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Ärzt*in für Wien 2023/10

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INTERN NEWS<br />

Militärmedizin<br />

„Das Spannende ist die Vielfalt“<br />

Sylvia-Carolina Sperandio ist als Heeressanitätschefin die oberste Frau der Militärmedizin in<br />

Österreich. Im Interview mit <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> und Öffentlichkeitsreferent Christoph Pelanek<br />

spricht sie über die umfangreichen beruflichen Möglichkeiten <strong>für</strong> Medizinerinnen und Mediziner<br />

beim Bundesheer und darüber, was die ärztliche Tätigkeit beim Militär so außergewöhnlich macht.<br />

Von Elisa Cavalieri<br />

► <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Frau Brigadier<br />

Sperandio, was kann man sich<br />

eigentlich genau unter Militärmedizin vorstellen?<br />

Sperandio: Grundsätzlich unterscheidet<br />

sich die Basis der Militärmedizin<br />

nicht von der restlichen Medizin. Was<br />

sie jedoch ausmacht, ist ihre große Vielfalt<br />

und die einzigartigen Nischen.<br />

Ein Teil der Militärmedizin umfasst die<br />

medizinische Versorgung der Soldatinnen<br />

und Soldaten im Gefecht. Die<br />

Soldatinnen und Soldaten werden darauf<br />

trainiert, einander am Gefechtsfeld<br />

helfen zu können und bei Verletzungen<br />

einer Kameradin oder eines Kameraden<br />

selbst erste Maßnahmen zu setzen.<br />

Beim Bundesheer gibt es natürlich<br />

auch Notfalls- und Rettungssanitäterinnen<br />

und -sanitäter. Sie unterscheiden<br />

sich zu herkömmlichen Rettungsorganisationen<br />

dahingehend, dass sie<br />

mit geschützten Fahrzeugen und einer<br />

Schutzausrüstung ausgestattet sind,<br />

sodass auch unter Beschuss notfallmedizinische<br />

Maßnahmen gesetzt werden<br />

können. In der Sanitätsversorgungskette<br />

geht es letztlich hinauf bis hin zur Endversorgung<br />

oder Rehabilitation.<br />

Ein weiterer wichtiger Teil der Militärmedizin<br />

umfasst die Stellung oder die<br />

Musterung, sämtliche Screening-Untersuchungen,<br />

wie auch Tauglichkeitsun-<br />

Arbeiten als Militärärztin<br />

oder Militärarzt<br />

„Es gibt immer<br />

etwas,<br />

wo man sich<br />

einbringen<br />

kann, was<br />

man mitentwickeln<br />

oder<br />

selbst gestalten<br />

kann.“<br />

Das österreichische Bundesheer bietet Ärztinnen und<br />

Ärzten die Möglichkeit, in spannenden Einsätzen<br />

internationale Erfahrungen zu sammeln und in einem<br />

abwechslungsreichen Umfeld Menschen zu helfen.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

https://karriere.bundesheer.at/karriere/arzt<br />

Sylvia-Carolina Sperandio: „Abenteuerlustig war ich ja immer schon.“<br />

tersuchungen, beispielsweise Auslandstauglichkeit<br />

oder Fliegertauglichkeit.<br />

Was auch zur Militärmedizin gehört,<br />

ist die alltägliche truppenärztliche Versorgung<br />

der Rekrutinnen und Rekruten,<br />

die beim Heer versichert sind. Sie<br />

werden von niedergelassenen Truppenärztinnen<br />

und -ärzten behandelt,<br />

das sind sozusagen die Hausärztinnen<br />

und Hausärzte der Grundwehrdienstleistenden<br />

und jener, die Miliz üben,<br />

und somit beim Bundeheer versichert<br />

sind und nicht bei einem anderen Sozialversicherungsträger.<br />

Und wir betreiben in Österreich vier<br />

Militärkrankenanstalten, in Innsbruck,<br />

Graz, Hörsching und <strong>Wien</strong>, die alle<br />

spezifische Schwerpunkte haben, die<br />

<strong>für</strong> das Militär relevant sind. Das reicht<br />

von Alpinmedizin, Psychotraumatologie,<br />

Fliegermedizin oder Arbeitsmedizin<br />

bis hin zu Leistungsmedizin.<br />

Pelanek: Sie sind ursprünglich Allgemeinmedizinerin<br />

– wie sind Sie zum Militär<br />

gekommen?<br />

Sperandio: Vor vielen Jahren durfte ich<br />

beim allerersten Notarztkurs, den das<br />

österreichische Bundesheer veranstaltet<br />

hat, teilnehmen. Damals gab es noch<br />

keine Soldatinnen beim Heer und ich<br />

war nicht nur die einzige Frau, sondern<br />

auch die einzige zivile Person in diesem<br />

Kurs unter lauter Militärärzten. Es war<br />

eine spannende, tolle Ausbildung, und<br />

als später beschlossen wurde, dass auch<br />

Frauen zum Bundesheer gehen können,<br />

ist man aktiv an mich herangetreten, ob<br />

ich mir das vorstellen könnte.<br />

Zu dieser Zeit gab es keinen Ärztemangel,<br />

als Ärztin oder Arzt musste man lange<br />

auf Ausbildungsstellen warten, und so<br />

habe ich mir gedacht, ich schaue mir das<br />

einmal an. Abenteuerlustig war ich ja<br />

immer schon, ins Ausland gehen wollte<br />

ich auch, das war stets ein Traum von<br />

mir. Schon während meines Studiums<br />

habe ich in Nepal in einem Kinderspital<br />

gearbeitet. So habe ich die Aufnahmsprüfung<br />

beim Heer absolviert, auf Anhieb<br />

bestanden und bin geblieben, weil<br />

die letzten 25 Jahre einfach unglaublich<br />

Fotos: Stefan Seelig<br />

14 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>

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