06.04.2022 Aufrufe

florieren! - 50 Jahre florieren

Gegründet 1972 als „Blumen-Einzelhandel“, feiert „florieren!“ in diesem Jahr 50. Geburtstag. Wir danken unseren Abonnentinnen und Abonnenten ganz herzlich für ihre Treue! Vielen Dank auch für all die Glückwünsche und das Lob! Nun machen wir einfach voller Elan weiter. Der Rückblick auf die Geschichte der Zeitschrift ist ein Rückblick auf 50 Jahre Branchenentwicklung. „Gestalten mit Blumen“ ist der Kern des Berufs, aber es sind vielfältige Aufgaben und Herausforderungen dazugekommen. Wir schauen deshalb zwar zurück, vor allem aber nach vorne. Denn zur Aufgabe einer Fachzeitschrift gehört es, Wege in die Zukunft aufzuzeigen und zu beleuchten.

Gegründet 1972 als „Blumen-Einzelhandel“, feiert „florieren!“ in diesem Jahr 50. Geburtstag. Wir danken unseren Abonnentinnen und Abonnenten ganz herzlich für ihre Treue! Vielen Dank auch für all die Glückwünsche und das Lob! Nun machen wir einfach voller Elan weiter. Der Rückblick auf die Geschichte der Zeitschrift ist ein Rückblick auf 50 Jahre Branchenentwicklung. „Gestalten mit Blumen“ ist der Kern des Berufs, aber es sind vielfältige Aufgaben und Herausforderungen dazugekommen.
Wir schauen deshalb zwar zurück, vor allem aber nach vorne. Denn zur Aufgabe einer Fachzeitschrift gehört es, Wege in die Zukunft aufzuzeigen und zu beleuchten.

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<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>florieren</strong>!<br />

Foto: Blumenhaus Wein<br />

Franz-Josef Wein führt mit seiner<br />

Schwester und seinem Neffen das<br />

Blumenhaus Wein in Saarlouis und ist<br />

Leiter der Meisterschule an der Akademie<br />

für Naturgestaltung in Zwettl.<br />

Die Wertschätzung steigt<br />

„Tradition ist nicht die Anbetung der<br />

Asche, sondern die Weitergabe des<br />

Feuers“, zitiert Franz-Josef Wein den<br />

französischen Historiker und Politiker<br />

Jean Jaurès (1859-1914). Er blickt optimistisch<br />

in die Zukunft, aber räumt<br />

ein: „Noch nie war es so schwierig,<br />

eine Prognose für den ganzen Berufsstand<br />

abzugeben wie gerade jetzt.“<br />

Der Blick in die Zukunft gleicht einem<br />

Blick in die Kristallkugel. Alleine in<br />

den letzten zehn <strong>Jahre</strong>n, speziell den letzten<br />

zwei <strong>Jahre</strong>n, ist alles dermaßen in<br />

Bewegung geraten, dass eine einheitliche<br />

Entwicklung für mich nicht zu erkennen<br />

ist. Sicher erscheint mir nur, dass einfach<br />

alles möglich ist. Vieles davon finde ich<br />

persönlich wünschens- und erstrebenswert,<br />

anderes halte ich für unsinnig oder<br />

sogar höchst gefährlich. Dass sich die verschiedenen<br />

Strömungen sogar widersprechen,<br />

lässt erkennen, wie schizophren die<br />

Situation ist. Das betrifft sowohl die Gesellschaft<br />

als auch unsere Branche.<br />

Es gibt ein klares Bekenntnis zur Natur,<br />

die Bedeutung von ökologischen und<br />

nachhaltigen Aspekten wächst. Es gibt<br />

aber auch die gegenteilige Entwicklung.<br />

Ein eindeutiges Abwenden von der Natur<br />

zeigt sich in Gestaltungen voller Künstlichkeit<br />

und dem Wunsch, Floralien zu verändern,<br />

bevor man sie verarbeitet. Dazu<br />

gehört das leidige Thema Färben.<br />

Manche Floristen streben beim Gestalten<br />

nach noch mehr Inhalt und drücken das<br />

bemerkenswert aus. Dabei steht die individuelle<br />

Entwicklung des Einzelnen im<br />

Vordergrund, wodurch Diversität entsteht,<br />

die fundiert ist. Andere folgen jeder Strömung,<br />

die allgemein formuliert ist und<br />

divers wirkt, aber Einheitsbrei ist. Die Beeinflussung<br />

durch die sozialen Medien<br />

zeigt das auf eindrückliche Weise. Hochkarätigem<br />

Handwerk als Grundlage der<br />

floralen Gestaltung steht katastrophaler<br />

Pfusch gegenüber. Gekonnt ungekünstelt<br />

wirkende Gestaltungen markieren den<br />

einen Pol, Dilettantismus mit schrecklichen<br />

Auswüchsen den anderen.<br />

Bei so vielen Variablen ist der Blick in die<br />

Zukunft mehr als ungewiss, aber wir bewegen<br />

uns, wie so viele, am Scheideweg.<br />

Wenn ich einen Zukunftswunsch an die<br />

Branche richten darf, ist es der Wunsch<br />

nach noch mehr Wahrhaftigkeit beim Gestalten,<br />

größte Rücksichtnahme gegenüber<br />

der Natur, Gestaltung auf der Grundlage<br />

von solidem Handwerk, das Fördern<br />

von Individualität bei den Gestalterinnen<br />

und Gestaltern und natürlich Mut, die Zukunft<br />

zu bestehen. Ich bin grundsätzlich<br />

ein eher optimistischer Mensch und ich<br />

sehe den Wert unserer Arbeit steigen. Das<br />

Bewusstsein dafür wird bei unseren Kunden<br />

wachsen, wir müssen wagen, manchmal<br />

die Grenzen überschreiten, dabei uns<br />

selbst treu bleiben. Das ist jedes Mitglied<br />

der Branche der gesamten Branche schuldig.<br />

Geben wir das Feuer weiter an die<br />

Zukunft und lassen wir alles weg, was<br />

dieses Feuer nicht nährt. <br />

n<br />

Fachkräftemangel als größte<br />

Herausforderung<br />

Gabriele Haufe blickt auf den strukturellen<br />

Wandel, der immer wieder zu<br />

Anpassungen und einer neuen Orientierung<br />

zwingt. Weil die Chancen,<br />

die sich bieten, hohe Fachkompetenz<br />

erfordern, hängt die Zukunft der<br />

Branche eng mit dem Thema Ausund<br />

Weiterbildung zusammen.<br />

Beerdigungen mit 15 Kränzen, Sarg-<br />

Innenschmuck und einem Bukett, das<br />

direkt auf dem Sarg gefertigt wird. Hochzeiten<br />

mit 200 Gästen und Vorbereitungen<br />

für Muttertag bis morgens um vier. Blumen<br />

gab’s nur beim Floristen oder in der<br />

Endverkaufsgärtnerei. Diese und weitere<br />

klassische Geschäftsfelder der Floristen<br />

sind seit vielen <strong>Jahre</strong>n im strukturellen<br />

Wandel. Heute gibt es Baumbestattung<br />

statt Reihengrab und Elopement statt<br />

Hochzeit in der Turnhalle.<br />

War ein Florist früher Allrounder, muss er<br />

heute das Unternehmensprofil deutlich<br />

schärfen. Das Abwägen möglicher Spezialisierungen,<br />

der Ausbau von Kernkompetenzen,<br />

Kooperationen oder Allianzen<br />

können zudem zu Verknüpfungen und<br />

Mehrwert für alle Beteiligten führen. Neue<br />

Möglichkeiten eröffnen sich auch durch<br />

die Digitalisierung, Online-Angebote sowie<br />

das veränderte Verbraucherverhalten.<br />

Verbraucher heute schätzen hohe Beratungs-<br />

und Dienstleistungskompetenz,<br />

aber auch eigene Online-Angebote.<br />

Ebenso wächst die Nachfrage nach nachhaltig<br />

produzierten, regionalen und sozialverträglich<br />

verarbeiteten Blumen und<br />

Pflanzen sowie hochwertiger handwerklicher<br />

Floristik stetig. Die Sehnsucht nach<br />

Natur und heiler Welt hat Einzug in den<br />

Blumenladen gehalten.<br />

Durch den demografischen Wandel und<br />

Imageprobleme hat nicht nur die grüne<br />

Branche heutzutage mit dem Mangel an<br />

nachkommenden Fachkräften zu kämp-<br />

Gabriele Haufe verweist auf Dale Carnegie<br />

(1888-1955), der Begeisterungsfähigkeit<br />

als eine Hauptursache für<br />

Erfolg sah. Die Fachlehrerin ist überzeugt<br />

davon, dass sich diese Aussage<br />

aus der Vergangenheit auf die<br />

Zukunft übertragen lässt.<br />

fen. Drei Berufsschulklassen in einem<br />

Lehrjahr sind längst Geschichte. Nicht nur<br />

Schulen sterben, sondern auch Betriebe<br />

können ihren Ladenbetrieb mangels Mitarbeiter<br />

nicht mehr aufrechterhalten. Dabei<br />

sind hohe fachliche Kompetenz durch<br />

eine fundierte Aus- und Weiterbildung<br />

Foto: Edith Strupf<br />

44 04-2022 <strong>florieren</strong>!

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