Juli 2004 - Hanfjournal
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14<br />
cool tour<br />
Begonnen hat alles 1985 mit der Idee, digitale Video-Clips und<br />
eigens dafür gemixte DJ-Sets zu veröffentlichen: die X-Mix-<br />
Serie ist wohl jedem ein Begriff. Nach anfänglichen Videos für<br />
die Indie- und Punk-Szene wurde immer mehr die Liebe zur<br />
elektronischen Musik entdeckt, und der erste Computer, der<br />
Videos animierte, nannte sich „3Lux“. Die brillant gemixten<br />
Sets verhalfen X-Mix zu großer Anerkennung innerhalb der<br />
Club-Szene, während die Video-Clips weltweit mit Awards<br />
ausgezeichnet wurden. Und der nächste Step war folgerichtig<br />
die Compilation zur X-Mix-Serie, die auf Vinyl veröffentlicht<br />
wurde.<br />
Was Mixmag als „the most important DJ-mix series ever“<br />
bezeichnete, war die DJ-Kicks-Serie, mit der zehn Jahre später<br />
eine revolutionäre Idee verwirklicht wurde. Der Unterschied<br />
zu anderen Compilations lag darin, dass man diesen Sound<br />
nicht nur im Club hören konnte, denn bis dahin waren Mix<br />
Alben „für’s Wohnzimmer“ noch vollkommen unbekannt.<br />
Beflügelt von der Idee, DJ-Mixe auch für die heimische<br />
Stereoanlage zu kreieren, wagten Trendsetter wie Kruder und<br />
Dorfmeister, Nightmares on Wax, Thievery Corporation, Tiga<br />
und die Stereo MCs Vorstöße auf ungewohntes Terrain, die die<br />
DJ-Kicks-Serie weltweit berühmt machte.<br />
1996 sollte dann auch eine Basis errichtet werden, um mit<br />
Künstlern langfristige Kooperationen eingehen zu können und<br />
eine Plattform für Artist-Alben zu schaffen. Um der Vielzahl<br />
von international anerkannten Künstlern aus Europa und den<br />
USA zu ihrem verdienten Erfolg zu verhelfen, entstand ein<br />
globales Netzwerk mit !K7 Offices und Vertrieben auf der<br />
ganzen Welt.<br />
LTJ Bukem & MC Conrad >> Progression Sessions 10<br />
Germany @ 2Be Club Berlin 13.05.<strong>2004</strong><br />
Das Eckthema<br />
Vorsicht:<br />
Zerstört dein Leben!<br />
Kaffee<br />
Drum’n’Bass ist eine Musikform, die noch nie versucht hat,<br />
gefällig oder massentauglich zu sein. Zumindest nicht von der<br />
Basis ausgehend. Kulturell ist die eigene Identität geschaffen.<br />
Und diese besteht in erster Linie aus DJs, MCs und Produzenten.<br />
Am 13. Mai fand als ganz besonderer Anlass der erste offizielle<br />
deutsche Recording Event im Berliner 2Be Club statt. Nach<br />
„Progression Sessions“ in Tokyo, UK und den USA waren LTJ<br />
Bukem & MC Conrad geladen, um in Berlin zu gegebenem<br />
Anlass die offizielle „Progression Sessions 10 Germany“ CD<br />
live (!) aufzunehmen! Dadurch trägt der Clubvisionär wieder<br />
einmal seine Definition von Drum’n’Bass hinaus in die Welt.<br />
Als Fotograf und Texter hatte ich (leider) nur 20 Minuten das<br />
äußerst lustige Vergnügen, den Mann, der bei seinen Freunden<br />
als Danny Wiliamson bekannt ist, vor dieser Session zu<br />
interviewen. Und der gute LTJ Bukem war erstaunlich relaxt,<br />
obwohl sein MC gerade mit dem Soundcheck ein paar Probleme<br />
zu bewältigen hatte, aber bis zur Party war ja noch etwas Zeit.<br />
So wurde nach Oldschool-Manier der Kugelschreiber gezückt,<br />
um die Antworten Bukems niederzukritzeln und dabei ziemlich<br />
rumzualbern.<br />
Anfangs fragte ich ihn, wann er eigentlich zum ersten Mal in<br />
Deutschland aufgelegt hat und wie er die hiesige Szene beurteilt.<br />
„1994“, entgegnete er mir überlegend, und dass das Zentrum<br />
der deutschen Drum’n’Bass-Szene nach wie vor in Mannheim<br />
und Heidelberg liegt, er allerdings auch Berlin für eine Stadt<br />
mit Potenzial hält. Auch deutsche Produktionen wie die von<br />
Bassface Sascha, Kabuki und der Rawhill Cru gefallen ihm sehr<br />
gut, und das hört man doch gerne. „Es ist hart, ein Label zu<br />
führen“, meint der fleißige Unternehmer - und vor allen Leuten,<br />
die das tun und schaffen, hat er daher allergrößten Respekt.<br />
!K7 Labelportrait<br />
!K7<br />
>> respect the music<br />
!K7 ging es nie darum, Trends<br />
innerhalb der Club-Szene<br />
nachzurennen. Auch wenn man sie<br />
nicht ignorieren kann, entsprach es nicht<br />
den Zielen von !K7, den Hype um<br />
beispielsweise Big Beat oder auch 2Step zu<br />
forcieren. Stattdessen wurde die eigene Identität immer<br />
wieder durch einen eigenen Sound geschaffen. Während andere<br />
Labels eine bestimmte Philosophie verfolgen, konnte man bei<br />
!K7 glücklich sein, dass der Trend immer auf der „richtigen“<br />
Seite war. !K7 war nie ein Dance-Label und als solches auch<br />
nie gedacht!<br />
Vor kurzem führte !K7 Records sehr vorbildlich - wie ich finde<br />
- das „NO copy protection“-Logo ein, um zu respektvollem<br />
Umgang mit Musik aufzurufen. Schließlich will man seine<br />
Lieblingsmusik auch mal verschenken, und vielleicht bekommt<br />
man selbst einmal Musik geschenkt, solche, die man noch gar<br />
nicht kennt und auf die man sonst nie gestoßen wäre. Deshalb<br />
erscheint mittlerweile ein neues Logo auf den !K7-<br />
Veröffentlichungen: „NO copy protection - respect the music“.<br />
Damit klar ist, dass man eine der CDs gekauft hat, die man<br />
so nutzen kann, wie man es möchte. Und damit klar ist, dass<br />
gute Musik einen Anspruch hat - den Anspruch, mit Respekt<br />
behandelt zu werden. Denn nur derjenige, dem Respekt<br />
entgegengebracht wird, nimmt selbst Rücksicht. Das ist auch<br />
ein Zeichen dafür, dass es eine wechselseitige Loyalitität<br />
zwischen dem Käufer und dem Label gibt. Musik ist wertvoll.<br />
Wer sie liebt, behandelt sie dementsprechend: mit Respekt.<br />
Vertrauen ist gut. Nichts ist besser.<br />
Die Entwicklung der ganzen Sache sieht LTJ<br />
Bukem mit positiven Augen, da die Tracks von<br />
ihrer Produktion her immer besser werden, wobei<br />
ihm die legendären Oldschool Breakbeats, mit<br />
denen Ende der 80er alles begann, auch bis heute<br />
immer wieder Freude bereiten. - Abschließend<br />
frage ich ihn, was er sich von der heutigen Nacht<br />
erwartet und was sich dafür in seiner<br />
Plattentasche befindet. Lächelnd antwortet: „Eine<br />
gute Zeit, einen guten Sound mit guten Leuten<br />
- und Respekt!“ Er wird einige Dubplates spielen<br />
und hat auch neuen Stuff von Mathematics, 31<br />
Records und C.I.A. dabei.<br />
Die Halle war ab 23 Uhr geöffnet, und als<br />
schließlich gegen kurz vor 2 Uhr LTJ Bukem und<br />
MC Conrad die Bühne betraten, begann ein Event<br />
der absoluten Extraklasse. Mit der Good Looking<br />
Crew wurde die offizielle deutsche Progression<br />
Session 10 gefeiert, die voraussichtlich im Herbst<br />
<strong>2004</strong> weltweit im Handel erhältlich sein wird.<br />
Auch ein TV-Team von VIVA war am Abend vor<br />
Ort, um Aufnahmen zum Zwecke der weltweiten<br />
Ausstrahlung zu machen. MC Conrad galt wie<br />
immer als wichtiger Bestandteil, da er die Crowd<br />
bereits mit seinen Worten „Are you ready for the<br />
LTJ Bukem?“ zum Kochen brachte. Doch seine<br />
Tätigkeit als unterstützende Stimme in den Reihen<br />
der GLO-Künstler und als Markenzeichen der<br />
Progression Sessions-Reihe bewertet MC Conrad<br />
ziemlich bescheiden: „Ich sehe mich als Rapper,<br />
der seine Stimme so benutzt, dass sie mit den<br />
Harmonien der Musik ineinander greift, genau<br />
so wie das ein Jazz-Sänger machen würde, der<br />
viel reimt und in meinen Augen auch die wahre<br />
Form des MCing repräsentiert, den ,Master of<br />
Ceremony‘.“<br />
LTJ Bukem führte all seine Gäste durch die<br />
Musikstile, die ihn in den 90ern am meisten<br />
beeinflussten - ein Resumée des Drum’n’Bass -<br />
in einer Mischung, die all jenen, die nicht an die<br />
Existenz von so etwas glaubten, die Augen öffnete,<br />
und all denen, die diesen Glauben sowieso schon<br />
hatten, das Herz erwärmte. Und selbst meine<br />
Freundin Geli, die anfangs nicht allzu viel mit<br />
dem Good Looking-Sound anzufangen wusste,<br />
war nach dieser Party restlos begeistert. It’s all a<br />
matter of opinion!<br />
www.goodlooking.org<br />
Roland Grieshammer<br />
!K7 Records<br />
gilt als eines der<br />
weltweit vielseitigsten<br />
Labels für elektronische<br />
Musik. Die internationalen<br />
Erfolge mit Künstlern wie Kruder &<br />
Dorfmeister, Herbert, Ursula Rucker und A Guy Called Gerald<br />
positionierten !K7 als eines der einflussreichsten Independent<br />
Labels. Und auch mit Terranova, Smith & Mighty, Funkstörung,<br />
Ghost Cauldron, Tosca (Richard Dorfmeister & Rupert Huber),<br />
Peace Orchestra (Peter Kruder), Swayzak, Rae & Christian,<br />
Recloose, Spacek, Mike Ladd, Earl Zinger, Five Deez und<br />
weiteren „DJ-Kicks“ - wie der von Vikter Duplaix - wird der<br />
Siegeszug wohl weitergehen.<br />
Das Repertoire von !K7 umfasst dabei sämtliche Varianten<br />
aktueller elektronischer Musik. Dadurch lässt sich !K7 nicht<br />
in eine musikalische Schublade drücken, sondern bleibt offen<br />
für neue Einflüsse und verspricht immer die typisch hohe !K7-<br />
Qualität!<br />
www.k7.com<br />
Roland Grieshammer