Ärzt*in für Wien 2024/01
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MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN <strong>01</strong> <strong>2024</strong><br />
GEWALT IM SPIEL<br />
Als Ärztin oder Arzt ist man oft erste Anlaufstelle<br />
<strong>für</strong> Opfer häuslicher oder sexueller Gewalt. Wie<br />
damit umzugehen ist und wie man vorgehen sollte,<br />
sobald ein Verdacht auftaucht.<br />
Österreichische Post AG, MZ 02Z032618 M, Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, Weihburggasse 10-12, 1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Erscheinungsort <strong>Wien</strong>, Postaufgabenummer: <strong>01</strong><br />
ÄRZTEBALL<br />
Eine Nacht im<br />
Zeichen der Medizin<br />
WOHLFAHRTSFONDS<br />
Ausweitung der<br />
Ruhensbestimmungen<br />
HONORARE<br />
Verhandlungserfolg <strong>für</strong><br />
den Ärztefunkdienst<br />
Grafik: NUBEFY/stock.adobe.com
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BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Jahr der Gesundheit<br />
„Es wird ein Jahr, in dem<br />
wir uns noch viel mehr als<br />
bisher in die Gesundheitspolitik<br />
einbringen werden.“<br />
► Der Beginn des neuen Jahres ist ein geeigneter Anlass, um unsere Aufmerksamkeit in<br />
die gesundheitspolitische Zukunft zu richten. Das Jahr <strong>2024</strong>, soviel kann ich Ihnen<br />
jetzt schon zusichern, wird <strong>für</strong> die Ärztekammer das „Jahr der Gesundheit“ werden. Mehr<br />
dazu später.<br />
Bevor wir uns der Zukunft widmen, lohnt gerade in der aktuellen Situation ein Blick in die<br />
jüngere Vergangenheit, um daraus realistische Lehren zu ziehen. 2023 war in sehr vielfältiger<br />
Weise ein Jahr großer Herausforderungen. Kammerintern war es auch geprägt von<br />
schwierigen Entwicklungen und Auseinandersetzungen, die wir so nicht kannten. Seit ich im<br />
vergangenen Frühjahr aus einem längeren Krankenstand aufgrund einer Herzklappen- und<br />
einer Hüft-Operation wieder in mein Präsidentenamt zurückgekehrt bin, widme ich mich<br />
mit hohem Engagement der Aufgabe, die Kammer wieder zu einen und in der Öffentlichkeit<br />
ein geschlossenes Bild abzugeben.<br />
Dass dieser Einsatz vielversprechend ist, das zeigen unsere jüngsten gesundheitspolitischen<br />
Erfolge. Wir konnten Ende 2023 mit großer Ge- und Entschlossenheit den Bemühungen<br />
des Gesundheitsministeriums entgegentreten, die Ärztekammer aus der sozialpartnerschaftlichen<br />
Mitgestaltung im Gesundheitswesen zu drängen. Diesen mehr als nur fragwürdigen<br />
Bestrebungen im Rahmen des Finanzausgleichs konnten wir in allerletzter Minute einen<br />
Riegel vorschieben – ein schöner und nachdrücklicher Beweis unserer Leistungsfähigkeit.<br />
Blick in die Zukunft<br />
Und damit sind wir wieder bei der Zukunft angekommen, dem „Jahr der Gesundheit“ <strong>2024</strong>.<br />
Es wird ein Jahr, in dem wir uns noch viel mehr als bisher in die Gesundheitspolitik einbringen<br />
werden. Die meisten Themen stehen fest oder haben bereits Konturen angenommen:<br />
Wir werden sehr genau beobachten, ob die vom Gesundheitsminister zugesagten zusätzlichen<br />
Kassenverträge auch tatsächlich Realität werden. Wir werden da<strong>für</strong> sorgen, dass die<br />
Arbeitsbelastung in <strong>Wien</strong>s Krankenhäusern wieder zumutbare Dimensionen erreicht. Wir<br />
werden darauf achten, dass die von der Politik so favorisierten Ambulatorien kein Einfallstor<br />
<strong>für</strong> private Investorinnen und Investoren werden, die nicht nach medizinischen, sondern<br />
nach betriebswirtschaftlichen Kriterien vorgehen – um nur einige Beispiele zu nennen.<br />
Und wir werden Sie noch mehr als bisher über die Entwicklungen in der Gesundheitsversorgung<br />
informieren, aber auch die breite Öffentlichkeit, um transparent zu machen, womit wir<br />
zu rechnen haben. Das alles durchaus auch mit dem Ziel der aktiven Mobilisierung, wenn<br />
diese geboten ist, um Fehlentwicklungen gegenzusteuern.<br />
Ich bitte Sie um Ihre Unterstützung!<br />
Herzliche Grüße<br />
Ihr Johannes Steinhart<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
Weitere standespolitische<br />
Themen ab Seite 9.<br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 3
BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Danke!<br />
► Mehr als ein Jahr Kampagne <strong>für</strong> die Rettung der <strong>Wien</strong>er Spitäler liegt hinter uns.<br />
Doch bevor ich ein Resümee ziehe, möchte ich mich bedanken. Danke an alle Kolleginnen<br />
und Kollegen aus Ärzteschaft und Pflege, die trotz der Wetterverhältnisse und des<br />
Drucks „von oben“ mit uns am 4. Dezember auf die Straßen <strong>Wien</strong>s gegangen sind. Laut ORF<br />
waren wir immerhin rund 2.500 Menschen. Danke an alle, die mitgeholfen und mit ihrem<br />
unermüdlichen Engagement den Protestmarsch der Spitalsangestellten überhaupt erst<br />
ermöglicht haben. Und schließlich möchte ich mich bei allen bedanken, die unsere öffentliche<br />
Gesundheitsversorgung trotz allen Schwierigkeiten aufrechterhalten.<br />
„Wir sind die <strong>Wien</strong>er<br />
Spitalsärztinnen und<br />
Spitalsärzte. Ohne uns kann<br />
man schlicht und einfach<br />
kein Spital betreiben!“<br />
Gemeinsam stark auftreten<br />
Der Kampf <strong>für</strong> bessere Arbeitsbedingungen war und ist nicht umsonst. Manchmal ist es<br />
ernüchternd, wenn man bedenkt, wie langsam die Politik in die Gänge kommt. Kurz vor dem<br />
Protestmarsch hat die Stadt ein Zulagenpaket <strong>für</strong> die Bediensteten des <strong>Wien</strong>er Gesundheitsverbunds<br />
(WiGev) geschnürt, das bei weitem nicht ausreicht. Doch ohne unseren Druck,<br />
ohne die zahlreichen Hilferufe, Gefährdungsanzeigen und ohne den Mut großer Teile der<br />
Belegschaft hätte es wohl nicht mal dieses Paket gegeben.<br />
Werden wir uns mit ein paar Nacht- und Wochenenddienstzuschlägen zufriedengeben?<br />
Natürlich nicht. Ja, manchmal sind es kleine Schritte. Aber wie der Warnstreik an der<br />
ZNA Ottakring oder die Mobilisierung zum Protestmarsch gezeigt haben, brauchen wir keine<br />
Angst vor einem scheinbar übermächtigen Arbeitgeber haben. Wir sind die <strong>Wien</strong>er Spitalsärztinnen<br />
und Spitalsärzte. Ohne uns kann man schlicht und einfach kein Spital betreiben!<br />
Auf lange Sicht glaube ich daran, dass wir auch die strukturellen Probleme in unseren<br />
Spitälern lösen können, wenn wir gemeinsam stark auftreten. Unser 10-Punkte-Plan zur<br />
Rettung der <strong>Wien</strong>er Spitäler liegt der Stadt auf. Wir werden nicht müde, ihn vor uns herzutragen<br />
– bis endlich etwas Substanzielles passiert.<br />
Wie es besser gehen kann, hat das Paket des Wissenschaftsministeriums <strong>für</strong> die Medizinische<br />
Universität <strong>Wien</strong> gezeigt. Alleine <strong>für</strong> <strong>2024</strong> werden rund 50 Millionen Euro auf über<br />
2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilt. Es war darüber hinaus ein deutliches<br />
Zeichen, dass der Betriebsrat der MedUni <strong>Wien</strong> auf dem Protestmarsch eine Betriebsversammlung<br />
abgehalten hat, um den Angestellten die Teilnahme zu ermöglichen. Danke!<br />
Unsere Forderungen sind weiterhin: 30 Prozent mehr Personal, 30 Prozent mehr Zeit <strong>für</strong><br />
Patientinnen und Patienten, 30 Prozent mehr Gehalt und 30 Prozent weniger Bürokratie. All<br />
das gehört zusammengedacht: ohne attraktive Gehälter gibt es kein ausreichendes Personal.<br />
Gehen wir’s also auch im neuen Jahr gemeinsam an!<br />
Herzlichst<br />
Ihr Stefan Ferenci<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
Weitere standespolitische<br />
Themen ab Seite 9.<br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 5
BÜRO PERNDL | FOTO: LISI SPECHT | NEUNERHAUS DANKT CESÁR SAMPSON<br />
JEDEN<br />
KANN ES<br />
EINMAL<br />
AUFDIE<br />
SCHNAUZE<br />
HAUEN.<br />
IHRE SPENDE HILFT OBDACHLOSEN<br />
MENSCHEN ZU EINEM NEUBEGINN.<br />
NEUNERHAUS.AT/SPENDEN
BRIEF DER KURIENOBFRAU IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Erfolgreich verhandelt<br />
► Bei meinem Amtsantritt Mitte Oktober habe ich den Abschluss des Kassenvertrags<br />
<strong>für</strong> alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte als oberste Priorität definiert. Die<br />
vergangenen Wochen waren von langen und intensiven Verhandlungen mit der Österreichischen<br />
Gesundheitskasse zu jeder Tag- und Nachtzeit geprägt. Nun konnten wir eine Einigung<br />
erzielen und dürfen den <strong>Wien</strong>er Vertragsärztinnen und Vertragsärzten das erfolgreiche<br />
Ergebnis präsentieren, das alle bestmöglich entlasten wird. Durch die intensiven Nachverhandlungen<br />
zum Finanzausgleich konnten wir auch die Mitsprache der Ärztekammer<br />
weiterhin absichern.<br />
„Die vergangenen Wochen<br />
waren von langen und<br />
intensiven Verhandlungen mit<br />
der Österreichischen<br />
Gesundheitskasse zu jeder Tagund<br />
Nachtzeit geprägt.“<br />
Lineare Tariferhöhung von 10 Prozent über alle Fächer<br />
Das Ergebnis beinhaltet eine lineare Tariferhöhung von 10 Prozent über alle Fächer<br />
(exklusive Medizinische und Chemische Labordiagnostik und Physikalische Medizin und<br />
Rehabilitation). Zusätzlich erhalten die Vertragsärztinnen und -ärzte der genannten Fachgruppen<br />
7,1 Prozent Honorarsummenzuschlag <strong>für</strong> das Jahr 2023. Für die weniger honorierten<br />
Mangelfächer, wie etwa Allgemeinmedizin und Kinder- und Jugendheilkunde sowie Frauenheilkunde<br />
und Geburtshilfe wurde zusätzlich zu den 10 Prozent eine gesonderte Aufwertung<br />
im Rahmen der Zuwendungsmedizin geschaffen, um diese Fächer <strong>für</strong> die Zukunft zu stärken.<br />
Darüber hinaus gibt es die Vereinbarung, diese Fächer auch langfristig weiter aufzuwerten.<br />
Das Verhandlungsergebnis wurde in der Kuriensitzung der niedergelassenen Ärztinnen<br />
und Ärzte der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> am 18. Dezember mit überwältigender Mehrheit angenommen.<br />
Niedergelassener Bereich wird weiter aufwertet<br />
Mit dem erzielten Verhandlungsergebnis haben wir in kurzer Zeit eine solide Basis geschaffen,<br />
die den niedergelassenen Bereich weiter aufwertet und es ist ein weiteres Zeichen da<strong>für</strong>,<br />
dass die <strong>Wien</strong>er Kammer wieder voll ihren Aufgaben nachkommt und sich bestens um die<br />
Interessen der <strong>Wien</strong>er Kolleginnen und Kollegen und um die Versorgung der <strong>Wien</strong>erinnen<br />
und <strong>Wien</strong>er kümmert.<br />
Mein Dank gilt allen Ärztinnen und Ärzten, die täglich Außergewöhnliches leisten. Der<br />
Abschluss wird vor allem auch den Patientinnen und Patienten zu Gute kommen und den<br />
niedergelassenen Bereich in <strong>Wien</strong> weiter stärken.<br />
In diesem Sinne darf ich Ihnen einen guten Start ins Jahr <strong>2024</strong> und viel Gesundheit<br />
wünschen!<br />
Mit kollegialen Grüßen<br />
Ihre Naghme Kamaleyan-Schmied<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
Weitere standespolitische<br />
Themen ab Seite 9.<br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 7
INHALT EDITORIAL<br />
Inhalt<br />
3 In eigener Sache – Brief des Präsidenten<br />
5 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns<br />
7 In eigener Sache – Brief der Kurienobfrau<br />
Intern<br />
10 News<br />
„<strong>Wien</strong>, schau auf deine Spitäler!“: Das war der Protestmarsch 2023<br />
12 News<br />
Eine Valorisierung der Honorare und eine deutliche Anhebung der Vergütung <strong>für</strong> Visiten –<br />
darüber können sich die Ärztinnen und Ärzte des Ärztefunkdienstes freuen.<br />
14 News<br />
Am 27. Jänner öffnet die <strong>Wien</strong>er Hofburg wieder ihre Türen <strong>für</strong> den 72. <strong>Wien</strong>er Ärzteball.<br />
Bettina Wiltos, Leiterin des Ballkomitees, im Interview.<br />
16 News<br />
Der Wohlfahrtsfonds kann auf ein produktives Jahr 2023 zurückblicken.<br />
20 Kammerbereich<br />
Coverstory<br />
22 Gewalt im Spiel<br />
Als Ärztin oder Arzt ist man oft erste Anlaufstelle <strong>für</strong> Opfer häuslicher oder sexueller<br />
Gewalt. Wie damit umzugehen ist, welche rechtlichen Aspekte es gibt und wie man<br />
überhaupt vorgehen sollte, sobald ein Verdacht auftaucht.<br />
Service<br />
26 Fortbildung, Vorträge, Tagungen, Symposien<br />
28 Medizin<br />
Im Rahmen einer internationalen Studie wurde ein nebenwirkungsarmer<br />
opioid-ähnlicher Wirkstoff entwickelt, der Schmerzen effektiv lindern kann.<br />
30 Informationen der Zahnärztekammer<br />
32 Chronik<br />
Räume, die positiv auf die Gesundheit wirken – ein wegweisender Gedanke,<br />
der sich hinter dem Begriff Healing Architecture verbirgt.<br />
36 Steuer<br />
Ausblick auf die steuerlichen Neuerungen im Jahr <strong>2024</strong>.<br />
37 Recht<br />
Der nächtliche Besuch einer privaten Feier im Krankenstand aufgrund von<br />
Depressionen ist <strong>für</strong> den OGH kein Entlassungsgrund.<br />
38 Kleinanzeigen<br />
IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten durch den<br />
Präsidenten, 1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Weihburggasse 10–12, T <strong>01</strong>/515 <strong>01</strong>, F <strong>01</strong>/515 <strong>01</strong>-1289, Mail: pressestelle@aekwien.at. Redaktionsvorsitz:<br />
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Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: www.aekwien.at/impressum<br />
Editorial<br />
Alles Walzer<br />
Hinter uns liegt ein<br />
äußerst ereignisreiches<br />
Jahr: Von der<br />
Gesundheitsreform,<br />
die drohte, <strong>für</strong> die<br />
Ärztinnen und Ärzte<br />
zahlreiche Verschlechterungen<br />
zu bringen,<br />
über Aktionen und Aktivitäten, um die<br />
Situation der <strong>Wien</strong>er Spitalsärztinnen<br />
und -ärzte zu verbessern bis hin zu den<br />
Kassenverhandlungen, die kurz vor Jahresende<br />
noch einen erfolgreichen Abschluss<br />
gefunden haben. Ich denke, die <strong>Wien</strong>er<br />
Ärztinnen und Ärzte haben es sich redlich<br />
verdient, sich einmal entspannt zurückzulehnen<br />
und ein wenig durchzuatmen.<br />
Da trifft es sich gut, dass am 27. Jänner in<br />
der Hofburg der Ärzteball stattfindet. Was<br />
ist schöner, als sich in Schale zu werfen<br />
und in feierlichem und elegantem Rahmen<br />
mit Kolleginnen, Kollegen, Freundinnen,<br />
Freunden und Bekannten auszutauschen,<br />
zu tanzen, zu lachen, es sich gut gehen und<br />
von der ausgelassenen Stimmung mitreißen<br />
zu lassen?<br />
Auch heuer hat sich das Team des Ärzteballs<br />
so einiges einfallen lassen, um den<br />
Ballgästen einen unvergesslichen Abend<br />
zu bereiten. Und das Beste daran: Der<br />
gesamte Reinerlös des Balls geht an karitative<br />
Organisationen. Heuer wurde das<br />
Projekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“<br />
des Vereins Autonome Österreichische<br />
Frauenhäuser ausgewählt. Mehr<br />
dazu können Sie im Interview mit der<br />
Leiterin des Ballkomitees, Bettina Wiltos,<br />
ab Seite 14 nachlesen.<br />
Das Thema Gewalt haben wir auch in<br />
unserer Covergeschichte aufgegriffen. Wie<br />
man Gewaltmissbrauch bei Patientinnen<br />
und Patienten erkennen kann, wie man<br />
helfen kann und welche rechtlichen Aspekte<br />
es gibt, erfahren Sie ab Seite 22.<br />
Ich wünsche Ihnen eine interessante<br />
Lektüre und einen guten Start ins neue<br />
Jahr!<br />
Ihr<br />
Hamid Schirasi-Fard<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
8 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
NEWS INTERN<br />
Grippe- und Coronawelle: Ärztekammer fordert<br />
Medikamentensicherheit und Testmöglichkeiten<br />
Die aktuelle Erkrankungswelle hat Österreich fest im Griff.<br />
Grippale Infekte, Covid-19 und<br />
Influenza führen immer mehr<br />
Patientinnen und Patienten<br />
derzeit in die <strong>Wien</strong>er Arztpraxen<br />
und stellen den niedergelassenen<br />
Bereich damit vor große Herausforderungen.<br />
Anlässlich der hohen Corona-<br />
Infektionszahlen und der<br />
anrollenden Grippewelle fordert<br />
die Ärztekammer die Ausweitung<br />
und Sicherstellung der Testmöglichkeiten,<br />
kostenlose FFP2-<br />
Masken <strong>für</strong> die Bevölkerung und<br />
langfristige Medikamentensicherheit.<br />
Ein Engpass von wichtigen<br />
Notfallmedikamenten – wie<br />
beispielsweise Paxlovid zur Verhinderung<br />
schwerer Covid-Krankheitsverläufe – müsse<br />
künftig unbedingt vermieden werden.<br />
„Sinnvoll wäre es, dass die Ärztinnen und<br />
Ärzte zukünftig Notfallmedikamente direkt in<br />
der Ordination an Patientinnen und Patienten<br />
abgeben, um ihnen zusätzliche Wege zu<br />
ersparen“, sagt Naghme Kamaleyan-Schmied,<br />
Vizepräsidentin und Kurienobfrau der Kurie<br />
niedergelassene Ärzte.<br />
Kamaleyan-Schmied fordert zudem ein<br />
dringend notwendiges Paket <strong>für</strong> die Ordinationen,<br />
um gut durch die Erkältungswelle<br />
zu kommen und die Patientensicherheit<br />
zu garantieren: „Wir fordern neben der<br />
Zurverfügungstellung von kostenlosen FFP2-<br />
Masken <strong>für</strong> die Bevölkerung eine Sicherstellung<br />
der Testungen von symptomatischen<br />
Patientinnen und Patienten in den Praxen<br />
als Kassenleitung sowie kostenlose Influenza-<br />
und RSV-Testungen, da es häufig zu<br />
Mischinfektionen kommt. Derzeit telefonieren<br />
wir Ärztinnen und Ärzte ständig mit<br />
Apotheken, um an benötigte Medikamente<br />
zu kommen. Auch hier hätte<br />
man aus vergangenen Fehlern<br />
lernen müssen. Die Medikamentenverfügbarkeit,<br />
etwa bei<br />
Antibiotika, Lungensprays und<br />
Medikamenten <strong>für</strong> Kinder, muss<br />
langfristig sichergestellt werden“,<br />
so Kamaleyan-Schmied.<br />
Darüber hinaus spricht die<br />
Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> die klare<br />
Empfehlung <strong>für</strong> Patientinnen<br />
und Patienten aus, bei anstehenden<br />
Ordinationsbesuchen<br />
freiwillig eine FFP2-Maske<br />
zu tragen. Ein entsprechendes<br />
Informationsschreiben wurde<br />
bereits Anfang Dezember an die<br />
niedergelassenen Ärztinnen und<br />
Ärzte in <strong>Wien</strong> versandt und den Praxen grafisch<br />
aufbereitete Handlungsempfehlungen<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
„Aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens<br />
empfehlen wir vor allem Patientinnen<br />
und Patienten bei viralen oder fieberhaften<br />
Infekten, Krankheitsgefühl, aber auch bei<br />
Durchfall beim Besuch in der Ordination eine<br />
FFP2-Maske zu tragen. So schützen sie sich<br />
und andere am besten und kommen sicher<br />
durch die Erkältungszeit“, so Kamaleyan-<br />
Schmied abschließend. <br />
Ausschreibungen <strong>für</strong> Einzel- und Gruppenpraxen <strong>für</strong> Jänner <strong>2024</strong><br />
Foto: anatoliycherkas/stock.adobe.com<br />
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) schreibt gemäß § 7 der Richtlinie <strong>für</strong> die Auswahl und Invertragnahme von Vertragsärztinnen und<br />
-ärzten <strong>für</strong> Allgemeinmedizin und Vertragsfachärztinnen und -ärzten iVm § 6 Abs 1 Gesamtvertrag vom 1. Jänner 2<strong>01</strong>1 sowie gemäß § 7 der<br />
Richtlinien <strong>für</strong> die Auswahl und Invertragnahme von Gesellschafterinnen und Gesellschaftern von Vertragsgruppenpraxen iVm § 9 Gruppenpraxengesamtvertrag<br />
vom 1. Jänner 2<strong>01</strong>1 gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB), der Sozialversicherung<br />
der Selbstständigen (SVS), sowie der Kranken<strong>für</strong>sorgeanstalt der Stadt <strong>Wien</strong> (KFA <strong>Wien</strong>) im Einvernehmen mit der Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> Vertragsarztstellen aus. Basierend auf den Änderungen der Reihungskriterien <strong>für</strong> Bewerbungen ab 1. Mai 2<strong>01</strong>8 finden Sie die Ausschreibungen<br />
<strong>für</strong> Einzelpraxen sowie <strong>für</strong> Gruppenpraxen <strong>für</strong> Jänner auf der Website der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> unter www.aekwien.at beziehungsweise<br />
unter www.aekwien.at/ausschreibungen-allgemeinmedizin und www.aekwien.at/ausschreibungen-fachärzte.<br />
Ihre Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte fristgerecht an:<br />
Kurie niedergelassene Ärzte<br />
Ärztinnen und Ärzte <strong>für</strong> Allgemeinmedizin<br />
Mag. a Gabriella Milinski<br />
1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Weihburggasse 10-12<br />
Tel.: 515 <strong>01</strong>/1222 DW<br />
E-Mail: milinski@aekwien.at<br />
Kurie niedergelassene Ärzte<br />
Fachärztinnen und Fachärzte<br />
Sabine Hubmayr<br />
1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Weihburggasse 10-12<br />
Tel.: 515 <strong>01</strong>/1259 DW<br />
E-Mail: hubmayr@aekwien.at<br />
Die Richtlinien zur Invertragnahme und das Punktesystem finden Sie unter www.aekwien.at/reihungskriterien, die gesamtvertraglichen<br />
Bestimmungen unter https://www.aekwien.at/oegk und das Bewerbungsformular unter https://www.aekwien.at/formulare.<br />
Hinweis: Bitte beachten Sie das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz.<br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 9
INTERN NEWS<br />
„<strong>Wien</strong>, schau auf deine Spitäler!“<br />
Das war der Protestmarsch 2023<br />
Der Zug auf dem Weg in Richtung Abschlusskundgebung am Stock-im-Eisen-Platz beim Stephansdom.<br />
Bei eisigen Temperaturen versammelten sich am Montag, den 4. Dezember, laut ORF rund 2.500 Menschen<br />
in der <strong>Wien</strong>er Innenstadt zum Protestmarsch der Spitalsangestellten. <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> war vor<br />
Ort. Ein Stimmungsbild.<br />
Von Ben Weiser<br />
► Nach monatelangen Vorbereitungen<br />
Symptomen herumgedoktert, mehr<br />
war es soweit. „Protest<br />
statt Burnout“, „Ohne uns stirbt <strong>Wien</strong>“,<br />
auch nicht“, war etwa von einer Teilnehmerin<br />
zu hören.<br />
„Das Gesundheitssystem gefährdet<br />
Ärztinnen und Ärzte“ oder „<strong>Wien</strong>,<br />
„Es wird nur Ausgebrannt<br />
schau auf Deine Spitäler“ – mit diesen ein wenig „Wir können nicht mehr“, hieß es vielfach.<br />
Auch von der mobilen Demobüh-<br />
Slogans versammelten sich am 4. Dezember<br />
Spitalsangestellte am Neuen<br />
ne aus. Dort eröffnete der Betriebsrat<br />
an den<br />
Markt, um gegen die Zustände in den<br />
Symptomen<br />
der Medizinischen Universität <strong>Wien</strong><br />
<strong>Wien</strong>er Spitälern zu demonstrieren. herumgedoktert,<br />
(MedUni) eine Betriebsversammlung,<br />
um den Angestellten die Teilnahme<br />
Kurz zuvor hatte die Stadtregierung ein<br />
Zulagenpaket <strong>für</strong> Bedienstete des <strong>Wien</strong>er<br />
Gesundheitsverbundes (WiGev)<br />
am Protestmarsch in der Arbeitszeit zu<br />
mehr auch<br />
ermöglichen. Auch zahlreiche Studierende<br />
erschienen, die Hochschulver-<br />
vorgestellt. Das aber ging den Demonstrierenden<br />
nicht.“<br />
nicht weit genug, wohl auch<br />
wegen der unveränderten Gehaltsschemata.<br />
„Es wird nur ein wenig an den<br />
tretungen ÖH Med <strong>Wien</strong> und ÖH FH<br />
Campus hatten im Vorfeld zur Unterstützung<br />
aufgerufen.<br />
Um etwa 15 Uhr marschierte der Demonstrationszug<br />
in Richtung Ring, wo<br />
sich von den Bim- und U-Bahn-Stationen<br />
aus noch etliche Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer hinzugesellten.<br />
Vor dem Rathaus stoppte der Zug dann<br />
<strong>für</strong> eine Zwischenkundgebung. Stefan<br />
Ferenci, Obmann der Kurie angestellte<br />
Ärzte und Vizepräsident, sowie dessen<br />
Stellvertreter, Eduardo Maldondado-<br />
Gonzales, kritisierten die Stadtpolitik <strong>für</strong><br />
ihre Untätigkeit. Mit Trillerpfeifen richteten<br />
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
der <strong>Wien</strong>er Stadtregierung ihren<br />
Unmut aus. „Die Situation in den Spitälern<br />
ist beängstigend“, so Ferenci, das<br />
Gesundheitspersonal habe mehr Respekt<br />
Fotos: Stefan Seelig<br />
10 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
NEWS INTERN<br />
Letzte Vorbereitungen.<br />
Finanzreferent und MedUni-Betriebsratsvorsitzender<br />
Johannes Kastner eröffnete die<br />
Betriebsversammlung<br />
Motivierte Organisatoren unmittelbar vor dem Protestmarsch: WiGev-<br />
Personalvertreter Peter Poslussny, Kurienobmann-Stellvertreter Eduardo<br />
Maldonado-González, Demo-Moderator Severin Ehrengruber, Vizepräsident<br />
Stefan Konrad und Kurienmanager Andreas Kolm (v.l.n.r.)<br />
Kurienobmann und Vizepräsident Stefan Ferenci bei der Zwischenkundgebung<br />
vor dem Rathaus. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ließen die<br />
Stadtpolitik mit lautem Pfeifengeheul wissen, was sie von der Situation in<br />
<strong>Wien</strong>s Spitälern halten.<br />
verdient. Maldonado-González war es<br />
zudem ein wichtiges Anliegen, auch <strong>für</strong><br />
Verbesserungen der Kolleginnen und<br />
Kollegen in der Pflege einzutreten. Er bedankte<br />
sich mehrmals <strong>für</strong> die rege Teilnahme<br />
der Pflegebeschäftigten.<br />
Im Anschluss ging es durch die engen<br />
Gassen des 1. <strong>Wien</strong>er Gemeindebezirks<br />
in Richtung Stock-im-Eisen-Platz zur<br />
Abschlusskundgebung.<br />
Emotion und Motivation<br />
Anrainerinnen und Anrainer berichteten<br />
davon, wie lautstark der Protestmarsch<br />
zu hören war. Für die Kurie<br />
angestellte Ärzte ein voller Erfolg, wie<br />
Ferenci im Gespräch mit <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Wien</strong> betont. „Auf viele Kolleginnen<br />
und Kollegen wurde Druck ausgeübt<br />
und dennoch sind sie am 4. Dezember<br />
gekommen. In den Spitälern wurden<br />
Plakate, die zum Protestmarsch aufriefen,<br />
heruntergerissen – doch danach<br />
sind umso mehr wieder aufgehängt<br />
worden. Wer weiß, was im Vorfeld alles<br />
versucht wurde, um den Marsch zu<br />
diskreditieren, kann nur stolz auf die<br />
<strong>Wien</strong>er Ärzteschaft und die <strong>Wien</strong>er<br />
Pflegekräfte sein“, so Ferenci.<br />
Auf der Abschlusskundgebung mit teils<br />
emotionalen und motivierenden Reden<br />
waren vertreten: Ärztekammer-Präsident<br />
Johannes Steinhart, die 2. stellvertretende<br />
Sektionsobfrau Turnusärzte<br />
Anna-Christina Kichler, die stellvertretende<br />
Kurienobfrau Anna Kreil, ÖÄK-<br />
Vizepräsident Harald Mayer und mit<br />
einem Schlusswort noch einmal Kurienobmann<br />
und Vizepräsident Stefan<br />
Ferenci.<br />
„Bis sich etwas ändert“<br />
„Bett am Gang statt Bett am Fenster“: Demonstrierende machten auf die Gangbetten-Problematik aufmerksam.<br />
Auch etliche Turnusärztinnen und -ärzte waren vertreten. Sie Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart bei seiner<br />
forderten unter anderem mehr Zeit <strong>für</strong> Ausbildung.<br />
Rede auf der Bühne am Stock-im-Eisen-Platz.<br />
Was bleibt, ist der Wille, weiterhin<br />
<strong>für</strong> bessere Arbeitsbedingungen in den<br />
<strong>Wien</strong>er Spitälern zu kämpfen – „bis<br />
sich endlich etwas ändert“, so das Resümee<br />
von Ferenci. „Ich bedanke mich<br />
bei allen, die den Marsch ermöglicht,<br />
ihn unterstützt beziehungsweise daran<br />
teilgenommen haben. Wir wissen von<br />
vielen Kolleginnen und Kollegen, die<br />
gerne selbst gekommen wären, aber<br />
die Spitäler am Laufen halten mussten.<br />
So wie sie das jeden einzelnen Tag<br />
tun! Hoffentlich in naher Zukunft mit<br />
30 Prozent mehr Personal, 30 Prozent<br />
mehr Gehalt, 30 Prozent weniger bürokratischen<br />
Hürden und 30 Prozent<br />
mehr Zeit <strong>für</strong> unsere Patientinnen und<br />
Patienten.“ <br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 11
INTERN NEWS<br />
Ärztefunkdienst<br />
„Ein Erfolg, der sich sehen lassen kann“<br />
Eine Valorisierung der Honorare und eine deutliche Anhebung der Vergütung <strong>für</strong> Visiten – darüber<br />
können sich die Ärztinnen und Ärzte des Ärztefunkdienstes freuen. Paul Schönfeld, Stellvertreter der<br />
Obfrau der Kurie niedergelassene Ärzte, und Christoph Pelanek, ärztlicher Leiter im Ärztefunkdienst,<br />
über wegweisende Verhandlungsergebnisse.<br />
Von Elisa Cavalieri<br />
► <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Herr Dr.<br />
Schönfeld, Sie sind seit Mitte Oktober<br />
des Vorjahres erster Stellvertreter<br />
der Obfrau der Kurie niedergelassene<br />
Ärzte der <strong>Wien</strong>er Ärztekammer. Können<br />
Sie sich kurz vorstellen?<br />
Schönfeld: Ich bin Facharzt <strong>für</strong> Innere<br />
Medizin und Rheumatologie sowie<br />
Arzt <strong>für</strong> Allgemeinmedizin und betreibe<br />
eine Kassenordination <strong>für</strong> Innere Medizin<br />
im 7. Bezirk. Als frisch gewählter<br />
Stellvertreter der Kurienobfrau Naghme<br />
Kamaleyan-Schmied ist es mir ein<br />
wichtiges Anliegen, die Rahmenbedingungen<br />
in den Kassenordinationen zu<br />
verbessern. Und was mir besonders am<br />
Herzen liegt, ist die Verbindung zwischen<br />
den Kolleginnen und Kollegen<br />
der Allgemeinmedizin und den Fachärztinnen<br />
und Fachärzten zu stärken<br />
und ein partnerschaftliches Miteinander<br />
zu fördern. Denn nur gemeinsam<br />
können wir den Versorgungsauftrag <strong>für</strong><br />
die Patientinnen und Patienten erfüllen.<br />
Die Interessen der Allgemeinmedizinerinnen<br />
und -mediziner gehören genauso<br />
bestmöglich vertreten wie die Interessen<br />
der Fachärztinnen und Fachärzte, und<br />
das funktioniert nur, wenn man gemeinsam<br />
an einem Strang zieht. In diesem<br />
Sinne hoffe ich auf eine konstruktive<br />
Zusammenarbeit, sowohl in der Außenals<br />
auch in der Innenvertretung.<br />
Der Ärztefunkdienst - 141<br />
„Die Ergebnisse<br />
sind<br />
ein klares<br />
Zeichen der<br />
Wertschätzung<br />
<strong>für</strong> die<br />
Leistung, die<br />
die Ärztinnen<br />
und<br />
Ärzte des<br />
Ärztefunkdienstes<br />
<strong>für</strong><br />
die <strong>Wien</strong>er<br />
Bevölkerung<br />
erbringen.“<br />
Als Vertretung der <strong>Wien</strong>er Hausärztinnen und Hausärzte<br />
versorgt der Ärztefunkdienst außerhalb der<br />
Ordinationsöffnungszeiten rasch, qualifiziert und adäquat<br />
Patientinnen und Patienten mit akuten, primär<br />
nicht lebensbedrohlichen gesundheitlichen Problemen.<br />
Der Ärztefunkdienst ist an Werktagen von 19 Uhr<br />
abends bis 7 Uhr Früh sowie an Wochenenden, Feiertagen,<br />
am 24. und am 31. Dezember rund um die Uhr<br />
im Einsatz.<br />
Im Dienst: Der Ärztefunkdienst versorgt die <strong>Wien</strong>er Bevölkerung außerhalb der Ordinationsöffnungszeiten<br />
der Hausärztinnen und Hausärzte.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Herr Dr. Pelanek,<br />
dem Ärztefunkdienst ist es kürzlich gelungen,<br />
bei den Verhandlungen mit Gesundheitskasse<br />
und Stadt <strong>Wien</strong> deutliche<br />
Honorarerhöhungen zu erreichen. Wie ist<br />
das zustande gekommen und wie sehen<br />
die Ergebnisse im Detail aus?<br />
Pelanek: Es haben mit Gesundheitskasse<br />
und Stadt <strong>Wien</strong> tatsächlich konstruk-<br />
Paul Schönfeld: „Die Kolleginnen und Kollegen<br />
haben alle mit gestiegenen Kosten zu kämpfen.<br />
Das muss von der Kasse abgebildet werden.“<br />
tive und lösungsorientierte Gespräche<br />
stattgefunden. Die Herausforderungen,<br />
mit denen der Ärztefunkdienst konfrontiert<br />
ist, wurden vom Gegenüber<br />
ernstgenommen. Aufgrund der Teuerung<br />
ist es im letzten Jahr zu einem Reallohnverlust<br />
gekommen, der auch die<br />
ärztlichen Kolleginnen und Kollegen<br />
stark trifft. Dem konnten wir entgegenwirken,<br />
indem wir eine Valorisierung<br />
der Honorare erreicht haben. Zusätzlich<br />
konnten wir die Honorare <strong>für</strong> die<br />
11-Stunden-Nachtdienste der Funkärztinnen<br />
und Funkärzte deutlich attraktivieren:<br />
Wer pro Dienst mindestens 15<br />
Einsätze absolviert, was ein wenig unter<br />
dem Durchschnittswert liegt, bekommt<br />
– vorerst befristet – zusätzlich 300 Euro<br />
vergütet. Das bedeutet pro 11-Stunden-<br />
Nachtdienst eine Honorarerhöhung von<br />
20 bis 25 Prozent – ein Erfolg, der sich<br />
wirklich sehen lassen kann.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was erhoffen Sie<br />
sich von den Verbesserungen und warum<br />
sind diese Ergebnisse so wichtig?<br />
Pelanek: Die Ergebnisse sind ein<br />
klares Zeichen der Wertschätzung <strong>für</strong><br />
Fotos: Stefan Seelig<br />
12 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
NEWS INTERN<br />
die Leistung, die die Ärztinnen und<br />
Ärzte des Ärztefunkdienstes <strong>für</strong> die<br />
<strong>Wien</strong>er Bevölkerung erbringen. Und<br />
natürlich hoffen wir, mit der attraktiveren<br />
Vergütung mehr Kolleginnen<br />
und Kollegen <strong>für</strong> den Ärztefunkdienst<br />
akquirieren zu können, vor allem <strong>für</strong><br />
die Visiten.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Gibt es neben den<br />
angehobenen Honoraren weitere Maßnahmen,<br />
um mehr ärztliches Personal <strong>für</strong><br />
den Ärztefunkdienst zu gewinnen?<br />
Pelanek: Bisher gab es die Auflage,<br />
dass die Kolleginnen und Kollegen, die<br />
bei uns arbeiten möchten, ein gültiges<br />
Notarztdiplom haben müssen. Das<br />
Diplom zu erlangen, ist jedoch mit so<br />
viel Aufwand verbunden, dass es mittlerweile<br />
neben einem Job kaum noch<br />
zu bewältigen ist. Wir haben daher<br />
als Alternative zum Notarztdiplom einen<br />
Akutmedizinischen Basiskurs auf<br />
die Beine gestellt, der die Kolleginnen<br />
und Kollegen optimal auf ihre Einsätze<br />
vorbereitet. Der Kurs ist <strong>für</strong> Ärztinnen<br />
und Ärzte, die sich verpflichten, <strong>für</strong> den<br />
Funkdienst zu fahren, kostenfrei. Wer<br />
den Kurs absolviert, braucht kein Notarztdiplom<br />
mehr.<br />
Christoph Pelanek: „Es haben mit Gesundheitskasse<br />
und Stadt <strong>Wien</strong> tatsächlich konstruktive<br />
und lösungsorientierte Gespräche stattgefunden.“<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Herr Dr. Schönfeld,<br />
wie beurteilen Sie die Verhandlungsergebnisse<br />
des Ärztefunkdienstes?<br />
Schönfeld: Was der Ärztefunkdienst<br />
geschafft hat, wollen wir <strong>für</strong> die niedergelassenen<br />
Kolleginnen und Kollegen<br />
auch: eine Valorisierung der<br />
Honorare. Die Verhandlungen des<br />
Ärztefunkdienstes mit Gesundheitskasse<br />
und Stadt sind respektvoll und<br />
wertschätzend abgelaufen – das gleiche<br />
Verständnis würde ich mir seitens<br />
der ÖGK auch <strong>für</strong> die Kassenverhandlungen<br />
wünschen.<br />
Wenn man als Ärztin oder Arzt bereit<br />
ist, die Versorgung der Patientinnen und<br />
Patienten im Kassensystem zu übernehmen<br />
und langfristig sicherzustellen,<br />
muss man sich darauf verlassen können,<br />
dass eine entsprechende Anpassung der<br />
Honorare an die Teuerung gewährleistet<br />
ist. Versorgungssicherheit kann nur<br />
durch eine solche Vertragssicherheit<br />
erreichet werden. Die Kolleginnen und<br />
Kollegen haben alle mit gestiegenen Kosten<br />
zu kämpfen, das betrifft Personalkosten<br />
ebenso wie Betriebs- und Investitionskosten.<br />
Das muss von der Kasse<br />
abgebildet werden, sonst kann und will<br />
sich den Job niemand mehr antun. Und<br />
das Argument, dass die Honorare durch<br />
die Frequenzsteigerungen ohnehin steigen,<br />
zählt nicht. Denn mehr Patientinnen<br />
und Patienten bedeuten im Endeffekt<br />
immer mehr Arbeit, das ist eine<br />
einfache Rechnung.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Welchen Stellenwert<br />
hat der Ärztefunkdienst Ihrer Meinung<br />
<strong>für</strong> die Versorgung der <strong>Wien</strong>er Bevölkerung?<br />
Ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung in den eigenen vier Wänden ist der sozialmedizinische.<br />
Kolleginnen und Kollegen <strong>für</strong><br />
Visiten-Dienste gesucht<br />
Für Bewerbungen von Ärztinnen und Ärzten ersuchen<br />
wir Sie um Zusendung folgender Unterlagen an<br />
office@141wien.at:<br />
• Lebenslauf<br />
• Ius practicandi <strong>für</strong> Allgemeinmedizin<br />
•aktuell gültiges ÖÄK Notarztdiplom (alternativ kann<br />
ein Akutmedizinischer Basiskurs des Ärztefunkdienstes<br />
absolviert werden)<br />
• aktuell gültiges ÖÄK Fortbildungsdiplom<br />
•Auszug über Ihre ordentliche Mitgliedschaft in einer<br />
der österreichischen Ärztekammern<br />
Website: https://141wien.at/<br />
„Wenn man<br />
sich zuhause<br />
vor Ort ein<br />
Bild machen<br />
kann, ist das<br />
oft lehrreich<br />
und aufschlussreich,<br />
auch <strong>für</strong> die<br />
Anamnese.“<br />
Schönfeld: Ich glaube, dass der Ärztefunkdienst<br />
eine ganz wichtige Stütze<br />
der Versorgung der <strong>Wien</strong>erinnen und<br />
<strong>Wien</strong>er ist. Einer der wesentlichen<br />
Gründe, warum <strong>Wien</strong> in der Pandemie<br />
vergleichsweise stabile Infektionszahlen<br />
vorweisen konnte, war der<br />
Ärztefunkdienst, der damals rund um<br />
die Uhr im Einsatz war. Die Kolleginnen<br />
und Kollegen sind zu den Leuten<br />
hingefahren, haben Tests gemacht,<br />
Erkrankte untersucht, Medikamente<br />
verschrieben und durch die Versorgung<br />
zuhause die Infektionskette unterbrochen.<br />
Sogar COVID-Impfungen wurden<br />
verabreicht, wodurch auch Menschen<br />
erreicht werden konnten, die von<br />
sich aus nicht Impfen gegangen wären.<br />
Ein wesentlicher Aspekt des Ärztefunkdienstes<br />
ist auch der sozialmedizinische.<br />
Wie die Menschen leben, in<br />
welchem Umfeld und unter welchen<br />
Bedingungen, kann man nicht sehen,<br />
wenn sie in die Ordination kommen.<br />
Wenn man sich zuhause vor Ort ein<br />
Bild machen kann, ist das oft lehrreich<br />
und aufschlussreich, auch <strong>für</strong> die Anamnese.<br />
Als fahrende Ärztin oder Arzt<br />
lernt man das gesamte Spektrum der<br />
Gesellschaft kennen – von Menschen,<br />
die in Bruchbuden unter widrigsten<br />
Umständen leben müssen bis hin zu<br />
solchen, die in Palais mit Bediensteten<br />
residieren.<br />
Mein Ziel ist, die Tätigkeit beim Ärztefunkdienst<br />
zusätzlich zur Lehrpraxis in<br />
die Ausbildung zu integrieren, denn die<br />
jungen Kolleginnen und Kollegen können<br />
dort sozialmedizinisch so viel lernen,<br />
wie sonst nirgendwo. <br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 13
INTERN NEWS<br />
<strong>Wien</strong>er Ärzteball<br />
Eine Nacht im Zeichen der Medizin<br />
Am 27. Jänner öffnet die <strong>Wien</strong>er Hofburg wieder ihre Türen <strong>für</strong> den 72. <strong>Wien</strong>er Ärzteball. Unter dem<br />
Motto „Meet the Medics“ werden auch dieses Jahr Pioniere der Medizin vor den Vorhang geholt. Die<br />
Chirurgin Bettina Wiltos, die das Ballkomitee leitet, gibt Einblick in die Arbeit hinter die Kulissen<br />
einer der prestigeträchtigsten Veranstaltungen des Jahres.<br />
Von Claudia Tschabuschnig<br />
► <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Frau Dr. in<br />
Wiltos, der Ärzteball, die größte<br />
Veranstaltung der Ärztekammer <strong>für</strong><br />
<strong>Wien</strong>, zieht jährlich rund 3500 Besucherinnen<br />
und Besucher an, und hat eine<br />
große Außenwirkung. Sie haben das Ballreferat<br />
zur Zeit der Pandemie übernommen<br />
und grunderneuert – ein gemeinsamer<br />
Wunsch des Ballkomitees. Worauf<br />
haben Sie den Fokus gelegt?<br />
Wiltos: Ich sehe meine Aufgabe darin,<br />
dass alle Ballgäste zufrieden sind,<br />
Spaß haben, Kolleginnen und Kollegen<br />
treffen und sagen, sie kommen im<br />
nächsten Jahr wieder. Worauf wir nun<br />
stärker den Fokus legen, ist ein jüngeres<br />
Publikum anzusprechen. Bälle sind natürlich<br />
traditionelle Veranstaltungen,<br />
aber diese Traditionen können auch ins<br />
hier und jetzt geholt werden. Wir wollen<br />
den Gästen sagen: „Ja, euch erwartet<br />
ein tradi tioneller Ball, aber ihr bekommt<br />
auch einen ‚Rave’ in der Hofburg“. Um<br />
jüngere Gäste anzusprechen, haben wir<br />
etwa ein eigenes U30-Kartenkontigent<br />
eingeführt und den Instagram Account<br />
zum Leben erweckt, dessen Follower-<br />
Zahl stets steigt. Die bisherige Bewerbung<br />
scheint zu wirken. Dieses Jahr<br />
haben wir 60 Eröffnungspaare, etwa<br />
doppelt so viele wie letztes Jahr.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Im Zuge der Neuausrichtung<br />
wurde auch das bisher wechselnde<br />
Ballmotto durch den Slogan „Meet the<br />
Medics“ abgelöst. Was steckt dahinter?<br />
Wiltos: Wir wollen den Ball ganz der<br />
Medizin widmen. Gerade in einer Zeit,<br />
in der wir Ärztinnen und Ärzte so viel<br />
in Frage gestellt werden, ist es auch ein<br />
wertvoller Beitrag, im Rahmen einer<br />
großen Veranstaltung an die großen Errungenschaften<br />
und Persönlichkeiten<br />
der österreichischen Medizingeschichte<br />
zu erinnern. Das Motto „Meet the Medics“<br />
spiegelt dies wider. Da<strong>für</strong> haben wir<br />
Bettina Wiltos: „Ich sehe meine Aufgabe darin, dass alle Ballgäste<br />
zufrieden sind, Spaß haben, Kolleginnen und Kollegen treffen und sagen,<br />
sie kommen im nächsten Jahr wieder.“<br />
„Ja, euch<br />
erwartet ein<br />
traditioneller<br />
Ball,<br />
aber ihr<br />
bekommt<br />
auch einen<br />
‚Rave’ in der<br />
Hofburg“.<br />
letztes Jahr erstmalig einen österreichischen<br />
Medizin-Nobelpreisträger, Robert<br />
Bárány, vor den Vorhang geholt und ihm<br />
die Feststiege dekorativ gewidmet. Seine<br />
Forschung war die Grundlage <strong>für</strong> die Innenohrchirurgie.<br />
Auch dieses Jahr rücken wir einen<br />
Medizin-Nobelpreisträger, nämlich Karl<br />
Landsteiner, ins Blickfeld. Seine Entdeckungen<br />
auf dem Gebiet der Blutgruppenserologie<br />
legten den Grundstein <strong>für</strong><br />
die moderne Transfusionsmedizin. Erste<br />
Blutübertragungen fanden zwar auch<br />
schon im 19. Jahrhundert statt, waren<br />
aber letztendlich wie ein Roulette Spiel.<br />
Erst Landsteiners bahnbrechende Forschungen<br />
machten die Transfusionsmedizin<br />
zu einer sicheren Therapie. Was<br />
viele heute vielleicht nicht mehr wissen,<br />
Landsteiner war zwölf Jahre am <strong>Wien</strong>er<br />
Wilhelminenspital, der heutigen Klinik<br />
Ottakring, tätig. Bezug auf Landsteiner<br />
nimmt auch die Eröffnung mit Stücken<br />
aus der Strauss-Operette „<strong>Wien</strong>er Blut“.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Mit diesem Konzept<br />
wollen Sie also die Leistung von Ärztinnen<br />
und Ärzten hervorkehren?<br />
Wiltos: Ja, so wie die Kaffeesieder<br />
oder die Zuckerbäcker bei ihren Bällen<br />
präsentieren, was sie können, wollen<br />
auch wir zeigen, was wir machen, worauf<br />
wir stolz sind, dass wir auch als<br />
Ärztinnen und Ärzte dieses Standesbewusstsein<br />
haben. Natürlich können wir<br />
jetzt nichts vorführen, aber deswegen<br />
der Kunstgriff in die Geschichte, in die<br />
Pionierarbeit und zu den unglaublichen<br />
Fortschritten, die uns die Medizin gebracht<br />
hat. Dieser Blick soll uns daran<br />
erinnern, was in diesem Bereich in den<br />
vergangenen – besonders in den letzten<br />
100 Jahren – geleistet worden ist.<br />
Wie wichtig das ist, wurde mir auch bewusst,<br />
als ich zu Pandemiebeginn mit<br />
der Konzeption des Balles begann und<br />
mit der Wissenschaftsskepsis mancher<br />
Leute konfrontiert war. Dieser Umstand<br />
ist bedauerlich, wenn man überlegt,<br />
welche großen Fortschritte Medizin<br />
gebracht hat.<br />
Medizingeschichte birgt einen unendlichen<br />
Schatz an kreativen Ideen, aber<br />
man muss nicht immer zurück in die<br />
Geschichte gehen. Auch jetzt haben wir<br />
bedeutsame Wissenschafterinnen und<br />
Wissenschafter, etwa aus der Genetik,<br />
die weltweit forschen und deren Arbeit<br />
wir beleuchten können.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Bei diesem fein<br />
komponierten Programm: Wie sieht die<br />
Arbeit hinter den Kulissen aus?<br />
Wiltos: Dahinter steht ein Ballkomitee<br />
und das Ballbüro in der Kammer<br />
mit mehreren Mitarbeitenden. Viele<br />
Besprechungen, nach denen 100 Köpfe<br />
viele Konzepte und Ideen abwickeln.<br />
Alle Entscheidungen werden im Ballkomitee<br />
vorgestellt, abgesprochen und<br />
dann auch beschlossen. Darunter fällt<br />
die künstlerische Gestaltung wie Grafik<br />
und Druck, die Programmplanung<br />
von Eröffnung bis Mitternachtseinla-<br />
Fotos: Ärzteball: Stefan Seelig, Portrait: Katharina Fröschl-Roßboth<br />
14 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
NEWS INTERN<br />
1 2<br />
4<br />
5<br />
3<br />
6<br />
7<br />
8<br />
1 Der prunkvolle Festsaal der Hofburg. 2 6 8 Das Ärzteball-Team möchte gezielt auch ein jüngeres Publikum ansprechen. 3 Die Debütantinnen<br />
und Debütanten beim Warten auf ihren großen Auftritt. 4 Disco und Cocktails in der Campari Lounge Bar Italia. 5 „Meet the Medics“ – der Slogan<br />
des Ärzteballs. 7 Ausgelassene Stimmung bei der Mitternachtsquadrille.<br />
ge sowie die Auswahl der Bands. Wir<br />
haben mehr als ein Dutzend Bands<br />
und DJs, darunter altbekannte, aber<br />
auch neue Formationen, um die Gäste<br />
zu überraschen. Weiters muss die<br />
gesamte Security abgewickelt werden,<br />
sowie die Ton- und Lichttechnik. Und<br />
nicht zuletzt die Dekoration. Man<br />
muss die Räume „ins-rechte-Lichtsetzen“<br />
und alles aufeinander abstimmen.<br />
Wenn wir nun mit Blumen in<br />
Rottönen dekorieren und jemand diese<br />
mit grünem Licht beleuchtet, dann ist<br />
der Gesamteindruck braun. Hier muss<br />
man sich genau absprechen, dass all<br />
diese gestalterischen Elemente ineinanderfließen.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Seit vielen Jahren<br />
steht auch der Charity-Gedanke beim<br />
Ärzteball im Fokus. Wie sieht es generell<br />
mit der Budgetgestaltung des Balls aus?<br />
Wiltos: Der Ärzteball ist die einzige Veranstaltung<br />
der Ärztekammer, die finanziell<br />
komplett selbstgetragen wird. Auch<br />
sämtliche Personalkosten werden durch<br />
die Einnahmen gedeckt. Der gesamte<br />
Reinerlös des Balls geht an karitative Organisationen.<br />
<strong>2024</strong> wurde da<strong>für</strong> das Projekt<br />
„StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“<br />
des Vereins Autonome Österreichische<br />
Frauenhäuser ausgewählt, um der steigenden<br />
Zahl an Femiziden ein Zeichen<br />
zu setzen. Bereits zum zweiten Mal fragt<br />
das Charity-Gewinnspiel „Who’s that<br />
girl“, wer hinter dem Porträtbild steckt,<br />
das im Zeremoniensaal hängt. In jenem<br />
großen Medaillon, das traditionell das<br />
Bild der Kaiserin Sisi zierte. Wir erinnern<br />
damit an die Medizinpionierinnen zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts. Letztes Jahr<br />
war es die österreichische Medizinerin<br />
Bianca Bienenfeld. 1904 promovierte sie<br />
als zweite Frau in Österreich in Medizin.<br />
Zudem war sie die erste Gynäkologin, die<br />
<strong>für</strong> ihre Arbeit bezahlt wurde.<br />
„Dieses Jahr<br />
haben wir<br />
60 Eröffnungspaare,<br />
etwa doppelt<br />
so viele wie<br />
letztes Jahr.“<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Geht der Ballabend<br />
zu Ende, können die Gäste eine Ballspende<br />
mit nach Hause nehmen. Was ist dieses<br />
Jahr zu erwarten?<br />
Wiltos: Da viele Ärztinnen und Ärzte<br />
kunstaffin sind, haben wir auch diesmal<br />
junge Künstlerinnen und Künstler<br />
mit an Bord geholt und einen Rückgriff<br />
in die Geschichte gemacht. Früher haben<br />
Damen auf Bällen als Spende ein<br />
künstlerisch gestaltetes Büchlein bekommen,<br />
in dem sich Herren, die mit<br />
ihnen tanzen wollten, eingetragen haben.<br />
Diese Tradition des Künstlerischen<br />
haben wir aufgegriffen und – sowohl<br />
<strong>für</strong> die Damen als auch <strong>für</strong> die Herren<br />
– Siebdrucke von Künstlerinnen und<br />
Künstlern der Angewandten in <strong>Wien</strong><br />
gestalten lassen. Die Spende ist als<br />
Erinnerungsstück gedacht und, wer<br />
weiß, wie sich diese Künstlerinnen und<br />
Künstler entwickeln, wird sie vielleicht<br />
später eine „wertvolle“ Erinnerung. <br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 15
INTERN NEWS<br />
Serie Wohlfahrtsfonds – Teil 7<br />
Das war der Wohlfahrtsfonds 2023<br />
Der Wohlfahrtsfonds kann auf ein produktives Jahr 2023 zurückblicken, denn wo viele Rädchen ineineindergreifen,<br />
da tut sich viel. <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> hat beim Vorsitzenden des Verwaltungsausschusses,<br />
Michael Lazansky, und dem 2. Stellvertreter, Stephan Ubl, nach den bedeutendsten Ereignissen im<br />
vergangenen Jahr gefragt.<br />
Von Magdalena Gruber<br />
► <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Können Sie<br />
sich kurz vorstellen? Wie lange<br />
sind Sie schon Mitglied im Verwaltungsausschuss?<br />
Lazansky: Mein Name ist Michael Lazansky<br />
und ich bin als Facharzt <strong>für</strong> Psychiatrie<br />
in der Klinik Favoriten sowie<br />
in einer Ordination im 9. Bezirk tätig.<br />
Im Mai 2022 wurde ich <strong>für</strong> die aktuelle<br />
Funktionsperiode zum Vorsitzenden<br />
gewählt. Mitglied im Verwaltungsausschuss<br />
bin ich allerdings schon seit dem<br />
Jahr 2<strong>01</strong>2, damals noch in einer einfachen<br />
Funktion. Die Begeisterung <strong>für</strong><br />
diese Materie hat mich früh gepackt,<br />
da es zu den wenigen Dingen gehört,<br />
bei denen Funktionäre oder Funktionärinnen<br />
tatsächlich Kontrolle ausüben<br />
können.<br />
Ubl: Ich bin Stephan Ubl, Facharzt<br />
<strong>für</strong> Radiologie in der Klinik Donaustadt<br />
und wie Michael bin ich seit zwölf<br />
Jahren im Verwaltungsausschuss aktiv.<br />
Von Beginn an war meine Motivation,<br />
den Wohlfahrtsfonds attraktiver, informativer<br />
und allgemein akzeptierter<br />
zu gestalten. Mein erster Motivationsgrund<br />
war ja eigentlich eine Unzufriedenheit<br />
mit dem Wohlfahrtsfonds, da<br />
viele Informationen teilweise unvollständig<br />
waren oder nicht verlässlich.<br />
Ich bin mit einer gewissen Wut, aber<br />
auch mit Hoffnung auf Optimierung<br />
und Verbesserung dort hineingegangen,<br />
weil immer schimpfen und dann<br />
nichts tun, ist nicht meine Art.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Wie beurteilen Sie<br />
den Wohlfahrtsfonds und dessen Wahrnehmung<br />
aktuell?<br />
Ubl: Ich hoffe, dass er nach außen hin<br />
transparenter geworden ist und die<br />
Mitglieder sich besser auskennen. Ich<br />
denke, dass sich der Wohlfahrtsfonds<br />
in den letzten zehn Jahren so entwickelt<br />
hat, dass man heute sagen kann,<br />
Michael Lazansky: „Für mich steht im Mittelpunkt, dass der Fonds dazu<br />
da ist, das Risiko von Krankheit oder im Alter abzusichern – das ist mir<br />
besonders wichtig.“<br />
„Durch<br />
umfassende<br />
Dialoge<br />
haben wir<br />
den Wunsch<br />
umgesetzt,<br />
dass ein<br />
Weiterarbeiten<br />
in<br />
der Pension<br />
auch unter<br />
Beibehaltung<br />
von<br />
Kassenverträgen<br />
und<br />
im Angestelltenverhältnis<br />
möglich ist.“<br />
unsere Pensionen sind realistisch und<br />
gesichert. Ich bin auch davon überzeugt,<br />
dass der Wohlfahrtsfonds bei<br />
genauerer Betrachtung ein Produkt ist,<br />
das einem auch gefallen kann. Man<br />
zahlt nicht nur, sondern profitiert auch<br />
davon.<br />
Lazansky: Wir arbeiten daran, den<br />
Wohlfahrtsfonds geerdeter zu machen.<br />
Er sollte nicht in politischen Intrigen<br />
oder Machtspielen enden, sondern<br />
vielmehr als Instrument dienen, das<br />
Mitgliedern eine Zukunftsvorsorge bietet.<br />
Für mich steht im Mittelpunkt, dass<br />
der Fonds dazu da ist, das Risiko von<br />
Krankheit oder im Alter abzusichern –<br />
das ist mir besonders wichtig.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Blicken wir auf das<br />
Jahr 2023: Welche Entwicklungen waren<br />
<strong>für</strong> Sie die herausragendsten?<br />
Lazansky: Für mich persönlich markiert<br />
die bedeutendste Entwicklung<br />
die Situation unserer Kolleginnen und<br />
Kollegen im Alter von 65 Jahren, die das<br />
Regelpensionsalter des Wohlfahrtsfonds<br />
erreicht haben, sich jedoch noch<br />
fit und vital fühlen und weiterhin arbeiten<br />
möchten. Bisher war es so, dass<br />
die Inanspruchnahme der Wohlfahrtsfondspension<br />
daran gebunden war,<br />
dass Kassenverträge oder Anstellungsverträge<br />
zurückgelegt werden mussten.<br />
Ein Weiterarbeiten in der Pension<br />
war bis jetzt nur als Wohnsitzärztin,<br />
Wohnsitzarzt, Wahlärztin oder Wahlarzt<br />
möglich.<br />
Durch umfassende Dialoge im Vorjahr<br />
mit allen Beteiligten haben wir jetzt den<br />
lange an uns herangetragenen Wunsch<br />
umgesetzt, dass ein Weiterarbeiten in<br />
der Pension auch unter Beibehaltung<br />
von Kassenverträgen und im Angestelltenverhältnis<br />
möglich ist. Diese positive<br />
Neuerung ist seit dem 1. Jänner <strong>2024</strong> in<br />
Kraft.<br />
Ubl: In dieser Funktionsperiode ist besonders<br />
interessant, dass wir ein Team<br />
haben, das wahrscheinlich so jung in<br />
der Zusammensetzung des Verwaltungsausschusses<br />
ist, wie nie zuvor.<br />
Aber genau dieses Team hat sich intensiv<br />
mit den Belangen der Pensionen<br />
auseinandergesetzt. In Anbetracht der<br />
anhaltend hohen Inflation war es unser<br />
besonderes Anliegen, die Pensionen<br />
in diesem Jahr deutlich zu erhöhen –<br />
nicht bloß um wenige Prozentpunkte<br />
wie in den Vorjahren.<br />
Wir haben darauf geachtet, dass der<br />
Fonds attraktiv ist, indem wir sicherstellten,<br />
dass das eingezahlte Geld an<br />
Wert gewinnt, nicht nur <strong>für</strong> die Pensionistinnen<br />
und Pensionisten, sondern <strong>für</strong><br />
jede und jeden Einzelnen. Zudem haben<br />
wir 2023 auch eine erstmalige Erhöhung<br />
der Pensionsleistung <strong>für</strong> Witwen und<br />
Witwer erarbeitet. Ein weiterer wichtiger<br />
Punkt im vergangenen Jahr war<br />
unsere verstärkte Investition in Immobilienprojekte.<br />
Wir haben viel Energie und<br />
Zeit in die Entwicklung unserer Liegenschaften<br />
gesteckt, was dazu führen soll,<br />
Fotos: Stefan Seelig<br />
16 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
NEWS INTERN<br />
dass das eingesetzte Kapital weiterhin an<br />
Wert gewinnt und den Pensionsfonds<br />
noch attraktiver macht – ein Ziel, das<br />
uns auch in den kommenden Jahren beschäftigen<br />
wird.<br />
Lazansky: Wir haben es geschafft,<br />
zwei Bereiche deutlich aufzuwerten:<br />
Den Bauausschuss und den Anlageausschuss.<br />
Gerade im Hinblick auf Immobilien<br />
sollten wir uns als Funktionärinnen<br />
und Funktionäre bewusst darüber<br />
werden, welchen wertvollen Schatz<br />
wir im Sinne unserer Zukunftsvorsorge<br />
aufgebaut haben. Die Immobilien sind<br />
quasi das Fundament <strong>für</strong> das, was wir<br />
in der Zukunft auszahlen möchten.<br />
Die verstärkte Beteiligung der Funktionärinnen<br />
und Funktionäre an der<br />
Entwicklung dieser Immobilien war im<br />
Bauausschuss besonders spürbar.<br />
Wir haben uns vor Ort die Möglichkeit<br />
gegeben, diese Immobilien wirklich zu<br />
begreifen, zu besichtigen, und im Rahmen<br />
dessen ist es viel einfacher geworden<br />
zu verstehen, was wir eigentlich wollen.<br />
Im Gremium gibt es jetzt eine deutlich<br />
höhere Expertise und ein tiefergehendes<br />
Verständnis, auch in der Sitzungsvorbereitung.<br />
Hier können wir sicher sein,<br />
dass wir alle gemeinsam wissen, was wir<br />
tun. All diese Dinge, auch die, die nebenbei<br />
passieren, führen letztendlich zu<br />
der größten Pensionsanpassung, die der<br />
<strong>Wien</strong>er Wohlfahrtsfonds je erlebt hat.<br />
Trotz vieler Warnungen und Bedenken<br />
haben wir abgewogen und sind zu<br />
einer Pensionserhöhung gekommen, die<br />
sowohl die langfristige wirtschaftliche<br />
Stabilität als auch die kurzfristige <strong>für</strong> die<br />
Pensionistinnen und Pensionisten berücksichtigt.<br />
Die Grundpension wurde<br />
<strong>für</strong> <strong>2024</strong> um 7,6 Prozent, der Richtbeitrag<br />
<strong>für</strong> Beitragszahlungen um 5 Prozent<br />
erhöht.<br />
Dies haben wir aufgrund der soliden<br />
Basis und dem umsichtigen Agieren des<br />
Fonds geschafft. Daher geht ein Dank<br />
an alle, die dazu beigetragen haben.<br />
Das System ist nicht darauf ausgelegt,<br />
eine sehr hohe Inflation dauerhaft zu<br />
kompensieren. Aber <strong>für</strong> die aktuell außergewöhnliche<br />
Situation konnten wir<br />
diese Maßnahme ergreifen und darauf<br />
bin ich stolz.<br />
Ubl: Man muss wirklich betonen, dass<br />
wir hier von einem Fonds sprechen, der<br />
sich ausschließlich aus den Beiträgen<br />
seiner Mitglieder finanziert und ohne<br />
äußere finanzielle Zuwendungen auskommt.<br />
Es ist uns nicht möglich, willkürlich eine<br />
bestimmte hohe Zahl zu nennen, um<br />
jedem eine wesentlich höhere Rente zu<br />
versprechen. Vielmehr gehen unseren<br />
Entscheidungen vielen Sitzungen mit<br />
Fachleuten wie Versicherungsmathematikerin<br />
voraus. Unser Ziel ist es jedoch<br />
immer, unseren Mitgliedern maximal<br />
zurückzugeben.<br />
Der Wohlfahrtsfonds<br />
2023 in drei Worten<br />
Michael Lazansky:<br />
•digital<br />
•professionell<br />
•kommunikativ<br />
Stephan Ubl:<br />
•gerechter<br />
•zukunftsweisender<br />
•durchschaubarer<br />
Stefan Ubl: „Mehr<br />
Pension <strong>für</strong>s Geld,<br />
mehr Leistung <strong>für</strong>s<br />
Geld, ist einer unserer<br />
Grundsätze.“<br />
„In Anbetracht<br />
der<br />
anhaltend<br />
hohen Inflation<br />
war es<br />
unser besonderes<br />
Anliegen,<br />
die<br />
Pensionen<br />
deutlich zu<br />
erhöhen.“<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Welche Herausforderungen<br />
gab es und wie wurden diese<br />
bewältigt?<br />
Lazansky: Außergewöhnliche Herausforderung<br />
im Jahr 2023 war mit<br />
Sicherheit die Rechnungshofprüfung,<br />
die im ersten Halbjahr durchgeführt<br />
wurde. Obwohl wir das Ergebnis noch<br />
nicht, wie erhofft, zum Ende des Jahres<br />
vorliegen hatten, blicke ich diesem zuversichtlich<br />
entgegen. Die ersten Rückmeldungen<br />
deuten darauf hin, dass etwaige<br />
Kritikpunkte nicht fundamental<br />
ausfallen werden.<br />
Ein weiteres Anliegen betraf den Beschluss<br />
der Erweiterten Vollversammlung,<br />
eine mögliche Auflösung des<br />
Wohlfahrtsfonds zu prüfen. Es gab<br />
Kritik von verschiedenen Seiten, die<br />
die Notwendigkeit des Fonds in Frage<br />
stellten. Diesem Auftrag sind wir<br />
ernsthaft nachgegangen, indem wir<br />
ein unabhängiges Rechtsgutachten<br />
eingeholt haben. Die Ergebnisse wurden<br />
der Erweiterten Vollversammlung<br />
am 12. Dezember 2023 vorgestellt<br />
und werden allen Mitgliedern noch<br />
im Jänner zugänglich gemacht. Das<br />
Gutachten zeigte deutlich, dass eine<br />
Auflösung mit vielen komplexen Maßnahmen<br />
verbunden wäre und sowohl<br />
finanzielle als auch rechtliche Risiken<br />
unverhältnismäßig hoch wären. In<br />
Anbetracht dessen haben wir uns im<br />
Verwaltungsausschuss darauf verständigt,<br />
das System so zu stärken, damit<br />
es nicht als bloße Beitragslast empfunden<br />
wird, ähnlich einer Steuer, über<br />
die man sich nur ärgert. Letzten Endes<br />
gibt es ja einen Return of Investment<br />
und den möchten wir möglichst sicher<br />
gestalten. Unser Ziel ist es, dieses System<br />
in den kommenden Jahren weiter<br />
zu vereinfachen und transparenter zu<br />
gestalten.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Der Wohlfahrtsfonds<br />
bleibt also in seiner bestehenden<br />
Form?<br />
Lazansky: Ja, eine Auflösung würde<br />
zu viele komplexe Maßnahmen erfordern<br />
und die einzige realistische Chance,<br />
dies über einen Zeitraum von 70<br />
und mehr Jahren zu bewerkstelligen, ist<br />
äußerst ungünstig. Juristen und Verfassungsrechtler<br />
haben uns hier maßgebliche<br />
Informationen bereitgestellt und<br />
auch betont, dass eine singuläre Betrachtung<br />
des Bundeslands <strong>Wien</strong> nicht<br />
möglich ist. Vertrauensschutz, Verhältnismäßigkeit<br />
und Gleichbehandlung<br />
sind wichtige Aspekte im Rechtssystem<br />
und müssen hier alle mitberücksichtigt<br />
werden. Es ist schwierig, jemandem<br />
im Vertrauen zu versichern, dass er am<br />
Ende des Arbeitslebens etwas erhalten<br />
wird, um dann plötzlich die Pension<br />
zu kürzen und zu sagen: „Pech gehabt.“<br />
Auch die Idee, einer Überführung des<br />
Fonds in die Sozialversicherung wäre<br />
kontraproduktiv, da unsere Berufsgruppe<br />
dort bereits die Höchstgrenze<br />
erreicht. Das bedeutet, dass eine höhere<br />
Einzahlung dort nicht zu einer entsprechend<br />
höheren Auszahlung führen<br />
würde.<br />
Ubl: Was wir versuchen zu sagen –<br />
Wohlfahrtsfonds abschaffen? Unterhalten<br />
wir uns darüber! Wir wollen uns<br />
der Realität stellen, werden es aber ><br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 17
INTERN NEWS<br />
Immobilien<br />
„Ein weiterer<br />
wichtiger<br />
Punkt im<br />
vergangenen<br />
Jahr<br />
war unsere<br />
verstärkte<br />
Investition<br />
in Immobilienprojekte.“<br />
Geplante Investitionen <strong>für</strong> <strong>2024</strong>: 20.000.000 Euro<br />
•1<strong>01</strong>0, Franziskanerplatz 6: Generalsanierung Wohnungen<br />
und Geschäftsfläche, Fernwärme-Anschlüsse<br />
•1<strong>01</strong>0, Franz-Josefs-Kai 13: Sanierung Büro, Keller<br />
und Lager<br />
•1<strong>01</strong>0, Franz-Josefs-Kai 65: Dachgeschoßausbau,<br />
Fassade, Fernwärme-Anschlüsse<br />
•1<strong>01</strong>0, Karlsplatz 2: Fernwärme-Anschlüsse, Kellersanierung,<br />
Aufzug neu<br />
•1<strong>01</strong>0, Kohlmarkt 12: Abbruch Geschäftsfläche,<br />
Sanierung (Denkmalschutz), Fernwärme-Anschlüsse<br />
•1<strong>01</strong>0, Rotenturmstraße 19: Fernwärme-Anschlüsse,<br />
Sanierung Stiegenhäuser<br />
•1020, Halmgasse 4/Böcklinstraße 78: Fassadensanierung,<br />
PV-Anlage, Generalsanierung Wohnungen<br />
•1030, Landstraßer Hauptstraße 32: Erhöhter<br />
Wärmeschutz, Barrierefreiheit, Generalsanierung<br />
Wohnungen<br />
•1040, Rechte <strong>Wien</strong>zeile 29: Dachgeschoßausbau,<br />
Fassadensanierung<br />
•1060, Mariahilfer Straße 71: Generalsanierung Büro,<br />
Entfernung Bleileitungen, Dachflächendämmung<br />
•1070, Mariahilfer Straße 62: Geschäftsflächenumbau,<br />
Kälteanlagen, Fernwärme-Anschlüsse<br />
Michael Lazansky und Stefan Ubl: „Unser Ziel ist immer, unseren Mitgliedern maximal<br />
zurückzugeben.“<br />
nicht weiterverfolgen, weil es erstens<br />
nicht nur in <strong>Wien</strong>er Hand liegt und wie<br />
gesagt viele Nachteile <strong>für</strong> die Mitglieder<br />
mit sich bringen würde.<br />
Eine weitere Herausforderung 2023 betraf,<br />
die Zugänglichkeit <strong>für</strong> Mitglieder<br />
zu optimieren: Aktive Anrufe bei auftretenden<br />
Problemen und die Zusammenarbeit<br />
mit der Concisa zur Verbesserung<br />
der Services. Ein Thema, das mir auch<br />
am Herzen liegt, ist die geplante Einführung<br />
eines digitalen Wohlfahrtsfonds-<br />
Kundenportals, um beispielsweise<br />
Mitgliedern modernere Optionen <strong>für</strong><br />
die Einbringung der Einkommensunterlagen<br />
anzubieten. Sämtliche Anträge<br />
sollen künftig über dieses Kundenportal<br />
abgewickelt und Informationen besser<br />
zugänglich gemacht werden.<br />
Lazansky: Eine aktuelle Herausforderung,<br />
der wir uns stellen, ist die Digitalisierung.<br />
Wir haben dieses Kundenportal<br />
im Jahr 2023 vorbereitet und<br />
konsequenterweise haben wir viel Zeit<br />
in die Erarbeitung eines modernen<br />
Kundenportals investiert. Viele Workshop-Gruppen,<br />
ein agiles Projektmanagement,<br />
Einbeziehung von Stakeholdern,<br />
Analyse von Prozessen. Durch<br />
eine IST-Analyse haben wir Dinge<br />
hinterfragt, die wir bis jetzt nie hinterfragt<br />
haben. Die Ergebnisse dienen<br />
als Grundlage <strong>für</strong> die Programmierung<br />
und Umsetzung dieses Onlineportals<br />
im laufenden Jahr. Eine kleine Neuerung,<br />
die bereits jetzt sichtbar ist, betrifft<br />
die Neugestaltung unseres Logos.<br />
Das ist eine kleine Änderung, es ging<br />
dabei darum, Geschlechtergerechtigkeit<br />
und Diversität abzubilden.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Sie haben jetzt<br />
schon die Digitalisierung genannt. Gibt<br />
es noch weitere Ziele und Pläne <strong>für</strong> <strong>2024</strong>.<br />
Oder darüber hinaus?<br />
Ubl: Im Vorsitzendenteam, welches<br />
auch die Zahnärztekammer einschließt,<br />
haben wir uns da<strong>für</strong> ausgesprochen,<br />
die momentane Beitragsstaffel zu vereinfachen.<br />
Dabei ist das Ziel, keine<br />
Beitragserhöhungen zu verursachen,<br />
ausgenommen die jährliche Richtwertanpassung.<br />
Wir werden außerdem sicherstellen,<br />
dass der Wohlfahrtsfonds<br />
keinerlei Gefahr läuft, in eine finanzielle<br />
Schieflage zu geraten. Mehr Pension<br />
<strong>für</strong>s Geld, mehr Leistung <strong>für</strong>s Geld,<br />
ist einer unserer Grundsätze. Konkret<br />
werden wir die nächsten Monate und<br />
Jahre damit verbringen, unsere Immobilien<br />
weiter auszubauen, zu optimieren,<br />
oder auch zu gestalten. Ich glaube,<br />
dem ganzen Vorsitzendenteam ist es<br />
wichtig, die Lebbarkeit, die Information<br />
und die Transparenz im Fonds mehr<br />
und mehr auszubauen.<br />
Neu ist seit 1. Jänner auch die Einstellung<br />
des farbigen Erklärungsformulars<br />
zur Ermittlung der Beitragshöhe von<br />
Wohlfahrtsfonds und Kammerumlage.<br />
Es müssen ab diesem Jahr lediglich die<br />
Einkommensunterlagen, wie die monatlichen<br />
Lohnabrechnungen oder das Jahreslohnkonto<br />
des Dienstgebers beziehungsweise<br />
der Einkommensbescheid<br />
an die Concisa übermittelt werden.<br />
Lazansky: Das Ziel ist, unser Beitragssystem<br />
zukunftsfit zu gestalten. Dabei<br />
möchten wir besonders darauf achten,<br />
wie wir den Kolleginnen und Kollegen<br />
in Ausbildung entgegenkommen können.<br />
Nachholbedarf besteht bezüglich<br />
Informationen zu unserer Veranlagung,<br />
dazu werden im laufenden Jahr<br />
weitere Informationen folgen, auch<br />
in Zusammenarbeit mit unserem Finanzdienstleister<br />
FERI Trust und der<br />
Finanzdirektion. Intern dürfen sich die<br />
Funktionärinnen und Funktionäre im<br />
Verwaltungsausschuss auf neue technologische<br />
Möglichkeiten freuen, die<br />
den Zugang zu tieferen Informationen<br />
eröffnen werden.<br />
Ubl: Ich denke, wir haben das Prozessmanagement<br />
und die Strukturierung<br />
der Abläufe verbessert, indem wir<br />
strengere Richtlinien und transparente<br />
Verfahren <strong>für</strong> das Kammeramt und die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter implementiert<br />
haben. Dadurch möchten<br />
wir vermeiden, dass Entscheidungen<br />
scheinbar im Kaffeehaus getroffen<br />
werden.<br />
Lazansky: Ja, du sagst das Wichtigste<br />
an dem Ganzen. Abläufe wurden professionalisiert<br />
und mehr Personen in<br />
die Entscheidungen eingebunden. Wir<br />
haben das gesamte Team der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, das innerhalb<br />
der Kammer <strong>für</strong> den Wohlfahrtsfonds<br />
tätig ist, neu strukturiert und so ein<br />
echtes „Arbeitsteam Wohlfahrtsfonds“<br />
geschaffen. Das stärkt unsere Verwaltung<br />
<strong>für</strong> ein besseres Ergebnis. <br />
Foto: Stefan Seelig<br />
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DDr. Hingsammer Lukas 1<strong>01</strong>0, Köllnerhofgasse 6<br />
DDr. Hingsammer Lukas 1030, Geusaugasse 7/4 **<br />
Dr. in Klein Anastasia 1<strong>01</strong>0, Wollzeile 12/2/32<br />
Dr. in Kovacevic Jacqueline 1<strong>01</strong>0, Schottenring 17/3/20<br />
Reindl Eun Sol 1030, Radetzkyplatz 2<br />
Reindl Manuel 1030, Radetzkyplatz 2<br />
Dr. in Rovcanin Ena 1210, An der oberen Alten Donau 19/2<br />
Dr. in Suljevic-Seherija Aida 1170, Dornbacher Straße 21<br />
(** Zweitpraxis)<br />
PRAXISVERLEGUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
Dr. Barfuß Michael 1140, Rottstraße 3/2/1/4 1150, Oeverseestraße 2c<br />
Dr. in Devenyi Eszter 1090, Maria-Theresien-Straße 5/5/Top 23 1090, Alser Straße 18/1/24<br />
Dr. Hörbinger Johann 1<strong>01</strong>0, Fleischmarkt 17 1<strong>01</strong>0, Fleischmarkt 26<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Dr. in Ferenci Yvonne 1090, Nußdorfer Straße 38/1/3 1110, Enkplatz 1/1/1<br />
Dr. Trost Alexander 1070, Schottenfeldgasse 45 1070, Neustiftgasse 64<br />
Innere Medizin<br />
Dr. in Devenyi Eszter 1090, Maria-Theresien-Straße 5/5/Top 23 1090, Alser Straße 18/1/24<br />
Dr. in Fuchs Tanja Ingeborg Christine 1<strong>01</strong>0, Mahlerstraße 7/34 1<strong>01</strong>0, Tuchlauben 7a/11<br />
Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie<br />
Dr. Schatten Phillipp 1<strong>01</strong>0, Naglergasse 11 1070, Mariahilfer Straße 62/25a<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />
Dr. in Schwengerer Bernadette 1190, Heiligenstädter Straße 32/209 1210, Friedrich-Manhart-Straße 21/6<br />
Urologie<br />
Dr. Theimer Oliver 1080, Josefstädter Straße 51/1/8 1180, Gentzgasse 65<br />
20 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH INTERN<br />
PRAXISABMELDUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
MR Dr. Ehrlich Patrick 1030<br />
Dr.med. Frigowitsch Emilie 1030<br />
Dr.med. Frigowitsch Emilie 1030 **<br />
Dr. in Saglam Birgül 1030<br />
Dr. Schütz Karl 1220<br />
Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />
Dr. Hoffer Franz 1110<br />
Augenheilkunde und Optometrie<br />
Dr. Fondi Klemens 1140<br />
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />
Priv.-Doz. DDr. Haymerle Georg 1090<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Dr. in Ferenci Yvonne 1220<br />
Innere Medizin<br />
Dr. in Giuliani Nakisa 1130<br />
Priv.-Doz. Dr. Schütze Kurt 1130<br />
Dr. in Strommer-Michelitsch Silvia 1130<br />
Klinische Pathologie und<br />
Molekularpathologie<br />
Dr. Neuhold Nikolaus 1190<br />
Medizinische und chemische<br />
Labordiagnostik<br />
Dr. Mühl Michael 1210<br />
Dr. Mühl Michael 1220 **<br />
Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />
Dr. Berlakovits Rudolf 1220<br />
Orthopädie und Traumatologie<br />
Dr. in Breu Rosmarie 1140<br />
Physikalische Medizin und allgemeine<br />
Rehabilitation<br />
Dr. Esin Yunus 1090<br />
Psychiatrie<br />
Dr. in Gehart Elisa 1<strong>01</strong>0 **<br />
Psychiatrie und Neurologie<br />
Dr. Zöbl Heinz Ernst 1070<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische<br />
Medizin<br />
Dr.med. Frigowitsch Emilie 1030<br />
Dr.med. Frigowitsch Emilie 1030 **<br />
Dr. in Jaritz Julia 1090<br />
Dr. Jezek Wolfgang 1<strong>01</strong>0<br />
Urologie<br />
Dr. in Assi-Huber Reem 1190<br />
Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-,<br />
Mund- und Kieferheilkunde<br />
Dr. Burian Martin 1030<br />
OMR in Dr. in Gredler Martina 1020<br />
DDr. Katauczek Florian, MSc 1090<br />
Dr. in Klein Anastasia 1040<br />
Dr. in Novacek-Plachetzky Ursula 1030<br />
Univ.-Prof. Dr. Strassel Hans 1200<br />
DDr. Viden Danko 1100<br />
(** Zweitpraxis)<br />
TODESFÄLLE R.I.P.<br />
Dr. Ceschka Gunther-Walter Alois 12.02.1956 16.10.2023<br />
Dr. Denk Ernst 02.09.1929 17.11.2023<br />
Dr. in Diem Dotschina 19.08.1934 27.10.2023<br />
Dr. Frohner Klaus 17.12.1948 26.11.2023<br />
Dr. in Helesic Jutta 08.<strong>01</strong>.1952 23.10.2023<br />
Univ.-Prof. Dr. Höfer Rudolf 18.03.1923 09.11.2023<br />
Univ.-Prof. Dr. Magometschnigg Dieter 02.05.1944 15.11.2023<br />
Univ.-Prof. in Dr. in Salzer-Kuntschik<br />
Mechtild 18.06.1934 21.11.2023<br />
Dr. Schütz Karl 18.06.1976 08.12.2022<br />
Der Praxisplan ist das wichtigste Tool<br />
zur Online-Suche von Ärztinnen und<br />
Ärzten in <strong>Wien</strong><br />
Im Praxisplan der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> können Sie<br />
direkt auf www.praxisplan.at Ihren Eintrag aktualisieren,<br />
ergänzen oder Ihr Foto hochladen.<br />
Auf der Startseite rechts oben (<strong>Ärzt*in</strong>nen Login)<br />
finden Sie die Anmeldemöglichkeit mittels Single-Sign-On<br />
(SSO) <strong>für</strong> einen geschützten Zugang zur Ihren Daten. Auch<br />
die Anmeldung mittles Handysignatur bzw. Bürgerkarte ist<br />
möglich. Für Fragen gibt es eine eigene SSO-Service Hotline<br />
(<strong>01</strong>/35 80 387).<br />
Sollten Sie weitere Fragen haben, setzen Sie sich bitte mit<br />
der Medienabteilung der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> per E-Mail<br />
internet@aekwien.at in Verbindung.<br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 21
AM PULS COVERSTORY<br />
►<br />
Foto: NUBEFEY/stock.adobe.com<br />
Gewalt im Spiel<br />
Als Ärztin oder Arzt ist man oft erste Anlaufstelle <strong>für</strong> Opfer häuslicher oder sexueller Gewalt. Wie<br />
damit umzugehen ist, welche rechtlichen Aspekte es gibt und wie man überhaupt vorgehen sollte,<br />
sobald ein Verdacht auftaucht.<br />
Von Eva Kaiserseder<br />
22 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
COVERSTORY AM PULS<br />
► Nackte Zahlen, hinter denen<br />
sich viel menschliches Leid verbirgt:<br />
Jede dritte Frau in Österreich erlebt<br />
im Erwachsenenalter körperliche<br />
oder sexuelle Gewalt, oft auch beides<br />
gemeinsam. 16 Prozent der Frauen waren<br />
oder sind von intimer Partnergewalt<br />
betroffen. Für Medizinerinnen und Mediziner<br />
ist das Thema Gewalt ein omnipräsentes,<br />
schließlich sind sie in vielen<br />
Fällen als erste Ansprechpersonen <strong>für</strong><br />
die Opfer da und werden dabei mit akuten<br />
Verletzungen konfrontiert. Prädestiniert<br />
sind hier vor allem Ärztinnen und<br />
Ärzte der Allgemeinmedizin, Gynäkologie,<br />
Pädiatrie sowie Ärztinnen und Ärzte<br />
in Notfallambulanzen.<br />
Frage der Anzeigenpflicht<br />
Dass das Thema Ärztinnen und Ärzten<br />
wie auch Zahnärztinnen und Zahnärzten<br />
gleichermaßen unter den Nägeln<br />
brennt und (leider) hochaktuell ist, war<br />
alleine aus dem regen Zulauf ersichtlich,<br />
den die im November 2023 von der<br />
Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> und der <strong>Wien</strong>er<br />
Landeszahnärztekammer organisierte<br />
Fortbildungsveranstaltung „Gewalt im<br />
Fokus“ hatte. Ein Schwerpunkt, der bei<br />
vielen Anwesenden <strong>für</strong> Fragen sorgte:<br />
Die rechtliche Situation <strong>für</strong> Medizinerinnen<br />
und Mediziner rund um das<br />
Thema Gewalt und Gewaltopfer (siehe<br />
Kasten unten). Denn dass es hier eine<br />
Anzeigepflicht im Gesundheitswesen<br />
Gewaltopfer in Zahlen<br />
•761.786 Frauen wurden ab dem Alter von 15 Jahren innerhalb oder außerhalb von intimen Beziehungen<br />
Opfer von körperlicher Gewalt (23,47 Prozent), 770. 716 (23,75 Prozent) von sexueller<br />
Gewalt. Von mindestens einer der beiden Gewaltformen betroffen waren 1. 119. 934 Frauen<br />
(34,51 Prozent der 18- bis 74-Jährigen).<br />
•282.480 (8,7 Prozent) aller Frauen in Österreich sind ab dem Alter von 15 Jahren in einer intimen<br />
Beziehung und/oder von einer anderen Person vergewaltigt worden.<br />
•495. <strong>01</strong>6 (15,25 Prozent) haben Androhungen körperlicher Gewalt erlebt.<br />
•Körperliche und/oder sexuelle Gewalt, die vom Partner oder der Partnerin ausgeht, haben bereits<br />
513. 934 Frauen zwischen 18 und 74 Jahren erlebt. Der Anteil von Gewaltbetroffenen an allen Frauen,<br />
die sich aktuell in einer Partnerschaft befinden oder jemals befunden haben, liegt damit bei 16,41<br />
Prozent.<br />
• 7 Prozent haben sexuelle Gewalt und 14,07 Prozent haben sonstige Formen körperlicher Gewalt<br />
erfahren. Von den Frauen, die in einer früheren Beziehung körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren<br />
haben, haben 54,63 Prozent körperliche Verletzungen davongetragen.<br />
<br />
bei einem so genannten begründeten<br />
Verdacht gibt, liegt auf der Hand. Allerdings<br />
ist die Grauzone eine nicht unerhebliche:<br />
Welche Schwierigkeiten auftauchen<br />
können, wenn in der Praxis die<br />
ärztliche Schweigepflicht mit besagter<br />
Anzeigepflicht aufeinanderprallt und<br />
die Betroffenen zudem keine Anzeige<br />
möchten, wurde intensiv debattiert.<br />
Grundsätzlich ist die Anzeigepflicht<br />
„recht komplex und teilweise auch<br />
widersprüchlich, vor allem weil der<br />
Gesetzgeber mehrere Interessen unter<br />
einen Hut bringen möchte und muss“,<br />
so die Juristin Karin Felnhofer-Luksch,<br />
die am Verfassungsgerichtshof arbei-<br />
Jede dritte<br />
Frau in<br />
Österreich<br />
erlebt im<br />
Erwachsenenalter<br />
körperliche<br />
oder sexuelle<br />
Gewalt, oft<br />
auch beides<br />
gemeinsam.<br />
Quelle: Statistik Austria<br />
tet. Es gelte im Einzelfall daher ganz<br />
genau abzuwägen, wie man handelt.<br />
Vor allem bei sexueller Gewalt sei es<br />
häufig so, dass die vermuteten Opfer<br />
schweigen. Wenn Ärztinnen, Ärzte,<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte übrigens<br />
gegen die Anzeigepflicht verstoßen,<br />
haben sie unter anderem disziplinarrechtliche<br />
Konsequenzen zu<br />
tragen. Sollten Betroffene aber zum<br />
Beispiel absolut keine Anzeige wollen,<br />
dann ist dem, so es sich um erwachsene,<br />
mündige Personen handelt, auch<br />
Rechnung zu tragen. Eine Ausnahme<br />
gibt es allerdings: Wenn eine unmittelbare<br />
Gefahr im Raum steht, sich ><br />
Rechtliche Situation<br />
Anzeige- und Meldepflichten<br />
Das neue Gewaltschutzgesetz ist am<br />
1.1.2020 in Kraft getreten. Damit gehen<br />
verschiedene Änderungen einher. Im Falle<br />
des begründeten Verdachts einer gerichtlich<br />
strafbaren Handlung sind alle Angehörigen<br />
der Gesundheitsberufe zur Anzeige an die<br />
Kriminalpolizei oder die Staatsanwaltschaft<br />
verpflichtet, wenn:<br />
•der Tod und eine schwere Körperverletzung<br />
herbeigeführt wurde<br />
•der Verdacht auf eine Vergewaltigung<br />
besteht<br />
•Kinder oder Jugendliche misshandelt,<br />
gequält, vernachlässigt oder sexuell missbraucht<br />
werden oder worden sind oder<br />
•nicht handlungs- oder entscheidungsfähige<br />
oder wegen Gebrechlichkeit, Krankheit<br />
oder einer geistigen Behinderung wehrlose<br />
Volljährige misshandelt, gequält, vernachlässig<br />
oder sexuell missbraucht werden oder<br />
worden sind.<br />
Hingegen besteht die Pflicht zur Anzeige<br />
nicht, wenn:<br />
•die Anzeige dem ausdrücklichen Willen der<br />
volljährigen handlungs- oder entscheidungsfähigen<br />
Patientinnen und Patienten widersprechen<br />
würde, sofern keine unmittelbare<br />
Gefahr <strong>für</strong> diese oder eine andere Person<br />
besteht und die klinisch-forensischen Spuren<br />
ärztlich gesichert sind, oder<br />
•die Anzeige im konkreten Fall die berufliche<br />
Tätigkeit beeinträchtigen würde, deren<br />
Wirksamkeit eines persönlichen Vertrauensverhältnisses<br />
bedarf, sofern nicht eine<br />
unmittelbare Gefahr <strong>für</strong> diese oder eine<br />
andere Person besteht, oder<br />
•Berufsangehörige, die ihre berufliche<br />
Tätigkeit im Dienstverhältnis ausüben, eine<br />
entsprechende Meldung an den Dienstgeber<br />
erstattet haben und durch diesen eine<br />
Anzeige an die Kriminalpolizei oder die<br />
Staatsanwaltschaft erfolgt ist.<br />
•bei Kindern und Jugendlichen kann die die<br />
Anzeige unterbleiben, wenn sich der Verdacht<br />
gegen einen Angehörigen richtet, sofern dies<br />
das Wohl des Kindes oder Jugendlichen<br />
erfordert und eine Mitteilung an die Kinderund<br />
Jugendhilfeträger und gegebenenfalls<br />
eine Einbeziehung einer Kinderschutzeinrichtung<br />
an einer Krankenanstalt erfolgt.<br />
In der Praxis übernehmen die Krankenhausverwaltungen<br />
diese Aufgabe und leiten die<br />
Anzeigen weiter. Im Rahmen der Gewaltanamnese<br />
sind Betroffene auch über die Anzeigepflicht<br />
und das damit verbundene Prozedere<br />
(Dokumentation, Spurensicherung, Anzeige)<br />
aufzuklären.<br />
<br />
Quelle: Toolbox Opferschutz<br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 23
AM PULS COVERSTORY<br />
Interview<br />
„Kein Fall ist wie der andere“<br />
Katharina Stolz ist Gerichtsmedizinerin. Sie trägt in ihrer Fachdisziplin aus ärztlicher Sicht entscheidend<br />
zur juristischen Aufarbeitung etwa von Gewaltverbrechen bei.<br />
► <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was umfasst<br />
die Tätigkeiten einer Gerichtsmedizinerin<br />
konkret?<br />
Stolz: Das Fach Gerichtsmedizin ist<br />
sehr vielfältig. Neben den gerichtlichen<br />
Leichenöffnungen besteht unser<br />
Arbeitsalltag aus histologischen<br />
Untersuchungen und auch klinischforensischen<br />
Untersuchungen im<br />
Auftrag der Staatsanwaltschaft, wobei<br />
am Ende immer die Erstattung eines<br />
schriftlichen Gutachtens erfolgt. Im<br />
Rahmen dessen müssen auch weiterführende<br />
Untersuchungen – zum Beispiel<br />
toxikologische Untersuchungsergebnisse,<br />
mikrobiologische und<br />
virologische Befunde und so weiter –<br />
sowie klinische Vorbefunde in die Beurteilung<br />
der Fälle miteinfließen beziehungsweise<br />
interpretiert werden.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was empfinden<br />
Sie als schwierig, was als bereichernd<br />
an Ihrem Fach?<br />
Stolz: Als schwierig empfinde ich<br />
vor allem, dass wir im Rahmen unserer<br />
beruflichen Tätigkeit vorwiegend<br />
mit menschlichen Tragödien<br />
konfrontiert sind. Unsere Fachdisziplin<br />
hat keine kurativen Behandlungserfolge.<br />
Bereichernd ist jedoch,<br />
dass das Ergebnis unserer Arbeit zum<br />
Teil weitreichende Konsequenzen in<br />
der Aufarbeitung von juristischen<br />
Fragestellungen nach sich zieht. Außerdem<br />
können wir im Zuge dessen<br />
oft Klarheit <strong>für</strong> Angehörige beziehungsweise<br />
Betroffene schaffen und<br />
ihnen somit ermöglichen, ein vielleicht<br />
traumatisches Erlebnis besser<br />
in ihr Leben integrieren zu können.<br />
Abseits dessen ist es <strong>für</strong> mich persönlich<br />
unfassbar bereichernd, dass sich<br />
bei unserer Tätigkeit die einzigartige<br />
Möglichkeit bietet, medizinische<br />
Sachverhalte von vielen verschiedenen<br />
Seiten betrachten zu können.<br />
Als Gerichtsmedizinerin muss man<br />
„Bereichernd<br />
ist, dass<br />
das Ergebnis<br />
unserer<br />
Arbeit zum<br />
Teil weitreichende<br />
Konsequenzen<br />
in der Aufarbeitung<br />
von<br />
juristischen<br />
Fragestellungen<br />
nach<br />
sich zieht.“<br />
eine passionierte Generalistin sein,<br />
denn kein Fall ist wie der andere.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Sie arbeiten retrospektiv<br />
und sind daher auf die genaue<br />
Dokumentation der Kolleginnen und Kollegen<br />
in den Spitälern und Ordinationen,<br />
wo es zum Erstkontakt kommt, angewiesen.<br />
Wie sieht ein Befund aus, mit dem Sie<br />
optimal arbeiten können?<br />
Stolz: Ein optimaler Befund ist ausführlich<br />
und nachvollziehbar und ermöglicht,<br />
robuste Schlüsse aus den<br />
vorliegenden Informationen zu ziehen.<br />
Wichtig ist, dass so beschreibend wie<br />
möglich dokumentiert wird. Im besten<br />
Fall erfolgt auch eine Fotodokumentation<br />
von vorliegenden Verletzungen.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Auf welche Details<br />
gilt es schon bei der klinischen Untersuchung<br />
und später bei der Dokumentation<br />
zu achten?<br />
Stolz: Hier gilt als oberste Prämisse,<br />
dass Anamnese, klinische Untersuchung<br />
und Dokumentation <strong>für</strong> Außenstehende<br />
nachvollziehbar sind und bei<br />
der Dokumentation darauf geachtet<br />
wird, nicht bereits interpretativ zu beschreiben<br />
(zum Beispiel „Würgemal“).<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Gibt es klare Warnmerkmale<br />
bei einer klinischen Untersuchung,<br />
dass unter Umständen eine Misshandlung<br />
stattgefunden hat, Stichwort<br />
Hämatome?<br />
Stolz: Wichtig ist vor allem, darauf<br />
zu achten, ob die vorliegenden Verletzungen<br />
durch den geschilderten Entstehungsmechanismus<br />
plausibel begründbar<br />
sind. Wenn sich hier auffallende<br />
Diskrepanzen ergeben, sollte auf jeden<br />
Fall zumindest noch einmal genauer<br />
nachgefragt werden. Es darf auch keine<br />
Scheu herrschen, nach erlebter Gewalt<br />
zu fragen. Oft sind Betroffene dankbar,<br />
wenn sich die Möglichkeit bietet, offen<br />
über Erlebtes sprechen zu können. Weitere<br />
Warnsignale sind verschiedene Verletzungen<br />
unterschiedlichen Alters und<br />
eine deutliche zeitliche Verzögerung zwischen<br />
dem Zeitpunkt der Verletzung und<br />
dem Aufsuchen medizinischer Hilfe.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was gilt es speziell<br />
bei Sexualdelikten zu beachten?<br />
Stolz: Im Fall von berichteten beziehungsweise<br />
fraglichen Sexualdelikten<br />
ist eine zeitnahe Verletzungsdokumentation<br />
und Spurensicherung das Um<br />
und Auf! Betroffene sollten von der entsprechenden<br />
Fachrichtung – bei Frauen<br />
ist dies die Gynäkologie, bei Männern<br />
die Urologie beziehungsweise Chirurgie<br />
und bei Kindern die Pädiatrie in<br />
Zusammenarbeit mit speziell ausgebildeten<br />
Kindergynäkologinnen und -gynäkologen<br />
– gesehen, untersucht und<br />
sensibel befragt werden. Die forensische<br />
Spurensicherung und begleitende Dokumentation<br />
geschehen dann im optimalen<br />
Fall unter Hinzuziehung einer<br />
forensisch geschulten Person. Es ist sehr<br />
wichtig, hierbei auch auf extragenitale<br />
Befunde zu achten. Neben der zeitnahen<br />
körperlichen Untersuchung kann<br />
auch – je nach Fallkonstellation – eine<br />
Blut- und Harnuntersuchung sinnvoll<br />
sein. Auch diese Proben müssen zeitnahe<br />
abgenommen werden, da einige als<br />
K.o.-Mittel verwendete Substanzen nur<br />
ein sehr kurzes Nachweisfenster haben.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Stichwort Spurensicherung<br />
und weitere Zusammenarbeit<br />
mit der Polizei et cetera: Wie kann man<br />
sich das Prozedere etwa im stressigen<br />
Alltag einer Ambulanz vorstellen, welche<br />
Tools und Möglichkeiten haben die Medizinerinnen<br />
und Mediziner hier?<br />
Stolz: In diesem Zusammenhang<br />
möchte ich auf das Spurensicherungsset<br />
<strong>für</strong> Sexualdelikte des Forensischen<br />
DNA-Zentrallabors der Medizinischen<br />
Universität <strong>Wien</strong> und den MEDPOL-<br />
Dokumentationsbogen hinweisen. In-<br />
24 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
COVERSTORY AM PULS<br />
Foto: MedUni <strong>Wien</strong>/Susanne Schwarz.<br />
formationen zu diesen Ressourcen und<br />
vieles mehr finden sich auf der Website<br />
https://toolbox-opferschutz.at.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Gerichtsmedizin<br />
und Staatsanwaltschaft arbeiten oftmals<br />
eng zusammen. Wie kann man sich so eine<br />
Zusammenarbeit vorstellen, wie sieht<br />
der Ablauf aus und was sind die wichtigsten<br />
Fragen, die sich hier von beiden<br />
Seiten stellen?<br />
Stolz: Das Kerngebiet der Gerichtsmedizin<br />
ist es, medizinische Sachverhalte<br />
im Rahmen von rechtlichen Fragestellungen<br />
<strong>für</strong> medizinische Laien aufzuarbeiten<br />
und somit die Rechtspflege zu<br />
unterstützen. Staatsanwaltschaften und<br />
Gerichte benötigen in Fällen von Tötungsdelikten,<br />
medizinischen Behandlungsfehlern,<br />
Unfällen, fraglichen Suiziden,<br />
Vergiftungen, Körperverletzungen<br />
und so weiter die fachliche Expertise von<br />
gerichtsmedizinischen Sachverständigen<br />
und beauftragen diese mit einer Gutachtenserstattung.<br />
Die Fälle müssen dann<br />
innerhalb einer bestimmten Frist aufgearbeitet<br />
werden. Bei Obduktionen muss<br />
Art und Ursache des Todes festgestellt<br />
werden, da die Beantwortung dieser Fragen<br />
rechtliche Konsequenzen nach sich<br />
ziehen kann. Zum Beispiel können sich<br />
bei Tötungsdelikten ohne Tatverdächtigen<br />
durch die Obduktion auch wichtige<br />
Erkenntnisse ergeben, die dann in<br />
den weiteren Entscheidungsprozess der<br />
Staatsanwaltschaft und in die Ermittlungsarbeit<br />
der Polizei miteinfließen.<br />
Wir sind es dabei gewohnt, im Rahmen<br />
von Obduktionen immer wieder aufs<br />
Neue überrascht zu werden. Oft werden<br />
zuvor aufgestellten Hypothesen über die<br />
Todesursache auf dem Obduktionstisch<br />
vollkommen über den Haufen geworfen.<br />
Infos <strong>für</strong> forensisch interessierte<br />
Kolleginnen und Kollegen<br />
Katharina Stolz: „Es darf keine Scheu herrschen,<br />
nach erlebter Gewalt zu fragen.“<br />
Das Zentrum <strong>für</strong> Gerichtsmedizin<br />
der Medizinischen Universität <strong>Wien</strong><br />
bietet auch einen 24/7-Rufbereitschaftsdienst<br />
<strong>für</strong> die Hinzuziehung zu<br />
Leichenfundorten, wenn sich vor Ort<br />
bereits der hochgradige Verdacht auf<br />
ein Fremdverschulden ergibt. Im Rahmen<br />
dessen fahren wir zu jeder Tagesund<br />
Nachtzeit im Auftrag der Staatsanwaltschaft<br />
an den Auffindungsort<br />
und erheben dort im Zuge eines Lokalaugenscheines<br />
wichtige Befunde und<br />
führen gemeinsam mit den zuständigen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
des Landeskriminalamtes eine<br />
Spurensicherung durch. Bei Fällen<br />
von Körperverletzung stellt sich <strong>für</strong><br />
die Staatsanwaltschaft die Frage nach<br />
der Art und Schwere, der Dauer der<br />
Gesundheitsschädigung und dem<br />
Entstehungsmechanismus der vorliegenden<br />
Verletzungen.<br />
In diesen Fällen erlangen die oftmals<br />
bereits klinisch erhobenen Befunde<br />
eine besondere Relevanz. Wir untersuchen<br />
die Betroffenen dann auch<br />
– meist jedoch mit einer deutlichen<br />
zeitlichen Verzögerung zu dem gegenständlichen<br />
Vorfall. <br />
Rechtlich relevante Körperverletzungen und in diesem Bereich auch insbesondere<br />
Fälle häuslicher Gewalt bedürfen einer gerichtsverwertbaren<br />
und nachvollziehbaren Dokumentation. Diesbezüglich ist das Zentrum <strong>für</strong><br />
Gerichtsmedizin bestrebt, Gewaltbetroffenen in Zukunft auch in <strong>Wien</strong> die<br />
Möglichkeit einer verfahrensunabhängigen forensischen Verletzungsdokumentation<br />
zu bieten. Es gibt dahingehend Überlegungen, das Team um engagierte<br />
Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner zu erweitern. Forensisch<br />
interessierte Kolleginnen und Kollegen, die sich einer neuen Herausforderung<br />
stellen möchten, können sich nähere Informationen dazu im Sekretariat des<br />
Zentrums <strong>für</strong> Gerichtsmedizin (gerichtsmedizin@meduniwien.ac.at) einholen.<br />
die Tat etwa zu wiederholen droht, muss trotzdem angezeigt<br />
werden. Fazit: Es ist kompliziert.<br />
Erkennen und helfen<br />
Welche Aufgaben rund um den Gewaltschutz <strong>für</strong> Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter im Gesundheitswesen bestehen,<br />
lässt sich kurz und knapp zusammenfassen, so die<br />
Psychologin Michaela Pichler von der Gesundheit Österreich<br />
GmbH (GÖG): Erkennen, ansprechen, dokumentieren<br />
und weitervermitteln. Ein großes und wichtiges Thema<br />
sei dabei die Scham der Opfer, so gingen nach wie vor<br />
die meisten von sexueller Gewalt betroffenen Frauen nicht<br />
zur Polizei. „Allerdings sucht ein Drittel dieser Frauen<br />
nach solchen Vorfällen Gesundheitseinrichtungen auf“,<br />
so Pichler. Hier läge eine große Chance zu erkennen und<br />
zu helfen, vor allem im niedergelassenen Bereich, wo die<br />
Ärztinnen und Ärzte oftmals eine jahrelange Beziehung<br />
zu den betroffenen Personen - meistens Frauen - gepflegt<br />
haben.<br />
Eben das ist aber auch die Herausforderung, denn dieses<br />
Beziehungsgeflecht „macht das Ganze so komplex“, erklärt<br />
Pichler. Deswegen gelte es, die Ärztinnen und Ärzte hier zu<br />
unterstützen, um handlungsfähig zu bleiben. Die Rolle der<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsbereich<br />
müsse ganz klar definiert werden, keineswegs „geht es darum,<br />
selbst alles abzudecken, was auch gar nicht möglich<br />
ist, sondern genau hinzuschauen, einen Verdacht sensibel<br />
anzusprechen und Betroffene an die spezialisierten Einrichtungen<br />
weiterzuvermitteln.“ Vernetzung sei hier das A<br />
und O.<br />
Neuer Leitfaden<br />
Ein Werkzeug, um Ärztinnen und Ärzte in der praktischen<br />
Arbeit bei der Versorgung von gewaltbetroffenen<br />
Personen zu unterstützen, wurde kürzlich vorgestellt: Der<br />
Leitfaden „Gewaltschutz im niedergelassenen Bereich“.<br />
Unter anderem waren daran auch Vertretende der Bundeskurie<br />
niedergelassene Ärzte (Österreichische Ärztekammer)<br />
sowie Expertinnen und Experten des Österreichischen<br />
Dachverbands der Opferschutzgruppen im<br />
Gesundheits- und Sozialbereich beteiligt. Dieser ist unter<br />
https://toolbox-opferschutz.at/ downloadbar.<br />
Red Flags<br />
Klassische „Red flags“ <strong>für</strong> häusliche Gewalt, bei denen<br />
man als Ärztin oder Arzt hellhörig werden sollte, sind etwa<br />
chronische Beschwerden, die keine offensichtlichen physischen<br />
Ursachen haben, Verletzungen, die nicht mit der<br />
Erklärung, wie sie entstanden sein sollen, übereinstimmen<br />
oder ein Partner, der übermäßig aufmerksam ist, kontrollierend<br />
handelt und nicht von der Seite der Frau weichen<br />
will. Ebenfalls aufmerksam werden sollte man bei einem<br />
späteren Beginn der Schwangerschaftsvorsorge oder einer<br />
auffälligen Verzögerung zwischen Zeitpunkt der Verletzung<br />
und Aufsuchen der Behandlung.<br />
Laut WHO sterben Frauen eher durch die Hand des eigenen<br />
Partners oder Ex-Partners als durch Krieg, Unfall oder<br />
Krankheit. Umso wichtiger ist es, potenzielle Zeichen <strong>für</strong><br />
Gewalt frühzeitig und zuverlässig zu erkennen und die Informationen<br />
zielgerichtet weitergeben zu können. <br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 25
SERVICE KONGRESSE<br />
JÄNNER BIS APRIL<strong>2024</strong><br />
Rheuma trifft Herz – Herz trifft Rheuma<br />
Ort: Tech Gate Vienna, 1220 <strong>Wien</strong>, Donau-City-Straße 1<br />
Termin: 23. – 24.2.<strong>2024</strong><br />
Veranstalter: Karl Landsteiner Gesellschaft, Verein zur<br />
Förderung Medizinisch-Wissenschaftlicher Forschung,<br />
Institut <strong>für</strong> Rheumatologie und Immunologie, Rheumatologische<br />
Abteilungen der Kliniken Hietzing und Ottakring<br />
Information: AZ med.info, 1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Helferstorferstraße 2,<br />
Tel.: +43/1/531 16-85 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.azmedinfo.co.at/<br />
rheumatrifftherz<strong>2024</strong><br />
Teilnahmegebühr: € 80,-<br />
25. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Psychosomatik in der Inneren Medizin<br />
„Beziehung, die berührt“<br />
Ort: Hotel Schloss Wilhelminenberg, 1160 <strong>Wien</strong>,<br />
Savoyenstraße 2<br />
Termin: 24.2.<strong>2024</strong><br />
Themen: Sexualität und chronische Erkrankungen; Herz<br />
und Sexualität; Darmerkrankungen; Hypnotherapie<br />
Tagungspräsident: Dr. in Aglaja Sedelmeier<br />
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Psychosomatik in der Inneren Medizin<br />
Information: AZ med.info, 1<strong>01</strong>4 <strong>Wien</strong>, Helferstorferstraße 4,<br />
Dominik Udolf, Tel.: +43/1/536 63-64 DW,<br />
E-Mail: azmedinfo@media.co.at, www.oegpim.at<br />
Anmeldung: http://www.oegpim.at/veranstaltungen<br />
52. Internationale Kieferorthopädische Fortbildungstagung<br />
Ort: K3 Kitzkongress, 6370 Kitzbühel, Josef-Herold-Straße 12<br />
Termin: 2. – 9.3.2023<br />
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft <strong>für</strong> Kieferorthopädie<br />
Tagungsleitung: Univ.-Prof. Dr. Adriano Crismani,<br />
Ao. Univ.-Prof. DDr. Erwin Jonke,<br />
Univ.-Prof. in PD Dr. in Brigitte Wendl<br />
Tagungsbüro: Tel.: +43/676/436 073 0,<br />
E-Mail: tagung-kitz@oegkfo.at<br />
Information: AZ med.info, 1<strong>01</strong>4 <strong>Wien</strong>, Helferstorferstraße 4,<br />
Tel.: +43/1/531 16-38 oder -23 DW,<br />
E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
7th Pannonian Congress of Pathology<br />
OEGPath/IAP Austria Spring Meeting <strong>2024</strong><br />
Ort: Tech Gate Vienna, 1220 Salzburg, Donau-City-Straße 1<br />
Termin: 7. – 8.3.<strong>2024</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung:<br />
Research Prof. Priv.-Doz. DDr. Luka Brcic<br />
Information und Anmeldung: MAW - Medizinische<br />
Ausstellungs.- und Werbegesellschaft, Jasmin Amon,<br />
Verena Schachenhofer, 1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Freyung 6,<br />
Tel.: +43/1/536 63-26 DW, E-Mail: oegpath@media.co.at<br />
8. Österr. interprofessioneller Palliativkongress<br />
Ort: Congress Center Villach, 9500 Villach, Europaplatz 1<br />
Termin: 4. – 6.4.<strong>2024</strong><br />
Veranstalter: Österr. Palliativgesellschaft, MedUni <strong>Wien</strong><br />
Information: AZ med.info, 1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Helferstorferstraße<br />
ZAFI – ZAHNÄRZTLICHE FORTBILDUNG<br />
ZAFI – Zahnärztliche Fortbildung der Landeszahnärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
1060 <strong>Wien</strong>, Gumpendorferstraße 83/4, Tel.:+43/1/597 33 57/10 DW,<br />
E-Mail: spitzhuetl@zafi.at, Anmeldung: www.zafi.at<br />
Effiziente Kieferorthopädie – Vom Straight-Wire bis Aligner<br />
Dr. Stefano Troiani<br />
15. – 16.3., 21. – 22.6., 13. – 14.9.<strong>2024</strong><br />
Ästhetik Curriculum<br />
Prof. Dr. Jürgen Manhart<br />
2. – 3.2., 19. – 21.4., 24. – 25.5., 13. – 15.9., 27. – 28.9., 11. – 12.10., 13. – 14.12.<strong>2024</strong><br />
Aufbaukurs – Manuelle und maschinelle Instrumentation<br />
im Rahmen der systematischen Parodontitisbehandlung<br />
(Seminar <strong>für</strong> die Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Dr. in Bettina Schreder<br />
26. – 27.<strong>01</strong>.<strong>2024</strong><br />
Curriculum Ästhetische Zahnheilkunde<br />
ZTM Uwe Gehringer, Dr. Stefan Hägewald, Prof. Dr. Jürgen Manhart,<br />
Dr. in Peggy Weishaupt<br />
2. – 3.2., 19. – 21.4., 24. – 25.5., 13. – 15.9., 27. – 28.9., 11. – 12.10., 13. – 14.12.<strong>2024</strong><br />
Curriculum Implantologie – Live Intensiv<br />
Univ.-Prof. DDr. Raoul Polansky, Dr. Christian Schober,<br />
Prof. PD DI DDr. Rudolf Seemann<br />
Modul 1: 19. – 20.1., Modul 2: 5. – 6.4., Modul 3: 14. – 15.6.<strong>2024</strong><br />
Antibiotika Crashkurs (Webinar)<br />
Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer<br />
15.2.<strong>2024</strong><br />
Einblicke in den Wohlfahrtsfonds<br />
Dr. Ozren Markovic<br />
20.2.<strong>2024</strong> / 19 – 21 Uhr<br />
Menschenkenntnis – mit unterschiedlichen Typen kommunizieren<br />
(Seminar <strong>für</strong> zahnärztliche Assistent*innen und Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Mag. a Martina Fahrnberger<br />
24.2.<strong>2024</strong><br />
Die neue PA-Klassifikation und die therapeutischen<br />
Konsequenzen aus der Sicht der Prophylaxe-Assistent*innen<br />
(Seminar <strong>für</strong> Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Petra Natter, BA<br />
1.3.<strong>2024</strong><br />
Composite Workshop Frontzahn<br />
Dr. Georg Benjamin<br />
1.3.<strong>2024</strong><br />
Curriculum Parodontologie<br />
Prof. Dr. Matthias Folwaczny, Dr. Stefan Hägewald, Univ.-Prof. Dr. Hady Haririan,<br />
Dr. Peter Purucker, Dr. in Peggy Weishaupt<br />
Modul 1: 8. – 9.3., Modul 2: 3. – 4.5., Modul 3: 21. – 22.6., Modul 4: 27. – 28.9.,<br />
Modul 5: 18. – 19.10.<strong>2024</strong><br />
Der Notfall in der Zahnarztpraxis (Teamkurs)<br />
Dr. Markus Dittrich, MBA<br />
9.3.<strong>2024</strong><br />
Implantate gesund halten, aber wie…? (Seminar <strong>für</strong> Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
PD Dr. in Kristina Bertl, PhD, MSc<br />
15.3.<strong>2024</strong><br />
Regenerative Therapie parodontaler Knochendefekte – was ist wann indiziert<br />
PD Dr. in Kristina Bertl, PhD, MSc<br />
16.3.<strong>2024</strong><br />
Wer hat Angst vorm Infektionspatienten ?<br />
Dr. Peter Reichenbach, Marianne Schmidt, MAS<br />
5.4.<strong>2024</strong><br />
26 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
KONGRESSE SERVICE<br />
69. FORTBILDUNGSTAGUNG DER ÖSTERREICHISCHEN<br />
WISSENSCHAFTLICHEN GESELLSCHAFT FÜR PROPHYLAKTISCHE MEDIZIN<br />
UND SOZIALHYGIENE GEMEINSAM MIT VEREIN HEILANSTALT ALLAND<br />
Ort: Kongresszentrum Bad Hofgastein, 5630 Bad Hofgastein, Tauernplatz 1<br />
Termin: 4. - 7.3.<strong>2024</strong><br />
Thema: Lungentag, Frauenheilkunde, Sexuelle Gesundheit, Arbeitsmedizin &<br />
Umweltmedizin International, Bewegung und andere Themen<br />
Wissenschaftliche Leitung: Univ.–Prof. Dr. Wolfgang Eppel<br />
Information: AZ med.info, 1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Helferstorferstraße 4,<br />
Tel.: +43/1/531 16-85 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
Anmeldung: E-Mail: office@medprophylaxe.at, www.medprophylaxe.at<br />
DER GROSSE, KLEINE UNTERSCHIED –<br />
WARUM GENDERN IN DER KARDIOLOGIE WICHTIG IST<br />
Ort: Lentos Kunstmuseum Linz, 4020 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1<br />
Termin: 8.3.<strong>2024</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Priv.-Doz. Dr. Martin Martinek,<br />
Dr. in Regina Steringer-Mascherbauer<br />
Veranstalter: Medizinische Abteilung II. Interne Kardiologie, Angiologie und<br />
Interne Intensivmedizin am Ordensklinikum der Elisabethinen Linz<br />
Information: MAW – Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft,<br />
1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Freyung 6, Nicole Lehner, Karin Malits, Tel.: +43/1/536 63-68,<br />
E-Mail: kardio@maw.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardiogender24<br />
Teilnahmegebühr: € 50,-<br />
FAVORITEN IN DER KARDIOLOGIE<br />
Ort: Andaz Vienna am Belvedere, 1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Arsenalstraße 10<br />
Termin: 16.3.<strong>2024</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. a Assoz. Prof. in Priv.-Doz. in Dr. in Diana Bonderman<br />
Veranstalter: Verein zur Förderung der medizinischen Forschung und Fortbildung<br />
in <strong>Wien</strong>-Favoriten<br />
Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft,<br />
1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Freyung 6, Sonja Chmella, David Grünseis, Tel.: +43/1/536 63-32 bzw.<br />
-62 DW, E-Mail: kardio@maw.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardiofavorit24<br />
ENDO LINZ <strong>2024</strong><br />
Ort: Power Tower Linz, 4020 Linz, Böhmerwaldstraße 3<br />
Termin: 21. – 22.3.<strong>2024</strong><br />
Wissenschaftliche Organisation: Prof. Dr. Matthias Biebl, Dr. Harry Fuchssteiner,<br />
OA Dr. in Melanie Kienbauer, Univ.-Prof. Dr. Alexander R. Moschen, Dr. Philipp<br />
Pimingstorfer, Dr. Paul Punkenhofer, Prim. Univ.-Prof. Dr. Rainer Schöfl,<br />
Dr. Christoph Schwinghammer, Prim. Univ.-Prof. Dr. Andreas Shamiyeh,<br />
Priv.-Doz. Dr. Georg Spaun, Dr. Friedrich Wewalka, Dr. Alexander Ziachehabi<br />
Kongressbüro und Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und<br />
Werbegesellschaft, 1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Freyung 6, Carmen Zavarsky, Natalie Ubl,<br />
Tel.: +43/1/536 63-23 oder -75 DW, E-Mail: endolinz@maw.co.at, www.endolinz.at<br />
3. OBERÖSTERREICHISCHER RHEUMATAG FÜR ÄRZT*INNEN<br />
Ort: Schlossmuseum Linz, 4020 Linz, Schlossberg 1<br />
Termin: 27.4.<strong>2024</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi<br />
Information: MAW – Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/rheumaooe24<br />
MÄRZ UND APRIL <strong>2024</strong><br />
Kardiologie-Kongress Innsbruck<br />
Ort: Congress Innsbruck, 6020 Innsbruck, Rennweg 3<br />
Termin: 7. – 9.3.<strong>2024</strong><br />
Tagungsleitung: Univ.-Prof. Dr. Axel Bauer<br />
Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und<br />
Werbegesellschaft, 1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Freyung 6, Sonja Chmella,<br />
Barbara Horak, David Grünseis, Tel.:+43/1/536 63-32, -34<br />
oder -62 DW, E-Mail: maw@media.co.at<br />
Organisation und Anmeldung: PCO Tyrol Congress,<br />
6020 Innsbruck, Rennweg 3, Tel.: +43/512/57 56 00,<br />
E-Mail: kardiologie@cmi.at, www.kardiologie-innsbruck.at<br />
41. Ernährungskongress des Verbandes<br />
der Diätolog*innen Österreichs<br />
Ort: Vienna Marriott Hotel, 1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Parkring 12a<br />
Termin: 14. – 15.3.<strong>2024</strong><br />
Thema: Stoffwechselerkrankungen & Diaetologie;<br />
Auf neuen Wegen; personalisiert, nachhaltig, gendergerecht<br />
Kongresspräsidentin und Organisation: Prof. in Andrea<br />
Hofbauer, MSc., MBA<br />
Veranstalter, Informationen und Anmeldung: Verband der<br />
Diaetologen Österreichs, 1050 <strong>Wien</strong>, Grüngasse 9/Top 20,<br />
Tel.:+43/1/602 79-60 DW, E-Mail: office@diaetologen.at,<br />
www.diaetologen.at<br />
Oberösterreichischer Hygienetag <strong>2024</strong><br />
Ort: Messe Wels, 4600 Wels, Messeplatz 1<br />
Termin: 15.3.<strong>2024</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: DGKP HFK Thomas<br />
Freundlinger<br />
Fachausstellung und Tagungsbüro: MAW –<br />
Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft,<br />
1<strong>01</strong>0 <strong>Wien</strong>, Freyung 6, Tel.: +43/1/536 63-46 bzw. -71 DW,<br />
E-Mail: maw@media.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.azmedinfo.co.at/<br />
ooehygiene24<br />
ÖÄK-Diplom Ernährungsmedizin<br />
Ausbildungszyklus II/<strong>2024</strong><br />
Ort: Europahaus <strong>Wien</strong>, 1140 <strong>Wien</strong>, Linzerstraße 429<br />
Termine: 19. – 20.4., 24. – 25.5., 28. – 29.6., 13. – 14.9.,<br />
4. – 5.10., 15. – 16.11. <strong>2024</strong> (+ Prüfung)<br />
Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm<br />
Themenauszug: Adipositas, Diabetes Mellitus,<br />
Metabolisches Syndrom, angeborene Stoffwechselstörungen,<br />
gastrointestinale Erkrankungen, Allergien und<br />
Intoleranzen, Bulimie/Anorexie, Ernährung bei Krebs,<br />
Osteoporose, Ernährung und Sport, Ernährung im<br />
Alter usw.<br />
Information und Anmeldung: Österreichisches<br />
Akademisches Institut <strong>für</strong> Ernährungsmedizin,<br />
Tel.: +43/1/402 64 72, E-Mail: office@oeaie.org,<br />
Website: www.oeaie.org<br />
BITTE BEACHTEN SIE<br />
Das gesamte wissenschaftliche Programm der Gesellschaft der<br />
Ärzte in <strong>Wien</strong> können Sie auf www.billrothhaus.at nachlesen.<br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 27
SERVICE MEDIZIN<br />
Wirkstoffforschung<br />
Nebenwirkungsarme Schmerzlinderung<br />
Menschen mit chronischen Schmerzen sind oft auf Medikamente aus der Gruppe der Opioide mit<br />
teils erheblichen Nebenwirkungen angewiesen. Im Rahmen einer internationalen Studie unter<br />
Leitung der MedUni <strong>Wien</strong> wurde jetzt ein opioid-ähnlicher Wirkstoff entwickelt, der Schmerzen<br />
effektiv lindern kann, aber deutlich weniger unerwünschte Begleiterscheinungen zur Folge hat.<br />
► Die Forscherinnen und Forscher<br />
entwickelten dabei eine computergestützte<br />
Methode, die enormes<br />
Potenzial <strong>für</strong> die Verbesserung der<br />
Wirkstoffsuche und damit der medikamentösen<br />
Therapien auch weiterer Erkrankungen<br />
birgt. Die Studie wurde aktuell<br />
im renommierten Fachjournal<br />
Nature Communications publiziert.<br />
Neue Möglichkeiten<br />
Vor dem Hintergrund, dass die häufig<br />
in Schmerzmedikamenten eingesetzten<br />
Wirkstoffe aus der Gruppe der Opioide<br />
zu Arzneimittelabhängigkeit mit<br />
schweren Folgen bis hin zur Atemlähmung<br />
führen können, fokussierte das<br />
Forschungsteam um Erstautor Edin<br />
Muratspahić und Studienleiter Christian<br />
Gruber vom Institut <strong>für</strong> Pharmakologie<br />
der MedUni <strong>Wien</strong> auf die Entwicklung<br />
neuer Möglichkeiten in der<br />
Wirkstoffsuche. Opioid-Analgetika wie<br />
zum Beispiel Fentanyl oder Morphin<br />
wirken hauptsächlich am so genannten<br />
µ-Opioid-Rezeptor im Gehirn, was mit<br />
den schwerwiegenden Nebenwirkungen<br />
in Verbindung gebracht wird. Darum<br />
machten sich die Forscherinnen und<br />
Forscher aus Österreich, Australien und<br />
Wirkstoffe aus der Gruppe<br />
der Opioide können zu<br />
Arzneimittelabhängigkeit mit<br />
schweren Folgen bis hin zur<br />
Atemlähmung führen.<br />
„Im Rahmen<br />
unserer<br />
Studie<br />
haben wir<br />
ein Verfahren<br />
entwickelt,<br />
das die<br />
Wirkstoffsuche<br />
und<br />
-entwicklung<br />
zum<br />
Beispiel von<br />
neuartigen<br />
Schmerzmitteln<br />
revolutionieren<br />
könnte.“<br />
den USA auf die Suche nach Wirkstoffkandidaten,<br />
die an einen verwandten<br />
Rezeptor, den so genannten κ-Opioid-<br />
Rezeptor, binden, einem weiteren wichtigen<br />
Ziel <strong>für</strong> die Schmerzregulierung im<br />
menschlichen Körper.<br />
Bessere Verträglichkeit<br />
Um gezielt chemische Verbindungen<br />
zu entwerfen, die eine hohe Bindungsaffinität<br />
<strong>für</strong> ihr Wirkstoffziel<br />
aufweisen, nutzten die Forscherinnen<br />
und Forscher ein neuartiges computergestütztes<br />
Designverfahren. Dieses<br />
De novo-Design, wie die Methode<br />
genannt wird, wurde nun auf die<br />
Familie der G-Protein-gekoppelten<br />
Rezeptoren (GPCR) angewandt. Diese<br />
gelten in der Pharmakologie als<br />
wichtigste Wirkstoffziele, da zirka ein<br />
Drittel aller Medikamente auf jenen<br />
zellulären Rezeptoren wirken. Mit<br />
Hilfe der Kombination von De Novo-<br />
Design, pharmakologischen sowie<br />
strukturellen Analysen mussten nur<br />
vier Verbindungen synthetisiert und<br />
experimentell charakterisiert werden,<br />
um schließlich ein vielversprechendes<br />
Molekül zu identifizieren:<br />
DNCP-β-NalA(1) („De novo circular<br />
peptide-β-naloxamine“). Wie die Untersuchungen<br />
zeigten, wies dieser neu<br />
entwickelte opioid-ähnliche Wirkstoff<br />
im Tiermodell eine starke schmerzlindernde<br />
Wirkung auf, ohne dabei<br />
Begleitsymptome wie zum Beispiel<br />
Sedierung oder depressive Verstimmung<br />
auszulösen. Durch zielgerichtete<br />
Aktivierung einzelner zellulärer<br />
Signalwege des κ-Opioid-Rezeptors<br />
verspricht dieser Wirkstoff also bessere<br />
Verträglichkeit bei gleichzeitiger<br />
Reduktion der Nebenwirkungen.<br />
Weitere Studien<br />
„Im Rahmen unserer Studie haben<br />
wir ein Verfahren entwickelt, das die<br />
Wirkstoffsuche und -entwicklung zum<br />
Beispiel von neuartigen Schmerzmitteln<br />
revolutionieren könnte“, unterstreicht<br />
Studienleiter Christian Gruber<br />
die Tragweite der Forschungsarbeit.<br />
De-novo-Design bedeutet eine enorme<br />
Verbesserung gegenüber bisher<br />
in der Pharmaforschung verwendeten<br />
Methoden zur Wirkstoffsuche wie Simulationen<br />
von virtuellen Molekül-Bibliotheken<br />
oder molekülbasierte Hochdurchsatz-Screenings.<br />
Darüber hinaus<br />
eröffnet das Verfahren die Aussicht,<br />
auch bessere Wirkstoffe <strong>für</strong> andere G-<br />
Protein-gekoppelte Rezeptoren zu finden,<br />
um Medikamente <strong>für</strong> die Behandlung<br />
von zum Beispiel Herz-Kreislauf-,<br />
Stoffwechsel- oder psychischen Erkrankungen<br />
mit weniger Nebenwirkungen<br />
zu entwickeln. Das Potenzial der aktuell<br />
entdeckten Wirkstoffkandidaten <strong>für</strong><br />
die medikamentöse Schmerztherapie<br />
soll nun in weiteren Studien untersucht<br />
und bestätigt werden. „Auch wenn bis<br />
zu deren Einsatz in der klinischen Praxis<br />
noch einige Jahre vergehen, soll unsere<br />
Entdeckung vielen Patientinnen<br />
und Patienten, die unter chronischen<br />
Schmerzen leiden, Hoffnung geben“, so<br />
Gruber. <br />
MedUni <strong>Wien</strong><br />
Foto: Starmarpro/stock.adobe.com<br />
28 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
MEDIZIN SERVICE<br />
Eine überwiegend pflanzliche Ernährungsweise entfaltet ihre schützenden Effekte nur dann, wenn auch industriell<br />
verarbeitete und stark zuckerhaltige Lebensmittel reduziert werden.<br />
Reduziertes Diabetesrisiko durch gesunde<br />
pflanzliche Ernährung<br />
Mindestens 75 Prozent der Typ-2-Diabetes-<br />
Fälle könnten durch eine gesunde Lebensweise<br />
vermieden werden. Pflanzenbasierter<br />
Ernährung kommt dabei nachweislich eine<br />
zentrale Bedeutung zu. Mit Vorbehalt – wie im<br />
Rahmen einer Studie unter Leitung von Tilman<br />
Kühn vom Zentrum <strong>für</strong> Public Health der<br />
MedUni <strong>Wien</strong> erwiesen wurde: Eine überwiegend<br />
pflanzliche Ernährungsweise entfaltet<br />
ihre schützenden Effekte nur dann, wenn nicht<br />
nur der Verzehr tierischer, sondern auch industriell<br />
verarbeiteter und stark zuckerhaltiger<br />
Lebensmittel reduziert wird. Als Hintergründe<br />
<strong>für</strong> die positiven Wirkungen gesunder pflanzlicher<br />
Kost identifizierten die Wissenschafterinnen<br />
und Wissenschafter neben der damit<br />
verbundenen geringeren Wahrscheinlichkeit<br />
<strong>für</strong> Übergewicht erstmals auch die Verbesserungen<br />
des Stoffwechsels und der Funktion<br />
von Leber und Niere. Die Studienergebnisse<br />
wurden aktuell im Fachjournal Diabetes &<br />
Metabolism publiziert.<br />
Dass eine gesunde pflanzenbasierte Ernährung<br />
mit viel frischem Obst und Gemüse<br />
sowie Vollkornprodukten das Diabetesrisiko<br />
um 24 Prozent senkt, trifft laut Analysen<br />
des Forschungsteams sogar bei genetischer<br />
Vorbelastung und bei Vorliegen anderer<br />
Diabetes-Risikofaktoren wie zum Beispiel<br />
Übergewicht, höheres Alter oder mangelnde<br />
körperlicher Aktivität zu. Die Forschungsarbeit<br />
wurde mit 113.097 Teilnehmenden der<br />
großangelegten britischen Kohortenstudie<br />
(UK-Biobank) über einen Beobachtungszeitraum<br />
von zwölf Jahren durchgeführt. Ihren<br />
Ergebnissen zufolge gehen die Hintergründe<br />
der antidiabetischen Wirkung von gesunder<br />
pflanzlicher Kost weit über den bekannten<br />
geringeren Körperfettanteil und Taillenumfang<br />
hinaus. „Unsere Studie ist die erste, in<br />
der Biomarker von zentralen Stoffwechselvorgängen<br />
und Organfunktionen als Mediatoren<br />
der gesundheitlichen Auswirkungen einer<br />
pflanzlichen Ernährung identifiziert wurden“,<br />
sagt Kühn, der die Studie in enger Zusammenarbeit<br />
mit Forschenden der Queen’s<br />
University Belfast geleitet hat. So bestätigten<br />
die Untersuchungen, dass Normalwerte etwa<br />
bei Blutfetten (Triglyceriden), Blutzucker<br />
(HbA1c), Entzündungsparametern (CRP)<br />
und dem insulinähnlichen Wachstumsfaktor<br />
(IGF1) mit einem niedrigen Diabetes-Risiko<br />
einhergehen.<br />
Daneben konnte gezeigt werden, wie wichtig<br />
die uneingeschränkte Funktion von Leber<br />
und Niere in der Diabetes-Prävention ist.<br />
Beide Organe spielen eine große Rolle bei<br />
Menschen, die bereits an Diabetes erkrankt<br />
sind. „Unsere Forschungen haben nun aber<br />
ergeben, dass gesunde pflanzliche Ernährung<br />
die Funktion von Leber und Niere verbessert<br />
und so das Diabetes-Risiko senken kann“, so<br />
Kühn. <br />
MedUni <strong>Wien</strong><br />
Honigbienen zum Aufspüren von Umweltschadstoffen<br />
Fotos: Aygun/MARINA/stock.adobe.com<br />
Auf ihrer Nahrungssuche sammeln Bienen<br />
auch Schadstoffe aus Luft, Boden und Wasser.<br />
Entsprechend stehen sie als Indikatoren <strong>für</strong><br />
das Ausmaß der Umweltverschmutzung<br />
schon länger im Fokus der Wissenschaft. Wie<br />
gut und in welcher Form diese Insekten dazu<br />
eingesetzt werden können, gesundheitsschädliche<br />
Stoffe in der Umwelt aufzuspüren, hat<br />
ein interdisziplinäres Forschungsteam um<br />
die Umweltmedizinerin Daniela Haluza vom<br />
Zentrum <strong>für</strong> Public Health der MedUni <strong>Wien</strong><br />
in einem aktuell publizierten Übersichtsartikel<br />
untersucht. Fazit der im Journal Insects<br />
publizierten Arbeit: Bienen sind geniale „Umweltdetektive“,<br />
vor allem <strong>für</strong> Schwermetalle.<br />
Die systematische Literaturübersicht des Teams<br />
um Haluza mit Beteiligung der Montanuniversität<br />
Leoben fasst die bisherige Anwendung<br />
der Bienenart Apis mellifera (Europäische<br />
Honigbiene) bei der Schadstoffüberwachung<br />
zusammen. Insgesamt 19 Studien, veröffentlicht<br />
im Zeitraum von 2<strong>01</strong>0 bis 2020, wurden<br />
in die Übersichtsarbeit aufgenommen. Die<br />
Mehrheit der Artikel konzentrierte sich auf den<br />
Nachweis von Schwermetallen in Honigbienen<br />
und Bienenstockprodukten wie zum Beispiel<br />
Honig, während sich vier Arbeiten mit der<br />
Überwachung von polyzyklischen aromatischen<br />
Kohlenwasserstoffen (PAK) und Feinstaub<br />
beschäftigten. „Wir konnten in unserer<br />
Analyse zeigen, dass die Biene als Ganzes, weit<br />
über ihre individuellen Produkte hinaus, einen<br />
herausragenden Indikator <strong>für</strong> das Ausmaß<br />
der Umweltverschmutzung in einer bestimmten<br />
Region darstellt“, erklärt Haluza. Mit der<br />
zunehmenden Freisetzung schädlicher Stoffe in<br />
Bienen sind geniale „Umweltdetektive“, vor allem <strong>für</strong><br />
Schwermetalle.<br />
die Umwelt mehren sich die negativen Folgen<br />
<strong>für</strong> die Gesundheit. Um diese Substanzen<br />
aufzuspüren, verwenden Wissenschafterinnen<br />
und Wissenschafter spezielle Detektoren,<br />
sogenannte Biomonitore. Honigbienen werden<br />
dabei als besonders treffsicher geschätzt. Bei<br />
der Zuverlässigkeit der Schadstoffüberwachung<br />
durch diese Insekten seien allerdings verschiedene<br />
Faktoren zu berücksichtigen, wie Haluza<br />
aus dem Übersichtsartikel zitiert: „Die Aussagekraft<br />
der Bienenprodukte hängt eng mit der<br />
Jahreszeit, den Witterungsbedingungen und<br />
der Futteraktivität zusammen.“ Zudem seien<br />
standardisierte Studien nötig, um eine einheitliche<br />
Interpretation der darin nachgewiesenen<br />
Werte unter dem Gesichtspunkt der Umweltmedizin<br />
zu ermöglichen.<br />
Bei allen Einschränkungen stehe aber fest:<br />
„Die fleißige Honigbiene ist eine geniale Umweltdetektivin.<br />
Sie hat die bemerkenswerte<br />
Fähigkeit, Verschmutzungsdaten über ein<br />
bestimmtes geografisches Gebiet zu sammeln“,<br />
fasst Haluza ihre aktuelle Publikation<br />
zusammen. <br />
MedUni <strong>Wien</strong><br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 29
SERVICE ZAHNÄRZTEKAMMER<br />
Editorial<br />
Künftige Generation<br />
im Fokus<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
nach einem äußerst ereignisreichen<br />
Jahr blicken wir<br />
neu gestärkt auf ein ebenso<br />
arbeitsintensives Jahr <strong>2024</strong>.<br />
Neben dem geplanten Umzug<br />
ins neue Zahnärztehaus im<br />
zweiten Halbjahr werden die<br />
Jungzahnmedizinerinnen und<br />
Jungzahnmediziner und ihre Themenfelder heuer einer<br />
unserer Schwerpunkte sein. Aus diesem Grunde<br />
haben wir unsere jungen Kolleginnen und Kollegen<br />
bereits im vergangenen Jahr gebeten, uns ihre<br />
Themen und Anliegen zu melden, sodass wir ihren<br />
Bedarf kennen und so ein besseres Bild über die<br />
dringendsten Aspekte zu erhalten. Darauf aufbauend<br />
können wir nun einen konkreten Maßnahmenplan<br />
erstellen.<br />
Rezente Studien zeigen, dass junge Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte sich hinsichtlich ihres Berufsverständnisses<br />
und der Gründe <strong>für</strong> die Berufswahl<br />
kaum von Generationen davor unterschieden.<br />
Es ist demnach der handwerklich-medizinische<br />
Aspekt, der der Berufswahl in erster Linie zugrunde<br />
liegt. Diesbezüglich bestätigen Erhebungen, dass<br />
vor allem die Weiterentwicklung der traditionell<br />
handwerklichen Tätigkeit zur stärker medizinisch<br />
orientierten Zahnärztin beziehungsweise zum<br />
stärker medizinisch orientierten Zahnarzt mit einer<br />
partizipativen Zahnarzt-Patienten-Beziehung das<br />
Berufsverständnis der jungen Generation prägt.<br />
Andererseits sind unsere jungen Kolleginnen und<br />
Kollegen, wie insgesamt die Gesundheitsberufe,<br />
damit konfrontiert, dass sich Angebot und<br />
Nachfrage verändert haben. Hier müssen wir als<br />
Landeszahnärztekammer gemeinsam mit unseren<br />
Partnerinnen und Partnern an Modellen arbeiten,<br />
um die zahnmedizinische Versorgung auch in<br />
Zukunft sicherzustellen. Dabei ist es von besonderer<br />
Relevanz, auch die junge Generation miteinzubeziehen,<br />
sie als Gestalter ins Boot zu holen. Insgesamt<br />
– davon bin ich überzeugt – müssen wir alle unserer<br />
Gestalter-Roller stärker, aktiver und nachhaltiger<br />
nachkommen – <strong>für</strong> ein qualitativ hochwertiges<br />
Gesundheitssystem heute und morgen.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches<br />
und gesundes <strong>2024</strong>!<br />
Ihr<br />
Stephen Weinländer<br />
Präsident der Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
Die junge Generation der Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner<br />
Unverändertes<br />
Rollenverständnis<br />
Der Unterschied zwischen den Generationen ist wohl geringer<br />
als gedacht: Die Gründe <strong>für</strong> die Berufswahl und das<br />
Rollenverständnis der jungen und älteren Generation bleiben<br />
unverändert.<br />
► Ob Gen Z oder Gen Y - die junge<br />
Generation der Zahnärztinnen und<br />
Zahnärzte wird immer häufiger untersucht,<br />
um das Berufsbild der Zukunft zu<br />
spezifizieren. Der Grund: Die beruflichen<br />
Entscheidungen der Jungen werden die<br />
künftige zahnmedizinische Versorgung<br />
prägen, betont Buchautorin Nele Kettler. Es<br />
wird auch analysiert, welchen Berufspfad<br />
die Jungen wählen: Steht <strong>für</strong> sie die Selbstständigkeit<br />
im Vordergrund oder doch eher<br />
eine Anstellung? Fakt ist, erklärt der Niederlassungsreferent<br />
der Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, Christoph Andersson,<br />
dass eben die Selbstständigkeit bei Absolventinnen<br />
und Absolventen der Zahnmedizin<br />
eine eher untergeordnete Rolle spielt,<br />
ja sogar eher abschreckend zu sein scheint.<br />
Darauf hat die Landeszahnärztekammer<br />
auch mit Initiativen wie „OrdiCheck“ <strong>für</strong><br />
den Informationsaustausch zwischen Ordinationsübergeber<br />
und -übernehmer oder<br />
„Jobsharing NEU“ reagiert. Erfolgreich –<br />
wie sich zeigt – konnten damit Jungzahnärztinnen<br />
oder Jungzahnärzte in den Ordinationsalltag<br />
eingeführt werden. „Gerade<br />
am Anfang ist die Lernkurve besonders<br />
hoch und man muss sich erst an das deutlich<br />
schnellere und effizientere Arbeiten<br />
gewöhnen“, berichtet Lydia Gamauf, die in<br />
verschiedenen Ordinationen gearbeitet hat<br />
und somit „sanft in die Selbstständigkeit“<br />
Novelle der Schilderordnung<br />
Die Zahnmedizin: „Ein sehr sozialer Beruf mit vielen<br />
spannenden Facetten.“<br />
gewechselt ist. Insgesamt 131 Anträge wurden<br />
übrigens seit Einführung von „Jobsharing<br />
NEU“ mit Jahresbeginn 2023 gestellt.<br />
Start ins Berufsleben<br />
Die Basis <strong>für</strong> den Start ins Berufsleben bildet<br />
zunächst die Eintragung in die Zahnärzteliste.<br />
Insgesamt 165 Neueintragungen<br />
wurden 2022 vorgenommen, davon 83<br />
auf Grundlage von Diplomen an <strong>Wien</strong>er<br />
Universitäten. Damit verbunden ist die<br />
Berechtigung zur Ausübung des zahnärztlichen<br />
Berufes in Österreich – und die Entscheidung<br />
hinsichtlich der Erwerbstätigkeit:<br />
selbständig, angestellt oder zunächst<br />
vertretend? Dabei bleibt Anteil der ><br />
Mit 21. November 2023 ist die zweite Novelle der Schilderordnung 2<strong>01</strong>8 der<br />
Österreichischen Zahnärztekammer (ÖZÄK) in Kraft getreten. Damit steht nun die<br />
Möglichkeit offen, die von der ÖZÄK anerkannte Qualifikation als „Fachzahnarzt/<br />
Fachzahnärztin <strong>für</strong> Kieferorthopädie“ und den Hinweis auf Jobsharing unter Anführung<br />
der Jobsharingpartnerin und des Jobsharingpartners auf dem Ordinationsschild<br />
anzuführen.<br />
Fotos: LZÄK <strong>Wien</strong>.; BalanceFormCreative/stock.adobe.com<br />
30 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
ZAHNÄRZTEKAMMER SERVICE<br />
Drei Fragen an Jungzahnärztinnen<br />
Was war die größte Hürde im Studium?<br />
Gamauf: Mit Sicherheit die Aufnahmeprüfung<br />
- MedAT.<br />
Andersson: Die finanzielle Abhängigkeit<br />
in den letzten zwei Jahren während des<br />
72-Wochen-Praktiums.<br />
Womit hatten Sie bei Berufseintritt zu kämpfen?<br />
Andersson: Es war schwierig, einen Überblick<br />
über die verschiedenen Punkte zu<br />
bekommen, die erledigt werden müssen, über<br />
die anfallenden Kosten und die notwendigen<br />
Versicherungen, sodass ich überhaupt<br />
abschätzen konnte, wo ich arbeiten und<br />
welchen Verdienst ich realistischerweise<br />
erwarten kann.<br />
Gamauf: Für mich persönlich war der<br />
Umstieg vom Studenten- ins Berufsleben die<br />
größte Herausforderung – vor allem, weil das<br />
> niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
in <strong>Wien</strong> weiterhin führend gegenüber<br />
jenen, die als Wohnsitzzahnärztin/Wohnsitzzahnarzt<br />
oder in einem Angestelltenverhältnis<br />
tätig sind. Dies nicht zuletzt aufgrund der begrenzten<br />
Möglichkeiten einer Anstellung.<br />
Gleichbleibende Aspekte<br />
Wird der zahnärztliche Beruf sich auch durch<br />
den medizinischen Fortschritt wie Künstliche<br />
Intelligenz oder Digitalisierung verändern, so<br />
werden doch weiterhin medizinische, handwerkliche<br />
und soziale Aspekte Berufswahl und<br />
Arbeiten ganz anders war, als wir es bisher<br />
gewohnt waren.<br />
Wo kann die Landeszahnärztekammer die<br />
jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte noch<br />
unterstützen?<br />
Gamauf: Die Landeszahnärztekammer unterstützt<br />
uns bereits sehr gut mit Orientierungsund<br />
Serviceangeboten wie der Jobbörse.<br />
Dieser Service erleichtert uns den Einstieg ins<br />
Berufsleben. Wünschenswert wäre es, dass<br />
wir am Ende des Studiums noch intensiver<br />
vonseiten der Kammer informiert würden.<br />
Andersson: Ja, ich würde mir auch am Ende<br />
des Studiums einen intensiveren Austausch<br />
und mehr Präsenz der Kammer wünschen,<br />
um vor allem die betriebswirtschaftlichen<br />
und arbeitsrechtlichen Unsicherheiten zu<br />
nehmen.<br />
Rollenverständnis, bestimmen – in manchen<br />
Fällen zudem die familiäre Sozialisation. „Ich<br />
möchte mit Menschen arbeiten, aber auch<br />
handwerklich im medizinischen Umfeld tätig<br />
sein – genau das lässt sich in der Zahnmedizin<br />
gut verwirklichen“, so Jungzahnärztin Marina<br />
Andersson. Und weiter: „Der Beruf ist bei uns<br />
zu Hause stets präsent und positiv besetzt gewesen:<br />
Sowohl mein Großvater, ein Zahntechniker,<br />
als auch mein Vater, ein Zahnarzt, haben<br />
ihren Beruf immer sehr gerne und mit viel Engagement<br />
ausgeübt.“ Gamauf ergänzt: „Es ist<br />
ein sehr sozialer Beruf mit vielen spannenden<br />
Infos <strong>für</strong> Jungzahnärztinnen/<br />
Jungzahnärzte<br />
Die Referentin <strong>für</strong> Gender, Soziales<br />
und Jungzahnärzt:innen der<br />
Landeszahnärztekammer,<br />
Noémi-Katalin Marković, steht per E-Mail<br />
(n.markovic@wr.zahnaerztekammer.at) oder<br />
persönlich jeden ersten Freitag im Monat von<br />
12 bis 13 Uhr zur Verfügung.<br />
Anmeldung:<br />
office@wr.zahnaertekammer.at<br />
Website: https://wr.zahnaerztekammer.at/<br />
ueber-uns/referate#c4712<br />
Facetten. Aus meiner Sicht stehen die Patientinnen<br />
und Patienten mit ihren Wünschen und<br />
Ängsten im Vordergrund.“ Auch die ersten Monate<br />
im Beruf bleiben wie schon <strong>für</strong> frühere Generationen<br />
herausfordernd. „Der Umstieg vom<br />
Studentenleben in den Arbeitsalltag war ebenso<br />
fordernd wie lehrreich“, erinnert sich Gamauf.<br />
Empathie und Geschick<br />
Und was raten nun die beiden jungen Zahnärztinnen<br />
ihren nachfolgenden Generationen?<br />
„Empathie und handwerkliches Geschick sind<br />
zentrale Aspekte der Zahnmedizin. Doch ebenso<br />
wichtig ist es, betriebswirtschaftliche Beratung<br />
zu suchen, und aus der Erfahrung der älteren<br />
Kolleginnen und Kollegen zu lernen.“ Andersson<br />
rät: „Nicht bis zum Ende des Studiums warten,<br />
bis man sich um die Anforderungen, die mit<br />
dem Berufseinstieg verbunden sind, ansieht.“ <br />
Fotos: CP GABA; ADT<br />
Landeszahnärztekammer unterstützt VinziMarkt<br />
Birgit Vetter-Scheidl (3.v.l.) und Noémi-Katalin<br />
Marković (4.v.l.) im Rahmen der VinziMarkt-Aktion.<br />
Auch 2023 unterstützte die Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> den <strong>Wien</strong>er VinziMarkt<br />
bei seiner Adventaktion zur Zahngesundheit.<br />
Jedes Jahr werden im Rahmen dieser Aktion,<br />
die gemeinsam mit CP GABA organisiert<br />
wird, kostenlos zahlreiche Mundhygieneartikel<br />
an Kundinnen und Kunden verteilt.<br />
„Die Auswirkung von Armut und sozialer<br />
Ungleichheit auf die individuelle Gesundheit<br />
gehört zu den zentralen Themenfeldern unserer<br />
Zeit. Daher ist es uns auch ein besonderes<br />
Anliegen, sozial schwächer gestellten<br />
Patientinnen und Patienten zu helfen“, sagt<br />
die Vizepräsidentin der Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, Birgit Vetter-Scheidl.<br />
Tatsächlich ist Familien, die an der Armutsgrenze<br />
leben, der Zugang zu Hygieneartikel<br />
oft erschwert, was negative Auswirkungen<br />
auf die Mundgesundheit haben kann.<br />
„Gesunde Zähne sind die Grundlage <strong>für</strong> ein<br />
gesundes Leben, auf das jeder Mensch – unabhängig<br />
von seinem Einkommen – Anrecht<br />
hat. Dieses möchten wir mit dieser Kooperation<br />
unterstützen“, betont Noémi-Katalin<br />
Marković, Referentin <strong>für</strong> Gender, Soziales<br />
und Jungzahnärzt:innen. <br />
Neue zweite<br />
Vizepräsidentin<br />
Der Landesausschuss<br />
der Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> hat in<br />
seiner Sitzung vom<br />
29. November 2023<br />
Lana Zupančič-<br />
Čepić einstimmig<br />
zur neuen zweiten<br />
Vizepräsidentin<br />
gewählt. Die Wahl<br />
wurde durch die<br />
Berufung von Stephen<br />
Weinländer zum neuen Präsidenten<br />
der Landeszahnärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> am<br />
18. Oktober 2023 notwendig. Als Referent<br />
<strong>für</strong> Hochschulangelegenheiten wird Christian<br />
Schober auf Lana Zupančič-Čepić<br />
folgen.<br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 31
SERVICE CHRONIK<br />
Healing Architecture<br />
„In einem Wartezimmer sind alle<br />
Emotionen vorhanden“<br />
Räume, die positiv auf die Gesundheit wirken – ein wegweisender Gedanke, der sich hinter dem<br />
Begriff Healing Architecture verbirgt. Das in den 1980ern entwickelte Konzept ist wissenschaftlich<br />
fundiert und findet auch in Österreich Anklang. Weltweit sind sich heute Wissenschafterinnen und<br />
Wissenschafter einig, dass auch das Umfeld den Heilungsprozess positiv beeinflusst.<br />
Von Claudia Tschabuschnig<br />
► Wie Architektur die Heilung<br />
verschiedenster Krankheiten<br />
im Krankenhaus unterstützen kann,<br />
war eine Frage, mit der sich Constantin<br />
Gegenhuber, Arzt und Architekt,<br />
wissenschaftlich und auch praktisch<br />
auseinandergesetzt hat. Spielwiesen<br />
da<strong>für</strong> gebe es jedenfalls genug.<br />
Bei dem Architekten Thomas Abendroth<br />
ist die Gestaltung von medizinischen<br />
Räumen bereits Hauptgeschäft<br />
und macht den Großteil des<br />
Umsatzes seines Architekturbüros<br />
aus. Im Gespräch mit <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Wien</strong> schildern die beiden, was es<br />
mit der heilenden Architektur auf<br />
sich hat.<br />
„Natur oder<br />
naturnahe<br />
Atmosphäre<br />
gehören zu<br />
den wesentlichen<br />
Gestaltungsmitteln<br />
der<br />
Healing Architecture.“<br />
steht ein Briefing, in dem wir festlegen,<br />
was ein Gebäude erfüllen soll. Da<br />
geht es auch darum, welche Gefühle es<br />
vermitteln soll, wie etwa Sicherheit,<br />
Geborgenheit oder Vertrauen in ärztliche<br />
Kompetenz.<br />
Häufig wird dem Wartebereich in der<br />
Planung zu wenig Platz beigemessen.<br />
Dabei ist das Wartezimmer die Visitenkarte<br />
<strong>für</strong> die Arztpraxis. Studien<br />
zufolge verbringen Patientinnen und<br />
Patienten dort im Schnitt 40 Minuten.<br />
Eine gute Raumgestaltung unter-<br />
stützt auch Ärztinnen und Ärzte: Ist<br />
der Wartebereich angenehm und wohl<br />
temperiert, dann kommen auch zufriedenere<br />
Patientinnen und Patienten in<br />
das Arztzimmer. Häufig unbeachtet: In<br />
einem Wartezimmer sind alle Emotionen<br />
vorhanden. Frauenärztinnen und<br />
-ärzte bräuchten eigentlich drei Wartezimmer<br />
<strong>für</strong> jedes Emotionsthema:<br />
Für schwangere Frauen, (unfreiwillig)<br />
Kinderlose oder auch Frauen, die ihre<br />
Kinder verloren haben. Ähnlich sieht<br />
es auch bei Kinderordinationen aus, in<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Herr Abendroth,<br />
was gilt es in der architektonischen Gestaltung<br />
einer Arztpraxis zu beachten und<br />
wie gehen Sie in der Gestaltung vor?<br />
Abendroth: Generell liegt der Gestaltung<br />
einer Arztpraxis eine beinharte<br />
Logistik zugrunde, denn sie ist<br />
nun mal ein Betrieb, in dem pro Tag<br />
50 bis 150 Patientinnen und Patienten<br />
durchgeschleust werden. Da kommt<br />
es auf jeden Schritt an. Ein Schritt<br />
zu viel kostet auf lange Sicht Geld. Es<br />
darf keine kreuzenden Wege geben,<br />
alles muss gut organisiert sein. Das<br />
Personal sollte vom Empfang aus auf<br />
kurzem Weg ins Labor gelangen, in die<br />
Infusionsräume oder in die Hausapotheke.<br />
Vom Empfang aus sollte man in<br />
den Warteraum sehen. Ärztinnen und<br />
Ärzte sollten einen Überblick über das<br />
Personal und die Situation im Warteraum<br />
haben. Am Anfang der Planung<br />
Beispiele <strong>für</strong> Healing Architekture, gestaltet von Thomas Abendroth: Eine Landschaft mit Astrozyten-Netzwerken als Wandgestaltung<br />
in einer neurologischen Station.<br />
Foto: Andreas Buchberger<br />
32 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
CHRONIK SERVICE<br />
Warteraum mit Empfang in einer Augenarztpraxis im 11. Bezirk <strong>Wien</strong>.<br />
Fotos: Beatrix Zobl; Rene Hundertpfund (Portrait)<br />
der Ansteckung ein großes Thema ist.<br />
Auch mit Blick auf Corona könnte man<br />
überlegen, einen Infektionsbereich zu<br />
schaffen, um die Ansteckungsgefahr<br />
zu vermindern. Bei Zahnärztinnen und<br />
Zahnärzten wiederum geht es um die<br />
kurzfristige Angst vor Schmerz, von der<br />
man ablenken könnte. Da ist es wichtig,<br />
vertrauenserweckende Elemente einzusetzen.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: In ihrer Arbeit lassen<br />
Sie auch Aspekte der Healing Architecture“<br />
einfließen. Wie sieht dies konkret<br />
aus?<br />
Abendroth: Natur oder naturnahe<br />
Atmosphäre gehören zu den wesentlichen<br />
Gestaltungsmitteln der Healing<br />
Architecture. In der Gestaltung heißt<br />
das der Einsatz von Tageslicht, Pflanzen<br />
oder auch Aquarien. Besonderes<br />
Augenmerk legen wir auf die Wandgestaltung<br />
mit natürlichen Designelementen<br />
und Kunst. Gerade im Wartebereich<br />
kann man hier gezielt positive<br />
Impulse setzen. Als wir den Wartebereich<br />
einer neurologischen Station gestaltet<br />
haben, bezogen wir uns bewusst<br />
auf die Situation der Patientinnen und<br />
Patienten, die auf ihren Befund oder<br />
eine ärztliche Nachricht warten, die<br />
möglicherweise ihr Leben verändern<br />
könnte. Als Wanddesign haben wir<br />
darum eine Landschaft, überzogen mit<br />
Astrozyten-Netzwerken, abgebildet.<br />
Häufig setzen wir auch auf Zitate, wie<br />
etwa vom Dalai-Lama oder John Lennon,<br />
die nicht aufdringlich sind, aber<br />
positive Botschaften geben können.<br />
Mit der Gestaltung versuchen wir, die<br />
Resilienz der Patientinnen und Patienten<br />
zu stärken und auch daran zu<br />
erinnern, dass es noch viel Schönes im<br />
Leben gibt wie Kunst, Natur und positive<br />
Gedanken.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Wenn Sie völlige<br />
Gestaltungsfreiheit hätten, wie würden<br />
Sie eine Arztpraxis gestalten, sodass sie<br />
bestmöglich auf die Heilung von Patientinnen<br />
und Patienten abzielt?<br />
Abendroth: Ich könnte mir einen<br />
Behandlungsraum vorstellen, der der<br />
Verfassung der Patientinnen und Patienten<br />
angepasst werden kann. Etwa,<br />
dass die Ärztin oder der Arzt per<br />
Knopfdruck den Raum, Objekte, Bilder<br />
oder das Licht zu dem in der Behandlung<br />
vorherrschenden Thema anpassen<br />
könnte. Womit wir bereits arbeiten,<br />
ist die Farbgestaltung als begleitendes<br />
Element. In einer Arztpraxis haben<br />
wir etwa die Wandfarbe am Weg zum<br />
Arztzimmer mit mehr Schwarzanteil<br />
„Häufig wird<br />
dem Wartebereich<br />
in<br />
der Planung<br />
zu wenig<br />
Platz beigemessen.<br />
Dabei ist<br />
das Wartezimmer<br />
die<br />
Visitenkarte<br />
<strong>für</strong> die Arztpraxis.“<br />
Thomas Abendroth:<br />
„Mit der Gestaltung<br />
versuchen<br />
wir, die Resilienz der<br />
Patientinnen und Patienten<br />
zu stärken.“<br />
gemischt, am Weg hinaus dann weniger<br />
Schwarzanteil eingesetzt, wodurch<br />
sie leuchtender erscheint. Dadurch<br />
wollten wir den Behandlungsprozess<br />
unterstützen, also die innere Erleichterung<br />
der behandelnden Patientinnen<br />
und Patienten begleiten. Ich würde mir<br />
generell wünschen, dass Räume mehr<br />
können als das, wo<strong>für</strong> sie vorgesehen<br />
sind. Ich denke da etwa an ein Wartezimmer<br />
im Freien mit Trainingsgeräten<br />
bestückt oder schlicht ein Bücherregal<br />
im Infusionsraum.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Digitalisierung hält<br />
immer mehr Einzug in die Arztpraxis.<br />
Wie macht sich dies in Ihrer Arbeit bemerkbar?<br />
Abendroth: Ärztinnen und Ärzte sind<br />
gut beraten, sich Gedanken um digitale<br />
Nachrüstung zu machen. Wir bereiten<br />
in jeder Ordination Anschlüsse <strong>für</strong><br />
Anmeldeterminals vor. Es geht darum,<br />
Patientinnen und Patienten möglichst<br />
kurz im Wartezimmer zu haben. Neben<br />
Onlineterminbuchung könnten<br />
Patientinnen und Patienten etwa mittels<br />
Push-Nachrichten über die Wartezeit<br />
informiert werden. Die Software ist<br />
bereits erhältlich, aber die unterschiedlichen<br />
Anbieter arbeiten meist nicht<br />
zusammen und es fehlen Schnittstellen<br />
in der Arztsoftware.<br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 33
SERVICE CHRONIK<br />
Der Arzt und promovierte Architekt<br />
Constantin Gegenhuber widmet sich<br />
dem Konzept der Healing Architecture<br />
auch aus wissenschaftlicher<br />
Sicht und bezieht beide Disziplinen<br />
ein. Eines seiner Forschungsprojekte<br />
trägt den Namen „Einfluss<br />
der architektonischen Qualität verschiedener<br />
Patientenzimmertypen<br />
auf den perioperativen Verlauf<br />
aus medizinischer, baubiologischer<br />
und architekturwissenschaftlicher<br />
Sicht.“ Gegenhuber arbeitet hier<strong>für</strong><br />
mit dem medizinischen Team der<br />
Universitätsklinik <strong>für</strong> Allgemeinchirurgie<br />
Graz und dem Team des baubiologischen<br />
Instituts Österreichs<br />
zusammen.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Herr Gegenhuber,<br />
Sie haben ausgewählte Krankenhäuser<br />
in Österreich hinsichtlich ihrer Healing<br />
Architecture Aspekte untersucht. Welche<br />
Erkenntnisse haben Sie daraus gezogen?<br />
Wo stehen wir, was den Einsatz dieses<br />
Konzeptes betrifft?<br />
Gegenhuber: Der Fokus meiner Forschungsarbeit<br />
ist die Pflegestation. Die<br />
Zimmer sind überwiegend zu schmal<br />
und zu kurz. Die Nasszellen sind zwar<br />
behindertengerecht ausgeführt, jedoch<br />
aus der Sicht des Pflegeteams werden<br />
sie oft als zu klein betrachtet. Das<br />
Orientierungs- und Leitsystem stellt<br />
sich oft als nicht selbsterklärend dar.<br />
Im Sommer kann es zu raumklimatechnischen<br />
Belastungen kommen.<br />
Das Problem der Unordnung auf den<br />
Pflegestationen entsteht durch eine<br />
Überfülle an medizinischem und pflegerischem<br />
Equipment, vorwiegend in<br />
den Stationsgängen. Unordnung in den<br />
Zimmern entsteht durch mangelhafte<br />
Stauräume <strong>für</strong> Gegenstände der täglichen<br />
Pflege. Zur Stressreduktion des<br />
Personals wäre die Möglichkeit zum<br />
Rückzug in Pausen in geschützte Räume<br />
von großer Bedeutung. Diese sind<br />
aber auffällig oft nicht ausreichend vorhanden.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Im Rahmen einer<br />
breit angelegten wissenschaftlichen Studie<br />
untersuchen Sie den Erfolg von Healing<br />
Architecture im Krankenhausbau.<br />
Wie gehen Sie dabei vor und was ist ihr<br />
Ziel?<br />
Gegenhuber: Ziel der Studie ist es,<br />
den Einfluss der architektonischen<br />
Gegebenheiten der Patientenzimmer<br />
Warteraum mit Empfang im Primärversorgungszentrum Margareten.<br />
„Ärztinnen<br />
und Ärzte<br />
sollten einen<br />
Überblick<br />
über das<br />
Personal<br />
und die<br />
Situation im<br />
Warteraum<br />
haben.“<br />
Constantin<br />
Gegenhuber: „Das<br />
Krankenhaus der<br />
Zukunft soll sich vom<br />
reinen Funktionsbau<br />
hin zu einem<br />
architekturpsychologisch<br />
fundierten,<br />
bedürfnisorientierten<br />
Krankenhausbau<br />
entwickeln.“<br />
auf den postoperativen Stress der<br />
Patientinnen und Patienten nach<br />
chirurgischen Eingriffen zu untersuchen.<br />
Die medizinischen Untersuchungen<br />
beinhalten subjektive, laborchemische<br />
Biofeedbackmessungen,<br />
medizinische Informationen und psychologische<br />
Testverfahren. Die baubiologischen<br />
Messungen inkludieren<br />
Geo-, Bau-, Elektro- und Lichtbiologie.<br />
Die Messdaten werden derzeit<br />
ausgewertet und voraussichtlich <strong>2024</strong><br />
in Fachzeitschriften publiziert. Durch<br />
die gewonnenen Erkenntnisse können<br />
Parameter <strong>für</strong> eine evidenzbasierte<br />
Planung von neuen Krankenhäusern<br />
generiert werden.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was ist wichtig, um<br />
das Konzept von Healing Architecture in<br />
Zukunft besser in den Bau eines Krankenhauses<br />
integrieren zu können?<br />
Gegenhuber: Alle Nutzerinnen und<br />
Nutzer von Krankenhäusern, also Patientinnen<br />
und Patienten, ärztliche,<br />
pflegerische, technische und admini-<br />
Healing Architecture<br />
strative Teams, sollen im Geist des partizipatorischen<br />
Planens eng zusammenarbeiten,<br />
um das Krankenhaus der<br />
Zukunft entwickeln zu können. Für die<br />
evidenzbasierte Krankenhausplanung<br />
braucht es gezielte Arbeits- und Forschungsgruppen,<br />
die die zahlreichen<br />
Themen im Krankenhausbau von verschiedensten<br />
Seiten beleuchten: Dazu<br />
zählen Architektur- sowie Umweltpsychologinnen<br />
und -psychologen,<br />
Baubiologinnen und -biologen sowie<br />
Neurowissenschafterinnen und -wissenschafter.<br />
Diese sollen gemeinsam<br />
die verschiedenen Designparameter –<br />
von Raumkomposition, Licht, Farbe,<br />
Geräusche, Geruch, Haptik, Orientierung<br />
und Sicherheit – beleuchten,<br />
um konkrete zukunftsweisende Ergebnisse<br />
<strong>für</strong> die Krankenhausplanungen<br />
generieren zu können. Das Krankenhaus<br />
der Zukunft soll sich vom reinen<br />
Funktionsbau hin zu einem architekturpsychologisch<br />
fundierten, bedürfnisorientierten<br />
Krankenhausbau entwickeln.<br />
<br />
Unter Healing Architecture versteht man eine integrative Herangehensweise,<br />
bei der die Gestaltung von Gebäuden und Innenräumen darauf abzielt,<br />
physische und psychische Gesundheit zu fördern, Stress zu reduzieren und<br />
Heilungsprozesse zu unterstützen.<br />
Fotos: Beatrix Zobl; www.dr-gegenhuber.at (Portrait)<br />
34 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
CHRONIK SERVICE<br />
Caritas: Winter bringt Lebensgefahr <strong>für</strong> obdachlose Menschen<br />
Die winterlichen Temperaturen bergen Lebensgefahr<br />
<strong>für</strong> Menschen, die kein Zuhause<br />
haben: „Was viele nicht wissen, schon bei<br />
einigen Plusgraden können obdachlose Menschen<br />
erfrieren“, schrieb der <strong>Wien</strong>er Caritasdirektor<br />
Klaus Schwertner auf „X“ (vormals<br />
Twitter). Schwertner appellierte auch, das<br />
Angebot des Kältetelefons (<strong>01</strong>/480-45-53) zu<br />
nutzen und bei medizinischen Notfällen die<br />
Rettung unter 144 zu kontaktieren.<br />
Das Ziel laute auch diesen Winter „Niemand<br />
soll erfrieren müssen!“, schrieb Schwertner.<br />
Die Winterhilfe der Caritas <strong>für</strong> obdachlose<br />
Menschen ist demnach seit 2. November angelaufen.<br />
„Wir haben zusätzliche Notquartiere<br />
mit mehr warmen Schlafplätzen geöffnet, mehr<br />
Streetworkteams sind mit dem Caritas-Kältebus<br />
auf <strong>Wien</strong>s Straßen unterwegs“, informierte<br />
Schwertner. Außerdem werden warme Kleidung,<br />
Tee und winterfeste Schlafsäcke verteilt.<br />
Wenn erwünscht, würden obdachlose Menschen<br />
in ein warmes Quartier gebracht, so<br />
Um armutsbetroffenen oder obdachlosen Menschen ein<br />
warmes Essen zu ermöglichen, sind Suppenbusse der<br />
Caritas unterwegs.<br />
der <strong>Wien</strong>er Caritasdirektor. Gemeinsam mit<br />
dem Fonds Soziales <strong>Wien</strong> (FSW) hätten die<br />
Caritas und andere Partnerorganisationen<br />
mehr als 1.000 zusätzliche Plätze <strong>für</strong> Obdachlose<br />
geschaffen, um sicherzustellen, dass<br />
im Winter kein Mensch auf <strong>Wien</strong>s Straßen<br />
übernachten müsse, hieß es. Um armutsbetroffenen<br />
oder obdachlosen Menschen ein<br />
warmes Essen zu ermöglichen, sind zudem<br />
wieder die Suppenbusse der Hilfsorganisation<br />
unterwegs. Jeden Abend verteilen die „Canisibuse“<br />
an zehn Standorten in <strong>Wien</strong> warme<br />
Suppe. Hinzu kommt der mobile Medizinbus<br />
„Louisebus“, der an fünf Tagen in der Woche<br />
an unterschiedlichen fixen Plätzen in <strong>Wien</strong><br />
Menschen – auch ohne E-Card – kostenlos<br />
medizinisch versorgt.<br />
Zusätzlich bieten bereits zum zwölften Mal<br />
die sogenannten „Wärmestuben“ in Pfarren<br />
Menschen einen Zufluchtsort, warmen Tee,<br />
Essen und Gesellschaft. Insgesamt engagieren<br />
sich 42 <strong>Wien</strong>er Pfarren von Dezember bis<br />
März. Die Caritas <strong>Wien</strong> sucht laut Schwertner<br />
noch nach Freiwilligen, etwa <strong>für</strong> Kochgruppen<br />
sowie nach sauberen Gurkengläsern<br />
<strong>für</strong> die Suppenbusse. Der <strong>Wien</strong>er Caritasdirektor<br />
rief zudem zu Spenden auf: „Du magst<br />
einen oder mehrere Teller warme Suppe<br />
spenden um je 2,80 Euro? Das wäre wirklich<br />
eine große Hilfe. Jede Spende wärmt!“ <br />
Neue Pflege-Professur an<br />
der MedUni <strong>Wien</strong><br />
Teddybärkrankenhaus: Kids<br />
und Teddys in der Kammer<br />
Foto: Polinmr/stock.adobe.com; Stefan Seelig (2)<br />
Die Medizinische Universität <strong>Wien</strong> bekam mit Dezember<br />
eine Professur <strong>für</strong> Pflegewissenschaft, besetzt<br />
wurde die Stelle mit der Gesundheitswissenschafterin<br />
Sabine Pleschberger. Gewidmet ist die auf drei<br />
Jahre vereinbarte Stiftungsprofessur, die vom Verein<br />
„PflegerIn mit Herz“ mit 1,5 Millionen Euro gefördert<br />
wird, der Forschung und Lehre im Bereich der Pflege<br />
und der Umsetzung von innovativen Lösungen <strong>für</strong> den<br />
Pflegenotstand.<br />
Das Fach „Pflegewissenschaft“ soll disziplinenübergreifend<br />
in der Forschung, innerhalb der Diplomstudien<br />
Humanmedizin und Zahnmedizin sowie in den<br />
Doktoratsstudien vertreten sein. Gleichzeitig sollen<br />
Aus- und Weiterbildungen im Bereich der Pflege<br />
etabliert werden. Sie wolle nach humanen Lösungen<br />
suchen, „wie wir in Gesellschaft alt werden und bis<br />
zuletzt gut leben können“, wurde Pleschberger zitiert.<br />
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Zusammenarbeit<br />
der Berufsgruppen innerhalb der Pflege<br />
und mit den anderen Gesundheitsberufen, da diese<br />
wesentlich dazu beitrage, dass Pflegepersonen in ihrem<br />
Arbeitsfeld bleiben.<br />
Robert Lasshofer, Vizepräsident des Vereins „PflegerIn<br />
mit Herz“, hob hervor, dass rund 80 Prozent der<br />
Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt werden. Knapp<br />
eine Million Menschen in Österreich seien pflegende<br />
Angehörige, gleichzeitig sollen bis 2030 laut Prognosen<br />
75.000 bis 100.000 Pflegekräfte fehlen. Dementsprechend<br />
brauche es „dringend innovative Lösungen“. <br />
Auch Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart und Anita Holzinger, Curriculumdirektorin der<br />
MedUni <strong>Wien</strong>, durften beim Röntgen oder bei Operationen assistieren.<br />
Hunderte Kinder mit ihren Lieblings-<br />
Teddys, Schmusetieren und Puppen<br />
kamen von 5. bis 7. Dezember ins Teddybärkrankenhaus<br />
in <strong>Wien</strong>, einer Kooperation<br />
zwischen der MedUni <strong>Wien</strong>, der<br />
Austrian Students‘ Association (AMSA),<br />
der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> und dem<br />
Akademischen Fachverein österreichischer<br />
Pharmazeut_innen (AFÖP).<br />
In den Ambulanzen wurden die<br />
Kuscheltiere mit Hilfe der kleinen<br />
Assistenzärztinnen und Assistenzärzte<br />
untersucht, behandelt und sogar<br />
operiert. Auch Ärztekammerpräsident<br />
Johannes Steinhart und Anita Holzinger,<br />
Curriculumdirektorin der MedUni<br />
<strong>Wien</strong>, durften beim Röntgen oder bei<br />
Operationen assistieren.<br />
Betreut wurden die Kids und ihre Lieblinge<br />
von den „Teddy-Docs“, Studierenden<br />
der MedUni <strong>Wien</strong>. Simuliert<br />
wurde ein echter Spitalsbesuch mit<br />
Aufnahmestation, Notfallambulanz,<br />
Zahnklinik und OP-Sälen. Die Kinder<br />
waren als Assistenzärztinnen und -ärzte<br />
aktiv mit dabei und konnten mit ihren<br />
Kuscheltieren sogar ein EKG oder eine<br />
Computertomografie machen lassen.<br />
Ziel der Aktion, die im Dezember zum<br />
20. Mal stattfand, soll sein, den Kindern<br />
die Angst vor dem Arztbesuch oder<br />
dem Spitalsaufenthalt zu nehmen. <br />
<strong>01</strong>_<strong>2024</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 35
SERVICE STEUER<br />
Ersparnis<br />
Steuerliche Neuerungen im Jahr <strong>2024</strong><br />
Das Jahr <strong>2024</strong> bringt zahlreiche Veränderungen in der steuerlichen Landschaft Österreichs mit sich.<br />
Sie setzen klare Signale <strong>für</strong> Umweltschutz und Innovation.<br />
Von Iris Kraft-Kinz<br />
► Zur Milderung des finanziellen<br />
Drucks auf die Österreicherinnen<br />
und Österreicher werden die<br />
Einkommen- und Lohnsteuertarife und<br />
Absetzbeträge der jährlichen Inflation<br />
angepasst und so die „kalte Progression“<br />
vermieden. Der Vergleich in der Tabelle<br />
unten illustriert die Steuerersparnis.<br />
Durch die Anpassung des Tarifs hat<br />
sich beispielsweise beim Grenzsteuersatz<br />
von 50 Prozent der Wert von<br />
90.000 Euro (bis 2022) auf knapp<br />
100.000 Euro (ab <strong>2024</strong>) erhöht.<br />
Photovoltaikanlagen<br />
Ein zentraler Fokus liegt auf der nachhaltigen<br />
Energienutzung.<br />
Der Gesetzgeber hat zur Förderung<br />
erneuerbarer Energien eine Steuerbefreiung<br />
geschaffen. Danach sind<br />
die Einkünfte natürlicher Personen<br />
aus der Einspeisung von bis zu 12.500<br />
kWh elektrischer Energie steuerfrei.<br />
Dies gilt <strong>für</strong> Anlagen mit einer Engpassleistung<br />
von bis zu 35 kWp (früher<br />
25 kWp), wobei allerdings die Netzanschlussleistung<br />
maximal 25 kWp betragen<br />
darf.<br />
Die Anschaffung von Photovoltaik-<br />
Anlagen soll <strong>2024</strong> und 2025 de facto<br />
von der Umsatzsteuer befreit werden.<br />
Die De Facto-Umsatzsteuerbefreiung<br />
<strong>für</strong> Photovoltaikanlagen soll sowohl <strong>für</strong><br />
Kraft-Kinz: „Ein<br />
zentraler Fokus liegt<br />
auf der nachhaltigen<br />
Energienutzung.“<br />
„Der Gesetzgeber<br />
hat zur<br />
Förderung<br />
erneuerbarer<br />
Energien<br />
eine Steuerbefreiung<br />
geschaffen.“<br />
ANPASSUNG DER EINKOMMENSTEUER AN DIE INFLATION<br />
die direkte Lieferung von Photovoltaik-<br />
Modulen an die Betreiber der Anlage,<br />
als auch <strong>für</strong> die Installation der Module<br />
gelten und bis Ende 2025 befristet sein.<br />
Sie soll <strong>für</strong> den Direktkauf und <strong>für</strong> die<br />
Miete einer Anlage gelten.<br />
Entnahme von Gebäuden<br />
Zusätzlich werden steuerliche Erleichterungen<br />
<strong>für</strong> die außerbetriebliche Nutzung<br />
leerstehender Betriebsgebäude<br />
eingeführt, die bereits seit 1. Juli 2023<br />
in Kraft sind. Nach bisheriger Rechtslage<br />
war bei der Überführung von Gebäuden<br />
aus dem Betriebsvermögen ins<br />
Privatvermögen vorgesehen, dass das<br />
Gebäude mit dem Teilwert (quasi der<br />
Verkehrswert) zu entnehmen war, was<br />
zu einer Realisierung und Versteuerung<br />
der stillen Reserven führte.<br />
Im Rahmen des des Abgabenänderungsgesetzes<br />
(AbgÄG) 2023 wurde<br />
beschlossen, dass neben der ohnehin<br />
vorgesehenen Buchwertentnahme von<br />
„nacktem“ Grund und Boden auch die<br />
Entnahme von Gebäuden aus dem Betriebsvermögen<br />
zu Buchwerten erfolgt.<br />
Damit unterbleibt die Aufdeckung und<br />
Versteuerung der stillen Reserven zum<br />
Entnahmezeitpunkt. Etwaige stille Reserven<br />
bleiben durch die Buchwertfortführung<br />
im Privatvermögen ohnehin<br />
bis zum Veräußerungsfall steuerhängig.<br />
Einkommen Einkommensteuer Einkommensteuer Einkommensteuer Ersparnis<br />
Euro 2022 2023 <strong>2024</strong> <strong>2024</strong>/23<br />
20.000 2.050 1.748 1.437 311 = 17,8%<br />
40.000 9.405 8.620 7.903 717 = 8,3%<br />
70.000 33.605 21.474 20.174 1.300 = 6%<br />
100.000 37.205 36.<strong>01</strong>2 34.589 1.423 = 4%<br />
500.000 237.205 236.<strong>01</strong>2 234.589 1.423 = 0,6%<br />
1.200.000 597.205 596.<strong>01</strong>2 594.589 1.423 = 0,2%<br />
Zweck dieser Neuerung ist, dass die außerbetriebliche<br />
Nutzung (zum Beispiel<br />
<strong>für</strong> Wohnzwecke) von leerstehenden<br />
Betriebsgebäuden ertragsteuerlich erleichtert<br />
und damit insbesondere die<br />
zunehmende Bodenversiegelung eingedämmt<br />
werden soll. Zudem werden<br />
durch die genannten Änderungen Betriebsaufgaben<br />
aus steuerlicher Sicht<br />
deutlich einfacher.<br />
Auch <strong>für</strong> Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber<br />
sowie Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmer hält das neue Jahr Änderungen<br />
bereit:<br />
Arbeitslosenversicherung und<br />
Dienstgeberabgabe<br />
Der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung<br />
wird ab <strong>2024</strong> um 0,1 Prozentpunkte<br />
gesenkt (<strong>für</strong> Lehrlinge künftig<br />
2,3 Prozent und <strong>für</strong> die übrigen Versicherten<br />
5,9 Prozent). Beschäftigen<br />
Dienstgeberinnen beziehungsweise<br />
Dienstgeber mehrere geringfügige Beschäftigte<br />
und übersteigt die Summe<br />
der monatlichen Beitragsgrundlagen<br />
ohne Sonderzahlungen mehr als das<br />
Eineinhalbfache der Geringfügigkeitsgrenze,<br />
so haben die Dienstgeberinnen<br />
und Dienstgeber zusätzlich<br />
zum Unfallversicherungsbeitrag eine<br />
pauschale Dienstgerberabgabe zu<br />
entrichten. Diese Dienstgeberabgabe<br />
wird ab <strong>2024</strong> um 3 Prozentpunkte<br />
erhöht werden (ab <strong>2024</strong> 19,4 Prozent,<br />
bisher 16,4 Prozent).<br />
Elektromobilität im Fokus<br />
Im Bereich der Elektromobilität erfährt<br />
die Nutzung von E-Autos weiterhin<br />
steuerliche Anreize. Die zentrale<br />
Begünstigung von E-Autos besteht<br />
weiterhin in ihrer Verwendung als Firmenwagen.<br />
Arbeitnehmerinnen und<br />
Arbeitnehmern kann ein E-Kfz zur<br />
Verfügung gestellt werden, ohne dass<br />
ein Sachbezug <strong>für</strong> die Privatnutzung<br />
angesetzt wird. Das gilt auch <strong>für</strong> das<br />
36 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>01</strong>_<strong>2024</strong>
RECHT SERVICE<br />
Depression<br />
Besuch einer Feier im Krankenstand<br />
ist kein Entlassungsgrund<br />
Foto: bublik_polina/Sompong/stock.adobe.com<br />
Im Bereich der Elektromobilität erfährt die Nutzung von<br />
E-Autos weiterhin steuerliche Anreize.<br />
unentgeltliche Aufladen des Fahrzeugs bei der<br />
Arbeitgeberin oder dem Arbeitgeber.<br />
Fahrräder und Elektroräder<br />
Fahrräder und Elektroräder rücken ebenfalls<br />
in den Fokus und können Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmern sachbezugsfrei zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
Entlastung von Ärzte-GmbHs<br />
Innovation und Unternehmensförderung stehen<br />
bei Kapitalgesellschaften im Fokus. So erfolgt<br />
die Körperschaftsteuersenkung bei Ärzte-<br />
GmbHs auf 23 Prozent.<br />
Das neue Start-Up-Förderungsgesetz, durch<br />
das Mitarbeiter steuerschonend am Unternehmenserfolg<br />
teilhaben können, sowie die<br />
Ersetzung des Amtsblatts der <strong>Wien</strong>er Zeitung<br />
durch das digitale Amtsblatt „EVI“ unterstreichen<br />
den Willen zur Förderung von Innovationsgeist<br />
und effizienter Kommunikation.<br />
Rechtliche Neuerungen, wie das Steuerreporting<br />
<strong>für</strong> Kapitaleinkünfte ab <strong>2024</strong>, vervollständigen<br />
das Bild.<br />
Mehr Digitalisierung<br />
Das neue Abgabenänderungsgesetz, das großteils<br />
mit Beginn <strong>2024</strong> in Kraft tritt, bringt ein<br />
Mehr an Digitalisierung. Digitale Befreiungserklärungen<br />
und Umgründungsanzeigen,<br />
Pauschalierung von Gebühren und Aktualisierungen<br />
bei Erdgasabgaben sind Teil dieses<br />
Gesetzes.<br />
Spendenbegünstigungen<br />
Jeder Verein und jede Körperschaft hat mit 1.<br />
Jänner <strong>2024</strong> die Möglichkeit, vom Finanzamt<br />
einen Spendenabzugsbescheid zu bekommen<br />
um auf die Liste der spendenbegünstigten Einrichtungen<br />
aufgenommen zu werden, wenn<br />
sie Formalkriterien der Gemeinnützigkeit erfüllt.<br />
Somit können Spenden an diesen Verein<br />
beziehungsweise Körperschaft von der Steuer<br />
abgezogen werden. <br />
Iris Kraft-Kinz ist geschäftsführende Gesellschafterin<br />
der MEDplan in <strong>Wien</strong> 12.<br />
Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat in einer seiner jüngsten Entscheidungen<br />
klargestellt, dass der nächtliche Besuch einer privaten<br />
Feier im Krankenstand aufgrund von Depressionen <strong>für</strong> sich<br />
noch keinen Entlassungsgrund darstellt. Die Richter wiesen die<br />
außerordentliche Revision der Arbeitgeberin zurück und bestätigten<br />
die Entscheidung des OLG <strong>Wien</strong>.<br />
Von Hanna Gajdo<br />
► Der Kläger, der aufgrund von Depressionen<br />
im Krankenstand war, nahm<br />
abends an der 35-Jahr-Feier seines Motorradclubs<br />
teil und verweilte dort länger als 30<br />
bis 40 Minuten, was zur vorzeitigen Auflösung<br />
seines Dienstverhältnisses führte. Entdeckt<br />
wurde die Teilnahme des Klägers an der<br />
Feier in den sozialen Medien. Die Arbeitgeberin<br />
berief sich auf Vertrauensunwürdigkeit<br />
und sah in dem Verhalten des Klägers einen<br />
Verstoß gegen seine Verhaltenspflichten im<br />
Krankenstand, da sie in dem Verhalten des<br />
Klägers subjektiv die Möglichkeit der Verzögerung<br />
der Genesung annahm. Die behandelnde<br />
Ärztin legte in der Krankschreibung<br />
keine Einschränkungen der Ausgehzeiten<br />
fest und empfahl dem Kläger sogar, sich mit<br />
Arbeitskollegen zu treffen.<br />
Die Rechtslage stellt sich in der gegenständlichen<br />
Thematik so dar, dass gemäß § 27 Z 1 des<br />
Angestelltengesetzes (AngG) Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer im Krankenstand die<br />
Verpflichtung haben, sich so zu verhalten, dass<br />
die Arbeitsfähigkeit möglichst bald wiederhergestellt<br />
wird. Ein objektiv sorgfaltswidriges<br />
Verhalten kann zur Entlassung führen. Dabei<br />
spielt die objektive Eignung des Verhaltens,<br />
den Krankheitsverlauf negativ zu beeinflussen,<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Der OGH stellte fest, dass die Arbeitgeberin<br />
nicht darlegen konnte, warum die Teilnahme<br />
des Klägers an der Feier geeignet gewesen<br />
wäre, die psychische Erkrankung zu verlängern.<br />
Insbesondere konnte nicht nachgewiesen<br />
werden, dass der nächtliche Aufenthalt<br />
den Heilungsverlauf gefährdet hätte. Es gibt<br />
keine allgemeine Annahme, dass sich im<br />
Krankenstand befindliche Personen besonders<br />
die nächtliche Ruhe einhalten müssten.<br />
Das Fehlen spezifischer Anweisungen der<br />
behandelnden Ärztin beziehungsweise des<br />
behandelnden Arztes <strong>für</strong> das Verhalten im<br />
Krankenstand spielte dabei eine Rolle.<br />
Das Gericht betonte, dass die Bewertung der<br />
Vertrauensunwürdigkeit auf einer objektiven<br />
Wertung des konkreten Verhaltens des Arbeitnehmers<br />
basieren muss. Das subjektive<br />
Empfinden der Arbeitgeberin, abgeleitet aus<br />
sozialen Medien, ist hierbei nicht ausschlaggebend.<br />
Fazit<br />
Die Entscheidung des OGH stellt klar, dass<br />
im Krankenstand abträgliche Verhaltensweisen<br />
des Arbeitnehmers <strong>für</strong> den Heilungsverlauf<br />
entscheidend sind. Arbeitgeberinnen<br />
und Arbeitgeber müssen objektiv nachweisen<br />
können, dass das Verhalten der Arbeitnehmerinnen<br />
beziehungsweise Arbeitnehmer<br />
den Heilungsprozess gefährdet. Die<br />
detaillierte Analyse des konkreten Falls verdeutlicht<br />
die Bedeutung einer individuellen<br />
Bewertung von Verhaltensweisen im Kontext<br />
von Krankheit und Arbeitsunfähigkeit.<br />
Die vorliegende Entscheidung des OGH bestätigt<br />
auch eine ähnliche Rechtsauffassung<br />
des Oberlandesgerichts <strong>Wien</strong>, wie sie in<br />
einem anderen Fall (OLG <strong>Wien</strong> 7 Ra 50/23h)<br />
bereits bestätigt wurde. Insgesamt verdeutlicht<br />
dieser Rechtsstreit die Notwendigkeit<br />
einer differenzierten Betrachtung von Verhaltensweisen<br />
im Krankenstand und unterstreicht<br />
die Bedeutung von Auflagen und<br />
Empfehlungen an die Patientinnen und Patienten,<br />
welche die behandelnden Ärztinnen<br />
und Ärzte in den Krankschreibungen festlegen.<br />
(OGH Entscheidung 9 ObA 67/23b) <br />
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Bewerbungsunterlagen mit Lebenslauf, Foto und<br />
Zeugnissen unter Nennung des Betreffs<br />
„FB33-14-<strong>01</strong>90621-KT“<br />
per E-Mail an: bewerbungen@oegk.at<br />
WIR FREUEN UNS AUF IHRE BEWERBUNG!
72.<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
72.WIENER ÄRZTEBALL<br />
SAMSTAG,27. JÄNNER <strong>2024</strong><br />
<strong>Wien</strong>er Hofburg | Eröffnung 21.30 Uhr<br />
www.aerzteball.at