Kulturfenster Nr. 01|2024 - Februar 2024
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echerchiert<br />
Anton Bruckner<br />
und die Bläsermusik<br />
Der Stellenwert des Blasorchesters im Schaffen Anton Bruckners<br />
Das Blasorchester ist in der Welt der „Kunstmusik“<br />
eine Randerscheinung. Dennoch finden<br />
sich immer wieder große Komponisten<br />
der Musikgeschichte, die kleinere Werke<br />
für Blasorchester komponierten. Dazu gehört<br />
auch Anton Bruckner (1824–1896). Berühmt<br />
durch seine Symphonien, befinden sich<br />
auch Werke der Blas- und Bläsermusik bei<br />
den Werken des berühmten Komponisten,<br />
dessen 200. Geburtstag sich heuer jährt.<br />
Das Verhältnis Anton Bruckners zur Bläsermusik<br />
beruht auf seinen beruflichen Tätigkeiten<br />
als Lehrer und Organist, die zur damaligen<br />
Zeit defacto<br />
nicht voneinander zu<br />
trennen waren. Einerseits<br />
fungierten Lehrer<br />
am Land immer wieder<br />
als Kapellmeister,<br />
andererseits kam er<br />
durch seine Tätigkeit<br />
als Organist zwangsläufi<br />
g mit diesen Besetzungen<br />
in Berührung.<br />
Auch bei seinen<br />
Reisen kam Bruckner<br />
immer wieder in Kontakt<br />
mit Blasmusik; diese Begegnungen haben<br />
ihn sicher in seinem Schaffen geprägt.<br />
Werke für Blasorchester<br />
Betrachtet man alle bekannten Werke Anton<br />
Bruckners, so findet man nur zwei Kompositionen,<br />
die dezidiert für Blasorchester<br />
geschrieben wurden.<br />
1. Der „Marsch in Es-Dur“ wurde 1865 vollendet<br />
und für die Militär-Kapelle der Jäger-Truppe<br />
in Linz komponiert, höchstwahrscheinlich<br />
wurde er auch noch im<br />
selben Jahr uraufgeführt. Aus der Instrumentation<br />
lässt sich auf die damalige<br />
Besetzung dieses Militärorchesters der<br />
Militär-Kapelle der Jäger-Truppe in Linz<br />
schließen, der Marsch wurde quasi auf<br />
den Klangkörper „maßgeschneidert“.<br />
2. Die „Kantate Preiset den Herrn (Festkantate)“<br />
aus dem Jahr 1862 ist das<br />
Hätte Anton Bruckner das heutige<br />
„Symphonische Blasorchester“<br />
gekannt, hätte er sicher<br />
dafür komponiert. Ob das wirklich<br />
so gewesen wäre, werden<br />
wir mit Sicherheit niemals erfahren.<br />
Andreas Simbeni<br />
einzige geistliche Werk Bruckners, in<br />
dem er Chor (in diesem Fall Männerchor)<br />
in Verbindung mit Blasorchester<br />
verwendet. Der Linzer Bischof Franz<br />
Joseph Rudigier beauftragte ihn mit der<br />
Komposition zur Grundsteinlegung des<br />
Neuen Maria-Empfängnis-Doms in Linz.<br />
Die Textvorlage stammte vom Theologieprofessor<br />
Maximilian Prammesberger.<br />
Die Uraufführung unter der Leitung von<br />
Engelbert Lanz fand mit der Liedertafel<br />
Frohsinn und der Militärmusik (vermutlich<br />
Militär-Kapelle der Jäger-Truppe) auf<br />
dem Bauplatz statt. Auch dieses Werk<br />
scheint wiederum an<br />
die Besetzung der Militärmusikapelle<br />
angepasst<br />
worden zu sein.<br />
Zweckgemeinschaft<br />
Bruckners Beziehung<br />
zum Blasorchester<br />
beruht auf der jahrelangen<br />
Zusammenarbeit<br />
mit Musikern der<br />
Militärmusik, sie muss<br />
dennoch als Zweckgemeinschaft angesehen<br />
werden.<br />
Es war eine Zeit, in der er sehr wohl als<br />
Domorganist und Komponist hoch angesehen<br />
war, jedoch erst am Beginn seines<br />
großen symphonischen Schaffens stand.<br />
Von 1861 bis 1863 studierte Anton Bruckner<br />
beim damaligen Kapellmeister des<br />
Linzer Theaters Otto Kitzler (1834–1915)<br />
Formenlehre, Instrumentation und Komposition.<br />
Dies mag vielleicht auch der Grund<br />
sein, wieso er sich in seiner „Messe in e-<br />
moll“ der Bläserbesetzung eines Symphonieorchesters<br />
bediente und nicht, wie in<br />
seiner 1862 komponierten Kantate, das<br />
Blasorchester verwendete. Weder vorher<br />
noch nachher ist in diesem knappen Jahrzehnt<br />
das Blasorchester im Schaffen des<br />
Komponisten so präsent. Nach 1870 gibt<br />
es keinerlei Kompositionen mehr für derlei<br />
Besetzungen.<br />
Anton Bruckner<br />
Bläsersatz und Chor<br />
Foto: Wikipedia<br />
Im Gegensatz zur geringen Anzahl an Werken<br />
Anton Bruckners für Blasorchester<br />
sind die Kompositionen, in denen er sich<br />
Bläserensembles bediente, schon um einiges<br />
zahlreicher. Die meisten dieser Kompositionen<br />
wurden entweder für Chor und<br />
Posaunen (eines für Chor und Hornquartett)<br />
oder Chor und Blechbläserensemble<br />
komponiert. All diese Werke (mit drei Ausnahmen)<br />
fallen in ihrer Entstehung entweder<br />
vor die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts<br />
oder direkt in diese Zeitspanne,<br />
in der er sich mehr oder minder intensiv<br />
mit Blasorchestern beschäftigte.<br />
Blasmusik als farbenreicher<br />
„Orgelersatz“?<br />
Ob nun im Fall seiner „Messe in e-Moll“<br />
der Bläsersatz als Ersatz für die Orgel angesehen<br />
werden muss, kann nicht eindeutig<br />
KulturFenster<br />
5 01/<strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>