Gesund & Leben 2023/11
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DAS MAGAZIN DER<br />
<strong>11</strong>/23, 18. Jahrgang, € 2,40<br />
GESUND LEBEN<br />
IN WIEN<br />
WENN<br />
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LEBEN<br />
RETTEN<br />
Hunde können<br />
Krebszellen<br />
erschnüffeln<br />
Schnellere<br />
Wundheilung<br />
dank Duftstoffen<br />
Geruchstraining<br />
gegen Alzheimer<br />
und Demenz<br />
MEIN IMMUNSYSTEM –<br />
STARK WIE NIE!<br />
So kommen Sie gesund und voller<br />
Energie durch die kalte Jahreszeit<br />
WÄRME MACHT<br />
GESUND<br />
Entspannt und schmerzfrei<br />
dank Wärmebehandlungen<br />
BLUTDRUCK<br />
NATÜRLICH SENKEN<br />
Fünf konkrete Tipps, wie Sie Ihr Herz<br />
und Ihren Kreislauf stärken können<br />
SO SCHMECKT<br />
DER HERBST<br />
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MEDIZIN KOMPAKT<br />
WUSSTEN<br />
SIE, DASS ...<br />
n ZAHL DES MONATS<br />
Um<br />
80 % ...<br />
… ist in den vergangenen drei<br />
Jahrzehnten die Zahl der unter<br />
50-Jährigen mit einer Krebsdiagnose<br />
gestiegen, wie eine großangelegte<br />
Studie belegt, die Daten von 29<br />
Krebsarten in 204 Ländern verglich.<br />
Als wichtigste Risikofaktoren<br />
nannte das internationale<br />
Forschungsteam schlechte<br />
Ernährung, Rauchen und Alkohol.<br />
Jedoch sei die genaue Ursache<br />
für das Wachstum<br />
„immer noch unklar“,<br />
fügten sie hinzu. n<br />
Seniorinnen und Senioren,<br />
die ein Hobby pflegen,<br />
fühlen sich zufriedener und<br />
zeigen weniger depressive<br />
Symptome als andere. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt<br />
eine Studie, die diese<br />
Zusammenhänge bei mehr<br />
als 93.000 Pensionistinnen<br />
und Pensionisten in<br />
16 Ländern analysierte. Das<br />
Ergebnis in allen Ländern:<br />
Wer Hobbys pflegt, dem<br />
… zu viel Sitzen auch das Risiko von<br />
Demenz erhöht? Zu diesem Ergebnis<br />
kam eine Studie der University of Southern<br />
California, USA, die Daten von<br />
knapp 50.000 über 60-jährigen Personen<br />
analysierte. In die Analyse wurde<br />
u. a. die psychische <strong>Gesund</strong>heit der Teilnehmenden<br />
und jene Zeit, die sie pro Tag<br />
sitzend bzw. bewegungslos verbrachten,<br />
miteinbezogen. Die statistischen<br />
Berechnungen ergaben, dass Personen,<br />
die mehr als zehn Stunden am Tag<br />
sitzen, ein höheres Risiko für Demenz<br />
haben.<br />
n<br />
Hobbys<br />
Deshalb am besten:<br />
In Bewegung bleiben!<br />
Wie diese auch<br />
Ihr Immunsystem<br />
unterstützt, lesen Sie ab<br />
Seite 6!<br />
MACHEN<br />
ÄLTERE GLÜCKLICH<br />
geht es besser. Wie viele Personen ein solches ausüben, unterscheidet sich jedoch<br />
von Land zu Land deutlich und korrelliert auch mit der Positionierung des Landes im<br />
Welt-Glücks-Bericht der UNO. Während etwa im traditionell glücklichen Dänemark<br />
96 % einer Freizeitbeschäftigung nachgehen, sind es in Spanien nur knapp 50 %, in<br />
China gar nur 38 % der Befragten.<br />
n<br />
n GESUNDHEITSTIPP DES MONATS<br />
NEUE HOFFNUNG BEI<br />
HEPATITIS D<br />
Sie sind verantwortlich für die<br />
schwerste Form der chronischen,<br />
viralen Hepatitis-Erkrankung:<br />
Hepatitis-D-Viren.<br />
Rund 20 Millionen Menschen<br />
weltweit sind von der entzündlichen<br />
Lebererkrankung betroffen.<br />
Der Wirkstoff Bulevirtide<br />
könnte die bisher unheilbare Erkrankung<br />
wirksam bekämpfen, denn<br />
er hindert HD-Viren am Eintritt in die Leber.<br />
Ein Forschungsteam aus Hannover (D) konnte in einer<br />
Phase-3-Studie belegen, dass die Virenkonzentration<br />
bei den damit behandelten Patienten deutlich sank<br />
und die Leberwerte sich erheblich verbesserten. n<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/23<br />
FOTOS:ISTOCK_ JESUSSANZ_ ANASTASIA IUNOSHEVA_ FRANTS TSYVINSKYI_ SOUTH_AGENCY_ MI-VIRI<br />
Optimale BILDSCHIRMZEIT<br />
für Kinder<br />
Wie lange darf mein Kind fernsehen, vor dem PC sitzen, das Handy<br />
nutzen? Viele Eltern sind bei dieser Frage unsicher. Leitlinien, die<br />
mithilfe der Universität Witten (D) entstanden sind, geben 55 Tipps<br />
für einen optimalen Umgang mit Bildschirmmedien, wie etwa:<br />
☐ Bis drei Jahre: bildschirmfrei! Babys und Kleinkinder sollten gar<br />
keine Zeit vor Bildschirmmedien verbringen.<br />
☐ Drei bis sechs Jahre: höchstens 30 Minuten. Bei der Entwicklung<br />
des Zeitgefühls kann eine Stoppuhr helfen!<br />
☐ Sechs bis neun Jahre: höchstens 45 Minuten Bildschirmnutzung<br />
in der Freizeit. Diese am besten auf einzelne Tage festlegen, um<br />
Gewohnheiten zu vermeiden!<br />
☐ Keine eigene Spielkonsole vor neun Jahren! Und nach dem Motto<br />
„Aus den Augen, aus dem Sinn“ Gerät nach der Nutzung in den<br />
Schrank räumen.<br />
n<br />
Die gesamte Leitlinie finden Sie online unter:<br />
register.awmf.org/de/<br />
leitlinien/detail/027-075<br />
3
10<br />
So beeinflusst der <strong>Leben</strong>sstil<br />
unser Immunsystem.<br />
42<br />
Wie der<br />
Geruchssinn<br />
<strong>Leben</strong> retten<br />
kann.<br />
EDITORIAL<br />
WOCHE FÜR WOCHE<br />
MEHR GESUNDHEIT!<br />
Der GESUND & LEBEN-<br />
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GESUND BLEIBEN<br />
IM HERBST<br />
4-Seiten-Spezial<br />
GESUND IN WIEN<br />
Seite 6 bis 9<br />
24<br />
So können Sie Ihren<br />
Blutdruck natürlich senken.<br />
n LEBENSFREUDE<br />
3 Medizin kompakt<br />
DIE GROSSE SERIE:<br />
UNSER IMMUNSYSTEM<br />
10 Teil 2: <strong>Leben</strong>sstil und Immunsystem<br />
Wie unser <strong>Leben</strong>sstil das Immunsystem<br />
beeinflusst. Mit praktischen Tipps!<br />
18 Herbstlich-regionale Schmankerl<br />
Köstliches und <strong>Gesund</strong>es aus<br />
heimischen Kochtöpfen.<br />
21 So schmeckt Österreich<br />
Drei gesunde Rezepte zum Nachkochen<br />
n LEBENSKRAFT<br />
24 Hoher Blutdruck muss nicht sein<br />
Die besten Tipps, Ihren Blutdruck<br />
natürlich zu senken.<br />
28 Vitamininfusion<br />
Für wen macht dieser<br />
Vitaminkick Sinn?<br />
32 Covid und Diabetes<br />
Eine Covid-Infektion erhöht auch<br />
das Diabetesrisiko.<br />
34 Covid-Impfung<br />
Alles über die Booster-Impfung<br />
und ihre Wirkung.<br />
Impressum: GESUND & LEBEN in WIEN ist das offizielle <strong>Gesund</strong>heitsmagazin der Wiener Ärztekammer. Zielgruppe & Richtung des Magazins:<br />
<strong>Gesund</strong>heitsrelevante und wichtige medizinische Informationen für alle gesundheitsbewussten Wienerinnen und Wiener. Medieninhaber, Verlag, Redaktion:<br />
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201920021<br />
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36 Neurofibromatose<br />
So kämpft eine Patientenorganisation<br />
gegen diese seltene Krankheit bei Kindern.<br />
40 Wärme tut gut<br />
Eine Übersicht über Wärmebehandlungen<br />
und deren Wirkungen.<br />
n LEBENSNAH<br />
42 Die Macht der Düfte<br />
Gerüche sorgen für viel mehr als nur<br />
Wohlbefinden.<br />
46 Stoffwechsel und Körpergewicht<br />
Wie der Stoffwechsel unser Gewicht beeinflusst<br />
– und wie man ihn in Schwung bringt.<br />
50 <strong>Gesund</strong>heits-Kreuzworträtsel<br />
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FOTOS: ISTOCK_SNEKSY_NIK01AY_PUHHHA; STEFAN SEELIG<br />
LIEBE LESERINNEN<br />
UND LESER!<br />
Der November ist da:<br />
Traditionelle Genüsse wie<br />
das festliche Martinigansl<br />
gehören zum elften Monat<br />
des Jahres genauso dazu wie<br />
nasskalte Witterung und wieder<br />
früh einsetzende Dunkelheit. Unser<br />
Alltag verlagert sich kontinuierlich nach drinnen. November<br />
bedeutet aber leider nicht nur geselliges Beisammensein und<br />
gemütlicher Rückzug in die eigenen vier Wände, sondern<br />
auch leichteres Spiel für Viren und Infektionskrankheiten.<br />
Corona ist nach wie vor ein Thema und auch Influenza wird<br />
uns diesen Herbst wieder beschäftigen. Deshalb der Appell<br />
an Sie: Lassen Sie sich impfen. Die neuen angepassten<br />
Corona- wie auch die Influenzaimpfstoffe sind bei Ihren<br />
Vertrauensärztinnen und Vertrauensärzten in den Wiener<br />
Ordinationen bereits verfügbar.<br />
Warum Ihre Ärztin oder Ihr Arzt die besten und ersten<br />
Ansprechpartner bei Impfungen sind, können Sie in diesem<br />
Heft nachlesen. Und damit Sie fit durch den Herbst und<br />
auch den bevorstehenden Winter kommen, finden Sie<br />
in der Novemberausgabe unserer Patientenzeitung auch<br />
etliche <strong>Gesund</strong>heitstipps.<br />
Wichtig für die kommende Winter- und Krankheitssaison<br />
sind jedoch genügend Medikamente. Zu gut sind uns<br />
allen noch die Engpässe des vergangenen Winters in<br />
Erinnerung, etwa bei Antibiotikasäften für Kinder. Das<br />
darf sich auf keinen Fall wiederholen. Jetzt ist noch Zeit,<br />
um etwaige Lücken zu füllen: Hier gilt unser dringender<br />
Appell der Politik, für ausreichende Vorräte an wichtigen<br />
Medikamenten zu sorgen.<br />
Ich darf Ihnen nun viel Freude bei der Lektüre unserer<br />
Patientenzeitung wünschen und hoffe, dass Sie die eine oder<br />
andere Anregung für Ihr ganz persönliches Wohlbefinden<br />
entdecken. <br />
n<br />
Herzlich<br />
Johannes Steinhart<br />
Präsident der Ärztekammer für Wien<br />
4 GESUND & LEBEN <strong>11</strong> /23<br />
5
1<br />
digitale<br />
medizinische<br />
Abklärung<br />
Ambulanz/<br />
stationäre<br />
Aufnahme im<br />
Krankenhaus<br />
3<br />
2<br />
vor Ort<br />
Behandlung<br />
beim Hausarzt<br />
RICHTIGE BEHANDLUNG AM RICHTIGEN ORT<br />
Digitale Abklärung, erst dann zum niedergelassenen Arzt<br />
oder gar eine stationäre Aufnahme: Eine verbindliche<br />
Patientenlenkung ist das Um und Auf jeder <strong>Gesund</strong>heitsreform.<br />
E<br />
ine verbindliche Patientenlenkung sei<br />
das Um und Auf, betont Dr. Johannes<br />
Steinhart, Präsident der Österreichischen<br />
Ärztekammer: „Es ist weder<br />
aus medizinischer noch aus ökonomischer<br />
Sicht sinnvoll, wenn Patientinnen und<br />
Patienten auf Eigeninitiative beliebige Ebenen<br />
des <strong>Gesund</strong>heitssystems in Anspruch nehmen,<br />
die es möglicherweise gar nicht gebraucht hätte“,<br />
sagt er: „Die richtige Behandlung am richtigen<br />
Dr. Edgar Wutscher<br />
„Attraktive Arbeitsbedingungen, flexible<br />
Möglichkeiten der intra- und interdisziplinären<br />
Zusammenarbeit, die Umsetzung des<br />
einheitlichen Leistungskatalogs – das alles ist<br />
wesentlich dafür, einerseits die offenen<br />
Kassenstellen besetzen zu können, aber<br />
andererseits auch die Zahl der Kassenärzte<br />
grundsätzlich erfolgreich auszubauen.“<br />
Ort ist nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig,<br />
denn wir können uns in Zukunft keine Alternative<br />
mehr leisten“, so Steinhart. Er verweist<br />
darauf, dass die ÖÄK in den vergangenen Monaten<br />
und Jahren bereits internationale Vorbilder<br />
evaluiert und daraus eigene Konzepte abgeleitet<br />
hat. „Diese Expertise bringen wir gerne in<br />
die Erarbeitung ein, die Zeit drängt“, betont der<br />
ÖÄK-Präsident.<br />
Seit der Einführung der e-Card 2005, beziehungsweise<br />
der damit einhergehenden Abschaffung<br />
des Krankenscheins, würde eine Patientenlenkung<br />
schmerzlich fehlen, betont Dr. Harald<br />
Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer<br />
und Bundeskurienobmann der angestellten<br />
Ärzte: „Seither haben wir ein System,<br />
das man so vergleichen kann: Ich vermute, dass<br />
meine Geldbörse gestohlen wurde, und kann<br />
mir aussuchen: Rufe ich die Polizei, die Cobra<br />
oder das Bundesheer an – effektiv ist das sicher<br />
nicht. Man muss nicht wegen jeder medizinischen<br />
‚Kleinigkeit‘ ins Spital.“ Die überlasteten<br />
Spitalsambulanzen würden jetzt selbst dringend<br />
Hilfe benötigen: „Wir brauchen schnellstmöglich<br />
eine effiziente Patientenlenkung nach dem<br />
Prinzip digital vor niedergelassen-ambulant vor<br />
spitalsambulant vor stationär, zudem mehr Geld<br />
im System und mehr Personal – unter anderem<br />
für eine exzellente Ausbildung. Wir stehen auf<br />
FOTOS: ISTOCK_ OKSANATKACHOVA _ LIANA2012L; Ä RZTEKAMMER FÜ R WIEN/STEFAN SEELIG; ÖÄK BERNHARD NOLL<br />
„Die richtige<br />
Behandlung am<br />
richtigen Ort ist nicht<br />
nur sinnvoll, sondern<br />
auch notwendig, denn<br />
wir können uns in<br />
Zukunft keine<br />
Alternative mehr<br />
leisten.“<br />
Dr. Johannes<br />
Steinhart<br />
dieser Basis selbstverständlich für konstruktive<br />
Gespräche bereit.“<br />
Es sei positiv, dass einheitlicher Konsens darüber<br />
bestehe, die Patientinnen und Patienten<br />
zunächst – falls eine digitale Abklärung nicht<br />
reicht – im niedergelassenen, und dann erst<br />
im stationären Bereich zu versorgen, betont<br />
Dr. Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen<br />
Ärztekammer und Bundeskurienobmann<br />
der niedergelassenen Ärzte: „Eine<br />
sinnvolle, klar strukturierte und möglichst<br />
wohnortnahe Versorgung der Patientinnen<br />
und Patienten ist natürlich unweigerlich mit<br />
einem starken niedergelassenen Bereich<br />
in der öffentlichen Versorgung verbunden.“<br />
Die verbindliche Patientenlenkung<br />
nach diesem Stufenprinzip sei aber nur<br />
umsetzbar, wenn die kassenärztliche Versorgung<br />
entsprechend ausgebaut werde:<br />
„Attraktive Arbeitsbedingungen, flexible<br />
Möglichkeiten der intra- und interdisziplinären<br />
Zusammenarbeit, die Umsetzung<br />
des einheitlichen Leistungskatalogs – das<br />
alles ist wesentlich dafür, einerseits die offenen<br />
Kassenstellen besetzen zu können, aber andererseits<br />
auch die Zahl der Kassenärzte grundsätzlich<br />
erfolgreich auszubauen“, sagt Wutscher.<br />
Wenn nun, wie von ÖGK-Obmann Andreas<br />
Huss aktuell kritisiert, nicht genügend Geld für<br />
die Sozialversicherung bereitgestellt werde und<br />
die Umsetzung eines modernen einheitlichen<br />
Leistungskatalogs dadurch nicht finanzierbar<br />
sei, sei das fatal: „Ohne die finanziellen Mittel<br />
bleiben die Ziele im Finanzausgleich reine Lippenbekenntnisse“,<br />
kritisiert Wutscher. ■<br />
Dr. Johannes<br />
Steinhart,<br />
Präsident der<br />
Österreichischen<br />
Ärztekammer<br />
Dr. Harald Mayer,<br />
Vizepräsident der<br />
Österreichischen<br />
Ärztekammer und<br />
Bundeskurienobmann<br />
der angestellten Ärzte<br />
Dr. Edgar Wutscher,<br />
Vizepräsident der<br />
Österreichischen<br />
Ärztekammer und<br />
Bundeskurienobmann<br />
der niedergelassenen Ärzte<br />
6<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/23<br />
7
SICHERE<br />
MEDIKAMENTENVERSORGUNG<br />
Die Ärztekammer für Wien<br />
fordert, dass es nie wieder<br />
einen Engpass-Winter bei der<br />
Medikamentenversorgung wie<br />
im vergangenen Jahr<br />
geben darf.<br />
„Das Thema<br />
scheint mir etwas<br />
eingeschlafen zu sein<br />
– und das zu einem<br />
sehr schlechten<br />
Zeitpunkt, denn<br />
viele Eltern fragen<br />
mich, wie sie für ihre<br />
Kinder in den<br />
nächsten Monaten<br />
vorsorgen sollen.“<br />
Dr. George Zabaneh,<br />
Obmann der Sektion der zur selbständigen<br />
Berufsausübung berechtigten Ärzte der<br />
Ärztekammer für Wien<br />
im Winter<br />
A<br />
ngesichts des kommenden Winters appelliert die Ärztekammer<br />
für Wien an die Politik, die Verfügbarkeit elementar wichtiger<br />
Medikamente wie Antibiotika und Schmerzmittel sicherzustellen. Im<br />
vergangenen Winter waren Medikamente, darunter etwa Antibiotikasäfte<br />
für Kinder, nur stark eingeschränkt verfügbar. Das dürfe sich auf keinen Fall<br />
wiederholen, sagt Kinderarzt Dr. George Zabaneh, Obmann der Sektion<br />
der zur selbständigen Berufsausübung berechtigten Ärzte der Ärztekammer<br />
für Wien. Er adressiert seine Forderungen an <strong>Gesund</strong>heitsminister<br />
Johannes Rauch.<br />
Zabaneh: „Aufgrund der untragbaren Situation im letzten Winter gab es<br />
Diskussionen um Medikamentenlager und die Wichtigkeit einer stabilen<br />
landeseigenen Produktion. Das Thema scheint mir etwas eingeschlafen<br />
zu sein – und das zu einem sehr schlechten Zeitpunkt, denn viele Eltern<br />
fragen mich, wie sie für ihre Kinder in den nächsten Monaten vorsorgen<br />
sollen.“ Ein Horten von Antibiotika oder Schmerzmitteln seitens privater<br />
Haushalte sei aber tunlichst zu vermeiden. Deshalb müsse die Politik handeln:<br />
„Anreize für die pharmazeutische Industrie, wie sie vonseiten der<br />
Bundesregierung angedacht werden, greifen ja nicht sofort“, so Zabaneh.<br />
LÜCKEN IN DER MEDIKAMENTENVERSORGUNG JETZT SCHLIESSEN<br />
„Wir wollen <strong>Gesund</strong>heitsminister Johannes Rauch an sein Versprechen<br />
erinnern, dass Medikamente ohne Einschränkung verfügbar sein müssten.<br />
Patientinnen und Patienten, Eltern, Kinder, Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen<br />
und Apotheker: Wir alle würden gerne wissen, wie weit allfällige<br />
Planungen betreffend Medikamentenversorgung in Österreich fortgeschritten<br />
sind. Absichtserklärungen und eher langfristig angelegte Pläne<br />
auf EU-Ebene helfen uns nicht über den nächsten Winter“, mahnt Zabaneh.<br />
Die zu erwartenden Herausforderungen mit Infektionskrankheiten<br />
wie Corona und Grippe würden konkrete Vorhaben notwendig machen.<br />
Jetzt habe man noch kurz Zeit, um etwaige Lücken zu füllen – „in wenigen<br />
Wochen nicht mehr“, sagt Zabaneh. Als Best-Practice-Beispiel nennt<br />
Zabaneh Frankreich. Die Regierung in Paris hatte dieses Jahr angekündigt,<br />
nicht länger von Importen aus nicht-europäischen Ländern abhängig sein<br />
zu wollen und noch im Laufe des Jahres mit der Herstellung pharmazeutischer<br />
Rohstoffe oder des Endproduktes im eigenen Land zu sorgen. Im<br />
Fokus sollen vor allem Schmerz- und Krebsmedikamente stehen. ■<br />
FOTOS: ISTOCK_ FILADENDRON_ MICHAL-ROJEK_ JELENA STANOJKOVIC; Ä RZTEKAMMER FÜ R WIEN/OLIVER TOPF<br />
COVID-IMPFUNGEN<br />
Hausärztinnen und<br />
Hausärzte sind erste<br />
Anlaufstelle für Impfungen<br />
– auch gegen Covid.<br />
Hier sind Sie als Patientin<br />
oder Patient sicher.<br />
D<br />
ie aktuell viel diskutierten Wartezeiten bei Covid-<br />
19-Impfungen sind aus Sicht der Ärztinnen und Ärzte<br />
logisch nachvollziehbar“, sagt Dr. Edgar Wutscher,<br />
Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen<br />
Ärzte der Österreichischen Ärztekammer. So gelte<br />
es einige Rahmenbedingungen zu beachten: Die Vorlaufzeit<br />
von Bestellung bis Lieferung beträgt mindestens fünf Tage.<br />
Zudem verfügen die Impfampullen über sechs Dosierungen,<br />
aus Haltbarkeitsgründen muss die gesamte Ampulle rasch verimpft<br />
werden, ansonsten müssen einzelne Dosen verworfen<br />
werden. „Nachdem wir Ärztinnen und Ärzte keinen Verwurf<br />
des um österreichisches Steuergeld angeschafften Impfstoffes<br />
produzieren wollen, müssen die Patiententermine so eingeteilt<br />
werden, dass die Phiolen auch aufgebraucht werden“,<br />
erklärt Wutscher. Das sei auch der Grund, weswegen<br />
Impfärzte einzelne Tage zum<br />
Impfen anbieten würden. Um<br />
eine Momentaufnahme über<br />
die aktuelle Situation zu erhalten,<br />
hat die Bundeskurie eine<br />
Umfrage unter allen Landesärztekammern<br />
durchgeführt.<br />
Diese hat ergeben, dass es einerseits<br />
Schwierigkeiten bei der<br />
Bestellung gibt, aber andererseits<br />
auch die Nachfrage nach<br />
einer Covid-19-Impfung derzeit<br />
IN IHRER<br />
ARZTPRAXIS<br />
„Der Vertrauensarzt kennt<br />
seinen Patienten am besten<br />
und kann daher nicht nur<br />
mögliche Risiken einschätzen,<br />
sondern bei Impfreaktionen<br />
auch sofort helfen.“<br />
Dr. Johannes Steinhart<br />
generell sehr gering sei. Auch hier geht die Ärzteschaft bereits<br />
in die Offensive: „Viele Ärztinnen und Ärzte telefonieren sogar<br />
ihre Risikopatienten durch und weisen auf die Impfung hin“,<br />
betont Wutscher. Wenn aber der Impfstoff in einzelnen Fällen<br />
nicht einmal bestellbar sei, helfe auch der größte Einsatz<br />
nicht.<br />
ARZTGESPRÄCH IST ENTSCHEIDEND<br />
Dieses aktuelle Stimmungsbild zeige ganz klar, dass die Ärztinnen<br />
und Ärzte ihre Hausaufgaben gemacht hätten, ergänzt<br />
Dr. Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer.<br />
Er verweist darauf, dass bei Covid-19 speziell für<br />
Risikopatienten das Arztgespräch entscheidend sei. „Der<br />
Vertrauensarzt kennt seinen Patienten am besten und kann<br />
daher nicht nur mögliche Risiken<br />
einschätzen, sondern bei Impfreaktionen<br />
auch sofort helfen“, betont<br />
Steinhart. Das treffe auf alle<br />
Impfungen zu, denn die Impftätigkeit<br />
sei deutlich mehr als nur<br />
der Stich. „Im internationalen<br />
Vergleich verfügt Österreich über<br />
einen sehr gut ausgebauten niedergelassenen<br />
Bereich, durch<br />
den es keinesfalls an Impfangeboten<br />
mangelt“, unterstreicht<br />
der ÖÄK-Präsident. ■<br />
8 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/23<br />
9
Teil 1 in der Oktoberausgabe<br />
Das menschliche Immunsystem<br />
Unser Immunsystem - die große Serie in GESUND & LEBEN<br />
Teil 2<br />
<strong>Leben</strong>sstil und Immunsystem<br />
Teil 3 in der Dezemberausgabe<br />
Ernährung und Immunsystem<br />
IMMUNSYSTEM<br />
ICH SCHAU AUF MEIN<br />
IMMUNSYSTEM!<br />
Hochsaison für<br />
Viren und Erreger:<br />
Sportmediziner Dr. Robert Fritz<br />
verrät, wie Sie gerade jetzt Ihrem<br />
Immunsystem durch einen<br />
gesunden <strong>Leben</strong>sstil auf die<br />
Sprünge helfen können.<br />
Eine essenzielle Rolle dabei<br />
spielt die Bewegung.<br />
10 FOTOS: ISTOCK_ SNEKSY<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/23<br />
<strong>11</strong>
IMMUNSYSTEM<br />
W<br />
enn die Tage dunkler und kühler werden, haben<br />
sie Hochsaison: Viren und Bakterien, die überall<br />
lauern. Wie gut, dass unser Immunsystem 24 Stunden<br />
täglich und an sieben Tagen pro Woche vor<br />
schädigenden Einflüssen schützt, indem es die<br />
Gefahr fremder Eindringlinge erkennt und darauf<br />
reagiert. Dieses komplexe System aus angeborener<br />
und erworbener Immunabwehr fungiert als<br />
Schutzpolizei unseres Körpers – je stärker sie ist,<br />
desto besser gelingt es, Erreger abzuwehren und<br />
Erkrankungen zu überstehen. Die gute Nachricht:<br />
Wir können erheblich zur Stärkung des Immunsystems<br />
beitragen. „Rund 15 Prozent unserer<br />
<strong>Gesund</strong>heit und <strong>Leben</strong>squalität sind durch vererbte<br />
Gene vorgegeben, 35 Prozent macht die<br />
Umgebung aus, in der man aufwächst und lebt,<br />
die restlichen 50 Prozent können wir durch einen<br />
gesunden <strong>Leben</strong>sstil beeinflussen“, fasst es Dr.<br />
Robert Fritz, Medizinischer Leiter des Zentrums<br />
für <strong>Gesund</strong>heit, Sportmedizin, Ernährung, Sportwissenschaften<br />
und Trainingstherapie in Wien,<br />
zusammen.<br />
KEIN NIKOTIN, WENIG ALKOHOL<br />
Eine Möglichkeit dazu ist, auf Nikotin zu verzichten<br />
und Alkohol nur in geringen Maßen zu sich<br />
zu nehmen. Denn Zigarettenkonsum steigert<br />
nicht nur die Gefahr für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
er beeinflusst auch unser<br />
Immunsystem negativ. So finden sich etwa im<br />
Blut von Raucherinnen und Rauchern weniger<br />
Immunglobuline – jene Eiweißstoffe, die der<br />
Körper zur Abwehr fremder Substanzen bildet.<br />
Das führt dazu, dass sie anfälliger für Infektionen<br />
sind sowie durchschnittlich schneller, schwerer<br />
und über einen längeren Zeitraum erkranken,<br />
als Nichtrauchende. Zusätzlich beeinträchtigen<br />
die Schadstoffe im Tabakrauch die Funktion der<br />
12<br />
Flimmerhärchen der Atemwegsschleimhäute,<br />
wodurch der Selbstreinigungsprozess der Bronchien<br />
gestört wird und Krankheitserreger wie<br />
Viren ein leichteres Spiel haben. Auch Alkohol<br />
dämpft das Immunsystem und schadet unter<br />
anderem dem Mikrobiom im Darm und den<br />
Immunzellen, die den Darm umhüllen und dort<br />
als Barriere gegen Bakterien und Viren dienen.<br />
Wer also den Glimmstängel beiseite legt und auf<br />
Alkohol verzichtet oder diesen nur gelegentlich<br />
zu sich nimmt, tut dem Immunsystem schon viel<br />
Gutes. Zusätzlich lässt sich unsere Körperabwehr<br />
durch ausgewogene Ernährung,<br />
ausreichend Schlaf, Reduktion<br />
von Stress und Übergewicht,<br />
sowie genügend Bewegung<br />
stärken.<br />
TÄGLICH 30 MINUTEN<br />
MODERATE<br />
BEWEGUNG<br />
Gerade der Bewegung<br />
käme dabei eine tragende<br />
Rolle zu, würde sie<br />
ausreichend in den Alltag<br />
inkludiert. Laut Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) sollen<br />
Erwachsene mindestens 150 Minuten pro Woche<br />
Sport und Bewegung betreiben, die Realität sieht<br />
jedoch meist anders aus. Wie die österreichische<br />
<strong>Gesund</strong>heitsbefragung – die alle sechs Jahre<br />
durchgeführt wird und zuletzt 2019 erhoben<br />
wurde – belegt, hat hierzulande die „Ausdauerund<br />
Muskelkräftigungsaktivität entsprechend<br />
WHO-Empfehlung“ im Vergleich zu 2014 um<br />
23,6 Prozent abgenommen, gleichzeitig waren<br />
um 17,7 Prozent weniger Menschen Mitglied in<br />
einem Sportverein. Zahlen, die sich während<br />
Es reichen schon<br />
30 Minuten an<br />
täglicher niedrig-intensiver<br />
Bewegung, um das<br />
Immunsystem zu kräftigen,<br />
wie zügiges Gehen oder<br />
lockeres Nordic Walking.<br />
FOTOS: ISTOCK_ VLADAKELA_ SNEKSY; SPORTORDI<br />
15 %<br />
35 %<br />
unserer <strong>Gesund</strong>heit und <strong>Leben</strong>squalität<br />
sind durch vererbte Gene vorgegeben,<br />
macht die Umgebung aus, in der man<br />
aufwächst und lebt, die restlichen<br />
können wir durch einen gesunden<br />
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Dr. Robert Fritz,<br />
Medizinischer Leiter des Zentrums für<br />
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Für ein starkes Immunsystem!<br />
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14<br />
„Studien belegen,<br />
dass regelmäßiges<br />
Krafttraining in Kombination<br />
mit Ausdauertraining die<br />
Wahrscheinlichkeit, an einem<br />
Tumor zu erkranken, um bis<br />
zu 50 Prozent senken kann.<br />
Optimal wäre es, einen guten<br />
Mix an unterschiedlicher<br />
Bewegung in den Alltag<br />
einzubauen: 80 Prozent<br />
leichtes Ausdauertraining, 20<br />
Prozent höhere Belastung und<br />
dazu etwas Krafttraining.“<br />
der Pandemie-Jahre<br />
erheblich verschlechtert<br />
haben dürften. „Im<br />
schnelllebigen Alltag<br />
der Gegenwart fällt es<br />
oft schwer, noch Zeit für Sport zu finden, doch es<br />
reichen schon 30 Minuten an täglicher niedrigintensiver<br />
Bewegung, um das Immunsystem zu<br />
kräftigen“, betont Dr. Fritz. Das können auch Tätigkeiten<br />
wie zügiges Gehen oder lockeres Nordic<br />
Walking sein, so der Mediziner. „Allgemein hat<br />
dieses niedrig-intensive Ausdauertraining eine<br />
stärkende Wirkung auf das Immunsystem.“ Wie<br />
durch Studien belegt kommt es dadurch zu einem<br />
Anstieg der natürlichen Killerzellen, die bestimmte<br />
virusinfizierte und maligne Zellen abtöten.<br />
HOHE BELASTUNG ALS TRAININGS-<br />
PROGRAMM FÜR DAS IMMUNSYSTEM<br />
„Hochintensive Belastung hat hingegen eine<br />
andere Wirkung“, erläutert der Sportmediziner.<br />
„Sie führt zu zeitlich begrenztem Stress, der eine<br />
Art Trainingsphase für das Immunsystem darstellt.<br />
Es wird aktiviert, um für mögliche Anforderungen<br />
gewappnet zu sein“, so Fritz. Der Ursprung<br />
dieser Reaktion ist evolutionsbedingt, denn unsere<br />
Vorfahren bewegten sich vor allem aus zwei Gründen<br />
– um gegen Gefahren zu kämpfen oder vor<br />
ihnen zu flüchten. „Meistens waren diese Situationen<br />
mit Verletzungen verbunden. Das hat sich<br />
unser Immunsystem gemerkt und mobilisiert<br />
darum auch heute noch bei hoher körperlicher<br />
Belastung alle Abwehrzellen, um sich für mögliche<br />
Gefahren zu wappnen.“ Trainiert man intensiv, gilt<br />
es zu beachten, dass sich kurz nach der anstrengenden<br />
körperlichen Tätigkeit die Infektanfälligkeit<br />
erhöht: „Wir nennen diese Phase, in der das<br />
Immunsystem runterfährt und der Anteil der weißen<br />
Blutkörperchen sinkt, ‚open window‘ – dann<br />
ist unser Körper nämlich ein offenes Fenster für<br />
Viren und Bakterien und besonders anfällig für<br />
Infekte“, so Dr. Fritz. Deshalb wichtig: Nach dem<br />
Sport rasch in trockene Kleidung schlüpfen und<br />
dem Körper nach der Belastung Erholung gönnen.<br />
FOTOS: ISTOCK_ FLUXFACTORY_ MILAN2099_ ANILAKKUS<br />
10 TIPPS<br />
für mehr Bewegung<br />
im Alltag von<br />
Dr. Robert Fritz<br />
finden Sie auf<br />
der Folgeseite.<br />
nen. „Optimal wäre es daher,<br />
einen guten Mix an unterschiedlicher<br />
Bewegung in<br />
den Alltag einzubauen: 80<br />
Prozent leichtes Ausdauertraining,<br />
20 Prozent höhere<br />
Belastung und dazu etwas<br />
Krafttraining.“ (Bewegungstipps<br />
von Dr. Robert Fritz<br />
finden Sie im Kasten auf der<br />
nächsten Seite!)<br />
DEM ÜBERGEWICHT ZU<br />
LEIBE RÜCKEN<br />
Grundlagenausdauertraining,<br />
wie der Sportmediziner<br />
es empfiehlt, rückt auch einer anderen Belastung<br />
des Immunsystems im wahrsten Sinne des<br />
Wortes zu Leibe: dem Übergewicht. Gerade starkes<br />
Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit)<br />
sind nicht nur die Ursache zahlreicher schwerwiegender<br />
Erkrankungen, sondern auch große Risikofaktoren<br />
für unsere Immunabwehr, denn die Proteine<br />
aus den Fettzellen stören die Wirkungsweise<br />
des Immunsystems und führen zu einem konstanten<br />
Zustand an Entzündungen im Körper. Grund<br />
genug, überflüssiges Gewicht loszuwerden.<br />
„Durch niedrig-intensives Ausdauertraining<br />
gelingt dies, denn es fördert den Fettstoffwechsel“,<br />
erläutert der Sportmediziner,<br />
BEWEGUNGSAPPARAT<br />
Zell Gelenkskomplex<br />
ZUR MILDERUNG<br />
VON GELENK-<br />
SCHMERZEN<br />
Zur Milderung von Gelenkschmerzen verschiedenen<br />
Ursprungs, wie schmerzhafte akute und chronische<br />
Erkrankungen des Bewegungsapparates.<br />
IMMUNSYSTEM<br />
MUSKELHEILSTOFFE<br />
DURCH KRAFTTRAINING<br />
„Lange Zeit dachte man, dass Krafttraining keinen<br />
Einfluss auf das Immunsystem hat. Studien<br />
belegen aber inzwischen das Gegenteil“, so Robert<br />
Fritz. „Bei Muskeltraining werden nämlich Myokine<br />
ausgeschüttet. Das sind Muskelenzyme, die<br />
uns insgesamt belastbarer machen.“ Diese Botenstoffe,<br />
die über die Blutbahn im Körper verteilt<br />
werden, erfüllen gleich mehrere Aufgaben: Sie<br />
stimulieren die Bildung neuer Abwehrzellen, wirken<br />
entzündungshemmend und spielen im Kampf<br />
gegen Tumorzellen eine wichtige Rolle, wie der<br />
Mediziner erklärt: „Studien belegen, dass regelmäßiges<br />
Krafttraining in Kombination mit Ausdauertraining<br />
die Wahrscheinlichkeit, an einem Tumor<br />
zu erkranken, um bis zu 50 Prozent senken kann.“<br />
Niedriges und hoch-intensives Ausdauer- und<br />
Muskeltraining bringt zudem den Blutkreislauf<br />
in Schwung. Die Kreislaufaktivierung mobilisiert<br />
wichtige Zellen und Botenstoffe des Immunsystems<br />
und sorgt dafür, dass diese sich über die Blutbahn<br />
rasch und effizient im Körper verteilen könder<br />
in seiner Praxis unter anderem individuelle<br />
Leistungsdiagnostiken erstellt, um festzustellen,<br />
bei welcher Herzfrequenz der Fettstoffwechsel<br />
am effektivsten trainiert wird. „Unsere Muskeln<br />
können zur benötigten Energiegewinnung auf<br />
zwei Quellen zurückgreifen: Kohlenhydrate und<br />
Fett. Wird binnen kurzer Zeit viel Energie benötigt,<br />
greift unser Körper auf die schnell verfügbaren<br />
Kohlenhydrate zurück. Durch regelmäßiges<br />
moderates Ausdauertraining bringe ich meiner<br />
Muskulatur jedoch bei, die Fettdepots als Energiequelle<br />
zu nutzen.“ So steigt nicht nur die körperliche<br />
Leistungsfähigkeit, gleichzeitig schmelzen<br />
auch die Kilos.<br />
DIE BESTE THERAPIE GEGEN STRESS<br />
Vermutlich kennen das viele: In Phasen von Dauerstress<br />
wird man schneller krank – und langsamer<br />
wieder gesund. „Während kurzzeitiger Stress unserem<br />
Körper nichts ausmacht und das Immunsystem<br />
sogar pushen kann, wirkt sich chronische<br />
Belastung durch Stress negativ auf unsere<br />
Immunabwehr aus“, bestätigt Fritz.<br />
Schuld daran ist das Stresshormon<br />
Cortisol. „Wir kennen seine<br />
Wirkung vom Medikament<br />
Cortison, dass auch eingesetzt<br />
wird, um das<br />
Immunsystem<br />
zu unterdrücken<br />
–<br />
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IMMUNSYSTEM<br />
10 TIPPS<br />
bei Transplantationen<br />
verrät Sportmediziner Dr. Robert Fritz,<br />
oder bei chronischen<br />
IMMUNSTARK DURCH<br />
wie man den inneren Schweinehund überlistet,<br />
Erkrankungen. Cortisol<br />
wirkt ähnlich und<br />
auf welche Art man Angenehmes mit Nützlichem<br />
führt dazu, dass die<br />
verbinden kann und warum Bewegung als fixer Termin<br />
Immunzellen im Blut<br />
im Kalender stehen sollte.<br />
sinken und die natürlichen<br />
Killerzellen weniger aktiv sind.“ Deshalb Sport mit Freude verbinden<br />
BEWEGUNG<br />
trägt auch ein stressreduzierter Alltag zu einem Wer eine Tätigkeit findet, die Freude bereitet,<br />
kräftigen Immunsystem bei. Die beste Therapie, übt diese gerne aus. Das gilt auch für Sport.<br />
um die gefährlichen Stresshormone abzubauen: „Wenn man eine Bewegungsart findet, die<br />
Regelmäßige Bewegung! „Stressreaktionen basieren<br />
wieder auf dem evolutionären Kampf-oder- auch das Nützliche mit dem Angenehmen<br />
Spaß macht, ist das optimal. Man kann aber<br />
Flucht-Modus, sie halten den Körper unter ständiger<br />
Anspannung. Durch regelmäßige moderate Training am Ergometer vor dem Fernseher<br />
verbinden und zum Beispiel das lockere<br />
körperliche Tätigkeit lernt der Körper, diese absolvieren, während man seine Lieblingsserie<br />
schaut“, rät der Sportmediziner.<br />
Anspannung loszulassen.“ Darum: Bewegung am<br />
besten auch nach einem stressigen Arbeitstag einplanen!<br />
Verbindlichkeiten schaffen<br />
Laut WHO benötigen Kinder doppelt so viel<br />
Bewegung wie Erwachsene – mindestens<br />
Kinder sollten für Bewegung<br />
eine Stunde pro Tag. „Wenn es gelingt, Kinder in<br />
begeistert werden. Am besten<br />
eine Vereinsstruktur einzubinden, hat dies gleich<br />
in den Alltag<br />
integrieren! So kann der<br />
mehrere Vorteile: Sie treffen auf Gleichgesinnte,<br />
Schweinehund schon in jungen Jahren<br />
schließen Freundschaften, lernen Teamgeist und haben<br />
sportliche Verbindlichkeiten, die sie nicht so leicht<br />
überlistet werden.<br />
verschieben wollen“, so Dr. Fritz.<br />
SCHLAF IST DIE BESTE MEDIZIN<br />
Wer diese Ratschläge beherzigt, trägt auch zu<br />
gesundem Schlaf bei – einem weiteren Baustein für<br />
eine starke Immunabwehr, denn: Wer ausreichend<br />
schläft, gibt dem Körper nicht nur die Möglichkeit,<br />
sich zu regenerieren, sondern unterstützt auch<br />
die Arbeit der T-Zellen, wie ein Forscherteam der<br />
Universität Lübeck jüngst belegte. Demnach zeigte<br />
sich, dass das Blut, das von schlafenden Probanden<br />
abgenommen wurde, eine wesentlich höhere<br />
Menge an aktivierten Integrinen enthielt, als das<br />
Blut der Kontrollgruppe mit Schlafentzug. T-Zellen<br />
benötigen diese Proteine, um spezifisch befallene<br />
Körperzellen zu kapern. Zudem unterstützt ausreichend<br />
Schlaf auch die psychische <strong>Gesund</strong>heit<br />
– und eine gute mentale Verfassung ist ebenfalls<br />
eine wichtige Basis für ein starkes Immunsystem.<br />
Neben sportlicher Betätigung, sorgen auch<br />
frische Luft und Tageslicht für einen mentalen<br />
Booster. „Letzteres unterstützt auch die Vitamin-<br />
D-Produktion. Das Vitamin, das für unsere Immunabwehr<br />
eine wichtige Rolle spielt, lässt sich nur<br />
schwer über die Nahrung aufnehmen und wird<br />
durch das Einwirken von Sonnenlicht auf die Haut<br />
hergestellt“, so Dr. Fritz. „Da in unseren Breitengraden<br />
die Strahlungsintensität der Sonne jedoch zu<br />
sehr absinkt, empfehle ich bei Vitamin-D-Mangel<br />
eine Substitution durch Tropfen oder Tabletten.“<br />
CLAUDIA SEBUNK n<br />
Wie Sie Ihr Immunsystem durch Vitamine,<br />
Nähr- und Mineralstoffe unterstützen können<br />
und wie Ernährung unsere Immunabwehr<br />
ganz generell beeinflusst,<br />
lesen Sie in der Dezember-Ausgabe von<br />
GESUND & LEBEN in Teil 3 unserer Serie!<br />
Zu zweit ist man weniger allein<br />
Den inneren Schweinehund kennen wir alle. Gerade im Herbst und Winter, wenn<br />
sich die Tage dunkel und kalt präsentieren, bellt er am lautesten. „Verabreden<br />
Sie sich am besten mit einer Freundin, einem Freund zum Sport“, rät der Experte.<br />
„Und tragen Sie sich die Termine im Kalender ein, so lässt sich der Schweinehund<br />
überlisten.“<br />
Für das Gefühl danach<br />
Oft ist gemütliches Kuscheln auf der Couch eine verlockendere Vorstellung, als<br />
noch sportlich aktiv zu werden. „Denken Sie dann verstärkt an das gute Gefühl,<br />
das nach Bewegung entsteht“, rät Dr. Fritz. „Wer abends sportelt, reduziert zudem<br />
den Stress des Arbeitstages und schläft im Anschluss viel besser.“ Das tut<br />
dem Immunsystem gleich dreifach gut.<br />
Individuelle Vorlieben<br />
Natürlich ist Bewegung in der frischen Luft ratsam, die Extraportion Sauerstoff –<br />
im besten Fall kombiniert mit Tageslicht – tut auch der Psyche gut und stärkt das<br />
Immunsystem damit gleich doppelt. „Wenn<br />
Sie aber im Herbst lieber drinnen bleiben, ist<br />
das auch in Ordnung“, beruhigt Fritz. Für Bewegung<br />
bietet sich dann sowohl das eigene<br />
Zuhause, als auch das Fitnesscenter an.<br />
Gemeinsam mit Freunden oder der Familie<br />
Bewegungseinheiten zu einem Fixpunkt zu<br />
machen, hilft, auf die täglichen 30 Minuten<br />
16 Sport zu kommen.<br />
30 Minuten Sport.<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/23<br />
In<br />
Abwechslung durch<br />
Muskeltraining<br />
Wer die gesunden Myokine<br />
aktivieren möchte<br />
– jene Botenstoffe, die<br />
durch Krafttraining entstehen<br />
– muss hingegen nicht unbedingt in die ‚Muckibude‘. „Wir<br />
können unsere Muskeln auch gut zu Hause trainieren – zum Beispiel<br />
durch Liegestütze oder Kniebeugen. Auch Fitnessprogramme wie die TV-Sendung<br />
‚Fit mit Philipp‘ bieten sich für alle Altersgruppen an“, so der Experte.<br />
Die einfachste Art der Bewegung<br />
Es gibt etwas, das wir alle täglich in unserem Alltag unterbringen – und das noch<br />
dazu völlig kostenlos verfügbar ist: „Gehen!“, erklärt Fritz. „Wer täglich 30 Minuten<br />
zügig geht, erhält schon alle Vorteile für seine <strong>Gesund</strong>heit.“ Diese Form des<br />
Sports ist auch für alle Einsteiger geeignet!<br />
Richtig gekleidet<br />
Für Sport an der frischen Luft ist der Zwiebellook angesagt – mehrere Schichten,<br />
die bei Bedarf an- und ausgezogen werden können. „Ich rate zu an der Haut<br />
anliegender, atmungsaktiver Funktionskleidung, die zu Beginn des Trainings verhindert,<br />
dass man zu schnell zu stark schwitzt sowie zu einer Windjacke, die man<br />
überziehen sollte, sobald es einen fröstelt.“<br />
Schnell ins Warme<br />
Für gemeinsamen Sport – zum Beispiel im Verein oder mit Freunden – gilt: nach<br />
der Belastung nicht zu lange draußen stehen bleiben. „Oft möchte man vielleicht<br />
noch plaudern, aber um das Infektionsrisiko zu reduzieren, sollte man rasch in<br />
trockene Kleidung wechseln und ins Warme.“<br />
Ruhe statt Bewegung<br />
Sport kann dem Immunsystem aber auch schaden – und zwar dann, wenn man<br />
erkrankt ist. „Eine einfache Regel ist: Bei Fieber niemals Sport. Hier braucht der<br />
Körper nur Ruhe“, betont Fritz. Auch bei Krankheitsgefühl wie Gliederschmerzen<br />
gilt es, auf Bewegung zu verzichten. „Habe ich aber nur eine laufende Nase und<br />
fühle mich sonst gut, ist niedrig-invasives Training kein Problem.“<br />
n<br />
FOTOS: ISTOCK__ OZGURCANKAYA_ SERGEY NAZAROV_ PITCHWAYZ<br />
n KOLUMNE<br />
PHARMIG-Präsident<br />
Mag. Ingo Raimon<br />
LIEBE LESERINNEN<br />
UND LESER!<br />
Im Krankheitsfall medizinisch versorgt<br />
zu werden, ist für viele von uns<br />
selbstverständlich. Bei Arzneimitteln,<br />
die auf Basis von menschlichem Blutplasma<br />
hergestellt werden, ist es leider<br />
anders. Erkrankte, die damit behandelt<br />
werden, sind darauf angewiesen, dass<br />
ihre Mitmenschen zur Plasmaspende<br />
gehen – Sie, ich, wir alle.<br />
Es sind immerhin bis zu 60.000 Menschen<br />
in Österreich, die im Schnitt<br />
pro Jahr eine Behandlung mit einem<br />
Plasmaprodukt erhalten. Die Versorgung<br />
dieser Menschen wird dadurch<br />
verschärft, dass Plasma nicht künstlich<br />
hergestellt werden kann und immer<br />
weniger gespendet wird. Noch dazu<br />
ist das Spendenaufkommen seit der<br />
Pandemie um ein Drittel zurückgegangen.<br />
So steigt die Gefahr, dass zu<br />
wenig Blutplasma für die Herstellung<br />
dringend benötigter Arzneimittel<br />
bereitsteht.<br />
Plasmaprodukte sind überlebenswichtig,<br />
gehören sie doch zum<br />
Standardinventar in Krankenhäusern,<br />
Unfallkliniken und Intensivstationen.<br />
Außerdem kommen sie im Rahmen<br />
von modernen Therapien zur Behandlung<br />
von Krebs, Immunerkrankungen<br />
und anderen Krankheitsgebieten<br />
zum Einsatz. Wird weiterhin zu wenig<br />
Plasma gespendet, ist ein Mangel bei<br />
diesen Präparaten zu befürchten.<br />
Die Zeit drängt. Blutplasma zu einem<br />
einsatzfähigen Präparat zu verarbeiten,<br />
kann trotz fortschrittlicher Technik<br />
bis zu einem Jahr dauern. Diese lange<br />
Vorlaufzeit macht kontinuierliches<br />
Spenden umso wichtiger – und ist in<br />
Österreich bundesweit in vielen<br />
Spendezentren möglich.<br />
Eine Initiative der<br />
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Herbstliches<br />
KULINARIUM<br />
GESUND & LEBEN hat das ABC der herbstlichen<br />
Genüsse – von Apfel bis Zwetschke.<br />
n ÄPFEL sind nährstoffreich und<br />
enthalten Vitamin C, E und sekundäre<br />
Pflanzenstoffe, die sich vorwiegend<br />
in der Schale befinden. Positiv für die<br />
Verdauung können zudem die enthaltenen<br />
Ballaststoffe wie Pektin und<br />
Zellulose wirken. Die Schale ist reich<br />
an Eisen, Magnesium und bioaktiven<br />
Substanzen. Selbst das Kerngehäuse<br />
ist wertvoll – es enthält Jod.<br />
n KÜRBIS leistet dank vieler<br />
Nährstoffe (Kalium, Beta-Carotin,<br />
Vitamin A), einem Wassergehalt<br />
von 92 Prozent und nur 29<br />
kcal/100 g einen wichtigen Beitrag<br />
zu einer ausgewogenen Ernährung.<br />
Das aus Kernen hergestellte Kürbiskernöl<br />
schmeckt nussig-herb<br />
und enthält hochwertige Omega-3-<br />
und Omega-6-Fettsäuren.<br />
Äpfel, Kürbisse, Rüben,<br />
Zwetschken: Der Herbst<br />
hält eine Fülle an<br />
Köstlichkeiten bereit,<br />
aus denen sich allerlei<br />
Schmankerl zaubern<br />
lassen. GESUND &<br />
LEBEN ließ sich in einem<br />
niederösterreichischen<br />
Gasthaus traditionellherbstlich<br />
bekochen.<br />
SO<br />
SCHMECKT<br />
DER HERBST!<br />
n BIRNEN enthalten wertvolle<br />
Kiesel- und Phosphorsäuren, die die<br />
Nerven und Konzentration stärken.<br />
Wegen des relativ geringen Säureanteils<br />
sind Birnen leicht verträglich.<br />
Birnen enthalten besonders viele<br />
Ballaststoffe (ungeschält), die lange<br />
satt machen. Diese Stoffe kurbeln<br />
die Verdauung an und wirken positiv<br />
auf den Cholesterinspiegel.<br />
n ERDÄPFEL haben einen hohen<br />
Gehalt an Vitamin C, das unser<br />
Immunsystem stärkt. Darüber hinaus<br />
enthalten sie hochwertiges Eiweiß,<br />
das essenzielle Aminosäuren liefert,<br />
die unserem Körper mit der Nahrung<br />
zugeführt werden müssen. Die<br />
enthaltenen Ballaststoffe kurbeln die<br />
Verdauung an.<br />
n HOLLERBEEREN sind ein<br />
gesundes Kraftpaket, wenn man sie<br />
richtig behandelt. Holler gilt als blutreinigend,<br />
entzündungshemmend,<br />
harntreibend, krampf- und schleimlösend<br />
und schweißtreibend und<br />
wird zum Stärken des Immunsystems<br />
eingesetzt. Holunderbeeren dürfen<br />
übrigens nicht roh gegessen werden,<br />
da sie im Rohzustand giftig sind.<br />
n KREN hat mehr Vitamin C als<br />
Zitronen, enthält hochwertige<br />
Antioxidantien und schmeckt wegen<br />
seiner Schärfe zum Weinen gut. Die<br />
hohe Konzentration an ätherischen<br />
Senfölen und seine zum Teil antibiotisch<br />
wirkenden Stoffe machten den<br />
Meerrettich zu einer weitverbreiteten<br />
Heil- und Gewürzpflanze. Seine Vitamine<br />
und ätherischen Öle mit dem<br />
Wirkstoff Sinigrin (Glykosid) haben<br />
antibiotische Wirkung und machen<br />
ihn zu einem Vorbeugemittel gegen<br />
Erkältungen.<br />
n MARONI enthalten Vitamine<br />
der B-Gruppe, Vitamin C, Vitamin E<br />
und Mineralstoffe wie Kalium und<br />
Magnesium. Wertvoll macht sie<br />
auch der hohe Anteil an Linolsäure,<br />
einer Omega-3-Fettsäure. Mit zwei<br />
Prozent Fett sind sie eine leichte<br />
Zwischenmahlzeit. Der typisch süßliche<br />
Geschmack kommt durch den<br />
hohen Stärkeanteil (Kohlenhydrate)<br />
der Früchte zustande.<br />
n ROTE RÜBEN besitzen einen<br />
hohen Nährwert und liefern wegen<br />
ihres großen Wasseranteils nur<br />
wenig Kalorien. Sie sind reich an<br />
Kalium, Magnesium, Eisen und<br />
Phosphor, B-Vitaminen, Folsäure<br />
und Vitamin C. Die Inhaltsstoffe der<br />
Roten Rübe stärken das Immunsystem,<br />
was besonders in der Erkältungszeit<br />
eine Rolle spielt.<br />
n SELLERIE ist reich an den Mineralstoffen<br />
Kalium, Eisen, Kalzium<br />
und Phosphor und enthält wertvolle<br />
Vitamine (Carotin, Vitamin K, Vitamin<br />
E). Am höchsten ist der Mineralstoffund<br />
Vitamingehalt in den frischen<br />
Blättern des Stangenselleries. Durch<br />
seinen großen Ballaststoffanteil<br />
kann Sellerie das Hungergefühl<br />
dämpfen und ein Sättigungsgefühl<br />
vermitteln.<br />
n ZWETSCHKEN enthalten als<br />
aromatische Herbstboten verschiedene<br />
Vitamine und Mineralstoffe<br />
wie B-Vitamine, Kalium, Eisen und<br />
insbesondere Zink. Sorbit und der<br />
lösliche Ballaststoff Pektin wirken<br />
verdauungsfördernd. Der kräftig<br />
blaue Farbstoff der Zwetschke<br />
zählt zu den Flavonoiden und hat<br />
positive Effekte auf den Körper (z. B.<br />
antioxidativ).<br />
FOTO: BARBARA NIDETZKY<br />
18 GESUND & LEBEN <strong>11</strong> /23<br />
19
20<br />
GENUSS<br />
Es ist Herbst. Die Bäume erstrahlen in<br />
prächtigen Gelb-, Orange- und Rottönen.<br />
Scheint dann die Sonne in die<br />
bunt gefärbte Blätterpracht, entfaltet<br />
sich ein goldenes Schauspiel. Die<br />
Natur hat nun einiges zu bieten und<br />
beschenkt uns mit köstlich gereiftem Obst und<br />
Gemüse. Äpfel, Kürbisse, Rüben, Zwetschken:<br />
Sogar die <strong>Leben</strong>smittel stimmen sich auf die goldene<br />
Jahreszeit ein und zeigen sich in leuchtenden<br />
Herbstfarben. Das ergibt eine bunte und abwechslungsreiche<br />
Küche mit allerlei Schmankerl.<br />
GESUND & LEBEN holt sich Anregungen im Gasthaus<br />
am Stickelberg in Hollenthon, einem kleinen<br />
Ort auf 633 Metern Seehöhe im Herzen der Buckligen<br />
Welt, Niederösterreich. Das Wirtshaus liegt<br />
an einem ruhigen und beschaulichen Platzerl, „in<br />
der schönsten Sackgasse der Welt“, sagt Wirtin Barbara<br />
Gansauge-Oberger. Vor etwa zwanzig Jahren<br />
hat sie mit ihrem Mann Andreas den heimischen<br />
Betrieb übernommen. Die kulinarische Tradition<br />
reicht viele Generationen zurück, das Wirtshaus<br />
ist mittlerweile seit über hundert Jahren in Familienbesitz.<br />
„Wir sind ein Familienbetrieb mit Tradition;<br />
mein Urgroßvater hat das Haus im Jahr 1905<br />
gekauft. Jede Generation hat dem Betrieb ihren<br />
eigenen Stempel aufgedrückt“, sagt Barbara. Tradition<br />
hat auch das Bekenntnis zu höchster Qualität,<br />
naturbelassenen Produkten aus der Region und<br />
ehrlicher Gastfreundschaft.<br />
TRADITIONELL GEKOCHT<br />
Fisch, Fleisch, Gemüse, Milch, Mehl, Eier und<br />
sogar die Nudeln: Die Zutaten zu den frisch zubereiteten<br />
Speisen kommen von Bauern und Lieferanten<br />
aus der Umgebung. Dass seit Jahren nur<br />
mit regionalen und saisonalen Zutaten gekocht<br />
Barbara und<br />
Andreas<br />
Gansauge-<br />
Oberger führen<br />
das Wirtshaus<br />
am Stickelberg<br />
(NÖ) in vierter<br />
Generation.<br />
wird, will das Wirtspaar nicht extra hervorheben,<br />
denn „das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit<br />
sein.“ Die wichtigste Zutat ist freilich die<br />
Liebe zum Detail, sagt Barbara Gansauge-Oberger:<br />
„Diese Liebe soll man spüren, wenn man Gast<br />
in unserem Wirtshaus ist. Und man soll sie schmecken,<br />
wenn man unsere Speisen genießt.“ Für den<br />
Geschmack ist ihr Mann Andreas zuständig. Der<br />
gebürtige Steirer hat seine Kochlehre in Kitzbühel<br />
absolviert und danach einige Jahre in Wengen<br />
und Zell am See gearbeitet. Auch weiter weg hat er<br />
gekocht, etwa in Südafrika, Israel oder auf der britischen<br />
Jersey-Insel. Einflüsse aus diesen fernen<br />
Küchen findet man im Wirtshaus am Stickelberg<br />
nicht, sagt Andreas: „Bei uns steht traditionelle<br />
Küche im Vordergrund. Manche Rezepte habe<br />
ich von meiner Schwiegermutter übernommen,<br />
die sie wiederum von ihrer Mutter übernommen<br />
hat.“ Zu den Wirtshausklassikern gesellen sich je<br />
nach Saison abwechselnde Speisen. Für GESUND<br />
& LEBEN kreiert Andreas Gansauge-Oberger ein<br />
dreigängiges Menü aus den besten Zutaten, die<br />
der Herbst zu bieten hat: Äpfel, Maroni, Erdäpfel,<br />
Zwetschken – köstlich und farbenfroh. Als Vorspeise<br />
bereitet er eine Maroni-Sturm-Schaumsuppe<br />
mit Apfel-Specktascherl zu, danach zweierlei<br />
Welsfilet mit Erdäpfel-Kürbis-Püree und als<br />
süßen Abschluss ein feines Herbstgläschen mit<br />
marinierten Zwetschken. Probieren Sie es aus: Die<br />
herzhaft raffinierten Speisen bringen die goldene<br />
Herbststimmung perfekt auf den Tisch.<br />
KARIN SCHRAMMEL n<br />
Wirtshaus<br />
am Stickelberg<br />
Familie<br />
Gansauge-Oberger<br />
Stickelberg 19<br />
2812 Hollenthon<br />
Tel.: 02645/2213<br />
www.stickelberg.at<br />
FOTOS: BARBARA NIDETZKY<br />
✁<br />
✁<br />
FOTOS: BARBARA NIDETZKY, ISTOCK_HELOVI, _MAI HO, _OLESIA BEKH<br />
n 1 Zwiebel<br />
n 1 Apfel<br />
n 100 g gekochte Maroni<br />
n ¼ Liter roter Sturm<br />
n ¾ Liter Rindsuppe<br />
n 1⁄8 Liter Schlagobers<br />
Apfel-Specktascherl:<br />
n Blätterteig<br />
n 1 Apfel<br />
n ½ Zwiebel<br />
n 50 g Speck<br />
n Kräuter nach Belieben<br />
n etwas Obers zum Ablöschen<br />
n 8 x 80 g Welfsfilet<br />
(1 Portion gebacken,<br />
1 Portion gebraten)<br />
Für die Panade:<br />
n Mehl<br />
n Ei<br />
n Brösel<br />
n Cornflakes<br />
n Öl zum Braten<br />
Zutaten für<br />
4 Personen<br />
Topfencreme:<br />
n 250 g Topfen<br />
n 1 Blatt Gelatine<br />
n 2 EL Staubzucker<br />
n 1 EL Vanillezucker<br />
n 200 ml Obers<br />
Marinierte Zwetschken:<br />
n 8 Zwetschken<br />
n 80 g Zucker<br />
n Rotwein zum Ablöschen<br />
(alternativ: Apfelsaft)<br />
Zutaten für<br />
4 Personen<br />
Zutaten für<br />
4 Personen<br />
Püree:<br />
n 1 kg Erdäpfel (mehlig)<br />
n 200 g Stangenkürbis<br />
n ¼ Liter Milch<br />
n 30 g Butter<br />
n Salz<br />
n Pfeffer<br />
n Muskat<br />
n 200 g Zuckererbsenschoten<br />
REGIONALE<br />
Rezepte<br />
REGIONALE<br />
Rezepte<br />
REGIONALE<br />
Rezepte<br />
n MARONI-STURM-SCHAUMSUPPE<br />
n ZWEIERLEI WELS MIT PÜREE<br />
n HERBSTGLÄSCHEN
✁<br />
REGIONALE<br />
Rezepte<br />
n MARONI-STURM-SCHAUMSUPPE MIT APFEL-SPECKTASCHERL<br />
Zubereitung: Zwiebel und Äpfel<br />
schälen und klein schneiden. Mit<br />
Maroni in Öl anschwitzen, mit rotem<br />
Sturm ablöschen, mit Rindsuppe<br />
und Schlagobers aufgießen. Mit Salz<br />
und Pfeffer würzen, zirka 45 Minuten<br />
köcheln lassen. Mixen und passieren.<br />
Für die Apfel-Specktascherl Zwiebel<br />
und Äpfel schälen und klein schneiden.<br />
Mit Speck in Öl anschwitzen.<br />
Kräuter dazugeben und mit Obers<br />
ablöschen. Auskühlen lassen. Den<br />
Blätterteig in quadratische Stücke<br />
schneiden, etwas Fülle in die Mitte<br />
platzieren, Tascherl formen und im<br />
heißen Öl ausbacken. Gemeinsam<br />
mit der Suppe servieren. n<br />
Die Rezeptseite entlang der<br />
strichlierten Linien ausschneiden.<br />
Sie haben nun drei Karten!<br />
Karte in der Mitte<br />
falten …<br />
REZEPTKARTEN<br />
DER NEUE SAMMELSPASS: REZEPTKARTEN ZUM AUSSCHNEIDEN UND GENIESSEN!<br />
✁<br />
1<br />
2<br />
3<br />
… und fertig! Die Zutaten<br />
sind auf der Rückseite, die<br />
Zubereitung im Inneren.<br />
REGIONALE<br />
Rezepte<br />
n ZWEIERLEI WELS „GUT DORNAU“ MIT ERDÄPFEL-KÜRBIS-PÜREE<br />
Zubereitung: Die Welsfilets mit Salz, Pfeffer<br />
und Zitrone würzen. Vier Filets panieren<br />
und in etwas Öl ausbacken, die anderen<br />
vier Filets in Öl braten. Die Erbsenschoten<br />
in Salzwasser kochen. Für das Püree den<br />
Kürbis in Stücke schneiden, mit etwas<br />
Wasser und Milch weich dünsten und mixen.<br />
Mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen.<br />
Gekochte, passierte Erdäpfel mit der Kürbismasse<br />
vermengen und glatt rühren. Mit<br />
dem Fisch und den Zuckererbsenschoten<br />
anrichten. Mahlzeit!<br />
n<br />
Praktisch: Auf der Vorderseite<br />
finden Sie unser<br />
neues Farbleitsystem.<br />
n VORSPEISE<br />
Rezepte zum Sammeln. Ab sofort finden Sie in jeder Ausgabe<br />
von GESUND & LEBEN drei Rezeptkarten zum Sammeln.<br />
Auf der Vorderseite sehen Sie auf einen Blick die Speise als Foto –<br />
und ob es sich um eine Vor-, Haupt- oder Nachspeise handelt.<br />
n HAUPTSPEISE<br />
n DESSERT<br />
Auf der Rückseite gibt es die Zutatenliste mit praktischen Zusatztipps.<br />
Auf der Innenseite ist die Schritt-für-Schritt-Anleitung abgedruckt.<br />
So gelingt jedes Gericht mühelos – und schmeckt fantastisch.<br />
GESUND & LEBEN wünscht gutes Gelingen!<br />
REGIONALE<br />
Rezepte<br />
n HERBSTGLÄSCHEN<br />
Zubereitung: Topfen<br />
mit Staubzucker und<br />
Vanillezucker glattrühren.<br />
Eingeweichte, aufgelöste<br />
Gelatine beimengen.<br />
Obers schlagen und unterheben.<br />
Zwetschken in<br />
kleine Würfel schneiden.<br />
Zucker im Topf karamellisieren,<br />
mit Rotwein<br />
ablöschen und weichdünsten.<br />
Kalt stellen und<br />
anschließend in Gläschen<br />
abfüllen.<br />
n<br />
22<br />
FOTOS: BARBARA NIDETZKY<br />
✁<br />
©AdobeStock/Krakenimages<br />
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Nächster<br />
Infotag:<br />
29.<strong>11</strong>.<strong>2023</strong>,<br />
16 Uhr
BLUTDRUCK<br />
BLUTDRUCK<br />
SENKEN,aber<br />
natürlich<br />
Unablässig pumpt das Herz Blut durch<br />
unsere Gefäße. Der Blutkreislauf versorgt<br />
die Organe und alle Zellen des<br />
Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen.<br />
Der Blutdruck beschreibt den<br />
Druck, der dabei auf die Gefäßwände<br />
ausgeübt wird. Für ein langes und gesundes<br />
<strong>Leben</strong> ist ein normaler Blutdruck essenziell. Die<br />
Erkrankungszahlen lassen jedoch aufhorchen:<br />
Schätzungen zufolge leidet rund ein Viertel der<br />
Österreicherinnen und Österreicher unter einem<br />
zu hohen Blutdruck. Die Folgen können fatal sein:<br />
Bluthochdruck ist einer der Hauptrisikofaktoren<br />
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall<br />
und Herzinfarkt. Kardiovaskuläre Erkrankungen<br />
sind die Todesursache Nummer 1. Rund ein<br />
Drittel aller weltweiten Todesfälle sind auf Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen. In erster<br />
Linie werden diese durch Fettablagerungen,<br />
die eine krankhafte Verengung der Gefäße (Arteriosklerose)<br />
bewirken, hervorgerufen.<br />
RISIKOFAKTOREN IM AUGE BEHALTEN<br />
Eine diesen August in der renommierten medizinischen<br />
Fachzeitschrift „New England Journal of<br />
Medicine“ veröffentlichte Studie kommt zu dem<br />
Schluss, dass über fünfzig Prozent aller Schlaganfälle<br />
und Herzinfarkte vermeidbar wären. Die<br />
groß angelegte Studie des „Global Cardiovascular<br />
Risk Consortium“ wertete die Daten von 1,5 Millionen<br />
Menschen aus 34 Ländern aus. Das Forschungsteam<br />
führt mehr als die Hälfte der weltweiten<br />
kardiovaskulären Erkrankungen auf die<br />
klassischen Risikofaktoren zurück: Übergewicht,<br />
Diabetes mellitus, Rauchen, erhöhte Cholesterinwerte<br />
– und eben Bluthochdruck. Laut Studie<br />
sind die Risikofaktoren global unterschiedlich<br />
verteilt: Während in Lateinamerika Übergewicht<br />
und Rauchen dominant sind, wurden in Europa<br />
häufiger erhöhte Cholesterinwerte und Bluthochdruck<br />
gefunden. Zudem steigt mit der<br />
Höhe der Cholesterin- und Blutdruckwerte die<br />
Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Ein erhöhter<br />
systolischer Blutdruck erklärte den größten<br />
Teil des kardiovaskulären Risikos“, betonte die<br />
Studienautorin Dr. Christina Magnussen. „Wir<br />
sollten besonderes Augenmerk auf die Therapie<br />
von Patientinnen und Patienten mit<br />
erhöhtem Blutdruck legen, um kardiovaskuläre<br />
Erkrankungen so weit wie möglich<br />
zu vermeiden.“<br />
JÄHRLICH ZUR KONTROLLE<br />
Wer seinen eigenen Blutdruck kennt, kann sein<br />
Risiko besser einschätzen. Dem Blutdruck werde<br />
oft zu wenig Bedeutung beigemessen, erklärt Dr.<br />
Philipp Vyhnanek, Facharzt für Innere Medizin<br />
und Kardiologie im Universitätsklinikum<br />
St. Pölten: „Der Blutdruck liegt häufig nicht im<br />
Fokus. Bluthochdruck wird anfangs nicht gespürt<br />
und verursacht kaum Beschwerden. Bleibt er<br />
langfristig unbehandelt, kann das zu schweren<br />
Organschäden führen. Herzinfarkt, Schlaganfall,<br />
Herzinsuffizienz oder Nierenschäden sind nur<br />
ein paar mögliche Folgen. Erhöhten Blutdruck<br />
muss man ernst nehmen.“ Machen sich Symptome<br />
wie Schwindel, starkes Herzklopfen, Druck<br />
im Kopf, Kopfschmerzen, Ohrensausen, häufiges<br />
Nasenbluten, Sehstörungen oder Kurzatmigkeit<br />
bemerkbar, ist ein Arztbesuch dringend anzuraten.<br />
„Jeder sollte seinen Blutdruck kennen“, sagt<br />
Vyhnanek. Der Internist empfiehlt Erwachsenen,<br />
den Blutdruck mindestens einmal im Jahr ärztlich<br />
kontrollieren zu lassen. Gemessen wird er in der<br />
FOTOS: ISTOCK_NIK01AY; BEIGESTELLT<br />
Hoher Blutdruck verursacht<br />
keine Beschwerden, erhöht<br />
aber das Risiko für schwere<br />
Folgeerkrankungen. Neben<br />
Medikamenten lässt sich<br />
Bluthochdruck oft auch<br />
auf natürliche Weise senken.<br />
GESUND & LEBEN zeigt<br />
die besten Methoden.<br />
Dr. Philipp Vyhnanek, Facharzt für<br />
Innere Medizin und Kardiologie<br />
im Universitätsklinikum St. Pölten<br />
„LEBENSSTIL IN<br />
DIE BEHANDLUNG<br />
EINBEZIEHEN“<br />
GESUND & LEBEN im Gespräch mit Dr. Philipp Vyhnanek,<br />
Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie im Universitätsklinikum<br />
St. Pölten über Bluthochdruck – und warum<br />
übermäßiger Koffeingenuss gefährlich sein kann …<br />
Welche Ursachen hat Hypertonie?<br />
Erhöhter Blutdruck kann auf viele Faktoren zurückzuführen<br />
sein. Auch die genetische Veranlagung spielt<br />
eine Rolle. Grundsätzlich wird zwischen primären und<br />
sekundären Formen unterschieden. Primäre Hypertonie<br />
wird durch Faktoren wie Übergewicht, Alter, Rauchen,<br />
einen <strong>Leben</strong>sstil mit mangelnder Bewegung sowie durch<br />
erhöhten Salz-, Alkohol- oder Koffeinkonsum verursacht.<br />
Die sekundären Formen entstehen unter anderem<br />
durch hormonelle Dysbalancen und als Folge anderer<br />
Erkrankungen. Der Blutdruck steigt langsam mit zunehmendem<br />
Alter an, weil sich die Elastizität der Gefäße<br />
verringert. Zudem kann bei Frauen nach der Menopause<br />
durch die veränderte hormonelle Situation erhöhter<br />
Blutdruck auftreten.<br />
Wann ist der Blutdruck zu hoch und<br />
sollte ärztlich behandelt werden?<br />
Eine optimale Behandlung setzt auch immer voraus, dass<br />
der <strong>Leben</strong>sstil erfragt und in die Behandlung einbezogen<br />
wird. Ab Werten von mehr als 140 mmHg systolisch und<br />
90 mmHg diastolisch sollte eine Behandlung erfolgen.<br />
Dies kann auch eine nicht medikamentöse Maßnahme<br />
wie eine Gewichtsreduktion oder das Weglassen von<br />
exzessivem Koffeinkonsum sein. Ein optimaler Behandlungsplan<br />
sollte mit dem Patienten bzw. der Patientin gemeinsam<br />
erarbeitet werden. n<br />
Einheit Millimeter-Quecksilbersäule (mmHg).<br />
Aufgrund der Pumpwirkung des Herzens,<br />
das sich wie ein Blasebalg zusammenzieht<br />
und wieder erschlafft, werden der obere<br />
(systolische) und untere (diastolische)<br />
Messwert unterschieden. Der obere<br />
systolische Blutdruckwert bezeichnet<br />
den Druck, mit dem das Herz das Blut<br />
nach dem Zusammenziehen in die<br />
Arterien pumpt. Entspannt sich das<br />
Herz wieder und füllt sich mit Blut<br />
aus den Venen, sinkt der Blutdruck<br />
auf den unteren diastolischen Wert.<br />
SELBST AKTIV WERDEN<br />
Für den Blutdruck ist charakteristisch,<br />
dass er Schwankungen unterliegt. Aufregung<br />
24<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong> /23<br />
25
BLUTDRUCK<br />
RUNTER MIT<br />
DEM DRUCK!<br />
Wer seinen Blutdruck ganz natürlich senken will, sollte sich<br />
folgende fünf GESUND & LEBEN-Tipps zu Herzen nehmen.<br />
1. SPORTLICHE AKTIVITÄT<br />
Regelmäßige körperliche Bewegung kräftigt die Muskulatur, hebt die Stimmung und<br />
verbessert die Blutfette. Das gute HDL-Cholesterin steigt an und die schädlichen<br />
Fette sinken. Zur Blutdrucksenkung wird als Mindestmaß empfohlen, an fünf Tagen<br />
pro Woche jeweils 30 Minuten körperlich aktiv zu sein. Bei Blutdruckwerten in<br />
Ruhe über 180 mmHg systolisch und 105 mmHg diastolisch mit dem Sport erst<br />
nach einem ärztlichen Belastungs-EKG beginnen. In den ersten vier Wochen den<br />
Puls mit einem Pulsmesser kontrollieren, um die richtige Belastung festzustellen.<br />
Geeignete Bewegungsarten sind Spazierengehen, Walking, Ergometertraining,<br />
Schwimmen, Fahrradfahren und Jogging.<br />
Ungünstig: Fußball, Handball, Basketball, Volleyball oder Squash.<br />
2. ABNEHMEN<br />
Übergewicht erhöht den Blutdruck deutlich und bringt weitere <strong>Gesund</strong>heitsrisiken<br />
wie Diabetes mellitus oder Gelenksschäden. Nachhaltigen Erfolg verspricht<br />
eine nicht zu schnelle Gewichtsabnahme (keine Radikaldiäten) durch<br />
eine Ernährungsumstellung und eine Steigerung der körperlichen Aktivität.<br />
Der Blutdruck sinkt mit jedem abgenommenen Kilo: Mit einem Kilo weniger<br />
kann eine Senkung des Blutdrucks um ca. 1 bis 2 mmHG erzielt werden. Im<br />
Vergleich zu fettarmen Diäten lässt sich eine stärkere Gewichtsabnahme durch<br />
Diäten mit geringem Kohlenhydratgehalt erreichen.<br />
3. BLUTDRUCKOPTIMIERT ESSEN<br />
Positiv wirkt sich die mediterrane Ernährung auf das Herz-Kreislauf-System aus.<br />
Empfohlen wird der Verzehr von viel Obst und Gemüse, wenig Fleisch, zwei bis<br />
drei Fischmahlzeiten pro Woche (fettreiche Fischsorten wie Hering, Lachs,<br />
Thunfisch, Makrelen und Sardinen sind reich an Omega-3- Fettsäuren, die<br />
schädliches LDL-Cholesterin senken), Salaten und Hülsenfrüchten sowie<br />
die Verwendung von wenig Salz mit einer Höchstmenge von fünf Gramm<br />
täglich. Statt Kochsalz stehen Alternativen wie Kräuter, Gewürze oder<br />
Diätsalze, die statt Natrium das für den Blutdruck unbedenkliche Kalium<br />
enthalten, zur Auswahl.<br />
Vorsicht: Salz versteckt sich auch in bestimmten Mineralwassersorten<br />
sowie verarbeiteten <strong>Leben</strong>smitteln wie Brot oder Fertiggerichten. Mit einer<br />
kochsalzgeminderten Kost tritt die blutdrucksenkende Wirkung nach etwa<br />
drei Wochen ein.<br />
4. SCHLUSS MIT RAUCHEN<br />
Zigarettenkonsum erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen um das Sechsfache.<br />
Nikotin hat eine gefäßverengende Wirkung, die den Blutdruck steigen lässt.<br />
Der Verzicht auf den Glimmstängel hat eine unmittelbare Wirkung auf den Blutdruck.<br />
Schon zwanzig Minuten nach dem Rauchstopp sinkt der Blutdruck. Nach einem Tag<br />
ohne Zigaretten beginnt das Risiko für einen Herzinfarkt zu sinken.<br />
5. ENTSPANNEN<br />
Anspannung, Stress und Nervosität bringen den Organismus in Alarmbereitschaft<br />
und können zu einem Anstieg des Blutdrucks führen. Mit<br />
Entspannungsmethoden lassen sich innere Anspannung und Unruhe<br />
sowie der Blutdruck verbessern. Dazu zählen u. a. Meditation, die<br />
Technik der Bauchatmung (Zwerchfellatmung), Autogenes Training,<br />
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga oder Tai-Chi.<br />
FOTOS: ISTOCK_NIK01AY, _ALVAREZ, _IZIKMD, _LIUBOMYR<br />
VORONA, _SEZERYADIGAR, _FREDFROESE<br />
oder körperliche Belastungen lassen ihn in<br />
die Höhe schnellen. Auch die Jahreszeiten<br />
haben einen Einfluss: Bei vielen Menschen<br />
sinkt der Blutdruck im Sommer und steigt<br />
im Winter. Bei Personen mit Bluthochdruck<br />
sind Schwankungen allgemein stärker ausgeprägt.<br />
Der Blutdruckexperte Dr. Ramon<br />
Martinez empfiehlt in seinem Buch „Bluthochdruck<br />
selbst senken: Das erfolgreiche<br />
8-Schritte-Programm“, mehrere Selbstmessungen<br />
zu unterschiedlichen Zeiten<br />
vorzunehmen. Die gesammelten<br />
Werte dienen auch dem Arzt oder der<br />
Ärztin als gute Orientierung, um die<br />
Behandlung anzupassen. Allgemein<br />
gelten für Menschen unter 65 Jahren<br />
Blutdruckwerte von 120–130/70–79<br />
mmHg als ideal. Ab 65 Jahren sind<br />
Werte von 130–140/70–79 mmHG<br />
erstrebenswert. Expertinnen und<br />
Experten raten, schon im Jugendalter den<br />
Blutdruck zu kontrollieren. Das ist besonders<br />
sinnvoll, wenn Risikofaktoren wie eine<br />
Neigung zu Fettleibigkeit (Adipositas) oder<br />
n BUCHTIPP<br />
Dr. Ramon Martinez<br />
BLUTHOCHDRUCK<br />
SELBST SENKEN.<br />
DAS ERFOLGREICHE<br />
8-SCHRITTE-PROGRAMM.<br />
ALLES, WAS SIE WISSEN MÜSSEN<br />
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22,70 Euro<br />
eine erbliche Veranlagung – etwa wenn beide<br />
Elternteile Bluthochdruck haben – vorliegen.<br />
Selbst im hochnormalen Bereich (Messwerte<br />
zwischen 130–139/85–89 mmHg) könne<br />
das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
erhöht sein, sagt Vyhnanek: „Daten belegen,<br />
dass es schon bei diesen Blutdruckwerten zu<br />
einer Häufung von kardiovaskulären Ereignissen<br />
kommt. Eine Lifestylemodifikation<br />
durch mehr Bewegung, weniger Stress oder<br />
eine Gewichtsreduktion stellt einen guten<br />
ersten Schritt der Behandlung dar und sollte<br />
mit dem Arzt bzw. der Ärztin des Vertrauens<br />
besprochen werden.“ Wer rechtzeitig blutdrucksenkende<br />
Maßnahmen ergreift, kann<br />
das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen<br />
senken und dem altersbedingten Anstieg des<br />
Blutdrucks entgegenwirken. Wird der Blutdruck<br />
medikamentös behandelt, könne die<br />
Änderung des <strong>Leben</strong>sstils eine Verringerung<br />
der Medikamentendosis bewirken und im<br />
besten Fall das Absetzen der Medikamente<br />
ermöglichen, sagt Martinez.<br />
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FOTOS: ISTOCK_ ANILAKKUS; HARALD EISENBERGER<br />
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unsere <strong>Gesund</strong>heit diskutiert. Im<br />
Mittelpunkt dieser Methode steht die<br />
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Mineralstoffen, Spurenelementen und<br />
Fettsäuren zur Prävention und Therapie diverser<br />
Erkrankungen. Doch die Meinungen über Vitalstoffe<br />
gehen stark auseinander, weiß Dr. Christian<br />
Matthai, Vitalstoffmediziner, Endokrinologe und<br />
Gynäkologe in Wien: „Es gibt ebenso viele Studien,<br />
welche die Einzigartigkeit von Vitalstoffen<br />
unter Beweis stellen, wie Studien, die betonen,<br />
dass eine zusätzliche Einnahme von Mikronährstoffen<br />
wohl keinen gesundheitlichen Mehrwert<br />
bringt. Ein entscheidender Grund für diese Kontroverse<br />
liegt darin, dass viel zu selten gemessen<br />
wird, was unserem Körper fehlt und welche Nahrungsergänzungsmittel<br />
er tatsächlich benötigt.“<br />
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen<br />
die Kosten für die Untersuchung bestimmter<br />
Blutparameter wie Vitamin D, Vitamin B12 oder<br />
Folsäure. Analysen, die über diesen Rahmen hinausgehen,<br />
sind kostenpflichtig und werden daher<br />
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Vitalstoffmediziner, Endokrinologe und Gynäkologe,<br />
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„Es wird viel zu selten gemessen,<br />
was unserem Körper fehlt und<br />
welche Nahrungsergänzungsmittel<br />
er tatsächlich benötigt.“<br />
Wir sind füreinander da<br />
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Dr. Christian Matthai ist<br />
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der Körper optimal versorgt ist, meint Matthai:<br />
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sollten im Zuge einer Vitalstoffanalyse gemessen<br />
werden? Auch hier gilt: „Das ist von Person<br />
zu Person unterschiedlich. Um gute Medizin zu<br />
praktizieren, muss man deren Bedarf individualisieren.<br />
Dies geschieht durch eine gründliche<br />
Anamnese, bei der Symptome und Beschwerden<br />
der Patientinnen und Patienten erfasst werden.<br />
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Spendezentrum Seiersberg<br />
Shopping City Seiersberg, Haus 1, Ebene 3<br />
8055 Seiersberg-Pirka<br />
Tel. +43 (0)316 / 29 33 33<br />
Spendezentrum Leoben<br />
Leoben City Shopping, 1. Stock, Top 125<br />
Hauptplatz 19, 8700 Leoben<br />
Tel. +43 (0)3842 / 44 404<br />
Spendezentrum Oberwart<br />
EO Park, OG/3 (neben INTERSPORT)<br />
Europastraße 2, 7400 Oberwart<br />
Tel. +43 (0)3352 / 22 555<br />
NEU Spendezentrum Kittsee<br />
K2 Kittsee, Eisenstädter Straße 33<br />
2421 Kittsee<br />
Tel. +43 (0)2143 / 34 388
VITALSTOFFE<br />
Fast jeder Mensch<br />
entwickelt im Herbst und Winter<br />
einen Mangel an Vitman D. Zumindest<br />
wenn er keine Ergänzungen einnimmt.<br />
n BUCHTIPP<br />
DR. CHRISTIAN<br />
MATTHAI<br />
MEINE<br />
SPRECHSTUNDE.<br />
FÜR FRAUEN,<br />
DIE MITTEN IM LEBEN<br />
STEHEN<br />
In seinem Buch widmet<br />
sich Dr. Christian Matthai<br />
ganz dem Thema<br />
Frauengesundheit ab 40<br />
und plädiert dafür, dem<br />
neuen <strong>Leben</strong>sabschnitt<br />
gelassen entgegenzusehen.<br />
Denn schließlich<br />
sind der hormonelle<br />
Wechsel und das Älterwerden<br />
eine vollkommen<br />
normale Sache und<br />
keine Krankheit!<br />
Kneipp, 144 Seiten,<br />
26,– Euro<br />
Auf dieser Grundlage kann ein Blutbild dann Aufschluss<br />
über den genauen Vitalstoffbedarf geben“,<br />
sagt der Mediziner.<br />
WELCHE VITALSTOFFE FEHLEN<br />
AM HÄUFIGSTEN?<br />
Die Frage, ob grundsätzlich jeder Mensch Nahrungsergänzungsmittel<br />
einnehmen sollte, verneint<br />
Matthai: „Es gibt durchaus Personen, die es<br />
schaffen, ihren Bedarf allein durch eine ausgewogene<br />
Ernährung zu decken.“ Mit einer Ausnahme:<br />
Vitamin D. „Fast jeder Mensch entwickelt im<br />
Herbst und Winter einen Mangel, wenn er keine<br />
Ergänzungen einnimmt. Und auch im Sommer,<br />
wenn man die meiste Zeit des Tages nicht im<br />
Freien, sondern im Büro verbringt, werden die<br />
Vitamin-D-Depots oft nicht ausreichend aufgefüllt.“<br />
Daneben zählen Omega-3-Fettsäuren, Magnesium,<br />
Zink, Selen und die B-Vitamine zu den<br />
am häufigsten fehlenden Vitalstoffen. Und: „Oft<br />
wird ein Mangel am Coenzym Q10 übersehen.<br />
Dieses Antioxidans spielt nicht nur eine wichtige<br />
Rolle für unsere Herzgesundheit, sondern auch in<br />
den Mitochondrien, unseren Zellkraftwerken. Bei<br />
einem vorliegenden Q10-Mangel werden im Körper<br />
vermehrt freie Radikale gebildet.“<br />
Prinzipiell, so der Arzt, gibt es aber kaum eine<br />
Personengruppe, die keinen Bedarf an Vitalstoffen<br />
hat: „Jugendliche im Wachstum, ältere Personen,<br />
schwangere und stillende Frauen, kranke<br />
Menschen sowie Sportlerinnen und Sportler mit<br />
intensiver körperlicher Aktivität – sie alle weisen<br />
häufig unterschiedliche Mängel auf.“<br />
DIE RICHTIGE WAHL FÜR IHRE GESUNDHEIT<br />
Jedenfalls individuell abgestimmt werden sollte<br />
die Darreichungsform von Nahrungsergänzungsmitteln,<br />
sagt Matthai: „Vitalstoffinfusionen<br />
liegen seit einiger Zeit stark im Trend und werden<br />
in immer mehr Ordinationen angeboten.<br />
Tatsächlich rate ich aber oft davon ab, wenn ich<br />
der Meinung bin, dass sie nicht notwendig<br />
sind. Immerhin sind Infusionen auch<br />
um einiges teurer als die Einnahme von<br />
Vitalstoffen in Form von Kapseln.“ Sinn<br />
machen Infusionen hingegen bei akutem<br />
Bedarf: „Wenn Sie in der Früh mit Halsschmerzen<br />
und einer laufenden Nase aufwachen,<br />
aber wissen, dass Sie in wenigen<br />
Tagen ein wichtiges Ereignis haben, bei<br />
dem Sie fit sein möchten, wäre beispielsweise<br />
eine Vitamin-C-Infusion eine gute<br />
Option. Die Menge, die über den Darm aufgenommen<br />
werden kann, ist begrenzt, aber über die<br />
Infusion kann eine hochdosierte Menge des Vitamins<br />
direkt in Ihre Blutbahn verabreicht werden“,<br />
erklärt der Mediziner. Obwohl Vitamin-C- oder<br />
Zinkinfusionen die Entstehung einer Erkältung<br />
freilich nicht verhindern, haben Studien gezeigt,<br />
dass sie deren Dauer um ein paar Tage verkürzen<br />
können. Ein weiterer Grund, der für die Verabreichung<br />
von Vitalstoffinfusionen spricht, sind bestehende<br />
Verdauungsprobleme, erklärt Matthai:<br />
„In diesem Fall ist es sinnvoll, den Magen-Darm-<br />
Trakt mit einer Infusion zu umgehen und somit<br />
sicherzustellen, dass die benötigten Nährstoffe<br />
direkt in den Blutkreislauf gelangen.“ Infusionen<br />
werden auf den Bedarf jeder einzelnen Patientin<br />
bzw. jedes Patienten abgestimmt und enthalten<br />
manchmal spezielle Formen von Antioxidantien<br />
wie Glutathion, kombiniert mit Vitamin C, Zink,<br />
Selen und anderen Vitalstoffen. Darüber hinaus<br />
gibt es auch Vitamine, die mittels Injektion in den<br />
Muskel verabreicht werden können. Hierzu zählen<br />
beispielsweise Vitamin K, Magnesium, Calcium<br />
oder Kombinationen verschiedener B-Vitamine:<br />
„Vitamin B-Komplex-Injektionen eignen<br />
sich insbesondere für Menschen mit einer hohen<br />
Stressbelastung, Antriebslosigkeit oder unterstützend<br />
bei depressiven Verstimmungen. Gerade in<br />
solchen herausfordernden Situationen möchte<br />
man, dass es der Patientin oder dem Patienten<br />
so schnell wie möglich besser geht – daher ist es<br />
sinnvoller, eine höhere Dosis zu injizieren, als<br />
über einen längeren Zeitraum Kapseln zu verabreichen“,<br />
erklärt Matthai.<br />
Wer sein Immunsystem in der kalten Jahreszeit<br />
zusätzlich unterstützen will, sollte auf eine<br />
ausgewogene Ernährung, moderate Bewegung,<br />
Stressreduktion und ausreichend Schlaf achten,<br />
betont der Mediziner: „Stress und Schlafstörungen<br />
gehen immer mit einem erhöhten Cortisol-<br />
Spiegel einher. Cortisol ist ein Immunsuppressivum,<br />
welches die Aktivität des Immunsystems<br />
unterdrückt. Wenn man sich also zerreißt – egal<br />
ob beruflich oder privat – fährt das Immunsystem<br />
in den Keller und man muss davon ausgehen,<br />
dass man anfälliger für Infekte ist.“<br />
MICHAELA NEUBAUER n<br />
FOTOS: ISTOCK_VALERIY_G_ MICROSTOCKHUB<br />
WERBUNG FOTOS: SABINE KLIMPT, ISTOCK_BSD STUDIO_FILO<br />
Am 14. November, dem Geburtstag<br />
von Sir Frederick<br />
Priv.-Doz. DDr.<br />
Banting, der gemeinsam mit<br />
Philipp Saiko, Präsident,<br />
anderen Forschern 1921 das<br />
& Mag. pharm. Susanne<br />
lebenswichtige Insulin deckte, findet der Weltent-<br />
Ergott-Badawi, Vizepräsidentin<br />
Apothekerkammer Wien<br />
Diabetes-Tag statt.<br />
Dieser wurde 1991<br />
von der International Diabetes Federation (IDF) und der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) als weltweiter Aktionstag eingeführt, um auf die steigende<br />
Verbreitung von Diabetes aufmerksam zu machen. In Österreich<br />
sind laut Bundesministerium für Soziales, <strong>Gesund</strong>heit, Pflege und Konsumentenschutz<br />
sowie der Österreichischen Diabetes Gesellschaft etwa<br />
600.000 Personen von Diabetes mellitus betroffen. Vor allem bei Kindern<br />
und Jugendlichen steigt die Zahl der Diabetes-Erkrankungen bedenklich<br />
an. Unter dem Namen Diabetes werden allgemein zwei Krankheiten zu-<br />
sammengefasst, die ähnlich sind, aber ganz unterschiedliche Ursachen<br />
haben: der jugendliche Diabetes (auch: Typ I) und der Erwachsenen- beziehungsweise<br />
Altersdiabetes (Typ II). Beiden gemeinsam ist, dass der Körper<br />
nicht selbst ausreichend Insulin bilden kann, welches für den Zuckerabbau im<br />
Blut verantwortlich ist.<br />
INSULIN REGULIERT ZUCKER IM BLUT<br />
Zucker ist lebenswichtig für den Menschen. Er liefert uns und unserem Körper die<br />
nötige Energie. Üblicherweise werden Kohlenhydrate, die wir mit der Nahrung<br />
zu uns nehmen, bei der Verdauung in Zucker umgewandelt und über das Blut<br />
im ganzen Körper verteilt. Dabei sorgt das Hormon Insulin dafür, dass der<br />
Zucker von anderen Körperzellen aus dem Blut aufgenommen wird. Kann<br />
der Körper aber nicht ausreichend Insulin selbst erzeugen, verbleibt zu<br />
viel Zucker im Blut – es kann zu schweren Schäden an den Blutgefäßen,<br />
zu Nierenschäden, Blindheit, Herzinfarkt und Schlaganfall kommen.<br />
Beim Typ-I-Diabetes zerstört das Immunsystem die Insulin-produzierenden<br />
Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Früher führte diese Erkrankung<br />
oftmals zum Tod. Heute können die etwa 30.000 Typ-I-Diabetikerinnen<br />
und -Diabetiker in Österreich gut damit leben, indem sie sich das<br />
Insulin mit kleinen Injektionssystemen (z.B. Pen) selbst zuführen. Bei<br />
Typ-II-Diabetes reagieren die Zellen hingegen nicht mehr ausreichend<br />
auf Insulin. Typ-II-Diabetikerinnen und -diabetiker können meist lange mit<br />
Medikamenten behandelt werden, welche die Insulinempfindlichkeit der<br />
Zellen erhöhen oder die Insulinausschüttung steigern. Insulininjektionen<br />
sind erst in sehr fortgeschrittenem Stadium der Erkrankung notwendig.<br />
Zusätzlich helfen <strong>Leben</strong>sstiländerungen und eine Ernährungsumstellung<br />
oftmals dabei, die Krankheit zu kontrollieren, da diese unter anderem auch<br />
auf Übergewicht zurückzuführen ist.<br />
<br />
GESUND<br />
MIT IHRER<br />
WIENER APOTHEKE<br />
DIABETES:<br />
GUT<br />
EINGESTELLT<br />
DURCHS LEBEN<br />
n UNTERSTÜTZUNG DURCH<br />
IHRE APOTHEKE UMS ECK<br />
Diabetikerinnen und Diabetiker müssen ihren <strong>Leben</strong>sstil, ihre Ernährung<br />
und ihre Arzneimittel gut im Griff haben. Die Apothekerinnen und<br />
Apotheker Ihres Vertrauens können Sie nicht nur bei der Auswahl der<br />
nötigen Blutzuckermessgeräte und Insulin-Injektionssysteme unterstützen<br />
und Ihnen den richtigen Umgang damit erklären, sondern<br />
Ihnen auch Ratschläge zur <strong>Leben</strong>sführung und zur Vermeidung<br />
von Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln geben.<br />
Mit der richtigen Einstellung, medizinischer Betreuung<br />
und einer gesunden <strong>Leben</strong>sweise können<br />
Menschen mit Diabetes ein erfülltes und<br />
aktives <strong>Leben</strong> führen.<br />
30 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/23<br />
31
DIABETES UND CORONA<br />
Hilfe bei<br />
Polyneuropathie<br />
HiToP 191 PNP –<br />
Hochtontherapie<br />
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Schmerz, Taubheit<br />
wirkt direkt auf Nerven<br />
und Gewebe<br />
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und anderen Ursachen<br />
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WENN<br />
DIABETES<br />
CORONA<br />
Eine Corona-Infektion kann zahlreiche<br />
schwere gesundheitliche Folgen wie<br />
etwa eine Diabetes-Erkrankung nach<br />
sich ziehen. Darauf deuten zahlreiche<br />
Studienergebnisse eindeutig hin.<br />
AUF<br />
FOLGT<br />
Knapp vier Jahre sind vergangen,<br />
seit die ersten Corona-<br />
Fälle weltweit für Aufmerksamkeit<br />
sorgten. Doch<br />
auch wenn das Virus mittlerweile<br />
in milderer Form<br />
aufzutreten scheint als zu<br />
Beginn – der Verlauf und die Folgen einer<br />
Corona-Infektion sind nach wie vor nicht<br />
genau geklärt und stehen im Mittelpunkt<br />
der Forschung. Denn: Auch eine überstandene<br />
Infektion bedeutet für viele Menschen<br />
nicht das Ende von Krankheitssymptomen.<br />
Wissenschaftliche Studien belegen, dass<br />
eine Corona-Infektion nicht nur die Atemwegsorgane<br />
in Mitleidenschaft zieht, sondern<br />
zahlreiche weitere Schäden im Körper<br />
anrichten kann. Zusammengefasst werden<br />
diese unter dem Überbegriff „Long Covid“.<br />
Besonders in Bezug auf Diabetes scheint es<br />
Zusammenhänge zu geben.<br />
40 PROZENT ERHÖHTES RISIKO FÜR<br />
DIABETES-TYP-2<br />
So wies bereits im ersten Pandemie-Jahr<br />
eine großangelegte US-Studie der Saint-<br />
Louis-University darauf hin, dass ältere<br />
Menschen nach einer Corona-Infektion<br />
ein um 40 Prozent höheres Risiko tragen,<br />
an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Rund 90<br />
Prozent aller Diabetes-Betroffenen leiden<br />
an dieser Form der Zuckerkrankheit, die<br />
sich – häufig im Alter – schleichend entwickelt<br />
und zahlreiche Folgeerkrankungen<br />
32 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/23<br />
FOTOS: ISTOCK_FIRN_ BENIMAGE<br />
wie Augen- und Nervenschädigungen<br />
(bekannt als diabetische Neuropathie)<br />
nach sich ziehen kann. Aufgrund genetischer<br />
Veranlagung, Übergewicht und/<br />
oder mangelhafter Bewegung schafft<br />
dabei das körpereigene Insulin seine<br />
Aufgabe, Zucker aus dem Blut zur Energiegewinnung<br />
in die Zellen zu befördern,<br />
in immer geringerem Ausmaß. Die<br />
US-Studie gab nun klare erste Hinweise,<br />
dass auch eine Covid-19-Infektion Auslöser<br />
für das Neuauftreten der Erkrankung<br />
sein kann. Zum Ergebnis der um 40 Prozent<br />
höheren Erkrankungswahrscheinlichkeit<br />
kam das Forscherteam, in dem<br />
es die Versicherungsdaten von mehr als<br />
181.000 Personen ab 60, die zwischen<br />
1. März 2020 und 30. September 2021<br />
einen positiven Coronatest erhalten hatten,<br />
analysierte und diese mit zwei Kontrollgruppen<br />
verglich.<br />
STEIGENDES RISIKO DURCH<br />
SCHWEREN VERLAUF<br />
Zwei Jahre später stellten Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler der University<br />
of British Columbia in Kanada in<br />
ihrer Studie fest, dass der Zusammenhang<br />
nicht nur für Diabetes-Typ-2 auffallend<br />
war, sondern auch für den weitaus<br />
selteneren Typ-1, der meist schon in<br />
der Kindheit oder im Jugendalter auftritt<br />
und bei dem das körpereigene Immunsystem<br />
die insulinproduzierenden Zellen<br />
der Bauchspeicheldrüse zerstört.<br />
Das Forschungsteam analysierte dafür<br />
Daten von rund 630.000 Personen, die<br />
sich einem PCR-Test unterzogen hatten.<br />
Das Ergebnis fasst Studienleiter Naveed<br />
Janjua so zusammen: „Von 100 Diabetes-<br />
Fällen sind bis zu fünf Prozent auf eine<br />
Sars-CoV-2-Infektion zurückzuführen.“<br />
Männer und Frauen, die wegen Covid ins<br />
Krankenhaus eingeliefert werden mussten,<br />
trugen laut Studie das höchste Diabetes-Risiko.<br />
Bei Betroffenen ohne schweren<br />
Verlauf stieg das Risiko jedoch nur bei<br />
Männern signifikant an.<br />
ERHÖHTES RISIKO FÜR KLEINKINDER<br />
Beunruhigende Ergebnisse liefert auch<br />
eine der jüngsten Studien, in der die<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
der Technischen Universität<br />
Dresden den Zusammenhang zwischen<br />
Corona und Diabetes-Typ-1 bei Kindern<br />
untersuchten und dabei das Auftreten<br />
von Inselautoantikörpern in den Fokus<br />
rückten. Diese dienen als Biomarker für<br />
Diabetes-Typ-1, denn: Die Mehrheit der<br />
Kinder mit Inselautoantikörpern entwickelt<br />
im Verlauf von zehn Jahren diese<br />
Zuckerkrankheit. In der Studie wies rund<br />
ein Fünftel der untersuchten Kinder im<br />
Alter von vier bis 24 Monaten Corona-<br />
Antikörper auf. Zudem war in dieser<br />
Gruppe die prozentuale Häufigkeit der<br />
Kinder, die zusätzlich Inselautoantikörper<br />
entwickelt hatten, doppelt so hoch<br />
wie bei jenen ohne Corona-Infektion.<br />
„Der zeitliche Zusammenhang zwischen<br />
dem Auftreten von Inselautoantikörpern<br />
und der SARS-CoV-2-Infektion bei Kindern<br />
ist verblüffend“, so Forschungsgruppenleiter<br />
Prof. Ezio Bonifacio. Als eine<br />
mögliche Hypothese formulierte das Studienteam<br />
die Tatsache, dass das Corona-<br />
Virus auch an insulinbildende Zellen der<br />
Bauchspeicheldrüse andocken und diese<br />
zerstören kann.<br />
CORONA IST SYSTEMISCHE<br />
ERKRANKUNG<br />
Das haben auch Forscherinnen und Forscher<br />
der Uniklinik Ulm nachgewiesen.<br />
Die Studienautoren fanden heraus, dass<br />
bei gravierenden Verläufen von Covid-<br />
19-Erkankungen die insulinproduzierenden<br />
Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse<br />
infiziert werden. Für genauere Zusammenhänge<br />
und weitere Auswirkungen<br />
des Corona-Virus werden in den nächsten<br />
Jahren zahlreiche weitere Untersuchungen<br />
notwendig sein. Was jedoch<br />
schon feststeht, beschreibt Immunologe<br />
Prof. Ezio Bonifacio in einem Interview<br />
mit Ö1 so: „Bei Corona sprechen wir von<br />
einer systemischen und keiner reinen<br />
Atemwegserkrankung. Manche vergleichen<br />
Corona mit der Grippe, aber das<br />
stimmt nicht.“<br />
CLAUDIA SEBUNK n<br />
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Diabetes denken.<br />
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33
COVID-NEWS<br />
Sie ist da – jene Jahreszeit,<br />
in der die Nasen zu<br />
rinnen und die Hälse zu<br />
kratzen beginnen. Neben<br />
den typischen Herbstbegleitern wie<br />
Erkältungen und Grippe schlägt auch<br />
das Corona-Virus in der aktuellen Mutation<br />
Omikron XBB.1.5. wieder zu. Gerade für ältere Personen<br />
und Menschen mit Vorerkrankungen oder<br />
geschwächtem Immunsystem besteht die Gefahr<br />
eines schweren Krankheitsverlaufs, aber selbst bei<br />
jungen und bisher gesunden Menschen kann die<br />
Krankheit in ernsterem Ausmaß ausbrechen und<br />
schlimmstenfalls auch Folgeschäden nach sich<br />
ziehen. Neben Auswirkungen auf den Atemtrakt<br />
wie schweren Atembeschwerden oder Lungenentzündungen<br />
kann das Virus auch andere Organe<br />
und Zellen angreifen. So wurden bereits krankhafte<br />
Veränderungen der Leber, des zentralen Nervensystems,<br />
der Nieren, der Blutgefäße und des Herzens<br />
bis hin zur Entstehung von Stoffwechselstörungen<br />
wie Diabetes beobachtet (siehe dazu auch S. 28).<br />
NEUE IMPFKAMPAGNE<br />
Die gute Nachricht: Der neue Corona-Impfstoff, der<br />
an die aktuelle Variante angepasst ist, schützt davor<br />
– und hilft auch bei milderen Krankheitsverläufen.<br />
„Ein so genannter leichter Verlauf kann sich ebenfalls<br />
über mehrere Tage hinziehen und sehr unangenehm<br />
sein, vom kompletten Ausfall aller beruflichen<br />
und sozialen Aktivitäten ganz zu schweigen“,<br />
ergänzt Priv.-Doz. Mag. Dr. Maria Paulke-Korinek,<br />
PhD, DTM, die Leiterin der Abteilung für Impfwesen<br />
im Bundesministerium für Soziales, <strong>Gesund</strong>heit,<br />
Pflege und Konsumentenschutz bei der Vorstellung<br />
der neuen Impfkampagne „Gemma boostern“ des<br />
Verbands der Impfstoffhersteller (ÖVIH).<br />
EIN BOOSTER REICHT<br />
Schätzungen zufolge hat im Laufe der Pandemie<br />
für Personen ab dem fünften <strong>Leben</strong>sjahr mit über<br />
95-prozentiger Wahrscheinlichkeit bereits ein<br />
Viruskontakt durch Impfung, Infektion oder beides<br />
bestanden, daher sei für Menschen ab diesem Alter<br />
ein „Booster“, also eine einmalige Auffrischung statt<br />
drei Impfungen, ausreichend, so Paulke-Korinek.<br />
Das Nationale Impfgremium (NIG) empfiehlt<br />
diesen vor allem Personen ab 60, Risikogruppen<br />
wie chronisch Kranken oder Schwangeren<br />
sowie <strong>Gesund</strong>heitspersonal. Die<br />
Impfkampagne soll dazu beitragen,<br />
besonders diese Personengruppen,<br />
aber auch die Allgemeinheit zur<br />
Impfung zu motivieren. „Zugelassen<br />
ist der Impfstoff ab dem sechsten<br />
<strong>Leben</strong>smonat und es spricht alles für<br />
die Impfung, die effektiv und sicher<br />
ist“, so die Medizinerin.<br />
G emma<br />
boostern!<br />
Mit einem eindringlichen Aufruf macht<br />
die neue Impfkampagne auf den<br />
aktuellen Corona-Impfstoff<br />
aufmerksam: Er ist an die derzeitige<br />
Corona-Variante angepasst und<br />
schützt weiterhin vor schweren<br />
Verläufen und Folgeerkrankungen<br />
des Virus. Eine einmalige<br />
Auffrischung reicht.<br />
ANGEPASSTER IMPFSTOFF<br />
Rund 1,9 Millionen Dosen des an XBB.1.5. angepassten<br />
mRNA-Vakzins von Biontech/Pfizer wurden<br />
laut Paulke-Korinek bestellt. Ebenfalls folgen soll<br />
eine Million Dosen des adaptierten Protein-Impfstoffes<br />
von Novavax, sobald die erwartete Zulassung<br />
erfolgt ist (zu Redaktionsschluss noch offen). Der<br />
optimale Zeitpunkt für eine Auffrischungsimpfung:<br />
ab sechs Monaten nach der letzten Corona-Impfung<br />
bzw. -infektion. Immunsupprimierte Personen können<br />
sich hingegen auch bereits nach vier Monaten<br />
„boostern“ lassen.<br />
WIE EIN AIRBAG IM AUTO<br />
Verabreicht werden die neuen Impfstoffe von niedergelassenen<br />
Ärztinnen und Ärzten. „Vor allem<br />
ältere Personen haben die Impfstraßen verunsichert.<br />
Jetzt wird es wieder normal, in der Ordination zu<br />
impfen“, erläutert Dr. Naghme Kamaleyan-Schmied,<br />
Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer, bei der<br />
Vorstellung der Impfkampagne. Zudem kenne die<br />
Hausärztin, der Hausarzt vorangegangene Impfungen<br />
und Infektionen der Patientinnen und Patienten<br />
und könne entsprechend beraten. Eine ihrer Patientinnen<br />
habe es nach einem Beratungsgespräch<br />
treffend formuliert, gibt die praktische Ärztin weiter:<br />
„Die Impfung ist wie ein Airbag im Auto!“<br />
MASKE AUF IM KRANKHEITSFALL!<br />
Gut geschützt in den Herbst gehe außerdem jeder,<br />
der weiterhin auf Händedesinfektion und das Tragen<br />
eines Mundschutzes setzt, betonen beide Expertinnen.<br />
„Vor allem dann, wenn Sie krank sind, sei es<br />
mit Covid oder einer sonstigen Erkältung!“<br />
CLAUDIA SEBUNK n<br />
FOTOS: ISTOCK_ MARIA PETRISHINA<br />
FOTO: ZVG • NP-AT-ABX-ADVR-230002;09/<strong>2023</strong><br />
RSV: IMPFUNG<br />
AB 60 EMPFOHLEN<br />
Die Ansteckung mit dem Virus erfolgt in den meisten<br />
Fällen durch eine Tröpfcheninfektion. Schon das Niesen<br />
oder Husten einer infizierten Person im selben<br />
Raum kann ausreichen. Auch Ansteckungen durch<br />
Schmierinfektion – zum Beispiel beim Händeschütteln<br />
oder Berühren einer Türklinke – sind möglich.<br />
Die Symptome ähneln oft jenen einer Influenza-<br />
Infektion („echte“ Grippe). Doch speziell für ältere<br />
Menschen kann eine RSV-Infektion schwere Folgen<br />
haben: von Atemnot bis hin zu einer Lungenentzündung<br />
mit Einlieferung ins Krankenhaus.<br />
Besonders gefährdet sind Personen ab 60 Jahren mit<br />
Vorerkrankungen – etwa Asthma, COPD, chronische<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder mit<br />
geschwächtem Immunsystem.<br />
Bisher waren RSV-Erkrankungen bei Erwachsenen<br />
vermutlich stark unterdiagnostiziert, weil routinemäßig<br />
kein Virusnachweis erfolgt. Mittlerweile wird die<br />
Bedeutung für die ältere Bevölkerung anders eingeschätzt.<br />
Der Österreichische Impfplan empfiehlt nun<br />
die RSV-Impfung allgemein bei Personen ab 60 Jahren<br />
– am besten noch vor der RSV-Saison, die meist<br />
im November beginnt und im Februar ihren Höhepunkt<br />
erreicht. Fragen Sie Ärzt*innen oder<br />
Apotheker*innen und finden Sie weitere Infos auf<br />
Facebook (Initiative RSV Schutz) und rsv-schutz.at.<br />
n FAKTEN ZU RSV<br />
n RSV steht für Respiratorisches Synzytial Virus und ist ein<br />
hochansteckendes, weltweit verbreitetes Virus mit den<br />
Subtypen A und B.<br />
n Die Inkubationszeit beträgt im Schnitt fünf Tage, kann<br />
aber zwischen zwei und acht Tagen liegen. RSV kann<br />
bereits vor den ersten Anzeichen einer Erkrankung übertragen<br />
werden.<br />
n Erkältungsbeschwerden und grippeähnliche Symptome<br />
(Schnupfen, Hals- oder Kopfschmerzen, Heiserkeit, trockener<br />
Husten, Niesen, Müdigkeit) sind klassische Anzeichen<br />
für eine RSV-Infektion der oberen Atemwege. Fieber<br />
kann auftreten.<br />
n Breitet sich die Infektion auf die unteren Atemwege<br />
aus, sind Verschleimung, Atembeschwerden, Atemnot<br />
MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG VON GSK<br />
Eine RSV (Respiratorisches Synzytial Virus)-Infektion kann für Säuglinge<br />
kritisch werden. Doch auch ältere Menschen sind gefährdet: Schwere<br />
Verläufe einer RSV-Erkrankung können dramatische Auswirkungen haben.<br />
Der Österreichische Impfplan empfiehlt nun die RSV-Impfung allgemein<br />
bei Personen ab 60 Jahren.<br />
Besonders Personen ab 60 mit Vorerkrankungen wie Asthma, COPD oder<br />
Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, schwer an RSV zu erkranken.<br />
oder Rasselgeräusche beim Atmen häufige Symptome.<br />
Schwere Verläufe mit Lungenentzündung oder Bronchitis<br />
können zu Krankenhausaufenthalten führen oder sogar<br />
einen tödlichen Ausgang haben.<br />
n Infizierte Personen bleiben in der Regel drei bis acht Tage<br />
ansteckend. Ältere und immunsupprimierte Erwachsene<br />
sind teilweise über Monate infektiös und müssen gegebenenfalls<br />
isoliert werden.<br />
n Einer Analyse zufolge erkranken jährlich in Europa rund drei<br />
Millionen Menschen über 60 an RSV, mit rund 274.000<br />
Krankenhausaufenthalten und rund 20.000 Todesfällen.<br />
n Eine Impfung schützt vor Infektionen der unteren Atemwege<br />
sowie schweren Verläufen und wird im Österreichischen<br />
Impfplan für Personen ab 60 allgemein empfohlen.<br />
34<br />
GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/23<br />
WERBUNG 35
Solidarität statt MITLEID<br />
Neurofibromatose, auch bekannt als NF1, ist eine<br />
nicht-ansteckende, genetisch bedingte Erkrankung,<br />
die durch die Veränderung in einem Gen<br />
verursacht wird. Sie führt dazu, dass ein wichtiges<br />
Tumorbegrenzerprotein nicht vollständig produziert<br />
werden kann, was zur Folge hat, dass sich im<br />
gesamten Körper entlang der Nervenbahnen und<br />
auf der Haut Tumoren bilden können. Diese können<br />
sowohl gutartig als auch bösartig sein und zu<br />
einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen<br />
führen. „Neurofibromatose ist eine Krankheit<br />
mit tausenden Gesichtern“, erklärt Claas Röhl,<br />
Als bei seiner Tochter die Diagnose Neurofibromatose gestellt wird,<br />
erkennt der Niederösterreicher Claas Röhl, dass es neue Anlaufstellen<br />
für die Versorgung seltener Krankheiten braucht. Er wünscht sich<br />
Veränderung – und gründet die Patientenorganisation „NF Kinder“.<br />
Obmann der gemeinnützigen Patientenorganisation<br />
„NF Kinder“. „Das Tückische ist, dass ihr Verlauf<br />
nicht vorhersehbar ist. Es gibt sowohl Betroffene,<br />
die mit kaum merkbaren Beeinträchtigungen<br />
gut durchs <strong>Leben</strong> gehen können, als auch Patientinnen<br />
und Patienten, die unter zahlreichen medizinischen<br />
Symptomen leiden und auch äußerlich<br />
von der Erkrankung gezeichnet sind.“ Neben<br />
kosmetischen Entstellungen durch Tumore auf<br />
der Haut entwickeln viele Betroffene chronische<br />
Schmerzen. Bildet sich ein Tumor entlang der Sehund<br />
Gesichtsnerven, können Sinnesausfälle bis<br />
FOTO: RÖHL PRIVAT<br />
Claas Röhl mit<br />
seiner Tochter Rhea<br />
NF Kinder<br />
Expertisezentrum<br />
Österreichs erste Anlaufstelle für Kinder<br />
und Jugendliche mit Verdacht auf Neurofibromatose<br />
bzw. bestehender Diagnose<br />
Ort: Kliniken am Südgarten –<br />
Universitätsklinik für Kinderund<br />
Jugendheilkunde,<br />
Währinger Gürtel 18–20, 1090 Wien<br />
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Tel.: 01/40400-31780<br />
(Mo–Fr 13:00–15:00 Uhr)<br />
hin zur Erblindung die Folge sein. „Die Tumorbildung<br />
ist jedoch nur eines der vielen Symptome:<br />
Ebenso sind Knochenfehlbildungen,<br />
Skoliosen oder Pseudoarthrosen möglich, und<br />
viele Betroffene leiden zusätzlich an neuropsychologischen<br />
und neurokognitiven Problemen<br />
wie Lernschwierigkeiten, ADHS, Autismus oder<br />
visuell-räumlichen Wahrnehmungsstörungen“,<br />
sagt Röhl. Die ersten Anzeichen der Erkrankung<br />
zeigen sich meist bereits in den ersten <strong>Leben</strong>smonaten<br />
– so auch bei seiner Tochter Rhea: Als<br />
sich auf dem Körper des Mädchens mehrere<br />
milchkaffeefarbige Flecken bilden, werden die<br />
Eltern stutzig: „Diese sogenannten Café-au-lait-<br />
Flecken sind zwar nicht unüblich, denn zirka<br />
20 Prozent der gesunden Bevölkerung haben<br />
vereinzelt ein bis zwei Stück davon. Wenn aber<br />
ein Kind plötzlich mehr als sechs dieser Flecken<br />
bildet, sollte man eine Ärztin oder einen<br />
Arzt zurate ziehen, denn häufig handelt es sich<br />
dabei um das erste Anzeichen der Neurofibromatose<br />
Typ 1“, sagt Röhl.<br />
Rhea ist knapp sieben Monate alt, als ein<br />
Gentest die Veränderung im NF1-Gen bestätigt<br />
und die Diagnose Neurofibromatose gestellt<br />
wird. „Für uns als Familie war das ein harter<br />
Schlag. Wenn man erfährt, dass das eigene Kind<br />
eine derzeit unheilbare Erkrankung mit ganz<br />
vielen möglichen Symptomen und Verläufen<br />
hat, dann verändert sich das ganze <strong>Leben</strong>.“<br />
VERWAISTE KRANKHEIT<br />
Bei jedem fünften Kind mit NF1 bilden sich<br />
Gehirntumore, häufig entlang der Sehnerven.<br />
„Leider war das auch bei unserer Tochter<br />
der Fall, als sie zweieinhalb Jahre alt war. Die<br />
Kontroll-MRTs, die wir im Abstand von drei<br />
Monaten gemacht haben, zeigten<br />
ein rasches Tumorwachstum,<br />
wodurch die Gefahr der<br />
Erblindung drohte. Momentan<br />
ist die einzige Therapieoption<br />
eine systemische Chemotherapie.<br />
Eine Operation ist nicht<br />
möglich, da man dadurch den<br />
Sehnerv erst recht verletzen<br />
würde. Und weil Patientinnen<br />
und Patienten mit NF1<br />
so eine hohe Neigung zur<br />
Tumorbildung haben, wäre<br />
auch eine Strahlenexposition<br />
fatal, weswegen die<br />
Möglichkeit einer Strahlentherapie<br />
wegfällt“, sagt Claas<br />
Röhl. Als seine Tochter tapfer die Chemotherapie<br />
absolviert, muss er aus erster Hand erfahren,<br />
wie schlecht es um die Patientengruppe<br />
mit seltenen Erkrankungen bestellt ist: „Ich<br />
SELTENE ERKRANKUNGEN<br />
hatte das Gefühl, dass sich niemand wirklich für<br />
uns zuständig fühlt. Nicht umsonst lautet der<br />
englische Begriff ‚Orphan Diseases‘, also die verwaisten<br />
Krankheiten. Für mich stand fest: Wenn<br />
sich bis heute noch nichts getan hat, um die<br />
notwendigen Strukturen für Neurofibromatose-<br />
Betroffene aufzubauen, dann muss ein Impuls<br />
von Patientenseite kommen“. Rasch setzt Claas<br />
Röhl sein Vorhaben in die Tat um und gründet<br />
im Dezember 2013 den gemeinnützigen Verein<br />
„NF Kinder“. Zunächst beginnt er mit dem<br />
Aufbau einer Website, auf der Betroffene und<br />
Angehörige umfangreiche Informationen zu<br />
der Erkrankung finden. Bald darauf startet eine<br />
intensive Kooperation mit der neuroonkologischen<br />
Spezialambulanz der Kinderklinik des<br />
AKH Wien: „Gemeinsam haben wir es geschafft,<br />
ein Expertise-Zentrum ins <strong>Leben</strong> zu rufen und<br />
betreiben mittlerweile an zwei Tagen in der<br />
Woche eine Spezialambulanz, in der rund 300<br />
Kinder und Jugendliche mit Neurofibromatose<br />
aus ganz Österreich betreut werden.“ Zusätzlich<br />
konnten in acht Bundesländern Partnerkliniken<br />
gefunden werden, in denen Ärztinnen und<br />
Ärzte mit NF-Expertise die jungen Patientinnen<br />
und Patienten nahe ihrem Heimatort versorgen.<br />
Auch für Medizinerinnen und Mediziner, die in<br />
diesem speziellen Krankheitsbild noch wenig<br />
erfahren sind, wurde eine Checkliste erstellt, die<br />
übersichtlich aufzeigt, welche Kontrolluntersuchungen<br />
in welchen Intervallen durchzuführen<br />
sind, um eine bestmögliche Routineversorgung<br />
anbieten zu können und Missmanagement zu<br />
vermeiden. „Bei NF ist es wichtig, in regelmäßigen<br />
Abständen aktiv nach Tumoren zu suchen<br />
und nicht nur zuzuwarten, bis Symptome auftreten,<br />
denn dann sind die entstandenen Schäden<br />
häufig bereits irreversibel“, sagt Röhl. Der<br />
Verein „NF Kinder“ organisiert daher alle zwei<br />
Jahre ein wissenschaftliches Symposium, auf<br />
dem Medizinerinnen und Mediziner die Möglichkeit<br />
haben, auf den letzten Stand gebracht<br />
zu werden und sich zu vernetzen. „NF ist eine<br />
komplexe Erkrankung, die es notwendig macht,<br />
dass die Betroffenen ihr ganzes <strong>Leben</strong> lang bei<br />
Expertinnen und Experten in Behandlung sind<br />
und von einem interdisziplinären Team versorgt<br />
werden“, betont Röhl.<br />
ENTLASTUNG FÜR FAMILIEN<br />
Studien zeigen, dass viele NF-Patientinnen und<br />
-Patienten aufgrund der Belastungen, die mit<br />
ihrer Diagnose einhergehen, auch psychisch<br />
erkranken: „Da im Laufe des <strong>Leben</strong>s immer<br />
mehr Tumore entstehen, die es oft erschweren,<br />
ein soziales Umfeld, einen Partner oder einen<br />
stabilen Arbeitsplatz zu haben, entwickeln viele<br />
Betroffene Depressionen oder Angststörungen.<br />
36 GESUND & LEBEN <strong>11</strong> /23<br />
37
nachlese<br />
BESSER LEBEN MIT DEM<br />
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SELTENE ERKRANKUNGEN<br />
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HUGO-PORTISCH-GASSE 1<br />
A-<strong>11</strong>36 WIEN<br />
FOTOS: NF KINDER, BEIGESTELLT<br />
Umso wichtiger ist eine psychosoziale Betreuung<br />
über das gesamte <strong>Leben</strong> hinweg“, ist Röhl überzeugt.<br />
Bereits ab dem Moment, an dem Eltern den<br />
Verdacht hegen, ihr Kind könnte NF haben oder<br />
die Diagnose bereits gestellt wurde, ist ein virtuelles<br />
Beratungsgespräch mit einer Familienbegleiterin<br />
möglich, welche den Angehörigen hilfreiche<br />
Informationen und alle wichtigen Anlaufstellen<br />
übermittelt. Darüber hinaus gibt es das Angebot<br />
eines Familienwochenendes, bei dem Familien<br />
mit kleinen Kindern ein verlängertes Wochenende<br />
in therapeutischem Setting verbringen. Oft treffen<br />
sie dort erstmalig auf andere Familien mit einem<br />
betroffenen Kind, können sich austauschen und<br />
Freundschaften knüpfen. Für Kinder und Jugendliche<br />
von acht bis 18 Jahren ermöglicht der Verein<br />
eine Jugendwoche auf dem niederösterreichischen<br />
Pferdetherapiehof „Lichtblickhof“, ebenso<br />
gibt es ein Angebot für junge Erwachsene von 18<br />
bis 30 Jahren. „Neu ist außerdem ein spezifisches<br />
Reha-Angebot in Zusammenarbeit mit dem Kinderrehabilitationszentrum<br />
kokon Bad Erlach, das<br />
seit 2020 jährlich in mehreren Zyklen stattfindet.<br />
Dieses steht Kindern und Jugendlichen mit NF<br />
offen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen<br />
einen Rehabilitationsbedarf haben – sowohl nach<br />
einer Chemotherapie oder einem schweren chirurgischen<br />
Eingriff als auch aufgrund von orthopädischen<br />
Beschwerden oder psychischen Belastungen“,<br />
erklärt Röhl.<br />
MITHELFEN UND VIEL BEWIRKEN<br />
Der Vereinsobmann lädt alle betroffenen Familien<br />
dazu ein, Kontakt mit „NF Kinder“ aufzunehmen<br />
und sich beraten zu lassen: „Uns ist bewusst, dass<br />
Menschen, die noch nie etwas mit Selbsthilfegruppen<br />
oder Patientenorganisationen zu tun hatten,<br />
häufig Berührungsängste haben, doch ich bin<br />
<strong>2023</strong><br />
NF Kinder –<br />
INFORMATIONEN UND AUSTAUSCH<br />
Spendenkonto:<br />
IBAN: AT33 2032 0321 0028 0208,<br />
BIC: ASPKAT2LXXX<br />
Informationen: www.nfkinder.at<br />
überzeugt davon, dass wir Hilfe, Vernetzung und<br />
Informationen bereitstellen können, um betroffene<br />
Kinder und Jugendliche sowie ihre Angehörigen<br />
zu entlasten.“ Von all jenen, die selbst nicht<br />
von der Erkrankung betroffen sind, wünscht sich<br />
Röhl kein Mitleid, sondern Solidarität mit der Patientengruppe,<br />
die rund 4.000 Menschen in Österreich<br />
umfasst. „Für diese Patientengruppe braucht<br />
es spezielle Angebote, die wir Schritt für Schritt<br />
aufbauen und damit Versorgungslücken schließen<br />
möchten.“ Wer den Verein dabei unterstützen will,<br />
kann das mit einer Spende tun. „Wir haben noch<br />
viel vor und sind limitiert durch unser Budget.<br />
Jeder Euro hilft, die Forschung weiter voranzutreiben<br />
und die Betreuung der Patientinnen und Patienten<br />
zu verbessern“, sagt Claas Röhl.<br />
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Billrothstraße 85/2 • <strong>11</strong>90 Wien<br />
Tel: 01-402 83 78<br />
Claas Röhl, Obmann der<br />
gemeinnützigen Patientenorganisation<br />
„NF Kinder“<br />
„ Viele Betroffene<br />
entwickeln<br />
Depressionen oder<br />
Angststörungen.<br />
Umso wichtiger ist<br />
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man die wohltuende Wirkung von<br />
Thermalbädern, während man in<br />
der Traditionellen Chinesischen<br />
Medizin mittels Moxibustion schon vor Jahrtausenden<br />
spezielle Akupunkturpunkte erwärmte.<br />
Überall auf der Welt setzten unsere Vorfahren<br />
auf die heilende Kraft der Wärme. Kein Wunder,<br />
denn Wärmeanwendungen wirken auf natürliche<br />
Art schmerzstillend, entkrampfend und<br />
entzündungshemmend. Wer kennt nicht das<br />
angenehme Gefühl einer Wärmeflasche auf dem<br />
schmerzenden Bauch oder eines erwärmten<br />
Kirschkernkissens im verspannten Nacken?<br />
SCHMERZLINDERND, ENTSPANNEND,<br />
ENTZÜNDUNGSHEMMEND<br />
Egal ob bei Verspannungen, Schmerzen oder<br />
chronischen Gelenksentzündungen: Wärme<br />
hilft. Zum einen erweitert sie die Gefäße und<br />
sorgt damit für eine bessere Durchblutung und<br />
einen verstärkten Stoffwechsel. Dadurch gelangen<br />
mehr Sauerstoff und Nährstoffe in die Zellen,<br />
während Abbau- und Restprodukte des<br />
Körpers schneller abtransportiert werden. Die<br />
Muskelspannung sinkt und die Muskulatur entkrampft<br />
sich. Zum anderen wirkt Wärme nicht<br />
nur schmerzlindernd, sondern kann Schmerzen<br />
regelrecht blockieren: Indem Wärmerezeptoren<br />
aktiviert werden, blockieren diese anschließend<br />
die Sensoren für Schmerzen. Die Folge: Es kommen<br />
weniger Schmerzreize im Gehirn an und<br />
der Schmerz wird weniger intensiv wahrgenom-<br />
men. Viele verschiedene Anwendungen stehen<br />
zur Verfügung, um von der heilenden Kraft der<br />
Wärme zu profitieren. GESUND & LEBEN hat die<br />
häufigsten für Sie zusammengefasst!<br />
WÄRME AUFLEGEN<br />
Wärmeflaschen, Kirschkern- oder Dinkelkissen –<br />
sie kommen oft als erstes Hausmittel bei Krämpfen,<br />
Schmerzen und Verspannungen zum Einsatz.<br />
Für mindestens eine halbe Stunde auf die<br />
betroffene Stelle aufgelegt entfalten sie dort ihre<br />
heilende Wirkung. Im Alltag eignen sich auch gut<br />
Wärmepflaster und -salben, da sie die Mobilität<br />
nicht beeinträchtigen. Pflanzliche Wirkstoffe wie<br />
Cayennepfeffer dringen dabei in die Haut ein und<br />
sorgen über einen langen Zeitraum für Wärmeeinwirkung.<br />
DIE KRAFT DER PELOIDE<br />
Schlamm, Moor, Lehm, Fango oder Heilerde,<br />
die zum Beispiel für Packungen und Wickel mit<br />
Wasser gemischt werden (Peloide), erzielen eine<br />
hohe Wärmewirkung, da sie die Wärme lange<br />
speichern und sich dem Körper optimal anpassen.<br />
Zudem enthalten sie wertvolle Mineralstoffe,<br />
die durch die erweiterten Gefäße in der Haut gut<br />
aufgenommen werden können.<br />
WÄRME DURCH WASSER<br />
Wärmende Heilbäder und Wärmegüsse regen<br />
unsere Durchblutung an und entspannen die<br />
Muskulatur. Zudem kommen etwa Schwefelbäder<br />
zur Hemmung von chronischen Entzündungen<br />
und Solebäder bei Hauterkrankungen zum<br />
Einsatz. Vorsicht ist geboten, wenn Sie ein Erkältungsbad<br />
zu Hause anwenden. Hier gilt die Regel:<br />
niemals bei Fieber! Denn Bäder steigern unsere<br />
Körperkerntemperatur zusätzlich.<br />
SAUNA UND DAMPFBAD<br />
Die Finnen schwören nicht umsonst darauf:<br />
Regelmäßige Besuche in der Hitzesauna, in der<br />
Temperaturen von bis zu 90 Grad herrschen, trainieren<br />
unseren Kreislauf und unser Immunsystem.<br />
Das Dampfbad ist die mildere Variante der<br />
Sauna mit max. 55 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit.<br />
Für Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankung<br />
gilt: vorab die Belastbarkeit von der Ärztin,<br />
dem Arzt abklären lassen!<br />
WÄRME DURCH ULTRASCHALL<br />
Die Ultraschallbehandlung – eine Mikromassage<br />
mit Wärmewirkung – wird bei Verletzungen von<br />
Muskeln, Gelenken und Sehnen wie etwa bei<br />
Tennisellenbogen oder Fersensporn angewendet.<br />
Dabei brechen die Ultraschallwellen an den<br />
Übergängen verschiedener Körpermaterialien<br />
und erzeugen dort besonders viel Wärme.<br />
ROTLICHT UND INFRAROT<br />
Rotlicht und Infrarotlicht steigert die Blutzirkulation<br />
im Körper. Dabei dringen die Infrarotstrahlen<br />
und elektromagnetischen Wellen tief in die<br />
unteren Schichten der Haut ein und erzeugen<br />
dort Wärme. Rotlicht- und Infrarotlichttherapie<br />
kommt bei Rücken- und Gelenksschmerzen, bei<br />
chronischen Entzündungen und zur Behandlung<br />
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40 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/23<br />
41
Wussten Sie, dass wir Düfte nicht<br />
nur mit der Nase wahrnehmen<br />
können, sondern auch über<br />
Riechrezeptoren im ganzen<br />
Körper? Welche Effekte diese<br />
Düfte auslösen und wie sie in<br />
Zukunft für die Diagnose und<br />
Behandlung von Krankheiten wie<br />
Krebs eingesetzt werden könnten,<br />
verrät Geruchsforscher<br />
Prof. DDDr. Hanns Hatt.<br />
GERUCHSINN<br />
Der Geruchssinn hat bereits<br />
unsere Vorfahren darüber<br />
informiert, was essbar und was<br />
giftig ist, hat zur richtigen Partnerwahl<br />
beigetragen und über<br />
die Sprache der Pheromone das<br />
Sozialverhalten untereinander<br />
erleichtert. Ein fünf Quadratzentimeter<br />
großes Stück Schleimhaut, das sich<br />
ganz oben in der Nasenhöhle befindet, ist dafür<br />
zuständig, dass unser Gehirn alle zwei bis drei<br />
Sekunden Informationen über Duftmoleküle in<br />
der Luft enthält. Dort nehmen rund 20 Millionen<br />
Riechsinneszellen, die Riechrezeptoren enthalten,<br />
die jeweils dazu passenden Duftstoffe auf – wie<br />
ein Schlüssel, der ins richtige Schloss gesteckt<br />
wird. Die Riechzellen wandeln dieses chemische<br />
Signal in einen elektrischen Stromimpuls um, der<br />
über einen dünnen Nervenfaden direkt ins Gehirn<br />
gelangt. Bis heute steuert das Riechen auf diese<br />
Weise unser <strong>Leben</strong> zentral, dient uns zur Orientierung<br />
und Warnung, beeinflusst, wen wir riechen<br />
können und wann wir die Nase rümpfen, löst<br />
Emotionen und Erinnerungen aus. „Der Mensch<br />
besitzt 400 verschiedene Typen von Riechrezeptoren,<br />
die auf Düfte reagieren können. Sie machen<br />
die größte Gen-Familie im menschlichen Genom<br />
aus – allein daran sieht man die Bedeutung des<br />
Riechens“, erläutert Prof. DDDr. Hanns Hatt, Leiter<br />
der Riechforschung an der Ruhruniversität<br />
Bochum in Deutschland. Sein Wissen über die<br />
Welt des Geruchs hat er in seinem Buch „Die Lust<br />
am Duft“ festgehalten.<br />
„Riechtraining ist das<br />
beste Gehirnjogging!“<br />
Frauen, die auf der<br />
Suche nach dem<br />
Vater ihrer zukünftigen<br />
Kinder sind, bevorzugen<br />
Männer, deren Geruch<br />
sich wesentlich vom<br />
eigenen unterscheidet.<br />
FOTOS: ISTOCK_ PUHHHA<br />
LIEBE GEHT ÜBER DIE NASE<br />
Zahlreiche Forschungsergebnisse untermauern,<br />
wie wichtig der Geruchsinn ist. So wurde festgestellt,<br />
dass Frauen auf der Suche nach dem Vater<br />
ihrer zukünftigen Kinder der eigenen Nase vertrauen<br />
und Männer bevorzugen, deren Geruch<br />
sich wesentlich vom eigenen unterscheidet. Der<br />
Grund: Je unterschiedlicher der Körperduft des<br />
Mannes, desto unterschiedlicher ist auch sein<br />
Genpool im Vergleich zum eigenen und desto<br />
wahrscheinlicher ist es, mit diesem gut durchmischten<br />
Gen-Mix den künftigen Nachwuchs mit<br />
einem stabileren Immunsystem auszustatten.<br />
Männern hingegen geht es evolutionsbedingt eher<br />
um die Quantität der Nachkommen. Schweizer<br />
Forscher konnten feststellen, dass Frauen dann für<br />
Männer besonders verlocken riechen, wenn sie an<br />
ihren fruchtbaren Tagen mehr Östrogen produzieren.<br />
42 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/23<br />
43
n BUCHTIPP<br />
GERUCHSINN<br />
Riechrezeptoren in Hautzellen<br />
reagieren auf den Duftstoff Sandalore.<br />
Wird die Haut damit eingerieben,<br />
vermehren und bewegen sich<br />
Hautzellen rascher. Wunden heilen<br />
DIE UNIVERSELLE SPRACHE dadurch um 40 Prozent schneller.<br />
DER PHEROMONE<br />
„Unsere Nase liefert uns zudem über die Sprache<br />
der Pheromone – Duftstoffe, die wir abgeben – viele<br />
Informationen über unsere Mitmenschen. Wir alle<br />
verfügen über einen individuellen Geruch, einen<br />
olfaktorischen Fingerabdruck. Zudem produzieren<br />
wir spezielle Duftstoffe in spezifischen Situationen,<br />
etwa wenn wir Angst empfinden“, erläutert<br />
Hatt. Wir können also erschnuppern, wenn unsere<br />
Mitmenschen ängstlich sind und reagieren dann<br />
aufmerksamer, aber auch empathischer. Pheromone<br />
sind auch dafür verantwortlich, dass Neugeborene<br />
sofort zu ihrer Nahrungsquelle, der Mutterbrust,<br />
finden und weitere Botenstoffe sorgen für<br />
eine vertrauensvolle Mutter-Kind-Bindung.<br />
SPERMIEN LIEBEN MAIGLÖCKCHENDUFT<br />
„Der Geruchssinn wurde lange Zeit von der Wissenschaft<br />
vernachlässigt. Seit einigen Jahren<br />
gewinnt er aber glücklicherweise an Gewichtung“,<br />
freut sich der renommierte Geruchsforscher, der<br />
selbst viel zu dieser Trendwende beigetragen hat.<br />
Unter seinen bedeutendsten Entdeckungen: die<br />
Existenz von Riechrezeptoren außerhalb der Nase.<br />
Sie befinden sich überall im Körper und können<br />
zwar nicht riechen, aber dennoch auf Duftstoffe<br />
reagieren, wenn sie über Inhalation, Nahrungsaufnahme<br />
oder Einreiben mit ihnen in Kontakt<br />
kommen. „Wir haben beispielsweise festgestellt,<br />
dass sich Riechrezeptoren in Hautzellen befinden<br />
und auf den Duftstoff Sandalore reagieren.<br />
Wird die Haut damit eingerieben, vermehren und<br />
bewegen sich Hautzellen rascher. „Wunden heilen<br />
dadurch um 40 Prozent schneller“, so Hatt.<br />
Dieselben Riechrezeptoren wurden auch in Haarwurzeln<br />
gefunden: „Werden sie mit dem sandelholzartigen<br />
Duftstoff aktiviert, führt dies zu einer<br />
um 30 Prozent längeren <strong>Leben</strong>sdauer der Haare“,<br />
erläutert der Experte, der bereits vor 15 Jahren<br />
Der Duftstoff Lavendel<br />
gelangt auf alle<br />
Arten ins Gehirn,<br />
durch die Nase,<br />
über die Haut und auch<br />
durch Kapseln. Dort<br />
aktiviert er<br />
die Schlafrezeptoren.<br />
mit der erstmaligen Entdeckung von extranasalen<br />
Riechrezeptoren für Furore in der Forschungswelt<br />
sorgte. „Wir konnten damals zeigen, dass Spermien<br />
Riechrezeptoren besitzen und angelockt von<br />
einem Maiglöckchen-Duftstoff gezielt die Eizelle<br />
ansteuern“, so der Geruchsforscher.<br />
HEILKRAFT VON DUFTSTOFFEN<br />
Noch steckt die Welt der Riechforschung in<br />
den Kinderschuhen, doch technologische<br />
Fortschritte werden künftig<br />
zahlreiche weitere Erkenntnisse<br />
über die Wirkung von Düften<br />
und deren therapeutisches<br />
Potenzial liefern, ist sich<br />
Hatt sicher. „Schon heute<br />
wissen wir, dass zahlreiche<br />
Riechrezeptoren<br />
im Darm auf Duftstoffe<br />
– etwa von unterschiedlichen<br />
Gewürzen wie Kümmel<br />
oder Anis – reagieren.“<br />
Werden diese über die<br />
Nahrungsaufnahme mit dem<br />
jeweiligen Duft stimuliert, wirkt<br />
dies verdauungsfördernd: Der<br />
Darm produziert Serotonin und regt<br />
damit die Darmperistaltik an – die gesteuerte<br />
Darmbewegung, die dem Weitertransport<br />
der Nahrung dient. „Im Moment erforschen wir<br />
Riechrezeptoren in den Bronchien, genauer gesagt<br />
in den dort vorhandenen Immunzellen. Stimuliert<br />
man diese über Inhalation mit einem bestimmten<br />
Duftstoff, führt das zu einer Erschlaffung der Bronchienmuskeln,<br />
wodurch mehr Luft in die Lunge<br />
gelangt.“ Zukünftig könnten Patienten mit Asthma,<br />
COPD oder Allergien davon profitieren, so Hatt.<br />
TUMORZELLEN RIECHEN ANDERS<br />
Auch für die Diagnose und Behandlung von Krebs<br />
liefert die Duftforschung wichtige Erkenntnisse.<br />
„Wir konnten belegen, dass<br />
Tumorzellen im Vergleich zu<br />
gesundem Gewebe<br />
eine andere<br />
Hunden ist es möglich,<br />
spezifische<br />
Krebserkrankungen –<br />
und auch<br />
andere Krankheiten<br />
wie Diabetes oder<br />
Corona – bereits im<br />
Frühstadium<br />
zu erschnüffeln.<br />
FOTOS: ISTOCK_ MADELEINE_STEINBACH_ DIANAZH_ LESDAMORE_ WICKI58; HANNS HATT<br />
Hanns Hatt,<br />
Regine Dee<br />
DIE LUST AM DUFT<br />
Springer, Berlin<br />
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Prof. DDDr. Hanns Hatt,<br />
Leiter der Riechforschung<br />
an der Ruhruniversität Bochum,<br />
Deutschland.<br />
„Riechen ist das effizienteste<br />
Gehirnjogging, da es große<br />
Teile des Gehirns aktiviert.<br />
Eine Ärztin bzw. ein Arzt<br />
kann durch einen Riechtest<br />
neurodegenerative<br />
Erkrankungen wie Parkinson<br />
oder Alzheimer feststellen.“<br />
Mischung von Duftrezeptoren herstellen“,<br />
erläutert der Forscher. Deshalb<br />
ist es etwa Hunden möglich, spezifische<br />
Krebserkrankungen – und auch<br />
andere Krankheiten wie Diabetes oder<br />
Corona – bereits im Frühstadium an<br />
Atem- oder Urinproben zu erschnüffeln.<br />
„Wenn es uns gelingt, einen Biosensor<br />
zu entwickeln, der so gut funktioniert<br />
wie eine Hundenase, wird das<br />
ganz neue Möglichkeiten für die Frühdiagnose<br />
von Krebs ergeben“, blickt Hatt<br />
in die Zukunft. „Erkenntnisse von Riechrezeptoren<br />
in Tumorgewebe könnten künftig<br />
jedoch auch für die Therapie von Krebserkrankungen<br />
eine Rolle spielen“, erklärt Hatt. So konnte<br />
durch Studien festgestellt werden, dass die Stimulation<br />
bestimmter Rezeptoren in Tumorgewebe<br />
mit spezifischen Duftstoffen das Wachstum der<br />
Tumorzellen hemmt.<br />
LAVENDEL FÜR GUTEN SCHLAF<br />
Die gute Nachricht für jene rund 15 Prozent der<br />
Menschen, die von einer Beeinträchtigung des<br />
Geruchssinns betroffen sind: Die Duftwirkung<br />
über die Riechrezeptoren außerhalb der Nase ist<br />
vom nasalen Geruchsverlust völlig unabhängig.<br />
„Diese Erkenntnis ist auch dem österreichischen<br />
Duftforscher Dr. Gerd Buchbauer zu verdanken,<br />
der festgestellt hat, dass Duftstoffe, die man einreibt,<br />
isst oder inhaliert, spätestens 15 Minuten<br />
später im Blut messbar sind und dann durch den<br />
Duftblocker:<br />
Duftstoffe aus Lakritze<br />
blockieren beispielsweise<br />
jenen Rezeptor im Gehirn,<br />
der Reiseübelkeit und<br />
Seekrankheit auslöst.<br />
Körper bis ins Gehirn transportiert werden“, so<br />
Hanns Hatt. So wird beispielsweise auch erklärbar,<br />
warum der Duftstoff Lavendel nicht nur bei<br />
Schlafproblemen hilft, wenn er eingeatmet wird,<br />
sondern auch, wenn er als Öl aufgetragen oder als<br />
Kapsel geschluckt wird: Der Duftstoff gelangt auf<br />
alle Arten ins Gehirn und aktiviert dort die Schlafrezeptoren.<br />
DUFTBLOCKER IM EINSATZ<br />
Jeder Riechrezeptor wird durch einen Duftstoff<br />
aktiviert, kann mit dem entsprechenden Anti-<br />
Duft jedoch auch blockiert werden: Effekte, die<br />
der Duftrezeptor im Körper auslöst, werden durch<br />
diese Duftblocker dann ausgeschaltet. Auch<br />
diese Erkenntnis könnte bei der Behandlung von<br />
Krankheiten wie etwa Arteriosklerose zum Einsatz<br />
kommen. So haben etwa amerikanische Forscher<br />
festgestellt, dass ein Riechrezeptor existiert, der<br />
durch einen bestimmten Zitrusduft aktiviert wird<br />
und daraufhin entzündungsfördernde Botenstoffe<br />
freisetzt, die wiederum die Arterienverkalkung<br />
beschleunigen. Der Anti-Duft „Zitral“ stoppt<br />
diese Aktivierung laut Studienergebnissen. Einige<br />
Duftblocker helfen jedoch bereits jetzt im Alltag:<br />
Duftstoffe aus Lakritze oder Ingwer blockieren<br />
beispielsweise jenen Rezeptor im Gehirn, der<br />
Reiseübelkeit und Seekrankheit auslöst, während<br />
Chinin – das in Tonic Water enthalten ist – einen<br />
bestimmten Rezeptor auf unseren Muskeln blockiert,<br />
der für das Auslösen von Wadenkrämpfen<br />
verantwortlich ist.<br />
BESTES GEHIRNJOGGING<br />
„Mit offener Nase durch die Welt gehen“ –<br />
das rät Prof. Hatt allen Menschen, besonders<br />
aber der älteren Generation, denn: Ab<br />
dem 60. <strong>Leben</strong>sjahr nimmt der Geruchssinn<br />
ab. Mit regelmäßigen Riechübungen kann<br />
man dieser altersbedingten Geruchsblindheit<br />
nicht nur vorbeugen, sondern den Verlust<br />
der Riechfähigkeit auch verlangsamen. Wer<br />
zwei bis drei Minuten pro Tag unterschiedliche<br />
Düfte mit geschlossenen Augen einatmet und sich<br />
dazu überlegt, wie der Duft heißt, wo er ihn das<br />
erste Mal wahrgenommen hat und welche Erinnerungen<br />
und Emotionen damit verknüpft sind, trainiert<br />
dabei nicht nur das Riechen, sondern auch<br />
das gesamte Gehirn. „Riechen ist das effizienteste<br />
Gehirnjogging, da es große Teile des Gehirns aktiviert“,<br />
so Hatt. Anhaltender Geruchsverlust, der<br />
sich bereits weit vor dem 60. <strong>Leben</strong>sjahr bemerkbar<br />
macht, gilt jedoch als Warnzeichen: „Die Ursache<br />
könnte eine neurodegenerative Erkrankung<br />
wie Parkinson oder Alzheimer sein. Eine Ärztin<br />
bzw. ein Arzt kann dies durch einen Riechtest feststellen“,<br />
so der Forscher.<br />
CLAUDIA SEBUNK n<br />
44 GESUND & LEBEN <strong>11</strong>/23<br />
45
STOFFWECHSEL<br />
Eine<br />
Für das individuelle<br />
Erkrankungs-Risiko gilt,<br />
dass der Bauchumfang<br />
aussagekräftiger ist<br />
als der BMI.<br />
Frage<br />
des<br />
STOFFWECHSELS<br />
Leptin, dessen Produktion vom Gehirn gesteuert<br />
wird. Werden zu viele Kalorien aufgenommen, gibt<br />
das Gehirn keine Signale mehr ab, das Sättigungsgefühl<br />
bleibt aus. Fettzellen schütten auch Zytokine<br />
aus, das sind entzündungsfördernde Botenstoffe,<br />
die unter anderem Darmerkrankungen, Asthma<br />
und Schuppenflechte begünstigen können. Andere<br />
Botenstoffe wiederum wirken sich auf den Blutdruck<br />
aus, beeinflussen die Insulinausschüttung<br />
(und erhöhen damit das Diabetesrisiko), aber auch<br />
das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und<br />
bestimmte Krebsarten, so eine Tübinger Studie.<br />
RISKANTE FETTDEPOTS<br />
Warum überflüssiges Fett bei manchen Menschen<br />
am Bauch, bei anderen am Po oder an den Hüften<br />
gespeichert wird, schreiben Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler der Insulinsensitivität des<br />
Gehirns zu. Reagiert das Gehirn nicht mehr auf<br />
Insulin, verstärkt dies wiederum den Hunger, die<br />
Ansammlung von ungesundem Bauchfett sowie<br />
eine Gewichtszunahme. Mit Sport haben die<br />
übergewichtigen Probandinnen und Probanden<br />
es geschafft, die Insulinsensitivität zu verbessern.<br />
Menschen mit einer hohen Insulinsensitivität<br />
profitieren stärker von einem gesunden <strong>Leben</strong>s-<br />
stil (Bewegung, Ernährung) als Menschen mit<br />
einer Insulinresistenz im Gehirn. Menschen mit<br />
hoher Insulinsensitivität zeigten langfristig eine<br />
gesündere Fettverteilung und verloren rascher an<br />
Gewicht, so das Ergebnis der Langzeit-Studie.<br />
FITNESS & ERNÄHRUNG<br />
Dass gesunde Ernährung und Fitness in engem<br />
Zusammenhang stehen, zeigt eine neue europäische<br />
Untersuchung an 2.300 Menschen im mittleren<br />
<strong>Leben</strong>salter. Hochwertige Ernährung, etwa mit<br />
Gemüse, Obst, Nüssen, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten<br />
und Fisch, bringt auch eine bessere<br />
körperliche Fitness mit sich.<br />
Im Zuge der Studie wurde die kardiorespiratorische<br />
Fitness der Probandinnen und Probanden<br />
untersucht. Diese spiegelt die Fähigkeit des Körpers<br />
wider, bei körperlicher Betätigung Sauerstoff<br />
bereitzustellen und wichtige Organe gesund zu<br />
erhalten. Die Untersuchung hat gezeigt, dass Fitness<br />
in Kombination mit hochwertiger Ernährung<br />
am günstigsten ist. Die Studienteilnehmerinnen<br />
und -teilnehmer nahmen im Zuge eines Jahres<br />
126 Nahrungsmittel zu sich, deren Qualität von<br />
den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern<br />
mit Hilfe des Alternative Healthy Eating Index<br />
Überflüssiges Fett<br />
wird als Vorrat im<br />
Unterhautfettgewebe<br />
(subkutanes Fett)<br />
gespeichert. Viszerales<br />
Fett lagert sich u. a.<br />
im Bauchraum ab.<br />
Manche Menschen können Berge essen, ohne dick<br />
zu werden, andere legen schon beim Gedanken<br />
an eine üppige Portion Spaghetti an Gewicht zu.<br />
Das liegt vor allem am individuellen Stoffwechsel.<br />
GESUND & LEBEN zeigt, wie Sie den Stoffwechsel<br />
anregen und so Gewicht verlieren können.<br />
Birgit (55) blickt auf die Waage und ist<br />
zufrieden. 51 Kilo bei einer Körpergröße<br />
von 1,64 ist okay, denn schlanke<br />
Menschen haben ein geringeres Risiko,<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes,<br />
Fettleber, Krebs oder Darmerkrankungen<br />
zu entwickeln. Ein kritischer Blick in den Spiegel<br />
zeigt ihr aber: Sie hat etwas, was ihre gleichaltrige<br />
Freundin Karin nicht hat, nämlich ein irritierendes<br />
Bäuchlein, das sich unter ihrem Rippenbogen<br />
wölbt. Birgits Body-Mass-Index (BMI) liegt bei<br />
18,9, sie ist also normalgewichtig (BMI von 18,5<br />
bis 24,9). Was Karin, im Gegensatz zu Birgit, aber<br />
nicht hat, wird medizinisch als Viszeralfett, also als<br />
Bauchfett bezeichnet.<br />
„Der BMI wurde in den 1980er-Jahren als Messindikator<br />
für das Idealgewicht eingeführt, heute<br />
ist dieses Paradigma jedoch überholt“, erklärt John<br />
Speakman, Mikrobiologe aus Aberdeen und Mitautor<br />
einer 2022 erschienenen internationalen<br />
Studie, die den Einfluss von Ernährung, Genetik,<br />
46<br />
OA Dr. Lukas Fiedler,<br />
Facharzt für Innere<br />
Medizin, Kardiologie,<br />
Angiologie im Landesklinikum<br />
Wiener<br />
Neustadt (NÖ)<br />
Bewegung und Stoffwechsel auf das Körpergewicht<br />
untersucht hat. Die Messung des BMI macht<br />
nämlich keinen Unterschied, ob es sich beim Körpergewicht<br />
um Muskel- oder Fettmasse handelt.<br />
Inzwischen geht man daher davon aus, dass der<br />
Bauchumfang (Waist-to-Hip-Ratio, kurz: WHR) für<br />
das individuelle Erkrankungs-Risiko aussagekräftiger<br />
ist als der BMI. Um das Bauchfett zu messen,<br />
reicht ein Maßband und eine einfache Formel:<br />
Ertasten Sie den Abschluss der untersten Rippe<br />
und der Oberkante des Hüftknochens – genau<br />
in der Mitte – also im Bereich des Nabels sollte<br />
der Bauchumfang gemessen werden. Frauen,<br />
die mehr als 80 Zentimeter Bauchumfang haben,<br />
haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko, ab 88 Zentimetern<br />
besteht ein hohes Risiko. Bei Männern gilt<br />
ein Bauchumfang ab 94 Zentimetern als bedenklich,<br />
ein hohes Risiko besteht ab 102 Zentimetern<br />
Bauchumfang.<br />
HOCHWERTIGES FETT<br />
Doch Fett ist nicht per se böse, denn: Der Körper<br />
braucht Energie; überflüssiges Fett wird zunächst<br />
als Vorrat im Unterhautfettgewebe (subkutanes<br />
Fett) gespeichert. Das trägt unter anderem dazu<br />
bei, dass wir bei Kälte nicht frieren. Anders das viszerale<br />
Fett: Es lagert sich im Bauchraum ab, aber<br />
auch in Muskeln oder Organen, wie etwa im Herzen<br />
oder in der Leber. Im Gegensatz zum subkutanen<br />
Fett bildet das viszerale Fett auch Hormone<br />
und Botenstoffe. So etwa das Sättigungshormon<br />
FOTOS: ISTOCK_VOYAGERIX, _BENJAMIN TOTH, ANDREA BICHL<br />
SLOWENIENS SPAS:<br />
GESUNDHEIT TRIFFT AUF GENUSS<br />
Sloweniens SPAs laden ein,<br />
die Kraftreserven aufzufüllen!<br />
Kaum ein Land bietet so viele<br />
Möglichkeiten, der <strong>Gesund</strong>heit<br />
etwas Gutes zu tun.<br />
Und immer ist auch ein<br />
Wirtshaus in der Nähe, das<br />
seine Gäste mit großartiger<br />
lokaler Küche verwöhnt.<br />
Nahe der österreichischen Grenze<br />
liegt Radenci, die „Heimat” des berühmten<br />
Mineralwassers mit den drei<br />
Herzen. Wie das Logo zeigt, dreht<br />
sich hier alles um Herz und Kreislauf.<br />
In Moravske Toplice, etwas weiter<br />
im Osten, sprudelt schwarzes Thermalwasser<br />
aus der Erde. Das Baden<br />
in der „Therme 3000” wirkt wohltuend,<br />
erfrischt den Körper, steigert die<br />
Durchblutung und mindert die Nerven-<br />
anspannung. Es wirkt nachgewiesener<br />
Maßen bei Rheuma und Hautproblemen.<br />
Einen Katzensprung von beiden<br />
Thermalorten entfernt befindet sich<br />
das Restaurant „Rajh”. Bereits seit über<br />
50 Jahren pilgern die Kurgäste hierher,<br />
um sich bei einem im Kessel servierten<br />
Bograč Gulasch zu stärken und danach<br />
noch die berühmte Prekmurska Gibanica<br />
aus Äpfeln, Mohn und Nüssen genüsslich<br />
zu verspeisen.<br />
In der Therme Zreče kommt organischer<br />
Heilschlamm aus dem nahen<br />
„Pohorje-Gebirge” bei Entzündungen<br />
innerer Organe zum Einsatz. Am Weg<br />
dorthin bietet sich ein Abstecher nach<br />
Maribor geradezu an. Im „MAK” kann<br />
man bei einem <strong>11</strong>gängigen Überraschungsmenü<br />
davon überzeugen, dass<br />
Sloweniens Küche zu den besten der<br />
Welt gehört.<br />
Anwendungen für den Bewegungsapparat<br />
sowie Rehabilitation nach<br />
Sportverletzungen bieten die Thermen<br />
in Laško, Olimia und Rimske Toplice an.<br />
Wer hier Urlaub macht, kommt um ein<br />
Essen im Burgrestaurant „Pavus” nicht<br />
umhin. Zu den kulinarischen Highlights<br />
der Region gehört auch ein Besuch bei<br />
„Francl”, der in seinem urigen Wirtshaus<br />
in Celje mit knusprigem Wienerschnitzel<br />
und zartem Apfelstrudel<br />
Omas Rezepte neu interpretiert.<br />
Für Gäste, die in den Thermen Čatež,<br />
Šmarješke Toplice oder Dolenjske Toplice<br />
Urlaub machen, ist die Ošterija Debeluh<br />
mit ihrer innovativen Regionalküche<br />
ein Fixpunkt im Programm.<br />
Sonnenhungrige hingegen zieht<br />
es an die Küste. In Portorož, ganz<br />
im Süden des Landes, erwartet sie<br />
mildes Meeresklima und eines der<br />
größten Thermal-, <strong>Gesund</strong>heits- und<br />
Wellnessangebote Europas. Ähnlich<br />
attraktiv wie die SPA-Behandlungen<br />
sind hier die feinen Fischgerichte<br />
in den Restaurants. Im „COB” etwa<br />
entstammen die Rezepte der traditionellen<br />
Küche Istriens, sie erzählen<br />
immer auch eine Geschichte und laden<br />
zu einer kulinarischen Reise ein.<br />
„Dober tek!” sagt man in Slowenien.<br />
„Guten Appetit!”<br />
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Gibt es einen Zusammenhang<br />
zwischen Stoffwechsel und Reizdarm?<br />
Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine funktionelle<br />
gastrointestinale Störung, bei der Symptome<br />
wie Bauchschmerzen, Blähungen,<br />
Durchfall oder Verstopfung auftreten, ohne<br />
dass organische Ursachen gefunden werden.<br />
Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass der<br />
Stoffwechsel eine Rolle bei der Entstehung<br />
und Verschlimmerung von Reizdarmsymptomen<br />
spielen kann:<br />
Ernährung und Verdauung: Der Stoffwechsel<br />
spielt eine Schlüsselrolle bei der<br />
Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen.<br />
Personen mit Reizdarmsyndrom können<br />
empfindlich auf bestimmte Nahrungsmittel<br />
reagieren, insbesondere auf fermentierbare<br />
Kohlenhydrate, die zu Blähungen und Durchfall<br />
führen können. Ein gestörter Stoffwechsel<br />
kann diese Empfindlichkeit verstärken.<br />
(AHEI) und des Mediterranean Diet Score<br />
(MDS) bewertet wurden. Das Ergebnis:<br />
Hochwertige Ernährung bringt höhere Fitness<br />
und damit <strong>Gesund</strong>heit mit sich. Die<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
erklären den besseren Stoffwechsel, indem<br />
sie eine Metabolitenanalyse durchführten.<br />
Dabei wurde beispielsweise ein höherer<br />
Cinnamoylglycin-Gehalt mit einem verringerten<br />
Diabetesrisiko und einer besseren<br />
Insulinresistenz in Verbindung gebracht. Im<br />
Gegensatz dazu steht ein höherer DMGV-<br />
Gehalt mit schlechteren Ernährungsmustern,<br />
schlechtem Stoffwechsel und einer<br />
niedrigen kardiorespiratorischen Fitness<br />
in Zusammenhang. DMGV (Dimethylguanidino-Valeriansäure)<br />
ist ein Marker für<br />
Fettlebererkrankungen, koronare Herzkrankheiten,<br />
kardiovaskuläre Mortalität<br />
und Diabetes. Unser Zuckerkonsum sowie<br />
der Genuss von zuckerhaltigen Getränken<br />
lassen die DMGV-Konzentration im Plasma<br />
ansteigen.<br />
Hormonelle Einflüsse: Der Stoffwechsel<br />
beeinflusst auch die Hormonregulation<br />
im Körper. Hormone wie Serotonin<br />
und Ghrelin sind an der Darmmotilität<br />
und der Regulation des Hungergefühls<br />
beteiligt. Stoffwechselstörungen können<br />
diese Hormone beeinflussen und somit<br />
Reizdarmsymptome verstärken.<br />
Darmmikrobiom: Das Mikrobiom des<br />
Darms, das aus einer Vielzahl von<br />
Bakterien besteht, hat direkte Auswirkungen<br />
auf den Stoffwechsel und die<br />
Verdauung. Ein Ungleichgewicht im<br />
Darmmikrobiom, auch als Dysbiose bezeichnet,<br />
kann zu Reizdarmsymptomen<br />
führen. Stoffwechselprozesse und die<br />
Ernährung können das Gleichgewicht<br />
im Mikrobiom beeinflussen. ■<br />
FASTEN VERJÜNGT DIE ZELLEN<br />
Lange und gesund zu leben, das wünscht<br />
sich jeder von uns. „Eine wesentliche Rolle<br />
dabei spielen unsere Zellen, denn sie können<br />
sich erneuern, den Körper entgiften und<br />
Energie bereitstellen“, betont Dr. Lukas Fiedler,<br />
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie,<br />
Angiologie und Leitender Oberarzt an der 2.<br />
medizinischen Abteilung im Landesklinikum<br />
Wiener Neustadt. „Mitochondrien, also<br />
die Kraftwerke unseres Körpers, brauchen<br />
gesunde Zusatzstoffe wie etwa Q10 (z. B. in<br />
Fisch, Nüssen, Brokkoli), damit die Energiekaskade<br />
aufrechterhalten wird“, so der Mediziner.<br />
„Eine gute Möglichkeit ist es, mit dem<br />
16:8-Fasten den Stoffwechsel zu optimieren.<br />
Dabei wird innerhalb von acht Stunden<br />
gegessen, 16 Stunden wird gefastet.“ So etwa<br />
könnte um 8 Uhr das Frühstück erfolgen,<br />
um 16 Uhr das Abendessen, danach wird<br />
„im Schlaf“ gefastet. Langschläfer werden<br />
es möglicherweise vorziehen, um 12 Uhr zu<br />
essen, um 20 Uhr erfolgt das Abendessen,<br />
dann wird gefastet. Durch den Verzicht auf<br />
Nahrung innerhalb von 16 Stunden kommt<br />
es im Körper zu einer sogenannten Autophagie,<br />
einer Erneuerung der Zellen, die vor<br />
degenerativen Erkrankungen schützt sowie<br />
den Cholesterinspiegel und das Krebs-, Diabetes-<br />
und Herzerkrankungsrisiko senkt.<br />
„Wichtig ist, dass dem Körper mit der<br />
Nahrung viele gesunde <strong>Leben</strong>smittel mit<br />
guten Inhaltsstoffen zugeführt werden, wie<br />
etwa Nüsse und Beeren, Vollkorn (Quinoa,<br />
Haferflocken, Vollkornnudeln) oder Hühnerfleisch,<br />
Fisch und Olivenöl. Als vorteilhaft<br />
für die Zellerneuerung haben sich auch<br />
Sirtuine (Resveratrol), Fisetin (Erdbeeren)<br />
und Quercetin (rote Zwiebeln) erwiesen“, so<br />
Fiedler.<br />
Aufgrund des Hormonrückgangs verliert<br />
der Körper im Alter auch an Muskelmasse.<br />
Daher ist Krafttraining ein wesentlicher<br />
Beitrag, um gesund und fit zu bleiben. „Die<br />
Muskelbelastung muss im Training aber<br />
sehr hoch sein, also mit höchster Trainingsintensität,<br />
so etwa kann mit Therabändern<br />
hohe Belastung erzielt werden“, betont der<br />
Mediziner. Hochwertige Ernährung, ausreichender<br />
Schlaf und regelmäßige Bewegung<br />
sind die besten Möglichkeiten, um lange<br />
gesund zu bleiben.<br />
DORIS SIMHOFER ■<br />
EMPFEHLUNGEN des Monats<br />
MIT EINEM STARKEN<br />
IMMUNSYSTEM DURCH<br />
DEN HERBST<br />
Wenn die Sonneneinstrahlung<br />
immer<br />
schwächer wird,<br />
nimmt auch die<br />
körpereigene<br />
Vitamin-D-Herstellung<br />
ab. Vitamin D<br />
ist aber ein wichtiger<br />
Faktor für starke<br />
Abwehrkräfte und stabile<br />
Knochen. Vor allem zwischen<br />
Oktober und April ist die<br />
Sonneneinstrahlung nicht stark<br />
genug, um ausreichend UVB-<br />
Strahlung für die körpereigene<br />
Vitamin-D-Synthese zu liefern.<br />
Das „Sonnenvitamin“ ist in<br />
den dunkleren Monaten jedoch<br />
besonders wichtig, um den<br />
Alltag immunstark zu meistern.<br />
Sonne wirkt sich jedenfalls auf<br />
das Wohlbefinden und die<br />
Stimmung aus.<br />
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gewinnspielbedingungen. Ich bin damit einverstanden, dass die ÄrzteVerlag GmbH die von mir angegebenen Daten<br />
für Informations- und Marketingmaßnahmen sowie Newsletter in Verbindung mit eigenen Produkten, Dienstleistungen<br />
sowie Veranstaltungen verwendet und mir zu diesem Zweck Informationen per Telefon, Post, E-Mail,<br />
SMS oder Fax, jeweils auch als Massensendung, übermittelt. Darüber hinaus bestätige ich die Richtigkeit meiner<br />
Angaben. Mir ist bekannt, dass ich diese Einwilligung jederzeit durch Übersendung eines Schreibens an die<br />
ÄrzteVerlag GmbH, 1090 Wien, Währinger Straße 65, Tel.: 01/96<strong>11</strong>000, office@aerzteverlag.at, widerrufen kann.<br />
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Ärzteverlag GmbH; SENDEN Kennwort: SIE „Kreuzworträtsel DAS LÖSUNGSWORT 4/22“, MIT Schlagergasse IHRER ANSCHRIFT <strong>11</strong>/15, 1090 BIS 0<br />
Wien 30.<strong>11</strong>.<strong>2023</strong> Wien oder p<br />
oder per mail AN: an<br />
redaktion@gesundundleben.at ÄrzteVerlag GmbH; oder geben Kennwort: sie das Kreuzworträtsel Lösungswort unter <strong>11</strong>/23, www.gesundundleben.at/raetselgewinnspiel Währinger Straße 65, 1090 Wien oder per E-Mail ein an .<br />
office@gesundundleben.at oder geben Sie das Lösungswort unter www.gesundundleben.at/raetsel-gewinnspiel ein.<br />
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