Kulturfenster Nr. 01|2024 - Februar 2024

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Jahrhundertelang war Branzoll als nördlichster Etschhafen ein Knotenpunkt für den Handel zwischen den italienischen Städten und jenen nördlich der Alpen. Das Gebäude „zur Lende“ (oben) ist mehr als 200 Jahre alt. Bis heute (unten) hat sich wenig geändert. Die historischen Rampen sind dank des Heimatpflegevereines Branzoll – Bronzol erhalten geblieben. Fotos: Archiv Bertinazzo/Florian Trojer KulturFenster 30 01/Februar 2024
erforscht Flößerei als wichtiges Kulturerbe Branzoll war Knotenpunkt für den Handel zwischen Nord und Süd – Verein möchte Museum aufbauen Rund 2800 Einwohner hat Branzoll. Als früherer Etschhafen hat die Unterlandler Gemeinde zwar schon die eine oder andere Schlagzeile gemacht. Doch welch große Bedeutung der Ort einst für die Flößerei und als Knotenpunkt für den Handel zwischen Nord und Süd tatsächlich hatte, ist wenig bekannt. Der Branzoller Heimatpfleger Giorgio Bertinazzo will diese Einzigartigkeit gemeinsam mit Gleichgesinnten besser an die Öffentlichkeit bringen. Am Etschufer hat er bereits für die Erhaltung der historisch bedeutsamen Lände gesorgt. Nun macht er sich auch für ein Museum stark. Giorgio Bertinazzo ist ein waschechter Branzoller. Er wurde in Branzoll geboren, hat als Ingenieur in unterschiedlichen Erdteilen gearbeitet und gelebt, ist seinem Heimatort aber immer treu geblieben. Heute engagiert er sich als Dorfchronist und sitzt im Vorstand des 2022 gegründeten Heimatpfl e- gevereines Branzoll – Bronzol, den seine Ehefrau Bruna Corteletti als Obfrau leitet. Bronzol, erklärt er, heiße die Gemeinde in der „Branzoller Sprache“, die einst durch den regen Kontakt mit und durch die Ansiedlung von Menschen aus der Umgebung von Rovereto entstanden sei. Und dieser Kontakt hat sehr viel mit jener spannenden Geschichte zu tun, die er erzählen möchte und für die er penibel recherchiert hat. Es ist die Geschichte seines Heimatortes, dessen Bedeutung vielleicht verkannt wird und dem er, der Hobbyhistoriker und Freund Klein, aber strategisch sehr wichtig war Branzoll um 1900. der Flößerei, diese Bedeutung wieder zuerkennen möchte. Doch reisen wir mit Giorgio Bertinazzo zunächst zurück – weit zurück bis in die Zeit vor Christi Geburt. Schon damals gab es nachweislich einen Warenaustausch zwischen den Rätern und den Etruskern, und zwar auf dem Flussweg. Schon damals dürfte das Unterland bei diesem Handel eine Rolle gespielt haben, da Etsch und Fotos: Archiv Bertinazzo Eisack südlich der heutigen Landeshauptstadt zusammenfließen und die Etsch wohl erst ab dort gut schiffbar war. Der „Hafen von Bozen“ Mehr als 1000 Jahre später, im Jahr 1182, wurde Branzoll nachweislich erstmals erwähnt, und noch einmal gut 300 Jahre später machte es erstmals als Das Floß Die Flöße für den Flusstransport wurden vor Ort, also direkt an der Branzoller Lände (in Branzoll wird überall der Begriff „Lende“ verwendet), gebaut. Sie bestanden je nach Größe aus bis zu 30 Holzstämmen, die vorne und hinten quer gebohrt und mit Weidenruten zusammengebunden wurden. Sie waren bis zu 28 Meter lang, vorne fünf und hinten sechs Meter breit. Durch die Strömung wurden sie von sechs bis acht Flößern mit Rudern vorne und hinten gelenkt. KulturFenster 31 01/Februar 2024
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