Ärzt*in für Wien 2023/12
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MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN <strong>12</strong> <strong>2023</strong><br />
SPITÄLER<br />
Bevölkerung billigt<br />
Protestmaßnahmen<br />
ARBEITSMEDIZIN<br />
Gesundheitsförderung<br />
am Arbeitsplatz<br />
WEITBLICK<br />
Solide Investitionen<br />
des Wohlfahrtsfonds<br />
Österreichische Post AG, MZ 02Z032618 M, Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, Weihburggasse 10-<strong>12</strong>, 1010 <strong>Wien</strong>, Erscheinungsort <strong>Wien</strong>, Postaufgabenummer: 11<br />
GESUNDHEITSREFORM: GEFAHREN<br />
ERKANNT, GEFAHREN GEBANNT<br />
Die mit dem Finanzausgleich einhergehende Gesundheitsreform<br />
drohte <strong>für</strong> Ärztinnen und Ärzte zahlreiche Verschlechterungen zu<br />
bringen. Nach harten Verhandlungen konnte die Ärztekammer das<br />
Schlimmste verhindern.<br />
Foto: Smile Studio AP/stock.adobe.com
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BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Erfolgreiche Gegenwehr<br />
► Es waren sogar <strong>für</strong> einen Standespolitiker mit jahrzehntelanger Erfahrung ungewöhnlich<br />
herausfordernde Tage vor dem Ministerrat am 22. November <strong>2023</strong>.<br />
Immerhin stand nicht weniger auf dem Spiel, als die Zukunft des Mitgestaltungsrechts der<br />
Ärztekammern im Gesundheitswesen. Dieses weitgehend abzuschaffen, war das erklärte Ziel<br />
der von der Bundesregierung ursprünglich geplanten Änderungen im Rahmen des Finanzausgleichs<br />
– also der Verteilung der Steuereinnahmen auf Bund, Länder und Gemeinden. Für<br />
uns war es ohne jeden Zweifel die größte politische Bedrohung der vergangenen Jahrzehnte.<br />
Dass aus diesen Plänen dann doch nichts wurde, dass wir die größten Zumutungen (Stichwort:<br />
Ende der Sozialpartnerschaft, Ende des bewährten Gesamtvertrages) herausverhandeln<br />
konnten, ist das Verdienst einer einmütig auftretenden Ärztevertretung, unserer konsequenten<br />
Strategie und sehr harten Verhandlungen.<br />
„Die Herausforderungen<br />
durch die Politik haben uns<br />
geeint, und diese Einigkeit<br />
müssen wir uns erhalten.“<br />
Konstruktiver Dialog statt verbrannter Erde<br />
Ich bedanke mich bei allen Kammerfunktionärinnen und -funktionären <strong>für</strong> ihre Bereitschaft<br />
zur Geschlossenheit und <strong>für</strong> ihren Einsatz. Und ich bedanke mich bei den Vertreterinnen<br />
und Vertretern der Politik, die sich doch noch <strong>für</strong> einen konstruktiven Dialog mit uns<br />
entschieden haben. Eine Politik der verbrannten Erde konnte sich kein verantwortungsbewusster<br />
Systempartner ernsthaft wünschen.<br />
Die geplante, und nun dank unserer erfolgreichen Gegenwehr in zentralen Punkten revidierte<br />
angebliche Gesundheitsreform, deren Stützpfeiler ein Gesundheitswesen weitgehend<br />
ohne ärztliche Mitgestaltung hätte sein sollen, war eine inakzeptable Breitseite gegen die<br />
österreichischen Ärztinnen und Ärzte. Sowohl das Zustandekommen als auch die Inhalte<br />
der geplanten Neuregelungen stellten eine radikale Abkehr von den bisher üblichen und<br />
bewährten demokratischen und sozialpartnerschaftlichen Gepflogenheiten dar.<br />
Schon in den Gesetzesentwurf waren wir in keiner Weise eingebunden. Obwohl wir<br />
im höchsten Maße davon betroffen gewesen wären, weil unsere Kompetenzen massiv beschnitten<br />
werden sollten. Eine partnerschaftliche und inklusive Politik sieht anders aus.<br />
Es ist uns weitgehend gelungen, eine weitere Politisierung, Bürokratisierung und Konzernisierung<br />
des österreichischen Gesundheitssystems hintan zu halten. Ambulatorien, da müssen<br />
wir in Zukunft achtsam sein, dürfen keine Einstiegsstelle <strong>für</strong> solche Tendenzen in unsere<br />
Gesundheitsversorgung werden. Die privaten Investorinnen und Investoren warten jedenfalls<br />
schon ungeduldig.<br />
Eine weitere positive Bilanz der turbulenten Verhandlungstage ist aber auch, dass die Ärzteschaft<br />
jetzt so geschlossen dasteht wie schon lange nicht mehr. Die Herausforderungen durch<br />
die Politik haben uns geeint, und diese Einigkeit müssen wir uns erhalten.<br />
Herzliche Grüße<br />
Ihr Johannes Steinhart<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
Weitere standespolitische<br />
Themen ab Seite 9.<br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 3
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BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Ein starkes Signal<br />
„Unsere Forderungen sind klar:<br />
30 Prozent mehr Personal,<br />
30 Prozent mehr Zeit <strong>für</strong><br />
Patientinnen und Patienten,<br />
30 Prozent mehr Gehalt und<br />
30 Prozent weniger Bürokratie.“<br />
► Seit rund eineinhalb Jahren machen wir auf die strukturellen Probleme in <strong>Wien</strong>s<br />
Spitälern aufmerksam. Sowohl die große <strong>Wien</strong>er Spitalsumfrage als auch das Gesundheitsbarometer<br />
<strong>2023</strong> machen deutlich: unsere Befunde sind leider richtig. Ärztinnen und<br />
Ärzte, <strong>Wien</strong>erinnen und <strong>Wien</strong>er, sie alle stellen der Gesundheitspolitik ein alarmierendes<br />
Zeugnis aus. Der Zustand der Spitäler hat sich seit dem Ende der Covid-Pandemie nicht<br />
verbessert. Infektionswellen im Winter können keine pauschale Ausrede mehr sein! Dabei<br />
werden wir nicht müde, unsere Gesprächsbereitschaft zu betonen und unsere Expertise<br />
einzubringen. So haben wir beispielsweise im 1. Halbjahr <strong>2023</strong> den 10-Punkte-Plan zur<br />
Rettung der <strong>Wien</strong>er Spitäler erarbeitet. Doch die Politik ignoriert die Expertise der Ärzteschaft<br />
– die der Pflege ohnehin. Man verhandelt lieber mit sich selbst: bei Stadt <strong>Wien</strong> und<br />
Gewerkschaft Younion liegen unvereinbare Personalüberschneidungen vor. Kein Wunder,<br />
dass das unlängst ohne echte ärztliche Vertretung verhandelte Mini-Paket nicht geeignet ist,<br />
die Frustration und den Exodus aus den Spitälern zu stoppen. Unsere Forderungen sind klar:<br />
30 Prozent mehr Personal, 30 Prozent mehr Zeit <strong>für</strong> Patientinnen und Patienten, 30 Prozent<br />
mehr Gehalt und 30 Prozent weniger Bürokratie. All das gehört zusammengedacht: ohne<br />
attraktive Gehälter gibt es kein ausreichendes Personal. An den Grundgehältern wurde aber<br />
nicht gerüttelt. Stattdessen wurde seitens der Stadtpolitik nebulös auf eine zweite Phase<br />
verwiesen – inklusive populistischem Angriff auf das Wahlärztesystem und der Forderung<br />
nach einem Nebenbeschäftigungsverbot <strong>für</strong> WiGev-Ärztinnen und -Ärzte durch Stadtrat<br />
Hacker.<br />
Nicht einschüchtern lassen<br />
Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe stecken wir mitten in den Planungen zum wienweiten<br />
Protestmarsch der Spitalsangestellten am 4. Dezember. An dieser Stelle möchte ich all<br />
jenen danken, die bis dato alles gegeben haben, um die Demonstration zu ermöglichen. Wie<br />
schon 2015/2016 arbeiten Stadt <strong>Wien</strong> und Gewerkschaft Younion aktiv gegen den Protestmarsch.<br />
Wir wissen um den Druck, der auf Kolleginnen und Kollegen ausgeübt wurde und<br />
wird. Gleichzeitig sind wir überwältigt von den Rückmeldungen aus den einzelnen Häusern.<br />
Heruntergerissene Plakate wurden wieder aufgehängt, zahllose Gespräche wurden geführt.<br />
Engagierte Kolleginnen und Kollegen laufen sich bis zum Protestmarsch die Füße wund und<br />
lassen sich nicht beeindrucken. Da<strong>für</strong> habe ich allergrößten Respekt! Liebe Kollegin, lieber<br />
Kollege, lassen Sie sich nicht einschüchtern. Gegen die unzureichenden Arbeitsbedingungen<br />
in unseren Spitälern zu protestieren, ist Ihr gutes Recht. Denn Sie sind es, die tagtäglich<br />
unter größter Anstrengung das strauchelnde System am Leben halten.<br />
Herzlichst,<br />
Ihr Stefan Ferenci<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
Weitere standespolitische<br />
Themen ab Seite 9.<br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 5
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BRIEF DER KURIENOBFRAU IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Erste Erfolge<br />
► Die vergangenen Wochen waren von langen und intensiven Gesprächen mit der<br />
Politik geprägt. Spät, aber letztlich doch, wurde die Ärztekammer in die Verhandlungen<br />
zum Finanzausgleich eingebunden und konnte dabei einiges an bereits verloren<br />
geglaubtem Boden wieder gutmachen. Dennoch: was der Öffentlichkeit seitens des Gesundheitsministers<br />
als „Gesundheitsreform“ verkauft wird, stellt letztlich die Unabhängigkeit der<br />
Ärzteschaft und die Sozialpartnerschaft im Gesundheitswesen infrage. Als Kurienobfrau<br />
werde ich mich deshalb im andauernden parlamentarischen Gesetzesprozess <strong>für</strong> weitere<br />
Zugeständnisse der Bundesregierung an uns niedergelassene Ärztinnen und Ärzte stark<br />
machen.<br />
„Gewinnorientierte<br />
Unternehmen aus dem<br />
Ausland, die Österreichs<br />
Gesundheitssystem als<br />
lukrativen Investitionsplatz<br />
betrachten, sind mit der<br />
Grundidee einer stabilen<br />
Versorgungssicherheit <strong>für</strong> die<br />
Bevölkerung nicht vereinbar.“<br />
Klare Trends<br />
Über den Finanzausgleich hinaus haben sich mittlerweile zwei ganz klare Trends in der<br />
Gesundheitspolitik herauskristallisiert, die von Seiten der Kammer mit großer Sorge betrachtet<br />
werden: die Konzernisierung der öffentlichen Gesundheit und die Errichtung von<br />
Parallelstrukturen zum niedergelassenen Bereich. Die Stadt <strong>Wien</strong> positioniert sich bei dieser<br />
Entwicklung leider als fragwürdige Vorreiterin, wie wir seit der von uns rechtlich beeinspruchten<br />
Ausschreibung zum Darmkrebs-Screening wissen. Auch die von Gesundheitsminister<br />
Rauch angestrebte vereinfachte Gründung von Ambulatorien schlägt in diese Kerbe.<br />
Gewinnorientierte Unternehmen aus dem Ausland, die Österreichs Gesundheitssystem als<br />
lukrativen Investitionsplatz betrachten, sind mit der Grundidee einer stabilen Versorgungssicherheit<br />
<strong>für</strong> die Bevölkerung nicht vereinbar. Wohin diese Konzernlobbypolitik führt, zeigt<br />
uns ein Blick zu unseren deutschen Nachbarn, bei denen seit den 1990ern eine Privatisierungswelle<br />
nach der anderen rollt. Die Ergebnisse: noch mehr Einsparungen, noch weniger<br />
Personal und allerorten vom Damoklesschwert der Schließung bedrohte Gesundheitseinrichtungen.<br />
Hinzu kommt, dass viele dieser Konzerne in Österreich kaum Steuern<br />
bezahlen – das sieht bei der Ärzteschaft grundlegend anders aus. Es ist also zumindest grob<br />
fahrlässig, politisch auf die Privatisierungskarte zu setzen.<br />
Kommunikativ werden wir in den kommenden Wochen auf der einen Seite die vielfältigen<br />
Leistungen der Ärzteschaft <strong>für</strong> die Bevölkerung in den Vordergrund stellen. Auf der anderen<br />
Seite werden wir die politisch Verantwortlichen auch unmissverständlich zur Rückkehr an<br />
den Tisch der Sozialpartnerschaft im Gesundheitswesen auffordern.<br />
Mit kollegialen Grüßen<br />
Ihre Naghme Kamaleyan-Schmied<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
Weitere standespolitische<br />
Themen ab Seite 9.<br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 7
INHALT EDITORIAL<br />
Inhalt<br />
3 In eigener Sache – Brief des Präsidenten<br />
Editorial<br />
Neuanfang<br />
5 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns<br />
7 In eigener Sache – Brief der Kurienobfrau<br />
Intern<br />
10 News<br />
Neue Umfrageergebnisse zur Lage in den <strong>Wien</strong>er Spitälern zeigen deutlich:<br />
Die Patientinnen und Patienten haben Verständnis <strong>für</strong> etwaige Protest- und<br />
Streikmaßnahmen des medizinischen Personals.<br />
<strong>12</strong> News<br />
Claudia Ernstberger, Oliver Bernecker und Susanne Witkowski vom Referat <strong>für</strong><br />
Betriebsärztinnen, Betriebsärzte und Arbeitsmedizin im Gespräch zu<br />
gesundheitsfördernden Bedingungen am Arbeitsplatz.<br />
16 News<br />
„Vermögen mit Weitblick“: Eine Übersicht über die Struktur des Vermögens<br />
des Wohlfahrtsfonds.<br />
21 Kammerbereich<br />
Coverstory<br />
24 Gesundheitsreform: Gefahren erkannt, Gefahren gebannt<br />
Die mit dem Finanzausgleich einhergehende Gesundheitsreform drohte <strong>für</strong> Ärztinnen<br />
und Ärzte zahlreiche Verschlechterungen zu bringen. Nach harten Verhandlungen<br />
konnte die Ärztekammer das Schlimmste verhindern.<br />
Service<br />
30 Fortbildung, Vorträge, Tagungen, Symposien<br />
32 Informationen der Zahnärztekammer<br />
35 Recht<br />
Eine Spitalsbetreiberin klagte einen medizinischen Sachverständigen erfolgreich<br />
auf Schadenersatz wegen eines im Vorverfahren erstatteten falschen Gutachtens.<br />
36 Steuer<br />
Allen steuerpflichtigen natürlichen Personen steht <strong>2023</strong> der Gewinnfreibetrag von<br />
bis zu 15 Prozent des Gewinns <strong>für</strong> betriebliche Einkünfte zu.<br />
38 Kleinanzeigen<br />
IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten<br />
durch den Präsidenten, 1010 <strong>Wien</strong>, Weihburggasse 10–<strong>12</strong>, T 01/515 01, F 01/515 01-<strong>12</strong>89, Mail: pressestelle@aekwien.at.<br />
Redaktion: Mag. a Elisa Cavalieri (Chefin vom Dienst), Mag. a Kathrin McEwen, Dr. Hans-Peter Petutschnig, Benjamin Weiser, MA,<br />
Carla Constanceanu (Sekretariat). Verleger: MedTriX GmbH, Forum Schönbrunn, 1<strong>12</strong>0 <strong>Wien</strong>, Grünbergstraße 15, Stg. 1,<br />
T 01/54 600-0, F DW 710, Mail: at-office@medtrix.group. Abo verwaltung: Carla Constanceanu, T 01/515 01-<strong>12</strong>23, Mail:<br />
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Anita Radl, T 01/54 600-446, E-Mail: anita.radl@medtrix.group. Herstellung: Friedrich Druck & Medien GmbH,<br />
A-4020 Linz, Zamenhof straße 43–45, www.friedrichdruck.com.<br />
Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: www.aekwien.at/impressum<br />
Kurz vor dem neuen Jahr geht es heiß<br />
her in der Standespolitik: Rund um den<br />
Finanzausgleich und die damit Hand in<br />
Hand gehende viel diskutierte Gesundheitsreform<br />
ist es der Ärztekammer durch<br />
hartnäckiges Verhandeln gelungen, die<br />
größten Einschnitte <strong>für</strong> die Ärzteschaft<br />
erfolgreich zu verhindern. Das bedeutet<br />
insbesondere <strong>für</strong> die niedergelassenen<br />
Ärztinnen und Ärzte:<br />
•Kein Einfrieren der Kassenhonorare mit<br />
Ende 2025<br />
•Keine Einzelverträge im vertragslosen<br />
Zustand (ohne Gesamtvertrag)<br />
•Keine Wirkstoffverschreibung<br />
•Priorisierung der niedergelassenen Versorgung<br />
bei der Planung<br />
Näheres zu den Finanzausgleichsverhandlungen<br />
und deren Folgen erfahren Sie in<br />
unserer Covergeschichte ab Seite 24.<br />
Und auch bei den Spitalsärztinnen und<br />
Spitalsärzten tut sich so einiges. Seit<br />
Wochen setzt die Kurie angestellte Ärzte<br />
alle Hebel in Bewegung, um auf Missstände<br />
in <strong>Wien</strong>s Spitälern aufmerksam<br />
zu machen und <strong>für</strong> die Kolleginnen und<br />
Kollegen Verbesserungen zu erzielen –<br />
Protestmarsch inklusive. Über sämtliche<br />
Eindrücke und ein aktuelles Stimmungsbild<br />
wird <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> in der nächsten<br />
Ausgabe ausführlich berichten.<br />
Schlussendlich möchten wir auch auf eine<br />
interne Neuerung aufmerksam machen:<br />
Während ich, Christoph Pelanek, das<br />
Referat <strong>für</strong> Polizei-, Militär- und taktische<br />
Medizin übernehme, bin ich, Hamid Schirasi-Fard,<br />
ab jetzt als Referent <strong>für</strong> Medien,<br />
Websites und Social Media <strong>für</strong> die <strong>Wien</strong>er<br />
Ärztekammer im Einsatz. Wir freuen uns<br />
auf unsere neuen Aufgaben im Interesse<br />
der Kolleginnen und Kollegen!<br />
Ihr Hamid Schirasi-Fard und<br />
Ihr Christoph Pelanek<br />
Fotos: Stefan Seelig<br />
8 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
NEWS INTERN<br />
Ärztekammerpräsident Steinhart: „Alles unternehmen,<br />
um eine Ökonomisierung der Medizin zu verhindern“<br />
Der Vorstand der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> hat<br />
eine Resolution zu der im Ministerrat am 22.<br />
November <strong>2023</strong> beschlossenen Gesundheitsreform<br />
verabschiedet, die der Sorge Ausdruck<br />
verleiht, dass Teile der Reform die ambulante<br />
Gesundheitsversorgung in Österreich durch<br />
die potenzielle Einflussnahme internationaler<br />
Konzerne bedrohen. Ärztekammerpräsident<br />
Johannes Steinhart fordert angesichts der<br />
Entwicklung in Deutschland, wo gewinnorientierte<br />
Konzerne bereits die intra- und<br />
extramurale Versorgung übernommen haben,<br />
„eine Verpflichtung, alles zu unternehmen,<br />
um eine ähnliche Ökonomisierung der Medizin<br />
in Österreich zu verhindern.“<br />
„Die Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> appelliert<br />
deshalb an die Bundesregierung und alle<br />
Abgeordneten des National- und Bundesrats,<br />
sicherzustellen, dass bei der bundesweiten<br />
Versorgung insbesondere im ambulanten<br />
Bereich zukünftig weiterhin ausschließlich<br />
die Interessen der Patientinnen und Patienten<br />
und nicht Renditeerwartungen internationaler<br />
Konzerne entscheiden“, heißt es unter<br />
anderem in der Resolution. Für Steinhart ist<br />
klar, dass dies nur durch freiberuflich tätige<br />
Ärztinnen und Ärzte in Einzel- und Gruppenpraxen<br />
erfolgen kann, denn „nur hier besteht<br />
ein Vertrauensverhältnis zwischen Ärztinnen<br />
und Ärzten zu ihren Patientinnen und Patienten,<br />
das auch schon bisher eine optimale<br />
Gesundheitsversorgung garantiert hat“.<br />
In Deutschland etwa gebe es intensive<br />
Bemühungen des deutschen Gesundheitsministers<br />
Lauterbach im Kampf gegen diesen<br />
Trend. „Die Erfahrungen in Deutschland<br />
verdeutlichen, dass eine solche Entwicklung<br />
negative Auswirkungen auf die Versorgung<br />
der Patientinnen und Patienten hat“, stellt die<br />
Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> in der Resolution fest.<br />
Dass nun durch die beschlossene Gesundheitsreform<br />
die Gründung von Ambulatorien<br />
deutlich erleichtert und dadurch internationalen<br />
Konzernen der Einstieg in den<br />
„Gesundheitsmarkt“ ermöglicht werde, habe<br />
nicht nur Auswirkungen auf den niedergelassenen<br />
Bereich. „Im Interesse unserer<br />
Patientinnen und Patienten müssen wir die<br />
Folgen einer Konzernisierung der Medizin<br />
vehement ansprechen. (…) Wir weisen explizit<br />
darauf hin, dass die von internationalen<br />
Konzernen dominierte ambulante Gesundheitsversorgung<br />
durch Konkurrenzierung<br />
und ‘Aufkaufen des Marktes’ mit dem Ziel,<br />
regionale Monopole entstehen zu lassen,<br />
nicht nur die freiberuflichen Ärztinnen und<br />
Ärzte in Einzel- und Gruppenpraxen bedroht,<br />
sondern auch einen negativen Einfluss auf die<br />
Motivation der angestellten Ärztinnen und<br />
Ärzte in den Spitälern hat“, so der Wortlaut<br />
der Resolution.<br />
Konkret appelliert der Vorstand der Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> mittels Resolution an alle<br />
Abgeordneten, „im Rahmen des Gesundheitsausschusses<br />
eine Änderung der geplanten<br />
FAG-Begleitgesetze zu beschließen, die<br />
sicherstellt, dass die Sozialversicherung nur<br />
Verträge mit Ambulatorien abschließen kann,<br />
wenn zuvor alle Anstrengungen unternommen<br />
wurden, die Versorgung durch niedergelassene<br />
Ärztinnen und Ärzte sicherzustellen.<br />
Dieser Vorrang der bewährten Versorgung<br />
im ambulanten Bereich in einer direkten<br />
Arzt-Patienten-Beziehung ohne ökonomische<br />
Einflüsse Dritter hat sich als äußerst<br />
erfolgreich erwiesen und über Jahrzehnte die<br />
gesundheitliche Versorgung der in Österreich<br />
lebenden Menschen sichergestellt.“ <br />
Ausschreibungen <strong>für</strong> Einzel- und Gruppenpraxen <strong>für</strong> Dezember <strong>2023</strong><br />
Foto: peterschreiber.media/stock.adobe.com<br />
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) schreibt gemäß § 7 der Richtlinie <strong>für</strong> die Auswahl und Invertragnahme von Vertragsärztinnen und<br />
-ärzten <strong>für</strong> Allgemeinmedizin und Vertragsfachärztinnen und -ärzten iVm § 6 Abs 1 Gesamtvertrag vom 1. Jänner 2011 sowie gemäß § 7 der<br />
Richtlinien <strong>für</strong> die Auswahl und Invertragnahme von Gesellschafterinnen und Gesellschaftern von Vertragsgruppenpraxen iVm § 9 Gruppenpraxengesamtvertrag<br />
vom 1. Jänner 2011 gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB), der Sozialversicherung<br />
der Selbstständigen (SVS), sowie der Kranken<strong>für</strong>sorgeanstalt der Stadt <strong>Wien</strong> (KFA <strong>Wien</strong>) im Einvernehmen mit der Ärztekammer <strong>für</strong><br />
<strong>Wien</strong> Vertragsarztstellen aus. Basierend auf den Änderungen der Reihungskriterien <strong>für</strong> Bewerbungen ab 1. Mai 2018 finden Sie die Ausschreibungen<br />
<strong>für</strong> Einzelpraxen sowie <strong>für</strong> Gruppenpraxen <strong>für</strong> Dezember auf der Website der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> unter www.aekwien.at beziehungsweise unter<br />
www.aekwien.at/ausschreibungen-allgemeinmedizin und www.aekwien.at/ausschreibungen-fachärzte.<br />
Ihre Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte fristgerecht an:<br />
Kurie niedergelassene Ärzte<br />
Ärztinnen und Ärzte <strong>für</strong> Allgemeinmedizin<br />
Mag. a Gabriella Milinski<br />
1010 <strong>Wien</strong>, Weihburggasse 10-<strong>12</strong><br />
Tel.: 515 01/<strong>12</strong>22 DW<br />
E-Mail: milinski@aekwien.at<br />
Kurie niedergelassene Ärzte<br />
Fachärztinnen und Fachärzte<br />
Sabine Hubmayr<br />
1010 <strong>Wien</strong>, Weihburggasse 10-<strong>12</strong><br />
Tel.: 515 01/<strong>12</strong>59 DW<br />
E-Mail: hubmayr@aekwien.at<br />
Die Richtlinien zur Invertragnahme und das Punktesystem finden Sie unter www.aekwien.at/reihungskriterien, die gesamtvertraglichen<br />
Bestimmungen unter https://www.aekwien.at/oegk und das Bewerbungsformular unter https://www.aekwien.at/formulare.<br />
Hinweis: Bitte beachten Sie das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz.<br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 9
INTERN NEWS<br />
Spitalsumfrage <strong>2023</strong><br />
Schlechte Noten <strong>für</strong> Gesundheitspolitik<br />
Im Rahmen von Pressekonferenzen am 14. und 28. November <strong>2023</strong> hat die Ärztekammer neue<br />
Detailergebnisse der <strong>Wien</strong>er Spitalsumfrage <strong>2023</strong> von Peter Hajek präsentiert. Das Ergebnis:<br />
Die <strong>Wien</strong>er angestellte Ärzteschaft hat der Stadtpolitik ein alarmierendes Zeugnis ausgestellt.<br />
Und: Die Patientinnen und Patienten haben Verständnis <strong>für</strong> etwaige Protest- und Streikmaßnahmen<br />
des medizinischen Personals.<br />
► Meinungsforscher Peter Hajek<br />
zu den neuen Detailergebnissen:<br />
„Die Einschätzung der Befragten<br />
zur <strong>Wien</strong>er Gesundheitspolitik hat<br />
sich im Vergleich zu 2022 noch einmal<br />
signifikant eingetrübt. Hinzu kommt<br />
eine hohe Unzufriedenheit betreffend<br />
Unternehmensführung in den Spitälern<br />
und der IT-Infrastruktur. Im Detail<br />
heißt das, dass 61 Prozent mit der Unternehmensführung<br />
unzufrieden sind,<br />
im WiGev sind es 72 Prozent. Bei der<br />
Infrastruktur sind im WiGev insgesamt<br />
60 Prozent unzufrieden – gegenüber 33<br />
Prozent in den Ordensspitälern. Was<br />
die bauliche Infrastruktur betrifft, ist<br />
die Bewertung der Spitalsärztinnen<br />
und -ärzte – positiv formuliert – durchwachsen.<br />
Bei den WiGev-Spitälern<br />
empfinden 43 Prozent die gebäudetechnische<br />
Infrastruktur als sehr belastend<br />
oder belastend, im <strong>Wien</strong>er Gesamtschnitt<br />
sind es 42 Prozent.“<br />
Kurienobmann und Vizepräsident Stefan<br />
Ferenci: „Seit Monaten ignoriert<br />
die Politik unsere Vorschläge aus dem<br />
Das sagt die Bevölkerung<br />
•<strong>Wien</strong>er Spitalswesen wird kritisch<br />
bewertet<br />
•Patientenversorgung hat sich<br />
nach COVID aus Sicht einer<br />
Mehrheit nicht verbessert<br />
•Handlungsbedarf wird vor allem<br />
bei Personalmangel und Warten<br />
auf OP-Termine geortet<br />
•Höhere Gehälter werden als Beitrag<br />
zu einer Lösung gesehen<br />
•Breite Mehrheit hat Verständnis<br />
<strong>für</strong> Streiks<br />
Weitere Details zu den Umfrageergebnissen<br />
finden Sie unter:<br />
www.aekwien.at/ergebnissepatientenbefragung<br />
„Die Einschätzung<br />
der Befragten<br />
zur<br />
<strong>Wien</strong>er<br />
Gesundheitspolitik<br />
hat sich im<br />
Vergleich<br />
zu 2022<br />
noch einmal<br />
signifikant<br />
eingetrübt.“<br />
Eduardo Maldonado-González: „Man kann<br />
nicht mehr mit der Ausnahmesituation einer<br />
Pandemie argumentieren.“<br />
Stefan Ferenci: „Frustration und Abwanderung<br />
sind real und keine Naturkatastrophen, die<br />
über einen hereinbrechen.“<br />
10-Punkte-Plan zur Rettung der <strong>Wien</strong>er<br />
Spitäler. Zuvor hatte man ja gar<br />
behauptet, es sei nichts vonseiten der<br />
Ärzteschaft gekommen. Unsere Kolleginnen<br />
und Kollegen in den Spitälern<br />
sehen das offenbar anders. Wir sind<br />
nach wie vor gesprächsbereit, aber es<br />
kann so nicht weitergehen. Frustration<br />
und Abwanderung sind real und keine<br />
Naturkatastrophen, die über einen hereinbrechen<br />
– die Politik kann etwas<br />
dagegen tun.“<br />
Politik in der Pflicht<br />
Der stellvertretende Kurienobmann<br />
Eduardo Maldonado-González sieht<br />
die Politik in der Pflicht: „Wenn 66 Prozent<br />
aller Befragten unzufrieden mit der<br />
Anna Kreil: „So kann man im Jahr <strong>2023</strong> eigentlich<br />
nicht mehr arbeiten.“<br />
Peter Poslussny: „Wir haben wirklich ein schönes<br />
Haus. Aber ohne Ärztinnen und Ärzte und<br />
Pflegekräfte steht es teilweise leer.“<br />
Arbeit des Gesundheitsstadtrates sind<br />
(Vorjahr 42 Prozent), kann man nicht<br />
mehr mit der Ausnahmesituation einer<br />
Pandemie argumentieren. Es geht uns<br />
nicht um eine bestimmte Personalie aus<br />
der Politik oder der ebenfalls schlecht<br />
bewerteten Unternehmensführung in<br />
den Spitälern, sondern um strukturelle<br />
Probleme, unter denen Spitalsärztinnen<br />
und -ärzte, aber vor allem auch<br />
die Pflege immens leiden. Da muss es<br />
doch im Interesse der Stadtpolitik sein,<br />
dem etwas entgegenzusetzen.“<br />
Am Gängelband<br />
Für die stellvertretende Kurienobfrau<br />
Anna Kreil gehört eine funktionierende<br />
IT zu einem guten Arbeitsplatz: „Es<br />
Fotos: Stefan Seelig<br />
10 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
NEWS INTERN<br />
Foto: Michaela Obermair<br />
wundert mich nicht, dass die IT insbesondere<br />
in den WiGev-Spitälern von den Kolleginnen<br />
und Kollegen sehr schlecht bewertet wird (60<br />
Prozent unzufrieden). So kann man im Jahr<br />
<strong>2023</strong> eigentlich nicht mehr arbeiten. Das ist<br />
einer der Gründe, warum wir <strong>für</strong> eine Ausgliederung<br />
des WiGev sind. Wir Ärztinnen und<br />
Ärzte hängen am Gängelband der zuständigen<br />
Magistratsabteilung. Wenn wir das öffentliche<br />
Gesundheitssystem aufrechterhalten wollen,<br />
müssen wir handeln. Man fühlt sich auch hier<br />
nicht von der Stadtpolitik abgeholt, denn die<br />
baulichen Veränderungen sind offenbar nicht<br />
das Problem, wie die Zahlen zeigen. Zu einem<br />
modernen Spital gehört moderne IT, die Arbeit<br />
erleichtern soll, und nicht nur die Außenfassade.<br />
Aber ohne die ausreichende Anzahl an Ärztinnen<br />
und Ärzten, Pflege und andere Berufsgruppen<br />
funktioniert halt auch das schönste<br />
Spital nicht.“<br />
Falsche Prioritäten<br />
Hier setzt auch Peter Poslussny, Personalvertreter<br />
in der Klinik Floridsdorf (Krankenhaus<br />
Nord), an: „Wir haben wirklich ein schönes<br />
Haus. Aber ohne Ärztinnen und Ärzte und<br />
Pflegekräfte steht es teilweise leer. Ich erlebe<br />
es täglich: den Leuten reicht’s. Ich habe<br />
vollstes Verständnis <strong>für</strong> immer mehr Kündigungen.<br />
Was die Ergebnisse der Umfrage zeigen,<br />
ist ja, dass die Politik bis dato entweder<br />
falsche Prioritäten setzt oder aber Probleme<br />
gleich ganz ignoriert.“<br />
Bevölkerung solidarisch<br />
Auch die <strong>Wien</strong>er Bevölkerung stellt der Politik<br />
ein schlechtes Zeugnis aus und solidarisiert<br />
sich mit etwaigen Protest- und Streikmaßnahmen<br />
des medizinischen Personals. Meinungsforscher<br />
Peter Hajek mit einer Einschätzung<br />
zu den Ergebnissen: „91 Prozent der befragten<br />
<strong>Wien</strong>erinnen und <strong>Wien</strong>er, die die Streiks in<br />
den letzten Monaten wahrgenommen haben,<br />
zeigen Verständnis <strong>für</strong> das streikende medizinische<br />
Personal. Es ist fast müßig zu erwähnen,<br />
dass dies ein überaus hoher Wert ist. Aus<br />
der Spitalsumfrage <strong>2023</strong> wissen wir, dass die<br />
<strong>Wien</strong>er Spitalsärztinnen und -ärzte zu 95 Prozent<br />
den Streik an der ZNA Ottakring unterstützen<br />
und sich zu knapp 80 Prozent vorstellen<br />
können, generell an Protestmaßnahmen<br />
zu partizipieren. Die Unzufriedenheit mit<br />
<strong>Wien</strong>s Spitälern ist sowohl beim Fachpersonal<br />
als auch bei den Patientinnen und Patienten in<br />
<strong>Wien</strong> groß, sonst gäbe es nicht so großes Verständnis<br />
<strong>für</strong> Protest- und Streikmaßnahmen.<br />
Denn grundsätzlich ist es den Menschen in<br />
Österreich lieber, dass solche Themen am Verhandlungstisch<br />
gelöst werden, Streiks gelten<br />
nur als Ultima Ratio.“ <br />
Aufwertung der Lehrpraxis:<br />
„Richtiger und wichtiger Schritt“<br />
Die Sektion Turnusärzte der Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> begrüßt die vom Gesundheitsministerium<br />
geplante Aufwertung der<br />
Allgemeinmedizin zum eigenständigen<br />
Fachgebiet. Damit verbunden ist eine<br />
Verlängerung der <strong>für</strong> die spätere Laufbahn<br />
eminent wichtigen Lehrpraxis auf zwei Jahre<br />
beziehungsweise der gesamten Ausbildung<br />
auf fünf Jahre. Die Kritik der Bundesländer<br />
und Sozialversicherer rund um die Fachärztinnenausbildung<br />
in der Allgemein- und<br />
Familienmedizin ist <strong>für</strong> die Sektionsleitung<br />
nicht nachvollziehbar.<br />
Anna-Christina Kichler, 2. Stellvertretende<br />
Obfrau der Sektion Turnusärzte und selbst<br />
Allgemeinmedizinerin, zeigt sich erfreut<br />
über die geplante Umsetzung der langjährigen<br />
Forderung der Ärztekammer: „Eine<br />
Fachärztin, ein Facharzt <strong>für</strong> Allgemeinmedizin<br />
führt zu einer Aufwertung auf<br />
allen Ebenen: der Ausbildung, des Berufes<br />
allgemein und schließlich der Versorgung<br />
der Patientinnen und Patienten, sowohl im<br />
öffentlichen als auch im niedergelassenen<br />
Bereich.“ Zur Kritik meint Kichler: „Die Pläne<br />
sind schon länger bekannt und würden<br />
erst ab 2026 schrittweise in Kraft treten.<br />
Die verlängerte Lehrpraxis entspricht nicht<br />
nur internationalen Standards, sondern<br />
verschafft unerlässliche vertiefte Einblicke<br />
ins spätere Berufsbild.“<br />
Auch Bernhard Schönthoner, Obmann der<br />
Sektion Turnusärzte, weist die Kritik aus<br />
den Bundesländern zurück: „Es geht nicht<br />
immer um mehr oder weniger, sondern vor<br />
allem um besser oder schlechter. Wir brauchen<br />
bessere Ausbildungsbedingungen, das<br />
sollte doch auch im Interesse der Bundesländer<br />
sein. Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung<br />
dürfen nicht als Lückenbüßer gesehen<br />
werden, sonst wandern sie ab. So entsteht<br />
der Ärztemangel, den man eigentlich vorgibt<br />
zu bekämpfen.“<br />
Sara Zejnilovic, Stellvertretende Obfrau der<br />
Sektion Turnusärzte, betont: „Die bisherigen<br />
Bedingungen haben <strong>für</strong> viele einen Abschreckungseffekt.<br />
Deshalb ist es gut, dass<br />
eine Attraktivierung der Allgemeinmedizin<br />
stattfinden soll. Wenn die Bundesländer ihre<br />
Versorgung sicherstellen wollen, müssen<br />
sie anfangen, im internationalen Wettbewerbskontext<br />
zu denken – die Ärztinnen<br />
und Ärzte in Ausbildung tun das nämlich<br />
längst.“ <br />
„Ärztinnen:Connect“ zum Thema Gewalt<br />
am 2. November – ein Rückblick<br />
(v.l.n.r.): Antonia Greb, Julia Harl, Rita Babeluk, Seyma Ergün, Sophie Rendl und Nina Böck.<br />
Das Referat <strong>für</strong> Frauenpolitik lud <strong>Wien</strong>s<br />
Ärztinnen am 2. November zur dritten<br />
„Ärztinnen:Connect“-Veranstaltung im<br />
Radisson Red Vienna ein.<br />
Diesmal diskutierten Antonia Greb,<br />
Julia Harl und Nina Böck vom Referat <strong>für</strong><br />
Frauenpolitik mit den Gründerinnen der<br />
ersten Krisenambulanz (Gewaltambulanz)<br />
im AKH, Seyma Ergün und Rita Babeluk,<br />
sowie der Juristin Sophie Rendl zum Thema<br />
Gewalt.<br />
Die Eventreihe „Ärztinnen:Connect“ wurde<br />
geschaffen, um Ärztinnen die Möglichkeit<br />
zu bieten, sich auszutauschen, Erfahrungen<br />
zu teilen und voneinander zu lernen, um<br />
sich im beruflichen Alltag zu stärken. <br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 11
INTERN NEWS<br />
Arbeitsmedizin<br />
„Gesundheit passiert nicht<br />
nur nach Feierabend“<br />
Für im Erwerbsleben stehende Menschen nimmt der Job oft den Großteil des Alltags ein. Genau<br />
deshalb sind sich Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner einig: Gesundheitsfördernde Bedingungen<br />
am Arbeitsplatz leisten einen zentralen Beitrag zur Prävention. Claudia Ernstberger, Oliver Bernecker<br />
und Susanne Witkowski vom Referat <strong>für</strong> Betriebsärztinnen, Betriebsärzte und Arbeitsmedizin dazu<br />
im Interview.<br />
Von Kathrin McEwen<br />
► <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was bedeutet<br />
genau Arbeitsmedizin, welche<br />
Aspekte beinhaltet sie und welche Schwerpunkte<br />
setzen Sie bei Ihrem Referat?<br />
Ernstberger: Arbeitsmedizin ist der<br />
Teil der Medizin, der sich mit arbeitenden<br />
Menschen und deren Arbeitsumgebung<br />
beschäftigt. Also mit Menschen,<br />
bei denen davon ausgegangen<br />
werden kann, dass sie gesund sind.<br />
Das ist ein wichtiger Aspekt unserer<br />
Tätigkeit. Der Schwerpunkt unserer<br />
Arbeit liegt daher in der Prävention.<br />
Wir sind also Expertinnen und Experten<br />
<strong>für</strong>s „Gesund bleiben“. Bei unserer<br />
Arbeit im Referat steht an erster Stelle<br />
ein Serviceangebot <strong>für</strong> die Arbeitsmedizinerinnen<br />
und -mediziner in <strong>Wien</strong>.<br />
Wir haben bei unserem ersten Treffen<br />
erhoben, wo die Interessen liegen und<br />
welche Fragen es gibt. Eines der neuen<br />
Angebote in diesem Zusammenhang<br />
sind Qualitätszirkel.<br />
Witkowski: Es gibt zwei Themen, die<br />
mich besonders interessieren und worin<br />
auch meine Motivation liegt, beim<br />
Referat mitzumachen: Das eine sind<br />
Qualitätszirkel. Im Prinzip dienen sie<br />
zunächst dazu, mit den Kolleginnen<br />
und Kollegen auf Augenhöhe zu erheben,<br />
was die wichtigen Themen sind,<br />
wo die Probleme liegen und welche<br />
Fragestellungen es gibt. In einem weiteren<br />
Schritt werden Priorisierungen vorgenommen<br />
und gemeinsam Lösungsvorschläge<br />
erarbeitet. Qualitätszirkel<br />
setzen sich aus fachlich fundierten<br />
Mitgliedern zusammen, die auch ein<br />
Gewicht gegenüber Ansprechpartnerinnen<br />
und -partnern im diskutierten<br />
„Was die<br />
Arbeitsmedizin<br />
leisten<br />
kann, ist<br />
diejenigen<br />
zu erreichen,<br />
die eine<br />
niedrige Gesundheitskompetenz<br />
haben.“<br />
Themenfeld darstellen. In unserem Fall<br />
zum Beispiel gegenüber dem Arbeitsinspektorat<br />
oder den Ministerien.<br />
Ein weiterer wichtiger Punkt unserer<br />
Arbeit ist das Serviceangebot. Da geht<br />
es auch darum, Fragen, die alle beschäftigen,<br />
gemeinsam zu beantworten<br />
und die Antworten allen zur Verfügung<br />
zu stellen. Zum Beispiel die Fragen:<br />
„Ich werde im Herbst in einem Betrieb<br />
Grippe impfen, wie läuft das mit<br />
der Eintragung im E-Impfpass?“ Oder<br />
„Ich benötige <strong>für</strong> medizinische Geräte<br />
eine messetechnische Kontrolle, wo<br />
kann ich diese durchführen lassen?“<br />
Auch der Austausch untereinander ist<br />
uns ein Anliegen, unter anderem über<br />
Fragestellungen, mit denen Arbeitsmedizinerinnen<br />
und -mediziner im Alltag<br />
konfrontiert werden. Das können<br />
Themen wie die Kommunikation im<br />
v.l.n.r.: Oliver Bernecker, Claudia Ernstberger und Susanne Witkowski.<br />
Unternehmen beziehungsweise mit der<br />
Unternehmensleitung sein. Oder welche<br />
Dinge man berücksichtigen muss,<br />
wenn man eine Stellungnahme verfasst.<br />
Da gibt es viele Bereiche, wo wir<br />
das Bewusstsein schärfen wollen und<br />
mit dem Serviceangebot Kolleginnen<br />
und Kollegen hilfreiche Unterstützung<br />
anbieten können.<br />
Ernstberger: Dabei geht es uns auch<br />
um das Interesse von jungen Kolleginnen<br />
und Kollegen und die Neuorientierung<br />
der Arbeitsmedizin. Was ist<br />
Arbeitsmedizin heute? Weg von dem<br />
Image, das sie auch hat, dass Arbeitsmedizinerinnen<br />
und -mediziner mit<br />
zwanzig Geräten herumlaufen und ausschließlich<br />
Messungen beziehungsweise<br />
Untersuchungen durchführen, hin zur<br />
ersten Anlaufstelle <strong>für</strong> Gesundheitsthemen<br />
im Betrieb und zur Gestaltung von<br />
Fotos: Stefan Seelig<br />
<strong>12</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
NEWS INTERN<br />
Claudia Ernstberger: „Der optimale Arbeitsplatz macht nicht nur nicht<br />
krank, sondern fördert die Gesundheit.“<br />
heitsausrüstung, Stiegen steigen, oder<br />
beim Essen in der Kantine.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was kann die Arbeitsmedizin<br />
hier leisten?<br />
Bernecker: Neben unserer Arbeit im<br />
klassischen Gesundheitsschutz ist die<br />
Arbeitsmedizin auch im Bereich der arbeitsbezogenen<br />
Gesundheitsförderung<br />
gefordert. Wir sprechen hier nicht von<br />
Massagesessel, Business Run oder einer<br />
Yoga-Einheit. Alle drei sind <strong>für</strong> sich eine<br />
gute Sache <strong>für</strong> Entspannung, Bewegung<br />
oder Body-Mind, aber damit werden<br />
häufig immer nur die gleichen Menschen<br />
erreicht. White Collar Workers<br />
entwerfen Konzepte <strong>für</strong> andere White<br />
Collar Workers, das heißt <strong>für</strong> Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, die ohnehin<br />
schon über eine relativ hohe Gesundheitskompetenz<br />
verfügen. Was die Arbeitsmedizin<br />
hier leisten kann, ist diejenigen<br />
zu erreichen, die eine niedrige<br />
Gesundheitskompetenz haben, Menschen<br />
in Österreich, die sechs bis acht<br />
Jahre kürzer leben und dementsprechend<br />
weniger gesunde Lebensjahre<br />
haben. Das Thema „health inequality“ –<br />
das Ungleichgewicht der Gesundheit in<br />
der Gesellschaft halte ich <strong>für</strong> sehr wichtig.<br />
Wenn unreflektiert Gesundheitsförderung<br />
im Betrieb gemacht wird, dann<br />
ist die gesundheitliche Chancengerechtigkeit<br />
nicht gegeben. Wir verstärken<br />
die Schere zwischen arm und reich, als<br />
unerwünschte Nebenwirkung der betrieblichen<br />
Gesundheitsförderung. Diejenigen,<br />
die auf der Baustelle arbeiten,<br />
in Schichten oder untertage und keinen<br />
Computerzugang haben, die bekommen<br />
nichts mit von der betrieblichen<br />
Gesundheitsförderung, haben oft auch<br />
„In Zukunft<br />
sollte es jedenfalls<br />
keine<br />
Gesundheitsthemen<br />
im Betrieb<br />
geben, bei<br />
denen die<br />
Arbeitsmedizinerin<br />
oder der<br />
Arbeitsmediziner<br />
nicht<br />
zumindest<br />
dazu befragt<br />
oder eingeladen<br />
wird.“<br />
gesundheitsförderlichen Arbeitsplätzen.<br />
Arbeitsplätze, an denen man nicht<br />
nur nicht krank wird, sondern die die<br />
Möglichkeit bieten, gesund zu bleiben<br />
oder sogar zu werden. Denn Gesundheit<br />
kann nicht ausschließlich nach<br />
Feierabend, am Wochenende oder in<br />
den Ferien umgesetzt werden, Gesundheit<br />
muss immer ein Stück mitgedacht<br />
werden, bei jedem Arbeitsplatz. Das ist<br />
ein wichtiges Thema und geht auch in<br />
Richtung Public Health. Ein Bereich, in<br />
dem Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner<br />
wichtige Ansprechpersonen<br />
sind und als solche wahrgenommen<br />
werden müssen.<br />
In Zukunft soll es keine Gesundheitsthemen<br />
im Betrieb geben, bei denen<br />
die Arbeitsmedizinerin oder der Arbeitsmediziner<br />
nicht zumindest befragt<br />
oder eingeladen wird – als erste Anlaufstelle<br />
<strong>für</strong> alle Gesundheitsfragen. Das<br />
wird <strong>für</strong> alle Betriebe immer wichtiger,<br />
auch <strong>für</strong> das Recruiting, <strong>für</strong> Unternehmensbewertungen<br />
oder Audits. In allen<br />
diesen Bereichen ist es heute unumgänglich,<br />
dass sich die Arbeitsmedizin<br />
proaktiv positioniert.<br />
Bernecker: Die von meiner Kollegin<br />
erwähnte Gestaltung von Arbeitsplätzen<br />
könnte auch in einem Ziel der<br />
WHO zusammengefasst werden, und<br />
heißt „Health in All Policies“. In Unternehmen<br />
muss Gesundheit auf allen<br />
Ebenen mitgedacht werden, egal ob<br />
beim Einkauf, Recruiting, in allen Bereichen.<br />
Der Einkauf von unergonomischen,<br />
günstigen Lenkersitzen bei<br />
Busfahrern kann zu vermehrten Kreuzschmerzen<br />
und Schäden führen, ein<br />
anderes Beispiel sind Rucksäcke, die<br />
aus sicherheitstechnischen Gründen<br />
keinen Bauchgurt haben, mit denen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber<br />
täglich sieben bis zehn Kilo tragen müssen.<br />
Das ist aus gesundheitlicher Sicht<br />
ganz und gar nicht optimal. Wenn<br />
der Einkauf also an die Arbeitsmedizin<br />
oder das Gesundheitsmanagement<br />
schon vorab herantreten würde, dann<br />
könnte präventiv wesentlich mehr erreicht<br />
werden.<br />
Ein anderer Punkt aus der Public Health<br />
ist die Überschrift „Making the healthy<br />
choice the easy choice”. Dabei geht es<br />
darum, soweit an den Verhältnissen zu<br />
arbeiten, dass es den Arbeitnehmenden<br />
leichtfällt, sich im Unternehmen <strong>für</strong> die<br />
gesündere Variante zu entscheiden, sei<br />
es das Tragen von persönliche Sicherkeine<br />
Zeit da<strong>für</strong>. Da fehlt es manchmal<br />
am Problembewusstsein, und das muss<br />
geschaffen werden. Häufiger haben<br />
Menschen aber einfach andere Prioritäten<br />
als einen gesunden Lebensstil.<br />
Auch hier ist es wichtig, Unterstützung<br />
zu bieten. Für ein erfolgreiches Angebot<br />
sollten dabei primär die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter gefragt und<br />
eingebunden werden. Da haben wir in<br />
Zukunft noch sehr viel Arbeit vor uns.<br />
Das zeigt auch der letzte Rechnungshofbericht<br />
über die Gesundheitsförderung<br />
und Prävention in Österreich,<br />
der anschaulich demonstriert, dass die<br />
gesunden Lebensjahre zurückgegangen<br />
und nicht gestiegen sind, trotz aller nationalen<br />
Programme. Wir brauchen also<br />
neue Konzepte, dabei würden wir uns<br />
als Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner<br />
als Ansprechpersonen sehen, auch<br />
<strong>für</strong> die Politik, weil wir unser Wissen<br />
hier mitbringen können.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Wie sieht das seitens<br />
der Unternehmen aus? Gibt es Betriebe,<br />
die mehr als die gesetzlichen Bestimmungen<br />
nicht umsetzen können oder<br />
wollen?<br />
Ernstberger: Meiner Meinung nach<br />
ist mittlerweile in vielen Betrieben bekannt:<br />
Eine gesunde Mitarbeiterin, ein<br />
gesunder Mitarbeiter ist eine leistungsfähige<br />
Mitarbeiterin, ein leistungsfähiger<br />
Mitarbeiter. Dieses Thema ist<br />
präsent, auch in Bezug auf Mental<br />
Health und Langzeitausfälle durch<br />
Burn-out. Es gibt den Absentismus,<br />
wenn jemand aufgrund einer Erkrankung<br />
ausfällt und nicht arbeitsfähig<br />
ist, und den Präsentismus, der bedeutet,<br />
im Job anwesend, jedoch nicht voll<br />
leistungsfähig zu sein. Im Durchschnitt<br />
wird von der möglichen Arbeitsleistung<br />
nur ein Teil wirklich geliefert. Das Personal,<br />
im Unternehmen oft das teuerste<br />
Gut, erbringt nur einen Prozentsatz der<br />
möglichen Leistung. Das geht bis zur<br />
„inneren Kündigung“, bei der fast keine<br />
spürbare Leistung mehr geliefert wird.<br />
Gesundheitsförderung kann diese Leistungsfähigkeit<br />
merklich steigern.<br />
Das ist den Unternehmen meiner Meinung<br />
nach bewusst. Unternehmen, die<br />
ich bei meiner Arbeit kennengelernt<br />
habe, die schlechte Mitarbeiterbetreuungsmodelle<br />
gehabt haben, waren auch<br />
wirtschaftlich nicht die erfolgreichsten.<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die<br />
sich wohlfühlen, leisten einfach mehr. ><br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 13
INTERN NEWS<br />
Bernecker: Trotzdem muss man sagen,<br />
dass Gesundheitsförderung in einem<br />
Unternehmen nur dann funktioniert,<br />
wenn es mit den Unternehmenszielen<br />
übereinstimmt. Hier gibt es aus meiner<br />
Sicht ein grobes Missverständnis.<br />
Auf der einen Seite haben wir den Arbeitnehmerschutz,<br />
der in Österreich<br />
gesetzlich verankert und verpflichtet ist.<br />
Die betriebliche Gesundheitsförderung<br />
hingegen wird in der Regel als „freiwillig“<br />
dargestellt, als Zusatz, den sich ein<br />
Unternehmen leisten kann, aber nicht<br />
muss. Tatsächlich ist die „auf die Arbeitsbedingungen<br />
bezogene Gesundheitsförderung“<br />
ein klarer Auftrag des<br />
ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes an<br />
die Arbeitsmedizin und sollte auch so<br />
kommuniziert und gelebt werden.<br />
Oliver Bernecker: „In Unternehmen muss Gesundheit auch mitgedacht werden, egal ob beim Einkauf,<br />
Recruiting, in allen Bereichen.“<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Teil der Arbeitsmedizin<br />
ist also auch Überzeugungsarbeit zu<br />
leisten, sowohl bei den Arbeitnehmenden<br />
als auch bei den Arbeitgeberinnen und<br />
Arbeitgebern?<br />
Ernstberger: Unser erste Ansprechpartnerin<br />
muss immer die Unternehmensführung<br />
sein, wir sind gesetzlich direkt<br />
der Leitung des Unternehmens unterstellt.<br />
Das ist auch ein Vorteil, da wir auf<br />
dieser Ebene kommunizieren können.<br />
In diesem Bereich wollen wir auch die<br />
Kolleginnen und Kollegen, vor allem die<br />
jungen, die nach der Ausbildung starten,<br />
stärken. Es soll einen Austausch untereinander<br />
geben und gute Argumente<br />
<strong>für</strong> Gesundheitsförderung gesammelt<br />
werden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
auf diesem Weg mitzunehmen,<br />
ist ebenfalls ein wichtiges Thema. Hier<br />
liegt der Fokus auf der jeweils passenden<br />
Kommunikation. Alle mitzunehmen, die<br />
Beteiligten zu befragen und Angebote<br />
auszuarbeiten, die <strong>für</strong> alle, die sie brauchen,<br />
niederschwellig verfügbar sind, ist<br />
oft nicht einfach, aber Voraussetzung <strong>für</strong><br />
den Erfolg. Es geht auch um die Entwicklung<br />
von Arbeitsplätzen der Zukunft, die<br />
nicht nur nicht krank machen, sondern<br />
im Idealfall die Gesundheit fördern.<br />
Eine weitere, weitgreifende Idee <strong>für</strong> die<br />
Zukunft ist, dass die gesetzlich vorgeschriebene<br />
Bewertung eines Arbeitsplatzes<br />
nicht nur punktuell erfolgt,<br />
sondern die gesamte Arbeitszeit eines<br />
Menschen mitbewertet wird: Also nicht<br />
nur das Hier und Jetzt, sondern mögliche<br />
Auswirkungen der Tätigkeit über<br />
die gesamte Lebensarbeitszeit betrachtet<br />
werden.<br />
„Die Arbeitsmedizin<br />
muss sich<br />
laufend mit<br />
veränderten<br />
Arbeitsbedingungen<br />
auseinandersetzen.“<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Nach jüngsten Berechnungen<br />
der Österreichischen Akademie<br />
<strong>für</strong> Arbeitsmedizin und Prävention<br />
ist <strong>für</strong> 2028 ein personeller Fehlbestand<br />
von rund 880 Arbeitsmedizinerinnen und<br />
-medizinern zu erwarten – bei einem Gesamtbedarf<br />
von 1500 Personen. Wie kann<br />
man junge Ärztinnen und Ärzte von dem<br />
Beruf Arbeitsmedizin begeistern?<br />
Witkowski: Man muss jungen Kolleginnen<br />
und Kollegen erklären, dass<br />
wir, von gewissen verpflichtenden<br />
Untersuchungen abgesehen, <strong>für</strong> die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von<br />
Kopf bis Fuß verantwortlich sind. Dabei<br />
geht es um sehr viele Themen, wie<br />
zum Beispiel Augen- und Hautschutz,<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin<br />
zu Schlafstörungen, die im Rahmen<br />
von Schichtarbeit auftreten können.<br />
Arbeitsmedizin ist extrem vielschichtig.<br />
Die absolute Freiheit bei der Arbeitseinteilung<br />
und die Auswahl der Betriebe<br />
– groß oder klein, Büro oder Produktion<br />
– , die betreut werden, ist ein<br />
weiterer interessanter Aspekt unserer<br />
Arbeit.<br />
Ernstberger: Dass im Rahmen unserer<br />
Tätigkeit Arbeitsmedizin und Prävention<br />
Hand in Hand gehen, Präventivmedizin<br />
sozusagen, ist <strong>für</strong> mich besonders<br />
wichtig. Arbeitsmedizinerinnen und<br />
-mediziner sind Ansprechpersonen <strong>für</strong><br />
medizinische Fragestellungen. Impfberatungen,<br />
Besprechung von Befunden<br />
und vieles mehr, können gerade<br />
dann, wenn Betriebe über die vorgeschriebenen<br />
Zeiten hinaus arbeitsmedizinische<br />
Stunden buchen, angeboten<br />
werden. Man hat also auf der einen Seite<br />
durchaus auch medizinischen Kontakt<br />
mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />
kann auf der anderen Seite als<br />
Gesundheitsmanagerin und -manager<br />
sowie Präventivmedizinerin und -mediziner<br />
tätig sein. Das ist eine spannende<br />
und vielfältige Aufgabe. Dieses Berufsbild<br />
entsprechend zu präsentieren, ist<br />
ein weiteres Thema des Referats.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Woran mangelt es<br />
in Sachen Arbeitsschutz bei österreichischen<br />
Unternehmen?<br />
Witkowski: Meiner Meinung nach<br />
sehen viele die Chancen dieses Themas<br />
nicht in vollem Umfang. Der mittlerweile<br />
in zahlreichen Studien bewiesene<br />
Return on Investment (1:3 – bis<br />
1:10) von Investitionen in Gesundheit<br />
und Prävention, ist erst nach ein paar<br />
Jahren erkennbar. Diese Zeit muss <strong>für</strong><br />
die Programme in diesem Bereich zur<br />
Verfügung gestellt werden. Viele sehen<br />
nur die zeitlichen und finanziellen<br />
Anfangsinvestitionen und zögern deshalb,<br />
mit wirksamen Präventionsmaßnahmen<br />
zu beginnen.<br />
Es gibt in Österreich hohe Standards betreffend<br />
Schutz der Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer. Kein Bauarbeiter ist<br />
heutzutage ohne Sicherheitsschuhe auf<br />
einer Baustelle unterwegs. Der Bereich<br />
Gehörschutz ist vielleicht ausbaufähig.<br />
Die Arbeitsmedizin muss sich auch<br />
laufend mit veränderten Arbeitsbedingungen<br />
auseinandersetzen: Ein Thema,<br />
mit dem wir uns in der Arbeitsmedizin<br />
aktuell beschäftigen, ist der Schutz der<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgrund<br />
der Folgen des Klimawandels,<br />
Fotos: Stefan Seelig<br />
14 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
NEWS INTERN<br />
zum Beispiel die Mittagshitze, Arbeiten<br />
im Freien und andere.<br />
Bernecker: Ein anderes wichtiges<br />
Thema, das ich als Bringschuld des<br />
Unternehmens sehe, sind moderne<br />
Schichtpläne. Hier gibt es schon seit<br />
Jahrzenten Forschungen, wie diese<br />
aussehen könnten. Es gibt bereits Unternehmen,<br />
die Schichtpläne mit Hilfe<br />
von künstlicher Intelligenz ausarbeiten<br />
lassen. Auch dabei darf auf die gesundheitliche<br />
Verträglichkeit nicht vergessen<br />
werden. In diesen Bereichen gibt es<br />
auf jeden Fall noch sehr viel zu tun.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was kann oder<br />
muss die Arbeitsmedizin in diesen Bereichen<br />
in Zukunft alles leisten?<br />
Ernstberger: Wichtig ist ein Austausch<br />
zum Thema Gesundheitsschutz und<br />
Prävention über Branchenkreise hinweg,<br />
nicht nur unter den Arbeitsmedizinerinnen<br />
und -medizinern, sondern<br />
auch zwischen den Unternehmen. Für<br />
die Kolleginnen und Kollegen, die beispielsweise<br />
ein Handelsunternehmen<br />
betreuen, sind die Sessel der Kassenmitarbeiterinnen<br />
und -mitarbeiter ein<br />
großes ungelöstes Thema. Aus vielen<br />
unterschiedlichen Gründen gibt es kaum<br />
gute ergonomische Lösungen <strong>für</strong> Supermarktkassen.<br />
Dieses Problem haben alle<br />
Supermärkte – <strong>für</strong> mich ist nicht nachvollziehbar,<br />
warum es hier noch keine<br />
besseren Angebote gibt. Wenn sich<br />
alle österreichischen Handelsbetriebe<br />
gemeinsam mit den Arbeitsmedizinerinnen<br />
und -medizinern zusammensetzen<br />
und dieses Thema angehen, wären<br />
vermutlich einige gute Ideen am Tisch.<br />
Witkowski: Ein gutes Beispiel <strong>für</strong><br />
Vernetzung ist die Arbeitsgruppe „Arbeitsmedizin<br />
im Gesundheitswesen“<br />
<strong>für</strong> alle Arbeitsmedizinerinnen und<br />
-mediziner, die in Gesundheitseinrichtungen<br />
tätig sind. In diesem Bereich<br />
gibt es ganz spezielle Themen,<br />
von Nadelstichverletzungen über<br />
Schutzausrüstung und Masken, lange<br />
Stehzeiten im OP, ergonomische<br />
Ausrüstungen und vieles mehr. Hier<br />
werden neben dem regelmäßigen Austausch<br />
auch gemeinsame Lösungsvorschläge<br />
erarbeitet und kommuniziert.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Stichwort Digitalisierung<br />
in der Arbeitsmedizin, also digitale<br />
Vernetzung, Telemedizin und digitale<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter-Dokumentation.<br />
Wie sieht hier die Entwicklung<br />
aus?<br />
Witkowski: Pandemiebedingt hat<br />
hier eine große Entwicklung stattgefunden,<br />
Stichwort Homeoffice und digitale<br />
Erreichbarkeit. Für diese neuen<br />
Arbeitsanforderungen wird derzeit an<br />
gesetzlichen Rahmenbedingungen gearbeitet.<br />
Eine weitere Herausforderung der<br />
Arbeitsmedizin ist, unsere Angebote<br />
auch digital verfügbar zu machen. Dabei<br />
ist Datenschutz ein zentrales Thema,<br />
da es um sensible Gesundheitsdaten<br />
gehen kann. Da<strong>für</strong> müssen erst<br />
adäquate Kommunikationsmöglichkeiten<br />
erprobt und etabliert werden.<br />
Das ist ein Prozess, in diesem Bereich<br />
wird noch viel auf uns zukommen.<br />
Ernstberger: Wir sind in der Medizin<br />
manchmal hinter den Möglichkeiten<br />
Susanne Witkowski: „Wir sind <strong>für</strong> die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kopf bis Fuß verantwortlich.“<br />
„Arbeitsmedizin<br />
ist<br />
extrem vielschichtig.“<br />
der digitalen Unterstützung. Natürlich<br />
muss auf Datenschutz Rücksicht<br />
genommen werden. Wo andere Unternehmen<br />
in der Abwicklung über digitale<br />
Wege schon weit entwickelte Lösungen<br />
etabliert haben, hinkt die Medizin<br />
oft nach. Andererseits braucht<br />
es Awareness, um zu schauen, was<br />
diese Entwicklung mit den Menschen<br />
macht. Was machen diese Veränderungen<br />
mit den Arbeitsplätzen, was<br />
macht künstliche Intelligenz mit bestimmten<br />
Arbeitsprozessen. Wie kann<br />
eine Überforderung der Enduserinnen<br />
und Enduservermieden werden. Das<br />
sind weitere Themen die uns in der<br />
Zukunft beschäftigen werden.<br />
Bernecker: Es gibt in manchen Unternehmen<br />
schon Angebote von Telemedizin,<br />
wie zum Beispiel digitale<br />
Arzttermine. Auch im Rahmen der<br />
Gesundheitsförderung gibt es spannende<br />
digitale Lösungen.<br />
Bei den Veränderungen durch die zunehmende<br />
Digitalisierung, auch in<br />
Bezug auf KI, ist es unsere Aufgabe,<br />
dass nicht auf die Gesundheit vergessen<br />
wird. Unternehmen müssen ständig<br />
optimieren, um konkurrenzfähig<br />
zu bleiben, dabei bleibt aber viel auf<br />
der Strecke.<br />
Gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
sind leider immer wieder kein<br />
unmittelbares Unternehmensziel. Es<br />
wird oft nicht ausreichend bedacht,<br />
dass Produktivität auch mit Arbeitsfähigkeit<br />
und Gesundheit zu tun hat<br />
und damit langfristig auch mit Profit.<br />
Daher rutschen diese Themen bei den<br />
Führungskräften manchmal auf der<br />
Prioritätenliste zu weit nach unten.<br />
Witkowski: Digitalisierung macht etwas<br />
mit uns, nicht nur in der Arbeitswelt,<br />
sondern in unserem täglichen<br />
Leben, in der Gesellschaft. Ich möchte<br />
zum Beispiel auf die Bank gehen, aber<br />
es funktioniert alles nur noch digital,<br />
man kommt auf ein Tonband und<br />
erreicht keinen „echten“ Menschen<br />
mehr. Die Statistiken der Sozialversicherung<br />
zeigen gleichzeitig, dass Depressionen,<br />
psychische Erkrankungen<br />
und damit die Verschreibungen von<br />
Antidepressiva zunehmen, weil die<br />
Menschen alleine sind.<br />
Natürlich schreitet die Digitalisierung<br />
voran, dagegen kann und soll man sich<br />
auch nicht verwehren, aber man muss<br />
dann auch schauen, wo der Mensch<br />
dabei letztendlich bleibt. <br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 15
INTERN NEWS<br />
Serie Wohlfahrtsfonds – Teil 6<br />
Vermögen mit Weitblick<br />
Das Vermögen im Wohlfahrtsfonds verzeichnet ein kontinuierliches Wachstum. Das ist auch gut so,<br />
da eine solide Investition der Beitragsgelder notwendig ist, um die zukünftige Absicherung der Pensionszahlungen<br />
zu gewährleisten. Nachfolgend geben wir Ihnen eine Übersicht über die Struktur dieses<br />
Vermögens.<br />
Von Magdalena Gruber<br />
► Vorweggesagt – die Höhe und<br />
Aufteilung des Vermögens im<br />
Wohlfahrtsfonds sind kein Geheimnis,<br />
sondern werden der Erweiterten Vollversammlung<br />
einmal im Jahr berichtet<br />
und sind in weiterer Folge <strong>für</strong> alle<br />
Mitglieder im Jahresbericht einsehbar.<br />
Bis einschließlich dem Geschäftsjahr<br />
2021 war der Wohlfahrtsfonds als Unterkapitel<br />
im Wahrnehmungsbericht<br />
der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> enthalten,<br />
seit dem heurigen Jahr gibt der Wohlfahrtsfonds<br />
zusätzlich seinen eigenen<br />
Jahresbericht heraus. Dieser ist ausschließlich<br />
online unter https://www.<br />
aekwien.at/jahresbericht-wohlfahrtsfonds<br />
abrufbar.<br />
Die Anfänge<br />
Um das Kapital des Wohlfahrtsfonds<br />
und dessen Entwicklung über die Jahre<br />
gut zu verstehen, ist es zunächst sinnvoll,<br />
sich zu den Anfängen des Wohlfahrtsfonds<br />
zurückzubegeben.<br />
Der Wohlfahrtsfonds, wie es ihn heute<br />
gibt, wurde 1950 von der Vollversammlung<br />
der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
gegründet. Die Tradition und der<br />
Wunsch nach einer standeseigenen<br />
Vorsorge <strong>für</strong> Ärzte und Ärztinnen führt<br />
allerdings bis ins Jahr 1758 zurück, als<br />
vom <strong>Wien</strong>er Medicinischen Collegium<br />
die Witwen- und Waisen Societät ins<br />
Leben gerufen wurde.<br />
Als zunächst reines Umlageverfahren<br />
eingeführt, stand in den ersten beiden<br />
Jahrzehnten seines Bestehens einer<br />
noch relativ kleinen Anzahl an Ruhestandsbezügen<br />
eine große Zahl von<br />
aktiven einzahlenden Kolleginnen und<br />
Kollegen gegenüber. Waren bei der<br />
Gründung zunächst nur die niedergelassenen<br />
Ärztinnen und Ärzte sowie<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte Mitglieder<br />
des Wohlfahrtsfonds, so wur-<br />
Um zukünftig<br />
die Pensionen<br />
der<br />
Mitglieder<br />
langfristig zu<br />
garantieren,<br />
sind eine<br />
nachhaltige<br />
Veranlagungsstrategie,<br />
eine<br />
vorausschauende<br />
Planung<br />
und insbesondere<br />
ein<br />
verantwortungsbewusster<br />
Umgang<br />
mit den<br />
Beitragszahlungen<br />
unerlässlich.<br />
Landstraßer Hauptstraße 32: Besichtigung des Baustellenfortschritts im September <strong>2023</strong> durch den<br />
Verwaltungsausschuss. Hier wird die gesamte Immobilie grundsaniert und das Dachgeschoss <strong>für</strong><br />
Mietwohnungen ausgebaut.<br />
den ab 1964 auch Spitalsärztinnen und<br />
Spitalsärzte miteinbezogen. Erst als<br />
sich in den 1980er Jahren ein Gleichgewicht<br />
zwischen Einzahlenden und<br />
Leistungsempfängerinnen und Empfängern<br />
eingestellt hatte, erkannte<br />
man die Notwendigkeit einer langfristigen<br />
Äquivalenz von Beiträgen und<br />
Leistungen. Die Folgen waren damals<br />
schmerzhafte Einschnitte in Form von<br />
Beitragserhöhungen, die Einführung<br />
eines sogenannten „Altlastenbeitrags“<br />
und eines Pensionssicherungsbeitrags,<br />
der monatlich von Pensionen einbehalten<br />
wurde, bei denen man eine gewisse<br />
Unterdeckung festgestellt hatte. Letztlich<br />
waren diese Maßnahmen erfolgreich<br />
und der Altlastenbeitrag konnte<br />
zuerst reduziert und 2011 komplett abgeschafft<br />
werden.<br />
Langfristige versicherungsmathematische<br />
Prognosen erlauben es heute,<br />
Foto: Magdalena Gruber<br />
16 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
NEWS INTERN<br />
Vermögenswerte im Wohlfahrtsfonds<br />
Stand 31.<strong>12</strong>.2022<br />
Wohlfahrtsfonds Masterfonds<br />
Wertpapiere 39,3% Immobilien 56,3%<br />
Golddukaten 0,2% Geldmiel 4,1%<br />
Credit: FERI Trust GmbH<br />
Foto: Nichole Halbweis<br />
Beiträge und Leistungen im Gleichgewicht<br />
zu halten und der Wohlfahrtsfonds<br />
steht damit auf einer soliden<br />
finanziellen Basis. Das System des<br />
Wohlfahrtsfonds ist dabei aber keineswegs<br />
statisch, im Laufe der Jahre gab es<br />
immer wieder Reformmaßnahmen und<br />
Erneuerungen. Die letzte Reform des<br />
Wohlfahrtsfonds wurde 2014 wirksam,<br />
als eine einkommensabhängige Staffelung<br />
der Beiträge eingeführt wurde.<br />
Einführung eines Masterfonds<br />
Nachdem sich der Wohlfahrtsfonds im<br />
Jahr 2011 erfolgreich aus den finanziellen<br />
Schwierigkeiten befreit hatte, sah<br />
man die dringende Notwendigkeit, die<br />
Veranlagung grundlegend neu auszurichten.<br />
Um zukünftig die Pensionen der Mitglieder<br />
langfristig zu garantieren, sind<br />
eine nachhaltige Veranlagungsstrategie,<br />
eine vorausschauende Planung<br />
und insbesondere ein verantwortungsbewusster<br />
Umgang mit den Beitragszahlungen<br />
unerlässlich.<br />
Das Vermögen des Wohlfahrtsfonds<br />
besteht heute aus unterschiedlichen<br />
Anlagekategorien: Wertpapiere, Immobilien,<br />
Geldmittel und Golddukaten<br />
(siehe Grafik oben links).<br />
Unter anderem wurde im September<br />
2011 schließlich ein Masterfonds mit<br />
verschiedensten Segmenten durch<br />
Einbringung von Publikums- und Spezialfonds<br />
konzipiert. Der Masterfonds<br />
ist ein Spezialfonds gemäß Investmentfondsgesetz.<br />
Der Fonds wird von<br />
Rotenturmstraße 19: Umbau und langfristige Vermietung von Geschäftsflächen an die Europäische<br />
Union, vertreten durch das Europäische Parlament, zur Schaffung der interaktiven Ausstellungswelt<br />
„Erlebnis Europa“.<br />
Langfristige<br />
versicherungsmathematische<br />
Prognosen<br />
erlauben<br />
es heute,<br />
Beiträge und<br />
Leistungen<br />
im Gleichgewicht<br />
zu<br />
halten.<br />
einer Asset Management-Gesellschaft<br />
verwaltet, die ein regelmäßiges Reporting<br />
im Verwaltungsausschuss zu gewährleisten<br />
hat.<br />
Im Jahr 2013 erfolgte eine Umstrukturierung<br />
des Wohlfahrtsfonds-Masterfonds,<br />
bei der die Vermögenswerte<br />
in sortenreine Segmente aufgeteilt<br />
wurden. Dies ermöglichte die Bündelung<br />
des Know-hows der Anlageexpertinnen<br />
und -experten <strong>für</strong> gezieltes,<br />
aktives Management. Die Segmente<br />
bestehen heute aus Aktien, Wandelanleihen,<br />
Unternehmensanleihen, aber<br />
auch aus High-Yield Anleihen, EMD-<br />
Anleihen und Immobilien-Anleihen.<br />
Die einzelnen Segmente werden von<br />
internationalen Fondsgesellschaften<br />
gemanagt.<br />
Aufgrund der wachsenden Größe und<br />
um sicherzustellen, dass die besten<br />
Fondsmanager ausgewählt werden,<br />
damit sich am Ende des Tages das Geld<br />
auch vermehrt, finden sogenannte<br />
Beauty Contests statt, bei denen verschiedene<br />
Fondsmanager Vorschläge<br />
oder Angebote <strong>für</strong> das Management<br />
eines bestimmten Fondssegments unterbreiten.<br />
Der letztlich ausgewählte<br />
Fondsmanager übernimmt schließlich<br />
das Management des Fondssegments<br />
und beginnt mit der Umsetzung seiner<br />
Anlagestrategie, immer unter Einhaltung<br />
streng definierter Anlagerichtlinien<br />
und Fondsbestimmungen. Der<br />
Verwaltungsausschuss überwacht dabei<br />
die Performance und die Einhaltung<br />
der vereinbarten Ziele.<br />
Darüber hinaus wurde 2014 ein Risiko-<br />
Overlay Segment eingeführt, das speziell<br />
<strong>für</strong> die Übernahme der Risikosteuerung<br />
im Wohlfahrtsfonds Masterfonds<br />
konzipiert ist. Dieses Segment dient ><br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 17
INTERN NEWS<br />
als eine Art Sicherheitsnetz, das die<br />
Volatilität, also die Schwankungsbreite,<br />
durch eine festgelegte Grenze von 9<br />
Prozent beschränkt. Seine Hauptfunktion<br />
besteht dabei darin, sicherzustellen,<br />
dass das Gesamtrisiko des Masterfonds<br />
effektiv gesteuert wird, indem es<br />
die strategische Asset Allocation nachbildet.<br />
Dabei werden derivative Absicherungsinstrumente<br />
eingesetzt, ohne<br />
jedoch in die physischen Anlagen des<br />
Masterfonds einzugreifen.<br />
Das Risiko-Overlay arbeitet proaktiv:<br />
Wenn die Volatilität die vordefinierte<br />
Grenze überschreitet und das Risiko<br />
als zu hoch eingestuft wird, greift das<br />
Overlay ein, um das Risiko zu reduzieren.<br />
Auf diese Weise unterstützt<br />
es dabei, die Anlageziele des Verwaltungsausschusses<br />
zu steuern und zu<br />
schützen, ohne dabei die grundlegende<br />
Struktur des Masterfonds zu beeinträchtigen.<br />
Durch diese gezielte Risikosteuerung<br />
wird eine präzise Anpassung<br />
an Marktbedingungen ermöglicht und<br />
das Portfolio bleibt innerhalb der festgelegten<br />
Risikoparameter.<br />
Asset Liability Management<br />
Eine umfassende Beratung bezüglich<br />
der strategischen und taktischen Vermögensveranlagung,<br />
des Asset Liability<br />
Managements, der Implementierung<br />
der Veranlagung sowie des Controllings<br />
wird vom Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
FERI Trust GmbH aus<br />
Bad Homburg in Deutschland durchgeführt.<br />
FERI Trust berichtet dem Verwaltungsausschuss<br />
in regelmäßigen<br />
Abschnitten über die Performance des<br />
Masterfonds. Zudem findet einmal im<br />
Jahr eine Anpassung der Asset Allocation<br />
statt, deren Ziel darin besteht, eine<br />
langfristig ausgerichtete Aufteilung<br />
der jeweiligen Anlageklassen zu gestalten.<br />
Beispielsweise wurde im September<br />
<strong>2023</strong> die Aufteilung wie folgt festgelegt:<br />
Immobilien 42 Prozent, Aktien<br />
18 Prozent, Unternehmensanleihen<br />
14 Prozent, Wandelanleihen 6 Prozent,<br />
Kasse 6 Prozent, Private Equity/<br />
Infrastruktur-Beteiligungen 8 Prozent,<br />
High-Yield-Anleihen 2 Prozent, Sonstige<br />
4 Prozent.<br />
Nachhaltige Veranlagung<br />
Das Vermögen<br />
des<br />
Wohlfahrtsfonds<br />
besteht<br />
heute<br />
aus unterschiedlichen<br />
Anlagekategorien:<br />
Wertpapiere,<br />
Immobilien,<br />
Geldmittel<br />
und Golddukaten.<br />
Auch das Thema „Nachhaltiges Investieren“<br />
ist in der Zusammensetzung<br />
des Anlageportfolios ein wichtiger<br />
Parameter. FERI Trust leistet hier Beratungsdienste<br />
in Bezug auf Manager-<br />
Selektion, Identifikation von neuen<br />
Anlagethemen und bietet durch ständiges<br />
Monitoring und Berichterstattung<br />
Anhaltspunkte <strong>für</strong> allfälligen<br />
Anpassungsbedarf. Für die laufende<br />
Überprüfung der Segmente im Masterfonds<br />
ist ein eigener Anlageausschuss<br />
verantwortlich. Der Anlageausschuss<br />
setzt sich aus Mitgliedern des<br />
Verwaltungsausschusses, der Finanzdirektion<br />
und FERI Trust zusammen<br />
und berichtet dem Verwaltungsausschuss<br />
in regelmäßigen Abständen.<br />
Bei Bedarf werden Segmente zusammengelegt,<br />
aufgestockt oder geschlossen.<br />
Beispielsweise die Schließung des<br />
Segments Medreal <strong>2023</strong> und Zuführung<br />
dieser Mittel zu den Segmenten<br />
Unternehmensanleihen, Emerging<br />
Market Debt und Overlay.<br />
Vorschau<br />
Allokation Wohlfahrtsfonds inklusive Direktbestand<br />
Vermögensanlage Immobilien<br />
Credit: FERI Trust GmbH<br />
Die letzten Jahre strebte der Verwaltungsausschuss<br />
eine kontinuierliche<br />
Erhöhung der Immobilienquote an,<br />
wobei Investitionen am <strong>Wien</strong>er Immobilienmarkt<br />
bevorzugt sind. So zählen<br />
zum Vermögen des Wohlfahrtsfonds<br />
auch insgesamt 13 Immobilien, die sich<br />
in <strong>Wien</strong> 1., <strong>Wien</strong> 2., <strong>Wien</strong> 3., <strong>Wien</strong> 4.,<br />
<strong>Wien</strong> 6. und <strong>Wien</strong> 7. befinden.<br />
Die Mietobjekte werden laufend entwickelt<br />
und nach Freiwerden saniert.<br />
Ebenso werden Dachgeschosse ausgebaut<br />
um die Mietzinseinnahmen zu<br />
steigern. Die Retailflächen der Immobilien<br />
werden ebenfalls laufend entwickelt,<br />
renoviert und entsprechend den<br />
aktuellen Marktbedingungen vermietet,<br />
um angemessene Renditen sicherzustellen.<br />
Vermögensanlage Golddukaten<br />
In den 80er Jahren während der Irakkrise<br />
wurden rund 17.000 Einfachdukaten<br />
erworben, welche noch heute<br />
im Bestand sind und 0,2 Prozent des<br />
Vermögens des Wohlfahrtsfonds ausmachen.<br />
Diese Entscheidung beruhte<br />
damals darauf, in unsicheren Zeiten<br />
auf Gold als stabilen Vermögenswert<br />
zu setzen, da sie historisch gesehen eine<br />
Werterhaltung bieten können. <br />
In einem der nächsten Artikel gehen wir auf die Private Equity/Infrastruktur-<br />
Beteiligungen ein.<br />
Zudem erhalten Sie auch umfassende Informationen über die Vermögensveranlagung<br />
und dessen Entwicklung im Jahresbericht <strong>2023</strong>, der voraussichtlich<br />
im Juni 2024 veröffentlicht wird.<br />
18 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
NEWS INTERN<br />
<strong>Wien</strong>er Schulen: Fragwürdige „Sportsackerl“-Aktion<br />
der Bildungsdirektion<br />
Unter dem Motto „Gesund & fit in Schule und<br />
Freizeit“ hat eine Kooperation von Bildungsdirektion<br />
<strong>Wien</strong> und anderen Sponsoringpartnern<br />
kürzlich Sportsackerl mit Schokodragees<br />
und Schokomilch an Schulen geschickt. Nicht<br />
nur zahlreiche Eltern und die Schulen selbst<br />
wundern sich über dieses Verständnis von<br />
Kindergesundheit, auch die Ärzteschaft zeigt<br />
sich irritiert.<br />
„Dass Schokoprodukte nichts mit einer gesunden<br />
Ernährung von Kindern zu tun haben,<br />
ist mehr als offensichtlich und bedarf keiner<br />
näheren Erklärung. Umso mehr stellt sich die<br />
Frage, warum die Bildungsdirektion <strong>Wien</strong>,<br />
die hier als Kooperationspartner auftritt,<br />
Kindern ein absolut falsches Verständnis von<br />
gesunder Ernährung vermitteln möchte“,<br />
kritisiert Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin<br />
und Obfrau der Kurie niedergelassene<br />
Ärzte der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>. Die<br />
unüberlegte Sportsackerl-Aktion sei auch deshalb<br />
ärgerlich, „weil sie die vielfältigen Bemühungen<br />
der Ärzteschaft konterkariert, Kinder<br />
bei der Erlangung von Gesundheitskompetenz<br />
zu unterstützen“, erklärt Kamaleyan-Schmied.<br />
Mit dem Projekt „Med4School – die Gesundheitsdrehscheibe“<br />
hat die Ärztekammer <strong>für</strong><br />
Süße Kakaomilch und Schokodragees <strong>für</strong> Schulkinder –<br />
im Rahmen der „Sportsackerl“-Aktion wurde offensichtlich<br />
mehr Augenmerk auf Produktbewerbung als auf<br />
Kindergesundheit gelegt.<br />
<strong>Wien</strong> vor zwei Jahren etwa eine gemeinsame<br />
Initiative mit den <strong>Wien</strong>er Krankenversicherungsträgern<br />
und ihren Kooperationspartnern<br />
ins Leben gerufen, die auch durch die Bildungsdirektion<br />
unterstützt wird. Im Rahmen<br />
dieses Schulprojekts lernen Schülerinnen<br />
und Schüler der Primarstufe, wie ihr Körper<br />
funktioniert und was alles <strong>für</strong> einen gesunden<br />
Körper notwendig ist.<br />
Es gibt zahlreiche Herausforderungen <strong>für</strong> die<br />
Kinder- und Jugendgesundheit, die sich zum<br />
Teil auch durch die Pandemie verschlechtert<br />
haben. Die Probleme reichen dabei von Long-<br />
COVID über orthopädische Probleme als<br />
Resultat der Homeschooling-Situation bis hin<br />
zu psychischen Beeinträchtigungen, Konzentrationsschwächen,<br />
einer Zunahme von Mediensucht<br />
vor allem im Bereich Social Media,<br />
Bewegungsarmut und Adipositas. „Es wäre<br />
daher dringend notwendig, Initiativen und<br />
Projekte zum Wohl der Kinder zu fördern,<br />
gesundheitsfördernde und wirkungsvolle<br />
Maßnahmen im Bildungssystem zu implementieren,<br />
Bewegungsangebote auszuweiten<br />
und vor allem die Gesundheitskompetenz zu<br />
steigern, anstatt Sportsackerl mit Schokodragees<br />
und Schokomilch zu verteilen“, fasst die<br />
Vizepräsidentin zusammen.<br />
Kamaleyan-Schmied abschließend: „Bildung<br />
bezüglich Gesundheit bei Kindern ist mir ein<br />
großes Anliegen, deshalb ist es mir besonders<br />
wichtig, das Projekt ‚Med4school‘ zu forcieren<br />
und alles daran zu setzen, dieses auch bundesweit<br />
zu etablieren. Es geht um die Zukunft<br />
unserer Kinder, damit diese auch möglichst<br />
viele gesunde Lebensjahre vor sich haben –<br />
da<strong>für</strong> muss bereits in der Schule Gesundheit<br />
zum Thema gemacht werden.“ <br />
Ärztekammer <strong>Wien</strong> trauert um Franz Bittner<br />
Foto: Stefan Seelig; New Africa/stock.adobe.com<br />
Mit großer Betroffenheit musste die Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> die Nachricht vom Ableben<br />
von Franz Bittner erfahren, der am 1. November<br />
nach kurzer, schwerer Krankheit nur wenige<br />
Tage vor seinem 70. Geburtstag verstorben<br />
ist. Mit Bittner sei ein Gewerkschafter und<br />
Gesundheitsfunktionär gegangen, der sich immer<br />
„mit ganzem Herzen dem Einsatz <strong>für</strong> die<br />
Patientinnen und Patienten verschrieben hat“,<br />
betrauert Ärztekammerpräsident Johannes<br />
Steinhart.<br />
Bittner war als Obmann der <strong>Wien</strong>er Gebietskrankenkasse<br />
(WGKK) und Vorsitzender der<br />
Gewerkschaft Druck Journalismus Papier ein<br />
Musterbeispiel der gelebten Sozialpartnerschaft<br />
– im doppelten Sinne: Als Gewerkschafter<br />
in der Sozialversicherung und als<br />
Kassenobmann partnerschaftlich mit der<br />
Ärzteschaft. Dabei sei er stets als „harter, aber<br />
sehr fairer Verhandlungspartner“ aufgetreten,<br />
betont Steinhart.<br />
Die Patientenversorgung war zeitlebens<br />
sein größtes Anliegen. Steinhart: „Er hat<br />
sich den Versicherten und Patientinnen und<br />
Die Patientenversorgung war zeitlebens größtes Anliegen<br />
von Franz Bittner.<br />
Patienten gegenüber persönlich verpflichtet<br />
gesehen.“ So habe er als WGKK-Obmann<br />
auch nicht davor zurückgeschreckt, deutliche<br />
Forderungen an die Regierung zu adressieren,<br />
wenn es darum ging, mehr Geld in das<br />
Gesundheitssystem zu investieren. Zu seinen<br />
größten Errungenschaften zählen beispielsweise<br />
die im österreichweiten Vergleich hohe<br />
Anzahl an niedergelassenen (Fach-)Ärztinnen<br />
und -ärzten in <strong>Wien</strong>, die „Psychotherapie<br />
auf Krankenschein“, die Abschaffung der<br />
Ambulanzgebühr und das erfolgreiche Auflehnen<br />
gegen die geplante Abschaffung der<br />
Pflichtversicherung. Auch die Einführung der<br />
E-Card trieb Bittner maßgeblich voran. „Die<br />
<strong>Wien</strong>erinnen und <strong>Wien</strong>er haben Franz Bittner<br />
wirklich viel zu verdanken“, würdigt Steinhart.<br />
Nach seinem Ausscheiden aus der Sozialversicherung<br />
kümmerte sich Bittner zehn Jahre<br />
lang als Patientenombudsmann der Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> um die gesundheitlichen<br />
und sozialen Sorgen der <strong>Wien</strong>erinnen und<br />
<strong>Wien</strong>er. „Er hat hunderten Patientinnen und<br />
Patienten geholfen, weil ihm die Menschen an<br />
sich wichtig waren“, sagt Thomas Holzgruber,<br />
der Bittner erst im Frühjahr in dieser Funktion<br />
nachgefolgt ist. „Als diesen engagierten<br />
Menschen, großen Gewerkschafter und in<br />
höchstem Maße sozialorientierten Gesundheitspolitiker<br />
werden wir Franz Bittner immer<br />
in Erinnerung behalten“, so Holzgruber weiter.<br />
Die Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> spricht den Hinterbliebenen<br />
ihr herzliches Beileid aus.<br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 19
72.<br />
Foto:Stefan Seelig<br />
72.WIENER ÄRZTEBALL<br />
SAMSTAG,27. JÄNNER 2024<br />
<strong>Wien</strong>er Hofburg | Eröffnung 21.30Uhr<br />
www.aerzteball.at
MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH INTERN<br />
ERNENNUNGEN<br />
Dr. Altmann Patrick, Neurologie<br />
Dr. in Auinger Alice, Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />
Dr. Bhangu Jagdeep Singh, Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />
Dr. in Kliewer Miriam Elisabeth, Allgemeinchirurgie und Gefäßchirurgie<br />
Dr. Pickl Winfried, Klinische Immunologie<br />
Dr. Tamandl Dietmar, Radiologie<br />
Dr. in Tobudic Selma, Innere Medizin<br />
Mag. a Dr. in Windsperger-Taheri Karin, Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Privatdozent<br />
Privatdozentin<br />
Privatdozent<br />
Privatdozentin<br />
Universitätsprofessor<br />
Privatdozent<br />
Privatdozentin<br />
Privatdozentin<br />
NAMENSÄNDERUNGEN<br />
Dr. Gerner Matthias<br />
Dr. Grzadiel Amadeus<br />
Dr. in Krach Gerlinde<br />
Dr. med. Kronawetter Anna Magdalena<br />
Dr. in Pur Sophie-Beatrix<br />
Dr. Reyer Cyprian<br />
Dr. in Schuster Nina<br />
Dr. Tucheslau Moritz<br />
Dr. Valic Bruno<br />
Dr. Zeiler Johannes<br />
in: Dr. Längauer Matthias<br />
in: Dr. Gottsauner Amadeus<br />
in: Dr. in Zenz Gerlinde<br />
in: Dr. med. Nieveler Anna Magdalena<br />
in: Dr. in Krobath Sophie-Beatrix<br />
in: Dr. Wolf-Reyer Cyprian<br />
in: Dr. in Schuster-Salem Nina<br />
in: Dr. Horodecki-Tucheslau Moritz<br />
in: Dr. Lichtner Bruno<br />
in: Dr. Zeiler-Meraner Johannes<br />
PRAXISERÖFFNUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
Dr. in Fasching Barbara 1140, Albert-Schweitzer-Gasse 6<br />
Dr. in Gerhold Bernadette 1090, Maria-Theresien-Straße 9/8b<br />
Dr. Herrmann Gerhard 1190, Hofzeile 29/5<br />
Dr. in Kastner Gabriele Elisabeth <strong>12</strong>10, Ostmarkgasse 24/5<br />
Dr. in Magdoin Michaela 1130, Elisabethallee 61-63<br />
Dr. Mossig Michael 1080, Josefstädter Straße 51/1/8<br />
Dr. Reischle Sebastian 1010, Annagasse 5/2/13<br />
Dr. in Scharrer Brigitte 1130, Trauttmansdorffgasse 48/2 **<br />
Dr. Stelzer Wolfgang Leopold 1190, Heiligenstädter Straße 57-63 **<br />
Dr. Sternbach Philipp<br />
1020, Vorgartenstraße 206 C<br />
Dr. in Ucar-Altenberger Hadice 1190, Billrothstraße 2/22<br />
Dr. in Walenta Sara 1130, Speisinger Straße 111<br />
Dr. in Walenta Sara 1190, Heiligenstädter Straße 46 **<br />
Dr. Wulz Kirsten<br />
1190, Hohe Warte 23c<br />
Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />
Dr-medic Chilici Dusan-Valentin 1050, Schönbrunner Straße 14a/2-3<br />
Dr. Kabalan Eyad 1110, Rosa-Jochmann-Ring 5/4/4<br />
Dr. Telisselis Panajotis 1010, Morzinplatz 4<br />
Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />
Dr. Stelzer Wolfgang Leopold 1190, Heiligenstädter Straße 57-63 **<br />
Augenheilkunde und Optometrie<br />
Dr. in Hirn Cornelia 1060, Getreidemarkt 17/5a<br />
Dr. Varsits Ralph, BSc 1150, Gablenzgasse 7-11<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Dr. Bayoumi Ahamed<br />
1090, Alser Straße 32/4 A<br />
Priv.-Doz. in Dr. in Koch Marianne 1080, Alser Straße 63 A/1-3<br />
Dr. in Scharrer Brigitte 1130, Trauttmansdorffgasse 48/2 **<br />
Mag. d-r Yordanova Vyara 1070, Halbgasse 1A/3-4<br />
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />
Dr. in Fasching Barbara 1140, Albert-Schweitzer-Gasse 6<br />
Dr. in Martini Brunhilde 1040, Schönbrunner Straße 9<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Dr. in Maggoschitz Iryna 1100, Karl-Popper-Straße 8/203<br />
DDr. in Nemecek Romina <strong>12</strong>20, Schrickgasse 14<br />
Dr. in Pesendorfer Lisa 1110, Enkplatz 1/1/1<br />
Innere Medizin<br />
Dr. in Brandstätter Sonja 1060, Mollardgasse 22/29<br />
Dr. in Frixeder-Dudczak Julia <strong>12</strong>30, Breitenfurter Straße 308<br />
Prim. a Univ.-Doz. in Dr. in<br />
Rintelen-Denk Claudia Barbara 1130, Dommayergasse 2 **<br />
Priv.-Doz. in Dr. in<br />
Schernthaner-Reiter Marie Helene,<br />
MSc, MA, PhD 1080, Auerspergstraße 17 **<br />
Innere Medizin und Gastroenterologie und Hepatologie<br />
Dr. Pfisterer Nikolaus<br />
Friedrich Josef 1190, Heiligenstädter Straße 38<br />
Kinder- und Jugendheilkunde<br />
Dr. in Krammer Barbara Irene 1050, Nikolsdorfer Gasse 27-29/46<br />
Dr. in Walenta Sara 1130, Speisinger Straße 111<br />
Dr. in Walenta Sara 1190, Heiligenstädter Straße 46 **<br />
Medizinische und chemische Labordiagnostik<br />
Dr. in Markovic Valentina 1010, Dr.-Karl-Lueger-Platz 2<br />
Dr. Mayer Florian Josef 1010, Dr.-Karl-Lueger-Platz 2<br />
Dr. Mühl Bernhard <strong>12</strong>20, Langobardenstraße 103b **<br />
Mund-, Kiefer-, und Gesichtschirurgie<br />
Priv.-Doz. DDr. Wutzl Arno<br />
Franz Ludwig 1010, Schottenring 17/3/21 **<br />
Neurologie<br />
Priv.-Doz. Dr.<br />
Greisenegger Stefan 1160, Rankgasse 19 **<br />
Prim. Dr. Steinhoff Nikolaus 1170, Hernalser Hauptstraße 15<br />
Orthopädie und Traumatologie<br />
Dr. in Asmus Marie Sophie 1090, Kolingasse <strong>12</strong>/4<br />
Dr. Schirmer Christoph 1190, Döblinger Hauptstraße 87/1<br />
Dr. Telisselis Panajotis 1010, Morzinplatz 4<br />
Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie<br />
Dr. in Gschnitzer Claudia 1180, Kreuzgasse 17-19 **<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />
Dr. Eckert Christoph <strong>12</strong>00, Jägerstraße 63/2a<br />
Dr. in Pruckner Nathalie 1090, Währinger Straße 18/3<br />
Dr. in Rosar Ania 1010, Herrengasse 5/2/14<br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 21
INTERN MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH<br />
PRAXISERÖFFNUNGEN FORTS.<br />
Radiologie<br />
Dr. in Magdoin Michaela 1130, Elisabethallee 61-63<br />
Dr. Valipour Reza <strong>12</strong>20, Danzergasse 94 **<br />
Urologie<br />
Prof. Dr. Treu Thomas, MSc 1190, Heiligenstädter Straße 217 **<br />
Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />
Dr. Alhujazy Umar 1030, Fasangasse 7/22<br />
Priv.-Doz. in DDr. in Kuchler Ulrike 1090, Pelikangasse 13/D/10<br />
Dr. Markovic Ozren, MPH 1070, Burggasse <strong>12</strong>6/5<br />
(** Zweitpraxis)<br />
PRAXISVERLEGUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
Dr. in Ernst Eva 1080, Laudongasse 3/15 1080, Blindengasse 15/<strong>12</strong><br />
Dr. in Jucker Anca-Gabriela 1010, Singerstraße 4/4 1010, Salztorgasse 5/Top 13<br />
Dr. Ouhadi Farnush 1150, Märzstraße 99/1/18 1150, Goldschlagstraße 59a/33<br />
Dr. in Pilz Eva 1150, Märzstraße 99/1/18 1150, Goldschlagstraße 59a/33<br />
Dr. in Rödler Sonja <strong>12</strong>00, Raffaelgasse 22/1/8 <strong>12</strong>00, Raffaelgasse 22/1/3<br />
Dr. in Schlemitz Katja 1010, Kärntner Straße 45/6 1010, Krugerstraße 4/2<br />
Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />
Univ.-Prof. Dr. Bachleitner-Hofmann Thomas 1080, Skodagasse 32 1030, Marxergasse 25/B.E1<br />
Univ.-Prof. Dr. Glaser Karl Siegfried 1060, Mariahilfer Straße 105/2/3/19 1040, Argentinierstraße 16/Stiege 1/7/19<br />
Augenheilkunde und Optometrie<br />
Priv.-Doz. Dr. Mitsch Christoph 1130, Hietzinger Hauptstraße 22 1130, Maxingstraße 4b/1<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Dr. in Gösweiner Marieluise 1070, Stiftgasse 21 1090, Garnisongasse 7/13<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Priv.-Doz. DDr. Weber Benedikt 1080, Skodagasse 32 1180, Kreuzgasse 17-19<br />
Innere Medizin<br />
Dr. in Giuliani Nakisa 1010, Tuchlauben 17/1/8 A 1130, Hietzinger Hauptstraße 138/7<br />
Dr. in Weibrecht Sabine 1040, Rainergasse 29/7 1080, Alser Straße 25/13<br />
Innere Medizin und Kardiologie<br />
Dr. in Simionas Noemi Marietta 1090, Nußdorfer Straße 11/8 1020, Vorgartenstraße <strong>12</strong>9-143/1. Stock<br />
Kinder- und Jugendheilkunde<br />
Dr. in Kronberger-Vollnhofer Martina, MSc 1080, Florianigasse 42/4 1180, Schulgasse 38<br />
Lungenkrankheiten<br />
Dr. in Haider Anna Gerlinde 1010, Graben 19 1010, Kohlmarkt 8-10<br />
Nuklearmedizin<br />
Dr. in Leisser Asha 1140, Leegasse 2/8 1180, Czartoryskigasse 52/5<br />
Dr. Ouhadi Farnush 1150, Märzstraße 99/1/18 1150, Goldschlagstraße 59a/33<br />
Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />
Priv.-Doz. Dr. Radler Christof 1190, Heiligenstädter Straße 46-48 1090, Pelikangasse 15<br />
Dr. Steindl Martin Stefan 1070, Schottenfeldgasse 45 1180, Kreuzgasse 17-19<br />
Dr. Trnavsky Nikola 1020, Hammer-Purgstall-Gasse 5/1-2 1020, Leopoldsgasse 47/1-3<br />
Orthopädie und Traumatologie<br />
Priv.-Doz. DDr. Aichmair Alexander, MPH 1170, Neuwaldegger Straße 2 1170, Vollbadgasse 6<br />
Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation<br />
Univ.-Doz. in Mag. a DDr. in Horn Sonia 1030, Landstraßer Hauptstraße 139/1 1030, Apostelgasse 23/D<br />
Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie<br />
Priv.-Doz. Dr. Hacker Stefan 1010, Mahlerstraße 7/Top 15 1080, Tulpengasse 2/2<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />
Bürk Thomas 1190, Chimanistraße 29 1070, Neubaugürtel 44/39<br />
Dr. Pohn-Zachenhofer Markus 1090, Zimmermanngasse 1 A/2/8 1010, Opernring 4/1/<strong>12</strong><br />
Urologie<br />
Prof. Dr. Treu Thomas, MSc 1010, Judenplatz 2/3+4 1010, Ruprechtsplatz 4-5/4<br />
Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />
Dr. in Markovic Noemi-Katalin, MSc 1070, Westbahnstraße 60/9 1070 Burggasse <strong>12</strong>6/5<br />
PRAXISABMELDUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
Dr. Gartner Immanuel 1080<br />
Dr. Huemer Florian 1090<br />
Dr. Jahn Markus 1160<br />
Dr. in Mantinger Evi <strong>12</strong>10 **<br />
Dr. in Markot Aniela <strong>12</strong>10<br />
Dr. in Messner-Taheramouz Fatemeh <strong>12</strong>10<br />
Dr. Palkovits Stefan <strong>12</strong>00<br />
Dr. Parschalk Bernhard 1090<br />
Dr. in Pinc Alice 1060<br />
Dr. Röggla Alfred 1030<br />
Dr. Veber Josef 1090<br />
22 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
PRAXISABMELDUNGEN FORTS.<br />
Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />
dr. med. Bartha Zoltan Levente 1020<br />
Univ.-Doz. in Dr. in Spacek Anna 1040<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Priv.-Doz. in Dr. in Aust Stefanie, PhD 1080<br />
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />
Dr. Alici Benjamin 1100<br />
Dr. Chi Lijian <strong>12</strong>10<br />
Dr. Jany Alfred 1150<br />
Dr. Maurer Raphael 1020<br />
Dr. Repasi Almos 1140<br />
Roesner Imme <strong>12</strong>20 **<br />
Dr. Winkler Christoph <strong>12</strong>10<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Dr. in Pinc Alice 1060<br />
Innere Medizin<br />
Dr. Parschalk Bernhard 1090<br />
Innere Medizin und Hämatologie und<br />
internistische Onkologie<br />
Dr. Bozic Boris <strong>12</strong>10<br />
Kinder- und Jugendheilkunde<br />
Dir. in Dr. in Niklas Martina 1180<br />
Lungenkrankheiten<br />
Dr. Huemer Florian 1090<br />
Neurologie<br />
Dr. in Kepa Sylvia, PhD 1090<br />
Univ.-Prof. Dr. Leutmezer Fritz 1090 **<br />
Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />
Dr. in Baudet Kerstin 1040<br />
Orthopädie und Traumatologie<br />
Dr. Schütz Michael 1040 **<br />
Plastische, rekonstruktive und ästhetische<br />
Chirurgie<br />
Dr. Tsolakidis Savas 1140<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische<br />
Medizin<br />
Dr. Eckert Christoph <strong>12</strong>00<br />
Dr. in Kunz Patricia 1030 **<br />
Dr. Zeiler-Meraner Johannes 1070<br />
Radiologie<br />
dr. med. Uri-Szabo Olga Imola 1090<br />
Radiologie (ÄAO 1989)<br />
Dr. Paral Volker 1190<br />
Unfallchirurgie<br />
Dr. Resinger Christoph 1130 **<br />
Dr. Wahler Guido Alexander 1040 **<br />
Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-,<br />
Mund- und Kieferheilkunde<br />
Priv.-Doz. in DDr. in Kuchler Ulrike 1090<br />
Dr. Markovic Ozren, MPH 1170<br />
(** Zweitpraxis)<br />
TODESFÄLLE R.I.P.<br />
Dr. in Diem Dotschina 19.08.1934 27.10.<strong>2023</strong><br />
MR Dr. Fraundorfer Franz 05.05.1930 <strong>12</strong>.10.<strong>2023</strong><br />
Dr. Glahs Franz 25.02.1945 07.09.<strong>2023</strong><br />
Dr. Götzhaber Gerhard 21.11.1955 11.09.<strong>2023</strong><br />
MR in Dr. in Grande Gertrud 15.06.1932 22.10.<strong>2023</strong><br />
Dr. in Gross Erika 06.07.1932 02.10.<strong>2023</strong><br />
Dr. Hadjiha Manssur 07.06.1940 25.09.<strong>2023</strong><br />
OMR Dr. Hangl Alfred 05.07.1928 31.08.<strong>2023</strong><br />
Dr. in Hanslik Hedwig 27.09.1923 08.10.<strong>2023</strong><br />
MR in Dr. in Harrer Gertrude 16.09.1925 03.09.<strong>2023</strong><br />
MR in Dr. in Stüber Maria Anna Elfriede 28.03.1932 27.10.<strong>2023</strong><br />
Dr. Veber Josef 23.08.1953 11.10.<strong>2023</strong><br />
Der Praxisplan ist das wichtigste Tool<br />
zur Online-Suche von Ärztinnen und<br />
Ärzten in <strong>Wien</strong><br />
Im Praxisplan der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> können Sie<br />
direkt auf www.praxisplan.at Ihren Eintrag aktualisieren,<br />
ergänzen oder Ihr Foto hochladen.<br />
Auf der Startseite rechts oben (<strong>Ärzt*in</strong>nen Login)<br />
finden Sie die Anmeldemöglichkeit mittels Single-Sign-On<br />
(SSO) <strong>für</strong> einen geschützten Zugang zur Ihren Daten. Auch<br />
die Anmeldung mittles Handysignatur bzw. Bürgerkarte ist<br />
möglich. Für Fragen gibt es eine eigene SSO-Service Hotline<br />
(01/35 80 387).<br />
Sollten Sie weitere Fragen haben, setzen Sie sich bitte mit<br />
der Medienabteilung der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> per E-Mail<br />
internet@aekwien.at in Verbindung.<br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 23
AM PULS COVERSTORY<br />
►<br />
Foto: Smile Studio AP/stock.adobe.com<br />
Gesundheitsreform: Gefahren<br />
erkannt, Gefahren gebannt<br />
Die mit dem Finanzausgleich einhergehende Gesundheitsreform drohte <strong>für</strong> Ärztinnen und Ärzte<br />
zahlreiche Verschlechterungen zu bringen. Nach harten Verhandlungen konnte die Ärztekammer<br />
das Schlimmste verhindern. Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart im Gespräch darüber, mit<br />
welchen Ergebnissen er zufrieden ist und wo er Nachbesserungsbedarf sieht.<br />
► <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Wie zufrieden<br />
sind Sie mit den Ergebnissen<br />
der Finanzausgleichs-Verhandlungen, im<br />
Besondern mit den die Ärzteschaft betreffenden<br />
Bestimmungen?<br />
Steinhart: Mit diesen Ergebnissen bin<br />
ich sehr zufrieden. Es ist uns buchstäblich<br />
in letzter Minute gelungen, dieser<br />
angeblichen Gesundheitsreform, deren<br />
zentrales Ziel es war, die Ärztevertretung<br />
aus der gesundheitspolitischen Mitgestaltung<br />
zu drängen, die Giftzähne zu<br />
ziehen. Das war nur möglich, weil die<br />
Ärztekammern unmissverständlich, geeint<br />
und mit dem klaren Ziel aufgetreten<br />
sind, dieser geplanten „Revolution<br />
von oben“, die ein Aushebeln der Sozialpartnerschaft<br />
im Gesundheitswesen<br />
über eine Schwächung der Ärztekammer<br />
anvisiert hat, ein unüberhörbares „Nein,<br />
ganz sicher nicht mit uns“ entgegenzuhalten.<br />
Für diese Geschlossenheit bedanke<br />
mich bei allen Ärztekammerfunktionärinnen<br />
und -funktionären. Ihrem<br />
Einsatz, unserer Entschlossenheit, und<br />
unseren harten Verhandlungen ist es zu<br />
verdanken, dass manche Politikerinnen<br />
und Politiker einmal mehr erleben konnten,<br />
dass die Ärztekammer ganz sicher<br />
kein bereitwilliger Spielball politischer<br />
Machtphantasien ist. Ich bedanke<br />
mich auch bei unseren Gesprächspartnerinnen<br />
und Gesprächspartnern aus<br />
der Politik, die am Ende doch noch zu<br />
konstruktiven Gesprächen bereit waren<br />
und das Einsehen hatten, dass eine Gesundheitspolitik<br />
ohne Mitwirkung der<br />
Ärztinnen und Ärzte keine wirklich gute<br />
Idee ist.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Bevor wir zu Ihren<br />
Verhandlungsergebnissen kommen: Was<br />
ist Ihre Kritik an den Finanzausgleichs-<br />
Verhandlungen?<br />
Steinhart: Meine Kritik setzt schon<br />
beim Zustandekommen der Vereinbarungen<br />
an, bei der Art und Weise, wie<br />
man über die Ärzteschaft verhandelt hat,<br />
aber nicht mit uns. Das ist eine radikale<br />
Abkehr von bewährten demokratischen<br />
und sozialpartnerschaftlichen Umgangsformen.<br />
Präsentiert wurde ein Gesetzesentwurf,<br />
in dessen Entstehen die<br />
Ärztekammer in keiner Weise eingebun-<br />
24 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
COVERSTORY AM PULS<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
den war. Obwohl wir, also fast 50.000<br />
Ärztinnen und Ärzte in Österreich, im<br />
höchsten Maße davon betroffen waren.<br />
Das ist das Gegenteil einer inklusiven<br />
Politik. Und dann sollte der Beschluss<br />
auch noch ohne eine Begutachtungsphase<br />
durch den Ministerrat gepeitscht werden.<br />
Man <strong>für</strong>chtete wohl kritische Stimmen<br />
zu den fragwürdigen Bemühungen,<br />
unseren Einfluss auf die Entwicklungen<br />
in der Gesundheitsversorgung zurückzudrängen.<br />
Offensichtlich wollten Kassen<br />
und Politik ihre Entscheidungen künftig<br />
lieber in Eintracht und Harmonie<br />
treffen, ganz ohne die oft als unbequem<br />
empfundene Ärztevertretung, die dann<br />
auch noch Patienteninteressen vertritt.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Zu den Inhalten:<br />
Welche der von der Politik ursprünglich<br />
geplanten Änderungen kritisieren Sie besonders?<br />
Steinhart: Einige Beispiele von leider<br />
sehr vielen: Der ärztliche Stellenplan<br />
sollte künftig nicht mehr von der Ärztekammer<br />
geregelt werden, sondern<br />
von Bund, Ländern und Sozialversicherungen.<br />
Die Ausschreibung von<br />
Kassenstellen sollte künftig ausschließlich<br />
durch die Sozialversicherung erfolgen.<br />
Die Vertragskompetenz sollte<br />
den Landesärztekammern ab Jänner<br />
2026 entzogen werden. Wir sollten das<br />
Mitspracherecht bei der Gründung von<br />
Ambulatorien verlieren. Auch Verträge<br />
außerhalb des Gesamtvertrags sollten<br />
künftig möglich sein. Sondervereinbarungen<br />
im Einzelvertrag zwischen Kasse,<br />
Ärztinnen und Ärzten sollten auch ohne<br />
Zustimmung der Ärztekammer möglich<br />
sein, und so weiter. Auf den Punkt<br />
gebracht: Ärztinnen und Ärzte sollten<br />
künftig bei der Planung und Gestaltung<br />
der Gesundheitsversorgung nicht mehr<br />
mitreden können, was auch ein Ende der<br />
Sozialpartnerschaft in der Gesundheitsversorgung<br />
eingeläutet hätte.<br />
Abteilung gibt, die oder der selbst – oder<br />
eine Vertretung – in der Kernarbeitszeit<br />
anwesend ist. Das ist sicherlich kein<br />
Fortschritt in der Ausbildungsqualität.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Welche problematischen<br />
Regelungen konnten Sie und Ihr<br />
Team in den Tagen vor dem Ministerrat<br />
noch wegverhandeln?<br />
Steinhart: Einige der sehr zentralen<br />
Punkte. Es gibt zum Beispiel beim geplanten<br />
bundesweit einheitlichen Gesamtvertrag<br />
kein Enddatum mehr <strong>für</strong><br />
den Abschluss. Damit ist das drohende<br />
Einfrieren der Verträge ab 2026 im Falle<br />
einer Nicht-Einigung vom Tisch und<br />
wir können auf Augenhöhe verhandeln.<br />
Auch zum Abschluss von Einzelverträgen<br />
bei Kündigung des Gesamtvertrages<br />
wird es nicht kommen, womit die Sozialpartnerschaft<br />
aufrechterhalten bleibt.<br />
Zudem ist bei der Codierung die Festlegung<br />
auf den ICD-10-Standard gefallen.<br />
Die Ärztekammer hat bereits viele Vorarbeiten<br />
zur Codierung geleistet und sieht<br />
andere Systeme als besser geeignet. Und<br />
nicht zuletzt konnten wir die Wirkstoffverschreibung<br />
abwenden, die aus unserer<br />
Sicht keinerlei Vorteile, da<strong>für</strong> aber<br />
viele Nachteile mit sich brächte.<br />
Johannes Steinhart:<br />
„Bei der Gründung<br />
von Ambulatorien<br />
sehe ich noch einigen<br />
Klärungsbedarf.“<br />
„Es ist uns<br />
buchstäblich<br />
in letzter<br />
Minute<br />
gelungen,<br />
dieser angeblichen<br />
Gesundheitsreform,<br />
deren zentrales<br />
Ziel<br />
es war, die<br />
Ärztevertretung<br />
aus der<br />
gesundheitspolitischen<br />
Mitgestaltung<br />
zu<br />
drängen, die<br />
Giftzähne zu<br />
ziehen.“<br />
darstellt. Mit der neuen Gestaltung bietet<br />
sich eine neue Plattform, auf der wir<br />
unsere Vorstellungen einbringen können.<br />
Das ist ein wichtiger Erfolg.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Und mit welchen<br />
neuen Regelungen sind Sie unzufrieden?<br />
Steinhart: Bei der Gründung von<br />
Ambulatorien sehe ich noch einigen<br />
Klärungsbedarf. Es darf keine Einfallschneise<br />
<strong>für</strong> private Investorinnen und<br />
Investoren geschaffen werden. Ich bin<br />
ein leidenschaftlicher Anhänger der<br />
ärztlichen Freiberuflichkeit und habe<br />
schon immer davor gewarnt, dass Bürokratinnen<br />
und Bürokraten, Politikerinnen<br />
und Politiker oder Betriebswirtinnen<br />
und Betriebswirte eines Tages<br />
das Sagen haben und Ärztinnen und<br />
Ärzte nur noch eingeschränkt nach medizinischen<br />
Kriterien behandeln dürfen.<br />
Patientinnen und Patienten dürfen nicht<br />
zu einer Kosten-Nutzen-Rechnung herabgewürdigt<br />
werden. Zudem könnte<br />
man investorengelenkte Einrichtungen<br />
nicht mehr daran hindern, die Preise zu<br />
diktieren, sobald sie einen versorgungsrelevanten<br />
oder gar marktdominanten<br />
Stellenwert erreicht haben.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Als eine Reaktion<br />
auf die bekannt gewordenen, ursprünglich<br />
von der Politik geplanten Änderungen<br />
haben Sie die Beendigung des Gesamtvertrages<br />
mit der ÖGK angekündigt. Das<br />
wurde auch kritisiert.<br />
Steinhart: Ich sehe es so, dass ursprünglich<br />
die Politik unseren Gesamtvertrag<br />
mit der ÖGK gekündigt hat,<br />
indem sie ihn abschaffen wollte. Kaum<br />
jemand käme auf die Idee, aus aktuellem<br />
Anlass den Kollektivvertrag in der Metallerbranche<br />
einfach abzuschaffen, weil<br />
es dort nicht so gut läuft, und ab sofort<br />
bestimmt die Unternehmerseite, wie es<br />
weitergehen soll. Ein politisches Unding.<br />
Im Gesundheitswesen dachte man aber,<br />
so fuhrwerken zu können. Auf diese Entwicklung<br />
mussten wir reagieren.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Mit welchen weiteren<br />
Ergebnissen sind Sie zufrieden?<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Gibt es auch Änderungen<br />
im Wahlarztbereich oder in Spitälern?<br />
Steinhart: Ja. Für alle Wahlärztinnen<br />
und -ärzte gilt ab Jänner 2026 die verpflichtende<br />
E-Card und ELGA-Anbindung.<br />
Das bedeutet auch ein Plus an<br />
Bürokratie. Und im Spitalsbereich ist die<br />
Anerkennung als Ausbildungsstätte in<br />
einem Krankenhaus ab Jänner 2024 auch<br />
dann möglich, wenn es nur noch eine<br />
Steinhart: Beim ärztlichen Stellenplan<br />
kam es zu der Änderung, dass vor<br />
Beschlussfassung im Regionalen Strukturplan<br />
Gesundheit das Thema künftig<br />
verpflichtend in der Landesgesundheitsplattform<br />
zu behandeln ist. Dort nehmen<br />
auch Vertreterinnen und Vertreter<br />
der Ärztekammern teil. Es ist wichtig,<br />
dass wir in die Planung einbezogen werden,<br />
weil sie ein wichtiges Korrektiv bei<br />
Unter- oder Überversorgung, oder bei<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Sie haben von einem<br />
Rahmen von zehn Millionen Euro <strong>für</strong><br />
allfällige Werbe- und PR-Aktionen gesprochen.<br />
Wo<strong>für</strong> sollten die verwendet<br />
werden?<br />
Steinhart: Zur Aufklärung der Bevölkerung<br />
und der Ärzteschaft, was da seitens<br />
der Politik alles geplant wurde. Das<br />
klammheimliche Prozedere ohne Begutachtung<br />
Fachärztin oder einen Facharzt auf der Veränderungen der Bevölkerungszahl<br />
am Ende barg das Risiko, ><br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 25
AM PULS COVERSTORY<br />
Was die Ergebnisse der Finanzausgleichsverhandlungen <strong>für</strong> die<br />
Ärztinnen und Ärzte bedeuten: Ursprüngliche Pläne und Status Quo<br />
Änderung bei der Beschlussfassung des Stellenplans die Planung der Verteilung von<br />
Kassenplanstellen wird auf Land- und Sozialversicherung übertragen<br />
Ursprünglicher Entwurf<br />
Ausgangssituation<br />
Der Stellenplan regelt die Verteilung der Kassenplanstellen, also wo sich welche Vertragsärztinnen<br />
und -ärzte mit welchen Fächern niederlassen können. Hier wird unter<br />
anderem die Demografie der Region und die Distanz der Vertragsärztinnen und<br />
-ärzte zueinander geprüft und bewertet. Bis dato wurde der Stellenplan im Einvernehmen<br />
zwischen der Ärztekammer und der Sozialversicherung erstellt.<br />
Diese Schutzfunktion durch die Ärztekammer wird auch gerne Gebietsschutz genannt,<br />
weil Bund und Länder dadurch nicht nach Belieben Gesundheitseinrichtungen<br />
neben Kassenordinationen ansiedeln konnten. Vertragsärztinnen und -ärzte werden<br />
durch dieses Mitwirken einerseits vor Konkurrenz geschützt und andererseits werden<br />
in Regionen mit Unterversorgung Kassenplanstellen etabliert oder sogar neue Fachrichtungen<br />
als Kassenfächer eingeführt.<br />
Ursprünglicher Entwurf<br />
Mit diesem Plan wird den Ärztekammern die Möglichkeit zur Gestaltung und Mitbestimmung<br />
entzogen. Die Expertise der ärztlichen Gesundheitsversorgerinnen und<br />
-versorger vor Ort wird nicht mehr berücksichtigt und die Entscheidung über die<br />
Versorgung erfolgt ausschließlich nach finanziellen Gesichtspunkten durch die Zahlenden,<br />
nämlich das Land und die Sozialversicherung.<br />
Status Quo<br />
• Änderungen<br />
Neu hinzugefügt wurde die Bestimmung, dass Land und<br />
Sozialversicherung bei der Stellenplanung niedergelassene<br />
Ärztinnen, Ärzte und Gruppenpraxen priorisieren<br />
müssen. Das heißt, die Planung muss zwingend beachten,<br />
dass die Versorgung durch niedergelassene Ärztinnen und<br />
Ärzte und nicht durch Krankenanstalten erfolgt.<br />
Die Ärztekammer ist frühzeitig in die Planung zu involvieren.<br />
Ob und inwieweit das passiert, wird mit Land und<br />
Sozialversicherung zu verhandeln sein.<br />
Jede Änderung des regionalen Strukturplans (RSG), der<br />
den Stellenplan ersetzt, muss zuvor transparent in der<br />
Gesundheitsplattform präsentiert werden, sodass die<br />
Ärztekammer, wie auch alle politischen Parteien in <strong>Wien</strong>,<br />
vorweg über die Änderungen und Planungen zu informieren<br />
ist. Das hat zur Folge, dass die Chance gegeben ist,<br />
negative Entwicklungen vorweg auch an die Öffentlichkeit<br />
zu bringen. Damit können Vorhaben und gegebenenfalls<br />
Planungen verhindert werden, die der Priorisierung<br />
der freiberuflichen Ärztinnen und Ärzte widersprechen,<br />
rechtswidrig sind und dadurch eingeklagt werden können.<br />
Kassenplanstellen werden ohne Ärztekammer ausgeschrieben<br />
Ursprünglicher Entwurf<br />
Ausgangssituation<br />
Die Ausschreibungen von Kassenplanstellen – sowohl Einzel- als auch Gruppenpraxen<br />
– erfolgen unter der Mitwirkung der Ärztekammer. Auch dieses Vier-Augen-<br />
Prinzip wird mit dem Ergebnis der Finanzausgleichsverhandlungen beendet.<br />
In Zukunft werden Kassenplanstellen ausschließlich durch die Sozialversicherung<br />
ausgeschrieben, ohne dass die Zustimmung der Ärztekammer erforderlich ist. Lediglich<br />
die Prüfung der „Punkte“ zur Erfüllung der Reihungskriterien der Ausschreibung<br />
ist an die Sozialversicherung weiterzuleiten.<br />
Status Quo<br />
• Keine Änderung<br />
Dieser Punkt wird seitens der Ärztekammer in die laufenden<br />
Gespräche zu den Honorarverhandlungen mit der<br />
Sozialversicherung eingebracht und es wird versucht, auf<br />
gesamtvertraglicher Ebene Mitspracherechte zu sichern.<br />
Die Ärztekammer hat nicht mehr die Möglichkeit, Vertragsärztinnen und -ärzte davor<br />
zu schützen, dass in ihrer unmittelbaren Umgebung Konkurrenzeinrichtungen<br />
eröffnet werden. Der positive Aspekt des Kassenvertrages, nämlich ein gewisser Gebietsschutz,<br />
wird dadurch aufgehoben. Die Sozialversicherung kann nun Kassenstellen<br />
aufgrund politischer Einflüsse der Wirtschaft, beispielsweise durch große Immobilienentwicklerinnen<br />
und -entwickler, ausschreiben.<br />
26 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
COVERSTORY AM PULS<br />
Der Ärztekammer wird die Vertragskompetenz entzogen, Kassenhonorare werden eingefroren<br />
Ursprünglicher Entwurf<br />
Den Landesärztekammern soll die Kompetenz der Vertragsverhandlungen – Gesamtverträge<br />
sowie Tarifverhandlungen – auf Landesebene entzogen werden. Eine alleinige<br />
Verhandlungs- und Abschlusskompetenz kommt der Österreichischen Ärztekammer<br />
(ÖÄK) sowie der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) zu. Ziel ist es, den seit<br />
Jahren viel diskutierten einheitlichen Leistungskatalog <strong>für</strong> das gesamte Bundesgebiet<br />
zu verhandeln. Sollte es keine Einigung auf diesen einheitlichen Leistungs- und Honorarkatalog<br />
bis 31. Dezember 2025 geben, so gelten die bis dann gültige Tarife ohne Erhöhung<br />
auf regionaler Ebene so lange weiter, bis man sich auf ÖÄK Ebene geeinigt hat.<br />
Weiters ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass sich ein einheitlicher<br />
Leistungskatalog nicht an den höchsten Tarifen eines Bundeslandes orientieren<br />
wird, sondern der niedrigste Tarif herangezogen wird.<br />
Wenn man bei hohen Inflationsraten zusätzlich noch die Tarife einfriert, ist das <strong>für</strong><br />
die Ärzteschaft ein komplett unfaires Druckmittel dadurch auch schlechte Verträge<br />
zu akzeptieren, damit man zumindest „irgendetwas“ bekommt.<br />
Status Quo<br />
• Vollkommene Änderung im Sinne der Ärzteschaft<br />
• Die Regelung, die vorsah, dass ab dem 1. Januar 2026<br />
ein österreichweiter Gesamtvertrag abgeschlossen<br />
werden muss und die Honorare mit Ende 2025 eingefroren<br />
werden, wurde gestrichen. Es bleibt jedoch<br />
bestehen, dass ein österreichweit einheitlicher Gesamtvertrag<br />
abgeschlossen werden soll, jedoch ohne<br />
zeitliche Vorgaben und ohne Einfrieren der Honorare.<br />
• Die Regelung, die es der Sozialversicherung erlaubte,<br />
Einzelverträge ohne Gesamtvertrag mit einzelnen Ärztinnen<br />
und Ärzten abzuschließen, wurde ersatzlos<br />
gestrichen. Dadurch wird sichergestellt, dass einzelne<br />
Ärztinnen und Ärzte im vertragslosen Zustand nicht<br />
der Sozialversicherung ausgeliefert sind.<br />
Einzel- beziehungsweise Sonderverträge werden außerhalb des Gesamtvertrags ermöglicht<br />
Ursprünglicher Entwurf<br />
Ausgangssituation<br />
Für manche Fachrichtungen, wie zum Beispiel Nuklearmedizin, Strahlentherapie, Anästhesie<br />
et cetera, gibt es aktuell keine vertragliche Vereinbarung im Gesamtvertrag.<br />
Im Zuge von sogenannten „spitalsentastenden Maßnahmen“ wurden vor allem durch<br />
die Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> seit vielen Jahren wiederholt der ÖGK und auch dem Land<br />
<strong>Wien</strong> Konzepte vorgelegt. Leider blieb die Umsetzung solcher Projekte, im Sinne der<br />
niederschwelligen Versorgung der Patientinnen und Patienten unter Einbindung der<br />
Ärzteschaft, ergebnislos.<br />
Ursprünglicher Entwurf<br />
Mit den Finanzausgleichsverhandlungen wird jetzt die Chance genutzt, in den medizinischen<br />
Fächern ohne bisherige gesamtvertragliche Vereinbarung, Ärztinnen und<br />
Ärzte mit Sonder(einzel)verträgen – ohne Verhandlungsschutz durch die Ärztekammer<br />
– an die Sozialversicherung zu binden.<br />
Was auf den ersten Blick möglicherweise attraktiv erscheint, führt zur nachteiligen<br />
Konsequenz, dass die Sozialversicherung das Honorar einseitig vorgibt. Die Sozialversicherung<br />
ist ein staatlich geschützter Monopolist. Faire Preise und Bedingungen gibt<br />
es nur, wenn man einem Monopol ein anderes Monopol, nämlich das Verhandlungsmonopol<br />
der Ärztekammer, gegenüberstellt.<br />
Status Quo<br />
• Die Möglichkeit, Einzelverträge <strong>für</strong> Spezialleistungen<br />
ohne Einbeziehung der Ärztekammer abzuschließen,<br />
bleibt bestehen. Dies bedeutet, dass die Sozialversicherung<br />
frei einzelne neue Leistungen an Ärzte vergeben<br />
kann, ohne die Schutzfunktion der Kammer <strong>für</strong> die<br />
Kolleginnen und Kollegen zu berücksichtigen.<br />
Hier wird die Ärztekammer versuchen, im parlamentarischen<br />
Prozess einzuwirken, dass diese Systemwidrigkeit<br />
(siehe Punkt zuvor) im Sinne einer Mitwirkung der Ärztekammer<br />
und „zum Schutz der Kollegenschaft vor dem<br />
Monopol der Sozialversicherung“ wiedereingeführt wird.<br />
Diese Bestimmung soll laut Aussagen des Ministeriums<br />
dazu dienen, Teilzeitkassenverträge zu ermöglichen, ist<br />
jedoch aus Sicht der Ärztekammer überschießend formuliert.<br />
Genau diesen Mehrwert bieten sogenannte Gesamtvertragsverhandlungen der Ärztekammern<br />
mit der Österreichischen Gesundheitskasse, welche einer Sozialpartnerschaft<br />
entsprechen.<br />
Sinn des Gesamtvertrags ist es, einzelne Ärztinnen und Ärzte davor zu schützen, dass<br />
die Sozialversicherung mit ihrer Monopolstellung das Honorar und die Vertragsbedingungen<br />
einseitig vorgibt. Damit erfüllt der Gesamtvertrag die Funktion eines Kollektivvertrags,<br />
wie ihn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kennen.<br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 27
AM PULS COVERSTORY<br />
Kasseneigene Ambulatorien können zukünftig ohne Bedarfsprüfung und ohne Mitsprache<br />
der Ärztekammer gegründet werden<br />
Ursprünglicher Entwurf<br />
Die Sozialversicherung kann eigene Ambulatorien (zum Beispiel Gesundheitszentren<br />
der ÖGK) mit angestellten Ärztinnen und Ärzten ohne Mitsprachrecht der<br />
Ärztekammer gründen statt Kassenplanstellen <strong>für</strong> freiberufliche Ärztinnen und<br />
Ärzte zu vergeben. Damit wird ein wesentlicher Schutz des Kassenvertrages, den die<br />
Ärztekammer bis dato den Vertragsärztinnen und -ärzten geben konnte, ersatzlos<br />
gestrichen. Die Sozialversicherung kann dann wahllos ihre eigenen Vertragspartnerinnen<br />
und -partner konkurrenzieren, indem sie freiberufliche Ärztinnen und Ärzte<br />
durch eine durch eine „staatsmedizinische“ Versorgung ersetzt.<br />
Status Quo<br />
• Keine Änderung<br />
• DRINGENDER HANDLUNGSBEDARF!<br />
Die Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> wird dieses Thema in den<br />
anstehenden Kassenverhandlungen thematisieren.<br />
Es ist inakzeptabel, dass man einerseits mit der Ärztekammer<br />
Verträge abschließt und andererseits die<br />
Vertragspartnerinnen und Vertragspartner konkurrenziert<br />
und ihnen auch Leistungen vorenthält, die<br />
man aber selbst in eigenen Ambulatorien anbietet.<br />
Die Kündigung eines Einzelvertrags bedeutet künftig das Ende aller Kassenverträge<br />
Ursprünglicher Entwurf<br />
Wenn Vertragsärztinnen und Vertragsärzte den ÖGK-Vertrag zurücklegen, verlieren<br />
sie automatisch alle Verträge mit allen anderen Sozialversicherungsträgern: auch hier<br />
wird die Wahlfreiheit der Ärzteschaft eingeschränkt.<br />
Status Quo<br />
• Keine Änderung<br />
Dies bedeutet, dass nur noch bis Ende <strong>2023</strong> Einzelverträge<br />
<strong>für</strong> einzelne Sozialversicherungsträger getrennt zurückgelegt<br />
werden können. Es werden alle betroffenen<br />
Kolleginnen und Kollegen noch gesonderte Informationen<br />
dazu erhalten, damit sie gegebenenfalls diese Option der<br />
Zurücklegung einzelner Verträge noch bis Jahresende<br />
wählen können.<br />
Codierungsverpflichtung <strong>für</strong> Vertragsärztinnen und Vertragsärzte sowie Wahlärztinnen und Wahlärzte<br />
Ursprünglicher Entwurf<br />
Eine gesetzliche Codierungspflicht soll nach einem noch nicht definierten Code ab 1.<br />
Jänner 2025 <strong>für</strong> alle Vertragsärztinnen und Vertragsärzte und in weiterer Folge auch<br />
<strong>für</strong> Wahlärztinnen und Wahlärzte eingeführt werden.<br />
In weiterer Folge müssen diese Codes ab 1. Jänner 2026 durch Vertrags- und auch<br />
Wahlärztinnen und Wahlärzte an die Sozialversicherung weitergeleitet werden. Statt<br />
der notwendigen Entlastung der freiberuflichen Ärztinnen und Ärzte, kommen neue<br />
Bürokratiehürden auf die Ärzteschaft zu.<br />
Status Quo<br />
• Änderungen<br />
Im Gegensatz zu den Vorentwürfen wird die Art der<br />
Codierung nun nicht mehr im Gesetz festgelegt, sondern<br />
durch Verordnung des Gesundheitsministers.<br />
Damit steht eine zeitliche Verzögerung im Raum, die<br />
noch Möglichkeiten der Mitsprache mit sich bringt.<br />
Wahlärztinnen und Wahlärzte werden zur Verwendung der e-Card und zur<br />
ELGA-Anbindung ab 1. Jänner 2026 verpflichtet<br />
Ursprünglicher Entwurf<br />
Ab 1. Jänner 2026 sollen Wahlärztinnen und Wahlärzte zudem verpflichtet werden,<br />
das e-Card-System und ELGA zu nutzen, wenn der Aufwand nicht unverhältnismäßig<br />
ist. Dies bedeutet, dass Patientinnen und Patienten, die bei Wahlärztinnen und<br />
Wahlärzten ohne e-Card und ELGA-Anbindung behandelt werden, von der Sozialversicherung<br />
wahrscheinlich keine Kostenerstattung erhalten.<br />
Den Wahlärztinnen und Wahlärzten soll damit die „vertragsärztliche Bürokratie aufgezwungen<br />
werden“, damit auch diese Tätigkeit endlich weniger attraktiv wird.<br />
Status Quo<br />
• Änderungen<br />
Ab 2026 sollen Wahlärztinnen und Wahlärzte an e-Card<br />
und ELGA angeschlossen sein, es sei denn, es ist technisch<br />
nicht möglich und unverhältnismäßig. Das heißt, dass bei<br />
diesem Thema noch umfassender verfassungsrechtlicher<br />
Interpretationsbedarf gegeben ist, welche Wahlärztinnen<br />
und Wahlärzte schlussendlich wirklich angeschlossen<br />
werden müssen. Das wird in den nächsten zwei Jahren<br />
noch zu klären sein.<br />
28 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
COVERSTORY AM PULS<br />
Verlust des Mitspracherechts und der Bedarfsprüfung bei der Gründung von Ambulatorien<br />
Ursprünglicher Entwurf<br />
Heute kann die Ärztekammer zum Schutz der niedergelassenen Ordinationen die<br />
Gründung von Ambulatorien massiv verzögern und erschweren. Ambulatorien sind<br />
Krankenanstalten <strong>für</strong> den ambulanten Bereich, die im Eigentum von jedermann – in<br />
Deutschland meist internationale Konzerne – stehen und freiberufliche Ärztinnen<br />
und Ärzte konkurrenzieren und verdrängen können.<br />
Der Hintergrund dazu ist ganz klar:<br />
Ambulatorien bieten üblicherweise die ärztliche Leistung billiger an als Ordinationen und<br />
Gruppenpraxen, da sie nicht durch den Gesamtvertrag geschützt sind und Konzerne andere<br />
Gestaltungsmöglichkeiten haben als Ärztinnen und Ärzte. Zukünftig soll die Gründung<br />
von Ambulatorien deutlich erleichtert und dadurch internationalen Konzernen der<br />
Einstieg in den „Gesundheitsmarkt“ ermöglicht werden.<br />
Status Quo<br />
• Keine Änderung<br />
• DRINGENDER HANDLUNGSBEDARF!<br />
Die Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> hat bereits den politischen<br />
Parteien im Nationalrat klar kommuniziert,<br />
dass diese Bestimmung gerade <strong>für</strong> den urbanen Bereich<br />
inakzeptabel ist. Hierzu sollen – noch im Zuge<br />
des parlamentarischen Prozesses – Gespräche folgen.<br />
Das Ergebnis sehen wir teilweise in Deutschland:<br />
Große Konzerne, die ganze Ambulatoriumsketten betreiben und in denen die Ökonomie<br />
prioritär gegenüber der medizinischen Versorgung und Entscheidung steht.<br />
Ein weiterer nachteiliger Effekt besteht darin, dass der Weg in die Freiberuflichkeit<br />
<strong>für</strong> Ärztinnen und Ärzte erheblich erschwert oder sogar unmöglich gemacht wird.<br />
Die deutsche Bundesregierung versucht gegenwärtig verzweifelt, diese negative Entwicklung<br />
einzudämmen oder zu stoppen, da die Auswirkungen <strong>für</strong> die Patientinnen<br />
und Patienten dramatisch sind. Trotzdem scheint Österreich nun diesen Irrweg einzuschlagen.<br />
Aut idem/Wirkstoffverschreibung „als Sparpaket“<br />
Ursprünglicher Entwurf<br />
Die Politik und die Gesundheitsbürokratie hat geplant, dass zukünftig nicht mehr Medikamente<br />
selbst, sondern ausschließlich die jeweiligen Wirkstoffe verschrieben werden<br />
dürfen. Die einzige geplante Ausnahme, die die Verordnung eines bestimmten „Medikaments“<br />
erlaubt, besteht darin, dass Ärztinnen und Ärzte am Rezept eine maschinenlesbare<br />
Begründung <strong>für</strong> die Notwendigkeit eines spezifischen Produkts angeben.<br />
Das bedeutet, anstatt die Ärztinnen und Ärzte zu entlasten, müssen zukünftig aufwändige<br />
Aufklärungs- und Überzeugungsgespräche geführt werden, um die Patientinnen<br />
und Patienten davon zu überzeugen, dass das gewohnte Medikament durch<br />
das kostengünstigste Produkt mit demselben Wirkstoff ersetzt werden muss. Dabei<br />
kann in Zukunft keine Rücksicht mehr auf spezielle Bedürfnisse der Patientinnen und<br />
Patienten genommen werden.<br />
Status Quo<br />
• Die Regelung zur Wirkstoffverschreibung wurde ersatzlos<br />
gestrichen, was bedeutet, dass Ärztinnen und<br />
Ärzte weiterhin Arzneimittel verordnen können.<br />
Stand 22. November <strong>2023</strong>, gesetzliche Änderungen vorbehalten.<br />
dass die Änderungen an der Bevölkerung<br />
vorbei durchgewinkt werden, obwohl die<br />
Bürgerinnen und Bürger davon stark betroffen<br />
gewesen wären. Ein Beispiel: Es<br />
gibt schon jetzt viel zu wenig Ärztinnen<br />
und Ärzte mit Kassenvertrag, obwohl<br />
sie durch den Gesamtvertrag, den wir<br />
mit der Kasse abschließen, gut geschützt<br />
sind. Fällt dieser Gesamtvertrag weg,<br />
wird es noch schwieriger, jemandem die<br />
kassenärztliche Tätigkeit schmackhaft zu<br />
machen. Das hätte Konsequenzen <strong>für</strong> die<br />
Bevölkerung und <strong>für</strong> die Ärzteschaft. Das<br />
gilt auch <strong>für</strong> Privatisierungstendenzen<br />
im Gesundheitsbereich, sowohl bei Spitälern<br />
als auch im niedergelassenen Bereich,<br />
und die Investoren stehen bereits<br />
Schlange.<br />
„Wir haben<br />
der Politik<br />
einmal mehr<br />
veranschaulicht,<br />
dass<br />
sie mit uns<br />
nicht machen<br />
kann,<br />
was ihr gerade<br />
passt.“<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Und wie soll es jetzt<br />
gesundheitspolitisch weitergehen?<br />
Steinhart: Die Ärztekammer hat die<br />
bisher größte gesundheitspolitische<br />
Bedrohung ihrer jüngeren Geschichte,<br />
nämlich das Risiko einer von der Politik<br />
per Gesetz herbeigezwungenen Bedeutungslosigkeit,<br />
mit konsequentem<br />
Auftritt, einer klaren Strategie und harten<br />
Verhandlungen abwenden können.<br />
Wir stehen heute geeinter da als zuvor,<br />
und haben der Politik einmal mehr<br />
veranschaulicht, dass sie mit uns nicht<br />
machen kann, was ihr gerade passt.<br />
Solcherart konsolidiert und gestärkt sehen<br />
wir den nächsten gesundheitspolitischen<br />
Herausforderungen entgegen,<br />
und bieten der Politik und den Sozialversicherungen<br />
auch weiterhin unsere<br />
konstruktive Zusammenarbeit an. Die<br />
künftigen Probleme im Gesundheitswesen<br />
wird man nur gemeinsam gut lösen<br />
können. <br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 29
SERVICE KONGRESSE<br />
DEZEMBER <strong>2023</strong> BIS JÄNNER 2024<br />
Curriculum „Hypnose und Kommunikation“ –<br />
Modul A1- A7<br />
Ort: Amtshaus Kritzendorf, 3420 Kritzendorf,<br />
Hauptstraße 56-58 (Modul A1-A4, A6, A7) &<br />
Hotel Schneeberghof, 2734 Puchberg,<br />
<strong>Wien</strong>er Neustädter Straße 24 (Modul A5)<br />
Termine: 2.<strong>12</strong>.<strong>2023</strong> Modul A1, 20.1.2024 Modul A2,<br />
9.3.2024 Modul A3, 13.4. Modul A4, 18.5. Modul A5,<br />
29.6. Modul A6, 22.9.2024 Modul A7<br />
Veranstalter und Anmeldung: ÖGMH/ÖGZH –<br />
Österreichische Gesellschaft <strong>für</strong> ärztliche und<br />
zahnärztliche Hypnose, Allan Krupka,<br />
Tel.: +43/1/317 63-20,<br />
E-Mail: info@oegzh.at, www.oegzh.at<br />
Teilnahmegebühr: EUR 560,-<br />
Hybridveranstaltung Dermatoonkologie<br />
Ort: Billrothhaus, 1090 <strong>Wien</strong>, Frankengasse 8<br />
Termin: 10.1.2024<br />
Veranstalter: Gesellschaft der Ärzte in <strong>Wien</strong> in<br />
Kooperation mit dem <strong>Wien</strong>er Gesundheitsverbund<br />
Anmeldung: www.billrothhaus.at/veranstaltungen<br />
SCHWERPUNKT „Lange Nacht<br />
der Spitalsambulanzen“ – Case Challenge<br />
Ort: Billrothhaus, 1090 <strong>Wien</strong>, Frankgasse 8 (Hybrid)<br />
Termine: 17.1.2024<br />
Thema: Case Challenge: Lange Nacht der Notfallambulanzen<br />
in <strong>Wien</strong><br />
Veranstalter: Gesellschaft der Ärzte in <strong>Wien</strong> in<br />
Kooperation mit dem <strong>Wien</strong>er Gesundheitsverbund<br />
Anmeldung: www.billrothhaus.at/veranstaltungen<br />
Was Sie schon immer über Labormedizin<br />
wissen wollten … Labor und Hypertonie<br />
Ort: Billrothhaus, 1090 <strong>Wien</strong>, Frankgasse 8 (Hybrid)<br />
Termine: 22.1.2024<br />
Thema: Learning from the wise: Was Sie schon<br />
immer über Labormedizin wissen wollten<br />
… Labor und Hypertonie<br />
Veranstalter: Gesellschaft der Ärzte in <strong>Wien</strong> in<br />
Kooperation mit dem <strong>Wien</strong>er Gesundheitsverbund,<br />
mit der Unterstützung von labors.at<br />
Anmeldung: www.billrothhaus.at/veranstaltungen<br />
ÖGGH Onko Wintersymposium 2024<br />
Ort: Billrothhaus, 1090 <strong>Wien</strong>, Frankgasse 8<br />
Termin: 27.1.2024<br />
Wissenschaftliche Leitung:<br />
Ap. Prof. Priv.-Doz. Dr. Matthias Pinter, PhD<br />
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Gastroenterologie und Hepatologie, Arbeitsgruppe<br />
Gastrointestinale Onkologie<br />
Information: ÖGGH Fortbildungen, Lisa Jandrinitsch,<br />
Tel.: +43/1/536 63-36 DW,<br />
E-Mail: oeggh.fortbildungen@media.co.at,<br />
www.oeggh.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/gastroonko24<br />
ZAFI – ZAHNÄRZTLICHE FORTBILDUNG<br />
ZAFI – Zahnärztliche Fortbildung der Landeszahnärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
1060 <strong>Wien</strong>, Gumpendorferstraße 83/4, Tel.:+43/1/597 33 57/DW 10,<br />
E-Mail: spitzhuetl@zafi.at, Anmeldung: www.zafi.at<br />
Effiziente Kieferorthopädie – Vom Straight-Wire bis Aligner<br />
Dr. Stefano Troiani<br />
<strong>12</strong>. – 13.1., 15 – 16.3., 21. – 22.6., 13. – 14.9.2024<br />
Ästhetik Curriculum<br />
Prof. Dr. Jürgen Manhart<br />
<strong>12</strong>. – 13.1., 2. – 3.2., 19. – 21.4., 24. – 25.5., 13. – 15.9., 27. – 28.9.,<br />
11. – <strong>12</strong>.10., 13. – 14.<strong>12</strong>.2024<br />
Fit for Kids-und Juniorprophylaxe (Seminar <strong>für</strong> Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Annette Schmidt<br />
<strong>12</strong>.1.2024<br />
Aufbaukurs – Manuelle und maschinelle Instrumentation im Rahmen<br />
der systematischen Parodontitisbehandlung<br />
(Seminar <strong>für</strong> die Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Dr. in Bettina Schreder<br />
26. – 27.01.2024<br />
Curriculum Ästhetische Zahnheilkunde<br />
ZTM Uwe Gehringer, Dr. Stefan Hägewald, Prof. Dr. Jürgen Manhart,<br />
Dr. in Peggy Weishaupt<br />
<strong>12</strong>. – 13.1., 2. – 3.2., 19. – 21.4., 24. – 25.5., 13. – 15.9., 27. – 28.9.,<br />
11. – <strong>12</strong>.10., 13. – 14.<strong>12</strong>.2024<br />
Curriculum Implantologie – Live Intensiv<br />
Univ.-Prof. DDr. Raoul Polansky, Dr. Christian Schober,<br />
Prof. PD DI DDr. Rudolf Seemann<br />
Modul 1: 19. – 20.1., Modul 2: 5. – 6.4., Modul 3: 14. – 15.6.2024<br />
Antibiotika Crashkurs (Webinar)<br />
Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer<br />
15.2.2024<br />
Einblicke in den Wohlfahrtsfonds<br />
Dr. Ozren Markovic<br />
20.2.2024 / 19 – 21 Uhr<br />
Menschenkenntnis – mit unterschiedlichen Typen kommunizieren<br />
(Seminar <strong>für</strong> zahnärztliche Assistent*innen und Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Mag.a Martina Fahrnberger<br />
24.2.2024<br />
Die neue PA-Klassifikation und die therapeutischen Konsequenzen<br />
aus der Sicht der Prophylaxe-Assistent*innen<br />
(Seminar <strong>für</strong> Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Petra Natter, BA<br />
1.3.2024<br />
Composite Workshop Frontzahn<br />
Dr. Georg Benjamin<br />
1.3.2024<br />
Curriculum Parodontologie<br />
Prof. Dr. Matthias Folwaczny, Dr. Stefan Hägewald, Univ.-Prof. Dr. Hady Haririan,<br />
Dr. Peter Purucker, Dr. Peggy Weishaupt<br />
Modul 1: 8. – 9.3., Modul 2: 3. – 4.5., Modul 3: 21. – 22.6.,<br />
Modul 4: 27. – 28.9., Modul 5: 18. – 19.10.2024<br />
Der Notfall in der Zahnarztpraxis (Teamkurs)<br />
Dr. Markus Dittrich, MBA<br />
9.3.2024<br />
Implantate gesund halten, aber wie…?<br />
(Seminar <strong>für</strong> Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
PD Dr. in Kristina Bertl, PhD, MSc<br />
15.3.2024<br />
30 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
KONGRESSE SERVICE<br />
KARDIOLOGIE INTERAKTIV 2024<br />
Ort: Hotel Schloss Wilheminenberg, 1160 <strong>Wien</strong>,<br />
Savoyenstraße 2<br />
Termin: <strong>12</strong>. – 13.1.2024<br />
Veranstalter: Verein zur Förderung der Forschung auf dem Gebiet der Atherosklerose,<br />
Thrombose und vaskulären Biologie (ATVB)<br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Priv.-Doz. Dr. Hannes Alber,<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Matthias Frick, Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber,<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Martin Martinek, Univ.-Doz. Prof. Dr. Hans-Joachim Nesser<br />
Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft,<br />
Tel.: +43/1/536 63 – 32 oder -- 84 DW, E-Mail: kardio@maw.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardiointer24<br />
UPDATE DERMATOLOGIE 2.6<br />
Ort: Palais Niederösterreich, 1010 <strong>Wien</strong>, Herrengasse 13<br />
Termin: 26. – 27.1.2024<br />
Veranstalter: Verein zur Förderung der Dermatologie und Venerologie<br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Priv.-Doz. Dr. Christian Posch, PhD,<br />
Univ.-Prof. Dr. Igor Vujic<br />
Anmeldung: www.update-derma.at<br />
Teilnahmegebühr: Freitag: € 30,- & Samstag: € 170,- (bis 31.<strong>12</strong>.23);<br />
ab 1.1.2024: € 190,-<br />
SCHWERPUNKT „LANGE NACHT DER SPITALSAMBULANZEN“ –<br />
LEARNING FROM THE WISE: AMBULANZ FÜR KINDER-<br />
UND JUGENDMEDIZIN<br />
Ort: Billrothhaus, 1090 <strong>Wien</strong>, Frankgasse 8 (Hybrid)<br />
Termine: 31.1.2024<br />
Thema: Learning from the wise: Ambulanz <strong>für</strong> Kinder- und Jugendmedizin<br />
Veranstalter: Gesellschaft der Ärzte in <strong>Wien</strong> in Kooperation mit dem <strong>Wien</strong>er<br />
Gesundheitsverbund<br />
Anmeldung: www.billrothhaus.at/veranstaltungen<br />
LEBERTRANSPLANTATIONSKURS 2024<br />
Ort: Austria Trend Hotel Congress, 6020 Innsbruck, Rennweg <strong>12</strong>a<br />
Termin: 1. – 2.2.2024<br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Ivo Graziadei,<br />
Univ.-Prof. Dr. Stefan Schneeberger, Univ.-Prof. Dr. Heinz Zoller<br />
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft <strong>für</strong> Gastroenterologie und Hepatologie,<br />
Arbeitsgruppe Hepatologie<br />
Information: ÖGGH Fortbildungen, Lisa Jandrinitsch, Tel.: +43/1/536 63-36 DW,<br />
E-Mail: oeggh.fortbildungen@media.co.at, www.oeggh.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/lebertranspl24<br />
8. ÖSTERREICHISCHER INTERPROFESSIONELLER PALLIATIVKONGRESS<br />
Ort: Congress Center Villach, 9500 Villach, Europaplatz 1<br />
Termin: 4. – 6.4.2024<br />
Veranstalter: Österreichische Palliativgesellschaft,<br />
Medizinische Universität <strong>Wien</strong><br />
Tagungspräsidium: Priv.-Doz. in Dr. in Gudrun Kreye, MSc,<br />
Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, MSs, Cornelia Prasch, Bettina Pußwald, DA, MSM<br />
Tagungsorganisation: Mondial Congress & Events, 1040 <strong>Wien</strong>,<br />
Operngasse 20 B, Tel.: +43/1/58804-0, E-Mail: opg@mondial-congress.com<br />
Information: AZ med.info, 1010 <strong>Wien</strong>, Helferstorferstraße 2,<br />
Tel.: +43/1/536 63-23 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at, www.palliativ.at<br />
JÄNNER 2024 BIS FEBRUAR 2024<br />
Gendermedizin –<br />
das Geschelcht macht einen Unterschied<br />
Ort: Billrothhaus, 1090 <strong>Wien</strong>, Frankgasse 8 (Hybrid)<br />
Termine: 23.1.2024<br />
Thema: Learning from the wise: Gendermedizin – das<br />
Geschlecht macht einen Unterschied<br />
Veranstalter: Gesellschaft der Ärzte in <strong>Wien</strong> in Kooperation<br />
mit dem <strong>Wien</strong>er Gesundheitsverbund<br />
Anmeldung: www.billrothhaus.at/veranstaltungen<br />
SCHWERPUNKT „Lange Nacht<br />
der Spitalsambulanzen“ – Meet our expert:<br />
Hi-Tech in der Neurochirurgie<br />
Ort: Billrothhaus, 1090 <strong>Wien</strong>, Frankgasse 8 (Hybrid)<br />
Termine: 24.1.2024<br />
Thema: Meet our expert: Hi-Tech in der Neurochirurgie<br />
Veranstalter: Gesellschaft der Ärzte in <strong>Wien</strong> in<br />
Kooperation mit dem <strong>Wien</strong>er Gesundheitsverbund<br />
Anmeldung: www.billrothhaus.at/veranstaltungen<br />
24th International Meeting<br />
INTEGRATED MANAGEMENT OF ACUTE AND CHRONIC<br />
CARDIOVASCULAR DISEASES - From Prevention to<br />
Intervention<br />
Kongresssprache: Englisch<br />
Ort: Austria Trend Congress Hotel Innsbruck,<br />
6020 Innsbruck, Rennweg <strong>12</strong>a<br />
Termin: 27. – 30.1.2024<br />
Veranstalter: Verein zur Förderung der Forschung auf<br />
dem Gebiet der Arteriosklerose, Thrombose und vaskulären<br />
Biologie (ATVB)<br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber<br />
Tagungssekretariat: Congress and Study Concept<br />
GesmbH, Tel.: +43/699/ 115 16 917,<br />
E-Mail: csconcept@chello.at<br />
Information und Anmeldung: MAW - Medizinische<br />
Ausstellungs.- und Werbegesellschaft, Sonja Chmella,<br />
Stefanie Skodler, 1010 <strong>Wien</strong>, Freyung 6/3,<br />
Tel.: +43/1/536 63-32 oder -84 DW,<br />
E-Mail: kardio@maw.co.at<br />
WIT 2024 - 42. <strong>Wien</strong>er Intensivmedizinische Tage<br />
Ort: AKH-Hörsaalzentrum, 1090 <strong>Wien</strong>,<br />
Währinger Gürtel 18-20<br />
Termin: 14. – 17.2.2024<br />
Thema: „INFLAMMATION Das Paradigma des<br />
Kritisch-Kranken“ inklusive „Rookie-Seminar“, Kurse und<br />
Workshops, Pflege-Seminare, u.v.m<br />
Wissenschaftliche Organisation: DGKP Erwin Adrigan,<br />
Prof. Dr. Wilfred Druml, DGKS Josefa Günthör,<br />
Univ.-Prof. Dr. Thomas Staudinger<br />
Tagungssekretariat: Campus GmbH, Tel.: +43/1/409 62 00,<br />
E-Mail: office@wit-kongress.at, www.wit-kongress.at<br />
BITTE BEACHTEN SIE<br />
Das gesamte wissenschaftliche Programm der Gesellschaft der<br />
Ärzte in <strong>Wien</strong> können Sie auf www.billrothhaus.at nachlesen.<br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 31
SERVICE ZAHNÄRZTEKAMMER<br />
Editorial<br />
Die Kraft der<br />
Veränderung<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
Wechsel bedeutet<br />
Veränderung<br />
und diese braucht<br />
Handeln. Als<br />
neugewählter<br />
Präsident der<br />
Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
stehe ich <strong>für</strong> eine eben solche Veränderung<br />
im Interesse unserer <strong>Wien</strong>er<br />
Kammermitglieder. In den kommenden<br />
Jahren stehen die Gesundheitsberufe<br />
und der gesamte Gesundheitssektor im<br />
Allgemeinen vor gewaltigen Herausforderungen.<br />
Im Speziellen ist die<br />
zahnmedizinische Versorgung durch<br />
die erwartbare Pensionierungswelle<br />
gefordert. Darauf haben wir in der<br />
Landeszahnärztekammer zwar bereits<br />
mit spezifischen Maßnahmen wie den<br />
OrdiCheck-Veranstaltungen reagiert.<br />
Aber es wird noch einiges mehr notwendig<br />
sein, um die zahnmedizinische<br />
Versorgung auch in Zukunft in der<br />
gewohnten Qualität und Quantität <strong>für</strong><br />
alle sicherstellen zu können.<br />
Diese Entwicklung wird wohl auch ein<br />
notwendiges Hinterfragen des Bestehenden<br />
erfordern. Die damit einhergehende<br />
Neugestaltung ist mit einer Verantwortung<br />
verbunden, derer wir uns<br />
als Interessenvertretung bewusst sind,<br />
und der ich mich gemeinsam mit dem<br />
Landesausschuss im Sinne der aktiven<br />
Gestaltung der beruflichen und standespolitischen<br />
Rahmenbedingungen<br />
der Zahnärztinnen und Zahnärzte gerne<br />
stellen werde.<br />
In diesem Sinne freue ich mich auf eine<br />
konstruktive Zusammenarbeit mit Ihnen<br />
und <strong>für</strong> Sie,<br />
Ihr<br />
Stephen Weinländer<br />
Präsident der Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
Interview<br />
Teamarbeit und Austausch<br />
Seit 18. Oktober ist Stephen Weinländer der neue Präsident der<br />
Landeszahnärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>. Welchen Fokus er gemeinsam<br />
mit dem Landesausschuss setzt, darüber spricht er im Interview.<br />
► Wie waren die ersten Wochen im Amt?<br />
Weinländer: Nachdem mir Dialog<br />
und Teamarbeit sehr wichtig sind, waren die<br />
ersten Wochen geprägt von zahlreichen Meetings,<br />
Kennenlernen und Austausch. Geplant<br />
ist, diese Dialogoffensive in den kommenden<br />
Wochen auch auf unsere externen Stakeholder<br />
aufzuweiten.<br />
Welche Schwerpunkte werden Sie als Präsident<br />
setzen?<br />
Weinländer: Wir werden zunächst alle bereits<br />
begonnenen Projekte weiterführen und<br />
im Interesse der <strong>Wien</strong>er Zahnärzteschaft abschließen.<br />
Das wohl herausforderndste Projekt<br />
des nächsten Jahres wird die Fertigstellung<br />
des neuen Zahnärztehauses in der Linken<br />
<strong>Wien</strong>zeile sein. Hier laufen die Arbeiten bereits<br />
auf Hochtouren, damit wir sowohl den<br />
Mitarbeitenden der Landeszahnärztekammer<br />
als auch den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern<br />
des ZAFI zeitgemäße Büro- und<br />
Schulungsräume anbieten können. Darüber<br />
hinaus stehen wir vor kammerpolitischen<br />
Herausforderungen wie Kassenverträgen, Reihungskriterien<br />
<strong>für</strong> Kieferorthopädinnen und<br />
Kieferorthopäden oder auch berufliche Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> Jungzahnärztinnen und<br />
Jungzahnärzte.<br />
Sprechstunde<br />
Präsident Stephen Weinländer,<br />
montags telefonisch; von 8.30 bis 9.30 Uhr,<br />
Anmeldung unter<br />
office@wr.zahnaerztekammer.at<br />
Stephen Weinländer ist neuer Präsident der Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong>.<br />
Externer Compliance-Beauftragter<br />
Um die seit <strong>2023</strong> geltenden Compliance-<br />
Richtlinien, zu denen sich alle Funktionärinnen<br />
und Funktionäre der Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> bekannt haben,<br />
weiterzuentwickeln, ist es notwendig, eine<br />
unabhängige Rechtsanwaltskanzlei mit der<br />
Gibt es in Bezug auf den zahnmedizinischen<br />
Nachwuchs bereits konkrete Maßnahmen?<br />
Weinländer: Nach einer Umfrage unter den<br />
Jungzahnärztinnen und Jungzahnärzten im<br />
September sind wir derzeit dabei, gemeldete<br />
Anliegen und Problemfelder der jungen Kolleginnen<br />
und Kollegen zu clustern und gezielte<br />
Maßnahmen in der Zusammenschau mit allen<br />
Referaten der Landeszahnärztekammer<br />
auszuarbeiten.<br />
Was sind Ihre Wünsche <strong>für</strong> die nächsten zweieinhalb<br />
Jahre im Amt?<br />
Weinländer: In jedem Fall ist es uns im<br />
Landesausschuss ein Anliegen, unsere erfolgreichen<br />
Formate wie OrdiCheck, wo wir<br />
Ordinationsübergebende und Ordinationsübernehmende<br />
zusammenbringen, fortzusetzen.<br />
Ebenso sind wir dabei sowohl im ZAFI<br />
– unserem Fortbildungsinstitut – als auch in<br />
der Abrechnungsstelle essenzielle Digitalisierungsschritte<br />
im Sinne einer serviceorientierten<br />
Interessensvertretung umzusetzen. <br />
Aufgabe eines externen Compliance-Beauftragten<br />
zu betrauen. Dieser Schritt wird in<br />
Zukunft dazu beitragen, die Rechtskonformität<br />
der Prozesse und Geschäftsabläufe der<br />
Landeszahnärztekammer noch transparenter<br />
und unbeeinflussbarer zu gestalten.<br />
Fotos: LZÄK <strong>Wien</strong>.<br />
32 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
ZAHNÄRZTEKAMMER SERVICE<br />
Fachzahnärztin/ Fachzahnarzt <strong>für</strong> KFO:<br />
Übergangsbestimmungen bis 31. August 2027<br />
Reges Interesse an<br />
„Gewalt im Fokus“<br />
Fotos: LZÄK <strong>Wien</strong>. Quelle: VÖK - Verband Österreichischer Kieferorthopäden; redaktionell bearbeitet LZÄK <strong>Wien</strong>, Stand: 11.10.<strong>2023</strong><br />
Anerkannte FZA-Qualifikation EU-FZA: Zeugnis, Konformitätszeugnis, ev. Übersetzung,<br />
Antrag, drei Jahre Vollzeit-KFO-Ausbildung an österr. Uni.: Zeugnis, Ant<br />
Grundvoraussetzungen <strong>für</strong> alle Antragstellerinnen und Antragsteller<br />
Eintragung in der Zahnärzteliste vor 01.09.2022 mit mindestens fünf Jahren zahnärztlicher<br />
Tätigkeit in Österreich in den letzten zehn Jahren<br />
und<br />
mindestens drei Jahre überwiegende KFO-Tätigkeit in Österreich in den letzten fünf Jahren vor<br />
Prüfungszulassung. Nachweis durch Vorlage einer Patientenliste mit Geburtsdaten von<br />
150 Patientinnen und Patienten, davon mindestens 50 pro Jahr<br />
und<br />
Beginn einer KFO-Aus-, -Weiter- oder -Fortbildung vor dem 01.09.<strong>2023</strong><br />
mit dem Nachweis von 36 ECTS-Punkten oder eines<br />
ÖZÄK-KFO-Fortbildungsdiploms<br />
zuzüglich erforderlicher Nachweise<br />
je nach kieferorthopädischer Qualifikation<br />
Univ.-Prof. oder<br />
Univ.-Doz. KFO<br />
oder<br />
EBO<br />
oder<br />
ABO<br />
<br />
keine zusätzlichen<br />
Nachweise<br />
erforderlich<br />
Die Grafik bietet eine Übersicht über die Anforderungen <strong>für</strong> den Erwerb der Berufsbezeichnung<br />
„Fachzahnärztin/Fachzahnarzt <strong>für</strong> Kieferorthopädie“, die bis Ende August 2027 gelten.<br />
OrdiCheck: Erfahrungsaustausch vor Praxisübernahme<br />
Bereits zum zweiten Mal fand am<br />
14. Oktober die OrdiCheck-Veranstaltung<br />
mit mehr als 100 Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmern statt. In zwei parallelen<br />
Vortragsreihen jeweils <strong>für</strong> Übergeberinnen<br />
und Übergeber einer Ordination sowie<br />
<strong>für</strong> interessierte Übernehmerinnen und<br />
Übernehmer wurde ein breites Themenspektrum<br />
von Steuer- und Finanzbelange<br />
bis hin zu Versicherung und Werberichtlinien<br />
beleuchtet. „Nachdem rund ein Viertel<br />
der <strong>Wien</strong>er Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
in den nächsten Jahren in den Ruhestand<br />
+<br />
mind. dreijährige beruftsbegleitende<br />
Ausbildung<br />
(z.B. MSc KFO)<br />
oder<br />
drei Jahre Teilzeit-KFO-<br />
Ausbildung an einer österr. Uni.<br />
oder<br />
18 Monate Vollzeit-KFO-<br />
Ausbildung an einer österr. Uni.<br />
Vorlage von acht<br />
Patientenfällen<br />
(Anfang/Abschluss, mindestens<br />
ein Fall Angle-Klasse I, II und III,<br />
ein Ex- oder komplexer<br />
chirurgischer Fall)<br />
und<br />
Präsentation von zwei Fällen<br />
(amikales Gespräch)<br />
sonstige<br />
Asubildungen<br />
Vorlage von acht<br />
Patientenfällen<br />
(Anfang/Abschluss, mindestens<br />
ein Fall Angle-Klasse I, II und III,<br />
ein Ex- oder komplexer<br />
chirurgischer Fall)<br />
und<br />
Präsentation von zwei Fällen<br />
und<br />
Prüfungsgespräch<br />
tritt, ist diese Veranstaltung ideal, um<br />
den jungen Kolleginnen und Kollegen vor<br />
ihrem Schritt in die Selbständigkeit die<br />
nötigen Informationen aus erster Hand zu<br />
geben“, betont der zuständige Referent,<br />
Christoph Andersson. Im kommenden Jahr<br />
sind zwei weitere Termine der OrdiCheck-<br />
Veranstaltung geplant. „Die Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> ist bemüht, junge<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte bestmöglich<br />
zu unterstützen und als Interessenvertretung<br />
mit derartigen Formaten zur Seite zu<br />
stehen“, so Präsident Stephen Weinländer.<br />
Gewalt geht uns alle an: Rund 100 Zahnund<br />
Humanmedizinerinnen und -mediziner<br />
informierten sich daher am 11.<br />
November über die (zahn)medizinischen<br />
und rechtlichen Schritte, die bei einem<br />
mutmaßlichen Gewaltopfer notwendig<br />
sind. So referierte Karin Felnhofer-Luksch<br />
vom Verfassungsgerichtshof über die<br />
rechtlichen Aspekte bei Verdachtsfällen<br />
der Gewaltausübung und Udo Jesionek<br />
vom Weißen Ring und Michaela Pichler<br />
von der GÖG stellten die Toolbox, die<br />
Die Organisatorinnen von „Gewalt im Fokus“: Antonia<br />
Greb, Nina Böck, Noémi-Katalin Marković<br />
und Christiane Stokreiter-Ebner (v.l.n.r.).<br />
bei Gewaltopfern zum Einsatz kommt,<br />
vor. Was im Umgang mit schwierigen<br />
Konflikten in der (zahn)ärztlichen Praxis<br />
zu beachten ist, welche kommunikationspsychologische<br />
Instrumente dabei<br />
eingesetzt werden beziehungsweise welche<br />
Methoden des Stress- und Konfliktmanagements<br />
angewendet werden sollten,<br />
beleuchtete die Psychotherapeutin Isabella<br />
Klaus. Am Nachmittag wurde in spezifischen<br />
Workshops <strong>für</strong> Human- und<br />
Zahnmedizinerinnen und -mediziner<br />
Befunddokumentation, Polizeiarbeit bei<br />
Gewaltvorkommnissen im Praxisalltag<br />
beziehungsweise Verletzungsdokumentation<br />
aus gerichtsmedizinischer Sicht und<br />
traumatologische und pädiatrische Aspekte<br />
von Gewaltverletzungen beleuchtet. „Beim<br />
Thema Gewalt kann man nicht genug<br />
sensibilisieren und informieren, daher war<br />
es <strong>für</strong> uns bedeutsam, unseren Kolleginnen<br />
und Kollegen das nötige Rüstzeug mitzugeben“,<br />
sagen die beiden verantwortlichen<br />
Referentinnen der Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, Noémi-Katalin Marković<br />
und Christiane Stokreiter-Ebner. <br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 33
SERVICEANGEBOTDES REFERATES<br />
FÜRÄRZTLICHE FORTBILDUNGDER<br />
ÄRZTEKAMMER FÜRWIEN:<br />
n Kostenlose Verwaltung Ihres DFP-Kontos und<br />
Nachtragung fehlender Teilnahmebestätigungen<br />
n Angebot von kostenlosen Workshops und Seminaren<br />
n Angebot von vielen weiteren Fortbildungsveranstaltungen<br />
Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung<br />
Bernadette Butzendobler<br />
butzendobler@aekwien.at<br />
Katharina Luckerbauer<br />
luckerbauer@aekwien.at<br />
Elena Mann<br />
mann@aekwien.at<br />
Michaela Wörgötter<br />
woergoetter@aekwien.at
RECHT SERVICE<br />
Unrichtiges Sachverständigengutachten im Zivilprozess<br />
Medizinischer Sachverständiger haftet<br />
Eine Spitalsbetreiberin klagte einen medizinischen Sachverständigen erfolgreich auf Schadenersatz<br />
wegen eines im Vorverfahren erstatteten falschen Gutachtens.<br />
Von Katharina Pöschl<br />
Hätte der Beklagte<br />
ein fachlich richtiges<br />
Gutachten erstattet, wäre<br />
das Verhalten des ärztlichen<br />
Personals weder als grob noch<br />
als leicht fahrlässig beurteilt<br />
worden.<br />
Foto: Blue Planet Studio/stock.adobe.com<br />
► Ein medizinischer Sachverständiger<br />
beurteilte in einem Zivilprozess<br />
CTG-Aufzeichnungen unrichtig.<br />
Konkret wurde das Verhalten der<br />
behandelnden Ärztinnen und Ärzte der<br />
beklagten Spitalsbetreiberin wegen der<br />
falschen Einschätzung des Sachverständigen<br />
als grob fahrlässig beurteilt<br />
und die beklagte Spitalsbetreiberin zum<br />
Schadenersatz verpflichtet.<br />
An dieser Stelle ist hervorzuheben,<br />
dass das falsche Gutachten des medizinischen<br />
Sachverständigen <strong>für</strong> den<br />
Prozessverlust der Spitalsbetreiberin in<br />
diesem Prozess kausal gewesen ist.<br />
Zum Verfahren<br />
Die Spitalsbetreiberin klagte daraufhin<br />
in einem Folgeprozess den medizinischen<br />
Sachverständigen und begehrte<br />
wegen der falschen Gutachtenserstattung<br />
im Vorprozess Schadenersatz.<br />
Die Vorinstanzen gaben dem Klagebegehren<br />
der Spitalsbetreiberin übereinstimmend<br />
statt und gingen dabei insbesondere<br />
von folgender Feststellung<br />
aus:<br />
„Hätte der Beklagte im Vorverfahren ein<br />
fachlich richtiges Gutachten erstattet, indem<br />
er nur eine von zehn CTG-Aufzeichnungen<br />
als „suspekt“ und die übrigen<br />
CTG- Aufzeichnungen als unauffällig<br />
beurteilt und darüber hinaus das Vorgehen<br />
des ärztlichen Personals des Krankenhauses<br />
im Zusammenhang mit der<br />
Entlassung der Patientin gegen Revers als<br />
im Einklang mit den Regeln der ärztlichen<br />
Kunst stehend bezeichnet hätte, wäre das<br />
Verhalten des ärztlichen Personals von<br />
den im Vorverfahren befassten Gerichten<br />
weder als grob, noch als leicht fahrlässig<br />
beurteilt worden. Das dort erhobene Klagebegehren<br />
wäre zur Gänze abgewiesen<br />
worden. Die dort beklagte und in diesem<br />
Verfahren klagende Partei hätte keinen<br />
Kostenersatz leisten müssen, vielmehr<br />
wären die dort klagenden Parteien zum<br />
Kostenersatz an die dort beklagte Partei<br />
verpflichtet worden.“<br />
Zusammengefasst wäre somit bei einem<br />
richtigen Gutachten kein ärztlicher<br />
Fehler in der Entlassung einer Patientin<br />
gegen Revers und ohne Aushändigung<br />
eines Arztbriefes zu erblicken gewesen.<br />
Conclusio<br />
Nach ständiger Rechtsprechung haften<br />
vom Gericht bestellte Sachverständige,<br />
die im Zivilprozess ein unrichtiges Gutachten<br />
abgeben, den Parteien gegenüber<br />
persönlich und unmittelbar <strong>für</strong><br />
den dadurch verursachten Schaden.<br />
Entscheidend<br />
<strong>für</strong><br />
diese Beurteilung<br />
ist, welchen<br />
Einfluss ein<br />
sachlich<br />
richtiges<br />
Gutachten<br />
auf die Entscheidung<br />
gehabt hätte.<br />
Es ist hervorzuheben, dass die Unrichtigkeit<br />
des Gutachtens ausschlaggebend<br />
<strong>für</strong> die die Prozesspartei beschwerende<br />
Entscheidung sein muss.<br />
Entscheidend <strong>für</strong> diese Beurteilung ist,<br />
welchen Einfluss ein sachlich richtiges<br />
Gutachten auf die Entscheidung gehabt<br />
hätte. Nicht zu prüfen ist, wie die in<br />
Frage stehende Mitwirkung des Sachverständigen<br />
zustande gekommene gerichtliche<br />
Entscheidung richtig zu lauten<br />
gehabt hätte.<br />
In gegenständlicher Causa wäre der<br />
Schaden nach den maßgeblichen Tatsachenfeststellungen<br />
nicht eingetreten,<br />
wenn der beklagte Sachverständige<br />
im Vorverfahren ein sachlich richtiges<br />
Gutachten erstellt hätte.<br />
Der Oberste Gerichtshof (OGH) wies<br />
die außerordentliche Revision des beklagten<br />
medizinischen Sachverständigen<br />
zurück und erklärte die Beurteilung<br />
der Vorinstanzen als nicht zu<br />
beanstanden. Die rechtliche Beurteilung<br />
der Vorinstanzen wurde somit von<br />
dem Obersten Gerichtshof bestätigt.<br />
(OGH, 1 Ob 132/23b) <br />
Sollten Sie Fragen haben, so steht Ihnen<br />
das Team Allgemeine Rechtsangelegenheiten<br />
<strong>für</strong> Auskünfte gerne zur Verfügung<br />
(recht@aekwien.at).<br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 35
SERVICE STEUER<br />
Steuererklärung<br />
Auf Gewinnfreibetrag nicht vergessen!<br />
Allen steuerpflichtigen natürlichen Personen steht <strong>2023</strong> der Gewinnfreibetrag von bis zu 15 Prozent<br />
des Gewinns <strong>für</strong> betriebliche Einkünfte zu. Zur Geltendmachung der Steuerbegünstigung sind bestimmte<br />
Investitionen oder der Kauf von bestimmten Wertpapieren erforderlich.<br />
Von Wolfgang Leonhart<br />
► Auch bei Ärzte-Gruppenpraxen<br />
in der Rechtsform einer Offenen<br />
Gesellschaft (OG) kann von jeder Gesellschafterin<br />
und jedem Gesellschafter<br />
in Höhe der jeweiligen Gewinnbeteiligung<br />
der Gewinnfreibetrag (GFB) geltend<br />
gemacht werden.<br />
Kauf von Anlagegütern<br />
Konkret geht es um die Anschaffung ungebrauchter<br />
körperlicher Wirtschaftsgüter<br />
und baulicher Investitionen in<br />
Betriebsgebäude <strong>für</strong> das Unternehmen.<br />
Für Pkw steht der GFB nicht zu, wohl<br />
aber <strong>für</strong> Kleinbusse und Klein-Lkw.<br />
Es muss die Anschaffung neuer Investitionsgüter<br />
mit einer Nutzungsdauer<br />
von mindestens vier Jahren vorliegen.<br />
Dies bedeutet, dass beispielsweise<br />
EDV-Komponenten, welche auf weniger<br />
als vier Jahre abgeschrieben werden,<br />
nicht geeignet sind. Im Fall einer<br />
Arztpraxis werden medizinische Geräte<br />
üblicherweise auf fünf Jahre, Möbel<br />
und andere Einrichtungsgegenstände<br />
auf zehn Jahre abgeschrieben und sind<br />
daher <strong>für</strong> die Geltendmachung des<br />
GFB geeignet.<br />
Der Freibetrag steht auch <strong>für</strong> Investitionen<br />
in Gebäude, gleichgültig ob diese<br />
durch Eigentümerinnen und Eigentümer<br />
oder Mieterinnen und Mieter<br />
erfolgen, zu. Allerdings kann der GFB<br />
erst zum Zeitpunkt der Fertigstellung<br />
geltend gemacht werden.<br />
Für Pkw und Kombi (Ausnahme: Kleinbusse<br />
und Klein-Lkw) sowie Wirtschaftsgüter<br />
mit einer Nutzungsdauer<br />
von weniger als vier Jahren sowie gebrauchte<br />
Wirtschaftsgüter kann allerdings<br />
kein GFB geltend gemacht werden.<br />
Für unkörperliche Wirtschaftsgüter<br />
wie Software-Lizenzen steht generell<br />
kein Freibetrag zu.<br />
Die Wirtschaftsgüter müssen mindestens<br />
vier Jahre (48 Monate) im Betriebsvermögen<br />
verbleiben. Wird die<br />
Wolfgang Leonhart:<br />
„Für eine bestimmte<br />
Investition<br />
kann entweder der<br />
Gewinnfreibetrag<br />
oder der Investitionsfreibetrag<br />
geltend gemacht<br />
werden.“<br />
Behaltefrist nicht eingehalten, muss der<br />
GFB nachträglich versteuert werden.<br />
Wertpapierinvestitionen<br />
Neben Investitionen in Sachanlagevermögen<br />
ist auch die Anschaffung<br />
von Wertpapieren (Anleihen und bestimmte<br />
Investmentfonds), welche<br />
ebenfalls vier Jahre im Wertpapierdepot<br />
verbleiben, zur Geltendmachung<br />
des GFB möglich.<br />
In jedem Fall sollte bei der Kauforder an<br />
die Bank der geplante Verwendungszweck<br />
klar kommuniziert werden.<br />
Wesentlich ist, dass es sich um Wertpapiere<br />
gemäß §14 des Einkommensteuergesetzes<br />
handelt.<br />
Die Zinsen aus den Wertpapieren sind<br />
endbesteuert und müssen daher nicht<br />
in die Steuererklärung aufgenommen<br />
werden. Sind die Wertpapiere mit<br />
einem Kredit finanziert, dann können<br />
die da<strong>für</strong> anfallenden Zinsen wegen der<br />
Im Fall einer Arztpraxis sind medizinische Geräte, Möbel und andere Einrichtungsgegenstände <strong>für</strong> die Geltendmachung des<br />
Gewinnfreibetrags geeignet.<br />
Endbesteuerung nicht gesondert abgesetzt<br />
werden. Gewinne aus dem Verkauf<br />
der Wertpapiere unterliegen dem<br />
Einkommensteuer-Sondersatz von 27,5<br />
Prozent.<br />
Höhe der Steuerbegünstigung<br />
Der GFB beträgt aktuell 15 Prozent des<br />
Jahresgewinns <strong>für</strong> die ersten 30.000<br />
Euro. Dadurch gewährt der Gesetzgeber<br />
<strong>für</strong> 30.000 Euro automatisch den<br />
Grundfreibetrag in Höhe von maximal<br />
4.500 Euro. Übersteigt der Jahresgewinn<br />
30.000 Euro, kann <strong>für</strong> den übersteigenden<br />
Anteil der „investitionsbedingte“<br />
GFB geltend gemacht werden<br />
(siehe Tabelle), ab 580.000 Euro steht<br />
kein Freibetrag mehr zu. Die Höchstsumme<br />
an GFB beträgt 45.950 Euro.<br />
Der Freibetrag steht dabei zusätzlich<br />
zur laufenden Abschreibung der angeschafften<br />
Wirtschaftsgüter zu, es<br />
kommt zu keiner Verminderung der<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
36 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
STEUER SERVICE<br />
Neben Investitionen in Sachanlagevermögen ist auch die Anschaffung von Wertpapieren zur Geltendmachung des Gewinnfreibetrags möglich.<br />
Foto: U-STUDIOGRAPHY DD59/stock.adobe.com<br />
Abschreibungsbasis. Dies hat die Auswirkung,<br />
dass die Anschaffungskosten<br />
dieser Wirtschaftsgüter den Gewinn<br />
doppelt mindern.<br />
Wird der Gewinn mittels Pauschalierung<br />
ermittelt, gibt es nur den Grundfreibetrag.<br />
Eine Online- Berechnung <strong>für</strong> den GFB<br />
finden Sie unter bmf.gv.at/services/<br />
berechnungsprogramme.<br />
Beantragung des GFB<br />
Der GFB wird in der Steuererklärung<br />
beantragt und der Grundfreibetrag jedenfalls<br />
automatisch zuerkannt. Zur<br />
Geltendmachung des investitionsbedingten<br />
GFB muss im Rahmen der<br />
Steuererklärung ein nach Wirtschaftsgütern<br />
und Wertpapieren getrenntes<br />
Verzeichnis geführt und auf Anfrage<br />
dem Finanzamt vorgelegt werden.<br />
Eine Veräußerung der Wertpapiere, <strong>für</strong><br />
die der GFB geltend gemacht wurde,<br />
während der 48- monatigen Laufzeit ist<br />
Höhe des Gewinnfreibetrags<br />
unschädlich, wenn im selben Jahr begünstigte<br />
Wirtschaftsgüter angeschafft<br />
wurden. Diese Ersatzbeschaffung muss<br />
in der erwähnten Beilage dokumentiert<br />
werden. Als Ersatzbeschaffung <strong>für</strong><br />
Wertpapiere kommen nur körperliche<br />
(begünstigte) Wirtschaftsgüter in Betracht.<br />
Auf diese Weise kann auch <strong>für</strong><br />
größere Investitionen steuerbegünstigt<br />
angespart werden.<br />
Optimierung des GFB und neuer<br />
Investitionsfreibetrag<br />
Im heurigen Jahr gibt es erstmals zwei<br />
Steuerbegünstigungen, welche einander<br />
unter bestimmten Umständen ausschließen<br />
beziehungsweise welche kumulativ<br />
anwendbar sind:<br />
•Der bereits seit Jahren bestehende<br />
Gewinnfreibetrag, siehe oben. Dieser<br />
erfordert in Form des investitionsbedingten<br />
Gewinnfreibetrags das Vorliegen<br />
von Investitionen in Sachanlagevermögen<br />
oder Wertpapiere.<br />
GFB- Bemessungsgrundlage GFB- Prozentsatz GFB<br />
Für die ersten 30.000 € 15% 4.500 €<br />
Für die nächsten 145.000 € 13% 18.850 €<br />
Für die nächsten 175.000 € 7 % <strong>12</strong>.250 €<br />
Für die nächsten 230.000 € 4,5 % 10.350 €<br />
Max. bis 580.000 € Gewinn 45.950 €<br />
Mit dem<br />
Gewinnfreibetrag<br />
und<br />
dem neuen<br />
Investitionsfreibetrag<br />
gibt es im<br />
heurigen<br />
Jahr erstmals<br />
zwei<br />
Steuerbegünstigungen,<br />
welche einander<br />
unter<br />
bestimmten<br />
Umständen<br />
ausschließen<br />
beziehungsweise<br />
welche<br />
kumulativ<br />
anwendbar<br />
sind.<br />
•Der erstmals mögliche 10 Prozent<br />
(15 Prozent) Investitionsfreibetrag,<br />
welcher ausschließlich auf Grundlage<br />
von Investitionen in bestimmte<br />
Sachanlagen zusteht, Einzelheiten<br />
siehe <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 01/<strong>2023</strong>, Seite<br />
36, sowie <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 10/<strong>2023</strong>,<br />
Seite 36, online abrufbar unter<br />
www.aekwien.at/aerztinfuerwien.<br />
Für eine bestimmte Investition kann allerdings<br />
nur entweder der Gewinnfreibetrag<br />
oder der Investitionsfreibetrag<br />
geltend gemacht werden. Beide Steuerbegünstigungen<br />
sind jedenfalls dann<br />
zugänglich, wenn einerseits zur Geltendmachung<br />
des Gewinnfreibetrags<br />
Wertpapiere angeschafft werden und<br />
daher <strong>für</strong> die getätigten Investitionen in<br />
Sachanlagen der Investitionsfreibetrag<br />
geltend gemacht werden kann.<br />
Zur Optimierung beider Steuerbegünstigungen<br />
ist daher zu empfehlen, auch<br />
bei Vorliegen entsprechender Investitionen<br />
in Sachanlagegüter zur Geltendmachung<br />
des Gewinnfreibetrags<br />
den vollen möglichen Wertpapierkauf<br />
durchzuführen. Damit kann unabhängig<br />
voneinander <strong>für</strong> die Sachanlagegüter-<br />
Investitionen der Investitionsfreibetrag<br />
und <strong>für</strong> die Wertpapier- Investition<br />
der Gewinnfreibetrag in jeweils maximal<br />
möglicher Höhe steuerlich geltend<br />
gemacht werden. <br />
Wolfgang Leonhart ist Steuerberater in<br />
<strong>Wien</strong> 7. und Verfasser des im Verlag der<br />
Österreichischen Ärztekammer erschienenen<br />
Buchs „Arzt und Steuern“.<br />
<strong>12</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 37
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38 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>
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Prim. Dr. Gerhard Kriener, unter der Tel.-Nr.: +43<br />
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40 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>12</strong>_<strong>2023</strong>