Ärzt*in für Wien 2023/10

COVERSTORY AM PULS
an den starren Entscheidungsebenen. Die
Größe des Unternehmens hat seine Vorund
Nachteile. Aber ungeachtet dessen
muss es in jedem Unternehmen möglich
sein, um Verbesserungen zu kämpfen und
in seiner Not wahrgenommen zu werden.
Wertschätzung muss über Gratiseis-Aktionen
im Sommer hinausgehen.
Ehrengruber: Der Warnstreik hat hier
einige Personen wachgerüttelt. Es wird
seitdem im gesamten WiGev schneller
auf Probleme reagiert, ist zumindest
mein Eindruck. Ob nachhaltige
Lösungen gefunden werden, kann erst
retrospektiv beurteilt werden. Wir haben
jedenfalls ein Tabu gebrochen und
gezeigt, dass auch Gesundheitspersonal
für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen
darf. Wir kämpfen hier nicht nur
für uns, sondern auch für eine optimale
Versorgung der Wiener Bevölkerung.
Ärzt*in für Wien: Wie blicken Sie in
die Zukunft – optimistisch oder bleiben
Zweifel?
Kotal: Vorrangiges Ziel ist, gut durch
den Winter zu kommen, ohne dass es erneut
zu Patientengefährdungen kommt.
Ich hoffe persönlich sehr, dass die Verteilung
der Patientenlast in diesem
Winter aufgrund der neu berechneten
Rettungskontingente und der geschaffenen
Awareness der steuernden Stellen
besser funktioniert! Und vor allem fair
für alle. Für uns im Team gilt es, parallel
dazu Prozesse zu optimieren und so gut
es geht für Entlastung der Ambulanz zu
„Dass es
für moderne
Ultraschallgeräte
einen Streik
braucht, ist
in einem
Land wie
Österreich
natürlich ein
Wahnsinn.“
sorgen. Wir werden weiterhin auf potenzielle
Gefährdungen hinweisen, Verbesserungen
für unser Team und unsere
Arbeitsbedingungen einfordern! Das
Streikkomitee gibt es immer noch und
wird, wenn nötig, auch wieder in den
Arbeitskampf treten.
Ehrengruber: Der Winter wird vermutlich
heftig – mit einer noch dünneren
Personaldecke. Die gesamte
Energie liegt nun in der Sicherstellung
der Patientenversorgung. Es wird
sich zeigen, ob erkannt wurde, dass es
Reformen in der Gesundheitspolitik
und eine Attraktivierung der Arbeit
im Gemeindespital braucht. Weiterwurschteln
und Vogelstraußmentalität
sind keine Option. Jeder und jede, die
jetzt noch in einem Spital der Gemeinde
Wien an der Basisversorgung der
Bevölkerung mitwirkt, will dort sein
– keiner muss. Es gibt einfachere und
angenehmere Wege, wesentlich mehr
Geld zu verdienen und mehr Wertschätzung
zu erfahren. Und das gilt für
alle Berufsgruppen. Eines aber kann
man sagen: Es brodelt nicht nur bei
uns oder in anderen Abteilungen anderer
Spitäler. Es brodelt in der gesamten
Ärzteschaft. Wir bleiben also wachsam
und kritisch.
BESCHLUSS ZUR
STREIKVORBEREITUNG
Bei der Umfrage, die Meinungsforscher Peter Hajek
unter allen Wiener Spitalsärztinnen und Spitalsärzten
im Spätsommer durchgeführt hat, haben sich
70 Prozent der Kolleginnen und Kollegen für einen
wienweiten Streik der Spitalsärztinnen und Spitalsärzte
ausgesprochen. Aus diesem Grund hat der
Kurienausschuss der angestellten Ärzte einstimmig
beschlossen, einen solchen Streik vorzubereiten.
Für laufende Informationen wurde eine WhatsApp-
Gruppe durch das Kurienbüro eingerichtet.
Um in diese Gruppe aufgenommen zu werden,
schreiben Sie bitte eine E-Mail mit Ihrem Namen,
Ihrer Arztnummer und Ihrer Telefonnummer an
streik@aekwien.at
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