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Kulturfenster Nr. 04|2023 - August 2023

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verbunden<br />

KF: Heuer probte der Chor in Nordtirol,<br />

ein Konzert gab es aber wieder auch in<br />

Südtirol…<br />

Deltedesco: In jedem Jahr gastiert<br />

der Jugendchor Österreich in<br />

einem anderen Bundesland,<br />

heuer eben in Tirol.<br />

Aufgrund der engen Zusammenarbeit<br />

mit dem<br />

Chorverband Tirol ist von<br />

der Obfrau des Chorverbandes<br />

Tirol die Einladung<br />

an den Obmann des SCV<br />

ausgesprochen worden, eines<br />

der beiden Konzerte in Südtirol<br />

abzuhalten. Diese Einladung wurde von<br />

uns natürlich sehr gerne angenommen.<br />

Sie zeigt auch unsere enge Freundschaft<br />

mit dem Chorverband Tirol.<br />

KF: Man kann hier auch ein<br />

Zeichen für die enge Verbindung<br />

des Südtiroler<br />

Chorverbandes zu<br />

Österreich und dem<br />

Chorverband Österreich<br />

im Besonderen<br />

sehen.<br />

Deltedesco: Seit jeher<br />

erfährt Südtirol die Unterstützung<br />

Österreichs<br />

und die für uns so wichtige<br />

Anbindung an den österreichischen<br />

Kulturraum. Mit dem Chorverband Österreich<br />

verbindet uns schon seit jeher<br />

eine enge und freundschaftliche Zusammenarbeit,<br />

sowie eine gute Arbeitsbeziehung.<br />

Viele Jahrzehnte konnten wir von<br />

den Möglichkeiten eines so großen Verbandes<br />

wie der Chorverband Österreich<br />

lernen und profitieren, immer wurden wir<br />

von unseren österreichischen Freunden<br />

ein bisschen als das „10. Bundesland“<br />

gesehen und immer wurden wir als gleichwertiger<br />

Partner behandelt. 2022 wurde<br />

diese jahrzehntelange tiefe und respektvolle<br />

Freundschaft institutionalisiert und<br />

der SCV ist seit dem 26. April 2022 ordentliches<br />

Mitglied des Chorverbandes<br />

Österreich.<br />

Interview: Paul Bertagnolli<br />

Gesang über das Leben und den Tod<br />

Interview mit dem Künstlerischen Leiter des Jugendchores Österreich Franz M. Herzog<br />

KulturFenster: Was steht hinter dem geheimnisvollen<br />

Titel „Sunaj“?<br />

Franz M. Herzog: „Sunaj" ist ein Anagramm<br />

für „Janus". Janus war der römische Gott<br />

des Anfangs und des Endes. Ursprünglich<br />

ein Licht- und Sonnengott, wurde er erst<br />

allmählich zum Gott allen Ursprungs, des<br />

Anfangs und des Endes, der Ein- und Ausgänge,<br />

der Türen und der Tore, zum Vater<br />

aller Dinge und aller Götter. Janus symbolisiert<br />

die Dualität, wie etwa Schöpfung/Zerstörung,<br />

Leben/Tod, Licht/Dunkelheit, Anfang/Ende,<br />

Zukunft/Vergangenheit, Links/<br />

Rechts usw. Er ist die Erkenntnis, dass alles<br />

Göttliche immer einen Gegenspieler in<br />

sich birgt.<br />

KF: Ein philosophisches Thema. Wie setzt<br />

man das in Musik um?<br />

Herzog: Das Publikum hörte Chorwerke, die<br />

diese Gegensätze ausdrücken. Den Rahmen<br />

bildeten zwei Stücke, bei denen es um die<br />

großen Themen wie Geburt und Tod geht,<br />

denen sich niemand von uns entziehen<br />

kann. Ola Gjeilos „O magnum mysterium"<br />

beschreibt das Wunder der Geburt (Jesu<br />

Christi), während das abschließende Lied<br />

„In Paradisum" von Eriks Esenvalds eine<br />

lateinische Antiphon aus dem 7. oder 8.<br />

Jahrhundert vertont. Diese war im Mittelalter<br />

Teil der Sterbeliturgie und wurde am<br />

Übergang vom Leben zum Tod gesungen.<br />

Im Laufe der Liturgiegeschichte wurde „In<br />

Paradisum“ ein Teil der Exequien und wird<br />

heute gesungen, während der Sarg zum<br />

Grab geleitet wird. Der Gesang deutet das<br />

Sterben als Übergang, das himmlische Jerusalem<br />

steht dabei als endzeitliche Metapher.<br />

Himmlische Chöre geleiten den<br />

Sterbenden von dieser Welt in eine neue.<br />

KF: Was war das Besondere an diesem<br />

Konzert?<br />

Herzog: Es prallten im Programm<br />

manchmal harte<br />

Gegensätze direkt aufeinander:<br />

Verzweiflung –<br />

Hoffnung, Unerfüllte<br />

Liebe – Liebesglück,<br />

Animalisches - Mildes,<br />

Krieg – Frieden. Alle<br />

Kompositionen stammen<br />

von renommierten<br />

Komponist*innen und es<br />

gibt auch eine Uraufführung<br />

von einem Werk der jungen steirischen<br />

Komponistin Anja Obermayer.<br />

KF. Wie erleben Sie die Arbeit mit dem Chor,<br />

etwa bei den Proben?<br />

Herzog: Für Agnes Schnabl und mich ist es<br />

immer sehr spannend, wie der Chor klingen<br />

wird, ob wir unser Programm so umsetzen<br />

werden können und wie die Stücke bei den<br />

jungen Sänger*innen ankommen werden.<br />

Es ist wirklich eine besonderes Geschenk,<br />

mit so vielen talentierten und begeisterten<br />

Jugendlichen Musik machen zu dürfen.<br />

KF: Was setzen Sie sich als Ziel für die<br />

Probenwoche?<br />

Herzog: In dieser Woche soll ein farbiger,<br />

ausgeglichener Chorklang entstehen, mit<br />

dem man die Werke bestens interpretieren<br />

kann. Und im besten Fall entstehen<br />

daneben Freundschaften, die weit über<br />

diese Woche Bestand haben.<br />

KF: Der Jugendchor Österreich ist<br />

ein Auswahlchor – worin sehen<br />

Sie den Sinn solcher<br />

Chöre, wie etwa der Landesjugendchöre?<br />

Herzog: Ich finde, dass<br />

diese Chöre sehr wichtige<br />

Initiativen der Bundesländer<br />

sind. Sie ermöglichen,<br />

dass sich<br />

Jugendliche aus dem gesamten<br />

Bundesland treffen, gemeinsam<br />

Musik auf höchstem Niveau<br />

machen und die gemeinsame Zeit<br />

so richtig genießen.<br />

KF: Heuer kehrte der Jugendchor Österreich<br />

sozusagen wieder an den Ort seines<br />

Debüts zurück…<br />

Herzog: Ich finde es besonders schön, dass<br />

wir in diesem Jahr wieder in Südtirol gastieren<br />

durften, da ja der Jugendchor Österreich<br />

seine erste Probenwoche 2015 in<br />

Burgeis in Südtirol hatte.<br />

Interview: Paul Bertagnolli<br />

KulturFenster 28<br />

04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>

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