Kulturfenster Nr. 04|2023 - August 2023
Kulturfenster Nr. 04|2023 - August 2023
Kulturfenster Nr. 04|2023 - August 2023
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BLASMUSIK<br />
CHORWESEN<br />
HEIMATPFLEGE<br />
in Südtirol<br />
<strong>Nr</strong>.4<br />
AUG.<br />
<strong>2023</strong><br />
75 Jahre VSM – das Jubiläumsfest<br />
Jugendchor Österreich zu Gast in Südtirol<br />
Almen prägen alpine Kulturlandschaft<br />
Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 74. 75. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift
vorausgeschickt<br />
Themen, die uns faszinieren<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
das große Jubiläumsfest zum 75-jährigen<br />
Gründungsjubiläum des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM) in Bozen ist<br />
zwar Geschichte, aber die Erinnerung daran<br />
lebt in uns weiter und wird wohl noch<br />
lange für allen Beteiligten vor und hinter<br />
der Bühne ein unvergessliches Erlebnis<br />
bleiben. Im Hauptthema der Blasmusikseiten<br />
lassen wir dieses Maiwochenende<br />
nochmals in Wort und Bild Revue passieren.<br />
Das Fest hat einmal mehr die vielen<br />
Facetten der Blasmusik eindrucksvoll<br />
präsentiert und damit den Erfolg der Verbandsarbeit<br />
bewiesen: Ad multos annos!<br />
Unsere Blasmusikfamilie stellt in dieser<br />
Ausgabe auch zwei große Persönlichkeiten<br />
ins Rampenlicht, die – auf ihre Weise und<br />
in ihrem Wirkungsbereich – die Blasmusik<br />
in Südtirol mitgestaltet haben. Zum einen<br />
erinnern wir an und verneigen uns vor Alt-<br />
Kulturlandesrat Bruno Hosp, seines Zeichens<br />
Ehrenmitglied des VSM, der am 12.<br />
Juli verstorben ist (Seite 23). Zum anderen<br />
gratulieren wir unserem Ehrenkapellmeister<br />
Gottfried Veit zu seinem 80. Geburtstag,<br />
den er am 13. <strong>August</strong> gefeiert<br />
hat (Seite 22).<br />
Wie faszinierend auch die Chormusik sein<br />
kann, zeigt der Rückblick auf das Konzert<br />
des Jugendchors Österreich in der Stiftsbasilika<br />
von Neustift. In diesem Chor singen<br />
jeweils vier Top-Sänger und Sängerinnen<br />
aus jedem Bundesland mit – so auch aus<br />
Südtirol. Der Südtiroler Chorverband (SCV)<br />
wurde schon lange als „10. Bundesland“<br />
und als gleichwertiger Partner mit den anderen<br />
Bundesländern gesehen. Seit dem<br />
Frühjahr 2022 ist er ordentliches Mitglied<br />
im Chorverband Österreich, wodurch diese<br />
jahrzehntelange Freundschaft und Zusammenarbeit<br />
institutionalisiert wurde.<br />
Der Heimatpflegeverband zeigt, wie faszinierend<br />
die Almen sind. Er blickt auf den<br />
heurigen „Tag der Landschaft“ der Stiftung<br />
Landschaft zurück und beleuchtet in seinem<br />
Hauptthema die Bedeutung der Almen<br />
und Almhütten, die auf vielfältige Weise die<br />
alpine Kulturlandschaft prägen und eine<br />
ungeahnte Bedeutung für Mensch und Natur<br />
haben. Der vor kurzem von der Landesregierung<br />
beschlossene „Landesplan<br />
für nachhaltige Mobilität“, die geplanten<br />
Speicherbecken für die Bewässerung in<br />
Kaltern und die Abschlussdiskussion zum<br />
Klimaplan Südtirol werden ebenso thematisiert.<br />
Mit berechtigtem Stolz zeigt der Heimatpflegeverband<br />
auf der Seite 54 auch<br />
seine zwei grünen Flaggen, mit denen er<br />
vor kurzem von der italienischen Umweltschutzorganisation<br />
„Legambiente“ ausgezeichnet<br />
wurde.<br />
Zudem gibt es die gewohnten Rubriken,<br />
in denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />
dokumentieren, bereichsspezifische<br />
Themen aufarbeiten und auch die<br />
Jugend – die Zukunft unserer Vereine – in<br />
den Fokus stellen.<br />
Ich wünsche Ihnen wiederum eine unterhaltsame,<br />
aber auch informative Lektüre<br />
und einen aufschlussreichen Blick durch<br />
unser buntes „KulturFenster“.<br />
Stephan Niederegger<br />
Manchmal braucht es der Worte nur<br />
drei: Vielen lieben Dank! Nicht die<br />
Glücklichen sind dankbar. Es sind<br />
die Dankbaren, die glücklich sind. Ich<br />
bin sehr dankbar und glücklich, dass<br />
ich bei unserem Jubiläumsfest dabei<br />
sein durfte.“<br />
Pepi Ploner<br />
Es ist gut, dass das Volkslied gut einstudiert<br />
bei Konzerten vorgetragen wird,<br />
doch sollte das Volksliedgut auch bei<br />
Geselligkeit wieder den Stellenwert einnehmen,<br />
der ihm gebührt.“<br />
Ernst Thoma<br />
Wenn Mensch, Tier und Pflanzen auf<br />
der Alm freundlich zusammenleben<br />
und aufeinander Acht geben, wird<br />
dieser einzigartige Lebensraum<br />
erhalten bleiben.“<br />
Sigrid Pernthaler<br />
KulturFenster<br />
2 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Inhalt<br />
In dieser Ausgabe<br />
Blasmusik<br />
Heimatpflege<br />
75 Jahre VSM – Das große Jubiläumsfest ............................ 4<br />
Die Frauen in Musikkapellen Südtirols –<br />
weitere Erkenntnisse ........................................................... 9<br />
Gelungene Auftritte der Bezirksseniorenkapelle „Goldies“ ... 12<br />
17. Bezirksjungbläsertage in Bruneck ............................... 13<br />
Afinger Jungdudler ............................................................ 14<br />
65. ÖBV-Kongress in Wien ................................................ 16<br />
Frühjahrskonzerte der MK Villnöß ...................................... 17<br />
Taktwechsel bei der MK Badia/Abtei .................................. 19<br />
100 Jahre MK Kortsch ...................................................... 20<br />
125 Jahre MK St.Michael/Eppan – Jubiläumskonzert ......... 21<br />
Gottfried Veit zum 80er ..................................................... 22<br />
In memoriam Bruno Hosp ................................................. 23<br />
kurz notiert – Neues von den Musikkapellen ...................... 24<br />
Chorwesen<br />
Jugendchor Österreich konzertiert in Neustift .................... 27<br />
Alpenländische Sing- und Wanderwoche in Pfelders .......... 29<br />
Almen – mehr als nur Sommerfrische .................................43<br />
Tag der Landschaft auf der Obermoaralm .......................... 45<br />
Denkmalschutz für Almen ................................................. 47<br />
Biodiversität auf Almen in Gefahr? ..................................... 48<br />
Mobilitätsplan: Die Richtung stimmt, aber … .................... 50<br />
Speicherbecken: Präzedenzfall im Überetsch .................... 52<br />
Legambiente zeichnet Verband aus ................................... 54<br />
Reihe „Klimaschutz konkret“: das Resümee ...................... 55<br />
Flurnamen: Feld-, Sä- und Wiesenmaße ............................ 56<br />
Dinge des Alltags aus<br />
Geschichte und Gegenwart: die Korbflasche ..................... 58<br />
Egno, der letzte Graf von Eppan ........................................ 59<br />
Architekturwanderung durch Auer ..................................... 61<br />
Zahlreiche Projekte in Lana umgesetzt .............................. 63<br />
Die Burggräfler Tracht mit dem Edelweißleibl ..................... 64<br />
Buchtipp: „Bäuerliche Kapellen in Südtirol“ ...................... 65<br />
Almtanz auf der Marinzenalm ............................................ 66<br />
Feier für zwei Pensionisten ................................................ 67<br />
Gospelworkshop im September in Bruneck ....................... 33<br />
Gesang und viel Spaß bei der Kindersingwoche ................. 34<br />
Musicalworkshop – West Side Story am Ritten ................... 35<br />
Sommerkonzerte des Landesjugendchors Südtirol ............. 36<br />
Uraufführung: „Totentanz“ von Armin Thomaser ............... 37<br />
„Chorylus Haslach“ – seit fast sechs Jahrzehnten .............. 38<br />
kurz notiert – Neues von den Chören ................................. 39<br />
Impressum<br />
Mitteilungsblatt<br />
- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />
Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />
- des Südtiroler Chorverbandes<br />
Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />
- des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />
Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it<br />
Anschrift:<br />
Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />
Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />
Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />
IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />
SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />
Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, <strong>August</strong>, Oktober und<br />
Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />
Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />
zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />
genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />
Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />
sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />
der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />
Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />
Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />
– gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung<br />
KulturFenster<br />
3 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Am 20./21. Mai <strong>2023</strong> hat der Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen mit einem<br />
großen Jubiläumsfest in Bozen seinen<br />
75. Geburtstag gefeiert.<br />
KulturFenster<br />
4 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
jubiliert<br />
„Faszination Blasmusik“<br />
75 Jahre VSM – das Jubiläumsfest<br />
Mit Mut und Weitblick haben die Gründerväter<br />
am 28. <strong>August</strong> 1948 – nach den Wirren<br />
der beiden Weltkriege – den Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM) gegründet<br />
und damit den Grundstein für die mittlerweile<br />
75-jährige Erfolgsgeschichte der<br />
Blasmusik in Südtirol gelegt. Am Wochenende<br />
vom 20. und 21. Mai ging in Bozen<br />
das große Fest zum 75-jährigen Gründungsjubiläum<br />
des Verbandes über die Bühne.<br />
Der Verband<br />
Der Verband präsentiert sich heute als<br />
selbstbewusste und initiative Vertretung<br />
der 209 aktiven Musikkapellen mit ihren<br />
über 10.000 Mitgliedern. Die Einteilung in<br />
sechs Bezirke, deren Wirkungsbereich im<br />
Wesentlichen jenem der politischen Bezirke<br />
entspricht, garantiert eine flächendeckende<br />
und bedarfsorientierte Betreuung<br />
der Mitgliedskapellen. Auf die erfolgreiche<br />
Verbandsgeschichte zurückblickend präsentierte<br />
sich der VSM mit berechtigtem<br />
Stolz zur Jubiläumsfeier in Bozen unter<br />
dem Titel „Faszination Blasmusik“.<br />
Festgottesdienst<br />
Den Auftakt zum Jubiläumswochenende<br />
machte der von Bischof Ivo Muser und Dekan<br />
Bernhard Holzer zelebrierte Festgottesdienst<br />
im Bozner Dom. Zuvor wurden<br />
die Ehrengäste von der Musikkapelle Völs<br />
am Schlern unter der Leitung von Michael<br />
Vikoler musikalisch empfangen, u.a. mit<br />
der eigens zum Anlass von Tobias Psaier<br />
komponierten „Jubiläumsfanfare“.<br />
Beim Festgottesdienst kam die Neufassung<br />
der „Brixner Jubiläumsmesse“ von<br />
Oswald Jaeggi (1913–1963) zur Aufführung<br />
durch die Musikkapelle Terlan mit<br />
dem Domchor, dem Franziskanerchor<br />
und dem Stiftspfarrchor Gries unter der<br />
Gesamtleitung von Verbandskapellmeister<br />
Meinhard Windisch.<br />
Empfang der Ehrengäste am Silvius-Magnago-Platz in Bozen durch die Musikkapelle<br />
Völs am Schlern<br />
Festkonzert des Südtiroler Jugendblasorchesters<br />
(SJBO) unter der Leitung von<br />
Karl Geroldinger. Das Programm spannte<br />
einen Bogen von traditioneller Blasmusik<br />
mit Originalwerken Südtiroler Komponisten<br />
(Sepp Thaler, Gottfried Veit, Sigisbert<br />
Mutschlechner und Armin Kofler)<br />
bis hin zu zeitgenössischer Experimentalmusik<br />
mit der Uraufführung des Auftragswerkes<br />
„Shifting“ von Eduard Demetz,<br />
bei dem sich die Bläserklänge im<br />
verdunkelten Konzertsaal mit den digital<br />
zugespielten Klängen verschmelzen<br />
und dadurch den Zuhörer optisch und<br />
Festkonzert<br />
Der zweite Höhepunkt folgte am Samstagabend<br />
im Konzerthaus Bozen mit dem<br />
Aufmarsch zum Bozner Dom<br />
KulturFenster<br />
5 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
jubiliert<br />
Festmesse mit Bischof Ivo Muser und<br />
Dekan Bernhard Holzer<br />
Festkonzert des Südtiroler Jugendblasorchesters (SJBO) unter der Leitung von Karl<br />
Geroldinger im Konzerthaus Bozen<br />
akustisch ein neues Klangerlebnis bieten.<br />
Musik von Richard Strauss (Allerseelen),<br />
Thomas Doss (Blackout) und<br />
Irving Gordon (Unforgettable) ergänzten<br />
den Konzertabend, der mit einem mitreißenden<br />
Arrangement des Geburtstagsliedes<br />
„Happy Birthday“ im Bigband-Stil<br />
beendet wurde.<br />
Sternmarsch, Festakt<br />
und Gemeinschaftsspiel<br />
Am Sonntagmorgen marschierten 97 Musikkapellen<br />
aus fünf verschiedenen Richtungen<br />
auf dem Bozner Waltherplatz<br />
ein. Rund 4.500 Musikant*innen verwandelten<br />
im anschließenden Gemeinschaftsspiel<br />
das Herz der Südtiroler Landeshauptstadt<br />
in eine faszinierende und<br />
beeindruckende Klangwolke. Zahlreiche<br />
Ehrengäste wohnten diesem einzigartigen<br />
Spektakel bei, allen voran Landeshauptmann<br />
Arno Kompatscher, Kulturlandesrat<br />
Philipp Achammer, Bozens Vizebürgermeister<br />
Luis Walcher, ÖBV-Präsident<br />
Erich Riegler sowie Regierungskommissar<br />
Vito Cusumano: „Wir sind stolz auf die<br />
Qualität, die unsere Musikkapellen bieten.“<br />
Kurzkonzerte<br />
und Marschiershow<br />
Gemeinschaftsspiel am Waltherplatz – eine Klangwolke aus rund 4.500 Musikant*innen<br />
Die Musikkapelle Naturns (Kpm. Dietmar<br />
Rainer) und die Musikkapelle Peter Mayr<br />
Pfeffersberg (Kpm. Bernhard Reifer) eröffneten<br />
das Nachmittagsprogramm mit ihren<br />
unterhaltsamen Kurzkonzerten, bevor<br />
acht Musikkapellen zur Marschiershow am<br />
Waltherplatz aufmarschierten:<br />
» MK Rodeneck<br />
Stabführer Christian Amort<br />
» MK Taufers im Münstertal<br />
Stabführer Karl Anton Pregoraro<br />
KulturFenster<br />
6 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
Kurzkonzert der Musikkapelle Peter Mayr Pfeffersberg<br />
Pepi Ploner (rechts) bedankt sich bei Pepi<br />
Fauster.<br />
Kurzkonzert der Musikkapelle Naturns<br />
» MK Lengmoos<br />
Stabführer Christian Mayr<br />
» Banda Comunale di Moena<br />
Stabführer Bruno Zanon<br />
» MK St. Martin in Thurn<br />
Stabführer Giuseppe Pezzei<br />
» MK Wiesen<br />
Stabführer Arthur Jocher<br />
» BK Gries<br />
Stabführer Matthias Targa<br />
» BK Lana mit Fahnenschwingern<br />
Stabführer Thomas Pircher<br />
Brasspower aus Südtirol<br />
Wie heißt es so schön: „Nach getaner Arbeit<br />
das Vergnügen.“ Dazu verwandelte<br />
das einheimische Bläserensemble „Rifflblech“<br />
den Waltherplatz in einen „musikalischen<br />
Hexenkessel“. Ganz im Sinne<br />
des zitierten geflügelten Wortes feierten<br />
die Musikant*innen zu den mitreißenden<br />
Rhythmen und Melodien und ließen das<br />
Festwochenende gemeinsam ausklingen.<br />
Was steht noch an?<br />
Nach dem Festwochenende in Bozen stehen<br />
noch zwei weitere Höhepunkte im heurigen<br />
Jubiläumsjahr an:<br />
» 25.–28. <strong>August</strong>: Die Musikkapellen<br />
setzen musikalische Akzente<br />
in ihrem Heimatdorf zum VSM-<br />
Geburtstag.<br />
» 15. Oktober: Großer Festumzug<br />
beim Traubenfest in Meran<br />
Stephan Niederegger<br />
Ein Fest unter Freunden<br />
Das Jubiläumsfest – 75 Jahre VSM in<br />
Bozen ist zwar Geschichte, aber die<br />
Erinnerung daran lebt in uns weiter<br />
und wird wohl noch lange in Erinnerung<br />
bleiben. Weit mehr als 4.000<br />
Musikant*innen nahmen aktiv an den<br />
Feierlichkeiten teil und machten Bozen<br />
zu einer großen Klangwolke der<br />
Blasmusik. Es war ein wundervoller<br />
Moment, ein Fest unter Freunden,<br />
bei dem das Blasmusikwesen unseres<br />
Landes, vereint im Zeichen von<br />
Freundschaft und Harmonie, im Vordergrund<br />
standen.<br />
Liebe Freunde, dass unser Jubiläum<br />
als Glanzlicht in die Geschichte eingehen<br />
wird, ist nur dank der Unterstützung<br />
vieler Personen der einzelnen<br />
Arbeitsgruppen möglich geworden,<br />
der Sponsoren, dem Land Südtirol,<br />
der Stadtgemeinde Bozen und allen,<br />
die aktiv am Geschehen in irgendeiner<br />
Weise mitgewirkt haben.<br />
Bei allen Ehrengästen bedanken wir<br />
uns ebenfalls aufrichtig. Mein größter<br />
Dank geht an alle Musikant*innen,<br />
die aktiv und beispielhaft an der Jubiläumsfeier<br />
mitgewirkt haben.<br />
Manchmal braucht es 1000 Worte.<br />
Manchmal besucht man 1000 Orte.<br />
Manchmal redet man um den heißen<br />
Brei. Und manchmal braucht es der<br />
Worte nur drei: „Vielen lieben Dank!“<br />
Nicht die Glücklichen sind dankbar.<br />
Es sind die Dankbaren, die glücklich<br />
sind. Ich bin sehr dankbar und<br />
glücklich, dass ich dabei sein durfte.<br />
Pepi Ploner<br />
VSM-Verbandsobmann<br />
„Festhymnus" von Gottfried Veit<br />
KulturFenster<br />
7 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
jubiliert<br />
MUSIK IN<br />
BEWEGUNG<br />
SHOW<br />
BK Lana<br />
BK Gries<br />
MK Lengmoos<br />
MK Wiesen<br />
MK Taufers im Münstertal<br />
MK St.Martin in Thurn<br />
MK Rodeneck<br />
Fotosammlung auf www.vsm.bz.it<br />
Banda Comunale di Moena<br />
KulturFenster<br />
8 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
VSM intern<br />
„Das schaut schön aus<br />
mit den Mädchen vorne“<br />
Weitere Erkenntnisse zur Geschichte der Frauen in<br />
den Musikkapellen Südtirols<br />
Mit der Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum<br />
des VSM schlug man mit dem Kapitel<br />
„Die Rolle der Frauen in den Musikkapellen<br />
Südtirols“ ein neues und unbekanntes Forschungsfeld<br />
der hiesigen Musikgeschichte<br />
auf. Dieser historische Überblick soll erste<br />
wichtige Entwicklungen darstellen und die<br />
Forschung dazu anregen. Letzteres wurde<br />
erreicht, da nach dem Erscheinen des Aufsatzes<br />
weitere spannende Informationen<br />
an die Oberfläche traten, die aufzeigten,<br />
wie vielfältig die Vergangenheit der Musikantinnen<br />
in den Vereinen war. Dazu gehören<br />
auch die zwei Beispiele, auf die im Folgendem<br />
eingegangen wird.<br />
Die Musikkapelle<br />
Wolkenstein, Gröden<br />
leistet Pionierarbeit<br />
Musikkapellen, die im Laufe der 70er-<br />
Jahre Musikantinnen aufgenommen haben,<br />
waren die Pioniere und Vorreiter<br />
ihrer Zeit. Dazu gehörte auch die Musikkapelle<br />
Wolkenstein, die eine der ersten,<br />
wenn nicht sogar die erste Kapelle (nach<br />
derzeitigem Forschungsstand) war, die<br />
Mädchen in ihren Reihen begrüßte. 1970<br />
wurden fünf aufgenommen: Christine Delago,<br />
Brigitte Kerschbaumer, Lotti Glück,<br />
Lidia Perathoner und Claudia Soppelsa. In<br />
einem Interview erzählten Frau Perathoner<br />
und Soppelsa über ihren Eintritt und<br />
die Zeit im Verein.<br />
Die Idee und die Umsetzung, Mädchen<br />
aufzunehmen, hatten vor allem der damalige<br />
Kapellmeister Andrea Mussner und<br />
der Obmann Anton Demetz. Sie sahen bei<br />
einem Vereinsausflug in Hamburg 1970<br />
einen Umzug, bei dem mehrere Frauen<br />
mit einem Glockenspiel in der ersten Reihe<br />
marschierten. Die beiden Musikanten waren<br />
davon begeistert und hatten sich – laut<br />
Perathoner – gedacht: „Das schaut schön<br />
aus mit den Mädchen vorne, das macht<br />
Schwung.“ In diesem Zusammenhang ist<br />
Lidia Perathoner in der Montur<br />
auch hervorzuheben, dass beide Männer<br />
zur damaligen Zeit fortschrittliche und moderne<br />
Ansichten teilten.<br />
Perathoner war damals 15 Jahre alt und<br />
hatte es zunächst beim Chor versuchen<br />
wollen: „Man hat etwas gesucht zum Ausgehen<br />
und zum sich Kennenlernen.“ Diesen<br />
Beweggrund hatte auch Soppelsa: „Das<br />
Ausgehen haben wir sonst ja nicht gehabt<br />
und genau deswegen war es schon schön.“<br />
Andrea Mussner: 53 Jahre aktives Mitglied<br />
der MK Wolkenstein, davon 39 Jahre Kapellmeister.<br />
Lidia Perathoner verh. Mussner mit Ehemann<br />
Andrea Mussner, dem damaligen Kapellmeister<br />
Damals war es für Mädchen nicht üblich,<br />
abends von zu Hause wegzugehen. Während<br />
die Feuerwehr und die Musikkapelle<br />
Männerdomänen waren, fanden vor allem<br />
die Frauen im Chor eine Gelegenheit, einer<br />
Vereinstätigkeit nachzugehen. Doch nach<br />
der ersten Probe war Perathoner bewusst,<br />
dass es ihr im Chor nicht gefallen würde.<br />
Sie versuchte es bei der Kapelle, wo bereits<br />
ihr älterer Bruder mitspielte.<br />
Anton Demetz: 60 Jahre aktives Mitglied<br />
(15 J. MK Waidbruck; Rest MK Wolkenstein)<br />
und Ehrenobmann der MK Wolkenstein<br />
KulturFenster<br />
9 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
VSM intern<br />
Erster großer Auftritt der Musikantinnen beim Traubenfest in Meran, Herbst 1971<br />
Musikunterricht<br />
in Theorie und Praxis<br />
Bevor die fünf Musikantinnen zu den offiziellen<br />
Proben kommen durften, mussten<br />
sie sich darauf vorbereiten, denn sie<br />
wussten wenig bis gar nichts über die Noten-<br />
und Instrumentallehre. Kapellmeister<br />
Andrea Mussner übernahm dreimal wöchentlich<br />
den Unterricht und innerhalb<br />
weniger Monate erlernten sie neben der<br />
Theorie und Praxis drei Märsche für ihren<br />
ersten großen Auftritt, zu dem unter anderem<br />
das Meraner Traubenfest (Herbst<br />
1971) gehörte.<br />
Die Mädchen waren ehrgeizig, fleißig und<br />
übten, so oft sie konnten. Dazu Perathoner:<br />
„Das war schon eine einmalige Sache.<br />
[…] Ich habe immer gespielt, auf<br />
dem Balkon, jeden Tag.“ Obwohl Perathoner<br />
und Soppelsa Anfängerinnen<br />
waren, scheuten sie sich nicht, den Gästen<br />
ein Ständchen, z. B. zu Neujahr oder<br />
im Sommer, aufzuspielen. „Wir waren da<br />
ganz locker.“<br />
Erste Proben mit Skepsis<br />
Die Wahl der Instrumente passierte spontan,<br />
d. h. die Kapelle wies ihnen zu, was<br />
gebraucht wurde. Perathoner bekam das<br />
Altsaxophon und beschrieb den Moment<br />
der Auswahl folgendermaßen: „Wir sind<br />
ins Probelokal gegangen und haben geschaut,<br />
welche Instrumente da sind und<br />
was es für uns geben könnte und dann<br />
waren unter anderem Querflöten da. Das<br />
Glockenspiel für die Lotti haben sie später<br />
gekauft, das wollte mein Mann (Kapellmeister<br />
Andreas) unbedingt, denn von da<br />
aus ging die Idee.“<br />
Als die Mädchen zu den Proben kamen,<br />
hatten sie eine Freude und Spaß. Jedoch<br />
gab es Mitmusikanten, die gestaunt und<br />
geschaut haben oder gar ausgestiegen<br />
sind. Sobald sich aber die Situation geklärt<br />
und auch Letztere verstanden hatten,<br />
dass es die neuen Kolleginnen brauchte,<br />
kamen einige wieder zurück in den Verein.<br />
Perathoner meinte dazu, dass diese<br />
Skepsis dem Geist der Zeit geschuldet war<br />
und dass auch vermutlich die eifersüchtigen<br />
Ehefrauen ein Grund dafür gewesen<br />
wären. Die Mädchen bewiesen, dass sie<br />
nicht zum Scherzen da waren, sondern<br />
dass sie das Musizieren ernst nahmen.<br />
Großer Auftritt<br />
in der ersten Reihe<br />
Neben dem Kirchtag in Wolkenstein war<br />
der erste große Auftritt, wie bereits erwähnt,<br />
das Traubenfest in Meran 1971.<br />
Dabei marschierten die fünf Mädchen,<br />
wie von Andrea Mussner und Anton Demetz<br />
in Hamburg gesehen, in der ersten<br />
Reihe, klar sichtbar für das Publikum. Soppelsa<br />
meinte dazu, dass sicherlich nicht<br />
alle immer zufrieden waren, dass sie vorne<br />
gingen, jedoch hat man sich diesbezüglich<br />
angepasst.<br />
In den damaligen Medien wurde nichts<br />
über die Mädchen in der ersten Reihe berichtet,<br />
jedoch bei der Berichterstattung<br />
zum Landesmusikfest in Meran 1972, wo<br />
auch die Musikkapelle Wolkenstein mit-<br />
Kirchtag in Wolkenstein, September 1971<br />
Kurios: Ehrenurkunde des VSM für „Herrn“<br />
Lidia Perathoner<br />
KulturFenster<br />
10 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
wirkte, schrieb man zum großen Beifall für<br />
die Musikantinnen Folgendes (Dolomiten,<br />
15.05.1972, S. 5): „Im Zug der Gastkapellen<br />
wechselten bunte Musiktrachten<br />
mit schmucken Uniformen ab, und in einigen<br />
Gruppen war das weibliche Element<br />
– außer mit Marketenderinnen – auch mit<br />
jungen Bläserinnen gut vertreten. […] Modernen<br />
Fortschritt bewies die Musikkapelle<br />
Wolkenstein, Gröden, in deren ersten Reihe<br />
sechs junge Bläserinnen schritten.“<br />
Tracht, Montur und eine<br />
spezielle Urkunde<br />
Auffallend bei den ersten Auftritten war ihre<br />
Tracht: Diese stammte vom Trachtenverein,<br />
wobei jedes Mädchen eine andere Schürze<br />
trug. Der Rock war kurz, d. h. er verlief bis<br />
zum Knie. Erst später wurde er verlängert.<br />
Daneben hatten sie bei bestimmten Anlässen<br />
zusätzlich die Montur an, deren Rock,<br />
der damaligen Mode entsprechend, ziemlich<br />
knapp war. Außerdem trugen sie dabei<br />
eine Krawatte und weiße Stiefel.<br />
Für Perathoner und Soppelsa war die Zeit<br />
in der Kapelle eine wunderbare Erfahrung.<br />
Erstere war 15 Jahre Mitglied und fand unter<br />
anderem im damaligen Kapellmeister Andrea<br />
Mussner ihren zukünftigen Ehemann.<br />
Sie blieb auch noch nach dem ersten Kind<br />
bei der Kapelle und stieg erst nach der Geburt<br />
des zweiten aus. Für ihre Leistungen<br />
in der Kapelle bekam sie am 6. Juni 1985<br />
das Ehrenabzeichen in Bronze verliehen.<br />
Auffallend ist dabei, dass sie als „Herr Lidia<br />
Perathoner“ bezeichnet wurde. Hierbei<br />
wird es sich um eine der ersten Urkunden<br />
handeln, die einer Musikantin überreicht<br />
wurden. Soppelsa war bis 1975 in der Kapelle<br />
und meinte dazu: „Das waren wirklich<br />
sehr schöne vier Jahre.“<br />
Luise Trenkwalder,<br />
die „Musigtante“<br />
Musikalische Spuren in<br />
Barbian, Rabland, Partschins<br />
und Algund<br />
1925 zog sie nach Barbian, da ihr Onkel<br />
dort Pfarrer wurde, und übernahm den<br />
Chor und Orgeldienst (bis 1939). In Barbian<br />
brachte sie Kindern das Singen bei,<br />
und neben dem Orgelunterricht erlernten<br />
ein paar Männer dank ihres Unterrichts<br />
das Geigespielen. Langsam entstand ein<br />
Orchester aus Geigen und Klarinetten, das<br />
den Chor bei Festtagen begleitete. Vermutlich<br />
war sie auch für eine Weile Kapellmeisterin<br />
der damaligen Musikkapelle, so liest<br />
man im Barbianer Dorfbuch.<br />
Während des zweiten Weltkriegs kam der<br />
Onkel nach Rabland und Partschins, wo<br />
Trenkwalder auch teilweise den Dienst der<br />
Organistin übernahm. Nach dem Krieg<br />
(1946) ging sie nach Algund, wo sie die<br />
meisten Spuren hinterließ. Auch nach<br />
der Pensionierung lebte sie für die Musik<br />
und bildete viele Jugendliche im Gesang<br />
oder auch im Instrumentalunterricht wei-<br />
Der Barbianer<br />
Kirchenchor<br />
beim Besuch in<br />
Algund 1940:<br />
Luise Trenkwalder<br />
1. von rechts,<br />
stehend<br />
ter. Sie bot unter anderem Flöten-, Geigen-,<br />
Gitarren-, Harmonium-, Klavier-,<br />
und Orgelunterricht an. In einer Zeit, wo<br />
es noch keine Musikschulen gab, bezog<br />
die Musikkapelle von Algund den Nachwuchs<br />
aus ihrer „Schule“. Außerdem entstand<br />
durch ihre Initiative ein Streichorchester<br />
im Dorf. Tatsache ist, dass durch<br />
ihre mühsame Alleinarbeit und die daraus<br />
resultierenden Erfolge ganze Musikschulen<br />
hätten stolz sein können. Dazu<br />
konkret in der Chronik der Algunder Musikkapelle:<br />
„So hat die ‚Musigtante‘ auch<br />
einen wesentlichen Anteil daran, dass es<br />
in Algund immer wieder talentierte Musikanten<br />
gab, die zur Musikkapelle kamen<br />
und dort ihren Beitrag zum Erfolg der ‚Algunder‘<br />
leisteten.“<br />
Luise Trenkwalder wurde über 100 Jahre<br />
alt und ist eines von vielen Beispielen von<br />
Frauen, die zwar nicht Mitglied, jedoch<br />
für die Entwicklung mancher Musikkapellen<br />
von Wichtigkeit und deren Geschichte<br />
durch ihre Bemühungen geprägt waren .<br />
Martina Rabensteiner<br />
Ein weiteres Beispiel für die Wichtigkeit der<br />
Frauen in den Kapellen ist Luise Trenkwalder.<br />
Bekannt als „Musigtante“, hat sie<br />
ihr Wissen nicht nur an die Chorwelt, sondern<br />
unter anderem auch an so manche<br />
Südtiroler Musikkapelle weitergegeben.<br />
Sie wurde am 14.11.1906 in Untermais<br />
geboren. Mit sechs Jahren kam sie zu ihrem<br />
Onkel Alois Pfitscher, der Kurat von<br />
St. Oswald bei Kastelruth war. Von ihm erlernte<br />
sie alles über die Musik. Über das<br />
Harmonium kam sie zum Orgelspiel und<br />
mit zehn Jahren hatte sie bereits ihren ersten<br />
Orgelauftritt in Kastelruth.<br />
Aufruf an die Musikkapellen:<br />
Die Geschichte zur Rolle der Frauen in Südtirol hat noch einige Lücken:<br />
Hat auch eure Kapelle diesbezüglich eine spannende Vergangenheit<br />
oder Gegenwart aufzuzeigen? Wie sahen die Anfänge eurer Musikantinnen<br />
aus? Habt oder hattet ihr starke Frauen in euren Reihen (als Obfrau,<br />
Kapellmeisterin, in verschiedenen Funktionen in oder außerhalb<br />
der Kapelle etc.), deren Geschichte erzählt werden soll?<br />
Dann schickt eine E-Mail an: martina.rabensteiner90@gmail.com<br />
KulturFenster<br />
11 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
VSM intern<br />
6. Bezirksjugendkapellentreffen<br />
in Pfalzen<br />
https://vsm.bz.it<br />
03.09.<strong>2023</strong><br />
Gelungene Auftritte der<br />
Bezirksseniorenkapelle<br />
„Goldies“<br />
70 Musikantinnen und Musikanten mit dabei<br />
Anlässlich ihres<br />
Konzertes beim Feuerwehrjubiläum<br />
in<br />
St. Pauls begeisterten<br />
die „Goldies“<br />
die Blasmusikliebhaber.<br />
Im fernen Jahr 2005 gründete Rudolf Troger<br />
als damaliger VSM-Bezirksobmann die<br />
Seniorenkapelle des Bezirkes Bozen mit<br />
dem Namen „Die Goldies“. Ihre Mitglieder<br />
sind ausschließlich Musikantinnen und<br />
Musikanten mit mindestens 40-jähriger<br />
aktiver Tätigkeit in einer Musikkapelle.<br />
Nach erzwungener mehrjähriger Pause<br />
ist es heuer wieder gelungen, zwei Konzerte<br />
mit den dazu nötigen Proben für<br />
die „Goldies“ zu organisieren.<br />
Da der langjährige Obmann Rudolf Troger<br />
seine Tätigkeit aus Gesundheitsgründen<br />
nicht mehr ausüben kann, hat Vizeobmann<br />
Erwin Hölzl nun dessen Amt mit<br />
großem Zuspruch übernommen.<br />
Nach einer längeren organisatorischen<br />
Vorlaufszeit fanden sich an die 70 Musikantinnen<br />
und Musikanten aus 21 Musikkapellen<br />
des Bezirks Bozen zur ersten<br />
Probe in St Pauls ein.<br />
Für die Leitung der Proben und Konzerte<br />
konnten wieder Karl Hanspeter und Konrad<br />
Kofler gewonnen werden. Das Konzertprogramm<br />
enthielt Unterhaltungsmusik<br />
als auch Sinfonische Werke einheimischer<br />
Komponisten: „König Laurin“ von<br />
Gottfried Veit, „Am himmelblauen Bodensee“<br />
von Sepp Thaler, die Märsche<br />
„Südtirol mein Heimatland“ von Konrad<br />
Kofler und „Marguerita“ von Ivo Radakovich.<br />
Der Konzertmarsch „Goldies<br />
spielen auf“ von Konrad Kofler sowie<br />
die „Rudl – Polka“, komponiert von Karl<br />
Hanspeter und gewidmet dem Gründer<br />
der Goldies, Rudolf Troger, durften natürlich<br />
auch nicht fehlen. Karl Hanspe-<br />
ter ließ sich dazu überreden, das Solostück<br />
„Die Teufelstrompete“ von M. W.<br />
Guni selbst vorzutragen.<br />
Nach fünf intensiven Proben fand schließlich<br />
das erste Konzert im vollbesetzten Vereinssaal<br />
in Oberbozen statt. Der Höhepunkt<br />
war aber sicherlich der Einzug und<br />
das anschließende Unterhaltungskonzert<br />
anlässlich des 125-jährigen Feuerwehr-<br />
Jubiläumsfestes in St. Pauls. Durch die<br />
humorvolle Präsentation des Moderators<br />
Dietmar Prantl und die gelungene Auswahl<br />
der Stücke konnte bei beiden Konzerten<br />
das Publikum begeistert werden.<br />
Der Erfolg dieses Projektes, das gemeinsame<br />
Musizieren und Feiern bestärken<br />
die „Goldies“ darin, ihre Leidenschaft zur<br />
Blasmusik weiterleben zu lassen.<br />
Karin Winkler<br />
KulturFenster<br />
12 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
Junge Blasmusik in der Rienzstadt<br />
17. Bezirksjungbläsertage in Bruneck<br />
Mitte Juli haben rund 60 junge Musikantinnen<br />
und Musikanten aus 17 Pusterer<br />
Musikkapellen in den Räumen der Mittelschule<br />
„Karl Meusburger“ in Bruneck fleißig<br />
geprobt. Bereits zum 17. Mal organisierte<br />
der Bezirk Bruneck des Verbandes<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM) diese Bezirksjungbläsertage.<br />
Die meisten der heurigen Teilnehmer kamen<br />
aus Olang, und zwar neun von der<br />
Musikkapelle Peter Sigmair und acht von<br />
der Pfarrmusik. Seit 2006 richtete sich<br />
dieser Kurs an Musikschüler der ersten<br />
beiden Schuljahre und ist als Ergänzung<br />
zu den auf Landesebene für ältere Musikanten<br />
angebotenen VSM-Jungbläserwochen<br />
geboren. Seither wird die Kurswoche<br />
– mit Ausnahme des Coronajahres 2020<br />
– alle Jahre angeboten, denn die damalige<br />
Idee von Bezirksobmann Johann Hilber<br />
und des mittlerweile verstorbenen Bezirkskapellmeister<br />
Eugen Passler hat sich<br />
zu einem erfolgreichen Sommerprojekt<br />
entwickelt, als wertvolles Angebot im Kalender<br />
der Pustertaler Musikkapellen etabliert<br />
und auch in anderen Bezirken Nachahmung<br />
gefunden. Der große Zuspruch<br />
Zum Abschluss der Bezirksjungbläsertage tingelten die verschiedenen Gruppen als „Straßenmusikanten“<br />
durch Bruneck.<br />
und Erfolg seien keineswegs das Verdienst<br />
des Bezirks, sondern der Eltern und Musikkapellen,<br />
die die Kinder begleiten und<br />
zu den Kursen schicken, unterstreicht Hilber<br />
und bedankt sich bei den Verantwortlichen<br />
auf Bezirks- und Landesebene, den<br />
Musiklehrern, der Mittelschule Meusburger<br />
und der Raiffeisenkasse Bruneck für<br />
die Unterstützung, „ohne die derartige Projekte<br />
nicht möglich wären“.<br />
fünf intensive Tage, vollgepackt mit Musik,<br />
und täglich rund fünf Stunden Proben in<br />
kleineren und größeren sowie gemischten<br />
Ensembles standen auf dem Stundenplan.<br />
Acht Lehrkräfte (Sarah Brunner, Simon<br />
Burger, Viktoria Dorfmann, Michaela Künig,<br />
Elisabeth Mutschlechner, Lena Peintner,<br />
Magdalena Schwärzer und Michael Taschler)<br />
betreuten die jungen Musikanten.<br />
Am letzten Kurstag tingelten die verschiedenen<br />
Gruppen als „Straßenmusikanten“<br />
durch die Rienzstadt. Am Graben, in der<br />
Stadtgasse und am Rathausplatz haben<br />
mitreißende Rhythmen, traditionelle Bläsermusik<br />
und moderne Melodien die Stadt<br />
und ihre Besucher „verzaubert“.<br />
Stephan Niederegger<br />
BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />
jeden Montag von 17 bis 18 Uhr<br />
„Dur und Schräg“ Traditionelle und neue<br />
Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />
jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />
„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />
jeden Samstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Faszination Blasmusik“<br />
mit Arnold Leimgruber<br />
(Wiederholung<br />
am Sonntag um 10 Uhr)<br />
jeden Freitag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Das Platzkonzert"<br />
mit Wolfgang Kostner<br />
jeden Dienstag<br />
von 18 bis 19 Uhr<br />
„Tiroler Weis"<br />
mit Peter Kostner<br />
KulturFenster<br />
13 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
jung musiziert<br />
Gastspiel: Die Afinger Jungdudler<br />
beim Jugendkapellentreffen<br />
in Algund <strong>2023</strong><br />
Und sie dudeln<br />
immer weiter!<br />
Keine Langeweile bei den Afinger Jungdudlern<br />
Afinger Jungdudler<br />
Anzahl Mitglieder: 24<br />
Durchschnittsalter: 11,8<br />
Jugendleiterin: Denise Walter<br />
Dirigent: Tobias Tammerle<br />
Wer die Afinger Jungdudler kennt, der<br />
weiß, dass bei ihren Auftritten immer einiges<br />
geboten wird. Nicht nur auf der<br />
Bühne, sondern auch bei Marschiershows<br />
zeigen die Jungmusikantinnen und Jungmusikanten<br />
vom Tschögglberg regelmäßig<br />
ihr Können. Eines wissen wir ganz<br />
genau: Bei diesem „Gedudle“ kommt nie<br />
Langeweile auf!<br />
Magdalena Höller ist Mitglied des Jugendausschusses<br />
der Musikkapelle Afing. Sie<br />
hat uns freundlicherweise einige Fragen<br />
beantwortet.<br />
KulturFenster: Wie lange gibt es die Afinger<br />
Jungdudler bereits?<br />
Magdalena Höller: Die Afinger Jungdudler<br />
wurden im Jahre 2006 von den damaligen<br />
Jugendleitern Andreas Spögler<br />
und Isabella Reichhalter gegründet. Ihr<br />
Ziel war es, junge Musikanten und Musikantinnen<br />
zu fördern und ihnen Freude<br />
an der Musik zu vermitteln. Heute gehören<br />
zu den Afinger Jungdudlern etwa 24<br />
motivierte Talente.<br />
KF: Wie ist euer besonderer Name entstanden?<br />
Höller: Die damaligen Jugendleiter Andreas<br />
Spögler und Isabella Reichhalter waren gemeinsam<br />
mit den Kindern auf der Suche<br />
nach einem kreativen Namen für die Jugendkapelle.<br />
Jedes Kind konnte Vorschläge<br />
bringen und gemeinsam wurde der Name<br />
„Afinger Jungdudler“ ausgewählt.<br />
KF: Afing ist ein recht kleiner Ort – Wie<br />
schafft ihr es, so viele Kinder für die Musik<br />
zu begeistern?<br />
Höller: In Afing wird das Vereinsleben allgemein<br />
großgeschrieben. So ist es auch<br />
der Musikkapelle und dem Jugendausschuss<br />
besonders wichtig die Jugendarbeit<br />
zu fördern. Der Jugendausschuss besteht<br />
aus acht motivierten Mitgliedern, die<br />
sich neben den musikalischen Aufgaben<br />
auch für den Zusammenhalt der Jungdudler<br />
einsetzen und sie auf dem Weg in<br />
die Musikkapelle begleiten.<br />
KF: Für eure unterhaltsamen Marschiershows<br />
seid ihr mittlerweile bekannt. Wie<br />
viel Zeit wendet ihr dafür auf und was ist<br />
das Feedback eurer Jungmusikantinnen<br />
und Jungmusikanten?<br />
Höller: Steht ein Auftritt mit Marschiershow<br />
an, werden die Proben aufgeteilt<br />
in einen musikalischen und einen marschierenden<br />
Teil. Den Kindern werden<br />
zum einen die Grundlagen des Marschierens<br />
beigebracht und im zweiten Schritt<br />
erfolgt das Einlernen der Marschiershow.<br />
Die Jungmusikantinnen und Jungmusikanten<br />
sind stets mit Freude dabei und<br />
es motiviert sie, dass unsere Marschiershows<br />
jedes Mal aufs Neue ein Highlight<br />
sind und das Publikum hart darauf wartet.<br />
KF: Welche Tätigkeiten dürfen in eurem<br />
Jahresprogramm nicht fehlen?<br />
Höller: Zu unseren jährlichen Tätigkeiten<br />
gehören das Mitgestalten des Faschingsumzugs<br />
mit anschließendem Konzert, der<br />
Tag der offenen Tür im Probelokal, das<br />
Mitwirken beim Afinger Kirchtag und Gemeinschaftskonzerte.<br />
Außerdem waren<br />
wir in den letzten Jahren immer Teil des<br />
Jugendkapellentreffens. Spaß kommt bei<br />
den Afinger Jungdudlern nicht zu kurz,<br />
weshalb jährlich ein großer Ausflug (wie<br />
dieses Jahr der Besuch im Klettergarten<br />
in Kaltern) und kleinere Aktivitäten (gemeinsames<br />
Übernachten, Kinoabend,<br />
Weihnachtsfeier usw.) stattfinden.<br />
KF: Welche ist für euch die größte Herausforderung<br />
in der Jugendarbeit?<br />
Höller: Es wird in Zukunft immer schwieriger<br />
werden, Kinder für die Jugendkapelle<br />
zu überzeugen, da es eine große Auswahl<br />
an Freizeitangeboten gibt. Infolgedessen<br />
ist die Anzahl der Jugendkapellenkinder<br />
im Vergleich zu den letzten Jahren leicht<br />
gesunken und auch das Durchschnittsalter<br />
ist mit 11,8 Jahren relativ jung. Trotzdem<br />
sind wir froh, dass viele Kinder den<br />
KulturFenster<br />
14<br />
04 <strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Spaß und die Motivation an der Musik<br />
nicht verlieren und das Dorfleben<br />
in Afing mitgestalten.<br />
KF: Wann seid ihr das nächste Mal<br />
zu hören?<br />
Höller: Die Afinger Jungdudler<br />
sind das nächste Mal beim Traubenfest<br />
in Meran, am 15. Oktober,<br />
zu hören.<br />
Hannes Schrötter<br />
Wir stellen<br />
uns vor:<br />
Jana<br />
Heimspiel: Sommerkonzert beim<br />
Gasthaus „Moar“ in Afing<br />
Alter: 12<br />
Instrument: Klarinette<br />
Das gefällt mir bei der Jugendkapelle am besten:<br />
Am liebsten mag ich das gemeinsame Musizieren mit meinen Freunden und die eingelernten<br />
Stücke bei Konzerten aufzuführen. Im Herbst beginnt eine weitere Herausforderung,<br />
da die Vorbereitungen für die Praxisprüfung zum Leistungsabzeichen in<br />
Bronze beginnen.<br />
Mein Lieblingsstück:<br />
„Counting Stars“ ist mein persönlicher Favorit, weil die bekannten Melodien gute Stimmung<br />
bei uns auf der Bühne als auch im Publikum machen und zum Singen und Tanzen<br />
einladen.<br />
Ein lustiges Ereignis bei der Jugendkapelle:<br />
Es gibt viele lustige Ereignisse bei den Afinger Jungdudlern, wie beispielsweise das gemeinsame<br />
Musizieren, die Spiele zwischendurch, Ausflüge wie der in den Klettergarten<br />
und der Verkauf von Granita und Zuckerwatte beim Afinger Kirchtag.<br />
Darauf freue ich am meisten, wenn ich zur Musikkapelle komme:<br />
Besonders freue ich mich mit den „großen Musikanten“ zu proben und bei größeren<br />
Auftritten mitzuspielen. Ich bin gespannt, wie der Unterschied von der Jugendkapelle<br />
zur Musikkapelle sein wird.<br />
Aaron<br />
Alter: 13<br />
Instrument: Horn<br />
Darum habe ich mich für mein Instrument entschieden:<br />
Als ich sieben Jahre alt war, besuchte ich den Tag der offenen Tür der Musikkapelle<br />
Afing. Klarinette und Horn haben mir besonders gut gefallen und somit habe ich mich<br />
für beide Instrumente in die Musikschule eingeschrieben und bin dann am Horn aufgenommen<br />
worden. Jetzt bin ich froh, dass ich dieses Instrument gelernt habe, weil<br />
mir der weiche, schöne Klang des Horns besonders gut gefällt.<br />
Mein Lieblingsstück:<br />
Ich spiele alle Stücke gern, aber wenn ich mich für eines entscheiden müsste, wäre<br />
es „Fluch der Karibik“. Die schönen Melodien kommen mit dem Horn besonders in<br />
den Vordergrund.<br />
Der schönste Moment bei der Jugendkapelle:<br />
Mein schönster Moment bei der Jugendkapelle war der erste große Ausflug. Wir haben<br />
ein Wochenende in Natz-Schabs verbracht und haben dort gemeinsam musiziert,<br />
gelacht und Pizzastangen gebacken. Ein weiteres persönliches Highlight war, als ich<br />
heuer im März die Prüfung zum Leistungsabzeichen in Bronze absolviert habe.<br />
Darauf freue ich mich am meisten, wenn ich zur Musikkapelle komme:<br />
Ich freue mich auf die vielen verschiedenen Konzerte vor großem Publikum und besonders<br />
auf mein erstes Frühjahrskonzert.<br />
KulturFenster<br />
15<br />
04 <strong>August</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
Einigkeit und Harmonie<br />
65. Kongress des Österreichischen Blasmusikverbandes (ÖBV)<br />
Im Juni trafen sich die Delegierten<br />
aus den Landes- und Partnerverbänden<br />
in Wien zum 65. ÖBV-Kongress.<br />
Vom Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) haben Verbandsobmann<br />
Pepi Ploner, Verbandskapellmeister<br />
Meinhard Windisch,<br />
Verbandsjugendleiter-Stellvertreter<br />
Hannes Schrötter, Verbandsstabführer<br />
Klaus Fischnaller und<br />
Verbandsehrenobmann Gottfried<br />
Furgler daran teilgenommen.<br />
Auch in diesem Jahr förderte<br />
der Kongress das gemeinsame<br />
Arbeiten an Zielen für die Zukunft<br />
der Blasmusik. Die Berichte<br />
der Bundesfunktionäre<br />
gaben eine Rückschau auf das<br />
abgelaufene Jahr und boten<br />
zugleich Einblick in zukünftige<br />
Planungen. In anschließenden Arbeitsgruppen<br />
der Landeskapellmeister*innen,<br />
Landesstabführer*innen, des Jugendbereichs<br />
und der Landesobleute konnten<br />
wichtige Themen, aber auch Ziele besprochen<br />
und festgelegt werden.<br />
Alle Arbeitsgruppen haben unterstrichen,<br />
dass wir uns nicht auf Erreichtem ausruhen<br />
dürfen, sondern aktiv und innovativ<br />
bleiben müssen, um das heimische Blasmusikwesen<br />
auch in Zukunft bunt und musikalisch<br />
hochwertig erhalten zu können. Im<br />
Rahmen des Kongresses wurden auch drei<br />
verdiente Funktionäre des ÖBV geehrt und<br />
wir gratulieren Michael Foltinowsky, Gerhard<br />
Forman und Andreas Schaffer von ganzem<br />
Herzen dazu. Ebenfalls wurden die beiden<br />
Vizepräsidenten, die von den Landes- und<br />
Partnerverbänden im Rotationsprinzip nominiert<br />
werden, neugeäwhlt: Für das kommende<br />
Jahr werden Elmar Juen (Tirol) und<br />
Matthäus Rieger (Salzburg) ÖBV-Präsident<br />
Erich Riegler zur Seite stehen.<br />
Der größte Dank gilt den Damen und Herren<br />
vom WBV – der Verband hat keine Geschäftsstelle<br />
mit Personal –, die mit ihrer herzlichen<br />
und motivierten Art den 65. ÖBV-Kongress<br />
zu dem gemacht haben, was er war: UN-<br />
VERGESSLICH!<br />
Rainer Schabereiter<br />
ÖBV-Bundesmedienreferent<br />
Beim ÖBV-Kongress in Wien tagten die<br />
Vertreter der Blasmusikverbände der<br />
Bundesländer sowie der Partnerverbände<br />
von Liechtenstein und Südtirol.<br />
Gedanken zum Kongress<br />
Pepi Ploner,<br />
Verbandsobmann des VSM:<br />
Der 65. ÖBV-Kongress in Wien war für<br />
mich ein wundervolles Erlebnis im Zeichen<br />
von Kameradschaft und Harmonie.<br />
Es ergibt sich dabei die beste Möglichkeit,<br />
neue Freunde kennenzulernen und<br />
Gedanken auszutauschen. Der Kongress<br />
gibt auch die Möglichkeit, in den verschiedenen<br />
Arbeitsgruppen der einzelnen Bundesländer,<br />
sowie der Partnerverbände aus<br />
Liechtenstein und Südtirol, wichtige Themen<br />
aufzugreifen und gemeinsam zu besprechen.<br />
Ein großes Ziel für die Zukunft<br />
ist die Festigung und Stärkung des Ehrenamtes.<br />
Es müssen vor allem neue Wege gefunden<br />
werden, um den Ehrenamtlichen,<br />
vor allem den Funktionären, Kraft, Mut<br />
und Zuversicht für die Zukunft zu geben.<br />
Es gibt also vieles zu tun, um die Bedeutung<br />
und den Wert der Blasmusik in unserem<br />
Lande auch für die Zukunft zu erhalten.<br />
Den Geehrten gratuliere ich recht<br />
herzlich und wünsche dem neuen<br />
Führungstrio mit Präsident Erich<br />
Riegler an der Spitze, sowie den<br />
beiden Vizepräsidenten Elmar<br />
Juen und Matthäus Rieger die<br />
richtige Hand bei den Entscheidungen,<br />
alles Gute und weiterhin<br />
gute Zusammenarbeit in der<br />
Zukunft.<br />
Klaus Fischnaller,<br />
Verbandsstabführer des VSM:<br />
Das jährliche ÖBV-Treffen nutze<br />
ich gerne, um Freundschaften zu<br />
pflegen, Ideen und Interessen zu<br />
teilen, sowie neue Freundschaften<br />
zu schließen. Ich lasse mich dabei<br />
auch gerne von neuen Ideen<br />
inspirieren und versuche zugleich<br />
auch meine Ansätze und Sichtweisen<br />
weiterzugeben. So zum<br />
Beispiel auch beim gemeinsamen Projekt<br />
„MiB aus der Sicht der Musikant*innen“<br />
– in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe<br />
Jugend. Es handelt sich dabei um eine App<br />
für Jung und Alt, wo in kurzen Sequenzen<br />
mit Ton, Bild und 3D-Animationen die verschiedenen<br />
Bewegungsabläufe beim Marschieren<br />
erklärt werden sollen. Eine erste<br />
Sequenz wurde den Kongressteilnehmern<br />
bereits vorgestellt.<br />
Hannes Schrötter,<br />
Verbandsjugendleiter-Stellvertreter des VSM:<br />
Der Kongress des ÖBV bietet eine gute<br />
Gelegenheit, sich mit Kollegen aus Österreich<br />
über aktuelle Fragen, Themen und<br />
Herausforderungen auszutauschen. Die<br />
Österreichische Blasmusikjugend ist sehr<br />
engagiert und bietet regelmäßig tolle Angebote<br />
an, von denen wir als Partnerverband<br />
natürlich auch profitieren.<br />
In guter Erinnerung wird mir auch das<br />
Blasmusikfest in Wien bleiben. Neben<br />
einem hochwertigen Konzertabend hatten<br />
wir am darauffolgenden Tag die Möglichkeit,<br />
mehrere Kurzkonzerte in der Innenstadt<br />
zu erleben. Ein besonderes Erlebnis<br />
war für mich die Aufführung verschiedener<br />
Traditionsmärsche, dirigiert von<br />
den Verbandskapellmeistern der jeweiligen<br />
Bundesländer.<br />
KulturFenster<br />
16 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
gehört & gesehen<br />
Klangschönheit in einem<br />
außergewöhnlichen Programm<br />
Frühjahrskonzerte der MK Villnöß am 9. und 16. April <strong>2023</strong><br />
Als „bestens besetztes Blasorchester“ präsentierte sich die Musikkapelle Villnöß einmal mehr bei ihren diesjährigen Frühjahrskonzerten.<br />
Wenn Hans Pircher als Dirigent etwas in<br />
die Hand nimmt, macht er keine halben<br />
Sachen. So konnte die blendend besetzte<br />
Musikkapelle Villnöß unter seiner Leitung<br />
beim österreichischen Bundeswertungsspiel<br />
im vergangenen Jahr die Höchstpunkteanzahl<br />
von allen Kapellen erreichen<br />
– ein großartiger Erfolg. Dies war<br />
den Villnössern übrigens schon 1999 unter<br />
ihrem Langzeitkapellmeister Toni Profanter<br />
gelungen. Die Kapelle aus dem Südtiroler<br />
Bergdorf hat also schon lang einen<br />
ausgezeichneten Ruf!<br />
Die Besucher konnten heuer<br />
in den Frühjahrskonzerten so<br />
manche musikalische Überraschung<br />
erleben.<br />
Hans Pircher<br />
Diesen konnte die Musikkapelle heuer<br />
ganz besonders bei ihren beiden Frühjahrskonzerten<br />
im Heimatdorf und im<br />
Forum Brixen einmal mehr unter Beweis<br />
stellen. Nun, die Bezeichnung „Kapelle“<br />
ist eigentlich untertrieben, die Villnösser<br />
zeigen sich als bestens besetztes<br />
Blasorchester. Sie musizieren in beeindruckenden<br />
Kompaktheit und Ausgewogenheit<br />
und weisen in allen Registern<br />
Musiker*innen auf professionellem Niveau<br />
auf. Ein außergewöhnlich schöner<br />
Gesamtklang mit wunderbarer Balance ist<br />
auch mit einem nicht überbesetzten Klarinettenregister<br />
erreichbar, eine über weite<br />
Strecken lupenreine Intonation, gepaart<br />
mit rhythmischer Perfektion machen die<br />
präsentierten Stücke zum Hör- und Klangerlebnis.<br />
Dies liegt an den bestens disponierten<br />
Musikant*innen und vor allem<br />
auch an einem souveränen Dirigenten,<br />
der eine äußerst gezielte und musikalisch<br />
tiefgehende Probenarbeit leisten muss.<br />
Sonst wäre so viel Ausdruck und Klangschönheit<br />
nicht erreichbar.<br />
Musikalische<br />
Überraschungen<br />
Die Besucher konnten heuer in den<br />
Frühjahrskonzerten so manche musikalische<br />
Überraschung erleben. Blasmusikalischer<br />
Mainstream mit bekannten<br />
KulturFenster<br />
17 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Redaktionsschluss für<br />
hinausgeblickt<br />
Großer Festumzug<br />
beim Traubenfest<br />
in Meran<br />
https://vsm.bz.it<br />
15.10.<strong>2023</strong><br />
Ohrwürmern ist nicht der Anspruch von<br />
Hans Pircher. Schon die fulminante Eröffnung<br />
mit Rossano Galantes Konzertwerk<br />
„Victory“ machte Lust auf mehr.<br />
Ein Kammermusikwerk – das „Quintett<br />
<strong>Nr</strong>.1“ von Victor Ewald – in der klassischen<br />
Holzbläserbesetzung (Flöte: Bettina,<br />
Delueg, Oboe: Alexa Volgger, Klarinette:<br />
Patrick Profanter, Fagott: Birgit<br />
Profanter, Horn: Manfred Messner) in<br />
Kombination mit Blasorchester ist mutig<br />
in der Programmwahl, aber mit derartig<br />
brillanten Solist*innen und einem<br />
bestens abgestimmten Tuttiklangkörper<br />
ein gelungener Schachzug!<br />
Die Villnösser muteten ihrem Publikum<br />
im 1. Teil insgesamt sehr viel zu, denn<br />
nicht nur für das Orchester, auch für das<br />
Publikum ergab sich keine Zeit zum Zurücklehnen.<br />
Mit „Le murmure du vent“<br />
von Maxime Aulio und einem Arrangement<br />
aus Puccinis „Tosca“ blieb das Programm<br />
im sehr sinfonischen Bereich.<br />
Diese beiden Werke bestachen in der Interpretation<br />
vor allem durch intensiven<br />
Ausdruck und faszinierende Klangwirkung.<br />
Insofern war die Programmorientierung<br />
mehr als gerechtfertigt und romantische<br />
Opernmusik aus der Zeit des<br />
Verismo verliert in einer derartig guten Interpretation<br />
auch im Blasmusikarrangement<br />
nicht an Qualität.<br />
Für jedes gut besetzte Blasorchester ist<br />
der „Danse bacchanale“ von Camille<br />
Saint-Saens eine Herausforderung, aber<br />
auch ein sehr empfehlenswertes Stück.<br />
Eine der Überraschungen im Konzertprogramm<br />
war der Auftritt der Harmonikasolistin<br />
Ingrid Marginter.<br />
Mit diesen orientalisch anmutenden<br />
Klängen wurde der zweite Teil beeindruckend<br />
eröffnet. Ihre Liebe zur Filmmusik<br />
zeigte die Kapelle dann in der bestens<br />
instrumentierten Zusammenstellung aus<br />
dem Soundtrack von John Williams „Jurrasic<br />
Park“: Betörende, große Blechbläserklänge<br />
mit berührenden introvertierten<br />
Holzstellen entführten in die Welt<br />
der Dinos.<br />
Mit Harmonikamusik und<br />
„im Eilschritt“ zum Finale<br />
Dass innerhalb dieses Orchesters aber<br />
nicht nur Bläser und Schlagzeuger mit<br />
ihrem Können aufwarten können, bewies<br />
Ingrid Marginter als versierte und sichere<br />
Harmonikasolistin bei Stücken von<br />
zwei absoluten Meistern und Zugpferden<br />
der „Diatonischen“: „Spitfire“ von Herbert<br />
Pixner und „Danke“ von Alexander<br />
Maurer. Letzterer ist auch der Komponist<br />
des mittlerweile in unterschiedlichen<br />
Besetzungen verbreiteten Marsches „Im<br />
Eilschritt nach St. Peter“. In der Blasorchesterversion<br />
klingt er besonders inspirierend,<br />
wie es der musikalische Schlusspunkt<br />
im Konzert unterstrich.<br />
Die Musikkapelle Villnöß präsentierte sich<br />
nicht nur musikalisch unter ihrem souveränen<br />
und professionell agierenden Dirigenten<br />
Hans Pircher auf einem mehr<br />
als beindruckenden Niveau, auch die<br />
Gesamtorganisation rund um den umsichtigen<br />
Obmann Christoph Petriffer,<br />
der in seinen Begrüßungsworten kompetent,<br />
kompakt und dem Rahmen entsprechend<br />
auf den Abend einstimmte,<br />
war perfekt. Das Frühjahrskonzert der<br />
Musikkapelle Villnöß: Ein Gesamtkunstwerk,<br />
das Bewunderung hervorruft!<br />
Peter Kostner<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />
senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Freitag, 15. September <strong>2023</strong><br />
KulturFenster<br />
18 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
„Taktwechsel“ bei der<br />
Musikkapelle Badia/Abtei<br />
Auf Fridl Pescoller folgt Matthias Thaler<br />
aber nicht beängstigen und ist gleich mit<br />
viel Einsatz und Motivation an die Arbeit gegangen.<br />
Für den zweiten Teil des Konzertes<br />
hat er ein neues Programm einstudiert und<br />
dazu unter anderem den Titel „Wings to fly –<br />
Flügel zum Fliegen“ von Thomas Doss ausgesucht.<br />
Alle wünschen ihm, dass das ein<br />
gutes Omen für seine zukünftige Tätigkeit ist.<br />
Die 72 Musikant*innen, welche an diesem<br />
Abend unter seiner Leitung standen, werden<br />
ihn auf jeden Fall dabei unterstützen.<br />
Ehrung verdienter<br />
Musikant*innen<br />
Ein historischer Moment: Fridl Pescoller (links) übergab nach 45 Jahren den Taktstock<br />
der MK Badia/Abtei an seinen Nachfolger Matthias Thaler. (Foto: Freddy Planinscheck)<br />
Die Müjiga de Badia lud am 20. Mai zu einem<br />
besonderen Konzert, bei dem nicht unbedingt<br />
der Takt, sondern vielmehr der Taktstock wechselte.<br />
Man kann wohl behaupten, dass an diesem<br />
Abend eine Ära zu Ende gegangen ist:<br />
Es ist jene von Fridl Pescoller, welcher mit<br />
unvergleichlichem Engagement, Idealismus,<br />
Können und großer Liebe zur Blasmusik und<br />
zum Verein die Geschicke der Musikkapelle<br />
Abtei 45 Jahre lang geleitet hat. Der Abend<br />
war gezeichnet von großen Emotionen und<br />
die vielen Tränen – im Publikum sowie auch<br />
auf der Bühne, waren ein Zeichen dafür, dass<br />
Fridl tiefe Spuren im Verein und in der Dorfgemeinschaft<br />
hinterlässt.<br />
Musikalische Emotionen<br />
zum Abschied<br />
Der erste Teil des Konzertes stand und seiner<br />
Leitung und er hat sich einige seiner Lieblingsstücke<br />
gewünscht: „Also sprach Zarathustra“<br />
und den anschließenden Marsch<br />
„Die Sonne geht auf“. Die bekannte Ouvertüre<br />
„Dichter und Bauer“ ist wohl jene, die<br />
er am öftesten dirigiert hat – es dürfte rund<br />
90mal gewesen sein. Im letzten Jahr wurde<br />
das Musiktheater „Ujöp da Oies“ aufgeführt,<br />
für dessen Verwirklichung er auch federführend<br />
war. Daher hat der Komponist Antonio<br />
Rossi eigens eine „Selection from Ujöp<br />
da Oies“ für Fridls Abschied zusammengestellt.<br />
Abgerundet wurde das Programm mit<br />
dem Marsch „Nasim Pohranicnikum“, welchen<br />
Friedl Pescoller selbst instrumentiert<br />
hat. Der verdiente und lang anhaltende Applaus<br />
und die Standing Ovations waren der<br />
krönende Abschluss eines besonderen Lebensabschnittes<br />
dieses talentierten Musikers.<br />
Er hat in all diesen Jahren immer wieder<br />
dafür gesorgt, dass etwas Neues auf die<br />
Bühne kommt, so zum Beispiel Konzerte mit<br />
Rockbands, in Zusammenarbeit mit verschiedenen<br />
Chören, mit weltbekannten Solisten<br />
wie Steven Mead und Patrick Sheridan, mit<br />
der Komboband der Königlichen Marinekapelle<br />
Holland, Weihnachtskonzerte verschiedenster<br />
Art und, wie bereits erwähnt,<br />
das Musiktheater über das Leben des hl.<br />
Josef Freinademetz.<br />
Sein großer Verdienst ist jedoch, dass er sein<br />
Talent, welches er immer wieder versucht<br />
hat zu pflegen und fortzubilden, ohne Eifersucht<br />
weitergegeben und es dem Verein sowie<br />
der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt<br />
hat. Und diesem Umstand ist es wohl auch<br />
zu verdanken, dass sein Nachfolger aus den<br />
eigenen Reihen der Musikkapelle Badia/Abtei<br />
stammt und weiterhin mit der Unterstützung<br />
von Friedl rechnen kann.<br />
Der „Neue“ am Dirigentenpult<br />
Es ist Matthias Thaler, seit 27 Jahren fleißiger<br />
Trompeter bei der Kapelle. Matthias<br />
hat ein schweres Erbe zu tragen, lässt sich<br />
Im Rahmen des Konzertes wurden auch Ehrungen<br />
an langjährige Mitglieder der Kapelle<br />
verliehen: das VSM-Verbandsehrenzeichen<br />
in Bronze für 15 Jahre an Elvis Burchia, Silvia<br />
Valentin und Sepl Piccolruaz, das silberne<br />
Ehrenzeichen für 25 Jahre an den derzeitigen<br />
Obmann Philipp Lerchegger, das Ehrenzeichen<br />
in Gold für 40 Jahre an Ewald Schenk<br />
und das große Ehrenzeichen in Gold für unglaubliche<br />
60 Jahre an die beiden Brüder<br />
von Fridl, Bruno und Erich Pescoller. Letzterer<br />
war 26 Jahre lang Obmann, Bruno war<br />
selbst Dirigent und hat für die Weiterbildung<br />
vieler Musikanten gesorgt. Beide waren maßgeblich<br />
an der musikalischen Entwicklung<br />
ihres „kleinen Bruders“ beteiligt.<br />
Bezirkskapellmeister Georg Kirchler und<br />
der Obmann der Uniun Musighes Val Badia<br />
Heinz Canins haben die Ehrungen vorgenommen<br />
und die Urkunden samt Abzeichen<br />
überreicht. Auch haben es sich<br />
Landeshauptmann Arno Kompatscher und<br />
dessen Stellvertreter Daniel Alfreider nicht<br />
nehmen lassen, beim Abschied der „Blasmusikikone“<br />
Fridl dabei zu sein.<br />
Die Musikkapelle Badia/Abtei wünscht dem<br />
neuen Fagottisten Fridl – er wird in Zukunft<br />
aber auch an der Klarinette und an der Tuba<br />
zu finden sein – viel Freude am Musizieren<br />
in den Reihen „seiner“ Müjiga de Badia.<br />
Dem neuen Dirigenten Matthias wünschen<br />
wir ebenso viel Erfolg und dass er, am Beispiel<br />
seines Vorgängers die Motivation und<br />
die Liebe zum Verein und der Blasmusik immer<br />
wieder neu entdeckt.<br />
Heinz Canins<br />
Obmann der „Uniun Musighes Val Badia“<br />
In der ladinischen<br />
Tagesschau „TRAIL“<br />
vom 22. Mai gab es<br />
einen Bericht zum<br />
besonderen Konzert<br />
der „Müjiga de Badia“.<br />
KulturFenster<br />
19 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
ConBrio-WEST Kapellmeisterwettbewerb<br />
in Völs am Schlern<br />
https://vsm.bz.it<br />
21.10.<strong>2023</strong><br />
Ein Hoch auf die<br />
„Kortscher Musi“!<br />
100 Jahre Musikkapelle Kortsch<br />
Insgesamt 938.661 Tage, so „alt“ waren die Musikant*innen der MK Kortsch beim Jubiläumsfest<br />
im 3. Juni <strong>2023</strong>.<br />
Am Sonntagmorgen begleitete die MK<br />
Kortsch unter der Stabführung von Erwin<br />
Rechenmacher die Ehrengäste zum Festgottesdienst<br />
mit anschließendem Festakt.<br />
100 Jahre Vereinsleben sind für eine Musikkapelle<br />
wahrlich ein besonderes Ereignis!<br />
Um diesen Ehrentag gebührend zu feiern,<br />
zog die „Kortscher Musi“ am Abend des 17.<br />
Jänner <strong>2023</strong> durch das Dorf und erinnerte<br />
mit einem Fackelzug und Marschmusik an<br />
ihre Anfänge: Im Spätsommer 1922 trafen<br />
sich einige Burschen mit dem Lehrer Anton<br />
Schwalt und dem Geistlichen Herrn Rudolf<br />
Prinoth und beschlossen, eine Musikkapelle<br />
zu gründen. Am 17. Jänner 1923 wählten<br />
36 Musikanten ihren ersten Vorstand und<br />
legten den Grundstein für die bis heute andauernde<br />
musikalische Vereinstätigkeit.<br />
Das Jubiläumsfest<br />
Heute, 100 Jahre später, ist die „Kortscher<br />
Musi“ eine ansehnliche Gruppierung von<br />
76 Musikant*innen, die sich mit Euphorie<br />
und Elan auf ihr Jubiläumsfest am 2. und<br />
3. Juni <strong>2023</strong> vorbereitet haben.<br />
Der Festabend am Freitag wurde mit Konzerten<br />
der MK Schluderns und des Musikvereins<br />
Wilhelmskirch (D) eröffnet.<br />
Anschließend sorgten die Böhmische<br />
„Grenzenlos“ und die Partyband „Karussell“<br />
für gute Stimmung zu später Stunde.<br />
Der zweite Festtag begann mit dem Empfang<br />
der Verbandsfahne und den Vertretern<br />
des VSM: Verbandsobmann Pepi<br />
Ploner und Verbandsstabführer Klaus<br />
Fischnaller, sowie Bezirksobmann Florian<br />
Müller. Nach der Festmesse auf dem<br />
Kirchplatz, zelebriert von Pater Josef Jolly,<br />
folgten Grußworte der Ehrengäste. Im Anschluss<br />
zog die Jubelkapelle gemeinsam<br />
mit den Fahnenabordnungen und Gästen<br />
zum Festgelände in die Obstgenossenschaft<br />
GEOS Schlanders. Die musikalischen<br />
Auftritte der MK Tschars, MK St.<br />
Lorenzen und MK Jenesien überzeugten<br />
und begeisterten alle Anwesenden und<br />
trugen zu einem stimmungsvollen Verlauf<br />
des Jubiläumsfestes bei. Auch „Sunnseit<br />
Brass“, Jason Nussbaumer und DJ McLove<br />
heizten an diesem Abend weiter ein und<br />
sorgten für eine ausgelassene Stimmung<br />
bei Jung und Alt. So war dieses Jubiläumsfest<br />
ein gelungener Höhepunkt und<br />
ein Erlebnis für alle Musikant*innen und<br />
Musikbegeisterten!<br />
Das Jubeljahr geht weiter<br />
Mit dem zweitägigen Jubiläumsfest endet<br />
das Jubeljahr aber keineswegs: So plant die<br />
Musikkapelle Kortsch bereits das 2. Dorfdinner<br />
am 19. <strong>August</strong> <strong>2023</strong>, bei welchem<br />
in gehobener Atmosphäre am Kirchplatz ein<br />
Galadinner serviert wird. Außerdem findet<br />
im Dezember ein Adventskonzert gemeinsam<br />
mit dem MGV Schlanders in der Pfarrkirche<br />
Kortsch statt. Natürlich darf auch<br />
das Geburtstagsgeschenk für die Jubelkapelle<br />
nicht fehlen: Der neue „Musitempl“<br />
(Probelokal) ist so gut wie bezugsfertig und<br />
wird im Herbst gebührend eröffnet und gesegnet.<br />
Auf dass die nächsten 100 Jahre<br />
für die Musikkapelle Kortsch ebenso erfolgreich<br />
verlaufen wie die letzten!<br />
Patrizia Pircher & Simone Lingg<br />
Das Video zum Jubiläumsfest<br />
der MK<br />
Kortsch 1923-<strong>2023</strong><br />
KulturFenster<br />
20 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
125 Jahre Bürgerkapelle<br />
St. Michael Eppan<br />
Jubiläumskonzert mit fünf Kapellmeistern und<br />
vielen musikalischen Höhepunkten<br />
die Kapelle seit 1989 geleitet und in ihrer<br />
aktiven Zeit zahlreiche musikalische Akzente<br />
gesetzt. Alle haben sofort zugesagt,<br />
bei diesem Projekt mitzuwirken.<br />
Seit dem Herbst 2013 leitet Patrick Gruber<br />
erfolgreich die Bürgerkapelle. Er hatte<br />
die Aufgabe, das Konzertprogramm mit<br />
den Musikantinnen und Musikanten vorab<br />
einzustudieren. In jeweils einer Probe haben<br />
die ehemaligen Kapellmeistern „ihre“<br />
Werke im Detail ausgearbeitet und schließlich<br />
am Konzertabend präsentiert.<br />
Die konzertanten<br />
Höhepunkte<br />
Die Bürgerkapelle lud zum Jubiläumskonzert in den Kultursaal von St. Michael Eppan.<br />
Die Bürgerkapelle St. Michael Eppan feiert<br />
im heurigen Jahr ihr 125-jähriges Gründungsjubiläum.<br />
Zu diesem Anlass wurden<br />
einige besondere Höhepunkte geplant. Beim<br />
Jubiläumskonzert am 9. Juni im Kultursaal<br />
von Eppan gab es dazu ein Wiedersehen<br />
mit allen ehemaligen Kapellmeistern der<br />
Bürgerkapelle der vergangenen 35 Jahre.<br />
Die Idee zu diesem außergewöhnlichen<br />
Konzert entstand bereits im vergangenen<br />
Herbst im Rahmen der Vorbereitungen zum<br />
Jubiläumsjahr. Jeder der ehemaligen Kapellmeister<br />
sollte jeweils ein Konzertwerk<br />
aus seiner aktiven Zeit zur Aufführung<br />
bringen. Gottfried Veit, Josef Egger, Josef<br />
Fischnaller und Ralf Stefan Troger haben<br />
Eröffnet wurde das Konzert mit der „Jubiläumsfanfare<br />
– 75 Jahre VSM“ unter der<br />
Leitung von Kapellmeister Patrick Gruber.<br />
Anschließend betraten die Gastdirigenten<br />
die Bühne: Gottfried Veit dirigierte<br />
sein Romantisches Tongemälde „Schloß<br />
Tirol“. Daraufhin erklang die „Musik über<br />
ein altes Soldatenlied“ von Paul Kühmstedt<br />
unter der Leitung von Josef Egger. Josef<br />
Fischnaller brachte die „Liberty Fanfare“<br />
von John Williams zur Aufführung. Aus der<br />
„Suite from the Hymn of the Highlands“<br />
von Philip Sparke dirigierte Ralf Stefan<br />
Troger den ersten Satz „Ardross Castle“.<br />
Wilfried Bernhard, der als Moderator gekonnt<br />
durch den Abend führte, entlockte<br />
den Kapellmeistern in den Kurzinterviews<br />
zwischen den Stücken manch besonderes<br />
Erlebnis und interessante Anekdoten aus<br />
ihrer Zeit bei der Bürgerkapelle. Für das<br />
zahlreiche begeisterte Publikum war dies<br />
ein kurzweiliger Rückblick auf die letzten<br />
Jahrzehnte der Vereinsgeschichte.<br />
Vereinschronik<br />
und neues Logo<br />
Die fünf Kapellmeister: (v.l.) Patrick Gruber, Gottfried Veit, Josef Egger, Josef Fischnaller<br />
und Ralf Stefan Troger<br />
Im Rahmen des Konzertes wurde neben<br />
dem neuen Vereinslogo auch die Chronik<br />
über die letzten 25 Jahre der Bürgerkapelle<br />
vorgestellt. Musikobmann Alexander Pircher<br />
überreichte das erste Exemplar dieser neuen<br />
Festschrift dem Bürgermeister Wilfried Trettl,<br />
der selbst Musikant der Bürgerkapelle ist.<br />
Abschließend wurden die Konzertbesucher<br />
zu einem Umtrunk eingeladen, um<br />
gemeinsam auf das Jubiläum anzustoßen.<br />
Als nächste Veranstaltung ist das Jubiläumsfest<br />
mit großem Festumzug im <strong>August</strong><br />
geplant. Den Abschluss des Jubiläumsjahres<br />
bildet ein Konzert der im Ausland<br />
tätigen Solisten der Bürgerkapelle im November<br />
im Kultursaal.<br />
Martin Weger<br />
KulturFenster<br />
21 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
FACHVERLAG FÜR BLASMUSIK<br />
persönlich<br />
„Ein Leben im<br />
Dienste der Musik“<br />
Neben dem 75-jährigen Verbandsjubiläum<br />
hat der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) heuer noch einen weiteren Grund<br />
zur Freude: Am 13. <strong>August</strong> feierte Verbandsehrenkapellmeister<br />
Gottfried Veit seinen<br />
80. Geburtstag.<br />
Wenn man in Südtirol an Blasmusik denkt,<br />
hört man innerlich die schöne Musik.<br />
Man denkt an die Vielfalt der Trachten<br />
und an Personen, die diese Blasmusiklandschaft<br />
wesentlich geprägt haben.<br />
Gottfried Veit zum 80er<br />
Gottfried und Christiane Veit beim Treffen mit dem Tiroler Blasmusikverband 2014 im Zillertal<br />
Gottfried Veit ist zweifelsohne eine dieser<br />
hervorragenden Persönlichkeiten, die die<br />
Blasmusik in Südtirol wesentlich geprägt<br />
und gefördert haben. Durch seine vielseitigen<br />
Aufgabenfelder, sei es als Musiklehrer,<br />
Dirigent, Autor, Verbandsfunktionär,<br />
Juror, Mitarbeiter von RAI Südtirol, aber<br />
vor allem als Komponist hat Gottfried Veit<br />
maßgeblich zur Entwicklung der Blasmusik<br />
in Südtirol einen großen Beitrag geleistet.<br />
Als Verbandskapellmeister war er immer<br />
bemüht, Kontakte zu internationalen Komponisten<br />
und Dirigenten herzustellen und<br />
diese nach Südtirol einzuladen. Diese<br />
Kontakte haben die Blasmusikszene in<br />
Südtirol sehr beflügelt. Dass diese Netzwerke<br />
von großer Bedeutung sind, dessen<br />
war sich Gottfried Veit immer schon bewusst,<br />
und er pflegt diese Kontakte auch<br />
heute noch vorbildlich. Genauso pflegt er<br />
heute noch die Kontakte zu den einzelnen<br />
Musikkapellen. Dies zeigt von seiner<br />
tiefen Verbundenheit zur Blasmusik<br />
und zu den Musikkapellen. Für mich persönlich<br />
ist sein enormes Wissen rund um<br />
das Thema Blasmusik und Musik im Allgemeinen<br />
immer wieder beeindruckend.<br />
Gerne nehme ich dies auch bei den vielen<br />
freundschaftlichen Gesprächen immer<br />
wieder in Anspruch und bekomme<br />
auf meine Fragen immer wieder fachlich<br />
fundierte Antworten. Ich durfte Gottfried<br />
Veit als tief religiösen Menschen kennen<br />
lernen, der immer sehr zielstrebig und<br />
bis ins Detail geplante Vorhaben und<br />
Pläne umsetzt. Über die Jahre hat sich<br />
eine Freundschaft entwickelt, die ich als<br />
sein Nachfolger als Verbandskapellmeister<br />
sehr schätze.<br />
Im Namen des VSM und seiner 209 Mitgliedskapellen<br />
bedanke ich mich beim Jubilar<br />
für sein Engagement für die Südtiroler<br />
Blasmusik, gratuliere zum runden<br />
Geburtstag und wünsche ihm weiterhin<br />
Gesundheit und Gottes Segen sowie viel<br />
Freude an der Musik.<br />
Meinhard Windisch<br />
VSM-Verbandskapellmeister<br />
Signum<br />
GOTTFRIED VEIT<br />
Lebenslinien eines Südtiroler Musikers<br />
Stephan Niederegger<br />
„Signum – Lebenslinien eines Südtiroler Musikers“<br />
Das signifikante Eröffnungswerk „Signum“<br />
zählt zu den bekanntesten<br />
Werken von Gottfried Veit. Es gibt<br />
wohl für kaum einen anderen Ausdruck<br />
so viele sinnverwandte Wörter<br />
wie für „Signum“ – es bedeutet<br />
u.a. Kennzeichen, Unterschrift, Siegel,<br />
Wappen, Fahne, Merkmal, einen<br />
Weg einschlagen oder eben auch ein<br />
Zeichen setzen. Gottfried Veit hat unglaublich<br />
viele und herausragende<br />
Zeichen gesetzt und wertvolle Spuren<br />
hinterlassen: Von Bozen aus hat er<br />
die Blasmusikwelt erobert. Als Komponist,<br />
Dirigent, Autor und Juror hat er sich international<br />
einen Namen gemacht – mit<br />
großem Erfolg – seit vielen Jahrzehnten.<br />
Daher steht „Signum“ auch Pate für die<br />
Biografie, die anlässlich seines runden<br />
Geburtstages erscheint und am 23. September<br />
im Rahmen einer kleinen Feier<br />
vorgestellt wird.<br />
Stephan Niederegger<br />
VSM-Medienreferent<br />
Buch-Cover „Signum – Lebenslinien<br />
eines Südtiroler Musikers“<br />
KulturFenster<br />
22 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
gedenken<br />
In memoriam … Bruno Hosp<br />
Die VSM-Fahne trägt Trauerflor<br />
„Der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
(VSM) trauert um sein Ehrenmitglied<br />
Bruno Hosp und drückt den Angehörigen<br />
und Freunden das tiefempfundene Mitgefühl<br />
des Verbandsvorstandes und der<br />
Mitgliedskapellen aus“, sagt Verbandsobmann<br />
Pepi Ploner.<br />
Am vergangenen 12. Juli erreichte uns<br />
die überraschende und traurige Nachricht,<br />
dass Alt-Landesrat und VSM-Ehrenmitglied<br />
Bruno Hosp im Alter von<br />
84 Jahren verstorben ist. Bruno Hosp,<br />
1938 in Klobenstein am Ritten geboren,<br />
studierte an den Universitäten Marburg,<br />
Münster und Wien Staatswissenschaften<br />
und arbeitete in der Folge als Lehrer<br />
sowie als Autor, Sprecher und Gestalter<br />
von verschiedenen Sendungen<br />
für den RAI-Sender Bozen (heute „RAI<br />
Südtirol“). 1972 wurde er zum Präsidenten<br />
der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern<br />
gewählt, zwei Jahre später<br />
zum Bürgermeister der Gemeinde<br />
Ritten. 1983 kam er in den Reihen der<br />
SVP erstmals in den Landtag. Landeshauptmann<br />
Luis Durnwalder ernannte<br />
ihn 1989 zum Landesrat für deutsche<br />
und ladinische Kultur sowie für Denkmalpflege,<br />
was er bis zu seinem Ausscheiden<br />
2003 blieb.<br />
Bruno Hosp (1938-<strong>2023</strong>)<br />
Zusammen mit seiner Frau Inga und dem<br />
Schauspieler Peter Mitterrutzner gründete<br />
er 1973 die Rittner Sommerspiele,<br />
wo er auch aktiv mitspielte. Außerdem<br />
war er langjähriges leitendes Mitglied des<br />
Südtiroler Schützenbunds – von 1984 bis<br />
1989 Landeskommandant. Am 14. Oktober<br />
2000 wurde ihm das Verdienstkreuz in<br />
Gold des Österreichischen Blasmusikver-<br />
bandes (ÖBV) verliehen. Nach seinem<br />
Ausscheiden aus der Politik engagierte<br />
er sich als Vizepräsident der Föderalistischen<br />
Union Europäischer Volksgruppen.<br />
Bei der VSM-Jahreshauptversammlung<br />
am 28. März 2004 wurde er zum Ehrenmitglied<br />
des Verbandes ernannt. Hosp<br />
habe sich weit über die Verpflichtungen<br />
als Kulturlandesrat hinaus für die Blasmusik<br />
in Südtirol eingesetzt, unterstrich<br />
der damalige Verbandsobmann Gottfried<br />
Furgler in seiner Laudatio. Er habe mit<br />
großzügigen Förderbeiträgen den Ankauf<br />
von Trachten und Instrumenten,<br />
aber vor allem auch die Einrichtung<br />
und Erneuerung der Probelokale unterstützt.<br />
Zudem habe er unzählige Veranstaltungen<br />
landauf landab besucht und<br />
dadurch seine Wertschätzung für die Tätigkeit<br />
der Musikkapellen unterstrichen.<br />
So war er auch bei der heurigen VSM-<br />
Mitgliederverammlung am 11. März im<br />
Waltherhaus sowie beim Festakt zum<br />
75-Jahr-Jubiläum des Verbandes am<br />
21. Mai am Waltherplatz zu Gast. Am<br />
Rande der Versammlung im März haben<br />
sich alle Ehrenmitglieder des Verbandes<br />
spontan zu einem Gruppenfoto getroffen<br />
– ein historisches Bilddokument in<br />
der Festschrift zum Verbandsjubiläum.<br />
Vertreter des VSM-Vorstandes und der<br />
Fachgruppen sowie Bezirksfunktionäre,<br />
begleitet von der Musikkapelle Lengmoos,<br />
haben dem Verstorbenen bei der<br />
Beerdigung in seinem Heimatort am 17.<br />
Juli die letzte Ehre erwiesen und ihn auf<br />
seinem letzten irdischen Weg begleitet.<br />
Die Südtiroler Musikkapellen werden<br />
ihm ein ehrendes Andenken bewahren.<br />
Pepi Ploner<br />
VSM-Verbandsobmann<br />
Dieses Foto der Ehrenmitglieder des VSM<br />
entstand anlässlich der Mitgliederversammlung<br />
am 11. März <strong>2023</strong>: (v.l.) Bruno<br />
Hosp, Ehrenobmann Gottfried Furgler, Ehrenkapellmeister<br />
Gottfried Veit, Ehrenobmann<br />
Pepi Fauster, Klaus Bragagna und<br />
Toni Profanter.<br />
KulturFenster<br />
23 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
9. Südiroler<br />
Dirigentenwerkstatt<br />
mit Karl Geroldinger<br />
https://vsm.bz.it<br />
03.-04.11.<strong>2023</strong><br />
Wir freuen uns, wenn Musikkapellen<br />
über ihre Proben, Auftritte und Veranstaltungen<br />
berichten.<br />
kurz notiert<br />
kurz notiert<br />
… für Nachrichten aus<br />
den Musikkapellen<br />
Im Zuge der Neugestaltung des „Kultur-<br />
Fensters“ ist die ehemalige Rubrik „Musikpanorama“<br />
in „kurz notiert“ unbenannt<br />
worden; sie soll aber weiterhin als Plattform<br />
für die Berichterstattung aus den<br />
Musikkapellen und damit zu einem re-<br />
gen Erfahrungsaustausch genutzt werden.<br />
Damit aber alle Artikel Platz finden können,<br />
ist es notwendig, dass die jeweiligen Texte<br />
nicht mehr als<br />
1.500 Zeichen (inkl. Leerzei-<br />
chen)<br />
umfassen. Die Berichterstatter*innen<br />
der Musikkapellen sind gebeten, diese Vorgabe<br />
einzuhalten. Ein aussagekräftiges und<br />
vor allem drucktaugliches Foto – in entsprechend<br />
guter Auflösung und mit Bildtext –<br />
ist ebenfalls immer sehr willkommen. Bitte<br />
auch immer den Redaktionsschluss beachten!<br />
Weitere Informationen sind im FAQ-Bereich<br />
„Presse“ der VSM-Homepage abrufbar.<br />
Wir freuen uns auf viele „kurz notierte“<br />
Meldungen!<br />
Die Redaktion<br />
„Musikalisch-Kulinarisch“<br />
Die SK Meransen überraschte mit einem besonderen Abend<br />
Was für ein Abend! Blickte man in die<br />
Runde, so sah man nichts als strahlende<br />
Gesichter von Menschen, die sich musikalisch<br />
sowie kulinarisch verwöhnen ließen.<br />
Gemeinsam mit dem Hotel Gitschberg organisierte<br />
die Schützenkapelle Meransen<br />
am 13. Mai das Event „Musikalisch-Kulinarisch“.<br />
Schon bald waren alle Plätze<br />
ausverkauft und einem Abend mit musikalischer<br />
Unterhaltung und einem „Flying<br />
Dinner“ mit Weinbegleitung stand nichts<br />
mehr im Wege. Stefan Gruber führte als<br />
Moderator gekonnt durch den Abend. Los<br />
ging’s in der Hotellobby, wo die Schützenkapelle<br />
unter der Leitung von Kapellmeister<br />
Philipp Mair den Abend musikalisch<br />
eröffnete. Anschließend servierten die fleißigen<br />
Helfer des Hotels „Gitschberg“ die<br />
ersten der insgesamt acht Gänge. Weiter<br />
ging es dann in den Speisesaal, wo die<br />
Solistin Julia Oberlechner mit ihrer einzigartigen<br />
Stimme für Gänsehaut und einen<br />
echten WOW-Effekt bei den Zuhörern<br />
sorgte. Auch die Erzählungen von Emil<br />
Lechner von spannenden Vorkommnissen<br />
aus früheren Jahren der Kapelle fes-<br />
selten die Anwesenden. Nachdem sich die<br />
Gäste im Restaurant zum zweiten Mal gestärkt<br />
hatten, startete eine Polonaise, im<br />
Zuge derer sich die ganze Gruppe wieder<br />
zurück in die Hotellobby begab. Hier kamen<br />
die Anwesenden erneut in den Genuss<br />
von Musik und Kulinarik, bevor man<br />
dann den Abend in der Hotelbar ausklingen<br />
ließ.<br />
Es war ein rundum gelungener und schöner<br />
Abend, der allen, die dabei waren,<br />
noch lange in Erinnerung bleiben wird.<br />
Miriam Lechner<br />
Mit Musik und Kulinarik wartete die Schützenkapelle Meransen an einem<br />
besonderen Konzertabend auf.<br />
Gesangssolistin Julia Oberlechner sorgte mit<br />
ihren Darbietungen für Gänsehautmomente.<br />
KulturFenster<br />
24 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Blasmusik<br />
Ausflug zur Fahnenweihe nach<br />
Schwarzach in Vorarlberg<br />
Delegation der MK St. Pauls zu Gast bei der Bürgermusik Schwarzach<br />
Eine Abordnung der Musikkapelle St. Pauls<br />
unter Obmann Dominik Ebner und Vizekapellmeister<br />
Florian Kofler nahm am 17. und<br />
18. Juni an der Fahnenweihe der Bürgermusik<br />
Schwarzach in Vorarlberg teil. Auf den<br />
hervorragenden kulinarischen Empfang mittags<br />
beim dortigen Fähnrich Richard folgte<br />
am Samstagnachmittag eine Bootsfahrt von<br />
Bregenz nach Lindau. Abends konzertierte<br />
die Militärmusik Vorarlberg im Festzelt; sie<br />
empfing die Südtiroler Delegation feierlich<br />
mit dem Marsch „Dem Land Tirol die Treue“.<br />
Am Sonntagmorgen, nachdem auch die<br />
letzten aus dem Bett gekommen waren,<br />
nahmen alle Musikanten an der Hl. Messe<br />
mit anschließender Fahnenweihe teil. Das<br />
war das Debüt für den neuen Fähnrich<br />
der Musikkapelle St. Pauls, Florian von<br />
Aufschnaiter. „Anschließend marschierten<br />
wir im Festumzug zum Festzelt, wo wir<br />
unter tobendem Applaus ein Marschkonzert<br />
darboten. Für Speise und Trank wurde<br />
bestens gesorgt. Unvergesslich bleibt uns<br />
die exzellente Gastfreundschaft. Ein herzlicher<br />
Dank dafür geht an die Bürgermu-<br />
sik Schwarzach“, berichten die Musikanten<br />
der MK St. Pauls.<br />
MK St. Pauls<br />
Die Abordnung der MK St. Pauls beim Abschied im Festzelt in Schwarzach<br />
Ein besonderes Ereignis für Meransen<br />
Musikalische Jubiläen und Auszeichnungen<br />
Es war ein besonderes Ereignis für Meransen,<br />
als die Schützenkapelle ihre verdienten<br />
Mitglieder ehrte. Die Feier fand nach der<br />
Fronleichnamsprozession statt und wurde<br />
mit einem stimmungsvollen Frühschoppenkonzert<br />
begleitet.<br />
Allen voran wurde Emil Lechner für beeindruckende<br />
70 Jahre Mitgliedschaft und die<br />
damit verbundene vorbildliche Leistung geehrt.<br />
Sebastian Oberhofer, der Fähnrich der<br />
Schützenkapelle, erhielt das VSM-Ehrenzeichen<br />
in Silber für seine 25-jährige Mitgliedschaft.<br />
Er trat 1998 der Kapelle bei<br />
und geht seither bei den Ausrückungen<br />
als erster Mann voran. Jungmusikant Karl<br />
Fischnaller wurde mit dem Leistungsabzeichen<br />
in Bronze ausgezeichnet, was seine<br />
musikalischen Fähigkeiten würdigt und<br />
junge Talente ermutigt. Er wurde damit<br />
auch offiziell in die Kapelle aufgenommen.<br />
Kapellmeister Philipp Mair erhielt Glückwünsche<br />
zur bestandenen Kapellmeisterprüfung.<br />
Seine Leidenschaft prägt die<br />
Kapelle und trägt zu ihrem Erfolg bei. Musikobmann<br />
Alexander Oberhofer, Bürgermeister<br />
Heinrich Seppi und der Ehrenobmann<br />
des Bezirks, Sepp Mitterrutzner,<br />
führten die Ehrungen durch. Auch Schützenhauptmann<br />
Franz Oberhofer gratulierte<br />
den Jubilaren persönlich. Diese Ehrungen<br />
verdeutlichen das starke musikalische<br />
Fundament der Schützenkapelle Meransen;<br />
sie wertschätzen die langjährige Tätigkeit<br />
der Mitglieder sowie den Einsatz für<br />
die Gemeinschaft. Sie unterstreichen den<br />
Wert der musikalischen Tradition und des<br />
Zusammenhalts. Meransen kann stolz auf<br />
seine musikalischen Talente sein, die die<br />
Gemeinschaft bereichern.<br />
Alexander Oberhofer<br />
Ehrungen bei der Schützenkapelle Meransen: (v. l.) Kapellmeister Philipp Mair, Musikobmann<br />
Alexander Oberhofer, Emil Lechner, Karl Fischnaller, Sebastian Oberhofer, Bürgermeister<br />
Heinrich Seppi, Sepp Mitterrutzner und Schützenhauptmann Franz Oberhofer<br />
KulturFenster<br />
25 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Wie die Barock-Architektur der<br />
Basilika war auch der Chorgesang<br />
des Jugendchores Ausdruck der<br />
Einheit der Gegensätze allen Seins.<br />
KulturFenster 26<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
verbunden<br />
Musik, die Gegensätze verbindet<br />
Jugendchor Österreich konzertierte in Neustift<br />
Unter dem Titel „SUNAJ“ gastierte der Jugendchor<br />
Österreich am 21. Juli mit einem<br />
Konzert in der Stiftsbasilika von Neustift,<br />
und auch vier Südtiroler Sänger und Sängerinnen<br />
waren dabei.<br />
Ein spannendes Programm erwartete das Publikum beim Konzert des Jugendchors Österreich<br />
in Kloster Neustift.<br />
Der Jugendchor Österreich mit seinen 40<br />
Sängern und Sängerinnen zwischen 17 und<br />
26 Jahren steht für ein exzellentes musikalisches<br />
Niveau und sieht sich als Botschafter<br />
für die Chorlandschaft Österreichs. Und<br />
das Konzert in Neustift bewies erneut die<br />
ungeheure Kraft und Energie, die von den<br />
Sängern und Sängerinnen ausging, wobei<br />
das Besondere immer auch die menschliche<br />
Komponente ist, das Spüren der Harmonie,<br />
die in diesem Projekt- und Auswahlchor bemerkenswerterweise<br />
immer entsteht. Zahlreich<br />
erschienen war das Publikum, das ein<br />
Konzert vor der großartigen Kulisse der Stiftsbasilika<br />
erleben konnte. Unter den Gästen<br />
waren viele Vertreter und Vertreterinnen des<br />
Südtiroler Chorverbands und befreundeter<br />
Verbände, darunter der Präsident des Chorverbands<br />
Österreich Karl-Gerhard Straßl.<br />
Das Konzert in Neustift und am folgenden<br />
Tag in Innsbruck stand unter dem Konzertmotto<br />
„Sunaj“. Sunaj ergibt rückwärts gelesen<br />
„Janus“, der der römische Gott des<br />
Anfangs und des Endes ist und für die Gegensätze<br />
steht, die das Leben ausmachen.<br />
Das Konzert in Neustift wollte diese Dualität<br />
des Seins sicht- und hörbar machen.<br />
Künstlerische Leiter des Jugendchors sind<br />
der Dirigent und Komponist Franz M. Herzog<br />
und Dirigentin Agnes Schnabl. Für die<br />
Stimmbildung bei der Probenwoche vom 16.<br />
bis 23. Juli im Tiroler Bildungshaus Grillhof<br />
waren Annelies Oberschmied und Christian<br />
T. Wester zuständig.<br />
Beim Konzert in Neustift erklangen Lieder<br />
von zeitgenössischen Komponisten, aber<br />
auch von Johannes Brahms und Heinrich<br />
Schütz. Unter anderem hörte das Publikum<br />
auch Kompositionen vom Chorleiter Franz<br />
M. Herzog selbst und von der jungen Steirer<br />
Komponistin Anja Obermayer, die un-<br />
ter dem Titel „L“ ein Werk komponiert und<br />
getextet hat, das die Liebe abseits der allgemeinen<br />
Klischees umkreist. Der Konzertabend<br />
in der Basilika machte dem Publikum<br />
bewusst, dass das Sein und das Leben<br />
immer eine Bewegung zwischen Gegensätzen<br />
ist, eben auch zwischen Leben und<br />
Tod - ganz im Sinne der barocken „Einheit<br />
der Gegensätze“ und des Memento Mori,<br />
die in der Architektur der Stiftskirche zum<br />
Ausdruck kommt.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Enge und alte Freundschaft<br />
Jugendchor Österreich kehrt nach Südtirol zurück<br />
Im Jugendchor Österreich singen jeweils<br />
vier Top-Sänger und -Sängerinnen aus den<br />
neun Bundesländern und aus Südtirol. In<br />
jedem Jahr gastiert der Jugendchor Österreich<br />
in einem anderen Bundesland, heuer<br />
eben in Tirol. In der Regel finden am Ende<br />
der Probenwoche zwei Konzerte statt, heuer<br />
konzertierte der Chor in Neustift in Südtirol<br />
und in Innsbruck. Erich Deltedesco, der<br />
Obmann des Südtiroler Chorverbandes,<br />
freut sich ganz besonders, dass der Chor<br />
in Südtirol aufgetreten ist.<br />
KulturFenster: Welche Verbindung hat der<br />
Jugendchor Österreich zu Südtirol?<br />
Erich Deltedesco: Seit der Gründung des<br />
Jugendchores Österreich 2014 sind immer<br />
auch vier Sänger*innen vom Landesjugendchor<br />
Südtirol dabei. Eine besondere<br />
Würdigung erfuhr Südtirol bereits 2015, als<br />
der Jugendchor Österreich kurz nach seiner<br />
Gründung seine allererste Probenwoche in<br />
Burgeis und sein Debütkonzert im Kurhaus<br />
in Meran abhielt, das ein großer Erfolg war.<br />
27<br />
KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
verbunden<br />
KF: Heuer probte der Chor in Nordtirol,<br />
ein Konzert gab es aber wieder auch in<br />
Südtirol…<br />
Deltedesco: In jedem Jahr gastiert<br />
der Jugendchor Österreich in<br />
einem anderen Bundesland,<br />
heuer eben in Tirol.<br />
Aufgrund der engen Zusammenarbeit<br />
mit dem<br />
Chorverband Tirol ist von<br />
der Obfrau des Chorverbandes<br />
Tirol die Einladung<br />
an den Obmann des SCV<br />
ausgesprochen worden, eines<br />
der beiden Konzerte in Südtirol<br />
abzuhalten. Diese Einladung wurde von<br />
uns natürlich sehr gerne angenommen.<br />
Sie zeigt auch unsere enge Freundschaft<br />
mit dem Chorverband Tirol.<br />
KF: Man kann hier auch ein<br />
Zeichen für die enge Verbindung<br />
des Südtiroler<br />
Chorverbandes zu<br />
Österreich und dem<br />
Chorverband Österreich<br />
im Besonderen<br />
sehen.<br />
Deltedesco: Seit jeher<br />
erfährt Südtirol die Unterstützung<br />
Österreichs<br />
und die für uns so wichtige<br />
Anbindung an den österreichischen<br />
Kulturraum. Mit dem Chorverband Österreich<br />
verbindet uns schon seit jeher<br />
eine enge und freundschaftliche Zusammenarbeit,<br />
sowie eine gute Arbeitsbeziehung.<br />
Viele Jahrzehnte konnten wir von<br />
den Möglichkeiten eines so großen Verbandes<br />
wie der Chorverband Österreich<br />
lernen und profitieren, immer wurden wir<br />
von unseren österreichischen Freunden<br />
ein bisschen als das „10. Bundesland“<br />
gesehen und immer wurden wir als gleichwertiger<br />
Partner behandelt. 2022 wurde<br />
diese jahrzehntelange tiefe und respektvolle<br />
Freundschaft institutionalisiert und<br />
der SCV ist seit dem 26. April 2022 ordentliches<br />
Mitglied des Chorverbandes<br />
Österreich.<br />
Interview: Paul Bertagnolli<br />
Gesang über das Leben und den Tod<br />
Interview mit dem Künstlerischen Leiter des Jugendchores Österreich Franz M. Herzog<br />
KulturFenster: Was steht hinter dem geheimnisvollen<br />
Titel „Sunaj“?<br />
Franz M. Herzog: „Sunaj" ist ein Anagramm<br />
für „Janus". Janus war der römische Gott<br />
des Anfangs und des Endes. Ursprünglich<br />
ein Licht- und Sonnengott, wurde er erst<br />
allmählich zum Gott allen Ursprungs, des<br />
Anfangs und des Endes, der Ein- und Ausgänge,<br />
der Türen und der Tore, zum Vater<br />
aller Dinge und aller Götter. Janus symbolisiert<br />
die Dualität, wie etwa Schöpfung/Zerstörung,<br />
Leben/Tod, Licht/Dunkelheit, Anfang/Ende,<br />
Zukunft/Vergangenheit, Links/<br />
Rechts usw. Er ist die Erkenntnis, dass alles<br />
Göttliche immer einen Gegenspieler in<br />
sich birgt.<br />
KF: Ein philosophisches Thema. Wie setzt<br />
man das in Musik um?<br />
Herzog: Das Publikum hörte Chorwerke, die<br />
diese Gegensätze ausdrücken. Den Rahmen<br />
bildeten zwei Stücke, bei denen es um die<br />
großen Themen wie Geburt und Tod geht,<br />
denen sich niemand von uns entziehen<br />
kann. Ola Gjeilos „O magnum mysterium"<br />
beschreibt das Wunder der Geburt (Jesu<br />
Christi), während das abschließende Lied<br />
„In Paradisum" von Eriks Esenvalds eine<br />
lateinische Antiphon aus dem 7. oder 8.<br />
Jahrhundert vertont. Diese war im Mittelalter<br />
Teil der Sterbeliturgie und wurde am<br />
Übergang vom Leben zum Tod gesungen.<br />
Im Laufe der Liturgiegeschichte wurde „In<br />
Paradisum“ ein Teil der Exequien und wird<br />
heute gesungen, während der Sarg zum<br />
Grab geleitet wird. Der Gesang deutet das<br />
Sterben als Übergang, das himmlische Jerusalem<br />
steht dabei als endzeitliche Metapher.<br />
Himmlische Chöre geleiten den<br />
Sterbenden von dieser Welt in eine neue.<br />
KF: Was war das Besondere an diesem<br />
Konzert?<br />
Herzog: Es prallten im Programm<br />
manchmal harte<br />
Gegensätze direkt aufeinander:<br />
Verzweiflung –<br />
Hoffnung, Unerfüllte<br />
Liebe – Liebesglück,<br />
Animalisches - Mildes,<br />
Krieg – Frieden. Alle<br />
Kompositionen stammen<br />
von renommierten<br />
Komponist*innen und es<br />
gibt auch eine Uraufführung<br />
von einem Werk der jungen steirischen<br />
Komponistin Anja Obermayer.<br />
KF. Wie erleben Sie die Arbeit mit dem Chor,<br />
etwa bei den Proben?<br />
Herzog: Für Agnes Schnabl und mich ist es<br />
immer sehr spannend, wie der Chor klingen<br />
wird, ob wir unser Programm so umsetzen<br />
werden können und wie die Stücke bei den<br />
jungen Sänger*innen ankommen werden.<br />
Es ist wirklich eine besonderes Geschenk,<br />
mit so vielen talentierten und begeisterten<br />
Jugendlichen Musik machen zu dürfen.<br />
KF: Was setzen Sie sich als Ziel für die<br />
Probenwoche?<br />
Herzog: In dieser Woche soll ein farbiger,<br />
ausgeglichener Chorklang entstehen, mit<br />
dem man die Werke bestens interpretieren<br />
kann. Und im besten Fall entstehen<br />
daneben Freundschaften, die weit über<br />
diese Woche Bestand haben.<br />
KF: Der Jugendchor Österreich ist<br />
ein Auswahlchor – worin sehen<br />
Sie den Sinn solcher<br />
Chöre, wie etwa der Landesjugendchöre?<br />
Herzog: Ich finde, dass<br />
diese Chöre sehr wichtige<br />
Initiativen der Bundesländer<br />
sind. Sie ermöglichen,<br />
dass sich<br />
Jugendliche aus dem gesamten<br />
Bundesland treffen, gemeinsam<br />
Musik auf höchstem Niveau<br />
machen und die gemeinsame Zeit<br />
so richtig genießen.<br />
KF: Heuer kehrte der Jugendchor Österreich<br />
sozusagen wieder an den Ort seines<br />
Debüts zurück…<br />
Herzog: Ich finde es besonders schön, dass<br />
wir in diesem Jahr wieder in Südtirol gastieren<br />
durften, da ja der Jugendchor Österreich<br />
seine erste Probenwoche 2015 in<br />
Burgeis in Südtirol hatte.<br />
Interview: Paul Bertagnolli<br />
KulturFenster 28<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
SCV-Intern<br />
Klingende Harmonie<br />
mit Natur und Menschen<br />
Rückblick auf die Alpenländische Sing- und Wanderwoche in Pfelders<br />
Eine Woche lang singen, jeden Morgen und<br />
jeden Nachmittag mit Singbegeisterten wandern.<br />
Das ist das Besondere an der Alpenländischen<br />
Sing- und Wanderwoche, die<br />
seit 25 Jahren unter der bewährten Leitung<br />
des Musikpädagogen Ernst Thoma und zum<br />
dritten Mal gemeinsam mit Bezirkschorleiterin<br />
des Eisacktals/Wipptal Verena Gruber<br />
stattfand. Eine wertvolle und schöne Woche<br />
durften über 80 Sänger*innen in Hinterpasseier<br />
erleben. Unterkünfte und Verpflegung<br />
waren bestens ausgewählt, auch der Wettergott<br />
zeigte sich von seiner besten Seite.<br />
Jeden Morgen gab es im Vereinshaus von<br />
Pfelders zunächst abwechslungsreiche<br />
Körper- und Stimmübungen, bevor die eigentlichen<br />
Proben samt einer kleinen Kaffeepause<br />
stattfanden. Bis auf dem Mittwoch,<br />
an dem eine Ganztagswanderung<br />
mit Auswahlmöglichkeiten zum Erensee,<br />
Panoramaweg oder Faltschnal Alm geboten<br />
wurde, gab es an den Nachmittagen<br />
Wanderungen wie zur Lanzinser Hütte,<br />
Lanzinser Alm, Zeppichl und Faltmar-Alm.<br />
Beim Wandern und Singen konnten sich<br />
alle näher kennen lernen.<br />
Ehrenständchen für<br />
Ernst Thoma<br />
Am Samstagabend, beim Abschlusskonzert<br />
im neuen Vereinshaus von Moos, konnten<br />
Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco<br />
(links) bedankte<br />
sich bei den Referenten<br />
der Singund<br />
Wanderwoche,<br />
Verena Gruber und<br />
Ernst Thoma, für<br />
ihr Engagement.<br />
sich die zahlreichen Zuhörer an einem abwechslungsreichen<br />
Liederabend erfreuen.<br />
Auch Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />
verabsäumte es nicht, dabei zu sein und<br />
im Anschluss daran allen zu danken, wobei<br />
er insbesondere auf das Jubiläumsjahr<br />
von Ernst Thoma verwies. Und Pfarrer Oswald<br />
Kuenzer war zudem überaus erfreut,<br />
dass die Singgemeinschaft auch die Sonntagsmesse<br />
musikalisch mitgestaltet hat. In<br />
seiner beeindruckenden Predigt, die er mit<br />
ergreifenden Worten maßgeschneidert auf<br />
die Teilnehmer*innen vorbereitet hatte, wies<br />
er unter anderem darauf hin, dass „das Singen<br />
eine Sache der Liebe sei, was ja nicht<br />
nur bei den Singvögeln so ist und dass vielleicht<br />
deshalb der Südtiroler Chorverband<br />
einen Singvogel im Wappen führt." Auf jeden<br />
Fall seien Musik und Gesang eine Sache<br />
des Herzens, das sie Menschen zusammenbringen<br />
und Herzen miteinander verbinden.<br />
Musik und Gesang könnten Brücken bauen<br />
und Verständnis für einander entwickeln, daher<br />
seien sie eine wunderbare Möglichkeit,<br />
diese menschlichen Qualitäten zu stärken<br />
und zu fördern, hob Pfarrer Kuenzer hervor.<br />
Beim abschließenden gemeinsamen Mittagessen<br />
überraschten Sängerinnen und Sänger<br />
den Jubilar mit einem Ehrenständchen<br />
(Text: Pius Pircher), angepasst auf die Melodie<br />
„Singen isch mear als in Mund auftean“,<br />
und brachten den Wunsch zum Ausdruck,<br />
er möge im Team mit Verena Gruber<br />
viele weitere Jahre die Alpenländische Singund<br />
Wanderwoche begleiten.<br />
Elfriede Zöggeler Gabrieli<br />
Alle Teilnehmer*innen waren sich einig, dass auch beim Konzert trotz der großen Sängerschar eine unglaubliche Harmonie zu spüren war.<br />
KulturFenster 29<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
SCV-Intern<br />
„Wir wollen Menschen zusammenführen“<br />
Drei Fragen an Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />
KulturFenster: Die Alpenländische Sing- und<br />
Wanderwochen werden bereits seit mehr als<br />
40 Jahren organisiert. Welche Idee steckte<br />
ursprünglich dahinter?<br />
Erich Deltedesco: Es war und ist das Bestreben<br />
des Südtiroler Chorverbandes, Menschen<br />
aller Altersgruppen aus allen Teilen<br />
Südtirols zusammenzuführen. Eine Woche<br />
lang wird ihnen die Möglichkeit geboten,<br />
Land und Leute besser kennen zu lernen<br />
sowie sich mit volkstümlichem Gesang im<br />
Rahmen von Proben, aber auch beim Wandern<br />
und gemütlichem Beisammensein auseinanderzusetzen.<br />
Ergänzt wird das Programm<br />
durch das Einlernen von Chormusik.<br />
KF: Es scheint, dass die Singwoche die<br />
Pandemie recht unbeschadet überstanden<br />
hat. Worauf glauben Sie, ist das zurückzuführen?<br />
Deltedesco: Die Menschen vermissten in<br />
der Zeit der Pandemie Gemeinschaft und<br />
Konzerte. 2020 konnten keine Veranstaltungen<br />
stattfinden. 2021 wurde wieder<br />
eine Sing- und Wanderwoche, reduziert<br />
auf eine kleinere Teilnehmeranzahl und<br />
aufgeteilt auf zwei Gruppen, angeboten.<br />
Zudem mussten 2022 weiterhin die Pandemieregeln<br />
befolgt werden, unter anderem<br />
wurde beim Singen auf Zwischenabstände<br />
der Sänger*innen geachtet. Es ist<br />
bekannt, dass alle in der Pandemiezeit<br />
unter den Einschränkungen gelitten haben<br />
und wir sind froh, heuer erstmals wieder<br />
in der gewohnten Form die Sing- und<br />
Wanderwoche durchführen zu können.<br />
KF: Seit 25 Jahren steht die Singwoche unter<br />
der bewährten Leitung von Ernst Thoma…<br />
Deltedesco: Ernst Thoma gehört zur Singund<br />
Wanderwoche: Den hohen Zuspruch,<br />
den sie erfährt, lässt erahnen, dass er die<br />
Teilnehmer*innen für das Singen begeistern<br />
kann und sie auf ein beachtliches musikalisches<br />
Niveau führt. Seit drei Jahren unterstützt<br />
ihn dabei auch Verena Gruber aus<br />
Lüsen. Für die Zukunft wünsche ich mir,<br />
dass die Sing- und Wanderwoche weiterhin<br />
so gut funktionieren möge. Es ist für<br />
mich immer wieder eine Freude das Abschlusskonzert<br />
zu verfolgen und im Anschluss<br />
daran von den Teilnehmer*innen<br />
zu erfahren, wie sehr sie die Sing- und<br />
Wanderwoche genossen haben.<br />
Es ist das Bestreben des Südtiroler Chorverbandes,<br />
alle sangesbegeisterten Altersgruppen<br />
anzusprechen, weshalb sowohl<br />
die Sing- und Wanderwoche als auch<br />
die Singwochen für Jugendliche angeboten<br />
werden.<br />
„Beeindruckender Zusammenhalt“<br />
Drei Fragen an Karl Werner, Obmann des Bezirks Burggrafenamt-Vinschgau<br />
KulturFenster: Welchen Herausforderungen<br />
musste man sich als Verantwortlicher für<br />
die diesjährige Organisation der Sing- und<br />
Wanderwoche stellen?<br />
Karl Werner: Es gab keine größeren Herausforderungen.<br />
Die Verantwortung für<br />
über 80 Sänger*innen erforderte freilich<br />
gute Vorbereitungen, aber auch eine gute<br />
Vorprogrammierung der Abfahrten und<br />
Ankünfte, Einhalten der Zeiten, die für jeden<br />
klar und verständlich sein mussten,<br />
damit das tägliche Pensum für sämtliche<br />
Teilnehmer*innen ohne größere Mühen<br />
machbar war. Alle waren sehr diszipliniert,<br />
weshalb die gesamte Woche gut<br />
verlaufen ist.<br />
KF: Wie haben Sie als Teilnehmer diese<br />
Singwoche empfunden und was erfüllt Sie<br />
besonders mit Freude?<br />
Werner: Ich hatte schon länger die Absicht<br />
einmal an einer Alpenländischen Sing- und<br />
Wanderwoche teilzunehmen. Heuer, da<br />
diese in meinem Heimattal stattfand, hat<br />
es mich mit besonderer Freude erfüllt, den<br />
Mitwirkenden beim Wandern zeigen zu dürfen,<br />
wie schön die Psairer Landschaft ist.<br />
Aber auch das gemütliche Zusammensein,<br />
das gemeinsame Singen und das Vorbereiten<br />
auf ein Konzert erfreuten mich sehr.<br />
Gleichzeitig war es möglich sehr guten Sängern<br />
und Sängerinnen zuzuhören und von<br />
ihnen zu lernen. Beeindruckend war für<br />
mich besonders der Zusammenhalt in einer<br />
so großen Gemeinschaft. Es haben sich<br />
Freundschaften und Kameradschaften gebildet,<br />
die sicherlich nachwirken werden.<br />
KF: Die Alpenländische Singwoche kann<br />
man also als Erfolgsprojekt bezeichnen.<br />
Werner: Diese Schulungswoche ist als<br />
wirklich gelungenes Projekt zu betrachten,<br />
denn sie spricht junge genauso wie junggebliebene<br />
Sänger*innen an. Außerdem<br />
wird das Programm so gestaltet, dass alle<br />
davon profitieren können. Das sollte auch<br />
weiterhin berücksichtigt werden. Genauso<br />
gilt es auch weiterhin danach zu trachten,<br />
Orte und Lokale zu finden, in denen Leute<br />
beisammen sein können, um Lieder zu singen<br />
und die Gemeinschaften wie in früheren<br />
Zeiten pflegen zu können.<br />
Das Besondere an der Sing- und Wanderwoche<br />
ist nicht nur das Singen und Wandern,<br />
sondern dass auch Freundschaften<br />
entstehen.<br />
KulturFenster 30<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Chorwesen<br />
„Ich bin ein Liedermacher“<br />
Drei Fragen an den Projektleiter Ernst Thoma<br />
KulturFenster: 25 Jahre lang sind Sie nun<br />
Leiter der Alpenländischen Sing- und Wanderwoche.<br />
Was ist Ihnen in besonderer Erinnerung<br />
geblieben?<br />
Ernst Thoma: Auffallend für mich ist vor<br />
allem die menschliche Komponente, die<br />
sich entwickelt und die zwischen den<br />
Teilnehmern wahrgenommen wird. Zudem<br />
wird auf Gebrechen von Mitsängern<br />
und Mitsängerinnen große Rücksicht genommen.<br />
Sobald aber alle miteinander<br />
singen, fühlen sie sich wie auf einer höheren<br />
Stufe, sie vergessen vieles aus ihrem<br />
Alltagsleben und strahlen was Besonderes<br />
aus. Beeindruckend ist auch wie<br />
so viele Menschen miteinander harmonieren,<br />
manch einer kann dabei bereits<br />
auf über 80 Lebensjahre zurückblicken.<br />
Eine Leistung, die, ohne etwas anzusprechen,<br />
funktioniert.<br />
KF: Mehrere Ihrer Kompositionen und Texte<br />
wurden von den Sängerinnen und Sängern<br />
mit Begeisterung beim Konzert vorgetragen.<br />
Wie würden Sie sich als Komponist<br />
einordnen?<br />
Thoma: Ich sehe mich mehr als Liedermacher.<br />
Schon als Jugendlicher nahm<br />
ich die Gitarre zur Hand und versuchte<br />
damit Lieder zu untermalen und dabei zu<br />
singen. Beispielsweise erhielt ich 1978<br />
von meinem Vater die „Korrnrliadrtexte“<br />
von Luis-Stefan Stecher geschenkt. Begeistert<br />
von den spannenden, von Rhythmus<br />
überfließenden Texten über das Leben<br />
der Karrner habe ich zunächst diese<br />
„Korrnrliadr“ auswendig, ohne Noten, nach<br />
Gehör mit Gitarre und Gesang bei einem<br />
Pop-Konzert im Vorprogramm vorgetragen.<br />
Über 20 Jahre lang hatte ich diese<br />
gesungen und nie zu Papier gebracht, bis<br />
mir eine junge Studentin ihre Transkription<br />
meiner Tonbandkassetten vorgelegt<br />
hat. Da wurde mir bewusst, dass ich dies<br />
nachholen musste, weshalb ich sie mit<br />
weiteren selbst komponierten kirchlichen<br />
und weltlichen Liedern in einem Buch zusammengefasst<br />
habe. Dass die „Karrner<br />
Liadr“ einmal einen so großen Erfolg erzielen<br />
sollten, war einfach nicht vorhersehbar,<br />
davon konnte ich nicht mal träumen.<br />
Im Grunde brauche ich immer einen Anlass<br />
für neue Musik. Wenn ich ein Ereignis<br />
und eine Person habe, die ich mir im<br />
Kopf vorstellen kann, beflügelt mich das,<br />
Noten zu kreieren und Gefühle in Wörter<br />
zu kleiden, nach dem Motto: aufeinander<br />
hören, miteinander singen; dafür sind<br />
Volkslieder geschaffen.<br />
KF: Sie wollen das Volkslied unter die Menschen<br />
bringen.<br />
Thoma: Der Südtiroler Chorverband hat die<br />
Aufgabe, die Chormusik zu pflegen, und<br />
sucht Referenten. Ich sehe mich daher<br />
mehr darum bemüht, dass das Volkslied<br />
unter die Menschen gebracht wird, dass es<br />
auch wieder im Gasthaus gesungen wird.<br />
Es ist gut, dass das Volkslied gut einstudiert<br />
bei Konzerten vorgetragen wird, doch<br />
sollte das Volksliedgut auch bei Geselligkeit<br />
wieder den Stellenwert einnehmen,<br />
der ihm gebührt. Es ist wichtig, die Menschen<br />
zu sensibilisieren, dass im Prinzip<br />
jeder von uns singen kann und soll. Das<br />
konnte auch bei unserem Konzert bewiesen<br />
werden, als alle Zuhörer*innen im Saal<br />
sich am Quodlibet beteiligt haben.<br />
Seit mehr als 40 Jahren ist es das Erfolgsrezept der Alpenländischen Sing- und Wanderwoche, dass der Chorgesang mit heimatkundlichen<br />
Wanderungen ergänzt wird.<br />
KulturFenster 31<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
SCV-Intern<br />
„Als Chorleiterin empfinde ich Glücksmomente“<br />
Drei Fragen an Chorleiterin Verena Gruber<br />
KulturFenster: Sie leiten das dritte Mal gemeinsam<br />
mit Ernst Thoma die Alpenländische<br />
Sing- und Wanderwoche. Was gefällt<br />
Ihnen daran besonders?<br />
Verena Gruber: Das Besondere ist die<br />
Kombination zwischen Singen und Wandern,<br />
das spontane Singen, einer kann<br />
den Text, der nächste hängt sich an, das<br />
ist spannend.<br />
Beim Proben kann ich zudem ausprobieren,<br />
was möglich ist, was kann ich aus den<br />
Sänger*innen herausholen und wie weit<br />
werden sie sich auf mich einlassen, aber<br />
auch erkennen, wie ich auf sie reagiere;<br />
das ist jedes Mal eine neue und tolle Erfahrung.<br />
Besonders gefällt mir auch, wenn<br />
sie mich anschauen, strahlen, sich bedanken,<br />
dass ihnen die Zusammenarbeit gefällt.<br />
Das ist für mich eine Bestätigung,<br />
dass sie mit mir zufrieden sind und dass<br />
sie das, was sie bei den Proben anwenden,<br />
auch mitnehmen.<br />
In der Kirche von Moos wurde der Gottesdienst musikalisch gestaltet.<br />
KF: Was empfinden Sie, wenn Sie am Dirigentenpult<br />
stehen?<br />
Gruber: Freude, wenn alle gemeinsam ein<br />
Lied beginnen, im Laufe der Woche immer<br />
mehr auf mich eingehen und reagieren<br />
auf mein Dirigat. Ich empfinde Glücksmomente,<br />
wenn Harmonie entsteht, da bekomme<br />
ich richtig Gänsehaut. Es kann<br />
sein, dass das die Sänger*innen nicht<br />
so intensiv wie ich es empfinden können,<br />
diese Wärme und Dankbarkeit, die<br />
dadurch entstehen.<br />
Doch werden individuell sicherlich Emotionen<br />
beim Singen wahrgenommen und<br />
diese Gefühle springen dann auf uns am<br />
Pult über.<br />
KF: Singen ist also eine intensive Erfahrung…<br />
Gruber: Ich möchte mit Menschen Musik<br />
machen und Musik erleben. Und wenn<br />
dann nach einem Lied rundherum alles<br />
still und leise ist, der Raum von Klängen<br />
erfüllt ist, die im Herzen noch nachklingen,<br />
dann ist das für mich ein magischer<br />
Moment, den wir gemeinsam erleben<br />
dürfen und der uns allen guttut.<br />
„Ich habe mich sofort wohlgefühlt!“<br />
Eine Teilnehmerin und ein Teilnehmer berichten<br />
Martin Tarneller (87) aus Goldrain bei<br />
Latsch, ist seit 1998 bei der Sing- und<br />
Wanderwoche: „Als Mitglied des MGVs<br />
Schlanders habe ich Ernst Thoma 1995<br />
beim Gesangs- und Theaterspiel Die<br />
Karrner kennen gelernt, wo wir das Lied<br />
Und a Toal Leit vortragen durften. Nach<br />
meiner Pensionierung nahm ich 1998<br />
an der von ihm das erste Mal geleiteten<br />
Singwoche in Wengen teil. Nur fünf Mal<br />
war es mir bisher nicht möglich daran<br />
teilzunehmen und so komme ich auf immerhin<br />
20 Singwochen, auf die ich nun<br />
zurückblicken kann. Erstaunlich ist für<br />
mich, wie Ernst Thoma mit seiner Musik<br />
Gefühle in uns wecken und mit seinen<br />
Texten berühren kann. Besonders<br />
beeindruckt hat mich, dass man in so<br />
einer großen Gemeinschaft eine solche<br />
Harmonie empfinden kann und jeder angenommen<br />
wird, wie er ist.<br />
Für Helga Brugger aus Neustift war es<br />
schon immer ein Wunsch, einmal an der<br />
Alpenländischen Sing- und Wanderwoche<br />
teilzunehmen: „Heuer war mir dies<br />
das erste Mal möglich. Auch der Austragungsort<br />
Pfelders hat mich angesprochen,<br />
da ich dieses Gebiet noch nicht kannte.<br />
Nach Rücksprache mit meiner Chorkollegin<br />
Mathilde, die schon öfters dabei<br />
war, habe ich mich spontan angemeldet.<br />
Und ich muss sagen, ich bin freudig<br />
überrascht. Trotz der großen Gruppe,<br />
wo mir zunächst alle fremd waren, habe<br />
ich mich sofort wohl gefühlt. Die entgegenkommende<br />
Freundlichkeit aller und<br />
das gemeinsame Wandern sowie zahlreiche<br />
abwechselnde Tischgespräche boten<br />
Gelegenheit, mit vielen Sänger*innen<br />
in Kontakt zu kommen. Erstaunlich ist<br />
auch, wie alle Teilnehmer*innen mit großer<br />
Konzentration und Disziplin Proben<br />
und Konzert meistern.“<br />
Interviews: Elfriede Zöggeler Gabrieli<br />
KulturFenster 32<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Chorwesen<br />
Gospelworkshop in Bruneck<br />
Anmeldungen sind noch möglich<br />
Am Samstag, 23. September <strong>2023</strong>, findet ein<br />
Gospelworkshop mit Referent Stefan Kaltenböck<br />
im Ursulinenkloster in Bruneck statt.<br />
Den Workshop hat der Bezirk Pustertal im<br />
Südtiroler Chorverband organisiert. Bezirkschorleiter<br />
Markus Federer freut sich auf<br />
viele Teilnehmer*innen: „Verbringen wir einen<br />
gemeinsamen Tag unter Sängerfreunden,<br />
tauchen wir ein in die vielfältige Welt<br />
der Gospels und erfreuen wir unsere Zuhörer<br />
beim Abschlusskonzert bzw. Gottesdienst<br />
in der Ursulinenkirche in Bruneck.“<br />
Stefan Kaltenböck, geb. 1981 in Ried im<br />
Innkreis, ist Chorleiter und Lehrer für Musik<br />
und Religion am Musikgymnasium Linz.<br />
Von 2007 bis 2014 lebte er in Südtirol, war<br />
erster künstlerischer Leiter des neugegründeten<br />
Landesjugendchor Südtirol und war<br />
Leiter des Vinzentiner Knabenchors sowie<br />
der Flat Caps. Stefan Kaltenböck arbeitet<br />
als Referent auf Kursen, Seminaren, Festivals<br />
und Workshops, coacht Chöre und<br />
Vokalensembles bzw. deren Leiter und leitet<br />
Konzertprojekte in Österreich und dem<br />
benachbarten Ausland. Darüber hinaus ist<br />
er Juror bei Wettbewerben und Sänger in<br />
namhaften Chören und Vokalensembles.<br />
Der Gospelworkshop, mit Beginn um 9 Uhr, ist eine einmalige Chance, sich mit der<br />
Welt des Gospelgesangs unter der Leitung eines erfahrenen Referenten auseinanderzusetzen<br />
und einen Tag mit viel Spaß am Singen zu erleben.<br />
Anmelden kann man sich bis spätestens 31. <strong>August</strong> bei Bezirkschorleiter<br />
Markus Federer (Mail: am.federer@bb44.it, Handy: 340 251 01 51)<br />
oder Bezirksobmannstellvertreterin Ruth Eppacher Oberhofer<br />
(Mail: ruth.christian2010@gmail.com, Handy: 347 415 60 71).<br />
Der erfahrene Chorleiter und Referent Stefan Kaltenböck (Bild)<br />
leitet den Gospelworkshop in Bruneck.<br />
Chorleiter*in gesucht!<br />
Der Kirchenchor „St. Cäcilia“ – Vilpian<br />
sucht für die kommende Chorsaison einen neuen<br />
Chorleiter bzw. eine neue Chorleiterin.<br />
Interessierte melden sich bitte unter der Tel. <strong>Nr</strong>. 329/0025 636.<br />
33<br />
KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Jung+<br />
Stimmgewaltig<br />
Gemeinschaft erleben, singen, tanzen<br />
und musizieren konnten 43 Kinder<br />
bei der Singwoche des Südtiroler<br />
Chorverbandes.<br />
Gesang und viel Spaß<br />
Kindersingwoche des Südtiroler Chorverbandes<br />
Auch heuer bot der Südtiroler band allen gesangsbegeisterten Kindern<br />
Chorverzwischen<br />
9 und 14 Jahren eine sinnvolle<br />
Ferienbeschäftigung: Eine ganze Woche<br />
lang wurde in der Fachschule für Hauswirtschaft<br />
und Ernährung Frankenberg<br />
in Tisens gesungen, gerappt und getanzt.<br />
43 Kinder aus dem ganzen Land studierten<br />
mit dem Musikpädagogen Michael<br />
Feichter und seinem Referententeam<br />
Lieder, Gesangssoli, Schauspielszenen<br />
und Choreographien ein. Es gab sogar<br />
einen eigenen Songwriting-Workshop<br />
und ein tolles Abschlusskonzert mit Live-<br />
Band unter dem Motto „A kind of magic<br />
– ein zauberhaftes Musical“. Ein Betreuungsteam<br />
sorgte für eine abwechslungsreiche<br />
Freizeitgestaltung. Verbandsobmann<br />
Erich Deltedesco freute sich über<br />
den Erfolg der Schulung: „Die Hinführung<br />
der Jugend zum Gesang ist uns besonders<br />
wichtig!“<br />
Beim Abschlusskonzert zeigten die Kinder, dass sie in einer Woche ein tolles Musical<br />
mit Tanz und Gesang erarbeitet hatten.<br />
KulturFenster<br />
34 04 <strong>August</strong> <strong>2023</strong>
West Side Story am Ritten<br />
Musicalworkshop des Südtiroler Chorverbandes<br />
„Ritten meets New York“ hieß es heuer bei<br />
der Musicalwoche des Südtiroler Chorverbandes<br />
im Haus der Familie in Lichtenstern<br />
am Ritten.<br />
Eine Woche lang sangen und tanzten 49<br />
Jugendliche im Alter zwischen 12 und<br />
18 Jahren gemeinsam zum Thema „West<br />
Side Story“. Die dramatische Geschichte<br />
von Romeo und Julia, versetzt in das New<br />
York der 50er Jahre, erforderte von den Jugendlichen<br />
viel Einsatz und Leidenschaft<br />
und bot Dramatik, berauschende Melodien,<br />
schnelle Rhythmen, und vor allem<br />
viele spannende Schauspielszenen und<br />
Tanznummern. Kursleiter Christian Stefan<br />
Horvath leitet seit 2009 die jährliche Musicalwoche<br />
des Südtiroler Chorverbandes<br />
am Ritten und war auch heuer begeistert<br />
von der Energie der jungen Teilnehmer und<br />
Teilnehmerinnen. Unterstützt wurde der<br />
Musikpädagoge von einem kompetenten<br />
Referententeam aus Choreograf*innen,<br />
Sänger*innen und Musiker*innen. Beim<br />
Abschlusskonzert am Samstag, 8. Juli waren<br />
im Publikum der Obmann des Südtiroler<br />
Chorverbandes Erich Deltedesco und<br />
seine Stellvertreterin Margareth Greif. Erich<br />
Deltedesco zeigte sich begeistert davon,<br />
wie viel man in nur einer Woche leisten<br />
und lernen kann und dabei noch ein unvergessliches<br />
Gemeinschaftserlebnis mit<br />
nachhause nimmt.<br />
Ein unvergessliches Gemeinschaftserlebnis, aber auch eine Chorfortbildung auf hohem<br />
Niveau war der Musicalische Workshop des Südtiroler Chorverbandes.<br />
Wir suchen EUCH und eure Geschichten!<br />
Ihr seid „jung“ und „stimmgewaltig“?<br />
Ihr seid ein Kinderchor, ein Jugendchor, ein junges Ensemble<br />
oder eine junge Singgruppe? … Dann würden wir euch gerne<br />
unseren Leser*innen vorstellen und zeigen, dass es euch gibt.<br />
Wir berichten auch gerne laufend über<br />
eure Konzerte, Projekte und Aktivitäten.<br />
Schreibt uns einfach eine E-Mail an<br />
info@scv.bz.it<br />
Wir freuen uns schon, eure<br />
Geschichten zu teilen!<br />
KulturFenster<br />
35 04 <strong>August</strong> <strong>2023</strong>
SCV-Intern<br />
Hommage an die Musik<br />
Sommerkonzerte des Landesjugendchores Südtirol<br />
Der Landesjugendchor wurde 2011 mit dem<br />
Ziel ins Leben gerufen, begabten jungen Sängerinnen<br />
und Sängern im Alter von 16 bis 28<br />
Jahren die Möglichkeit zu geben, interessante<br />
und anspruchsvolle Werke der Chorliteratur<br />
einzustudieren und aufzuführen.<br />
Die Sängerinnen und Sänger aus allen Landesteilen<br />
erarbeiten an mehreren Probenwochenenden<br />
ein breit gefächertes Konzertprogramm<br />
und treten regelmäßig in<br />
Südtirol, aber auch außerhalb der Landesgrenzen<br />
auf.<br />
Seit 2018 ist der Landesjugendchor Südtirol<br />
unter der Leitung von Prof. Dr. Johann<br />
van der Sandt. Unter seiner künstlerischen<br />
Leitung erarbeitete der Chor heuer<br />
Werke von Brad Printz, Z. Randall Stroope,<br />
Sergey Khvoshchinsky, Frank Ticheli,<br />
Joshua Shank, Jake Runestad, Dan Davison,<br />
Ruth Crawford Seeger, Eric Whitacre,<br />
Craig Hella Johnson, Moses Hogan, Cedric<br />
Dent. Unter dem Titel „An die Musik“<br />
erklangen die Lieder bei zwei Konzerten<br />
am 10. Und 11. Juni in Latzfons und in<br />
Bruneck. Die Sänger und Sängerinnen<br />
begeisterten das Publikum nicht nur mit<br />
der Qualität ihres Gesangs, sondern auch<br />
mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit<br />
und geballten Energie.<br />
Willst du beim<br />
Landesjugendchor mitsingen?<br />
DU BIST ZWISCHEN 16 und 28 JAHRE ALT?<br />
SINGEN IST DEINE LEIDENSCHAFT?<br />
Dann bewirb dich jetzt und melde dich zum<br />
Vorsingen<br />
am 10. September <strong>2023</strong> in Brixen und Bozen an<br />
Anmelden kannst du dich unter<br />
scv.bz.it/landesjugendchor<br />
KulturFenster 36<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
hingehört<br />
Zwischen Sehnsucht und Angst<br />
Uraufführung des „Totentanzes“ von Armin Thomaser<br />
„Und solange du das nicht hast,<br />
Dieses: Stirb und werde!<br />
Bist du nur ein trüber Gast<br />
auf der dunklen Erde“<br />
J. W. Goethe<br />
„Selige Sehnsucht“<br />
Plauser Totentanz von L. S. Stecher<br />
Foto: Manuela Schöpf<br />
Das Memento Mori – das Bewusstsein, dass<br />
man sterben wird – und der Totentanz sind in<br />
der Kulturgeschichte Themen, die vor allem<br />
seit dem 14. Jahrhundert immer wieder aufgegriffen<br />
wurden.<br />
Auch der Südtiroler Komponist Armin Thomaser<br />
hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt<br />
und eine vielschichtige Komposition<br />
unter dem Titel „Totentanz. Tonzn tian miar<br />
olle gearn – lei nit mit so durre Hearrn… ein<br />
Memento Mori“ geschaffen, wobei auch der<br />
Text von ihm stammt. Dabei hat der Chorleiter,<br />
Organist und Komponist Armin Thomaser,<br />
Jahrgang 1968, textlich und musikalisch<br />
zu einer eigenen ausdrucksstarken<br />
Sprache gefunden.<br />
Das Thema des Todes im Spannungsfeld<br />
zwischen Todessehnsucht und Todesangst<br />
wird von Thomaser in einer einstündigen<br />
Komposition in Hochdeutsch und Dialekt<br />
musikalisch und szenisch verarbeitet. Die<br />
Begegnung mit dem Tod löst im Stück Beklemmung<br />
aus, sie wird mit Zynismus überspielt,<br />
entlädt sich aggressiv, jedoch haben<br />
auch heitere Stimmen in Thomasers Werk<br />
ihren Platz gefunden. Dramaturgisch beginnt<br />
das Stück in völliger Dunkelheit, dehnt sich<br />
über den größten Schmerz hin zur versöhnlichen<br />
Gewissheit, dass der Tod eine Tür in<br />
eine andere Dimension ist.<br />
Rap, Rumba und Polka…<br />
Der Komponist<br />
und Autor Armin<br />
Thomaser<br />
©Amin Thomaser<br />
Die Tonsprache des Werkes ist zeitgenössisch,<br />
jedoch tonal, melancholisch, tänzerisch<br />
und manchmal raunzig. Verschiedene<br />
musikalische Formen finden Eingang in die<br />
Komposition: Rap, Polka, Rumba, Onestepp,<br />
Reel, English Waltz, Horo usw. Die Texte<br />
sind vielschichtig: lyrisch, teils kritisch, immer<br />
pfiffig, zum Teil Vertonungen bestehender<br />
Literatur (u.a. R.M. Rilke und E. Lasker-<br />
Schüler), zum Teil Neukreationen des Autors.<br />
Es wird geflüstert, gesungen und gerappt<br />
Aufführungen im September<br />
in Sexten und Schlanders<br />
Der Chorylus Haslach hat das Werk im Januar<br />
<strong>2023</strong> mit großem Erfolg uraufgeführt.<br />
Als Hommage an den herausragenden Bilderzyklus<br />
„Totentanz“ von Luis Stefan Stecher<br />
an der Friedhofsmauer in Plaus, fand<br />
die Uraufführung unter der Gesamtleitung<br />
des Komponisten in der Pfarrkirche von<br />
Plaus statt. Weitere Aufführungsorte waren<br />
Eppan und Bozen. Ausführende sind neben<br />
dem Chorylus Haslach die Südtiroler<br />
Vokalsolist*innen Maria Theresia Platter (Sopran-als<br />
Beleuchterin, Müllfrau, Hebamme,<br />
Influencerin usw.) und der Tenor Renzo Huber<br />
(als Tod). Begleitet werden sie vom siebenköpfigen<br />
Amarida Ensemble (Oboe/Oboe<br />
d’amore, Akkordeon und Streichquinett).<br />
Im September <strong>2023</strong> wird das Werk „Totentanz“<br />
nun auf Wunsch von „musica viva<br />
Vinschgau“ und „Musik Leben Pustertal“<br />
nochmals aufgeführt:<br />
- Freitag, 15. September <strong>2023</strong> um 20 Uhr,<br />
Pfarrkirche Schlanders<br />
- Sonntag, 17. September <strong>2023</strong> um 20 Uhr,<br />
Pfarrkirche Sexten<br />
Der Eintritt beträgt 15 Euro, und der Kartenverkauf<br />
findet eine halbe Stunde vor Konzertbeginn<br />
vor Ort statt.<br />
Paul Bertagnolli<br />
KulturFenster 37<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
hingehört<br />
Chorylus Haslach<br />
Seit fast sechs Jahrzehnten Werke aus allen Epochen und Stilrichtungen<br />
Der Chor wurde als Haslacher Singkreis<br />
1966 von Konrad Feuer gegründet. Chorleiter<br />
waren unter anderem: Herbert Paulmichl,<br />
Felix Resch, Heinrich Unterhofer,<br />
Otto Chizzali, Elmar Grasser, Sandra Giovanett,<br />
Elfriede Graf und Othmar Trenner.<br />
„Chorylus Haslach“ kann auf ein weites<br />
Repertoire, sowohl weltlicher wie auch<br />
geistlicher Natur, zurückgreifen. Im Verlaufe<br />
seiner fast sechs Jahrzehnte andauernden<br />
Tätigkeit studierte der Konzertchor<br />
Werke aus allen Epochen und Stilrichtungen<br />
ein, Klassisches neben Zeitgenössischem,<br />
Volkslied wie auch Gospel.<br />
Sehr breitgefächert war und ist der Chor<br />
in seinem Repertoire aufgestellt. Besondere<br />
Highlights der letzten Jahrzehnte<br />
waren beispielsweise A ceremony of carols/Benjamin<br />
Britten oder Misa Criolla/<br />
Ariel Ramírez, aber nicht nur.<br />
Konzerte mit besonderen<br />
Akzenten<br />
In den letzten sechs Jahren hat der Chor<br />
unter seinem neuem Leiter Armin Thomaser<br />
besondere Akzente gesetzt, zum<br />
Beispiel mit besonderen Konzerten. Ende<br />
Jänner <strong>2023</strong> hat „Chorylus Haslach“ sein<br />
Publikum mit der Uraufführung des „Totentanzes“<br />
von Armin Thomaser gefesselt.<br />
Im Mai <strong>2023</strong> folgte noch eine Konzertreihe,<br />
ausschließlich mit Volksliedern<br />
– original, neu verpackt und neu geschöpft.<br />
Außerdem gab der Chor ein Konzert<br />
unter dem Titel „Das Leuchten der<br />
Stille“ mit Werken von Johann Sebastian<br />
Bach, Moritz Hauptmann, Anton Bruckner,<br />
Anton Heiller und zeitgenössischen<br />
Komponisten wie Michael McGlynn, Peteris<br />
Vasks, Ola Gjeilo und Kim André Arnesen<br />
in Zusammenarbeit mit dem Chor<br />
„novAntiqua brixen“.<br />
Weitere Höhepunkte waren „Lichter der<br />
Stadt – Eine Hommage an Bozen“ mit<br />
Fotografien und Film rund um Bozen in<br />
Zusammenarbeit mit dem über die Grenzen<br />
hinaus bekannten Liedermacher Gabriele<br />
Muscolino und seinem Ensemble<br />
„Nachtcafé“, weiters die Konzertreihe<br />
„Die Sprache der Steine“ mit Gedichten<br />
Der Chor „Chorylus“ wird Armin Thomasers „Totentanz“ im September nochmals aufführen.<br />
von Siegfried Mayr und Liedern rund um<br />
das Thema Berge. Dabei stammten die<br />
Werke fast ausschließlich von Südtiroler<br />
Komponisten oder solchen, die für Südtiroler<br />
Chöre geschrieben haben.<br />
Beim Konzert „Wasser acqua ega“ tauchte<br />
das Publikum in eine Welt ein mit Live-<br />
Wasserklängen, mit Südtiroler Volksliedern<br />
und Songs der Ojibwe und der Sioux,<br />
aber auch mit zeitgenössischen Werken<br />
von Beart, Hatfield, Adams oder auch<br />
De Marzì rund um das Thema Wasser.<br />
„Open the window, Noah“ nannte der<br />
Chor seine Gospelkonzertreihe in Zusammenarbeit<br />
mit jugendlichen Südtiroler<br />
Instrumentalist*innen, außerdem sang<br />
der Chor noch „Vater unser – ein Text und<br />
20 Interpretationen“ in Zusammenarbeit<br />
mit dem jungen Südtiroler Nachwuchstalent<br />
Lorenz Bozzetta an der Orgel oder<br />
das Konzert „Kaffee“ – eine Liederserie<br />
rund um die Bohne.<br />
KulturFenster 38<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
kurz notiert<br />
Menschen für den Chorgesang gewinnen<br />
Singprojekt des Kirchenchores Feldthurns<br />
Der Kirchenchor Feldthurns hat Singbegeisterte<br />
zu einem Projekt eingeladen,<br />
bei dem in der Zeit von Ostern bis Pfingsten<br />
bei sieben Chorproben moderne und<br />
klassische Lieder eingelernt wurden. Diese<br />
sind bei der Messe am Pfingstsonntag aufgeführt<br />
worden.<br />
Zur Freude des Kirchenchores haben sich<br />
18 Sänger*innen für dieses Projekt gemeldet<br />
und sind mit Freude und Einsatz dabeigewesen.<br />
Nach dem feierlichen Abschluss dieses<br />
Projektes haben sich die Sänger*innen<br />
dazu entschieden, weiterhin im Kirchenchor<br />
zu wirken und sich mit ihrer Stimme<br />
einzubringen.<br />
Maria Niedermair<br />
Der Kirchenchor Feldthurns hat nach einem erfolgreichen Singprojekt neue Mitglieder<br />
bekommen.<br />
Der Kirchenchor Feldthurns fuhr nach Florenz.<br />
Reise nach Florenz<br />
Kirchenchor Feldthurns<br />
Nach der Corona- Zeit hat auch der Kirchenchor<br />
Feldthurns wieder den Gesang<br />
genossen, Neues einstudiert und kirchliche<br />
Feste musikalisch mitgestaltet. Alle Chormitglieder<br />
haben dabei viel Einsatz, Freude<br />
und Disziplin gezeigt. Nun war es an der<br />
Zeit, die Gemeinschaft auch mit einem Ausflug<br />
zu stärken und so fuhr der Chor im<br />
April nach Florenz, wo die Sänger*innen<br />
die Uffizien, den Piazzale Michelangelo,<br />
aber auch unbekanntere Ecken der Stadt<br />
kennenlernten. Aufgelockert wurde der<br />
Aufenthalt immer wieder mit Liedern und<br />
so konnte der Chor öfters auch Passanten<br />
mit seinem Gesang erfreuen. In der Kathedrale<br />
San Romolo in Fiesole gestalteten die<br />
Sänger*innen eine kurze Andacht mit passenden<br />
Texten und Liedern.<br />
Paul Bertagnolli<br />
Redaktionsschluss für<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für das Chorwesen<br />
senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Freitag, 15. September <strong>2023</strong><br />
39<br />
KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
kurz notiert<br />
„Musik ist<br />
eine Himmelsgabe“<br />
Konzert des Kirchenchores Niederdorf<br />
Am 11. Juni gab der Kirchenchor Niederdorf<br />
unter der Leitung von Christian Graber<br />
ein besonderes Konzert in der Pfarrkirche<br />
zum hl. Stephanus. Unter dem Titel<br />
„Da berühren sich Himmel und Erde“ wurden<br />
rhythmische Lieder mit besinnlichen<br />
Texten zum Nachdenken und Hoffen, zum<br />
Vertrauen und Glauben und zum Gebet nach<br />
Frieden präsentiert.<br />
Der Kirchenchor wurde durch den Kinder-<br />
und Jugendchor und die frühere<br />
Jugendsinggruppe verstärkt und von einer<br />
4-köpfigen Combo (Raphael Steinwandter/Gitarre,<br />
Willy Fauster/E-Bass,<br />
Günther Walder/E-Piano und Simon Burger/Schlagzeug)<br />
begleitet. Instrumentale<br />
Intermezzi und die von Rudi Irenberger<br />
gelesenen Texte stimmten auf die vier<br />
thematischen Konzertteile ein: „Musik ist<br />
eine Himmelsgabe.“<br />
Wo sich Göttliches und<br />
Irdisches begegnen<br />
Zum Konzertauftakt lud Chorobfrau Karin<br />
Krautgasser die Zuhörerinnen und Zuhörer<br />
ein, sich einen Strand vorzustellen<br />
und den Blick hinaus aufs Meer schweifen<br />
zu lassen – dorthin, wo sich am Horizont<br />
Himmel und Erde berühren: „Wo<br />
sich Göttliches und Irdisches begegnen,<br />
kann Frieden entstehen.“ Das Programm<br />
wurde aus der Sammlung der „Trostlieder“<br />
von Christoph Spengler zusammengestellt.<br />
Dieser Musikstil zählt nicht zum Standardrepertoire<br />
des Kirchenchores, weshalb<br />
Chorleiter Christian Graber die Lieder allesamt<br />
neu mit den Sängerinnen und Sängern<br />
einstudieren musste. Den zehn-köpfigen<br />
Mädchenchor bereitete Pepi Fauster<br />
auf den Auftritt vor. Schließlich haben alle<br />
gemeinsam die zwölf Lieder für das Konzert<br />
ausgewählt, darunter auch das titelgebende<br />
„Da berühren sich Himmel und<br />
Erde“. Der stimmungsvolle Gesang, überzeugende<br />
Solisten (Peter Kocevar, Ingrid<br />
Rainer, Miriam Fauster) und der Begeisterung<br />
ausstrahlende Mädchenchor hüllten<br />
den vollbesetzten Kirchenraum in eine<br />
pulsierende Klangwolke. Dazu wurde das<br />
Presbyterium der Pfarrkirche in ein Farbenlicht<br />
getaucht, passend zu den in den<br />
Liedtexten verarbeitete Suche nach Trost,<br />
die Sehnsucht nach Frieden und die Zuversicht<br />
im Glauben.<br />
Das abschließend gemeinsam mit dem Publikum<br />
gesungene Lied „Meine Zeit steht<br />
in deinen Händen“ aus dem Gotteslob (<strong>Nr</strong>.<br />
896) war der krönende Abschluss für diese<br />
gelungene Stunde voller Musik, Texte und<br />
Gesang. Der Reinerlös des Abends kommt<br />
der Krebshilfe Oberpustertal zugute.<br />
Stephan Niederegger<br />
Der Kirchenchor Niederdorf lud ein, in der<br />
Pfarrkirche mit rhythmischen Liedern und<br />
besinnlichen Texten „eine Stunde Zeit mit<br />
Gott zu verbringen“. Foto: Jana Fauster<br />
Chorleiter*in gesucht!<br />
Der Pfarrchor St. Nikolaus-Neumarkt<br />
sucht ab September eine/n neue/n Chorleiter*in.<br />
Interessierte können sich unter der<br />
Telefonnummer 338 3844995 bei Margot melden.<br />
40<br />
KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Chorwesen<br />
„Elvis Night“<br />
beim Kulturfestival LanaLive<br />
Chor Raindrops und Bürgerkapelle Lana<br />
Am Samstag, 3. Juni, wurde aus der Turnhalle<br />
der Mittelschule Lana ein Konzertsaal<br />
für etwa 100 Musikerinnen und Musiker.<br />
Schon lange wollten der Chor Raindrops<br />
und die Bürgerkapelle Lana in voller Formation<br />
zusammenarbeiten – im Rahmen<br />
des Kulturfestivals LanaLive wurde aus<br />
diesem Vorhaben nun fulminante Wirklichkeit.<br />
Über 500 Zuschauerinnen und<br />
Zuschauer erlebten einen Konzertabend<br />
mit beeindruckendem Repertoire – nämlich<br />
mit den bekanntesten Hits des King<br />
of Rock ’n’ Roll, Elvis Presley.<br />
Sich an den „King“ heranzuwagen, könnte<br />
man durchaus als gewagt bezeichnen, doch<br />
weder die Bürgerkapelle Lana noch der Lananer<br />
Chor Raindrops sind dafür bekannt,<br />
Herausforderungen auszuschlagen. Weil<br />
Noten für eine solche Kombination nicht<br />
zu finden waren, wurde für dieses Projekt<br />
der fabelhafte Komponist und Arrangeur<br />
Ivan Marini mit ins Boot geholt. Beinahe<br />
zur Gänze durchkomponiert, erlebten die<br />
Zuhörerinnen und Zuhörer einen Streifzug<br />
durch die verschiedensten Genres Elvis<br />
Presleys, der nicht nur im Rock ’n’ Roll,<br />
sondern auch im Pop, Country, Gospel und<br />
Blues neue Maßstäbe gesetzt hat. Bei „Jail<br />
House Rock“ oder „Rock Around the Clock“<br />
Nicht nur musikalisch konnten die Sängerinnen glänzen – der Glamourfaktor kam auch<br />
bei Outfit und Make-up nicht zu kurz.<br />
Foto: Fanni Fazekas<br />
blieb kein Fuß still. Kapellmeister Martin<br />
Knoll und Chorleiterin Michela Virgadaula,<br />
die auch durch den Abend führte, haben<br />
mit der Stückauswahl dafür gesorgt, dass<br />
das Publikum keine Wahl hatte, als „Can't<br />
Help Falling in Love“. Eine Einführung zu<br />
Beginn des Konzertes gaben die Obleute<br />
Christian Schwarz (Bürgerkapelle Lana)<br />
und Sonja Wegleiter (Chor Raindrops).<br />
Hannes Egger, künstlerischer Leiter von<br />
LanaLive, nutzte den Abend außerdem,<br />
um den langjährigen Kassier Paul Seelaus<br />
für seinen ehrenamtlichen Einsatz für das<br />
Kulturfestival zu ehren. Grußworte der Gemeinde<br />
Lana sprach Bürgermeister Harald<br />
Stauder. Die Elvis Night war ein besonders<br />
gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit<br />
verschiedener Musik- und Kulturvereine.<br />
Den Musikerinnen und Musikern war<br />
es ein Leichtes, ihre Energie, Freude und<br />
Motivation über den Bühnenraum hinaus<br />
bis ins Publikum zu tragen.<br />
Feierliches Pfingstfest in Lana<br />
Kinderchorund Pfarrchor singen gemeinsam<br />
Einen besonders feierlichen Gottesdienst<br />
mit Dekan P. Peter Unterhofer OT und Diakon<br />
Hubert Knoll gab es am Pfingstsonntag<br />
in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt<br />
in Niederlana.<br />
Der Kinderchor der Musikschule Lana –<br />
unter der Leitung von Christina Obwexer<br />
– und der Pfarrchor Lana – unter der Leitung<br />
von Ingrid Rieder gestalteten gemeinsam<br />
die Festmesse. Zur Aufführung kamen<br />
„Neue geistliche Lieder“, arrangiert<br />
von Karl Paller, musikalisch begleitet von<br />
Anna Knoll und Maria Weger mit Violine,<br />
Martin Schgör am Cello und Josef Höhn<br />
an der Orgel. Die zahlreichen Messbesucher<br />
dankten mit Applaus. Im Anschluss<br />
des Gottesdienstes traf sich die Sängerschar<br />
zu einem Umtrunk, garniert mit allerlei<br />
kulinarischen Köstlichkeiten.<br />
Der Kinderchor der Musikschule Lana unter<br />
der Leitung von Christina Obwexer mit den<br />
Instrumentalisten Anna Knoll, Maria Weger,<br />
Martin Schgör und Josef Höhn.
Die Fanealm in den Pfunderer Bergen: Einst vermutlich<br />
als Lazarett für Pest- und Cholerakranke errichtet,<br />
gehört das Almdorf heute zu den Schmuckstücken<br />
unter den Almen.<br />
Foto aus: „Bäuerliche Kapellen in Südtirol", Folio Verlag<br />
KulturFenster 42<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
senen Flächen führt. Die Almböden können<br />
größere Mengen an Wasser aufnehmen<br />
und daher den Oberflächenabfluss,<br />
die Erosionsgefahr, Überschwemmungen<br />
und Vermurung eindämmen.<br />
Almen bieten im Sommer zusätzliche<br />
Futterflächen. Auf den Talweiden kann<br />
so das Winterfutter erwirtschaftet werden.<br />
Wenn das Vieh aufgetrieben wird,<br />
stellt das eine Arbeitsentlastung für den<br />
Bauern dar, und die Tiergesundheit wird<br />
durch die „Sommerfrische“ auf der Alm<br />
gefördert. Durch das Angebot an naturgeschaffen<br />
& geprägt<br />
Mehr als nur Sommerfrische<br />
Vom Menschen geschaffene Almen prägen<br />
die alpine Kulturlandschaft auf vielfältige Weise<br />
Am „Tag der Landschaft“ der Stiftung Landschaft<br />
standen heuer die Almen und Almhütten<br />
und deren Bedeutung im Mittelpunkt.<br />
Das nimmt der Heimatpflegeverband Südtirol<br />
– die Stiftung ist verwaltungsmäßig<br />
dem Verband angeschlossen – zum Anlass,<br />
um das Thema in diesem „KulturFenster“<br />
näher zu beleuchten.<br />
Eine Erhebung der Bausubstanz<br />
wäre sehr zu begrüßen, sodass<br />
quantitative Aussagen über historisch<br />
bedeutende Almen gemacht<br />
werden könnten.<br />
Claudia Plaikner<br />
Almen haben eine wichtige wirtschaftliche, aber auch eine ökologische und eine landeskulturelle<br />
Bedeutung.<br />
Foto: Thomas Benedikter<br />
nahen Produkten gewinnen Almen auch<br />
an touristischer Bedeutung.<br />
Almen können also schöne Beispiele dafür<br />
sein, wie sich Nachhaltigkeit, Ökologie, Tradition<br />
und wirtschaftlicher Nutzen vereinen.<br />
Früher waren die Almen unter der Baumgrenze<br />
meist in Blockbauweise, oberhalb<br />
der Waldgrenze in Stein- und Holzbauweise<br />
gebaut worden (der Begriff „Almen“<br />
schließt auch die Gebäude mit ein).<br />
Almen haben eine ungeahnte Bedeutung<br />
für Mensch und Natur. Durch die<br />
Almen wird die alpine Kulturlandschaft<br />
gestaltet, erhalten und gepflegt, die Biodiversität<br />
wird gefördert, und die Nutztiere<br />
erhalten gesundes Futter.<br />
Die Almflächen wurden seit der Sesshaftwerdung<br />
des Menschen der Natur abgerungen,<br />
die Almwirtschaft zählt damit<br />
zu den ältesten Nutzungsformen im Alpenraum.<br />
Die Bewirtschaftungspraktiken<br />
sind seit Jahrhunderten überliefert. Die<br />
große ökologische, landeskulturelle und<br />
wirtschaftliche Bedeutung der Almen<br />
ergibt sich aus der extensiven Bewirtschaftung,<br />
die zu Artenvielfalt und einer<br />
Abwechslung von offenen und geschlos-<br />
Aus Material der Umgebung wurden die Almhütten einst errichtet. Das macht sie zu<br />
Schmuckstücken in der Landschaft.<br />
Foto: Edith Runer<br />
KulturFenster 43<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
geschaffen & geprägt<br />
Einige Almen sind wegen erschwerter Zugänglichkeit<br />
in ihrer ursprünglichen Form<br />
erhalten geblieben. Viele sind aber inzwischen<br />
– auch durch die Zufahrtsmöglichkeiten<br />
– abgerissen, umgebaut oder neu<br />
aufgebaut worden.<br />
Historische Almen sind in der<br />
Regel sehr funktional und einfach,<br />
sie weisen eine enge<br />
Verbundenheit mit der Landschaft<br />
auf und fügen sich organisch<br />
ins Gelände ein. Sie<br />
bestehen meist aus einfachen<br />
Wohnhütten (früher meist Einraumhütte,<br />
erst später dann oft<br />
Zimmer) und Ställen zur Unterbringung<br />
der Tiere, eventuell auch<br />
noch Sennhütten, wenn Melkvieh versorgt<br />
wurde.<br />
Eine Erhebung der Bausubstanz wäre sehr<br />
zu begrüßen, sodass quantitative Aussagen<br />
über historisch bedeutende<br />
Almen gemacht werden<br />
könnten. Eine Datierung<br />
ist meist nur über eine dendrochronologische<br />
Untersuchung möglich.<br />
Der heurige Tag der Landschaft wollte die<br />
kulturhistorische, ökologische und wirtschaftliche<br />
Bedeutung unserer Almlandschaften<br />
in den Fokus nehmen.<br />
Claudia Plaikner<br />
Almen können also schöne Beispiele dafür sein,<br />
wie sich Nachhaltigkeit, Ökologie, Tradition und<br />
wirtschaftlicher Nutzen vereinen.<br />
Claudia Plaikner<br />
Südtirols Almen in Zahlen<br />
1700 Almen (großteils Hochalmen, über der Baumgrenze)<br />
34% der Landesfläche sind Almen.<br />
14% der Landesfläche sind reine Weiden.<br />
78% der Almen sind erschlossen.<br />
71% der Almen sind in Privatbesitz.<br />
.<br />
15% der Almen gehören Interessentschaften.<br />
50% des Viehbestandes werden gealpt.<br />
17% der gealpten Großvieheinheiten weiden auf zwei Dritteln<br />
der großen Almen. Große Almen sind eher selten und<br />
vor allem im Vinschgau zu finden. Dort sind viele Almen<br />
in Gemeindebesitz. Für Südtirol typischer sind<br />
kleinere Almen mit wenig Großvieheinheiten.<br />
KulturFenster 44<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Die Alm als Kulturerbe<br />
Tag der Landschaft der Stiftung Landschaft auf<br />
der Obermoaralm am Fuchsberg<br />
anhand des Holzes, sind bei Almen selten.<br />
Auf der Obermoaralm wurden sie durchgeführt<br />
und kamen zu einem erstaunlichen<br />
Ergebnis: Die Gebäude – Almhütte mit<br />
Wohn-/Schlafraum und Stall, Vorratskasten,<br />
Schweinestall und Herdhütte – stehen<br />
dort seit mindestens 500 Jahren. So<br />
lange haben sie dem Wetter und den Klimaveränderungen<br />
standgehalten – was<br />
für die Qualität des verwendeten Materials<br />
und für das Geschick der Erbauer spricht.<br />
Freilich wurde das eine oder andere im Lauf<br />
der Jahrhunderte ausgebessert, doch große<br />
Eingriffe hat es nicht gegeben. Nach wie<br />
vor ist die Alm im Sommer bewirtschaftet.<br />
Die Schwester eines der Eigentümer, Michaela,<br />
tischt hungrigen Wanderern einfache<br />
Bauernkost auf. Um einen Gastbetrieb<br />
handelt es sich allerdings nicht. Hier<br />
oben haben die Kühe das Sagen – edles<br />
Grauvieh, mit Hörnern ausgestattet – ein<br />
heutzutage leider nur noch seltenes Phänomen.<br />
Weiter in Richtung der Gipfel tun<br />
sich Ziegen und Schafe an den winzigen<br />
Gräslein gütlich.<br />
Die Obermoaralm gehört zu den wenigen Almen, die unter Denkmalschutz stehen. Sie soll<br />
nun über die Stiftung Landschaft saniert werden.<br />
Foto: Stiftung Landschaft<br />
Vom Menschen geschaffen, von der Natur<br />
geprägt – so ungefähr lässt sich die Alm als<br />
Lebensraum charakterisieren. Die Stiftung<br />
Landschaft hat am „Tag der Landschaft“ die<br />
Almen in den Fokus gerückt, denn „unsere<br />
Aufgabe ist es, dieses Werk von Mensch<br />
und Natur zu pflegen“, sagt Präsidentin Sigrid<br />
Pernthaler.<br />
Seit zehn Jahren hält die Stiftung Landschaft<br />
jährlich den Tag der Landschaft ab.<br />
2022 traf man sich auf einer besonders<br />
artenreichen Bergwiese in Planeil, die ein<br />
älterer Bauer der Stiftung verkauft hatte,<br />
welche sich seitdem um den Erhalt<br />
dieses auch mit seltenen Pflanzenarten<br />
gespickten Naturreservates<br />
kümmert. Anfang Juli<br />
dieses Jahres war hingegen<br />
die seit 2003 denkmalgeschützte<br />
Obermoaralm im<br />
Schnalstal das Ziel der Stiftungsmitglieder.<br />
Es ist eine<br />
der wenigen Almen in Südtirol,<br />
die unter Denkmalschutz<br />
gestellt wurden, ein wunderbares<br />
Ensemble von fünf Gebäuden auf über<br />
2000 Metern Meereshöhe oberhalb von<br />
Katharinaberg.<br />
Die Obermoaralm – sie gehört noch zur<br />
Gemeinde Naturns – war schon seit jeher<br />
im Besitz des Moarhofes und des Obermoarhofes<br />
– einst ein einziger Hof, den<br />
der Ururgroßvater der heutigen Eigentümer<br />
erworben hatte, der später geteilt<br />
wurde und wo heute die Familien Valentin<br />
Müller und Florian Müller zwei Landwirtschaften<br />
betreiben.<br />
Mehr als 500 Jahre alt<br />
Dendrochronologische Untersuchungen,<br />
also Altersbestimmungen<br />
Behutsame Sanierung<br />
Seit einigen Jahren hat die Alm eine Zufahrt,<br />
die nur mit Genehmigung des Forstamtes<br />
befahren werden darf. Vorher gab<br />
es eine Materialseilbahn bis zum zwei Kilometer<br />
entfernten Dickhof. Die Erschließung<br />
durch einen Fahrweg macht es den<br />
Bauern möglich, das Holz des Waldes mit<br />
zu nutzen. Außerdem erleichtert es wesentlich<br />
die nunmehr unbedingt notwendige<br />
Sanierung, um die sich die Eigentümerfamilien<br />
gerne bemühen. Mit einem<br />
Dach hat man bereits begonnen, um die<br />
Innenräume zu schützen. Nun sollten weitere<br />
möglichst behutsame Maßnahmen<br />
erfolgen, die dem Erhalt des denkmalgeschützten<br />
Ensembles Rechnung tragen.<br />
Und hier kommt nun die Stiftung Landschaft<br />
ins Spiel. „Ein Mitglied hat uns auf<br />
dieses wunderbare Ensemble aufmerksam<br />
gemacht“, erzählt Sigrid Pernthaler. Man<br />
habe sich die Obermoaralm angeschaut,<br />
mit den Eigentümern und mit dem Landes-<br />
Wenn Mensch, Tier und Pflanzen auf der Alm<br />
freundlich zusammenleben und aufeinander Acht<br />
geben, wird dieser einzigartige Lebensraum erhalten<br />
bleiben.<br />
Sigrid Pernthaler<br />
KulturFenster 45<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
geschaffen & geprägt<br />
denkmalamt über die notwendigen Maßnahmen<br />
gesprochen, einen Sponsor für die<br />
Finanzierung eines Teils der Arbeiten gefunden<br />
– „und nun können wir loslegen“.<br />
Die Alm soll nun saniert, dabei im Wesentlichen<br />
in ihrem ursprünglichen Aussehen<br />
belassen, dennoch aber zu guten Bedingungen<br />
bewohn- bzw. benutzbar gemacht<br />
werden. Für die Umsetzung dieser Ziele<br />
sind Fachleute notwendig, die wissen, was<br />
sie tun und behutsam vorgehen. Auch darüber<br />
wurde am Tag der Landschaft diskutiert.<br />
„Es wird eine Zusammenarbeit von<br />
Stiftung, Landesdenkmalamt und Eigentümern<br />
sein“, erklärt Sigrid Pernthaler. Letztere<br />
werden u. a. das Holz zur Verfügung<br />
stellen und Hand anlegen, wo es braucht.<br />
Man wird Schritt für Schritt vorgehen, auch<br />
mit der finanziellen Unterstützung durch<br />
das Landesdenkmalamt.<br />
Erhebung der Almen<br />
angeregt<br />
Die Stiftung Landschaft<br />
„Das von Natur und Mensch geschaffene landschaftliche Erbe Südtirols in seiner<br />
ökologischen und kulturgeschichtlichen Vielfalt zu erhalten und nachhaltig<br />
zu sichern, ist unser Ziel.“ Dieser Satz auf der Startseite der Homepage sagt<br />
schon sehr viel über die Stiftung Landschaft Südtirol aus. 2009 von 24 Personen<br />
gegründet, ist die Stiftung mittlerweile auf über 100 Mitglieder angewachsen.<br />
Sie alle ermöglichen durch Mitgliedsbeiträge und Spenden die ehrenamtliche<br />
Tätigkeit, die von einem Vorstand geleitet wird: Sigrid Pernthaler als Präsidentin,<br />
Hanspeter Staffler als Vizepräsident sowie Lucia Attinà, Norbert Dejori und<br />
Thomas Wilhalm. Die Stiftung kauft Liegenschaften an, erbt sie oder bekommt<br />
sie auf anderem Wege überantwortet, um sie im Sinne gewachsener Kultur zu<br />
schützen, zu fördern, weiterzuentwickeln und nachhaltig zu sichern.<br />
Im Laufe der Jahre haben sich fixe Veranstaltungen im Jahreskalender der Stiftung<br />
herauskristallisiert, etwa das Hoffest auf dem stiftungseigenen Crozzolhof<br />
in Salurn, der Tag der Landschaft im Sommer und die Stubengespräche rund<br />
um Martini im November. Bei Letzteren wird mit Fachleuten über ein Thema<br />
diskutiert. Im November dieses Jahres werden es erneut die Almen und Almhütten<br />
sein, die bei den Stubengesprächen im Mittelpunkt stehen.<br />
Für die Stiftung Landschaft ist das Projekt<br />
Obermoaralm auch deshalb etwas Besonderes,<br />
weil man im Zuge der Vorbereitungen<br />
auf die Sanierung entdeckt hat, dass Südtirols<br />
Almbestand nicht wirklich erhoben<br />
ist. „Das ist für uns ein Anlass, um darauf<br />
aufmerksam zu machen, wie wichtig eine<br />
Erhebung wäre. Denn es gibt bestimmt<br />
noch eine schöne Anzahl an schützensbzw.<br />
erhaltenswerten Almen, deren wertvolle<br />
Gebäude ansonsten vielleicht abgerissen<br />
oder die sonst aufgelassen werden.“<br />
Almen seien ein wesentliches Stück Kulturlandschaft,<br />
die aber entsprechend gepflegt<br />
und bewirtschaftet werden müssten,<br />
um ihren von Biodiversität geprägten Charakter<br />
zu bewahren. „Wenn Mensch, Tier<br />
und Pflanzen auf der Alm freundlich zusammenleben<br />
und aufeinander Acht geben,<br />
wird dieser einzigartige Lebensraum<br />
erhalten bleiben", fasst Sigrid Pernthaler<br />
ihre Zukunftsvision zusammen.<br />
Edith Runer<br />
Diese Orte sind einen Besuch wert<br />
Der Tag der Landschaft findet jedes Jahr<br />
an ausgewählten Orten statt. Viele von denen,<br />
die in den vergangenen Jahren Schauplätze<br />
der Veranstaltung waren, sind immer<br />
einen Besuch wert.<br />
Castelfeder beispielsweise, ein archaisches,<br />
prähistorisches Stück Kulturlandschaft<br />
unweit von Auer, eingeschlossen<br />
von intensiv bewirtschafteten Obst- und<br />
Weinkulturen. Oder das naturbelassene,<br />
autofreie Vigiljoch als Beispiel für zeitlose<br />
Erholungsorte. Der Rundwanderweg<br />
„Urundum“ führt entlang historischer Trockenmauern<br />
in Kurtatsch. Im Nachbardorf<br />
Margreid hat die Stiftung indessen<br />
eine ehemalige Obstwiese in ein Biotop<br />
verwandelt. Auch das Biotop Falschauermündung<br />
in Lana lädt zum Verweilen ein.<br />
Es zeigt sich als ein Ort der Ruhe und der<br />
Natur zwischen Industrie, Landwirtschaft<br />
und Verkehr. Wer nach Planeil im Obervinschgau<br />
fährt und dort wandert, der kommt<br />
vielleicht an der von der Stiftung erworbenen<br />
Bergwiese vorbei, auf der auch seltene<br />
Pflanzenarten gedeihen. Nicht zuletzt<br />
hat die Stiftung auf der Oswaldpromenade<br />
in Bozen, am Tappeinerweg in Meran und<br />
im Römerturm bei Elvas kleine „Hinweise“<br />
geschaffen, die zum Nachdenken über die<br />
Landschaft und ihren Wandel im Lauf der<br />
Zeit anregen.<br />
KulturFenster 46<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Forschungsprojekt<br />
wird angestoßen<br />
Landeskonservatorin Karin Dalla über den<br />
KulturFenster: Man hört von denkmalgeschützten<br />
Bauernhöfen, aber selten von<br />
denkmalgeschützten Almen. Warum ist<br />
das so?<br />
Karin Dalla Torre: Das ist so, weil es sich<br />
bei den Almen bzw. Almhütten um ein besonders<br />
interessantes, aber bis heute wenig<br />
sichtbares Spezialthema des Kulturgüterschutzes<br />
handelt. Meistens sieht man<br />
dieser Gebäudetypologie ihr Alter auf den<br />
ersten Blick nicht an, und die Gebäude<br />
wurden oft weitergebaut oder verändert.<br />
Daher ist es schwer, sie ohne eine wissenschaftliche<br />
Grundlage richtig einzuordnen.<br />
Hier sind die Bauforschung und<br />
die Dendrochronologie gefragt, um Klarheit<br />
zu schaffen.<br />
KF: Wie viele denkmalgeschützte oder zum<br />
Teil geschützte Almen gibt es in Südtirol?<br />
Dalla Torre: Es gibt derzeit eine Handvoll<br />
denkmalgeschützter Almen in Südtirol,<br />
das Internetportal Monumentbrowser des<br />
Landesdenkmalamtes gibt darüber Auskunft.<br />
Allerdings sind die Übergänge zwischen<br />
den Resten alter Haufenhöfe und<br />
den Almhütten oft fließend. Es wäre eine<br />
Denkmalschutz auf Almen<br />
systematische Erhebung notwendig,<br />
um mehr Klarheit<br />
zu erhalten.<br />
KF: Nach welchen Kriterien<br />
werden Gebäude<br />
auf Almen denkmalgeschützt?<br />
Dalla Torre: Die Kriterien<br />
für den Denkmalschutz für<br />
Almhütten und andere Holzbauten<br />
sind dieselben wie für die<br />
anderen Gebäudetypologien. Besonders<br />
ausschlaggebend sind das Alter und die<br />
Konstruktionsweise. Vor Kurzem hat die Landesregierung<br />
in der Gemeinde Wolkenstein<br />
einen unscheinbaren kleinen Stadel unter<br />
Denkmalschutz gestellt. Die Bauforschung<br />
und die Dendrochronologie haben den Originalbestand<br />
auf 1350 datieren können.<br />
KF: Denkmalschutz bedeutet meist große<br />
Investitionen und Einschränkungen bei der<br />
Sanierung. Inwiefern gibt es Unterstützung<br />
vom Landesdenkmalamt?<br />
Dalla Torre: Diese unbegründeten Vorurteile<br />
sind wohl schwer abzubauen, stelle<br />
ich aufgrund dieser Frage fest. Die Mehrkosten<br />
beim Bauen im Denkmalschutz betragen<br />
laut Statistik etwa 15 Prozent. Für<br />
jene baulichen Maßnahmen, die aufgrund<br />
des Denkmalschutzes Mehrkosten verursachen<br />
– Statik, Dach, Entfeuchtung, Restaurierung<br />
von Oberflächen, Dach usw. –<br />
gibt es Beiträge des Landesdenkmalamtes.<br />
Sie liegen zwischen 40 und 90 Prozent<br />
der anerkannten Kosten für diese Maßnahmen.<br />
Ein Beitrag kann auch mehrere<br />
Hunderttausend Euro betragen. So viel<br />
Steuergeld kann in private und öffentliche<br />
Bauten fließen, wenn<br />
das öffentliche Interesse des<br />
Denkmalschutzes zur Erhaltung<br />
gegeben ist.<br />
Es stimmt, dass alle baulichen<br />
Maßnahmen vom<br />
Landesdenkmalamt ermächtigt<br />
werden müssen<br />
und dass es für den<br />
Umgang mit denkmalgeschützter<br />
Bausubstanz internationale<br />
Regeln gibt. Dafür werden<br />
die Eigentümer*innen von den Fachleuten<br />
des Landesdenkmalamtes beraten.<br />
Wenn sich die Menschen auf den Dialog<br />
einlassen, entstehen schöne Ergebnisse<br />
und ein bedeutender Mehrwert für<br />
die Eigentümer und für die Gesellschaft.<br />
KF: Sie sagen, die Almen wären ein interessantes<br />
Forschungsgebiet …<br />
Dalla Torre: Die Erhebung der Almhütten<br />
ist eines unserer Forschungsdesiderate<br />
der nächsten Jahre. Wir werden eine Gesamterhebung<br />
und ein Forschungsprojekt<br />
anstoßen.<br />
Interview: Edith Runer<br />
Almen unter Denkmalschutz<br />
Insgesamt sind in Südtirol nur eine Handvoll Almen denkmalgeschützt. Seit 1982 etwa die Alte Kaser auf der Pfistradalm im<br />
Passeiertal mit einem gotischen Blockhaus, in dem ein Bauernmuseum untergebracht ist. Diese Alm ist bereits 1357 urkundlich<br />
erwähnt. Die Almhütte ist Teil eines „Almdorfes“ mit dem Kirchlein St. Anna.<br />
Auch das Gebäude der Mitterkaseralm im Pfossental in Schnals wurde 1989 unter Denkmalschutz gestellt. Es handelt sich um<br />
einen spätgotischen Blockbau mit steingepflastertem Eingang. Im Giebelbundwerk findet man die Jahreszahl 1620, über dem<br />
Türholm die Jahreszahl 1670. Besonders erwähnenswert sind hier auch die Stube und die gewölbte Küche.<br />
Seit 2003 steht die Obermoaralm am Fuchsberg oberhalb von Katharinaberg (Schnals, Gemeinde Naturns) unter Denkmalschutz.<br />
Sie geht laut dendrochronologischen Untersuchungen auf das 15. Jahrhundert zurück.<br />
Die Almhütte in Hochkasern bei Mühlbach aus dem 17./18. Jahrhundert steht seit 2011 unter Denkmalschutz. Die Alm besteht<br />
aus einem zweigeschossigen Rundholzblockbau (oben Wohn-/Schlafraum, unten Stall) und wurde als Motiv vom Maler<br />
Franz Defregger auf einem Bild festgehalten.<br />
Viele Almen, die man denkmalgeschützt vermuten würde, sind es nicht, so etwa die Fanealm, die aus knapp 40 Hütten besteht<br />
und auf ein mittelalterliches Lazarett für Cholera- und Pestpatienten zurückgehen soll. Dort steht nur die Maria-Hilf-Kapelle<br />
unter Denkmalschutz.<br />
HPV<br />
KulturFenster 47<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
geschaffen & geprägt<br />
Ökologische Vielfalt auf<br />
Almen erhalten<br />
Warum richtige Bewirtschaftung die Voraussetzung für Biodiversität ist<br />
Um die Vielfalt auf den Almen zu erhalten, müssen sie entsprechend<br />
bewirtschaftet werden. Es gilt, auf die Art der Beweidung zu achten,<br />
aber vor allem, Mist und Gülle so gut wie möglich zu vermeiden.<br />
Kleintiere wie Schafe oder Ziegen sind ideale Mähmaschinen<br />
für sensible Zonen.<br />
Fotos: Edith Runer<br />
Neben der landeskulturellen und wirtschaftlichen<br />
Bedeutung kommt den Almen ein unschätzbarer<br />
ökologischer Wert zu. Warum<br />
das so ist, erklärt der Biologe und Direktor<br />
des Landesamtes für Natur, Leo Hilpold, in<br />
folgendem Interview.<br />
KulturFenster: Wie und warum sind Almen<br />
entstanden?<br />
Leo Hilpold: Sie sind aus der Notwendigkeit<br />
entstanden, auch die oberen Höhenstufen<br />
für die Viehwirtschaft zu nutzen, also Fressen<br />
für die Tiere zu erwirtschaften. Neben<br />
der Mahd der Wiesenflächen, die als Folge<br />
der Waldnutzung entstanden ist, war es die<br />
tatkräftige Beweidung mit Ziegen und<br />
Schafen, die eine offene Landschaft<br />
sicherte. Meistens liegen Almen<br />
an oder leicht über der Waldgrenze,<br />
also zwischen 1500<br />
und 2200 Metern Meereshöhe.<br />
Dorthin hat der Hirte die<br />
Kleintiere zur Weide geführt. Er<br />
achtete darauf, dass die Tiere<br />
zusammenblieben, und darauf,<br />
dass sie gezwungen wurden, alles<br />
abzufressen, was an der Stelle<br />
wuchs. Nur fressen, was schmeckt, war<br />
den Weidetieren nicht möglich. War alles<br />
abgefressen, zog man weiter. Zu den Aufgaben<br />
des Hirten gehörte es auch, aufkommende<br />
Bäumchen abzuschneiden und die<br />
Weide zu „putzen“. Im Lauf der Jahrzehnte<br />
konnte sich durch diese Wirtschaftsweise ein<br />
neues ökologisches Gleichgewicht einstellen<br />
mit einer außergewöhnlich hohen Biodiversität.<br />
Wo Misch-Nadelwälder hinauf<br />
bis in die Kampfwaldstufe waren, konnten<br />
auf diese Weise Almen entstehen, also offene<br />
Lebensräume.<br />
KF: Welche ökologische Bedeutung haben<br />
die Almen?<br />
Hilpold: Da müssen wir unterscheiden<br />
zwischen einst<br />
und jetzt. Früher waren die Almen ein gigantischer<br />
Biodiversitäts-Pool, weil sich hier<br />
über die Jahrhunderte hinweg, in denen er<br />
entstanden ist, zahlreiche Pflanzenarten mit<br />
den unterschiedlichsten ökologischen Ansprüchen<br />
entwickeln konnten – im Unterschied<br />
zum Lebensraum des „finsteren“<br />
Waldes, der a priori artenarm ist. Weil Almen<br />
nicht planiert wurden, waren sie von<br />
Senken und Hügeln geprägt. So konnten<br />
sich an jedem Standort – trocken, feucht,<br />
sonnig, schattig – jene Pflanzen etablieren,<br />
die dort die besten Überlebenschancen hatten.<br />
Zudem hat die traditionelle und standortgerechte<br />
Bewirtschaftung der Wiesenflächen<br />
den Artenreichtum gefördert, weil die<br />
Heute werden auf den Almen, besonders in den unteren<br />
Höhenlagen, oft zu viele Nährstoffe in Form<br />
von Mist und Gülle eingebracht. Dadurch wird das<br />
schnelle Wachstum einiger weniger Gräser und<br />
krautigen Arten gefördert, die optimal an diese hohen<br />
Nährstoffgaben angepasst sind.<br />
Leo Hilpold, Biologe und Direktor des Landesamtes für Natur<br />
Foto: Privat<br />
KulturFenster 48<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Mit der richtigen Kombination von Weide und Mahd kann sich auch längerfristig ein andauerndes und vielfältiges Ökosystem erhalten.<br />
Almen erst spät im Sommer mit der Hand<br />
gemäht wurden. Dieses späte Mähen war<br />
für das Aussamen der krautigen Pflanzenarten<br />
überlebenswichtig. Orchideenarten wie<br />
das Kohlröschen samen erst spät im Sommer<br />
aus. Eine frühe Mahd oder eine Vorweide<br />
am Beginn des Sommers bedeutet<br />
für diese Art das Ende ihres Fortbestandes.<br />
KF: Heute wird im Sommer bis zu dreimal<br />
gemäht …<br />
Hilpold: Heute werden auf den Almen, besonders<br />
in den unteren Höhenlagen, oft zu<br />
viele Nährstoffe in Form von Mist und Gülle<br />
eingebracht. Dadurch wird das schnelle<br />
Wachstum einiger weniger Gräser und krautigen<br />
Arten gefördert, die optimal an diese<br />
hohen Nährstoffgaben angepasst sind. Ein<br />
Beispiel ist der Löwenzahn, der die vielen<br />
seltenen Pflanzenarten in ihrer Existenz verdrängt.<br />
Mehr Nährstoffe bedeutet auch höherer<br />
Futterertrag und häufigere Mahd – wohl<br />
oft, auch längerfristig gedacht, zu Ungunsten<br />
der Futterqualität. Ebenso haben Pflanzen,<br />
die spät aussamen, wegen der Mahdhäufigkeit<br />
keine Chance mehr zu überleben.<br />
Wenn man in extensiven, standortgerechten<br />
Almwiesen 70 verschiedene Gefäßpflanzen<br />
findet, so beschränkt sich die Biodiversität<br />
bei intensiven Wiesen innerhalb weniger<br />
Jahre auf einige Allerweltsarten. Löwenzahn<br />
ist übrigens ein sehr guter Indikator<br />
für den Stickstoffreichtum in den Wiesen.<br />
KF: Sind die Almen rein vom Standpunkt der<br />
Artenvielfalt nutzlos geworden?<br />
Löwenzahnwiesen,<br />
so schön sie auf die<br />
Betrachter*innen<br />
wirken mögen, sind<br />
ein Indikator für<br />
Stickstoffreichtum<br />
im Boden.<br />
Hilpold: Nein, so pauschal kann man das<br />
nicht sagen. Jene Wiesen, wo teilweise massiv<br />
Nährstoffe ausgebracht wurden, haben<br />
ihre Artenvielfalt völlig verloren. Auf Almen<br />
und Bergwiesen, die teilweise noch traditionell<br />
und standortgerecht bewirtschaftet werden,<br />
gibt es noch eine hohe Artenvielfalt.<br />
Wichtig ist, dass diese Almen auch weiterhin<br />
richtig bewirtschaftet werden, sei es was<br />
die Mahd betrifft als auch die Beweidung.<br />
KF: Das heißt konkret …?<br />
Hilpold: Keine bzw. weniger Gülle bzw. Mist<br />
ausbringen und nur dort, wo es der Boden<br />
und die Vegetation erlauben, mit Großvieh<br />
wie Rindern und Pferden beweiden, ansonsten<br />
mit Ziegen und Schafen. Ebenso sollten<br />
auf naturschutzfachlich sensiblen Flächen<br />
wie an Orchideenstandorten nicht frühzeitig<br />
Pferde weiden, da sich der Pflanzenbestand<br />
durch den tiefen und jahreszeitlich<br />
frühen Verbiss nicht regenerieren und fortpflanzen<br />
kann. Mit der richtigen Kombination<br />
von Weide und Mahd kann sich auch<br />
längerfristig ein andauerndes und vielfältiges<br />
Ökosystem erhalten. Das ist arbeitsund<br />
kostenintensiv und soll daher auch<br />
weiterhin mit gezielten Beiträgen zum Erhalt<br />
der Natur- und Kulturlandschaft gefördert<br />
werden.<br />
Interview: Edith Runer<br />
Aus der Redaktion<br />
Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />
Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />
folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />
Redaktionsschluss für<br />
die nächste Ausgabe des<br />
„KulturFensters“ ist:<br />
Freitag, 15. September <strong>2023</strong><br />
49<br />
KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
Mobilitätsplan:<br />
Die Richtung stimmt, aber …<br />
Wichtige Maßnahmen, aber manches nicht<br />
thematisiert oder zu Ende gedacht<br />
Noch nie verfügte Südtirol über ein so umfassendes<br />
und fundiertes Planungswerk in<br />
Sachen Verkehr: Der am 20. Juni von der<br />
Landesregierung beschlossene „Landesplan<br />
für nachhaltige Mobilität“ (LPNM)<br />
weist vielfach in die richtige Richtung. Ob<br />
wir damit bis 2040 auch die Klimaneutralität<br />
erreichen, wie vom Klimaplan gefordert,<br />
bleibt völlig offen.<br />
Der „Umweltverbund“ soll gestärkt werden<br />
Größtes Gewicht legt der neue Mobilitätsplan<br />
auf den Ausbau der Bahninfrastruktur,<br />
auf die Stärkung des Fußgänger- und<br />
Fahrradverkehrs, auf die Umrüstung – vor<br />
allem beim Güterverkehr – auf nicht-fossile<br />
Antriebsformen (H 2<br />
und Elektro), auf mehr<br />
intermodale Knotenpunkte und auf die Digitalisierung<br />
des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
(ÖPNV). Dabei sollte man nicht<br />
vergessen: Derzeit fließt noch der Großteil<br />
der Verkehrsausgaben des Landes in<br />
den Straßenbau. Werden die Vorhaben des<br />
LPNM planmäßig umgesetzt, wird es 2035<br />
tatsächlich eine „nachhaltigere Mobilität“<br />
mit weit mehr Bewegungen im „Umweltverbund“<br />
geben, sprich Bahn, Bus, Fahrrad<br />
und zu Fuß. Beim näheren Hinsehen<br />
kommen jedoch auch einige Zweifel am<br />
Mobilitätsplan auf.<br />
Güter-Transitverkehr<br />
geht kaum zurück<br />
Laut Prognosen des LPNM wird der Güterverkehr<br />
über den Brenner auch nach<br />
Inbetriebnahme des Brennerbasistunnels<br />
(BBT) 2032 nur geringfügig<br />
abnehmen. Auf<br />
der Straße werden bis<br />
2040 nur 10,7% weniger<br />
LKW den Brenner<br />
passieren, das Güterverkehrsaufkommen<br />
auf der Bahn wird sich<br />
hingegen verdreifachen<br />
(+ 215%). Denkt man<br />
Umwegtransit wird nicht<br />
automatisch ökologischer,<br />
wenn mit Wasserstoff betrieben.<br />
Thomas Benedikter<br />
Bis 2035 stehen, neben dem BBT mit Zulaufstrecken,<br />
bedeutsame Investitionen in<br />
die Bahn an, so der LPNM: die Elektrifi-<br />
StauaufderAutobahn:SolcheSzenarienwerdensichauchnachderInbetriebnahmedesBrennerbasistunnelskaumändern,denndasLKW-AufkommenunddertouristischeVerkehrnehmenlaufendzu.<br />
an den gewaltigen Aufwand für den Bau<br />
des BBT nebst sehr langen Zulaufstrecken,<br />
ist dies eine geringe Entlastung der<br />
Straße. Im Grunde wird die Bahn 2040<br />
nur die von <strong>2023</strong> bis 2040 zusätzlich generierte<br />
Menge an transportierten Gütern<br />
absorbieren. Die Brennerachse bliebe der<br />
weitaus wichtigste Transitkanal durch die<br />
Alpen. Der heutige Umweg-Transitverkehr<br />
wird vom LPNM gar nicht thematisiert.<br />
Angesichts des fast unveränderten LKW-<br />
Aufkommens setzt der Mobilitätsplan als<br />
langfristige Priorität auf emissionsfreie<br />
Fahrzeuge, vor allem<br />
auf die Antriebstechnik<br />
Wasserstoff. „Digital<br />
Green Corridor“ lautet<br />
die magische Formel,<br />
welche die A22 mit H 2<br />
-<br />
Tank- und Produktionsanlagen<br />
zu einem klimaund<br />
umweltfreundlichen<br />
Verkehrskorridor machen<br />
soll. Doch steht noch in den Sternen,<br />
wie rasch 2,48 Mio. LKW-Fahrten<br />
(Stand 2022) auf Wasserstoff und Strom<br />
umgestellt werden und ob dieser Energiebedarf<br />
überhaupt mit lokalem grünem<br />
Strom gedeckt werden kann. Zudem belasten<br />
auch H 2<br />
-LKW die Umwelt durch<br />
Lärm, Reifenabrieb, Strom- und Materialverbrauch.<br />
Zudem wird der Umwegtransit<br />
nicht automatisch ökologischer, wenn<br />
mit Wasserstoff betrieben. Um Klimaneutralität<br />
zu erreichen, wird die Dekarbonisierung<br />
alleine nicht reichen. Der HPV hat<br />
deshalb in seiner Stellungnahme zum Mobilitätsplan<br />
auf echter Kostenwahrheit beim<br />
Güterverkehr beharrt.<br />
Qualitätssprung bei der<br />
Bahninfrastruktur<br />
Foto: Markus Lobis<br />
KulturFenster 50<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Alpentour mit dem Motorrad: 44% der Treibhausgasemissionen in Südtirol stammen aus<br />
der fossil betriebenen Mobilität.<br />
Foto: Thomas Benedikter<br />
zierung der Vinschger Bahn, die Riggertalschleife,<br />
der Virgltunnel für die Trasse<br />
Meran-Bozen, die Verlegung des Bahngüterverkehrs<br />
in den Tunnel bei Bozen,<br />
der Ausbau des Bozner Bahnhofs. Damit<br />
nicht genug.<br />
Der LPNM fasst auch den zweigleisigen<br />
Ausbau der Strecke Bozen-Meran, die<br />
teilweise Verdoppelung der Gleise im<br />
Vinschgau und oberen Pustertal und einige<br />
Standseil- und Seilbahnprojekte ins<br />
Auge. Außerdem muss für bessere Intermodalität<br />
(Umladebahnhof) im Raum Bozen<br />
gesorgt werden. Dies gilt auch für alle<br />
größeren Bahnhöfe, was den Umstieg von<br />
Personen von der Bahn auf PKW, Fahrrad<br />
und Bus erleichtern und den ÖPNV<br />
insgesamt attraktiver werden lässt. Wie<br />
kann diese Fülle an Bauvorhaben finanziell<br />
gestemmt werden? Wie können die<br />
relativ knappen Planungs- und Bauzeiten<br />
bis 2035 gehalten werden? Dies lässt der<br />
LPNM offen.<br />
Übermaß an<br />
touristischer Mobilität<br />
Der touristisch erzeugte Verkehr führt<br />
heute schon zu Stress auf allen Verkehrswegen:<br />
Autobahn, Landesstraßen, innerörtlich,<br />
Passstraßen, sogar beim ÖPNV.<br />
Das Mengengerüst der Besuchermobilität<br />
ist gewaltig: 10 Millionen Anreisen einschließlich<br />
der Tagesgäste, 11,2 Millionen<br />
Fahrzeuge im Jahr auf der Autobahn<br />
(Mautstelle Schönberg 2022), immer wieder<br />
Staus wegen Überlastung. Der LPNM<br />
setzt auf folgende Strategie: Immer mehr<br />
Touristen sollen entweder die Bahn oder<br />
möglichst emissionsfreie Fahrzeuge für die<br />
Der Ausbau der Bahninfrastruktur ist eine wichtige Maßnahme im Mobilitätsplan. Ob sie<br />
reicht, wenn künftig auch der Großteil der Touristen mit den Öffis fahren soll? Foto LPA<br />
Anreise nutzen. Konkret: Bis 2037 sollen<br />
35% der Urlaubsgäste unser Land mit der<br />
Bahn erreichen.<br />
Wie will man immer anspruchsvollere Gäste<br />
zum Verzicht aufs Auto und Motorrad bewegen?<br />
Kann das ÖPNV-Angebot die angepeilte<br />
Zusatznachfrage noch decken?<br />
Kann diese Masse an Mobilität überhaupt<br />
klimaneutral organisiert werden? Auch<br />
hier bleibt der LPNM schlüssige Antworten<br />
schuldig. Wenn der motorisierte Individualverkehr<br />
bis 2037 um 40% sinken<br />
soll (Klimaplan), kann das nicht mit ständig<br />
steigenden Touristenankünften geschehen.<br />
Deshalb ist am Mengengerüst touristischer<br />
Ankünfte selbst zu schrauben, um<br />
den Druck einer Mobilität zu mindern, die<br />
völlig aus dem Ruder läuft.<br />
Bei diesem Trend<br />
Klimaneutralität bis 2040<br />
nicht erreichbar<br />
Der Bereich Verkehr ist mitentscheidend,<br />
um Südtirol bis 2040 zur Klimaneutralität<br />
zu verhelfen. Nicht weniger als 44% der<br />
Treibhausgasemissionen stammen aus der<br />
Wenn der motorisierte Individualverkehr<br />
bis 2037 um 40% sinken soll,<br />
kann das nicht ständig steigenden<br />
Touristenankünften geschehen.<br />
Thomas Benedikter<br />
fossil betriebenen Mobilität, allein 37% davon<br />
von der A22. Weiter steigender Güterverkehr<br />
über den Brenner und noch<br />
mehr touristisches Verkehrsaufkommen,<br />
das geht auch bei teilweiser Dekarbonisierung<br />
der Fahrzeuge mit Klimaneutralität<br />
bis 2040 nicht zusammen. Natürlich<br />
müssten auch die Einheimischen massiv<br />
und vor allem beim innerörtlichen Verkehr<br />
(34% der CO 2<br />
-Emissionen des Verkehrs)<br />
vom PKW aufs Fahrrad und den ÖPNV<br />
umsteigen, um der Klimaneutralität eine<br />
Chance zu geben. Nur weniger intensiver<br />
Handelsaustausch mit weniger Umweg-Güterverkehr,<br />
mehr Kostenwahrheit und ein<br />
gesamtalpines Transit-Güterverkehrsmanagement,<br />
Besinnung auf ein klima- und<br />
umweltverträgliches Maß beim Tourismus<br />
und ein Zurückschrauben der Übermotorisierung<br />
der Einheimischen wird die heutige<br />
Überlastung des Südtiroler Mobilitätssystems<br />
lindern können.<br />
Thomas Benedikter<br />
KulturFenster 51<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
Speicherbecken:<br />
Präzedenzfall im Überetsch<br />
Teile des Altenburger und des Montiggler Waldes<br />
sollen der Bewässerung geopfert werden<br />
Vier große Speicherbecken für die Bewässerung<br />
sollen im Gemeindegebiet von Kaltern<br />
gebaut werden. Allerdings nicht im<br />
Landwirtschaftsgebiet der Bauern, sondern<br />
in naturbelassenen Mischwäldern auf Flächen,<br />
die der Allgemeinheit gehören. Das<br />
ist ein Schritt in die falsche Richtung – und<br />
ein Präzedenzfall.<br />
Die Ausmaße der geplanten Speicherbecken<br />
sind riesig. Zwei Becken sollen im<br />
beliebten Wander- und Naherholungsgebiet<br />
Rastenbach/Altenburger Wald entstehen,<br />
mit einem Fassungsvermögen von<br />
135.000 bzw. 85.000 Kubikmeter. Das<br />
dritte Becken entsteht im Montiggler Wald<br />
in einem als Ruhezone ausgewiesenen<br />
Gebiet mit einem Fassungsvermögen von<br />
95.000 Kubikmetern (Artikel 4 des Gebietsplandekretes<br />
untersagt hier jegliche<br />
landschaftliche Veränderung). Das vierte<br />
Becken wird unterirdisch umgesetzt. Die<br />
Bauwerke der drei offenen Becken umfassen<br />
eine Grundfläche von fast 14 Hektar,<br />
und die offene Wasserfläche wird insgesamt<br />
fünf Hektar groß. Auch die Verbindungsleitungen<br />
werden fast ausschließlich<br />
durch naturbelassene Waldgebiete<br />
und kaum entlang von bestehenden Infrastrukturen<br />
geführt.<br />
Speicherbecken ja, aber …<br />
Die Notwendigkeit der Speicherbecken<br />
wird damit begründet, das Schutzgebiet<br />
Kalterer See und großer Kalterer Graben<br />
vor weiterer Austrocknung durch Wasserentnahme<br />
für die Bewässerung zu bewahren.<br />
In den vergangenen Jahren wurden<br />
verschiedene Studien gemacht, um<br />
mögliche Maßnahmen zu ergründen. Entschieden<br />
hat man sich schließlich für die<br />
Speicherbecken im Wald.<br />
Klimaexperten weisen immer wieder darauf<br />
hin, dass Waldgebiete, vor allem gesunde<br />
Mischwälder in niedrigen und mittleren Lagen,<br />
eine zentrale Rolle als CO 2<br />
-Senken,<br />
Geplanter Standort des Beckens „Rastenbach“ im Altenburger Wald. Die durch das Bauwerk<br />
besetzte Fläche ist mehr als sechs Hektar groß. Das heißt, der komplette im Bild sichtbare<br />
Wald und noch mehr fällt dem Speicherbecken zum Opfer.<br />
Fotos: HPV<br />
aber vor allem für die Resilienz der bewohnten<br />
Gebiete gegenüber den Auswirkungen<br />
des Klimawandels spielen. Auch<br />
für die Biodiversität sind die Wälder enorm<br />
wichtig, vom Erholungswert für Touristen<br />
und Einheimische ganz abgesehen. Deshalb<br />
ist es geradezu fahrlässig, die gesamte<br />
Infrastruktur inklusive der Speicherbecken<br />
genau dort anzusiedeln statt auf<br />
den Flächen der Nutznießer im Landwirtschaftsgebiet.<br />
Es ist fahrlässig, die Speicherbecken<br />
genau in gesunden Mischwäldern<br />
anzusiedeln statt auf den<br />
Flächen der Nutznießer im Landwirtschaftsgebiet.<br />
HPV Südtirol<br />
Wo bleibt das<br />
öffentliche Interesse?<br />
Die betroffenen Gebiete sind gemeinschaftliches<br />
Eigentum. Doch eine transparente<br />
Debatte mit den Bürger*innen<br />
ist bisher nicht erfolgt. Das, obwohl die<br />
Gemeinde ein anderes Waldstück gefunden<br />
hat, um die entgangenen Gemeinnutzungsrechte<br />
zu kompensieren. Es<br />
stellt sich daher die Frage, ob es für dieses<br />
Vorhaben überhaupt ein öffentliches<br />
Interesse gibt und wie allenfalls die Allgemeinheit<br />
entschädigt wird. Einen Ausgleich<br />
braucht es auch für die Natur: Die<br />
offenen Bewässerungsbecken werden mit<br />
einer Plastikfolie ausgelegt, die mit Porphyrschotter<br />
bedeckt wird. Als Ausgleichsmaßnahme<br />
sollen die Böschungen mit<br />
einheimischen Arten bepflanzt und in der<br />
Nähe der Becken Tümpel für Amphibien<br />
KulturFenster 52<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
gegraben werden. Die Speicherbecken<br />
selbst werden durch eine Umzäunung vor<br />
Menschen und Tieren abgeschottet. „Für<br />
den Verlust und die Versiegelung von 14<br />
Hektar Mischwald sind diese Ausgleichsmaßnahmen<br />
vollkommen unzureichend“,<br />
betont der Präsident des Dachverbandes<br />
für Natur und Umweltschutz, Josef Oberhofer.<br />
„Die Renaturierung von Ersatzflächen<br />
wäre das Mindeste.“<br />
Naturnahe<br />
Speicherbecken möglich<br />
Geplanter Standort des<br />
Beckens „Bärental“ im<br />
Altenburger Wald.<br />
Die durch das Bauwerk<br />
besetzte Fläche wäre<br />
3,8 Hektar groß.<br />
Grundsätzlich gilt: Speicherbecken für die<br />
Landwirtschaft sollten auch im Landwirtschaftsgebiet<br />
errichtet werden. Und: Sie<br />
sollten naturnah gestaltet sein. Dass das<br />
möglich ist, zeigen Projekte in Skigebieten<br />
in der Schweiz. Dort werden bereits<br />
vielfach Speicherseen nicht mehr als umzäunte,<br />
schwarz ausgekleidete eiförmige<br />
Becken umgesetzt, sondern in die Landschaft<br />
eingebettet mit Zugang für Tiere, die<br />
die offenen Wasserflächen sehr schnell<br />
als Lebensraum und Tränke nutzen, und<br />
für Menschen als Naherholungsgebiet.<br />
Kaltern als Präzedenzfall<br />
Die geplanten Speicherbecken sind die<br />
ersten von vielen, die aufgrund des Klimawandels<br />
in den nächsten Jahrzehnten für<br />
die Bewässerung der landwirtschaftlichen<br />
Flächen errichtet werden müssen. Deshalb<br />
ist in diesem Präzedenzfall eine grundlegende<br />
Entscheidung notwendig, so die Obfrau<br />
des Heimatpflegeverbandes Claudia<br />
Plaikner: „Sollen die Speicherbecken in<br />
Zukunft als sterile Fremdkörper mitten in<br />
naturbelassenen Gebieten der Allgemeinheit<br />
errichtet werden? Oder doch, wo immer<br />
möglich, als naturnahe Seen oder unterirdisch<br />
auf den Flächen der Nutznießer?“<br />
Diese Frage sollten sich die Verantwortlichen<br />
stellen, bevor sie ans Werk gehen.<br />
Dachverband für Natur und<br />
Umweltschutz/<br />
Heimatpflegeverband Südtirol<br />
VOLKSKULTUR IM RUNDFUNK<br />
Jeden Donnerstag von 18.05 bis 19 Uhr und jeden Samstag von 11.05 bis 12 Uhr<br />
Unser Land – Kultur und Natur in Südtirol<br />
Gestaltung und Moderation: Heike Tschenett, Barbara Wiest<br />
24. / 26. <strong>August</strong>: 200 Jahre Flutkatastrophe von Alt-Wahlen<br />
Am 14. <strong>August</strong> 1823 wurde das Dorf Wahlen bei Toblach durch<br />
den Silvesterbach vollkommen zerstört.<br />
Mit Heike Tschenett<br />
7. / 9. September: Historischer Dorfrundgang durch Galsaun mit Christoph Gufler<br />
Geschichten aus und von Galsaun im unteren Vinschgau<br />
Mit Heike Tschenett<br />
Jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />
Dahoam in Tirol<br />
Dialekte, liebgewonnene oder<br />
längst vergessene Tiroler<br />
Bräuche, Plaudereien<br />
Jeden letzten Donnerstag im Monat<br />
Unser Land – Alpin mit Judith Edler und Thomas Hainz<br />
KulturFenster 53<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
Gleich zwei grüne Flaggen<br />
Umweltschutzorganisation zeichnet Heimatpflegeverband Südtirol aus<br />
Der Heimatpflegeverband Südtirol wurde<br />
heuer von der italienischen Umweltschutzorganisation<br />
„Legambiente“ mit zwei grünen<br />
Flaggen ausgezeichnet.<br />
Am 10. Juni <strong>2023</strong> nahmen die Obfrau des<br />
Heimatpflegeverbandes Südtirol, Claudia<br />
Plaikner, und ihr Stellvertreter Franz Fliri<br />
an der Generalversammlung von Legambiente<br />
in Venzone (Friaul) teil. Sie konnten<br />
aus der Hand von Vanda Bonardo, der Präsidentin<br />
von Legambiente und Ausschussmitglied<br />
von CIPRA-Italia sowohl eine grüne<br />
Fahne für das Jahr 2022 als auch eine für<br />
<strong>2023</strong> entgegennehmen.<br />
Für die Waale …<br />
Schon vergangenes Jahr sprach Legambiente<br />
dem HPV für seinen Beitrag zur Erhaltung<br />
des traditionellen Waal-Bewässerungssystems<br />
auf der Malser Haide eine grüne<br />
Flagge zu. Es sei als schönes Beispiel für<br />
die Verwendung der Ressource Wasser im<br />
Einklang mit der Natur zu werten, so die<br />
Begründung für die Verleihung von Legambiente<br />
an den Heimatpflegeverband.<br />
… und für die<br />
Initiative Baumgart<br />
Für <strong>2023</strong> bekamen die Promotoren der Initiative<br />
„Baumgart“, zu denen auch der HPV<br />
gehört, ebenso eine grüne Flagge zugesprochen.<br />
Claudia Plaikner und Franz Fliri nahmen<br />
diese Auszeichnung gerne in Empfang.<br />
Die Initiative „Baumgart“ möchte die<br />
landwirtschaftliche Kulturform der Streuobstwiesen<br />
in Südtirol in all ihren Facetten<br />
aufwerten, und zwar hinsichtlich ihres<br />
kulturellen, kulinarischen, ästhetischen,<br />
ökonomischen und ökologischen Wertes.<br />
Legambiente zeigte sich sehr erfreut, dass<br />
Südtirol bei der Generalversammlung „Carovana<br />
delle Alpi“ anwesend war. Claudia<br />
Plaikner und Franz Fliri beteiligten sich außerdem<br />
an einem im Rahmen der Tagung<br />
durchgeführten Workshop zum Thema Wasser,<br />
bei welchem die Obfrau das traditionelle<br />
und nach wie vor bestens funktionierende<br />
Bewässerungssystem über Waale im<br />
oberen Vinschgau vorstellte.<br />
HPV-Obfrau Claudia Plaikner (l.) und ihr Stellvertreter Franz Fliri (r.) haben die Grüne<br />
Flagge für die Inititative Baumgart und den Schutz der Waale auf der Malser Haide gern<br />
entgegengenommen.<br />
Foto: HPV<br />
Sehenswertes Venzone<br />
Der Austragungsort der heurigen Generalversammlung<br />
von Legambiente, das friulanische<br />
Venzone, das wie das benachbarte<br />
Gemona im Jahr 1976 durch ein Erdbeben<br />
stark in Mitleidenschaft gezogen worden<br />
war, gehört heute zu den „Borghi più belli<br />
d’Italia“. Es ist eines der außergewöhnlichs-<br />
Venzone mit seinen Stadtmauern ist eine Reise wert.<br />
ten Beispiele einer gelungenen städtebaulichen<br />
und künstlerischen Restaurierung.<br />
Venzone ist mit seinen drei Stadtmauern<br />
das einzige erhaltene Beispiel einer befestigten<br />
Kleinstadt aus dem 14. Jahrhundert<br />
in Friaul-Julisch-Venetien.<br />
Heimatpflegeverband Südtirol<br />
Foto: e-borghi.it<br />
KulturFenster 54<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
„Die Zeit rennt davon“<br />
Eine Podiumsdiskussion zum Abschluss einer Seminarreihe zum Klimaschutz<br />
Abschlussdiskussion zur Reihe „Klimaschutz<br />
konkret“: Die Teilnehmer*innen<br />
zeigten sich skeptisch, dass die Ziele<br />
des Klimaplanes 2040 so ohne weiteres<br />
erreicht werden können.<br />
Foto: Thomas Benedikter<br />
Wie schafft es Südtirol, in nur 17 Jahren klimaneutral<br />
zu werden? Der Klimaplan Südtirol<br />
2040 setzt das Oberziel, bis 2040 die hausgemachten<br />
CO 2<br />
-Emissionen auf netto null zu<br />
senken. Wie das erreicht werden kann, wie<br />
das Wirtschaftswachstum vom Energieverbrauch<br />
abgekoppelt werden kann, wie der Klimaplan<br />
umgesetzt wird – das waren zentrale<br />
Fragen einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde<br />
im Waltherhaus am 6. Juni <strong>2023</strong>.<br />
An das „grüne Wachstum“, das auf erneuerbare<br />
Energien und Effizienz beim<br />
Energieeinsatz setzt, schien am Podium<br />
kaum jemand zu glauben. „Wir haben das<br />
Wachstum zu weit getrieben und werden<br />
das Thema mit Einschränkungen angehen<br />
müssen“, meinte die Landtagsabgeordnete<br />
Brigitte Foppa. Man solle die Energiewende<br />
forcieren, auf Beratung, einfache Verfahren<br />
und gezielte Förderungen setzen, empfahl<br />
der Vizepräsident des lvh, Hannes Mussak.<br />
Die angepeilte „Wärmewende“ in der<br />
Gebäudeheizung müsse gesetzlich besser<br />
reguliert werden.<br />
Auch bei der Bodenversiegelung ist der<br />
Klimaplan ambitioniert. Schon 2040 soll<br />
die Nettoneuversiegelung auf null sinken.<br />
„Dieses Ziel sehe ich skeptisch“, meinte<br />
Landesrat Arnold Schuler. „Hier wird der<br />
Druck enorm sein, weiter Tätigkeiten zuzulassen.<br />
Es bringt auch nichts, ein Bauverbot<br />
zu erlassen.“<br />
Bauen und Verkehr:<br />
Emissionen einschränken<br />
In Südtirol gibt es 60.000 Wohneinheiten<br />
mehr als Haushalte, allein 14.000 davon<br />
sind Zweitwohnungen. Die Obfrau des<br />
Heimatpflegeverbandes, Claudia Plaikner,<br />
pochte auf die Notwendigkeit, das<br />
emissionsintensive Bauen auch quantitativ<br />
stärker einzuschränken. Dasselbe<br />
gelte für den Verkehr, den Hauptverursacher<br />
von CO 2<br />
-Emissionen in Südtirol.<br />
Nur die Fahrzeuge zu dekarbonisieren<br />
sei zu wenig, die Verkehrslast selbst sei<br />
nicht mehr tragbar. Wie Foppa vermisste<br />
auch Plaikner den Willen der Regierungsmehrheit,<br />
Straßenbauprojekte wie gerade<br />
im oberen Pustertal aus Klimaschutzgründen<br />
abzusagen. „Beim Klimaschutz rennt<br />
die Zeit davon“, stellte die Vizepräsidentin<br />
des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz<br />
Elisabeth Ladinser fest. „Wenn<br />
wir nicht selbst die Grenzen anerkennen,<br />
wird sie uns die Natur aufzeigen.“<br />
Sieben Themenabende<br />
Mit Fachleuten hatte die Seminarreihe<br />
„Klimaschutz konkret“ zuvor in sieben<br />
Treffen zentrale Aspekte des Klimaschutzes<br />
in Südtirol bearbeitet. Klimahausexperte<br />
Norbert Lantschner griff u. a. die<br />
Frage der Gebäudeheizung auf, der Mobilitätsexperte<br />
Markus Lobis sprach über<br />
den Mobilitätsbedarf in Südtirol, der systemisch<br />
gedacht werden müsse. Auf die<br />
Grenzen des Wachstums ging der Historiker<br />
und Vordenker in Sachen Tourismus,<br />
Hans Heiss, ein. In Vertretung des<br />
Klimaclubs Südtirol erläuterte der Energieexperte<br />
Thomas Egger das Herzstück<br />
der Klimaschutzpolitik: die Energiewende<br />
und den Ausstieg aus den fossilen Energien<br />
in der Energieversorgung des Landes.<br />
Peter Kasal, Direktor des Landesamtes<br />
für Landschaftsplanung, ging auf<br />
die Raumordnung, den Bodenverbrauch<br />
und die Zersiedelung in Zusammenhang<br />
mit dem Klimaschutz ein.<br />
Wie könnte die Landwirtschaft ihre Treibhausgasemissionen<br />
senken? Diese Frage<br />
stand im Zentrum des Treffens mit dem<br />
EURAC-Agrarexperten Georg Niedrist.<br />
Zum Abschluss lieferte Geschäftsführerin<br />
Madeleine Rohrer eine kritische Einschätzung<br />
des Klimaplanes aus der Sicht<br />
des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz.<br />
Den Klimaschutz<br />
mitdenken<br />
Von der Vorstellung, alles könne fröhlich<br />
weiterwachsen wie bisher, nur mit weniger<br />
fossiler Energie, muss abgewichen werden.<br />
Darin waren sich die Fachleute bei<br />
allen Treffen einig. Man müsse stattdessen<br />
eine weniger energie- und ressourcenzehrende<br />
Wirtschaft und Gesellschaft denken<br />
und dann klimafreundliche Lösungen<br />
möglichst sozial gerecht Schritt für Schritt<br />
umsetzen. So wie Klimaneutralität auf internationaler<br />
Ebene zum neuen Imperativ<br />
geworden sei, müsse auch in der Landespolitik<br />
bei allen Themen jetzt der Klimaschutz<br />
mitgedacht werden.<br />
Alle Treffen der Reihe „Klimaschutz konkret“,<br />
organisiert vom HPV in Zusammenarbeit<br />
mit dem Verein für politische<br />
Bildung POLITiS und gefördert vom Amt<br />
für Weiterbildung, können auf dem Youtube-Kanal<br />
des HPV nachverfolgt werden.<br />
Thomas Benedikter<br />
KulturFenster 55<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
Tagmahd und Mannmahd<br />
Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (11) –<br />
Feld-, Sä- und Wiesenmaße, Teil 2<br />
Anhöhe Tagmahd in Welschnofen, gezeichnet durch das Sturmtief Vaja<br />
Foto: Johannes Ortner<br />
Im „KulturFenster“ 05/2022 wurden Flurnamen<br />
wie Jauch, Schett und Muttmal vorgestellt,<br />
die sich auf die früher gebrauchten<br />
Feld-, Sä- und Wiesenmaße beziehen.<br />
Hier nun die Fortsetzung.<br />
Tagmahd wird jene Wiesenfläche genannt,<br />
die man an einem einzigen Tag mit der<br />
Sense zu mähen vermag. Je nach Höhe<br />
und Dichte des Grases ist der Zeitaufwand<br />
natürlich unterschiedlich. In Zeiten, als<br />
Mist Mangelware, Gülle und Kunstdünger<br />
unbekannt waren, konnte man das<br />
wenige, schüttere Gras mit großen Streichen<br />
schneiden.<br />
Die Ausdehnung eines Tagmahdes<br />
schwankte zwischen einem Viertel (2500<br />
m²) und einem Drittel Hektar (3300 m²).<br />
Schließlich einigte man sich auf 2880 m²,<br />
die zur Grundlage des Maßstabes der Katasterkarten<br />
wurden. Auch der Franziszeische<br />
Kataster hält sich an den eigenwilligen<br />
Maßstab 1:2880. Dieser ergibt<br />
sich übrigens auch aus dem Verhältnis<br />
eines österreichischen Zolles (2,63 cm)<br />
zu 40 Klaftern (75,85 m).<br />
Bereits im Mittelhochdeutschen erscheint<br />
das tagemât. Auf Burggräflerisch sagt<br />
man ’s Toõmet mit einer ähnlichen Kontraktion<br />
wie Pangert („Baumgart“) und<br />
Waingert („Weingart“). Am Tschögglberg<br />
heißt es ’s Tõbmp, am Ritten ’s Toumou.<br />
Das „Tagmahd“ hat in den Flurnamen<br />
breiten Eingang gefunden, auch in seiner<br />
Verkleinerung, dem Tõmetl „Tagmahdl“<br />
(Dorf Tirol, Völlan, Schlaneid). Manche<br />
Wiesennamen beinhalten die Größe der<br />
Wiese, etwa die Åcht-Tõmet (Acht-Tagmahd)<br />
für eine Bergwiese in Laurein.<br />
Auf der Lafenn (Gemeinde Mölten) gibt<br />
es nebeneinander das „Pitterle-Achttagmahd“,<br />
das „Pitterle-Sechs-Tagmahd“<br />
und das „Reichhalter-Drei-Tagmahd“.<br />
Am Ritten bildet das „Vierzehn-Tagmahd“<br />
einen Teil der Kaseräcker bei Lichtenstern,<br />
das „Sechzehn-Tagmahd“ liegt<br />
unterhalb vom Gasser in Oberinn. Nach<br />
Adam Riese handelt es sich bei den Rittner<br />
Beispielen um Wiesen von rund vier<br />
Hektar Ausdehnung.<br />
In Welschnofen liegt die Waldkuppe Tõgmet,<br />
und im Bereich der Feriensiedlung<br />
am Karerpass gibt es noch ein „Fünf-<br />
Tagmahd“. Verbreitungsschwerpunkte<br />
der Tagmahd-Fluren sind also das Burggrafenamt,<br />
der Tschögglberg mit Ritten<br />
sowie Teile des Regglbergs.<br />
KulturFenster 56<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Die Vinschger „Version“<br />
Die Westtiroler bzw. Vinschger Entsprechung<br />
zu Tagmahd ist Mannmahd, jene<br />
Fläche also, die ein einziger Mann am Tag<br />
mähen kann. Schon 1279 wird der Ausdruck<br />
aines mannes mat mit Lateinisch<br />
pratum viri unius wiedergegeben. Mundartlich<br />
wird Måmmet bzw. Måmmat (jeweils<br />
mit offenem o) gesprochen, ähnlich<br />
kontrahiert wie bei Tvmet! Die Verkleinerung<br />
ist das Måmmetl („Mannmahdl“) bzw.<br />
Måmmatli im Vinschger Oberland.<br />
Im Vinschgau könnte man Dutzende Flurnamen<br />
mit dem Bestandteil Måmmat aufzählen.<br />
Auch im Falle des Mannmahds stechen<br />
die Zahlenangaben ins Auge, zum<br />
Beispiel beim Hålbmåmmat im Ortskern<br />
von Schlinig (nun verbaut), beim Hålbmåmmatli<br />
„af t’Mil“ in Langtaufers, beim<br />
Oan- und Zwoamåmmat in Plawenn, beim<br />
Vier-, Sechs- und Neunmommat zwischen<br />
Alsack und Ulten (Gem. Mals) sowie beim<br />
Siebenmommat bei den Gampenhöfen in<br />
Innersulden.<br />
Das Mannmahd kann man aber auch nach<br />
Nutztieren benennen, wie im Falle des<br />
Schõfmåmmet (Mahd war der Fütterung<br />
von Schafen vorbehalten) nahe am Langstreinhof<br />
in Tschars sowie des Ogsamåmmet<br />
(„Ochsen-Mannmahd“; Mahdertrag<br />
für die Ochsen) in Latsch. Auch nach einer<br />
Person kann das Mannmahd benannt<br />
werden, wie beim Zenza-Måmmet beim<br />
Vorderkaser im Pfossental. Dieses Mannmahd<br />
mähte einst ein Vinzenz oder eine<br />
Spitzanger<br />
Stasl<br />
Oberwies<br />
Milroan<br />
Thönis Wies<br />
Kuglerwiese<br />
Pangeterroan<br />
Pitterle-<br />
Achttagmahd<br />
Hearawies<br />
Schronkwies<br />
Fatsch<br />
Mommatr<br />
Teinen<br />
Pitterle-<br />
Sechstagmahd<br />
Reichhalter-<br />
Dreitagmahd<br />
Binderwiesl<br />
Mandler-<br />
Pathoierin<br />
Holbmommatli<br />
Öder-<br />
Pfitscher<br />
Reasn<br />
Milreandl<br />
Milprugg<br />
Innerwies<br />
Lafennen<br />
Reandl<br />
Legar-<br />
Großwiese<br />
Longea<br />
Milfert<br />
Gschnofer<br />
Großwiese<br />
Miltalele<br />
Jedem Wiesl seinen Namen: Gp. 518, das Hålbmommatli („das kleine halbe Mannmahd“;<br />
Af d’Mühl/Langtaufers), Bearbeitung: J. Ortner<br />
Gschnofer-<br />
Trog<br />
Wiesen „Tagmahd“ in Lafenn/Mölten, Bearbeitung: J. Ortner<br />
Frau namens Kreszenzia. Das östlichste<br />
Mannmahd bildet das „Rabeiner-Måmmet“<br />
in Tabland/Partschins. Dann beginnt<br />
das Reich der „Tagmähder“.<br />
Hintergroßwiese<br />
Mandler-<br />
Großwiese<br />
Grüntal<br />
Lingerwiese<br />
Feierabendwiese<br />
Kreuzwegwiese<br />
Kaltbrunn<br />
An dieser Stelle sei noch der Manngraben<br />
ergänzt. Das ist die Weinbergfläche, die<br />
die Arbeit eines ganzen Tages einfordert.<br />
Johannes Ortner<br />
Muatersproch, Muaterlaut,<br />
bisch ins va kluan au unvertraut,<br />
dein huemeliger Klong,<br />
begleitet ins a Lebn long.<br />
Maria Sulzer<br />
KulturFenster 57<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
informiert & reflektiert<br />
Die Korbflasche<br />
als Vorbild<br />
Immer wieder wird auf die<br />
schädliche Auswirkung von<br />
Plastik auf die Umwelt und<br />
das Klima hingewiesen. In<br />
Berichten darüber werden Berge von tikmüll gezeigt, darunter viele Flaschen. Al-<br />
Plaslein<br />
in Deutschland wurden im Jahr 2020<br />
rund 453.000 Tonnen Plastik-Einwegflaschen<br />
produziert. Sie sind ökologisch<br />
mehr als nur bedenklich, sind Einwegflaschen,<br />
die schnell auf dem Müll landen<br />
und wenn überhaupt, nur über einen langen<br />
Zeitraum abbaubar sind.<br />
In meinen Beiträgen im heurigen Jahr<br />
habe ich immer wieder darauf hingewiesen,<br />
wie umweltfreundlich unsere Vorfahren<br />
gelebt haben. Und wie vorsichtig und<br />
behutsam sie mit Materialien umgegangen<br />
sind, die teuer und daher kostbar waren.<br />
So ein Material ist auch das Glas.<br />
Unbezahlbares Glas<br />
Die erste moderne Weinflasche aus Glas<br />
soll es bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts<br />
in England gegeben haben. Sie war<br />
natürlich handgeblasen. Um 1860 gab<br />
es technische Veränderungen, die die<br />
Produktionszeit von Flaschen verkürzten<br />
und somit die Kosten senkten. Dennoch<br />
blieb eine Flasche ein teures Objekt, das<br />
für viele Menschen nicht leistbar war.<br />
Deshalb wurde im Alltag auf andere<br />
Gefäßtypen ausgewichen, zum<br />
Beispiel auf Büttriche aus Holz,<br />
auf Lederbeutel oder Krüge<br />
aus Keramik. Nur in bürgerlichen<br />
Kreisen wurde beim geselligen<br />
Beisammensein in gepflegter<br />
Runde aus schönen,<br />
fein geschliffenen Gläsern getrunken<br />
und Wein aus Flaschen<br />
eingeschenkt.<br />
Zu diesem Zweck wurde es mit handgefertigten<br />
Geflechten geschützt. Eine Glasflasche<br />
ohne Schutz war ungeeignet. Um<br />
den Flaschenhals war oft ein Lederband<br />
gebunden, an dem auch eine Lasche angebracht<br />
sein konnte, die als Tragehilfe<br />
diente. Dafür konnte ein ausgedienter<br />
oder kaputter Ledergürtel verwendet werden.<br />
Größere Korbflaschen, die mehrere<br />
Liter fassten, hatten oft zwei gegenüberliegende,<br />
gebundene Tragegriffe.<br />
In Museen und privaten Sammlungen sind<br />
auch Flaschen erhalten, deren Schutzgeflecht<br />
nicht nur aus biegsamen Weidenruten,<br />
sondern auch aus Wurzeln, Spagat,<br />
Maisblättern und Stroh bestand. Alles<br />
wurde verwendet, um die Langlebigkeit einer<br />
Flasche zu garantieren. Dies wäre auch<br />
heutzutage wünschenswert, denn es sind<br />
noch immer zu viele Einwegflaschen in Verwendung.<br />
Bei Glasflaschen gibt es meist<br />
die Möglichkeit, das Leergut zurückzugeben,<br />
PET-Flaschen landen auf dem Müll.<br />
Barbara M. Stocker<br />
Schützende Hüllen<br />
Der Großteil der Bevölkerung verzichtete<br />
auf Glas. Im 20. Jahrhundert, als der<br />
Preis weiter sank, wurde es zwar attraktiv,<br />
im täglichen Gebrauch wurde es dennoch<br />
geschont, erst recht, wenn es Bauern<br />
oder Handwerker mit zur Arbeit nahmen.<br />
Korbgeflechte zum Schutz von Flaschen<br />
aus Weiden, Stroh, Wurzeln und Spagat-Schnur.<br />
Fotos: Südtiroler Weinmuseum<br />
58<br />
KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
„Der Tod von Egno am 1. Juni<br />
vor 750 Jahren bedeutete<br />
aber nicht nur das Aussterben<br />
der Grafen von<br />
Eppan und damit das<br />
Ende einer Dynastie, die<br />
mehr als zwei Jahrhunhinausgeblickt<br />
Egno, der letzte Graf von Eppan<br />
Eppan und der Heimatpflegeverein Eppan erinnern<br />
an den 750. Todestag von Bischof Egno<br />
Den 750. Todestag von Egno von Eppan,<br />
des letzten Grafen von Eppan, nimmt die<br />
Überetscher Gemeinde zum Anlass für<br />
eine Vielzahl von Veranstaltungen und<br />
Projekten, etwa für die Beschilderung<br />
des Grafenweges mit historischen Hinweisen<br />
und für eine Ausstellung im Egnosaal<br />
auf der Burg Hocheppan, die vom Verein<br />
für Heimatpflege Eppan mit der Burg Hocheppan<br />
GmbH getragen werden.<br />
Im Jahr 1273 starb in Padua Egno von<br />
Eppan, Bischof von Trient. Egno war aufgrund<br />
seines nachlässigen Umgangs mit<br />
den Besitztümern des Hochstiftes Trient<br />
zum Papst nach Rom zitiert worden. Unterwegs<br />
erkrankte er jedoch und starb –<br />
als letzter Nachkomme der Grafen von<br />
Eppan. Über einen Zeitraum von rund 200<br />
Jahren hatten die Grafen von Eppan eine<br />
bedeutende Rolle in der Region gespielt<br />
und sich in den Konflikten ihrer Zeit, sei<br />
es mit anderen Adelsgeschlechtern oder<br />
im Machtkampf zwischen geistlicher und<br />
weltlicher Herrschaft, behauptet.<br />
Die Lebensgeschichte<br />
von Egno<br />
von Eppan ist<br />
gleichzeitig ein<br />
Stück Eppaner Geschichte.<br />
Dieses<br />
historische Bildnis<br />
ist im Schloss<br />
Buonconsiglio in<br />
Trient zu sehen.<br />
Foto: Burg Hocheppan<br />
GmbH/Walter Landi<br />
Wer war Egno von Eppan?<br />
Egno, um 1200 geboren, begann frühzeitig<br />
eine kirchliche Karriere und wurde 1232<br />
nach dem plötzlichen Tod seines Bruders<br />
und seines Onkels zum alleinigen Familienoberhaupt.<br />
Diese verwundbare Position<br />
nutzten die aufstrebenden Grafen<br />
von Tirol, die größten Konkurrenten der<br />
Eppaner, zu ihrem Vorteil aus. 1241 wurden<br />
die Eppaner in einem Krieg mit den<br />
Tiroler Grafen gedemütigt. Der Konflikt<br />
mit den Tirolern begleitete Egno sein Leben<br />
lang und wirkte sich auch auf seine<br />
kirchliche Karriere aus.<br />
Konflikte mit Papst<br />
und Grafen von Tirol<br />
Im Jahr 1240 wurde Egno zum Bischof<br />
von Brixen ernannt und stellte sich in den<br />
Auseinandersetzungen zwischen Papst<br />
und Kaiser auf die Seite des Kaisers. Dies<br />
führte in den folgenden Jahren zweimal<br />
zur Exkommunikation durch den Papst<br />
und letztendlich im Jahr 1246 zu einem<br />
politischen Seitenwechsel Egnos. 1250<br />
wurde er Fürstbischof von Trient, hatte jedoch<br />
große Schwierigkeiten, seine Herrschaftsansprüche<br />
gegenüber den weltlichen<br />
Mächten, repräsentiert durch den<br />
kaiserlichen Vikar von Trient und wiederum<br />
die Grafen von Tirol, durchzusetzen.<br />
Die Aufrechterhaltung seines<br />
Bischofsstuhls kostete Egno<br />
bedeutende finanzielle Ressourcen,<br />
die größtenteils<br />
an die Grafen von Tirol<br />
gingen und letztendlich<br />
zu seiner Zitierung nach<br />
Rom führten. Seine Absetzung<br />
wurde wohl nur<br />
durch seinen Tod vereitelt.<br />
Dennoch war Egno<br />
laut dem Historiker und Kenner<br />
der Eppaner Grafengeschichte Walter<br />
Landi „eine der bedeutendsten Persönlichkeiten<br />
der mittelalterlichen Geschichte<br />
der Region“, die trotz seines erbitterten<br />
persönlichen Einsatzes den Säkularisierungstendenzen<br />
und Machtkämpfen seiner<br />
Zeit wenig entgegenzusetzen hatte.<br />
Egno-Jahr<br />
feierlich eröffnet<br />
Eine Münze mit dem Abbild<br />
von Bischof Egno<br />
KulturFenster 59<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
Weitere noch<br />
anstehende Initiativen<br />
zum Egno-Jahr<br />
12., 14., 18., 19. <strong>August</strong> <strong>2023</strong>,<br />
20.30 Uhr<br />
Freilichttheater „750“ der<br />
Apolloniabühne Missian<br />
auf der Burg Hocheppan<br />
1. September <strong>2023</strong><br />
18.30 Uhr<br />
Vortrag „Eppaner Burgen<br />
Zeitzeugen Bischof Egnos“<br />
(Alexander von Hohenbühel) in<br />
der Mittelpunktbibliothek Eppan<br />
Auf der bekannten Burgenwanderung in Eppan trifft man jetzt auf Hinweistafeln, die die<br />
Historie rund um Bischof Egno anschaulich wiedergeben. Fotos: Philipp von Hohenbühel<br />
derte lang den politischen Rahmen der<br />
Region wesentlich mitbestimmt hatte, sondern<br />
auch die Geburt einer neuen territorialen<br />
Struktur, der Grafschaft Tirol“, so<br />
Landi. Er hat sowohl die laufende Ausstellung<br />
im neu gestalteten Palas auf der<br />
Burg Hocheppan als auch die Informationstafeln<br />
entlang des Grafenweges zur<br />
Burg kuratiert und wissenschaftlich begleitet.<br />
Die beiden Installationen, die Anfang<br />
Juni zu Beginn des Egno-Jahres in<br />
Eppan, feierlich eröffnet wurden und für<br />
die der Heimatpflegeverein Eppan Pate<br />
steht, beleuchten nicht nur das abwechslungsreiche<br />
Leben und Wirken Egnos von<br />
Eppans sondern vermitteln auf anschauliche<br />
Weise die Rolle der Grafen von Eppan<br />
und der Eppaner Burgengeschichte fürs<br />
Tiroler Mittelalter.<br />
Der Grafen-Weg<br />
Egno-Ausstellung<br />
Eine Ausstellung zu Egno von Eppan zeigt<br />
im neu eingerichteten Palas der Burg Hocheppan<br />
die Geschichte des letzten Eppaner<br />
Grafen im Kontext seiner Epoche.<br />
Die Ausstellung ist im normalen Führungsprogramm<br />
der Burg Hocheppan (geöffnet<br />
bis 6. November) integriert. Sonderführungen<br />
sind möglich (www.hocheppan.it;<br />
hocheppan@eppan.com).<br />
Evi Brigl<br />
1. Oktober <strong>2023</strong><br />
18.30 Uhr<br />
Vortrag „Die Fresken in der<br />
Burgkapelle von Hocheppan<br />
ein Denkmal von europäischem<br />
Rang“ (Helmut Stampfer)<br />
im Ansitz Gleifheim in Pigenò<br />
(Eppan)<br />
21. Oktober <strong>2023</strong><br />
9 Uhr<br />
Wissenschaftliche Tagung<br />
„Egno 1273–<strong>2023</strong>. Vergangenheit<br />
trifft Zukunft“ auf Schloss Englar<br />
22. Oktober <strong>2023</strong><br />
9.30 Uhr<br />
Hochamt mit den Bischöfen<br />
von Bozen-Brixen und Trient in<br />
der Pfarrkirche St. Pauls<br />
28. Oktober <strong>2023</strong><br />
20 Uhr<br />
Galakonzert der Brassband<br />
Überetsch mit Egno-Komposition<br />
im Kultursaal von Eppan<br />
5. November <strong>2023</strong><br />
Martini-Fest und Frei-Schießen<br />
mit Egno-Gedächtnisscheibe<br />
am Schießstand Eppan<br />
Entlang der bekannten Burgenwanderung<br />
wird seit 1. Juni <strong>2023</strong> allen Vorbeikommenden<br />
die Geschichte Eppans, der<br />
Eppaner Grafen und der Eppaner Burgen<br />
auf elf Tafeln in drei Sprachen anschaulich<br />
nähergebracht.<br />
Ausstellung im neu eingerichteten<br />
Palas der Burg Hocheppan<br />
Weitere Informationen:<br />
www.hocheppan.it<br />
hocheppan@eppan.com<br />
Tel. 0471 662206<br />
KulturFenster 60<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Auer – ein lebens- und<br />
liebenswertes Dorf?!<br />
Architekturwanderung hinterlässt viele Eindrücke und bringt Ideen hervor<br />
Möglichkeiten im Hinblick auf die Entwicklung<br />
verschaffen.<br />
Bauspekulation vermeiden<br />
Vor dem Tscharfhaus erklärte Architekt Christian Monsorno die Architektur des Ortes.<br />
Auer soll „kein Autodorf“ sein und „Auer soll<br />
grüner werden“ – so könnte man das Resümee<br />
der Dorfbegehung beschreiben, zu der<br />
die Architekturstiftung und der Heimatpflegeverband<br />
Überetsch-Unterland am 20. Mai<br />
eingeladen hatten. Bei der Begehung wurde<br />
der beachtlichen Anzahl an Teilnehmer*innen<br />
ein buntes Programm geboten.<br />
Der Kunsthistoriker Martin Laimer führte<br />
durch das Oberdorf und stellte die Ensembles<br />
vor, die zur lokalen Identität beitragen.<br />
Dorfspaziergang bei Nieselwetter: Die<br />
Teilnehmer*innen hatten an diesem Nachmittag<br />
viel Gelegenheit zu schauen, zu diskutieren<br />
und Ideen zu entwickeln.<br />
Fotos: HPV Überetsch-Unterland<br />
Architekt Christian Monsorno erklärte die<br />
spürbare Architektur beim Platz vor dem<br />
Tscharfhaus, Architektin Marlene Roner<br />
wählte die Nationalstraße, um über Verkehr<br />
und Raumplanung zu sprechen und dabei<br />
der Frage nachzugehen, ob das Auto<br />
immer noch im Mittelpunkt der Verkehrsplanung<br />
stehen soll.<br />
Ziel der Architekturwanderung war es,<br />
dass sich Dorfbewohner*innen und<br />
Besucher*innen einen Überblick über<br />
die Gegebenheiten des Dorfes und die<br />
In der Bibliothek wurden Meinungen und<br />
Vorschläge gesammelt.<br />
Nach eineinhalb Stunden Dorfbegehung mit<br />
vielen Informationen und so manchen Überlegungen<br />
fand sich die Gruppe in der Bibliothek<br />
zu einer gemütlichen Diskussionsrunde<br />
mit Ideenfindung für eine zukünftige<br />
Gemeindeentwicklung ein.<br />
Eines wurde dabei unterstrichen: Es ist<br />
nicht zielführend, wenn Bauspekulanten,<br />
denen es nur um den eigenen Profit geht,<br />
die Dorfgestaltung bestimmen. Sie muss in<br />
der Hand der Gemeinde bleiben, mit dem<br />
Ziel einer maßvollen Dorfentwicklung und<br />
Verkehrsplanung zum Wohle der Menschen.<br />
Durch die Diskussion führte Architektin<br />
Katja Trauner. Sie holte viele interessante<br />
Stellungnahmen von Dorfbewohner*innen<br />
ein, und auch von Claudia Plaikner, der<br />
Obfrau des Heimatpflegeverbandes, und<br />
vom Historiker Hans Heiss. Am Ende waren<br />
sich alle einig: Auer ist ein lebens- und liebenswertes<br />
Dorf, das großes Potenzial hat.<br />
Weniger Auto, mehr Rad<br />
Wer in der Diskussion nicht zu Wort kam,<br />
konnte Anregungen und Vorschläge auf<br />
bereitgelegten Kärtchen mitteilen. Und<br />
diese Möglichkeit wurde beim anschließenden<br />
gemeinsamen Gläschen Wein ausgiebig<br />
genutzt.<br />
Die dringendsten Wünsche waren: eine weitere<br />
Verkehrsberuhigung im Dorfzentrum,<br />
ein sicheres Radwegenetz mit der Verbindung<br />
der einzelnen Ortsteile bis hin zum<br />
Sportplatz und nach Tramin sowie zum<br />
Kalterer See, die Verkehrsberuhigung mit<br />
Baumbepflanzung eines längeren Teiles<br />
der Nationalstraße. Die ausgewerteten Anregungen<br />
werden von den Organisatoren<br />
der Gemeindeverwaltung übergeben.<br />
Ein Dank gilt der Firma Nordwal, die für das<br />
leibliche Wohl der Teilnehmer*innen sorgte.<br />
Florian Trojer<br />
KulturFenster 61<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
hinausgeblickt<br />
Offenes Auge für Kleindenkmäler<br />
Heimatschutzverein Lana blickt zurück – Neue Aktion gestartet<br />
Unlängst hielt der Heimatschutzverein Lana<br />
seine Jahreshauptversammlung ab und zog<br />
Bilanz über das Jahr 2022. Wiederum hat<br />
der Verein ein offenes Auge für Kleindenkmäler<br />
bewiesen.<br />
Zu tun gab es viel im Jahr 2022. Gemeinsam<br />
mit seinem Stellvertreter Simon Terzer<br />
hatte Obmann Albert Innerhofer bei verschiedenen<br />
Handwerksbetrieben Kostenvoranschläge<br />
eingeholt, um danach einige<br />
fachgerechte Restaurierungen in Auftrag<br />
zu geben.<br />
Bildstöcke restauriert<br />
So wurde der Braunsberg-Bildstock einer<br />
umfangreichen Drainage unterzogen und<br />
neu verputzt. Auch das Dach wurde ausgebessert.<br />
Der Landesstraßendienst brachte<br />
noch vor Wintereinbruch eine Blechschiene<br />
unterhalb der Leitplanken an, um Regenwasser,<br />
Schnee und Salz vom Bildstock<br />
fernzuhalten.<br />
Neu eingedeckt wurde das Kapellendach<br />
des Brandis-Bildstockes in Niederlana am<br />
Beginn des Stationenweges nach Ackpfeif.<br />
Bei der 14. Kreuzwegkapelle am Ende des<br />
Stationenweges Niederlana-Ackpfeif-Tisens<br />
wurden mehrere Beschädigungen<br />
am Mauerwerk festgestellt. Es wird derzeit<br />
versucht, den Verursacher zu finden.<br />
Beim Marienbild „Maria vom guten Rat“<br />
erfolgten die Abschlussarbeiten.<br />
Zum Patroziniumsfest (hl. Johannes Nepomuk)<br />
wurden die zuvor gemeinsam vom<br />
Heimatschutzverein Lana und der Interessentschaft<br />
Vill restaurierten Bildstöcke an<br />
der Falschauerbrücke gesegnet. Ein Windstoß<br />
zerstörte Anfang <strong>August</strong> 2022 beim<br />
Bildstock an der Falschauer Abschlusskugel,<br />
Windfahne und Kreuz. Diese wurden<br />
zum Aufrichten zum Spengler gebracht<br />
und müssen noch montiert werden. Das<br />
Wieser-Kreuz am Naturlehrpfad in der Gegend<br />
soll ebenfalls restauriert werden. Daher<br />
wurde das Kruzifix abgenommen und<br />
zur Restaurator gebracht.<br />
Die Renovierung des Traghimmels unterstützte<br />
der HSV Lana mit einer Beitragsspende.<br />
Elfi Gabrieli hat wiederum die 14<br />
Kreuzwegstationen von Niederlana über<br />
Ackpfeif nach Tisens gereinigt und mit Gestecken<br />
neu geschmückt.<br />
„Der Ort, in dem ich lebe“<br />
Zwei Tagesfahrten mit Führungen wurden<br />
2022 organisiert, nämlich nach Truden und<br />
nach Coredo am Nonsberg. Zudem wurden<br />
drei Museumsführungen angeboten.<br />
Besucht wurden die Ausstellungen „Packen,<br />
schleppen, rollen – Reisegepäck<br />
im Wandel der Zeit“ und „Alte Plakate“<br />
im Touriseum in Meran, das Schreibmaschinenmuseum<br />
in Partschins anlässlich<br />
des 200. Geburtstages von Peter Mitterhofer<br />
und die umfangreiche Kunstsammlung<br />
im Museum Eccel Kreuzer in Bozen.<br />
Unter den vielen Danksagungen des Obmannes<br />
sei jene an die Gemeindegärtner<br />
und Bürger*innen erwähnt, die für die<br />
Der Braunsberg-Bildstock wurde einer umfangreichen<br />
Drainage unterzogen und neu<br />
verputzt.<br />
Pflege der Pflanzen und Blumen vor den<br />
Kleindenkmälern und in den zahlreichen<br />
Parkanlagen in Lana sorgen.<br />
Den Höhepunkt der Jahresversammlung<br />
bildete die Vorstellung der Aktion „Lana –<br />
der Ort, in dem ich lebe“ durch Elfriede<br />
Zöggeler Gabrieli. Sie rief alle Generationen<br />
und natürlich die Vereinsmitglieder<br />
dazu auf, sich an der Aktion zu beteiligen.<br />
Schließlich wurden auch einige Mitglieder<br />
geehrt, die bereits seit 20 Jahren dem Verein<br />
angehören.<br />
Albert Innerhofer<br />
Ehrung verdienter Mitglieder: Martin Gabrieli (von seiner Mutter Elfriede entgegengenommen), Herbert Heidegger, Alexander Schwabl,<br />
Hansjörg Erschbamer, Josef Matscher (v.l.), hinten HSV-Obmann Albert Innerhofer.<br />
Fotos: Heimatschutzverein Lana<br />
KulturFenster 62<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Zwei Kleindenkmäler restauriert<br />
Heimatschutzverein Lana: Telser Kreuz und Brandis-Bildstock erneuert<br />
Auf Anregung des Heimatschutzvereines<br />
Lana wurde das Telser-Kreuz restauriert.<br />
Auch der Brandis-Bildstock ist erneuert<br />
worden.<br />
Am Verbindungsweg von der Knabenschule<br />
zum Konventsteig in Lana befindet<br />
sich das Telser Kreuz. Es gehört zum<br />
Steinhauhof (früher auch Telserhof genannt).<br />
An diesem Kleindenkmal hatte<br />
nicht nur der Zahn der Zeit genagt, sondern<br />
vor allem ein Specht mehrere Löcher<br />
in die von Oskar Weiss geschnitzte<br />
Christusfigur „gehämmert“. Eine umfangreiche<br />
und fachgerechte Restaurierung<br />
des Wegkreuzes wurde notwendig.<br />
Der Eigentümer Christian Knoll befreite<br />
das Wegkreuz zunächst von Efeu und<br />
Gestrüpp und säuberte den Steinsockel.<br />
Dabei kam ein alter Torgglstein (von einer<br />
alten Weinpresse) mit der eingemeißelten<br />
Jahreszahl 1877 zum Vorschein.<br />
Der Restaurator Karl Hofer aus Partschins<br />
schloss die Löcher an der Christusfigur<br />
und restaurierte sie. Sie wurde zudem<br />
farblich gefasst. Die zwei Kreuzbalken<br />
und das Blechdach wurden vor Ort abgeschliffen<br />
und neu gestrichen. Am unteren<br />
Ende des Kreuzbalkens kam dabei<br />
folgende Inschrift zum Vorschein: „Josef<br />
Knoll 1909“. Der Telserhofbesitzer Josef<br />
Knoll (1858–1924, Ururgroßvater von<br />
Christian Knoll) hatte dieses Wegkreuz<br />
dort nämlich im Jahre 1909 in der eigenen<br />
Wiese aufstellen lassen.<br />
Die Christusfigur wurde wieder eingesetzt,<br />
und seither erstrahlt das Telser-Kreuz in<br />
neuem Glanz. Die Kosten für diese Restaurierungsarbeiten<br />
haben Christian Knoll,<br />
der Nachbar Anton Margesin Ladurner<br />
und der Heimatschutzverein Lana gemeinsam<br />
übernommen.<br />
Im vergangenen Herbst erfolgte am Brandis-Bildstock<br />
in Niederlana am Beginn des<br />
Stationenweges nach Ackpfeif in Absprache<br />
mit Ferdinand Graf Brandis der erste<br />
Teil einer notwendigen Restaurierung mit<br />
der Neueindeckung des Bildstockdaches.<br />
Dabei wurden u. a. die gut erhaltenen Biberschwanz-Ziegel<br />
durch die Firma Gamper<br />
Dach aus Lana neu verlegt. Christoph<br />
Gabrieli von der Glaswerkstätte in Lana er-<br />
Das Telser-Kreuz vor und nach der Restaurierung<br />
Der Brandis-Bildstock vor und nach der Restaurierung<br />
Fotos: Albert Innerhofer<br />
neuerte das Spitzbogenfenster über dem<br />
Gitter mit mundgeblasenem Fensterglas.<br />
Heuer im Frühjahr setzte der Restaurator<br />
und Maler Karl Hofer aus Partschins<br />
die Arbeiten fort. Bei der Entfernung der<br />
Rankpflanzen kamen die zwei Stufen in<br />
Stein zum Vorschein, wo die Gläubigen<br />
früher niedergekniet waren.<br />
Die gesamte Maueroberfläche des Bildstockes<br />
wurde abgebürstet und gesäubert,<br />
die fehlenden Mauerteile wurden<br />
ergänzt, die Mauern grundiert und in<br />
Gelb und Weiß bemalt. Das Eisengitter<br />
wurde sandgestrahlt und mit Eisenfarbe<br />
versehen. Der Fensterholzrahmen<br />
wurde ebenfalls restauriert. Die Kosten<br />
für die Arbeiten wurden von Ferdinand<br />
Graf Brandis und dem Heimatschutzverein<br />
Lana getragen.<br />
Albert Innerhofer<br />
KulturFenster 63<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
getragen<br />
Edelweißranken im Rebenland<br />
Die Burggräfler Tracht und ihr besonderes Samtleibl<br />
Wie kam das Edelweiß auf das bäuerische<br />
Samtleibl? Ein Blick in die Geschichte gibt<br />
die Antwort darauf.<br />
Das Bäurische, also das bäuerliche Gewand,<br />
wie die Burggräfler ihre gewachsene<br />
Tracht kurz nennen, hat seinen Ursprung<br />
im 19. Jahrhundert. Wie in vielen anderen<br />
Trachtengebieten begannen auch die<br />
Burggräflerinnen ab 1850, ihre Schnürmiedertracht<br />
mit rotem Mieder und schwerem,<br />
brombeerfarbenen Wiflingkittl abzulegen<br />
und sich nach bürgerlicher Mode in<br />
dunklen Tschoapengewändern mit langen<br />
Keulenärmeln zu kleiden.<br />
Allein die Schürze, das Schultertuch sowie<br />
die den Haarknoten zierende Haarnadel<br />
brachten die bäuerliche Standeszugehörigkeit<br />
zum Ausdruck. Das Bäurische nahm<br />
um 1900 eine einfache, aber durchaus elegante<br />
Form an und hob sich besonders im<br />
Meraner Becken mit knöchellangem Rock,<br />
dem enganliegenden, versteiften Tschoap<br />
und einem ebensolchen sommerlichen<br />
Miederleibl durch eine gewisse Vornehmheit<br />
von den benachbarten Gebieten ab.<br />
Ein Hauch von Romantik<br />
Es war auch diese Zeit, in der sich neben<br />
dem schlichten werktäglichen Mieder<br />
ohne Schultertuch eine zusätzliche<br />
Form etablierte: das Samtleibl oder Edelweißleibl,<br />
in der Mundart auch Sommetoder<br />
Sumetleibl genannt.<br />
Die Edelweiße<br />
werden auf Samt<br />
gestickt oder als<br />
Borte aufgenäht.<br />
Quelle: SBO Trachtenbuch<br />
„Inser beschtes<br />
Gwond“, Foto: Florian<br />
Andergassen<br />
Wie der Name bereits sagt, war es meist<br />
aus schwarzem Samt gefertigt und somit<br />
aus einem edleren Stoff als dem meist gebräuchlichen<br />
Wollmusselin. Am Halsausschnitt<br />
und oft auch entlang der Verschlussleiste<br />
war eine Zierborte aufgenäht. Diese<br />
Jugendstilborte zeigte Rosen-, Veilchen- und<br />
immer öfters Edelweißranken. Das Edelweiß<br />
war damals im Volkslied, auf Alltagsgegenständen<br />
aber auch auf Werbeanzeigen und<br />
Glückwunschkarten ein äußerst beliebtes<br />
Motiv, schwang mit der Alpenblume doch<br />
immer eine gewisse Berg- und Almromantik,<br />
auch ein tirolisches Heimatgefühl mit.<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden statt<br />
der Borten vermehrt Edelweißblüten oder<br />
Ranken aufgestickt. Ob diese Stickerei aus<br />
Mangel an Bortenmaterial oder doch aus<br />
Vorliebe geschehen ist, kann heute nicht<br />
mit Gewissheit gesagt werden.<br />
Unterm Tüchl versteckt<br />
Für die Stickerinnen war und ist es noch immer<br />
eine Herausforderung, auf Samt flächig<br />
und gleichmäßig zu sticken. Das Samtleibl<br />
nahm einen Platz zwischen dem werktäglichen<br />
Mieder ohne und dem Mieder mit<br />
festtäglichem Schultertuch ein. Auf Familienfotos<br />
der 1920er- und 1930er-Jahre<br />
sieht man das Edelweißleibl meist nur an<br />
Kindern. Es ist überliefert, dass an sommerlichen<br />
Feiertagen so manche junge<br />
Burggräflerin beim Hochamt ein seidenes<br />
Schultertuch über ihrem Edelweißleibl trug<br />
und sich erst beim nachmittäglichen Tanz<br />
oder beim Segen erlaubt hat, diese legere<br />
Form ohne Tüchl zu tragen. Denn bis auf<br />
das bestickte Mieder entsprach vom Schuh<br />
bis zur Haarnadel alles dem üblichen bäurischen<br />
Gewand.<br />
Bis heute gern getragen<br />
Etwa zur selben Zeit kam bei einigen Musikkapellen<br />
auch eine abgewandelte Form<br />
auf. So finden wir in den 1930er-Jahren<br />
Marketenderinnen in Lana, Marling, Partschins<br />
und später auch im Passeier- und<br />
Schnalstal nicht nur mit etwas überladenen<br />
Edelweißmiedern, sondern auch mit keckem<br />
Burggräfler Männerhut und einer weißen<br />
und roten Giggerfeder auf dem Kopf.<br />
„Juchhui-Marie“ – so kommentierte eine<br />
Burggräfler Trachtenexpertin diese damals<br />
über den Brenner herübergeschwappte<br />
Unsitte, Männerhüte zur Frauentracht zu<br />
tragen. Durchgesetzt hat sich diese kurze<br />
Verirrung nicht, und so ist das bäurische<br />
Samt- oder Edelweißleibl eine gefällige Form<br />
des bäurischen Gewandes im Burggrafenamt<br />
geblieben, die auch im Passeier und<br />
anderen Seitentälern gern getragen wird.<br />
Andreas Leiter Reber<br />
Burggräfler Edelweißleibl um 1910<br />
Foto: Privatarchiv Fam. Leiter Reber<br />
KulturFenster 64<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
gelesen<br />
Wertvolles Kulturgut<br />
in Wort und Bild<br />
Buchtipp: „Bäuerliche Kapellen in Südtirol“<br />
Das von der Südtiroler Bäuerinnenorganisation<br />
(SBO) herausgegebene und von Margot<br />
Schwienbacher verfasste Buch „Bäuerliche<br />
Kapellen in Südtirol“ ist nicht nur ein schönes<br />
und interessantes Lese- und Bilderbuch,<br />
sondern auch ein wichtiger Beitrag zum langfristigen<br />
Schutz der Südtiroler Baukultur.<br />
Südtiroler Bäuerinnenorganisation<br />
(Hrsg.): „Bäuerliche Kapellen<br />
in Südtirol“, mit Texten von Margot<br />
Schwienbacher und Fotos von Armin<br />
Huber und Josef Gutmann, Folio Verlag,<br />
400 S., Preis: 45 Euro.<br />
Kapellen und christliches Brauchtum haben<br />
im Leben der bäuerlichen Gemeinschaft<br />
Jahrhunderte lang eine wichtige<br />
Rolle gespielt – und spielen sie bis heute.<br />
Jedoch fehlte eine vollständige Dokumentation<br />
aller historischen und neu errichteten<br />
bäuerlichen Kapellen. 2021 entschloss<br />
sich die Südtiroler Bäuerinnenorganisation<br />
zu einem umfangreichen Projekt: Die Kapellen<br />
in Südtirol sollten systematisch erfasst<br />
und fotografiert, und ihre Geschichte<br />
sollte dokumentiert werden. In zweijähriger<br />
Arbeit – und dank der Mithilfe der<br />
Hofeigentümer*innen, Freiwilliger und<br />
Fachleute – wurden Informationen zu rund<br />
650 Kapellen zusammengetragen, die in<br />
Bezug zu einem Bauernhof oder einer bäuerlichen<br />
Gemeinschaft stehen und bei denen<br />
die Eigentümer*innen mit der Veröffentlichung<br />
einverstanden waren.<br />
Die Autorin Margot Schwienbacher hat<br />
die Geschichten dazu festgehalten und<br />
dem volksreligiösen Brauchtum nachgespürt.<br />
Vom volkstümlich-naiv ausgemalten<br />
kleinen Andachtsort bis zum opulent<br />
ausgestatteten Wallfahrtskirchlein: Alle<br />
geben Zeugnis von Volksfrömmigkeit und<br />
gelebtem Brauchtum. Auch der bis heute<br />
spürbare persönliche Bezug der heutigen<br />
Eigentümer*innen zur Kapelle machen<br />
diese Gebetsorte zu etwas Besonderem.<br />
Fotografiert wurden die Kapellen von Armin<br />
Huber und Josef Gutmann. Dass manche<br />
dieser einst schmucken Kleinode heute etwas<br />
karg wirken, liegt an den verbreiteten<br />
Antiquitätendiebstählen in den 1960erbis<br />
in die 1980er-Jahre. Sie sind auch der<br />
Grund dafür, warum viele der Hofkapellen<br />
heute nicht mehr öffentlich zugänglich sind.<br />
Manche ihrer „Geheimnisse“ sind daher<br />
auch in Vergessenheit geraten und selbst<br />
Dorfgemeinschaft oft nicht mehr bekannt.<br />
Umso wertvoller war die Mitarbeit der Eigentümerfamilien.<br />
Das Buch umfasst rund 400 Seiten und ist<br />
in zwei Abschnitte unterteilt: den Erzählteil<br />
mit zahlreichen Hintergrundgeschichten<br />
und den Registerteil mit der systematischen<br />
Erfassung jeder Kapelle. Den Leser*innen<br />
präsentiert sich die Tirolensie als wunderbares<br />
Lese- und Bilderbuch, das Einblick<br />
gibt in die verschiedenen Bauweisen, in unterschiedliche<br />
Motivationen, die zum Bau<br />
der Kapellen geführt haben, in die verschiedenen<br />
Funktionen der Kapellen, aber auch<br />
in gelebte Tradition und Spiritualität am Bauernhof<br />
und somit in religiöses Brauchtum<br />
und Volkskultur.<br />
Es zeigt auch die Verbundenheit der<br />
Eigentümer*innen zu ihren Kapellen, die<br />
großteils mit viel Liebe und Sorgfalt gepflegt<br />
werden. Diese Pflege soll Vorbildwirkung<br />
haben und Wertschätzung für das Kulturgut<br />
Kapelle vermitteln.<br />
Insgesamt stellt das Buch eine sehr gute<br />
Basis für eine längst überfällige Erhebung<br />
von wichtigen historischen Baudenkmälern<br />
dar, die nicht zwingend denkmalgeschützt<br />
sind, und somit einen wichtigen Schritt für<br />
den langfristigen Schutz der Baukultur.<br />
HPV<br />
Die vielen bäuerlichen Kapellen im Land zeugen von Volksfrömmigkeit und gelebtem Brauchtum. Die Eigentümer*innen kümmern sich<br />
großteils mit viel Herz um den Erhalt der Kapellen auf ihrem Hof.<br />
Fotos: SBO/Armin Huber<br />
KulturFenster 65<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
getanzt<br />
Tanzfreude trotz Hitze<br />
Landesalmtanz auf der Marinzenalm in Kastelruth<br />
Am Sonntag, dem 9. Juli, fand der diesjährige<br />
Almtanz bei strahlendem Sonnenschein<br />
auf der Marinzenalm in Kastelruth statt.<br />
Gegen 10 Uhr trafen die ersten tanzwilligen<br />
Gäste auf der Alm ein, wo dann um<br />
11 Uhr gemeinsam ein Wortgottesdienst<br />
gefeiert wurde. Der Wortgottesdienst wurde<br />
von Regina Jaider Mayrl geleitet und von<br />
Johann Trocker an der „Ziechorgl“ und<br />
der Chorleiterin Marlene musikalisch umrahmt.<br />
Einige Tänzer und Tänzerinnen der<br />
Volkstanzgruppe Kastelruth gestalteten die<br />
Feier durch das Lesen der Fürbitten mit.<br />
Nach der kurzen Begrüßung durch Sonja<br />
Reiterer, Obfrau der Volkstanzgruppe Kastelruth,<br />
wurde der Almtanz mit dem Auftanz<br />
eröffnet. Danach spielte die „Schnoggwond<br />
Tanzlmusig“ zum Tanz auf. Trotz<br />
großer Hitze war der Tanzboden bis in<br />
den Abend hinein stets sehr gut gefüllt.<br />
Die zahlreichen Tänzer und Tänzerinnen<br />
waren sehr gut gelaunt, und der Almtanz<br />
auf der Marinzenalm wurde so zu einem<br />
gelungenen Fest.<br />
Ein großes Dankeschön geht an die Volkstanzgruppe<br />
Kastelruth, welche die Organisation<br />
des Almtanzes übernommen und<br />
auch für das leibliche Wohl gesorgt hatte.<br />
Anna Julia Spitaler<br />
Die „Schnoggwond Tanzlmusig“ spielte auf.<br />
Wortgottesdienst beim Almtanz auf der Marinzenalm<br />
Fotos: ARGE Volkstanz in Südtirol<br />
Monika Rottensteiner, 1. Vorsitzende der ARGE Volkstanz in Südtirol, und Klaus Tappeiner,<br />
2. Vorsitzender, führen den Auftanz an.<br />
Hereinspaziert<br />
➤<br />
Landeskathreintanz im Kursaal von Meran, 11. November <strong>2023</strong> mit den<br />
„Flachgauer Musikanten“ aus Salzburg. Die Pausengestaltung übernimmt<br />
der Bezirk Überetsch/ Unterland.<br />
➤ Winterlehrgang im „Haus der Familie“ in Lichtenstern/Ritten vom 26. Dezember <strong>2023</strong> bis zum 1. Jänner 2024<br />
Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org<br />
KulturFenster 66<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
Heimatpflege<br />
Vereine danken Rita und Hans<br />
Pensionierungsfeier für Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter in Gummer<br />
Rita und Hans umgeben von den Vorständen der ARGE Volkstanz in Südtirol und des Südtiroler Volksmusikkreises<br />
Fotos: ARGE Volkstanz in Südtirol<br />
Bei einer Feier am 3. Juni im Gasthaus „Lärchenwald“<br />
in Gummer wurden Rita Ritsch,<br />
Buchhalterin und Sekretärin, und der Verwaltungsassistent<br />
Hans Rottensteiner in<br />
den Ruhestand verabschiedet.<br />
Rita Ritsch war seit 1998 Buchhalterin<br />
und Sekretärin der ARGE Volkstanz in<br />
Südtirol und des Südtiroler Volksmusikvereines.<br />
25 Jahre lang hatte sie für jeden,<br />
der im Büro vorbeischaute oder anrief,<br />
ein offenes Ohr und war für beide<br />
Vereine eine wichtige Säule. Ob beim Organisieren<br />
von Veranstaltungen oder bei<br />
sonstigen Anliegen, Rita wusste immer<br />
genau, was zu tun ist.<br />
Die Feier<br />
Aus diesem Grund sollte der 3. Juni ein<br />
ganz besonderer Tag werden. Beim Aperitif<br />
im Freien wurde auf die angehenden<br />
Pensionisten angestoßen. Anschließend<br />
wurde die Feier nach drinnen verlegt.<br />
Beim guten Essen war das schlechte Wetter<br />
aber nur Nebensache. Durch verschiedene<br />
G’stanzln – vorgetragen von Gernot<br />
Niederfriniger vom Südtiroler Volksmusikverein<br />
sowie von Heike Ebner, Edith Großgasteiger,<br />
Karin Mutschlechner und Veronika<br />
Steger von der ARGE Volkstanz in<br />
Südtirol – ließ man Rita und Hans hochleben.<br />
Ein Sketch, dargebracht von Franz<br />
Hermeter als Rita und Gernot Niederfriniger<br />
als Arno (Kompatscher), sorgte für<br />
viele Lacher im Publikum. Anschließend<br />
spielten einige Vorstandsmitglieder des<br />
Südtiroler Volksmusikvereines bis zum<br />
Abend zum Tanz auf.<br />
Die Nachfolgerinnen<br />
Ende Juli <strong>2023</strong> trat Rita ihren wohlverdienten<br />
Ruhestand an, ihre Arbeit verrichten<br />
künftig die zwei Teilzeitfachkräfte<br />
Heike Ebner und Birgit Knollseisen. Heike<br />
wird die buchhalterischen Angelegenheiten<br />
beider Vereine übernehmen und Birgit<br />
die Organisation der verschiedenen<br />
Veranstaltungen.<br />
Die Vorstände und die Bezirksvertreter<br />
der ARGE Volkstanz in Südtirol und des<br />
Südtiroler Volksmusikvereines wünschten<br />
Rita und Hans für ihren neuen Lebensabschnitt<br />
alles Gute und Gesundheit.<br />
Anna Julia Spitaler<br />
Tänzer*innen und Sänger*innen ließen<br />
Hans Rottensteiner und Rita Ritsch an diesem<br />
Tag hochleben.<br />
KulturFenster 67<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>
www.hpv.bz.it<br />
Termine<br />
Kontakt: Tel. 0471 973693, E-Mail: info@hpv.bz.it<br />
Facebook: https://www.facebook.com/HPV.Suedtirol<br />
Veranstaltungen und andere Videos auf unserem youtube-Kanal:<br />
https://www.youtube.com/c/heimatpflegeverbandsudtirol<br />
Infos unter:<br />
http://hpv.bz.it<br />
25.–28.08.<strong>2023</strong><br />
„75 Jahre VSM 1948–<strong>2023</strong>“<br />
Alle Musikkapellen sind eingeladen, zum VSM-Geburtstag<br />
musikalische Akzente in ihrem Heimatdorf zu setzen.<br />
Infos unter:<br />
https://vsm.bz.it<br />
07.10.<strong>2023</strong><br />
Relative Solmisation<br />
(Stufensingen) im Chor:<br />
Seminar mit Verena Unterguggenberger<br />
im Kolpinghaus Bozen<br />
Infos unter:<br />
https://scv.bz.it