peter Gamper. Der Obmann<br />
Robert Burger sprach im Rahmen der Fürbitten<br />
einige allgemeine Gedanken und Anliegen<br />
zum Vereinsleben an. Am Ende des<br />
Gottesdienstes bedankte sich Bürgermeister<br />
Günther Wisthaler herzlich für den großen<br />
Einsatz, den die Musikkapelle Niederdorf<br />
immer wieder zur Freude der Dorfbevölkerung<br />
erbringt. Bei der anschließenden Cäcilienfeier<br />
im Hotel Emma wurden verdiente<br />
Mitglieder für ihren selbstlosen Einsatz geehrt.<br />
Fähnrich Harald Kühbacher und Jugendleiter<br />
Florian Tschurtschenthaler erhielten<br />
das VSM-Ehrenzeichen in Bronze<br />
und die beiden Klarinettisten Erich Kopfsguter<br />
und Peter Gamper jenes in Gold. Mit<br />
dem Verdienstzeichen in Silber wurden Egon<br />
Obersteiner und Brigitte Fauster Oberhammer<br />
ausgezeichnet. Die Ehrungen nahmen<br />
der Bezirksstabführer Franz Plangger, Kapellmeister<br />
Simon Burger und Obmann Robert<br />
Burger vor.<br />
Günther Walder<br />
Musikkapelle Percha ehrt verdiente Mitglieder<br />
Kassian Urthaler zum Ehrenobmann ernannt<br />
Traditionsgemäß hat die Musikkapelle<br />
Percha auch das vergangene musikalische<br />
Jahr mit der Feier ihrer Patronin,<br />
der Hl. Cäcilia, abgeschlossen. Im Anschluss<br />
an den Festgottesdienst wurde<br />
zur gemeinsamen Cäcilienfeier des<br />
Pfarrchores, des Männerchores und<br />
der Musikkapelle ins örtliche Vereinshaus<br />
geladen. Nach dem Ständchen einer<br />
Bläsergruppe wurde der Rahmen<br />
der Feier dazu genutzt, langjährige Musikanten<br />
zu ehren: Markus Zingerle erhielt<br />
die Ehrung der Musikkapelle Percha<br />
für 10-jährige Mitgliedschaft.<br />
VSM-Bezirksobmann Johann Hilber überbrachte<br />
den Dank und die Grüße des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen und<br />
zeichnete folgende Musikanten für ihre<br />
langjährige Mitgliedschaft aus:<br />
» 40 Jahre: Konrad Nocker und<br />
Franz Josef Steiner<br />
» 60 Jahre: Josef Urthaler<br />
» 70 Jahre: Kassian Urthaler<br />
Die 70-jährige Mitgliedschaft von Kassian<br />
Urthaler ist in der Geschichte der Musikkapelle<br />
Percha bis heute einzigartig! Als<br />
Zeichen der besonderen Wertschätzung<br />
hat der Ausschuss der Musikkapelle Percha<br />
entschieden, ihn zum Ehrenobmann<br />
der Musikkapelle Percha zu ernennen.<br />
„Allen Geehrten gilt unser aufrichtiger Dank!<br />
Ihre Zeit für den Verein setzt ein leuchtendes<br />
Zeichen für die Gemeinschaft! Sie<br />
alle haben durch ihren besonderen Einsatz<br />
die Entwicklung der Musikkapelle Percha<br />
entscheidend geprägt und damit den Wert<br />
des Vereins unterstrichen“, hieß es in der<br />
Laudatio für die Geehrten.<br />
Dieter Haidacher<br />
Ehrung verdienter Perchiner Musikanten: (v.l.) Bezirksobmann Johann Hilber, Ehrenobmann<br />
Kassian Urthaler, Obmann Reinhold Zimmerhofer, Markus Zingerle, Kapellmeister<br />
Manuel Mairhofer, Josef Urthaler, Vizeobfrau Caroline Seeber, Konrad Nocker, Vizeobmann<br />
Matthias Oberegger, Franz Josef Steiner<br />
KulturFenster<br />
29 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Jahrhundertelang war Branzoll als nördlichster<br />
Etschhafen ein Knotenpunkt für den Handel zwischen<br />
den italienischen Städten und jenen nördlich der Alpen.<br />
Das Gebäude „zur Lende“ (oben) ist mehr als 200 Jahre<br />
alt. Bis heute (unten) hat sich wenig geändert. Die<br />
historischen Rampen sind dank des Heimatpflegevereines<br />
Branzoll – Bronzol erhalten geblieben.<br />
<br />
Fotos: Archiv Bertinazzo/Florian Trojer<br />
KulturFenster 30<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
erforscht<br />
Flößerei als wichtiges Kulturerbe<br />
Branzoll war Knotenpunkt für den Handel zwischen Nord und Süd –<br />
Verein möchte Museum aufbauen<br />
Rund 2800 Einwohner hat Branzoll. Als früherer<br />
Etschhafen hat die Unterlandler Gemeinde<br />
zwar schon die eine oder andere<br />
Schlagzeile gemacht. Doch welch große Bedeutung<br />
der Ort einst für die Flößerei und<br />
als Knotenpunkt für den Handel zwischen<br />
Nord und Süd tatsächlich hatte, ist wenig<br />
bekannt. Der Branzoller Heimatpfleger Giorgio<br />
Bertinazzo will diese Einzigartigkeit gemeinsam<br />
mit Gleichgesinnten besser an die<br />
Öffentlichkeit bringen. Am Etschufer hat er<br />
bereits für die Erhaltung der historisch bedeutsamen<br />
Lände gesorgt. Nun macht er<br />
sich auch für ein Museum stark.<br />
Giorgio Bertinazzo ist ein waschechter Branzoller.<br />
Er wurde in Branzoll geboren, hat<br />
als Ingenieur in unterschiedlichen Erdteilen<br />
gearbeitet und gelebt, ist seinem Heimatort<br />
aber immer treu geblieben. Heute engagiert<br />
er sich als Dorfchronist und sitzt im Vorstand<br />
des 2022 gegründeten Heimatpfl e-<br />
gevereines Branzoll – Bronzol, den seine<br />
Ehefrau Bruna Corteletti als Obfrau leitet.<br />
Bronzol, erklärt er, heiße die Gemeinde in<br />
der „Branzoller Sprache“, die einst durch<br />
den regen Kontakt mit und durch die Ansiedlung<br />
von Menschen aus der Umgebung<br />
von Rovereto entstanden sei. Und dieser<br />
Kontakt hat sehr viel mit jener spannenden<br />
Geschichte zu tun, die er erzählen möchte<br />
und für die er penibel recherchiert hat. Es<br />
ist die Geschichte seines Heimatortes, dessen<br />
Bedeutung vielleicht verkannt wird und<br />
dem er, der Hobbyhistoriker und Freund<br />
Klein, aber strategisch sehr wichtig war Branzoll um 1900.<br />
der Flößerei, diese Bedeutung wieder zuerkennen<br />
möchte.<br />
Doch reisen wir mit Giorgio Bertinazzo zunächst<br />
zurück – weit zurück bis in die Zeit<br />
vor Christi Geburt. Schon damals gab es<br />
nachweislich einen Warenaustausch zwischen<br />
den Rätern und den Etruskern, und<br />
zwar auf dem Flussweg. Schon damals<br />
dürfte das Unterland bei diesem Handel<br />
eine Rolle gespielt haben, da Etsch und<br />
Fotos: Archiv Bertinazzo<br />
Eisack südlich der heutigen Landeshauptstadt<br />
zusammenfließen und die Etsch wohl<br />
erst ab dort gut schiffbar war.<br />
Der „Hafen von Bozen“<br />
Mehr als 1000 Jahre später, im Jahr<br />
1182, wurde Branzoll nachweislich erstmals<br />
erwähnt, und noch einmal gut 300<br />
Jahre später machte es erstmals als<br />
Das Floß<br />
Die Flöße für den Flusstransport wurden vor Ort, also direkt<br />
an der Branzoller Lände (in Branzoll wird überall der<br />
Begriff „Lende“ verwendet), gebaut. Sie bestanden je<br />
nach Größe aus bis zu 30 Holzstämmen, die vorne und<br />
hinten quer gebohrt und mit Weidenruten zusammengebunden<br />
wurden. Sie waren bis zu 28 Meter lang, vorne<br />
fünf und hinten sechs Meter breit. Durch die Strömung<br />
wurden sie von sechs bis acht Flößern mit Rudern vorne<br />
und hinten gelenkt.<br />
KulturFenster 31<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
erforscht<br />
Was gehandelt wurde *<br />
Von Süden nach Norden: Fein- oder<br />
Rohseide, Wollprodukte aus Bergamo<br />
und Venetien, Weizen, Mais, Reis,<br />
Wein, Fisch, Käse, Zitronen.<br />
Von Norden nach Süden: Wolle, Hanftextilien,<br />
Leinen, Stofftücher, Filzwolle,<br />
Metalle (Eisen, Kupfer, Blei und Zinn),<br />
Pelze, Pech, aber vor allem Holz.<br />
*nur einige Beispiele<br />
Die Lände bei Branzoll um das Jahr 1630: Damals erreichte die Flößerei auf der Etsch ihren<br />
Höhepunkt.<br />
Foto: Archiv Bertinazzo<br />
Etschhafen von sich reden. Zu jener Zeit<br />
(1300–1400) wurde Bozen als Messestadt<br />
bekannt. Bereits vier „Jahrmärkte“<br />
(Messen) zu je zwei Wochen fanden dort<br />
ab 1501 jährlich statt. Weil der Transport<br />
von Waren auf den Landverbindungen zu<br />
beschwerlich, zu gefährlich und zu teuer<br />
war, hat man den Großteil der Güter, die<br />
ge- und verkauft wurden, auf Wasserwegen<br />
von Nord nach Süd gebracht – und<br />
umgekehrt. Das gängige Flusstransportmittel<br />
waren die Flöße. Denn: Sie waren<br />
einfach zusammenzubauen und günstig,<br />
weil sie sich allein mit der Strömung<br />
des Wassers fortbewegten.<br />
Die Flöße mussten am Fluss beund<br />
entladen werden. Entlang der<br />
Etsch waren ab dem 11. Jahrhundert<br />
daher sogenannte Länden<br />
entstanden, also Anlegeplätze<br />
für die Flöße. Länden gab es etwa<br />
in Neumarkt, Auer und Salurn. Die<br />
nördlichste und wichtigste Lände der<br />
Etsch war jene bei Branzoll. Als „Hafen<br />
von Bozen“ wurde sie zu einem Umschlagplatz<br />
für den Warentransport von und bis<br />
Pescantina bei Verona. Insbesondere war<br />
die Etsch aber auch Transportweg für Holz,<br />
das weiter im Süden nur spärlich vorhanden<br />
war. Dazu wird Giorgio Bertinazzo später<br />
aber eine eigene Geschichte erzählen.<br />
Wenn die Flöße auf der Etsch in den Süden<br />
fuhren, so stellt sich die berechtigte Frage,<br />
wie die Ware gegen die Flussströmung in<br />
den Norden, also von Verona bis Branzoll,<br />
gelangen konnte. Giorgio Bertinazzo<br />
erklärt das anhand alter Zeichnungen. Sie<br />
zeigen mehrere Pferde, die ein Boot treideln,<br />
was soviel bedeutet wie „fl ussaufwärts<br />
ziehen“. „Bis zu zwölf Pferde zogen<br />
einen sogenannten burchio“ – das ist ein<br />
für Flüsse konzipiertes fl aches und asymmetrisch<br />
gebautes Boot. Das<br />
orografi sch linke Etschufer<br />
entlang schleppten<br />
die Gespanne die burchi bis zum letzten<br />
Etschhafen vor Bozen, wo die Waren<br />
auf andere Transportmittel wie Pferdewagen<br />
umgeladen wurden. In den besten Zeiten<br />
vom Beginn des 16. bis Ende des 17. Jahrhunderts<br />
fuhren jährlich bis zu 1450 Flöße<br />
mit Handelsware von Branzoll in Richtung<br />
Süden. Dazu kamen große, bis zu 28 Meter<br />
lange Flöße, die bis zu 120 Kubikmeter<br />
– das entspricht 75 Tonnen Trockenholz<br />
(z. B. Fichte) – transportieren konnten. Die<br />
Anzahl der burchi ist nicht bekannt. Der<br />
Verkehr musste bei jedem Wetter stattfinden<br />
– vorausgesetzt der Wasserstand der<br />
Etsch betrug mindestens 1,5 und maximal<br />
drei Meter.<br />
Branzoll, das auf die eingeführten Waren<br />
Zoll erheben und zudem vielen Menschen<br />
im Bereich der Flößerei Arbeit geben<br />
konnte, stieg in diesen Jahrhunderten<br />
jedenfalls zu einem bedeutenden Ort zwischen<br />
dem deutschsprachigen Norden<br />
und dem italienischen Süden auf. Diesen<br />
Ruf sollte es später wieder verlieren, doch<br />
zunächst widmen wir uns noch der Hochblüte<br />
des Unterlandler Dorfes.<br />
Der Etschhafen von Branzoll ist der nördlichste noch<br />
erhaltene Flusshafen vor den Alpen. Deswegen ist es<br />
unsere Aufgabe, dieses wertvolle Kulturgut für die zukünftigen<br />
Generationen zu bewahren und mittels eines Museums<br />
im Zollhaus „zur Lende (la dogana)“ aufzuwerten. Ein Kulturzentrum<br />
mit Schwerpunkt Flößerei wäre in Südtirol und in Europa<br />
etwas Einzigartiges. Damit könnten wir ein Stück weit vergessenes historisches<br />
Wissen wieder ans Licht bringen, das Thema weiter erforschen<br />
und es allen Interessierten näherbringen.<br />
KulturFenster 32<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Kleinere Flöße verkehrten auch nördlich von Branzoll, hier bei Bozen um das Jahr 1800.<br />
Foto: Archiv Bertinazzo<br />
Wie das Bronzolòt entstand<br />
Auf der Reise in die Vergangenheit macht<br />
Giorgio Bertinazzo jetzt an einem spannenden<br />
„Hafen“ Halt. Es geht um einige<br />
Familien, die Branzoll und seine Geschichte<br />
geprägt haben. Sie kamen aus Sacco, damals<br />
eine eigene Gemeinde bei Rovereto,<br />
heute nur noch ein Stadtteil. Nachdem die<br />
Flößer von Verona und Trient gegen Ende<br />
des 14. Jahrhunderts an Macht auf der<br />
Etsch verloren, bekamen die Familien aus<br />
Sacco von Erzherzog Ferdinand II. im Jahr<br />
1584 offi ziell das Privileg über die Warentransporte.<br />
Damit wurden die Saccardi,<br />
wie sie genannt wurden, sehr reich. Andererseits<br />
kassierte das Haus Habsburg<br />
von ihnen aber auch entsprechend hohe<br />
Steuern. Das Privileg wurde bis 1744 immer<br />
wieder erneuert, also bis in die Zeit<br />
von Maria Theresia. Ab da wurde es auf<br />
Auch dieses Bild zeigt ein beladenes Floß auf der Etsch.<br />
wenige Familien beschränkt. Zu ihnen –<br />
in den Dokumenten ist von Holzkaufleuten<br />
und Guetfertigern in<br />
Sackh die Rede –<br />
zählten zum Beispiel<br />
die Angehörigen der<br />
Bossi Fedrigotti, Abram,<br />
von Gelmini,<br />
Graziadio, Pegolotti ,<br />
Baroni und Bonfioli.<br />
Weil die Familien<br />
ihre eigenen Flößer aus Rovereto einstellten,<br />
entwickelte sich ein reger Kontakt<br />
zwischen den Branzollern, die Deutsch<br />
sprachen, und den Flößern, die sich im<br />
Roveretaner Dialekt verständigten (die italienische<br />
Hochsprache sprach in jener Zeit<br />
kaum jemand). „Daraus ist das Bronzolòt<br />
entstanden“, sagt Giorgio Bertinazzo, also<br />
das „Branzollerische“, das heute noch in<br />
und um Branzoll gesprochen werde und<br />
rund 600 Wörter (Entlehnungen) aus dem<br />
Deutschen beinhalte.<br />
Holz vom Regglberg<br />
Der nördlichste und wichtigste<br />
Anlegeplatz (Lände) für Flöße am<br />
Etschufer war jener bei Branzoll.<br />
Giorgio Bertinazzo<br />
Zurück zu den Saccardi, deren Monopol<br />
für die Flößerei auf der Etsch im 17. Jahrhundert<br />
weitreichende Folgen für die kleinen<br />
Dörfer auf dem Regglberg haben sollte.<br />
Denn von dort, also vom Hochplateau über<br />
dem Unterland, stammte der allergrößte Teil<br />
des Holzes, das auf dem Flussweg die norditalienischen<br />
Regionen Italiens erreichte.<br />
Der Regglberg ist eine weitere wichtige Station<br />
auf der Reise in die Vergangenheit.<br />
Giorgio Bertinazzo erzählt von den alten,<br />
damals einzigen Verbindungswegen zwischen<br />
den Ortschaften auf dem Berg und<br />
Branzoll unten im Tal. Auf diesen steilen<br />
Steigen und Ochsenwegen wurde das gesamte<br />
Holz von Ochsen und Pferden ins<br />
Tal befördert. In den Hochzeiten des Handels<br />
wurden täglich<br />
40 Protzen (das entspricht<br />
etwa 60 m³<br />
Holzstämmen) von<br />
Aldein nach Branzoll<br />
gebracht. Von<br />
dort wurde das Holz<br />
auf die Reif transportiert,<br />
also auf einen<br />
Sammelplatz in Branzoll, an dem es<br />
etwa ein Jahr lang getrocknet wurde. Erst<br />
danach wurde es in der Lände für den Bau<br />
der Flöße gebraucht oder als Ware für den<br />
Verkauf auf die Flöße geladen.<br />
Zunächst war der Handel mit Holz für die<br />
Regglberger ein einträgliches Geschäft.<br />
Sie kauften viele Häuser und Höfe in Auer.<br />
Doch das Monopol der Saccardi läutete<br />
gewissermaßen den Niedergang des Wirtschaftszweiges<br />
ein. Denn die reichen Roveretaner<br />
bestimmten nun die Preise für<br />
das Holz und drückten diese so weit als<br />
möglich. Es musste immer mehr Holz für<br />
weniger Geld geschlagen werden, was<br />
schlecht für den Wald war und die Bauersleute<br />
am Regglberg ruinierte.<br />
Mit dem Ende des Monopols im 19. Jahrhundert<br />
endete der Holzhandel übrigens<br />
nicht. Bis ins 20. Jahrhundert herauf lieferten<br />
die Bauern von Aldein, Deutschnofen<br />
und Petersberg Baumstämme nach<br />
Branzoll. „Der Letzte, der mit den Protzen<br />
unterwegs war und den ich selbst kenne,<br />
war Luis Prinoth“, erinnert sich Giorgio Bertinazzo<br />
und zeigt ein Foto aus dem Jahr<br />
1959. Mit dem Bau der neuen Al deiner<br />
Brücke 1964 war die Ära des Branzoller<br />
Weges für den Holztransport beendet.<br />
KulturFenster 33<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
erforscht<br />
Auf diesem Weg von Aldein nach Branzoll wurde das Holz zu Tal gebracht. Im Bild rechts das historische Foto mit Luis Prinoth im Jahr<br />
1959. Fotos: Archiv Bertinazzo<br />
Bahn führt zum Niedergang<br />
Doch wir drehen die Zeit noch einmal<br />
zurück: bis zur Regentschaft von Kaiserin<br />
Maria Theresia (1740–1780). Damals<br />
sah das Etschtal noch ganz anders aus als<br />
heute. Wer heute von einer der Anhöhen<br />
hinunterblickt, sieht einen mehr oder weniger<br />
geradlinigen Fluss, fl ankiert von Unmengen<br />
an Apfelbäumen und durchzogen<br />
von einer ebenso fast geradlinigen Schnellstraße<br />
ab Meran und einer Autobahn ab<br />
Bozen. Anfang des 18. Jahrhunderts hingegen<br />
zog sich die Etsch mäanderförmig<br />
durchs Tal, das ein einziges großes Sumpfgebiet<br />
bildete. Erst Maria Theresia veranlasste<br />
die Regulierung der Etsch und die<br />
Entsumpfung des Tales, das endlich von<br />
der Malaria befreit werden sollte. Im Lauf<br />
von etwa 150 Jahren entwickelte sich an<br />
der Etsch somit eine fruchtbare Kulturlandschaft.<br />
Allein im Unterland sind bis zum 19.<br />
Jahrhundert an die 5000 Hektar landwirtschaftlich<br />
nutzbarer Kulturgrund entstanden,<br />
was viele Trentiner dazu motivierte,<br />
in den Norden zu ziehen. Arbeit fanden<br />
sie damals sowohl in der Landwirtschaft<br />
als auch beim Eisenbahnbau<br />
und beim<br />
Porphyrabbau, für<br />
den Branzoll lange<br />
Zeit bekannt war.<br />
Als Etschhafen verlor<br />
das Dorf Mitte des<br />
19. Jahrhunderts jedoch<br />
allmählich an<br />
Bedeutung. Den<br />
„Todesstoß“ für die Flößerei stellte die Eröffnung<br />
der Eisenbahnlinie von Bozen nach<br />
Verona im Jahr 1859 dar. Ab diesem Zeitpunkt<br />
verlagerte sich der Warentransport<br />
zunehmend auf die Schiene – und später,<br />
wie wir wissen, immer mehr auf die<br />
Straße. Das letzte beladene Floß verließ<br />
im Jahr 1913 die Rampe von Branzoll und<br />
fuhr bis Grumo bei San Michele all’Adige<br />
Den Todesstoß für die Flößerei<br />
stellte die Eröffnung der Eisenbahnlinie<br />
von Bozen nach Verona<br />
im Jahr 1859 dar.<br />
Giorgio Bertinazzo<br />
(St. Michael a. d. Etsch). Geführt hat es Ander<br />
Scrinzi, der Urgroßvater von Stefano Scrinzi,<br />
der heute Mitglied im Etschflößerverein ist.<br />
Dennoch: Branzoll als Etschhafen und die<br />
Flößerei als historisch<br />
bedeutsames<br />
Kapitel für Südtirol<br />
und darüber hinaus<br />
sollten nicht vergessen<br />
werden. Die Erinnerung<br />
daran zu<br />
erhalten, dieses Ziel<br />
hat sich ein kürzlich<br />
gegründeter Verein<br />
gesteckt (siehe Kasten). Er macht sich nicht<br />
nur für ein Flößerei-Museum in Branzoll<br />
stark, sondern auch für die Anerkennung<br />
der Flößerei als immaterielles Unesco-<br />
Kulturerbe – zunächst in Italien, dann international.<br />
„Es wird ein langer Weg, aber<br />
er ist machbar“, zeigt sich Giorgio Bertinazzo<br />
überzeugt.<br />
Edith Runer<br />
Etschflößerverein gegründet<br />
Kürzlich wurde der Etschfl ößerverein Zur Lende Branzoll (Sociazion dei zateri de la<br />
dogana de Bronzol) gegründet. Gründungsmitglieder sind Giorgio Bertinazzo, Bruna<br />
Corteletti, Giovanna Sartori, Erwin Pfeifer, Stefano Pisetta, Walter Dalpiaz, Marino<br />
Dalpiaz und Norbert Furlan. Er will den gesamten Zollhafen von Branzoll aufwerten<br />
und die Geschichte lebendig machen, indem er ein Museum einrichtet und darauf<br />
hinarbeitet, dass das Zollgebäude in seiner Gesamtheit mit dem Hafen als materielles<br />
Kulturgut der Unesco anerkannt wird. „Dazu brauchen wir die Unterstützung<br />
des Landes, der Gemeinde und der Bevölkerung von Branzoll“, sagt Giorgio Bertinazzo,<br />
der auch Vereinsobmann ist.<br />
KulturFenster 34<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Das Etschufer vor den Sanierungsarbeiten. Beinahe wären die historischen Rampen dem Erdboden gleichgemacht worden.<br />
Foto: Archiv Bertinazzo<br />
Entdeckung am Etschufer<br />
Historische Rampen in Branzoll freigelegt und vorbildhaft saniert<br />
Dass Branzoll als Etschhafen einst von außerordentlicher<br />
Bedeutung war, wird aus<br />
den Recherchen von Giorgio Bertinazzo<br />
klar. Dem Ingenieur und Hobbyhistoriker<br />
ist es im vergangenen Jahr aber auch gelungen,<br />
ein Stück Flößerei-Geschichte<br />
von Branzoll für die Nachwelt zu<br />
retten. Es geht um die Rampe<br />
„Zur Lende“ am Etschufer.<br />
Immaterielles Kulturerbe<br />
Diese Rampe liegt südlich der<br />
Brücke nach Pfatten entlang<br />
des Radweges und war einst<br />
Startpunkt der Flöße und Zielpunkt<br />
der „burchi“. Hier befand<br />
sich am Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
auch das Zollhaus (dogana), das<br />
zuvor im Ortszentrum (Altes Zollhaus) gewesen<br />
war. Das Gebäude ist bis heute erhalten<br />
und wird zum Teil bewohnt.<br />
2023 sollte der Etschdamm in diesem<br />
Bereich bis zum Gebäude „Zur Lende“<br />
vom Landesamt für Wildbachverbauung<br />
saniert werden. Dass sich unter dem mit<br />
Gras bewachsenen Damm mehr als nur<br />
Steine befanden, war den zuständigen<br />
Beamten damals nicht klar. Erst als Giorgio<br />
Bertinazzo vom gegenüberliegenden<br />
Ufer aus die Arbeiten beobachtete und<br />
verschiedene Schichten im Gelände erkannte,<br />
wurde er hellhörig. Auf sein beharrliches<br />
Zutun hin willigten die Beamten<br />
ein, die dort befindliche Rampe – an<br />
der einst die Flöße starteten – in Zusammenarbeit<br />
mit ihm, dem erfahrenen<br />
Ingenieur, zu sanieren.<br />
Bei den Arbeiten wurden mehrere<br />
Rampenebenen entdeckt, aber auch die<br />
Verbindungsbögen zwischen früheren<br />
Ufern und alten Rampen, zudem neun<br />
Ankersteine für Flöße und eine 26-stufige<br />
Flusstreppe.<br />
Die UNESCO hat 2022 die Flößerei zum immateriellen Kulturerbe<br />
der Menschheit erklärt. Damit würdigt die UN-Kulturorganisation<br />
eine Tradition, die seit Hunderten von Jahren in Europa<br />
lebendig ist. Allerdings gilt diese Anerkennung derzeit nur für<br />
Deutschland, Lettland, Österreich, Polen, Spanien und Tschechien,<br />
da nur diese Staaten gemeinsam den Antrag gestellt hatten und die Flößerei<br />
nach wie vor pfl egen, wenngleich nicht mehr gewerblich. In der Flößerei<br />
spiegle sich die Wirtschaftsgeschichte des Kontinents wieder, so die Begründung.<br />
Ohne die Versorgung mit Floßholz wäre die Entwicklung vieler Städte undenkbar<br />
gewesen. Der Etschfl ößerverein Zur Lende Branzoll hat es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, gemeinsam mit anderen Flößervereinen Italiens – dazu gehören<br />
die Vereine „Zattieri di Borgo Sacco“, „Fameia dei Zàter e Menadàs del Piave“<br />
und „Zattieri del Brenta“ – diese Anerkennung ebenfalls erreichen. Dafür wäre<br />
jedoch die Wiederbelebung der Tradition durch Floßfahrten, Floßfeste usw. notwendig.<br />
In Codissago (Gemeinde Castellavazzo) in Belluno befi ndet sich bereits<br />
ein Flößermuseum, das von den Enkeln und Urenkeln der alten „Zattieri“ (Flößer)<br />
gegründet wurde.<br />
KulturFenster 35<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
erforscht<br />
Die Sanierung des Etschdammes dauerte mehrere Monate, wobei die Rampen aus den verschiedenen Epochen harmonisch miteinander<br />
verbunden wurden (Bild Mitte). Bei den Arbeiten wurde auch eine alte Flusstreppe (Bild rechts) entdeckt und saniert.<br />
Fotos: Archiv Bertinazzo<br />
Die Etschregulierung<br />
und die Folgen<br />
Was hatte das alles zu bedeuten? Die Recherchen<br />
von Giorgio Bertinazzo ergaben<br />
Folgendes: Die Rampen wurden ab dem<br />
19. Jahrhundert – damals stand das Gebäude<br />
bereits – zu<br />
unterschiedlichen<br />
Zeitpunkten errichtet.<br />
Dass die Höhe<br />
verändert wurde,<br />
liegt an der kontinuierlichen<br />
Regulierung<br />
der Etsch. Je<br />
stärker das Wasser<br />
ins Flussbett gezwängt wurde, desto höher<br />
lag der Wasserspiegel und desto höher<br />
mussten auch die Deiche gegen das<br />
Hochwasser sowie die Rampen für die<br />
Flöße gebaut werden. Mit dem Hochwasser<br />
Diese gesamte sanierte Rampe ist<br />
aus historischer und technischer<br />
Sicht das optimale Ergebnis.<br />
Giorgio Bertinazzo<br />
von 1890 entpuppten sich die ersten Deiche<br />
und Rampen als zu niedrig. Deshalb<br />
errichtete man die heutige Rampe mit einer<br />
Länge von rund 145 Metern und einer<br />
Breite von fast 13 Metern. Sie bestand aus<br />
einer Startrampe mit fl achen Platten aus<br />
Porphyr für den Bau und die Einfahrt der<br />
Flöße sowie aus kleineren<br />
senkrecht aufgestellten<br />
Platten,<br />
um die Flöße zu laden<br />
und sich gefahrlos<br />
auf der Rampe<br />
bewegen zu können.<br />
Interessant: Auf einer<br />
Steinplatte der<br />
Rampe sind das Baujahr 1897 und die<br />
Initialen des „Baumeisters“ eingraviert.<br />
Beim Reinigen der Rampen wurde, wie<br />
erwähnt, neben neun Ankersteinen auch<br />
eine Flusstreppe gefunden. Von den 26<br />
ursprünglichen Stufen mussten allerdings<br />
16 kaputte ersetzt werden. In eine der erhaltenen<br />
Stufen sind wiederum Baujahr<br />
und Initialen eingraviert.<br />
Anhand der Morphologie der alten Deiche<br />
konnte deren Verbindung mit den<br />
beiden ersten Rampen rekonstruiert werden.<br />
Die Deiche aus dem 19. Jahrhundert<br />
wurden daraufhin mit den alten Rampen<br />
harmonisch verbunden, diese dann mit<br />
der neuen Rampe, und zwar mit schönen<br />
Bögen. Diese Arbeiten gehörten zu den<br />
komplexesten bei der Sanierung.<br />
„Diese gesamte Rampe ist aus historischer<br />
und technischer Sicht das optimale<br />
Ergebnis“, freut sich Giorgio Bertinazzo<br />
und lobt die gute Zusammenarbeit<br />
mit den Verantwortlichen des Amtes für<br />
Wildbachverbauung der Autonomen Provinz<br />
Bozen, das die gesamten Arbeiten<br />
ausgeführt hat.<br />
Das Gebäude „zur Lende“ steht heute zum Teil „unter der Erdoberfl äche“ (Bild links), weil der Etschdamm durch die Regulierung immer<br />
höher wurde. Zu erkennen ist das auch an den in verschiedenen Phasen gebauten Mauern (zu sehen auf den Bildern in der Mitte<br />
und rechts).<br />
Fotos: Archiv Bertinazzo<br />
KulturFenster 36<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Das Zollgebäude als Herzstück<br />
des Warentransportes<br />
Während der Sanierung der Rampe erforschte<br />
der Ingenieur auch den Bereich<br />
rund um das Zollgebäude „Zur Lende“ (eigentl.<br />
„Lände“ = Schiffsanlegeplatz – Die<br />
Straße vom Ortszentrum hinaus zum Ufer<br />
heißt heute noch „Zur Lende“, auf Italienisch<br />
kurioserweise „Via Dogana“). Er entdeckte<br />
die verschiedenen Segmente der jeweils<br />
erforderlichen Erhöhung der Hafenstraße<br />
im Lauf der Zeit. Und er konnte im mittleren<br />
Teil des Gebäudes noch einen Blick<br />
nach „unten“ werfen, also an jene Außenwand,<br />
die sich früher, als der Damm noch<br />
tiefer war, an der Oberfl äche befand. Daraus<br />
kann man erkennen, dass die Flöße<br />
direkt aus den Lagern (des Gebäudes) hinaus<br />
beladen wurden. Anschließend zog<br />
man sie hinaus auf die Rampe, wo sie von<br />
den Treppen aus noch einmal kontrolliert<br />
und dann freigegeben wurden. Vorhanden<br />
ist auch noch der Entwässerungskanal an<br />
der Westseite des Gebäudes.<br />
Das Gebäude selbst wurde, von Süden startend,<br />
drei Mal erweitert. Innen befi nden<br />
sich unter anderem noch ein Bodenbelag<br />
am Eingang aus gepfl astertem Reliefstein,<br />
eine historische Holztreppe sowie Lagerhallen<br />
mit Durchgängen für Wagen zum Beund<br />
Entladen. Die Wagen wurden von Ochsen<br />
gezogen. Das Zollgebäude war praktisch<br />
das Herzstück des Warentransportes von<br />
Nord nach Süd und umgekehrt. Es war Lager-<br />
und Verwaltungsgebäude. Hier wurde<br />
der Zoll für Waren und Holz erhoben, und<br />
die Steuern eingehoben, die an den Staat<br />
(nach Wien) weitergeleitet wurden.<br />
Nach dem Bau der Eisenbahn wurde das<br />
Gebäude im Süden und Norden zu einem<br />
Wohngebäude umfunktioniert. Der mittlere<br />
Teil ist nach wie vor nicht bewohnt und<br />
würde sich laut Giorgio Bertinazzo als Museum<br />
für die Flößerei auf der Etsch eignen.<br />
Edith Runer<br />
Länd, Reif und Plumm<br />
Begriffe rund um die Flößerei<br />
Der Stapelplatz des Schwemmholzes wird in Südtirol zumeist Länd bzw. Holzlände<br />
(mundartlich af der Lente, die Lent u. Ä.) genannt, was sich vom An-Land-Ziehen<br />
(„Aufländen“) der Holzstämme ableitet. Das Wort erscheint bereits im Althochdeutschen<br />
als lentí „Landeplatz, Anlegestelle“. An den großen Bächen Südtirols fi nden<br />
sich überall Länden: In Trafoi und in Prad am Suldenbach, in Morter an der Plima,<br />
in Lana an der Falschauer, in Meran (heute Kurpromenade und in der Lazag) an<br />
der Passer, in St. Leonhard in Passeier zwischen Rosimbach und Passer, in Gossensaß,<br />
Sterzing und Klausen am Eisack und eben am Etschhafen in Branzoll.<br />
Im Süden Südtirols gibt es einen weiteren Namentyp, nämlich die Reif (in Kardaun<br />
am Eisack, in Leifers am Brantentaler Bach, in Branzoll am Aldeiner Bach – heute<br />
ein Wohngebiet –, in Auer am Schwarzenbach, in Laag im Bereich einer früheren<br />
Drahtseilbahn und schließlich in Salurn im Bereich des Kirchleins von St. Johann).<br />
Es handelt sich dabei um ein Lehnwort aus romanisch bzw. lateinisch ríva („Ufer“).<br />
Der lange /i/-Laut wurde im Hochmittelalter zum Zwielaut /ai/.<br />
Auch der Ortsname Blumau geht auf die Holznutzung zurück, denn es handelt sich<br />
um eine „Plumm-Au“ und keineswegs um eine „blumenreiche Au“. Eine Holz-,<br />
Prigl- oder Muslplumm ist die Mundartbezeichnung für einen Stoß aufgeschichteter<br />
Baumstämme. Das Wort geht auf Alpenromanisch *plomja („Holzstoß“)
informiert & reflektiert<br />
Offener Brief an die<br />
neue Südtiroler Landesregierung<br />
Zukunft gestalten: Ein Manifest für Südtirols Erbe und Umwelt<br />
Landschaftsschutz und Raumordnung sind für<br />
eine Alpenregion wie Südtirol von grundlegender<br />
Bedeutung. Unser Land verfügt über<br />
relativ wenig nutzbaren Boden, der bereits<br />
zu einem großen Teil bewirtschaftet, erschlossen<br />
und verbaut ist. In einem offenen<br />
Brief an die neue Südtiroler Landesregierung<br />
haben wir daher einen verstärkten<br />
Schutz und sparsamen Umgang mit Boden,<br />
Natur- und Kulturlandschaft und Ressourcen<br />
wie Wasser und Luft gefordert. Hier<br />
Auszüge daraus.<br />
Wachsende Bodennutzung und Bautätigkeit<br />
haben Südtirols Landschafts- und Ortsbilder<br />
in jüngerer Zeit unter großen Druck<br />
gesetzt. Dabei sind unsere Natur- und Kulturlandschaften<br />
und ihr Erscheinungsbild<br />
prägend für Erfahrung und Identität aller<br />
Südtiroler*innen. Der Schutz dieser Naturund<br />
Kulturlandschaften, ihre Entwicklung<br />
und ihr fallweiser Rückbau bedürfen neuer<br />
und entschiedener Anstrengungen. Daher<br />
fordern wir: Die Einschränkung von Zersiedlung<br />
und Bodenverbrauch muss gesetzlich<br />
Priorität haben.<br />
Wald und Hecken<br />
statt Pisten und Becken<br />
Bauvorhaben sind verstärkt zu kontrollieren<br />
und zu steuern. Grün-Grün-Bauleitplanänderungen<br />
sollen auf ein Minimum<br />
beschränkt werden. Gerade der Waldbestand<br />
und seine Gesundheit haben in<br />
den vergangenen Jahren mit Klimaerwärmung,<br />
Sturmereignissen und massivem<br />
Borkenkäferbefall sprunghaft an Bedeutung<br />
gewonnen. Daher müssen gesunde<br />
Mischwälder in niederen und mittleren Höhenlagen<br />
für die Verbauung tabu bleiben.<br />
Hecken und landschaftliche Kleindenkmäler<br />
verdienen besonderen Schutz, da<br />
sie die Landschaft stabilisieren und ihr Erscheinungsbild<br />
bestimmen. Der Bau von<br />
Erschließungsstraßen, neuen Skipisten,<br />
quantitativ erweiterten Aufstiegsanlagen<br />
und von Speicherbecken für die Beschneiung<br />
ist nicht zeitgemäß.<br />
Auch Zäune sind Teil unserer Kulturlandschaft.<br />
Grün schützen<br />
und Leerstand nutzen<br />
Die viel diskutierte Einschränkung von Tourismuszonen<br />
ist konsequent umzusetzen:<br />
durch den Stopp neuer Zonen im Grünen<br />
sowie durch die Beschränkung von<br />
Sanierung und Erweiterung auf ein Minimum<br />
unter kompetenter Begleitung des<br />
Landesbeirates für Baukultur und Landschaft.<br />
Die Spekulation mit Bauernhöfen<br />
und Zweitwohnungen muss stärker unterbunden<br />
werden. Die aktuelle Situation gerade<br />
am Mietwohnungsmarkt verlangt die<br />
Foto: LPA/Marcella Morandini<br />
höchste Aufmerksamkeit der Politik, um<br />
leistbares Wohnen zu gewährleisten. Wir<br />
sind überzeugt, dass die Verminderung des<br />
Leerstandes der wichtigste Lösungsweg ist<br />
und es nicht in einer „groß angelegten öffentlichen<br />
Wohnbauoffensive“, wie im Regierungsprogramm<br />
vorgesehen, bedarf.<br />
Gebautes schonen,<br />
auf Gebautem bauen<br />
Das neue Gesetz zum Schutz der Kulturgüter<br />
stärkt die Rolle der Denkmal- und Archivpflege,<br />
die nun weitere personelle und<br />
Die Natur schützen, dafür den Leerstand besser nützen, wäre eine wichtige Aufgabe der<br />
Politik.<br />
Foto: LPA/Peter Daldos<br />
KulturFenster 38<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Die neue Landesregierung ist zum Handeln im Sinne des Kultur- und Landschaftsschutzes aufgerufen.<br />
Foto: LPA/Fabio Brucculeri<br />
finanzielle Ressourcen benötigen, vor allem<br />
aber politischen Rückhalt, öffentliche Wertschätzung<br />
und konkrete Umsetzung vor<br />
Ort. Die Zusammenlegung von Denkmalpflege<br />
und Kultur ist ein wichtiger Schritt<br />
dahin. Die lange führende Rolle, mit der<br />
die Denkmalpflege Südtirols durch den<br />
Schutz sakraler und profaner Baudenkmäler<br />
und von bäuerlicher, ländlicher und<br />
städtischer Alltagskultur überzeugt hat, ist<br />
dringend in vollem Umfang wiederherzustellen.<br />
Dazu sollte auch der 2021 eingeführte<br />
Denkmalbeirat aufgewertet werden.<br />
Denn Denkmal- und Ortsbildschutz<br />
ist auch Klimaschutz: Gebautes schonen,<br />
auf Gebautem bauen – das spart Boden,<br />
Raum und Emissionen.<br />
Der Landesbeirat für Baukultur soll nicht<br />
nur von Gemeinden, Bauherr*innen und<br />
Planer*innen, sondern auch von Umweltverbänden<br />
für Gutachten zu Projekten in<br />
Denkmal- und Ensembleschutzzonen angefordert<br />
werden können.<br />
Rolle der Kommissionen<br />
überdenken<br />
Statt Ensemble- und Ortsbildschutz wirtschaftlichen<br />
Interessen unterzuordnen, wie<br />
dies allzu oft der Fall ist, sind sie vielmehr<br />
dringend zu stärken. Eine Landes-Ensembleschutz-Kommission<br />
muss zu diesem<br />
Zweck wieder eingerichtet werden. Dass<br />
die Kompetenz in der Vergangenheit den<br />
Gemeinden überlassen wurde, hat den<br />
Schutz wesentlich geschmälert.<br />
Dasselbe gilt übrigens auch für Durchführungspläne,<br />
die wieder vermehrt der<br />
Landeskommission für Raum und Landschaft<br />
vorgelegt werden müssen, um die<br />
Priorität von Allgemein- vor Einzelinteressen<br />
zu garantieren.<br />
Problematisch erscheint uns auch die Zusammenlegung<br />
mehrerer Gemeinden für<br />
die Gemeindekommission für Raum und<br />
Landschaft. Damit hat diese Kommission<br />
vielfach ein zu großes Gebiet zu betreuen,<br />
sodass die einzelnen Mitglieder die jeweiligen<br />
Orte und Situationen oft nicht gut genug<br />
kennen. Außerdem wäre die Aufnahme<br />
von Vertreter*innen der Heimatpflege- und<br />
Umweltverbände, zumindest mit Beobachterstatus,<br />
und von Sachverständigen für<br />
Baukultur und Raumplanung für die Qualität<br />
der Projektbewertung zweckmäßig.<br />
Namen und Kleindenkmäler<br />
berücksichtigen<br />
Große Bedeutung messen wir den Gemeindeentwicklungsprogrammen<br />
zu. Neben<br />
den bereits vorgesehenen Planungsdokumenten<br />
sollten Gemeinden für ihre<br />
Entwicklungspläne zwei weitere Dokumentationen<br />
ausarbeiten bzw. legitimieren<br />
lassen: 1. die bereits erhobenen Flurnamen,<br />
Hofnamen, Orts- und Fraktionsbezeichnungen<br />
samt dazugehöriger Karte; 2.<br />
eine Dokumentation der bäuerlichen, kulturellen<br />
und Natur-Kleindenkmäler sowie<br />
Zäune, Trockenmauern, Hecken, Bäume,<br />
Bildstöcke, Backöfen, Mühlen usw. als<br />
zentrale Elemente der gewachsenen Kulturlandschaft<br />
und der kulturellen Identität<br />
einer Gemeinde.<br />
Der Mobilität kommt sowohl im Hinblick auf<br />
den Klimaschutz als auch für ihre Bedeutung<br />
für unsere Ortsbilder eine zentrale Bedeutung<br />
zu. Südtirol braucht keine neuen<br />
Straßen, sondern die Gewährung der Nahversorgung<br />
und die Förderung von kleinen<br />
Kreisläufen, um die Ortszentren zu stärken.<br />
Will man eine echte Verkehrswende<br />
einleiten, kann man nicht auf beides setzen:<br />
auf den Straßenausbau und auf den<br />
öffentlichen Personennahverkehr. Dem<br />
Ausbau und der Verbesserung von Letzterem<br />
muss neben der Verkehrsberuhigung<br />
von Ortszentren Vorrang eingeräumt werden.<br />
Wir wünschen uns von der Landesregierung<br />
den Mut, sich zum öffentlichen<br />
Personennahverkehr und zum Radverkehr<br />
zu bekennen und dem Auto echte Grenzen<br />
zu setzen.<br />
Ein Aufruf zum Handeln<br />
Wir befinden uns am Beginn einer entscheidenden<br />
Legislaturperiode, was Klima- und<br />
Landschaftsschutz betrifft. „Südtirols Natur-<br />
und Kulturlandschaft ist unser außerordentliches<br />
und einzigartiges Kapital“ –<br />
so steht es im Regierungsprogramm. Wir<br />
hoffen, dass dem auch in der Praxis Rechnung<br />
getragen wird und dem Erhalt dieses<br />
Kapitals im politischen Tagesgeschäft eine<br />
zentrale Rolle zukommen wird. Wir können<br />
es uns nicht leisten, Natur- und Umweltschutz<br />
zugunsten einer kurzfristigen<br />
„Wirtschaftsverträglichkeit“ ständig hintanzustellen.<br />
Klimaschutz bedeutet, sich für<br />
die Zukunft – auch wirtschaftlich – stark<br />
zu machen. Ein Aussitzen der großen Herausforderungen<br />
ist keine Option.<br />
HPV<br />
Echte Grenzen fürs Auto und gezielte Förderung von Öffis und Rad fordert der HPV.<br />
Foto: IDM<br />
KulturFenster 39<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
informiert & reflektiert<br />
Endlich: Die Waale sind Kulturerbe<br />
Traditionelle Bewässerung im Obervinschgau ist<br />
Immaterielles Unesco-Kulturerbe der Menschheit<br />
Zweiter Unesco-<br />
Kulturerbe-Titel<br />
Nach der Transhumanz ist die Bewässerung mit Hilfe von Waalen im Obervinschgau der<br />
zweite Unesco-Kulturerbe-Titel.<br />
Es war ein vorzeitiges, aber auch ein verdientes<br />
Weihnachtsgeschenk: Am 5. Dezember<br />
2023 gab die Unesco bei ihrer Tagung<br />
in Botswana die Aufnahme der traditionellen<br />
Bewässerung im Obervinschgau in<br />
die „Repräsentative Liste des Immateriellen<br />
Kulturerbes der Menschheit“ bekannt.<br />
Der Aufnahme war ein längerer Prozess vorausgegangen,<br />
bei dem sich auch der Heimatpfl<br />
egeverband sehr engagiert hat.<br />
Um der traditionellen Bewässerungstechnik<br />
über die Waale die verdiente Wertschätzung<br />
zukommen zu lassen, hatte sich Südtirol in<br />
einer Zusammenarbeit zwischen Heimatpfl<br />
egeverband, der Gemeinde Mals, dem<br />
Heimatpfl egeverein Mals, der IDM Südtirol<br />
und vor allem der Bauern, die diese<br />
Bewässerung betreiben, um den Titel des<br />
Immateriellen Kulturerbes<br />
bemüht.<br />
Seit 2003 setzt dieser Titel aufgrund einer<br />
Unesco-Konvention überliefertes Wissen,<br />
den Umgang mit lokalen Ressourcen<br />
und Gegebenheiten und vielfältige gelebte<br />
Traditionen von internationalem Wert in<br />
den Fokus.<br />
Die Bewerbung erfolgte zusammen mit vergleichbaren<br />
Bewässerungssystemen aus<br />
sieben Staaten (Belgien, Deutschland, Italien,<br />
Luxemburg, Niederlande, Österreich<br />
und Schweiz) und wurde im März 2022<br />
stellvertretend von der österreichischen<br />
UNESCO-Kommission eingereicht. Am<br />
5. Dezember hat die Unesco auf der 18.<br />
Tagung des zwischenstaatlichen Komitees<br />
zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes<br />
in Kasane, Botswana, die traditionelle<br />
Bewässerung samt Wissen, Technik<br />
und dahinterliegender Organisation zum<br />
„Immateriellen Kulturerbe der Menschheit“<br />
ernannt.<br />
Für Südtirol ist dies nach der Transhumanz,<br />
dem Schafübertrieb im Schnalstal,<br />
der zweite Unesco-Kulturerbe-Titel.<br />
„Dieser wichtiger Schritt hin zum Schutz<br />
dieser Kulturtechnik soll nicht nur der Öffentlichkeit<br />
ihren Wert und ihre Bedeutung<br />
vor Augen führen, sondern würdigt<br />
auch die Arbeit der Landwirte, die durch<br />
diese Bewässerungsform einen besonderen<br />
Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung<br />
und zum Erhalt der Biodiversität leisten“,<br />
unterstreicht die Obfrau des Heimatpfl e-<br />
geverbandes, Claudia Plaikner.<br />
Knapp 400 Hektar extensiver Landwirtschaft<br />
werden auf der Malser Haide zwischen<br />
Burgeis und dem Haider See noch<br />
traditionell über die vier Waale (Largin-,<br />
Magrins-, Töschg- und Nuiwaal) bewässert,<br />
indem sie nach einem streng geregelten<br />
Zeitplan, der sogenannten „Road“,<br />
in regelmäßigen Abständen überflutet werden.<br />
Diese traditionelle Bewässerungsmethode<br />
basiert auf der strategischen Nutzung<br />
der Schwerkraft gleichwie auf manuell angelegten<br />
Konstruktionen wie Zuleitungen,<br />
Gräben und Wassersperrungen, um das<br />
Wasser gleichmäßig in die Wiesen zu leiten.<br />
„Die Kulturtechnik der Überfl utung<br />
hat keinen musealen Charakter, sondern<br />
ist eine effi ziente Technik, die heute nach<br />
wie vor so angewandt wird wie vor Hunderten<br />
von Jahren“, sagt Claudia Plaikner.<br />
„Sie erfordert ein umfassendes Verständnis<br />
für die Morphologie der Wiesen, verbessert<br />
die natürliche Düngung der Böden<br />
und die Biodiversität.“<br />
HPV<br />
Festakt und Vollversammlung<br />
Die feierliche Aufnahme der traditionellen Bewässerung in die internationale Liste des Immateriellen Kulturerbes<br />
der Unesco ist für 25. Mai <strong>2024</strong> im Rahmen eines großen, internationalen Festaktes unter Beteiligung<br />
aller sieben von der Verleihung betroffenen Staaten geplant. Das genaue Programm wird noch rechtzeitig<br />
bekanntgegeben. Fix ist aktuell bereits die Vollversammlung am Freitag, dem 24. Mai (Nachmittag), in Burgeis.<br />
KulturFenster 40<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Vorland, Halbwein<br />
und Herrenbau<br />
Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (13)<br />
Im „KulturFenster“ 06/23 wurden mit „Wotscher“,<br />
„Schorn“ und „Lechen“ agrarische<br />
Flurnamen vorgestellt, die semantisch auf<br />
Abtrennung bzw. Aufteilung von Besitztümern<br />
hinweisen. Diesmal wenden wir uns<br />
Flurnamen zu, die mit spätmittelalterlichen<br />
Abgaben und Zinsen zu tun haben.<br />
Nalsner Gießen führt. In Terlan heißt eine<br />
Grundparzelle unterhalb des Linslhofes<br />
Halbein (das „w“ ist verloren gegangen).<br />
Der unterste der Weingärten des Parthanes<br />
(Meran/Unterm Berg) hört auch auf<br />
den Namen Halbwein.<br />
Neben Halbwein weisen Flurnamen wie<br />
Herrenstuck oder Herrenbau auch auf<br />
belastete Weingärten hin. In der Nähe der<br />
beiden Rotaler-Höfe in Schenna liegt der<br />
Herrenbau in bester Weinlage.<br />
Johannes Ortner<br />
Die Grundstücke namens Wotscher sind im<br />
Pustertal des 14. Jahrhunderts den sogenannten<br />
Viertelshuben (Hube = bestimmte<br />
Besitzgröße eines Hofs) gleichgestellt. Dem<br />
gegenüber bestand der sogenannte Vorland<br />
(1330 vorlant) aus später gerodeten<br />
Grundstücken, die der Besitzform des Eigenlandes<br />
nahestehen und einen höheren<br />
Pfarrzehent entrichten mussten.<br />
Zwei Beispiele: Der Vorland in Schenna<br />
(Adressenbezeichnung „Vorlandweg“) bestand<br />
früher aus ansteigenden Weingütern<br />
zwischen dem Eckarthof und dem Oberdorf.<br />
Heute ist die Flurgegend weitestgehend<br />
verbaut.<br />
Zwischen dem Treibhäusl und der Traterkapelle<br />
in Algund liegt das kleine Grundstück<br />
namens Vorlandl – nicht zufällig in<br />
nächster Nähe der beiden Flurnamen Wotscherle<br />
und Pfl anzer.<br />
Ein dem Vorland ähnelnder Name ist der<br />
Vorgarten. So heißt eine steile Weinleite<br />
unterhalb des Hofes Untermarell in Barbian.<br />
Weiters gibt es den „Schråttn-Vorgarten“<br />
unterhalb von Sauders in der Gemeinde<br />
Villanders.<br />
Die Hälfte des Ertrages<br />
für die Grundherren<br />
Vorgarten<br />
in Barbian<br />
Vorlandl<br />
in Algund<br />
Ein weiterer Flurname, der auf besondere<br />
Abgaben hinweist, ist der Halbwein. Dieser<br />
rührt aus Zeiten, in denen die Grundherrschaften<br />
die Weingärten einzeln an<br />
ihre Bauleute (= Bauern) verliehen haben<br />
und dabei die Hälfte des Ertrages – eben<br />
den halben Wein – einforderten.<br />
Einen Ober- und Unterhalbwein kennt man<br />
beim Greiter am Frigeleberg (Gemeinde<br />
Lana, Ortsteil Vill), während die Halbweinbrücke<br />
in der Niederlananer Au über den<br />
Halbwein<br />
unterhalb der<br />
Greiter Rid<br />
KulturFenster 41<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Die Geduld- oder<br />
Bergmannsflasche<br />
Die Flasche, die ich in diesem Beitrag vorstellen<br />
möchte, ist kein Behälter, in dem<br />
Flüssigkeit aufbewahrt wird, denn ihr Innenleben<br />
ist kunstvoll gestaltet. Wer diese<br />
Flaschenart nicht kennt, wird sich fragen,<br />
wie die fi ligranen Schnitzereien aus Holz<br />
und die dekorativen Motive aus Papier<br />
überhaupt in die Flasche gelangen können.<br />
Entstanden sind diese kleinen Kunstwerke<br />
im 18. und 19. Jahrhundert. Vor allem<br />
Bergknappen in der ehemaligen österreichungarischen<br />
Monarchie und in Deutschland<br />
sowie Seeleute sollen sich mit dieser<br />
Geduldsarbeit die Zeit vertrieben haben.<br />
Die Herstellung<br />
Wie kommt nun das sogenannte Eingericht<br />
in die Flasche? Das ist die große Herausforderung.<br />
Die Einzelteile aus Holz oder Papier<br />
müssen faltbar oder zusammenklappbar<br />
sein, um sie über den Flaschenhals ins<br />
Innere zu bekommen. In den mundgeblasenen,<br />
meist rechteckigen Flaschen werden<br />
sie mit einer Pinzette oder mit Hilfe<br />
von dünnen Stäben, Nadeln und Drähten<br />
auseinandergeklappt und in die richtige<br />
Position gebracht, bevor sie mit Leim zusammengeklebt<br />
werden.<br />
nachgesagt, dass sie es verstanden<br />
haben, Freundschaften<br />
zu pflegen und zu feiern.<br />
Bei der dritten Gruppe an Geduldflaschen<br />
handelt es sich um die Buddelschiffe, die<br />
von Seefahrern hergestellt wurden und im<br />
19. Jahrhundert große Verbreitung fanden.<br />
Diese Schiffsbaukultur lebt bis heute im professionellen<br />
Modellbau weiter, bei dem bekannte<br />
historische Schiffe in Miniaturdarstellung<br />
in eine Flasche gebracht werden.<br />
Barbara Stocker<br />
Geduldfl asche mit religiösem<br />
Eingericht: Kreuzigung und Grablegung<br />
Christi.<br />
Der mit Papier überklebte<br />
Verschluss zeigt auch noch<br />
ein religiöses Motiv, den<br />
hl. Josef und das Jesukind.<br />
Bilder aus:<br />
Südtiroler Landesmuseum für<br />
Volkskunde, Invent.-<strong>Nr</strong>: V/ 1626.<br />
Drei Typen<br />
Die Wissenschaft unterscheidet verschiedene<br />
Typen von Geduldfl aschen: die religiösen<br />
Eingerichte, die bergmännische Geduldflasche<br />
oder Bergmannflasche und das<br />
Buddelschiff. Die Szenen der religiösen Eingerichte<br />
zeigen die Passionsgeschichte, die<br />
Kreuzigung Christi, das Kreuz mit den Arma<br />
Christi, den Leidenswerkzeugen, oder die<br />
heiligen Sakramente und Heiligenfi guren.<br />
Die Bergmannsflaschen beziehen sich auf<br />
die Welt der Knappen und Bergleute. Sie<br />
bilden den harten Arbeitsalltag der Knappen<br />
ab, enthalten daher Mineralien aus<br />
dem jeweiligen Bergbaugebiet, zeigen aber<br />
auch Beispiele von Festen und Feiern, bei<br />
denen die Bergleute ihre Festtagstracht<br />
tragen. Denn den Knappen wurde immer<br />
Klosterarbeit: Gekreuzigter Heiland<br />
im Weinberg. Diese Eingerichte bedurften<br />
nicht der aufwändigen Falttechniken,<br />
da sie sich leicht in den<br />
Schrein einfügen ließen.<br />
Bild aus: Südtiroler Landesmuseum<br />
für Volkskunde, Invent.-<strong>Nr</strong>. V/3525.<br />
42<br />
KulturFenster 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
hinausgeblickt<br />
Heimatpflege<br />
Bereicherung für Wikipedia Ladin<br />
Ein Interview mit Wolfgang Moroder und Alexander Senoner<br />
Auf der ladinischen Wikipedia werden nicht nur Texte veröffentlicht, die etwas mit dem Ladinischen zu tun haben, sondern auch allgemeine<br />
Informationen.<br />
Foto: freepic.com<br />
Der Gynäkologe Wolfgang Moroder aus St.<br />
Ulrich beschäftigt sich seit vielen Jahren<br />
mit Wikipedia, einem Internetportal mit Informationen<br />
zu allen Wissensgebieten, die<br />
allgemein zugänglich sind und von den Nutzern<br />
selbst erweitert und verändert werden<br />
können. Auch Alexander Senoner aus Wolkenstein,<br />
der seit 13 Jahren im Ausland lebt,<br />
hat diese Plattform mit zahlreichen Beiträgen<br />
bereichert. Beide engagieren sich auch<br />
für die ladinische Wikipedia, um das historische<br />
und kulturelle Erbe Ladiniens zu bewahren<br />
und zu fördern.<br />
KulturFenster: Beginnen wir mit einer praktischen<br />
Frage: Wie kann man auf die ladinische<br />
Wikipedia zugreifen?<br />
Wolfgang Moroder: Man gelangt mit dem direkten<br />
Link lld.wikipedia.org auf das Portal.<br />
KF: Seit wann gibt es Wikipedia auf Ladinisch?<br />
Wie wurde diese Seite erstellt? Wer<br />
steckt dahinter?<br />
Alexander Senoner: Die ladinische Wikipedia<br />
wurde bereits vor vielen Jahren als<br />
experimentelle Form ins Leben gerufen.<br />
Am Anfang wurde sie vor allem von Gian<br />
Francesco Esposito aus Mailand betreut.<br />
Sie war zunächst in einem Inkubator eingerichtet,<br />
was bedeutet, dass sie nicht öffentlich<br />
zugänglich war. Das ist erst unter<br />
bestimmten Bedingungen möglich. So ist<br />
es notwendig, dass eine gewisse Anzahl<br />
von Artikeln, etwa 1000 oder 2000, erstellt<br />
wird. Zudem müssen die Tasten auf<br />
der Plattform übersetzt werden, zum Beispiel<br />
der Begriff „Suche“.<br />
Offi ziell wurde die ladinische Wikipedia<br />
deshalb erst 2019 veröffentlicht. Vor allem<br />
Gian Francesco Esposito, Susy Rottonara<br />
und Roland Verra haben dazu beigetragen,<br />
die ladinische Wikipedia einzurichten.<br />
Später sind noch wir zwei und andere<br />
Autoren beigetreten.<br />
KF: Wann und wie wurde Ihr Interesse geweckt,<br />
sich mit Wikipedia zu beschäftigen?<br />
Moroder: Was mich dazu bewegt hat, Inhalte<br />
online zu stellen, war der Wunsch,<br />
die Geschichte meiner Familie zu erzählen.<br />
Ich hatte bereits im Jahr 1996 eine<br />
Website erstellt, als es Wikipedia noch<br />
nicht gab. Nachdem Wikipedia entwickelt<br />
wurde, habe ich mich mit dieser Plattform<br />
beschäftigt. Ich begann mit der deutschen<br />
Wikipedia, für die ich viele Biografien von<br />
Künstlern und Bildhauern geschrieben<br />
habe. Von der deutschsprachigen Wikipedia<br />
erhielt ich auch eine Anerkennung<br />
für 15 Jahre kontinuierliches Schreiben.<br />
Da ich auch ein Fotoliebhaber bin, habe<br />
ich parallel dazu einige Projekte entwickelt.<br />
Ich habe beispielsweise alle Denkmäler und<br />
Naturdenkmäler im Gadertal, in Gröden,<br />
Villnöß, Lajen, Kastelruth, Völs, Barbian,<br />
Feldthurns und anderen Orten fotografiert.<br />
Senoner: Ich habe erst 2021 angefangen,<br />
als ich auf Wikipedia stieß und feststellte,<br />
dass der ladinische Artikel über Wolkenstein<br />
viel kürzer war als der italienische<br />
KulturFenster 43<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
hinausgeblickt<br />
und der deutsche. Von anderen Orten<br />
gab es noch keine veröffentlichten Artikel.<br />
Also schrieb ich Artikel über Geografi<br />
e und Geschichte. Manchmal habe ich<br />
auch Artikel über andere Regionen übersetzt.<br />
Je mehr ich mich mit Wikipedia beschäftigt<br />
habe, desto mehr hatte ich das<br />
Gefühl, dass noch so viel zu schreiben<br />
wäre. Mir macht es Spaß, für Wikipedia<br />
zu schreiben. Es ist übrigens eine freiwillige<br />
Arbeit. Alle Artikel in Wikipedia werden<br />
von Freiwilligen geschrieben, die ihr<br />
Wissen teilen möchten.<br />
KF: In welche Richtung sollte sich die ladinische<br />
Wikipedia weiterentwickeln?<br />
Senoner: Es ist wichtig, die Präsenz des<br />
Ladinischen online zu erhöhen. Im Internet<br />
werden die wenig verbreiteten Sprachen<br />
leider oft vernachlässigt. Deshalb<br />
ist es auch wichtig zu vermitteln, dass auf<br />
der ladinischen Wikipedia nicht nur Informationen<br />
veröffentlicht werden, die etwas<br />
mit den ladinischen Tälern zu tun haben.<br />
Das gibt dem Ladinischen einen internationalen<br />
Wert.<br />
Moroder: Das Schöne an Wikipedia ist,<br />
dass jeder dort Informationen finden kann,<br />
die ihn interessieren, dass aber auch jeder<br />
dazu beitragen kann, Informationen<br />
zusammenzuführen, zu pfl egen und das<br />
Ladinische weiterzuentwickeln. Wenn ich<br />
Artikel für Wikipedia schreibe, erfinde ich<br />
oft auch neue Wörter. Dadurch wächst das<br />
Ladinische, der ladinische Wortschatz wird<br />
größer, die Sprache wird bereichert.<br />
KF: Gibt es in Ladinien, mit den etwa 30.000<br />
Einwohnern, viele professionelle Autoren,<br />
die für die ladinische Wikipedia schreiben?<br />
Moroder: Es gibt wenige Aktive, die wirklich<br />
wöchentlich schreiben, vielleicht drei<br />
oder vier. Viele wissen auch noch nicht,<br />
dass es eine ladinische Wikipedia gibt. Einige<br />
meinen auch, dass sie nicht schreiben<br />
können. Aber jeder weiß etwas, und<br />
jeder kann schreiben, was er weiß. Wenn<br />
man etwas Falsches schreibt, können andere<br />
Mitarbeiter*innen es verändern oder<br />
ergänzen.<br />
Alexander Senoner und Wolfgang Moroder (v.l.)<br />
KF: Gibt es Wikipedia-Artikel in allen ladinischen<br />
Idiomen? Kann man auch Beiträge<br />
auf Ladin Standard lesen?<br />
Senoner: Die meisten Artikel auf Wikipedia<br />
sind auf Grödnerisch, Gadertalerisch und<br />
Fassanisch geschrieben. Auf Buchensteinerisch<br />
gibt es nur einen Artikel, den Artikel<br />
über Buchenstein. Ich habe einen Artikel<br />
über Col geschrieben, der noch auf<br />
Colesc zu übersetzen wäre.<br />
Es gibt auch einige Artikel auf Ladin Standard,<br />
aber das habe ich nicht gelernt.<br />
KF: Können Sie einige Artikel nennen, die<br />
Sie kürzlich geschrieben haben?<br />
Moroder: Ich habe häufi g über Personen<br />
geschrieben, zum Beispiel über Sepp Rifesser,<br />
einen bedeutenden Verleger mit einer<br />
großen Skulpturenwerkstatt, über Guido<br />
Insam, den Präsidenten der Union di Ladins,<br />
über Josef Mersa, einen Bildhauer<br />
aus dem Gadertal, über Tone Pitscheider,<br />
einen Bildhauer aus St. Ulrich, über<br />
Johann Baptist Purger, einen der ersten<br />
und bedeutendsten Verleger in Gröden,<br />
und über die Skispringerin Lara Malsiner.<br />
Senoner: Letzthin habe ich Themen aus<br />
Chemie und Physik behandelt. Gerne beschäftige<br />
ich mich mit geografi schen und<br />
historischen Themen und versuche, dazu<br />
Vorlagen zu erstellen, damit die Artikel ansprechender<br />
wirken. Wenn es um einen<br />
Ort geht, füge ich z. B. auf der rechten<br />
Seite eine Tabelle ein, in der Informationen<br />
wie Bevölkerung, Postleitzahl usw. auf-<br />
https://lld.wikipedia.org/wiki/Plata_prinzipala<br />
KulturFenster 44<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
gelistet sind. Ein großer Teil dieser Strukturen<br />
wurde bereits erstellt.<br />
KF: Herr Moroder, Sie sind auch auf Wikimedia<br />
Commons mit vielen Fotos präsent.<br />
Wie funktioniert diese Plattform?<br />
Moroder: Wenn ich ein Foto auf Wikipedia<br />
hochladen möchte, überprüfe ich zuerst,<br />
ob es bereits auf Wikimedia Commons<br />
vorhanden ist. Das stellt sicher, dass das<br />
Foto frei verfügbar ist und von jedem verwendet<br />
werden kann. Nicht nur das Bild<br />
selbst, sondern auch der Inhalt, der auf<br />
dem Bild zu sehen ist, muss frei verwendbar<br />
sein. Wenn ich zum Beispiel ein Foto<br />
von einer Skulptur hochlade, muss der<br />
Künstler einverstanden sein. Auch Architekturwerke<br />
erfordern Genehmigungen.<br />
Ich habe ungefähr 8.000 oder 9.000 Fotos<br />
hochgeladen.<br />
KF: Es gibt auch andere Wikimedia-Projekte,<br />
die nicht so bekannt sind. Haben Sie<br />
Erfahrung damit?<br />
Senoner: Wikipedia ist nur ein Teil von Wikimedia.<br />
Wikimedia umfasst unter anderem<br />
auch das Wiktionary, in dem Wörter<br />
gesammelt werden. Das Wiktionary in Ladinisch<br />
enthält etwa 500 Wörter auf Englisch<br />
mit Übersetzungen ins Ladinische.<br />
Es wäre schön, auch ein ladinisches Wiki-<br />
Wörterbuch zu haben.<br />
Moroder: Wikimedia umfasst auch Wikisource,<br />
wo alle Quellen von Wikipedia gesammelt<br />
sind. Auf Wikisource gibt es viele<br />
Texte auf Ladinisch, die von Esposito gesammelt<br />
wurden. Er hat großartige Arbeit<br />
geleistet. Es ist eine reiche Quelle für die<br />
ladinische Literatur.<br />
KF: Sie leisten einen großen Beitrag und<br />
investiert viel Zeit. Wie sieht die Anerkennung<br />
für Ihre Arbeit auf Wikipedia aus?<br />
Moroder: Ich wurde zum Ehrenmitglied der<br />
Union di Ladins de Gherdëina ernannt. Darüber<br />
hinaus ist es schön zu sehen, wie die<br />
Menschen die Fotos nutzen. Ich erhalte fast<br />
jeden Tag Anfragen, um dieses oder jenes<br />
Foto z. B. für Publikationen zu nutzen. Das<br />
ist die schönste Anerkennung. Die meisten<br />
Menschen registrieren sich auf Wikipedia<br />
mit einem Pseudonym. Deswegen erwarten<br />
sie sich sicherlich keine Anerkennung.<br />
Senoner: Wenn du etwas schreibst, das dir<br />
gefällt und dich interessiert, dann arbeitest<br />
du gerne. Es geht nicht um Anerkennung.<br />
Wenn es dazu kommt, ist es natürlich<br />
schön. Wichtig ist es aber, dass man<br />
gerne schreibt.<br />
KF: Wenn jemand nun Lust bekommen<br />
hat, bei diesem Projekt mitzuarbeiten –<br />
wie kann er/sie teilnehmen?<br />
Senoner: Sich zu registrieren, ist einfach.<br />
Man geht auf lld.wikipedia.org und drückt<br />
auf die Taste oben rechts. Zu Beginn kann<br />
es helfen, auf eine Seite zu gehen, die bereits<br />
geschrieben wurde. Dann drückt man<br />
oben, um den Wikikodex anzuschauen.<br />
Dort sieht man, wie diese Seite geschrieben<br />
wurde. Wie alles im Leben, ist es immer<br />
schwierig anzufangen. Wenn man es<br />
dann öfters macht, merkt man, dass es eigentlich<br />
nicht so kompliziert ist.<br />
Moroder: Zudem kann man mit jedem Benutzer<br />
Kontakt aufnehmen. Auf Wikipedia<br />
fi ndet man alle Benutzer. Indem man in<br />
dem Feld neben der Lupe z. B. „utente:<br />
Moroder“ schreibt, erscheinen die Seiten,<br />
auf denen wir kontaktiert werden können.<br />
Wir helfen dann weiter oder antworten.<br />
Interview: Sofi a Stufl esser<br />
VOLKSKULTUR IM RUNDFUNK<br />
Jeden Donnerstag von 18.05 bis 19 Uhr und jeden Samstag von 11.05 bis 12 Uhr<br />
Unser Land – Kultur und Natur in Südtirol<br />
Gestaltung und Moderation: Heike Tschenett, Barbara Wiest<br />
21./23. März <strong>2024</strong>: „Pfrouslschtaud und Tschuferniggele“<br />
Die mundartlichen Pflanzennamen in einem neuen Buch<br />
Mit Heike Tschenett<br />
11./13. April <strong>2024</strong>: Frühes Gröden<br />
Neue Erkenntnisse zur Geschichte der Grödner Orts-, Flur- und Hofnamen<br />
Mit Heike Tschenett<br />
Jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />
Dahoam in Tirol<br />
Dialekte, liebgewonnene oder<br />
längst vergessene Tiroler<br />
Bräuche, Plaudereien<br />
Jeden letzten Donnerstag im Monat<br />
Unser Land – Alpin mit Judith Edler und Thomas Hainz<br />
KulturFenster 45<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Nur die Symptome dieses Virus<br />
zu bekämpfen, sei aussichtslos,<br />
meint Knofl acher, weil das Virus<br />
schon längst ins menschliche<br />
Stammhirn vorgedrungen<br />
sei, das „für das Auto denkt, für<br />
das Auto handelt, das Auto toleriert,<br />
wo es nicht tolerierbar ist“.<br />
Deshalb müsste es Ziel sein,<br />
die physische, fi nanzielle und<br />
rechtliche Zwangsbindung des<br />
Menschen an die Autos wieder<br />
aufzulösen.<br />
„Heute breiten sich allerdings<br />
Bürgerwiderstände immer stärker<br />
aus. Informierte Bürger<br />
kennen die Systemwirkungen<br />
des Autoverkehrs oft besser als<br />
traditionelle Verkehrsexperten<br />
oder Beamte der Straßenverwaltungen.“<br />
Das Gehirn müsse<br />
sich auch hier gegen Genom<br />
und Auto durchsetzen, soll die<br />
Menschheit eine Zukunft haben<br />
(S. 357). Glücklicherweise<br />
gebe es immer mehr Lichtblicke<br />
in dieser fi nsteren Welt des autozentrierten<br />
Verkehrswesens.<br />
Nach ausgiebiger Fundamentalkritik<br />
an der dominanten Autokultur<br />
geht Knofl acher denn<br />
auch auf Lösungen ein.<br />
Einer der Auswege sei die 15-Minuten-Stadt,<br />
in der alle Wege des Alltags<br />
in weniger als 15 Minuten bestritten werden<br />
können. Doch solange das Privatauto<br />
Zugang zu jeder „lebenden Zelle“<br />
der Stadt habe (Wohnungen, Arbeitsplätze,<br />
Schulen, Geschäfte usw.) bleibe<br />
die 15-Minuten-Stadt eine Illusion. Deshalb<br />
der Vorschlag: Schluss mit der kostenlosen<br />
Besetzung öffentlichen Raums<br />
mit privaten Autos, wie Knofl acher es mit<br />
seinen „Gehzeug“-Aktionen plastisch vorgeführt<br />
hat. Dabei führt der Autor im Degelesen<br />
„Erst wenn das Auto fernbleibt,<br />
wird der Geist frei“<br />
Buchtipp: „Virus Auto 4.0“ –<br />
Lebensraum für Mensch und Natur in Stadt und Land<br />
Hermann Knofl acher, emeritierter<br />
Professor an der TU<br />
Wien, der sich seit mehr als<br />
50 Jahren theoretisch und<br />
praktisch mit Stadt- und Verkehrsplanung<br />
beschäftigt,<br />
legt mit „Virus Auto 4.0“ die<br />
aktualisierte Neuausgabe<br />
seines Buchs „Virus Auto“<br />
von 2009 vor.<br />
Auf 425 Seiten spannt<br />
Knofl acher den Bogen von<br />
der Erfindung des Rades<br />
über die Beschleunigung der<br />
Menschheit im 19. Jahrhundert<br />
bis zur heute gebotenen<br />
„Befreiung aus der Diktatur<br />
des Autos“.<br />
Das Motiv des „Virus Auto“<br />
zieht sich durch das ganze<br />
Buch. So wie sich ein Virus<br />
im menschlichen Körper<br />
festsetzt und tödliche<br />
Krankheiten auslösen kann,<br />
hat das Autovirus vor knapp<br />
140 Jahren die Menschheit<br />
befallen, bestimmt nicht nur<br />
unser Denken und Fühlen,<br />
sondern hat sich im Genom<br />
festgesetzt. So sieht es<br />
Knoflacher. Keine andere Erfi<br />
ndung habe die heutigen<br />
Lebensverhältnisse der Industrieländer<br />
so beeinflusst<br />
wie das Auto. Es habe die Menschen letztlich<br />
dazu gebracht, Straßen in lebensbedrohliche<br />
Fahrbahnen umzubauen und<br />
die Lebensräume mit Autoabstellplätzen<br />
vollzustopfen. Wäre das Auto eine Seuche,<br />
würde dann nicht schon ihre alljährliche<br />
Opferzahl an Toten und Verletzten<br />
eine Panik auslösen? Innerhalb nur eines<br />
Jahrhunderts sei eine Welt für den Autoverkehr<br />
entstanden. Und mit diesem System<br />
rechnet Knoflacher ab wie wohl kein<br />
anderer zeitgenössischer Wissenschaftler.<br />
Das Cover des neuen Knoflacher-<br />
Buches: oben gut zu erkennen die<br />
von Autos befreite Stadt, unten der<br />
graue Alltag mit Stau und ohne Platz<br />
für Mensch, Tier, Pfl anze und nicht<br />
motorisierte Fahrzeuge.<br />
Auto lenkt das Gehirn<br />
KulturFenster 46<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
tail an, was am bestehenden Rechtssystem<br />
der Verkehrs- und Raumordnung zu<br />
ändern wäre, um eine 15-Minuten-Stadt<br />
zu erreichen. Das Allermeiste davon gilt<br />
auch für Südtirol.<br />
Eine sofort wirksame Maßnahme wäre<br />
die Senkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit<br />
für den motorisierten Individualverkehr<br />
(in der Stadt 30 km/h, auf<br />
Landstraßen auf max. 60 km/h, Autobahn<br />
80 km/h). Dazu komme die Verteuerung<br />
der Abstellkosten für Privatfahrzeuge anhand<br />
der auf den benachbarten Flächen<br />
für Wohnungen, Büros und Geschäfte verrechneten<br />
Mieten und Kosten.<br />
Der Mensch hat sich selbst zum Sklaven<br />
des Autoverkehrs gemacht, indem er sich<br />
dessen Eigendynamiken unterordnet. Die<br />
Lösung kann nicht die „fieberhafte Suche<br />
nach neuen Energiequellen“ für den Autoverkehr<br />
sein, denn so würde die Wirkung<br />
auf Mensch und Gesellschaft nur ausgebaut<br />
statt das Virus an seiner Wurzel anzugreifen<br />
und „Heilung“ herbeizuführen.<br />
Unbedingt lesenswert<br />
Knoflacher beklagt auf amüsante Weise anhand<br />
vieler Beispiele aus dem Verkehrsbereich<br />
das mangelnde Verständnis für<br />
das „totalitäre System Auto“, seine katastrophalen<br />
Folgen, und er weist Auswege<br />
aus der vom Autovirus ausgelösten Dauerpandemie:<br />
„Erst wenn das Auto fernbleibt,<br />
wird der Geist frei“, meint er. Seine Vorschläge<br />
für eine umweltschonende und<br />
menschenwürdige Verkehrspolitik haben<br />
gleichermaßen gesellschaftliche, ethische<br />
und verkehrspolitische Substanz.<br />
Mit seinem profunden Wissen und beißender<br />
Kritik bietet Knoflacher in diesem<br />
Band einen Gesamtblick auf den Autovirus<br />
und die Folgen. Er holt weit aus, trägt<br />
dick auf, und teilt kräftig aus, nicht nur<br />
gegen die autozentrierte Verkehrspolitik,<br />
sondern auch gegen die heutige Zivilisationsform<br />
als Ganze.<br />
Tipp: Unbedingt lesen, wenn wir begreifen<br />
wollen, wie tief das Autovirus unser Denken<br />
verformt hat.<br />
Thomas Benedikter<br />
Die Foschtnzeit<br />
Noch do Norrnzeit<br />
kimp die Foschtnzeit,<br />
die Zeit do Besinnung<br />
und do Erinnerung.<br />
40 Toge hobmo doweil<br />
an ins umazifeil,<br />
a wian nochzidenkn<br />
und in Herrgott lossn zi lenkn.<br />
Es isch a Vorbereitungszeit<br />
fir Seale und Leib,<br />
Zeit des Umdenkns,<br />
und des Inlenkns,<br />
ungsogg war a s'Foschtn<br />
und zwischndurch awian roschtn.<br />
Maria Mutschlechner<br />
Hermann Knofl acher:<br />
„Virus Auto 4.0“<br />
UT: „Lebensraum für Mensch und<br />
Natur in Stadt und Land.“ Alexander<br />
Verlag Berlin, 2023, 432 S., 22 Euro<br />
KulturFenster 47<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
gelesen<br />
Geht da wirklich noch was?<br />
Buchtipp: „Do geaht no a bissl.“<br />
Untertitel „Klimaschutz auf Südtirolerisch“<br />
In dem kürzlich erschienenen Buch „Do<br />
geaht no a bissl“ beschreibt Thomas Benedikter<br />
kritisch das Festhalten am Wirtschaftswachstum,<br />
das den Klimazielen entgegensteht.<br />
Die Situation erinnert ein bisschen an die<br />
Neujahrsvorsätze: Spätestens an jedem<br />
Silvestertag kommen wir zur Erkenntnis,<br />
dass wir unsere alten Gewohnheiten in den<br />
abgelaufenen 364 Tagen beibehalten haben<br />
– obwohl wir wissen, dass sie uns eigentlich<br />
nur schaden. Wir wollten ja, aber<br />
wir konnten nicht. Wir wussten es ja, aber<br />
es gelang uns nicht. Wir haben es ja probiert,<br />
aber uns dabei nur selbst belogen.<br />
War’s nicht so?<br />
Mit dem Klimaschutz in Südtirol scheint es<br />
ähnlich zu sein. Wir wissen, welche Folgen<br />
die Klimakrise haben wird, dass wir und<br />
künftige Generationen immensen Schaden<br />
davontragen, wenn wir nicht sofort etwas<br />
ändern. Aber wir kriegen die Kurve nicht.<br />
Wir haben sogar einen detaillierten Klimaplan<br />
ausgearbeitet. Aber wir verschieben<br />
dessen Umsetzung ständig. Oder wir<br />
handeln uns faule Kompromisse ein. Und<br />
wir belügen uns selber, indem wir grüne<br />
Stempel auf etwas drücken, dessen Inhalt<br />
wir gar nicht kennen.<br />
Thomas Benedikter, Wirtschaftswissenschaftler,<br />
Politikforscher und Mitarbeiter<br />
des Heimatpfl egeverbandes Südtirol, beschreibt<br />
in einem neuen Buch mit dem<br />
Titel „Do geaht nou a bissl“ sehr kritisch,<br />
wie Südtirol trotz gegensätzlicher Erkenntnis<br />
weiterhin nach der Glaubenslehre des<br />
Auf unzähligen kleinen und größeren<br />
Baustellen wird gebaut,<br />
erweitert, planiert, gerodet, gefahren,<br />
neu erschlossen, als<br />
gäbe es den Klimawandel nicht,<br />
als wäre er zeitlich und räumlich<br />
noch in weiter Ferne.<br />
Thomas Benedikter<br />
scheinbar unabdingbaren Wirtschaftswachstums<br />
handelt. Da geht eben noch<br />
ein bisschen …, scheint das allgemeine<br />
Motto zu sein.<br />
Der Autor beleuchtet dabei die offensichtliche<br />
Diskrepanz zwischen Wollen und Tun,<br />
Einsicht und Handeln, die einem echten<br />
Klimaschutz in Südtirol im Wege steht. „Auf<br />
unzähligen kleinen und größeren Baustellen<br />
wird gebaut, erweitert, planiert, gerodet,<br />
gefahren, neu erschlossen, als gäbe<br />
es den Klimawandel nicht, als wäre er zeitlich<br />
und räumlich noch in weiter Ferne“,<br />
heißt es dazu im Klappentext.<br />
Ist’s nicht so?<br />
43 kurze und leicht lesbare Kapitel hat das<br />
Buch, das bei arca edizioni erschienen ist.<br />
In jedem einzelnen Kapitel legt der Autor<br />
seine Finger (oder Computertasten) in offene<br />
Wunden des Landes Südtirol, dessen<br />
Wirtschaft und Politik. Die Themen<br />
Thomas<br />
Benedikter:<br />
Do geaht<br />
nou a bissl.<br />
Klimaschutz<br />
auf Südtirolerisch.<br />
Verlag<br />
arcaedizioni,<br />
160 Seiten,<br />
13 Euro<br />
sind die klassischen: Verkehr, Tourismus,<br />
Landwirtschaft, Energiepolitik, um nur einige<br />
zu nennen.<br />
Am Ende steht noch einmal die Frage:<br />
„Braucht Südtirol permanentes Wirtschaftswachstum,<br />
oder kann es auch anders<br />
wachsen, nach innen oder zumindest<br />
ohne steigenden Energie- und Ressourcenverbrauch?“<br />
Thomas Benedikters Antwort:<br />
„ … Südtirol hat genug für alle, wenn es<br />
bloß gelänge, den materiellen Wohlstand<br />
gerechter zu verteilen. Eine ökologische<br />
und regionale Kreislaufwirtschaft im Sinne<br />
von Suffi zienz kann alles bieten, was ein<br />
gelungenes Leben ausmacht: Anregung,<br />
Abwechslung, Erkenntnis … soziale Sicherheit,<br />
ein hochwertiges Gesundheitssystem,<br />
Mobilität, Pfl ege, sinnvolle Arbeit,<br />
lauter Bereiche, wo es heißen könnte: ,Do<br />
gang nou viel‘.“<br />
Edith Runer<br />
KulturFenster 48<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
getragen<br />
Interessante Hutgeschichte<br />
Frauen-Trachtenhüte – Teil 2<br />
Die Hüte der Trachtenträgerinnen haben<br />
im Laufe der Jahrhunderte eine Vielfalt an<br />
Formen und Größen hervorgebracht. Dies<br />
geht aus den Zeichnungen zum Artikel von<br />
Gertrud Pesendorfer in den „Tiroler Heimatblättern“,<br />
1932, Heft 10, Seite 355,<br />
hervor. Vom breitrandigen Knödelhut (23)<br />
über den Zylinder (32) bis herauf zum klei-<br />
nen flachen Planl (36) waren der Phantasie<br />
und dem handwerklichen Können der<br />
Hutmacher keine Grenzen gesetzt. Gemeinsam<br />
ist ihnen allen, dass sie klar zum Ausdruck<br />
brachten, dass die Frau nach der<br />
Hochzeit „unter der Haube“ war. Frauenhüte<br />
sind eng mit der Frisur – im wahrsten<br />
Sinne des Wortes – „verbunden“. Dies<br />
macht es heute fast unmöglich, besonders<br />
kleingupfi ge Hüte (24, 36) mit einer Kurzhaarfrisur<br />
zu tragen. Die gelben, breitrandigen<br />
Scheibenhüte (26) werden auch von<br />
Frauen getragen, aber niemals mit aufgebogener<br />
Krempe. Sie tragen ja keine Gewehre.<br />
Agnes Andergassen<br />
ARGE Lebendige Tracht<br />
Sarner Planl.<br />
Bortenhut<br />
Bollenhut<br />
KulturFenster 49<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
getanzt<br />
Eine spannende<br />
und lehrreiche Woche<br />
Winterlehrgang im Haus der Familie in Lichtenstern<br />
Gruppenfoto mit allen Teilnehmer*innen und Referent*innen des Winterlehrganges<br />
Vom 26. Dezember 2023 bis zum 1. Jänner<br />
<strong>2024</strong> fand im Haus der Familie in Lichtenstern<br />
wieder der Winterlehrgang der ARGE<br />
Volkstanz in Südtirol statt. Geleitet wurde<br />
er von Renate Langhofer und Klaus und Lydia<br />
Tappeiner. Kristina Greitl oblag die musikalische<br />
Leitung.<br />
Der Winterlehrgang bot den insgesamt 92<br />
Teilnehmer*innen die Gelegenheit, ihre Fertigkeiten<br />
im Tanzen, Musizieren und Gesang<br />
aufzufrischen. Sie hatten während<br />
der fünf vergnüglichen Tage die Möglichkeit,<br />
von 17 Referent*innen vieles zu lernen.<br />
Neben den abwechslungsreichen<br />
Tanz- und Musikeinheiten wurde mit der<br />
gesamten Gruppe gesungen.<br />
Auch Schuhplatteln,<br />
Basteln und Wandern<br />
An den Nachmittagen hatten die<br />
Teilnehmer*innen die Gelegenheit, in<br />
Kleingruppen das Schuhplatteln zu üben,<br />
in der Kreativwerkstatt Kerzen zu verzieren,<br />
sich im Foxtanzen zu verbessern und die<br />
Grundschritte und Großformen der Kärntner<br />
Volkstänze zu erlernen.<br />
An einem Nachmittag stand eine Wanderung<br />
nach Maria Himmelfahrt auf dem<br />
Programm. Dort besichtigte eine Hälfte<br />
der Gruppe unter der Führung von Ulrich<br />
Graf von Toggenburg den Schießstand,<br />
während die andere Hälfte die Kirche besichtigte,<br />
zu der Marlies Rassler Auskunft<br />
gab. Anschließend wurde getauscht. Für<br />
die zweite Gruppe übernahm Alex Tappeiner<br />
die Erklärungen in der Kirche.<br />
Fackeltanz<br />
am Silvesterabend<br />
Durch musikalische Beiträge wurde die Wartezeit bis Mitternacht des Silvesterabends<br />
verkürzt.<br />
Aber nicht nur am Tag, sondern auch in<br />
den Abendstunden wurde ein unterhaltendes<br />
Programm geboten. Am ersten Tag<br />
gab es einen Kennenlernabend. Am zweiten<br />
Abend folgte eines der vielen Highlights<br />
der Woche, ein Konzert der Pusterer Gruppe<br />
„Titlá“, zu welchem auch der Vorstand der<br />
ARGE mit den Bezirksvorständen eingeladen<br />
war. Der dritte Abend wurde von Christof<br />
Gallmetzer mit einer Einheit „Fox“ gestaltet.<br />
Am 29. Dezember fand auch bei<br />
diesem Winterlehrgang das Offene Tanzen<br />
statt, an dem zahlreiche Tanzbegeisterte<br />
aus Nah und Fern teilnahmen. Am vorletzten<br />
Abend ging es beim Quiz darum,<br />
die vielen Fragen richtig zu beantworten.<br />
KulturFenster 50<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Heimatpflege<br />
Führung durch den Schießstand<br />
von Maria Himmelfahrt mit Ulrich<br />
Graf von Toggenburg<br />
Den Höhepunkt schlechthin des Winterlehrganges<br />
bildete der Silvesterabend. Nach<br />
der Silvestermesse mit Seelsorger Toni Fiung<br />
wurde der Abend bis Mitternacht von<br />
den Teilnehmer*innen und Referent*innen<br />
gestaltet. Um Mitternacht fand der traditionelle<br />
Fackeltanz auf dem Platz in Lichtenstern<br />
statt, und es wurde in das neue<br />
Jahr hineingetanzt. Anschließend gab es<br />
das große Silvesterbuffet, auf das sich die<br />
Teilnehmer*innen und Referent*innen<br />
schon lange gefreut hatten.<br />
Teilnehmende<br />
aus Südtirol erwünscht<br />
Den Abschluss des Winterlehrgangs bildete<br />
der Morgen des Neujahrstages, an<br />
dem es nach dem Morgentänzchen hieß,<br />
voneinander Abschied zu nehmen. Die<br />
Teilnehmer*innen und Referent*innen traten<br />
müde, aber glücklich und erfüllt von vielen<br />
schönen Erlebnissen die Heimreise an.<br />
Ein großer Dank für die gelungene Woche<br />
gilt allen Referent*innen sowie dem Team<br />
vom Haus der Familie.<br />
Für den nächsten Winterlehrgang wäre<br />
es wünschenswert, wenn mehr Teilnehmer*innen<br />
aus Südtirol die Gelegenheit<br />
nutzen würden. Denn wer einmal am<br />
Winterlehrgang teilgenommen hat, nimmt<br />
so viele positive Eindrücke und Erfahrungen<br />
mit, dass er gern noch einmal dabei ist.<br />
Anna Julia Spitaler<br />
Mit dem Fackeltanz wurde<br />
das neue Jahr begrüßt.<br />
Fotos: Arge Volkstanz<br />
Hereinspaziert<br />
➤ Jahresvollversammlung am 9. März <strong>2024</strong> in Deutschnofen<br />
➤ Almtanz am 14. Juli auf der Lyfialm im Martelltal<br />
Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org<br />
KulturFenster 51<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
<strong>2024</strong><br />
Kompetenz bringt Chöre voran<br />
Die Freude am Singen vereint alle SängerInnen. Doch die Stimme als Instrument braucht<br />
Pflege und verändert sich im Laufe des Lebens.<br />
Auch neue Gesangstechniken und die Präsenz auf der Bühne wollen ausprobiert und<br />
erweitert werden.<br />
Mit speziellen Angeboten für Musiklehrerinnen, Kinder und Jugendliche wird der Nachwuchs<br />
gefördert und frühzeitig mit dem Chorsingen in Berührung gebracht.<br />
Zusammen mit verschiedensten Ko ope ra tions partnern bieten wir vielfältige Fortbildungen an.<br />
Das Jahresprogramm, Infos und<br />
Anmeldung finden Sie unter www.scv.bz.it<br />
KulturFenster 52<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
gefeiert<br />
Jung geblieben und<br />
in der Tradition verwurzelt<br />
75 Jahre Südtiroler Chorverband<br />
„Singen im Chor verbindet“ ist das Motto<br />
des Südtiroler Chorverbandes. Heuer feiert<br />
der Verband seinen 75-jährigen Geburtstag.<br />
Der Südtiroler Chorverband wurde als Südtiroler<br />
Sängerbund (SSB) 1949 gegründet<br />
und war damals ein kleiner Verein von idealistischen<br />
Sängern und Chorleitern mit einer<br />
Handvoll Chöre. Heute ist der Südtiroler<br />
Chorverband die Dachorganisation für derzeit<br />
rund 9.000 Sängerinnen und Sänger<br />
in 393 Chören. In der Zeit nach dem Krieg<br />
half der Sängerbund mit seiner Vereinsgründung<br />
mit, das soziale Gefüge und die<br />
kulturelle Identität in Südtirol zu stärken.<br />
„Die Stimme der<br />
singenden Menschen sein“<br />
Seit 75 Jahren arbeiten viele Menschen im<br />
ganzen Land ehrenamtlich für die Sache<br />
der Chöre und bauten im Lauf der Jahre<br />
einen Verband auf, der sich im Dienst der<br />
Chöre sieht und sich aktiv und beständig<br />
für die Förderung des Singens im Chor<br />
einsetzt. Ob als Obleute oder als Sänger<br />
und Sängerinnen, Chorleiter und Chorleiterinnen<br />
– der Südtiroler Chorverband<br />
und seine Chöre ist ein Gemeinschaftswerk<br />
von unzähligen Menschen in Südtirol.<br />
Stellvertretend für das ehrenamtliche<br />
Engagement kann Siegfried Tappeiner<br />
genannt werden, der von 1975 bis 2001<br />
den Südtiroler Sängerbund, wie der Südtiroler<br />
Chorverband damals hieß, als Obmann<br />
leitete. Ohne Übertreibung kann<br />
man sagen, dass ohne Siegfried Tappeiner<br />
die Südtiroler Chorlandschaft heute<br />
nicht so gut dastehen würde. Denn unter<br />
seiner Obmannschaft entwickelte<br />
sich der damalige Südtiroler Sängerbund<br />
vom kleinen Verein zu einem Kulturverband,<br />
der zwischen Tradition und Weltoffenheit<br />
vermittelte und so den Chorgesang<br />
und damit die gesamte Volkskultur<br />
in Südtirol wegweisend prägte. Bereits<br />
vor seiner Obmannschaft wurde Tappeiner<br />
gebeten, das Amt des Bundeschorleiterstellvertreters<br />
zu übernehmen. Anlässlich<br />
seines 80. Geburtstag erinnerte<br />
Die Schönheit des Chorgesangs nach außen tragen: das Bundessingen 1975 in Lana.<br />
sich Tappeiner: „Damals waren nur wenige<br />
Chöre beim Südtiroler Sängerbund,<br />
ich glaube 28. Der Vorstand gab bei einer<br />
Sitzung zu verstehen, dass man den<br />
Sängerbund auch auflösen könnte, wenn<br />
er doch nicht gebraucht würde. Da stand<br />
ich auf und sagte, dass die Leute im Vorstand<br />
Ideen entwickeln müssten!“ Tappeiner<br />
war der festen Überzeugung, dass<br />
man durch Ideen und Initiativen zeigen<br />
musste, dass der Verband landesweit den<br />
Anspruch erheben können, die Stimme der<br />
singenden Menschen zu sein. Veranstaltungen,<br />
Schulungen und Öffentlichkeitsarbeit<br />
bewirkten, dass der Sängerbund<br />
zunehmend Resonanz aus der Bevölkerung<br />
erfuhr. Es begann eine rasante Entwicklung.<br />
Viele Chöre schrieben sich ein.<br />
Es gab zwar vorher schon eine Chorleiterschulung<br />
und eine Sängerfortbildung,<br />
man war aber zu wenig auf die besonderen<br />
Anforderungen eingegangen. „Auch<br />
wenn mein Vorstand oft zweifelte, ob wir<br />
uns die Schulungen und Veranstaltungen<br />
finanziell leisten konnten und es immer<br />
ein Hoffen war, dass das Geld irgendwo<br />
hereinkommen würde, blieben wir doch<br />
auf diesem Weg, mit Veranstaltungen das<br />
Singen zu fördern. Anfangs mussten wir<br />
für die Fortbildungen noch werben. Aber<br />
wir hatten einen starken politischen Rückhalt“,<br />
erinnerte sich Tappeiner.<br />
Den Chorgesang<br />
sicht- und hörbar machen<br />
1975 veranstaltete der Sängerbund das 1.<br />
Bundessingen in Lana, das sehr viel Aufmerksamkeit<br />
erregte. Die politische Prominenz<br />
erschien, auch Magnago kam nach<br />
Lana und die Zeitungen berichteten ausführlich.<br />
Enormen Erfolg hatten aber auch<br />
die Sendung „Unser Lied“ oder der Wettbewerb<br />
„Jugend singt“. Tappeiner holte<br />
namhafte Experten wie Erwin Ortner, den<br />
Rektor der Musikuniversität Wien, als Referenten<br />
nach Südtirol und begründete hier<br />
auch eine wichtige Tradition des Südtiroler<br />
53<br />
KulturFenster 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
gefeiert<br />
Die Chorfeste sind auch ein sichtbares Zeichen für die wichtige kulturelle und gesellschaftliche Aufgabe, die der Südtiroler Chorverband<br />
hat: das Bundessingen 1989 in Brixen.<br />
Chorverbandes, nämlich eine Fortbildung<br />
auf höchstem Niveau zu bieten. Die Qualität<br />
des Chorklangs, aber auch der soziale<br />
Austausch war dem Südtiroler Chorverband<br />
immer ein Anliegen, etwa durch<br />
die Organisation von Gesangswettbewerben,<br />
wie dem Wettbewerb für Volksliedsingen,<br />
der internationales Echo hervorrief.<br />
Ein besonderes Anliegen war dem Südtiroler<br />
Chorverband auch immer die ladinische<br />
Chorkultur. Es gab nicht so viele<br />
ladinische Lieder und so initiierte der Verband<br />
Kompositionswettbewerbe und den<br />
Tag des ladinischen Liedes.<br />
Weltoffen und in der Heimat<br />
verwurzelt<br />
Vom Südtiroler Chorverband ging auch ein<br />
wichtiges Signal aus, das heute noch wegweisend<br />
ist: Tappeiner war davon überzeugt,<br />
dass das Zusammenwachsen der<br />
europäischen Völker nicht alleine nach<br />
den Regeln der Wirtschaft passieren darf,<br />
sondern dass in kleinen Schritten auch die<br />
Kultur ihren Beitrag leisten soll und muss.<br />
In den 1970er Jahren war ein völkerverbindendes<br />
Bewusstsein der Menschen im<br />
Alpenraum bei weitem noch nicht in jenem<br />
Maße entwickelt wie wir es heute weitum<br />
kennen und schätzen. Ein wegweisender<br />
Schritt war es deshalb, dass 1979 auf Initiative<br />
des Südtiroler Sängerbundes im Sitzungssaal<br />
des Südtiroler Landtages in Bozen<br />
die AGACH, die Arbeitsgemeinschaft<br />
Alpenländischer Chorverbände, gegründet<br />
wurde. Den Weg der Zusammenarbeit<br />
mit anderen Chorverbänden setzten auch<br />
Josef Pircher und Erich Deltedesco fort,<br />
die Obmänner, die auf Tappeiner folgten.<br />
Ein besonders sichtbares Zeichen für die<br />
bereits seit Jahrzehnten bestehenden guten<br />
Beziehungen zwischen dem Chorver-<br />
Der Vorstand des SSB 1999 bei der Generalversammlung in Schlanders: (v.l.) Margareth Greif, Erich Deltedesco, Alfons Gruber,<br />
Siegfried Tappeiner (†), Heinrich Pramsohler, Theodor Rifesser, Josef Pircher (†), Georg Kranzer (†), Albert Mair und Otto Schenk.<br />
KulturFenster 54<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Chorwesen<br />
Josef Pircher war von 2001 bis 2010 Obmann<br />
des Südtiroler Chorverbandes.<br />
band Österreich und dem Südtiroler Chorverband<br />
erfolgte 2022: Der Chorverband<br />
Österreich beschloss bei seiner Generalversammlung<br />
in Bozen einstimmig, den<br />
Südtiroler Chorverband als neues ordentliches<br />
Mitglied aufzunehmen.<br />
Schulungstätigkeit seit Jahrzehnten<br />
ein Schwerpunkt<br />
Der Südtiroler Chorverband war immer<br />
schon überzeugt, dass es auch Großveranstaltungen<br />
des Verbandes braucht, um<br />
die Identität der Sängergemeinschaft zu<br />
stärken und die Schönheit des Gesangs<br />
nach außen zu tragen. So wurde es Tradition,<br />
dass der Chorverband und seine<br />
Bezirke regelmäßig Chöre-Treffen und<br />
Landessingen veranstaltete und damit<br />
dem Singen im Chor auch vor der Öffentlichkeit<br />
ein Gesicht gab. Der Chorverband<br />
sah sein Ziel in einer breiten und<br />
auch weltlichen Gesangskultur, die über<br />
die musikalische Mitgestaltung der Gottesdienste<br />
hinausgeht. Dieses Konzept<br />
hatte Erfolg. In Verbindung mit der medialen<br />
und öffentlichen Präsenz der Chöre<br />
– man denke auch an die beliebte Fernsehreihe<br />
„Unser Lied“ – wurde auch beständig<br />
an der Qualität des Chorgesangs<br />
gearbeitet. So kann man sagen, dass es<br />
auch dem Südtiroler Chorverband zu verdanken<br />
ist, dass Südtirol so gute Chöre<br />
hat. So wurde die Schulungstätigkeit bereits<br />
seit den 1970er-Jahren zu einem<br />
Schwerpunkt des Verbandes, insbesondere<br />
auch die Förderung des Gesangs bei<br />
Kindern und Jugendlichen. Der Verband<br />
organisierte die Kindersingwoche, die Kinderchorwerkstatt,<br />
die Jugendsingwochen.<br />
„Dass die Jugend ein sehr großes Potential<br />
hatte, zeigte das Angebot eines sehr<br />
teuren Referenten aus Deutschland, ein<br />
zweites Mal nach Südtirol zu kommen und<br />
zwar für ein weit kleineres Honorar – weil<br />
ihm die Arbeit mit den Südtiroler Jugendlichen<br />
so gefallen hatte“, erinnerte sich<br />
Ehrenobmann Tappeiner an diese Jahre.<br />
Balance zwischen Offenheit<br />
und Tradition<br />
Das Erfolgsrezept des Südtiroler Chorverbandes<br />
war seither die Balance zwischen<br />
Offenheit und Bewahrung. Dies<br />
zeigte sich auch im Chorgesang selbst.<br />
Bei Vergleichsauftritten fielen die Südtiroler<br />
Chöre qualitativ auf, sowohl im Gesang<br />
selbst als auch was die Literatur betrifft.<br />
Es gab eine Entwicklung hin ins Internationale,<br />
zu neuen Stilrichtungen. Spitzenchöre<br />
gingen bei Bewerben meistens als<br />
Preisträger hervor, was von der internationalen<br />
Chorlandschaft sehr respektvoll<br />
wahrgenommen wurde. Die Aufnahme von<br />
Impulsen und die starken Wurzeln – dies<br />
führte zu einem großen Qualitätssprung.<br />
Dies hat sich bis heute weiterentwickelt,<br />
wenn man etwa an den Landesjugendchor<br />
denkt. Schon früher hatte der Verband<br />
Erfolg in der Kinderchorarbeit, beispielhaft<br />
mag hier das Engagement des<br />
Kinderchors von Gretl Brugger für Konzerte<br />
unter der Leitung von Claudio Abbado<br />
stehen. Der Chor wurde zu den Osterfestspielen<br />
in Salzburg, nach Berlin,<br />
nach Turin geladen.<br />
Braucht es den Südtiroler<br />
Chorverband weiterhin?<br />
Einzelleistungen können nur über eine Koordinierung<br />
wirksam werden, wie die Geschichte<br />
des Chorverbandes zeigt. Nur<br />
dann wird eine Gesamtleistung sichtbar,<br />
nur so wird eine Leistung für die Öffentlichkeit<br />
sichtbar. Eine zentrale Koordinierung<br />
kommt allen Chören zugute. Es braucht jemand,<br />
der die Schulungen organisiert und<br />
Kosten abfängt. Wichtig dabei ist, dass das<br />
Geld immer in Schulungen und Veranstaltungen<br />
investiert werden und auf neue Bedürfnisse<br />
eingegangen werden muss. Als<br />
der Chorverband feststellte, dass es zu wenige<br />
Männer gibt, die im Chor singen, erfand<br />
er zum Beispiel die Bubensingwoche,<br />
im Wissen, dass Buben in einem gewissen<br />
Altern lieber unter sich sind. Und wer<br />
früh zu singen beginnt, bleibt eher dabei.<br />
„So muss auch heute der Gesang bei den<br />
Kindern und Jugendlichen frühzeitig gefördert<br />
werden, dann wird es auch keine<br />
Nachwuchsprobleme geben“, zeigt sich<br />
auch Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />
überzeugt von einer aktiven Jugendarbeit.<br />
Siegfried Tappeiner analysierte eventuelle<br />
Nachwuchsprobleme der Chöre so: „Dass<br />
viele Kirchenchöre Probleme haben, junge<br />
Sänger und Sängerinnen zu finden, hängt<br />
eher damit zusammen, dass die kirchliche<br />
Religiosität abhandenkommt. Das Singen<br />
selbst kennt keine Krise.“<br />
Bundesobmann Siegried Tappeiner 1999 bei der Generalversammlung in Schlanders<br />
(50 Jahre SSB)<br />
KulturFenster 55<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
gefeiert<br />
Das Landessingen 2012 in Meran<br />
Fotos: Südtiroler Chorverband<br />
Erich Deltedesco, der seit 2010 an der<br />
Spitze des Verbandes steht, kann sich<br />
heute über eine vielseitige Chorlandschaft<br />
freuen. Für ihn und den gesamten Verband<br />
ist vor allem die anspruchsvolle Schulungstätigkeit<br />
des Verbandes sehr wichtig:<br />
„Wir versuchen stets, ein gutes und<br />
ausgewogenes Schulungs- und Ausbildungsprogramm<br />
anzubieten mit international<br />
anerkannten Fachleuten. Das wird<br />
von den Chören auch sehr geschätzt. Das<br />
hohe Niveau unserer Chöre ist sicherlich<br />
auch darauf zurückzuführen. Viele Sängerinnen<br />
und Sänger nehmen oft sogar<br />
Urlaub, um an den Kursen teilnehmen zu<br />
können. Und das, was sie dabei lernen,<br />
fällt schlussendlich auch auf den eigenen<br />
Chor zurück.“ Er betont immer wieder,<br />
dass der Verband nicht nur eine kulturelle,<br />
sondern auch eine soziale Aufgabe<br />
erfüllt: „Singen in der Gemeinschaft fördert<br />
das Wohlbefinden und die Gesundheit,<br />
was sogar wissenschaftlich bestätigt<br />
wurde!“ Gerade für Kinder und Jugendliche<br />
müsse der Verband Möglichkeiten<br />
bieten, ihre Persönlichkeit durch das Singen<br />
zu entwickeln und vor allem auch Gemeinschaft<br />
zu erleben: „Deshalb gehört<br />
zu unseren Schulungen immer auch ein<br />
tolles Freizeitprogramm.“ Mit der Initiative<br />
„Singende Schule“ sei es auch gelungen,<br />
das Singen noch mehr im Alltag<br />
zu verankern. Der Südtiroler Chorverband<br />
habe aber vor allem eine Stärke: das ehrenamtliche<br />
Engagement in den Städten<br />
und Dörfern des Landes. Denn schlussendlich<br />
seien es die vielen Chöre vor Ort, die<br />
den Chorverband ausmachen.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Jubiläumsvollversammlung und Landessingen<br />
Die Jubiläumsvollversammlung des Südtiroler Chorverbandes fi ndet am 17. <strong>Februar</strong> um 15 Uhr im Waltherhaus in Bozen statt.<br />
„Es ist wichtig, dass alle Chöre eine Vertretung zur Versammlung entsenden, denn wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, dass wir<br />
eine große Gemeinschaft sind!“ Dasselbe gelte für das Landessingen, das am 12. und 13. Oktober <strong>2024</strong> in Brixen stattfi ndet,<br />
wobei der Samstag den Jugendchören gewidmet ist. Es wird einen Workshop und ein Konzert für die Jugend geben. Am Sonntag<br />
wird ein großer Festgottesdienst stattfi nden und die Chöre werden Brixen zu einer klingenden Stadt machen. „Wir wollen die<br />
Schönheit des Gesangs nach außen tragen und der Welt zeigen, dass das Singen im Chor etwas Wertvolles ist“, freut sich der<br />
Obmann auf dieses große Sängerfest, das ganz im Sinne der Tradition des Südtiroler Chorverbandes die Gemeinschaft unter den<br />
Sängern und Sängerinnen stärken will.<br />
KulturFenster 56<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
SCV-Intern<br />
Völkerverbindend und besinnlich<br />
Chorweihnacht der AGACH<br />
Auch 2023 fand wieder der Höhepunkt der<br />
Tätigkeit der AGACH statt, nämlich die traditionelle<br />
Chorweihnacht, zu der sich fünf<br />
Chöre aus dem Alpenraum in Fiera die Primiero<br />
zur Gestaltung eines besinnlichen<br />
Weihnachtskonzerts trafen.<br />
Die AGACH, die Arbeitsgemeinschaft alpenländischer<br />
Chorverbände, steht für die<br />
musikalische und kulturelle Vielfalt in den<br />
Alpenregionen, sie verbindet musikalisch<br />
aktive Menschen über Sprachbarrieren,<br />
Staatenzugehörigkeit und sozialer Zusammensetzung<br />
hinweg zu einer völkerverbindenden<br />
Gemeinschaft. Hier sind Chorverbände<br />
von den Alpenregionen Italiens,<br />
der Schweiz, Liechtensteins, Deutschlands<br />
und Österreichs vereint. Präsident<br />
der AGACH ist der Obmann des Südtiroler<br />
Chorverbandes Erich Deltedesco. Die<br />
AGACH organisiert Symposien, vergibt<br />
Kompositionsaufträge und bringt Uraufführungen<br />
auf die Bühne. Ein Schwerpunkt<br />
ist die Förderung des geistlichen<br />
und weltlichen Volksliedes im Wettstreit<br />
zwischen Tradition und Moderne. Die<br />
wohl traditionsreichste Veranstaltung ist<br />
die Chorweihnacht, welche seit 1982 alljährlich<br />
von einem anderen Mitgliedsverband<br />
organisiert wird. 2023 organisierte<br />
die Federazione Cori del Trentino das Konzert.<br />
Die Chorverbände von Tirol, Sondrio,<br />
Der Künstlerische Leiter der AGACH P. Urban Stillhard und die teilnehmenden Chöre der<br />
Chorweihnacht<br />
Foto: Ferry Steibl<br />
Bayerisch-Schwaben, Südtirol und dem<br />
Trentino waren durch einen Chor vertreten:<br />
das Vokalensemble Mosaik feminin<br />
aus dem Tiroler Kramsach, der Coro polifonico<br />
"Siro Mauro" aus Ponte in Valtellina<br />
in Sondrio, CHORios aus Gundelfingen<br />
in Bayern, der Kirchenchor Lappach<br />
aus Südtirol und der Coro Croz Corona<br />
aus Campodenno im Trentino. Pater Urban<br />
Stillhard, der Künstlerische Leiter der<br />
AGACH, der auch das Programm des Konzerts<br />
koordinierte, konnte sich gemeinsam<br />
mit den Vertretern der Chorverbände über<br />
ein besinnliches und sprachenübergreifendes<br />
Konzert freuen.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Chorleiter*in gesucht!<br />
Der Ahrntaler Männerchor sucht dringend<br />
eine Chorleitung ab sofort für vier bis fünf Monate.<br />
Interessierte können jederzeit zusätzliche Informationen<br />
anfordern. Kontaktpersonen sind Hermann Lunger (Tel. 340 3316551)<br />
und Hans Leiter (Tel. 349 6339549).<br />
57<br />
KulturFenster 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
SCV-Intern<br />
„Gesang gibt Kraft und Schwung“<br />
Chöre des Bezirks Bozen freuen sich auf Sängerfest im Mai<br />
Sie sangen in Altersheimen, in der Kirche<br />
und in Kellereien, bei Konzerten und Feiern,<br />
gingen gemeinsam wandern oder auf Kulturreise:<br />
die 115 Chöre des Bezirks Bozen<br />
im Südtiroler Chorverband haben ein aktives<br />
Jahr hinter sich. Das zeigte der Jahresrückblick<br />
bei der Vollversammlung am<br />
vergangenen 20. Jänner im Vereinshaus<br />
Welschnofen.<br />
Der Bezirksausschuss, das „Team Bozen“<br />
mit Carmen Seidner, Sandra Giovanett und<br />
Simon Ebner, dankte den Obleuten, Chorleitern<br />
und Chorleiterinnen: „Nur dank euch<br />
können wir auf ein so schwungvolles Jahr<br />
zurückblicken!“ Einen Chor zu leiten, sei<br />
gerade heute nicht mehr einfach, betonte<br />
Carmen Seidner: „Ihr seid Führungskraft,<br />
Motivator, Freund, Mediator und vieles<br />
mehr. Ihr könnt stolz auf euch sein!“<br />
Beeindruckender Rückblick<br />
Der Rückblick zeigte auf beeindruckende<br />
Weise die Vielfalt der Chorkultur im Bezirk,<br />
in dem rund 2600 Sänger und Sängerinnen<br />
aktiv sind. Die Bildpräsentation<br />
machte sichtbar, dass das Singen im Chor<br />
nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine<br />
soziale Funktion hat, wie auch Welschnofens<br />
Bürgermeister Markus Dejori und<br />
Verbandsobmann Erich Deltedesco in ihren<br />
Dankesworten an die versammelten<br />
Ehrenamtlichen betonten. „Singen ist unverstellter<br />
Ausdruck der Seele. Ihr seid<br />
Botschafter für die Freude des Singens“,<br />
sagte Deltedesco, der auch den drei Chören<br />
dankte, die die Vollversammlung mit<br />
ihrem schönen Gesang umrahmten. Der<br />
Singkreis Welschnofen unter der Leitung<br />
von Ulrich Welsch und der Männergesangsverein<br />
Welschnofen mit Chorleiter<br />
Ivan Dejori hatten unter der Leitung ihrer<br />
Obleute Christine Kob und Luis Meraner<br />
auch die Vollversammlung organisiert<br />
und für die Bewirtung der Anwesenden gesorgt.<br />
Ganz besonders freute sich der Verbandsobmann<br />
über die Anwesenheit des<br />
Kinderchors Gummer, der die Jugend des<br />
Bezirks vertrat, zu dem immerhin zehn Kinder-<br />
und Jugendchöre gehören. Unter der<br />
Leitung von Edeltraud Grumer hatten die<br />
Der Singkreis Welschnofen unter der Leitung von Ulrich Welsch war gemeinsam mit dem<br />
MGV Welschnofen und dem Kinderchor Gummer eine „perfekte Visitenkarte für Welschnofen,<br />
wie Verbandsobmann Erich Deltedesco sagte.<br />
Kinder mehrere schwungvolle Lieder einstudiert:<br />
„Musik geht mir im Kopf herum,<br />
gibt meinem Körper Kraft und Schwung!“,<br />
sangen die Kinder, die mit tosendem Applaus<br />
belohnt wurden.<br />
Kulturfahrt nach Kufstein<br />
Der MGV Welschnofen unter der Leitung von Ivan Dejori<br />
Für dieses Jahr plant der Bezirk Bozen ein<br />
großes Bezirkssingen am 25. Mai in Neumarkt.<br />
Interessierte Chöre können sich<br />
noch für dieses besondere Sängerfest anmelden,<br />
wie Carmen Seidner betonte. Bezirkschorleiterin<br />
Sandra Giovanett lud zur<br />
Kulturfahrt zur Festung Kufstein ein, wo<br />
die Sänger und Sängerinnen des Bezirks<br />
gemeinsam das Musical „Sister Act“ besuchen<br />
können. Außerdem erinnerte sie<br />
die Anwesenden an die vielen hochwertigen<br />
Schulungen des Südtiroler Chorverbands<br />
und an die Möglichkeit zur Stimmbildung:<br />
„Es ist für uns alle wichtig, unsere<br />
Stimme zu kennen, sie fi t zu halten und<br />
weiterentwickeln!“ Dadurch singe der Chor<br />
KulturFenster 58<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Chorwesen<br />
Der Kinderchor Gummer unter der Leitung von Edeltraud Grumer begeisterte die Anwesenden mit seiner Energie und Freude.<br />
nicht nur besser: „Stimmtraining bedeutet<br />
auch ein besseres Körperbewusstsein!“<br />
Bezirkskassier Simon Ebner betonte hingegen<br />
die Wichtigkeit, die neue SCV-Office-<br />
Software zu verwenden, vor allem für die<br />
Führung der Mitgliederlisten und die entsprechende<br />
Versicherung sei dies wichtig.<br />
Zur Vollversammlung waren auch der langjährige<br />
ehemalige Bezirksobmann Sepp<br />
Vieider und Christian Nothdurfter vom<br />
Vorstand des Chorverbandes gekommen.<br />
Der Dank des Teams Bozen galt auch den<br />
Bezirksgemeinschaften Überetsch-Unter-<br />
land und Salten-Schlern, die den Bezirk<br />
Bozen immer tatkräftig unterstützen. Die<br />
Vollversammlung schloss mit einem ge-<br />
meinsamen Lied und einem gemütlichen<br />
Beisammensein.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Das Team Bozen dankte den Obleuten v.l.:<br />
Luis Meraner, Obmann des Männergesangsvereins<br />
Welschnofen, Sandra Giovanett,<br />
Simon Ebner und Carmen Seidner<br />
vom Team Bozen, sowie Christine Kob, Obfrau<br />
des Singkreises Welschnofen<br />
Fotos: Paul Bertagnolli<br />
Jung+ Stimmgewaltig<br />
Kinderchorfestival Linz<br />
Schulchor der Musikschule Seis vertrat Südtirol<br />
Viel Spaß hatten<br />
die Kinder<br />
des Schulchors<br />
bei ihrem Aufenthalt<br />
in Linz.<br />
Foto:<br />
Renate Unterthiner<br />
Beim Kinderchorfestival, das der Chorverband<br />
Österreich vom 8. bis zum 10. Dezember<br />
2023 in Linz organisierte, wurde<br />
Südtirol vom Schulchor der Musikschule<br />
Seis vertreten. Am Festival nahmen Kinderchöre<br />
aus ganz Österreich teil, wobei<br />
jeweils ein Bundesland durch einen Kinderchor<br />
vertreten wurde. Auch der Südtiroler<br />
Chorverband als Mitglied des Chorverbandes<br />
Österreich durfte einen Kinderchor<br />
nach Linz entsenden. So fuhren die 15<br />
Kinder und Jugendlichen des Schulchors<br />
Seis mit ihrer Chorleiterin Renate Unterthiner<br />
und mit Korrepetitorin und Betreuerin<br />
Kathrin Hasler in die oberösterreichische<br />
Landeshauptstadt. Am ersten<br />
Tag standen das musikalische Kennenlernen<br />
und ein musikalischer Workshop auf<br />
dem Programm. Tags darauf fanden dann<br />
Konzerte in und um Linz statt. Der Schulchor<br />
der Musikschule Seis konzertierte zusammen<br />
mit dem Kinderchor Wien im Stift<br />
Wilhering. Am Sonntag wurde die Reise<br />
mit einer Dombesichtigung abgeschlossen.<br />
Chorleiterin Unterthiner erinnert sich<br />
gerne an das Festival: „Wir haben sehr viel<br />
gelernt, viele Bekanntschaften geschlossen,<br />
jede Menge Spaß gehabt und waren<br />
total begeistert!“<br />
Paul Bertagnolli<br />
KulturFenster<br />
59 01 <strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
hingehört<br />
Adventskonzert zum Jubiläum<br />
40 Jahre Kirchenchor Unterinn<br />
Der Kirchenchor Unterinn unter der Leitung von Ulrike Malsiner beim Adventskonzert in der Pfarrkirche.<br />
Foto: Kirchenchor Unterinn<br />
Am 16. Dezember 2023 feierte der Kirchenchor<br />
Unterinn sein 40-jähriges Bestehen<br />
mit einem geistlichen Adventskonzert<br />
in der Pfarrkirche.<br />
Das Konzert begann mit dem Eröffnungslied<br />
„Concerto Op.2, <strong>Nr</strong>. 4“, interpretiert<br />
von einer Bläsergruppe der Musikkapelle<br />
Unterinn sowie Andreas Benedikter an<br />
der Orgel. Nach den Dankesworten von<br />
Obfrau Martina Pichler an alle Beteiligten<br />
spielten die Bläser den „Großen Adventruf“<br />
und Pfarrer P. Theobald Obkircher<br />
gab einen geschichtlichen Einblick in<br />
die Entwicklung der Chormusik in Unterinn.<br />
Mit dem „Sancta Maria“ von W.<br />
A. Mozart gab der Kirchenchor dann seinen<br />
musikalischen Einstand, gefolgt vom<br />
beeindruckenden Auftritt des Streicherensemble<br />
mit dem „Concerto <strong>Nr</strong>. 4 in<br />
G-Dur aus Concerti Armonici“. Der gesamte<br />
Chor beeindruckte dann mit den<br />
Stücken „In dulci jubilo“ und dem „Maria<br />
Wiegenlied“, gefolgt von einer vierstimmigen<br />
Darbietung des „Ubi caritas“<br />
durch die Männer des Kirchenchores.<br />
Eine kleine Verschnaufpause boten die<br />
Bläser mit „Praise You“ und „Trag mi<br />
Wind“, bevor der Chor das Kyrie und<br />
Gloria aus der „Pastoralmesse in D-Dur<br />
von F.M. Knize“ präsentierte. Ein weiteres<br />
Intermezzo der Bläser mit „Leise rieselt<br />
der Schnee“ folgte und dann wurde der<br />
Rest der Messe „Sanctus, Benedictus<br />
und Agnus Dei“ vorgetragen.<br />
Das zahlreiche Publikum reagierte mit tosendem<br />
Applaus und forderte eine Zugabe,<br />
die mit „Wir warten mit Freuden“<br />
dem Publikum und dem „Gaudete-Sonntag“<br />
gerecht wurde.<br />
Im Anschluss an das Konzert wurden<br />
in der Kirche die noch aktiven sieben<br />
Gründungsmitglieder des Chores für ihre<br />
40-jährige Tätigkeit geehrt. Nach dem<br />
Konzert lud der Kirchenchor zu einem<br />
Umtrunk im Vereinshaus, um gemeinsam<br />
mit dem Publikum dieses besondere<br />
Ereignis zu feiern. Einblick in 40 Jahre<br />
Chortätigkeit gaben Fotos, die in Form<br />
eines Filmes gezeigt wurden.<br />
Ein herzliches Dankeschön für das gute<br />
Gelingen des Jubiläumskonzertes geht<br />
an die Chorleiterin Ulrike Malsiner, an<br />
den Ausschuss und alle mitwirkenden<br />
Musiker*innen.<br />
Das zahlreiche Publikum<br />
reagierte mit tosendem Applaus<br />
und forderte eine Zugabe.<br />
Bedanken möchten wir uns auch bei unseren<br />
Sponsoren und Gönnern, bei der<br />
öffentlichen Verwaltung, bei der Musikkapelle<br />
Unterinn, bei der Feuerwehr Unterinn,<br />
beim Verband der Kirchenmusik,<br />
beim Südtiroler Chorverband und bei allen<br />
Helfern, die uns in den letzten 40 Jahren<br />
unterstützt haben und hoffentlich auch<br />
weiterhin unterstützen werden.<br />
Martina Pichler<br />
KulturFenster 60<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Chorwesen<br />
Licht in die<br />
Herzen der Menschen bringen<br />
Der Phos-Chor feiert sein 33-jähriges Bestehen<br />
Ein Jubiläum ist eigentlich wie jedes andere:<br />
mal sind es 10, dann wieder 20 Jahre…<br />
Aber jedes Mal geht es darum, sich selber<br />
und das eigene Bestehen zu feiern. Für den<br />
Phos-Chor ist dieses Jubiläum aber ein besonderes.<br />
Aufgrund der Corona-Krise notgedrungen<br />
hinausgezögert, ist es jetzt endlich<br />
soweit. Gelegenheit für einen kurzen<br />
Rückblick auf die Höhen und Tiefen eines<br />
ehrenamtlichen Vereins.<br />
Phos-Chor gestern<br />
Er wurde 1991 von einigen Jugendlichen<br />
aus St. Jakob als Kirchenchor Phos St.<br />
Jakob/Grutzen gegründet. Von den Gründungsmitgliedern<br />
ist heute noch Petra<br />
Oss Emer dabei, die von Sopran bis Alt<br />
alle weiblichen Stimmlagen ausfüllt und<br />
als etablierte Chorsolistin das Publikum –<br />
aber auch die Mitsänger*innen – immer<br />
wieder ins Schwärmen versetzt. In der Anfangszeit<br />
war es ja das erklärte Ziel des<br />
Chors, Licht (griech. Phos) in die Herzen<br />
der Menschen zu bringen – und sie dadurch<br />
vielleicht auch zum Messebesuch<br />
zu animieren.<br />
Von Beginn an wird der Chor von Petras<br />
Schwester Barbara Oss Emer geleitet.<br />
Es wurden zunehmend Gospels ins Programm<br />
eingebaut. 1999 erfolgte schließlich<br />
die Umgründung in einen weltlichen<br />
Chor. Seither veranstaltet der Phos-Chor alljährlich<br />
eine Konzertreihe sowie auch verschiedene<br />
Advents- oder Weihnachtskonzerte.<br />
Auf Anfrage werden auch Messen<br />
(etwa für Hochzeiten oder Beerdigungen)<br />
musikalisch umrahmt.<br />
Doch wie jeder lebende Organismus kannte<br />
auch der Phos-Chor seine Krise. Um die<br />
Jahrtausendwende stand er kurz vor dem<br />
Aus. Dank der Beharrlichkeit einiger Mitglieder<br />
startete man aber noch einmal richtig<br />
durch und versuchte es mit einer ersten<br />
Konzertreihe. Aller Anfang ist schwer: trotz<br />
einer Kombination aus Jazz, Swing und<br />
Pop hielten sich Besucherzahlen und Einnahmen<br />
in Grenzen. Der Durchbruch gelang<br />
erst 2005 mit der „Musical-Revue“.<br />
Das Repertoire des 28-köpfigen Chors reicht von Gospel über Schlager bis hin zu Rock<br />
und Pop.<br />
Fotos: Phos-Chor<br />
Seitdem sind dem Phos-Chor stets volle<br />
Konzertsäle und ein begeistertes Publikum<br />
beschert.<br />
Phos-Chor heute<br />
Von einer anfangs einstelligen Zahl nahmen<br />
die Mitglieder allmählich zu. Heute zählt<br />
der Phos-Chor 28 Sängerinnen und Sänger,<br />
zusätzlich zur Chorleiterin. Das Repertoire<br />
reicht von Gospel über Schlager bis<br />
hin zu Rock und Pop. Höhepunkte waren<br />
„Die verrückten 20er Jahre“, „POP“, „Deutsche<br />
Hits“, „Abba vs. Queen“ und die „Oldies<br />
Night“. Der Chor lässt sich stets von<br />
einer hochkarätigen Band begleiten und<br />
legt höchsten Wert auf eine angemessene<br />
Licht- und Tontechnik. Außerdem wird immer<br />
wieder mit verschiedenen Ensembles<br />
und Chören zusammengearbeitet, darunter<br />
„Harmonisch Komisch“ und „Die Sisters“.<br />
Zwischendurch erfolgten aber auch<br />
verschiedene Einladungen zu umfangreicheren<br />
Produktionen wie das Kindermusical<br />
„Mein Freund Wickie“ (2011) der Heimatbühne<br />
St. Jakob/Grutzen, das Musical<br />
„Anatevka“ der Vereinigten Bühnen Bozen<br />
(2015) und verschiedene Konzerte mit der<br />
Stadtkapelle Bozen und Symphonic Winds<br />
unter der Leitung von Alexander Veit.<br />
Weiter geht’s!<br />
Ausgehend vom Rückblick ein kurzer Ausblick<br />
auf die kommende Konzertreihe des<br />
Phos-Chors. Im Mittelpunkt: das Jubiläum<br />
30+3. Da der Chor die ersten 20 Jahre bereits<br />
im Rahmen einer Revue vorüberziehen<br />
hat lassen, sind nun die letzten 10+3<br />
Jahre Gegenstand der Jubiläumskonzerte,<br />
aber auch einige neue Musikstücke, die<br />
die künftige Chortätigkeit vorwegnehmen<br />
sollen. Wir dürfen also wieder gespannt<br />
sein, wenn es heißt „The Show Must Go<br />
On – 33 Jahre Phos-Chor“. Die nächsten<br />
Konzerttermine: Freitag, 1. März, Samstag,<br />
2. März, Freitag, 8. März und Samstag, 9.<br />
März <strong>2024</strong> - jeweils um 20 Uhr im Theater<br />
von St. Jakob/Leifers. Infos zur Kartenreservierung<br />
gibt es auf der Homepage des<br />
Chores: www.phos-chor.it<br />
Phos-Chor<br />
KulturFenster 61<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
hingehört<br />
Stimmungsvolles Adventskonzert<br />
Pfarrchor Frangart und CHORissimo<br />
Das Gemeinschaftskonzert wird den<br />
Sängern und Sängerinnen noch lange<br />
in Erinnerung bleiben.<br />
Foto: Pfarrchor Frangart<br />
Zwischen den Liedern trugen<br />
einige Vertreter*innen der<br />
Biblio thek Frangart besinnliche<br />
Texte über den Advent vor, die<br />
zum Nachdenken anregten.<br />
Nach vielen Wochen des Probens freuten<br />
sich alle Sängerinnen und Sänger des<br />
Pfarrchors Frangart und des CHORissimo<br />
schon sehr auf ihr erstes gemeinsames Konzert<br />
in den Kirchen von Girlan und Frangart<br />
am 2. und 3. Dezember.<br />
Nach dem gemeinsamen Auftakt „Wie<br />
soll ich dich empfangen“ verzauberte der<br />
Pfarrchor Frangart unter der Leitung von<br />
Johanna Moser das Publikum mit dem<br />
hebräischen Lied „Hinematov“ und den<br />
stimmungsvollen Adventsliedern „Es wird<br />
ein Stern aufgehen“, „Zünd a Licht für<br />
di on“ und „A Lichterschein liegt überm<br />
Lond“. Zwischen den Liedern trugen einige<br />
Vertreter*innen der Bibliothek Frangart<br />
besinnliche Texte über den Advent<br />
vor, die zum Nachdenken anregten. Nach<br />
dem gemeinsam gesungenen „Advents-<br />
jodler“ begeisterte der CHORissimo unter<br />
der Leitung von Carmen Cian die zahlreich<br />
erschienenen Besucher mit ihren gefühlvoll<br />
vorgetragenen Liedern „Lass dich auf<br />
die Freude ein“, „Mary did you know“,<br />
„Advent“ und „Where the light begins“.<br />
Zum Abschluss des stimmungsvollen Konzertes<br />
ließen beide Chöre zusammen eine<br />
berührende Version des bekannten Liedes<br />
von Nena „Wunder geschehn“ erklingen.<br />
Die besinnliche Stimmung beim gemeinsam<br />
mit dem Publikum gesungenen Abschlusslied,<br />
dem Kanon „Mache dich auf<br />
und werde Licht“ und der darauffolgende<br />
Applaus wird dem Chor noch lange in schöner<br />
Erinnerung bleiben.<br />
Pfarrchor Frangart<br />
und CHORissimo<br />
Redaktionsschluss für<br />
die nächste Ausgabe des<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für das Chorwesen<br />
senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />
„K u l t u r F e n s t e r s “ i s t :<br />
Freitag, 15. März <strong>2024</strong><br />
62<br />
KulturFenster 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
kurz notiert<br />
Insgesamt 115 Jahre<br />
im Dienst der Musik<br />
Kirchenchor Nals ehrt drei verdiente Sängerinnen<br />
Chorleiter Josef Egger mit den Geehrten Martina Rauch, Ulrike Gurschler Huber, Hanna<br />
Spiess und Chorobfrau Marvi Habicher (v.l.)<br />
Foto: Kirchenchor Nals<br />
Für den Kirchenchor Nals bot der Cäciliensonntag<br />
die Gelegenheit, drei besonders<br />
verdiente Sängerinnen für ihren Einsatz in<br />
den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu<br />
ehren: Martina Rauch und Ulrike Gurschler<br />
Huber für je 50 Jahre, Hanna Spiess für<br />
15 Jahre.<br />
Den Cäciliensonntag in Nals feiern seit<br />
vielen Jahren Kirchenchor und Bürgerkapelle<br />
gemeinsam feiern. Bei der Festmesse<br />
mit Seelsorger Richard Sullmann<br />
spielten und sangen sie nach einem gemeinsam<br />
musizierten Lied abwechselnd.<br />
Im Haus der Vereine ehrte anschließend<br />
Marvi Habicher, die Obfrau des Kirchenchores,<br />
drei Sängerinnen für ihre Mitgliedschaft.<br />
Martina Rauch und Ulrike Gurschler<br />
Huber erhielten für ihre 50-jährige<br />
aktive Tätigkeit im Südtiroler Chorwesen<br />
neben der Ehrenurkunde auch die Cäcilienplakette.<br />
„Martina Rauch entstammt<br />
einer sehr musikalischen Nalser Familie“,<br />
sagte Marvi Habicher in ihrer Laudatio.<br />
„Viele Jahre lang waren auch ihre<br />
Schwestern Ulla und Verena Sängerinnen<br />
im Chor, Ulla hat zudem sehr oft Geige<br />
gespielt und Verena ist für uns bei Bedarf<br />
eine tüchtige und verlässliche Organistin.<br />
Obwohl Martina aus der Stimmgruppe Alt<br />
nicht wegzudenken ist, bleibt sie stets bescheiden<br />
im Hintergrund. Aber wo immer<br />
sie gebraucht wird, setzt sie sich ein und<br />
hilft überall.“ Ihre nette und positive Art<br />
sei stets eine Bereicherung für den Verein.<br />
„Bei den Bunten Abenden hat Martina<br />
immer fleißig und mit Sinn für Humor<br />
mitgemacht, in der Vorbereitung, in der<br />
Tanzgruppe, beim Gesang und bei vielen<br />
anderen organisatorischen Bedürfnissen.“<br />
Trotz ihres anstrengenden Berufs<br />
im Dienste der Kranken war Martina<br />
immer eine fl eißige und pünktliche Probenbesucherin,<br />
wie die Obfrau lobend<br />
hervorhob. „Martina hat sich auch einige<br />
Jahre im Ausschuss als Schriftführerin engagiert.<br />
Sie war die letzte, die Jahr 2001<br />
die Chronik noch per Hand und mit viel<br />
Fleiß in die berühmten dicken Chronikbücher<br />
eingetragen hat.“<br />
Auch Ulli Gurschler Huber wirkt seit 50<br />
Jahren als Sängerin im Kirchenchor mit,<br />
zuerst in Schlanders, dann in Nals. Obfrau<br />
Habicher erinnerte: „Ulli begann als<br />
Chorsängerin im Kirchenchor Schlanders,<br />
wo sie schon als ganz junge Altsängerin<br />
vom bekannten Chorleiter Tumler für ihre<br />
stimmlichen Fähigkeiten sehr gelobt wurde.<br />
Die Liebe zu unserem geschätzten Edl Huber<br />
führte sie nach Nals, wo sie sich zu<br />
unserem Glück dem Nalser Kirchenchor<br />
anschloss und ihm seither treu geblieben<br />
ist. Mit ihrer sicheren und kräftigen Altstimme<br />
ist Ulli eine der Säulen im Alt. Sie<br />
stellt ihre gesanglichen Fähigkeiten auch<br />
als Kantorin beim Volksgesang gerne in<br />
der Kirche in den Dienst der Pfarrgemeinschaft.“<br />
Ihre vielfältigen Talente hat Ulli<br />
auch bei Konzerten und Veranstaltungen<br />
des Kirchenchores einzusetzen gewusst.<br />
„Ulli hat auch ihre äußerst musikalische<br />
Tochter Sibille zum Chor gebracht, wo sie<br />
viele Jahre mitgesungen hat und den sie<br />
immer noch bei verschiedenen Auftritten<br />
mit der Geige oder Bratsche unterstützt.“<br />
Ulli war auch außerhalb ihrer Familie die<br />
Förderung der Jugend ein Anliegen: „Als<br />
mehrjährige Jugendleiterin im Ausschuss<br />
hat Ulli sich sehr aktiv für die jungen Chorsängerinnen<br />
und Sänger eingebracht und<br />
unvergessliche Ausflüge organisiert“, lobte<br />
die Obfrau.<br />
Die dritte Ehrung wurde Hanna Spiess zuteil:<br />
„Eine junge, fleißige, tüchtige und super<br />
engagierte Sängerin, und unser Chor<br />
kann sich glücklich schätzen, dass Hanna<br />
seit 15 Jahren treues Mitglied ist“, sagte<br />
Marvi Habicher an die jüngste Jubilarin gerichtet.<br />
„Auch während des Studiums versuchte<br />
sie so oft wie möglich mitzusingen<br />
und setzte nur ein Jahr aus, um sich ganz<br />
dem Mathematikstudium zu widmen.“ Zusammen<br />
mit ihrer Kusine Maria Kompatscher<br />
sang Hanna schon im Kinderchor bei<br />
den Bunten Abenden mit. „Aufgrund ihrer<br />
hervorragenden Sopranstimme ist Hanna<br />
eine ganz wichtige Stütze im Sopran, immer<br />
super pünktlich und zuverlässig. In<br />
der Musikschule lernte sie erfolgreich Sopran-<br />
und Altfl öte und hat öfters auch mit<br />
diesen Instrumenten Gottesdienste mitgestaltet“,<br />
erinnerte die Obfrau. Hervorzuheben<br />
sei auch ihr Sinn für die Gemeinschaft.<br />
„Hanna singt auch begeistert im Jugendchor<br />
Taktvoll mit. Zusammen mit Evi Gruber<br />
engagiert sie sich zudem noch intensiv<br />
im Kinderchor, wo sie mit Kompetenz<br />
und Freude die Kinder betreut und ihnen<br />
mit Evi die Freude am Singen vermittelt.<br />
Seit zwei Jahren ist Hanna als Schriftführerin<br />
auch ein wertvolles Mitglied im Ausschuss.<br />
Ihre frische, konstruktiv-kritische<br />
Art und die Fähigkeit, die Dinge auf den<br />
Punkt zu bringen sind eine große Bereicherung<br />
für uns“, sagte Habicher.<br />
Im Rahmen der Feier ehrte Andreas Knoll,<br />
der Obmann der Bürgerkapelle, Hubert<br />
Ebner und Jürgen Hafner für ihre langjährige<br />
Mitgliedschaft und überreichte<br />
drei jungen Musikanten das Jungmusiker-Leistungsabzeichen.<br />
Kirchenchor Nals<br />
KulturFenster 63<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
kurz notiert<br />
Dankbarkeit und Freude<br />
Kirchenchor „Maria Himmelfahrt“ Tisens ehrt Miglieder<br />
Mit der traditionellen Cäcilienfeier bedankten<br />
sich der Pfarrgemeinderat und der Ausschuss<br />
des Kirchenchors Tisens bei allen<br />
Mitgliedern für ihr Engagement, einige von<br />
ihnen wurden für viele Jahre Einsatz beim<br />
Chor geehrt. Der Kirchenchor Tisens hat im<br />
Jahr 2023 insgesamt 36 Proben absolviert<br />
und im Laufe des Jahres 41 Messen bei<br />
Feiertagen, Patrozinien und Beerdigungen<br />
mitgestaltet. Der Dank des Chores galt auch<br />
der Bevölkerung von Tisens, die ihn immer<br />
wieder mit Spenden und lobenden Worten<br />
motiviert, im Sinne des Ehrenamtes weiterzumachen.<br />
Die Hl. Messe am Hochfest<br />
„Maria Empfängnis“ gestaltete der Kirchenchor<br />
mit einer Bläsergruppe der Musikkapelle<br />
Tisens und Prissian, Ulrich Weis an<br />
der Orgel und unter der Leitung von Chorleiterin<br />
Renate Schwärzer Wallnöfer. Aufgeführt<br />
wird die „Missa festiva in honorem<br />
Sancti Engelberti“ von Wolfram Menschick.<br />
Beim Cäcilienessen konnte Obmann Florian<br />
Knoll viele Ehrengäste begrüßen, mit<br />
dabei war auch Pfarrer Tumaini Ngonyani,<br />
der schon während der Messfeier seine<br />
Anerkennung für den Chor zum Ausdruck<br />
gebracht hatte. Für ihre langjährige Mitgliedschaft<br />
wurden verdiente Sänger und<br />
Sängerinnen geehrt: Heidi Matscher Hafner<br />
konnte die Ehrenurkunde und die Cäcilienplakette<br />
für insgesamt 50 Jahre als Sopransängerin<br />
entgegennehmen. Für 25 Jahre<br />
Einsatz wurden die zwei Soprane Willigina<br />
Holzner und Roswitha Mair Matscher geehrt,<br />
Altsängerin Annabell Lochmann für<br />
15 Jahre beim Chor. Die kürzlich verstorbene<br />
Lisi Lochmann Fabi hat als Altsänge-<br />
rin ebenfalls 25 Jahre beim Chor mitgewirkt.<br />
Ihr war die Ehrenurkunde vorab im kleinen<br />
Rahmen verliehen worden. Der Chor gedachte<br />
in einer Schweigeminute der Verstorbenen.<br />
Einen Blumenstrauß überreichte<br />
der Chorobmann an Ehrenmitglied Herta<br />
Weis, die an diesem Tag ihren Geburtstag<br />
feierte. Er bedankte sich im Namen aller<br />
Chormitglieder auch bei Chorleiterin Renate<br />
Schwärzer Wallnöfer mit einem Blumengeschenk<br />
für ihren wertvollen Dienst.<br />
In froher Gemeinschaft mit dem einen und<br />
anderen Lied ließ der Kirchenchor diesen<br />
besonderen Tag ausklingen.<br />
Kirchenchor Tisens<br />
Bürgermeister Christoph Matscher, Irene Geier Schwienbacher, Herta Egger Weis, Willigina<br />
Holzner, Josef Knoll, Hubert Steiner, Roswitha Mair Matscher, Dominik Bernhard, Annabell<br />
Lochmann, Adalbert Hillebrand und Tumaini Ngonyani (v.l.)<br />
hintere Reihe: Ulrich Weis, Maria Theresia Langebner Piazzi, Renate Schwärzer Wallnöfer,<br />
Florian Knoll und Christian Gampenrieder (v.l.)<br />
Foto: Kirchenchor Tisens<br />
„Du bist da, immer da.“<br />
1998 ist Lisi Lochmann Fabi dem Kirchenchor<br />
beigetreten und für diese 25-jährige<br />
Mitgliedschaft würde ihr heuer bei unserer<br />
Cäcilienfeier eine Urkunde verliehen werden.<br />
Doch nachdem sie nach Ostern – aus<br />
gesundheitlichen Gründen – nicht mehr<br />
an der Chortätigkeit teilnehmen konnte,<br />
wurde ihr vorab in kleinem Rahmen diese<br />
Urkunde mit einem Strauß aus Blumen<br />
und verschiedener Melodien zugeschickt.<br />
Dabei hat eine Melodie besonders den Weg<br />
in die Herzen gefunden, das Lied: „Du bist<br />
da, immer da“. Der Text passt zu Lisi. Sie<br />
war wirklich „immer da“, ließ keine Probe<br />
aus und sie lebte ihre Leidenschaft, das<br />
Singen, mit Freude und Genuss aus. Ihre<br />
angenehme Art, ihre Verlässlichkeit, aber<br />
Nachruf auf Elisabeth Lochmann Fabi<br />
* 26.12.1952 † 03.10.2023<br />
auch ihre Treffsicherheit beim Singen<br />
sind nur einige ihrer Fähigkeiten, die<br />
wir als Chor an ihr schätzten. Wir sind<br />
traurig und unser Mitgefühl gilt der Familie,<br />
ganz besonders aber Andreas.<br />
Dennoch sind wir dankbar für die Zeit,<br />
die wir mit Lisi verbringen durften. Wir<br />
werden sie in ehrender Erinnerung halten,<br />
denn „doch in allem und für jeden<br />
bist du da“.<br />
Kirchenchor Tisens<br />
Elisabeth Lochmann Fabi erhielt die<br />
Ehrenurkunde für 15 Jahre Mitgliedschaft<br />
bei der Cäcilienfeier 2013.<br />
Foto Kirchenchor Tisens<br />
Du bist da<br />
Was wir Menschen oft nur ahnen,<br />
wohin unsre Seele flieht,<br />
das bist Du in Deiner Liebe,<br />
die uns leise an sich zieht.<br />
Du bist da, immer da,<br />
manchmal fern und manchmal nah,<br />
doch in allem und für jeden bist Du da.<br />
Text/Melodie Kathi Stimmer-Salzeder<br />
64<br />
KulturFenster 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Chorwesen<br />
Klänge der Freude<br />
Pfarrchor Lana feiert das Fest der Hl. Cäcilia<br />
Mit „Klänge der Freude“ von Edward Elgar<br />
wurde der Gottesdienst am Cäciliensonntag<br />
in der Hl. Kreuzkirche, dem<br />
Dekan P. Peter Unterhofer OT vorstand,<br />
festlich begangen. Feierlich erklang unter<br />
der Leitung von Ingrid Rieder die „Missa<br />
Laetatus sum“ von Wolfram Menschik,<br />
an der Orgel begleitete Günther Graber.<br />
Im Rahmen der anschließenden Festfeier<br />
wurde Sängerin Luise Schöpf Bagozzi<br />
geehrt für „25 Jahre Singen im<br />
Chor, zur Ehre und zum Lobe Gottes, zur<br />
Freude und Erbauung für die kirchliche<br />
Gemeinschaft.“ Dafür wurde sie mit der<br />
Ehrenurkunde vom Südtiroler Chorverband<br />
und der Kirchenmusik gewürdigt<br />
und ausgezeichnet.<br />
Maria Sulzer<br />
Chorleiterin Ingrid<br />
Rieder, Dekan P.<br />
Peter Unterhofer<br />
OT, Luise Schöpf<br />
Bagozzi und<br />
Chorobmann<br />
Reinhard Ladurner<br />
(v.l.)<br />
Foto: Pfarrchor Lana<br />
Erster Auftritt für Kinderchor Lana<br />
Konzert in der Klosterkirche Lanegg<br />
Der Pfarrchor Lana ist immer wieder bestrebt,<br />
nach sangesfreudigem Nachwuchs<br />
Ausschau zu halten. So entstand die Idee,<br />
einen Kinderchor zu gründen.<br />
15 Mädchen und Buben, im Alter von 8 bis<br />
13 Jahren, haben sich bereit erklärt, sich<br />
in ihrer Freizeit musikalisch zu betätigen,<br />
denn Singen macht Spaß und Freude und<br />
trägt auch zum frohen und geselligen Miteinander<br />
bei. Leiterin dieser jungen Sängergemeinschaft<br />
ist Christine Obwexer.<br />
Der Kinderchor hatte nun kürzlich in der<br />
Klosterkirche Lanegg seinen ersten Auftritt.<br />
Gemeinsam mit Schülern der Musikschule<br />
Lana, umrahmten sie die Adventkranzweihe<br />
mit weihnachtlichem Gesang.<br />
Maria Sulzer<br />
Ein wichtiges Projekt des Pfarrchors<br />
Lana war die Gründung eines neuen<br />
Kinderchors.<br />
Foto: Pfarrchor Lana<br />
KulturFenster 65<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
kurz notiert<br />
Chor und Musikkapelle feiern ihre Patronin<br />
Cäcilienfeier in Eyrs<br />
Am Christ-König-Sonntag haben die Musikkapelle<br />
Eyrs und der Kirchenchor ihre<br />
Patronin, die heilige Cäcilia, gebührend<br />
gefeiert. Der Kirchenchor gestaltete den<br />
Gottesdienst musikalisch mit.<br />
Fraktionsvorsteher Reinhard Kurz würdigte<br />
den Einsatz des Kirchenchores,<br />
der Musikkapelle und der verschiedenen<br />
Sing- und Musiziergruppen bei der Mitgestaltung<br />
kirchlicher und weltlicher Feierlichkeiten.<br />
Die Wort-Gottes-Feier-Leiterin<br />
Rosmarie Tscholl Angerer brachte den<br />
Dank für die Gabe des Singens und Musizierens<br />
zum Ausdruck.<br />
Gemeinsam gedachte man aller Chormitglieder<br />
und Musikanten, in besonderer<br />
Weise all jener, die in die ewige<br />
Heimat vorausgegangen sind. „Gott zur<br />
Ehre, den Menschen zur Freude“ - unter<br />
diesem Leitsatz wünschte man allen<br />
Sängern, Sängerinnen, Musikanten und<br />
Musikantinnen für ihre Aktivitäten viel<br />
Freude und Schaffenskraft.<br />
Im Rahmen der Cäcilienessens wurden<br />
dann auch verdiente Chormitglieder und<br />
Mitglieder der Musikkapelle geehrt.<br />
Kirchenchor Eyrs<br />
Geehrte Chormitglieder (v.l.): Obfrau Elfriede Mair – 20 Jahre, Karin Flliri – 20 Jahre, Heidi<br />
Warger – 15 Jahre Chorleitung, Marlies De Martin – 15 Jahre, Rosa Eller – 25 Jahre, Elisabeth<br />
Thöni – 46 Jahre, Verena Gurschler – 15 Jahre; nicht im Bild: Maria Haidler – 21 Jahre.<br />
Foto: Kirchenchor Eyrs<br />
Dem Singkreis Runkelstein unter der<br />
Gesamtleitung von Rupert Ploner ist es<br />
wieder gelungen ein Adventkonzert zu<br />
präsentieren, das durch harmonische<br />
Klangschönheit und Feinheit im Gesang<br />
das Kirchenschiff in der vorweihnachtlichen<br />
„Advent-s´Liacht in mir“<br />
Konzert mit dem Singkreis Runkelstein<br />
Franziskanerkirche in Bozen zum Klingen<br />
brachte. Einige Lieder wie „Is finster draußt“<br />
von Kurt Muthspiel, oder „Hiatz kimmb a<br />
wunderbare Zeit“ aus Kärnten, erfreute besonders<br />
alle Freunde der traditionellen, alpenländischen<br />
Volksmusik. Danach sang<br />
der Singkreis Runkelstein ein aus Schlesien<br />
stammendes Marienlied „Es blühen<br />
drei Rosen“ in einem Satz für Frauenstimmen,<br />
arrangiert von Josef Oberwalder und<br />
ein baskisches Volkslied „Der Engel Gabriel“<br />
arrangiert von Edgar Pettman. Die<br />
„Latzfonser Stubnmusi“ fügte sich wunderbar<br />
in das Konzertgeschehen ein und<br />
spielte mehrere Werke, wie zum Beispiel<br />
„Schimmernde Lichtfl ecke“, die aus der<br />
Feder und Leiter des Ensembles, Viktor<br />
Canins stammen. Sehr berührend war „O<br />
nata Lux“ ein zeitgenössisches Werk von<br />
Morten Lauridsen. Das bekannte Lied „Maria<br />
durch ein Dornwald ging“, in einer besonders<br />
schönen Bearbeitung von Stefan<br />
Claas, war eines der Höhepunkte in dieser<br />
Konzertstunde. Der Wunsch von uns<br />
Menschen „Advent-s’Liacht in mir“ wurde<br />
durch die berührende und stimmige Adventmusik<br />
entzündet.<br />
Maria Moser-Hinterhölzl<br />
Der Singkreis Runkelstein berührte mit<br />
seinem Gesang die Herzen der Zuhörer<br />
und Zuhörerinnen.<br />
Foto: Singkreis Runkelstein<br />
KulturFenster 66<br />
01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
Chorwesen<br />
Cäcilienfeier mit Ehrungen<br />
Kirchenchor St. Stephan/Lajen<br />
Der vollbesetzte Saal des Vereinshauses von<br />
Lajen beim traditionellen Cäcilienessen war<br />
ein würdiger Rahmen für Ehrungen langjähriger<br />
Mitglieder des Kirchenchores St. Stephan/Lajen:<br />
Margareth Schenk Fill und Alois<br />
Hilpold singen seit 60 Jahren beim Chor,<br />
Josef Ploner seit 55 Jahren sowie Monika<br />
Gufl er Peirer und Sieglinde Obexer seit 15<br />
Jahren. Aus den Händen von Pfarrer Josef<br />
Haas, Obmann Engelbert Grünberger und<br />
Obmann-Stellvertreterin Luise Spisser Lageder<br />
erhielten die Sänger*innen die Ehrenurkunden<br />
und Anstecker zum Dank für<br />
ihren Einsatz im Kirchenchor.<br />
Alois Hilpold ist mit 21 Jahren dem Kirchenchor<br />
beigetreten und arbeitete über<br />
25 Jahre im Ausschuss als Obmann und<br />
Vize-Obmann mit. Weiterhin ist er für die<br />
Getränke im Probelokal zuständig und seit<br />
vielen Jahren einer der fleißigsten Sänger,<br />
der nur selten bei einer Probe, einem Auftritt<br />
oder einer Beerdigung fehlt. Auf einen<br />
perfekten Sitz der Tracht legt er viel Wert.<br />
Margareth Schenk Fill trat im Alter von<br />
15 Jahren dem Kirchenchor bei. Seitdem<br />
singt sie mit großer Begeisterung und Fleiß<br />
bei der Altstimme mit. Auf sie kann man<br />
zählen, wenn einmal Not an der Frau ist.<br />
Josef Ploner, Tantscher Sepp, war früher<br />
auch Obmann und seit 55 Jahren unterstützt<br />
er als fl eißiges Mitglied den Chor im<br />
Bass und als Vorsänger. Außerdem können<br />
wir immer wieder auf ihn zählen, wenn es<br />
um das leibliche Wohl geht. Monika Gufler<br />
Peirer singt seit zehn Jahren in Lajen<br />
Engelbert Grünberger, Margareth Schenk Fill, Alois Hilpold, Josef Ploner, Sieglinde Obexer,<br />
Monika Gufl er Peirer, Luise Spisser Lageder und Pfarrer Mag. Josef Haas (v.l.)<br />
Foto: Kirchenchor St.Stephan/Lajen<br />
im Chor mit und war vorher Mitglied des<br />
Chores in Stuls. Wir sind sehr froh, eine<br />
so engagierte Sängerin zu haben, die neben<br />
ihrer Tätigkeit als Mutter und Bäuerin<br />
nicht nur fleißig beim Chor mitsingt, sondern<br />
seit einigen Jahren auch den Kinderchor<br />
erfolgreich leitet. Sieglinde Obexer,<br />
die jüngste Sängerin im Chor, hat uns<br />
im letzten Jahr zeitweilig verlassen, um in<br />
Berlin zu studieren, doch wenn sie da ist,<br />
unterstützt sie den Alt mit ihrer Stimme<br />
und arbeitet auch bereits in der zweiten<br />
Amtsperiode konstruktiv im Ausschuss<br />
mit. Der Obmann wünscht sich, dass alle<br />
Sänger*innen auch weiterhin den Chor<br />
mit ihren Talenten und ihrem Fleiß bereichern.<br />
Mit kräftigem Applaus und dem<br />
Singen einiger Lieder wurde den Geehrten<br />
für ihren Einsatz gedankt.<br />
Kirchenchor St. Stephan/Lajen<br />
Chorleiter*in gesucht!<br />
Der Kirchenchor Ehrenburg sucht<br />
ab Juni, notfalls ab September eine Chorleitung.<br />
Nette motivierte Truppe, ca.24 Personen.<br />
Bei Interesse bitte melden unter 347/7080934 oder schoeneggertraudi@gmail.com<br />
67<br />
KulturFenster 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>
02.03.<strong>2024</strong><br />
Termine<br />
Singtag für Junggebliebene<br />
mit Edgar Wolf im Kolpinghaus Bozen<br />
Infos unter:<br />
https://scv.bz.it<br />
09.03.<strong>2024</strong><br />
76. Mitgliedervollversammlung<br />
des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
im Waltherhaus in Bozen<br />
Infos unter:<br />
https://vsm.bz.it<br />
25.05.<strong>2024</strong><br />
Offi zielle Feier<br />
zur Aufnahme der traditionellen Bewässerung auf der<br />
Malser Haide in die Unesco-Liste des<br />
immateriellen Kulturerbes, mit<br />
Festbetrieb und Kulturprogramm.<br />
Ort: Burgeis<br />
*Am Freitag, 24.05.<strong>2024</strong>, Fachreferate zum<br />
Thema „Traditionelle Bewässerung“ in Burgeis<br />
Infos unter:<br />
http://hpv.bz.it