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Musiker Magazin 1/2022

FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2021 – Gewinner; Deutscher Rock & Pop Preis 2022 – Konzept STORIES: 40 Jahre Deutscher Rock & Pop Musikerverband e. V. – Ein kleines, aber feines Jubiläum ...; Alwin Smoke – »Six String Stories«; Peter Volland – »Losgelöst von Markt und Umsatz bleibt das Musizieren weiter Teil meines Lebens«; Lili Czuya – »Andere haben mit 20 ein Auslandsjahr gemacht, ich hab auf dem Kiez als Sängerin gearbeitet.«; FEDERNELKEN – Populärmusik zwischen Hirschbachstüberl und Mittlerem Ring; LOOPAHEAD – Musikalische Strukturen, mit den Wurzeln im Blues, Rhythm ’n’ Blues, Latin, Rock & Jazz; Sandra Ajtner – »My future«BARRY ALEXANDER KING – Singer-Songwriter; DER SCHWEIGER – Mit seinen philosophisch-poetischen Songs ist er mittendrin in der deutschen Poesie; SANDRA DELL’ANNA – »Ich möchte nicht aufhören, an Musik zu wachsen«; Die Historie der Rock- & Popmusik – THE DOORS MUSIKBUSINESS: Online musizieren – verzögerungsfrei; The Singer’s Coach von LeeZa Nail – Teil 3: VOCAL SKILLS RUBRIKEN: Musiker-News; Produkt-News; Titelschutzanzeigen; CD-Rezensionen; Kleinanzeigen; Impressum

FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2021 – Gewinner; Deutscher Rock & Pop Preis 2022 – Konzept

STORIES: 40 Jahre Deutscher Rock & Pop Musikerverband e. V. – Ein kleines, aber feines Jubiläum ...; Alwin Smoke – »Six String Stories«; Peter Volland – »Losgelöst von Markt und Umsatz bleibt das Musizieren weiter Teil meines Lebens«; Lili Czuya – »Andere haben mit 20 ein Auslandsjahr gemacht, ich hab auf dem Kiez als Sängerin gearbeitet.«; FEDERNELKEN – Populärmusik zwischen Hirschbachstüberl und Mittlerem Ring; LOOPAHEAD – Musikalische Strukturen, mit den Wurzeln im Blues, Rhythm ’n’ Blues, Latin, Rock & Jazz; Sandra Ajtner – »My future«BARRY ALEXANDER KING – Singer-Songwriter; DER SCHWEIGER – Mit seinen philosophisch-poetischen Songs ist er mittendrin in der deutschen Poesie; SANDRA DELL’ANNA – »Ich möchte nicht aufhören, an Musik zu wachsen«; Die Historie der Rock- & Popmusik – THE DOORS

MUSIKBUSINESS: Online musizieren – verzögerungsfrei; The Singer’s Coach von LeeZa Nail – Teil 3: VOCAL SKILLS

RUBRIKEN: Musiker-News; Produkt-News; Titelschutzanzeigen; CD-Rezensionen; Kleinanzeigen; Impressum

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C 10973 F | N o 1/22 | 6,00 Euro<br />

Kulturzeitschrift für Rock & Pop <strong>Musiker</strong><br />

www.musiker-online.tv<br />

40 Jahre<br />

Deutscher<br />

Rock & Pop<br />

<strong>Musiker</strong>verband e.V.<br />

Ein kleines,<br />

aber feines Jubiläum ...<br />

Federnelken<br />

Populärmusik<br />

zwischen Hirschbachstüberl<br />

und Mittlerem Ring<br />

»Sie sind mit ihrem<br />

ureigenen Stil<br />

Teil der kreativen Explosion<br />

der Rockmusik<br />

in der zweiten Hälfte<br />

der 1960er-Jahre«<br />

Der Schweiger<br />

Mittendrin in<br />

der deutschen Poesie<br />

Die Historie<br />

der Rock- & Popmusik:


DEUTSCHER ROCK & POP MUSIKERVERBAND E.V.<br />

DEUTSCHE POPSTIFTUNG UND MUSIKER MAGAZIN<br />

PRÄSENTIEREN:<br />

Bundeswettbewerb für Rock- und Popmusikgruppen und Sänger*innen<br />

aller musikstilistischen Bereiche<br />

Preisträger der Hauptkategorien<br />

A.G. Paul & Friends, ALWIN SMOKE, Amarillo Dusk, Andrea Beth, Andrea Wehner, Anja Sachs, Antlitz, Atomic Picnic Project, Barbara Zanetti,<br />

barlhow, Barry Alexander King, Ben Hendricks feat. Ally Queen, Berge, Black Frog Friday, Bogensberger,<br />

Carina, Catra + Conny Conrad, Chronique, Claudia Degen, Cosma Nova, Daisy Town, Daniel von Ischgl, Danny Streete,<br />

Die rollenden Steinchen, Die Söhne Tirols, DORIAN BLACK, Duo Saygili-Autschbach, Easy Gaby, EL PISTOLERO, Epos, Eric Maas,<br />

ERMANN & KRANZ, faek, FreiHerr, Front Row Warriors, George Theodorou, Gereon Stefer, GLÜXKINDER, Gunnar Nanuk, Henning Woitge,<br />

Jan Ullmann, Jasmin M., Joe Bennick, Klangfeder, Lilly + Georg Witsch, loewenhaupt, Maria Rahtkens,<br />

MARRANDRO (Andrea Hager / Michael Korn), Martin Meinzer, Meg Pfeiffer, Melissa Kross, Michaela Kuti, Miles King & The Foolish Knights,<br />

Miss Rockester, Nick Morrison & Band, Nicole Jukic, NOR!AN, Notes from the living room, Old Johnny’s Crew GbR,<br />

PATRICIA VIVANCO & GUNTHER GERKE, Paul Bartsch, Quick and Dörty, Ralf Beitner, RT-Projekt, Sammy Milo, SAOiRSE MHÓR,<br />

Schulte, Sofia Lainovic, SWAY, Sylvia Baumann, SYNYANA, Tameera, Ted’s Basement Connection, Tom WORDS, ToMiK,<br />

Udomat & die Panikgenossen, VAN SAALBACH, WAIDMANN, WILLMAN<br />

Preisträger der Sonderkategorien<br />

A.G. Paul & Friends, Alexander Schwegel, Alwin Smoke, Amarillo Dusk, Amy Lungu, Andrea Beth, Andrea Weil, Andy Frei,<br />

Anja Sachs, Anya Hartmann – Black Frog Friday, Awaiting Dawn, Barbara Zanetti, barlhow, Barry Alexander King,<br />

Bernd-Michael Land, Carina, Catra+Conny Conrad, Celine Georgi, Christoph Klüh, CHRONIQUE, Claudia Degen, Contrast 2, Corny Held,<br />

Cosma Nova, Country Fellows, Dana Maria, Daniel von Ischgl, Danny Streete, dee jay RUFUS, Denise Blum, DER OLE,<br />

Die rollenden Steinchen, Die Sargnägel, Die Traktor, DON TOCABAJO, DORIAN BLACK, Duo Saygili-Autschbach, E3 Acoustic Band,<br />

EDSP - Erste Deutsche Schlager Partei, Epos, Eric Maas, ERMANN & KRANZ, faek, Flame, Florian Müller, Franziska Kleinert,<br />

Free Wave Jazz Band, FreiHerr, George Theodorou, Gereon Homann, Gereon Stefer, GLiFFO, GLÜXKINDER,<br />

GrooveGorilla & seine tierische Gang, Gunnar Nanuk, Gunnar Nanuk + Lorraine Baron, Hartfield & Company,<br />

i Giocosi, Jan Rendels, Jan Ullmann, Jennifer Rast, Jens Dammann, Jeremy’s Jukebox, Jo Maximilian, Jo Oliver, Joe Bennick,<br />

John Liedermann, KIZZRock, Klangfeder, Klaus Michel, Lauschelieder, Lesly’s Dynamite, Letzte Station, Lilly + Georg Witsch,<br />

Living Tones, LOOPAHEAD, Luca Stricagnoli, Mai Cocopelli, Manfred Zarrelli, MARALEWO, Marc Savanna, Maria Rahtkens,<br />

Marie-Luise Cassar, Marina Ecker, Marrandro, Meg Pfeiffer, Melissa Kross, Mexs, Michael Vogt – Contrast 2,<br />

Michael Vogt + Veit Kortenkamp, Miss Rockester, Monika & Freunde, Musicalproduktionen Dr. Nadine und Thorsten Uebe-Emden GbR,<br />

Myriam Unplugged, Nick Morrison, Nicole Jukic, Noble Composition / One night with ABBA, Notes from the living room,<br />

PAPA ALFREDO, Paul Bartsch, Peter Sagurna, Peter Trappe, Philipp Dienstag, Rainer Gebauer, Ralph Lohaus, Reflection Club,<br />

Ricarda Jo Eidmann / Gabriel Groh, Roberto Bates, Ronny Berg, RT-Projekt, Sammy Milo, Sandra Ajtner, Sandra Herman,<br />

SAOiRSE MHÓR, Schirmbeck & Schott feat. Jessica Krüger, Schulte, Sebastian Rochlitzer, Simone Alena feat. Krech, Sofia Lainovic,<br />

SOUTHDOGROCK, Stefanie Rummel, Steff! Bauer, Steve Cathedral Group, STINGER, Sylvia Baumann, SYNYANA, Tameera, Th. Kässens,<br />

V. Bussmann, Patricia Vivanco, Gunther Gerke, Peter Sagurna, The Quarrymen Beatles, The Rosinenbomber,<br />

The Takanaka Club Band, Thomas Battenstein, TöFs Rappelkiste, Tom WORDS, ToMiK, Tony Liotta, Udo Klopke Band, Udomat & die Panikgenossen,<br />

UNPLUGGED INFERNO, VAN SAALBACH, WAIDMANN, Wattenläufer, Werner Krotz-Vogel, Wetterleuchten aus Songtexten,<br />

Willenlos Sexy, WILLMAN, Wolfgang Hering, Wolfgang Nicklaus, X-plosive, ZWULF<br />

Schirmherren<br />

Steffen Mues – Bürgermeister der Stadt Siegen | Prof. Martin Maria Krüger – Präsident des Deutschen Musikrates<br />

Gefördert aus Mitteln der Deutschen Popstiftung, des Deutschen Rock & Pop <strong>Musiker</strong>verbandes e.V. und des Kulturellen Jugendbildungswerkes e.V.


EDITORIAL 03<br />

PROLIGHT + SOUND <strong>2022</strong><br />

Mit viel Rückhalt aus der Branche: Taktgeber für einen<br />

erfolgreichen #Restart<br />

ie Musikmesse Frankfurt war eine bedeutende international ausgerichtete<br />

Messe für Musikinstrumente, Zubehör, Musikproduktion<br />

D<br />

und -vermarktung. Als eine der weltweit führenden Messen war sie zuletzt<br />

an drei Tagen für Fachpublikum und an zwei weiteren Tagen für alle Musik -<br />

interessierten geöffnet. Sie fand zuletzt vom 2. bis 5. April 2019 in Frankfurt<br />

am Main gemeinsam mit der Schwestermesse Prolight + Sound statt. In<br />

den Jahren 2020 und 2021 fand aufgrund der Corona-Pandemie keine<br />

Messe statt. Die nächste Musikmesse hätte vom 29. April bis 1. Mai <strong>2022</strong><br />

stattfinden sollen. Die Messeleitung teilte jedoch am 1. März <strong>2022</strong> mit, dass<br />

marktbedingt keine Musikmesse stattfindet und auch in Zukunft nicht mehr<br />

stattfinden wird. Nicht betroffen sind die Prolight + Sound sowie die Publi -<br />

kumsformate, die weiter fortgesetzt werden sollen.<br />

OFFIZIELLE PRESSEERKLÄRUNG<br />

MUSIKMESSE FRANKFURT:<br />

„Wir würden am liebsten bessere Neuigkeiten verkünden, doch leider können<br />

die Musikmesse Frankfurt, Musikmesse Frankfurt Plaza und Musik -<br />

messe Frankfurt Festival im April <strong>2022</strong> nicht stattfinden. Gerne hätten wir<br />

bereits im April die Stadt mit Euch zum Klingen gebracht, doch konnten<br />

sowohl Musikmesse Plaza als auch Musikmesse Festival vor dem Hinter -<br />

grund der geltenden Hygienebestimmungen nicht seriös geplant werden<br />

und sind daher nicht so umzusetzen, wie wir es uns wünschen.<br />

(Aus den gleichen Gründen konnte in 2020 und 2021 der 38. und 39.<br />

Deutsche SCHIRMHERREN:<br />

Rock & Pop Preis nicht stattfinden.)<br />

Marktbedingt Steffen Mues wird – Bürgermeister die Fachmesse der Musikmesse Stadt Siegen Frankfurt auch in Zukunft<br />

nicht Prof. fortgesetzt. Martin Maria Ein Krüger kleiner – Lichtstreif Präsident am des Horizont Deutschen in Sachen Musikrates Musik: Wir<br />

planen schon jetzt mit all unseren Kräften die Neuaufstellung der Publikums -<br />

formate JUROREN: Musikmesse Plaza und Musikmesse Festival für einen späteren<br />

Zeitpunkt. Rogelio Azcarate Fernandez, Matthias Bielecke, Franziska Bub,<br />

Bis Prof. zuletzt Dr. Bernd hatte Giezek, man bei Joachim der Messe Griebe, Frankfurt Dr. an Nicole den Hirschmann,<br />

Plänen festgehalten,<br />

vom Carsten 22. Kaiser, März an Lothar in Russland Krell, Dr. Messen Michael veranstalten Lorenz, André zu können. Scherzer, Doch am<br />

Dienstagnachmittag Thorsten Schmidt, Lutz wurde Sommer, dann mitgeteilt, Mike van Summeren, die Messe Frankfurt Jonas Wagner werde<br />

wegen der russischen Invasion in die Ukraine bis auf Weiteres alle Veran -<br />

staltungen in Russland aussetzen. Dies habe die Geschäftsführung entschieden,<br />

hieß es von dem vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt ge -<br />

tragenen Unternehmen. Noch am Montag hatte man auf Anfrage geäußert:<br />

„Mittelfristige Auswirkungen auf das internationale Geschäft der Messe Frank -<br />

furt – in Russland und an unseren anderen Standorten weltweit – lassen<br />

sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht prognostizieren.“ Nun aber teilte das<br />

durch die Pandemie stark betroffene Unternehmen mit: „Die Messe Frankfurt<br />

unterstützt alle Sanktionsmaßnahmen der Bundesregierung.“<br />

Vom 26. bis 29. April läutet die Prolight + Sound den Saisonstart der<br />

Branchenevents rund um Entertainment Technology ein. Gemeinsam mit<br />

Hunderten Unternehmen zieht die Messe Frankfurt an einem Strang, um<br />

auf der Show ein starkes Signal für die erfolgreiche Zukunft der Veran stal -<br />

tungs wirtschaft zu setzen. Mit neuen Special Areas und Präsen tations for -<br />

maten weitet die Prolight + Sound ihr Portfolio aus – und widmet sich bei<br />

der Premiere des „Green Event Day“ dem Engagement der Industrie für<br />

den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

PLS.MESSEFRANKFURT.COM/FRANKFURT/DE.HTML<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


04 SHORT-TAKES<br />

FESTIVAL<br />

02 Deutscher Rock & Pop Preis 2021 –<br />

Gewinner<br />

13 Deutscher Rock & Pop Preis <strong>2022</strong> –<br />

Konzept<br />

STORIES<br />

10 40 Jahre Deutscher Rock & Pop<br />

<strong>Musiker</strong>verband e. V. – Ein kleines,<br />

aber feines Jubiläum ...<br />

17 Alwin Smoke – »Six String Stories«<br />

20 Peter Volland – »Losgelöst von Markt<br />

und Umsatz bleibt das Musizieren<br />

weiter Teil meines Lebens«<br />

24 Lili Czuya – »Andere haben mit 20<br />

ein Auslandsjahr gemacht, ich hab auf<br />

dem Kiez als Sängerin gearbeitet.«<br />

28 FEDERNELKEN – Populärmusik<br />

zwischen Hirschbachstüberl und<br />

Mittlerem Ring<br />

30 LOOPAHEAD – Musikalische<br />

Strukturen, mit den Wurzeln im<br />

Blues, Rhythm ’n’ Blues, Latin,<br />

Rock & Jazz<br />

32 SANDRA Ajtner – »My future«<br />

34 BARRY ALEXANDER KING –<br />

Singer-Songwriter<br />

37 DER SCHWEIGER – Mit seinen<br />

philosophisch-poetischen Songs<br />

ist er mittendrin in der deutschen<br />

Poesie<br />

40 SANDRA DELL’ANNA –<br />

»Ich möchte nicht aufhören,<br />

an Musik zu wachsen«<br />

42 Die Historie der Rock- & Popmusik:<br />

THE DOORS<br />

MUSIKBUSINESS<br />

50 Online musizieren – verzögerungsfrei<br />

52 The Singer’s Coach von LeeZa Nail –<br />

Teil 3: VOCAL SKILLS<br />

RUBRIKEN<br />

04 <strong>Musiker</strong>-News<br />

56 Produkt-News<br />

61 Titelschutzanzeigen<br />

62 CD-Rezensionen<br />

66 Kleinanzeigen<br />

66 Impressum<br />

QUELLE TITELFOTO: THE DOORS<br />

WIE DIE MUSIKINDUSTRIE AUF<br />

DEN KRIEG REAGIERT<br />

Universal Music folgt dem Beispiel des Konzertriesen<br />

Live Nation und stellt die Arbeit in Russland ein.<br />

Sony und Warner Music ziehen einen Tag später nach.<br />

Spotify dagegen versucht einen Spagat.<br />

Viele westliche Unternehmen haben infolge<br />

des Ukrainekriegs ihr Russlandgeschäft auf Eis<br />

gelegt. Nun zieht sich auch der weltgrößte Musik -<br />

konzern aus dem Land zurück. Wie Universal<br />

Music mitteilte, werden alle Aktivitäten umgehend<br />

eingestellt und die Büros in Russland geschlossen.<br />

Universal dränge auf ein möglichst baldiges<br />

Ende der Gewalt und halte sich mit dem Schritt an<br />

internationale Sank tionen.<br />

Universal und die anderen beiden globalen<br />

Musikriesen – Warner und Sony Music – hatten<br />

zuvor angekündigt, Hilfsorganisationen zu unterstützen.<br />

Letztere erklärten, ebenfalls ihre Tätig - Handlungen ihrer Regierung empfinden und wir<br />

bewusst, die viele russische Fans angesichts der<br />

keiten in Russland auszusetzen.<br />

möchten an die Menschlichkeit erinnern, die russische<br />

und ukrainische Bürger teilen“.<br />

Der russische Markt für Musikaufnahmen war<br />

2019 laut dem Label-Branchenverband Inter na -<br />

tional Federation of the Phonographic Industry SPOTIFY WEITER AKTIV, PRÄSENZ<br />

(IFPI) zwar global gesehen nur die Nummer 17. IN RUSSLAND GESCHLOSSEN<br />

Doch stand im Vorjahresvergleich ein Umsatz -<br />

zuwachs von 50,3 Prozent zu Buche. Der Ge - Der Audio-Streamingdienst Spotify hat seine<br />

samt umsatz belief sich auf 171,7 Millionen Dollar. Präsenz in Russland auf „unbestimmte Zeit“ ge -<br />

Mit Blick auf die große Bevölkerung Russlands schlossen. Zudem sei der Zugang zu Inhalten von<br />

und die entsprechenden Wachs tums möglich - russischen Staatsmedien eingeschränkt und das<br />

keiten ist der Reiz für die Branche offensichtlich. Angebot von RT und Sputnik in der EU und<br />

„anderen Märkten“ entfernt worden. Der Dienst<br />

LIVE NATION ZOG SICH SCHON selbst ist in Russland allerdings bislang weiterhin<br />

FRÜH ZURÜCK<br />

verfügbar, um „den globalen Fluss von Infor ma -<br />

tionen aufrechtzuerhalten“, hieß es seitens des<br />

Der Universal-Rückzug ist freilich beileibe nicht schwedischen Unternehmens. In einer Mitteilung<br />

die erste Reaktion der Musikindustrie dieser Art. von Finanzchef Paul Vogel hieß es dann, das be -<br />

So hatte der größte Live-Entertainment-Konzern zahlte Angebot mit rund 1,5 Millionen Abon nen -<br />

der Welt, das US-Unternehmen Live Nation, zu ten werde bis auf Weiteres eingestellt. Spotify war<br />

dem auch die Plattform Ticketmaster gehört, erst im Juli 2020 nach Russland und unter anderem<br />

in die Ukraine expandiert.<br />

erklärt, keine Konzerte mehr in Russland zu veranstalten<br />

und im Markt nicht mehr tätig sein zu Auch die britische Verwertungsgesellschaft PRS<br />

wollen. Zusätzlich zu einer Reihe von Solidari täts - hat ihre Zusammenarbeit mit der russischen<br />

bekundungen von Künstlerseite sagten diverse RAO auf Eis gelegt. Die amerikanische BMI kündigte<br />

ebenfalls einen solchen Schritt an. Gleich -<br />

<strong>Musiker</strong> und Bands wie Björk, Nick Cave, The<br />

Killers oder Green Day Auftritte in Russland ab. zeitig be tonte das britische Pendant zur deutschen<br />

Auch die Russland-Termine der Solo-Tour von GEMA, dass es nicht das Ziel sei, russische<br />

Rammstein-Sänger Till Lindemann wurden ge - Kom po nis ten, Song writer und Verlage, die für<br />

strichen. Die deutsche Rockband hat in Russland Frieden einträten, zu bestrafen. Die PRS wolle im<br />

seit Langem eine große Fanbasis. Auf Instagram Dach ver band der Verwertungsgesellschaften<br />

erklärte die Gruppe vor einigen Tagen: „Rammstein (CISAC) auf eine Prüfung der weiteren Mitglied -<br />

möchten ihre Unterstützung für das ukrainische schaft russischer Organisationen hinwirken und<br />

Volk zum Ausdruck bringen, das sich gegen den darüber hinaus mit den Partnern weiter nach<br />

schockierenden Angriff der russischen Re gie - Möglichkeiten suchen, die „Stimmen für den<br />

rung wehrt.“ Auch sei ihnen „die Verzweiflung Frie den“ zu unterstützen.<br />

QUELLE: www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/universal-und-co-wie-die-musikindustrie-auf-den-ukraine-krieg-reagiert-17864452.html<br />

Foto: © Miha Creative / Adobe Stock<br />

www.musiker-online.tv


SHORT-TAKES 05<br />

Foto: © gguy / Adobe Stock<br />

SPOTIFY<br />

ÜBERRASCHT<br />

MIT OFFIZIELLEN<br />

ZAHLEN<br />

(und sieht sich als Retter<br />

der Musikindustrie)<br />

Spotify möchte für mehr Transparenz im Strea -<br />

minggeschäft sorgen. Dafür hat das schwedische<br />

Unternehmen im vergangenen Jahr mit<br />

Loud & Clear eine eigene Website ins Netz ge -<br />

stellt. Hier sind aktuelle Zahlen zur Nutzung von<br />

Spotify einsehbar.<br />

Inzwischen gibt es so erste (für die Öffent lich -<br />

keit einsehbare) Erkenntnisse über das Musik jahr<br />

2021 bei Spotify. Demnach zahlten die Schweden<br />

weltweit 7 Milliarden US-Dollar an die Musikin -<br />

dus trie aus. Kein anderes Unternehmen, so heißt<br />

es in einem Statement von Spotify, führe der<br />

Branche so viel Geld zu.<br />

STREAMING BOOMT IMMER<br />

WEITER<br />

Kein Wunder: „Im Jahr 2021 überstiegen die<br />

Streaming-Einnahmen der Musikindustrie die Ge -<br />

samteinnahmen der Branche durch Musik ver -<br />

käufe (inklusive digitaler und physischer Ton träger,<br />

Synchronisation und Performance) aus jedem<br />

einzelnen Jahr zwischen 2009 und 2016.“<br />

Über 50 000 Künstlerinnen und Künstler hätten<br />

rund um den Globus allein über Spotify 10 000<br />

US-Dollar und mehr umgesetzt, wie es in der<br />

statistischen Auswertung heißt. Bleibt die Frage,<br />

ob dies nun ein Fortschritt ist, wenn die allermeisten<br />

Einnahmen aus dem Streaming ge schäft<br />

stammen, oder ob es für viele mittlere und kleine<br />

<strong>Musiker</strong>innen und <strong>Musiker</strong> eher ein Rück schritt ist<br />

im Vergleich zu einer Welt ohne Strea ming.<br />

Immerhin weisen die Schweden aus, dass be -<br />

zogen auf die Breite des wirtschaftlichen Wachs -<br />

tums der Industrie mehr Protagonisten beteiligt<br />

sind, die substanzielle Summen einspielen, anders<br />

als in der CD-Ära. In der Mitteilung des Unter -<br />

nehmens heißt es dazu: „Damals entfielen fast<br />

25 Prozent der US-Albumverkäufe auf die Top-<br />

50-Künstler*innen. Auf Spotify entfielen im Jahr<br />

2021 nur 12 Prozent der US-Streams auf die Top-<br />

QUELLE: https://www.rollingstone.de/spotify-statistik-streams-2021-2427233<br />

50-Künstler*innen – was bedeutet, dass die Ein -<br />

nahmemöglichkeiten heute deutlich über die<br />

Superstars hinausgehen.“<br />

MEHR GEWINN<br />

DURCH STREAMING<br />

Spotify weist deshalb darauf hin, dass die großen<br />

Plattenfirmen im Jahr 2021 einen Gewinn<br />

von über vier Milliarden US-Dollar gemacht hätten<br />

– was ohne den Erfolg des Streamings, so<br />

deutet es zumindest Spotify für sich, kaum möglich<br />

gewesen wäre. Fast ein Drittel (28 Prozent)<br />

aller nach eigenen Maßstäben erfolgreichen<br />

Künst lerinnen und Künstler (also mit Verdienst<br />

über 10 000 US-Dollar) veröffentlicht selbstständig<br />

oder mit kleinere Distributoren; ein Anstieg um<br />

171 Prozent im Vergleich zum Jahr 2017.<br />

„Künstler*innen können durch Streaming<br />

schneller Einnahmen generieren und erfolgreiche<br />

Karriere starten“, gibt Spotify zu bedenken. „Mehr<br />

als 10 Prozent der Künstler*innen (ca. 5 300), die<br />

im Jahr 2021 mehr als 10 000 US-Dollar auf<br />

Spotify generierten, haben ihre ersten Songs in<br />

den vergangenen zwei Jahren veröffentlicht. Im<br />

Jahr 2021 erwirtschafteten 350 von ihnen<br />

100 000 US-Dollar allein über Spotify.“<br />

Inzwischen fokussiert sich das Interesse der<br />

Hörer auch fast zur Hälfte (43 Prozent) nicht mehr<br />

nur auf die großen zehn Musikmärkte.<br />

Bleibt die Frage, was all dies wirklich für Mu si -<br />

kerinnen und <strong>Musiker</strong> bedeutet. Die große Mehr -<br />

heit sieht nämlich erst einmal gar nichts von diesem<br />

Geld, das Spotify ausschüttet, bis es von den<br />

Rechteinhabern, also Labels, Verlegern und andere<br />

– weitergereicht wird. Das ist dann ab hän gig von<br />

abgeschlossenen Verträgen.<br />

UND WAS HABEN DIE<br />

MUSIKERINNEN UND MUSIKER<br />

DAVON?<br />

Spotify-CEO Daniel Ek hatte zuletzt lautstark<br />

erklärt, er wolle einer Million <strong>Musiker</strong>innen und<br />

<strong>Musiker</strong>n helfen, „von ihrer Kunst zu leben“, nur ist<br />

der Streamingdienst davon noch weit entfernt. Das<br />

liegt natürlich auch daran, dass die meisten an<br />

fest gelegte Tantiemen gebunden sind, die nicht<br />

Spotify mit ihnen ausgehandelt hat. Die greifen erst<br />

nach Abzug allerhand Vorschüsse und Aus ga ben<br />

und sind zu allem Überfluss in der Statistik bei<br />

Spotify nicht abhängig von etwa der Menge der<br />

Streams für einen Song, sondern konkret von dem<br />

Anteil, den die Streams eines bestimmten Acts im<br />

Vergleich zu allen anderen Acts auf Spotify hat.<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


06 SHORT-TAKES<br />

DEUTSCHER MUSIKMARKT WÄCHST UM ZEHN PROZENT<br />

Zum ersten Mal seit 30 Jahren legt der deutsche Markt für Musikaufnahmen<br />

wieder prozentual zweistellig zu. Das liegt vor allem am Streaming.<br />

Auch Vinyl wächst weiter stark, doch knappe Kapazitäten und hohe Preise trüben das Bild.<br />

Der deutsche Markt für Musikaufnahmen hat<br />

2021 im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent<br />

zugelegt. „Das ist ein Meilenstein“, sagte Florian<br />

Drücke, der Vorsitzende des Bundesverbands<br />

Mu sikindustrie (BVMI), im Gespräch mit der F.A.Z.<br />

Zum ersten Mal seit 30 Jahren stehe ein prozentual<br />

zweistelliges Plus zu Buche. Insgesamt wurden<br />

im vergangenen Jahr mit Musikauf nah men<br />

1,96 Milliarden Euro umgesetzt, wie der Verband<br />

am Donnerstag mitteilte. „Alleine das Streaming<br />

steht nun für mehr als zwei Drittel des Gesamt -<br />

umsatzes“, so Drücke weiter, „doch nicht zuletzt<br />

das Beispiel USA, wo der Streaming-Anteil bei<br />

mehr als 80 Prozent liegt, zeigt, es besteht noch<br />

Luft nach oben.“<br />

2020 war der Markt um neun Prozent gewachsen.<br />

Im Jahresvergleich gilt es freilich zu beachten,<br />

dass der Verkauf physischer Tonträger im<br />

ersten Halbjahr 2020 durch Ladenschließungen<br />

und die zeitweisen Einschränkungen beim Online-<br />

Versand belastet war.<br />

Der BVMI repräsentiert nach eigenen An ga ben<br />

rund 200 Musikunternehmen, die zusammen mehr<br />

als 80 Prozent des deutschen Marktes abde -<br />

cken – darunter allen voran die drei sogenannten<br />

Majors Universal, Sony und Warner Music.<br />

„DIE CD BLEIBT<br />

EIN WICHTIGES FORMAT“<br />

Der Digitalanteil liegt dem Verband zufolge nun -<br />

mehr bei 76,4 Prozent. Hiervon stehen die Ein -<br />

nah men über die gängigen Streamingdienste für<br />

68,3 Prozent (plus 18,6 Prozent nach 24,6 Pro -<br />

zent in 2020), Downloads tragen noch 3 Prozent<br />

zum Gesamtumsatz bei, der Bereich „Digital<br />

Sons ti ges“ 5,1 Prozent. Unter diesen Posten fallen<br />

die Einnahmen über Plattformen wie Face book,<br />

Tiktok, Roblox oder Peloton und dem Video-<br />

Streaming – allen voran über YouTube.<br />

UMSATZ MIT MUSIKAUFNAHMEN<br />

IN DEUTSCHLAND 2021<br />

Der Umsatz mit CDs sinkt seit Jahren und<br />

stand 2021 noch für einen Marktanteil von 16,3<br />

Prozent (minus 16,7 Prozent). Weiter im Aufwind<br />

befindet sich dagegen der Vinyl-Absatz. Der Um -<br />

satz mit Schallplatten kommt auf 6 Prozent am<br />

Gesamtmarkt (plus 20,1 Prozent).<br />

Insgesamt wurde mit physischen Tonträgern<br />

ein Umsatz von 463 Millionen Euro erzielt (minus<br />

9,1 Prozent), die Einnahmen aus dem Digitalen<br />

beliefen sich auf 1,502 Milliarden Euro (plus 17,7<br />

Prozent).<br />

„Die CD verliert weiterhin an Relevanz, aber<br />

sie bleibt in Deutschland ein wichtiges Format“,<br />

resümiert Florian Drücke. „Mit dem Wachstums -<br />

treiber Streaming und dem – wenngleich auf vergleichsweise<br />

überschaubarem Niveau – ebenfalls<br />

stark wachsenden Vinyl-Segment haben wir<br />

ein gutes Angebotsportfolio. Dazu bieten sich<br />

den Labels auch immer mehr Möglichkeiten durch<br />

Partnerschaften und entsprechende Lizenzie rung<br />

von neuen musikalischen Nutzungs- und Er leb -<br />

nis welten wie beispielsweise Peloton, Tiktok oder<br />

Roblox.“<br />

Umsatzanteile aus dem Musikverkauf 2021*<br />

physisch/digital<br />

Foto: © Good Studio / Adobe Stock<br />

www.musiker-online.tv


SHORT-TAKES 07<br />

VINYL WÄCHST,<br />

SITUATION ABER WEITER SCHWIERIG<br />

Ein beliebtes Thema in der Industrie sind die sogenannten „Super-<br />

Fans“, also Musikliebhaber, die nicht nur streamen und gelegentlich CDs<br />

kaufen, sondern sich auch für kostspieligere Fanartikel interessieren. Boxen<br />

mit CD oder Schallplatte als Basis und diversen Beigaben werden entsprechend<br />

zu vielen Veröffentlichungen angeboten. Gerade limitierte und be -<br />

sonders gestaltete Vinyl-Versionen sind sehr gefragt. Viele Vinylfans hätten<br />

auch ein Streaming-Abo, sagt Drücke. „Die Schallplatte ist daher nicht nur<br />

als Tonträger relevant, sondern auch als begehrter Fan-Artikel und als solcher<br />

eine große Chance gerade für kleinere Künstlerinnen und Künstler.“<br />

Neben den allgegenwärtigen Kostensteigerungen für Rohstoffe oder Ener -<br />

gie seien aktuell natürlich die Produktionsengpässe und gerade das Fehlen<br />

von kurzfristigeren Slots für einige ein Problem, so Drücke. Die Nachfrage<br />

nach Pressungen übersteigt derzeit deutlich die Kapazitäten der Presswerke,<br />

gerade für kleinere Labels ist die Situation mitunter enorm problematisch.<br />

Larry Teal | Heinrich Baumgartner<br />

DIE KUNST<br />

DES SAXOPHONSPIELS<br />

aus dem Amerikanischen ins Deutsche<br />

übertragen, kommentiert und mit zwei Beiträgen<br />

versehen von Heinrich Baumgartner<br />

Art.-Nr.: 20212G (Buch)<br />

ISBN-10: 3-943638-44-8<br />

ISBN-13:<br />

978-3-943638-44-8<br />

Format: DIN A4<br />

Seitenumfang: 112 Seiten<br />

19,95 Euro<br />

Bei deutschen Indie-Labels mache das physische Geschäft oft noch<br />

rund 50 Prozent des Umsatzes aus, hatte Jörg Heidemann, der Ge schäfts -<br />

führer des Verbands unabhängiger Musikunternehmer*innen (VUT) kürzlich<br />

der F.A.Z gesagt. Dass die Riesen der Branche ebenfalls den Run auf Vinyl<br />

nutzen wollen, könne man ihnen nicht vorwerfen: „Alle Labels – ob große<br />

oder kleine – wissen, dass sie für ihre Künstlerinnen und Künstler prozentual<br />

die meisten Einnahmen generieren, wenn sie physische Ton trä ger verkaufen,<br />

und die Majors arbeiten eben mit deutlich größerem Vo lumen.“<br />

Mitunter gibt es Stimmen aus der Branche, denen zufolge größere Bestel -<br />

lungen von Majors priorisiert werden, wodurch kleine Auflagen von Indies<br />

hinten runterfallen.<br />

Ein Eindruck in die momentane Lage gibt eine Preisliste eines Dienst lei s -<br />

ters von Mitte Januar, die der F.A.Z. vorliegt und in der Kunden ein Auf preis<br />

von 14 Prozent für Vinylproduktionen mitgeteilt wird. Als Begründung führt<br />

das Unternehmen Preiserhöhungen des Presswerks an. Zudem seien die<br />

aktuell für <strong>2022</strong> zugesagten Presskapazitäten für Vinylproduktionen komplett<br />

verplant.<br />

Laut Larry Teal, dem „Meister“<br />

der amerikanischen Saxo phon -<br />

schulen, ist die beste Metho de,<br />

das Saxophonspiel zu erlernen,<br />

der Unterricht bei einem<br />

kompetenten Lehrer. Kein Wunder also, dass sich sein englischsprachiges<br />

Originalwerk „The Art of Saxophone Playing“ vor allem<br />

an die Saxophonlehrer*innen an Musikschule und Musikhochschule<br />

richtet. Seit seinem Erscheinen im Jahr 1963 gilt es bis heute als<br />

eines der wichtigsten Nachschlagewerke für das Erlernen des Saxo -<br />

phons in der englischsprachigen Welt und wird auf den meisten<br />

Saxophon-Plattformen im Internet als unentbehrlich angesehen. Es<br />

zeichnet sich aus durch eine präzise Zusammenstellung von<br />

Methoden und Informationen, die für alle, die Saxophon spielen lernen<br />

möchten, für Saxophonist*innen, die ihre Kenntnisse verbessern<br />

oder gelegentliche Fehler korrigieren möchten, und die für Saxo -<br />

phon lehrer*innen als Lehrmittel sehr nützlich sind. Grund genug,<br />

dieses Standard werk nun endlich auch in deutscher Sprache zur<br />

Verfügung zu stellen. Denn „Die Kunst des Saxophonspiels“ kommt<br />

auch nach mehr als 60 Jahren überhaupt nicht altbacken daher. Die<br />

Präzision, mit der Larry Teal das Saxophonspiel durchleuchtet, und<br />

die Sorgfalt, mit der er die Abläufe und Entwicklungen beschreibt,<br />

haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Natürlich haben sich<br />

manche Details des Saxophons in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt,<br />

und vor allem hat sich die Sicht auf die Musikphysiologie, auf<br />

die Körper arbeit und damit auf die Vermittlung des Saxophonspiels,<br />

die Metho dik und die Didaktik, verändert. Um diesen Aspekten<br />

Rech nung zu tragen, hat der Übersetzer und Musiklehrer Heinrich<br />

Baumgartner ein paar Ergänzungen und Aktualisierungen zum Text<br />

von Larry Teal hin zugefügt. Dies geschieht sowohl in kommentierender<br />

Form als auch in eigenständigen Beiträgen, die er dem Original -<br />

werk im abschließenden 2. TEIL hinzugefügt hat. In dieser Form<br />

werden Lücken ge schlossen, ohne den Originaltext von Teal zu<br />

beeinträchtigen. Und sein großer Einfluss auf den Saxophon un ter -<br />

richt und das Saxo phon spiel wird erhalten und ausgebaut.<br />

QUELLE: www.faz.net/aktuell/wirtschaft/digitec/fast-2-milliarden-euro-umsatz-deutscher-musikmarktwaechst-um-10-prozent-17845596.html<br />

Weitere Informationen: alfredverlag.de | alfredmusic.de<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


08 SHORT-TAKES<br />

Claus Hessler & Claudio Spieler<br />

TALADIDDLE<br />

Konnakol meets<br />

Rudimental Drumming<br />

Foto: © prima91 / Adobe Stock<br />

Die Rhythmussprache Südindiens verbindet<br />

sich mit Snare-Drum-Rudiments.<br />

Das ist das Motto von TALADIDDLE,<br />

einem Buch für Drummer, Percussionisten<br />

und Rhythmus-Liebhaber. Konnakol ist einer<br />

der wirkungsvollsten Wege, um Rhythmus<br />

zu lernen und zu meistern – und Rudi ments<br />

bilden einen essenziellen Wortschatz des<br />

westlichen Trommelns. Beide Traditionen<br />

zählen zu den ältesten und am höchsten<br />

ent wickelten Rhythmuskonzepten der Welt<br />

und er weisen sich als hilfreiche methodische<br />

Tools. Die Ästhetik von Konnakol und Ru -<br />

diments liegt in ihrer Schlichtheit und Klar -<br />

heit. Beide Konzepte helfen uns, ein um -<br />

fang reiches Rhythmus-Vokabular im Ge -<br />

dächtnis zu be halten, Patterns und Kom -<br />

positionen zu visualisieren und während der<br />

Performance mental vorauszuplanen. Mit<br />

ihnen lassen sich Grenzen überschreiten,<br />

und sie zeigen uns neue Wege zu rhythmischer<br />

Kreativität und zur Improvisation in<br />

jedem musikalischen Genre. Eine fundierte<br />

und anschauliche Einführung in die süd -<br />

indische Rhyth mik sowie 26 ausgewählte<br />

Stücke – von leicht bis komplex – veranschaulichen,<br />

wie die zwei Rhythmus kul turen<br />

miteinander verschmelzen, sich gegenseitig<br />

bereichern und neue musikalische Räume<br />

eröffnen. Mit diesem Buch wird damit eine<br />

Brücke zwischen diesen beiden – ursprünglich<br />

nicht in Ver bindung stehenden – Welten<br />

gebaut, die so erstaunlich viele Gemein sam -<br />

keiten und Parallelen aufweisen.<br />

Weitere Informationen: alfredverlag.de |<br />

alfredmusic.de<br />

YOUTUBE ZAHLT<br />

VIER MILLIARDEN US-DOLLAR AN DIE<br />

MUSIKINDUSTRIE<br />

Die Videoplattform hat in den vergangenen zwölf<br />

Monaten ganze vier Milliarden US-Dollar an<br />

Musi ker*innen und Rechteinhaber*innen gezahlt.<br />

30 Prozent davon stammen von User Generated<br />

Content.<br />

YouTube hat in einem Blogpost den Wert der<br />

Plattform für die Musikindustrie betont. Lyor Cohen,<br />

Global Head of Music bei YouTube, berichtet von<br />

Zahlungen in der Höhe von vier Milliarden US-<br />

Dollar innerhalb der vergangenen zwölf Monate,<br />

die bei Künstler*innen und Rechte inha ber*innen<br />

eingegangen seien. Cohen betont die Einzigartig -<br />

keit der Plattform, die auch Advertisern zugutekommt:<br />

„YouTube is the world’s largest stage, and<br />

advertisers are eager to tap into the deep music<br />

engagement that the platform enables. With over<br />

2 billion users watching music videos monthly,<br />

YouTube allows advertisers to reach audiences<br />

they can’t find anywhere else.“<br />

Er fügt hinzu, dass YouTube im ersten Quartal<br />

2021 mehr zahlende User als je zuvor dazugewinnen<br />

konnte. Kostenpflichtige Abonnements<br />

sind in 96 Ländern möglich, weitere 180 Länder<br />

bringen Werbeeinnahmen ein. Insgesamt liege die<br />

Zahl der User, die sich monatlich Musik videos an -<br />

schauen, bei zwei Milliarden.<br />

Ein knappes Drittel der Einnahmen wurde durch<br />

User Generated Content generiert. Hiermit sind<br />

zum Beispiel Fan-Videos gemeint, die die Musik<br />

der Künstler*innen verwenden. Neben Videos<br />

gibt YouTube an, auch andere Ein nah me quellen<br />

verstärkt ausbauen zu wollen. Dazu ge hört zum<br />

Beispiel der Verkauf von Konzerttickets und Mer -<br />

chandise. Damit könnte die Plattform Erfolg<br />

haben: Das virtuelle YouTube-Konzert der K-Pop-<br />

Band BLACKPINK etwa sorgte für ganze 280 000<br />

neue bezahlte Kanalmitgliedschaften.<br />

KONKURRENZKAMPF MIT TIKTOK<br />

Trotz der erfreulichen Zahlungen hat YouTube<br />

für die Musikindustrie auch erhebliche Nachteile,<br />

da Künstler*innen mit Streams deutlich weniger<br />

einnehmen als mit regulären Verkäufen. Doch auf -<br />

grund ihres mittlerweile riesigen Marktanteils<br />

musste sich die Musikbranche wohl oder übel<br />

mit Streamingplattformen wie YouTube und Spotify<br />

anfreunden.<br />

YouTube scheint mit der Verkündigung seiner<br />

Zahlungen an die Branche darauf anzuspielen,<br />

dass <strong>Musiker</strong>*innen auf YouTube tatsächlich die<br />

Chance haben, einiges an Geld zu verdienen –<br />

und sie deshalb guten Grund haben, hier aktiv zu<br />

bleiben, statt zum Beispiel zu TikTok zu wechseln.<br />

Doch auch TikTok Trends können für Künst -<br />

ler*innen ein Sprungbrett in die Charts sein. Mit<br />

dem stetigen Wachstum der beliebten Kurz video-<br />

App ist TikTok schon längst zur ernst zu nehmenden<br />

Konkurrenz für YouTube geworden. Die<br />

Platt form scheint nun in die Offensive zu gehen –<br />

so verkündete YouTube zuletzt, 100 Millionen US-<br />

Dollar an Creator des Kurz video formats Shorts zu<br />

zahlen.<br />

QUELLE: onlinemarketing.de/social-media-marketing/youtube-4-milliarden-us-dollar-musikindustrie<br />

www.musiker-online.tv


ANZEIGE<br />

WISSENSCHAFTLICHE STUDIE ZEIGT:<br />

So<br />

programmiert<br />

man den<br />

Körper auf<br />

Abnehmen<br />

Abnehmen ist einfach, ja richtig, man<br />

muss nur weniger Kalorien aufnehmen als<br />

man verbrennt. Tausende haben das schon<br />

geschafft. Aber haben auch wieder<br />

zugenommen. Also suchen wir alle nach<br />

dem Königsweg bei dem wir lecker essen<br />

können aber nicht dicker werden, oder<br />

sogar noch abnehmen.<br />

DURCH<br />

NIEDRIG-<br />

GLYKÄMISCHE<br />

UND<br />

PROTEINREICHE<br />

ERNÄHRUNG<br />

Es ist und bleibt ein ständiger Kampf, obwohl<br />

wir mit unzähligen Theorien und Strategien<br />

zur Gewichtsabnahme von mehr oder weniger<br />

seriösen „Experten“ überhäuft werden.<br />

Schön wäre es, wenn wir uns nicht anstrengen<br />

müssten, um das abgenommene Gewicht<br />

zu halten, sondern wir einfach schlank bleiben<br />

würden. Dazu müsste der Stoffwechsel<br />

lernen während und nach einer Diät mehr<br />

Kalorien zu verbrennen. In Hungerperioden<br />

(also auch bei einer herkömmlichen Diät<br />

oder kalorienreduzierten Kost) tut er nämlich<br />

genau das Gegenteil. Und wir müssen lernen<br />

wenige gesunde Fette und keine ungesunden<br />

Zucker zu uns zu nehmen. Dazu kann man<br />

zum Beispiel gesunde Zucker nutzen, mit<br />

einem niedrigen glykämischen Index, damit<br />

der Appetit auf ungesunden Zucker gar nicht<br />

erst entsteht und man länger leistungsfähig<br />

und konzentriert bleibt. So braucht man<br />

nicht laufend Zucker „nach zu futtern“ und<br />

der Blutzuckerspiegel bleibt konstant.<br />

Neue Erkenntnisse<br />

Vor einiger Zeit haben die Ernährungswissenschaftler<br />

der Universität Freiburg mehrere<br />

Diätprogramme auf ihre Wirksamkeit getestet.<br />

Eine Diät schnitt überraschend besser ab.<br />

Die Gewichtsabnahme erfolgte schnell und<br />

ohne Jo-Jo-Effekt. Auf Grund dieses herausragenden<br />

Ergebnisses hat sogar das bekannte<br />

amerikanische Fachmagazin „International<br />

Journal of Obesity“ darüber berichtet. Ein<br />

wichtiger Teil dieses Programms ist Almased<br />

(in Apotheken erhältlich). Es wurde seinerzeit<br />

von einem Heilpraktiker entwickelt, um den<br />

Stoffwechsel seiner Patienten zu optimieren<br />

und somit das Immunsystem und die Leistungsfähigkeit<br />

zu steigern. Heute ist es das<br />

beliebteste Mittel zur Gewichtsabnahme in<br />

Deutschland und wird von Apothekern am<br />

häufigsten empfohlen. Jetzt haben Experten<br />

der Universität in Edmonton (Kanada)<br />

Almased dem Härtetest unterzogen. In der<br />

sogenannten „Stoffwechsel-Kammer“ wurde<br />

geprüft was Almased tatsächlich leistet. Erste<br />

Ergebnisse wurden anlässlich des ECO 2018<br />

in Wien vorgestellt. Sie beweisen, dass nur ein<br />

Almased-Drink pro Tag nicht nur den Grundumsatz<br />

(Kalorienverbrauch – ohne dass man<br />

etwas tut) steigert, sondern auch das Körperfett<br />

wesentlich früher zur Energiegewinnung<br />

herangezogen wird als bei einer alternativen<br />

Ernährung. Damit wurden die Ergebnisse<br />

der sogenannten „Frühstücks-Studie“ der<br />

Universität in Freiburg von 2011 bestätigt.<br />

Almased kann helfen<br />

Schon ein Almased-Drink pro Tag steigert<br />

den Kalorienverbrauch wie etwa 30 Minuten<br />

auf dem Laufband. Es kann also dafür sorgen,<br />

dass einmal abgenommenes Fett auch abgenommen<br />

bleibt. Man könnte annehmen, dass<br />

das in Almased unter anderem nachgewiesene<br />

bioaktive Peptid „Lunasin“ dabei eine wichtige<br />

Rolle spielt. Leider ist es Almased durch die sog.<br />

Health-Claims-Verordnung gesetzlich verboten<br />

über viele weitere gesundheitliche Vorteile, die<br />

durch die einzigartige Rezeptur und das besondere<br />

Herstellungsverfahren entstehen und wissenschaftlich<br />

belegt sind, zu informieren. Daher:<br />

„Probieren geht über studieren“.<br />

AUF DAS TIMING<br />

KOMMT ES AN<br />

Für viele von uns ist das abendliche<br />

Essen die Belohnung für einen<br />

langen Tag. Dadurch nehmen die<br />

meisten von uns den überwiegenden<br />

Teil der Kalorien am Abend auf.<br />

Der Körper wird also doppelt belastet:<br />

Zu den nächtlichen „Restrukturierungs-<br />

Maßnahmen“ kommt auch noch<br />

die Verdauung hinzu. Steht dem<br />

Stoffwechsel aber nicht genug Protein<br />

und Energie für die lange Nacht<br />

zur Verfügung, wachen wir öfter<br />

auf und fühlen uns zerschlagen.<br />

Ersetzt man die letzte Mahlzeit des<br />

Tages durch einen Almased-Drink mit<br />

etwas mehr Pulver als üblich, spart<br />

man viele Kalorien, schläft besser und<br />

wacht erholter auf. Ein „Selbst-Test“<br />

lohnt sich – versuchen Sie es mal.<br />

Hier erfahren<br />

Sie mehr –<br />

scannen Sie<br />

einfach den<br />

QR Code!


10 STORIES<br />

Jahre<br />

DEUTSCHER<br />

ROCK & POP MUSIKERVERBAND E.V.<br />

DEUTSCHER ROCK & POP PREIS<br />

43 Jahre <strong>Musiker</strong> <strong>Magazin</strong><br />

20 Jahre Deutsche Popstiftung<br />

Ein kleines, aber feines Jubiläum ...<br />

Liebe Freundinnen und Freunde,<br />

eil es niemanden gab, der sich um die<br />

W künstlerischen, die musikalischen und<br />

die Arbeitsinteressen der Rock- & Popmusiker<br />

aller musikstilistischen Bereiche in Deutschland<br />

gekümmert hatte, gründeten 1982/83 ein paar<br />

Idealisten in Lüneburg eine „Arbeitsgemeinschaft<br />

Rockmusiker in Deutschland“ (AGRD) als Dis kus -<br />

sionsforum auf Basis und Grundlage einer selbst<br />

entworfenen gemeinnützigen Vereinssatzung (und<br />

nicht einer gewinnorientierten GmbH oder GmbH &<br />

Co. KG). Damals berichtete ich im Fachblatt Musik -<br />

magazin, dem damals größten Fachblatt für Mu -<br />

sikerinnen und <strong>Musiker</strong> in Deutschland, von den<br />

Ziel set zun gen und auch Schwierigkeiten dieser<br />

beispiellosen Idee eines Verbandes/einer Gewerk -<br />

schaft für die Rock-, Pop-, Folk- und Blues musiker<br />

etc. 1986 änderten wir den Namen dieser Arbeits -<br />

gemein schaft in „Deutscher Rock <strong>Musiker</strong> Ver -<br />

band“ und 1988 in Deutscher Rock & Pop Mu -<br />

sikerverband e. V., unserem heutigen Namen.<br />

Nach diesen 40 Jahren Aufbauarbeit wird es<br />

Zeit für einen Rück blick und ein Resümee ...<br />

1.<br />

Unsere mit Abstand wichtigste damalige Ziel -<br />

setzung war es, einen Verband für die Musi ke -<br />

rinnen und <strong>Musiker</strong> aller musikstilistischen Be -<br />

reiche in Deutschland zu gründen und aufzu-<br />

bauen. Das Ziel ist weiterhin, dass der Verband<br />

finanziell und organisatorisch völlig unabhängig<br />

und unbeeinflusst seitens der Musikindustrie, der<br />

GEMA, der GVL und der staatlichen Kultur & Partei -<br />

politik arbeiten kann.<br />

2.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, musste dieser<br />

Künstlerverband an erster Stelle finanziell unabhängig<br />

werden. Genau dies ist aber nur möglich,<br />

wenn seitens dieser Kulturorganisation ange mes -<br />

sene Mitgliederbeiträge erhoben werden. Von<br />

anderen Verbänden in anderen musikalischen und<br />

musikwirtschaftlichen Bereichen wussten wir, wie<br />

hoch dort die Mitglieder-Beitragsgebühren waren:<br />

im Jahr (nach heutiger Rechnung) zwischen 200<br />

und 600 €. Und so fingen wir damals ganz vorsichtig<br />

bei 50 € Jahres ge bühr an und erhöhten<br />

diesen Jahresbeitrag nach und nach auf heute<br />

100 €, weil anders kein Über leben eines professionellen<br />

<strong>Musiker</strong>verbandes mit den umfangreichsten<br />

Leistungen, Fach- und Rechts be ra tun gen<br />

aller Musikverbände möglich ist.<br />

3.<br />

Im gleichen Jahr – 1983 – veranstalteten wir<br />

unser erstes Nachwuchsfestival für Rock- &<br />

Popmusiker auf Bundesebene unter dem Namen<br />

„Bundes-Rockfestival“ in der Nordlandhalle in<br />

Lüneburg. Zu diesem ersten Nachwuchsfestival<br />

wurden Musikgruppen und Einzelinterpreten aus<br />

ganz Deutschland eingeladen. In 1988 wurde der<br />

Name geändert in Deutscher Rock und Pop<br />

Preis, um die stilistische Breite des Festivals besser<br />

anzugeben. Dieses Kulturfestival wurde von<br />

1986 bis 2000 vom Bundesministerium des<br />

Innern und von 1991 an mit dessen Mitteln über<br />

eine Kulturstiftung in Berlin bis 2001/02 mit kleinen<br />

jährlichen Beträgen gefördert (nicht institutionell,<br />

sondern projektbezogen). Da die jährlichen<br />

Antragstellungen und folgenden Abrechnungen,<br />

die wir anfangs dem Ministerium (BVA) und später<br />

der Stiftung immer wieder jährlich vorlegen<br />

mussten, Ende der Neunzigerjahre derart er nie -<br />

drigend waren, beschlossen wir, uns nicht mehr<br />

fördern zu lassen. Wir hatten es also darauf an -<br />

gelegt, geradeaus und direkt zu widersprechen,<br />

wenn die Drangsalierungen dieser Kultur ein rich -<br />

tungen zu verletzend waren.<br />

Allerdings: Hier an dieser Stelle muss festgestellt<br />

werden, dass wir in den 15 Jahren der<br />

staatlichen Förderung seitens des Ministeriums<br />

und der Stiftung immer von deren Prüfern ent -<br />

lastet wurden. Wir mussten nie größere oder<br />

große Förderbeträge zurückzahlen! So engagiert,<br />

genau und präzise hatten wir die Festival-<br />

Abrechnungen immer vorgenommen. Dazu kam<br />

dann auch, dass die Länderstiftung uns vorschreiben<br />

wollte, wie wir den Vorstand und die Ge -<br />

schäftsführung zu be setzen hätten. Im Rück blick<br />

gesehen: Eine absolute Frechheit! Die Stiftung<br />

drohte uns klar und deutlich – aber indirekt –,<br />

uns für unser Kulturfestival keine Fördermittel<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 11<br />

mehr zu geben, wenn wir ihrer institutionellen Be -<br />

setzungskonstruktion des Vorstandes nicht folgen<br />

würden. Und das, obwohl wir uns in all den<br />

15 Jahren der Förderung absolut nichts zuschulden<br />

haben kommen lassen. Wir haben uns von<br />

Anfang an eine Vorstandskonstruktion wie fast<br />

alle Gewerkschaften (z. B. der DGB oder Verdi)<br />

gegeben. Damit stand für uns der Entschluss<br />

fest, dass wir für das Überleben dieses inzwischen<br />

größten <strong>Musiker</strong>verbandes auf Bundes ebene für<br />

Rock- & Popmusik aller musikstilistischen Be -<br />

reiche und des heute größten Musik wett bewerbs<br />

im Bereich der Rock- & Popmusik in Deutsch -<br />

land seitens der teilnehmenden Musik gruppen<br />

und Einzelinterpreten jeweils Mit glieds-, Bewer -<br />

bungs- und Teilnahme gebühren ein fordern mussten.<br />

Deshalb gründeten wir 2002 zusätzlich eine<br />

gemeinnützige Kulturstiftung, die Deutsche Pop -<br />

stiftung, die gemeinsam mit dem Deutschen Rock<br />

& Pop <strong>Musiker</strong>verband zukünftig für die Aus rich -<br />

tung dieses Musikwettbe wer bes verantwortlich<br />

sein sollte.<br />

Außenstehende haben oft überhaupt keine<br />

Ahnung, wie teuer eine derartige große Kultur -<br />

veranstaltung ist, die zwölf Monate im Jahr ge -<br />

nauestens vorbereitet werden muss und mit<br />

einer Preisverleihungs-Gala endet (je nach Jahr<br />

ca. 80 000–100 000 Euro unter Ein be ziehung der<br />

tatsächlichen prozentualen zeitintensiven Ar beits -<br />

gehälter des DRMV, Übungs leiter pau schalen<br />

der Stiftung, PA, Licht- und Back line anlagen,<br />

Hotel übernachtungen und Fahrtkosten der ca.<br />

20-köpfigen Jury, Großbus für unser ca. 30-köpfiges<br />

Organisations-, Helfer-, Ordner- und Film -<br />

team (sie alle übernachten seit 38 Jahren aus<br />

Sparsamkeitsgründen nur in Jugendher ber gen),<br />

Hallennebenkosten, örtliche Ordner, Ver pfle gung<br />

aller 50 Teammitglieder und Juroren etc.).<br />

Insgesamt arbeiten jetzt in unserer Ge schäfts -<br />

stelle in Lüneburg sieben Personen „rund um die<br />

Uhr“, Tag für Tag, Woche um Woche an diesem<br />

jährlich stattfindenden Kulturprojekt, dessen<br />

Aus schreibung in aller Regelmäßigkeit jeweils<br />

Anfang März beginnt. Durch den unglaublich<br />

großen bundesweiten Medienerfolg in zahlreichen<br />

Tages zei tun gen (jährlich zwischen 400 und<br />

680 Artikel in den Tageszeitungen) vergrößert<br />

sich natürlich von Jahr zu Jahr die Zahl der<br />

Bewerber*innen (ohne die beiden Corona-Jahre<br />

zu be werten). Sämtliche Einnahmen aus den Be -<br />

wer bungs – und Teilnahmegebühren (20 bzw. 30<br />

Euro Be wer bungsgebühr vor und 100 Euro Teil -<br />

nah me ge bühr nach Auswahl in die Endrunden<br />

es für uns allerdings völlig unmöglich, eine derart<br />

große Anzahl von Preisträgern aus allen Teilen<br />

Deutschlands quasi virtuell in einer audiovisuellen<br />

Internet-TV-Show auszuzeichnen. Auch die<br />

bräuchte mindestens ein halbes Jahr Vorbe rei -<br />

tungszeit.<br />

4.<br />

Von 1986 bis 1999 veranstalteten wir in Lüne -<br />

burg 14 Jahre pro Jahr eine „Woche der Popular -<br />

musik“ mit insgesamt 455 Seminaren (Refe ren -<br />

ten), Work shops, Kon zerten, Podiums dis kus -<br />

sionen über alle Themen bereiche der Rock- und<br />

Popmusik. Für die Finan zierung gewannen wir das<br />

Ministerium für Wissen schaft und Kultur (MWK)<br />

in Nieder sachsen/ Hannover, das Bundes minis -<br />

terium des Innern, folgend durch die Kultur -<br />

stiftung der Länder und mit einem ganz kleinen<br />

Etat die Stadt Lüneburg. Auch hier stelle ich fest,<br />

dass wir bei diesen Kultur projekten immer seitens<br />

der staatlichen Geldgeber nach dem jeweiligen<br />

durch die Juroren pro Bewerbung) sowie alle<br />

anderen Ein nah men unserer Jahreskultur ver an -<br />

staltungen müssen laut Satzung ausschließlich<br />

für die kulturellen Zielsetzungen unserer Stiftung<br />

investiert und aus gegeben werden. Das wird<br />

durch das Land Nieder sachsen, Abt. Stiftungen<br />

in Hannover, regelmäßig überprüft. Keine*r unserer<br />

Jahres ende entlastet wurden. Zerstört wur-<br />

den diese erfolgreichen Kultur wochen Anfang<br />

2000 durch einen im MWK eingestellten – besser<br />

per Seil schaften eingestellten – ideologisierten<br />

marxistisch/sozialistischen Refe ren ten mit besten<br />

Verbindun gen zu zahlreichen K-Gruppen, weil wir<br />

1985 in unserer Satzung einen Passus per Mit -<br />

sieben Mit ar beiter*innen erhält von der glieder beschluss aufgenom men hatten, der<br />

Stiftung für diese Arbeit ein Ge halt oder ein<br />

Honorar, sondern lediglich monatlich eine vom<br />

Finanzamt genehmigte „Übungs leiterpauschale“<br />

in Höhe von 200 €. Darüber hinausgehende<br />

Anteile der Mitarbeiter gehälter be zahlt der<br />

Deutsche Rock & Pop Mu si ker verband aus eigener<br />

Kasse.<br />

bestimmte, dass all die Partei mit glieder und Sym -<br />

pathisanten rechts- wie linksradikaler Parteien, die<br />

die Beseitigung der freiheitlich-demokratischen<br />

Grundordnung (GG) der BRD zum Ziel hatten, in<br />

unseren Verband nicht aufgenommen wurden<br />

und aus ausgeschlossen werden konnten. Die<br />

Macht dieser Ideo logen im MWK und auch im<br />

LMR:<br />

38 Jahre lang fand diese große Kulturver an -<br />

staltung in einem großen Kultursaal, Kon gress -<br />

zentrum oder einer Stadthalle statt. In den beiden<br />

Corona-Jahren 2020 und 2021 wurde es<br />

uns staatlicherseits aber unmöglich gemacht, die<br />

Veranstaltung live auf einer großen Ver an stal tungs -<br />

bühne durchzuführen. Die zahlreichen Corona-<br />

Verbote haben dies in 2020 und 2021 verhindert.<br />

Allein aus diesem Grund mussten wir in diesen<br />

beiden Jahren bis zum Jahresende warten in der<br />

Hoffnung, dass die Corona-Inzi denz zahlen so niedrig<br />

waren, dass die Veranstal tungen doch noch<br />

live durchgeführt werden konnten. In 2020 und<br />

2021 mussten wir die Live-Veranstal tungen deshalb<br />

jeweils einen Monat vorher absagen. In den<br />

<br />

1990 rief uns der im MWK für Musik zuständige<br />

Referent Dr. Lothar P. zweimal per Telefon an,<br />

ob wir schon – wie von ihm gefordert – diesen<br />

besagten Nichtvereinbarkeitsbeschluss in unserer<br />

Satzung (wie 1985 bei den Grünen) endlich<br />

gestrichen hätten, da wir sonst keine Förder mittel<br />

mehr von ihm (MWK) erhalten würden. (Klare Er -<br />

pressung, denn was geht einen Außen stehen -<br />

den unsere Vereinssatzung an?) Nachdem ich<br />

das zweimal im Abstand von sechs Monaten verneint<br />

hatte, wurden die Fördermittel des MWK in<br />

den folgenden Jahren kontinuierlich und ganz<br />

langsam – damit es nicht auffällt – „auf null ge -<br />

verbleibenden vier Wochen zum Jahresende war schraubt“.<br />

8<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


12 STORIES<br />

<br />

Sein noch radikalerer und von ihm und dem<br />

LMR im MWK empfohlener ideologischer „Seil-<br />

schafts-Nachfolger“ aus Bremen besaß auf unserer<br />

letzten Kulturwoche als Gast einer von uns orga -<br />

nisierten Diskussionsrunde im Lüneburger Kul tur -<br />

haus (Glockenhaus) die Frechheit, uns als Gast -<br />

geber, Organisatoren und Veranstalter vor Ort die<br />

Leitung dieser Veranstaltung streitig zu machen.<br />

<br />

In 2001 wurde uns dann von der Vorgesetzten<br />

dieses Referenten, der Abteilungsleiterin des MWK<br />

und späteren Hamburger Kultursenatorin Frau<br />

Kisseler, ein Etat von ca. 25 000 DM für die<br />

Kulturwoche in 2001 schriftlich zugesagt und der<br />

Lüneburger Bezirksregierung rechtzeitig zur<br />

Auszahlung an uns im August jenen Jahres überwiesen,<br />

der dann aber erst (mittels konstruierter<br />

Anweisungen) viel zu spät nach der von uns mangels<br />

Finanzen nicht durchgeführten Kulturwoche<br />

an uns ausgezahlt wurde. Am selben Tag haben<br />

wir dann diesen Betrag wegen Undurch führ bar -<br />

keit der Kulturveranstaltung an das MWK/die BR<br />

zurücküberwiesen.<br />

5.<br />

Echte und überzeugende Demokratie im<br />

DRMV e.V. heißt für uns: jährliche Mitglieder ver -<br />

sammlungen am Ende eines jeden Jahres und<br />

Briefwahlen/Abstimmungen unter der Auf sicht<br />

eines vereidigten Notars & Rechtsanwaltes (für<br />

all die, die kein Geld, keine Zeit oder keinen „Bock“<br />

haben, an diesen MVs „im hohen Norden“ in<br />

Lüneburg teilzunehmen oder krank sind), der die<br />

Wahl- & Abstimmungsbriefe der an den Wahlen<br />

teilnehmenden Mitglieder des DRMV zählt und<br />

stichprobenartig überprüft. Erst dann überprüft<br />

zusätzlich ein frei auf den MVs von allen gewählter<br />

Wahlausschuss diese Wahlantworten der<br />

Mit glieder und das Wahlergebnis. (Dieses<br />

Verfahren haben wir 1983 auf unserer Gründungs -<br />

ver samm lung in Lüneburg eingeführt, die<br />

Grünen haben dieses Verfahren 1985 auf ihrer<br />

Gründungs ver sammlung in Hannover ebenfalls<br />

eingeführt).<br />

SCHLUSSBEMERKUNG ZUM<br />

DEUTSCHEN ROCK & POP PREIS:<br />

Es gibt bis heute kein Festival, keine Konzert -<br />

veranstaltung und kein Riesenfestival mit Super -<br />

»Unsere mit Abstand<br />

wichtigste damalige<br />

Ziel setzung war es,<br />

einen Verband für die<br />

<strong>Musiker</strong>innen und<br />

<strong>Musiker</strong> aller<br />

musikstilistischen<br />

Bereiche in<br />

Deutschland<br />

zu gründen und<br />

aufzubauen.<br />

Das Ziel ist weiterhin,<br />

dass der Verband<br />

finanziell und<br />

organisatorisch völlig<br />

unabhängig und<br />

unbeeinflusst seitens<br />

der Musikindustrie,<br />

der GEMA, der GVL<br />

und der staatlichen<br />

Kultur & Parteipolitik<br />

arbeiten kann.«<br />

stars, das eine derart bundesweite große, um -<br />

fangreiche und positive Medienresonanz seitens<br />

der Tageszeitungen und auch vieler Zeitschriften<br />

erhält, wie der jetzt seit 40 Jahren auf ge mein nüt -<br />

ziger Basis erarbeitete Deutsche Rock & Pop<br />

Preis. Das haben unsere Medienanalysen der<br />

letzten 20 Jahre mithilfe großer, bundesweit ar -<br />

beitender Ausschnittdienste eindeutig ergeben.<br />

(2018: 686 Artikel, 2019: 550 Artikel, Corona -<br />

ausfall/virtuell 2020: 510 Artikel, Corona ausfall/<br />

vir tuell 2021: (Ergebnis Ende April)<br />

Das zeigt: Die Tageszeitungen in Deutschland<br />

haben den Wert und die Bedeutung dieser musikalischen<br />

Kulturveranstaltung und der Jury-<br />

Preis auszeichnungen nach 40 Jahren ständiger<br />

Berichterstattung erkannt. (Und wenn irgendwann<br />

einmal ein schräger Bericht irgendwelcher desinformierter<br />

Journalisten veröffentlicht wird, dann<br />

macht das vor diesem Hintergrund der zahllosen<br />

positiven und begeisterten Zeitungsberichte auch<br />

nichts aus. Wir sagen dazu: „Let it be ...“)<br />

Es gibt zudem auch keinen einzigen Musik -<br />

wett bewerb in Deutschland, der eine derart große<br />

Anzahl von heute renommierten und bekannten<br />

Musikgruppen und Musikinterpreten nach der<br />

Preis auszeichnung (mittels einer großen und perfekt<br />

gestalteten Urkunde) mithilfe dieser großen<br />

Kultur veranstaltung und unserem seit nunmehr 43<br />

Jahren selber herausgegebenen <strong>Musiker</strong> <strong>Magazin</strong><br />

(Auflage 20 000) (mit mehr seitigen Foto-/ Text-<br />

Interviews der Preisträger der Haupt kate go rien)<br />

und mit unserer aktiven Hilfe bei der Suche nach<br />

den richtigen Tonträgerfirmen hervorgebracht hat.<br />

Wer wie auf einer Jahrmarkt ver anstaltung auf<br />

Geld gewinne, Sachpreise, nutz lose Label ver träge,<br />

„Zuschauer-Abstim mun gen“, Auswahl der Preis -<br />

träger ohne Juroren nach der Höhe ihrer Ton -<br />

träger- oder Digitalverkäufe spekuliert, sollte sich<br />

bei einem der zahllosen Ama teur- oder (nicht mehr<br />

existierenden Musik in dus trie) Musik-Wett be wer -<br />

ben (die ohne Juroren ar bei te ten) als Amateur<br />

be werben! Und als weg weisen des Ur beispiel:<br />

Auch bei den Grammy-Ver leihungen gibt es keine<br />

Geld- oder Sach preise und auch automatisch<br />

keine Schallplatten-Ton träger ver träge. Die Ein la -<br />

dungs ge büh ren be tragen dort für die zur dortigen<br />

Preis ver leih ungs gala ein geladenen Teil neh -<br />

mer über 2 000 Dollar und nicht wie bei uns<br />

lediglich 100 Euro pro Einzel sparte.<br />

WEB: WWW.MUSIKER-ONLINE.COM<br />

TEXT: OLE SEELENMEYER<br />

GRAFIK: © ARDEA-STUDIO; © TOBRONO /<br />

ADOBE STOCK<br />

www.musiker-online.tv


DEUTSCHER ROCK & POP MUSIKERVERBAND E.V.<br />

DEUTSCHE POPSTIFTUNG UND MUSIKER MAGAZIN<br />

PRÄSENTIEREN<br />

FESTIVAL 13<br />

Bundeswettbewerb für Rock- und Popmusikgruppen und Sänger*innen<br />

aller musikstilistischen Bereiche<br />

In <strong>2022</strong> werden zum 40. Mal zahlreiche „Deutsche Rock & Pop Preise“<br />

der verschiedensten musikalischen Bereiche an herausragende Nachwuchs -<br />

musikgruppen, Nachwuchseinzelkünstler*innen sowie durch eine Fachjury<br />

ausgewählte professionelle Musikgruppen und Einzelkünstler*innen mit<br />

und ohne Tonträgervertrag verliehen. So sollen auch in diesem Jahr Künstler<br />

so unterschiedlicher musikstilistischer Bereiche wie Rock, Pop, Country,<br />

Hard & Heavy, Alternative, Weltmusik, Reggae, Funk & Soul u.v.a. geehrt<br />

werden. Einziges Kriterium ist dabei der künstlerische Anspruch. In ihrer<br />

kulturellen und künstlerischen Ausrichtung steht diese Kulturveranstaltung<br />

damit im bewussten Gegensatz zu anderen Veranstaltungszeremonien<br />

von Industriepreisen und kommerziellen TV-Anstalten. Durch die Aus zeich -<br />

nung in über 125 verschiedenen Musikgenres wird der heutigen musikalischen<br />

Vielfalt im Bereich der Rock- & Popmusik Rechnung getragen. Damit<br />

soll erreicht werden, dass sich möglichst viele Musikgruppen und Einzel -<br />

künstler*innen in ihrer Stilistik wiederfinden.<br />

Diese Kulturveranstaltung soll wie bisher als Plattform des kreativen<br />

Nachwuchses, aber auch als Treffpunkt einzelner etablierter Künstler*innen<br />

und Persönlichkeiten des musikalisch-wirtschaftlichen Umfeldes dienen.<br />

+<br />

ZIEL / KONZEPT<br />

FINANZIERUNG<br />

ihrer eigenen vorgenommenen Bewerbung und folgenden möglichen<br />

Nominierung einen Teilnahmebetrag pro (von ihnen selbst gewählter) Musik -<br />

sparte, um die Selbstfinanzierung dieses musikereigenen Kulturfestivals auf<br />

Bundesebene zu gewährleisten. Normalerweise bewerben sich die Teilnehmer<br />

nur in einer Sparte. Es bleibt aber den Entscheidungen der Bewerber überlassen,<br />

ob sie sich zusätzlich in weiteren Sparten bewerben (Beispiel: Band/<br />

<strong>Musiker</strong>*in bewirbt sich in fünf Sparten: 5 x 100 Euro = 500 Euro). Diese solidarische<br />

Gemeinschaftsfinanzierung ist in Deutschland einmalig: Damit wird<br />

auch der 40. Deutsche Rock & Pop Preis wieder gemeinschaftlich finanziert<br />

durch die Stiftungs- und Verbandsträger, die ca. 3 000 Musikgruppen, Musi -<br />

kerinnen und <strong>Musiker</strong> im Deutschen Rock & Pop <strong>Musiker</strong>verband e.V.<br />

sowie durch die Teilnehmer dieses Festivals.<br />

KATEGORIEN<br />

Im Gegensatz zu anderen deutschen Musikpreisen werden die Deutschen<br />

Rock & Pop Preise <strong>2022</strong> in über 125 verschiedenen musikstilistischen<br />

Bereichen verliehen. Weitere Preise können an herausragende etablierte<br />

Musikgruppen, <strong>Musiker</strong>innen und <strong>Musiker</strong> sowie in den Sonderkategorien<br />

„Bester Gitarrist”, „Bester Keyboarder”, „Bester Schlagzeuger”, „Bester<br />

Bassist”, „Beste Komposition” etc. verliehen werden. Hierfür kann man sich<br />

direkt bewerben. Die Bundesjury entscheidet, ob besondere Leistungen in<br />

diesen Bereichen vorliegen.<br />

Diese Kulturveranstaltung wird im Wesentlichen – wie in den vergangenen<br />

20 Jahren auch – durch die gemeinnützige Deutsche Popstiftung,<br />

den Deutschen Rock & Pop <strong>Musiker</strong>verband e.V. und die am Wettbewerb<br />

beteiligten Musikgruppen und Künstler*innen gemeinsam finanziert.<br />

Von allen Bewerbern dieses bundesweiten kulturellen Wettbewerbs wird –<br />

ebenfalls wie in den Jahren zuvor – ein Solidarbeitrag in Form einer geringen<br />

Anmeldegebühr (20 bzw. 30 Euro) erhoben. Alle durch die Bundesjury<br />

nominierten Preis träger der Haupt- und Sonderkategorien zahlen erst nach<br />

Folgende Einzelkategorien werden<br />

ausgeschrieben:<br />

» 8 HAUPTKATEGORIEN «<br />

» 119 SONDERKATEGORIEN «<br />

8<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


14 FESTIVAL<br />

17. Dezember <strong>2022</strong> – Siegen<br />

Kongresszentrum Siegerlandhalle<br />

Durch die differenzierte Auswahl an Sonderkategorien wird gewährleistet,<br />

dass eine große Anzahl vielversprechender Musikgruppen, Inter preten und<br />

Künstler*innen in musikhistorisch und aktuell bedeutenden, aber bisher bei<br />

Preisverleihungen vernachlässigten Musikrichtungen ebenfalls gewürdigt<br />

werden können. In den acht Hauptkategorien sowie in den übrigen<br />

Sonder kategorien entscheidet die Bundesjury allein aufgrund des<br />

eingeschickten Materials über eine Nominierung bzw. Auszeichnung<br />

bei der Preisverleihung.<br />

Mit der Aufnahme von Kategorien, die sich mit dem künstlerischen und<br />

technischen Umfeld einer CD-Produktion und des Musikmanagements<br />

auseinandersetzen (Studioproduktion, CD-Design, Independent-Label,<br />

Künstleragentur etc.), sollen auch die ansonsten im Schatten von künstlerischen<br />

Auszeichnungen stehenden Firmen und Personen auf Vorschlag<br />

der <strong>Musiker</strong>basis geehrt werden.<br />

TEILNAHME<br />

Die nominierten Bands und Künstler*innen des 40. Deutschen Rock &<br />

Pop Preises <strong>2022</strong> erhalten durch die Deutsche Popstiftung eine Ein -<br />

ladung nebst Teilnahmeformular.<br />

Erst die Rücksendung des ausgefüllten Teilnahmeformulars und<br />

die Entrichtung der Teilnahmegebühr in Höhe von 100 Euro je Haupt -<br />

kategorie und 100 Euro je Sonder kate gorie garantieren die Teilnahme<br />

am 40. Deutschen Rock & Pop Preis <strong>2022</strong>.<br />

Die ausgezeichneten Preisträger der Haupt- und Sonderkategorien er -<br />

halten je 50 Eintrittskarten im Gesamtwert von 1000 Euro für den eigenen<br />

Gäste-/Fankreis.<br />

Jede Band/jeder Künstler kann sich mit einer CD/einem Musikvideo<br />

pro Kategorie (möglichst eine Liveaufnahme) bei der Deutschen Popstiftung<br />

für die verschiedenen Kategorien bewerben.<br />

Mit der Nichtrücksendung des Teilnahmeformulars und der Nicht en t -<br />

richtung der Teilnahmegebühr verfallen die Teilnahme und Preis zuer -<br />

kennung.<br />

Anmeldegebühr:<br />

» 20 EURO «<br />

DRMV-MITGLIEDER<br />

» 30 EURO «<br />

DRMV-NICHTMITGLIEDER<br />

Nach dem Bewerbungsschluss ermitteln unabhängige Expertenjuroren,<br />

die von der Deutschen Popstiftung eingesetzt werden, die nominierten<br />

Preis träger der Haupt- und Sonderkategorien des 40. Deutschen Rock &<br />

Pop Preises <strong>2022</strong>. Um eine gerechte Preisverleihung zu gewährleisten,<br />

kann die Bundesjury, wenn die Einordnung den Juroren passend erscheint,<br />

Preise auch in anderen als den durch die Künstler ursprünglich benannten<br />

Kategorien zuerkennen.<br />

Alle Teilnehmer dieser Kulturveranstaltung übertragen die audiovisuellen<br />

Sende- und Verbreitungsrechte non-exklusiv an die Deutsche<br />

PopStiftung.<br />

PREISVERLEIHUNG<br />

Die Preisverleihung an alle Preisträger findet am 17. Dezember <strong>2022</strong><br />

auf der Hauptbühne des 40. Deutschen Rock & Pop Preises <strong>2022</strong> in der<br />

Siegerlandhalle in Siegen statt.<br />

Die Ergebnisse der Wahl und Auszeichnung durch die Bundesjury werden<br />

auf der Website des DRMV www.musiker-online.tv und durch die<br />

Kulturzeitschrift <strong>Musiker</strong> <strong>Magazin</strong> nach dem Festival veröffentlicht.<br />

Wie in den vergangenen 39 Jahren auch kann die Deutsche PopStiftung<br />

die Preisauszeichnung einem Teilnehmer aberkennen, wenn dieser sich<br />

rufschädigend oder mit falschen Aussagen in und gegenüber anderen<br />

Medien äußert.<br />

WEB: WWW.DEUTSCHERROCKPREIS.DE<br />

TEXT: OLE SEELENMEYER<br />

FOTOS: LUDWIG CZAPLA<br />

GRAFIK: © SHOWCAKE / ADOBE STOCK


ANMELDUNG<br />

40. DEUTSCHER ROCK & POP PREIS <strong>2022</strong><br />

Hiermit melde ich mich/uns für den Deutschen Rock & Pop Preis <strong>2022</strong> an.<br />

Band/Künstler*in: .........................................................<br />

Ansprechpartner*in: ......................................................<br />

Straße: ..........................................................................<br />

PLZ Ort: ........................................................................<br />

Bundesland: ..................................................................<br />

Tel.: ...............................................................................<br />

Mobil: ............................................................................<br />

Fax: ....................................................................................<br />

E-Mail: ................................................................................<br />

Internet: ..............................................................................<br />

DRMV-Mitgl.-Nr.: ................................................................<br />

GEMA-Mitglied?: q nein q ja:<br />

q angeschl. q außerord. q ordentlich<br />

Anmeldungen in mehreren Sparten sind möglich.<br />

Bewerbungsgebühr pro Musiksparte: 20,– Euro DRMV-Mitglieder /30,– Euro DRMV-Nichtmitglieder<br />

Die Bewerbungsgebühren in Höhe von Euro ........... q in bar beigelegt q als Scheck beigelegt q per Überweisung<br />

Bankverbindung: Deutsche Popstiftung, Postbank Hamburg, IBAN: DE08 2001 0020 0964 2792 08, BIC: PBNKDEFF<br />

Dieses Anmeldeformular, CD und Bewerbungsgebühr bitte spätestens bis 1. Juli <strong>2022</strong> an:<br />

Deutsche Popstiftung, Bewerbung <strong>2022</strong>, Kolberger Str. 30, 21339 Lüneburg<br />

Teilnahmegebühr: 150,– Euro je Haupt- und je erste Sonder ka te gorie (alle weiteren 100,– Euro) – Diese Gebühr fällt erst nach Auswahl durch<br />

die Bundesjury an. Sollte die Preisverleihung nicht stattfinden können, dann reduzieren sich die Teilnahmegebühren auf 100,– Euro pro Kategorie.<br />

40. DEUTSCHER ROCK & POP PREIS <strong>2022</strong>: HAUPTKATEGORIEN<br />

Bitte gewünschte Musiksparte(n) ankreuzen und CD (pro Sparte eine CD!) beilegen! Der jeweils 1. Song wird gewertet!<br />

q 1<br />

q 2<br />

q 3<br />

q 4<br />

q 5<br />

q 6<br />

q 7<br />

q 8<br />

Deutscher Rock Preis (beste Rock-Band)<br />

Deutscher Pop Preis (beste Pop-Band)<br />

Deutscher Hard Rock Preis (beste Hard’n’Heavy-Band)<br />

Deutscher Funk & Soul Preis (beste Funk/Soul-Band)<br />

Deutscher Alternative Preis (beste Alternative-Band)<br />

Deutscher Singer-Songwriter Preis (beste*r Solosänger*in – Wertung: Eigenkomposition und Stimme)<br />

Deutscher Singer Preis (beste*r Solosänger*in – Wertung: Stimme)<br />

Deutscher Country Preis (beste Country-Band)<br />

Die durch die Jury nominierten Preisträger der Hauptkategorien werden am 17. Dezember <strong>2022</strong><br />

auf der Hauptbühne der Siegerlandhalle in Siegen im Rahmen der Preisverleihung ausgezeichnet.<br />

40. DEUTSCHER ROCK & POP PREIS <strong>2022</strong>: SONDERKATEGORIEN<br />

q 9 Beste Filmmusik<br />

q 10 Bestes Kinderlieder-Album<br />

q 11 Beste Experimentalband<br />

q 12 Beste Crossoverband<br />

q 13 Beste Hardcoreband<br />

q 14 Beste Industrialband<br />

q 15 Beste Progressiveband<br />

q 16 Beste Skaband<br />

q 17 Beste Nu-Metal-Band<br />

q 18 Bestes Trancealbum<br />

q 19<br />

Beste*r Mundart-Interpret*in<br />

q 20 Beste*r Electronic-Interpret*in<br />

q 21 Bestes Dancehall-Album<br />

q 22 Beste Elektropopband<br />

q 23 Bestes traditionelles Blues-Album<br />

q 24 Beste Rock’n’Roll/Rockabillyband<br />

q 25<br />

Beste Cover/Revivalband<br />

q 26 Beste A-Capella-Band<br />

q 27 Bestes Chanson-Album<br />

q 28 Beste Punkband<br />

q 29 Beste Gothic-/Wave-Band<br />

q 30 Beste*r Gospel-Interpret*in<br />

q 31 Beste Gospelgruppe<br />

q 32 Bestes Weltmusikalbum<br />

q 33 Bestes Hip-Hop-Album<br />

EINSENDESCHLUSS: 1. JULI <strong>2022</strong>


Bitte gewünschte Musiksparte(n) ankreuzen und CD (pro Sparte eine CD!) beilegen! Der jeweils 1. Song wird gewertet!<br />

BEREICH ROCK:<br />

q 34 Beste Rocksängerin<br />

q 35 Bester Rocksänger<br />

q 36 Bester Rocksong<br />

q 37 Bestes Rockalbum<br />

BEREICH POP:<br />

q 38 Beste Popsängerin<br />

q 39 Bester Popsänger<br />

q 40 Bester Popsong<br />

q 41 Bestes Popalbum<br />

BEREICH FUNK:<br />

q 42 Beste Funk-Sängerin<br />

q 43 Bester Funk-Sänger<br />

q 44 Bester Funk-Song<br />

q 45 Bestes Funk-Album<br />

BEREICH HARD ROCK:<br />

q 46 Beste Hard-Rock-Sängerin<br />

q 47 Bester Hard-Rock-Sänger<br />

q 48 Bester Hard-Rock-Song<br />

q 49 Bestes Hard-Rock-Album<br />

BEREICH METAL:<br />

q 50 Beste Metal-Sängerin<br />

q 51 Bester Metal-Sänger<br />

q 52 Beste Metal-Band<br />

q 53 Bester Metal-Song<br />

q 54 Bestes Metal-Album<br />

BEREICH FUSION-JAZZ-ROCK:<br />

q 55 Beste Fusion-Jazz-Rock-Sängerin<br />

q 56 Bester Fusion-Jazz-Rock-Sänger<br />

q 57 Beste Fusion-Jazz-Rock-Band<br />

q 58 Bester Fusion-Jazz-Rock-Song<br />

q 59 Bestes Fusion-Jazz-Rock-Album<br />

BEREICH ALTERNATIVE:<br />

q 60 Beste Alternative-Sängerin<br />

q 61 Bester Alternative-Sänger<br />

q 62 Bester Alternative-Song<br />

q 63 Bestes Alternative-Album<br />

BEREICH NEW AGE:<br />

q 64 Beste New-Age-Band<br />

q 65 Bester New-Age-Song<br />

q 66 Bestes New-Age-Album<br />

BEREICH R’N’B/SOUL:<br />

q 67 Beste R’n’B/Soul-Sängerin<br />

q 68 Bester R’n’B/Soul-Sänger<br />

q 69 Beste R’n’B/Soul-Band<br />

q 70 Bester R’n’B/Soul-Song<br />

q 71 Bestes R’n’B/Soul-Album<br />

BEREICH REGGAE:<br />

q 72 Beste Reggae-Sängerin<br />

q 73 Bester Reggae-Sänger<br />

q 74 Beste Reggae-Band<br />

q 75 Bestes Reggae-Album<br />

BEREICH LATIN-POP:<br />

q 76 Beste Latin-Pop-Sängerin<br />

q 77 Bester Latin-Pop-Sänger<br />

q 78 Beste Latin-Pop-Band<br />

q 79 Bester Latin-Pop-Song<br />

q 80 Bestes Latin-Pop-Album<br />

BEREICH FOLKROCK:<br />

q 81 Beste Folkrocksängerin<br />

q 82 Bester Folkrocksänger<br />

q 83 Beste Folkrockband<br />

q 84 Bester Folkrocksong<br />

q 85 Bestes Folkrockalbum<br />

BEREICH COUNTRY:<br />

q 86 Beste Country-Sängerin<br />

q 87 Bester Country-Sänger<br />

q 88 Bester Country-Song<br />

q 89 Bestes Country-Album<br />

BEREICH SCHLAGER:<br />

q 90 Beste Schlager-Sängerin<br />

q 91 Bester Schlager-Sänger<br />

q 92 Beste Schlager-Band<br />

q 93 Bester Schlager-Song<br />

q 94 Bestes Schlager-Album<br />

BEREICH MUSICAL:<br />

q 95 Beste Musicalsängerin<br />

q 96 Bester Musicalsänger<br />

q 97 Bestes Musicalalbum<br />

Die durch die Jury nominierten Preisträger aller Sonderkategorien werden am 17. Dezember <strong>2022</strong><br />

auf der Hauptbühne der Siegerlandhalle in Siegen im Rahmen der Preisverleihung ausgezeichnet.<br />

Die Anmeldeformulare können auch unter www.musiker-online.tv heruntergeladen werden.<br />

MUSIKBUSINESS:<br />

q 98 Bestes Rock-/Pop-Tonstudio (Preis-Leistungs-Verhältnis)<br />

(Bew.: CD, Studioausstattung, Mietpreis etc.)<br />

q 99 Bestes kreatives Independent-Label (Rock & Pop)<br />

(Bew.: Produktionsübersicht (CD), Vertriebswege etc.)<br />

q 100 Bester Independent Musikverlag (Rock & Pop)<br />

(Bew.: Künstlerübersicht, Vermarktungsstrategie etc.)<br />

q 101 Beste Booking-Agentur (Rock & Pop)<br />

(Bew.: Künstler-, Konzert- und Tourneeübersicht)<br />

q 102 Erfolgreiche*r Musikmanager*in (Rock & Pop)<br />

(Bew.: Künstler- und Vermarktungsunterlagen)<br />

q 103 Erfolgreiche*r Musikproduzent*in (Rock & Pop)<br />

(Bew.: Künstler- und Produktionsangaben, CD)<br />

q 104 Kulturpreis für die Förderung der Rock- & Popmusik in<br />

Deutschland (Bew.: Auf Empfehlung – keine Gebühren fällig!)<br />

q 105 Lebenswerk (Bew.: Beschreibung des Lebenswerks)<br />

MUSIKPRODUKTION:<br />

q 106 Beste*r neue*r Rock- und Popkünstler*in des Jahres<br />

q 107 Bestes CD-Album des Jahres (deutschsprachig)<br />

q 108 Bestes CD-Album des Jahres (englischsprachig)<br />

q 109 Bester Song des Jahres (deutschsprachig)<br />

q 110 Bester Song des Jahres (englischsprachig)<br />

q 111 Beste Studioaufnahme des Jahres<br />

q 112 Beste Single des Jahres<br />

q 113 Bestes Musikvideo<br />

q 114 Beste Komposition<br />

q 115 Bester deutscher Text<br />

q 116 Bestes Booklet und Inlaycard<br />

q 117 Beste Instrumentalband<br />

q 118 Bestes Instrumentalalbum<br />

q 119 Beste*r Barpiano-Interpret*in<br />

INSTRUMENTALISTEN:<br />

q 120 Beste*r Instrumentalsolist*in<br />

q 121 Beste*r Gitarrist*in<br />

q 122 Beste*r Keyboarder*in<br />

q 123 Beste*r Schlagzeuger*in<br />

q 124 Beste*r Bassist*in<br />

q 125 Beste*r Percussionist*in<br />

q 126 Bestes Arrangement<br />

q 127 Bestes Blasinstrument<br />

EINSENDESCHLUSS: 1. JULI <strong>2022</strong>


STORIES 17<br />

ALWIN SMOKE<br />

»Ich hatte schon mein ganzes Leben im Hinterkopf, dass ich eine reine<br />

Gitarren-Platte machen wollte, und die Fender Stratocaster war dieses Mal für mich<br />

das Wesentliche an dieser ganzen Geschichte«<br />

MM: Wie würdest du dich beschreiben? Multi -<br />

instrumentalist/Songwriter?<br />

ALWIN SMOKE: Ich würde mich nicht so weit<br />

aus dem Fenster lehnen, aber sicherlich versuche<br />

ich, meine eigenen Ideen alle so weit umzusetzen,<br />

dass ich alles gleich aufnehmen kann,<br />

einen fertigen Song habe und die Idee dann fertig<br />

als Lied präsentieren kann – letztendlich so weit,<br />

dass ich die CD und die Songs insgesamt fertigstellen<br />

kann.<br />

MM: Du spielst dann auch alles selbst ein?<br />

ALWIN SMOKE: Ja, bei meinen Alwin-Smoke-<br />

Ge schichten auf jeden Fall. In diversen anderen<br />

Bands nicht, das übernehmen dann die Spezia -<br />

listen.<br />

MM: Wenn du Songs schreibst, wie entstehen<br />

die? Wie gehst du da ran?<br />

ALWIN SMOKE: Nun, das hat jetzt eigentlich<br />

keine richtige Planung. Ich würde eher sagen, der<br />

Song ist einfach da und bei mir entsteht eigentlich<br />

alles erst mal im Kopf oder im inneren Ohr<br />

und entwickelt sich dort erst mal, und dann<br />

wird’s erst mal mehr oder minder auf die In stru -<br />

mente übertragen. Ich versuche, was ich innerlich<br />

wahrgenommen habe, auf die Instru mente<br />

zu übertragen mit den Möglichkeiten, die ich halt<br />

habe. Daraus entwickeln sich die Songs. Ideen<br />

kommen aus dem normalen Leben, aus dem alltäglichen<br />

Geschehen, was jeder so kennt.<br />

MM: Gehst du dann auch mit deinen Songs<br />

live auf die Bühne? Du hast ja gerade schon<br />

gesagt, du spielst auch in Bands, aber es<br />

gibt eben auch dein Soloprojekt „Alwin<br />

Smoke“.<br />

8<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


18 STORIES<br />

ALWIN SMOKE<br />

„Six String Stories“<br />

VÖ: 12. NOVEMBER 2021<br />

WWW.ALWIN-SMOKE-MUSIK.DE<br />

FACEBOOK.COM/ALWINSMOKEBAND<br />

ALWIN SMOKE: Genau, also das Soloprojekt ist<br />

natürlich so angelegt, dass ich erst mal meine eigenen<br />

Vorstellungen, unberührt anderer Inte res sen,<br />

selbst umsetze. Das bedeutet, dass ich keinen<br />

habe, der mir reinredet. Da bin ich relativ egois -<br />

tisch, würde ich mal so sagen.<br />

Wenn ich die Chance habe, es live umzusetzen,<br />

dann habe ich durch meine anderen Tätig -<br />

keiten mit anderen Bands sehr viele Kontakte zu<br />

sehr guten <strong>Musiker</strong>n, und die werden dann von<br />

meiner Seite aus gefragt, ob sie daran Interesse<br />

hätten, und daraus entstehen die Live-Pro jekte.<br />

Dort spielen dann die Spezialisten meine Parts,<br />

oder zu mindest Parts, die ich so ähnlich gespielt<br />

habe, in ihrer eigenen Version.<br />

MM: Also dass du auf der Bühne gar nicht<br />

alleine spielen musst?<br />

ALWIN SMOKE: Nein, auf keinen Fall. Würde ich<br />

auch gar nicht. Live ist die Sache schon angelegt<br />

als richtige Band. Ist aber so, dass ich halt nicht<br />

warten muss bei meinen Ideen, bis ich jetzt zum<br />

Beispiel einen Keyboarder finde, der die Songs<br />

so spielt, wie er es tun soll. Ich finde es selbst als<br />

<strong>Musiker</strong> auch ein bisschen schwierig, wenn<br />

andere <strong>Musiker</strong> einem genau alles vorschreiben.<br />

Ich denke, jeder <strong>Musiker</strong> hat seine eigene Art zu<br />

spielen und seine eigene Interpretation. Da ich<br />

das ja bei meinen eigenen Sachen nicht so will,<br />

sondern meine eigenen Ideen habe, würde es<br />

live in Betracht kommen, eine Aufnahme zum<br />

Beispiel nicht.<br />

MM: Das klingt, als würde es sich auf jeden<br />

Fall lohnen, sich eine Live-Show anzuschauen,<br />

weil es sich von den Aufnahmen unterscheidet.<br />

ALWIN SMOKE: Ja, durchaus, also die Aufnah -<br />

men sind nicht eins zu eins mit dem Live, das klingt<br />

dann bestimmt anders.<br />

MM: Das ist ja auch immer eine Art von<br />

kreativem Ausdruck, oder? Wenn du halt im<br />

Studio den ganzen Kram aufnimmst, dann<br />

planst du das alles genau durch und dann<br />

hörst du es hundertmal oder öfter an, und<br />

sobald man dann andere <strong>Musiker</strong> miteinbezieht,<br />

dann bekommt die ganze Sache noch<br />

mal ein neues Gefühl.<br />

ALWIN SMOKE: Auf jeden Fall. Für mich ist das<br />

so: Wenn ich die Sachen dann endlich mal live<br />

umsetze, ist es sehr spannend zu sehen, was<br />

aus diesen Sachen, die ich vorher aufgenommen<br />

habe, live entsteht durch die anderen. Also wenn<br />

die anderen ihre Interpretation, ihre Art zu spielen,<br />

dazugeben, bin da glücklicherweise live so<br />

flexibel, zum Beispiel, wenn ein Bassist meine<br />

Linien nicht so spielt, wie ich die auf der Auf nah -<br />

me gespielt habe, aber der Song insgesamt so<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 19<br />

»Ich für meinen Teil<br />

möchte was in der Hand<br />

haben, womit ich<br />

mich ausweisen und<br />

sagen kann:<br />

Guck mal hier, das ist das,<br />

was ich mache.<br />

Deshalb die CD.«<br />

rüberkommt, dann ist das völlig okay. Das finde<br />

ich sehr spannend, dass die Lieder ein ganz neues<br />

Flair kriegen.<br />

MM: Was bedeutet denn generell Musik für<br />

dich? Du machst ja jetzt auch schon recht<br />

lange Musik, du machst dein eigenes Pro -<br />

jekt, du spielst in Bands, spielst verschiedene<br />

Instrumente und du singst auch. Es ist ja<br />

schon ein großer Bestandteil deines Lebens.<br />

ALWIN SMOKE: Ja, mit einer der größten absolut.<br />

Mit Berufung ist vielleicht gar nicht genügend<br />

ausgedrückt. Es ist Leidenschaft, Berufung und<br />

mein Leben. Also ohne Musik ist es nicht vorstellbar.<br />

Seit ich sechs oder sieben war, ist das für mich<br />

ein wesentlicher Bestandteil. Musik hat mich durch<br />

alle Lebensphasen begleitet und ist schon fast<br />

ein meditatives Element. Wir gehen ja durch alle<br />

möglichen Phasen und Musik ist ein richtiger Anker.<br />

Du kannst dann richtig irgendwo sagen, wenn<br />

alles danebengeht oder wenn ich „down“ bin,<br />

dann nehme oder höre ich meine Lieblingsmusik<br />

und es geht weiter. Und das ist elementar, das<br />

muss sein, und so ist für mich dann auch der Aus -<br />

druck dessen, was mein Innerstes ist, meine Musik.<br />

MM: Das ist wirklich schön, und man hofft<br />

dann natürlich immer als <strong>Musiker</strong>, dass so<br />

was rüberkommt oder, wie du es schon ge -<br />

sagt hast, wenn es dir mal schlecht geht,<br />

hörst du auch manchmal Lieder, die dir guttun.<br />

Hast du manchmal diesen Gedanken:<br />

Vielleicht gibt es gerade jemanden, der traurig<br />

zu Hause sitzt und deine Musik hört, und<br />

dann geht’s ihm/ihr besser?<br />

ALWIN SMOKE: Ich wünsche es jedem Menschen,<br />

dass, ob es jetzt meine Musik ist, so egoistisch<br />

will ich gar nicht mal sein, aber dass jeder Mensch<br />

seine Musik findet, die ihm genau dafür hilft und<br />

in den einzelnen Phasen so kommt. Auch in den<br />

tollen Phasen, wo man feiert, Party-Songs und so<br />

weiter hört, dass man sagt: Okay, das ist ganz<br />

klasse, damit kann ich jetzt feiern, aber auch in<br />

den melancholischen Phasen, wo man sagt: Okay,<br />

ich bin jetzt echt nieder und muss jetzt durch diese<br />

Zeit gehen.<br />

Für mich ist es so, ich habe das auch jedem<br />

meiner Freunde/Bekannten/Familienangehörigen<br />

ge sagt: Musik ist immer das eine gewesen für<br />

mich. Wenn irgendwann mal was war, wenn es<br />

ein Zufall war oder nicht, war es immer die Mög -<br />

lich keit zu sagen: Okay, jetzt gehe ich da hin, da<br />

bin ich nicht allein, da habe ich meine Musik und<br />

komme damit klar.<br />

MM: Bist du Berufsmusiker oder ist es sozusagen<br />

dein zweites Standbein?<br />

ALWIN SMOKE: Nein, ich bin kein Berufsmusiker.<br />

Ich versuche, das so gut wie ich kann umzusetzen,<br />

manche sagen dazu professionell. Ich würde<br />

es so formulieren: so gut wie möglich umzusetzen<br />

und daraus das dann zu machen. Berufs -<br />

musiker bin ich deshalb jetzt nicht.<br />

MM: Okay, aber es ist manchmal entlastend,<br />

dass man die Freiheit hat, und nicht den<br />

Druck zu haben, man müsse jetzt unbedingt<br />

was machen, was gekauft wird. Das ist ja oft<br />

so eine Diskussion.<br />

ALWIN SMOKE: Ich kenne verschiedene Berufs -<br />

musiker, die diesen beruflichen Zwängen unterworfen<br />

sind, die müssen ja für ihr Einkommen sorgen<br />

über den Beruf und dadurch Dinge machen,<br />

die ihnen nicht gefallen, bei denen sie Auf träge<br />

verwirklichen müssen, um an das Geld zu kommen.<br />

Da habe ich mir in meinem Leben diesen<br />

„space“ frei gehalten, um zu sagen: Okay, ich<br />

kann immer machen, was ich will. Also ich muss<br />

das nicht machen, um an Geld zu kommen.<br />

Insofern ist es für mich leichter. Würde es dann<br />

lieber insofern bevorzugen, aber das ist jetzt ein<br />

Wunschtraum, dass über meine eigene Musik so<br />

viel entsteht an Einnahmen, dass ich weiter machen<br />

kann, was ich will, und insofern ist das mit dem<br />

Berufsmusiker-Dasein für mich nicht infrage ge -<br />

kommen.<br />

MM: Aber trotzdem ändert das ja nichts an<br />

der Motivation, die du hast, beziehungsweise<br />

deine Motivation ist da. Du hast ein Herzensprojekt<br />

von dir jetzt auch umgesetzt, und zwar<br />

hast du eine neue CD, die heißt „Six String<br />

Stories“, und ich hatte eben erwähnt, du bist<br />

auch Sänger, aber du singst auf der CD nicht.<br />

ALWIN SMOKE: Nein, auf dieser CD ist ausschließlich<br />

meine große Liebe, die Fender Strato caster,<br />

ohne dass ich hier Werbung machen will … sorry.<br />

Aber das ist meine geliebte Gitarre, sie ist auch von<br />

kleinsten Tagen an das leuchtende Instrument für<br />

mich gewesen. Die Songs sind entstanden von Mai<br />

bis September 2021, alles spontan, sehr schnell,<br />

die waren einfach alle da. Der Klang der Strato -<br />

caster war dieses Mal für mich das Wesentliche an<br />

dieser ganzen Geschichte und das wollte ich um -<br />

setzen. Das hatte ich schon mein ganzes Leben im<br />

Hinterkopf, dass ich eine reine Gitarren-Platte<br />

machen wollte. Da kam für mich dieses Mal<br />

gesangsmäßig auch nichts infrage, sondern das<br />

hat jetzt alles die Gitarre übernommen, und für<br />

mich ist es ein Ge nuss, sie zu spielen. So ist das<br />

entstanden.<br />

MM: Das Besondere, muss man ja mittlerweile<br />

sagen: Es ist eine physische CD.<br />

ALWIN SMOKE: Ja, ich bin halt noch so ein bisschen<br />

der „altbackende“ <strong>Musiker</strong>, der gerne was<br />

in der Hand hat und sich auch gerne Bilder an -<br />

schaut und auch gerne Platten. Sofern es noch<br />

Schallplatten in großen Stilen geben würde und<br />

die Pro duktion nicht so teuer wäre, würde ich<br />

auch über so was nachdenken. Die CD ist für<br />

mich schon sehr bedeutsam, weil es ist wie eine<br />

Art Visiten karte für eine Band. Du musst jemandem<br />

was in die Hand drücken können, ob er das<br />

umsetzt und die CD im CD-Player oder Computer<br />

hört oder ob er sagt: Okay, ich habe die CD zu<br />

Hause, höre es mir aber lieber über Spotify oder<br />

diverse Streamingportale an, das bleibt ja jedem<br />

unbenommen, das ist ja okay. Ich für meinen Teil<br />

möchte was in der Hand haben, womit ich mich<br />

ausweisen kann und sagen kann: Guck mal hier,<br />

das ist das, was ich mache. Deshalb die CD.<br />

MM: Das ist ein sehr schöner Gedanke. Du<br />

hast es ja eben gesagt, man könnte es auch<br />

streamen, also gibt es die Songs auch bei<br />

Spotify und Co.?<br />

ALWIN SMOKE: Ja, das ist natürlich der Gang<br />

der Zeit, das ist ganz klar. Das wird heute digital<br />

umgewandelt und muss für jeden zugänglich sein,<br />

die Musik ganz ohne große Hürden jederzeit<br />

wahrnehmen zu können, und das geht dann über<br />

alle Streamingportale. Die dürfte dann auch überall<br />

hörbar sein.<br />

MM: Und du warst ja auch bei uns im Studio<br />

und hast zwei Songs performt. Schaut es euch<br />

unbedingt an, große Empfehlung und vielen<br />

Dank, dass du da warst.<br />

ALWIN SMOKE: Ich habe mich zu bedanken.<br />

WEB: WWW.ALWIN-SMOKE-MUSIK.DE<br />

INTERVIEW: ALINA SEBASTIAN<br />

BEARBEITUNG: LEONIE FÖRSTER<br />

FOTOQUELLE: ALWIN SMOKE<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


20 STORIES<br />

»Wer nicht sein will wie andere, darf sich orientieren,<br />

muss aber eigene Statements setzen.<br />

Und wer eigene Entscheidungen trifft, der kann<br />

die Welt verändern!«<br />

PETER<br />

VOLLAND


STORIES 21<br />

Losgelöst von Markt und Umsatz<br />

bleibt das Musizieren und Schreiben<br />

weiter Teil meines Lebens<br />

MM: 2012, 2016 und 2020 wurdest du vom<br />

„Deutschen Rock & Pop Preis“ als „Bester<br />

Rock sänger“ ausgezeichnet. Für dich als<br />

Mu siker ist der Preis ein „Türöffner“. In -<br />

wiefern hat er dich weitergebracht?<br />

PETER VOLLAND: Nun, wie auch bei meinen<br />

anderen Auszeich nun gen, habe ich das nie zur<br />

Schau getragen. Verheimlichen wollte und konnte<br />

ich es natürlich auch nicht. Ins be so n dere die<br />

regionale Presse hat bei solchen Ereignissen<br />

ausführlicher be richtet, auch <strong>Magazin</strong>e wie Good<br />

Times oder Akustik Gitarre brachten etwas in<br />

ihren Aus ga ben. Re dak teure besuchten mich<br />

vereinzelt auch mal zu Hause oder während<br />

Aufnahmen im Tonstudio, um vor Ort mehr von<br />

meiner Arbeit zu erfahren. Nach der zweiten<br />

Verleihung „Bester Rocksänger Deutsch lands“<br />

wurde ich von der Bürgermeisterin meiner Wahl -<br />

heimat gemeinsam mit Presse ver tre tern ins<br />

Rathaus eingeladen, geehrt und zum Kultur bot -<br />

schafter ernannt. Aber auch auf meinen jahrelangen<br />

Touren in ferne Regionen Deutsch lands<br />

waren insbesondere die wiederholten Aus zeich -<br />

nungen beim Deutschen Rock & Pop Preis<br />

immer wieder kleine Türöffner gegenüber Be -<br />

richt er stat tern und Veranstaltern. Leser bzw.<br />

Konzertbesucher erhielten dadurch mancherorts<br />

im Vorfeld hilfreiche Infos über den Mu -<br />

siker und seine Show. Die Preise sind für mich<br />

keine Geschenke des Himmels, sondern hart<br />

erarbeitet, sodass ich auch in der Lage sein<br />

möchte, mich daran messen zu lassen.<br />

MM: Du beschreibst dich als „Prophet im<br />

fremden Lande“. Warum ist es leichter, Gigs<br />

in der Ferne zu ergattern als im eigenen<br />

Land?<br />

PETER VOLLAND: Man sollte denken, dass es<br />

nicht so ist, aber ich habe es immer wieder<br />

erfahren. Als <strong>Musiker</strong>, der sein Booking selber<br />

macht und keinen nennenswerten Durchbruch<br />

zu verzeichnen hat, kann es leichter möglich<br />

sein, in der Ferne Gigs zu bekommen. Das kann<br />

ich insofern verstehen, wenn Bands den Fehler<br />

machen zu glauben, jeden Samstag im heimischen<br />

Pub auftreten zu müssen. Das kann ein<br />

paarmal funktionieren, aber noch bevor der<br />

Sät tigungs effekt eintritt, sollte daran gedacht<br />

werden, auch mal in andere Regionen aufzubrechen.<br />

Damit bleibt es dauerhaft für beiden<br />

Seiten spannend und die eigene Entwicklung<br />

wird massiv gefördert. Auf Veranstalter kann es<br />

deshalb, selbst wenn sie sonst kaum Live<br />

machen, durchaus interessant und erfrischend<br />

wirken, wenn sich plötzlich eine fremde Band<br />

meldet. Dabei spielt, ich nenne es Urlaubs effekt,<br />

eine Rolle, dass fremde Länder wie fremde<br />

Künstler ohne nähere Infos gerne als besser<br />

eingestuft werden. Natürlich ist es klangvoll,<br />

wenn ein Pubbesitzer in Buxtehude ankündigen<br />

kann, dass da ein Sänger aus New York kommt.<br />

Damit ist der Act schon vor dem ersten Ton riesengroß,<br />

ohne dass jemand fragt, was der Typ<br />

denn wirklich macht und warum ein Mann aus 8<br />

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22 STORIES<br />

New York in Buxtehude landet. In der Heimat<br />

bzw. Wahlheimat eines Künstlers kommt auch<br />

dazu, dass einen die Mitbürger sowie die kulturellen<br />

Macher ausreichend zu kennen glauben.<br />

Sie stufen einen lediglich als Privatperson<br />

ein oder einen Typen, der da irgendwie was mit<br />

Musik macht. Sie können oder wollen nicht die<br />

andere Seite eines Menschen sehen, die ihn<br />

anderswo interessant macht. Auch Eifersucht<br />

kann eine Rolle spielen.<br />

Die Eigenschaften, die Künstlern in vielen<br />

anderen Beispielen späterhin zu großer Be deu -<br />

tung verholfen haben, wurden oft in der Heimat<br />

der Betreffenden unterschätzt, verkannt und<br />

deshalb dort auch zuallerletzt anerkannt. Ohne<br />

mir das aber anmaßen zu können, so ist es<br />

doch ein Stück meines bisherigen Weges und<br />

Durchhaltevermögens, beruhigt weiterzumachen,<br />

während manche einen unterschätzen.<br />

»Statt Neid, Abgrenzung und Sternchengehabe<br />

würden alle davon profitieren, ja alle könnten<br />

glücklicher, zufriedener und erfolgreicher werden,<br />

würden wir uns wertschätzend und freundschaftlich<br />

miteinander verbinden und respektieren.«<br />

MM: Musik ist für dich dein treuester Weg -<br />

begleiter, deshalb sind deine Songs geprägt<br />

von persönlichen Erlebnissen. Was inspiriert<br />

dich, neue Songs zu schreiben?<br />

PETER VOLLAND: Es kann dem Feuer zugeordnet<br />

werden, das von Kind an in mir brennt und<br />

mich antreibt. Der Stoff für die Lieder kommt aus<br />

Erlebnissen und Geschich ten. Als junger Typ<br />

schrieb ich den Song „Voice Of Night“, der den<br />

Wechsel und die Gefühle beschreibt, wenn ein<br />

sonniger, belebter Tag zur dunklen, stillen Nacht<br />

geworden ist. Ob Schmetterlinge oder Schmerz,<br />

es gibt immer wieder Love songs, mit deren<br />

Niederschrift & Komposition ich Ver ar beitung und<br />

Ausdruck suchte und fand. Auch Hörern wird da<br />

oft ihre eigene Geschichte be wusst, hörbar und<br />

besser akzeptierbar ge macht. Auch ernste The -<br />

men erreichen mit der Ver to nung eine Transfor -<br />

ma tionsenergie, die sie schmerzfreier passieren<br />

lässt und <strong>Musiker</strong> wie Zuhörer optimistisch stimmen<br />

kann. In einem neuen Song „Love In Lies“<br />

rechne ich mit den Lügen von Menschen ab, die<br />

anderen Liebe schwören, es aber nicht wahrmachen<br />

wollen oder können. Hingegen der Titel song<br />

meines bis Anfang <strong>2022</strong> erscheinenden Albums<br />

„Storm wind“ könnte auch für die letzten 20 Mo -<br />

nate stehen, für jede Form von Unheil, die auf<br />

jeden von uns im Leben zukommen kann. Wir<br />

können uns dem jeweils in den Weg stellen oder<br />

nichts tun und hoffen, dass es gut geht, oder wir<br />

leiten es einfach um bzw. weiter, ohne besondere<br />

Be rüh rung zu haben. Es mit einem Lächeln an der<br />

Haustür empfangen, durch die gute Stube ge leiten<br />

und geradewegs zur Hinter tür hinauslassen.<br />

MM: Du schreibst schon seit deiner Jugend<br />

eigene Songs. Wie hat es mit dem Song -<br />

writing bei dir angefangen?<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 23<br />

PETER VOLLAND: Mit zehn war ich regelmäßig<br />

an Omas Klavier zugange, versuchte, aus<br />

Stücken wie „Lady Madonna“ eigene Ablei tun -<br />

gen zu schaf fen. Als Jugendlicher hatte ich be -<br />

reits eine Vielzahl unterschiedlicher Instru mente<br />

zur Verfügung, sang unentwegt Liedfetzen meiner<br />

Vorbilder und schrie, mit einem für die Mit -<br />

be wohner nicht unerheblichen Schreck poten -<br />

zial verbunden, Falsetts durch das Treppen haus.<br />

Ich nahm immer viel an Ideen auf und verband<br />

früher oder später Musik und Texte. Ich musizierte<br />

viel mit anderen jugendlichen sowie ge stan -<br />

denen erwachsenen <strong>Musiker</strong>n. In meiner ersten<br />

richtigen Band (Choice in Büdingen/Hessen)<br />

wurden meine eigenen Songs erstmals Teil des<br />

Repertoires.<br />

MM: Der Austausch mit anderen <strong>Musiker</strong>n<br />

war dir früher immer wichtig. Was ist das<br />

Bedeutende daran?<br />

PETER VOLLAND: Der Austausch ist mir auch<br />

heute noch wichtig und ich praktiziere ihn bei<br />

Gigs, Studioarbeiten, Sessions, Gesprächen,<br />

Kooperationen oder eigenen Konzert besuchen.<br />

Von 2004 bis 2011 veranstaltete ich in Hessen<br />

hin und wieder eine Acoustic Night. Dazu lud<br />

ich jeweils mehrere kleine Akustikformatio nen ein,<br />

um gemeinsam in einem Saal einen schönen<br />

Abend zu gestalten. Dabei traten un be kannte<br />

Ama teure und auch andere Preis träger des<br />

Deutschen Rock & Pop Preises auf.<br />

Heute trete ich noch mehr für eine stärkere<br />

Solidarisierung von Künstlern ein. Statt Neid,<br />

Abgrenzung und Sternchengehabe würden alle<br />

davon profitieren, ja alle könnten glücklicher,<br />

zufriedener und erfolgreicher werden, würden<br />

wir uns wertschätzend und freundschaftlich mit -<br />

einander verbinden und respektieren.<br />

MM: Du sagst, du seist ein Künstler darin,<br />

immer mit „angezogener Handbremse zu<br />

fahren“, und hast Sorge um deine Songs und<br />

vor schlechten Verträgen. Woher kommt<br />

diese Angst?<br />

PETER VOLLAND: Hab ich das mal gesagt?<br />

Nun, wenn ich solche Angst gehabt hätte,<br />

wäre ich bestimmt niemals mit eigenen Songs<br />

bei Tausenden Aufritten und nicht zuletzt einigen<br />

Rock preisen aufgetreten. Aber ja, es gibt<br />

da noch etwas. Als junger <strong>Musiker</strong> war ich mit<br />

weniger Selbstbewusstsein ausgestattet und<br />

ehrlich ge sagt hatte ich nie viel Vertrauen in<br />

das Musik business. Auch in der Wiesbadener<br />

Hard rock band Booster, in der ich bis 1992<br />

Shouter war, gab es neben mir Kumpels, die<br />

die auf dem Tisch liegenden Plattenverträge<br />

kritisch sahen. Wir waren diejenigen, die noch<br />

semiprofessionell agierten, einen anderen Job<br />

hatten und Familienverantwortung trugen. Ich<br />

selber habe dazugelernt, mein eigenes Label<br />

Acoustic Power Records gegründet und bin<br />

trotzdem offen für andere Kooperationen. So<br />

habe ich mich 2011 für die Platte „Deep Black<br />

Water“ mit dem Online-Vertrieb Timezone in<br />

Münster verbunden. Für das kommende Album<br />

„Storm wind“ sollen beinahe alle Register für<br />

Promo und Distri bution gezogen werden. Dazu<br />

werde ich erstmals mit speziellen Radio- und<br />

Online-Marketing-Agen turen kooperieren. Das<br />

tue ich, weil ich mehr als je zuvor von dieser<br />

Produk tion überzeugt bin. Tut gut, dieses neue<br />

Selbst vertrauen! Ich wünsche mir so, dass die<br />

Hörer dies auch den neuen Titeln anmerken<br />

werden.<br />

MM: Seit 1999 tourst du als Solokünstler<br />

durch Deutschland. Zuerst überwiegend mit<br />

Rockcovern, doch die Anzahl der Eigen kom -<br />

positionen hat sich über die Jahre er höht.<br />

Welchen Song singst du am liebsten live?<br />

PETER VOLLAND: Schwere Frage, weil ich mit<br />

all meinen eigenen Songs viel verbinde und viele<br />

davon auch gerne live spiele. Ich würde sagen,<br />

der Song „The Ship“ von 2007 war die letzten<br />

Jahre live mein Favorit. Er beschreibt, wie ein zur<br />

Trennung verurteiltes Paar in einem Boot auf<br />

stür mischer See hin- und hergeworfen wird.<br />

Dabei wird die Frage gestellt, ob das Boot, das<br />

für die Verbindung steht, diese Um stände aushalten<br />

und eine Liebe fortbestehen kann.<br />

Dieses Lied gibt mir immer wieder ungeheure<br />

Energie, es spricht sofort in die Herzen der<br />

Konzertbesucher und es lässt sich unglaublich<br />

gut interpretieren.<br />

MM: Als Mensch aus dem LP-Zeitalter versuchst<br />

du, deine eigene Digitalisierung aufzuhalten.<br />

Warum ist es dir so wichtig, an<br />

den analogen Medien festzuhalten?<br />

PETER VOLLAND: Ich habe meine Platten samm -<br />

lung irgendwann verkauft, weil ich es vorzog,<br />

die CD als Hauptmedium im Schrank zu haben.<br />

Selbst das wird auf Dauer schwierig sein. Ich<br />

liebe die Erinnerungen an meine Jugend, als<br />

ich mir vom übrig gebliebenen Taschengeld<br />

Zug um Zug meine Lieblingsplatten kaufte. Ich<br />

würde sagen, ich halte heute noch an der CD<br />

als Ersatz dafür fest. Wie erwähnt, bin ich auch<br />

offen für die digitale Seite. Ich habe zwar niemals<br />

ein Smart- oder iPhone besessen, nie<br />

Facebook oder Konsorten genutzt, liebe immer<br />

noch sich drehende Tonbandgeräte, nutze<br />

aber dort die digitale Welt, wo sie der Musik<br />

zuträglich ist. Im Tonstudio wurde neben viel<br />

Analog-Stuff natürlich auch mit Com pu tern<br />

und Soft ware gearbeitet, und für den Ver trieb<br />

werde ich künftig vermehrt aktuelle Online -<br />

por tale nutzen.<br />

MM: Im <strong>2022</strong> soll dein neues Album veröffentlicht<br />

werden. Was ist für das Album ge -<br />

plant und was können deine Hörer erwarten?<br />

PETER VOLLAND: Zum einen spielen da die<br />

angesprochenen <strong>Musiker</strong>-Kooperationen eine<br />

nicht unerhebliche Rolle. Noch nie habe ich ein<br />

so aufwendiges Soloalbum mit Bandbe glei -<br />

tung produziert, das auch die passenden Spieler<br />

enthält. Ich bin sehr froh, dass Mu si ker größen<br />

wie Marcus Deml (E-Gitarre), Willy Wagner<br />

(Bass), Mathias Maze Leber (Key board), PiTTi<br />

Hecht (Percussion) oder Moritz Müller (Drums)<br />

Teil der Produktion sind. Fakt ist, dass ich dieses<br />

Mal keine Songs mit ausschließlich Akustik gi tar -<br />

re und Gesang abliefere, sondern eine elf Tracks<br />

umfassende Mixtur aus kernigem Rock, Pop<br />

und Feuerzeugballaden.<br />

Aufgenommen und gemischt wurde das<br />

Material von Jürgen Zimmer im NoLimit Studio<br />

in Reis kirchen, das Mastering erfolgte bei<br />

Stephen Macussen in L.A. Mein Ziel war und<br />

ist es, als englisch singender deutscher Song -<br />

writer und Produzent ein Werk mit internationalem<br />

Flair vorzulegen.<br />

MM: Du möchtest deine Anhänger noch<br />

mindestens einmal so richtig überraschen.<br />

Hast du schon etwas geplant?<br />

PETER VOLLAND: Ich hoffe zunächst wirklich,<br />

mit dem neuen Album „Stormwind“ Gehör zu<br />

er halten und weitere Musikfreunde zu erreichen,<br />

denn wie es mit der Musik und den Leuten<br />

im Musik-Biz weitergeht, hängt von der Ent -<br />

wick lung der Onlinedienste, dem einbrechenden<br />

Tonträgermarkt wie der die gesamte Künstler -<br />

branche beutelnden C-Krise ab. Losgelöst von<br />

Markt und Umsatz bleibt das Musizieren und<br />

Schreiben weiter Teil meines Lebens. Während<br />

ich nach über 20 Jahren als Solo-Akustik-<br />

Rocker <strong>2022</strong> ein Bandalbum mit mehr Rock<br />

vorlege, kann ich mir vorstellen, auch mit einer<br />

neuen Bandformation auf Tour zu gehen. Was<br />

weitere Produktionen betrifft, reizt mich auch,<br />

Rockmusik mit einer anderen Instrumen tie -<br />

rung hervorzubringen, das heißt, auch Blech,<br />

alpenländische oder südasiatische Klänge einzusetzen.<br />

WEB: WWW.PETERVOLLAND.DE<br />

INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />

FOTOQUELLE: PETER VOLLAND<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


24 STORIES<br />

LILI<br />

CZUYA<br />

»Andere haben mit 20<br />

ein Auslandsjahr gemacht,<br />

ich hab auf dem Kiez<br />

als Sängerin gearbeitet.«<br />

HÖRBIE SCHMIDT BAND<br />

FEAT. LILI CZUYA<br />

„Ich liebe den Blues“<br />

VÖ: 13. SEPTEMBER 2019<br />

HOERBIESCHMIDTBAND.DE<br />

MM: Beim 38. Deutschen Rock & Pop Preis<br />

2020 wurdest du als beste Sängerin und<br />

beste Popsängerin ausgezeichnet. Be wor -<br />

ben hast du dich mit dem Song „Reisende<br />

Seele“ aus dem Album „Ich liebe den Blues“<br />

der Hörbie Schmidt Band. Wie ist dein Ge -<br />

winner-Song entstanden?<br />

LILI CZUYA: Die Geschichte zu dem Song hat leider<br />

einen sehr traurigen Ursprung. Im Jahr 2018<br />

verstarb mein Vater völlig unerwartet an einem<br />

Herzinfarkt auf einer Geschäftsreise in Jordanien<br />

im Alter von 69 Jahren. Wir hatten eine sehr enge<br />

Verbindung, haben viele Konzerte seit meinem<br />

13. Lebensjahr zusammen gespielt. Er war<br />

Schlagzeuger. Sein Tod riss mir den kompletten<br />

Boden unter den Füßen weg und ich erlebte<br />

einen noch nie zuvor erlebten Schmerz. Als ich<br />

am dritten Tag nach seinem Tod tränenüberströmt<br />

unter der Dusche stand, hörte ich den<br />

Song „Wayfaring Stranger“. Ich hörte die Be -<br />

deutung, die der Song seit Generationen in die<br />

Welt trägt, und war sehr berührt.<br />

Als dann die Zeile „I’m just going over Jordan“<br />

hörte, war mir klar, dass ich eine eigene Inter pre -<br />

tation in Gedenken an meinen Vater singen möchte.<br />

So begann die Geschichte zu der deutschen<br />

Fassung „Reisende Seele“ für das zweite Album<br />

der Hörbie Schmidt Band „Ich liebe den Blues“.<br />

Die Hörbie Schmidt Band hat in höchster Fein -<br />

fühligkeit und größtem Respekt meine Ge dan -<br />

ken und Wünsche in der Gestaltung der Neu in -<br />

terpretation gewirkt. Das hat diesen Song zu einer<br />

sehr persönlichen Fassung gebracht. Dieser Song<br />

soll Mut machen, dass wir uns alle vielleicht<br />

irgend wann, irgendwo und irgendwie wieder<br />

begegnen und der Weg hier auf der Welt nur ein<br />

Teil unserer Reise sein könnte. Besonders be -<br />

rührt mich, dass es die Melodie, den Traditional<br />

im Original, schon seit Generationen gibt und<br />

viele Menschen weltweit schon Trost in dem Lied<br />

finden konnten. Das verbindet und bringt eine<br />

besondere Energie mit sich. Wenn ich den Song<br />

live singe, weinen oft Menschen im Publikum, weil<br />

sie berührt sind, und bedanken sich danach fürs<br />

Teilen. Das ist Musik.<br />

MM: Im Laufe deiner Karriere hattest du<br />

einige musikalische Wegbegleiter wie Roger<br />

Cicero, Hörbie Schmidt und Jessy Martens.<br />

Inwiefern haben sie dich inspiriert und was<br />

haben sie dir für deine musikalische Lauf -<br />

bahn mitgegeben?<br />

LILI CZUYA: Alle drei haben in mir viel aufgeweckt,<br />

weil sie alle mein musikalisches Herz erkannt,<br />

lesen gelernt und mich immer sehr konsequent<br />

herausgefordert haben. Sie haben mir immer<br />

mehr zugetraut, als ich es überhaupt gedacht<br />

habe. Das ist ein großes Geschenk. Leider ist<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 25<br />

älter als ich und hatten massig Erfahrung, teils<br />

weltweit. Ich musste überzeugen und überraschte.<br />

Ich bekam den Job.<br />

»Ich bin sehr froh, dass ich vor vielen Jahren<br />

zusätzlich zu meinem musikalischen Weg<br />

die Logopädie dazugewonnen habe.<br />

Ich bin beides: Künstlerin & Logopädin.<br />

In beiden Dis ziplinen kann ich<br />

die Herzen berühren und die Welt etwas<br />

schöner machen. Das erfüllt mich.«<br />

Roger nicht mehr am Leben, aber sehr viel in<br />

meiner Stimme ist in der Zeit seiner Begleitung in<br />

mir entsprungen und wächst kontinuierlich weiter,<br />

bis heute. Ich bin sehr dankbar, die Zeit mit<br />

ihm gehabt zu haben. Er war ein großartiger und<br />

besonderer Mensch. Jessy und Hörbie und auch<br />

weitere tolle Menschen sind nach wie vor an<br />

meiner Seite, die ich als Wegbegleiter nicht missen<br />

möchte. Sie sind ein Gefühl von Zuhause auf<br />

der Bühne und im Herzen, die mich immer wieder<br />

inspirieren, neue Schritte zu gehen und mich<br />

musikalisch weiter zu entfalten.<br />

MM: Mit 17 Jahren hast du angefangen, in<br />

Live-Clubs auf der Hamburger Reeperbahn<br />

zu singen. Wie bist du dazu gekommen und<br />

wie war das für dich?<br />

LILI CZUYA: Es begann alles in der Roten Laterne.<br />

Zunächst waren es Sessions mit verschiedenen<br />

Bands. Ich habe damals in einer Künstler-WG im<br />

Hamburger Caroviertel mit Stefanie Hempel, der<br />

heutigen Gründerin der Beatles-Tour in Hamburg,<br />

gewohnt. Es war eine sehr belebte Zeit mit tollen<br />

<strong>Musiker</strong>n und guten Freunden. Zwei Jahre später<br />

wurde ich dann über einen <strong>Musiker</strong>kollegen an<br />

die Live-Szene der Hamburger Reeperbahn weiterempfohlen.<br />

Es war eine neue Welt. Es war<br />

anders als alles, was ich zuvor als Sängerin<br />

erlebt hatte. Es war die absolute Realität der<br />

rauen und doch zugleich so urigen Atmosphäre<br />

der Reeperbahnclubs. Von der Performance der<br />

Bands hängt jeden Abend der Umsatz der Clubs<br />

ab. Ich musste liefern, sonst würde ich schnell<br />

ausgetauscht werden. Das waren jetzt keine<br />

Sessions mehr. Ich habe mir innerhalb einer Woche<br />

das erste Programm von 30 Songs drauf geschafft.<br />

Zunächst waren meine neuen <strong>Musiker</strong>kollegen<br />

der Kiezbands sehr skeptisch, weil ich noch so<br />

jung war. Die anderen waren alle 10–20 Jahre<br />

Der Gitarrist meiner Band Eric Förster sagte<br />

am ersten Abend zu mir: „Willkommen im wahren<br />

Leben, Kleines. Auf geht’s!“ Eric gehört auch<br />

zu den einflussreichsten Menschen in meiner<br />

musikalischen Laufbahn. Er war in der Zeit wie<br />

ein großer Bruder, Mentor, Vorbild und ein guter<br />

Freund. Wir wohnten zufällig in der gleichen<br />

Straße. Ich habe sehr viel von ihm gelernt und<br />

bin sehr glücklich, mit ihm diese Zeit erlebt zu<br />

haben. Ich war voller Energie und war nun auf<br />

diesen Bühnen und ich wollte nichts anderes. Ja,<br />

ich wollte das wahre Leben und hier war ich. Ich<br />

habe in den Irish Pubs und in der Kultkneipe<br />

„Lehmitz“ als Haussängerin mehrere Shows in<br />

der Woche gesungen. Im Lehmitz haben wir mit<br />

der Band auf einem riesigen U-Tresen performt.<br />

Der Aufgang auf den Tresen verlief über Kühl -<br />

schränke, die als Treppe dienten. Es war laut<br />

und rough, aber das ehrlichste Publikum, das ich<br />

je erlebt habe. Ich habe 30–40 Songs am Abend<br />

als 20-Jährige mitten auf der Reeperbahn bis<br />

morgens um vier gesungen und in jeder dieser<br />

Nächte die Menschen ganz nah erlebt. Die Clubs<br />

sind vor Energie teils fast explodiert. Andere haben<br />

mit 20 ein Auslandsjahr gemacht, ich hab auf dem<br />

Kiez als Sängerin gearbeitet – eine Er fahrung, die<br />

ich nicht missen möchte. Diese Zeit brachte mir<br />

auch meine große Liebe. Er war der Bassist meiner<br />

ersten Kiezband-Besetzung. Wir verliebten<br />

uns auf der Bühne. Wir sind jetzt seit 16 Jahren<br />

glücklich zusammen und haben einen Sohn, der<br />

mittlerweile 14 Jahre alt ist.<br />

Ohne den Kiez wären wir uns wahrscheinlich<br />

nicht begegnet. Somit war die Zeit auf der Ham -<br />

burger Reeperbahn eine sehr besondere in meinem<br />

Leben.<br />

MM: 2005 hast du an dem Projekt „Soulounge“<br />

und 2018 beim „Rockpalast“ als Sängerin<br />

mitgewirkt. Wie waren diese Erfahrungen für<br />

dich?<br />

LILI CZUYA: Ja, beide Konzerte waren eine<br />

besonders schöne Erfahrung. 2005 hat Roger<br />

Cicero mich mit auf die „Soulounge“-Tour ge -<br />

nommen. Dort traf ich auf die Welt des Soul in<br />

facettenreichster Form mit fantastischen Sän gern<br />

und <strong>Musiker</strong>n. Ich war sehr beeindruckt und<br />

erlebte meine Stimme in einem neuen Ge wand.<br />

Diese Tour eröffnete mir neue musikalische Pers -<br />

pektiven, die mich nachhaltig geprägt haben.<br />

2018 nahmen mich Jessy Martens & Band als<br />

Sängerin mit auf die Bühne der Produktion „WDR<br />

Rock palast“. Dort habe ich mit zwei weiteren<br />

Sängern die Backings für das Konzert gesungen.<br />

8<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


26 STORIES<br />

Für Jessy war es gleich klar, dass ich mitkomme.<br />

Ich hatte zunächst großen Respekt, aber sagte<br />

zu. Und ich bin froh, dass ich zugesagt habe. Es<br />

war wie eine Reise in meine Kindheit, weil meine<br />

Eltern früher den Rockpalast viel gesehen haben.<br />

Nun stand ich selbst dort, das Rockpalast-Logo<br />

direkt hinter mir, und meine Eltern schauten die<br />

Live-Übertragung in Jordanien, kurz vor dem<br />

plötzlichen Tod meines Vaters, im Internet. Das<br />

war ein abgefahrenes Gefühl. Mein Vater war so<br />

stolz und glücklich. Ich freue mich, dass er diesen<br />

Moment noch mit mir teilen konnte. Die<br />

komplette Produktion hat super viel Spaß ge -<br />

macht. Eine grandiose Band und eine tolle Crew<br />

vor Ort. Einen so schnellen und guten Sound -<br />

check habe ich selten erlebt. Alle top am Start<br />

und eingespielt.<br />

MM: Aktuell bist du fester Bestandteil der<br />

Hörbie Schmidt Band. Wie kam es dazu?<br />

LILI CZUYA: Hörbie und ich lernten uns kennen,<br />

als ich 16 Jahre alt war. Er unterstützte damals<br />

meine Band LILI, die von meinem ersten Ge -<br />

sangslehrer und damaligen Produzenten Jürgen<br />

Scholz auf einer der Hauptbühnen auf der Kieler<br />

Woche präsentiert wurde.<br />

Wir waren uns gleich sympathisch. Hörbie und<br />

ich blieben von dort an immer in Kontakt. Später<br />

arbeiteten wir auch zusammen in seiner Rock &<br />

Pop Schule Kiel, in der Party- und Galaband<br />

MOVE AND GROOVE BAND und in Workshops.<br />

Später gründete Hörbie die HÖRBIE SCHMIDT<br />

BAND und fragte mich immer wieder, ob ich<br />

dabei sein möchte. Es war mir einige Jahre aus<br />

verschiedenen Gründen nicht möglich. Hörbie<br />

blieb dran. Eine sehr typische Eigenschaft von<br />

Hörbie, für die ich sehr dankbar bin.<br />

Im Jahr 2016 war es dann so weit. Ich sang<br />

die erste Show mit der HÖRBIE SCHMIDT BAND<br />

und war verzaubert. Der Blues, die Wahr haf tig -<br />

keit von Hörbie als Frontmann, der einfach frei<br />

Schnau ze aus seinem Leben erzählt, die tollen<br />

<strong>Musiker</strong> und diese urigen Clubs in Nord deutsch -<br />

land. Das war genau meins. Seitdem bin ich mit<br />

ganzem Herzen dabei und genieße jedes einzelne<br />

Kon zert. Die besondere Live-Atmosphäre, die<br />

Misch ung aus deutschen, plattdeutschen und<br />

englischen Texten, die Auswahl aus Eigenkom -<br />

po sitionen und Interpretationen bereits bestehender<br />

Bluesklassiker und die darin vielfältige<br />

Be leuch tung aller Facetten der Liebe macht diese<br />

Band so lebendig und vielfältig.<br />

MM: Ist für <strong>2022</strong> eine Tour geplant?<br />

LILI CZUYA: Bereits 2020 war eine Tour geplant,<br />

die wegen vieler Auflagen und Schließungen der<br />

Veranstaltungsorte abgesagt werden musste.<br />

Auch 2021 erlebten wir viele defensive Rück -<br />

meldungen. Einige Clubs warteten auf wichtige<br />

Hilfsgelder, die ewig nicht eintrafen, andere sind<br />

bereits pleite und mussten ihre teils über Jahr -<br />

zehnte etablierten Clubs schließen. Mir blutet das<br />

Herz. Es zeigt den nicht wiederherstellbaren Ver -<br />

lust einer gewachsenen Kulturszene. Ein großer<br />

Teil an Kulturgut stirbt. Es ist brutal und grausam.<br />

In den vergangenen Jahren haben wir bereits<br />

zwei erfolgreiche Tourneen in Süddeutschland<br />

und der Schweiz spielen dürfen. Ein Teil der<br />

geplanten Tournee für <strong>2022</strong> ist bestätigt. Wir<br />

hoffen sehr, dass wir bald wieder auf die Bühne<br />

können. Es fehlt uns sehr. Gern würden wir auch<br />

weitere Länder bespielen, weshalb wir immer<br />

wieder nach Unterstützung einer passenden<br />

Agentur Ausschau halten, da das Booking hierfür<br />

sehr umfassend ist und international erfahrene<br />

und vernetzte Booker braucht. Hörbie und ich<br />

wollen dieses Jahr zusätzlich auch als Duo einen<br />

Teil des Programms der HÖRBIE SCHMIDT BAND<br />

präsentieren. Wir hoffen, dass sich im Sommer<br />

Möglichkeiten hierfür entwickeln.<br />

MM: Wie sieht generell die berufliche Situa -<br />

tion während Covid-19 für dich aus?<br />

LILI CZUYA: Ich persönlich habe das große Glück,<br />

in der aktuellen Situation auch als Logopädin<br />

tätig sein zu können. Das wäre vor vielen Jahren<br />

anders gewesen, da ich einige Jahre hauptsächlich<br />

als Live-Sängerin tätig war. Viele meiner<br />

Freunde und Kollegen stehen gerade vor den<br />

Trümmern der ausgeschalteten Kultur- und Live -<br />

szene. Es ist dramatisch. Es wurden ihnen nicht<br />

nur ihre Einnahmen, sondern auch ihr komplettes<br />

Lebenswerk und ihre Identitäten genommen.<br />

Einige von ihnen arbeiten nun als Paket zusteller<br />

oder auf Baustellen, da bei einigen von ihnen<br />

weder die Coronahilfen greifen noch andere Hilfs -<br />

gelder. Sie haben ein Berufsverbot. Künstler ar -<br />

beiten nicht vorrangig wegen des Geldes, sondern<br />

weil es ihre Berufung ist. Viele von ihnen<br />

haben keine Kraft, keine Muße, keine Inspiration<br />

und vor allem keine Perspektiven mehr.<br />

Ihre Kunst stirbt. Jeden Tag mehr. Künstler gelten<br />

als nicht systemrelevant, obwohl Kultur und<br />

Musik aus meiner Sicht ein Grundrecht darstellen<br />

sollten. Wenn hier keine grundsätzliche Wende<br />

eintritt, wird ein Großteil der Kulturbranche nicht<br />

mehr existieren und leider existiert ein Teil bereits<br />

jetzt schon nicht mehr.<br />

MM: 1999 und 2003 absolviertest du als jüngs -<br />

te Teilnehmerin den Kontaktstudiengang für<br />

Popularmusik an der Hochschule für Musik<br />

und Theater in Hamburg. Wie kann man sich<br />

so einen Studiengang vorstellen?<br />

LILI CZUYA: Ich bin in einem Hamburger Brenn -<br />

punkt-Stadtteil aufgewachsen, in dem ich das<br />

Glück hatte, dass Musik eines der Förderpro -<br />

gramme war und meine Eltern mich immer sehr<br />

unterstützt haben. Ich bekam im Alter von 13<br />

Jahren kostenfrei Unterricht verschiedener In -<br />

stru mente und Gesangsunterricht. Schnell entwickelte<br />

sich meine erste Band, und ich fing an,<br />

Songs zu schreiben. Als ich 15 Jahre alt war, be -<br />

warb ich mich an der Hochschule für Musik und<br />

Theater für den legendären Popkurs und schickte<br />

meine selbst aufgenommene Kassette ein. Ich<br />

wurde zum Vorspielen in die Hochschule eingeladen.<br />

Ich nahm meine Gitarre in die Hand und<br />

fuhr zur Hochschule. Ich stellte mich vor die Jury<br />

und sang meine Songs. Ich war glücklich. Das<br />

war genau das, was mich erfüllte. Ich wurde<br />

genommen. Nach wenigen Wochen begann der<br />

Kontaktstudiengang. Ich wurde damals vom<br />

Unterricht der neunten Klasse meiner damaligen<br />

Gesamtschule befreit und besuchte die Musik -<br />

hochschule. Es war so faszinierend für mich. Ich<br />

war plötzlich die jüngste Teilnehmerin von 30<br />

ausgewählten Musikstudenten und Berufs mu -<br />

sikern aus ganz Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz. Die meisten Teilnehmer waren Mitte 20.<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 27<br />

»Künstler gelten als<br />

nicht systemrelevant, obwohl<br />

Kultur und Musik aus<br />

meiner Sicht ein Grundrecht<br />

darstellen sollten.«<br />

mit meiner langjährigen Kollegin und zugleich<br />

besten Freundin Nina Maleika. Wir sind wie ein<br />

Ehepaar, wenn wir zusammen arbeiten. Wir verstehen<br />

uns blind und können uns komplett ohne<br />

Worte verstehen, wodurch wir gemeinsam seit<br />

über 14 Jahren viel Spontaneität und Lebendig -<br />

keit in unsere Arbeit einbringen können. Egal<br />

ob Jung, Alt oder alle gemeinsam, wir verbinden<br />

mit Musik die Herzen, wecken die eigene<br />

Kreati vität und können somit viel Lebensfreude<br />

und Lebensqualität für alle Alters gruppen schaffen<br />

und die Generationen ver binden, was so wertvoll<br />

und kraftvoll ist. Absolute Herzensprojekte, die es<br />

viel mehr geben sollte.<br />

MM: Neben der Musik bist du auch ausgebildete<br />

Logopädin. Wie findest du die Schnitt -<br />

stelle zwischen Gesang und Logopädie?<br />

Alle waren so gut! Ausgereifte <strong>Musiker</strong>. Song -<br />

writer, Texter, Comedians (unter anderem der<br />

damals noch ganz junge Bodo Wartke) und ich.<br />

Am ersten Tag bekam ich direkt Fieber, weil mein<br />

System komplett überhitzte. Alle nahmen mich<br />

sehr liebevoll an die Hand. Ich erlebte Musik auf<br />

kreativstem Niveau. Der ganze Tag war voller<br />

Musik: Rhythm & Groove, Texten, Songwriting,<br />

Harmonielehre, Bandprojekte aller Stilistiken der<br />

Popularmusik, Chor, Gesangsunterricht, Studio<br />

Sessions und vieles mehr. Ich wurde gefordert, auf<br />

allen Ebenen. Die besondere Aufmerksamkeit, die<br />

mir damals auch bei dem Abschlusskonzert zuteilwurde,<br />

war überwältigend. Die folgenden Jahre<br />

entwickelte ich mich mit vielen tollen begleitenden<br />

Menschen weiter. 2003 absolvierte ich den<br />

Popkurs ein zweites Mal. Jetzt war ich musikalisch<br />

schon ausgereifter. Es entstand ein riesiges<br />

musikalisches Netzwerk für mich, viele Pro -<br />

duktionen, in denen ich mitwirkte, und berufliche<br />

Zusammenarbeiten, die zum Teil bis heute aktiv<br />

sind. Der Popkurs war definitiv ein Meilenstein in<br />

meinem musikalischen Leben.<br />

MM: Du bist musikalisch nicht nur als Sän -<br />

gerin tätig, sondern auch in der musikalischen<br />

Frühförderung, singst mit Demenz -<br />

kranken und bist in der Stammbesetzung der<br />

Dozent*innen für die Bandcamps der Rock<br />

& Pop Schule Kiel. Magst du etwas mehr<br />

darüber erzählen?<br />

LILI CZUYA: Ja, über die Jahre haben sich viele<br />

Projekte entwickelt, die ich zum Teil dann be -<br />

wusst weiter verfolgt habe. Die Bandcamps der<br />

Rock und Pop Schule Kiel sind jedes Mal wieder<br />

ein großartiges Erlebnis. Jugendliche im Alter<br />

von 13–18 Jahren bekommen kostenfrei einen<br />

Intensivworkshop in einer schönen Camp-Um -<br />

gebung. Von morgens bis abends, sechs Tage<br />

lang alles voller Musik. Einzel- und Gruppen un -<br />

terricht, Workshops zu musikalischen Themen<br />

und Bandtraining mit viel Spaß und einem großen<br />

Abschlusskonzert. Wir sind ein eingespieltes<br />

Team aus sechs Dozenten unterschiedlichster<br />

musikalischer Stile und Disziplinen. Die musikalischen<br />

und persönlichen Entwicklungen der<br />

Teilnehmer sind jedes Mal beeindruckend. Die<br />

musikalische Früherziehung für Kinder im Alter<br />

von drei bis sechs Jahren und das gemeinsame<br />

Singen mit Kitagruppen in Altenheimen und in<br />

einer Demenz-WG, gestalte ich seit vielen Jahren<br />

LILI CZUYA: Die Schnittstelle zwischen dem Ge -<br />

sang und der Logopädie stellt die Verbindung der<br />

zwei Herzen in meiner Brust und die Zusammen -<br />

kunft beider Erfahrungswerte dar. In beiden Dis -<br />

ziplinen bin ich zu Hause und kann dadurch aus<br />

unterschiedlichen Perspektiven Menschen auf<br />

ihrem stimmlichen Weg begleiten. Gesangs -<br />

schüler, die zum Beispiel Stimmprobleme haben,<br />

oder professionelle Sänger, die auf dem Weg von<br />

der Stimmtherapie wieder zurück auf die Bühne<br />

sind. Diese Schnittstelle bereitet mir viel Freude<br />

und ist ein Grundbaustein in meinen be ruflichen<br />

Tätig keiten. Gemeinsam arbeite ich mit der renommierten<br />

Stimmtherapeutin Bettina Schulten und<br />

der leitenden Gesangsdozentin des BIMM-In stituts<br />

Alexandra Pengler bei be sonderen Fällen sehr<br />

gewinnbringend zusammen. Auch das Netz werk<br />

aus guten Ärzten spielt hierbei eine positive Rolle.<br />

Es ist einfach schön, Stimmen in ihrer Hei lung zu<br />

begleiten und das Potenzial komplett oder bestmöglich<br />

wiederzuerwecken. Die Lebensqualität, die<br />

dadurch freigesetzt wird, ist wundervoll. Ich bin<br />

sehr froh, dass ich vor vielen Jahren zusätzlich zu<br />

meinem musikalischen Weg die Logopädie dazugewonnen<br />

habe. Ich bin beides: Künstlerin &<br />

Logo pädin. In beiden Dis ziplinen kann ich die<br />

Herzen berühren und die Welt etwas schöner<br />

machen. Das erfüllt mich.<br />

INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />

FOTOS: TORGE NIEMANN; JAN ZIEGLER;<br />

BEATE GRAMS<br />

WEB:WWW.LILI-MUSIK.DE<br />

AKTUELLE BANDS & PROJEKTE:<br />

WWW.HOERBIESCHMIDTBAND.DE<br />

WWW.HAPPYTOWN-MUSIC.DE<br />

WWW.MOVE-GROOVE.DE<br />

WWW.WHITE-LEAVES.JIMDOSITE.COM<br />

WWW.KAYO-MUSIC.DE<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


28 STORIES<br />

»Die Federnelken sind<br />

ein Gewächs aus der Gegend<br />

in und um München und wachsen direkt<br />

zwischen den Straßen,<br />

auf denen das tägliche Leben spielt.«<br />

FEDERNELKEN<br />

„Endlich reich“<br />

VÖ: 20. FEBRUAR 2020<br />

WWW.FEDERNELKEN.DE<br />

FACEBOOK.COM/FEDERNELKEN<br />

INSTAGRAM.COM/FEDERNELKEN<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 29<br />

Populärmusik zwischen Hirschbachstüberl und Mittlerem Ring<br />

MM: Für Leser, die FEDERNELKEN noch<br />

nicht kennen: Wie hat es mit der Musik bei<br />

euch angefangen?<br />

FEDERNELKEN: Zu Beginn gab es nur die<br />

Gitarre von Vroni, das Schlagzeug von Alfons<br />

und ein Lied: Den „Ring-Song“, der von einer<br />

nächtlichen Fahrt auf dem Mittleren Ring handelt<br />

(der Münchner Stadtautobahn). Zwei Lieben -<br />

de müssen sich an der nächsten Ausfahrt trennen<br />

und träumen sich hinein in eine Fahrt, die<br />

endlos Richtung Sonne weitergeht. Darauf haben<br />

wir gute Resonanz erhalten, und uns war klar:<br />

Wir müssen da was machen, und das am besten<br />

in unserer eigenen Sprache. Bayerisch, Deutsch.<br />

Deutsch, Bayerisch. Diesen Song wird’s übrigens<br />

auf unserem nächsten Album geben. Den<br />

haben wir noch in unserem Schatzkästchen auf -<br />

gehoben.<br />

MM: Wie seid ihr auf den Bandnamen ge -<br />

kommen?<br />

FEDERNELKEN: Wir lieben den trockenen öster -<br />

reichischen Humor, und in einem Urlaub bei<br />

Wien ist uns ein großes Schild in einem Natur -<br />

park aufgefallen: „Naturdenkmal – Trocken rasen<br />

mit Mödlinger Federnelke“. Dahinter war praktisch<br />

„nichts“, ein wirklich skurriler Anblick.<br />

Und dann dachten wir uns: Vielleicht sollten<br />

wir was machen, damit es dann etwas dahinter<br />

gibt. Die Leere füllen mit den Federnelken, die<br />

auf dem Schild versprochen wurden ...<br />

MM: Vor FEDERNELKEN wart ihr auch in<br />

anderen Bands tätig. Was genau habt ihr<br />

ge macht und inwiefern beeinflusst es eure<br />

Band jetzt?<br />

FEDERNELKEN: Wir kommen aus den Be rei -<br />

chen Blues, Fusion, Hard Rock, Metal, Rock a -<br />

billy, Pop, Soul, und wir waren uns erst nicht<br />

sicher, ob sich unsere Wurzeln verbinden lassen.<br />

Aber dann kam dieser doch sehr interessante,<br />

besondere Sound raus. Was wir auf gar<br />

keinen Fall wollten, war, auf einen Zug aufzu-<br />

springen, sondern was Eigenständiges zu schaffen.<br />

Hinzu kam auch, dass Vroni zuvor nur Gi -<br />

tar ristin, aber noch nie wirklich Sängerin einer<br />

Band war. Da haben wir uns sehr treiben lassen<br />

und daraus Songs und ein Soundkostüm kreiert.<br />

Und was auch eine sehr große Rolle spielt, sind<br />

natürlich die Texte, da muss Inhalt rein. Da springen<br />

uns in München oft die Themen vor die<br />

Füße, und dann wird fein daran gefeilt.<br />

MM: Eure Songs sind überwiegend auf<br />

Bayrisch. Warum habt ihr euch dafür entschieden?<br />

FEDERNELKEN: Es ist die Sprache, die uns<br />

alle seit der Kindheit geprägt hat und einem<br />

Song daher eine besondere Ausdrucksstärke<br />

verleiht. Der Dialekt fühlt sich für uns einfach<br />

authentischer an als Hochdeutsch, wobei wir<br />

das natürlich auch beherrschen! Ein Musik kri -<br />

tiker der Münchner Abendzeitung hat unsere<br />

Sprache mal als „moderates Bayerisch“ be zeich -<br />

net: „... so moderat, dass es perfekt zu München<br />

passt: Den Alteingesessenen, die das Aus ster -<br />

ben des Dialekts bedauern, wird es da heimelig<br />

warm ums Herz. Und die Zuagroasten, die<br />

München ja auch ausmachen, können dennoch<br />

problemlos folgen.“ Wir finden diese Be schrei -<br />

bung so treffend, dass wir sie gerne zitieren.<br />

MM: Eure aktuelle EP „Endlich Reich“ hat<br />

beim Deutschen Rock & Pop Preis 2020 den<br />

zweiten Platz in beiden Hauptkategorien<br />

„Deut scher Rock Preis“ und „Deutscher Pop<br />

Preis“ erreicht. Woher stammte die Inspi ra -<br />

tion für die EP?<br />

FEDERNELKEN: Aus unserem Leben um und<br />

in München und den Spannungsfeldern, die<br />

sich hier aufspannen: Da gibt’s die „Schixn“,<br />

die mit ihrem SUV auf den Tramgleisen in der<br />

protzigen Maximilianstraße parkt (aus dem<br />

Song „Konsum“), die 90-jährige Ärztin und Ex-<br />

Schau spielerin Marianne Koch, die am Starn -<br />

berger See wohnt und im BR-Radio regelmäßig<br />

Gesundheitstipps gibt, Großstadtchaos und<br />

Berg idyll, Liebe und Fußball ... Wir müssen<br />

unsere Themen nicht lange suchen, die finden<br />

uns einfach.<br />

MM: Wie laufen die Vorbereitungen für eurer<br />

zweites Album?<br />

FEDERNELKEN: Die Songauswahl ist getroffen<br />

und die ersten Tracks sind eingespielt, jetzt<br />

geht’s Schritt für Schritt voran. Wir haben dieses<br />

Jahr unsere Single „Süße Grüße“ veröffentlicht<br />

als Vorgeschmack, in welche Richtung<br />

es gehen wird. Dazu haben wir auch wieder ein<br />

Video produziert, übrigens schon unser viertes.<br />

Die visuelle Umsetzung ist uns auch wichtig, wir<br />

sehen das als Teil des Gesamtkunst werks.<br />

MM: Ihr beschreibt euren Musikstil als „Po pu -<br />

lärmusik zwischen Hirschbachstüberl und<br />

Mittlerem Ring“. Was genau bedeutet das?<br />

FEDERNELKEN: Es ist nicht einfach Pop, sondern<br />

wir sehen es als Pop mit einer Art Er -<br />

weiterung. Wir verbinden damit kompakte,<br />

tanzfreudige Lines aus der Tiefe unserer Her -<br />

kunftsecken, zwischen den Bergen im südlichs -<br />

ten Süden bei Lenggries, wo das Hirschbach -<br />

stüberl liegt, und München, wo der Mittlere Ring<br />

den Puls der Stadt bestimmt.<br />

MM: Nun können teilweise wieder Konzerte<br />

stattfinden. Wie sind eure Pläne für zukünftige<br />

Konzerte?<br />

FEDERNELKEN: Wir hoffen, dass Konzerte<br />

bald wieder eins zu eins wie früher stattfinden<br />

können. Wir haben mega Lust zu spielen, langsam<br />

er wacht wieder alles wie nach einem langen<br />

Winterschlaf, der Rest kommt dann von<br />

ganz allein. Nach unseren sehr schönen Open-<br />

Air-Konzerten diesen Sommer befindet sich<br />

gerade alles in der Planungsphase.<br />

WEB: WWW.FEDERNELKEN.DE<br />

INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />

FOTOQUELLE: FEDERNELKEN<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


30 STORIES<br />

LOOPAHEAD<br />

MM: Wer steckt hinter der Band?<br />

LOOPAHEAD: Hinter der Gruppe LOOPAHEAD<br />

stecken der Kopf und Mastermind Udo Lummer<br />

(Gitarren, Looper, Vocals), Paul-Gerhard Lange<br />

(Bass, Background Vocals) und (ab 2019) Uli<br />

Twelker (Schlagzeug, Percussion, Background<br />

Vocals). Uns gibt es seit sieben Jahren. Wir präsentieren<br />

den Blues in seiner akustischen, jazzigswingenden<br />

und rockigen Spielart.<br />

MM: Wart ihr vorher schon in anderen<br />

Grup pen tätig?<br />

LOOPAHEAD: Udo war <strong>Musiker</strong> bei: The Thimbles<br />

Skiffle Group – Klaus Reinhardt Swing Combo –<br />

Green Onions – The MGs – 1. Bielefelder Pop<br />

Orchester – British Army Rock Band – Brachmann<br />

& Lummer – Blue Phoenix – Kakadu Combo –<br />

Ente Vogts – LOOPAHEAD.<br />

PG war <strong>Musiker</strong> bei: The Thimbles Skiffle Group<br />

– Green Onions – Skiffle Revival – Flatfoot Sam<br />

Bluesband – Bluesburgers – Jam Factory –<br />

Alligator Blues Band – LOOPAHEAD.<br />

Uli war <strong>Musiker</strong> bei: Thunderbirds – Widow<br />

Murphy – Nothing – Merseyblues – Getaway –<br />

Blue Alley – The Sazerac Swingers – LOOPAHEAD<br />

MM: Mit den GREEN ONIONS habt ihr euch<br />

2012 wieder getroffen und ein Reunion-<br />

Konzert gespielt. Woher kam der Ent schluss,<br />

wieder zusammen Musik zu machen?<br />

LOOPAHEAD: Nachdem Udo und PG längere<br />

Zeit keinen Kontakt mehr hatten, haben wir nach<br />

dem (durchaus erfolgreichen) Konzert beschlossen,<br />

wieder zusammen zu musizieren. Die Idee,<br />

eine Live-Looping-Band zu gründen (zunächst<br />

als Duo), kam von Udo.<br />

MM: 2013 dann die Gründung von LOOP-<br />

AHEAD. Was ist der Unterschied zwischen<br />

den beiden Gruppen?<br />

LOOPAHEAD: Es gibt durchaus Gemeinsamkeiten<br />

zwischen den alten GREEN ONIONS und LOOP -<br />

AHEAD, zum Beispiel die Liebe zu dem R&B englischer<br />

Prägung. Aber auch Unterschiede bei der<br />

Hin wendung zu Swing-Titeln, Blues, Latin sowie<br />

Rock und Jazz. Nicht zu vergessen viele eigene<br />

Titel.<br />

MM: Im selben Jahr wurde von euch der<br />

LOOPER vorgestellt. Was ist das Besondere<br />

an diesem Gerät?<br />

LOOPAHEAD: Der Loop ist ein zeitlich begrenztes<br />

Klangerlebnis, das mit technischen Mitteln<br />

wiederholt wiedergegeben werden kann.<br />

Die LOOPS (Loop = Schleife) kennen wir bereits<br />

aus der (elektronischen) Musik von Karl-Heinz<br />

Stockhausen. Auch der Gitarrist Robert Fripp<br />

(King Crimson) setzte Loops ein, wie auch Brian<br />

Eno (Roxy Music). Weil es aber die digitalen<br />

Möglichkeiten damals noch nicht gab, wurde mit<br />

Tonbändern gearbeitet (Vorläufer der Echo ge -<br />

räte). Das alles war aber nur im Studio möglich.<br />

Mit dem Aufkommen der digitalen Geräte ist es<br />

auch möglich, dies auf der Bühne einzusetzen.<br />

Es ermöglicht den <strong>Musiker</strong>n, nicht gleichzeitig<br />

spielbare Parts zu speichern und mit einer weiteren<br />

Spur gleichzeitig wiederzugeben. Sie hören<br />

ein Sextett und sehen ein Trio. Wir wollen aber nicht<br />

verschweigen, dass Live-Looping ein hohes Maß<br />

an Disziplin und Präzision erfordert. Dem haben<br />

wir uns mit LOOPAHEAD erfolgreich ge stellt.<br />

MM: Welche <strong>Musiker</strong> und Gruppen prägen<br />

euch und eure Musik?<br />

LOOPAHEAD: Zur Zeit der Beat-Ära die Rolling<br />

Stones, Yardbirds, Kinks, Moody Blues, Animals<br />

und andere. Daneben auch Delta-Blues- und<br />

Urban-Blues-<strong>Musiker</strong>, besonders aber auch Ray<br />

Charles, Taj Mahal und natürlich JJ Cale.<br />

MM: Woher kommt eure Faszination für die<br />

Genres Blues und R&B?<br />

LOOPAHEAD: Für uns ist der Blues der Ursprung<br />

der populären Musik schlechthin. Es fasziniert uns<br />

das Ursprüngliche, Rohe, sowohl in den Texten<br />

als auch in den Harmonien. Einfache, aber schöne<br />

Strukturen, die den <strong>Musiker</strong>n jede Menge<br />

Raum für Improvisationen geben.<br />

MM: 2017 wurdet ihr beim Deutschen Rock<br />

und Pop Preis unter anderem mit einem<br />

ersten Platz in der Kategorie „Beste Expe ri -<br />

mentalband“ ausgezeichnet. Wie ging es<br />

danach für euch weiter?<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 31<br />

Was machen LOOPAHEAD<br />

und ist das eigentlich Live-Musik?<br />

Ein scheinbarer Widerspruch, der sich nach<br />

den ersten Songs klärt.<br />

Der Zuhörer/die Zuhörerin erlebt, wie sich<br />

eine musikalische Schicht über die vorher live<br />

eingespielten Schichten legt.<br />

So entsteht, oft durch Inspiration und Interaktion<br />

mit dem Publikum, ein musikalisches Unikat<br />

über – eigentlich einfache und reduzierte –<br />

musikalische Strukturen, Taktmaße<br />

und Tonarten mit den Wurzeln im Blues,<br />

Rhythm ’n’ Blues, Latin, Rock & Jazz.<br />

LOOPAHEAD: Die Jury gründete die Auszeich nun -<br />

gen auf unsere beiden CDs: „Close to the Blues“<br />

– 1. Platz beste Experimentalband; „The other<br />

side of LOOPAHEAD“ – 2. Platz beste<br />

Coverband.<br />

Das hat uns sehr gefreut, zumal in der ersten<br />

Kategorie eine Anzahl eigener Titel von uns stammen.<br />

Das war eine Wertschätzung für unsere<br />

Arbeit und ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen<br />

Weg sind.<br />

In den Folgejahren 2018 und 2019 hatten Udo<br />

und PG als Duo eine Menge Live-Auftritte. Ende<br />

2019 haben wir uns dann entschlossen, uns zum<br />

Trio zu erweitern und mit einem guten und erfahrenen<br />

Drummer und Perkussionisten zu verstärken.<br />

Das ist uns mit Uli Twelker außerordentlich<br />

gut gelungen. Seitdem haben wir die Sounds aus<br />

dem Drum Composer reduziert auf rudimentäre<br />

Taktgeber. Den entstandenen Freiraum nutzt Uli<br />

perfekt mit seiner langen, umfangreichen Erfah -<br />

rung und bereichert unsere Musik mit filigranen<br />

Percussions-Elementen. Leider ereilte uns im Jahr<br />

2020 die Coronapandemie, sodass wir plötzlich<br />

ohne Gigs dastanden und alle bereits vereinbarten<br />

Auftritte absagen mussten.<br />

MM: Während Corona habt ihr das „Projekt<br />

JJ Cale“ gestartet. Was kann man sich darunter<br />

vorstellen?<br />

LOOPAHEAD: Schnell waren wir drei uns klar,<br />

dass wir nicht die Hände in den Schoß legen<br />

würden, sondern während der Zwangspause an<br />

einer neuen Studioproduktion arbeiten wollten.<br />

Unsere Wahl fiel auf das Lebenswerk des 2013<br />

verstorbenen John Weldon Cale – genannt JJ<br />

Cale. Der „große Schweiger von Tulsa“ hatte es<br />

uns schon seit Jahrzehnten angetan mit seinem<br />

Relax-Sound und unnachahmlichen Laid-back-<br />

Gesang. In einer demokratischen Entscheidung<br />

hatten wir schnell die 18 Titel zusammen, die wir<br />

auf die CD bringen wollten. Ebenso schnell war<br />

auch klar, dass wir auf die von ungezählten Bands<br />

gespielten Titel wie „Cocaine“, „Call me the<br />

Breeze“ und „After Midnight“ verzichten wollten.<br />

Der Großteil der Arbeit lag bei Udo, der in seinem<br />

„Klangspektrum-Studio“ zunächst die Gi -<br />

tarrenparts zu einer zuvor eingestellten Drum -<br />

spur in die Looping-Station einspielte. Aus seinem<br />

sehr umfangreichen Gitarrenarsenal kamen<br />

vorwiegend seine Akustikgitarren Martin und<br />

Gibson zum Einsatz sowie die Duesenberg<br />

„Paloma“ und die Duesenberg Lapsteel „Fairy-<br />

tale“. Darüber hinaus eine seiner modifizierten<br />

Fender Strats und die mit einem hexaphonischen<br />

Pickup bestückte Telecaster. Liebevoll und detailverliebt<br />

arbeitete Udo Monate an den Spuren, und<br />

wenn wir meinten, dass die Ergeb nisse nun super<br />

seien, fand er immer noch Mög-lich keiten, etwas<br />

zu verfeinern.<br />

Dann folgte der Gesang, den Udo gefühlvoll<br />

den Texten des mürrischen Einzelgängers JJ an -<br />

passte. Erst dann legte PG das Bassfundament<br />

darunter mit seinem Sandberg California VM5<br />

und dem Warwick Streamer Stage I. Eingespielt<br />

über den Glockenklang-Amp „Blue Sky“.<br />

Uli machte die Sache perfekt mit seinen Tama<br />

Drums und der legendären RMV Brazil Bapeva<br />

Shell Snare sowie diversen Sounds aus seinem<br />

umfangreichen Percussions-Arsenal.<br />

Sehr viel Arbeit hat Udo investiert in das<br />

Mixing und Mastering. Alle Graphics und das<br />

Layout stammen ebenfalls von Udo sowie alle<br />

Fotos im Booklet, die er auf seinen zahlreichen<br />

USA-Reisen erschaffen und liebevoll zusammengestellt<br />

hat.<br />

Wir legen Wert darauf, dass dieses Album<br />

kein JJ-Cover ist, denn nachahmen kann man<br />

diesen Ausnahmekünstler und einen der größten<br />

amerikanischen Songwriter sowieso nicht, sondern<br />

es galt, uns JJ möglichst anzunähern. Daher<br />

auch der Titel unserer CD „Loopahead Approaches<br />

JJ Cale“. Wir glauben, dass uns zu Ehren des<br />

„Oklahoma Troubadour“ ein Meister stück gelungen<br />

ist. Nicht von ungefähr hat die BELLAPHON<br />

die CD umgehend in den Digital vertrieb aufgenommen,<br />

wie auch die drei Vorgänger-CDs „River<br />

Of Wine“ (ausverkauft), „Close To The Blues“,<br />

„The Other Side Of LOOPAHEAD“.<br />

MM: Wie stellt ihr euch die Zukunft nach<br />

Corona vor?<br />

LOOPAHEAD: Keiner von uns glaubt, dass die<br />

Pandemie kurzfristig überwunden werden kann.<br />

Live-Auftritte in Clubs und vor größerem Publi -<br />

kum werden die Ausnahme bleiben, zumindest<br />

auf absehbare Zeit. Deshalb haben wir schon vor<br />

kleinerem Publikum „Garten- und Wohnzimmer-<br />

Konzerte“ gegeben – der Erfolg kann sich durchaus<br />

sehen lassen. Wir hoffen, dass künftig viele<br />

Freunde unserer Musik ihre Gäste mit Wohn -<br />

zimmer-, Terassen- oder Garten-Konzerten über -<br />

raschen werden.<br />

Letztes Jahr wurde unsere CD beim DRMV in<br />

den Kategorien „bestes CD-Album“, „bestes<br />

Booklet“ sowie „bestes Musikvideo“ (mit dem<br />

Video „Jailer“ – unbedingt ansehen, zum Beispiel<br />

auf YouTube) ausgezeichnet.<br />

WEB: WWW.LOOPAHEAD.DE<br />

INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />

FOTOQUELLE: LOOPAHEAD<br />

LOOPAHEAD<br />

„Loopahead Approaches<br />

JJ Cale“<br />

VÖ: 20. NOVEMBER 2020<br />

WWW.LOOPAHEAD.DE<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


32 STORIES<br />

»MY FUTURE«<br />

MM: Sandra, du hast den Deutschen Rock & Pop Preis 2001 als<br />

beste Popsängerin ge won nen. Wie hast du dich gefühlt, als du<br />

die Nachricht bekommen hast?<br />

SANDRA AJTNER: Also, ich war sehr überrascht, konnte das am An -<br />

fang gar nicht glauben, aber ich bin dafür sehr dankbar und auch sehr<br />

glücklich.<br />

MM: Wann hast du mit Singen angefangen, kannst du dich noch<br />

erinnern?<br />

MM: Was hat dich an Billie Eilish und ihren Songs angesprochen?<br />

SANDRA AJTNER: Ich glaube, es ist ihr Stil, ihre Art, sich auszudrü -<br />

cken, ihre Ansichten, und auch ihre Musik selbst. Ihre Stimme ist verblü<br />

end. Vor Billie Eilish hörte ich Ariana Grande, Justin Bieber und all<br />

die Popsänger*innen, aber als ich Billie das erste Mal gehört habe,<br />

war das was anderes. Etwas in mir wachte auf.<br />

MM: Wie hast du die vier Stücke für die EP ausgesucht?<br />

SANDRA AJTNER: Professionell angefangen habe ich 2017/18, aber<br />

ich habe schon immer zum Vergnügen gesungen, seit meiner Kind -<br />

heit, also wirklich frühen Kindheit. Mit vier Jahren habe ich meiner Oma<br />

vorgesungen, und es ging weiter und weiter.<br />

MM: Hat es dich überrascht, dass du einen Preis aus Deutsch -<br />

land be kommen hast?<br />

SANDRA AJTNER: Ja und nein. Ich singe in Englisch, und das ist international.<br />

Ich habe ja in den Niederlanden gelebt, und die Musik wurde<br />

in Deutschland mit Karsten (Wolff) produziert. Jetzt lebe ich in Polen,<br />

wo ich geboren wurde. Eine Ver bindung ist da, ja.<br />

MM: Das ist großartig! Nun noch ein paar Fragen zu deiner neuen<br />

EP „My Future“. Alle vier Songs sind von Billie Eilish. Wann hast<br />

du das erste Mal von ihr gehört?<br />

SANDRA AJTNER: Also, das war 2016/17. Eine Freundin in Holland<br />

hat mir ihre Songs vorgestellt. Wir waren wie besessen von dem<br />

Stück „My Boy“, haben das Lied wieder und wieder gesungen und<br />

abgespielt.<br />

SANDRA AJTNER: Diese vier Lieder hier waren meine Lieblingsstücke<br />

zu dem Zeitpunkt der Vor bereitung der Aufnahmen, und ich mag sie<br />

immer noch sehr. Sie haben einen bestimmten Aus druck, ein be -<br />

stimmtes Gefühl an sich, ich kann das nicht genauer beschreiben, das<br />

ist alles in den Songs. Einige haben auch eine etwas dunkle, majestätische<br />

Stimmung, und ich bin darauf eingestiegen.<br />

MM: Wie hast du dich für die Aufnahmen im Studio vorbereitet?<br />

SANDRA AJTNER: Ich hab’ vor allem erst mal mich selbst vorbereitet,<br />

und meine Stimme, und hab’ auch Gesangsstunden genommen bei<br />

Adela (Konop), zu Hause allein geübt. Meine Mama hat mich unterstützt,<br />

sie hat einen hohen Anteil an meinem Fortschritt.<br />

Als ich im Studio war, war es anfangs immer etwas aufregend, aber<br />

ich habe mich dann schnell entspannt und wie zu Hause gefühlt.<br />

MM: Großartig! Und nun noch eine Frage zum Video „Party<br />

Favor“: Dort sind auch Pferde zu sehen. Was für eine Ver -<br />

bindung hast du zu ihnen?<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 33<br />

NEW<br />

BOOKS<br />

TALADIDDLE<br />

Claus Hessler und<br />

Claudio Spieler<br />

DIE KUNST DES<br />

SAXOPHONSPIELS<br />

L. Teal | H. Baumgartner<br />

SANDRA AJTNER<br />

„My future“ – EP<br />

VÖ: OKTOBER 2021<br />

THE-ROSINENBOMBER.COM<br />

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Matthias Philipzen<br />

CAJÓN BOOK<br />

Matthias Philipzen<br />

Buch<br />

€21,95<br />

NEW<br />

NEUERSCHEINUNG<br />

ISBN 978-3-943638-44-8<br />

DRUMSET<br />

GROOVE CONTROL<br />

Sperie Karas<br />

SANDRA AJTNER: Meine Mutter hat schon Pferde geritten, und auch meine<br />

Großmutter, also das ist Tradition in der Familie. Ich bin auch schon geritten, hab’<br />

das aber vor ein paar Jahren aufgeben. Pferde stehen ja auch als Symbol für<br />

Freiheit, glaube ich. Also ich liebe Pferde, sie haben einen besondern Platz in<br />

meinem Herzen.<br />

MM: Und da ist noch mehr Besonderes, nämlich Fotografie.<br />

SANDRA AJTNER: Ja, meine Mutter ist Fotografin, und ich habe Modeling<br />

auch schon als Kind angefangen, mit drei oder vier Jahren. Meine Mutter macht<br />

auch Workshops, organisiert Aus stellungen usw.<br />

Karsten kam dann zu den Fotos auch dazu, für CD-Cover und überhaupt<br />

im Zusammenhang mit Musik.<br />

MM: Wenn junge Leute mit Singen oder Mo deling anfangen wollen, welche<br />

Tipps kannst du ihnen geben?<br />

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ISBN 978-3-947998-34-0<br />

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ISBN 978-3-947998-38-8<br />

The Singer’s COACH<br />

Der Karriere-Ratgeber<br />

LeeZa Nail<br />

SANDRA AJTNER: Also, sei du selbst, sei zuversichtlich, hab’ keine Angst, mach’<br />

das, was du gerne machen willst! Respektiere Kritik, aber lass’ die nicht zu tief<br />

in dich rein, und lasse nicht zu, dass andere dich hängen lassen! Das ist wirklich<br />

wichtig. Was das Singen angeht, kannst du vielleicht mit Covers anfangen,<br />

Karaoke, das auf YouTube und anderen sozialen Medien verö entlichen, und<br />

mit Modeling, du kannst Selfies aufnehmen, Fotos, und die auch wieder auf<br />

sozialen Medien posten, in Kontakt zu Agenturen treten.<br />

MM: Vielen Dank, Sandra, und alles Gute fur das neue Jahr und deine<br />

Zukunft!<br />

SANDRA AJTNER: Und dir auch. Vielen Dank!<br />

Buch&CD<br />

€21,95<br />

BESTSELLER 2020<br />

ISBN 978-3-947998-21-0<br />

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Workshop im Heft!<br />

ISBN 978-3-947998-08-1<br />

WEB: THE-ROSINENBOMBER.COM<br />

INTERVIEW: KARSTEN WOLFF | FOTOS: ANNA AJTNER<br />

alfredmusic.de


34 STORIES<br />

»Ich habe im Jahr 2018<br />

den Weg als Soloartist<br />

gezwungenermaßen begonnen.<br />

Inzwischen fühle ich mich<br />

in dieser Rolle sehr wohl<br />

und bin endlich angekommen,<br />

aber es stand ursprünglich<br />

definitiv nicht auf<br />

meiner „Bucket List“«<br />

BARRY ALEXANDER KING<br />

„Facetune_Autotune“ – Single<br />

VÖ: 18. DEZEMBER 2021<br />

BAK.BAVARIARECORDS.COM<br />

WWW.FACEBOOK.COM/<br />

BARRYALEXANDERKING<br />

MM: Du wurdest in Lincolnshire / Groß bri -<br />

tannien geboren und bist dort aufgewachsen.<br />

Woher kam der Entschluss, nach<br />

Deutsch land zu ziehen?<br />

BARRY ALEXANDER KING: Mitte der neunzigerjahre<br />

hat meine damalige Band aus GB ein<br />

Agentur-Vertragsangebot aus Deutschland von<br />

der US-Regierung erhalten, um dort bei der ganzen<br />

Armee, der Air Force und den NATO-Kasernen<br />

auftreten zu können. Wir haben dieses Angebot<br />

dankend angenommen, sind über ein Jahr lang<br />

durch ganz Deutschland, Teile Spaniens und Italien<br />

getourt und haben uns schließlich in Mannheim<br />

niedergelassen. Irgendwann war die Luft raus,<br />

die anderen sind zurück nach GB und ich bin<br />

nach Rhein-Main gezogen, um mich dort einer<br />

neuen Band anzuschließen. Damals in den Klubs<br />

haben wir immer nur Cover gespielt und es war<br />

ein super „learning by doing“. Irgendwann haben<br />

wir jedoch erkannt, dass man nur weiterkommen<br />

kann, wenn man seine eigene Musik macht.<br />

Damals – ca. 2003 – beschloss ich, komplett<br />

nach Deutschland zu ziehen und weiter an meiner<br />

Musik zu arbeiten.<br />

MM: Du beschreibst dich selbst als „Band-<br />

Typ“ und hättest nie gedacht, Solokünstler<br />

zu werden. Wie ist es dann letztendlich dazu<br />

gekommen?<br />

BAK: Ca. 2013 haben wir mit der Idee gespielt,<br />

ein Band-Comeback zu geben und ca. drei Jahre<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 35<br />

BARRY<br />

ALEXANDER<br />

KING<br />

lang gemeinsam wieder neu zu komponieren und<br />

zu produzieren. Ich merkte aber, dass die anderen<br />

nicht mehr die Zeit oder vielleicht auch die<br />

Leidenschaft dafür hatten. Wie bei vielen Bands<br />

auch hatten wir untereinander ganz unterschiedliche<br />

Vorstellungen davon, in welche Richtung man<br />

gehen könnte. Wir haben uns zwar nie offiziell ge -<br />

trennt, aber ich wusste, das wird nichts mehr. Im<br />

Oktober 2017 hatte ich fast 25 teilweise schon<br />

fertige neue Songs, aber keine Band. So hatte<br />

ich nur die Wahl, es sein zu lassen oder mich als<br />

Solokünstler zu etablieren. 2018 entschied ich mich<br />

gezwungenermaßen für den Weg als Soloartist.<br />

Und inzwischen fühle ich mich in dieser Rolle sehr<br />

wohl und bin angekommen, aber das stand definitiv<br />

ursprünglich nicht auf meiner „Bucket List“.<br />

MM: Nun bist du ein Independent-Solo künst -<br />

ler. Du bist dein eigener Manager, doch welcher<br />

Herausforderung musstest du dich stellen?<br />

BAK: Zu Beginn hatte ich echt Angst, ob ich<br />

überhaupt einen Anfang starten könnte. Ich musste<br />

mich mit der Technik komplett neu auseinandersetzen.<br />

Nach einer gewissen Zeit ging das immer<br />

besser. Ich bin dann in die USA gereist, um dort<br />

Teile meines ersten Albums einzuspielen und zu<br />

produzieren. Schließlich, nach viel Schweiß, hatte<br />

ich Ende 2019 mein erstes Soloalbum veröffentlicht.<br />

Doch damit stand ich dann wieder am An -<br />

fang, denn ohne Management musste ich erst<br />

selbst lernen, wie man verkauft und vermarktet.<br />

MM: Du beschreibst Songwriting als einen<br />

Lernprozess. Wie gehst du da vor und was<br />

lernst du Neues beim Songwriting?<br />

BAK: Damals, im Jahr 2003, dachte ich, dass ich<br />

schon ein guter Songwriter sei, aber wenn ich<br />

jetzt zurückschaue, muss ich feststellen, dass ich<br />

mir das nur eingebildet hatte. Jetzt, nach zwei<br />

Veröffentlichungen meiner Soloalben „Leave It All<br />

Behind“ 2019, „Break Down The Borderrs 2020<br />

und der dritten, „BAK3“, schon in den Start -<br />

löchern, würde ich sagen, dass ich die Kunst<br />

des Songwriting viel besser draufhabe. Ich hatte<br />

mir mehr Zeit genommen, Sachen zu optimieren<br />

und anzupassen – früher hätte ich mich vielleicht<br />

einfach schneller zufriedengegeben. Ich konnte<br />

verschiedene Songversionen aufnehmen, anhören<br />

(am besten unterwegs im Auto) und dann<br />

schneller entscheiden, was richtig und was falsch<br />

war. In einer Bandumgebung ist dies sehr schwer<br />

und kompliziert, weil jeder seine Ideen am besten<br />

durchsetzen möchte. Als Solokünstler hast du dieses<br />

Problem nicht. Inzwischen habe ich ein kleines<br />

Team von <strong>Musiker</strong>n, Producern, Mixern und Multi -<br />

media-Partnern aufgebaut. Diesen Leuten vertraue<br />

ich blind und zu 99 Prozent sind wir alle einer<br />

Meinung. Inzwischen habe ich auch gelernt, dass<br />

man relativ schnell einen Beat laufen lassen, spielen,<br />

singen und einen einfachen Song innerhalb<br />

weniger Minuten aufnehmen kann. Das war früher<br />

viel schwieriger.<br />

MM: Du bist schon länger in der Musik bran -<br />

che tätig. Wie haben sich das Recording und<br />

die Produktion über die Zeit verändert?<br />

BAK: Wenn ich an die Bandzeiten denke, hatten<br />

wir ein fast voll ausgestattetes Tonstudio mit einer<br />

alten 24-Track-Maschine, einem großen Misch -<br />

pult und Tausenden verschiedenen Effekten/Amps<br />

etc. gehabt. Dazu einen großen Proberaum mit<br />

komplettem Schlagzeug-Set. Heutzutage braucht<br />

man das nicht mehr (okay, für die Band bleibt vielleicht<br />

der Proberaum erhalten). Ein kleiner Raum<br />

mit kompaktem Equipment reicht. Wir sind schon<br />

längst (auch vor der Covid-19-Pandemie) in dem<br />

Zeitalter des Remote-Recordings. Sogar im Jahr<br />

2018 habe ich auch mit <strong>Musiker</strong>n aus USA, UK<br />

und Deutschland Songs aufgenommen. Nicht<br />

gleichzeitig, aber mit Online-Tools wie Dropbox<br />

oder Online-<strong>Musiker</strong>-Dienstleistungen (Airgigs,<br />

Soundbetter) kann man seine <strong>Musiker</strong> selbst aussuchen<br />

und es ist nicht mehr so teuer wie in früheren<br />

Zeiten. Das Beherrschen der Technik ist auch<br />

ein sehr wichtiger Teil des Recordings, weil man<br />

mit Systemen wie iMac/LOGIC X so unglaublich<br />

viele Möglichkeiten hat.<br />

MM: Musik ist ein Business und du redest<br />

davon, deinen eigenen „Brand“ aufzubauen.<br />

Wie machst du das?<br />

BAK: Für mich persönlich ist es wichtig, meinen<br />

eigenen Sound zu kreieren. Ob mir das gelingt, wird<br />

die Zeit zeigen, aber wie baut man seine Songs/<br />

Abläufe/Produktionen auf?<br />

Ich zum Beispiel liebe es, mit vielen Chor stim -<br />

men einen Song aufzubauen und zu arrangieren.<br />

Eine Lead-Stimme-Strophe vielleicht ohne Har -<br />

monie – aber spätestens in der Bridge muss eine<br />

Steigerung kommen mit einer zweiten Stimme<br />

bis hin zu einem fetten Refrain. Wenn der Song<br />

dazu passt, dann ist das meine Vorgehensweise,<br />

und wenn man meine Songs hört, wird man diesen<br />

Aufbau hoffentlich erkennen.<br />

„Building a Brand“ heißt auch: Was habe ich<br />

für eine Aussage? Habe ich überhaupt eine? Einen<br />

Pop-/Rocksong zu schreiben ist für mich nicht<br />

schwer, aber wie kann ich einen bedeutungsvollen<br />

Text schreiben, der etwas aussagt? Da arbeite<br />

ich sehr intensiv an verschiedenen Themen und<br />

hoffe, damit meinen Stil/Brand darzustellen. Dann<br />

kommen Bilder, Video und Grafik. Ich habe das<br />

Glück, in diesem Bereich einen sehr kompetenten<br />

Partner zu haben, der auch immer über „Bran-<br />

ding“ redet und sagt: „Mach was anderes, aber<br />

deines.“<br />

MM: Woher bekommst du deine Einflüsse<br />

und Inspirationen für deine Musik?<br />

BAK: Ich denke, momentan sind wir alle mit Ein -<br />

flüssen und Inspirationen übersät. Es gibt so viele<br />

Themen, die aktuell reizen und polarisieren. Die<br />

Weltpolitik und soziale Ordnung scheinen manchmal<br />

auf der Kippe zu stehen. In den USA sind sie<br />

komplett politisch gespalten, und seit der Pan demie<br />

haben wir weltweit ein ganze Menge Probleme,<br />

weil es unterschiedliche Meinungen in Bezug auf<br />

Maskenpflicht, Impfpflicht, Verschwörungstheorien<br />

etc. gibt. Diese Meinungen werden teilweise<br />

aggres siv online vertreten, als öffentliche Kriegs -<br />

plätze benutzt, und es ist inzwischen ganz „normal“,<br />

dass fremde Leute sich gegenseitig beleidigen.<br />

Mein aktuelles Album beschäftigt sich mit<br />

solchen Themen.<br />

Ein anderes Thema, das mich sehr beschäftigt<br />

hat, ist die Obsession von der optischen und<br />

8<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


36 STORIES<br />

*Ohne die verschiedenen Plattformen wie Instagram, Facebook, Twitter und inzwischen<br />

auch Tik Tok kann man heutzutage keine potenziellen Fans oder Follower erreichen.<br />

akustischen Perfektion. Heutzutage sollen alle Fotos<br />

und Aufnahmen „getunt“ werden. Die Menschen<br />

waren immer eitel, aber die Eitelkeit ist durch die<br />

Social Media noch viel extremer geworden. Das<br />

sind „meine“ Themen, aber jeder Künstler muss<br />

seinen eigenen Weg für sich selbst herausfinden.<br />

Für andere Künstler werden menschliche Be zie -<br />

h un gen immer ein zentraler Punkt in den kreativen<br />

Prozessen bleiben und das ist völlig okay so.<br />

MM: Die Welt ist digital und Social Media für<br />

<strong>Musiker</strong>*innen nahezu unersetzlich. Wie<br />

machst du dir die verschiedenen Platt formen<br />

zunutze?<br />

BAK: Ohne die verschiedenen Plattformen wie<br />

Instagram, Facebook, Twitter und inzwischen auch<br />

Tik Tok kann man heutzutage keine potenziellen<br />

Fans oder Follower erreichen.<br />

Es ist schwierig, gleichzeitig auf allen Platt -<br />

formen präsent zu sein, deshalb habe ich mich<br />

eher auf Instagram konzentriert. Das heißt, alle<br />

paar Tage etwas zu posten, entweder eine Story,<br />

einen Post oder was man inzwischen als Reels<br />

bezeichnet. Da ist man immer präsent und kann<br />

sich sein „Following“ langsam, aber konsequent<br />

aufbauen. Ich poste meistens music related contents,<br />

aber es ist auch wichtig, dass man sich<br />

von seiner menschlichen Seite zeigt. Das scheint<br />

sehr gut bei den Followern anzukommen. Auf der<br />

anderen Seite darf man nicht übertreiben – ein<br />

paar Tage Pause schaden nicht. Man kann sich hier<br />

kostenlos vermarkten, oder es gibt auch Face -<br />

book-/Instagram-Ads, mit denen man für kleines<br />

Geld zusätzlich ein breiteres Publikum erreichen<br />

kann. Diese Ads kann man auf sich selbst zu -<br />

schneiden (Alter, Länder, Interessen etc.). Aber<br />

ohne Inves titionen in sich selbst wird es sehr<br />

schwer, eine breite Fanbase zu erreichen und<br />

darauf aufzubauen.<br />

MM: Familie bedeutet dir alles, ohne deine<br />

Frau und Tochter hat alles keine Bedeu tung<br />

für dich. Inwiefern beeinflusst deine Familie<br />

deine Musik?<br />

BAK: Die Ehe und meine kleine Familie haben<br />

mir sehr viel Stabilität und Glück gegeben. Meine<br />

Frau und meine neujährige Tochter unterstützen<br />

mich sehr viel, und sogar unsere Tochter hat<br />

uns neulich eine Tanz-Choreografie zusammengebastelt,<br />

die in meiner nächsten Single er scheint.<br />

Früher war ich ein einsamer Wolf, aber durch ein<br />

paar unglaubliche Zufälle habe ich meine Frau kennengelernt.<br />

Sie war damals Flugbe glei terin, ich<br />

hatte meinen ursprünglichen Flug verpasst, und<br />

als ich hinten im Flugzeug nach Wasser gefragt<br />

habe, sind wir ins Gespräch gekommen. Daraufhin<br />

habe ich ihr einen blöden (englischen) Witz erzählt,<br />

aber sie hat gelacht, und da wusste ich, das ist<br />

meine Frau!<br />

Ich kann mir kein Leben ohne die beiden vorstellen<br />

und bin sehr dankbar, dass ich nach einigen<br />

gesundheitlichen Problemen vor 13 Jahren<br />

nun meinen richtigen Platz gefunden habe.<br />

MM: Was sind deine Pläne für die Zukunft?<br />

Was können deine Hörer erwarten?<br />

BAK: Meine zweite Single von meinem dritten<br />

Album „BAK3“ ist am 10.12.2021 erschienen. Bis<br />

April <strong>2022</strong> wird alle vier bis sechs Wochen ein<br />

Song veröffentlicht. Früher habe ich die Alben<br />

komplett auf einmal online gestellt. Aber inzwischen<br />

stelle ich fest, dass es besser ist, Stück für<br />

Stück und dann am Ende eine CD/Vinyl auf meiner<br />

Home page, Amazon und anderen Online -<br />

shops zu vertreiben.<br />

In diesem Jahr werde ich mich mehr mit Live-<br />

Streaming beschäftigen. (Dies ist immer noch ein<br />

großartiger Weg, viele Fans auf der Welt gleichzeitig<br />

zu erreichen.) Und wenn die Pandemie es<br />

erlaubt, ist eine kleine Tournee in den USA und<br />

Südamerika bereits im Gespräch. Letztlich werde<br />

ich auch weiterhin komponieren, weil mir das<br />

immer Spaß macht. Außerdem habe ich noch<br />

zwei Romane in der Schublade, die ich geschrieben<br />

habe, einmal Fiktion und einmal auf einer<br />

wahren Begebenheit basierend. In <strong>2022</strong> und 2023<br />

werde ich also genug zu tun haben!<br />

Zum Schluss möchte ich mich bei meinem<br />

kleinen Team und allen vom Deutschen Rock &<br />

Pop Preis/Verband bedanken. Was der Verband<br />

immer jedes Jahr auf die Beine stellt, ist schon<br />

großartig und gibt uns Künstlern eine Plattform<br />

uns professionell dazustellen. Ich war sehr dankbar,<br />

die Gelegenheit eines Interviews zu bekommen,<br />

was in den letzten Jahren nicht immer so<br />

einfach war. Da ich überwiegend in GB, Irland<br />

und Afrika aufgewachsen bin und mich nun in<br />

Deutschland niedergelassen habe, könnte ich<br />

als heimatlos beschrieben werden, undsomit ist<br />

es für mich nicht immer leicht, bei der lokalen<br />

Presse Interesse zu erwecken.<br />

WEB: BAK.BAVARIARECORDS.COM<br />

INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />

FOTOQUELLE: BARRY ALEXANDER KING<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 37<br />

DER<br />

SCHWEIGER<br />

Der Schweiger<br />

ist eine eigene Marke.<br />

Mit seinen<br />

philosophisch-poetischen<br />

Songs ist er mittendrin<br />

in der deutschen Poesie<br />

und verkörpert<br />

einen gelassenen, aber<br />

auch leidenschaftlichextravaganten<br />

Musikstil.<br />

MM: Nach 20 Jahren Musikpause geht’s nun<br />

wieder los. 2020 erhieltst du sogar den Deut -<br />

schen Rock & Pop Preis in der Haupt ka te -<br />

go rie „Deutscher Singer-Songwriter Preis“;<br />

Doch warum die lange Pause und warum der<br />

Entschluss, wieder mit der Musik anzufangen?<br />

DER SCHWEIGER: Musik zu machen und Songs<br />

zu schreiben hat in mir weitergelebt, und mir war<br />

immer klar, dass ich das wieder machen werde.<br />

Nur habe ich den Zeitpunkt lange hinausgezögert,<br />

da mich die Arbeit als Konzertmanager voll<br />

in Anspruch ge no mmen hat. Doch dann kam der<br />

50. Geburtstag näher, und ich habe mich gefragt:<br />

Wie lange willst du noch warten? Arbeit gibt es<br />

immer genug, aber wenn du den Entschluss nicht<br />

fasst, deine Musik wieder zu verwirklichen, und<br />

nicht anfängst, dann wird das nie was.<br />

So habe ich versucht, Zeit fenster zu schaffen, in<br />

denen ich Songs schreibe, und habe mir einen<br />

schönen Musik raum in meinem Haus eingerichtet.<br />

Es lief dann so ab: tagsüber Konzertmanager<br />

und Agen tur arbeit, nachts Musik machen und<br />

Songs schreiben. Trotz chronischem Schlaf mangel<br />

hat mir das so viel Spaß gemacht, dass ich daraus<br />

die Energie geschöpft habe, beides zu schaffen,<br />

Job und Musik. Und der Deutsche Rock &<br />

Pop Preis direkt in der Start phase meines Come -<br />

backs hat mich zusätzlich motiviert.<br />

MM: Dein Lebenslauf weist ein Musik-Philo -<br />

sophie-Studium auf, du bist dann aber zu<br />

Agentur- und Konzertmanagement ge wech -<br />

selt, um letztlich wieder bei der Musik zu<br />

landen. Wie kam es dazu?<br />

8<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


38 STORIES<br />

»Ich fühl‘ mich ein bisschen<br />

wie ein „Spätberufener“<br />

und deshalb empfinde ich<br />

alles wie im<br />

Brennglas verdichtet …<br />

Aus dieser Grundhaltung<br />

entsteht eine intensive,<br />

oft melancholische,<br />

manchmal tief gründige,<br />

manchmal verrückte<br />

Musik.«<br />

DER SCHWEIGER: Also ich habe nach dem Abi<br />

Philosophie studiert und mit Magister abgeschlossen,<br />

im Nebenfach ein Jahr Musik wissen schaft.<br />

Das war mir aber zu theoretisch und ich habe das<br />

Nebenfach gewechselt auf Pädagogik. Bei Philo -<br />

sophie war das okay, aber Musik wollte ich lieber<br />

praktisch machen und bin während des Studiums<br />

mit meiner damaligen Band und danach noch als<br />

Solomusiker durch die Musikclubs in Köln und<br />

Um gebung getingelt.<br />

In dieser Zeit habe ich viele <strong>Musiker</strong>, Kaba ret -<br />

tisten und Comedians kennengelernt. Da ich schon<br />

immer ein gewisses Organisationstalent hatte und<br />

ich meine Auftritte und Gigs alle selbst für mich<br />

gebucht habe, kamen viele <strong>Musiker</strong>freunde auf<br />

mich zu und fragten, ob ich das auch für sie<br />

machen könnte. So entstand ein Pool von Künst -<br />

lern, für die ich gearbeitet habe. Dann kamen die<br />

ersten Kabarettisten dazu, die ich veranstaltet<br />

habe, unter anderem Jürgen Becker, Konrad<br />

Beikircher und das Improvisationstheater Spring -<br />

maus aus Bonn, mit dem ich übrigens bis heute<br />

zusammenarbeite. Und plötzlich hatte ich über<br />

beide Ohren Arbeit mit meiner Agentur MIRO LIVE<br />

und keine Zeit mehr, selbst Musik zu machen. Aber<br />

wie ge sagt, die Faszination, selbst Musik zu kreieren,<br />

hat mich nie losgelassen.<br />

MM: Du bist Produzent verschiedener Shows,<br />

Konzertmanager und hast immer kreativ ge -<br />

arbeitet. Doch inwiefern ist es anders, selber<br />

Musik zu machen?<br />

DER SCHWEIGER: Das sind tatsächlich völlig ver -<br />

schiedene Prozesse. Als Produzent kümmere ich<br />

mich darum, die Idee und den Inhalt einer Show<br />

zu entwickeln, Künstler, Kostüme, Bühnen ge stal -<br />

tung und die technische Umsetzung zu realisieren.<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 39<br />

DER SCHWEIGER<br />

„Sag mir ein Wort"“<br />

VÖ: 15. OKTOBER 2021<br />

WWW.SCHWEIGER-MUSIK.DE<br />

FACEBOOK.COM/<br />

DERSCHWEIGER<br />

»Gemeinsam feiern und<br />

Kultur erleben zu können,<br />

in all seinen Facetten,<br />

ist existenziell für die<br />

Gesellschaft und gehört<br />

zum Menschsein.«<br />

Das sind schon sehr kreative Prozesse, allerdings<br />

auch sehr pragmatische Arbeitsabläufe. Da sind<br />

viele Menschen beteiligt, das ist auch eine sehr<br />

teamorientierte Arbeit.<br />

Musik zu machen ist dagegen erst mal ein sehr<br />

einsamer Prozess. Da sitze ich zunächst einmal<br />

allein in meinem stillen Kämmerlein und entwickle<br />

Songs. Das ist eine ganz andere Art von Krea tivi -<br />

tät, die viel persönlicher, intimer und unberechen -<br />

barer ist. Ich weiß beim Songschreiben nie, was<br />

am Ende dabei rauskommt, und bin oft selbst<br />

überrascht.<br />

MM: Wie würdest du deine Musik beschreiben?<br />

DER SCHWEIGER: Die eigene Musik zu be -<br />

schreiben ist schwierig. Man hört die eigene Musik<br />

doch anders als jede andere Musik. Das ist wie<br />

die eigenen Kinder, die sieht man auch mit anderen<br />

Augen. Aber ich versuche es mal mit folgendem<br />

Gedanken:<br />

In meinem Pressetext steht: „Er hat gewartet,<br />

fast gelauert auf den richtigen Moment, wieder<br />

Musik zu machen.“ Ich glaube, das sagt auch einiges<br />

über meine Musik aus. Ich fühl mich ein bisschen<br />

wie ein „Spätberufener“ und deshalb empfinde<br />

ich alles wie im Brennglas verdichtet. Denn<br />

ich habe definitiv nicht mehr so viel Zeit wie jemand,<br />

der mit 20 oder 30 seine musikalische Ent wick -<br />

lung angeht. Aus dieser Grundhaltung entsteht<br />

eine intensive, oft melancholische, manchmal tief -<br />

gründige, manchmal verrückte Musik. Genre mäßig<br />

würde ich mich jedenfalls der Popmusik zuordnen.<br />

MM: Du schreibst deine Songs selbst. Wie<br />

und wo schreibst du am liebsten und woher<br />

holst du dir deine Inspiration?<br />

DER SCHWEIGER: Eigentlich plane ich nie, Musik<br />

zu schreiben. Ich habe mal gesagt, die Musik<br />

kommt auf mich zu. Was ich damit meine, ist,<br />

dass ich eine Situation, in der eine Emotion mich<br />

so packt, dass ich sie in Musik umsetzen möchte,<br />

nie voraussehen kann. Das kann sein, wenn<br />

ich Musik höre, aber auch durch einen intensiven<br />

Augenblick in der Natur oder eine besondere<br />

menschliche Begegnung, die mir passiert oder<br />

die ich beobachte. Dann brauche ich im besten<br />

Fall schnell ein Klavier, um diese völlig außermusikalische<br />

Situation in etwas Musikalisches zu<br />

transformieren. Inspiration kommt nie nur aus mir,<br />

sondern hängt immer mit meiner Außenwelt zu -<br />

sammen.<br />

MM: Warum hast du dir die deutsche Spra -<br />

che für deine Musik ausgesucht?<br />

DER SCHWEIGER: Deutsch ist meine Mutter -<br />

spra che und die einzige Sprache, in der ich mich<br />

wirklich auf einer tieferen emotionalen Ebene in -<br />

tensiv ausdrücken kann.<br />

Wenn ich einen Song schreibe, ist immer<br />

zunächst die Musik da. Wenn ich dann mit dem<br />

Texten beginne, ist das schon ein merkwürdiger<br />

Vorgang. Ich höre in die Atmosphäre und Stim -<br />

mung der Musik, der Melodie und versuche zu<br />

erfahren, was der Song mir sagen will. Meist ergeben<br />

sich dann Worte, Textzeilen und Fragmente,<br />

die die Musik geradezu vorgibt. Nach und nach<br />

entsteht daraus ein Bild bzw. eine Geschichte, die<br />

ich dann ausformuliere.<br />

MM: Mitte Oktober ist dein erstes Album er -<br />

schienen und dein Album-Release-Konzert<br />

in Köln hat stattgefunden. Mit welchen Ge -<br />

fühlen blickst du auf die Ereignisse zurück?<br />

DER SCHWEIGER: Nach meiner ersten EP, im<br />

Januar 2020, ist am 15. Oktober 2021 mein erstes<br />

Album mit dem Titel „Sag mir ein Wort“ und zehn<br />

neuen Songs erschienen. Man kann das Album<br />

als CD und Schallplatte erwerben und natürlich<br />

bei Spotify und allen anderen Streamingdiensten<br />

hören.<br />

Die Produktion des Albums war ein wahnsinnig<br />

aufregender und toller Prozess, zusammen<br />

mit meinem Produzenten Geo Schaller vom Kölner<br />

Studio trommelfell records, der neben der Studio -<br />

arbeit auch sehr wertvolle Beiträge mit Saxophon,<br />

Querflöte und den verschiedensten Percussion-<br />

Instrumenten geleistet hat. Außerdem haben viele<br />

<strong>Musiker</strong> der Kölner Musikszene mit Einspie lun -<br />

gen mitgewirkt.<br />

Am 13. Oktober 2021 fand zusammen mit meiner<br />

Band (Malte Selke/Gitarre – Moritz Gröger/<br />

Drums und Bernd Krampe/Bass) endlich das<br />

Release-Album-Konzert in Köln im Bürger zentrum<br />

Stollwerck statt. Meine Musik kam live mit Band<br />

deutlich rockiger und handgemachter rüber als<br />

die Studioproduktion, aber ich finde, es war dennoch<br />

ein Mix aus Pop, Chanson und Lieder -<br />

macherei. Höhepunkte des Abends waren sicherlich<br />

auch die Auftritte meiner beiden hochklassigen<br />

Gastmusiker Erdal Tosun am Saxophon und<br />

Shadi Al Housh an der Darbuka. Der Mix aus<br />

rhythmischer Percussion und leidenschaftlichem<br />

Sax-Sound gab den Songs eine zusätzliche<br />

Qualität. Wir waren alle sehr glücklich, dass wir<br />

endlich wieder auf der Bühne stehen konnten,<br />

und das Publikum hat uns mit lang anhaltendem<br />

Beifall und Zugaberufen belohnt. Ein schöner und<br />

emotionaler Konzertabend.<br />

MM: Wie war es für dich in Zeiten von Corona,<br />

Musik zu machen, und wie geht es weiter?<br />

DER SCHWEIGER: Eigentlich war die Veröf fent -<br />

lichung meines Albums bereits im Dezember 2020<br />

vorgesehen. Leider musste dann wegen des Lock -<br />

downs alles verschoben werden. Auch alle weiteren<br />

Konzerte fielen der Coronakrise zum Opfer.<br />

Die ganze Musikszene freut sich auf die Rück -<br />

kehr der Kultur.<br />

In gewisser Weise habe ich allerdings auch ein<br />

bisschen von der Coronakrise profitiert. Da meine<br />

Agentur über ein Jahr in Zwangsurlaub war, hatte<br />

ich auf einmal viel mehr Zeit für meine Musik. Die<br />

nutze ich bis jetzt für neue Kom po si tionen und<br />

arbeite bereits intensiv am zweiten Album.<br />

MM: Wie ist dein Blick für die Zukunft? Was<br />

sind deine Ziele, Pläne und Perspektiven?<br />

DER SCHWEIGER: Ich wünsche mir vor allem,<br />

dass wir in Zukunft wieder angstfrei Konzerte<br />

genießen können, ohne darüber nachdenken zu<br />

müssen, ob wir uns oder andere infiziert haben.<br />

Denn gemeinsam feiern und Kultur erleben zu<br />

können, in all seinen Facetten, ist existenziell für die<br />

Gesellschaft und gehört zum Menschsein.<br />

Für mein Singer-Songwriter-Projekt „Der<br />

Schweiger“ steht dann im Herbst <strong>2022</strong> der<br />

Release des nächsten Albums an und vor allem<br />

viele Konzerte. Live vor Publikum zu spielen und<br />

die Interaktion mit den Zuschauern zu erleben ist<br />

doch im Endeffekt das Schönste am Musikmachen.<br />

WEB: WWW.SCHWEIGER-MUSIK.DE<br />

INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />

FOTOQUELLE: DER SCHWEIGER<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


40 STORIES<br />

MM: Deine Musik ist bekannt dafür, sehr<br />

vielfältig zu sein, du singst in verschiedenen<br />

Sprachen und experimentierst mit Genres.<br />

Doch wie hat es alles für dich angefangen?<br />

SANDRA DELL’ANNA: Die Musik spiegelt meine<br />

Natur wider. Ich bin eine Suchende – nach neuen<br />

Herausforderungen, nach neuen Räumen. Ich will<br />

meine Seele reisen lassen, mich immer wieder neu<br />

entdecken. Das ist mir ein Bedürfnis, in diesen<br />

schwierigen Zeiten umso mehr. Schon als Kind<br />

hatte ich ein Gespür für Melodien. Meine erste<br />

Komposition habe ich mit neun Jahren auf einer<br />

Melodica entwickelt. Ein Klavier und auch den<br />

Unterricht dafür hatte ich nicht. Meine Eltern lebten<br />

und arbeiteten zu dieser Zeit in Deutschland.<br />

Ich wuchs bei meiner Tante in Süditalien auf, meine<br />

Schwester in Frankreich bei unserer Oma. Lange<br />

Zeit habe ich geglaubt, ich hätte keine richtigen<br />

Wurzeln und sei deshalb völlig uninteressant. Statt -<br />

dessen hat mich der frühe Umgang mit unterschiedlichen<br />

Kulturen menschlich und musikalisch<br />

positiv geprägt. Als ich schließlich in<br />

Deutsch land war und mein eigenes Musikprojekt<br />

gestartet hatte, probierte ich mich auch sofort in<br />

verschiedenen Genres aus: von Pop über Operette<br />

bis zu Jazz. Ich bin auch heute noch nicht festgelegt.<br />

In welcher Sprache oder in welchem Genre<br />

ich schreibe, entscheide ich aus dem Bauch heraus.<br />

»Ich möchte<br />

nicht aufhören,<br />

an Musik<br />

zu wachsen«<br />

MM: Du warst bereits als Musicaldar stel le rin<br />

tätig, genauso wie als Sängerin, aber auch<br />

als Bestandteil einiger Bands. Doch was<br />

macht dir am meisten Spaß?<br />

SANDRA DELL’ANNA: Die Abwechslung, die finde<br />

ich am schönsten. Ich war schon immer ein Team -<br />

player. Ich liebe es, als Teil eines Ensembles oder<br />

einer Band auf der Bühne zu stehen. In diesem<br />

Fall ist die gesamte Arbeit relevant und nicht nur<br />

das, was man selbst leistet. Und wenn dabei Har -<br />

monie herrscht, kommt etwas Großartiges heraus.<br />

Als Songwriterin genieße ich die schöpferische<br />

Zeit, dann, wenn ich mich ganz in mich zurückziehe<br />

und nur mit meiner Gitarre kommuniziere.<br />

Das sind wichtige, ganz intime Momente. Und<br />

dann hat Musik etwas Magisches.<br />

MM: 2020 hat du den zweiten Platz in der<br />

Hauptkategorie „Deutscher Singer-Song -<br />

writer Preis“ gewonnen. Wie gehst du beim<br />

Songwriting vor? Kommt erst die Musik oder<br />

die Melodie?<br />

Sandra<br />

Dell ‘Anna<br />

SANDRA DELL’ANNA: Selten kommt die Musik<br />

als Erstes. Meistens komme ich auf Textideen oder<br />

Melodiefragmente, auch beides zusammen. Erst<br />

dann suche ich die passenden Harmonien auf<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 41<br />

„Breath of life“<br />

VÖ: 29. AUGUST 2020<br />

„In bilico“<br />

VÖ: 29. AUGUST 2020<br />

„Questo mondo“<br />

VÖ: 2019<br />

der Gitarre. Steht die Grundidee des Songs,<br />

nehme ich meine <strong>Musiker</strong> ins Boot, und wir erarbeiten<br />

gemeinsam das Arrangement.<br />

MM: Woher holst du die Inspiration für deine<br />

einzigartigen Songs?<br />

SANDRA DELL’ANNA: Danke für das „einzigartig“.<br />

Woher meine Inspiration kommt? Nun,<br />

zunächst arbeitet alles in meinem Unterbewusst -<br />

sein. In dieser Zeit notiere ich Gedanken und<br />

Reflexionen. Die Zettel fliegen dann überall im<br />

Haus herum. Es ist eine Zeit, in der ich etwas un -<br />

genießbar bin, sagt meine Familie. Sobald der<br />

Text flüssig ist und die Worte einen Rhythmus<br />

ergeben, entstehen die Melodien fast von selbst.<br />

Meistens dann, wenn ich allein bin – spaziere oder<br />

jogge, auch beim Kochen. Dann nehme ich alles<br />

mit dem Handy auf. So kann ich meine Ideen im<br />

Anschluss leichter bearbeiten.<br />

MM: Du beschäftigst dich auch viel mit so -<br />

zialen Themen. Das Thema Erde ist eines<br />

davon – wie stehst du dazu?<br />

SANDRA DELL’ANNA: Unsere Erde gibt uns<br />

klare Zeichen, dass wir nicht mehr so leben können<br />

wie bisher, dass wir alle verbunden sind.<br />

Ganz aktuell: Während Griechenland und die<br />

Türkei brennen, werden Deutschland, Belgien<br />

und Holland überflutet. Das Klima spielt verrückt<br />

und wir können uns davon nicht abwenden. Wir<br />

haben nur diese eine Welt, mit der wir achtsam<br />

sein müssen, weil sie uns nicht nur ernährt und<br />

erhält, sondern auch Hoffnung und Freude<br />

schenkt. Die Men schen sind ein Teil vom Ganzen,<br />

und es liegt letztendlich an uns, die Verant wor -<br />

tung grenzüberschreitend zu teilen und im Herzen<br />

zu tragen.<br />

Flüchtlingen. Vor zirka 60 Jahren kam mein Vater<br />

als Gastarbeiter von Italien nach Deutschland.<br />

Das ist im Grunde nichts anderes. Doch Italiener<br />

sind in Deutschland beliebt, dennoch ist es für<br />

sie nicht immer einfach in dieser doch häufig<br />

anderen Kultur. Die Lebenseinstellung und die<br />

Haltung, wie man miteinander umgeht, sind ganz<br />

verschieden, obwohl sich die Menschen beider<br />

Länder nicht nur geografisch näher sind. Nur<br />

wenn man bereit ist, andere Kulturen kennenzulernen<br />

und zu respektieren, ist ein Zusammen -<br />

leben möglich. Das ist ein Lernprozess, der häufig<br />

unterschätzt wird. Er ist auch keine Einbahn straße.<br />

Ich fühle mich durch die kulturellen Unterschiede<br />

in Deutschland bereichert und bereichere mein<br />

Umfeld mit den meinen.<br />

MM: Was ist noch wichtig für dich?<br />

SANDRA DELL’ANNA: Gegenseitiger Respekt<br />

und Verständnis füreinander. Die Pandemie hat die<br />

Macht der Medien und der sozialen Netz werke<br />

entlarvt, auch die Naivität mancher Menschen.<br />

Sobald man ins Internet geht, werden wir mit<br />

unterschiedlichsten Informationen und Meinun -<br />

gen bombardiert. Mittlerweile wird nur noch protestiert.<br />

Hauptsache, man fühlt sich frei, unabhängig<br />

davon, ob man so die Freiheit der anderen<br />

einschränkt. Medizin, Schulsystem oder<br />

Ordnungsamt werden ständig unter die Lupe<br />

genommen. Dabei jammern wir alle auf sehr<br />

hohem Niveau. Denn es gibt kaum ein vergleichbares<br />

Land auf der Welt mit einem solch guten<br />

Sozialsystem wie Deutschland. Gerade auch<br />

Frauen genießen hier mehr Gleichberechtigung<br />

und Schutz vor Gewalt, das ist in anderen Ländern<br />

viel schwieriger.<br />

MM: Was sind deine Ziele für die Zukunft?<br />

Darüber wollte ich schon 2019 schreiben.<br />

Doch erst als die Pan demie kam, fand ich mit<br />

meinem Song „Breath Of Life“ die richtigen Im -<br />

pulse und Worte dazu. Diese Botschaft habe ich<br />

gemeinsam mit meinen Musi ker kollegen Matias<br />

Collantes und Miguel Omar Berberena wunderbar<br />

umgesetzt. Sie ist wieder sehr aktuell.<br />

MM: Unsere Gesellschaft ist auch eines der<br />

Themen; unter anderem sprichst du von<br />

den Schwierigkeiten durch kulturelle Un ter -<br />

schiede. Warum beschäftigt dich dieses<br />

Thema?<br />

SANDRA DELL’ANNA: Wir leben in einer interkulturellen<br />

Welt und das wird sich künftig noch<br />

ver stärken. Wir sehen, was gerade in Afghanistan<br />

passiert, dass diese Menschen eine sichere<br />

Heimat suchen. In solchen Fällen spricht man von<br />

SANDRA DELL’ANNA: Ich arbeite gerade an<br />

einem Jazz Projekt und freue mich auf die<br />

Zusammenarbeit mit alten und neuen <strong>Musiker</strong>n.<br />

In diesem Sinne kann ich für mich nur bestätigen:<br />

Der Weg ist das Ziel. Wenn ich das Gefühl<br />

habe, ich wäre fast angekommen, wird sofort<br />

alles wieder auf null gesetzt. Schlechte Gewohn -<br />

heit oder vielleicht eine Glückssache? Wer weiß,<br />

das wird die Zukunft zeigen. Ich bleibe offen und<br />

neugierig und das ist der Boden für Kreativität. Auf<br />

jeden Fall ist Musik ganz groß für mich. Und das<br />

wird sie immer bleiben.<br />

WEB: SANDRA-DELLANNA.COM<br />

FACEBOOK.COM/SANDRA.DELLANNA.5<br />

YOUTUBE.COM/C/SANDRADELLANNA<br />

INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />

FOTO: © MARACA FOTOGRAFIA<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


42 STORIES<br />

Helden der<br />

Vergangenheit<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 43<br />

Sie sind mit ihrem ureigenen,<br />

unverwechselbaren Stil, der im<br />

Rock ‘n’ Roll und<br />

im Rhythm and Blues wurzelt,<br />

Teil der kreativen Explosion<br />

der Rockmusik in der zweiten<br />

Hälfte der 1960er-Jahre.<br />

Deswegen widersetzt sich die<br />

Musik der Doors auch im<br />

Wesentlichen der Kategorisierung.<br />

ie Band folgte nicht dem Trend der<br />

D Flower-Power-Musik und lehnte sich<br />

nicht an den US-Folk-Rock an. Trotz ihrer un -<br />

ver kennbaren Vorliebe für den Blues, für den<br />

stellvertretend der „Roadhouse Blues“ ge nannt<br />

sei, griffen die <strong>Musiker</strong> nicht den britischen<br />

Blues-Boom auf. Und schon gar nicht waren sie<br />

eine Pop band. Wie so viele <strong>Musiker</strong> ihrer Tage<br />

waren sie Vertreter der damaligen Jugend kultur,<br />

die gegen ihre Elterngeneration aufbegehrte<br />

und verkrustete Strukturen half aufzubrechen.<br />

Und auch bei den Doors spielten Drogen und<br />

Alko hol eine bedrohliche Rolle. Bei ihrem Lead -<br />

sän ger Jim Morrison endete dies unheilvoll.<br />

Morrison wurde zur<br />

Rock-Ikone.<br />

Er konnte ungewöhnlich poetische Song texte<br />

verfassen und war auf der Bühne zuweilen ein<br />

Naturereignis, der manchmal rezitierte und dann<br />

auch scheinbar in Trance verfiel, weshalb er als<br />

Schamane etikettiert wurde. Sein früher Tod mit<br />

nur 27 Jahren rückte ihn in eine Reihe mit dem<br />

Genie Jimi Hendrix und ließ Geheimnisvolles<br />

zurück. Dennoch waren die Doors keine Band,<br />

die nur aus dem Sänger und Performer Morrison<br />

und seiner Rhythmusgruppe bestand. Ohne die<br />

kreativen Beiträge der anderen Bandmitglieder<br />

hätte es die Einzigartigkeit der Band nicht ge -<br />

geben. Ray Manzarek war ein klassisch ausgebildete<br />

Keyboarder mit einem Faible für Blues.<br />

Robby Krieger war ein vorzüglicher Gitarrist,<br />

der den Sound der Band unter anderem durch<br />

sein exquisites Slide-Spiel mitprägte – und auch<br />

er konnte gute Songs schreiben. Drummer<br />

John Densmore verlieh der Musik der Doors<br />

eine facettenreiche und dem Jazz verwandte<br />

Dynamik. Alle vier <strong>Musiker</strong> verschmolzen zu<br />

einem Ganzen, das offenbar größer war als die<br />

Summe ihrer einzelnen Talente.<br />

Mit Morrisons Tod endete diese Magie. Die<br />

mit ihm entstandenen Alben überdauerten aber<br />

die Zeit und gewannen an Einfluss, so dass sie<br />

im Zuge der enorm gestiegenen tontechnischen<br />

Möglichkeiten remastert und bei ihren Neu auf -<br />

lagen um viele Bonustracks erweitert wurden. 8<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


44 STORIES<br />

Morrison und Manzarek absolvierten 1965 die<br />

UCLA Film School in Los Angeles. Im Juli des<br />

Jahres trafen sie sich zufällig am Strand Venice.<br />

Morrison berichtete, er habe einige Songs ge -<br />

schrieben, und sang „Moonlight Drive“ vor.<br />

Manzarek war von dem Song mit dem ungewöhnlichen<br />

Text so beeindruckt, dass er überzeugt<br />

war, mit dieser Art Musik erfolgreich zu<br />

werden. Die beiden beschlossen, eine Band zu<br />

gründen. Damals besuchte Manzarek in Los<br />

Angeles eines der ersten Meditationszentren des<br />

Maharishi Mahesh Yogi, der 1968 zeitweise großen<br />

Einfluss zum Beispiel auf die Beatles hatte,<br />

und lernte dort den Jazz-Drummer Densmore<br />

kennen. Manzarek gewann seine zwei Brüder für<br />

das Band projekt, und man fand außerdem einen<br />

Bassisten. Der Name der neuen Band wurde<br />

Aldous Huxleys Aufsatz „The Doors of Perception“<br />

über Erfah rungen mit bewusstseinsverändernden<br />

Drogen entlehnt. Im September 1965 spielte<br />

diese Doors-Besetzung sechs Demoversionen von<br />

Morrisons Songs ein, von denen vier im „The<br />

Doors Box Set“ von 1997 zu finden sind, darunter<br />

„Moonlight Drive“, das sich enorm von der<br />

später bekannt gewordenen Aufnahme unterscheidet.<br />

Diese For mation war nur kurzlebig, weil<br />

Manzareks Brüder und der Bassist von Morrisons<br />

Songs überhaupt nicht begeistert waren. Ersatz<br />

für diese drei fanden Manzarek und Densmore in<br />

dem Gitarristen Krieger, der ebenfalls das Medi -<br />

tationszentrum besuchte. Jedoch fand man keinen<br />

zufriedenstellenden Bassisten. Als Manzarek den<br />

Rhodes Piano Bass entdeckte, hatten sich die<br />

Doors endgültig formiert. Live spielte Manzarek<br />

zu den Keyboards den Klaviatur-Bass, und nur im<br />

Studio wurde die Band künftig von verschiedenen<br />

Bassisten unterstützt.<br />

Ihre ersten Live-Erfahrungen sammelten die<br />

Doors im kleinen Club London Fog in Hollywood<br />

mit einem zunächst stärker am Blues orientierten<br />

Re pertoire. Aus der Zeit stammt der Mitschnitt<br />

„Live at the London Fog 1966“, den das Label<br />

Rhino 2019 veröffentlichte. Er belegt, dass auch<br />

Morrison-Songs wie „You Make Me Real“ und<br />

„Strange Days“ vertreten waren. Im London Fog<br />

entdeckte die Talentsucherin Ronnie Haran die<br />

Doors für den bekannten Club Whiskey a Go Go.<br />

Die Doors avancierten 1966 zu dessen Hausband.<br />

Morrisons häufig assoziative, anspielungsreiche<br />

Texte machten vor nichts Halt und trafen im Ge -<br />

wand ungewöhnlicher Musik den Nerv der Zeit.<br />

Haran war von den Doors so überzeugt, dass<br />

sie Jac Holzman, den Gründer des Plattenlabels<br />

Elektra, auf die Band aufmerksam machte. Es<br />

brauchte aber zwei Besuche im Whiskey a Go<br />

Go, bis sich Holzmans Enthusiasmus für die Doors<br />

einstellte und er sie im Sommer 1966 unter Ver -<br />

trag nahm. Um ein Haar hätte Morrison diese<br />

»Ich interessiere mich für alles, was mit Revolte,<br />

Unordnung und Chaos zu tun hat –<br />

vor allem für das, was keinen Sinn zu haben<br />

scheint. Für mich ist das der Weg zur Freiheit.«<br />

Riesenchance verspielt. Denn kurz nach Holzmans<br />

zweitem Be such endete das Engagement der<br />

Doors im Whiskey a Go Go. Morrison hatte dem<br />

Song „The End“ die berüchtigte ödipale Passage<br />

„Father, I want to kill you ...“ hinzugefügt, weshalb<br />

der Geschäftsführer des Clubs die Band auf<br />

der Stelle feuerte. Morrison, der schon damals als<br />

unberechenbar galt und es schätzte zu provozieren,<br />

sagte über sich selbst einmal: „Ich inte res -<br />

siere mich für alles, was mit Revolte, Un ordnung<br />

und Chaos zu tun hat – vor allem für das, was<br />

keinen Sinn zu haben scheint. Für mich ist das<br />

der Weg zur Freiheit.“ Seine sexuellen Provo -<br />

kationen, ge paart mit zügellosem Alkohol konsum,<br />

sollten den Doors in den prüden USA der 1960er-<br />

Jahre noch großen Ärger eintragen.<br />

Ende August/Anfang September 1966 wurde<br />

das Debütalbum „The Doors“ aufgenommen. Die<br />

Songs besaßen die wilde Rauheit, die die Band<br />

live ausmachte, und zeigte sie in Bestform. Die<br />

Zeile „Well, show me the way to the next Whisky<br />

bar“ aus dem „Alabama Song“ klang unbeabsichtigt<br />

wie Morrisons persönliches Programm,<br />

wie „Break On Through (To The Other Side)“ und<br />

„Light My Fire“ den Bandnamen thematisch wider-<br />

spiegelten. Um zu vermeiden, dass die Doors<br />

wegen Drogenbezügen von vornherein von den<br />

damals einflussreichen Radiostationen gemieden<br />

wurden, entschied der Produzent, Morrisons Text-<br />

Passage „She gets high“ in „Break on through“<br />

zu entschärfen, indem „high“ entfernt wurde;<br />

dabei blieb es bis in die 1990er-Jahre. Unge wöhn -<br />

lich war vor allem der jam-artige psychedelischhypnotische<br />

Schluss-Song „The End“, der mit<br />

einer Dauer von über elf Minuten die übliche<br />

Song-Länge auf einer Rock-LP weit überstieg –<br />

später verwendete Francis Ford Coppola „The<br />

End“ in seinem Film „Apocalypse Now“ von 1979.<br />

„The Doors“ erschien am 4. Januar 1967 und<br />

machte die Band mit einem Schlag berühmt.<br />

Gleich von Beginn an gab es nach den Vorbildern<br />

der Beatles und der Rolling Stones Musik-Werbe -<br />

filme der Doors und außerdem Auftritte in Musik -<br />

sendungen des US-Fernsehens. Die erste Doors-<br />

Single mit „Break On Through“ schaffte nicht den<br />

erhofften Hit.<br />

Deswegen wurde im April 1967 „Light My Fire“,<br />

gekürzt um die Soli Manzarek und Krieger, ins<br />

Rennen geschickt. Damit gelang der erste Doors-<br />

Single-Hit, von dem im Laufe der Zeit zahllose<br />

Coverversionen entstanden.<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 45<br />

Morrison reagierte auf den Erfolg der Band<br />

gemeinsam mit seiner Freundin mit noch mehr<br />

Alkohol und Drogen. Der charismatische Per for -<br />

mer, der sich seiner theatralischen Möglichkeiten<br />

bewusst war, kam meist betrunken auf die Bühne<br />

und konnte zum Vulkan werden, dem das Publi -<br />

kum begeistert folgte. Zuweilen sang und schrie<br />

er sich die Seele aus dem Leib. Er provozierte,<br />

wenn er zum Beispiel mit der US-Flagge über<br />

sein Gesäß wischte. Unvermittelt fiel er auch auf<br />

der Bühne zu Boden, entweder kalkuliert oder als<br />

Folge von Alkohol und/oder Drogen. Anderer -<br />

seits wirkte er auch verklärt und abwesend und<br />

kehrte dem Publikum den Rücken zu, wie Bob<br />

Dylan es in späteren Jahren seiner Karriere tat.<br />

Bald hieß es auch, dass Zuschauer vor allem<br />

wegen Morrisons Bühnenexzessen in die Kon -<br />

zerte der Band strömten. Manzarek, Krieger und<br />

Densmore waren freilich ebenfalls alles andere<br />

als enthaltsam. Drogen und Alkohol wurden in<br />

rauen Mengen konsumiert. Manzarek zufolge<br />

waren manchmal alle vier Bandmitglieder auf<br />

der Bühne „drunks as skunks“. Zudem bediente<br />

Morrison in den ersten zwei Jahren der Doors-<br />

Karriere sein Image als Sexsymbol, das in seiner<br />

Ambivalenz sowohl Hetero- als auch Homo sexuelle<br />

erreichte. 1973 gehörte Morrison im Rock-Lexi -<br />

kon „Rock Dreams“ zu den Rockstar-Mythen und<br />

-Legenden, denen Guy Peellaert ikonografische<br />

Bilder widmete. Morrison stellte er im Netzhemd<br />

und in enger schwarzer Lederhose dar, wozu es<br />

in der Bildunterschrift stand, er sehe aus, „als<br />

hätten ihn sich zwei Schwule am Telefon ausgedacht“.<br />

Über seine öffentlichen Auftritte bemerkte<br />

Morrison 1969: „Nur auf der Bühne öffne ich<br />

mich. Dort oben empfinde ich Spiritualität.“<br />

schlicht zu wiederholen. Mit „Strange Days“ entstand<br />

ein weiteres außergewöhnliches Doors-<br />

Album, das zugleich wie bei Filmen das seltene<br />

Beispiel ist, dass ein Nachfolger sogar besser als<br />

der Vorgänger ist. Vieles darauf ist „strange“ und<br />

„weird“, was zum wiederkehrenden Vokabular<br />

von Morrisons Lyrik gehörte. Kennzeichnend<br />

dafür dürfte auch seine Bemerkung „Ich glaube,<br />

ich kenne den Grund, kann ihn aber nicht benennen“<br />

sein. Die Aufnahmen zu „Strange Days“ blieben<br />

von Morrisons Unberechenbarkeit nicht verschont.<br />

Das betraf ausgerechnet einen der be -<br />

kann testen Songs der Doors, das elfminütige<br />

Stück „When The Music’s Over“, mit dem das<br />

neue Album abschließen sollte. Da Morrison am<br />

Vorabend gemeinsam mit seiner Freundin Drogen<br />

eingeworfen hatte, erschien er nicht im Studio.<br />

Manzarek, Krieger und Densmore nahmen „When<br />

The Music’s Over“ ohne ihn auf. Morrisons Part<br />

wurde später aufgezeichnet. Das Ergebnis wirkt<br />

dennoch wie aus einem Stück und ist mitreißend.<br />

Auch heute noch kann man sich dem spek ta ku -<br />

lären Stück nicht entziehen. Es beginnt mit<br />

Manzareks gleichermaßen sparsamem wie aufregendem<br />

Spiel, zu dem Densmores Drums einsetzen,<br />

um in Morrisons orgiastischem Schrei<br />

und Kriegers Gitarre zu münden, die wie ein hoch -<br />

touriges Rennauto klingt. Gänsehaut pur. Wegen<br />

der Variationsbreite der Songs und ihrer musikalischen<br />

Wucht gilt „Strange Days“ für viele als das<br />

beste Album der Doors. Es kam Ende September<br />

1967 auf den Markt.<br />

Die ständige Live-Präsenz ließ der Band weniger<br />

Zeit, sich schon vor den Aufnahmen für das<br />

nächste Studio-Album in Ruhe auf neue Kom po -<br />

sitionen zu konzentrieren und sich ihrem Arran -<br />

gement zu widmen. Gleichzeitig wuchs das Be -<br />

dürfnis der Band nach anspruchsvollerer Pro -<br />

duktion. Die Songs für das dritte Album der Doors<br />

wurden im Studio entwickelt. „Waiting For The<br />

Sun“ erschien im Juli 1968. Textlich abgerundeter<br />

schien es wie eine Abkehr von der Rauheit<br />

der ersten beiden LPs. Der Single-Hit „Hello, I<br />

Love You“ und der elektrisierende Song „Five To<br />

One“ blieben auf dem Album Ausnahmen bluesrock-artiger<br />

Stücke. Der Song „Waiting For The<br />

Sun“ erschien gar erst auf dem fünften Studio-<br />

Album der Doors. Neben weicheren, balladesken<br />

Tönen bezogen die Doors mit „The Unknown<br />

Soldier“ aber auch Stellung gegen den Vietnam-<br />

Krieg. Auf „Waiting for the Sun“ trat der Gene ra -<br />

tions konflikt hervor, unter dem Morrison litt. In<br />

seiner Kurzbiografie für sein Schallplatten-Label<br />

Elektra hatte er 1967 angegeben, dass seine Fa -<br />

mi lienmitglieder verstorben seien, obwohl sie lebten.<br />

Auch dieses Mal sollte ein langes Stück das<br />

Album abschließen. Mit seinen etwas über 17<br />

Minuten Spielzeit blieb das experimentelle Projekt<br />

„Celebration Of The Lizard“ ein „Work in Progress“<br />

und wurde zu Morrisons Lebzeiten nur live ge -<br />

spielt. Der Text spiegelte seinen Wunsch weg von<br />

der modernen Massengesell schaft zurück zu den<br />

Formen einfacheren Stammeslebens wider, mit<br />

ihm als Schamanen.<br />

8<br />

»Ende August/Anfang September 1966<br />

wurde das Debütalbum „The Doors“ aufgenommen.<br />

Die Songs besaßen die<br />

wilde Rauheit, die die Band live<br />

ausmachte, und zeigte sie in Bestform.«<br />

Das musikalische Qualitätsbewusstsein der<br />

Band litt darunter allerdings nicht. Für das Nach -<br />

folgealbum „Strange Days“ strebte sie eine ausgefeiltere<br />

Produktion an, in deren Vorfeld ihr Ton -<br />

ingenieur Bruce Botnick eine Vorpressung des<br />

Beatles-Album „Sergeant Pepper’s Lonely<br />

Hearts Club Band“ besorgte. Gemeinsam experimentierte<br />

man im Studio. Dadurch vermieden<br />

die Doors, das Erfolgskonzept von The Doors


46 STORIES<br />

Dessen Eigen schaften beschrieb Morrison<br />

wie folgt: „Er würde sich tanzend in Trance versetzen<br />

und wild herumwirbeln, dabei Alkohol trinken<br />

und Drogen nehmen. Dann würde er sich mental<br />

auf eine Reise begeben und sie seinem Stamm be -<br />

schreiben.“<br />

„Waiting For The Sun“ förderte zwei Filme hervor,<br />

die stark miteinander kontrastierten. Im Februar<br />

1968 erschien „The Unknown Soldier“, der zwischen<br />

Krieg und US-amerikanischem Familien -<br />

leben pendelt und in dem der Christus-ähnliche<br />

Morrison standrechtlich erschossen wird. Während<br />

der Europa-Tournee der Doors entstand am<br />

Vortag ihres Auftrittes vom 14. September 1968<br />

auf dem Römerberg in Frankfurt am Main im<br />

Voll-Playback in einem bizarren Rahmen der Film<br />

mit ihrem Hit „Hello, I Love You“ für die ZDF-<br />

Sendung 4-3-2-1 Hot & Sweet – Musik für junge<br />

Leute. Das sterile Playback auf einem Platz unter<br />

freiem Himmel fügte sich nicht annähernd in den<br />

Sound des Songs mit Kriegers verzerrter Gitarre<br />

ein. Dazu hüpfte eine einzelne Tänzerin durchs<br />

Bild, während vorwiegend bieder gekleidete Er -<br />

wachsene hinter der Band standen und mit ihr<br />

nichts anzufangen wussten. Die Doors und Vati<br />

und Mutti passten nicht zueinander. Abseits davon<br />

hatte die Band begonnen, sich und ihre Musik<br />

selbst darzustellen. Während ihrer Tournee im<br />

Sommer 1968 wurde „Feast Of Friends“ gedreht,<br />

in den Aufnahmen von Auftritten einflossen. Der<br />

Film wurde damals nur auf ein paar Festivals ge -<br />

zeigt. Seit 2014 ist er gemeinsam mit Dokumen -<br />

tationen erhältlich und dazu einer Live-Aufnahme<br />

von „The End“ aus dem Jahr 1967, die als eine der<br />

besten gilt. Es wurden auch verschiedene andere<br />

Live-Auftritte der Doors auf Film festgehalten, zum<br />

Beispiel das bekannte Konzert vom 4. Juli 1968 in<br />

der Hollywood Bowl. Sie sind mittlerweile als DVDs<br />

auf den Markt gebracht worden.<br />

Das vierte Studio-Album der Doors geriet zu<br />

einem umstrittenen Projekt. Der Band fehlten neue<br />

Songs. Deswegen musste 1968 für „The Soft<br />

Parade“ experimentiert werden. Man stritt zum<br />

Beispiel darüber, ob Kriegers Song „Touch Me“<br />

besser ohne Orchesterbegleitung veröffentlicht<br />

werden sollte. Allerdings wurde er mit Orchester<br />

und jazzigen Bläsern zu einem Riesenhit. Der<br />

Doors-Produzent war mit Vielem überhaupt nicht<br />

einverstanden und verlangte zahlreiche Ände -<br />

run gen. Am 25. Februar 1969 waren die Doors<br />

mit einem Übungsauftritt im Radio zu hören, der<br />

2018 als „Shot To Pieces“ veröffentlicht wurde.<br />

Das Ex perimentieren im Studio ließ die Pro duk -<br />

tions kosten auf 80 000 $ ansteigen, das Acht -<br />

fache, was für das Debütalbum ausgegeben worden<br />

war. Heraus kam ein Album, dem die Ge -<br />

schlossen heit fehlt. Gleich der erste Song „Tell All<br />

The People“ enthielt Anklänge an Popmusik.<br />

Zweifel wurden laut, die Band hätte ihre Richtung<br />

verloren. Die Doors hatten zwar ihr Spektrum<br />

erweitert, aber „The Soft Parade“ zerfällt in zwei<br />

Teile, die musikalisch wenig miteinander verbunden<br />

sind. Ein drucksvoll sind die vertrauten Doors<br />

neben Kriegers Hit auf „The Soft Parade“ aber<br />

jedenfalls vertreten: mit „Wild Child“, wovon auch<br />

ein Musik film entstand, und den raueren Songs<br />

„Do It“ und „Easy Ride“. Morrisons „Shaman’s<br />

Blues“ verlieh seinem Etikett Ausdruck. Auch dieses<br />

Mal produzierte die Band ein langes Stück,<br />

das das Album beschließen sollte. Die rund neun -<br />

minütige „The Soft Parade“ ist gewissermaßen<br />

ein Sinn bild der kritisierten Uneinheitlichkeit. Die<br />

ersten sind eine Melange. Morrison deklamiert<br />

bis hin zum Brüllen „You can’t petition the Lord<br />

with prayer,“ was ihm später spöttisch vorgehal-<br />

ten wurde. Es folgen unterhaltungsmusikartige<br />

Klänge. Aber dann legen die Doors kraftvoll-psychedelisch<br />

los, und der ekstatische Morrison ruft<br />

„This is the best part of the trip!“ Man kann ihm<br />

nicht widersprechen.<br />

Bevor „The Soft Parade“ am 18. Juli 1969 veröffentlicht<br />

wurde, ereignete sich am 1. März 1969<br />

beim Auftritt der Band im Dinner Key Auditorium<br />

in Miami ein folgenschwerer Eklat. Morrison, der<br />

als Folge seines ständigen Alkoholkonsums be -<br />

gonnen hatte, an Körperfülle zuzulegen, kam sturz -<br />

betrunken auf die Bühne. Zum Einstieg sang und<br />

schrie er „Five to One“ als unzüchtiges Lied im<br />

Alkoholrausch. Dann ging er dazu über, wie ein<br />

aggressiver Alkoholiker zu provozieren, und kündigte<br />

an, sich zu entblößen. Das chaotische Kon -<br />

zert, vom dem zahlreiche Fotos geschossen wurden<br />

und auch Filmaufnahmen existieren, wurde<br />

daraufhin nach 45 Minuten von der Polizei abgebrochen.<br />

Morrison wurde wegen seines Verhal -<br />

tens angeklagt und Ende Oktober 1970 wegen<br />

„Fluchens und unanständiger Zurschaustellung“<br />

verurteilt. Allerdings belegte keines der zahlreichen<br />

Bilder das Morrison vorgeworfene exhibitionistische<br />

Verhalten, und vor allem Densmore war<br />

absolut sicher, dass Morrison sich nicht entblößt<br />

hatte. Morrisons Verteidiger legte Berufung gegen<br />

das Urteil ein. Weil Morrison verstarb, wurde das<br />

Verfahren nicht zu Ende geführt. Knapp 40 Jahre<br />

später wurde er posthum begnadigt. Wegen des<br />

Eklats durften die Doors in 16 Bundesstaaten der<br />

USA nicht mehr auftreten. Radiostationen verbannten<br />

Songs der Band bis auf Weiteres aus<br />

ihren Programmen. Außerdem fanden „Kund ge -<br />

bungen für den Anstand“ gegen die Doors statt,<br />

und schließlich blieb die Band auch dem Wood -<br />

stock Festival fern. Ein denkbar schlechter Start für<br />

„The Soft Parade“.<br />

Die musikalische Kraft der Doors war indessen<br />

nicht verflogen. Nach dem Miami-Fiasko veröffentlichten<br />

sie im Februar 1970 „Morrison Hotel“,<br />

»Das vierte Studio-Album der Doors geriet zu<br />

einem umstrittenen Projekt.<br />

Man stritt zum Beispiel darüber, ob Kriegers Song<br />

„Touch Me“ besser ohne Orchesterbegleitung<br />

veröffentlicht werden sollte.<br />

Allerdings wurde er mit Orchester und<br />

jazzigen Bläsern zu einem Riesenhit.«


47<br />

und dieses Album<br />

war wie eine Wieder -<br />

auf er ste hung. Die A-<br />

Seite trägt die Über -<br />

schrift „Hard Rock<br />

Cafe“ und gibt mit<br />

dem Eröffnungstitel „Road house Blues“ die<br />

Richtung vor: kraftvoller Blues rock vom Feinsten<br />

mit Morrison in Hochform. Während der Auf nah -<br />

me-Sessions hatten sich die Doors an diesen auch<br />

zum Live-Klassiker gewordenen Song in einer<br />

Reihe von Takes herangearbeitet, die mitunter<br />

durch ihre Unbehauenheit vor Vitalität sprühten.<br />

Parallel zu „Morrison Hotel“ wurde auch der Musik -<br />

film „Roadhouse Blues“ herausgebracht. Das<br />

„Hard Rock Cafe“ überzeugt mit seiner Wucht,<br />

die zum Beispiel die Songs „Peace Frog“ und<br />

„Ships Of Fools“ ausdrücken. Hierher passt daher<br />

auch der zurückgehaltene Song „Waiting For The<br />

Sun“, und auch das ruhige Stück „Blue Sunday“<br />

mit seiner gediegenen Musikalität be deutet keinen<br />

Wider spruch. Die B-Seite „Morrison Hotel“ strahlt<br />

die zurückgewonnene Vitalität eben falls aus,<br />

am bemerkenswertesten wohl mit „Land Ho!“ und<br />

„Maggie McGill“. Im Juli wurde außerdem die<br />

Live-Doppel-LP „Absolutely Live“ veröffentlicht,<br />

die die Kraft der Doors als Live-Band in einer<br />

spannungsgeladenen Atmosphäre festgehal-<br />

»Aus dem Mangel an Songs zu Beginn der<br />

Produktion entstand keine verkrampfte LP voller<br />

Kompromisse, sondern ein vorzügliches Album.<br />

Die am 19. April 1971 veröffentlichte LP<br />

„L.A. Woman“ ist eine abwechslungsreiche LP,<br />

prallvoll mit zehn ansteckenden Songs, aus<br />

denen die Kraft quillt.«<br />

ten hat. Das Album eröffnet mit dem Bo-Diddley-<br />

Klassi ker „Who Do You Love“ von 1956 und sowie<br />

dem Medley aus „Alabama Song“, „Backdoor<br />

Man“, „Loves Hides“ und „Five To One“. Wer<br />

damals die Band nicht live erleben konnte, erhielt<br />

einen beeindruckenden Einblick in die Bühnen -<br />

präsenz der Band mit Morrisons wilder Per for -<br />

mance, in der er alle Register zieht, und Kriegers<br />

atemberaubenden Gitarrenparts. Auf „Absolutely<br />

Live“ erlebte auch „The Cele bration Of The Lizard“<br />

seine Schall plattenpremiere.<br />

Der Alkohol zeichnete Morrison unerbittlich,<br />

und das wurde durch den Vollbart, den er sich<br />

hatte wachsen lassen, umso deutlicher. Zudem<br />

fühlte Morrison sich ausgebrannt. Als die Doors<br />

im August 1970 auf dem Isle of Wight Festival<br />

auftraten, erlebte das Publikum ihn stimmlich<br />

ausgezeichnet aufgelegt, aber verglichen mit früheren<br />

wilden, unberechenbaren Auftritten in sich<br />

gekehrt. Im De zem ber 1970 gingen die Doors für<br />

ihr nächs tes Album ins Studio und legten bereits<br />

ihre Ver sion von<br />

John Lee Hookers<br />

„Crawling King<br />

Snake“ im Film vor.<br />

Wieder stand die<br />

Band davor, nicht<br />

über genügend Songs für ein ganzes Album zu<br />

verfügen. Was sie ihrem Pro duzenten Paul<br />

Rothchild anboten, empfand er als „pure Lange -<br />

weile“. Schließlich warf er sogar das Hand tuch,<br />

und Toningenieur Botnick übernahm die Verant -<br />

wortung für die Produktion. Mit ihm be sannen<br />

sich die Doors auf die Ur sprünglichkeit ihres<br />

Debütalbums zurück, als sie sich selbst als Ga -<br />

ragen-Band gesehen hatten. Nach „The Doors“,<br />

„Strange Days“ und „Morrison Hotel“ ge lang ein<br />

viertes Album-Wunder. Aus dem Mangel an Songs<br />

zu Beginn der Produktion entstand keine verkrampfte<br />

LP voller Kompromisse, sondern ein<br />

vorzügliches Album. Die am 19. April 1971 veröffentlichte<br />

LP „L.A. Woman“ ist eine abwechslungsreiche<br />

LP, prallvoll mit zehn an steckenden<br />

Songs, aus denen die Kraft quillt. Was für ein<br />

Vermächtnis! „Love Her Madly“ und „Riders On<br />

The Storm“ bescherten der Band noch einmal Hits.<br />

Rothchild hatte den brillanten Song „Riders On<br />

The Storm“ abgelehnt, in dem die Musik der Doors<br />

psychedelisch fließt und der den Zuhörer durch<br />

8<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


48 STORIES<br />

die Qualität der<br />

Kom position und die<br />

mu sikalische Ge die -<br />

genheit der Band in<br />

einen Sog zieht. In<br />

„Cars Hiss By My<br />

Window“ erzielt<br />

Morrison mit seinem Gesang, der zeitweise wie<br />

eine E-Gitarre klingt, hohe Span nung. Der Blues -<br />

rock „Been Down So Long“ ist eine Tour de force,<br />

und „The Wasp (Texas Radio And The Big Beat)“<br />

serviert in der Tat den zitierten „Big Beat“.<br />

Noch während „L.A. Woman“ abgemischt<br />

wurde, zog Morrison mit seiner Freundin nach<br />

Paris in der Hoffnung, wieder zu Kräften zu kommen.<br />

Alkohol und Drogen entließen die beiden<br />

aber nicht aus ihrem Griff. Nach Konsum von Al -<br />

ko hol und Heroin starb Morrison am 3. Juli 1971<br />

in der Badewanne seiner Pariser Wohnung. Um<br />

seinen Tod bildeten sich wie bei Jimi Hendrix<br />

rasch Legenden.<br />

Manzarek, Krieger und Densmore produzierten<br />

1971 und 1972 noch die Studio-Alben „Other<br />

Voices“ und „Full Circle“. Während ihrer Europa-<br />

Tournee traten die Rest-Doors am 3. Februar<br />

»Nach Konsum von Alkohol und Heroin starb<br />

Morrison am 3. Juli 1971 in der Badewanne<br />

seiner Pariser Wohnung. Um seinen Tod bildeten<br />

sich wie bei Jimi Hendrix rasch Legenden.«<br />

1972 im Beat-Club auf. Ohne Morrison blieb der<br />

Erfolg jedoch aus.<br />

Darauf reagierten die Doors mit der Aus wer -<br />

tung nicht veröffentlichten Materials mit Morrison<br />

und der Pflege des musikalischen Rufs der Band.<br />

Im Januar 1972 erschien der 2-LP-Sampler „Weird<br />

Scenes Inside The Gold Mine“, der einen sehr<br />

guten Überblick über die Musik der Band gibt.<br />

Morrison hatte allein einige seiner Gedichte auf<br />

Tonband aufgezeichnet. Für das im November<br />

1978 veröffentlichte Doors-Album „An American<br />

Prayer“ unterlegten Manzarek, Krieger und<br />

Densmore die Gedichte mit Musik. Außerdem<br />

fügten sie eine Live-Version vom „Roadhouse<br />

Blues“ hinzu.<br />

Im Herbst 1983 wurde mit dem Live-Album<br />

„Alive, She Cried“ die Fortsetzung von „Absolutely<br />

Live!“ nachgereicht, zusammen mit weiteren<br />

Live-Aufnahmen im<br />

Mai 1991 als 3-LP-<br />

Set „In Concert“ he -<br />

rausgegeben und<br />

später als Doppel-<br />

CD aufgelegt. Zu „An<br />

American Prayer“<br />

und „Alive, She Cried“ wurden noch einmal<br />

Single-Auskopplungen veröffentlicht. Bis 1985<br />

waren vier weitere Musikfilme zu Doors-Songs entstanden,<br />

zuletzt Manzareks Vision von „L.A.<br />

Woman“. 1995 kam noch „Ghost Song“ hinzu.<br />

Nachdem Oliver Stone 1991 die Band mit seinem<br />

Spielfilm „The Doors“, in dem Val Kilmer<br />

Morrison spielt, auf die große Leinwand gebracht<br />

hatte, wurde das Set „The Doors Box“ von 1997<br />

mit vier CDs vorgelegt. Drei enthalten bis dahin un -<br />

ver öffentlichte Demo- und Studio-Aufnahmen<br />

sowie Ausschnitte aus Live-Konzerten, während<br />

die vierte CD Manzareks, Kriegers und Densmores<br />

Lieb lingsstücke der Doors versammelt. 2002<br />

belebten Manzarek und Krieger gemeinsam mit<br />

dem Sänger Ian Astbury die Doors auf der<br />

Bühne wieder. Densmore hatte seine Teilnahme<br />

abgelehnt. Sowohl er als auch Morrisons Eltern<br />

www.musiker-online.tv


STORIES 49<br />

setzten ge richtlich durch, dass die neue Formation<br />

weder unter dem Namen The Doors noch als The<br />

Doors of the 21st Century auftreten durften.<br />

Deswegen benannte man sich schließlich in Ray<br />

Manzarek and Robby Krieger of The Doors um.<br />

Mit Astbury entstanden mehrere Live-Mitschnitte,<br />

einer davon kam 2004 als DVD auf den Markt.<br />

Gradmesser für die Attraktivität der Ur-Doors<br />

waren aber ihre persönlichen Auftritte. „The TV<br />

Collection“ von 2016 versammelte 13 Auftritte<br />

von 1967 bis 1969 in US-Fernsehshows, dabei<br />

auch die beiden Songs, die die Band in der Ed<br />

Sullivan Show präsentierte, in der es zu einer<br />

Kontroverse kam. Der Schwerpunkt lag aber auf<br />

Konzertmitschnitten von 1967 bis 1970 (San<br />

Francisco, Hollywood, New York, Boston,<br />

Pittsburgh, Vancouver, Isle of Wight), die das Label<br />

Rhino, das seit Jahren Wiederauflagen von Elektra<br />

vermarktet, von 2007 bis 2017 herausgab. 2009<br />

erschien sogar eine 6-CD-Box mit sämtlichen<br />

Shows der Doors im New Yorker Felt Forum vom<br />

17. und 18. Januar 1970. Erhältlich sind aber auch<br />

Radiomitschnitte, die der sogenannte graue Markt<br />

hervorgebracht hat (Stockholm 1968, New York,<br />

Detroit und Seattle 1970). Im Zeitalter von VHS,<br />

DVD und Blu-Ray wurden außerdem Live-Mit -<br />

schnitte im Bild verfügbar. Der Auftritt in der<br />

Hollywood Bowl von 1968 wurde im April 1999<br />

auch noch einmal in die „30 Years Comme mo -<br />

rative Edition“ gesteckt, zusammen mit dem Pro -<br />

gramm „Dance On Fire“ und „The Soft Parade. A<br />

Retrospektive“.<br />

Zum 40-jährigen Band-Jubiläum der Doors kam<br />

im November 2006 die Box „Perception“ mit<br />

allen sechs überarbeiteten Studio-Alben heraus,<br />

angereichert mit Bonustracks. Nun erzählten<br />

Manzarek, Krieger und Densmore 2006 und<br />

2008 die Geschichte des Debütalbums und von<br />

„L.A. Woman“ für DVD-Veröffentlichungen. Ein<br />

Highlight ist sicherlich Tom Dicillos ausführliche<br />

Filmdokumentation „When You’re Strange“ über<br />

die Band, die Johnny Depp erzählt. Sie ist als DVD<br />

mit Begleitmaterial herausgekommen. Dazu war<br />

von Betrachtern außerhalb des Doors-Zirkels<br />

2009 die durchaus sehenswerte DVD „The Doors<br />

from the Outside“ herausgekommen. Zuletzt<br />

erschien 2013 „R-Evolution“, die Samm lung der<br />

Musik-Videos der Doors von 1967 bis 1995. Sie<br />

wurde Manzarek gewidmet, der im selben Jahr<br />

verstarb.<br />

Die Doors-Welle rollte auch danach weiter.<br />

2017 wurden für das Set „The Singles“ alle 20<br />

Singles der Doors von 1967 bis 1983 zusammenfasst,<br />

dazu vier Monoversionen fürs Radio<br />

und auf Blu-Ray der quadrofonische Mix „The<br />

Best Of The Doors“ mit elf Songs.<br />

Der weitaus größere Wurf waren aber die „50th<br />

Anniversary“-Ausgaben aller sechs Studio-Alben<br />

von 2017 bis 2021. Bis auf „Strange Days“ und<br />

„Waiting For The Sun“ wurden sie dieses Mal<br />

sogar in Deluxe-Ausgaben angeboten. Und wieder<br />

gab es Neues aus dem Studio und live zu<br />

entdecken. „Morrison Hotel“ bot zum Beispiel<br />

einen umfangreicheren Einblick in die Entwicklung<br />

einiger Songs. Mittlerweile hatten Manzarek,<br />

Krieger und Densmore ihre Erinnerungen an die<br />

Doors auch in Buchform vorgelegt. Den bisherigen<br />

Schluss punkt setzte aber der deutschfranzösische<br />

Kultur kanal Arte am 2. Juli 2021<br />

mit einem The men abend über Jim Morrison.<br />

Eröffnet wurde er mit der neuen Dokumentation<br />

„Jim Morrison: Die letzten Tage in Paris“. Dann<br />

folgten der Auftritt der Doors auf der Isle of Wight<br />

und Dicillos „When You’re Strange“. Die Legende<br />

lebt also auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen<br />

weiter!<br />

NÄCHSTE FOLGE:<br />

DREI PIONIERE: CLIVE DAVIES,<br />

ALEXIS KORNER UND GRAHAM BOND<br />

TEXT: DR. NORBERT APING<br />

WEB: THEDOORS.COM<br />

FOTOQUELLE: THEDOORS.COM; DPA<br />

BACKGROUND: © AMIXSTUDIO;<br />

©TOBIAS ARHELGER / ADOBE STOCK<br />

»Manzarek, Krieger<br />

und Densmore<br />

produzierten 1971 und<br />

1972 noch die<br />

Studio-Alben<br />

„Other Voices“ und<br />

„Full Circle“.<br />

Während ihrer<br />

Europa-Tournee traten<br />

die Rest-Doors<br />

am 3. Februar 1972<br />

im Beat-Club auf.<br />

Ohne Morrison<br />

blieb der Erfolg jedoch<br />

aus.«


50 MUSIKBUSINESS<br />

ONLINE MUSIZIEREN – VERZÖGERUNGSFREI<br />

0 Latency – mit dem Elk-LIVE-System<br />

<strong>Musiker</strong>*innen an unterschiedlichen<br />

Orten in Europa spielen über das<br />

Mehrere<br />

Internet zusammen. Funktioniert das? Bisherige<br />

Lösungen kämpfen mit dem Problem der wahrnehmbaren<br />

Latenzen (Verzögerungszeiten), verursacht<br />

durch Software-Verarbeitungszeiten. Folge:<br />

Ein sensibles, punktgenaues Zusammen spiel ist<br />

nicht möglich.<br />

„Da muss es doch eine Lösung geben“, dachte<br />

Georg Berhausen-Land, und begann zu<br />

recherchieren. Anfang 2021 stieß er dabei auf die<br />

Entwicklungsarbeit der schwedischen Firma ELK<br />

AUDIO in Stockholm, Schweden. Fasziniert<br />

schaute er ein Video an, in dem der Jazzposaunist<br />

Nils Landgren und der Schlagzeuger Robert Ikiz<br />

in einer speziellen Session, die für Yamaha Music<br />

Europe aufgenommen wurde, miteinander über<br />

das Internet musizierten. Beide Spieler befanden<br />

sich in ihren eigenen vier Wänden und spielten<br />

gemeinsam live über 670 Kilometer voneinander<br />

entfernt.<br />

Berhausen-Land nahm Kontakt zu Elk AUDIO<br />

auf und machte die Idee des verzögerungsfreien<br />

Musizierens über das Internet zum Thema<br />

einer Projektförderung, die er 2021 im Rah men<br />

der Neustart-Kultur-Kampagne durch die GEMA<br />

erhielt.<br />

Ausgestattet mit der entsprechenden Hardund<br />

Software spielten vier <strong>Musiker</strong> am 24. Januar<br />

<strong>2022</strong> an drei unterschiedlichen Standorten vier<br />

Stücke und nahmen Ton und Video auf. „Ich hatte<br />

bewusst betont rhythmisches musikalisches<br />

Material ausgewählt, bei dem sich Signalver zö -<br />

ge rungen sofort unangenehm bemerkbar machen<br />

würden. Dann die ersten gespielten Takte. Keinerlei<br />

wahrnehmbare Verzögerung! In den Kopfhörern<br />

ein Sound wie im Studio. Meine Kollegen und ich<br />

waren sprachlos. Das hatten wir nicht erwartet“,<br />

so Berhausen-Land. „Wir waren begeistert, denn<br />

das Konzept von Elk AUDIO funktioniert wirklich.“<br />

»Unser Ziel ist es,<br />

neue Wege zu schaffen,<br />

um die Kluft zwischen<br />

<strong>Musiker</strong>n und Technologie<br />

zu überbrücken und die<br />

Art und Weise zu<br />

verändern, wie Menschen<br />

Musik lernen, kreieren, aufnehmen<br />

und teilen.«<br />

BJÖRN EHLERS (CMO VON ELK AUDIO)<br />

WIE MACHT ELK AUDIO DAS?<br />

Grob gesagt werden die Verzögerungen<br />

haupt sächlich durch die Konvertierung von Audio<br />

zu Digital und umgekehrt auf der Emp fän ger -<br />

seite verursacht. Deshalb hat Elk AUDIO eine<br />

ultraschnelle Audio-Hardware entwickelt, die<br />

diesen Problemfaktor umgeht und direkt mit dem<br />

Netzwerk (Router) verbunden ist.<br />

UND WELCHE MÖGLICHKEITEN<br />

ERÖFFNEN SICH DADURCH?<br />

Seit Ausbruch der Coronapandemie sind<br />

<strong>Musiker</strong>*innen durch wegfallende Live-Auftritte<br />

und ausbleibende Probemöglichkeiten massiv<br />

in ihren Tätigkeiten eingeschränkt worden. Damit<br />

einhergehend folgten erhebliche Einkommen s -<br />

ein brüche, nicht selten mit existenzbedrohenden<br />

Konsequenzen. Wenn schon isoliert, wäre<br />

es da nicht traumhaft, über das Internet miteinander<br />

weiterarbeiten und auch Streaming kon -<br />

zerte geben zu können?<br />

Georg Berhausen-Land und seine Mitmusiker<br />

Berthold Matschat, Klaus Mages und Emanuel<br />

Stanley haben gezeigt, dass es jetzt geht. Fest -<br />

gehalten wurde das Online-Experiment in Form<br />

eines Videos: https://youtu.be/wt16I9U839M<br />

www.musiker-online.tv


MUSIKBUSINESS 51<br />

MM: Wie lange arbeitet ihr schon an der Ent -<br />

wicklung des Elk-Systems?<br />

BJÖRN EHLERS: Der Kern von Elk LIVE ist das<br />

Elk AUDIO OS. Ein hyperschnelles Audio-Be -<br />

triebs system für ein gebettete Geräte (das heißt<br />

nicht Computer, sondern Audio-Hardwaregeräte).<br />

Elk Audio OS befindet sich seit etwa sechs<br />

Jahren in der Entwicklung. Und eines der vielen<br />

Dinge, die mit Geräten gemacht werden können,<br />

die von Elk Audio OS betrieben werden, ist, dass<br />

sie sich über das Internet miteinander verbinden<br />

können und eine Verbindung erhalten, die schnell<br />

genug ist, um Musik abzuspielen.<br />

MM: Was war die Initialzündung für den Start<br />

des Elk-Projekts?<br />

BJÖRN EHLERS: Als Unternehmen setzen wir uns<br />

dafür ein, mithilfe von Technologie neue Wege für<br />

<strong>Musiker</strong> zu finden, kreativ zu sein. Über das Inter -<br />

net zusammen zu spielen war für viele <strong>Musiker</strong><br />

ein Traum, seit sie zum ersten Mal einen Video-<br />

Chat wie Skype ausprobierten. Mit Elk Audio OS<br />

hatten wir endlich das Zeug dazu, diesen Traum<br />

wahr werden zu lassen. Und da die Pandemie den<br />

Fragen an<br />

Björn Ehlers<br />

(CMO von Elk AUDIO)<br />

Parallel dazu werden wir den sozialen Aspekt<br />

von Elk LIVE entwickeln und Funktionen implementieren,<br />

mit denen Benutzer neue Leute zum<br />

Spielen finden können.<br />

Gleichzeitig führen wir einige großartige Ge -<br />

spräche über zukünftige Partnerschaften. Es passiert<br />

viel, also werden wir hoffentlich bald mehr zu<br />

erzählen haben!<br />

Angestachelt durch den Erfolg des Projekts,<br />

plant Georg Berhausen-Land bereits die nächsten<br />

Schritte:<br />

„Nach erfolgreichem Abschluss unseres Pro -<br />

jekts, wo wir noch aus verschiedenen Orten in<br />

Deutschland gespielt haben, stellt sich die Frage,<br />

ob es möglich wäre, mit <strong>Musiker</strong>*innen in ganz<br />

Europa ein Livestreaming-Konzert mithilfe des<br />

ELK-Systems umzusetzen.“<br />

Würde ein solches Projekt mit Erfolg umgesetzt<br />

werden können, wäre dies eine Pionier leis -<br />

tung. Einmal in Bezug auf die internationale kulturelle<br />

Zusammenarbeit, zum anderen in Bezug<br />

auf das enorme Einsparpotenzial sonst zwangsläufig<br />

anfallender immenser Kosten für Weg -<br />

strecken bei der Umsetzung solcher Projekte.<br />

meisten <strong>Musiker</strong>n das Leben extrem erschwert,<br />

haben wir uns natürlich noch mehr darauf konzentriert.<br />

MM: Wo siehst du den Hauptanwendungs -<br />

be reich für das Elk-System?<br />

BJÖRN EHLERS: Das Einzigartige an Elk LIVE ist,<br />

dass es echtes Live-Musikmachen über das Inter -<br />

net ermöglicht. Dies ist ein Aspekt, der in viele ver -<br />

schiedene Aspekte des Alltags im Leben eines Mu -<br />

sikers einfließt, wie das Proben und Schreiben.<br />

Bildung ist auch ein Bereich, in dem wir Fern -<br />

unterricht gut finden. Während der Pan demie<br />

haben wir großes Interesse von verschiedenen<br />

Schulen auf der ganzen Welt erhalten.<br />

MM: Wo werden eure Geräte bereits erfolgreich<br />

eingesetzt?<br />

BJÖRN EHLERS: Die erste Charge von Elk Bridges<br />

wurde gerade an Benutzer auf der ganzen Welt<br />

versandt. Wir haben zuvor eng mit der San<br />

Francisco Opera sowie mehreren Musikuniver si -<br />

täten auf der ganzen Welt zusammengearbeitet.<br />

Das Royal College of Music hier in Stockholm ist<br />

eines davon. Wir haben auch einige großartige<br />

Bands wie die Ikiz Cabin Crew, die Elk LIVE nutzen,<br />

wie Sie in dem offiziellen Video sehen können,<br />

das wir mit ihnen gemacht haben.<br />

MM: Was sind eure Pläne für die Zukunft?<br />

BJÖRN EHLERS: In der Phase, in der wir uns jetzt<br />

befinden, ist dies in vielerlei Hinsicht ein Werk -<br />

zeug für <strong>Musiker</strong>, um Musik zu proben, zu schreiben<br />

und einfach nur zum Spaß zu spielen.<br />

Während der Beta haben wir eng mit Musik -<br />

schulen zusammengearbeitet, daher ist uns auch<br />

der pä dagogische Aspekt des Unter richtens<br />

wichtig. In der nächsten Phase planen wir, weitere<br />

Funk tionen zu implementieren, die sich auf Auf -<br />

zeich nung und Streaming konzentrieren. So können<br />

wir auch das Publikum in Elk LIVE einbeziehen.<br />

»Neue Herausforderungen<br />

benötigen neue Lösungen!«<br />

GEORG BERHAUSEN-LAND<br />

Kleiner gedacht: <strong>Musiker</strong>*innen könnten an<br />

ihren Projekten in Pandemiezeiten online weiterarbeiten.<br />

Fahrten zu Proben oder Kon zerten würden<br />

wegfallen. Das würde Fahrtzeiten und Fahrt -<br />

kosten ersparen. Das wiederum würde die Um -<br />

welt entlasten.<br />

WEB: ELK.AUDIO<br />

INTERVIEW UND FOTOQUELLE:<br />

GEORG BERHAUSEN-LAND<br />

FOTO: © IGOR_KELL /ADOBE STOCK<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


52 MUSIKBUSINESS<br />

THE SINGER’S COACH<br />

VON LEEZA NAIL<br />

Teil 3<br />

VOCAL SKILLS<br />

»Arbeiten an<br />

ausgewählten Songs«<br />

A – wie Anekdote<br />

Lotti Huber, die „Königin des Underground“, wie sie einmal in der Munchner Abendzeitung<br />

von Sigrid Hardt genannt wurde, meinte zu der Frage, „ob Kunst heute vielleicht mehr<br />

Erklärungen benötige“: Wenn man ihr Kunst erst erklären musse, bekomme sie schon Wut. Sie<br />

wolle schließlich fasziniert, hypnotisiert und begeistert werden – „und keine Erklärungen. Basta!“<br />

Lotti Huber, „Jede Zeit ist meine Zeit“, dtv Munchen, S.48<br />

Damit ist gemeint, dass (vor allem während<br />

deines Auftritts) der Kopf frei sein muss von Ge -<br />

danken über schwierige Stellen und die Techni ken,<br />

die Stellen zu meistern, damit Platz für deine<br />

Emo tio nen und deine persönliche Interpretation<br />

ist. Zwar wird Technik durch regelmäßiges Üben<br />

verinnerlicht und automatisiert; auf der Bühne aber<br />

solltest du darauf vertrauen, dass dein Körper<br />

das Erlernte von alleine umsetzt. Stattdessen solltest<br />

du dich darauf konzentrieren, dein Publikum<br />

den Song so, wie du ihn singst, fühlen zu lassen.<br />

Es ist ähnlich wie beim Autofahren: Zuerst muss<br />

man über jeden einzelnen Schritt nachdenken<br />

(schalten, Gas geben, bremsen, blinken usw.), ihn<br />

bewusst ausführen. Irgendwann aber, nach vielen<br />

Stunden Fahrpraxis schaltet, blinkt, bremst und<br />

gibt man automatisch Gas.<br />

ALLGEMEINES<br />

Der dritte Teil einer Übungseinheit besteht darin,<br />

dass du dich intensiv mit einem Song beschäftigst.<br />

Vielleicht hast du mit deinem*r Gesangs pä -<br />

da gog*in zusammen ein Stück ausgesucht, das<br />

dir Qualitäten abverlangt, die du derzeit mithilfe<br />

der Gesangsübungen trainierst. Oder du musst<br />

für die Bandprobe ein Stück vorbereiten, das dir<br />

noch Schwierigkeiten bereitet. Trainierst du beispielsweise<br />

die Intensität der Vokale in der Höhe,<br />

kannst du in deinem Übungsstück bei allen<br />

höheren Stellen genau darauf achten, die erlernte<br />

Stimm technik ganz bewusst anzuwenden.<br />

A – wie Anekdote<br />

Charlie Parker, der berühmte Jazz-Saxo -<br />

phonist und Begründer des Bebop, sagte:<br />

„Musik ist deine eigene Erfahrung, deine Ge -<br />

danken, deine Weisheit. Wenn du es nicht<br />

lebst, kommt es nicht aus deinem Horn.“<br />

(www.jazzpages.com/jazz-zitate-quotes.html)<br />

Die beste Möglichkeit, den eigenen Fortschritt<br />

zu überprüfen, ist, von Zeit zu Zeit Tonaufnahmen<br />

von deinem Gesang zu machen. Du wirst feststellen,<br />

dass dir während des Singens Details<br />

ent gehen, die du beim Hören der Aufnahmen deutlich<br />

wahr nimmst. Stimmbildung ist nur ein Teil -<br />

bereich des Gesangstrainings. Wichtig sind daneben<br />

Aus druck und Interpretation eines Stücks.<br />

Jede Form von Kunst ist immer das Ergebnis<br />

eines kreativen Prozesses mit einer (möglichst<br />

starken) Wirkung. Diese Wirkung beim Zuhörer<br />

tritt ein, wenn Ge fühle angesprochen werden.<br />

Ein*e gute Sänger*in wird also neben seiner*ihrer<br />

erlernten Fertigkeit des Sin gens immer auch<br />

seine*ihre Per sönlichkeit mit einfließen lassen<br />

und Gefühle zum Ausdruck bringen.<br />

DAS ZUSAMMENBRINGEN VON<br />

TECHNIK UND INTERPRETATION<br />

Wenn du dir nach Einsing- und Stimm bil dungsübungen<br />

die Songs vornimmst, die du zum Üben<br />

ausgewählt hast, solltest du Folgendes beherzigen:<br />

„Vergiss“ erst einmal alles, was du an Stimm -<br />

bildungstechnik gelernt hast.<br />

SCHWIERIGE STELLEN MEISTERN<br />

Hin und wieder gibt es Stellen in einem Song,<br />

über die man immer wieder stolpert. Das kann ein<br />

Übergang von Brust- in Kopfstimme, ein be son -<br />

ders hoher Ton ohne „Anlauf-Melodie“ oder ein<br />

sehr langer Ton oder eine andere Schwierigkeit<br />

sein.<br />

Beim Üben lernst du, solche Stellen bewusst<br />

mit den erlernten Techniken zu bewältigen. Du<br />

kannst sie auf deinem Noten- oder Textsheet<br />

markieren, sodass du beim Blick darauf frühzeitig<br />

an diese Stelle erinnert wirst. So kannst du<br />

dich blitzschnell auf die erforderliche Technik für<br />

die entsprechende schwierige Stelle besinnen.<br />

Aber sobald sie gemeistert wurde, solltest du wieder<br />

den Fokus auf deine Emotionen und deine<br />

Interpretation legen. Ich finde diesen Punkt sehr<br />

wichtig, sonst kann passieren, was leider nur allzu<br />

oft bei „studierten“ <strong>Musiker</strong>n zu hören ist: Man<br />

erlebt zwar höchste technische Perfektion, aber<br />

der „Funke“ will einfach nicht überspringen, weil<br />

da nichts ist, das eine Gänsehaut erzeugt. Als<br />

Demonstration überragender Technik mag ein solcher<br />

Auftritt ja ganz interessant sein – als mu si -<br />

ka lischer Genuss ist er jedoch eher zweifelhaft.<br />

www.musiker-online.tv


MUSIKBUSINESS 53<br />

FINANZ-SKILLS<br />

FÜR SÄNGER*INNEN<br />

»Von reichen Stars und armen<br />

Künstlern«<br />

Verdienstmöglichkeiten<br />

als Sänger*in<br />

KUNST ODER KOMMERZ? ODER BEIDES?<br />

Wer das Privileg genießen möchte, als freiberufliche*r <strong>Musiker</strong>*in zu arbeiten,<br />

sollte sich – was die Musikrichtung betrifft – für mehr als nur eine Nische<br />

interessieren. Kommerziell arbeiten heißt, unter dem Hauptaspekt des Geld -<br />

v erdienens Musik zu machen. Es bedeutet jedoch nicht, minderwertige<br />

Arbeit zu verrichten. Jede Art von Musik kann und soll so kompetent und<br />

erstklassig wie möglich gespielt werden.<br />

In der Branche gibt es viele <strong>Musiker</strong>*innen mit einem sehr guten Ruf, die<br />

komfortabel von ihrem Job leben können. Es sind <strong>Musiker</strong>*innen, die immer<br />

hervorragende Arbeit leisten, egal, ob sie nun im Chor bei Andrea Berg oder<br />

im Musical „Starlight Express“ mitwirken. Aber dann gibt es die, für die ein*e<br />

Künstler*in nur dann eine*r ist, wenn er*sie exklusiv und ausschließlich Kunst<br />

macht, die alles sein darf, nur nicht kommerziell. Diese Exklusivität hat ihren<br />

Preis und nicht selten zur Folge, dass ein Künstler, der ausschließlich Kunst<br />

betreibt, nicht weiß, wovon er die nächste Miete zahlen soll.<br />

Manch einer unterrichtet lieber 60 und mehr Stunden die Woche, als mit<br />

kommerzieller Musik auf der Bühne zu stehen. Das ist in Ordnung – solange<br />

dir die Arbeit mit sehr vielen mehr oder weniger begabten Schülern Spaß<br />

macht, du damit deine Rechnungen zahlen kannst und zufrieden bist. Bist du<br />

aber der Typ <strong>Musiker</strong>*in, der*die lieber mehrere Monate im Jahr unterwegs<br />

ist, jede Menge Leute kennenlernen und ausreichend Geld verdienen will,<br />

ist der kommerzielle Weg vielleicht der bessere für dich. Nichts spricht<br />

dagegen, zusätzlich die Musik, an der dein Herz hängt, zu spielen. Jede*r<br />

muss für sich entscheiden, welchem Typ er*sie am ehesten entspricht.<br />

Solange es Künstler gibt, die ausschließlich von Musik leben wollen (oder<br />

müssen), solange scheiden sich schon die Geister darüber, wie kompromissbereit<br />

ein Künstler sein darf. Wie viel Kommerz verträgt die Kunst? Oder:<br />

wie schaffe ich es, mich selbst zu verwirklichen, so viel wie möglich künstlerisch-kreativ<br />

tätig zu sein und genügend Geld zum Leben zu verdienen?<br />

Ein Mittelweg kann bedeuten, deinen Lebensunterhalt mit kommerzieller<br />

Musik, zum Beispiel in einer Gala-Band, zu verdienen. In der übrigen Zeit<br />

kannst du dich deinen musikalischen Vorlieben widmen und beispielsweise<br />

in Clubs deine Musik spielen.<br />

Vielleicht ergeben sich tatsächlich Begegnungen, die zu begehrteren Jobs<br />

oder sogar einem Plattenvertrag führen. Auch wenn es eine langwierige<br />

Angelegenheit werden kann: Ausdauer und Durchhaltevermögen, die man<br />

sich als Freiberufler*in ohnehin antrainieren sollte, werden sich am Ende<br />

auszahlen und dich deinem Ziel näherbringen. 8<br />

E – wie Erfahrung<br />

Ich selbst habe – wie viele andere – ebenso angefangen. Die erste<br />

Band war eine Schülerband, mit der wir beschlossen, auch nach Ab -<br />

schluss der Schulzeit weiterzumachen. Wir probten jede Woche<br />

erst im Keller meines Elternhauses, später beim Bassisten und<br />

irgendwann stand der erste Auftritt an.<br />

Wir spielten auf einer Kirmes in einer kleinen Dorfkneipe – und verdienten<br />

damit das erste Mal Geld. Es folgten weitere Auftritte, wir hatten<br />

eine Menge Spaß und fanden es natürlich klasse, auf diese Weise<br />

unser Taschengeld aufzubessern.<br />

Erst viel später, als ich längst Gesang studiert hatte und Vorzüge,<br />

aber auch Nachteile einer freiberuflichen Tätigkeit als Künstlerin kennengelernt<br />

hatte (und nebenbei selbst für meine Wohnung und alle<br />

anderen Kosten aufkommen musste), da erst schlichen sich andere<br />

Gedanken ein. Plötzlich empfand ich es als ungerecht, dass all diese<br />

Hobbybands, deren <strong>Musiker</strong> weder studiert hatten noch besonders<br />

gut spielten, uns „Profis“ die Jobs wegnahmen. Denn leider ist es so,<br />

dass viele Veranstalter (ebenso wie das Publikum) den qualitativen<br />

Unterschied in der Musik gar nicht hören (oder er ihnen unwichtig ist)<br />

und sich für die finanziell günstigere Alternative entscheiden. Reine<br />

Hobbybands bieten eigentlich immer den niedrigeren Preis an – eben<br />

weil sie es können. Die Musik ist nicht ihre Haupteinnahmequelle und<br />

sie sind nicht auf das Geld angewiesen.<br />

Im Gegenteil: Es ist „nur“ ihr Hobby und im Gegensatz zu vielen<br />

anderen Hobbys, die Geld kosten, bekommen sie auch noch Geld<br />

dafür – und können sich das beste und teuerste Equipment leisten.<br />

Na, besser kann’s doch gar nicht laufen, oder? – zumindest nicht für<br />

die Hobbymusiker. Als Berufsmusiker hat man freilich einen anderen<br />

Blickwinkel: Ich dachte mir irgendwann, ich fange doch auch nicht<br />

an, daheim Brötchen zu backen und sie spottbillig an der Haustür zu<br />

verkaufen. Da würden mir die ortsansässigen Bäcker bald die Bude<br />

einrennen, oder? Stoff zum Nachdenken ...<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


54 MUSIKBUSINESS<br />

WAS VERDIENT MAN DENN<br />

SO ALS SÄNGER*IN? UND WO?<br />

UND WIE?<br />

Das sind gute Fragen, die nicht ganz einfach<br />

zu beantworten sind. Denn, wie so oft in der<br />

Künst ler branche, ist das sehr unterschiedlich.<br />

Wer einen „Hit“ gelandet hat, braucht sich um<br />

den Ver dienst – zumindest für eine Weile – nicht<br />

groß zu sorgen. Eher braucht er einen guten<br />

Finanz be rater. Allerdings hat man mit einem „Hit“<br />

kaum ausgesorgt – und „oben zu bleiben“ kann<br />

schwerer sein als „nach oben zu kommen“.<br />

Kümmern wir uns also um die <strong>Musiker</strong>*innen,<br />

die zwar – als Solosänger*in oder mit Band –<br />

regional oder überregional bekannt sind, aber<br />

(noch?) keinen Hit gelandet haben und nicht<br />

regelmäßig in den Charts und den Medien vertreten<br />

sind. Auch wenn es nicht immer einfach ist<br />

(wann und wo ist es schon immer einfach?), die<br />

gute Nachricht ist: Man kann mit Musik Geld verdienen!<br />

»Motivation des Geistes«<br />

Viele Hobbymusiker, die tagsüber zum Bei spiel<br />

als Lehrer, Handwerker oder Polizisten arbeiten und<br />

am Wochenende in einer Band spielen, erzielen<br />

nicht selten ein beträchtliches Zusatz ein kommen.<br />

Doch es gibt keinen gewerkschaftlichen oder<br />

gesetzlichen Schutz für Berufsmusiker*innen. Es<br />

gibt auch keine einheitlichen Kriterien, zumindest<br />

nicht in Deutschland, die erfüllt werden müssen,<br />

bevor man seine musikalische Dienstleistung<br />

ver kaufen darf. Und wahrscheinlich ist es auch<br />

den meisten Veranstaltern ziemlich einerlei, ob<br />

die <strong>Musiker</strong>, die bei ihm spielen, einen „Schein“<br />

haben oder nicht. Viele Auftritte kommen ohnehin<br />

über Beziehungen zustande.<br />

Als studierte <strong>Musiker</strong>*in könnte man sich also<br />

benachteiligt fühlen. Doch leider ändert das nichts<br />

an der Tatsache und für Berufsmusiker*innen<br />

bedeutet es oft ein arbeitsintensives und mühsames<br />

Ringen um Aufträge. Erst recht, wenn man<br />

beobachtet, dass Veranstalter aus Kosten grün -<br />

den immer häufiger auf Alleinunterhalter oder<br />

DJs zurückgreifen. Andererseits: Die wirklich<br />

großen Events, Galas und Partys werden fast<br />

ausschließlich von Berufsmusikern bestritten, die<br />

sich qualitativ, quantitativ und mit kreativen Ideen<br />

so von der Konkurrenz (egal, ob Amateur- oder<br />

Profibands) abheben, dass der Veranstalter gar<br />

nicht anders kann, als sie zu engagieren.<br />

Im Leben eines jeden Menschen gibt es<br />

Höhen und Tiefen. Um mit diesen Schwan -<br />

kungen zurechtzukommen, müssen<br />

Körper, Geist und Seele gleichermaßen<br />

eingesetzt werden. Künstler erleben oft<br />

viel intensiver als Menschen mit anderen<br />

Be rufen den Wechsel von labilen und<br />

stabilen psychischen und physischen<br />

Zuständen, was nicht immer einfach ist.<br />

Die gute Nachricht aber ist: Jeder kann Tech niken<br />

erlernen und sich Ge wohnheiten an trainieren, die<br />

ein stabiles Arbeiten mit der Stimme auch in wechselhaften<br />

Lebens phasen ve rbes sern bzw. überhaupt<br />

ermöglichen. So gibt es Sän ger*innen,<br />

die, nachdem sie gerade erst einen schweren<br />

Schicksalsschlag wie den Tod eines nahen<br />

Ver wandten hinnehmen hatten müssen, schon<br />

ein paar Tage später wieder auf der Bühne standen.<br />

Während darüber Verwandte und Freunde<br />

vielleicht die Köpfe schüttelten, half den Trauern -<br />

den gerade ihre routinierte Arbeit auf der Bühne<br />

über diese Krise hinweg.<br />

Darum: Bleibe achtsam und sei bestrebt, Körper,<br />

Geist und Seele in Einklang zu halten. Aber werde<br />

dabei nicht neurotisch und wittere nicht überall<br />

und ständig Gefahren für deine Stimme. Es ist<br />

nun mal nicht alles kontrollierbar, aber du kannst<br />

lernen, dein inneres wie dein äußeres Gleich ge -<br />

wicht zu finden und zu stabilisieren, damit dich<br />

nicht jeder Sturm des Lebens gleich umhaut.<br />

Das braucht Zeit, Geduld und Ausdauer. Aber<br />

am Ende wird es sich auszahlen und du wirst viel<br />

entspannter und gelassener mit den „Ups and<br />

Downs“ des Lebens umgehen können als noch<br />

zu Beginn deiner Berufstätigkeit.<br />

W – wie<br />

Wissenswertes<br />

Auch Menschen aus vielen anderen<br />

Be rufen nutzen die „mentale Ar -<br />

beit“, um sich bestmöglich vorzubereiten<br />

und zu motivieren.<br />

So zum Beispiel Sportler, indem sie trainingsfreie<br />

Zeiten (oder Ruhezeiten unmittelbar<br />

vor dem Wettkampf) nutzen, in Gedanken<br />

die einzelnen Stationen des Wettkampfs<br />

durchzugehen. Sie rufen sich die körperlichen<br />

Ab läufe und Bewegungen ins Gedächtnis,<br />

„spüren“ sie geradezu und „sehen“ sich selbst,<br />

wie sie die Hürden locker nehmen – und<br />

in Bestzeit die Ziellinie passieren.<br />

Er folgreiche Menschen aus anderen Be -<br />

rufen erzählen, dass sie sich zu Zeiten, da<br />

sie noch keinen nennenswerten Erfolg hatten,<br />

bereits in der Position sahen, in der sie<br />

sich Jahre später tatsächlich befanden.<br />

Manche von ihnen sagen, sie „wussten“ einfach,<br />

dass sie mit der Malerei, dem Schrei -<br />

ben, der Musik, der Forschung, dem politischen<br />

Amt oder mit was auch immer Erfolg<br />

haben würden. Andere erzählen, dass sie<br />

sich immer und immer wieder intensiv vorgestellt<br />

haben, wie sie leben würden, wenn<br />

sie ihr Ziel erreicht hätten. Diese Technik<br />

nennt man Vi sua li sie rung.<br />

www.musiker-online.tv


Mentale Zielsetzung und Planung des Abenteuers<br />

»Leben als Berufssänger*in«<br />

MUSIKBUSINESS 55<br />

In Kapitel 12 wurde bereits empfohlen, sich<br />

gründlich mit seinen eigenen beruflichen Zielen<br />

zu befassen und einen (schriftlichen) Business -<br />

plan zu erarbeiten. Vielleicht kennst du bereits<br />

sehr genau deine beruflichen Ziele als Sänger*in<br />

oder hast schon einen Businessplan entwickelt –<br />

dann ist ein erster wichtiger Schritt in die richtige<br />

Richtung bereits getan. Es gibt aber noch weitere<br />

Techniken, die das Erreichen deiner Ziele unter -<br />

stützen können.<br />

VISUALISIERUNG<br />

Mit der Visualisierung kannst du dein Unter -<br />

bewusstsein so programmieren, dass es die Er -<br />

reichung deiner Ziele unterstützt. Das ge schieht,<br />

indem du dir intensiv vorstellst, wer und wie du<br />

bist, wenn du dein Ziel bereits erreicht hast. Dazu<br />

füttere dein Gehirn mit den entsprechenden<br />

Bildern, aufgeladen mit möglichst kraftvollen Emo -<br />

tionen.<br />

Auch wenn es wahrscheinlich keinen Beweis<br />

für die Wirksamkeit des Visualisierens gibt: Das<br />

Gegenteil wurde ebenso wenig bewiesen. Und<br />

wenn du es mithilfe dieser Technik schaffst, dich<br />

in schwierigen Zeiten immer wieder neu zu motivieren,<br />

hat sie ihren Zweck schon erfüllt. Darum<br />

kann ich nur empfehlen, sie zu nutzen.<br />

WAS BEIM VISUALISIEREN ZU<br />

BEACHTEN IST<br />

Grundsätzlich wird jede Vorstellung positiv<br />

bebildert. Du solltest Bilder im Kopf haben, die<br />

dich genau so zeigen, wie du es für dich<br />

wünschst. Lass also keine Bilder zu, die zeigen,<br />

was du nicht willst. Nicht, wenn es dir schlecht<br />

geht, und auch nicht, wenn du zum Beispiel<br />

gerade glaubst, vor Lampen fieber verrückt zu<br />

werden. Stattdessen „malst“ du in deinem Kopf<br />

Bilder, wie du den Auf tritt locker meisterst, dein<br />

Publikum applaudiert und „Zu gabe“ ruft.<br />

Die begleitenden Gedanken zur Visua lisie -<br />

rung sollen immer in der Gegenwart und so präzise<br />

wie möglich sein. Mit dem Gedanken „Irgend-<br />

wann werde ich Konzerte mit meinen eigenen<br />

Songs geben und viele CDs verkaufen“ kannst<br />

du möglicherweise lange auf die Unterstützung<br />

deines Unterbewusstseins warten, denn „irgend-<br />

wann“ und „viele“ sind keine konkreten Infor ma -<br />

tionen, mit denen dein Gehirn etwas an fangen<br />

kann.<br />

Visualisieren ohne Emotion ist wie Fließbandarbeit:<br />

Man steckt mechanisch irgendwelche Teil -<br />

chen zusammen, weiß aber gar nicht, wozu das<br />

Ganze überhaupt gut sein soll. Visualisierung funk -<br />

tioniert, indem du sie mit intensiven Emo tionen<br />

unterstützt. Suche dir ein ungestörtes Plätzchen,<br />

schalte Handy und Türklingel aus, setze dich aufrecht<br />

hin und tauche für mindestens zehn Minuten<br />

konzentriert in deinen Wunschzustand ein. Be -<br />

schwöre nicht nur die Bilder herauf, sondern erlebe<br />

dich selber als Teil dieser Bilder. Spüre, wie es sich<br />

anfühlt, in diesem weiß glitzernden Traum von<br />

Gala kleid/Anzug vor all diesen Leuten zu stehen<br />

und zu singen, „höre“ den tosenden Applaus,<br />

während dich die Scheinwerfer blenden und du<br />

deinem Publikum zulächelst).<br />

Ausdauer beweisen: um das Unterbewusste<br />

auf den gewünschten Pfad zu bringen, braucht<br />

es Kontinuität. Es reicht nicht, die Technik des<br />

Visualisierens sporadisch oder nur ein paar Tage<br />

oder Wochen zu praktizieren. Mache es dir am<br />

besten zu einer festen täglichen Gewohnheit –<br />

auch in Zeiten, in denen es dir mal nicht so gut<br />

geht. Tue es mit Spaß und genieße die ungestörte<br />

Zeit mit dir selber. Gute Zeiten sind der Morgen<br />

gleich nach dem Aufwachen und am Abend vor<br />

dem Einschlafen.<br />

AUTOR: LEEZA NAIL<br />

WEB: WWW.ALFREDMUSIC.DE<br />

FOTOS: CREATOPIC, GSTUDIO,<br />

BILLIONPHOTOS.COM, GRAFICRIVER /<br />

ADOBE STOCK<br />

DIE AUTORIN<br />

LeeZa Nail ist freiberufliche <strong>Musiker</strong>in und arbeitet als Vocal Coach.<br />

Sie hat das Studium des Jazz- und Populargesangs in Frankfurt absolviert,<br />

ist international mit ihrem Solo-Projekt „LeeZa Nail“ unterwegs und<br />

widmet sich seit einiger Zeit verstärkt dem Schreiben und Komponieren.<br />

THE SINGER‘S COACH<br />

In ihrem bei Alfred Music erschienenen Buch The Singer’s Coach<br />

(978-3-947998-08-1) gibt LeeZa Nail ihre Erfahrungen weiter an alle,<br />

die es ebenfalls ernst meinen mit der eigenen Gesangskarriere. In insgesamt<br />

13 Kapiteln beschäftigt sich LeeZa mit: Gesangspraxis, allgemeiner<br />

Musiklehre, der Rolle des*r Sänger*in und den Aspekten des<br />

Musikbusiness. Und als Bonus: aufschlussreiche Interviews mit<br />

Profimusiker*innen aus Soul, Pop, Jazz, Musical, Oper u.v.m.<br />

TEXTQUELLE: MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON<br />

ALFRED VERLAG | FOTO: © CAROLA SCHMITT<br />

LEEZA NAIL<br />

The Singer’s Coach – Der Karriere-Ratgeber<br />

Alles, was ambitionierte Sänger*innen wissen sollten!<br />

DIN A4, 160 SEITEN, 18,95 EURO, ISBN13: 9783947998081<br />

LEEZANAIL.DE | FACEBOOK.COM/LEEZA.NAIL.AUTORIN<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


56 PRODUKT-NEWS<br />

Text: Fabian Brüne<br />

KÖNIG & MEYER – WIE DAS HOMEOFFICE GARANTIERT GELINGT<br />

Eines vorweg: Ja, ich sitze gerade im Homeoffice, während<br />

ich diesen Artikel schreibe. Und ich genieße es! Warum? Weil<br />

ich zum Schreiben vor allem eines brauche: Ruhe. Und die<br />

ist in einem kleinen Büro die knappste Ressource. Damit aus<br />

„in Ruhe sitzen“ nicht „zur Ruhe setzen“ wird, habe ich mir<br />

ein paar Tipps angehört, wie das mit dem Arbeiten im<br />

Homeoffice gelingen kann. Die plausibelsten und (für mich)<br />

nachvollziehbarsten Ratschläge habe ich hier short and simple<br />

zusammengefasst:<br />

DEN WEG ZUR ARBEIT SIMULIEREN<br />

Damit der Morning-Blues dem Working-Mindset weicht, ist<br />

es ratsam, eine Arbeitsroutine auch im Homeoffice zu entwickeln.<br />

Vielleicht hilft schon eine kleine Runde um den<br />

Block, um den Weg zur Arbeit zu simulieren. Daneben kann<br />

ein geordneter Tagesrhythmus, wie die Zeit des Aufstehens<br />

oder des zweiten Kaffees, nur von Vorteil sein.<br />

KLEIDER MACHEN LEUTE<br />

Hinter diesem geflügelten Wort steckt jede Menge Wah rheit.<br />

Die Kleidung ist nicht nur dafür verantwortlich, wie dich<br />

andere Menschen wahrnehmen, sondern auch, wie du dich<br />

selbst siehst. Die Kleidung hat großen Einfluss auf dein<br />

Mind set und deine innere Haltung und somit auf die Pro -<br />

duk tivität im Homeoffice.<br />

DAS A UND O IM HOMEOFFICE:<br />

DEN ANFANG UND DAS ENDE KENNEN<br />

Wie im Leben, ist es auch im Homeoffice wichtig, sich Ziele<br />

zu setzen. Das kann der Motor einer effektiven Arbeits -<br />

weise sein. Steck dir Ziele, was du in den nächsten zwei<br />

Stunden erreichen willst oder was du vor dem Feierabend<br />

erledigt haben musst. Ganz wichtig sind auch Pausen, die<br />

du dir im normalen Büroalltag auch gönnst.<br />

ARBEITEST DU NOCH ODER LEBST DU SCHON?<br />

Der Übergang zwischen Wohn- und Arbeitsraum ist im<br />

Homeoffice fließend, wenn nicht gar frei von Konturen.<br />

Damit aus dem Ess- oder Wohnbereich ein funktionsfähiges<br />

Büro wird, reicht in der Regel ein Handy, ein PC, optional<br />

ein zweiter Bildschirm und vielleicht die ein oder andere<br />

Unterstützung. Pünktlich zum Feierabend muss der Tisch<br />

dann seiner eigentlichen Aufgabe gerecht werden, weswegen<br />

auf leichtes, flexibles und mobiles Equipment gesetzt<br />

werden sollte.<br />

Wir haben einige Produkte im Sortiment, für deren Aufbau<br />

du weder einen Schraubenzieher noch eine Strich männchen-<br />

Gebrauchsanleitung brauchst:<br />

19805<br />

Smartphone und Tablet-PC-Halter<br />

19800 / 19805<br />

SMARTPHONE UND TABLET-PC<br />

TISCHSTATIV / HALTER<br />

Ganz neu in unserem Sortiment sind diese zwei Tablet-PCund<br />

Smartphone-Halter, die sich entweder ganz easy auf<br />

dem Tisch platzieren oder an der Tischkante montieren lassen.<br />

Beide Modelle überzeugen durch ihr geringes Gewicht,<br />

unterstreichen mit den verwendeten Materialien aber gewiss<br />

ihre Standfestigkeit. Der Klemmmechanismus kann Devices<br />

von 10,2“ bis 13“ stufenlos aufnehmen. Die Arme der beiden<br />

Modelle sind 360 Grad neig- und drehbar und passen<br />

sich so perfekt den räumlichen Gegebenheiten an.<br />

Der Unterkonstruktion des 19800 Tischstativs wurden vier<br />

rutschfeste Gummifüße spendiert. Die Aussparung im Fuß<br />

19800<br />

Smartphone und Tablet-PC Tischstativ<br />

des Stativs ermöglicht eine intelligente Kabelführung, was<br />

für einen ordentlichen Eindruck auf Arbeitsplatz sorgt. Der<br />

19805 Smartphone- und Tablet-PC-Halter lässt sich an<br />

Tischkanten von 10 mm bis 35 mm Stärke anbringen.<br />

www.musiker-online.tv


PRODUKT-NEWS 57<br />

16075<br />

KOPFHÖRER-TISCHSTATIV<br />

Telefon- und Videokonferenzen dominieren derzeit unsere<br />

Agenda und sind das Mittel der Wahl, wenn es um den Kon -<br />

takt zu Kollegen, Lieferanten und Kunden geht. Für die Pausen<br />

zwischen den Telefonaten haben wir ein Kopf hörer-Tisch stativ<br />

entwickelt, in welchem du den idealen Auf be wah rung sort für<br />

dein Headset oder andere Kopfhörer findest. Das Kopf hörer-<br />

Tischstativ kann mit seinem geringen Gewicht (700 g) punkten<br />

und überzeugt auch in seiner Optik.<br />

12195<br />

LAPTOPSTÄNDER<br />

Wer zu Hause mit einem Laptop arbeitet, wird die Mö glich -<br />

keiten, die dieser Laptophalter mit sich bringt, sehr schätzen.<br />

Die maximale Einsatzhöhe des Laptopständers liegt bei<br />

265 mm und kann bei Bedarf stufenlos auf bis zu 65 mm<br />

reduziert werden. Damit kann der Laptop perfekt auf deine<br />

Sitzhöhe angepasst werden. Gleichzeitig spart der Laptop -<br />

ständer Platz, indem sich unterhalb des Laptops Notiz zettel,<br />

Dokumente und Stifte verstauen lassen. Die Kombination von<br />

Bauteilen aus Aluminium und Stahl sorgt für den perfekten<br />

Trade-off zwischen Stabilität und geringem Gewicht. Mit<br />

den individuell einstellbaren Anschlagstiften ist dein Laptop<br />

vor dem Absturz gesichert – zumindest die Hardware!<br />

Besonderheit: individuell einstellbare Anschlagstifte;<br />

inklusive geräteschonender Auflage-Pads<br />

12195-000-87 – basaltgrau | EAN: 4016842116119<br />

Weitere Informationen: www.k-m.de<br />

Besonderheit: rutschfester Stand durch Gummipuffer<br />

16075-000-56 – schwarz struktur | EAN: 4016842102556<br />

Weitere Informationen: www.k-m.de<br />

12440 / 12450<br />

UNI-BOY »BOOK« ODER<br />

UNI-BOY »CLASSIC«<br />

Der ein oder andere kennt sie vielleicht aus der Schulzeit:<br />

die Buchstütze. Für das Homeschooling der Kids haben wir<br />

den Uni-Boy »Book« und den Uni-Boy »Classic« im Sor -<br />

timent. Die Buchstützen geben sicheren Halt für Arbeits -<br />

blätter, Schulbücher und sonstige Materialien und machen<br />

unbequemer Arbeit ein Ende.<br />

12440 UNI-BOY »BOOK« :<br />

12440-000-00 – 4-fbg. Set (VE: 22 St.)<br />

12450 UNI-BOY »CLASSIC«:<br />

12450-000-00 – 4-fbg. Set (VE: 22 St.)<br />

Weitere Informationen: www.k-m.de<br />

SIGI SCHWAB<br />

GUITAR BOOK<br />

30 Arrangements von Klassik bis Jazz<br />

Autor: Schwab, Siegfried (Sigi) | Sprache: deutsch | englisch<br />

Besetzung: Gitarre | Ausgabe: Noten<br />

Seiten-Bindung: 100 Seiten – Ring-/Spiralbindung<br />

Schwierigkeit: mittelschwer – fortgeschritten<br />

ISBN 978-3-7957-9906-9 | ED 23369 | 35,00 €<br />

Der vielsaitige Champion mit 30 Bearbeitungen und Kom -<br />

positionen aus Jazz, Pop und Klassik. Sigi Schwabs musikalisches<br />

Spektrum erstreckt sich vom Barock bis zur<br />

Gegenwart. In den sechseinhalb Jahrzehnten seines künstlerischen<br />

Schaffens haben sich gleich mehrere stilistische<br />

Umbrüche vollzogen, die sich auch in diesem Songbook<br />

wiederfinden: von den frühen Jazzstandards der Nach -<br />

kriegs zeit hin zu der unglaublichen melodischen Kraft der<br />

Beatles oder eines Michael Jackson. In all diesen Jahren<br />

entwickelte Sigi Schwab einen persönlichen Kanon an Spiel -<br />

material, der stark von der europäischen Musi zier tradition,<br />

aber auch von Einflüssen aus der indischen, afrikanischen<br />

und fernöstlichen Musik geprägt wurde. Dieses Buch enthält<br />

die bekanntesten und persönlichsten Kom po sitionen<br />

mit allen Leadsheets inklusive farbiger Fingersätze und Ak -<br />

kor de von Sigi Schwab. Das große Sonderformat sorgt hierbei<br />

für eine übersichtliche Darstellung auf Doppel seiten. Es<br />

erwartet Sie ein exklusives Workbook zum 80. Ge burts tag<br />

des legendären Gitarristen.<br />

Inhalt: Ain’t Misbehavin‘ – Basin Street Blues – Close To<br />

You – Lullaby Of Birdland – Moonglow – Moonlight In<br />

Vermont – Round Midnight – Stormy Weather – Take Five<br />

– Taking A Chance On Love – The Work Song – West Coast<br />

Blues – Black Bird – Downtown – Eleanor Rigby – I’ll Be<br />

There – Heal The World – Yesterday – African Colours –<br />

Blue Serenade – Capriccio Bavarese – Jazz Me, I’m Bluesy<br />

– Jazz-Suite Nr. 1 – Jogging – Laschia Ch’io Pianga –<br />

Memos Lullaby – Nobody Knows The Trouble I’ve Seen –<br />

Parvati – Prelude BWV 1007 – Swing Low, Sweet Chariot<br />

Weitere Informationen: de.schott-music.com<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


58 PRODUKT-NEWS<br />

FAME GREEN LEAF GL-JF2 E<br />

– die etwas andere Gitarre<br />

Gleich vorab: Eine Acoustic aus den hier verwendeten<br />

Materialien zu fertigen, ist nicht die Erfindung von Fame,<br />

das haben andere Hersteller schon vorgemacht. Die Fame<br />

Green Leaf weckt aber dennoch die Neugier, denn zum<br />

Beispiel kostet sie nur etwa ein Drittel eines amerikanischen<br />

Konkurrenz-Modells.<br />

PRAXIS:<br />

Der mittelkräftige Hals liegt gut in der Hand, die Saitenlage<br />

ist gleich ab Werk sehr gut eingestellt – es kann sofort ohne<br />

Eingewöhnungsprobleme losgehen. Ein rundes, sattes, in<br />

den Höhen eher mildes Klangbild dringt ans Ohr. Die Laut -<br />

stärke ist etwas geringer als bei der flugs herbeigeholten<br />

Vergleichsgitarre aus gewohnten Hölzern, aber das Sustain<br />

und die Dynamik-Reserven der Green Leaf können absolut<br />

überzeugen.<br />

FACTS:<br />

• Fabrikat: Fame<br />

• Modell: Green Leaf GL-JF2 e<br />

• Typ: Grand Auditorium E-Acoustic mit Cutaway<br />

• Herkunftsland: China<br />

• Mechaniken: schwarz, geschlossen<br />

• Hals: Schichtholz, C-Profil<br />

• Sattel/Stegeinlage: Knochen<br />

• Griffbrett: Richlite, 16“ Radius<br />

• Halsbreite: am Sattel 43 mm<br />

• Bünde: 20<br />

• Mensur: 650 mm<br />

• Korpus/Decke: HPL<br />

• Oberflächen: Charcoal, mattes Finish<br />

• Elektronik: Fame Pickup-System<br />

• Gewicht: 2,1 kg<br />

• Preis: 179 €<br />

PLUS & MINUS:<br />

+ Korpus-Material robust und widerstandsfähig<br />

+ Hardware (Tuner, Sattel, Bünde)<br />

+ D’Addario EXP Saiten ab Werk<br />

+ Bespielbarkeit, Werkseinstellung<br />

+ Klangbild, Sustain, Dynamik<br />

+ Pickup-System, E-Sounds<br />

– Regeleinheit und Batterietasche nicht optimal<br />

befestigt<br />

KONSTRUKTION:<br />

Wir haben hier eine Westerngitarre im Grand-Auditorium-<br />

Format mit Cutaway und Pickup-System vor uns – so weit,<br />

so normal. Was wir bei dieser Fame Green Leaf allerdings<br />

eher selten vorfinden, ist Holz! Der Beweggrund dafür kann<br />

allerdings kein finanzieller sein, der verbaute Werkstoff ist<br />

mindestens so teuer wie das laminierte Holz einer vergleich -<br />

baren Gitarre. Nein, es geht um die Schonung von Holz-<br />

Ressourcen, Strapazierfähigkeit und Unempfindlichkeit<br />

gegen klimatische Einflüsse (Trockenheit, Feuchtigkeit, Kälte,<br />

Hitze).<br />

Der Korpus aus hochstabilem, extradünnem HPL (High<br />

Pressure Laminate, einem unter Hochdruck hergestellten<br />

Werk stoff mit Papieranteilen und guten Klangeigenschaften)<br />

präsentiert sich in einem coolen dunklen Riegelahorn-<br />

Finish namens Charcoal und verzichtet dabei auf jeglichen<br />

Zierrat. Kein Binding oder Purfling, keine Schallloch-Rosette<br />

und auch kein Schlagbrett stören das schlicht-moderne<br />

Erscheinungsbild. Letzteres ist auch unnötig, da die Decke<br />

unempfindlich gegen Kratzer und Spielspuren ist.<br />

Auch der Hals aus Schichtholz (ja, er und das Bracing sind<br />

die Ausnahme aus Holz) setzt auf Stabilität und ist dank<br />

seiner Bauweise absolut verwindungssteif. Das Griffbrett<br />

aus Richlite trägt 20 gut polierte, sauber eingesetzte Bünde<br />

und eine „Green Leaf“-Einlage am 12. Bund. Der tadellos<br />

gefeilte Sattel aus echtem Knochen führt die Saiten zur<br />

Kopfplatte mit den soliden gekapselten Stimmmechaniken.<br />

Wer über Anlage spielen möchte, findet ein Pickup-System<br />

an Bord. Ein Piezo-Tonabnehmer unter der Stegeinlage ist<br />

regelbar über je ein Volume- und Tone-Rädchen am Schall -<br />

lochrand. Am hinteren Gurtpin kann ein Klinkekabel eingesteckt<br />

werden.<br />

Auch über Anlage gespielt sammelt die Fame fleißig Plus -<br />

punkte. Ein frischer, knackiger Sound erklingt, alle Saiten<br />

werden ausgewogen verstärkt, der Klangregler hält die Höhen<br />

im Zaum. Klasse … hier präsentiert sich eine robuste,<br />

klangstarke Bühnengitarre.<br />

FAZIT:<br />

Plötzlicher Regenguss auf der Gartenparty … egal! Gitarre<br />

im Hochsommer im Auto gelassen – nicht so schlimm! Die<br />

Fame Green Leaf macht (fast) alles mit und liefert wirklich<br />

(besonders auch elektrisch) tadellose Sounds bei bester<br />

Bespielbarkeit. Man muss sich eben nur von alten „Material-<br />

Gewohnheiten“ frei machen.<br />

Persönlicher Test empfohlen!<br />

Test: Rufus Jahn / Fotos: Dirk Schlossarek<br />

Weitere Informationen: www.musicstore.de<br />

www.musiker-online.tv


PRODUKT-NEWS 59<br />

FAME A-50 GLOSS II<br />

– viel Gitarre für’s Geld?<br />

Ja, dem ersten Eindruck nach bekommt man hier mit der<br />

A-50 eine Menge geboten für den doch sehr moderaten<br />

Preis. Das schauen wir uns näher an.<br />

KONSTRUKTION:<br />

Die A-50 Gloss II ist eine Westerngitarre im Grand-Auditorium-<br />

Format mit Cutaway und Pickup-System und ist – wie der<br />

Name „Gloss“ schon verrät – inklusive Hals und Kopfplatte<br />

mit einem Hochglanz-Finish versiegelt. Das wirkt edel, ein<br />

paar kleine Unsauberkeiten lassen sich bei genauem Hin -<br />

sehen aber entdecken. Der Korpus punktet mit einer massiven<br />

Fichtendecke, Boden und Zargen sind aus laminiertem<br />

Koa mit einer sehr attraktiven Maserung. Die Korpus -<br />

kanten sind dann auch noch mit einem Binding aus Ahorn<br />

in Szene gesetzt – sehr schick!<br />

Der Mahagonihals macht einen stabilen Eindruck. Er ist,<br />

hinten am Übergang zur Kopfplatte, in guter alter Martin-<br />

Manier mit einer kräftigen Volute in Pyramidenform verstärkt.<br />

Etwas speziell wird es beim Griffbrett: Es ist, wie<br />

auch der Steg, aus HPL (hochkomprimierter Werkstoff) ge -<br />

fertigt, hat eine dunkle Farbe wie Ebenholz und hilft dabei,<br />

eben dieses zu sparen bzw. zu schonen. Besonderer Hin -<br />

gucker: die Perlmutt-Einlage am 12. Bund in Form eines<br />

Bergpanoramas.<br />

Die Saiten ruhen auf der Stegeinlage und dem Sattel aus<br />

echtem Knochen und werden von den stylischen offenen<br />

Mechaniken im 1930er-Jahre-Stil in Stimmung gebracht.<br />

gen, die Werkseinstellung von Saitenlage, Hals krüm mung<br />

und Intonation erlauben einen sofortigen komfortablen Spiel -<br />

start.<br />

Und die A-50 hält klanglich, was sie optisch verspricht. Mit<br />

klarer, fester Stimme setzt sie den Input des Spielers sensibel<br />

um. Sonore, straffe Bässe, knackige Mitten und durchsetzungskräftige<br />

Höhen bilden ein kraftvolles Klangbild, das<br />

auch höhere Ansprüche leicht erfüllen kann.<br />

Gleiches gilt verstärkt über Anlage gespielt – ein richtig<br />

guter Sound! Da kann man verschmerzen, dass der Klang -<br />

regler keine allzu große Wirkung hat und eher nur in Nuancen<br />

auf den tollen Gesamtsound wirkt.<br />

FAZIT:<br />

Optik, Verarbeitung, Bespielbarkeit und Klang ergeben ein<br />

stimmiges Gesamtbild, das zu überzeugen weiß – besonders<br />

angesichts des Preises. Eine Gitarre nicht nur für an spruchs -<br />

volle Einsteiger, sondern auch für preisbewusste „Working-<br />

Musicians“, die ein zuverlässiges Arbeitsgerät suchen.<br />

Test: Rufus Jahn / Fotos: Dirk Schlossarek<br />

Weitere Informationen: www.musicstore.de<br />

Erstklassige Verarbeitung<br />

bei Cutaway<br />

und Halsansatz<br />

FACTS:<br />

• Fabrikat: Fame<br />

• Modell: A-50 Gloss II<br />

• Typ: Grand Auditorium E-Acoustic mit Cutaway<br />

• Herkunftsland: China<br />

• Mechaniken: offen, verchromt<br />

• Hals: Mahagoni, C-Profil<br />

• Sattel/Stegeinlage: Knochen<br />

• Griffbrett/Steg: HPL<br />

• Halsbreite: am Sattel 44 mm<br />

• Bünde: 20<br />

• Mensur: 650 mm<br />

• Decke: Fichte, massiv<br />

• Korpus: Koa, laminiert<br />

• Oberflächen: Hochglanz<br />

• Elektronik: Fishman Sonitone<br />

• Gewicht: 2,0 kg<br />

• Preis: 333 €<br />

PLUS & MINUS:<br />

+ Hölzer, Hardware<br />

+ Design, Optik<br />

+ Bespielbarkeit, Werkseinstellung<br />

+ kraftvolle A- und E-Sounds<br />

+ Preis/Leistung<br />

– kleine Unsauberkeiten bei der Lackierung<br />

Zur Elektrifizierung der Klänge ist das tausendfach bewährte<br />

Fishman-Sonitone-System an Bord. Ein Piezo-Tonab neh -<br />

mer unter der Stegeinlage wird über zwei Rädchen am<br />

Schalllochrand unauffällig geregelt – eine kleine Kunst -<br />

stoffplatte hinten auf der Zarge bietet ein Klinke-Output<br />

und ein Batteriefach für schnellen Zugriff zum 9-Volt-Block.<br />

PRAXIS:<br />

Das mittelkräftige C-Profil des Halses und das Griffbrett mit<br />

44 mm Breite am Sattel bieten erwachsene Spiel be din gun -<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


60 PRODUKT-NEWS<br />

Die streng limitierten Vinyls werden schließlich auf der IFA<br />

an die wichtigsten TEAC-Kund*innen vergeben und ermöglichen<br />

dadurch den aufstrebenden <strong>Musiker</strong>*innen, in der<br />

In dustrie Bekanntheit zu erlangen.<br />

Guter Sound ist die Kernidentität von TEAC. Ohne gute<br />

Musik ist allerdings auch der beste Sound wertlos. Deswegen<br />

möchte TEAC seine Zusammenarbeit mit Interpret*innen<br />

ausbauen. „Recording Tomorrow“ soll aufstrebenden Ta -<br />

lenten aus allen Genres und sozialen Umfeldern die Chance<br />

bieten, ihre Kunst auf der Weltbühne zu präsentieren. Da<br />

liegt für TEAC nichts näher, als die Songs auf Vinyl zu pressen.<br />

TEAC ist einer der wenigen Hersteller, die neben verschiedenen<br />

Plattenspielern mit Bluetooth und High-End-<br />

Geräten für Audiophile auch noch Kassettendecks anbieten.<br />

So hält TEAC der analogen Tontechnologie nach wie<br />

vor stolz die Stange.<br />

DER SOUND VON MORGEN<br />

TEAC kündigt Talentsuche in Kooperation mit gigmit an<br />

Der japanische High-End-Audiohersteller TEAC gibt be -<br />

kannt, in Kooperation mit dem Artist-Booking-Anbieter gigmit<br />

einen besonderen „Call for Talents“ zu veranstalten. Vier<br />

aufstrebende Künstler*innen erhalten dabei im Rahmen der<br />

Aktion „Recording Tomorrow“ die Chance, ihre Songs auf<br />

einer exklusiven Vinyl zu platzieren.<br />

Nach einem Auswahlverfahren durch gigmit und TEAC werden<br />

die Gewinner*innen auf der HIGH END in München (19.<br />

Mai – 22. Mai) präsentiert. Neben der fertigen Platte, die<br />

auf der IFA <strong>2022</strong> in Berlin (2. September – 6. September)<br />

enthüllt wird, winken den Künstler*innen ein Preisgeld sowie<br />

zusätzliches High-End-Equipment von TEAC.<br />

Nähere Informationen zum Bewerbungsprozess und Ablauf<br />

für interessierte <strong>Musiker</strong>*innen finden sich direkt bei gigmit.<br />

Im deutschsprachigen Raum organisiert der europäische<br />

Distributor für Premium-Marken Aqipa den Vertrieb der<br />

hochqualitativen Audiolösungen von TEAC. Dazu zählen die<br />

stylischen Plattenspieler der TN-Serie und moderne Kas -<br />

set tendecks.<br />

Weitere Informationen:<br />

blog.gigmit.com/de/teac-recording-tomorrow_<strong>2022</strong>_de/<br />

eu.teac-audio.com/de-DE/<br />

TASCAM ERWEITERT<br />

SEINE PODCAST-STATION<br />

UM EINE REIHE<br />

NEUER FUNKTIONEN<br />

Tascam<br />

Podcast Editor<br />

Einfacher<br />

Audio-Editor<br />

für die Podcast-<br />

Erstellung<br />

Mit der veröffentlichten Firmwareversion 1.20 stattet Tascam<br />

seine Podcast-Station Mixcast 4 mit einer Reihe zusätzlicher<br />

Features aus, die Anwender sich noch ge wünscht hatten. So<br />

ist es nun möglich, die eingebauten Effekte auf mehrere<br />

Mikro fone gleichzeitig anzuwenden und durch An tippen der<br />

Pegelanzeigen für jeden Kanal separat ein- und auszuschalten.<br />

Zudem kann sich die Ducking-Funktion nun auch auf die<br />

mit den Sound-Pads abgespielten Klänge auswirken. Darüber<br />

hinaus haben die zuvor fest abgestimmten Audio eingänge<br />

über USB, Bluetooth und Mini klinke einen Eingangs pegel -<br />

regler erhalten, für die Pegel anzeigen gibt es eine Dezibel-<br />

Skala und Nutzer gelangen vom Hauptbild schirm aus schneller<br />

zu den Einstellungen für die einzelnen Eingänge.<br />

Das Firmware-Update steht zusammen mit einer Hand buch-<br />

Ergänzung ab sofort zum kostenlosen Download bereit.<br />

Weitere Informationen: www.tascam.eu<br />

www.musiker-online.tv


TITELSCHUTZANZEIGEN 61<br />

Titelschutzanzeigen müssen uns fertig layoutet<br />

zugesandt weden.<br />

Sie können nur noch gegen Bargeld<br />

veröffentlicht werden<br />

Anzeige 45 x 20 mm<br />

(fertig layoutet):<br />

20,– € für Mitglieder<br />

30,– € für Nichtmitglieder<br />

EDGAR WEILER<br />

„Will the circle be unbroken“<br />

VÖ: 15.01.2021<br />

edgar.weiler@weiler-legal.com<br />

RAYO DE LUNA<br />

„A Journey to…“<br />

VÖ: 08.05.2020<br />

info@martinschroer.de<br />

REIDAR JENSEN<br />

„Boundless“<br />

VÖ: 26.11.2021<br />

ww.reidarjensen.com<br />

GOLDMARIE<br />

„Awakening“<br />

DIE PLANK<br />

„Jetzt geht die Sonne auf“<br />

ENGELA<br />

„Hoid ma zam“<br />

VÖ: 11.12.2020<br />

VÖ: 17.04.2020<br />

VÖ: 15.10.2021<br />

www.oliwoodmusic.com<br />

franziskabubproduction.com<br />

www.die-plank.de<br />

www.angela-nebauer.de<br />

Oliver Deuerling | Sudetenlandstrasse 32 | 86633 Neuburg an der Donau<br />

FRANK PROFT<br />

„Wo bist du“<br />

PART OF THE CROWD<br />

„Time Machine“<br />

DORIAN BLACK<br />

„Berlin is not Germany“<br />

VÖ: 18.11.2020<br />

VÖ: 15.04.2020<br />

VÖ: 13.08.2021<br />

www.franziskabubproduction.com<br />

proft-live.de<br />

www.part-of-the-crowd.de<br />

www.dorian-black.de<br />

UDO OCHSENCOCKER<br />

Thomas Rieke – Teschendorf 17 – 29378 Wittingen<br />

GOLDMARIE<br />

„Bittersweet Misery“<br />

VÖ: 09.10.2020<br />

franziskabubproduction.com<br />

NIMA LINDNER<br />

„The truth behind“<br />

VÖ: 03.04.2020<br />

www.nima-lindner.de<br />

ECLIPSE SOL-AIR<br />

„Generation Y“<br />

VÖ: 13.08.2021<br />

www.eclipse-sol-air.de<br />

DORIAN BLACK<br />

„Down Wth You Love“<br />

VÖ: 28.08.2020<br />

JOGALO<br />

„Jogalo and the<br />

Funkey Fellas“<br />

VÖ: 18.02.2020<br />

CAPELLASTREET<br />

„Boys don’t cry“<br />

VÖ: 09.07.2021<br />

Urheberin & Production: Franziska Bub | www.franziskabubproduction.com<br />

Design & Graphic: Jeannine Platz, Joscha Radaj, Franziska Bub<br />

www.dorian-black.de<br />

jojobamusic@gmx.de<br />

www.capellastreet.de<br />

CD-Veröffentlichungen in den weltweiten<br />

digitalen Downloadportalen<br />

über<br />

– MUSIKER ONLINE –<br />

Infos: info@musikermagazin.de<br />

JÜRGEN TESCHAN DUO<br />

In Session“<br />

VÖ: 03.07.2020<br />

www.teschan.com<br />

CAPELLASTREET<br />

„Close to close“<br />

VÖ: 20.12.2019<br />

thiboe@gmx.de<br />

MARCUS GENARD<br />

„RISE“<br />

VÖ: 18.06.2021<br />

marcus-genard.com<br />

DIE SARGNÄGEL<br />

„Ars Vivendi“<br />

VÖ: 09.04.2021<br />

www.facebook.com/<br />

galahad.germany<br />

DORIAN BLACK<br />

„Take The Hard Way“<br />

18.06.2020<br />

www.dorian-black.de<br />

JAMBERRY<br />

„Schicksal“<br />

22.11.2019<br />

jamberry-music.de<br />

MARCUS GENARD<br />

„There must be something<br />

in the water“<br />

VÖ: 11.06.2021<br />

marcus-genard.com<br />

BARBARA ZANETTI<br />

„Wunder Natur“<br />

VÖ: 23.03.2021<br />

barbarazanetti.com<br />

DORIAN BLACK<br />

„Sounds Like A Melody“<br />

18.06.2020<br />

www.dorian-black.de<br />

DIE ROCKMEDIZINER<br />

„… auf Krankenschein“<br />

VÖ: 22.11.2019<br />

DORIAN BLACK<br />

„Karpov!“<br />

VÖ: 21.05.2021<br />

www.dorian-black.de<br />

THE LOST ART SOCIETY<br />

„Five Leaf Clover“<br />

VÖ: 05.03.2021<br />

www.facebook.com/<br />

alex.kingscall<br />

DORIAN BLACK<br />

„Take Me Out Of Here“<br />

18.06.2020<br />

www.dorian-black.de<br />

Jenna Akua Hoff<br />

„Happy Holidays“<br />

VÖ: 16.11.2019<br />

facebook.com/iamjennahoff<br />

MICK ZIMMER<br />

„Das Neue Jahr“<br />

VÖ: 07.05.2021<br />

mick-zimmer.com<br />

FRANK PROFT FEAT.<br />

SANDRA<br />

„Einsam“<br />

DORIAN BLACK<br />

„Your Room“<br />

FRANK PROFT<br />

„Stück zurück“<br />

FRANK PROFT<br />

„Mein Herz brennt“<br />

VÖ: 26.02.2021<br />

18.06.2020<br />

VÖ: 15.11.2019<br />

VÖ: 16.04.2021<br />

proft-live.de<br />

www.dorian-black.de<br />

www.proft-live.de<br />

proft-live.de<br />

STEFAN LAUTERBACH<br />

„Moments of truth“<br />

VÖ: 26.02.2021<br />

stefan.lauterbach@arcor.de<br />

DORIAN BLACK<br />

„Revenge“<br />

18.06.2020<br />

www.dorian-black.de<br />

JOGALO AND<br />

THE FUNKY FELLAS<br />

„Heat Buzz“<br />

VÖ: 03.03.<strong>2022</strong><br />

jogalo.de<br />

FRANK PROFT<br />

„Tage kommen, Tage geh’n“<br />

VÖ: 16.04.2021<br />

proft-live.de<br />

BLACKROY<br />

„Blood, Passion &<br />

Rock ’n’ Roll“<br />

29.01.2021<br />

www.facebook.com/<br />

blackroymetaldortmund/<br />

GOLDMARIE<br />

„Goldmarie“<br />

29.05.2020<br />

franziskabubproduction.com<br />

JARIDIS<br />

„Time and again“<br />

VÖ: 03.12.2021<br />

www.facebook.com/Jaridis-<br />

107200395127090<br />

LILLY & GEORG WITSCH<br />

„’S Leben“<br />

16.04.2021<br />

unseremusikwerkstatt.de<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


62 REZENSIONEN<br />

TOKUNBO<br />

»Golden Days«<br />

Nach 15 Jahren Tok Tok Tok und ihren ersten beiden Solo-<br />

Alben „Queendom Come“ (2014) und „The Swan“ (2018)<br />

hat Tokunbo nun ihren dritten Longplayer „Golden Days“<br />

veröffentlicht. Mit warmer, weicher und dennoch klarer<br />

Stimme, bei der man die Texte jederzeit bestens versteht,<br />

singt sie unangestrengt nostalgisch von goldenen Tagen<br />

und fragt dann, ob diese nicht vielleicht gerade jetzt da<br />

sind. Geerdet, reduziert und auf den Punkt produziert und<br />

komponiert, passt hier einfach alles zusammen. Als Folk Noir,<br />

der bei einigen Songs an Norah Jones erinnert, kann man<br />

das Album als American irgendwo zwischen Folk und Country<br />

einordnen. Melodisch und feinfühlig bringt Tokunbo das<br />

Golden-Days-Feeling auf die Platte. Wie ein goldener Herbst -<br />

tag, voller Vertrauen in sich und die Zukunft. Die Songs<br />

sind sehr gut produziert, die Texte und Arrange ments fügen<br />

sich zu einem erwachsenen Gesamtalbum, nach dessen<br />

Hören man selbst ganz zuversichtlich ist. Alles in allem eine<br />

Platte, die sicher auch bei Fans unterschiedlicher Genres<br />

Gehör und Gefallen finden wird. Eine klasse Sängerin, die<br />

ihre Stimme nie ganz ausreizt, tolle Kom positionen und<br />

Umsetzung machen „Golden Days“ zu einem Genuss für die<br />

Ohren.<br />

golden.tokunbomusic.com<br />

R.F.<br />

DAVID BETA<br />

»Wenn ich schonmal hier bin«<br />

Mit „Wenn ich schonmal hier bin“ hat David Beta ein wunderbares<br />

Deutschpop-Album geschaffen. Die Tracks des<br />

Wahlhamburgers sind mal beat-, mal melodielastiger. Mit<br />

seinem flowigen Sprechgesang bringt er jetzt schon ein<br />

bisschen Sommerfeeling auf die Boxen – vor allem „Leicht“<br />

und „Sommer“ tragen das Gefühl bereits im Titel. Mit Sonne<br />

und Meer aufgewachsen, schreibt er in „Meermensch“ und<br />

„Hurra“ über seine Wurzeln. Aber er schlägt auch nachdenklichere<br />

Töne an. Das Gefühl, für jemand anderen wenig<br />

tun zu können, außer für ihn da zu sein und zu warten, der<br />

Wunsch nach Verbindung oder einfach die Auseinander -<br />

setzung mit dem inneren Pessimisten oder der inneren<br />

Unruhe sind Themen seiner Songs. Kein Wunder, ist das<br />

Album doch während der Pandemie entstanden, wo bei vielen<br />

die eigenen Themen plötzlich in den Vordergrund rückten,<br />

weil es viel weniger Ablenkung gab. Insgesamt ein eingängiges<br />

Album mit prominenter Unterstützung von namhaften<br />

<strong>Musiker</strong>n wie Gitarrist Peter Koobs (u. a. Peter Maffay), Pianist<br />

Zoran Grujovski (u.a. Das Pack, Rosenstolz), sowie dem<br />

Bassisten und den Bläsern von Jan Delay: Ali Busse, Philipp<br />

Kacza, Johnny Johnson. Carstens steuerte nicht nur die<br />

Drums bei, er übernahm auch die Produktion zusammen<br />

mit Grujovski.<br />

davidbeta.de<br />

R.F.<br />

SANDRA AJTNER<br />

»My Future«<br />

Auf „My Future“ covert Sängerin Sandra Ajtner vier Songs<br />

von Superstar Billie Eilish. Keine einfache Angelegenheit,<br />

aber Sandra braucht den Vergleich mit ihrem Idol nicht zu<br />

scheuen. Eine ganze Spur poppiger und gefälliger im Ge -<br />

sang sind ihre Interpretationen richtig gut und könnten zu -<br />

weilen auch als Remixe funktionieren. Besonders „Everything<br />

I Wanted“ besticht vor allem durch die weniger depressive<br />

Interpretation. Das Piano und ein entspannter Dance-Beat<br />

verstärken die mutmachende Botschaft des Songs. Seit<br />

2017 ist Ajtner als professionelle Sängerin unter wegs, singen<br />

tut sie aber schon seit ihrem vierten Lebensjahr. Ihre<br />

wohlklingende Stimme fügt sich wunderbar in die Songs<br />

ein und man möchte gern mehr von ihr hören. „My Future“<br />

kommt wie bei ihrem Idol mit minimalistischen Beats daher,<br />

und gerade wem die Stimme von Billie Eilish etwas zu speziell<br />

ist, wird diese Version lieben. Auf „I


REZENSIONEN 63<br />

MEIN ELBA<br />

»Auftakt«<br />

„Welches ist der Albumname, welches der des Künstlers?“,<br />

mag man sich fragen, wenn man die türkis umrandete CD<br />

mit dem Foto eines entspannten Mannes auf dem Cover<br />

erstmals in den Händen hält und „Mein Elba“ und „Auftakt“<br />

liest. Um es abzukürzen: MEIN ELBA ist das Bandprojekt des<br />

<strong>Musiker</strong>s Carsten Schlegel, der mit „Auftakt“ sein Debüt -<br />

album veröffentlicht hat. Viel über den Künstler erfährt man<br />

auf seiner Homepage nicht; nur, dass er sich nach 20<br />

Jahren im Musikgeschäft dazu entschlossen hat, seinen<br />

eigenen Weg zu gehen, wobei er dem Gefühl folgt, das<br />

Richtige zu tun. Dieses Gefühl bestätigt sich in den zehn<br />

Songs des Debütalbums, das einen wirklich vielversprechenden<br />

Auftakt zu MEIN ELBAS Solokarriere hinlegt. Boden -<br />

ständig und authentisch fühlen sich seine Songs an, erinnern<br />

in Stimme und Text an die einiger anderer Vertreter<br />

der deutschsprachigen Popszene wie Bosse, Revolverheld<br />

und Co., wobei es MEIN ELBA mühelos schafft, den Pop-<br />

Songs seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Seine<br />

Musik macht Lust auf Urlaub: einen Roadtrip, bei dem der<br />

Fahrtwind durch die Haare streicht und man die CD laut<br />

aufdreht. Schon der Einstieg ins Album ist eindringlich. Direkt<br />

angesprochen fühlt man sich von dem Sänger, der im Intro<br />

Einblick in seine Lebensphilosophie gibt. Der mit Streichern<br />

unterlegte Refrain „Ich fang zum letzten Mal von vorne an“<br />

geht direkt unter die Haut, was auch an MEIN ELBAS eindringlicher<br />

Stimme liegt. Eine leichte Melancholie durchströmt<br />

die Songs, bei allem Willen zum Aufbruch darf der<br />

Blick in die Vergangenheit nicht fehlen. Von den alten Bravo -<br />

heften an maroden Tankstellen ist in „Abbruch Ausbruch“ die<br />

Rede, „Nicht mal Hundert“ erinnert an die Kindheit und<br />

Jugend im 99-Seelen-Dorf. Musikalisch gesehen bieten die<br />

Songs eine feine Palette an Popklängen von rockig bis poetisch.<br />

Bitte mehr davon!<br />

www.elba-musik.de<br />

L.K.<br />

BARBARA ZANETTI<br />

»47 (2001– 2021)«<br />

Emotionen stehen bei Barbara Zanettis Liedersammlung im<br />

Fokus. Sie selbst schreibt, dass die Lieder sie „zutiefst berührt<br />

und getragen, aber vor allem mit Freude erfüllt“ haben, und<br />

das merkt man jedem Song an. Auf „47“ sind abwechs-<br />

lungsreiche Liedperlen aus 20 Jahren Wirken als Lieder -<br />

macherin versammelt. Viele davon sind für besondere<br />

Anlässe entstanden: Jubiläumslieder für RUN FOR LIFE<br />

oder BIOLAND, eine Hymne für „Die Sportler des Jahres“<br />

2003 oder der offizielle WM-Song für die Biathlon World<br />

Championships in Antholz 2007. Die zweisprachigen Wurzeln<br />

und die internationale Aufgeschlossenheit der Südtirolerin<br />

finden sich auch in den Liedtexten wieder: Sie singt souverän<br />

auf Deutsch, Italienisch und Englisch. Neben emotionalen<br />

Songs, mit gefühlvoller klarer Stimme gesungen, finden<br />

sich zahlreiche schwungvolle Lieder auf der CD, die Zanettis<br />

Lebensfreude und positive Energie rüberbringen, darunter<br />

„Bergwärts“, „Fianco a fianco“ oder „Showdown“. Nun hat<br />

Barbara Zanetti aber noch mehr zu bieten als „nur“ schöne<br />

Lieder. Sie engagiert sich mit ihrer Musik politisch, wie in<br />

„Der Ring“ oder „Stand Up For African Mothers“ sehr deutlich<br />

wird. In „Der Ring“ singt sie gegen Propaganda und<br />

Gewaltfantasien, klagende Opportunisten und schweigende<br />

Korrupte. „Stand Up For African Mothers“ ist für die gleichnamige<br />

Kampagne der NGO Amref Health Africa entstanden.<br />

„No woman should die giving life to this earth, no child<br />

should cry because left motherless” – diese Zeilen fassen<br />

die wichtigen Gründe zum Aufruf „Stand up” zusammen.<br />

Alles in allem gibt „47“ einen wunderbaren Einblick in<br />

Zanettis Schaffen, das <strong>2022</strong> sicherlich noch nicht sein<br />

Ende gefunden haben wird.<br />

www.barbarazanetti.com<br />

L.K.<br />

GEREON STEFER<br />

»Setzkasten«<br />

Ton für Ton, Wort für Wort setzt der Singer-Songwriter Gereon<br />

Stefer die fünf Songs zusammen, die seine EP „Setzkasten“<br />

bilden. Mehr als seine Gitarre, seine Stimme, einige Bass -<br />

linien und Percussion-Rhythmen braucht er nicht, um fünf<br />

stimmungsvolle und doch sehr unterschiedliche handgemachte<br />

Songs zu schaffen. Auf einem weißen Blatt Papier<br />

ist der Eingangssong „Aller Anfang ist mehr“ entstanden, in<br />

dem der Sänger beschreibt, wie schwer alle Anfänge sind,<br />

wie sehr es sich letztendlich aber doch lohnt „einen neuen<br />

Schritt zu wagen, einen neuen Weg zu schlagen“. Denn „aus<br />

dem Nichts entstehen Sachen, wo sonst keine wären“. Wahre<br />

Worte, die zum Loslegen ermutigen. Der Wechsel ins<br />

Englische im zweiten Song kommt überraschend, aber man<br />

hört sich schnell ein. „Spinning“ ist eine locker-leichte Hymne<br />

an das Zusammensein als Verliebte. Mit dem Track „Komm<br />

doch rein“ hat Gereon Stefer beim 39. Deutschen Rock &<br />

Pop Preis in der Kategorie „Bester Deutscher Text“ abgesahnt.<br />

Zu Recht, denn der Text ist poetisch und nachdenklich,<br />

lädt mit dem Motto „Mach mal Pause von der Welt“<br />

zum Ausruhen und Innehalten ein. Auf „You always had<br />

a knack for slightly not-so-romantic places“ singt Stefer mit<br />

einer guten Portion Humor von seiner Freundin, die eine<br />

Vorliebe für eben nicht so ganz romantische Orte hat. Der<br />

Song bringt einen entspannten Bossa-Groove mit und bietet<br />

Raum für ein schönes Gitarrensolo. Romantisch geht es<br />

weiter mit dem Folgesong, in dem Stefer ganz frei von der<br />

Seele spricht: „Scheiße, ich hab’ dich gern“. Der einzige<br />

klare Gedanke, den er fassen kann, der aber zugegebenermaßen<br />

nicht ganz in ein Liebeslied passt. Gerade das macht<br />

den Song so sympathisch und trotz allem zu einem charmanten<br />

Liebeslied.<br />

stefer.eu<br />

L.K.<br />

ALWIN SMOKE<br />

»Six String Stories«<br />

Auf „Six String Stories“ frönt Alwin Smoke, wie der Titel<br />

schon verrät, seiner Liebe zur Gitarre. Vierzehn E-Gitarren-<br />

Instrumentals von Classic- bis Poprock finden sich auf der<br />

Scheibe. Mit seiner Strat nimmt er die Hörer*innen auf eine<br />

Reise durch Sphären aus Gitarrenklängen. Die Melodien<br />

stehen hier ganz im Vordergrund. So sind die Songs auch<br />

für Gitarrenskeptiker nicht zu schrill, die Effekte wohldosiert<br />

und der Klang wie auf „A New Life Of The Little Sparrow“<br />

angenehm warm und melodisch. „Remembrance At Mary“<br />

ist ein altes deutsches Volkslied, dem Alwin mit seiner<br />

Gitarre neues Leben einhaucht. Auf „Spency“ spielen Bass<br />

und Gitarre im Duett, während „Bumble Bee“ zum reinen<br />

Solo-E-Gitarren-Stück avanciert. Alwin Smoke spielt dabei<br />

alle Instrumente selbst ein und holt sich nur auf der Bühne<br />

Verstärkung an Bass und Schlagzeug. E-Gitarren-Fans werden<br />

ihre Freude an diesem Album haben.<br />

www.alwin-smoke-musik.de<br />

R.F.<br />

MATTES WISSING<br />

»Die Chronik«<br />

Auf seiner ersten Solo-CD liefert Mattes Wissing durchweg<br />

ehrliche, handgemachte Musik. Das Album ist eine Art<br />

musikalisches Tagebuch. Auf einer Zeitreise von den 70ern<br />

bis heute nimmt Wissing seine Hörerschaft mit durch sein<br />

musikalisches Tagebuch aus einer Mischung von Coverund<br />

eigenen Songs. Die Stücke sind zumeist so arrangiert,<br />

wie er sie auch live auf die Bühne bringt – mithilfe von<br />

Stompbox, Looper und Sizzle Board. Ab und an dient ihm<br />

auch die Gitarre als Rhythmusinstrument und wird sehr<br />

perkussiv genutzt, sodass die Songs der verschiedenen<br />

Dekaden hervorragend akustisch umgesetzt werden konnten.<br />

Das ganze Album ist irgendwo also auch eine Hom -<br />

mage an die Musik. Von Peter Gabriel über a-ha und U2 bis<br />

zu Gregor Meyle und sogar einem Song von Joris, obwohl<br />

er eigentlich kein Fan vom Deutschpop der 2010er ist. Alle<br />

8<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


64 REZENSIONEN<br />

Instrumente hat Wissing selbst aufgenommen, produziert<br />

und abgemischt, ein bisschen Unterstützung hat er sich<br />

aber dennoch ins Boot geholt. So singt zum Beispiel seine<br />

Frau Heike Wissing auf „I Want More“ mit und Stephan<br />

Schmitt spielt die Bluesharp für „She Hates Blues“ ein. Wer<br />

sich nun fragt, wie man einen Titel wie „Where The Streets<br />

Have No Name“ in Ein-Mann-Besetzung hinbekommt,<br />

wird sich freuen, dass der Looper hier so geschickt ein gesetzt<br />

wurde, dass im Zusammenspiel und mit dem Stomper<br />

trotzdem eine dichte Atmosphäre geschaffen werden kann.<br />

Verschiedene Genres werden hier verarbeitet und auch die<br />

Eigenkompositionen sind sehr unterschiedlich. Mal klingt<br />

eine Begeisterung für Shanty und Irish Folk durch, wie in<br />

„Sail On Rover“, dann gibt es ein bisschen Swing mit<br />

„Moccaschnäuzchen“. „Die Chronik“ ist ein sehr persönliches<br />

Album mit ganz viel Liebe zur Musik – klare<br />

Empfehlung für Fans akustischer Musik.<br />

https://www.matteswissing.de<br />

R.F.<br />

KROHN BAND<br />

»The Missing Link«<br />

Als „Advanced Hippie Music“ bezeichnet die Münchener<br />

Krohn Band selbst ihre Musik und liefert damit den perfekten<br />

Soundtrack für lange Autofahrten. Verschiedene Musik -<br />

stile mal eher rockig, bluesig oder jazzig wie auf „Kiss On<br />

The Moon“ finden sich auf dem Tonträger wieder und die<br />

erfahrenen <strong>Musiker</strong> liefern gut eingespielte Handwerks -<br />

kunst. Mit Ausnahme einer Coverversion von Dylans „Like<br />

A Rolling Stone“ alles Eigenkompositionen von Sänger und<br />

Gitarrist Hans-Peter Krohn. Drums, Percussion, Bass, Saxo -<br />

fon, Flöte, Klarinette und weitere Sänger*innen komplettieren<br />

den Sound der Krohn Band und bieten viele Möglich -<br />

keiten für unterschiedliche Genres. In „Baked Potatoes“,<br />

einem Instrumentalstück, steht die Gitarre ganz im Vor der -<br />

grund und entführt auf eine melodische Reise. Den Titeltrack<br />

„The Missing Link“ nutzt die Besetzung geschickt aus, indem<br />

sich Saxofon und Gitarre in bester Call-and-Response-<br />

Manier abwechseln. Die Lyrics der Songs basieren zu großen<br />

Teilen auf persönlichen Beobachtungen und sind zuweilen<br />

sehr reflektiert und zeitkritisch. Alles in allem ein abwechslungsreiches,<br />

handwerklich gutes Album.<br />

www.krohnband.com<br />

R.F.<br />

UNITED<br />

»Musicians Against Poverty,<br />

Pro Health«<br />

<strong>Musiker</strong> aller Genres haben sich für einen Sampler zusammengetan,<br />

um das Projekt Armut und Gesundheit in<br />

Deutschland e.V. zu unterstützen. Zum Projekt: Der Verein<br />

setzt sich für Arme und Obdachlose ein, um ihnen Zugang<br />

zu medizinischer und sozialer Unterstützung zu verschaffen.<br />

Ob in der ambulanten Arztpraxis für Bedürftige, mit<br />

dem Arztmobil beim Mainzer Modell oder bei verschiedenen<br />

Einsätzen im Ausland. Wie auf der Vereins-Homepage<br />

vorgestellt, handelt es sich um einen sozialen Verein mit<br />

vielen unterstützenswerten Projekten. Armut und Ge sund heit<br />

in Deutschland e.V. ist Mitglied in der nationalen Armuts kon -<br />

ferenz (NAK) und der Landesarmutskonferenz Rheinland-<br />

Pfalz (LAK). Es handelt sich also um eine Charity-CD mit<br />

dem Titel „UNITED – United Musicians Against Poverty,<br />

Pro Health“. Nicht nur für den guten Zweck lohnt sich die<br />

Anschaffung des Silberlings. Es finden sich darauf musikalische<br />

Leckerbissen aus den verschiedensten Diszipli nen:<br />

ALLY THE FIDDLE rockt beim Opener „Distance“ die Geige.<br />

Die Stromgitarren treiben das Barockwerk mit Double Bass<br />

Drum in ein Metallgewitter. Gaby Weihmayer rockt mit LABEL<br />

Z den Song „Go To Pot“. Ein Groove-Metal-Megalith. RAIMLER<br />

BENZ beweist, er hat mit „Nicht recht!“ einen echt guten Flow<br />

im Deutsch-Rap-Stil. Weitere Künstler auf dieser lohnenswerten<br />

Sammlung Musik sind BACKDOOR CONNECTION,<br />

ATOMIC PICNIC PROJECT, STANZI JOY und viele mehr. Gutes<br />

tun und Gutes hören! Erhältlich bei Atomic Picnic Records.<br />

www.armut-gesundheit.de/was-wir-tun/ C.S.<br />

ZYDECO ANNIE & SWAMP CATS<br />

»Louisiana Christmas Night«<br />

Augen schließen und an die schönste Zeit des Jahres denken<br />

– ZYDECO ANNIE & SWAMP CATS versetzen einen mit<br />

ihrer CD „Louisiana Christmas Night“ direkt in die besinnliche<br />

Weihnachtszeit zurück. Besinnlich ist die Zeit bei der<br />

Band jedoch nur manchmal, auf dem Eingangssong „Le<br />

Temps Est Venu“ zum Beispiel, und umso fetziger geht es<br />

in anderen Songs zu. Zu „Nous Nous Amusons“ will man<br />

sofort die Beine schwingen, da kommt der Rhythmus von<br />

New Orleans direkt ins deutsche Wohnzimmer geflogen.<br />

Ein paar Klassiker dürfen auf der CD nicht fehlen: Die Band<br />

hat ihre ganz eigenen Arrangements von „Let It Snow“, „Silent<br />

Night“ oder „Jingle Bells“ im Gepäck. „Blue Christmas“ startet<br />

mit einem coolen Klaviersolo und wird ebenfalls mit einem<br />

durchgängig groovigen Südstaaten-Anstrich präsentiert –<br />

dabei macht Sänger Frederic Berger fast schon Elvis Kon -<br />

kurrenz. Traurig klingt hier nur der Text. „Les Enfants Sont<br />

Tres Heureux“ wird mit einer charmanten Schnod drig keit<br />

vorgetragen. Durchweg positiv fallen die Soli auf, in denen<br />

sich alle Instrumente und Bandmitglieder immer wieder<br />

präsentieren können. Zum nächsten Weihnachtsfest sollte<br />

man die CD definitiv wieder hervorholen und seine Familie<br />

auf eine weihnachtliche Reise vom kalten Norden bis in den<br />

heißen, rhythmischen Süden der USA mitnehmen.<br />

www.zydecoannie.de/konzerte.html L.K.<br />

REIDAR JENSEN<br />

»Boundless«<br />

Er ist ein Reisender, der vor 40 Jahren seine Heimat Nor -<br />

wegen verließ. Als international arbeitender IT-Manager traf<br />

Reidar Jensen Menschen in vielen Regionen der Welt. Er<br />

hörte zu, tauschte sich aus und lernte ihre Kulturen kennen.<br />

Diese vielschichtigen Erfahrungen und Begebenheiten in -<br />

spirierten ihn zu seinen Song-Geschichten. Als Singer-<br />

Songwriter/Gitarrist hat er viel zu erzählen und sieht sich in<br />

der Tradition eines Bob Dylan oder Donovan. So auch in<br />

„Boundless“, seinem aktuellen Album. Es steht wieder in<br />

einer Reihe des nordischen Folk, den er als Protagonist mitprägt.<br />

Gleich eine ganze Reihe von Preisen dürften sein<br />

Musik zimmerregal zieren. Exemplarisch sind diese: 4 & 5<br />

Stars beim „UK Songwriting Contest 2021“. Beim<br />

Deutschen Rock & Pop Preis 2016 und 2017 u. a. „bester<br />

englischsprachiger Text“, 1. Platz, sowie die Top-Platzierung<br />

„bestes traditionelles Weltmusikalbum“ und mehrere<br />

Zweitplat zie rungen in der Kategorie Folk Rock. Der Mann<br />

mit der markant rauchigen Stimme erhält in seinen Werken<br />

vorzügliche Unterstützung seiner Instrumentalisten. Diese<br />

sind im Gegen satz zum einstimmigen und markanten<br />

Vokaleinsatz Jensens virtuos und breit besetzt. Bläsersätze,<br />

Querflöte, Piano, Organ, mal dezent, mal im Breitband-Sound,<br />

malen die Songs auf dem neuen Album „Boundless“. Diese<br />

Beset zung ist ein Maximum an Musikalität. Um nur einige<br />

der Instrumentalisten zu nennen: David Pèrez Luna am<br />

Bass, Keys, Drums; Rómer Avendano, Gitarren, Ukulele;<br />

Carlos Ferrer am Cello und Josefien Kieppe an diversen<br />

Saiten instrumenten. Sie werten das Album in eine professionelle<br />

Dimension auf. Die Songs verströmen einen sanften<br />

Opti mismus, wie wir ihn dringend benötigen. „What You<br />

Are“ ist der Opener, der nur als eine Liebeserklärung an die<br />

Herzens dame zu verstehen ist. Das Berlin der 1930er ist<br />

www.musiker-online.tv


REZENSIONEN 65<br />

Thema von „Swing Life 1931“. „When you are with me, you<br />

light up all of me (...)“ klingt wieder nach Liebesballade im<br />

beschwingten Mid-Tempo. „Smell Of Fear“ thematisiert die<br />

Dramen der Gegenwart mit Lockdown und einer geteilten<br />

Welt. Reidar Jensen beschwört, erzählt und singt im Gewande<br />

dieser schönen Produktion, die Extrasterne verdient. Wunder -<br />

bar für die Anhänger des Songwriter Rock-Pop!<br />

www.reidarjensen.com<br />

C.S.<br />

BRUTAL VISION<br />

»Volume 4«<br />

Aus dem Hause Noizgate kommt der Sampler von Deaf -<br />

groundrecords als bereits vierte Ausgabe. 33 Bands aus sieben<br />

Ländern präsentieren feinsten Metal in all seinen Facet -<br />

ten. Zehn Gewinner aus einem Online-Voting fanden Platz<br />

auf diesem expliziten Sampler mit zwei silbernen Ton trägern.<br />

CD 1 trägt den Untertitel „Dystopia“, CD 2 „Utopia“. Es geht<br />

hart zur Sache. Als Feinheiten und Subgenres können hier<br />

unter anderem Death Metal und Grindcore genannt werden.<br />

Jedenfalls gibt es viele Growls beim Gesang. Gelegentlich<br />

finden Melodien Eingang in derbe und brutale Metal-Riffs.<br />

CRITICAL MESS lassen mit ihrem Titel „Generation Fork“ Black<br />

Sabbath mit ihren Doom-Riffs erinnern. Die fauchende<br />

Stimme von Shouterin und Cover-Art-Model Mara Bach lädt<br />

bei „Totentanz“ mit ihrer Band MIR ZUR FEIER zur Wall Of<br />

Death ein. CHARGER bewegen sich mit „Automatical War“<br />

im melodiösen Power Speed Metal. PSYCHO TOASTER erinnern<br />

gesanglich wiederum an Type O Negative in „Lights<br />

Out“. Nach Genuss von „Dystopia“ geht die Reise auf CD 2<br />

nach „Utopia“. Melodiös und orientalisch lassen GRAI mit<br />

einer bezaubernden Frauenstimme im Song „Of Dead Water“<br />

erschaudern. Was bringt uns die Zukunft? Eine überraschende<br />

Antwort bieten die Macher des Albums mit dem letzten<br />

Song auf der Liste: NIKA TIMOS lässt es mit „Crash“ krachen<br />

– aber: im Disco-Sound! Fazit: Metal wird weiblicher.<br />

Und Metal bleibt beinhart!<br />

www.noizgate.com<br />

C.S.<br />

PAUL BARTSCH & GUTFREUND<br />

»Lieder vom Kommen und Gehen«<br />

Als gesamtdeutscher Liedermacher hat dieser Künstler sich<br />

schon längst einen Namen gemacht. Als Bartsch & Band,<br />

Bordkapelle und heute mit dem aktuellen Album als PAUL<br />

BARTSCH & GUTFREUND. Er ist und bleibt ein Garant für<br />

poetischen deutschsprachigen Rock und Folk. „Lieder vom<br />

Kommen und Gehen“ ist ein Album im besten akustischen<br />

Liedermacherstil mit einem Hang zum Rock und entsprechender<br />

elektrifizierter Besetzung. Slide-Gitarren, Bläser und<br />

Trommeln klingen wohltuend analog produziert. Mit dabei:<br />

Michael Lehrmann (guit.), Felix Lehrmann (dr.), Gerd Hecht<br />

(keys), Thomas Feinert (Geige) und viele weitere. PAUL<br />

BARTSCH (Gesang, Mundharmonika) ist ein Poet, wie es<br />

sich in jedem Sätzchen Text herauskristallisisert: „Der<br />

Kompass drehte durch und war am Ende ...“. So heißt es in<br />

„Odyssee“ – eine Retrospektive über die deutsch-deutsche<br />

Wende? Eine Standortbestimmung oder eine Perspektive?<br />

Um beim Thema zu bleiben, rockt der Ostalgie-Blues mit<br />

einem angedeuteten Bad-Moon-Rising-Riff. Warum nun ein<br />

Album zu besprechen wäre, wird mir im Song „Ballade“ von<br />

dem, was es so niemals gab, glasklar vor Augen geführt. Musik<br />

ist nicht um ihrer Selbst willen oder um des Künstlers willen<br />

Kunst. Allein ein Lied wie dieses ist Grund genug, Musik als<br />

wunderbar und Poesie als bereichernd zu sehen und zu<br />

hören. PAUL BARTSCH & GUTFREUND präsentieren Lieder<br />

mit einer umwerfenden Selbstverständlichkeit. Wohl das<br />

Beste, was gesamtdeutscher Liedermacher-Rock heute ist.<br />

Und wie BARTSCH selbst hofft: demnächst auch wieder live!<br />

www.zirkustiger.de<br />

C.S.<br />

LILLY + GEORG WITSCH<br />

»’s Leben«<br />

Mal jazzig, mal poppig, mal soulig, mal bayerische Texte,<br />

mal Hochdeutsch – Lilly und Georg Witsch präsentieren auf<br />

ihrem Album „’s Leben“ einen vielseitigen Mix ihrer musikalischen<br />

Schaffensperioden. Aufgenommen im eigenen<br />

Studio in der Nähe des schönen Ammersees, geht es auch<br />

viel um die Natur. „Wia a Fisch im Wasser“ greift genau die<br />

Atmosphäre am See auf und wie sich Natur und verschiedene<br />

Tageszeiten im Wasser spiegeln. „Sommer“ ist voller<br />

melancholischer Gedanken an die warme Jahreszeit und man<br />

freut sich schon auf den kommenden. Neben der Natur finden<br />

sich aber auch andere Themen wie Liebe, das Nacht leben<br />

oder die verschiedenen Rollen, die man im Alltag spielen<br />

muss („Spieglein, Spieglein“), auf dem Album. Die Lieder aus<br />

dem Leben und über das Leben sind unterhaltsam, stimmen<br />

manchmal nachdenklich und doch wohnt ihnen allen<br />

ein gewisser Optimismus inne. Gerade für Zuhörer*innen,<br />

die Musik mit einer persönlichen Note oder charmantem<br />

Dialekt zu schätzen wissen, sei dieses Album wärmstens<br />

empfohlen.<br />

unseremusikwerkstatt.de<br />

R.F.<br />

FREE WAVE JAZZ BAND<br />

»Life Keeps Moving On«<br />

Die FREE WAVE JAZZ BAND versammelt auf ihrem neuesten<br />

Album eine ganze Reihe verschiedene Sub-Genres. Von Swing<br />

über Latin und sogar Blues zu Jazz-Funk und Modern Jazz hält<br />

die Band eine bunte Mischung an Songs bereit. Pu risten finden<br />

immerhin Interpretationen dreier bekannter Jazz-<br />

Standards, unter anderem „How Sensitive“ von Carlos Jobim.<br />

Der Rest setzt sich aus den einfühlsamen Kom po sitionen von<br />

Gitarrist Marcus Schmitt zusammen. So auch der Titeltrack<br />

des Albums. Während „Fishin“ eher im Modern Jazz zu verorten<br />

ist, bringen die fünf mit „Natural Indigo“ eine tolle Jazz-<br />

Fusion auf Platte. Komplettiert wird die Band um Marcus<br />

Schmitt durch Charly Thomass (Keyboard), der mit einigen<br />

Jazz-Größen wie Klaus Doldinger zusammengearbeitet hat,<br />

Gudrun Zajicek (Vocals), die schon beim „Munich Swing Or -<br />

ches tra“ sang, Christoph Naleppa (Tenor- und Sopransaxofon),<br />

Andreas Urich (Kontrabass) und Andi Gleixner (Schlag zeug).<br />

Ein abwechslungsreiches Album für einen stilvollen Abend.<br />

www.free-wave-jazz-band.de<br />

R.F.<br />

ACHIM SCHULTZ<br />

»The Little Clown«<br />

Ein schelmischer Clown blickt träumend vom CD-Booklet in<br />

die Welt. „The Little Clown“ ist der Schelmenstreich des<br />

Studio-Masters und Multi-Instrumentalisten Achim Schultz.<br />

Der Hang zu den Fab Four ist auf seinem neuen Studiowerk<br />

nicht zu überhören. Die sanfte Stimme schmeichelt zur vielfältigen<br />

Instrumentalisierung, die zur Gitarren-Bass-Schlag -<br />

zeug-Besetzung für Farbpunkte sorgt. Er transportiert seine<br />

melodiösen Home-Recording-Ergüsse in einer wohlgefälligen<br />

Verve ans geneigte Gehör. Ambitioniert und überzeugt<br />

rockt er in „Feelings“. Die Chorus- und Begleitstimme von<br />

Sandrina Sedona weiß hier sowie in weiteren Songs des<br />

Albums zu überzeugen. In „Swinging 60‘s“ erzählt uns<br />

Achim Schultz von wilden Zeiten in London als „hardest city“.<br />

Heiße Scheibe für laue Frühlingsabende!<br />

www.achim-schultz.de<br />

C.S.<br />

REZENSENTEN: R.F. – RONJA FRICK<br />

L.K. – LINDA KNAUER<br />

C.S. – CHRISTIAN SCHÖNING<br />

1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN


66 KLEINANZEIGEN<br />

SUCHE<br />

Wir sind auf der Suche nach einem<br />

Gitarristen für unser Recording-<br />

Projekt. Die Richtung ist Rock mit<br />

deutschen Texten. Du solltest die<br />

Möglichkeit haben, dein Instrument<br />

aufzunehmen und die Dateien per<br />

Internet zu verschicken.<br />

Ziel ist es, die zweite CD zu<br />

produzieren. Gerne schicken wir bei<br />

Interesse MP3-Files.<br />

Kontakt: basicmann63@gmx.de<br />

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gebucht. Tourstart in Köln, Dauer 12<br />

Tage. Stil: Rock<br />

Verlauf: NL B D Tschechien A<br />

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Zurzeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 37<br />

vom 1. Januar <strong>2022</strong> gültig.<br />

Layout:<br />

Ana Seelenmeyer<br />

Lektorat:<br />

Heike Funke<br />

Druck:<br />

L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG<br />

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Beiträge: Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

sowie Vervielfältigungen jeder Art<br />

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