Krummennaab – Ein Heimatbuch - familienforschung-kunz-weiden.de
Krummennaab – Ein Heimatbuch - familienforschung-kunz-weiden.de
Krummennaab – Ein Heimatbuch - familienforschung-kunz-weiden.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Krummennaab</strong> <strong>–</strong> <strong>Ein</strong> <strong>Heimatbuch</strong><br />
von Johann Baptist Lehner, Verlag Gemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong> <strong>–</strong> 1966<br />
auszugsweise Abschrift <strong>de</strong>s ersten Teiles (Ereignisse bis 1929), zur<br />
Darstellung von „<strong>Krummennaab</strong> <strong>–</strong> Geschichte eines oberpfälzischen Dorfes“<br />
veröffentlicht 1929 in <strong>de</strong>n Heimatblättern <strong>de</strong>s oberen Naabgaues.<br />
auszugsweise Abschrift: Alfred Kunz, Wei<strong>de</strong>n<br />
Inhaltsübersicht:<br />
Vorwort<br />
Seite:<br />
2<br />
Die Gemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong> stellt sich vor („Kennkarte“)<br />
Umschau in die Heimatlandschaft<br />
4<br />
Zeittafel (Überblick über die Gemein<strong>de</strong>geschichte) 5<br />
A - Geschichtliche Entwicklung 9<br />
Die Lan<strong>de</strong>sherrschaft (Politische Geschichte) 9<br />
I. Von <strong>de</strong>n Anfängen bis ins 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt 9<br />
II. Politische Verän<strong>de</strong>rungen und Ereignisse im 18. und 19. Jahr- 12<br />
hun<strong>de</strong>rt<br />
Wirtschaftlich <strong>–</strong> soziale Verhältnisse 14<br />
I. Die Landwirtschaft 14<br />
1. Von <strong>de</strong>r a<strong>de</strong>ligen Grundherrschaft zur freien Bauerngemein<strong>de</strong> 14<br />
a) <strong>Krummennaab</strong> 15<br />
b) Trautenberg 36<br />
c) Lehen 38<br />
d) Burggrub 40<br />
2. Vor und nach 1848 41<br />
Das Verhältnis <strong>de</strong>r „Armen Leute“ 44<br />
3. Die Landwirtschaft 1848 <strong>–</strong> 1930 47<br />
II. Die Industrie 48<br />
III. Das Handwerk und Gewerbe 50<br />
Kirchen- und Schulgeschichte 52<br />
I. Mittelalter 52<br />
II. Glaubenswechsel und Simultaneum 55<br />
III. Kirchliche Verhältnisse 1668 <strong>–</strong> 1897 59<br />
IV. Schulen und Lehrer 1706 <strong>–</strong> 1897 64<br />
V. Kirchliche Verhältnisse 1897 <strong>–</strong> 1930 67<br />
Lösung <strong>de</strong>s Simultaneums in <strong>Krummennaab</strong> 69<br />
VI. Schulverhältnisse 1897 <strong>–</strong> 1930 70<br />
Beschreibung <strong>de</strong>r Anwesen 71<br />
Aus <strong>de</strong>r Geschichte von Thumsenreuth 78<br />
Fußnoten 82
Vorwort:<br />
Im Jahre 1929 ließ ich, damals Pfarrer in <strong>Krummennaab</strong>, die Schrift:<br />
„<strong>Krummennaab</strong> <strong>–</strong> Beiträge zur Geschichte eines oberpfälzischen Dorfes“<br />
(Wei<strong>de</strong>n, Verlag <strong>de</strong>s Vereins für Heimatpflege im oberen Naabgau) in Druck<br />
erscheinen. Die damals vom Verfasser im Vorwort bekun<strong>de</strong>te Absicht, eine<br />
weitere Schrift „Bil<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Dorfkultur vergangener Zeiten“ zu bearbeiten,<br />
ließ sich lei<strong>de</strong>r nicht mehr verwirklichen.<br />
Meine Berufung als Diözesan-Archivar nach Regensburg im Jahre 1930 stellte<br />
mir so umfangreiche dienstliche Aufgaben, dass an heimatkundliche Studien<br />
nicht mehr zu <strong>de</strong>nken war.<br />
1963 äußerte <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>rat <strong>de</strong>n Wunsch, ich möchte wenigstens die Fortsetzung<br />
meiner Geschichte von <strong>Krummennaab</strong> von 1930 bis zur Gegenwart<br />
bearbeiten und in Druck geben. Der Gemein<strong>de</strong>rat, wie auch die Leitung <strong>de</strong>r<br />
Porzellanfabrik Seltmann in <strong>Krummennaab</strong>, sowie das Katholische Pfarramt<br />
stellten mir die einschlägigen Daten bereitwillig zur Verfügung, wofür ich auch<br />
hier meinen verbindlichsten Dank ausspreche.<br />
Schon dieses für die Heimatgeschichte bezeigte Interesse be<strong>de</strong>uteten für mich<br />
eine Verpflichtung, <strong>de</strong>m geäußerten Wunsche zu willfahren. Erst recht die Ehre,<br />
die mir <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>rat erwies, in<strong>de</strong>m er, obwohl ich bereits 34 Jahre von<br />
meiner ehemaligen Wirkungsstätte abwesend bin, die durch eine seiner schönsten<br />
Neusiedlungen führen<strong>de</strong> Straße nach mir „Johann <strong>–</strong> Baptist - Lehner-<br />
Straße“ benannte. Am 13. September 1964 durfte ich diese persönlich<br />
einweihen und <strong>de</strong>m Verkehr übergeben.<br />
Da meine Schrift von 1929 vergriffen ist und doch auch kommen<strong>de</strong> Geschlechter<br />
nicht nur <strong>de</strong>ren Fortsetzung, son<strong>de</strong>rn die ganze Heimatgeschichte kennen<br />
und lesen wollen, da zu<strong>de</strong>m inzwischen die Orte Burggrub, Mittelberg, Reisermühle,<br />
Trautenberg und Lehen zum Gemein<strong>de</strong>bezirk gekommen waren, <strong>de</strong>ren<br />
Geschichte, wenn auch nur kurz, einzubeziehen war, so ergab sich die Notwendigkeit,<br />
die ganze Geschichte <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> neu zu bearbeiten.<br />
Blieb auch <strong>de</strong>r Inhalt für die Zeit vor 1930 im großen Ganzen <strong>de</strong>r gleiche, so<br />
wählte ich diesmal eine an<strong>de</strong>re Darstellung, in<strong>de</strong>m ich die politische, wirtschaftlich-soziale<br />
und Kirchen- und Schulgeschichte <strong>–</strong> je<strong>de</strong> für sich in durch<br />
die Jahrhun<strong>de</strong>rte durchlaufend chronologischer (zeitlicher) Abfolge aufwies.<br />
<strong>Ein</strong> eigener kurzer Abschnitt soll einen Überblick über die geschichtliche Gesamtentwicklung<br />
geben.<br />
In <strong>de</strong>r <strong>Ein</strong>leitung wollte ich für alle, die <strong>Krummennaab</strong> nicht kennen, sowie für<br />
die <strong>Ein</strong>heimischen, damit sie Freun<strong>de</strong>n die notwendigsten Aufschlüsse geben<br />
können, das heutige <strong>Krummennaab</strong> vorstellen, gleichsam eine Kennkarte<br />
fertigen.<br />
Möge dieses <strong>Heimatbuch</strong>, <strong>de</strong>ssen Neubearbeitung für mich bei meiner dienstlichen<br />
Inanspruchnahme und meinen 76 Lebensjahren kein geringes Opfer be<strong>de</strong>utete,<br />
eine kleine Erinnerung bil<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Verfasser, <strong>de</strong>r von 1916 bis 1930<br />
in und für <strong>Krummennaab</strong> beruflich (als Kooperator, Expositus und 1. Pfarrer)
tätig war und heut noch mit Land und Leuten zwischen Grenzbach und Fichtelnaab<br />
in treuer Liebe sich verbun<strong>de</strong>n fühlt.<br />
Allen die mich bei Abfassung und bildlicher Ausstattung vorliegen<strong>de</strong>r Schrift<br />
unterstützt haben, sei hiermit gedankt.<br />
Der Verfasser vorliegen<strong>de</strong>r Schrift, Monsignore Johann Baptist Lehner,<br />
bischöflicher Archivdirektor wur<strong>de</strong> am 19. April 1890 zu Litzlohe, Landkreis<br />
Neumarkt i.d. Opf., geboren.
Die Gemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong> stellt sich vor <strong>–</strong> („Kennkarte“) - (1964!!)<br />
<strong>Krummennaab</strong> liegt 470 m über <strong>de</strong>m Meere an <strong>de</strong>r vom Fichtelgebirge kommen<strong>de</strong><br />
Fichtelnaab, zwischen <strong>de</strong>m Steinwald im Nor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m Waldnaabtal und<br />
Oberpfälzer Wald im Osten, <strong>de</strong>m von Goldkronach bis Neustadt an <strong>de</strong>r Waldnaab<br />
streichen<strong>de</strong>n Höhenzug im Sü<strong>de</strong>n.<br />
Verkehrsmäßig ist Ort und Gemein<strong>de</strong> durch die Bun<strong>de</strong>sstraße 22 (die Ostmarkstraße)<br />
im SW (von Passau über Cham <strong>–</strong> Wei<strong>de</strong>n nach Bayreuth führend), die<br />
Staatsstraße 2167 Erbendorf <strong>–</strong> Tirschenreuth im N, die Staatsstraße Neuhaus a.<br />
d. Waldnaab <strong>–</strong> Erbendorf 2181 erschlossen. Durch die quer durch <strong>de</strong>n Ort führen<strong>de</strong><br />
Staatsstraße 2121 wird die Verbindung zwischen <strong>de</strong>r Staatsstraße 2167,<br />
<strong>de</strong>r Staatsstraße 2181 und <strong>de</strong>r Ostmarkstraße hergestellt.<br />
Ort und Gemein<strong>de</strong> liegen mit <strong>de</strong>r Station Reuth bei Erbendorf, an <strong>de</strong>r Haupt-<br />
Eisenbahnstrecke München <strong>–</strong> Regensburg <strong>–</strong> Wei<strong>de</strong>n <strong>–</strong> Hof. Von <strong>de</strong>r Station<br />
Reuth führt eine 6,5 km lange Nebenbahn nach Erbendorf; an ihr besitzt <strong>Krummennaab</strong><br />
einen Haltepunkt.<br />
Politisch und verwaltungsmäßig gehört <strong>Krummennaab</strong> zum bayerischen Regierungsbezirk<br />
Oberpfalz (mit <strong>de</strong>r Hauptstadt Regensburg), zum nordoberpfälzischen<br />
Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab; in <strong>de</strong>r Kreisstadt befin<strong>de</strong>t sich<br />
auch das zuständige Kreis-Bauamt, das Gesundheitsamt, die Kreisbrandinspektion;<br />
in Wei<strong>de</strong>n das Straßenbauamt, Wasserwirtschaftsamt und Landwirtschaftsamt;<br />
in Erbendorf das Forstamt; in Regensburg die Industrie- und<br />
Han<strong>de</strong>lskammer; in Nürnberg die Oberfinanzdirektion; in Amberg das Landbauamt<br />
und Bergamt; in Bamberg das Flurbereinigungsamt.<br />
Die politische Gemein<strong>de</strong> mit einer Gemarkungsfläche von 731,60 ha und z.Z.<br />
(1964) 1466 <strong>Ein</strong>wohnern umfasst die Orte <strong>Krummennaab</strong>, Sassenhof, Burggrub,<br />
Mittelberg, Reisermühle, Trautenberg und Lehen. <strong>Krummennaab</strong> ist Sitz<br />
eines katholischen Pfarramtes, während <strong>de</strong>r jeweilige Inhaber <strong>de</strong>r evangelischlutherischen<br />
Pfarrei seinen Sitz in Thumsenreuth hat. <strong>Krummennaab</strong> besitz<br />
eine vierklassige katholische und eine zweiklassige evangelische Schule; die<br />
nächste Mittelschule ist in Neustadt a.d. Waldnaab, die höheren Lehranstalten<br />
in Wei<strong>de</strong>n.<br />
In <strong>Krummennaab</strong> befin<strong>de</strong>t sich ein Arzt und ein Zahnarzt, ein katholisches Caritasheim<br />
mit Kin<strong>de</strong>rgarten und ambulanter Krankenpflege, ein evangelisches<br />
Diakonissenheim; eine Poststelle (Zweigstelle <strong>de</strong>s Postamtes Erbendorf) und<br />
eine Raiffeisenkasse; <strong>de</strong>r Ort ist versehen mit Wasserleitung, elektrischen<br />
Strom (Obab, Regensburg), Straßenbeleuchtung, Kanalisation, Müllabfuhr.
Zeittafel (Überblick über die Gemein<strong>de</strong>geschichte)<br />
um 950 unter <strong>de</strong>n 938 <strong>–</strong> 1057 mit <strong>de</strong>m bayer. Nordgau betrauten Schweinfurter<br />
Grafen, dürften die ersten Siedlungen im unteren Fichtelnaabtal<br />
entstan<strong>de</strong>n sein.<br />
1008 6. Juli: schenkt König Heinrich II., <strong>de</strong>r Heilige, an das von ihm 1007<br />
gestiftete Bistum Bamberg (zu <strong>de</strong>ssen Unterhalt) u.a. „Keminate“,<br />
das dürfte das Hai<strong>de</strong>naab- und Fichtelnaabtal gewesen sein.<br />
1043 14. April: schenkt König Heinrich III., <strong>de</strong>m Ritter Beringer u.a.<br />
„Bilingesriut“ (Püllersreuth) im sogenannten Nordgau, in <strong>de</strong>r Garfschaft<br />
<strong>de</strong>s Grafen Heinrich.<br />
1052 wird die im Besitze <strong>de</strong>s Bischofs Gebhard v. Regensburg<br />
befindliche Burg Parkstein von Herzog Konrad von Bayern<br />
nie<strong>de</strong>rgebrannt.<br />
1053 schenkt Pfalzgraf Arber II. zur Stiftung <strong>de</strong>s Klosters Weissenohe<br />
(Oberfranken) 29 Orte, darunter <strong>Krummennaab</strong>, Erbendorf, Grötschenreuth<br />
u.a.<br />
1061 13. Februar: gibt König Heinrich IV. seinem (a<strong>de</strong>l.) Diener Otnant<br />
einen Waldbezirk zwischen <strong>de</strong>r „Crumbanaba“, Trebina und<br />
Surbaha (zwischen <strong>de</strong>m heutigen Redwitz und Ebnath).<br />
Erstmalige Nennung <strong>de</strong>s Flusses <strong>Krummennaab</strong>.<br />
1077 bis 1146 ist die Mark Nabburg im Nordgau in <strong>de</strong>r Hand <strong>de</strong>r Diepoldinger.<br />
im 11. Jh. Kommt das Bamberger Stiftland (siehe 1008!) an die E<strong>de</strong>lfreien v.<br />
Hopfenohe <strong>–</strong> Lengenfeld <strong>–</strong> Pettendorf; nach <strong>de</strong>ren Aussterben teils<br />
an Pfalzgraf Otto I. v. Wittelsbach (Bezirk Eschenbach), teils an die<br />
Grafen (seit 1196 Landgrafen) v. Wal<strong>de</strong>ck <strong>–</strong> Leuchtenberg, die Herrschaft<br />
Parkstein an die Grafen v. Sulzbach; ihre mit <strong>de</strong>r Burghut<br />
und Rodung betrauten Ministerialen (a<strong>de</strong>ligen Dienstmannen) legen<br />
ringsum ihre „Sitze“ an; sie heißen Landsassen, ihre Grundhol<strong>de</strong>n<br />
(Bauern) Hintersassen; allmählich entstehen (aus <strong>de</strong>n<br />
Urmeierhöfen) die E<strong>de</strong>lsitze Trautenberg, Wil<strong>de</strong>nreuth,<br />
<strong>Krummennaab</strong>, Reuth, Thumsenreuth, Weißenstein u.a.<br />
1119 kommt die Herrschaft Wal<strong>de</strong>ck (mit vielen Besitzungen am<br />
Steinwald) an die Leuchtenberger.<br />
im 12. Jh. wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Urpfarrei St. Emmeram in (Windisch) Eschenbach<br />
aus durch dir betr. A<strong>de</strong>ligen Burgkapellen gegrün<strong>de</strong>t<br />
(St. Veit in Erbendorf, St. Michael in Wiesau, St. Pankraz in Falkenberg,<br />
St. Ägid in Thumsenreuth, St. Leonhard in <strong>Krummennaab</strong>, St.<br />
Nikolaus in Bernstein, St. Katharina in Reuth, St. Jakob in Wil<strong>de</strong>nreuth),<br />
aus <strong>de</strong>nen sich später Filialen und Pfarreien entwickeln.<br />
1188 nach Aussterben <strong>de</strong>r Sulzbacher Grafen kommt das Amt Parkstein<br />
an die Hohenstaufen.<br />
im 13. Jh. entstehen (durch Abtrennung von Windisch-Eschenbach) die<br />
A<strong>de</strong>lspfarreien Erbendorf, Falkenberg, Thumsenreuth, Wiesau.<br />
1205 14. April: bestätigt König Philipp <strong>de</strong>m Kloster Weißenohe <strong>de</strong>ssen<br />
Besitzungen von 1053, darunter Crummenaba (<strong>de</strong>sgleichen Papst<br />
Paschalis 14.04.1109)<br />
1263 kommt die Herrschaft Parkstein an <strong>de</strong>n Herzog von Nie<strong>de</strong>rbayern<br />
(Wittelsbacher)
1283 verkauft Landgraf Friedrich von Leuchtenberg sein Landgrafenamt<br />
sowie die Herrschaft Wal<strong>de</strong>ck (mit Ausnahme <strong>de</strong>r Lehen) an Herzog<br />
Ludwig <strong>de</strong>n Strengen von (Ober-) Bayern.<br />
In <strong>Krummennaab</strong> war <strong>de</strong>r Bartlhof (Haus-Nr. 5) bis ins 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
(Jh.) Leuchtenberger Lehen.<br />
1283 verkauft <strong>de</strong>r E<strong>de</strong>lfreie Störo v. Störnstein seinen Vogteihof zu<br />
„Chrümbnab“ an Herzog Ludwig von Oberbayern.<br />
1283 und 1326 begegnet in bei<strong>de</strong>n wittelsbachischen Salbüchern das<br />
E<strong>de</strong>lgeschlecht <strong>de</strong>r „Chrumbnaber“ auf herzoglichen Lehengütern<br />
zu Sitzmansdorf und Mohrenstein; ist bald ausgestorben.<br />
Das Landsassengut <strong>Krummennaab</strong> kommt an die Wil<strong>de</strong> v. Wil<strong>de</strong>nreuth.<br />
1329 kommt das Amt Wal<strong>de</strong>ck durch <strong>de</strong>n Vertrag von Pavia an die<br />
Kurpfalz (Hei<strong>de</strong>lberg <strong>–</strong> Amberg).<br />
1341 kommt Burggrub von <strong>de</strong>n a<strong>de</strong>ligen Trautenbergern an Mylin.<br />
1360 kommt das Amt Parkstein an die böhmische Provinz „Neuböhmen“,<br />
(Hauptstadt Sulzbach).<br />
1373 „Burggrub“ an Redwitz.<br />
1382 28. März: kommt die Veste <strong>Krummennaab</strong> an Ritter Albrecht <strong>de</strong>n<br />
Notthafft von Weißenstein (bis 1564).<br />
1387 kommt Trautenberg von <strong>de</strong>n a<strong>de</strong>ligen Trautenbergern an die versippten<br />
Pfreim<strong>de</strong>r.<br />
1406 kommt das Amt Parkstein an <strong>de</strong>n Herzog von Ingolstadt<br />
1421 kommt das Amt Parkstein an Herzog Johann v. Neunburg und<br />
Markgraf Friedrich v. Bran<strong>de</strong>nburg, seit<strong>de</strong>m und bis 1714<br />
„Gemeinschaftsamt Parkstein <strong>–</strong> Wei<strong>de</strong>n“.<br />
ca. 1440 in <strong>Krummennaab</strong> für die Herrschaften Reuth, <strong>Krummennaab</strong> und<br />
Burggrub eine eigene Seelsorgestelle (Pfarrkuratie) und Schule<br />
gegrün<strong>de</strong>t.<br />
1483 17. Juni: schließen die Besitzer <strong>de</strong>s Gemeinschaftsamtes und <strong>de</strong>s<br />
Amts Wal<strong>de</strong>ck Grenzvertrag:<br />
Altenstadt, Siegritz, Thumsenreuth, <strong>Krummennaab</strong>, Bruggrub,<br />
Wil<strong>de</strong>nreuth wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shoheit von Parkstein (Gerichtshoheit<br />
aber Wal<strong>de</strong>ck <strong>–</strong> Erbendorf);<br />
Weißenstein, Reuth, Trautenberg, Lehen <strong>de</strong>m kurpfälzischen Amt<br />
Wal<strong>de</strong>ck zugeteilt.<br />
ca. 1542 <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>s lutherischen Bekenntnisses im Gemeinschaftsamt,<br />
1556 auch im Amt Wal<strong>de</strong>ck.<br />
1583 8. Juli: verkauft Heinrich v. Trautenberg auf Reuth sein „Pfarrlehen“<br />
<strong>Krummennaab</strong> an v. Wisbeck in <strong>Krummennaab</strong>.<br />
1608 wur<strong>de</strong> durch die v. <strong>de</strong>r Grün das heutige Schloss Trautenberg<br />
erbaut.<br />
1622 bis 1828 ist Lehen im Besitz <strong>de</strong>r Freiherren v. Benkendorf.<br />
1623 erhält Herzog Maximilian v. Bayern vorläufig,<br />
1628 endgültig die Kur-Oberpfalz (Amberg) und lässt mit Hilfe <strong>de</strong>r in<br />
Erbendorf stationierten Jesuiten das katholische Bekenntnis<br />
wie<strong>de</strong>r einführen.<br />
1629 kommt Burggrub an die Freiherren v. Sauerzapf.<br />
1652 wird rechtlich, 1663 tatsächlich durch <strong>de</strong>n Kölner Vergleich das<br />
Simultaneum im Herzogtum Sulzbach (Amt Parkstein) eingeführt.
1663 wer<strong>de</strong>n Thumsenreuth, <strong>Krummennaab</strong> und Wil<strong>de</strong>nreuth Filialen <strong>de</strong>r<br />
katholischen Pfarrei Erbendorf.<br />
1668 21. September: kommt die Hofmark <strong>Krummennaab</strong> an v. Lin<strong>de</strong>nfels.<br />
1698 wird <strong>de</strong>r Sitz <strong>de</strong>s Landrichters von Wal<strong>de</strong>ck nach Kemnath verlegt.<br />
1705 wird das abgebrannte Schloss <strong>Krummennaab</strong> aufgebaut (siehe<br />
Wappen!).<br />
1707 erfolgt die Abteilung <strong>de</strong>r Kirchen- und Schulgrün<strong>de</strong> und <strong>–</strong> häuser<br />
unter bei<strong>de</strong> Bekenntnisse.<br />
1714 wird <strong>de</strong>r Herzog von Sulzbach Alleinbesitzer <strong>de</strong>s „Gemeinschaftsamtes<br />
Parkstein-Wei<strong>de</strong>n.<br />
1717/18 Errichtung einer „Poliermühl“ o<strong>de</strong>r „Spiegelfabrik“ in <strong>Krummennaab</strong><br />
im sogenannten „Schlößl“ (Haus-Nr. 15) durch <strong>de</strong>n franz.<br />
A<strong>de</strong>ligen <strong>de</strong> Ste. Marie.<br />
1725 kommt das Rittergut <strong>Krummennaab</strong> an Louis Anne <strong>de</strong> Ste. Marie<br />
Eglise.<br />
1731 9. Juli: Kirche, Pfarrhof, bei<strong>de</strong> Schulämter und einzelne Schlossgebäu<strong>de</strong><br />
fallen einem Großbrand zum Opfer.<br />
1778 17. August: kommt das Rittergut <strong>Krummennaab</strong> an Freiherrn v.<br />
Öxle.<br />
1787 31. Januar: kommt das Rittergut <strong>Krummennaab</strong> an v. Grafenstein.<br />
1791 wird die Regierung Sulzbach mit <strong>de</strong>r oberpfälzischen Regierung<br />
Amberg vereinigt.<br />
1802 <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>r allgemeinen öffentlichen Volksschule in Bayern.<br />
1803 <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>r Sonn- und Feiertagsschule.<br />
1808 kommt die Gemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong> zum Naabkreis, 1810 zum<br />
Mainkreis<br />
1817 zum Obermainkreis, 1838 zum Kreis Oberpfalz - Regensburg<br />
1845 gründliche Renovierung <strong>de</strong>r Simultankirche <strong>Krummennaab</strong>.<br />
1848 Aufhebung <strong>de</strong>r gutsherrlichen Gerichtsbarkeit und <strong>de</strong>r bäuerlichen<br />
Lasten (Ablösung).<br />
1849 kommt <strong>Krummennaab</strong> zum Landgericht Erbendorf.<br />
1856 kommt das Rittergut <strong>Krummennaab</strong> an Freiherrn v. Künsberg.<br />
1859/61 Zertrümmerung <strong>de</strong>s gutsherrlichen Grundbesitzes.<br />
1861 ist das alte Geschlecht <strong>de</strong>r Freiherrn v. Sauerzapf auf Burggrub<br />
ausgestorben.<br />
1862 kommt <strong>Krummennaab</strong> zum Bezirksamt Kemnath (Distrikt Erbendorf).<br />
1879/80 Erbauung eines Doppelschulhauses in <strong>Krummennaab</strong> (Haus-Nr. 39<br />
und 33).<br />
1890 das Gut Trautenberg kommt an Freiherrn v. Lin<strong>de</strong>nfels.<br />
1894 Gründung eines Darlehenskassenvereins in <strong>Krummennaab</strong><br />
1895 Gründung <strong>de</strong>r Freiwilligen Feuerwehr in <strong>Krummennaab</strong><br />
1897 grün<strong>de</strong>t Wenzeslaus Mannl im ehemaligen Schloss eine Porzellanfabrik.<br />
1904 Errichtung einer Postagentur.<br />
1908 Errichtung einer öffentlichen Telefonzelle.<br />
1909 1. Juli: Eröffnung <strong>de</strong>s neuen katholischen Schulhauses.<br />
1909 1. Oktober: Errichtung einer Haltestelle <strong>de</strong>r Lokalbahn Reuth -<br />
Erbendorf.<br />
1910 24. Juni: Gründung eines katholischen Kirchenbauvereins.
1911 <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>r elektrischen Licht- und Kraftversorgung (Naabwerke<br />
Wei<strong>de</strong>n).<br />
1912 Erbauung einer Hochdruck-Wasserleitung durch die Gemein<strong>de</strong>n<br />
<strong>Krummennaab</strong> und Burggrub.<br />
1914/18 im 1. Weltkrieg sind 8 Angehörige aus <strong>Krummennaab</strong> gefallen.<br />
1919/20 wur<strong>de</strong> das katholische Expositurhaus (Pfarrhof) erbaut und<br />
1920 6. April: durch <strong>de</strong>n bisherigen Kooperator Lehner bezogen.<br />
1921/22 Erbauung einer Eigenheimsiedlung durch die Baugenossenschaft<br />
„Selbsthilfe“<br />
1923 30. Januar: Die Gründung <strong>de</strong>r katholischen Pfarrei <strong>Krummennaab</strong><br />
durch das Ministerium genehmigt.<br />
1927 Beleuchtung <strong>de</strong>r Ortsstraße (7 Lampen).<br />
1928 die Bahnhofstraße teilweise mit Grundbau versehen.<br />
1929 Erschien in Druck die Geschichte von <strong>Krummennaab</strong> von Johann<br />
Baptist Lehner.<br />
1929 16. September: Eröffnung <strong>de</strong>s Lagerhauses beim Bahnhof Reuth.<br />
1930 2. Juli: Übereinkommen bei<strong>de</strong>r Bekenntnisse betreff Simultaneumsauflösung.<br />
1930 19. Juli: Übereinkommen genehmigt durch das Bischöfliche Ordinariat.<br />
1930 22. August: Übereinkommen genehmigt durch das Staatsministerium.<br />
1930 17. September: Übereinkommen notariell verbrieft.<br />
1931 1. Januar: kommt die Gemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong> (mit 16 an<strong>de</strong>ren)<br />
zum Bezirksamt Neustadt a.d. Waldnaab<br />
1962 8. November: erhält die Gemein<strong>de</strong> durch das Staatsministerium ein<br />
Gemein<strong>de</strong>-Wappen.<br />
1972 Im Rahmen <strong>de</strong>r Gebietsreform kommt <strong>Krummennaab</strong> zum<br />
Landkreis Tirschenreuth<br />
Gemein<strong>de</strong>wappen von <strong>Krummennaab</strong> aus <strong>de</strong>m „Oberpfälzer Wappenbuch“:
A) Geschichtliche Entwicklung<br />
Die Lan<strong>de</strong>sherrschaft (Politische Geschichte) (2)<br />
I. Von <strong>de</strong>n Anfängen bis ins 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
Die heutige Nordoberpfalz gehörte zur Zeit ihrer ersten Besetzung und Besiedlung<br />
zum Baierischen Nordgau. Dieser wur<strong>de</strong> im Auftrag <strong>de</strong>s Königs durch<br />
Grafen angrenzen<strong>de</strong>r Gaue, wie <strong>de</strong>s Donaugaus und <strong>de</strong>s fränkischen Ra<strong>de</strong>nzgaues<br />
verwaltet (eine eigne Markgrafschaft auf <strong>de</strong>m Nordgau gab es vor Mitte<br />
<strong>de</strong>s 11. Jahrhun<strong>de</strong>rts nicht).<br />
Von 938 bis zu ihrem Aussterben 1057 waren es die Schweinfurter Grafen.<br />
Alles von ihnen besetzte Land war zunächst Eigentum <strong>de</strong>s Königs. So schenkt<br />
im Jahre 1008 König Heinrich II., <strong>de</strong>r Heilige, zur Ausstattung und zum Unterhalt<br />
<strong>de</strong>s von ihm 1007 gegrün<strong>de</strong>ten Bistums Bamberg unter vielen an<strong>de</strong>ren<br />
Königsgütern auch „Keminata“ (die heutige Stadt Kemnath) „auf <strong>de</strong>m Nordgau<br />
in <strong>de</strong>r Grafschaft <strong>de</strong>s Grafen Heinrich“.<br />
Es war dieses Bamberger Stiftland um Kemnath wohl das ganze Hai<strong>de</strong>naab-<br />
und Fichtelnaabtal.<br />
1043 schenkt König Heinrich III. <strong>de</strong>m Beringer, <strong>de</strong>m treuen Ritter seiner Mutter,<br />
<strong>de</strong>r Kaiserin Gisela 4 Höfe, darunter „Pillungsriut“ (Püllersreuth) im Nordgau,<br />
in <strong>de</strong>r Grafschaft <strong>de</strong>s Grafen Otto und in <strong>de</strong>r Mark, die heißt „Nabburg“.<br />
Und 1061 schenkt König Heinrich IV. seinem (a<strong>de</strong>ligen) Diener Otnant einen<br />
Waldbezirk zwischen <strong>de</strong>m heutigen Redwitz und Ebnath „in <strong>de</strong>r Grafschaft <strong>de</strong>s<br />
Grafen Heinrich im Nordgau und in <strong>de</strong>r Mark Nabburg“.<br />
Aber seit <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 11. Jahrhun<strong>de</strong>rts bekamen diese Markgrafen gar manche<br />
Rivalen, sei es infolge <strong>de</strong>r Erblichkeit <strong>de</strong>r Lehen, sei es weil viele <strong>de</strong>r Großen<br />
über ihren Grundbesitz nicht nur grundherrliche, son<strong>de</strong>rn auch lan<strong>de</strong>sherrliche<br />
Rechte beanspruchten.<br />
<strong>Ein</strong> allgemeiner Landhunger hatte weite Kreise <strong>de</strong>s hohen A<strong>de</strong>ls erfasst. So<br />
lesen wir, dass <strong>de</strong>r baierische Pfalzgraf Aribo IV., aus <strong>de</strong>m Geschlecht <strong>de</strong>r<br />
Aribonen, eine ganze Reihe Dörfer im Hai<strong>de</strong>naab- und Fichtelnaabtal, darunter<br />
unser <strong>Krummennaab</strong>, <strong>de</strong>m von ihm 1053 gegrün<strong>de</strong>ten Kloster Weisenohe (in<br />
Oberfranken) vermacht; im gleichen Jahr überfiel Herzog Konrad von Bayern<br />
die im Besitz <strong>de</strong>s Bischofs Gebhard von Regensburg, eines Halbbru<strong>de</strong>rs König<br />
Konrad II., befindliche Burg Parkstein und brannte sie nie<strong>de</strong>r.<br />
Unter <strong>de</strong>n in unserer Gegend rivalisieren<strong>de</strong>n Grafengeschlechtern behaupteten<br />
schließlich zwei über ihren Grundbesitz lan<strong>de</strong>sherrliche Rechte.<br />
Die Grafen von Leuchtenberg mit ihrem Amt Wal<strong>de</strong>ck und die Grafen von Sulzbach<br />
mit Amt Parkstein grenzten am südlichen Steinwald aneinan<strong>de</strong>r und es<br />
herrschte Jahrhun<strong>de</strong>rte lang Streit und Unklarheit, zu welchem Lan<strong>de</strong> eigentlich<br />
unsere Gegend gehörte.
Im 12. und 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt scheint <strong>de</strong>r <strong>Ein</strong>fluss <strong>de</strong>r Leuchtenberger vorwiegend<br />
gewesen zu sein. Nach Aussterben <strong>de</strong>r Sulzbacher (1188) kam das Amt<br />
Parkstein an die Hohenstaufen, nach <strong>de</strong>ren Aussterben (1268) es <strong>de</strong>n Wittelsbachern<br />
zufiel (Nie<strong>de</strong>rbayerische Linie), die 1283 <strong>de</strong>n Leuchtenbergern auch<br />
die Herrschaft Wal<strong>de</strong>ck abkauften (Oberbayerische Linie).<br />
Die Herrschaft Parkstein war jedoch nicht Hausgut <strong>de</strong>r Hohenstaufen, son<strong>de</strong>rn<br />
Reichsgut gewesen; als solches wur<strong>de</strong> sei von Kaiser Ludwig von Bayern bald<br />
an Böhmen, Leuchtenberg (1316) und Sachsen (1341), durch <strong>de</strong>n Luxenburger<br />
König Karl IV. an <strong>de</strong>n Hohenzoller (1347), <strong>de</strong>n Burggrafen von Nürnberg verpfän<strong>de</strong>t,<br />
1360 aber <strong>de</strong>r Krone Böhmen bzw. <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Oberpfalz gelegenen<br />
Provinz Neuböhmen (Hauptstadt Sulzbach) als Eigentum einverleibt, während<br />
das Amt Wal<strong>de</strong>ck 1329 zur Kurpfalz kam und dabei bis 1628 verblieb.<br />
Das Amt Parkstein verkaufte König Wenzel (nach Verpfändung an Leuchtenberg<br />
1401 und die Notthafft von Wernberg 1406) im Jahre 1406 an Herzog Johann<br />
<strong>de</strong>n Gebarteten von Bayern-Ingolstadt, <strong>de</strong>r es 1421 durch Krieg an Herzog<br />
Johann von Neunburg (<strong>de</strong>n Hussitenbesieger) und Markgraf Friedrich von<br />
Bran<strong>de</strong>nburg verlor.<br />
Von jetzt ab hatte Parkstein gleichzeitig zwei Lan<strong>de</strong>sherren (bis 1714) und hieß<br />
darum „Gemeinschaftsamt Parkstein <strong>–</strong> Wei<strong>de</strong>n“.<br />
Wie unsicher aber die Lan<strong>de</strong>sgrenzen im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt waren, geht aus folgen<strong>de</strong>m<br />
hervor:<br />
In einer Urkun<strong>de</strong> (3) vom 18. März 1435 bekennt <strong>de</strong>r 80-jährige Konrad Ossan<br />
von Wal<strong>de</strong>ck, dass „das Halsgericht (hohe Gerichtsbarkeit) und Wildpan (Jagd)<br />
vom Weyßenstein, von <strong>de</strong>r Rewt vom Lehen, von Grub von Krumnab von<br />
Wellnrewt alles gen Wal<strong>de</strong>ck gehört“, bestätigt auch u.a. dass H. Engelhart<br />
Wild von Krumnab vor mehr als 50 Jahren einen Dieb von Wil<strong>de</strong>nreuth gen<br />
Kemnath führte und er, Ossan, dabei war, wie er dort verurteilt wur<strong>de</strong>.<br />
Am 17. Juni 1483 kamen die Besitzer <strong>de</strong>s Gemeinschaftsamtes Parkstein <strong>–</strong><br />
Wei<strong>de</strong>n, Herzog Otto II. von Mosbach und Herzog Georg von Bayern-Landshut<br />
mit <strong>de</strong>m Besitzer <strong>de</strong>s Amts Wal<strong>de</strong>ck, Kurfürst Philipp von <strong>de</strong>r Pfalz dahin überein,<br />
dass<br />
Altenstadt (bei Erbendorf), Sigritz, Thumsenreuth, Krummenaab, (Burg-) Grub<br />
und Wil<strong>de</strong>nreuth zur Herrschaft Parkstein „<strong>de</strong>r Obrigkeit und Mark nach“ gehören<br />
und <strong>de</strong>n Pfalzgrafen (Amt Wal<strong>de</strong>ck) an Landgericht, Lehenschaft, Öffnung<br />
und 3. Teil Wän<strong>de</strong>l (= Strafgel<strong>de</strong>r für Schwerverbrecher), so zu Erbendorf<br />
abgedingt wer<strong>de</strong>n „auch glait (Gleitsrecht) und Zöllen, wo wir solches <strong>de</strong>r En<strong>de</strong>n<br />
(Orten) vormals gehabt, unvergriffen“ (4).<br />
Also gehörte unsere Gegend teils zum Gemeinschaftsamt, an<strong>de</strong>rseits doch<br />
wie<strong>de</strong>r zum kurpfälzischen Amt Wal<strong>de</strong>ck.<br />
Die hohe Gerichtsbarkeit, das sogenannte Halsgericht von Erbendorf aber<br />
schloss schon damals <strong>Krummennaab</strong> mit ein: von <strong>de</strong>r Granitz (Grenzbach)<br />
ging <strong>de</strong>r Gerichtsbezirk in die Naab, diese zu Berg zum Eppenfurt (heute ver-
schwun<strong>de</strong>n), von da in die Marter unter Gerbersdorf, dann über die Buchenstau<strong>de</strong>n<br />
nach Birkenreuth zu <strong>de</strong>n Fall (= Zoll)schranken am Hesserberg (5).<br />
Die erste uns urkundlich bekannte Hinrichtung in Erbendorf (6) betraf einen<br />
Missetäter, <strong>de</strong>n Engelhard Wild auf <strong>Krummennaab</strong> als fechten<strong>de</strong>n Mann<br />
einfangen ließ und nach Erbendorf einlieferte, wo er gehenkt wur<strong>de</strong>; sein<br />
Verbrechen wird nicht genannt.<br />
1496 wur<strong>de</strong> in Erbendorf ein Peter Raudt <strong>de</strong>m Henker übergeben, <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Abtei<br />
Waldsassen gestohlen hatte und in <strong>Krummennaab</strong> verhaftet wor<strong>de</strong>n war.<br />
1497 wur<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rum zu <strong>Krummennaab</strong> durch <strong>de</strong>n Landrichter Ludwig Erlbeck<br />
von Parkstein, Rentmeister Hans von Plaß zu Wei<strong>de</strong>n und Erbendorfer<br />
Bürger 6 Verbrecher gefangen und nach Erbendorf geführt, wo 2 von ihnen<br />
Namens Fuester aus Eger und Hans Cramer mit <strong>de</strong>m Schwert hingerichtet wur<strong>de</strong>n,<br />
während die übrigen 4 entkamen.<br />
1438 hatten Fritz und Albrecht die Taschenhauer zu Goldkronach, Albrecht<br />
Verg daselbst und Fritz und Konrad die Taschenhauer zu <strong>Krummennaab</strong>, <strong>de</strong>n<br />
Hermann Müllner zu <strong>Krummennaab</strong> auf <strong>de</strong>r Mühle, <strong>de</strong>r ihren Bru<strong>de</strong>r bzw. Vater<br />
Heinz Taschenhauer totgeschlagen, gefangen nach Erbendorf geführt.<br />
Dort wäre er natürlich hingerichtet wor<strong>de</strong>n. Allein genannte Taschenhauer und<br />
Verwandte versöhnen sich am 5. Dezember 1438 zu Wei<strong>de</strong>n durch Vermittlung<br />
<strong>de</strong>s Landschreibers, Landrichters und eines Bürgers mit <strong>de</strong>m Mör<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>ssen<br />
„Verwandten“ (Beihelfer) Gilg Notthafft zu Weißenstein.<br />
1528 Pfintztag nach Bartlmä (7) beschwert sich <strong>de</strong>r Abt von Tepl beim König<br />
von Böhmen, dass einer <strong>de</strong>s Klosters Untertan, Jakob Widmann, durch <strong>de</strong>n<br />
Richter von Parau (Bärnau?) auf freier Straße gefangen und <strong>de</strong>r Wilhelm<br />
Schenken von Trautenberg hinterlassener Tochter, Inhaberin von Windischeschenbach<br />
übergebn lassen, die ihn um <strong>de</strong>n 3. Pfennig Schatzung gefangen<br />
genommen; <strong>de</strong>r Pfalzgraf Friedrich solle ihn bestrafen „sonsten wären wir<br />
willens, wie es billig und recht, nach <strong>de</strong>n Schenken zu greifen“, falls <strong>de</strong>r<br />
Kurfürst wi<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s hl. Reichs Ordnung und Landfrie<strong>de</strong>n sie ungestraft lassen<br />
sollte.<br />
König Wladislaus von Ungarn und Böheim schreibt an Herzog Otto wegen Beschädigung<br />
<strong>de</strong>s Stifts Tepl, <strong>de</strong>r Rentmeister von Wei<strong>de</strong>n habe sich zur Bestrafung<br />
<strong>de</strong>r Täter för<strong>de</strong>rlich erzeigt: Gilg Notthafft zu Krumenab bei Aermdorff und<br />
Jordan von Rebiz, auf <strong>de</strong>ren Gütern und Sitz die Beschädiger gefänglich angenommen<br />
wor<strong>de</strong>n, beson<strong>de</strong>rs Hans Insered, <strong>de</strong>r vor etlicher Zeit sein Wesen zu<br />
Tepl gehabt.<br />
Pfalzgraf Otto und Herzog Georg verhan<strong>de</strong>ln hierauf untereinan<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Rentmeister<br />
<strong>de</strong>s letzteren zu Wei<strong>de</strong>n ermahnt die bei<strong>de</strong>n verdächtigen Landsassen<br />
„auf ihr Gelüb<strong>de</strong> zum Besten“; dann wird <strong>de</strong>m König von Behaim gemel<strong>de</strong>t<br />
„Uns ist nicht bekannt, daß diese Täter unter unsern Inwohnern“.<br />
Nach jahrelangem Verhan<strong>de</strong>ln kam bei solchen Fällen von Straßenräuberei<br />
nach damaliger Raubritterart meistens nichts heraus.
1623 vorläufig, 1628 endgültig kam das Amt Wal<strong>de</strong>ck mit <strong>de</strong>r Kur-Oberpfalz an<br />
Bayern, das damit auch Mitbesitzer <strong>de</strong>s Gemeinschaftsamtes Parkstein <strong>–</strong><br />
Wei<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.<br />
II. Politische Verän<strong>de</strong>rungen und Ereignisse im 18. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
1714 löste Herzog Theodor von Pfalz-Sulzbach <strong>de</strong>n neuburgischen Anteil am<br />
Amt Parkstein <strong>–</strong> Wei<strong>de</strong>n um 200.000 Gul<strong>de</strong>n ein; damit kam dieses Amt, zu <strong>de</strong>m<br />
<strong>Krummennaab</strong> gehörte, nach Jahrhun<strong>de</strong>rte langer Teilung unter mehrere<br />
Lan<strong>de</strong>sherrschaften, in <strong>de</strong>n Alleinbesitz <strong>de</strong>r Herzöge von Sulzbach.<br />
Herzog Karl Theodor von Sulzbach erbte 1742 die Kurpfalz sowie Pfalz Neuburg<br />
(an das 1685 bereits mit Aussterben <strong>de</strong>r pfalz-simmerschen Linie Kurpfalz<br />
gefallen war) und 1777 auch noch das Kurfürstentum Bayern.<br />
Mit ihm selbst aber erlosch auch das sulzbachische Haus und Kurpfalz, Kurbayern,<br />
Herzogtum Neuburg und Sulzbach fielen an Kurfürst Max Josef aus <strong>de</strong>r<br />
Linie Zweibrücken-Birkenfeld.<br />
1791 wur<strong>de</strong> die Regierung Sulzbach aufgehoben und mit <strong>de</strong>r oberpfälzischen<br />
Regierung in Amberg vereinigt.<br />
1806 wur<strong>de</strong> Bayern ein Königreich. Bei <strong>de</strong>r Neueinteilung <strong>de</strong>sselben im Jahre<br />
1808 in 15 Kreise kam <strong>Krummennaab</strong> zum Naabkreis, bei <strong>Ein</strong>teilung in 9 Kreise<br />
1810 zum Mainkreis, bei <strong>Ein</strong>teilung in 8 Kreise 1817 zum Obermainkreis, 1838<br />
endlich <strong>–</strong> bei Umbenennung dieser Kreise nach <strong>de</strong>n alten Stämmen <strong>–</strong> zum<br />
Kreis Oberpfalz und Regensburg.<br />
Bei Errichtung <strong>de</strong>r Landgerichte in Bayern (an Stelle <strong>de</strong>r ehemaligen Landrichterämter<br />
22.08.1804) kam <strong>Krummennaab</strong> mit <strong>de</strong>n übrigen Orten <strong>de</strong>s ehemaligen<br />
Gemeinschaftsamtes zum Landgericht Neustadt a.d. Waldnaab, doch blieb<br />
Parkstein noch Sitz <strong>de</strong>s Landgerichts bis 1808.<br />
Wie oftmals seit Jahrhun<strong>de</strong>rten waren die <strong>Krummennaab</strong>er über die Wil<strong>de</strong>nreuther<br />
Berge zur Landrichterburg auf <strong>de</strong>n „Hohen Parkstein“, die Untertanen<br />
jenseits <strong>de</strong>s Grenzbaches nach Wal<strong>de</strong>ck gewan<strong>de</strong>rt, bald um einem neuen<br />
Hofmarksherren zu huldigen, bald um in privaten, gemeindlichen o<strong>de</strong>r kirchlichen<br />
Angelegenheiten Beschwer<strong>de</strong> zu führen, bald um die lan<strong>de</strong>sherrlichen<br />
Steuern und Abgaben zu entrichten o<strong>de</strong>r wohl gar um auf einige Tage zur<br />
Strafe ins Burgverließ zu wan<strong>de</strong>rn ...!<br />
Jetzt mussten sie <strong>de</strong>n nicht leichteren und kürzeren Weg nach Neustadt machen,<br />
wo damals Se. Gna<strong>de</strong>n Freiherr v. Lichtenstern, genannt „Atn Atn“ als<br />
Landrichter seines gestrengen Amtes waltete.<br />
1849 aber wur<strong>de</strong> aus 17 Gemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Landgerichts Kemnath, 6 Gemein<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Landgerichts Neustadt a.d. Waldnaab (darunter <strong>Krummennaab</strong>), 6 vom<br />
Landgericht Waldsassen und 1 vom Landgericht Tirschenreuth das Landgericht<br />
Erbendorf gebil<strong>de</strong>t.
Erst 1862 erfolgte die Trennung von Gerichtsbarkeit und Verwaltung; jetzt kam<br />
<strong>Krummennaab</strong> mit „Distrikt“ Erbendorf u.a. zum Bezirksamt Kemnath und blieb<br />
(hinsichtlich Gerichtsbarkeit) beim Landgericht Erbendorf.<br />
1857 bei <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>r Bezirksgerichte (<strong>de</strong>n heutigen Landgerichten) kam<br />
<strong>Krummennaab</strong> zum Bezirksgericht Wei<strong>de</strong>n, 1879 wur<strong>de</strong>n die bisherigen Landgerichte,<br />
z.B. Erbendorf, in „Amtsgerichte“ umbenannt.<br />
Seit 8. November 1918 ist Bayern ein Freistaat. Die Gemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong><br />
strebte seit <strong>de</strong>m Jahre 1925 mit 13 an<strong>de</strong>ren Gemein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s südlichen Steinwaldgaues<br />
die Abtrennung vom Bezirk Kemnath und Zuteilung zum Bezirksamt<br />
Neustadt a.d. WN an, wohin sie auf Grund ihrer geographischen- und Verkehrslage,<br />
ihrer wirtschaftlichen, kirchlichen, geschäftlichen und gesellschaftlichen<br />
Beziehungen längst gehören sollte.<br />
Am 1. Januar 1931 ging dieser berechtigte, <strong>de</strong>n längst verän<strong>de</strong>rten Zeitverhältnissen<br />
Rechnung tragen<strong>de</strong> Wunsch in Erfüllung.<br />
Von <strong>de</strong>n kriegerischen Ereignissen dieses Zeitraumes wur<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong><br />
ziemlich verschont. Im spanischen Erbfolgekrieg 1704/05 gab es wie<strong>de</strong>rholt<br />
Truppendurchzüge von Wal<strong>de</strong>ck nach Tirschenreuth, doch war <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sherr<br />
von Pfalz-Sulzbach neutral geblieben, weshalb kaum nennenswerte Feindseligkeiten<br />
vorkamen. Doch flüchtete <strong>de</strong>r Hofmarksherr gleich seinem Nachbarn<br />
mehrmals in <strong>de</strong>n Markt Erbendorf (8).<br />
1796, als ein französischer Haufen bei Kastl anrückte, bot <strong>de</strong>r Gutherr von<br />
Reuth, Freiherr v. Reitzenstein durch verabre<strong>de</strong>te Signale die Grundhol<strong>de</strong>n<br />
aller umliegen<strong>de</strong>n Hofmarken zu einem Verteidigungszug auf, doch konnte<br />
dieser wie<strong>de</strong>r umkehren auf die Kun<strong>de</strong>, dass die Franzosen von <strong>de</strong>n Kemnathern<br />
und Kastlern geschlagen wor<strong>de</strong>n seien.<br />
Aus <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Napoleonischen Kriege <strong>–</strong> wie schon aus früheren Truppendurchzügen<br />
<strong>–</strong> wissen die pfarrlichen Tauf- und Trauungsbücher von mancher<br />
Kriegstrauung, unehelichen Soldatenkin<strong>de</strong>rn u.a. zu berichten.
Wirtschaftlich- soziale Verhältnisse<br />
I. Die Landwirtschaft<br />
1. Von <strong>de</strong>r a<strong>de</strong>ligen Grundherrschaft zur freien Bauerngemein<strong>de</strong><br />
Im Nordgau, <strong>de</strong>m baierischen Kolonial- und Markenland gab es kein freies<br />
Bauerntum. Die Bewohner waren vielmehr in <strong>de</strong>r Regel Hörige, Grundhol<strong>de</strong>n,<br />
auch Hintersassen genannt, <strong>de</strong>r zahllosen Landsassen, d.h. jener Angehörigen<br />
<strong>de</strong>s nie<strong>de</strong>ren A<strong>de</strong>ls, die mit <strong>de</strong>r Burghut <strong>de</strong>r lan<strong>de</strong>sherrlichen Burgen, mit <strong>de</strong>r<br />
Leitung <strong>de</strong>r Rodung <strong>de</strong>s waldbe<strong>de</strong>ckten Lan<strong>de</strong>s betraut waren.<br />
Zum Lohn für ihre Tätigkeit erhielten diese „Ministerialen“ (a<strong>de</strong>ligen Dienstmannen)<br />
in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Burg Grundbesitz zugewiesen, auf<br />
<strong>de</strong>m sie sich ihren „Sitz“, ihre Burg errichteten.<br />
Ihre unfreien Bauern hatten nur ein Nutzeigentum an <strong>de</strong>m ihnen zur Bebauung<br />
zugewiesenen , aus <strong>de</strong>r Rodung gewonnenen Bo<strong>de</strong>n. Während ihr Lan<strong>de</strong>sherr<br />
irgendwo im Lan<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r außer Lan<strong>de</strong>s auf Fahrt ging, führten daheim die Bauern<br />
ihren Pflug, als ob es auf <strong>de</strong>r ganzen Welt nichts an<strong>de</strong>res gäbe, als ihr<br />
Stück Ackerland ...<br />
Schlichte, wortkarge Bauernarbeit hat unsere Heimat <strong>de</strong>r Kultur erschlossen,<br />
<strong>de</strong>m Vaterland frischen Bo<strong>de</strong>n gewonnen. Hinter <strong>de</strong>m Bauern stand aber dabei<br />
die festgefügte Grundherrschaft und ihre wirtschaftliche Kraft erst ließ das<br />
Werk <strong>de</strong>r Rodung und Besiedlung gelingen. Mit <strong>de</strong>r Handarbeit allein war es<br />
nicht getan; man brauchte Saatgut und Getrei<strong>de</strong>, Vieh und Fahrnis, Hilfe bei<br />
allen Rückschlägen.<br />
Der Grundhol<strong>de</strong> hatte Anspruch auf <strong>de</strong>n Schutz seines Herrn, auf unentgeltliche<br />
Lieferung <strong>de</strong>s benötigten Bau- und Brennholzes.<br />
Es ist eine naive Vorstellung, <strong>de</strong>r man in manchen Volkskreisen begegnen<br />
kann, als sei je<strong>de</strong> ehemalige Burg eine Raubritterburg gewesen. Gewiss gab es<br />
Zeiten und Gegen<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen einzelne Angehörige <strong>de</strong>s A<strong>de</strong>ls sich auf Straßenraub<br />
und <strong>de</strong>rgleichen verlegten. Doch waren dies Ausnahmen, wie es in<br />
je<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Stan<strong>de</strong> auch entartete Glie<strong>de</strong>r gegeben hat und gibt.<br />
Auch dürfen wir uns das Verhältnis <strong>de</strong>r Untertanen zu ihren Grundherrn im allgemeinen<br />
nicht als unerträglich und feindselig vorstellen. Gewiss waren die<br />
Reichnisse und Leistungen, die sie ihrem Grund- und Gerichtsherrn schuldig<br />
waren, eine Last. Es wird meist darauf angekommen sein, wie <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong><br />
Hofmarksherr o<strong>de</strong>r sein Verwalter seine Bauern behan<strong>de</strong>lte.<br />
Im Folgen<strong>de</strong>n wollen wir die Besitzer <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r heutigen Gemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong><br />
gewesenen Landsassengüter kennen lernen sowie <strong>–</strong> vor allem am Beispiel<br />
<strong>de</strong>r ehemaligen a<strong>de</strong>ligen Hofmark <strong>Krummennaab</strong> <strong>–</strong> die von <strong>de</strong>n Hintersassen<br />
geschul<strong>de</strong>ten Leistungen.
a) <strong>Krummennaab</strong><br />
Der E<strong>de</strong>lsitz o<strong>de</strong>r <strong>–</strong> wie man damals sagte <strong>–</strong> die Landsasserei <strong>Krummennaab</strong><br />
wur<strong>de</strong> also wohl von einem Zweig <strong>de</strong>r Trautenberger gegrün<strong>de</strong>t, die sich nach<br />
ihrem neuen Sitz „die Chrumnaber“ nannten. Wie schon früher erwähnt, begegnen<br />
sie uns bis 1326 als Inhaber herzoglicher Lehen im Neustädter Bezirk,<br />
nämlich zu Sitzmannsdorf und Mohrenstein. Dann verschwin<strong>de</strong>n sie aus <strong>de</strong>r<br />
Geschichte; gleich vielen an<strong>de</strong>ren alten Geschlechtern <strong>de</strong>s Nordgaues sind sie<br />
wohl im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt ausgestorben.<br />
Ihre Nachfolger in <strong>Krummennaab</strong> wur<strong>de</strong>n die Wil<strong>de</strong>, die gleiches Wappen wie<br />
die Trautenberger und Pfreim<strong>de</strong>r hatten und in mehrfachen verwandtschaftlichen<br />
Beziehungen zu diesen nachweisbar sind. Von ihrem Stammsitz Wil<strong>de</strong>nreuth,<br />
<strong>de</strong>n sie bis zum Aussterben <strong>de</strong>s Geschlechte 1613 behaupteten, griffen<br />
sie im sogenannten Haberland, zwischen Fichtel- und Hei<strong>de</strong>naab immer weiter<br />
um sich.<br />
Von 1356 bis 1367 begegnet uns „Ritter Engelhart <strong>de</strong>r Wil<strong>de</strong> zu Crumenab“<br />
wie<strong>de</strong>rholt mit seinen Brü<strong>de</strong>rn Wolhart und Michael sowie seinen Söhnen Hans<br />
und Engelhart als Urkun<strong>de</strong>nzeuge, Bürge und <strong>de</strong>rgleichen. Er hatte eine aus<br />
<strong>de</strong>m Geschlechte <strong>de</strong>r Herren von Murach (Flügelsberger Linie) zur Frau (9).<br />
Am 17. März 1357 löst er das von seinen Eltern <strong>de</strong>m Katharinenspital zu<br />
Regensburg versetzte Dorf Mühlberg bei Neustadt a.d. Waldnaab wie<strong>de</strong>r ein<br />
(10); 1361 verkauft er an Pfalzgraf Rupprecht <strong>de</strong>n Älteren die Vogtei über die<br />
Pfarrei Mockersdorf um 300 Pfund Heller (11); am 16. Mai 1360 ist er Theidinger<br />
bei einer <strong>Ein</strong>igung zwischen Pfalzgraf Rupprecht und <strong>de</strong>m Burggrafen von<br />
Nürnberg (12); am 27. Februar 1364 verkauft er letzterem das Dorf Hag um 1050<br />
Pfund Heller (13).<br />
Auf Engelhart folgte <strong>de</strong>ssen Sohn Hans Wild „zu Wellenreuth und Krumnab“.<br />
Sein Bru<strong>de</strong>r Engelbert war Prämonstratenser im Kloster Speinshart; ein an<strong>de</strong>rer,<br />
Ulrich, Domherr in Regensburg; eine Schwester war an Fritz von Redwitz<br />
zu Windischeschenbach verheiratet.<br />
Hans Wild trat, wie viele A<strong>de</strong>lige seiner Zeit, in fürstliche Dienste; er war pfalzgräflicher<br />
Pfleger zu Neumarkt und steht 1420 in „<strong>de</strong>r Bindtnis2.<br />
Von seinen bei<strong>de</strong>n Söhnen erhielt Hans Wild das Stammgut Wil<strong>de</strong>nreuth, Heinrich<br />
dagegen „Krumnab“ (14). Das Landsassengut <strong>Krummennaab</strong> erbten nach<br />
Heinrichs Tod (1382) <strong>de</strong>ssen bei<strong>de</strong>n Schwäger, ein Streitperk (Streitberg) und<br />
Sack.<br />
Am 28. März 1382 verkaufte Raymar von Streitberg und seine Ehefrau Elisabeth<br />
an <strong>de</strong>n Ritter Albrecht <strong>de</strong>n Notthafft zum Weißenstein ihren ganzen von ihrem<br />
verstorbenen Schwager Engelhard <strong>de</strong>m Wil<strong>de</strong>n von Crumnab ihnen zugefallenen<br />
Erbteil, nämlich „eine halbe Veste, das Dorf Krumnab, die Mühle bei Krumnab<br />
mit Äckern, die von <strong>de</strong>m Lehen gewunnen und gegen Krumnab gegeben<br />
sein, mit <strong>de</strong>r Fischweid (Fischrecht) in <strong>de</strong>r Krumnab bis an die Granitz (Grenzbach),<br />
eine Mühle zu Plern, frei und eigen; ein Lehen zu Hauxdorf <strong>–</strong> das Ganze<br />
um 1.410 Gul<strong>de</strong>n“.
Im nämlichen Jahre verkauft auch Ulrich <strong>de</strong>r Sack von Geiselsdorf an Albrecht<br />
Notthafft Krumenab, das Fischwasser u.a. Güter.<br />
Damit war also das Landsassengut in die Hän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Notthaffte (15) von<br />
Weißenstein gekommen und verblieb dabei bis 1564.<br />
Die Notthaffte tauchen erstmals zu Ausgang <strong>de</strong>s 10. Jahrhun<strong>de</strong>rts in Regensburg<br />
auf, begegnen später in markgräflichen Diensten im Egerland, wo sie zur<br />
Hohenstauferzeit ihre Stammburgen Wildstein (um 1163) und Falkenau (um<br />
1279) anlegen; zu Ausgang <strong>de</strong>s 13. Jahrhun<strong>de</strong>rts mehr und mehr durch das<br />
aufstreben<strong>de</strong> Kloster Waldsassen verdrängt, grün<strong>de</strong>n sie südlicher Bo<strong>de</strong>nstein<br />
bei Roding (1197), Wernberg an <strong>de</strong>r Naab (1298) und westlich Thiersheim<br />
(1172), Thierstein (1291), später die Lusburg als neue Sitze.<br />
Als erbliche kaiserliche Reichsforstmeister in <strong>de</strong>m von Eger bis zum Teichelberg<br />
(Mitterteich) sich erstrecken<strong>de</strong>n Reichsforst kommen sie an <strong>de</strong>n Steinwald:<br />
Albert N. v. Thierstein, 1309 herzoglicher Richter im Amt Wal<strong>de</strong>ck erwirbt<br />
von seinen Vettern, <strong>de</strong>n Wolfen die Herrschaft Weißenstein; erfreut sich <strong>de</strong>r<br />
Gunst Kaiser Ludwig <strong>de</strong>s Baiern, bis er für <strong>de</strong>ssen Gegner Friedrich <strong>de</strong>n Schönen<br />
Partei ergreift; 1323, nach <strong>de</strong>r Schlacht bei Mühldorf, weid darum die Burg<br />
Weißenstein bis auf <strong>de</strong>n Bergfried zerstört; 1333 erfolgt die Aussöhnung mit<br />
<strong>de</strong>m Kaiser und 1339/40 <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufbau <strong>de</strong>r Feste; 1358/59 liegen die N. mit<br />
<strong>de</strong>m Kloster Waldsassen wegen <strong>de</strong>s Weißensteins in blutiger Feh<strong>de</strong>, die 1361<br />
beigelegt wird.<br />
Im 14. und 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt gelangt das Geschlecht in seinen verschie<strong>de</strong>nen<br />
Linien zu großem Reichtum und angesehenen Stellungen. Feh<strong>de</strong>n, Kriege, Uneinigkeit<br />
u.a. bringen sie in große Schul<strong>de</strong>n und zwingen zu vielen Veräußerungen:<br />
vorübergehend (1552 <strong>–</strong> 1588) die Stammburg Weißenstein, 1564 <strong>Krummennaab</strong>,<br />
1597 Thumsenreuth (1404/50 erkauft); 1553/70 erbauen sie ihren<br />
neuen Sitz „Frie<strong>de</strong>nfels“, <strong>de</strong>n das Geschlecht <strong>–</strong> nach Verlust von etwa 30 an<strong>de</strong>ren<br />
Herrschaften <strong>–</strong> als letzten Besitz 1882 veräußern muss (16).<br />
Albrecht (XI.) von Thierstein hatte 3 Söhne, von <strong>de</strong>nen Albrecht (XII.) <strong>de</strong>n<br />
Weißenstein, Peter <strong>de</strong>n Thierstein erbte und Hans die Feste Bo<strong>de</strong>nstein (bei<br />
Nittenau) erheiratete.<br />
Auf Albrecht XII. (+ 1397) folgten als Besitzer von <strong>Krummennaab</strong> <strong>de</strong>ssen Söhne<br />
Gilg und Conrad. Sie gelobten, wie es ihr Vater hinsichtlich <strong>de</strong>r Burg Weißenstein<br />
bereits am 25. Juli 1339 getan, auch für die Feste <strong>Krummennaab</strong>, dass<br />
bei<strong>de</strong> Festen je<strong>de</strong>rzeit <strong>de</strong>r Burggrafen von Nürnberg „offen Haus“ sein sollen,<br />
d.h. dass die Burg <strong>de</strong>n Burggrafen in Krieg und Frie<strong>de</strong>n offen stehe, sie es zur<br />
Zuflucht und Verteidigung, sei es zu gastlicher <strong>Ein</strong>kehr.<br />
Dafür versichern am 4. Juni 1397 Friedrich <strong>de</strong>r Ältere und Johann und Friedrich<br />
seine Söhne, Burggrafen von Nürnberg, in Anbetracht <strong>de</strong>r Dienste, die genannte<br />
Brü<strong>de</strong>r Notthafft Vater und Großvater ihnen erwiesen, ein Erbburggut (jährl.<br />
<strong>Ein</strong>künfte) von 20 Gul<strong>de</strong>n auf das Ungelt (Aufschlag) <strong>de</strong>r Stadt Wunsie<strong>de</strong>l.
1404 kaufen die Gebrü<strong>de</strong>r Notthafft von Conrad Erlbeck für 170 Gul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ssen<br />
Güter zu Thumsenreuth, ebenso 1414 von Hans Pfreimb<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ssen Anteil an<br />
Thumsenreuth und <strong>de</strong>n Hof in Kohlbühl samt <strong>de</strong>n Zehenten; ebenso 1415 von<br />
Wolf Pfreimb<strong>de</strong>r.<br />
Damit waren die Notthaffte auch nördliche Nachbarn <strong>de</strong>r <strong>Krummennaab</strong>er Herrschaft<br />
und hatten einen zusammen hängen<strong>de</strong>n Besitz von Marktredwitz bis zur<br />
Fichtelnaab, vom Steinwaldkamm (Platte) bis zum Grenzbach.<br />
Noch scheinen die Trautenberger Besitz in <strong>Krummennaab</strong> gehabt zu haben:<br />
1411 verkauft Pilgram Trauttenberger, <strong>de</strong>rzeit zu Lehen gesessen, an Gild<br />
Notthafft „die Herberge, gelegen zu Krumenab, do <strong>de</strong>r Hertel Prandorfer sitzt“.<br />
1425 verkauft Ulrich Gleissenthaler etliche Zehenten, als zu Grueb (Burggrub),<br />
auf <strong>de</strong>m Mitterweg (Mittelberg), Thrommena (<strong>Krummennaab</strong>), Steinpichel<br />
(Steinbühl), Trauttenberg, Lehen usw. auf 10 Jahre an Gilg Notthafft.<br />
1438 folgte im Besitz von <strong>Krummennaab</strong> Albrecht (XIII.) Notthafft: am 25.<br />
Februar 1448 bewilligt Albrecht Notthafft vom Weißenstein <strong>de</strong>m Pfalzgrafen die<br />
Öffnung an seinem Teile „an <strong>de</strong>m Slosse Weißenstein und <strong>de</strong>m Slosse und<br />
Sitze zu Krumenabe“. Auch die „Torwarter, Torknechte und Wechter“ bei<strong>de</strong>r<br />
Schlösser wur<strong>de</strong>n vor ihrer Anstellung verpflichtet und mussten „zu <strong>de</strong>n<br />
heiligen sweren“ (schwören), <strong>de</strong>m Pfalzgrafen mit Öffnung genannter Burgen<br />
je<strong>de</strong>rzeit gewärtig sein zu wollen.<br />
Das war damals die Zeit, da die wil<strong>de</strong>n Hussitenhor<strong>de</strong>n jahrzehntelang unsere<br />
Heimat aufs schrecklichste heimsuchten.<br />
Wie damals vielfach in Fürstenhäusern und beim Kleina<strong>de</strong>l üblich, scheint<br />
auch das Gut <strong>Krummennaab</strong> geteilt gewesen zu sein zwischen mehreren<br />
Vettern; 1425 <strong>–</strong> 57 kommt in Urkun<strong>de</strong>n öfter ein Albrecht Notthafft von Bo<strong>de</strong>nstein<br />
und Krumenab vor.<br />
1465 wird „<strong>de</strong>r edle und veste Christoph Notthafft zu Krumnab“ genannt, ein<br />
Bru<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s obengenannten Albrecht Notthafft von Weißenstein. 1466 ist Gilg<br />
Notthafft, wohl ein Sohn <strong>de</strong>s letztgenannten, bei Wie<strong>de</strong>raufrichtung <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
<strong>de</strong>s „<strong>Ein</strong>gehürns“ <strong>–</strong> eines Ritterbun<strong>de</strong>s (angeblich gegen die Hussiten)<br />
zu Regensburg; er muss 1483 für seine Untertanen zu <strong>Krummennaab</strong> 3 Gul<strong>de</strong>n<br />
an Steuern entrichten und kommt 1485 im Verzeichnis <strong>de</strong>s erlassenen Aufgebots<br />
vor.<br />
Es waren damals unruhige Zeiten: Außer <strong>de</strong>m Hussitenkrieg und <strong>de</strong>m Markgräflerkrieg<br />
(in <strong>de</strong>m Fritz Notthafft, Bru<strong>de</strong>r unseres Gilg 1449 <strong>de</strong>r Stadt Nürnberg<br />
absagt <strong>–</strong> zu Gunsten <strong>de</strong>s Markgrafen Albrecht von Bran<strong>de</strong>nburg) nichts<br />
als Feh<strong>de</strong>n, Straßenräubereien u.a. das zeigt uns z.B. folgen<strong>de</strong> Meldung:<br />
1484 entschei<strong>de</strong>n Michael Graf von Wertheim, Vizedom zu Amberg und Sebastian<br />
von Sekkendorf, Hauptmann „auf <strong>de</strong>m Gebürge“ in <strong>de</strong>r Streitsache<br />
zwischen <strong>de</strong>n Gebrü<strong>de</strong>rn Ludwig und Hans von Laineck zu Melmannsdorf<br />
einerseits und Gilg Notthafft zu Krumenab an<strong>de</strong>rseits wegen eines silbernen<br />
Gürtels im Wert von 70 Gul<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Gilg <strong>de</strong>m Wilhelm von Laineck entzogen
habe; dann wegen Beschädigung <strong>de</strong>r „armen“ Leute zu Naab<strong>de</strong>menreuth<br />
durch Gilg, dass sich die Parteien in Güte vertragen sollen; wenn nicht, dann<br />
solle Hans von Schaumberg, Hauptmann zu Eger, als Obmann <strong>de</strong>n endlichen<br />
Spruch fällen.<br />
Auch unter sich selbst waren die 4 Brü<strong>de</strong>r Ulrich, Gilg (III.), Conrad (III.) und<br />
Fritz (I.), Söhne Albrechts (XIII.) Notthafft, die die Herrschaft Weißenstein je zu<br />
einem Viertel geerbt, nicht einig; 1465 schließen sie unter sich und mit ihrem<br />
Schwager Hans von Wallenfels einen Burgfrie<strong>de</strong>nsvertrag;<br />
1471 einigt sich die Weißensteiner und Wernberger Linie <strong>de</strong>r Notthafft mit <strong>de</strong>n<br />
Brü<strong>de</strong>rn Wallenfels (als Ganerben und Mitbesitzern <strong>de</strong>s Weißenstein) auf einen<br />
Familienvertrag, 1483 suchte ein Schiedsspruch Familienzwistigkeiten zu beseitigen<br />
und Entfremdung von Stammbesitz zu verhüten.<br />
Nach Gilg (III.) Tod begegnet uns seines Bru<strong>de</strong>rs Fritz (I.) Sohn Hans (IV.) im<br />
Besitze von <strong>Krummennaab</strong>. 1485 fin<strong>de</strong>t sich Gilg noch in Herzog Georg <strong>de</strong>s<br />
Reichen von Bayern-Landshut Landtafel (Verzeichnis <strong>de</strong>r Landsassen), Amt<br />
Bargstein (Parkstein); in einem an<strong>de</strong>ren Verzeichnis <strong>de</strong>r E<strong>de</strong>lleute <strong>de</strong>r Herrschaft<br />
Bargstein von 1486 heißt es: „Gilg Notthafft zu Krummenau, jetzt und<br />
Hans Notthafft inne (17), 1504 heißt es an an<strong>de</strong>rer Stelle, übergibt Gilg Notthafft<br />
<strong>de</strong>m Hans Notthafft Krumenab, worüber letzterer Bestätigung ausstellt.<br />
Hans Notthafft war 1476 „Kammerer“ zu Regensburg; er war (gemäß Vertrag<br />
vom 2. Februar 1477) zugleich Mitbesitzer <strong>de</strong>r Herrschaft Weißenstein und<br />
hatte seinen Sitz in Thumsenreuth; 1480 legte er ein Lehenbuch an, in <strong>de</strong>m er<br />
die zahlreichen Notthafftischen Lehengüter im Egerland, in <strong>de</strong>r „Pfalz“, in <strong>de</strong>r<br />
Markgrafschaft usw. aufzeichnete; er besaß auch <strong>de</strong>s benachbarte Dorf<br />
Gleißenthal, verkaufte es aber 1481 an Heinrich Huzer zu Wei<strong>de</strong>n.<br />
Verheiratet war er mit Veronika von Rytzenstein; er wies ihr 1482 500 Gul<strong>de</strong>n<br />
als „Wittum“ auf <strong>de</strong>m Sitz Thumsenreuth an. 1482 vergleicht er sich mit seinem<br />
„Vetter Gilg Notthafft u.a. wegen eines Weges über eine Wiese zu Krumenab“.<br />
Zwischen ihm und Georgen von Streitberg bestand ein „Anlaß“ (= Streit) „eines<br />
Rangens und Triffts halber zwischen Krumena und Trautenberg“ (18).<br />
Von 1483 <strong>–</strong> 90 war Hans auch Mitglied <strong>de</strong>s Löwlerbun<strong>de</strong>s, eines gegen Herzog<br />
Albrecht von Baiern geschlossenen Ritterbündnisses; ebenso treffen wir ihn<br />
1486 auf <strong>de</strong>m Turnier zu Ansbach; 1497 stiftet er eine Frühmesse zur Pfarrei<br />
Thumsenreuth; 1501 ist er Hauptmann <strong>de</strong>r Ritterschaft „auf <strong>de</strong>m Gebürg“, seit<br />
Juli 1506 beklei<strong>de</strong>t er das Amt <strong>de</strong>s kurpfälzischen Landrichters und Pflegers<br />
von Wal<strong>de</strong>ck; seit 1512 dasselbe Amt zu Sulzbach; im selben Jahre ist er neben<br />
<strong>de</strong>m Abt von Speinshart (Georg v. Wisbeck) und Heinrich Baumgartner Abgeordneter<br />
<strong>de</strong>r Landschaft (= Landtag, Vertretung <strong>de</strong>s Prälaten-, Ritter- und<br />
Bürgerstan<strong>de</strong>s) zur Anbringung von Beschwer<strong>de</strong>n; ebenso ist er 1514 und<br />
1523 in <strong>de</strong>r Landtafel wegen Krumenab und Thumsenreuth verzeichnet.<br />
1520 überläßt Hans Notthafft an Caspar Sporer zu Krumenab einen Hof.<br />
1526 starb Hans Notthafft; seine 4 Söhne Wolf, Erasmus, Hans und Fitz<br />
beerben ihn, waren aber noch min<strong>de</strong>rjährig, weshalb Kaspar Erlbeck zu
Trausnitz und Parkstein, Albrecht Notthafft zu Bo<strong>de</strong>nstein und Christoph v.<br />
Künsberg zu Wei<strong>de</strong>nberg die Vormundschaft führten.<br />
1527, 1532, 1541, 1543 sind die Notthafft`schen Erben in <strong>de</strong>r Landtafel genannt.<br />
„Anno 59 und 65 sind gemeldte Erben gleichfalls schriftlich erfor<strong>de</strong>rt, aber niemand<br />
erschienen. Ins Amt Wal<strong>de</strong>ck versteuert“.<br />
Erst 1534 treten die Gebrü<strong>de</strong>r selbständig auf. 1540 erscheint Hans unter <strong>de</strong>n<br />
Räten <strong>de</strong>s Pfalzgrafen Ottheinrich. 1541 teilten sich die 3 Brü<strong>de</strong>r <strong>–</strong> Wolf war bereits<br />
1530 gestorben <strong>–</strong> in ihr Erbe. Hanns von Künsberg zu Wei<strong>de</strong>nberg, Amtmann<br />
zu „Goßmanstain“ und Sebastian Notthafft zum Podtenstein, fürstlicher<br />
Hofmeister zu Neumarkt machten die Unterhändler:<br />
Zunächst wur<strong>de</strong>n sämtliche Güter in 3 Teile geteilt, wobei als 2 Teile gelten<br />
sollten Thumsenreuth samt Schönfuß 2 Hämmer, die Güter auf <strong>de</strong>r Bärnhöhe,<br />
Siebenlind, Harpfersreuth, Poppenreuth, Helmbrechts, Masch, Harlach und das<br />
Gut Voitenthann <strong>–</strong> mit ihren Zugehörungen; <strong>de</strong>n 3. Teil dagegen bil<strong>de</strong>te „Krumennabe“<br />
mit seiner Zugehörung, Stockhaw, die mull zw Plerrn, <strong>de</strong>r Hoff zw<br />
Aichelsdorff, die zween Höf zw Wurmsgefäll, ain hoff zw Nabthymenreuth, samt<br />
ihren Zugehörungen, Weihern, Fischwassern, Zehnenten und an<strong>de</strong>ren.<br />
Dann wur<strong>de</strong>n noch nähere <strong>Ein</strong>zelheiten wegen <strong>de</strong>r Abteilung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n ersten<br />
Teile vereinbart; ferner „nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Trift von Krumenabe aus etwas schmal,<br />
so haben die an<strong>de</strong>rn 2 Brü<strong>de</strong>r von Thumsenreuth gutwillig zugelassen, wo <strong>de</strong>r<br />
3. ihr Bru<strong>de</strong>r von Krumenabe aus füglich seiner Trift an <strong>de</strong>r schwarzenfiecht<br />
gehaben könne, dass er <strong>de</strong>ß unverhin<strong>de</strong>rt ihr solle tun, doch auch ihnen <strong>de</strong>n<br />
Brü<strong>de</strong>rn, so zu Thumsenreuth daselbst hinzutreiben auch unbenommen ...“<br />
„Nach<strong>de</strong>m auch zu Re<strong>de</strong> wor<strong>de</strong>n, wie es mit Besetzung <strong>de</strong>s Gerichts zu Thumsenreuth<br />
furtan gehalten wer<strong>de</strong>n solle, ob auch <strong>–</strong> wie vor alter herkommen, etliche<br />
schöpfen (Schöffen) von Krumenabe hierauf gefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n sollen o<strong>de</strong>r<br />
nicht; hierauf haben sich die Brü<strong>de</strong>r sämtlich entschlossen ihr jeglicher, welcher<br />
hinab gen Krumenabe geteilt wird, unbeirrt sein soll, die Seinen zu zu Besetzung<br />
<strong>de</strong>s Gerichts hierauf gehen zu lassen ...“<br />
„ Nach<strong>de</strong>m die Brü<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r zween Häuser halb (er), als nämlich Thumsenreuth<br />
und Krumenab, ob Thumsenreuth in 2 Teilen o<strong>de</strong>r Krumenab zu 1 Teil besser<br />
sei, strittig gewesen, haben sie dahin beschlossen, daß obgedachte bei<strong>de</strong><br />
Häuser durch Bauverständige gegeneinan<strong>de</strong>r „geschätzt“ wer<strong>de</strong>n sollen ...“<br />
Ebenso erhielt <strong>de</strong>r <strong>Krummennaab</strong>er Anteil an <strong>de</strong>r Jagd und zwar in <strong>de</strong>n ihm am<br />
nächsten gelegenen Hölzern am Schönfußer Berg, Bärnhöh und Dürrholz.<br />
Schließlich wur<strong>de</strong> gelost und fiel auf Erasmus Notthafft „Khrumenabe samt<br />
an<strong>de</strong>ren Mannschaft, Untertanen, Zinsen, Weihern, gen Khrumenabe gehörig,<br />
dazu <strong>de</strong>r 3. Teil im Frauenreuther, das Fischwasser, die Nabe, die Zehenten zu<br />
Khrumenabe, Stockhaw, zu Grueb, vom mittl. Berg, <strong>de</strong>r 3. Teil an Zehenten<br />
offen aigen; <strong>de</strong>r 3. Teil am Weißenstein, Wildpann (Jagd), jayd, Trift u.a. wie<br />
vorsteht und nach Inhalt seiner Teilregister verzeichnet mit Buchstaben C“.<br />
1560 versetzt Hanns Notthafft v. Weißenstein zu Thumbsenreuth sein freieigen<br />
Gut Crumenab auf 4 Jahre an <strong>de</strong>n edlen und vesten Leutdolph von Gottfard,
seinen Schwager. Im Pachtvertrag heißt es: „Erstlichen die Behausung daselbst<br />
zu Crumenab mit <strong>de</strong>mselben Vorhoff, Zimmergebäu<strong>de</strong>n und Gärtlein,<br />
wie vor alters dazugehörig. Mehr: alles Feld, Wißmath, so vor alters zu <strong>de</strong>m<br />
hofbau gehörig ... samt <strong>de</strong>mselben Schaaftrieb und sindt die Untertanen alles<br />
Getrei<strong>de</strong>, Heu und Grummet, neben <strong>de</strong>r kleinen Fron einzufahren schuldig ...<br />
Aus solchen Feldbau ist man <strong>de</strong>m Pfarrer das 30. zu geben schuldig, dann aus<br />
<strong>de</strong>r Egerten gibt man ihm nichts; auch gibt man <strong>de</strong>m Schulmeister jährlich ½<br />
Achtl Leutkorns.<br />
Die hernach beschriebenen Untertanen sind allen Feldzehnten an Getrei<strong>de</strong><br />
samt <strong>de</strong>m kleinen Zehenten an Flachs, Käse wie vor alters durchaus zu geben<br />
schuldig, wie <strong>de</strong>nn mein Bru<strong>de</strong>r selig und ich innegehabt, darinnen hat <strong>de</strong>r<br />
Pfarrherr durchaus <strong>de</strong>n 3. Teil. Item so gehören auch dazu alle Weyher, so man<br />
vor alters zu solchen Gut eingefangen hat, als nemlich: 3 Weyer auf <strong>de</strong>r Auen,<br />
das Angerweyerlein, das Lehenweyerl und das Weyerlein in Arbach, samt <strong>de</strong>n<br />
3 Behälterlein in <strong>de</strong>m Dorf daselbst zu Crumnab. Item das Fischwasser daselbsten<br />
von <strong>de</strong>m Furth an samt <strong>de</strong>rselben Weyer bis in <strong>de</strong>s Reißmüllers Bach, wie<br />
es dann mein geschwey die Zeit ihres Innhabens innegehabt ....“(19).<br />
Am 14. Oktober 1564 (20) verkauft Hans Notthafft von Weißenstein zu<br />
Thumsen-reuth und Agnes seine Ehewirtin an Georg Hektor Wispecken zu<br />
Velburg und Wink-larn, <strong>de</strong>s Erzstifts Salzburg Erbkämmermeister und <strong>de</strong>rzeit<br />
fürstlich baierischer Pfleger zu Donaustauf, seinem Vettern sein Eigengut und<br />
Hofmark Krumenab im Amt Parkstein um 6.000 Gul<strong>de</strong>n Rheinisch guter<br />
Landswährung, 15 Batzen o<strong>de</strong>r 60 Kreuzer für einen Gul<strong>de</strong>n gerechnet, dazu 40<br />
Gul<strong>de</strong>n Rheinisch zu Leihkauf.<br />
Die a<strong>de</strong>ligen Bürgen machten Willibald von Wirsberg auf Waldthurn, Christof<br />
von Trautenberg auf Fuchsmühl und Hans Wild von Wellenreut; außer<strong>de</strong>m<br />
siegelt statt seiner Hausfrau Agnes, geb. v. Wispeck Notthaffts Schwager<br />
Georg von Thein zum Sigriz.<br />
Die Notthaffte hatten bereits am 28. Dezember 1509 (21) ihr Schloss Wernberg<br />
an die mit ihnen verschwägerten Wispecke verkauft: Georg, Kaspar, Heinrich,<br />
Hans und Bernhard von Notthafft, Gebrü<strong>de</strong>r und Vettern waren die Verkäufer;<br />
Käufer dagegen ihr Schwager Georg Wispeck zu Velburg, <strong>de</strong>r Katharina, die<br />
Tochter <strong>de</strong>s Georg Notthafft zur Frau hatte; <strong>de</strong>r Kaufpreis für Wernberg waren<br />
14.500 gute rheinische Gul<strong>de</strong>n.<br />
1518 hatten es Hans Adam und Hans Wolf, <strong>de</strong>s verstorbenen Georg Wispeck<br />
Söhne; Hans Adam war noch min<strong>de</strong>rjährig, Wernberg mit Schul<strong>de</strong>n überhäuft;<br />
<strong>de</strong>shalb verkauft er dieses böhmische Lehengut samt <strong>de</strong>m Markt Luhe bereits<br />
am 29. Januar 1530 für 19.000 Gul<strong>de</strong>n rheinisch an Landgraf Johann zu Leuchtenberg.<br />
(Hans Adam ist (22) 1546 bayerischer Pfleger zu Stadtamhof, 1552 zu<br />
Helfenberg, 1556 zu Laaber).<br />
So wenig wie mit Wernberg hatten die Wispecke mit <strong>Krummennaab</strong> Glück:<br />
Georg Hektor Wispeckh, <strong>de</strong>ssen Vater Hans Adam als Landrichter zu Sulzbach,<br />
belehnt mit Velburg sich zur lutherischen Lehre bekannt, während Georg Hek-
tor kalvinisch gewor<strong>de</strong>n, starb mit seiner Gemahlin (Clara v. Freiberg) 1574 an<br />
<strong>de</strong>r damals in Velburg herrschen<strong>de</strong>n Pest (23).<br />
Rudolf von Windisch (<strong>de</strong>ssen Geschlecht aus Erbendorf stammte), <strong>de</strong>r nachmalige<br />
Pfleger bemerkt zu diesem To<strong>de</strong>sfall im Velburger Grundbuche: „gott<br />
hat damals wegen <strong>de</strong>s Seelengiftes vieler Ketzereien auch das ungläubige Velburg<br />
mit <strong>de</strong>r Pest gestraft, so daß nicht nur <strong>de</strong>r Inhaber dieser Herrschaft und<br />
seine Ehegattin Clara, son<strong>de</strong>rn so viele Inwohner in das Reich <strong>de</strong>r Toten<br />
kamen, so daß alles in und außer <strong>de</strong>r Stadt ö<strong>de</strong> gewesen“.<br />
Die einzige Tochter Georg Hektors, Amalie v. Wispeck auf Velburg, die letzte<br />
ihres Geschlechtes, heiratete wie<strong>de</strong>r einen Notthafft, <strong>de</strong>n herzoglichen<br />
Vizedom zu Landshut Hans Heinrich Notthafft (1584).<br />
So kurz auch die Besitzdauer <strong>de</strong>r Wispeck in <strong>Krummennaab</strong> war, sie brachte<br />
eine wichtige Än<strong>de</strong>rung mit sich (24):<br />
Beim Verkaufe von Wernberg 1530 hatte Hans Adam Wispeck, um die <strong>Ein</strong>willigung<br />
<strong>de</strong>r Kurpfälzer zu erlangen, versprochen, er wolle 4.000 Gul<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r<br />
Kaufsumme bei Kurfürst Ludwig (<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Landgrafen von Leuchtenberg<br />
20.000 Gul<strong>de</strong>n schuldig war) zu gewöhnlichen Zinsen anlegen und lehenbar<br />
machen und selbe vom Kurfürsten zu Lehen empfangen und tragen, solange,<br />
bis er dieselben in Gütern anlegen könnte, wo dann diese statt <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s<br />
lehenbar sein sollten.<br />
Daraufhin übernahm es Pfalzgraf Ludwig als Abschlagszahlung seiner Schuld<br />
9.000 Gul<strong>de</strong>n auf die Hofkammer zu übernehmen bzw. an Wisbeck zu bezahlen<br />
unter <strong>de</strong>r Bedingung, dass hievon bei Gelegenheit 6.000 Gul<strong>de</strong>n zur Erkaufung<br />
eines Eigengutes verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n und dieses von Wisbeck <strong>de</strong>n Kurfürsten<br />
zu Lehen aufgetragen wer<strong>de</strong>n solle.<br />
Nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> seines Vaters (<strong>de</strong>s Verkäufers von Wernberg) kündigte darum<br />
Georg Hektor Wispeck 6.000 Gul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Kurfürsten, kaufte damit von <strong>de</strong>n Nothaften<br />
<strong>de</strong>ren freieigenes Gut „Crumenaw“ und ließ sich damit vom Kurfürsten<br />
Friedrich belehnen.<br />
Jetzt war also <strong>Krummennaab</strong> nicht mehr Eigengut, son<strong>de</strong>rn kurfürstlicher Besitz,<br />
womit die jeweiligen Inhaber von <strong>Krummennaab</strong> in männlicher Erbfolge<br />
belehnt wur<strong>de</strong>n; also ein Ritter <strong>–</strong> Mannlehen. Die Wisbeck waren damit kurfürstliche<br />
Lehenvasallen, hatten bei Lehensübernahme <strong>de</strong>n Vasalleneid zu<br />
leisten, and er kurfürstlichen Lehenschranne zu Amberg ihre Abgabe zu entrichten,<br />
im Kriegsfalle <strong>de</strong>m Lehensherr mit Ross und Mann zu dienen.<br />
Mit <strong>de</strong>r hohen lan<strong>de</strong>sfürstlichen Obrigkeit und Landsasserei gehörte dieses<br />
Rittermannlehen auch fernerhin wie bisher zum Gemeinschaftsamt Parkstein <strong>–</strong><br />
Wei<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ssen gemeinsame Besitzer (damals Pfalz Neuburg und Kurpfalz)<br />
Lan<strong>de</strong>sherren darüber waren; Eigentümer aber (Grundherrschaft) und Lehensherr<br />
von <strong>Krummennaab</strong> war Kurpfalz alleine. Dieses Doppelverhältnis hatte<br />
selbstverständlich vielfach Reibereien zwischen Lan<strong>de</strong>s- und Lehensherrschaft<br />
zur Folge.
Noch vor seinem To<strong>de</strong> scheint Wispeck <strong>Krummennaab</strong> veräußert zu haben:<br />
1571 an <strong>de</strong>n Landrichter und Pfleger zu Parkstein Georg von Rochau (25), <strong>de</strong>r<br />
am 1. September 1586 durch Pfalzgraf Johann Casimir belehnt wird.<br />
Am 3. Juni 1575 bittet Georg von Rochau, Landrichter und Pfleger zum Parkstein<br />
<strong>de</strong>n Pfalzgrafen Philipp Ludwig von Neunburg um Urlaub von einem<br />
Monat; er habe die Lehengüter vergangenen November Pfalzgraf Friedrich<br />
übergeben und müsse auf Pfingsten 2.500 Gul<strong>de</strong>n Kaufschilling erlegen; es<br />
sollten ihm aus <strong>de</strong>r Mark durch einen vom A<strong>de</strong>l 1 500 Taler auf vergangenen<br />
Leipziger Ostermarkt zu Leipzig erlegt wer<strong>de</strong>n; da dies nicht geschehen,<br />
müsse er selbst das Geld aus <strong>de</strong>r Mark abholen.<br />
Er erhält zwar <strong>de</strong>n Urlaub, zugleich aber einen ernstlichen Verweis, weil er mit<br />
Kurpfalz verhan<strong>de</strong>lt ehe die Neuburger Regierung davon wusste (26).<br />
<strong>Ein</strong>en großen Mangel hatte die <strong>Krummennaab</strong>er Hofmark, das war das Fehlen<br />
eines herrschaftlichen Wal<strong>de</strong>s. Das Notthafftische Register besagte: „An Holzwachsen<br />
hat Gut Crumeno nichts; allein muß ihnen zum Schloß und <strong>de</strong>n Untertanen<br />
aus <strong>de</strong>r Notthafftisch Thumsenreutherischen Wäl<strong>de</strong>rn allerhand Notdurft<br />
an Bau-, Brenn- und an<strong>de</strong>ren Gehülzen verwiesen und abgeben wer<strong>de</strong>n“.<br />
Solange sowohl <strong>Krummennaab</strong> wie Thumsenreuth im gleichen Besitz <strong>de</strong>r Nothafte<br />
war, ging das; kaum war ersteres an die Rochau gekommen und die baufällige<br />
Mühle und Brücke zu reparieren, wur<strong>de</strong> dieser Holzmangel fühlbar.<br />
Kurz entschlossen kaufte Georg v. Rochau am 25. Juni 1576 etwa 100 Morgen<br />
Holz bei Bernstein, <strong>de</strong>shalb „das Holzwachs zum Bernstein“ genannt, von<br />
Georg und Christoph Philipp von Thein, vereinigte diesen, heute noch das<br />
Rochauerholz genannten Wald mit <strong>Krummennaab</strong> und ließ sich am 1. September<br />
1586 von Kurpfalz damit belehnen (27).<br />
Die v. Rochau waren ein altes märkisches A<strong>de</strong>lsgeschlecht (Wappen: im<br />
Schil<strong>de</strong> drei (2 : 1) Lilien, seit 1573 ist er auch Landsasse zu Döltsch, Burggrub).<br />
Georg war Landrichter zu Parkstein und Wei<strong>de</strong>n 1571 <strong>–</strong> 1582 (28) (seit 1573 ist<br />
er auch Landsasse zu Döltsch, Burggrub); am 20. Juni 1579 erscheit er auf <strong>de</strong>m<br />
Landtag zu Neuburg; starb 1588. Sein Sohn Hans Joachim war bei <strong>de</strong>s Vaters<br />
Tod noch min<strong>de</strong>rjährig.<br />
Darum scheint seines Vaters Bru<strong>de</strong>r, Weickart v. Rochau, <strong>Krummennaab</strong> übernommen<br />
zu haben; dieser ist 1602 <strong>–</strong> 1611 ebenfalls Landrichter und Pfleger zu<br />
Parkstein, dann Propst zu Kloster Bergen; am 3. Oktober 1604 erhalten die<br />
Landsassen <strong>de</strong>s Amts Parkstein einen Neuburgischen Befehl, <strong>de</strong>n von Kurpfalz<br />
ausgeschriebenen Landtag zu Amberg nicht zu besuchen.<br />
Der Rochauische Diener Leonhard Popp zu Krumnab nimmt <strong>de</strong>n Befehl an (29).<br />
1615 war Rochau fürstlicher Rat, Baudirektor und Burgvogt zu Neuburg a.<br />
Donau; erst protestantisch, trat er zum katholischen Glauben über und war<br />
dann ein eifriger Katholik, eifrig im Gebete, besuchte täglich 2 heilige Messen,<br />
war ein Beför<strong>de</strong>rer frommer Bru<strong>de</strong>rschaften; am 13. Juli 1629 starb er plötzlich
am Schlagfluß in seinem Sessel, als er gera<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Fürsten ein Bittschrift<br />
machte; bei St. Peter in Neuburg a. Donau wur<strong>de</strong> er unter Begleitung <strong>de</strong>s<br />
ganzen fürstlichen Hofes beigesetzt. (Dessen 1. Ehefrau Anna M., geb. v. Groß-<br />
Trockau, + zu Neuburg am 4. Mai 1619 nach langem Krankenlager; 2. M. Anna<br />
Frl. v. Altenpreißing, Hofdame, mit ihm vermählt am 18. April 1622; Tochter<br />
Susanna Praxedis aus 1. Ehe heiratet am 1. Februar 1623 <strong>de</strong>n Christof v.<br />
Grübel zu Stockau).<br />
Hanns Joachim v. Rocahu wird am 9. September 1594 zu Amberg von Kurfürst<br />
Friedrich IV., am 26. September 1612 von Pfalzgraf Johann als Vormund Friedrich<br />
V. belehnt, ist 1611 <strong>–</strong> 1614 gleichfalls Landrichter und Pfleger zu Parkstein,<br />
1622 auf <strong>de</strong>m <strong>–</strong> teilweise zur Herrschaft <strong>Krummennaab</strong> gehörigen <strong>–</strong> Landsassengut<br />
Bernstein; 1606 ist er für <strong>Krummennaab</strong> im Verzeichnis <strong>de</strong>r Landsassen<br />
<strong>de</strong>s Amtes Parkstein aufgeführt, angeblich wur<strong>de</strong> er 1632 von <strong>de</strong>n durchziehen<strong>de</strong>n<br />
Kroaten gefangen.<br />
1637 erbt Daniel v. Rochau das Ritterlehen <strong>Krummennaab</strong> im Anschlag von<br />
13.000 Gul<strong>de</strong>n; am 11. August 1638 wird er zu Amberg durch Kurfürst Maximilian<br />
belehnt, zugleich mit seinen Brü<strong>de</strong>rn Hans und Wolf Dietrich (30).<br />
Daniel v. Rochau auf Comniz war Chf. Sächsischer Hauptmann <strong>de</strong>r Ämter<br />
Dohna und Jüterpeckh; Hanns v. Rochau auf Plessaw war Chf. Sächsischer<br />
Obrist über ein Regiment zu Roß und Wolf Dietrich v. Rochau Frstl. Markgräfl.<br />
Kammerjunker in Preußen; am 10. Juli 1638 schlossen die Brü<strong>de</strong>r mit ihren<br />
Basen Sibylla Dorothea und Sophia Maria v. Rochau einen Vergleich wegen<br />
<strong>de</strong>ren Abfindung mit <strong>de</strong>m ihnen zukommen<strong>de</strong>n mütterlichen Erbteil.<br />
Dann mussten die 3 Brü<strong>de</strong>r „wegen <strong>de</strong>r jetzt auf sich haben<strong>de</strong>n schweren<br />
Kriegsdienste“ wie<strong>de</strong>r in ihr Stammland, die Mark; am 9. Dezember erteilt Wolf<br />
Dietrich von Königsberg aus, am 18. Dezember Hans von Stendal aus, am 24.<br />
Februar 1639 Daniel von Dres<strong>de</strong>n Vollmacht wegen Ablegung <strong>de</strong>r Landsassenpflicht;<br />
die allein zurück gelassenen Basen Sibylla Dorothea und Sophie Maria<br />
bewohnten in <strong>Krummennaab</strong> das sogenannte alte Schlößl an <strong>de</strong>r Naab (jetzt<br />
Haus Nr. 15, sogenannte Poliere).<br />
23 Jahre lang, 1615 <strong>–</strong> 1638 hatte <strong>de</strong>r Erbendorfer Stadtschreiber und nachmalige<br />
Neuburger Richter Justus Paul Weickhmann (31) (+ 1652), ein allseits<br />
ge-achteter Mann, das Amt eines herrschaftlichen Verwalters zu <strong>Krummennaab</strong><br />
zur vollsten Zufrie<strong>de</strong>nheit seiner Herrschaft beklei<strong>de</strong>t; schon Georg, Weickhard<br />
Ludwig und Hans Joachim v. Rochau waren mit seinen Eltern in Freundschaftsverhältnis<br />
gestan<strong>de</strong>n.<br />
Jetzt aber wollte Weickhmann trotz aller Bitten sich nicht dazu verstehen, das<br />
Amt weiter zu führen; er ahnte wohl, dass nunmehr ein Weiberegiment beginne,<br />
dass die Schwestern v. Rochau „ein größeres Verlangen zum dominieren<br />
und dirigieren hatten“ als er und dass zu<strong>de</strong>m bereits Ersatz für ihn vorhan<strong>de</strong>n<br />
sein, nämlich ein alter „<strong>Ein</strong>spänner“ (= Leutnant) aus Kirchenlamitz, Hanns<br />
Schmidt, <strong>de</strong>n die Leute „seines ungewaschenen Mauls wegen“ nur <strong>de</strong>n verlogenen<br />
Fabelhanns nannten; <strong>de</strong>m hatte zwar Hauptmann v. Rochau bei seiner<br />
Abreise ernstlich be<strong>de</strong>utet, „er solle sich von <strong>Krummennaab</strong> packen, er habe<br />
da nichts zu schaffen“; <strong>de</strong>ß ungeachtet gebär<strong>de</strong>te dieser sich die nächsten
Jahre zum Leidwesen <strong>de</strong>r Bevölkerung als Herrn <strong>de</strong>r Hofmark; die Schwestern<br />
v. Rochau nämlich, so berichtet Weickhmann ausführlich an <strong>de</strong>n Landrichter<br />
zu Parkstein, hielten ihn für einen großen Mann und gaben ihn als Leutnant<br />
aus; bei allen Geschäften war er ihr „abgeriebenes Instrument“, im übrigen <strong>de</strong>r<br />
intime Hausfreund <strong>de</strong>r a<strong>de</strong>ligen Fräulein, <strong>de</strong>ren ältere (die mit etwas anrüchiger<br />
Vergangenheit aus Württemberg hiehergekommen) <strong>de</strong>r Schmidt zu „nicht geringem<br />
männiglichen Spott“ gleich als seine Geliebte im Arm spazieren führe,<br />
sich ihretwegen bisweilen viel schandbarer Possen und Zotten berühmte, <strong>de</strong>rentwegen<br />
die <strong>Krummennaab</strong>er Mühl (<strong>de</strong>r Aufenthalt <strong>de</strong>s sauberen Kleeblatts)<br />
von <strong>de</strong>n Untertanen in „Fuchsmühl“ umgetauft wur<strong>de</strong>.<br />
Am 21. September 1668 (32) verkauft Hanns Heinrich v. Rochau auf Cemnitz<br />
und Crumenau die „Hofmark und das Mannlehengut Crumeno, als das<br />
Hauptgut, dann das Pfarrlehen und die Mühle daselbst, die Holzwachs zu<br />
Bernstein“ an Wolf Ernst v. Lin<strong>de</strong>nfels auf Wei<strong>de</strong>nberg um 13.000 Gul<strong>de</strong>n und<br />
wird am 10. Oktober zum Amberg belehnt.<br />
Am 9. Oktober 1668 wur<strong>de</strong> er zu Pfreimd durch Herzog Maximilien Philipp v.<br />
Baiern (Erben <strong>de</strong>r 1646 ausgestorbenen Leuchtenberger Landgrafen) mit<br />
seinen 2 Brü<strong>de</strong>rn Jobst Bernhard und Hans Walter v. Lin<strong>de</strong>nfels mit <strong>de</strong>m<br />
Landsassengut Bernstein (33) belehnt.<br />
Am 9. Januar 1692 veräußert Wolf v. Lin<strong>de</strong>nfels, Obristleutnant das Rittergut an<br />
seinen ältesten Sohn Karl Urban v. Lin<strong>de</strong>nfels auf Ziegendorf und Reislas.<br />
Am 31. August 1693 wur<strong>de</strong> Karl Urban, ferner <strong>de</strong>ssen Brü<strong>de</strong>r und Vettern Karl<br />
Christian Ernst, Christof Erdmann, Adam July Hektor und Karl Sigmund, endlich<br />
weiland Jobst Bernhards und Hanns Walters v. Lin<strong>de</strong>nfels hinterlassene<br />
4 Söhne: Jobst Bernhard, Hans Achatz, Christof Ernst und Adam Bernhard<br />
sowie <strong>de</strong>ren männliche Erben in absteigen<strong>de</strong>r Linie mit <strong>de</strong>m leuchtenbergischen<br />
Lehen Bernstein belehnt.<br />
Es gehörten dazu: 2 Höfe zum Bernstein (Hanns Mathes und Georg Schmidt),<br />
3 Söl<strong>de</strong>ngüter (Hans Kreis, Hans Georg Weydner, Kaspar Stengel), 1 neuerbautes<br />
Häusl (Georg Käs), 4 Höfe zu Steinreuth (Georg Mayr, Hans Schmidt, Hans<br />
Fichtner, Hans Lehner).<br />
Am 5. Februar 1697 vertauscht Karl Urban mit seinem Bru<strong>de</strong>r Karl Christian<br />
Ernst <strong>Krummennaab</strong> <strong>–</strong> Bernstein gegen das Rittergut Wei<strong>de</strong>nberg <strong>–</strong> Reitlas <strong>–</strong><br />
Erkersreuth und Muckenreuth; belehnen ließen sich jedoch bei<strong>de</strong> gemeinsam.<br />
Sowohl Wolf Ernst (+ 1699, Gemahlin Magd. v. Giech) wie sein Sohn Karl<br />
Christian (+ 9.11.1737, Gemahlin Mgt. v. Raitenbuch) haben die Schlossgebäu<strong>de</strong><br />
in <strong>Krummennaab</strong> erneuert, nach<strong>de</strong>m dieselben 1705 einem Brand zum<br />
Opfer gefallen waren. Darum sehen wir heute noch ihr Wappen daran, nämlich<br />
das Ehewappen Lin<strong>de</strong>nfels <strong>–</strong> Giech zweimal am ehemaligen Gerichts- und Verwaltungsgebäu<strong>de</strong><br />
(heute Fabrikkantine), das Ehewappen Lin<strong>de</strong>nfels <strong>–</strong> Raitenbuch<br />
dagegen am Portal zum ehemaligen Schloss.<br />
Ebenso haben Lin<strong>de</strong>nfels <strong>–</strong> Giech als Stifter mit Wappen, Namen und Jahreszahl<br />
(1688) sich verewigt am protestantischen Abendmahlskelch, Lin<strong>de</strong>nfels <strong>–</strong>
Raitenbuch dagegen an einem vergol<strong>de</strong>ten Silberkelch <strong>de</strong>s katholischen<br />
Kultus.<br />
Karl Christian Ernst Freiherr v. Lin<strong>de</strong>nfels, <strong>de</strong>r kurpfälzischer Infanterie-Oberst<br />
war, trat 1727 zum katholischen Glauben über (34), nach<strong>de</strong>m er vorher schon<br />
seine Kin<strong>de</strong>r zu <strong>Krummennaab</strong> hatte katholisch taufen lassen und erkaufte von<br />
seinem Vetter Wolfgang Gerhard v. Löschwitz 1725 das Gut Wolframshof bei<br />
Kemnath, wo diese katholische Linie noch blüht, während die protestantische<br />
Linie seit 1664 im Besitze von Thumsenreuth ist.<br />
Am 31. Januar 1725 erhält <strong>de</strong>r Erbauer und Pächter <strong>de</strong>r Glaspolier <strong>Krummennaab</strong><br />
sowie <strong>de</strong>r Glashütte bei Wil<strong>de</strong>nreuth, <strong>de</strong>r französische A<strong>de</strong>lige Louis<br />
Anne <strong>de</strong> Sainte Marie Eglise (35) von Kurfürst Max Emanuel <strong>de</strong>n lehensherrlichen<br />
Konsens zum Erwerb <strong>de</strong>s Ritterlehensgutes <strong>Krummennaab</strong>, das er<br />
um 28.000 Gul<strong>de</strong>n, sowie 300 Gul<strong>de</strong>n Leikauf von Karl Christian Freiherr v.<br />
Lin<strong>de</strong>nfels erkauft; er übernimmt 13.000 Gul<strong>de</strong>n vom Verkäufer auf das Gut<br />
(Hypothek).<br />
<strong>Ein</strong>e Verän<strong>de</strong>rung tritt mit diesem Besitzwechsel insoferne ein, als auf Ansuchen<br />
<strong>de</strong>s Käufers das bisherige Mannlehen (d.h. nur in männlicher Nachfolge<br />
erblich) durch Max Emanuel (22.4.1724 und 25.1.1725) in ein „durchgehen<strong>de</strong>s<br />
Söhn- und Töchterlehen“, ein sogenanntes Beutellehen verwan<strong>de</strong>lt<br />
wird, so dass es also künftig auch an Töchter (beim Mangel männlicher Erben)<br />
veräußert wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
Der neue Besitzer hatte sich erstmals am 16. April 1727 vermählt mit einer<br />
Witwe Maria Josefa v. Pu<strong>de</strong>wels zu Wil<strong>de</strong>nreuth, geb. v. Schrenk.<br />
(Am 12. Juni 1732 lässt er zu <strong>Krummennaab</strong> eine Tochter Maria Anna Josepha<br />
Elisabeth taufen. Am 23. November 1733 eine weitere Lucia Eva Carolina<br />
Josepha Wilhelmina. Am 28. September 1735 einen Sohn Johannes Andr. Wilh.<br />
Frz. Josef).<br />
In 2. Ehe heiratet er am 9. Dezember 1739 die Tochter <strong>de</strong>s Pfreimter „Ratsfreun<strong>de</strong>s“<br />
(Stadtrates) und Riemerers Georg Mayer, Maria Magdalena Mayer. Bereits<br />
am 30. Dezember 1739 läßt er einen Sohn Ferdinand Michael taufen; am 2. Februar<br />
1743 eine Tochter Maria Esther; am 19. Februar 1745 eine Tochter Maria<br />
Elisabeth. Am 13. Dezember 1746 einen Sohn Johann Georg Markus Wilh.<br />
Anna; am 6. November 1747 eine Tochter Anna Kath. Magd.<br />
Louis Anne starb <strong>de</strong>n 26. Januar 1756 im Alter von 80 Jahren und wur<strong>de</strong> unter<br />
<strong>de</strong>r Kanzel <strong>de</strong>r Simultankirche <strong>Krummennaab</strong> beigesetzt, wo ein einfacher<br />
Grabstein heute noch an ihn gemahnt. Unter ihm wur<strong>de</strong>n, nach <strong>de</strong>m großen<br />
Brand <strong>de</strong>s Jahres 1731 die Nebengebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schlosses (gegenüber <strong>de</strong>r<br />
Kirche), dann die Kirche, Pfarrhof und bei<strong>de</strong> Schulhäuser neuerbaut.<br />
Am 22. Juni 1759 wird durch Maximilian Joseph <strong>de</strong>r Regierungsadvokat zu<br />
Amberg Frz. Jos. Pleyer, als Lehensträger <strong>de</strong>r von L.A. <strong>de</strong> Ste. Marie aus<br />
zweiter Ehe hinterlassenen 2 Töchter Marie Charlotte <strong>de</strong> Ste. Marie und Marie<br />
Elisabetha Freiin v. Armannsperg, geb. v. Ste. Marie, dann <strong>de</strong>r Pfalz Sulzbachische<br />
Amtsrichter zu Erbendorf Gg. Mich. Ibscher als Lehnträger <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r
aus dritter Ehe Ferdiand Michael und Joh. Wilhelm, dann Maria Franziska Carolins<br />
und Maria Elisabetha, ebenso Annette Catharina belehnt mit <strong>Krummennaab</strong>.<br />
Louis Anne <strong>de</strong> Ste. Maria hatte seinerzeit <strong>Krummennaab</strong> teuer erkauft, dann<br />
viel hineinverbaut, allerlei schwere Heimsuchungen waren über ihn gekommen,<br />
dazu war er betagt und hatte für 7 Kin<strong>de</strong>r zu sorgen <strong>–</strong> kein Wun<strong>de</strong>r, dass sein<br />
Besitz verschul<strong>de</strong>te und er sich zur Veräußerung gezwungen sah. 1753 bereits,<br />
drei Jahre vor seinem To<strong>de</strong> versucht er die Hofmark an die benachbarten v.<br />
Lin<strong>de</strong>nfels <strong>–</strong> Thumsenreuth zu verkaufen.<br />
Diese stoßen sich aber daran, dass die Regierung entgegen <strong>de</strong>m Lehenbrief<br />
vom Jahre 1725 (<strong>de</strong>m gemäß das Gut an je<strong>de</strong> rittermäßige Person je<strong>de</strong>rzeit<br />
veräußert wer<strong>de</strong>n dürfe) verlangt, es müsse die Erlaubnis zum Verkauf je<strong>de</strong>smal<br />
eigens nachgesucht wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch ein Gesuch <strong>de</strong>r Witwe v. Ste. Marie vom 18. April 1759 wird abgewiesen<br />
mit <strong>de</strong>r Begründung, jene Klausel im Lehenbrief 1725 sei erschlichen wor<strong>de</strong>n.<br />
<strong>Ein</strong> am 10. Januar 1778 wie<strong>de</strong>rholter Versuch <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r Ferdinand Mich. Freiherr<br />
v. Ste. Marie Eglise, Kurfürstl. Bayer. Wirkl. Regierungsrat zu Amberg und<br />
Wilhelm v. St. M. E., kurpf. Oberleutnant Namens ihrer Schwestern Francoise,<br />
Lisette und Catharine <strong>Krummennaab</strong> an Joh. Christ. Heinrich W. Freiherr v.<br />
Lin<strong>de</strong>nfels um 37.000 Gul<strong>de</strong>n zu verkaufen, scheitert an <strong>de</strong>m Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r<br />
Regierung.<br />
Dazumal gehörten zum Gut als freieigene Stücke 2 Höfe zu Sassenhof, 2 zu<br />
Nottersdorf, 1 Untertan zu Gleissenthal, das Schleif- und Polierwerk zu <strong>Krummennaab</strong><br />
u.a.<br />
Am 17. August 1778 kaufte dann das Gut <strong>de</strong>r Chf. Kämmerer und Finanzrat<br />
kurpf. Landrichter zu Wal<strong>de</strong>ck und Burglengenfeld Freiherr v. Öxle auf Friedberg<br />
für 37.000 Gul<strong>de</strong>n, wovon die kurpf. Lehen (<strong>Krummennaab</strong> und das<br />
Bernsteiner Holz) 13.000 Gul<strong>de</strong>n; die leuchtenbergischen Lehen Bernstein und<br />
Steinreuth 1.750 Gul<strong>de</strong>n, die freieigenen Stücke (<strong>Krummennaab</strong>er Mühle und<br />
Sassenhöfe) 22.250 Gul<strong>de</strong>n kosteten.<br />
Am 12. Juni 1779 erfolgte die Chf. Belehnung zu Amberg. Mit <strong>de</strong>m Zahlen<br />
dieses Kaufschillings hatte <strong>de</strong>r Käufer es nicht eilig bzw. scheint es ihm an<br />
Mitteln gefehlt zu haben.<br />
Damit die verschie<strong>de</strong>nen Kin<strong>de</strong>r v. Ste. Marie Eglise zu ihrem Erbteil kamen,<br />
mussten die Rates <strong>de</strong>s nach und nach zu zahlen<strong>de</strong>n Kaufschillings auf Befehl<br />
<strong>de</strong>r Amberger Regierung bei <strong>de</strong>r Kurfürstl. Rentkammer hinterlegt wer<strong>de</strong>n.<br />
Am 9. November 1779 waren 28.000 Gul<strong>de</strong>n beglichen, wovon die Witwe 18.331<br />
Gul<strong>de</strong>n an die Kin<strong>de</strong>r hinausbezahlte.<br />
1784 for<strong>de</strong>rten die 3 Ste. Marie`schen Fräulein 300 Gul<strong>de</strong>n „Douceur“, 353 Gul<strong>de</strong>n<br />
50 Kreuzer waren <strong>de</strong>nselben außer<strong>de</strong>m zu zahlen an rückständigen Zinsen
für die 9.000 Gul<strong>de</strong>n, die sie beim Verkauf <strong>de</strong>n v. Öxle`schen Eheleuten auf <strong>de</strong>m<br />
Gute stehen gelassen.<br />
500 Gul<strong>de</strong>n hatte <strong>de</strong>r Oberleutnant beim kurpf. Leibregiment in Mannheim, Willhelm<br />
v. Ste. Marie extra zu for<strong>de</strong>rn; ebenso <strong>de</strong>r ältere Bru<strong>de</strong>r, Regierungsrat<br />
Michael v. St. M. in Amberg 700 Gul<strong>de</strong>n „Voraus“; außer<strong>de</strong>m schul<strong>de</strong>te v. Öxle<br />
1784 noch 1.738 Gul<strong>de</strong>n vom Gutsverkauf und 308 Gul<strong>de</strong>n Prozesskosten;<br />
dazu 5 % Zinsen für rückständige Zahlungen 1.789 Gul<strong>de</strong>n.<br />
Zur Beitreibung dieser Rückstän<strong>de</strong> hatten die Gläubiger das kurfürstliche<br />
Richteramt Erbendorf vorgeschlagen.<br />
Übrigens hatte <strong>de</strong>r Vater <strong>de</strong>s Käufers, Comitialgesandter Ignaz Freiherr v. Öxle<br />
zu Regensburg 17.000 Gul<strong>de</strong>n hergeliehen und zwecks Erlangung seiner Zinsen<br />
die <strong>Krummennaab</strong>er Pachtgel<strong>de</strong>r beschlagnahmen lassen.<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahres 1785 erhält er dann Erlaubnis zur Befriedigung <strong>de</strong>r Gläubiger<br />
(worunter ein Frl. v. Ste. Marie, Hofdame <strong>de</strong>r Herzogin in München, dann <strong>de</strong>r<br />
Statthalter zu Amberg, Graf v. Holnstein und seine Geschwister bei 2 000 Gul<strong>de</strong>n<br />
und 900 Gul<strong>de</strong>n Zinsen zu for<strong>de</strong>rn hatten), an seinen Bru<strong>de</strong>r Karl Josef<br />
Freiherrn v. Öxle, Gesandter in Regensburg, verkaufen zu dürfen.<br />
Die Freiherrn v. Öxle stammten aus Nie<strong>de</strong>rsachsen und beriefen sich <strong>de</strong>r Amberger<br />
Regierung gegenüber darauf, ein so großes Kapital, wie es die Kaufsumme<br />
für <strong>Krummennaab</strong> sei, aus ihrem Vaterland hereingebracht zu haben;<br />
die Freifrau M. A. v. Öxle war eine geborene Siersdorff.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Frl. Franziska und Elisabeth von Sainte Marie Eglise bewohnten bis<br />
1780 das sogenannte Weickmannhaus an <strong>de</strong>r Nordseite <strong>de</strong>r Lorettokapelle in<br />
Erbendorf, nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Besitzerin Marie Sophie v. Weickmann (die das<br />
Haus am 5. Dezember 1789 <strong>de</strong>r Frühmessstiftung vermacht) bezogen sie das<br />
obere Benefiziatenhaus. Auch die bei<strong>de</strong>n Frl. wer<strong>de</strong>n als Wohltäterinnen <strong>de</strong>s<br />
Benefiziums genannt. (1796 brannten bei<strong>de</strong> Häuser <strong>de</strong>r Stiftung beim großen<br />
Stadtbrand ab).<br />
Auch Karl Josef Freiherr v. Öxle hatte nicht lange Gefallen an <strong>Krummennaab</strong>,<br />
das ihm zu entlegen war; am 31. Januar 1787 veräußerte er das Rittergut <strong>Krummennaab</strong><br />
an <strong>de</strong>n kurpf. Landrichter und Pfleger zu Parkstein Johann Georg v.<br />
Grafenstein auf Gänlas und Röttenbach, <strong>de</strong>r damit am 16. August 1787 zu Amberg<br />
belehnt wird; am 8. Mai war zu Pfreimd bereits Belehnung mit <strong>de</strong>n Leuchtenberger<br />
Lehen zu Bernstein und Steinreuth erfolgt (36).<br />
Bereits 1756 ist v. Grafenstein Landrichter und Pfleger zu Parkstein; sein Sohn<br />
Eduard begegnet uns 1799 als Nachfolger im Amte <strong>de</strong>s Vaters.<br />
Kurz vor <strong>de</strong>r Säkularisation 1802/03 versucht Kloster Waldsassen die Hofmark<br />
<strong>Krummennaab</strong> zu erwerben.<br />
Am 29. März 1819 (37) überlässt <strong>de</strong>r freiresignierte Landrichter Johann Georg<br />
v. Grafenstein die bei<strong>de</strong>n Ritterlehengüter <strong>Krummennaab</strong> und Bernstein für
27.000 Gul<strong>de</strong>n an seinen Sohn <strong>de</strong>n Oberpostmeister Anton v. Grafenstein (geb.<br />
1.4.1779).<br />
Nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Vaters teilen sich die Geschwister in das Erbe wie folgt:<br />
Anton hatte sein Erbteil, dann Patengeschenke für seine Kin<strong>de</strong>r, ferner für die<br />
erkaufte Leutnantstelle und die mehrmalige, äußerst kostspielige Uniformierung<br />
beim Kgl. Leibregiment in München 4.800 Gul<strong>de</strong>n, in Sa. 7.811 Gul<strong>de</strong>n<br />
bereits erhalten; auf <strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>r Kaufsumme (27.000 Gul<strong>de</strong>n), nämlich 19.188<br />
Gul<strong>de</strong>n hatten Anspruch seine Mutter mit 3.000 Gul<strong>de</strong>n, seine Schwester Frl.<br />
Kath. v. Grafenstein 1.000 Gul<strong>de</strong>n, Kath. v. Walter, geb. v. Grafenstein 4.212<br />
Gul<strong>de</strong>n, Theresia v. Schlör, geb. v. Grafenstein 4.777 Gul<strong>de</strong>n, Kath. v. Hannold,<br />
geb. v. Grafenstein 6.000 Gul<strong>de</strong>n.<br />
Zwecks Abzahlung dieser Summe nahm er bei <strong>de</strong>r Bayer. Hypotheken- und<br />
Wechselbank ein Darlehen von 16.000 Gul<strong>de</strong>n auf; die jährliche Tilgungssumme<br />
von 800 Gul<strong>de</strong>n sollte von <strong>de</strong>m auf 1.300 bis 1.400 Gul<strong>de</strong>n sich belaufen<strong>de</strong>n<br />
Ökonomie-Pachtschilling abgetilgt, nach seinem To<strong>de</strong> aber von seinen<br />
7 Kin<strong>de</strong>rn solange nichts von <strong>de</strong>n Lehenfrüchten bezogen wer<strong>de</strong>n, bis die<br />
Schuld abgetilgt wäre.<br />
Am 15. Oktober 1838 wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb durch <strong>de</strong>n Kgl. Kreis- und Stadtgerichtsrat<br />
Gebrath die Güter <strong>Krummennaab</strong> und Bernstein abgeschätzt. Am 20. November<br />
1839 erhielt er die kgl. Genehmigung von <strong>de</strong>r Bayer. Hypotheken- und<br />
Wechselbank ein Darlehen von 21.000 Gul<strong>de</strong>n auf erste, ein solches von 2 100<br />
Gul<strong>de</strong>n auf zweite Hypothek zur Deckung etwaiger Zinsrückstän<strong>de</strong> und Kosten<br />
aufzunehmen zwecks Tilgung <strong>de</strong>s Kaufschillingsrestes von 19.188 Gul<strong>de</strong>n für<br />
<strong>Krummennaab</strong> <strong>–</strong> Bernstein <strong>–</strong> Steinreuth.<br />
In 43 Jahren, bei jährlicher Abschlagszahlung von 1.050 Gul<strong>de</strong>n sollte das Darlehen<br />
getilgt sein. Doch sollte es an<strong>de</strong>rs kommen.<br />
Im Jahre 1848 erneuerte v. Grafenstein das letzte Mal die Muthung seines Lehens<br />
gegen 100 Gul<strong>de</strong>n Gebühr. Dann suchte er nach um Ablösung vom<br />
Lehenverband, was gegen eine Ablösungssumme von 265 Gul<strong>de</strong>n 53 ¾<br />
Kreuzer am 12. Dezember 1849 durch das Bayer. Finanzministerium genehmigt<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
Dabei wur<strong>de</strong> für das Gut <strong>Krummennaab</strong> ein Lehenswert von 21.099 Gul<strong>de</strong>n 30<br />
Kreuzer, für Bernstein <strong>–</strong> Steinreuth zusammen 5.489 Gul<strong>de</strong>n 20 Kreuzer angesetzt.<br />
Damit waren diese Güter wie<strong>de</strong>r freies Eigen ihrer Besitzer gewor<strong>de</strong>n.<br />
Das Gesetz vom 4. Juni 1848 hatte die Aufhebung <strong>de</strong>r gutsherrlichen Gerichtsbarkeit<br />
und Polizeigewalt, die Aufhebung, Fixierung o<strong>de</strong>r Ablösung <strong>de</strong>r bäuerlichen<br />
Grundlasten gebracht. Das be<strong>de</strong>utete für <strong>de</strong>n Bauern die wirtschaftliche<br />
und politische Freiheit, für <strong>de</strong>n Grundherrn naturgemäß eine starke Entwertung<br />
seines Besitzes.<br />
Anton v. Grafenstein hatte 7 Kin<strong>de</strong>r: seine Tochter Johanna war an <strong>de</strong>n Kgl.<br />
Appellationsgerichtsrat Alois Eßl in Freising, Therese an <strong>de</strong>n Hammergutsbesitzer<br />
Frz. Mich. Rath zu Neuenhammer, Susanna an <strong>de</strong>n Kgl. Revierförster
Freiherrn v. Rupprecht in Breitenbrunn verehelicht. Katharina scheint ledig<br />
geblieben zu sein.<br />
Sein Sohn Georg war Kgl. Postverwalter in Kronach; Friedrich Postoffizial in<br />
Regensburg, Max Hammergutsbesitzer in Altneuhaus und Kgl. Bayer. Kammerjunker.<br />
Nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> <strong>de</strong>s pensionierten Kgl. Oberpostmeisters Anton v. Grafenstein<br />
(+ 3.10.1854), behielt die Witwe Margaretha v. Grafenstein nur noch 3 Jahre das<br />
Gut. Nach<strong>de</strong>m ihr Sohn, <strong>de</strong>r Kgl. Kammerjunker Max v. Grafenstein <strong>de</strong>r Kirche<br />
noch <strong>de</strong>n zur Erweiterung <strong>de</strong>s Ostfriedhofes (nach O) notwendigen Grund im<br />
Werte von 50 Gul<strong>de</strong>n geschenkt <strong>–</strong> die letzte von zahlreichen Guttaten dieses<br />
Geschlechts gegenüber Kirche und Gemein<strong>de</strong> <strong>–</strong> und sich und seiner Familie<br />
eine Familiengrabstätte gesichert, verkauft er im Jahre 1856 das Rittergut<br />
<strong>Krummennaab</strong> an Karl Theodor Freiherrn v. Künsberg, Kgl. Kämmerer und<br />
Hauptzollassistent in Asch, <strong>de</strong>n Sprossen eines <strong>de</strong>m nordgauischen Ura<strong>de</strong>l<br />
angehörigen, angesehenen Geschlechts, das damals seinen Hauptsitz in<br />
Kaibitz und Guttenthau hatte, um 32.000 Gul<strong>de</strong>n.<br />
Dieser aber zertrümmerte bereits im Jahre 1858/59 das Gut <strong>Krummennaab</strong>: die<br />
Grundstücke verkaufte er einzeln an die Bauern und Gütler von <strong>Krummennaab</strong>,<br />
an die Gutherrschaften Reuth und Lehen; das ehemalige Pächter- und Richterhaus<br />
(nachmals Fabrikkantine) mit einem Rest <strong>de</strong>s Grundbesitzes an Wun<strong>de</strong>rlich,<br />
Marktredwitz, die Schlossgebäu<strong>de</strong> aber an Hofrat v. Pauli, <strong>de</strong>r sie bald an<br />
<strong>de</strong>n prakt. Arzt Dr. Julius Bertram veräußerte.<br />
1874 erkauft sie Franz Mühlmeyer aus Stadtkemnath (<strong>de</strong>ssen Frau eine geb.<br />
Weyh von Kulmain), <strong>de</strong>r eine Zündholzfabrik darin einrichtete; diese rentierte<br />
sich jedoch nicht, <strong>de</strong>r Besitzer verkauft wie<strong>de</strong>r und wan<strong>de</strong>rte nach Nordamerika<br />
aus.<br />
Nach <strong>de</strong>m Regimentsauditor Warbach, <strong>de</strong>r eine Silberglasmalerei einrichten<br />
wollte, erwirbt die Gebäulichkeiten <strong>de</strong>r Baumeister Peschka Josef von Reuth,<br />
<strong>de</strong>r einen Porzellan-Brennofen erbaut im Jahre 1894 (heute Ofen Nr. 2) und<br />
Porzellanwaren fabrizierte mit ca. 30 Arbeitern.<br />
Das Unternehmen hielt sich jedoch nicht lange, kam an Gemeinhardt und<br />
Frabe; aus <strong>de</strong>m Konkurs dieser Firma erwarb das ehemalige Schloss zunächst<br />
Lehner Wilhelm, Gastwirt in <strong>Krummennaab</strong>, dann 1897 Wenzeslaus Mannl (+<br />
14.4.1914) für 16 000 M, <strong>de</strong>r dasselbe zu einer Porzellanfabrik um- und<br />
ausbaute.<br />
Der Umfang <strong>de</strong>r sogenannten „Hofmark“ <strong>Krummennaab</strong>, d.h. <strong>de</strong>r zur a<strong>de</strong>ligen<br />
Grundherrschaft und <strong>de</strong>ren Gerichtsbarkeit gehörigen Grundbesitzes scheint<br />
vom 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt ab, d.h. nach<strong>de</strong>m sich ein E<strong>de</strong>lsitz gebil<strong>de</strong>t und <strong>de</strong>ssen<br />
Besitz entsprechend abgerun<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n, immer <strong>de</strong>r gleiche geblieben zu sein.<br />
Gegen Sü<strong>de</strong>n bil<strong>de</strong>te die Fichtelnaab bis Trautenberg (einschließlich <strong>de</strong>r Kohlhut),<br />
von dort gegen Osten <strong>de</strong>r Grenzbach von seiner Mündung aufwärts bis<br />
zur Grenzbrücke zwischen Draht- und Erlhammer die Grenze; gegen Nor<strong>de</strong>n<br />
wur<strong>de</strong> eine künstliche Grenze gezogen und mit großen Marksteinen vermerkt
von <strong>de</strong>r Grenzbrücke durch die sogenannte Hammergasse zum Griesweiher<br />
(diesen nördlich lassend) in die „Scheiben“ zur Straße Reuth <strong>–</strong> Erbendorf; mit<br />
geringen Ausbuchtungen nach Nor<strong>de</strong>n („Lehmgruben“) folgte sie dieser Straße<br />
bis zur Kreuzung <strong>de</strong>s Steinbühler Wegs; von dort bil<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Mayerbach und<br />
seine Fortsetzung, <strong>de</strong>r Teufelsbach bis zur Mündung in die Fichtelnaab, die<br />
natürliche Westgrenze.<br />
Angrenzer waren im Sü<strong>de</strong>n die Hofmark Burggrub und Gerbersdorf, im Osten<br />
die Hofmarken Trautenberg, Lehen, Reuth, in Nor<strong>de</strong>n und Westen die Hofmark<br />
Thumsenreuth (mit Steinbühl <strong>–</strong> Stockau), schließlich die Pläner Flur und <strong>de</strong>r<br />
Inglashof.<br />
Bis 1564 war dieser Grund freieigener Besitz <strong>de</strong>r <strong>Krummennaab</strong>er Grundherrschaft,<br />
von 1564 <strong>–</strong> 1848 kurpfälzisches Lehen; doch war vom Lehen ausgenommen<br />
das Kirchlehen (Patronatsrecht), die <strong>–</strong> gemeinsam mit <strong>de</strong>r Herrschaft<br />
Reuth und Lehen ausgeübte <strong>–</strong> Jagdgerechtigkeit (sogenannte Koppeljagd), die<br />
Brau- und Schenkgerechtigkeit, das Schleif- und Polierwerk.<br />
Im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt bereits gehörte zum Gut auch die freieigene Mühle zu Plärn<br />
und ein leuchtenbergisches Lehen zu Hauxdorf. Die Herren v. Rochau erwarben<br />
zum Rittergut im Jahre 1571 <strong>de</strong>n E<strong>de</strong>lsitz Bernstein (<strong>de</strong>r zum Stiftland gehörte),<br />
d.h. 2 Höfe, 3 Söldnergüter und ein (um 1668 neuerbautes) Häusl. Bis<br />
1857 waren das Gut <strong>Krummennaab</strong> und Bernstein in gleichem Besitz. Gleichzeitig<br />
hatten die v. Rochau 4 Höfe zu Steinreuth erworben. Bei<strong>de</strong>, Bernstein<br />
und Steinreuth, besaßen die <strong>Krummennaab</strong>er Gutsherren (bis 1849) als Leuchtenberger<br />
Lehen.<br />
Da nach Abgang <strong>de</strong>r Notthaffte die Hofmark <strong>Krummennaab</strong> keine Waldung<br />
mehr besaß (vorher hatte man das Holz aus <strong>de</strong>m Weißensteiner Wald<br />
gezogen), kaufte v. Rochau 1576 einen ca. 100 Morgen großen Wald bei<br />
Bernstein (das sogenannte „Rochauerholz“) zum Hauptgut <strong>Krummennaab</strong> und<br />
machte ihn wie dieses zum kurpfälzischen Lehen.<br />
Im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n ferner zum Gut <strong>Krummennaab</strong> als Allod- o<strong>de</strong>r freieigene<br />
Stücke gekauft: 2 Höfe zu Sassenhof, 2 zu Nottersdorf sowie 1 Untertan<br />
samt Grün<strong>de</strong>n zu Gleißenthal.<br />
Der Wert <strong>de</strong>s Gutes war natürlich je nach Umfang und Beschaffenheit jeweils<br />
ein sehr verschie<strong>de</strong>ner, z.B. 1382 galt die „halbe Veste“, das Dorf <strong>Krummennaab</strong><br />
mit Mühle, Fischrecht, Grundbesitz, <strong>de</strong>r Mühle zu Plärn und <strong>de</strong>m Hauxdorfer<br />
Lehen 1.410 Gul<strong>de</strong>n; 1564 dagegen 6.600 Gul<strong>de</strong>n Rheinisch; 1668 (samt<br />
Bernsteiner Holz) 13.000 Gul<strong>de</strong>n, 1724 28.000 Gul<strong>de</strong>n, 1778 37.000 Gul<strong>de</strong>n und<br />
zwar die freieigenen Stücke 22.250 Gul<strong>de</strong>n, die kurpfälzischen Lehen 13.000<br />
Gul<strong>de</strong>n, die Leuchtenbergischen Lehen 1.750 Gul<strong>de</strong>n; 1838 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r reine<br />
Wert auf 46.930 Gul<strong>de</strong>n geschätzt.<br />
Im Grundsteuerkataster von 1842 ist das Lehengut mit 21.391 Gul<strong>de</strong>n Wert in<br />
die VI. Klasse eingereiht, wofür eine doppelte Lehentaxe von 50 Gul<strong>de</strong>n jährlich<br />
an <strong>de</strong>n kurfürstlichen Lehenhof zu entrichten war.
Das Schloss bzw. die Burg („castellum“), ursprünglich ein Holzbau, wur<strong>de</strong> im<br />
Mittelalter ein „Steinhaus“ mit Mauer, Wall, Graben, Zugbrücke, Turm und tor.<br />
Von einem Neubau hören wir erst 1705, einem weiteren (<strong>de</strong>r abgebrannten<br />
Nebengebäu<strong>de</strong>) 1731 und wie<strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>n Grafenstein im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />
Der zugehörige Grundbesitz dürfte im großen Ganzen bis 1859 <strong>de</strong>r gleiche geblieben<br />
sein; von Zertrümmerung hören wir nichts.<br />
Da unsere Gutsherren die längste Zeit im Heeresdienst o<strong>de</strong>r als kurfürstliche<br />
Beamte (Landrichter, Oberpostmeister u.a.) Orts abwesend waren, war die<br />
Gutswirtschaft meist verpachtet <strong>–</strong> nicht zum Vorteil <strong>de</strong>s Gutes wie <strong>de</strong>r Untertanen.<br />
Als gutsherrliche Angestellte begegnen uns jeweils 1 Verwalter bzw. Richter, 1<br />
Jäger, Gärtner, Büttel, Diener, 6 und mehr Ehehalten (Knechte und Mäg<strong>de</strong>).<br />
In mehr als einer Hinsicht interessant ist die Beschreibung <strong>de</strong>s Gutes auf<br />
Grund <strong>de</strong>r im Jahre 1838 (12.10.) durch die Bayer. Hypothek- und Wechselbank<br />
vorgenommene Schätzung (38). Sie lautet (auszugsweise <strong>–</strong> ohne Details)<br />
A) Gebäu<strong>de</strong>:<br />
geschätzt auf<br />
I. Das Schlossgebäu<strong>de</strong> 4.500 Gul<strong>de</strong>n<br />
II. Der Getrei<strong>de</strong>sta<strong>de</strong>l 1.400 Gul<strong>de</strong>n<br />
III. Die Wagenremise 200 Gul<strong>de</strong>n<br />
IV. Der Pfer<strong>de</strong>stall 350 Gul<strong>de</strong>n<br />
V. Der Ochsen- und Kuhstall 1.800 Gul<strong>de</strong>n<br />
VI. Die Pächterwohnung 1.250 Gul<strong>de</strong>n<br />
VII. Die Schafhütte 350 Gul<strong>de</strong>n<br />
VIII. Die Schweineställe 60 Gul<strong>de</strong>n<br />
IX. Das Bräuhaus 600 Gul<strong>de</strong>n<br />
X. Der Fässersta<strong>de</strong>l 200 Gul<strong>de</strong>n<br />
Gesamt 10.710 Gul<strong>de</strong>n<br />
B) Grundstücke:<br />
I. An Fel<strong>de</strong>rn<br />
II. An Gärten<br />
III. An Hofraithen<br />
IV. An Wiesen<br />
V. An Weihern<br />
VI. An Hutungen und Ödungen<br />
VII. Waldung Das Rochauer Holz bei Bernstein,<br />
64 Tgw. = 4.700 Gul<strong>de</strong>n<br />
C) Rechte und Reichnisse:<br />
I. Bierbrauen und Branntweinbrennen
II. Die Fischerei<br />
III. Lehenbare Zehenten<br />
IV. Die Rente aus <strong>de</strong>r lehenbaren<br />
nie<strong>de</strong>ren Jagd<br />
Beträgt 10 Gul<strong>de</strong>n mal 20 ist 200<br />
Gul<strong>de</strong>n<br />
V. Dominikalien 1. an Handlohn und Besthaupt<br />
2. Erb- und Grundzinsen<br />
3. Küchendienst<br />
VI. Frohnen: nach Fassion von 1816<br />
haben die <strong>Krummennaab</strong>er Grundhol<strong>de</strong>n<br />
folgen<strong>de</strong> Frohnen zu leisten<br />
(Bernstein und Steinreuth sind frei)<br />
4. Gilten<br />
1. Die 4 Bauern<br />
2. Die 8 Gütler<br />
3. Die 9 Kleinhäusler<br />
Gegenüber dieser Schätzung vom Jahre 1838 weist <strong>de</strong>r Grundsteuerkataster<br />
vom Jahre 1842 an Gutsbesitz aus:<br />
Tagwerk<br />
1. Gebäudlichkeiten mit Gärten 1,26<br />
2. Äcker 107,44<br />
3. Wiesen 58,32<br />
4. Wei<strong>de</strong>nschaften und Ödungen 94,14<br />
5. Weiher 2,80<br />
Summe Grundbesitz 263,96<br />
Das Wei<strong>de</strong>recht war so festgesetzt:<br />
1. Die Gutsherrschaft ist berechtigt, die Grundstücke in <strong>de</strong>r Markung <strong>Krummennaab</strong><br />
und zwar<br />
a) die Fel<strong>de</strong>r mit Rindvieh, Schafen, Schweinen und Gänsen, nach vollzogener<br />
Ernte, jedoch erst nach 3-tägiger Vorhut durch die Eigentümer<br />
b) die Wiesen mit Rindvieh, Schafen und Gänsen zu offener Zeit zu be<strong>wei<strong>de</strong>n</strong>.<br />
2. Der Gemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong> dagegen ist zu gestatten, dass sie<br />
a) die gutsherrlichen Wei<strong>de</strong>nschaften und Ödungen mit Rindvieh, Schafen,<br />
Schweinen und Gänsen unbeschränkt,<br />
b) die Fel<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n nämlichen Viehgattungen nach vollzogener Ernte, jedoch<br />
erst nach 4-tägiger Vorhut durch die Gutsherrschaft,<br />
c) die Wiesen mit Rindvieh, Schafen und Gänsen zur offenen Zeit nach 4tägiger<br />
Vorhut durch die Gutsherrschaft bewei<strong>de</strong>.<br />
Als Gegenreichnis für diese Hutwei<strong>de</strong> bezieht die Gutsherrschaft von je<strong>de</strong>m<br />
Grundhol<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Gänse hält, ohne Rücksicht auf <strong>de</strong>ren Zahl, eine junge Gans<br />
(Weidgans), für je<strong>de</strong>s Pferd, das gewei<strong>de</strong>t wird 20 Kreuzer, für je<strong>de</strong>n Ochsen,<br />
<strong>de</strong>n die Besitzer von Haus-Nr. 5, 8, 9, 35 über vier, und die Besitzer von Haus-<br />
Nr. 2, 3, 4, 6, 7, 29, 30, 34 über 2 Stück halten, 15 Kreuzer Weidgeld.<br />
Auch eine Wasserleitung besaß die Gutsherrschaft schon vor Jahrhun<strong>de</strong>rten.<br />
Sie war berechtigt
a) das Wasser aus <strong>de</strong>r Brunnquelle zwischen Haus-Nr. 4 und 5 in <strong>de</strong>r daselbst<br />
angebrachten Brunnstube aufzufangen und in Röhren in <strong>de</strong>n Schlosshof,<br />
b) das Wasser, das auf Plan-Nr. 46 1/2, hinter <strong>de</strong>m Löwen- und Grieselhause<br />
(Nr. 6/7) in <strong>Krummennaab</strong> entspringt, in Röhren in <strong>de</strong>n Schlossgarten zu leiten.<br />
Die Gutsherrschaft hatte seit <strong>de</strong>m Mittelalter auch die sogenannte nie<strong>de</strong>re Gerichtsbarkeit<br />
im Bereiche ihrer Hofmark, d.h. obrigkeitliche, namentlich gerichtliche,<br />
polizeiliche und verwaltungsrechtliche Befugnisse über ihre Untertanen.<br />
Der Blutbann dagegen, auch Halsgericht o<strong>de</strong>r hohe Gerichtsbarkeit genannt,<br />
d.h. die Aburteilung von Malefiz- o<strong>de</strong>r Schwerverbrechen kam <strong>de</strong>m Erbendorfer<br />
Richter zu. Malefizpersonen, welche im Hofmarksbereich <strong>Krummennaab</strong> aufgegriffen<br />
wur<strong>de</strong>n, mussten innerhalb 3 Tagen durch <strong>de</strong>n Hofmarksrichter nach<br />
Erbendorf ausgeliefert wer<strong>de</strong>n.<br />
1814 wur<strong>de</strong> gemäß Gesetz vom Jahre 1812 das Hofmarksgericht in ein sogenanntes<br />
Ortsgericht, nach Erlass <strong>de</strong>r Bayer. Verfassung vom 26. Mai 1818 in<br />
ein Patrimonialgericht I. Klasse, später in ein solches II. Klasse umgewan<strong>de</strong>lt.<br />
Der Stadtschreiber Felix Weiß von Erbendorf war zugleich Patrimonialrichter<br />
für <strong>Krummennaab</strong>, Reuth, Siegritz, Burggrub und Wil<strong>de</strong>nreuth.<br />
Seit 1830 versah <strong>–</strong> bis zur Aufhebung <strong>de</strong>r Patrimonialgerichte im Jahre 1848 <strong>–</strong><br />
dieselben Gerichte Karl Max Hofmann mit <strong>de</strong>m Sitze in Reuth, <strong>de</strong>r dann Landgerichtsassessor<br />
in Wei<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>.<br />
Aus <strong>de</strong>n Strafregistern <strong>de</strong>s ehemaligen Herrschaftsgerichtes ist ersichtlich,<br />
dass dieses zugleich eine ergiebige <strong>Ein</strong>nahmequelle für <strong>de</strong>n Gutsherrn war,<br />
infolge <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Grundhol<strong>de</strong>n zu entrichten<strong>de</strong>n Siegel-, Schreib-, Inventur-,<br />
Ab- und Anmahnungs- und Strafgel<strong>de</strong>r. Die Männer wur<strong>de</strong>n bei Verfehlungen<br />
meist „in <strong>de</strong>n Stock getan“, die Weiber, beson<strong>de</strong>rs solche mit Lästerzungen, an<br />
<strong>de</strong>n Pranger gestellt o<strong>de</strong>r mit Kopf und Hän<strong>de</strong>n in die „Geige“ gesteckt.<br />
Dieses Strafinstrument <strong>de</strong>s ehemaligen <strong>Krummennaab</strong>er Gericths besitzt heute<br />
noch Mühlbesitzer Fr. Adam, <strong>Krummennaab</strong>. Der Scherge o<strong>de</strong>r Büttel war das<br />
ausführen<strong>de</strong> Organ <strong>de</strong>s Richters.<br />
Gerichtshaus war die heutige Wirtschaft zur Porzellanfabrik, worauf auch das<br />
dort in Stein gehauene, gemalte Wappen <strong>de</strong>r Gutherrschaft (v. Lin<strong>de</strong>nfels) noch<br />
heutigen Tags hin<strong>de</strong>utet.<br />
Die Hofmarksgerichtsbarkeit wur<strong>de</strong> manchmal durch benachbarte Gerichte, beson<strong>de</strong>rs<br />
durch <strong>de</strong>n Erbendorfer Richter zu beeinträchtigen versucht. Unter <strong>de</strong>n<br />
vor Abschluss <strong>de</strong>s Weidauer Vertrages (39) von 1607 verhan<strong>de</strong>lten Streitfällen<br />
fin<strong>de</strong>n sich folgen<strong>de</strong> auf <strong>Krummennaab</strong> bezügliche:<br />
1577 hatte Wolf Tretter zu Erbendorf einen „Schuhknecht entleibt“. Da die<br />
Erbendorfer vermuteten, <strong>de</strong>r Missetäter halte sich „bei seinen fürnembsten<br />
Freun<strong>de</strong>n zu Cromenab“ auf, fiel Erhard Morgenstern, damals Richter zu<br />
Erbendorf neben etlichen Gerichtsbefohlenen bei nächtlicher Weil in die Hofmark<br />
<strong>Krummennaab</strong> ein; als Tretters Vater sich dagegen bei ihm beschwerte,<br />
antwortete er, falls er <strong>de</strong>n gesuchten Tretter zu <strong>Krummennaab</strong> antreffe, wolle er
zuvor, ehe er ihn hinwegführe, <strong>de</strong>n Hofmarksherrn „darum begrüßt haben“;<br />
womit er diesem seine Hofmarksgerechtigkeit zugestan<strong>de</strong>n.<br />
Herr v. Rochau war aber über <strong>de</strong>s Richters <strong>Ein</strong>fall „über zufrie<strong>de</strong>n“, auch „an<br />
seinem fürgewandten Begrüßen nicht ersättigt“ und führte am 6. Dezember<br />
1577 Beschwer<strong>de</strong> zur Churfürstlichen Regierung Amberg. Wegen <strong>de</strong>s To<strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>s v. Rochau blieb sie jedoch unbeantwortet.<br />
Zu einer ähnlichen Beschwer<strong>de</strong> führte <strong>de</strong>r <strong>Ein</strong>fall von 15 Erbendorfer Schnei<strong>de</strong>rn<br />
in <strong>Krummennaab</strong> im Jahre 1592, um nach einem Störer (Schnei<strong>de</strong>r) aus<br />
Rötenbach, <strong>de</strong>r beim <strong>Krummennaab</strong>er Wirt verbotenerweise schnei<strong>de</strong>rte, zu<br />
fahn<strong>de</strong>n.<br />
„Etliche Wochen vor Ostern 1594 hatte ein Konrad Ulaw, ein Zimmermann und<br />
Brandtnerischer Untertan zu Grub, eines ziemlichen Alters, von Erbendorf aus,<br />
etwas bezecht, nach Hause begehrt und als er <strong>–</strong> salvo honore <strong>–</strong> ein neues Bar<br />
Schuh angehabt, so hernach an seinen Füßen gefun<strong>de</strong>n, und über einen neuen<br />
Steg, so vom gegenwärtigen großen Regen sehr schlüpfrig gewesen, über die<br />
Naab, welche damals sehr angelaufen, gehen müssen, hat ihn das Unglück getroffen,<br />
daß er in die Naab gefallen, dann ertrunken und im Wasser gelegen, bis<br />
auf <strong>de</strong>n hl. Ostertag jetzigen (1595) Jahres, da er auf <strong>de</strong>m Grund und Bo<strong>de</strong>n<br />
von seinem leiblichen Schwager Hanns Huzler, <strong>Krummennaab</strong>er Untertan, gefun<strong>de</strong>n<br />
wor<strong>de</strong>n; welchen ich (v. Rochau), weil ihm von seinem Seelsorger gut<br />
Zeugnis gegeben, auch männiglich von ihm mit Wahrheit sagen können, daß er<br />
ein alter, frommer und gottesfürchtiger Mann gewesen, gern und fleißig zur<br />
Kirche gangen, mit Errichtung großer und stattlicher Gebäu sein Leben lang<br />
viel Mühe und Arbeit ausgestan<strong>de</strong>n, mit Ehren sich genannt, auch je<strong>de</strong>rzeit<br />
eines gottseligen Lebens und Wan<strong>de</strong>ls beflissen, auf meinen Gottesacker tragen,<br />
ein Grab machen und zur Er<strong>de</strong> bestatten lassen wollen.<br />
Als solches jetziger Richter zu Erbendorf erfahren, ist er am Ostermontag, ehe<br />
bemelter Zimmermann begraben wor<strong>de</strong>n, mit seinem Marktknecht und etlichen<br />
Bürgern herauskommen, mit Vorgebung eines Chur- und Fürstlichen Befehls,<br />
<strong>de</strong>ssen er doch hernach keinen vorlegen können, auch solchen toten Körper<br />
aus <strong>de</strong>m Friedhof, welcher Ort wegen <strong>de</strong>s Namens vor solcher Gewalt und <strong>de</strong>rgleichen<br />
Personen billig gefreit sein soll, zu haben begehrt, auch von Stund an<br />
nach einer Fuhr, so <strong>de</strong>n ganzen Körper hinwegführen sollte, zurückgeschickt;<br />
als aber ich, weil solche Hofmark <strong>de</strong>r Churfürstlichen Pfalz Eigentum und zu<br />
Lehen rührt, als angehen<strong>de</strong>r Besitzer Be<strong>de</strong>nken getragen, hab ich, auf sein<br />
Richters vielfältiges Andreuhen und Anhalten solchen Körper wie<strong>de</strong>rum vor<br />
<strong>de</strong>n Freudhof heraustragen, ihm bubweichen (unleserlich <strong>–</strong> wohl Kleidung o<strong>de</strong>r<br />
Körperteil), <strong>de</strong>ssen er doch, wie ich hernach bericht eingenommen, ebensowenig<br />
als <strong>de</strong>s ganzen Körpers, ihm folgen und <strong>de</strong>n Körper allda begraben lassen“.<br />
Vorstehen<strong>de</strong>s möge zugleich als ein Beispiel für die damalige langatmige,<br />
breitspurige Schreibweise dienen.<br />
Auch bei Ausübung ihres Bierbraurechtes fan<strong>de</strong>n die Hofmarksherren oft<br />
Schwierigkeiten. Nur ein Fall sei erwähnt.
1717/18 erbaute <strong>de</strong>r Franzose Louis Anne <strong>de</strong> Sainte Marie Eglise zu <strong>Krummennaab</strong><br />
in alten Schlössl mit Erlaubnis <strong>de</strong>s Hofmarksherrn Obrist Carl Christian<br />
Ernst Freiherr v. Lin<strong>de</strong>nfels eine Poliermühl o<strong>de</strong>r Spiegelfabrik und betrieb sie<br />
pachtweise. Wegen <strong>de</strong>s Pachtes gab es viele Streitigkeiten, in <strong>de</strong>ren Verlauf<br />
<strong>de</strong>r Fabrikant <strong>de</strong>n Baron dadurch zu ärgern suchte, dass er für seine (ca. 40)<br />
Polierleute das Bier nicht vom herrschaftlichen Brauhaus <strong>–</strong> das er sozusagen<br />
vor <strong>de</strong>r Haustüre hatte <strong>–</strong> son<strong>de</strong>rn vom Dorfwirt bezog, <strong>de</strong>r auswärtiges Bier<br />
ausschenkte.<br />
Lin<strong>de</strong>nfels wollte nun die Abnahme seines Bieres erzwingen. Ste. Maria aber<br />
schimpft weidlich über solchen Bierzwang, wo doch sattsam bekannt, wie<br />
schlecht und verdorben solches Bier sei, dass es zu Krankheiten Anlass gebe;<br />
übrigens koste es, so schlecht es sei 2 Kreuzer die Maß, als ob das Achtl Gersten<br />
noch 4 Gul<strong>de</strong>n koste wie früher; in gegenwärtigen wohlfeilen Getrei<strong>de</strong>zeiten<br />
kaufe man in <strong>de</strong>r Hauptstadt Wey<strong>de</strong>n, zu Erbendorf u.a. Märkten eine<br />
Maß vom besten Bier um 1 ½ Kreuzer.<br />
Daraufhin beantragt v. Lin<strong>de</strong>nfels bei <strong>de</strong>r hochfürstlichen Kommission in Wey<strong>de</strong>n<br />
die Abnahme einer Bierprobe. Unterm 11. Mai 1722 wird hierüber ein Protokoll<br />
aufgenommen. Man hat durch <strong>de</strong>n <strong>Ein</strong>spanniger Philipp Beern eigens je<br />
ein verpetschiertes Fläschlein Bier sowohl aus <strong>de</strong>m Schlosskeller wie vom<br />
Dorfwirt Johann Schie<strong>de</strong>r abholen lassen: „Nach<strong>de</strong>m man nun bei<strong>de</strong>s durch<br />
<strong>de</strong>n Thomas Stöckel, Wirt zum schwarzen Bären in <strong>de</strong>r Vorstadt (Wei<strong>de</strong>n) und<br />
Johann Senft, Bürger und Braumeister allhier, hat kosten lassen, haben diese<br />
zwei wie<strong>de</strong>rumb ad Protocollum gegeben, daß wi<strong>de</strong>r die bei<strong>de</strong>n beigebrachten<br />
Proben <strong>de</strong>s Bieres nichts Son<strong>de</strong>rliches auszusetzen, son<strong>de</strong>rn noch für gutes<br />
Landbier passiren täte, wie wohlen es <strong>de</strong>m Weydauischen und an<strong>de</strong>ren Stadtbieren<br />
in <strong>de</strong>r Güte nicht gleichete <strong>–</strong> so man also ad Protocollum genommen;<br />
dieses Prob-Bier aber hernach <strong>de</strong>n armen Leuten gegeben und ausgeteilt“.<br />
v. Lin<strong>de</strong>nfels scheint von <strong>de</strong>m Ausfall <strong>de</strong>r hochfürstlichen Bierprobe wenig erbaut<br />
gewesen zu sein und sucht das damit zu entschuldigen: „Nach<strong>de</strong>m das<br />
Bier von <strong>Krummennaab</strong> bis Wei<strong>de</strong>n, also über 2 Meilen Wegs abgeholt und bei<br />
<strong>de</strong>r größten Hitz in <strong>de</strong>n Schubsack auf <strong>de</strong>m <strong>Ein</strong>spenniger geführt wor<strong>de</strong>n, habe<br />
es anfänglich nicht so gut sein können, als wie es sonst frisch aus <strong>de</strong>m Keller<br />
kommt und hätte sich gebührt, es aus <strong>de</strong>m Hofmarkskeller allein zu nehmen,<br />
da es gewöhnlich bei Wirt verfälscht zu wer<strong>de</strong>n pflegt ...(!)“.<br />
Dieser Bierstreit wie <strong>de</strong>r ganze Pachtprozess fand damit sein <strong>–</strong> von Ste. Marie<br />
beabsichtigtes <strong>–</strong> En<strong>de</strong>, dass Lin<strong>de</strong>nfels seine Hofmark <strong>Krummennaab</strong> 1725 an<br />
<strong>de</strong>n Spiegelfabrikpächter Ste. Marie Eglise verkaufte (40).<br />
Das Schloss hatte schon im Mittelalter <strong>–</strong> neben <strong>de</strong>m Dorfwirtshaus <strong>–</strong> seine<br />
eigene Schlossschenke, die gewöhnlich verpachtet war, z.B. 1741 an Wolfgang<br />
Beimler („besten<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Wirtshaus“), 1747 Johann Andreas Lebekern u.a.
) Trautenberg (41)<br />
Stammsitz <strong>de</strong>s urkundlich erst 1244 mit Marquardus <strong>de</strong> Trutenberc unter <strong>de</strong>n<br />
Ministerialen (adliegen Dienstmannen) <strong>de</strong>r Landgrafen von Leuchtenberg genannten,<br />
wohl seit <strong>de</strong>m 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt ansässigen Geschlechts, das mit <strong>de</strong>n<br />
Wil<strong>de</strong>n von Wil<strong>de</strong>nreuth, <strong>de</strong>n Pfreim<strong>de</strong>rn von Bruck, <strong>de</strong>n Oberburgern von Wal<strong>de</strong>ck<br />
zu jener alten Sippe gehören, die im Steinwald, um Parkstein und Erbendorf<br />
gero<strong>de</strong>t hat.<br />
Gemeinsame Vornamen, gemeinsamer Besitz und gemeinsames Wappen (in<br />
Rot weißer Balken mit 3, manchmal 2 blauen Spitzen o<strong>de</strong>r Dreiecken belegt <strong>–</strong><br />
die Dreiecke <strong>de</strong>uten auf Rodung, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Wald wur<strong>de</strong> in 3 Ecken gero<strong>de</strong>t)<br />
sprechen für Zusammengehörigkeit.<br />
Trautenberg, wohl „Berg <strong>de</strong>s Truto“ o<strong>de</strong>r Trutwin. Nach <strong>de</strong>r Sage „Trau (nit)<br />
<strong>de</strong>m Berg“. Nach<strong>de</strong>m die Grafschaft Wal<strong>de</strong>ck 1283 durch die Leuchtenberger<br />
an Herzog Ludwig <strong>de</strong>n Strengen von Oberbayern verkauft wor<strong>de</strong>n, erscheinen<br />
die Trautenberg in herzoglichen Diensten, so Marquard v. Trautenberg als<br />
Richter und Pfleger in Wal<strong>de</strong>ck, 1366 Peter Trautenberger als Pfleger im Amt<br />
(Burg-) Lengenfeld und Kallmünz; 1288 leisten die Brü<strong>de</strong>r Marquard, Ulrich und<br />
Heinrich Bürgschaft für ihren Herzog Heinrich von Oberbayern.<br />
Nach <strong>de</strong>n Trautenbergern, die weiterhin Lehen, Reuth und viele an<strong>de</strong>re Güter<br />
besaßen, erscheinen im Besitz <strong>de</strong>r Hofmark Trautenberg 1387 <strong>–</strong> 1412 die mit<br />
ihnen versippten Pfreim<strong>de</strong>r, ca. 1412 <strong>–</strong>1557 die Schütz v. Leineck, 1557 <strong>–</strong> 1570<br />
v. Heldrit, 1570 <strong>–</strong> 1573 v. Löschwitz, 1573 <strong>–</strong> 1597 v. Brand und v. Stibar; 1597 <strong>–</strong><br />
1648 die v. <strong>de</strong>r Grün;<br />
Hanns Georg v. <strong>de</strong>r Grün erbaute 1608 unten im Tal an <strong>de</strong>r Fichtelnaab das<br />
neue Schloss Trautenberg. Es ist ein einfacher, zweigeschossiger Bau mit<br />
Walmdach. Über <strong>de</strong>r Türe Wappenstein mit Ehewappen v. <strong>de</strong>r Grün und Österreicher<br />
v. Teublitz. Darüber HVDG (= Hans v. <strong>de</strong>r Grün) und SOVD (=Susanne<br />
Österreicher von Deublitz). Darunter Inschrift: Alss man geschriben 1608 Jahr<br />
dieses Hauss durch HVDG erbauet war. An einem Nebengebäu<strong>de</strong> Wappen <strong>de</strong>s<br />
Hanns v. <strong>de</strong>r Grün mit Jahreszahl 1615 und Wappen <strong>de</strong>r Hirschberg mit Jahreszahl<br />
1769.<br />
Die Ruine <strong>de</strong>r alten Burg, einer kleinen Anlage, liegt nordöstlich über <strong>de</strong>m Dorf<br />
in halber Bergeshöhe auf einer kleinen, vorspringen<strong>de</strong>n Zunge, die nach drei<br />
Seiten steil abfällt. Erhalten <strong>de</strong>r tiefe Halsgraben gegen <strong>de</strong>n Berghang und ein<br />
ca. 8 Meter langes Stück <strong>de</strong>r Ring- bzw. Schildmauer. Noch ca. 7 Meter hoch.<br />
1596 hatten die v. <strong>de</strong>r Grün zu ihrer Hofmark Trautenberg hinzerworben 7 Höfe<br />
und eine Herberg zu „Wetzeldorf bei Ehrnreuth“ (= Erbendorf) als markgräflliches<br />
Lehen; dazu kam <strong>de</strong>r Inglashof als Leuchtenbergisches Lehen.<br />
Hanns Georg v. <strong>de</strong>r Grün, <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s Erbauers <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Schlösser Trautenberg<br />
und Burggrub, war, nach<strong>de</strong>m er in Altdorf und Basel Rechtswissenschaft<br />
studiert, 1613 <strong>–</strong> 1629 Assessor am Reichskammergericht, sodann bis zu<br />
seinem To<strong>de</strong> im Jahre 1648 im Dienste <strong>de</strong>s Erzbischofs und Kurfürsten von<br />
Trier als Rat und Amtmann von Kochern. Da er kin<strong>de</strong>rlos starb, fiel das Lehen
Trautenberg heim und wur<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Markgrafen an Hans Heinrich v. Rabenstein<br />
verliehen.<br />
1690 kommt das Gut an Hans Wilhelm v. Hirschberg, <strong>de</strong>r gleich <strong>de</strong>m Rabenstein<br />
eine v. <strong>de</strong>r Grün zur Frau hatte. Bis 1840 besaßen die Freiherrn v. Hirschberg<br />
Trautenberg; dann kam das Gut in bürgerliche Hän<strong>de</strong> (Christof Schneid<br />
und Karl Schmid). Seit 1890 ist es im Besitze <strong>de</strong>r Freiherrn v. Lin<strong>de</strong>nfels auf<br />
Thumsenreuth <strong>–</strong> Altenstadt.<br />
Über <strong>de</strong>n Umfang und die Wirtschaftslage <strong>de</strong>r Hofmark Trautenberg berichten<br />
die verschie<strong>de</strong>nen Lehen- und Steuerbücher.<br />
Im Lehenbuch <strong>de</strong>s Markgrafen Georg Friedrich I. (Nr. 29, fol. 100 b) steht:<br />
„Trautenberg <strong>de</strong>r Sitz: Trautenberg mit sampt <strong>de</strong>m Viechhaus und zweyen<br />
Sel<strong>de</strong>n, wie <strong>de</strong>r umbfangen ist, Item die Wismath. Item vier weyer, nemblich<br />
drey auf <strong>de</strong>r Au und einem unter <strong>de</strong>m siz. Item zwei vischwaser, die Nab und<br />
Kranitz. Das Hölzlein, das Tennicht und Espich, auch <strong>de</strong>n Haag und ganzen<br />
Wetzelsdörfer Wald mitsampt <strong>de</strong>r Jagd darauf. Die Schefferei zu Trauttenberg.<br />
<strong>Ein</strong>en Hof zu Eichelsdorf, darauf <strong>de</strong>r Lang Georg sitzt, einen Hof zu Pleusdorf,<br />
darauf sitzt <strong>de</strong>r Adam. Zween Höff zu Thumareuth (Thumsenreuth), darauf sitzt<br />
Hannes Sümmerlein und Ullein Pantler. <strong>Ein</strong> Sel<strong>de</strong>ngut zu Thumareuth, darauf<br />
sitzt Mathias Zimmermann. <strong>Ein</strong> Sel<strong>de</strong>ngut zu Pernstein, darauf Hans Hertla.<br />
Drei Höf zu Wetzelsdorf, darauf sitzt Hanns Silber, Caspar Puchel und Georg<br />
Lipphart“.<br />
Nach <strong>de</strong>m Steuerbuch <strong>de</strong>s Amts Wal<strong>de</strong>ck vom Jahre 1615 war in Trauttenberg<br />
Kaspar Schrembl Bestän<strong>de</strong>r (Pächter) mit 4 Pfer<strong>de</strong>n (= 100 Gul<strong>de</strong>n), Gesamtwert<br />
<strong>de</strong>s Gutes 240 Gul<strong>de</strong>n; Georg Kestl 1 Gütl = 150 Gul<strong>de</strong>n; Hans Mayer 1<br />
Gut = 180 Gul<strong>de</strong>n; Hans Heller ein klein Gütl, Georg Sörtl ein Schmidt = 129<br />
Gul<strong>de</strong>n. Ferner gehörten damals zur Hofmark <strong>de</strong>s Hanns v. <strong>de</strong>r Grün: in „Nab<strong>de</strong>mmenreuth“<br />
2 Höfe, 1 Mühle und 1 Gut; in Bernstein und „Pleyssdorff“ je ein<br />
Gut; in „Eichelsdorff“ 1 Hof; in Inglshoffen 1 Hof und ein halber Hof; in „Wäldtner“<br />
6 Güter; in Wetzelsdorff 11 Höfe, 2 halbe Höfe und 1 Gut; in Bocksdorff 1<br />
Inwohner. Vom Gesamtbesitz <strong>de</strong>r Hofmark waren 71 Gul<strong>de</strong>n 49 ¼ Kreuzer<br />
Steuer zu entrichten.
c) Lehen (42)<br />
Lehen war wohl anfänglich ein Nebensitz o<strong>de</strong>r Vorwerk (Meierhof) <strong>de</strong>r a<strong>de</strong>ligen<br />
Trautenberger, mit <strong>de</strong>m sie dann verwandte Geschlechter belehnten (daher <strong>de</strong>r<br />
Name). Im 13. und 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt bis 1383, dann wie<strong>de</strong>r ca. 1433 bis 1488 sitzt<br />
hier ein Zweig <strong>de</strong>r Trautenberger; dazwischen die verwandten Ermersreither<br />
(<strong>de</strong>ren Stammsitz Ermweigsreuth eine heute nur mehr im Flurnamen erhaltene<br />
Siedlung zwischen Neuhaus und Bo<strong>de</strong>nreuth, jenseits <strong>de</strong>r Waldnaab war); es<br />
folgen um 1488 <strong>–</strong> 1573 die v. Streitberg, die gleichzeitig Siegritz von <strong>de</strong>n Trautenbergern<br />
erwarben; 1622 <strong>–</strong> 1828, also volle zwei Jahrhun<strong>de</strong>rte, waren dann<br />
die Freiherrn v. Benkendorf Besitzer <strong>de</strong>s Rittergutes, das im 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
markgräflich bran<strong>de</strong>nburgisches Lehen wur<strong>de</strong>. 1488, bei <strong>de</strong>r Heirat <strong>de</strong>s Leonhard<br />
v. Streitberg mit Anna von Trautenberg wird das Gut auf 3.000 Gul<strong>de</strong>n<br />
gewertet. Nach Ableben <strong>de</strong>s Paul v. Streitberg, Domherrn von Bamberg und<br />
Würzburg im Jahre 1573 fiel Lehen an <strong>de</strong>n Lehensherrn heim, wur<strong>de</strong> neuerdings<br />
von <strong>de</strong>n Trautenbergern gekauft, <strong>de</strong>s es samt 5 Untertanen in Steinbach<br />
und 7 zu Neuenreuth (bei<strong>de</strong>n ebenfalls markgräfliche Lehen) um 2.700 Gul<strong>de</strong>n<br />
erstehen mussten.<br />
Von <strong>de</strong>n Söhnen <strong>de</strong>s ersten aus <strong>de</strong>m Geschlechte <strong>de</strong>r Benkendorf (Hans Christof<br />
+ 1649) stirbt Johann Andre als kaiserlicher Hauptmann 1666; <strong>de</strong>ssen<br />
Bru<strong>de</strong>r, Samuel August fällt 1641 in <strong>de</strong>r Schlacht bei St. Gotthard. <strong>Ein</strong> Bru<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n, Johann Martin hatte einen Sohn Johann Achatz, <strong>de</strong>r kaiserlicher<br />
Hofmarschall war (+ 1743).<br />
Von <strong>de</strong>ssen Söhnen fällt Karl Christian im Türkenkrieg; Friedrich Wilhelm (geb.<br />
1720) ist Oberforstmeister in Stuttgart. Der 1743 verstorbene Adam Christoph<br />
v. Benkendorf, Herr auf Schlottenhof, Göppmannsbühl, Lehen, Körbersdorf<br />
und Seibothenreuth machte mit <strong>de</strong>m Weimarer Prinzen weite Reisen.<br />
Auf einer Karte von 1607 (Nr. 3188 im Bayer. Hauptstaatsarchiv München) zeigt<br />
<strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>n gleichen Bestand an Anwesen wie heute: Abseits steht <strong>de</strong>r herrschaftliche<br />
Gutshof; das Bild <strong>de</strong>r Veste zeigt nur mehr ein in 2 Schenkeln bestehen<strong>de</strong>s,<br />
dachloses Gemäuer gegen SO (Richtung Ökonomiehof), eine<br />
fensterlose, aus Qua<strong>de</strong>rn aufgemauerte Wand, gegen S (Richtung Trautenberg)<br />
die Hauptfront mit <strong>de</strong>r <strong>Ein</strong>fahrt. Die Burg war also bereits vor <strong>de</strong>m 30-jährigen<br />
Krieg verfallen.<br />
Seit 1828 ist Lehen im Besitz <strong>de</strong>r Freiherrn v. Lin<strong>de</strong>nfels auf Thumsenreuth, die<br />
das Gut 1860 samt Thumsenreuth und Altenstadt bei Erbendorf in ein Familienfi<strong>de</strong>ikommiss<br />
einbezogen. Zur Zeit steht das Gut (mit 96 ha Grund) im Pachtverhältnis<br />
zum v. Lin<strong>de</strong>nfelsischen Gut Trautenberg.<br />
Im Steuerbuch <strong>de</strong>s Amtes Wal<strong>de</strong>ck vom Jahre 1615 wer<strong>de</strong>n zu Lehen 4 Haushalten<br />
genannt, nämlich Caspar Hutzler (Besitzer von einem Gütlein, drei Pfer<strong>de</strong>n,<br />
3 Kühen, 3 zweijährigen Rindln, 2 Schweinen <strong>–</strong> im Gesamtwert von 63 Gul<strong>de</strong>n);<br />
Hans Steiner (ein Gütlein und 1 Kuh = 31 Gul<strong>de</strong>n Wert), Hans Suttner (ein<br />
Gütlein mit 2 Kühen und 2 Rindln = 116 Gul<strong>de</strong>n), Hans Vorster.<br />
Bis Anfang <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts bestan<strong>de</strong>n in Lehen nicht mehr als diese vier<br />
Anwesen (im Jahre 1930: Bächer, Schreiber, Bauer, Sittenauer).
1930 bestand <strong>de</strong>r Weiler Lehen aus 7 Anwesen mit 50 <strong>Ein</strong>wohnern und gehörte<br />
zur politischen Gemein<strong>de</strong> Reuth, am 1. Januar 1946 wur<strong>de</strong> er nach <strong>Krummennaab</strong><br />
eingemein<strong>de</strong>t.
d) Burggrub (43)<br />
Auf mäßiger Anhöhe auf <strong>de</strong>m rechten Ufer <strong>de</strong>r Fichtelnaab (durch sie getrennt<br />
von <strong>Krummennaab</strong>) in einer Senke (daher Grub) gelegenes Dorf. (1373 Gruob,<br />
1408 Grub, 1602 Burggrub). Wohl noch im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> hier von <strong>de</strong>n<br />
a<strong>de</strong>ligen Trautenbergern ein Landsassengut (<strong>de</strong>ssen ursprünglicher Sitz nach<br />
<strong>de</strong>r Überlieferung weiter südlich auf <strong>de</strong>r Flur zwischen Geiselhof und Steinbach<br />
gewesen sein soll) gegrün<strong>de</strong>t; als <strong>de</strong>ssen Lehensherrn von Anfang an die<br />
Burggrafen von Nürnberg bzw. Markgrafen von Bran<strong>de</strong>nburg erscheinen;<br />
Besitzer die Trautenberger (1341 erstmals genannt), dann v. Mylin; am 9. Januar<br />
1373 verkauft Peter v. Milein seine „Hausung“ (Schloss) zu Grub und die<br />
Ö<strong>de</strong> Mittelreut (Mittelberg?) an Ulrich v. Redwitz; dieses Geschlecht ist im Besitz<br />
bis zum Aussterben dieser Linie 1567.<br />
Am 9. Mai <strong>de</strong>s Jahres belehnt <strong>de</strong>r Markgraf von Bran<strong>de</strong>nburg <strong>de</strong>n Georg Otto v.<br />
Prant „mit <strong>de</strong>m Sitz zu Grub, soweit er umfangen ist, 2 Höfe im Dorfe Grub mit<br />
Zinsen, Frönen, Zehnten, 3 Kobler o<strong>de</strong>r Herberger, die Mühle am Steinbach (die<br />
z.Z. Ulrich Gross hat), <strong>de</strong>n zu-gehörigen Feldbau zum Sitze, <strong>de</strong>r z.Z. nur halb<br />
gebaut wird, die Wiesmath, von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Halbbauer <strong>de</strong>n halben Teil gebrauchet,<br />
als: die Ober- und Untersteinbachin, die Holzwiese, die Peuntwiese, die<br />
Erl- und Mittelwiesen, <strong>de</strong>n Weiher am Haus, das Dorfweiherlein, das Holzweiherlein,<br />
ein Ort Fischwasser am Steinbach, die Schäferei und Schaftrift, die<br />
Wüstung Mittelreuth“.<br />
1597 <strong>–</strong> 1641 v. Heldritt und Georg Sebastian Stiebar v. Pretzfeld. Am 3. Januar<br />
1598 erkauft von <strong>de</strong>n Brü<strong>de</strong>rn v. <strong>de</strong>r Grün; Hans v. <strong>de</strong>r Grün erbaut das jetzige<br />
Schloss, einen einfachen, zweigeschossigen Landsitz in hufeisenförmiger kleiner<br />
Anlage (siehe das Wappen über <strong>de</strong>m Portale!); am 5. Juni 1629 verkauft<br />
Pankraz v. <strong>de</strong>r Grün das Gut an seinen Schwager Veit Friedrich Sauerzapf.<br />
Der letzte dieses Geschlechts starb am 13. Januar 1861 auf <strong>de</strong>m Faschingsball<br />
in Erbendorf. Nach a<strong>de</strong>ligen Brauch warf ihm Rudolph Freiherr v. Reizenstein<br />
auf Reuth Schild und Helm ins offene Grab mit <strong>de</strong>n Worten: „Heute Saurzapf<br />
und nimmermehr!“ Die 1854 abgebrannten Ökonomiegebäu<strong>de</strong> hatte er wie<strong>de</strong>r<br />
aufgebaut und damit große Schul<strong>de</strong>n verursacht. Sein Erbe, Freiherr Schilling<br />
v. Kannstadt verkauft das Gut an v. Ziegler um 71.000 Gul<strong>de</strong>n (mit einer Schul<strong>de</strong>nlast<br />
von 68.000 Gul<strong>de</strong>n), von diesem kam es an v. Grafenstein, dann in bürgerliche<br />
Hän<strong>de</strong> (Bauer).
2. Vor und nach 1848<br />
<strong>Krummennaab</strong> bil<strong>de</strong>te vor seiner Entstehung an kein freies, von freien Ansiedlern<br />
gegrün<strong>de</strong>tes, son<strong>de</strong>rn ein grundherrliches Dorf, wie sie im nordgauischen<br />
Kolonialland die Regel waren. Freie Bauern gab es hier nicht, von Leibeigenen<br />
hören wir zwar in Urkun<strong>de</strong>n nichts, doch mögen <strong>–</strong> wie in an<strong>de</strong>ren oberpfälzischen<br />
Orten <strong>–</strong> im Mittelalter auch hier einzelne Bewohner auf dieser tiefsten<br />
sozialen Stufe gestan<strong>de</strong>n haben.<br />
Die Gutsakten seit <strong>de</strong>m Mittelalter weisen aus, dass sämtliche Bewohner Hörige,<br />
Grundhol<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Hintersassen <strong>de</strong>s Grundherren waren; sie hatten nur<br />
ein Nutzeigentum an <strong>de</strong>m ihnen zur Bebauung zugewiesenen Grund und Bo<strong>de</strong>n;<br />
sämtliche (hiesige) Hofstätten waren sogenannte Erblehen, d.h. auf Erbrecht<br />
überlassen; <strong>de</strong>r Inhaber (erbliche Pächter) musste das Gut in baulichen<br />
Zustand erhalten und jährlich die festgesetzte Abgabe an <strong>de</strong>n Grundherrn entrichten,<br />
im übrigen aber konnte er über <strong>de</strong>n Besitz frei verfügen, ihn vererben<br />
o<strong>de</strong>r verkaufen, freilich nur gegen bestimmte Besitzverän<strong>de</strong>rungsabgaben,<br />
nämlich unter Leben<strong>de</strong>n das sogenannte Handlohn und bei Besitzwechsel<br />
infolge To<strong>de</strong>sfall das sogenannte Besthaupt, d. h. <strong>de</strong>r Grundherr hatte Anspruch<br />
auf das beste Stück Vieh im Stalle.<br />
Das Handlohn brachte zum Ausdruck, dass das Nutzeigentum <strong>de</strong>s Grundhol<strong>de</strong>n<br />
eigentlich nur ein persönliches war; je<strong>de</strong>r Besitznachfolger hatte es durch<br />
diese Abgabe neu zu erwerben. <strong>Ein</strong>e weitere Anerkenntnis <strong>de</strong>r Grundherrschaft,<br />
eine Art Pachtschilling, waren außer<strong>de</strong>m die verschie<strong>de</strong>nen Natural <strong>–</strong><br />
und Geld-Reichnisse, z.B. Fastnachtshenne, Eier, Käse, sowie Michaelis- und<br />
Walburgiszins in bar; ebenso <strong>de</strong>r Zehent, <strong>de</strong>r ursprünglich eine freiwillige Leistung<br />
an die Kirche war, dann mehr und mehr von <strong>de</strong>n a<strong>de</strong>ligen Grundherren<br />
an sich gerissen wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Großzehent war <strong>de</strong>r 10. Teil <strong>de</strong>s Ernteertrages an<br />
Getrei<strong>de</strong> und Wein, <strong>de</strong>r Kleinzehent die Abgabe von sonstigen Feldfrüchten,<br />
Flachs, Kraut, Rüben, Erbsen u.a.<br />
Der Grundherr war aber zugleich Gerichtsherr seiner Untertanen, übte die sogenannte<br />
nie<strong>de</strong>re Gerichtsbarkeit aus, während die hohe Gerichtsbarkeit, das<br />
Halsgericht über <strong>Krummennaab</strong> die Stadt Erbendorf hatte. <strong>Ein</strong>e Anerkennung<br />
dieser Gerichtsbarkeit, eine Erinnerung an die Leibeigenschaft bil<strong>de</strong>te das<br />
Besthaupt, ebenso <strong>de</strong>r Frondienst o<strong>de</strong>r das Scharwerk.<br />
Die Untertanen <strong>de</strong>r Hofmark <strong>Krummennaab</strong> schie<strong>de</strong>n sich im Mittelalter und<br />
später in 4 Hofbauern (Haus-Nr. 4, 8, 9, (35); dann in die Söldner (seld-Herberge<br />
<strong>–</strong> das sind die Handwerker o<strong>de</strong>r Taglöhner mit keinem o<strong>de</strong>r geringen Feldbau),<br />
auch Köbler o<strong>de</strong>r Gütler, auch Handfröhner genannt; es ware 8, dazu kamen<br />
die Trüpfhäusler, <strong>de</strong>ren Besitztum nicht über die Dachtraufe hinausreichte; ihre<br />
Zahl war nach Zeiten verschie<strong>de</strong>n.<br />
Wie die nachfolgen<strong>de</strong>n Angaben über ihre schuldigen Abgaben ersehen lassen,<br />
waren auch die Höfe sowie die Söl<strong>de</strong>n an Umfang verschie<strong>de</strong>n.<br />
An Scharwerk hatten die Hofbauern zu leisten: „4 Tage ackern, 1 Tag dungen, 1<br />
Klafter Holz hauen, 2 Klafter Holz aus <strong>de</strong>m Weißensteiner Wald führen, 2 Tage<br />
mähen, 1 Tag Heu einführen o<strong>de</strong>r dafür 6 Fu<strong>de</strong>r zuführen. Ferners müssen sie
insgesamt alle Getreid von <strong>de</strong>n Schloss- und Mühlfel<strong>de</strong>rn nebst <strong>de</strong>m herrschaftlichen<br />
Geschirre einführen, die Schlosspeunt nebst <strong>de</strong>n Köblern mähen<br />
helfen, - ohne Lohn und alles bei <strong>de</strong>r Fronkost -; daferne man aber ein weiteres<br />
Mähen bedarf, verrichten sie solches <strong>de</strong>s Tages um 4 x 2 Pfennig Lohn. <strong>–</strong> Noch<br />
müssen sie nebst <strong>de</strong>n Köblern o<strong>de</strong>r Handfröhnern alles heigen, schnei<strong>de</strong>n,<br />
Rüben und Flax rauffen, riflen und brechen, verrichten, <strong>de</strong>n Flax ein- und zum<br />
Wasser führen, das Kraut stoßen und hacken, die Rüben ausgraben, das Kraut<br />
abhauen und alles Vorbenannte einführen, item (<strong>de</strong>sgleichen) die Wiesen abräumen<br />
helfen, mit auf die Jagd gehen, sodann, weil <strong>de</strong>rmahlen hier ein Bräuhaus,<br />
selbsten das Malz führen, ferners die Baufuhren zum Schloss und <strong>de</strong>ssen<br />
Nebengebäu<strong>de</strong>n verrichten helfen und zwar diese vorher beschriebene<br />
Frohn alle ohne Lohn, jedoch bei <strong>de</strong>r gewöhnlichen Frohnkost und Futter für<br />
die Vorspann, wenn sie ackern o<strong>de</strong>r dungen“.<br />
Wegen <strong>de</strong>r Reparatur am Schlossgartenzaun stritt man sich noch im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt;<br />
nach <strong>de</strong>m Vergleich vom 19. April 1806 müssen Fuhren zu solchen<br />
Reparaturen zur Hälfte vorher von <strong>de</strong>n Bauern, dann die an<strong>de</strong>re Hälfte von <strong>de</strong>r<br />
Gutsherrschaft bestritten wer<strong>de</strong>n.<br />
„Die Frohnkost aber reichet die Hofmarksherrschaft folgen<strong>de</strong>rmaßen: als zu<br />
Morgen Suppe, wann alle ganzen Höfe und Köbler mit <strong>de</strong>r Hand fröhnen eine<br />
Suppe und Brei; daferne aber ihrer nur 4 o<strong>de</strong>r 6 fröhnen, allein eine Suppe; zu<br />
Mittag bekommen sie 2 Gerichter, als Suppen, Klöß o<strong>de</strong>r Gersten, Kraut, Milch,<br />
Kovent zur <strong>Ein</strong>gemächt.<br />
Zur Vesperzeit auf 10 Personen einen Laib Brot und zu Nacht wie<strong>de</strong>r 2 Gerichte<br />
wie <strong>de</strong>s Mittags. Das Abendbrot wird jedoch nur von Walburgis bis Michaelis<br />
gegeben, nach Michaelis bleibt solches weg.<br />
Nach alter Observanz wird das Futter für die <strong>Ein</strong>spann in <strong>de</strong>r Art vergütet, dass<br />
<strong>de</strong>r Frohnpflichtige bei <strong>de</strong>r Dauer <strong>de</strong>r <strong>Ein</strong>spann von 1 Tag einen Bund Heu für 1<br />
paar Ochsen o<strong>de</strong>r 4 Kreuzer, und wenn diese Fuhr einen ganzen Tag erfor<strong>de</strong>rt,<br />
2 Bund und für das Entbehren <strong>de</strong>r mittägigen Frohnkost 10 Kreuzer als Vergütung<br />
erhält und am jährlichen Grundzins in Abzug bringt.<br />
Für die <strong>Ein</strong>spann wird beim Ackern und beim Dungen zu Früh, Mittag und<br />
Abends je<strong>de</strong>s Malen ein Büschlein Heu, so mit einem Strohhalm umfangen<br />
wer<strong>de</strong>n kann und <strong>de</strong>n Wert eines Batzens ersteigt, abgegeben.<br />
Wann die ganze Hofbauern einen halben Tag Getreid o<strong>de</strong>r Heu einführen,<br />
bekommen sie nachts die Frohnkost, für etliche Fu<strong>de</strong>r aber nur 1 Stück Brot.<br />
Über währen<strong>de</strong> Holzfuhren bekommen sie auch die Frohnkost, dann bei <strong>de</strong>m<br />
Bräuen 1 Trunk Bier o<strong>de</strong>r Malzfuhren einen Trunk Bier.<br />
„Deren sämtlichen Söldnern und Köblern ungemessene Frohndienste bestehen<br />
laut Saalbuchs in Folgen<strong>de</strong>m:<br />
Alles Heu und Gromath dürre zu machen, alles Getrayd abzuschnei<strong>de</strong>n und<br />
einsammeln zu helfen, sowohl auf <strong>de</strong>m Schloß- als <strong>de</strong>nselben incorporierten<br />
Mühlwiese und <strong>–</strong>fel<strong>de</strong>rn, die Rüben und Flax zu göthen, <strong>de</strong>n Flax zu raufen, zu
iflen, zu brechen, zu hächeln. Das Kraut zu stoßen, zu hacken und abzuhauen,<br />
die Rüben ausgraben zu helfen, mit auf die Jagd zu gehen; wann man sie noch<br />
weiters zu allerhand Arbeit bedarf, als Halm schnei<strong>de</strong>n, Holz sägen und klieben,<br />
Dung la<strong>de</strong>n, auf <strong>de</strong>m Feld braitten, <strong>de</strong>n Hof zusammen räumen, Wiese<br />
gräbnen und im Teuche arbeiten, seind sie schuldig, solches wie auch das<br />
Handlangen bey <strong>de</strong>m Bau am Schloß und <strong>de</strong>ssen Nebengebäu<strong>de</strong>n, item zu<br />
bräuen und das Bier in und aus <strong>de</strong>m Keller schrotten zu helfen, alles ohne<br />
Lohn und nur bey <strong>de</strong>r vorgeschriebenen Frohnkost zu verrichten.<br />
Item, so man sie, Köbler, über die ausgesetzten Täge weiters zum mähen vomnöthen<br />
hat, verrichten sie solches Tags um achtzehnen Pfenig Lohn nebst <strong>de</strong>r<br />
Frohnkost. Ferners ist je<strong>de</strong>r Köbler <strong>de</strong>r Herrschaft jährlich 6 Pfd. Werg zu spinnen<br />
schuldig, dagegen er von je<strong>de</strong>r Eln 1 kr Lohn bekommt.<br />
Noch müssen sie laut Saalbuchs gegen Verreichung 7 Pfennig von <strong>de</strong>r Meile<br />
Bothen gehen, wohin und wann es die Herrschaft verlanget, beträgt es aber<br />
keine Meile, bekommen sie allein ein Stück Brod.<br />
Ferners sind sowohl die ganze Hofbauern als samentliche Köbler, alles, was<br />
sie zu verkaufen haben, <strong>de</strong>r Herrschaft zuvor anzufeilen schuldig.<br />
Noch müssen alle Höfe und Köbler die zehen<strong>de</strong> Garb als Zehend auf <strong>de</strong>m Feld<br />
liegen lassen, wohin zwey Theil <strong>de</strong>r Hofmarksherrschaft zu <strong>Krummennaab</strong>, <strong>de</strong>r<br />
dritte Teil aber <strong>de</strong>m Pfarrer daselbst gebühret; item sind diejenigen, so Gänse<br />
halten, schuldig eine Weydganß zu geben, ob sie <strong>de</strong>ren nun schon 3, 4 o<strong>de</strong>r 5<br />
halten. Noch müssen sowohl Hofbauern als Köbler <strong>de</strong>r Hofmarksherrschaft<br />
von je<strong>de</strong>n Stück Pferd wie auch die Fohlen jährlich 20 Kreuzer, von 1 Ochsen<br />
aber 15 Kreuzer Weydgeld entrichten, wie nicht weniger geben dieselben von<br />
je<strong>de</strong>r Küh zum Herdrind, welches <strong>de</strong>r Pfarrer zu halten schuldig, jährlich 7<br />
Pfennig, von welchen die Hofmarksherrschaft 1/3, <strong>de</strong>r Pfarrer aber 2/3 bekommt.<br />
Zu vorbeschriebenen ungemessenen Frohndiensten bekennen sich zwar<br />
samentliche vorstehen<strong>de</strong> Hintersassen nebst mit angezogenen sonstigen<br />
Schuldigkeiten, außer, daß sie wegen <strong>de</strong>s Waydgeld erinnern, daß je<strong>de</strong>r Köbler<br />
von 2 Stück Ochsen, und je<strong>de</strong>r Bauer von 4 Ochsen frey ist, überhaupt aber<br />
keine Herdrindgeld niemahlen mehr angeben wor<strong>de</strong>n.<br />
Ferners erinnern die Köbler, daß das Bothengehen um 7 Pfennig Bothenlohn<br />
sich über 6 o<strong>de</strong>r 7 Meilen weit nicht erstrecken sollen, son<strong>de</strong>rn alsdann das<br />
or<strong>de</strong>ntlilche Bothenlohn zu bezahlen sey.“
Das Verhältnis <strong>de</strong>r „Armen Leute“<br />
- wie im Mittelalter die Grundhol<strong>de</strong>n allgemein hießen <strong>–</strong> zu ihrem „Junker“ war<br />
nicht immer das beste. Mancher Verwalter trieb <strong>–</strong> in Abwesenheit <strong>de</strong>r Herrschaft<br />
<strong>–</strong> mit <strong>de</strong>n Bauern „Schindlu<strong>de</strong>r“.<br />
1641/42 führt (44) „ein ganze Gemain zu Cromenaw contra Hansen Schmidt,<br />
sich selbst aufgeworfenen Rochauischen Verwalter daselbst“ beim Amt Parkstein<br />
bittere Beschwer<strong>de</strong>. Als Beispiel für damalige Zustän<strong>de</strong> und Schreibweise<br />
(30-jähriger Krieg!) sei eine ihrer Beschwer<strong>de</strong>schriften wörtlich angeführt.<br />
„Hochwohlgeborne, Wohledle, Gestrenge, Veste vnd hochgelehrte, Fürstlicheer<br />
Pfalzgraflicher Durchleucht zu Neuburg Wohlverordnete Herr Hoffmarschalk,<br />
Kanzler und Räthe, gnädige vnd Hochgebil<strong>de</strong>te Herren!<br />
Obwohlen Ew. Gna<strong>de</strong>n und Herrlichkeiten wir mit diesem und an<strong>de</strong>rn beiliegen<strong>de</strong>n<br />
Schreiben contra Hanns Schmiten zu Cromenab zu molestiren gerne verschonet,<br />
so können wir doch aus hochbetränglicher Not nit umgehen, unterthänigst<br />
gehorsams bittend, Ew. Gn. u. H. wollen dies nach Ablesen doch umb<br />
Gottswillen beherzigen.<br />
1. Können wir ihme, Hans Schmidt dahero vor kheinen Verwalter erkennen<br />
o<strong>de</strong>r respektieren, dieweilen er uns durch unsern Erbherrn, <strong>de</strong>m v. Rochau<br />
o<strong>de</strong>r sonsten in an<strong>de</strong>rweg nit vorstellig gemacht wor<strong>de</strong>n noch wir ihm einige<br />
Handgelüb<strong>de</strong> getan, son<strong>de</strong>rn ist vielmehr wißlich, daß, als wir ernannten<br />
unsern Erbherrn in die Pflicht eingetan wor<strong>de</strong>n, er ihm, Schmidten, ganz abgeschafft<br />
und klar gesagt, daß er mit uns nichts zu schaffen hab.<br />
2. Ungeacht <strong>de</strong>ssen hat er sich nach Abweisung gedachts unsers Erbherrn <strong>de</strong>r<br />
Verwaltung über uns gleich angemaßt und solchergestalt diese Zeit hero mit<br />
uns procedirt, wie aus folgen<strong>de</strong>n Punkten zu vernehmen.<br />
3. Als nemblichen, hat er uns gezwungen u. gedrungen, daß wir ein mehreres<br />
bei <strong>de</strong>m Gut Cromenabe scharwerken müssen, als vor alters herkommen gewest<br />
u. die vorhan<strong>de</strong>nen Vrbari Register ausweisen und zwar dieses an <strong>de</strong>n<br />
Werktägen, mit Mehen, Schneidten, Hayen, Ackhern, Fahren u. aller an<strong>de</strong>rn<br />
Pottmäßigkeiten nit allein, son<strong>de</strong>rn er bezwingt uns auch, daß wir ihm an <strong>de</strong>n<br />
Sonn- u. Feiertagen in <strong>de</strong>r Naab Fischen müssen. Dazu er <strong>de</strong>n Pankratz Mayer<br />
und Simon Kreß mit Prügeln hinausgejagt, gleichergestalt <strong>de</strong>n Zehent einführen<br />
müssen.<br />
4. hat er Michael Mayr Tagwerkern und <strong>de</strong>rentwillen mit einem starken Stecken<br />
heftig geschlagen, daß es kaum ein unvernünftig Vieh erdul<strong>de</strong>n können, dieweilen<br />
er ihme täglich umsonst und nichts taglöhnern sollen.<br />
5. Lorentz Legath, unsern Mitnachbarn mit so häftigen Schlägen neben seinem<br />
Weib ganz und gar von Haus und Hof verjagt und dadurch zuweggebracht, daß<br />
seine Schuldner mit ihm einbüßen müssen; an<strong>de</strong>rorten kauft man die Untertanen<br />
viel lieber zu einem solchen Guth, er, Schmidt, aber vertreibt sie mit<br />
seinen harten Schlägen.
6. ebenermaßen hat er sein, <strong>de</strong>s Legatls groß schwangers Leibs gewests Weib,<br />
welches über 5 Wochen nit mehr zu <strong>de</strong>r Geburt Zeit gewest, mit solchen Schlägen<br />
zugesetzt, daß sie eine lange Zeit ganz blau gewest und große Schmerzen<br />
davon getragen.<br />
7. Legath hat all sein Getreid im Sta<strong>de</strong>l u. gemein Fahrnus dahinten gelassen,<br />
so er, Schmidt, alles zu sich genommen u. <strong>de</strong>n Schuldner nicht ein Kreuzer<br />
Wert davon zugelassen.<br />
8. Hansen Dengler, welcher aber nunmehr verstorben, auch mit so harten Streichen<br />
begegnet, mit Füßen in ihn gesprungen u. mit angehabten Sporen gestochen.<br />
9. Simon Keesen wegen einer Maß Schmalz, so er ihm verehren wollen, auch<br />
mit harten Schlägen traktirt und endlich gezwungen, daß er ihm doch 3 Sey<strong>de</strong>l<br />
geben müssen.<br />
10. Adam Tretter zwingen wollen, daß er seine Muttergüter käuflich annehmen<br />
solle, als er sich entschuldigt, daß er’s zur Zeit noch nicht ins Werk setzen<br />
könne, auf ihn gefallen und mit einen großen Stecken geschlagen.<br />
11. Stephan E<strong>de</strong>ll, Müllner, auch über alle Maßen hart u. unbillig geschlagen.<br />
12. Geörg Stauffers Knecht, daß er ihm nicht wie ein Scherch bieten wollen,<br />
nachgeloffen u. heftig geschlagen.<br />
13. Dem an<strong>de</strong>rn Müllner, Stegner genannt, welcher ihm das Mühlwerk fleißig<br />
zugerichtet u. etlich Gul<strong>de</strong>n bei ihm verdient, hernach mit harten Schlägen gelohnet<br />
u. zwar <strong>de</strong>r maßen, daß er <strong>de</strong>n Armb in einem Band tragen müssen.<br />
14. Den alten Schulmeister Philipp Firn auch mit harten Schlägen traktiret u.<br />
<strong>de</strong>nselben zum Wegzug verursachet.<br />
15. Geörg Tretter auch zwingen wollen, daß er nach <strong>de</strong>m Zehent, (so) aber nicht<br />
zum Gut gehörig, son<strong>de</strong>rn ein Bestandzehent zu <strong>de</strong>r Kirche, fahren solle; als er<br />
sich aber <strong>de</strong>ssen geweigert und gesagt, daß er’s nicht schuldig sei; (hat er) an<br />
ihme, Tretter, einen schuldigen Thaler begehrt; als Tretter gesagt, sei ihm<br />
nichts schuldig, er habe ihm vorhin mehr geben müssen, <strong>de</strong>nn er schuldig gewesen<br />
sei; (hat) Schmidt solches wi<strong>de</strong>rsprochen; Tretter gesagt, er wolls erweisen;<br />
Schmidt gere<strong>de</strong>t, sollst mich überweisen (u. hat ihm) gleich 2 Maultaschen<br />
geben u. vom Kugelplatz ein groß Trumm Präts (Brett) gerissen u. unaussprechlich<br />
damit geschlagen, wie das Wahrzeichen noch an ihme zu sehen;<br />
auf solches nun ein Gemein zusammenkommen u. sich beschlossen, daß sie<br />
zum Ampt Parkstein um Schutz gehen wollten; in<strong>de</strong>ssen wäre er, Schmidt, mit<br />
einem Rohr gangen kommen u. sie gefragt, wo sie hingehen wollten; sie ihme<br />
geantwortet: wollen nach Pargstein u. ihn verklagen; er ihnen bei 5 Gul<strong>de</strong>n, 10<br />
Gul<strong>de</strong>n und endlich gar bei 100 Gul<strong>de</strong>n Straff gebotten, nicht dahinzugehen; er<br />
nicht allein, son<strong>de</strong>rn auch die junge Frau u. die Jungfrau ihen <strong>de</strong>n Weg vorgangen<br />
und nicht fortlassen wollen, daß sie gleichsam durch die Naab gehen<br />
müssen“. ... etc.
Trotz Androhung schwerer Strafen fiel es diesen Leuteschin<strong>de</strong>r Schmidt nicht<br />
ein, sich beim Landrichter zu stellen; endlich wur<strong>de</strong> er durch Musketier nach<br />
Parkstein abgeholt; nur mit faulen Ausre<strong>de</strong>n konnte er sich verantworten und<br />
erhielt strengen Verweis und Befehl, sich künftig mit <strong>de</strong>n v. Rochau`schen<br />
Untertanen friedlich zu halten.<br />
1668/69 bei Verkauf <strong>de</strong>r Hofmark von Roschau an Lin<strong>de</strong>nfels gab es neuen<br />
Streit wegen <strong>de</strong>r ungemessenen Fron, <strong>de</strong>r unentschie<strong>de</strong>n blieb; 1688/89 fand er<br />
seine Fortsetzung. Die Bauern behaupteten, „wenn <strong>de</strong>r Vogt in <strong>de</strong>r Erntezeit<br />
nicht gleichzeitig mit ihnen auf <strong>de</strong>n Fel<strong>de</strong>rn schnei<strong>de</strong>n und aufsammeln wolle,<br />
dürften sie alle wie<strong>de</strong>r heimgehen“. Auch diesmal erfolgte keine Entscheidung.<br />
Am 17. Februar 1728 klagt die Anna Sabina Berstmeyerin, verwitwete Schulmeisterin<br />
von <strong>Krummennaab</strong>, nunmehr aber in <strong>de</strong>r Stadt Wey<strong>de</strong>n wohnhaft,<br />
gegen <strong>de</strong>n H. v. Ste. Marie wegen rückständigen Läutkorns. 1/8 Korn habe Herr<br />
v. Lin<strong>de</strong>nfels <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Schul- und Kirchendienern <strong>de</strong>s or<strong>de</strong>ntlichen Geläutes<br />
halber je<strong>de</strong>rzeit ausfolgen lassen. Ste. Marie erwi<strong>de</strong>rt, die Läutgarben seien nur<br />
ein freiwilliges Almosen, keine Pflichtleistung.<br />
1730/31 streitet Ste. Marie mit seinen Untertanen wegen Scharwerk und Fron zu<br />
seinem Sta<strong>de</strong>lbau. Nach Aussage <strong>de</strong>r Untertanen habe noch <strong>de</strong>s v. Lin<strong>de</strong>nfels<br />
Vater sowie die H. H. v. Rochau auf <strong>de</strong>m unteren Schloss gewohnt und wäre<br />
hernach erst (?) das neue mit Hilfe <strong>de</strong>r Untertanen erbaut wor<strong>de</strong>n.<br />
1741 streitet <strong>de</strong>r protestantische Pfarrer För<strong>de</strong>rreuther gegen Ste. Marie wegen<br />
einseitiger Absetzung <strong>de</strong>s protestantischen Kirchenpropstes Veit Glürs.<br />
1731 bis 1741 beschweren sich bei<strong>de</strong> Pfarrer, weil die Herrschaft wi<strong>de</strong>rrechtlich<br />
einen Pfarrweiher, <strong>de</strong>n sogenannten „Himmelsweiher“ (jetzt Bummelweiher)<br />
zum Schloss gezogen. Dieser liege schon einige Jahre ö<strong>de</strong> und könne von <strong>de</strong>n<br />
Pfarrern nicht benützt wer<strong>de</strong>n, da er keinen Zufluss habe.<br />
1789 beschweren sich die Hofmarkshintersassen, wegen saalbuchwidriger<br />
Scharwerk zum Schlossneubau. Beschwer<strong>de</strong>führer sind Urbanus Schrämmel,<br />
Erhardt Fichtner, Thomas Grünbauer und Johann Bartl Rohrer.<br />
Johann Georg v. Grafenstein schreibt am 12. Oktober 1789 u.a. an die Regierung,<br />
„die Bauern wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>rmaligen Zeiten so von Übermut geplagt, daß<br />
sie je<strong>de</strong>r Kleinigkeit wegen Prozeß machen“.<br />
Durch Regierungsbescheid vom 5. August 1791 wer<strong>de</strong>n die Bauern abgewiesen<br />
und angehalten, je<strong>de</strong>r Zeit alle Schloß - Baumaterialien entwe<strong>de</strong>r wechsel-<br />
seitig o<strong>de</strong>r nach Erfor<strong>de</strong>rnis zugleich mit o<strong>de</strong>r nebst <strong>de</strong>m herrschaftlilchen Geschirr<br />
saalbuchmäßig mit helfen einzuführen.<br />
Erst mit Aufhebung <strong>de</strong>r Fron und Ablösung <strong>de</strong>r Reichnisse gemäß Gesetz vom<br />
Jahre 1848 verstummen diese endlosen Klagen.
3. Die Landwirtschaft 1848 <strong>–</strong> 1930<br />
Hatten die Bauern und Gütler von <strong>Krummennaab</strong> durch die Zertrümmerung <strong>de</strong>s<br />
Schlossgutes 1859/61 an Besitz gewonnen, so sollten sie gera<strong>de</strong> zu selbiger<br />
Zeit dieser Besitzvergrößerung nicht recht froh wer<strong>de</strong>n. Zwar hatte die Erbauung<br />
<strong>de</strong>r Ostbahn (1864) bessere Absatzmöglichkeiten und erhöhte Preise<br />
für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse gebracht, allein <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r sogenannten<br />
Grün<strong>de</strong>rzeit, Mitte <strong>de</strong>r siebziger Jahre eintreten<strong>de</strong> Rückschlag wirkte<br />
sich umso schlimmer aus:<br />
Die damaligen Preise (pro Zentner besten Roggens 5 Mark, Haber 4,80 Mark,<br />
Weizen 7 Mark) sanken unter die Gestehungskosten; die Landflucht entführte<br />
immer mehr <strong>de</strong>n bäuerlichen Nachwuchs in die Städte; manche Bauern waren<br />
in ihrer trostlosen Lage <strong>de</strong>n Güterzertrümmerern ausgeliefert.<br />
Die Not zwang zur Selbsthilfe. Die Anfang <strong>de</strong>r neunziger Jahre einsetzen<strong>de</strong><br />
Bewegung (Raiffeisen) zur Besserung <strong>de</strong>r bäuerlichen Verhältnisse fiel auch<br />
hierzulan<strong>de</strong> auf fruchtbaren Bo<strong>de</strong>n dank <strong>de</strong>r zielbewussten Tätigkeit vor allem<br />
zweier hochverdienter Bauernführer Dr. Heim und W. Bauernfeind aus Naab<strong>de</strong>menreuth.<br />
1894 erfolgte daher die Gründung eines Darlehenskassenvereins, <strong>de</strong>r seit<strong>de</strong>m<br />
als Dorfbank durch Verzinsung von Spargel<strong>de</strong>rn und Hingabe von Darlehen,<br />
durch verbilligten Bezug landwirtschaftlicher Bedarfsartikel und günstigen Absatz<br />
landwirtschaftlicher Erzeugnisse, nicht zuletzt durch aufklären<strong>de</strong> Vorträge<br />
über intensivere Bo<strong>de</strong>nbewirtschaftung, <strong>Ein</strong>führung landwirtschaftlicher Maschinen<br />
u.a., Abhaltung von Kursen u.a. überaus segensreich gewirkt hat.<br />
Am 16. September 1929 wur<strong>de</strong> am Bahnhof Reuth ein Lagerhaus eröffnet. Dem<br />
1895 gegrün<strong>de</strong>ten Opf. Christl. Bauernverein gehörten mehrere hiesige Landwirte<br />
seit Jahren an; ebenso <strong>de</strong>m Landwirtschaftlichen Verein.<br />
Die von bei<strong>de</strong>n Vereinen herausgegebenen Zeitschriften, das „Bauernblatt“<br />
und „Das Landwirtschaftlichen Wochenblatt“ trugen wesentlich dazu bei, <strong>de</strong>n<br />
Landwirt mit Verständnis für gesun<strong>de</strong>n Fortschritt zu erfüllen.<br />
Die ehemalige „Winterschule“ in Wei<strong>de</strong>n sowie die Kreislandwirtschaftsschule<br />
in Kemnath zählten auch <strong>Krummennaab</strong>er Bauernsöhne zu ihren Schülern.<br />
Die Absicht <strong>de</strong>r <strong>Krummennaab</strong>er Landwirte, die sumpfigen Naabwiesen sowie<br />
jene am Mayerbach durch Anlage von Gräben und Drainageröhren zu entwässern,<br />
konnte bis heute nicht durchgeführt wer<strong>de</strong>n, vor allem wegen Mangel an<br />
staatlicher Unterstützung.
II. Die Industrie<br />
<strong>Ein</strong> neues soziales Element kam nach <strong>Krummennaab</strong> - Industrie bzw. Fabrikarbeiterstand<br />
<strong>–</strong> mit Errichtung <strong>de</strong>r „Poliermühl“ o<strong>de</strong>r Spiegelfabrik 1717/18.<br />
Der Franzose Louis Anne <strong>de</strong> Ste. Marie Eglise hatte zuerst bei Nürnberg, dann<br />
bei Wil<strong>de</strong>nreuth („Glashütte“) eine Glasfabrik errichtet. Mit Vertrag vom 1. Oktober<br />
1717 pachtete er dann die vom Hofmarksherrn für 600 Gul<strong>de</strong>n beim alten<br />
Schlössl in <strong>Krummennaab</strong> erbaute „Poliermühle“ samt Schlössl, Wohnhaus<br />
und Küchengärtl auf 6 Jahre für 150 Gul<strong>de</strong>n.<br />
Sie maß 35 Schuh in <strong>de</strong>r Länge und 30 in <strong>de</strong>r Breite und war am 15. Januar<br />
1718 vollständig fertig. (Die „Verrerie“ o<strong>de</strong>r Glashütten bei Wil<strong>de</strong>nreuth hatte<br />
auf Kosten <strong>de</strong>s Ste. Marie <strong>de</strong>r „Meister Stock von Wil<strong>de</strong>nreuth“ für 60 Reichstaler<br />
aufgebaut).<br />
Ste. Marie war vorher mit seinem Freund Peter Perge Direktor <strong>de</strong>r Poliermühle<br />
<strong>de</strong>s Dr. Schober bei Nürnberg gewesen.<br />
Er kommt bald mit <strong>de</strong>m Gutsherrn wegen <strong>de</strong>s Wassers aus <strong>de</strong>m Mühlgraben,<br />
wegen Stellung einer Kaution von 100 Reichstalern und Abnahme <strong>de</strong>s Bieres<br />
für die Arbeiterschaft aus <strong>de</strong>r Schlossbrauerin in Streit. In <strong>de</strong>ssen Verlauf erbietet<br />
sich ein Herr Stuffer <strong>de</strong>m v. Lin<strong>de</strong>nfels für die Erlaubnis in <strong>de</strong>r Poliermühle<br />
eine Kunstfarbfabrik einrichten zu dürfen, einen jährlichen Pacht von<br />
400 Gul<strong>de</strong>n (!) zu zahlen.<br />
Ste. Marie konnte sich anfänglich, weil <strong>de</strong>s Deutschen zu wenig kundig, nicht<br />
ohne Beistand bei <strong>de</strong>r Regierung verteidigen. Er schreibt noch 1725 französisch.<br />
Am 12. Oktober 1721 spottet <strong>de</strong>r Nürnberger Stadtsyndikus Senft darüber, dass<br />
Ste. Marie die Wil<strong>de</strong>nreuther Polier <strong>de</strong>r Frau v. Po<strong>de</strong>wils abkaufen und <strong>de</strong>ren<br />
älteren Sohn in die Mitbelehnung nehmen wolle (später heiratet Ste. Marie die<br />
Freiin v. Po<strong>de</strong>wils) „diesem Ritter wird ein solcher Schwager schlecht anstehen,<br />
<strong>de</strong>r wohl mit <strong>de</strong>m A<strong>de</strong>lsstand nichts anzustellen haben wird und <strong>de</strong>ssen<br />
Profession ihm schwerlich anstehen wird für einen <strong>de</strong>utschen Cavalier“.<br />
Auch v. Lin<strong>de</strong>nfels sagt einmal, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche turniermassige A<strong>de</strong>l wer<strong>de</strong> durch<br />
<strong>de</strong>n Degen o<strong>de</strong>r die Fe<strong>de</strong>r erworben bei Kaisern, Königen und Kurfürsten, nicht<br />
aber durch Geld und <strong>de</strong>rgleichen <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen A<strong>de</strong>l unanständige Profession;<br />
in Frankreich könne man <strong>de</strong>n A<strong>de</strong>lsbrief um 500 französische Frank erkaufen.<br />
Allein Ste. Marie setzte sich durch; er zieht nach und nach 40 Arbeiter nach<br />
<strong>Krummennaab</strong> <strong>–</strong> für die am „Anger“ eine neue Siedlung entsteht (siehe Beschreibung<br />
<strong>de</strong>r Anwesen) und erzielt so gute <strong>Ein</strong>nahmen, dass er 1724/25 <strong>de</strong>m<br />
Obrist v. Lin<strong>de</strong>nfels seine Hofmark <strong>Krummennaab</strong> abkaufen kann.<br />
Unter <strong>de</strong>r Kanzel <strong>de</strong>r Simultankirche liegt dieser erste Industrielle von <strong>Krummennaab</strong><br />
begraben.
(Die Überlieferung weiß zwar von einem mittelalterlichen Eisenhammer zu<br />
<strong>Krummennaab</strong> zu berichten, in <strong>de</strong>n zahlreichen Akten <strong>de</strong>s opf. Hammerwesens<br />
verlautet jedoch davon keine Silbe).<br />
Als Glasschleifer und Polierer begegnen uns im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt die Namen<br />
Beimler, Ha<strong>de</strong>rer, Lidl, Pellmann, Lampl, Fe<strong>de</strong>rl, Armer, Heining, Bauer, Neubauer,<br />
Nirnberger, Arnold, Braun, Neibert, Wittmann, Witt, Dost, Hirschmann.<br />
Die weiteren Besitzer <strong>de</strong>r „Poliere“ siehe in nachfolgen<strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>r<br />
Anwesen unter Haus Nr. 15!<br />
Das Jahr 1897 bezeichnet zweifelsohne einen Markstein in <strong>de</strong>r neueren Entwicklung<br />
unseres Dorfes. Aus <strong>de</strong>n „Ruinen“, die nach <strong>de</strong>r Zertrümmerung <strong>de</strong>s<br />
Rittergutes zurückgeblieben, sollte neues Leben erblühen. Nicht nur das alte<br />
Dorfbild sollte sich jetzt wesentlich än<strong>de</strong>rn, auch im Wirtschaftsleben, in <strong>de</strong>r<br />
sozialen Schichtung <strong>de</strong>r Bevölkerung sollte sich eine be<strong>de</strong>utsame Wandlung<br />
vollziehen, <strong>de</strong>r auch Kirche und Schule Rechnung zu tragen hatten.<br />
Wenzeslaus Mannl, <strong>de</strong>r vorher im Kernland <strong>de</strong>r bayerischen Porzellanindustrie,<br />
in Selb und Mitterteich tätig gewesen, erstand bei Versteigerung <strong>de</strong>r durch<br />
Beer, Erbendorf und Lehner, <strong>Krummennaab</strong> erworbenen Konkursmasse<br />
Gmeinhardt u. Frabe <strong>de</strong>n Großteil <strong>de</strong>r ehemaligen Schlossgebäudlichkeiten für<br />
22.000 Mark.<br />
Gebäu<strong>de</strong> ...<br />
Technische <strong>Ein</strong>richtungen (45) ...<br />
Arbeiterschaft ...<br />
Erzeugnisse ...<br />
Krisen ..<br />
Besitzer ...
III. Das Handwerk und Gewerbe<br />
Noch besteht das bis ins Mittelalter zurückreichen<strong>de</strong> Dorfwirtshaus (Nr. 2), das<br />
1902 völlig umgebaut, um ein Nebenzimmer, Saal, mehrere Frem<strong>de</strong>nzimmer,<br />
Schlachthaus u.a. erweitert wur<strong>de</strong>. Dazu die Restauration „zur Porzellanfabrik“<br />
(seit 1897 Besitzer Firma W. Mannl), die seit <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>s Achtstun<strong>de</strong>ntages<br />
ihre ehemalige Be<strong>de</strong>utung als Fabrikkantine eingebüßt hat.<br />
Die alte Dorfmühle samt Schneidsäge besteht heute noch; einem vor wenigen<br />
Jahren betätigten Umbau <strong>de</strong>s Sägewerks soll auch die <strong>Ein</strong>richtung einer Kunstmühle<br />
folgen.<br />
Die Dorfschmie<strong>de</strong>, seit über zwei Jahrhun<strong>de</strong>rten bei <strong>de</strong>r Familie Klüher (Klier),<br />
hat in vergangenen Jahren manches beachtenswerte Erzeugnis <strong>de</strong>r Schmie<strong>de</strong>kunst<br />
hervorgebracht und genießt heute noch in dieser wie im Hofbeschlag Ansehen.<br />
In einer „Schmidtrechnung“ <strong>de</strong>s Bartl Klier vom 29. April 1725 heißt es:<br />
„<strong>de</strong>n 4 Pfer<strong>de</strong>n das Maul gebutzt und <strong>de</strong>nselben zu A<strong>de</strong>r gelassen 1 Gul<strong>de</strong>n“.<br />
Das Weberhandwerk, Jahrhun<strong>de</strong>rte lang in mehreren Familien vertreten, ist mit<br />
Aufhören <strong>de</strong>s Flachsbaues und Spinnen, mit <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>r Baumwollwaren<br />
und namentlich infolge <strong>de</strong>r neuzeitlichen Tuchfabriken brotlos gewor<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>r<br />
am 10. Februar 1922 im Alter von 87 Jahren verstorbenen Weber Johann Käs<br />
war <strong>de</strong>r letzte <strong>Krummennaab</strong>er Weber; <strong>de</strong>r letzte zugleich seiner Zunft wie<br />
seines Geschlechts.<br />
Auch die alten Schnei<strong>de</strong>rfamilien in <strong>Krummennaab</strong> sind ausgestorben und es<br />
ist bis heute kein Ersatz eingetreten, während die Schuhmacherei, wenn auch<br />
nur durch Zuwan<strong>de</strong>rung, sich erhalten hat.<br />
Für die Befriedigung <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Bedürfnisse in Küche und Haushalt sorgen<br />
heute fünf Gemischtwarenhandlungen; von <strong>de</strong>n alten Dorfkrämerfamilien hat<br />
sich keine erhalten.<br />
Solange die Katholiken katholischer seits nur je<strong>de</strong>n 3. Sonntag Gottesdienst im<br />
Orte hatten und zum Gottesdienst und Sakramentesempfang häufig nach Erbendorf<br />
mussten, wur<strong>de</strong>n dort viele <strong>Ein</strong>käufe getätigt, die heute am Orte erledigt<br />
wer<strong>de</strong>n können; für kleinere Besorgungen ist immer noch die Stadtbötin<br />
da, eine schwache Erinnerung an einst, da <strong>de</strong>r „Bote“ vor allem landwirtschaftliche<br />
Erzeugnisse, Eier, Butter, Schmalz u.a. aufkaufte und in <strong>de</strong>r Stadt absetzte,<br />
seit<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Marktzwang für die Dörfer gefallen war.<br />
<strong>Ein</strong> Arbeiter-Konsumverein bestand dahier einige Jahre lang. An sonstigen<br />
Handwerkern sind noch vertreten: Maurer 4, Zimmermann 2, Wagner 2, Schreiner<br />
(mit Maschinenbetrieb) 1.<br />
Die Handwerker waren seit <strong>de</strong>m Mittelalter bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt in Zünften<br />
geeinigt. Die Landmeister <strong>de</strong>r Dörfer, auch von <strong>Krummennaab</strong>, waren nach<br />
Erbendorf eingezünftet, hatten dort ihre Zunftla<strong>de</strong>n, ihren Jahrtag, ihre Zunftordnung<br />
und unterstan<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m dortigen Richteramt. Erst im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
bil<strong>de</strong>ten sich eigene Landmeister-Zünfte, die sich von <strong>de</strong>r Erbendorfer Zunft<br />
trennten. 1825 erfolgte die Auflösung <strong>de</strong>r Zünfte, seit <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>r allge-
meinen Gewerbefreiheit 1868 bil<strong>de</strong>ten sich sog. Genossenschaften, seit 1881<br />
die <strong>de</strong>rzeitigen Innungen, <strong>de</strong>nen auch unsere dörflichen Handwerker ausnahmslos<br />
angehören.<br />
Die städtischen Zünfte wachten eifersüchtig über ihre Rechte. 1592, als Friedrich<br />
Ludwig v. Rochau Besitzer <strong>de</strong>s Ritterguts und <strong>de</strong>r Hofmark <strong>Krummennaab</strong><br />
gewesen (46), hatte wie sein Bru<strong>de</strong>r Hanns Joachim am 28. März 1595 an <strong>de</strong>n<br />
kurpf. Landschreiber „Lukas Reutter zu Wey<strong>de</strong>n“ berichtet, „<strong>de</strong>r Wirth daselbsten<br />
(<strong>Krummennaab</strong>) einen Schnei<strong>de</strong>r zu Rötenbach zu seiner Arbeit gebraucht,<br />
obwohl er zuvor <strong>–</strong> doch aus keiner genötigten Gerechtigkeit <strong>–</strong> einen<br />
Schnei<strong>de</strong>r von Erbendorf zu solcher Arbeit begehrt, aber keinen vermögen<br />
können; da sind die Erbendorfer Schnei<strong>de</strong>r, 15 stark, mit Gewalt herausgefallen<br />
und (haben) in Abwesenheit meines Bru<strong>de</strong>rs solchen Schnei<strong>de</strong>r im Wirtshaus,<br />
gleichfalls kurz hernach einen an<strong>de</strong>ren Schnei<strong>de</strong>r bei meinen Untertanen gesucht,<br />
aber nicht gefun<strong>de</strong>n; auch mitten im Dorf einen Pistolenschuss, welches<br />
nur für Spott und Trutz zu verstehen, getan; <strong>de</strong>ssen mein Bru<strong>de</strong>r sich beschwert<br />
...“<br />
Im Weidauer Vertrag (47) vom 11. Juli 1607 wur<strong>de</strong> u.a. auch diese Beschwer<strong>de</strong><br />
behan<strong>de</strong>lt: die Erbendorfer hätten diesen Störer nur mit Verwissen <strong>de</strong>s Gemeinschaftlichen<br />
Landrichters und <strong>de</strong>s Hofmarksherrn o<strong>de</strong>r Verwalters holen<br />
dürfen; durch die zwischen Pfalz-Neuburg und Kurpfalz vereinbarte Polizei-<br />
bzw. Schnei<strong>de</strong>rordnung wur<strong>de</strong> diese Beschwer<strong>de</strong> erledigt.<br />
1843 (48) gab es in <strong>Krummennaab</strong> noch 12 gewerbliche Familien: 3 Weber,<br />
2 Schuhmacher, 1 Schnei<strong>de</strong>r, 2 Maurer, 1 Müller, 1 Wirt, 1 Polierbesitzer, 1<br />
Glasschleifer.
Kirchen- und Schulgeschichte<br />
I. Mittelalter<br />
Hand in Hand mit <strong>de</strong>r Besiedlung <strong>de</strong>s Nordgaues ging die <strong>Ein</strong>richtung <strong>de</strong>s<br />
Kirchenwesens. Die eingewan<strong>de</strong>rten Baiern waren <strong>–</strong> wenigstens äußerlich <strong>–</strong><br />
christlich. In <strong>de</strong>n Herzen allerdings wucherte noch Jahrhun<strong>de</strong>rte lang heidnischer<br />
Irrwahn und Aberglaube. Eigentliche Missionsarbeit aber war nur dort<br />
zu leisten, wo vereinzelte Siedlungen heidnischer Slawen bestan<strong>de</strong>n. Wie die<br />
Besatzung und Besiedlung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s von <strong>de</strong>n lan<strong>de</strong>sherrlichen Burgen aus<br />
für einen weiten Umkreis erfolgte, so entwickelten sich auch die ältesten, vom<br />
Lan<strong>de</strong>sherrn o<strong>de</strong>r Bischof gegrün<strong>de</strong>ten Pfarreien (= Ur-Pfarreien) aus weit ausgemessenen<br />
Seelsorgesprengeln. <strong>Ein</strong>e solche Urpfarrei war in <strong>de</strong>r heutigen<br />
Nordoberpfalz Windischeschenbach (49).<br />
Dort hatten Benediktiner <strong>de</strong>s Regensburger Domklosters St. Emmeram wohl<br />
um 950 das erste Kirchlein zu Ehren ihres Klosterpatrons St. Emmeram gegrün<strong>de</strong>t.<br />
Spätestens 975, als <strong>de</strong>r hl. Bischof Wolfgang die bisherige Personalunion<br />
von Bischofsitz und Abtei aufhob, in<strong>de</strong>m er <strong>de</strong>m Kloster einen eigenen<br />
Abt gab, grün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Bischof die Pfarrei Windischeschenbach, eine Großpfarrei,<br />
aus <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahrhun<strong>de</strong>rten die A<strong>de</strong>lspfarreien Erbendorf,<br />
Falkenberg, Wiesau, Thumsenreuth und die Kuratie <strong>Krummennaab</strong> hervorgingen.<br />
Als Grün<strong>de</strong>r hatte <strong>de</strong>r Bischof auch das Patronats (Besetzungs)recht auf die<br />
Pfarrei; 1379 vertauschte er dieses an die Landgrafen von Leuchtenberg gegen<br />
<strong>de</strong>ren Pfarrei Teunz (50). Als die Landgrafen ihre Herrschaft Neuhaus b.W. an<br />
das Reichsstift Waldsassen verkauften, kam an dieses auch das Besetzungsrecht<br />
auf die Pfarrei Windischeschenbach (i.J. 1515). Und als 1537 die Kurpfalz<br />
das Stiftland an sich riss, bekam sie damit auch die Pfarrei Windischeschenbach,<br />
die damit <strong>de</strong>m mehrfach durch <strong>de</strong>n kurpfälzischen Lan<strong>de</strong>sherren erzwungenen<br />
Religionswechsel verfiel.<br />
Innerhalb <strong>de</strong>r Eschenbacher Großpfarrei wur<strong>de</strong>n im 11. und 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
Kapellen gegrün<strong>de</strong>t, meist durch die dortigen A<strong>de</strong>ligen zunächst als <strong>de</strong>ren<br />
Burgkapellen: St. Veit in Alt-Erbendorf (= Altenstadt), St. Pankratius in Falkenberg,<br />
St. Michael in Wiesau, St. Ägid in Thumsenreuth, St. Nikolaus in Bernstein<br />
und St. Leonhard in <strong>Krummennaab</strong>.<br />
Im Pfarreienverzeichnis <strong>de</strong>s Bistums Regensburg vom Jahre 1326 (51) erscheinen<br />
unter <strong>de</strong>m Dekanat (Kirchen-)Tumpach neben <strong>de</strong>r Pfarrei (W-) Eschenbach<br />
die Pfarreien „Pisa, Ermdorf, Valchenberch, Turrensreut“ (= Thumsenreuth).<br />
<strong>Krummennaab</strong> erhielt eine eigene Seelsorgestelle erst um 1440.<br />
In <strong>de</strong>r Bistumsbeschreibung von 1438 (52) ist sie noch nicht genannt, wohl<br />
aber im Dombauregister von 1459 („Crumnab“). Die a<strong>de</strong>ligen Trautenberger auf<br />
Reuth waren die Hauptstifter; aber auch die Notthafft zu <strong>Krummennaab</strong> und die<br />
Redwitze auf Burggrub müssen zur Stiftung beigetragen haben; darum umfasste<br />
auch <strong>de</strong>r neue Pfarrsprengel die Orte <strong>Krummennaab</strong>, Reuth, Steinbühl<br />
und Burggrub. Da die A<strong>de</strong>ligen von Lehen und Trautenberg sich nicht beteilig-
ten, gehörten diese Orte auch fernerhin zur Pfarrei Thumsenreuth (bei <strong>de</strong>r sie<br />
katholischerseits bis 1920, protestantischerseits bis heute verblieben).<br />
Den Grundstock <strong>de</strong>r Pfarrstiftung bil<strong>de</strong>te neben <strong>de</strong>m <strong>–</strong> östlich <strong>de</strong>r Kirche gebauten<br />
Pfarrhof <strong>–</strong> die dazu geschenkten Grunstücke:<br />
a) Pfarrfel<strong>de</strong>r: ... (siehe auf Seite 66 im Original!)<br />
b) Pfarrwiesen: ...<br />
c) Pfarrweyer: ...<br />
d) Dazu kam <strong>de</strong>r „Getrei<strong>de</strong>zehnten zu Steinpühel, Crummenabe und Grub“;<br />
ferner war <strong>de</strong>r Pfarrer inkorporiert ein<br />
e) Söl<strong>de</strong>ngütlein ...<br />
die Pfarrpfrün<strong>de</strong> war also von <strong>de</strong>n Stiftern genügend ausgestattet.<br />
Außer Kirche und Pfarrei hatten die Grün<strong>de</strong>r auch für Anstellung eines „Schulmeisters<br />
o<strong>de</strong>r Kirchners“ gesorgt, <strong>de</strong>mselben ebenfalls Fel<strong>de</strong>r und Wiesen sowie<br />
Brenn- und Bauholz zugewiesen; außer<strong>de</strong>m bezog er von <strong>de</strong>n <strong>Ein</strong>gepfarrten<br />
Orgelkorn, Weihnachtssinggeld und Fastenspeise.<br />
Das Besetzungsrecht auf Pfarrei und Schuldienst hatten bis 1583 die Trautenberger,<br />
dann die jeweiligen Inhaber <strong>de</strong>r Hofmark <strong>Krummennaab</strong>, jedoch für<br />
letzteren im Benehmen mit <strong>de</strong>m Pfarrer.<br />
Da noch die heutige ev.-luth. Pfarrkirche, wenn auch noch <strong>de</strong>m Brand von 1731<br />
in manchem verän<strong>de</strong>rt, doch im Grundriss, mit ihren Strebepfeilern und Spitzbogenfenstern<br />
auf das 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt zurück geht, dürfte bei Gründung <strong>de</strong>r<br />
Pfarrei auch ein Kirchenneubau im gotischen Stil erfolgt sein. Vielleicht war die<br />
ältere Kirche <strong>de</strong>m Ansturm <strong>de</strong>r Hussiten (1433) zum Opfer gefallen. Bei dieser<br />
Gelegenheit wur<strong>de</strong> auch die Kirche U. L. Frau geweiht, St. Leonhard dagegen<br />
Patron <strong>de</strong>s Nebenaltars.<br />
Um 1436 ist Kaspar Trautenberger zu Reuth als Letzter seiner Linie gestorben<br />
(53). Es wäre wohl möglich, dass er vorher o<strong>de</strong>r letztwillig <strong>–</strong> wie das so oft geschah<br />
<strong>–</strong> sich und seinem Geschlecht ein Denkmal setzen wollte, durch Errichtung<br />
<strong>de</strong>r Pfarrei, Schule und Neubau <strong>de</strong>r Kirche.<br />
Vielleicht haben auch die verschie<strong>de</strong>nen Trautenberger, Notthafft und Redwitz,<br />
die gera<strong>de</strong> damals <strong>–</strong> Mitte <strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts <strong>–</strong> <strong>de</strong>m geistlichen Stan<strong>de</strong> angehörten,<br />
die Stiftung mit beeinflusst. So war Hanns Trautenberger (+ 1473), <strong>de</strong>ssen<br />
Bru<strong>de</strong>r Erhard (zu Lehen) genannten Kaspars einzige Tochter geehelicht<br />
und damit die Hälfte <strong>de</strong>s Gutes Reuth geerbt hatte, damals Prämonstratenser<br />
im Stift Speinshart; Niklas II. Notthafft mit <strong>de</strong>m um diese Zeit die älteste Notthafft`sche<br />
Linie ausstarb, war Domherr zu Regensburg; ebenso Conrad Notthafft<br />
(+ um 1438); am 9. Oktober 1463 starb zu Regensburg als Senior <strong>de</strong>s<br />
Domkapitels Niclas v. Redwitz sen., 1460 war Niclaus Redwitz jun. Ebenfalls als<br />
Domherr gestorben, bei<strong>de</strong> hatten kirchliche Stiftungen gemacht (54).<br />
Um 1440 also dürfte die Pfarrei <strong>Krummennaab</strong> entstan<strong>de</strong>n sein. Dass sie auch<br />
fernerhin in gewisser Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Mutterpfarrei Windischeschenbach<br />
blieb; eine sog. Zupfarre o<strong>de</strong>r Filiale im weiteren Sinne davon bil<strong>de</strong>te, zeigt das<br />
Generalvisitationsprotokoll v. J. 1526 (55), wo unter <strong>de</strong>m Dekanat „Kembnat“
aufgeführt ist: „Krumenab Georgius Gaintzer <strong>de</strong> Windisch Eschenpach primissarius<br />
ecclesie filiatlis in Krumbnab parochie Windischeschenpach. Habet omnibus<br />
annis omnibus computationibus et ex cultura agrorum non ultra 20 fl“.<br />
(Georg Gaintzer, gebürtig aus Windischeschenbach hatte in <strong>de</strong>r „Filiale“ <strong>Krummennaab</strong><br />
seinen Sitz als Frühmesser; an jährlichen <strong>Ein</strong>nahmen aus Reichnissen<br />
und Pfarrgrün<strong>de</strong>n hatte er nicht mehr als 20 Gul<strong>de</strong>n).<br />
Mehr erfahren wir nicht über diese mittelalterliche Pfarrei <strong>Krummennaab</strong>. Auch<br />
eine Pfarrschule begegnet uns bereits zu Ausgang <strong>de</strong>s Mittelalters in <strong>Krummennaab</strong>.
II. Glaubenswechsel (56) und Simultaneum<br />
Beim Glaubenswechsel <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts galt, beson<strong>de</strong>rs seit <strong>de</strong>m Augsburger<br />
Religionsfrie<strong>de</strong>n vom Jahre 1555 <strong>de</strong>r Grundsatz: „Cuius regio, eius et<br />
religio“, d.h. <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sherr konnte sein Glaubensbekenntnis auch seinen<br />
Untertanen vorschreiben.<br />
Die <strong>Ein</strong>stellung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sherren <strong>de</strong>s Gemeinschaftsamtes Parkstein-Wei<strong>de</strong>n<br />
(wohin <strong>Krummennaab</strong>, Burggrub, Thumsenreuth, Erbendorf, Siegritz gehörten)<br />
war eine an<strong>de</strong>re als jener <strong>de</strong>s kurpfälzischen Amts Wal<strong>de</strong>ck (mit Trautenberg,<br />
Lehen, Reuth, Frie<strong>de</strong>nfels jenseits <strong>de</strong>s Grenzbaches).<br />
Der Herzog von Pfalz Neuburg, Ottheinrich schrieb 1542 allen Untertanen die<br />
Ausübung <strong>de</strong>r „Augsburger Konfession“ d.h. <strong>de</strong>s Luthertums, 1543 eine neue<br />
Kirchenordnung vor, wogegen <strong>de</strong>r kurpfälzische Mitbesitzer, Ludwig VI. nichts<br />
einzuwen<strong>de</strong>n hatte.<br />
Als sich Ottheinrich <strong>de</strong>m schmalskaldischen Bun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lutherfreun<strong>de</strong> angeschlossen,<br />
wur<strong>de</strong> sein Land 1546 <strong>–</strong> 1552 vom Kaiser besetzt und vorübergehend<br />
die kath. Religion wie<strong>de</strong>r eingeführt. Doch 1554, verhilft Ottheinrich,<br />
seit 1556 auch Herr <strong>de</strong>r Kur-Oberpfalz, wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Luthertum zum Siege, <strong>de</strong>m<br />
auch seine Nachfolger, Herzog Wolfgang (<strong>de</strong>r 1560 eine neue Kirchenordnung<br />
einführte) und Philipp Wilhelm (seit 1569) huldigten.<br />
Dagegen suchten die kurpfälzischen Mitbesitzer <strong>de</strong>s Gemeinschaftsamtes,<br />
Kurfürst Friedrich III. (1559 <strong>–</strong> 1576) und Casimir (1583 <strong>–</strong> 1610) wie ihren oberpfälzischen<br />
Untertanen, so auch jenen <strong>de</strong>s Gemeinschaftsamtes ihren Kalvinismus<br />
aufzuzwingen, jedoch vergeblich. Kurfürst Ludwig VI. (1576 <strong>–</strong> 1583)<br />
und Friedrich VI. (1610 <strong>–</strong> 1620) waren lutherisch eingestellt.<br />
Vom damaligen Pfarrer von <strong>Krummennaab</strong> (luth.) heißt es in <strong>de</strong>r Visitation von<br />
1576, er habe zwar nicht weniger als 7 Jahre in Wittenberg studiert, aber im<br />
Examen „sehr übel respondiert“ (geantwortet). Auch habe er in zwei Jahren<br />
nicht mehr kommuniziert. Die <strong>Krummennaab</strong>er Kirche war damals sehr baufällig,<br />
so dass <strong>de</strong>r Pfarrer bei Regen nicht auf <strong>de</strong>m Predigtstuhl, die Leute nicht<br />
in <strong>de</strong>n Bänken stehen konnten. Als Brauch wird erwähnt, dass die „Kindlmahle“<br />
(Taufschmaus) zwei Tage dauerten.<br />
Die Trautenberger auf Reuth, als Besitzer <strong>de</strong>s „Kirchlehens“ (<strong>de</strong>r“Pfarrei“)<br />
<strong>Krummennaab</strong>, wur<strong>de</strong>n alsbald lutherisch und ersetzten ihren kath. Pfarrer<br />
durch einen luth. Prädikanten; als solcher ist im Visitationsprotokoll 1557<br />
Johann Reschel bezeugt, „noch im Papsttum zu Kulmbach ordiniert“; er beklagt<br />
sich, dass er noch nicht einmal die neue Kirchenordnung erhalten; ihm<br />
folgte 1579 Laurentius Wolff, 1581 M. Justus Blochius.<br />
Von <strong>de</strong>n damaligen <strong>Krummennaab</strong>er Hofmarksherren waren die Notthafft<br />
lutherisch, die Wisbeck (seit 1564) kalvinisch, die v. Rochau (seit 1571) lutherisch.<br />
Am 8. Juli 1583 verkauft Heinrich v. Trautenberg auf Reuth sein Kirchlehen<br />
<strong>Krummennaab</strong>, nämlich die Pfarrei (das Patronatsrecht), Pfarrhof, Schulhaus,
Pfarrwiddum mit allen ihren Zugehörungen an <strong>de</strong>n damaligen Besitzer <strong>de</strong>r Hofmark<br />
<strong>Krummennaab</strong> Georg v. Rochau; nur Kirchstuhl, Erbbegräbnis in <strong>de</strong>r<br />
Pfarrkirche und gewisse Gottesdienste in <strong>de</strong>r Reuther Schlosskapelle wer<strong>de</strong>n<br />
ausbedungen; <strong>de</strong>r Kaufpreis betrug 470 rheinische Gul<strong>de</strong>n und 20 Gul<strong>de</strong>ntaler<br />
Leikauf.<br />
Wegen ihrer Be<strong>de</strong>utung folgt diese Urkun<strong>de</strong> im Wortlaut am Schlusse dieses<br />
Buches. Luth. Pfarrer zu <strong>Krummennaab</strong> war 1603 <strong>–</strong> 1615 Thomas Grüner, <strong>de</strong>r<br />
dann Propst in Erbendorf wird, 1615 <strong>–</strong> 1627 Wolfgang Härtl.<br />
Am 25. April 1597 starb zu Reuth Wolf Christoph, <strong>de</strong>r letzte <strong>de</strong>r Trautenberger,<br />
dieses um <strong>Krummennaab</strong> so verdienten Geschlechts und wur<strong>de</strong>, wie 1584 sein<br />
Vater Heinrich in <strong>de</strong>r Kirche zu <strong>Krummennaab</strong> beigesetzt; an <strong>de</strong>r Südwand <strong>de</strong>s<br />
Chores (zwischen Sakristei und Kanzel) befin<strong>de</strong>t sich sein Grabmal aus Quarz<br />
(2,05 m hoch): im Feld hält ein Engel einen Kranz; ringsherum sind 16 Ahnenwappen.<br />
Seine 1603 verstorbene Witwe Amalia vermachte letztwillig <strong>de</strong>r <strong>Krummennaab</strong>er<br />
Kirche ihr Bahrtuch (nach Abnahme <strong>de</strong>r Wappen).<br />
1623 erhielt <strong>de</strong>r katholische Bayernherzog Maximilian, <strong>de</strong>r Sieger am Weißen<br />
Berg, vom Kaiser zunächst pfandweise, 1628 endgültig die Kur-Oberpfalz; als<br />
Mitbesitzer <strong>de</strong>s Gemeinschaftsamtes wur<strong>de</strong> er somit auch Lan<strong>de</strong>sherr für<br />
<strong>Krummennaab</strong> und <strong>–</strong> da <strong>Krummennaab</strong> noch dazu kurpfälzisches, nunmehr<br />
also oberpfälzisch - baierisches Lehengut war, so hatte Maximilian als Lehensherr<br />
erst recht <strong>Ein</strong>fluss auf die Untertanen in Religionssachen:<br />
Mit Hilfe <strong>de</strong>r Jesuiten, <strong>de</strong>nen er die oberpfälzischen Pfarreien übergab, suchte<br />
er das Volk wie<strong>de</strong>r zum katholischen Glauben ihrer Väter zurück zu führen (57).<br />
Sein Vizekanzler Simon v. Labrique ging energisch vor: neben <strong>de</strong>n übrigen<br />
Pfarrern <strong>de</strong>s Gemeinschaftsamtes wur<strong>de</strong> auch <strong>de</strong>r <strong>Krummennaab</strong>er auf <strong>de</strong>m<br />
23. August 1627 nach Floß vorgela<strong>de</strong>n und ihm seine Absetzung eröffnet; nicht<br />
sofort trat <strong>de</strong>r Hofmarks- und Patronatsherr Weickart v. Rochau zum kath.<br />
Glauben über; doch 1628 bereits tat er diesen Schritt als einer <strong>de</strong>r Ersten vom<br />
A<strong>de</strong>l; Ostern 1629 folgten die meisten A<strong>de</strong>ligen <strong>de</strong>r Umgebung, so Wolfheinrich<br />
v. Trautenberg auf Lehen, die Witwe <strong>de</strong>s Hans v. d. Grün auf Trautenberg und<br />
Burggrub, Veit Fr. v. Saurzapf zu Burggrub, während Hanns Ludwig v. Saurzapf<br />
auf Steinbühl beim luth. Glauben verharrte und diesen durch seinen gleichgesinnten<br />
Sohn Erdmann Christoph Ludwig auf Burggrub <strong>de</strong>m ganzen Geschlechte<br />
erhielt; <strong>de</strong>r kalvinische Pankratz v. d. Grün auf Burggrub, <strong>de</strong>r alte<br />
Georg. Fr. v. Unruhe auf Reuth, Hanns Georg v. d. Grün auf Trautenberg zogen<br />
die Auswan<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Bekehrung zum kath. Glauben vor.<br />
Die Pfarrei <strong>Krummennaab</strong> wur<strong>de</strong> seit 1627 von <strong>de</strong>n Jesuiten von Erbendorf aus<br />
versehen, dann aber vom Pfarrer von Windischeschenbach, <strong>de</strong>r <strong>Krummennaab</strong><br />
gerne wie<strong>de</strong>r als Filiale haben wollte.<br />
1620 hatten die Jesuiten vor <strong>de</strong>n anrücken<strong>de</strong>n sächsischen (= prot.) Truppen<br />
flüchten müssen. Die <strong>Krummennaab</strong>er Untertanen waren damals größtenteils<br />
katholisch. In jahrelanger Abwesenheit <strong>de</strong>r kath. Gebrü<strong>de</strong>r v. Rochau wer<strong>de</strong>n<br />
sie 1638 <strong>–</strong> 1642 von einem luth. Leuntnant Hanns Schmidt aus Kirchenlamitz,<br />
<strong>de</strong>r sich die Verwaltung <strong>de</strong>r Hofmark anmaßt, auf alle Weise schikaniert; bewegliche<br />
Beschwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s kath. Pfarrers Wolfgang Egetter von Windisch-
eschenbach, <strong>de</strong>s <strong>Krummennaab</strong>er kath. „Schuldieners“ (= Lehrers) Philipp Firn<br />
und <strong>de</strong>r ganzen „Gemein“ gehen an <strong>de</strong>n kath. Herzog von Neuburg und seinen<br />
Parksteinischen Landrichter <strong>de</strong> la Haye.<br />
U. a. klagen die <strong>Krummennaab</strong>er, dass dieser „Fabelhanns“ <strong>–</strong> wie sie ihn wegen<br />
seiner Lügenhaftigkeit nannten, ihren H. Pfarrer vertrieben, so dass er<br />
nicht mehr Gottesdienst bei ihnen halten wolle; ebenso <strong>de</strong>n Schulmeister zum<br />
Wegzug gezwungen, viele Untertanen verprügelt, sie in ihren Rechten ge-<br />
schmälert usw. Habe auch die Untertanen, um sie mürbe zu machen, mit<br />
<strong>Ein</strong>quartierungen belegt, nämlich je<strong>de</strong>n Bauer mit 2 <strong>–</strong> 3 Mann, je<strong>de</strong>n Köbler mit<br />
1, die Schule und <strong>de</strong>n Pfarrhof je mit 3 Mann.<br />
Der „große Unfried“ <strong>de</strong>s 30-jährigen Krieges (1618 <strong>–</strong> 1648) brachte außer diesen<br />
Glaubenskämpfen und Drangsalierungen durch solche Verwalter auch für<br />
<strong>Krummennaab</strong> Pest, Hungerszeiten, Truppenplün<strong>de</strong>rungen u.a. mit sich.<br />
Nach <strong>de</strong>m Westfälischen Frie<strong>de</strong>nsschluss 1649 suchte <strong>de</strong>r Sulzbacher Herzog<br />
auch das Gemeinschaftsamt wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Luthertum zu gewinnen und verlangte<br />
die Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>s luth. Bekenntnisses auf Grund <strong>de</strong>s sog. Normaljahres<br />
1624; durch die Obersten <strong>de</strong>s Fränkischen Kreises wur<strong>de</strong>n auch, mit<br />
Hilfe <strong>de</strong>r noch in Wei<strong>de</strong>n gelegenen schwedischen Besatzung die kath. Geistlichen<br />
vertrieben und lutherische eingesetzt; in <strong>Krummennaab</strong> wur<strong>de</strong> Johann<br />
Adam Dümler durch <strong>de</strong>n sulzbachischen Landrichter v. Ehrnstein und <strong>de</strong>n<br />
Superinten<strong>de</strong>nten Clausnitzer angestellt.<br />
Erst als sich herausstellte, dass im Gemeinschaftsamt, wo <strong>de</strong>r kalvinische Kurfürst<br />
v. d. Pfalz und <strong>de</strong>r kath. Herzog v. Neuburg Mitbesitzer waren und noch<br />
dazu <strong>de</strong>r lutherische Herzog v. Sulzbach Namens seines Neuburger Bru<strong>de</strong>rs<br />
regierte, das Normaljahr keine Berechtigung habe, vielmehr bei <strong>de</strong>r Verschie<strong>de</strong>nheit<br />
<strong>de</strong>s Bekenntnisses <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sherren freie Religionsausübung am<br />
Platze sei, befahl diese <strong>de</strong>r Kaiser, <strong>de</strong>r kath. Neuburger Herzog verlangte<br />
Gleichberechtigung seiner kath. Untertanen.<br />
Allein erst mehrere Verträge führten zu einer <strong>Ein</strong>igung: Am 22. Februar 1652<br />
schlossen Christian August v. Sulzbach und <strong>de</strong>r Neuburger Erbprinz Philipp<br />
Wilhelm <strong>de</strong>n Kölner Vergleich, durch <strong>de</strong>n im Herzogtum Sulzbach das Simultaneum<br />
(58) eingeführt, d.h. Kirchen, Schulen, Pfarrhöfe u.a gemeinsames<br />
Eigentum <strong>de</strong>r Katholiken und Protestanten, Grundstücke und <strong>de</strong>rgleichen in<br />
gemeinsamer (halbscheidiger) Benutzung bei<strong>de</strong>r stehen sollten.<br />
Am 17. Juli 1652 versprach Kurpfalz im Prager Vergleich sein Miteigentum im<br />
Gemeinschaftsamt an Neuburg-Sulzbach gegen Ablösung abzutreten.<br />
Am 16. Januar 1656 trat <strong>de</strong>r Sulzbacher Herzog Christian August zur kath.<br />
Kirche über, nach<strong>de</strong>m ihm <strong>de</strong>r Neuburger Herzog die Oberhoheit über das<br />
Herzogtum Sulzbach sowie das <strong>Ein</strong>lösungsrecht auf die kurpfälzische Halbscheid<br />
abgetreten hatte.<br />
Obwohl nunmehr <strong>de</strong>r Neuburger und Sulzbacher Herzog katholisch waren,<br />
wur<strong>de</strong> letzterer auch weiterhin Beschützer <strong>de</strong>r Protestanten, jetzt allerdings<br />
aus politischen Grün<strong>de</strong>n, nämlich aus Verärgerung darüber, dass Neuburg am
22. November 1662 im Hei<strong>de</strong>lberger Vertrag die kurpfälzische Halbscheid einlöste,<br />
also im Gemeinschaftsamt wie<strong>de</strong>rum Mitbesitzer neben Sulzbach wur<strong>de</strong>.<br />
Philipp Wilhelm v. Neuburg ließ auch bereits 1663 durch seinen Oberkanzler v.<br />
Giese das Simultaneum gewaltsam einführen, so am 27. August auch in <strong>Krummennaab</strong>;<br />
wohl wegen Mangel an kath. Geistlichen vereinigte man die ehemaligen<br />
Pfarreien <strong>Krummennaab</strong>, Thumsenreuth und Wil<strong>de</strong>nreuth mit <strong>de</strong>r<br />
Pfarrei Erbendorf, sie wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ren Filialen.<br />
Die prot. Pfarrei <strong>Krummennaab</strong> dagegen blieb bestehen, nur wur<strong>de</strong> nach Weggang<br />
<strong>de</strong>s Pfarrers Dümler 1678 <strong>de</strong>r Pfarrsitz nach Thumsenreuth verlegt und<br />
wer<strong>de</strong>n seit<strong>de</strong>m die bei<strong>de</strong>n prot. Pfarreien <strong>Krummennaab</strong> und Thumsenreuth<br />
von dort aus (in Personalunion) im Wechsel versehen.<br />
Die kath. Pfarrer von Erbendorf in dieser Zeit <strong>–</strong> Gottfried Blümbl, 1663;<br />
Benedikt Eheling 1663/64; August Langner 1664/66; Peter Fluck <strong>–</strong> 1670;<br />
Andreas Honoldt <strong>–</strong> 1673 <strong>–</strong> waren so sehr in Anspruch genommen mit Wahrung<br />
<strong>de</strong>r kath. Rechte in Erbendorf und <strong>Ein</strong>richtung einer geordneten Seelsorge,<br />
dass die weiten Filialbezirke darüber vernachlässigt wur<strong>de</strong>n; ohne eigenen<br />
Gottesdienst <strong>–</strong> nur eine Predigt ohne Messe wur<strong>de</strong> manchmal in <strong>de</strong>n Filialen<br />
gehalten <strong>–</strong> ohne Lehrer und Schule, mussten die Filialisten nahezu ein halbes<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt eine Zeit religiöser Aushungerung durchmachen; von einer Zuteilung<br />
<strong>de</strong>r Halbscheid an Pfarr- und Schulhaus, Pfarr- und Schulgrün<strong>de</strong>n an<br />
die Katholiken war keine Re<strong>de</strong>.<br />
Erster gemeinsamer prot. Pfarrer von <strong>Krummennaab</strong> <strong>–</strong> Thumsenreuth war<br />
Thomas Laubmann (+ 1686).
III. Kirchliche Verhältnisse 1668 <strong>–</strong> 1897<br />
a) Auf die kath. Herren v. Rochau (und <strong>de</strong>ren luth. Schwager v. Rindorf) folgten<br />
1668 die luth. Herren v. Lin<strong>de</strong>nfels: Ihr Name und Wappen prangt heute noch<br />
auf <strong>de</strong>m prot. Abendmahlskelch, ebenso wie auf <strong>de</strong>m kath. Messkelch. Unter<br />
diesem Geschlecht sollte endlich die Zeit eines einigermaßen gerechten Ausgleichs<br />
im Besitzstand <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Bekenntnisse kommen.<br />
Die kath. Pfarrer von Erbendorf, Martin Wallraff 1673 <strong>–</strong> 1686, Ulrich Georg<br />
Schaidacker <strong>–</strong> 1690, Johann Georg Wei<strong>de</strong>nbach <strong>–</strong> 1696, hatten, obwohl sonst<br />
tüchtige Seelsorger, noch keine Besserung <strong>de</strong>r kirchlichen Verhältnisse in <strong>de</strong>n<br />
Filialen erlangt.<br />
Unter Pfarrer Dr. Johann Michael Weiß (1696 <strong>–</strong> 1705) erfolgte 1702 die Anstellung<br />
eines eigenen Kooperators für die 3 Filialen. Da er zu <strong>de</strong>ssen Unterhalt<br />
seines Zehentanteils, <strong>de</strong>n er bisher an die prot. Pfarrer verpachtet hatte, bedurfte<br />
und ihn seit 1702 selbst „einfexte“, geriet er sofort mit <strong>de</strong>n prot. Pfarrern<br />
in Streit.<br />
In Thumsenreuth <strong>–</strong> <strong>Krummennaab</strong> folgte auf Laufmann als prot. Pfarrer 1686<br />
Johann Wolfgang Fischer (+ 1703), dann Paulus Paucker <strong>–</strong> 1722.<br />
Pfarrer Leonhard Schiffer<strong>de</strong>cker von Erbendorf (<strong>de</strong>r noch 1705 <strong>de</strong>n Pfarrer<br />
Andreas Dotzler ablöste) eiferte mit Energie und Ausdauer für die Gleichberechtigung<br />
<strong>de</strong>r Katholiken auch auf <strong>de</strong>n Filialen.<br />
Im Frühjahr 1707 führte eine neuburgisch <strong>–</strong> sulzbachische Kommission die<br />
gleichmäßige Abteilung <strong>de</strong>r Pfarr- und Schulgrün<strong>de</strong> (59) durch, die am 11. März<br />
in <strong>Krummennaab</strong> erfolgte; sie löste zwischen bei<strong>de</strong>n Bekenntnissen große<br />
Feindseligkeiten aus.<br />
Am 31. Juli 1708 einigen sich jedoch die bei<strong>de</strong>n Pfarrer Schiefer<strong>de</strong>cker und<br />
Paucker sowie <strong>de</strong>r kath. Schulmeister Wolfgang Reischl und <strong>de</strong>r prot. Wolf<br />
Braun von <strong>Krummennaab</strong> im Parksteiner Vergleich dahin, dass das simultane<br />
Pfarrhaus in Thumsenreuth <strong>de</strong>m prot. Pfarrer, jenes zu <strong>Krummennaab</strong> <strong>de</strong>m<br />
katholischen zur Alleinbenützung überlassen wer<strong>de</strong>n sollte; Pfarrer Schiffer<strong>de</strong>cker<br />
überließ es halb <strong>de</strong>m kath. Schulmeister als Schule, halb <strong>de</strong>m sog.<br />
Pfarrbauer, an <strong>de</strong>n er die kath. Pfarrgrundstücke verpachtete; die Grundstücksteilung<br />
von 1707 erfuhr eine kleine Än<strong>de</strong>rung.<br />
Die Kirche gehörte bei<strong>de</strong>n Bekenntnissen gemeinsam, ihre Benützung war anfänglich<br />
wenigstens für die Feiertage nach Stun<strong>de</strong>n abgeteilt; da jedoch sowohl<br />
<strong>de</strong>r kath. Kooperator 3 Filialen, <strong>de</strong>r prot. Pfarrer allsonntäglich 2 Pfarreien<br />
im Wechsel zu versehen hatten, erwies sich eine Abteilung nach Stun<strong>de</strong>n als<br />
undurchführbar; an ihre Stelle trat bald eine alljährlich durch Vereinbarung<br />
festgelegte Gottesdienstordnung; an Werktagen stand und steht bis heute<br />
bei<strong>de</strong>n Bekenntnissen die Kirche zu je<strong>de</strong>r Zeit zur Verfügung, allmählich bil<strong>de</strong>te<br />
sich ein gewisses Herkommen über regelmäßige Gottesdienste heraus,<br />
während man über die von <strong>de</strong>r gewohnten Stun<strong>de</strong> abweichen<strong>de</strong>n Verrichtungen<br />
sich gegenseitig vorher verständigte.
War so <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>rseitige Besitzstand an Haus und Grund leidlich zur Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
festgelegt, so wachte man fernerhin ängstlich und eifersüchtig darüber,<br />
dass von keiner Seite <strong>de</strong>r Besitzstand irgendwie angetastet wür<strong>de</strong>. „In simultaneo<br />
nil innovetur“: Im Simultaneum darf nichts Neues eingeführt wer<strong>de</strong>n! galt<br />
als Grundsatz.<br />
Aber auch seine Seelenzahl wollte keines <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Bekenntnisse sich<br />
schmälern lassen. <strong>Ein</strong>e lan<strong>de</strong>sfürstliche Verordnung vom Jahr 1682 betreffend<br />
Mischehen (60) verlangte von Brautleuten in solcher Ehe die schriftliche Versicherung,<br />
ihre Kin<strong>de</strong>r katholisch erziehen zu lassen, widrigenfalls drohte die<br />
Strafe <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverweisung o<strong>de</strong>r Besitzentziehung.<br />
So klagt 1700 Pfarrer Dr. Weiß, dass Erhard Steiner von Steinbühl, <strong>de</strong>ssen Frau<br />
katholisch war, seine katholischen getauften Kin<strong>de</strong>r in die lutherische Schule<br />
schicke; ebenso 1712 Pfarrer Schiffer<strong>de</strong>cker, dass Georg Löb sowie Kunigun<strong>de</strong><br />
Mathes von <strong>Krummennaab</strong>, Ehefrau <strong>de</strong>s Thomas Vollet, eine Reisermüllerstochter,<br />
endlich die Hüterin von Steinbühl vom kath. Glauben abfielen.<br />
Der luth. Bauer Leonhard Mayer von <strong>Krummennaab</strong> wan<strong>de</strong>rte mit seiner kath.<br />
Frau Margarete, geborene Bäumler, von Bach nach Plößberg aus, um seinen<br />
kath. Sohn lutherisch erziehen zu können. Schiffer<strong>de</strong>cker schreibt <strong>de</strong>n Abfall<br />
<strong>de</strong>r Agitation <strong>de</strong>s Pfarrers Paucker in Thumsenreuth zu.<br />
Umgekehrt trat 1712 die kath. getaufte Tochter <strong>de</strong>r luth. Witwe Anna Fischer in<br />
Burggrub, 1726 die Bäuerin Anna Schräml in <strong>Krummennaab</strong> zur kath. Kirche<br />
über.<br />
b) Über die verschie<strong>de</strong>nen Aufwendungen zum Unterhalt <strong>de</strong>r Simultankirche,<br />
<strong>de</strong>s Simultanfriedhofs, <strong>de</strong>s <strong>de</strong>m kath. Pfarrer zur Nutznießung überlassenen<br />
Simultanpfarrhofs sowie <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n im Eigentum <strong>de</strong>r Simultankirchenstiftung<br />
stehen<strong>de</strong>n Schulhäuser, endlich für karitative Zwecke geben die seit <strong>de</strong>m Jahre<br />
1644 lückenlos erhaltenen Kirchenrechnungen oft kulturgeschichtlich interessante<br />
Aufschlüsse.<br />
Hier müssen wir uns auf Erwähnung <strong>de</strong>r wichtigsten Neubauten und Neuanschaffungen<br />
beschränken. Die Simultankirche fiel bis auf die Grundmauern <strong>–</strong><br />
ebenso bei<strong>de</strong> Schulhäu<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Pfarrhof und die Ökonomiegebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Schlosses am 9. Juli 1731 einem Blitzstrahl zum Opfer.<br />
Mit Hilfe einer im „Herzogtum <strong>de</strong>r oberen Pfalz“ genehmigten Kollekte wur<strong>de</strong><br />
die Kirche unter Benützung <strong>de</strong>r alten Mauern, gotischen Pfeiler und Fenster<br />
neu aufgebaut (ebenso die an<strong>de</strong>ren Gebäu<strong>de</strong> aus Simultankirchenmitteln);<br />
<strong>de</strong>r „Oberpfälzer Freystück- und Glockengießer Magnus Gabriel Reinburg“ in<br />
Amberg goss die bei<strong>de</strong>n alten Glocken von ca. 8 Zentner um in 2 neue Glocken<br />
von je 8 Zentner, auf <strong>de</strong>r einen das Bild Mariä Krönung, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Christus<br />
am Kreuz und lieferte sie am 21. März 1733 für 117 Gul<strong>de</strong>n. Sie waren<br />
gestimmt auf eine reine Terz.<br />
Auch <strong>de</strong>r Hochaltar, ein Barockaltar mit 4 Säulen, flankiert von <strong>de</strong>n Figuren<br />
Joachim und Anna, sowie <strong>de</strong>r barocke Seitenaltar St. Leonhard (ebenfalls mit 4
Säulen) wur<strong>de</strong> damals angeschafft; ersterer soll ein Geschenk aus einer<br />
Regensburger Kirche sein. Aus <strong>de</strong>r gleichen Zeit stammt das an <strong>de</strong>r südlichen<br />
Chorwand aufgehängte große Ölgemäl<strong>de</strong>, die Weltschöpfung darstellend.<br />
Die mittelalterliche Kirche war auch im Schiff auf Wölbung angelegt gewesen,<br />
während 1732 eine Tonne mit Stichkappen eingebaut wur<strong>de</strong>. Die Kirche besitzt<br />
eingezogen, dreiseitig geschlossenen Chor und ein Schiff zu 2 Fensterachsen.<br />
Im August o<strong>de</strong>r September 1732 wur<strong>de</strong> die Kirche benediziert.<br />
1757 wur<strong>de</strong> an Stelle <strong>de</strong>s aufgesetzten Dachreiters <strong>de</strong>r Westfassa<strong>de</strong> ein Turm<br />
aus Granitqua<strong>de</strong>rn vorgebaut, ebenso scheint damals an <strong>de</strong>r nördlichen Chorwand<br />
das herrschaftliche Oratorium (für die Gutsherrschaften <strong>Krummennaab</strong>,<br />
Reuth, Burggrub) angebaut wor<strong>de</strong>n zu sein.<br />
Hun<strong>de</strong>rt Jahre später war die Kirche stark baufällig. Nach langen Verhandlungen<br />
wegen <strong>de</strong>r Kostentragung wur<strong>de</strong> 1844 die Kirche vollständig erneuert,<br />
die bei<strong>de</strong>n Altäre renoviert <strong>–</strong> wobei an Stelle <strong>de</strong>s alten Marienbil<strong>de</strong>s im Hochaltar<br />
ein neues, für 50 Gul<strong>de</strong>n von einer Regensburger Malerin gefertigtes eingefügt<br />
wur<strong>de</strong>; die schadhafte Kirchen<strong>de</strong>cke erneuert, an Stelle <strong>de</strong>s alten Ziegelpflasters<br />
Kelheimer Schieferplatten gelegt, 62 neue Kirchenstühle angeschafft.<br />
Zu <strong>de</strong>n Baukosten von 1053 Gul<strong>de</strong>n leistete die Kath. St. Leonhardistiftung 430<br />
Gul<strong>de</strong>n, die prot. Kirchengemein<strong>de</strong> (aus Kollekten) 270 Gul<strong>de</strong>n; dazu kam ein<br />
Legat <strong>de</strong>s Schäfers Menzl von Wetzldorf mit 60 Gul<strong>de</strong>n und ein Zuschuss <strong>de</strong>r<br />
„Armen Landsakristeistiftung Regensburg“ mit 50 Gul<strong>de</strong>n, sowie 20 Gul<strong>de</strong>n<br />
Kollektengel<strong>de</strong>r.<br />
Nach Vollendung dieser gründlichen Erneuerung konnte Pfarrer Thammer (21.<br />
März 1845) berichten, dass „die Kirche zu <strong>Krummennaab</strong> zu <strong>de</strong>n schönsten in<br />
<strong>de</strong>r Gegend gezählt wer<strong>de</strong>n muss“.<br />
1868/69 musste aber <strong>de</strong>r schon wie<strong>de</strong>r schadhafte Turm (mit Ausnahme <strong>de</strong>s<br />
steinernen Hauptbaues) durch einen neuen ersetzt wer<strong>de</strong>n: Zimmermeister<br />
Mühlhofer aus Marktredwitz erstellte <strong>de</strong>n neuen Turmaufsatz in <strong>de</strong>r gegenwärtigen<br />
Pyrami<strong>de</strong>nform, das Dach wur<strong>de</strong> mit Schiefer ge<strong>de</strong>ckt, auf <strong>de</strong>r Turmspitze<br />
eine eiserne Fahne mit Knopf und vergol<strong>de</strong>tem Kreuz aufgesetzt. Das<br />
Ganze kostete 750 Gul<strong>de</strong>n.<br />
Im gleichen Jahr wur<strong>de</strong> durch Orgelbauer Buck aus Bayreuth eine neue Orgel<br />
für 910 Gul<strong>de</strong>n aufgestellt, zu welchem Zweck die untere Empore nach vorne<br />
erweitert wer<strong>de</strong>n musste. Am 14. Mai 1869 war feierliche Orgelprobe.<br />
Die Kosten für diese Erneuerungen trugen die kath. und prot. Kirchenstiftung<br />
je zur Hälfte.<br />
Im Jahre 1902 wur<strong>de</strong>n durch die Glasmalereianstalt Schnei<strong>de</strong>r in Regensburg<br />
sämtliche Fenster mit z.T. farbigen Kathedraleglas versehen, die bei<strong>de</strong>n gemalten<br />
Fenster im Chor <strong>–</strong> Herz Jesu und Evangelist Johannes darstellend <strong>–</strong><br />
stiftete die Familie <strong>de</strong>s Fabrikbesitzers W. Mann.
1903 wur<strong>de</strong> das Äußere <strong>de</strong>r Kirche (Turm, Kirchendach) ausgebessert, um <strong>de</strong>n<br />
ehemaligen Friedhof (unter <strong>Ein</strong>beziehung <strong>de</strong>s Zugangs zum Herrschaftsoratorium<br />
) ein neuer Zaun angelegt.<br />
Die politische Gemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong> schaffte an Stelle <strong>de</strong>r alten, oftmals <strong>–</strong><br />
z.B. anlässlich <strong>de</strong>s 25-jährigen Regentenjubiläums König Max I. im Jahre 1824<br />
<strong>–</strong> reparierten Kirchenuhr eine neue an im Jahre 1903 (1200 Mark), <strong>de</strong>ren Ziffernblätter<br />
sie im Jahre 1928 durch neue ersetzte.<br />
Von <strong>de</strong>n drei Glocken <strong>–</strong> zu <strong>de</strong>n 1733 beschafften war später noch eine kleinere<br />
gekommen <strong>–</strong> musste 1917 die kleinere für Kriegszwecke abgeliefert wer<strong>de</strong>n;<br />
ebenso die Prospektpfeifen <strong>de</strong>r Orgel, die im Jahre 1923 durch neue ersetzt<br />
wur<strong>de</strong>n.<br />
c) Pfarrorganisation (1669 <strong>–</strong> 1897).<br />
Die bei <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>s Simultaneums 1663 zu Filialen <strong>de</strong>r kath. Pfarrei Erbendorf<br />
herabgewürdigten ehemaligen kath. Pfarreien <strong>Krummennaab</strong>, Thumsenreuth<br />
und Wil<strong>de</strong>nreuth wur<strong>de</strong>n seit 1702 durch einen Kooperator versehen, <strong>de</strong>r<br />
nach Errichtung einer 2. Kooperatur <strong>de</strong>r 1. o<strong>de</strong>r Landkooperator hieß.<br />
Hier seien wenigstens die Namen dieser kath. Seelsorger von 1702 <strong>–</strong> 1897 kurz<br />
angeführt (61).<br />
1. Lerch Franz B. 1702 <strong>–</strong> 1703 2. Dasch Georg 1704<br />
3. Trisch Wolfgang 1706, Juli 4. Kostbeck Leonhard 1706, August<br />
5. Weinzierl Georg Franz 1708 6. Stegmayr Kaspar 1709<br />
7. Kichlmayr J. Georg 1714 8. Pleninger Johann Josef 1715<br />
9. Perne<strong>de</strong>r Kaspar 1716 10. Tribel Johann Sebstian 1720/21<br />
11. Schachtner Martin Alb. 1726/28 12. Panny Johann Wolf 1728/29<br />
13. Stark Andreas 1739 14. Schnabl Georg 1739<br />
15. Seyfried Matthias 1741 16. Hötzendorfer Franz A. 1744<br />
17. Weinzierl Simon 1752 18. Knorr Paul 1758<br />
19. Reisenecker Ferdinand 1762-71 20. Camerer Adam 1771/72<br />
21. Härnig Georg Michael 1772/75 22. Storch Franz Xaver 1775/77<br />
23. Vierling Josef 1777/80 24. Bösl Bartholomäus 1780/81<br />
25. Steinberger Anton 1781/82 26. Alberti Matthias 1782/84<br />
27. Kellner J. B. 1784/87 28. Kraus Jos. 1788<br />
29. Fürst Barth. 1788/91 30. Tremel Bonav 1792/94<br />
31. Grafenstein Christoph 1795/97 32. P. Hyazint Dessert<br />
(franz. Emigrant) 1797<br />
33. Erhard Leonhard 1797/1800 34. Pulling Christoph 1800/02<br />
35. Steindorf Sebastian 1801 36. Zanner Franz 1802/03<br />
37. Dötsch Wenzel 1804/07 38. Meißner Andreas 1807/10<br />
39. Kastl Simon 1811/17 40. Bellet Georg 1817/18<br />
41. Rubenbauer Chr. 1819 42. Kastner Jos. 1818/20<br />
43. Sporne<strong>de</strong>r J. B. 1821/22 44. Bräuhauser Martin 1821/24<br />
45. Nickl J. B. 1824/25 46. Höpfl Franz 1825/26<br />
47. Becher J. B. 1826/31 48. Wöhrl Donat 1831<br />
49. Bachmayer Em. 1832 50. Bo<strong>de</strong>nmayer A. D. 1832/39<br />
51. Hösl Wolfgang 1839/43 52. Thumer J. V. 1843/51
53. Beck Jos. 1851/59 54. Eiber Pius 1859<br />
55. Igl Aug. 1860/62 56. Ascherl Stephan 1862/78<br />
57. Hermann Jos. 1878/80 58. Baier Alois 1880/84<br />
Die weite Aus<strong>de</strong>hnung dieser drei Pfarrfilialen mit ihren pfarrlichen Recht, die<br />
heiklen Simultanverhältnisse verursachten häufigen, raschen Wechsel.<br />
Zur Erleichterung ihrer angestrengten Tätigkeit plante bereits Pfarrer Schiefer<strong>de</strong>cker<br />
(1705 <strong>–</strong> 1731) sowie sein Nachfolger Pfreimb<strong>de</strong>r die Errichtung einer<br />
eigenen kath. Pfarrei <strong>Krummennaab</strong> mit Thumsenreuth, Wil<strong>de</strong>nreuth und<br />
Kirchen<strong>de</strong>menreuth; die Protestanten protestierten dagegen.<br />
Der kath. Pfarrer Bauer suchte 1741 <strong>–</strong> 1772 die Wie<strong>de</strong>rerrichtung <strong>de</strong>s ehemaligen<br />
kath. Frühmessbenefiziums Thumsenreuth bei <strong>de</strong>r Gutsherrschaft v.<br />
Lin<strong>de</strong>nfels zu erreichen. Mit seinem To<strong>de</strong> schliefen die Verhandlungen ein,<br />
wenn auch gemäß Vergleich vom 11. Dezember 1769 die Gutsherrschaft das<br />
Kapital <strong>de</strong>r einstigen Stiftung zurück erstattete (1857).<br />
Inzwischen war im gleichen Jahre 1787 zu Frie<strong>de</strong>nfels ein Benefizium, zu<br />
Premenreuth <strong>–</strong> neben <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n prot. Baron Reitzenstein erbauten Wallfahrtskirche<br />
<strong>–</strong> eine Kuratie entstan<strong>de</strong>n, wodurch <strong>de</strong>n Kooperator schon ein Teil<br />
seiner Arbeitslast abgenommen wur<strong>de</strong>. Die Kuratie Premenreuth machte sich <strong>–</strong><br />
trotz anfänglichen Protests <strong>de</strong>s Bischöflichen Ordinariats und <strong>de</strong>r Regierung <strong>–</strong><br />
von <strong>de</strong>r Pfarrei Erbendorf unabhängig; dadurch schied auch die Ortschaft<br />
Reuth aus <strong>de</strong>m Verband <strong>de</strong>r Filialkirchengemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong> aus.<br />
1847/48 betreiben <strong>de</strong>r Gutsherr v. Grafenstein und <strong>de</strong>r kath. Pfarrer Thanner die<br />
Errichtung einer kath. Expositur in <strong>Krummennaab</strong> mit Hilfe <strong>de</strong>s Vermögens <strong>de</strong>r<br />
kath. St. Leonhardistiftung. Die Protestanten streiten dieses Vermögen als<br />
simultan an; <strong>de</strong>r hierüber entfachte Prozeß (1850 <strong>–</strong> 1857) fin<strong>de</strong>t seine Entscheidung<br />
durch das Königliche Oberappellationsgericht München, das <strong>de</strong>n St.<br />
Leonhardifond am 5. Juni 1857 <strong>de</strong>n Katholiken zuerkennt. Darüber schlief das<br />
Projekt wie<strong>de</strong>rum ein.<br />
An kath. Pfarrern in dieser Zeit wirkten ferner:<br />
J. M. Pfreimb<strong>de</strong>r 1730/39 J. A. Bauer <strong>–</strong> 1772<br />
Stephan Berschmid <strong>–</strong> 1796 Franz J. Krembs <strong>–</strong> 1801<br />
J. Bonav Treml <strong>–</strong> 1815 A. Göhl <strong>–</strong> 1843<br />
Jb. Thanner <strong>–</strong> 1859 J. T. Thumer <strong>–</strong> 1868<br />
Dr. J. Lindner <strong>–</strong> 1879 J. Maier - 1910<br />
Prot. Pfarrer:<br />
J. W. Fischer <strong>–</strong> 1703 P. Pauker <strong>–</strong> 1722<br />
A. J. Fischer <strong>–</strong> 1729 Chr. För<strong>de</strong>rreuther <strong>–</strong> 1765<br />
J. H. Schätzler <strong>–</strong> 1788 Georg Leonh. Schätzler <strong>–</strong> 1797<br />
Gust. W. Schätzler 1808 J. H. Aichinger <strong>–</strong> 1824<br />
A. F. Reinhart <strong>–</strong> 1834 J. K. Bauer <strong>–</strong> 1847<br />
F. W. Opfel <strong>–</strong> 1866 G. W. Tretzel <strong>–</strong> 1867<br />
F. K. Reinhard <strong>–</strong> 1873 H. Neupert <strong>–</strong> 1882<br />
F. Hermann <strong>–</strong> 1888 F. Le<strong>de</strong>rer <strong>–</strong> 1897
IV. Schulen und Lehrer 1706 <strong>–</strong> 1897<br />
a) Schulwesen und Schulgebäu<strong>de</strong><br />
Wie im Mittelalter, so blieben fernerhin bis ins 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt die Schulen<br />
kirchliche Anstalten. Die Kirche erbaute und unterhielt die Schulhäuser, sorgte<br />
für <strong>de</strong>n Unterhalt <strong>de</strong>r „Schulhalter“ o<strong>de</strong>r „Schulmeister“, wie damals die Lehrer<br />
genannt wur<strong>de</strong>n.<br />
Der Hofmarksherr hatte zwar das Ernennungsrecht <strong>–</strong> im Benehmen mit Pfarrer<br />
und Landrichter <strong>–</strong> die Aufsicht über Lehrer und Schule aber stand <strong>de</strong>m Pfarrer<br />
zu.<br />
<strong>Krummennaab</strong> hatte, gleich an<strong>de</strong>ren Pfarrorten, im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt eine „or<strong>de</strong>ntliche“<br />
Schule, nicht eine bloße „Winkelschule“ wie gewöhnliche Dörfer.<br />
Freilich war das damalige Bedürfnis nach Bildung noch ein sehr geringes, so<br />
auch das Verständnis für entsprechen<strong>de</strong> Besoldung tüchtiger Lehrer und für<br />
<strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r Schulbildung. Immerhin brachte es die konfessionelle Mischung<br />
und das Simultanverhältnis in <strong>Krummennaab</strong> mit sich, dass man <strong>–</strong> da doch die<br />
Schule neben <strong>de</strong>r Kirche die eigentliche Stätte <strong>de</strong>r Heranbildung vieler, guter<br />
Konfessionsgenossen war <strong>–</strong> <strong>de</strong>r Schule größere Be<strong>de</strong>utung beilegte als an<strong>de</strong>rwärts.<br />
Im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt beschränkte sich die Schule auf die Winterszeit und auf die<br />
Werktage und auch hiefür gab es keinen Schulzwang. Was die Schullehrer aus<br />
<strong>de</strong>n (<strong>de</strong>r Kirchenstiftung gehörigen) Schulgrün<strong>de</strong>n, also <strong>de</strong>m Feldbau, dann<br />
aus <strong>de</strong>n herkömmlichen Naturalien: Fastenspeisen, Orgelkorn, Läutgarben, aus<br />
<strong>de</strong>m geringen Fixum <strong>de</strong>s Kantor- und Mesnerdienstes, Weihnachtssinggeld,<br />
Stolgebühren u. a. vereinnahmten, reichte nicht zum Unterhalt ihrer Familien<br />
hin.<br />
Darum betrieben auch die <strong>Krummennaab</strong>er Schullehrer nebenher ein Handwerk,<br />
und ließen sich von <strong>de</strong>r Hofmarksherrschaft wie vom Pfarrer zu allerlei<br />
Diensten, wie Botengehen, Rechnung machen, Uhraufziehen u. a. gebrauchen.<br />
<strong>Ein</strong>e Besserung begann sich erst zu Ausgang <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts, beson<strong>de</strong>rs<br />
unter <strong>de</strong>r Regierung Karl Theodors anzubahnen. Der Staat interessierte<br />
sich jetzt mehr und mehr für Schule und „Schullehrer“ <strong>–</strong> wie sie nunmehr<br />
hießen. Der Schulzwang wur<strong>de</strong> eingeführt, die Anstellung eines Lehrers vom<br />
Bestehen einer Prüfung abhängig gemacht, auf die Mehrung <strong>de</strong>s Diensteinkommens,<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Lehrmetho<strong>de</strong> u. a. Bedacht genommen.<br />
Das Jahr 1802 bezeichnet in Bayern die <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>r allgemeinen öffentlichen<br />
Volksschule mit Schulzwang vom 6. bis 12. Lebensjahr, 1803 die <strong>Ein</strong>führung<br />
<strong>de</strong>r Sonn- und Feiertagsschule (vom 12. bis 18. Lebensjahr); 1804<br />
wur<strong>de</strong> ein Lehrplan vorgeschrieben, bald darauf staatliche Lehrerseminarien<br />
nach <strong>de</strong>m „allg. Regulativ“ von 1809 gegrün<strong>de</strong>t, 1808 die Schulaufsicht neu<br />
geregelt. Die Schulaufsicht wur<strong>de</strong> auch jetzt <strong>de</strong>m geistlichen Stan<strong>de</strong> vorbehalten.
Die Durchführung dieser Verordnungen, die Regelung <strong>de</strong>s Lehrereinkommens<br />
<strong>–</strong> das für einen Dorfschullehrer 1804 auf jährlich 300 Gul<strong>de</strong>n festgesetzt und<br />
durch Zuschüsse aus <strong>de</strong>r Kreisschuldotation ergänzt wur<strong>de</strong>, - ließ sich beson<strong>de</strong>rs<br />
die Regierung <strong>de</strong>s Obermainkreises (Bayreuth), wohin <strong>Krummennaab</strong><br />
damals gehörte, unter <strong>de</strong>m Kreisschulrat J. B. Graser angelegen sein in <strong>de</strong>n<br />
Jahren 1818 <strong>–</strong> 23.<br />
Seit 1706 bestand in <strong>Krummennaab</strong> eine kath. und prot. Schule. Während <strong>de</strong>r<br />
prot. Schulmeister das alte kath. Schulhaus (Haus Nr. 31, sog. Proschkyhäusl)<br />
bewohnte, räumte <strong>de</strong>r kath. Pfarrer seinem Lehrer die Hälfte seines <strong>Krummennaab</strong>er<br />
Pfarrhofs (Haus Nr. 32) ein.<br />
Bei<strong>de</strong> Lehrer hatten nur eine Stube, die als Wohnung, Küche und Schulzimmer,<br />
sowie als Werkstatt zugleich diente. Dazu eine Dachkammer, sowie Stallung,<br />
Schupfe, Gärtchen.<br />
Als am 9. Juli 1731 durch Blitzschlag Kirche, Pfarrhof und Schlossstallungen<br />
größtenteils eingeäschert wur<strong>de</strong>n, fielen auch bei<strong>de</strong> Schulhäuser <strong>de</strong>m Bran<strong>de</strong><br />
zum Opfer. Während das prot. aus Simultankirchenmitteln neu aufgebaut wur<strong>de</strong>,<br />
wollte <strong>de</strong>r Hofmarksherr vom gleichzeitigen Anbau eines kath. Schulhauses<br />
nichts wissen mit Rücksicht auf <strong>de</strong>n nebenan geplanten Kirchturmbau; <strong>de</strong>r<br />
kath. Pfarrer erbaute aus eigenen Mitteln seinen Pfarrhof und räumte seinem<br />
Lehrer <strong>de</strong>n oberen Stock ein.<br />
Als dieses kath. Schulhaus zu Ausgang <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts wegen Baufälligkeit<br />
einzustürzen drohte und die baupflichtige Simultankirchenstiftung zu wenig<br />
Mittel für eine Neubau hatte, wur<strong>de</strong> am 18. Juni 1799 <strong>de</strong>r halbe Pfarrhof samt<br />
Garten, Schupfe und ½ Keller an <strong>de</strong>n Knopfmacher Georg Kalopper um 330<br />
Gul<strong>de</strong>n rheinisch verkauft.<br />
Die Protestanten aber vertauschten 1835 ihr bisheriges Schulhaus gegen das<br />
neuerbaute „Kalopperhaus“, so dass von jetzt an bei<strong>de</strong> Schulhäuser nebeneinan<strong>de</strong>r<br />
lagen, unter einem Dach.<br />
Da das kath. Schulhaus für die wachsen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>rzahl längst zu klein, die<br />
Lehrerwohnung unzureichend gewor<strong>de</strong>n, strebte man seit 1867 einen Neubau<br />
auf <strong>de</strong>m benachbarten Grun<strong>de</strong> es Leberkern (Haus Nr. 34) an, protestantischer<br />
Seits hatte man jedoch hiefür kein Verständnis.<br />
So einigte man sich erst 1877 auf Erbauung eines Doppelschulhauses auf <strong>de</strong>m<br />
kath. Pfarracker Plan Nr. 14 „Hopfengarten“. Die Kosten beliefen sich auf<br />
32.000 Mark, wozu aus Kreisfondmitteln 6000 Mark Zuschuss gewährt wur<strong>de</strong>n,<br />
im übrigen die kath. und prot. Kirchenstiftung je die Hälfte <strong>de</strong>r Baukosten ihres<br />
Schulhauses übernahmen, womit sie auch Miteigentümerinnen im Hälfteanteil<br />
wur<strong>de</strong>n und bis heute bleiben.<br />
Der Baugrund 0,50 Tagwerk kostete 343 Mark. Im November 1878 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Neubau bezogen, das alte Schul- bzw. ehemalige kath. Pfarrhaus aber 1879 an<br />
Schreiner Josef Wallisch um 1905 Mark versteigert, wovon je<strong>de</strong> <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
Kirchenstiftungen die Hälfte erhielt (obwohl dieses Haus 1731 aus rein kath.<br />
Mitteln aufgebaut und lange Zeit unterhalten wor<strong>de</strong>n war; es war eben <strong>–</strong> genau
so wie <strong>de</strong>r Simultanpfarrhof in Thumsenreuth <strong>–</strong> seit <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>s Simultaneums<br />
<strong>–</strong> Simultaneigentum, wenn auch nur in kath. Benützung!)<br />
Jetzt erinnerte nur mehr <strong>de</strong>r alte Pfarrzehentsta<strong>de</strong>l (Haus Nr. 36 ½) daran, dass<br />
<strong>Krummennaab</strong> schon im Mittelalter Pfarrsitz gewesen; Pfarrer Maier aus Erbendorf<br />
schenkte 1882 <strong>de</strong>n kath. Zehentsta<strong>de</strong>l (0,007 ha) <strong>de</strong>r kath. Schulgemein<strong>de</strong><br />
unter Vorbehalt <strong>de</strong>s Mitbenutzungsrechtes für <strong>de</strong>n kath. Mesner.<br />
1922 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m <strong>Ein</strong>sturz nahe Sta<strong>de</strong>l an Fa. W. Mannl versteigert nach<br />
Ablösung <strong>de</strong>s Mitbenützungsrechtes <strong>de</strong>s Mesners durch die kath. Schulgemein<strong>de</strong>.<br />
Letzterer gehörte somit <strong>de</strong>r Platz.<br />
b) Lehrer:<br />
Katholisch:<br />
1. Reischl Wolfgang, 1706 <strong>–</strong> 1708, kam nach Thumsenreuth<br />
2. Höfer Adam 1708, vorher in Thumsenreuth<br />
3. Spitzl Konrad Wolfgang, 1708, aus Tachau in Böhmen, vorher in Bärnau,<br />
Erbendorf (1706 <strong>–</strong> 1707), Thumsenreuth (1707), + 29.12.1756 in <strong>Krummennaab</strong>,<br />
4. Spitzl Johann Adam, 1756 <strong>–</strong> 1795<br />
5. Spitzl Johann Kaspar, 1796 <strong>–</strong> 1840 (1836 <strong>–</strong> 40 war <strong>de</strong>r Sohn Martin Spitzl als<br />
„Schullehrling“ für <strong>de</strong>n altersschwachen Vater tätig)<br />
6. Wächter Johann Georg, 12. Mai 1840 bis 16. Oktober 1841<br />
7. Spitzel Martin Simon, 1841 <strong>–</strong> 1846, + 17. April, 31 Jahre alt<br />
8. Feiler Johann aus Wei<strong>de</strong>n, Schulverweser, 1846 <strong>–</strong> 21. Februar 1848<br />
9. Troppmann Johann aus Floß, 1848 <strong>–</strong> 16. November 1850<br />
10. Görz Philipp, 26. Mai 1851 bis 15. Januar 1870, kam nach Schnaittenbach<br />
11. Groskopf Friedirch, 16. Februar 1870 bis 1. September 1875<br />
12. Sailer Josef, 1875 bis 1. Oktober 1884, kam nach Arnschwang<br />
13. Müllner August, 15. November 1884 bis 13. Oktober 1889, kam nach<br />
Lupburg<br />
14. Gleixner Georg, 1. November 1889 bis 1897, kam nach Reikofen<br />
Protestanten:<br />
1. Braun Wolfgang, 1707 <strong>–</strong> 1730<br />
2. Löw Kaspar, bis 1736<br />
3. Aichinger Johann Gottfried, 1716 <strong>–</strong> 1770<br />
4. Aichinger Johann Leonhard 1770 <strong>–</strong> 1824<br />
5. Aichinger Georg Simon, 1826 <strong>–</strong> 1842<br />
6. Beuner Georg<br />
7. Fuhrmann Johann von Wei<strong>de</strong>n, bei<strong>de</strong> aushilfsweise<br />
8. Möller Karls aus Regensburg, 14. März 1842 bis 12. November 1848<br />
9. Schilfarth Franz, 1. Dezember 1845 bis 1896
V. Kirchliche Verhältnisse 1897 - 1930<br />
Der Zuzug vieler kath. Arbeiterfamilien zur neugegrün<strong>de</strong>ten Porzellanfabrik<br />
mehrte nicht nur ständig die Seelenziffer, die verän<strong>de</strong>rten sozialen Verhältnisse<br />
brachten auch neue seelsorgerliche Aufgaben, die durch einen Kooperator<br />
nicht mehr zu bewältigen waren.<br />
Für die endliche Errichtung einer eigenen Seelsorgestelle schien günstig <strong>de</strong>r<br />
durch <strong>de</strong>n prot. Pfarrer Pfeiffer (1897 <strong>–</strong> 1912) 1909 ausgedrückte Wunsch auf<br />
baldige Lösung <strong>de</strong>r Simultaneen <strong>Krummennaab</strong> und Thumsenreuth. Die bei<br />
dieser Gelegenheit vorzunehmen<strong>de</strong> Auspfarrung entlegener Ortschaften<br />
konnte eine Baupflichtablösung bringen, mit <strong>de</strong>ren Hilfe eine Seelsorgestiftung<br />
ausgestattet wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
Der kath. Pfarrer Maier von Erbendorf (1879 <strong>–</strong> 1910) musste <strong>–</strong> <strong>de</strong>n neuen Verhältnissen<br />
Rechnung tragend <strong>–</strong> auf Wie<strong>de</strong>rbesetzung <strong>de</strong>r 1. Kooperatur bedacht<br />
sein, die nicht ohne sein Zutun von 1882 bis 1897 unbesetzt geblieben<br />
war, nicht zum Wohle <strong>de</strong>r Filialen.<br />
Als Landkooperatoren begegnen uns in neuester Zeit:<br />
Kraus Wilhelm, 1897 <strong>–</strong> 1899 Stuber J. B., 1899 <strong>–</strong> 1905<br />
Wallner Ludwig, 1905 <strong>–</strong> 1907 Kiener Georg, 1907 <strong>–</strong> 1909<br />
Döberl Anton, 1909 <strong>–</strong> 1910 Unterholzner Josef, 1910 <strong>–</strong> 1916<br />
Lehner J. B., 1916 <strong>–</strong> 1920<br />
Am 24. Juni 1910 erfolgte die Gründung eines „Kath. Kirchenbauvereins<br />
<strong>Krummennaab</strong>“ (e.V.), <strong>de</strong>r in erster Linie die Errichtung einer selbständigen<br />
Seelsorgestelle, fürs zweite die Erbauung einer Kath. Pfarrkirche in <strong>Krummennaab</strong><br />
bezweckte.<br />
Nach<strong>de</strong>m noch im selben Jahre Pfarrer Maier auf seine Pfarrei verzichtet hatte,<br />
folgte ihm am 14. Oktober 1910 Stadtpfarrer F. X. Fleischmann (- 1920),<br />
während <strong>de</strong>r protestantische Pfarrer Pfeiffer durch Pfarrer Wilhelm Zahn (1913<br />
<strong>–</strong> 1927) abgelöst wur<strong>de</strong>.<br />
Pfarrer Fleischmann betrieb mit Eifer die Durchführung <strong>de</strong>s Planes seines Vorgängers,<br />
erlangte noch 1911 die Zustimmung <strong>de</strong>r beteiligten Kirchen- und Gemein<strong>de</strong>verwaltungen<br />
und am 10. August 1918 <strong>–</strong> nach<strong>de</strong>m inzwischen <strong>de</strong>r<br />
Weltkrieg hemmend auf die Fortführung gewirkt <strong>–</strong> die Genehmigung eines<br />
jährlichen Gehaltszuschusses von 1310 Mark durch <strong>de</strong>n Bayer. Landtag für <strong>de</strong>n<br />
künftigen Expositus.<br />
Im Jahre 1919 wur<strong>de</strong> die Zustimmung <strong>de</strong>r beteiligten Kirchengemein<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n<br />
notwendigen Aus- und Umpfarrungen erholt, sowie die vorläufige Bischöfliche<br />
Genehmigung für <strong>de</strong>n Stiftungsbrief <strong>de</strong>r neuen Expositur (03.02.1920). Der Expositurbezirk<br />
sollte bestehen aus <strong>de</strong>m kath. Kirchen- und Sepulturverband<br />
<strong>Krummennaab</strong> (mit Burggrub, Mittelberg, Steinbühl, Reisermühle, Lehen, Trautenberg)<br />
sowie jenem von Thumsenreuth (mit Kohlbühl, Bayrischhof, Ziegelhütte,<br />
Schmierofen, Waffenhammer, Kühlenmorgen, Stockau).
Mit Hilfe <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Kirchenbauverein fleißig gesammelten, auf 22.000 Mark<br />
angewachsenen Mittel konnte auf <strong>de</strong>m am 6. Oktober 1910 von Johanna Kett<br />
für 2720 Mark erworbenen Bauplatz Pl.Nr. 267 und 270 ½ zu 129 Dezimal im<br />
März 1919 mit <strong>de</strong>n Vorarbeiten, im Mai mit <strong>de</strong>r eigentlichen Bauarbeit begonnen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Oktober war das Expositurhaus im Rohbau fertig, am Osterdienstag, am 6.<br />
April 1920, bezog <strong>de</strong>r neuernannte Expositur J. B. Lehner <strong>–</strong> von <strong>de</strong>r ganzen<br />
Expositurgemein<strong>de</strong> freudig begrüßt <strong>–</strong> das neue Haus.<br />
Da fast gleichzeitig Pfarrer Fleischmann zum Stadtpfarrer von Wei<strong>de</strong>n ernannt<br />
wur<strong>de</strong>, unterblieb <strong>de</strong>r Abschluss <strong>de</strong>r Verhandlungen wegen förmlicher Errichtung<br />
<strong>de</strong>r Expositur. Es war kein Unglück. Denn 1921 betreib Expositus Lehner<br />
die Errichtung einer Pfarrei <strong>Krummennaab</strong>, die auch <strong>–</strong> nach mancherlei Kämpfen<br />
und Überwindung großer Schwierigkeiten <strong>–</strong> mit 29. Juli 1922 durch das<br />
Staatsministerium genehmigt, unterm 30. Januar 1923 kanonisch errichtet<br />
wur<strong>de</strong>.<br />
Am 2. September 1923 erfolgte die feierliche Installation <strong>de</strong>s neuen Pfarrers,<br />
<strong>de</strong>s ehemaligen Kooperators und Expositus J. B. Lehner, <strong>de</strong>s Verfassers vorliegen<strong>de</strong>r<br />
Gemein<strong>de</strong>geschichte.
Lösung <strong>de</strong>s Simultaneums in <strong>Krummennaab</strong><br />
Die <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>s Kirchensimultaneums im ehemaligen Herzogtum Sulzbach<br />
war von seinen Urhebern als einziger Ausweg im damaligen Wirrwarr betrachtet<br />
wor<strong>de</strong>n. <strong>Ein</strong> Notzustand blieb es immer und überall, eine Quelle konfessioneller<br />
Zwistigkeiten, eine unwürdige und unpraktische <strong>Ein</strong>richtung, die bei<strong>de</strong><br />
Bekenntnisse in Ausübung ihres Gottesdienstes beschränkte. Darum wur<strong>de</strong><br />
bereits im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt verschie<strong>de</strong>ner Orts <strong>de</strong>ssen Beseitigung und Lösung<br />
angestrebt, wenn auch erfolglos.<br />
In <strong>Krummennaab</strong> machte man 1847 erstmals einen Lösungsversuch; als aber<br />
<strong>de</strong>r St. Leonhardifond 1857 <strong>de</strong>n Katholiken allein zugesprochen wur<strong>de</strong>, wollten<br />
die Protestanten nichts mehr davon wissen.<br />
1861 machte <strong>de</strong>r kath. Pfarrer Thumer einen zweiten Versuch, <strong>de</strong>r 1864 zu einer<br />
teilweisen <strong>Ein</strong>igung führte (20. November 1864):<br />
Das Vermögen bei<strong>de</strong>r Bekenntnisse wur<strong>de</strong> ausgeschie<strong>de</strong>n; je<strong>de</strong>s sollte künftig<br />
seine Kultusbedürfnisse aus eigenem Vermögen bestreiten; nur Kirche und<br />
Friedhof simultan bleiben; <strong>de</strong>ren Unterhalt von bei<strong>de</strong>n Bekenntnissen zu gleichen<br />
Teilen aufgebracht wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese vorläufige Ablösung fand am 21. Mai 1866 die Genehmigung <strong>de</strong>r Regierung.<br />
1909 regte <strong>de</strong>r prot. Pfarrer Pfeiffer neuerdings die baldige Simultaneumslösung<br />
in <strong>Krummennaab</strong> und Thumsenreuth an. 1924 ging die gleiche Anregung<br />
vom kath. Pfarrer Lehner aus, <strong>de</strong>r am 18. Juli 1925 einen förmlichen<br />
Antrag und vorläufigen Entwurf <strong>de</strong>r kath. Kirchenverwaltung einreichte. Der<br />
Ev.- Luth. Lan<strong>de</strong>skirchenrat stellte <strong>de</strong>n Antrag wegen Mangel an Mitteln zurück<br />
bis 1928.<br />
Am 5. Juni 1927 kam zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>rseitigen Kirchenverwaltungen und<br />
<strong>de</strong>r Simultankirchenverwaltung ein Ablösungsvertrag zustan<strong>de</strong>, <strong>de</strong>mgemäß die<br />
Katholiken <strong>de</strong>n Protestanten die Simultankirche für 16.000 Mark Ablösung<br />
überlassen. Dieser unter Mitwirkung <strong>de</strong>s Bezirksamtes geschlossene Vertrag<br />
fand zwar die Genehmigung <strong>de</strong>r katholischen, nicht aber <strong>de</strong>r protestantischen<br />
Oberkirchenbehör<strong>de</strong>.<br />
Unterm 11. Juni 1929 teilte <strong>de</strong>r prot. Pfarrer Distler (<strong>de</strong>r 1927 auf Pfarrer Zahn<br />
gefolgt war) in <strong>de</strong>r Simultankirchenverwaltung mit, dass die prot. Kirchengemein<strong>de</strong><br />
8000 Mark, <strong>de</strong>r Ev.- Luth. Lan<strong>de</strong>skirchenrat ebenfalls 8000 Mark Ablösung<br />
leisten wollte, falls man katholischer Seits eine ratenweise Abzahlung<br />
binnen 12 Jahren genehmige. <strong>Ein</strong>e endgültige <strong>Ein</strong>igung wur<strong>de</strong> erst im Juli 1930<br />
erzielt.<br />
Protestantischer Seits hat sich 1927 eine eigene Ortskirchenstiftung Windischeschenbach<br />
von <strong>Krummennaab</strong> abgetrennt, am 16. Juni 1929 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Grundstein<br />
zur neuen prot. Kirche in Windischeschenbach gelegt.
VI. Schulverhältnisse 1897 <strong>–</strong> 1930<br />
a) Der Zuzug von Arbeiterfamilien machte sich in <strong>de</strong>r kath. Schule bald durch<br />
die ständig steigen<strong>de</strong> Schülerzahl bemerkbar. Der Schulsaal wur<strong>de</strong> zu klein,<br />
die Ganzschule mit 84 Schülern für eine Lehrkraft zu aufreibend.<br />
Die kath. Schulgemein<strong>de</strong> erwarb <strong>de</strong>shalb gegenüber <strong>de</strong>m Friedhof, wo die<br />
Straße nach Trautenberg von <strong>de</strong>r Bezirksstraße <strong>Krummennaab</strong> <strong>–</strong> Reuth abzweigt,<br />
einen entsprechen<strong>de</strong>n Bauplatz (Pl.Nr. 148) und erbaute hierauf nach<br />
Plänen <strong>de</strong>s Bezirksbaumeisters Falkenstein (Kemnath) ein neues Schulgebäu<strong>de</strong><br />
mit zwei großen Lehrsälen sowie einem Wohnzimmer für einen Hilfslherer;<br />
im Juni 1909 wur<strong>de</strong> das Schulhaus fertig, feierlich eingeweiht und<br />
bezogen. Neben <strong>de</strong>mselben ist auch ein Spiel- und Turnplatz.<br />
Mit diesem Neubau wur<strong>de</strong> erstmals das alte Weichbild <strong>de</strong>s Dorfes gegen Osten<br />
erweitert und damit <strong>de</strong>r Anfang gemacht zur Entwicklung eines neuen Ortsviertels.<br />
Zur Schulgemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong> gehören auch die Ortschaften<br />
Burggrub, Trautenberg, Lehen und Steinbühl.<br />
b) als Lehrkräfte waren tätig:<br />
Katholisch: Berr Johann, 01.02.1897 bis 16.05.1904, kam nach Perschen.<br />
Hartwich Friedrich, 16.06.1904 bis heute, Hauptlehrer 01.04.1920, Oberlehrer<br />
01.12.1927, anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums verlieh ihm am<br />
10.11.1924 die Gemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong> als Erstem das Ehrenbürgerrecht in<br />
Anbetracht <strong>de</strong>r großen Verdienste, die sich Hartwich als Lehrer, Gemein<strong>de</strong>schreiber,<br />
Bürgermeister um das allgemeine Wohl erworben. Am Fronleichnamstag<br />
1929 wur<strong>de</strong> Oberlehrer Hartwich durch das Pfarramt, die kath.<br />
Kirchenverwaltung, <strong>de</strong>n Kirchenchor, Schüler und Eltern, am 14. Juni seitens<br />
<strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>rates, <strong>de</strong>r Ortsfürsorge, Lehrerschaft u.a. zu seiner 25-jährigen<br />
ersprießlichen Tätigkeit in <strong>Krummennaab</strong> festlich und herzlich be-glückt<br />
wünscht.<br />
Nach <strong>de</strong>r am 1. Juni 1909 erfolgten Errichtung <strong>de</strong>r Hilfslehrerstelle wur<strong>de</strong> diese<br />
an Maria Schönberger aus Waldmünchen übertragen; kam am 1. Mai 1910 nach<br />
Wolfering.<br />
Gaßmann Hans aus Amberg bis zum 1. Oktober 1911,<br />
Scharpf Ludwig aus Freystatt bis zum 1. Mai 1914, kam nach Chammünster,<br />
Schiele Ludwig aus Batzhausen bis zum 30. April 1927.<br />
Während seiner Heeresdienstzeit vom 4. September 1914 bis zum 24. September<br />
1918 wur<strong>de</strong> erst durch Hauptlehrer Hartwich Abteilungsunterricht erteilt,<br />
dann die Unterabteilung durch die Praktikantin Marie Gierisch aus Pressath<br />
versehen (ab 1. Oktober 1917 bis 1919),<br />
Köpl Otto aus Amberg, ab <strong>de</strong>m 1. Mai 1927<br />
Protestantisch: Drechsler Heinrich aus Wei<strong>de</strong>n vom 1. Mai 1911 bis 1928;<br />
Rö<strong>de</strong>r Georg ab 1. Januar 1929.
Beschreibung <strong>de</strong>r Anwesen:<br />
Haus-<br />
Nr.<br />
Jahr<br />
Besitzer:<br />
Hauname, Größe<br />
Verän<strong>de</strong>rungen, Steuer<br />
1 Porzellanfabrik Firma W. Mannl,<br />
ehemaliges Schloss, Sitz <strong>de</strong>r a<strong>de</strong>ligen Ritterguts- und Hofmark-<br />
2<br />
1782<br />
1787<br />
1842<br />
3<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
1848<br />
4<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
5<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
6<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
1919<br />
7<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
1843<br />
1858<br />
1925<br />
8<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
1891<br />
1892<br />
herrschaft<br />
Witwe Julie Lehner, Gasthof und Metzgerei<br />
Bei diesem wie <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n (älteren) Anwesen greifen wir als Beispiele<br />
<strong>de</strong>s jeweiligen Besitzstan<strong>de</strong>s die Jahre 1725, 1787, 1842 und 1848<br />
heraus.<br />
Hanns Schie<strong>de</strong>r, hat ein Söldnergütlein u. die Bierschenk ...<br />
Johann Leonhard Lehner, Wirt u. Metzgermeister ...<br />
Jakob Lehner, Wirt und Metzger (18. Mai 1825 von <strong>de</strong>n Eltern Leonhard<br />
und Mgt. Lehner übernommen um 1400 Gul<strong>de</strong>n), <strong>de</strong>r ¼ Wirthshof ..<br />
Höllerer Michael, Schuhmacher, seit 17.10.1899 bei <strong>de</strong>r Familie.<br />
Georg Schmied, besitzet ein Söl<strong>de</strong>ngütlein, ...<br />
Sebastian Landgraf, Köbler, zinset ...<br />
„beim Landgrafen“; Micahel Landgraf, <strong>de</strong>r ¼ Landgrafenhof ...<br />
Wilhelm Schie<strong>de</strong>r ...<br />
Schramel Johann, Landwirt<br />
Wolf Schrämmel hat einen gleichen Hof wie Veit Möckel (Hs-nr. 35) ...<br />
Urban Schramel, Besitzer eines Hofes, traget gleich Schuldigkeit ...<br />
Zimmermann Johann Schraml, Rest <strong>de</strong>s Zimmermanngutes ...<br />
Witwe Johann Kett, Landwirt<br />
Martin Rohrer, besitzt einen <strong>de</strong>rgleichen Hof wie ...<br />
Bartholomäus Röhrer, Besitzer eines ganzen Hofes ...<br />
„Bartel“ <strong>–</strong> Johann Rohrer, <strong>de</strong>r halbe Bartlhof ...<br />
Karl Hauer, Landwirt<br />
Georg Löw, ist obigen (Hs-Nr. 30) in allem gleich und ...<br />
Andreas Löw, ein Köbler, zinset ...<br />
„Löw“ <strong>–</strong> Johann Löw, <strong>de</strong>r 1/8 Löwenhof ...<br />
gelangt <strong>de</strong>r Hof durch Heirat <strong>de</strong>r Witwe Löw an Karl Hauer, womit eine<br />
<strong>de</strong>r ältesten <strong>Krummennaab</strong>er Familien (Löw) verschwin<strong>de</strong>t.<br />
Meisl Andreas, Landwirt und Fabrikarbeiter<br />
Hanns Bscherer, in allem gleich wie Hs-nr. 30, Steuer ...<br />
Veit Wittmann (vorhin Hanns Bschörer), ein Köblergut ...<br />
„Griesel“ <strong>–</strong> Wilhelm Schie<strong>de</strong>r <strong>–</strong> <strong>de</strong>r ¼ Grieselhof<br />
12.10.: verkauft an Johann Grünbauer<br />
13.11.: Restbesitz verkauft um 939 Gul<strong>de</strong>n an Johann Frieser<br />
22.12.: an Meisl Andreas (durch Heirat <strong>de</strong>r Mathil<strong>de</strong> Frieser)<br />
Leberkern Franz, Landwirt<br />
Hanns Rohrer, besitzt einen <strong>de</strong>rgleichen (ganzen Hof) ..<br />
Bartholomäus (vorhin Martin) Röhrer, besitzt einen ganzen Hof, ...<br />
„Neubauer“ <strong>–</strong> Nikolaus Rohrer <strong>–</strong> <strong>de</strong>r ganze Neubauernhof, ..<br />
von Rohrer verkauft an Fütterer J. von Sassenhof (durch Heirat <strong>de</strong>r<br />
Anna Maria Rohrer),<br />
an Steinhauser Joh., Gastwirtssohn von Erbendorf verkauft<br />
11.05.: nach Zertrümmerung von A. M. Fütterer um 3030 Mark zurück<br />
gekauft
1893 wie<strong>de</strong>r an Steinhauser<br />
1893 01.02.: im Tausch von Frz. Mich. Leberkern erworben<br />
9 Häring Ferdinand, Landwirt<br />
1728 Martin Rohrer besitzet einen <strong>de</strong>rgl. Hof (wie Hs-nr. 4) ...<br />
1787 Erhard Fichtner (ehehin Hanns Rohrer) hat einen ganzen Hof ...<br />
1842 „Rohrer“ <strong>–</strong> Egidius Hör - Rest <strong>de</strong>s ganzen Fichtnerhofes ...<br />
1837 10.04.: durch Egid Fichtners Tochter Katharina an ihren Ehemann Egid<br />
Hör im Wert von 2800 Gul<strong>de</strong>n gebracht<br />
1845 25.07.: durch Joh. Steiner von <strong>de</strong>r Witwe Elis Hör für 2000 Gul<strong>de</strong>n erworben,<br />
1882 15.06.: durch Heirat <strong>de</strong>r Witwe Fri<strong>de</strong>rike Steiner von Joh. Christof Häring<br />
erworben<br />
10 1909 beim Bahnbau aufgelassen<br />
1728 Hanns Teicher (und Georg Käs) besitzen ein bloßes Häuslein ...<br />
1787 Franz Hirschmann, besitzt <strong>de</strong>n 3. Teil vom vorigen (Hs-Nr. 11) Käsens<br />
Haus, gibt jährlich ...<br />
1842 „Hirschmann“ <strong>–</strong> Maria Barbara Hirschmann, das 1/3 Uframenhaus ...<br />
Durch die Tochter an Familie Graser, 1909 aufgelassen<br />
11 Kappauf Josef, Fabrikarbeiter, (mit Hs-Nr. 10 ursprünglich weiter rückwärts<br />
gelegen; beim Bahnbau 1909 aufgelassen und am jetzigen Platz<br />
neu aufgebaut)<br />
1728 Georg Käs mit Hanns Teicher<br />
1787 Andreas (vormals Georg) Käs, Leinweber, ...<br />
1842 „Weber“ Heinrich Käs, das 2/3 Weberhaus, Wohnhaus mit Stall und ..<br />
1863 04.02.: an Johann Käs und Maria, geb. Rohrer<br />
1870 18.07.: im Tausch gegen Anwesen Nr. 30 von Johann und Mgt. Käs erworben,<br />
kommt am 20.08.1883 an Vitus Käs, wird 1909 beim Bahnbau<br />
abgebrochen und weiter östlich neu aufgebaut.<br />
1922 03.06.: durch Heirat <strong>de</strong>r Theres Käs an Josef Kappauf<br />
12 Witwe Maria Schreiber<br />
1728 <strong>Ein</strong> Häuslein, vor 10 Jahren erbaut, gibt ..<br />
1787 Johann Schreiber und Johann Erhard Müller besitzen das ehemalige<br />
Frz. Sommerhalterische Haus miteinan<strong>de</strong>r und gibt je<strong>de</strong>r jährlich ...<br />
1842 „Schuhmacher“ <strong>–</strong> Wenzeslaus Schreiber <strong>–</strong> das halbe Krammerschnei<strong>de</strong>rhaus,<br />
Wohnhaus mit Stall und Hofraum, ½ Anteil, ..<br />
1834 07.11.: von <strong>de</strong>n Eltern Mich. und Anna Schreiber für 240 Gul<strong>de</strong>n übernommen.<br />
13 Georg Schraml, Zimmermann<br />
1728 Vergleiche Haus-Nr. 21!<br />
1787 Ebenso<br />
1842 Schnei<strong>de</strong>r Leonhard Aichinger <strong>–</strong> das halbe Krammerschnei<strong>de</strong>rhaus,<br />
½ Anteil von 0,04 Tagwerk Wohnhaus, Schupfe und Hofraum, ..<br />
1807 24.10.: durch die Ehefrau Elisabeth von <strong>de</strong>ren Eltern Johann und Elis<br />
Löw für 170 Gul<strong>de</strong>n und 2 Gul<strong>de</strong>n 45 Kreuzer Leihkauf übernommen<br />
14 Klüher Karl, Schmiedmeister<br />
1725 Barthel Glier, <strong>de</strong>sgleichen (wie Hs-nr. 10/11) gibt ..<br />
1787 Johann Georg Klüher, Schnei<strong>de</strong>r (vorhin Bartl Klier) zinset ..<br />
1842 Schmied Johann Engelhard Klier <strong>–</strong> das Schmiedhaus mit realer ...<br />
15 Witwe Magdalena Siegl<br />
1728 „Glasfabrik <strong>de</strong>s H. Louis Anne <strong>de</strong> Ste. Marie Eglisee, erbaut 1718, 1747<br />
ff. ist Valentin Pellmann, 1758 ff. Elias Braun, Poliermeister
1787<br />
1842<br />
16<br />
1728<br />
1790<br />
1816<br />
1842<br />
1823<br />
17<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
1818<br />
18<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
1829<br />
19<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
1824<br />
20<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
21<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
22<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
1840<br />
1866<br />
Johann Vogel, Poliermeister und Besitzer <strong>de</strong>r Schleiß- und Polier ..<br />
Polierer Wilhelm Schie<strong>de</strong>r <strong>–</strong> Das Glasschleif und Poliergut ..<br />
Ca. 1850 kam das Polierwerk an G. M. Bloch aus Floß, später an Böhm,<br />
dann Siegl, 1905 stillgelegt<br />
Adam Fritz, Mühlbesitzer<br />
Damals war die Mühle noch im Eigenbesitz <strong>de</strong>r Gutsherrschaft und nur<br />
verpachtet; als Pächter begegnen: 1739 Jakob Süß, 1744 J. Gg. Schönberger,<br />
1747 Joh. Chr. Hochmutz, 1749 Joh. Simon Wirk, 1752 Adam<br />
Kreutzer, 1756 Joh. Adam Holzbeutl, 1758 <strong>–</strong> 67 Joh. Bernreither, 1767<br />
Wolfg. Hirschmann,<br />
wur<strong>de</strong> die vorher zu <strong>de</strong>n Rustikalien <strong>de</strong>s Lehengutes gehörige Mühle als<br />
Afterlehen von <strong>de</strong>r Gutsherrschaft an Grundhol<strong>de</strong>n abgetreten,<br />
in ein Erblehen umgewan<strong>de</strong>lt, 1849 wur<strong>de</strong> sie freieigen.<br />
Johnanni Lang bzw. <strong>de</strong>ssen Ehefrau Mgt. Lang <strong>–</strong> das Mühlgut mit ...<br />
18.03.: im Gemeinschaft <strong>de</strong>s 1. Ehemannes Leonhard Adam von <strong>de</strong>n<br />
Müllerseheleuten Matthias und Kath. Wirth um 3700 Gul<strong>de</strong>n erkauft<br />
Hösl Johann, Fotograf<br />
Damals noch gutsherrliche Stallung<br />
Andreas Gleisner (Hs-Nr. 18) und Johann Froschheim besitzen miteinan<strong>de</strong>r<br />
die alte Stallung ...<br />
Wagnerswitwe Katharina Weiß <strong>–</strong> das halbe Froschheimhaus<br />
13.06.: durch <strong>de</strong>n Ehemann Christoph Weiß aus <strong>de</strong>r Verlassenschaft<br />
<strong>de</strong>s Anton Froschheim um 225 Gul<strong>de</strong>n erkauft<br />
Meier Johann, Fabrikarbeiter<br />
Wie bei Hs-Nr. 17<br />
Wie bei Hs-nr. 17<br />
Schuhmacher Johann Schuster das halbe Mühltorhaus, ...<br />
14.11.: vom Vater Georg Schuster für 250 Gul<strong>de</strong>n übernommen<br />
Sie<strong>de</strong>r Johann, Fabrikarbeiter<br />
Damals Gartenhaus <strong>de</strong>r Gutsherrschaft<br />
Georg Fehr, Leinwebermeister (Hs-Nr. 20) und <strong>de</strong>s Jägers Adam Gleißners<br />
Relikten besitzen miteinan<strong>de</strong>r das sog. alte Gartenhaus ...<br />
Schäfer Andreas Lippert <strong>–</strong> das Gleißnerhaus <strong>–</strong> Wohnhaus mit Stall ...<br />
13.06.: aus <strong>de</strong>r Verlassenschaft <strong>de</strong>s Michael Gleißner um 180 Gul<strong>de</strong>n<br />
erkauft<br />
Käs Josef, Fabrikarbeiter<br />
Altes Gartenhaus <strong>de</strong>r Gutsherrschaft<br />
Georg Fehr, Leinwebermeister mit Jäger J. A. Gleißner (siehe Hs-Nr. 19)<br />
Weberswitwe Ursula Fehr <strong>–</strong> das Kellerweberhaus <strong>–</strong> Wohnhaus mit ...<br />
Meier Johann<br />
Michael Mathes und Anna Meyerin haben miteinan<strong>de</strong>r vor 15 Jahren ein<br />
Häuslein erbaut, ...<br />
Veit Plattenberg und Christoph Trettter (ehehin Michael Mathes und<br />
Anna Mayerin) besitzen ein Häusl miteinan<strong>de</strong>r ...<br />
Maurer Georg Bäumler <strong>–</strong> das halbe Maurerhaus <strong>–</strong> Wohnhaus mit ..<br />
Sie<strong>de</strong>r Christoph, Maurer<br />
Wie Hs-Nr. 21 (Michael Mathes)<br />
Wie Hs-Nr. 21 (Veit Plattenberg)<br />
Taglöhner Johann Tretter <strong>–</strong> das halbe Maurerhaus<br />
26.03.: vom Vater Matthias Tretter für 150 Gul<strong>de</strong>n übernommen<br />
29.09:: an Johann Schie<strong>de</strong>r und Maria Tretter
1881 13.04.: durch eine geborene Tretter, verehelichte Sie<strong>de</strong>r an Familie<br />
Sie<strong>de</strong>r<br />
23 Gemein<strong>de</strong>haus<br />
1725 - 1787: „Seit unfür<strong>de</strong>nklichen Zeiten Eigentum <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>“<br />
1842 „Hirthaus“ <strong>–</strong> Wohnhaus mit Stall und Schupfe<br />
24 Witwe Anna Götz<br />
1728 Georg Doß, ein Häuslein vor 10 Jahren erbaut, gibt ...<br />
1787 Wolfgang Dost (vorhin Georg Doß) hat gleiche Leistungen wie Hs. Nr.<br />
26/27 und 28<br />
1842 Maurer Lorenz Götz <strong>–</strong> Das „Dostenhaus“ <strong>–</strong> Wohnhaus mit Stall<br />
25 Schraml Johann, Zimmermann<br />
1728 Noch nicht genannt<br />
1787 Josef Kalopper, Schuhmacher und Johann Tretter, besitzen ein Haus<br />
miteinan<strong>de</strong>r, welches erst ...<br />
1842 Poliergesell Johann Bohner <strong>–</strong> „das Zimmermichelhaus“<br />
1836 18.01.: vom Vater Michael Bohner für 300 Gul<strong>de</strong>n übernommen ..<br />
1919 von Michael Müller an Familie Schraml<br />
26 Karl Heining<br />
1728 Wolf Fe<strong>de</strong>rlein, vor 15 Jahren ein Häuslein neu erbaut<br />
1787 Martin Witt (ehe<strong>de</strong>m Wolf Fe<strong>de</strong>rlein) zinset ...<br />
1842 Büttner Alexan<strong>de</strong>r Rohrer <strong>–</strong> „das halbe Nachtwächterhaus“<br />
1828 23.08.: von <strong>de</strong>n Maurerseheleuten Kaspar und Eva Krammer um 170<br />
Gul<strong>de</strong>n freihändig erkauft.<br />
1864 02.05.: erkauft von Christian Schmalzreich (vorher ein Rebl).<br />
1871 29.11.: erkauft von Heining<br />
27 Schultes Georg<br />
Erst im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt (nach 1830) gebaut<br />
1842 Veit Käß, Taglöhner <strong>–</strong> „Das halbe Schwarzveitenhaus“<br />
28 Paul Schmidt, Wagnermeister<br />
1728 Kunigunda Bäumlerin, ein Häuslein vor 24 Jahren erbaut, gibt ...<br />
1787 Johann Nikolaus Hauer, Schnei<strong>de</strong>rmeister (ehe<strong>de</strong>m K. Bäumlerin), ..<br />
1822 Erhard Hauer<br />
1842 Schnei<strong>de</strong>r Johann Mayer <strong>–</strong> „Das Hauerschnei<strong>de</strong>rhaus“, ...<br />
1840 11.12.: durch sein Eheweib Maria, geb. Hauer, von <strong>de</strong>ren Mutter, Witwe<br />
Mgt. Hauer für 400 Gul<strong>de</strong>n übernommen<br />
1878 14.10.: erworben von Paul Schmidt (durch Heirat <strong>de</strong>r Mgt. Schreiber,<br />
Tochter <strong>de</strong>r Vorbesitzerin Klara Mayer, geb. Schreiber).<br />
29 Wilhelm Höcht, Landwirt<br />
1728 Caspar Stauffer, besitzt auch ein Söl<strong>de</strong>ngütlein ...<br />
1787 Michael Adam (vorhin K. Stauffer), ein Köbler, zinset ...<br />
1822 Johann Klein, Gütler<br />
1842 Schuhmacher Andreas Hecht <strong>–</strong> Rest <strong>de</strong>s „Hansadlgutes“<br />
1822 12.08.: von Johann und Maria Anna Klein um 1130 Gul<strong>de</strong>n erkauft<br />
30 Karl Hoffmann, Bäckermeister und Gemischtwarenhandlung<br />
1728 Veit Rohrer, besitzt ein <strong>de</strong>rgleichen Söl<strong>de</strong>ngut wie Peter Mayer (Nr. 34) ..<br />
1787 Johann Georg Lebergern, ein Köbler, zinset ...<br />
1842 Der ¼ Wirthsgirgenhof <strong>–</strong> Johann Lebegern <strong>–</strong> Grundbesitz ...<br />
1813 17.12.: vom Vater Georg Lebegern für 650 Gul<strong>de</strong>n übernommen<br />
31 Besitzer: Fa. W. Mannl, Porzellanfabrik<br />
1728 Prot. Schulhaus (vor 1663 kath. Schulhaus)<br />
1787 Prot. Schulhaus
1835<br />
1842<br />
1879<br />
32<br />
1731<br />
1799<br />
1842<br />
1879<br />
1909<br />
1910<br />
33<br />
1440<br />
1799<br />
1835<br />
1842<br />
1879<br />
1909<br />
1910<br />
34<br />
1728<br />
1787<br />
1822<br />
1842<br />
1832<br />
35<br />
1728<br />
1787<br />
1842<br />
1833<br />
Johann Georg Kalluper, Knopfmacher (tauscht dieses Haus 1835 gegen<br />
<strong>de</strong>n halben ehem. Pfarrhof für 330 Gul<strong>de</strong>n ein<br />
Schreiner Johann Wellisch <strong>–</strong> Das „Schreinerhaus“ <strong>–</strong> 27.06.1842 von<br />
Johann Erhard Höllerer um 832 Gul<strong>de</strong>n gekauft<br />
verkauft an Opitz, Taglöhner für 830 Gul<strong>de</strong>n später an<br />
Proschky, Taglöhner, schließlich an W. Mannl, Fabrikbesitzer<br />
Johann und Christian Steiner, Landwirte, Steinbühl<br />
Seit 1440 kath. Pfarrhof (zusammen mit Hs.-Nr. 33 und 36 ½),<br />
seit 1550 prot. Pfarrhof, seit 1624 kath. Pfarrhof, seit 1663 prot. Pfarrhof,<br />
seit 1706 kath. Pfarrhof, verpachtet an einen „Beständner“ (Pächter,<br />
sog. Pfarrbauer).<br />
Abgebrannt und durch <strong>de</strong>n kath. Pfarrer von Erbendorf neu aufgebaut,<br />
im oberen Stock die kath. Schule<br />
Mit <strong>de</strong>m Erlös <strong>de</strong>s verkauften Hs.-Nr. 33 (halber Pfarrhof) als kath.<br />
Schulhaus neu gebaut<br />
Schul- und Wohnhaus mit Stall, Schweinestall und Hofraum, ...<br />
(samt Hs.-Nr. 33) Von <strong>de</strong>r Simultankirchenstiftung an Schreiner Josef<br />
Wallisch für 1905 Mark verkauft,<br />
von <strong>de</strong>ssen Witwe an <strong>de</strong>n Schwiegersohn Kaßeckert Ludwig<br />
Februar, verkauft an Johann und Christian Steiner, Steinbühl<br />
Johann und Christian Steiner, Landwirte, Steinbühl<br />
Dieses ehem. Hs-Nr. 33 wur<strong>de</strong> später übertragen auf das neue, 1879<br />
gebaute prot. Schulhaus, die alte Hs-Nr. 33 dagegen mit Hs-nr. 32<br />
vereinigt.<br />
Bis 1799 zum Pfarrhof gehörig (vgl. Hs-nr. 32)<br />
Der halbe Pfarrhof mit Garten, Schupfe und ½ Keller an <strong>de</strong>n Knopfmacher<br />
Georg Kalopper für 330 Gul<strong>de</strong>n verkauft.<br />
Prot. Schulhaus, im Tausche gegen Hs-nr. 31 von Georg Kalupper erwor<strong>de</strong>n,<br />
Schul- und Wohnhaus mit Stall, Schweinestall und Hofraum, ...<br />
samt Hs-nr. 32 von <strong>de</strong>r Simultankirchenstiftung an Josef Wallisch,<br />
an Ludwig Kaßeckert, verkauft<br />
an Gebrü<strong>de</strong>r Steiner verkauft<br />
Johann Gollwitzer, Gemischtwarenhandlung<br />
Peter Mayer, besitzt ein Söl<strong>de</strong>ngütlein<br />
Bernhard Schrammel, Wi<strong>de</strong>ngütlein, Besitzer, in <strong>de</strong>ssen Namen sein<br />
Pächter Veit Marx erscheint, zinset ..<br />
Georg Schraml, Gütler<br />
Michael Schraml <strong>–</strong> <strong>de</strong>r ¼ „Widdumhof“<br />
05.12.: vom Vater Georg Schraml für 600 Gul<strong>de</strong>n übernommen<br />
Georg Grünbauer, Landwirt<br />
Veit Mörtel, besitzet einen Hof ...<br />
Thomas Grünbauer, verreichet zu Walburgis ..<br />
Johann Jakob Grünbauer<br />
17.12.: von Witwe Barbara Grünbauer um 3000 Gul<strong>de</strong>n übernommen<br />
36 Simultankirche <strong>–</strong> Besitzer: Simultankirchenstiftung<br />
37 Thomas Hausner, Gütler<br />
38 Johann Rupprecht, Gastwirt und Postagent<br />
39 Schulhäuser<br />
40 „Barth-Haus“, Johann Rupprecht, Gastwirt<br />
Seit 1897 hinzugekommene Anwesen
41 Anton Ficker, Porzellanarbeiter<br />
42 J. Fuchs, Sägewerkbesitzer<br />
43 Albin Rensky, Porzellanmaler<br />
44 Firma W. Mannl (vermietet)<br />
45 Josef Fischer, Fabrikarbeiter<br />
46 Martin Spreng, Fabrikarbeiter<br />
47 Witwe Schwarz, Gemischtwarenhandlung<br />
48 J. Grünbauer, Bezirksstraßenwärter<br />
49 Schulhaus, Kath. Schulgemein<strong>de</strong><br />
50 Pfarrhof, Kath. Pfarrpfrün<strong>de</strong>stiftung<br />
51 Villa: Firma W. Mannl<br />
52 bis 59: Baugenossenschaft „Selbsthilfe“<br />
60 G. Fuchs, Sägewerkbesitzer<br />
61 bis 66: Baugenossenschaft „Selbsthilfe“<br />
<strong>Ein</strong>e Durchsicht dieser Anwesensbeschreibung lehrt:<br />
1. dass lediglich drei Familien seit mehr als 200 Jahren auf <strong>de</strong>mselben Anwesen<br />
wohnen: Klüher, Schraml („Platzer“) und Löw (bis 1919),<br />
alle an<strong>de</strong>ren haben häufig, beson<strong>de</strong>rs im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt gewechselt.<br />
2. dass in <strong>de</strong>n Besitzverhältnissen (Grundstücke) seit Ausgang <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
infolge mehrfacher Zertrümmerung, Tausch und <strong>de</strong>rgleichen gleichfalls<br />
große Verän<strong>de</strong>rungen vor sich gegangen.<br />
3. dass sich von <strong>de</strong>n alten Hausnamen nur wenige im Volksmund erhalten<br />
haben und diese weisen kein beson<strong>de</strong>rs hohes Alter auf: z.B. „beim Bartl“ Hs-<br />
Nr. 5 geht zurück auf Bartholomäus Rohrer (zum Unterschied vom Besitzer von<br />
Hs-Nr. 9 aus <strong>de</strong>rselben Familie) im Ausgang <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts; Hs-Nr. 9<br />
„beim Rohrer“ auf das Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts ausgestorbene Geschlecht<br />
<strong>de</strong>r Rohrer.
Die Dorfgemein<strong>de</strong> in alter und neuer Zeit<br />
Die Ortsgemein<strong>de</strong> <strong>Krummennaab</strong> umfasste im Mittelalter 21 Haushalten. Die<br />
Seelenzahl dürfte durchschnittlich 120 <strong>–</strong>150 betragen haben. Durch <strong>Ein</strong>führung<br />
<strong>de</strong>r Glasindustrie zu Anfang <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts stieg die Zahl <strong>de</strong>r Haushalten<br />
auf 27 <strong>–</strong> 28, die <strong>Ein</strong>wohnerzahl um 40 <strong>–</strong> 50 Seelen, also auf über 200.<br />
1843 umfasste <strong>de</strong>r Ort samt Schloss 29 Häuser (19. kath., 10 prot.) und 197<br />
<strong>Ein</strong>wohner (136 kath., 61 prot.)<br />
1863 34 Häuser (22 kath., 11 prot. 1 jüdisch) und 202 Seelen (152 kath., 49<br />
prot., 1 jüdisch).<br />
1895 259 (mit Sassenhof 282) Seelen<br />
1903 332 (mit Sassenhof 362), davon 231 kath., 62 prot.,<br />
in 48 Wohngebäu<strong>de</strong>n<br />
1905 468 (mit Sassenhof 501)<br />
1910 527 (mit Sassenhof 563)<br />
1916 477 (506)<br />
1917 463 (493)<br />
1919 580<br />
1925 578 (610)<br />
Der Flächeninhalt <strong>de</strong>r politischen Gemein<strong>de</strong> betrug 1895 364 ha; davon 90 ha<br />
Weisen, 13 ha Wei<strong>de</strong>n, Ödungen, 206 ha Acker- und Gartenland, 24 ha Wald, 31<br />
ha Haus- und Hofräume, Wege u.a.
Aus <strong>de</strong>r Geschichte von Thumsenreuth<br />
Thumsenreuth (499 m über <strong>de</strong>m Meere), Pfarrdorf am Grenzbach, im Landkreis<br />
Neustadt a.d. Waldnaab, Post Reuth b. Erbendorf, an <strong>de</strong>r Staatsstraße 2121<br />
(Burggrub <strong>–</strong> Frie<strong>de</strong>nfels <strong>–</strong> Wiesau), Bahnstation Reuth b. Erbendorf (<strong>de</strong>r Hauptstrecke<br />
Regensburg <strong>–</strong> Wei<strong>de</strong>n <strong>–</strong> Hof), Sitz eines ev.-luth. Pfarramtes, ev.-luth.<br />
Pfarrkirche, kath. Filialkirche (<strong>de</strong>r kath. Pfarrei <strong>Krummennaab</strong>), Schloss <strong>de</strong>r<br />
Freiherrn v. Lin<strong>de</strong>nfels.<br />
Thumsenreuth (1255 Domsenrewt, 1259 Domsenriut, 1459 Tumsenrewt, 1476<br />
Thumsenreut, 1537 Tumbsenreut, 1622 Thomansreut, 1680 Tumbsenreut, 1739<br />
Thumsenreith, 1743 Thumbsenreith) = Rodungs-Siedlung <strong>de</strong>s Thomas, wohl<br />
um 1000 angelegt.<br />
Aus <strong>de</strong>m Urmeierhof entstand <strong>de</strong>r E<strong>de</strong>lsitz (das Landsassengut <strong>de</strong>r a<strong>de</strong>ligen<br />
Domsenreuter (erstmals 1255 Marquard von Domsenrewt), erloschen im 14.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt; vielleicht eine Seitenlinie <strong>de</strong>r a<strong>de</strong>ligen Trautenberger o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Wolf v. Weißenstein; nach Mitte <strong>de</strong>s 11. Jahrhun<strong>de</strong>rts wohl Ministerialen<br />
(a<strong>de</strong>lige Dienstmannen) <strong>de</strong>r Markgrafschaft Nabburg im Nordgau.<br />
Mitte <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts ist <strong>de</strong>r E<strong>de</strong>lsitz in 2 Hälften geteilt: Besitzer <strong>de</strong>r<br />
einen Hans und Ulrich Swer (Swerich), Lehensleute <strong>de</strong>r Landgrafen von<br />
Leuchtenberg, <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Teils Jakob und Ulrich Wolf von Thumsenreuth<br />
und Weißenstein; dann Wolfhard Pfreim<strong>de</strong>r und Konrad Erlbeck von Thumsenreuth.<br />
1408 verkauft Konrad Erlbeck, Burgmann von Parkstein alle seine Güter zu<br />
Thumsenreuth an Gilg und Konrad Notthafft von Weißenstein; 1415/17 tut das<br />
gleiche Hans Pfreim<strong>de</strong>r; seit 1450 sind die Notthafft Alleinbesitzer; seit 1476 ist<br />
Thumsenreuth kurpfälzisches Lehen.<br />
Die Zugehörigkeit zur Lan<strong>de</strong>sherrschaft war lange Zeit umstritten. Durch die<br />
Grenzverträge von 1483 und 1607 kommt Thumsenreuth an die Besitzer <strong>de</strong>s<br />
Gemeinschaftsamts Parkstein <strong>–</strong> Wei<strong>de</strong>n. Die Grenze gegenüber <strong>de</strong>m zur<br />
Kurpfalz, seit 1628 zu Kurbayern gehörigen Amts Wal<strong>de</strong>ck <strong>–</strong> Kemnath bil<strong>de</strong>te<br />
<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Steinwal<strong>de</strong>s kommen<strong>de</strong>, über Napfberg <strong>–</strong> Siegritz <strong>–</strong><br />
zwischen Thumsenreuth und Kohlbühl fließen<strong>de</strong>, bei Trautenberg in die Fichtelnaab<br />
mün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> „Grenzbach“; an <strong>de</strong>r Fallbrücke war eine Zollstation<br />
(Mauth).<br />
Der „Bayrischhof“ erhielt seinen Namen davon, weil er jenseits <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgrenze<br />
ein Vorwerk o<strong>de</strong>r Meierhof <strong>de</strong>r Herrschaft Thumsenreuth im Baye-<br />
rischen war.<br />
Kirchlich gehörte Thumsenreuth anfänglich zur Bischöflichen Urpfarrei St.<br />
Emmeram in Windischeschenbach. Das erste Ägidienkirchlein in Thumsenreuth<br />
ist wohl aus einer ursprünglichen Burgkapelle <strong>de</strong>s 12. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
hervorgegangen. Wohl im 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt grün<strong>de</strong>ten die A<strong>de</strong>ligen von<br />
Thumsenreuth eine eigene Pfarrei.
Sie war von gewaltiger Aus<strong>de</strong>hnung: von Weißenstein reichte sie mit <strong>de</strong>n Orten<br />
Hauxdorf, Sassenhof, Inglashof und Plärn sozusagen bis vor die Tore von<br />
Erbendorf; von Frauenreuth, Trettmanns und Schönfuß bis Eiglasdorf und<br />
Trautenberg.<br />
Außer <strong>de</strong>m einheimischen A<strong>de</strong>l von Thumsenreuth, <strong>de</strong>r als Hauptgrün<strong>de</strong>r das<br />
Patronats (= Besetzungs) recht auf die Pfarrei besaß, hatten die A<strong>de</strong>ligen von<br />
Trautenberg, Lehen, Reuth und Siegritz dort ihren „Kirchstand“ und das Begräbnisrecht<br />
in <strong>de</strong>r Kirche.<br />
Noch nach<strong>de</strong>m Thumsenreuth 1652 katholischer seits eine Filiale von Erbendorf<br />
gewor<strong>de</strong>n war, gehörte dieser ehemaliger Pfarrbezirk zu dieser Filiale (bis<br />
zur großen Umpfarrung im Jahre 1920 und Gründung <strong>de</strong>r Pfarreien <strong>Krummennaab</strong>,<br />
Premenreuth und Frie<strong>de</strong>nfels im Jahre 1923).<br />
Dem zwangsweisen Glaubenswechsel <strong>de</strong>s 16. Jahrhun<strong>de</strong>rts war auch diese<br />
Pfarrei Thumsenreuth unterworfen; während aber die Pfarreien <strong>de</strong>s angrenzen<strong>de</strong>n<br />
kurpfälzischen Amtes Wal<strong>de</strong>ck viermal ihr Glaubensbekenntnis wechseln<br />
mussten, je nach<strong>de</strong>m ihr Lan<strong>de</strong>sherr lutherisch o<strong>de</strong>r kalvinisch war, dul<strong>de</strong>ten<br />
die Mitbesitzer <strong>de</strong>s Gemeinschaftsamtes Parkstein <strong>–</strong> Wei<strong>de</strong>n, die Herzöge von<br />
Neuburg nur das lutherische Bekenntnis. So bekannten sich auch die a<strong>de</strong>ligen<br />
Notthafft von Thumsenreuth zum Luthertum.<br />
Nach<strong>de</strong>m sie fast 200 Jahre die Hofmark Thumsenreuth besessen hatten, verkaufte<br />
diese samt einem Hof zu Eichelsberg (Eiglasdorf), zu Stockau, <strong>de</strong>m<br />
Zehent zu Steinbühl und Kühlenmorgen Christof Notthafft um 18.000 Gul<strong>de</strong>n<br />
an Hans Georg von <strong>de</strong>r Nimbkau; dieser veräußerte „die Veste“ Thumsenreuth<br />
1610 an Hans Kaspar Marschalk von Kienast um 19.600 Gul<strong>de</strong>n, dieser um<br />
17.000 Gul<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Rittmeister Hans Jakob Hundt.<br />
Dieser ein Kalviner, wur<strong>de</strong> von seinem Nachbarn Hans Georg Steinhauser auf<br />
Siegritz beim Lan<strong>de</strong>sherrn beschuldigt, in <strong>de</strong>r Thumsenreuther Kirche mit <strong>de</strong>r<br />
ehemals katholischen <strong>Ein</strong>richtung wie auch mit <strong>de</strong>n Grabmälern <strong>de</strong>s eingepfarrten<br />
A<strong>de</strong>ls aufgeräumt, auch <strong>de</strong>n (luth.) Pfarrer Samuel Stix abgeschafft<br />
und an Stelle <strong>de</strong>s bisherigen Friedhofs um die Kirche einen neuen auf <strong>de</strong>m<br />
sog. „Köpfnerspuehl“, Galgen- o<strong>de</strong>r Rabenstein (offenbar <strong>de</strong>m ehemaligen<br />
Halsgericht) aufgerichtet zu haben.<br />
Hundt kämpfte im Dienste <strong>de</strong>r Stadt Nürnberg auf Seite <strong>de</strong>r Schwe<strong>de</strong>n. 1655<br />
verkaufte er seine Hofmark an Hans Ernst Odowalsky von Streitberg, <strong>de</strong>r auf<br />
Seite <strong>de</strong>r Schwe<strong>de</strong>n eine große Rolle spielte bei <strong>de</strong>r <strong>Ein</strong>nahme von Prag 1648.<br />
Inzwischen war die Oberpfalz, soweit sie zur Kurpfalz (Hei<strong>de</strong>lberg <strong>–</strong> Amberg)<br />
gehörte, 1623/28 an Herzog Maximilian von Bayern gekommen; 1652 wird im<br />
Gemeinschaftsamt Parkstein <strong>–</strong> Wei<strong>de</strong>n (wie im ganzen Herzogtum Sulzbach)<br />
damit auch in Thumsenreuth <strong>de</strong>s Simultaneum eingeführt (die Durchführung<br />
erfolgte erst 1663, die Teilung <strong>de</strong>r Pfarr- und Schulhäuser sowie <strong>de</strong>r Pfarr- und<br />
Kirchengrundstücke erst 1709).<br />
Die Untertanen jenseits <strong>de</strong>s Grenzbaches, im kurbayerischen Amt Wal<strong>de</strong>ck,<br />
mussten katholisch wer<strong>de</strong>n. Am 16. Dezember 1661 kommt die Hofmark
Thumsenreuth (nebst 6 Untertanen in Steinbühl, 2 in Stockau, 1 in Plärn) an die<br />
Freiherrn v. Lin<strong>de</strong>nfels, die das Gut heute noch besitzen.<br />
Während bei Durchführung <strong>de</strong>s Simultaneums 1663 protestantischer seits<br />
Thumsenreuth eigene Pfarrei blieb (in Personalunion mit <strong>de</strong>r Pfarrei <strong>Krummennaab</strong>),<br />
wur<strong>de</strong> katholischer seits (wie <strong>Krummennaab</strong> und Wil<strong>de</strong>nreuth) Filiale<br />
<strong>de</strong>r kath. Pfarrei Erbendorf.<br />
Am 23. Januar 1935 wur<strong>de</strong> die Lösung <strong>de</strong>s Simultaneums in Thumsenreuth<br />
durch das Ministerium genehmigt und am 20. März notariell verbrieft. Am 21.<br />
März beschließt die kath. Kirchenverwaltung die Erbauung einer kath. Kirche<br />
durch <strong>de</strong>n Regensburger Regierungsbaumeister Architekt Karl Wirthensohn.<br />
Als Bauplatz konnte am Südostausgang <strong>de</strong>s Dorfes ein Tagwerk Grund von <strong>de</strong>r<br />
Gutsherrschaft Freiherr v. Lin<strong>de</strong>nfels für 2000 Reichsmark gekauft wer<strong>de</strong>n. Die<br />
ev.-luth. Kirchengemein<strong>de</strong> löste <strong>de</strong>n Alleinbesitz <strong>de</strong>r bisherigen Simultankirche<br />
ab mit 14.200 Reichsmark; aus <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>skirchensteuer erhielten die Katholiken<br />
15.000 RM Zuschuss; 5880 RM wur<strong>de</strong>n Anleihe aufgenommen. Der<br />
Kirchenbau war auf 35.000 RM veranschlagt.<br />
Am 4. August 1935 erfolgte durch Stadtpfarrer Fleischmann aus Wei<strong>de</strong>n die<br />
Grundsteinlegung, am 3. Dezember konnte <strong>de</strong>r ehemalige Pfarrer, Domvikar<br />
Lehner aus Regensburg in <strong>de</strong>r durch Pfarrer Hofmann erbauten und vorläufig<br />
benedizierten Kirche die erste hl. Messe zelebrieren.<br />
Lehner stiftete auch in die neue Kirche <strong>de</strong>n farbenprächtigen Akanthusblatt <strong>–</strong><br />
Hochaltar zu <strong>de</strong>n 14 Nothelfern, „eine künstlerisch wie kunstgeschichtlich<br />
hochinteressante Arbeit <strong>de</strong>s Spätbarock bzw. <strong>de</strong>s frühen Rokoko und eine<br />
stilistisch sehr beachtenswerte Schöpfung in <strong>de</strong>r bayerischen Altarkunst, hier<br />
speziell in <strong>de</strong>r Lösung <strong>de</strong>r sog. Oberpfälzischen Monstranzaltäre“ (Direktor Dr.<br />
Lill <strong>de</strong>s Bayer. Lan<strong>de</strong>samtes für Denkmalpflege 1935 in Schreiben an das kath.<br />
Pfarramt <strong>Krummennaab</strong>), bisher in <strong>de</strong>r Kirche Altenstadt, <strong>de</strong>n er von <strong>de</strong>n<br />
Protestanten in Erbendorf für 2000 RM erwarb; aus <strong>de</strong>rselben Kirche stammt<br />
die von Hauptlehrer Horst gestiftete Kanzel. Die stilvolle Madonna am linken<br />
Seitenaltar stammt aus Regensburg, Christus König am rechten Seitenaltar<br />
schuf Bildhauer Peter Gross aus Regensburg.<br />
Thumsenreuth weist verschie<strong>de</strong>ne (unter Denkmalschutz stehen<strong>de</strong>) Kunst<strong>de</strong>nkmäler<br />
auf. Die ehemalige, jetzt ev.-luth. Pfarrkirche erhielt 1715 <strong>de</strong>n<br />
jetzigen Turm, die Sakristei, die Oratorien und neue Chorwölbung durch<br />
Maurermeister Johann Leonhard Mayer aus Neustadt a.d. Waldnaab; durch<br />
Bildhauer Johann Michael Dosser von Auerbach <strong>de</strong>n Altar mit 4 Säulen, <strong>de</strong>m<br />
Relief <strong>de</strong>r Auferstehung Christi im Mittel und Evangelistenseitenfiguren. Das<br />
Doppelwappen Lin<strong>de</strong>nfels am Gebälk und die Jahreszahl 1744 erinnern an die<br />
Fassung <strong>de</strong>s Altars. Die Kanzel mit <strong>de</strong>n 4 Evangelisten am Corpus und <strong>de</strong>m<br />
Doppelwappen Lin<strong>de</strong>nfels am Schall<strong>de</strong>ckel wur<strong>de</strong> 1718 durch Johann Michael<br />
Dosser geschnitzt. Der Taufstein (mit Johannesfigur) ist von Holz. An <strong>de</strong>r Emporenbrüstung<br />
zeigt ein Gemäl<strong>de</strong> auf Holztafel <strong>de</strong>n Triumphzug <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong>.<br />
Darüber Ehewappen Lin<strong>de</strong>nfels <strong>–</strong> Trautenberg mit Inschrift: Hanss Achatz<br />
von Lin<strong>de</strong>nfels, Maria Eva von Lin<strong>de</strong>nfels geborne v. Trautenberg 1687.
An <strong>de</strong>r Nordwand <strong>de</strong>s Langhauses Epitaph <strong>de</strong>r am 18. Oktober 1589 infolge<br />
eines Sturzes vom Pfer<strong>de</strong> verstorbenen Martha Notthafft, geb. v. Seckendorf.<br />
Im Tympanon Darstellung <strong>de</strong>s Unglückfalles; im Hintergrund das Schloss. Im<br />
Mittel die Familie vor <strong>de</strong>m Gekreuzigten, darunter Wappensockel: Ehewappen<br />
Notthafft <strong>–</strong> Seckendorf. In <strong>de</strong>n Ecken: Seckendorf, Stein v. Altenstein, Rechenberg,<br />
Knöringen. Umschrift in Versen mit Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Unglückfalles.<br />
Der protestantische Kultus besitzt einen silbernen, vergol<strong>de</strong>ten Abendmahlskelch<br />
mit drei emaillierten Wappen, eine silberne Abendmahlskanne mit Inschrift:<br />
Eva Barbara v. Lin<strong>de</strong>nfels 1681.<br />
Früher an <strong>de</strong>r Friedhofskapelle, jetzt in <strong>de</strong>r Kirche schöner Grabstein <strong>de</strong>s luth.<br />
Pfarrers Thomas Laubmann, + 1686 und seiner Ehefrau Anna Concordia geb.<br />
Hofmann aus Bayreuth, + 27. April 1686.<br />
Das Schloss Thumsenreuth, ein dreigeschossiger, rechteckiger Bau mit hohen<br />
Giebeln beruht <strong>–</strong> unter Verwendung älterer Mauerbestän<strong>de</strong> und eines mittelalterlichen<br />
Turmes <strong>–</strong> auf <strong>de</strong>m von Christoph Notthafft 1586 aufgeführten Bau.<br />
An <strong>de</strong>r SW-Ecke ein turmartiger Vorsprung mit über Eck gestelltem Erker (mit<br />
Wappen- und Maßfries).
Fußnoten:<br />
1 Schuster M. Abriss <strong>de</strong>r Geologie von Bayern, V. Abt.<br />
München 1924<br />
2 Stroh A.<br />
Die Reihengräber <strong>de</strong>r karolingisch-ottonischen<br />
Zeit in <strong>de</strong>r Oberpfalz, Materialhefte zur bayer.<br />
Vorgeschichte, Heft 4, 1954, S. 27 ff.<br />
Oberpfälzer Heimat, 4. Band, 1959, S. 16 <strong>–</strong> 29.<br />
Bosl K.<br />
Die Reichsministerialität <strong>de</strong>r Salier u. Staufer, 2<br />
B<strong>de</strong>, Stuttgart 1950/51.<br />
Doeberl M.<br />
Die Markgrafschaft und die Markgrafen auf <strong>de</strong>m<br />
Nordgau, München 1894.<br />
Guttenberg E., Frh. v. Die politischen Mächte <strong>de</strong>s Mittelalters, in:<br />
Scherzer, Bayer. Ostmark.<br />
Muggenthaler H. Die Besiedlung <strong>de</strong>s Böhmerwal<strong>de</strong>s, Passau,<br />
1929.<br />
Die Kunst<strong>de</strong>nkmäler von Bayern, Bezirk Kemnath<br />
und Neustadt/WN.<br />
3 Hauptstaatsarchiv M Gerichtsurkun<strong>de</strong>n Wal<strong>de</strong>ck f 3, II<br />
4 Hauptstaatsarchiv M Urk. Grafenwöhr, Landg. f. 1.<br />
Staatsarchiv AM Urk. St. E 1427<br />
5 Bavaria II, 1, 481<br />
6 Höser J. Geschichte <strong>de</strong>r Stadt Erbendorf, 1926, 143 ff.<br />
7 Staatsarchiv AM Zugg 6, F. 44, A 490 S. 46<br />
8 Lehner Joh. Baptist Der Untergang <strong>de</strong>r ehem. Kurveste Wal<strong>de</strong>ck<br />
(1704/07) in Heimatkalen<strong>de</strong>r f. d. oberen Naabgau,<br />
Wei<strong>de</strong>n 1923<br />
9 Arch. F. Ofr.<br />
5, 2, 60<br />
Reg. Boic.<br />
9, 156<br />
Verhandlungen <strong>de</strong>s<br />
hist. Vereins Oberpfalz<br />
u. Regensburg (VO)<br />
33, 17<br />
10 Kath. Spital Nachrichten<br />
11 Reg. Boic. 9, 46<br />
12 Mon. Zoll. 3 Nr. 485<br />
13 Mon. Zoll. 4, 17, 43<br />
14 VO 33, 17, 18<br />
15 Hauptstaatsarchiv M Handschriftl. Sammlung Notthaff`tscher Urkun<strong>de</strong>n,<br />
2 B<strong>de</strong>.<br />
16 Lehner Joh. Baptist Den Grenzbach enlang (1925) S 131 ff.<br />
17 Staatsarchiv AM Zugg F 44, Akt 490<br />
18 Hauptstaatsarchiv M Oberpfalz 176, f. 335<br />
19 Staatsarchiv AM Zgg 6, F 45, Nr. 496<br />
20 Hauptstaatsarchiv M, Parkstein <strong>–</strong> Wei<strong>de</strong>n F 6, Nr. 91<br />
Staatsarchiv AM f. 72, Nr. 1404<br />
21 Oberpfalz X 24, 49 ff.<br />
22 VO 61, 249; 54, 101; 59, 205;<br />
23 VO 52, 99<br />
24 Staatsarchiv AM Amt Parkstein f. 72, Nr. 1404, S. 15<br />
25 Opf. Wochenblatt, 1798, S. 250 <strong>–</strong> 269.
Herold VIII, 139<br />
26 Staatsarchiv AM Appellationsgericht 1298<br />
27 Staatsarchiv AM Appellationsgericht 1298<br />
28 Staatsarchiv AM,<br />
Herold,<br />
VO<br />
Wal<strong>de</strong>ck <strong>–</strong> Kemnath Nr. 29,<br />
XXVIII 432,<br />
23, 302<br />
29 Staatsarchiv AM Zgg 6, f. 44, Nr. 490<br />
30 Staatsarchiv AM Zgg 6, f. 51, Nr. 594<br />
31 Staatsarchiv AM Amt Parkstein f. 151, Nr. 2681<br />
32 Staatsarchiv AM Appellationsgericht 1298<br />
33 Staatsarchiv AM Zgg 6, F. 45, Nr. 496<br />
34 VO 23, 264<br />
35 Staatsarchiv AM Appellationsgericht 1298<br />
36 Staatsarchiv AM Appellationsgericht 1298<br />
37 Staatsarchiv AM Regierung, Kammer d. Finanzen 1556<br />
38 Staatsarchiv AM Appellationsgericht 1298<br />
39 Staatsarchiv AM Zgg 6, Nr. 299<br />
40 Lehner Joh. Baptist Allerlei Bierhän<strong>de</strong>l in<br />
Heimatblätter f.d. oberen Naabgau I 47<br />
41 Lehner Joh. Baptist Den Grenzbach entlang<br />
42 Lehner Joh. Baptist Den Grenzbach entlang<br />
43 Kunst<strong>de</strong>nkmäler BY Bezirk Kemnath, S. 20<br />
44 Staatsarchiv AM f. 151, Nr. 2681<br />
45 Die einschlägigen Mitteilungen verdanke ich Hr.<br />
Prokuristen Fritz Schantz<br />
46 Staatsarchiv AM Zgg 6, Nr. 299<br />
47 Hauptstaatsarchiv M f. 8, Nr. 111<br />
48 VO M. S. 406<br />
49 Lehner Joh. Baptist Festschrift zur Tausendjahrfeier <strong>de</strong>r Stadt<br />
Windischeschenbach, Wei<strong>de</strong>n 1952, S. 14 ff.<br />
50 Reg. Boic. 10, S. 43<br />
51 Lehner Joh. Baptist <strong>Ein</strong> Pfarreienverzeichnis <strong>de</strong>s Bistum Regensburg,<br />
in: 2. Jahresbericht d. Ver. f. Erforschung<br />
d. Regensburger Diözese Geschichte, 1927<br />
52 Matrikel <strong>de</strong>s Bistums Regensburg 1863, S. XXI<br />
53 v. Reitzenstein H. Die Veste Reuth, Bayreuth 1865<br />
54 VO 33, 19 ff.<br />
55 Handschrift im Archiv d. B. Ordinariats Regensburg<br />
56 Götz J. B. Siehe Druckschriften!<br />
57 Högl M.<br />
Lippert F.<br />
Hartl<br />
58 Neckermann G.<br />
Lauter Th.<br />
Die Bekehrung <strong>de</strong>r Oberpfalz, Regensburg 1903;<br />
Die Gegenreformation ... <strong>de</strong>r Oberpfalz, Freiburg<br />
1901;Die Pfarreien und Schulen <strong>de</strong>r Oberpfalz,<br />
Regensburg, 1901;<br />
Berichtigungen zu Lippert, VO 54, 217<br />
Geschichte <strong>de</strong>s Simultaneums .., Regensburg,<br />
1897;<br />
Vorgeschichte und <strong>Ein</strong>führung <strong>de</strong>s Kölner Vergleichs,<br />
Regensburg 1894
59 Staatsarchiv AM Zgg 6, f. 95, Nr. 1267<br />
60 Hauptstaatsarchiv M Pfalz Neuburg 6555<br />
61 Auf Grund <strong>de</strong>r Schematismen <strong>de</strong>s B. Ordinariats<br />
Archivs Regensburg<br />
62<br />
Im folgen<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utet:<br />
1782<br />
die Lehensbeschreibung HstAM, Leuchtenbergisches<br />
Lehensarchiv.<br />
1787<br />
Lt. Imminssionsprotokoll f. 94, Nr. 233<br />
1842<br />
Nach <strong>de</strong>m Grundsteuerkataster <strong>de</strong>s Finanzamtes<br />
Kemnath<br />
1849<br />
Lt. Grundbuch <strong>de</strong>s Rentamts Kemnath<br />
63 Diese Angaben verdanke ich Herrn Thomas<br />
Wurdack, Burggrub<br />
64 Die topographische Bezeichnet diesen min<strong>de</strong>stens seit <strong>de</strong>m 15.<br />
Karte 1 : 25000 Jahrhun<strong>de</strong>rt in <strong>de</strong>n amtlichen Akten „Granitz“<br />
o<strong>de</strong>r Grenzbach genannten Bach als Heinbachd