Gesund & Leben 2021/11
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das magazin der<br />
<strong>11</strong>/21, 16. Jahrgang, € 2,40<br />
GESUND LEBEN<br />
in wien<br />
www.aekwien.at<br />
Warum Vorsorge <strong>Leben</strong> rettet.<br />
Und welche Untersuchungen<br />
Sie jetzt machen sollten.<br />
Vorsorge!<br />
SCHÜTZEN SIE<br />
SICH DURCH<br />
Ausgabe<br />
Jubiläum<br />
BLUTDRUCK<br />
SENKEN<br />
Natürliche Methoden<br />
im Überblick<br />
GEHEN ALS<br />
MEDIZIN<br />
Schritt für Schritt zu<br />
mehr <strong>Gesund</strong>heit<br />
HANS<br />
KNAUSS<br />
Der Ex-Skiprofi und<br />
TV-Star im Interview
FOTO: STEFAN SEELIG; IAN EHM; ISTOCK_ NIKELSER<br />
GESUND MIT DER<br />
ÄRZTEKAMMER WIEN<br />
LIEBE LESERINNEN UND LESER!<br />
Seit zwei Jahren dreht sich in unserem <strong>Leben</strong> alles<br />
um Corona – die Einschränkungen für unseren<br />
Alltag, Schutzmaßnahmen, Impfung, negative<br />
Folgen für die Wirtschaft. Ein Punkt ging dabei<br />
unter: die Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche<br />
und vor allem da auf jene aus armutsgefährdeten<br />
Verhältnissen. Von diesen gibt es in unserem<br />
Land, einem der reichsten der Welt, aber<br />
leider immer noch viel zu viele. Etwa 350.000 Kinder<br />
und Jugendliche leben in Österreich in Armut, haben<br />
schlechtere Bildungschancen, ernähren sich unausgewogen<br />
und sind anfälliger für Krankheiten.<br />
Gemeinsam mit der Volkshilfe Österreich hat die<br />
Ärztekammer für Wien eine Umfrage zu den Auswirkungen<br />
von Armut auf die <strong>Gesund</strong>heit von<br />
Kindern und Jugendlichen unter Ärztinnen und<br />
Ärzten gestartet. Die Ergebnisse dieser Studie sowie<br />
die Forderungen an die Politik, wo der Hebel<br />
gegen Armut angesetzt werden muss, können Sie in<br />
diesem Heft nachlesen.<br />
In der Jubiläumsausgabe unserer Patientenzeitung finden<br />
Sie auch Interessantes zum neuesten Stand der Forschung<br />
über Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie über die<br />
Fortschritte in den vergangenen 15 Jahren in der Krebsforschung.<br />
Dass Impfungen lebenswichtig sind und nicht nur<br />
gegen schwere Krankheitsverläufe bei Corona schützen<br />
und was sich am Impfsektor in den vergangenen Jahren alles<br />
getan hat, dem ist ein weiterer Schwerpunkt gewidmet.<br />
Selbstverständlich finden Sie auch wieder Ernährungstipps<br />
und -trends, und im Exklusivinterview erzählt der<br />
ehemalige Skiprofi Hans Knauß, wie er locker durchs <strong>Leben</strong><br />
kommt, ohne das <strong>Leben</strong> zu locker zu nehmen.<br />
Wir wünschen Ihnen wieder eine interessante Lektüre mit<br />
unserer Patientenzeitung, den vielleicht ein oder anderen<br />
für Sie wichtigen <strong>Gesund</strong>heitstipp und vor allem eines:<br />
Bleiben Sie gesund!<br />
n<br />
Herzlich<br />
Thomas Szekeres und Johannes Steinhart<br />
Präsident und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien<br />
RSVP CARD<br />
celebration<br />
Save the Date<br />
happy 28th<br />
15 JAHRE<br />
GESUND & LEBEN<br />
Begleiten Sie uns auf den<br />
kommenden 30 Seiten durch<br />
15 Jahre Medizinfortschritt.<br />
Sie werden staunen, wie viel<br />
uns engagierte Medizinerinnen<br />
und Mediziner zu<br />
sagen haben!<br />
Friday | October 3rd | 6:00pm<br />
birthday<br />
home schedule birthday party gallery<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
3
16<br />
15 Jahre Erfolge im<br />
Kampf gegen den<br />
Krebs.<br />
46<br />
Vorsorge rettet<br />
<strong>Leben</strong>. Mit Planer<br />
für jedes Alter.<br />
INHALT<br />
86<br />
Narbenpflege:<br />
eine Frage der<br />
<strong>Gesund</strong>heit und<br />
Ästhetik.<br />
58<br />
So köstlich und gesund<br />
ist unser regionales<br />
Wintergemüse.<br />
Mit Rezepten!<br />
15 Jahre – 150 Ausgaben<br />
4-Seiten-Spezial<br />
GESUND IN WIEN<br />
Seite 6 bis 9<br />
n 15 JAHRE<br />
GESUND & LEBEN<br />
<strong>11</strong> Das große GESUND & LEBEN-Jubiläum<br />
15 Jahre seriöser <strong>Gesund</strong>heitsjournalismus.<br />
12 15 Jahre Herzgesundheit<br />
Revolutionäre Fortschritte in der Herzmedizin.<br />
16 15 Jahre Kampf gegen den Krebs<br />
Wie neue Methoden die <strong>Leben</strong>serwartung von<br />
Krebspatienten deutlich gesteigert haben.<br />
20 15 Jahre im Kampf gegen Diabetes<br />
Digitalisierung als Trumpf gegen Diabetes.<br />
26 15 Jahre Impffortschritt<br />
Impfungen retten <strong>Leben</strong>. In den vergangenen<br />
15 Jahren wurden große Fortschritte erzielt.<br />
30 15 Jahre mentale <strong>Gesund</strong>heit<br />
Neue Erkenntnisse verhelfen Betroffenen zu<br />
einem Mehr an <strong>Leben</strong>squalität.<br />
34 15 Jahre gesunde Ernährung<br />
Ein Rückblick auf die Ernährungstrends der<br />
vergangenen Jahre.<br />
38 15 Jahre gesundes Altern<br />
Älter werden in Würde.<br />
Impressum: GESUND & LEBEN in WIEN ist das offizielle <strong>Gesund</strong>heitsmagazin der Wiener Ärztekammer. Zielgruppe & Richtung des Magazins:<br />
<strong>Gesund</strong>heitsrelevante und wichtige medizinische Informationen für alle gesundheitsbewussten Wienerinnen und Wiener. Medieninhaber, Verlag, Redaktion:<br />
ÄrzteVerlag GmbH, 1090 Wien, Währingerstraße 65. Herausgeber: Komm.-Rat Axel C. Moser, Mag. Philipp Ita. Mitglied der Geschäftsleitung:<br />
Petra Hubert-Schimek. Chefredakteur: Mag. Ralf Strobl. Chefin vom Dienst: Beate Barth. Artdirektion: DI Lissa Weissenbacher (Ltg.), Verena Ohnewas, BSc.<br />
Coverfoto: iStock_Martin Barraud Redaktion Ärztekammer für Wien: Dr. Hans-Peter Petutschnig. Redaktion: Jacqueline Kacetl, Linda Freutel, Mag. Karin<br />
Lehner, Mag. Christiane Mähr, Michaela Neubauer, MA, Mag. Heike Kosdorff, Daniela Rittmannsberger, Mag. Manuel Simbürger, Mag. Claudia Sebunk. Key Account:<br />
Gerlinde Taferner. Medieninhaber: ÄrzteVerlag GmbH, 1090 Wien, Währingerstraße 65. Hersteller: Druckerei Berger, 3580 Horn. Aboservice: Tel.:<br />
01/96<strong>11</strong>000-190, abo@gesundundleben.at. Einzelpreis: Euro 2,40 Abopreis: Euro 19,90/Jahr. GESUND & LEBEN erscheint 10x/Jahr. Seiten, die mit „Werbung“<br />
oder „Advertorial“ gekennzeichnet sind, sind entgeltliche Einschaltungen gemäß §26 Mediengesetz. Alle Rechte vorbehalten, auch die Übernahme, vollständige<br />
oder auszugsweise Weiter- oder Wiedergabe, gem. §44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz. Zielgruppe & Richtung des Magazins:<br />
<strong>Gesund</strong>heitsrelevante und medizinische Informationen für alle gesundheitsbewussten und gesundheitsinteressierten Österreicherinnen und<br />
201920021<br />
Österreicher. P.b.b. Erscheinungsort: Wien. Verlagspostamt: 1090 Wien. Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz siehe www.gesundundleben.<br />
at. Die Angaben und Äußerungen in Anzeigen, Inseraten, Advertorials & Promotions geben nicht zwingend die Meinung der Redaktion und/oder<br />
des Medieninhabers wieder. Für diese wird keine Haftung übernommen. Weiterführende Details finden Sie unter www.gesundundleben.at.<br />
FOTOS: ISTOCK_HAPPYCITY21, _YOKUNEN_FCAFOTODIGITAL_ PANUWAT DANGSUNGNOEN<br />
n LEBENSFREUDE<br />
45 Medizin kompakt<br />
46 Vorsorge rettet Ihr <strong>Leben</strong><br />
Vorsorge rettet <strong>Leben</strong>. Der detaillierte<br />
Fahrplan für alle Altersgruppen.<br />
54 Promiinterview Hans Knauß<br />
Der Ex-Skirennläufer über Erfolge, Niederlagen<br />
und seine neue TV-Karriere.<br />
58 Vitamine im Winter<br />
Auch im Winter gibt es regionale<br />
Köstlichkeiten, die viele Vitamine liefern.<br />
63 Rezepte für die kalte Jahreszeit<br />
Drei Rezepte zum Nachkochen,<br />
Genießen – und Sammeln.<br />
66 Mannsbuilder<br />
In Wien trifft sich eine Männergruppe,<br />
um Rollenklischees infrage zu stellen.<br />
n LEBENSKRAFT<br />
68 Lebergesundheit<br />
Die Leber ist die Entgiftungszentrale unseres<br />
Körpers. So schützen Sie dieses Organ.<br />
72 Patientengeschichte Schuppenflechte<br />
Eine junge Niederösterreicherin litt jahrelang<br />
unter Schuppenflechte. So gewann sie den<br />
Kampf gegen diese Hautkrankheit.<br />
76 Natürlich Blutdruck senken<br />
Es gibt viele Möglichkeiten, einen zu hohen<br />
Blutdruck auf natürliche Weise zu senken.<br />
n LEBENSNAH<br />
80 Gehen als Medizin<br />
Gehen ist die gesündeste Art, sich<br />
fortzubewegen. Darauf sollten Sie achten.<br />
86 Narbenpflege<br />
Jeder von uns hat Narben.<br />
So pflegen Sie sie richtig.<br />
90 Schwitzen für die <strong>Gesund</strong>heit<br />
Egal ob Sauna, Dampfbad, Infrarotkabine oder<br />
Badewanne: Schwitzen tut gut!<br />
94 Weiße Haare<br />
Warum „ergraut“ der Mensch?<br />
Und soll und kann man etwas dagegen tun?<br />
98 Psychotest<br />
Wie viel Selbstvertrauen haben Sie?<br />
Der große GESUND & LEBEN-Psychotest.<br />
80<br />
Gehen als<br />
Medizin: Schritt<br />
für Schritt<br />
gesund.<br />
04<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
05
KINDERARMUT!<br />
STOPP<br />
Eine Umfrage der Ärztekammern in Wien, Niederösterreich,<br />
Burgenland, Salzburg, Vorarlberg und Kärnten in<br />
Zusammenarbeit mit der Volkshilfe Österreich zeigt<br />
alarmierende Ergebnisse hinsichtlich des Zusammenhangs<br />
von Kinderarmut und Kindergesundheit.<br />
Armut beeinflusst laut den aktuellen<br />
Studienergebnissen das gesamte<br />
<strong>Leben</strong> und jeden <strong>Leben</strong>sbereich<br />
und damit auch die <strong>Gesund</strong>heit<br />
und das körperliche und psychische Wohlbefinden<br />
armutsgefährdeter Kinder. GESUND &<br />
LEBEN hat die Detailergebnisse:<br />
FAST NEUN VON ZEHN ÄRZTINNEN UND<br />
ÄRZTEN SAGEN, ARME KINDER SIND<br />
ÖFTER KRANK<br />
85 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte<br />
beobachten, dass armutsbetroffene Kinder und<br />
Jugendliche häufiger krank sind. Bei den Kinderärztinnen<br />
und -ärzten sind es insgesamt 90<br />
Prozent, wobei 100 Prozent der teilhabenden<br />
Wiener, Salzburger und Vorarlberger Kinderärztinnen<br />
und -ärzte angeben, dass armutsbetroffene<br />
Kinder häufiger krank sind. Auch das<br />
deutsche Robert-Koch-Institut weist auf die<br />
Häufung von Diabetes, depressiver Symptomatik<br />
und Adipositas bei armutsbetroffenen Menschen<br />
hin.<br />
URSACHEN FÜR GESUNDHEITLICHE<br />
UNGLEICHHEIT VOR ALLEM<br />
STRUKTURELL<br />
Als häufigste Ursache für diese gesundheitliche<br />
Ungleichheit wird von den Ärztinnen und Ärzten<br />
der strukturelle Mangel von gesundheitsfördernden<br />
<strong>Leben</strong>sumständen benannt. 82<br />
Prozent sagen, Kinder sind aufgrund von psychosomatischen<br />
Folgen der Armutslage – etwa<br />
schlechten Wohnverhältnissen, wie Schimmel<br />
oder Kälte, aber auch Mobbing und Stress –<br />
häufiger krank. Bei den Kinderärztinnen und<br />
-ärzten nennen gar 89 Prozent diese Ursache.<br />
Auf Platz zwei und drei<br />
der Ursachen für häufigere<br />
Krankheiten werden<br />
hohe Kosten für gesunde<br />
Ernährung (54 Prozent) und<br />
fehlende bewegungs-/entwicklungsfördernde<br />
Angebote<br />
im Kleinkindalter (53 Prozent)<br />
genannt.<br />
In etwa ein Viertel der Ärztinnen und<br />
Ärzte nennt auch Diskriminierungserfahrungen<br />
als Grund für die häufigeren Erkrankungen.<br />
Diese Einschätzung teilen vor allem Kinder- und<br />
Jugendpsychiaterinnen und -psychiater (27 Prozent).<br />
WELCHE MASSNAHMEN FORDERN<br />
ÄRZTINNEN UND ÄRZTE, UM DIE<br />
GESUNDHEIT ALLER KINDER ZU SICHERN?<br />
Kostenlose Therapien<br />
für Kinder bei medizinischer<br />
Indikation<br />
Reform/Ausbau<br />
der Kassenverträge<br />
im Bereich<br />
Kinder- und<br />
Jugendheilkunde<br />
Kostenfreie<br />
Maßnahmen<br />
für Mund- und<br />
Zahngesundheit<br />
HÄUFIG<br />
PSYCHOSOMATISCHE<br />
BELASTUNGEN<br />
Die Frage, ob in der beruflichen<br />
Praxis bei Kindern aus armutsgefährdeten<br />
Familien vermehrt psychosomatische<br />
Belastungen beobachtet<br />
werden, bejahen drei Viertel der<br />
Befragten (41 Prozent „häufig“, 37 Prozent<br />
„manchmal“). Die Gruppe der Kinderärztinnen<br />
und -ärzte, die an der Umfrage<br />
teilnahm, bestätigt dies mit 90 Prozent noch<br />
einmal deutlich stärker (62 Prozent „häufig“, 28<br />
Prozent „manchmal“).<br />
DIE CORONAKRISE ALS<br />
BESONDERE BELASTUNG<br />
Zwei Drittel (66 Prozent) sagen, dass armutsbetroffene<br />
Kinder stärker von Bewegungsmangel<br />
Ausbau der Angebote im<br />
Eltern-Kind-Pass (Vorsorge,<br />
Beratung etc.)<br />
Anhebung des BIP-Anteils<br />
für Ausgaben<br />
Ausbau der<br />
im <strong>Gesund</strong>heitswesen<br />
<strong>Gesund</strong>heitsbetreuung<br />
Ausbau öffentlicher<br />
6 an Schulen<br />
Infrastruktur/Schwimmbäder/<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
Fußballplätze/Spielplätze<br />
Ausbau der<br />
Dolmetsch-Angebote,<br />
um den Zugang zum<br />
<strong>Gesund</strong>heitswesen<br />
zu erleichtern<br />
ao. Univ.-Prof.<br />
Dr. Thomas Szekeres,<br />
Präsident der<br />
Österreichischen und<br />
Wiener Ärztekammer<br />
Mag. Erich Fenninger,<br />
Direktor der Volkshilfe<br />
Österreich<br />
Erweiterung der<br />
Krankenkassenplätze für<br />
Psychotherapie<br />
76% der Befragten geben<br />
an, dass es eine starke<br />
finanzielle Absicherung<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
braucht, um gesundheitliche<br />
Ungleichheiten<br />
zu beseitigen.<br />
GESUND IN WIEN<br />
durch die Coronakrise betroffen sind, wobei<br />
die Zahlen für Wien (82 Prozent) besonders<br />
hoch sind. Bei den Kinderärztinnen und -ärzten<br />
geben das österreichweit 82 Prozent an, bei<br />
den Wiener Kinderärztinnen und -ärzten sind<br />
es sogar 90 Prozent.<br />
85 Prozent der befragten Medizinerinnen<br />
und Mediziner gaben an, dass armutsbetroffene<br />
Kinder in ihrer Wahrnehmung in der Coronakrise<br />
stärker psychisch belastet wurden als<br />
Kinder aus finanziell gut abgesicherten Familien.<br />
Bei Kinderärztinnen und -ärzten sowie<br />
Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern<br />
sind es sogar 91 Prozent, die diese Einschätzung<br />
teilen.<br />
WAS IST JETZT ZU TUN?<br />
Für den Präsidenten der Wiener und Österreichischen<br />
Ärztekammer, Thomas Szekeres, ist es<br />
ein erschreckendes Zeichen, dass fast ein Fünftel<br />
der österreichischen Bevölkerung armutsund/oder<br />
ausgrenzungsgefährdet ist. Darunter<br />
fallen fast 350.000 Kinder und Jugendliche.<br />
„Österreich ist eines der reichsten Länder der<br />
Welt im Herzen Europas. Armut ist in Österreich<br />
aber nach wie vor ein Thema, und es<br />
wird weitgehend tabuisiert und beschäftigt die<br />
Öffentlichkeit bestenfalls in der Adventzeit.“<br />
Dabei werde aber vergessen: „Wer bei Kindern<br />
spart, spart an der Zukunft. Denn Kinder, die in<br />
Armut leben, erkranken öfter, zeigen vermehrt<br />
Entwicklungsstörungen, erkranken häufiger<br />
psychisch, sind stärker suizidgefährdet und<br />
sterben um fünf bis acht Jahre früher als die<br />
Durchschnittsbevölkerung. Sie sind die chronisch<br />
Kranken von morgen!“<br />
Gerade auch die Corona-Pandemie habe die<br />
Situation von Armutsbetroffenen noch weiter<br />
verschärft: „Die Zahl von psychisch bedingten<br />
Erkrankungen, insbesonders bei Kindern und<br />
Jugendlichen, ist in die Höhe geschnellt, das<br />
Betreuungsangebot im Gegenzug aber nicht. Es<br />
ist höchste Zeit, hier effektiv gegenzusteuern.“<br />
Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe<br />
Österreich, ergänzt: „Ein <strong>Leben</strong> in Armut schädigt<br />
die physische und psychische <strong>Gesund</strong>heit<br />
von Kindern und Jugendlichen. Das ist wissenschaftlich<br />
vielfach bestätigt und keine Neuigkeit.<br />
Die Ergebnisse unserer Umfrage sind alarmierend<br />
und zeigen großen Handlungsbedarf.“<br />
Fenningers Appell: „In einem der reichsten<br />
Länder der Welt müssen wir es uns leisten<br />
können, allen Kindern jene medizinische und<br />
psychosoziale Versorgung zu bieten, die sie<br />
benötigen, um ein gelingendes <strong>Leben</strong> führen<br />
zu können.“ n<br />
7<br />
QUELLE: UMFRAGE DER ÄRZTEKAMMER UND DER VOLKSHILFE 09/<strong>2021</strong>. FOTOS:ISTOCK_ APPLEUZR_ IMGORTHAND_ RALF GEITHE; CHRISTOPHER GLANZL; STEFAN SEELIG
MEDKITCHEN GANZ<br />
WIEN<br />
SORGT<br />
VOR<br />
TEIL 13<br />
DEMENZ<br />
Sehr geehrte Leserinnen<br />
und Leser,<br />
aktuellen Schätzungen zufolge leben<br />
in Österreich mehr als 100.000 Menschen<br />
mit einer demenziellen Erkrankung.<br />
Die Betroffenen haben immer<br />
größere Schwierigkeiten, sich in ihrem<br />
Umfeld zurechtzufinden, Gehirnfunktionen<br />
fallen langsam aus, ihr Gedächtnis<br />
nimmt bis zum Vergessensein ab<br />
und sie können sich anderen nicht<br />
mehr wie früher mitteilen.<br />
Auch wenn Medikamente und ein<br />
gesunder <strong>Leben</strong>sstil grundsätzlich als<br />
Schutz vor der Alzheimer-Krankheit<br />
gelten, sind die Möglichkeiten der<br />
Vorsorge wesentlich schlechter. Denn<br />
bei der Alzheimer-Demenz kommt es<br />
zu einer krankhaften Veränderung des<br />
Hirngewebes, die bisher nicht beeinflussbar<br />
ist. Man weiß allerdings,<br />
dass ein hohes Bildungsniveau einen<br />
gewissen Schutzfaktor darstellt.<br />
Wir möchten in GESUND & LEBEN<br />
Angehörigen und Betroffenen erste<br />
Informationen zum Thema Demenz<br />
mitgeben und weisen gleichzeitig<br />
darauf hin: Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin<br />
oder Ihrem Arzt, wenn Sie erste<br />
Bedenken in diese Richtung haben.<br />
Je früher das Thema angesprochen<br />
wird, umso besser kann die oder der<br />
Betroffene auf die Krankheit vorbereitet<br />
werden. <br />
n<br />
Herzlichst<br />
Ihr ao. Univ-Prof.<br />
Dr. Thomas Szekeres<br />
ao. Univ.-Prof.<br />
Dr. Thomas Szekeres,<br />
Präsident der<br />
Österreichischen und<br />
Wiener Ärztekammer<br />
WENN ES<br />
IM HIRN<br />
LANGSAM<br />
DUNKEL<br />
WIRD …<br />
D<br />
Hinter der Bezeichnung<br />
ie Demenz hat viele Gesichter:<br />
Am häufigsten sind Alzheimer,<br />
Demenz verbergen sich<br />
chronische Durchblutungsstörungen<br />
(vaskuläre Demenz),<br />
verschiedene degenerative<br />
Erkrankungen des Gehirns.<br />
Kombinationen dieser Erkrankungen<br />
oder andere Ursachen, wie beispielsweise<br />
Alkoholismus. Gedächtnisstörungen,<br />
GESUND & LEBEN<br />
zeigt, wie Sie vorbeugen gestörtes Denkvermögen und Verhaltensstörungen<br />
sind allen Demenzformen gemeinsam,<br />
können.<br />
wobei je nach Ursache, Stadium und anderen<br />
Faktoren diese Symptome sehr unterschiedlich<br />
GESUNDHEIT ausgeprägt sein können.<br />
KANN MAN BESTELLEN!<br />
In dieser Ausgabe von GESUND<br />
& LEBEN finden Sie den letzten<br />
Schwerpunkt unserer Serie „Ganz<br />
Wien sorgt vor“.<br />
Sie können die jeweiligen Infofolder<br />
zu den bisher erschienenen<br />
Themen bei der Ärztekammer für<br />
Wien per Mail kostenlos bestellen:<br />
pressestelle@aekwien.<br />
Folgende Folder sind erhältlich:<br />
n Ernährung und Bewegung<br />
n Psychische <strong>Gesund</strong>heit<br />
n Schmerzen<br />
n Augengesundheit<br />
n Krebs<br />
n Suchterkrankungen<br />
n Allergien<br />
n Haut und Sonne<br />
n HIV und Aids<br />
n Diabetes<br />
Sehr geehrte Wienerinnen und Wiener!<br />
Männer fühlen sich gesünder als Frauen und gehen<br />
dementsprechend seltener zum Hausarzt. Trotzdem<br />
leben sie im Schnitt um fünf Jahre kürzer als Frauen<br />
und leiden häufiger an klassischen Zivilisationskrankheiten.<br />
In der öffentlichen Diskussion wird das Thema Männergesundheit<br />
zu wenig beachtet. Es gibt einen<br />
offenkundigen Bedarf, das <strong>Gesund</strong>heitsbewusstsein<br />
und -verhalten der Männer zu stärken. Eine medizinische<br />
Begleitung und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen<br />
sind kein Zeichen von Schwäche, sondern<br />
helfen dabei, fit und gesund alt zu werden.<br />
Für den Großteil der Frauen ist e selbstverständlich,<br />
einmal jährlich zum Frauenarzt zu gehen. Bei<br />
Männern ist ein jährlicher Besuch beim Urologen die<br />
n Frauengesundheit<br />
n Männergesundheit<br />
n Demenz<br />
Sehr geehrte Wienerinnen und Wiener!<br />
Der mit Frühlingsbeginn aufkeimende Wunsch nach<br />
he lem Tageslicht und warmen Sonnenstrahlen auf<br />
der Haut nach einem langen Winter ist uns a len wohl<br />
bekannt. Es ist unbestritten, dass die Sonne unserer<br />
Psyche guttut und wir uns mit ihrer zunehmenden<br />
Intensität wieder aktiver und lebendiger fühlen. Trotz<br />
dieser positiven Nebenwirkung dürfen wir aber die<br />
Risiken nicht beiseitelassen, die die Sonne bei übermäßiger<br />
Einstrahlung auf die Haut in sich bergen<br />
kann.<br />
Hautalterung, Sonnena lergien oder sogar Hautkrebs<br />
können die Folge von zu hohem Sonnengenus sein.<br />
Sonnengebräunte Menschen werden von der Gese l<br />
schaft zwar als besonders gesund, gutaussehend<br />
oder körperlich fit wahrgenommen, dass dies aber<br />
langfristige und gravierende Konsequenzen für den<br />
Einzelnen haben kann, darüber sieht man geflissentlich<br />
hinweg.<br />
Umso wichtiger erscheint es, dass vor a lem die<br />
Jüngsten unserer Gese lschaft ihrer empfindsamen<br />
Haut entsprechend vor der direkten Sonneneinstrahlung<br />
geschützt werden und dass ihnen von uns Erwachsenen<br />
ein bewusster und verantwortungsvo ler<br />
Umgang mit der Sonne vorgelebt wird. Mit dieser<br />
Broschüre appellieren wir an Ihr Verantwortungsgefühl<br />
gegenüber Ihrem eigenen Körper sowie auch<br />
dem Ihrer Kinder, bewusst und verantwortungsvo l<br />
mit dem Sonnengenuss umzugehen.<br />
Herzlichst<br />
Ausnahme. Auch Männer so lten sich spätestens ab<br />
dem 50. <strong>Leben</strong>sjahr einmal pro Jahr vom Urologen<br />
Ihr ao. Univ-Prof. Dr. Thomas Szekeres<br />
Präsident Ärztekammer für Wien<br />
kontro lieren lassen. Denn gerade viele typische Männerkrankheiten<br />
machen sich erst spät bemerkbar.<br />
Eine Früherkennung ist nur durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen<br />
möglich.<br />
Mit dieser Broschüre wenden wir uns an Männer jedes<br />
Alters und möchten ihnen dabei wertvo le Informationen<br />
über besondere medizinische Bedürfnisse<br />
und relevante Vorsorgeuntersuchungen liefern.<br />
Herzlichst<br />
Ihr ao. Univ-Prof. Dr. Thomas Szekeres<br />
Präsident Ärztekammer für Wien<br />
VORWORT VORSORGE<br />
VORWORT DIE WICHTIGSTEN FAKTEN IM<br />
ÜBERBLICK<br />
VORWORT HIER FINDEN SIE RAT UND HILFE<br />
Sehr geehrte Wienerinnen und Wiener!<br />
Aktue len Schätzungen zufolge leben in Österreich<br />
mehr als 100.000 Menschen mit einer demenzie len<br />
Erkrankung. Die Betroffenen haben immer größere<br />
Schwierigkeiten, sich in ihrem Umfeld zurechtzufinden,<br />
Gehirnfunktionen fallen langsam aus, ihr<br />
Gedächtnis nimmt bis zur Vergessenheit ab und sie<br />
können sich anderen nicht mehr wie früher mitteilen.<br />
Auch wenn Medikamente und ein gesunder<br />
<strong>Leben</strong>sstil grundsätzlich als Schutz vor der Alzheimer-Krankheit<br />
gelten, sind die Möglichkeiten<br />
der Vorsorge wesentlich schlechter. Denn bei der<br />
Alzheimer-Demenz kommt es zu einer krankhaften<br />
Veränderung des Hirngewebes, die bisher nicht beeinflussbar<br />
ist. Man weiß a lerdings, dass ein hohes<br />
Bildungsniveau einen gewissen Schutzfaktor darste<br />
lt.<br />
Wir möchten mit dieser Broschüre Angehörigen und<br />
Betroffenen erste Informationen zum Thema „Demenz“<br />
mitgeben und weisen gleichzeitig darauf hin: Sprechen<br />
Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, wenn Sie erste<br />
Bedenken in diese Richtung haben. Je früher das<br />
Thema angesprochen wird, umso besser kann die<br />
oder der Betroffene auf die Krankheit vorbereitet<br />
Sehr geehrte Wienerinnen und Wiener!<br />
Krebsleiden sind in Österreich für gut ein Viertel a ler<br />
Todesfä le verantwortlich. Der Kampf gegen den<br />
Krebs muss daher für uns a le oberste Priorität haben.<br />
Dazu ist es notwendig, Maßnahmen zu ergreifen,<br />
mit denen noch mehr Neuerkrankungen vermieden<br />
werden.<br />
Viele typische Männerkrankheiten machen sich erst<br />
Indem wir etwa auf eine bewusste <strong>Leben</strong>sführung<br />
achten, zu gesunder Ernährung greifen, die Finger<br />
von Zigaretten und Co. lassen und unseren Körper<br />
ausreichend bewegen, senken wir das Risiko, an<br />
Krebs zu erkranken. Aber natürlich sind auch noch<br />
andere Faktoren für eine Krebserkrankung ausschlaggebend.<br />
Trotz unseres intensiven Engagements, die österreichische<br />
Bevölkerung zu einer Nichtraucher-Nation zu<br />
machen, ist Lungenkrebs nach wie vor einer der häufigsten<br />
Tumore. Zudem wird diese Krebserkrankung<br />
am stärksten von einem Risikofaktor hervorgerufen.<br />
Ich appe liere daher an die Wienerinnen und Wiener,<br />
auf den Griff zum Glimmstängel zu verzichten bzw.<br />
sich die möglichen Folgen bewusst zu machen.<br />
spät bemerkbar. Nur durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen<br />
sind eine Früherkennung und entsprechende<br />
Behandlung möglich.<br />
Kindheit – Vorsorge durch die Eltern<br />
• Abtasten der Hoden zur Erkennung von Hodenhochstand<br />
• Regelmäßige Untersuchung der Penisvorhaut zur<br />
Erkennung von Vorhautverengung oder -verklebung<br />
Mit dieser Broschüre wenden wir uns a l jene, die<br />
sich über die Vermeidung von Krebserkrankungen<br />
informieren und rechtzeitig vorsorgen wo len. Helfen<br />
Sie mit – im Kampf gegen den Krebs.<br />
Pubertät und junges Erwachsenenalter – Vorsorge<br />
durch Selbst untersuchung<br />
• Verdrehung der Hoden: Bei plötzlich eintreten dem<br />
Herzlichst<br />
Ihr ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres<br />
Präsident Ärztekammer für Wien<br />
Schmerz sofort zur Ärztin/zum Arzt<br />
• HPV-Impfung: 9 – 12 Jahre<br />
• Selbstuntersuchung der Hoden zur Früherkennung<br />
von Hodentumoren<br />
<strong>Leben</strong>smitte und hohes Alter – Jährliche urologische<br />
Untersuchung<br />
• Ab 50 Jahren: einmal jährlich zum Androcheck TM<br />
bei der Urologin/beim Urologen<br />
Ihre Ansprechpartner für a le Fragen zum Thema<br />
Männergesundheit: Die Wiener Fachärztinnen und<br />
Fachärzte für Urologie. www.urologisch.at<br />
DIAGNOSE DEMENZ<br />
Die Diagnose Demenz wird erst dann gestellt,<br />
wenn es aufgrund gestörter Gedächtnis- und<br />
Denkleistungen und/oder Verhaltensstörungen<br />
zu Problemen bei der Bewältigung des<br />
Alltags kommt. Auch wenn die verschiedenen<br />
Demenzformen im eigentlichen Sinn<br />
nicht geheilt werden können, gibt es vielfältige<br />
Behandlungsmöglichkeiten, um die Schwere<br />
der Symptome abzumildern, den Fortschritt<br />
der Erkrankung zu verzögern und die Situation<br />
für die Betroffenen zu verbessern.<br />
WIE VIELE MENSCHEN SIND VON<br />
DEMENZ BETROFFEN?<br />
In Österreich gibt es gegenwärtig mehr als<br />
VORWORT HIER FINDEN SIE RAT UND HILFE<br />
Sie sollten einmal jährlich Ihre Haut selbst untersuchen<br />
und zusätzlich einmal jährlich eine Vorsorgeuntersuchung<br />
bei Ihrem Hautarzt wahrnehmen.<br />
Für die Selbstuntersuchung benötigen Sie gutes Licht,<br />
einen großen Ganzkörperspiegel und einen Handspiegel.<br />
• Beginnen Sie mit Ihrem Gesicht.<br />
• Dann untersuchen Sie Ihre Hände von den<br />
Nägeln bis hin zu den Unterarmen.<br />
• Gehen Sie dann weiter zu Ellenbogen, Oberarmen,<br />
Nacken, Brust und Oberkörper. Frauen müssen auch<br />
die Brüste und deren Unterseite kontro lieren.<br />
• Mit dem Handspiegel untersuchen Sie Rücken,<br />
Nacken, Schultern, Schulterpartien und Oberarme.<br />
• Folgen Sie weiter zu Ihrem Rücken, Gesäß<br />
sowie der Rückseite Ihrer Beine.<br />
• Beenden Sie die Untersuchung bei Ihren Füßen,<br />
zwischen den Zehen, die Fußsohlen und die Fersen.<br />
So lten Sie Auffä ligkeiten an Ihren Muttermalen oder<br />
eine verdächtige pigmentierte Hautveränderung entdecken,<br />
wenden Sie sich Ihre Ärztin/Ihren Arzt für<br />
Haut und Geschlechtskrankheiten, die/der Ihnen gezielt<br />
Hilfe und Beratung bietet.<br />
Das besondere Service der Ärztekammer:<br />
Auf www.praxisplan.at können Sie gezielt nach Ärztinnen und Ärzten<br />
suchen, die auf Mu termalbegutachtung und Melanomvorsorge spezialisiert<br />
sind. Gerne erteilt auch das Patientenservice der Wiener Ärztekammer unter<br />
Tel.: 01790 1 61 (Mo.Fr., 719 Uhr) Auskunft.<br />
Impressum: Verlag der Ärztekammer für Wien, vertreten durch den<br />
Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12. März 2018.<br />
Wissenschaftlicher Berater: ao. Univ.Prof. Dr. Adrian Tanew.<br />
Das besondere Service der Ärztekammer:<br />
Auf www.praxisplan.at können Sie gezielt nach Fachärztinnen und<br />
Fachärzten suchen. Gerne erteilt auch das Patientenservice der Wiener<br />
Ärztekammer unter Tel.: 01-790 1 61 (Mo. – Fr., 7-19 Uhr) Auskunft.<br />
Impressum: Verlag der Ärztekammer für Wien, vertreten durch<br />
den Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12. März 2018.<br />
Wissenschaftlicher Berater: Dr. Karl Dorfinger.<br />
100.000 Betroffene, davon – wegen ihrer längeren<br />
<strong>Leben</strong>serwartung – zwei Drittel Frauen.<br />
Warnsignale<br />
Schenken Sie Ihrem Körper Aufmerksamkeit, hören<br />
Sie auf seine Signale und reagieren Sie darauf. Das<br />
a lein kann schon kostbare Zeit im Wettlauf gegen die<br />
Krankheit sparen.<br />
Vorsorge<br />
Durch vorbeugende Maßnahmen, Änderung kontraproduktiver<br />
<strong>Leben</strong>sgewohnheiten und Vermeidung<br />
bekannter Risikofaktoren lässt sich in vielen Fällen<br />
eine Krebserkrankung verhindern.<br />
Früherkennung<br />
DAMIT SIE JEDERZEIT<br />
IHREN MANN STEHEN.<br />
Durch regelmäßige Kontro luntersuchungen können<br />
Hinweise auf Krebserkrankungen erkannt werden. Je<br />
früher Krebsze len entdeckt werden, umso größer ist<br />
die Chance auf Heilung. Denn der Sieg über die Krankheit<br />
hängt im Wesentlichen davon ab, in welchem Stadium<br />
der Tumor entdeckt wird.<br />
Beratungsstelle Wien<br />
Österreichische Krebshilfe Wien<br />
1200 Wien, Pier 50, Brigittenauer Lände 50-54/4.<br />
Stiege/5.OG, Eingang Treustraße 35-43/4. Stiege<br />
Kostenlose Hotline: 0800 699 900<br />
E-Mail: beratung@krebshilfe-wien.at<br />
www.krebshilfe-wien.at<br />
Das besondere Service der Ärztekammer:<br />
Auf www.praxisplan.at können Sie gezielt nach Ärztinnen und Ärzten<br />
suchen, die auf Vorsorge und Behandlung von Krebs spezialisiert sind.<br />
Gerne erteilt auch das Patientenservice der Wiener Ärztekammer unter<br />
Tel.: 01-790 <strong>11</strong> 61 (Mo.-Fr., 7-19 Uhr) Auskunft.<br />
Impressum: Verlag der Ärztekammer für Wien, vertreten durch<br />
den Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12. März 2018.<br />
In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Krebshilfe.<br />
Die Wiener Ärzteschaft im Dienste Ihrer <strong>Gesund</strong>heit.<br />
www.aekwien.at<br />
GANZ WIEN SORGT VOR:<br />
ICH bin dabei!<br />
Die Wiener Ärzteschaft im Dienste Ihrer <strong>Gesund</strong>heit.<br />
www.aekwien.at<br />
GANZ WIEN SORGT VOR:<br />
ICH bin dabei!<br />
DAMIT DIE SONNE<br />
KEINE UNLIEBSAMEN<br />
SCHATTEN WIRFT.<br />
DAMIT KREBS<br />
SEINEN SCHRECKEN<br />
VERLIERT.<br />
Die Wiener Ärzteschaft im Dienste Ihrer <strong>Gesund</strong>heit.<br />
www.aekwien.at<br />
Diese Zahl wird sich bis 2050<br />
auf in etwa 270.000 Personen<br />
nahezu verdreifachen.<br />
Weil in Zukunft<br />
die absolute Anzahl<br />
der älteren Menschen<br />
steigen wird,<br />
wird auch – trotz<br />
8 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
werden.<br />
Herzlichst<br />
Ihr ao. Univ-Prof. Dr. Thomas Szekeres<br />
Präsident Ärztekammer für Wien<br />
So lten Sie die umseitig angeführten Merkmale bei<br />
einem Ihnen nahestehenden Menschen bemerken,<br />
wenden Sie sich an Ihre Ärztin/Ihren Arzt, die/der<br />
Ihnen gezielte Hilfe und Beratung bietet. In weiterer<br />
Folge bieten Anlaufste len wie Selbsthilfegruppen, die<br />
Spezialambulanz für Gedächtnisstörungen oder die<br />
Österreichische Alzheimer Gese lschaft Unterstützung<br />
für Betroffene und Angehörige.<br />
Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige<br />
Österreichische Alzheimer Gesellschaft<br />
Sekretariat der Österreichischen Alzheimergese lschaft<br />
1070 Wien, Hermanngasse 18/1/4<br />
Tel.: 01/890 34 74<br />
www.alzheimer-gese lschaft.at<br />
Alzheimer Angehörige Austria<br />
1020 Wien, Obere Augartenstraße 26-28<br />
Tel.: 01/332 51 66<br />
E-Mail: alzheimeraustria@aon.at<br />
www.alzheimer-selbsthilfe.at<br />
Spezialambulanz für Gedächtnisstörungen AKH, Wien<br />
Leitste le 6A<br />
1090 Wien, Währinger Gürtel 18–20<br />
Terminvereinbarungen unter Tel.: 01/40 400-3124<br />
Das besondere Service der Ärztekammer:<br />
Auf www.praxisplan.at können Sie gezielt nach Ärztinnen und Ärzten<br />
suchen, die über das Ärztekammer-Diplom „Geriatrie“ verfügen.<br />
Gerne erteilt auch das Patientenservice der Wiener Ärztekammer unter<br />
Tel.: 01-790 1 61 (Mo.-Fr., 7-19 Uhr) Auskunft.<br />
Impressum: Verlag der Ärztekammer für Wien, vertreten durch<br />
den Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12. März 2018.<br />
Wissenschaftlicher Berater: Dr. Christoph Gisinger.<br />
GANZ WIEN SORGT VOR:<br />
ICH bin dabei!<br />
DAMIT DAS<br />
THEMA DEMENZ<br />
NICHT IN<br />
VERGESSENHEIT<br />
GERÄT<br />
Die Wiener Ärzteschaft im Dienste Ihrer <strong>Gesund</strong>heit.<br />
www.aekwien.at<br />
GANZ WIEN SORGT VOR:<br />
ICH bin dabei!<br />
FOTO: ISTOCK_WILDPIXEL; STEFAN SEELIG<br />
DIE 5<br />
„L“<br />
GEGEN DEMENZ<br />
n LERNEN: geistig rege bleiben, sich für<br />
Neues interessieren<br />
n LAUFEN: körperlich aktiv bleiben, neben<br />
Ausdauersport auch Kraftübungen zur<br />
Erhaltung der Muskelmasse<br />
n LIEBEN: in eine Gemeinschaft eingebunden<br />
sein, sich für andere interessieren<br />
n LACHEN: Gelassenheit, Humor, auch über<br />
sich selbst lachen können<br />
n LEICHTER ESSEN: ausgewogen und<br />
in Maßen<br />
relativem Rückgang durch bessere Therapien<br />
oder Vorsorge – die absolute Zahl von Demenzbetroffenen<br />
zunehmen.<br />
DIE HÄUFIGSTE DEMENZURSACHE:<br />
ALZHEIMER<br />
Bei der Alzheimer-Krankheit werden jene Teile<br />
des Gehirns befallen, welche für die Denkfähigkeit,<br />
das Gedächtnis und die Sprache zuständig<br />
sind. Die Ursache für die Krankheit ist derzeit<br />
unbekannt, dementsprechend gibt es auch<br />
noch keine Heilungschancen. Der Verlauf der<br />
Erkrankung ist individuell unterschiedlich und<br />
auch vom <strong>Leben</strong>sstil des Patienten vor Ausbruch<br />
der Krankheit abhängig. Prinzipiell wird<br />
Alzheimer aber in ein frühes, mittleres und spätes<br />
Stadium eingeteilt.<br />
n<br />
GESUND IN WIEN<br />
WIE ERKENNE ICH EINE DEMENZ?<br />
Prinzipiell werden drei Stadien unterschieden:<br />
Anzeichen im frühen Stadium:<br />
n Schwierigkeiten beim Sprechen sowie bei Entscheidungen<br />
n deutliche Beeinträchtigung des Gedächtnisses, vor allem des<br />
Kurzzeitgedächtnisses<br />
n Zeitgefühl- und Orientierungsprobleme<br />
n fehlende Initiative oder Motivation<br />
n Anzeichen von Depression oder Aggression<br />
Im mittleren Stadium hat der Patient bereits Schwierigkeiten<br />
bei alltäglichen Verrichtungen:<br />
n Die Erinnerungen, vor allem in Bezug auf Ereignisse und Namen aus<br />
der unmittelbaren Vergangenheit, werden immer eingeschränkter.<br />
n Der Alltag (Bankgeschäfte, einkaufen, putzen, kochen) ist nicht mehr<br />
ohne Schwierigkeiten zu bewältigen.<br />
n Die Abhängigkeit von anderen Personen wird immer stärker:<br />
Beim Anziehen, Waschen und Toilettengang wird Hilfe benötigt.<br />
n Die Sprachprobleme, der „Wandertrieb“ und andere Verhaltensstörungen<br />
nehmen zu.<br />
n Die Orientierungsprobleme häufen sich.<br />
n Halluzinationen und Wahnvorstellungen können auftreten.<br />
Das späte Stadium führt in die völlige Abhängigkeit<br />
und Inaktivität des Patienten:<br />
n Die Nahrungsaufnahme ist mit großen Schwierigkeiten verbunden.<br />
n Angehörige, Freunde und vertraute Dinge werden nicht mehr erkannt.<br />
n Ereignisse werden kaum mehr verstanden und richtig gedeutet.<br />
n Das Gehen fällt schwer, die Patientinnen und Patienten sind an den<br />
Rollstuhl oder ans Bett gebunden.<br />
n Der körperliche Verfall wird deutlich.<br />
n Mitunter fallen die Betroffenen durch aufsehenerregendes<br />
Benehmen in der Öffentlichkeit auf.<br />
Wo finde ich Hilfe?<br />
Sollten Sie diese Merkmale bei einem Ihnen nahestehenden Menschen<br />
bemerken, wenden Sie sich an Ihre Ärztin/Ihren Arzt, die/der Ihnen<br />
gezielte Hilfe und Beratung bietet.<br />
Weitere Anlaufstellen sind:<br />
Österreichische Alzheimer Gesellschaft<br />
Tel.: 01/890 34 74<br />
www.alzheimer-gesellschaft.at<br />
Alzheimer Austria, Unterstützung für<br />
Angehörige und Betroffene<br />
Tel.: 01/332 51 66<br />
www.alzheimer-selbsthilfe.at<br />
Spezialambulanz für Gedächtnisstörungen im AKH<br />
Leitstelle 6A, Terminvereinbarungen unter Tel.: 01/40 400-3124<br />
9
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Wir begleiten und unterstützen Sie auch in schwierigen Zeiten.<br />
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Ihren individuellen Anliegen.<br />
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15 JAHRE HERZGESUNDHEIT<br />
REVOLUTION DES<br />
HERZENS<br />
Die Kardiologie hat sich in den<br />
vergangenen 15 Jahren neu erfunden.<br />
Denn Menschen mit einem Risiko für<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen profitieren<br />
heute von zahlreichen Innovationen,<br />
die noch vor geraumer Zeit undenkbar<br />
waren. Hier stellen zwei führende<br />
Kardiologen innovative Entwicklungen<br />
in puncto Forschung, Diagnostik<br />
und Therapie vor, zum Beispiel die<br />
neuartige Vorsorge-Impfung gegen<br />
den Herzinfarkt auf RNA-Basis.<br />
och immer sind Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen in Österreich die<br />
Todesursache Nummer eins: 2020<br />
starben laut Statistik Austria 32.678<br />
Menschen daran. Doch nun gibt es neue Hoffnung<br />
für Patienten: Dank bahnbrechender Forschungserfolge<br />
sind in der Kardiologie mittlerweile<br />
Behandlungen möglich, die vor Kurzem noch als<br />
Science-Fiction galten. So wurde an der MedUni<br />
Wien vor einigen Wochen weltweit erstmals routinemäßig<br />
eine siRNA-Gabe (small interfering<br />
FOTO: ISTOCK_JOLYGON; FELICITAS MATERN; HELMUT LUNGHAMMER<br />
RNA-Technik<br />
„IN EINIGEN JAHREN WIRD<br />
DIESE INNOVATIVE<br />
THERAPIE FÜR HERZ-<br />
KREISLAUF-<br />
ERKRANKUNGEN ZUR<br />
VORSORGE FÜR ALLE ZUR<br />
VERFÜGUNG STEHEN.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Christian Hengstenberg<br />
ribonucleic acid) mit dem Lipidsenker Inclisiran<br />
durchgeführt. Die neuartige RNA-Technik ist aktuell<br />
auch bei den hochwirksamen Covid-19-Impfstoffen<br />
von BioNTech/Pfizer und Moderna im Einsatz.<br />
Auch in der Kardio-Immunologie gilt sie als<br />
‚hot topic‘: Die siRNA-Dosis wird zwei Mal pro Jahr<br />
gegen eine Fettstoffwechsel-Störung verabreicht<br />
und auf diese Weise das LDL-Cholesterin gesenkt<br />
– eine wirksame Vorbeugung gegen einen Herzinfarkt.<br />
„Derzeit werden damit vor allem Patienten<br />
mit einem hohen Risiko behandelt – mit diesen<br />
Medikamenten können wir es sehr effektiv senken.<br />
In einigen Jahren wird diese innovative Therapie<br />
möglicherweise zur Vorsorge für alle zur Verfügung<br />
stehen“, so Univ.-Prof. Dr. Christian Hengstenberg,<br />
Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie an<br />
der MedUni Wien. Auch die Genschere CRISPR<br />
werde im kardiovaskulären Bereich bereits eingesetzt:<br />
zur Behandlung von Erbkrankheiten.<br />
KREBSMITTEL ALS NEUE<br />
HOFFNUNG FÜR HERZPATIENTEN<br />
Auch DDr. Priv.-Doz. Markus Wallner – Facharzt<br />
für innere Medizin und Kardiologie an der<br />
Uni-Klinik Graz, Professor an der renommierten<br />
Temple University in Philadelphia und Leiter der<br />
wissenschaftlichen Abteilung des Biomarker-<br />
Forschungszentrums CBmed – hat seinen Vater,<br />
einen Risikopatienten, mit der<br />
Spritze gegen hohes Cholesterin<br />
bereits geimpft.<br />
Auch anderen Herzpatienten<br />
schenkt Wallner Hoffnung:<br />
Im Rahmen eines dreijährigen<br />
Forschungsaufenthalts in<br />
den USA hat er gemeinsam<br />
mit Kollegen eine Therapie für<br />
Menschen entwickelt, für die<br />
es bislang kaum Behandlungsmöglichkeiten<br />
gab – durch ein<br />
Mittel, das eigentlich gegen<br />
Krebs helfen soll. Repurposing<br />
heißt das in der Fachwelt.<br />
„Rund 150.000 Österreicherinnen<br />
und Österreicher leiden<br />
an einer Herzschwäche, die dadurch bedingt ist,<br />
dass die Herzkammern aufgrund verdickter und<br />
steifer Wände in der Entspannungsphase nicht<br />
richtig erschlaffen. Für diese Art der Herzinsuffizienz<br />
gab es im Gegensatz zu jener, die auf einer<br />
verminderten Pumpleistung beruht, bislang keine<br />
zugelassene wirksame Therapie“, so Wallner. Die<br />
Folgen sind Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit und<br />
eine schleichende Verschlechterung dieser Symptome<br />
– die Sterblichkeit ist hoch. Wallner und sein<br />
Team haben entdeckt, dass bestimmte Substanzen,<br />
sogenannte HDAC-Inhibitoren, Enzyme blockieren,<br />
was wiederum die Funktion der Proteine<br />
beeinflusst: „Die Entspannung des Herzens wird<br />
durch den Einsatz der Inhibitoren verbessert und<br />
der Lungenhochdruck reduziert. Es hat sich sogar<br />
gezeigt, dass die Skelettmuskulatur weniger rasch<br />
ermüdet.“ Nach erfolgreichen Tierversuchen wird<br />
die Wirksamkeit derzeit im Labor an menschlichem<br />
Herzmuskelgewebe untersucht.<br />
Bereits vorab wurde Wallner, der mit seinen<br />
Kollegen dazu auch einen wissenschaftlichen<br />
Artikel in „Science Translational Medicine” publiziert<br />
hatte, mit dem prestigeträchtigen „Melvin J.<br />
Marcus Award” der American Heart Association<br />
und mit dem Otto-Kraupp-Preis der Gesellschaft<br />
der Ärzte in Wien für die beste Habilitationsschrift<br />
Österreichs ausgezeichnet.<br />
Ausgaben<br />
Univ.-Prof. Dr. Christian<br />
Hengstenberg,<br />
Leiter der Klinischen<br />
Abteilung für Kardiologie<br />
an der MedUni<br />
Wien<br />
DDr. Priv.-Doz. Markus<br />
Wallner,<br />
FA für innere Medizin<br />
und Kardiologie an<br />
der Uni-Klinik Graz,<br />
Professor an der<br />
Temple University in<br />
Philadelphia und Leiter<br />
der wissenschaftlichen<br />
Abteilung des<br />
Biomarker-Forschungszentrums<br />
CBmed<br />
15<br />
Jahre<br />
GESUNDHEIT<br />
Die allererste<br />
iAusgabe<br />
Wie Sie das ganze<br />
<strong>Leben</strong> lang Ihr Herz<br />
schützen können, war<br />
schon in der allerersten<br />
Ausgabe von<br />
GESUND & LEBEN<br />
Cover-Thema.<br />
November<br />
2008<br />
Das Herz benötigt Training,<br />
um lange gesund<br />
und fit zu bleiben. Im<br />
Winter 2008 hat<br />
GESUND & LEBEN<br />
dazu die besten<br />
Expertenratschläge.<br />
September<br />
2009<br />
Herzgesundheit als<br />
großes Ziel der<br />
<strong>Gesund</strong>heitspolitik: Wir<br />
stellten Monitoringsysteme<br />
vor, die seitdem<br />
viele Menschenleben<br />
retten konnten.<br />
Dezember<br />
2015<br />
GESUND & LEBEN<br />
beleuchtet den Zusammenhang<br />
zwischen<br />
Herzerkrankungen –<br />
insbesondere<br />
Vorhofflimmern – und<br />
Schlaganfällen. 1<br />
GESUND LEBEN<br />
MIT ZAHLREICHEN TIPPS<br />
Schütze<br />
dein Herz!<br />
So senken Sie<br />
Ihr Cholesterin<br />
STARKER<br />
RÜCKEN<br />
ICH HABE<br />
COVID-19<br />
NACH DER DIÄT:<br />
GEWICHT HALTEN!<br />
GARTELN MIT<br />
KARL PLOBERGER<br />
April 2020<br />
Schlechte Cholesterinwerte<br />
gefährden Ihr<br />
Herz! GESUND &<br />
LEBEN zeigt, wie Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen<br />
durch einen gesunden<br />
<strong>Leben</strong>sstil vermieden<br />
werden können.<br />
12 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
13
15 JAHRE HERZGESUNDHEIT<br />
entgeltliche Einschaltung<br />
rechter Vorhof<br />
Lungenarterie<br />
obere Hohlvene<br />
Aorta<br />
Lungenvenen<br />
linker Vorhof<br />
Anatomie des<br />
HERZENS<br />
linke Kammer<br />
Bei diesem Hightech-Eingriff agiert der Kardiologe<br />
fast wie ein Astronaut in der Kapsel.“<br />
EINE NEUE PUMPE IM WORTSINN<br />
Ein besseres <strong>Leben</strong> gibt es mittlerweile auch für<br />
Patienten, die infolge einer Herzschwäche auf eine<br />
Transplantation warten. Wallner: „Hier wird bei<br />
einer Operation eine Pumpe eingesetzt, die mit<br />
einem Kabel im unteren Bauchbereich verbunden<br />
ist. Dieses führt wiederum zu einem Strom-Akku,<br />
den die Patientin beziehungsweise der Patient an<br />
einem Gürtel tragen. Sie ermöglicht über Jahre<br />
hinweg ein relativ normales <strong>Leben</strong> und kann eine<br />
Überbrückungslösung bis zur Transplantation<br />
oder aber die ‚bridge to recovery’ sein.“<br />
untere Hohlvene<br />
Herzmuskel<br />
HERZKLAPPEN:<br />
OPS ÜBER DIE LEISTE & CLIPS<br />
Sehr gute Fortschritte sind auch im Bereich der<br />
Stents zu verzeichnen: dank neuer metallischen<br />
Gefäßstützen, die äußerst dünn sind und sehr gut<br />
einheilen. Sie werden bei einem minimal-invasiven<br />
Eingriff via Herzkatheter zur Dehnung verengter<br />
Herzkranzgefäße eingesetzt.<br />
Die Erneuerung von Herzklappen – vor wenigen<br />
Jahren noch eine große Operation am offenen<br />
Herzen – erfolgt mittlerweile fast standardmäßig<br />
über die Leiste. „Bei Aortenklappen gibt es oft<br />
starke Verkalkungen. Dank dieser neuen Technik<br />
sind wir nun in der Lage, über die Leiste eine neue,<br />
zusammengefaltete Herzklappe direkt in die alte<br />
einzusetzen“, erklärt Christian Hengstenberg. Der<br />
Eingriff dauert nur 30 bis 60 Minuten und benötigt<br />
keine Vollnarkose – er erfolgt unter leichter Sedierung.<br />
Im Spital sind Patienten damit nur mehr zwei<br />
bis drei Tage. Auch Wallner ist ein großer Fan dieser<br />
sogenannten TAVI-Methode: „Eine elegante Form<br />
der Reparatur, die sich auch für ältere Patienten mit<br />
Co-Morbiditäten eignet. Sie erhöht deren Überlebenschancen<br />
deutlich.“ Eine neue Behandlungsmethode<br />
gibt es auch für undichte Mitralklappen.<br />
Hengstenberg: „Diese werden mittlerweile mittels<br />
Mitraclips repariert: Damit werden die Klappensegel<br />
zusammengezogen und funktionieren so<br />
wieder deutlich besser.“<br />
Auch Patienten mit Vorhofflimmern, das im<br />
Alter zunimmt, können nun mit innovativen<br />
Methoden behandelt werden. Hengstenberg:<br />
„Besser als Medikamente wirkt hier die Ablations-<br />
Therapie: Mittels eines Katheters führen wir hier<br />
gezielte Verödungen am Herzen durch. Auf diese<br />
Weise können wir das Vorhofflimmern beseitigen.<br />
rechte Kammer<br />
(R)EVOLUTION IM IMAGING<br />
Mehr Revolution denn Evolution ist auch die Weiterentwicklung<br />
der bildgebenden Verfahren: bei<br />
der 3-D-Echokardiografie, in der Computer-Tomografie<br />
(CT) und der Magnetresonanz (MR). „Durch<br />
das extrem genaue Imaging können wir heute<br />
selbst kleine Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen<br />
sehen oder überprüfen, ob der Herzmuskel<br />
intakt ist“, so Hengstenberg: „Bei Obduktionen<br />
kommt es damit nicht selten vor, dass Pathologen<br />
bei uns Kardiologen nachfragen, wo sie suchen<br />
müssen.“<br />
Auch die Digitalisierung spielt in der Kardiologie<br />
2.0 eine Hauptrolle. Ein Herz-Ultraschall am<br />
XL-Gerät in einem eigenen Untersuchungsraum?<br />
Muss nicht immer sein. Dank neuer smarter Tools<br />
können Kardiologen diesen sozusagen im Vorbeigehen<br />
bei der Visite durchführen. Sie benötigen<br />
dafür nur eine kleine Sonde, die via Bluetooth mit<br />
dem eigenen Smartphone verbunden ist – eine App<br />
liefert Bilder von sehr guter Qualität. Auch Smart-<br />
Glasses und -Watches, die heutzutage bereits ein<br />
EKG und den Blutsauerstoff messen können, stellen<br />
Daten zur Verfügung, die man künftig zur frühzeitigen<br />
Diagnostik nutzen kann: der rechtzeitigen<br />
Erkennung von Herzstörungen beispielsweise.<br />
In der Steiermark läuft derzeit, so wie in weiteren<br />
Bundesländern, das Pilotprojekt „HerzMobil”.<br />
Hier besuchen ausgebildete Pflegerinnen und Pfleger<br />
ausgewählte Herzpatientinnen und -patienten<br />
zu Hause, und klären in persönlichen Gesprächen<br />
auf. Mittels digitaler Tools wie dem Handy, einer<br />
Waage und eines Blutdruckmesser beobachten<br />
Patient ihre Werte, die automatisch ins digitale<br />
System ihrer Ärzte/Ärztinnen eingespielt werden,<br />
dann selbstständig. Wallner: „Diese Disease-<br />
Management-Programme werden in der Zukunft<br />
immer wichtiger. Durch Corona haben digitale<br />
<strong>Gesund</strong>heits-Apps und die Telemedizin noch einmal<br />
einen enormen Boost erfahren.“<br />
KARIN LEHNER n<br />
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ÖSTERREICH<br />
Entwicklung der Krebsprävalenz<br />
0i<br />
Insgesamt<br />
Frauen<br />
Männer<br />
2004 20<strong>11</strong> 2018<br />
Krebsprävalenz: Die Anzahl der Personen,<br />
die an Krebs erkrankt und zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt am <strong>Leben</strong> ist, steigt seit Jahren.<br />
KREBSINZIDENZ UND<br />
-MORTALITÄT<br />
chronischen Erkrankung, mit der man<br />
lange gut leben kann. Möglich machen das<br />
Innovationen der Medizin, mit denen man gezielter und<br />
schonender behandeln kann. Vor rund einem Jahrzehnt<br />
wurde die Onkologie durch Entwicklung der Immun-<br />
Checkpoint-Inhibitoren revolutioniert. Die ersten großen<br />
Behandlungserfolge mit der sogenannten Immuntherapie<br />
hatte man beim Melanom. Dann hat man diese<br />
Therapie auf alle Gebiete der Onkologie ausgeweitet.<br />
Damit bricht eine neue Ära in der Krebsbehandlung an.<br />
Die Erfolgsgeschichte der Immuntherapie steht jedoch<br />
erst am Anfang. Viele Aspekte sind gegenwärtig Gegenstand<br />
wissenschaftlicher Untersuchungen. Die Onkologie<br />
ist ein dynamisches Fach: Es gibt immer mehr Medikamente<br />
und Methoden, um den Krebs zu bekämpfen,<br />
ständig wird weitergeforscht und Neues herausgefunden<br />
– eine regelrechte Explosion des Wissens.<br />
Ausgaben<br />
FOTO: ISTOCK_PANUWAT DANGSUNGNOEN; BEIGESTELLT<br />
KREBS<br />
ährlich erkranken in Österreich mehr als 40.000<br />
Auf den einzelnen Patienten zugeschnittene<br />
Menschen an Krebs. Die Zahl der Erkrankungen<br />
wird weiter steigen – bedingt durch die höhere<br />
Therapien, schonendere Verfahren: Die<br />
Bevölkerung, durch das zunehmende Alter<br />
Krebsforschung konnte in den vergangenen<br />
der Menschen und wegen des ungesunden<br />
<strong>Leben</strong>sstils, den viele pflegen. Die gute Nachricht:<br />
Österreich hat sehr gute Standards in der Behand-<br />
Jahren große Erfolge feiern. Das erfreuliche<br />
lung, ist an der EU-Spitze bei der Überlebensrate. Doch<br />
Resultat: Die Überlebensraten steigen die Diagnose Krebs ist nach wie vor ein Schock. Eine<br />
ständig, die <strong>Leben</strong>squalität der Patientinnen<br />
Krebserkrankung hat im Kopf der Menschen immer nur<br />
zwei Endszenarien: Heilung oder Tod. Aber das ändert<br />
und Patienten wird immer besser. sich gerade. Krebs geht immer mehr in Richtung einer<br />
15<br />
Jahre<br />
KAMPF GEGEN<br />
Mai 2006<br />
GESUND & LEBEN<br />
berichtet über neue<br />
Erkenntnisse der<br />
Strahlentherapie,<br />
die das <strong>Leben</strong> von<br />
Krebspatientinnen und<br />
-patienten entscheidend<br />
verlängern.<br />
September<br />
2014<br />
Wie kann man mit der<br />
psychischen Belastung<br />
nach der plötzlichen<br />
Schreckensdiagnose<br />
Krebs umgehen?<br />
GESUND & LEBEN mit<br />
Tipps für die Seele.<br />
Inzidenz<br />
Mortalität<br />
Brusti<br />
Prostatai<br />
Lungei<br />
Dickdarm und Enddarmi<br />
Bauchspeicheldrüsei<br />
Melanomi<br />
Harnblasei<br />
Non-Hodgkini<br />
Nierei<br />
Kopf und Halsi<br />
Mageni<br />
Leukämiei<br />
Leberi<br />
Gebärmutterkörperi<br />
Schilddrüsei<br />
Gehirn & Zentralnervens.i<br />
Eierstocki<br />
Myelomi<br />
Speiseröhrei<br />
Gebärmutterhalsi<br />
Hodeni<br />
Kehlkopfi<br />
Hodgkin-Lymphomi<br />
150i 100i 50i 0i 50i 100i 150i<br />
Inzidenz: Neuerkrankungen pro Kalenderjahr<br />
auf 100.000 Einwohner<br />
Mortalität: Sterbefälle pro Kalenderjahr auf<br />
100.000 Einwohner<br />
Juni <strong>2021</strong><br />
GESUND & LEBEN ist<br />
im ständigen Austausch<br />
mit Experten<br />
und berichtet über<br />
neue Forschungsergebnisse,<br />
etwa über<br />
Immuntherapie bei<br />
Krebs.<br />
QUELLE: STATISTIKA AUSTRIA, STAND 17.12.2020;<br />
GEMEINSAM<br />
Neben großen Innovationen in der onkologischen Therapie<br />
ist das Wissen der Expertinnen und Experten in den<br />
österreichischen Kliniken ein wesentlicher Baustein für<br />
einen erfolgreichen Weg. Genauso wie die fächerübergreifende<br />
Zusammenarbeit in den Tumorboards: Diese<br />
Besprechungen finden mehrmals wöchentlich statt – im<br />
Klinikum selbst zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen<br />
und via Videokonferenz mit anderen Kliniken.<br />
In den Tumorboards werden die einzelnen Krebsfälle<br />
besprochen und gemeinsam eine individuelle Behandlungsstrategie<br />
festgelegt. Je nach Lage, Größe und Art<br />
des Tumors gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Die<br />
moderne Krebstherapie beruht auf drei Säulen: Operation,<br />
medikamentöser Therapie und Radioonkologie-<br />
Strahlentherapie.<br />
Bei der Tumorchirurgie versuchen die Ärztinnen und<br />
Ärzte, den Tumor zu entfernen und möglichst viel des<br />
umliegenden Gewebes zu erhalten.<br />
Eine weitere Säule der Behandlung ist die Radiooder<br />
Strahlentherapie: Dabei werden hochenergetische<br />
Strahlen an den Tumor<br />
geleitet, die das Erbgut<br />
der Krebszellen zerstören,<br />
sodass diese absterben.<br />
Schon seit mehr<br />
als hundert Jahren wird<br />
die Strahlentherapie zur<br />
Behandlung von Krebserkrankungen<br />
eingesetzt.<br />
Die Behandlungstechnik<br />
wurde immer<br />
ausgefeilter, heute können<br />
Tumore viel zielgerichteter<br />
bestrahlt<br />
werden als noch vor<br />
wenigen Jahrzehnten.<br />
Und: Medizinerinnen<br />
und Mediziner können<br />
nicht nur bestrahlen,<br />
WAS IST<br />
? KREBS<br />
Was wir umgangssprachlich als Krebs<br />
bezeichnen, sind im medizinischen Sinn<br />
bösartige Tumore, die durch das unkontrollierte<br />
Wachstum entarteter Zellen<br />
entstehen. Während gesunde Körperzellen<br />
eine Art „innere Uhr“ in sich<br />
tragen, die Wachstum, Reife und Teilung,<br />
aber auch ihr Altern und Sterben<br />
bestimmen, ist bei Krebszellen dieser<br />
Mechanismus gestört. Sie entwickeln<br />
sich autonom, wuchern und bilden einen<br />
Verband entarteter Zellen. n<br />
16 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
17
15 JAHRE KAMPF GEGEN KREBS<br />
n Sie eine<br />
nd gesunde<br />
bung mit<br />
Schaffen Sie eine<br />
sichere und gesunde<br />
Umgebung mit<br />
ProActive-Fliesen<br />
Caesar<br />
ve-Fliesen<br />
eit<br />
9<br />
Der neue Standard für Böden und Oberflächen<br />
für Böden und Oberflächen<br />
Die einzigartige Beschichtung der<br />
ProActive-Fliesen aus der Procasa-<br />
Kollektion trägt zu einer sicheren und<br />
gesunden Umgebung bei.<br />
?<br />
Antibakterieller und antiviraler Effekt<br />
Eliminiert Viren und Bakterien zu 99,9% und<br />
ist zu 94% wirksam gegen Covid-19-Viren<br />
Luftreinigend-Effekt<br />
Reinigt die Luft<br />
Selbstreinigender Effekt<br />
Super hydrophil<br />
Anti-Geruch-Effekt<br />
Vorteile der Photokatalyse<br />
Wirksamkeit<br />
gegen<br />
COVID-19<br />
94%<br />
T¬glich rund um die Uhr effektiv<br />
Tags⁄ber und nachts aktiv<br />
Exklusiv nur bei QUESTER!<br />
pro-casa.eu/proactive<br />
n INTERVIEW<br />
GESUND & LEBEN sprach mit Univ.-Prof.<br />
Dr. Dr. h. c. Christoph Zielinski,<br />
Leiter des Vienna Cancer Centers und<br />
Ärztlicher Direktor der Wiener Privatklinik<br />
Wie kann man sein Krebsrisiko minimieren?<br />
Besonders entscheidend ist es, Vorsorgeuntersuchungen, zum<br />
Beispiel jene der Österreichischen Krebshilfe, wahrzunehmen<br />
und einen gesunden <strong>Leben</strong>sstil zu pflegen. Der Verzicht auf<br />
Tabak, zu viel Alkohol und Übergewicht sind wesentliche Bestandteile<br />
davon, gleichzeitig ist auch die regelmäßige sportliche<br />
Betätigung ein bedeutsames Vorsorgeinstrument. Blickt<br />
man auf Die die einzigartige häufigsten Beschichtung Krebserkrankungen der weltweit, so steht<br />
der Lungenkrebs ProActive-Fliesen nach Brustkrebs aus der Procasa- bei der Frau und Prostatakrebs<br />
beim Mann an<br />
Kollektion trägt zu einer sicheren und<br />
gesunden Umgebung bei.<br />
„BESSERE<br />
dritter Stelle. Das ist<br />
Antibakterieller und antiviraler Effekt eine Erkrankung, die<br />
LEBENSQUALITÄT<br />
Eliminiert Viren und Bakterien zu 99,9% und<br />
man sich tatsächlich<br />
ist zu 94% wirksam gegen Covid-19-Viren<br />
Wirksamkeit<br />
ersparen kann. In den<br />
gegen<br />
COVID-19<br />
ERMÖGLICHEN“<br />
Luftreinigend-Effekt<br />
Reinigt die Luft<br />
allermeisten Fällen<br />
wird Lungenkrebs mit Rauchen assoziiert, die Betroffenen rauchen<br />
entweder Selbstreinigender selbst, leben Effekt mit Raucherinnen und Rauchern<br />
Super hydrophil<br />
in einem Haushalt oder sind am Arbeitsplatz permanent mit<br />
Zigarettenrauch Anti-Geruch-Effekt<br />
konfrontiert. Aus diesem Grund ist es so wichtig,<br />
Nichtraucherinnen und Nichtraucher zu schützen. Das ist<br />
Vorteile der Photokatalyse<br />
eine der wichtigsten Missionen, die wir als Onkologinnen und<br />
T¬glich rund um die Uhr effektiv<br />
Onkologen in der Tags⁄ber Welt und haben. nachts aktiv<br />
Blicken wir auf die pro-casa.eu/proactive<br />
Meilensteine der Onkologie innerhalb<br />
der letzten 15 Jahre zurück, so sticht insbesondere<br />
die Immuntherapie ins Auge …<br />
Durch die genetische Entschlüsselung vieler verschiedener<br />
Zusammenhänge und das Wissen darüber, dass das körpereigene<br />
Immunsystem in der Lage ist, sich gegen einen Tumor<br />
zu wappnen und ihn zu zerstören, können wir heute nicht nur<br />
bessere und effektivere Therapien anbieten, sondern dabei<br />
auch eine bessere <strong>Leben</strong>squalität ermöglichen. Wir haben bei<br />
Erkrankungen eine Verlängerung des Überlebens erzielt, bei<br />
denen wir nie gedacht hätten, dass das der Fall sein wird – zum<br />
Beispiel beim schwarzen Hautkrebs, Lungenkrebs, Nierenkrebs<br />
und insgesamt bei ca. 20 zusätzlichen Krebserkrankungen.<br />
In manchen Fällen haben wir Verläufe gesehen, bei denen<br />
man von Heilung sprechen kann. Bei manchen nicht heilbaren<br />
Tumoren konnte durch die Immuntherapie eine Chronifizierung<br />
oder lang andauernde Krankheitsphase erreicht werden. Alle<br />
diese Ergebnisse haben wir vorher niemals in dieser Ausprägung<br />
gesehen.<br />
.indd 1 16-06-<strong>2021</strong> 13:31<br />
94%<br />
Welche weiteren Fortschritte in Diagnostik und<br />
Therapie gibt es?<br />
Ein entscheidender Fortschritt ist die Therapie mittels gezielter<br />
Präzisionsdiagnostik und nachfolgender „personalisierter“<br />
Therapie, bei der molekulare Veränderungen des Tumors festgestellt<br />
und mittels darauf abzielender Medikation behandelt<br />
werden. Alle diese Fortschritte beruhen auf der Entschlüsse-<br />
Finden Sie einen Standort in Ihrer Nähe:<br />
quester.at/standorte<br />
18 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
FOTO: ISTOCK_PANUWAT DANGSUNGNOEN; BEIGESTELLT<br />
lung des menschlichen Genoms und der Krebsarten, die solche molekularen<br />
Veränderungen entdeckt und behandelbar gemacht haben.<br />
Die Angst vor Nebenwirkungen, besonders jenen einer<br />
Chemotherapie, ist meist groß. Ist es möglich, dass diese<br />
Therapie irgendwann nicht mehr notwendig ist?<br />
Chemotherapien sind zwar noch immer – meist in Kombination mit<br />
Immuntherapien – Bestandteil unserer Therapieoptionen, doch haben<br />
sie aufgrund der Entwicklung von Substanzen, die ihre Nebenwirkungen<br />
wie Übelkeit oder die Schädigung des Knochenmarks maximal<br />
reduzieren, vielfach ihren Schrecken verloren, an den wir uns<br />
noch aus einer Zeit von vor 20, 30 Jahren erinnern.<br />
Wie sieht die Prognose für Krebserkrankungen aus?<br />
Die Entwicklung der Krebserkrankungen bis 2030 wird weiter zunehmen.<br />
Weil die Bevölkerung altert und Krebs letztlich eine Erkrankung<br />
des höheren <strong>Leben</strong>salters ist. Das ist ein sehr bedenklicher Trend,<br />
der jedoch auch durch bessere Therapien kompensiert wird: Wir erleben<br />
seit etwa vier bis fünf Jahren aufgrund der erwähnten Therapien<br />
einen Rückgang der Krebssterblichkeit um circa drei Prozent pro<br />
Jahr. Natürlich handelt es sich dabei um ein komplexes Geschehen,<br />
in das auch Früherkennungen und bessere <strong>Leben</strong>sgewohnheiten hineinspielen.<br />
Deshalb betrachten wir mit großer Sorge den in Zeiten<br />
der Pandemie beobachteten Rückgang der<br />
Vorsorgeuntersuchungen.<br />
n<br />
Früherkennung ist<br />
ausschlaggebend für den<br />
Heilungsprozess: Daher<br />
gehen Sie regelmäßig zu<br />
Vorsorgeuntersuchungen!<br />
sondern unmittelbar vor<br />
oder während der Bestrahlung<br />
gleichzeitig Röntgenoder<br />
CT-Bilder erstellen.<br />
Auch in der Pathologie hat sich<br />
viel getan: Sie gilt als Schnittstelle<br />
zwischen Diagnose und Therapie. Mit der<br />
Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat die Molekularpathologie<br />
an Bedeutung gewonnen: Sie kann oft zu<br />
einer präziseren Tumordiagnose beitragen als bildgebende<br />
Verfahren. Auf der Grundlage molekularpathologischer<br />
Befunde ist es möglich, Krebsmedikamente zielgerichtet<br />
bei jenen Patientinnen und Patienten einzusetzen, denen<br />
sie am besten helfen.<br />
FRÜH ERKENNEN<br />
Ausschlaggebend für den Heilungs- und Behandlungserfolg<br />
ist es nach wie vor, Krebs früh zu erkennen. Daher sollte<br />
man regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Und<br />
gegen einige Risikofaktoren kann man selbst etwas tun: Ein<br />
gesunder <strong>Leben</strong>sstil mit ausgewogener Ernährung, Sport<br />
und Bewegung – und ohne Rauchen – ist eine gezielte Prophylaxe<br />
gegen Krebs. <br />
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07+08/20, 15. Jahrgang, e 2,40<br />
ORF-Talkerin über Lehren<br />
aus der Coronakrise<br />
DIABETESFORSCHUNG:<br />
EINE<br />
ERFOLGS-<br />
STORY<br />
15<br />
Jahre<br />
Kampf dem<br />
Diabetes gehört zu den meisterforschten<br />
Krankheitsbildern unserer<br />
Zeit. Unter anderem führten enorme<br />
Fortschritte in der medikamentösen<br />
Behandlung sowie bei der<br />
Glukosemessung in den vergangenen<br />
Jahren zu einer verbesserten<br />
<strong>Leben</strong>squalität von Betroffenen.<br />
Februar 2009<br />
Weil Diabetes alle<br />
Altersgruppen treffen<br />
kann, widmete sich<br />
GESUND & LEBEN<br />
2009 dem Thema<br />
„Altersdiabetes“ –<br />
mit praktischen Tipps<br />
für die Generation 65 + .<br />
FOTO: ISTOCK_SPUKKATO<br />
iabetes mellitus ist<br />
in den vergangenen Jahren zur Volkskrankheit<br />
Nummer 1 geworden. „Die<br />
Diabetes-Prävalenz hat auf jeden<br />
Fall enorm zugenommen!“, zeigt<br />
sich Univ.-Prof. Dr. Susanne Kaser, Präsidentin<br />
der Österreichischen Diabetes Gesellschaft<br />
(ÖDG), besorgt.<br />
Experten schätzen, dass weltweit etwa 425 Millionen<br />
Menschen zwischen dem 20. und 79. <strong>Leben</strong>sjahr betroffen<br />
sind – Tendenz steigend! Genaue Zahlen für Österreich liegen<br />
zwar nicht vor, da es nach wie vor kein nationales Diabetesregister<br />
gibt, laut WHO aber lebten hierzulande Anfang<br />
der Jahrtausendwende rund 130.000 Menschen mit Diabetes.<br />
Und heute? „Die International Diabetes Federation geht<br />
von etwa 800.000 Diabetes-Betroffenen in Österreich aus.“<br />
MEHR BETROFFENE TROTZ<br />
GRÖSSERER WAHRNEHMUNG<br />
Der starke Anstieg zeigt sich sowohl bei Diabetes Typ 1,<br />
Diabetes Typ 2 als auch beim der Schwangerschaftsdiabetes.<br />
„Die Gründe für die steigende Zahl an Typ-1-Diabetes-<br />
Erkrankten kennen wir nicht“, so Kaser. „Beim Typ-2-Diabetes<br />
spielt sicherlich der <strong>Leben</strong>sstil eine große Rolle, wobei<br />
wichtig zu betonen ist, dass Typ-2-Diabetes keine <strong>Leben</strong>sstil-Erkrankung<br />
ist, sondern einen starken erblichen Hintergrund<br />
hat.“ Durch einen ungesunden <strong>Leben</strong>sstil – also<br />
wenig Bewegung, Nikotinkonsum, eine fett-, zucker- und<br />
kalorienreiche Ernährung sowie Übergewicht – kann das<br />
Erkrankungsrisiko jedoch erhöht werden, betont die Expertin.<br />
Interessant: Aufgrund der steigenden Anzahl an Betroffenen<br />
hat sich die Wahrnehmung bezüglich Diabetes in den<br />
letzten Jahren deutlich geändert, weiß die ÖDG-Präsidentin<br />
zu berichten: „Der Typ-2-Diabetes wurde häufig als selbst<br />
verursachte harmlose <strong>Leben</strong>sstilerkrankung dargestellt<br />
und Betroffene deswegen stigmatisiert.“<br />
Besonders in den beiden letzten Jahren war es der ÖDG<br />
ein großes Anliegen, anhand intensiver Aufklärungs- und<br />
Medienarbeit diese Darstellung ins richtige Licht zu rücken,<br />
mit Vorurteilen in Sachen Diabetes aufzuräumen und<br />
gleichzeitig auf die zahlreichen möglichen Folgeerkrankungen<br />
in der Öffentlichkeit hinzuweisen. „Auch die Covid-<br />
19-Pandemie – Menschen mit Diabetes galten immerhin<br />
von Beginn an als Risikogruppe – hat dazu beigetragen,<br />
dass die Erkrankung ernster genommen wird und die persönliche<br />
<strong>Gesund</strong>heit einen höheren Stellenwert bekom-<br />
Juni 2013<br />
Neue Therapien bei<br />
Diabetes standen im<br />
Mittelpunkt unserer<br />
Sommerausgabe im<br />
Jahr 2013. Dazu gab<br />
es Ratschläge aus<br />
der Praxis.<br />
GESUND LEBEN<br />
Die Kraft<br />
des Wassers<br />
Urlaub am See, schwimmen,<br />
kneippen: Erholung für<br />
Körper und Seele<br />
Im Trend:<br />
gesündeste<br />
Sportarten<br />
des Sommers<br />
DIABETES: DER<br />
STILLE FEIND<br />
RAUS AUS DER<br />
SCHULDENFALLE<br />
MEINE GESUNDHEIT<br />
IM SOMMER<br />
Ausgaben<br />
BARBARA<br />
KARLICH<br />
Juni 2020<br />
GESUND & LEBEN<br />
steht seit 15 Jahren<br />
für den Vorsorgegedanken.<br />
Deshalb<br />
widmeten wir 2020<br />
eine große Geschichte<br />
der Früherkennung<br />
von Diabetes.<br />
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20 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
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15 JAHRE DIABETESFORSCHUNG<br />
Definition<br />
Betroffene Personen<br />
Mögliche<br />
Anzeichen<br />
Häufigkeiti<br />
Risikofaktoreni<br />
iTherapie undi<br />
iBehandlungi<br />
QUELLE: QUELLE: AOK, GUZALIIA FILIMONOVA<br />
Diabetes mellitus<br />
Typ 1<br />
Typ-1-Diabetes ist eine<br />
Autoimmunerkrankung<br />
Diabetes mellitus<br />
Typ 2<br />
Typ-2-Diabetes ist in<br />
der Regel erworben,<br />
häufig durch einen<br />
ungesunden <strong>Leben</strong>sstil<br />
men hat.“ Trotzdem: Bei einem von drei Österreichern mit<br />
Diabetes ist die Krankheit unentdeckt, die Dunkelziffer an<br />
Menschen mit Diabetes ist hierzulande also sehr hoch.<br />
WISSENSEXPLOSION<br />
Da dürfte es nicht überraschen, dass Diabetes zu jenen<br />
Krankheitsbildern gehört, wo am meisten geforscht wird.<br />
ECHT*<br />
GENIAL<br />
Blutzuckerschwankungen<br />
immer einen Schritt<br />
voraus sein II<br />
Der Körper<br />
produziert kein<br />
eigenes Insulin<br />
mehr.<br />
Der Körper<br />
produziert nicht<br />
genügend<br />
Insulin oder<br />
reagiert nicht<br />
auf Insulin.<br />
Überwiegend<br />
Kinder, Jugendliche<br />
und junge<br />
Erwachsene<br />
Überwiegend<br />
Menschen<br />
ab 40 Jahren,<br />
zunehmend aber auch<br />
Jüngere und Kinder<br />
„Im Bereich der Diabetesforschung konnten in den letzten<br />
15 Jahren große Fortschritte verzeichnet werden“, zeigt<br />
sich Kaser zufrieden. „Die daraus resultierende Entwicklung<br />
neuer Therapeutika ist der Output wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse, da es ohne entsprechende und zielgerichtete<br />
Forschung keine Fortschritte gibt.“ Die Expertin spricht<br />
es bereits an: Besonders im Bereich der medikamentösen<br />
Valeria K. (Typ 1-Diabetes)<br />
Übermäßiger Durst,<br />
häufiger Harndrang,<br />
Gewichtsverlust,<br />
Müdigkeit, Azetongeruch<br />
im Atem<br />
Müdigkeit, schlechte<br />
Wundheilung,<br />
übermäßiger Durst,<br />
Harndrang. Anzeichen<br />
werden oft nicht so<br />
prägnant wahrgenommen<br />
wie bei Typ 1.<br />
Circa 30.000<br />
Menschen in<br />
Österreich<br />
Circa 540.000<br />
Menschen<br />
in Österreich<br />
Mit nur einem Blick auf Ihr<br />
Smartphone oder Ihre Smartwatch<br />
kennen Sie Ihren Glukosewert<br />
und wissen, in welche<br />
Richtung er sich bewegt # .<br />
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in Echtzeit (CGM). Wenn die Warnungen zu<br />
den Gewebeglukosewerten und die Messwerte auf<br />
dem Dexcom G6 ® nicht mit Ihren Symptomen übereinstimmen,<br />
verwenden Sie bitte ein Blutzuckermessgerät,<br />
um Behandlungsentscheidungen zu treffen.<br />
II Studien bestätigen, dass die Dexcom GCM-Systeme<br />
<strong>Leben</strong>squalität und Wohlbefinden seiner Nutzer entscheidend<br />
verbessern können. Sie fühlen sich generell<br />
selbstsicherer im Umgang mit ihrem Diabetes, Unterund<br />
Überzuckerungen treten seltener auf und die Zeit<br />
im Zielbereich kann länger eingehalten werden.<br />
# Eine Liste der kompatiblen Geräte finden Sie unter<br />
www.dexcom.com/compatibility.<br />
© 2020 Dexcom Inc. Alle Rechte vorbehalten.<br />
www.Dexcom.com | +1.858.200.0200 | Dexcom, Inc.<br />
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10. 2020 LBL019627 Rev001<br />
Gegebenenfalls erblich<br />
bedingt erhöhtes Risiko<br />
für die Erkrankung<br />
Übergewicht, Bewegungsmangel,<br />
Rauchen,<br />
ungesunde Ernährung,<br />
Schlafstörungen, Stress,<br />
erbliche Veranlagung, bestimmte<br />
Medikamente<br />
WEITERE INFORMATIONEN UNTER:<br />
Dexcom Austria GmbH | 2345 Brunn am<br />
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22<br />
Gebirge | Leopold-Gattringer-Straße 25<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
<strong>Leben</strong>slange<br />
Insulintherapie.<br />
Veränderung des <strong>Leben</strong>sstils,<br />
Behandlung mit<br />
Tabletten, Insulintherapie,<br />
Gewichtsreduzierung,<br />
Injektionen anderer<br />
Diabetesmedikamente<br />
Behandlung erlebte man in den vergangenen Jahren eine<br />
regelrechte Revolution, manche Experten sprechen gar<br />
von einer „Wissensexplosion“.<br />
PARADIGMENWECHSEL IN DER MEDIKATION<br />
Was den Typ-1-Diabetes betrifft, „haben vor allem neue<br />
Insuline sowie Entwicklungen im Bereich der Insulinpumpen<br />
und des Glukosemonitorings sehr zur Verbesserung<br />
der Therapie und der <strong>Leben</strong>squalität beigetragen“,<br />
so Kaser. Eine Insulinpumpe ist ein kleines elektronisches<br />
Gerät, das den ganzen Tag über kleine Mengen an Insulin<br />
an den Körper abgibt. Zu den Mahlzeiten wird eine<br />
Ladung Zusatzinsulin eingestellt, die ins Blut abgegeben<br />
wird. Das bedeutet: Mehr Freiheit und Flexibilität für die<br />
Patienten, da das regelmäßige Spritzen wegfällt. Auch die<br />
Gefahr einer Über- oder Unterzuckerung wird durch eine<br />
Insulinpumpe geringer.<br />
Einen weitaus größeren Forschungsfortschritt konnte<br />
man beim Typ-2-Diabetes verzeichnen. „Hier standen<br />
vor 15 Jahren im Wesentlichen vier Substanzen beziehungsweise<br />
Substanzklassen für die Behandlung zur Verfügung“,<br />
blickt Expertin Kaser zurück. „Heute ist es uns<br />
möglich, auf ein deutlich breiteres Spektrum an Medikamenten<br />
zurückzugreifen, die nicht nur den Blutzucker<br />
senken, sondern darüber hinaus auch vor Folgeerkrankungen<br />
schützen können.“ Laut PhRMA (Pharmaceutical<br />
Research and Manufacturers of America) waren 2019<br />
über 170 Diabetes-Medikamente in Entwicklung – im<br />
Detail: 77 für Typ-2-Diabetes, 32 für Typ-1-Diabetes und<br />
68 für Krankheiten, die im direkten Zusammenhang mit<br />
Diabetes stehen, wie die diabetische Neuropathie oder<br />
die diabetische Nephropathie. Zusammengefasst lässt<br />
sich ein Paradigmenwechsel in der Diabetes-Medikation<br />
feststellen, so Kaser: „Die Therapie hat sich weg von der<br />
reinen Blutzuckersenkung hin zu einer individuell maßgeschneiderten<br />
Behandlung entwickelt.“ Denn heute<br />
ist besser den je bekannt: Jeder Diabetes-Betroffene ist<br />
anders, bei jedem Menschen zeigt sich die Krankheit auf<br />
unterschiedliche Art und Weise.<br />
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23
15 JAHRE DIABETESFORSCHUNG<br />
Univ.-Prof. Dr. Susanne Kaser, Präsidentin der<br />
Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG)<br />
Hightech-Messgeräte:<br />
„VOR ALLEM BEI MENSCHEN<br />
MIT TYP-1-DIABETES UND<br />
JENEN MIT KOMPLEXEN<br />
INSULINTHERAPIEN<br />
TRAGEN DIESE<br />
GLUKOSESENSOREN<br />
ENORM ZUR VERBESSERUNG<br />
DER LEBENSQUALITÄT BEI.“<br />
EMPOWERMENT DER PATIENTEN<br />
Der Schritt in Richtung individualisierter Therapie bedeutet<br />
aber auch: ein Schritt in Richtung größerer Autonomie<br />
und Empowerment seitens der Patienten. Dazu die ehemalige<br />
ÖDG-Präsidentin Dr. Alexandra Kautzky-Willer in einer<br />
Presseaussendung der ÖDG aus 2019: „Die Behandlungserfolge<br />
hängen ganz stark davon ab, ob die Patienten ihre<br />
Krankheit verstehen und dieses Verständnis im täglichen<br />
und lebenslangen Selbstmanagement umsetzen können.<br />
Dies kann und sollte durch Disease-Management-Programme<br />
erreicht werden.“ Ein solches Disease-Management-Programm<br />
mit dem Titel „Therapie aktiv“, das unter<br />
anderem Patientenschulungen enthält, wurde bereits vor<br />
14 Jahren umgesetzt. Die Ergebnisse von nationalen und<br />
internationalen Forschungen sind eindeutig: Strukturierte,<br />
ergebnisorientierte Schulungsprogramme können<br />
den HbA1c-Wert, den Blutdruck und das Gewicht positiv<br />
beeinflussen und dazu beitragen, <strong>Leben</strong>sstiländerungen<br />
bei der Ernährung, bei der Bewegung und beim Rauchen<br />
zu bewirken.<br />
„Leider sind nach wie vor noch viel zu wenige Patienten<br />
in diesem Programm eingeschrieben“, bedauert Kaser.<br />
„Die Adaptierung von ‚Therapie aktiv’ an die moderne<br />
Medizin wäre dringend notwendig – und damit in Verbindung<br />
bräuchte es auch einen österreichweiten elektronischen<br />
Diabetespass.“ Die Forderung der ÖDG nach einem<br />
FOTO:WILD-UND-TEAM-SALZBURG; ISTOCK_ ANDREYPOPOV<br />
nationalen Diabetesregister „blieb bisher ungehört,<br />
dabei wären diese Daten für die Ressourcenplanung<br />
dringend notwendig“, kritisiert die Expertin.<br />
Neben der Vielzahl an Medikamenten konnte man<br />
auch bei den Glukosemessungen einen „enormen Fortschritt“,<br />
so Kaser, verzeichnen. Was vor einigen Jahren<br />
noch nach Science-Fiction klang, ist heute bereits Realität.<br />
„Vor allem für Menschen mit Typ-1-Diabetes und<br />
jenen mit komplexen Insulintherapien tragen die Hightech-Messgeräte<br />
enorm zur Verbesserung der <strong>Leben</strong>squalität<br />
bei.“ So stehen heutzutage Glukosesensoren zur<br />
Verfügung, die bereits technisch in der Lage sind, Alarme<br />
bei zu niedrigen oder zum Teil auch hohen Blutzuckerwerten<br />
abzugeben. Die Gefahr einer Hypoglykämie oder<br />
einer Hyperglykämie ist somit geringer.<br />
VERÄNDERTE ERNÄHRUNGSEMPFEHLUNGEN<br />
Mit den verbesserten Behandlungsmethoden und einer<br />
sich stets weiterentwickelnden Forschung gehen auch<br />
veränderte Ernährungsempfehlungen für Menschen<br />
mit Diabetes einher. „Vor 15 Jahren ging man davon aus,<br />
dass eine fettarme Ernährung vor Übergewicht, Diabetes<br />
mellitus Typ 2 und kardiovaskulären Erkrankungen<br />
schützt“, erläutert Kaser. „Heute ist bekannt, dass die<br />
Qualität wichtiger als die Quantität der Fette ist. Rezente<br />
Studien belegen nun auch, dass Ähnliches für Kohlenhydrate<br />
gilt: Kohlenhydrate mit hohem glykämischen<br />
Index – also vor allem einfacher<br />
Zucker – gehen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen einher.“ Die Ernährungsempfehlung von<br />
Diabetes-Experten: Mediterrane Kost, also eine Nahrung<br />
reich an Ballaststoffen, Hülsenfrüchten, Olivenöl,<br />
Nüssen, Fisch und frischem Obst – dafür möglichst<br />
wenig rotes Fleisch und ein vollkommener Verzicht auf<br />
zuckerhaltige Getränke. „Die mediterrane Kost senkt das<br />
Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen.“<br />
DIE FORSCHUNG GEHT WEITER<br />
Auch in Zukunft wird an innovativen Therapien<br />
geforscht, die die Behandlung von Diabetes weiter verbessern<br />
und vereinfachen. Eine aktuelle Studie der<br />
schwedischen Linköping University macht gar Hoffnung,<br />
einer Impfung gegen Typ-1-Diabetes einen großen<br />
Schritt näher zu kommen. „Die neuesten Erkenntnisse<br />
reichen von der Entstehung des Diabetes Typ 2<br />
und den potenziellen Folgeerkrankungen bis hin zu den<br />
neuen Behandlungstechnologien und Therapieansätzen,<br />
welche für alle Patientinnen und Patienten spürbar<br />
sind. Dadurch verbessert sich für die Betroffenen<br />
die <strong>Leben</strong>squalität ungemein“, fasst ÖDG-Präsidentin<br />
Kaser zusammen. MANUEL SIMBÜRGER n<br />
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24<br />
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Tanzen und <strong>Gesund</strong>heit<br />
15 JAHRE IMPFFORTSCHRITT<br />
KLEINER<br />
Rasche und wirkungsvolle Impfstoffe gegen eine<br />
Pandemie und eine neue Impftechnologie: Wer<br />
an die Meilensteine der jüngsten Impfgeschichte<br />
denkt, assoziiert damit natürlich die Wirkstoffe gegen<br />
Covid-19. Doch auch abseits davon hat sich in den<br />
vergangenen 15 Jahren auf dem Impfsektor viel getan,<br />
wie ao. Univ.-Prof. DDr. Reinhard Würzner<br />
von der Medizinischen Universität Innsbruck in<br />
GESUND & LEBEN erläutert.<br />
15<br />
STICH,<br />
GROSSE<br />
WIRKUNG<br />
Jahre<br />
-<br />
FORTSCHRITT<br />
in gutes Jahrzehnt dauert es im<br />
Durchschnitt von ersten Experimenten<br />
bis zur Zulassung eines Impfstoffes<br />
– manchmal auch länger. Im<br />
Kampf gegen Covid-19 benötigten<br />
Wissenschaft, Medizin und Administration<br />
in einem gemeinsamen Kraftakt<br />
ein knappes Zehntel dieser Zeit, um gleich<br />
mehrere hochwirksame Impfstoffe auf den Markt<br />
zu bringen. „Das allein muss man schon als einen<br />
Mai 2007<br />
GESUND & LEBEN<br />
berichtete von Beginn<br />
an über die Möglichkeit,<br />
sich durch<br />
Impfungen gegen<br />
gefährliche Krankheiten<br />
wirksam zu<br />
schützen. 1<br />
der größten Erfolge der jüngeren Impfgeschichte<br />
betrachten“, erläutert ao. Univ.-Prof. DDr. Reinhard<br />
Würzner, Facharzt für Hygiene, Mikrobiologie<br />
und Labormedizin an der Medizinischen<br />
Universität Innsbruck. „Ein Zusammenspiel vieler<br />
verschiedener Bereiche hat diese rasche Lösung<br />
für einen globalen Notfall erst möglich gemacht,<br />
all diesen Menschen gebührt ein großes Dankeschön.“<br />
Geldgeber, die rasch für die notwendigen<br />
finanziellen Mittel sorgten, Verantwortliche von<br />
Regulationsbehörden, die schnellere Zulassungsprozesse<br />
ermöglichten,<br />
Mediziner, die außergewöhnliche<br />
Kraftanstrengungen<br />
bei den Studien<br />
an den Tag legten, Zigtausende<br />
Freiwillige, die<br />
sich bereit erklärten, die<br />
neuen Impfstoffe an sich<br />
testen zu lassen, und nicht zuletzt jene Wissenschafter,<br />
die die Entwicklung einer neuen Technologie<br />
einsatzfähig machten – sie alle sorgten für<br />
den wohl größten Meilenstein der Impfgeschichte<br />
in diesem Jahrtausend.<br />
BAUPLAN FÜR DAS IMMUNSYSTEM<br />
mRNA – die mystische Abkürzung ist spätestens<br />
seit dem Vorjahr in aller Munde – was aber verbirgt<br />
sich hinter dieser Technologie? „Bei messenger<br />
ribonucleic acid, so der englische Fachbegriff, handelt<br />
es sich um ein Botenmolekül“, erklärt Würzner<br />
die Wirkung der beiden mRNA-Impfstoffe<br />
von Moderna und Biontech/Pfizer, die neben<br />
den Vektor-Impfstoffen von Johnson & Johnson<br />
und Astra Zeneca zur Bekämpfung der Pandemie<br />
eingesetzt werden. „Die RNA enthält Informationen,<br />
die sie den menschlichen Zellen überbringt<br />
– eine Art Bauplan von einem Virus-Protein, der<br />
von unseren körpereigenen Aminosäuren in ein<br />
Eiweiß eingefügt wird, das aussieht wie Teile des<br />
Virus. Den Eiweißen aus dem Virusbauplan fehlen<br />
sämtliche krank machenden Eigenschaften – doch<br />
das Immunsystem erkennt sie trotzdem als körperfremd<br />
und lernt so, auch das echte Virus abzuwehren“,<br />
so der Mediziner. Am Menschen wurden<br />
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Jänner <strong>2021</strong><br />
Die Impfungen gegen<br />
das Coronavirus ließen<br />
viele Fragen aufkommen.<br />
GESUND & LEBEN<br />
berichtete seriös und<br />
veröffentlichte die<br />
neuesten wissenschaftlichen<br />
Daten.<br />
FOTO: ISTOCK_ OLLO; MUI BULLOCK<br />
RNA-Impfstoffe erstmals im Jahr 2002 in klinischen<br />
Studien getestet, die Corona-Pandemie führte jedoch<br />
zum Durchbruch der mRNA-Impfungen.<br />
Umfassende klinische Studien stellen den im<br />
Kampf gegen die Pandemie im Einsatz befindlichen<br />
Impfungen ein gutes Zeugnis aus und belegen, dass<br />
sie sicher und wirksam sind. Dennoch bleibt ein Teil<br />
der Bevölkerung skeptisch. Ein Grund dafür liegt<br />
in der kurzen Entwicklungszeit vom Beginn erster<br />
klinischer Studien bis zur Zulassung. „Eigentlich<br />
ist es paradox, dass ein so guter Impfstoff so viel<br />
Gegenwind hat, es handelt sich zudem um den bestuntersuchten<br />
– schließlich wurden bereits Milliarden<br />
Menschen geimpft“, betont Würzner.<br />
IM EINSATZ BEI KREBSERKRANKUNGEN<br />
Doch es gab in den vergangenen 15 Jahren viele weitere<br />
beachtenswerte Erfolge im Bereich Impfungen,<br />
beispielsweise bei Krebserkrankungen, wie Würzner<br />
erläutert: „Hier gibt es verschiedene Verfahren. Eine<br />
Möglichkeit, die bereits jetzt genutzt wird, betrifft<br />
therapeutische Impfstrategien bei Krebs. Diese zielen<br />
darauf ab, dem Immunsystem bei der Identifizierung<br />
von Krebszellen auf die Sprünge zu helfen.“<br />
Die bösartigen Zellen schlummern häufig über lange<br />
Zeit unentdeckt im Körper, so der Arzt. „Bei dieser<br />
Methode entnimmt man Patienten Krebszellen, versetzt<br />
sie mit Verstärkersubstanzen und injiziert sie<br />
wieder.“ Durch die Überflutung mit Tumorantigenen<br />
soll ein wirkungsvoller Angriff des Immunsystems<br />
provoziert werden.<br />
Impfungen spielen aber auch bei der Krebsprävention<br />
eine Rolle – und zwar bei jenen Krebserkrankungen,<br />
die durch Infektionen entstehen. So steht<br />
mit der HPV-Impfung beispielsweise eine in der EU<br />
seit 2006 zugelassene wirksame Waffe gegen Gebärmutterhalskrebs<br />
und andere Krebsformen zur Verfügung.<br />
Diese Erkrankungen entstehen hauptsächlich<br />
durch sogenannte humane, bei Geschlechtsverkehr<br />
übertragene Papillomaviren (HPV). Der Erfolg der<br />
Impfung lässt sich auch in Zahlen festmachen: So ist<br />
bereits acht Jahre nach ihrer Einführung die Häufigkeit<br />
von Infektionen mit HPV 16 oder 18 (den beiden<br />
Hauptverursachern von Gebärmutterhalskrebs, die<br />
beide auch das Hauptziel des Impfstoffs sind) bei<br />
Mädchen zwischen 13 und 19 Jahren signifikant um<br />
83 % zurückgegangen, wie die Deutsche Krebsgesellschaft<br />
berichtet.<br />
GROSSE ERRUNGENSCHAFTEN<br />
„In den vergangenen 15 Jahren hat sich aber auch<br />
in anderen Bereichen viel getan. So verfügen wir aktuell<br />
über eine sehr gute Pneumokokken-Impfung,<br />
die vor schwerwiegenden Lungenentzündungen<br />
schützt, und wir können dieses Jahr auch verbesserte<br />
Influenza-Impfstoffe anbieten“, erläutert Würzner.<br />
Dies betreffe einerseits eine Impfung gegen die<br />
vier wichtigsten Stämme mit einer Verstärkersubs-<br />
ao. Univ.-Prof. DDr.<br />
Reinhard Würzner,<br />
Facharzt für Hygiene,<br />
und medizinische<br />
Mikrobiologie<br />
und Labormedizin<br />
sowie Stellvertretender<br />
Direktor des<br />
Instituts für Hygiene<br />
und Medizinische<br />
Mikrobiologie,<br />
Innsbruck<br />
mRNA-Impfungen:<br />
„EIGENTLICH IST ES<br />
PARADOX, DASS EIN SO<br />
GUTER IMPFSTOFF SO<br />
VIEL GEGENWIND HAT.<br />
ES HANDELT SICH<br />
ZUDEM UM DEN<br />
BESTUNTERSUCHTEN!<br />
SCHLIESSLICH WURDEN<br />
BEREITS MILLIARDEN<br />
MENSCHEN GEIMPFT.“<br />
tanz und eine zweite mit einer Vierfachmenge<br />
dieser vier Stämme, die bei älteren Menschen<br />
zur Anwendung kommen und dort eine bessere Wirkung<br />
erzielen, so der Mediziner.<br />
Impfungen ist es zu verdanken, dass viele Krankheiten,<br />
die einst als Geisel der Menschheit galten,<br />
eingedämmt oder ganz ausgerottet werden konnten.<br />
„Pocken gibt es beispielsweise dank der Pockenimpfung<br />
heute nicht mehr, aber vielen ist nicht bekannt,<br />
dass es uns mithilfe der Polio-Impfung gelungen ist,<br />
auch zwei von drei Poliovirenstämmen auszurotten“,<br />
so der medizinische Mikrobiologe. Kinderlähmung,<br />
so de deutsche Begriff, käme heute – dank verbesserter<br />
Impfstoffe der jüngeren Vergangenheit – nur noch<br />
in wenigen Ländern wie Pakistan oder Afghanistan<br />
vor. „Auch gegen den B-Stamm der Meningokokken,<br />
der besonders in Europa vorherrscht, konnte ein guter<br />
Impfstoff entwickelt werden“, so Würzner. Infektionen<br />
mit diesen Bakterien können eine Entzündung<br />
der Hirnhaut auslösen und enden in einem von zehn<br />
Fällen trotz bester medizinischer Versorgung tödlich.<br />
VIELVERSPRECHENDE FORSCHUNGSBEREICHE<br />
Vor allem im Bereich der Krebsforschung gibt es vielversprechende<br />
Impfstoffe, die sich aktuell in klinischer<br />
Prüfung befinden. Dazu zählt beispielsweise das sogenannte<br />
MUC1-Antigen, das als Impfstoff bei Lungenkrebs<br />
erste positive Studienergebnisse hinsichtlich<br />
einer verlängerten Überlebenszeit lieferte. Ein<br />
weiterer vielversprechender Ansatz wird etwa an der<br />
Universität Tübingen verfolgt: Ein individualisierter<br />
Impfstoff gegen Leberkrebs. „Geforscht wird auch an<br />
einem Influenza-Impfstoff, der von vornherein gegen<br />
alle Influenzaviren wirkt, sodass man nicht jedes Jahr<br />
mit einem neuen Cocktail versuchen muss, die richtigen<br />
Viren auszuschalten“, so Würzner über den<br />
sogenannten Pan-Influenza-Impfstoff der Zukunft.<br />
Ausgaben<br />
26 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
27
15 JAHRE IMPFFORTSCHRITT<br />
DER IMPFGESCHICHTE<br />
1796 ERSTER IMPFSTOFF<br />
GEGEN POCKEN<br />
Die Erfolgsgeschichte von Impfungen beginnt<br />
mit Ende des 18. Jahrhunderts, als<br />
allerorts die Pocken wüten – eine Infektionskrankheit,<br />
die Millionen von Menschen<br />
dahinrafft. Nachdem der englische Landarzt<br />
John Fewster die Entdeckung macht,<br />
dass bei einigen Patienten nicht einmal<br />
eine schwache Pockeninfektion ausgelöst<br />
wird, wenn sie vorher an harmlosen Kuhpocken<br />
erkrankt waren, entwickelt sein<br />
Kollege Edward Jenner den ersten wirksamen<br />
Impfstoff gegen die bis dato tödliche<br />
Infektionskrankheit. Zu dieser Zeit wird der<br />
Impfstoff noch nicht mittels Spritze verabreicht,<br />
sondern über die Hautritz-Methode,<br />
auch Inokulation genannt. Dabei wird die<br />
Haut aufgeritzt und mit dem Pustelsekret<br />
eines Erkrankten versehen. Dank der Impfung<br />
kann die WHO 1976 die Pocken für<br />
weltweit ausgerottet erklären.<br />
1870 FORSCHUNG AN<br />
MILZBRAND UND TOLLWUT<br />
Um diese Zeit entwickeln Wissenschafter<br />
wie Robert Koch oder Louis Pasteur das<br />
medizinische Labor – und damit die Grundlage<br />
für die weitere Impfgeschichte. Erstmals<br />
können Krankheitserreger im Labor<br />
identifiziert und Versuche wie beispielsweise<br />
mit abgeschwächten oder abgetöteten<br />
Erregern durchgeführt werden. Auf<br />
diese Weise gelingt es Pasteur und Koch,<br />
Impfungen gegen Milzbrand und Tollwut<br />
zu entwickeln.<br />
1890 WAFFE GEGEN TETANUS<br />
Tetanus, auch als Wundstarrkrampf bezeichnet,<br />
ist eine gefährliche bakterielle<br />
Infektionskrankheit, die sich über verunreinigte<br />
Wunden überträgt. Das Gift des Bakteriums<br />
führt zu qualvollen Muskelkrämpfen,<br />
unbehandelt verläuft die Krankheit<br />
tödlich. 1890 gelingt es dem deutschen<br />
Arzt und Bakteriologen Emil von Behring,<br />
einen Impfstoff gegen Tetanus zu entwickeln.<br />
Dabei handelt es sich um ein Antitoxin,<br />
welches das Tetanustoxin unschädlich<br />
macht. In den Industrienationen geht die<br />
Tetanusinzidenz und -mortalität seit Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts deutlich zurück.<br />
1894 DIPHTERIE-IMPFSTOFF MIT<br />
NOBELPREIS 1901<br />
Auch die erfolgreiche Bekämpfung von<br />
Diphterie ist Emil von Behring zu verdanken.<br />
In Zusammenarbeit mit Paul Ehrlich<br />
gelingt es ihm, 1894 im Berliner Robert-<br />
Koch-Labor einen Impfstoff gegen die bakteriell<br />
ausgelöste Krankheit zu entwickeln,<br />
die im 19. Jahrhundert zu den häufigsten<br />
Todesursachen bei Kleinkindern zählt. Der<br />
Schutz hält allerdings zunächst nur für kurze<br />
Zeit an. 1923 wird schließlich die erste<br />
prophylaktische Impfung gegen Diphterie<br />
durchgeführt. Für seine medizinischen<br />
Verdienste erhält von Behring 1901 den<br />
ersten Nobelpreis für ‚Medizin oder Physiologie<br />
der Geschichte.<br />
„Weltweit befassen sich zudem unzählige Forscherteams<br />
mit Impfungen gegen Malaria, HIV und Tuberkulose.“ Wie<br />
schnell hier erfolgversprechende Ergebnisse zu erwarten<br />
sind, sei jedoch ungewiss. Für diesen Winter hat Würzner<br />
jedoch eine klare Empfehlung: „All jenen, die noch nicht<br />
gegen Corona geimpft sind, möchte ich auf jeden Fall die<br />
Erst- und Zweitimpfung ans Herz legen, und allen, die<br />
bereits vollständig immunisiert sind, nach entsprechendem<br />
Abstand auch die Drittimpfung.“ Besonders wichtig<br />
sei zudem die Influenza-Impfung und vor allem für ältere<br />
Personen auch die Pneumokokken-Impfung: „Durch die<br />
Corona-Hygienemaßnahmen ist die Erkältungs- und Grippewelle<br />
im Vorjahr ausgeblieben. Dadurch sind nun weniger<br />
Menschen immun gegen die derzeit zirkulierenden<br />
Grippeviren, die Grundimmunität ist reduziert“, betont<br />
der Arzt. <br />
CLAUDIA SEBUNK n<br />
Über Jahrtausende galten Infektionskrankheiten<br />
als „Geißeln der<br />
Menschheit“. Dank der Erfindung<br />
von Impfstoffen gelang es, viele todbringende<br />
Krankheiten wie Pocken,<br />
Diphterie oder Kinderlähmung einzudämmen<br />
oder ganz auszurotten.<br />
1960 LEBENDIMPFSTOFF<br />
GEGEN KINDERLÄHMUNG<br />
Poliomyelitis, so der Fachbegriff für Kinderlähmung,<br />
hält besonders in der ersten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts die Menschheit<br />
in Atem: Die Krankheit kann vor allem<br />
bei Kindern und Jugendlichen zu lebenslangen<br />
Lähmungen und Gehbehinderungen<br />
führen und verläuft teilweise auch<br />
tödlich. 1960 sorgt der Virologe Albert<br />
Bruce Sabin für einen weiteren Meilenstein<br />
in der Impfgeschichte. Auf Basis der<br />
Forschungsarbeiten des amerikanischen<br />
Arztes und Immunologen Jonas Salk, der<br />
einen wirksamen Todimpfstoff konstruiert,<br />
entwickelt Sabin einen <strong>Leben</strong>dimpfstoff<br />
gegen Kinderlähmung. Der Impfstoff wird<br />
ab 1960 in den USA getestet und schon<br />
zuvor in einigen Staaten des Ostblocks<br />
verwendet, doch Österreich führt als<br />
erstes westliches Land auf gesetzlicher<br />
Grundlage eine groß angelegte und bundesweite<br />
Massen-Schluckimpfungskampagne<br />
mit der neuen Arznei durch. „Heute<br />
sind zwei von drei Polioviren ausgerottet“,<br />
erläutert Prof. Würzner. Seit 1988 sind der<br />
WHO zufolge die Polio-Fälle weltweit um<br />
über 99% zurückgegangen.<br />
MASERN<br />
Masern sind eine ernste, lebensgefährliche<br />
und sehr ansteckende Erkrankung.<br />
Selbst nach überstandener Krankheit sind<br />
Spätfolgen wie Erblinden, Hörverlust oder<br />
Hirnschäden möglich. Einen Impfstoff gegen<br />
Masern gibt es seit 1963 – dank der<br />
Forschung von Thomas Chalmers Peebles,<br />
Nobelpreisträger John Franklin Enders<br />
und Maurice Hilleman. Leider steigen die<br />
Infektionszahlen aber in den letzten Jahren<br />
wieder: In Entwicklungsländern ist<br />
die Versorgung mit dem Impfstoff zum<br />
großen Teil nicht ausreichend, doch auch<br />
in Industrienationen kommt es aufgrund<br />
steigender Impfskepsis immer wieder zu<br />
vereinzelten Ausbrüchen.<br />
n<br />
FOTO: ISTOCK_ OLLO<br />
Eines ist sicher.<br />
Impfen wirkt.<br />
100.000<br />
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Von 100.000 vollständig geimpften Menschen müssen<br />
bei Kontakt mit dem Corona-Virus 99.996 Personen nicht ins Krankenhaus.<br />
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ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />
28<br />
Datenstand 15.09.<strong>2021</strong>, Datenquelle AGES Impfdurchbrüche
GENUSS<br />
Eine Betroffene klärt<br />
1<br />
auf und macht Mut<br />
Alles über den Kürbis – mit<br />
Rezepten zum Nachkochen<br />
Gesünder und länger leben<br />
dank Zuckerreduktion<br />
10/20, 15. Jahrgang, e 2,40<br />
Wie die Coronakrise<br />
ihr <strong>Leben</strong> verändert hat<br />
15 JAHRE MENTALE GESUNDHEIT<br />
STARKE PSYCHE,<br />
GLÜCKLICHES LEBEN<br />
Psychische Erkrankungen zählen<br />
zu den größten Bedrohungen für<br />
das menschliche Wohlbefinden.<br />
Zumindest eine gute Nachricht<br />
gibt es: Psychische Erkrankungen<br />
werden nun – weil Tabus langsam<br />
aufbrechen – früher diagnostiziert<br />
und behandelt.<br />
ach Angaben der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) tragen<br />
die Europäerinnen und Europäer<br />
eine große seelische Last. Rund<br />
ein Viertel erlebt im Laufe eines Jahres Depressionen<br />
oder Angstzustände. Die WHO schätzt die<br />
durch psychische Störungen verursachten Kosten<br />
in der EU auf 170 Milliarden Euro jährlich.<br />
Den engen Zusammenhang zwischen Körper<br />
und Seele untermauern wissenschaftliche<br />
Ergebnisse. Studien belegen, dass psychische<br />
Erkrankungen (wie Depressionen,<br />
Verhaltens- und Zwangsstörungen, Psychosen,<br />
bipolare Störungen, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit)<br />
die <strong>Leben</strong>serwartung stärker als<br />
alle anderen Krankheiten senken. Laut WHO<br />
sterben Menschen mit psychischen Störungen<br />
zwanzig Jahre früher als die allgemeine<br />
Bevölkerung. Psychische Erkrankungen treten<br />
FOTO: ISTOCK_LIDIIA MOOR<br />
nämlich häufig im Vorfeld oder infolge von<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes<br />
oder Krebs auf. So haben Menschen, die an<br />
Depressionen leiden, ein höheres Risiko für<br />
einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall.<br />
Eine Rolle spielen auch ein erhöhtes Suizidrisiko,<br />
ein nachlässiger Umgang mit der<br />
eigenen <strong>Gesund</strong>heit oder die Nebenwirkungen<br />
von Medikamenten.<br />
PANDEMIEFOLGEN<br />
Und wie ist es um die mentale <strong>Gesund</strong>heit<br />
der Menschen in Österreich bestellt? „Ein<br />
knappes Viertel der österreichischen Bevölkerung<br />
leidet im Laufe eines Jahres unter<br />
einer psychischen Erkrankung“, erläutert<br />
der Psychiater und Neurologe Dr. Johannes<br />
Wancata von der MedUni Wien. Die häufigsten<br />
Diagnosen sind Depressionen (10<br />
Prozent) gefolgt von Angststörungen (6 Prozent)<br />
und Substanzabhängigkeit inklusive<br />
Alkoholsucht (5 Prozent). Bis auf Demenz<br />
gebe es im zeitlichen Rückblick keine dramatischen<br />
Anstiege: „Bei den meisten psychischen<br />
Erkrankungen gibt es keinen Hinweis,<br />
dass sich die Häufigkeit in den letzten<br />
Jahrzehnten wesentlich verändert hat. Die<br />
einzige Ausnahme sind Demenzerkrankungen,<br />
die seit Jahrzehnten aufgrund der<br />
Überalterung der Bevölkerung ansteigen<br />
und weiter zunehmen werden.“ Mehrere<br />
Studien zeigen, dass die Corona-Pandemie<br />
die psychische <strong>Gesund</strong>heit erheblich<br />
beeinträchtigt hat. Festgestellt wurde vor<br />
allem ein Anstieg von Ängsten, Schlafproblemen,<br />
Unruhezuständen und depressiven<br />
Symptomen. Über die langfristigen Auswirkungen<br />
der Coronakrise könne man heute<br />
noch keine Aussage machen, so Wancata:<br />
„Leider gibt es bisher noch keine belastbaren<br />
Daten, um das Ausmaß der psychiatrischen<br />
und psychosozialen Folgen darzustellen.<br />
Umfragen, die während einer Phase<br />
des Lockdowns durchgeführt wurden, greifen<br />
hier mit Sicherheit zu kurz.“<br />
AUSGEBRANNT<br />
Psychische Störungen sind nach Zahlen<br />
der österreichischen Sozialversicherung<br />
die Hauptursache für den Bezug einer<br />
Invaliditätspension. Vor allem der moderne<br />
Berufsalltag wirkt sich belastend aus. Hohe<br />
Anforderungen, anspruchsvolle Aufgaben,<br />
wachsender Leistungsdruck und<br />
chronischer Stress am Arbeitsplatz – das<br />
alles schlägt immer mehr Menschen auf<br />
das Gemüt. Führt die Arbeitsbelastung zu<br />
negativen Gefühlen, Energiemangel, Niedergeschlagenheit<br />
und endet letztlich in<br />
einem Zustand völliger Erschöpfung und<br />
innerer Leere, hat man es mit einem Burnout,<br />
einem Gefühl des Ausgebranntseins,<br />
zu tun. Das Burn-out-Syndrom wird nicht<br />
als eigenständige Erkrankung klassifiziert.<br />
Es gilt aber als Risikofaktor für Depressionen<br />
und körperliche Folgeerkrankungen<br />
wie die des Herz-Kreislauf-Systems. „In den<br />
Gutachten betreffend Arbeitsunfähigkeit<br />
werden in den letzten zehn Jahren häufiger<br />
Burn-out oder Depressionen als Ursache<br />
genannt“, erklärt Johannes Wancata. Ob<br />
es eine Zunahme der Burn-out-Fälle gebe,<br />
sei unklar: „Wir haben Hinweise, dass sich<br />
die diagnostischen Gewohnheiten geändert<br />
haben. Das heißt, dass vor zwanzig<br />
oder dreißig Jahren beim Vorhandensein<br />
einer psychischen Krankheit aufgrund der<br />
Stigmatisierung oft körperliche Krankheiten<br />
angeführt wurden. Heute wird eher die<br />
Wahrheit genannt.“<br />
STIGMATISIERUNG<br />
Trotz vereinzelter Fortschritte sind wir<br />
gesellschaftlich immer noch weit davon<br />
entfernt, über psychische Erkrankungen<br />
genauso wie über körperliche Krankheiten<br />
zu sprechen. Eine im Vorjahr durchgeführte<br />
repräsentative Online-Umfrage im Auftrag<br />
des BÖP (Berufsverband Österreichischer<br />
PsychologInnen) kam zu dem Ergebnis,<br />
dass nicht einmal drei Viertel der Befragten<br />
Ausgaben<br />
RESILIENZ<br />
DAS PSYCHISCHE IMMUNSYSTEM<br />
Seit den 1950er-Jahren beschäftigt sich<br />
die psychologische Resilienzforschung<br />
mit der Frage, warum manche Menschen<br />
an <strong>Leben</strong>skrisen und widrigen<br />
Umständen nicht zerbrechen und sogar<br />
gestärkt daraus hervorgehen. Resilienz<br />
bezeichnet die psychische Widerstandskraft<br />
bzw. die innere Stärke des Menschen,<br />
um mental gesund zu bleiben.<br />
Je stärker diese Fähigkeit ausgeprägt<br />
ist, desto besser können schwierige<br />
<strong>Leben</strong>ssituationen und belastende Ereignisse<br />
wie eine Erkrankung, ein Jobverlust<br />
oder eine Trennung bewältigt<br />
werden. Als zentraler Mechanismus gilt<br />
die Emotionsregulation, mit der negative<br />
Gefühle ausbalanciert werden, um<br />
wieder in eine positive Stimmungslage<br />
zu gelangen.<br />
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Hahad: Resilienz – die Kunst der Widerstandskraft.<br />
Was die Wissenschaft<br />
dazu sagt<br />
Resilienz ist das Zauberwort<br />
unserer Zeit. Die<br />
besondere Fähigkeit des<br />
Menschen, Krisen und<br />
schwierige <strong>Leben</strong>sverhältnisse<br />
zu bewältigen und<br />
wieder gestärkt ins <strong>Leben</strong><br />
zu treten, ist gefragter<br />
denn je. Das Buch gibt einen Überblick<br />
über die Resilienzforschung und geht<br />
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moderner Gesellschaften<br />
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Herder, 208 Seiten, € 22,–<br />
15<br />
Jahre<br />
GESUNDHEIT<br />
Jänner 2007<br />
Bereits vor 15 Jahren<br />
griff GESUND & LEBEN<br />
das Thema „Burn-out“<br />
auf. Damals von vielen<br />
belächelt, ist diese<br />
Vorstufe zur Depression<br />
heute bei Fachleuten<br />
unbestritten.<br />
Juni 2019<br />
Dass der Kontakt zu<br />
(Haus-)Tieren zur Genesung<br />
und zum Wohlbefinden<br />
beiträgt, wird<br />
von uns immer wieder<br />
thematisiert. Auch in<br />
Kliniken kommen Tiere<br />
zum Einsatz.<br />
GESUND LEBEN<br />
Die Corona-Pandemie führt zu seelischen Krisen.<br />
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Oktober 2020<br />
Dass die Corona-<br />
Pandemie negative<br />
Auswirkungen auf<br />
unsere Psyche hat,<br />
ist bekannt. Bereits<br />
vor einem Jahr<br />
hatten wir Tipps zur<br />
Stärkung der Seele.<br />
30 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
31
15 JAHRE MENTALE GESUNDHEIT<br />
n INTERVIEW<br />
GESUND & LEBEN sprach mit Univ.-Prof. Dr. Johannes Wancata, Leiter der Klinischen Abteilung für<br />
Sozialpsychiatrie der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien.<br />
Sind bestimmte Gruppen stärker<br />
von psychischen Erkrankungen<br />
betroffen?<br />
Wir wissen aus Österreich, aber auch<br />
von internationalen Daten, dass Frauen<br />
öfter unter Depressionen und Angststörungen<br />
leiden, während Männer häufiger<br />
von Alkohol- oder Drogenabhängigkeit<br />
betroffen sind. Bei schizophrenen Psychosen<br />
gibt es keinen Unterschied in der<br />
Häufigkeit, der Krankheitsbeginn liegt<br />
bei Männern aber etwas früher als bei<br />
Frauen. Die Ursachen dafür sind komplex<br />
und nur teilweise bekannt. Schizophrene<br />
Psychosen treten in der Stadt etwas häufiger<br />
als in ländlichen Regionen auf. Es<br />
gibt Hinweise darauf, dass in Städten der<br />
Stresslevel generell höher ist und dass<br />
beengte Wohnverhältnisse in städtischen<br />
Regionen wenige Möglichkeiten zum<br />
Rückzug geben. Diese Risiken können<br />
aber nur einen Teil der Unterschiede<br />
erklären.<br />
Wie steht es um die psychische<br />
<strong>Gesund</strong>heit seit Ausbruch der<br />
Corona-Pandemie?<br />
Die Covid-19-Pandemie hat zweifellos Auswirkungen.<br />
Berichte aus psychiatrischen<br />
Krankenhausabteilungen zeigen, dass<br />
während der Lockdown-Phasen die Patientenzahl<br />
zwar geringer als üblich war, diese<br />
Menschen jedoch besonders schwer erkrankt<br />
waren. Auch über vermehrte Fälle<br />
von Substanzmissbrauch und Alkoholintoxikationen<br />
wurde berichtet. Langfristige<br />
wirtschaftliche und soziale Folgen wie<br />
Arbeitslosigkeit oder finanzielle Probleme,<br />
„GRAVIERENDER<br />
MANGEL AN<br />
PSYCHIATRISCHER<br />
VERSORGUNG“<br />
deren Ausmaße noch nicht einschätzbar<br />
sind, werden vermutlich auch längerfristig<br />
Auswirkungen auf die psychische <strong>Gesund</strong>heit<br />
haben.<br />
Wie beurteilen Sie die gesundheitspolitischen<br />
Maßnahmen im Bereich<br />
mentale <strong>Gesund</strong>heit?<br />
Wir haben einen gravierenden Mangel an<br />
Psychiaterinnen und Psychiatern, welche<br />
die breiteste Ausbildung zur Behandlung<br />
Frauen leiden öfter unter<br />
Depressionen und<br />
Angststörungen, während Männer<br />
häufiger von Alkohol- oder<br />
Drogenabhängigkeit<br />
betroffen sind.<br />
psychisch Kranker haben. Aufgrund der Altersstruktur<br />
stehen wir vor einer Pensionswelle<br />
und die Möglichkeiten zur Ausbildung sind<br />
durch strukturelle Mängel begrenzt. Das ist<br />
ein Problem, das auch andere Mangelfächer<br />
haben. Darüber hinaus ist die Zahl der Kassenplätze<br />
seit Jahren zu gering: In ganz Österreich<br />
stehen nur rund 140 Stellen mit Kassenvertrag<br />
zur Verfügung. Aus diesem Grund müssen<br />
auch psychisch Schwerkranke immer wieder<br />
monatelang auf eine Behandlung warten. n<br />
FOTO: ISTOCK_RALF GEITHE; BEIGESTELLT<br />
Ausgaben<br />
ihrem engsten Umkreis anvertrauen würden, an<br />
einer psychischen Erkrankung zu leiden. „Leider<br />
werden psychische Erkrankungen häufig verheimlicht“,<br />
sagt Wancata, der mehr Aufklärung<br />
für notwendig hält. „Es sollte klar sein, dass es<br />
Volkskrankheiten sind und nicht nur vereinzelte<br />
Personen betrifft. Es ist auch niemand am Auftreten<br />
einer Krankheit schuld – weder die Eltern<br />
noch die Betroffenen selbst.“ Ist man ständig<br />
müde und erschöpft, antriebslos und wälzt pausenlos<br />
trübsinnige Gedanken, sollte das hellhörig<br />
machen. Wenn die Balance zwischen Körper und<br />
Seele gestört ist, kann sich das auch körperlich<br />
durch ein geschwächtes Immunsystem, Schlafstörungen,<br />
Appetitlosigkeit oder Rücken- und Kopfschmerzen äußern.<br />
Verbessern sich die Beschwerden längerfristig nicht, sollte<br />
man eine Ärztin/einen Arzt aufsuchen bzw. in weiterer Folge<br />
psychotherapeutische, psychologische oder psychiatrische<br />
Hilfe in Anspruch nehmen. Als Behandlungsformen stehen<br />
Medikamente, psychotherapeutische Methoden oder die<br />
soziotherapeutische Betreuung (psychosoziale Unterstützung<br />
im Alltag, um psychisch Erkrankte zur Selbsthilfe zu<br />
befähigen und von fremder Hilfe unabhängig zu machen)<br />
zur Verfügung. <br />
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FOTO: ISTOCK_VOLODYMYR SHTUN; KLAUS RANGER FOTOGRAFIE<br />
on Functional bis Fast Food, von Convenience<br />
bis Light“ – so oder ähnlich<br />
hätte eine Headline 2006 lauten können,<br />
als GESUND & LEBEN das erste<br />
Mal erschienen ist. Mitte der 2000er-Jahre<br />
lagen unter anderem <strong>Leben</strong>smittel, die<br />
einen besonderen Nutzen für die <strong>Gesund</strong>heit<br />
versprochen haben, voll im Trend. 15 Jahre später<br />
gibt es zwar nach wie vor Nahrungsmittel mit<br />
zugesetzten und als besonders gesund beworbenen<br />
Inhaltsstoffen. Mittlerweile aber scheint man<br />
sich wieder auf natürlich gesunde Inhaltsstoffe<br />
zu besinnen, wie die seit rund fünf Jahren immer<br />
beliebter werdende Ernährungsphilosophie Clean<br />
Eating verdeutlicht. Dabei wird ausschließlich zu<br />
vollwertigen, frischen und naturbelassenen<br />
<strong>Leben</strong>smitteln gegriffen: möglichst regionales<br />
Gemüse und Obst, Salate und Hülsenfrüchte,<br />
Fisch, Fleisch in Maßen, Vollkornprodukte,<br />
hochwertige Fette, Nüsse und<br />
Milchprodukte. Zucker, Salz, Weißmehl und<br />
Frittiertes werden weitestgehend vermieden.<br />
ALTBEWÄHRTES<br />
NEU INTERPRETIERT<br />
Die „Zutatenliste“ von Clean Eating erinnert an<br />
jene der Mittelmeerdiät, die bereits in den 1980er-<br />
Jahren für Furore sorgte und mittlerweile von der<br />
WHO als gesunder und nachhaltiger Ernährungsplan<br />
anerkannt wird. Auch die Wiener Ernährungswissenschafterin<br />
Dr. Claudia Nichterl (www.integrative-ernaehrung.com)<br />
sieht darin eine gesunde<br />
Ernährungsweise – bis auf den Fischkonsum: „Die<br />
Überfischung der Weltmeere und die Schwermetallbelastung<br />
von Salzwasserfischen sind als problematisch<br />
zu betrachten.“ Nicht nur aus diesem<br />
Grund wäre es ratsam, auf heimische Süßwasserfische<br />
zu setzen bzw. generell einen regionalen<br />
Ansatz zu verfolgen – womit man im Prinzip bei<br />
einer abwechslungsreichen und ausgewogenen<br />
Vollwertkost wäre. Oder um es mit Nichterls Worten<br />
zu sagen: „Alter Wein in neuen Schläuchen. Es<br />
gab und gibt immer wieder Trends, schlussendlich<br />
aber funktioniert doch das Altbewährte – ob man<br />
es nun Mittelmeerdiät, Clean Eating oder ausgewogen<br />
nennt. Sehr ähnlich ist übrigens auch die<br />
5-Elemente-Ernährung der Traditionellen Chinesischen<br />
Medizin oder die ayurvedische Küche.<br />
Beide Ernährungsformen gibt es seit vielen Jahrtausenden,<br />
sie sind bei uns aber erst in den letzten<br />
Jahren so richtig bekannt geworden.“<br />
In gewisser Weise totgelaufen haben sich Modediäten,<br />
die gefühlt jeden Monat meist aus den USA<br />
zu uns „herübergeschwappt“ sind: Von Trennkost<br />
über Basenfasten bis zu unterschiedlichen<br />
Low-Carb-Diäten wie Atkins oder Paleo, bei der<br />
man auf in der Steinzeit vermeintlich verfügbaren<br />
<strong>Leben</strong>smitteln wie Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst<br />
sowie Nüsse setzt und auf andere <strong>Leben</strong>smittel,<br />
vor allem Getreide, Hülsenfrüchte,<br />
Zucker oder Milch und Milchprodukte<br />
komplett verzichtet. Freilich<br />
kann man mit derart extremen<br />
Dr. Claudia Nichterl, Ernährungswissenschafterin, Wien,<br />
www.integrative-ernaehrung.com<br />
Ernährungsformen mitunter schnell ein paar<br />
Kilos verlieren. Jedoch folgt danach meist der Jo-<br />
Jo-Effekt, wodurch die hart „erhungerte“ Bikinifigur<br />
wieder verschwindet.<br />
INDIVIDUELLE ERNÄHRUNG<br />
Dass Blitzdiäten immer weniger Anhänger finden,<br />
hat laut Nichterl unter anderem damit zu<br />
tun, dass die Ernährungswissenschaft an Bedeutung<br />
gewinnt. Wobei es auch hier unterschiedliche<br />
Ansätze gibt: Auf der einen Seite sind jene, die<br />
Ausgaben<br />
Was tut uns wirklich gut?<br />
„ES GAB UND GIBT IMMER WIEDER<br />
TRENDS, SCHLUSSENDLICH ABER<br />
FUNKTIONIERT DOCH DAS<br />
ALTBEWÄHRTE – OB MAN ES NUN<br />
MITTELMEERDIÄT, CLEAN EATING<br />
ODER AUSGEWOGEN NENNT.“<br />
Seit der Jahrtausendwende hat sich in<br />
Sachen Ernährung viel getan. Während sich<br />
manche Diäten nicht durchsetzen konnten,<br />
wurde Altbewährtes wieder neu interpretiert.<br />
Ein Rückblick auf 15 Jahre Ernährungstrends.<br />
15<br />
Jahre<br />
GESUNDE<br />
Jänner 2006<br />
GESUND & LEBEN<br />
berichtet von Beginn<br />
an über gesunde Ernährung.<br />
Dabei spielen<br />
die Empfehlungen<br />
ausgewiesener Expertinnen<br />
und Experten<br />
eine große Rolle.<br />
Juni 2015<br />
Vor ein paar Jahren<br />
eroberten Smoothies<br />
unsere Gaumen.<br />
GESUND & LEBEN<br />
beleuchtete auch diesen<br />
Trend und lieferte<br />
köstliche Rezepte zum<br />
Nachmachen.<br />
GESUND LEBEN<br />
in österreich<br />
DRAMA<br />
DEMENZ<br />
ESSEN<br />
ALS MEDIZIN<br />
Klima &<br />
<strong>Gesund</strong>heit<br />
WENN ELTERN<br />
ALT WERDEN<br />
Wie der Klimawandel<br />
unsere<br />
<strong>Gesund</strong>heit<br />
gefährdet. Und<br />
wie die Medizin<br />
darauf reagiert.<br />
SOMMER,<br />
BLEIB DA!<br />
September <strong>2021</strong><br />
Zuletzt ging GESUND &<br />
LEBEN der Frage nach,<br />
wie der Klimawandel unsere<br />
Essgewohnheiten<br />
ändern wird. Plus: Wie<br />
kann jeder mit gesunder<br />
Ernährung Krankheiten<br />
vorbeugen?<br />
34<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
35
15 JAHRE GESUNDE ERNÄHRUNG<br />
Leider haben viele den<br />
Umgang mit frischen<br />
und unverarbeiteten<br />
<strong>Leben</strong>smitteln verlernt<br />
bzw. nie gelernt<br />
zu kochen.<br />
nach wie vor auf die Ernährungspyramide setzen,<br />
die nach einem Bausteinprinzip aufgebaut ist und<br />
aus sechs <strong>Leben</strong>smittel- und Getränkegruppen<br />
besteht, von denen man umso mehr und häufiger<br />
essen darf, je weiter unten sie in der Pyramide stehen.<br />
Auf der anderen Seite finden sich vermehrt<br />
Diätologinnen und Diätologen, die Ernährung als<br />
etwas sehr Persönliches betrachten. Sprich: Jeder<br />
Mensch ist anders und sollte sich entsprechend<br />
individuell ernähren.<br />
In dem Zusammenhang sei Metabolic Balance<br />
erwähnt – ein Ernährungskonzept, das kurz nach<br />
brauchen die Menschen vor allem bei der Umstellung<br />
Unterstützung. Leider haben nämlich viele<br />
den Umgang mit frischen und unverarbeiteten<br />
<strong>Leben</strong>smitteln verlernt bzw. nie gelernt zu kochen.<br />
Zum Glück werden sich immer mehr Menschen<br />
darüber bewusst, dass es beim Essen um Selbstfürsorge<br />
geht. Darum, sich und seinem Körper<br />
etwas Gutes zu tun und Nährstoffe zuzuführen,<br />
anstatt wieder in die enge Hose zu passen“, so<br />
Nichterl.<br />
VON FASTEN BIS VEGAN<br />
Ein weiterer Trend, der vor etwa zwölf Jahren aufgekommen<br />
ist, ist das Intervallfasten. Hierbei werden<br />
längere Essenspausen eingelegt. Wie lange<br />
diese sind, ist unterschiedlich. Manche lassen<br />
zwischen der letzten Mahlzeit des Vortages und<br />
der ersten Mahlzeit des nächsten Tages 16 Stunden<br />
vergehen, andere lediglich 12. Wieder andere<br />
essen an 5 Tagen in der Woche normal und an 2<br />
Tagen fast gar nichts, während manche sogar täglich<br />
wechseln. Wie gesund diese Art der Ernährung<br />
ist, ist nach wie vor nicht geklärt. „Es gibt<br />
WELCHE SIND IHNEN ZUMINDEST<br />
DEM NAMEN NACH BEKANNT?<br />
QUELLE: ISTOCK_ PEREDNIANKINA_ VOLODYMYR SHTUN<br />
fleischlos und/oder ausschließlich von Rohkost<br />
ernährt, sieht das allerdings anders. Entsprechend<br />
heftig fallen Diskussionen aus, vor allem wenn für<br />
den- oder diejenige(n) das Essen fast schon zur<br />
Religion geworden ist – eine Tendenz, die es freilich<br />
schon früher gab, als die Menschen beispielsweise<br />
Kalorien zählten. Dabei spreche absolut nichts<br />
dagegen, dass eine zum Teil vegane oder vegetarische<br />
Ernährung zu einem anhaltenden Trend wird,<br />
so Nichterl: „Schon mit Blick auf den Klimawandel<br />
wäre eine flexitarische Ernährung sinnvoll. So<br />
könnte man sich unter der Woche vegetarisch bzw.<br />
vegan ernähren und an den Wochenenden Fleisch<br />
von guter Qualität konsumieren. Ganz nach dem<br />
Motto: zurück zum Sonntagsbraten.“<br />
BIO UND REGIONAL<br />
Vor rund 20 Jahren kamen außerdem die ersten<br />
biologischen <strong>Leben</strong>smittel auf den Markt. Dass<br />
das Bio-Sortiment seither massiv gewachsen ist,<br />
hat auch damit zu tun, dass große <strong>Leben</strong>smittelkonzerne<br />
auf diesen Zug aufgesprungen sind. Die<br />
Nachfrage steigt stetig und Bio-Produkte haben<br />
heute einen völlig anderen Stellenwert in unserer<br />
Gesellschaft als noch vor zwei Jahrzehnten. Zeitgleich<br />
hat das Bewusstsein zugenommen, weniger<br />
Zucker zu konsumieren – glücklicherweise auch<br />
vonseiten der <strong>Leben</strong>smittelindustrie.<br />
Ferner wollen die Konsumenten immer öfter<br />
regionale Produkte. Allerdings hat der an sich<br />
positive Trend seine Schattenseiten, weiß Claudia<br />
Nichterl: „Die Kennzeichnung der <strong>Leben</strong>smittel ist<br />
zu undurchsichtig. Es reicht ja bereits, wenn ein<br />
Produkt hierzulande abgepackt wird, um angeblich<br />
aus Österreich zu stammen. Hier bräuchte<br />
es eine Politik, die auf Herkunftsbezeichnung mit<br />
voller Transparenz setzt, denn der Konsument ist<br />
sehr wohl bereit, heimischen Produkten den Vorzug<br />
zu geben.“<br />
Ja, in den letzten 15 Jahren hat sich einiges getan<br />
im Hinblick auf die Ernährung. Derzeit schaut es<br />
so aus, als würde man sich auf Altbewährtes<br />
zurückbesinnen, ein paar neue Zutaten<br />
beifügen und dem Ganzen dann einen<br />
neuen Namen geben. Da aber Veränderung<br />
zum <strong>Leben</strong> gehört, wird es wohl in<br />
den kommenden 15 Jahren auch neue<br />
Entwicklungen geben. Zu hoffen und zu<br />
wünschen bleibt, dass die Menschen dabei<br />
nicht wieder aufhören, auf den eigenen Körper<br />
zu hören. Intuitiv wissen wir nämlich schon<br />
seit jeher, was uns guttut. CHRISTIANE MÄHR n<br />
Ausgaben<br />
Mit Blick auf den Klimawandel<br />
wäre eine flexitarische<br />
Ernährung sinnvoll. Wobei<br />
Fleisch von guter Qualität<br />
in Maßen konsumiert<br />
werden darf.<br />
Low-Carb-Ernährungi<br />
72,5 %i<br />
Zuckerfreie Ernähungi<br />
70,7 %i<br />
16:8-Ernährung<br />
58,9 %i<br />
Superfoodi<br />
56,9 %i<br />
Insekten<br />
46,1 %i<br />
Basische Ernährung<br />
43,5 %i<br />
Ketogene Ernährung<br />
27,9 %i<br />
Clean Eating<br />
Clean Meat<br />
Keine der Genannten<br />
ANTEIL DER BEFRAGTEN 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 %<br />
der Jahrtausendwende entwickelt wurde und<br />
bei dem es, vereinfacht gesagt, darum geht, die<br />
Ernährung auf den Stoffwechsel abzustimmen.<br />
„Nach einer umfassenden Analyse des Blutbildes<br />
wird ein individueller Ernährungsplan erstellt, der<br />
außerdem Unverträglichkeiten sowie persönliche<br />
Vorlieben und Abneigungen miteinbezieht. Ziel<br />
ist es, den Körper in Balance zu bringen“, erklärt<br />
die Ernährungsexpertin. Ohne eine über mindestens<br />
drei Monate dauernde Betreuung habe dies<br />
jedoch keinen Sinn: „Neben dem Ernährungsplan<br />
19,8 %i<br />
9,2 %i<br />
7,6 %i<br />
Belege dafür, dass die Reparaturprozesse des Körpers<br />
während der Phase des Fastens angekurbelt<br />
werden. Es mehren sich aber auch die Hinweise,<br />
dass etwa die Bauchspeicheldrüse bei manchen<br />
Menschen nicht gut darauf reagiert“, konstatiert<br />
die Ernährungswissenschafterin und verdeutlich<br />
damit erneut: Ernährung ist eine höchst individuelle<br />
Angelegenheit.<br />
Nicht zuletzt aus diesem Grund muss jede und<br />
jeder die für sie oder ihn richtige Ernährungsweise<br />
finden. So manch einer oder eine, der oder die sich<br />
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rungsprognose zufolge mit einem Anteil von 29,6 Prozent<br />
fast drei Millionen Menschen das 65. <strong>Leben</strong>sjahr<br />
überschritten haben. Aber auch die Gruppe der sogenannten<br />
Hochaltrigen mit über 80 und über 90 Jahren<br />
werde größer, erläutert der Altersforscher Univ.-Prof.<br />
Mag. Dr. Franz Kolland. Seine Folgerung: „Neben<br />
dem steigenden Pflegebedarf wird es immer<br />
mehr Menschen geben, die eine Pension in<br />
Anspruch nehmen. Durch die fiskalische Lücke<br />
werden sich in den nächsten zwanzig Jahren<br />
starke Herausforderungen im Generationenvertrag<br />
ergeben.“ Von Begriffen wie „Überalterung“<br />
oder „Bevölkerungslast“ möchte sich der Soziologe<br />
distanzieren: „Wir sollten das Altern bzw.<br />
diese Veränderungen als einen Zugewinn des 21.<br />
oder späten 20. Jahrhunderts sehen, und nicht<br />
als eine Belastung.“<br />
AMBIVALENTES ALTERSBILD<br />
Das gesellschaftliche Altersbild sei zwar von<br />
„starken Ambivalenzen getragen“, in den vergangenen<br />
dreißig Jahren sei die Einstellung zum<br />
Alter aber etwas positiver geworden, meint Kolland.<br />
Eine der Ursachen ortet der Altersforscher in der 2002<br />
von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgelegten<br />
Strategie „Aktiv altern“, die Vorschläge für<br />
politische Maßnahmen in den Bereichen<br />
<strong>Gesund</strong>heit, Teilnahme am sozialen <strong>Leben</strong><br />
und Sicherheit macht. „Unter diesem Titel wurde die<br />
Idee lanciert, dass das Alter aktiv und nicht defizitär ist.<br />
Durch die Vorstellung, dass alte Menschen konsumstark<br />
sind, viel reisen<br />
und Museen besuchen<br />
etc., hat sich der Blick<br />
auf das Alter verändert.“<br />
In Zusammenarbeit mit<br />
internationalen Organisationen,<br />
Regierungen<br />
und anderen Akteuren<br />
soll die <strong>Leben</strong>squalität<br />
älterer Menschen, ihrer<br />
Familien und Gemeinschaften<br />
verbessert<br />
werden. Neben dem<br />
Zugang zur Langzeitpflege,<br />
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hochwertigen <strong>Gesund</strong>heitsdiensten<br />
und der<br />
Ermöglichung eines altersfreundlichen Umfelds steht<br />
auch die Bekämpfung negativer Sichtweisen von alten<br />
Menschen bzw. von Altersdiskriminierung auf dem<br />
UN-Aktionsplan.<br />
Ausgaben<br />
ragen des Altwerdens beschäftigen die Menschen<br />
seit langer Zeit. Schon der römische Philosoph<br />
Marcus Tullius Cicero stellte vor mehr als zweitausend<br />
Jahren in seinem Werk „Cato<br />
maior de senectute“ Überlegungen<br />
über das Alter an. Cicero widerlegt<br />
darin negative Einstellungen gegenüber dem<br />
Altwerden. Den Aussagen, dass alte Menschen<br />
zur Untätigkeit verurteilt seien oder das Nachlassen<br />
der körperlichen Kräfte beklagenswert<br />
sei, hält Cicero die Erfahrung und geistige<br />
Überlegenheit des Alters entgegen. Der Redner,<br />
Staatsmann und Philosoph spricht sich dafür<br />
aus, im höheren Alter weiterhin eine Funktion<br />
für das Gemeinwesen auszuüben, den Körper<br />
zu kräftigen, nicht maßlos zu leben und den<br />
15<br />
Jahre<br />
ALTERN<br />
März<br />
2009<br />
Zahlreiche Fitnesstipps<br />
für die Generation 60 +<br />
ao. Univ.- Prof. Dr.<br />
Richard Crevenna, Vorstand<br />
der Universitätsklinik<br />
für Physikalische<br />
Medizin, Rehabilitation<br />
und Arbeitsmedizin,<br />
MedUni Wien<br />
Geist zu trainieren. Aus heutiger Sicht können diese Gedanken<br />
als Vorläufer moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
gelten. Sich körperlich zu bewegen, sich vernünftig zu<br />
ernähren und geistig rege zu bleiben, werden<br />
als vorbeugende Maßnahmen gegen Demenz<br />
und allgemein zur Prävention von Wohlstandskrankheiten<br />
wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
oder Diabetes empfohlen.<br />
Mai<br />
2010<br />
2010 widmeten wir<br />
uns einem echten<br />
ÖSTERREICH WIRD ÄLTER<br />
Die Bevölkerung in den Industrieländern wird<br />
immer älter. Laut Statistik Austria wird die<br />
Zahl der über 65-Jährigen in Österreich weiter<br />
ansteigen. Ihr Anteil, der <strong>2021</strong> bei 19,4 Prozent<br />
liegt, wird im Jahr 2040 auf 26,4 Prozent<br />
anwachsen. Im Jahr 2100 werden der Bevölke-<br />
Oktober<br />
2015<br />
Nicht erst seit<br />
„Dancing Stars“<br />
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135_BL_1021
15 JAHRE GESUNDES ALTERN<br />
n INTERVIEW<br />
GESUNDHEIT BEWAHREN<br />
Es ist ein übergeordnetes Ziel der österreichischen<br />
<strong>Gesund</strong>heitspolitik, die Zahl der gesunden<br />
<strong>Leben</strong>sjahre weiter zu erhöhen. Und das aus<br />
gutem Grund: Die <strong>Leben</strong>serwartung ist in den<br />
letzten Jahrzehnten zwar kontinuierlich gestiegen,<br />
die Anzahl der gesunden <strong>Leben</strong>sjahre konnte<br />
mit dieser Entwicklung aber bei Weitem nicht<br />
Schritt halten. „Mit etwa 57 gesunden <strong>Leben</strong>sjahren<br />
liegen wir deutlich unter dem europäischen<br />
Durchschnitt von etwa 64<br />
Jahren – gewaltig abgeschlagen<br />
hinter dem Spitzenreiter<br />
Schweden mit 73 Jahren“,<br />
erklärt ao. Univ.-Prof. Dr.<br />
Richard Crevenna, Vorstand<br />
der Universitätsklinik für Physikalische Medizin,<br />
Rehabilitation und Arbeitsmedizin an der<br />
MedUni Wien. Als Hauptursachen gelten die für<br />
westliche Wohlstandsgesellschaften typischen<br />
Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck,<br />
Übergewicht und Fettleibigkeit, Gicht<br />
oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Begünstigend<br />
wirken sich zudem Risikofaktoren wie der<br />
Konsum von Alkohol und Zigaretten, zu wenig<br />
Bewegung sowie üppige Mahlzeiten und falsche<br />
Ernährung im Allgemeinen aus.<br />
„SOZIALE KONTAKTE<br />
SIND WICHTIG.“<br />
GESUND & LEBEN sprach mit Univ.-Prof.<br />
Mag. Dr. Franz Kolland, Soziologe und Gerontologe,<br />
Leiter des Kompetenzzentrums für Gerontologie<br />
und <strong>Gesund</strong>heitsforschung an der Karl Landsteiner Privatuniversität<br />
für <strong>Gesund</strong>heitswissenschaften in Krems (NÖ).<br />
Wie hat sich die Sicht auf das Alter verändert?<br />
Historisch betrachtet hat das Ansehen der Alten gegen Ende des<br />
19. Jahrhunderts durch die Urbanisierung und die Eigenständigkeit<br />
der nachfolgenden Generationen hinsichtlich der Wahl des Ehepartners<br />
und des wirtschaftlichen Erwerbs abgenommen. Seit dieser<br />
Zeit ist die gesellschaftliche Sicht auf das Alter weder eindeutig positiv<br />
noch eindeutig negativ. Der Blick auf das Alter ist ambivalent.<br />
Welche Auswirkungen hat die Corona-<br />
Pandemie auf Ältere?<br />
Durch die Coronakrise haben wir festgestellt,<br />
dass der Rückzug alter Menschen in die eigenen<br />
vier Wände zu einem Abbau der kognitiven<br />
Leistungen führt. Internationale Studien zeigen, dass die<br />
Gedächtnisleistungen durch Social Distancing gelitten haben. Man<br />
sieht dadurch, wie wichtig es ist, eine ausreichende Zahl an sozialen<br />
Kontakten im Alter zu haben. Menschen, die allein leben, sollten<br />
nicht vereinsamen.<br />
Sind neue Wohnformen für Senioren im Aufwind?<br />
Je höher das Bildungsniveau ist, desto differenzierter sind die Bedürfnisse,<br />
was das Wohnen anbelangt. Die Vielfalt des Wohnens im<br />
Alter nimmt in den letzten zehn Jahren deutlich zu. Neue Modelle<br />
FOTO: BEIGESTELLT<br />
wie Wohngemeinschaften bzw. intergenerationelles Wohnen sind<br />
aber einer Minderheit vorbehalten. Der Anteil neuer Wohnformen<br />
liegt bei unter einem Prozent. In Österreich lebt nur eine geringe<br />
Anzahl alter Menschen in Pflegeheimen – rund zehn Prozent. Die<br />
überwiegende Mehrheit lebt zu Hause und wird durch Angehörige,<br />
mobile Dienste oder Hauskrankenpflege betreut.<br />
Die Bevölkerung wird immer älter. Wie sollte die Politik<br />
darauf reagieren?<br />
Die Präventionsmaßnahmen sollten deutlich ausgebaut werden.<br />
Krankheitsprävention, <strong>Gesund</strong>heitsbildung und -vorsorge sind nicht<br />
stark verankert. Es wäre gut, wenn deutlich mehr in die <strong>Gesund</strong>heitsförderung<br />
investiert werden würde, und zwar nicht nur Geld,<br />
sondern auch im Sinne eines gesellschaftlichen Aufbruchs. Selbst<br />
im Alter ist noch viel in puncto <strong>Gesund</strong>heitsvorsorge möglich. Wenn<br />
man regelmäßig trainiert, kann man auch als älterer Mensch Muskeln<br />
aufbauen. Nur darf man nicht drei Wochen trainieren, und es<br />
dann bleiben lassen. Das rächt sich im Alter sofort. Man muss ständig<br />
daran arbeiten.<br />
Nimmt die Tendenz zu, das Alter zu verweigern?<br />
Die Verweigerung des Alterungsprozesses ist ein Phänomen, das<br />
vorwiegend bei höheren Einkommensschichten zu beobachten ist.<br />
Es wird die Idee verfolgt, alt zu werden, ohne alt zu sein. Es gibt<br />
Menschen im höheren Alter, die alles tun, um nicht alt zu sein. Sie<br />
nützen Schönheitsoperationen, nehmen Nahrungsergänzungsmittel,<br />
verwenden Hormontherapien usw. Doch wenn die Alten selber mit<br />
ihrem Alter nicht zurechtkommen, dann hat man ein Problem, als<br />
Gesellschaft einen anderen Blick auf das Alter zu gewinnen. n<br />
Ausgaben<br />
RISIKO GEBRECHLICHKEIT<br />
Mit zunehmendem Alter erhöht sich das Risiko,<br />
gebrechlich zu werden. Dieses zeigt sich u. a. durch<br />
Symptome wie rasche Ermüdbarkeit und Erschöpfungszustände,<br />
körperliche Schwäche, langsame<br />
Gehgeschwindigkeit, ungewollten Gewichtsverlust<br />
und geringe Alltagsaktivität. Körperliche Veränderungen<br />
im Alter wie die verminderte Ausschüttung<br />
von Hormonen (z. B. Wachstumshormonen oder<br />
Testosteron), die für den Aufbau und den Erhalt<br />
der Muskulatur notwendig sind, führen zu einer<br />
Abnahme von Muskelmasse und -kraft. Zudem<br />
verstärken geringere körperliche Aktivität im Alter<br />
sowie eine Mangelernährung, bei der Eiweiß nicht<br />
ausreichend zugeführt wird, den Abbau der Muskulatur.<br />
Das kann zu gefährlichen Stürzen führen.<br />
Aber auch starkes Über- bzw. Untergewicht sowie<br />
chronische Entzündungen, etwa infolge von Infektionserkrankungen<br />
oder rheumatischen Erkrankungen,<br />
erhöhen das Risiko für Gebrechlichkeit, so<br />
Thomas Dorner und Karin Schindler in ihrem Buch<br />
„<strong>Gesund</strong>heit im Alter“. Die Autoren zitieren Ergebnisse<br />
einer europaweiten Studie, nach der mehr als<br />
200.000 Menschen in Österreich gebrechlich sind.<br />
Prognosen zufolge wird sich diese Zahl weiter erhöhen<br />
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Telefon können die Hörgeräte verbunden<br />
werden, sondern auch mit<br />
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kann in beliebiger Lautstärke drahtlos<br />
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Zumindest, wenn es um die berüchtigte Angst<br />
vor einer OP geht. Das belegte eine Studie aus<br />
dem Iran: Jene Patienten, die vor dem Eingriff<br />
ein mit Lavendelöl beträufeltes Taschentuch<br />
20 Minuten lang inhalierten, hatten danach<br />
weniger Angst als jene, denen Taschentücher<br />
mit Wasser verabreicht wurden: deren STAI-<br />
Werte (Fragebogen zur Erfassung von Angst als<br />
Zustand und als Eigenschaft) sank von 51,00<br />
auf 38,61, bei der Kontrollgruppe nur<br />
von 50,67 auf 49,53. n<br />
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Melanie und Lina, Salzburg<br />
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MEINE APOTHEKERIN<br />
MEIN APOTHEKER<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO_AZURE-DRAGON, _ANDRES VICTORERO,<br />
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Tatsächlich hat nur eine Minute befreites Lachen<br />
für Herz und Lunge eine ähnliche Wirkung wie zehn<br />
Minuten rudern oder 15 Minuten joggen. Das fand<br />
der berühmte Neurologe Dr. William Fry von der<br />
Stanford-Universität in Kalifornien heraus. Zudem<br />
konnte er beweisen, dass Lachen den Gasaustausch<br />
in der Lunge um das (im Vergleich zum<br />
Ruhezustand) Drei- bis Vierfache steigert. n<br />
Eine französische<br />
Studie konnte belegen,<br />
dass Kinder,<br />
die eher mit Freunden<br />
oder fremden<br />
Kindern als mit den<br />
eigenen Geschwistern<br />
Aufgaben<br />
lösten, diese<br />
erfolgreicher und<br />
effektiver bewerkstelligen<br />
konnten<br />
als jene Kids, die<br />
sich nur dem Bruder oder der Schwester zuwandten.<br />
Die Offenheit gegenüber anderen fördere die<br />
Kreativität, Flexibilität und erweitere nicht zuletzt<br />
das eigene soziale Netzwerk. 300 Kinder zwischen<br />
drei und zehn Jahren nahmen an der Studie teil. n<br />
GESUND & LEBEN 10/21 <strong>11</strong>/21<br />
1n ZAHL DES MONATS<br />
KINDER:<br />
SOZIALE KONTAKTE SIND WICHTIG!<br />
GRIPPEIMPFUNG<br />
ZUR DEMENZPRÄVENTION?<br />
Laut einer aktuellen US-amerikanischen<br />
Studie, die an<br />
120.000 (beinahe ausschließlich<br />
männlichen) US-Veteranen im<br />
Durchschnittsalter von 75 Jahren<br />
durchgeführt wurde, könnte<br />
eine regelmäßige Grippeimpfung<br />
zu einem geringeren<br />
Demenzrisiko führen. Die<br />
Beobachtungsdauer betrug<br />
80 Monate bei den geimpften<br />
Personen und 81 Monate bei<br />
den ungeimpften. Jene Probanden,<br />
denen insgesamt sechs<br />
Grippeimpfungen innerhalb des<br />
Beobachtungszeitraums verabreicht<br />
wurden, wiesen ein um<br />
12 % geringeres Demenzrisiko<br />
auf. Die Erklärung: Die Impfungen<br />
führen zu einem Anstieg<br />
der Aktivität von Mikroglia,<br />
quasi den „Immunzellen des<br />
Gehirns“. Sie erkennen krankheitsauslösende<br />
Stoffe und<br />
Abfallprodukte und bauen sie<br />
ab. Die erhöhte Mikroglia-Aktivität<br />
führt nach einer Impfung<br />
dazu, dass Beta-Amyloid vermehrt<br />
abgebaut wird. Bei der<br />
Alzheimer-Erkrankung sammelt<br />
sich Beta-Amyloid an, lagert<br />
sich dort zwischen den Nervenzellen<br />
ab und schädigt sie. n<br />
n GESUNDHEITSTIPP DES MONATS<br />
SUPERFOOD<br />
HEIDELBEERE<br />
Heidelbeeren schmecken nicht nur supergut,<br />
sondern sind auch supergesund: Sie enthalten<br />
eine große Menge an Antioxidantien, sind<br />
reich an Eisen, Magnesium, Kalzium und<br />
Kalium und enthalten die Vitamine A, B, C,<br />
E und Betacarotin. Aufgrund des hohen Ballaststoff-<br />
sowie des vergleichsweise geringen<br />
Fruchtzuckeranteils sind sie auch bei einer<br />
Fettleber-Ernährung sehr zu empfehlen. Das<br />
war’s? Mitnichten! Heidelbeeren wirken entzündungshemmend<br />
im Darm, senken den<br />
Blutzucker, stärken Herz, Gehirn<br />
und Sehkraft, machen die<br />
Haut glatter und<br />
wirken allgemein<br />
antibakteriell.<br />
n<br />
45
VORSORGE RETTET LEBEN<br />
ORBEUGEN<br />
LEIDEN<br />
<strong>Gesund</strong>enuntersuchungen können <strong>Leben</strong> retten.<br />
Dennoch werden sie noch immer viel zu wenig genutzt.<br />
Österreicherinnen und Österreicher sind Vorsorgemuffel, auch<br />
infolge der Pandemie. GESUND & LEBEN zeigt, welche<br />
Untersuchungen wann in Anspruch genommen werden sollten.<br />
STATT<br />
FOTO: ISTOCK_GORODENKOFF<br />
46 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
47
VORSORGE RETTET LEBEN<br />
WAS FÜR WEN IN WELCHEM ALTER?<br />
Ein Leitfaden für die persönliche <strong>Gesund</strong>heitsvorsorge<br />
Vorsorge-Früherkennungsprogramm für Österreich<br />
über die <strong>Leben</strong>szeit (Intervalle), beruhend auf<br />
internationalen evidenzbasierten Leitlinien<br />
<strong>Gesund</strong>heitsziel<br />
Altersgruppe<br />
19–24 25–29 30–34 35–39 40–44 45–49 50–54 55–59 60–64 65–69 70–74 75–79 > 80<br />
D<br />
ie Zahlen sind ernüchternd: Nur 1,1 von knapp<br />
neun Millionen Österreicherinnen und Österreichern<br />
nutzten laut Statistik Austria 2019 die<br />
Chance einer Vorsorgeuntersuchung – und das<br />
sind definitiv viel zu wenige. Auch die Österreichische<br />
<strong>Gesund</strong>heitskasse (ÖGK) ortet ein<br />
klares Defizit. Und alarmiert, denn: 2020 nahmen<br />
sogar um elf Prozent weniger Menschen<br />
das Angebot eines präventiven Health-Checks<br />
in Anspruch als noch 2019. Auch Koloskopien<br />
(Darmspiegelungen) und Mammografien<br />
(Röntgenuntersuchungen der weiblichen<br />
Brust) gingen laut ÖGK-Daten um jeweils 13<br />
Prozent zurück. Dies liegt natürlich an der<br />
Pandemie – und an der Angst, sich bei seiner<br />
Ärztin oder dem Hausarzt mit Covid-19 anzustecken.<br />
Aber auch am mangelnden <strong>Gesund</strong>heits-bewusstsein:<br />
Hierzulande sorgen nur<br />
14,3 Prozent regelmäßig vor – und das bei einer<br />
<strong>Gesund</strong>enuntersuchung, die allen Personen ab<br />
18 Jahren mit Wohnsitz in Österreich einmal<br />
jährlich kostenlos zusteht.<br />
Krebs<br />
Karzinomrisikoanamnese:<br />
einmal erheben und in angemessenem<br />
Intervall aktualisieren<br />
Gebärmutterhalskrebs<br />
Brustkrebs<br />
Darmkrebs<br />
Herz/Blutgefäße<br />
kardiovaskuläre Risikoanamnese:<br />
einmal erheben und in angemessenem<br />
Intervall aktualisieren<br />
Raucheni<br />
Alkoholi<br />
Übergewichti<br />
arterieller Blutdrucki<br />
Cholesterin<br />
Typ-2-Diabetesi<br />
Anderes<br />
Paradontalerkrankungi<br />
Grüner-Star-Risikogruppenidentifikationi<br />
Personen über 65 Jahren<br />
die ersten 3 Abstriche im Abstand von 1 Jahr, wenn negativ, dann alle 3 Jahre<br />
zur Diskussion < alle 2 Jahre ><br />
< jährlich Hämoccult, alle 5 Jahre bzw. 10 Jahre Darmspiegelung ><br />
< alle 3 Jahre > < alle 2 Jahre ><br />
< alle 3 Jahre > < alle 2 Jahre ><br />
< alle 3 Jahre > < alle 2 Jahre ><br />
< alle 3 Jahre > < alle 2 Jahre ><br />
Risikogruppenscreening < alle 4 Jahre ><br />
Risikogruppenscreening < alle 4 (3 bis 5) Jahre ><br />
< alle 6 Jahre ><br />
Risikoanamnese: einmal erheben, in angemessenem Intervall akutalisieren<br />
PANDEMIE ALS VORSORGEBREMSE<br />
Dabei kann der regelmäßige <strong>Gesund</strong>heits-<br />
Check <strong>Leben</strong> retten, denn hier werden rechtzeitig<br />
Risikofaktoren oder Erkrankungen erkannt<br />
– und damit behandelbar: Volkskrankheiten<br />
wie Diabetes zum Beispiel, aber auch Fettstoffwechselstörungen,<br />
die Verkalkung der Gefäße<br />
und sogar Krebs.<br />
Viele Krankheiten wären, rechtzeitig<br />
erkannt, gut therapierbar. Schon vor der Pandemie<br />
wären 5,5 Todesfälle pro 100.000 Menschen<br />
(insgesamt 485) durch Prävention oder<br />
eine rasche Behandlung vermeidbar gewesen,<br />
FOTO: ISTOCK_NATALIIA NESTERENKO<br />
Hörminderung/Hörverlusti<br />
altersbedingte Sehschwächei<br />
Grüner-Star-Screening im Alteri<br />
Beratung<br />
Beratung zu körperlichen Aktivitäteni<br />
PSA-Bestimmung der Prostatai<br />
< alle 6 Jahre > < alle 4 Jahre ><br />
Ab 50 nach adäquater und wahrheitsgetreuer ärztlicher Aufklärung ausschließlich auf Wunsch des Patienten<br />
< alle 2 Jahre ><br />
< alle 2 Jahre ><br />
Sicherung augenärztlicher Kontrolle<br />
Quelle: Zentrum für angewandte Epidemiologie und <strong>Gesund</strong>heitspolitik Wien (ZAEG)<br />
48 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
49
VORSORGE RETTET LEBEN<br />
Dr. Andreas Krauter,<br />
leitender Arzt und Verantwortlicher<br />
für die medizinischen<br />
Dienste bei der<br />
ÖGK<br />
Dr. Franz Piribauer, MPH<br />
(Harvard) – Spezialist für<br />
Vorsorgeuntersuchungen,<br />
ehemaliger stellvertretender<br />
Landessanitätsdirektor<br />
der Steiermark, Arzt für Allgemeinmedizin<br />
und Psychotherapeut<br />
in Pension<br />
Assoc. Prof. Priv.-Doz.<br />
Mag. Dr. Peter Klimek,<br />
Komplexitätsforscher,<br />
Complexity Science Hub<br />
(CSH)<br />
50<br />
bei Darmkrebs sogar 5,7 (503 österreichweit).<br />
„Infolge der Pandemie<br />
befürchten wir eine Explosion von<br />
Krankheiten, die nicht rechtzeitig<br />
bemerkt und behandelt wurden“,<br />
diagnostiziert Dr. Andreas<br />
Krauter, leitender Arzt und Verantwortlicher<br />
für die medizinischen<br />
Dienste bei der ÖGK.<br />
Auch Komplexitätsforscher<br />
Assoc. Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr.<br />
Peter Klimek von Complexity<br />
Science Hub (CSH) befürchtet<br />
diese Entwicklung: „Unsere<br />
Daten belegen klar, dass Vorsorgeuntersuchungen<br />
und andere fachärztliche<br />
Behandlungen<br />
das Risiko, im Spital zu<br />
landen, um bis zu 50 Prozent<br />
reduzieren.“<br />
Wie gut Vorsorgeuntersuchungen<br />
wirklich<br />
funktionieren, zeigt<br />
auch ein Blick in die<br />
Medizingeschichte: Als<br />
die Routineuntersuchung<br />
von <strong>Gesund</strong>en<br />
1974 eingeführt wurde,<br />
lag die durchschnittliche<br />
<strong>Leben</strong>serwartung von<br />
Frauen bei 75 und von Männern bei 67 Jahren.<br />
Heute leben Erstere im Schnitt um sieben und<br />
Zweitere um acht Jahre länger. Ein Grund dafür<br />
sind zum Beispiel Pap-Abstriche (der Papanicolaou-Test<br />
ist die mikroskopische Untersuchung<br />
von Zellen in einem Zellabstrich vom Gebärmutterhals<br />
zur Entdeckung von Krebs und dessen<br />
Vorstadien) im Rahmen des Besuchs bei<br />
der Frauenärztin oder dem Gynäkologen – sie<br />
konnten die Sterblichkeitsrate bei Gebärmutterhalskrebs<br />
um 50 Prozent senken. Auch die<br />
frühe Erkennung und Behandlung von Bluthochdruck<br />
hat dazu beigetragen, dass Todesfälle<br />
durch Schlaganfälle seit 1980 um satte 45<br />
Prozent zurückgegangen sind.<br />
INDIVIDUELLE VORSORGESTRATEGIE<br />
STATT DES PRINZIPS GIESSKANNE<br />
Die beste Anlaufstelle für den jährlichen<br />
<strong>Gesund</strong>heits-Check ist die Hausärztin beziehungsweise<br />
der Hausarzt. In einem persönlichen<br />
Gespräch werden hier zunächst die individuelle<br />
Krankheitsgeschichte besprochen und<br />
eventuelle Risikofaktoren ermittelt: Bluthochdruck,<br />
ein erhöhter Body-Mass-Index, eine erbliche<br />
Vorbelastung etc. Außerdem erfolgt eine<br />
körperliche Untersuchung, die Analyse von<br />
Blut und Harn, ein Hämoccult-Test (weist Blut<br />
Beste Anlaufstelle<br />
für den jährlichen<br />
<strong>Gesund</strong>heits-Check<br />
ist die Hausärztin<br />
beziehungsweise<br />
der Hausarzt.<br />
„DER JUNGE KÖRPER VERZEIHT<br />
VIEL, ABER AB 30 SOLLTE MAN<br />
VERSTÄRKT AUF SEINE<br />
GESUNDHEIT ACHTEN.<br />
DIESE ALTERSGRENZE IST OFT<br />
EIN KIPPPUNKT.“<br />
Dr. Andreas Krauter<br />
im Stuhl nach) und ein Check in puncto Zahnfleisch-Entzündungserkrankung<br />
Parodontitis.<br />
Frauen wird auch eine gynäkologische Untersuchung<br />
sowie die Mammografie empfohlen,<br />
Männern ein PSA-Test (prostataspezifische<br />
Antikörper zur Früherkennung eines Prostata-<br />
Karzinoms) und älteren Personen ein Hörsowie<br />
Sehtest. Auch Impfungen würden laut<br />
Expertinnen und Experten ein wichtiger Teil der<br />
persönlichen Vorsorgestrategie sein, sind aber<br />
im Programm bislang nicht inkludiert. Genauso<br />
wie eine gesunde Ernährung – viel Gemüse und<br />
Obst, wenig Fleisch, Wurst und Kohlenhydrate<br />
sowie ein eingeschränkter Genuss von Alkohol<br />
und Zucker –, mindestens 20 Minuten tägliche<br />
Bewegung und ausreichend Schlaf. Um sich zu<br />
erholen, braucht unser Körper sieben bis acht<br />
Stunden Schlaf.<br />
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren<br />
gehen zwar nicht zur Vorsorgeuntersuchung,<br />
werden in puncto <strong>Gesund</strong>heit aber von ihren<br />
Schulärztinnen und Schulärzten betreut. Junge<br />
Männer haben vor dem Eintritt ins Bundesheer<br />
ebenfalls einen <strong>Gesund</strong>heits-Check. Hier fallen<br />
häufig erste Einschränkungen bei der Sehleistung<br />
und Beweglichkeit auf. Und Schwangere<br />
sind durch die Mutter-Kind-Untersuchungen<br />
für den gleichnamigen Pass in regelmäßigem<br />
FOTO: ISTOCK_ METAMORWORKS; ÖEKG; MEDUNI WIEN_MATERN; PRIVAT<br />
Karin M.: „Ich wusste nicht mehr wohin mit meinen Schmerzen“<br />
Bauchkrämpfe, Durchfall, Blähungen –<br />
leiden auch Sie an Reizdarm?<br />
Hilfe kommt aus der Natur mit einem österreichischen Medizinprodukt<br />
Eine Betroffene erzählt:<br />
Wie zahlreiche Menschen litt<br />
auch Karin M. an immer wiederkehrenden<br />
Bauchschmerzen<br />
und Durchfallattacken und<br />
meint: „Fast täglich war ich mit<br />
starken Bauchkrämpfen geplagt.<br />
Der Alltag war nicht mehr<br />
bewältigbar, niemand konnte<br />
mir weiterhelfen. Nachdem ich<br />
schon fast alles versucht habe<br />
und nichts wirklich zu helfen<br />
schien, wurde ich auf PANACEO<br />
MED DARM-REPAIR aufmerksam.<br />
Ich begann mit der Kur<br />
und bemerkte, wie es mir von<br />
Woche zu Woche besser ging.<br />
Heute ist der PMA-Zeolith mein<br />
täglicher Begleiter und es geht<br />
mir einfach richtig gut damit.<br />
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wieder entspannt und sorglos<br />
bewältigen!“<br />
Reizdarm – was ist das?<br />
Unter Reizdarm versteht man<br />
eine Störung des Darms, mit<br />
typischen Symptomen wie<br />
Bauchschmerzen, Blähungen,<br />
Durchfall oder Verstopfung. Ein<br />
Reizdarm ist äußerst belastend<br />
– physisch wie psychisch – er<br />
führt zu Müdigkeit, Konzentrationsstörungen<br />
oder einer<br />
eingeschränkten Leistungsfähigkeit<br />
und wird zunehmend<br />
im Zusammenhang mit Depressionen,<br />
Infekten und Allergien<br />
gesehen. Für eine gesicherte<br />
Diagnose konsultieren Sie den Arzt Ihres<br />
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<strong>2021</strong> veröffentlichte, klinische<br />
Studie belegt erneut, dass der<br />
PMA-Zeolith wirkt – die Löcher<br />
in der Darmwand schließen<br />
sich, die Entzündungswerte<br />
sinken und die typischen Symptome<br />
einer Reizdarmbelastung<br />
schwinden.<br />
Die Sicherheit des einzigartigen<br />
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Studien wiederholt<br />
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in connection with Leaky Gut and the influence of PMA-Zeolite on the blood environment and the intestinal barrier. Pavelić, Pavelić Kraljevic and Simović (2016):<br />
Effect of PMA-Zeolite on the mineral metabolism and selected blood parameters. Pavelić, Kraljevic and Pavelić, (2017): Effect of a PMA-Zeolite on selected contaminants<br />
(heavy metals) after long term supplementation. Schulz, N., (2007): Praxisbericht Panaceo MED im Rahmen des Reizdarmsyndroms seit 2004. Lamprecht<br />
et al., (2015): Effects of PMA-Zeolite supplementation on parameters of intestinal barrier integrity, inflammation, redoxbiology and performance.<br />
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VORSORGE RETTET LEBEN<br />
„ICH BIN KEIN FAN<br />
DAVON, IN EINER<br />
ANONYMEN MASSEN-<br />
UNTERSUCHUNG<br />
ALLE MENSCHEN<br />
ÜBER EINEN KAMM<br />
ZU SCHEREN. ICH<br />
RATE ZUR ANALYSE<br />
DES PERSÖNLICHEN<br />
RISIKOS ANHAND DER<br />
ALTERSTABELLE FÜR<br />
VORSORGE-<br />
UNTERSUCHUNGEN.“<br />
Dr. Franz Piribauer<br />
(Die Alterstabelle finden Sie auf Seite 48)<br />
Kontakt mit Ärztinnen und Ärzten – all dies<br />
dient der persönlichen <strong>Gesund</strong>heitsvorsorge.<br />
„Der junge Körper verzeiht viel, aber ab 30<br />
sollte man verstärkt auf seine <strong>Gesund</strong>heit achten.<br />
Diese Altersgrenze ist oft ein Kipppunkt“,<br />
so Krauter. So würden in Österreich etwa 4.500<br />
Dickdarmkrebs-Neuerkrankungen pro Jahr auftreten.<br />
„Die Erkrankung wird oft spät diagnostiziert.<br />
Das heißt: Die Möglichkeit der Vorsorge-<br />
Dickdarmspiegelung ab<br />
50 Jahren nutzen, denn<br />
lichem Risiko reichen für manche Menschen<br />
<strong>Gesund</strong>enuntersuchungen alle zwei bis fünf<br />
Jahre. Einige gehen viel zu oft, andere nicht<br />
systematisch genug. Ich bin kein Fan davon,<br />
in einer anonymen Massenuntersuchung alle<br />
Menschen über einen Kamm zu scheren“,<br />
so der Harvard-Absolvent. „Daher rate ich zu<br />
einem Gespräch bei der Hausärztin beziehungsweise<br />
dem Hausarzt und zur Analyse des<br />
persönlichen Risikos anhand der Alterstabelle<br />
für Vorsorgeuntersuchungen.“<br />
UNGESUNDES GEFÄLLE:<br />
FRAUEN VERSUS MÄNNER,<br />
WEST GEGEN OST, NORD GEGEN SÜD<br />
Trotz aller Appelle ist das Bewusstsein, die<br />
Verantwortung für den eigenen Körper zu<br />
übernehmen, weder im Kopf noch im Herzen<br />
der Österreicherinnen und Österreicher verankert.<br />
Krauter: „Vor der <strong>Gesund</strong>enuntersuchung<br />
herrscht oft eine archaische Form der<br />
Angst, dass tatsächlich etwas gefunden werden<br />
könnte. Daher entdecken und behandeln wir<br />
Krankheiten oft erst relativ spät.“ Männer seien<br />
übrigens die größten Vorsorgemuffel: „Hier<br />
müssen wir fast betteln, dass sie zur PSA-Messung<br />
gehen.“<br />
Dieser Diagnose stimmt auch Klimek zu:<br />
„Auch unsere Studien zeigen, dass Männer oft<br />
erst später im <strong>Gesund</strong>heitssystem aufschlagen<br />
– mit schwereren Erkrankungen.“ Er ortet<br />
auch noch weitere Stolpersteine: „Wie bei der<br />
schlechten Covid-19-Impfrate gibt es auch<br />
bei der Vorsorgeuntersuchung ein sozioöko-<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO<br />
„UNSERE STUDIEN<br />
ZEIGEN, DASS MÄNNER<br />
OFT ERST SPÄTER IM<br />
GESUNDHEITSSYSTEM<br />
AUFSCHLAGEN –<br />
MIT SCHWEREREN<br />
ERKRANKUNGEN.“<br />
Assoc. Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr. Peter Klimek<br />
In nordischen Ländern<br />
wie Dänemark<br />
oder Schweden<br />
herrscht ein anderes<br />
Selbstverständnis,<br />
was die eigene<br />
<strong>Gesund</strong>heit betrifft:<br />
Hier werden die<br />
Vorteile der Vorsorgeuntersuchung<br />
nicht wie bei uns<br />
infrage gestellt.<br />
DANKE, NEIN!<br />
die intensiv beworbenen<br />
Stuhluntersuchungen sind<br />
oft falsch negativ. Tumore bluten nur ein Drittel<br />
der Zeit; wenn man Pech hat, schlägt die Vorsorgeuntersuchung<br />
nicht Alarm“, so Krauter.<br />
„Daher wird in vielen anderen Ländern ab 45<br />
untersucht. Wenn jemand eine positive Familiengeschichte<br />
hat, sogar noch früher.<br />
Denn die Sicherheit, Dickdarmkrebs weitgehend<br />
zu verhindern, bringt nur eine Untersuchung<br />
des gesamten Dickdarms. Mit der Möglichkeit,<br />
dies in Narkose durchzuführen, sollte<br />
niemand mehr Angst davor haben.“<br />
Engagierte Ärztinnen und Ärzte rund um Dr.<br />
Franz Piribauer, MPH (Harvard) – Spezialist für<br />
Vorsorgeuntersuchungen, ehemaliger stellvertretender<br />
Landessanitätsdirektor der Steiermark,<br />
Arzt für Allgemeinmedizin und Psychotherapeut<br />
in Pension – haben schon vor Jahren<br />
eine Vorsorge-Untersuchungstabelle erstellt. Er<br />
plädiert für eine individuelle Strategie statt des<br />
Prinzips Gießkanne: „Je nach Alter und persönnomisches<br />
Gefälle: Menschen mit<br />
besserer Bildung und höherem<br />
Einkommen gehen regelmäßiger<br />
zur <strong>Gesund</strong>enuntersuchung als<br />
jene mit schlechterer Bildung und<br />
niedrigerem Einkommen.“ Selbst<br />
die Geografie beeinflusse die persönliche<br />
<strong>Gesund</strong>heit: Im Westen<br />
Österreichs sei die Luftqualität zum<br />
Beispiel besser als im Osten. Daher<br />
seien Menschen in Vorarlberg und<br />
Tirol gesünder als in Ostösterreich:<br />
„Hier ist das Diabetesrisiko doppelt<br />
so hoch. Auch metabolische Krankheiten<br />
sehen wir im Burgenland, in<br />
Wien und Niederösterreich viel stärker<br />
als im Westen des Landes.“<br />
Lohnenswert ist auch ein Blick<br />
über den Tellerrand – über Österreichs<br />
Grenzen hinaus. Denn in<br />
nordischen Ländern wie Dänemark oder Schweden<br />
herrscht ein anderes Selbstverständnis, was die<br />
eigene <strong>Gesund</strong>heit betrifft. Krauter: „Hier werden<br />
die Vorteile der Vorsorgeuntersuchung nicht wie<br />
bei uns infrage gestellt.“ Klimek ortet im Vergleich<br />
zu Skandinavien gar einen „großen Skeptizismus,<br />
was die Schulmedizin betrifft, Stichwort Energiering<br />
um das Krankenhaus Nord und Bitterstoffe<br />
gegen Covid-19“. Außerdem kranke es hierzulande<br />
an einer geeigneten Datengrundlage, die allen<br />
Vorsorge-Untersuchungsstrategien zugrunde liegen<br />
sollte. Klimek: „Wir müssen mit schwedischen<br />
Registerdaten arbeiten, weil wir im niedergelassenen<br />
Bereich die Diagnosen nicht digital erfassen.<br />
Eine Datengrundlage gibt es nur für die Abrechnung<br />
mit der <strong>Gesund</strong>heitskasse, nicht aber für das<br />
Monitoring der persönlichen <strong>Gesund</strong>heit. Dabei ist<br />
die Digitalisierung der einzige Ausweg, um evidenzbasierte<br />
Maßnahmen in puncto Vorsorge zu setzen<br />
und um die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte<br />
endlich zu entlasten. Denn durch Pensionierungen<br />
droht ein massiver Betreuungsmangel, auch in<br />
puncto Vorsorgeuntersuchungen.“ KARIN LEHNER n<br />
FOTO: ISTOCK_ METAMORWORKS_ MICROVONE<br />
■ KOLUMNE<br />
PHARMIG-Präsident<br />
Philipp von Lattorff, MBA<br />
LIEBE LESERINNEN<br />
UND LESER!<br />
Nur Ärztinnen und Ärzte dürfen<br />
Medikamente verschreiben – und das<br />
ist auch gut so. Sollte ihnen in Zukunft<br />
aber eine sogenannte Wirkstoffverordnung<br />
vorschreiben, keine Arzneimittel<br />
mit Namen, sondern nur noch Wirkstoffe<br />
verordnen zu dürfen, würde das<br />
die Versorgung und Behandlung von<br />
Patientinnen und Patienten gravierend<br />
verändern.<br />
Denn am Ende des Tages würde das<br />
bedeuten, dass nicht etwa die Ärzteschaft,<br />
sondern die Apotheke entscheidet,<br />
wann welches Arzneimittel<br />
in der Therapie zum Einsatz kommt.<br />
Das beschränkt nicht nur die Therapiehoheit<br />
der behandelnden Ärztinnen<br />
und Ärzte, sondern sorgt auch<br />
für Verunsicherung bei Patientinnen<br />
und Patienten. Denn viele von ihnen<br />
orientieren sich an Form, Größe und<br />
Farbe ihrer Medikamente. Müssen sie<br />
mehrere davon einnehmen, erzeugt<br />
dieser ständige Wechsel Verunsicherung<br />
und Arzneimittel könnten nicht<br />
oder falsch angewendet werden.<br />
Das Ziel hinter der Wirkstoffverordnung<br />
sind Einsparungen im Arzneimittelsektor<br />
und die Verhinderung<br />
etwaiger Lieferprobleme. Doch in<br />
Wahrheit wird dadurch nur weiter an<br />
der Preisspirale gedreht – und zwar so<br />
lange bis manche Medikamente endgültig<br />
vom Markt verschwinden und<br />
die Versorgung von anderen Märkten<br />
abhängig ist.<br />
Die Verschreibungshoheit der Ärzteschaft<br />
zu beschränken, ist daher<br />
weder im Sinne der Patientinnen und<br />
Patienten noch trägt es dazu bei, die<br />
Versorgungsqualität zu verbessern.<br />
Eine Initiative der<br />
© MARION CARNIEL<br />
52 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
53
„BIN EIN<br />
Abenteurer<br />
IM GESPRÄCH<br />
IM KOPF!“<br />
Ex-Skirennfahrer Hans Knauß erzählt im Interview über seine neue ORF-Sendung<br />
„Österreich vom Feinsten“, sein soziales Engagement und gibt uns so manche <strong>Leben</strong>sweisheiten<br />
mit auf den Weg: zum Beispiel, dass man auch mit Lockerheit zum Erfolg kommt.<br />
GESUND & LEBEN trifft den mittlerweile<br />
50-jährigen Ex-Skirennfahrer und ORF-Skisport-Co-Kommentator<br />
zum Interview. Und<br />
schon nach wenigen Minuten ist klar: Knauß<br />
ist einer, der alles im <strong>Leben</strong> positiv und mit<br />
einem lockeren Schulterzucken zu nehmen scheint. Ein<br />
Optimismus, der ansteckt. Während des Gesprächs wird<br />
viel gelacht, aus der Seele gesprochen, nichts ist gekünstelt,<br />
schon gar nicht der ursteirische Dialekt, der den Schladminger<br />
so sympathisch macht. Und natürlich sind wir gleich per<br />
Du … Anlass für unser Interview: Hans Knauß’ neue Sendung<br />
„Österreich vom Feinsten“, die das erste Mal am 13.<br />
Oktober in ORF 2 ausgestrahlt wurde und als Nachfolge von<br />
Sepp Forchers kultiger Heimat-Ode „Klingendes Österreich“<br />
gilt.<br />
Mit deiner neuen Sendung „Österreich vom Feinsten“<br />
trittst du in die großen Fußstapfen von Sepp Forcher.<br />
Macht dich das nervös?<br />
Die Sache mit den Fußstapfen eigentlich weniger. Ungewohnt<br />
war allerdings die Umstellung vom Co-Kommentator,<br />
der meistens hinter der Kamera ist, zum Moderator vor<br />
der Kamera!<br />
Du triffst in „Österreich vom Feinsten“ auf viele Menschen.<br />
Das kommt deiner geselligen Natur entgegen ...<br />
Und ob! (lacht) Was mir an der Sendung taugt, ist, dass man<br />
in Gesprächen viel über die Region und die einzelnen Menschen<br />
erfährt, die Kamera läuft halt einfach mit. Ich brauch<br />
mich für „Österreich vom Feinsten“ gar nicht verstellen, weil<br />
ich einfach das mache, was mir auch im Privatleben taugt.<br />
Dir scheint Authentizität vor der Kamera sehr wichtig zu<br />
sein. Gilt das auch für dein Privatleben?<br />
Ich tu mir einfach überall immer dann am einfachsten,<br />
wenn ich so sein darf, wie ich bin. Ich habe auch schon Projekte<br />
abgelehnt, weil ich wusste, ich müsste mich dafür zu<br />
sehr verstellen. Ich bin bei Gott kein Schauspieler – alles,<br />
was von mir kommt, kommt aus Überzeugung und aus<br />
meinem tiefsten Inneren. Ich bin jetzt 50 Jahre alt und schon<br />
sehr lange im TV-Geschäft unterwegs. Das hat mir bestätigt,<br />
dass mein Weg der richtige ist, also bleibe ich auch dabei!<br />
Apropos 50er: Den Runden hast du im Februar gefeiert …<br />
Da bin ich sehr gelassen rangegangen. Trotzdem schockiert<br />
es mich mitunter, wenn ich realisiere, dass ich wirklich<br />
schon 50 bin. Obwohl ich manches Mal Kreuzschmerzen<br />
habe, fühle ich mich selbst ja um einiges jünger.<br />
Wie alt fühlst du dich denn?<br />
Wenn mich nicht mein Kreuz plagt, dann um die 40. Das<br />
kann ich ehrlich sagen. Das liegt vielleicht daran, dass ich<br />
immer noch viel mit Skirennläufern unterwegs bin, mit<br />
denen ich mich nach wie vor auf Augenhöhe befinde.<br />
Du bist auch sozial sehr engagiert, hilfst unter anderem<br />
Wings for Life, bist Botschafter der Special Olympics und<br />
unterstützt finanziell junge Skirennfahrer und -fahrerinnen<br />
im Rahmen des „Hans Knauß Alpin Pro Team” ...<br />
Ich habe dem Skisport so viel zu verdanken, da ist es für mich<br />
ganz klar, dass ich auch etwas zurückgebe. Zu den Special<br />
Olympics bin ich gekommen, weil meine Frau Barbara dort<br />
elf Jahre lang im Büro tätig war, zudem ist Schladming schon<br />
seit vielen, vielen Jahren Sitz der Special Olympics Österreich.<br />
Ich war 1993 das erste Mal dabei und habe dort mit<br />
eigenen Augen gesehen, welch tolle Leistungen diese Menschen<br />
vollbringen und wie wichtig es ist, Inklusion auch tatsächlich<br />
zu leben.<br />
Gibt es in deinem sozialen Umfeld Menschen mit besonderen<br />
Bedürfnissen?<br />
Natürlich. Ich ziehe meinen Hut davor, wie sie mit ihrem<br />
„ICH HABE AUCH<br />
SCHON PROJEKTE<br />
ABGELEHNT,<br />
WEIL ICH WUSSTE,<br />
ICH MÜSSTE MICH<br />
DAFÜR ZU SEHR<br />
VERSTELLEN.“<br />
FOTO: ORF/ORF-STMK/ALOIS KUSCHETZ, ORF/REGINE SCHOETTL<br />
54 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
55
IM GESPRÄCH<br />
GEGEN ZU VIEL ZUCKER<br />
Anzeige<br />
Schicksalsschlag umgehen. Auch wenn sie ihr <strong>Leben</strong> ganz<br />
toll meistern, ist es äußerst wichtig, sie zu unterstützen – wo,<br />
wann und wie es nur geht.<br />
Welcher Platz gefällt dir in der Steiermark<br />
am besten?<br />
Meine Heimat Schladming taugt mir<br />
schon wahnsinnig. Ich brauche die<br />
schroffen Felsen, die Berge vom Dachstein<br />
oder die Schladminger Tauern. Das<br />
ist mein <strong>Leben</strong>, mein <strong>Leben</strong>sgefühl, das<br />
bin ich. Am meisten gefällt mir aber die<br />
Vielfalt meiner Region: Tagesauflüge ins<br />
Ausseerland oder mal ein Wochenende<br />
an der südsteirischen Weinstraße sind<br />
grandios.<br />
Bist du ein Mensch, der viel riskiert?<br />
Ja, ich bin ein Abenteurer im Kopf! Das<br />
hat damit zu tun, wie ich Profi-Skifahrer geworden bin, was<br />
ja von klein auf mein <strong>Leben</strong>straum war. Ich wusste aber,<br />
dass das nur möglich ist, wenn ich hart arbeite. Ich habe als<br />
Jugendlicher im Sommer am Fließband gehackelt, um mir<br />
das Geld für die Ausbildung zu verdienen, und habe immer<br />
voll auf Risiko gesetzt. Für mich gab’s keinen Plan B. Die<br />
Einstellung ist mir bis heute geblieben, denn man kann einfach<br />
nicht planen, nach der Sportkarriere Co-Kommentator<br />
beim ORF und Jahre danach Nachfolger vom Sepp Forcher<br />
zu werden. Das alles hat sich ergeben, solche Dinge zu planen,<br />
wäre sehr arrogant.<br />
Was hast du aus deiner Zeit als Profisportler fürs <strong>Leben</strong> und<br />
über dich gelernt?<br />
Wenn du Großes erreichen willst, musst du dir Ziele setzen.<br />
Und natürlich ist Leidenschaft extrem wichtig, wenn man<br />
sich für so etwas Außergewöhnliches wie Profisport entscheidet.<br />
Denn ohne Leidenschaft übersteht man die harten<br />
Zeiten nicht: Man geht nämlich insgesamt mit mehr<br />
Niederlagen als Siegen nach Hause, vom frühen Aufstehen<br />
ganz zu schweigen! Auch heute stehe ich in der Früh auf<br />
und überlege, wie ich den Tag positiv gestalten kann.<br />
Viele Profisportler sind sehr verbissene Menschen. Trifft<br />
das auch auf dich zu?<br />
Nein, überhaupt nicht. Ich war oft zu locker und habe die<br />
Kollegen für ihren Ehrgeiz sehr bewundert. Ich war sehr<br />
talentiert, hätte aber vielleicht mehr erreichen können,<br />
wenn ich auch so verbissen gewesen wäre. Andererseits:<br />
Die Erfolge, die ich verbuchen konnte, habe ich mit meiner<br />
Lockerheit geschafft. Daran halte ich mich immer noch:<br />
Was geht, geht locker.<br />
Du gehörtest während deiner aktiven Karriere zu den weltbesten<br />
Skifahrern. Wie gehst du mit Druck um?<br />
Ich habe zwar Druck von außen verspürt, aber der größte<br />
Druck war jener, den ich mir selbst auferlegt hab. Diesen<br />
Druck in den Griff zu bekommen und danach eine gute<br />
Leistung zu vollbringen, macht den Profi-Skisport aus.<br />
„ÖSTERREICH<br />
VOM FEINSTEN“<br />
Viermal im Jahr begibt sich<br />
Neo-Moderator Hans Knauß um<br />
20.15 Uhr auf ORF 2 auf Entdeckungsreise<br />
und erkundet die<br />
Besonderheiten und Kostbarkeiten<br />
österreichischer Regionen.<br />
Knauß trifft auf Persönlichkeiten,<br />
die mit ihrer Heimat eng verbunden<br />
sind. Dazu gibt es echte<br />
Volksmusik.<br />
Was würdest du unseren Leserinnen<br />
und Lesern raten, die beruflich ganz<br />
oben angekommen sind?<br />
Es geht immer ein Stückerl mehr, man ist<br />
nie ganz oben. Nach dem Rennen ist vor<br />
dem Rennen, man muss innerhalb kurzer<br />
Zeit erneut an sich arbeiten und noch<br />
besser werden. Was in all dem Tun immer ganz wesentlich<br />
ist: den Erfolg feiern und nicht als selbstverständlich nehmen!<br />
Es lassen sich schwierige Zeiten besser übertauchen,<br />
wenn man die eigenen Erfolge genießt.<br />
Hast du deine Erfolge gefeiert?<br />
Aber wie! (lacht laut) Meine Feiern waren immer legendär,<br />
von denen wird heute noch gesprochen! Ich hatte immer<br />
das Gefühl, dass sich viele Menschen mit mir mitfreuen, was<br />
mir viel bedeutet hat.<br />
Was würdest du heute deinem jüngeren Ich sagen?<br />
Gehe deinem Bauchgefühl nach. Rückblickend waren<br />
meine besten Entscheidungen immer jene, die ich aus dem<br />
Bauch heraus getroffen habe.<br />
Stichwort <strong>Gesund</strong>heit: Bist du damals gut mit deinem Körper<br />
und deiner <strong>Gesund</strong>heit umgegangen?<br />
Ich habe immer extrem gut auf meinen Körper aufgepasst.<br />
Schindluder getrieben habe ich nur zwei- oder dreimal, als<br />
ich Kortison-Injektionen bekommen habe, um an Rennen<br />
teilnehmen zu können. Heute weiß ich: Das war ein Fehler.<br />
Im Allgemeinen aber bin ich ein feinfühliger Mensch und<br />
habe mich sehr mit meinem Körper auseinandergesetzt,<br />
immer auf ihn gehört – mit Erfolg: Abgesehen vom Kreuzweh<br />
habe ich heute keinerlei Beschwerden, bin pumperlgsund!<br />
Auch die Ernährung spielte hier immer eine große Rolle. Ich<br />
habe im Skisport gelernt, wie ich mich gesund ernähre, und<br />
daran halte ich mich noch heute. Zudem bewege ich mich<br />
möglichst viel an der frischen Luft. Kurz: Ich bin nicht fanatisch,<br />
aber ich achte auf eine gesunde Mischung.<br />
Welchen Sport betreibst du?<br />
Ich fahre natürlich immer noch viel Ski. Ich habe noch nie<br />
so viele Skitouren unternommen wie vergangenen Winter,<br />
weil ich durch Corona viel Zeit dafür hatte. Gestern war ich<br />
im Fitnessstudio, heute Nachmittag werde ich mich auf’s<br />
Radl schmeißen. Man muss sich Zeit dafür nehmen, aber<br />
alles im <strong>Leben</strong> ist Einteilungssache. MANUEL SIMBÜRGER n<br />
FOTO: ORF/THOMAS LUEF<br />
SPAR hat Österreichs größtes ernährungswissenschaftlich<br />
geprüftes Bio-Sortiment für Kinder<br />
Bereits seit 2017 entfernt SPAR schrittweise<br />
Zucker in den Eigenmarkenprodukten.<br />
Als logische Konsequenz stellt<br />
SPAR nun die Jüngsten und Jungen in<br />
den Mittelpunkt und hat einen Warenkorb<br />
für Kinder zusammengestellt.<br />
Beim diesjährigen Zuckergipfel der zucker-raus-initiative<br />
diskutierten Expertinnen und Experten über die Wichtigkeit<br />
einer ausgewogenen Kinderernährung.<br />
V.l.n.r.: Prim. Univ.-Prof. Dir. Dr. Friedrich Hoppichler<br />
(Vorstand von SPICAN), Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer<br />
(Mitglied der Ernährungskommission der Österreichsichen<br />
Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde),<br />
Mag. Markus Kaser (SPAR-Vorstand),<br />
Univ.-Prof. in Dr. in Angelika Berger, MBA<br />
(Leiterin CCP an der Medizinischen Universität Wien),<br />
ao. Univ-Prof. Dr. Thomas Szekeres, PhD (Präsident der<br />
Österreichischen Ärztekammer); vorne: Matheo und Marie<br />
* Deutsches Ärzteblatt 43/2016 https://www.aerzteblatt.de/archiv/183216/<br />
Fruehkindliche-Ernaehrung-Die-ersten-1000-Tage-entscheiden<br />
Mit 91 g pro Tag liegt der Zuckerkonsum<br />
pro Kopf in Österreich<br />
nach wie vor über der von der<br />
WHO empfohlenen Menge von 25 g – 50 g.<br />
Der Grundstein für Ernährungsgewohnheiten<br />
wird bereits im frühen Kindesalter gelegt.<br />
Die ersten 1.000 Tage im <strong>Leben</strong> eines<br />
Menschen gelten bereits als entscheidend*.<br />
Das heißt, nimmt ein Mensch in den ersten<br />
1.000 Tagen besonders oft und gerne Äpfel<br />
zu sich, dann wird dies das Ernährungsverhalten<br />
prägen. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass dieser Mensch auch später Äpfel mag,<br />
ist hoch. Diese Prägung ist aber auch bei<br />
Schokolade, Pizza und Co. wahrscheinlich.<br />
Kinder essen zu wenig Obst und Gemüse<br />
Eine aktuelle Marketagent-Umfrage im Auftrag<br />
von SPAR zum Ernährungsverhalten in<br />
Österreich zeigt, dass nur 50 Prozent der<br />
Kinder von 3 bis 10 Jahren täglich Obst<br />
essen. Bei Gemüse sind es sogar nur ca.<br />
30 Prozent. Zusätzlich gelten hierzulande<br />
derzeit 27 Prozent der 7- bis 12-Jährigen als<br />
übergewichtig oder adipös**. Zucker spielt<br />
dabei eine entscheidende Rolle, weil sehr<br />
einfach große Kalorienmengen aufgenommen<br />
werden. Ein Zuckerwürfel (3,8 g) hat<br />
bereits 15 Kilokalorien. SPAR hat deshalb<br />
bereits 2017 begonnen, schrittweise Zucker<br />
aus den Eigenmarkenprodukten zu entfernen.<br />
So konnten bereits 2.000 Tonnen<br />
eingespart werden.<br />
** Health at a Glance: Europe 2020 https://ec.europa.eu/health/<br />
sites/default/files/state/docs/2020_healthatglance_rep_en.pdf<br />
200 Bio-Produkte ohne Zuckerzusatz<br />
Für die österreichischen Eltern ist eine ausgewogene<br />
Ernährung laut Marketagent-Umfrage<br />
wichtig, vor allem Aspekte wie Frische<br />
der Produkte (93%), der Vitamin- bzw.<br />
Nährstoffgehalt (84%), der Zuckergehalt<br />
(82%), die biologische Produktion (74%)<br />
und dass die Produkte keinen zugesetzten<br />
Zucker (74%) enthalten. „Wir müssen bereits<br />
unseren Kindern lernen, wie richtige Ernährung<br />
geht, und dafür stellen wir bei SPAR mit<br />
200 Bio-<strong>Leben</strong>smitteln für Kinder jetzt das<br />
passende Angebot. Bei diesen Produkten<br />
können die Eltern darauf vertrauen, dass<br />
diese ernährungswissenschaftlich geprüft<br />
wurden und die Kriterien streng eingehalten<br />
werden“, so SPAR-Vorstand Mag. Markus<br />
Kaser. Ohne Zuckerzusatz, in Bio-Qualität,<br />
kein Palmöl, keine künstlichen Süßstoffe und<br />
das alles unter Einhaltung der definierten<br />
Grenzwerte der WHO und SIPCAN sind die<br />
Kriterien für die Produkte im Warenkorb.<br />
Im Detail bedeutet dies:<br />
• bei Getränken ist nicht mehr als<br />
6,7 g natürlicher Zuckergehalt auf<br />
100 ml enthalten<br />
• Milch und Milchprodukte dürfen<br />
maximal <strong>11</strong>,5 g natürlichen<br />
Zuckergehalt auf 100 ml haben<br />
• bei Müslis und Haferbreien besteht ein<br />
Höchstwert von 20 g natürlicher Zuckergehalt<br />
auf 100 g<br />
Mehr Infos: zucker-raus-initiative.at<br />
Fotos: © SPAR / Johannes Brunnbauer, SPAR /Miriam blitzt – Miriam Mehlman Fotografie<br />
56
VITAMINE IM WINTER<br />
VITAMINE<br />
IM<br />
WINTER<br />
Bis weit in den<br />
Herbst hinein<br />
schöpfen<br />
wir aus dem<br />
Vollen: Die<br />
(Super-)Märkte präsentieren<br />
verschiedenste<br />
Obst- und Gemüsesorten<br />
– bunt, heimisch und vor<br />
allem vitaminreich. Jetzt<br />
aber wird es draußen immer<br />
dunkler und ungemütlicher.<br />
Und wenn der Winter langsam seine Fühler<br />
ausstreckt, nimmt zwar die Vielfalt an<br />
frischen <strong>Leben</strong>smitteln ab, nicht aber<br />
unser Bedarf an Vitaminen. Ganz<br />
im Gegenteil! Besonders im Winter<br />
ist eine gute Nährstoffversorgung<br />
wichtig – unter anderem für das<br />
Immunsystem, das lästige Erkältungsviren<br />
abwehren kann. Was<br />
auf den ersten Blick nach einem<br />
Dilemma klingt, ist auf den zweiten<br />
Blick nicht ganz so schlimm, weiß die<br />
Wiener Diätologin Nina Wallerstorfer:<br />
„Natürlich haben wir in der kalten<br />
Jahreszeit nicht dieselbe Auswahl<br />
an frischem Obst und Gemüse wie<br />
im Sommer. Doch auch im Winter<br />
kann man sich problemlos ausgewogen<br />
und abwechslungsreich<br />
ernähren.“<br />
AUSGEWOGEN UND<br />
ABWECHSLUNGSREICH<br />
Das klingt für viele schwammig, bedeutet<br />
aber im Prinzip nichts anderes,<br />
als dass man neben Vollkornprodukten,<br />
Hülsenfrüchten und hochwertigem<br />
Eiweiß viel Gemüse und Obst essen sollte.<br />
Am besten jeden Tag zwei Handvoll Obst und<br />
mindestens drei Handvoll Gemüse – und das<br />
möglichst in allen Farben. Des Weiteren ist es<br />
wichtig zu wissen: Viele Vitamine sind zwar<br />
hitzeempfindlich und somit in rohem Gemüse<br />
besser verfügbar, manche Nährstoffe entfalten<br />
sich allerdings erst durch sanftes Kochen.<br />
So enthalten etwa Karotten Betacarotin, eine<br />
Vorstufe von Vitamin A (daher auch Provitamin<br />
A genannt), das der Körper im gekochten<br />
Zustand und mit einem Tropfen Öl besser<br />
verwerten kann. Paradeiser wiederum liefern<br />
Vitamin C, das sich beim Kochen verflüchtigt.<br />
Jedoch erhöht sich beim Erhitzen die Menge an<br />
Lykopin, einem roten Farbstoff, der unter anderem<br />
als Antioxidans wirkt. Damit wir uns aber<br />
nicht bei jedem <strong>Leben</strong>smittel überlegen müssen,<br />
welche Nährstoffe wie besser verfügbar<br />
sind, empfiehlt Wallerstorfer, Obst und Gemüse<br />
sowohl roh zu essen als auch schonend gegart,<br />
also gedämpft oder gedünstet.<br />
REGIONAL SCHMECKT’S<br />
AM GESÜNDESTEN<br />
„Außerdem“, so die Expertin, „sollte man bei<br />
frischen <strong>Leben</strong>smitteln auf kurze Transportwege<br />
achten. Mit anderen Worten: Regional<br />
ist immer gut, denn das schont nicht nur die<br />
Umwelt, sondern auch die darin enthaltenen<br />
Vitamine. Wer im Winter etwa zu Paradeisern<br />
aus Spanien greift, muss sich darüber im Klaren<br />
sein, dass diese nicht vollreif geerntet wurden<br />
und dass der Vitamingehalt durch Sauerstoff<br />
und Licht, Transport und Lagerung abnimmt.“<br />
Insofern könne man sehr wohl auch zu Tiefkühlgemüse<br />
und -obst greifen, schließlich<br />
werden Erbsen, Beeren und Co reif geerntet<br />
und sogleich schockgefroren, wodurch es nur<br />
zu einem geringen Nährstoffverlust kommt.<br />
Im Übrigen rät Wallerstorfer davon ab, vorgeschnittenes<br />
Gemüse zu kaufen. Abgesehen<br />
davon, dass die Plastikverpackung unnötiger<br />
Müll ist, schützt eine durchsichtige Hülle die<br />
Vitamine nicht vor Sauerstoff und dem grellen<br />
Licht in der Gemüseabteilung. Die Schale von<br />
Obst und Gemüse tut das jedoch sehr wohl.<br />
VITAMINPRÄPARATE: WIE SINNVOLL SIND SIE WIRKLICH?<br />
Der Winter steht vor der Tür<br />
und viele stellen sich die Frage:<br />
Woher sollen die Vitamine kommen?<br />
GESUND & LEBEN hat die Antworten.<br />
FOTO: ISTOCK_FCAFOTODIGITAL; GENU.PLUS<br />
Durch ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung lässt sich der tägliche Vitaminbedarf im Normalfall ohne weiteres<br />
Zutun decken – auch im Winter. Wer glaubt, er bekommt zu wenige Vitamine, sollte nicht aufs Geratewohl Vitaminpräparate<br />
kaufen bzw. diese einfach so vorbeugend einnehmen. Wie so oft macht nämlich die Dosis das Gift. So ist eine unnatürlich hohe<br />
Gabe isolierter Vitamine nicht nur meist gar nicht nötig, sondern kann mitunter sogar zu <strong>Gesund</strong>heitsschäden führen. „Bei den<br />
wasserlöslichen Vitaminen kann es kaum zu einer Überdosierung kommen, da der Körper einen eventuellen Überschuss einfach<br />
über den Urin ausscheidet – bei den fettlöslichen kann Überdosierung aber schon passieren“, erklärt Diätologin Nina<br />
Wallerstorfer, die nicht zuletzt aus diesem Grund rät, nicht in Eigenregie zu supplementieren: „Wer auf ‚Nummer<br />
sicher‘ gehen möchte oder den Verdacht hat, einen Mangel zu haben, sollte seinen Vitaminstatus ärztlich abklären<br />
lassen.“ In ärztlicher Absprache kann dann – sofern notwendig – gezielt supplementiert werden und zwar mit Vitaminpräparaten<br />
aus der Apotheke. n<br />
Nina Wallerstorfer, Diätologin, Wien, www.genuss.plus<br />
58 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
59
„REGIONAL IST IMMER<br />
GUT, DENN DAS<br />
SCHONT NICHT NUR<br />
DIE UMWELT, SONDERN<br />
AUCH DIE DARIN<br />
ENTHALTENEN<br />
VITAMINE.“<br />
Und vielfach stecken direkt unter der Schale auch<br />
die meisten Nährstoffe – so etwa bei Pastinaken,<br />
Karotten und Süßkartoffeln, Gurken und Paraeisern<br />
sowie Äpfeln und Birnen. Wer künftig auf das<br />
Schälen verzichten möchte, sollte die <strong>Leben</strong>smittel<br />
gründlich unter fließendem Wasser<br />
abwaschen.<br />
WINTERLICHES ANGEBOT<br />
Gemüse und Obst aus biologischer Landwirtschaft<br />
ist sicherlich vorzuziehen, denn Bio-Betriebe<br />
schauen auf die natürliche Fruchtfolge<br />
und laugen die Böden nicht derart aus wie die<br />
industrielle Landwirtschaft. Naturgemäß ist die<br />
Vielfalt an frischem Obst und Gemüse in unseren<br />
Breitengraden im Winter nicht so groß wie<br />
im Sommer. Doch erstens stecken Vitamine<br />
auch in anderen <strong>Leben</strong>smitteln und zweitens<br />
gibt es ohnehin Wintergemüse wie etwa Rote<br />
Rüben, sämtliche Kohl- und Kraut-sorten,<br />
Schwarzwurzeln, Pilze und Pastinaken. „Außerdem<br />
haben wir herrliche Wintersalate wie<br />
beispielsweise Vogerlsalat, Chicorée oder Radicchio“,<br />
so Wallerstorfer, die zudem Lagerware<br />
aufzählt, die den Winter gut überdauert: „Pilze<br />
aller Art, Erdäpfel, Karotten und anderes Wurzelgemüse,<br />
Zwiebeln, Kürbis, aber auch Äpfel<br />
und Birnen.“ Übrigens: Zu einer Mangelernährung<br />
– einem Zustand, der aus einer mangelnden<br />
Zufuhr oder Aufnahme von Energie und<br />
FOTO: ISTOCK_UROSHPETROVIC_ SIMONKR<br />
Nährstoffen über die Nahrung entsteht, in der<br />
Folge zu einer veränderten Körperzusammensetzung<br />
führt und mit messbaren Veränderungen<br />
körperlicher und mentaler Funktionen<br />
verbunden ist – komme es laut der Ernährungsexpertin<br />
bei gesunden Menschen hierzulande<br />
nicht so leicht. Vorausgesetzt, man isst ausgewogen<br />
und abwechslungsreich.<br />
GANZ SCHÖN FETT<br />
Beim Thema Vitamine gilt es ferner, zwischen<br />
fett- und wasserlöslichen zu unterscheiden.<br />
Für die Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen<br />
– dazu zählen Vitamin A, D, E und K – benötigt<br />
der Körper Fett als Transportmittel. Erst dann<br />
kann er die Vitamine überhaupt nutzen. Weiters<br />
gehört betont, dass fettlösliche Vitamine vom<br />
Körper gespeichert werden können. Das hat<br />
insbesondere beim sogenannten Sonnenvitamin<br />
D Sinn, weil der Körper dieses unter anderem<br />
mithilfe von Sonnenlicht selbst herstellen<br />
kann. Da wir im Winter aber meist nur wenig<br />
Sonne abbekommen, kann der Körper in den<br />
Sommermonaten ein Depot anlegen. Wer sich<br />
Sorgen macht, dass er zu wenig Sonne abbekommen<br />
haben könnte, kann zu fetten Seefischen,<br />
Eidotter und Pilzen greifen<br />
– auch darin steckt Vitamin D,<br />
das für die Knochengesundheit<br />
und den Kalziumhaushalt<br />
des Körpers unerlässlich<br />
ist. Zudem kann ein Mangel<br />
an Vitamin D zu erhöhter<br />
Infektanfälligkeit, Haarausfall<br />
oder Muskelschwäche führen.<br />
Vitamin-A wiederum ist<br />
wichtig für die Augen, ein Mangel<br />
kann etwa zu Nachtblindheit führen.<br />
Überdies ist es wichtig für das körpereigene<br />
Immunsystem und hält Haut und Schleimhäute<br />
gesund. Ein Vitamin A-Mangel kommt<br />
nur selten vor. Da reines Vitamin A jedoch ausschließlich<br />
in tierischen <strong>Leben</strong>smitteln steckt –<br />
von Leber über Butter, Eier bis zum Fisch –, sei<br />
vor allem Veganerinnen und Veganern gesagt:<br />
In Karotten, Grünkohl, Vogerlsalat und Spinat<br />
(alle sind auch im Winter erhältlich) steckt viel<br />
Betacarotin, die bereits erwähnte Vorstufe von<br />
Vitamin A.<br />
Vitamin E schützt die Zellen, stärkt ebenfalls<br />
das Immunsystem und hemmt Entzündungen.<br />
Es steckt in Weizenkeimen, Nüssen und Avo-<br />
VITAMINE IM WINTER<br />
Naturgemäß ist die<br />
Vielfalt an frischem Obst<br />
und Gemüse in unseren<br />
Breitengraden im Winter<br />
nicht so groß wie im<br />
Sommer, jedoch haben<br />
wir herrliche Wintersalate<br />
wie beispielsweise<br />
Feldsalat, Chicorée<br />
oder Radicchio.<br />
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Pilze, Erdnüsse, Kalbsleber<br />
Kohl- und Krautsorten<br />
B 3<br />
K<br />
B 1<br />
B 2<br />
B 5<br />
Hülsenfrüchte, tierische Produkte,<br />
grünes Gemüse und Vollkornprodukte<br />
Eier, Brokkoli, Innereien<br />
Champignons, Rote Rüben, Leber<br />
✁<br />
n 2 Zwiebeln<br />
n 1 Dose gewürftelte Paradeiser<br />
n 1 Flasche Passata<br />
(pürierte Paradeiser)<br />
n Rapsöl<br />
n Salz<br />
n Pfeffer<br />
n Zucker<br />
n Instant-Gemüsesuppe<br />
Zum Dekorieren<br />
n 1 Pkg. Ricotta<br />
n Basilikumblätter<br />
n PARADEISERSUPPE<br />
62<br />
Weizenkeime, Nüsse, Pflanzenöle<br />
fette Seefische,<br />
Eidotter und Pilze<br />
Paprika, Zitrusfrüchte, Sanddorn,<br />
Petersilie und schwarze Ribiseln<br />
Karotten, Grünkohl, Vogerlsalat und<br />
Spinat – reines Vitamin A ausschließlich<br />
in tierischen <strong>Leben</strong>smitteln<br />
cados. Vitamin K ist ein regelrechtes Wintervitamin,<br />
denn wir finden es in sämtlichen Kohlund<br />
Krautsorten – einst als Arme-Leute-Essen<br />
bekannt, erleben die typischen Wintergemüse<br />
seit einigen Jahren eine Renaissance: in Eintöpfen<br />
oder als Krautrouladen, als Kale Chips<br />
oder klassisch als Sauerkraut. Letzteres liefert<br />
roh freilich am meisten Vitamine. Wer es lieber<br />
warm isst, sollte es nur kurz und nicht zu stark<br />
erhitzen. Durch das Kochen wird nämlich das<br />
darin ebenfalls enthaltene Vitamin C fast gänzlich<br />
zerstört.<br />
VITAMINWASSER<br />
Zu den wasserlöslichen Vitaminen gehören die<br />
B-Vitamine und Vitamin C. B-Vitamine kommen<br />
in Hülsenfrüchten, tierischen Produkten<br />
wie Fleisch und Fisch, grünem Gemüse und<br />
Vollkornprodukten vor. Sie gelten als Nervenvitamine,<br />
weshalb ihnen gerade in der kalten<br />
Jahreszeit eine wichtige Bedeutung zuteilwird,<br />
immerhin können sie der winterlichen<br />
Antriebslosigkeit entgegenwirken. Aber auch<br />
für das Immunsystem und verschiedenste<br />
E<br />
D<br />
C<br />
A<br />
B 6<br />
B 9<br />
B 12<br />
Nüsse, Erdbeeren, Fleisch, Fisch<br />
Bananen, Zwiebeln, Weizenkeime, Spinat<br />
Eidotter, Milch<br />
Prozesse im Körper sind<br />
sie unerlässlich. Vitamin<br />
C ist ohnehin so etwas wie<br />
ein altbekannter Klassiker<br />
unter den Vitaminen: Es<br />
stärkt das Immunsystem und schützt die Membranen<br />
der Abwehrzellen vor oxidativem Stress<br />
durch freie Radikale. Haben es Erkältungsviren<br />
dennoch geschafft, in den Körper einzudringen,<br />
hat Vitamin C wichtige Aufgaben bei der<br />
Unterstützung der körpereigenen Infektabwehr.<br />
Besonders viel Vitamin C steckt übrigens<br />
in Paprika, Zitrusfrüchten, Sanddorn, Petersilie<br />
und schwarzen Ribisel. Im Winter greift man<br />
einmal mehr zu Grünkohl, Kohlsprossen oder<br />
Brokkoli. Zu betonen ist: Vitamin C ist hitzeempfindlich.<br />
Das heißt: Eine „heiße Zitrone“<br />
schmeckt zwar gut, bei einer Verkühlung hilft<br />
sie allerdings eher wegen der wohltuenden<br />
Wärme als wegen des Vitamin C.<br />
In diesem Sinne: Genießen Sie den Winter<br />
und wappnen Sie sich mit vitaminreichen Köstlichkeiten<br />
vor Kälte und Erkältungsviren.<br />
<br />
CHRISTIANE MÄHR n<br />
„GENIESSEN SIE MIT<br />
VITAMINREICHEN<br />
KÖSTLICHKEITEN<br />
EINEN GESUNDEN<br />
WINTER!“<br />
FOTO: ISTOCK_SEFA OZEL<br />
✁<br />
FOTO: ISTOCK_FOTEK_ AVALON_STUDIO_ SIRICHAI_ASAWALAPSAKUL; NINA WALLERSTORFER<br />
Für die Knödel:<br />
n 200 g Semmelwürfel<br />
n 1 Zwiebel<br />
n 6 EL zerlassene Butter<br />
n Petersilie (TK)<br />
n 125 ml Milch<br />
n 2 Eier<br />
n Salz<br />
n nach Belieben<br />
Muskatnuss<br />
n 500 g Karotten<br />
n 1 Pkg. gekochte Rote Rüben<br />
n 1 Pkg. frische Kohlsprossen<br />
(keine tiefgekühlten)<br />
n 1/2 großer oder 1 kleiner Karfiol<br />
n 1 Zucchini<br />
n 2 Pkg. Feta<br />
n Olivenöl<br />
n Salz<br />
n Pfeffer<br />
n weitere Gewürze<br />
nach Belieben<br />
Zutaten für<br />
4 Portionen<br />
Für die Linsen:<br />
n 400 g Linsen aus der Dose<br />
n 1 Zwiebel<br />
n 200 ml Gemüsesuppe<br />
n 2 EL Mehl<br />
n 2 TL Essig<br />
n Rapsöl<br />
n Salz<br />
n Pfeffer<br />
n optional: 100 g Speckwürfel<br />
Zutaten für<br />
3–4 Portionen<br />
n LINSEN MIT SERVIETTENKNÖDEL<br />
n OFENGEMÜSE
n KÜRBISCREMESUPPE MIT SCHUSS<br />
n SCHNELLE PARADEISERSUPPE<br />
REZEPTKARTEN<br />
Zubereitung:<br />
Die Zwiebeln fein hacken und in etwas Rapsöl hellbraun<br />
anschwitzen. Mit den Dosenparadeisern und<br />
der Passata ablöschen, aufkochen lassen. Entweder<br />
lassen Sie die Suppe so dickcremig, wie sie jetzt ist,<br />
oder lösen Sie etwas Instant-Gemüsesuppe in sehr<br />
warmem Wasser auf und verdünnen damit die Suppe<br />
auf die gewünschte Konsistenz. Schmecken Sie<br />
mit Salz, Pfeffer und einer kleinen Prise Zucker ab –<br />
der Zucker hebt den Geschmack der Paradeiser gut<br />
hervor.<br />
Vor dem Servieren einen großzügigen Esslöffel<br />
Ricotta in den Suppenteller geben, eventuell mit Basilikum<br />
dekorieren, Brot dazu reichen.<br />
n LINSEN MIT SERVIETTENKNÖDEL<br />
Zubereitung:<br />
Die Zwiebel klein würfeln und mit etwas Rapsöl<br />
in einer Pfanne leicht braun rösten. Die Milch<br />
mit den Eiern und der zerlassenen Butter<br />
versprudeln, salzen und wenn gewünscht<br />
gemahlene Muskatnuss dazugeben.<br />
Die Zwiebelwürfel, ca. 2 EL gehackte<br />
Petersilie und die Semmelwürfel in<br />
eine Schüssel geben und die Milchmischung<br />
hinzufügen. Gut vermischen<br />
und mindestens 15 Minuten ziehen<br />
lassen. Währenddessen in einem weiten<br />
Topf leicht gesalzenes Wasser zum<br />
Kochen bringen. Die fertige Masse zu einer<br />
Rolle formen und fest in ein sauberes<br />
Geschirrtuch einwickeln. Salzwasser ca. 35 Minuten<br />
vor sich hin köcheln lassen. Auspacken (Achtung,<br />
das Geschirrtuch ist sehr heiß!) und in Schei-<br />
n EXTRA-TIPPS<br />
von Diätologin<br />
Nina Wallerstorfer<br />
(www.genuss.plus):<br />
n Wer es eilig hat, lässt einfach den ersten Schritt mit<br />
der Zwiebel weg. Die Suppe ist dann ein schneller<br />
wärmender Snack aus lang haltbaren Vorräten.<br />
n Ricotta bringt hochwertiges Eiweiß, das Brot sättigende<br />
Kohlenhydrate. So wird die Suppe zu einer ausgewogenen<br />
Hauptmahlzeit.<br />
ben schneiden. Während der Knödel kocht, die Zwiebel<br />
klein würfeln und in einem Topf mit etwas Rapsöl<br />
leicht braun braten, die Speckwürfel gleich dazugeben.<br />
Die Linsen in ein Sieb gießen und<br />
gut mit Wasser abspülen. Die Linsen zu<br />
der Zwiebel in den Topf geben und den<br />
Essig und die Suppe dazugießen (die<br />
Linsen sollen bedeckt sein). Für 20–30<br />
Minuten einkochen lassen. Gegen<br />
Ende der Kochzeit nach Belieben mit<br />
dem Mehl andicken und mit Salz und<br />
Pfeffer abschmecken.<br />
n EXTRA-TIPP<br />
n Machen Sie gleich die doppelte Menge<br />
Knödel, das ist nicht wesentlich mehr Arbeit und<br />
die Knödelscheiben lassen sich gut einfrieren!<br />
✁<br />
DER NEUE SAMMELSPASS: REZEPTKARTEN ZUM AUSSCHNEIDEN UND GENIESSEN!<br />
✁<br />
Praktisch: Auf der Vorderseite<br />
finden Sie unser<br />
neues Farbleitsystem.<br />
1<br />
Rezepte zum Sammeln. Ab sofort finden Sie in jeder Ausgabe<br />
von GESUND & LEBEN drei Rezeptkarten zum Sammeln.<br />
Auf der Vorderseite sehen Sie auf einen Blick die Speise als Foto –<br />
und ob es sich um eine Vor-, Haupt- oder Nachspeise handelt.<br />
Die Rezeptseite entlang der<br />
strichlierten Linien ausschneiden.<br />
Sie haben nun drei Karten!<br />
2<br />
n VORSPEISE<br />
n CHINESISCHE RINDERKRAFTSUPPE<br />
n FISCHSUPPE MIT LACHS<br />
n CHINESISCHE<br />
RINDERKRAFTSUPPE<br />
Zubereitung: Saubere Gans kräftig mit den Gewürzen<br />
innen und außen einreiben – Achtung: nicht übersalzen!<br />
Äpfel in die Bauchöffnung geben. In eine Deckelpfanne<br />
mit zwei Finger hoch Wasser mit der Brustseite nach<br />
unten legen. Bei 240°C zugedeckt in den Backofen<br />
stellen. Nach einer Stunde doch Wasser mit der Brustseite<br />
nach unten legen. Bei 240°C zugedeckt in den<br />
Backofen stellen. Nach einer Stunde den Ofen auf 200°C<br />
zurückdrehen und eine weitere Stunde braten. Das<br />
Gansl umdrehen – Brustseite nach oben – eine weitere<br />
Stunde zugedeckt braten. Abdecken und kontrollieren,<br />
ob die Gans weich ist. Dann die Gans wieder wenden<br />
und offen bei 190°C bräunen, wieder umdrehen, mit<br />
dem Bratensaft begien stellen. Nach einer Stunde den<br />
Ofen auf 200°C zurückdrehen und eine weitere Stunde<br />
braten. Das Gansl umdrehen – Brustseite nach oben –<br />
eine weitere Stunde zugedeckt braten. Abdecken und<br />
kontrollieren, ob die Gans weich ist. Dann die Gans<br />
n KÜRBISCREMESUPPE<br />
MIT SCHUSS<br />
Zubereitung: Saubere Gans kräftig mit den Gewürzen<br />
innen und außen einreiben – Achtung: nicht übersalzen!<br />
Äpfel in die Bauchöffnung geben. In eine Deckelpfanne<br />
mit zwei Finger hoch Wasser mit der Brustseite nach<br />
unten legen. Bei 240°C zugedeckt in den Backofen<br />
stellen. Nach einer Stunde doch Wasser mit der Brustseite<br />
nach unten legen. Bei 240°C zugedeckt in den<br />
Backofen stellen. Nach einer Stunde den Ofen auf 200°C<br />
zurückdrehen und eine weitere Stunde braten. Das<br />
Gansl umdrehen – Brustseite nach oben – eine weitere<br />
Stunde zugedeckt braten. Abdecken und kontrollieren,<br />
ob die Gans weich ist. Dann die Gans wieder wenden<br />
und offen bei 190°C bräunen, wieder umdrehen, mit<br />
dem Bratensaft begien stellen. Nach einer Stunde den<br />
Ofen auf 200°C zurückdrehen und eine weitere Stunde<br />
braten. Das Gansl umdrehen – Brustseite nach oben –<br />
eine weitere Stunde zugedeckt braten. Abdecken und<br />
kontrollieren, ob die Gans weich ist. Dann die Gans<br />
Karte in der Mitte<br />
falten …<br />
n FISCHSUPPE MIT LACHS<br />
Zubereitung: Saubere Gans kräftig mit den Gewürzen<br />
innen und außen einreiben – Achtung: nicht übersalzen!<br />
Äpfel in die Bauchöffnung geben. In eine Deckelpfanne<br />
mit zwei Finger hoch Wasser mit der Brustseite nach<br />
unten legen. Bei 240°C zugedeckt in den Backofen<br />
stellen. Nach einer Stunde doch Wasser mit der Brustseite<br />
nach unten legen. Bei 240°C zugedeckt in den<br />
Backofen stellen. Nach einer Stunde den Ofen auf 200°C<br />
zurückdrehen und eine weitere Stunde braten. Das<br />
Gansl umdrehen – Brustseite nach oben – eine weitere<br />
Stunde zugedeckt braten. Abdecken und kontrollieren,<br />
ob die Gans weich ist. Dann die Gans wieder wenden<br />
und offen bei 190°C bräunen, wieder umdrehen, mit<br />
dem Bratensaft begien stellen. Nach einer Stunde den<br />
Ofen auf 200°C zurückdrehen und eine weitere Stunde<br />
braten. Das Gansl umdrehen – Brustseite nach oben –<br />
eine weitere Stunde zugedeckt braten. Abdecken und<br />
kontrollieren, ob die Gans weich ist. Dann die Gans<br />
TIPP FÜR DEN<br />
KOCH DAHEIM<br />
Julienne: NÖ Hilfswerk<br />
bietet Schulsozialarbeit<br />
bereits seit<br />
zehn Jahren an. In<br />
erster Linie ist diese<br />
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Schulsozialarbeit für<br />
Kinder und Jugendliy“-<br />
Schulso Jugendliy“-<br />
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Kinder u fgsfd asdfern<br />
oder Personen aus<br />
dem schulischen<br />
Umfeld.<br />
Brunoise: Doris<br />
Fleischer-Wiesgrill,<br />
Tel.: 0676/878743302,<br />
www.hilfswerk.at<br />
wieder wenden und offen bei 190°C bräunen, wieder<br />
umdrehen, mit dem Bratensaft begißen und bräunen,<br />
bis die Haut knusprig ist. Gansl aus der Pfanne auf einen<br />
warmen Telleren Ofen auf 200°C zurückdrehen und eine<br />
weitere Stunde braten. Das Gansl umdrehen – Brustseite<br />
nach oben – eine weitere Stunde zugedeckt braten.<br />
Abdecken und kontrollieren, ob die Gans weich ist. Dann<br />
die Gans wieder wenden und offen bei 190°C bräunen,<br />
wieder umdrehen, mit dem Bratensaft begien stellen.<br />
Nach einer Stunde den Ofen auf 200°C zurückdrehen<br />
und eine weitere Stunde braten. Das Gansl umdrehen –<br />
Brustseite nach oben – eine weitere Stunde zugedeckt<br />
braten. Abdecken und kontrollieren, ob die Gans weich<br />
ist. Dann die Gans wieder wenden und offen bei 190°C<br />
bräunen, wieder umdrehen, mit dem Bratensaft begißen<br />
und bräunen, bis die Haut knusprig ist. Gansl aus der<br />
Pfanne auf einen warmen Teller Exped quiatatur aces<br />
nonseque num apitem quo con con repudae ento ommo<br />
illore volupti totatiur simetum ex etur aut ad quundantur?<br />
Tem. Nam facitium autem nonet eatur, sandita tiassun<br />
tustis rempore ditium utentent.<br />
Ma etur, nonse lique pores pelite pre, occaecu ptatur<br />
… und fertig! Die Zutaten<br />
sind auf der Rückseite, die<br />
Zubereitung im Inneren.<br />
wieder wenden und offen bei 190°C bräunen, wieder<br />
umdrehen, mit dem Bratensaft begißen und bräunen,<br />
bis die Haut knusprig ist. Gansl aus der Pfanne auf einen<br />
warmen Telleren Ofen auf 200°C zurückdrehen und eine<br />
weitere Stunde braten. Das Gansl umdrehen – Brustseite<br />
nach oben – eine weitere Stunde zugedeckt braten.<br />
Abdecken und kontrollieren, ob die Gans weich ist. Dann<br />
die Gans wieder wenden und offen bei 190°C bräunen,<br />
Auf der Rückseite gibt es die Zutatenliste mit praktischen Zusatztipps.<br />
Auf der Innenseite ist die Schritt-für-Schritt-Anleitung abgedruckt.<br />
So gelingt jedes Gericht mühelos – und schmeckt fantastisch.<br />
GESUND & LEBEN wünscht gutes Gelingen!<br />
3<br />
n HAUPTSPEISE<br />
n DESSERT<br />
✁<br />
✁<br />
n WÄRMENDES OFENGEMÜSE<br />
Zubereitung:<br />
Heizen Sie das Backrohr auf der höchsten Stufe vor. Währenddessen<br />
putzen Sie das Gemüse. Die Karotten unter<br />
fließendem Wasser mit einer Gemüsebürste waschen und<br />
in Spalten oder Scheiben schneiden. Die Roten Rüben in<br />
grobe Würfel schneiden. Die Kohlsprossen<br />
abspülen, die äußersten Blätter<br />
entfernen, die Sprossen halbieren.<br />
Den Karfiol gründlich waschen<br />
und in mundgerechte<br />
Röschen zerteilen. Die gewaschene<br />
Zucchini in dicke<br />
Scheiben schneiden<br />
(große Zucchini eventuell<br />
längs halbieren). Den Feta<br />
in Würfel schneiden und<br />
beiseitelegen.<br />
Das Gemüse auf ein leicht eingeöltes Backblech geben, mit<br />
etwas Öl beträufeln und großzügig salzen und würzen. Das<br />
Öl und die Gewürze mit den Händen gut unterarbeiten, das<br />
Gemüse gleichmäßig am Blech verteilen. Am Schluss die Fetawürfel<br />
auf dem Gemüse verstreuen.<br />
Im heißen Rohr so lange rösten, bis der Karfiol gar ist (er<br />
lässt sich dann leicht mit einem Zahnstocher oder einer Gabel<br />
einstechen).<br />
n EXTRA-TIPPS<br />
n Wenn Sie Erdäpfel dazugeben (in Würfeln oder<br />
Spalten), eignet sich das Ofengemüse auch als<br />
Hauptspeise. Oder Sie essen Brot dazu.<br />
n Wechseln Sie das Gemüse. Sehr gut funktioniert<br />
z. B. auch Kürbis!<br />
FOTOS: ISTOCK_ PETERHERMESFURIAN _ PETERHERMESFURIAN_ PETERHERMESFURIAN<br />
✁<br />
© ÖBB | Christoph Spranger<br />
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MÄNNER<br />
WANN<br />
IST ein Mann<br />
EIN MANN?<br />
Dürfen Männer weinen? Sollen sie in Karenz gehen?<br />
Und hat Friedrich Torbergs Tante Jolesch mit „Was<br />
ein Mann schöner ist wie ein Aff‘, ist ein Luxus“<br />
recht? Eine Wiener Männergruppe hinterfragt<br />
jahrtausendealte Rollenklischees.<br />
Stark. Erfolgreich. Unverwundbar.<br />
Männlichkeit geht meist mit diesen<br />
Attributen einher. Bis jetzt: In Wien<br />
gehen die Psychotherapeuten Benjamin<br />
Wagner und Matthias Tschannett in der<br />
Männergruppe „Mannsbuilder“ dem klassischen<br />
Rollenbild des Mannes auf den Grund.<br />
Und setzen sich gemeinsam mit ihren Teilnehmern<br />
damit auseinander, wie man Klischees<br />
aufbrechen kann.<br />
GEFÜHLE UND ERWARTUNGEN<br />
Benjamin und Matthias lernen einander im<br />
Zuge ihrer Psychotherapie-Ausbildung kennen.<br />
Vor mehr als einem Jahr tauschen sich die beiden<br />
Wiener über ihre Klienten aus. Benjamin<br />
berichtet dabei über immer wiederkehrende<br />
Themen, die seine vorwiegend männlichen<br />
Klienten beschäftigen – Sex und Beziehungen<br />
beispielsweise. Matthias spielt zu dieser Zeit<br />
schon länger mit der Idee, eine therapeutische<br />
Gruppe auf die Beine zu stellen. „Ich probiere<br />
gerne Dinge aus, und die Gruppentherapie ist<br />
ein therapeutisch spannender Rahmen. Mir<br />
fehlte aber noch ein griffiges Thema dafür“,<br />
sagt der 45-Jährige. Mit Benjamins Erzählungen<br />
fügt sich alles – und die „Mannsbuilder“ entstehen.<br />
Um Teilnehmer für ihre Gruppe zu finden,<br />
gehen die beiden Therapeuten einen ungewöhnlichen<br />
Weg: Sie schreiben unter anderem<br />
den Pensionistenverband, das Priesterseminar<br />
FOTO: ISTOCK/PROSTOCK-STUDIO, BEIGESTELLT<br />
und auch Gruppen im LGBTQ-Bereich an. Mit<br />
wenig Erfolg. „Aus der Not heraus“ gründen die<br />
beiden die Instagram-Seite „Mannsbuilder“.<br />
Und gewinnen so ihre ersten fünf Teilnehmer<br />
der Männergruppe, die im Oktober vergangenen<br />
Jahres schließlich startet. Am ersten Abend<br />
steht eine Kennenlernübung auf dem Programm.<br />
Und Brainstorming: Was wünsche ich<br />
mir von der Männergruppe? Herausgekommen<br />
sind sechs Themenbereiche, die die Männer<br />
interessieren: Herkunft und Familie, Beziehungen,<br />
Gefühle, Hürden und Hindernisse, Sexualität<br />
und Ich-Sein. Aber auch Schönheitsideale,<br />
feminine Seiten, Erwartungshaltungen und<br />
Rollenbilder beschäftigen die Teilnehmer, die<br />
alle zwischen 20 und 30 Jahre alt sind. Alle vierzehn<br />
Tage treffen sich die beiden Therapeuten<br />
daraufhin mit den fünf Männern.<br />
NEUE MÄNNLICHKEIT<br />
In der Männergruppe sprechen die Therapeuten<br />
über verschiedene Themen – auf<br />
Instagram wiederum posten sie Bilder, die<br />
Aufsehen erregen: Ein Stanitzel mit etlichen<br />
Eiskugeln darauf zeigt, was häufig unter Wut<br />
versteckt ist – Traurigkeit, Hilflosigkeit oder<br />
Frustration zum Beispiel. Und auch Botschaften<br />
wie „Heul doch“ und „Trau dich“<br />
sollen Männer dazu ermutigen, ihre Gefühle<br />
zu zeigen. Rollenbilder werden Männern wie<br />
Frauen meist in der Kindheit anerzogen. Es<br />
brauche einen gesellschaftlichen Diskurs, um<br />
diese aufzubrechen, sind sich die Therapeuten<br />
einig. Wut und Aggression, die von einem<br />
Mann ausgehen, sind gesellschaftlich oft<br />
weniger verpönt als Trauer und Verletzlichkeit.<br />
„Man wundert sich weniger, wenn ein Mann<br />
aggressiv wird, als wenn er weint“, sagt Benjamin<br />
Wagner. In ihrer „Mannsbuilder“-Gruppe<br />
stellten die Therapeuten fest, dass die Vielfalt<br />
der Gefühlswelt bei Männern eingeschränkt<br />
ist. Sie tun sich schwer, die richtigen Worte für<br />
Gefühle zu finden. Ein Rollentausch könne für<br />
beide Seiten hilfreich sein: „Es sollten mehr<br />
Männer Care-Arbeit leisten. Es sollte mehr<br />
Pädagogen in Kindergärten und Volksschulen<br />
geben. Und es sollte für Männer einfach<br />
sein, in Karenz zu gehen.“ Erfahren die beiden<br />
Männer auch Gegenwind für ihre Arbeit? „Es<br />
gibt kritische Kommentare. Auf einen Podcast<br />
mit uns sind auch verächtliche Kommentare<br />
gefolgt. Meist von Männern“, sagt Benjamin<br />
Wagner. Frauen hingegen begrüßen den<br />
neuen Zugang zur Männlichkeit: 60 Prozent<br />
aller Abonnentinnen und Abonnenten auf<br />
Instagram sind Frauen.<br />
„WIR MÖCHTEN EINEN DISKURS<br />
ZUM THEMA MÄNNER SCHAFFEN.<br />
IN DER GRUPPE UND AUF<br />
INSTAGRAM – UM ETWAS NEUES<br />
ENTSTEHEN ZU LASSEN.“<br />
Benjamin Wagner und Matthias Tschannett<br />
BILD AUF DEM KOPF<br />
Mit welchem Männerbild sind Benjamin und<br />
Matthias eigentlich selbst groß geworden?<br />
„Erfolgreich zu sein und eine Familie zu haben.<br />
Es war ein leistungsorientiertes Männerbild.<br />
Dieses Bild hat sich für mich über die Jahre<br />
aufgeweicht und ist ein bisschen freier und flexibler<br />
geworden. Das empfinde ich als Erleichterung“,<br />
sagt Tschannett. Wagner, der 15 Jahre<br />
jünger als sein Kollege ist, ist ähnlich aufgewachsen:<br />
„Ich bin damit groß geworden, dass<br />
der Mann das Geld nach Hause bringt. Nach<br />
diesem Männerbild lebe ich sicher nicht.“ Ein<br />
Jahr nach Beginn der ersten „Mannsbuilder“-<br />
Gruppe fällt das Resümee positiv aus: „Wir<br />
haben Revue passieren lassen, was sich getan<br />
hat, und es hat sich herausgestellt, dass sich<br />
bei unseren Teilnehmern einiges verändert hat.<br />
Das ist schön zu hören und bestärkt uns darin,<br />
weiterzumachen“, sind sich beide einig. Im<br />
Oktober startete die nächste „Mannsbuilder“-<br />
Gruppe – dieses Mal sind die Teilnehmer zwischen<br />
30 und 40 Jahre alt. Benjamin und Matthias<br />
wünschen sich für die Zukunft vor allem<br />
eines: „Wir möchten einen Diskurs zum Thema<br />
Männer schaffen. In der Gruppe und auf Instagram<br />
– um etwas Neues entstehen zu lassen.“<br />
<br />
DANIELA RITTMANNSBERGER n<br />
MANNS-<br />
BUILDER<br />
Jeden zweiten Dienstag<br />
im Monat trifft sich die<br />
Männergruppe um<br />
18 Uhr. Teilnehmen<br />
können Männer ab<br />
18 Jahren, egal welcher<br />
sexuellen Orientierung,<br />
welcher Herkunft oder<br />
welchem Glauben sie<br />
angehören. Deutschkenntnisse<br />
sind erforderlich.<br />
Die Abende finden in<br />
der Stumpergasse 65/8,<br />
1060 Wien statt.<br />
Informationen:<br />
matthias.tschannett@<br />
therapiebuero.at,<br />
therapie@benjamin.<br />
wagner.com<br />
66 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
67
LEBER<br />
DIE menschliche STOFFWECHSELFABRIK<br />
Unsere Leber nimmt es mit fast allen „Giftstoffen“, die wir dem Körper zuführen, auf.<br />
Aber Alkohol, falsche Ernährung und ein ungesunder <strong>Leben</strong>swandel können die Leber<br />
nachhaltig schädigen – mit durchaus dramatischen Folgen. GESUND & LEBEN<br />
zeigt, wie Sie Ihrer Leber Gutes tun können.<br />
68<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
FOTO: ISTOCK_ MI-VIRI_ PCH-VECTOR; BHS WIEN<br />
Lisa hat – ganz untypisch für sie – seit<br />
Tagen keinen Appetit. Sie fühlt sich<br />
müde und schlapp, manchmal ist<br />
ihr auch übel. Der gründliche medizinische<br />
Check, der Blutbefund und<br />
Ultraschalluntersuchung einschließt, ergibt<br />
die Diagnose Fettleber. Leider steht Lisa damit<br />
nicht alleine, die nicht alkoholische Fettlebererkrankung<br />
ist mittlerweile die häufigste Lebererkrankung<br />
in den westlichen Ländern – ausgelöst<br />
durch Übergewicht und mangelnde Bewegung.<br />
„Bei dieser Erkrankung wird verstärkt Fett in<br />
den Leberzellen eingelagert“, erklärt Univ.-Doz.<br />
Dr. Gerd Bodlaj, Leiter der hochspezialisierten<br />
Leberambulanz am Barmherzige-Schwestern-<br />
Krankenhaus Wien. „Wir kennen heute keine<br />
Hungerphasen mehr. Viele Menschen essen<br />
zu viel und zu ungesund und bewegen sich zu<br />
wenig“, weiß der Experte. So hat mittlerweile<br />
rund ein Drittel der Erwachsenen eine durch<br />
Fetteinlagerung vergrößerte Leber, auch sind<br />
immer häufiger übergewichtige Kinder und<br />
Jugendliche betroffen.<br />
ORGAN MIT SUPERPOWER<br />
Diese Zunahme an Erkrankungen ist tatsächlich<br />
alarmierend, ist doch die Leber eigentlich ein<br />
sehr widerstandsfähiges Organ mit unglaublichem<br />
Können. So ist sie in der Lage, Schäden zu<br />
reparieren und nachzuwachsen, und sie kann<br />
ihre Aufgaben auch dann noch erfüllen, wenn<br />
sie bereits teilweise geschädigt ist. Bodlaj: „Bei<br />
Univ.-Doz. Dr. Gerd Bodlaj,<br />
Leiter der hochspezialisierten<br />
Leberambulanz am<br />
Barmherzige-Schwestern-<br />
Krankenhaus Wien<br />
Lange Zeit wurde eine Fettlebererkrankung hauptsächlich mit einem übermäßigen Alkoholkonsum in Verbindung gebracht.<br />
Heute jedoch ist meist Übergewicht die Ursache. Die nicht alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist mittlerweile die häufigste<br />
Lebererkrankung in den westlichen Ländern. Davon betroffen ist ca. jede dritte erwachsene Person. Etwa 40 Prozent von<br />
diesen sind gefährdet, an Folgeerkrankungen wie Leberentzündung, Leberzirrhose oder Leberkrebs zu erkranken.<br />
Ursache für die Zunahme der NAFLD ist stark kalorienhaltige Ernährung und geringe körperliche Aktivität. Um die Leber zu<br />
entlasten, gilt daher: mehr Bewegung und weniger und gesünder essen. Das effektivste Mittel, um das Voranschreiten der<br />
NAFLD aufzuhalten oder sogar gegenzusteuern, ist<br />
eine dauerhafte Gewichtsreduktion. So kann bereits<br />
durcheine Abnahme von etwa fünf Prozent Gewicht der<br />
Fettgehalt in der Leber reduziert werden. Um das Risiko<br />
für Folgeerkrankungen zu verringern, ist ein Gewichtsverlust<br />
von zehn Prozent nötig. <br />
n<br />
einem gesunden Menschen könnte man 70 Prozent<br />
der Leber wegschneiden und die Funktion<br />
würde aufrecht bleiben.“ Nach nur wenigen<br />
Wochen würde sie schon wieder der Normalgröße<br />
entsprechen.<br />
Auch sonst verfügt die rosa-bräunliche Drüse<br />
über beeindruckende Fähigkeiten. Sie sorgt<br />
dafür, dass Nährstoffe, Vitamine und Spurenelemente<br />
optimal für den Körperstoffwechsel<br />
aufbereitet sind, und kann mit der Nahrung<br />
aufgenommene Schadstoffe umwandeln, verwerten<br />
oder ausscheiden. „Damit ist sie das<br />
zentrale Stoffwechselorgan und lebenswichtig“,<br />
betont der Leberspezialist. Andere Funktionen<br />
sind etwa die Produktion von Gallenflüssigkeit<br />
oder von Eiweißen, die für die Blutgerinnung<br />
und das Abwehrsystem wichtig sind. Mit rund<br />
1,5 kg ist sie zudem das größte innere Organ<br />
des Menschen. Sie liegt im rechten Oberbauch,<br />
gleich unter dem Zwerchfell und in unmittelbarer<br />
Nähe zum Rippenbogen.<br />
KRANK, ABER SCHMERZFREI<br />
Womit aber selbst so ein Kraftwerk wie<br />
die Leber nicht zurechtkommt, ist<br />
längerfristige Überforderung.<br />
„Führt man ihr zu viele Giftstoffe<br />
wie Alkohol zu, wird<br />
sie überlastet“. Und das kritische<br />
Tageslimit für Alkohol<br />
ist relativ schnell erreicht: So<br />
gelten bereits 10 Gramm reiner<br />
GEFAHR ÜBERGEWICHT<br />
„DIE NICHT ALKOHOLISCHE<br />
FETTLEBERERKRANKUNG IST<br />
MITTLERWEILE DIE HÄUFIGSTE<br />
LEBERERKRANKUNG IN DEN<br />
WESTLICHEN LÄNDERN.“<br />
69
URSACHEN VON<br />
LEBERERKRANKUNGEN<br />
normale Leberi<br />
LEBER<br />
QUELLE: SIMENS HEALTHCARE<br />
übermäßiger<br />
Alkoholkonsum<br />
ERKRANKUNGEN<br />
DER LEBER<br />
Akute Hepatitis A<br />
wird fast ausschließlich durch schlechte hygienische<br />
Verhältnisse übertragen. In den Tropen erfolgt eine<br />
Ansteckung oftmals über die Nahrung. Hepatitis A<br />
heilt meistens nach ein paar Wochen von allein ab.<br />
Es gibt eine Schutzimpfung.<br />
Akute Hepatitis B<br />
wird über Blut oder andere Körperflüssigkeiten übertragen.<br />
Die Erkrankung wird meistens chronisch<br />
und die Leber nimmt immer mehr Schaden – das<br />
kann bis zu einem Lebertumor führen. Zur Prävention<br />
gibt es eine Schutzimpfung.<br />
Akute Hepatitis C<br />
wird meistens über Nadelstichverletzungen oder intravenösen<br />
Drogenkonsum übertragen. Auch sie wird<br />
in den meisten Fällen chronisch. Heute ist Hepatitis<br />
C jedoch mit geeigneten Medikamentenkombinationen<br />
fast immer heilbar.<br />
Fettleber<br />
In den Industriestaaten ist die Fettleber die häufigste<br />
Lebererkrankung. Die Ursachen sind u. a. übermäßiger<br />
Alkoholkonsum, Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte;<br />
Fettstoffwechselstörungen<br />
Alkoholbedingte Lebererkrankung<br />
Die Folgen sind eine Fettleber, entzündliche Bereiche<br />
in der Leber und später eine beginnende Fibrose<br />
und Leberzirrhose.<br />
Lebertumor<br />
Dem Lebertumor, auch hepatozelluläres Karzinom<br />
(HCC) genannt, geht in der Regel eine chronische<br />
Leberzellschädigung voraus. Die Symptome sind<br />
sehr uncharakteristisch, möglich sind etwa Oberbauchschmerzen,<br />
Müdigkeit, Abgeschlagenheit<br />
und Gewichtsverlust. Die Therapie des HCC erfolgt<br />
stadienabhängig, wobei in den frühen Stadien<br />
kurative Ansätze und in bestimmten Fällen auch<br />
eine Transplantation möglich sind, wohingegen die<br />
Heilungswahrscheinlichkeit mit der zunehmenden<br />
Größe und Metastasierung des Tumors abnimmt. n<br />
übermäßiger<br />
Medikamentenkonsumi<br />
entzündete Leberi<br />
fibrotische Leber<br />
Diabetesi<br />
Hepatitis-Infektioneni<br />
Adipositasi<br />
Alkohol bei Frauen und 20 Gramm bei Männern<br />
als maximale Tagesdosis, wobei 10 Gramm<br />
etwa einem Achtel Wein entsprechen.<br />
Ist die Leber stark angegriffen, können sich<br />
Zellen nicht mehr regenerieren und eine Leberzirrhose<br />
entsteht. Das gilt übrigens auch für die<br />
nicht alkoholische Fettleber. Ist die Erkrankung<br />
fortgeschritten und treten entzündliche Reaktionen<br />
auf, kann auch diese in einer Leberzirrhose<br />
münden. „Übersetzt bedeutet das<br />
Narbenleber. Denn wird die Leber über Jahre<br />
verletzt, vernarbt sie schließlich, bekommt<br />
eine höckerige Oberfläche und wird hart. Je<br />
härter, desto weniger funktionelles Lebergewebe<br />
gibt es. Bei Patienten mit einer Zirrhose<br />
fährt die Leber also nur noch auf Sparflamme“,<br />
beschreibt der Mediziner das Krankheitsbild,<br />
das typischerweise meist unbemerkt beginnt.<br />
Eine Tatsache, die auch für andere Lebererkrankungen<br />
gilt, weiß Bodlaj: „Die Leber ist heimtückisch.<br />
Da sie keine Nervenzellen hat, sendet<br />
sie keine Schmerzsignale aus, wenn es ihr<br />
nicht gut geht. Manche Patienten spüren deshalb<br />
trotz fortgeschrittener Erkrankung keine<br />
Schmerzen.“<br />
HEPATITIS BIS KREBS<br />
Während die Fettleber und ihre Folgeerkrankungen<br />
im Steigen begriffen sind, nimmt die<br />
in unserer Vorstellung am häufigsten mit der<br />
Leber verbunden Krankheit – nämlich Hepatitis<br />
C – ab. „Hepatitis C war die Geisel der Vergangenheit“,<br />
erklärt der Leiter der Leberambulanz.<br />
„Sie hat aber ihren Schrecken verloren, weil es<br />
70 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
FOTOS:ISTOCK_ ROSADU _ APPLEUZR<br />
seit einigen Jahren hervorragende Therapien<br />
gibt, die sehr hohe Erfolgsraten und kaum<br />
Nebenwirkungen haben.“<br />
Das hepatozelluläre Karzinom, also Leberkrebs,<br />
entsteht schließlich in der Regel in der<br />
vorgeschädigten Leber. Risikofaktoren sind also<br />
bestehende chronische Lebererkrankungen,<br />
Zigarettenrauchen oder jahrelanger übermäßiger<br />
Alkoholkonsum. Auch hier ist das Problem,<br />
dass Beschwerden meist sehr spät auftreten,<br />
sodass der Tumor oft erst in einem späten und<br />
kaum therapierbaren Stadium diagnostiziert<br />
wird.<br />
GUTES FÜR DIE LEBER<br />
Generell gilt, dass Lebererkrankungen meist<br />
einen eklatanten Wandel des <strong>Leben</strong>sstils erfordern,<br />
wie etwa Ernährungsumstellung oder<br />
Verzicht auf Alkohol. Bodlaj: „Eine Leberzirrhose<br />
ist nicht vollständig heilbar, da einmal<br />
vernarbtes Gewebe nicht mehr nachwächst.<br />
Aber das noch Bestehende kann sich zu einem<br />
gewissen Grad erholen. Entscheidend dafür ist,<br />
dass sich Patienten an das Behandlungskonzept<br />
halten.“<br />
Damit es erst gar nicht so weit kommt, kann<br />
jeder etwas für die <strong>Gesund</strong>heit seiner Leber<br />
unternehmen – beispielsweise durch den Verzicht<br />
auf bestimmte <strong>Leben</strong>smittel wie Paniertes<br />
und Frittiertes, Fertiggerichte, Weißmehlprodukte,<br />
stark zuckerhaltige Speisen und<br />
„EINE LEBERZIRRHOSE<br />
IST NICHT VOLLSTÄNDIG<br />
HEILBAR, DA EINMAL<br />
VERNARBTES GEWEBE<br />
NICHT MEHR NACHWÄCHST.“<br />
Getränke, Fruchtzucker und Alkohol. Positiv<br />
beeinflusst wird das Organ hingegen durch<br />
eine ausgewogene Ernährung, wenig Fleischanteil,<br />
reichlich Fischkonsum und Kaffee.<br />
Auch Bewegung wirkt sich günstig auf die Leber<br />
aus, da die Durchblutung und der Stoffwechsel<br />
angeregt werden.<br />
„Um der Leber Gutes zu tun, sind Regenerationsphasen<br />
wichtig“, betont Mediziner<br />
Bodlaj. „So sollte man nicht täglich Alkohol<br />
konsumieren.“ Mindestens zwei alkoholfreie<br />
Tage pro Woche wären positiv. Auch Fasten hält<br />
der Leberexperte für sehr sinnvoll. Dazu sollte<br />
jeder seine Leberwerte jährlich kontrollieren<br />
sowie einen Bauchultraschall machen lassen.<br />
<br />
HEIKE KOSSDORFF n<br />
ZU VIEL ZUCKER MACHT DIE LEBER KRANK!<br />
Der Ratschlag „An apple a day keeps<br />
the doctor away“ stammt aus einer Zeit,<br />
als Vitamine und frisches Obst Mangelware<br />
waren. Aktuell sagen Ernährungswissenschafter<br />
und Hepatologen hingegen: „Ein Apfel<br />
ist gesund. Zwei machen die Leber fett.“<br />
Das erklärt Prof. Ansgar W. Lohse,<br />
Klinikdirektor aus Hamburg und einer der<br />
renommiertesten Leberspezialisten Europas,<br />
in seinem aktuellen Buch „Das Schweigen<br />
der Leber“.<br />
„Heute wissen wir, dass unser Körper<br />
keine Fruktose braucht. In kleinen Mengen<br />
werden Magen, Darm und Leber trotzdem<br />
problemlos damit fertig. Doch für die sinnvolle<br />
Verarbeitung größerer Mengen sind sie<br />
von der Evolution nicht ausgelegt“, so der<br />
Mediziner. „Dennoch konsumieren wir alle<br />
zunehmend Fruktose, vor allem als vermeintlich<br />
gesunden Ersatz für den in jüngster Zeit<br />
immer heftiger geschmähten raffinierten<br />
Zucker.“<br />
Zu den Nahrungsmitteln, die Fruktose<br />
enthalten, gehören beispielsweise Fertigmüsli,<br />
Wurst, Mayonnaise, Brot, praktisch<br />
alle Diabetikerprodukte, Wein und alles, was<br />
Sorbit enthält. Lohse: „Gelangt Fruktose in<br />
die Leber, kann sie dort nicht in Brennstoff<br />
umgewandelt werden. Um sie dennoch loszuwerden,<br />
verarbeitet sie die Leber, verkürzt<br />
gesagt, zu Fett.“ Die amerikanische Molekularbiologin<br />
und Ernährungsforscherin Dr.<br />
Kimber L. Stanhope von der US-amerikanischen<br />
University of California at Davis lieferte<br />
mit einem Versuch den schlagenden Beweis<br />
dafür, dass Fruktose wesentlich für die rapide<br />
Entwicklung der Volkskrankheit Nummer<br />
eins, der nicht alkoholischen Fettleber, mitverantwortlich<br />
ist. Selten ist übrigens übermäßiger<br />
Obstverzehr das Problem. Vielmehr<br />
jener von <strong>Leben</strong>smitteln und Getränken,<br />
denen Fruktose künstlich zugesetzt wurde. n<br />
n BUCHTIPP<br />
Das Schweigen der Leber<br />
Ansgar W. Lohse, Ulf C.<br />
Goettges<br />
TRIAS, 2020<br />
Preis17,90<br />
Selten ist übrigens übermäßiger<br />
Obstverzehr das Problem. Vielmehr<br />
jener von <strong>Leben</strong>smitteln<br />
und Getränken, denen Fruktose<br />
künstlich zugesetzt wurde.<br />
n<br />
71
Trockene Haut<br />
PATIENTENGESCHICHTE<br />
Barbara Seidl konnte durch<br />
Ernährungsumstellung und<br />
Mentaltraining die<br />
Schuppenflechte besiegen.<br />
Dass die Haut als größtes Organ<br />
des Menschen auf seelische<br />
Belastungen reagieren kann,<br />
ist hinlänglich bekannt. So<br />
erging es auch einer jungen<br />
Niederösterreicherin, die jahrelang<br />
an Schuppenflechte litt. Als sie<br />
achtsamer mit sich umging und ihre<br />
Ernährung änderte, verschwanden<br />
die schuppigen Stellen.<br />
Über zehn Jahre lang gehören rote,<br />
schuppende Stellen am ganzen<br />
Körper zum <strong>Leben</strong> von Barbara<br />
Seidl. Sie probiert verschiedene<br />
Therapien aus, ehe sie, gezwungen<br />
durch einen Magen-Darm-Virus, ihre<br />
Ernährung ändert. Und die Schuppenflechte<br />
dadurch plötzlich verschwindet.<br />
KÖRPER & SEELE LEIDEN<br />
Barbara Seidl wohnt in Alberndorf, im Bezirk<br />
Hollabrunn. Als sie 17 Jahre alt ist, besteht sie<br />
eine Prüfung in der Schule nicht, für die sie<br />
viel gelernt hat. Sie fühlt sich gestresst – und<br />
bemerkt plötzlich viele Pünktchen am ganzen<br />
Körper. Die roten Stellen schmerzen „höllisch“,<br />
sie jucken, und Barbara kratzt sich, bis<br />
sie blutet. Von Tag zu Tag wird es schlimmer,<br />
bis Barbaras Mutter sie zum Hautarzt schickt.<br />
Dort erhält sie die Diagnose Schuppenflechte,<br />
auch Psoriasis genannt. Es handelt sich dabei<br />
um eine chronische Autoimmunkrankheit,<br />
die nicht ansteckend ist. Typische Symptome<br />
sind rote Flecken, die mit Schuppen bedeckt<br />
sind und stark jucken. Die Erkrankung verläuft<br />
in Schüben. Barbara erhält eine Salbe, die sie<br />
HAUT<br />
auf die einzelnen Punkte tupft. Immer abends<br />
beginnt das Prozedere, ihre Mutter hilft ihr<br />
dabei. Für ein paar Wochen verschwindet die<br />
Schuppenflechte, ehe sie wiederkommt. Der<br />
Arzt verschreibt der jungen Frau eine stärkere<br />
als Spiegel<br />
der Seele<br />
FOTO: ISTOCK_SVETLANA MALYSHEVA, BEIGESTELLT<br />
Salbe. Und rät der heute 31-Jährigen zu einer<br />
alternativen Behandlungsform: der Bestrahlung.<br />
Die Freistunde verbringt Barbara daraufhin<br />
meist beim Hautarzt, der sie anfangs für<br />
20 Sekunden bestrahlt. Doch die Erkrankung<br />
beeinflusst auch andere Bereiche in ihrem<br />
<strong>Leben</strong>: In der Schule wird sie gemobbt. Und<br />
gefragt, ob sie denn eine Affäre mit ihrem Hautarzt<br />
habe. Wenn sie in die Disco geht, sieht man<br />
im Schein des Lichts die roten Punkte. Manchmal<br />
weint sie, wenn sie ihren Körper betrachtet.<br />
Doch die Bestrahlung und die Cremes helfen,<br />
wenn Barbara alles durchgehend anwendet.<br />
Das sei sehr zeitintensiv gewesen, erinnert sie<br />
sich. Und immer wieder kehrt die Schuppenflechte<br />
zurück. Barbara sucht eine Vielzahl an<br />
Ärztinnen und Ärzten auf. Viele fragen sie, ob sie<br />
denn erblich vorbelastet sei. Barbara verneint –<br />
niemand sonst in ihrer Familie hat Schuppenflechte.<br />
Und: Die Frau leidet nicht nur wegen<br />
der juckenden Hautstellen, sie ist auch häufig<br />
krank. Denn durch die Schuppenflechte ist ihr<br />
Immunsystem geschwächt. „Ich fühlte mich oft<br />
als Mensch zweiter Klasse. Ich musste viele Therapien<br />
ausprobieren, die auch viel Geld gekostet<br />
haben. Und immer einen gewissen Aufwand<br />
betreiben. Ich habe mir gewünscht, so sein zu<br />
können wie gesunde Menschen“, sagt Barbara<br />
Seidl.<br />
HEILENDE ERNÄHRUNG<br />
Nach der Schule studiert die junge Frau Personalmanagement<br />
und arbeitet nebenbei.<br />
Zu dieser Zeit habe sie viel zu wenig auf sich<br />
geachtet und sich zu wenig Erholung zugestanden,<br />
sagt Barbara heute. Sie ernährt sich<br />
schlecht, steht permanent unter Druck und<br />
akzeptiert, dass sie ihre Schuppenflechte nicht<br />
mehr loswird. Durch den extremen Schuppenbelag<br />
gehen Barbara Seidl die Haare aus. Sie<br />
probiert nach wie vor alles Mögliche aus: Sie<br />
geht Fischbaden und lässt sich von den<br />
Tieren die Haut abknabbern. Sie verwendet<br />
ein spezielles Shampoo.<br />
Sie geht auf Kur. Und verbringt<br />
im Sommer immer einige Zeit<br />
am Meer, denn dort verbessert<br />
sich ihre Erkrankung. Vor<br />
drei Jahren erkrankt die Weinviertlerin<br />
plötzlich an einem<br />
hartnäckigen Magen-Darm-<br />
Virus. Sie kann nichts mehr<br />
essen und ernährt sich drei<br />
Wochen lang nur von Suppe.<br />
Dadurch verliert sie stark an<br />
Gewicht. Hilfesuchend wendet<br />
sie sich an eine Freundin,<br />
die Barbara von der chinesi-<br />
Barbara Seidl:<br />
„ICH MÖCHTE<br />
BEWUSSTSEIN<br />
DAFÜR SCHAFFEN,<br />
DASS MAN VIEL<br />
MEHR AUF SICH<br />
SELBST ACHTEN<br />
SOLLTE.“<br />
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auch bei Neurodermitis<br />
Kann der Entstehung von Juckreiz<br />
und Entzündungen vorbeugen<br />
Kann irritierte, trockene Haut<br />
wirksam beruhigen<br />
Bei regelmäßiger Anwendung<br />
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72 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
73<br />
www.dermasence.at
PATIENTENGESCHICHTE<br />
schen TCM-Ernährung erzählt. Sie sucht<br />
daraufhin eine Ernährungsberaterin auf,<br />
die ihr eine Liste mit Nahrungsmitteln<br />
erstellt, die sie essen darf, und mit jenen,<br />
die sie vermeiden soll. Barbara stellt daraufhin<br />
ihre Ernährung grundlegend um:<br />
Sie isst nun vorwiegend vegan, nur auf<br />
Eier und Schafkäse will sie nicht verzichten.<br />
Sie trinkt keinen Alkohol, isst keinen<br />
Weizen und Zucker. Und sie fängt damit<br />
an, Mentaltraining und Yoga zu praktizieren.<br />
All diese Veränderungen macht sie,<br />
um den Magen-Darm-Virus zu bekämpfen<br />
– das wirkt sich aber zu ihrer Überraschung<br />
auch auf die Schuppenflechte aus:<br />
Zwei Monate nach ihrer Ernährungsumstellung<br />
hat Barbara Seidl keine Symptome<br />
einer Schuppenflechte mehr.<br />
ERFAHRUNG TEILEN<br />
Zweieinhalb Jahre ist es her, dass Barbara<br />
Seidl zuletzt Symptome hatte. Ganz leicht<br />
merkt sie die Schuppenflechte manchmal<br />
noch an den Ellbogen. Das ist ein Zeichen<br />
für sie, mehr auf sich selbst zu achten. Seit<br />
sie mit ihrem Studium fertig ist und die<br />
Doppelbelastung wegfällt, sei auch der<br />
Stress weniger geworden. Nun habe sie<br />
mehr Zeit für sich, erzählt die 31-Jährige.<br />
Die junge Frau arbeitet in psychologischen<br />
Gesprächen viel an sich selbst, nimmt<br />
Basenbäder und betreibt Ausdauer- und<br />
Kraftsport. Auch beruflich möchte sich<br />
die Niederösterreicherin neu orientieren<br />
und absolviert zurzeit eine Ausbildung im<br />
Ernährungsbereich. „Ich möchte Bewusstsein<br />
dafür schaffen, dass man viel mehr<br />
auf sich selbst achten sollte“, sagt Barbara<br />
Seidl. Durch ihre Erfahrungen kommt sie<br />
auch auf die Idee, ein Buch über ihr <strong>Leben</strong><br />
mit der Krankheit zu schreiben. Neben<br />
ihrer <strong>Leben</strong>sgeschichte werden darin auch<br />
Lieblingsrezepte, <strong>Gesund</strong>heitstipps und<br />
Mentaltraining enthalten sein. Ein E-Book<br />
mit dem Titel „<strong>Gesund</strong>e Frühstücksrezepte“<br />
gibt es bereits auf ihrer Homepage<br />
gratis zu lesen. In Zukunft möchte Barbara<br />
Seidl im Ernährungsbereich Fuß fassen<br />
und viele Menschen erreichen, um sie mit<br />
ihrer Erfahrung zu begleiten und zu ermutigen,<br />
mehr auf sich selbst zu achten.<br />
<br />
DANIELA RITTMANNSBERGER n<br />
Barbara Seidl<br />
möchte nun<br />
ihre positven<br />
Erfahrungen<br />
mit gesunder<br />
Ernährung mit<br />
anderen teilen.<br />
FOTO: ISTOCK_HELIVIDEO, _PRIMEIMAGES, BEIGESTELLT<br />
Schuppenflechte & Neurodermitis<br />
Sowohl die Neurodermitis als auch die Schuppenflechte sind Entzündungskrankheiten der Haut,<br />
die zu Rötungen und zu Schuppung führen. GESUND & LEBEN erläutert die Unterschiede.<br />
Schuppenflechte<br />
(Psoriasis) ist eine<br />
chronische Autoimmunkrankheit,<br />
die<br />
nicht ansteckend ist.<br />
Typische Symptome<br />
der Schuppenflechte<br />
sind rote Flecken, die<br />
mit Schuppen bedeckt<br />
sind und stark jucken.<br />
Die Schuppenflechte<br />
verläuft in Schüben.<br />
Neurodermitis, auch<br />
atopische Dermatitis<br />
genannt, ist die häufigste<br />
chronisch-entzündliche<br />
Hauterkrankung. Sie tritt<br />
meist im Kindesalter auf und<br />
verbessert sich im Verlauf,<br />
kann jedoch bis ins Erwachsenenalter<br />
fortbestehen<br />
oder auch im Alter erstmals<br />
auftreten. Neurodermitis<br />
tritt häufig in Verbindung<br />
mit anderen Krankheiten<br />
wie beispielsweise Asthma<br />
bronchiale auf.<br />
Unterschiede: Bei beiden Erkrankungen spielen erbliche<br />
Komponenten eine Rolle, allerdings führt vor allem die<br />
Schuppenflechte zu einer familiären Häufung. Neurodermitis<br />
tritt meist erstmals zwischen dem dritten und sechsten<br />
<strong>Leben</strong>smonat auf. Bei Schuppenflechte sind die Patienten<br />
zum Zeitpunkt des Erkrankens meist zwischen 20 und 30<br />
Jahre alt. Schuppenflechte betrifft vor allem die Streckseiten<br />
von Armen und Beinen und den unteren Rücken sowie die<br />
behaarte Kopfhaut und Fingernägel. Gerötete Stellen bei Neurodermitis<br />
sind meist Armbeugen, Kniekehlen sowie Kopfund<br />
Halsbereich. Bei der Schuppenflechte sind die betroffenen<br />
Stellen abgegrenzt und rot, bei Neurodermitis unscharf<br />
begrenzt, gerötet und trocken. Neurodermitis gehört zum<br />
atopischen Formenkreis – das heißt: Asthma und allergischer<br />
Schnupfen zählen ebenfalls dazu. Neurodermitis erscheint<br />
häufig gemeinsam mit anderen Erkrankungen dieses Kreises.<br />
Bei Schuppenflechte kommt es hingegen zu einer Entzündung<br />
der Gelenke. Die Therapieziele sind daher unterschiedlich:<br />
Bei Schuppenflechte ist es das Ziel, die überschüssigen<br />
Hornhautzellen aufzulösen und die Zellvermehrung zu reduzieren.<br />
Bei Neurodermitis ist es wichtig, die Triggerfaktoren<br />
bzw. Allergene zu vermeiden. Mithilfe einer Basispflege wird<br />
der Feuchtigkeitsverlust vermindert.<br />
Kreative Bastelideen<br />
und viele Inspirationen<br />
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DAS KREATIVE PAGRO DISKONT MAGAZIN<br />
Neurodermitis<br />
Das juckt<br />
mich nicht<br />
mehr!<br />
Trockene, gerötete und stark juckende Haut – damit leben Menschen, die an Neurodermitis<br />
leiden. Ständiges Kratzen, schlaflose Nächte und Beeinträchtigungen im<br />
Alltag gehören mitunter zu den Folgen. In Österreich sind etwa 2 bis 5 Prozent der<br />
Erwachsenen von Neurodermitis betroffen.<br />
Die Behandlung hängt von der Schwere der Erkrankung und Belastung ab. Cremes<br />
und Kortison waren lange Zeit die einzige Möglichkeit, die Symptome in Schach zu<br />
halten. Doch besonders bei mittelschweren und schweren Verläufen reichen diese<br />
oft nicht aus, um Neurodermitis unter Kontrolle zu bringen.<br />
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NOVEMBER &<br />
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Neue Behandlungen der Neurodermitis.<br />
Die gute Nachricht: für mittelschwere bis schwere Neurodermitis gibt<br />
es neue Therapien, die den Juckreiz rasch und deutlich lindern und<br />
für ein neues Hautgefühl sorgen können. Dazu zählen unter anderem Biologika, die<br />
mittels Spritze verabreicht werden und einen bestimmten Signalweg der Entzündung<br />
blockieren. Seit kurzem gibt es sogenannte kleine Moleküle in Tablettenform, die direkt<br />
in den Zellen wirken und dort die Entzündung stoppen. Damit können Patient*innen<br />
oftmals beschwerdefrei werden! Wichtig ist, sich laufend über neue Therapien zu informieren<br />
und mit Hautärzt*innen über eine passende Lösung zu sprechen!<br />
Wie sehr belastet Neurodermitis?<br />
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ob Sie gezielte Hilfe bei Ihren Hautärzt*innen einfordern sollten.<br />
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unter neurodermitis-online.at<br />
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Bild: istockphoto.com © AzmanL<br />
Das Model auf dem Bild steht repräsentativ für Patient*innen und ist nicht von der Krankheit betroffen.<br />
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DRUCK<br />
Es müssen nicht<br />
immer (nur)<br />
Medikamente sein:<br />
Auch Heilpflanzen,<br />
Vitalstoffe sowie ein<br />
allgemein gesunder<br />
<strong>Leben</strong>sstil können<br />
den Blutdruck<br />
senken.<br />
Claudia Ritter,<br />
Heilpraktikerin,<br />
Autorin mehrerer<br />
naturheilkundlicher<br />
Bücher zur Pflanzenheilkunde<br />
sowie offizielle<br />
Phytotherapie-<br />
Sachverständige, DE<br />
Man darf ihn durchaus als<br />
Volksleiden bezeichnen: In<br />
Österreich sind laut Statistik<br />
Austria 1,6 Millionen Menschen<br />
für Bluthochdruck<br />
betroffen, das ist jede fünfte Person ab 15 Jahren.<br />
Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl:<br />
In der Altersgruppe 75+ sind es sogar mehr als<br />
die Hälfte, die an Hypertonie (so der medizinische<br />
Fachausdruck von Bluthochdruck) leiden.<br />
Damit ist hoher Blutdruck die dritthäufigste<br />
chronische Krankheit hierzulande (nach chronischen<br />
Rückenschmerzen und Allergien).<br />
BITTE ERNST NEHMEN!<br />
Obwohl Hypertonie lange Zeit keine Beschwerden<br />
verursacht, sollte sie nicht verharmlost<br />
werden: „Bluthochdruck schädigt auf Dauer<br />
wichtige Organe wie das Herz und die Herzkranzgefäße<br />
sowie alle weiteren Blutgefäße<br />
wie die des Gehirns und der Nieren. Das kann<br />
lebensbedrohliche Erkrankungen nach sich<br />
ziehen“, betont Claudia Ritter. Ritter ist Heilpraktikerin<br />
aus Deutschland, Autorin mehrerer<br />
naturheilkundlicher Bücher zur Pflanzenheilkunde<br />
sowie offizielle Phytotherapie-Sachverständige.<br />
„Liegt Bluthochdruck bereits vor,<br />
kann er in den meisten Fällen gut behandelt<br />
werden“, beruhigt die Expertin – und zwar vielschichtiger,<br />
als man vielleicht glauben mag:<br />
„Neben präventiven Maßnahmen, einem frühzeitigen<br />
Erkennen und einer medikamentösen<br />
Therapie sind natürliche Heilverfahren von<br />
großer Bedeutung.“<br />
GROSSE ERFOLGE MIT DER NATUR<br />
In Fällen einer moderaten bis mittelschweren<br />
Hypertonie lassen sich die Werte mit natürlichen<br />
Mitteln senken – „die Erfolge können<br />
dabei so groß sein, dass manche Patienten<br />
überhaupt keine chemischen Blutdrucksenker<br />
mehr benötigen beziehungsweise deren Dosierung<br />
stark verringern können“. Bei schweren<br />
Formen können sie therapiebegleitend angewendet<br />
werden. Ein weiterer Vorteil, betont Ritter:<br />
„Bei natürlichen Mitteln ist die Gefahr von<br />
Nebenwirkungen sehr gering.“ In Kombination<br />
mit einer <strong>Leben</strong>sstiländerung, so die Expertin<br />
weiter, können sie den Bluthochdruck nachhaltig<br />
senken sowie auch die damit verbundenen<br />
Folgeerkrankungen vermeiden.<br />
GESUNDER LEBENSSTIL<br />
Apropos <strong>Leben</strong>sstilveränderung: Das Wichtigste,<br />
was Sie als Hypertonie-Betroffene(r)<br />
selbst tun können, ist, sich von schlechten<br />
Gewohnheiten zu verabschieden und im<br />
wahrsten Sinne des Wortes aktiv zu werden:<br />
Ausreichend Sport und Alltagsbewegung können<br />
laut der Deutschen Herzstiftung die Blutdruckwerte<br />
um circa 5 bis 10 mm Hg senken<br />
– vorausgesetzt, Sie sind mindestens fünfmal<br />
pro Woche für je 30 Minuten aktiv. Damit einher<br />
geht der Kampf gegen Übergewicht, ohne<br />
den es auch bei Hypertonie nicht geht: Mehrere<br />
Studien konnten belegen, dass eine Gewichtsabnahme<br />
von rund vier Kilogramm den Blutdruck<br />
um durchschnittlich 3 bis 5 mm Hg senken<br />
kann.<br />
Zu einem gesunden <strong>Leben</strong>sstil gehört natürlich<br />
auch ein Nikotinverzicht (laut Deutscher<br />
Herzstiftung sinkt der Blutdruck schon eine<br />
Woche nach dem Rauchstopp!) sowie das Vermeiden<br />
von Stress. „Dazu zählen nicht nur<br />
regelmäßige Pausen und ausreichend Schlaf,<br />
sondern auch Entspannungstechniken wie<br />
Yoga, Qigong, autogenes Training oder progressive<br />
Muskelentspannung“, erklärt Ritter.<br />
Einen günstigen Einfluss auf den Kreislauf von<br />
Bluthochdruck-Patienten haben auch Kneippgüsse,<br />
Knie- und Schenkelgüsse sowie Armgüsse.<br />
Zudem werden Betroffenen aufgrund<br />
der gefäßerweiternden Wirkung regelmäßige<br />
Saunagänge sowie Massagen empfohlen.<br />
BLUTDRUCKSENKENDE HEILPFLANZEN<br />
Einen zentralen Stellenwert, um den Blutdruck<br />
auf natürliche Weise zu senken, nimmt freilich<br />
76<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
FOTO: ISTOCK_NIK01AY_ FCAFOTODIGITAL; PRIVAT<br />
Normaler Blutdruck<br />
optimal<br />
normal<br />
noch normal<br />
Hoher Wert<br />
(systolisch in mm Hg)<br />
unter 120<br />
120 –129<br />
130 –139<br />
HYLO ® –<br />
DER MARKTFÜHRER 1<br />
JETZT IN NEUEM GEWAND.<br />
Niedriger Wert<br />
(diastolisch in mm Hg)<br />
unter 80<br />
80–84<br />
85–89<br />
Informationen, Tipps & Tricks unter hylo.at<br />
die Ernährung ein. Viele <strong>Leben</strong>smittel weisen<br />
eine blutdrucksenkende Wirkung auf, vor<br />
allem Heilpflanzen spielen hier eine wichtige<br />
Rolle. „Pflanzenzubereitungen sind für mich<br />
bei Bluthochdruck das Mittel der Wahl, wenn<br />
herkömmliche Maßnahmen wie eine Änderung<br />
des <strong>Leben</strong>sstils nicht (mehr) helfen“, so<br />
Ritter. „Zudem unterstützen sie effektiv eine<br />
medikamentöse Therapie.“ Heilpflanzen gibt<br />
es getrocknet oder als Tee, Tinktur, Kapsel oder<br />
Elixier zu kaufen. „Lesen Sie bitte immer die<br />
Anwendungshinweise, da nicht jedes Kraut<br />
für jeden Menschen geeignet ist“, betont die<br />
WELCHER<br />
BLUTDRUCK<br />
NORMAL IST<br />
Bei der Blutdruckmessung<br />
werden zwei Werte ermittelt:<br />
ein hoher, während<br />
das Herz bei jedem Schlag<br />
pumpt, und ein niedriger in<br />
den Pausen dazwischen.<br />
Hochdruck<br />
leicht<br />
mittel<br />
schwer<br />
Empfehlung<br />
sich freuen<br />
zufrieden sein<br />
häufiger kontrollieren<br />
Hoher Wert<br />
(systolisch in mm Hg)<br />
140–159<br />
160–179<br />
über 179<br />
QUELLE: AGARWAL, R. ET AL._HYPERTENSION 2008<br />
Expertin. „Im Zweifel fragen Sie einen kräuterkundigen<br />
Arzt, Apotheker oder Heilpraktiker<br />
um Rat.“ Einige Beispiele:<br />
Bärlauch und Knoblauch erweitern die<br />
Gefäße, was zur Blutdrucksenkung führt. „Sie<br />
schützen vor Arteriosklerose und hemmen<br />
zudem die die Verklebung von Blutblättchen,<br />
sodass die Fließgeschwindigkeit des Blutes und<br />
der Lymphe erhöht wird.“ Durch eine längere<br />
Einnahme von Knoblauchpräparaten ist eine<br />
Senkung des systolischen Blutdrucks um circa<br />
10 mmHG möglich, so die Expertin. Aber Achtung:<br />
„Geruchlose Knoblauchpräparate sind<br />
weitgehend wirkungslos!“<br />
Mistelkraut wird bei noch<br />
normalem Blutdruck angewandt<br />
und regt den Parasympathikus<br />
an: Die folgende Gefäßerweiterung<br />
entlastet das Herz<br />
und senkt den Blutdruck. „Mistelkraut<br />
ist nicht giftig, wenn Sie<br />
es mit kaltem Wasser zubereiten.<br />
Im Zweifel einfach zu Fertigpräparaten<br />
greifen“, rät Ritter.<br />
Außerdem lindert es Bluthochdruck-Beschwerden<br />
wie Kopfschmerzen,<br />
Schwindel, Reizbarkeit<br />
und Müdigkeit.<br />
Weißdorn eignet sich gut,<br />
um leichte bis mittelschwere<br />
Niedriger Wert<br />
(diastolisch in mm Hg)<br />
90–99<br />
100–109<br />
über 109<br />
FÜR ALLE SCHWEREGRADE<br />
DES TROCKENEN AUGES<br />
Empfehlung<br />
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77<br />
1 PharmaTrend - OTC Offtake Sonderstudie, MAT 07/21 (2020/08 - <strong>2021</strong>/07); 2 Augentropfen
BLUTDRUCK<br />
nachlese<br />
BESSER LEBEN MIT DEM<br />
Hypertonie zu behandeln. Ritter: „Es verstärkt<br />
die Kontraktion des Herzens und verbessert die<br />
Durchblutung von Herzkranzgefäßen und des<br />
Herzmuskels. Zudem hilft Weißdorn<br />
besonders gut, bei schwülem<br />
Wetter den Blutdruck zu regulieren.“<br />
Sogenannte pflanzliche Aquaretika<br />
sind die „natürlichen Pendants“ zu<br />
Diuretika, also harntreibenden Medikamenten,<br />
die zur Standardtherapie<br />
bei Hypertonie gehören. „Anders als<br />
synthetische Medikamente wirken sie,<br />
ohne einen Verlust von Elektrolyten zu<br />
bewirken“, erklärt Ritter. Zu den pflanzlichen<br />
Aquaretika gehören zum Beispiel<br />
Birke, Brennnessel, Petersilie, Hauhechel und<br />
Liebstöckel. „Sie sind meist zur Langzeittherapie<br />
geeignet und empfehlenswert für Patienten<br />
mit leichtem bis mittelschwerem Bluthochdruck<br />
und einer Herzschwäche Grad I bis II.“<br />
WICHTIGE VITALSTOFFE<br />
Auch viele Vitalstoffe „unterstützen die Weitstellung<br />
der Blutgefäße oder verbessern die<br />
Fließfähigkeit des Bluts“, erklärt Ritter. „Zudem<br />
können Vitalstoffe die Nebenwirkungen blutdrucksenkender<br />
Medikamente abpuffern<br />
beziehungsweise deren Wirkung unterstützen.“<br />
Eine zentrale Rolle spielt der Mineralstoff<br />
Kalium: „Er wirkt entwässernd, harntreibend<br />
und fördert die Ausscheidung von wasserbindendem<br />
Natrium.“ In großen Mengen enthalten<br />
ist es in Fenchel, Grünkohl, Erdäpfeln,<br />
Bananen, Kohlsorten, Wildgemüse und<br />
Trockenfrüchten. Magnesium wiederum<br />
weitet die Blutgefäße, „ein<br />
Mangel kann deshalb zu Gefäßverengungen<br />
und somit auch zu<br />
einer Blutdrucksteigerung führen“,<br />
gibt Ritter zu bedenken.<br />
„Schon 300 bis 400 Milligramm<br />
Magnesium täglich sind ausreichend<br />
für die Blutdrucksenkung.“<br />
Enthalten in Bananen, Bitterschokolade,<br />
Hülsenfrüchten, Brokkoli und Vollkornprodukten.<br />
Eine blutdrucksenkende Ernährung, erläutert<br />
Expertin Ritter, sollte zudem reich an Ballaststoffen<br />
(Vollkornprodukte, Gemüse, Obst,<br />
Hülsenfrüchte), Omega-3-Fettsäuren (fette<br />
Fische, Leinöl), L-Arginin (Nüsse, Garnelen,<br />
Lachs, Huhn, Vollkornprodukte), L-Taurin<br />
(zum Beispiel Fleisch, Fisch, Eier, Milch), Coenzym<br />
Q10 (Leber, Nüsse, Hülsenfrüchte, fette<br />
Fische) und natürlich Vitaminen sein: Achten<br />
Sie hier vor allem auf die Vitamine B6, B9, B12,<br />
C und D.<br />
n BUCHTIPP<br />
Natürliche<br />
Blutdrucksenker<br />
Wie Sie mit pflanzlichen<br />
Mitteln Ihren<br />
Bluthochdruck in den<br />
Griff bekommen<br />
Claudia Ritter <br />
GU, <strong>2021</strong><br />
128 Seiten<br />
€ 15,90<br />
DIESE<br />
LEBENSMITTEL<br />
SENKEN IHREN<br />
BLUTDRUCK<br />
n grüner Tee<br />
n Hibiskustee<br />
n Rote Rüben (vor allem der Saft)<br />
n Gurke<br />
n Kakao/dunkle Schokolade<br />
n Sojabohnen<br />
n Knoblauch<br />
n Olivenblätter/Olivenöl<br />
n Spinat<br />
n Fenchel<br />
n Erdäpfel<br />
n Vollkorn<br />
DIE SACHE MIT DEM SALZ<br />
Bekannt ist, dass Hypertonie-Betroffene auf<br />
Salz verzichten sollten. Aber stimmt das überhaupt?<br />
„Salz ist nicht gleich Salz“, relativiert<br />
Ritter. „Naturbelassenes Salz, also Himalajasalz<br />
oder Meersalz, ist aus meiner Sicht die gesündere<br />
Variante zu herkömmlichem Speisesalz,<br />
das nur aus den Elementen Natrium und Chlorid<br />
besteht, die unseren Blutdruck ansteigen<br />
lassen. Natursalz enthält hingegen ganze 84<br />
gesunde Elemente.“ Mehr als sechs Gramm<br />
Kochsalz sollten es am Tag nicht sein. „Verwenden<br />
Sie Gewürze und Kräuter statt Salz“, rät die<br />
Heilpraktikerin.<br />
KAFFEE UND ALKOHOL<br />
Und wie sieht es mit Kaffee und Alkohol aus?<br />
„Kaffee und teeinhaltige Teesorten wie zum<br />
Beispiel Schwarztee lassen den Blutdruck nur<br />
kurzfristig ansteigen“, erläutert Ritter. „Zwei<br />
bis drei Tassen Kaffee stellen nach Ansicht von<br />
Experten im Normalfall kein Problem dar.“ Bei<br />
Alkohol sieht die Sache schon etwas anders<br />
aus: „Regelmäßiger Konsum hochprozentiger<br />
Getränke ist nichts bei Bluthochdruck. Ab etwa<br />
25 bis 30 Gramm Alkohol – enthalten in einem<br />
halben Liter Bier plus einem Gläschen Sekt<br />
oder zwei bis drei Schnäpsen – pro Tag steigt<br />
der Blutdruck um etwa 7 mm Hg systolisch<br />
an.“ Ein regelmäßiges Glaserl Rotwein jedoch<br />
scheint den Gefäßen sogar gutzutun, so Ritter:<br />
„Bestimmte Stoffe in den Traubenkernen haben<br />
nachweislich eine etwas gefäßerweiternde Wirkung.“<br />
<br />
MANUEL SIMBÜRGER n<br />
78 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
FOTO: ISTOCK_NIK01AY_ FCAFOTODIGITAL_ 7ROMAWKA7_ MAYALIS_ UNDEFINED UNDEFINED_ NAYANBA JADEJA<br />
FOTO: STEPHANIE GOLSER<br />
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79
GEHEN ALS MEDIZIN<br />
ZAHLEN & FAKTEN<br />
Schritte in Kilometer:<br />
10.000 Schritte entsprechen –<br />
je nach Körpergröße und<br />
Beinlänge – etwa einer Strecke<br />
von sieben bis acht Kilometern.<br />
Kalorienverbrauch<br />
pro 10.000 Schritte<br />
Bei gemütlichem Gehen circa<br />
350 Kalorien. Wer zügig geht,<br />
kommt schon auf 500 Kalorien.<br />
FOTO: ISTOCK_SKYNESHER<br />
GEHEN<br />
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Die einfachste aller Fortbewegungsarten ist ein Turbo für unsere <strong>Gesund</strong>heit und<br />
Balsam für unsere Psyche. In GESUND & LEBEN erfahren Sie, woran das liegt und<br />
wie viele Schritte man machen sollte. Wir geben Tipps, wie das regelmäßige Gehen<br />
ganz selbstverständlich Teil Ihres Alltags wird.<br />
Wie viele Schritte<br />
in einer Stunde?<br />
Wer flott geht, der kommt auf<br />
etwa 5,5 Kilometer, was rund<br />
8.000 Schritten entspricht.<br />
Wie viel gehen<br />
wir im Schnitt?<br />
Forscher der Eliteuniversität<br />
Stanford haben Daten von<br />
Schrittzählern in Smartphones<br />
ausgewertet. 720.000 Menschen<br />
aus <strong>11</strong>1 Ländern haben<br />
teilgenommen. Das Ergebnis:<br />
Im Schnitt legte jeder etwa<br />
4.900 Schritte pro Tag zurück.<br />
Wie viel sollten Kinder gehen?<br />
6- bis <strong>11</strong>-Jährige sollen<br />
täglich mindestens 90 Minuten<br />
Bewegung haben oder<br />
12.000 Schritte am Tag gehen.<br />
Und wie viel ältere<br />
Menschen?<br />
Laut einer Untersuchung der<br />
Harvard Medical School erzielen<br />
Senioren, die sich wenig bewegen,<br />
schon mit 2.000 Schritten<br />
mehr einen lebensverlängernden<br />
Effekt. Aktive sollten<br />
7.500 Schritte zurücklegen.<br />
Was empfiehlt die WHO?<br />
150 Minuten moderate<br />
Bewegung pro Woche .<br />
80<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21 81
GEHEN ALS MEDIZIN<br />
Emma schlüpft in ihre Turnschuhe<br />
und macht sich auf den Weg in<br />
die Arbeit. Eine Dreiviertelstunde<br />
wird sie ungefähr unterwegs sein,<br />
das entspricht etwa vier Kilometern<br />
oder 6.000 Schritten. Am Abend geht sie<br />
die gleiche Strecke wieder retour – so erfüllt<br />
sie an jedem Arbeitstag ihr selbst gestecktes<br />
Ziel von 12.000 Schritten. Warum sie das<br />
macht und nicht einfach mit dem Auto, mit der<br />
U-Bahn oder dem Bus zur Arbeit fährt? „Meiner<br />
<strong>Gesund</strong>heit zuliebe“, erklärt die Verwaltungsangestellte.<br />
„In meinem Job sitze ich jeden Tag<br />
mindestens acht Stunden, da brauche ich das<br />
Gehen als Ausgleich. Würde ich erst nach Feierabend<br />
noch mal von zu Hause aufbrechen,<br />
um in ein Fitnesscenter zu fahren oder laufen<br />
zu gehen, würde ich wahrscheinlich zu faul<br />
sein und es meistens ausfallen lassen. So gehört<br />
Bewegung aber einfach zu meinem Alltag.“<br />
REGELMÄSSIGE BEWEGUNG<br />
Mit 12.000 Schritten täglich ist Emma ein Vorzeigebeispiel.<br />
Tatsächlich reicht aber auch<br />
schon weniger, um der <strong>Gesund</strong>heit etwas Gutes<br />
zu tun. „Letztendlich ist es nicht die Anzahl der<br />
Schritte, die zählt, sondern dass man überhaupt<br />
in Bewegung kommt“, erklärt Dr. Robert Fritz,<br />
Sportmediziner und Leiter der Sportmedizinischen<br />
Leistungsdiagnostik und Präventivmedizin<br />
in der Sportordination in Wien. „Wichtig ist<br />
zudem die Regelmäßigkeit. Auch wenn es nur<br />
fünfzehn Minuten sind, bringt es schon etwas.<br />
Vor allem für Menschen, die sich keine ganze<br />
Stunde Zeit für Sport nehmen können, sind<br />
kleine Einheiten von Vorteil.“<br />
Sitzen Sie etwa acht<br />
Stunden im Büro,<br />
empfiehlt es sich alle<br />
45 bis 60 Minuten<br />
die Monotonie zu<br />
unterbrechen, indem<br />
Sie aufstehen.<br />
Kontaktphase<br />
Die Ferse hat in dieser<br />
Phase Bodenkontakt.<br />
Der Fuß sollte nur<br />
kurz vor dem Körper<br />
aufsetzen.<br />
7.500 UND GERNE MEHR<br />
Lange galt die 10.000-Schritt-Marke als das<br />
Ziel, welches man möglichst erreichen sollte.<br />
Mittlerweile weiß man, dass diese Zahl nicht<br />
auf einer medizinischen Untersuchung basiert,<br />
sondern vielmehr das Resultat einer Marketingkampagne<br />
war, die bei der Einführung des<br />
ersten Schrittzählers namens „Manpo-kei“ (zu<br />
Deutsch: der 10.000-Schritt-Zähler) entwickelt<br />
wurde.<br />
In den vergangenen Jahren wurden aber<br />
mehrere groß angelegte Studien durchgeführt,<br />
um herauszufinden, ab welcher Schrittzahl<br />
wirklich ein Benefit für die <strong>Gesund</strong>heit erzielt<br />
wird. Je nach Studiendesign und Fragestellung<br />
ergibt sich eine Zahl zwischen 7.500 und 15.000.<br />
Einig sind sich sämtliche Studienautoren über<br />
den Nutzen des Gehens in puncto <strong>Gesund</strong>heit<br />
und die Tatsache, dass der Durchschnittsmensch<br />
sich viel zu wenig bewegt.<br />
GEHEN STATT SITZEN<br />
In vielen Berufen sitzen die Menschen den<br />
ganzen Arbeitstag und schaden durch diesen<br />
Bewegungsmangel ihrer <strong>Gesund</strong>heit. Ein Zuwenig<br />
an Bewegung gilt als großer Risikofaktor<br />
für verschiedenste Krankheiten: von Adipositas<br />
bis Herzschwäche, Depression bis Krebs. Mediziner<br />
bezeichnen acht Stunden sitzen deshalb<br />
bereits als das neue Rauchen. Fritz: „Wichtig ist<br />
es, nicht ständig zu sitzen – beziehungsweise<br />
dieses regelmäßig zu unterbrechen. Egal ob<br />
man auf die Toilette geht oder beim Telefonie-<br />
RICHTIGES UND GESUNDES<br />
GEHENIST SO EINFACH!<br />
Stützphase<br />
Der hintere Fuß<br />
verleiht dem Körper<br />
Vorschub. Der Führungsfuß<br />
steht plan<br />
am Boden und unter<br />
der Hüfte. Sein Bein<br />
ist jetzt Stützbein<br />
und trägt das Hauptkörpergewicht.<br />
Endhaltung<br />
Das hintere Bein<br />
schwingt nach vorn,<br />
und der Fußballen des<br />
Stützbeins rollt in einer<br />
natürlichen Bewegung<br />
ab. Die Gesäßmuskeln<br />
spannen sich leicht<br />
an, während sie in den<br />
nächsten Schritt fallen.<br />
FOTO: ISTOCK_STOCKFOUR, _NINOCHKA, _SABELSKAYA, _AKUZONE, _JULIA LEMBA, CHRISTINA HAEUSLER<br />
Dr. Robert Fritz, Sportmediziner<br />
und Leiter der Sportmedizinischen<br />
Leistungsdiagnostik<br />
und Präventivmedizin in der<br />
Sportordination in Wien<br />
„WICHTIG IST ZUDEM DIE<br />
REGELMÄSSIGKEIT. AUCH<br />
WENN ES NUR FÜNFZEHN<br />
MINUTEN SIND, BRINGT<br />
ES SCHON ETWAS.“<br />
ren herumspaziert. Zumindest alle 45 bis 60<br />
Minuten sollte man das Sitzen und die damit<br />
verbundene Monotonie unterbrechen.“<br />
DAS BONUS-PROGRAMM<br />
Und Gehen ist der ideale Ausgleich – aus vielerlei<br />
Gründen:<br />
n Gehen ist unabhängig vom Alter und Sportlichkeitsgrad<br />
für fast jeden Menschen möglich.<br />
n Mit Gehen kann man kontinuierlich Ausdauer<br />
und Leistungsfähigkeit aufbauen.<br />
n „Gehen kann man leicht in den Alltag integrieren“,<br />
so der Sportmediziner. „Statt in die<br />
Kantine zu gehen und etwas zu essen, was<br />
einem vielleicht gar nicht schmeckt, dreht<br />
man eine Runde in der Mittagspause und<br />
isst dabei ein Weckerl oder ein Stück Obst.“<br />
n Gehen hat viele positive Auswirkungen auf<br />
unsere <strong>Gesund</strong>heit: „Die Immunabwehr<br />
wird stärker, man ist vor Infekten besser<br />
geschützt und es wirkt auch vorbeugend<br />
gegen Erkrankungen, wie beispielsweise<br />
Diabetes, hohe Cholesterinwerte, Übergewicht<br />
oder erhöhten Blutzucker. Ebenso wie<br />
gegen neurodegenerative Erkrankungen wie<br />
Demenz oder Alzheimer“, weiß Fritz.<br />
n Gehen wirkt sich auch auf die Psyche positiv<br />
aus. „Einerseits hilft es, Stress zu senken,<br />
andererseits steigt die Stresstoleranz“, so der<br />
Experte. Das moderate Ausdauertraining<br />
kann auch bei Depressionen helfen.<br />
n Zusammenfassend meint Robert Fritz:<br />
„Gehen tut einfach gut. Man ist danach nicht<br />
kaputt, nicht schweißgebadet. Nach einem<br />
Spaziergang fühlt man sich meistens großartig<br />
und hatte Spaß.“<br />
FIT UND SCHLANKER<br />
Natürlich profitiert auch die Muskulatur vom<br />
Gehen – und die Figur. „Gehen wirkt auf die<br />
Beinmuskulatur und zwar auf jene der Ober-<br />
APPS & GADGETS<br />
Mit diesen Tools und Apps wird das Gehen zum Vergnügen!<br />
Apps<br />
StepsApp-Schrittzähler<br />
Mehr als 10 Millionen User verwenden diese App.<br />
Sie erfasst die Schritte, präsentiert schöne Diagramme,<br />
berechnet die aktiven Kalorien und liefert aussagekräftige<br />
Tages-, Wochen- und Monatsübersichten.<br />
Schrittzähler alpha<br />
Zeigt die Anzahl der Schritte, die verbrannten Kalorien,<br />
die Distanz, Laufdauer und Geschwindigkeit an.<br />
Pacer: Schrittzähler & Lauf<br />
Zeichnet Kalorien, Distanz und aktive Zeit auf.<br />
Verfolgt dein Gewicht und BMI im Verlauf der Zeit.<br />
Erstellt Pläne und bestimmt tägliche Ziele.<br />
Schrittzähler Accupedo<br />
Zählt gewissenhaft Schritte. Dazu stellt man<br />
Geschlecht, Alter, Körpergröße und Gewicht ein<br />
und die App errechnet die individuelle Schrittzahl,<br />
die man pro Tag erreichen sollte.<br />
Adidas Running App Runtastic<br />
Ideal für alle, die vom Gehen zum Laufen finden.<br />
Tools<br />
Smartwatch<br />
Noch umfangreicher in ihren Funktionen sind Smartwatches. Je<br />
nach Modell zählen sie nicht nur Schritte, sondern messen auch<br />
Puls oder Sauerstoffsättigung. Man kann Trainingsprogramme<br />
erstellen, sich motivieren lassen oder sich mit anderen Smartwatchträgern<br />
kurzschließen und gegeneinander antreten.<br />
Trinkgürtel<br />
Wer gerne längere Strecken unterwegs ist und die Arme<br />
frei haben möchte, ist mit einem Laufgürtel mit<br />
Trinkflaschenhalterung gut bedient.<br />
Stirnlampe oder Gurt<br />
Wer erst nach der Arbeit zur Walkingrunde aufbricht, ist<br />
vor allem im Winter oft schon im Dunkeln unterwegs. Neben<br />
der klassischen Taschenlampe sind eine Stirnlampe oder ein<br />
Brustgurt mit Lampe ideal.<br />
Smovey-Ringe<br />
Mit diesem Fitnesstool können beim Gehen<br />
auch die Arme trainiert werden.<br />
Kopfhörer<br />
Nicht jedem und nicht immer reicht es,<br />
die Natur zu genießen oder Gedanken zu<br />
sortieren. Manchmal braucht man auch<br />
Ablenkung. Egal ob motivierende Musik<br />
oder das Hörbuch des Lieblingsautors – über<br />
Kopfhörer kann man ungestört lauschen.<br />
82 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
83
GEHEN ALS MEDIZIN<br />
AUSREICHEND<br />
BEWEGUNG?<br />
ICH SCHAFFE DAS!<br />
GESUND & LEBEN hat Tipps, wie Sie ganz einfach<br />
mehr Bewegung in Ihren Alltag einbauen können.<br />
Ein starkes<br />
Immunsystem<br />
ist der beste<br />
Schutz<br />
In der Mittagspause spazieren<br />
statt in der Kantine sitzen.<br />
Die Stufen steigen statt Aufzug<br />
oder Rolltreppe fahren.<br />
Beim Telefonieren aufstehen<br />
und auf und ab gehen.<br />
Kleine Wassergläser statt großer<br />
Trinkflasche. So muss man zum<br />
Befüllen mehrmals täglich aufstehen.<br />
So viele Wege wie möglich zu Fuß<br />
erledigen. Wenn für den ganzen Weg<br />
zur Arbeit keine Zeit ist, dann zumindest<br />
eine Bus- oder Bahnstation früher<br />
aussteigen und den Rest gehen.<br />
Mit Freunden nicht zum Kaffeetrinken<br />
im Lokal treffen, sondern zu einer<br />
Spazierrunde – Coffee to go.<br />
Beim Fernsehen nicht aufs<br />
Sofa, sondern auf den Stepper.<br />
Challenge mit Freunden<br />
oder Familie: Auf geht’s<br />
zum Schrittesammeln.<br />
Wer schafft in einer<br />
Woche oder in einem<br />
Monat am meisten?<br />
Gemeinsam<br />
macht es auch<br />
bei jedem<br />
Wetter Spaß.<br />
schenkel und der Waden. Aber auch Bauch und<br />
Rücken sind mit aktiv“, erklärt der Sportmediziner.<br />
„Betreibt man Nordic Walken mit Stockeinsatz,<br />
ist die Armmuskulatur ebenfalls gefordert.“<br />
Auch wer gerne abnehmen möchte, ist beim<br />
Gehen – vor allem dem etwas zügigeren – richtig.<br />
Fritz: „Dann nämlich nützt der Körper Fettsäuren<br />
als Energieträger, sprich er schöpft aus<br />
den Fettreserven. Ein weiterer Bonus: Mit der<br />
Zeit lässt der Gusto auf Süßes nach, da der<br />
Körper nicht mehr Zucker als Energielieferant<br />
Nummer 1 braucht.“<br />
Besser als die Waage ist übrigens das Maßband<br />
für die Erfolgskontrolle. Einfach Woche<br />
für Woche den Bauchumfang auf Höhe des<br />
Nabels messen und sich so die Bestätigung des<br />
Trainingseffektes holen. „Schon 100 Kalorien<br />
weniger am Tag sind 5 Kilogramm Fett im Jahr.<br />
Besser als die<br />
Waage ist für die<br />
Erfolgskontrolle<br />
übrigens das<br />
Maßband.<br />
Und dieses Einsparen schafft man mit Gehen<br />
sehr gut“, betont der Experte.<br />
GEHEN FÜR AMBITIONIERTE<br />
Alle, denen Gehen alleine zu wenig fordernd ist,<br />
können es gerne mit anderen Sportarten kombinieren<br />
beziehungsweise viele ihrer Schritte<br />
durchs Laufen erzielen. Fritz: „Prinzipiell ist es<br />
gut, sowohl in der Intensität als auch bei den<br />
Bewegungsabläufen Abwechslung hineinzubringen<br />
und so den Körper unterschiedlichen<br />
Reizen auszusetzen. Zudem ist Gehen eine gute<br />
niedrig intensive Ergänzung für Läufer.“<br />
Sein Tipp: „Für lockere Einheiten reicht die<br />
Ebene, aber für ein bis zwei intensivere Einheiten<br />
pro Woche darf man auch gerne bergauf<br />
gehen und sich ruhig mal anstrengen.“<br />
Was die Schrittanzahl betrifft, gibt es kein<br />
Zuviel. „Nach oben hin flacht die Kurve des<br />
Benefits ein bisschen ab, aber sie geht niemals<br />
ins Negative.“ Wer seinen Erfolg gerne vor<br />
Augen haben möchte, ist mit einer Smartwatch<br />
oder einer Schrittzähler-App gut bedient. „Für<br />
viele Menschen, vor allem technikaffine, ist das<br />
wunderbar, wenn sie eine Statistik vor Augen<br />
haben, die belegt, wie weit sie täglich, wöchentlich<br />
oder pro Monat gegangen sind und um wie<br />
viel sie sich gesteigert haben“, weiß der Mediziner<br />
aus der Praxis.<br />
BEWEGUNG ALS LEBENSSTIL<br />
Wer längere Gehstrecken nicht einfach in seinen<br />
Alltag integrieren kann, sollte sich Zeit für<br />
diese in den Kalender eintragen. Robert Fritz:<br />
„Diese Termine sollte man dann auch nicht verschieben.<br />
Man muss sich das selbst wert sein,<br />
die <strong>Gesund</strong>heit liegt auch in unserer Eigenverantwortung.“<br />
Kurz gesagt: Schritt für Schritt in ein gesünderes<br />
<strong>Leben</strong>!<br />
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84
NARBENPFLEGE:<br />
So helfen Sie der Haut<br />
Dr. Sibylle Rosenberg,<br />
Dermatologin von der Ordination<br />
Jugendstil in Wien<br />
NARBENPFLEGE<br />
Unsere Haut ist ein Fühlorgan. Sie liebt es,<br />
gestreichelt zu werden, und nimmt dabei<br />
jede noch so zarte Berührung wahr. Unzählige<br />
Sinneszellen reagieren auf leiseste<br />
Impulse. Umso härter trifft es unsere weiche Hülle,<br />
wenn es zu Schnitten, Verletzungen, Wunden oder gar<br />
Verbrennungen kommt. Die Haut leidet. Doch was<br />
dann folgt, ist ein Wunder der Natur. „Unser größtes<br />
Organ hat nämlich die geniale Fähigkeit, sich selbst zu<br />
regenerieren“, erklärt Dermatologin Dr. Sibylle Rosenberg<br />
von der Ordination Jugendstil in Wien. Die Haut<br />
kann neues Gewebe wachsen lassen und auf diese<br />
Weise sogar großflächige Wunden kitten.<br />
Narben müssen nicht<br />
unschön aussehen,<br />
schmerzen oder stören.<br />
Wer die Haut gezielt<br />
unterstützt, kann selbst<br />
große Narben streichelzart<br />
werden lassen.<br />
DIE HAUT HEILT SICH SELBST<br />
Zunächst entwickelt sich ein zartes Häutchen. Später<br />
eine Hautschicht, die robuster ist als je zuvor. Sofern<br />
lediglich die Oberhaut verletzt ist, geschieht dieser<br />
Erneuerungsprozess recht rasch. „Oberflächliche Verletzungen<br />
verheilen in circa drei Wochen“ sagt die<br />
Ärztin und erklärt weiter: „Oft sieht man anschließend<br />
kaum einen Unterscheid zur restlichen Haut. Sind die<br />
Verletzungen aber tiefer, dauert der Prozess länger. Die<br />
vollständige Heilung sehr tiefer Narben kann bis zu zwei<br />
Jahre dauern. Mediziner sprechen hierbei von Narbenreifung.“<br />
Die Haut bildet dann neues Gewebe, das sich<br />
in seiner Optik und Beschaffenheit von der ursprüng-<br />
FOTOS: ISTOCK_HAPPYCITY21, _NATASA IVANCEV, _MARDOZ,<br />
BEIGESTELLT<br />
lichen Haut unterscheidet. Es ist weniger elastisch<br />
und verfügt weder über Härchen noch über Talg- oder<br />
Schweißdrüsen. Auch kann eine Narbe keine Pigmente<br />
bilden und keine Feuchtigkeit speichern. „Narben sind<br />
Mahnmale des <strong>Leben</strong>s. Sie sind aber auch ein Zeichen<br />
dafür, wie perfekt unser Körper funktioniert“, so Rosenberg.<br />
Wer ihm danken und dabei eine gesunde und<br />
optisch harmonisch wirkende Narbe entstehen lassen<br />
will, unterstützt ihn am besten mit gezielter Pflege.<br />
DERMATOLOGISCHE HILFE:<br />
ANGEBOT IST UMFANGREICH<br />
Grundsätzlich gilt, dass sich eine frische Narbe besser<br />
pflegen und kosmetisch verschönern lässt als eine<br />
alte. Es ist zwar nicht unmöglich, auch ältere Narben<br />
zu behandeln; jedoch ist hier Hilfe vom Fachmann<br />
gefragt. Ob per Laser, durch einen operativen Eingriff<br />
oder spezielle Injektionen: „Dermatologen bieten<br />
moderne und passgenaue Methoden zur Narbenbehandlung<br />
an. Die Erfolge solcher Verfahren sind heute<br />
sehr gut. Und der Aufwand oft nur noch minimal“, sagt<br />
die Expertin. Dennoch lässt sich bei der Narbentherapie<br />
nichts verallgemeinern. Jedes Therapieziel muss<br />
mit dem Patienten gemeinsam festgelegt werden.<br />
Mediziner richten sich bei der Behandlung nach der<br />
sogenannten S2k-Leitlinie „Therapie pathologischer<br />
Narben“, die von der Deutschen Dermatologischen<br />
Gesellschaft (DDG) erst kürzlich aktualisiert wurde<br />
und internationales Ansehen hat.<br />
NARBENPFLEGE: WANN BEGINNEN?<br />
Doch auch trotz moderner Therapiemethoden wirken<br />
vorbeugende Maßnahmen noch immer am besten.<br />
Die Expertin sagt: „Eine gezielte Narbenpflege sollte<br />
unbedingt frühzeitig, aber bitte auch nicht übereilt<br />
stattfinden. Damit es zu keinerlei Irritationen kommt,<br />
ist es wichtig, dass der Wundheilungsprozess vollständig<br />
abgeschlossen ist.“ Die Wunde sollte also möglichst<br />
frei von Schorf und vollständig geschlossen sein.<br />
Auch Schwellungen dürfen nicht mehr vorhanden<br />
sein. Wurde die Wunde genäht oder geklammert, sollten<br />
Fäden und Klammern bereits entfernt sein, außerdem<br />
darf keinerlei Wundsekret mehr austreten. „Wer<br />
sich unsicher ist, ob er schon mit Pflegemaßnahmen<br />
beginnen kann, fragt am besten seinen behandelnden<br />
Arzt oder einen Dermatologen“, empfiehlt Rosenberg.<br />
UNGESTÖRTE WUNDHEILUNG:<br />
DIE WICHTIGSTE GRUNDREGEL<br />
Vor der Narbenpflege steht also die Wundheilung. Und<br />
hierbei kommt es vor allem auf gute Hygiene an. Damit<br />
die Haut ihren Erneuerungsprozess so effizient wie<br />
„NARBEN SIND MAHNMALE<br />
DES LEBENS. SIE SIND ABER<br />
AUCH EIN ZEICHEN DAFÜR,<br />
WIE PERFEKT UNSER<br />
KÖRPER FUNKTIONIERT.“<br />
Grundsätzlich<br />
gilt, dass sich<br />
eine frische<br />
Narbe besser<br />
pflegen und<br />
kosmetisch verschönern<br />
lässt.<br />
möglich leisten, kann empfiehlt Dr. Rosenberg, sich an<br />
eine simple Grundregel zu halten. Und die lautet: „Trocken<br />
zu trocken. Und feucht zu feucht.“ Soll heißen:<br />
Wunden, die nässen, sollten mit Salbenverbänden oder<br />
Cremes feucht gehalten werden. Sie dürfen keinesfalls<br />
austrocknen. Bei trockenen Wunden gilt das Gegenteil.<br />
Dort, wo es nur zu leichten, nicht nässenden Abschürfungen<br />
oder bereits zu einer erkennbaren Schorfbildung<br />
gekommen ist, muss jede Art von Feuchtigkeit<br />
vermieden werden. Um eine Keimbildung und damit<br />
eine erhöhte Entzündungsgefahr zu unterbinden, sollte<br />
bei trockenen Wunden auf Wasserkontakt (z. B. beim<br />
Duschen), aber auch auf feuchte Cremes verzichtet<br />
werden. Gut zu wissen: Auch unter einem Pflaster kann<br />
Feuchtigkeit entstehen, welche die Wundheilung irritieren<br />
kann. Besser eignen sich antibiotische Puder oder<br />
trockene Verbände. „Apropos Verbände: Bei trocke-<br />
86<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
87
NARBENPFLEGE<br />
Tipp<br />
FÜR<br />
KAISERSCHNITT-<br />
NARBEN<br />
Frischgebackene Mamas widmen<br />
sich vollumfänglich der Pflege<br />
und Versorgung ihres kleinen<br />
Schatzes. Doch dabei sollten<br />
sie ihr eigenes Wohlergehen<br />
niemals zu kurz kommen lassen.<br />
Vor allem Kaiserschnittnarben<br />
wollen gut gepflegt werden,<br />
um glatt und gesund zu heilen.<br />
Neben den geschilderten Pflegeschritten gelten weitere<br />
Besonderheiten. „So ist es bei Kaiserschnitten sehr wichtig,<br />
dass die junge Mutter in der nächsten Zeit nicht zu schwer<br />
hebt. Die Muskulatur ist hierfür noch nicht kräftig genug, was<br />
zu Irritation beim Heilungsprozess führen kann.“ Außerdem<br />
empfiehlt die Expertin das Tragen eines elastischen Bauchgurts.<br />
„Solche Gurte gibt es im Sanitätshaus. Sie werden mit<br />
einem angenehmen Druck um den Körper gebunden und wirken<br />
wie eine Schutzschicht. Die<br />
Narbe kann gleichmäßiger heilen<br />
und man selbst hat im Alltag einfach<br />
ein stabileres Gefühl.“ Und<br />
dann heißt es nur noch Geduld<br />
haben. Je behutsamer und gelassener<br />
Sie den Heilungsprozess<br />
betreuen, desto besser wird sich<br />
die Narbe entwickeln. Und wer<br />
weiß; vielleicht ist sie am Ende<br />
kaum noch zu sehen.<br />
nen Wunden sollte darauf geachtet werden, dass das<br />
Gewebe atmen kann. Beim Verbandswechsel kann man<br />
der Haut daher ruhig ein paar Momente zum Atmen an<br />
der Luft gönnen. Achten Sie aber bitte darauf, dass die<br />
ungeschützte Wunde nicht in Kontakt mit Verschmutzungen<br />
kommt“, so Rosenberg.<br />
FEUCHTE WUNDEN:<br />
CREMEN, CREMEN, CREMEN!<br />
Nässende Wunden wollen feucht gehalten werden, um<br />
perfekt heilen zu können. Durch das gezielte und vor<br />
allem regelmäßige Zuführen von Fett und Feuchtigkeit<br />
wird die Narbe elastisch gehalten. „Das ist deshalb so<br />
wichtig, damit die Hautstelle später flexibel und dehnbar<br />
ist, so dass sie auch bei Bewegungen nicht spannt<br />
oder schmerzt“, sagt die Expertin.<br />
Spezielle Narbengels, Cremes oder spezielle Salbenverbände<br />
arbeiten typischerweise mit den Wirkstoffen<br />
Cepalin, Allantoin, Silikon und Hyaluron. Während<br />
Cepalin vor Entzündungen schützt, verbessert Allantoin<br />
die Wundheilung und Hyaluron versorgt die Haut<br />
mit nährender Feuchtigkeit. Zudem gibt es natürlich<br />
Lipide, wie z.B. Johanniskraut-, Traubenkern-, Ringelblumen-<br />
und Jojobaöl, die sich positiv auf<br />
die Narbenentwicklung auswirken sollen.<br />
Traubenkerne<br />
88<br />
Ringelblume<br />
NARBEN BRAUCHEN (SANFTEN) DRUCK<br />
Bei einer guten Narbenpflege geht es einerseits darum,<br />
die Haut von außen mit Pflegestoffen zu versorgen.<br />
Andererseits soll der Körper zur Selbstheilung aufgefordert<br />
werden. „Je aktiver der Zellstoffwechsel funktioniert,<br />
desto besser kann das Gewebe verheilen,“ sagt<br />
Rosenberg. Massagen wirken auf diese Art anregend.<br />
Wie stark der Druck sein darf, mit dem man massiert,<br />
ist sehr individuell. „Es braucht schon einen gewissen<br />
Druck, um den Zellstoffwechsel anzuregen. Jedoch<br />
sollte sich die Massage nicht schmerzhaft anfühlen.<br />
Deutlich zu stark massiert man dann, wenn die Wundränder<br />
unter Spannung geraten oder gar aufplatzen.<br />
Tasten Sie sich im wahrsten Sinne des Wortes vorsichtig<br />
ran“, so die Ärztin.<br />
KEINE EILE: NARBENPFLEGE BRAUCHT ZEIT<br />
Narbenpflege ist kein Sprint, sondern ein Marathon.<br />
Es dauert seine Zeit, bis sich die Haut vollständig regeneriert<br />
hat. Regelmäßigkeit ist hier der Schlüssel zum<br />
Erfolg. Je öfter man massiert, desto lockerer und elastischer<br />
wird das neue Gewebe. Idealerweise integiert<br />
man eine kleine Massageeinheit von circa fünf Minuten<br />
sowohl in das morgendliche als auch in das abendliche<br />
Beauty-Ritual.<br />
WAS KANN MAN FALSCH MACHEN?<br />
Massagen wirken anregend auf die Bildung neuer<br />
Hautschichten. Das ist ja auch Sinn der Sache. Im Extremfall<br />
kann damit aber auch ein genau gegenteiliger<br />
Effekt erreicht werden. Rosenberg erklärt: „Wird die<br />
Haut nämlich zu stark zur Neubildung angeregt, kann<br />
es zu einem übermäßigen Hautwachstum kommen,<br />
sodass überschüssiges Zellgewebe entsteht und die<br />
Narbe zu wuchern beginnt. Ein solches Wucherwachstum<br />
erkennen Sie daran, dass die Narbe sehr unregelmäßig<br />
aussieht und sich wulstig anfühlt. Suchen Sie in<br />
diesem Fall am besten einen Dermatologen auf, um<br />
weitere Pflegemaßnahme gezielt auf die Bedürfnisse<br />
der Haut zu besprechen.“<br />
WICHTIG: KÄLTE UND WÄRME MEIDEN<br />
Junges Hautgewebe ist noch sehr empfindlich. Vor<br />
allem auf Temperaturschwankungen reagiert es mit<br />
Rötungen, Gereiztheit und Spannungsgefühlen. Je<br />
weniger man sie solchen Impulsen von extremer<br />
Wärme und Kälte aussetzt, desto besser. Rosenberg<br />
rät: „Auf Vollbäder und Saunabesuche sollte so lange<br />
verzichtet werden, bis sich das Gewebe vollständig<br />
regeneriert hat.“<br />
Das Gleiche gilt übrigens auch ganz besonders für<br />
UV-Kontakt. In der Anfangszeit ist die nachwachsende<br />
Haut besonders dünn und damit extrem anfällig für<br />
Sonnenbrand. Aber auch später gilt: „Narbengewebe<br />
verfügt über keinerlei körpereignen UV-Schutz. Bei<br />
Sonnenkontakt sollten hohe Lichtschutzcremes<br />
daher immer zum Pflichtprogramm gehören“, sagt<br />
die Ärztin. <br />
LINDA FREUTEL n<br />
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Dr. Christian Matthai, Gynäkologe,<br />
Vitalstoffmediziner und Buchautor, Wien<br />
ns ist kalt. Und das spürt man nicht nur körperlich, sondern<br />
auch mental. Die trübe Jahreszeit schlägt auf das<br />
Gemüt. Wir sehnen uns nach Sonne. Doch bis uns Mutter<br />
Natur diesen Gefallen tut, dauert es noch eine ganze<br />
Weile. Wie wir es bis dahin aushalten sollen? Ganz einfach:<br />
Indem wir selbst für wohlige Wärme sorgen. „Denn hohe<br />
Temperaturen erhöhen nicht nur die Laune, sondern wirken<br />
positiv auf Vitalität und sogar auf unser Aussehen“,<br />
sagt Gynäkologe, Vitalstoffmediziner und Buchautor Dr.<br />
Christian Matthai aus Wien.<br />
WÄRME WIRKT WIE EINE MINI-MASSAGE<br />
Vor allem unsere Muskeln mögen es heiß. „Denn bei<br />
hohen Temperaturen weiten sich die Blutgefäße, der<br />
beschleunigte Herzschlag steigert den Blutkreislauf,<br />
der Stoffwechsel und damit die Zellregeneration laufen<br />
schneller. Wodurch sich die Muskulatur insgesamt<br />
entspannt“, erklärt der Mediziner. Und auch der Regenerationsprozess<br />
wird durch die aktive Mikrozirkulation<br />
unterstützt. Denn die verbesserte Durchblutung versorgt<br />
das Gewebe mit neuem Sauerstoff, gleichzeitig fließen<br />
Schlack- und Stressstoffe (z. B. Laktat) ab. Gerade nach<br />
einer anstrengenden Sporteinheit oder bei leichtem Mus-<br />
kelkater kann Wärme einen ähnlichen Relax-Effekt haben<br />
wie eine leichte Massage.<br />
SCHWITZEN SIE SICH GLÜCKLICH<br />
Wärme tut aber längst nicht nur muskulär, sondern vor<br />
allem auch mental gut. Matthai sagt: „Zwar mag es sich<br />
bei besonders heißen Temperaturen (z. B. in der Sauna) so<br />
anfühlen, als würde die Atmung schwerer fallen. Tatsächlich<br />
ist aber das Gegenteil der Fall. Hohe Temperaturen<br />
wirken auch auf die Atemorgane gefäßerweiternd, sodass<br />
wir tiefer und entspannter Luft holen. Und je tiefer wir<br />
atmen, desto ruhiger werden wir und desto wohler fühlen<br />
wir uns.“ Diesen Effekt nutzt man bei Meditation, beim<br />
Yoga oder durch Atemübungen. In der Sauna funktioniert<br />
das Ganze wie von allein.<br />
Für eine Extraportion Erholung sorgt nicht zuletzt auch<br />
eine Flut von Glückshormonen, die durch Temperaturen<br />
über 40 Grad automatisch angeregt wird. Übrigens muss<br />
es nicht immer gleich eine Sitzung in der Sauna sein. „Die<br />
klassische Wärmflasche ist bis heute ein kleines Wundermittel<br />
der Entspannung und sogar der Schmerzlinderung“,<br />
so der Experte.<br />
GUT FÜHLEN = GUT AUSSEHEN<br />
Ein finnisches Sprichwort sagt: „Eine Frau sieht nie besser<br />
aus als in den Stunden nach der Sauna.“ Der Grund<br />
für das atemberaubende Antlitz ist ebenfalls der aktivierte<br />
Stoffwechsel. Auch in der Haut erweitern sich die Blutgefäße<br />
und kurbeln Regenerationsprozesse an. Außerdem<br />
lösen sich verhornte Zellen, die sich an der Hautoberfäche<br />
gesammelt haben, nach einer Wärmebehandlung leichter<br />
ab. Der Effekt: Statt fahler, grauer Winterhaut, strahlen<br />
rote Apfelbäckchen und ein sichtlich erfrischter Teint.<br />
Kleiner Tipp: Wärme weitet die Poren, sodass die Haut<br />
durchlässiger wird und Pflegestoffe besser aufgenommen<br />
werden können. Jetzt ist daher der perfekte Zeitpunkt für<br />
Masken und Kuren.<br />
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IMMUNFIT DURCH HITZE<br />
Einer der wichtigsten Effekte von gezielten<br />
Schwitzkuren ist aber wohl die Stärkung<br />
des Immunsystems. „Gezieltes Schwitzen<br />
hat eine ähnliche Immunwirkung wie Fieber“,<br />
so Matthai. Erhöht sich die körpereigene<br />
Temperatur um ein bis drei Grad,<br />
werden sogenannte Interleukine in Gang<br />
gesetzt. Dabei handelt es sich um Botenstoffe,<br />
die die Immunstoffe des Blutsystems<br />
ankurbeln und den Organismus abwehrfähiger<br />
machen. Mehr noch: Nicht nur in<br />
den Blutzellen, sondern auch im Atemwegssystem ist ein<br />
Immun-Booster zu spüren. Durch Hitze wird die Aktivität<br />
der Mund-, Nasen- und Rachenschleimhäute angeregt,<br />
sodass Erreger, die sich hier festsetzen wollen, ausgeschwemmt<br />
werden und erst gar keine Chance haben, ihr<br />
krankheitserregendes Werk zu vollbringen.<br />
NEBENWIRKUNGEN:<br />
KANN ZU VIEL HITZE AUCH SCHADEN?<br />
Es lohnt sich, ins Schwitzen zu kommen. Aber bitte nur<br />
unter Beachtung ein paar wichtiger Regeln. Als Erstes<br />
gilt: Wer sich nicht wirklich fit fühlt, erhöhte Temperatur<br />
oder sogar Fieber hat, sollte sich keiner Wärmebehandlung<br />
(egal ob Sauna, Dampfbad, Vollbad oder Ähnlichem)<br />
aussetzen. „Hitze würde das Kreislauf- und Immunsystem<br />
empfindlich überlasten“, warnt Matthai.<br />
Und wer auch noch keine Erfahrung mit Schwitzkuren<br />
hat und daher nicht sicher ist, wie sein Kreislauf reagiert,<br />
sollte behutsam anfangen. Vor allem nach einem anstrengenden<br />
Tag, einer überstandenen Krankheit oder mentalem<br />
Stress ist vorsichtiges Vorgehen ratsam. Beginnen Sie<br />
mit milden und kurzen Wärmebehandlungen, die sich je<br />
nach Wohlgefühl nach und nach steigern lassen.<br />
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Immunsystem.<br />
ser ausgeschwitzt. Dass dieses unbedingt wieder<br />
aufgefüllt werden muss, ist logisch. Doch Vorsicht:<br />
Trotz des hohen Flüssigkeitsverlusts empfehlen<br />
Experten zwischen den Saunagängen wenig zu<br />
trinken, um den Entschlackungsprozess nicht zu<br />
stören. Erst im Anschluss sollten die Wassertanks<br />
aufgefüllt werden. Gönnen Sie sich dann mindestens<br />
einen (besser zwei) Liter Wasser oder ungesüßten<br />
Tee. Außerdem gilt: „Lauwarme Getränke<br />
(z. B. Tee oder zimmerwarmes Wasser) sind<br />
bekömmlicher als eisgekühlte Drinks“, so der Arzt.<br />
WECHSELWIRKUNG: ERST WARM, DANN KALT<br />
Sauna und auch Dampfbäder sind sogenannte Wechselbäder.<br />
Auf jede Wärmephase soll also eine Abkühlung<br />
folgen. „Doch Vorsicht“, sagt der Experte. „Viele denken<br />
jetzt an Schockkühlungen. Dabei ist es weder angenehm<br />
noch ratsam, radikal vorzugehen.“ Deutlich bekömmlicher<br />
ist es, wenn man dem Körper ebenso viel Zeit gibt,<br />
um sich wieder auf Normaltemperatur abzukühlen, wie<br />
man in der Hitze verbracht hat. Spazieren Sie nach einem<br />
Heizgang also zunächst kurz an der frischen Luft. Erst<br />
anschließend kann mit der Kühlung nachgeholfen werden.<br />
Kalte Duschen (circa 10 bis 12 Grad) sorgen für einen<br />
perfekten Frischeeffekt. Danach ist entspanntes Ausruhen<br />
angesagt. Insgesamt sind übrigens nicht mehr als<br />
drei Saunagänge zu empfehlen, die nicht länger als 15 bis<br />
maximal 20 Minuten dauern, um den Organismus nicht<br />
überzustrapazieren.<br />
DAMPFBÄDER UND HAMAM:<br />
HEISSE SAUNA-ALTERNATIVEN<br />
Es muss nicht immer Sauna sein. Neben der typischen<br />
Schweißkammer gibt es viele Alternativen, um sich eine<br />
wohlige Wärmekur zu gönnen. Zu den Klassikern gehören<br />
Dampfbäder, auch Caldarium genannt. Die gefliesten<br />
Räume heizen sich auf circa 50 Grad bei knapp 100<br />
Prozent Luftfeuchtigkeit auf. Auch hier profitieren Muskeln,<br />
Haut und Immunsystem von der Wärme. Hinzu<br />
kommt der pflegende Effekt für die Atemwege. Ähnlich<br />
konzipiert ist das sogenannte Hamam. Dieses Dampfbad<br />
wird mit bis zu 70 Grad etwas heißer und bietet Raum für<br />
Entspannungs-Treatments wie Peelings oder Massagen.<br />
Durch das Zusammenspiel mit Wärme wirken Letztere<br />
besonders intensiv.<br />
INFRAROTKABINEN: WÄRME IN WELLENFORM<br />
Infrarotlicht fühlt sich nicht heiß, sondern lediglich angenehm<br />
warm an. Infrarotkabinen erhitzen sich auf maximal<br />
65 Grad. Der Effekt ist dennoch enorm. Ebenso wie<br />
Schwitzkuren in der Sauna regt Infrarotlicht die Durchblutung<br />
an, löst Muskelverspannungen und kann sogar<br />
Entzündungen lindern. Dass die milde Infrarotwärme<br />
einen derart enormen Effekt hat, liegt daran, dass sie nicht<br />
über eine Erhitzung der Raumluft arbeitet, sondern über<br />
Strahlung. Infrarotlicht dringt als Strahlungswelle tief in<br />
unsere Zellen ein und wärmt unsere Haut und Muskeln<br />
von innen.<br />
FOTO: ISTOCK_PEOPLEIMAGES, _OLEKSANDR KHOMA<br />
Den sanften Wohlfühl-Effekt von Rotlicht darf man sich<br />
im Winter ruhig regelmäßig gönnen. Bis zu drei Sitzungen<br />
von circa 20 Minuten pro Tag können durchgeführt werden.<br />
Dennoch warnt der Experte: „Infrarotlicht kann die<br />
Augen schädigen. Selbst geschlossene Augen bieten bei<br />
langfristiger Anwendung keinen voll umfänglichen Schutz.<br />
Idealerweise trägt man eine spezielle Schutzbrille.“<br />
VOLLBÄDER: EINFACH MAL ABTAUCHEN<br />
Leider hat nicht jeder eine Infrarotkabine daheim. Oder<br />
ausreichend Zeit für Saunabesuche. Doch keine Sorge:<br />
Schwitzen kann man trotzdem. Auch heiße Vollbäder<br />
wirken wohltuend. Neben der Wärme wirkt der hydrostatische<br />
Druck des Wassers extra relaxend. Selbst die aromatische<br />
Wirkung eines Saunaaufgusses lässt sich auf die<br />
Badewanne übertragen. Längst gibt es Dutzende Badezusätze,<br />
die mit aromatherapeutischen Düften arbeiten und<br />
für jeden Entspannungswunsch die passende Rezeptur<br />
bereithalten. Wer den Organismus nach dem Baden mit<br />
einer gezielten Abkühlung erfrischt, erlebt einen ähnliche<br />
prickelnden Frischekick wie nach einem typischen Saunaritual.<br />
„Lediglich die Haut verlangt bei Schwitzkuren in der<br />
Badewanne besondere Aufmerksamkeit. Kontakt mit<br />
heißem Wasser wirkt enorm austrocknend“, sagt der<br />
Mediziner und rät: „Wer Rötungen und Spannungsgefüh-<br />
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Wenn rund zwei Millionen Schweißdrüsen schuften, verliert<br />
der Körper enorm viel Flüssigkeit. Nach einer Viertelstunde<br />
in der Sauna hat man etwa einen halben Liter Waslen<br />
vorbeugen will, gibt daher einen guten Schuss eines<br />
natürlichen Öls (z. B. Oliven- oder Kokosöl) ins Badewasser.“<br />
Nach dem Baden werden die Ölrückstände nicht mit<br />
einem Handtuch weggerubbelt, sondern ausgiebig in die<br />
Haut einmassiert. Erst anschließend kann vorsichtig trocken<br />
getupft werden.<br />
SPORT: SCHWEISSARBEIT, DIE SICH LOHNT<br />
„Übrigens gibt es noch eine weitere überaus produktive<br />
Art, um ins Schwitzen zu kommen“, sagt Matthai. „Sport<br />
ist vielleicht sogar die beste Art, um unserem Körper aufzuwärmen<br />
und ihm dabei etwas Gutes zu tun. Wie enorm<br />
vitalisierend sich ein tägliches moderates Trainingsprogramm<br />
auf unsere <strong>Gesund</strong>heit und unser Wohlgefühl auswirkt,<br />
ist längst in unzähligen Studien nachgewiesen. Und<br />
vielleicht ist gerade die kühle Jahreszeit ein Anreiz für mehr<br />
Bewegung. Matthai sagt: „Ich kann aus jahrelanger medizinischer<br />
Erfahrung und Beratung jedenfalls empfehlen,<br />
sich gut um sich selbst zu kümmern. Sport und Schweiß<br />
gehören dabei auf jeden Fall dazu.“<br />
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92 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
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93
WEISSE HAARPRACHT<br />
Weiße<br />
HAARPRACHT<br />
Warum unsere Haare nicht grau, sondern weiß werden. Und was das mit<br />
unseren Genen, Hormonen, dem <strong>Leben</strong>sstil und der Ernährung zu tun hat.<br />
ie französische Königin Marie-<br />
Antoinette soll vor ihrer Hinrichtung<br />
am 16. Oktober 1793 über<br />
Nacht ergraut sein. Das ist einerseits<br />
gar nicht möglich und hat andererseits sehr wohl<br />
einen wahren Kern. Doch der Reihe nach.<br />
Um zu verstehen, warum weder Marie-Antoinette<br />
noch sonst jemand von jetzt auf gleich graue Haare<br />
bekommen kann, sollte man wissen, wie die Farbe<br />
überhaupt in unser Haar kommt: So befinden sich an<br />
den Haarwurzeln nicht nur Talgdrüsen und kleine Blutgefäße,<br />
sondern auch pigmentbildende Stammzellen,<br />
die sogenannten Melanozyten. Letztere produzieren<br />
das Pigment Melanin, das dem Haar seine Farbe gibt.<br />
Mit zunehmendem Alter aber lässt die Melanin-Produktion<br />
nach, wie Dr. Sabine Schwarz, Fachärztin für<br />
Dermatologie und Leiterin des Hautzentrums Wien,<br />
erklärt: „Melanozyten gehören zum, wenn man so<br />
möchte, Stammzellenreservoir, das sich im Laufe des<br />
<strong>Leben</strong>s erschöpft. Sind die pigmentbildenden Zellen<br />
verbraucht, wird kein Melanin mehr gebildet, sodass<br />
nur mehr pigmentlose Haare nachwachsen. Die sind<br />
allerdings nie grau, sondern immer nur weiß, selbst<br />
wenn die Haarfarbe in einer Übergangszeit durch das<br />
Zusammenspiel von dunkleren und weißen Haaren<br />
grau erscheinen mag.“ Marie-Antoinette hätte – wenn<br />
überhaupt – also über Nacht nur „erweißen“ können.<br />
DES WEISSEN PUDELS KERN<br />
Wie schnell dieser Prozess abläuft, ist unter anderem<br />
Veranlagungssache. Laut Schwarz wird in diesem<br />
Bereich der Genetik zwar viel geforscht, jedoch ist nach<br />
wie vor nicht gänzlich geklärt, warum es Menschen gibt,<br />
die bis ins hohe Alter dunkel bleiben, während andere<br />
bereits Mitte 30 weiß sind. Außerdem sei bekannt, so<br />
die Expertin, „dass weiße Haare im Normalfall zuerst<br />
Dr. Sabine Schwarz,<br />
Fachärztin für Dermatologie<br />
und Leiterin des<br />
Hautzentrums Wien<br />
94<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/21<br />
FOTO: ISTOCK_ADAMKAZ, _STOCKFOUR, _SIHUO0860371, HAUTZENTRUM WIEN<br />
Im Normalfall<br />
werden die Haare<br />
zuerst an den<br />
Schläfen und im<br />
Bartbereich weiß.<br />
an den Schläfen sowie im Bart- und Genitalbereich<br />
auftreten, weil dort die Erneuerung der Haare schneller<br />
vonstattengeht“.<br />
Der wahre Kern von Marie-Antoinettes „Erweißen<br />
über Nacht“ könnte indes mit Stress zusammenhängen,<br />
schließlich ging der Hinrichtung nicht nur ein<br />
zweitägiger Prozess voran. Dass psychischer und physischer<br />
Stress weiße Haare begünstigen, konnte eine<br />
Studie der Harvard University in Cambridge (USA)<br />
bestätigen. Auch Dermatologin Schwarz kann den<br />
Ergebnissen einiges abgewinnen: „Stress führt zu einer<br />
vermehrten Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin<br />
– den Stresshormonen. Insbesondere die übermäßige<br />
Ausschüttung von Noradrenalin führt dazu,<br />
dass das Reservoir an pigmentproduzierenden Zellen<br />
vorzeitig erschöpft wird. Insofern kann Stress also sehr<br />
wohl zu einer dauerhaften Erschöpfung des Stammzellenreservoirs<br />
führen.“<br />
HAARFREUNDLICHER LEBENSSTIL<br />
Wenn Stress dazu beiträgt, dass unsere Haare schneller<br />
bzw. früher weiß werden, sollte man sich um einen möglichst<br />
stressfreien <strong>Leben</strong>sstil bemühen. Dass das nicht<br />
immer möglich ist, ist klar. Und die eine oder andere<br />
stressige Phase kann der Körper durchaus kompensieren<br />
– vorausgesetzt, man achtet im Großen und Ganzen<br />
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nicht anfreunden möchte, kann sie<br />
färben oder es mit Renaturierung probieren.<br />
Letzteres bedeutet, dass man eine<br />
synthetisch hergestellte Vorstufe des<br />
Eumelanins in den Haarschaft einbringt,<br />
sodass dieses ebendort das Melanin<br />
ersetzt, das der Körper nicht mehr selbst<br />
erzeugen kann – vereinfacht erklärt.<br />
Was auf den ersten Blick toll klingt,<br />
funktioniert bei vielen Betroffenen<br />
trotzdem nicht. Künstlich hergestelltes<br />
Eumelanin ist nämlich nur in einer Farbe<br />
erhältlich, weshalb die Haare schlussendlich<br />
meist doch nicht im „alten Glanz“<br />
erstrahlen. Zudem können nur dunkle<br />
Haare renaturiert werden, da bislang die<br />
Herstellung von Phäomelanin, für blonde<br />
und rötliche Haarfarben verantwortlich,<br />
noch nicht gelungen ist. Und wie beim<br />
Färben muss auch beim Renaturieren<br />
regelmäßig nachgebessert werden.<br />
95
n TEST-AUSWERTUNG VON SEITE 98<br />
0 BIS 16 PUNKTE: DIE GEHEMMTEN<br />
Ihr Selbstbewusstsein ist nur sehr gering ausgeprägt. Es<br />
fällt Ihnen mitunter sogar schwer, ein Lob von anderen<br />
anzunehmen. Gehen Dinge schief – egal ob privat oder<br />
beruflich –, suchen Sie die Schuld meist bei sich selbst.<br />
Sie haben die Tendenz, bei Niederlagen gleich den Kopf in<br />
den Sand zu stecken. Vermutlich sind Sie auch mit Ihrem<br />
Körper unzufrieden. Im Umgang mit anderen Menschen<br />
sind Sie unsicher, Sie fühlen sich in Gesellschaft meist<br />
unwohl und deplatziert. Sie ziehen sich gerne zurück und<br />
haben die Einsamkeit zu schätzen gelernt.<br />
Unser Tipp: Glauben Sie an sich! Sie haben in Ihrem<br />
<strong>Leben</strong> sicher schon viel erreicht, auf das Sie stolz sein<br />
können. Schieben Sie Ihre Ängste, Sorgen und Zweifel<br />
ganz bewusst zur Seite. Denn diese hemmen Sie, selbstbewusster<br />
und glücklicher zu leben.<br />
auf eine gesunde <strong>Leben</strong>sweise. So sollte man ausreichend<br />
Bewegung in den Alltag einbauen, vorzugsweise<br />
an der frischen Luft und in der Natur. Zudem gilt es,<br />
sich gesund, sprich abwechslungsreich und ausgewogen,<br />
zu ernähren. Dann nämlich führt man dem Körper<br />
jene Nährstoffe zu, die man für ein gesundes und, wenn<br />
man so möchte, farbenprächtiges Haar benötigt.<br />
Neben dem sogenannten Haarvitamin Biotin, auch<br />
als Vitamin B7 oder Vitamin H bekannt und in Leber,<br />
Eidotter, Nüssen und Haferflocken enthalten, zählt<br />
dazu etwa Folsäure, ein weiteres B-Vitamin, das in grünem<br />
Blatt- und Kohlgemüse sowie Hülsenfrüchten,<br />
Erdäpfeln und Vollkornprodukten vorkommt. Ebenso<br />
braucht unser Haar die Mineralstoffe Zink und Selen,<br />
die in tierischen <strong>Leben</strong>smitteln (Fisch, Fleisch und<br />
Milchprodukten) sowie Nüssen stecken, und Kalzium,<br />
enthalten in Milchprodukten, grünem Gemüse und<br />
kalziumreichem Mineralwasser. Und nicht zu verges-<br />
17 BIS 32 PUNKTE: DIE SELBSTBEWUSSTEN<br />
Sie verfügen über ein gesundes Selbstbewusstsein. Sie<br />
sind meist mit sich zufrieden, wissen aber auch, wenn<br />
Selbstkritik angebracht ist. Sie freuen sich über Anerkennung,<br />
können aber auch anderen positives Feedback geben.<br />
Bei privaten oder beruflichen Problemen und Krisen<br />
sind Sie zumeist in der Lage, sachlich zu analysieren. Sie<br />
scheuen auch nicht davor zurück, Rat von Freunden oder<br />
Experten anzunehmen. Sie stehen zwar nicht gerne im<br />
Rampenlicht. Aber wenn dies von Ihnen gefordert wird,<br />
sind Sie überzeugend. Mitunter sind Sie sogar selbst verwundert,<br />
wie gut Sie bei anderen Menschen ankommen.<br />
Dennoch sind Sie auch in der Lage, sich zurückzuziehen<br />
und Stunden allein zu verbringen.<br />
Unser Tipp: Sie haben ausreichend Selbstvertrauen.<br />
Manchmal aber zweifeln Sie (zu sehr) an sich. Versuchen<br />
Sie in diesen Situationen, möglichst ruhig und sachlich zu<br />
analysieren, wo wer welche Fehler gemacht hat. Scheuen<br />
Sie auch nicht davor zurück, persönliches Feedback von<br />
Freunden einzuholen!<br />
Bewegung<br />
an der<br />
frischen Luft<br />
tut dem Körper<br />
– und<br />
sogar den<br />
Haaren gut.<br />
sen die Aminosäure L-Cystein, die in fetten Fischen,<br />
Fleisch, Hülsenfrüchten und Nüssen vorkommt, sowie<br />
Tyrosin, das besonders entscheidend ist für die Bildung<br />
von Melanin. Gute Lieferanten sind einmal mehr tierische<br />
<strong>Leben</strong>smittel wie Milch, Käse und Fleisch, aber<br />
etwa auch Erbsen und Sojabohnen.<br />
Neues Duo.<br />
Neue Staffel.<br />
Neue Stars.<br />
33 BIS 48 PUNKTE: DIE ANMASSENDEN<br />
Sie strotzen nur so vor Selbstbewusstsein. Denken Sie.<br />
Denn für Ihre Mitmenschen sind Sie mitunter schon anmaßend.<br />
Kritik prallt an Ihnen ab. Zumeist lassen Sie nur<br />
Ihre eigene Meinung zählen. Private oder berufliche Probleme<br />
lösen Sie auf eine einfache Weise: Der oder die<br />
andere ist schuld. Und damit basta. Deshalb ist es sehr<br />
wahrscheinlich, dass Ihre privaten Beziehungen, aber<br />
auch ihr beruflicher Werdegang durch viele Episoden gekennzeichnet<br />
sind. Kaum eine Person, kaum ein Job kann<br />
Sie langfristig begeistern. Sie gehen wenig Kompromisse<br />
ein. Denn Sie meinen prinzipiell, recht zu haben. Und damit<br />
erübrigen sich Diskussionen.<br />
Unser Tipp: Auch ein Zuviel an Selbstbewusstsein kann<br />
ungesund sein. Sie werden als überheblich wahrgenommen<br />
und als jemand, der sich keine Fehler eingestehen<br />
kann. Versuchen Sie, sich bewusst zu hinterfragen. Und<br />
lernen Sie zu akzeptieren, dass es Menschen gibt, die mitunter<br />
mehr können und wissen als Sie selbst.<br />
NICHT ZUPFEN<br />
Abgesehen von Adrenalin und Noradrenalin haben<br />
auch andere Hormone Einfluss auf die Haarpracht. So<br />
kann etwa ein sinkender Östrogenspiegel die Dichte<br />
und Farbe des Haares beeinträchtigen. Da auch andere<br />
Hormone Auswirkungen haben können, rät die Expertin:<br />
„Lassen Sie den Hormonstatus bestimmen. Nur der<br />
schafft im Verdachtsfall Klarheit.“<br />
Und noch etwas: Wer vereinzelt weiße Haare entdeckt,<br />
neigt dazu, diese auszureißen. Das aber hat keinen<br />
Sinn, und zwar nicht etwa, weil – wie oft behauptet<br />
wird – für jedes ausgezupfte weiße Haar sieben nachwachsen.<br />
Sondern vielmehr, weil durch das Ausreißen<br />
mitunter die Haarwurzel in Mitleidenschaft gezogen<br />
wird und in der Folge möglicherweise an dieser Stelle<br />
nichts mehr nachwachsen kann. Und nicht nur Sabine<br />
Schwarz weiß aus ihrem Praxisalltag: Lieber volles weißes<br />
als gar kein Haar.<br />
CHRISTIANE MÄHR n<br />
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96
TEST<br />
98<br />
WIE VIEL<br />
SELBSTVERTRAUEN<br />
Selbstbewusstsein macht attraktiv. Zu viel davon wirkt<br />
aber arrogant. Doch wie viel Selbstvertrauen haben Sie?<br />
Beantworten Sie die folgenden Fragen und finden Sie es heraus!<br />
1<br />
Sie sind allein.<br />
Wie fühlt sich das an?<br />
¨ Das ist kaum auszuhalten. (0)<br />
¨ Einige Zeit allein zu sein, ist okay.<br />
Aber dieser Zustand sollte nicht zu<br />
lange andauern. (1)<br />
¨ Egal. Ich kann gut mit mir allein sein. (2)<br />
¨ Ich genieße es, das eine oder andere<br />
Mal mit mir allein zu sein. (3)<br />
¨ Ich liebe es! (4)<br />
2<br />
Nehmen Sie sich 30 Sekunden Zeit.<br />
Zählen Sie innerhalb dieser Zeit alle<br />
Ihre Stärken auf, die Ihnen einfallen.<br />
Auf wie viele Stärken kommen Sie?<br />
¨ Mir sind spontan keine Stärken<br />
eingefallen. (0)<br />
¨ Ein bis zwei Stärken. (1)<br />
¨ Drei bis fünf Stärken. (2)<br />
¨ Sechs bis zwölf Stärken. (3)<br />
¨ Mehr als zwölf Stärken. (4)<br />
3<br />
Ein Kollege bittet Sie um einen<br />
Gefallen. Dieser Wunsch ist Ihnen<br />
unangenehm. Wie reagieren Sie?<br />
¨ Ich tue aus Prinzip nichts für andere,<br />
wenn ich das nicht auch möchte. (4)<br />
¨ Ich sage klar, dass ich es nicht tun<br />
möchte. (3)<br />
¨ Ich behaupte, ich müsse darüber<br />
nachdenken. Sage aber dann später<br />
Nein. (2)<br />
¨ Das ist mir unangenehm. Aber schließlich<br />
sage ich aus Anstand doch Ja. (1)<br />
¨ Ich tue, worum ich gebeten wurde.<br />
Ich mag es, anderen einen Gefallen<br />
zu tun. (0)<br />
4<br />
Ist es richtig, die eigenen Bedürfnisse<br />
wichtiger zu nehmen als jene<br />
von anderen Menschen?<br />
¨ Ja (3)<br />
¨ Meistens (2)<br />
¨ Manchmal (1)<br />
¨ Nie (0)<br />
5<br />
Ein guter Freund kritisiert Sie<br />
persönlich sehr. Sie fühlen Sie<br />
emotional verletzt. Wie reagieren<br />
Sie?<br />
¨ Ich sage nichts und schlucke die<br />
Kränkung hinunter. (0)<br />
¨ Ich sage offen, wie ich mich fühle. (1)<br />
¨ Ich suche das Gespräch und versuche<br />
den Kritikpunkt sachlich zu klären. (2)<br />
¨ Ich ärgere mich. Das zeige ich auch. (3)<br />
¨ Bei nächster Gelegenheit zahle ich es<br />
ihm zurück. Rache ist süß! (4)<br />
6<br />
Sie essen in einem Restaurant.<br />
Das Essen entspricht nicht Ihren<br />
Erwartungen. Wie reagieren Sie?<br />
¨ Ich behaupte aus Höflichkeit, dass es<br />
mir geschmeckt habe. (0)<br />
¨ Ich ärgere mich zwar, sage aber nichts. (1)<br />
¨ Wenn der Kellner mich fragt, sage ich,<br />
dass es mir nicht geschmeckt hat. (2)<br />
¨ Ich schicke das Essen höflich, aber<br />
bestimmt zurück. (3)<br />
¨ Ich zitiere den Koch an den Tisch und<br />
beschwere mich. (4)<br />
7<br />
HABEN SIE?<br />
Sie müssen beruflich einen Misserfolg<br />
einstecken. Wie reagieren Sie?<br />
¨ Ich schäme mich für meinen Fehler. (0)<br />
¨ Das war wohl nichts. Das probiere ich<br />
sicher nicht mehr! (1)<br />
¨ Ich hätte doch etwas anders machen<br />
sollen! (2)<br />
¨ Diesmal hat es nicht gekappt. Beim<br />
nächsten Mal wird alles gut gehen. (3)<br />
¨ Ich lerne daraus. Das ist Erfolg genug<br />
für mich. (4)<br />
¨ Versagen? Was ist das?<br />
Ich mache nie Fehler! (5)<br />
8<br />
Sie bekommen ein überraschendes<br />
Kompliment. Wie reagieren Sie?<br />
¨ Ich fühle mich unwohl. Hinter Komplimenten<br />
steckt doch (meist) eine Absicht … (0)<br />
¨ Ich bedanke mich zwar. Aber das war<br />
doch sicher nicht ernst gemeint!? (1)<br />
¨ Ich bedanke mich und revanchiere mich<br />
ebenfalls mit einem Kompliment. (2)<br />
¨ Ich freue mich und bedanke mich. (3)<br />
¨ Ich fühle mich bestätigt. Ich bin toll –<br />
und die anderen wissen es! (4)<br />
9<br />
Sie brauchen Hilfe bei einer schwierigen<br />
Aufgabe. Was machen Sie?<br />
¨ Ich versuche es mal alleine. Ich kann<br />
immer noch später um Hilfe fragen. (1)<br />
¨ Ich bitte jemanden um Unterstützung. (2)<br />
¨ Ich löse meine Probleme selbst. (4)<br />
10<br />
Sie tanzen in der Öffentlichkeit.<br />
Wie fühlen Sie sich?<br />
¨ Ich liebe es! (4)<br />
¨ Ich fühle mich etwas unwohl, wenn<br />
ich dabei beobachtet werde. (3)<br />
¨ Ich tanze nur, wenn mich keiner sieht.(1)<br />
¨ Ich mag das gar nicht. (0)<br />
<strong>11</strong><br />
Haben Sie das Gefühl, dass die<br />
meisten Ihrer Freunde attraktiver<br />
sind als Sie?<br />
¨ Ja (0)<br />
¨ Manchmal (2)<br />
¨ Nein (4)<br />
12<br />
Sie blicken morgens in den Spiegel.<br />
Ihre ersten Gedanken?<br />
¨ Ich bin mit meinem Aussehen wirklich<br />
unzufrieden. (0)<br />
¨ Ich bin zu klein/zu groß/zu dick … (1)<br />
¨ Mir fällt zwar der eine oder andere Makel<br />
auf. Aber generell bin ich zufrieden<br />
mit mir. (2)<br />
¨ Gott, sehe ich gut aus! (4)<br />
AUSWERTUNG &<br />
AUFLÖSUNG:<br />
Addieren Sie nun die Punkte Ihrer<br />
jeweiligen Antworten.<br />
Ihre Gesamtpunktezahl ist: _________<br />
Die Auswertung des Tests finden<br />
Sie auf Seite 96.<br />
Herbstflaute im Bett adé<br />
Natürliche Lust- und<br />
Potenzsteigerung aus der Apotheke<br />
Die Ursachen und Auslöser von Erektionsstörungen<br />
sind vielfältig. Viele Betroffene<br />
wünschen sich daher eine nebenwirkungsarme<br />
Therapiemöglichkeit.<br />
Nach Schätzung von Experten leidet mehr<br />
als ein Drittel aller Männer bereits ab 40<br />
und verstärkt noch in höherem Alter an<br />
sexueller Schwäche. Durch Frustration<br />
greifen viele Männer und Paare zu rezeptpflichtigen<br />
Potenzmitteln, die teilweise<br />
starke und gefährliche Nebenwirkungen<br />
haben können und dazu noch jedes Mal<br />
unromantisch vor dem Geschlechtsverkehr<br />
eingenommen werden müssen.<br />
Spontanität, Romantik und Intimität leiden<br />
darunter, besonders auch für die<br />
Frau. Wenn es im Bett nicht mehr klappt,<br />
können Konflikte in der Partnerschaft<br />
hinzukommen und das Problem verstärken.<br />
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zurück ins Gleichgewicht bringen<br />
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