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Kulturfenster Nr. 04|2023 - August 2023

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BLASMUSIK<br />

CHORWESEN<br />

HEIMATPFLEGE<br />

in Südtirol<br />

<strong>Nr</strong>.4<br />

AUG.<br />

<strong>2023</strong><br />

75 Jahre VSM – das Jubiläumsfest<br />

Jugendchor Österreich zu Gast in Südtirol<br />

Almen prägen alpine Kulturlandschaft<br />

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p. | -70% – NE BOLZANO – 74. 75. Jahrgang – Zweimonatszeitschrift


vorausgeschickt<br />

Themen, die uns faszinieren<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

das große Jubiläumsfest zum 75-jährigen<br />

Gründungsjubiläum des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) in Bozen ist<br />

zwar Geschichte, aber die Erinnerung daran<br />

lebt in uns weiter und wird wohl noch<br />

lange für allen Beteiligten vor und hinter<br />

der Bühne ein unvergessliches Erlebnis<br />

bleiben. Im Hauptthema der Blasmusikseiten<br />

lassen wir dieses Maiwochenende<br />

nochmals in Wort und Bild Revue passieren.<br />

Das Fest hat einmal mehr die vielen<br />

Facetten der Blasmusik eindrucksvoll<br />

präsentiert und damit den Erfolg der Verbandsarbeit<br />

bewiesen: Ad multos annos!<br />

Unsere Blasmusikfamilie stellt in dieser<br />

Ausgabe auch zwei große Persönlichkeiten<br />

ins Rampenlicht, die – auf ihre Weise und<br />

in ihrem Wirkungsbereich – die Blasmusik<br />

in Südtirol mitgestaltet haben. Zum einen<br />

erinnern wir an und verneigen uns vor Alt-<br />

Kulturlandesrat Bruno Hosp, seines Zeichens<br />

Ehrenmitglied des VSM, der am 12.<br />

Juli verstorben ist (Seite 23). Zum anderen<br />

gratulieren wir unserem Ehrenkapellmeister<br />

Gottfried Veit zu seinem 80. Geburtstag,<br />

den er am 13. <strong>August</strong> gefeiert<br />

hat (Seite 22).<br />

Wie faszinierend auch die Chormusik sein<br />

kann, zeigt der Rückblick auf das Konzert<br />

des Jugendchors Österreich in der Stiftsbasilika<br />

von Neustift. In diesem Chor singen<br />

jeweils vier Top-Sänger und Sängerinnen<br />

aus jedem Bundesland mit – so auch aus<br />

Südtirol. Der Südtiroler Chorverband (SCV)<br />

wurde schon lange als „10. Bundesland“<br />

und als gleichwertiger Partner mit den anderen<br />

Bundesländern gesehen. Seit dem<br />

Frühjahr 2022 ist er ordentliches Mitglied<br />

im Chorverband Österreich, wodurch diese<br />

jahrzehntelange Freundschaft und Zusammenarbeit<br />

institutionalisiert wurde.<br />

Der Heimatpflegeverband zeigt, wie faszinierend<br />

die Almen sind. Er blickt auf den<br />

heurigen „Tag der Landschaft“ der Stiftung<br />

Landschaft zurück und beleuchtet in seinem<br />

Hauptthema die Bedeutung der Almen<br />

und Almhütten, die auf vielfältige Weise die<br />

alpine Kulturlandschaft prägen und eine<br />

ungeahnte Bedeutung für Mensch und Natur<br />

haben. Der vor kurzem von der Landesregierung<br />

beschlossene „Landesplan<br />

für nachhaltige Mobilität“, die geplanten<br />

Speicherbecken für die Bewässerung in<br />

Kaltern und die Abschlussdiskussion zum<br />

Klimaplan Südtirol werden ebenso thematisiert.<br />

Mit berechtigtem Stolz zeigt der Heimatpflegeverband<br />

auf der Seite 54 auch<br />

seine zwei grünen Flaggen, mit denen er<br />

vor kurzem von der italienischen Umweltschutzorganisation<br />

„Legambiente“ ausgezeichnet<br />

wurde.<br />

Zudem gibt es die gewohnten Rubriken,<br />

in denen die einzelnen Verbände ihre Tätigkeiten<br />

dokumentieren, bereichsspezifische<br />

Themen aufarbeiten und auch die<br />

Jugend – die Zukunft unserer Vereine – in<br />

den Fokus stellen.<br />

Ich wünsche Ihnen wiederum eine unterhaltsame,<br />

aber auch informative Lektüre<br />

und einen aufschlussreichen Blick durch<br />

unser buntes „KulturFenster“.<br />

Stephan Niederegger<br />

Manchmal braucht es der Worte nur<br />

drei: Vielen lieben Dank! Nicht die<br />

Glücklichen sind dankbar. Es sind<br />

die Dankbaren, die glücklich sind. Ich<br />

bin sehr dankbar und glücklich, dass<br />

ich bei unserem Jubiläumsfest dabei<br />

sein durfte.“<br />

Pepi Ploner<br />

Es ist gut, dass das Volkslied gut einstudiert<br />

bei Konzerten vorgetragen wird,<br />

doch sollte das Volksliedgut auch bei<br />

Geselligkeit wieder den Stellenwert einnehmen,<br />

der ihm gebührt.“<br />

Ernst Thoma<br />

Wenn Mensch, Tier und Pflanzen auf<br />

der Alm freundlich zusammenleben<br />

und aufeinander Acht geben, wird<br />

dieser einzigartige Lebensraum<br />

erhalten bleiben.“<br />

Sigrid Pernthaler<br />

KulturFenster<br />

2 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Inhalt<br />

In dieser Ausgabe<br />

Blasmusik<br />

Heimatpflege<br />

75 Jahre VSM – Das große Jubiläumsfest ............................ 4<br />

Die Frauen in Musikkapellen Südtirols –<br />

weitere Erkenntnisse ........................................................... 9<br />

Gelungene Auftritte der Bezirksseniorenkapelle „Goldies“ ... 12<br />

17. Bezirksjungbläsertage in Bruneck ............................... 13<br />

Afinger Jungdudler ............................................................ 14<br />

65. ÖBV-Kongress in Wien ................................................ 16<br />

Frühjahrskonzerte der MK Villnöß ...................................... 17<br />

Taktwechsel bei der MK Badia/Abtei .................................. 19<br />

100 Jahre MK Kortsch ...................................................... 20<br />

125 Jahre MK St.Michael/Eppan – Jubiläumskonzert ......... 21<br />

Gottfried Veit zum 80er ..................................................... 22<br />

In memoriam Bruno Hosp ................................................. 23<br />

kurz notiert – Neues von den Musikkapellen ...................... 24<br />

Chorwesen<br />

Jugendchor Österreich konzertiert in Neustift .................... 27<br />

Alpenländische Sing- und Wanderwoche in Pfelders .......... 29<br />

Almen – mehr als nur Sommerfrische .................................43<br />

Tag der Landschaft auf der Obermoaralm .......................... 45<br />

Denkmalschutz für Almen ................................................. 47<br />

Biodiversität auf Almen in Gefahr? ..................................... 48<br />

Mobilitätsplan: Die Richtung stimmt, aber … .................... 50<br />

Speicherbecken: Präzedenzfall im Überetsch .................... 52<br />

Legambiente zeichnet Verband aus ................................... 54<br />

Reihe „Klimaschutz konkret“: das Resümee ...................... 55<br />

Flurnamen: Feld-, Sä- und Wiesenmaße ............................ 56<br />

Dinge des Alltags aus<br />

Geschichte und Gegenwart: die Korbflasche ..................... 58<br />

Egno, der letzte Graf von Eppan ........................................ 59<br />

Architekturwanderung durch Auer ..................................... 61<br />

Zahlreiche Projekte in Lana umgesetzt .............................. 63<br />

Die Burggräfler Tracht mit dem Edelweißleibl ..................... 64<br />

Buchtipp: „Bäuerliche Kapellen in Südtirol“ ...................... 65<br />

Almtanz auf der Marinzenalm ............................................ 66<br />

Feier für zwei Pensionisten ................................................ 67<br />

Gospelworkshop im September in Bruneck ....................... 33<br />

Gesang und viel Spaß bei der Kindersingwoche ................. 34<br />

Musicalworkshop – West Side Story am Ritten ................... 35<br />

Sommerkonzerte des Landesjugendchors Südtirol ............. 36<br />

Uraufführung: „Totentanz“ von Armin Thomaser ............... 37<br />

„Chorylus Haslach“ – seit fast sechs Jahrzehnten .............. 38<br />

kurz notiert – Neues von den Chören ................................. 39<br />

Impressum<br />

Mitteilungsblatt<br />

- des Verbandes Südtiroler Musikkapellen<br />

Redaktion: Stephan Niederegger, kulturfenster@vsm.bz.it<br />

- des Südtiroler Chorverbandes<br />

Redaktion: Paul Bertagnolli, info@scv.bz.it<br />

- des Heimatpflegeverbandes Südtirol<br />

Redaktion: Florian Trojer, florian@hpv.bz.it<br />

Anschrift:<br />

Schlernstraße <strong>Nr</strong>. 1 (Waltherhaus), I-39100 Bozen<br />

Tel. +39 0471 976 387 – info@vsm.bz.it<br />

Raiffeisen-Landesbank Bozen<br />

IBAN = IT 60 S 03493 11600 000300011771<br />

SWIFT-BIC = RZSBIT2B<br />

Jahresabonnement = 20,00 Euro<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen <strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

presserechtlich verantwortlich: Stephan Niederegger<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint zweimonatlich am 15. Februar, April, Juni, <strong>August</strong>, Oktober und<br />

Dezember. Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen Vormonats.<br />

Eingesandte Bilder und Texte verbleiben im Eigentum der Redaktion und werden nicht<br />

zurückerstattet. Die Rechte an Texten und Bildern müssen beim Absender liegen bzw.<br />

genau deklariert sein. Die Verantwortung für die Inhalte des Artikels liegt beim Verfasser.<br />

Die Wahrung der Menschenwürde und die wahrheitsgetreue Information der Öffentlichkeit<br />

sind oberstes Gebot. Der Inhalt der einzelnen Beiträge muss sich nicht mit<br />

der Meinung der Redaktion decken. Nachdruck oder Reproduktion, Vervielfältigung jeder<br />

Art, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion erlaubt.<br />

Sämtliche Formulierungen gelten völlig gleichrangig für Personen beiderlei Geschlechts.<br />

– gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung<br />

KulturFenster<br />

3 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Am 20./21. Mai <strong>2023</strong> hat der Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen mit einem<br />

großen Jubiläumsfest in Bozen seinen<br />

75. Geburtstag gefeiert.<br />

KulturFenster<br />

4 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


jubiliert<br />

„Faszination Blasmusik“<br />

75 Jahre VSM – das Jubiläumsfest<br />

Mit Mut und Weitblick haben die Gründerväter<br />

am 28. <strong>August</strong> 1948 – nach den Wirren<br />

der beiden Weltkriege – den Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM) gegründet<br />

und damit den Grundstein für die mittlerweile<br />

75-jährige Erfolgsgeschichte der<br />

Blasmusik in Südtirol gelegt. Am Wochenende<br />

vom 20. und 21. Mai ging in Bozen<br />

das große Fest zum 75-jährigen Gründungsjubiläum<br />

des Verbandes über die Bühne.<br />

Der Verband<br />

Der Verband präsentiert sich heute als<br />

selbstbewusste und initiative Vertretung<br />

der 209 aktiven Musikkapellen mit ihren<br />

über 10.000 Mitgliedern. Die Einteilung in<br />

sechs Bezirke, deren Wirkungsbereich im<br />

Wesentlichen jenem der politischen Bezirke<br />

entspricht, garantiert eine flächendeckende<br />

und bedarfsorientierte Betreuung<br />

der Mitgliedskapellen. Auf die erfolgreiche<br />

Verbandsgeschichte zurückblickend präsentierte<br />

sich der VSM mit berechtigtem<br />

Stolz zur Jubiläumsfeier in Bozen unter<br />

dem Titel „Faszination Blasmusik“.<br />

Festgottesdienst<br />

Den Auftakt zum Jubiläumswochenende<br />

machte der von Bischof Ivo Muser und Dekan<br />

Bernhard Holzer zelebrierte Festgottesdienst<br />

im Bozner Dom. Zuvor wurden<br />

die Ehrengäste von der Musikkapelle Völs<br />

am Schlern unter der Leitung von Michael<br />

Vikoler musikalisch empfangen, u.a. mit<br />

der eigens zum Anlass von Tobias Psaier<br />

komponierten „Jubiläumsfanfare“.<br />

Beim Festgottesdienst kam die Neufassung<br />

der „Brixner Jubiläumsmesse“ von<br />

Oswald Jaeggi (1913–1963) zur Aufführung<br />

durch die Musikkapelle Terlan mit<br />

dem Domchor, dem Franziskanerchor<br />

und dem Stiftspfarrchor Gries unter der<br />

Gesamtleitung von Verbandskapellmeister<br />

Meinhard Windisch.<br />

Empfang der Ehrengäste am Silvius-Magnago-Platz in Bozen durch die Musikkapelle<br />

Völs am Schlern<br />

Festkonzert des Südtiroler Jugendblasorchesters<br />

(SJBO) unter der Leitung von<br />

Karl Geroldinger. Das Programm spannte<br />

einen Bogen von traditioneller Blasmusik<br />

mit Originalwerken Südtiroler Komponisten<br />

(Sepp Thaler, Gottfried Veit, Sigisbert<br />

Mutschlechner und Armin Kofler)<br />

bis hin zu zeitgenössischer Experimentalmusik<br />

mit der Uraufführung des Auftragswerkes<br />

„Shifting“ von Eduard Demetz,<br />

bei dem sich die Bläserklänge im<br />

verdunkelten Konzertsaal mit den digital<br />

zugespielten Klängen verschmelzen<br />

und dadurch den Zuhörer optisch und<br />

Festkonzert<br />

Der zweite Höhepunkt folgte am Samstagabend<br />

im Konzerthaus Bozen mit dem<br />

Aufmarsch zum Bozner Dom<br />

KulturFenster<br />

5 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


jubiliert<br />

Festmesse mit Bischof Ivo Muser und<br />

Dekan Bernhard Holzer<br />

Festkonzert des Südtiroler Jugendblasorchesters (SJBO) unter der Leitung von Karl<br />

Geroldinger im Konzerthaus Bozen<br />

akustisch ein neues Klangerlebnis bieten.<br />

Musik von Richard Strauss (Allerseelen),<br />

Thomas Doss (Blackout) und<br />

Irving Gordon (Unforgettable) ergänzten<br />

den Konzertabend, der mit einem mitreißenden<br />

Arrangement des Geburtstagsliedes<br />

„Happy Birthday“ im Bigband-Stil<br />

beendet wurde.<br />

Sternmarsch, Festakt<br />

und Gemeinschaftsspiel<br />

Am Sonntagmorgen marschierten 97 Musikkapellen<br />

aus fünf verschiedenen Richtungen<br />

auf dem Bozner Waltherplatz<br />

ein. Rund 4.500 Musikant*innen verwandelten<br />

im anschließenden Gemeinschaftsspiel<br />

das Herz der Südtiroler Landeshauptstadt<br />

in eine faszinierende und<br />

beeindruckende Klangwolke. Zahlreiche<br />

Ehrengäste wohnten diesem einzigartigen<br />

Spektakel bei, allen voran Landeshauptmann<br />

Arno Kompatscher, Kulturlandesrat<br />

Philipp Achammer, Bozens Vizebürgermeister<br />

Luis Walcher, ÖBV-Präsident<br />

Erich Riegler sowie Regierungskommissar<br />

Vito Cusumano: „Wir sind stolz auf die<br />

Qualität, die unsere Musikkapellen bieten.“<br />

Kurzkonzerte<br />

und Marschiershow<br />

Gemeinschaftsspiel am Waltherplatz – eine Klangwolke aus rund 4.500 Musikant*innen<br />

Die Musikkapelle Naturns (Kpm. Dietmar<br />

Rainer) und die Musikkapelle Peter Mayr<br />

Pfeffersberg (Kpm. Bernhard Reifer) eröffneten<br />

das Nachmittagsprogramm mit ihren<br />

unterhaltsamen Kurzkonzerten, bevor<br />

acht Musikkapellen zur Marschiershow am<br />

Waltherplatz aufmarschierten:<br />

» MK Rodeneck<br />

Stabführer Christian Amort<br />

» MK Taufers im Münstertal<br />

Stabführer Karl Anton Pregoraro<br />

KulturFenster<br />

6 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Blasmusik<br />

Kurzkonzert der Musikkapelle Peter Mayr Pfeffersberg<br />

Pepi Ploner (rechts) bedankt sich bei Pepi<br />

Fauster.<br />

Kurzkonzert der Musikkapelle Naturns<br />

» MK Lengmoos<br />

Stabführer Christian Mayr<br />

» Banda Comunale di Moena<br />

Stabführer Bruno Zanon<br />

» MK St. Martin in Thurn<br />

Stabführer Giuseppe Pezzei<br />

» MK Wiesen<br />

Stabführer Arthur Jocher<br />

» BK Gries<br />

Stabführer Matthias Targa<br />

» BK Lana mit Fahnenschwingern<br />

Stabführer Thomas Pircher<br />

Brasspower aus Südtirol<br />

Wie heißt es so schön: „Nach getaner Arbeit<br />

das Vergnügen.“ Dazu verwandelte<br />

das einheimische Bläserensemble „Rifflblech“<br />

den Waltherplatz in einen „musikalischen<br />

Hexenkessel“. Ganz im Sinne<br />

des zitierten geflügelten Wortes feierten<br />

die Musikant*innen zu den mitreißenden<br />

Rhythmen und Melodien und ließen das<br />

Festwochenende gemeinsam ausklingen.<br />

Was steht noch an?<br />

Nach dem Festwochenende in Bozen stehen<br />

noch zwei weitere Höhepunkte im heurigen<br />

Jubiläumsjahr an:<br />

» 25.–28. <strong>August</strong>: Die Musikkapellen<br />

setzen musikalische Akzente<br />

in ihrem Heimatdorf zum VSM-<br />

Geburtstag.<br />

» 15. Oktober: Großer Festumzug<br />

beim Traubenfest in Meran<br />

Stephan Niederegger<br />

Ein Fest unter Freunden<br />

Das Jubiläumsfest – 75 Jahre VSM in<br />

Bozen ist zwar Geschichte, aber die<br />

Erinnerung daran lebt in uns weiter<br />

und wird wohl noch lange in Erinnerung<br />

bleiben. Weit mehr als 4.000<br />

Musikant*innen nahmen aktiv an den<br />

Feierlichkeiten teil und machten Bozen<br />

zu einer großen Klangwolke der<br />

Blasmusik. Es war ein wundervoller<br />

Moment, ein Fest unter Freunden,<br />

bei dem das Blasmusikwesen unseres<br />

Landes, vereint im Zeichen von<br />

Freundschaft und Harmonie, im Vordergrund<br />

standen.<br />

Liebe Freunde, dass unser Jubiläum<br />

als Glanzlicht in die Geschichte eingehen<br />

wird, ist nur dank der Unterstützung<br />

vieler Personen der einzelnen<br />

Arbeitsgruppen möglich geworden,<br />

der Sponsoren, dem Land Südtirol,<br />

der Stadtgemeinde Bozen und allen,<br />

die aktiv am Geschehen in irgendeiner<br />

Weise mitgewirkt haben.<br />

Bei allen Ehrengästen bedanken wir<br />

uns ebenfalls aufrichtig. Mein größter<br />

Dank geht an alle Musikant*innen,<br />

die aktiv und beispielhaft an der Jubiläumsfeier<br />

mitgewirkt haben.<br />

Manchmal braucht es 1000 Worte.<br />

Manchmal besucht man 1000 Orte.<br />

Manchmal redet man um den heißen<br />

Brei. Und manchmal braucht es der<br />

Worte nur drei: „Vielen lieben Dank!“<br />

Nicht die Glücklichen sind dankbar.<br />

Es sind die Dankbaren, die glücklich<br />

sind. Ich bin sehr dankbar und<br />

glücklich, dass ich dabei sein durfte.<br />

Pepi Ploner<br />

VSM-Verbandsobmann<br />

„Festhymnus" von Gottfried Veit<br />

KulturFenster<br />

7 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


jubiliert<br />

MUSIK IN<br />

BEWEGUNG<br />

SHOW<br />

BK Lana<br />

BK Gries<br />

MK Lengmoos<br />

MK Wiesen<br />

MK Taufers im Münstertal<br />

MK St.Martin in Thurn<br />

MK Rodeneck<br />

Fotosammlung auf www.vsm.bz.it<br />

Banda Comunale di Moena<br />

KulturFenster<br />

8 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


VSM intern<br />

„Das schaut schön aus<br />

mit den Mädchen vorne“<br />

Weitere Erkenntnisse zur Geschichte der Frauen in<br />

den Musikkapellen Südtirols<br />

Mit der Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum<br />

des VSM schlug man mit dem Kapitel<br />

„Die Rolle der Frauen in den Musikkapellen<br />

Südtirols“ ein neues und unbekanntes Forschungsfeld<br />

der hiesigen Musikgeschichte<br />

auf. Dieser historische Überblick soll erste<br />

wichtige Entwicklungen darstellen und die<br />

Forschung dazu anregen. Letzteres wurde<br />

erreicht, da nach dem Erscheinen des Aufsatzes<br />

weitere spannende Informationen<br />

an die Oberfläche traten, die aufzeigten,<br />

wie vielfältig die Vergangenheit der Musikantinnen<br />

in den Vereinen war. Dazu gehören<br />

auch die zwei Beispiele, auf die im Folgendem<br />

eingegangen wird.<br />

Die Musikkapelle<br />

Wolkenstein, Gröden<br />

leistet Pionierarbeit<br />

Musikkapellen, die im Laufe der 70er-<br />

Jahre Musikantinnen aufgenommen haben,<br />

waren die Pioniere und Vorreiter<br />

ihrer Zeit. Dazu gehörte auch die Musikkapelle<br />

Wolkenstein, die eine der ersten,<br />

wenn nicht sogar die erste Kapelle (nach<br />

derzeitigem Forschungsstand) war, die<br />

Mädchen in ihren Reihen begrüßte. 1970<br />

wurden fünf aufgenommen: Christine Delago,<br />

Brigitte Kerschbaumer, Lotti Glück,<br />

Lidia Perathoner und Claudia Soppelsa. In<br />

einem Interview erzählten Frau Perathoner<br />

und Soppelsa über ihren Eintritt und<br />

die Zeit im Verein.<br />

Die Idee und die Umsetzung, Mädchen<br />

aufzunehmen, hatten vor allem der damalige<br />

Kapellmeister Andrea Mussner und<br />

der Obmann Anton Demetz. Sie sahen bei<br />

einem Vereinsausflug in Hamburg 1970<br />

einen Umzug, bei dem mehrere Frauen<br />

mit einem Glockenspiel in der ersten Reihe<br />

marschierten. Die beiden Musikanten waren<br />

davon begeistert und hatten sich – laut<br />

Perathoner – gedacht: „Das schaut schön<br />

aus mit den Mädchen vorne, das macht<br />

Schwung.“ In diesem Zusammenhang ist<br />

Lidia Perathoner in der Montur<br />

auch hervorzuheben, dass beide Männer<br />

zur damaligen Zeit fortschrittliche und moderne<br />

Ansichten teilten.<br />

Perathoner war damals 15 Jahre alt und<br />

hatte es zunächst beim Chor versuchen<br />

wollen: „Man hat etwas gesucht zum Ausgehen<br />

und zum sich Kennenlernen.“ Diesen<br />

Beweggrund hatte auch Soppelsa: „Das<br />

Ausgehen haben wir sonst ja nicht gehabt<br />

und genau deswegen war es schon schön.“<br />

Andrea Mussner: 53 Jahre aktives Mitglied<br />

der MK Wolkenstein, davon 39 Jahre Kapellmeister.<br />

Lidia Perathoner verh. Mussner mit Ehemann<br />

Andrea Mussner, dem damaligen Kapellmeister<br />

Damals war es für Mädchen nicht üblich,<br />

abends von zu Hause wegzugehen. Während<br />

die Feuerwehr und die Musikkapelle<br />

Männerdomänen waren, fanden vor allem<br />

die Frauen im Chor eine Gelegenheit, einer<br />

Vereinstätigkeit nachzugehen. Doch nach<br />

der ersten Probe war Perathoner bewusst,<br />

dass es ihr im Chor nicht gefallen würde.<br />

Sie versuchte es bei der Kapelle, wo bereits<br />

ihr älterer Bruder mitspielte.<br />

Anton Demetz: 60 Jahre aktives Mitglied<br />

(15 J. MK Waidbruck; Rest MK Wolkenstein)<br />

und Ehrenobmann der MK Wolkenstein<br />

KulturFenster<br />

9 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


VSM intern<br />

Erster großer Auftritt der Musikantinnen beim Traubenfest in Meran, Herbst 1971<br />

Musikunterricht<br />

in Theorie und Praxis<br />

Bevor die fünf Musikantinnen zu den offiziellen<br />

Proben kommen durften, mussten<br />

sie sich darauf vorbereiten, denn sie<br />

wussten wenig bis gar nichts über die Noten-<br />

und Instrumentallehre. Kapellmeister<br />

Andrea Mussner übernahm dreimal wöchentlich<br />

den Unterricht und innerhalb<br />

weniger Monate erlernten sie neben der<br />

Theorie und Praxis drei Märsche für ihren<br />

ersten großen Auftritt, zu dem unter anderem<br />

das Meraner Traubenfest (Herbst<br />

1971) gehörte.<br />

Die Mädchen waren ehrgeizig, fleißig und<br />

übten, so oft sie konnten. Dazu Perathoner:<br />

„Das war schon eine einmalige Sache.<br />

[…] Ich habe immer gespielt, auf<br />

dem Balkon, jeden Tag.“ Obwohl Perathoner<br />

und Soppelsa Anfängerinnen<br />

waren, scheuten sie sich nicht, den Gästen<br />

ein Ständchen, z. B. zu Neujahr oder<br />

im Sommer, aufzuspielen. „Wir waren da<br />

ganz locker.“<br />

Erste Proben mit Skepsis<br />

Die Wahl der Instrumente passierte spontan,<br />

d. h. die Kapelle wies ihnen zu, was<br />

gebraucht wurde. Perathoner bekam das<br />

Altsaxophon und beschrieb den Moment<br />

der Auswahl folgendermaßen: „Wir sind<br />

ins Probelokal gegangen und haben geschaut,<br />

welche Instrumente da sind und<br />

was es für uns geben könnte und dann<br />

waren unter anderem Querflöten da. Das<br />

Glockenspiel für die Lotti haben sie später<br />

gekauft, das wollte mein Mann (Kapellmeister<br />

Andreas) unbedingt, denn von da<br />

aus ging die Idee.“<br />

Als die Mädchen zu den Proben kamen,<br />

hatten sie eine Freude und Spaß. Jedoch<br />

gab es Mitmusikanten, die gestaunt und<br />

geschaut haben oder gar ausgestiegen<br />

sind. Sobald sich aber die Situation geklärt<br />

und auch Letztere verstanden hatten,<br />

dass es die neuen Kolleginnen brauchte,<br />

kamen einige wieder zurück in den Verein.<br />

Perathoner meinte dazu, dass diese<br />

Skepsis dem Geist der Zeit geschuldet war<br />

und dass auch vermutlich die eifersüchtigen<br />

Ehefrauen ein Grund dafür gewesen<br />

wären. Die Mädchen bewiesen, dass sie<br />

nicht zum Scherzen da waren, sondern<br />

dass sie das Musizieren ernst nahmen.<br />

Großer Auftritt<br />

in der ersten Reihe<br />

Neben dem Kirchtag in Wolkenstein war<br />

der erste große Auftritt, wie bereits erwähnt,<br />

das Traubenfest in Meran 1971.<br />

Dabei marschierten die fünf Mädchen,<br />

wie von Andrea Mussner und Anton Demetz<br />

in Hamburg gesehen, in der ersten<br />

Reihe, klar sichtbar für das Publikum. Soppelsa<br />

meinte dazu, dass sicherlich nicht<br />

alle immer zufrieden waren, dass sie vorne<br />

gingen, jedoch hat man sich diesbezüglich<br />

angepasst.<br />

In den damaligen Medien wurde nichts<br />

über die Mädchen in der ersten Reihe berichtet,<br />

jedoch bei der Berichterstattung<br />

zum Landesmusikfest in Meran 1972, wo<br />

auch die Musikkapelle Wolkenstein mit-<br />

Kirchtag in Wolkenstein, September 1971<br />

Kurios: Ehrenurkunde des VSM für „Herrn“<br />

Lidia Perathoner<br />

KulturFenster<br />

10 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Blasmusik<br />

wirkte, schrieb man zum großen Beifall für<br />

die Musikantinnen Folgendes (Dolomiten,<br />

15.05.1972, S. 5): „Im Zug der Gastkapellen<br />

wechselten bunte Musiktrachten<br />

mit schmucken Uniformen ab, und in einigen<br />

Gruppen war das weibliche Element<br />

– außer mit Marketenderinnen – auch mit<br />

jungen Bläserinnen gut vertreten. […] Modernen<br />

Fortschritt bewies die Musikkapelle<br />

Wolkenstein, Gröden, in deren ersten Reihe<br />

sechs junge Bläserinnen schritten.“<br />

Tracht, Montur und eine<br />

spezielle Urkunde<br />

Auffallend bei den ersten Auftritten war ihre<br />

Tracht: Diese stammte vom Trachtenverein,<br />

wobei jedes Mädchen eine andere Schürze<br />

trug. Der Rock war kurz, d. h. er verlief bis<br />

zum Knie. Erst später wurde er verlängert.<br />

Daneben hatten sie bei bestimmten Anlässen<br />

zusätzlich die Montur an, deren Rock,<br />

der damaligen Mode entsprechend, ziemlich<br />

knapp war. Außerdem trugen sie dabei<br />

eine Krawatte und weiße Stiefel.<br />

Für Perathoner und Soppelsa war die Zeit<br />

in der Kapelle eine wunderbare Erfahrung.<br />

Erstere war 15 Jahre Mitglied und fand unter<br />

anderem im damaligen Kapellmeister Andrea<br />

Mussner ihren zukünftigen Ehemann.<br />

Sie blieb auch noch nach dem ersten Kind<br />

bei der Kapelle und stieg erst nach der Geburt<br />

des zweiten aus. Für ihre Leistungen<br />

in der Kapelle bekam sie am 6. Juni 1985<br />

das Ehrenabzeichen in Bronze verliehen.<br />

Auffallend ist dabei, dass sie als „Herr Lidia<br />

Perathoner“ bezeichnet wurde. Hierbei<br />

wird es sich um eine der ersten Urkunden<br />

handeln, die einer Musikantin überreicht<br />

wurden. Soppelsa war bis 1975 in der Kapelle<br />

und meinte dazu: „Das waren wirklich<br />

sehr schöne vier Jahre.“<br />

Luise Trenkwalder,<br />

die „Musigtante“<br />

Musikalische Spuren in<br />

Barbian, Rabland, Partschins<br />

und Algund<br />

1925 zog sie nach Barbian, da ihr Onkel<br />

dort Pfarrer wurde, und übernahm den<br />

Chor und Orgeldienst (bis 1939). In Barbian<br />

brachte sie Kindern das Singen bei,<br />

und neben dem Orgelunterricht erlernten<br />

ein paar Männer dank ihres Unterrichts<br />

das Geigespielen. Langsam entstand ein<br />

Orchester aus Geigen und Klarinetten, das<br />

den Chor bei Festtagen begleitete. Vermutlich<br />

war sie auch für eine Weile Kapellmeisterin<br />

der damaligen Musikkapelle, so liest<br />

man im Barbianer Dorfbuch.<br />

Während des zweiten Weltkriegs kam der<br />

Onkel nach Rabland und Partschins, wo<br />

Trenkwalder auch teilweise den Dienst der<br />

Organistin übernahm. Nach dem Krieg<br />

(1946) ging sie nach Algund, wo sie die<br />

meisten Spuren hinterließ. Auch nach<br />

der Pensionierung lebte sie für die Musik<br />

und bildete viele Jugendliche im Gesang<br />

oder auch im Instrumentalunterricht wei-<br />

Der Barbianer<br />

Kirchenchor<br />

beim Besuch in<br />

Algund 1940:<br />

Luise Trenkwalder<br />

1. von rechts,<br />

stehend<br />

ter. Sie bot unter anderem Flöten-, Geigen-,<br />

Gitarren-, Harmonium-, Klavier-,<br />

und Orgelunterricht an. In einer Zeit, wo<br />

es noch keine Musikschulen gab, bezog<br />

die Musikkapelle von Algund den Nachwuchs<br />

aus ihrer „Schule“. Außerdem entstand<br />

durch ihre Initiative ein Streichorchester<br />

im Dorf. Tatsache ist, dass durch<br />

ihre mühsame Alleinarbeit und die daraus<br />

resultierenden Erfolge ganze Musikschulen<br />

hätten stolz sein können. Dazu<br />

konkret in der Chronik der Algunder Musikkapelle:<br />

„So hat die ‚Musigtante‘ auch<br />

einen wesentlichen Anteil daran, dass es<br />

in Algund immer wieder talentierte Musikanten<br />

gab, die zur Musikkapelle kamen<br />

und dort ihren Beitrag zum Erfolg der ‚Algunder‘<br />

leisteten.“<br />

Luise Trenkwalder wurde über 100 Jahre<br />

alt und ist eines von vielen Beispielen von<br />

Frauen, die zwar nicht Mitglied, jedoch<br />

für die Entwicklung mancher Musikkapellen<br />

von Wichtigkeit und deren Geschichte<br />

durch ihre Bemühungen geprägt waren .<br />

Martina Rabensteiner<br />

Ein weiteres Beispiel für die Wichtigkeit der<br />

Frauen in den Kapellen ist Luise Trenkwalder.<br />

Bekannt als „Musigtante“, hat sie<br />

ihr Wissen nicht nur an die Chorwelt, sondern<br />

unter anderem auch an so manche<br />

Südtiroler Musikkapelle weitergegeben.<br />

Sie wurde am 14.11.1906 in Untermais<br />

geboren. Mit sechs Jahren kam sie zu ihrem<br />

Onkel Alois Pfitscher, der Kurat von<br />

St. Oswald bei Kastelruth war. Von ihm erlernte<br />

sie alles über die Musik. Über das<br />

Harmonium kam sie zum Orgelspiel und<br />

mit zehn Jahren hatte sie bereits ihren ersten<br />

Orgelauftritt in Kastelruth.<br />

Aufruf an die Musikkapellen:<br />

Die Geschichte zur Rolle der Frauen in Südtirol hat noch einige Lücken:<br />

Hat auch eure Kapelle diesbezüglich eine spannende Vergangenheit<br />

oder Gegenwart aufzuzeigen? Wie sahen die Anfänge eurer Musikantinnen<br />

aus? Habt oder hattet ihr starke Frauen in euren Reihen (als Obfrau,<br />

Kapellmeisterin, in verschiedenen Funktionen in oder außerhalb<br />

der Kapelle etc.), deren Geschichte erzählt werden soll?<br />

Dann schickt eine E-Mail an: martina.rabensteiner90@gmail.com<br />

KulturFenster<br />

11 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


hinausgeblickt<br />

VSM intern<br />

6. Bezirksjugendkapellentreffen<br />

in Pfalzen<br />

https://vsm.bz.it<br />

03.09.<strong>2023</strong><br />

Gelungene Auftritte der<br />

Bezirksseniorenkapelle<br />

„Goldies“<br />

70 Musikantinnen und Musikanten mit dabei<br />

Anlässlich ihres<br />

Konzertes beim Feuerwehrjubiläum<br />

in<br />

St. Pauls begeisterten<br />

die „Goldies“<br />

die Blasmusikliebhaber.<br />

Im fernen Jahr 2005 gründete Rudolf Troger<br />

als damaliger VSM-Bezirksobmann die<br />

Seniorenkapelle des Bezirkes Bozen mit<br />

dem Namen „Die Goldies“. Ihre Mitglieder<br />

sind ausschließlich Musikantinnen und<br />

Musikanten mit mindestens 40-jähriger<br />

aktiver Tätigkeit in einer Musikkapelle.<br />

Nach erzwungener mehrjähriger Pause<br />

ist es heuer wieder gelungen, zwei Konzerte<br />

mit den dazu nötigen Proben für<br />

die „Goldies“ zu organisieren.<br />

Da der langjährige Obmann Rudolf Troger<br />

seine Tätigkeit aus Gesundheitsgründen<br />

nicht mehr ausüben kann, hat Vizeobmann<br />

Erwin Hölzl nun dessen Amt mit<br />

großem Zuspruch übernommen.<br />

Nach einer längeren organisatorischen<br />

Vorlaufszeit fanden sich an die 70 Musikantinnen<br />

und Musikanten aus 21 Musikkapellen<br />

des Bezirks Bozen zur ersten<br />

Probe in St Pauls ein.<br />

Für die Leitung der Proben und Konzerte<br />

konnten wieder Karl Hanspeter und Konrad<br />

Kofler gewonnen werden. Das Konzertprogramm<br />

enthielt Unterhaltungsmusik<br />

als auch Sinfonische Werke einheimischer<br />

Komponisten: „König Laurin“ von<br />

Gottfried Veit, „Am himmelblauen Bodensee“<br />

von Sepp Thaler, die Märsche<br />

„Südtirol mein Heimatland“ von Konrad<br />

Kofler und „Marguerita“ von Ivo Radakovich.<br />

Der Konzertmarsch „Goldies<br />

spielen auf“ von Konrad Kofler sowie<br />

die „Rudl – Polka“, komponiert von Karl<br />

Hanspeter und gewidmet dem Gründer<br />

der Goldies, Rudolf Troger, durften natürlich<br />

auch nicht fehlen. Karl Hanspe-<br />

ter ließ sich dazu überreden, das Solostück<br />

„Die Teufelstrompete“ von M. W.<br />

Guni selbst vorzutragen.<br />

Nach fünf intensiven Proben fand schließlich<br />

das erste Konzert im vollbesetzten Vereinssaal<br />

in Oberbozen statt. Der Höhepunkt<br />

war aber sicherlich der Einzug und<br />

das anschließende Unterhaltungskonzert<br />

anlässlich des 125-jährigen Feuerwehr-<br />

Jubiläumsfestes in St. Pauls. Durch die<br />

humorvolle Präsentation des Moderators<br />

Dietmar Prantl und die gelungene Auswahl<br />

der Stücke konnte bei beiden Konzerten<br />

das Publikum begeistert werden.<br />

Der Erfolg dieses Projektes, das gemeinsame<br />

Musizieren und Feiern bestärken<br />

die „Goldies“ darin, ihre Leidenschaft zur<br />

Blasmusik weiterleben zu lassen.<br />

Karin Winkler<br />

KulturFenster<br />

12 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Blasmusik<br />

Junge Blasmusik in der Rienzstadt<br />

17. Bezirksjungbläsertage in Bruneck<br />

Mitte Juli haben rund 60 junge Musikantinnen<br />

und Musikanten aus 17 Pusterer<br />

Musikkapellen in den Räumen der Mittelschule<br />

„Karl Meusburger“ in Bruneck fleißig<br />

geprobt. Bereits zum 17. Mal organisierte<br />

der Bezirk Bruneck des Verbandes<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM) diese Bezirksjungbläsertage.<br />

Die meisten der heurigen Teilnehmer kamen<br />

aus Olang, und zwar neun von der<br />

Musikkapelle Peter Sigmair und acht von<br />

der Pfarrmusik. Seit 2006 richtete sich<br />

dieser Kurs an Musikschüler der ersten<br />

beiden Schuljahre und ist als Ergänzung<br />

zu den auf Landesebene für ältere Musikanten<br />

angebotenen VSM-Jungbläserwochen<br />

geboren. Seither wird die Kurswoche<br />

– mit Ausnahme des Coronajahres 2020<br />

– alle Jahre angeboten, denn die damalige<br />

Idee von Bezirksobmann Johann Hilber<br />

und des mittlerweile verstorbenen Bezirkskapellmeister<br />

Eugen Passler hat sich<br />

zu einem erfolgreichen Sommerprojekt<br />

entwickelt, als wertvolles Angebot im Kalender<br />

der Pustertaler Musikkapellen etabliert<br />

und auch in anderen Bezirken Nachahmung<br />

gefunden. Der große Zuspruch<br />

Zum Abschluss der Bezirksjungbläsertage tingelten die verschiedenen Gruppen als „Straßenmusikanten“<br />

durch Bruneck.<br />

und Erfolg seien keineswegs das Verdienst<br />

des Bezirks, sondern der Eltern und Musikkapellen,<br />

die die Kinder begleiten und<br />

zu den Kursen schicken, unterstreicht Hilber<br />

und bedankt sich bei den Verantwortlichen<br />

auf Bezirks- und Landesebene, den<br />

Musiklehrern, der Mittelschule Meusburger<br />

und der Raiffeisenkasse Bruneck für<br />

die Unterstützung, „ohne die derartige Projekte<br />

nicht möglich wären“.<br />

fünf intensive Tage, vollgepackt mit Musik,<br />

und täglich rund fünf Stunden Proben in<br />

kleineren und größeren sowie gemischten<br />

Ensembles standen auf dem Stundenplan.<br />

Acht Lehrkräfte (Sarah Brunner, Simon<br />

Burger, Viktoria Dorfmann, Michaela Künig,<br />

Elisabeth Mutschlechner, Lena Peintner,<br />

Magdalena Schwärzer und Michael Taschler)<br />

betreuten die jungen Musikanten.<br />

Am letzten Kurstag tingelten die verschiedenen<br />

Gruppen als „Straßenmusikanten“<br />

durch die Rienzstadt. Am Graben, in der<br />

Stadtgasse und am Rathausplatz haben<br />

mitreißende Rhythmen, traditionelle Bläsermusik<br />

und moderne Melodien die Stadt<br />

und ihre Besucher „verzaubert“.<br />

Stephan Niederegger<br />

BLASMUSIK IM RUNDFUNK<br />

jeden Montag von 17 bis 18 Uhr<br />

„Dur und Schräg“ Traditionelle und neue<br />

Blasmusik mit Norbert Rabanser<br />

jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />

„Blasmusik“ mit Dieter Scoz<br />

jeden Samstag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Faszination Blasmusik“<br />

mit Arnold Leimgruber<br />

(Wiederholung<br />

am Sonntag um 10 Uhr)<br />

jeden Freitag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Das Platzkonzert"<br />

mit Wolfgang Kostner<br />

jeden Dienstag<br />

von 18 bis 19 Uhr<br />

„Tiroler Weis"<br />

mit Peter Kostner<br />

KulturFenster<br />

13 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


jung musiziert<br />

Gastspiel: Die Afinger Jungdudler<br />

beim Jugendkapellentreffen<br />

in Algund <strong>2023</strong><br />

Und sie dudeln<br />

immer weiter!<br />

Keine Langeweile bei den Afinger Jungdudlern<br />

Afinger Jungdudler<br />

Anzahl Mitglieder: 24<br />

Durchschnittsalter: 11,8<br />

Jugendleiterin: Denise Walter<br />

Dirigent: Tobias Tammerle<br />

Wer die Afinger Jungdudler kennt, der<br />

weiß, dass bei ihren Auftritten immer einiges<br />

geboten wird. Nicht nur auf der<br />

Bühne, sondern auch bei Marschiershows<br />

zeigen die Jungmusikantinnen und Jungmusikanten<br />

vom Tschögglberg regelmäßig<br />

ihr Können. Eines wissen wir ganz<br />

genau: Bei diesem „Gedudle“ kommt nie<br />

Langeweile auf!<br />

Magdalena Höller ist Mitglied des Jugendausschusses<br />

der Musikkapelle Afing. Sie<br />

hat uns freundlicherweise einige Fragen<br />

beantwortet.<br />

KulturFenster: Wie lange gibt es die Afinger<br />

Jungdudler bereits?<br />

Magdalena Höller: Die Afinger Jungdudler<br />

wurden im Jahre 2006 von den damaligen<br />

Jugendleitern Andreas Spögler<br />

und Isabella Reichhalter gegründet. Ihr<br />

Ziel war es, junge Musikanten und Musikantinnen<br />

zu fördern und ihnen Freude<br />

an der Musik zu vermitteln. Heute gehören<br />

zu den Afinger Jungdudlern etwa 24<br />

motivierte Talente.<br />

KF: Wie ist euer besonderer Name entstanden?<br />

Höller: Die damaligen Jugendleiter Andreas<br />

Spögler und Isabella Reichhalter waren gemeinsam<br />

mit den Kindern auf der Suche<br />

nach einem kreativen Namen für die Jugendkapelle.<br />

Jedes Kind konnte Vorschläge<br />

bringen und gemeinsam wurde der Name<br />

„Afinger Jungdudler“ ausgewählt.<br />

KF: Afing ist ein recht kleiner Ort – Wie<br />

schafft ihr es, so viele Kinder für die Musik<br />

zu begeistern?<br />

Höller: In Afing wird das Vereinsleben allgemein<br />

großgeschrieben. So ist es auch<br />

der Musikkapelle und dem Jugendausschuss<br />

besonders wichtig die Jugendarbeit<br />

zu fördern. Der Jugendausschuss besteht<br />

aus acht motivierten Mitgliedern, die<br />

sich neben den musikalischen Aufgaben<br />

auch für den Zusammenhalt der Jungdudler<br />

einsetzen und sie auf dem Weg in<br />

die Musikkapelle begleiten.<br />

KF: Für eure unterhaltsamen Marschiershows<br />

seid ihr mittlerweile bekannt. Wie<br />

viel Zeit wendet ihr dafür auf und was ist<br />

das Feedback eurer Jungmusikantinnen<br />

und Jungmusikanten?<br />

Höller: Steht ein Auftritt mit Marschiershow<br />

an, werden die Proben aufgeteilt<br />

in einen musikalischen und einen marschierenden<br />

Teil. Den Kindern werden<br />

zum einen die Grundlagen des Marschierens<br />

beigebracht und im zweiten Schritt<br />

erfolgt das Einlernen der Marschiershow.<br />

Die Jungmusikantinnen und Jungmusikanten<br />

sind stets mit Freude dabei und<br />

es motiviert sie, dass unsere Marschiershows<br />

jedes Mal aufs Neue ein Highlight<br />

sind und das Publikum hart darauf wartet.<br />

KF: Welche Tätigkeiten dürfen in eurem<br />

Jahresprogramm nicht fehlen?<br />

Höller: Zu unseren jährlichen Tätigkeiten<br />

gehören das Mitgestalten des Faschingsumzugs<br />

mit anschließendem Konzert, der<br />

Tag der offenen Tür im Probelokal, das<br />

Mitwirken beim Afinger Kirchtag und Gemeinschaftskonzerte.<br />

Außerdem waren<br />

wir in den letzten Jahren immer Teil des<br />

Jugendkapellentreffens. Spaß kommt bei<br />

den Afinger Jungdudlern nicht zu kurz,<br />

weshalb jährlich ein großer Ausflug (wie<br />

dieses Jahr der Besuch im Klettergarten<br />

in Kaltern) und kleinere Aktivitäten (gemeinsames<br />

Übernachten, Kinoabend,<br />

Weihnachtsfeier usw.) stattfinden.<br />

KF: Welche ist für euch die größte Herausforderung<br />

in der Jugendarbeit?<br />

Höller: Es wird in Zukunft immer schwieriger<br />

werden, Kinder für die Jugendkapelle<br />

zu überzeugen, da es eine große Auswahl<br />

an Freizeitangeboten gibt. Infolgedessen<br />

ist die Anzahl der Jugendkapellenkinder<br />

im Vergleich zu den letzten Jahren leicht<br />

gesunken und auch das Durchschnittsalter<br />

ist mit 11,8 Jahren relativ jung. Trotzdem<br />

sind wir froh, dass viele Kinder den<br />

KulturFenster<br />

14<br />

04 <strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Spaß und die Motivation an der Musik<br />

nicht verlieren und das Dorfleben<br />

in Afing mitgestalten.<br />

KF: Wann seid ihr das nächste Mal<br />

zu hören?<br />

Höller: Die Afinger Jungdudler<br />

sind das nächste Mal beim Traubenfest<br />

in Meran, am 15. Oktober,<br />

zu hören.<br />

Hannes Schrötter<br />

Wir stellen<br />

uns vor:<br />

Jana<br />

Heimspiel: Sommerkonzert beim<br />

Gasthaus „Moar“ in Afing<br />

Alter: 12<br />

Instrument: Klarinette<br />

Das gefällt mir bei der Jugendkapelle am besten:<br />

Am liebsten mag ich das gemeinsame Musizieren mit meinen Freunden und die eingelernten<br />

Stücke bei Konzerten aufzuführen. Im Herbst beginnt eine weitere Herausforderung,<br />

da die Vorbereitungen für die Praxisprüfung zum Leistungsabzeichen in<br />

Bronze beginnen.<br />

Mein Lieblingsstück:<br />

„Counting Stars“ ist mein persönlicher Favorit, weil die bekannten Melodien gute Stimmung<br />

bei uns auf der Bühne als auch im Publikum machen und zum Singen und Tanzen<br />

einladen.<br />

Ein lustiges Ereignis bei der Jugendkapelle:<br />

Es gibt viele lustige Ereignisse bei den Afinger Jungdudlern, wie beispielsweise das gemeinsame<br />

Musizieren, die Spiele zwischendurch, Ausflüge wie der in den Klettergarten<br />

und der Verkauf von Granita und Zuckerwatte beim Afinger Kirchtag.<br />

Darauf freue ich am meisten, wenn ich zur Musikkapelle komme:<br />

Besonders freue ich mich mit den „großen Musikanten“ zu proben und bei größeren<br />

Auftritten mitzuspielen. Ich bin gespannt, wie der Unterschied von der Jugendkapelle<br />

zur Musikkapelle sein wird.<br />

Aaron<br />

Alter: 13<br />

Instrument: Horn<br />

Darum habe ich mich für mein Instrument entschieden:<br />

Als ich sieben Jahre alt war, besuchte ich den Tag der offenen Tür der Musikkapelle<br />

Afing. Klarinette und Horn haben mir besonders gut gefallen und somit habe ich mich<br />

für beide Instrumente in die Musikschule eingeschrieben und bin dann am Horn aufgenommen<br />

worden. Jetzt bin ich froh, dass ich dieses Instrument gelernt habe, weil<br />

mir der weiche, schöne Klang des Horns besonders gut gefällt.<br />

Mein Lieblingsstück:<br />

Ich spiele alle Stücke gern, aber wenn ich mich für eines entscheiden müsste, wäre<br />

es „Fluch der Karibik“. Die schönen Melodien kommen mit dem Horn besonders in<br />

den Vordergrund.<br />

Der schönste Moment bei der Jugendkapelle:<br />

Mein schönster Moment bei der Jugendkapelle war der erste große Ausflug. Wir haben<br />

ein Wochenende in Natz-Schabs verbracht und haben dort gemeinsam musiziert,<br />

gelacht und Pizzastangen gebacken. Ein weiteres persönliches Highlight war, als ich<br />

heuer im März die Prüfung zum Leistungsabzeichen in Bronze absolviert habe.<br />

Darauf freue ich mich am meisten, wenn ich zur Musikkapelle komme:<br />

Ich freue mich auf die vielen verschiedenen Konzerte vor großem Publikum und besonders<br />

auf mein erstes Frühjahrskonzert.<br />

KulturFenster<br />

15<br />

04 <strong>August</strong> <strong>2023</strong>


hinausgeblickt<br />

Einigkeit und Harmonie<br />

65. Kongress des Österreichischen Blasmusikverbandes (ÖBV)<br />

Im Juni trafen sich die Delegierten<br />

aus den Landes- und Partnerverbänden<br />

in Wien zum 65. ÖBV-Kongress.<br />

Vom Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) haben Verbandsobmann<br />

Pepi Ploner, Verbandskapellmeister<br />

Meinhard Windisch,<br />

Verbandsjugendleiter-Stellvertreter<br />

Hannes Schrötter, Verbandsstabführer<br />

Klaus Fischnaller und<br />

Verbandsehrenobmann Gottfried<br />

Furgler daran teilgenommen.<br />

Auch in diesem Jahr förderte<br />

der Kongress das gemeinsame<br />

Arbeiten an Zielen für die Zukunft<br />

der Blasmusik. Die Berichte<br />

der Bundesfunktionäre<br />

gaben eine Rückschau auf das<br />

abgelaufene Jahr und boten<br />

zugleich Einblick in zukünftige<br />

Planungen. In anschließenden Arbeitsgruppen<br />

der Landeskapellmeister*innen,<br />

Landesstabführer*innen, des Jugendbereichs<br />

und der Landesobleute konnten<br />

wichtige Themen, aber auch Ziele besprochen<br />

und festgelegt werden.<br />

Alle Arbeitsgruppen haben unterstrichen,<br />

dass wir uns nicht auf Erreichtem ausruhen<br />

dürfen, sondern aktiv und innovativ<br />

bleiben müssen, um das heimische Blasmusikwesen<br />

auch in Zukunft bunt und musikalisch<br />

hochwertig erhalten zu können. Im<br />

Rahmen des Kongresses wurden auch drei<br />

verdiente Funktionäre des ÖBV geehrt und<br />

wir gratulieren Michael Foltinowsky, Gerhard<br />

Forman und Andreas Schaffer von ganzem<br />

Herzen dazu. Ebenfalls wurden die beiden<br />

Vizepräsidenten, die von den Landes- und<br />

Partnerverbänden im Rotationsprinzip nominiert<br />

werden, neugeäwhlt: Für das kommende<br />

Jahr werden Elmar Juen (Tirol) und<br />

Matthäus Rieger (Salzburg) ÖBV-Präsident<br />

Erich Riegler zur Seite stehen.<br />

Der größte Dank gilt den Damen und Herren<br />

vom WBV – der Verband hat keine Geschäftsstelle<br />

mit Personal –, die mit ihrer herzlichen<br />

und motivierten Art den 65. ÖBV-Kongress<br />

zu dem gemacht haben, was er war: UN-<br />

VERGESSLICH!<br />

Rainer Schabereiter<br />

ÖBV-Bundesmedienreferent<br />

Beim ÖBV-Kongress in Wien tagten die<br />

Vertreter der Blasmusikverbände der<br />

Bundesländer sowie der Partnerverbände<br />

von Liechtenstein und Südtirol.<br />

Gedanken zum Kongress<br />

Pepi Ploner,<br />

Verbandsobmann des VSM:<br />

Der 65. ÖBV-Kongress in Wien war für<br />

mich ein wundervolles Erlebnis im Zeichen<br />

von Kameradschaft und Harmonie.<br />

Es ergibt sich dabei die beste Möglichkeit,<br />

neue Freunde kennenzulernen und<br />

Gedanken auszutauschen. Der Kongress<br />

gibt auch die Möglichkeit, in den verschiedenen<br />

Arbeitsgruppen der einzelnen Bundesländer,<br />

sowie der Partnerverbände aus<br />

Liechtenstein und Südtirol, wichtige Themen<br />

aufzugreifen und gemeinsam zu besprechen.<br />

Ein großes Ziel für die Zukunft<br />

ist die Festigung und Stärkung des Ehrenamtes.<br />

Es müssen vor allem neue Wege gefunden<br />

werden, um den Ehrenamtlichen,<br />

vor allem den Funktionären, Kraft, Mut<br />

und Zuversicht für die Zukunft zu geben.<br />

Es gibt also vieles zu tun, um die Bedeutung<br />

und den Wert der Blasmusik in unserem<br />

Lande auch für die Zukunft zu erhalten.<br />

Den Geehrten gratuliere ich recht<br />

herzlich und wünsche dem neuen<br />

Führungstrio mit Präsident Erich<br />

Riegler an der Spitze, sowie den<br />

beiden Vizepräsidenten Elmar<br />

Juen und Matthäus Rieger die<br />

richtige Hand bei den Entscheidungen,<br />

alles Gute und weiterhin<br />

gute Zusammenarbeit in der<br />

Zukunft.<br />

Klaus Fischnaller,<br />

Verbandsstabführer des VSM:<br />

Das jährliche ÖBV-Treffen nutze<br />

ich gerne, um Freundschaften zu<br />

pflegen, Ideen und Interessen zu<br />

teilen, sowie neue Freundschaften<br />

zu schließen. Ich lasse mich dabei<br />

auch gerne von neuen Ideen<br />

inspirieren und versuche zugleich<br />

auch meine Ansätze und Sichtweisen<br />

weiterzugeben. So zum<br />

Beispiel auch beim gemeinsamen Projekt<br />

„MiB aus der Sicht der Musikant*innen“<br />

– in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe<br />

Jugend. Es handelt sich dabei um eine App<br />

für Jung und Alt, wo in kurzen Sequenzen<br />

mit Ton, Bild und 3D-Animationen die verschiedenen<br />

Bewegungsabläufe beim Marschieren<br />

erklärt werden sollen. Eine erste<br />

Sequenz wurde den Kongressteilnehmern<br />

bereits vorgestellt.<br />

Hannes Schrötter,<br />

Verbandsjugendleiter-Stellvertreter des VSM:<br />

Der Kongress des ÖBV bietet eine gute<br />

Gelegenheit, sich mit Kollegen aus Österreich<br />

über aktuelle Fragen, Themen und<br />

Herausforderungen auszutauschen. Die<br />

Österreichische Blasmusikjugend ist sehr<br />

engagiert und bietet regelmäßig tolle Angebote<br />

an, von denen wir als Partnerverband<br />

natürlich auch profitieren.<br />

In guter Erinnerung wird mir auch das<br />

Blasmusikfest in Wien bleiben. Neben<br />

einem hochwertigen Konzertabend hatten<br />

wir am darauffolgenden Tag die Möglichkeit,<br />

mehrere Kurzkonzerte in der Innenstadt<br />

zu erleben. Ein besonderes Erlebnis<br />

war für mich die Aufführung verschiedener<br />

Traditionsmärsche, dirigiert von<br />

den Verbandskapellmeistern der jeweiligen<br />

Bundesländer.<br />

KulturFenster<br />

16 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


gehört & gesehen<br />

Klangschönheit in einem<br />

außergewöhnlichen Programm<br />

Frühjahrskonzerte der MK Villnöß am 9. und 16. April <strong>2023</strong><br />

Als „bestens besetztes Blasorchester“ präsentierte sich die Musikkapelle Villnöß einmal mehr bei ihren diesjährigen Frühjahrskonzerten.<br />

Wenn Hans Pircher als Dirigent etwas in<br />

die Hand nimmt, macht er keine halben<br />

Sachen. So konnte die blendend besetzte<br />

Musikkapelle Villnöß unter seiner Leitung<br />

beim österreichischen Bundeswertungsspiel<br />

im vergangenen Jahr die Höchstpunkteanzahl<br />

von allen Kapellen erreichen<br />

– ein großartiger Erfolg. Dies war<br />

den Villnössern übrigens schon 1999 unter<br />

ihrem Langzeitkapellmeister Toni Profanter<br />

gelungen. Die Kapelle aus dem Südtiroler<br />

Bergdorf hat also schon lang einen<br />

ausgezeichneten Ruf!<br />

Die Besucher konnten heuer<br />

in den Frühjahrskonzerten so<br />

manche musikalische Überraschung<br />

erleben.<br />

Hans Pircher<br />

Diesen konnte die Musikkapelle heuer<br />

ganz besonders bei ihren beiden Frühjahrskonzerten<br />

im Heimatdorf und im<br />

Forum Brixen einmal mehr unter Beweis<br />

stellen. Nun, die Bezeichnung „Kapelle“<br />

ist eigentlich untertrieben, die Villnösser<br />

zeigen sich als bestens besetztes<br />

Blasorchester. Sie musizieren in beeindruckenden<br />

Kompaktheit und Ausgewogenheit<br />

und weisen in allen Registern<br />

Musiker*innen auf professionellem Niveau<br />

auf. Ein außergewöhnlich schöner<br />

Gesamtklang mit wunderbarer Balance ist<br />

auch mit einem nicht überbesetzten Klarinettenregister<br />

erreichbar, eine über weite<br />

Strecken lupenreine Intonation, gepaart<br />

mit rhythmischer Perfektion machen die<br />

präsentierten Stücke zum Hör- und Klangerlebnis.<br />

Dies liegt an den bestens disponierten<br />

Musikant*innen und vor allem<br />

auch an einem souveränen Dirigenten,<br />

der eine äußerst gezielte und musikalisch<br />

tiefgehende Probenarbeit leisten muss.<br />

Sonst wäre so viel Ausdruck und Klangschönheit<br />

nicht erreichbar.<br />

Musikalische<br />

Überraschungen<br />

Die Besucher konnten heuer in den<br />

Frühjahrskonzerten so manche musikalische<br />

Überraschung erleben. Blasmusikalischer<br />

Mainstream mit bekannten<br />

KulturFenster<br />

17 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Redaktionsschluss für<br />

hinausgeblickt<br />

Großer Festumzug<br />

beim Traubenfest<br />

in Meran<br />

https://vsm.bz.it<br />

15.10.<strong>2023</strong><br />

Ohrwürmern ist nicht der Anspruch von<br />

Hans Pircher. Schon die fulminante Eröffnung<br />

mit Rossano Galantes Konzertwerk<br />

„Victory“ machte Lust auf mehr.<br />

Ein Kammermusikwerk – das „Quintett<br />

<strong>Nr</strong>.1“ von Victor Ewald – in der klassischen<br />

Holzbläserbesetzung (Flöte: Bettina,<br />

Delueg, Oboe: Alexa Volgger, Klarinette:<br />

Patrick Profanter, Fagott: Birgit<br />

Profanter, Horn: Manfred Messner) in<br />

Kombination mit Blasorchester ist mutig<br />

in der Programmwahl, aber mit derartig<br />

brillanten Solist*innen und einem<br />

bestens abgestimmten Tuttiklangkörper<br />

ein gelungener Schachzug!<br />

Die Villnösser muteten ihrem Publikum<br />

im 1. Teil insgesamt sehr viel zu, denn<br />

nicht nur für das Orchester, auch für das<br />

Publikum ergab sich keine Zeit zum Zurücklehnen.<br />

Mit „Le murmure du vent“<br />

von Maxime Aulio und einem Arrangement<br />

aus Puccinis „Tosca“ blieb das Programm<br />

im sehr sinfonischen Bereich.<br />

Diese beiden Werke bestachen in der Interpretation<br />

vor allem durch intensiven<br />

Ausdruck und faszinierende Klangwirkung.<br />

Insofern war die Programmorientierung<br />

mehr als gerechtfertigt und romantische<br />

Opernmusik aus der Zeit des<br />

Verismo verliert in einer derartig guten Interpretation<br />

auch im Blasmusikarrangement<br />

nicht an Qualität.<br />

Für jedes gut besetzte Blasorchester ist<br />

der „Danse bacchanale“ von Camille<br />

Saint-Saens eine Herausforderung, aber<br />

auch ein sehr empfehlenswertes Stück.<br />

Eine der Überraschungen im Konzertprogramm<br />

war der Auftritt der Harmonikasolistin<br />

Ingrid Marginter.<br />

Mit diesen orientalisch anmutenden<br />

Klängen wurde der zweite Teil beeindruckend<br />

eröffnet. Ihre Liebe zur Filmmusik<br />

zeigte die Kapelle dann in der bestens<br />

instrumentierten Zusammenstellung aus<br />

dem Soundtrack von John Williams „Jurrasic<br />

Park“: Betörende, große Blechbläserklänge<br />

mit berührenden introvertierten<br />

Holzstellen entführten in die Welt<br />

der Dinos.<br />

Mit Harmonikamusik und<br />

„im Eilschritt“ zum Finale<br />

Dass innerhalb dieses Orchesters aber<br />

nicht nur Bläser und Schlagzeuger mit<br />

ihrem Können aufwarten können, bewies<br />

Ingrid Marginter als versierte und sichere<br />

Harmonikasolistin bei Stücken von<br />

zwei absoluten Meistern und Zugpferden<br />

der „Diatonischen“: „Spitfire“ von Herbert<br />

Pixner und „Danke“ von Alexander<br />

Maurer. Letzterer ist auch der Komponist<br />

des mittlerweile in unterschiedlichen<br />

Besetzungen verbreiteten Marsches „Im<br />

Eilschritt nach St. Peter“. In der Blasorchesterversion<br />

klingt er besonders inspirierend,<br />

wie es der musikalische Schlusspunkt<br />

im Konzert unterstrich.<br />

Die Musikkapelle Villnöß präsentierte sich<br />

nicht nur musikalisch unter ihrem souveränen<br />

und professionell agierenden Dirigenten<br />

Hans Pircher auf einem mehr<br />

als beindruckenden Niveau, auch die<br />

Gesamtorganisation rund um den umsichtigen<br />

Obmann Christoph Petriffer,<br />

der in seinen Begrüßungsworten kompetent,<br />

kompakt und dem Rahmen entsprechend<br />

auf den Abend einstimmte,<br />

war perfekt. Das Frühjahrskonzert der<br />

Musikkapelle Villnöß: Ein Gesamtkunstwerk,<br />

das Bewunderung hervorruft!<br />

Peter Kostner<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Blasmusikseiten<br />

senden Sie bitte an: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 15. September <strong>2023</strong><br />

KulturFenster<br />

18 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Blasmusik<br />

„Taktwechsel“ bei der<br />

Musikkapelle Badia/Abtei<br />

Auf Fridl Pescoller folgt Matthias Thaler<br />

aber nicht beängstigen und ist gleich mit<br />

viel Einsatz und Motivation an die Arbeit gegangen.<br />

Für den zweiten Teil des Konzertes<br />

hat er ein neues Programm einstudiert und<br />

dazu unter anderem den Titel „Wings to fly –<br />

Flügel zum Fliegen“ von Thomas Doss ausgesucht.<br />

Alle wünschen ihm, dass das ein<br />

gutes Omen für seine zukünftige Tätigkeit ist.<br />

Die 72 Musikant*innen, welche an diesem<br />

Abend unter seiner Leitung standen, werden<br />

ihn auf jeden Fall dabei unterstützen.<br />

Ehrung verdienter<br />

Musikant*innen<br />

Ein historischer Moment: Fridl Pescoller (links) übergab nach 45 Jahren den Taktstock<br />

der MK Badia/Abtei an seinen Nachfolger Matthias Thaler. (Foto: Freddy Planinscheck)<br />

Die Müjiga de Badia lud am 20. Mai zu einem<br />

besonderen Konzert, bei dem nicht unbedingt<br />

der Takt, sondern vielmehr der Taktstock wechselte.<br />

Man kann wohl behaupten, dass an diesem<br />

Abend eine Ära zu Ende gegangen ist:<br />

Es ist jene von Fridl Pescoller, welcher mit<br />

unvergleichlichem Engagement, Idealismus,<br />

Können und großer Liebe zur Blasmusik und<br />

zum Verein die Geschicke der Musikkapelle<br />

Abtei 45 Jahre lang geleitet hat. Der Abend<br />

war gezeichnet von großen Emotionen und<br />

die vielen Tränen – im Publikum sowie auch<br />

auf der Bühne, waren ein Zeichen dafür, dass<br />

Fridl tiefe Spuren im Verein und in der Dorfgemeinschaft<br />

hinterlässt.<br />

Musikalische Emotionen<br />

zum Abschied<br />

Der erste Teil des Konzertes stand und seiner<br />

Leitung und er hat sich einige seiner Lieblingsstücke<br />

gewünscht: „Also sprach Zarathustra“<br />

und den anschließenden Marsch<br />

„Die Sonne geht auf“. Die bekannte Ouvertüre<br />

„Dichter und Bauer“ ist wohl jene, die<br />

er am öftesten dirigiert hat – es dürfte rund<br />

90mal gewesen sein. Im letzten Jahr wurde<br />

das Musiktheater „Ujöp da Oies“ aufgeführt,<br />

für dessen Verwirklichung er auch federführend<br />

war. Daher hat der Komponist Antonio<br />

Rossi eigens eine „Selection from Ujöp<br />

da Oies“ für Fridls Abschied zusammengestellt.<br />

Abgerundet wurde das Programm mit<br />

dem Marsch „Nasim Pohranicnikum“, welchen<br />

Friedl Pescoller selbst instrumentiert<br />

hat. Der verdiente und lang anhaltende Applaus<br />

und die Standing Ovations waren der<br />

krönende Abschluss eines besonderen Lebensabschnittes<br />

dieses talentierten Musikers.<br />

Er hat in all diesen Jahren immer wieder<br />

dafür gesorgt, dass etwas Neues auf die<br />

Bühne kommt, so zum Beispiel Konzerte mit<br />

Rockbands, in Zusammenarbeit mit verschiedenen<br />

Chören, mit weltbekannten Solisten<br />

wie Steven Mead und Patrick Sheridan, mit<br />

der Komboband der Königlichen Marinekapelle<br />

Holland, Weihnachtskonzerte verschiedenster<br />

Art und, wie bereits erwähnt,<br />

das Musiktheater über das Leben des hl.<br />

Josef Freinademetz.<br />

Sein großer Verdienst ist jedoch, dass er sein<br />

Talent, welches er immer wieder versucht<br />

hat zu pflegen und fortzubilden, ohne Eifersucht<br />

weitergegeben und es dem Verein sowie<br />

der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt<br />

hat. Und diesem Umstand ist es wohl auch<br />

zu verdanken, dass sein Nachfolger aus den<br />

eigenen Reihen der Musikkapelle Badia/Abtei<br />

stammt und weiterhin mit der Unterstützung<br />

von Friedl rechnen kann.<br />

Der „Neue“ am Dirigentenpult<br />

Es ist Matthias Thaler, seit 27 Jahren fleißiger<br />

Trompeter bei der Kapelle. Matthias<br />

hat ein schweres Erbe zu tragen, lässt sich<br />

Im Rahmen des Konzertes wurden auch Ehrungen<br />

an langjährige Mitglieder der Kapelle<br />

verliehen: das VSM-Verbandsehrenzeichen<br />

in Bronze für 15 Jahre an Elvis Burchia, Silvia<br />

Valentin und Sepl Piccolruaz, das silberne<br />

Ehrenzeichen für 25 Jahre an den derzeitigen<br />

Obmann Philipp Lerchegger, das Ehrenzeichen<br />

in Gold für 40 Jahre an Ewald Schenk<br />

und das große Ehrenzeichen in Gold für unglaubliche<br />

60 Jahre an die beiden Brüder<br />

von Fridl, Bruno und Erich Pescoller. Letzterer<br />

war 26 Jahre lang Obmann, Bruno war<br />

selbst Dirigent und hat für die Weiterbildung<br />

vieler Musikanten gesorgt. Beide waren maßgeblich<br />

an der musikalischen Entwicklung<br />

ihres „kleinen Bruders“ beteiligt.<br />

Bezirkskapellmeister Georg Kirchler und<br />

der Obmann der Uniun Musighes Val Badia<br />

Heinz Canins haben die Ehrungen vorgenommen<br />

und die Urkunden samt Abzeichen<br />

überreicht. Auch haben es sich<br />

Landeshauptmann Arno Kompatscher und<br />

dessen Stellvertreter Daniel Alfreider nicht<br />

nehmen lassen, beim Abschied der „Blasmusikikone“<br />

Fridl dabei zu sein.<br />

Die Musikkapelle Badia/Abtei wünscht dem<br />

neuen Fagottisten Fridl – er wird in Zukunft<br />

aber auch an der Klarinette und an der Tuba<br />

zu finden sein – viel Freude am Musizieren<br />

in den Reihen „seiner“ Müjiga de Badia.<br />

Dem neuen Dirigenten Matthias wünschen<br />

wir ebenso viel Erfolg und dass er, am Beispiel<br />

seines Vorgängers die Motivation und<br />

die Liebe zum Verein und der Blasmusik immer<br />

wieder neu entdeckt.<br />

Heinz Canins<br />

Obmann der „Uniun Musighes Val Badia“<br />

In der ladinischen<br />

Tagesschau „TRAIL“<br />

vom 22. Mai gab es<br />

einen Bericht zum<br />

besonderen Konzert<br />

der „Müjiga de Badia“.<br />

KulturFenster<br />

19 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


hinausgeblickt<br />

ConBrio-WEST Kapellmeisterwettbewerb<br />

in Völs am Schlern<br />

https://vsm.bz.it<br />

21.10.<strong>2023</strong><br />

Ein Hoch auf die<br />

„Kortscher Musi“!<br />

100 Jahre Musikkapelle Kortsch<br />

Insgesamt 938.661 Tage, so „alt“ waren die Musikant*innen der MK Kortsch beim Jubiläumsfest<br />

im 3. Juni <strong>2023</strong>.<br />

Am Sonntagmorgen begleitete die MK<br />

Kortsch unter der Stabführung von Erwin<br />

Rechenmacher die Ehrengäste zum Festgottesdienst<br />

mit anschließendem Festakt.<br />

100 Jahre Vereinsleben sind für eine Musikkapelle<br />

wahrlich ein besonderes Ereignis!<br />

Um diesen Ehrentag gebührend zu feiern,<br />

zog die „Kortscher Musi“ am Abend des 17.<br />

Jänner <strong>2023</strong> durch das Dorf und erinnerte<br />

mit einem Fackelzug und Marschmusik an<br />

ihre Anfänge: Im Spätsommer 1922 trafen<br />

sich einige Burschen mit dem Lehrer Anton<br />

Schwalt und dem Geistlichen Herrn Rudolf<br />

Prinoth und beschlossen, eine Musikkapelle<br />

zu gründen. Am 17. Jänner 1923 wählten<br />

36 Musikanten ihren ersten Vorstand und<br />

legten den Grundstein für die bis heute andauernde<br />

musikalische Vereinstätigkeit.<br />

Das Jubiläumsfest<br />

Heute, 100 Jahre später, ist die „Kortscher<br />

Musi“ eine ansehnliche Gruppierung von<br />

76 Musikant*innen, die sich mit Euphorie<br />

und Elan auf ihr Jubiläumsfest am 2. und<br />

3. Juni <strong>2023</strong> vorbereitet haben.<br />

Der Festabend am Freitag wurde mit Konzerten<br />

der MK Schluderns und des Musikvereins<br />

Wilhelmskirch (D) eröffnet.<br />

Anschließend sorgten die Böhmische<br />

„Grenzenlos“ und die Partyband „Karussell“<br />

für gute Stimmung zu später Stunde.<br />

Der zweite Festtag begann mit dem Empfang<br />

der Verbandsfahne und den Vertretern<br />

des VSM: Verbandsobmann Pepi<br />

Ploner und Verbandsstabführer Klaus<br />

Fischnaller, sowie Bezirksobmann Florian<br />

Müller. Nach der Festmesse auf dem<br />

Kirchplatz, zelebriert von Pater Josef Jolly,<br />

folgten Grußworte der Ehrengäste. Im Anschluss<br />

zog die Jubelkapelle gemeinsam<br />

mit den Fahnenabordnungen und Gästen<br />

zum Festgelände in die Obstgenossenschaft<br />

GEOS Schlanders. Die musikalischen<br />

Auftritte der MK Tschars, MK St.<br />

Lorenzen und MK Jenesien überzeugten<br />

und begeisterten alle Anwesenden und<br />

trugen zu einem stimmungsvollen Verlauf<br />

des Jubiläumsfestes bei. Auch „Sunnseit<br />

Brass“, Jason Nussbaumer und DJ McLove<br />

heizten an diesem Abend weiter ein und<br />

sorgten für eine ausgelassene Stimmung<br />

bei Jung und Alt. So war dieses Jubiläumsfest<br />

ein gelungener Höhepunkt und<br />

ein Erlebnis für alle Musikant*innen und<br />

Musikbegeisterten!<br />

Das Jubeljahr geht weiter<br />

Mit dem zweitägigen Jubiläumsfest endet<br />

das Jubeljahr aber keineswegs: So plant die<br />

Musikkapelle Kortsch bereits das 2. Dorfdinner<br />

am 19. <strong>August</strong> <strong>2023</strong>, bei welchem<br />

in gehobener Atmosphäre am Kirchplatz ein<br />

Galadinner serviert wird. Außerdem findet<br />

im Dezember ein Adventskonzert gemeinsam<br />

mit dem MGV Schlanders in der Pfarrkirche<br />

Kortsch statt. Natürlich darf auch<br />

das Geburtstagsgeschenk für die Jubelkapelle<br />

nicht fehlen: Der neue „Musitempl“<br />

(Probelokal) ist so gut wie bezugsfertig und<br />

wird im Herbst gebührend eröffnet und gesegnet.<br />

Auf dass die nächsten 100 Jahre<br />

für die Musikkapelle Kortsch ebenso erfolgreich<br />

verlaufen wie die letzten!<br />

Patrizia Pircher & Simone Lingg<br />

Das Video zum Jubiläumsfest<br />

der MK<br />

Kortsch 1923-<strong>2023</strong><br />

KulturFenster<br />

20 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Blasmusik<br />

125 Jahre Bürgerkapelle<br />

St. Michael Eppan<br />

Jubiläumskonzert mit fünf Kapellmeistern und<br />

vielen musikalischen Höhepunkten<br />

die Kapelle seit 1989 geleitet und in ihrer<br />

aktiven Zeit zahlreiche musikalische Akzente<br />

gesetzt. Alle haben sofort zugesagt,<br />

bei diesem Projekt mitzuwirken.<br />

Seit dem Herbst 2013 leitet Patrick Gruber<br />

erfolgreich die Bürgerkapelle. Er hatte<br />

die Aufgabe, das Konzertprogramm mit<br />

den Musikantinnen und Musikanten vorab<br />

einzustudieren. In jeweils einer Probe haben<br />

die ehemaligen Kapellmeistern „ihre“<br />

Werke im Detail ausgearbeitet und schließlich<br />

am Konzertabend präsentiert.<br />

Die konzertanten<br />

Höhepunkte<br />

Die Bürgerkapelle lud zum Jubiläumskonzert in den Kultursaal von St. Michael Eppan.<br />

Die Bürgerkapelle St. Michael Eppan feiert<br />

im heurigen Jahr ihr 125-jähriges Gründungsjubiläum.<br />

Zu diesem Anlass wurden<br />

einige besondere Höhepunkte geplant. Beim<br />

Jubiläumskonzert am 9. Juni im Kultursaal<br />

von Eppan gab es dazu ein Wiedersehen<br />

mit allen ehemaligen Kapellmeistern der<br />

Bürgerkapelle der vergangenen 35 Jahre.<br />

Die Idee zu diesem außergewöhnlichen<br />

Konzert entstand bereits im vergangenen<br />

Herbst im Rahmen der Vorbereitungen zum<br />

Jubiläumsjahr. Jeder der ehemaligen Kapellmeister<br />

sollte jeweils ein Konzertwerk<br />

aus seiner aktiven Zeit zur Aufführung<br />

bringen. Gottfried Veit, Josef Egger, Josef<br />

Fischnaller und Ralf Stefan Troger haben<br />

Eröffnet wurde das Konzert mit der „Jubiläumsfanfare<br />

– 75 Jahre VSM“ unter der<br />

Leitung von Kapellmeister Patrick Gruber.<br />

Anschließend betraten die Gastdirigenten<br />

die Bühne: Gottfried Veit dirigierte<br />

sein Romantisches Tongemälde „Schloß<br />

Tirol“. Daraufhin erklang die „Musik über<br />

ein altes Soldatenlied“ von Paul Kühmstedt<br />

unter der Leitung von Josef Egger. Josef<br />

Fischnaller brachte die „Liberty Fanfare“<br />

von John Williams zur Aufführung. Aus der<br />

„Suite from the Hymn of the Highlands“<br />

von Philip Sparke dirigierte Ralf Stefan<br />

Troger den ersten Satz „Ardross Castle“.<br />

Wilfried Bernhard, der als Moderator gekonnt<br />

durch den Abend führte, entlockte<br />

den Kapellmeistern in den Kurzinterviews<br />

zwischen den Stücken manch besonderes<br />

Erlebnis und interessante Anekdoten aus<br />

ihrer Zeit bei der Bürgerkapelle. Für das<br />

zahlreiche begeisterte Publikum war dies<br />

ein kurzweiliger Rückblick auf die letzten<br />

Jahrzehnte der Vereinsgeschichte.<br />

Vereinschronik<br />

und neues Logo<br />

Die fünf Kapellmeister: (v.l.) Patrick Gruber, Gottfried Veit, Josef Egger, Josef Fischnaller<br />

und Ralf Stefan Troger<br />

Im Rahmen des Konzertes wurde neben<br />

dem neuen Vereinslogo auch die Chronik<br />

über die letzten 25 Jahre der Bürgerkapelle<br />

vorgestellt. Musikobmann Alexander Pircher<br />

überreichte das erste Exemplar dieser neuen<br />

Festschrift dem Bürgermeister Wilfried Trettl,<br />

der selbst Musikant der Bürgerkapelle ist.<br />

Abschließend wurden die Konzertbesucher<br />

zu einem Umtrunk eingeladen, um<br />

gemeinsam auf das Jubiläum anzustoßen.<br />

Als nächste Veranstaltung ist das Jubiläumsfest<br />

mit großem Festumzug im <strong>August</strong><br />

geplant. Den Abschluss des Jubiläumsjahres<br />

bildet ein Konzert der im Ausland<br />

tätigen Solisten der Bürgerkapelle im November<br />

im Kultursaal.<br />

Martin Weger<br />

KulturFenster<br />

21 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


FACHVERLAG FÜR BLASMUSIK<br />

persönlich<br />

„Ein Leben im<br />

Dienste der Musik“<br />

Neben dem 75-jährigen Verbandsjubiläum<br />

hat der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) heuer noch einen weiteren Grund<br />

zur Freude: Am 13. <strong>August</strong> feierte Verbandsehrenkapellmeister<br />

Gottfried Veit seinen<br />

80. Geburtstag.<br />

Wenn man in Südtirol an Blasmusik denkt,<br />

hört man innerlich die schöne Musik.<br />

Man denkt an die Vielfalt der Trachten<br />

und an Personen, die diese Blasmusiklandschaft<br />

wesentlich geprägt haben.<br />

Gottfried Veit zum 80er<br />

Gottfried und Christiane Veit beim Treffen mit dem Tiroler Blasmusikverband 2014 im Zillertal<br />

Gottfried Veit ist zweifelsohne eine dieser<br />

hervorragenden Persönlichkeiten, die die<br />

Blasmusik in Südtirol wesentlich geprägt<br />

und gefördert haben. Durch seine vielseitigen<br />

Aufgabenfelder, sei es als Musiklehrer,<br />

Dirigent, Autor, Verbandsfunktionär,<br />

Juror, Mitarbeiter von RAI Südtirol, aber<br />

vor allem als Komponist hat Gottfried Veit<br />

maßgeblich zur Entwicklung der Blasmusik<br />

in Südtirol einen großen Beitrag geleistet.<br />

Als Verbandskapellmeister war er immer<br />

bemüht, Kontakte zu internationalen Komponisten<br />

und Dirigenten herzustellen und<br />

diese nach Südtirol einzuladen. Diese<br />

Kontakte haben die Blasmusikszene in<br />

Südtirol sehr beflügelt. Dass diese Netzwerke<br />

von großer Bedeutung sind, dessen<br />

war sich Gottfried Veit immer schon bewusst,<br />

und er pflegt diese Kontakte auch<br />

heute noch vorbildlich. Genauso pflegt er<br />

heute noch die Kontakte zu den einzelnen<br />

Musikkapellen. Dies zeigt von seiner<br />

tiefen Verbundenheit zur Blasmusik<br />

und zu den Musikkapellen. Für mich persönlich<br />

ist sein enormes Wissen rund um<br />

das Thema Blasmusik und Musik im Allgemeinen<br />

immer wieder beeindruckend.<br />

Gerne nehme ich dies auch bei den vielen<br />

freundschaftlichen Gesprächen immer<br />

wieder in Anspruch und bekomme<br />

auf meine Fragen immer wieder fachlich<br />

fundierte Antworten. Ich durfte Gottfried<br />

Veit als tief religiösen Menschen kennen<br />

lernen, der immer sehr zielstrebig und<br />

bis ins Detail geplante Vorhaben und<br />

Pläne umsetzt. Über die Jahre hat sich<br />

eine Freundschaft entwickelt, die ich als<br />

sein Nachfolger als Verbandskapellmeister<br />

sehr schätze.<br />

Im Namen des VSM und seiner 209 Mitgliedskapellen<br />

bedanke ich mich beim Jubilar<br />

für sein Engagement für die Südtiroler<br />

Blasmusik, gratuliere zum runden<br />

Geburtstag und wünsche ihm weiterhin<br />

Gesundheit und Gottes Segen sowie viel<br />

Freude an der Musik.<br />

Meinhard Windisch<br />

VSM-Verbandskapellmeister<br />

Signum<br />

GOTTFRIED VEIT<br />

Lebenslinien eines Südtiroler Musikers<br />

Stephan Niederegger<br />

„Signum – Lebenslinien eines Südtiroler Musikers“<br />

Das signifikante Eröffnungswerk „Signum“<br />

zählt zu den bekanntesten<br />

Werken von Gottfried Veit. Es gibt<br />

wohl für kaum einen anderen Ausdruck<br />

so viele sinnverwandte Wörter<br />

wie für „Signum“ – es bedeutet<br />

u.a. Kennzeichen, Unterschrift, Siegel,<br />

Wappen, Fahne, Merkmal, einen<br />

Weg einschlagen oder eben auch ein<br />

Zeichen setzen. Gottfried Veit hat unglaublich<br />

viele und herausragende<br />

Zeichen gesetzt und wertvolle Spuren<br />

hinterlassen: Von Bozen aus hat er<br />

die Blasmusikwelt erobert. Als Komponist,<br />

Dirigent, Autor und Juror hat er sich international<br />

einen Namen gemacht – mit<br />

großem Erfolg – seit vielen Jahrzehnten.<br />

Daher steht „Signum“ auch Pate für die<br />

Biografie, die anlässlich seines runden<br />

Geburtstages erscheint und am 23. September<br />

im Rahmen einer kleinen Feier<br />

vorgestellt wird.<br />

Stephan Niederegger<br />

VSM-Medienreferent<br />

Buch-Cover „Signum – Lebenslinien<br />

eines Südtiroler Musikers“<br />

KulturFenster<br />

22 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


gedenken<br />

In memoriam … Bruno Hosp<br />

Die VSM-Fahne trägt Trauerflor<br />

„Der Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

(VSM) trauert um sein Ehrenmitglied<br />

Bruno Hosp und drückt den Angehörigen<br />

und Freunden das tiefempfundene Mitgefühl<br />

des Verbandsvorstandes und der<br />

Mitgliedskapellen aus“, sagt Verbandsobmann<br />

Pepi Ploner.<br />

Am vergangenen 12. Juli erreichte uns<br />

die überraschende und traurige Nachricht,<br />

dass Alt-Landesrat und VSM-Ehrenmitglied<br />

Bruno Hosp im Alter von<br />

84 Jahren verstorben ist. Bruno Hosp,<br />

1938 in Klobenstein am Ritten geboren,<br />

studierte an den Universitäten Marburg,<br />

Münster und Wien Staatswissenschaften<br />

und arbeitete in der Folge als Lehrer<br />

sowie als Autor, Sprecher und Gestalter<br />

von verschiedenen Sendungen<br />

für den RAI-Sender Bozen (heute „RAI<br />

Südtirol“). 1972 wurde er zum Präsidenten<br />

der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern<br />

gewählt, zwei Jahre später<br />

zum Bürgermeister der Gemeinde<br />

Ritten. 1983 kam er in den Reihen der<br />

SVP erstmals in den Landtag. Landeshauptmann<br />

Luis Durnwalder ernannte<br />

ihn 1989 zum Landesrat für deutsche<br />

und ladinische Kultur sowie für Denkmalpflege,<br />

was er bis zu seinem Ausscheiden<br />

2003 blieb.<br />

Bruno Hosp (1938-<strong>2023</strong>)<br />

Zusammen mit seiner Frau Inga und dem<br />

Schauspieler Peter Mitterrutzner gründete<br />

er 1973 die Rittner Sommerspiele,<br />

wo er auch aktiv mitspielte. Außerdem<br />

war er langjähriges leitendes Mitglied des<br />

Südtiroler Schützenbunds – von 1984 bis<br />

1989 Landeskommandant. Am 14. Oktober<br />

2000 wurde ihm das Verdienstkreuz in<br />

Gold des Österreichischen Blasmusikver-<br />

bandes (ÖBV) verliehen. Nach seinem<br />

Ausscheiden aus der Politik engagierte<br />

er sich als Vizepräsident der Föderalistischen<br />

Union Europäischer Volksgruppen.<br />

Bei der VSM-Jahreshauptversammlung<br />

am 28. März 2004 wurde er zum Ehrenmitglied<br />

des Verbandes ernannt. Hosp<br />

habe sich weit über die Verpflichtungen<br />

als Kulturlandesrat hinaus für die Blasmusik<br />

in Südtirol eingesetzt, unterstrich<br />

der damalige Verbandsobmann Gottfried<br />

Furgler in seiner Laudatio. Er habe mit<br />

großzügigen Förderbeiträgen den Ankauf<br />

von Trachten und Instrumenten,<br />

aber vor allem auch die Einrichtung<br />

und Erneuerung der Probelokale unterstützt.<br />

Zudem habe er unzählige Veranstaltungen<br />

landauf landab besucht und<br />

dadurch seine Wertschätzung für die Tätigkeit<br />

der Musikkapellen unterstrichen.<br />

So war er auch bei der heurigen VSM-<br />

Mitgliederverammlung am 11. März im<br />

Waltherhaus sowie beim Festakt zum<br />

75-Jahr-Jubiläum des Verbandes am<br />

21. Mai am Waltherplatz zu Gast. Am<br />

Rande der Versammlung im März haben<br />

sich alle Ehrenmitglieder des Verbandes<br />

spontan zu einem Gruppenfoto getroffen<br />

– ein historisches Bilddokument in<br />

der Festschrift zum Verbandsjubiläum.<br />

Vertreter des VSM-Vorstandes und der<br />

Fachgruppen sowie Bezirksfunktionäre,<br />

begleitet von der Musikkapelle Lengmoos,<br />

haben dem Verstorbenen bei der<br />

Beerdigung in seinem Heimatort am 17.<br />

Juli die letzte Ehre erwiesen und ihn auf<br />

seinem letzten irdischen Weg begleitet.<br />

Die Südtiroler Musikkapellen werden<br />

ihm ein ehrendes Andenken bewahren.<br />

Pepi Ploner<br />

VSM-Verbandsobmann<br />

Dieses Foto der Ehrenmitglieder des VSM<br />

entstand anlässlich der Mitgliederversammlung<br />

am 11. März <strong>2023</strong>: (v.l.) Bruno<br />

Hosp, Ehrenobmann Gottfried Furgler, Ehrenkapellmeister<br />

Gottfried Veit, Ehrenobmann<br />

Pepi Fauster, Klaus Bragagna und<br />

Toni Profanter.<br />

KulturFenster<br />

23 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


hinausgeblickt<br />

9. Südiroler<br />

Dirigentenwerkstatt<br />

mit Karl Geroldinger<br />

https://vsm.bz.it<br />

03.-04.11.<strong>2023</strong><br />

Wir freuen uns, wenn Musikkapellen<br />

über ihre Proben, Auftritte und Veranstaltungen<br />

berichten.<br />

kurz notiert<br />

kurz notiert<br />

… für Nachrichten aus<br />

den Musikkapellen<br />

Im Zuge der Neugestaltung des „Kultur-<br />

Fensters“ ist die ehemalige Rubrik „Musikpanorama“<br />

in „kurz notiert“ unbenannt<br />

worden; sie soll aber weiterhin als Plattform<br />

für die Berichterstattung aus den<br />

Musikkapellen und damit zu einem re-<br />

gen Erfahrungsaustausch genutzt werden.<br />

Damit aber alle Artikel Platz finden können,<br />

ist es notwendig, dass die jeweiligen Texte<br />

nicht mehr als<br />

1.500 Zeichen (inkl. Leerzei-<br />

chen)<br />

umfassen. Die Berichterstatter*innen<br />

der Musikkapellen sind gebeten, diese Vorgabe<br />

einzuhalten. Ein aussagekräftiges und<br />

vor allem drucktaugliches Foto – in entsprechend<br />

guter Auflösung und mit Bildtext –<br />

ist ebenfalls immer sehr willkommen. Bitte<br />

auch immer den Redaktionsschluss beachten!<br />

Weitere Informationen sind im FAQ-Bereich<br />

„Presse“ der VSM-Homepage abrufbar.<br />

Wir freuen uns auf viele „kurz notierte“<br />

Meldungen!<br />

Die Redaktion<br />

„Musikalisch-Kulinarisch“<br />

Die SK Meransen überraschte mit einem besonderen Abend<br />

Was für ein Abend! Blickte man in die<br />

Runde, so sah man nichts als strahlende<br />

Gesichter von Menschen, die sich musikalisch<br />

sowie kulinarisch verwöhnen ließen.<br />

Gemeinsam mit dem Hotel Gitschberg organisierte<br />

die Schützenkapelle Meransen<br />

am 13. Mai das Event „Musikalisch-Kulinarisch“.<br />

Schon bald waren alle Plätze<br />

ausverkauft und einem Abend mit musikalischer<br />

Unterhaltung und einem „Flying<br />

Dinner“ mit Weinbegleitung stand nichts<br />

mehr im Wege. Stefan Gruber führte als<br />

Moderator gekonnt durch den Abend. Los<br />

ging’s in der Hotellobby, wo die Schützenkapelle<br />

unter der Leitung von Kapellmeister<br />

Philipp Mair den Abend musikalisch<br />

eröffnete. Anschließend servierten die fleißigen<br />

Helfer des Hotels „Gitschberg“ die<br />

ersten der insgesamt acht Gänge. Weiter<br />

ging es dann in den Speisesaal, wo die<br />

Solistin Julia Oberlechner mit ihrer einzigartigen<br />

Stimme für Gänsehaut und einen<br />

echten WOW-Effekt bei den Zuhörern<br />

sorgte. Auch die Erzählungen von Emil<br />

Lechner von spannenden Vorkommnissen<br />

aus früheren Jahren der Kapelle fes-<br />

selten die Anwesenden. Nachdem sich die<br />

Gäste im Restaurant zum zweiten Mal gestärkt<br />

hatten, startete eine Polonaise, im<br />

Zuge derer sich die ganze Gruppe wieder<br />

zurück in die Hotellobby begab. Hier kamen<br />

die Anwesenden erneut in den Genuss<br />

von Musik und Kulinarik, bevor man<br />

dann den Abend in der Hotelbar ausklingen<br />

ließ.<br />

Es war ein rundum gelungener und schöner<br />

Abend, der allen, die dabei waren,<br />

noch lange in Erinnerung bleiben wird.<br />

Miriam Lechner<br />

Mit Musik und Kulinarik wartete die Schützenkapelle Meransen an einem<br />

besonderen Konzertabend auf.<br />

Gesangssolistin Julia Oberlechner sorgte mit<br />

ihren Darbietungen für Gänsehautmomente.<br />

KulturFenster<br />

24 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Blasmusik<br />

Ausflug zur Fahnenweihe nach<br />

Schwarzach in Vorarlberg<br />

Delegation der MK St. Pauls zu Gast bei der Bürgermusik Schwarzach<br />

Eine Abordnung der Musikkapelle St. Pauls<br />

unter Obmann Dominik Ebner und Vizekapellmeister<br />

Florian Kofler nahm am 17. und<br />

18. Juni an der Fahnenweihe der Bürgermusik<br />

Schwarzach in Vorarlberg teil. Auf den<br />

hervorragenden kulinarischen Empfang mittags<br />

beim dortigen Fähnrich Richard folgte<br />

am Samstagnachmittag eine Bootsfahrt von<br />

Bregenz nach Lindau. Abends konzertierte<br />

die Militärmusik Vorarlberg im Festzelt; sie<br />

empfing die Südtiroler Delegation feierlich<br />

mit dem Marsch „Dem Land Tirol die Treue“.<br />

Am Sonntagmorgen, nachdem auch die<br />

letzten aus dem Bett gekommen waren,<br />

nahmen alle Musikanten an der Hl. Messe<br />

mit anschließender Fahnenweihe teil. Das<br />

war das Debüt für den neuen Fähnrich<br />

der Musikkapelle St. Pauls, Florian von<br />

Aufschnaiter. „Anschließend marschierten<br />

wir im Festumzug zum Festzelt, wo wir<br />

unter tobendem Applaus ein Marschkonzert<br />

darboten. Für Speise und Trank wurde<br />

bestens gesorgt. Unvergesslich bleibt uns<br />

die exzellente Gastfreundschaft. Ein herzlicher<br />

Dank dafür geht an die Bürgermu-<br />

sik Schwarzach“, berichten die Musikanten<br />

der MK St. Pauls.<br />

MK St. Pauls<br />

Die Abordnung der MK St. Pauls beim Abschied im Festzelt in Schwarzach<br />

Ein besonderes Ereignis für Meransen<br />

Musikalische Jubiläen und Auszeichnungen<br />

Es war ein besonderes Ereignis für Meransen,<br />

als die Schützenkapelle ihre verdienten<br />

Mitglieder ehrte. Die Feier fand nach der<br />

Fronleichnamsprozession statt und wurde<br />

mit einem stimmungsvollen Frühschoppenkonzert<br />

begleitet.<br />

Allen voran wurde Emil Lechner für beeindruckende<br />

70 Jahre Mitgliedschaft und die<br />

damit verbundene vorbildliche Leistung geehrt.<br />

Sebastian Oberhofer, der Fähnrich der<br />

Schützenkapelle, erhielt das VSM-Ehrenzeichen<br />

in Silber für seine 25-jährige Mitgliedschaft.<br />

Er trat 1998 der Kapelle bei<br />

und geht seither bei den Ausrückungen<br />

als erster Mann voran. Jungmusikant Karl<br />

Fischnaller wurde mit dem Leistungsabzeichen<br />

in Bronze ausgezeichnet, was seine<br />

musikalischen Fähigkeiten würdigt und<br />

junge Talente ermutigt. Er wurde damit<br />

auch offiziell in die Kapelle aufgenommen.<br />

Kapellmeister Philipp Mair erhielt Glückwünsche<br />

zur bestandenen Kapellmeisterprüfung.<br />

Seine Leidenschaft prägt die<br />

Kapelle und trägt zu ihrem Erfolg bei. Musikobmann<br />

Alexander Oberhofer, Bürgermeister<br />

Heinrich Seppi und der Ehrenobmann<br />

des Bezirks, Sepp Mitterrutzner,<br />

führten die Ehrungen durch. Auch Schützenhauptmann<br />

Franz Oberhofer gratulierte<br />

den Jubilaren persönlich. Diese Ehrungen<br />

verdeutlichen das starke musikalische<br />

Fundament der Schützenkapelle Meransen;<br />

sie wertschätzen die langjährige Tätigkeit<br />

der Mitglieder sowie den Einsatz für<br />

die Gemeinschaft. Sie unterstreichen den<br />

Wert der musikalischen Tradition und des<br />

Zusammenhalts. Meransen kann stolz auf<br />

seine musikalischen Talente sein, die die<br />

Gemeinschaft bereichern.<br />

Alexander Oberhofer<br />

Ehrungen bei der Schützenkapelle Meransen: (v. l.) Kapellmeister Philipp Mair, Musikobmann<br />

Alexander Oberhofer, Emil Lechner, Karl Fischnaller, Sebastian Oberhofer, Bürgermeister<br />

Heinrich Seppi, Sepp Mitterrutzner und Schützenhauptmann Franz Oberhofer<br />

KulturFenster<br />

25 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Wie die Barock-Architektur der<br />

Basilika war auch der Chorgesang<br />

des Jugendchores Ausdruck der<br />

Einheit der Gegensätze allen Seins.<br />

KulturFenster 26<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


verbunden<br />

Musik, die Gegensätze verbindet<br />

Jugendchor Österreich konzertierte in Neustift<br />

Unter dem Titel „SUNAJ“ gastierte der Jugendchor<br />

Österreich am 21. Juli mit einem<br />

Konzert in der Stiftsbasilika von Neustift,<br />

und auch vier Südtiroler Sänger und Sängerinnen<br />

waren dabei.<br />

Ein spannendes Programm erwartete das Publikum beim Konzert des Jugendchors Österreich<br />

in Kloster Neustift.<br />

Der Jugendchor Österreich mit seinen 40<br />

Sängern und Sängerinnen zwischen 17 und<br />

26 Jahren steht für ein exzellentes musikalisches<br />

Niveau und sieht sich als Botschafter<br />

für die Chorlandschaft Österreichs. Und<br />

das Konzert in Neustift bewies erneut die<br />

ungeheure Kraft und Energie, die von den<br />

Sängern und Sängerinnen ausging, wobei<br />

das Besondere immer auch die menschliche<br />

Komponente ist, das Spüren der Harmonie,<br />

die in diesem Projekt- und Auswahlchor bemerkenswerterweise<br />

immer entsteht. Zahlreich<br />

erschienen war das Publikum, das ein<br />

Konzert vor der großartigen Kulisse der Stiftsbasilika<br />

erleben konnte. Unter den Gästen<br />

waren viele Vertreter und Vertreterinnen des<br />

Südtiroler Chorverbands und befreundeter<br />

Verbände, darunter der Präsident des Chorverbands<br />

Österreich Karl-Gerhard Straßl.<br />

Das Konzert in Neustift und am folgenden<br />

Tag in Innsbruck stand unter dem Konzertmotto<br />

„Sunaj“. Sunaj ergibt rückwärts gelesen<br />

„Janus“, der der römische Gott des<br />

Anfangs und des Endes ist und für die Gegensätze<br />

steht, die das Leben ausmachen.<br />

Das Konzert in Neustift wollte diese Dualität<br />

des Seins sicht- und hörbar machen.<br />

Künstlerische Leiter des Jugendchors sind<br />

der Dirigent und Komponist Franz M. Herzog<br />

und Dirigentin Agnes Schnabl. Für die<br />

Stimmbildung bei der Probenwoche vom 16.<br />

bis 23. Juli im Tiroler Bildungshaus Grillhof<br />

waren Annelies Oberschmied und Christian<br />

T. Wester zuständig.<br />

Beim Konzert in Neustift erklangen Lieder<br />

von zeitgenössischen Komponisten, aber<br />

auch von Johannes Brahms und Heinrich<br />

Schütz. Unter anderem hörte das Publikum<br />

auch Kompositionen vom Chorleiter Franz<br />

M. Herzog selbst und von der jungen Steirer<br />

Komponistin Anja Obermayer, die un-<br />

ter dem Titel „L“ ein Werk komponiert und<br />

getextet hat, das die Liebe abseits der allgemeinen<br />

Klischees umkreist. Der Konzertabend<br />

in der Basilika machte dem Publikum<br />

bewusst, dass das Sein und das Leben<br />

immer eine Bewegung zwischen Gegensätzen<br />

ist, eben auch zwischen Leben und<br />

Tod - ganz im Sinne der barocken „Einheit<br />

der Gegensätze“ und des Memento Mori,<br />

die in der Architektur der Stiftskirche zum<br />

Ausdruck kommt.<br />

Paul Bertagnolli<br />

Enge und alte Freundschaft<br />

Jugendchor Österreich kehrt nach Südtirol zurück<br />

Im Jugendchor Österreich singen jeweils<br />

vier Top-Sänger und -Sängerinnen aus den<br />

neun Bundesländern und aus Südtirol. In<br />

jedem Jahr gastiert der Jugendchor Österreich<br />

in einem anderen Bundesland, heuer<br />

eben in Tirol. In der Regel finden am Ende<br />

der Probenwoche zwei Konzerte statt, heuer<br />

konzertierte der Chor in Neustift in Südtirol<br />

und in Innsbruck. Erich Deltedesco, der<br />

Obmann des Südtiroler Chorverbandes,<br />

freut sich ganz besonders, dass der Chor<br />

in Südtirol aufgetreten ist.<br />

KulturFenster: Welche Verbindung hat der<br />

Jugendchor Österreich zu Südtirol?<br />

Erich Deltedesco: Seit der Gründung des<br />

Jugendchores Österreich 2014 sind immer<br />

auch vier Sänger*innen vom Landesjugendchor<br />

Südtirol dabei. Eine besondere<br />

Würdigung erfuhr Südtirol bereits 2015, als<br />

der Jugendchor Österreich kurz nach seiner<br />

Gründung seine allererste Probenwoche in<br />

Burgeis und sein Debütkonzert im Kurhaus<br />

in Meran abhielt, das ein großer Erfolg war.<br />

27<br />

KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


verbunden<br />

KF: Heuer probte der Chor in Nordtirol,<br />

ein Konzert gab es aber wieder auch in<br />

Südtirol…<br />

Deltedesco: In jedem Jahr gastiert<br />

der Jugendchor Österreich in<br />

einem anderen Bundesland,<br />

heuer eben in Tirol.<br />

Aufgrund der engen Zusammenarbeit<br />

mit dem<br />

Chorverband Tirol ist von<br />

der Obfrau des Chorverbandes<br />

Tirol die Einladung<br />

an den Obmann des SCV<br />

ausgesprochen worden, eines<br />

der beiden Konzerte in Südtirol<br />

abzuhalten. Diese Einladung wurde von<br />

uns natürlich sehr gerne angenommen.<br />

Sie zeigt auch unsere enge Freundschaft<br />

mit dem Chorverband Tirol.<br />

KF: Man kann hier auch ein<br />

Zeichen für die enge Verbindung<br />

des Südtiroler<br />

Chorverbandes zu<br />

Österreich und dem<br />

Chorverband Österreich<br />

im Besonderen<br />

sehen.<br />

Deltedesco: Seit jeher<br />

erfährt Südtirol die Unterstützung<br />

Österreichs<br />

und die für uns so wichtige<br />

Anbindung an den österreichischen<br />

Kulturraum. Mit dem Chorverband Österreich<br />

verbindet uns schon seit jeher<br />

eine enge und freundschaftliche Zusammenarbeit,<br />

sowie eine gute Arbeitsbeziehung.<br />

Viele Jahrzehnte konnten wir von<br />

den Möglichkeiten eines so großen Verbandes<br />

wie der Chorverband Österreich<br />

lernen und profitieren, immer wurden wir<br />

von unseren österreichischen Freunden<br />

ein bisschen als das „10. Bundesland“<br />

gesehen und immer wurden wir als gleichwertiger<br />

Partner behandelt. 2022 wurde<br />

diese jahrzehntelange tiefe und respektvolle<br />

Freundschaft institutionalisiert und<br />

der SCV ist seit dem 26. April 2022 ordentliches<br />

Mitglied des Chorverbandes<br />

Österreich.<br />

Interview: Paul Bertagnolli<br />

Gesang über das Leben und den Tod<br />

Interview mit dem Künstlerischen Leiter des Jugendchores Österreich Franz M. Herzog<br />

KulturFenster: Was steht hinter dem geheimnisvollen<br />

Titel „Sunaj“?<br />

Franz M. Herzog: „Sunaj" ist ein Anagramm<br />

für „Janus". Janus war der römische Gott<br />

des Anfangs und des Endes. Ursprünglich<br />

ein Licht- und Sonnengott, wurde er erst<br />

allmählich zum Gott allen Ursprungs, des<br />

Anfangs und des Endes, der Ein- und Ausgänge,<br />

der Türen und der Tore, zum Vater<br />

aller Dinge und aller Götter. Janus symbolisiert<br />

die Dualität, wie etwa Schöpfung/Zerstörung,<br />

Leben/Tod, Licht/Dunkelheit, Anfang/Ende,<br />

Zukunft/Vergangenheit, Links/<br />

Rechts usw. Er ist die Erkenntnis, dass alles<br />

Göttliche immer einen Gegenspieler in<br />

sich birgt.<br />

KF: Ein philosophisches Thema. Wie setzt<br />

man das in Musik um?<br />

Herzog: Das Publikum hörte Chorwerke, die<br />

diese Gegensätze ausdrücken. Den Rahmen<br />

bildeten zwei Stücke, bei denen es um die<br />

großen Themen wie Geburt und Tod geht,<br />

denen sich niemand von uns entziehen<br />

kann. Ola Gjeilos „O magnum mysterium"<br />

beschreibt das Wunder der Geburt (Jesu<br />

Christi), während das abschließende Lied<br />

„In Paradisum" von Eriks Esenvalds eine<br />

lateinische Antiphon aus dem 7. oder 8.<br />

Jahrhundert vertont. Diese war im Mittelalter<br />

Teil der Sterbeliturgie und wurde am<br />

Übergang vom Leben zum Tod gesungen.<br />

Im Laufe der Liturgiegeschichte wurde „In<br />

Paradisum“ ein Teil der Exequien und wird<br />

heute gesungen, während der Sarg zum<br />

Grab geleitet wird. Der Gesang deutet das<br />

Sterben als Übergang, das himmlische Jerusalem<br />

steht dabei als endzeitliche Metapher.<br />

Himmlische Chöre geleiten den<br />

Sterbenden von dieser Welt in eine neue.<br />

KF: Was war das Besondere an diesem<br />

Konzert?<br />

Herzog: Es prallten im Programm<br />

manchmal harte<br />

Gegensätze direkt aufeinander:<br />

Verzweiflung –<br />

Hoffnung, Unerfüllte<br />

Liebe – Liebesglück,<br />

Animalisches - Mildes,<br />

Krieg – Frieden. Alle<br />

Kompositionen stammen<br />

von renommierten<br />

Komponist*innen und es<br />

gibt auch eine Uraufführung<br />

von einem Werk der jungen steirischen<br />

Komponistin Anja Obermayer.<br />

KF. Wie erleben Sie die Arbeit mit dem Chor,<br />

etwa bei den Proben?<br />

Herzog: Für Agnes Schnabl und mich ist es<br />

immer sehr spannend, wie der Chor klingen<br />

wird, ob wir unser Programm so umsetzen<br />

werden können und wie die Stücke bei den<br />

jungen Sänger*innen ankommen werden.<br />

Es ist wirklich eine besonderes Geschenk,<br />

mit so vielen talentierten und begeisterten<br />

Jugendlichen Musik machen zu dürfen.<br />

KF: Was setzen Sie sich als Ziel für die<br />

Probenwoche?<br />

Herzog: In dieser Woche soll ein farbiger,<br />

ausgeglichener Chorklang entstehen, mit<br />

dem man die Werke bestens interpretieren<br />

kann. Und im besten Fall entstehen<br />

daneben Freundschaften, die weit über<br />

diese Woche Bestand haben.<br />

KF: Der Jugendchor Österreich ist<br />

ein Auswahlchor – worin sehen<br />

Sie den Sinn solcher<br />

Chöre, wie etwa der Landesjugendchöre?<br />

Herzog: Ich finde, dass<br />

diese Chöre sehr wichtige<br />

Initiativen der Bundesländer<br />

sind. Sie ermöglichen,<br />

dass sich<br />

Jugendliche aus dem gesamten<br />

Bundesland treffen, gemeinsam<br />

Musik auf höchstem Niveau<br />

machen und die gemeinsame Zeit<br />

so richtig genießen.<br />

KF: Heuer kehrte der Jugendchor Österreich<br />

sozusagen wieder an den Ort seines<br />

Debüts zurück…<br />

Herzog: Ich finde es besonders schön, dass<br />

wir in diesem Jahr wieder in Südtirol gastieren<br />

durften, da ja der Jugendchor Österreich<br />

seine erste Probenwoche 2015 in<br />

Burgeis in Südtirol hatte.<br />

Interview: Paul Bertagnolli<br />

KulturFenster 28<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


SCV-Intern<br />

Klingende Harmonie<br />

mit Natur und Menschen<br />

Rückblick auf die Alpenländische Sing- und Wanderwoche in Pfelders<br />

Eine Woche lang singen, jeden Morgen und<br />

jeden Nachmittag mit Singbegeisterten wandern.<br />

Das ist das Besondere an der Alpenländischen<br />

Sing- und Wanderwoche, die<br />

seit 25 Jahren unter der bewährten Leitung<br />

des Musikpädagogen Ernst Thoma und zum<br />

dritten Mal gemeinsam mit Bezirkschorleiterin<br />

des Eisacktals/Wipptal Verena Gruber<br />

stattfand. Eine wertvolle und schöne Woche<br />

durften über 80 Sänger*innen in Hinterpasseier<br />

erleben. Unterkünfte und Verpflegung<br />

waren bestens ausgewählt, auch der Wettergott<br />

zeigte sich von seiner besten Seite.<br />

Jeden Morgen gab es im Vereinshaus von<br />

Pfelders zunächst abwechslungsreiche<br />

Körper- und Stimmübungen, bevor die eigentlichen<br />

Proben samt einer kleinen Kaffeepause<br />

stattfanden. Bis auf dem Mittwoch,<br />

an dem eine Ganztagswanderung<br />

mit Auswahlmöglichkeiten zum Erensee,<br />

Panoramaweg oder Faltschnal Alm geboten<br />

wurde, gab es an den Nachmittagen<br />

Wanderungen wie zur Lanzinser Hütte,<br />

Lanzinser Alm, Zeppichl und Faltmar-Alm.<br />

Beim Wandern und Singen konnten sich<br />

alle näher kennen lernen.<br />

Ehrenständchen für<br />

Ernst Thoma<br />

Am Samstagabend, beim Abschlusskonzert<br />

im neuen Vereinshaus von Moos, konnten<br />

Verbandsobmann<br />

Erich Deltedesco<br />

(links) bedankte<br />

sich bei den Referenten<br />

der Singund<br />

Wanderwoche,<br />

Verena Gruber und<br />

Ernst Thoma, für<br />

ihr Engagement.<br />

sich die zahlreichen Zuhörer an einem abwechslungsreichen<br />

Liederabend erfreuen.<br />

Auch Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />

verabsäumte es nicht, dabei zu sein und<br />

im Anschluss daran allen zu danken, wobei<br />

er insbesondere auf das Jubiläumsjahr<br />

von Ernst Thoma verwies. Und Pfarrer Oswald<br />

Kuenzer war zudem überaus erfreut,<br />

dass die Singgemeinschaft auch die Sonntagsmesse<br />

musikalisch mitgestaltet hat. In<br />

seiner beeindruckenden Predigt, die er mit<br />

ergreifenden Worten maßgeschneidert auf<br />

die Teilnehmer*innen vorbereitet hatte, wies<br />

er unter anderem darauf hin, dass „das Singen<br />

eine Sache der Liebe sei, was ja nicht<br />

nur bei den Singvögeln so ist und dass vielleicht<br />

deshalb der Südtiroler Chorverband<br />

einen Singvogel im Wappen führt." Auf jeden<br />

Fall seien Musik und Gesang eine Sache<br />

des Herzens, das sie Menschen zusammenbringen<br />

und Herzen miteinander verbinden.<br />

Musik und Gesang könnten Brücken bauen<br />

und Verständnis für einander entwickeln, daher<br />

seien sie eine wunderbare Möglichkeit,<br />

diese menschlichen Qualitäten zu stärken<br />

und zu fördern, hob Pfarrer Kuenzer hervor.<br />

Beim abschließenden gemeinsamen Mittagessen<br />

überraschten Sängerinnen und Sänger<br />

den Jubilar mit einem Ehrenständchen<br />

(Text: Pius Pircher), angepasst auf die Melodie<br />

„Singen isch mear als in Mund auftean“,<br />

und brachten den Wunsch zum Ausdruck,<br />

er möge im Team mit Verena Gruber<br />

viele weitere Jahre die Alpenländische Singund<br />

Wanderwoche begleiten.<br />

Elfriede Zöggeler Gabrieli<br />

Alle Teilnehmer*innen waren sich einig, dass auch beim Konzert trotz der großen Sängerschar eine unglaubliche Harmonie zu spüren war.<br />

KulturFenster 29<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


SCV-Intern<br />

„Wir wollen Menschen zusammenführen“<br />

Drei Fragen an Verbandsobmann Erich Deltedesco<br />

KulturFenster: Die Alpenländische Sing- und<br />

Wanderwochen werden bereits seit mehr als<br />

40 Jahren organisiert. Welche Idee steckte<br />

ursprünglich dahinter?<br />

Erich Deltedesco: Es war und ist das Bestreben<br />

des Südtiroler Chorverbandes, Menschen<br />

aller Altersgruppen aus allen Teilen<br />

Südtirols zusammenzuführen. Eine Woche<br />

lang wird ihnen die Möglichkeit geboten,<br />

Land und Leute besser kennen zu lernen<br />

sowie sich mit volkstümlichem Gesang im<br />

Rahmen von Proben, aber auch beim Wandern<br />

und gemütlichem Beisammensein auseinanderzusetzen.<br />

Ergänzt wird das Programm<br />

durch das Einlernen von Chormusik.<br />

KF: Es scheint, dass die Singwoche die<br />

Pandemie recht unbeschadet überstanden<br />

hat. Worauf glauben Sie, ist das zurückzuführen?<br />

Deltedesco: Die Menschen vermissten in<br />

der Zeit der Pandemie Gemeinschaft und<br />

Konzerte. 2020 konnten keine Veranstaltungen<br />

stattfinden. 2021 wurde wieder<br />

eine Sing- und Wanderwoche, reduziert<br />

auf eine kleinere Teilnehmeranzahl und<br />

aufgeteilt auf zwei Gruppen, angeboten.<br />

Zudem mussten 2022 weiterhin die Pandemieregeln<br />

befolgt werden, unter anderem<br />

wurde beim Singen auf Zwischenabstände<br />

der Sänger*innen geachtet. Es ist<br />

bekannt, dass alle in der Pandemiezeit<br />

unter den Einschränkungen gelitten haben<br />

und wir sind froh, heuer erstmals wieder<br />

in der gewohnten Form die Sing- und<br />

Wanderwoche durchführen zu können.<br />

KF: Seit 25 Jahren steht die Singwoche unter<br />

der bewährten Leitung von Ernst Thoma…<br />

Deltedesco: Ernst Thoma gehört zur Singund<br />

Wanderwoche: Den hohen Zuspruch,<br />

den sie erfährt, lässt erahnen, dass er die<br />

Teilnehmer*innen für das Singen begeistern<br />

kann und sie auf ein beachtliches musikalisches<br />

Niveau führt. Seit drei Jahren unterstützt<br />

ihn dabei auch Verena Gruber aus<br />

Lüsen. Für die Zukunft wünsche ich mir,<br />

dass die Sing- und Wanderwoche weiterhin<br />

so gut funktionieren möge. Es ist für<br />

mich immer wieder eine Freude das Abschlusskonzert<br />

zu verfolgen und im Anschluss<br />

daran von den Teilnehmer*innen<br />

zu erfahren, wie sehr sie die Sing- und<br />

Wanderwoche genossen haben.<br />

Es ist das Bestreben des Südtiroler Chorverbandes,<br />

alle sangesbegeisterten Altersgruppen<br />

anzusprechen, weshalb sowohl<br />

die Sing- und Wanderwoche als auch<br />

die Singwochen für Jugendliche angeboten<br />

werden.<br />

„Beeindruckender Zusammenhalt“<br />

Drei Fragen an Karl Werner, Obmann des Bezirks Burggrafenamt-Vinschgau<br />

KulturFenster: Welchen Herausforderungen<br />

musste man sich als Verantwortlicher für<br />

die diesjährige Organisation der Sing- und<br />

Wanderwoche stellen?<br />

Karl Werner: Es gab keine größeren Herausforderungen.<br />

Die Verantwortung für<br />

über 80 Sänger*innen erforderte freilich<br />

gute Vorbereitungen, aber auch eine gute<br />

Vorprogrammierung der Abfahrten und<br />

Ankünfte, Einhalten der Zeiten, die für jeden<br />

klar und verständlich sein mussten,<br />

damit das tägliche Pensum für sämtliche<br />

Teilnehmer*innen ohne größere Mühen<br />

machbar war. Alle waren sehr diszipliniert,<br />

weshalb die gesamte Woche gut<br />

verlaufen ist.<br />

KF: Wie haben Sie als Teilnehmer diese<br />

Singwoche empfunden und was erfüllt Sie<br />

besonders mit Freude?<br />

Werner: Ich hatte schon länger die Absicht<br />

einmal an einer Alpenländischen Sing- und<br />

Wanderwoche teilzunehmen. Heuer, da<br />

diese in meinem Heimattal stattfand, hat<br />

es mich mit besonderer Freude erfüllt, den<br />

Mitwirkenden beim Wandern zeigen zu dürfen,<br />

wie schön die Psairer Landschaft ist.<br />

Aber auch das gemütliche Zusammensein,<br />

das gemeinsame Singen und das Vorbereiten<br />

auf ein Konzert erfreuten mich sehr.<br />

Gleichzeitig war es möglich sehr guten Sängern<br />

und Sängerinnen zuzuhören und von<br />

ihnen zu lernen. Beeindruckend war für<br />

mich besonders der Zusammenhalt in einer<br />

so großen Gemeinschaft. Es haben sich<br />

Freundschaften und Kameradschaften gebildet,<br />

die sicherlich nachwirken werden.<br />

KF: Die Alpenländische Singwoche kann<br />

man also als Erfolgsprojekt bezeichnen.<br />

Werner: Diese Schulungswoche ist als<br />

wirklich gelungenes Projekt zu betrachten,<br />

denn sie spricht junge genauso wie junggebliebene<br />

Sänger*innen an. Außerdem<br />

wird das Programm so gestaltet, dass alle<br />

davon profitieren können. Das sollte auch<br />

weiterhin berücksichtigt werden. Genauso<br />

gilt es auch weiterhin danach zu trachten,<br />

Orte und Lokale zu finden, in denen Leute<br />

beisammen sein können, um Lieder zu singen<br />

und die Gemeinschaften wie in früheren<br />

Zeiten pflegen zu können.<br />

Das Besondere an der Sing- und Wanderwoche<br />

ist nicht nur das Singen und Wandern,<br />

sondern dass auch Freundschaften<br />

entstehen.<br />

KulturFenster 30<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Chorwesen<br />

„Ich bin ein Liedermacher“<br />

Drei Fragen an den Projektleiter Ernst Thoma<br />

KulturFenster: 25 Jahre lang sind Sie nun<br />

Leiter der Alpenländischen Sing- und Wanderwoche.<br />

Was ist Ihnen in besonderer Erinnerung<br />

geblieben?<br />

Ernst Thoma: Auffallend für mich ist vor<br />

allem die menschliche Komponente, die<br />

sich entwickelt und die zwischen den<br />

Teilnehmern wahrgenommen wird. Zudem<br />

wird auf Gebrechen von Mitsängern<br />

und Mitsängerinnen große Rücksicht genommen.<br />

Sobald aber alle miteinander<br />

singen, fühlen sie sich wie auf einer höheren<br />

Stufe, sie vergessen vieles aus ihrem<br />

Alltagsleben und strahlen was Besonderes<br />

aus. Beeindruckend ist auch wie<br />

so viele Menschen miteinander harmonieren,<br />

manch einer kann dabei bereits<br />

auf über 80 Lebensjahre zurückblicken.<br />

Eine Leistung, die, ohne etwas anzusprechen,<br />

funktioniert.<br />

KF: Mehrere Ihrer Kompositionen und Texte<br />

wurden von den Sängerinnen und Sängern<br />

mit Begeisterung beim Konzert vorgetragen.<br />

Wie würden Sie sich als Komponist<br />

einordnen?<br />

Thoma: Ich sehe mich mehr als Liedermacher.<br />

Schon als Jugendlicher nahm<br />

ich die Gitarre zur Hand und versuchte<br />

damit Lieder zu untermalen und dabei zu<br />

singen. Beispielsweise erhielt ich 1978<br />

von meinem Vater die „Korrnrliadrtexte“<br />

von Luis-Stefan Stecher geschenkt. Begeistert<br />

von den spannenden, von Rhythmus<br />

überfließenden Texten über das Leben<br />

der Karrner habe ich zunächst diese<br />

„Korrnrliadr“ auswendig, ohne Noten, nach<br />

Gehör mit Gitarre und Gesang bei einem<br />

Pop-Konzert im Vorprogramm vorgetragen.<br />

Über 20 Jahre lang hatte ich diese<br />

gesungen und nie zu Papier gebracht, bis<br />

mir eine junge Studentin ihre Transkription<br />

meiner Tonbandkassetten vorgelegt<br />

hat. Da wurde mir bewusst, dass ich dies<br />

nachholen musste, weshalb ich sie mit<br />

weiteren selbst komponierten kirchlichen<br />

und weltlichen Liedern in einem Buch zusammengefasst<br />

habe. Dass die „Karrner<br />

Liadr“ einmal einen so großen Erfolg erzielen<br />

sollten, war einfach nicht vorhersehbar,<br />

davon konnte ich nicht mal träumen.<br />

Im Grunde brauche ich immer einen Anlass<br />

für neue Musik. Wenn ich ein Ereignis<br />

und eine Person habe, die ich mir im<br />

Kopf vorstellen kann, beflügelt mich das,<br />

Noten zu kreieren und Gefühle in Wörter<br />

zu kleiden, nach dem Motto: aufeinander<br />

hören, miteinander singen; dafür sind<br />

Volkslieder geschaffen.<br />

KF: Sie wollen das Volkslied unter die Menschen<br />

bringen.<br />

Thoma: Der Südtiroler Chorverband hat die<br />

Aufgabe, die Chormusik zu pflegen, und<br />

sucht Referenten. Ich sehe mich daher<br />

mehr darum bemüht, dass das Volkslied<br />

unter die Menschen gebracht wird, dass es<br />

auch wieder im Gasthaus gesungen wird.<br />

Es ist gut, dass das Volkslied gut einstudiert<br />

bei Konzerten vorgetragen wird, doch<br />

sollte das Volksliedgut auch bei Geselligkeit<br />

wieder den Stellenwert einnehmen,<br />

der ihm gebührt. Es ist wichtig, die Menschen<br />

zu sensibilisieren, dass im Prinzip<br />

jeder von uns singen kann und soll. Das<br />

konnte auch bei unserem Konzert bewiesen<br />

werden, als alle Zuhörer*innen im Saal<br />

sich am Quodlibet beteiligt haben.<br />

Seit mehr als 40 Jahren ist es das Erfolgsrezept der Alpenländischen Sing- und Wanderwoche, dass der Chorgesang mit heimatkundlichen<br />

Wanderungen ergänzt wird.<br />

KulturFenster 31<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


SCV-Intern<br />

„Als Chorleiterin empfinde ich Glücksmomente“<br />

Drei Fragen an Chorleiterin Verena Gruber<br />

KulturFenster: Sie leiten das dritte Mal gemeinsam<br />

mit Ernst Thoma die Alpenländische<br />

Sing- und Wanderwoche. Was gefällt<br />

Ihnen daran besonders?<br />

Verena Gruber: Das Besondere ist die<br />

Kombination zwischen Singen und Wandern,<br />

das spontane Singen, einer kann<br />

den Text, der nächste hängt sich an, das<br />

ist spannend.<br />

Beim Proben kann ich zudem ausprobieren,<br />

was möglich ist, was kann ich aus den<br />

Sänger*innen herausholen und wie weit<br />

werden sie sich auf mich einlassen, aber<br />

auch erkennen, wie ich auf sie reagiere;<br />

das ist jedes Mal eine neue und tolle Erfahrung.<br />

Besonders gefällt mir auch, wenn<br />

sie mich anschauen, strahlen, sich bedanken,<br />

dass ihnen die Zusammenarbeit gefällt.<br />

Das ist für mich eine Bestätigung,<br />

dass sie mit mir zufrieden sind und dass<br />

sie das, was sie bei den Proben anwenden,<br />

auch mitnehmen.<br />

In der Kirche von Moos wurde der Gottesdienst musikalisch gestaltet.<br />

KF: Was empfinden Sie, wenn Sie am Dirigentenpult<br />

stehen?<br />

Gruber: Freude, wenn alle gemeinsam ein<br />

Lied beginnen, im Laufe der Woche immer<br />

mehr auf mich eingehen und reagieren<br />

auf mein Dirigat. Ich empfinde Glücksmomente,<br />

wenn Harmonie entsteht, da bekomme<br />

ich richtig Gänsehaut. Es kann<br />

sein, dass das die Sänger*innen nicht<br />

so intensiv wie ich es empfinden können,<br />

diese Wärme und Dankbarkeit, die<br />

dadurch entstehen.<br />

Doch werden individuell sicherlich Emotionen<br />

beim Singen wahrgenommen und<br />

diese Gefühle springen dann auf uns am<br />

Pult über.<br />

KF: Singen ist also eine intensive Erfahrung…<br />

Gruber: Ich möchte mit Menschen Musik<br />

machen und Musik erleben. Und wenn<br />

dann nach einem Lied rundherum alles<br />

still und leise ist, der Raum von Klängen<br />

erfüllt ist, die im Herzen noch nachklingen,<br />

dann ist das für mich ein magischer<br />

Moment, den wir gemeinsam erleben<br />

dürfen und der uns allen guttut.<br />

„Ich habe mich sofort wohlgefühlt!“<br />

Eine Teilnehmerin und ein Teilnehmer berichten<br />

Martin Tarneller (87) aus Goldrain bei<br />

Latsch, ist seit 1998 bei der Sing- und<br />

Wanderwoche: „Als Mitglied des MGVs<br />

Schlanders habe ich Ernst Thoma 1995<br />

beim Gesangs- und Theaterspiel Die<br />

Karrner kennen gelernt, wo wir das Lied<br />

Und a Toal Leit vortragen durften. Nach<br />

meiner Pensionierung nahm ich 1998<br />

an der von ihm das erste Mal geleiteten<br />

Singwoche in Wengen teil. Nur fünf Mal<br />

war es mir bisher nicht möglich daran<br />

teilzunehmen und so komme ich auf immerhin<br />

20 Singwochen, auf die ich nun<br />

zurückblicken kann. Erstaunlich ist für<br />

mich, wie Ernst Thoma mit seiner Musik<br />

Gefühle in uns wecken und mit seinen<br />

Texten berühren kann. Besonders<br />

beeindruckt hat mich, dass man in so<br />

einer großen Gemeinschaft eine solche<br />

Harmonie empfinden kann und jeder angenommen<br />

wird, wie er ist.<br />

Für Helga Brugger aus Neustift war es<br />

schon immer ein Wunsch, einmal an der<br />

Alpenländischen Sing- und Wanderwoche<br />

teilzunehmen: „Heuer war mir dies<br />

das erste Mal möglich. Auch der Austragungsort<br />

Pfelders hat mich angesprochen,<br />

da ich dieses Gebiet noch nicht kannte.<br />

Nach Rücksprache mit meiner Chorkollegin<br />

Mathilde, die schon öfters dabei<br />

war, habe ich mich spontan angemeldet.<br />

Und ich muss sagen, ich bin freudig<br />

überrascht. Trotz der großen Gruppe,<br />

wo mir zunächst alle fremd waren, habe<br />

ich mich sofort wohl gefühlt. Die entgegenkommende<br />

Freundlichkeit aller und<br />

das gemeinsame Wandern sowie zahlreiche<br />

abwechselnde Tischgespräche boten<br />

Gelegenheit, mit vielen Sänger*innen<br />

in Kontakt zu kommen. Erstaunlich ist<br />

auch, wie alle Teilnehmer*innen mit großer<br />

Konzentration und Disziplin Proben<br />

und Konzert meistern.“<br />

Interviews: Elfriede Zöggeler Gabrieli<br />

KulturFenster 32<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Chorwesen<br />

Gospelworkshop in Bruneck<br />

Anmeldungen sind noch möglich<br />

Am Samstag, 23. September <strong>2023</strong>, findet ein<br />

Gospelworkshop mit Referent Stefan Kaltenböck<br />

im Ursulinenkloster in Bruneck statt.<br />

Den Workshop hat der Bezirk Pustertal im<br />

Südtiroler Chorverband organisiert. Bezirkschorleiter<br />

Markus Federer freut sich auf<br />

viele Teilnehmer*innen: „Verbringen wir einen<br />

gemeinsamen Tag unter Sängerfreunden,<br />

tauchen wir ein in die vielfältige Welt<br />

der Gospels und erfreuen wir unsere Zuhörer<br />

beim Abschlusskonzert bzw. Gottesdienst<br />

in der Ursulinenkirche in Bruneck.“<br />

Stefan Kaltenböck, geb. 1981 in Ried im<br />

Innkreis, ist Chorleiter und Lehrer für Musik<br />

und Religion am Musikgymnasium Linz.<br />

Von 2007 bis 2014 lebte er in Südtirol, war<br />

erster künstlerischer Leiter des neugegründeten<br />

Landesjugendchor Südtirol und war<br />

Leiter des Vinzentiner Knabenchors sowie<br />

der Flat Caps. Stefan Kaltenböck arbeitet<br />

als Referent auf Kursen, Seminaren, Festivals<br />

und Workshops, coacht Chöre und<br />

Vokalensembles bzw. deren Leiter und leitet<br />

Konzertprojekte in Österreich und dem<br />

benachbarten Ausland. Darüber hinaus ist<br />

er Juror bei Wettbewerben und Sänger in<br />

namhaften Chören und Vokalensembles.<br />

Der Gospelworkshop, mit Beginn um 9 Uhr, ist eine einmalige Chance, sich mit der<br />

Welt des Gospelgesangs unter der Leitung eines erfahrenen Referenten auseinanderzusetzen<br />

und einen Tag mit viel Spaß am Singen zu erleben.<br />

Anmelden kann man sich bis spätestens 31. <strong>August</strong> bei Bezirkschorleiter<br />

Markus Federer (Mail: am.federer@bb44.it, Handy: 340 251 01 51)<br />

oder Bezirksobmannstellvertreterin Ruth Eppacher Oberhofer<br />

(Mail: ruth.christian2010@gmail.com, Handy: 347 415 60 71).<br />

Der erfahrene Chorleiter und Referent Stefan Kaltenböck (Bild)<br />

leitet den Gospelworkshop in Bruneck.<br />

Chorleiter*in gesucht!<br />

Der Kirchenchor „St. Cäcilia“ – Vilpian<br />

sucht für die kommende Chorsaison einen neuen<br />

Chorleiter bzw. eine neue Chorleiterin.<br />

Interessierte melden sich bitte unter der Tel. <strong>Nr</strong>. 329/0025 636.<br />

33<br />

KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Jung+<br />

Stimmgewaltig<br />

Gemeinschaft erleben, singen, tanzen<br />

und musizieren konnten 43 Kinder<br />

bei der Singwoche des Südtiroler<br />

Chorverbandes.<br />

Gesang und viel Spaß<br />

Kindersingwoche des Südtiroler Chorverbandes<br />

Auch heuer bot der Südtiroler band allen gesangsbegeisterten Kindern<br />

Chorverzwischen<br />

9 und 14 Jahren eine sinnvolle<br />

Ferienbeschäftigung: Eine ganze Woche<br />

lang wurde in der Fachschule für Hauswirtschaft<br />

und Ernährung Frankenberg<br />

in Tisens gesungen, gerappt und getanzt.<br />

43 Kinder aus dem ganzen Land studierten<br />

mit dem Musikpädagogen Michael<br />

Feichter und seinem Referententeam<br />

Lieder, Gesangssoli, Schauspielszenen<br />

und Choreographien ein. Es gab sogar<br />

einen eigenen Songwriting-Workshop<br />

und ein tolles Abschlusskonzert mit Live-<br />

Band unter dem Motto „A kind of magic<br />

– ein zauberhaftes Musical“. Ein Betreuungsteam<br />

sorgte für eine abwechslungsreiche<br />

Freizeitgestaltung. Verbandsobmann<br />

Erich Deltedesco freute sich über<br />

den Erfolg der Schulung: „Die Hinführung<br />

der Jugend zum Gesang ist uns besonders<br />

wichtig!“<br />

Beim Abschlusskonzert zeigten die Kinder, dass sie in einer Woche ein tolles Musical<br />

mit Tanz und Gesang erarbeitet hatten.<br />

KulturFenster<br />

34 04 <strong>August</strong> <strong>2023</strong>


West Side Story am Ritten<br />

Musicalworkshop des Südtiroler Chorverbandes<br />

„Ritten meets New York“ hieß es heuer bei<br />

der Musicalwoche des Südtiroler Chorverbandes<br />

im Haus der Familie in Lichtenstern<br />

am Ritten.<br />

Eine Woche lang sangen und tanzten 49<br />

Jugendliche im Alter zwischen 12 und<br />

18 Jahren gemeinsam zum Thema „West<br />

Side Story“. Die dramatische Geschichte<br />

von Romeo und Julia, versetzt in das New<br />

York der 50er Jahre, erforderte von den Jugendlichen<br />

viel Einsatz und Leidenschaft<br />

und bot Dramatik, berauschende Melodien,<br />

schnelle Rhythmen, und vor allem<br />

viele spannende Schauspielszenen und<br />

Tanznummern. Kursleiter Christian Stefan<br />

Horvath leitet seit 2009 die jährliche Musicalwoche<br />

des Südtiroler Chorverbandes<br />

am Ritten und war auch heuer begeistert<br />

von der Energie der jungen Teilnehmer und<br />

Teilnehmerinnen. Unterstützt wurde der<br />

Musikpädagoge von einem kompetenten<br />

Referententeam aus Choreograf*innen,<br />

Sänger*innen und Musiker*innen. Beim<br />

Abschlusskonzert am Samstag, 8. Juli waren<br />

im Publikum der Obmann des Südtiroler<br />

Chorverbandes Erich Deltedesco und<br />

seine Stellvertreterin Margareth Greif. Erich<br />

Deltedesco zeigte sich begeistert davon,<br />

wie viel man in nur einer Woche leisten<br />

und lernen kann und dabei noch ein unvergessliches<br />

Gemeinschaftserlebnis mit<br />

nachhause nimmt.<br />

Ein unvergessliches Gemeinschaftserlebnis, aber auch eine Chorfortbildung auf hohem<br />

Niveau war der Musicalische Workshop des Südtiroler Chorverbandes.<br />

Wir suchen EUCH und eure Geschichten!<br />

Ihr seid „jung“ und „stimmgewaltig“?<br />

Ihr seid ein Kinderchor, ein Jugendchor, ein junges Ensemble<br />

oder eine junge Singgruppe? … Dann würden wir euch gerne<br />

unseren Leser*innen vorstellen und zeigen, dass es euch gibt.<br />

Wir berichten auch gerne laufend über<br />

eure Konzerte, Projekte und Aktivitäten.<br />

Schreibt uns einfach eine E-Mail an<br />

info@scv.bz.it<br />

Wir freuen uns schon, eure<br />

Geschichten zu teilen!<br />

KulturFenster<br />

35 04 <strong>August</strong> <strong>2023</strong>


SCV-Intern<br />

Hommage an die Musik<br />

Sommerkonzerte des Landesjugendchores Südtirol<br />

Der Landesjugendchor wurde 2011 mit dem<br />

Ziel ins Leben gerufen, begabten jungen Sängerinnen<br />

und Sängern im Alter von 16 bis 28<br />

Jahren die Möglichkeit zu geben, interessante<br />

und anspruchsvolle Werke der Chorliteratur<br />

einzustudieren und aufzuführen.<br />

Die Sängerinnen und Sänger aus allen Landesteilen<br />

erarbeiten an mehreren Probenwochenenden<br />

ein breit gefächertes Konzertprogramm<br />

und treten regelmäßig in<br />

Südtirol, aber auch außerhalb der Landesgrenzen<br />

auf.<br />

Seit 2018 ist der Landesjugendchor Südtirol<br />

unter der Leitung von Prof. Dr. Johann<br />

van der Sandt. Unter seiner künstlerischen<br />

Leitung erarbeitete der Chor heuer<br />

Werke von Brad Printz, Z. Randall Stroope,<br />

Sergey Khvoshchinsky, Frank Ticheli,<br />

Joshua Shank, Jake Runestad, Dan Davison,<br />

Ruth Crawford Seeger, Eric Whitacre,<br />

Craig Hella Johnson, Moses Hogan, Cedric<br />

Dent. Unter dem Titel „An die Musik“<br />

erklangen die Lieder bei zwei Konzerten<br />

am 10. Und 11. Juni in Latzfons und in<br />

Bruneck. Die Sänger und Sängerinnen<br />

begeisterten das Publikum nicht nur mit<br />

der Qualität ihres Gesangs, sondern auch<br />

mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit<br />

und geballten Energie.<br />

Willst du beim<br />

Landesjugendchor mitsingen?<br />

DU BIST ZWISCHEN 16 und 28 JAHRE ALT?<br />

SINGEN IST DEINE LEIDENSCHAFT?<br />

Dann bewirb dich jetzt und melde dich zum<br />

Vorsingen<br />

am 10. September <strong>2023</strong> in Brixen und Bozen an<br />

Anmelden kannst du dich unter<br />

scv.bz.it/landesjugendchor<br />

KulturFenster 36<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


hingehört<br />

Zwischen Sehnsucht und Angst<br />

Uraufführung des „Totentanzes“ von Armin Thomaser<br />

„Und solange du das nicht hast,<br />

Dieses: Stirb und werde!<br />

Bist du nur ein trüber Gast<br />

auf der dunklen Erde“<br />

J. W. Goethe<br />

„Selige Sehnsucht“<br />

Plauser Totentanz von L. S. Stecher<br />

Foto: Manuela Schöpf<br />

Das Memento Mori – das Bewusstsein, dass<br />

man sterben wird – und der Totentanz sind in<br />

der Kulturgeschichte Themen, die vor allem<br />

seit dem 14. Jahrhundert immer wieder aufgegriffen<br />

wurden.<br />

Auch der Südtiroler Komponist Armin Thomaser<br />

hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt<br />

und eine vielschichtige Komposition<br />

unter dem Titel „Totentanz. Tonzn tian miar<br />

olle gearn – lei nit mit so durre Hearrn… ein<br />

Memento Mori“ geschaffen, wobei auch der<br />

Text von ihm stammt. Dabei hat der Chorleiter,<br />

Organist und Komponist Armin Thomaser,<br />

Jahrgang 1968, textlich und musikalisch<br />

zu einer eigenen ausdrucksstarken<br />

Sprache gefunden.<br />

Das Thema des Todes im Spannungsfeld<br />

zwischen Todessehnsucht und Todesangst<br />

wird von Thomaser in einer einstündigen<br />

Komposition in Hochdeutsch und Dialekt<br />

musikalisch und szenisch verarbeitet. Die<br />

Begegnung mit dem Tod löst im Stück Beklemmung<br />

aus, sie wird mit Zynismus überspielt,<br />

entlädt sich aggressiv, jedoch haben<br />

auch heitere Stimmen in Thomasers Werk<br />

ihren Platz gefunden. Dramaturgisch beginnt<br />

das Stück in völliger Dunkelheit, dehnt sich<br />

über den größten Schmerz hin zur versöhnlichen<br />

Gewissheit, dass der Tod eine Tür in<br />

eine andere Dimension ist.<br />

Rap, Rumba und Polka…<br />

Der Komponist<br />

und Autor Armin<br />

Thomaser<br />

©Amin Thomaser<br />

Die Tonsprache des Werkes ist zeitgenössisch,<br />

jedoch tonal, melancholisch, tänzerisch<br />

und manchmal raunzig. Verschiedene<br />

musikalische Formen finden Eingang in die<br />

Komposition: Rap, Polka, Rumba, Onestepp,<br />

Reel, English Waltz, Horo usw. Die Texte<br />

sind vielschichtig: lyrisch, teils kritisch, immer<br />

pfiffig, zum Teil Vertonungen bestehender<br />

Literatur (u.a. R.M. Rilke und E. Lasker-<br />

Schüler), zum Teil Neukreationen des Autors.<br />

Es wird geflüstert, gesungen und gerappt<br />

Aufführungen im September<br />

in Sexten und Schlanders<br />

Der Chorylus Haslach hat das Werk im Januar<br />

<strong>2023</strong> mit großem Erfolg uraufgeführt.<br />

Als Hommage an den herausragenden Bilderzyklus<br />

„Totentanz“ von Luis Stefan Stecher<br />

an der Friedhofsmauer in Plaus, fand<br />

die Uraufführung unter der Gesamtleitung<br />

des Komponisten in der Pfarrkirche von<br />

Plaus statt. Weitere Aufführungsorte waren<br />

Eppan und Bozen. Ausführende sind neben<br />

dem Chorylus Haslach die Südtiroler<br />

Vokalsolist*innen Maria Theresia Platter (Sopran-als<br />

Beleuchterin, Müllfrau, Hebamme,<br />

Influencerin usw.) und der Tenor Renzo Huber<br />

(als Tod). Begleitet werden sie vom siebenköpfigen<br />

Amarida Ensemble (Oboe/Oboe<br />

d’amore, Akkordeon und Streichquinett).<br />

Im September <strong>2023</strong> wird das Werk „Totentanz“<br />

nun auf Wunsch von „musica viva<br />

Vinschgau“ und „Musik Leben Pustertal“<br />

nochmals aufgeführt:<br />

- Freitag, 15. September <strong>2023</strong> um 20 Uhr,<br />

Pfarrkirche Schlanders<br />

- Sonntag, 17. September <strong>2023</strong> um 20 Uhr,<br />

Pfarrkirche Sexten<br />

Der Eintritt beträgt 15 Euro, und der Kartenverkauf<br />

findet eine halbe Stunde vor Konzertbeginn<br />

vor Ort statt.<br />

Paul Bertagnolli<br />

KulturFenster 37<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


hingehört<br />

Chorylus Haslach<br />

Seit fast sechs Jahrzehnten Werke aus allen Epochen und Stilrichtungen<br />

Der Chor wurde als Haslacher Singkreis<br />

1966 von Konrad Feuer gegründet. Chorleiter<br />

waren unter anderem: Herbert Paulmichl,<br />

Felix Resch, Heinrich Unterhofer,<br />

Otto Chizzali, Elmar Grasser, Sandra Giovanett,<br />

Elfriede Graf und Othmar Trenner.<br />

„Chorylus Haslach“ kann auf ein weites<br />

Repertoire, sowohl weltlicher wie auch<br />

geistlicher Natur, zurückgreifen. Im Verlaufe<br />

seiner fast sechs Jahrzehnte andauernden<br />

Tätigkeit studierte der Konzertchor<br />

Werke aus allen Epochen und Stilrichtungen<br />

ein, Klassisches neben Zeitgenössischem,<br />

Volkslied wie auch Gospel.<br />

Sehr breitgefächert war und ist der Chor<br />

in seinem Repertoire aufgestellt. Besondere<br />

Highlights der letzten Jahrzehnte<br />

waren beispielsweise A ceremony of carols/Benjamin<br />

Britten oder Misa Criolla/<br />

Ariel Ramírez, aber nicht nur.<br />

Konzerte mit besonderen<br />

Akzenten<br />

In den letzten sechs Jahren hat der Chor<br />

unter seinem neuem Leiter Armin Thomaser<br />

besondere Akzente gesetzt, zum<br />

Beispiel mit besonderen Konzerten. Ende<br />

Jänner <strong>2023</strong> hat „Chorylus Haslach“ sein<br />

Publikum mit der Uraufführung des „Totentanzes“<br />

von Armin Thomaser gefesselt.<br />

Im Mai <strong>2023</strong> folgte noch eine Konzertreihe,<br />

ausschließlich mit Volksliedern<br />

– original, neu verpackt und neu geschöpft.<br />

Außerdem gab der Chor ein Konzert<br />

unter dem Titel „Das Leuchten der<br />

Stille“ mit Werken von Johann Sebastian<br />

Bach, Moritz Hauptmann, Anton Bruckner,<br />

Anton Heiller und zeitgenössischen<br />

Komponisten wie Michael McGlynn, Peteris<br />

Vasks, Ola Gjeilo und Kim André Arnesen<br />

in Zusammenarbeit mit dem Chor<br />

„novAntiqua brixen“.<br />

Weitere Höhepunkte waren „Lichter der<br />

Stadt – Eine Hommage an Bozen“ mit<br />

Fotografien und Film rund um Bozen in<br />

Zusammenarbeit mit dem über die Grenzen<br />

hinaus bekannten Liedermacher Gabriele<br />

Muscolino und seinem Ensemble<br />

„Nachtcafé“, weiters die Konzertreihe<br />

„Die Sprache der Steine“ mit Gedichten<br />

Der Chor „Chorylus“ wird Armin Thomasers „Totentanz“ im September nochmals aufführen.<br />

von Siegfried Mayr und Liedern rund um<br />

das Thema Berge. Dabei stammten die<br />

Werke fast ausschließlich von Südtiroler<br />

Komponisten oder solchen, die für Südtiroler<br />

Chöre geschrieben haben.<br />

Beim Konzert „Wasser acqua ega“ tauchte<br />

das Publikum in eine Welt ein mit Live-<br />

Wasserklängen, mit Südtiroler Volksliedern<br />

und Songs der Ojibwe und der Sioux,<br />

aber auch mit zeitgenössischen Werken<br />

von Beart, Hatfield, Adams oder auch<br />

De Marzì rund um das Thema Wasser.<br />

„Open the window, Noah“ nannte der<br />

Chor seine Gospelkonzertreihe in Zusammenarbeit<br />

mit jugendlichen Südtiroler<br />

Instrumentalist*innen, außerdem sang<br />

der Chor noch „Vater unser – ein Text und<br />

20 Interpretationen“ in Zusammenarbeit<br />

mit dem jungen Südtiroler Nachwuchstalent<br />

Lorenz Bozzetta an der Orgel oder<br />

das Konzert „Kaffee“ – eine Liederserie<br />

rund um die Bohne.<br />

KulturFenster 38<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


kurz notiert<br />

Menschen für den Chorgesang gewinnen<br />

Singprojekt des Kirchenchores Feldthurns<br />

Der Kirchenchor Feldthurns hat Singbegeisterte<br />

zu einem Projekt eingeladen,<br />

bei dem in der Zeit von Ostern bis Pfingsten<br />

bei sieben Chorproben moderne und<br />

klassische Lieder eingelernt wurden. Diese<br />

sind bei der Messe am Pfingstsonntag aufgeführt<br />

worden.<br />

Zur Freude des Kirchenchores haben sich<br />

18 Sänger*innen für dieses Projekt gemeldet<br />

und sind mit Freude und Einsatz dabeigewesen.<br />

Nach dem feierlichen Abschluss dieses<br />

Projektes haben sich die Sänger*innen<br />

dazu entschieden, weiterhin im Kirchenchor<br />

zu wirken und sich mit ihrer Stimme<br />

einzubringen.<br />

Maria Niedermair<br />

Der Kirchenchor Feldthurns hat nach einem erfolgreichen Singprojekt neue Mitglieder<br />

bekommen.<br />

Der Kirchenchor Feldthurns fuhr nach Florenz.<br />

Reise nach Florenz<br />

Kirchenchor Feldthurns<br />

Nach der Corona- Zeit hat auch der Kirchenchor<br />

Feldthurns wieder den Gesang<br />

genossen, Neues einstudiert und kirchliche<br />

Feste musikalisch mitgestaltet. Alle Chormitglieder<br />

haben dabei viel Einsatz, Freude<br />

und Disziplin gezeigt. Nun war es an der<br />

Zeit, die Gemeinschaft auch mit einem Ausflug<br />

zu stärken und so fuhr der Chor im<br />

April nach Florenz, wo die Sänger*innen<br />

die Uffizien, den Piazzale Michelangelo,<br />

aber auch unbekanntere Ecken der Stadt<br />

kennenlernten. Aufgelockert wurde der<br />

Aufenthalt immer wieder mit Liedern und<br />

so konnte der Chor öfters auch Passanten<br />

mit seinem Gesang erfreuen. In der Kathedrale<br />

San Romolo in Fiesole gestalteten die<br />

Sänger*innen eine kurze Andacht mit passenden<br />

Texten und Liedern.<br />

Paul Bertagnolli<br />

Redaktionsschluss für<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für das Chorwesen<br />

senden Sie bitte an: info@scv.bz.it (Südtiroler Chorverband)<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 971 833 (SCV)<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 15. September <strong>2023</strong><br />

39<br />

KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


kurz notiert<br />

„Musik ist<br />

eine Himmelsgabe“<br />

Konzert des Kirchenchores Niederdorf<br />

Am 11. Juni gab der Kirchenchor Niederdorf<br />

unter der Leitung von Christian Graber<br />

ein besonderes Konzert in der Pfarrkirche<br />

zum hl. Stephanus. Unter dem Titel<br />

„Da berühren sich Himmel und Erde“ wurden<br />

rhythmische Lieder mit besinnlichen<br />

Texten zum Nachdenken und Hoffen, zum<br />

Vertrauen und Glauben und zum Gebet nach<br />

Frieden präsentiert.<br />

Der Kirchenchor wurde durch den Kinder-<br />

und Jugendchor und die frühere<br />

Jugendsinggruppe verstärkt und von einer<br />

4-köpfigen Combo (Raphael Steinwandter/Gitarre,<br />

Willy Fauster/E-Bass,<br />

Günther Walder/E-Piano und Simon Burger/Schlagzeug)<br />

begleitet. Instrumentale<br />

Intermezzi und die von Rudi Irenberger<br />

gelesenen Texte stimmten auf die vier<br />

thematischen Konzertteile ein: „Musik ist<br />

eine Himmelsgabe.“<br />

Wo sich Göttliches und<br />

Irdisches begegnen<br />

Zum Konzertauftakt lud Chorobfrau Karin<br />

Krautgasser die Zuhörerinnen und Zuhörer<br />

ein, sich einen Strand vorzustellen<br />

und den Blick hinaus aufs Meer schweifen<br />

zu lassen – dorthin, wo sich am Horizont<br />

Himmel und Erde berühren: „Wo<br />

sich Göttliches und Irdisches begegnen,<br />

kann Frieden entstehen.“ Das Programm<br />

wurde aus der Sammlung der „Trostlieder“<br />

von Christoph Spengler zusammengestellt.<br />

Dieser Musikstil zählt nicht zum Standardrepertoire<br />

des Kirchenchores, weshalb<br />

Chorleiter Christian Graber die Lieder allesamt<br />

neu mit den Sängerinnen und Sängern<br />

einstudieren musste. Den zehn-köpfigen<br />

Mädchenchor bereitete Pepi Fauster<br />

auf den Auftritt vor. Schließlich haben alle<br />

gemeinsam die zwölf Lieder für das Konzert<br />

ausgewählt, darunter auch das titelgebende<br />

„Da berühren sich Himmel und<br />

Erde“. Der stimmungsvolle Gesang, überzeugende<br />

Solisten (Peter Kocevar, Ingrid<br />

Rainer, Miriam Fauster) und der Begeisterung<br />

ausstrahlende Mädchenchor hüllten<br />

den vollbesetzten Kirchenraum in eine<br />

pulsierende Klangwolke. Dazu wurde das<br />

Presbyterium der Pfarrkirche in ein Farbenlicht<br />

getaucht, passend zu den in den<br />

Liedtexten verarbeitete Suche nach Trost,<br />

die Sehnsucht nach Frieden und die Zuversicht<br />

im Glauben.<br />

Das abschließend gemeinsam mit dem Publikum<br />

gesungene Lied „Meine Zeit steht<br />

in deinen Händen“ aus dem Gotteslob (<strong>Nr</strong>.<br />

896) war der krönende Abschluss für diese<br />

gelungene Stunde voller Musik, Texte und<br />

Gesang. Der Reinerlös des Abends kommt<br />

der Krebshilfe Oberpustertal zugute.<br />

Stephan Niederegger<br />

Der Kirchenchor Niederdorf lud ein, in der<br />

Pfarrkirche mit rhythmischen Liedern und<br />

besinnlichen Texten „eine Stunde Zeit mit<br />

Gott zu verbringen“. Foto: Jana Fauster<br />

Chorleiter*in gesucht!<br />

Der Pfarrchor St. Nikolaus-Neumarkt<br />

sucht ab September eine/n neue/n Chorleiter*in.<br />

Interessierte können sich unter der<br />

Telefonnummer 338 3844995 bei Margot melden.<br />

40<br />

KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Chorwesen<br />

„Elvis Night“<br />

beim Kulturfestival LanaLive<br />

Chor Raindrops und Bürgerkapelle Lana<br />

Am Samstag, 3. Juni, wurde aus der Turnhalle<br />

der Mittelschule Lana ein Konzertsaal<br />

für etwa 100 Musikerinnen und Musiker.<br />

Schon lange wollten der Chor Raindrops<br />

und die Bürgerkapelle Lana in voller Formation<br />

zusammenarbeiten – im Rahmen<br />

des Kulturfestivals LanaLive wurde aus<br />

diesem Vorhaben nun fulminante Wirklichkeit.<br />

Über 500 Zuschauerinnen und<br />

Zuschauer erlebten einen Konzertabend<br />

mit beeindruckendem Repertoire – nämlich<br />

mit den bekanntesten Hits des King<br />

of Rock ’n’ Roll, Elvis Presley.<br />

Sich an den „King“ heranzuwagen, könnte<br />

man durchaus als gewagt bezeichnen, doch<br />

weder die Bürgerkapelle Lana noch der Lananer<br />

Chor Raindrops sind dafür bekannt,<br />

Herausforderungen auszuschlagen. Weil<br />

Noten für eine solche Kombination nicht<br />

zu finden waren, wurde für dieses Projekt<br />

der fabelhafte Komponist und Arrangeur<br />

Ivan Marini mit ins Boot geholt. Beinahe<br />

zur Gänze durchkomponiert, erlebten die<br />

Zuhörerinnen und Zuhörer einen Streifzug<br />

durch die verschiedensten Genres Elvis<br />

Presleys, der nicht nur im Rock ’n’ Roll,<br />

sondern auch im Pop, Country, Gospel und<br />

Blues neue Maßstäbe gesetzt hat. Bei „Jail<br />

House Rock“ oder „Rock Around the Clock“<br />

Nicht nur musikalisch konnten die Sängerinnen glänzen – der Glamourfaktor kam auch<br />

bei Outfit und Make-up nicht zu kurz.<br />

Foto: Fanni Fazekas<br />

blieb kein Fuß still. Kapellmeister Martin<br />

Knoll und Chorleiterin Michela Virgadaula,<br />

die auch durch den Abend führte, haben<br />

mit der Stückauswahl dafür gesorgt, dass<br />

das Publikum keine Wahl hatte, als „Can't<br />

Help Falling in Love“. Eine Einführung zu<br />

Beginn des Konzertes gaben die Obleute<br />

Christian Schwarz (Bürgerkapelle Lana)<br />

und Sonja Wegleiter (Chor Raindrops).<br />

Hannes Egger, künstlerischer Leiter von<br />

LanaLive, nutzte den Abend außerdem,<br />

um den langjährigen Kassier Paul Seelaus<br />

für seinen ehrenamtlichen Einsatz für das<br />

Kulturfestival zu ehren. Grußworte der Gemeinde<br />

Lana sprach Bürgermeister Harald<br />

Stauder. Die Elvis Night war ein besonders<br />

gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit<br />

verschiedener Musik- und Kulturvereine.<br />

Den Musikerinnen und Musikern war<br />

es ein Leichtes, ihre Energie, Freude und<br />

Motivation über den Bühnenraum hinaus<br />

bis ins Publikum zu tragen.<br />

Feierliches Pfingstfest in Lana<br />

Kinderchorund Pfarrchor singen gemeinsam<br />

Einen besonders feierlichen Gottesdienst<br />

mit Dekan P. Peter Unterhofer OT und Diakon<br />

Hubert Knoll gab es am Pfingstsonntag<br />

in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt<br />

in Niederlana.<br />

Der Kinderchor der Musikschule Lana –<br />

unter der Leitung von Christina Obwexer<br />

– und der Pfarrchor Lana – unter der Leitung<br />

von Ingrid Rieder gestalteten gemeinsam<br />

die Festmesse. Zur Aufführung kamen<br />

„Neue geistliche Lieder“, arrangiert<br />

von Karl Paller, musikalisch begleitet von<br />

Anna Knoll und Maria Weger mit Violine,<br />

Martin Schgör am Cello und Josef Höhn<br />

an der Orgel. Die zahlreichen Messbesucher<br />

dankten mit Applaus. Im Anschluss<br />

des Gottesdienstes traf sich die Sängerschar<br />

zu einem Umtrunk, garniert mit allerlei<br />

kulinarischen Köstlichkeiten.<br />

Der Kinderchor der Musikschule Lana unter<br />

der Leitung von Christina Obwexer mit den<br />

Instrumentalisten Anna Knoll, Maria Weger,<br />

Martin Schgör und Josef Höhn.


Die Fanealm in den Pfunderer Bergen: Einst vermutlich<br />

als Lazarett für Pest- und Cholerakranke errichtet,<br />

gehört das Almdorf heute zu den Schmuckstücken<br />

unter den Almen.<br />

Foto aus: „Bäuerliche Kapellen in Südtirol", Folio Verlag<br />

KulturFenster 42<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


senen Flächen führt. Die Almböden können<br />

größere Mengen an Wasser aufnehmen<br />

und daher den Oberflächenabfluss,<br />

die Erosionsgefahr, Überschwemmungen<br />

und Vermurung eindämmen.<br />

Almen bieten im Sommer zusätzliche<br />

Futterflächen. Auf den Talweiden kann<br />

so das Winterfutter erwirtschaftet werden.<br />

Wenn das Vieh aufgetrieben wird,<br />

stellt das eine Arbeitsentlastung für den<br />

Bauern dar, und die Tiergesundheit wird<br />

durch die „Sommerfrische“ auf der Alm<br />

gefördert. Durch das Angebot an naturgeschaffen<br />

& geprägt<br />

Mehr als nur Sommerfrische<br />

Vom Menschen geschaffene Almen prägen<br />

die alpine Kulturlandschaft auf vielfältige Weise<br />

Am „Tag der Landschaft“ der Stiftung Landschaft<br />

standen heuer die Almen und Almhütten<br />

und deren Bedeutung im Mittelpunkt.<br />

Das nimmt der Heimatpflegeverband Südtirol<br />

– die Stiftung ist verwaltungsmäßig<br />

dem Verband angeschlossen – zum Anlass,<br />

um das Thema in diesem „KulturFenster“<br />

näher zu beleuchten.<br />

Eine Erhebung der Bausubstanz<br />

wäre sehr zu begrüßen, sodass<br />

quantitative Aussagen über historisch<br />

bedeutende Almen gemacht<br />

werden könnten.<br />

Claudia Plaikner<br />

Almen haben eine wichtige wirtschaftliche, aber auch eine ökologische und eine landeskulturelle<br />

Bedeutung.<br />

Foto: Thomas Benedikter<br />

nahen Produkten gewinnen Almen auch<br />

an touristischer Bedeutung.<br />

Almen können also schöne Beispiele dafür<br />

sein, wie sich Nachhaltigkeit, Ökologie, Tradition<br />

und wirtschaftlicher Nutzen vereinen.<br />

Früher waren die Almen unter der Baumgrenze<br />

meist in Blockbauweise, oberhalb<br />

der Waldgrenze in Stein- und Holzbauweise<br />

gebaut worden (der Begriff „Almen“<br />

schließt auch die Gebäude mit ein).<br />

Almen haben eine ungeahnte Bedeutung<br />

für Mensch und Natur. Durch die<br />

Almen wird die alpine Kulturlandschaft<br />

gestaltet, erhalten und gepflegt, die Biodiversität<br />

wird gefördert, und die Nutztiere<br />

erhalten gesundes Futter.<br />

Die Almflächen wurden seit der Sesshaftwerdung<br />

des Menschen der Natur abgerungen,<br />

die Almwirtschaft zählt damit<br />

zu den ältesten Nutzungsformen im Alpenraum.<br />

Die Bewirtschaftungspraktiken<br />

sind seit Jahrhunderten überliefert. Die<br />

große ökologische, landeskulturelle und<br />

wirtschaftliche Bedeutung der Almen<br />

ergibt sich aus der extensiven Bewirtschaftung,<br />

die zu Artenvielfalt und einer<br />

Abwechslung von offenen und geschlos-<br />

Aus Material der Umgebung wurden die Almhütten einst errichtet. Das macht sie zu<br />

Schmuckstücken in der Landschaft.<br />

Foto: Edith Runer<br />

KulturFenster 43<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


geschaffen & geprägt<br />

Einige Almen sind wegen erschwerter Zugänglichkeit<br />

in ihrer ursprünglichen Form<br />

erhalten geblieben. Viele sind aber inzwischen<br />

– auch durch die Zufahrtsmöglichkeiten<br />

– abgerissen, umgebaut oder neu<br />

aufgebaut worden.<br />

Historische Almen sind in der<br />

Regel sehr funktional und einfach,<br />

sie weisen eine enge<br />

Verbundenheit mit der Landschaft<br />

auf und fügen sich organisch<br />

ins Gelände ein. Sie<br />

bestehen meist aus einfachen<br />

Wohnhütten (früher meist Einraumhütte,<br />

erst später dann oft<br />

Zimmer) und Ställen zur Unterbringung<br />

der Tiere, eventuell auch<br />

noch Sennhütten, wenn Melkvieh versorgt<br />

wurde.<br />

Eine Erhebung der Bausubstanz wäre sehr<br />

zu begrüßen, sodass quantitative Aussagen<br />

über historisch bedeutende<br />

Almen gemacht werden<br />

könnten. Eine Datierung<br />

ist meist nur über eine dendrochronologische<br />

Untersuchung möglich.<br />

Der heurige Tag der Landschaft wollte die<br />

kulturhistorische, ökologische und wirtschaftliche<br />

Bedeutung unserer Almlandschaften<br />

in den Fokus nehmen.<br />

Claudia Plaikner<br />

Almen können also schöne Beispiele dafür sein,<br />

wie sich Nachhaltigkeit, Ökologie, Tradition und<br />

wirtschaftlicher Nutzen vereinen.<br />

Claudia Plaikner<br />

Südtirols Almen in Zahlen<br />

1700 Almen (großteils Hochalmen, über der Baumgrenze)<br />

34% der Landesfläche sind Almen.<br />

14% der Landesfläche sind reine Weiden.<br />

78% der Almen sind erschlossen.<br />

71% der Almen sind in Privatbesitz.<br />

.<br />

15% der Almen gehören Interessentschaften.<br />

50% des Viehbestandes werden gealpt.<br />

17% der gealpten Großvieheinheiten weiden auf zwei Dritteln<br />

der großen Almen. Große Almen sind eher selten und<br />

vor allem im Vinschgau zu finden. Dort sind viele Almen<br />

in Gemeindebesitz. Für Südtirol typischer sind<br />

kleinere Almen mit wenig Großvieheinheiten.<br />

KulturFenster 44<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Die Alm als Kulturerbe<br />

Tag der Landschaft der Stiftung Landschaft auf<br />

der Obermoaralm am Fuchsberg<br />

anhand des Holzes, sind bei Almen selten.<br />

Auf der Obermoaralm wurden sie durchgeführt<br />

und kamen zu einem erstaunlichen<br />

Ergebnis: Die Gebäude – Almhütte mit<br />

Wohn-/Schlafraum und Stall, Vorratskasten,<br />

Schweinestall und Herdhütte – stehen<br />

dort seit mindestens 500 Jahren. So<br />

lange haben sie dem Wetter und den Klimaveränderungen<br />

standgehalten – was<br />

für die Qualität des verwendeten Materials<br />

und für das Geschick der Erbauer spricht.<br />

Freilich wurde das eine oder andere im Lauf<br />

der Jahrhunderte ausgebessert, doch große<br />

Eingriffe hat es nicht gegeben. Nach wie<br />

vor ist die Alm im Sommer bewirtschaftet.<br />

Die Schwester eines der Eigentümer, Michaela,<br />

tischt hungrigen Wanderern einfache<br />

Bauernkost auf. Um einen Gastbetrieb<br />

handelt es sich allerdings nicht. Hier<br />

oben haben die Kühe das Sagen – edles<br />

Grauvieh, mit Hörnern ausgestattet – ein<br />

heutzutage leider nur noch seltenes Phänomen.<br />

Weiter in Richtung der Gipfel tun<br />

sich Ziegen und Schafe an den winzigen<br />

Gräslein gütlich.<br />

Die Obermoaralm gehört zu den wenigen Almen, die unter Denkmalschutz stehen. Sie soll<br />

nun über die Stiftung Landschaft saniert werden.<br />

Foto: Stiftung Landschaft<br />

Vom Menschen geschaffen, von der Natur<br />

geprägt – so ungefähr lässt sich die Alm als<br />

Lebensraum charakterisieren. Die Stiftung<br />

Landschaft hat am „Tag der Landschaft“ die<br />

Almen in den Fokus gerückt, denn „unsere<br />

Aufgabe ist es, dieses Werk von Mensch<br />

und Natur zu pflegen“, sagt Präsidentin Sigrid<br />

Pernthaler.<br />

Seit zehn Jahren hält die Stiftung Landschaft<br />

jährlich den Tag der Landschaft ab.<br />

2022 traf man sich auf einer besonders<br />

artenreichen Bergwiese in Planeil, die ein<br />

älterer Bauer der Stiftung verkauft hatte,<br />

welche sich seitdem um den Erhalt<br />

dieses auch mit seltenen Pflanzenarten<br />

gespickten Naturreservates<br />

kümmert. Anfang Juli<br />

dieses Jahres war hingegen<br />

die seit 2003 denkmalgeschützte<br />

Obermoaralm im<br />

Schnalstal das Ziel der Stiftungsmitglieder.<br />

Es ist eine<br />

der wenigen Almen in Südtirol,<br />

die unter Denkmalschutz<br />

gestellt wurden, ein wunderbares<br />

Ensemble von fünf Gebäuden auf über<br />

2000 Metern Meereshöhe oberhalb von<br />

Katharinaberg.<br />

Die Obermoaralm – sie gehört noch zur<br />

Gemeinde Naturns – war schon seit jeher<br />

im Besitz des Moarhofes und des Obermoarhofes<br />

– einst ein einziger Hof, den<br />

der Ururgroßvater der heutigen Eigentümer<br />

erworben hatte, der später geteilt<br />

wurde und wo heute die Familien Valentin<br />

Müller und Florian Müller zwei Landwirtschaften<br />

betreiben.<br />

Mehr als 500 Jahre alt<br />

Dendrochronologische Untersuchungen,<br />

also Altersbestimmungen<br />

Behutsame Sanierung<br />

Seit einigen Jahren hat die Alm eine Zufahrt,<br />

die nur mit Genehmigung des Forstamtes<br />

befahren werden darf. Vorher gab<br />

es eine Materialseilbahn bis zum zwei Kilometer<br />

entfernten Dickhof. Die Erschließung<br />

durch einen Fahrweg macht es den<br />

Bauern möglich, das Holz des Waldes mit<br />

zu nutzen. Außerdem erleichtert es wesentlich<br />

die nunmehr unbedingt notwendige<br />

Sanierung, um die sich die Eigentümerfamilien<br />

gerne bemühen. Mit einem<br />

Dach hat man bereits begonnen, um die<br />

Innenräume zu schützen. Nun sollten weitere<br />

möglichst behutsame Maßnahmen<br />

erfolgen, die dem Erhalt des denkmalgeschützten<br />

Ensembles Rechnung tragen.<br />

Und hier kommt nun die Stiftung Landschaft<br />

ins Spiel. „Ein Mitglied hat uns auf<br />

dieses wunderbare Ensemble aufmerksam<br />

gemacht“, erzählt Sigrid Pernthaler. Man<br />

habe sich die Obermoaralm angeschaut,<br />

mit den Eigentümern und mit dem Landes-<br />

Wenn Mensch, Tier und Pflanzen auf der Alm<br />

freundlich zusammenleben und aufeinander Acht<br />

geben, wird dieser einzigartige Lebensraum erhalten<br />

bleiben.<br />

Sigrid Pernthaler<br />

KulturFenster 45<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


geschaffen & geprägt<br />

denkmalamt über die notwendigen Maßnahmen<br />

gesprochen, einen Sponsor für die<br />

Finanzierung eines Teils der Arbeiten gefunden<br />

– „und nun können wir loslegen“.<br />

Die Alm soll nun saniert, dabei im Wesentlichen<br />

in ihrem ursprünglichen Aussehen<br />

belassen, dennoch aber zu guten Bedingungen<br />

bewohn- bzw. benutzbar gemacht<br />

werden. Für die Umsetzung dieser Ziele<br />

sind Fachleute notwendig, die wissen, was<br />

sie tun und behutsam vorgehen. Auch darüber<br />

wurde am Tag der Landschaft diskutiert.<br />

„Es wird eine Zusammenarbeit von<br />

Stiftung, Landesdenkmalamt und Eigentümern<br />

sein“, erklärt Sigrid Pernthaler. Letztere<br />

werden u. a. das Holz zur Verfügung<br />

stellen und Hand anlegen, wo es braucht.<br />

Man wird Schritt für Schritt vorgehen, auch<br />

mit der finanziellen Unterstützung durch<br />

das Landesdenkmalamt.<br />

Erhebung der Almen<br />

angeregt<br />

Die Stiftung Landschaft<br />

„Das von Natur und Mensch geschaffene landschaftliche Erbe Südtirols in seiner<br />

ökologischen und kulturgeschichtlichen Vielfalt zu erhalten und nachhaltig<br />

zu sichern, ist unser Ziel.“ Dieser Satz auf der Startseite der Homepage sagt<br />

schon sehr viel über die Stiftung Landschaft Südtirol aus. 2009 von 24 Personen<br />

gegründet, ist die Stiftung mittlerweile auf über 100 Mitglieder angewachsen.<br />

Sie alle ermöglichen durch Mitgliedsbeiträge und Spenden die ehrenamtliche<br />

Tätigkeit, die von einem Vorstand geleitet wird: Sigrid Pernthaler als Präsidentin,<br />

Hanspeter Staffler als Vizepräsident sowie Lucia Attinà, Norbert Dejori und<br />

Thomas Wilhalm. Die Stiftung kauft Liegenschaften an, erbt sie oder bekommt<br />

sie auf anderem Wege überantwortet, um sie im Sinne gewachsener Kultur zu<br />

schützen, zu fördern, weiterzuentwickeln und nachhaltig zu sichern.<br />

Im Laufe der Jahre haben sich fixe Veranstaltungen im Jahreskalender der Stiftung<br />

herauskristallisiert, etwa das Hoffest auf dem stiftungseigenen Crozzolhof<br />

in Salurn, der Tag der Landschaft im Sommer und die Stubengespräche rund<br />

um Martini im November. Bei Letzteren wird mit Fachleuten über ein Thema<br />

diskutiert. Im November dieses Jahres werden es erneut die Almen und Almhütten<br />

sein, die bei den Stubengesprächen im Mittelpunkt stehen.<br />

Für die Stiftung Landschaft ist das Projekt<br />

Obermoaralm auch deshalb etwas Besonderes,<br />

weil man im Zuge der Vorbereitungen<br />

auf die Sanierung entdeckt hat, dass Südtirols<br />

Almbestand nicht wirklich erhoben<br />

ist. „Das ist für uns ein Anlass, um darauf<br />

aufmerksam zu machen, wie wichtig eine<br />

Erhebung wäre. Denn es gibt bestimmt<br />

noch eine schöne Anzahl an schützensbzw.<br />

erhaltenswerten Almen, deren wertvolle<br />

Gebäude ansonsten vielleicht abgerissen<br />

oder die sonst aufgelassen werden.“<br />

Almen seien ein wesentliches Stück Kulturlandschaft,<br />

die aber entsprechend gepflegt<br />

und bewirtschaftet werden müssten,<br />

um ihren von Biodiversität geprägten Charakter<br />

zu bewahren. „Wenn Mensch, Tier<br />

und Pflanzen auf der Alm freundlich zusammenleben<br />

und aufeinander Acht geben,<br />

wird dieser einzigartige Lebensraum<br />

erhalten bleiben", fasst Sigrid Pernthaler<br />

ihre Zukunftsvision zusammen.<br />

Edith Runer<br />

Diese Orte sind einen Besuch wert<br />

Der Tag der Landschaft findet jedes Jahr<br />

an ausgewählten Orten statt. Viele von denen,<br />

die in den vergangenen Jahren Schauplätze<br />

der Veranstaltung waren, sind immer<br />

einen Besuch wert.<br />

Castelfeder beispielsweise, ein archaisches,<br />

prähistorisches Stück Kulturlandschaft<br />

unweit von Auer, eingeschlossen<br />

von intensiv bewirtschafteten Obst- und<br />

Weinkulturen. Oder das naturbelassene,<br />

autofreie Vigiljoch als Beispiel für zeitlose<br />

Erholungsorte. Der Rundwanderweg<br />

„Urundum“ führt entlang historischer Trockenmauern<br />

in Kurtatsch. Im Nachbardorf<br />

Margreid hat die Stiftung indessen<br />

eine ehemalige Obstwiese in ein Biotop<br />

verwandelt. Auch das Biotop Falschauermündung<br />

in Lana lädt zum Verweilen ein.<br />

Es zeigt sich als ein Ort der Ruhe und der<br />

Natur zwischen Industrie, Landwirtschaft<br />

und Verkehr. Wer nach Planeil im Obervinschgau<br />

fährt und dort wandert, der kommt<br />

vielleicht an der von der Stiftung erworbenen<br />

Bergwiese vorbei, auf der auch seltene<br />

Pflanzenarten gedeihen. Nicht zuletzt<br />

hat die Stiftung auf der Oswaldpromenade<br />

in Bozen, am Tappeinerweg in Meran und<br />

im Römerturm bei Elvas kleine „Hinweise“<br />

geschaffen, die zum Nachdenken über die<br />

Landschaft und ihren Wandel im Lauf der<br />

Zeit anregen.<br />

KulturFenster 46<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Forschungsprojekt<br />

wird angestoßen<br />

Landeskonservatorin Karin Dalla über den<br />

KulturFenster: Man hört von denkmalgeschützten<br />

Bauernhöfen, aber selten von<br />

denkmalgeschützten Almen. Warum ist<br />

das so?<br />

Karin Dalla Torre: Das ist so, weil es sich<br />

bei den Almen bzw. Almhütten um ein besonders<br />

interessantes, aber bis heute wenig<br />

sichtbares Spezialthema des Kulturgüterschutzes<br />

handelt. Meistens sieht man<br />

dieser Gebäudetypologie ihr Alter auf den<br />

ersten Blick nicht an, und die Gebäude<br />

wurden oft weitergebaut oder verändert.<br />

Daher ist es schwer, sie ohne eine wissenschaftliche<br />

Grundlage richtig einzuordnen.<br />

Hier sind die Bauforschung und<br />

die Dendrochronologie gefragt, um Klarheit<br />

zu schaffen.<br />

KF: Wie viele denkmalgeschützte oder zum<br />

Teil geschützte Almen gibt es in Südtirol?<br />

Dalla Torre: Es gibt derzeit eine Handvoll<br />

denkmalgeschützter Almen in Südtirol,<br />

das Internetportal Monumentbrowser des<br />

Landesdenkmalamtes gibt darüber Auskunft.<br />

Allerdings sind die Übergänge zwischen<br />

den Resten alter Haufenhöfe und<br />

den Almhütten oft fließend. Es wäre eine<br />

Denkmalschutz auf Almen<br />

systematische Erhebung notwendig,<br />

um mehr Klarheit<br />

zu erhalten.<br />

KF: Nach welchen Kriterien<br />

werden Gebäude<br />

auf Almen denkmalgeschützt?<br />

Dalla Torre: Die Kriterien<br />

für den Denkmalschutz für<br />

Almhütten und andere Holzbauten<br />

sind dieselben wie für die<br />

anderen Gebäudetypologien. Besonders<br />

ausschlaggebend sind das Alter und die<br />

Konstruktionsweise. Vor Kurzem hat die Landesregierung<br />

in der Gemeinde Wolkenstein<br />

einen unscheinbaren kleinen Stadel unter<br />

Denkmalschutz gestellt. Die Bauforschung<br />

und die Dendrochronologie haben den Originalbestand<br />

auf 1350 datieren können.<br />

KF: Denkmalschutz bedeutet meist große<br />

Investitionen und Einschränkungen bei der<br />

Sanierung. Inwiefern gibt es Unterstützung<br />

vom Landesdenkmalamt?<br />

Dalla Torre: Diese unbegründeten Vorurteile<br />

sind wohl schwer abzubauen, stelle<br />

ich aufgrund dieser Frage fest. Die Mehrkosten<br />

beim Bauen im Denkmalschutz betragen<br />

laut Statistik etwa 15 Prozent. Für<br />

jene baulichen Maßnahmen, die aufgrund<br />

des Denkmalschutzes Mehrkosten verursachen<br />

– Statik, Dach, Entfeuchtung, Restaurierung<br />

von Oberflächen, Dach usw. –<br />

gibt es Beiträge des Landesdenkmalamtes.<br />

Sie liegen zwischen 40 und 90 Prozent<br />

der anerkannten Kosten für diese Maßnahmen.<br />

Ein Beitrag kann auch mehrere<br />

Hunderttausend Euro betragen. So viel<br />

Steuergeld kann in private und öffentliche<br />

Bauten fließen, wenn<br />

das öffentliche Interesse des<br />

Denkmalschutzes zur Erhaltung<br />

gegeben ist.<br />

Es stimmt, dass alle baulichen<br />

Maßnahmen vom<br />

Landesdenkmalamt ermächtigt<br />

werden müssen<br />

und dass es für den<br />

Umgang mit denkmalgeschützter<br />

Bausubstanz internationale<br />

Regeln gibt. Dafür werden<br />

die Eigentümer*innen von den Fachleuten<br />

des Landesdenkmalamtes beraten.<br />

Wenn sich die Menschen auf den Dialog<br />

einlassen, entstehen schöne Ergebnisse<br />

und ein bedeutender Mehrwert für<br />

die Eigentümer und für die Gesellschaft.<br />

KF: Sie sagen, die Almen wären ein interessantes<br />

Forschungsgebiet …<br />

Dalla Torre: Die Erhebung der Almhütten<br />

ist eines unserer Forschungsdesiderate<br />

der nächsten Jahre. Wir werden eine Gesamterhebung<br />

und ein Forschungsprojekt<br />

anstoßen.<br />

Interview: Edith Runer<br />

Almen unter Denkmalschutz<br />

Insgesamt sind in Südtirol nur eine Handvoll Almen denkmalgeschützt. Seit 1982 etwa die Alte Kaser auf der Pfistradalm im<br />

Passeiertal mit einem gotischen Blockhaus, in dem ein Bauernmuseum untergebracht ist. Diese Alm ist bereits 1357 urkundlich<br />

erwähnt. Die Almhütte ist Teil eines „Almdorfes“ mit dem Kirchlein St. Anna.<br />

Auch das Gebäude der Mitterkaseralm im Pfossental in Schnals wurde 1989 unter Denkmalschutz gestellt. Es handelt sich um<br />

einen spätgotischen Blockbau mit steingepflastertem Eingang. Im Giebelbundwerk findet man die Jahreszahl 1620, über dem<br />

Türholm die Jahreszahl 1670. Besonders erwähnenswert sind hier auch die Stube und die gewölbte Küche.<br />

Seit 2003 steht die Obermoaralm am Fuchsberg oberhalb von Katharinaberg (Schnals, Gemeinde Naturns) unter Denkmalschutz.<br />

Sie geht laut dendrochronologischen Untersuchungen auf das 15. Jahrhundert zurück.<br />

Die Almhütte in Hochkasern bei Mühlbach aus dem 17./18. Jahrhundert steht seit 2011 unter Denkmalschutz. Die Alm besteht<br />

aus einem zweigeschossigen Rundholzblockbau (oben Wohn-/Schlafraum, unten Stall) und wurde als Motiv vom Maler<br />

Franz Defregger auf einem Bild festgehalten.<br />

Viele Almen, die man denkmalgeschützt vermuten würde, sind es nicht, so etwa die Fanealm, die aus knapp 40 Hütten besteht<br />

und auf ein mittelalterliches Lazarett für Cholera- und Pestpatienten zurückgehen soll. Dort steht nur die Maria-Hilf-Kapelle<br />

unter Denkmalschutz.<br />

HPV<br />

KulturFenster 47<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


geschaffen & geprägt<br />

Ökologische Vielfalt auf<br />

Almen erhalten<br />

Warum richtige Bewirtschaftung die Voraussetzung für Biodiversität ist<br />

Um die Vielfalt auf den Almen zu erhalten, müssen sie entsprechend<br />

bewirtschaftet werden. Es gilt, auf die Art der Beweidung zu achten,<br />

aber vor allem, Mist und Gülle so gut wie möglich zu vermeiden.<br />

Kleintiere wie Schafe oder Ziegen sind ideale Mähmaschinen<br />

für sensible Zonen.<br />

Fotos: Edith Runer<br />

Neben der landeskulturellen und wirtschaftlichen<br />

Bedeutung kommt den Almen ein unschätzbarer<br />

ökologischer Wert zu. Warum<br />

das so ist, erklärt der Biologe und Direktor<br />

des Landesamtes für Natur, Leo Hilpold, in<br />

folgendem Interview.<br />

KulturFenster: Wie und warum sind Almen<br />

entstanden?<br />

Leo Hilpold: Sie sind aus der Notwendigkeit<br />

entstanden, auch die oberen Höhenstufen<br />

für die Viehwirtschaft zu nutzen, also Fressen<br />

für die Tiere zu erwirtschaften. Neben<br />

der Mahd der Wiesenflächen, die als Folge<br />

der Waldnutzung entstanden ist, war es die<br />

tatkräftige Beweidung mit Ziegen und<br />

Schafen, die eine offene Landschaft<br />

sicherte. Meistens liegen Almen<br />

an oder leicht über der Waldgrenze,<br />

also zwischen 1500<br />

und 2200 Metern Meereshöhe.<br />

Dorthin hat der Hirte die<br />

Kleintiere zur Weide geführt. Er<br />

achtete darauf, dass die Tiere<br />

zusammenblieben, und darauf,<br />

dass sie gezwungen wurden, alles<br />

abzufressen, was an der Stelle<br />

wuchs. Nur fressen, was schmeckt, war<br />

den Weidetieren nicht möglich. War alles<br />

abgefressen, zog man weiter. Zu den Aufgaben<br />

des Hirten gehörte es auch, aufkommende<br />

Bäumchen abzuschneiden und die<br />

Weide zu „putzen“. Im Lauf der Jahrzehnte<br />

konnte sich durch diese Wirtschaftsweise ein<br />

neues ökologisches Gleichgewicht einstellen<br />

mit einer außergewöhnlich hohen Biodiversität.<br />

Wo Misch-Nadelwälder hinauf<br />

bis in die Kampfwaldstufe waren, konnten<br />

auf diese Weise Almen entstehen, also offene<br />

Lebensräume.<br />

KF: Welche ökologische Bedeutung haben<br />

die Almen?<br />

Hilpold: Da müssen wir unterscheiden<br />

zwischen einst<br />

und jetzt. Früher waren die Almen ein gigantischer<br />

Biodiversitäts-Pool, weil sich hier<br />

über die Jahrhunderte hinweg, in denen er<br />

entstanden ist, zahlreiche Pflanzenarten mit<br />

den unterschiedlichsten ökologischen Ansprüchen<br />

entwickeln konnten – im Unterschied<br />

zum Lebensraum des „finsteren“<br />

Waldes, der a priori artenarm ist. Weil Almen<br />

nicht planiert wurden, waren sie von<br />

Senken und Hügeln geprägt. So konnten<br />

sich an jedem Standort – trocken, feucht,<br />

sonnig, schattig – jene Pflanzen etablieren,<br />

die dort die besten Überlebenschancen hatten.<br />

Zudem hat die traditionelle und standortgerechte<br />

Bewirtschaftung der Wiesenflächen<br />

den Artenreichtum gefördert, weil die<br />

Heute werden auf den Almen, besonders in den unteren<br />

Höhenlagen, oft zu viele Nährstoffe in Form<br />

von Mist und Gülle eingebracht. Dadurch wird das<br />

schnelle Wachstum einiger weniger Gräser und<br />

krautigen Arten gefördert, die optimal an diese hohen<br />

Nährstoffgaben angepasst sind.<br />

Leo Hilpold, Biologe und Direktor des Landesamtes für Natur<br />

Foto: Privat<br />

KulturFenster 48<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Mit der richtigen Kombination von Weide und Mahd kann sich auch längerfristig ein andauerndes und vielfältiges Ökosystem erhalten.<br />

Almen erst spät im Sommer mit der Hand<br />

gemäht wurden. Dieses späte Mähen war<br />

für das Aussamen der krautigen Pflanzenarten<br />

überlebenswichtig. Orchideenarten wie<br />

das Kohlröschen samen erst spät im Sommer<br />

aus. Eine frühe Mahd oder eine Vorweide<br />

am Beginn des Sommers bedeutet<br />

für diese Art das Ende ihres Fortbestandes.<br />

KF: Heute wird im Sommer bis zu dreimal<br />

gemäht …<br />

Hilpold: Heute werden auf den Almen, besonders<br />

in den unteren Höhenlagen, oft zu<br />

viele Nährstoffe in Form von Mist und Gülle<br />

eingebracht. Dadurch wird das schnelle<br />

Wachstum einiger weniger Gräser und krautigen<br />

Arten gefördert, die optimal an diese<br />

hohen Nährstoffgaben angepasst sind. Ein<br />

Beispiel ist der Löwenzahn, der die vielen<br />

seltenen Pflanzenarten in ihrer Existenz verdrängt.<br />

Mehr Nährstoffe bedeutet auch höherer<br />

Futterertrag und häufigere Mahd – wohl<br />

oft, auch längerfristig gedacht, zu Ungunsten<br />

der Futterqualität. Ebenso haben Pflanzen,<br />

die spät aussamen, wegen der Mahdhäufigkeit<br />

keine Chance mehr zu überleben.<br />

Wenn man in extensiven, standortgerechten<br />

Almwiesen 70 verschiedene Gefäßpflanzen<br />

findet, so beschränkt sich die Biodiversität<br />

bei intensiven Wiesen innerhalb weniger<br />

Jahre auf einige Allerweltsarten. Löwenzahn<br />

ist übrigens ein sehr guter Indikator<br />

für den Stickstoffreichtum in den Wiesen.<br />

KF: Sind die Almen rein vom Standpunkt der<br />

Artenvielfalt nutzlos geworden?<br />

Löwenzahnwiesen,<br />

so schön sie auf die<br />

Betrachter*innen<br />

wirken mögen, sind<br />

ein Indikator für<br />

Stickstoffreichtum<br />

im Boden.<br />

Hilpold: Nein, so pauschal kann man das<br />

nicht sagen. Jene Wiesen, wo teilweise massiv<br />

Nährstoffe ausgebracht wurden, haben<br />

ihre Artenvielfalt völlig verloren. Auf Almen<br />

und Bergwiesen, die teilweise noch traditionell<br />

und standortgerecht bewirtschaftet werden,<br />

gibt es noch eine hohe Artenvielfalt.<br />

Wichtig ist, dass diese Almen auch weiterhin<br />

richtig bewirtschaftet werden, sei es was<br />

die Mahd betrifft als auch die Beweidung.<br />

KF: Das heißt konkret …?<br />

Hilpold: Keine bzw. weniger Gülle bzw. Mist<br />

ausbringen und nur dort, wo es der Boden<br />

und die Vegetation erlauben, mit Großvieh<br />

wie Rindern und Pferden beweiden, ansonsten<br />

mit Ziegen und Schafen. Ebenso sollten<br />

auf naturschutzfachlich sensiblen Flächen<br />

wie an Orchideenstandorten nicht frühzeitig<br />

Pferde weiden, da sich der Pflanzenbestand<br />

durch den tiefen und jahreszeitlich<br />

frühen Verbiss nicht regenerieren und fortpflanzen<br />

kann. Mit der richtigen Kombination<br />

von Weide und Mahd kann sich auch<br />

längerfristig ein andauerndes und vielfältiges<br />

Ökosystem erhalten. Das ist arbeitsund<br />

kostenintensiv und soll daher auch<br />

weiterhin mit gezielten Beiträgen zum Erhalt<br />

der Natur- und Kulturlandschaft gefördert<br />

werden.<br />

Interview: Edith Runer<br />

Aus der Redaktion<br />

Ihre Beiträge (Texte und Bilder) für die Seiten des<br />

Heimatpflegeverbandes senden Sie bitte an: florian@hpv.bz.it<br />

Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie uns unter<br />

folgender Nummer: +39 0471 973 693 (Heimatpflegeverband)<br />

Redaktionsschluss für<br />

die nächste Ausgabe des<br />

„KulturFensters“ ist:<br />

Freitag, 15. September <strong>2023</strong><br />

49<br />

KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


informiert & reflektiert<br />

Mobilitätsplan:<br />

Die Richtung stimmt, aber …<br />

Wichtige Maßnahmen, aber manches nicht<br />

thematisiert oder zu Ende gedacht<br />

Noch nie verfügte Südtirol über ein so umfassendes<br />

und fundiertes Planungswerk in<br />

Sachen Verkehr: Der am 20. Juni von der<br />

Landesregierung beschlossene „Landesplan<br />

für nachhaltige Mobilität“ (LPNM)<br />

weist vielfach in die richtige Richtung. Ob<br />

wir damit bis 2040 auch die Klimaneutralität<br />

erreichen, wie vom Klimaplan gefordert,<br />

bleibt völlig offen.<br />

Der „Umweltverbund“ soll gestärkt werden<br />

Größtes Gewicht legt der neue Mobilitätsplan<br />

auf den Ausbau der Bahninfrastruktur,<br />

auf die Stärkung des Fußgänger- und<br />

Fahrradverkehrs, auf die Umrüstung – vor<br />

allem beim Güterverkehr – auf nicht-fossile<br />

Antriebsformen (H 2<br />

und Elektro), auf mehr<br />

intermodale Knotenpunkte und auf die Digitalisierung<br />

des öffentlichen Personennahverkehrs<br />

(ÖPNV). Dabei sollte man nicht<br />

vergessen: Derzeit fließt noch der Großteil<br />

der Verkehrsausgaben des Landes in<br />

den Straßenbau. Werden die Vorhaben des<br />

LPNM planmäßig umgesetzt, wird es 2035<br />

tatsächlich eine „nachhaltigere Mobilität“<br />

mit weit mehr Bewegungen im „Umweltverbund“<br />

geben, sprich Bahn, Bus, Fahrrad<br />

und zu Fuß. Beim näheren Hinsehen<br />

kommen jedoch auch einige Zweifel am<br />

Mobilitätsplan auf.<br />

Güter-Transitverkehr<br />

geht kaum zurück<br />

Laut Prognosen des LPNM wird der Güterverkehr<br />

über den Brenner auch nach<br />

Inbetriebnahme des Brennerbasistunnels<br />

(BBT) 2032 nur geringfügig<br />

abnehmen. Auf<br />

der Straße werden bis<br />

2040 nur 10,7% weniger<br />

LKW den Brenner<br />

passieren, das Güterverkehrsaufkommen<br />

auf der Bahn wird sich<br />

hingegen verdreifachen<br />

(+ 215%). Denkt man<br />

Umwegtransit wird nicht<br />

automatisch ökologischer,<br />

wenn mit Wasserstoff betrieben.<br />

Thomas Benedikter<br />

Bis 2035 stehen, neben dem BBT mit Zulaufstrecken,<br />

bedeutsame Investitionen in<br />

die Bahn an, so der LPNM: die Elektrifi-<br />

StauaufderAutobahn:SolcheSzenarienwerdensichauchnachderInbetriebnahmedesBrennerbasistunnelskaumändern,denndasLKW-AufkommenunddertouristischeVerkehrnehmenlaufendzu.<br />

an den gewaltigen Aufwand für den Bau<br />

des BBT nebst sehr langen Zulaufstrecken,<br />

ist dies eine geringe Entlastung der<br />

Straße. Im Grunde wird die Bahn 2040<br />

nur die von <strong>2023</strong> bis 2040 zusätzlich generierte<br />

Menge an transportierten Gütern<br />

absorbieren. Die Brennerachse bliebe der<br />

weitaus wichtigste Transitkanal durch die<br />

Alpen. Der heutige Umweg-Transitverkehr<br />

wird vom LPNM gar nicht thematisiert.<br />

Angesichts des fast unveränderten LKW-<br />

Aufkommens setzt der Mobilitätsplan als<br />

langfristige Priorität auf emissionsfreie<br />

Fahrzeuge, vor allem<br />

auf die Antriebstechnik<br />

Wasserstoff. „Digital<br />

Green Corridor“ lautet<br />

die magische Formel,<br />

welche die A22 mit H 2<br />

-<br />

Tank- und Produktionsanlagen<br />

zu einem klimaund<br />

umweltfreundlichen<br />

Verkehrskorridor machen<br />

soll. Doch steht noch in den Sternen,<br />

wie rasch 2,48 Mio. LKW-Fahrten<br />

(Stand 2022) auf Wasserstoff und Strom<br />

umgestellt werden und ob dieser Energiebedarf<br />

überhaupt mit lokalem grünem<br />

Strom gedeckt werden kann. Zudem belasten<br />

auch H 2<br />

-LKW die Umwelt durch<br />

Lärm, Reifenabrieb, Strom- und Materialverbrauch.<br />

Zudem wird der Umwegtransit<br />

nicht automatisch ökologischer, wenn<br />

mit Wasserstoff betrieben. Um Klimaneutralität<br />

zu erreichen, wird die Dekarbonisierung<br />

alleine nicht reichen. Der HPV hat<br />

deshalb in seiner Stellungnahme zum Mobilitätsplan<br />

auf echter Kostenwahrheit beim<br />

Güterverkehr beharrt.<br />

Qualitätssprung bei der<br />

Bahninfrastruktur<br />

Foto: Markus Lobis<br />

KulturFenster 50<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Alpentour mit dem Motorrad: 44% der Treibhausgasemissionen in Südtirol stammen aus<br />

der fossil betriebenen Mobilität.<br />

Foto: Thomas Benedikter<br />

zierung der Vinschger Bahn, die Riggertalschleife,<br />

der Virgltunnel für die Trasse<br />

Meran-Bozen, die Verlegung des Bahngüterverkehrs<br />

in den Tunnel bei Bozen,<br />

der Ausbau des Bozner Bahnhofs. Damit<br />

nicht genug.<br />

Der LPNM fasst auch den zweigleisigen<br />

Ausbau der Strecke Bozen-Meran, die<br />

teilweise Verdoppelung der Gleise im<br />

Vinschgau und oberen Pustertal und einige<br />

Standseil- und Seilbahnprojekte ins<br />

Auge. Außerdem muss für bessere Intermodalität<br />

(Umladebahnhof) im Raum Bozen<br />

gesorgt werden. Dies gilt auch für alle<br />

größeren Bahnhöfe, was den Umstieg von<br />

Personen von der Bahn auf PKW, Fahrrad<br />

und Bus erleichtern und den ÖPNV<br />

insgesamt attraktiver werden lässt. Wie<br />

kann diese Fülle an Bauvorhaben finanziell<br />

gestemmt werden? Wie können die<br />

relativ knappen Planungs- und Bauzeiten<br />

bis 2035 gehalten werden? Dies lässt der<br />

LPNM offen.<br />

Übermaß an<br />

touristischer Mobilität<br />

Der touristisch erzeugte Verkehr führt<br />

heute schon zu Stress auf allen Verkehrswegen:<br />

Autobahn, Landesstraßen, innerörtlich,<br />

Passstraßen, sogar beim ÖPNV.<br />

Das Mengengerüst der Besuchermobilität<br />

ist gewaltig: 10 Millionen Anreisen einschließlich<br />

der Tagesgäste, 11,2 Millionen<br />

Fahrzeuge im Jahr auf der Autobahn<br />

(Mautstelle Schönberg 2022), immer wieder<br />

Staus wegen Überlastung. Der LPNM<br />

setzt auf folgende Strategie: Immer mehr<br />

Touristen sollen entweder die Bahn oder<br />

möglichst emissionsfreie Fahrzeuge für die<br />

Der Ausbau der Bahninfrastruktur ist eine wichtige Maßnahme im Mobilitätsplan. Ob sie<br />

reicht, wenn künftig auch der Großteil der Touristen mit den Öffis fahren soll? Foto LPA<br />

Anreise nutzen. Konkret: Bis 2037 sollen<br />

35% der Urlaubsgäste unser Land mit der<br />

Bahn erreichen.<br />

Wie will man immer anspruchsvollere Gäste<br />

zum Verzicht aufs Auto und Motorrad bewegen?<br />

Kann das ÖPNV-Angebot die angepeilte<br />

Zusatznachfrage noch decken?<br />

Kann diese Masse an Mobilität überhaupt<br />

klimaneutral organisiert werden? Auch<br />

hier bleibt der LPNM schlüssige Antworten<br />

schuldig. Wenn der motorisierte Individualverkehr<br />

bis 2037 um 40% sinken<br />

soll (Klimaplan), kann das nicht mit ständig<br />

steigenden Touristenankünften geschehen.<br />

Deshalb ist am Mengengerüst touristischer<br />

Ankünfte selbst zu schrauben, um<br />

den Druck einer Mobilität zu mindern, die<br />

völlig aus dem Ruder läuft.<br />

Bei diesem Trend<br />

Klimaneutralität bis 2040<br />

nicht erreichbar<br />

Der Bereich Verkehr ist mitentscheidend,<br />

um Südtirol bis 2040 zur Klimaneutralität<br />

zu verhelfen. Nicht weniger als 44% der<br />

Treibhausgasemissionen stammen aus der<br />

Wenn der motorisierte Individualverkehr<br />

bis 2037 um 40% sinken soll,<br />

kann das nicht ständig steigenden<br />

Touristenankünften geschehen.<br />

Thomas Benedikter<br />

fossil betriebenen Mobilität, allein 37% davon<br />

von der A22. Weiter steigender Güterverkehr<br />

über den Brenner und noch<br />

mehr touristisches Verkehrsaufkommen,<br />

das geht auch bei teilweiser Dekarbonisierung<br />

der Fahrzeuge mit Klimaneutralität<br />

bis 2040 nicht zusammen. Natürlich<br />

müssten auch die Einheimischen massiv<br />

und vor allem beim innerörtlichen Verkehr<br />

(34% der CO 2<br />

-Emissionen des Verkehrs)<br />

vom PKW aufs Fahrrad und den ÖPNV<br />

umsteigen, um der Klimaneutralität eine<br />

Chance zu geben. Nur weniger intensiver<br />

Handelsaustausch mit weniger Umweg-Güterverkehr,<br />

mehr Kostenwahrheit und ein<br />

gesamtalpines Transit-Güterverkehrsmanagement,<br />

Besinnung auf ein klima- und<br />

umweltverträgliches Maß beim Tourismus<br />

und ein Zurückschrauben der Übermotorisierung<br />

der Einheimischen wird die heutige<br />

Überlastung des Südtiroler Mobilitätssystems<br />

lindern können.<br />

Thomas Benedikter<br />

KulturFenster 51<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


informiert & reflektiert<br />

Speicherbecken:<br />

Präzedenzfall im Überetsch<br />

Teile des Altenburger und des Montiggler Waldes<br />

sollen der Bewässerung geopfert werden<br />

Vier große Speicherbecken für die Bewässerung<br />

sollen im Gemeindegebiet von Kaltern<br />

gebaut werden. Allerdings nicht im<br />

Landwirtschaftsgebiet der Bauern, sondern<br />

in naturbelassenen Mischwäldern auf Flächen,<br />

die der Allgemeinheit gehören. Das<br />

ist ein Schritt in die falsche Richtung – und<br />

ein Präzedenzfall.<br />

Die Ausmaße der geplanten Speicherbecken<br />

sind riesig. Zwei Becken sollen im<br />

beliebten Wander- und Naherholungsgebiet<br />

Rastenbach/Altenburger Wald entstehen,<br />

mit einem Fassungsvermögen von<br />

135.000 bzw. 85.000 Kubikmeter. Das<br />

dritte Becken entsteht im Montiggler Wald<br />

in einem als Ruhezone ausgewiesenen<br />

Gebiet mit einem Fassungsvermögen von<br />

95.000 Kubikmetern (Artikel 4 des Gebietsplandekretes<br />

untersagt hier jegliche<br />

landschaftliche Veränderung). Das vierte<br />

Becken wird unterirdisch umgesetzt. Die<br />

Bauwerke der drei offenen Becken umfassen<br />

eine Grundfläche von fast 14 Hektar,<br />

und die offene Wasserfläche wird insgesamt<br />

fünf Hektar groß. Auch die Verbindungsleitungen<br />

werden fast ausschließlich<br />

durch naturbelassene Waldgebiete<br />

und kaum entlang von bestehenden Infrastrukturen<br />

geführt.<br />

Speicherbecken ja, aber …<br />

Die Notwendigkeit der Speicherbecken<br />

wird damit begründet, das Schutzgebiet<br />

Kalterer See und großer Kalterer Graben<br />

vor weiterer Austrocknung durch Wasserentnahme<br />

für die Bewässerung zu bewahren.<br />

In den vergangenen Jahren wurden<br />

verschiedene Studien gemacht, um<br />

mögliche Maßnahmen zu ergründen. Entschieden<br />

hat man sich schließlich für die<br />

Speicherbecken im Wald.<br />

Klimaexperten weisen immer wieder darauf<br />

hin, dass Waldgebiete, vor allem gesunde<br />

Mischwälder in niedrigen und mittleren Lagen,<br />

eine zentrale Rolle als CO 2<br />

-Senken,<br />

Geplanter Standort des Beckens „Rastenbach“ im Altenburger Wald. Die durch das Bauwerk<br />

besetzte Fläche ist mehr als sechs Hektar groß. Das heißt, der komplette im Bild sichtbare<br />

Wald und noch mehr fällt dem Speicherbecken zum Opfer.<br />

Fotos: HPV<br />

aber vor allem für die Resilienz der bewohnten<br />

Gebiete gegenüber den Auswirkungen<br />

des Klimawandels spielen. Auch<br />

für die Biodiversität sind die Wälder enorm<br />

wichtig, vom Erholungswert für Touristen<br />

und Einheimische ganz abgesehen. Deshalb<br />

ist es geradezu fahrlässig, die gesamte<br />

Infrastruktur inklusive der Speicherbecken<br />

genau dort anzusiedeln statt auf<br />

den Flächen der Nutznießer im Landwirtschaftsgebiet.<br />

Es ist fahrlässig, die Speicherbecken<br />

genau in gesunden Mischwäldern<br />

anzusiedeln statt auf den<br />

Flächen der Nutznießer im Landwirtschaftsgebiet.<br />

HPV Südtirol<br />

Wo bleibt das<br />

öffentliche Interesse?<br />

Die betroffenen Gebiete sind gemeinschaftliches<br />

Eigentum. Doch eine transparente<br />

Debatte mit den Bürger*innen<br />

ist bisher nicht erfolgt. Das, obwohl die<br />

Gemeinde ein anderes Waldstück gefunden<br />

hat, um die entgangenen Gemeinnutzungsrechte<br />

zu kompensieren. Es<br />

stellt sich daher die Frage, ob es für dieses<br />

Vorhaben überhaupt ein öffentliches<br />

Interesse gibt und wie allenfalls die Allgemeinheit<br />

entschädigt wird. Einen Ausgleich<br />

braucht es auch für die Natur: Die<br />

offenen Bewässerungsbecken werden mit<br />

einer Plastikfolie ausgelegt, die mit Porphyrschotter<br />

bedeckt wird. Als Ausgleichsmaßnahme<br />

sollen die Böschungen mit<br />

einheimischen Arten bepflanzt und in der<br />

Nähe der Becken Tümpel für Amphibien<br />

KulturFenster 52<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

gegraben werden. Die Speicherbecken<br />

selbst werden durch eine Umzäunung vor<br />

Menschen und Tieren abgeschottet. „Für<br />

den Verlust und die Versiegelung von 14<br />

Hektar Mischwald sind diese Ausgleichsmaßnahmen<br />

vollkommen unzureichend“,<br />

betont der Präsident des Dachverbandes<br />

für Natur und Umweltschutz, Josef Oberhofer.<br />

„Die Renaturierung von Ersatzflächen<br />

wäre das Mindeste.“<br />

Naturnahe<br />

Speicherbecken möglich<br />

Geplanter Standort des<br />

Beckens „Bärental“ im<br />

Altenburger Wald.<br />

Die durch das Bauwerk<br />

besetzte Fläche wäre<br />

3,8 Hektar groß.<br />

Grundsätzlich gilt: Speicherbecken für die<br />

Landwirtschaft sollten auch im Landwirtschaftsgebiet<br />

errichtet werden. Und: Sie<br />

sollten naturnah gestaltet sein. Dass das<br />

möglich ist, zeigen Projekte in Skigebieten<br />

in der Schweiz. Dort werden bereits<br />

vielfach Speicherseen nicht mehr als umzäunte,<br />

schwarz ausgekleidete eiförmige<br />

Becken umgesetzt, sondern in die Landschaft<br />

eingebettet mit Zugang für Tiere, die<br />

die offenen Wasserflächen sehr schnell<br />

als Lebensraum und Tränke nutzen, und<br />

für Menschen als Naherholungsgebiet.<br />

Kaltern als Präzedenzfall<br />

Die geplanten Speicherbecken sind die<br />

ersten von vielen, die aufgrund des Klimawandels<br />

in den nächsten Jahrzehnten für<br />

die Bewässerung der landwirtschaftlichen<br />

Flächen errichtet werden müssen. Deshalb<br />

ist in diesem Präzedenzfall eine grundlegende<br />

Entscheidung notwendig, so die Obfrau<br />

des Heimatpflegeverbandes Claudia<br />

Plaikner: „Sollen die Speicherbecken in<br />

Zukunft als sterile Fremdkörper mitten in<br />

naturbelassenen Gebieten der Allgemeinheit<br />

errichtet werden? Oder doch, wo immer<br />

möglich, als naturnahe Seen oder unterirdisch<br />

auf den Flächen der Nutznießer?“<br />

Diese Frage sollten sich die Verantwortlichen<br />

stellen, bevor sie ans Werk gehen.<br />

Dachverband für Natur und<br />

Umweltschutz/<br />

Heimatpflegeverband Südtirol<br />

VOLKSKULTUR IM RUNDFUNK<br />

Jeden Donnerstag von 18.05 bis 19 Uhr und jeden Samstag von 11.05 bis 12 Uhr<br />

Unser Land – Kultur und Natur in Südtirol<br />

Gestaltung und Moderation: Heike Tschenett, Barbara Wiest<br />

24. / 26. <strong>August</strong>: 200 Jahre Flutkatastrophe von Alt-Wahlen<br />

Am 14. <strong>August</strong> 1823 wurde das Dorf Wahlen bei Toblach durch<br />

den Silvesterbach vollkommen zerstört.<br />

Mit Heike Tschenett<br />

7. / 9. September: Historischer Dorfrundgang durch Galsaun mit Christoph Gufler<br />

Geschichten aus und von Galsaun im unteren Vinschgau<br />

Mit Heike Tschenett<br />

Jeden Freitag von 18 bis 19 Uhr<br />

Dahoam in Tirol<br />

Dialekte, liebgewonnene oder<br />

längst vergessene Tiroler<br />

Bräuche, Plaudereien<br />

Jeden letzten Donnerstag im Monat<br />

Unser Land – Alpin mit Judith Edler und Thomas Hainz<br />

KulturFenster 53<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


informiert & reflektiert<br />

Gleich zwei grüne Flaggen<br />

Umweltschutzorganisation zeichnet Heimatpflegeverband Südtirol aus<br />

Der Heimatpflegeverband Südtirol wurde<br />

heuer von der italienischen Umweltschutzorganisation<br />

„Legambiente“ mit zwei grünen<br />

Flaggen ausgezeichnet.<br />

Am 10. Juni <strong>2023</strong> nahmen die Obfrau des<br />

Heimatpflegeverbandes Südtirol, Claudia<br />

Plaikner, und ihr Stellvertreter Franz Fliri<br />

an der Generalversammlung von Legambiente<br />

in Venzone (Friaul) teil. Sie konnten<br />

aus der Hand von Vanda Bonardo, der Präsidentin<br />

von Legambiente und Ausschussmitglied<br />

von CIPRA-Italia sowohl eine grüne<br />

Fahne für das Jahr 2022 als auch eine für<br />

<strong>2023</strong> entgegennehmen.<br />

Für die Waale …<br />

Schon vergangenes Jahr sprach Legambiente<br />

dem HPV für seinen Beitrag zur Erhaltung<br />

des traditionellen Waal-Bewässerungssystems<br />

auf der Malser Haide eine grüne<br />

Flagge zu. Es sei als schönes Beispiel für<br />

die Verwendung der Ressource Wasser im<br />

Einklang mit der Natur zu werten, so die<br />

Begründung für die Verleihung von Legambiente<br />

an den Heimatpflegeverband.<br />

… und für die<br />

Initiative Baumgart<br />

Für <strong>2023</strong> bekamen die Promotoren der Initiative<br />

„Baumgart“, zu denen auch der HPV<br />

gehört, ebenso eine grüne Flagge zugesprochen.<br />

Claudia Plaikner und Franz Fliri nahmen<br />

diese Auszeichnung gerne in Empfang.<br />

Die Initiative „Baumgart“ möchte die<br />

landwirtschaftliche Kulturform der Streuobstwiesen<br />

in Südtirol in all ihren Facetten<br />

aufwerten, und zwar hinsichtlich ihres<br />

kulturellen, kulinarischen, ästhetischen,<br />

ökonomischen und ökologischen Wertes.<br />

Legambiente zeigte sich sehr erfreut, dass<br />

Südtirol bei der Generalversammlung „Carovana<br />

delle Alpi“ anwesend war. Claudia<br />

Plaikner und Franz Fliri beteiligten sich außerdem<br />

an einem im Rahmen der Tagung<br />

durchgeführten Workshop zum Thema Wasser,<br />

bei welchem die Obfrau das traditionelle<br />

und nach wie vor bestens funktionierende<br />

Bewässerungssystem über Waale im<br />

oberen Vinschgau vorstellte.<br />

HPV-Obfrau Claudia Plaikner (l.) und ihr Stellvertreter Franz Fliri (r.) haben die Grüne<br />

Flagge für die Inititative Baumgart und den Schutz der Waale auf der Malser Haide gern<br />

entgegengenommen.<br />

Foto: HPV<br />

Sehenswertes Venzone<br />

Der Austragungsort der heurigen Generalversammlung<br />

von Legambiente, das friulanische<br />

Venzone, das wie das benachbarte<br />

Gemona im Jahr 1976 durch ein Erdbeben<br />

stark in Mitleidenschaft gezogen worden<br />

war, gehört heute zu den „Borghi più belli<br />

d’Italia“. Es ist eines der außergewöhnlichs-<br />

Venzone mit seinen Stadtmauern ist eine Reise wert.<br />

ten Beispiele einer gelungenen städtebaulichen<br />

und künstlerischen Restaurierung.<br />

Venzone ist mit seinen drei Stadtmauern<br />

das einzige erhaltene Beispiel einer befestigten<br />

Kleinstadt aus dem 14. Jahrhundert<br />

in Friaul-Julisch-Venetien.<br />

Heimatpflegeverband Südtirol<br />

Foto: e-borghi.it<br />

KulturFenster 54<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

„Die Zeit rennt davon“<br />

Eine Podiumsdiskussion zum Abschluss einer Seminarreihe zum Klimaschutz<br />

Abschlussdiskussion zur Reihe „Klimaschutz<br />

konkret“: Die Teilnehmer*innen<br />

zeigten sich skeptisch, dass die Ziele<br />

des Klimaplanes 2040 so ohne weiteres<br />

erreicht werden können.<br />

Foto: Thomas Benedikter<br />

Wie schafft es Südtirol, in nur 17 Jahren klimaneutral<br />

zu werden? Der Klimaplan Südtirol<br />

2040 setzt das Oberziel, bis 2040 die hausgemachten<br />

CO 2<br />

-Emissionen auf netto null zu<br />

senken. Wie das erreicht werden kann, wie<br />

das Wirtschaftswachstum vom Energieverbrauch<br />

abgekoppelt werden kann, wie der Klimaplan<br />

umgesetzt wird – das waren zentrale<br />

Fragen einer hochkarätig besetzten Diskussionsrunde<br />

im Waltherhaus am 6. Juni <strong>2023</strong>.<br />

An das „grüne Wachstum“, das auf erneuerbare<br />

Energien und Effizienz beim<br />

Energieeinsatz setzt, schien am Podium<br />

kaum jemand zu glauben. „Wir haben das<br />

Wachstum zu weit getrieben und werden<br />

das Thema mit Einschränkungen angehen<br />

müssen“, meinte die Landtagsabgeordnete<br />

Brigitte Foppa. Man solle die Energiewende<br />

forcieren, auf Beratung, einfache Verfahren<br />

und gezielte Förderungen setzen, empfahl<br />

der Vizepräsident des lvh, Hannes Mussak.<br />

Die angepeilte „Wärmewende“ in der<br />

Gebäudeheizung müsse gesetzlich besser<br />

reguliert werden.<br />

Auch bei der Bodenversiegelung ist der<br />

Klimaplan ambitioniert. Schon 2040 soll<br />

die Nettoneuversiegelung auf null sinken.<br />

„Dieses Ziel sehe ich skeptisch“, meinte<br />

Landesrat Arnold Schuler. „Hier wird der<br />

Druck enorm sein, weiter Tätigkeiten zuzulassen.<br />

Es bringt auch nichts, ein Bauverbot<br />

zu erlassen.“<br />

Bauen und Verkehr:<br />

Emissionen einschränken<br />

In Südtirol gibt es 60.000 Wohneinheiten<br />

mehr als Haushalte, allein 14.000 davon<br />

sind Zweitwohnungen. Die Obfrau des<br />

Heimatpflegeverbandes, Claudia Plaikner,<br />

pochte auf die Notwendigkeit, das<br />

emissionsintensive Bauen auch quantitativ<br />

stärker einzuschränken. Dasselbe<br />

gelte für den Verkehr, den Hauptverursacher<br />

von CO 2<br />

-Emissionen in Südtirol.<br />

Nur die Fahrzeuge zu dekarbonisieren<br />

sei zu wenig, die Verkehrslast selbst sei<br />

nicht mehr tragbar. Wie Foppa vermisste<br />

auch Plaikner den Willen der Regierungsmehrheit,<br />

Straßenbauprojekte wie gerade<br />

im oberen Pustertal aus Klimaschutzgründen<br />

abzusagen. „Beim Klimaschutz rennt<br />

die Zeit davon“, stellte die Vizepräsidentin<br />

des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz<br />

Elisabeth Ladinser fest. „Wenn<br />

wir nicht selbst die Grenzen anerkennen,<br />

wird sie uns die Natur aufzeigen.“<br />

Sieben Themenabende<br />

Mit Fachleuten hatte die Seminarreihe<br />

„Klimaschutz konkret“ zuvor in sieben<br />

Treffen zentrale Aspekte des Klimaschutzes<br />

in Südtirol bearbeitet. Klimahausexperte<br />

Norbert Lantschner griff u. a. die<br />

Frage der Gebäudeheizung auf, der Mobilitätsexperte<br />

Markus Lobis sprach über<br />

den Mobilitätsbedarf in Südtirol, der systemisch<br />

gedacht werden müsse. Auf die<br />

Grenzen des Wachstums ging der Historiker<br />

und Vordenker in Sachen Tourismus,<br />

Hans Heiss, ein. In Vertretung des<br />

Klimaclubs Südtirol erläuterte der Energieexperte<br />

Thomas Egger das Herzstück<br />

der Klimaschutzpolitik: die Energiewende<br />

und den Ausstieg aus den fossilen Energien<br />

in der Energieversorgung des Landes.<br />

Peter Kasal, Direktor des Landesamtes<br />

für Landschaftsplanung, ging auf<br />

die Raumordnung, den Bodenverbrauch<br />

und die Zersiedelung in Zusammenhang<br />

mit dem Klimaschutz ein.<br />

Wie könnte die Landwirtschaft ihre Treibhausgasemissionen<br />

senken? Diese Frage<br />

stand im Zentrum des Treffens mit dem<br />

EURAC-Agrarexperten Georg Niedrist.<br />

Zum Abschluss lieferte Geschäftsführerin<br />

Madeleine Rohrer eine kritische Einschätzung<br />

des Klimaplanes aus der Sicht<br />

des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz.<br />

Den Klimaschutz<br />

mitdenken<br />

Von der Vorstellung, alles könne fröhlich<br />

weiterwachsen wie bisher, nur mit weniger<br />

fossiler Energie, muss abgewichen werden.<br />

Darin waren sich die Fachleute bei<br />

allen Treffen einig. Man müsse stattdessen<br />

eine weniger energie- und ressourcenzehrende<br />

Wirtschaft und Gesellschaft denken<br />

und dann klimafreundliche Lösungen<br />

möglichst sozial gerecht Schritt für Schritt<br />

umsetzen. So wie Klimaneutralität auf internationaler<br />

Ebene zum neuen Imperativ<br />

geworden sei, müsse auch in der Landespolitik<br />

bei allen Themen jetzt der Klimaschutz<br />

mitgedacht werden.<br />

Alle Treffen der Reihe „Klimaschutz konkret“,<br />

organisiert vom HPV in Zusammenarbeit<br />

mit dem Verein für politische<br />

Bildung POLITiS und gefördert vom Amt<br />

für Weiterbildung, können auf dem Youtube-Kanal<br />

des HPV nachverfolgt werden.<br />

Thomas Benedikter<br />

KulturFenster 55<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


informiert & reflektiert<br />

Tagmahd und Mannmahd<br />

Serie: Flurnamen aus der Agrargeschichte (11) –<br />

Feld-, Sä- und Wiesenmaße, Teil 2<br />

Anhöhe Tagmahd in Welschnofen, gezeichnet durch das Sturmtief Vaja<br />

Foto: Johannes Ortner<br />

Im „KulturFenster“ 05/2022 wurden Flurnamen<br />

wie Jauch, Schett und Muttmal vorgestellt,<br />

die sich auf die früher gebrauchten<br />

Feld-, Sä- und Wiesenmaße beziehen.<br />

Hier nun die Fortsetzung.<br />

Tagmahd wird jene Wiesenfläche genannt,<br />

die man an einem einzigen Tag mit der<br />

Sense zu mähen vermag. Je nach Höhe<br />

und Dichte des Grases ist der Zeitaufwand<br />

natürlich unterschiedlich. In Zeiten, als<br />

Mist Mangelware, Gülle und Kunstdünger<br />

unbekannt waren, konnte man das<br />

wenige, schüttere Gras mit großen Streichen<br />

schneiden.<br />

Die Ausdehnung eines Tagmahdes<br />

schwankte zwischen einem Viertel (2500<br />

m²) und einem Drittel Hektar (3300 m²).<br />

Schließlich einigte man sich auf 2880 m²,<br />

die zur Grundlage des Maßstabes der Katasterkarten<br />

wurden. Auch der Franziszeische<br />

Kataster hält sich an den eigenwilligen<br />

Maßstab 1:2880. Dieser ergibt<br />

sich übrigens auch aus dem Verhältnis<br />

eines österreichischen Zolles (2,63 cm)<br />

zu 40 Klaftern (75,85 m).<br />

Bereits im Mittelhochdeutschen erscheint<br />

das tagemât. Auf Burggräflerisch sagt<br />

man ’s Toõmet mit einer ähnlichen Kontraktion<br />

wie Pangert („Baumgart“) und<br />

Waingert („Weingart“). Am Tschögglberg<br />

heißt es ’s Tõbmp, am Ritten ’s Toumou.<br />

Das „Tagmahd“ hat in den Flurnamen<br />

breiten Eingang gefunden, auch in seiner<br />

Verkleinerung, dem Tõmetl „Tagmahdl“<br />

(Dorf Tirol, Völlan, Schlaneid). Manche<br />

Wiesennamen beinhalten die Größe der<br />

Wiese, etwa die Åcht-Tõmet (Acht-Tagmahd)<br />

für eine Bergwiese in Laurein.<br />

Auf der Lafenn (Gemeinde Mölten) gibt<br />

es nebeneinander das „Pitterle-Achttagmahd“,<br />

das „Pitterle-Sechs-Tagmahd“<br />

und das „Reichhalter-Drei-Tagmahd“.<br />

Am Ritten bildet das „Vierzehn-Tagmahd“<br />

einen Teil der Kaseräcker bei Lichtenstern,<br />

das „Sechzehn-Tagmahd“ liegt<br />

unterhalb vom Gasser in Oberinn. Nach<br />

Adam Riese handelt es sich bei den Rittner<br />

Beispielen um Wiesen von rund vier<br />

Hektar Ausdehnung.<br />

In Welschnofen liegt die Waldkuppe Tõgmet,<br />

und im Bereich der Feriensiedlung<br />

am Karerpass gibt es noch ein „Fünf-<br />

Tagmahd“. Verbreitungsschwerpunkte<br />

der Tagmahd-Fluren sind also das Burggrafenamt,<br />

der Tschögglberg mit Ritten<br />

sowie Teile des Regglbergs.<br />

KulturFenster 56<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Die Vinschger „Version“<br />

Die Westtiroler bzw. Vinschger Entsprechung<br />

zu Tagmahd ist Mannmahd, jene<br />

Fläche also, die ein einziger Mann am Tag<br />

mähen kann. Schon 1279 wird der Ausdruck<br />

aines mannes mat mit Lateinisch<br />

pratum viri unius wiedergegeben. Mundartlich<br />

wird Måmmet bzw. Måmmat (jeweils<br />

mit offenem o) gesprochen, ähnlich<br />

kontrahiert wie bei Tvmet! Die Verkleinerung<br />

ist das Måmmetl („Mannmahdl“) bzw.<br />

Måmmatli im Vinschger Oberland.<br />

Im Vinschgau könnte man Dutzende Flurnamen<br />

mit dem Bestandteil Måmmat aufzählen.<br />

Auch im Falle des Mannmahds stechen<br />

die Zahlenangaben ins Auge, zum<br />

Beispiel beim Hålbmåmmat im Ortskern<br />

von Schlinig (nun verbaut), beim Hålbmåmmatli<br />

„af t’Mil“ in Langtaufers, beim<br />

Oan- und Zwoamåmmat in Plawenn, beim<br />

Vier-, Sechs- und Neunmommat zwischen<br />

Alsack und Ulten (Gem. Mals) sowie beim<br />

Siebenmommat bei den Gampenhöfen in<br />

Innersulden.<br />

Das Mannmahd kann man aber auch nach<br />

Nutztieren benennen, wie im Falle des<br />

Schõfmåmmet (Mahd war der Fütterung<br />

von Schafen vorbehalten) nahe am Langstreinhof<br />

in Tschars sowie des Ogsamåmmet<br />

(„Ochsen-Mannmahd“; Mahdertrag<br />

für die Ochsen) in Latsch. Auch nach einer<br />

Person kann das Mannmahd benannt<br />

werden, wie beim Zenza-Måmmet beim<br />

Vorderkaser im Pfossental. Dieses Mannmahd<br />

mähte einst ein Vinzenz oder eine<br />

Spitzanger<br />

Stasl<br />

Oberwies<br />

Milroan<br />

Thönis Wies<br />

Kuglerwiese<br />

Pangeterroan<br />

Pitterle-<br />

Achttagmahd<br />

Hearawies<br />

Schronkwies<br />

Fatsch<br />

Mommatr<br />

Teinen<br />

Pitterle-<br />

Sechstagmahd<br />

Reichhalter-<br />

Dreitagmahd<br />

Binderwiesl<br />

Mandler-<br />

Pathoierin<br />

Holbmommatli<br />

Öder-<br />

Pfitscher<br />

Reasn<br />

Milreandl<br />

Milprugg<br />

Innerwies<br />

Lafennen<br />

Reandl<br />

Legar-<br />

Großwiese<br />

Longea<br />

Milfert<br />

Gschnofer<br />

Großwiese<br />

Miltalele<br />

Jedem Wiesl seinen Namen: Gp. 518, das Hålbmommatli („das kleine halbe Mannmahd“;<br />

Af d’Mühl/Langtaufers), Bearbeitung: J. Ortner<br />

Gschnofer-<br />

Trog<br />

Wiesen „Tagmahd“ in Lafenn/Mölten, Bearbeitung: J. Ortner<br />

Frau namens Kreszenzia. Das östlichste<br />

Mannmahd bildet das „Rabeiner-Måmmet“<br />

in Tabland/Partschins. Dann beginnt<br />

das Reich der „Tagmähder“.<br />

Hintergroßwiese<br />

Mandler-<br />

Großwiese<br />

Grüntal<br />

Lingerwiese<br />

Feierabendwiese<br />

Kreuzwegwiese<br />

Kaltbrunn<br />

An dieser Stelle sei noch der Manngraben<br />

ergänzt. Das ist die Weinbergfläche, die<br />

die Arbeit eines ganzen Tages einfordert.<br />

Johannes Ortner<br />

Muatersproch, Muaterlaut,<br />

bisch ins va kluan au unvertraut,<br />

dein huemeliger Klong,<br />

begleitet ins a Lebn long.<br />

Maria Sulzer<br />

KulturFenster 57<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


informiert & reflektiert<br />

Die Korbflasche<br />

als Vorbild<br />

Immer wieder wird auf die<br />

schädliche Auswirkung von<br />

Plastik auf die Umwelt und<br />

das Klima hingewiesen. In<br />

Berichten darüber werden Berge von tikmüll gezeigt, darunter viele Flaschen. Al-<br />

Plaslein<br />

in Deutschland wurden im Jahr 2020<br />

rund 453.000 Tonnen Plastik-Einwegflaschen<br />

produziert. Sie sind ökologisch<br />

mehr als nur bedenklich, sind Einwegflaschen,<br />

die schnell auf dem Müll landen<br />

und wenn überhaupt, nur über einen langen<br />

Zeitraum abbaubar sind.<br />

In meinen Beiträgen im heurigen Jahr<br />

habe ich immer wieder darauf hingewiesen,<br />

wie umweltfreundlich unsere Vorfahren<br />

gelebt haben. Und wie vorsichtig und<br />

behutsam sie mit Materialien umgegangen<br />

sind, die teuer und daher kostbar waren.<br />

So ein Material ist auch das Glas.<br />

Unbezahlbares Glas<br />

Die erste moderne Weinflasche aus Glas<br />

soll es bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts<br />

in England gegeben haben. Sie war<br />

natürlich handgeblasen. Um 1860 gab<br />

es technische Veränderungen, die die<br />

Produktionszeit von Flaschen verkürzten<br />

und somit die Kosten senkten. Dennoch<br />

blieb eine Flasche ein teures Objekt, das<br />

für viele Menschen nicht leistbar war.<br />

Deshalb wurde im Alltag auf andere<br />

Gefäßtypen ausgewichen, zum<br />

Beispiel auf Büttriche aus Holz,<br />

auf Lederbeutel oder Krüge<br />

aus Keramik. Nur in bürgerlichen<br />

Kreisen wurde beim geselligen<br />

Beisammensein in gepflegter<br />

Runde aus schönen,<br />

fein geschliffenen Gläsern getrunken<br />

und Wein aus Flaschen<br />

eingeschenkt.<br />

Zu diesem Zweck wurde es mit handgefertigten<br />

Geflechten geschützt. Eine Glasflasche<br />

ohne Schutz war ungeeignet. Um<br />

den Flaschenhals war oft ein Lederband<br />

gebunden, an dem auch eine Lasche angebracht<br />

sein konnte, die als Tragehilfe<br />

diente. Dafür konnte ein ausgedienter<br />

oder kaputter Ledergürtel verwendet werden.<br />

Größere Korbflaschen, die mehrere<br />

Liter fassten, hatten oft zwei gegenüberliegende,<br />

gebundene Tragegriffe.<br />

In Museen und privaten Sammlungen sind<br />

auch Flaschen erhalten, deren Schutzgeflecht<br />

nicht nur aus biegsamen Weidenruten,<br />

sondern auch aus Wurzeln, Spagat,<br />

Maisblättern und Stroh bestand. Alles<br />

wurde verwendet, um die Langlebigkeit einer<br />

Flasche zu garantieren. Dies wäre auch<br />

heutzutage wünschenswert, denn es sind<br />

noch immer zu viele Einwegflaschen in Verwendung.<br />

Bei Glasflaschen gibt es meist<br />

die Möglichkeit, das Leergut zurückzugeben,<br />

PET-Flaschen landen auf dem Müll.<br />

Barbara M. Stocker<br />

Schützende Hüllen<br />

Der Großteil der Bevölkerung verzichtete<br />

auf Glas. Im 20. Jahrhundert, als der<br />

Preis weiter sank, wurde es zwar attraktiv,<br />

im täglichen Gebrauch wurde es dennoch<br />

geschont, erst recht, wenn es Bauern<br />

oder Handwerker mit zur Arbeit nahmen.<br />

Korbgeflechte zum Schutz von Flaschen<br />

aus Weiden, Stroh, Wurzeln und Spagat-Schnur.<br />

Fotos: Südtiroler Weinmuseum<br />

58<br />

KulturFenster 04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


„Der Tod von Egno am 1. Juni<br />

vor 750 Jahren bedeutete<br />

aber nicht nur das Aussterben<br />

der Grafen von<br />

Eppan und damit das<br />

Ende einer Dynastie, die<br />

mehr als zwei Jahrhunhinausgeblickt<br />

Egno, der letzte Graf von Eppan<br />

Eppan und der Heimatpflegeverein Eppan erinnern<br />

an den 750. Todestag von Bischof Egno<br />

Den 750. Todestag von Egno von Eppan,<br />

des letzten Grafen von Eppan, nimmt die<br />

Überetscher Gemeinde zum Anlass für<br />

eine Vielzahl von Veranstaltungen und<br />

Projekten, etwa für die Beschilderung<br />

des Grafenweges mit historischen Hinweisen<br />

und für eine Ausstellung im Egnosaal<br />

auf der Burg Hocheppan, die vom Verein<br />

für Heimatpflege Eppan mit der Burg Hocheppan<br />

GmbH getragen werden.<br />

Im Jahr 1273 starb in Padua Egno von<br />

Eppan, Bischof von Trient. Egno war aufgrund<br />

seines nachlässigen Umgangs mit<br />

den Besitztümern des Hochstiftes Trient<br />

zum Papst nach Rom zitiert worden. Unterwegs<br />

erkrankte er jedoch und starb –<br />

als letzter Nachkomme der Grafen von<br />

Eppan. Über einen Zeitraum von rund 200<br />

Jahren hatten die Grafen von Eppan eine<br />

bedeutende Rolle in der Region gespielt<br />

und sich in den Konflikten ihrer Zeit, sei<br />

es mit anderen Adelsgeschlechtern oder<br />

im Machtkampf zwischen geistlicher und<br />

weltlicher Herrschaft, behauptet.<br />

Die Lebensgeschichte<br />

von Egno<br />

von Eppan ist<br />

gleichzeitig ein<br />

Stück Eppaner Geschichte.<br />

Dieses<br />

historische Bildnis<br />

ist im Schloss<br />

Buonconsiglio in<br />

Trient zu sehen.<br />

Foto: Burg Hocheppan<br />

GmbH/Walter Landi<br />

Wer war Egno von Eppan?<br />

Egno, um 1200 geboren, begann frühzeitig<br />

eine kirchliche Karriere und wurde 1232<br />

nach dem plötzlichen Tod seines Bruders<br />

und seines Onkels zum alleinigen Familienoberhaupt.<br />

Diese verwundbare Position<br />

nutzten die aufstrebenden Grafen<br />

von Tirol, die größten Konkurrenten der<br />

Eppaner, zu ihrem Vorteil aus. 1241 wurden<br />

die Eppaner in einem Krieg mit den<br />

Tiroler Grafen gedemütigt. Der Konflikt<br />

mit den Tirolern begleitete Egno sein Leben<br />

lang und wirkte sich auch auf seine<br />

kirchliche Karriere aus.<br />

Konflikte mit Papst<br />

und Grafen von Tirol<br />

Im Jahr 1240 wurde Egno zum Bischof<br />

von Brixen ernannt und stellte sich in den<br />

Auseinandersetzungen zwischen Papst<br />

und Kaiser auf die Seite des Kaisers. Dies<br />

führte in den folgenden Jahren zweimal<br />

zur Exkommunikation durch den Papst<br />

und letztendlich im Jahr 1246 zu einem<br />

politischen Seitenwechsel Egnos. 1250<br />

wurde er Fürstbischof von Trient, hatte jedoch<br />

große Schwierigkeiten, seine Herrschaftsansprüche<br />

gegenüber den weltlichen<br />

Mächten, repräsentiert durch den<br />

kaiserlichen Vikar von Trient und wiederum<br />

die Grafen von Tirol, durchzusetzen.<br />

Die Aufrechterhaltung seines<br />

Bischofsstuhls kostete Egno<br />

bedeutende finanzielle Ressourcen,<br />

die größtenteils<br />

an die Grafen von Tirol<br />

gingen und letztendlich<br />

zu seiner Zitierung nach<br />

Rom führten. Seine Absetzung<br />

wurde wohl nur<br />

durch seinen Tod vereitelt.<br />

Dennoch war Egno<br />

laut dem Historiker und Kenner<br />

der Eppaner Grafengeschichte Walter<br />

Landi „eine der bedeutendsten Persönlichkeiten<br />

der mittelalterlichen Geschichte<br />

der Region“, die trotz seines erbitterten<br />

persönlichen Einsatzes den Säkularisierungstendenzen<br />

und Machtkämpfen seiner<br />

Zeit wenig entgegenzusetzen hatte.<br />

Egno-Jahr<br />

feierlich eröffnet<br />

Eine Münze mit dem Abbild<br />

von Bischof Egno<br />

KulturFenster 59<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


hinausgeblickt<br />

Weitere noch<br />

anstehende Initiativen<br />

zum Egno-Jahr<br />

12., 14., 18., 19. <strong>August</strong> <strong>2023</strong>,<br />

20.30 Uhr<br />

Freilichttheater „750“ der<br />

Apolloniabühne Missian<br />

auf der Burg Hocheppan<br />

1. September <strong>2023</strong><br />

18.30 Uhr<br />

Vortrag „Eppaner Burgen<br />

Zeitzeugen Bischof Egnos“<br />

(Alexander von Hohenbühel) in<br />

der Mittelpunktbibliothek Eppan<br />

Auf der bekannten Burgenwanderung in Eppan trifft man jetzt auf Hinweistafeln, die die<br />

Historie rund um Bischof Egno anschaulich wiedergeben. Fotos: Philipp von Hohenbühel<br />

derte lang den politischen Rahmen der<br />

Region wesentlich mitbestimmt hatte, sondern<br />

auch die Geburt einer neuen territorialen<br />

Struktur, der Grafschaft Tirol“, so<br />

Landi. Er hat sowohl die laufende Ausstellung<br />

im neu gestalteten Palas auf der<br />

Burg Hocheppan als auch die Informationstafeln<br />

entlang des Grafenweges zur<br />

Burg kuratiert und wissenschaftlich begleitet.<br />

Die beiden Installationen, die Anfang<br />

Juni zu Beginn des Egno-Jahres in<br />

Eppan, feierlich eröffnet wurden und für<br />

die der Heimatpflegeverein Eppan Pate<br />

steht, beleuchten nicht nur das abwechslungsreiche<br />

Leben und Wirken Egnos von<br />

Eppans sondern vermitteln auf anschauliche<br />

Weise die Rolle der Grafen von Eppan<br />

und der Eppaner Burgengeschichte fürs<br />

Tiroler Mittelalter.<br />

Der Grafen-Weg<br />

Egno-Ausstellung<br />

Eine Ausstellung zu Egno von Eppan zeigt<br />

im neu eingerichteten Palas der Burg Hocheppan<br />

die Geschichte des letzten Eppaner<br />

Grafen im Kontext seiner Epoche.<br />

Die Ausstellung ist im normalen Führungsprogramm<br />

der Burg Hocheppan (geöffnet<br />

bis 6. November) integriert. Sonderführungen<br />

sind möglich (www.hocheppan.it;<br />

hocheppan@eppan.com).<br />

Evi Brigl<br />

1. Oktober <strong>2023</strong><br />

18.30 Uhr<br />

Vortrag „Die Fresken in der<br />

Burgkapelle von Hocheppan<br />

ein Denkmal von europäischem<br />

Rang“ (Helmut Stampfer)<br />

im Ansitz Gleifheim in Pigenò<br />

(Eppan)<br />

21. Oktober <strong>2023</strong><br />

9 Uhr<br />

Wissenschaftliche Tagung<br />

„Egno 1273–<strong>2023</strong>. Vergangenheit<br />

trifft Zukunft“ auf Schloss Englar<br />

22. Oktober <strong>2023</strong><br />

9.30 Uhr<br />

Hochamt mit den Bischöfen<br />

von Bozen-Brixen und Trient in<br />

der Pfarrkirche St. Pauls<br />

28. Oktober <strong>2023</strong><br />

20 Uhr<br />

Galakonzert der Brassband<br />

Überetsch mit Egno-Komposition<br />

im Kultursaal von Eppan<br />

5. November <strong>2023</strong><br />

Martini-Fest und Frei-Schießen<br />

mit Egno-Gedächtnisscheibe<br />

am Schießstand Eppan<br />

Entlang der bekannten Burgenwanderung<br />

wird seit 1. Juni <strong>2023</strong> allen Vorbeikommenden<br />

die Geschichte Eppans, der<br />

Eppaner Grafen und der Eppaner Burgen<br />

auf elf Tafeln in drei Sprachen anschaulich<br />

nähergebracht.<br />

Ausstellung im neu eingerichteten<br />

Palas der Burg Hocheppan<br />

Weitere Informationen:<br />

www.hocheppan.it<br />

hocheppan@eppan.com<br />

Tel. 0471 662206<br />

KulturFenster 60<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Auer – ein lebens- und<br />

liebenswertes Dorf?!<br />

Architekturwanderung hinterlässt viele Eindrücke und bringt Ideen hervor<br />

Möglichkeiten im Hinblick auf die Entwicklung<br />

verschaffen.<br />

Bauspekulation vermeiden<br />

Vor dem Tscharfhaus erklärte Architekt Christian Monsorno die Architektur des Ortes.<br />

Auer soll „kein Autodorf“ sein und „Auer soll<br />

grüner werden“ – so könnte man das Resümee<br />

der Dorfbegehung beschreiben, zu der<br />

die Architekturstiftung und der Heimatpflegeverband<br />

Überetsch-Unterland am 20. Mai<br />

eingeladen hatten. Bei der Begehung wurde<br />

der beachtlichen Anzahl an Teilnehmer*innen<br />

ein buntes Programm geboten.<br />

Der Kunsthistoriker Martin Laimer führte<br />

durch das Oberdorf und stellte die Ensembles<br />

vor, die zur lokalen Identität beitragen.<br />

Dorfspaziergang bei Nieselwetter: Die<br />

Teilnehmer*innen hatten an diesem Nachmittag<br />

viel Gelegenheit zu schauen, zu diskutieren<br />

und Ideen zu entwickeln.<br />

Fotos: HPV Überetsch-Unterland<br />

Architekt Christian Monsorno erklärte die<br />

spürbare Architektur beim Platz vor dem<br />

Tscharfhaus, Architektin Marlene Roner<br />

wählte die Nationalstraße, um über Verkehr<br />

und Raumplanung zu sprechen und dabei<br />

der Frage nachzugehen, ob das Auto<br />

immer noch im Mittelpunkt der Verkehrsplanung<br />

stehen soll.<br />

Ziel der Architekturwanderung war es,<br />

dass sich Dorfbewohner*innen und<br />

Besucher*innen einen Überblick über<br />

die Gegebenheiten des Dorfes und die<br />

In der Bibliothek wurden Meinungen und<br />

Vorschläge gesammelt.<br />

Nach eineinhalb Stunden Dorfbegehung mit<br />

vielen Informationen und so manchen Überlegungen<br />

fand sich die Gruppe in der Bibliothek<br />

zu einer gemütlichen Diskussionsrunde<br />

mit Ideenfindung für eine zukünftige<br />

Gemeindeentwicklung ein.<br />

Eines wurde dabei unterstrichen: Es ist<br />

nicht zielführend, wenn Bauspekulanten,<br />

denen es nur um den eigenen Profit geht,<br />

die Dorfgestaltung bestimmen. Sie muss in<br />

der Hand der Gemeinde bleiben, mit dem<br />

Ziel einer maßvollen Dorfentwicklung und<br />

Verkehrsplanung zum Wohle der Menschen.<br />

Durch die Diskussion führte Architektin<br />

Katja Trauner. Sie holte viele interessante<br />

Stellungnahmen von Dorfbewohner*innen<br />

ein, und auch von Claudia Plaikner, der<br />

Obfrau des Heimatpflegeverbandes, und<br />

vom Historiker Hans Heiss. Am Ende waren<br />

sich alle einig: Auer ist ein lebens- und liebenswertes<br />

Dorf, das großes Potenzial hat.<br />

Weniger Auto, mehr Rad<br />

Wer in der Diskussion nicht zu Wort kam,<br />

konnte Anregungen und Vorschläge auf<br />

bereitgelegten Kärtchen mitteilen. Und<br />

diese Möglichkeit wurde beim anschließenden<br />

gemeinsamen Gläschen Wein ausgiebig<br />

genutzt.<br />

Die dringendsten Wünsche waren: eine weitere<br />

Verkehrsberuhigung im Dorfzentrum,<br />

ein sicheres Radwegenetz mit der Verbindung<br />

der einzelnen Ortsteile bis hin zum<br />

Sportplatz und nach Tramin sowie zum<br />

Kalterer See, die Verkehrsberuhigung mit<br />

Baumbepflanzung eines längeren Teiles<br />

der Nationalstraße. Die ausgewerteten Anregungen<br />

werden von den Organisatoren<br />

der Gemeindeverwaltung übergeben.<br />

Ein Dank gilt der Firma Nordwal, die für das<br />

leibliche Wohl der Teilnehmer*innen sorgte.<br />

Florian Trojer<br />

KulturFenster 61<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


hinausgeblickt<br />

Offenes Auge für Kleindenkmäler<br />

Heimatschutzverein Lana blickt zurück – Neue Aktion gestartet<br />

Unlängst hielt der Heimatschutzverein Lana<br />

seine Jahreshauptversammlung ab und zog<br />

Bilanz über das Jahr 2022. Wiederum hat<br />

der Verein ein offenes Auge für Kleindenkmäler<br />

bewiesen.<br />

Zu tun gab es viel im Jahr 2022. Gemeinsam<br />

mit seinem Stellvertreter Simon Terzer<br />

hatte Obmann Albert Innerhofer bei verschiedenen<br />

Handwerksbetrieben Kostenvoranschläge<br />

eingeholt, um danach einige<br />

fachgerechte Restaurierungen in Auftrag<br />

zu geben.<br />

Bildstöcke restauriert<br />

So wurde der Braunsberg-Bildstock einer<br />

umfangreichen Drainage unterzogen und<br />

neu verputzt. Auch das Dach wurde ausgebessert.<br />

Der Landesstraßendienst brachte<br />

noch vor Wintereinbruch eine Blechschiene<br />

unterhalb der Leitplanken an, um Regenwasser,<br />

Schnee und Salz vom Bildstock<br />

fernzuhalten.<br />

Neu eingedeckt wurde das Kapellendach<br />

des Brandis-Bildstockes in Niederlana am<br />

Beginn des Stationenweges nach Ackpfeif.<br />

Bei der 14. Kreuzwegkapelle am Ende des<br />

Stationenweges Niederlana-Ackpfeif-Tisens<br />

wurden mehrere Beschädigungen<br />

am Mauerwerk festgestellt. Es wird derzeit<br />

versucht, den Verursacher zu finden.<br />

Beim Marienbild „Maria vom guten Rat“<br />

erfolgten die Abschlussarbeiten.<br />

Zum Patroziniumsfest (hl. Johannes Nepomuk)<br />

wurden die zuvor gemeinsam vom<br />

Heimatschutzverein Lana und der Interessentschaft<br />

Vill restaurierten Bildstöcke an<br />

der Falschauerbrücke gesegnet. Ein Windstoß<br />

zerstörte Anfang <strong>August</strong> 2022 beim<br />

Bildstock an der Falschauer Abschlusskugel,<br />

Windfahne und Kreuz. Diese wurden<br />

zum Aufrichten zum Spengler gebracht<br />

und müssen noch montiert werden. Das<br />

Wieser-Kreuz am Naturlehrpfad in der Gegend<br />

soll ebenfalls restauriert werden. Daher<br />

wurde das Kruzifix abgenommen und<br />

zur Restaurator gebracht.<br />

Die Renovierung des Traghimmels unterstützte<br />

der HSV Lana mit einer Beitragsspende.<br />

Elfi Gabrieli hat wiederum die 14<br />

Kreuzwegstationen von Niederlana über<br />

Ackpfeif nach Tisens gereinigt und mit Gestecken<br />

neu geschmückt.<br />

„Der Ort, in dem ich lebe“<br />

Zwei Tagesfahrten mit Führungen wurden<br />

2022 organisiert, nämlich nach Truden und<br />

nach Coredo am Nonsberg. Zudem wurden<br />

drei Museumsführungen angeboten.<br />

Besucht wurden die Ausstellungen „Packen,<br />

schleppen, rollen – Reisegepäck<br />

im Wandel der Zeit“ und „Alte Plakate“<br />

im Touriseum in Meran, das Schreibmaschinenmuseum<br />

in Partschins anlässlich<br />

des 200. Geburtstages von Peter Mitterhofer<br />

und die umfangreiche Kunstsammlung<br />

im Museum Eccel Kreuzer in Bozen.<br />

Unter den vielen Danksagungen des Obmannes<br />

sei jene an die Gemeindegärtner<br />

und Bürger*innen erwähnt, die für die<br />

Der Braunsberg-Bildstock wurde einer umfangreichen<br />

Drainage unterzogen und neu<br />

verputzt.<br />

Pflege der Pflanzen und Blumen vor den<br />

Kleindenkmälern und in den zahlreichen<br />

Parkanlagen in Lana sorgen.<br />

Den Höhepunkt der Jahresversammlung<br />

bildete die Vorstellung der Aktion „Lana –<br />

der Ort, in dem ich lebe“ durch Elfriede<br />

Zöggeler Gabrieli. Sie rief alle Generationen<br />

und natürlich die Vereinsmitglieder<br />

dazu auf, sich an der Aktion zu beteiligen.<br />

Schließlich wurden auch einige Mitglieder<br />

geehrt, die bereits seit 20 Jahren dem Verein<br />

angehören.<br />

Albert Innerhofer<br />

Ehrung verdienter Mitglieder: Martin Gabrieli (von seiner Mutter Elfriede entgegengenommen), Herbert Heidegger, Alexander Schwabl,<br />

Hansjörg Erschbamer, Josef Matscher (v.l.), hinten HSV-Obmann Albert Innerhofer.<br />

Fotos: Heimatschutzverein Lana<br />

KulturFenster 62<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Zwei Kleindenkmäler restauriert<br />

Heimatschutzverein Lana: Telser Kreuz und Brandis-Bildstock erneuert<br />

Auf Anregung des Heimatschutzvereines<br />

Lana wurde das Telser-Kreuz restauriert.<br />

Auch der Brandis-Bildstock ist erneuert<br />

worden.<br />

Am Verbindungsweg von der Knabenschule<br />

zum Konventsteig in Lana befindet<br />

sich das Telser Kreuz. Es gehört zum<br />

Steinhauhof (früher auch Telserhof genannt).<br />

An diesem Kleindenkmal hatte<br />

nicht nur der Zahn der Zeit genagt, sondern<br />

vor allem ein Specht mehrere Löcher<br />

in die von Oskar Weiss geschnitzte<br />

Christusfigur „gehämmert“. Eine umfangreiche<br />

und fachgerechte Restaurierung<br />

des Wegkreuzes wurde notwendig.<br />

Der Eigentümer Christian Knoll befreite<br />

das Wegkreuz zunächst von Efeu und<br />

Gestrüpp und säuberte den Steinsockel.<br />

Dabei kam ein alter Torgglstein (von einer<br />

alten Weinpresse) mit der eingemeißelten<br />

Jahreszahl 1877 zum Vorschein.<br />

Der Restaurator Karl Hofer aus Partschins<br />

schloss die Löcher an der Christusfigur<br />

und restaurierte sie. Sie wurde zudem<br />

farblich gefasst. Die zwei Kreuzbalken<br />

und das Blechdach wurden vor Ort abgeschliffen<br />

und neu gestrichen. Am unteren<br />

Ende des Kreuzbalkens kam dabei<br />

folgende Inschrift zum Vorschein: „Josef<br />

Knoll 1909“. Der Telserhofbesitzer Josef<br />

Knoll (1858–1924, Ururgroßvater von<br />

Christian Knoll) hatte dieses Wegkreuz<br />

dort nämlich im Jahre 1909 in der eigenen<br />

Wiese aufstellen lassen.<br />

Die Christusfigur wurde wieder eingesetzt,<br />

und seither erstrahlt das Telser-Kreuz in<br />

neuem Glanz. Die Kosten für diese Restaurierungsarbeiten<br />

haben Christian Knoll,<br />

der Nachbar Anton Margesin Ladurner<br />

und der Heimatschutzverein Lana gemeinsam<br />

übernommen.<br />

Im vergangenen Herbst erfolgte am Brandis-Bildstock<br />

in Niederlana am Beginn des<br />

Stationenweges nach Ackpfeif in Absprache<br />

mit Ferdinand Graf Brandis der erste<br />

Teil einer notwendigen Restaurierung mit<br />

der Neueindeckung des Bildstockdaches.<br />

Dabei wurden u. a. die gut erhaltenen Biberschwanz-Ziegel<br />

durch die Firma Gamper<br />

Dach aus Lana neu verlegt. Christoph<br />

Gabrieli von der Glaswerkstätte in Lana er-<br />

Das Telser-Kreuz vor und nach der Restaurierung<br />

Der Brandis-Bildstock vor und nach der Restaurierung<br />

Fotos: Albert Innerhofer<br />

neuerte das Spitzbogenfenster über dem<br />

Gitter mit mundgeblasenem Fensterglas.<br />

Heuer im Frühjahr setzte der Restaurator<br />

und Maler Karl Hofer aus Partschins<br />

die Arbeiten fort. Bei der Entfernung der<br />

Rankpflanzen kamen die zwei Stufen in<br />

Stein zum Vorschein, wo die Gläubigen<br />

früher niedergekniet waren.<br />

Die gesamte Maueroberfläche des Bildstockes<br />

wurde abgebürstet und gesäubert,<br />

die fehlenden Mauerteile wurden<br />

ergänzt, die Mauern grundiert und in<br />

Gelb und Weiß bemalt. Das Eisengitter<br />

wurde sandgestrahlt und mit Eisenfarbe<br />

versehen. Der Fensterholzrahmen<br />

wurde ebenfalls restauriert. Die Kosten<br />

für die Arbeiten wurden von Ferdinand<br />

Graf Brandis und dem Heimatschutzverein<br />

Lana getragen.<br />

Albert Innerhofer<br />

KulturFenster 63<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


getragen<br />

Edelweißranken im Rebenland<br />

Die Burggräfler Tracht und ihr besonderes Samtleibl<br />

Wie kam das Edelweiß auf das bäuerische<br />

Samtleibl? Ein Blick in die Geschichte gibt<br />

die Antwort darauf.<br />

Das Bäurische, also das bäuerliche Gewand,<br />

wie die Burggräfler ihre gewachsene<br />

Tracht kurz nennen, hat seinen Ursprung<br />

im 19. Jahrhundert. Wie in vielen anderen<br />

Trachtengebieten begannen auch die<br />

Burggräflerinnen ab 1850, ihre Schnürmiedertracht<br />

mit rotem Mieder und schwerem,<br />

brombeerfarbenen Wiflingkittl abzulegen<br />

und sich nach bürgerlicher Mode in<br />

dunklen Tschoapengewändern mit langen<br />

Keulenärmeln zu kleiden.<br />

Allein die Schürze, das Schultertuch sowie<br />

die den Haarknoten zierende Haarnadel<br />

brachten die bäuerliche Standeszugehörigkeit<br />

zum Ausdruck. Das Bäurische nahm<br />

um 1900 eine einfache, aber durchaus elegante<br />

Form an und hob sich besonders im<br />

Meraner Becken mit knöchellangem Rock,<br />

dem enganliegenden, versteiften Tschoap<br />

und einem ebensolchen sommerlichen<br />

Miederleibl durch eine gewisse Vornehmheit<br />

von den benachbarten Gebieten ab.<br />

Ein Hauch von Romantik<br />

Es war auch diese Zeit, in der sich neben<br />

dem schlichten werktäglichen Mieder<br />

ohne Schultertuch eine zusätzliche<br />

Form etablierte: das Samtleibl oder Edelweißleibl,<br />

in der Mundart auch Sommetoder<br />

Sumetleibl genannt.<br />

Die Edelweiße<br />

werden auf Samt<br />

gestickt oder als<br />

Borte aufgenäht.<br />

Quelle: SBO Trachtenbuch<br />

„Inser beschtes<br />

Gwond“, Foto: Florian<br />

Andergassen<br />

Wie der Name bereits sagt, war es meist<br />

aus schwarzem Samt gefertigt und somit<br />

aus einem edleren Stoff als dem meist gebräuchlichen<br />

Wollmusselin. Am Halsausschnitt<br />

und oft auch entlang der Verschlussleiste<br />

war eine Zierborte aufgenäht. Diese<br />

Jugendstilborte zeigte Rosen-, Veilchen- und<br />

immer öfters Edelweißranken. Das Edelweiß<br />

war damals im Volkslied, auf Alltagsgegenständen<br />

aber auch auf Werbeanzeigen und<br />

Glückwunschkarten ein äußerst beliebtes<br />

Motiv, schwang mit der Alpenblume doch<br />

immer eine gewisse Berg- und Almromantik,<br />

auch ein tirolisches Heimatgefühl mit.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden statt<br />

der Borten vermehrt Edelweißblüten oder<br />

Ranken aufgestickt. Ob diese Stickerei aus<br />

Mangel an Bortenmaterial oder doch aus<br />

Vorliebe geschehen ist, kann heute nicht<br />

mit Gewissheit gesagt werden.<br />

Unterm Tüchl versteckt<br />

Für die Stickerinnen war und ist es noch immer<br />

eine Herausforderung, auf Samt flächig<br />

und gleichmäßig zu sticken. Das Samtleibl<br />

nahm einen Platz zwischen dem werktäglichen<br />

Mieder ohne und dem Mieder mit<br />

festtäglichem Schultertuch ein. Auf Familienfotos<br />

der 1920er- und 1930er-Jahre<br />

sieht man das Edelweißleibl meist nur an<br />

Kindern. Es ist überliefert, dass an sommerlichen<br />

Feiertagen so manche junge<br />

Burggräflerin beim Hochamt ein seidenes<br />

Schultertuch über ihrem Edelweißleibl trug<br />

und sich erst beim nachmittäglichen Tanz<br />

oder beim Segen erlaubt hat, diese legere<br />

Form ohne Tüchl zu tragen. Denn bis auf<br />

das bestickte Mieder entsprach vom Schuh<br />

bis zur Haarnadel alles dem üblichen bäurischen<br />

Gewand.<br />

Bis heute gern getragen<br />

Etwa zur selben Zeit kam bei einigen Musikkapellen<br />

auch eine abgewandelte Form<br />

auf. So finden wir in den 1930er-Jahren<br />

Marketenderinnen in Lana, Marling, Partschins<br />

und später auch im Passeier- und<br />

Schnalstal nicht nur mit etwas überladenen<br />

Edelweißmiedern, sondern auch mit keckem<br />

Burggräfler Männerhut und einer weißen<br />

und roten Giggerfeder auf dem Kopf.<br />

„Juchhui-Marie“ – so kommentierte eine<br />

Burggräfler Trachtenexpertin diese damals<br />

über den Brenner herübergeschwappte<br />

Unsitte, Männerhüte zur Frauentracht zu<br />

tragen. Durchgesetzt hat sich diese kurze<br />

Verirrung nicht, und so ist das bäurische<br />

Samt- oder Edelweißleibl eine gefällige Form<br />

des bäurischen Gewandes im Burggrafenamt<br />

geblieben, die auch im Passeier und<br />

anderen Seitentälern gern getragen wird.<br />

Andreas Leiter Reber<br />

Burggräfler Edelweißleibl um 1910<br />

Foto: Privatarchiv Fam. Leiter Reber<br />

KulturFenster 64<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


gelesen<br />

Wertvolles Kulturgut<br />

in Wort und Bild<br />

Buchtipp: „Bäuerliche Kapellen in Südtirol“<br />

Das von der Südtiroler Bäuerinnenorganisation<br />

(SBO) herausgegebene und von Margot<br />

Schwienbacher verfasste Buch „Bäuerliche<br />

Kapellen in Südtirol“ ist nicht nur ein schönes<br />

und interessantes Lese- und Bilderbuch,<br />

sondern auch ein wichtiger Beitrag zum langfristigen<br />

Schutz der Südtiroler Baukultur.<br />

Südtiroler Bäuerinnenorganisation<br />

(Hrsg.): „Bäuerliche Kapellen<br />

in Südtirol“, mit Texten von Margot<br />

Schwienbacher und Fotos von Armin<br />

Huber und Josef Gutmann, Folio Verlag,<br />

400 S., Preis: 45 Euro.<br />

Kapellen und christliches Brauchtum haben<br />

im Leben der bäuerlichen Gemeinschaft<br />

Jahrhunderte lang eine wichtige<br />

Rolle gespielt – und spielen sie bis heute.<br />

Jedoch fehlte eine vollständige Dokumentation<br />

aller historischen und neu errichteten<br />

bäuerlichen Kapellen. 2021 entschloss<br />

sich die Südtiroler Bäuerinnenorganisation<br />

zu einem umfangreichen Projekt: Die Kapellen<br />

in Südtirol sollten systematisch erfasst<br />

und fotografiert, und ihre Geschichte<br />

sollte dokumentiert werden. In zweijähriger<br />

Arbeit – und dank der Mithilfe der<br />

Hofeigentümer*innen, Freiwilliger und<br />

Fachleute – wurden Informationen zu rund<br />

650 Kapellen zusammengetragen, die in<br />

Bezug zu einem Bauernhof oder einer bäuerlichen<br />

Gemeinschaft stehen und bei denen<br />

die Eigentümer*innen mit der Veröffentlichung<br />

einverstanden waren.<br />

Die Autorin Margot Schwienbacher hat<br />

die Geschichten dazu festgehalten und<br />

dem volksreligiösen Brauchtum nachgespürt.<br />

Vom volkstümlich-naiv ausgemalten<br />

kleinen Andachtsort bis zum opulent<br />

ausgestatteten Wallfahrtskirchlein: Alle<br />

geben Zeugnis von Volksfrömmigkeit und<br />

gelebtem Brauchtum. Auch der bis heute<br />

spürbare persönliche Bezug der heutigen<br />

Eigentümer*innen zur Kapelle machen<br />

diese Gebetsorte zu etwas Besonderem.<br />

Fotografiert wurden die Kapellen von Armin<br />

Huber und Josef Gutmann. Dass manche<br />

dieser einst schmucken Kleinode heute etwas<br />

karg wirken, liegt an den verbreiteten<br />

Antiquitätendiebstählen in den 1960erbis<br />

in die 1980er-Jahre. Sie sind auch der<br />

Grund dafür, warum viele der Hofkapellen<br />

heute nicht mehr öffentlich zugänglich sind.<br />

Manche ihrer „Geheimnisse“ sind daher<br />

auch in Vergessenheit geraten und selbst<br />

Dorfgemeinschaft oft nicht mehr bekannt.<br />

Umso wertvoller war die Mitarbeit der Eigentümerfamilien.<br />

Das Buch umfasst rund 400 Seiten und ist<br />

in zwei Abschnitte unterteilt: den Erzählteil<br />

mit zahlreichen Hintergrundgeschichten<br />

und den Registerteil mit der systematischen<br />

Erfassung jeder Kapelle. Den Leser*innen<br />

präsentiert sich die Tirolensie als wunderbares<br />

Lese- und Bilderbuch, das Einblick<br />

gibt in die verschiedenen Bauweisen, in unterschiedliche<br />

Motivationen, die zum Bau<br />

der Kapellen geführt haben, in die verschiedenen<br />

Funktionen der Kapellen, aber auch<br />

in gelebte Tradition und Spiritualität am Bauernhof<br />

und somit in religiöses Brauchtum<br />

und Volkskultur.<br />

Es zeigt auch die Verbundenheit der<br />

Eigentümer*innen zu ihren Kapellen, die<br />

großteils mit viel Liebe und Sorgfalt gepflegt<br />

werden. Diese Pflege soll Vorbildwirkung<br />

haben und Wertschätzung für das Kulturgut<br />

Kapelle vermitteln.<br />

Insgesamt stellt das Buch eine sehr gute<br />

Basis für eine längst überfällige Erhebung<br />

von wichtigen historischen Baudenkmälern<br />

dar, die nicht zwingend denkmalgeschützt<br />

sind, und somit einen wichtigen Schritt für<br />

den langfristigen Schutz der Baukultur.<br />

HPV<br />

Die vielen bäuerlichen Kapellen im Land zeugen von Volksfrömmigkeit und gelebtem Brauchtum. Die Eigentümer*innen kümmern sich<br />

großteils mit viel Herz um den Erhalt der Kapellen auf ihrem Hof.<br />

Fotos: SBO/Armin Huber<br />

KulturFenster 65<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


getanzt<br />

Tanzfreude trotz Hitze<br />

Landesalmtanz auf der Marinzenalm in Kastelruth<br />

Am Sonntag, dem 9. Juli, fand der diesjährige<br />

Almtanz bei strahlendem Sonnenschein<br />

auf der Marinzenalm in Kastelruth statt.<br />

Gegen 10 Uhr trafen die ersten tanzwilligen<br />

Gäste auf der Alm ein, wo dann um<br />

11 Uhr gemeinsam ein Wortgottesdienst<br />

gefeiert wurde. Der Wortgottesdienst wurde<br />

von Regina Jaider Mayrl geleitet und von<br />

Johann Trocker an der „Ziechorgl“ und<br />

der Chorleiterin Marlene musikalisch umrahmt.<br />

Einige Tänzer und Tänzerinnen der<br />

Volkstanzgruppe Kastelruth gestalteten die<br />

Feier durch das Lesen der Fürbitten mit.<br />

Nach der kurzen Begrüßung durch Sonja<br />

Reiterer, Obfrau der Volkstanzgruppe Kastelruth,<br />

wurde der Almtanz mit dem Auftanz<br />

eröffnet. Danach spielte die „Schnoggwond<br />

Tanzlmusig“ zum Tanz auf. Trotz<br />

großer Hitze war der Tanzboden bis in<br />

den Abend hinein stets sehr gut gefüllt.<br />

Die zahlreichen Tänzer und Tänzerinnen<br />

waren sehr gut gelaunt, und der Almtanz<br />

auf der Marinzenalm wurde so zu einem<br />

gelungenen Fest.<br />

Ein großes Dankeschön geht an die Volkstanzgruppe<br />

Kastelruth, welche die Organisation<br />

des Almtanzes übernommen und<br />

auch für das leibliche Wohl gesorgt hatte.<br />

Anna Julia Spitaler<br />

Die „Schnoggwond Tanzlmusig“ spielte auf.<br />

Wortgottesdienst beim Almtanz auf der Marinzenalm<br />

Fotos: ARGE Volkstanz in Südtirol<br />

Monika Rottensteiner, 1. Vorsitzende der ARGE Volkstanz in Südtirol, und Klaus Tappeiner,<br />

2. Vorsitzender, führen den Auftanz an.<br />

Hereinspaziert<br />

➤<br />

Landeskathreintanz im Kursaal von Meran, 11. November <strong>2023</strong> mit den<br />

„Flachgauer Musikanten“ aus Salzburg. Die Pausengestaltung übernimmt<br />

der Bezirk Überetsch/ Unterland.<br />

➤ Winterlehrgang im „Haus der Familie“ in Lichtenstern/Ritten vom 26. Dezember <strong>2023</strong> bis zum 1. Jänner 2024<br />

Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org<br />

KulturFenster 66<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


Heimatpflege<br />

Vereine danken Rita und Hans<br />

Pensionierungsfeier für Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter in Gummer<br />

Rita und Hans umgeben von den Vorständen der ARGE Volkstanz in Südtirol und des Südtiroler Volksmusikkreises<br />

Fotos: ARGE Volkstanz in Südtirol<br />

Bei einer Feier am 3. Juni im Gasthaus „Lärchenwald“<br />

in Gummer wurden Rita Ritsch,<br />

Buchhalterin und Sekretärin, und der Verwaltungsassistent<br />

Hans Rottensteiner in<br />

den Ruhestand verabschiedet.<br />

Rita Ritsch war seit 1998 Buchhalterin<br />

und Sekretärin der ARGE Volkstanz in<br />

Südtirol und des Südtiroler Volksmusikvereines.<br />

25 Jahre lang hatte sie für jeden,<br />

der im Büro vorbeischaute oder anrief,<br />

ein offenes Ohr und war für beide<br />

Vereine eine wichtige Säule. Ob beim Organisieren<br />

von Veranstaltungen oder bei<br />

sonstigen Anliegen, Rita wusste immer<br />

genau, was zu tun ist.<br />

Die Feier<br />

Aus diesem Grund sollte der 3. Juni ein<br />

ganz besonderer Tag werden. Beim Aperitif<br />

im Freien wurde auf die angehenden<br />

Pensionisten angestoßen. Anschließend<br />

wurde die Feier nach drinnen verlegt.<br />

Beim guten Essen war das schlechte Wetter<br />

aber nur Nebensache. Durch verschiedene<br />

G’stanzln – vorgetragen von Gernot<br />

Niederfriniger vom Südtiroler Volksmusikverein<br />

sowie von Heike Ebner, Edith Großgasteiger,<br />

Karin Mutschlechner und Veronika<br />

Steger von der ARGE Volkstanz in<br />

Südtirol – ließ man Rita und Hans hochleben.<br />

Ein Sketch, dargebracht von Franz<br />

Hermeter als Rita und Gernot Niederfriniger<br />

als Arno (Kompatscher), sorgte für<br />

viele Lacher im Publikum. Anschließend<br />

spielten einige Vorstandsmitglieder des<br />

Südtiroler Volksmusikvereines bis zum<br />

Abend zum Tanz auf.<br />

Die Nachfolgerinnen<br />

Ende Juli <strong>2023</strong> trat Rita ihren wohlverdienten<br />

Ruhestand an, ihre Arbeit verrichten<br />

künftig die zwei Teilzeitfachkräfte<br />

Heike Ebner und Birgit Knollseisen. Heike<br />

wird die buchhalterischen Angelegenheiten<br />

beider Vereine übernehmen und Birgit<br />

die Organisation der verschiedenen<br />

Veranstaltungen.<br />

Die Vorstände und die Bezirksvertreter<br />

der ARGE Volkstanz in Südtirol und des<br />

Südtiroler Volksmusikvereines wünschten<br />

Rita und Hans für ihren neuen Lebensabschnitt<br />

alles Gute und Gesundheit.<br />

Anna Julia Spitaler<br />

Tänzer*innen und Sänger*innen ließen<br />

Hans Rottensteiner und Rita Ritsch an diesem<br />

Tag hochleben.<br />

KulturFenster 67<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>


www.hpv.bz.it<br />

Termine<br />

Kontakt: Tel. 0471 973693, E-Mail: info@hpv.bz.it<br />

Facebook: https://www.facebook.com/HPV.Suedtirol<br />

Veranstaltungen und andere Videos auf unserem youtube-Kanal:<br />

https://www.youtube.com/c/heimatpflegeverbandsudtirol<br />

Infos unter:<br />

http://hpv.bz.it<br />

25.–28.08.<strong>2023</strong><br />

„75 Jahre VSM 1948–<strong>2023</strong>“<br />

Alle Musikkapellen sind eingeladen, zum VSM-Geburtstag<br />

musikalische Akzente in ihrem Heimatdorf zu setzen.<br />

Infos unter:<br />

https://vsm.bz.it<br />

07.10.<strong>2023</strong><br />

Relative Solmisation<br />

(Stufensingen) im Chor:<br />

Seminar mit Verena Unterguggenberger<br />

im Kolpinghaus Bozen<br />

Infos unter:<br />

https://scv.bz.it

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