Kulturfenster Nr. 04|2023 - August 2023
Kulturfenster Nr. 04|2023 - August 2023
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Heimatpflege<br />
Die Alm als Kulturerbe<br />
Tag der Landschaft der Stiftung Landschaft auf<br />
der Obermoaralm am Fuchsberg<br />
anhand des Holzes, sind bei Almen selten.<br />
Auf der Obermoaralm wurden sie durchgeführt<br />
und kamen zu einem erstaunlichen<br />
Ergebnis: Die Gebäude – Almhütte mit<br />
Wohn-/Schlafraum und Stall, Vorratskasten,<br />
Schweinestall und Herdhütte – stehen<br />
dort seit mindestens 500 Jahren. So<br />
lange haben sie dem Wetter und den Klimaveränderungen<br />
standgehalten – was<br />
für die Qualität des verwendeten Materials<br />
und für das Geschick der Erbauer spricht.<br />
Freilich wurde das eine oder andere im Lauf<br />
der Jahrhunderte ausgebessert, doch große<br />
Eingriffe hat es nicht gegeben. Nach wie<br />
vor ist die Alm im Sommer bewirtschaftet.<br />
Die Schwester eines der Eigentümer, Michaela,<br />
tischt hungrigen Wanderern einfache<br />
Bauernkost auf. Um einen Gastbetrieb<br />
handelt es sich allerdings nicht. Hier<br />
oben haben die Kühe das Sagen – edles<br />
Grauvieh, mit Hörnern ausgestattet – ein<br />
heutzutage leider nur noch seltenes Phänomen.<br />
Weiter in Richtung der Gipfel tun<br />
sich Ziegen und Schafe an den winzigen<br />
Gräslein gütlich.<br />
Die Obermoaralm gehört zu den wenigen Almen, die unter Denkmalschutz stehen. Sie soll<br />
nun über die Stiftung Landschaft saniert werden.<br />
Foto: Stiftung Landschaft<br />
Vom Menschen geschaffen, von der Natur<br />
geprägt – so ungefähr lässt sich die Alm als<br />
Lebensraum charakterisieren. Die Stiftung<br />
Landschaft hat am „Tag der Landschaft“ die<br />
Almen in den Fokus gerückt, denn „unsere<br />
Aufgabe ist es, dieses Werk von Mensch<br />
und Natur zu pflegen“, sagt Präsidentin Sigrid<br />
Pernthaler.<br />
Seit zehn Jahren hält die Stiftung Landschaft<br />
jährlich den Tag der Landschaft ab.<br />
2022 traf man sich auf einer besonders<br />
artenreichen Bergwiese in Planeil, die ein<br />
älterer Bauer der Stiftung verkauft hatte,<br />
welche sich seitdem um den Erhalt<br />
dieses auch mit seltenen Pflanzenarten<br />
gespickten Naturreservates<br />
kümmert. Anfang Juli<br />
dieses Jahres war hingegen<br />
die seit 2003 denkmalgeschützte<br />
Obermoaralm im<br />
Schnalstal das Ziel der Stiftungsmitglieder.<br />
Es ist eine<br />
der wenigen Almen in Südtirol,<br />
die unter Denkmalschutz<br />
gestellt wurden, ein wunderbares<br />
Ensemble von fünf Gebäuden auf über<br />
2000 Metern Meereshöhe oberhalb von<br />
Katharinaberg.<br />
Die Obermoaralm – sie gehört noch zur<br />
Gemeinde Naturns – war schon seit jeher<br />
im Besitz des Moarhofes und des Obermoarhofes<br />
– einst ein einziger Hof, den<br />
der Ururgroßvater der heutigen Eigentümer<br />
erworben hatte, der später geteilt<br />
wurde und wo heute die Familien Valentin<br />
Müller und Florian Müller zwei Landwirtschaften<br />
betreiben.<br />
Mehr als 500 Jahre alt<br />
Dendrochronologische Untersuchungen,<br />
also Altersbestimmungen<br />
Behutsame Sanierung<br />
Seit einigen Jahren hat die Alm eine Zufahrt,<br />
die nur mit Genehmigung des Forstamtes<br />
befahren werden darf. Vorher gab<br />
es eine Materialseilbahn bis zum zwei Kilometer<br />
entfernten Dickhof. Die Erschließung<br />
durch einen Fahrweg macht es den<br />
Bauern möglich, das Holz des Waldes mit<br />
zu nutzen. Außerdem erleichtert es wesentlich<br />
die nunmehr unbedingt notwendige<br />
Sanierung, um die sich die Eigentümerfamilien<br />
gerne bemühen. Mit einem<br />
Dach hat man bereits begonnen, um die<br />
Innenräume zu schützen. Nun sollten weitere<br />
möglichst behutsame Maßnahmen<br />
erfolgen, die dem Erhalt des denkmalgeschützten<br />
Ensembles Rechnung tragen.<br />
Und hier kommt nun die Stiftung Landschaft<br />
ins Spiel. „Ein Mitglied hat uns auf<br />
dieses wunderbare Ensemble aufmerksam<br />
gemacht“, erzählt Sigrid Pernthaler. Man<br />
habe sich die Obermoaralm angeschaut,<br />
mit den Eigentümern und mit dem Landes-<br />
Wenn Mensch, Tier und Pflanzen auf der Alm<br />
freundlich zusammenleben und aufeinander Acht<br />
geben, wird dieser einzigartige Lebensraum erhalten<br />
bleiben.<br />
Sigrid Pernthaler<br />
KulturFenster 45<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>