Ärzt*in für Wien 2023/10
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
INTERN NEWS<br />
Militärmedizin<br />
„Das Spannende ist die Vielfalt“<br />
Sylvia-Carolina Sperandio ist als Heeressanitätschefin die oberste Frau der Militärmedizin in<br />
Österreich. Im Interview mit <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> und Öffentlichkeitsreferent Christoph Pelanek<br />
spricht sie über die umfangreichen beruflichen Möglichkeiten <strong>für</strong> Medizinerinnen und Mediziner<br />
beim Bundesheer und darüber, was die ärztliche Tätigkeit beim Militär so außergewöhnlich macht.<br />
Von Elisa Cavalieri<br />
► <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>: Frau Brigadier<br />
Sperandio, was kann man sich<br />
eigentlich genau unter Militärmedizin vorstellen?<br />
Sperandio: Grundsätzlich unterscheidet<br />
sich die Basis der Militärmedizin<br />
nicht von der restlichen Medizin. Was<br />
sie jedoch ausmacht, ist ihre große Vielfalt<br />
und die einzigartigen Nischen.<br />
Ein Teil der Militärmedizin umfasst die<br />
medizinische Versorgung der Soldatinnen<br />
und Soldaten im Gefecht. Die<br />
Soldatinnen und Soldaten werden darauf<br />
trainiert, einander am Gefechtsfeld<br />
helfen zu können und bei Verletzungen<br />
einer Kameradin oder eines Kameraden<br />
selbst erste Maßnahmen zu setzen.<br />
Beim Bundesheer gibt es natürlich<br />
auch Notfalls- und Rettungssanitäterinnen<br />
und -sanitäter. Sie unterscheiden<br />
sich zu herkömmlichen Rettungsorganisationen<br />
dahingehend, dass sie<br />
mit geschützten Fahrzeugen und einer<br />
Schutzausrüstung ausgestattet sind,<br />
sodass auch unter Beschuss notfallmedizinische<br />
Maßnahmen gesetzt werden<br />
können. In der Sanitätsversorgungskette<br />
geht es letztlich hinauf bis hin zur Endversorgung<br />
oder Rehabilitation.<br />
Ein weiterer wichtiger Teil der Militärmedizin<br />
umfasst die Stellung oder die<br />
Musterung, sämtliche Screening-Untersuchungen,<br />
wie auch Tauglichkeitsun-<br />
Arbeiten als Militärärztin<br />
oder Militärarzt<br />
„Es gibt immer<br />
etwas,<br />
wo man sich<br />
einbringen<br />
kann, was<br />
man mitentwickeln<br />
oder<br />
selbst gestalten<br />
kann.“<br />
Das österreichische Bundesheer bietet Ärztinnen und<br />
Ärzten die Möglichkeit, in spannenden Einsätzen<br />
internationale Erfahrungen zu sammeln und in einem<br />
abwechslungsreichen Umfeld Menschen zu helfen.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
https://karriere.bundesheer.at/karriere/arzt<br />
Sylvia-Carolina Sperandio: „Abenteuerlustig war ich ja immer schon.“<br />
tersuchungen, beispielsweise Auslandstauglichkeit<br />
oder Fliegertauglichkeit.<br />
Was auch zur Militärmedizin gehört,<br />
ist die alltägliche truppenärztliche Versorgung<br />
der Rekrutinnen und Rekruten,<br />
die beim Heer versichert sind. Sie<br />
werden von niedergelassenen Truppenärztinnen<br />
und -ärzten behandelt,<br />
das sind sozusagen die Hausärztinnen<br />
und Hausärzte der Grundwehrdienstleistenden<br />
und jener, die Miliz üben,<br />
und somit beim Bundeheer versichert<br />
sind und nicht bei einem anderen Sozialversicherungsträger.<br />
Und wir betreiben in Österreich vier<br />
Militärkrankenanstalten, in Innsbruck,<br />
Graz, Hörsching und <strong>Wien</strong>, die alle<br />
spezifische Schwerpunkte haben, die<br />
<strong>für</strong> das Militär relevant sind. Das reicht<br />
von Alpinmedizin, Psychotraumatologie,<br />
Fliegermedizin oder Arbeitsmedizin<br />
bis hin zu Leistungsmedizin.<br />
Pelanek: Sie sind ursprünglich Allgemeinmedizinerin<br />
– wie sind Sie zum Militär<br />
gekommen?<br />
Sperandio: Vor vielen Jahren durfte ich<br />
beim allerersten Notarztkurs, den das<br />
österreichische Bundesheer veranstaltet<br />
hat, teilnehmen. Damals gab es noch<br />
keine Soldatinnen beim Heer und ich<br />
war nicht nur die einzige Frau, sondern<br />
auch die einzige zivile Person in diesem<br />
Kurs unter lauter Militärärzten. Es war<br />
eine spannende, tolle Ausbildung, und<br />
als später beschlossen wurde, dass auch<br />
Frauen zum Bundesheer gehen können,<br />
ist man aktiv an mich herangetreten, ob<br />
ich mir das vorstellen könnte.<br />
Zu dieser Zeit gab es keinen Ärztemangel,<br />
als Ärztin oder Arzt musste man lange<br />
auf Ausbildungsstellen warten, und so<br />
habe ich mir gedacht, ich schaue mir das<br />
einmal an. Abenteuerlustig war ich ja<br />
immer schon, ins Ausland gehen wollte<br />
ich auch, das war stets ein Traum von<br />
mir. Schon während meines Studiums<br />
habe ich in Nepal in einem Kinderspital<br />
gearbeitet. So habe ich die Aufnahmsprüfung<br />
beim Heer absolviert, auf Anhieb<br />
bestanden und bin geblieben, weil<br />
die letzten 25 Jahre einfach unglaublich<br />
Fotos: Stefan Seelig<br />
14 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>