Ärzt*in für Wien 2023/10
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SERVICE ZAHNÄRZTEKAMMER<br />
Editorial<br />
Gewalt im Fokus –<br />
Wir schauen hin!<br />
Liebe Kollegin! Lieber Kollege!<br />
Es ist unbestritten,<br />
dass Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte<br />
einen einzigartig<br />
niederschwelligen<br />
Zugang zur „gesunden“<br />
Bevölkerung<br />
haben. Damit<br />
nehmen wir eine wichtige Rolle in der<br />
Gesundheitsüberwachung der österreichischen<br />
Bevölkerung wahr. Umso öfter sind<br />
unsere Kolleginnen und Kollegen nicht nur<br />
mit einer zahnmedizinischen Problemstellung,<br />
sondern auch mit Armut, Einsamkeit,<br />
psychischen und manchmal auch<br />
physischen Leiden der Patientinnen und<br />
Patienten konfrontiert.<br />
Eine überaus schwierige Situation, wenn<br />
sich der Verdacht äußert, dass es sich bei<br />
einer Patientin/einem Patienten aufgrund<br />
der erkennbaren Verletzungen um die<br />
Anwendung von körperlicher Gewalt<br />
handeln könnte. Wie ist darauf korrekt<br />
zu reagieren? Damit meine ich nicht nur,<br />
wie wir diese Person darauf ansprechen,<br />
sondern auch, wie eine korrekte Dokumentation<br />
und ein weiteres Vorgehen<br />
durchzuführen sind.<br />
Gewalt in Zahnarztpraxen erscheint auf<br />
den ersten Blick ein ungewöhnliches<br />
Thema zu sein. Sie ist jedoch ein ernstes<br />
Problem, das immer häufiger auftritt. Die<br />
Gewaltakte können von verbalen Drohungen<br />
über physische Übergriffe bis hin<br />
zu Störungen des Praxisbetriebs reichen.<br />
Das „Warum“ kann dabei sehr unterschiedlich<br />
sein und es kann jede Zahnärztin<br />
und jeden Zahnarzt betreffen.<br />
Es ist an der Zeit, diesem Thema Platz zu<br />
geben und wir würden uns freuen, Sie am<br />
11. November <strong>2023</strong> zur wissenschaftlichen<br />
Tagung mit dem Titel „Gewalt im<br />
Fokus“ begrüßen zu dürfen.<br />
Ihre<br />
Bettina Schreder<br />
Präsidentin der Landeszahnärztekammer<br />
<strong>für</strong> <strong>Wien</strong><br />
Gewalt im Fokus<br />
Zunehmendes Problem<br />
Die Bedeutung von Gewalt in zahnärztlichen Ordinationen nimmt<br />
zu: Wie Zahnärztinnen und Zahnärzte potenziellen Opfern von<br />
Gewalt begegnen können und welche Maßnahmen sie ergreifen<br />
müssen, behandelt eine Tagesveranstaltung am 11. November.<br />
Noémi-Katalin Marković, Referentin <strong>für</strong> Gender, Soziales und<br />
Jungzahnärztinnen und Jungzahnärzte, und Christiane Stokreiter-<br />
Ebner, Referentin <strong>für</strong> Kieferorthopädie, dazu im Interview.<br />
► Welchen Stellenwert<br />
hat das Thema Gewalt<br />
in zahnärztlichen Ordinationen?<br />
Marković: Tatsächlich werden<br />
wir mit dem Thema Gewalt<br />
in unserem Berufsalltag<br />
leider immer öfter konfrontiert.<br />
Seien es aggressive Patienten,<br />
die unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter oder<br />
uns verbal angreifen, seien<br />
es Patientinnen, die uns mit<br />
Gewaltzeichen in der Ordination<br />
aufsuchen. Wir sind<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
und keine Expertinnen<br />
und Experten in Forensik<br />
oder Mediation. Daher gilt es<br />
hier, Kolleginnen und Kollegen zu schulen und<br />
ihnen ein Rüstzeug <strong>für</strong> heikle Situationen in der<br />
Praxis mitzugeben.<br />
Noémi-Katalin Marković (re.) und<br />
Was sollten Zahnärztinnen und Zahnärzte darüber<br />
wissen?<br />
Stokreiter-Ebner: Gewaltopfer haben häufig<br />
Verletzungen im Kopfbereich. Bei intraoralen<br />
Verletzungen und Zahntraumata sitzen sie dann<br />
bei uns Zahnärztinnen und Zahnärzten am Stuhl<br />
und benötigen nicht nur eine medizinische Versorgung,<br />
sondern häufig auch unsere Hilfe, um<br />
die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Eine<br />
korrekte Dokumentation der Verletzungen spielt<br />
Christiane Stokreiter-Ebner (li.) haben<br />
es sich zum Ziel gesetzt, den Kolleginnen<br />
und Kollegen zum Thema Gewalt ein<br />
entsprechendes Basiswissen mitzugeben.<br />
hier <strong>für</strong> den Nachweis der<br />
Tat eine wichtige Rolle und<br />
kann bei Straf- und Zivilprozessen<br />
von großer Relevanz<br />
sein. Das wird nicht<br />
immer einfach sein – unter<br />
Umständen werden diese<br />
Maßnahmen erschwert<br />
durch Verständigungsprobleme<br />
und die Anwesenheit<br />
von – im schlimmsten Fall<br />
aggressiven – Begleitpersonen.<br />
Was ist das Ziel der Veranstaltung<br />
„Gewalt im Fokus“<br />
am 11. November?<br />
Marković: Diese Veranstaltung<br />
ist die erste der<br />
Landeszahnärztekammer <strong>für</strong> <strong>Wien</strong>, die sich<br />
mit dem Thema Gewalt beschäftigt. Somit ist<br />
es unser Ziel, den Kolleginnen und Kollegen<br />
ein entsprechendes Basiswissen mitzugeben.<br />
Stokreiter-Ebner: Natürlich können wir uns<br />
nicht mit allen Aspekten von Gewalt beschäftigen,<br />
zumindest aber ein Grundgerüst auf den<br />
Gebieten der Forensik und Deeskalation vermitteln.<br />
<br />
Service: Informationen, Programm und Anmeldelink<br />
<strong>für</strong> die Vorträge der Veranstaltung<br />
„Gewalt im Fokus“ finden Sie online unter<br />
https://www.zafi.at/<strong>2023</strong>-af-1113.<br />
KFO-FZA-Ausbildungsverordnung liegt vor<br />
Nachdem die Einführung der Fachzahnärztin/des<br />
Fachzahnarztes <strong>für</strong> Kieferorthopädie<br />
vonseiten des österreichischen Parlaments<br />
beschlossen wurde und nun auch eine entsprechende<br />
Ausbildungsverordnung vorliegt, besteht<br />
seit 1. September <strong>2023</strong> die Möglichkeit, bei<br />
Erfüllung der jeweiligen Voraussetzungen und<br />
nach Eintragung in die Zahnärzteliste durch die<br />
Österreichische Zahnärztekammer die Berufsbezeichnung<br />
zu führen.<br />
Foto: LZÄK <strong>Wien</strong><br />
32 <strong>Ärzt*in</strong> <strong>für</strong> <strong>Wien</strong> <strong>10</strong>_<strong>2023</strong>