Ärzt*in für Wien 2023/10
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MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN <strong>10</strong> <strong>2023</strong><br />
MILITÄRMEDIZIN<br />
„Das Spannende ist<br />
die Vielfalt“<br />
Österreichische Post AG, MZ 02Z032618 M, Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, Weihburggasse <strong>10</strong>-12, <strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong>, Erscheinungsort <strong>Wien</strong>, Postaufgabenummer: 09<br />
MOBBING & CO<br />
Ombudsstelle hilft<br />
Betroffenen<br />
VORSORGE<br />
Post vom<br />
Wohlfahrtsfonds<br />
WACHGERÜTTELT<br />
Hohe Wellen hat der Warnstreik des ärztlichen<br />
Personals der ZNA Ottakring im Juni geschlagen.<br />
Doch was hat sich seither verändert? Streiksprecherin<br />
Aglaia Kotal und Streiksprecher Severin Ehrengruber<br />
ziehen eine Zwischenbilanz.<br />
Foto: Stefan Seelig
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BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Konstruktive Kräfte<br />
► Ich bin erst vor einigen Wochen aus meinem längeren Krankenstand infolge einer<br />
Herzklappen- und einer Hüftoperation in mein Präsidentenamt zurückgekehrt.<br />
Zurück in einer politischen Situation, die geprägt ist durch Herausforderungen, die so gut<br />
wie alles übertreffen, was ich in den vergangenen drei Jahrzehnten in der Ärztevertretung<br />
erlebt habe. Zusammenfassender Befund: Zahlreiche politische Akteure sind sich darin<br />
einig, die Ärztekammer zu schwächen und von Entscheidungen ausschließen zu wollen.<br />
Gerade vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, dass wir selbstbewusst, kompetent<br />
und möglichst einmütig auftreten. Leider ist das in den vergangenen Monaten nicht immer<br />
gelungen, und wir haben in der Öffentlichkeit bisweilen kein gutes Bild abgegeben.<br />
„Behindern wir uns gegenseitig<br />
nicht länger bei dieser<br />
dringend notwendigen Arbeit<br />
<strong>für</strong> die Kolleginnen und<br />
Kollegen und ziehen wir wieder<br />
an einem Strang.“<br />
Blick nach vorne<br />
Umso wichtiger ist es jetzt, dass wir uns in erster Linie um die legitimen Anliegen unserer<br />
Mitglieder kümmern, und uns weniger – viel weniger – mit uns selbst beschäftigen.<br />
Blicken wir also nach vorne und konzentrieren wir uns auf die Standespolitik und auf die<br />
Vertretung der Interessen unserer Mitglieder:<br />
Die Kurie niedergelassene Ärzte muss da<strong>für</strong> sorgen, dass es endlich einen Kassenvertragsabschluss<br />
in <strong>Wien</strong> gibt. Wir müssen eine Schlechterstellung von Wahlärztinnen und<br />
Wahlärzten verhindern, wir müssen dem Impfen in den Apotheken einen Riegel vorschieben<br />
und uns gleichzeitig um das Dispensierrecht <strong>für</strong> Ordinationen kümmern. Die Angriffe der<br />
Wirtschaft auf die freie Ärztin und den freien Arzt erleben aktuell im Rahmen des geplanten<br />
Darmkrebs-Screeningprogramms wieder einen neuen Höhepunkt. Die niedergelassenen<br />
Kolleginnen und Kollegen haben ein Recht darauf, dass wir sie davor beschützen.<br />
Die Kurie angestellte Ärzte braucht eine tragfähige Gesprächsbasis mit dem Rathaus, um<br />
notwendige Verbesserungen der Arbeitsbedingungen <strong>für</strong> die Spitalsärztinnen und Spitalsärzte<br />
auf den Weg zu bringen. Dem Aufzeigen von Missständen in den Spitälern müssen<br />
jetzt politische Ergebnisse folgen. Die Spitalsärztinnen und Spitalsärzte warten darauf.<br />
Bundespolitisch müssen wir in den 15a-Verhandlungen präsent sein und dort unsere Vorschläge<br />
einbringen. Diese Verhandlungen sind entscheidend <strong>für</strong> die Rahmenbedingungen<br />
unserer Tätigkeit in den nächsten Jahren.<br />
Behindern wir uns also gegenseitig nicht länger bei dieser dringend notwendigen Arbeit<br />
<strong>für</strong> die Kolleginnen und Kollegen und ziehen wir wieder an einem Strang. Wir brauchen eine<br />
Kooperation der konstruktiven Kräfte. Ich lade alle Mandatarinnen und Mandatare der<br />
<strong>Wien</strong>er Ärztekammer und alle daran interessierten Mitglieder ein, diesen konstruktiven<br />
Weg mitzugehen.<br />
Herzliche Grüße<br />
Ihr Johannes Steinhart<br />
Foto: AEK <strong>Wien</strong><br />
Weitere standespolitische<br />
Themen ab Seite 9.<br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 3
BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Heißer Herbst<br />
„70 Prozent aller <strong>Wien</strong>er<br />
Spitalsärztinnen und -ärzte<br />
sind bereit zum Streik! Diesen<br />
Auftrag können wir nicht<br />
ignorieren.“<br />
► Knapp drei Monate ist es her, dass die Kolleginnen und Kollegen der Zentralen<br />
Notaufnahme (ZNA) der Klinik Ottakring unter dem Motto „Come in, Burn out“<br />
ihrem Ärger Luft machten. Warum der Streik so wichtig war und was sich seitdem in<br />
Ottakring getan hat, erklären Aglaia Kotal und Severin Ehrengruber vom Streikkomitee im<br />
großen Doppelinterview. Doch Ottakring ist überall. Eine repräsentative Umfrage des<br />
renommierten Meinungsforschers Peter Hajek zeigt: 70 Prozent aller <strong>Wien</strong>er Spitalsärztinnen<br />
und -ärzte sind bereit zum Streik! Diesen Auftrag können wir nicht ignorieren. Zumal<br />
sich Landes- und Bundesebene beim Finanzausgleich gegenseitig den schwarzen Peter<br />
zuschieben. Das Ergebnis: Stillstand. Es droht schon wieder ein toxischer Winter mit vollen<br />
Spitalsbetten und ausgebranntem Personal. Der Kurienausschuss angestellte Ärzte der<br />
Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> hat deshalb beschlossen, einen wienweiten Streik der Ärztinnen<br />
und Ärzte zu planen. Die Politik muss endlich aufwachen! Wir stehen nicht zuletzt in der<br />
Pflicht der <strong>Wien</strong>er Patientinnen und Patienten. Dass diese eine im Vergleich zum Vorjahr<br />
teilweise noch angespanntere Lage vorfinden, hat tief liegende Gründe.<br />
Corona-Pandemie als Brennglas<br />
In den letzten Jahren musste vielfach die Corona-Pandemie als pauschale Erklärung <strong>für</strong><br />
Engpässe und Krisensituationen im Gesundheitssystem herhalten. Doch Erhebungen zeigen,<br />
dass die Zustände in unseren Spitälern strukturellen Problemen geschuldet sind. Das kann<br />
man weder mit Corona rechtfertigen noch mit dem Stopfen einzelner Löcher lösen. Irritierende<br />
Geschichten wie der Bodycam-Vorfall rund um die WiGev-Pflegedirektorin oder zusammengekauerte<br />
Patienten am Spitalsboden zeigen: es muss jetzt gehandelt werden! Unser<br />
<strong>10</strong>-Punkte-Plan zur Rettung der <strong>Wien</strong>er Spitäler liegt der Stadt <strong>Wien</strong> seit dem Sommer vor.<br />
Die bisherigen Reaktionen aus der Politik lassen aber vermuten, dass man den Ernst der Lage<br />
nicht erkennen will. Dabei wären Sofortmaßnahmen wie die Rückkehr- beziehungsweise<br />
Bleibeprämie in Höhe von jeweils 24.000 Euro eine einfache Maßnahme, um Personal zu<br />
halten anstatt es weiter zu vergraulen. Auch langfristig angelegte Lösungsvorschläge stehen<br />
im <strong>10</strong>-Punkte-Plan. Nur ein Stichwort: Bürokratieabbau. Dokumentationsaufwand kostet<br />
Zeit und kann durch die Digitalisierung von Prozessen deutlich reduziert werden. Und<br />
natürlich geht es auch ums Geld. Wer ein solidarisches öffentliches Gesundheitssystem will,<br />
muss es finanzieren wollen! Das Burgenland macht es vor: marktkonforme Gehälter sind eine<br />
Sache des politischen Willens. Wir warten deshalb gespannt auf den Abschluss der Gehaltsverhandlungen<br />
zwischen Stadt <strong>Wien</strong> und Gewerkschaft Younion. Wir Ärztinnen und Ärzte<br />
dürfen uns dabei nicht abspeisen lassen!<br />
Herzlichst,<br />
Ihr Stefan Ferenci<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
Weitere standespolitische<br />
Themen ab Seite 9.<br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 5
*Mit Ihrer SMS erklären Sie sich einverstanden, dass Greenpeace Ihre Telefonnummer zum Zweck der Kampagnenkommunikation<br />
erheben, speichern & verarbeiten darf. Diese Einwilligung kann jederzeit per Nachricht an service@greenpeace.at oder Greenpeace,<br />
Wiedner Hauptstraße 120-124, <strong>10</strong>50 <strong>Wien</strong> widerrufen werden. SMS-Preis laut Tarif, keine Zusatzkosten.<br />
Greenpeace dankt <strong>für</strong> die kostenlose Schaltung dieses Inserats.<br />
PLASTIK.GREENPEACE.AT
EDITORIAL INHALT<br />
Inhalt<br />
3 In eigener Sache – Brief des Präsidenten<br />
5 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns<br />
Intern<br />
<strong>10</strong> News<br />
Die Ombudsstelle <strong>für</strong> Mobbing, Gewalt, Sexismus und Rassismus der<br />
Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> hilft bei Fällen dieser Art im ärztlichen Berufsalltag.<br />
13 News<br />
Der 72. <strong>Wien</strong>er Ärzteball steht ganz im Zeichen von Karl Landsteiner.<br />
14 News<br />
Heeressanitätschefin Sylvia-Carolina Sperandio im Interview über die spannenden<br />
Aspekte der Militärmedizin.<br />
16 News<br />
Als Ärztin oder Arzt sind Sie Pflichtmitglied im Wohlfahrtsfonds und haben ab dem<br />
ersten Tag eine starke Vorsorge an Ihrer Seite. Post vom Wohlfahrtsfonds kann daher<br />
mit gutem Gewissen geöffnet werden.<br />
20 Kammerbereich<br />
Coverstory<br />
22 Wachgerüttelt<br />
Hohe Wellen hat der Warnstreik des ärztlichen Personals der ZNA Ottakring im<br />
Juni geschlagen. Doch was hat sich seither verändert? Streiksprecherin Aglaia Kotal und<br />
Streiksprecher Severin Ehrengruber ziehen eine Zwischenbilanz.<br />
Service<br />
26 Fortbildung, Vorträge, Tagungen, Symposien<br />
29 Medizin<br />
Forschende der MedUni <strong>Wien</strong> haben entschlüsselt, warum Menschen, die mit<br />
TNF-α-Inhibitoren behandelt werden, schneller ihren Impfschutz verlieren.<br />
35 Chronik<br />
36 Steuer<br />
Aufgrund einer Gesetzesänderung gab es eine Anpassung bei der Geltendmachung<br />
des erhöhten Investitionsfreibetrags.<br />
36 Recht<br />
Eine Verletzung der Aufklärungspflicht bestätigte der OGH im Fall eines Arztes, der einer<br />
Patientin mit Penicillinallergie eine Arznei mit diesem Wirkstoff verschrieben hatte.<br />
38 Kleinanzeigen<br />
Editorial<br />
Abwechslung<br />
Alle Jahre wieder<br />
feiert Österreich am<br />
26. Oktober seinen<br />
Nationalfeiertag –<br />
den Tag, an dem<br />
sich seit 1955 der<br />
Gesetzesbeschluss<br />
zur österreichischen<br />
Neutralität jährt, und der traditionell<br />
mit der feierlichen Angelobung von<br />
Öster reichs Soldatinnen und Soldaten<br />
am <strong>Wien</strong>er Heldenplatz begangen wird.<br />
Grund genug, sich einmal anzusehen, wer<br />
eigentlich hinter der ärztlichen Versorgung<br />
der Soldatinnen und Soldaten<br />
steckt und da<strong>für</strong> sorgt, dass diese stets<br />
fit <strong>für</strong> den Einsatz sind. Darüber, was die<br />
Besonderheiten der Militärmedizin ausmacht,<br />
warum sie so abwechslungsreich<br />
ist und welche zahlreichen Möglichkeiten<br />
Ärztinnen und Ärzte beim Bundesheer<br />
haben, spricht die Heeressanitätschefin<br />
und Allgemeinmedizinerin Sylvia-Carolina<br />
Sperandio im Interview.<br />
Ebenfalls in dieser Ausgabe beleuchtet<br />
wird die Ombudsstelle <strong>für</strong> Mobbing,<br />
Gewalt, Sexismus und Rassismus der Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong>. Sie hilft betroffenen<br />
Ärztinnen und Ärzten bei Fällen dieser<br />
Art im ärztlichen Berufsalltag nach dem<br />
Motto „Je früher, desto besser“. Denn mit<br />
der richtigen Unterstützung ist es leichter,<br />
Probleme in diesem Bereich aufzubrechen<br />
und zu lösen.<br />
Und in Teil 4 unserer Wohlfahrtsfonds-<br />
Serie erfahren Sie, warum Sie keine<br />
Angst haben müssen, wenn Sie Post vom<br />
Wohlfahrtsfonds in Ihrem Briefkasten<br />
vorfinden und was Sie beim Einbringen<br />
Ihrer Unterlagen beachten sollten.<br />
In <strong>Wien</strong>s öffentlichen Spitälern stehen<br />
die Zeichen indes auf Streik – darüber,<br />
was der Warnstreik von Juni in der Zentralen<br />
Notaufnahme Ottakring gebracht<br />
hat, erörtern die Streiksprecherin und der<br />
Streiksprecher in unserer Covergeschichte.<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten durch den<br />
Präsidenten, <strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong>, Weihburggasse <strong>10</strong>–12, T 01/515 01, F 01/515 01-1289, Mail: pressestelle@aekwien.at. Redaktions vorsitz:<br />
Dr. Christoph Pelanek Redaktion: Mag. a Elisa Cavalieri (Chefin vom Dienst), Mag. a Kathrin McEwen, Dr. Hans-Peter Petutschnig,<br />
Benjamin Weiser, MA, Carla Constanceanu (Sekretariat). Verleger: MedTriX GmbH, Forum Schönbrunn, 1120<br />
<strong>Wien</strong>, Grünbergstraße 15, Stg. 1, T 01/54 600-0, F DW 7<strong>10</strong>, Mail: at-office@medtrix.group. Abo verwaltung:<br />
Carla Constanceanu, T 01/515 01-1223, Mail: constanceanu@aekwien.at Anzeigenleitung: Fritz Tomaschek T 01/54 600-520,<br />
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Herstellung: Friedrich Druck & Medien GmbH, A-4020 Linz, Zamenhof straße 43–45, www.friedrichdruck.com.<br />
Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: www.aekwien.at/impressum<br />
Eine interessante Lektüre<br />
wünscht Ihnen<br />
Ihr Christoph Pelanek<br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 7
SERVICEANGEBOT DES REFERATES<br />
FÜR ÄRZTLICHEFORTBILDUNG DER<br />
ÄRZTEKAMMER FÜRWIEN:<br />
n Kostenlose Verwaltung Ihres DFP-Kontos und<br />
Nachtragung fehlender Teilnahmebestätigungen<br />
n Angebot von kostenlosen Workshops und Seminaren<br />
n Angebot von vielen weiteren Fortbildungsveranstaltungen<br />
Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung<br />
Bernadette Butzendobler<br />
butzendobler@aekwien.at<br />
Katharina Luckerbauer<br />
luckerbauer@aekwien.at<br />
Elena Mann<br />
mann@aekwien.at<br />
Michaela Wörgötter<br />
woergoetter@aekwien.at
NEWS INTERN<br />
Ärztekammer: Erfolgreiche Klage gegen irreführende Darstellung<br />
der Kompetenzen der Apothekerschaft<br />
Die Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> klagte die Österreichische<br />
Apothekerkammer nach dem<br />
Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb<br />
(UWG) auf Unterlassung wegen zweifach<br />
irreführender Darstellung der Kompetenzen<br />
der Apothekerschaft. Das Handelsgericht<br />
<strong>Wien</strong> gab dem damit einhergehenden<br />
Antrag der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> auf<br />
Erlassung einer einstweiligen Verfügung<br />
in beider Hinsicht statt. Es verpflichtete<br />
dementsprechend die beklagte Apothekerkammer<br />
zum einen, es zu unterlassen,<br />
den unrichtigen Eindruck zu erwecken,<br />
dass man bei Erkrankungen (zum Beispiel<br />
der Harnwege) besser zunächst einmal<br />
eine Apothekerin oder einen Apotheker<br />
konsultieren sollte, statt gleich ärztlichen<br />
Rat einzuholen. Zum anderen ordnete das<br />
Gericht an, dass die Apothekerkammer<br />
nicht darüber täuschen dürfe, dass Angehörige<br />
ihres Berufsstandes zur Diagnose<br />
oder Behandlung von Erkrankungen mittels<br />
medizinisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
befugt seien. Nur in letzterer Hinsicht<br />
legte die Apothekerkammer ein Rechtsmittel<br />
beim Oberlandesgericht <strong>Wien</strong> ein, das<br />
allerdings in der Sache ohne Erfolg blieb.<br />
Im daran anschließenden Hauptverfahren<br />
verpflichtete sich die Apothekerkammer vor<br />
Gericht bei erster Gelegenheit gegenüber<br />
der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> dazu, beide<br />
Arten von unlauteren Handlungen künftig<br />
zu unterlassen, sowie zur Veröffentlichung<br />
dieser gerichtlich vollstreckbaren Verpflichtung<br />
auf eigene Kosten im Kurier (<strong>Wien</strong>er<br />
Ausgabe). <br />
„Gewalt im Fokus“ am 11. November<br />
Das Referat <strong>für</strong> Frauenpolitik der Ärztekammer <strong>Wien</strong> lädt gemeinsam<br />
mit dem Referat <strong>für</strong> Gender, Soziales, Jungzahnärztinnen und<br />
Jungzahnärzte der Landeszahnärztekammer <strong>Wien</strong> zur ganztägigen<br />
Veranstaltung „Gewalt im Fokus“ am Samstag, dem 11. November<br />
<strong>2023</strong> ein (Näheres dazu auch auf Seite 32).<br />
Ziel dieses Events ist es, Kolleginnen und Kollegen <strong>für</strong> dieses Thema<br />
zu sensibilisieren und ihnen das nötige Rüstzeug mitzugeben, um<br />
in der Praxis Gewaltopfer zu erkennen, Gewaltzeichen korrekt zu<br />
dokumentieren und Hilfestellung zu geben.<br />
Hier<strong>für</strong> wird es Vorträge sowie Workshops zu den Themen forensische<br />
Medizin, juristische Aspekte, Aufgaben der Polizei, Umgang<br />
mit traumatisierten Patientinnen und Patienten, deeskalierende<br />
Gesprächsführung, Selbstbehauptung/Selbstschutz, et cetera geben.<br />
Die Anmeldung erfolgt über das zahnärztliche Fortbildungsinstitut<br />
unter https://www.zafi.at/aerzte-fortbildung.<br />
Die Fortbildung ist mit 8 DFP-Punkten anerkannt.<br />
„Ärztinnen:Connect“ am 2. November<br />
Das Referat <strong>für</strong> Frauenpolitik lädt<br />
<strong>Wien</strong>s Ärztinnen herzlich zum dritten<br />
„Ärztinnen:Connect“ am Donnerstag,<br />
dem 2. November <strong>2023</strong> ein.<br />
Einlass ist um 18.30 Uhr im Radisson<br />
Red Vienna, Obere Donaustraße 61,<br />
<strong>10</strong>20 <strong>Wien</strong>.<br />
Um 19.00 Uhr wird mit einer kurzen Vorstellung begonnen, gefolgt<br />
von einer spannenden Diskussionsrunde zum Thema Gewalt.<br />
Im Anschluss gibt es reichlich Zeit zum angeregten Austausch.<br />
Die Eventreihe „Ärztinnen:Connect“ wurde geschaffen, um Ärztinnen<br />
die Möglichkeit zu bieten, sich auszutauschen, Erfahrungen<br />
zu teilen und voneinander zu lernen, um sich im beruflichen Alltag<br />
zu stärken.<br />
Anmeldung unter https://reglist24.com/aerztinnenconnect bis<br />
einschließlich 19. Oktober <strong>2023</strong>.<br />
Ausschreibungen <strong>für</strong> Einzel- und Gruppenpraxen <strong>für</strong> Oktober <strong>2023</strong><br />
Foto: Stefan Seelig<br />
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) schreibt gemäß § 7 der Richtlinie <strong>für</strong> die Auswahl und Invertragnahme von Vertragsärztinnen und<br />
-ärzten <strong>für</strong> Allgemeinmedizin und Vertragsfachärztinnen und -ärzten iVm § 6 Abs 1 Gesamtvertrag vom 1. Jänner 2011 sowie gemäß § 7 der<br />
Richtlinien <strong>für</strong> die Auswahl und Invertragnahme von Gesellschafterinnen und Gesellschaftern von Vertragsgruppenpraxen iVm § 9 Gruppenpraxengesamtvertrag<br />
vom 1. Jänner 2011 gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB), der Sozialversicherung<br />
der Selbstständigen (SVS), sowie der Kranken<strong>für</strong>sorgeanstalt der Stadt <strong>Wien</strong> (KFA <strong>Wien</strong>) im Einvernehmen mit der Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> Vertragsarztstellen aus. Basierend auf den Änderungen der Reihungskriterien <strong>für</strong> Bewerbungen ab 1. Mai 2018 finden Sie die Ausschreibungen<br />
<strong>für</strong> Einzelpraxen sowie <strong>für</strong> Gruppenpraxen <strong>für</strong> Okotber auf der Website der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> unter www.aekwien.at beziehungsweise<br />
unter www.aekwien.at/ausschreibungen-allgemeinmedizin und www.aekwien.at/ausschreibungen-fachärzte.<br />
Ihre Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte fristgerecht an:<br />
Standesführung und niedergelassene Ärzte<br />
Ärztinnen und Ärzte <strong>für</strong> Allgemeinmedizin<br />
Petra Rasovic<br />
<strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong>, Weihburggasse <strong>10</strong>-12<br />
E-Mail: bewerbung-am@aekwien.at<br />
Tel. <strong>für</strong> Fragen: 515 01/1272 DW<br />
Standesführung und niedergelassene Ärzte<br />
Fachärztinnen und Fachärzte<br />
Claudia Mayer<br />
<strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong>, Weihburggasse <strong>10</strong>-12<br />
E-Mail: bewerbung-fa@aekwien.at<br />
Tel. <strong>für</strong> Fragen: 515 01/ 1231 DW<br />
Die Richtlinien zur Invertragnahme und das Punktesystem finden Sie unter www.aekwien.at/reihungskriterien, die gesamtvertraglichen<br />
Bestimmungen unter https://www.aekwien.at/oegk und das Bewerbungsformular unter https://www.aekwien.at/formulare.<br />
Hinweis: Bitte beachten Sie das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz.<br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 9
INTERN NEWS<br />
Ombudsstelle <strong>für</strong> Mobbing, Gewalt, Sexismus und Rassismus <strong>für</strong> Ärztinnen und Ärzte<br />
„Wer schnell und früh hilft,<br />
hilft doppelt“<br />
Die Ombudsstelle <strong>für</strong> Mobbing, Gewalt, Sexismus und Rassismus der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> hilft<br />
bei Fällen dieser Art im ärztlichen Berufsalltag. Im Gespräch erklären die zwei Ombudsleute, Pia<br />
Baldinger-Melich und Benjamin Vyssoki, den Begriff Mobbing, warum es besser ist, sich so früh wie<br />
möglich an sie zu wenden, welche Hilfe sie konkret anbieten können und klären die Frage, ob die<br />
Medizin ein Bereich ist, wo Mobbing besonders gehäuft vorkommt.<br />
Von Kathrin McEwen<br />
► <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Können Sie<br />
sich <strong>für</strong> die Kolleginnen und Kollegen<br />
kurz vorstellen?<br />
Baldinger-Melich: Ich bin Fachärztin<br />
<strong>für</strong> Psychiatrie und Psychotherapeutische<br />
Medizin und arbeite im AKH als<br />
Oberärztin an der Universitätsklinik<br />
<strong>für</strong> Psychiatrie und Psychotherapie. Ich<br />
habe an der MedUni <strong>Wien</strong> meine Ausbildung<br />
gemacht und bin seit Dezember<br />
2022 bei der Ombudsstelle in der<br />
Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> tätig.<br />
Vyssoki: Ich bin ebenfalls Facharzt <strong>für</strong><br />
Psychiatrie und Psychotherapeutische<br />
Medizin und Ärztlicher Leiter von ES-<br />
RA (Psychosoziales Gesundheitszentrum<br />
und Partnerorganisation der IKG <strong>Wien</strong>,<br />
Anm.) und seit 2020 mit viel Freude <strong>für</strong><br />
die Ombudsstelle zuständig.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Können Sie den Begriff<br />
Mobbing definieren? Was bedeutet<br />
Mobbing? Und gab es in den letzten Jahren<br />
eine Änderung bei dieser Definition?<br />
Vyssoki: Mobbing hat eine ganz klare<br />
Definition, auch gesetzlich. Kurz zusammengefasst<br />
ist es ein systematisches<br />
Ausgrenzen und Angreifen eines Menschen<br />
durch eine bestimmte Gruppe.<br />
Diese Definition hat sich in den letzten<br />
Jahren nicht geändert. Was sich vielleicht<br />
geändert hat, ist der gesellschaftliche<br />
Diskurs – es wird mehr darüber<br />
geredet.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Kann eigentlich<br />
auch eine ganze Abteilung oder ein ganzes<br />
Team gemobbt werden?<br />
Vyssoki: Wenn es unter Gruppen von<br />
Menschen Probleme gibt, also nicht<br />
nur eine einzelne Person ausgegrenzt<br />
oder angegriffen wird, handelt es sich<br />
per Definition nicht um Mobbing, sondern<br />
um einen Konflikt.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was sind die Auswirkungen<br />
von Mobbing und wie entsteht<br />
Mobbing?<br />
Benjamin Vyssoki: „Mobbing geschieht häufig in dysfunktionalen Teams,<br />
wo es Konflikte gibt, die nicht gelöst werden können.“<br />
Pia Baldinger-Melich: „Wenn man nicht mehr schlafen kann oder ein<br />
Unwohlsein spürt, wenn man in die Arbeit muss, dann stimmt etwas nicht.“<br />
Vyssoki: Die Auswirkungen von Mobbing<br />
können <strong>für</strong> die Einzelnen wirklich<br />
verheerend sein, von einem gezwungenen<br />
Arbeitswechsel bis zum Entstehen<br />
von schwerwiegenden psychischen<br />
Erkrankungen. Mobbing entsteht nie<br />
von heute auf morgen, sondern ist ein<br />
Prozess, der viele Monate, teilweise auch<br />
Jahre, dauern kann und unterschiedliche<br />
Stufen der Eskalation durchläuft.<br />
Deshalb ist auch das Motto der Ombudsstelle:<br />
Wer schnell und früh hilft,<br />
hilft doppelt. Kolleginnen und Kollegen<br />
sollten wirklich möglichst früh mit uns<br />
Kontakt aufnehmen, um Unterstützung<br />
und Beratung zu bekommen. Je länger<br />
dieser Prozess andauert, umso gravierender<br />
sind einerseits die Folgen <strong>für</strong> die<br />
Betroffenen, andererseits wird es auch<br />
immer schwieriger, ein gutes Miteinander<br />
am Arbeitsplatz zu schaffen, wenn<br />
die Person dort bleiben möchte.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Wie sehen die Konstellationen<br />
bei Mobbing aus? Findet<br />
Mobbing unter Kolleginnen und Kollegen<br />
statt oder zwischen Vorgesetzten und<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern?<br />
Baldinger-Melich: Klassischerweise,<br />
auch besonders im Krankenhaus, weil<br />
hier noch traditionellen Hierarchien<br />
herrschen, wird aus einer höheren Position<br />
nach unten gemobbt. Natürlich<br />
gibt es auch unter Kolleginnen und Kollegen,<br />
gerade in vulnerable Gruppen,<br />
Konflikte, hier überschneidet es sich<br />
aber oft mit Sexismus oder Rassismus.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Gibt es eigentlich<br />
das „typische“ Mobbingopfer? Gibt es da-<br />
Fotos: Michaela Obermair<br />
<strong>10</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>
Pia Baldinger-Melich:<br />
„Mobbing hat natürlich<br />
gesundheitliche Folgen bis<br />
hin zu psychischen Erkrankungen<br />
wie Depression<br />
oder Arbeitsunfähigkeit.“<br />
NEWS INTERN<br />
bei auch vielleicht Unterschiede zwischen<br />
Mann und Frau?<br />
Baldinger-Melich: Das ist ein heikles<br />
Thema – es gibt aber prinzipiell kein typisches<br />
Mobbingopfer. Keiner ist selbst<br />
schuld daran, wenn er gemobbt wird.<br />
Jeder hat seine eigenen Grenzen, und in<br />
dem Moment, wo man das Gefühl hat,<br />
diese wurden überschritten, hat man<br />
das Recht zu sagen, es ist genug. Mit<br />
Genderstereotypen muss man sehr vorsichtig<br />
umgehen. Es ist gefährlich zu sagen,<br />
dass Frauen schneller weinen oder<br />
gekränkt sind und ein Mann nicht. Im<br />
Endeffekt ist es auch belanglos, denn<br />
Männer und Frauen können gleichermaßen<br />
mobben oder gemobbt werden.<br />
Vyssoki: Ich möchte nur ergänzen,<br />
dass es schon vulnerablere Gruppen<br />
gibt. Und zwar sind das insbesondere<br />
Berufsanfängerinnen und -anfänger<br />
und Menschen am Ende ihrer beruflichen<br />
Tätigkeit. Warum ist das so?<br />
Weil gerade diese Personen noch nicht<br />
oder nicht mehr dieses berufliche Netzwerk<br />
haben, das gut <strong>für</strong> den Austausch<br />
und die Psychohygiene ist, und deshalb<br />
vor innerbetrieblichen Konflikten<br />
weniger geschützt sind. Die „neuen“<br />
Kolleginnen und Kollegen hatten noch<br />
nicht viel Zeit, dieses Netzwerk aufzubauen<br />
oder sind noch nicht ins Team<br />
integriert und die „älteren“ sind wie<br />
ein Überbleibsel vom restlichen Team,<br />
haben auch nicht mehr dieses Standing<br />
oder diese Stärke im Team. Es gibt viele<br />
Faktoren, die eine Person vor Mobbing<br />
schützen kann, aber ein wesentlicher<br />
ist, gut im Team aufgehoben und integriert<br />
zu sein. Mobbing geschieht<br />
häufig in dysfunktionalen Teams, wo es<br />
Konflikte gibt, die nicht gelöst werden<br />
können. Häufig wird dann <strong>für</strong> diese<br />
Konflikte, die das ganze Team betreffen,<br />
ein Sündenbock gesucht. Wenn dann<br />
diese Kollegin oder dieser Kollege nicht<br />
die Unterstützung hat, wird sie oder<br />
er systematisch immer mehr aus dem<br />
Team ausgeschlossen.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Gibt es ein vorgefasstes<br />
Ziel bei Mobbing, also jemanden<br />
gezielt loszuwerden, oder ist es eher ein<br />
Ausdruck des Unvermögens, einen Konflikt<br />
auszutragen?<br />
Baldinger-Melich: Prinzipiell geht es<br />
schon darum, dass die betroffene Person<br />
scheinbar oder nicht mehr ins Team<br />
passt. Es kann auch persönliche Gründe<br />
geben, sich beispielsweise selbst zu<br />
erhöhen und zu stärken, indem man<br />
andere schwächt oder es einem nicht<br />
möglich ist, auf eine konstruktive Art<br />
und Weise Konflikte auszutragen. Der<br />
Mobberin oder dem Mobber bietet dieses<br />
Vorgehen eine Art von Ventil.<br />
Vyssoki: Am Anfang ist es zumeist<br />
noch möglich, dieses eine konkrete Problem<br />
oder Konfliktthema zu definieren<br />
und zu besprechen. Zum Beispiel die<br />
Situation, dass die eine Kollegin schon<br />
das dritte Mal hintereinander krank<br />
ist und schon zweimal eine Pflegefreistellung<br />
hatte in kurzer Zeit. Es taucht<br />
vielleicht Unmut oder die Fragen auf,<br />
„Warum ist das schon wieder?“, „Alle<br />
anderen haben auch Kinder und machen<br />
das aber nicht“. Am Anfang dieses<br />
Prozesses kann noch konstruktiv gemeinsam<br />
gesprochen und das Problem<br />
gelöst werden. Besteht dieser Prozess<br />
aber über Monate oder Jahre, ist er so<br />
festgefahren, dass es zu einer Stigmatisierung<br />
kommt: Diese Kollegin oder<br />
dieser Kollege scheue die Arbeit, sei<br />
immer krank, mache nie Dienste und<br />
könne am Ende einfach nichts mehr<br />
richtig machen. Hier stellt sich bei der<br />
Beratung die Frage, wo angesetzt werden<br />
kann, damit sich dieser Konflikt<br />
wieder auflöst. Wir versuchen, die verschiedenen<br />
Perspektiven darzustellen.<br />
„Mobbing<br />
entsteht nie<br />
von heute<br />
auf morgen,<br />
sondern ist<br />
ein Prozess,<br />
der viele<br />
Monate,<br />
teilweise<br />
auch Jahre,<br />
dauern kann<br />
und unterschiedliche<br />
Stufen der<br />
Eskalation<br />
durchläuft.“<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was könnten oder<br />
sollten Mobbingbetroffene in so einer Situation<br />
machen?<br />
Baldinger-Melich: Sie können sich<br />
an die Ombudsstelle wenden, dies<br />
wie bereits erwähnt möglichst früh<br />
und besser einmal zu oft. Wir haben<br />
keinerlei Meldepflicht. Es ist auch<br />
möglich, sich anonym zu melden.<br />
Wir können der jeweiligen Situation<br />
angepasst helfen und beraten. Des<br />
Weiteren ist es wichtig, sich an seine<br />
Vorgesetzte oder seinen Vorgesetzten<br />
beziehungsweise den zuständigen Betriebsrat<br />
et cetera zu wenden. Meist<br />
ist es jedoch genau das, wovor sich die<br />
Menschen scheuen, weil sie Angst vor<br />
negativen Konsequenzen haben. Beginnen<br />
könnte man auch, indem man<br />
mit einer vertrauten Person in der Arbeit<br />
spricht und aufzeigt, dass im Team<br />
etwas nicht mehr funktioniert und<br />
dies unbedingt angesprochen werden<br />
sollte. Aber auch auf eigene Anzeichen<br />
achten: Wenn man nicht mehr schlafen<br />
kann oder ein Unwohlsein spürt,<br />
wenn man in die Arbeit muss, dann<br />
stimmt etwas nicht. Sich selbst ernst<br />
nehmen und darüber reden – das ist<br />
wichtig.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was können Kolleginnen<br />
und Kollegen oder Vorgesetzte in<br />
so einer Situation machen?<br />
Baldinger-Melich: Auch hier gilt, unbedingt<br />
ansprechen und ernst nehmen.<br />
Es ist sicher sinnvoll, das Problem im<br />
Team anzusprechen, und das auch abgesehen<br />
von Teamsitzungen, die ohnehin<br />
stattfinden sollten. Einzelgespräche<br />
führen oder einen Rahmen schaffen,<br />
wo persönliche Dinge angesprochen<br />
werden können. Es muss da<strong>für</strong> unbedingt<br />
Zeit geben und die Vorgesetzten<br />
dürfen das nicht einfach ignorieren.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Wie können Sie bei<br />
der Ombudsstelle konkret helfen?<br />
Baldinger-Melich: Wir sind beide<br />
Mediziner und Psychiater, kennen uns<br />
daher auch aus beruflichen Gründen<br />
mit dem Thema gut aus. Wir sind eine<br />
unvoreingenommene Beratungsstelle<br />
und reagieren sehr schnell, wenn man<br />
sich per E-Mail oder Telefon an uns<br />
wendet – wir bieten auch persönliche<br />
Termine an. Zunächst hören wir uns<br />
den Fall an und beraten uns dann über<br />
mögliche nächste Schritte, also ob eine<br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 11
INTERN NEWS<br />
Juristin oder Jurist, eine Psychotherapie<br />
oder dergleichen notwendig ist.<br />
Das kann in alle möglichen Richtungen<br />
gehen, und wir helfen, die Richtung zu<br />
weisen.<br />
Vyssoki: Wir sind mittlerweile auch<br />
sehr gut vernetzt innerhalb von <strong>Wien</strong><br />
und können zum Beispiel an weiterführende<br />
Unterstützungs- oder Servicestellen<br />
verweisen. Es gibt zum Beispiel<br />
<strong>für</strong> Kolleginnen und Kollegen, die beim<br />
WiGev arbeiten, eine psychologische<br />
Servicestelle. Es gibt auch an der Med-<br />
Uni <strong>Wien</strong> eine Beauftragte zum Thema<br />
Sexismus, Rassismus, mit der wir vernetzt<br />
sind.<br />
Beim Thema Mobbing ist es wichtig,<br />
die Menschen aus der Isolation<br />
zu holen, sie fühlen sich oft einsam,<br />
alleine und alle sind gegen sie. Es ist<br />
manchmal wirklich eindrucksvoll,<br />
wie rasch sich aber mit der richtigen<br />
Unterstützung vieles aufbrechen und<br />
lösen lässt.<br />
Alle Schritte passieren aber immer nur<br />
in Rücksprache mit den Betroffenen,<br />
wenn auch einfach nur eine Einschätzung<br />
der persönlichen Lage gewünscht<br />
wird und sonst keine weiteren Schritte,<br />
dann wird das unsererseits natürlich<br />
auch respektiert. Wichtig zu erwähnen<br />
ist, dass wir neben Mobbing<br />
und Konflikte auch <strong>für</strong> Rassismus, Sexismus<br />
oder Diskriminierung jeglicher<br />
Art zuständig sind. Wir können zum<br />
Beispiel auch bei Gewalterfahrungen<br />
helfen.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Ist die Medizin<br />
ein Bereich, wo Mobbing häufiger vorkommt?<br />
Baldinger-Melich: Ich glaube, dass<br />
es auch in anderen großen Firmen<br />
vorkommt und ein Spital ist ja auch<br />
nichts anderes. In einem Krankenhaus<br />
treffen mehrere Generationen aufeinander<br />
und auch viele Menschen der<br />
sogenannten „alten Schule“ beiderlei<br />
Geschlechts. Daraus ergibt sich ein größeres<br />
Konfliktpotenziale. Das ist aber<br />
kein Grund, junge Ärztinnen und Ärzte<br />
schlecht zu behandeln, aber genau die<br />
sind natürlich sehr vulnerabel.<br />
Ein Klischee, das immer noch gelebt<br />
und akzeptiert wird, ist beispielsweise<br />
eine Situation im OP, wo oft junge Kolleginnen<br />
und Kollegen zwar mitkommen,<br />
aber sonst nichts machen oder<br />
angreifen dürfen. Ich glaube aber, es<br />
ändert sich auch hier gerade sehr viel.<br />
„Nein, es<br />
gibt kein<br />
typisches<br />
Mobbingopfer.<br />
Man<br />
ist definitiv<br />
nicht selber<br />
schuld,<br />
wenn man<br />
gemobbt<br />
wird.“<br />
Vyssoki: Das Besondere im Spital ist<br />
wahrscheinlich die Weitergabe der<br />
transgenerationalen Betriebskultur<br />
von Generation zu Generation, deshalb<br />
ist es so wichtig, dass sich etwas<br />
ändert. Das geschieht leider teilweise<br />
langsam.<br />
Ombudsstelle <strong>für</strong> Mobbing,<br />
Gewalt, Sexismus und Rassismus<br />
<strong>für</strong> Ärztinnen und Ärzte<br />
Sie fühlen sich im ärztlichen Arbeitsalltag von Mobbing,<br />
Gewalt, Sexismus oder Rassismus betroffen? Dann<br />
kontaktieren Sie die Ombudsstelle <strong>für</strong> die Bereiche<br />
Mobbing, Gewalt, Sexismus und Rassismus der Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong>:<br />
E-Mail: ombudsstelle@aekwien.at<br />
Ombudsleute:<br />
Prim. Priv.-Doz. DDr. Benjamin Vyssoki<br />
Assoc. Prof. in Priv. Doz. in DDr. in Pia Baldinger-Melich<br />
Postanschrift:<br />
Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
Ombudsstelle <strong>für</strong> die Bereiche Mobbing,<br />
Gewalt, Sexismus und Rassismus<br />
Weihburggasse <strong>10</strong>-12<br />
<strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong><br />
Anonymität und Diskretion Ihrer Meldung werden<br />
selbstverständlich zugesichert.<br />
Benjamin Vyssoki: „Es ist<br />
manchmal wirklich eindrucksvoll,<br />
wie rasch sich<br />
mit der richtigen Unterstützung<br />
vieles aufbrechen<br />
und lösen lässt.“<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Können Sie zusammenfassen,<br />
wie die gesundheitlichen, sozialen,<br />
aber auch ökonomischen Auswirkungen<br />
bei Mobbing aussehen?<br />
Baldinger-Melich: Mobbingbetroffene<br />
fallen nach einer Zeit immer auf<br />
irgendeine Art und Weise aus, weil sie<br />
nicht mehr in die Arbeit gehen wollen<br />
oder können, durch Krankenstände<br />
oder dergleichen. Dabei hätte man den<br />
Konflikt viel früher und besser lösen<br />
können. Eine Lösung kann auch sein,<br />
frühzeitig das Arbeitsumfeld zu verlassen<br />
oder sich einzugestehen, dass man<br />
nicht in ein bestimmtes Team passt.<br />
Mobbing hat natürlich gesundheitliche<br />
Folgen bis hin zu psychischen Erkrankungen<br />
wie Depression oder Arbeitsunfähigkeit.<br />
Durch lange Krankenstände<br />
steigt der Druck im Team noch mehr,<br />
auch <strong>für</strong> die Person, die dem Betroffenen<br />
nachfolgt.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Kennen Sie sie aktuelle<br />
Zahlen von Mobbingfälle in Krankenhäusern?<br />
Kann man sagen, es ist in den<br />
letzten Jahren mehr geworden oder sind<br />
die Menschen sensibilisierter was dieses<br />
Thema betrifft?<br />
Vyssoki: Es ist gut untersucht, dass Corona<br />
der Psyche generell nicht gutgetan<br />
hat. Und man sieht auch, welche Abteilungen<br />
in Krankenhäusern eher anfällig<br />
<strong>für</strong> Mobbingprozesse sind. Das sind<br />
häufig operative Abteilungen, Notfall<br />
oder Erstaufnahme plus Intensivstationen.<br />
Hier ist ganz klar zu sehen, umso<br />
größer der Zeit- und der individuelle<br />
Druck, je schwerwiegender auch potenzielle<br />
Fehler im Rahmen des Arbeitsprozesses<br />
sein können, umso größer die<br />
Prävalenz <strong>für</strong> Konflikte innerhalb des<br />
Teams und auch Mobbing. Nun kann<br />
man davon ausgehen, weil die Belastung<br />
im Gesundheitssystem in den letzten<br />
Jahren deutlich zugenommen hat<br />
und zusätzlich die momentane Personalknappheit,<br />
dass es eher zu einer Steigerung<br />
der Konflikte kommen wird und<br />
daraus folgend die Mobbingprävalenz.<br />
Baldinger-Melich: Ich kenne jetzt<br />
keine genauen Zahlen, aber ich rechne<br />
damit, wenn diese Zahlen steigen, dass<br />
es unter anderem auch damit zu tun<br />
hat, dass die Definition bekannter und<br />
die Sensibilisierung höher ist. Mobbing<br />
wird es immer schon gegeben haben,<br />
aber nun kann es besser benannt<br />
werden. <br />
Fotos: Michaela Obermair<br />
12 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>
NEWS INTERN<br />
72. <strong>Wien</strong>er Ärzteball<br />
Im Zeichen von Karl Landsteiner<br />
Auch 2024 heißt es in der <strong>Wien</strong>er Hofburg am letzten Samstag im Jänner wieder „Meet the Medics“<br />
und der 72. <strong>Wien</strong>er Ärzteball wird zur „Nacht der Medizin“. Der Ärzteball steht diesmal ganz<br />
im Zeichen eines bedeutenden österreichischen Pioniers der Medizin: Karl Landsteiner. Ab sofort<br />
können Karten und Tischplätze über die Website www.aerzteball.at bestellt werden.<br />
Foto: Wide World Photo / ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com<br />
► Der Nobelpreisträger<br />
Landsteiner gilt durch<br />
seine bahnbrechenden Entdeckungen<br />
auf dem Gebiet der<br />
Blutgruppenserologie als „Vater<br />
der Immunhämatologie“,<br />
der damit den Grundstein <strong>für</strong><br />
die moderne Transfusionsmedizin<br />
legte und so Millionen<br />
Menschenleben rettete. Gestaltung<br />
und Dekorationselemente<br />
nehmen die Besucherinnen<br />
und Besucher mit zu<br />
überraschenden Begegnungen<br />
mit der Medizingeschichte<br />
und beleuchten Interessantes<br />
oder gar bisher Unbekanntes.<br />
<strong>Wien</strong>er Blut<br />
Die Balleröffnung mit Stücken aus der<br />
Strauss-Operette „<strong>Wien</strong>er Blut“ nimmt<br />
auf die Arbeit Karl Landsteiners Bezug<br />
ebenso wie die Ballspende, ein Hand-<br />
Kunstdruck in einer Auflage von 3.500<br />
Stück, die diesmal von Studenten der<br />
Universität <strong>für</strong> Angewandte Kunst gestaltet<br />
wurde. Sie nimmt damit die<br />
Tradition der künstlerisch gestalteten<br />
Ballspenden in neuer Form auf.<br />
Seit 2013 kommen der Reinerlös sowie<br />
gesammelte Spenden des Ärzteballs<br />
einer karitativen Organisation zugute.<br />
So konnten in den letzten Jahren<br />
schon viele soziale Einrichtungen unterstützt<br />
werden. Zuletzt konnten im<br />
Jahr <strong>2023</strong> 59.745 Euro an das MOMO<br />
Kinderhospiz gespendet werden. 2024<br />
geht der Reinerlös an das Projekt „StoP<br />
- Stadtteile ohne Partnergewalt“ des<br />
Vereins Autonome Österreichische<br />
Frauenhäuser.<br />
Für „frühe Vögel“<br />
Ab sofort können Karten und Tischplätze<br />
über die Website www.aerzteball.at<br />
bestellt werden. Das spezielle<br />
„U30 Early Bird“-Kartenkontingent zu<br />
Der Nobelpreisträger Landsteiner gilt als „Vater der Immunhämatologie“.<br />
ermäßigten Preisen <strong>für</strong> alle Ärztinnen<br />
und Ärzte unter 30 Jahren wird es auch<br />
2024 beim Ärzteball geben. Das sogenannte<br />
Late Night Ticket um 30 Euro<br />
ermöglicht einen späteren, aber vergünstigten<br />
Einlass ab 00.30 Uhr, ist<br />
jedoch limitiert, da es an die maximal<br />
erlaubte Besucherzahl gebunden ist.<br />
Bei den Tickets bleibt es bei der Umstellung<br />
auf print@home- und mobile-<br />
Tickets. Ein Ballbüro wird es auch 2024<br />
nicht geben, da alles elektronisch abgewickelt<br />
werden kann. <br />
Service: 72. <strong>Wien</strong>er Ärzteball am 27.<br />
Jänner 2024 in der <strong>Wien</strong>er Hofburg.<br />
Kleidung: bodenlanges Abendkleid,<br />
schwarzer Frack mit Dekoration,<br />
schwarzer Smoking, Gala-Uniform.<br />
Preise: Damen-, Herrenkarte 145 Euro;<br />
Studierende 60 Euro; U30 Early Bird:<br />
95 Euro (limitiert); Late Night (Einlass<br />
ab 00.30 Uhr): 30 Euro (limitiert). Auf<br />
der Website www.aerzteball.at gibt es<br />
alle wichtigen Informationen zu Tischund<br />
Kartenbestellungen, Dresscode,<br />
Unterhaltungsprogramm und Kulinarik.<br />
Seit 2013<br />
kommen<br />
der Reinerlös<br />
sowie<br />
gesammelte<br />
Spenden des<br />
Ärzteballs<br />
einer karitativen<br />
Organisation<br />
zugute.<br />
Mittanzen im<br />
Eröffnungskomitee<br />
des Ärzteballs 2024<br />
Der Einzug des Eröffnungskomitees<br />
ist ein fixer Höhepunkt<br />
des <strong>Wien</strong>er Ärzteballs und der Moment,<br />
dem die Tanzpaare monatelang<br />
entgegenfiebern.<br />
Geboten werden eine rauschende<br />
Ballnacht, beste Stimmung und<br />
eine einmalige Erfahrung bereits<br />
während der Ballproben.<br />
In diesem Jahr wird speziell nach<br />
Tanzpaaren gesucht, die im Zeitraum<br />
von 1997 bis 2007 geboren<br />
wurden und über Walzerkenntnisse<br />
verfügen. Der Eröffnungsbeitrag<br />
beträgt 35 Euro pro Person. Mit<br />
diesem Beitrag können die Debütantinnen<br />
und Debütanten den<br />
Ball bis zum Ende genießen und<br />
die Jungdamen dürfen ihren Kopfschmuck<br />
als Andenken behalten.<br />
Die Anmeldung <strong>für</strong> das<br />
Eröffnungskomitee ist möglich<br />
unter https://www.aerzteball.at/<br />
eroeffnungskomitee.<br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 13
INTERN NEWS<br />
Militärmedizin<br />
„Das Spannende ist die Vielfalt“<br />
Sylvia-Carolina Sperandio ist als Heeressanitätschefin die oberste Frau der Militärmedizin in<br />
Österreich. Im Interview mit <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> und Öffentlichkeitsreferent Christoph Pelanek<br />
spricht sie über die umfangreichen beruflichen Möglichkeiten <strong>für</strong> Medizinerinnen und Mediziner<br />
beim Bundesheer und darüber, was die ärztliche Tätigkeit beim Militär so außergewöhnlich macht.<br />
Von Elisa Cavalieri<br />
► <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Frau Brigadier<br />
Sperandio, was kann man sich<br />
eigentlich genau unter Militärmedizin vorstellen?<br />
Sperandio: Grundsätzlich unterscheidet<br />
sich die Basis der Militärmedizin<br />
nicht von der restlichen Medizin. Was<br />
sie jedoch ausmacht, ist ihre große Vielfalt<br />
und die einzigartigen Nischen.<br />
Ein Teil der Militärmedizin umfasst die<br />
medizinische Versorgung der Soldatinnen<br />
und Soldaten im Gefecht. Die<br />
Soldatinnen und Soldaten werden darauf<br />
trainiert, einander am Gefechtsfeld<br />
helfen zu können und bei Verletzungen<br />
einer Kameradin oder eines Kameraden<br />
selbst erste Maßnahmen zu setzen.<br />
Beim Bundesheer gibt es natürlich<br />
auch Notfalls- und Rettungssanitäterinnen<br />
und -sanitäter. Sie unterscheiden<br />
sich zu herkömmlichen Rettungsorganisationen<br />
dahingehend, dass sie<br />
mit geschützten Fahrzeugen und einer<br />
Schutzausrüstung ausgestattet sind,<br />
sodass auch unter Beschuss notfallmedizinische<br />
Maßnahmen gesetzt werden<br />
können. In der Sanitätsversorgungskette<br />
geht es letztlich hinauf bis hin zur Endversorgung<br />
oder Rehabilitation.<br />
Ein weiterer wichtiger Teil der Militärmedizin<br />
umfasst die Stellung oder die<br />
Musterung, sämtliche Screening-Untersuchungen,<br />
wie auch Tauglichkeitsun-<br />
Arbeiten als Militärärztin<br />
oder Militärarzt<br />
„Es gibt immer<br />
etwas,<br />
wo man sich<br />
einbringen<br />
kann, was<br />
man mitentwickeln<br />
oder<br />
selbst gestalten<br />
kann.“<br />
Das österreichische Bundesheer bietet Ärztinnen und<br />
Ärzten die Möglichkeit, in spannenden Einsätzen<br />
internationale Erfahrungen zu sammeln und in einem<br />
abwechslungsreichen Umfeld Menschen zu helfen.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
https://karriere.bundesheer.at/karriere/arzt<br />
Sylvia-Carolina Sperandio: „Abenteuerlustig war ich ja immer schon.“<br />
tersuchungen, beispielsweise Auslandstauglichkeit<br />
oder Fliegertauglichkeit.<br />
Was auch zur Militärmedizin gehört,<br />
ist die alltägliche truppenärztliche Versorgung<br />
der Rekrutinnen und Rekruten,<br />
die beim Heer versichert sind. Sie<br />
werden von niedergelassenen Truppenärztinnen<br />
und -ärzten behandelt,<br />
das sind sozusagen die Hausärztinnen<br />
und Hausärzte der Grundwehrdienstleistenden<br />
und jener, die Miliz üben,<br />
und somit beim Bundeheer versichert<br />
sind und nicht bei einem anderen Sozialversicherungsträger.<br />
Und wir betreiben in Österreich vier<br />
Militärkrankenanstalten, in Innsbruck,<br />
Graz, Hörsching und <strong>Wien</strong>, die alle<br />
spezifische Schwerpunkte haben, die<br />
<strong>für</strong> das Militär relevant sind. Das reicht<br />
von Alpinmedizin, Psychotraumatologie,<br />
Fliegermedizin oder Arbeitsmedizin<br />
bis hin zu Leistungsmedizin.<br />
Pelanek: Sie sind ursprünglich Allgemeinmedizinerin<br />
– wie sind Sie zum Militär<br />
gekommen?<br />
Sperandio: Vor vielen Jahren durfte ich<br />
beim allerersten Notarztkurs, den das<br />
österreichische Bundesheer veranstaltet<br />
hat, teilnehmen. Damals gab es noch<br />
keine Soldatinnen beim Heer und ich<br />
war nicht nur die einzige Frau, sondern<br />
auch die einzige zivile Person in diesem<br />
Kurs unter lauter Militärärzten. Es war<br />
eine spannende, tolle Ausbildung, und<br />
als später beschlossen wurde, dass auch<br />
Frauen zum Bundesheer gehen können,<br />
ist man aktiv an mich herangetreten, ob<br />
ich mir das vorstellen könnte.<br />
Zu dieser Zeit gab es keinen Ärztemangel,<br />
als Ärztin oder Arzt musste man lange<br />
auf Ausbildungsstellen warten, und so<br />
habe ich mir gedacht, ich schaue mir das<br />
einmal an. Abenteuerlustig war ich ja<br />
immer schon, ins Ausland gehen wollte<br />
ich auch, das war stets ein Traum von<br />
mir. Schon während meines Studiums<br />
habe ich in Nepal in einem Kinderspital<br />
gearbeitet. So habe ich die Aufnahmsprüfung<br />
beim Heer absolviert, auf Anhieb<br />
bestanden und bin geblieben, weil<br />
die letzten 25 Jahre einfach unglaublich<br />
Fotos: Stefan Seelig<br />
14 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>
NEWS INTERN<br />
spannend waren. Ich habe viel erlebt,<br />
von Einsätzen beim Lawinenunglück in<br />
Galtür über Erdbebenhilfe in der Türkei<br />
mit AFDRU (Austrian Forces Disaster<br />
Relief) bis hin zu Auslandseinsätzen in<br />
Lateinamerika und Afrika im Rahmen<br />
meines Engagements bei UNDAC (United<br />
Nations Disaster Assessment and<br />
Coordination) mit dem Ziel, Menschen<br />
in Krisengebieten und im Katastrophenfall<br />
vor Ort zu helfen.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Welche Qualifikationen<br />
muss man mitbringen, wenn man als<br />
Ärztin oder Arzt zum Militär gehen will?<br />
Sperandio: Es kommt darauf an, ob<br />
man als zivile Militärärztin beziehungsweise<br />
ziviler Militärarzt arbeiten möchte<br />
oder ob man Offizierin oder Offizier des<br />
militärmedizinischen Dienstes werden<br />
will. Das muss man trennen.<br />
Wenn man Offizierin oder Offizier des<br />
militärmedizinischen Dienstes werden<br />
will, sollte man eine gewisse körperliche<br />
Leistungsfähigkeit mitbringen,<br />
damit man keine Probleme hat, die<br />
militärische Basisausbildung zu absolvieren.<br />
Die Ärztinnen und Ärzte, die<br />
eine militärische Karriere machen und<br />
Uniform tragen, können beispielsweise<br />
Kommandantinnen oder Kommandanten<br />
der Militärkrankenanstalten<br />
oder Sanitätszentren werden, sie können<br />
als Bataillonsärztinnen und -ärzte<br />
bei der Sanitätstruppe bleiben oder<br />
Brigadeärztinnen und -ärzte werden, in<br />
dieser Funktion das gesamte Sanitätspersonal<br />
koordinieren und den Brigadekommandantinnen<br />
beziehungsweise<br />
-kommandanten beratend zur Seite<br />
stehen.<br />
Öffentlichkeitsreferent Christoph Pelanek<br />
Es gibt aber auch die Möglichkeit als<br />
Militärärztin und Militärarzt zivil zu<br />
bleiben, das sind beispielsweise die<br />
Stellungsärztinnen und -ärzte oder die<br />
Truppenärztinnen und -ärzte. Aber <strong>für</strong><br />
verschiedene Funktionen, insbesondere<br />
in den Führungsriege, ist die Grundwehrausbildung<br />
erforderlich.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Was macht die Arbeit<br />
als Ärztin oder Arzt beim Bundesheer<br />
besonders?<br />
Sperandio: Es ist eine eigene Welt mit<br />
einer unglaublichen Vielfältigkeit. Man<br />
hat die Möglichkeit, Ausbildungen zu<br />
machen, die man sonst nirgends machen<br />
kann, auch bei internationalen Streitkräften.<br />
Man erlernt Führungsverhalten,<br />
die Bewältigung von Massenanfällen,<br />
Planung, die Arbeit innerhalb von Krisenstäben.<br />
Für mich ist das Besondere<br />
diese Abwechslung, und ich glaube, dass<br />
engagierte Ärztinnen und Ärzte beim<br />
Militär gute Chancen haben, eine Nische<br />
zu finden, in der sie „Expert of the<br />
Sylvia-Carolina Sperandio: „Für mich ist das Besondere diese Abwechslung.“<br />
„Mein<br />
großes Ziel<br />
ist, das<br />
militärische<br />
Gesundheitswesen<br />
wieder so<br />
zu etablieren,<br />
dass<br />
es die Anerkennung<br />
bekommt,<br />
die es aus<br />
meiner Sicht<br />
auch haben<br />
sollte.“<br />
Nation“ werden können. Die meisten<br />
Militärärztinnen und Militärärzte, die<br />
schon lange bei uns sind, werden auch<br />
in Arbeitsgruppen miteinbezogen, wenn<br />
etwas Neues entwickelt wird, das kann<br />
beispielsweise die Evaluierung des Einsatzrucksacks<br />
sein, wenn wir einen Panzer<br />
oder ein Luftfahrzeug <strong>für</strong> den Krankentransport<br />
neu einrüsten. Es gibt immer<br />
etwas, wo man sich einbringen kann, was<br />
man mitentwickeln oder selbst gestalten<br />
kann. Ich persönlich konnte im Zuge<br />
meiner militärischen Tätigkeit schon so<br />
viele interessante Sachen machen. Wäre<br />
ich im zivilen System geblieben, wäre das<br />
nicht möglich gewesen.<br />
Pelanek: Welche Ziele haben Sie als Heeressanitätschefin?<br />
Sperandio: Mein großes Ziel ist, das<br />
militärische Gesundheitswesen wieder<br />
so zu etablieren, dass es die Anerkennung<br />
bekommt, die es aus meiner Sicht<br />
auch haben sollte. Besonders in Zeiten,<br />
in denen die Krisensituationen deutlich<br />
zeigen, dass man Gesundheitssysteme<br />
anders darauf vorbereiten muss, als sie<br />
derzeit gestaltet sind. Ich spreche jetzt<br />
nicht nur von der Pandemie, sondern<br />
von anderen einschneidenden Risikofaktoren,<br />
auf die wir in Österreich wenig<br />
vorbereitet sind. Das wäre mein großes<br />
Anliegen, dass wir wieder ein Standing<br />
bekommen, das im Sinne des staatlichen<br />
Krisen- und Katastrophenmanagements<br />
wertvoll ist.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Wie kann man das<br />
erreichen?<br />
Sperandio: Natürlich ist eine ausreichende<br />
Finanzierung ein wichtiger<br />
Punkt, denn Einsatzgeräte, Luftfahrzeuge,<br />
Panzer und deren Einrüstung<br />
sind nicht billig. Die zweite wichtige<br />
Säule ist ein gut und umfangreich aufgestelltes<br />
Sanitätspersonal. Wir arbeiten<br />
gerade interessante Laufbahnbilder <strong>für</strong><br />
Sanitätspersonal aller Gesundheitsberufe<br />
aus und schauen, dass wir attraktive<br />
Möglichkeiten bieten, besonders mit<br />
speziellen Ausbildungsmöglichkeiten.<br />
Wenn Kolleginnen und Kollegen, seien<br />
es Ärztinnen und Ärzte oder Personen<br />
vom Sanitätspersonal, beispielsweise<br />
eine Dschungel-Ausbildung oder eine<br />
Sahara-Ausbildung machen möchten,<br />
haben sie bei uns die Möglichkeit. Und<br />
je besser wir vom Personal her ausgestattet<br />
sind, desto attraktiver könnte man<br />
das gestalten. <br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 15
INTERN NEWS<br />
Serie Wohlfahrtsfonds – Teil 4<br />
Post vom Wohlfahrtsfonds<br />
Als junge Ärztin oder junger Arzt am Beginn der Karriere müssen Sie<br />
sich gegen gewisse Gefahren versichern, denn der Moment, in dem eine<br />
akute Belastung auftritt, wartet nicht auf den passenden Zeitpunkt.<br />
Als Ärztin oder Arzt sind Sie Pflichtmitglied im Wohlfahrtsfonds und<br />
haben ab dem ersten Tag eine starke Vorsorge an Ihrer Seite. Post vom<br />
Wohlfahrtsfonds kann daher mit gutem Gewissen geöffnet werden.<br />
Von Magdalena Gruber<br />
► Aufgehoben ist nicht aufgeschoben,<br />
besser spät als nie, morgen<br />
ist auch noch ein Tag – geht es um die<br />
Planung der Altersvorsorge, lassen sich<br />
viele gerne Zeit.<br />
Wovon hängt die richtige Altersvorsorge<br />
ab? Vom richtigen Zeitpunkt. Denn<br />
je länger man mit der Altersvorsorge<br />
wartet, desto teurer wird es, einen guten<br />
Vorsorgelevel zu erreichen. Eines ist aber<br />
klar, die gesetzliche Pension allein reicht<br />
nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard<br />
im Alter zu halten. Von einer<br />
Mitgliedschaft beim Wohlfahrtsfonds<br />
profitiert man damit langfristig. Was<br />
wie ein simpler Werbeslogan klingt, ist<br />
bei näherer Betrachtung aber gar nicht<br />
so profan, wie man annehmen könnte.<br />
Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger<br />
von heute haben wenig bis kaum<br />
Vertrauen in die staatliche Pensionsvorsorge<br />
und natürlich gibt es nicht<br />
DEN Königsweg zum sorgenfreien<br />
Ruhestand – aber junge Ärztinnen und<br />
Ärzte beziehungsweise Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte haben als Mitglieder<br />
im Wohlfahrtsfonds automatisch eine<br />
sichere zweite Säule in der Pensionsvorsorge,<br />
auf die sie im Alter vertrauen<br />
können. Alles was Sie da<strong>für</strong> tun müssen,<br />
ist einmal im Jahr Ihre Einkommensunterlagen<br />
zu übermitteln, denn<br />
daraus ergibt sich die jährliche Höhe<br />
des einzuzahlenden Beitrags. Sie müssen<br />
sich hier keinen Kalendereintrag<br />
machen, wann die Zahlungen fällig<br />
sind, eine Erinnerung hier<strong>für</strong> erhalten<br />
Sie schriftlich. Und ja, die Digitalisierung<br />
ist auch im Wohlfahrtsfonds Thema.<br />
Dieser arbeitet bereits an einer umfassenden<br />
App, mit der alle relevanten<br />
Angelegenheiten zukünftig bequem<br />
online erledigt werden können.<br />
Junge Ärztinnen<br />
und<br />
Ärzte beziehungsweise<br />
Zahnärztinnen<br />
und<br />
Zahnärzte<br />
haben als<br />
Mitglieder<br />
im Wohlfahrtsfonds<br />
automatisch<br />
eine sichere<br />
zweite Säule<br />
in der Pensionsvorsorge.<br />
Wenn Sie also kürzlich Ihre berufliche<br />
Laufbahn als Ärztin, Arzt, Zahnärztin<br />
oder Zahnarzt gestartet haben, haben<br />
sie möglicherweise bereits Fragen bezüglich<br />
des Briefs, den Sie Mitte des<br />
Jahres vom Dienstleister der Ärztekammer,<br />
der Concisa Vorsorgeberatung<br />
und Management AG, kurz „Concisa“<br />
erhalten haben, sowie des beigefügten<br />
farbigen Zettels, der das Formular zur<br />
Einkommenserklärung darstellt. Dieses<br />
Formular wird allen Mitgliedern<br />
des Wohlfahrtsfonds zur Verfügung<br />
gestellt und das Ausfüllen und fristgerechte<br />
Einreichen garantieren die faire<br />
und korrekte Berechnung des erforderlichen<br />
Beitrags auf Basis des ärztlichen<br />
Einkommens. Spätestens zu diesem<br />
Zeitpunkt stellen sich viele Jungmedizinerinnen<br />
und Jungmediziner die<br />
Fragen: Was genau ist der Wohlfahrtsfonds?<br />
Warum ist es notwendig, mein<br />
Einkommen offenzulegen? Und vor<br />
Um mit der Zeit zu gehen, wurde<br />
das Logo des Wohlfahrtsfonds<br />
leicht adaptiert: Neu sind die<br />
genderneutrale Wortmarke, die<br />
Farbgebung und eine optische Vielfältigkeit<br />
der abgebildeten Figuren,<br />
die Frauen und Männer gleichermaßen<br />
repräsentieren sollen.<br />
allem, welchen Nutzen bringt mir die<br />
Mitgliedschaft?<br />
Lassen Sie uns zunächst das System<br />
Wohlfahrtsfonds näher beleuchten. Im<br />
weiteren Verlauf dieses Artikels werden<br />
wir uns dann erneut mit dem richtigen<br />
Ausfüllen und Zusammenstellen der<br />
erforderlichen Unterlagen befassen, die<br />
an die „Concisa“ übermittelt werden.<br />
Wohlfahrtsfonds-<br />
Mitgliedschaft<br />
Jede Turnusärztin und jeder Turnusarzt,<br />
die oder der den Beruf in <strong>Wien</strong><br />
aufnimmt, wird automatisch auch Mitglied<br />
des Wohlfahrtsfonds. Dasselbe<br />
gilt auch <strong>für</strong> Berufseinsteigerinnen und<br />
Berufseinsteiger in der Zahnmedizin.<br />
Der Wohlfahrtsfonds der Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> ist nach der gesetzlichen<br />
Pensionsversicherung die zweite Säule<br />
Ihrer Altersversorgung. Zudem gewährt<br />
er eine Invaliditätsversorgung,<br />
eine Hinterbliebenenversorgung, eine<br />
Kinder- beziehungsweise Waisenunterstützung<br />
sowie eine Krankenunterstützung.<br />
Es ist wichtig zu erwähnen,<br />
dass der Wohlfahrtsfonds dabei auf<br />
dem Gedanken der beruflichen Solidarität<br />
und der kollegialen Hilfsverpflichtung<br />
aufbaut. Seine Leistungen<br />
werden ohne staatliche Hilfe aus-<br />
16 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>
NEWS INTERN<br />
kalender kann nunmehr auch über die<br />
Website der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
abgerufen werden: www.aekwien.at/<br />
sitzungskalender-verwaltungsausschuss.<br />
Einbringen der Unterlagen<br />
Die folgende Vorgehensweise bezieht<br />
sich auf Turnusärztinnen und Turnusärzte,<br />
also <strong>für</strong> alle, die womöglich zum<br />
ersten Mal ihre Einkommensunterlagen<br />
vorlegen müssen.<br />
Vorweggesagt, nur den wenigsten Mitgliedern<br />
ist bewusst, dass Dienstgeber<br />
oder auch Sozialversicherungsträger<br />
der Ärztekammer keinerlei Informationen<br />
über die Art oder das Ausmaß der<br />
Beschäftigung einer Ärztin oder eines<br />
Arztes zur Verfügung stellen. Vielmehr<br />
liegt die gesetzliche Verpflichtung zur<br />
Meldung ausschließlich beim jeweiligen<br />
Mitglied.<br />
Foto: Andrey Popov/stock.adobe.com<br />
schließlich aus den Beiträgen der Mitglieder<br />
finanziert.<br />
Machen wir das Ganze aber ein wenig<br />
greifbarer:<br />
•Finanzieller Schutz vor Krankheit und<br />
Invalidität ab dem ersten Arbeitstag<br />
•Auch Ihre Angehörigen sind geschützt<br />
•Beiträge sind steuerlich absetzbar<br />
•Sichere zweite Säule in der Altersversorgung<br />
Einen wirklich guten Überblick und<br />
Einführung in die umfangreichen Leistungen<br />
erhalten Sie auch in kurzen Videoclips,<br />
die auf der Webseite der <strong>Wien</strong>er<br />
Ärztekammer unter www.aekwien/<br />
wohlfahrtsfonds zur Verfügung gestellt<br />
werden.<br />
Grundlagen des<br />
Wohlfahrtsfonds<br />
Die Grundlagen des Wohlfahrtsfonds<br />
finden sich im bundesweit geltenden<br />
Ärztegesetz, welches allerdings nur einen<br />
allgemeinen Rahmen festlegt. Die<br />
Ausgestaltung der Höhe der Beiträge<br />
und Leistungen obliegt jedem Bundesland<br />
selbst und wird in den Satzungen<br />
und Beitragsordnungen geregelt. Verantwortlich<br />
<strong>für</strong> die konkrete Ausgestaltung<br />
des <strong>Wien</strong>er Wohlfahrtsfonds<br />
sind der Verwaltungsausschuss sowie<br />
die Erweiterte Vollversammlung (erweitert<br />
um Mitglieder aus der Zahnärztekammer).<br />
Wenn Sie das Thema<br />
Verwaltungsausschuss und wie dieser<br />
arbeitet interessiert, möchten wir Sie an<br />
dieser Stelle gerne auf einen Artikel der<br />
Ausgabe 05/<strong>2023</strong> von <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
(Seite 12 ff.) aufmerksam machen, den<br />
Sie online unter www.aekwien.at/<br />
aerztinfuerwien nachlesen können.<br />
Wer ist die Concisa?<br />
Beim Blick auf das uns nun schon bekannte<br />
farbige Formular zur Einkommenserklärung<br />
finden Sie die Angabe,<br />
dass sämtliche Unterlagen nicht an die<br />
Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, sondern an die<br />
Concisa AG übermittelt werden sollen.<br />
Die Concisa AG (www.bonusvorsorge.at/<br />
CONCISA/HOME) ist <strong>für</strong> die Administration<br />
des Wohlfahrtsfonds zuständig<br />
und als externer Dienstleister verantwortlich<br />
<strong>für</strong> die Leistungsauszahlung,<br />
der Abwicklung der Beitragszahlungen<br />
und sämtlicher eingebrachter Anträge,<br />
vom Antrag des Partus-Geldes bis<br />
hin zu Pensionsanträgen. Darüber, ob<br />
einem Antrag stattgegeben oder dieser<br />
abgelehnt wird, entscheidet letztendlich<br />
der Verwaltungsausschuss in einer<br />
seiner circa alle zwei Monate stattfindenden<br />
Sitzungen. Dieser Sitzungs-<br />
Den wenigsten<br />
Mitgliedern<br />
ist bewusst,<br />
dass Dienstgeber<br />
oder<br />
auch Sozialversicherungsträger<br />
der Ärztekammer<br />
keinerlei<br />
Informationen<br />
über<br />
die Art oder<br />
das Ausmaß<br />
der Beschäftigung<br />
einer<br />
Ärztin oder<br />
eines Arztes<br />
zur Verfügung<br />
stellen.<br />
Erster Schritt: Akontierung<br />
Für das laufende Arbeitsjahr wird stets<br />
ein vorläufiger Fondsbeitrag vom Bruttogrundgehalt<br />
durch die Dienstgeber<br />
einbehalten und auf das Konto des<br />
Wohlfahrtsfonds überwiesen (= Akontierung).<br />
Dieser vorläufige Fondsbeitrag<br />
wird am Jahresende auf den endgültigen<br />
Fondsbeitrag angerechnet. Der<br />
vorläufige Fondsbetrag beträgt bei Berufsanfängerinnen<br />
und Berufsanfängern<br />
11 Prozent vom Bruttogrundgehalt.<br />
Dieser Prozentsatz ist nicht individuell<br />
gewählt, sondern findet auf alle ärztlichen<br />
beziehungsweise zahnärztlichen<br />
Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger<br />
gleichermaßen Anwendung.<br />
Die Concisa AG benötigt Ihre Einkommensunterlagen<br />
im weiteren Schritt<br />
dann <strong>für</strong> die Berechnung des endgültigen<br />
Fondsbeitrags. Vom konkret ermittelten<br />
Betrag durch Ihre übermittelten<br />
Einkommensunterlagen werden<br />
dann die geleisteten Akontierungen abgezogen,<br />
sodass entweder ein Guthaben<br />
oder ein Rückstand entsteht.<br />
Warum ist das System so kompliziert?<br />
Warum reicht nicht ein einfacher Gehaltsabzug<br />
wie bei der Einkommenssteuer<br />
oder bei meinen Sozialversicherungsbeiträgen?<br />
Um treffsicherer zu sein, bemisst sich<br />
der Fondsbeitrag in <strong>Wien</strong> immer auf<br />
Grundlage der aus ärztlicher beziehungsweise<br />
zahnärztlicher Tätigkeit<br />
erzielten Einkünfte. Im Regelfall erwirtschaften<br />
Ärztinnen und Ärzte ><br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 17
INTERN NEWS<br />
und Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
aber nicht nur Einkünfte aus einer angestellten<br />
Tätigkeit, sondern erzielen<br />
auch selbstständige Einkünfte, zum<br />
Beispiel bei Vertretungen oder im Falle<br />
von Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung<br />
auch aus Sonderklassegeldern.<br />
Auch diese Einnahmen müssen der<br />
Bemessung zugrunde gelegt werden<br />
und sind aus dem einfachen Gehaltsbezug<br />
nicht ersichtlich.<br />
Dies ist deshalb so, da auch bei rein<br />
selbstständig tätigen Mitgliedern deren<br />
gesamtes Einkommen aus ärztlicher Tätigkeit<br />
in die Bemessung miteinfließt.<br />
Zweiter Schritt:<br />
Einkommensformular<br />
Sie können hier entweder das berühmte<br />
farbige Erklärungsformular vollständig<br />
ausgefüllt per Post an die Concisa<br />
AG schicken oder sicher und DSGVOkonform<br />
über die Website der Concisa<br />
AG https://pkdatentransfer.at/submit/<br />
Datenservice_Concisa_WFF übermitteln.<br />
Im Einkommensformular sind anzugeben:<br />
•Jahresbruttogehalt (=alle monatlichen<br />
Lohnabrechnungen oder der Jahreslohnzettel<br />
des Dienstgebers – L16)<br />
•Werbungskosten (diese reduzieren<br />
die Bemessungsgrundlage) - Sie berechnen<br />
sich auf Basis mehrerer Einzelposten<br />
und sind im Jahreslohnzettel<br />
L16 sowie im Bescheid über die Arbeitnehmerveranlagung<br />
ausgewiesen<br />
•Einkünfte aus Sonderklassegeldern<br />
Der Erklärung sind der Jahreslohnzettel<br />
(L 16) und der Einkommensteuerbescheid,<br />
sowie die monatlichen<br />
Lohnabrechnungen (Monatsgehaltszettel)<br />
beizulegen. Alternativ zu den<br />
Monatsgehaltszetteln können Sie das<br />
Jahreslohnkonto (Achtung: Jahreslohnkonto<br />
≠ Jahreslohnzettel) beilegen.<br />
Woher bekomme ich meine<br />
Unterlagen?<br />
Der Einkommensteuerbescheid ist gemeinsam<br />
mit dem Jahreslohnzettel auf<br />
FinanzOnline abrufbar. Die Monatsgehaltszettel<br />
und das Jahreslohnkonto<br />
erhalten Sie vom Dienstgeber.<br />
Grundsätzlich sind jeweils die Unterlagen<br />
des drittvorangegangenen Jahres<br />
(das wären <strong>für</strong> <strong>2023</strong> die Unterlagen von<br />
2020) <strong>für</strong> die Berechnung des Fondsbeitrags<br />
zu übermitteln, da dies jenes<br />
Für die Fondsbeitragsabrechnung <strong>2023</strong> ist die Rücksendung der ausgefüllten Erklärungen wichtig.<br />
Um treffsicherer<br />
zu<br />
sein, bemisst<br />
sich<br />
der Fondsbeitrag<br />
in<br />
<strong>Wien</strong> immer<br />
auf Grundlage<br />
der aus<br />
ärztlicher<br />
beziehungsweise<br />
zahnärztlicher<br />
Tätigkeit<br />
erzielten<br />
Einkünfte.<br />
Gut zu wissen<br />
Aktuelle Termine <strong>für</strong> die Fondsbeitragsabrechnung <strong>2023</strong>:<br />
Derzeit wichtig: Rücksendung der ausgefüllten Erklärungen<br />
Jahr ist, das zum Zeitpunkt der Fondsbeitragsfestsetzung,<br />
in dem Fall <strong>für</strong> das<br />
Jahr <strong>2023</strong>, bereits abschließend vom Finanzamt<br />
veranlagt sein sollte.<br />
Nun waren Sie als Turnusärztin oder<br />
Turnusärztin womöglich 2020 aber<br />
noch in keiner Anstellung. In dem Fall<br />
werden die Unterlagen des Jahres <strong>2023</strong><br />
zur Bemessung des Fondsbeitrages <strong>2023</strong><br />
herangezogen. Da in diesen Fällen eine<br />
Vorlage der Unterlagen erst nach Ablauf<br />
des Jahres <strong>2023</strong> möglich ist, ersuchen<br />
wir Sie, auf dem Formular vorerst<br />
nur die erste Position (Vorlage der Unterlagen<br />
<strong>2023</strong>) anzukreuzen und dieses<br />
Formular der Concisa AG zu übermitteln.<br />
Die Detailunterlagen übersenden<br />
Sie der Concisa AG bitte sobald Sie<br />
diese – nach Ablauf des Jahres <strong>2023</strong> –<br />
komplettiert haben, spätestens jedoch<br />
bis zum 31. März 2024.<br />
Ist das Beitragsjahr abgerechnet, erhalten<br />
Sie von der Concisa einen entsprechenden<br />
Bescheid. <br />
Bis 31. März 2024: Übermittlung der Einkommensunterlagen <strong>für</strong> all jene Ärztinnen<br />
und Ärzte beziehungsweise Zahnärztinnen und Zahnärzte mit Eintragung<br />
in die Ärzteliste/Zahnärzteliste ab 2021<br />
Bis 31. Mai 2024: Versand der Bescheide über den endgültigen Fondsbeitrag<br />
<strong>2023</strong>. Nach Ablauf des Beitragsjahres wird der endgültige Fondsbeitrag ehestmöglich<br />
festgesetzt.<br />
Bis vier Wochen nach Rechtskraft des Bescheides: Rückzahlung der Guthaben<br />
aus der Fondsbeitragsendabrechnung, sofern der Rücksendeabschnitt rechtzeitig<br />
übermittelt wurde.<br />
Wohlfahrtsfonds versus Kammerumlage<br />
Im Zuge der Festsetzung des Wohlfahrtsfondsbeitrages wird von der Concisa<br />
AG ebenfalls die Höhe der Kammerumlage ermittelt. Diese hat nichts mit<br />
dem Wohlfahrtsfonds zu tun, sondern ist die Abgabe, mit der die Mitglieder<br />
die <strong>Wien</strong>er Ärztekammer finanzieren, damit diese als Standesvertretung ihrer<br />
Aufgabe der Interessensvertretung nachkommen kann.<br />
Halt, ich will noch mehr wissen oder brauche Hilfe!<br />
Für alle weiteren Fragen zu Ihren Beitragsabrechnungen und rund um den<br />
Wohlfahrtsfonds stehen Ihnen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> sowie der Concisa AG gerne auch ausführlich zur Verfügung:<br />
Clemens Schwinner<br />
Mitgliederbetreuung Wohlfahrtsfonds<br />
wff@aekwien.at oder telefonisch unter 51501-1425<br />
Concisa Vorsorgeberatung und Management AG<br />
aerzte@concisa.at oder telefonisch unter 50172-0<br />
Foto: Jozsitoeroe/stock.adobe.com<br />
18 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>
NEWS INTERN<br />
Vernetzung und „Bold Europe” im Fokus:<br />
Das European Forum Alpbach <strong>2023</strong><br />
Kommentar von Anna-Christina Kichler<br />
Das diesjährige European Forum Alpbach<br />
öffnete seine Tore auch <strong>für</strong> eine Gruppe<br />
junger Ärztinnen, die unter dem Titel<br />
„Bold Europe” neue Perspektiven kennenlernen<br />
konnten. Wir, das sind Angela<br />
Kogler, Anna-Christina Kichler, Antonia<br />
Greb, Christina Bräuer, Joy Feka, Lisa<br />
Leutgeb, Marlene Sachs, Nina Böck und<br />
Zoya Kuzmina, nahmen an den „Europe<br />
in the World Days“ von 27. bis 30. August<br />
in der malerischen Alpbacher Umgebung<br />
teil. Mit Expertinnen und Experten aus<br />
verschiedenen Fachbereichen tauschten wir<br />
uns über interessante Ideen und Zukunftstrends<br />
aus.<br />
Das European Forum Alpbach, das seit<br />
Jahrzehnten eine Plattform <strong>für</strong> qualitativ<br />
hochwertige und interdisziplinäre Diskussionen<br />
bietet, erwies sich als ein vielfältiges<br />
Event mit Workshops, Vorträgen<br />
und Kamingesprächen. Die Diskussionen<br />
über medizinische Themen reichten von<br />
innovativen Technologien, etwa Künstlicher<br />
Intelligenz und sich daraus ergebende<br />
Implikationen <strong>für</strong> die Zukunft unseres<br />
Gesundheitssystems, bis hin zu ethischen<br />
Fragen einer europaweiten Patientenversorgung.<br />
Die Kamingespräche waren <strong>für</strong> uns ein<br />
echtes Highlight des Forums. In einem<br />
informellen Rahmen konnten die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer persönliche<br />
Erfahrungen und Ansichten austauschen.<br />
Unter anderem besuchten wir Runden mit<br />
Gesundheitsminister Johannes Rauch oder<br />
der Autorin des Buches „Factfulness”, Anna<br />
Beim European Forum Alpbach waren unter anderem Antonia Greb (links außen) und Nina Böck (rechts außen)<br />
vom Referat <strong>für</strong> Frauenpolitik sowie die 2. Stellvertretende Sektionsobfrau der Sektion Turnusärzte, Anna-Christina<br />
Kichler (6. von links) vertreten.<br />
Rosling. Darüber hinaus war Nina Böck,<br />
2. Stellvertreterin im Referat Frauenpolitik<br />
der Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, als Speakerin<br />
zu einem Kamingespräch eingeladen,<br />
um ihre Erfahrungen als Gynäkologin<br />
zum Thema „Wie nahe sind wir an einem<br />
Backlash? – Was bedeutet es, wenn der<br />
Schwangerschaftsabbruch im Strafgesetzbuch<br />
geregelt ist?” einzubringen. All<br />
die Gespräche boten nicht nur die Möglichkeit,<br />
wertvolle Kontakte zu knüpfen,<br />
sondern regten auch dazu an, über den<br />
eigenen Tellerrand hinauszuschauen und<br />
die standespolitische sowie medizinische<br />
Praxis in einem breiteren Kontext zu<br />
betrachten.<br />
Die Kombination aus fachlicher Exzellenz<br />
und interdisziplinärem Austausch machte<br />
das Forum zu einem unvergesslichen<br />
Erlebnis. Es wird zweifellos dazu beitragen,<br />
die standespolitische Arbeit <strong>für</strong> uns<br />
als junge Ärztinnen zu bereichern und die<br />
nötigen Fähigkeiten <strong>für</strong> die erfolgreiche<br />
Bewältigung künftiger Herausforderungen<br />
zu haben. <br />
Anna-Christina Kichler ist 2. Stellvertretende<br />
Sektionsobfrau der Sektion Turnusärzte.<br />
Ärztefunkdienst <strong>Wien</strong> – die stille Unterstützung im Gesundheitssystem<br />
Foto: Ärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
Die Ärztefunkdienst gemeinnützige Betriebsgesellschaft<br />
mbH ist die Vertretung der Hausärztinnen<br />
und Hausärzten an Werktagen<br />
nachts, und ist an Wochenenden, Feiertagen,<br />
24. und 31. Dezember rund um die Uhr im<br />
Einsatz.<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> eine Mitarbeit beim<br />
Ärztefunkdienst sind das ius practicandi <strong>für</strong><br />
Allgemeinmedizin, eine ordentliche Mitgliedschaft<br />
in einer österreichischen Ärztekammer<br />
und ein aktuell gültiges Notarzt- und<br />
Fortbildungsdiplom.<br />
Bei Interesse an einer Mitwirkung ersuchen<br />
wir um gesammelte Zusendung zu den oben<br />
genannten Unterlagen gemeinsam mit Ihrem<br />
Lebenslauf an office@141wien.at.<br />
Für weitere Fragen steht Ihnen das Ärztefunkdienst-Team<br />
zu den Bürozeiten unter der<br />
Telefonnummer: 01-79011-11 zur Verfügung.<br />
Service: Weitere Informationen unter<br />
https://141wien.at/,<br />
www.aekwien.at/aerztefunkdienst-141<br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 19
INTERN MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH<br />
ERNENNUNGEN<br />
DDr. Aichmair Alexander, MPH, Orthopädie und Traumatologie<br />
Priv.-Doz. DDr. Böhler Christoph, Orthopädie und Traumatologie<br />
Priv.-Doz. Dr. Lass Richard, Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />
Dr. Mayr Karl Wilhelm, Innere Medizin<br />
Univ.-Doz. in Dr. in Rintelen-Denk Claudia Barbara, Innere Medizin<br />
Priv.-Doz. DDr. Winnicki Wolfgang, MBA, MPH, Innere Medizin<br />
Privatdozent<br />
Stellvertretender Abteilungsleiter Universitätsklinik<br />
<strong>für</strong> Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
Assoziierter Professor<br />
Ärztlicher Leiter Vinzenz Ambulatorium<br />
Primaria<br />
Außerplanmäßiger Professor<br />
NAMENSÄNDERUNGEN<br />
Dr. in Stock Andrea<br />
Dr. in Zwickl Hannah<br />
in: Dr. in Zillner Andrea<br />
in: Dr. in Ivellio-Vellin Hannah<br />
PRAXISERÖFFNUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
Dr. in Foff Alexandra 1190, Kaasgrabengasse 89a/Top 4 **<br />
Dr. Höllerer Fritz <strong>10</strong>90, Währinger Straße 39<br />
Dr. in Klein Monika 1140, Breitenseer Straße 13/2<br />
Dr. in Paul Salihah 1190, Heiligenstädter Straße 125<br />
Dr. in Wukovits Karin <strong>10</strong>70, Neustiftgasse 64/36<br />
Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />
Dr. in Mooslechner Barbara 1140, Nisselgasse 9/1/3-5<br />
Dr. Saleh Nehad <strong>10</strong><strong>10</strong>, Singerstraße 4/4 **<br />
Dr. in Sobotka Catherine 1190, Heiligenstädter Straße 46-48<br />
Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />
Dr. Eller Bernhard <strong>10</strong>40, Weyringergasse 32/<strong>10</strong> **<br />
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />
Assoc.-Prof. in Priv.-Doz. in Dr. in Lill Claudia<br />
1180, Schopenhauerstraße 14 **<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Dr. Auböck Josef<br />
<strong>10</strong><strong>10</strong>, Kärntner Straße 51/3 A<br />
Dr. in Moritz Katharina 12<strong>10</strong>, Pius-Parsch-Platz 1/3<br />
Dr. Skoll Michael<br />
11<strong>10</strong>, Simmeringer Hauptstraße<br />
36/2/R05<br />
Innere Medizin<br />
Dr. Al Bahloul Ahmed<br />
12<strong>10</strong>, Brünner Straße 70/II/401<br />
Dr. in Bernardi Katharina 1150, Kranzgasse 22/Hoftrakt<br />
Dr. in Farsky-Tischler Julia 1130, Eduard-Jaeger-Gasse 5<br />
Prim. a Priv.-Doz. in Dr. in<br />
Mascherbauer Julia <strong>10</strong>20, Novaragasse 11<br />
Priv.-Doz. DDr. Siebermair Johannes, MHBA<br />
<strong>10</strong>80, Alser Straße 25/4. Stock/13<br />
Dr. Schreiner Philipp Oliver 1180, Antonigasse 12<br />
Dr. Stern Rafael <strong>10</strong><strong>10</strong>, Gonzagagasse 1/23<br />
Innere Medizin und Gastroenterologie und Hepatologie<br />
Dr. Schreiner Philipp Oliver 1180, Antonigasse 12<br />
Innere Medizin und Kardiologie<br />
Priv.-Doz. DDr. Siebermair Johannes, MHBA<br />
<strong>10</strong>80, Alser Straße 25/4. Stock/13<br />
Innere Medizin und Pneumologie<br />
Dr. in Moritz Katharina 12<strong>10</strong>, Pius-Parsch-Platz 1/3<br />
Kinder- und Jugendheilkunde<br />
Dr.med. Tillack David Klaus <strong>10</strong>20, Vorgartenstraße 206 C<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
Dr. in Hackenberg Brigitte 1190, Geweygasse 4 A/1/9<br />
Dr. Uyar Yörük Emre 1230, Porschestraße 29<br />
Klinische Mikrobiologie und Hygiene<br />
Dr. Heger Florian 1<strong>10</strong>0, Klederinger Straße 68/2/03<br />
Neurologie<br />
Dr. Baghaei Yazdi Mohammad 1190, Chimanistraße 1<br />
Orthopädie und Traumatologie<br />
Dr. Moursy Mohamed <strong>10</strong>80, Alser Straße 69 **<br />
Ogon Laura Sophie 1140, Bergmillergasse 8/2/19<br />
Dr. Pötz Lorenz <strong>10</strong>90, Währinger Straße 39<br />
Dr. Schütz Michael <strong>10</strong>40, Schönbrunner Straße 9 **<br />
Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation<br />
Dr. in Lehner Petra <strong>10</strong>60, Millergasse 7-9 **<br />
Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie<br />
Dr. in Aschacher Olivia <strong>10</strong><strong>10</strong>, Franz-Josefs-Kai 41/16 **<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />
Dr. in Hänsel Yvonne 1130, Testarellogasse 16/12<br />
Radiologie<br />
Dr. Freund Martin Cornelius <strong>10</strong><strong>10</strong>, Salzgries 19<br />
Dr. Huber Florian Alexander <strong>10</strong>70, Halbgasse <strong>10</strong><br />
Dr. Neumann Christian <strong>10</strong>20, Wehlistraße 150<br />
Urologie<br />
Mag. a Dr. in Bauer Kathrin Isabella 1190, Hartäckerstraße 1<br />
Mun Dong-Ho, MSc. <strong>10</strong><strong>10</strong>, Rathausstraße 21/3/14<br />
Dr. in Assi-Huber Reem <strong>10</strong>30, Barichgasse 22 **<br />
Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />
Dr. in Hofbauer Julia <strong>10</strong>20, Lassallestraße 5/2<br />
Meisnitzer Amira, BDS MClinDent,<br />
<strong>10</strong>90, Lazarettgasse 3/6-7 **<br />
Dr.-medic stom. Pishan Bahar, MClinDent<br />
1200, Adalbert-Stifter-Straße 39/6/1<br />
Dr. Prugmaier Rainer Franz <strong>10</strong>20, Lassallestraße 5/2 **<br />
DDr. in Weber Stefanie <strong>10</strong>90, Maria-Theresien-Straße 18/Top 20<br />
(** Zweitpraxis)<br />
PRAXISVERLEGUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
Dr. Hanslik Rudolf, MSc <strong>10</strong>30, Weißgerberlände 44-46/7 <strong>10</strong>30, Weißgerberlände 44-46/18<br />
Dr. in Harl Julia 1220, Eibengasse 8 1180, Antonigasse 12/1<br />
Dr. in Pinc Alice <strong>10</strong>70, Stiftgasse 21/17 <strong>10</strong>60, Mariahilfer Straße 27/<strong>10</strong><br />
Dr. Uyar Yörük Emre <strong>10</strong>40, Tilgnerstraße 3/3B 1230, Ehngasse 6<br />
Dr. Wocelka Harald 1150, Reindorfgasse 4/12 <strong>10</strong>30, Landstraßer Hauptstraße 146/12/G1<br />
20 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>
MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH INTERN<br />
PRAXISVERLEGUNGEN (FORTS.)<br />
Allgemeinchirurgie und Gefäßchirurgie<br />
DDr. Taher Fadi <strong>10</strong><strong>10</strong>, Weihburggasse 18-20/41 1140, Spallartgasse 27/1 A<br />
Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />
Dr. Seyrafi Renato Ardeshir <strong>10</strong>90, Währinger Straße 39 <strong>10</strong><strong>10</strong>, Nibelungengasse 13/2<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Dr. in Pinc Alice <strong>10</strong>70, Stiftgasse 21/17 <strong>10</strong>60, Mariahilfer Straße 27/<strong>10</strong><br />
Innere Medizin<br />
Priv.-Doz. Dr. Bobacz Klaus 1180, Gentzgasse 65 1180, Theresiengasse 43<br />
Dr. Gurguta Calin 1230, Anton-Baumgartner-Straße 44/39 A 1230, Anton-Baumgartner-Straße 44/40/E1<br />
Dr. Hanslik Rudolf, MSc <strong>10</strong>30, Weißgerberlände 44-46/7 <strong>10</strong>30, Weißgerberlände 44-46/18<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Säemann Marcus <strong>10</strong>80, Krotenthallergasse 3/3 <strong>10</strong>80, Schmidgasse 16/1<br />
Dr. in Penz-Österreicher Melitta <strong>10</strong><strong>10</strong>, Rosenbursenstraße 8 <strong>10</strong>30, Landstraßer Hauptstraße <strong>10</strong>4/<strong>10</strong><br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
Dr. Uyar Yörük Emre <strong>10</strong>40, Tilgnerstraße 3/3B 1230, Ehngasse 6<br />
Neurochirurgie<br />
Dr. Lothaller Clemens 1190, Lannerstraße 5 1190, Heiligenstädter Straße 38<br />
Priv.-Doz. Dr. Pfisterer Wolfgang 1190, Lannerstraße 5 1190, Heiligenstädter Straße 38<br />
Dr. in Winkler Sindhu 1190, Heiligenstädter Straße 46-48 1190, Chimanistraße 1<br />
Neurologie<br />
Dr. Fleischmann Michael 1190, Ruthgasse 1/7 1190, Ruthgasse 1/GL2<br />
Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />
Dr. Jankovsky Johannes Rafael 1230, Anton-Baumgarten-Straße 44/1/45 1230, Anton-Baumgarten-Straße 44/1/23<br />
Orthopädie und Traumatologie<br />
Kinsky Rudolf Maximilian Gregory, MB, ChB 1140, Hütteldorfer Straße 257 C <strong>10</strong>90, Alserbachstraße 27<br />
Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation<br />
Dr. in Zorn Carina 1180, Ruhrhofergasse 12 1190, Glanzinggasse 25/2<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />
Dr. in Meshkat Diana <strong>10</strong>90, Währinger Straße 18/3 1180, Gersthofer Straße 63/17<br />
PRAXISABMELDUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
Dr. Baghaei Yazdi Mohammad 1190<br />
Dr. in Ehm Astrid Michaela <strong>10</strong>40<br />
Dr. in Haiden Sandra Elisa 12<strong>10</strong> **<br />
MR Dr. Magdics Peter 12<strong>10</strong><br />
Dr. Markovics Michael 1150<br />
Dr. in Neiss Daniela <strong>10</strong>90<br />
Dr. Nikzad Ramin 1220<br />
Dr. Pacher Wigand 11<strong>10</strong><br />
Dr. Picha Martin 12<strong>10</strong><br />
Dr. in Plank Vivika 1180<br />
Dr. Rambausek Franz <strong>10</strong>30<br />
Dr. Ranner Andreas <strong>10</strong>20<br />
Dr. Regner-Bleyleben Clemens Bernhard<br />
1130<br />
Mag. a Dr. in Rugli-Quarino Rosanna <strong>10</strong>20<br />
Dr. in Straudi Aiga <strong>10</strong>40<br />
Dr. Vacariu Apostolos 1220<br />
Dr. in Ventruba Susanne 1<strong>10</strong>0<br />
Dr. in Wehr Cornelia 1220<br />
Dr. Wutzl Christian 1230<br />
Dr. Zeininger Nikolaus <strong>10</strong>50<br />
Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />
Dr. Sider Jamil <strong>10</strong>20<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Dr. in Sider Regina <strong>10</strong>20<br />
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />
dr.med. Csapo Melinda 1220<br />
Assoc.-Prof. in Priv.-Doz. in Dr. in Lill Claudia<br />
<strong>10</strong>40<br />
Dr. in Sokolski Katharina 1150<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Dr. in Holub-Hoberger Henriette 1<strong>10</strong>0<br />
Dr. in Holub-Hoberger Henriette 1190 **<br />
Dr. in Perger-Markl Helga Maria 1180<br />
Innere Medizin<br />
Univ.-Prof. Dr. Machold Klaus 1180<br />
Dr. Stain Christoph <strong>10</strong>30<br />
Dr. Wense Georg 1140<br />
Neurologie<br />
Dr. Baghaei Yazdi Mohammad 1190<br />
Dr. Mayer Florian <strong>10</strong>90<br />
Neurologie und Psychiatrie<br />
Univ.-Prof. DDr. Zeitlhofer Josef <strong>10</strong>90<br />
Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />
Dr. in Haller Petra 1200<br />
Physikalische Medizin und allgemeine<br />
Rehabilitation<br />
Dr. in Kadhim Hala <strong>10</strong>60<br />
Dr. in Zeininger Elisabeth <strong>10</strong>50<br />
Psychiatrie<br />
Dr. in Neiss Daniela <strong>10</strong>90<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />
Dr. Komorowski Arkadiusz 1<strong>10</strong>0<br />
Dr. Wirnsberger Karl 1180<br />
Radiologie (ÄAO 1989)<br />
Dr. Helmer Michael 1200<br />
Urologie<br />
Dr. Wachter Johann <strong>10</strong>30<br />
Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-,<br />
Mund- und Kieferheilkunde<br />
Dr. in Jaklitsch Monika <strong>10</strong>70<br />
Leputsch Bogna 12<strong>10</strong><br />
Dr. in Vogel Christa 1200<br />
DDr. in Weber Stefanie <strong>10</strong>90<br />
(** Zweitpraxis)<br />
TODESFÄLLE R.I.P.<br />
Dr. in Bäwert Andjela 04.08.1973 22.08.<strong>2023</strong><br />
Dr. Behal Walter 29.08.1926 09.08.<strong>2023</strong><br />
Univ.-Prof. Dr. Frank Friedrich 22.07.1930 28.07.<strong>2023</strong><br />
Dr. in Kaltenbäck Ingunde 02.12.1930 29.07.<strong>2023</strong><br />
Dr. in Kurzreiter Hermine 01.12.1963 27.08.<strong>2023</strong><br />
Dr. Markovics Michael 16.11.1961 06.08.<strong>2023</strong><br />
Dr. in Moatti Gisela Hildegard Karolina 28.<strong>10</strong>.1936 16.08.<strong>2023</strong><br />
MR Dr. Trauneck Walther 17.07.1928 25.07.<strong>2023</strong><br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 21
AM PULS COVERSTORY<br />
►<br />
Wachgerüttelt<br />
Hohe Wellen hat der Warnstreik des ärztlichen Personals der ZNA Ottakring im Juni geschlagen.<br />
Doch was hat sich seither verändert? Streiksprecherin Aglaia Kotal und Streiksprecher Severin<br />
Ehrengruber ziehen eine Zwischenbilanz.<br />
Von Ben Weiser<br />
22 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>
COVERSTORY AM PULS<br />
Fotos: Stefan Seelig<br />
► Am Vormittag des 30. Juni <strong>2023</strong><br />
kam es in der Zentralen Notaufnahme<br />
der Klinik Ottakring (ZNA) zu<br />
einem Warnstreik des ärztlichen Personals.<br />
Streiksprecher Severin Ehrengruber<br />
damals: „Es geht hier nicht nur um unsere<br />
Arbeitsbedingungen. Personalmangel im<br />
Spital gefährdet auch Menschenleben.“<br />
Ehrengruber wurde auch aufgrund seines<br />
Engagements in der Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> zur Zielscheibe derer, die lange<br />
nicht wahrhaben wollten, wie es um die<br />
Lage der ZNA wirklich bestellt war. Auf<br />
viele Forderungen im Vorfeld des Streiks<br />
sei einfach nicht eingegangen worden,<br />
sagt Streiksprecherin Aglaia Kotal. Man<br />
habe mehrmals auf die „Missstände, Benachteiligungen<br />
und Hürden“ in der ZNA<br />
hingewiesen. Doch bis auf Kleinreden,<br />
einen mangelhaften „Faktencheck“ des<br />
<strong>Wien</strong>er Gesundheitsverbundes (WiGev)<br />
und leerer Appelle sei nichts passiert.<br />
Was hat sich seither verändert? Was sagen<br />
Streiksprecherin Aglaia Kotal und<br />
Streiksprecher Severin Ehrengruber<br />
zum Vorwurf der Rufschädigung? Wie<br />
ist das Verhältnis zum WiGev jetzt? Und<br />
welche Rolle kam der <strong>Wien</strong>er Ärztekammer<br />
zu? <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> im großen<br />
Doppelinterview mit Aglaia Kotal und<br />
Severin Ehrengruber.<br />
Aglaia Kotal: „Der Druck, die Dienstposten endlich neu zu berechnen, ist<br />
auf jeden Fall deutlich gestiegen.“<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Frau Kotal, Herr<br />
Ehrengruber, der Streik an der Zentralen<br />
Notaufnahme Ottakring (ZNA) im vergangenen<br />
Sommer war medial stark präsent.<br />
Aber was davon ist übriggeblieben?<br />
Welche Ziele haben Sie mit dieser Notmaßnahme<br />
erreicht oder gar erzwungen?<br />
Kotal: Wichtig ist <strong>für</strong> mich vor allem,<br />
dass die Ärztinnen und Ärzte der ZNA<br />
Ottakring als starkes Team wahrgenommen<br />
werden! Wir stehen <strong>für</strong> die Kolleginnen<br />
und Kollegen beziehungsweise<br />
bessere Arbeitsbedingungen ein. Natürlich<br />
haben wir unter erschwerten Bedingungen<br />
zu arbeiten, aber mit einem<br />
solchen Team macht es umso mehr<br />
Spaß. Der Druck, die Dienstposten<br />
endlich neu zu berechnen, ist auf jeden<br />
Fall deutlich gestiegen. Puncto Gehalt<br />
wurde die Messlatte jedenfalls höher gelegt.<br />
Nicht nur da müssen wir weiterhin<br />
wachsam und kritisch bleiben.<br />
Ehrengruber: Dem kann ich nur zustimmen.<br />
Auf kurze Strecke ist bereits<br />
etwas weitergegangen. Nur ein paar Beispiele:<br />
Es wird insgesamt acht neue Pflegedienstposten<br />
geben, die Rettungskontingente<br />
sind wienweit neu berechnet<br />
worden, die EVA-Öffnungszeiten wurden<br />
ausgeweitet. Wir stehen zumindest<br />
am Anfang eines transparenten Systems<br />
zur Überwachung der Rettungszufahrten.<br />
Hier soll es jetzt auch Transparenz<br />
bei den Echtzeitanzeigen ebenjener<br />
Rettungszufahrten und der Patientenströme<br />
geben – ein entsprechendes Online-System<br />
ist in Arbeit. Und: unsere<br />
Infrastruktur soll modernisiert werden,<br />
ein Schockraum <strong>für</strong> kritisch kranke Patientinnen<br />
und Patienten soll spätestens<br />
nächstes Jahr umgesetzt werden. Aber:<br />
Dass es <strong>für</strong> moderne Ultraschallgeräte<br />
einen Streik braucht, ist in einem Land<br />
wie Österreich natürlich ein Wahnsinn.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Rund um den ZNA-<br />
Streik konnte man aber auch Kritik vernehmen,<br />
bis hin zum Vorwurf der „Rufschädigung“.<br />
Warum war der Streik aus<br />
Ihrer Sicht trotzdem wichtig?<br />
Kotal: Den Vorwurf der Rufschädigung<br />
möchte ich auf der Ärzteschaft der ZNA<br />
in Ottakring nicht sitzen lassen! Wir<br />
hatten in den Monaten zuvor alle internen<br />
Vehikel bedient, die uns zur Verfügung<br />
stehen, um auf unsere prekäre<br />
Situation aufmerksam zu machen. Nur<br />
hat der oft zitierte Dienstweg entweder<br />
gar keine Reaktion von ganz oben beziehungsweise<br />
der Personalvertretung<br />
gebracht. Oder aber die Verbesserungsvorschläge<br />
wurden als zu weich oder in<br />
der Praxis nicht umsetzbar abgekanzelt.<br />
„Wir brauchen<br />
eine<br />
starke<br />
Kammer, vor<br />
allem, weil<br />
wir wenig<br />
Unterstützung<br />
seitens der<br />
klassischen<br />
Gewerkschaften<br />
im WiGev<br />
haben.“<br />
Wenn die größte Notaufnahme <strong>Wien</strong>s<br />
sich nicht mehr anders zu helfen weiß<br />
als mit einem Warnstreik, weil die Sorgen<br />
und Ängste um die eigene Sicherheit<br />
und die der Patientinnen und Patienten<br />
nicht ernstgenommen werden, dann ist<br />
das nicht Rufschädigung. Es ist ein Sammeln<br />
und Aufzeigen von Fakten und<br />
Defiziten. So zu tun, als wäre alles in<br />
Ordnung, ist hingegen tatsächlich rufschädigend!<br />
Keine Beteiligte, kein Beteiligter<br />
an dem Streik hätte ein Problem<br />
damit gehabt, wenn sich die Konzernleitung<br />
oder die Stadtregierung eingestanden<br />
hätte, dass etwas getan werden muss<br />
und dass man die Situation unterschätzt<br />
hat. Stattdessen hat man von „alles ist<br />
gut, es gibt keinen Grund zu streiken“,<br />
über „das ist eine Medienkampagne der<br />
Ärztekammer“ und „die beiden Streiksprecher<br />
haben keine Legitimation“ bis<br />
hin zu „Streiken ist ein demokratisches<br />
Recht und natürlich können unsere<br />
Mitarbeiter streiken“ die Meinung geändert<br />
– innerhalb weniger Wochen vor<br />
dem Warnstreik. Das lässt wenig Einsicht<br />
vermuten.<br />
Ich würde übrigens gerne mehr Allgemeinmedizinerinnen<br />
und -mediziner<br />
in der Klinik Ottakring ausbilden. Für<br />
<strong>10</strong>6 gewilligte Ausbildungsstellen stehen<br />
mir aber nur knapp die Hälfte als<br />
Dienstposten zur Verfügung. Mehr Studienabsolventinnen<br />
und -absolventen<br />
lösen das Problem nicht, wenn der Spitalsturnus<br />
jetzt schon ein Flaschenhals<br />
ist. In den Hearings höre ich immer<br />
wieder, dass die jungen Kolleginnen und<br />
Kollegen unbedingt in ein Haus wollen,<br />
wo man aktiv die Defizite anspricht und<br />
zur Not auch da<strong>für</strong> auf die Straße geht<br />
anstatt nichts verbessern zu wollen. Es<br />
gibt natürlich auch Stimmen, die sagen,<br />
dass man aufgrund des Streiks keine Bewerberinnen<br />
und Bewerber mehr findet<br />
oder dass Assistenzärztinnen und -ärzte<br />
nach sechs Monaten wieder kündigen.<br />
Dass es hier unbedingt einen Zusammenhang<br />
mit der Streikbewegung gibt,<br />
kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.<br />
Ich weiß zumindest nicht von<br />
einem konkreten Fall, wo ein Arzt oder<br />
eine Ärztin als Kündigungsgrund den<br />
Streik der ZNA angeführt hätte.<br />
Ehrengruber: Den Vorwurf der Rufschädigung<br />
kann man nicht so stehen<br />
lassen. Wir haben die Situation nicht<br />
verursacht und sehen es als unsere<br />
Pflicht an, auf Probleme hinzuweisen<br />
und diese nicht zu verschweigen. Es ><br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 23
AM PULS COVERSTORY<br />
ist auf keinen Fall nachhaltig, offensichtliche<br />
Probleme unter den Teppich<br />
zu kehren. Unser Ansatz ist: Probleme<br />
erkennen, analysieren und dann an den<br />
Lösungen arbeiten. Wir hatten das Gefühl,<br />
dass bereits der erste Schritt nicht<br />
gewollt war. Die Probleme wurden verleugnet<br />
und schöngeredet. So kann man<br />
niemals Verbesserungen schaffen.<br />
Wir haben es uns sicher nicht leicht gemacht<br />
mit der Entscheidung pro Streik,<br />
weil man immer die Patientenversorgung<br />
im Hinterkopf hat. In der Notfallmedizin<br />
engagieren sich Menschen mit<br />
hohem Verantwortungsbewusstsein,<br />
einem ausgeprägten Idealismus und<br />
einer starken Tendenz zur Selbstaufopferung.<br />
Man kann sich aber vorstellen,<br />
wie belastend manche Dienste waren<br />
und wie viele Grenzen überschritten<br />
wurden, wenn man sich überlegt, das<br />
Gesundheitspersonal zum Streik zu<br />
bewegen. Über einen sehr langen Zeitraum<br />
haben wir mit Gefährdungs- und<br />
Überlastungsanzeigen und internem<br />
Schriftverkehr auf die prekäre Situation<br />
aufmerksam gemacht. Gehört wurden<br />
diese Hilfeschreie, vor allem vom oberen<br />
Management, nicht. Die internen Maßnahmen<br />
reichten nicht aus, um weitere<br />
Gefährdungen zu vermeiden. Wir haben<br />
die Pflicht, all unseren Patientinnen<br />
und Patienten eine optimale medizinische<br />
Versorgung zur Verfügung zu<br />
stellen und eine Arbeitssituation vorzufinden,<br />
die uns als Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer nicht krank macht.<br />
„Wir haben<br />
es uns sicher<br />
nicht leicht<br />
gemacht mit<br />
der Entscheidung<br />
pro Streik,<br />
weil man<br />
immer die<br />
Patientenversorgung<br />
im Hinterkopf<br />
hat.“<br />
Am Vormittag des 30. Juni <strong>2023</strong> kam es in der Zentralen Notaufnahme der Klinik Ottakring (ZNA)<br />
zu einem Warnstreik des ärztlichen Personals.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Wie zufrieden sind<br />
Sie mit der Rolle der Ärztekammer?<br />
Kotal: Die Rechts- und Medienberatung<br />
hat uns sehr geholfen, da<strong>für</strong> sind<br />
wir dankbar! Mich persönlich hat es –<br />
abseits der Schlagzeilen rund um interne<br />
Themen – etwas mit der <strong>Wien</strong>er Ärztekammer<br />
versöhnt. Ich finde, dass noch<br />
mehr Energie in die tatkräftige Verbesserung<br />
der Arbeitsbedingungen aller Ärztinnen<br />
und Ärzte in <strong>Wien</strong> fließen sollte.<br />
Wir brauchen eine starke Kammer, vor<br />
allem, weil wir wenig Unterstützung seitens<br />
der klassischen Gewerkschaften im<br />
WiGev haben. Da sind die Privatspitäler<br />
privilegiert.<br />
Ehrengruber: In erster Linie kann ich<br />
sagen, dass dieser Arbeitskampf von der<br />
Basis der Belegschaft ausgegangen ist.<br />
Wir wollten, dass sich vor Ort die Bedingungen<br />
verbessern, um nachhaltig mehr<br />
Personal akquirieren zu können. Die Ärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> ist hier ihrer Rolle als<br />
Standesvertretung voll gerecht geworden<br />
und hat uns vor allem in Rechts- und<br />
Strategiefragen beraten. Dasselbe können<br />
wir von der Gewerkschaft und der Personalvertretung<br />
leider nicht behaupten. Der<br />
Vorwurf letzterer, dass wir nur instrumentalisiert<br />
wurden, ist unwahr und ein<br />
Schlag ins Gesicht dieser Bewegung.<br />
Severin Ehrengruber: „Wir haben jedenfalls ein Tabu gebrochen und gezeigt, dass auch Gesundheitspersonal <strong>für</strong> bessere<br />
Arbeitsbedingungen kämpfen darf.“<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Wie würden Sie<br />
das aktuelle Verhältnis zum WiGev beschreiben?<br />
Kotal: Der WiGev ist <strong>für</strong> mich ein Arbeitgeber<br />
wie jeder andere, mit Stärken und<br />
Schwächen. Was die Zeit vor dem Streik<br />
und auch jetzt gezeigt hat, ist, dass der<br />
WiGev aufgrund seiner Strukturen und<br />
Verflechtungen in vielen Bereichen träge<br />
reagiert. Man hat auch den Eindruck,<br />
dass es Diskrepanzen zwischen der Wahrnehmung<br />
der Generaldirektion und der<br />
Realität an der Basis gibt. Einzelpersonen<br />
sind sehr bemüht und wollen rasch und<br />
praxisnah helfen, scheitern dann aber oft<br />
Fotos: Stefan Seelig<br />
24 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>
COVERSTORY AM PULS<br />
an den starren Entscheidungsebenen. Die<br />
Größe des Unternehmens hat seine Vorund<br />
Nachteile. Aber ungeachtet dessen<br />
muss es in jedem Unternehmen möglich<br />
sein, um Verbesserungen zu kämpfen und<br />
in seiner Not wahrgenommen zu werden.<br />
Wertschätzung muss über Gratiseis-Aktionen<br />
im Sommer hinausgehen.<br />
Ehrengruber: Der Warnstreik hat hier<br />
einige Personen wachgerüttelt. Es wird<br />
seitdem im gesamten WiGev schneller<br />
auf Probleme reagiert, ist zumindest<br />
mein Eindruck. Ob nachhaltige<br />
Lösungen gefunden werden, kann erst<br />
retrospektiv beurteilt werden. Wir haben<br />
jedenfalls ein Tabu gebrochen und<br />
gezeigt, dass auch Gesundheitspersonal<br />
<strong>für</strong> bessere Arbeitsbedingungen kämpfen<br />
darf. Wir kämpfen hier nicht nur<br />
<strong>für</strong> uns, sondern auch <strong>für</strong> eine optimale<br />
Versorgung der <strong>Wien</strong>er Bevölkerung.<br />
<strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Wie blicken Sie in<br />
die Zukunft – optimistisch oder bleiben<br />
Zweifel?<br />
Kotal: Vorrangiges Ziel ist, gut durch<br />
den Winter zu kommen, ohne dass es erneut<br />
zu Patientengefährdungen kommt.<br />
Ich hoffe persönlich sehr, dass die Verteilung<br />
der Patientenlast in diesem<br />
Winter aufgrund der neu berechneten<br />
Rettungskontingente und der geschaffenen<br />
Awareness der steuernden Stellen<br />
besser funktioniert! Und vor allem fair<br />
<strong>für</strong> alle. Für uns im Team gilt es, parallel<br />
dazu Prozesse zu optimieren und so gut<br />
es geht <strong>für</strong> Entlastung der Ambulanz zu<br />
„Dass es<br />
<strong>für</strong> moderne<br />
Ultraschallgeräte<br />
einen Streik<br />
braucht, ist<br />
in einem<br />
Land wie<br />
Österreich<br />
natürlich ein<br />
Wahnsinn.“<br />
sorgen. Wir werden weiterhin auf potenzielle<br />
Gefährdungen hinweisen, Verbesserungen<br />
<strong>für</strong> unser Team und unsere<br />
Arbeitsbedingungen einfordern! Das<br />
Streikkomitee gibt es immer noch und<br />
wird, wenn nötig, auch wieder in den<br />
Arbeitskampf treten.<br />
Ehrengruber: Der Winter wird vermutlich<br />
heftig – mit einer noch dünneren<br />
Personaldecke. Die gesamte<br />
Energie liegt nun in der Sicherstellung<br />
der Patientenversorgung. Es wird<br />
sich zeigen, ob erkannt wurde, dass es<br />
Reformen in der Gesundheitspolitik<br />
und eine Attraktivierung der Arbeit<br />
im Gemeindespital braucht. Weiterwurschteln<br />
und Vogelstraußmentalität<br />
sind keine Option. Jeder und jede, die<br />
jetzt noch in einem Spital der Gemeinde<br />
<strong>Wien</strong> an der Basisversorgung der<br />
Bevölkerung mitwirkt, will dort sein<br />
– keiner muss. Es gibt einfachere und<br />
angenehmere Wege, wesentlich mehr<br />
Geld zu verdienen und mehr Wertschätzung<br />
zu erfahren. Und das gilt <strong>für</strong><br />
alle Berufsgruppen. Eines aber kann<br />
man sagen: Es brodelt nicht nur bei<br />
uns oder in anderen Abteilungen anderer<br />
Spitäler. Es brodelt in der gesamten<br />
Ärzteschaft. Wir bleiben also wachsam<br />
und kritisch. <br />
BESCHLUSS ZUR<br />
STREIKVORBEREITUNG<br />
Bei der Umfrage, die Meinungsforscher Peter Hajek<br />
unter allen <strong>Wien</strong>er Spitalsärztinnen und Spitalsärzten<br />
im Spätsommer durchgeführt hat, haben sich<br />
70 Prozent der Kolleginnen und Kollegen <strong>für</strong> einen<br />
wienweiten Streik der Spitalsärztinnen und Spitalsärzte<br />
ausgesprochen. Aus diesem Grund hat der<br />
Kurienausschuss der angestellten Ärzte einstimmig<br />
beschlossen, einen solchen Streik vorzubereiten.<br />
Für laufende Informationen wurde eine WhatsApp-<br />
Gruppe durch das Kurienbüro eingerichtet.<br />
Um in diese Gruppe aufgenommen zu werden,<br />
schreiben Sie bitte eine E-Mail mit Ihrem Namen,<br />
Ihrer Arztnummer und Ihrer Telefonnummer an<br />
streik@aekwien.at<br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 25
SERVICE KONGRESSE<br />
OKTOBER <strong>2023</strong><br />
14. Kinder-Haut-Tag<br />
Ort: Billrothhaus – Gesellschaft der Ärzte, <strong>10</strong>90 <strong>Wien</strong>,<br />
Frankgasse 8<br />
Termin: 20.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Priv.-Doz. Dr. Robert W. Gruber<br />
Veranstalter: Arbeitsgruppe Pädiatrische Dermatologie<br />
der Österreichischen Gesellschaft <strong>für</strong> Dermatologie<br />
und Venerologie<br />
Anmeldung und Information: AZ med.info, <strong>10</strong>14 <strong>Wien</strong>,<br />
Helferstorferstraße 4, Tel.: +43/1/531 16-26 DW,<br />
E-Mail: azmedinfo@media.co.at, www.kinder-haut-tag.at<br />
Herbstsymposium <strong>2023</strong>: "Zahnmedizin und<br />
wirtschaftlicher Erfolg"<br />
zusätzlich: Akkreditierte Strahlenschutzfortbildung,<br />
Sterilgutversorgungskurs<br />
Ort: Cityhotel Design & Classic, 3<strong>10</strong>0 St. Pölten,<br />
Völklplatz 1<br />
Termin: 20. – 21.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Veranstalter: Dr. Wolfgang Gruber<br />
Information: MAW – Medizinische Ausstellungs- und<br />
Werbegesellschaft, <strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong>, Freyung 6,<br />
Tel.: +43/1/536 63-48 DW, E-Mail: zahn@media.co.at,<br />
www.maw.co.at<br />
Anmeldung: ÖGZMK NÖ, Anja Hoheneder,<br />
E-Mail: oegzmk@noe.zahnaerztekammer.at,<br />
www.oegzmknoe.at<br />
ÖSKIM <strong>2023</strong> - Österreichisches Symposium<br />
<strong>für</strong> Kardiovaskuläre Intensivmedizin<br />
Ort: Wyndham Grand Salzburg Conference Centre,<br />
5020 Salzburg, Fanny-von-Lehnert-Straße 7<br />
(Hybridveranstaltung)<br />
Termin: 20. – 22.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Veranstalter: Arbeitsgruppe <strong>für</strong> Kardiovaskuläre Intensivmedizin<br />
und Notfallmedizin der Österreichischen<br />
Kardiologischen Gesellschaft<br />
Wissenschaftliche Leitung: Priv.-Doz. Dr. Christoph<br />
Brenner, Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Dirk von Lewinski,<br />
Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Walter Speidl<br />
Information: MAW – Medizinische Ausstellungs- und<br />
Werbegesellschaft, <strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong>, Freyung 6/3,<br />
David Grün seis, Stefanie Skodler<br />
Tel: +43/1/536 63-62 bzw. -84 DW,<br />
E-Mail: kardio@maw.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/oeskim<strong>2023</strong><br />
Symposium What´s new & what´s hot?<br />
Ort: Kepler Universitätsklinikum Linz (Med. Campus),<br />
4020 Linz, Wagner-Jauregg-Weg 15<br />
Termin: 24.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Veranstalter: Universitätsklinik <strong>für</strong> Innere Medizin 2<br />
Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof. Dr. Alexander R.<br />
Moschen, PhD<br />
Information und Anmeldung: AZ med.info, <strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong>,<br />
Helferstorferstraße 2, Tel.: +43/1/531 16-83 DW,<br />
E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/internelinz23<br />
ZAFI – ZAHNÄRZTLICHE FORTBILDUNG<br />
ZAFI – Zahnärztliche Fortbildung der Landeszahnärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
<strong>10</strong>60 <strong>Wien</strong>, Gumpendorferstraße 83/4, Tel: +43 1/5973357/DW <strong>10</strong>,<br />
E-Mail: spitzhuetl@zafi.at, Anmeldung: www.zafi.at<br />
Live Intensiv Curriculum Implantologie <strong>2023</strong><br />
Prof. DDr. Raoul Polansky, Dr. Christian Schober,<br />
Prof. PD DI DDr. Rudolf Seemann, MBA<br />
Modul 2: 13. – 14.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Modul 3: 24. – 25.11.<strong>2023</strong><br />
Curriculum Parodontologie <strong>2023</strong><br />
Prof. DDr. Matthias Folwaczny, Dr. Stefan Hägewald,<br />
Univ.-Prof. DDr. Hady Haririan, OA Dr. Peter Purucker, Dr. Peggy Weishaupt<br />
Modul 5: 20. – 21.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Effiziente Kieferorthopädie – Vom Straight-Wire bis Aligner<br />
Dr. Stefano Troiani<br />
6. – 7.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong>, 12. – 13.1., 15 – 16.3., 21. – 22.6., 13. – 14.9.2024<br />
Chirurgie – Basiskurs mit Hands-on-Training<br />
Prof. DDr. Wolfgang Schlossarek<br />
20.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Chirurgie – Aufbaukurs mit Hands-on-Training<br />
Prof. DDr. Wolfgang Schlossarek<br />
21.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Fachausdrücke – Fachenglisch<br />
(Seminar <strong>für</strong> zahnärztliche Assistent*innen)<br />
DDr. in Katharina Gillinger<br />
21.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Digitale Zahnheilkunde<br />
Dr. Johannes Reichsthaler<br />
<strong>10</strong>. – 11.11.<strong>2023</strong><br />
Aufbaukurs – Manuelle und maschinelle Instrumentation im<br />
Rahmen der systematischen Parodontitisbehandlung<br />
(Seminar <strong>für</strong> die Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Dr. in Bettina Schreder<br />
<strong>10</strong>. – 11.11.<strong>2023</strong><br />
26. – 27.01.2024<br />
Tipps und Tricks in der Prothetik – vom Abdruck bis<br />
zum fertigen Werkstück<br />
Dr. Gustav Sych, ZTM Andreas Wunsch<br />
17.11.<strong>2023</strong><br />
Provisorienworkshop – Provisorien, sicher, ästhetisch, smart (Teamkurs)<br />
Dr. Gustav Sych, ZTM Andreas Wunsch<br />
17.11.<strong>2023</strong><br />
Wie befestige ich richtig? Unterschiedliche Substrate<br />
erfordern individuelle Vorbehandlungen<br />
Dr. Jörg Weiler<br />
18.11.<strong>2023</strong><br />
Endodontie Intensivkurs<br />
Dr. Johannes Reichsthaler<br />
24. – 25.11.<strong>2023</strong><br />
Find your Implant System / Implantatsysteme im Vergleich<br />
Univ.-Prof. Dr. Thomas Bernhart<br />
24.11.<strong>2023</strong><br />
Ort: Hotel Hilton Plaza<br />
Die richtige OP-Assistenz bei der Implantation<br />
(Seminar <strong>für</strong> zahnärztliche Assistent*innen und Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Gabriela Hauser, Christoph Seper<br />
24.11.<strong>2023</strong><br />
Ort: Hotel Hilton Plaza<br />
26 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>
KONGRESSE SERVICE<br />
25 JAHRE - JUBILÄUMSKONGRESS ERNÄHRUNG:<br />
GESUND – NACHHALTIG – LEISTBAR<br />
„Healthy Diet, Healthy Planet – what is affordable?“ (Hybridveranstaltung)<br />
Ort: Josephinum <strong>Wien</strong>, <strong>10</strong>90 <strong>Wien</strong>, Währinger Straße 25<br />
Termin: 20.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Veranstalter: Österreichisches Akademisches Institut <strong>für</strong> Ernährungsmedizin,<br />
Medizinische Universität <strong>Wien</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof. Dr. Michael Trauner,<br />
Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm<br />
Information & Anmeldung: Mag.a Beate Mitterlehner-Nemelka,<br />
Tel.: +43/1/402 64 72 oder +43/664/231 14 42;<br />
E-Mail: kongress<strong>2023</strong>@oeaie.org; www.oeaie.org<br />
Teilnahmegebühr: 220,- EUR<br />
JAM23-TAG<br />
Ort: BBRZ – Berufliches Bildungs- und Rehabilitationszentrum, 4020 Linz,<br />
Grillparzerstraße 50<br />
Termin: 21.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Veranstalter: Junge Allgemeinmedizin Österreich<br />
Information und Anmeldung: www.jungeallgemeinmedizin.at,<br />
https://www.oegmp-tagung.at/registrierung/<br />
INTERNATIONAL SYMPOSIUM ON TICK-BORNE PATHOGENS<br />
AND DISEASE ITPD <strong>2023</strong><br />
Ort: Austria Trend Parkhotel Schönbrunn,1130 <strong>Wien</strong>,<br />
Hietzinger Hauptstraße <strong>10</strong>-14<br />
Termin: 22. – 25.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Veranstalter: ÖGHMP und ESGBOR<br />
Information: MAW – Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft,<br />
<strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong>, Freyung 6/3, Elza Glück, Lisa Jandrinitsch,<br />
Tel: +43/1/536 63-17 bzw. -36 DW, E-Mail: maw@media.co.at<br />
Anmeldung: https://www.itpd-tickborne.com/<strong>2023</strong>/registration.php<br />
HYPNOSE-SCHNUPPERSEMINAR–<strong>2023</strong><br />
Ort: Amtshaus Kritzendorf, 3420 Kritzendorf, Hauptstraße 56-58 (<strong>Wien</strong>),<br />
Zahnklinik Innsbruck, 6020, Anichstraße 35 (Innsbruck), Zahnklinik Graz,<br />
8036 Graz, Auenbruggerplatz 12 (Graz)<br />
Termine: 28.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong> <strong>Wien</strong>, 09.11.<strong>2023</strong> Innsbruck, 12.11.<strong>2023</strong> Graz<br />
Veranstalter und Anmeldung: ÖGMH/ÖGZH – Österreichische Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> ärztliche und zahnärztliche Hypnose, Allan Krupka, Tel.: +43/1/317 63 20,<br />
E-Mail: info@oegzh.at, www.oegzh.at<br />
Teilnahmegebühr: € 85,-<br />
KARDIOLOGIE NETZWERK BURGENLAND:<br />
UPDATE HERBST <strong>2023</strong><br />
Ort: Kultur Kongresszentrum Eisenstadt, 7000 Eisenstadt, Franz-Schubert-Platz 6<br />
Termin: 4.11.<strong>2023</strong><br />
Veranstalter: Abteilung <strong>für</strong> Innere Medizin I mit Kardiologie und Nephrologie,<br />
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Eisenstadt<br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Berger, MSc FESC<br />
Information: MAW – Medizinische Ausstellungs- und<br />
Werbegesellschaft, <strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong>, Freyung 6,<br />
David Grünseis, Barbara Horak,<br />
Tel.: +43/1/536 63-34 DW, E-Mail: kardio@maw.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/eisenstadt23<br />
OKTOBER BIS NOVEMBER <strong>2023</strong><br />
18. Osteoporosetag<br />
Ärztliche Fortbildung und Informationsveranstaltung <strong>für</strong><br />
Betroffene und Interessierte<br />
Ort: <strong>Wien</strong>er Rathaus, <strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong>, Nordbuffet (Ärzte)<br />
und Festsaal (Publikum)<br />
Termin: 24.<strong>10</strong>.<strong>2023</strong><br />
Veranstalter: ÖGKM - Österreichische Gesellschaft<br />
Knochen- und Mineralstoffwechsel<br />
Wissenschaftliche Leitung: OÄ Dr. Judith Haschka<br />
Information: AZ med.info, <strong>10</strong>14 <strong>Wien</strong>, Helferstorferstraße<br />
4, Tel.: +43/1/536 63-48 DW, Fax: +43/1/535 60-16,<br />
E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.azmedinfo.co.at/osteotag23<br />
Crashkurs ICD- und CRT-Therapie<br />
Von Theorie zu Praxis<br />
Ort: Hotel Imlauer & Bräu, 5020 Salzburg,<br />
Rainerstraße 12-14<br />
Termin: <strong>10</strong>. – 11.11.<strong>2023</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: PD OA Dr.<br />
Markus Stühlinger<br />
Veranstalter: Arbeitsgruppe Rhythmologie der<br />
Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG)<br />
Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und<br />
Werbegesellschaft, Barbara Horak, Marielle Wenning,<br />
<strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong>, Freyung 6, Barbara Horak, Marielle Wenning.<br />
Tel.: +43 1 536 63-34 und -85 DW, E-Mail:<br />
kardio@maw.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/icd23<br />
14. Landsteiner-Tag<br />
Onkologie<br />
Ort: Billrothhaus, <strong>10</strong>90 <strong>Wien</strong>, Frankgasse 8 (Hybrid)<br />
Termin: 7.11.<strong>2023</strong><br />
Tagungsbüro: Karl Landsteiner Gesellschaft, 3<strong>10</strong>0 St. Pölten,<br />
Franziskanergasse 4a, www.karl-landsteiner.at<br />
Information und Anemeldung: E-Mail:<br />
events@karl-landsteiner.at, www.karl-landsteiner.at<br />
Herzinsuffizienz – Update <strong>2023</strong><br />
Ort: Hotel Park Inn by Radisson Linz, 4020 Linz,<br />
Hessenplatz 16-18<br />
Termin: 3.11.<strong>2023</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: OA Dr. Christian Ebner, Prim.<br />
Priv.-Doz. Dr. Martin Martinek, OA Dr. Thomas Sturmberger<br />
Veranstalter: Krankenhaus Elisabethinen – Abteilung<br />
<strong>für</strong> Kardiologie<br />
Information: MAW – Medizinische Ausstellungs- und<br />
Werbegesellschaft, <strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong>, Freyung 6, Nicole Lehner,<br />
Karin Malits, Tel.: +43/1/536 63-68 bzw. -20 DW,<br />
E-Mail: kardio@maw.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardiolinz23<br />
Teilnahmegebühr: € <strong>10</strong>0,-<br />
BITTE BEACHTEN SIE<br />
Das gesamte wissenschaftliche Programm der Gesellschaft der<br />
Ärzte in <strong>Wien</strong> können Sie auf www.billrothhaus.at nachlesen.<br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 27
2024 ONLINE<br />
Zeit: 16:30-18:00Uhr<br />
29.<br />
01.<br />
26.<br />
02.<br />
18.<br />
03.<br />
22.<br />
04.<br />
27.<br />
05.<br />
24.<br />
06.<br />
30.<br />
09.<br />
21.<br />
<strong>10</strong>.<br />
16.<br />
12.<br />
SPORT BEI METABOLISCHEN VERÄNDERUNGEN<br />
OA Dr. Phillip Lopatka, Universitätsklinikum Krems, Innere Medizin 1, Stoffwechselambulanz<br />
DIABETES UND PSYCHIATRISCHE ERKRANKUNGEN –<br />
EINE FOLGENSCHWERE KOMBINATION?<br />
Mag. a Dr. in Diana Lebherz-Eichinger, PhD, Internistisches Zentrum, Klinik Penzing<br />
WORAN WIR ÖFTER DENKEN SOLLTEN: FAMILIÄRE HYPERCHOLESTERINÄMIE, LP(A)<br />
OA Dr. Florian Höllerl, Klinik Landstraße, Lipidambulanz der 1. Med. Abt. mit Diabetologie,<br />
Endokrinonogie und Nephrologie<br />
ÖKOLOGISCHE ASPEKTE VON DIABETES UND DIABETESTHERAPIE<br />
Priv.-Doz. DDr. Felix Aberer, Universitätsklinik <strong>für</strong> Innere Medizin, MedUni Graz,<br />
Klinische Abteilung <strong>für</strong> Endokrinologie und Diabetologie<br />
LDL INFLUENCER<br />
Priv.-Doz. Dr. Christoph Weiser, LKH <strong>Wien</strong>er Neustadt, 2. Med. Abteilung <strong>für</strong> Kardiologie und Nephrologie<br />
WIE TRAINIERE ICH DEN METABOLISCHEN PATIENTEN?<br />
DER MUSKEL ALS METABOLISCHES ORGAN<br />
Prim. Dr. Ralf Harun Zwick, Ärztlicher Leiter Ambulante Internistische Rehabilitation, Therme <strong>Wien</strong> Med<br />
OSTEOPOROSE BEI STOFFWECHSELKRANKHEITEN<br />
OÄ Dr. in Maya Thun, Privatklinik Rudolfinerhaus, Osteoporoseambulanz und Ordination in <strong>10</strong><strong>10</strong> <strong>Wien</strong><br />
DIABETES BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN -<br />
FRÜH ERKENNEN, GUT BEHANDELN<br />
OÄ Dr. in Gabriele Berger, Kinderambulanz, ÖGK Mein Gesundheitszentrum Floridsdorf<br />
EISENSTOFFWECHSEL<br />
OA Dr. Roland Edlinger, KH Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel, 3. Med. Abt. mit Stoffwechselerkrankungen<br />
und Nephrologie, Karl-Landsteiner-Institut f. Stoffwechselerkrankungen und Nephrologie, <strong>Wien</strong><br />
Vorsitz, Organisation<br />
& Moderation:<br />
OA Dr. Helmut Brath<br />
Mein Gesundheitszentrum<br />
Favoriten, 1<strong>10</strong>0 <strong>Wien</strong><br />
Anmeldung:<br />
Unter www.aekwien.at/webinare finden Sie jeweils den aktuellen<br />
Link, um am Webinar teilzunehmen. Bei Fragen wenden<br />
Sie sich gerne an fortbildung@aekwien.at.<br />
Viel Freude bei den Fortbildungen wünscht Ihnen Dr. Philipp Ubl, Leiter des Fortbildungsreferats.<br />
Für jedes Webinar werden Punkte im Rahmen<br />
der Diplomfortbildung der ÖÄK anerkannt.
MEDIZIN SERVICE<br />
Autoimmunerkrankungen<br />
Warum Impfschutz schneller nachlässt<br />
Menschen, die wegen ihrer Autoimmunerkrankung wie Morbus Crohn oder Rheumatoide Arthritis<br />
mit TNF-α-Inhibitoren behandelt werden, verlieren ihren Impfschutz signifikant früher als der<br />
Durchschnitt. Der Mechanismus, der dem frühzeitigen Abfall des Antikörperspiegels zugrunde liegt,<br />
wurde nun von einem wissenschaftlichen Team der MedUni <strong>Wien</strong> entschlüsselt.<br />
► Angesichts der Ergebnisse betont<br />
Studienleiterin Ursula<br />
Wiedermann-Schmidt die Wichtigkeit<br />
regelmäßiger Auffrischungen bei Betroffenen.<br />
Die Forschungsarbeit wurde<br />
aktuell im Fachmagazin eBioMedicine<br />
veröffentlicht.<br />
Prinzipiell gilt bei Diagnosestellung<br />
einer Autoimmunerkrankung, den<br />
gesamten Impfstatus zu erheben<br />
und fehlende Impfungen vor Beginn<br />
einer TNF-α-Blocker-Therapie zu<br />
ergänzen.<br />
Niedriger Antikörperspiegel<br />
Foto: candy1812/stock.adobe.com<br />
Die Studie wurde vom Zentrum <strong>für</strong><br />
Pathophysiologie, Infektiologie und<br />
Immunologie in Kooperation mit der<br />
Abteilung <strong>für</strong> Gastroenterologie und<br />
Hepatologie der Universitätsklinik<br />
<strong>für</strong> Innere Medizin III durchgeführt.<br />
Dabei wurden Patientinnen und Patienten<br />
mit entzündlichen Darmerkrankungen<br />
(IBD) wie Morbus Crohn<br />
oder Colitis ulcerosa und gesunden<br />
Kontrollpersonen eine SARS-CoV-<br />
2-mRNA-Impfung sowie eine Auffrischung<br />
nach sechs Monaten verabreicht.<br />
Wie die anschließenden Analysen<br />
zeigten, wiesen Personen unter TNFα-Blocker-Therapie<br />
signifikant niedrigere<br />
Antikörperspiegel auf als gesunde<br />
Probandinnen, Probanden<br />
und IBD-Patientinnen und -Patienten,<br />
die eine andere Form der Behandlung<br />
erhielten (α4β7-Integrin-<br />
Antagonisten).<br />
Starke Entzündungslage<br />
Inhibitoren – die Produktion von B-<br />
Gedächtniszellen in den Lymphknoten<br />
hemmt. Das sind jene Zellen des Immunsystems,<br />
die <strong>für</strong> die Produktion<br />
von langlebigen Plasmazellen sowie<br />
Antikörpern und damit <strong>für</strong> den Langzeitimpfschutz<br />
gegen bereits bekannte<br />
Krankheitserreger verantwortlich sind<br />
– eine wesentliche Voraussetzung <strong>für</strong><br />
Qualität und Dauer der Schutzwirkung<br />
von Impfungen.<br />
Alle Impfungen betroffen<br />
„In unserer Studie konnten wir den genauen<br />
Mechanismus entschlüsseln,<br />
warum unter TNF-α-Blocker-Therapie<br />
nur kurzlebige Plasmazellen ausgebildet<br />
werden, sodass der Antikörperschutz<br />
nur kurzfristig anhält“, sagt Letztautorin<br />
Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin<br />
des Zentrums <strong>für</strong> Pathophysiologie,<br />
Infektiologie und Immunologie sowie<br />
der Spezialambulanz <strong>für</strong> Impfungen,<br />
Reise- und Tropenmedizin der MedUni<br />
<strong>Wien</strong>. Die Studienergebnisse treffen<br />
„Daraus<br />
ergibt sich<br />
<strong>für</strong> diese<br />
Gruppe<br />
von Patientinnen<br />
und<br />
Patienten<br />
die Notwendigkeit,<br />
den<br />
Kurzzeitschutz<br />
durch<br />
wiederholte<br />
Auffrischungsimpfungen<br />
aufrechtzuerhalten.“<br />
TNF-α-Blocker sind entzündungshemmende<br />
und immunsuppressive<br />
Arzneimittel aus der Gruppe der Biologika,<br />
die nicht nur bei entzündlichen<br />
Darmerkrankungen, sondern auch bei<br />
anderen Autoimmunerkrankungen wie<br />
rheumatoide Arthritis oder Psoriasis-<br />
Arthritis eingesetzt werden. Der in der<br />
Studie festgestellte deutlich raschere<br />
Verlust des Impfschutzes ist laut dem<br />
Forschungsteam darauf zurückzuführen,<br />
dass die starke Entzündungslage<br />
bei diesen Patientinnen und Patienten<br />
– trotz des Einsatzes von TNF-αnicht<br />
nur auf SARS-CoV-2-, sondern<br />
prinzipiell auf alle Schutzimpfungen zu.<br />
„Daraus ergibt sich <strong>für</strong> diese Gruppe von<br />
Patientinnen und Patienten die Notwendigkeit,<br />
den Kurzzeitschutz durch<br />
wiederholte Auffrischungsimpfungen<br />
aufrechtzuerhalten“, so Wiedermann-<br />
Schmidt. Besonderes Augenmerk müsse<br />
auf Impfungen gelegt werden, die erstmalig<br />
unter TNF-α-Blocker-Therapie<br />
verabreicht werden – hier könne der<br />
frühzeitige Verlust des Impfschutzes am<br />
deutlichsten ausfallen. Impfungen, die<br />
vor Beginn der TNF-α-Blocker-Therapie<br />
erstmalig gegeben wurden, würden sehr<br />
wahrscheinlich ihre Schutzwirkung behalten.<br />
Prinzipiell gilt bei Diagnosestellung<br />
einer Autoimmunerkrankung (und<br />
anderen Erkrankungen unter immunsuppressiver<br />
Therapie), den gesamten<br />
Impfstatus ehebaldig zu erheben und<br />
fehlende Impfungen vor Beginn einer<br />
TNF-α-Blocker-Therapie (wie auch anderer<br />
immunsuppressiver Therapien) zu<br />
ergänzen. <br />
MedUni <strong>Wien</strong><br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 29
Schmerzbefreiter<br />
Mittwoch<br />
2024<br />
Zeit:<br />
15:30 Uhr<br />
ONLINE<br />
17. Januar<br />
DAS KREUZ MIT DEM KREUZ! – DIE MULTIMODALE BEHANDLUNG<br />
VON RÜCKENSCHMERZEN<br />
OÄ Dr. in Julia Zeiler, GZ Neubau <strong>für</strong> Physikalische Medizin der ÖGK<br />
21. Februar<br />
WAS HILFT, WAS HILFT NICHT? – NATURHEILKUNDLICHE METHODEN<br />
IN DER SCHMERZTHERAPIE<br />
Svetlana Geyrhofer, BA, DGKP, Fort- und Weiterbildung Schmerzmanagement, Geyrhofer KG<br />
20. März<br />
PHYSIOTHERAPIE RELOADED: MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN<br />
Bernhard Taxer, MSc (OMT), Physiotherapeut, Fachhochschule Joanneum, Graz<br />
17. April<br />
KOPFSCHMERZEN ALS ALARMSYMPTOM.<br />
WENN MEHR DAHINTER STECKT: ERKENNEN UND BEHANDELN<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Nenad Mitrovic, Salzkammergutklinikum Vöcklabruck<br />
22. Mai<br />
NEUESTE ERKENNTNISSE AUS DER NEUROPHYSIOLOGIE:<br />
IMPLIKATIONEN FÜR DAS SCHMERZMANAGEMENT?<br />
Assoc. Prof. in Ruth Drdla-Schutting, PhD, Institut <strong>für</strong> Neurophysiologie,<br />
Medizinische Universität <strong>Wien</strong><br />
19. Juni<br />
SCHMERZTHERAPIE BEIM ÄLTEREN PATIENTEN<br />
– FALLBEISPIELE UND EMPFEHLUNGEN<br />
OÄ Dr. in Waltraud Stromer, Landesklinikum Horn, Past-Präsidentin der ÖSG<br />
18. September<br />
UNSERE KLEINSTEN: SCHMERZTHERAPIE BEI KINDERN<br />
OÄ Dr. in Brigitte Messerer, Universitätsklinik <strong>für</strong> Anästhesiologie und Intensivmedizin Graz<br />
16. Oktober<br />
ARBEITEN IM GRENZBEREICH – PALLIATIVVERSORGUNG AN DER SCHNITT-<br />
STELLE ZWISCHEN STATIONÄREM UND NIEDERGELASSENEM BEREICH<br />
OA Dr. Dietmar Weixler, MSc, Leiter des Palliativteams des Landesklinikums Horn,<br />
Präsident der OPG<br />
20. November<br />
DURCH DAS MESSER WIRD´S NICHT BESSER! GUTE UND<br />
SCHLECHTE INDIKATIONEN INDER ORTHOPÄDISCHEN CHIRURGIE<br />
OA Dr. Raphael Scheuer, Abt. <strong>für</strong> Wirbelsäulenchirurgie, Orthopädisches Spital Speising<br />
11. Dezember<br />
VISZERALE SCHMERZEN UND FUNKTIONELLE STÖRUNGEN:<br />
WIE SAGE ICH ES MEINEN PATIENTEN?<br />
OA Dr. Ekkehard Schweitzer, DEAA, Abt. <strong>für</strong> Anästhesie, Intensivmedizin<br />
und Schmerztherapie, Klinik Hietzing<br />
Vorsitz, Organisation und Moderation: OA Dr. Ekkehard Schweitzer, DEAA<br />
Anmeldung:<br />
Unter www.aekwien.at/webinare finden Sie jeweils den aktuellen Link,<br />
um am Webinar teilzunehmen. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an<br />
fortbildung@aekwien.at.<br />
Viel Freude bei den Fortbildungen wünscht Ihnen Dr. Philipp Ubl,<br />
Leiter des Fortbildungsreferats.<br />
Für jedes Webinar werden Punkte im Rahmen<br />
der Diplomfortbildung der ÖÄK anerkannt.
MEDIZIN SERVICE<br />
Viele seltene Erkrankungen haben ähnliche Ursachen<br />
Untersucht wurden vor allem Autoimmun- und Autoinflammatorische<br />
Erkrankungen.<br />
Unterschiedlichste Krankheiten, bei denen<br />
das Immunsystem den eigenen Körper<br />
angreift oder grundlos Entzündungen auslöst,<br />
wie chronische Darmerkrankungen, Multiple<br />
Sklerose, „Schmetterlingsflechte“ (Lupus<br />
erythematodes) und Diabetes (Typ 1), haben<br />
eng verwandte Ursachen, berichten <strong>Wien</strong>er<br />
Medizinerinnen und Mediziner. Bei ihnen ist<br />
ein Netzwerk an „Schlüsselgenen“ beteiligt,<br />
die normalerweise das Immunsystem probat<br />
regulieren. Die Studie wurde im Fachjournal<br />
Science Advances veröffentlicht.<br />
Ein Team um Kaan Boztug und Julia Guthrie<br />
vom Forschungszentrum <strong>für</strong> Molekulare<br />
Medizin (CeMM) der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften (ÖAW) untersuchte<br />
mit Computernetzwerkanalysen, wie<br />
die Urheber von 186 seltenen Erkrankungen<br />
miteinander in Verbindung stehen. Dabei<br />
handelt es sich hauptsächlich um Autoimmun-<br />
und Autoinflammatorische Erkrankungen,<br />
bei denen das Immunsystem eigenes<br />
Gewebe angreift und Entzündungen ohne<br />
fremde Ursache entstehen. Die Forschenden<br />
identifizierten ein Netzwerk miteinander<br />
interagierender Schlüsselgene, die solche<br />
Krankheiten auslösen können. „Sie liegen bei<br />
Autoimmun- und Autoinflammatorischen<br />
Erkrankungen genau im Zentrum der involvierten<br />
Gene“, so Guthrie.<br />
„Mithilfe der Auswertung wurden die Erkrankungen<br />
neu klassifiziert, und wir haben<br />
berechnet, welche Therapien <strong>für</strong> die jeweilige<br />
Gruppen die besten Ergebnisse erzielen<br />
könnten“, heißt es in einer Aussendung des<br />
CeMM. Die Vorhersagen, welche Therapien<br />
erfolgversprechend sind, sollten mithilfe der<br />
Netzwerkanalysen „erheblich präziser sein als<br />
bei der bisherigen Vorgehensweise“, meint<br />
Boztug. <br />
APA<br />
Kleinzelliger Lungenkrebs: Neuer Ansatz <strong>für</strong><br />
Überwindung der Chemo-Resistenzen<br />
Fotos: HNFOTO/BillionPhotos.com/stock.adobe.com<br />
Kleinzelliger Lungenkrebs macht etwa 15 Prozent<br />
aller diagnostizierten Lungenkarzinome<br />
aus und ist nach wie vor mit einer hohen Sterblichkeit<br />
verbunden. In so gut wie allen Fällen<br />
ist die schlechte Prognose darin begründet,<br />
dass es innerhalb von nur fünf bis 14 Monaten<br />
nach Erstdiagnose zu einem Rückfall kommt<br />
und die Tumorzellen häufig Resistenzen gegen<br />
die Chemotherapie entwickeln.<br />
Wie eine aktuelle Forschungsarbeit unter<br />
Leitung von Balazs Döme und Karin Schelch<br />
von der MedUni <strong>Wien</strong> zeigt, können resistente<br />
Zelllinien mit der Kombination zweier bereits<br />
verfügbarer Therapeutika erfolgreich bekämpft<br />
werden. Die Studienergebnisse<br />
wurden im Fachjournal Clinical<br />
Cancer Research publiziert und<br />
Der kleinzellige<br />
Lungenkrebs tritt<br />
meist bei Raucherinnen<br />
und Rauchern<br />
auf.<br />
bieten einen vielversprechenden Ansatz <strong>für</strong><br />
die Entwicklung neuer Therapien bei dieser<br />
besonders aggressiven Tumorart.<br />
Die Studie schließt an frühere vielbeachtete<br />
Erkenntnisse der Forschungsgruppe um Balazs<br />
Döme (Universitätsklinik <strong>für</strong> Thoraxchirurgie<br />
der MedUni <strong>Wien</strong>) an, wonach der kleinzellige<br />
Lungenkrebs (Small Cell Lung Cancer,<br />
SCLC) in Subtypen eingeteilt werden kann,<br />
die unterschiedlich auf Chemotherapeutika<br />
und zielgerichtete Medikamente ansprechen.<br />
In diesem Kontext wurde gezeigt, dass Histon<br />
Deaceylase-Inhibitoren (HDACi) bei zwei<br />
SCLC-Subtypen (bekannt als SCLC-A und<br />
SCLC-N) gute Wirkung zeigen. HDACi sind<br />
Medikamente, die sich in Studien bereits<br />
als wirksame Helfer im Kampf gegen<br />
Zellen verschiedener Tumorarten erwiesen<br />
haben und nun <strong>für</strong> ihren Einsatz bei<br />
SCLC weiter untersucht wurden.<br />
Von SCLC sind rund 15 Prozent der<br />
Lungenkrebspatientinnen und<br />
-patienten betroffen. Dieser<br />
besonders aggressive Tumor,<br />
der meist bei Raucherinnen und<br />
Rauchern auftritt, weist ein schnelles<br />
Wachstum und eine hohe Neigung zur<br />
Metastasierung auf. Rund 70 Prozent<br />
der fortgeschrittenen Krankheitsfälle<br />
verlaufen binnen eines Jahres tödlich.<br />
„Die hohe Mortalitätsrate liegt daran, dass so<br />
gut wie alle Patientinnen und Patienten einen<br />
rapiden Rückfall der Erkrankung erleben, der<br />
häufig mit einer Therapieresistenz einhergeht“,<br />
umreißt Studienleiterin Karin Schelch<br />
von der Universitätsklinik <strong>für</strong> Thoraxchirurgie<br />
der MedUni <strong>Wien</strong> die Problematik. Als<br />
mögliche Lösung stellte sich im Rahmen der<br />
Untersuchungen HDACi in Kombination mit<br />
Standard-Chemotherapeutika heraus. Damit<br />
konnten vor allem jene Tumorzellen signifikant<br />
in ihrem Wachstum gebremst werden, die<br />
gegen eine Einzeltherapie resistent waren.<br />
In weiteren Analysen wurde zudem der molekulare<br />
Mechanismus entschlüsselt, der den<br />
Therapieresistenzen zugrunde liegt. So tragen<br />
die Ergebnisse der MedUni <strong>Wien</strong>-Forschungsgruppe<br />
erheblich zum besseren Verständnis<br />
der Biologie von kleinzelligem Lungenkrebs<br />
bei, einer Erkrankung, in der vielversprechende<br />
Fortschritte in der Entwicklung therapeutischer<br />
Innovationen seit Jahrzehnten auf sich<br />
warten lassen. „Unsere Ergebnisse können die<br />
Grundlage <strong>für</strong> die Erforschung erfolgreicher<br />
neuer Therapien liefern, die den Resistenzmechanismen<br />
des SCLC überlegen sind“, hebt<br />
Erstautorin Anna Solta, ebenfalls von der Universitätsklinik<br />
<strong>für</strong> Thoraxchirurgie der MedUni<br />
<strong>Wien</strong>, die hohe klinische Relevanz der Studie<br />
hervor. <br />
MedUni <strong>Wien</strong><br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 31
SERVICE ZAHNÄRZTEKAMMER<br />
Editorial<br />
Gewalt im Fokus –<br />
Wir schauen hin!<br />
Liebe Kollegin! Lieber Kollege!<br />
Es ist unbestritten,<br />
dass Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte<br />
einen einzigartig<br />
niederschwelligen<br />
Zugang zur „gesunden“<br />
Bevölkerung<br />
haben. Damit<br />
nehmen wir eine wichtige Rolle in der<br />
Gesundheitsüberwachung der österreichischen<br />
Bevölkerung wahr. Umso öfter sind<br />
unsere Kolleginnen und Kollegen nicht nur<br />
mit einer zahnmedizinischen Problemstellung,<br />
sondern auch mit Armut, Einsamkeit,<br />
psychischen und manchmal auch<br />
physischen Leiden der Patientinnen und<br />
Patienten konfrontiert.<br />
Eine überaus schwierige Situation, wenn<br />
sich der Verdacht äußert, dass es sich bei<br />
einer Patientin/einem Patienten aufgrund<br />
der erkennbaren Verletzungen um die<br />
Anwendung von körperlicher Gewalt<br />
handeln könnte. Wie ist darauf korrekt<br />
zu reagieren? Damit meine ich nicht nur,<br />
wie wir diese Person darauf ansprechen,<br />
sondern auch, wie eine korrekte Dokumentation<br />
und ein weiteres Vorgehen<br />
durchzuführen sind.<br />
Gewalt in Zahnarztpraxen erscheint auf<br />
den ersten Blick ein ungewöhnliches<br />
Thema zu sein. Sie ist jedoch ein ernstes<br />
Problem, das immer häufiger auftritt. Die<br />
Gewaltakte können von verbalen Drohungen<br />
über physische Übergriffe bis hin<br />
zu Störungen des Praxisbetriebs reichen.<br />
Das „Warum“ kann dabei sehr unterschiedlich<br />
sein und es kann jede Zahnärztin<br />
und jeden Zahnarzt betreffen.<br />
Es ist an der Zeit, diesem Thema Platz zu<br />
geben und wir würden uns freuen, Sie am<br />
11. November <strong>2023</strong> zur wissenschaftlichen<br />
Tagung mit dem Titel „Gewalt im<br />
Fokus“ begrüßen zu dürfen.<br />
Ihre<br />
Bettina Schreder<br />
Präsidentin der Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
Gewalt im Fokus<br />
Zunehmendes Problem<br />
Die Bedeutung von Gewalt in zahnärztlichen Ordinationen nimmt<br />
zu: Wie Zahnärztinnen und Zahnärzte potenziellen Opfern von<br />
Gewalt begegnen können und welche Maßnahmen sie ergreifen<br />
müssen, behandelt eine Tagesveranstaltung am 11. November.<br />
Noémi-Katalin Marković, Referentin <strong>für</strong> Gender, Soziales und<br />
Jungzahnärztinnen und Jungzahnärzte, und Christiane Stokreiter-<br />
Ebner, Referentin <strong>für</strong> Kieferorthopädie, dazu im Interview.<br />
► Welchen Stellenwert<br />
hat das Thema Gewalt<br />
in zahnärztlichen Ordinationen?<br />
Marković: Tatsächlich werden<br />
wir mit dem Thema Gewalt<br />
in unserem Berufsalltag<br />
leider immer öfter konfrontiert.<br />
Seien es aggressive Patienten,<br />
die unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter oder<br />
uns verbal angreifen, seien<br />
es Patientinnen, die uns mit<br />
Gewaltzeichen in der Ordination<br />
aufsuchen. Wir sind<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
und keine Expertinnen<br />
und Experten in Forensik<br />
oder Mediation. Daher gilt es<br />
hier, Kolleginnen und Kollegen zu schulen und<br />
ihnen ein Rüstzeug <strong>für</strong> heikle Situationen in der<br />
Praxis mitzugeben.<br />
Noémi-Katalin Marković (re.) und<br />
Was sollten Zahnärztinnen und Zahnärzte darüber<br />
wissen?<br />
Stokreiter-Ebner: Gewaltopfer haben häufig<br />
Verletzungen im Kopfbereich. Bei intraoralen<br />
Verletzungen und Zahntraumata sitzen sie dann<br />
bei uns Zahnärztinnen und Zahnärzten am Stuhl<br />
und benötigen nicht nur eine medizinische Versorgung,<br />
sondern häufig auch unsere Hilfe, um<br />
die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Eine<br />
korrekte Dokumentation der Verletzungen spielt<br />
Christiane Stokreiter-Ebner (li.) haben<br />
es sich zum Ziel gesetzt, den Kolleginnen<br />
und Kollegen zum Thema Gewalt ein<br />
entsprechendes Basiswissen mitzugeben.<br />
hier <strong>für</strong> den Nachweis der<br />
Tat eine wichtige Rolle und<br />
kann bei Straf- und Zivilprozessen<br />
von großer Relevanz<br />
sein. Das wird nicht<br />
immer einfach sein – unter<br />
Umständen werden diese<br />
Maßnahmen erschwert<br />
durch Verständigungsprobleme<br />
und die Anwesenheit<br />
von – im schlimmsten Fall<br />
aggressiven – Begleitpersonen.<br />
Was ist das Ziel der Veranstaltung<br />
„Gewalt im Fokus“<br />
am 11. November?<br />
Marković: Diese Veranstaltung<br />
ist die erste der<br />
Landeszahnärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, die sich<br />
mit dem Thema Gewalt beschäftigt. Somit ist<br />
es unser Ziel, den Kolleginnen und Kollegen<br />
ein entsprechendes Basiswissen mitzugeben.<br />
Stokreiter-Ebner: Natürlich können wir uns<br />
nicht mit allen Aspekten von Gewalt beschäftigen,<br />
zumindest aber ein Grundgerüst auf den<br />
Gebieten der Forensik und Deeskalation vermitteln.<br />
<br />
Service: Informationen, Programm und Anmeldelink<br />
<strong>für</strong> die Vorträge der Veranstaltung<br />
„Gewalt im Fokus“ finden Sie online unter<br />
https://www.zafi.at/<strong>2023</strong>-af-1113.<br />
KFO-FZA-Ausbildungsverordnung liegt vor<br />
Nachdem die Einführung der Fachzahnärztin/des<br />
Fachzahnarztes <strong>für</strong> Kieferorthopädie<br />
vonseiten des österreichischen Parlaments<br />
beschlossen wurde und nun auch eine entsprechende<br />
Ausbildungsverordnung vorliegt, besteht<br />
seit 1. September <strong>2023</strong> die Möglichkeit, bei<br />
Erfüllung der jeweiligen Voraussetzungen und<br />
nach Eintragung in die Zahnärzteliste durch die<br />
Österreichische Zahnärztekammer die Berufsbezeichnung<br />
zu führen.<br />
Foto: LZÄK <strong>Wien</strong><br />
32 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>
ZAHNÄRZTEKAMMER SERVICE<br />
Qualitätssicherung<br />
Schutz und Zufriedenheit<br />
Alle fünf Jahre müssen zahnärztliche Ordinationen eine Selbstevaluierung der Qualität durchführen<br />
und sich, falls zufällig ausgewählt, einer Überprüfung durch Qualitätssicherungsbeauftragte stellen.<br />
Ziel ist es, Personal ebenso wie Patientinnen und Patienten zu schützen und ihre Zufriedenheit zu<br />
gewährleisten.<br />
Foto: Tommaso Lizzul/stock.adobe.com<br />
► 3.854 niedergelassene Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte waren Ende<br />
2021 in Österreich registriert; insgesamt<br />
gibt es hierzulande 4.176<br />
Ordinationsstandorte. Um ihre Qualität<br />
im Sinne der Patientinnen und Patienten<br />
zu gewährleisten, finden regelmäßig<br />
Selbstevaluierungen und Stichprobenüberprüfungen<br />
statt. So wurden im<br />
Zuge der letzten Qualitätsevaluierung,<br />
die zwischen 2017 und 2021 österreichweit<br />
durchgeführt wurde, stichprobenmäßig<br />
auch 25 <strong>Wien</strong>er zahnärztliche<br />
Ordinationen überprüft. Insgesamt<br />
wurde die Einhaltung der Qualitätsstandards<br />
in 120 österreichischen Ordinationen<br />
kontrolliert. Das mehr als erfreuliche<br />
Ergebnis: Die überwiegende<br />
Mehrheit, nämlich 116 Praxen, wiesen<br />
keinen Qualitätsmangel auf. „Das heißt,<br />
dass alle Angaben, die im Rahmen der<br />
Selbstevaluierung gemacht wurden, den<br />
tatsächlichen Gegebenheiten entsprachen“,<br />
konkretisiert Peter Reichenbach,<br />
zuständiger Referent in der Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong>.<br />
Vorgeschriebene Evaluierung<br />
Ob Kassen- oder Privatordination – jede zahnärztliche Ordination muss<br />
von Gesetzes wegen evaluiert werden.<br />
cherungsbeauftragten müssen Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte im Rahmen der<br />
Selbstevaluierung 52 Fragen aus 15 Qualitätsbereichen,<br />
wie etwa Bauauflagen,<br />
Ordinationsgründung und Hygienevorschriften,<br />
beantworten. Diese Antworten<br />
bilden die Basis <strong>für</strong> die Evaluierung<br />
durch die Qualitätssicherungsbeauftragten<br />
der Landeszahnärztekammer <strong>für</strong><br />
<strong>Wien</strong>. Diese findet alle fünf Jahre statt.<br />
Das ausgestellte Zertifikat ist in Folge<br />
fünf Jahre gültig.<br />
Zufriedenheit sicherstellen<br />
Tatsächlich kommt einer regelmäßigen<br />
Evaluierung aus mehreren Gründen<br />
eine zentrale Bedeutung zu. Nicht nur,<br />
dass sich mit Planung oder Optimierung<br />
von Abläufen die Patientenzufriedenheit<br />
maßgeblich verbessern lässt, auch Fortbildungen<br />
zu Techniken und Aneignung<br />
von Wissen über neue Materialien sind<br />
Teil eines erfolgreichen Qualitätsmanagements.<br />
„Der Schutz sowohl von<br />
Personal als auch von Patientinnen und<br />
Patienten vor Infektionskrankheiten und<br />
Verletzungen ist ausnahmslos in allen<br />
Ordinationen ein sensibles Thema.“ So<br />
können auch konkrete – verinnerlichte –<br />
Arbeitsabläufe wesentlich zum korrekten<br />
Umgang mit Materialien beitragen und<br />
Ob Kassen- oder Privatordination – jede<br />
zahnärztliche Ordination muss von<br />
Gesetzes wegen evaluiert werden. Mit<br />
der operativen Durchführung hat die<br />
Österreichische Zahnärztekammer die<br />
medq.at betraut. „Die Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong> wiederum nominiert<br />
erfahrene Kolleginnen und Kollegen, die<br />
in Zusammenarbeit mit medq.at ausgebildet,<br />
regelmäßig geschult und fortgebildet<br />
werden“, so Reichenbach. In<br />
weiterer Folge überprüfen diese Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte die Qualität in<br />
den zahnärztlichen Ordinationen nach<br />
den Vorgaben laut Zahnärztegesetz. Vergangenes<br />
Jahr haben zehn solcher Qualitätssicherungsbeauftragten<br />
ihre Evaluierungstätigkeit<br />
aufgenommen. Vor<br />
einer Evaluierung durch die Qualitätssinebenbei<br />
helfen, ressourcensparend zu<br />
arbeiten. Reichenbach dazu: „Zusammenfassend<br />
lässt sich sagen, dass das<br />
Dokumentieren von Arbeitsabläufen,<br />
das Besprechen der täglichen Abläufe<br />
mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />
das Schaffen eines Bewusstseins <strong>für</strong> die<br />
Bedeutung bestimmter Vorgaben und<br />
das Sensibilisieren der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter <strong>für</strong> mögliche Fehler sowie<br />
das Hinterfragen und Optimieren<br />
von Arbeitsabläufen die Qualitätssicherung<br />
positiv unterstützen können.“ Das<br />
Referat <strong>für</strong> betriebstechnische Auflagen<br />
und Qualitätssicherung steht Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzten bei Unsicherheit<br />
oder <strong>für</strong> Beratungen zur Verfügung. <br />
Sprechstunde Referat <strong>für</strong><br />
betriebstechnische Auflagen<br />
und Qualitätssicherung<br />
Nach Voranmeldung bis spätestens drei Werktage vor<br />
dem Termin unter office@wr.zahnaerztekammer.at<br />
Termin: erster Mittwoch im Monat, <strong>10</strong> bis 12 Uhr<br />
(mit Marianne Schmidt)<br />
Weitere Fragen/Informationen:<br />
reichenbach@wr.zahnaerztekammer.at<br />
Ergebnisse der Qualitätsevaluierung<br />
•Selbstevaluierung - Beobachtungszeitraum:<br />
1. Jänner 2017 bis 31. Dezember 2021<br />
•Zahl der Ordinationen österreichweit:<br />
5.<strong>10</strong>7, davon 4.233 per Internet, 874 per Fax<br />
•99 wurden negativ evaluiert; alle wurden positiv<br />
reevaluiert.<br />
•Stichprobenerhebung von Juni 2017 bis Juni 2019:<br />
120 Ordinationen; bei vier Ordinationen kam es zu<br />
Mängelbehebungsaufträgen.<br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 33
72.<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
72.WIENER ÄRZTEBALL<br />
SAMSTAG,27. JÄNNER 2024<br />
<strong>Wien</strong>er Hofburg | Eröffnung 21.30 Uhr<br />
www.aerzteball.at
CHRONIK SERVICE<br />
„Corona-Denkmal der Hoffnung“ beim<br />
<strong>Wien</strong>er AKH enthüllt<br />
Ein barrierefrei begehbares und erlebbares<br />
Kunstwerk ist im September als „Corona-<br />
Denkmal der Hoffnung“ am Vorplatz des<br />
Universitätsklinikums AKH <strong>Wien</strong> enthüllt<br />
worden. Gestiftet wurde es vom Unternehmerpaar<br />
Martin und Gerda Essl als Zeichen<br />
des Dankes „<strong>für</strong> die außergewöhnlichen<br />
Leistungen in der medizinischen Versorgung<br />
und Forschung während der Pandemie und<br />
darüber hinaus“.<br />
Das vom Künstlerpaar Emmerich Weissenberger<br />
und Nora Ruzsics gestaltete Objekt-<br />
Ensemble umfasst eine fünfeinhalb Meter<br />
hohe und rund zwei mal zwei Meter breite<br />
Holzskulptur, in deren Mitte ein Keramikobjekt<br />
positioniert ist. Nachdem der Rohling<br />
der Skulptur anlässlich der Jubiläumsfestspiele<br />
2020 in Salzburg als Bühne <strong>für</strong> junge<br />
Künstlerinnen und Künstler gedient hatte<br />
und nach seiner Fertigstellung 2022 <strong>für</strong> ein<br />
Jahr am <strong>Wien</strong>er Heldenplatz aufgestellt<br />
gewesen war, ging das Denkmal nun als<br />
Schenkung an die Medizinische Universität<br />
<strong>Wien</strong>. „Das ‚Corona-Denkmal der<br />
„Das ‚Corona-Denkmal der Hoffnung‘ ist allen Opfern,<br />
Leidtragenden und Heldinnen und Helden von Covid-19<br />
gewidmet.<br />
Hoffnung‘ ist allen Opfern, Leidtragenden<br />
und Heldinnen und Helden von Covid-19<br />
gewidmet“, betonten Martin und Gerda Essl<br />
laut einer Aussendung.<br />
„Durch ihre Arbeit in mittlerweile über<br />
150 Forschungsprojekten zu Fragestellungen<br />
rund um Covid-19 haben die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der MedUni <strong>Wien</strong><br />
maßgeblich zur Bewältigung der Pandemie<br />
beigetragen“, erinnerte Rektor Markus<br />
Müller. Das Denkmal solle an diese außergewöhnlichen<br />
Leistungen erinnern. <br />
Aids Hilfe: Über sexuelle<br />
Gesundheit reden und<br />
Tabus abbauen<br />
Anlässlich des Welttages der sexuellen<br />
Gesundheit am 4. September startete<br />
die Aids Hilfe <strong>Wien</strong> die Kampagne „Lust<br />
auf Reden. Gemeinsam <strong>für</strong> sexuelle<br />
Gesundheit“ mit einer Broschüre <strong>für</strong><br />
Gynäkologinnen und Gynäkologen. Diese<br />
beinhaltet Informationen zu sexuell<br />
übertragbaren Infektionen, Schwangerschaft<br />
und Transmännern in der gynäkologischen<br />
Praxis. Herzstück sei jedoch<br />
die Abbildung von Vulva und Klitoris.<br />
Korrekte Abbildungen dieser Art seien<br />
derzeit in keinem Medizin-Fachbuch zu<br />
finden.<br />
Foto: Medizinische Universität <strong>Wien</strong> / APA-Fotoservice/Hörmandinger / OTS<br />
Kinderärztinnen und -ärzte: Häufig<br />
traumatisierende Erlebnisse<br />
Fast alle Kinderärztinnen und -ärzte (89<br />
Prozent) waren während ihrer Berufslaufbahn<br />
bereits mit einem traumatisierenden<br />
Erlebnis konfrontiert. Zwei von drei gaben<br />
laut einer Umfrage an, dass sich solche belastenden<br />
Vorfälle bereits mehrfach zugetragen<br />
haben. Besonders häufig wurden aggressive<br />
Patientinnen, Patienten oder Angehörige<br />
sowie unerwartete Todesfälle als Beispiel<br />
genannt.<br />
Für die kürzlich veröffentlichte Studie haben<br />
rund 420 von 2.<strong>10</strong>0 angeschriebenen Kinderärztinnen<br />
und -ärzten einen Fragebogen<br />
ausgefüllt. Die Umfrage wurde vom Verein<br />
„Second Victim“ in Kooperation mit der<br />
Österreichischen Gesellschaft <strong>für</strong> Kinder- und<br />
Jugendheilkunde (ÖGKJ), dem Wiesbaden<br />
Institute <strong>für</strong> Healthcare Economics and<br />
Patient Safety (WiHelP) und dem Notfallmedizinischen<br />
Trainingszentrum in Singen e.V.<br />
(NOTIS) durchgeführt. Die erste quantitative<br />
Erhebungsstudie in Österreich zu dem Thema<br />
wurde nun in der Fachzeitschrift Healthcare<br />
publiziert.<br />
„Second Victim“ nennt man Behandelnde, also<br />
etwa Ärztinnen, Ärzte, Pflegekräfte und Physiotherapeutinnen<br />
und -therapeuten, die wegen<br />
eines unvorhergesehenen Zwischenfalls, eines<br />
medizinischen Fehlers oder Patientenschadens<br />
traumatisiert wurden. Wird das Erlebte nicht<br />
aufgearbeitet, könnte die betroffene Person<br />
psychische und physische Krankheitssymptome<br />
entwickeln, die zu Arbeitseinschränkungen,<br />
Krankenständen und am Ende sogar<br />
zum Berufsausstieg führen können. Mehr als<br />
70 Prozent der Befragten kannten den Begriff<br />
„Second Victim“ in der Umfrage nicht.<br />
Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Betroffenen<br />
neben Rechtsberatung vor allem<br />
eine niederschwellige Kommunikation mit<br />
Kolleginnen und Kollegen wünschen. Im<br />
niedergelassenen Bereich zu arbeiten, stellt<br />
derzeit ein erhöhtes Risiko dar, vom „Second<br />
Victim“-Phänomen betroffen zu sein. Die Autorinnen<br />
und Autoren plädieren da<strong>für</strong>, sowohl<br />
im niedergelassenen als auch innerklinischen<br />
Bereich Unterstützungsprogramme wie ein<br />
Peer Support einzuführen. <br />
Im Fokus der<br />
Kampagne steht<br />
die Wissensvermittlung.<br />
Ziel der Kampagne, die<br />
neben der Informationsbroschüre<br />
Plakate,<br />
Postenkarten, die in<br />
Lokalen, Fitnessstudios und<br />
Studierendenheimen aufliegen, Social<br />
Media Posts und Spots in Wartezimmern<br />
und am Infoscreen beinhaltet, sei es<br />
Sexualität und sexuelle Gesundheit „raus<br />
aus der Tabuzone zu bringen und öffentlichkeitswirksam<br />
zum Thema zu machen“,<br />
so Andrea Brunner, Geschäftsführerin der<br />
Aids Hilfe <strong>Wien</strong>.<br />
Im Fokus der Kampagne stehe die<br />
Wissensvermittlung. Gelingen soll diese<br />
auch über Informationen auf der Kampagnenwebsite<br />
lustaufreden.at sowie in<br />
Fortbildungen und Konferenzen die sich<br />
insbesondere an Medizinerinnen, Mediziner<br />
und Gesundheitspersonal richten. So<br />
enthält die Broschüre neben Tipps, wie<br />
über sexuelle Gesundheit in der Praxis<br />
geredet werden kann, auch Informationen<br />
zum sensiblen Umgang mit Transmännern<br />
in der gynäkologischen Praxis.<br />
Service: Informationen und Materialien<br />
zur Kampagne finden Sie online unter<br />
https://aids.at/lustaufredenmaterial/.<br />
<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 35
SERVICE STEUER<br />
Gesetzesänderung<br />
Anpassung beim Investitionsfreibetrag<br />
Bei der Anschaffung oder Errichtung eines betrieblichen Gebäudes kann nun <strong>für</strong> anfallende Kosten<br />
von eingebauten klimafreundlichen Heizungs- und Kühlsystemen der erhöhte Investitionsfreibetrag<br />
geltend gemacht werden.<br />
Von Wolfgang Leonhart<br />
► Die ab diesem Jahr neu eingeführte<br />
Steuerbegünstigung „Investitionsfreibetrag“<br />
wurde bereits in<br />
der Ausgabe 01/<strong>2023</strong> von <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Wien</strong> auf Seite 36 vorgestellt, online<br />
nachzulesen unter www.aekwien.at/<br />
aerztinfuerwien.<br />
Der Investitionsfreibetrag beträgt<br />
grundsätzlich <strong>10</strong> Prozent <strong>für</strong> bestimmte<br />
Wirtschaftsgüter, <strong>für</strong> den Bereich der<br />
Ökologieausrichtung betreffende Wirtschaftsgüter<br />
gilt der erhöhte Investitionsfreibetrag<br />
von 15 Prozent.<br />
Per Verordnung (Öko-IFB-Verordnung)<br />
wird geregelt, welche Wirtschaftsgüter<br />
den begünstigt 15-prozentigen IFB ermöglichen.<br />
Im Detail sind dies unter<br />
anderem folgende Investitionen:<br />
•Wirtschaftsgüter zur Erzeugung von<br />
Strom aus erneuerbaren Quellen<br />
•Anlagen zur Speicherung von Strom<br />
in Form eines stationären Systems zur<br />
Aufnahme und zeitlich verzögerten<br />
Abgabe elektrischer Energie aus erneuerbaren<br />
Quellen<br />
•Emissionsfreie Fahrzeuge ohne Verbrennungsmotor<br />
sowie E-Ladestationen<br />
•Fahrräder, Transporträder sowie Spezialfahrräder<br />
mit und ohne E-Antrieb,<br />
Fahrradanhänger<br />
Ausdrücklich ausgenommen vom Investitionsfreibetrag<br />
sind insbesondere<br />
Vorrichtungen zur Speicherung und<br />
Nutzung fossiler Energieträger, zum<br />
Beispiel Gas-/Ölheizung, Gaszuleitung,<br />
Heizöltank.<br />
In bestimmten Fällen steht der Investitionsfreibetrag<br />
nicht zu, beispielsweise<br />
<strong>für</strong> Gebäudeinvestitionen, welche eine<br />
Sonderabschreibung ermöglichen.<br />
Diese Sonderabschreibung (§ 8 (1a)<br />
EStG) bietet die Möglichkeit, im ersten<br />
Jahr der Gebäudeinvestition die dreifache<br />
Jahresabschreibung, im zweiten<br />
Jahr die doppelte Jahresabschreibung<br />
und ab dem dritten Jahr die „normale“<br />
Wolfgang Leonhart:<br />
„Unter die<br />
Anschaffung von<br />
Gebäuden fällt auch<br />
der Kauf einer Eigentumswohnung.“<br />
Der Investitionsfreibetrag<br />
beträgt<br />
grundsätzlich<br />
<strong>10</strong><br />
Prozent <strong>für</strong><br />
bestimmte<br />
Wirtschaftsgüter,<br />
<strong>für</strong><br />
den Bereich<br />
der Ökologieausrichtung<br />
betreffende<br />
Wirtschaftsgüter<br />
gilt<br />
der erhöhte<br />
Investitionsfrei<br />
betrag<br />
von 15 Prozent.<br />
gesetzlich normierte Jahresabschreibung<br />
geltend zu machen.<br />
Die angeführte Sonderabschreibung<br />
<strong>für</strong> Gebäudeinvestitionen betrifft die<br />
Anschaffung oder Errichtung von Gebäuden,<br />
darunter fallen auch Zu- und<br />
Aufbauten. Unter die Anschaffung von<br />
Gebäuden fällt auch der Kauf einer Eigentumswohnung.<br />
Neuerung<br />
Aufgrund einer nunmehrigen Gesetzesänderung<br />
ist bei Anschaffung<br />
oder Errichtung eines betrieblichen<br />
Gebäudes die Geltendmachung eines<br />
erhöhten Investitionsfreibetrags zumindest<br />
<strong>für</strong> die dabei anfallenden<br />
(auch anteiligen) Kosten von eingebauten<br />
klimafreundlichen Heizungsund<br />
Kühlsystemen möglich. Aufgrund<br />
der ursprünglichen Rechtslage konnte<br />
ein Investitionsfreibetrag <strong>für</strong> Wirtschaftsgüter,<br />
die als Teil eines Gebäudes<br />
anzusehen sind, nicht geltend gemacht<br />
werden.<br />
Wärmepumpen und Co<br />
Die nunmehr in Kraft getretene Gesetzesänderung<br />
umfasst Wärmepumpen,<br />
Biomassekessel, Fernwärme-/<br />
-Kältetauscher, Fernwärme-/ Kälteübergabestationen<br />
und Mikronetze im<br />
Zusammenhang mit Gebäuden.<br />
An dieser Stelle ist insbesondere darauf<br />
hinzuweisen, dass die genannte Einschränkung<br />
hinsichtlich Geltendmachung<br />
des neuen Investitionsfreibetrags<br />
auf sogenannte Mieterinvestitionen<br />
nicht zutrifft. Umbauten innerhalb von<br />
angemieteten Gebäuden (zum Beispiel<br />
Ordinationsumbau von angemieteten<br />
Räumlichkeiten) fallen nicht unter die<br />
oben angeführte Sonderabschreibung<br />
von Gebäudeinvestitionen und ermöglichen<br />
daher die Geltendmachung des<br />
Investitionsfreibetrags. <br />
Wolfgang Leonhart ist Steuerberater in<br />
<strong>Wien</strong> 7. und Verfasser des im Verlag der<br />
Österreichischen Ärztekammer erschienenen<br />
Buchs „Arzt und Steuern“.<br />
Die nunmehr in Kraft getretene Gesetzesänderung umfasst beispielsweise die anfallenden Kosten <strong>für</strong><br />
Wärmepumpen.<br />
Foto: Andrey Popov/stock.adobe.com<br />
36 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>
RECHT SERVICE<br />
Fehlender Beweis <strong>für</strong> ordnungsgemäße Aufklärung<br />
Ärztinnen und Ärzte haften<br />
Im Fall eines Arztes, der einer unter einer Penicillinallergie leidenden Patientin ein Medikament mit<br />
diesem Wirkstoff verschrieben hatte, ohne sie zuvor nachweislich zu einer etwaigen Unverträglichkeit<br />
zu befragen, bestätigte der Oberste Gerichtshof eine Verletzung der Aufklärungspflicht.<br />
Von Manuela Felke-Mangi<br />
Foto: New Africa/stock.adobe.com<br />
► Der OGH (Oberste Gerichtshof)<br />
bestätigte, dass im Falle einer<br />
Klage seitens einer Patientin oder eines<br />
Patienten, die auf einen Aufklärungsfehler<br />
gestützt ist, die Ärztin beziehungsweise<br />
der Arzt beweisen muss,<br />
dass eine umfassende Aufklärung stattgefunden<br />
hat (OGH Entscheidung<br />
6Ob46/22s). Steht nicht fest, dass eine<br />
Ärztin oder eine Arzt die Patientin beziehungsweise<br />
den Patienten im Arzt-<br />
Patienten-Gespräch zu einer Unverträglichkeit<br />
– im konkreten Fall einer<br />
Penicillinunverträglichkeit –befragt<br />
oder auch nur die Behandlung mit Penicillin<br />
thematisiert hat, ist die Haftung<br />
schon wegen der Verletzung der Aufklärungspflicht<br />
zu bejahen – diese Aufklärungspflicht<br />
umfasst auch Nebenwirkungen<br />
eines Medikaments.<br />
Sachverhalt<br />
Der Klägerin wurde zur Behandlung ihrer<br />
Erkältung vom Beklagten ein penicillinhältiges<br />
Antibiotikum verordnet und<br />
– mit der Anordnung, es drei Mal täglich<br />
einzunehmen – in der Ordination ausgehändigt.<br />
Es steht nicht fest, ob im Zuge<br />
des Arzt-Patienten-Gesprächs zwischen<br />
dem Beklagten und der Klägerin darüber<br />
gesprochen wurde, dass es sich bei dem<br />
Medikament um ein (synthetisches)<br />
Penicillin handelt, und ob der Beklagte<br />
die Klägerin über die Nebenwirkungen<br />
dieses Medikaments aufklärte. Die Klägerin,<br />
die unter einer ihr seit Jahren bekannten<br />
Allergie gegen Penicillin leidet<br />
und in der Vergangenheit nach der Verschreibung<br />
(auch) von (synthetischem)<br />
Penicillin bereits massive Beschwerden<br />
erlitten hatte, nahm das Medikament<br />
ein, weil ihr nicht bekannt gewesen war,<br />
dass es sich bei dessen Wirkstoff um ein<br />
synthetisches Penicillin handelte. Für<br />
die dadurch verursachten Schmerzen<br />
erkannte ihr das Berufungsgericht 2.600<br />
Euro an Schmerzengeld zu.<br />
Im Verfahren vor dem Berufungsgericht<br />
vertrat der Arzt den Standpunkt, dass es<br />
sich um kein Thema der Verletzung der<br />
Aufklärungspflicht handelte. Die Frage,<br />
ob in Kenntnis der Penicillinunverträglichkeit<br />
ein anderes Medikament zu<br />
wählen und das tatsächlich verordnete<br />
kontraindiziert gewesen wäre, stelle aus<br />
Sicht des Arztes eine Frage der Prüfung<br />
des Vorliegens eines Behandlungsfehlers<br />
dar, der von der Klägerin als Patientin<br />
nachzuweisen gewesen wäre.<br />
Das Gericht folgte dieser Ansicht jedoch<br />
nicht, sondern argumentiert, dass<br />
es die Pflicht des Beklagten als Arzt gewesen<br />
wäre, über die möglichen Folgen<br />
der Behandlung, in concreto über die<br />
mit der Einnahme von Penicillin möglicherweise<br />
einhergehenden Nebenwirkungen<br />
aufzuklären.<br />
Das Gericht hielt zusätzlich fest, dass<br />
im vorliegenden Fall nicht feststeht, ob<br />
der Arzt (dem aufgrund seines Fachwissens<br />
bekannt sein muss, dass dieses<br />
Medikament Penicillin enthält und<br />
schwere Nebenwirkungen hervorrufen<br />
kann) die Patientin im Arzt-Patienten-<br />
Gespräch zu einer Penicillinunverträg-<br />
Die Klägerin<br />
nahm das<br />
Medikament<br />
ein, weil ihr<br />
nicht bekannt<br />
gewesen<br />
war,<br />
dass es sich<br />
bei dessen<br />
Wirkstoff<br />
um ein synthetisches<br />
Penicillin<br />
handelte.<br />
Der Klägerin wurde zur Behandlung ihrer Erkältung vom<br />
Beklagten ein penicillinhältiges Antibiotikum verordnet,<br />
mit der Anordnung, es drei Mal täglich einzunehmen.<br />
lichkeit befragt oder auch nur die Behandlung<br />
mit Penicillin thematisiert<br />
hatte.<br />
Somit zog das Berufungsgericht den<br />
Arzt wegen fehlendem Nachweis der<br />
Erfüllung seiner Aufklärungspflicht zur<br />
Haftung heran. Dies wurde vom OGH<br />
bestätigt.<br />
Conclusio<br />
Ärztinnen und Ärzte haben bei der<br />
Verschreibung eines penicillinhältigen<br />
Medikaments (selbst wenn dessen<br />
Verordnung und Verabreichung kontraindiziert<br />
gewesen wäre) – nach dem<br />
festgestellten medizinischen Standard<br />
– in jedem Fall (also auch im Fall eines<br />
Fehlers bei der Wahl des Wirkstoffs)<br />
die Pflicht, über die möglichen Folgen<br />
der Behandlung, in concreto über die<br />
mit der Einnahme von Penicillin möglicherweise<br />
einhergehenden Nebenwirkungen<br />
aufzuklären. <br />
Sollten Sie Fragen haben, so steht Ihnen<br />
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<strong>10</strong>_<strong>2023</strong> <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> 37
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