Kulturfenster Nr. 04|2023 - August 2023
Kulturfenster Nr. 04|2023 - August 2023
Kulturfenster Nr. 04|2023 - August 2023
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
hingehört<br />
Zwischen Sehnsucht und Angst<br />
Uraufführung des „Totentanzes“ von Armin Thomaser<br />
„Und solange du das nicht hast,<br />
Dieses: Stirb und werde!<br />
Bist du nur ein trüber Gast<br />
auf der dunklen Erde“<br />
J. W. Goethe<br />
„Selige Sehnsucht“<br />
Plauser Totentanz von L. S. Stecher<br />
Foto: Manuela Schöpf<br />
Das Memento Mori – das Bewusstsein, dass<br />
man sterben wird – und der Totentanz sind in<br />
der Kulturgeschichte Themen, die vor allem<br />
seit dem 14. Jahrhundert immer wieder aufgegriffen<br />
wurden.<br />
Auch der Südtiroler Komponist Armin Thomaser<br />
hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt<br />
und eine vielschichtige Komposition<br />
unter dem Titel „Totentanz. Tonzn tian miar<br />
olle gearn – lei nit mit so durre Hearrn… ein<br />
Memento Mori“ geschaffen, wobei auch der<br />
Text von ihm stammt. Dabei hat der Chorleiter,<br />
Organist und Komponist Armin Thomaser,<br />
Jahrgang 1968, textlich und musikalisch<br />
zu einer eigenen ausdrucksstarken<br />
Sprache gefunden.<br />
Das Thema des Todes im Spannungsfeld<br />
zwischen Todessehnsucht und Todesangst<br />
wird von Thomaser in einer einstündigen<br />
Komposition in Hochdeutsch und Dialekt<br />
musikalisch und szenisch verarbeitet. Die<br />
Begegnung mit dem Tod löst im Stück Beklemmung<br />
aus, sie wird mit Zynismus überspielt,<br />
entlädt sich aggressiv, jedoch haben<br />
auch heitere Stimmen in Thomasers Werk<br />
ihren Platz gefunden. Dramaturgisch beginnt<br />
das Stück in völliger Dunkelheit, dehnt sich<br />
über den größten Schmerz hin zur versöhnlichen<br />
Gewissheit, dass der Tod eine Tür in<br />
eine andere Dimension ist.<br />
Rap, Rumba und Polka…<br />
Der Komponist<br />
und Autor Armin<br />
Thomaser<br />
©Amin Thomaser<br />
Die Tonsprache des Werkes ist zeitgenössisch,<br />
jedoch tonal, melancholisch, tänzerisch<br />
und manchmal raunzig. Verschiedene<br />
musikalische Formen finden Eingang in die<br />
Komposition: Rap, Polka, Rumba, Onestepp,<br />
Reel, English Waltz, Horo usw. Die Texte<br />
sind vielschichtig: lyrisch, teils kritisch, immer<br />
pfiffig, zum Teil Vertonungen bestehender<br />
Literatur (u.a. R.M. Rilke und E. Lasker-<br />
Schüler), zum Teil Neukreationen des Autors.<br />
Es wird geflüstert, gesungen und gerappt<br />
Aufführungen im September<br />
in Sexten und Schlanders<br />
Der Chorylus Haslach hat das Werk im Januar<br />
<strong>2023</strong> mit großem Erfolg uraufgeführt.<br />
Als Hommage an den herausragenden Bilderzyklus<br />
„Totentanz“ von Luis Stefan Stecher<br />
an der Friedhofsmauer in Plaus, fand<br />
die Uraufführung unter der Gesamtleitung<br />
des Komponisten in der Pfarrkirche von<br />
Plaus statt. Weitere Aufführungsorte waren<br />
Eppan und Bozen. Ausführende sind neben<br />
dem Chorylus Haslach die Südtiroler<br />
Vokalsolist*innen Maria Theresia Platter (Sopran-als<br />
Beleuchterin, Müllfrau, Hebamme,<br />
Influencerin usw.) und der Tenor Renzo Huber<br />
(als Tod). Begleitet werden sie vom siebenköpfigen<br />
Amarida Ensemble (Oboe/Oboe<br />
d’amore, Akkordeon und Streichquinett).<br />
Im September <strong>2023</strong> wird das Werk „Totentanz“<br />
nun auf Wunsch von „musica viva<br />
Vinschgau“ und „Musik Leben Pustertal“<br />
nochmals aufgeführt:<br />
- Freitag, 15. September <strong>2023</strong> um 20 Uhr,<br />
Pfarrkirche Schlanders<br />
- Sonntag, 17. September <strong>2023</strong> um 20 Uhr,<br />
Pfarrkirche Sexten<br />
Der Eintritt beträgt 15 Euro, und der Kartenverkauf<br />
findet eine halbe Stunde vor Konzertbeginn<br />
vor Ort statt.<br />
Paul Bertagnolli<br />
KulturFenster 37<br />
04/<strong>August</strong> <strong>2023</strong>