Musiker Magazin 1/2022
FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2021 – Gewinner; Deutscher Rock & Pop Preis 2022 – Konzept STORIES: 40 Jahre Deutscher Rock & Pop Musikerverband e. V. – Ein kleines, aber feines Jubiläum ...; Alwin Smoke – »Six String Stories«; Peter Volland – »Losgelöst von Markt und Umsatz bleibt das Musizieren weiter Teil meines Lebens«; Lili Czuya – »Andere haben mit 20 ein Auslandsjahr gemacht, ich hab auf dem Kiez als Sängerin gearbeitet.«; FEDERNELKEN – Populärmusik zwischen Hirschbachstüberl und Mittlerem Ring; LOOPAHEAD – Musikalische Strukturen, mit den Wurzeln im Blues, Rhythm ’n’ Blues, Latin, Rock & Jazz; Sandra Ajtner – »My future«BARRY ALEXANDER KING – Singer-Songwriter; DER SCHWEIGER – Mit seinen philosophisch-poetischen Songs ist er mittendrin in der deutschen Poesie; SANDRA DELL’ANNA – »Ich möchte nicht aufhören, an Musik zu wachsen«; Die Historie der Rock- & Popmusik – THE DOORS MUSIKBUSINESS: Online musizieren – verzögerungsfrei; The Singer’s Coach von LeeZa Nail – Teil 3: VOCAL SKILLS RUBRIKEN: Musiker-News; Produkt-News; Titelschutzanzeigen; CD-Rezensionen; Kleinanzeigen; Impressum
FESTIVAL: Deutscher Rock & Pop Preis 2021 – Gewinner; Deutscher Rock & Pop Preis 2022 – Konzept
STORIES: 40 Jahre Deutscher Rock & Pop Musikerverband e. V. – Ein kleines, aber feines Jubiläum ...; Alwin Smoke – »Six String Stories«; Peter Volland – »Losgelöst von Markt und Umsatz bleibt das Musizieren weiter Teil meines Lebens«; Lili Czuya – »Andere haben mit 20 ein Auslandsjahr gemacht, ich hab auf dem Kiez als Sängerin gearbeitet.«; FEDERNELKEN – Populärmusik zwischen Hirschbachstüberl und Mittlerem Ring; LOOPAHEAD – Musikalische Strukturen, mit den Wurzeln im Blues, Rhythm ’n’ Blues, Latin, Rock & Jazz; Sandra Ajtner – »My future«BARRY ALEXANDER KING – Singer-Songwriter; DER SCHWEIGER – Mit seinen philosophisch-poetischen Songs ist er mittendrin in der deutschen Poesie; SANDRA DELL’ANNA – »Ich möchte nicht aufhören, an Musik zu wachsen«; Die Historie der Rock- & Popmusik – THE DOORS
MUSIKBUSINESS: Online musizieren – verzögerungsfrei; The Singer’s Coach von LeeZa Nail – Teil 3: VOCAL SKILLS
RUBRIKEN: Musiker-News; Produkt-News; Titelschutzanzeigen; CD-Rezensionen; Kleinanzeigen; Impressum
Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!
Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.
C 10973 F | N o 1/22 | 6,00 Euro<br />
Kulturzeitschrift für Rock & Pop <strong>Musiker</strong><br />
www.musiker-online.tv<br />
40 Jahre<br />
Deutscher<br />
Rock & Pop<br />
<strong>Musiker</strong>verband e.V.<br />
Ein kleines,<br />
aber feines Jubiläum ...<br />
Federnelken<br />
Populärmusik<br />
zwischen Hirschbachstüberl<br />
und Mittlerem Ring<br />
»Sie sind mit ihrem<br />
ureigenen Stil<br />
Teil der kreativen Explosion<br />
der Rockmusik<br />
in der zweiten Hälfte<br />
der 1960er-Jahre«<br />
Der Schweiger<br />
Mittendrin in<br />
der deutschen Poesie<br />
Die Historie<br />
der Rock- & Popmusik:
DEUTSCHER ROCK & POP MUSIKERVERBAND E.V.<br />
DEUTSCHE POPSTIFTUNG UND MUSIKER MAGAZIN<br />
PRÄSENTIEREN:<br />
Bundeswettbewerb für Rock- und Popmusikgruppen und Sänger*innen<br />
aller musikstilistischen Bereiche<br />
Preisträger der Hauptkategorien<br />
A.G. Paul & Friends, ALWIN SMOKE, Amarillo Dusk, Andrea Beth, Andrea Wehner, Anja Sachs, Antlitz, Atomic Picnic Project, Barbara Zanetti,<br />
barlhow, Barry Alexander King, Ben Hendricks feat. Ally Queen, Berge, Black Frog Friday, Bogensberger,<br />
Carina, Catra + Conny Conrad, Chronique, Claudia Degen, Cosma Nova, Daisy Town, Daniel von Ischgl, Danny Streete,<br />
Die rollenden Steinchen, Die Söhne Tirols, DORIAN BLACK, Duo Saygili-Autschbach, Easy Gaby, EL PISTOLERO, Epos, Eric Maas,<br />
ERMANN & KRANZ, faek, FreiHerr, Front Row Warriors, George Theodorou, Gereon Stefer, GLÜXKINDER, Gunnar Nanuk, Henning Woitge,<br />
Jan Ullmann, Jasmin M., Joe Bennick, Klangfeder, Lilly + Georg Witsch, loewenhaupt, Maria Rahtkens,<br />
MARRANDRO (Andrea Hager / Michael Korn), Martin Meinzer, Meg Pfeiffer, Melissa Kross, Michaela Kuti, Miles King & The Foolish Knights,<br />
Miss Rockester, Nick Morrison & Band, Nicole Jukic, NOR!AN, Notes from the living room, Old Johnny’s Crew GbR,<br />
PATRICIA VIVANCO & GUNTHER GERKE, Paul Bartsch, Quick and Dörty, Ralf Beitner, RT-Projekt, Sammy Milo, SAOiRSE MHÓR,<br />
Schulte, Sofia Lainovic, SWAY, Sylvia Baumann, SYNYANA, Tameera, Ted’s Basement Connection, Tom WORDS, ToMiK,<br />
Udomat & die Panikgenossen, VAN SAALBACH, WAIDMANN, WILLMAN<br />
Preisträger der Sonderkategorien<br />
A.G. Paul & Friends, Alexander Schwegel, Alwin Smoke, Amarillo Dusk, Amy Lungu, Andrea Beth, Andrea Weil, Andy Frei,<br />
Anja Sachs, Anya Hartmann – Black Frog Friday, Awaiting Dawn, Barbara Zanetti, barlhow, Barry Alexander King,<br />
Bernd-Michael Land, Carina, Catra+Conny Conrad, Celine Georgi, Christoph Klüh, CHRONIQUE, Claudia Degen, Contrast 2, Corny Held,<br />
Cosma Nova, Country Fellows, Dana Maria, Daniel von Ischgl, Danny Streete, dee jay RUFUS, Denise Blum, DER OLE,<br />
Die rollenden Steinchen, Die Sargnägel, Die Traktor, DON TOCABAJO, DORIAN BLACK, Duo Saygili-Autschbach, E3 Acoustic Band,<br />
EDSP - Erste Deutsche Schlager Partei, Epos, Eric Maas, ERMANN & KRANZ, faek, Flame, Florian Müller, Franziska Kleinert,<br />
Free Wave Jazz Band, FreiHerr, George Theodorou, Gereon Homann, Gereon Stefer, GLiFFO, GLÜXKINDER,<br />
GrooveGorilla & seine tierische Gang, Gunnar Nanuk, Gunnar Nanuk + Lorraine Baron, Hartfield & Company,<br />
i Giocosi, Jan Rendels, Jan Ullmann, Jennifer Rast, Jens Dammann, Jeremy’s Jukebox, Jo Maximilian, Jo Oliver, Joe Bennick,<br />
John Liedermann, KIZZRock, Klangfeder, Klaus Michel, Lauschelieder, Lesly’s Dynamite, Letzte Station, Lilly + Georg Witsch,<br />
Living Tones, LOOPAHEAD, Luca Stricagnoli, Mai Cocopelli, Manfred Zarrelli, MARALEWO, Marc Savanna, Maria Rahtkens,<br />
Marie-Luise Cassar, Marina Ecker, Marrandro, Meg Pfeiffer, Melissa Kross, Mexs, Michael Vogt – Contrast 2,<br />
Michael Vogt + Veit Kortenkamp, Miss Rockester, Monika & Freunde, Musicalproduktionen Dr. Nadine und Thorsten Uebe-Emden GbR,<br />
Myriam Unplugged, Nick Morrison, Nicole Jukic, Noble Composition / One night with ABBA, Notes from the living room,<br />
PAPA ALFREDO, Paul Bartsch, Peter Sagurna, Peter Trappe, Philipp Dienstag, Rainer Gebauer, Ralph Lohaus, Reflection Club,<br />
Ricarda Jo Eidmann / Gabriel Groh, Roberto Bates, Ronny Berg, RT-Projekt, Sammy Milo, Sandra Ajtner, Sandra Herman,<br />
SAOiRSE MHÓR, Schirmbeck & Schott feat. Jessica Krüger, Schulte, Sebastian Rochlitzer, Simone Alena feat. Krech, Sofia Lainovic,<br />
SOUTHDOGROCK, Stefanie Rummel, Steff! Bauer, Steve Cathedral Group, STINGER, Sylvia Baumann, SYNYANA, Tameera, Th. Kässens,<br />
V. Bussmann, Patricia Vivanco, Gunther Gerke, Peter Sagurna, The Quarrymen Beatles, The Rosinenbomber,<br />
The Takanaka Club Band, Thomas Battenstein, TöFs Rappelkiste, Tom WORDS, ToMiK, Tony Liotta, Udo Klopke Band, Udomat & die Panikgenossen,<br />
UNPLUGGED INFERNO, VAN SAALBACH, WAIDMANN, Wattenläufer, Werner Krotz-Vogel, Wetterleuchten aus Songtexten,<br />
Willenlos Sexy, WILLMAN, Wolfgang Hering, Wolfgang Nicklaus, X-plosive, ZWULF<br />
Schirmherren<br />
Steffen Mues – Bürgermeister der Stadt Siegen | Prof. Martin Maria Krüger – Präsident des Deutschen Musikrates<br />
Gefördert aus Mitteln der Deutschen Popstiftung, des Deutschen Rock & Pop <strong>Musiker</strong>verbandes e.V. und des Kulturellen Jugendbildungswerkes e.V.
EDITORIAL 03<br />
PROLIGHT + SOUND <strong>2022</strong><br />
Mit viel Rückhalt aus der Branche: Taktgeber für einen<br />
erfolgreichen #Restart<br />
ie Musikmesse Frankfurt war eine bedeutende international ausgerichtete<br />
Messe für Musikinstrumente, Zubehör, Musikproduktion<br />
D<br />
und -vermarktung. Als eine der weltweit führenden Messen war sie zuletzt<br />
an drei Tagen für Fachpublikum und an zwei weiteren Tagen für alle Musik -<br />
interessierten geöffnet. Sie fand zuletzt vom 2. bis 5. April 2019 in Frankfurt<br />
am Main gemeinsam mit der Schwestermesse Prolight + Sound statt. In<br />
den Jahren 2020 und 2021 fand aufgrund der Corona-Pandemie keine<br />
Messe statt. Die nächste Musikmesse hätte vom 29. April bis 1. Mai <strong>2022</strong><br />
stattfinden sollen. Die Messeleitung teilte jedoch am 1. März <strong>2022</strong> mit, dass<br />
marktbedingt keine Musikmesse stattfindet und auch in Zukunft nicht mehr<br />
stattfinden wird. Nicht betroffen sind die Prolight + Sound sowie die Publi -<br />
kumsformate, die weiter fortgesetzt werden sollen.<br />
OFFIZIELLE PRESSEERKLÄRUNG<br />
MUSIKMESSE FRANKFURT:<br />
„Wir würden am liebsten bessere Neuigkeiten verkünden, doch leider können<br />
die Musikmesse Frankfurt, Musikmesse Frankfurt Plaza und Musik -<br />
messe Frankfurt Festival im April <strong>2022</strong> nicht stattfinden. Gerne hätten wir<br />
bereits im April die Stadt mit Euch zum Klingen gebracht, doch konnten<br />
sowohl Musikmesse Plaza als auch Musikmesse Festival vor dem Hinter -<br />
grund der geltenden Hygienebestimmungen nicht seriös geplant werden<br />
und sind daher nicht so umzusetzen, wie wir es uns wünschen.<br />
(Aus den gleichen Gründen konnte in 2020 und 2021 der 38. und 39.<br />
Deutsche SCHIRMHERREN:<br />
Rock & Pop Preis nicht stattfinden.)<br />
Marktbedingt Steffen Mues wird – Bürgermeister die Fachmesse der Musikmesse Stadt Siegen Frankfurt auch in Zukunft<br />
nicht Prof. fortgesetzt. Martin Maria Ein Krüger kleiner – Lichtstreif Präsident am des Horizont Deutschen in Sachen Musikrates Musik: Wir<br />
planen schon jetzt mit all unseren Kräften die Neuaufstellung der Publikums -<br />
formate JUROREN: Musikmesse Plaza und Musikmesse Festival für einen späteren<br />
Zeitpunkt. Rogelio Azcarate Fernandez, Matthias Bielecke, Franziska Bub,<br />
Bis Prof. zuletzt Dr. Bernd hatte Giezek, man bei Joachim der Messe Griebe, Frankfurt Dr. an Nicole den Hirschmann,<br />
Plänen festgehalten,<br />
vom Carsten 22. Kaiser, März an Lothar in Russland Krell, Dr. Messen Michael veranstalten Lorenz, André zu können. Scherzer, Doch am<br />
Dienstagnachmittag Thorsten Schmidt, Lutz wurde Sommer, dann mitgeteilt, Mike van Summeren, die Messe Frankfurt Jonas Wagner werde<br />
wegen der russischen Invasion in die Ukraine bis auf Weiteres alle Veran -<br />
staltungen in Russland aussetzen. Dies habe die Geschäftsführung entschieden,<br />
hieß es von dem vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt ge -<br />
tragenen Unternehmen. Noch am Montag hatte man auf Anfrage geäußert:<br />
„Mittelfristige Auswirkungen auf das internationale Geschäft der Messe Frank -<br />
furt – in Russland und an unseren anderen Standorten weltweit – lassen<br />
sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht prognostizieren.“ Nun aber teilte das<br />
durch die Pandemie stark betroffene Unternehmen mit: „Die Messe Frankfurt<br />
unterstützt alle Sanktionsmaßnahmen der Bundesregierung.“<br />
Vom 26. bis 29. April läutet die Prolight + Sound den Saisonstart der<br />
Branchenevents rund um Entertainment Technology ein. Gemeinsam mit<br />
Hunderten Unternehmen zieht die Messe Frankfurt an einem Strang, um<br />
auf der Show ein starkes Signal für die erfolgreiche Zukunft der Veran stal -<br />
tungs wirtschaft zu setzen. Mit neuen Special Areas und Präsen tations for -<br />
maten weitet die Prolight + Sound ihr Portfolio aus – und widmet sich bei<br />
der Premiere des „Green Event Day“ dem Engagement der Industrie für<br />
den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
PLS.MESSEFRANKFURT.COM/FRANKFURT/DE.HTML<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
04 SHORT-TAKES<br />
FESTIVAL<br />
02 Deutscher Rock & Pop Preis 2021 –<br />
Gewinner<br />
13 Deutscher Rock & Pop Preis <strong>2022</strong> –<br />
Konzept<br />
STORIES<br />
10 40 Jahre Deutscher Rock & Pop<br />
<strong>Musiker</strong>verband e. V. – Ein kleines,<br />
aber feines Jubiläum ...<br />
17 Alwin Smoke – »Six String Stories«<br />
20 Peter Volland – »Losgelöst von Markt<br />
und Umsatz bleibt das Musizieren<br />
weiter Teil meines Lebens«<br />
24 Lili Czuya – »Andere haben mit 20<br />
ein Auslandsjahr gemacht, ich hab auf<br />
dem Kiez als Sängerin gearbeitet.«<br />
28 FEDERNELKEN – Populärmusik<br />
zwischen Hirschbachstüberl und<br />
Mittlerem Ring<br />
30 LOOPAHEAD – Musikalische<br />
Strukturen, mit den Wurzeln im<br />
Blues, Rhythm ’n’ Blues, Latin,<br />
Rock & Jazz<br />
32 SANDRA Ajtner – »My future«<br />
34 BARRY ALEXANDER KING –<br />
Singer-Songwriter<br />
37 DER SCHWEIGER – Mit seinen<br />
philosophisch-poetischen Songs<br />
ist er mittendrin in der deutschen<br />
Poesie<br />
40 SANDRA DELL’ANNA –<br />
»Ich möchte nicht aufhören,<br />
an Musik zu wachsen«<br />
42 Die Historie der Rock- & Popmusik:<br />
THE DOORS<br />
MUSIKBUSINESS<br />
50 Online musizieren – verzögerungsfrei<br />
52 The Singer’s Coach von LeeZa Nail –<br />
Teil 3: VOCAL SKILLS<br />
RUBRIKEN<br />
04 <strong>Musiker</strong>-News<br />
56 Produkt-News<br />
61 Titelschutzanzeigen<br />
62 CD-Rezensionen<br />
66 Kleinanzeigen<br />
66 Impressum<br />
QUELLE TITELFOTO: THE DOORS<br />
WIE DIE MUSIKINDUSTRIE AUF<br />
DEN KRIEG REAGIERT<br />
Universal Music folgt dem Beispiel des Konzertriesen<br />
Live Nation und stellt die Arbeit in Russland ein.<br />
Sony und Warner Music ziehen einen Tag später nach.<br />
Spotify dagegen versucht einen Spagat.<br />
Viele westliche Unternehmen haben infolge<br />
des Ukrainekriegs ihr Russlandgeschäft auf Eis<br />
gelegt. Nun zieht sich auch der weltgrößte Musik -<br />
konzern aus dem Land zurück. Wie Universal<br />
Music mitteilte, werden alle Aktivitäten umgehend<br />
eingestellt und die Büros in Russland geschlossen.<br />
Universal dränge auf ein möglichst baldiges<br />
Ende der Gewalt und halte sich mit dem Schritt an<br />
internationale Sank tionen.<br />
Universal und die anderen beiden globalen<br />
Musikriesen – Warner und Sony Music – hatten<br />
zuvor angekündigt, Hilfsorganisationen zu unterstützen.<br />
Letztere erklärten, ebenfalls ihre Tätig - Handlungen ihrer Regierung empfinden und wir<br />
bewusst, die viele russische Fans angesichts der<br />
keiten in Russland auszusetzen.<br />
möchten an die Menschlichkeit erinnern, die russische<br />
und ukrainische Bürger teilen“.<br />
Der russische Markt für Musikaufnahmen war<br />
2019 laut dem Label-Branchenverband Inter na -<br />
tional Federation of the Phonographic Industry SPOTIFY WEITER AKTIV, PRÄSENZ<br />
(IFPI) zwar global gesehen nur die Nummer 17. IN RUSSLAND GESCHLOSSEN<br />
Doch stand im Vorjahresvergleich ein Umsatz -<br />
zuwachs von 50,3 Prozent zu Buche. Der Ge - Der Audio-Streamingdienst Spotify hat seine<br />
samt umsatz belief sich auf 171,7 Millionen Dollar. Präsenz in Russland auf „unbestimmte Zeit“ ge -<br />
Mit Blick auf die große Bevölkerung Russlands schlossen. Zudem sei der Zugang zu Inhalten von<br />
und die entsprechenden Wachs tums möglich - russischen Staatsmedien eingeschränkt und das<br />
keiten ist der Reiz für die Branche offensichtlich. Angebot von RT und Sputnik in der EU und<br />
„anderen Märkten“ entfernt worden. Der Dienst<br />
LIVE NATION ZOG SICH SCHON selbst ist in Russland allerdings bislang weiterhin<br />
FRÜH ZURÜCK<br />
verfügbar, um „den globalen Fluss von Infor ma -<br />
tionen aufrechtzuerhalten“, hieß es seitens des<br />
Der Universal-Rückzug ist freilich beileibe nicht schwedischen Unternehmens. In einer Mitteilung<br />
die erste Reaktion der Musikindustrie dieser Art. von Finanzchef Paul Vogel hieß es dann, das be -<br />
So hatte der größte Live-Entertainment-Konzern zahlte Angebot mit rund 1,5 Millionen Abon nen -<br />
der Welt, das US-Unternehmen Live Nation, zu ten werde bis auf Weiteres eingestellt. Spotify war<br />
dem auch die Plattform Ticketmaster gehört, erst im Juli 2020 nach Russland und unter anderem<br />
in die Ukraine expandiert.<br />
erklärt, keine Konzerte mehr in Russland zu veranstalten<br />
und im Markt nicht mehr tätig sein zu Auch die britische Verwertungsgesellschaft PRS<br />
wollen. Zusätzlich zu einer Reihe von Solidari täts - hat ihre Zusammenarbeit mit der russischen<br />
bekundungen von Künstlerseite sagten diverse RAO auf Eis gelegt. Die amerikanische BMI kündigte<br />
ebenfalls einen solchen Schritt an. Gleich -<br />
<strong>Musiker</strong> und Bands wie Björk, Nick Cave, The<br />
Killers oder Green Day Auftritte in Russland ab. zeitig be tonte das britische Pendant zur deutschen<br />
Auch die Russland-Termine der Solo-Tour von GEMA, dass es nicht das Ziel sei, russische<br />
Rammstein-Sänger Till Lindemann wurden ge - Kom po nis ten, Song writer und Verlage, die für<br />
strichen. Die deutsche Rockband hat in Russland Frieden einträten, zu bestrafen. Die PRS wolle im<br />
seit Langem eine große Fanbasis. Auf Instagram Dach ver band der Verwertungsgesellschaften<br />
erklärte die Gruppe vor einigen Tagen: „Rammstein (CISAC) auf eine Prüfung der weiteren Mitglied -<br />
möchten ihre Unterstützung für das ukrainische schaft russischer Organisationen hinwirken und<br />
Volk zum Ausdruck bringen, das sich gegen den darüber hinaus mit den Partnern weiter nach<br />
schockierenden Angriff der russischen Re gie - Möglichkeiten suchen, die „Stimmen für den<br />
rung wehrt.“ Auch sei ihnen „die Verzweiflung Frie den“ zu unterstützen.<br />
QUELLE: www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/universal-und-co-wie-die-musikindustrie-auf-den-ukraine-krieg-reagiert-17864452.html<br />
Foto: © Miha Creative / Adobe Stock<br />
www.musiker-online.tv
SHORT-TAKES 05<br />
Foto: © gguy / Adobe Stock<br />
SPOTIFY<br />
ÜBERRASCHT<br />
MIT OFFIZIELLEN<br />
ZAHLEN<br />
(und sieht sich als Retter<br />
der Musikindustrie)<br />
Spotify möchte für mehr Transparenz im Strea -<br />
minggeschäft sorgen. Dafür hat das schwedische<br />
Unternehmen im vergangenen Jahr mit<br />
Loud & Clear eine eigene Website ins Netz ge -<br />
stellt. Hier sind aktuelle Zahlen zur Nutzung von<br />
Spotify einsehbar.<br />
Inzwischen gibt es so erste (für die Öffent lich -<br />
keit einsehbare) Erkenntnisse über das Musik jahr<br />
2021 bei Spotify. Demnach zahlten die Schweden<br />
weltweit 7 Milliarden US-Dollar an die Musikin -<br />
dus trie aus. Kein anderes Unternehmen, so heißt<br />
es in einem Statement von Spotify, führe der<br />
Branche so viel Geld zu.<br />
STREAMING BOOMT IMMER<br />
WEITER<br />
Kein Wunder: „Im Jahr 2021 überstiegen die<br />
Streaming-Einnahmen der Musikindustrie die Ge -<br />
samteinnahmen der Branche durch Musik ver -<br />
käufe (inklusive digitaler und physischer Ton träger,<br />
Synchronisation und Performance) aus jedem<br />
einzelnen Jahr zwischen 2009 und 2016.“<br />
Über 50 000 Künstlerinnen und Künstler hätten<br />
rund um den Globus allein über Spotify 10 000<br />
US-Dollar und mehr umgesetzt, wie es in der<br />
statistischen Auswertung heißt. Bleibt die Frage,<br />
ob dies nun ein Fortschritt ist, wenn die allermeisten<br />
Einnahmen aus dem Streaming ge schäft<br />
stammen, oder ob es für viele mittlere und kleine<br />
<strong>Musiker</strong>innen und <strong>Musiker</strong> eher ein Rück schritt ist<br />
im Vergleich zu einer Welt ohne Strea ming.<br />
Immerhin weisen die Schweden aus, dass be -<br />
zogen auf die Breite des wirtschaftlichen Wachs -<br />
tums der Industrie mehr Protagonisten beteiligt<br />
sind, die substanzielle Summen einspielen, anders<br />
als in der CD-Ära. In der Mitteilung des Unter -<br />
nehmens heißt es dazu: „Damals entfielen fast<br />
25 Prozent der US-Albumverkäufe auf die Top-<br />
50-Künstler*innen. Auf Spotify entfielen im Jahr<br />
2021 nur 12 Prozent der US-Streams auf die Top-<br />
QUELLE: https://www.rollingstone.de/spotify-statistik-streams-2021-2427233<br />
50-Künstler*innen – was bedeutet, dass die Ein -<br />
nahmemöglichkeiten heute deutlich über die<br />
Superstars hinausgehen.“<br />
MEHR GEWINN<br />
DURCH STREAMING<br />
Spotify weist deshalb darauf hin, dass die großen<br />
Plattenfirmen im Jahr 2021 einen Gewinn<br />
von über vier Milliarden US-Dollar gemacht hätten<br />
– was ohne den Erfolg des Streamings, so<br />
deutet es zumindest Spotify für sich, kaum möglich<br />
gewesen wäre. Fast ein Drittel (28 Prozent)<br />
aller nach eigenen Maßstäben erfolgreichen<br />
Künst lerinnen und Künstler (also mit Verdienst<br />
über 10 000 US-Dollar) veröffentlicht selbstständig<br />
oder mit kleinere Distributoren; ein Anstieg um<br />
171 Prozent im Vergleich zum Jahr 2017.<br />
„Künstler*innen können durch Streaming<br />
schneller Einnahmen generieren und erfolgreiche<br />
Karriere starten“, gibt Spotify zu bedenken. „Mehr<br />
als 10 Prozent der Künstler*innen (ca. 5 300), die<br />
im Jahr 2021 mehr als 10 000 US-Dollar auf<br />
Spotify generierten, haben ihre ersten Songs in<br />
den vergangenen zwei Jahren veröffentlicht. Im<br />
Jahr 2021 erwirtschafteten 350 von ihnen<br />
100 000 US-Dollar allein über Spotify.“<br />
Inzwischen fokussiert sich das Interesse der<br />
Hörer auch fast zur Hälfte (43 Prozent) nicht mehr<br />
nur auf die großen zehn Musikmärkte.<br />
Bleibt die Frage, was all dies wirklich für Mu si -<br />
kerinnen und <strong>Musiker</strong> bedeutet. Die große Mehr -<br />
heit sieht nämlich erst einmal gar nichts von diesem<br />
Geld, das Spotify ausschüttet, bis es von den<br />
Rechteinhabern, also Labels, Verlegern und andere<br />
– weitergereicht wird. Das ist dann ab hän gig von<br />
abgeschlossenen Verträgen.<br />
UND WAS HABEN DIE<br />
MUSIKERINNEN UND MUSIKER<br />
DAVON?<br />
Spotify-CEO Daniel Ek hatte zuletzt lautstark<br />
erklärt, er wolle einer Million <strong>Musiker</strong>innen und<br />
<strong>Musiker</strong>n helfen, „von ihrer Kunst zu leben“, nur ist<br />
der Streamingdienst davon noch weit entfernt. Das<br />
liegt natürlich auch daran, dass die meisten an<br />
fest gelegte Tantiemen gebunden sind, die nicht<br />
Spotify mit ihnen ausgehandelt hat. Die greifen erst<br />
nach Abzug allerhand Vorschüsse und Aus ga ben<br />
und sind zu allem Überfluss in der Statistik bei<br />
Spotify nicht abhängig von etwa der Menge der<br />
Streams für einen Song, sondern konkret von dem<br />
Anteil, den die Streams eines bestimmten Acts im<br />
Vergleich zu allen anderen Acts auf Spotify hat.<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
06 SHORT-TAKES<br />
DEUTSCHER MUSIKMARKT WÄCHST UM ZEHN PROZENT<br />
Zum ersten Mal seit 30 Jahren legt der deutsche Markt für Musikaufnahmen<br />
wieder prozentual zweistellig zu. Das liegt vor allem am Streaming.<br />
Auch Vinyl wächst weiter stark, doch knappe Kapazitäten und hohe Preise trüben das Bild.<br />
Der deutsche Markt für Musikaufnahmen hat<br />
2021 im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent<br />
zugelegt. „Das ist ein Meilenstein“, sagte Florian<br />
Drücke, der Vorsitzende des Bundesverbands<br />
Mu sikindustrie (BVMI), im Gespräch mit der F.A.Z.<br />
Zum ersten Mal seit 30 Jahren stehe ein prozentual<br />
zweistelliges Plus zu Buche. Insgesamt wurden<br />
im vergangenen Jahr mit Musikauf nah men<br />
1,96 Milliarden Euro umgesetzt, wie der Verband<br />
am Donnerstag mitteilte. „Alleine das Streaming<br />
steht nun für mehr als zwei Drittel des Gesamt -<br />
umsatzes“, so Drücke weiter, „doch nicht zuletzt<br />
das Beispiel USA, wo der Streaming-Anteil bei<br />
mehr als 80 Prozent liegt, zeigt, es besteht noch<br />
Luft nach oben.“<br />
2020 war der Markt um neun Prozent gewachsen.<br />
Im Jahresvergleich gilt es freilich zu beachten,<br />
dass der Verkauf physischer Tonträger im<br />
ersten Halbjahr 2020 durch Ladenschließungen<br />
und die zeitweisen Einschränkungen beim Online-<br />
Versand belastet war.<br />
Der BVMI repräsentiert nach eigenen An ga ben<br />
rund 200 Musikunternehmen, die zusammen mehr<br />
als 80 Prozent des deutschen Marktes abde -<br />
cken – darunter allen voran die drei sogenannten<br />
Majors Universal, Sony und Warner Music.<br />
„DIE CD BLEIBT<br />
EIN WICHTIGES FORMAT“<br />
Der Digitalanteil liegt dem Verband zufolge nun -<br />
mehr bei 76,4 Prozent. Hiervon stehen die Ein -<br />
nah men über die gängigen Streamingdienste für<br />
68,3 Prozent (plus 18,6 Prozent nach 24,6 Pro -<br />
zent in 2020), Downloads tragen noch 3 Prozent<br />
zum Gesamtumsatz bei, der Bereich „Digital<br />
Sons ti ges“ 5,1 Prozent. Unter diesen Posten fallen<br />
die Einnahmen über Plattformen wie Face book,<br />
Tiktok, Roblox oder Peloton und dem Video-<br />
Streaming – allen voran über YouTube.<br />
UMSATZ MIT MUSIKAUFNAHMEN<br />
IN DEUTSCHLAND 2021<br />
Der Umsatz mit CDs sinkt seit Jahren und<br />
stand 2021 noch für einen Marktanteil von 16,3<br />
Prozent (minus 16,7 Prozent). Weiter im Aufwind<br />
befindet sich dagegen der Vinyl-Absatz. Der Um -<br />
satz mit Schallplatten kommt auf 6 Prozent am<br />
Gesamtmarkt (plus 20,1 Prozent).<br />
Insgesamt wurde mit physischen Tonträgern<br />
ein Umsatz von 463 Millionen Euro erzielt (minus<br />
9,1 Prozent), die Einnahmen aus dem Digitalen<br />
beliefen sich auf 1,502 Milliarden Euro (plus 17,7<br />
Prozent).<br />
„Die CD verliert weiterhin an Relevanz, aber<br />
sie bleibt in Deutschland ein wichtiges Format“,<br />
resümiert Florian Drücke. „Mit dem Wachstums -<br />
treiber Streaming und dem – wenngleich auf vergleichsweise<br />
überschaubarem Niveau – ebenfalls<br />
stark wachsenden Vinyl-Segment haben wir<br />
ein gutes Angebotsportfolio. Dazu bieten sich<br />
den Labels auch immer mehr Möglichkeiten durch<br />
Partnerschaften und entsprechende Lizenzie rung<br />
von neuen musikalischen Nutzungs- und Er leb -<br />
nis welten wie beispielsweise Peloton, Tiktok oder<br />
Roblox.“<br />
Umsatzanteile aus dem Musikverkauf 2021*<br />
physisch/digital<br />
Foto: © Good Studio / Adobe Stock<br />
www.musiker-online.tv
SHORT-TAKES 07<br />
VINYL WÄCHST,<br />
SITUATION ABER WEITER SCHWIERIG<br />
Ein beliebtes Thema in der Industrie sind die sogenannten „Super-<br />
Fans“, also Musikliebhaber, die nicht nur streamen und gelegentlich CDs<br />
kaufen, sondern sich auch für kostspieligere Fanartikel interessieren. Boxen<br />
mit CD oder Schallplatte als Basis und diversen Beigaben werden entsprechend<br />
zu vielen Veröffentlichungen angeboten. Gerade limitierte und be -<br />
sonders gestaltete Vinyl-Versionen sind sehr gefragt. Viele Vinylfans hätten<br />
auch ein Streaming-Abo, sagt Drücke. „Die Schallplatte ist daher nicht nur<br />
als Tonträger relevant, sondern auch als begehrter Fan-Artikel und als solcher<br />
eine große Chance gerade für kleinere Künstlerinnen und Künstler.“<br />
Neben den allgegenwärtigen Kostensteigerungen für Rohstoffe oder Ener -<br />
gie seien aktuell natürlich die Produktionsengpässe und gerade das Fehlen<br />
von kurzfristigeren Slots für einige ein Problem, so Drücke. Die Nachfrage<br />
nach Pressungen übersteigt derzeit deutlich die Kapazitäten der Presswerke,<br />
gerade für kleinere Labels ist die Situation mitunter enorm problematisch.<br />
Larry Teal | Heinrich Baumgartner<br />
DIE KUNST<br />
DES SAXOPHONSPIELS<br />
aus dem Amerikanischen ins Deutsche<br />
übertragen, kommentiert und mit zwei Beiträgen<br />
versehen von Heinrich Baumgartner<br />
Art.-Nr.: 20212G (Buch)<br />
ISBN-10: 3-943638-44-8<br />
ISBN-13:<br />
978-3-943638-44-8<br />
Format: DIN A4<br />
Seitenumfang: 112 Seiten<br />
19,95 Euro<br />
Bei deutschen Indie-Labels mache das physische Geschäft oft noch<br />
rund 50 Prozent des Umsatzes aus, hatte Jörg Heidemann, der Ge schäfts -<br />
führer des Verbands unabhängiger Musikunternehmer*innen (VUT) kürzlich<br />
der F.A.Z gesagt. Dass die Riesen der Branche ebenfalls den Run auf Vinyl<br />
nutzen wollen, könne man ihnen nicht vorwerfen: „Alle Labels – ob große<br />
oder kleine – wissen, dass sie für ihre Künstlerinnen und Künstler prozentual<br />
die meisten Einnahmen generieren, wenn sie physische Ton trä ger verkaufen,<br />
und die Majors arbeiten eben mit deutlich größerem Vo lumen.“<br />
Mitunter gibt es Stimmen aus der Branche, denen zufolge größere Bestel -<br />
lungen von Majors priorisiert werden, wodurch kleine Auflagen von Indies<br />
hinten runterfallen.<br />
Ein Eindruck in die momentane Lage gibt eine Preisliste eines Dienst lei s -<br />
ters von Mitte Januar, die der F.A.Z. vorliegt und in der Kunden ein Auf preis<br />
von 14 Prozent für Vinylproduktionen mitgeteilt wird. Als Begründung führt<br />
das Unternehmen Preiserhöhungen des Presswerks an. Zudem seien die<br />
aktuell für <strong>2022</strong> zugesagten Presskapazitäten für Vinylproduktionen komplett<br />
verplant.<br />
Laut Larry Teal, dem „Meister“<br />
der amerikanischen Saxo phon -<br />
schulen, ist die beste Metho de,<br />
das Saxophonspiel zu erlernen,<br />
der Unterricht bei einem<br />
kompetenten Lehrer. Kein Wunder also, dass sich sein englischsprachiges<br />
Originalwerk „The Art of Saxophone Playing“ vor allem<br />
an die Saxophonlehrer*innen an Musikschule und Musikhochschule<br />
richtet. Seit seinem Erscheinen im Jahr 1963 gilt es bis heute als<br />
eines der wichtigsten Nachschlagewerke für das Erlernen des Saxo -<br />
phons in der englischsprachigen Welt und wird auf den meisten<br />
Saxophon-Plattformen im Internet als unentbehrlich angesehen. Es<br />
zeichnet sich aus durch eine präzise Zusammenstellung von<br />
Methoden und Informationen, die für alle, die Saxophon spielen lernen<br />
möchten, für Saxophonist*innen, die ihre Kenntnisse verbessern<br />
oder gelegentliche Fehler korrigieren möchten, und die für Saxo -<br />
phon lehrer*innen als Lehrmittel sehr nützlich sind. Grund genug,<br />
dieses Standard werk nun endlich auch in deutscher Sprache zur<br />
Verfügung zu stellen. Denn „Die Kunst des Saxophonspiels“ kommt<br />
auch nach mehr als 60 Jahren überhaupt nicht altbacken daher. Die<br />
Präzision, mit der Larry Teal das Saxophonspiel durchleuchtet, und<br />
die Sorgfalt, mit der er die Abläufe und Entwicklungen beschreibt,<br />
haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Natürlich haben sich<br />
manche Details des Saxophons in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt,<br />
und vor allem hat sich die Sicht auf die Musikphysiologie, auf<br />
die Körper arbeit und damit auf die Vermittlung des Saxophonspiels,<br />
die Metho dik und die Didaktik, verändert. Um diesen Aspekten<br />
Rech nung zu tragen, hat der Übersetzer und Musiklehrer Heinrich<br />
Baumgartner ein paar Ergänzungen und Aktualisierungen zum Text<br />
von Larry Teal hin zugefügt. Dies geschieht sowohl in kommentierender<br />
Form als auch in eigenständigen Beiträgen, die er dem Original -<br />
werk im abschließenden 2. TEIL hinzugefügt hat. In dieser Form<br />
werden Lücken ge schlossen, ohne den Originaltext von Teal zu<br />
beeinträchtigen. Und sein großer Einfluss auf den Saxophon un ter -<br />
richt und das Saxo phon spiel wird erhalten und ausgebaut.<br />
QUELLE: www.faz.net/aktuell/wirtschaft/digitec/fast-2-milliarden-euro-umsatz-deutscher-musikmarktwaechst-um-10-prozent-17845596.html<br />
Weitere Informationen: alfredverlag.de | alfredmusic.de<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
08 SHORT-TAKES<br />
Claus Hessler & Claudio Spieler<br />
TALADIDDLE<br />
Konnakol meets<br />
Rudimental Drumming<br />
Foto: © prima91 / Adobe Stock<br />
Die Rhythmussprache Südindiens verbindet<br />
sich mit Snare-Drum-Rudiments.<br />
Das ist das Motto von TALADIDDLE,<br />
einem Buch für Drummer, Percussionisten<br />
und Rhythmus-Liebhaber. Konnakol ist einer<br />
der wirkungsvollsten Wege, um Rhythmus<br />
zu lernen und zu meistern – und Rudi ments<br />
bilden einen essenziellen Wortschatz des<br />
westlichen Trommelns. Beide Traditionen<br />
zählen zu den ältesten und am höchsten<br />
ent wickelten Rhythmuskonzepten der Welt<br />
und er weisen sich als hilfreiche methodische<br />
Tools. Die Ästhetik von Konnakol und Ru -<br />
diments liegt in ihrer Schlichtheit und Klar -<br />
heit. Beide Konzepte helfen uns, ein um -<br />
fang reiches Rhythmus-Vokabular im Ge -<br />
dächtnis zu be halten, Patterns und Kom -<br />
positionen zu visualisieren und während der<br />
Performance mental vorauszuplanen. Mit<br />
ihnen lassen sich Grenzen überschreiten,<br />
und sie zeigen uns neue Wege zu rhythmischer<br />
Kreativität und zur Improvisation in<br />
jedem musikalischen Genre. Eine fundierte<br />
und anschauliche Einführung in die süd -<br />
indische Rhyth mik sowie 26 ausgewählte<br />
Stücke – von leicht bis komplex – veranschaulichen,<br />
wie die zwei Rhythmus kul turen<br />
miteinander verschmelzen, sich gegenseitig<br />
bereichern und neue musikalische Räume<br />
eröffnen. Mit diesem Buch wird damit eine<br />
Brücke zwischen diesen beiden – ursprünglich<br />
nicht in Ver bindung stehenden – Welten<br />
gebaut, die so erstaunlich viele Gemein sam -<br />
keiten und Parallelen aufweisen.<br />
Weitere Informationen: alfredverlag.de |<br />
alfredmusic.de<br />
YOUTUBE ZAHLT<br />
VIER MILLIARDEN US-DOLLAR AN DIE<br />
MUSIKINDUSTRIE<br />
Die Videoplattform hat in den vergangenen zwölf<br />
Monaten ganze vier Milliarden US-Dollar an<br />
Musi ker*innen und Rechteinhaber*innen gezahlt.<br />
30 Prozent davon stammen von User Generated<br />
Content.<br />
YouTube hat in einem Blogpost den Wert der<br />
Plattform für die Musikindustrie betont. Lyor Cohen,<br />
Global Head of Music bei YouTube, berichtet von<br />
Zahlungen in der Höhe von vier Milliarden US-<br />
Dollar innerhalb der vergangenen zwölf Monate,<br />
die bei Künstler*innen und Rechte inha ber*innen<br />
eingegangen seien. Cohen betont die Einzigartig -<br />
keit der Plattform, die auch Advertisern zugutekommt:<br />
„YouTube is the world’s largest stage, and<br />
advertisers are eager to tap into the deep music<br />
engagement that the platform enables. With over<br />
2 billion users watching music videos monthly,<br />
YouTube allows advertisers to reach audiences<br />
they can’t find anywhere else.“<br />
Er fügt hinzu, dass YouTube im ersten Quartal<br />
2021 mehr zahlende User als je zuvor dazugewinnen<br />
konnte. Kostenpflichtige Abonnements<br />
sind in 96 Ländern möglich, weitere 180 Länder<br />
bringen Werbeeinnahmen ein. Insgesamt liege die<br />
Zahl der User, die sich monatlich Musik videos an -<br />
schauen, bei zwei Milliarden.<br />
Ein knappes Drittel der Einnahmen wurde durch<br />
User Generated Content generiert. Hiermit sind<br />
zum Beispiel Fan-Videos gemeint, die die Musik<br />
der Künstler*innen verwenden. Neben Videos<br />
gibt YouTube an, auch andere Ein nah me quellen<br />
verstärkt ausbauen zu wollen. Dazu ge hört zum<br />
Beispiel der Verkauf von Konzerttickets und Mer -<br />
chandise. Damit könnte die Plattform Erfolg<br />
haben: Das virtuelle YouTube-Konzert der K-Pop-<br />
Band BLACKPINK etwa sorgte für ganze 280 000<br />
neue bezahlte Kanalmitgliedschaften.<br />
KONKURRENZKAMPF MIT TIKTOK<br />
Trotz der erfreulichen Zahlungen hat YouTube<br />
für die Musikindustrie auch erhebliche Nachteile,<br />
da Künstler*innen mit Streams deutlich weniger<br />
einnehmen als mit regulären Verkäufen. Doch auf -<br />
grund ihres mittlerweile riesigen Marktanteils<br />
musste sich die Musikbranche wohl oder übel<br />
mit Streamingplattformen wie YouTube und Spotify<br />
anfreunden.<br />
YouTube scheint mit der Verkündigung seiner<br />
Zahlungen an die Branche darauf anzuspielen,<br />
dass <strong>Musiker</strong>*innen auf YouTube tatsächlich die<br />
Chance haben, einiges an Geld zu verdienen –<br />
und sie deshalb guten Grund haben, hier aktiv zu<br />
bleiben, statt zum Beispiel zu TikTok zu wechseln.<br />
Doch auch TikTok Trends können für Künst -<br />
ler*innen ein Sprungbrett in die Charts sein. Mit<br />
dem stetigen Wachstum der beliebten Kurz video-<br />
App ist TikTok schon längst zur ernst zu nehmenden<br />
Konkurrenz für YouTube geworden. Die<br />
Platt form scheint nun in die Offensive zu gehen –<br />
so verkündete YouTube zuletzt, 100 Millionen US-<br />
Dollar an Creator des Kurz video formats Shorts zu<br />
zahlen.<br />
QUELLE: onlinemarketing.de/social-media-marketing/youtube-4-milliarden-us-dollar-musikindustrie<br />
www.musiker-online.tv
ANZEIGE<br />
WISSENSCHAFTLICHE STUDIE ZEIGT:<br />
So<br />
programmiert<br />
man den<br />
Körper auf<br />
Abnehmen<br />
Abnehmen ist einfach, ja richtig, man<br />
muss nur weniger Kalorien aufnehmen als<br />
man verbrennt. Tausende haben das schon<br />
geschafft. Aber haben auch wieder<br />
zugenommen. Also suchen wir alle nach<br />
dem Königsweg bei dem wir lecker essen<br />
können aber nicht dicker werden, oder<br />
sogar noch abnehmen.<br />
DURCH<br />
NIEDRIG-<br />
GLYKÄMISCHE<br />
UND<br />
PROTEINREICHE<br />
ERNÄHRUNG<br />
Es ist und bleibt ein ständiger Kampf, obwohl<br />
wir mit unzähligen Theorien und Strategien<br />
zur Gewichtsabnahme von mehr oder weniger<br />
seriösen „Experten“ überhäuft werden.<br />
Schön wäre es, wenn wir uns nicht anstrengen<br />
müssten, um das abgenommene Gewicht<br />
zu halten, sondern wir einfach schlank bleiben<br />
würden. Dazu müsste der Stoffwechsel<br />
lernen während und nach einer Diät mehr<br />
Kalorien zu verbrennen. In Hungerperioden<br />
(also auch bei einer herkömmlichen Diät<br />
oder kalorienreduzierten Kost) tut er nämlich<br />
genau das Gegenteil. Und wir müssen lernen<br />
wenige gesunde Fette und keine ungesunden<br />
Zucker zu uns zu nehmen. Dazu kann man<br />
zum Beispiel gesunde Zucker nutzen, mit<br />
einem niedrigen glykämischen Index, damit<br />
der Appetit auf ungesunden Zucker gar nicht<br />
erst entsteht und man länger leistungsfähig<br />
und konzentriert bleibt. So braucht man<br />
nicht laufend Zucker „nach zu futtern“ und<br />
der Blutzuckerspiegel bleibt konstant.<br />
Neue Erkenntnisse<br />
Vor einiger Zeit haben die Ernährungswissenschaftler<br />
der Universität Freiburg mehrere<br />
Diätprogramme auf ihre Wirksamkeit getestet.<br />
Eine Diät schnitt überraschend besser ab.<br />
Die Gewichtsabnahme erfolgte schnell und<br />
ohne Jo-Jo-Effekt. Auf Grund dieses herausragenden<br />
Ergebnisses hat sogar das bekannte<br />
amerikanische Fachmagazin „International<br />
Journal of Obesity“ darüber berichtet. Ein<br />
wichtiger Teil dieses Programms ist Almased<br />
(in Apotheken erhältlich). Es wurde seinerzeit<br />
von einem Heilpraktiker entwickelt, um den<br />
Stoffwechsel seiner Patienten zu optimieren<br />
und somit das Immunsystem und die Leistungsfähigkeit<br />
zu steigern. Heute ist es das<br />
beliebteste Mittel zur Gewichtsabnahme in<br />
Deutschland und wird von Apothekern am<br />
häufigsten empfohlen. Jetzt haben Experten<br />
der Universität in Edmonton (Kanada)<br />
Almased dem Härtetest unterzogen. In der<br />
sogenannten „Stoffwechsel-Kammer“ wurde<br />
geprüft was Almased tatsächlich leistet. Erste<br />
Ergebnisse wurden anlässlich des ECO 2018<br />
in Wien vorgestellt. Sie beweisen, dass nur ein<br />
Almased-Drink pro Tag nicht nur den Grundumsatz<br />
(Kalorienverbrauch – ohne dass man<br />
etwas tut) steigert, sondern auch das Körperfett<br />
wesentlich früher zur Energiegewinnung<br />
herangezogen wird als bei einer alternativen<br />
Ernährung. Damit wurden die Ergebnisse<br />
der sogenannten „Frühstücks-Studie“ der<br />
Universität in Freiburg von 2011 bestätigt.<br />
Almased kann helfen<br />
Schon ein Almased-Drink pro Tag steigert<br />
den Kalorienverbrauch wie etwa 30 Minuten<br />
auf dem Laufband. Es kann also dafür sorgen,<br />
dass einmal abgenommenes Fett auch abgenommen<br />
bleibt. Man könnte annehmen, dass<br />
das in Almased unter anderem nachgewiesene<br />
bioaktive Peptid „Lunasin“ dabei eine wichtige<br />
Rolle spielt. Leider ist es Almased durch die sog.<br />
Health-Claims-Verordnung gesetzlich verboten<br />
über viele weitere gesundheitliche Vorteile, die<br />
durch die einzigartige Rezeptur und das besondere<br />
Herstellungsverfahren entstehen und wissenschaftlich<br />
belegt sind, zu informieren. Daher:<br />
„Probieren geht über studieren“.<br />
AUF DAS TIMING<br />
KOMMT ES AN<br />
Für viele von uns ist das abendliche<br />
Essen die Belohnung für einen<br />
langen Tag. Dadurch nehmen die<br />
meisten von uns den überwiegenden<br />
Teil der Kalorien am Abend auf.<br />
Der Körper wird also doppelt belastet:<br />
Zu den nächtlichen „Restrukturierungs-<br />
Maßnahmen“ kommt auch noch<br />
die Verdauung hinzu. Steht dem<br />
Stoffwechsel aber nicht genug Protein<br />
und Energie für die lange Nacht<br />
zur Verfügung, wachen wir öfter<br />
auf und fühlen uns zerschlagen.<br />
Ersetzt man die letzte Mahlzeit des<br />
Tages durch einen Almased-Drink mit<br />
etwas mehr Pulver als üblich, spart<br />
man viele Kalorien, schläft besser und<br />
wacht erholter auf. Ein „Selbst-Test“<br />
lohnt sich – versuchen Sie es mal.<br />
Hier erfahren<br />
Sie mehr –<br />
scannen Sie<br />
einfach den<br />
QR Code!
10 STORIES<br />
Jahre<br />
DEUTSCHER<br />
ROCK & POP MUSIKERVERBAND E.V.<br />
DEUTSCHER ROCK & POP PREIS<br />
43 Jahre <strong>Musiker</strong> <strong>Magazin</strong><br />
20 Jahre Deutsche Popstiftung<br />
Ein kleines, aber feines Jubiläum ...<br />
Liebe Freundinnen und Freunde,<br />
eil es niemanden gab, der sich um die<br />
W künstlerischen, die musikalischen und<br />
die Arbeitsinteressen der Rock- & Popmusiker<br />
aller musikstilistischen Bereiche in Deutschland<br />
gekümmert hatte, gründeten 1982/83 ein paar<br />
Idealisten in Lüneburg eine „Arbeitsgemeinschaft<br />
Rockmusiker in Deutschland“ (AGRD) als Dis kus -<br />
sionsforum auf Basis und Grundlage einer selbst<br />
entworfenen gemeinnützigen Vereinssatzung (und<br />
nicht einer gewinnorientierten GmbH oder GmbH &<br />
Co. KG). Damals berichtete ich im Fachblatt Musik -<br />
magazin, dem damals größten Fachblatt für Mu -<br />
sikerinnen und <strong>Musiker</strong> in Deutschland, von den<br />
Ziel set zun gen und auch Schwierigkeiten dieser<br />
beispiellosen Idee eines Verbandes/einer Gewerk -<br />
schaft für die Rock-, Pop-, Folk- und Blues musiker<br />
etc. 1986 änderten wir den Namen dieser Arbeits -<br />
gemein schaft in „Deutscher Rock <strong>Musiker</strong> Ver -<br />
band“ und 1988 in Deutscher Rock & Pop Mu -<br />
sikerverband e. V., unserem heutigen Namen.<br />
Nach diesen 40 Jahren Aufbauarbeit wird es<br />
Zeit für einen Rück blick und ein Resümee ...<br />
1.<br />
Unsere mit Abstand wichtigste damalige Ziel -<br />
setzung war es, einen Verband für die Musi ke -<br />
rinnen und <strong>Musiker</strong> aller musikstilistischen Be -<br />
reiche in Deutschland zu gründen und aufzu-<br />
bauen. Das Ziel ist weiterhin, dass der Verband<br />
finanziell und organisatorisch völlig unabhängig<br />
und unbeeinflusst seitens der Musikindustrie, der<br />
GEMA, der GVL und der staatlichen Kultur & Partei -<br />
politik arbeiten kann.<br />
2.<br />
Um dieses Ziel zu erreichen, musste dieser<br />
Künstlerverband an erster Stelle finanziell unabhängig<br />
werden. Genau dies ist aber nur möglich,<br />
wenn seitens dieser Kulturorganisation ange mes -<br />
sene Mitgliederbeiträge erhoben werden. Von<br />
anderen Verbänden in anderen musikalischen und<br />
musikwirtschaftlichen Bereichen wussten wir, wie<br />
hoch dort die Mitglieder-Beitragsgebühren waren:<br />
im Jahr (nach heutiger Rechnung) zwischen 200<br />
und 600 €. Und so fingen wir damals ganz vorsichtig<br />
bei 50 € Jahres ge bühr an und erhöhten<br />
diesen Jahresbeitrag nach und nach auf heute<br />
100 €, weil anders kein Über leben eines professionellen<br />
<strong>Musiker</strong>verbandes mit den umfangreichsten<br />
Leistungen, Fach- und Rechts be ra tun gen<br />
aller Musikverbände möglich ist.<br />
3.<br />
Im gleichen Jahr – 1983 – veranstalteten wir<br />
unser erstes Nachwuchsfestival für Rock- &<br />
Popmusiker auf Bundesebene unter dem Namen<br />
„Bundes-Rockfestival“ in der Nordlandhalle in<br />
Lüneburg. Zu diesem ersten Nachwuchsfestival<br />
wurden Musikgruppen und Einzelinterpreten aus<br />
ganz Deutschland eingeladen. In 1988 wurde der<br />
Name geändert in Deutscher Rock und Pop<br />
Preis, um die stilistische Breite des Festivals besser<br />
anzugeben. Dieses Kulturfestival wurde von<br />
1986 bis 2000 vom Bundesministerium des<br />
Innern und von 1991 an mit dessen Mitteln über<br />
eine Kulturstiftung in Berlin bis 2001/02 mit kleinen<br />
jährlichen Beträgen gefördert (nicht institutionell,<br />
sondern projektbezogen). Da die jährlichen<br />
Antragstellungen und folgenden Abrechnungen,<br />
die wir anfangs dem Ministerium (BVA) und später<br />
der Stiftung immer wieder jährlich vorlegen<br />
mussten, Ende der Neunzigerjahre derart er nie -<br />
drigend waren, beschlossen wir, uns nicht mehr<br />
fördern zu lassen. Wir hatten es also darauf an -<br />
gelegt, geradeaus und direkt zu widersprechen,<br />
wenn die Drangsalierungen dieser Kultur ein rich -<br />
tungen zu verletzend waren.<br />
Allerdings: Hier an dieser Stelle muss festgestellt<br />
werden, dass wir in den 15 Jahren der<br />
staatlichen Förderung seitens des Ministeriums<br />
und der Stiftung immer von deren Prüfern ent -<br />
lastet wurden. Wir mussten nie größere oder<br />
große Förderbeträge zurückzahlen! So engagiert,<br />
genau und präzise hatten wir die Festival-<br />
Abrechnungen immer vorgenommen. Dazu kam<br />
dann auch, dass die Länderstiftung uns vorschreiben<br />
wollte, wie wir den Vorstand und die Ge -<br />
schäftsführung zu be setzen hätten. Im Rück blick<br />
gesehen: Eine absolute Frechheit! Die Stiftung<br />
drohte uns klar und deutlich – aber indirekt –,<br />
uns für unser Kulturfestival keine Fördermittel<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 11<br />
mehr zu geben, wenn wir ihrer institutionellen Be -<br />
setzungskonstruktion des Vorstandes nicht folgen<br />
würden. Und das, obwohl wir uns in all den<br />
15 Jahren der Förderung absolut nichts zuschulden<br />
haben kommen lassen. Wir haben uns von<br />
Anfang an eine Vorstandskonstruktion wie fast<br />
alle Gewerkschaften (z. B. der DGB oder Verdi)<br />
gegeben. Damit stand für uns der Entschluss<br />
fest, dass wir für das Überleben dieses inzwischen<br />
größten <strong>Musiker</strong>verbandes auf Bundes ebene für<br />
Rock- & Popmusik aller musikstilistischen Be -<br />
reiche und des heute größten Musik wett bewerbs<br />
im Bereich der Rock- & Popmusik in Deutsch -<br />
land seitens der teilnehmenden Musik gruppen<br />
und Einzelinterpreten jeweils Mit glieds-, Bewer -<br />
bungs- und Teilnahme gebühren ein fordern mussten.<br />
Deshalb gründeten wir 2002 zusätzlich eine<br />
gemeinnützige Kulturstiftung, die Deutsche Pop -<br />
stiftung, die gemeinsam mit dem Deutschen Rock<br />
& Pop <strong>Musiker</strong>verband zukünftig für die Aus rich -<br />
tung dieses Musikwettbe wer bes verantwortlich<br />
sein sollte.<br />
Außenstehende haben oft überhaupt keine<br />
Ahnung, wie teuer eine derartige große Kultur -<br />
veranstaltung ist, die zwölf Monate im Jahr ge -<br />
nauestens vorbereitet werden muss und mit<br />
einer Preisverleihungs-Gala endet (je nach Jahr<br />
ca. 80 000–100 000 Euro unter Ein be ziehung der<br />
tatsächlichen prozentualen zeitintensiven Ar beits -<br />
gehälter des DRMV, Übungs leiter pau schalen<br />
der Stiftung, PA, Licht- und Back line anlagen,<br />
Hotel übernachtungen und Fahrtkosten der ca.<br />
20-köpfigen Jury, Großbus für unser ca. 30-köpfiges<br />
Organisations-, Helfer-, Ordner- und Film -<br />
team (sie alle übernachten seit 38 Jahren aus<br />
Sparsamkeitsgründen nur in Jugendher ber gen),<br />
Hallennebenkosten, örtliche Ordner, Ver pfle gung<br />
aller 50 Teammitglieder und Juroren etc.).<br />
Insgesamt arbeiten jetzt in unserer Ge schäfts -<br />
stelle in Lüneburg sieben Personen „rund um die<br />
Uhr“, Tag für Tag, Woche um Woche an diesem<br />
jährlich stattfindenden Kulturprojekt, dessen<br />
Aus schreibung in aller Regelmäßigkeit jeweils<br />
Anfang März beginnt. Durch den unglaublich<br />
großen bundesweiten Medienerfolg in zahlreichen<br />
Tages zei tun gen (jährlich zwischen 400 und<br />
680 Artikel in den Tageszeitungen) vergrößert<br />
sich natürlich von Jahr zu Jahr die Zahl der<br />
Bewerber*innen (ohne die beiden Corona-Jahre<br />
zu be werten). Sämtliche Einnahmen aus den Be -<br />
wer bungs – und Teilnahmegebühren (20 bzw. 30<br />
Euro Be wer bungsgebühr vor und 100 Euro Teil -<br />
nah me ge bühr nach Auswahl in die Endrunden<br />
es für uns allerdings völlig unmöglich, eine derart<br />
große Anzahl von Preisträgern aus allen Teilen<br />
Deutschlands quasi virtuell in einer audiovisuellen<br />
Internet-TV-Show auszuzeichnen. Auch die<br />
bräuchte mindestens ein halbes Jahr Vorbe rei -<br />
tungszeit.<br />
4.<br />
Von 1986 bis 1999 veranstalteten wir in Lüne -<br />
burg 14 Jahre pro Jahr eine „Woche der Popular -<br />
musik“ mit insgesamt 455 Seminaren (Refe ren -<br />
ten), Work shops, Kon zerten, Podiums dis kus -<br />
sionen über alle Themen bereiche der Rock- und<br />
Popmusik. Für die Finan zierung gewannen wir das<br />
Ministerium für Wissen schaft und Kultur (MWK)<br />
in Nieder sachsen/ Hannover, das Bundes minis -<br />
terium des Innern, folgend durch die Kultur -<br />
stiftung der Länder und mit einem ganz kleinen<br />
Etat die Stadt Lüneburg. Auch hier stelle ich fest,<br />
dass wir bei diesen Kultur projekten immer seitens<br />
der staatlichen Geldgeber nach dem jeweiligen<br />
durch die Juroren pro Bewerbung) sowie alle<br />
anderen Ein nah men unserer Jahreskultur ver an -<br />
staltungen müssen laut Satzung ausschließlich<br />
für die kulturellen Zielsetzungen unserer Stiftung<br />
investiert und aus gegeben werden. Das wird<br />
durch das Land Nieder sachsen, Abt. Stiftungen<br />
in Hannover, regelmäßig überprüft. Keine*r unserer<br />
Jahres ende entlastet wurden. Zerstört wur-<br />
den diese erfolgreichen Kultur wochen Anfang<br />
2000 durch einen im MWK eingestellten – besser<br />
per Seil schaften eingestellten – ideologisierten<br />
marxistisch/sozialistischen Refe ren ten mit besten<br />
Verbindun gen zu zahlreichen K-Gruppen, weil wir<br />
1985 in unserer Satzung einen Passus per Mit -<br />
sieben Mit ar beiter*innen erhält von der glieder beschluss aufgenom men hatten, der<br />
Stiftung für diese Arbeit ein Ge halt oder ein<br />
Honorar, sondern lediglich monatlich eine vom<br />
Finanzamt genehmigte „Übungs leiterpauschale“<br />
in Höhe von 200 €. Darüber hinausgehende<br />
Anteile der Mitarbeiter gehälter be zahlt der<br />
Deutsche Rock & Pop Mu si ker verband aus eigener<br />
Kasse.<br />
bestimmte, dass all die Partei mit glieder und Sym -<br />
pathisanten rechts- wie linksradikaler Parteien, die<br />
die Beseitigung der freiheitlich-demokratischen<br />
Grundordnung (GG) der BRD zum Ziel hatten, in<br />
unseren Verband nicht aufgenommen wurden<br />
und aus ausgeschlossen werden konnten. Die<br />
Macht dieser Ideo logen im MWK und auch im<br />
LMR:<br />
38 Jahre lang fand diese große Kulturver an -<br />
staltung in einem großen Kultursaal, Kon gress -<br />
zentrum oder einer Stadthalle statt. In den beiden<br />
Corona-Jahren 2020 und 2021 wurde es<br />
uns staatlicherseits aber unmöglich gemacht, die<br />
Veranstaltung live auf einer großen Ver an stal tungs -<br />
bühne durchzuführen. Die zahlreichen Corona-<br />
Verbote haben dies in 2020 und 2021 verhindert.<br />
Allein aus diesem Grund mussten wir in diesen<br />
beiden Jahren bis zum Jahresende warten in der<br />
Hoffnung, dass die Corona-Inzi denz zahlen so niedrig<br />
waren, dass die Veranstal tungen doch noch<br />
live durchgeführt werden konnten. In 2020 und<br />
2021 mussten wir die Live-Veranstal tungen deshalb<br />
jeweils einen Monat vorher absagen. In den<br />
<br />
1990 rief uns der im MWK für Musik zuständige<br />
Referent Dr. Lothar P. zweimal per Telefon an,<br />
ob wir schon – wie von ihm gefordert – diesen<br />
besagten Nichtvereinbarkeitsbeschluss in unserer<br />
Satzung (wie 1985 bei den Grünen) endlich<br />
gestrichen hätten, da wir sonst keine Förder mittel<br />
mehr von ihm (MWK) erhalten würden. (Klare Er -<br />
pressung, denn was geht einen Außen stehen -<br />
den unsere Vereinssatzung an?) Nachdem ich<br />
das zweimal im Abstand von sechs Monaten verneint<br />
hatte, wurden die Fördermittel des MWK in<br />
den folgenden Jahren kontinuierlich und ganz<br />
langsam – damit es nicht auffällt – „auf null ge -<br />
verbleibenden vier Wochen zum Jahresende war schraubt“.<br />
8<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
12 STORIES<br />
<br />
Sein noch radikalerer und von ihm und dem<br />
LMR im MWK empfohlener ideologischer „Seil-<br />
schafts-Nachfolger“ aus Bremen besaß auf unserer<br />
letzten Kulturwoche als Gast einer von uns orga -<br />
nisierten Diskussionsrunde im Lüneburger Kul tur -<br />
haus (Glockenhaus) die Frechheit, uns als Gast -<br />
geber, Organisatoren und Veranstalter vor Ort die<br />
Leitung dieser Veranstaltung streitig zu machen.<br />
<br />
In 2001 wurde uns dann von der Vorgesetzten<br />
dieses Referenten, der Abteilungsleiterin des MWK<br />
und späteren Hamburger Kultursenatorin Frau<br />
Kisseler, ein Etat von ca. 25 000 DM für die<br />
Kulturwoche in 2001 schriftlich zugesagt und der<br />
Lüneburger Bezirksregierung rechtzeitig zur<br />
Auszahlung an uns im August jenen Jahres überwiesen,<br />
der dann aber erst (mittels konstruierter<br />
Anweisungen) viel zu spät nach der von uns mangels<br />
Finanzen nicht durchgeführten Kulturwoche<br />
an uns ausgezahlt wurde. Am selben Tag haben<br />
wir dann diesen Betrag wegen Undurch führ bar -<br />
keit der Kulturveranstaltung an das MWK/die BR<br />
zurücküberwiesen.<br />
5.<br />
Echte und überzeugende Demokratie im<br />
DRMV e.V. heißt für uns: jährliche Mitglieder ver -<br />
sammlungen am Ende eines jeden Jahres und<br />
Briefwahlen/Abstimmungen unter der Auf sicht<br />
eines vereidigten Notars & Rechtsanwaltes (für<br />
all die, die kein Geld, keine Zeit oder keinen „Bock“<br />
haben, an diesen MVs „im hohen Norden“ in<br />
Lüneburg teilzunehmen oder krank sind), der die<br />
Wahl- & Abstimmungsbriefe der an den Wahlen<br />
teilnehmenden Mitglieder des DRMV zählt und<br />
stichprobenartig überprüft. Erst dann überprüft<br />
zusätzlich ein frei auf den MVs von allen gewählter<br />
Wahlausschuss diese Wahlantworten der<br />
Mit glieder und das Wahlergebnis. (Dieses<br />
Verfahren haben wir 1983 auf unserer Gründungs -<br />
ver samm lung in Lüneburg eingeführt, die<br />
Grünen haben dieses Verfahren 1985 auf ihrer<br />
Gründungs ver sammlung in Hannover ebenfalls<br />
eingeführt).<br />
SCHLUSSBEMERKUNG ZUM<br />
DEUTSCHEN ROCK & POP PREIS:<br />
Es gibt bis heute kein Festival, keine Konzert -<br />
veranstaltung und kein Riesenfestival mit Super -<br />
»Unsere mit Abstand<br />
wichtigste damalige<br />
Ziel setzung war es,<br />
einen Verband für die<br />
<strong>Musiker</strong>innen und<br />
<strong>Musiker</strong> aller<br />
musikstilistischen<br />
Bereiche in<br />
Deutschland<br />
zu gründen und<br />
aufzubauen.<br />
Das Ziel ist weiterhin,<br />
dass der Verband<br />
finanziell und<br />
organisatorisch völlig<br />
unabhängig und<br />
unbeeinflusst seitens<br />
der Musikindustrie,<br />
der GEMA, der GVL<br />
und der staatlichen<br />
Kultur & Parteipolitik<br />
arbeiten kann.«<br />
stars, das eine derart bundesweite große, um -<br />
fangreiche und positive Medienresonanz seitens<br />
der Tageszeitungen und auch vieler Zeitschriften<br />
erhält, wie der jetzt seit 40 Jahren auf ge mein nüt -<br />
ziger Basis erarbeitete Deutsche Rock & Pop<br />
Preis. Das haben unsere Medienanalysen der<br />
letzten 20 Jahre mithilfe großer, bundesweit ar -<br />
beitender Ausschnittdienste eindeutig ergeben.<br />
(2018: 686 Artikel, 2019: 550 Artikel, Corona -<br />
ausfall/virtuell 2020: 510 Artikel, Corona ausfall/<br />
vir tuell 2021: (Ergebnis Ende April)<br />
Das zeigt: Die Tageszeitungen in Deutschland<br />
haben den Wert und die Bedeutung dieser musikalischen<br />
Kulturveranstaltung und der Jury-<br />
Preis auszeichnungen nach 40 Jahren ständiger<br />
Berichterstattung erkannt. (Und wenn irgendwann<br />
einmal ein schräger Bericht irgendwelcher desinformierter<br />
Journalisten veröffentlicht wird, dann<br />
macht das vor diesem Hintergrund der zahllosen<br />
positiven und begeisterten Zeitungsberichte auch<br />
nichts aus. Wir sagen dazu: „Let it be ...“)<br />
Es gibt zudem auch keinen einzigen Musik -<br />
wett bewerb in Deutschland, der eine derart große<br />
Anzahl von heute renommierten und bekannten<br />
Musikgruppen und Musikinterpreten nach der<br />
Preis auszeichnung (mittels einer großen und perfekt<br />
gestalteten Urkunde) mithilfe dieser großen<br />
Kultur veranstaltung und unserem seit nunmehr 43<br />
Jahren selber herausgegebenen <strong>Musiker</strong> <strong>Magazin</strong><br />
(Auflage 20 000) (mit mehr seitigen Foto-/ Text-<br />
Interviews der Preisträger der Haupt kate go rien)<br />
und mit unserer aktiven Hilfe bei der Suche nach<br />
den richtigen Tonträgerfirmen hervorgebracht hat.<br />
Wer wie auf einer Jahrmarkt ver anstaltung auf<br />
Geld gewinne, Sachpreise, nutz lose Label ver träge,<br />
„Zuschauer-Abstim mun gen“, Auswahl der Preis -<br />
träger ohne Juroren nach der Höhe ihrer Ton -<br />
träger- oder Digitalverkäufe spekuliert, sollte sich<br />
bei einem der zahllosen Ama teur- oder (nicht mehr<br />
existierenden Musik in dus trie) Musik-Wett be wer -<br />
ben (die ohne Juroren ar bei te ten) als Amateur<br />
be werben! Und als weg weisen des Ur beispiel:<br />
Auch bei den Grammy-Ver leihungen gibt es keine<br />
Geld- oder Sach preise und auch automatisch<br />
keine Schallplatten-Ton träger ver träge. Die Ein la -<br />
dungs ge büh ren be tragen dort für die zur dortigen<br />
Preis ver leih ungs gala ein geladenen Teil neh -<br />
mer über 2 000 Dollar und nicht wie bei uns<br />
lediglich 100 Euro pro Einzel sparte.<br />
WEB: WWW.MUSIKER-ONLINE.COM<br />
TEXT: OLE SEELENMEYER<br />
GRAFIK: © ARDEA-STUDIO; © TOBRONO /<br />
ADOBE STOCK<br />
www.musiker-online.tv
DEUTSCHER ROCK & POP MUSIKERVERBAND E.V.<br />
DEUTSCHE POPSTIFTUNG UND MUSIKER MAGAZIN<br />
PRÄSENTIEREN<br />
FESTIVAL 13<br />
Bundeswettbewerb für Rock- und Popmusikgruppen und Sänger*innen<br />
aller musikstilistischen Bereiche<br />
In <strong>2022</strong> werden zum 40. Mal zahlreiche „Deutsche Rock & Pop Preise“<br />
der verschiedensten musikalischen Bereiche an herausragende Nachwuchs -<br />
musikgruppen, Nachwuchseinzelkünstler*innen sowie durch eine Fachjury<br />
ausgewählte professionelle Musikgruppen und Einzelkünstler*innen mit<br />
und ohne Tonträgervertrag verliehen. So sollen auch in diesem Jahr Künstler<br />
so unterschiedlicher musikstilistischer Bereiche wie Rock, Pop, Country,<br />
Hard & Heavy, Alternative, Weltmusik, Reggae, Funk & Soul u.v.a. geehrt<br />
werden. Einziges Kriterium ist dabei der künstlerische Anspruch. In ihrer<br />
kulturellen und künstlerischen Ausrichtung steht diese Kulturveranstaltung<br />
damit im bewussten Gegensatz zu anderen Veranstaltungszeremonien<br />
von Industriepreisen und kommerziellen TV-Anstalten. Durch die Aus zeich -<br />
nung in über 125 verschiedenen Musikgenres wird der heutigen musikalischen<br />
Vielfalt im Bereich der Rock- & Popmusik Rechnung getragen. Damit<br />
soll erreicht werden, dass sich möglichst viele Musikgruppen und Einzel -<br />
künstler*innen in ihrer Stilistik wiederfinden.<br />
Diese Kulturveranstaltung soll wie bisher als Plattform des kreativen<br />
Nachwuchses, aber auch als Treffpunkt einzelner etablierter Künstler*innen<br />
und Persönlichkeiten des musikalisch-wirtschaftlichen Umfeldes dienen.<br />
+<br />
ZIEL / KONZEPT<br />
FINANZIERUNG<br />
ihrer eigenen vorgenommenen Bewerbung und folgenden möglichen<br />
Nominierung einen Teilnahmebetrag pro (von ihnen selbst gewählter) Musik -<br />
sparte, um die Selbstfinanzierung dieses musikereigenen Kulturfestivals auf<br />
Bundesebene zu gewährleisten. Normalerweise bewerben sich die Teilnehmer<br />
nur in einer Sparte. Es bleibt aber den Entscheidungen der Bewerber überlassen,<br />
ob sie sich zusätzlich in weiteren Sparten bewerben (Beispiel: Band/<br />
<strong>Musiker</strong>*in bewirbt sich in fünf Sparten: 5 x 100 Euro = 500 Euro). Diese solidarische<br />
Gemeinschaftsfinanzierung ist in Deutschland einmalig: Damit wird<br />
auch der 40. Deutsche Rock & Pop Preis wieder gemeinschaftlich finanziert<br />
durch die Stiftungs- und Verbandsträger, die ca. 3 000 Musikgruppen, Musi -<br />
kerinnen und <strong>Musiker</strong> im Deutschen Rock & Pop <strong>Musiker</strong>verband e.V.<br />
sowie durch die Teilnehmer dieses Festivals.<br />
KATEGORIEN<br />
Im Gegensatz zu anderen deutschen Musikpreisen werden die Deutschen<br />
Rock & Pop Preise <strong>2022</strong> in über 125 verschiedenen musikstilistischen<br />
Bereichen verliehen. Weitere Preise können an herausragende etablierte<br />
Musikgruppen, <strong>Musiker</strong>innen und <strong>Musiker</strong> sowie in den Sonderkategorien<br />
„Bester Gitarrist”, „Bester Keyboarder”, „Bester Schlagzeuger”, „Bester<br />
Bassist”, „Beste Komposition” etc. verliehen werden. Hierfür kann man sich<br />
direkt bewerben. Die Bundesjury entscheidet, ob besondere Leistungen in<br />
diesen Bereichen vorliegen.<br />
Diese Kulturveranstaltung wird im Wesentlichen – wie in den vergangenen<br />
20 Jahren auch – durch die gemeinnützige Deutsche Popstiftung,<br />
den Deutschen Rock & Pop <strong>Musiker</strong>verband e.V. und die am Wettbewerb<br />
beteiligten Musikgruppen und Künstler*innen gemeinsam finanziert.<br />
Von allen Bewerbern dieses bundesweiten kulturellen Wettbewerbs wird –<br />
ebenfalls wie in den Jahren zuvor – ein Solidarbeitrag in Form einer geringen<br />
Anmeldegebühr (20 bzw. 30 Euro) erhoben. Alle durch die Bundesjury<br />
nominierten Preis träger der Haupt- und Sonderkategorien zahlen erst nach<br />
Folgende Einzelkategorien werden<br />
ausgeschrieben:<br />
» 8 HAUPTKATEGORIEN «<br />
» 119 SONDERKATEGORIEN «<br />
8<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
14 FESTIVAL<br />
17. Dezember <strong>2022</strong> – Siegen<br />
Kongresszentrum Siegerlandhalle<br />
Durch die differenzierte Auswahl an Sonderkategorien wird gewährleistet,<br />
dass eine große Anzahl vielversprechender Musikgruppen, Inter preten und<br />
Künstler*innen in musikhistorisch und aktuell bedeutenden, aber bisher bei<br />
Preisverleihungen vernachlässigten Musikrichtungen ebenfalls gewürdigt<br />
werden können. In den acht Hauptkategorien sowie in den übrigen<br />
Sonder kategorien entscheidet die Bundesjury allein aufgrund des<br />
eingeschickten Materials über eine Nominierung bzw. Auszeichnung<br />
bei der Preisverleihung.<br />
Mit der Aufnahme von Kategorien, die sich mit dem künstlerischen und<br />
technischen Umfeld einer CD-Produktion und des Musikmanagements<br />
auseinandersetzen (Studioproduktion, CD-Design, Independent-Label,<br />
Künstleragentur etc.), sollen auch die ansonsten im Schatten von künstlerischen<br />
Auszeichnungen stehenden Firmen und Personen auf Vorschlag<br />
der <strong>Musiker</strong>basis geehrt werden.<br />
TEILNAHME<br />
Die nominierten Bands und Künstler*innen des 40. Deutschen Rock &<br />
Pop Preises <strong>2022</strong> erhalten durch die Deutsche Popstiftung eine Ein -<br />
ladung nebst Teilnahmeformular.<br />
Erst die Rücksendung des ausgefüllten Teilnahmeformulars und<br />
die Entrichtung der Teilnahmegebühr in Höhe von 100 Euro je Haupt -<br />
kategorie und 100 Euro je Sonder kate gorie garantieren die Teilnahme<br />
am 40. Deutschen Rock & Pop Preis <strong>2022</strong>.<br />
Die ausgezeichneten Preisträger der Haupt- und Sonderkategorien er -<br />
halten je 50 Eintrittskarten im Gesamtwert von 1000 Euro für den eigenen<br />
Gäste-/Fankreis.<br />
Jede Band/jeder Künstler kann sich mit einer CD/einem Musikvideo<br />
pro Kategorie (möglichst eine Liveaufnahme) bei der Deutschen Popstiftung<br />
für die verschiedenen Kategorien bewerben.<br />
Mit der Nichtrücksendung des Teilnahmeformulars und der Nicht en t -<br />
richtung der Teilnahmegebühr verfallen die Teilnahme und Preis zuer -<br />
kennung.<br />
Anmeldegebühr:<br />
» 20 EURO «<br />
DRMV-MITGLIEDER<br />
» 30 EURO «<br />
DRMV-NICHTMITGLIEDER<br />
Nach dem Bewerbungsschluss ermitteln unabhängige Expertenjuroren,<br />
die von der Deutschen Popstiftung eingesetzt werden, die nominierten<br />
Preis träger der Haupt- und Sonderkategorien des 40. Deutschen Rock &<br />
Pop Preises <strong>2022</strong>. Um eine gerechte Preisverleihung zu gewährleisten,<br />
kann die Bundesjury, wenn die Einordnung den Juroren passend erscheint,<br />
Preise auch in anderen als den durch die Künstler ursprünglich benannten<br />
Kategorien zuerkennen.<br />
Alle Teilnehmer dieser Kulturveranstaltung übertragen die audiovisuellen<br />
Sende- und Verbreitungsrechte non-exklusiv an die Deutsche<br />
PopStiftung.<br />
PREISVERLEIHUNG<br />
Die Preisverleihung an alle Preisträger findet am 17. Dezember <strong>2022</strong><br />
auf der Hauptbühne des 40. Deutschen Rock & Pop Preises <strong>2022</strong> in der<br />
Siegerlandhalle in Siegen statt.<br />
Die Ergebnisse der Wahl und Auszeichnung durch die Bundesjury werden<br />
auf der Website des DRMV www.musiker-online.tv und durch die<br />
Kulturzeitschrift <strong>Musiker</strong> <strong>Magazin</strong> nach dem Festival veröffentlicht.<br />
Wie in den vergangenen 39 Jahren auch kann die Deutsche PopStiftung<br />
die Preisauszeichnung einem Teilnehmer aberkennen, wenn dieser sich<br />
rufschädigend oder mit falschen Aussagen in und gegenüber anderen<br />
Medien äußert.<br />
WEB: WWW.DEUTSCHERROCKPREIS.DE<br />
TEXT: OLE SEELENMEYER<br />
FOTOS: LUDWIG CZAPLA<br />
GRAFIK: © SHOWCAKE / ADOBE STOCK
ANMELDUNG<br />
40. DEUTSCHER ROCK & POP PREIS <strong>2022</strong><br />
Hiermit melde ich mich/uns für den Deutschen Rock & Pop Preis <strong>2022</strong> an.<br />
Band/Künstler*in: .........................................................<br />
Ansprechpartner*in: ......................................................<br />
Straße: ..........................................................................<br />
PLZ Ort: ........................................................................<br />
Bundesland: ..................................................................<br />
Tel.: ...............................................................................<br />
Mobil: ............................................................................<br />
Fax: ....................................................................................<br />
E-Mail: ................................................................................<br />
Internet: ..............................................................................<br />
DRMV-Mitgl.-Nr.: ................................................................<br />
GEMA-Mitglied?: q nein q ja:<br />
q angeschl. q außerord. q ordentlich<br />
Anmeldungen in mehreren Sparten sind möglich.<br />
Bewerbungsgebühr pro Musiksparte: 20,– Euro DRMV-Mitglieder /30,– Euro DRMV-Nichtmitglieder<br />
Die Bewerbungsgebühren in Höhe von Euro ........... q in bar beigelegt q als Scheck beigelegt q per Überweisung<br />
Bankverbindung: Deutsche Popstiftung, Postbank Hamburg, IBAN: DE08 2001 0020 0964 2792 08, BIC: PBNKDEFF<br />
Dieses Anmeldeformular, CD und Bewerbungsgebühr bitte spätestens bis 1. Juli <strong>2022</strong> an:<br />
Deutsche Popstiftung, Bewerbung <strong>2022</strong>, Kolberger Str. 30, 21339 Lüneburg<br />
Teilnahmegebühr: 150,– Euro je Haupt- und je erste Sonder ka te gorie (alle weiteren 100,– Euro) – Diese Gebühr fällt erst nach Auswahl durch<br />
die Bundesjury an. Sollte die Preisverleihung nicht stattfinden können, dann reduzieren sich die Teilnahmegebühren auf 100,– Euro pro Kategorie.<br />
40. DEUTSCHER ROCK & POP PREIS <strong>2022</strong>: HAUPTKATEGORIEN<br />
Bitte gewünschte Musiksparte(n) ankreuzen und CD (pro Sparte eine CD!) beilegen! Der jeweils 1. Song wird gewertet!<br />
q 1<br />
q 2<br />
q 3<br />
q 4<br />
q 5<br />
q 6<br />
q 7<br />
q 8<br />
Deutscher Rock Preis (beste Rock-Band)<br />
Deutscher Pop Preis (beste Pop-Band)<br />
Deutscher Hard Rock Preis (beste Hard’n’Heavy-Band)<br />
Deutscher Funk & Soul Preis (beste Funk/Soul-Band)<br />
Deutscher Alternative Preis (beste Alternative-Band)<br />
Deutscher Singer-Songwriter Preis (beste*r Solosänger*in – Wertung: Eigenkomposition und Stimme)<br />
Deutscher Singer Preis (beste*r Solosänger*in – Wertung: Stimme)<br />
Deutscher Country Preis (beste Country-Band)<br />
Die durch die Jury nominierten Preisträger der Hauptkategorien werden am 17. Dezember <strong>2022</strong><br />
auf der Hauptbühne der Siegerlandhalle in Siegen im Rahmen der Preisverleihung ausgezeichnet.<br />
40. DEUTSCHER ROCK & POP PREIS <strong>2022</strong>: SONDERKATEGORIEN<br />
q 9 Beste Filmmusik<br />
q 10 Bestes Kinderlieder-Album<br />
q 11 Beste Experimentalband<br />
q 12 Beste Crossoverband<br />
q 13 Beste Hardcoreband<br />
q 14 Beste Industrialband<br />
q 15 Beste Progressiveband<br />
q 16 Beste Skaband<br />
q 17 Beste Nu-Metal-Band<br />
q 18 Bestes Trancealbum<br />
q 19<br />
Beste*r Mundart-Interpret*in<br />
q 20 Beste*r Electronic-Interpret*in<br />
q 21 Bestes Dancehall-Album<br />
q 22 Beste Elektropopband<br />
q 23 Bestes traditionelles Blues-Album<br />
q 24 Beste Rock’n’Roll/Rockabillyband<br />
q 25<br />
Beste Cover/Revivalband<br />
q 26 Beste A-Capella-Band<br />
q 27 Bestes Chanson-Album<br />
q 28 Beste Punkband<br />
q 29 Beste Gothic-/Wave-Band<br />
q 30 Beste*r Gospel-Interpret*in<br />
q 31 Beste Gospelgruppe<br />
q 32 Bestes Weltmusikalbum<br />
q 33 Bestes Hip-Hop-Album<br />
EINSENDESCHLUSS: 1. JULI <strong>2022</strong>
Bitte gewünschte Musiksparte(n) ankreuzen und CD (pro Sparte eine CD!) beilegen! Der jeweils 1. Song wird gewertet!<br />
BEREICH ROCK:<br />
q 34 Beste Rocksängerin<br />
q 35 Bester Rocksänger<br />
q 36 Bester Rocksong<br />
q 37 Bestes Rockalbum<br />
BEREICH POP:<br />
q 38 Beste Popsängerin<br />
q 39 Bester Popsänger<br />
q 40 Bester Popsong<br />
q 41 Bestes Popalbum<br />
BEREICH FUNK:<br />
q 42 Beste Funk-Sängerin<br />
q 43 Bester Funk-Sänger<br />
q 44 Bester Funk-Song<br />
q 45 Bestes Funk-Album<br />
BEREICH HARD ROCK:<br />
q 46 Beste Hard-Rock-Sängerin<br />
q 47 Bester Hard-Rock-Sänger<br />
q 48 Bester Hard-Rock-Song<br />
q 49 Bestes Hard-Rock-Album<br />
BEREICH METAL:<br />
q 50 Beste Metal-Sängerin<br />
q 51 Bester Metal-Sänger<br />
q 52 Beste Metal-Band<br />
q 53 Bester Metal-Song<br />
q 54 Bestes Metal-Album<br />
BEREICH FUSION-JAZZ-ROCK:<br />
q 55 Beste Fusion-Jazz-Rock-Sängerin<br />
q 56 Bester Fusion-Jazz-Rock-Sänger<br />
q 57 Beste Fusion-Jazz-Rock-Band<br />
q 58 Bester Fusion-Jazz-Rock-Song<br />
q 59 Bestes Fusion-Jazz-Rock-Album<br />
BEREICH ALTERNATIVE:<br />
q 60 Beste Alternative-Sängerin<br />
q 61 Bester Alternative-Sänger<br />
q 62 Bester Alternative-Song<br />
q 63 Bestes Alternative-Album<br />
BEREICH NEW AGE:<br />
q 64 Beste New-Age-Band<br />
q 65 Bester New-Age-Song<br />
q 66 Bestes New-Age-Album<br />
BEREICH R’N’B/SOUL:<br />
q 67 Beste R’n’B/Soul-Sängerin<br />
q 68 Bester R’n’B/Soul-Sänger<br />
q 69 Beste R’n’B/Soul-Band<br />
q 70 Bester R’n’B/Soul-Song<br />
q 71 Bestes R’n’B/Soul-Album<br />
BEREICH REGGAE:<br />
q 72 Beste Reggae-Sängerin<br />
q 73 Bester Reggae-Sänger<br />
q 74 Beste Reggae-Band<br />
q 75 Bestes Reggae-Album<br />
BEREICH LATIN-POP:<br />
q 76 Beste Latin-Pop-Sängerin<br />
q 77 Bester Latin-Pop-Sänger<br />
q 78 Beste Latin-Pop-Band<br />
q 79 Bester Latin-Pop-Song<br />
q 80 Bestes Latin-Pop-Album<br />
BEREICH FOLKROCK:<br />
q 81 Beste Folkrocksängerin<br />
q 82 Bester Folkrocksänger<br />
q 83 Beste Folkrockband<br />
q 84 Bester Folkrocksong<br />
q 85 Bestes Folkrockalbum<br />
BEREICH COUNTRY:<br />
q 86 Beste Country-Sängerin<br />
q 87 Bester Country-Sänger<br />
q 88 Bester Country-Song<br />
q 89 Bestes Country-Album<br />
BEREICH SCHLAGER:<br />
q 90 Beste Schlager-Sängerin<br />
q 91 Bester Schlager-Sänger<br />
q 92 Beste Schlager-Band<br />
q 93 Bester Schlager-Song<br />
q 94 Bestes Schlager-Album<br />
BEREICH MUSICAL:<br />
q 95 Beste Musicalsängerin<br />
q 96 Bester Musicalsänger<br />
q 97 Bestes Musicalalbum<br />
Die durch die Jury nominierten Preisträger aller Sonderkategorien werden am 17. Dezember <strong>2022</strong><br />
auf der Hauptbühne der Siegerlandhalle in Siegen im Rahmen der Preisverleihung ausgezeichnet.<br />
Die Anmeldeformulare können auch unter www.musiker-online.tv heruntergeladen werden.<br />
MUSIKBUSINESS:<br />
q 98 Bestes Rock-/Pop-Tonstudio (Preis-Leistungs-Verhältnis)<br />
(Bew.: CD, Studioausstattung, Mietpreis etc.)<br />
q 99 Bestes kreatives Independent-Label (Rock & Pop)<br />
(Bew.: Produktionsübersicht (CD), Vertriebswege etc.)<br />
q 100 Bester Independent Musikverlag (Rock & Pop)<br />
(Bew.: Künstlerübersicht, Vermarktungsstrategie etc.)<br />
q 101 Beste Booking-Agentur (Rock & Pop)<br />
(Bew.: Künstler-, Konzert- und Tourneeübersicht)<br />
q 102 Erfolgreiche*r Musikmanager*in (Rock & Pop)<br />
(Bew.: Künstler- und Vermarktungsunterlagen)<br />
q 103 Erfolgreiche*r Musikproduzent*in (Rock & Pop)<br />
(Bew.: Künstler- und Produktionsangaben, CD)<br />
q 104 Kulturpreis für die Förderung der Rock- & Popmusik in<br />
Deutschland (Bew.: Auf Empfehlung – keine Gebühren fällig!)<br />
q 105 Lebenswerk (Bew.: Beschreibung des Lebenswerks)<br />
MUSIKPRODUKTION:<br />
q 106 Beste*r neue*r Rock- und Popkünstler*in des Jahres<br />
q 107 Bestes CD-Album des Jahres (deutschsprachig)<br />
q 108 Bestes CD-Album des Jahres (englischsprachig)<br />
q 109 Bester Song des Jahres (deutschsprachig)<br />
q 110 Bester Song des Jahres (englischsprachig)<br />
q 111 Beste Studioaufnahme des Jahres<br />
q 112 Beste Single des Jahres<br />
q 113 Bestes Musikvideo<br />
q 114 Beste Komposition<br />
q 115 Bester deutscher Text<br />
q 116 Bestes Booklet und Inlaycard<br />
q 117 Beste Instrumentalband<br />
q 118 Bestes Instrumentalalbum<br />
q 119 Beste*r Barpiano-Interpret*in<br />
INSTRUMENTALISTEN:<br />
q 120 Beste*r Instrumentalsolist*in<br />
q 121 Beste*r Gitarrist*in<br />
q 122 Beste*r Keyboarder*in<br />
q 123 Beste*r Schlagzeuger*in<br />
q 124 Beste*r Bassist*in<br />
q 125 Beste*r Percussionist*in<br />
q 126 Bestes Arrangement<br />
q 127 Bestes Blasinstrument<br />
EINSENDESCHLUSS: 1. JULI <strong>2022</strong>
STORIES 17<br />
ALWIN SMOKE<br />
»Ich hatte schon mein ganzes Leben im Hinterkopf, dass ich eine reine<br />
Gitarren-Platte machen wollte, und die Fender Stratocaster war dieses Mal für mich<br />
das Wesentliche an dieser ganzen Geschichte«<br />
MM: Wie würdest du dich beschreiben? Multi -<br />
instrumentalist/Songwriter?<br />
ALWIN SMOKE: Ich würde mich nicht so weit<br />
aus dem Fenster lehnen, aber sicherlich versuche<br />
ich, meine eigenen Ideen alle so weit umzusetzen,<br />
dass ich alles gleich aufnehmen kann,<br />
einen fertigen Song habe und die Idee dann fertig<br />
als Lied präsentieren kann – letztendlich so weit,<br />
dass ich die CD und die Songs insgesamt fertigstellen<br />
kann.<br />
MM: Du spielst dann auch alles selbst ein?<br />
ALWIN SMOKE: Ja, bei meinen Alwin-Smoke-<br />
Ge schichten auf jeden Fall. In diversen anderen<br />
Bands nicht, das übernehmen dann die Spezia -<br />
listen.<br />
MM: Wenn du Songs schreibst, wie entstehen<br />
die? Wie gehst du da ran?<br />
ALWIN SMOKE: Nun, das hat jetzt eigentlich<br />
keine richtige Planung. Ich würde eher sagen, der<br />
Song ist einfach da und bei mir entsteht eigentlich<br />
alles erst mal im Kopf oder im inneren Ohr<br />
und entwickelt sich dort erst mal, und dann<br />
wird’s erst mal mehr oder minder auf die In stru -<br />
mente übertragen. Ich versuche, was ich innerlich<br />
wahrgenommen habe, auf die Instru mente<br />
zu übertragen mit den Möglichkeiten, die ich halt<br />
habe. Daraus entwickeln sich die Songs. Ideen<br />
kommen aus dem normalen Leben, aus dem alltäglichen<br />
Geschehen, was jeder so kennt.<br />
MM: Gehst du dann auch mit deinen Songs<br />
live auf die Bühne? Du hast ja gerade schon<br />
gesagt, du spielst auch in Bands, aber es<br />
gibt eben auch dein Soloprojekt „Alwin<br />
Smoke“.<br />
8<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
18 STORIES<br />
ALWIN SMOKE<br />
„Six String Stories“<br />
VÖ: 12. NOVEMBER 2021<br />
WWW.ALWIN-SMOKE-MUSIK.DE<br />
FACEBOOK.COM/ALWINSMOKEBAND<br />
ALWIN SMOKE: Genau, also das Soloprojekt ist<br />
natürlich so angelegt, dass ich erst mal meine eigenen<br />
Vorstellungen, unberührt anderer Inte res sen,<br />
selbst umsetze. Das bedeutet, dass ich keinen<br />
habe, der mir reinredet. Da bin ich relativ egois -<br />
tisch, würde ich mal so sagen.<br />
Wenn ich die Chance habe, es live umzusetzen,<br />
dann habe ich durch meine anderen Tätig -<br />
keiten mit anderen Bands sehr viele Kontakte zu<br />
sehr guten <strong>Musiker</strong>n, und die werden dann von<br />
meiner Seite aus gefragt, ob sie daran Interesse<br />
hätten, und daraus entstehen die Live-Pro jekte.<br />
Dort spielen dann die Spezialisten meine Parts,<br />
oder zu mindest Parts, die ich so ähnlich gespielt<br />
habe, in ihrer eigenen Version.<br />
MM: Also dass du auf der Bühne gar nicht<br />
alleine spielen musst?<br />
ALWIN SMOKE: Nein, auf keinen Fall. Würde ich<br />
auch gar nicht. Live ist die Sache schon angelegt<br />
als richtige Band. Ist aber so, dass ich halt nicht<br />
warten muss bei meinen Ideen, bis ich jetzt zum<br />
Beispiel einen Keyboarder finde, der die Songs<br />
so spielt, wie er es tun soll. Ich finde es selbst als<br />
<strong>Musiker</strong> auch ein bisschen schwierig, wenn<br />
andere <strong>Musiker</strong> einem genau alles vorschreiben.<br />
Ich denke, jeder <strong>Musiker</strong> hat seine eigene Art zu<br />
spielen und seine eigene Interpretation. Da ich<br />
das ja bei meinen eigenen Sachen nicht so will,<br />
sondern meine eigenen Ideen habe, würde es<br />
live in Betracht kommen, eine Aufnahme zum<br />
Beispiel nicht.<br />
MM: Das klingt, als würde es sich auf jeden<br />
Fall lohnen, sich eine Live-Show anzuschauen,<br />
weil es sich von den Aufnahmen unterscheidet.<br />
ALWIN SMOKE: Ja, durchaus, also die Aufnah -<br />
men sind nicht eins zu eins mit dem Live, das klingt<br />
dann bestimmt anders.<br />
MM: Das ist ja auch immer eine Art von<br />
kreativem Ausdruck, oder? Wenn du halt im<br />
Studio den ganzen Kram aufnimmst, dann<br />
planst du das alles genau durch und dann<br />
hörst du es hundertmal oder öfter an, und<br />
sobald man dann andere <strong>Musiker</strong> miteinbezieht,<br />
dann bekommt die ganze Sache noch<br />
mal ein neues Gefühl.<br />
ALWIN SMOKE: Auf jeden Fall. Für mich ist das<br />
so: Wenn ich die Sachen dann endlich mal live<br />
umsetze, ist es sehr spannend zu sehen, was<br />
aus diesen Sachen, die ich vorher aufgenommen<br />
habe, live entsteht durch die anderen. Also wenn<br />
die anderen ihre Interpretation, ihre Art zu spielen,<br />
dazugeben, bin da glücklicherweise live so<br />
flexibel, zum Beispiel, wenn ein Bassist meine<br />
Linien nicht so spielt, wie ich die auf der Auf nah -<br />
me gespielt habe, aber der Song insgesamt so<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 19<br />
»Ich für meinen Teil<br />
möchte was in der Hand<br />
haben, womit ich<br />
mich ausweisen und<br />
sagen kann:<br />
Guck mal hier, das ist das,<br />
was ich mache.<br />
Deshalb die CD.«<br />
rüberkommt, dann ist das völlig okay. Das finde<br />
ich sehr spannend, dass die Lieder ein ganz neues<br />
Flair kriegen.<br />
MM: Was bedeutet denn generell Musik für<br />
dich? Du machst ja jetzt auch schon recht<br />
lange Musik, du machst dein eigenes Pro -<br />
jekt, du spielst in Bands, spielst verschiedene<br />
Instrumente und du singst auch. Es ist ja<br />
schon ein großer Bestandteil deines Lebens.<br />
ALWIN SMOKE: Ja, mit einer der größten absolut.<br />
Mit Berufung ist vielleicht gar nicht genügend<br />
ausgedrückt. Es ist Leidenschaft, Berufung und<br />
mein Leben. Also ohne Musik ist es nicht vorstellbar.<br />
Seit ich sechs oder sieben war, ist das für mich<br />
ein wesentlicher Bestandteil. Musik hat mich durch<br />
alle Lebensphasen begleitet und ist schon fast<br />
ein meditatives Element. Wir gehen ja durch alle<br />
möglichen Phasen und Musik ist ein richtiger Anker.<br />
Du kannst dann richtig irgendwo sagen, wenn<br />
alles danebengeht oder wenn ich „down“ bin,<br />
dann nehme oder höre ich meine Lieblingsmusik<br />
und es geht weiter. Und das ist elementar, das<br />
muss sein, und so ist für mich dann auch der Aus -<br />
druck dessen, was mein Innerstes ist, meine Musik.<br />
MM: Das ist wirklich schön, und man hofft<br />
dann natürlich immer als <strong>Musiker</strong>, dass so<br />
was rüberkommt oder, wie du es schon ge -<br />
sagt hast, wenn es dir mal schlecht geht,<br />
hörst du auch manchmal Lieder, die dir guttun.<br />
Hast du manchmal diesen Gedanken:<br />
Vielleicht gibt es gerade jemanden, der traurig<br />
zu Hause sitzt und deine Musik hört, und<br />
dann geht’s ihm/ihr besser?<br />
ALWIN SMOKE: Ich wünsche es jedem Menschen,<br />
dass, ob es jetzt meine Musik ist, so egoistisch<br />
will ich gar nicht mal sein, aber dass jeder Mensch<br />
seine Musik findet, die ihm genau dafür hilft und<br />
in den einzelnen Phasen so kommt. Auch in den<br />
tollen Phasen, wo man feiert, Party-Songs und so<br />
weiter hört, dass man sagt: Okay, das ist ganz<br />
klasse, damit kann ich jetzt feiern, aber auch in<br />
den melancholischen Phasen, wo man sagt: Okay,<br />
ich bin jetzt echt nieder und muss jetzt durch diese<br />
Zeit gehen.<br />
Für mich ist es so, ich habe das auch jedem<br />
meiner Freunde/Bekannten/Familienangehörigen<br />
ge sagt: Musik ist immer das eine gewesen für<br />
mich. Wenn irgendwann mal was war, wenn es<br />
ein Zufall war oder nicht, war es immer die Mög -<br />
lich keit zu sagen: Okay, jetzt gehe ich da hin, da<br />
bin ich nicht allein, da habe ich meine Musik und<br />
komme damit klar.<br />
MM: Bist du Berufsmusiker oder ist es sozusagen<br />
dein zweites Standbein?<br />
ALWIN SMOKE: Nein, ich bin kein Berufsmusiker.<br />
Ich versuche, das so gut wie ich kann umzusetzen,<br />
manche sagen dazu professionell. Ich würde<br />
es so formulieren: so gut wie möglich umzusetzen<br />
und daraus das dann zu machen. Berufs -<br />
musiker bin ich deshalb jetzt nicht.<br />
MM: Okay, aber es ist manchmal entlastend,<br />
dass man die Freiheit hat, und nicht den<br />
Druck zu haben, man müsse jetzt unbedingt<br />
was machen, was gekauft wird. Das ist ja oft<br />
so eine Diskussion.<br />
ALWIN SMOKE: Ich kenne verschiedene Berufs -<br />
musiker, die diesen beruflichen Zwängen unterworfen<br />
sind, die müssen ja für ihr Einkommen sorgen<br />
über den Beruf und dadurch Dinge machen,<br />
die ihnen nicht gefallen, bei denen sie Auf träge<br />
verwirklichen müssen, um an das Geld zu kommen.<br />
Da habe ich mir in meinem Leben diesen<br />
„space“ frei gehalten, um zu sagen: Okay, ich<br />
kann immer machen, was ich will. Also ich muss<br />
das nicht machen, um an Geld zu kommen.<br />
Insofern ist es für mich leichter. Würde es dann<br />
lieber insofern bevorzugen, aber das ist jetzt ein<br />
Wunschtraum, dass über meine eigene Musik so<br />
viel entsteht an Einnahmen, dass ich weiter machen<br />
kann, was ich will, und insofern ist das mit dem<br />
Berufsmusiker-Dasein für mich nicht infrage ge -<br />
kommen.<br />
MM: Aber trotzdem ändert das ja nichts an<br />
der Motivation, die du hast, beziehungsweise<br />
deine Motivation ist da. Du hast ein Herzensprojekt<br />
von dir jetzt auch umgesetzt, und zwar<br />
hast du eine neue CD, die heißt „Six String<br />
Stories“, und ich hatte eben erwähnt, du bist<br />
auch Sänger, aber du singst auf der CD nicht.<br />
ALWIN SMOKE: Nein, auf dieser CD ist ausschließlich<br />
meine große Liebe, die Fender Strato caster,<br />
ohne dass ich hier Werbung machen will … sorry.<br />
Aber das ist meine geliebte Gitarre, sie ist auch von<br />
kleinsten Tagen an das leuchtende Instrument für<br />
mich gewesen. Die Songs sind entstanden von Mai<br />
bis September 2021, alles spontan, sehr schnell,<br />
die waren einfach alle da. Der Klang der Strato -<br />
caster war dieses Mal für mich das Wesentliche an<br />
dieser ganzen Geschichte und das wollte ich um -<br />
setzen. Das hatte ich schon mein ganzes Leben im<br />
Hinterkopf, dass ich eine reine Gitarren-Platte<br />
machen wollte. Da kam für mich dieses Mal<br />
gesangsmäßig auch nichts infrage, sondern das<br />
hat jetzt alles die Gitarre übernommen, und für<br />
mich ist es ein Ge nuss, sie zu spielen. So ist das<br />
entstanden.<br />
MM: Das Besondere, muss man ja mittlerweile<br />
sagen: Es ist eine physische CD.<br />
ALWIN SMOKE: Ja, ich bin halt noch so ein bisschen<br />
der „altbackende“ <strong>Musiker</strong>, der gerne was<br />
in der Hand hat und sich auch gerne Bilder an -<br />
schaut und auch gerne Platten. Sofern es noch<br />
Schallplatten in großen Stilen geben würde und<br />
die Pro duktion nicht so teuer wäre, würde ich<br />
auch über so was nachdenken. Die CD ist für<br />
mich schon sehr bedeutsam, weil es ist wie eine<br />
Art Visiten karte für eine Band. Du musst jemandem<br />
was in die Hand drücken können, ob er das<br />
umsetzt und die CD im CD-Player oder Computer<br />
hört oder ob er sagt: Okay, ich habe die CD zu<br />
Hause, höre es mir aber lieber über Spotify oder<br />
diverse Streamingportale an, das bleibt ja jedem<br />
unbenommen, das ist ja okay. Ich für meinen Teil<br />
möchte was in der Hand haben, womit ich mich<br />
ausweisen kann und sagen kann: Guck mal hier,<br />
das ist das, was ich mache. Deshalb die CD.<br />
MM: Das ist ein sehr schöner Gedanke. Du<br />
hast es ja eben gesagt, man könnte es auch<br />
streamen, also gibt es die Songs auch bei<br />
Spotify und Co.?<br />
ALWIN SMOKE: Ja, das ist natürlich der Gang<br />
der Zeit, das ist ganz klar. Das wird heute digital<br />
umgewandelt und muss für jeden zugänglich sein,<br />
die Musik ganz ohne große Hürden jederzeit<br />
wahrnehmen zu können, und das geht dann über<br />
alle Streamingportale. Die dürfte dann auch überall<br />
hörbar sein.<br />
MM: Und du warst ja auch bei uns im Studio<br />
und hast zwei Songs performt. Schaut es euch<br />
unbedingt an, große Empfehlung und vielen<br />
Dank, dass du da warst.<br />
ALWIN SMOKE: Ich habe mich zu bedanken.<br />
WEB: WWW.ALWIN-SMOKE-MUSIK.DE<br />
INTERVIEW: ALINA SEBASTIAN<br />
BEARBEITUNG: LEONIE FÖRSTER<br />
FOTOQUELLE: ALWIN SMOKE<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
20 STORIES<br />
»Wer nicht sein will wie andere, darf sich orientieren,<br />
muss aber eigene Statements setzen.<br />
Und wer eigene Entscheidungen trifft, der kann<br />
die Welt verändern!«<br />
PETER<br />
VOLLAND
STORIES 21<br />
Losgelöst von Markt und Umsatz<br />
bleibt das Musizieren und Schreiben<br />
weiter Teil meines Lebens<br />
MM: 2012, 2016 und 2020 wurdest du vom<br />
„Deutschen Rock & Pop Preis“ als „Bester<br />
Rock sänger“ ausgezeichnet. Für dich als<br />
Mu siker ist der Preis ein „Türöffner“. In -<br />
wiefern hat er dich weitergebracht?<br />
PETER VOLLAND: Nun, wie auch bei meinen<br />
anderen Auszeich nun gen, habe ich das nie zur<br />
Schau getragen. Verheimlichen wollte und konnte<br />
ich es natürlich auch nicht. Ins be so n dere die<br />
regionale Presse hat bei solchen Ereignissen<br />
ausführlicher be richtet, auch <strong>Magazin</strong>e wie Good<br />
Times oder Akustik Gitarre brachten etwas in<br />
ihren Aus ga ben. Re dak teure besuchten mich<br />
vereinzelt auch mal zu Hause oder während<br />
Aufnahmen im Tonstudio, um vor Ort mehr von<br />
meiner Arbeit zu erfahren. Nach der zweiten<br />
Verleihung „Bester Rocksänger Deutsch lands“<br />
wurde ich von der Bürgermeisterin meiner Wahl -<br />
heimat gemeinsam mit Presse ver tre tern ins<br />
Rathaus eingeladen, geehrt und zum Kultur bot -<br />
schafter ernannt. Aber auch auf meinen jahrelangen<br />
Touren in ferne Regionen Deutsch lands<br />
waren insbesondere die wiederholten Aus zeich -<br />
nungen beim Deutschen Rock & Pop Preis<br />
immer wieder kleine Türöffner gegenüber Be -<br />
richt er stat tern und Veranstaltern. Leser bzw.<br />
Konzertbesucher erhielten dadurch mancherorts<br />
im Vorfeld hilfreiche Infos über den Mu -<br />
siker und seine Show. Die Preise sind für mich<br />
keine Geschenke des Himmels, sondern hart<br />
erarbeitet, sodass ich auch in der Lage sein<br />
möchte, mich daran messen zu lassen.<br />
MM: Du beschreibst dich als „Prophet im<br />
fremden Lande“. Warum ist es leichter, Gigs<br />
in der Ferne zu ergattern als im eigenen<br />
Land?<br />
PETER VOLLAND: Man sollte denken, dass es<br />
nicht so ist, aber ich habe es immer wieder<br />
erfahren. Als <strong>Musiker</strong>, der sein Booking selber<br />
macht und keinen nennenswerten Durchbruch<br />
zu verzeichnen hat, kann es leichter möglich<br />
sein, in der Ferne Gigs zu bekommen. Das kann<br />
ich insofern verstehen, wenn Bands den Fehler<br />
machen zu glauben, jeden Samstag im heimischen<br />
Pub auftreten zu müssen. Das kann ein<br />
paarmal funktionieren, aber noch bevor der<br />
Sät tigungs effekt eintritt, sollte daran gedacht<br />
werden, auch mal in andere Regionen aufzubrechen.<br />
Damit bleibt es dauerhaft für beiden<br />
Seiten spannend und die eigene Entwicklung<br />
wird massiv gefördert. Auf Veranstalter kann es<br />
deshalb, selbst wenn sie sonst kaum Live<br />
machen, durchaus interessant und erfrischend<br />
wirken, wenn sich plötzlich eine fremde Band<br />
meldet. Dabei spielt, ich nenne es Urlaubs effekt,<br />
eine Rolle, dass fremde Länder wie fremde<br />
Künstler ohne nähere Infos gerne als besser<br />
eingestuft werden. Natürlich ist es klangvoll,<br />
wenn ein Pubbesitzer in Buxtehude ankündigen<br />
kann, dass da ein Sänger aus New York kommt.<br />
Damit ist der Act schon vor dem ersten Ton riesengroß,<br />
ohne dass jemand fragt, was der Typ<br />
denn wirklich macht und warum ein Mann aus 8<br />
Built<br />
to last<br />
Seit 70 Jahren Made in Germany<br />
Besuch uns<br />
auf der Prolight+Sound:<br />
Halle 11.0 Stand C04<br />
Ein Stativ von König & Meyer stellt Dein Equipment auf ein stabiles Fundament. Es steht<br />
robust und langlebig an Deiner Seite. Hergestellt nach unseren hohen Prüfstandards.<br />
Verlass Dich auf klares Design, auf Funktionalität und auf eine 5-Jahres-Garantie.<br />
www.k-m.de
22 STORIES<br />
New York in Buxtehude landet. In der Heimat<br />
bzw. Wahlheimat eines Künstlers kommt auch<br />
dazu, dass einen die Mitbürger sowie die kulturellen<br />
Macher ausreichend zu kennen glauben.<br />
Sie stufen einen lediglich als Privatperson<br />
ein oder einen Typen, der da irgendwie was mit<br />
Musik macht. Sie können oder wollen nicht die<br />
andere Seite eines Menschen sehen, die ihn<br />
anderswo interessant macht. Auch Eifersucht<br />
kann eine Rolle spielen.<br />
Die Eigenschaften, die Künstlern in vielen<br />
anderen Beispielen späterhin zu großer Be deu -<br />
tung verholfen haben, wurden oft in der Heimat<br />
der Betreffenden unterschätzt, verkannt und<br />
deshalb dort auch zuallerletzt anerkannt. Ohne<br />
mir das aber anmaßen zu können, so ist es<br />
doch ein Stück meines bisherigen Weges und<br />
Durchhaltevermögens, beruhigt weiterzumachen,<br />
während manche einen unterschätzen.<br />
»Statt Neid, Abgrenzung und Sternchengehabe<br />
würden alle davon profitieren, ja alle könnten<br />
glücklicher, zufriedener und erfolgreicher werden,<br />
würden wir uns wertschätzend und freundschaftlich<br />
miteinander verbinden und respektieren.«<br />
MM: Musik ist für dich dein treuester Weg -<br />
begleiter, deshalb sind deine Songs geprägt<br />
von persönlichen Erlebnissen. Was inspiriert<br />
dich, neue Songs zu schreiben?<br />
PETER VOLLAND: Es kann dem Feuer zugeordnet<br />
werden, das von Kind an in mir brennt und<br />
mich antreibt. Der Stoff für die Lieder kommt aus<br />
Erlebnissen und Geschich ten. Als junger Typ<br />
schrieb ich den Song „Voice Of Night“, der den<br />
Wechsel und die Gefühle beschreibt, wenn ein<br />
sonniger, belebter Tag zur dunklen, stillen Nacht<br />
geworden ist. Ob Schmetterlinge oder Schmerz,<br />
es gibt immer wieder Love songs, mit deren<br />
Niederschrift & Komposition ich Ver ar beitung und<br />
Ausdruck suchte und fand. Auch Hörern wird da<br />
oft ihre eigene Geschichte be wusst, hörbar und<br />
besser akzeptierbar ge macht. Auch ernste The -<br />
men erreichen mit der Ver to nung eine Transfor -<br />
ma tionsenergie, die sie schmerzfreier passieren<br />
lässt und <strong>Musiker</strong> wie Zuhörer optimistisch stimmen<br />
kann. In einem neuen Song „Love In Lies“<br />
rechne ich mit den Lügen von Menschen ab, die<br />
anderen Liebe schwören, es aber nicht wahrmachen<br />
wollen oder können. Hingegen der Titel song<br />
meines bis Anfang <strong>2022</strong> erscheinenden Albums<br />
„Storm wind“ könnte auch für die letzten 20 Mo -<br />
nate stehen, für jede Form von Unheil, die auf<br />
jeden von uns im Leben zukommen kann. Wir<br />
können uns dem jeweils in den Weg stellen oder<br />
nichts tun und hoffen, dass es gut geht, oder wir<br />
leiten es einfach um bzw. weiter, ohne besondere<br />
Be rüh rung zu haben. Es mit einem Lächeln an der<br />
Haustür empfangen, durch die gute Stube ge leiten<br />
und geradewegs zur Hinter tür hinauslassen.<br />
MM: Du schreibst schon seit deiner Jugend<br />
eigene Songs. Wie hat es mit dem Song -<br />
writing bei dir angefangen?<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 23<br />
PETER VOLLAND: Mit zehn war ich regelmäßig<br />
an Omas Klavier zugange, versuchte, aus<br />
Stücken wie „Lady Madonna“ eigene Ablei tun -<br />
gen zu schaf fen. Als Jugendlicher hatte ich be -<br />
reits eine Vielzahl unterschiedlicher Instru mente<br />
zur Verfügung, sang unentwegt Liedfetzen meiner<br />
Vorbilder und schrie, mit einem für die Mit -<br />
be wohner nicht unerheblichen Schreck poten -<br />
zial verbunden, Falsetts durch das Treppen haus.<br />
Ich nahm immer viel an Ideen auf und verband<br />
früher oder später Musik und Texte. Ich musizierte<br />
viel mit anderen jugendlichen sowie ge stan -<br />
denen erwachsenen <strong>Musiker</strong>n. In meiner ersten<br />
richtigen Band (Choice in Büdingen/Hessen)<br />
wurden meine eigenen Songs erstmals Teil des<br />
Repertoires.<br />
MM: Der Austausch mit anderen <strong>Musiker</strong>n<br />
war dir früher immer wichtig. Was ist das<br />
Bedeutende daran?<br />
PETER VOLLAND: Der Austausch ist mir auch<br />
heute noch wichtig und ich praktiziere ihn bei<br />
Gigs, Studioarbeiten, Sessions, Gesprächen,<br />
Kooperationen oder eigenen Konzert besuchen.<br />
Von 2004 bis 2011 veranstaltete ich in Hessen<br />
hin und wieder eine Acoustic Night. Dazu lud<br />
ich jeweils mehrere kleine Akustikformatio nen ein,<br />
um gemeinsam in einem Saal einen schönen<br />
Abend zu gestalten. Dabei traten un be kannte<br />
Ama teure und auch andere Preis träger des<br />
Deutschen Rock & Pop Preises auf.<br />
Heute trete ich noch mehr für eine stärkere<br />
Solidarisierung von Künstlern ein. Statt Neid,<br />
Abgrenzung und Sternchengehabe würden alle<br />
davon profitieren, ja alle könnten glücklicher,<br />
zufriedener und erfolgreicher werden, würden<br />
wir uns wertschätzend und freundschaftlich mit -<br />
einander verbinden und respektieren.<br />
MM: Du sagst, du seist ein Künstler darin,<br />
immer mit „angezogener Handbremse zu<br />
fahren“, und hast Sorge um deine Songs und<br />
vor schlechten Verträgen. Woher kommt<br />
diese Angst?<br />
PETER VOLLAND: Hab ich das mal gesagt?<br />
Nun, wenn ich solche Angst gehabt hätte,<br />
wäre ich bestimmt niemals mit eigenen Songs<br />
bei Tausenden Aufritten und nicht zuletzt einigen<br />
Rock preisen aufgetreten. Aber ja, es gibt<br />
da noch etwas. Als junger <strong>Musiker</strong> war ich mit<br />
weniger Selbstbewusstsein ausgestattet und<br />
ehrlich ge sagt hatte ich nie viel Vertrauen in<br />
das Musik business. Auch in der Wiesbadener<br />
Hard rock band Booster, in der ich bis 1992<br />
Shouter war, gab es neben mir Kumpels, die<br />
die auf dem Tisch liegenden Plattenverträge<br />
kritisch sahen. Wir waren diejenigen, die noch<br />
semiprofessionell agierten, einen anderen Job<br />
hatten und Familienverantwortung trugen. Ich<br />
selber habe dazugelernt, mein eigenes Label<br />
Acoustic Power Records gegründet und bin<br />
trotzdem offen für andere Kooperationen. So<br />
habe ich mich 2011 für die Platte „Deep Black<br />
Water“ mit dem Online-Vertrieb Timezone in<br />
Münster verbunden. Für das kommende Album<br />
„Storm wind“ sollen beinahe alle Register für<br />
Promo und Distri bution gezogen werden. Dazu<br />
werde ich erstmals mit speziellen Radio- und<br />
Online-Marketing-Agen turen kooperieren. Das<br />
tue ich, weil ich mehr als je zuvor von dieser<br />
Produk tion überzeugt bin. Tut gut, dieses neue<br />
Selbst vertrauen! Ich wünsche mir so, dass die<br />
Hörer dies auch den neuen Titeln anmerken<br />
werden.<br />
MM: Seit 1999 tourst du als Solokünstler<br />
durch Deutschland. Zuerst überwiegend mit<br />
Rockcovern, doch die Anzahl der Eigen kom -<br />
positionen hat sich über die Jahre er höht.<br />
Welchen Song singst du am liebsten live?<br />
PETER VOLLAND: Schwere Frage, weil ich mit<br />
all meinen eigenen Songs viel verbinde und viele<br />
davon auch gerne live spiele. Ich würde sagen,<br />
der Song „The Ship“ von 2007 war die letzten<br />
Jahre live mein Favorit. Er beschreibt, wie ein zur<br />
Trennung verurteiltes Paar in einem Boot auf<br />
stür mischer See hin- und hergeworfen wird.<br />
Dabei wird die Frage gestellt, ob das Boot, das<br />
für die Verbindung steht, diese Um stände aushalten<br />
und eine Liebe fortbestehen kann.<br />
Dieses Lied gibt mir immer wieder ungeheure<br />
Energie, es spricht sofort in die Herzen der<br />
Konzertbesucher und es lässt sich unglaublich<br />
gut interpretieren.<br />
MM: Als Mensch aus dem LP-Zeitalter versuchst<br />
du, deine eigene Digitalisierung aufzuhalten.<br />
Warum ist es dir so wichtig, an<br />
den analogen Medien festzuhalten?<br />
PETER VOLLAND: Ich habe meine Platten samm -<br />
lung irgendwann verkauft, weil ich es vorzog,<br />
die CD als Hauptmedium im Schrank zu haben.<br />
Selbst das wird auf Dauer schwierig sein. Ich<br />
liebe die Erinnerungen an meine Jugend, als<br />
ich mir vom übrig gebliebenen Taschengeld<br />
Zug um Zug meine Lieblingsplatten kaufte. Ich<br />
würde sagen, ich halte heute noch an der CD<br />
als Ersatz dafür fest. Wie erwähnt, bin ich auch<br />
offen für die digitale Seite. Ich habe zwar niemals<br />
ein Smart- oder iPhone besessen, nie<br />
Facebook oder Konsorten genutzt, liebe immer<br />
noch sich drehende Tonbandgeräte, nutze<br />
aber dort die digitale Welt, wo sie der Musik<br />
zuträglich ist. Im Tonstudio wurde neben viel<br />
Analog-Stuff natürlich auch mit Com pu tern<br />
und Soft ware gearbeitet, und für den Ver trieb<br />
werde ich künftig vermehrt aktuelle Online -<br />
por tale nutzen.<br />
MM: Im <strong>2022</strong> soll dein neues Album veröffentlicht<br />
werden. Was ist für das Album ge -<br />
plant und was können deine Hörer erwarten?<br />
PETER VOLLAND: Zum einen spielen da die<br />
angesprochenen <strong>Musiker</strong>-Kooperationen eine<br />
nicht unerhebliche Rolle. Noch nie habe ich ein<br />
so aufwendiges Soloalbum mit Bandbe glei -<br />
tung produziert, das auch die passenden Spieler<br />
enthält. Ich bin sehr froh, dass Mu si ker größen<br />
wie Marcus Deml (E-Gitarre), Willy Wagner<br />
(Bass), Mathias Maze Leber (Key board), PiTTi<br />
Hecht (Percussion) oder Moritz Müller (Drums)<br />
Teil der Produktion sind. Fakt ist, dass ich dieses<br />
Mal keine Songs mit ausschließlich Akustik gi tar -<br />
re und Gesang abliefere, sondern eine elf Tracks<br />
umfassende Mixtur aus kernigem Rock, Pop<br />
und Feuerzeugballaden.<br />
Aufgenommen und gemischt wurde das<br />
Material von Jürgen Zimmer im NoLimit Studio<br />
in Reis kirchen, das Mastering erfolgte bei<br />
Stephen Macussen in L.A. Mein Ziel war und<br />
ist es, als englisch singender deutscher Song -<br />
writer und Produzent ein Werk mit internationalem<br />
Flair vorzulegen.<br />
MM: Du möchtest deine Anhänger noch<br />
mindestens einmal so richtig überraschen.<br />
Hast du schon etwas geplant?<br />
PETER VOLLAND: Ich hoffe zunächst wirklich,<br />
mit dem neuen Album „Stormwind“ Gehör zu<br />
er halten und weitere Musikfreunde zu erreichen,<br />
denn wie es mit der Musik und den Leuten<br />
im Musik-Biz weitergeht, hängt von der Ent -<br />
wick lung der Onlinedienste, dem einbrechenden<br />
Tonträgermarkt wie der die gesamte Künstler -<br />
branche beutelnden C-Krise ab. Losgelöst von<br />
Markt und Umsatz bleibt das Musizieren und<br />
Schreiben weiter Teil meines Lebens. Während<br />
ich nach über 20 Jahren als Solo-Akustik-<br />
Rocker <strong>2022</strong> ein Bandalbum mit mehr Rock<br />
vorlege, kann ich mir vorstellen, auch mit einer<br />
neuen Bandformation auf Tour zu gehen. Was<br />
weitere Produktionen betrifft, reizt mich auch,<br />
Rockmusik mit einer anderen Instrumen tie -<br />
rung hervorzubringen, das heißt, auch Blech,<br />
alpenländische oder südasiatische Klänge einzusetzen.<br />
WEB: WWW.PETERVOLLAND.DE<br />
INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />
FOTOQUELLE: PETER VOLLAND<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
24 STORIES<br />
LILI<br />
CZUYA<br />
»Andere haben mit 20<br />
ein Auslandsjahr gemacht,<br />
ich hab auf dem Kiez<br />
als Sängerin gearbeitet.«<br />
HÖRBIE SCHMIDT BAND<br />
FEAT. LILI CZUYA<br />
„Ich liebe den Blues“<br />
VÖ: 13. SEPTEMBER 2019<br />
HOERBIESCHMIDTBAND.DE<br />
MM: Beim 38. Deutschen Rock & Pop Preis<br />
2020 wurdest du als beste Sängerin und<br />
beste Popsängerin ausgezeichnet. Be wor -<br />
ben hast du dich mit dem Song „Reisende<br />
Seele“ aus dem Album „Ich liebe den Blues“<br />
der Hörbie Schmidt Band. Wie ist dein Ge -<br />
winner-Song entstanden?<br />
LILI CZUYA: Die Geschichte zu dem Song hat leider<br />
einen sehr traurigen Ursprung. Im Jahr 2018<br />
verstarb mein Vater völlig unerwartet an einem<br />
Herzinfarkt auf einer Geschäftsreise in Jordanien<br />
im Alter von 69 Jahren. Wir hatten eine sehr enge<br />
Verbindung, haben viele Konzerte seit meinem<br />
13. Lebensjahr zusammen gespielt. Er war<br />
Schlagzeuger. Sein Tod riss mir den kompletten<br />
Boden unter den Füßen weg und ich erlebte<br />
einen noch nie zuvor erlebten Schmerz. Als ich<br />
am dritten Tag nach seinem Tod tränenüberströmt<br />
unter der Dusche stand, hörte ich den<br />
Song „Wayfaring Stranger“. Ich hörte die Be -<br />
deutung, die der Song seit Generationen in die<br />
Welt trägt, und war sehr berührt.<br />
Als dann die Zeile „I’m just going over Jordan“<br />
hörte, war mir klar, dass ich eine eigene Inter pre -<br />
tation in Gedenken an meinen Vater singen möchte.<br />
So begann die Geschichte zu der deutschen<br />
Fassung „Reisende Seele“ für das zweite Album<br />
der Hörbie Schmidt Band „Ich liebe den Blues“.<br />
Die Hörbie Schmidt Band hat in höchster Fein -<br />
fühligkeit und größtem Respekt meine Ge dan -<br />
ken und Wünsche in der Gestaltung der Neu in -<br />
terpretation gewirkt. Das hat diesen Song zu einer<br />
sehr persönlichen Fassung gebracht. Dieser Song<br />
soll Mut machen, dass wir uns alle vielleicht<br />
irgend wann, irgendwo und irgendwie wieder<br />
begegnen und der Weg hier auf der Welt nur ein<br />
Teil unserer Reise sein könnte. Besonders be -<br />
rührt mich, dass es die Melodie, den Traditional<br />
im Original, schon seit Generationen gibt und<br />
viele Menschen weltweit schon Trost in dem Lied<br />
finden konnten. Das verbindet und bringt eine<br />
besondere Energie mit sich. Wenn ich den Song<br />
live singe, weinen oft Menschen im Publikum, weil<br />
sie berührt sind, und bedanken sich danach fürs<br />
Teilen. Das ist Musik.<br />
MM: Im Laufe deiner Karriere hattest du<br />
einige musikalische Wegbegleiter wie Roger<br />
Cicero, Hörbie Schmidt und Jessy Martens.<br />
Inwiefern haben sie dich inspiriert und was<br />
haben sie dir für deine musikalische Lauf -<br />
bahn mitgegeben?<br />
LILI CZUYA: Alle drei haben in mir viel aufgeweckt,<br />
weil sie alle mein musikalisches Herz erkannt,<br />
lesen gelernt und mich immer sehr konsequent<br />
herausgefordert haben. Sie haben mir immer<br />
mehr zugetraut, als ich es überhaupt gedacht<br />
habe. Das ist ein großes Geschenk. Leider ist<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 25<br />
älter als ich und hatten massig Erfahrung, teils<br />
weltweit. Ich musste überzeugen und überraschte.<br />
Ich bekam den Job.<br />
»Ich bin sehr froh, dass ich vor vielen Jahren<br />
zusätzlich zu meinem musikalischen Weg<br />
die Logopädie dazugewonnen habe.<br />
Ich bin beides: Künstlerin & Logopädin.<br />
In beiden Dis ziplinen kann ich<br />
die Herzen berühren und die Welt etwas<br />
schöner machen. Das erfüllt mich.«<br />
Roger nicht mehr am Leben, aber sehr viel in<br />
meiner Stimme ist in der Zeit seiner Begleitung in<br />
mir entsprungen und wächst kontinuierlich weiter,<br />
bis heute. Ich bin sehr dankbar, die Zeit mit<br />
ihm gehabt zu haben. Er war ein großartiger und<br />
besonderer Mensch. Jessy und Hörbie und auch<br />
weitere tolle Menschen sind nach wie vor an<br />
meiner Seite, die ich als Wegbegleiter nicht missen<br />
möchte. Sie sind ein Gefühl von Zuhause auf<br />
der Bühne und im Herzen, die mich immer wieder<br />
inspirieren, neue Schritte zu gehen und mich<br />
musikalisch weiter zu entfalten.<br />
MM: Mit 17 Jahren hast du angefangen, in<br />
Live-Clubs auf der Hamburger Reeperbahn<br />
zu singen. Wie bist du dazu gekommen und<br />
wie war das für dich?<br />
LILI CZUYA: Es begann alles in der Roten Laterne.<br />
Zunächst waren es Sessions mit verschiedenen<br />
Bands. Ich habe damals in einer Künstler-WG im<br />
Hamburger Caroviertel mit Stefanie Hempel, der<br />
heutigen Gründerin der Beatles-Tour in Hamburg,<br />
gewohnt. Es war eine sehr belebte Zeit mit tollen<br />
<strong>Musiker</strong>n und guten Freunden. Zwei Jahre später<br />
wurde ich dann über einen <strong>Musiker</strong>kollegen an<br />
die Live-Szene der Hamburger Reeperbahn weiterempfohlen.<br />
Es war eine neue Welt. Es war<br />
anders als alles, was ich zuvor als Sängerin<br />
erlebt hatte. Es war die absolute Realität der<br />
rauen und doch zugleich so urigen Atmosphäre<br />
der Reeperbahnclubs. Von der Performance der<br />
Bands hängt jeden Abend der Umsatz der Clubs<br />
ab. Ich musste liefern, sonst würde ich schnell<br />
ausgetauscht werden. Das waren jetzt keine<br />
Sessions mehr. Ich habe mir innerhalb einer Woche<br />
das erste Programm von 30 Songs drauf geschafft.<br />
Zunächst waren meine neuen <strong>Musiker</strong>kollegen<br />
der Kiezbands sehr skeptisch, weil ich noch so<br />
jung war. Die anderen waren alle 10–20 Jahre<br />
Der Gitarrist meiner Band Eric Förster sagte<br />
am ersten Abend zu mir: „Willkommen im wahren<br />
Leben, Kleines. Auf geht’s!“ Eric gehört auch<br />
zu den einflussreichsten Menschen in meiner<br />
musikalischen Laufbahn. Er war in der Zeit wie<br />
ein großer Bruder, Mentor, Vorbild und ein guter<br />
Freund. Wir wohnten zufällig in der gleichen<br />
Straße. Ich habe sehr viel von ihm gelernt und<br />
bin sehr glücklich, mit ihm diese Zeit erlebt zu<br />
haben. Ich war voller Energie und war nun auf<br />
diesen Bühnen und ich wollte nichts anderes. Ja,<br />
ich wollte das wahre Leben und hier war ich. Ich<br />
habe in den Irish Pubs und in der Kultkneipe<br />
„Lehmitz“ als Haussängerin mehrere Shows in<br />
der Woche gesungen. Im Lehmitz haben wir mit<br />
der Band auf einem riesigen U-Tresen performt.<br />
Der Aufgang auf den Tresen verlief über Kühl -<br />
schränke, die als Treppe dienten. Es war laut<br />
und rough, aber das ehrlichste Publikum, das ich<br />
je erlebt habe. Ich habe 30–40 Songs am Abend<br />
als 20-Jährige mitten auf der Reeperbahn bis<br />
morgens um vier gesungen und in jeder dieser<br />
Nächte die Menschen ganz nah erlebt. Die Clubs<br />
sind vor Energie teils fast explodiert. Andere haben<br />
mit 20 ein Auslandsjahr gemacht, ich hab auf dem<br />
Kiez als Sängerin gearbeitet – eine Er fahrung, die<br />
ich nicht missen möchte. Diese Zeit brachte mir<br />
auch meine große Liebe. Er war der Bassist meiner<br />
ersten Kiezband-Besetzung. Wir verliebten<br />
uns auf der Bühne. Wir sind jetzt seit 16 Jahren<br />
glücklich zusammen und haben einen Sohn, der<br />
mittlerweile 14 Jahre alt ist.<br />
Ohne den Kiez wären wir uns wahrscheinlich<br />
nicht begegnet. Somit war die Zeit auf der Ham -<br />
burger Reeperbahn eine sehr besondere in meinem<br />
Leben.<br />
MM: 2005 hast du an dem Projekt „Soulounge“<br />
und 2018 beim „Rockpalast“ als Sängerin<br />
mitgewirkt. Wie waren diese Erfahrungen für<br />
dich?<br />
LILI CZUYA: Ja, beide Konzerte waren eine<br />
besonders schöne Erfahrung. 2005 hat Roger<br />
Cicero mich mit auf die „Soulounge“-Tour ge -<br />
nommen. Dort traf ich auf die Welt des Soul in<br />
facettenreichster Form mit fantastischen Sän gern<br />
und <strong>Musiker</strong>n. Ich war sehr beeindruckt und<br />
erlebte meine Stimme in einem neuen Ge wand.<br />
Diese Tour eröffnete mir neue musikalische Pers -<br />
pektiven, die mich nachhaltig geprägt haben.<br />
2018 nahmen mich Jessy Martens & Band als<br />
Sängerin mit auf die Bühne der Produktion „WDR<br />
Rock palast“. Dort habe ich mit zwei weiteren<br />
Sängern die Backings für das Konzert gesungen.<br />
8<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
26 STORIES<br />
Für Jessy war es gleich klar, dass ich mitkomme.<br />
Ich hatte zunächst großen Respekt, aber sagte<br />
zu. Und ich bin froh, dass ich zugesagt habe. Es<br />
war wie eine Reise in meine Kindheit, weil meine<br />
Eltern früher den Rockpalast viel gesehen haben.<br />
Nun stand ich selbst dort, das Rockpalast-Logo<br />
direkt hinter mir, und meine Eltern schauten die<br />
Live-Übertragung in Jordanien, kurz vor dem<br />
plötzlichen Tod meines Vaters, im Internet. Das<br />
war ein abgefahrenes Gefühl. Mein Vater war so<br />
stolz und glücklich. Ich freue mich, dass er diesen<br />
Moment noch mit mir teilen konnte. Die<br />
komplette Produktion hat super viel Spaß ge -<br />
macht. Eine grandiose Band und eine tolle Crew<br />
vor Ort. Einen so schnellen und guten Sound -<br />
check habe ich selten erlebt. Alle top am Start<br />
und eingespielt.<br />
MM: Aktuell bist du fester Bestandteil der<br />
Hörbie Schmidt Band. Wie kam es dazu?<br />
LILI CZUYA: Hörbie und ich lernten uns kennen,<br />
als ich 16 Jahre alt war. Er unterstützte damals<br />
meine Band LILI, die von meinem ersten Ge -<br />
sangslehrer und damaligen Produzenten Jürgen<br />
Scholz auf einer der Hauptbühnen auf der Kieler<br />
Woche präsentiert wurde.<br />
Wir waren uns gleich sympathisch. Hörbie und<br />
ich blieben von dort an immer in Kontakt. Später<br />
arbeiteten wir auch zusammen in seiner Rock &<br />
Pop Schule Kiel, in der Party- und Galaband<br />
MOVE AND GROOVE BAND und in Workshops.<br />
Später gründete Hörbie die HÖRBIE SCHMIDT<br />
BAND und fragte mich immer wieder, ob ich<br />
dabei sein möchte. Es war mir einige Jahre aus<br />
verschiedenen Gründen nicht möglich. Hörbie<br />
blieb dran. Eine sehr typische Eigenschaft von<br />
Hörbie, für die ich sehr dankbar bin.<br />
Im Jahr 2016 war es dann so weit. Ich sang<br />
die erste Show mit der HÖRBIE SCHMIDT BAND<br />
und war verzaubert. Der Blues, die Wahr haf tig -<br />
keit von Hörbie als Frontmann, der einfach frei<br />
Schnau ze aus seinem Leben erzählt, die tollen<br />
<strong>Musiker</strong> und diese urigen Clubs in Nord deutsch -<br />
land. Das war genau meins. Seitdem bin ich mit<br />
ganzem Herzen dabei und genieße jedes einzelne<br />
Kon zert. Die besondere Live-Atmosphäre, die<br />
Misch ung aus deutschen, plattdeutschen und<br />
englischen Texten, die Auswahl aus Eigenkom -<br />
po sitionen und Interpretationen bereits bestehender<br />
Bluesklassiker und die darin vielfältige<br />
Be leuch tung aller Facetten der Liebe macht diese<br />
Band so lebendig und vielfältig.<br />
MM: Ist für <strong>2022</strong> eine Tour geplant?<br />
LILI CZUYA: Bereits 2020 war eine Tour geplant,<br />
die wegen vieler Auflagen und Schließungen der<br />
Veranstaltungsorte abgesagt werden musste.<br />
Auch 2021 erlebten wir viele defensive Rück -<br />
meldungen. Einige Clubs warteten auf wichtige<br />
Hilfsgelder, die ewig nicht eintrafen, andere sind<br />
bereits pleite und mussten ihre teils über Jahr -<br />
zehnte etablierten Clubs schließen. Mir blutet das<br />
Herz. Es zeigt den nicht wiederherstellbaren Ver -<br />
lust einer gewachsenen Kulturszene. Ein großer<br />
Teil an Kulturgut stirbt. Es ist brutal und grausam.<br />
In den vergangenen Jahren haben wir bereits<br />
zwei erfolgreiche Tourneen in Süddeutschland<br />
und der Schweiz spielen dürfen. Ein Teil der<br />
geplanten Tournee für <strong>2022</strong> ist bestätigt. Wir<br />
hoffen sehr, dass wir bald wieder auf die Bühne<br />
können. Es fehlt uns sehr. Gern würden wir auch<br />
weitere Länder bespielen, weshalb wir immer<br />
wieder nach Unterstützung einer passenden<br />
Agentur Ausschau halten, da das Booking hierfür<br />
sehr umfassend ist und international erfahrene<br />
und vernetzte Booker braucht. Hörbie und ich<br />
wollen dieses Jahr zusätzlich auch als Duo einen<br />
Teil des Programms der HÖRBIE SCHMIDT BAND<br />
präsentieren. Wir hoffen, dass sich im Sommer<br />
Möglichkeiten hierfür entwickeln.<br />
MM: Wie sieht generell die berufliche Situa -<br />
tion während Covid-19 für dich aus?<br />
LILI CZUYA: Ich persönlich habe das große Glück,<br />
in der aktuellen Situation auch als Logopädin<br />
tätig sein zu können. Das wäre vor vielen Jahren<br />
anders gewesen, da ich einige Jahre hauptsächlich<br />
als Live-Sängerin tätig war. Viele meiner<br />
Freunde und Kollegen stehen gerade vor den<br />
Trümmern der ausgeschalteten Kultur- und Live -<br />
szene. Es ist dramatisch. Es wurden ihnen nicht<br />
nur ihre Einnahmen, sondern auch ihr komplettes<br />
Lebenswerk und ihre Identitäten genommen.<br />
Einige von ihnen arbeiten nun als Paket zusteller<br />
oder auf Baustellen, da bei einigen von ihnen<br />
weder die Coronahilfen greifen noch andere Hilfs -<br />
gelder. Sie haben ein Berufsverbot. Künstler ar -<br />
beiten nicht vorrangig wegen des Geldes, sondern<br />
weil es ihre Berufung ist. Viele von ihnen<br />
haben keine Kraft, keine Muße, keine Inspiration<br />
und vor allem keine Perspektiven mehr.<br />
Ihre Kunst stirbt. Jeden Tag mehr. Künstler gelten<br />
als nicht systemrelevant, obwohl Kultur und<br />
Musik aus meiner Sicht ein Grundrecht darstellen<br />
sollten. Wenn hier keine grundsätzliche Wende<br />
eintritt, wird ein Großteil der Kulturbranche nicht<br />
mehr existieren und leider existiert ein Teil bereits<br />
jetzt schon nicht mehr.<br />
MM: 1999 und 2003 absolviertest du als jüngs -<br />
te Teilnehmerin den Kontaktstudiengang für<br />
Popularmusik an der Hochschule für Musik<br />
und Theater in Hamburg. Wie kann man sich<br />
so einen Studiengang vorstellen?<br />
LILI CZUYA: Ich bin in einem Hamburger Brenn -<br />
punkt-Stadtteil aufgewachsen, in dem ich das<br />
Glück hatte, dass Musik eines der Förderpro -<br />
gramme war und meine Eltern mich immer sehr<br />
unterstützt haben. Ich bekam im Alter von 13<br />
Jahren kostenfrei Unterricht verschiedener In -<br />
stru mente und Gesangsunterricht. Schnell entwickelte<br />
sich meine erste Band, und ich fing an,<br />
Songs zu schreiben. Als ich 15 Jahre alt war, be -<br />
warb ich mich an der Hochschule für Musik und<br />
Theater für den legendären Popkurs und schickte<br />
meine selbst aufgenommene Kassette ein. Ich<br />
wurde zum Vorspielen in die Hochschule eingeladen.<br />
Ich nahm meine Gitarre in die Hand und<br />
fuhr zur Hochschule. Ich stellte mich vor die Jury<br />
und sang meine Songs. Ich war glücklich. Das<br />
war genau das, was mich erfüllte. Ich wurde<br />
genommen. Nach wenigen Wochen begann der<br />
Kontaktstudiengang. Ich wurde damals vom<br />
Unterricht der neunten Klasse meiner damaligen<br />
Gesamtschule befreit und besuchte die Musik -<br />
hochschule. Es war so faszinierend für mich. Ich<br />
war plötzlich die jüngste Teilnehmerin von 30<br />
ausgewählten Musikstudenten und Berufs mu -<br />
sikern aus ganz Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz. Die meisten Teilnehmer waren Mitte 20.<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 27<br />
»Künstler gelten als<br />
nicht systemrelevant, obwohl<br />
Kultur und Musik aus<br />
meiner Sicht ein Grundrecht<br />
darstellen sollten.«<br />
mit meiner langjährigen Kollegin und zugleich<br />
besten Freundin Nina Maleika. Wir sind wie ein<br />
Ehepaar, wenn wir zusammen arbeiten. Wir verstehen<br />
uns blind und können uns komplett ohne<br />
Worte verstehen, wodurch wir gemeinsam seit<br />
über 14 Jahren viel Spontaneität und Lebendig -<br />
keit in unsere Arbeit einbringen können. Egal<br />
ob Jung, Alt oder alle gemeinsam, wir verbinden<br />
mit Musik die Herzen, wecken die eigene<br />
Kreati vität und können somit viel Lebensfreude<br />
und Lebensqualität für alle Alters gruppen schaffen<br />
und die Generationen ver binden, was so wertvoll<br />
und kraftvoll ist. Absolute Herzensprojekte, die es<br />
viel mehr geben sollte.<br />
MM: Neben der Musik bist du auch ausgebildete<br />
Logopädin. Wie findest du die Schnitt -<br />
stelle zwischen Gesang und Logopädie?<br />
Alle waren so gut! Ausgereifte <strong>Musiker</strong>. Song -<br />
writer, Texter, Comedians (unter anderem der<br />
damals noch ganz junge Bodo Wartke) und ich.<br />
Am ersten Tag bekam ich direkt Fieber, weil mein<br />
System komplett überhitzte. Alle nahmen mich<br />
sehr liebevoll an die Hand. Ich erlebte Musik auf<br />
kreativstem Niveau. Der ganze Tag war voller<br />
Musik: Rhythm & Groove, Texten, Songwriting,<br />
Harmonielehre, Bandprojekte aller Stilistiken der<br />
Popularmusik, Chor, Gesangsunterricht, Studio<br />
Sessions und vieles mehr. Ich wurde gefordert, auf<br />
allen Ebenen. Die besondere Aufmerksamkeit, die<br />
mir damals auch bei dem Abschlusskonzert zuteilwurde,<br />
war überwältigend. Die folgenden Jahre<br />
entwickelte ich mich mit vielen tollen begleitenden<br />
Menschen weiter. 2003 absolvierte ich den<br />
Popkurs ein zweites Mal. Jetzt war ich musikalisch<br />
schon ausgereifter. Es entstand ein riesiges<br />
musikalisches Netzwerk für mich, viele Pro -<br />
duktionen, in denen ich mitwirkte, und berufliche<br />
Zusammenarbeiten, die zum Teil bis heute aktiv<br />
sind. Der Popkurs war definitiv ein Meilenstein in<br />
meinem musikalischen Leben.<br />
MM: Du bist musikalisch nicht nur als Sän -<br />
gerin tätig, sondern auch in der musikalischen<br />
Frühförderung, singst mit Demenz -<br />
kranken und bist in der Stammbesetzung der<br />
Dozent*innen für die Bandcamps der Rock<br />
& Pop Schule Kiel. Magst du etwas mehr<br />
darüber erzählen?<br />
LILI CZUYA: Ja, über die Jahre haben sich viele<br />
Projekte entwickelt, die ich zum Teil dann be -<br />
wusst weiter verfolgt habe. Die Bandcamps der<br />
Rock und Pop Schule Kiel sind jedes Mal wieder<br />
ein großartiges Erlebnis. Jugendliche im Alter<br />
von 13–18 Jahren bekommen kostenfrei einen<br />
Intensivworkshop in einer schönen Camp-Um -<br />
gebung. Von morgens bis abends, sechs Tage<br />
lang alles voller Musik. Einzel- und Gruppen un -<br />
terricht, Workshops zu musikalischen Themen<br />
und Bandtraining mit viel Spaß und einem großen<br />
Abschlusskonzert. Wir sind ein eingespieltes<br />
Team aus sechs Dozenten unterschiedlichster<br />
musikalischer Stile und Disziplinen. Die musikalischen<br />
und persönlichen Entwicklungen der<br />
Teilnehmer sind jedes Mal beeindruckend. Die<br />
musikalische Früherziehung für Kinder im Alter<br />
von drei bis sechs Jahren und das gemeinsame<br />
Singen mit Kitagruppen in Altenheimen und in<br />
einer Demenz-WG, gestalte ich seit vielen Jahren<br />
LILI CZUYA: Die Schnittstelle zwischen dem Ge -<br />
sang und der Logopädie stellt die Verbindung der<br />
zwei Herzen in meiner Brust und die Zusammen -<br />
kunft beider Erfahrungswerte dar. In beiden Dis -<br />
ziplinen bin ich zu Hause und kann dadurch aus<br />
unterschiedlichen Perspektiven Menschen auf<br />
ihrem stimmlichen Weg begleiten. Gesangs -<br />
schüler, die zum Beispiel Stimmprobleme haben,<br />
oder professionelle Sänger, die auf dem Weg von<br />
der Stimmtherapie wieder zurück auf die Bühne<br />
sind. Diese Schnittstelle bereitet mir viel Freude<br />
und ist ein Grundbaustein in meinen be ruflichen<br />
Tätig keiten. Gemeinsam arbeite ich mit der renommierten<br />
Stimmtherapeutin Bettina Schulten und<br />
der leitenden Gesangsdozentin des BIMM-In stituts<br />
Alexandra Pengler bei be sonderen Fällen sehr<br />
gewinnbringend zusammen. Auch das Netz werk<br />
aus guten Ärzten spielt hierbei eine positive Rolle.<br />
Es ist einfach schön, Stimmen in ihrer Hei lung zu<br />
begleiten und das Potenzial komplett oder bestmöglich<br />
wiederzuerwecken. Die Lebensqualität, die<br />
dadurch freigesetzt wird, ist wundervoll. Ich bin<br />
sehr froh, dass ich vor vielen Jahren zusätzlich zu<br />
meinem musikalischen Weg die Logopädie dazugewonnen<br />
habe. Ich bin beides: Künstlerin &<br />
Logo pädin. In beiden Dis ziplinen kann ich die<br />
Herzen berühren und die Welt etwas schöner<br />
machen. Das erfüllt mich.<br />
INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />
FOTOS: TORGE NIEMANN; JAN ZIEGLER;<br />
BEATE GRAMS<br />
WEB:WWW.LILI-MUSIK.DE<br />
AKTUELLE BANDS & PROJEKTE:<br />
WWW.HOERBIESCHMIDTBAND.DE<br />
WWW.HAPPYTOWN-MUSIC.DE<br />
WWW.MOVE-GROOVE.DE<br />
WWW.WHITE-LEAVES.JIMDOSITE.COM<br />
WWW.KAYO-MUSIC.DE<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
28 STORIES<br />
»Die Federnelken sind<br />
ein Gewächs aus der Gegend<br />
in und um München und wachsen direkt<br />
zwischen den Straßen,<br />
auf denen das tägliche Leben spielt.«<br />
FEDERNELKEN<br />
„Endlich reich“<br />
VÖ: 20. FEBRUAR 2020<br />
WWW.FEDERNELKEN.DE<br />
FACEBOOK.COM/FEDERNELKEN<br />
INSTAGRAM.COM/FEDERNELKEN<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 29<br />
Populärmusik zwischen Hirschbachstüberl und Mittlerem Ring<br />
MM: Für Leser, die FEDERNELKEN noch<br />
nicht kennen: Wie hat es mit der Musik bei<br />
euch angefangen?<br />
FEDERNELKEN: Zu Beginn gab es nur die<br />
Gitarre von Vroni, das Schlagzeug von Alfons<br />
und ein Lied: Den „Ring-Song“, der von einer<br />
nächtlichen Fahrt auf dem Mittleren Ring handelt<br />
(der Münchner Stadtautobahn). Zwei Lieben -<br />
de müssen sich an der nächsten Ausfahrt trennen<br />
und träumen sich hinein in eine Fahrt, die<br />
endlos Richtung Sonne weitergeht. Darauf haben<br />
wir gute Resonanz erhalten, und uns war klar:<br />
Wir müssen da was machen, und das am besten<br />
in unserer eigenen Sprache. Bayerisch, Deutsch.<br />
Deutsch, Bayerisch. Diesen Song wird’s übrigens<br />
auf unserem nächsten Album geben. Den<br />
haben wir noch in unserem Schatzkästchen auf -<br />
gehoben.<br />
MM: Wie seid ihr auf den Bandnamen ge -<br />
kommen?<br />
FEDERNELKEN: Wir lieben den trockenen öster -<br />
reichischen Humor, und in einem Urlaub bei<br />
Wien ist uns ein großes Schild in einem Natur -<br />
park aufgefallen: „Naturdenkmal – Trocken rasen<br />
mit Mödlinger Federnelke“. Dahinter war praktisch<br />
„nichts“, ein wirklich skurriler Anblick.<br />
Und dann dachten wir uns: Vielleicht sollten<br />
wir was machen, damit es dann etwas dahinter<br />
gibt. Die Leere füllen mit den Federnelken, die<br />
auf dem Schild versprochen wurden ...<br />
MM: Vor FEDERNELKEN wart ihr auch in<br />
anderen Bands tätig. Was genau habt ihr<br />
ge macht und inwiefern beeinflusst es eure<br />
Band jetzt?<br />
FEDERNELKEN: Wir kommen aus den Be rei -<br />
chen Blues, Fusion, Hard Rock, Metal, Rock a -<br />
billy, Pop, Soul, und wir waren uns erst nicht<br />
sicher, ob sich unsere Wurzeln verbinden lassen.<br />
Aber dann kam dieser doch sehr interessante,<br />
besondere Sound raus. Was wir auf gar<br />
keinen Fall wollten, war, auf einen Zug aufzu-<br />
springen, sondern was Eigenständiges zu schaffen.<br />
Hinzu kam auch, dass Vroni zuvor nur Gi -<br />
tar ristin, aber noch nie wirklich Sängerin einer<br />
Band war. Da haben wir uns sehr treiben lassen<br />
und daraus Songs und ein Soundkostüm kreiert.<br />
Und was auch eine sehr große Rolle spielt, sind<br />
natürlich die Texte, da muss Inhalt rein. Da springen<br />
uns in München oft die Themen vor die<br />
Füße, und dann wird fein daran gefeilt.<br />
MM: Eure Songs sind überwiegend auf<br />
Bayrisch. Warum habt ihr euch dafür entschieden?<br />
FEDERNELKEN: Es ist die Sprache, die uns<br />
alle seit der Kindheit geprägt hat und einem<br />
Song daher eine besondere Ausdrucksstärke<br />
verleiht. Der Dialekt fühlt sich für uns einfach<br />
authentischer an als Hochdeutsch, wobei wir<br />
das natürlich auch beherrschen! Ein Musik kri -<br />
tiker der Münchner Abendzeitung hat unsere<br />
Sprache mal als „moderates Bayerisch“ be zeich -<br />
net: „... so moderat, dass es perfekt zu München<br />
passt: Den Alteingesessenen, die das Aus ster -<br />
ben des Dialekts bedauern, wird es da heimelig<br />
warm ums Herz. Und die Zuagroasten, die<br />
München ja auch ausmachen, können dennoch<br />
problemlos folgen.“ Wir finden diese Be schrei -<br />
bung so treffend, dass wir sie gerne zitieren.<br />
MM: Eure aktuelle EP „Endlich Reich“ hat<br />
beim Deutschen Rock & Pop Preis 2020 den<br />
zweiten Platz in beiden Hauptkategorien<br />
„Deut scher Rock Preis“ und „Deutscher Pop<br />
Preis“ erreicht. Woher stammte die Inspi ra -<br />
tion für die EP?<br />
FEDERNELKEN: Aus unserem Leben um und<br />
in München und den Spannungsfeldern, die<br />
sich hier aufspannen: Da gibt’s die „Schixn“,<br />
die mit ihrem SUV auf den Tramgleisen in der<br />
protzigen Maximilianstraße parkt (aus dem<br />
Song „Konsum“), die 90-jährige Ärztin und Ex-<br />
Schau spielerin Marianne Koch, die am Starn -<br />
berger See wohnt und im BR-Radio regelmäßig<br />
Gesundheitstipps gibt, Großstadtchaos und<br />
Berg idyll, Liebe und Fußball ... Wir müssen<br />
unsere Themen nicht lange suchen, die finden<br />
uns einfach.<br />
MM: Wie laufen die Vorbereitungen für eurer<br />
zweites Album?<br />
FEDERNELKEN: Die Songauswahl ist getroffen<br />
und die ersten Tracks sind eingespielt, jetzt<br />
geht’s Schritt für Schritt voran. Wir haben dieses<br />
Jahr unsere Single „Süße Grüße“ veröffentlicht<br />
als Vorgeschmack, in welche Richtung<br />
es gehen wird. Dazu haben wir auch wieder ein<br />
Video produziert, übrigens schon unser viertes.<br />
Die visuelle Umsetzung ist uns auch wichtig, wir<br />
sehen das als Teil des Gesamtkunst werks.<br />
MM: Ihr beschreibt euren Musikstil als „Po pu -<br />
lärmusik zwischen Hirschbachstüberl und<br />
Mittlerem Ring“. Was genau bedeutet das?<br />
FEDERNELKEN: Es ist nicht einfach Pop, sondern<br />
wir sehen es als Pop mit einer Art Er -<br />
weiterung. Wir verbinden damit kompakte,<br />
tanzfreudige Lines aus der Tiefe unserer Her -<br />
kunftsecken, zwischen den Bergen im südlichs -<br />
ten Süden bei Lenggries, wo das Hirschbach -<br />
stüberl liegt, und München, wo der Mittlere Ring<br />
den Puls der Stadt bestimmt.<br />
MM: Nun können teilweise wieder Konzerte<br />
stattfinden. Wie sind eure Pläne für zukünftige<br />
Konzerte?<br />
FEDERNELKEN: Wir hoffen, dass Konzerte<br />
bald wieder eins zu eins wie früher stattfinden<br />
können. Wir haben mega Lust zu spielen, langsam<br />
er wacht wieder alles wie nach einem langen<br />
Winterschlaf, der Rest kommt dann von<br />
ganz allein. Nach unseren sehr schönen Open-<br />
Air-Konzerten diesen Sommer befindet sich<br />
gerade alles in der Planungsphase.<br />
WEB: WWW.FEDERNELKEN.DE<br />
INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />
FOTOQUELLE: FEDERNELKEN<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
30 STORIES<br />
LOOPAHEAD<br />
MM: Wer steckt hinter der Band?<br />
LOOPAHEAD: Hinter der Gruppe LOOPAHEAD<br />
stecken der Kopf und Mastermind Udo Lummer<br />
(Gitarren, Looper, Vocals), Paul-Gerhard Lange<br />
(Bass, Background Vocals) und (ab 2019) Uli<br />
Twelker (Schlagzeug, Percussion, Background<br />
Vocals). Uns gibt es seit sieben Jahren. Wir präsentieren<br />
den Blues in seiner akustischen, jazzigswingenden<br />
und rockigen Spielart.<br />
MM: Wart ihr vorher schon in anderen<br />
Grup pen tätig?<br />
LOOPAHEAD: Udo war <strong>Musiker</strong> bei: The Thimbles<br />
Skiffle Group – Klaus Reinhardt Swing Combo –<br />
Green Onions – The MGs – 1. Bielefelder Pop<br />
Orchester – British Army Rock Band – Brachmann<br />
& Lummer – Blue Phoenix – Kakadu Combo –<br />
Ente Vogts – LOOPAHEAD.<br />
PG war <strong>Musiker</strong> bei: The Thimbles Skiffle Group<br />
– Green Onions – Skiffle Revival – Flatfoot Sam<br />
Bluesband – Bluesburgers – Jam Factory –<br />
Alligator Blues Band – LOOPAHEAD.<br />
Uli war <strong>Musiker</strong> bei: Thunderbirds – Widow<br />
Murphy – Nothing – Merseyblues – Getaway –<br />
Blue Alley – The Sazerac Swingers – LOOPAHEAD<br />
MM: Mit den GREEN ONIONS habt ihr euch<br />
2012 wieder getroffen und ein Reunion-<br />
Konzert gespielt. Woher kam der Ent schluss,<br />
wieder zusammen Musik zu machen?<br />
LOOPAHEAD: Nachdem Udo und PG längere<br />
Zeit keinen Kontakt mehr hatten, haben wir nach<br />
dem (durchaus erfolgreichen) Konzert beschlossen,<br />
wieder zusammen zu musizieren. Die Idee,<br />
eine Live-Looping-Band zu gründen (zunächst<br />
als Duo), kam von Udo.<br />
MM: 2013 dann die Gründung von LOOP-<br />
AHEAD. Was ist der Unterschied zwischen<br />
den beiden Gruppen?<br />
LOOPAHEAD: Es gibt durchaus Gemeinsamkeiten<br />
zwischen den alten GREEN ONIONS und LOOP -<br />
AHEAD, zum Beispiel die Liebe zu dem R&B englischer<br />
Prägung. Aber auch Unterschiede bei der<br />
Hin wendung zu Swing-Titeln, Blues, Latin sowie<br />
Rock und Jazz. Nicht zu vergessen viele eigene<br />
Titel.<br />
MM: Im selben Jahr wurde von euch der<br />
LOOPER vorgestellt. Was ist das Besondere<br />
an diesem Gerät?<br />
LOOPAHEAD: Der Loop ist ein zeitlich begrenztes<br />
Klangerlebnis, das mit technischen Mitteln<br />
wiederholt wiedergegeben werden kann.<br />
Die LOOPS (Loop = Schleife) kennen wir bereits<br />
aus der (elektronischen) Musik von Karl-Heinz<br />
Stockhausen. Auch der Gitarrist Robert Fripp<br />
(King Crimson) setzte Loops ein, wie auch Brian<br />
Eno (Roxy Music). Weil es aber die digitalen<br />
Möglichkeiten damals noch nicht gab, wurde mit<br />
Tonbändern gearbeitet (Vorläufer der Echo ge -<br />
räte). Das alles war aber nur im Studio möglich.<br />
Mit dem Aufkommen der digitalen Geräte ist es<br />
auch möglich, dies auf der Bühne einzusetzen.<br />
Es ermöglicht den <strong>Musiker</strong>n, nicht gleichzeitig<br />
spielbare Parts zu speichern und mit einer weiteren<br />
Spur gleichzeitig wiederzugeben. Sie hören<br />
ein Sextett und sehen ein Trio. Wir wollen aber nicht<br />
verschweigen, dass Live-Looping ein hohes Maß<br />
an Disziplin und Präzision erfordert. Dem haben<br />
wir uns mit LOOPAHEAD erfolgreich ge stellt.<br />
MM: Welche <strong>Musiker</strong> und Gruppen prägen<br />
euch und eure Musik?<br />
LOOPAHEAD: Zur Zeit der Beat-Ära die Rolling<br />
Stones, Yardbirds, Kinks, Moody Blues, Animals<br />
und andere. Daneben auch Delta-Blues- und<br />
Urban-Blues-<strong>Musiker</strong>, besonders aber auch Ray<br />
Charles, Taj Mahal und natürlich JJ Cale.<br />
MM: Woher kommt eure Faszination für die<br />
Genres Blues und R&B?<br />
LOOPAHEAD: Für uns ist der Blues der Ursprung<br />
der populären Musik schlechthin. Es fasziniert uns<br />
das Ursprüngliche, Rohe, sowohl in den Texten<br />
als auch in den Harmonien. Einfache, aber schöne<br />
Strukturen, die den <strong>Musiker</strong>n jede Menge<br />
Raum für Improvisationen geben.<br />
MM: 2017 wurdet ihr beim Deutschen Rock<br />
und Pop Preis unter anderem mit einem<br />
ersten Platz in der Kategorie „Beste Expe ri -<br />
mentalband“ ausgezeichnet. Wie ging es<br />
danach für euch weiter?<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 31<br />
Was machen LOOPAHEAD<br />
und ist das eigentlich Live-Musik?<br />
Ein scheinbarer Widerspruch, der sich nach<br />
den ersten Songs klärt.<br />
Der Zuhörer/die Zuhörerin erlebt, wie sich<br />
eine musikalische Schicht über die vorher live<br />
eingespielten Schichten legt.<br />
So entsteht, oft durch Inspiration und Interaktion<br />
mit dem Publikum, ein musikalisches Unikat<br />
über – eigentlich einfache und reduzierte –<br />
musikalische Strukturen, Taktmaße<br />
und Tonarten mit den Wurzeln im Blues,<br />
Rhythm ’n’ Blues, Latin, Rock & Jazz.<br />
LOOPAHEAD: Die Jury gründete die Auszeich nun -<br />
gen auf unsere beiden CDs: „Close to the Blues“<br />
– 1. Platz beste Experimentalband; „The other<br />
side of LOOPAHEAD“ – 2. Platz beste<br />
Coverband.<br />
Das hat uns sehr gefreut, zumal in der ersten<br />
Kategorie eine Anzahl eigener Titel von uns stammen.<br />
Das war eine Wertschätzung für unsere<br />
Arbeit und ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen<br />
Weg sind.<br />
In den Folgejahren 2018 und 2019 hatten Udo<br />
und PG als Duo eine Menge Live-Auftritte. Ende<br />
2019 haben wir uns dann entschlossen, uns zum<br />
Trio zu erweitern und mit einem guten und erfahrenen<br />
Drummer und Perkussionisten zu verstärken.<br />
Das ist uns mit Uli Twelker außerordentlich<br />
gut gelungen. Seitdem haben wir die Sounds aus<br />
dem Drum Composer reduziert auf rudimentäre<br />
Taktgeber. Den entstandenen Freiraum nutzt Uli<br />
perfekt mit seiner langen, umfangreichen Erfah -<br />
rung und bereichert unsere Musik mit filigranen<br />
Percussions-Elementen. Leider ereilte uns im Jahr<br />
2020 die Coronapandemie, sodass wir plötzlich<br />
ohne Gigs dastanden und alle bereits vereinbarten<br />
Auftritte absagen mussten.<br />
MM: Während Corona habt ihr das „Projekt<br />
JJ Cale“ gestartet. Was kann man sich darunter<br />
vorstellen?<br />
LOOPAHEAD: Schnell waren wir drei uns klar,<br />
dass wir nicht die Hände in den Schoß legen<br />
würden, sondern während der Zwangspause an<br />
einer neuen Studioproduktion arbeiten wollten.<br />
Unsere Wahl fiel auf das Lebenswerk des 2013<br />
verstorbenen John Weldon Cale – genannt JJ<br />
Cale. Der „große Schweiger von Tulsa“ hatte es<br />
uns schon seit Jahrzehnten angetan mit seinem<br />
Relax-Sound und unnachahmlichen Laid-back-<br />
Gesang. In einer demokratischen Entscheidung<br />
hatten wir schnell die 18 Titel zusammen, die wir<br />
auf die CD bringen wollten. Ebenso schnell war<br />
auch klar, dass wir auf die von ungezählten Bands<br />
gespielten Titel wie „Cocaine“, „Call me the<br />
Breeze“ und „After Midnight“ verzichten wollten.<br />
Der Großteil der Arbeit lag bei Udo, der in seinem<br />
„Klangspektrum-Studio“ zunächst die Gi -<br />
tarrenparts zu einer zuvor eingestellten Drum -<br />
spur in die Looping-Station einspielte. Aus seinem<br />
sehr umfangreichen Gitarrenarsenal kamen<br />
vorwiegend seine Akustikgitarren Martin und<br />
Gibson zum Einsatz sowie die Duesenberg<br />
„Paloma“ und die Duesenberg Lapsteel „Fairy-<br />
tale“. Darüber hinaus eine seiner modifizierten<br />
Fender Strats und die mit einem hexaphonischen<br />
Pickup bestückte Telecaster. Liebevoll und detailverliebt<br />
arbeitete Udo Monate an den Spuren, und<br />
wenn wir meinten, dass die Ergeb nisse nun super<br />
seien, fand er immer noch Mög-lich keiten, etwas<br />
zu verfeinern.<br />
Dann folgte der Gesang, den Udo gefühlvoll<br />
den Texten des mürrischen Einzelgängers JJ an -<br />
passte. Erst dann legte PG das Bassfundament<br />
darunter mit seinem Sandberg California VM5<br />
und dem Warwick Streamer Stage I. Eingespielt<br />
über den Glockenklang-Amp „Blue Sky“.<br />
Uli machte die Sache perfekt mit seinen Tama<br />
Drums und der legendären RMV Brazil Bapeva<br />
Shell Snare sowie diversen Sounds aus seinem<br />
umfangreichen Percussions-Arsenal.<br />
Sehr viel Arbeit hat Udo investiert in das<br />
Mixing und Mastering. Alle Graphics und das<br />
Layout stammen ebenfalls von Udo sowie alle<br />
Fotos im Booklet, die er auf seinen zahlreichen<br />
USA-Reisen erschaffen und liebevoll zusammengestellt<br />
hat.<br />
Wir legen Wert darauf, dass dieses Album<br />
kein JJ-Cover ist, denn nachahmen kann man<br />
diesen Ausnahmekünstler und einen der größten<br />
amerikanischen Songwriter sowieso nicht, sondern<br />
es galt, uns JJ möglichst anzunähern. Daher<br />
auch der Titel unserer CD „Loopahead Approaches<br />
JJ Cale“. Wir glauben, dass uns zu Ehren des<br />
„Oklahoma Troubadour“ ein Meister stück gelungen<br />
ist. Nicht von ungefähr hat die BELLAPHON<br />
die CD umgehend in den Digital vertrieb aufgenommen,<br />
wie auch die drei Vorgänger-CDs „River<br />
Of Wine“ (ausverkauft), „Close To The Blues“,<br />
„The Other Side Of LOOPAHEAD“.<br />
MM: Wie stellt ihr euch die Zukunft nach<br />
Corona vor?<br />
LOOPAHEAD: Keiner von uns glaubt, dass die<br />
Pandemie kurzfristig überwunden werden kann.<br />
Live-Auftritte in Clubs und vor größerem Publi -<br />
kum werden die Ausnahme bleiben, zumindest<br />
auf absehbare Zeit. Deshalb haben wir schon vor<br />
kleinerem Publikum „Garten- und Wohnzimmer-<br />
Konzerte“ gegeben – der Erfolg kann sich durchaus<br />
sehen lassen. Wir hoffen, dass künftig viele<br />
Freunde unserer Musik ihre Gäste mit Wohn -<br />
zimmer-, Terassen- oder Garten-Konzerten über -<br />
raschen werden.<br />
Letztes Jahr wurde unsere CD beim DRMV in<br />
den Kategorien „bestes CD-Album“, „bestes<br />
Booklet“ sowie „bestes Musikvideo“ (mit dem<br />
Video „Jailer“ – unbedingt ansehen, zum Beispiel<br />
auf YouTube) ausgezeichnet.<br />
WEB: WWW.LOOPAHEAD.DE<br />
INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />
FOTOQUELLE: LOOPAHEAD<br />
LOOPAHEAD<br />
„Loopahead Approaches<br />
JJ Cale“<br />
VÖ: 20. NOVEMBER 2020<br />
WWW.LOOPAHEAD.DE<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
32 STORIES<br />
»MY FUTURE«<br />
MM: Sandra, du hast den Deutschen Rock & Pop Preis 2001 als<br />
beste Popsängerin ge won nen. Wie hast du dich gefühlt, als du<br />
die Nachricht bekommen hast?<br />
SANDRA AJTNER: Also, ich war sehr überrascht, konnte das am An -<br />
fang gar nicht glauben, aber ich bin dafür sehr dankbar und auch sehr<br />
glücklich.<br />
MM: Wann hast du mit Singen angefangen, kannst du dich noch<br />
erinnern?<br />
MM: Was hat dich an Billie Eilish und ihren Songs angesprochen?<br />
SANDRA AJTNER: Ich glaube, es ist ihr Stil, ihre Art, sich auszudrü -<br />
cken, ihre Ansichten, und auch ihre Musik selbst. Ihre Stimme ist verblü<br />
end. Vor Billie Eilish hörte ich Ariana Grande, Justin Bieber und all<br />
die Popsänger*innen, aber als ich Billie das erste Mal gehört habe,<br />
war das was anderes. Etwas in mir wachte auf.<br />
MM: Wie hast du die vier Stücke für die EP ausgesucht?<br />
SANDRA AJTNER: Professionell angefangen habe ich 2017/18, aber<br />
ich habe schon immer zum Vergnügen gesungen, seit meiner Kind -<br />
heit, also wirklich frühen Kindheit. Mit vier Jahren habe ich meiner Oma<br />
vorgesungen, und es ging weiter und weiter.<br />
MM: Hat es dich überrascht, dass du einen Preis aus Deutsch -<br />
land be kommen hast?<br />
SANDRA AJTNER: Ja und nein. Ich singe in Englisch, und das ist international.<br />
Ich habe ja in den Niederlanden gelebt, und die Musik wurde<br />
in Deutschland mit Karsten (Wolff) produziert. Jetzt lebe ich in Polen,<br />
wo ich geboren wurde. Eine Ver bindung ist da, ja.<br />
MM: Das ist großartig! Nun noch ein paar Fragen zu deiner neuen<br />
EP „My Future“. Alle vier Songs sind von Billie Eilish. Wann hast<br />
du das erste Mal von ihr gehört?<br />
SANDRA AJTNER: Also, das war 2016/17. Eine Freundin in Holland<br />
hat mir ihre Songs vorgestellt. Wir waren wie besessen von dem<br />
Stück „My Boy“, haben das Lied wieder und wieder gesungen und<br />
abgespielt.<br />
SANDRA AJTNER: Diese vier Lieder hier waren meine Lieblingsstücke<br />
zu dem Zeitpunkt der Vor bereitung der Aufnahmen, und ich mag sie<br />
immer noch sehr. Sie haben einen bestimmten Aus druck, ein be -<br />
stimmtes Gefühl an sich, ich kann das nicht genauer beschreiben, das<br />
ist alles in den Songs. Einige haben auch eine etwas dunkle, majestätische<br />
Stimmung, und ich bin darauf eingestiegen.<br />
MM: Wie hast du dich für die Aufnahmen im Studio vorbereitet?<br />
SANDRA AJTNER: Ich hab’ vor allem erst mal mich selbst vorbereitet,<br />
und meine Stimme, und hab’ auch Gesangsstunden genommen bei<br />
Adela (Konop), zu Hause allein geübt. Meine Mama hat mich unterstützt,<br />
sie hat einen hohen Anteil an meinem Fortschritt.<br />
Als ich im Studio war, war es anfangs immer etwas aufregend, aber<br />
ich habe mich dann schnell entspannt und wie zu Hause gefühlt.<br />
MM: Großartig! Und nun noch eine Frage zum Video „Party<br />
Favor“: Dort sind auch Pferde zu sehen. Was für eine Ver -<br />
bindung hast du zu ihnen?<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 33<br />
NEW<br />
BOOKS<br />
TALADIDDLE<br />
Claus Hessler und<br />
Claudio Spieler<br />
DIE KUNST DES<br />
SAXOPHONSPIELS<br />
L. Teal | H. Baumgartner<br />
SANDRA AJTNER<br />
„My future“ – EP<br />
VÖ: OKTOBER 2021<br />
THE-ROSINENBOMBER.COM<br />
WWW.FACEBOOK.COM/<br />
YOUNGPHOTOMODEL<br />
Buch, CD,<br />
Poster<br />
€23,95<br />
NEW<br />
NEUERSCHEINUNG<br />
ISBN 978-3-947998-36-4<br />
Matthias Philipzen<br />
CAJÓN BOOK<br />
Matthias Philipzen<br />
Buch<br />
€21,95<br />
NEW<br />
NEUERSCHEINUNG<br />
ISBN 978-3-943638-44-8<br />
DRUMSET<br />
GROOVE CONTROL<br />
Sperie Karas<br />
SANDRA AJTNER: Meine Mutter hat schon Pferde geritten, und auch meine<br />
Großmutter, also das ist Tradition in der Familie. Ich bin auch schon geritten, hab’<br />
das aber vor ein paar Jahren aufgeben. Pferde stehen ja auch als Symbol für<br />
Freiheit, glaube ich. Also ich liebe Pferde, sie haben einen besondern Platz in<br />
meinem Herzen.<br />
MM: Und da ist noch mehr Besonderes, nämlich Fotografie.<br />
SANDRA AJTNER: Ja, meine Mutter ist Fotografin, und ich habe Modeling<br />
auch schon als Kind angefangen, mit drei oder vier Jahren. Meine Mutter macht<br />
auch Workshops, organisiert Aus stellungen usw.<br />
Karsten kam dann zu den Fotos auch dazu, für CD-Cover und überhaupt<br />
im Zusammenhang mit Musik.<br />
MM: Wenn junge Leute mit Singen oder Mo deling anfangen wollen, welche<br />
Tipps kannst du ihnen geben?<br />
Buch&CD<br />
€23,95<br />
NEU in 2021<br />
ISBN 978-3-947998-34-0<br />
PLEKTRUM<br />
BASS<br />
Christoph Herder<br />
Buch<br />
€ 19,95<br />
NEU in 2021<br />
ISBN 978-3-947998-38-8<br />
The Singer’s COACH<br />
Der Karriere-Ratgeber<br />
LeeZa Nail<br />
SANDRA AJTNER: Also, sei du selbst, sei zuversichtlich, hab’ keine Angst, mach’<br />
das, was du gerne machen willst! Respektiere Kritik, aber lass’ die nicht zu tief<br />
in dich rein, und lasse nicht zu, dass andere dich hängen lassen! Das ist wirklich<br />
wichtig. Was das Singen angeht, kannst du vielleicht mit Covers anfangen,<br />
Karaoke, das auf YouTube und anderen sozialen Medien verö entlichen, und<br />
mit Modeling, du kannst Selfies aufnehmen, Fotos, und die auch wieder auf<br />
sozialen Medien posten, in Kontakt zu Agenturen treten.<br />
MM: Vielen Dank, Sandra, und alles Gute fur das neue Jahr und deine<br />
Zukunft!<br />
SANDRA AJTNER: Und dir auch. Vielen Dank!<br />
Buch&CD<br />
€21,95<br />
BESTSELLER 2020<br />
ISBN 978-3-947998-21-0<br />
Buch<br />
€ 18,95<br />
Workshop im Heft!<br />
ISBN 978-3-947998-08-1<br />
WEB: THE-ROSINENBOMBER.COM<br />
INTERVIEW: KARSTEN WOLFF | FOTOS: ANNA AJTNER<br />
alfredmusic.de
34 STORIES<br />
»Ich habe im Jahr 2018<br />
den Weg als Soloartist<br />
gezwungenermaßen begonnen.<br />
Inzwischen fühle ich mich<br />
in dieser Rolle sehr wohl<br />
und bin endlich angekommen,<br />
aber es stand ursprünglich<br />
definitiv nicht auf<br />
meiner „Bucket List“«<br />
BARRY ALEXANDER KING<br />
„Facetune_Autotune“ – Single<br />
VÖ: 18. DEZEMBER 2021<br />
BAK.BAVARIARECORDS.COM<br />
WWW.FACEBOOK.COM/<br />
BARRYALEXANDERKING<br />
MM: Du wurdest in Lincolnshire / Groß bri -<br />
tannien geboren und bist dort aufgewachsen.<br />
Woher kam der Entschluss, nach<br />
Deutsch land zu ziehen?<br />
BARRY ALEXANDER KING: Mitte der neunzigerjahre<br />
hat meine damalige Band aus GB ein<br />
Agentur-Vertragsangebot aus Deutschland von<br />
der US-Regierung erhalten, um dort bei der ganzen<br />
Armee, der Air Force und den NATO-Kasernen<br />
auftreten zu können. Wir haben dieses Angebot<br />
dankend angenommen, sind über ein Jahr lang<br />
durch ganz Deutschland, Teile Spaniens und Italien<br />
getourt und haben uns schließlich in Mannheim<br />
niedergelassen. Irgendwann war die Luft raus,<br />
die anderen sind zurück nach GB und ich bin<br />
nach Rhein-Main gezogen, um mich dort einer<br />
neuen Band anzuschließen. Damals in den Klubs<br />
haben wir immer nur Cover gespielt und es war<br />
ein super „learning by doing“. Irgendwann haben<br />
wir jedoch erkannt, dass man nur weiterkommen<br />
kann, wenn man seine eigene Musik macht.<br />
Damals – ca. 2003 – beschloss ich, komplett<br />
nach Deutschland zu ziehen und weiter an meiner<br />
Musik zu arbeiten.<br />
MM: Du beschreibst dich selbst als „Band-<br />
Typ“ und hättest nie gedacht, Solokünstler<br />
zu werden. Wie ist es dann letztendlich dazu<br />
gekommen?<br />
BAK: Ca. 2013 haben wir mit der Idee gespielt,<br />
ein Band-Comeback zu geben und ca. drei Jahre<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 35<br />
BARRY<br />
ALEXANDER<br />
KING<br />
lang gemeinsam wieder neu zu komponieren und<br />
zu produzieren. Ich merkte aber, dass die anderen<br />
nicht mehr die Zeit oder vielleicht auch die<br />
Leidenschaft dafür hatten. Wie bei vielen Bands<br />
auch hatten wir untereinander ganz unterschiedliche<br />
Vorstellungen davon, in welche Richtung man<br />
gehen könnte. Wir haben uns zwar nie offiziell ge -<br />
trennt, aber ich wusste, das wird nichts mehr. Im<br />
Oktober 2017 hatte ich fast 25 teilweise schon<br />
fertige neue Songs, aber keine Band. So hatte<br />
ich nur die Wahl, es sein zu lassen oder mich als<br />
Solokünstler zu etablieren. 2018 entschied ich mich<br />
gezwungenermaßen für den Weg als Soloartist.<br />
Und inzwischen fühle ich mich in dieser Rolle sehr<br />
wohl und bin angekommen, aber das stand definitiv<br />
ursprünglich nicht auf meiner „Bucket List“.<br />
MM: Nun bist du ein Independent-Solo künst -<br />
ler. Du bist dein eigener Manager, doch welcher<br />
Herausforderung musstest du dich stellen?<br />
BAK: Zu Beginn hatte ich echt Angst, ob ich<br />
überhaupt einen Anfang starten könnte. Ich musste<br />
mich mit der Technik komplett neu auseinandersetzen.<br />
Nach einer gewissen Zeit ging das immer<br />
besser. Ich bin dann in die USA gereist, um dort<br />
Teile meines ersten Albums einzuspielen und zu<br />
produzieren. Schließlich, nach viel Schweiß, hatte<br />
ich Ende 2019 mein erstes Soloalbum veröffentlicht.<br />
Doch damit stand ich dann wieder am An -<br />
fang, denn ohne Management musste ich erst<br />
selbst lernen, wie man verkauft und vermarktet.<br />
MM: Du beschreibst Songwriting als einen<br />
Lernprozess. Wie gehst du da vor und was<br />
lernst du Neues beim Songwriting?<br />
BAK: Damals, im Jahr 2003, dachte ich, dass ich<br />
schon ein guter Songwriter sei, aber wenn ich<br />
jetzt zurückschaue, muss ich feststellen, dass ich<br />
mir das nur eingebildet hatte. Jetzt, nach zwei<br />
Veröffentlichungen meiner Soloalben „Leave It All<br />
Behind“ 2019, „Break Down The Borderrs 2020<br />
und der dritten, „BAK3“, schon in den Start -<br />
löchern, würde ich sagen, dass ich die Kunst<br />
des Songwriting viel besser draufhabe. Ich hatte<br />
mir mehr Zeit genommen, Sachen zu optimieren<br />
und anzupassen – früher hätte ich mich vielleicht<br />
einfach schneller zufriedengegeben. Ich konnte<br />
verschiedene Songversionen aufnehmen, anhören<br />
(am besten unterwegs im Auto) und dann<br />
schneller entscheiden, was richtig und was falsch<br />
war. In einer Bandumgebung ist dies sehr schwer<br />
und kompliziert, weil jeder seine Ideen am besten<br />
durchsetzen möchte. Als Solokünstler hast du dieses<br />
Problem nicht. Inzwischen habe ich ein kleines<br />
Team von <strong>Musiker</strong>n, Producern, Mixern und Multi -<br />
media-Partnern aufgebaut. Diesen Leuten vertraue<br />
ich blind und zu 99 Prozent sind wir alle einer<br />
Meinung. Inzwischen habe ich auch gelernt, dass<br />
man relativ schnell einen Beat laufen lassen, spielen,<br />
singen und einen einfachen Song innerhalb<br />
weniger Minuten aufnehmen kann. Das war früher<br />
viel schwieriger.<br />
MM: Du bist schon länger in der Musik bran -<br />
che tätig. Wie haben sich das Recording und<br />
die Produktion über die Zeit verändert?<br />
BAK: Wenn ich an die Bandzeiten denke, hatten<br />
wir ein fast voll ausgestattetes Tonstudio mit einer<br />
alten 24-Track-Maschine, einem großen Misch -<br />
pult und Tausenden verschiedenen Effekten/Amps<br />
etc. gehabt. Dazu einen großen Proberaum mit<br />
komplettem Schlagzeug-Set. Heutzutage braucht<br />
man das nicht mehr (okay, für die Band bleibt vielleicht<br />
der Proberaum erhalten). Ein kleiner Raum<br />
mit kompaktem Equipment reicht. Wir sind schon<br />
längst (auch vor der Covid-19-Pandemie) in dem<br />
Zeitalter des Remote-Recordings. Sogar im Jahr<br />
2018 habe ich auch mit <strong>Musiker</strong>n aus USA, UK<br />
und Deutschland Songs aufgenommen. Nicht<br />
gleichzeitig, aber mit Online-Tools wie Dropbox<br />
oder Online-<strong>Musiker</strong>-Dienstleistungen (Airgigs,<br />
Soundbetter) kann man seine <strong>Musiker</strong> selbst aussuchen<br />
und es ist nicht mehr so teuer wie in früheren<br />
Zeiten. Das Beherrschen der Technik ist auch<br />
ein sehr wichtiger Teil des Recordings, weil man<br />
mit Systemen wie iMac/LOGIC X so unglaublich<br />
viele Möglichkeiten hat.<br />
MM: Musik ist ein Business und du redest<br />
davon, deinen eigenen „Brand“ aufzubauen.<br />
Wie machst du das?<br />
BAK: Für mich persönlich ist es wichtig, meinen<br />
eigenen Sound zu kreieren. Ob mir das gelingt, wird<br />
die Zeit zeigen, aber wie baut man seine Songs/<br />
Abläufe/Produktionen auf?<br />
Ich zum Beispiel liebe es, mit vielen Chor stim -<br />
men einen Song aufzubauen und zu arrangieren.<br />
Eine Lead-Stimme-Strophe vielleicht ohne Har -<br />
monie – aber spätestens in der Bridge muss eine<br />
Steigerung kommen mit einer zweiten Stimme<br />
bis hin zu einem fetten Refrain. Wenn der Song<br />
dazu passt, dann ist das meine Vorgehensweise,<br />
und wenn man meine Songs hört, wird man diesen<br />
Aufbau hoffentlich erkennen.<br />
„Building a Brand“ heißt auch: Was habe ich<br />
für eine Aussage? Habe ich überhaupt eine? Einen<br />
Pop-/Rocksong zu schreiben ist für mich nicht<br />
schwer, aber wie kann ich einen bedeutungsvollen<br />
Text schreiben, der etwas aussagt? Da arbeite<br />
ich sehr intensiv an verschiedenen Themen und<br />
hoffe, damit meinen Stil/Brand darzustellen. Dann<br />
kommen Bilder, Video und Grafik. Ich habe das<br />
Glück, in diesem Bereich einen sehr kompetenten<br />
Partner zu haben, der auch immer über „Bran-<br />
ding“ redet und sagt: „Mach was anderes, aber<br />
deines.“<br />
MM: Woher bekommst du deine Einflüsse<br />
und Inspirationen für deine Musik?<br />
BAK: Ich denke, momentan sind wir alle mit Ein -<br />
flüssen und Inspirationen übersät. Es gibt so viele<br />
Themen, die aktuell reizen und polarisieren. Die<br />
Weltpolitik und soziale Ordnung scheinen manchmal<br />
auf der Kippe zu stehen. In den USA sind sie<br />
komplett politisch gespalten, und seit der Pan demie<br />
haben wir weltweit ein ganze Menge Probleme,<br />
weil es unterschiedliche Meinungen in Bezug auf<br />
Maskenpflicht, Impfpflicht, Verschwörungstheorien<br />
etc. gibt. Diese Meinungen werden teilweise<br />
aggres siv online vertreten, als öffentliche Kriegs -<br />
plätze benutzt, und es ist inzwischen ganz „normal“,<br />
dass fremde Leute sich gegenseitig beleidigen.<br />
Mein aktuelles Album beschäftigt sich mit<br />
solchen Themen.<br />
Ein anderes Thema, das mich sehr beschäftigt<br />
hat, ist die Obsession von der optischen und<br />
8<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
36 STORIES<br />
*Ohne die verschiedenen Plattformen wie Instagram, Facebook, Twitter und inzwischen<br />
auch Tik Tok kann man heutzutage keine potenziellen Fans oder Follower erreichen.<br />
akustischen Perfektion. Heutzutage sollen alle Fotos<br />
und Aufnahmen „getunt“ werden. Die Menschen<br />
waren immer eitel, aber die Eitelkeit ist durch die<br />
Social Media noch viel extremer geworden. Das<br />
sind „meine“ Themen, aber jeder Künstler muss<br />
seinen eigenen Weg für sich selbst herausfinden.<br />
Für andere Künstler werden menschliche Be zie -<br />
h un gen immer ein zentraler Punkt in den kreativen<br />
Prozessen bleiben und das ist völlig okay so.<br />
MM: Die Welt ist digital und Social Media für<br />
<strong>Musiker</strong>*innen nahezu unersetzlich. Wie<br />
machst du dir die verschiedenen Platt formen<br />
zunutze?<br />
BAK: Ohne die verschiedenen Plattformen wie<br />
Instagram, Facebook, Twitter und inzwischen auch<br />
Tik Tok kann man heutzutage keine potenziellen<br />
Fans oder Follower erreichen.<br />
Es ist schwierig, gleichzeitig auf allen Platt -<br />
formen präsent zu sein, deshalb habe ich mich<br />
eher auf Instagram konzentriert. Das heißt, alle<br />
paar Tage etwas zu posten, entweder eine Story,<br />
einen Post oder was man inzwischen als Reels<br />
bezeichnet. Da ist man immer präsent und kann<br />
sich sein „Following“ langsam, aber konsequent<br />
aufbauen. Ich poste meistens music related contents,<br />
aber es ist auch wichtig, dass man sich<br />
von seiner menschlichen Seite zeigt. Das scheint<br />
sehr gut bei den Followern anzukommen. Auf der<br />
anderen Seite darf man nicht übertreiben – ein<br />
paar Tage Pause schaden nicht. Man kann sich hier<br />
kostenlos vermarkten, oder es gibt auch Face -<br />
book-/Instagram-Ads, mit denen man für kleines<br />
Geld zusätzlich ein breiteres Publikum erreichen<br />
kann. Diese Ads kann man auf sich selbst zu -<br />
schneiden (Alter, Länder, Interessen etc.). Aber<br />
ohne Inves titionen in sich selbst wird es sehr<br />
schwer, eine breite Fanbase zu erreichen und<br />
darauf aufzubauen.<br />
MM: Familie bedeutet dir alles, ohne deine<br />
Frau und Tochter hat alles keine Bedeu tung<br />
für dich. Inwiefern beeinflusst deine Familie<br />
deine Musik?<br />
BAK: Die Ehe und meine kleine Familie haben<br />
mir sehr viel Stabilität und Glück gegeben. Meine<br />
Frau und meine neujährige Tochter unterstützen<br />
mich sehr viel, und sogar unsere Tochter hat<br />
uns neulich eine Tanz-Choreografie zusammengebastelt,<br />
die in meiner nächsten Single er scheint.<br />
Früher war ich ein einsamer Wolf, aber durch ein<br />
paar unglaubliche Zufälle habe ich meine Frau kennengelernt.<br />
Sie war damals Flugbe glei terin, ich<br />
hatte meinen ursprünglichen Flug verpasst, und<br />
als ich hinten im Flugzeug nach Wasser gefragt<br />
habe, sind wir ins Gespräch gekommen. Daraufhin<br />
habe ich ihr einen blöden (englischen) Witz erzählt,<br />
aber sie hat gelacht, und da wusste ich, das ist<br />
meine Frau!<br />
Ich kann mir kein Leben ohne die beiden vorstellen<br />
und bin sehr dankbar, dass ich nach einigen<br />
gesundheitlichen Problemen vor 13 Jahren<br />
nun meinen richtigen Platz gefunden habe.<br />
MM: Was sind deine Pläne für die Zukunft?<br />
Was können deine Hörer erwarten?<br />
BAK: Meine zweite Single von meinem dritten<br />
Album „BAK3“ ist am 10.12.2021 erschienen. Bis<br />
April <strong>2022</strong> wird alle vier bis sechs Wochen ein<br />
Song veröffentlicht. Früher habe ich die Alben<br />
komplett auf einmal online gestellt. Aber inzwischen<br />
stelle ich fest, dass es besser ist, Stück für<br />
Stück und dann am Ende eine CD/Vinyl auf meiner<br />
Home page, Amazon und anderen Online -<br />
shops zu vertreiben.<br />
In diesem Jahr werde ich mich mehr mit Live-<br />
Streaming beschäftigen. (Dies ist immer noch ein<br />
großartiger Weg, viele Fans auf der Welt gleichzeitig<br />
zu erreichen.) Und wenn die Pandemie es<br />
erlaubt, ist eine kleine Tournee in den USA und<br />
Südamerika bereits im Gespräch. Letztlich werde<br />
ich auch weiterhin komponieren, weil mir das<br />
immer Spaß macht. Außerdem habe ich noch<br />
zwei Romane in der Schublade, die ich geschrieben<br />
habe, einmal Fiktion und einmal auf einer<br />
wahren Begebenheit basierend. In <strong>2022</strong> und 2023<br />
werde ich also genug zu tun haben!<br />
Zum Schluss möchte ich mich bei meinem<br />
kleinen Team und allen vom Deutschen Rock &<br />
Pop Preis/Verband bedanken. Was der Verband<br />
immer jedes Jahr auf die Beine stellt, ist schon<br />
großartig und gibt uns Künstlern eine Plattform<br />
uns professionell dazustellen. Ich war sehr dankbar,<br />
die Gelegenheit eines Interviews zu bekommen,<br />
was in den letzten Jahren nicht immer so<br />
einfach war. Da ich überwiegend in GB, Irland<br />
und Afrika aufgewachsen bin und mich nun in<br />
Deutschland niedergelassen habe, könnte ich<br />
als heimatlos beschrieben werden, undsomit ist<br />
es für mich nicht immer leicht, bei der lokalen<br />
Presse Interesse zu erwecken.<br />
WEB: BAK.BAVARIARECORDS.COM<br />
INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />
FOTOQUELLE: BARRY ALEXANDER KING<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 37<br />
DER<br />
SCHWEIGER<br />
Der Schweiger<br />
ist eine eigene Marke.<br />
Mit seinen<br />
philosophisch-poetischen<br />
Songs ist er mittendrin<br />
in der deutschen Poesie<br />
und verkörpert<br />
einen gelassenen, aber<br />
auch leidenschaftlichextravaganten<br />
Musikstil.<br />
MM: Nach 20 Jahren Musikpause geht’s nun<br />
wieder los. 2020 erhieltst du sogar den Deut -<br />
schen Rock & Pop Preis in der Haupt ka te -<br />
go rie „Deutscher Singer-Songwriter Preis“;<br />
Doch warum die lange Pause und warum der<br />
Entschluss, wieder mit der Musik anzufangen?<br />
DER SCHWEIGER: Musik zu machen und Songs<br />
zu schreiben hat in mir weitergelebt, und mir war<br />
immer klar, dass ich das wieder machen werde.<br />
Nur habe ich den Zeitpunkt lange hinausgezögert,<br />
da mich die Arbeit als Konzertmanager voll<br />
in Anspruch ge no mmen hat. Doch dann kam der<br />
50. Geburtstag näher, und ich habe mich gefragt:<br />
Wie lange willst du noch warten? Arbeit gibt es<br />
immer genug, aber wenn du den Entschluss nicht<br />
fasst, deine Musik wieder zu verwirklichen, und<br />
nicht anfängst, dann wird das nie was.<br />
So habe ich versucht, Zeit fenster zu schaffen, in<br />
denen ich Songs schreibe, und habe mir einen<br />
schönen Musik raum in meinem Haus eingerichtet.<br />
Es lief dann so ab: tagsüber Konzertmanager<br />
und Agen tur arbeit, nachts Musik machen und<br />
Songs schreiben. Trotz chronischem Schlaf mangel<br />
hat mir das so viel Spaß gemacht, dass ich daraus<br />
die Energie geschöpft habe, beides zu schaffen,<br />
Job und Musik. Und der Deutsche Rock &<br />
Pop Preis direkt in der Start phase meines Come -<br />
backs hat mich zusätzlich motiviert.<br />
MM: Dein Lebenslauf weist ein Musik-Philo -<br />
sophie-Studium auf, du bist dann aber zu<br />
Agentur- und Konzertmanagement ge wech -<br />
selt, um letztlich wieder bei der Musik zu<br />
landen. Wie kam es dazu?<br />
8<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
38 STORIES<br />
»Ich fühl‘ mich ein bisschen<br />
wie ein „Spätberufener“<br />
und deshalb empfinde ich<br />
alles wie im<br />
Brennglas verdichtet …<br />
Aus dieser Grundhaltung<br />
entsteht eine intensive,<br />
oft melancholische,<br />
manchmal tief gründige,<br />
manchmal verrückte<br />
Musik.«<br />
DER SCHWEIGER: Also ich habe nach dem Abi<br />
Philosophie studiert und mit Magister abgeschlossen,<br />
im Nebenfach ein Jahr Musik wissen schaft.<br />
Das war mir aber zu theoretisch und ich habe das<br />
Nebenfach gewechselt auf Pädagogik. Bei Philo -<br />
sophie war das okay, aber Musik wollte ich lieber<br />
praktisch machen und bin während des Studiums<br />
mit meiner damaligen Band und danach noch als<br />
Solomusiker durch die Musikclubs in Köln und<br />
Um gebung getingelt.<br />
In dieser Zeit habe ich viele <strong>Musiker</strong>, Kaba ret -<br />
tisten und Comedians kennengelernt. Da ich schon<br />
immer ein gewisses Organisationstalent hatte und<br />
ich meine Auftritte und Gigs alle selbst für mich<br />
gebucht habe, kamen viele <strong>Musiker</strong>freunde auf<br />
mich zu und fragten, ob ich das auch für sie<br />
machen könnte. So entstand ein Pool von Künst -<br />
lern, für die ich gearbeitet habe. Dann kamen die<br />
ersten Kabarettisten dazu, die ich veranstaltet<br />
habe, unter anderem Jürgen Becker, Konrad<br />
Beikircher und das Improvisationstheater Spring -<br />
maus aus Bonn, mit dem ich übrigens bis heute<br />
zusammenarbeite. Und plötzlich hatte ich über<br />
beide Ohren Arbeit mit meiner Agentur MIRO LIVE<br />
und keine Zeit mehr, selbst Musik zu machen. Aber<br />
wie ge sagt, die Faszination, selbst Musik zu kreieren,<br />
hat mich nie losgelassen.<br />
MM: Du bist Produzent verschiedener Shows,<br />
Konzertmanager und hast immer kreativ ge -<br />
arbeitet. Doch inwiefern ist es anders, selber<br />
Musik zu machen?<br />
DER SCHWEIGER: Das sind tatsächlich völlig ver -<br />
schiedene Prozesse. Als Produzent kümmere ich<br />
mich darum, die Idee und den Inhalt einer Show<br />
zu entwickeln, Künstler, Kostüme, Bühnen ge stal -<br />
tung und die technische Umsetzung zu realisieren.<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 39<br />
DER SCHWEIGER<br />
„Sag mir ein Wort"“<br />
VÖ: 15. OKTOBER 2021<br />
WWW.SCHWEIGER-MUSIK.DE<br />
FACEBOOK.COM/<br />
DERSCHWEIGER<br />
»Gemeinsam feiern und<br />
Kultur erleben zu können,<br />
in all seinen Facetten,<br />
ist existenziell für die<br />
Gesellschaft und gehört<br />
zum Menschsein.«<br />
Das sind schon sehr kreative Prozesse, allerdings<br />
auch sehr pragmatische Arbeitsabläufe. Da sind<br />
viele Menschen beteiligt, das ist auch eine sehr<br />
teamorientierte Arbeit.<br />
Musik zu machen ist dagegen erst mal ein sehr<br />
einsamer Prozess. Da sitze ich zunächst einmal<br />
allein in meinem stillen Kämmerlein und entwickle<br />
Songs. Das ist eine ganz andere Art von Krea tivi -<br />
tät, die viel persönlicher, intimer und unberechen -<br />
barer ist. Ich weiß beim Songschreiben nie, was<br />
am Ende dabei rauskommt, und bin oft selbst<br />
überrascht.<br />
MM: Wie würdest du deine Musik beschreiben?<br />
DER SCHWEIGER: Die eigene Musik zu be -<br />
schreiben ist schwierig. Man hört die eigene Musik<br />
doch anders als jede andere Musik. Das ist wie<br />
die eigenen Kinder, die sieht man auch mit anderen<br />
Augen. Aber ich versuche es mal mit folgendem<br />
Gedanken:<br />
In meinem Pressetext steht: „Er hat gewartet,<br />
fast gelauert auf den richtigen Moment, wieder<br />
Musik zu machen.“ Ich glaube, das sagt auch einiges<br />
über meine Musik aus. Ich fühl mich ein bisschen<br />
wie ein „Spätberufener“ und deshalb empfinde<br />
ich alles wie im Brennglas verdichtet. Denn<br />
ich habe definitiv nicht mehr so viel Zeit wie jemand,<br />
der mit 20 oder 30 seine musikalische Ent wick -<br />
lung angeht. Aus dieser Grundhaltung entsteht<br />
eine intensive, oft melancholische, manchmal tief -<br />
gründige, manchmal verrückte Musik. Genre mäßig<br />
würde ich mich jedenfalls der Popmusik zuordnen.<br />
MM: Du schreibst deine Songs selbst. Wie<br />
und wo schreibst du am liebsten und woher<br />
holst du dir deine Inspiration?<br />
DER SCHWEIGER: Eigentlich plane ich nie, Musik<br />
zu schreiben. Ich habe mal gesagt, die Musik<br />
kommt auf mich zu. Was ich damit meine, ist,<br />
dass ich eine Situation, in der eine Emotion mich<br />
so packt, dass ich sie in Musik umsetzen möchte,<br />
nie voraussehen kann. Das kann sein, wenn<br />
ich Musik höre, aber auch durch einen intensiven<br />
Augenblick in der Natur oder eine besondere<br />
menschliche Begegnung, die mir passiert oder<br />
die ich beobachte. Dann brauche ich im besten<br />
Fall schnell ein Klavier, um diese völlig außermusikalische<br />
Situation in etwas Musikalisches zu<br />
transformieren. Inspiration kommt nie nur aus mir,<br />
sondern hängt immer mit meiner Außenwelt zu -<br />
sammen.<br />
MM: Warum hast du dir die deutsche Spra -<br />
che für deine Musik ausgesucht?<br />
DER SCHWEIGER: Deutsch ist meine Mutter -<br />
spra che und die einzige Sprache, in der ich mich<br />
wirklich auf einer tieferen emotionalen Ebene in -<br />
tensiv ausdrücken kann.<br />
Wenn ich einen Song schreibe, ist immer<br />
zunächst die Musik da. Wenn ich dann mit dem<br />
Texten beginne, ist das schon ein merkwürdiger<br />
Vorgang. Ich höre in die Atmosphäre und Stim -<br />
mung der Musik, der Melodie und versuche zu<br />
erfahren, was der Song mir sagen will. Meist ergeben<br />
sich dann Worte, Textzeilen und Fragmente,<br />
die die Musik geradezu vorgibt. Nach und nach<br />
entsteht daraus ein Bild bzw. eine Geschichte, die<br />
ich dann ausformuliere.<br />
MM: Mitte Oktober ist dein erstes Album er -<br />
schienen und dein Album-Release-Konzert<br />
in Köln hat stattgefunden. Mit welchen Ge -<br />
fühlen blickst du auf die Ereignisse zurück?<br />
DER SCHWEIGER: Nach meiner ersten EP, im<br />
Januar 2020, ist am 15. Oktober 2021 mein erstes<br />
Album mit dem Titel „Sag mir ein Wort“ und zehn<br />
neuen Songs erschienen. Man kann das Album<br />
als CD und Schallplatte erwerben und natürlich<br />
bei Spotify und allen anderen Streamingdiensten<br />
hören.<br />
Die Produktion des Albums war ein wahnsinnig<br />
aufregender und toller Prozess, zusammen<br />
mit meinem Produzenten Geo Schaller vom Kölner<br />
Studio trommelfell records, der neben der Studio -<br />
arbeit auch sehr wertvolle Beiträge mit Saxophon,<br />
Querflöte und den verschiedensten Percussion-<br />
Instrumenten geleistet hat. Außerdem haben viele<br />
<strong>Musiker</strong> der Kölner Musikszene mit Einspie lun -<br />
gen mitgewirkt.<br />
Am 13. Oktober 2021 fand zusammen mit meiner<br />
Band (Malte Selke/Gitarre – Moritz Gröger/<br />
Drums und Bernd Krampe/Bass) endlich das<br />
Release-Album-Konzert in Köln im Bürger zentrum<br />
Stollwerck statt. Meine Musik kam live mit Band<br />
deutlich rockiger und handgemachter rüber als<br />
die Studioproduktion, aber ich finde, es war dennoch<br />
ein Mix aus Pop, Chanson und Lieder -<br />
macherei. Höhepunkte des Abends waren sicherlich<br />
auch die Auftritte meiner beiden hochklassigen<br />
Gastmusiker Erdal Tosun am Saxophon und<br />
Shadi Al Housh an der Darbuka. Der Mix aus<br />
rhythmischer Percussion und leidenschaftlichem<br />
Sax-Sound gab den Songs eine zusätzliche<br />
Qualität. Wir waren alle sehr glücklich, dass wir<br />
endlich wieder auf der Bühne stehen konnten,<br />
und das Publikum hat uns mit lang anhaltendem<br />
Beifall und Zugaberufen belohnt. Ein schöner und<br />
emotionaler Konzertabend.<br />
MM: Wie war es für dich in Zeiten von Corona,<br />
Musik zu machen, und wie geht es weiter?<br />
DER SCHWEIGER: Eigentlich war die Veröf fent -<br />
lichung meines Albums bereits im Dezember 2020<br />
vorgesehen. Leider musste dann wegen des Lock -<br />
downs alles verschoben werden. Auch alle weiteren<br />
Konzerte fielen der Coronakrise zum Opfer.<br />
Die ganze Musikszene freut sich auf die Rück -<br />
kehr der Kultur.<br />
In gewisser Weise habe ich allerdings auch ein<br />
bisschen von der Coronakrise profitiert. Da meine<br />
Agentur über ein Jahr in Zwangsurlaub war, hatte<br />
ich auf einmal viel mehr Zeit für meine Musik. Die<br />
nutze ich bis jetzt für neue Kom po si tionen und<br />
arbeite bereits intensiv am zweiten Album.<br />
MM: Wie ist dein Blick für die Zukunft? Was<br />
sind deine Ziele, Pläne und Perspektiven?<br />
DER SCHWEIGER: Ich wünsche mir vor allem,<br />
dass wir in Zukunft wieder angstfrei Konzerte<br />
genießen können, ohne darüber nachdenken zu<br />
müssen, ob wir uns oder andere infiziert haben.<br />
Denn gemeinsam feiern und Kultur erleben zu<br />
können, in all seinen Facetten, ist existenziell für die<br />
Gesellschaft und gehört zum Menschsein.<br />
Für mein Singer-Songwriter-Projekt „Der<br />
Schweiger“ steht dann im Herbst <strong>2022</strong> der<br />
Release des nächsten Albums an und vor allem<br />
viele Konzerte. Live vor Publikum zu spielen und<br />
die Interaktion mit den Zuschauern zu erleben ist<br />
doch im Endeffekt das Schönste am Musikmachen.<br />
WEB: WWW.SCHWEIGER-MUSIK.DE<br />
INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />
FOTOQUELLE: DER SCHWEIGER<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
40 STORIES<br />
MM: Deine Musik ist bekannt dafür, sehr<br />
vielfältig zu sein, du singst in verschiedenen<br />
Sprachen und experimentierst mit Genres.<br />
Doch wie hat es alles für dich angefangen?<br />
SANDRA DELL’ANNA: Die Musik spiegelt meine<br />
Natur wider. Ich bin eine Suchende – nach neuen<br />
Herausforderungen, nach neuen Räumen. Ich will<br />
meine Seele reisen lassen, mich immer wieder neu<br />
entdecken. Das ist mir ein Bedürfnis, in diesen<br />
schwierigen Zeiten umso mehr. Schon als Kind<br />
hatte ich ein Gespür für Melodien. Meine erste<br />
Komposition habe ich mit neun Jahren auf einer<br />
Melodica entwickelt. Ein Klavier und auch den<br />
Unterricht dafür hatte ich nicht. Meine Eltern lebten<br />
und arbeiteten zu dieser Zeit in Deutschland.<br />
Ich wuchs bei meiner Tante in Süditalien auf, meine<br />
Schwester in Frankreich bei unserer Oma. Lange<br />
Zeit habe ich geglaubt, ich hätte keine richtigen<br />
Wurzeln und sei deshalb völlig uninteressant. Statt -<br />
dessen hat mich der frühe Umgang mit unterschiedlichen<br />
Kulturen menschlich und musikalisch<br />
positiv geprägt. Als ich schließlich in<br />
Deutsch land war und mein eigenes Musikprojekt<br />
gestartet hatte, probierte ich mich auch sofort in<br />
verschiedenen Genres aus: von Pop über Operette<br />
bis zu Jazz. Ich bin auch heute noch nicht festgelegt.<br />
In welcher Sprache oder in welchem Genre<br />
ich schreibe, entscheide ich aus dem Bauch heraus.<br />
»Ich möchte<br />
nicht aufhören,<br />
an Musik<br />
zu wachsen«<br />
MM: Du warst bereits als Musicaldar stel le rin<br />
tätig, genauso wie als Sängerin, aber auch<br />
als Bestandteil einiger Bands. Doch was<br />
macht dir am meisten Spaß?<br />
SANDRA DELL’ANNA: Die Abwechslung, die finde<br />
ich am schönsten. Ich war schon immer ein Team -<br />
player. Ich liebe es, als Teil eines Ensembles oder<br />
einer Band auf der Bühne zu stehen. In diesem<br />
Fall ist die gesamte Arbeit relevant und nicht nur<br />
das, was man selbst leistet. Und wenn dabei Har -<br />
monie herrscht, kommt etwas Großartiges heraus.<br />
Als Songwriterin genieße ich die schöpferische<br />
Zeit, dann, wenn ich mich ganz in mich zurückziehe<br />
und nur mit meiner Gitarre kommuniziere.<br />
Das sind wichtige, ganz intime Momente. Und<br />
dann hat Musik etwas Magisches.<br />
MM: 2020 hat du den zweiten Platz in der<br />
Hauptkategorie „Deutscher Singer-Song -<br />
writer Preis“ gewonnen. Wie gehst du beim<br />
Songwriting vor? Kommt erst die Musik oder<br />
die Melodie?<br />
Sandra<br />
Dell ‘Anna<br />
SANDRA DELL’ANNA: Selten kommt die Musik<br />
als Erstes. Meistens komme ich auf Textideen oder<br />
Melodiefragmente, auch beides zusammen. Erst<br />
dann suche ich die passenden Harmonien auf<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 41<br />
„Breath of life“<br />
VÖ: 29. AUGUST 2020<br />
„In bilico“<br />
VÖ: 29. AUGUST 2020<br />
„Questo mondo“<br />
VÖ: 2019<br />
der Gitarre. Steht die Grundidee des Songs,<br />
nehme ich meine <strong>Musiker</strong> ins Boot, und wir erarbeiten<br />
gemeinsam das Arrangement.<br />
MM: Woher holst du die Inspiration für deine<br />
einzigartigen Songs?<br />
SANDRA DELL’ANNA: Danke für das „einzigartig“.<br />
Woher meine Inspiration kommt? Nun,<br />
zunächst arbeitet alles in meinem Unterbewusst -<br />
sein. In dieser Zeit notiere ich Gedanken und<br />
Reflexionen. Die Zettel fliegen dann überall im<br />
Haus herum. Es ist eine Zeit, in der ich etwas un -<br />
genießbar bin, sagt meine Familie. Sobald der<br />
Text flüssig ist und die Worte einen Rhythmus<br />
ergeben, entstehen die Melodien fast von selbst.<br />
Meistens dann, wenn ich allein bin – spaziere oder<br />
jogge, auch beim Kochen. Dann nehme ich alles<br />
mit dem Handy auf. So kann ich meine Ideen im<br />
Anschluss leichter bearbeiten.<br />
MM: Du beschäftigst dich auch viel mit so -<br />
zialen Themen. Das Thema Erde ist eines<br />
davon – wie stehst du dazu?<br />
SANDRA DELL’ANNA: Unsere Erde gibt uns<br />
klare Zeichen, dass wir nicht mehr so leben können<br />
wie bisher, dass wir alle verbunden sind.<br />
Ganz aktuell: Während Griechenland und die<br />
Türkei brennen, werden Deutschland, Belgien<br />
und Holland überflutet. Das Klima spielt verrückt<br />
und wir können uns davon nicht abwenden. Wir<br />
haben nur diese eine Welt, mit der wir achtsam<br />
sein müssen, weil sie uns nicht nur ernährt und<br />
erhält, sondern auch Hoffnung und Freude<br />
schenkt. Die Men schen sind ein Teil vom Ganzen,<br />
und es liegt letztendlich an uns, die Verant wor -<br />
tung grenzüberschreitend zu teilen und im Herzen<br />
zu tragen.<br />
Flüchtlingen. Vor zirka 60 Jahren kam mein Vater<br />
als Gastarbeiter von Italien nach Deutschland.<br />
Das ist im Grunde nichts anderes. Doch Italiener<br />
sind in Deutschland beliebt, dennoch ist es für<br />
sie nicht immer einfach in dieser doch häufig<br />
anderen Kultur. Die Lebenseinstellung und die<br />
Haltung, wie man miteinander umgeht, sind ganz<br />
verschieden, obwohl sich die Menschen beider<br />
Länder nicht nur geografisch näher sind. Nur<br />
wenn man bereit ist, andere Kulturen kennenzulernen<br />
und zu respektieren, ist ein Zusammen -<br />
leben möglich. Das ist ein Lernprozess, der häufig<br />
unterschätzt wird. Er ist auch keine Einbahn straße.<br />
Ich fühle mich durch die kulturellen Unterschiede<br />
in Deutschland bereichert und bereichere mein<br />
Umfeld mit den meinen.<br />
MM: Was ist noch wichtig für dich?<br />
SANDRA DELL’ANNA: Gegenseitiger Respekt<br />
und Verständnis füreinander. Die Pandemie hat die<br />
Macht der Medien und der sozialen Netz werke<br />
entlarvt, auch die Naivität mancher Menschen.<br />
Sobald man ins Internet geht, werden wir mit<br />
unterschiedlichsten Informationen und Meinun -<br />
gen bombardiert. Mittlerweile wird nur noch protestiert.<br />
Hauptsache, man fühlt sich frei, unabhängig<br />
davon, ob man so die Freiheit der anderen<br />
einschränkt. Medizin, Schulsystem oder<br />
Ordnungsamt werden ständig unter die Lupe<br />
genommen. Dabei jammern wir alle auf sehr<br />
hohem Niveau. Denn es gibt kaum ein vergleichbares<br />
Land auf der Welt mit einem solch guten<br />
Sozialsystem wie Deutschland. Gerade auch<br />
Frauen genießen hier mehr Gleichberechtigung<br />
und Schutz vor Gewalt, das ist in anderen Ländern<br />
viel schwieriger.<br />
MM: Was sind deine Ziele für die Zukunft?<br />
Darüber wollte ich schon 2019 schreiben.<br />
Doch erst als die Pan demie kam, fand ich mit<br />
meinem Song „Breath Of Life“ die richtigen Im -<br />
pulse und Worte dazu. Diese Botschaft habe ich<br />
gemeinsam mit meinen Musi ker kollegen Matias<br />
Collantes und Miguel Omar Berberena wunderbar<br />
umgesetzt. Sie ist wieder sehr aktuell.<br />
MM: Unsere Gesellschaft ist auch eines der<br />
Themen; unter anderem sprichst du von<br />
den Schwierigkeiten durch kulturelle Un ter -<br />
schiede. Warum beschäftigt dich dieses<br />
Thema?<br />
SANDRA DELL’ANNA: Wir leben in einer interkulturellen<br />
Welt und das wird sich künftig noch<br />
ver stärken. Wir sehen, was gerade in Afghanistan<br />
passiert, dass diese Menschen eine sichere<br />
Heimat suchen. In solchen Fällen spricht man von<br />
SANDRA DELL’ANNA: Ich arbeite gerade an<br />
einem Jazz Projekt und freue mich auf die<br />
Zusammenarbeit mit alten und neuen <strong>Musiker</strong>n.<br />
In diesem Sinne kann ich für mich nur bestätigen:<br />
Der Weg ist das Ziel. Wenn ich das Gefühl<br />
habe, ich wäre fast angekommen, wird sofort<br />
alles wieder auf null gesetzt. Schlechte Gewohn -<br />
heit oder vielleicht eine Glückssache? Wer weiß,<br />
das wird die Zukunft zeigen. Ich bleibe offen und<br />
neugierig und das ist der Boden für Kreativität. Auf<br />
jeden Fall ist Musik ganz groß für mich. Und das<br />
wird sie immer bleiben.<br />
WEB: SANDRA-DELLANNA.COM<br />
FACEBOOK.COM/SANDRA.DELLANNA.5<br />
YOUTUBE.COM/C/SANDRADELLANNA<br />
INTERVIEW: LEONIE FÖRSTER<br />
FOTO: © MARACA FOTOGRAFIA<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
42 STORIES<br />
Helden der<br />
Vergangenheit<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 43<br />
Sie sind mit ihrem ureigenen,<br />
unverwechselbaren Stil, der im<br />
Rock ‘n’ Roll und<br />
im Rhythm and Blues wurzelt,<br />
Teil der kreativen Explosion<br />
der Rockmusik in der zweiten<br />
Hälfte der 1960er-Jahre.<br />
Deswegen widersetzt sich die<br />
Musik der Doors auch im<br />
Wesentlichen der Kategorisierung.<br />
ie Band folgte nicht dem Trend der<br />
D Flower-Power-Musik und lehnte sich<br />
nicht an den US-Folk-Rock an. Trotz ihrer un -<br />
ver kennbaren Vorliebe für den Blues, für den<br />
stellvertretend der „Roadhouse Blues“ ge nannt<br />
sei, griffen die <strong>Musiker</strong> nicht den britischen<br />
Blues-Boom auf. Und schon gar nicht waren sie<br />
eine Pop band. Wie so viele <strong>Musiker</strong> ihrer Tage<br />
waren sie Vertreter der damaligen Jugend kultur,<br />
die gegen ihre Elterngeneration aufbegehrte<br />
und verkrustete Strukturen half aufzubrechen.<br />
Und auch bei den Doors spielten Drogen und<br />
Alko hol eine bedrohliche Rolle. Bei ihrem Lead -<br />
sän ger Jim Morrison endete dies unheilvoll.<br />
Morrison wurde zur<br />
Rock-Ikone.<br />
Er konnte ungewöhnlich poetische Song texte<br />
verfassen und war auf der Bühne zuweilen ein<br />
Naturereignis, der manchmal rezitierte und dann<br />
auch scheinbar in Trance verfiel, weshalb er als<br />
Schamane etikettiert wurde. Sein früher Tod mit<br />
nur 27 Jahren rückte ihn in eine Reihe mit dem<br />
Genie Jimi Hendrix und ließ Geheimnisvolles<br />
zurück. Dennoch waren die Doors keine Band,<br />
die nur aus dem Sänger und Performer Morrison<br />
und seiner Rhythmusgruppe bestand. Ohne die<br />
kreativen Beiträge der anderen Bandmitglieder<br />
hätte es die Einzigartigkeit der Band nicht ge -<br />
geben. Ray Manzarek war ein klassisch ausgebildete<br />
Keyboarder mit einem Faible für Blues.<br />
Robby Krieger war ein vorzüglicher Gitarrist,<br />
der den Sound der Band unter anderem durch<br />
sein exquisites Slide-Spiel mitprägte – und auch<br />
er konnte gute Songs schreiben. Drummer<br />
John Densmore verlieh der Musik der Doors<br />
eine facettenreiche und dem Jazz verwandte<br />
Dynamik. Alle vier <strong>Musiker</strong> verschmolzen zu<br />
einem Ganzen, das offenbar größer war als die<br />
Summe ihrer einzelnen Talente.<br />
Mit Morrisons Tod endete diese Magie. Die<br />
mit ihm entstandenen Alben überdauerten aber<br />
die Zeit und gewannen an Einfluss, so dass sie<br />
im Zuge der enorm gestiegenen tontechnischen<br />
Möglichkeiten remastert und bei ihren Neu auf -<br />
lagen um viele Bonustracks erweitert wurden. 8<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
44 STORIES<br />
Morrison und Manzarek absolvierten 1965 die<br />
UCLA Film School in Los Angeles. Im Juli des<br />
Jahres trafen sie sich zufällig am Strand Venice.<br />
Morrison berichtete, er habe einige Songs ge -<br />
schrieben, und sang „Moonlight Drive“ vor.<br />
Manzarek war von dem Song mit dem ungewöhnlichen<br />
Text so beeindruckt, dass er überzeugt<br />
war, mit dieser Art Musik erfolgreich zu<br />
werden. Die beiden beschlossen, eine Band zu<br />
gründen. Damals besuchte Manzarek in Los<br />
Angeles eines der ersten Meditationszentren des<br />
Maharishi Mahesh Yogi, der 1968 zeitweise großen<br />
Einfluss zum Beispiel auf die Beatles hatte,<br />
und lernte dort den Jazz-Drummer Densmore<br />
kennen. Manzarek gewann seine zwei Brüder für<br />
das Band projekt, und man fand außerdem einen<br />
Bassisten. Der Name der neuen Band wurde<br />
Aldous Huxleys Aufsatz „The Doors of Perception“<br />
über Erfah rungen mit bewusstseinsverändernden<br />
Drogen entlehnt. Im September 1965 spielte<br />
diese Doors-Besetzung sechs Demoversionen von<br />
Morrisons Songs ein, von denen vier im „The<br />
Doors Box Set“ von 1997 zu finden sind, darunter<br />
„Moonlight Drive“, das sich enorm von der<br />
später bekannt gewordenen Aufnahme unterscheidet.<br />
Diese For mation war nur kurzlebig, weil<br />
Manzareks Brüder und der Bassist von Morrisons<br />
Songs überhaupt nicht begeistert waren. Ersatz<br />
für diese drei fanden Manzarek und Densmore in<br />
dem Gitarristen Krieger, der ebenfalls das Medi -<br />
tationszentrum besuchte. Jedoch fand man keinen<br />
zufriedenstellenden Bassisten. Als Manzarek den<br />
Rhodes Piano Bass entdeckte, hatten sich die<br />
Doors endgültig formiert. Live spielte Manzarek<br />
zu den Keyboards den Klaviatur-Bass, und nur im<br />
Studio wurde die Band künftig von verschiedenen<br />
Bassisten unterstützt.<br />
Ihre ersten Live-Erfahrungen sammelten die<br />
Doors im kleinen Club London Fog in Hollywood<br />
mit einem zunächst stärker am Blues orientierten<br />
Re pertoire. Aus der Zeit stammt der Mitschnitt<br />
„Live at the London Fog 1966“, den das Label<br />
Rhino 2019 veröffentlichte. Er belegt, dass auch<br />
Morrison-Songs wie „You Make Me Real“ und<br />
„Strange Days“ vertreten waren. Im London Fog<br />
entdeckte die Talentsucherin Ronnie Haran die<br />
Doors für den bekannten Club Whiskey a Go Go.<br />
Die Doors avancierten 1966 zu dessen Hausband.<br />
Morrisons häufig assoziative, anspielungsreiche<br />
Texte machten vor nichts Halt und trafen im Ge -<br />
wand ungewöhnlicher Musik den Nerv der Zeit.<br />
Haran war von den Doors so überzeugt, dass<br />
sie Jac Holzman, den Gründer des Plattenlabels<br />
Elektra, auf die Band aufmerksam machte. Es<br />
brauchte aber zwei Besuche im Whiskey a Go<br />
Go, bis sich Holzmans Enthusiasmus für die Doors<br />
einstellte und er sie im Sommer 1966 unter Ver -<br />
trag nahm. Um ein Haar hätte Morrison diese<br />
»Ich interessiere mich für alles, was mit Revolte,<br />
Unordnung und Chaos zu tun hat –<br />
vor allem für das, was keinen Sinn zu haben<br />
scheint. Für mich ist das der Weg zur Freiheit.«<br />
Riesenchance verspielt. Denn kurz nach Holzmans<br />
zweitem Be such endete das Engagement der<br />
Doors im Whiskey a Go Go. Morrison hatte dem<br />
Song „The End“ die berüchtigte ödipale Passage<br />
„Father, I want to kill you ...“ hinzugefügt, weshalb<br />
der Geschäftsführer des Clubs die Band auf<br />
der Stelle feuerte. Morrison, der schon damals als<br />
unberechenbar galt und es schätzte zu provozieren,<br />
sagte über sich selbst einmal: „Ich inte res -<br />
siere mich für alles, was mit Revolte, Un ordnung<br />
und Chaos zu tun hat – vor allem für das, was<br />
keinen Sinn zu haben scheint. Für mich ist das<br />
der Weg zur Freiheit.“ Seine sexuellen Provo -<br />
kationen, ge paart mit zügellosem Alkohol konsum,<br />
sollten den Doors in den prüden USA der 1960er-<br />
Jahre noch großen Ärger eintragen.<br />
Ende August/Anfang September 1966 wurde<br />
das Debütalbum „The Doors“ aufgenommen. Die<br />
Songs besaßen die wilde Rauheit, die die Band<br />
live ausmachte, und zeigte sie in Bestform. Die<br />
Zeile „Well, show me the way to the next Whisky<br />
bar“ aus dem „Alabama Song“ klang unbeabsichtigt<br />
wie Morrisons persönliches Programm,<br />
wie „Break On Through (To The Other Side)“ und<br />
„Light My Fire“ den Bandnamen thematisch wider-<br />
spiegelten. Um zu vermeiden, dass die Doors<br />
wegen Drogenbezügen von vornherein von den<br />
damals einflussreichen Radiostationen gemieden<br />
wurden, entschied der Produzent, Morrisons Text-<br />
Passage „She gets high“ in „Break on through“<br />
zu entschärfen, indem „high“ entfernt wurde;<br />
dabei blieb es bis in die 1990er-Jahre. Unge wöhn -<br />
lich war vor allem der jam-artige psychedelischhypnotische<br />
Schluss-Song „The End“, der mit<br />
einer Dauer von über elf Minuten die übliche<br />
Song-Länge auf einer Rock-LP weit überstieg –<br />
später verwendete Francis Ford Coppola „The<br />
End“ in seinem Film „Apocalypse Now“ von 1979.<br />
„The Doors“ erschien am 4. Januar 1967 und<br />
machte die Band mit einem Schlag berühmt.<br />
Gleich von Beginn an gab es nach den Vorbildern<br />
der Beatles und der Rolling Stones Musik-Werbe -<br />
filme der Doors und außerdem Auftritte in Musik -<br />
sendungen des US-Fernsehens. Die erste Doors-<br />
Single mit „Break On Through“ schaffte nicht den<br />
erhofften Hit.<br />
Deswegen wurde im April 1967 „Light My Fire“,<br />
gekürzt um die Soli Manzarek und Krieger, ins<br />
Rennen geschickt. Damit gelang der erste Doors-<br />
Single-Hit, von dem im Laufe der Zeit zahllose<br />
Coverversionen entstanden.<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 45<br />
Morrison reagierte auf den Erfolg der Band<br />
gemeinsam mit seiner Freundin mit noch mehr<br />
Alkohol und Drogen. Der charismatische Per for -<br />
mer, der sich seiner theatralischen Möglichkeiten<br />
bewusst war, kam meist betrunken auf die Bühne<br />
und konnte zum Vulkan werden, dem das Publi -<br />
kum begeistert folgte. Zuweilen sang und schrie<br />
er sich die Seele aus dem Leib. Er provozierte,<br />
wenn er zum Beispiel mit der US-Flagge über<br />
sein Gesäß wischte. Unvermittelt fiel er auch auf<br />
der Bühne zu Boden, entweder kalkuliert oder als<br />
Folge von Alkohol und/oder Drogen. Anderer -<br />
seits wirkte er auch verklärt und abwesend und<br />
kehrte dem Publikum den Rücken zu, wie Bob<br />
Dylan es in späteren Jahren seiner Karriere tat.<br />
Bald hieß es auch, dass Zuschauer vor allem<br />
wegen Morrisons Bühnenexzessen in die Kon -<br />
zerte der Band strömten. Manzarek, Krieger und<br />
Densmore waren freilich ebenfalls alles andere<br />
als enthaltsam. Drogen und Alkohol wurden in<br />
rauen Mengen konsumiert. Manzarek zufolge<br />
waren manchmal alle vier Bandmitglieder auf<br />
der Bühne „drunks as skunks“. Zudem bediente<br />
Morrison in den ersten zwei Jahren der Doors-<br />
Karriere sein Image als Sexsymbol, das in seiner<br />
Ambivalenz sowohl Hetero- als auch Homo sexuelle<br />
erreichte. 1973 gehörte Morrison im Rock-Lexi -<br />
kon „Rock Dreams“ zu den Rockstar-Mythen und<br />
-Legenden, denen Guy Peellaert ikonografische<br />
Bilder widmete. Morrison stellte er im Netzhemd<br />
und in enger schwarzer Lederhose dar, wozu es<br />
in der Bildunterschrift stand, er sehe aus, „als<br />
hätten ihn sich zwei Schwule am Telefon ausgedacht“.<br />
Über seine öffentlichen Auftritte bemerkte<br />
Morrison 1969: „Nur auf der Bühne öffne ich<br />
mich. Dort oben empfinde ich Spiritualität.“<br />
schlicht zu wiederholen. Mit „Strange Days“ entstand<br />
ein weiteres außergewöhnliches Doors-<br />
Album, das zugleich wie bei Filmen das seltene<br />
Beispiel ist, dass ein Nachfolger sogar besser als<br />
der Vorgänger ist. Vieles darauf ist „strange“ und<br />
„weird“, was zum wiederkehrenden Vokabular<br />
von Morrisons Lyrik gehörte. Kennzeichnend<br />
dafür dürfte auch seine Bemerkung „Ich glaube,<br />
ich kenne den Grund, kann ihn aber nicht benennen“<br />
sein. Die Aufnahmen zu „Strange Days“ blieben<br />
von Morrisons Unberechenbarkeit nicht verschont.<br />
Das betraf ausgerechnet einen der be -<br />
kann testen Songs der Doors, das elfminütige<br />
Stück „When The Music’s Over“, mit dem das<br />
neue Album abschließen sollte. Da Morrison am<br />
Vorabend gemeinsam mit seiner Freundin Drogen<br />
eingeworfen hatte, erschien er nicht im Studio.<br />
Manzarek, Krieger und Densmore nahmen „When<br />
The Music’s Over“ ohne ihn auf. Morrisons Part<br />
wurde später aufgezeichnet. Das Ergebnis wirkt<br />
dennoch wie aus einem Stück und ist mitreißend.<br />
Auch heute noch kann man sich dem spek ta ku -<br />
lären Stück nicht entziehen. Es beginnt mit<br />
Manzareks gleichermaßen sparsamem wie aufregendem<br />
Spiel, zu dem Densmores Drums einsetzen,<br />
um in Morrisons orgiastischem Schrei<br />
und Kriegers Gitarre zu münden, die wie ein hoch -<br />
touriges Rennauto klingt. Gänsehaut pur. Wegen<br />
der Variationsbreite der Songs und ihrer musikalischen<br />
Wucht gilt „Strange Days“ für viele als das<br />
beste Album der Doors. Es kam Ende September<br />
1967 auf den Markt.<br />
Die ständige Live-Präsenz ließ der Band weniger<br />
Zeit, sich schon vor den Aufnahmen für das<br />
nächste Studio-Album in Ruhe auf neue Kom po -<br />
sitionen zu konzentrieren und sich ihrem Arran -<br />
gement zu widmen. Gleichzeitig wuchs das Be -<br />
dürfnis der Band nach anspruchsvollerer Pro -<br />
duktion. Die Songs für das dritte Album der Doors<br />
wurden im Studio entwickelt. „Waiting For The<br />
Sun“ erschien im Juli 1968. Textlich abgerundeter<br />
schien es wie eine Abkehr von der Rauheit<br />
der ersten beiden LPs. Der Single-Hit „Hello, I<br />
Love You“ und der elektrisierende Song „Five To<br />
One“ blieben auf dem Album Ausnahmen bluesrock-artiger<br />
Stücke. Der Song „Waiting For The<br />
Sun“ erschien gar erst auf dem fünften Studio-<br />
Album der Doors. Neben weicheren, balladesken<br />
Tönen bezogen die Doors mit „The Unknown<br />
Soldier“ aber auch Stellung gegen den Vietnam-<br />
Krieg. Auf „Waiting for the Sun“ trat der Gene ra -<br />
tions konflikt hervor, unter dem Morrison litt. In<br />
seiner Kurzbiografie für sein Schallplatten-Label<br />
Elektra hatte er 1967 angegeben, dass seine Fa -<br />
mi lienmitglieder verstorben seien, obwohl sie lebten.<br />
Auch dieses Mal sollte ein langes Stück das<br />
Album abschließen. Mit seinen etwas über 17<br />
Minuten Spielzeit blieb das experimentelle Projekt<br />
„Celebration Of The Lizard“ ein „Work in Progress“<br />
und wurde zu Morrisons Lebzeiten nur live ge -<br />
spielt. Der Text spiegelte seinen Wunsch weg von<br />
der modernen Massengesell schaft zurück zu den<br />
Formen einfacheren Stammeslebens wider, mit<br />
ihm als Schamanen.<br />
8<br />
»Ende August/Anfang September 1966<br />
wurde das Debütalbum „The Doors“ aufgenommen.<br />
Die Songs besaßen die<br />
wilde Rauheit, die die Band live<br />
ausmachte, und zeigte sie in Bestform.«<br />
Das musikalische Qualitätsbewusstsein der<br />
Band litt darunter allerdings nicht. Für das Nach -<br />
folgealbum „Strange Days“ strebte sie eine ausgefeiltere<br />
Produktion an, in deren Vorfeld ihr Ton -<br />
ingenieur Bruce Botnick eine Vorpressung des<br />
Beatles-Album „Sergeant Pepper’s Lonely<br />
Hearts Club Band“ besorgte. Gemeinsam experimentierte<br />
man im Studio. Dadurch vermieden<br />
die Doors, das Erfolgskonzept von The Doors
46 STORIES<br />
Dessen Eigen schaften beschrieb Morrison<br />
wie folgt: „Er würde sich tanzend in Trance versetzen<br />
und wild herumwirbeln, dabei Alkohol trinken<br />
und Drogen nehmen. Dann würde er sich mental<br />
auf eine Reise begeben und sie seinem Stamm be -<br />
schreiben.“<br />
„Waiting For The Sun“ förderte zwei Filme hervor,<br />
die stark miteinander kontrastierten. Im Februar<br />
1968 erschien „The Unknown Soldier“, der zwischen<br />
Krieg und US-amerikanischem Familien -<br />
leben pendelt und in dem der Christus-ähnliche<br />
Morrison standrechtlich erschossen wird. Während<br />
der Europa-Tournee der Doors entstand am<br />
Vortag ihres Auftrittes vom 14. September 1968<br />
auf dem Römerberg in Frankfurt am Main im<br />
Voll-Playback in einem bizarren Rahmen der Film<br />
mit ihrem Hit „Hello, I Love You“ für die ZDF-<br />
Sendung 4-3-2-1 Hot & Sweet – Musik für junge<br />
Leute. Das sterile Playback auf einem Platz unter<br />
freiem Himmel fügte sich nicht annähernd in den<br />
Sound des Songs mit Kriegers verzerrter Gitarre<br />
ein. Dazu hüpfte eine einzelne Tänzerin durchs<br />
Bild, während vorwiegend bieder gekleidete Er -<br />
wachsene hinter der Band standen und mit ihr<br />
nichts anzufangen wussten. Die Doors und Vati<br />
und Mutti passten nicht zueinander. Abseits davon<br />
hatte die Band begonnen, sich und ihre Musik<br />
selbst darzustellen. Während ihrer Tournee im<br />
Sommer 1968 wurde „Feast Of Friends“ gedreht,<br />
in den Aufnahmen von Auftritten einflossen. Der<br />
Film wurde damals nur auf ein paar Festivals ge -<br />
zeigt. Seit 2014 ist er gemeinsam mit Dokumen -<br />
tationen erhältlich und dazu einer Live-Aufnahme<br />
von „The End“ aus dem Jahr 1967, die als eine der<br />
besten gilt. Es wurden auch verschiedene andere<br />
Live-Auftritte der Doors auf Film festgehalten, zum<br />
Beispiel das bekannte Konzert vom 4. Juli 1968 in<br />
der Hollywood Bowl. Sie sind mittlerweile als DVDs<br />
auf den Markt gebracht worden.<br />
Das vierte Studio-Album der Doors geriet zu<br />
einem umstrittenen Projekt. Der Band fehlten neue<br />
Songs. Deswegen musste 1968 für „The Soft<br />
Parade“ experimentiert werden. Man stritt zum<br />
Beispiel darüber, ob Kriegers Song „Touch Me“<br />
besser ohne Orchesterbegleitung veröffentlicht<br />
werden sollte. Allerdings wurde er mit Orchester<br />
und jazzigen Bläsern zu einem Riesenhit. Der<br />
Doors-Produzent war mit Vielem überhaupt nicht<br />
einverstanden und verlangte zahlreiche Ände -<br />
run gen. Am 25. Februar 1969 waren die Doors<br />
mit einem Übungsauftritt im Radio zu hören, der<br />
2018 als „Shot To Pieces“ veröffentlicht wurde.<br />
Das Ex perimentieren im Studio ließ die Pro duk -<br />
tions kosten auf 80 000 $ ansteigen, das Acht -<br />
fache, was für das Debütalbum ausgegeben worden<br />
war. Heraus kam ein Album, dem die Ge -<br />
schlossen heit fehlt. Gleich der erste Song „Tell All<br />
The People“ enthielt Anklänge an Popmusik.<br />
Zweifel wurden laut, die Band hätte ihre Richtung<br />
verloren. Die Doors hatten zwar ihr Spektrum<br />
erweitert, aber „The Soft Parade“ zerfällt in zwei<br />
Teile, die musikalisch wenig miteinander verbunden<br />
sind. Ein drucksvoll sind die vertrauten Doors<br />
neben Kriegers Hit auf „The Soft Parade“ aber<br />
jedenfalls vertreten: mit „Wild Child“, wovon auch<br />
ein Musik film entstand, und den raueren Songs<br />
„Do It“ und „Easy Ride“. Morrisons „Shaman’s<br />
Blues“ verlieh seinem Etikett Ausdruck. Auch dieses<br />
Mal produzierte die Band ein langes Stück,<br />
das das Album beschließen sollte. Die rund neun -<br />
minütige „The Soft Parade“ ist gewissermaßen<br />
ein Sinn bild der kritisierten Uneinheitlichkeit. Die<br />
ersten sind eine Melange. Morrison deklamiert<br />
bis hin zum Brüllen „You can’t petition the Lord<br />
with prayer,“ was ihm später spöttisch vorgehal-<br />
ten wurde. Es folgen unterhaltungsmusikartige<br />
Klänge. Aber dann legen die Doors kraftvoll-psychedelisch<br />
los, und der ekstatische Morrison ruft<br />
„This is the best part of the trip!“ Man kann ihm<br />
nicht widersprechen.<br />
Bevor „The Soft Parade“ am 18. Juli 1969 veröffentlicht<br />
wurde, ereignete sich am 1. März 1969<br />
beim Auftritt der Band im Dinner Key Auditorium<br />
in Miami ein folgenschwerer Eklat. Morrison, der<br />
als Folge seines ständigen Alkoholkonsums be -<br />
gonnen hatte, an Körperfülle zuzulegen, kam sturz -<br />
betrunken auf die Bühne. Zum Einstieg sang und<br />
schrie er „Five to One“ als unzüchtiges Lied im<br />
Alkoholrausch. Dann ging er dazu über, wie ein<br />
aggressiver Alkoholiker zu provozieren, und kündigte<br />
an, sich zu entblößen. Das chaotische Kon -<br />
zert, vom dem zahlreiche Fotos geschossen wurden<br />
und auch Filmaufnahmen existieren, wurde<br />
daraufhin nach 45 Minuten von der Polizei abgebrochen.<br />
Morrison wurde wegen seines Verhal -<br />
tens angeklagt und Ende Oktober 1970 wegen<br />
„Fluchens und unanständiger Zurschaustellung“<br />
verurteilt. Allerdings belegte keines der zahlreichen<br />
Bilder das Morrison vorgeworfene exhibitionistische<br />
Verhalten, und vor allem Densmore war<br />
absolut sicher, dass Morrison sich nicht entblößt<br />
hatte. Morrisons Verteidiger legte Berufung gegen<br />
das Urteil ein. Weil Morrison verstarb, wurde das<br />
Verfahren nicht zu Ende geführt. Knapp 40 Jahre<br />
später wurde er posthum begnadigt. Wegen des<br />
Eklats durften die Doors in 16 Bundesstaaten der<br />
USA nicht mehr auftreten. Radiostationen verbannten<br />
Songs der Band bis auf Weiteres aus<br />
ihren Programmen. Außerdem fanden „Kund ge -<br />
bungen für den Anstand“ gegen die Doors statt,<br />
und schließlich blieb die Band auch dem Wood -<br />
stock Festival fern. Ein denkbar schlechter Start für<br />
„The Soft Parade“.<br />
Die musikalische Kraft der Doors war indessen<br />
nicht verflogen. Nach dem Miami-Fiasko veröffentlichten<br />
sie im Februar 1970 „Morrison Hotel“,<br />
»Das vierte Studio-Album der Doors geriet zu<br />
einem umstrittenen Projekt.<br />
Man stritt zum Beispiel darüber, ob Kriegers Song<br />
„Touch Me“ besser ohne Orchesterbegleitung<br />
veröffentlicht werden sollte.<br />
Allerdings wurde er mit Orchester und<br />
jazzigen Bläsern zu einem Riesenhit.«
47<br />
und dieses Album<br />
war wie eine Wieder -<br />
auf er ste hung. Die A-<br />
Seite trägt die Über -<br />
schrift „Hard Rock<br />
Cafe“ und gibt mit<br />
dem Eröffnungstitel „Road house Blues“ die<br />
Richtung vor: kraftvoller Blues rock vom Feinsten<br />
mit Morrison in Hochform. Während der Auf nah -<br />
me-Sessions hatten sich die Doors an diesen auch<br />
zum Live-Klassiker gewordenen Song in einer<br />
Reihe von Takes herangearbeitet, die mitunter<br />
durch ihre Unbehauenheit vor Vitalität sprühten.<br />
Parallel zu „Morrison Hotel“ wurde auch der Musik -<br />
film „Roadhouse Blues“ herausgebracht. Das<br />
„Hard Rock Cafe“ überzeugt mit seiner Wucht,<br />
die zum Beispiel die Songs „Peace Frog“ und<br />
„Ships Of Fools“ ausdrücken. Hierher passt daher<br />
auch der zurückgehaltene Song „Waiting For The<br />
Sun“, und auch das ruhige Stück „Blue Sunday“<br />
mit seiner gediegenen Musikalität be deutet keinen<br />
Wider spruch. Die B-Seite „Morrison Hotel“ strahlt<br />
die zurückgewonnene Vitalität eben falls aus,<br />
am bemerkenswertesten wohl mit „Land Ho!“ und<br />
„Maggie McGill“. Im Juli wurde außerdem die<br />
Live-Doppel-LP „Absolutely Live“ veröffentlicht,<br />
die die Kraft der Doors als Live-Band in einer<br />
spannungsgeladenen Atmosphäre festgehal-<br />
»Aus dem Mangel an Songs zu Beginn der<br />
Produktion entstand keine verkrampfte LP voller<br />
Kompromisse, sondern ein vorzügliches Album.<br />
Die am 19. April 1971 veröffentlichte LP<br />
„L.A. Woman“ ist eine abwechslungsreiche LP,<br />
prallvoll mit zehn ansteckenden Songs, aus<br />
denen die Kraft quillt.«<br />
ten hat. Das Album eröffnet mit dem Bo-Diddley-<br />
Klassi ker „Who Do You Love“ von 1956 und sowie<br />
dem Medley aus „Alabama Song“, „Backdoor<br />
Man“, „Loves Hides“ und „Five To One“. Wer<br />
damals die Band nicht live erleben konnte, erhielt<br />
einen beeindruckenden Einblick in die Bühnen -<br />
präsenz der Band mit Morrisons wilder Per for -<br />
mance, in der er alle Register zieht, und Kriegers<br />
atemberaubenden Gitarrenparts. Auf „Absolutely<br />
Live“ erlebte auch „The Cele bration Of The Lizard“<br />
seine Schall plattenpremiere.<br />
Der Alkohol zeichnete Morrison unerbittlich,<br />
und das wurde durch den Vollbart, den er sich<br />
hatte wachsen lassen, umso deutlicher. Zudem<br />
fühlte Morrison sich ausgebrannt. Als die Doors<br />
im August 1970 auf dem Isle of Wight Festival<br />
auftraten, erlebte das Publikum ihn stimmlich<br />
ausgezeichnet aufgelegt, aber verglichen mit früheren<br />
wilden, unberechenbaren Auftritten in sich<br />
gekehrt. Im De zem ber 1970 gingen die Doors für<br />
ihr nächs tes Album ins Studio und legten bereits<br />
ihre Ver sion von<br />
John Lee Hookers<br />
„Crawling King<br />
Snake“ im Film vor.<br />
Wieder stand die<br />
Band davor, nicht<br />
über genügend Songs für ein ganzes Album zu<br />
verfügen. Was sie ihrem Pro duzenten Paul<br />
Rothchild anboten, empfand er als „pure Lange -<br />
weile“. Schließlich warf er sogar das Hand tuch,<br />
und Toningenieur Botnick übernahm die Verant -<br />
wortung für die Produktion. Mit ihm be sannen<br />
sich die Doors auf die Ur sprünglichkeit ihres<br />
Debütalbums zurück, als sie sich selbst als Ga -<br />
ragen-Band gesehen hatten. Nach „The Doors“,<br />
„Strange Days“ und „Morrison Hotel“ ge lang ein<br />
viertes Album-Wunder. Aus dem Mangel an Songs<br />
zu Beginn der Produktion entstand keine verkrampfte<br />
LP voller Kompromisse, sondern ein<br />
vorzügliches Album. Die am 19. April 1971 veröffentlichte<br />
LP „L.A. Woman“ ist eine abwechslungsreiche<br />
LP, prallvoll mit zehn an steckenden<br />
Songs, aus denen die Kraft quillt. Was für ein<br />
Vermächtnis! „Love Her Madly“ und „Riders On<br />
The Storm“ bescherten der Band noch einmal Hits.<br />
Rothchild hatte den brillanten Song „Riders On<br />
The Storm“ abgelehnt, in dem die Musik der Doors<br />
psychedelisch fließt und der den Zuhörer durch<br />
8<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
48 STORIES<br />
die Qualität der<br />
Kom position und die<br />
mu sikalische Ge die -<br />
genheit der Band in<br />
einen Sog zieht. In<br />
„Cars Hiss By My<br />
Window“ erzielt<br />
Morrison mit seinem Gesang, der zeitweise wie<br />
eine E-Gitarre klingt, hohe Span nung. Der Blues -<br />
rock „Been Down So Long“ ist eine Tour de force,<br />
und „The Wasp (Texas Radio And The Big Beat)“<br />
serviert in der Tat den zitierten „Big Beat“.<br />
Noch während „L.A. Woman“ abgemischt<br />
wurde, zog Morrison mit seiner Freundin nach<br />
Paris in der Hoffnung, wieder zu Kräften zu kommen.<br />
Alkohol und Drogen entließen die beiden<br />
aber nicht aus ihrem Griff. Nach Konsum von Al -<br />
ko hol und Heroin starb Morrison am 3. Juli 1971<br />
in der Badewanne seiner Pariser Wohnung. Um<br />
seinen Tod bildeten sich wie bei Jimi Hendrix<br />
rasch Legenden.<br />
Manzarek, Krieger und Densmore produzierten<br />
1971 und 1972 noch die Studio-Alben „Other<br />
Voices“ und „Full Circle“. Während ihrer Europa-<br />
Tournee traten die Rest-Doors am 3. Februar<br />
»Nach Konsum von Alkohol und Heroin starb<br />
Morrison am 3. Juli 1971 in der Badewanne<br />
seiner Pariser Wohnung. Um seinen Tod bildeten<br />
sich wie bei Jimi Hendrix rasch Legenden.«<br />
1972 im Beat-Club auf. Ohne Morrison blieb der<br />
Erfolg jedoch aus.<br />
Darauf reagierten die Doors mit der Aus wer -<br />
tung nicht veröffentlichten Materials mit Morrison<br />
und der Pflege des musikalischen Rufs der Band.<br />
Im Januar 1972 erschien der 2-LP-Sampler „Weird<br />
Scenes Inside The Gold Mine“, der einen sehr<br />
guten Überblick über die Musik der Band gibt.<br />
Morrison hatte allein einige seiner Gedichte auf<br />
Tonband aufgezeichnet. Für das im November<br />
1978 veröffentlichte Doors-Album „An American<br />
Prayer“ unterlegten Manzarek, Krieger und<br />
Densmore die Gedichte mit Musik. Außerdem<br />
fügten sie eine Live-Version vom „Roadhouse<br />
Blues“ hinzu.<br />
Im Herbst 1983 wurde mit dem Live-Album<br />
„Alive, She Cried“ die Fortsetzung von „Absolutely<br />
Live!“ nachgereicht, zusammen mit weiteren<br />
Live-Aufnahmen im<br />
Mai 1991 als 3-LP-<br />
Set „In Concert“ he -<br />
rausgegeben und<br />
später als Doppel-<br />
CD aufgelegt. Zu „An<br />
American Prayer“<br />
und „Alive, She Cried“ wurden noch einmal<br />
Single-Auskopplungen veröffentlicht. Bis 1985<br />
waren vier weitere Musikfilme zu Doors-Songs entstanden,<br />
zuletzt Manzareks Vision von „L.A.<br />
Woman“. 1995 kam noch „Ghost Song“ hinzu.<br />
Nachdem Oliver Stone 1991 die Band mit seinem<br />
Spielfilm „The Doors“, in dem Val Kilmer<br />
Morrison spielt, auf die große Leinwand gebracht<br />
hatte, wurde das Set „The Doors Box“ von 1997<br />
mit vier CDs vorgelegt. Drei enthalten bis dahin un -<br />
ver öffentlichte Demo- und Studio-Aufnahmen<br />
sowie Ausschnitte aus Live-Konzerten, während<br />
die vierte CD Manzareks, Kriegers und Densmores<br />
Lieb lingsstücke der Doors versammelt. 2002<br />
belebten Manzarek und Krieger gemeinsam mit<br />
dem Sänger Ian Astbury die Doors auf der<br />
Bühne wieder. Densmore hatte seine Teilnahme<br />
abgelehnt. Sowohl er als auch Morrisons Eltern<br />
www.musiker-online.tv
STORIES 49<br />
setzten ge richtlich durch, dass die neue Formation<br />
weder unter dem Namen The Doors noch als The<br />
Doors of the 21st Century auftreten durften.<br />
Deswegen benannte man sich schließlich in Ray<br />
Manzarek and Robby Krieger of The Doors um.<br />
Mit Astbury entstanden mehrere Live-Mitschnitte,<br />
einer davon kam 2004 als DVD auf den Markt.<br />
Gradmesser für die Attraktivität der Ur-Doors<br />
waren aber ihre persönlichen Auftritte. „The TV<br />
Collection“ von 2016 versammelte 13 Auftritte<br />
von 1967 bis 1969 in US-Fernsehshows, dabei<br />
auch die beiden Songs, die die Band in der Ed<br />
Sullivan Show präsentierte, in der es zu einer<br />
Kontroverse kam. Der Schwerpunkt lag aber auf<br />
Konzertmitschnitten von 1967 bis 1970 (San<br />
Francisco, Hollywood, New York, Boston,<br />
Pittsburgh, Vancouver, Isle of Wight), die das Label<br />
Rhino, das seit Jahren Wiederauflagen von Elektra<br />
vermarktet, von 2007 bis 2017 herausgab. 2009<br />
erschien sogar eine 6-CD-Box mit sämtlichen<br />
Shows der Doors im New Yorker Felt Forum vom<br />
17. und 18. Januar 1970. Erhältlich sind aber auch<br />
Radiomitschnitte, die der sogenannte graue Markt<br />
hervorgebracht hat (Stockholm 1968, New York,<br />
Detroit und Seattle 1970). Im Zeitalter von VHS,<br />
DVD und Blu-Ray wurden außerdem Live-Mit -<br />
schnitte im Bild verfügbar. Der Auftritt in der<br />
Hollywood Bowl von 1968 wurde im April 1999<br />
auch noch einmal in die „30 Years Comme mo -<br />
rative Edition“ gesteckt, zusammen mit dem Pro -<br />
gramm „Dance On Fire“ und „The Soft Parade. A<br />
Retrospektive“.<br />
Zum 40-jährigen Band-Jubiläum der Doors kam<br />
im November 2006 die Box „Perception“ mit<br />
allen sechs überarbeiteten Studio-Alben heraus,<br />
angereichert mit Bonustracks. Nun erzählten<br />
Manzarek, Krieger und Densmore 2006 und<br />
2008 die Geschichte des Debütalbums und von<br />
„L.A. Woman“ für DVD-Veröffentlichungen. Ein<br />
Highlight ist sicherlich Tom Dicillos ausführliche<br />
Filmdokumentation „When You’re Strange“ über<br />
die Band, die Johnny Depp erzählt. Sie ist als DVD<br />
mit Begleitmaterial herausgekommen. Dazu war<br />
von Betrachtern außerhalb des Doors-Zirkels<br />
2009 die durchaus sehenswerte DVD „The Doors<br />
from the Outside“ herausgekommen. Zuletzt<br />
erschien 2013 „R-Evolution“, die Samm lung der<br />
Musik-Videos der Doors von 1967 bis 1995. Sie<br />
wurde Manzarek gewidmet, der im selben Jahr<br />
verstarb.<br />
Die Doors-Welle rollte auch danach weiter.<br />
2017 wurden für das Set „The Singles“ alle 20<br />
Singles der Doors von 1967 bis 1983 zusammenfasst,<br />
dazu vier Monoversionen fürs Radio<br />
und auf Blu-Ray der quadrofonische Mix „The<br />
Best Of The Doors“ mit elf Songs.<br />
Der weitaus größere Wurf waren aber die „50th<br />
Anniversary“-Ausgaben aller sechs Studio-Alben<br />
von 2017 bis 2021. Bis auf „Strange Days“ und<br />
„Waiting For The Sun“ wurden sie dieses Mal<br />
sogar in Deluxe-Ausgaben angeboten. Und wieder<br />
gab es Neues aus dem Studio und live zu<br />
entdecken. „Morrison Hotel“ bot zum Beispiel<br />
einen umfangreicheren Einblick in die Entwicklung<br />
einiger Songs. Mittlerweile hatten Manzarek,<br />
Krieger und Densmore ihre Erinnerungen an die<br />
Doors auch in Buchform vorgelegt. Den bisherigen<br />
Schluss punkt setzte aber der deutschfranzösische<br />
Kultur kanal Arte am 2. Juli 2021<br />
mit einem The men abend über Jim Morrison.<br />
Eröffnet wurde er mit der neuen Dokumentation<br />
„Jim Morrison: Die letzten Tage in Paris“. Dann<br />
folgten der Auftritt der Doors auf der Isle of Wight<br />
und Dicillos „When You’re Strange“. Die Legende<br />
lebt also auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen<br />
weiter!<br />
NÄCHSTE FOLGE:<br />
DREI PIONIERE: CLIVE DAVIES,<br />
ALEXIS KORNER UND GRAHAM BOND<br />
TEXT: DR. NORBERT APING<br />
WEB: THEDOORS.COM<br />
FOTOQUELLE: THEDOORS.COM; DPA<br />
BACKGROUND: © AMIXSTUDIO;<br />
©TOBIAS ARHELGER / ADOBE STOCK<br />
»Manzarek, Krieger<br />
und Densmore<br />
produzierten 1971 und<br />
1972 noch die<br />
Studio-Alben<br />
„Other Voices“ und<br />
„Full Circle“.<br />
Während ihrer<br />
Europa-Tournee traten<br />
die Rest-Doors<br />
am 3. Februar 1972<br />
im Beat-Club auf.<br />
Ohne Morrison<br />
blieb der Erfolg jedoch<br />
aus.«
50 MUSIKBUSINESS<br />
ONLINE MUSIZIEREN – VERZÖGERUNGSFREI<br />
0 Latency – mit dem Elk-LIVE-System<br />
<strong>Musiker</strong>*innen an unterschiedlichen<br />
Orten in Europa spielen über das<br />
Mehrere<br />
Internet zusammen. Funktioniert das? Bisherige<br />
Lösungen kämpfen mit dem Problem der wahrnehmbaren<br />
Latenzen (Verzögerungszeiten), verursacht<br />
durch Software-Verarbeitungszeiten. Folge:<br />
Ein sensibles, punktgenaues Zusammen spiel ist<br />
nicht möglich.<br />
„Da muss es doch eine Lösung geben“, dachte<br />
Georg Berhausen-Land, und begann zu<br />
recherchieren. Anfang 2021 stieß er dabei auf die<br />
Entwicklungsarbeit der schwedischen Firma ELK<br />
AUDIO in Stockholm, Schweden. Fasziniert<br />
schaute er ein Video an, in dem der Jazzposaunist<br />
Nils Landgren und der Schlagzeuger Robert Ikiz<br />
in einer speziellen Session, die für Yamaha Music<br />
Europe aufgenommen wurde, miteinander über<br />
das Internet musizierten. Beide Spieler befanden<br />
sich in ihren eigenen vier Wänden und spielten<br />
gemeinsam live über 670 Kilometer voneinander<br />
entfernt.<br />
Berhausen-Land nahm Kontakt zu Elk AUDIO<br />
auf und machte die Idee des verzögerungsfreien<br />
Musizierens über das Internet zum Thema<br />
einer Projektförderung, die er 2021 im Rah men<br />
der Neustart-Kultur-Kampagne durch die GEMA<br />
erhielt.<br />
Ausgestattet mit der entsprechenden Hardund<br />
Software spielten vier <strong>Musiker</strong> am 24. Januar<br />
<strong>2022</strong> an drei unterschiedlichen Standorten vier<br />
Stücke und nahmen Ton und Video auf. „Ich hatte<br />
bewusst betont rhythmisches musikalisches<br />
Material ausgewählt, bei dem sich Signalver zö -<br />
ge rungen sofort unangenehm bemerkbar machen<br />
würden. Dann die ersten gespielten Takte. Keinerlei<br />
wahrnehmbare Verzögerung! In den Kopfhörern<br />
ein Sound wie im Studio. Meine Kollegen und ich<br />
waren sprachlos. Das hatten wir nicht erwartet“,<br />
so Berhausen-Land. „Wir waren begeistert, denn<br />
das Konzept von Elk AUDIO funktioniert wirklich.“<br />
»Unser Ziel ist es,<br />
neue Wege zu schaffen,<br />
um die Kluft zwischen<br />
<strong>Musiker</strong>n und Technologie<br />
zu überbrücken und die<br />
Art und Weise zu<br />
verändern, wie Menschen<br />
Musik lernen, kreieren, aufnehmen<br />
und teilen.«<br />
BJÖRN EHLERS (CMO VON ELK AUDIO)<br />
WIE MACHT ELK AUDIO DAS?<br />
Grob gesagt werden die Verzögerungen<br />
haupt sächlich durch die Konvertierung von Audio<br />
zu Digital und umgekehrt auf der Emp fän ger -<br />
seite verursacht. Deshalb hat Elk AUDIO eine<br />
ultraschnelle Audio-Hardware entwickelt, die<br />
diesen Problemfaktor umgeht und direkt mit dem<br />
Netzwerk (Router) verbunden ist.<br />
UND WELCHE MÖGLICHKEITEN<br />
ERÖFFNEN SICH DADURCH?<br />
Seit Ausbruch der Coronapandemie sind<br />
<strong>Musiker</strong>*innen durch wegfallende Live-Auftritte<br />
und ausbleibende Probemöglichkeiten massiv<br />
in ihren Tätigkeiten eingeschränkt worden. Damit<br />
einhergehend folgten erhebliche Einkommen s -<br />
ein brüche, nicht selten mit existenzbedrohenden<br />
Konsequenzen. Wenn schon isoliert, wäre<br />
es da nicht traumhaft, über das Internet miteinander<br />
weiterarbeiten und auch Streaming kon -<br />
zerte geben zu können?<br />
Georg Berhausen-Land und seine Mitmusiker<br />
Berthold Matschat, Klaus Mages und Emanuel<br />
Stanley haben gezeigt, dass es jetzt geht. Fest -<br />
gehalten wurde das Online-Experiment in Form<br />
eines Videos: https://youtu.be/wt16I9U839M<br />
www.musiker-online.tv
MUSIKBUSINESS 51<br />
MM: Wie lange arbeitet ihr schon an der Ent -<br />
wicklung des Elk-Systems?<br />
BJÖRN EHLERS: Der Kern von Elk LIVE ist das<br />
Elk AUDIO OS. Ein hyperschnelles Audio-Be -<br />
triebs system für ein gebettete Geräte (das heißt<br />
nicht Computer, sondern Audio-Hardwaregeräte).<br />
Elk Audio OS befindet sich seit etwa sechs<br />
Jahren in der Entwicklung. Und eines der vielen<br />
Dinge, die mit Geräten gemacht werden können,<br />
die von Elk Audio OS betrieben werden, ist, dass<br />
sie sich über das Internet miteinander verbinden<br />
können und eine Verbindung erhalten, die schnell<br />
genug ist, um Musik abzuspielen.<br />
MM: Was war die Initialzündung für den Start<br />
des Elk-Projekts?<br />
BJÖRN EHLERS: Als Unternehmen setzen wir uns<br />
dafür ein, mithilfe von Technologie neue Wege für<br />
<strong>Musiker</strong> zu finden, kreativ zu sein. Über das Inter -<br />
net zusammen zu spielen war für viele <strong>Musiker</strong><br />
ein Traum, seit sie zum ersten Mal einen Video-<br />
Chat wie Skype ausprobierten. Mit Elk Audio OS<br />
hatten wir endlich das Zeug dazu, diesen Traum<br />
wahr werden zu lassen. Und da die Pandemie den<br />
Fragen an<br />
Björn Ehlers<br />
(CMO von Elk AUDIO)<br />
Parallel dazu werden wir den sozialen Aspekt<br />
von Elk LIVE entwickeln und Funktionen implementieren,<br />
mit denen Benutzer neue Leute zum<br />
Spielen finden können.<br />
Gleichzeitig führen wir einige großartige Ge -<br />
spräche über zukünftige Partnerschaften. Es passiert<br />
viel, also werden wir hoffentlich bald mehr zu<br />
erzählen haben!<br />
Angestachelt durch den Erfolg des Projekts,<br />
plant Georg Berhausen-Land bereits die nächsten<br />
Schritte:<br />
„Nach erfolgreichem Abschluss unseres Pro -<br />
jekts, wo wir noch aus verschiedenen Orten in<br />
Deutschland gespielt haben, stellt sich die Frage,<br />
ob es möglich wäre, mit <strong>Musiker</strong>*innen in ganz<br />
Europa ein Livestreaming-Konzert mithilfe des<br />
ELK-Systems umzusetzen.“<br />
Würde ein solches Projekt mit Erfolg umgesetzt<br />
werden können, wäre dies eine Pionier leis -<br />
tung. Einmal in Bezug auf die internationale kulturelle<br />
Zusammenarbeit, zum anderen in Bezug<br />
auf das enorme Einsparpotenzial sonst zwangsläufig<br />
anfallender immenser Kosten für Weg -<br />
strecken bei der Umsetzung solcher Projekte.<br />
meisten <strong>Musiker</strong>n das Leben extrem erschwert,<br />
haben wir uns natürlich noch mehr darauf konzentriert.<br />
MM: Wo siehst du den Hauptanwendungs -<br />
be reich für das Elk-System?<br />
BJÖRN EHLERS: Das Einzigartige an Elk LIVE ist,<br />
dass es echtes Live-Musikmachen über das Inter -<br />
net ermöglicht. Dies ist ein Aspekt, der in viele ver -<br />
schiedene Aspekte des Alltags im Leben eines Mu -<br />
sikers einfließt, wie das Proben und Schreiben.<br />
Bildung ist auch ein Bereich, in dem wir Fern -<br />
unterricht gut finden. Während der Pan demie<br />
haben wir großes Interesse von verschiedenen<br />
Schulen auf der ganzen Welt erhalten.<br />
MM: Wo werden eure Geräte bereits erfolgreich<br />
eingesetzt?<br />
BJÖRN EHLERS: Die erste Charge von Elk Bridges<br />
wurde gerade an Benutzer auf der ganzen Welt<br />
versandt. Wir haben zuvor eng mit der San<br />
Francisco Opera sowie mehreren Musikuniver si -<br />
täten auf der ganzen Welt zusammengearbeitet.<br />
Das Royal College of Music hier in Stockholm ist<br />
eines davon. Wir haben auch einige großartige<br />
Bands wie die Ikiz Cabin Crew, die Elk LIVE nutzen,<br />
wie Sie in dem offiziellen Video sehen können,<br />
das wir mit ihnen gemacht haben.<br />
MM: Was sind eure Pläne für die Zukunft?<br />
BJÖRN EHLERS: In der Phase, in der wir uns jetzt<br />
befinden, ist dies in vielerlei Hinsicht ein Werk -<br />
zeug für <strong>Musiker</strong>, um Musik zu proben, zu schreiben<br />
und einfach nur zum Spaß zu spielen.<br />
Während der Beta haben wir eng mit Musik -<br />
schulen zusammengearbeitet, daher ist uns auch<br />
der pä dagogische Aspekt des Unter richtens<br />
wichtig. In der nächsten Phase planen wir, weitere<br />
Funk tionen zu implementieren, die sich auf Auf -<br />
zeich nung und Streaming konzentrieren. So können<br />
wir auch das Publikum in Elk LIVE einbeziehen.<br />
»Neue Herausforderungen<br />
benötigen neue Lösungen!«<br />
GEORG BERHAUSEN-LAND<br />
Kleiner gedacht: <strong>Musiker</strong>*innen könnten an<br />
ihren Projekten in Pandemiezeiten online weiterarbeiten.<br />
Fahrten zu Proben oder Kon zerten würden<br />
wegfallen. Das würde Fahrtzeiten und Fahrt -<br />
kosten ersparen. Das wiederum würde die Um -<br />
welt entlasten.<br />
WEB: ELK.AUDIO<br />
INTERVIEW UND FOTOQUELLE:<br />
GEORG BERHAUSEN-LAND<br />
FOTO: © IGOR_KELL /ADOBE STOCK<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
52 MUSIKBUSINESS<br />
THE SINGER’S COACH<br />
VON LEEZA NAIL<br />
Teil 3<br />
VOCAL SKILLS<br />
»Arbeiten an<br />
ausgewählten Songs«<br />
A – wie Anekdote<br />
Lotti Huber, die „Königin des Underground“, wie sie einmal in der Munchner Abendzeitung<br />
von Sigrid Hardt genannt wurde, meinte zu der Frage, „ob Kunst heute vielleicht mehr<br />
Erklärungen benötige“: Wenn man ihr Kunst erst erklären musse, bekomme sie schon Wut. Sie<br />
wolle schließlich fasziniert, hypnotisiert und begeistert werden – „und keine Erklärungen. Basta!“<br />
Lotti Huber, „Jede Zeit ist meine Zeit“, dtv Munchen, S.48<br />
Damit ist gemeint, dass (vor allem während<br />
deines Auftritts) der Kopf frei sein muss von Ge -<br />
danken über schwierige Stellen und die Techni ken,<br />
die Stellen zu meistern, damit Platz für deine<br />
Emo tio nen und deine persönliche Interpretation<br />
ist. Zwar wird Technik durch regelmäßiges Üben<br />
verinnerlicht und automatisiert; auf der Bühne aber<br />
solltest du darauf vertrauen, dass dein Körper<br />
das Erlernte von alleine umsetzt. Stattdessen solltest<br />
du dich darauf konzentrieren, dein Publikum<br />
den Song so, wie du ihn singst, fühlen zu lassen.<br />
Es ist ähnlich wie beim Autofahren: Zuerst muss<br />
man über jeden einzelnen Schritt nachdenken<br />
(schalten, Gas geben, bremsen, blinken usw.), ihn<br />
bewusst ausführen. Irgendwann aber, nach vielen<br />
Stunden Fahrpraxis schaltet, blinkt, bremst und<br />
gibt man automatisch Gas.<br />
ALLGEMEINES<br />
Der dritte Teil einer Übungseinheit besteht darin,<br />
dass du dich intensiv mit einem Song beschäftigst.<br />
Vielleicht hast du mit deinem*r Gesangs pä -<br />
da gog*in zusammen ein Stück ausgesucht, das<br />
dir Qualitäten abverlangt, die du derzeit mithilfe<br />
der Gesangsübungen trainierst. Oder du musst<br />
für die Bandprobe ein Stück vorbereiten, das dir<br />
noch Schwierigkeiten bereitet. Trainierst du beispielsweise<br />
die Intensität der Vokale in der Höhe,<br />
kannst du in deinem Übungsstück bei allen<br />
höheren Stellen genau darauf achten, die erlernte<br />
Stimm technik ganz bewusst anzuwenden.<br />
A – wie Anekdote<br />
Charlie Parker, der berühmte Jazz-Saxo -<br />
phonist und Begründer des Bebop, sagte:<br />
„Musik ist deine eigene Erfahrung, deine Ge -<br />
danken, deine Weisheit. Wenn du es nicht<br />
lebst, kommt es nicht aus deinem Horn.“<br />
(www.jazzpages.com/jazz-zitate-quotes.html)<br />
Die beste Möglichkeit, den eigenen Fortschritt<br />
zu überprüfen, ist, von Zeit zu Zeit Tonaufnahmen<br />
von deinem Gesang zu machen. Du wirst feststellen,<br />
dass dir während des Singens Details<br />
ent gehen, die du beim Hören der Aufnahmen deutlich<br />
wahr nimmst. Stimmbildung ist nur ein Teil -<br />
bereich des Gesangstrainings. Wichtig sind daneben<br />
Aus druck und Interpretation eines Stücks.<br />
Jede Form von Kunst ist immer das Ergebnis<br />
eines kreativen Prozesses mit einer (möglichst<br />
starken) Wirkung. Diese Wirkung beim Zuhörer<br />
tritt ein, wenn Ge fühle angesprochen werden.<br />
Ein*e gute Sänger*in wird also neben seiner*ihrer<br />
erlernten Fertigkeit des Sin gens immer auch<br />
seine*ihre Per sönlichkeit mit einfließen lassen<br />
und Gefühle zum Ausdruck bringen.<br />
DAS ZUSAMMENBRINGEN VON<br />
TECHNIK UND INTERPRETATION<br />
Wenn du dir nach Einsing- und Stimm bil dungsübungen<br />
die Songs vornimmst, die du zum Üben<br />
ausgewählt hast, solltest du Folgendes beherzigen:<br />
„Vergiss“ erst einmal alles, was du an Stimm -<br />
bildungstechnik gelernt hast.<br />
SCHWIERIGE STELLEN MEISTERN<br />
Hin und wieder gibt es Stellen in einem Song,<br />
über die man immer wieder stolpert. Das kann ein<br />
Übergang von Brust- in Kopfstimme, ein be son -<br />
ders hoher Ton ohne „Anlauf-Melodie“ oder ein<br />
sehr langer Ton oder eine andere Schwierigkeit<br />
sein.<br />
Beim Üben lernst du, solche Stellen bewusst<br />
mit den erlernten Techniken zu bewältigen. Du<br />
kannst sie auf deinem Noten- oder Textsheet<br />
markieren, sodass du beim Blick darauf frühzeitig<br />
an diese Stelle erinnert wirst. So kannst du<br />
dich blitzschnell auf die erforderliche Technik für<br />
die entsprechende schwierige Stelle besinnen.<br />
Aber sobald sie gemeistert wurde, solltest du wieder<br />
den Fokus auf deine Emotionen und deine<br />
Interpretation legen. Ich finde diesen Punkt sehr<br />
wichtig, sonst kann passieren, was leider nur allzu<br />
oft bei „studierten“ <strong>Musiker</strong>n zu hören ist: Man<br />
erlebt zwar höchste technische Perfektion, aber<br />
der „Funke“ will einfach nicht überspringen, weil<br />
da nichts ist, das eine Gänsehaut erzeugt. Als<br />
Demonstration überragender Technik mag ein solcher<br />
Auftritt ja ganz interessant sein – als mu si -<br />
ka lischer Genuss ist er jedoch eher zweifelhaft.<br />
www.musiker-online.tv
MUSIKBUSINESS 53<br />
FINANZ-SKILLS<br />
FÜR SÄNGER*INNEN<br />
»Von reichen Stars und armen<br />
Künstlern«<br />
Verdienstmöglichkeiten<br />
als Sänger*in<br />
KUNST ODER KOMMERZ? ODER BEIDES?<br />
Wer das Privileg genießen möchte, als freiberufliche*r <strong>Musiker</strong>*in zu arbeiten,<br />
sollte sich – was die Musikrichtung betrifft – für mehr als nur eine Nische<br />
interessieren. Kommerziell arbeiten heißt, unter dem Hauptaspekt des Geld -<br />
v erdienens Musik zu machen. Es bedeutet jedoch nicht, minderwertige<br />
Arbeit zu verrichten. Jede Art von Musik kann und soll so kompetent und<br />
erstklassig wie möglich gespielt werden.<br />
In der Branche gibt es viele <strong>Musiker</strong>*innen mit einem sehr guten Ruf, die<br />
komfortabel von ihrem Job leben können. Es sind <strong>Musiker</strong>*innen, die immer<br />
hervorragende Arbeit leisten, egal, ob sie nun im Chor bei Andrea Berg oder<br />
im Musical „Starlight Express“ mitwirken. Aber dann gibt es die, für die ein*e<br />
Künstler*in nur dann eine*r ist, wenn er*sie exklusiv und ausschließlich Kunst<br />
macht, die alles sein darf, nur nicht kommerziell. Diese Exklusivität hat ihren<br />
Preis und nicht selten zur Folge, dass ein Künstler, der ausschließlich Kunst<br />
betreibt, nicht weiß, wovon er die nächste Miete zahlen soll.<br />
Manch einer unterrichtet lieber 60 und mehr Stunden die Woche, als mit<br />
kommerzieller Musik auf der Bühne zu stehen. Das ist in Ordnung – solange<br />
dir die Arbeit mit sehr vielen mehr oder weniger begabten Schülern Spaß<br />
macht, du damit deine Rechnungen zahlen kannst und zufrieden bist. Bist du<br />
aber der Typ <strong>Musiker</strong>*in, der*die lieber mehrere Monate im Jahr unterwegs<br />
ist, jede Menge Leute kennenlernen und ausreichend Geld verdienen will,<br />
ist der kommerzielle Weg vielleicht der bessere für dich. Nichts spricht<br />
dagegen, zusätzlich die Musik, an der dein Herz hängt, zu spielen. Jede*r<br />
muss für sich entscheiden, welchem Typ er*sie am ehesten entspricht.<br />
Solange es Künstler gibt, die ausschließlich von Musik leben wollen (oder<br />
müssen), solange scheiden sich schon die Geister darüber, wie kompromissbereit<br />
ein Künstler sein darf. Wie viel Kommerz verträgt die Kunst? Oder:<br />
wie schaffe ich es, mich selbst zu verwirklichen, so viel wie möglich künstlerisch-kreativ<br />
tätig zu sein und genügend Geld zum Leben zu verdienen?<br />
Ein Mittelweg kann bedeuten, deinen Lebensunterhalt mit kommerzieller<br />
Musik, zum Beispiel in einer Gala-Band, zu verdienen. In der übrigen Zeit<br />
kannst du dich deinen musikalischen Vorlieben widmen und beispielsweise<br />
in Clubs deine Musik spielen.<br />
Vielleicht ergeben sich tatsächlich Begegnungen, die zu begehrteren Jobs<br />
oder sogar einem Plattenvertrag führen. Auch wenn es eine langwierige<br />
Angelegenheit werden kann: Ausdauer und Durchhaltevermögen, die man<br />
sich als Freiberufler*in ohnehin antrainieren sollte, werden sich am Ende<br />
auszahlen und dich deinem Ziel näherbringen. 8<br />
E – wie Erfahrung<br />
Ich selbst habe – wie viele andere – ebenso angefangen. Die erste<br />
Band war eine Schülerband, mit der wir beschlossen, auch nach Ab -<br />
schluss der Schulzeit weiterzumachen. Wir probten jede Woche<br />
erst im Keller meines Elternhauses, später beim Bassisten und<br />
irgendwann stand der erste Auftritt an.<br />
Wir spielten auf einer Kirmes in einer kleinen Dorfkneipe – und verdienten<br />
damit das erste Mal Geld. Es folgten weitere Auftritte, wir hatten<br />
eine Menge Spaß und fanden es natürlich klasse, auf diese Weise<br />
unser Taschengeld aufzubessern.<br />
Erst viel später, als ich längst Gesang studiert hatte und Vorzüge,<br />
aber auch Nachteile einer freiberuflichen Tätigkeit als Künstlerin kennengelernt<br />
hatte (und nebenbei selbst für meine Wohnung und alle<br />
anderen Kosten aufkommen musste), da erst schlichen sich andere<br />
Gedanken ein. Plötzlich empfand ich es als ungerecht, dass all diese<br />
Hobbybands, deren <strong>Musiker</strong> weder studiert hatten noch besonders<br />
gut spielten, uns „Profis“ die Jobs wegnahmen. Denn leider ist es so,<br />
dass viele Veranstalter (ebenso wie das Publikum) den qualitativen<br />
Unterschied in der Musik gar nicht hören (oder er ihnen unwichtig ist)<br />
und sich für die finanziell günstigere Alternative entscheiden. Reine<br />
Hobbybands bieten eigentlich immer den niedrigeren Preis an – eben<br />
weil sie es können. Die Musik ist nicht ihre Haupteinnahmequelle und<br />
sie sind nicht auf das Geld angewiesen.<br />
Im Gegenteil: Es ist „nur“ ihr Hobby und im Gegensatz zu vielen<br />
anderen Hobbys, die Geld kosten, bekommen sie auch noch Geld<br />
dafür – und können sich das beste und teuerste Equipment leisten.<br />
Na, besser kann’s doch gar nicht laufen, oder? – zumindest nicht für<br />
die Hobbymusiker. Als Berufsmusiker hat man freilich einen anderen<br />
Blickwinkel: Ich dachte mir irgendwann, ich fange doch auch nicht<br />
an, daheim Brötchen zu backen und sie spottbillig an der Haustür zu<br />
verkaufen. Da würden mir die ortsansässigen Bäcker bald die Bude<br />
einrennen, oder? Stoff zum Nachdenken ...<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
54 MUSIKBUSINESS<br />
WAS VERDIENT MAN DENN<br />
SO ALS SÄNGER*IN? UND WO?<br />
UND WIE?<br />
Das sind gute Fragen, die nicht ganz einfach<br />
zu beantworten sind. Denn, wie so oft in der<br />
Künst ler branche, ist das sehr unterschiedlich.<br />
Wer einen „Hit“ gelandet hat, braucht sich um<br />
den Ver dienst – zumindest für eine Weile – nicht<br />
groß zu sorgen. Eher braucht er einen guten<br />
Finanz be rater. Allerdings hat man mit einem „Hit“<br />
kaum ausgesorgt – und „oben zu bleiben“ kann<br />
schwerer sein als „nach oben zu kommen“.<br />
Kümmern wir uns also um die <strong>Musiker</strong>*innen,<br />
die zwar – als Solosänger*in oder mit Band –<br />
regional oder überregional bekannt sind, aber<br />
(noch?) keinen Hit gelandet haben und nicht<br />
regelmäßig in den Charts und den Medien vertreten<br />
sind. Auch wenn es nicht immer einfach ist<br />
(wann und wo ist es schon immer einfach?), die<br />
gute Nachricht ist: Man kann mit Musik Geld verdienen!<br />
»Motivation des Geistes«<br />
Viele Hobbymusiker, die tagsüber zum Bei spiel<br />
als Lehrer, Handwerker oder Polizisten arbeiten und<br />
am Wochenende in einer Band spielen, erzielen<br />
nicht selten ein beträchtliches Zusatz ein kommen.<br />
Doch es gibt keinen gewerkschaftlichen oder<br />
gesetzlichen Schutz für Berufsmusiker*innen. Es<br />
gibt auch keine einheitlichen Kriterien, zumindest<br />
nicht in Deutschland, die erfüllt werden müssen,<br />
bevor man seine musikalische Dienstleistung<br />
ver kaufen darf. Und wahrscheinlich ist es auch<br />
den meisten Veranstaltern ziemlich einerlei, ob<br />
die <strong>Musiker</strong>, die bei ihm spielen, einen „Schein“<br />
haben oder nicht. Viele Auftritte kommen ohnehin<br />
über Beziehungen zustande.<br />
Als studierte <strong>Musiker</strong>*in könnte man sich also<br />
benachteiligt fühlen. Doch leider ändert das nichts<br />
an der Tatsache und für Berufsmusiker*innen<br />
bedeutet es oft ein arbeitsintensives und mühsames<br />
Ringen um Aufträge. Erst recht, wenn man<br />
beobachtet, dass Veranstalter aus Kosten grün -<br />
den immer häufiger auf Alleinunterhalter oder<br />
DJs zurückgreifen. Andererseits: Die wirklich<br />
großen Events, Galas und Partys werden fast<br />
ausschließlich von Berufsmusikern bestritten, die<br />
sich qualitativ, quantitativ und mit kreativen Ideen<br />
so von der Konkurrenz (egal, ob Amateur- oder<br />
Profibands) abheben, dass der Veranstalter gar<br />
nicht anders kann, als sie zu engagieren.<br />
Im Leben eines jeden Menschen gibt es<br />
Höhen und Tiefen. Um mit diesen Schwan -<br />
kungen zurechtzukommen, müssen<br />
Körper, Geist und Seele gleichermaßen<br />
eingesetzt werden. Künstler erleben oft<br />
viel intensiver als Menschen mit anderen<br />
Be rufen den Wechsel von labilen und<br />
stabilen psychischen und physischen<br />
Zuständen, was nicht immer einfach ist.<br />
Die gute Nachricht aber ist: Jeder kann Tech niken<br />
erlernen und sich Ge wohnheiten an trainieren, die<br />
ein stabiles Arbeiten mit der Stimme auch in wechselhaften<br />
Lebens phasen ve rbes sern bzw. überhaupt<br />
ermöglichen. So gibt es Sän ger*innen,<br />
die, nachdem sie gerade erst einen schweren<br />
Schicksalsschlag wie den Tod eines nahen<br />
Ver wandten hinnehmen hatten müssen, schon<br />
ein paar Tage später wieder auf der Bühne standen.<br />
Während darüber Verwandte und Freunde<br />
vielleicht die Köpfe schüttelten, half den Trauern -<br />
den gerade ihre routinierte Arbeit auf der Bühne<br />
über diese Krise hinweg.<br />
Darum: Bleibe achtsam und sei bestrebt, Körper,<br />
Geist und Seele in Einklang zu halten. Aber werde<br />
dabei nicht neurotisch und wittere nicht überall<br />
und ständig Gefahren für deine Stimme. Es ist<br />
nun mal nicht alles kontrollierbar, aber du kannst<br />
lernen, dein inneres wie dein äußeres Gleich ge -<br />
wicht zu finden und zu stabilisieren, damit dich<br />
nicht jeder Sturm des Lebens gleich umhaut.<br />
Das braucht Zeit, Geduld und Ausdauer. Aber<br />
am Ende wird es sich auszahlen und du wirst viel<br />
entspannter und gelassener mit den „Ups and<br />
Downs“ des Lebens umgehen können als noch<br />
zu Beginn deiner Berufstätigkeit.<br />
W – wie<br />
Wissenswertes<br />
Auch Menschen aus vielen anderen<br />
Be rufen nutzen die „mentale Ar -<br />
beit“, um sich bestmöglich vorzubereiten<br />
und zu motivieren.<br />
So zum Beispiel Sportler, indem sie trainingsfreie<br />
Zeiten (oder Ruhezeiten unmittelbar<br />
vor dem Wettkampf) nutzen, in Gedanken<br />
die einzelnen Stationen des Wettkampfs<br />
durchzugehen. Sie rufen sich die körperlichen<br />
Ab läufe und Bewegungen ins Gedächtnis,<br />
„spüren“ sie geradezu und „sehen“ sich selbst,<br />
wie sie die Hürden locker nehmen – und<br />
in Bestzeit die Ziellinie passieren.<br />
Er folgreiche Menschen aus anderen Be -<br />
rufen erzählen, dass sie sich zu Zeiten, da<br />
sie noch keinen nennenswerten Erfolg hatten,<br />
bereits in der Position sahen, in der sie<br />
sich Jahre später tatsächlich befanden.<br />
Manche von ihnen sagen, sie „wussten“ einfach,<br />
dass sie mit der Malerei, dem Schrei -<br />
ben, der Musik, der Forschung, dem politischen<br />
Amt oder mit was auch immer Erfolg<br />
haben würden. Andere erzählen, dass sie<br />
sich immer und immer wieder intensiv vorgestellt<br />
haben, wie sie leben würden, wenn<br />
sie ihr Ziel erreicht hätten. Diese Technik<br />
nennt man Vi sua li sie rung.<br />
www.musiker-online.tv
Mentale Zielsetzung und Planung des Abenteuers<br />
»Leben als Berufssänger*in«<br />
MUSIKBUSINESS 55<br />
In Kapitel 12 wurde bereits empfohlen, sich<br />
gründlich mit seinen eigenen beruflichen Zielen<br />
zu befassen und einen (schriftlichen) Business -<br />
plan zu erarbeiten. Vielleicht kennst du bereits<br />
sehr genau deine beruflichen Ziele als Sänger*in<br />
oder hast schon einen Businessplan entwickelt –<br />
dann ist ein erster wichtiger Schritt in die richtige<br />
Richtung bereits getan. Es gibt aber noch weitere<br />
Techniken, die das Erreichen deiner Ziele unter -<br />
stützen können.<br />
VISUALISIERUNG<br />
Mit der Visualisierung kannst du dein Unter -<br />
bewusstsein so programmieren, dass es die Er -<br />
reichung deiner Ziele unterstützt. Das ge schieht,<br />
indem du dir intensiv vorstellst, wer und wie du<br />
bist, wenn du dein Ziel bereits erreicht hast. Dazu<br />
füttere dein Gehirn mit den entsprechenden<br />
Bildern, aufgeladen mit möglichst kraftvollen Emo -<br />
tionen.<br />
Auch wenn es wahrscheinlich keinen Beweis<br />
für die Wirksamkeit des Visualisierens gibt: Das<br />
Gegenteil wurde ebenso wenig bewiesen. Und<br />
wenn du es mithilfe dieser Technik schaffst, dich<br />
in schwierigen Zeiten immer wieder neu zu motivieren,<br />
hat sie ihren Zweck schon erfüllt. Darum<br />
kann ich nur empfehlen, sie zu nutzen.<br />
WAS BEIM VISUALISIEREN ZU<br />
BEACHTEN IST<br />
Grundsätzlich wird jede Vorstellung positiv<br />
bebildert. Du solltest Bilder im Kopf haben, die<br />
dich genau so zeigen, wie du es für dich<br />
wünschst. Lass also keine Bilder zu, die zeigen,<br />
was du nicht willst. Nicht, wenn es dir schlecht<br />
geht, und auch nicht, wenn du zum Beispiel<br />
gerade glaubst, vor Lampen fieber verrückt zu<br />
werden. Stattdessen „malst“ du in deinem Kopf<br />
Bilder, wie du den Auf tritt locker meisterst, dein<br />
Publikum applaudiert und „Zu gabe“ ruft.<br />
Die begleitenden Gedanken zur Visua lisie -<br />
rung sollen immer in der Gegenwart und so präzise<br />
wie möglich sein. Mit dem Gedanken „Irgend-<br />
wann werde ich Konzerte mit meinen eigenen<br />
Songs geben und viele CDs verkaufen“ kannst<br />
du möglicherweise lange auf die Unterstützung<br />
deines Unterbewusstseins warten, denn „irgend-<br />
wann“ und „viele“ sind keine konkreten Infor ma -<br />
tionen, mit denen dein Gehirn etwas an fangen<br />
kann.<br />
Visualisieren ohne Emotion ist wie Fließbandarbeit:<br />
Man steckt mechanisch irgendwelche Teil -<br />
chen zusammen, weiß aber gar nicht, wozu das<br />
Ganze überhaupt gut sein soll. Visualisierung funk -<br />
tioniert, indem du sie mit intensiven Emo tionen<br />
unterstützt. Suche dir ein ungestörtes Plätzchen,<br />
schalte Handy und Türklingel aus, setze dich aufrecht<br />
hin und tauche für mindestens zehn Minuten<br />
konzentriert in deinen Wunschzustand ein. Be -<br />
schwöre nicht nur die Bilder herauf, sondern erlebe<br />
dich selber als Teil dieser Bilder. Spüre, wie es sich<br />
anfühlt, in diesem weiß glitzernden Traum von<br />
Gala kleid/Anzug vor all diesen Leuten zu stehen<br />
und zu singen, „höre“ den tosenden Applaus,<br />
während dich die Scheinwerfer blenden und du<br />
deinem Publikum zulächelst).<br />
Ausdauer beweisen: um das Unterbewusste<br />
auf den gewünschten Pfad zu bringen, braucht<br />
es Kontinuität. Es reicht nicht, die Technik des<br />
Visualisierens sporadisch oder nur ein paar Tage<br />
oder Wochen zu praktizieren. Mache es dir am<br />
besten zu einer festen täglichen Gewohnheit –<br />
auch in Zeiten, in denen es dir mal nicht so gut<br />
geht. Tue es mit Spaß und genieße die ungestörte<br />
Zeit mit dir selber. Gute Zeiten sind der Morgen<br />
gleich nach dem Aufwachen und am Abend vor<br />
dem Einschlafen.<br />
AUTOR: LEEZA NAIL<br />
WEB: WWW.ALFREDMUSIC.DE<br />
FOTOS: CREATOPIC, GSTUDIO,<br />
BILLIONPHOTOS.COM, GRAFICRIVER /<br />
ADOBE STOCK<br />
DIE AUTORIN<br />
LeeZa Nail ist freiberufliche <strong>Musiker</strong>in und arbeitet als Vocal Coach.<br />
Sie hat das Studium des Jazz- und Populargesangs in Frankfurt absolviert,<br />
ist international mit ihrem Solo-Projekt „LeeZa Nail“ unterwegs und<br />
widmet sich seit einiger Zeit verstärkt dem Schreiben und Komponieren.<br />
THE SINGER‘S COACH<br />
In ihrem bei Alfred Music erschienenen Buch The Singer’s Coach<br />
(978-3-947998-08-1) gibt LeeZa Nail ihre Erfahrungen weiter an alle,<br />
die es ebenfalls ernst meinen mit der eigenen Gesangskarriere. In insgesamt<br />
13 Kapiteln beschäftigt sich LeeZa mit: Gesangspraxis, allgemeiner<br />
Musiklehre, der Rolle des*r Sänger*in und den Aspekten des<br />
Musikbusiness. Und als Bonus: aufschlussreiche Interviews mit<br />
Profimusiker*innen aus Soul, Pop, Jazz, Musical, Oper u.v.m.<br />
TEXTQUELLE: MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON<br />
ALFRED VERLAG | FOTO: © CAROLA SCHMITT<br />
LEEZA NAIL<br />
The Singer’s Coach – Der Karriere-Ratgeber<br />
Alles, was ambitionierte Sänger*innen wissen sollten!<br />
DIN A4, 160 SEITEN, 18,95 EURO, ISBN13: 9783947998081<br />
LEEZANAIL.DE | FACEBOOK.COM/LEEZA.NAIL.AUTORIN<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
56 PRODUKT-NEWS<br />
Text: Fabian Brüne<br />
KÖNIG & MEYER – WIE DAS HOMEOFFICE GARANTIERT GELINGT<br />
Eines vorweg: Ja, ich sitze gerade im Homeoffice, während<br />
ich diesen Artikel schreibe. Und ich genieße es! Warum? Weil<br />
ich zum Schreiben vor allem eines brauche: Ruhe. Und die<br />
ist in einem kleinen Büro die knappste Ressource. Damit aus<br />
„in Ruhe sitzen“ nicht „zur Ruhe setzen“ wird, habe ich mir<br />
ein paar Tipps angehört, wie das mit dem Arbeiten im<br />
Homeoffice gelingen kann. Die plausibelsten und (für mich)<br />
nachvollziehbarsten Ratschläge habe ich hier short and simple<br />
zusammengefasst:<br />
DEN WEG ZUR ARBEIT SIMULIEREN<br />
Damit der Morning-Blues dem Working-Mindset weicht, ist<br />
es ratsam, eine Arbeitsroutine auch im Homeoffice zu entwickeln.<br />
Vielleicht hilft schon eine kleine Runde um den<br />
Block, um den Weg zur Arbeit zu simulieren. Daneben kann<br />
ein geordneter Tagesrhythmus, wie die Zeit des Aufstehens<br />
oder des zweiten Kaffees, nur von Vorteil sein.<br />
KLEIDER MACHEN LEUTE<br />
Hinter diesem geflügelten Wort steckt jede Menge Wah rheit.<br />
Die Kleidung ist nicht nur dafür verantwortlich, wie dich<br />
andere Menschen wahrnehmen, sondern auch, wie du dich<br />
selbst siehst. Die Kleidung hat großen Einfluss auf dein<br />
Mind set und deine innere Haltung und somit auf die Pro -<br />
duk tivität im Homeoffice.<br />
DAS A UND O IM HOMEOFFICE:<br />
DEN ANFANG UND DAS ENDE KENNEN<br />
Wie im Leben, ist es auch im Homeoffice wichtig, sich Ziele<br />
zu setzen. Das kann der Motor einer effektiven Arbeits -<br />
weise sein. Steck dir Ziele, was du in den nächsten zwei<br />
Stunden erreichen willst oder was du vor dem Feierabend<br />
erledigt haben musst. Ganz wichtig sind auch Pausen, die<br />
du dir im normalen Büroalltag auch gönnst.<br />
ARBEITEST DU NOCH ODER LEBST DU SCHON?<br />
Der Übergang zwischen Wohn- und Arbeitsraum ist im<br />
Homeoffice fließend, wenn nicht gar frei von Konturen.<br />
Damit aus dem Ess- oder Wohnbereich ein funktionsfähiges<br />
Büro wird, reicht in der Regel ein Handy, ein PC, optional<br />
ein zweiter Bildschirm und vielleicht die ein oder andere<br />
Unterstützung. Pünktlich zum Feierabend muss der Tisch<br />
dann seiner eigentlichen Aufgabe gerecht werden, weswegen<br />
auf leichtes, flexibles und mobiles Equipment gesetzt<br />
werden sollte.<br />
Wir haben einige Produkte im Sortiment, für deren Aufbau<br />
du weder einen Schraubenzieher noch eine Strich männchen-<br />
Gebrauchsanleitung brauchst:<br />
19805<br />
Smartphone und Tablet-PC-Halter<br />
19800 / 19805<br />
SMARTPHONE UND TABLET-PC<br />
TISCHSTATIV / HALTER<br />
Ganz neu in unserem Sortiment sind diese zwei Tablet-PCund<br />
Smartphone-Halter, die sich entweder ganz easy auf<br />
dem Tisch platzieren oder an der Tischkante montieren lassen.<br />
Beide Modelle überzeugen durch ihr geringes Gewicht,<br />
unterstreichen mit den verwendeten Materialien aber gewiss<br />
ihre Standfestigkeit. Der Klemmmechanismus kann Devices<br />
von 10,2“ bis 13“ stufenlos aufnehmen. Die Arme der beiden<br />
Modelle sind 360 Grad neig- und drehbar und passen<br />
sich so perfekt den räumlichen Gegebenheiten an.<br />
Der Unterkonstruktion des 19800 Tischstativs wurden vier<br />
rutschfeste Gummifüße spendiert. Die Aussparung im Fuß<br />
19800<br />
Smartphone und Tablet-PC Tischstativ<br />
des Stativs ermöglicht eine intelligente Kabelführung, was<br />
für einen ordentlichen Eindruck auf Arbeitsplatz sorgt. Der<br />
19805 Smartphone- und Tablet-PC-Halter lässt sich an<br />
Tischkanten von 10 mm bis 35 mm Stärke anbringen.<br />
www.musiker-online.tv
PRODUKT-NEWS 57<br />
16075<br />
KOPFHÖRER-TISCHSTATIV<br />
Telefon- und Videokonferenzen dominieren derzeit unsere<br />
Agenda und sind das Mittel der Wahl, wenn es um den Kon -<br />
takt zu Kollegen, Lieferanten und Kunden geht. Für die Pausen<br />
zwischen den Telefonaten haben wir ein Kopf hörer-Tisch stativ<br />
entwickelt, in welchem du den idealen Auf be wah rung sort für<br />
dein Headset oder andere Kopfhörer findest. Das Kopf hörer-<br />
Tischstativ kann mit seinem geringen Gewicht (700 g) punkten<br />
und überzeugt auch in seiner Optik.<br />
12195<br />
LAPTOPSTÄNDER<br />
Wer zu Hause mit einem Laptop arbeitet, wird die Mö glich -<br />
keiten, die dieser Laptophalter mit sich bringt, sehr schätzen.<br />
Die maximale Einsatzhöhe des Laptopständers liegt bei<br />
265 mm und kann bei Bedarf stufenlos auf bis zu 65 mm<br />
reduziert werden. Damit kann der Laptop perfekt auf deine<br />
Sitzhöhe angepasst werden. Gleichzeitig spart der Laptop -<br />
ständer Platz, indem sich unterhalb des Laptops Notiz zettel,<br />
Dokumente und Stifte verstauen lassen. Die Kombination von<br />
Bauteilen aus Aluminium und Stahl sorgt für den perfekten<br />
Trade-off zwischen Stabilität und geringem Gewicht. Mit<br />
den individuell einstellbaren Anschlagstiften ist dein Laptop<br />
vor dem Absturz gesichert – zumindest die Hardware!<br />
Besonderheit: individuell einstellbare Anschlagstifte;<br />
inklusive geräteschonender Auflage-Pads<br />
12195-000-87 – basaltgrau | EAN: 4016842116119<br />
Weitere Informationen: www.k-m.de<br />
Besonderheit: rutschfester Stand durch Gummipuffer<br />
16075-000-56 – schwarz struktur | EAN: 4016842102556<br />
Weitere Informationen: www.k-m.de<br />
12440 / 12450<br />
UNI-BOY »BOOK« ODER<br />
UNI-BOY »CLASSIC«<br />
Der ein oder andere kennt sie vielleicht aus der Schulzeit:<br />
die Buchstütze. Für das Homeschooling der Kids haben wir<br />
den Uni-Boy »Book« und den Uni-Boy »Classic« im Sor -<br />
timent. Die Buchstützen geben sicheren Halt für Arbeits -<br />
blätter, Schulbücher und sonstige Materialien und machen<br />
unbequemer Arbeit ein Ende.<br />
12440 UNI-BOY »BOOK« :<br />
12440-000-00 – 4-fbg. Set (VE: 22 St.)<br />
12450 UNI-BOY »CLASSIC«:<br />
12450-000-00 – 4-fbg. Set (VE: 22 St.)<br />
Weitere Informationen: www.k-m.de<br />
SIGI SCHWAB<br />
GUITAR BOOK<br />
30 Arrangements von Klassik bis Jazz<br />
Autor: Schwab, Siegfried (Sigi) | Sprache: deutsch | englisch<br />
Besetzung: Gitarre | Ausgabe: Noten<br />
Seiten-Bindung: 100 Seiten – Ring-/Spiralbindung<br />
Schwierigkeit: mittelschwer – fortgeschritten<br />
ISBN 978-3-7957-9906-9 | ED 23369 | 35,00 €<br />
Der vielsaitige Champion mit 30 Bearbeitungen und Kom -<br />
positionen aus Jazz, Pop und Klassik. Sigi Schwabs musikalisches<br />
Spektrum erstreckt sich vom Barock bis zur<br />
Gegenwart. In den sechseinhalb Jahrzehnten seines künstlerischen<br />
Schaffens haben sich gleich mehrere stilistische<br />
Umbrüche vollzogen, die sich auch in diesem Songbook<br />
wiederfinden: von den frühen Jazzstandards der Nach -<br />
kriegs zeit hin zu der unglaublichen melodischen Kraft der<br />
Beatles oder eines Michael Jackson. In all diesen Jahren<br />
entwickelte Sigi Schwab einen persönlichen Kanon an Spiel -<br />
material, der stark von der europäischen Musi zier tradition,<br />
aber auch von Einflüssen aus der indischen, afrikanischen<br />
und fernöstlichen Musik geprägt wurde. Dieses Buch enthält<br />
die bekanntesten und persönlichsten Kom po sitionen<br />
mit allen Leadsheets inklusive farbiger Fingersätze und Ak -<br />
kor de von Sigi Schwab. Das große Sonderformat sorgt hierbei<br />
für eine übersichtliche Darstellung auf Doppel seiten. Es<br />
erwartet Sie ein exklusives Workbook zum 80. Ge burts tag<br />
des legendären Gitarristen.<br />
Inhalt: Ain’t Misbehavin‘ – Basin Street Blues – Close To<br />
You – Lullaby Of Birdland – Moonglow – Moonlight In<br />
Vermont – Round Midnight – Stormy Weather – Take Five<br />
– Taking A Chance On Love – The Work Song – West Coast<br />
Blues – Black Bird – Downtown – Eleanor Rigby – I’ll Be<br />
There – Heal The World – Yesterday – African Colours –<br />
Blue Serenade – Capriccio Bavarese – Jazz Me, I’m Bluesy<br />
– Jazz-Suite Nr. 1 – Jogging – Laschia Ch’io Pianga –<br />
Memos Lullaby – Nobody Knows The Trouble I’ve Seen –<br />
Parvati – Prelude BWV 1007 – Swing Low, Sweet Chariot<br />
Weitere Informationen: de.schott-music.com<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
58 PRODUKT-NEWS<br />
FAME GREEN LEAF GL-JF2 E<br />
– die etwas andere Gitarre<br />
Gleich vorab: Eine Acoustic aus den hier verwendeten<br />
Materialien zu fertigen, ist nicht die Erfindung von Fame,<br />
das haben andere Hersteller schon vorgemacht. Die Fame<br />
Green Leaf weckt aber dennoch die Neugier, denn zum<br />
Beispiel kostet sie nur etwa ein Drittel eines amerikanischen<br />
Konkurrenz-Modells.<br />
PRAXIS:<br />
Der mittelkräftige Hals liegt gut in der Hand, die Saitenlage<br />
ist gleich ab Werk sehr gut eingestellt – es kann sofort ohne<br />
Eingewöhnungsprobleme losgehen. Ein rundes, sattes, in<br />
den Höhen eher mildes Klangbild dringt ans Ohr. Die Laut -<br />
stärke ist etwas geringer als bei der flugs herbeigeholten<br />
Vergleichsgitarre aus gewohnten Hölzern, aber das Sustain<br />
und die Dynamik-Reserven der Green Leaf können absolut<br />
überzeugen.<br />
FACTS:<br />
• Fabrikat: Fame<br />
• Modell: Green Leaf GL-JF2 e<br />
• Typ: Grand Auditorium E-Acoustic mit Cutaway<br />
• Herkunftsland: China<br />
• Mechaniken: schwarz, geschlossen<br />
• Hals: Schichtholz, C-Profil<br />
• Sattel/Stegeinlage: Knochen<br />
• Griffbrett: Richlite, 16“ Radius<br />
• Halsbreite: am Sattel 43 mm<br />
• Bünde: 20<br />
• Mensur: 650 mm<br />
• Korpus/Decke: HPL<br />
• Oberflächen: Charcoal, mattes Finish<br />
• Elektronik: Fame Pickup-System<br />
• Gewicht: 2,1 kg<br />
• Preis: 179 €<br />
PLUS & MINUS:<br />
+ Korpus-Material robust und widerstandsfähig<br />
+ Hardware (Tuner, Sattel, Bünde)<br />
+ D’Addario EXP Saiten ab Werk<br />
+ Bespielbarkeit, Werkseinstellung<br />
+ Klangbild, Sustain, Dynamik<br />
+ Pickup-System, E-Sounds<br />
– Regeleinheit und Batterietasche nicht optimal<br />
befestigt<br />
KONSTRUKTION:<br />
Wir haben hier eine Westerngitarre im Grand-Auditorium-<br />
Format mit Cutaway und Pickup-System vor uns – so weit,<br />
so normal. Was wir bei dieser Fame Green Leaf allerdings<br />
eher selten vorfinden, ist Holz! Der Beweggrund dafür kann<br />
allerdings kein finanzieller sein, der verbaute Werkstoff ist<br />
mindestens so teuer wie das laminierte Holz einer vergleich -<br />
baren Gitarre. Nein, es geht um die Schonung von Holz-<br />
Ressourcen, Strapazierfähigkeit und Unempfindlichkeit<br />
gegen klimatische Einflüsse (Trockenheit, Feuchtigkeit, Kälte,<br />
Hitze).<br />
Der Korpus aus hochstabilem, extradünnem HPL (High<br />
Pressure Laminate, einem unter Hochdruck hergestellten<br />
Werk stoff mit Papieranteilen und guten Klangeigenschaften)<br />
präsentiert sich in einem coolen dunklen Riegelahorn-<br />
Finish namens Charcoal und verzichtet dabei auf jeglichen<br />
Zierrat. Kein Binding oder Purfling, keine Schallloch-Rosette<br />
und auch kein Schlagbrett stören das schlicht-moderne<br />
Erscheinungsbild. Letzteres ist auch unnötig, da die Decke<br />
unempfindlich gegen Kratzer und Spielspuren ist.<br />
Auch der Hals aus Schichtholz (ja, er und das Bracing sind<br />
die Ausnahme aus Holz) setzt auf Stabilität und ist dank<br />
seiner Bauweise absolut verwindungssteif. Das Griffbrett<br />
aus Richlite trägt 20 gut polierte, sauber eingesetzte Bünde<br />
und eine „Green Leaf“-Einlage am 12. Bund. Der tadellos<br />
gefeilte Sattel aus echtem Knochen führt die Saiten zur<br />
Kopfplatte mit den soliden gekapselten Stimmmechaniken.<br />
Wer über Anlage spielen möchte, findet ein Pickup-System<br />
an Bord. Ein Piezo-Tonabnehmer unter der Stegeinlage ist<br />
regelbar über je ein Volume- und Tone-Rädchen am Schall -<br />
lochrand. Am hinteren Gurtpin kann ein Klinkekabel eingesteckt<br />
werden.<br />
Auch über Anlage gespielt sammelt die Fame fleißig Plus -<br />
punkte. Ein frischer, knackiger Sound erklingt, alle Saiten<br />
werden ausgewogen verstärkt, der Klangregler hält die Höhen<br />
im Zaum. Klasse … hier präsentiert sich eine robuste,<br />
klangstarke Bühnengitarre.<br />
FAZIT:<br />
Plötzlicher Regenguss auf der Gartenparty … egal! Gitarre<br />
im Hochsommer im Auto gelassen – nicht so schlimm! Die<br />
Fame Green Leaf macht (fast) alles mit und liefert wirklich<br />
(besonders auch elektrisch) tadellose Sounds bei bester<br />
Bespielbarkeit. Man muss sich eben nur von alten „Material-<br />
Gewohnheiten“ frei machen.<br />
Persönlicher Test empfohlen!<br />
Test: Rufus Jahn / Fotos: Dirk Schlossarek<br />
Weitere Informationen: www.musicstore.de<br />
www.musiker-online.tv
PRODUKT-NEWS 59<br />
FAME A-50 GLOSS II<br />
– viel Gitarre für’s Geld?<br />
Ja, dem ersten Eindruck nach bekommt man hier mit der<br />
A-50 eine Menge geboten für den doch sehr moderaten<br />
Preis. Das schauen wir uns näher an.<br />
KONSTRUKTION:<br />
Die A-50 Gloss II ist eine Westerngitarre im Grand-Auditorium-<br />
Format mit Cutaway und Pickup-System und ist – wie der<br />
Name „Gloss“ schon verrät – inklusive Hals und Kopfplatte<br />
mit einem Hochglanz-Finish versiegelt. Das wirkt edel, ein<br />
paar kleine Unsauberkeiten lassen sich bei genauem Hin -<br />
sehen aber entdecken. Der Korpus punktet mit einer massiven<br />
Fichtendecke, Boden und Zargen sind aus laminiertem<br />
Koa mit einer sehr attraktiven Maserung. Die Korpus -<br />
kanten sind dann auch noch mit einem Binding aus Ahorn<br />
in Szene gesetzt – sehr schick!<br />
Der Mahagonihals macht einen stabilen Eindruck. Er ist,<br />
hinten am Übergang zur Kopfplatte, in guter alter Martin-<br />
Manier mit einer kräftigen Volute in Pyramidenform verstärkt.<br />
Etwas speziell wird es beim Griffbrett: Es ist, wie<br />
auch der Steg, aus HPL (hochkomprimierter Werkstoff) ge -<br />
fertigt, hat eine dunkle Farbe wie Ebenholz und hilft dabei,<br />
eben dieses zu sparen bzw. zu schonen. Besonderer Hin -<br />
gucker: die Perlmutt-Einlage am 12. Bund in Form eines<br />
Bergpanoramas.<br />
Die Saiten ruhen auf der Stegeinlage und dem Sattel aus<br />
echtem Knochen und werden von den stylischen offenen<br />
Mechaniken im 1930er-Jahre-Stil in Stimmung gebracht.<br />
gen, die Werkseinstellung von Saitenlage, Hals krüm mung<br />
und Intonation erlauben einen sofortigen komfortablen Spiel -<br />
start.<br />
Und die A-50 hält klanglich, was sie optisch verspricht. Mit<br />
klarer, fester Stimme setzt sie den Input des Spielers sensibel<br />
um. Sonore, straffe Bässe, knackige Mitten und durchsetzungskräftige<br />
Höhen bilden ein kraftvolles Klangbild, das<br />
auch höhere Ansprüche leicht erfüllen kann.<br />
Gleiches gilt verstärkt über Anlage gespielt – ein richtig<br />
guter Sound! Da kann man verschmerzen, dass der Klang -<br />
regler keine allzu große Wirkung hat und eher nur in Nuancen<br />
auf den tollen Gesamtsound wirkt.<br />
FAZIT:<br />
Optik, Verarbeitung, Bespielbarkeit und Klang ergeben ein<br />
stimmiges Gesamtbild, das zu überzeugen weiß – besonders<br />
angesichts des Preises. Eine Gitarre nicht nur für an spruchs -<br />
volle Einsteiger, sondern auch für preisbewusste „Working-<br />
Musicians“, die ein zuverlässiges Arbeitsgerät suchen.<br />
Test: Rufus Jahn / Fotos: Dirk Schlossarek<br />
Weitere Informationen: www.musicstore.de<br />
Erstklassige Verarbeitung<br />
bei Cutaway<br />
und Halsansatz<br />
FACTS:<br />
• Fabrikat: Fame<br />
• Modell: A-50 Gloss II<br />
• Typ: Grand Auditorium E-Acoustic mit Cutaway<br />
• Herkunftsland: China<br />
• Mechaniken: offen, verchromt<br />
• Hals: Mahagoni, C-Profil<br />
• Sattel/Stegeinlage: Knochen<br />
• Griffbrett/Steg: HPL<br />
• Halsbreite: am Sattel 44 mm<br />
• Bünde: 20<br />
• Mensur: 650 mm<br />
• Decke: Fichte, massiv<br />
• Korpus: Koa, laminiert<br />
• Oberflächen: Hochglanz<br />
• Elektronik: Fishman Sonitone<br />
• Gewicht: 2,0 kg<br />
• Preis: 333 €<br />
PLUS & MINUS:<br />
+ Hölzer, Hardware<br />
+ Design, Optik<br />
+ Bespielbarkeit, Werkseinstellung<br />
+ kraftvolle A- und E-Sounds<br />
+ Preis/Leistung<br />
– kleine Unsauberkeiten bei der Lackierung<br />
Zur Elektrifizierung der Klänge ist das tausendfach bewährte<br />
Fishman-Sonitone-System an Bord. Ein Piezo-Tonab neh -<br />
mer unter der Stegeinlage wird über zwei Rädchen am<br />
Schalllochrand unauffällig geregelt – eine kleine Kunst -<br />
stoffplatte hinten auf der Zarge bietet ein Klinke-Output<br />
und ein Batteriefach für schnellen Zugriff zum 9-Volt-Block.<br />
PRAXIS:<br />
Das mittelkräftige C-Profil des Halses und das Griffbrett mit<br />
44 mm Breite am Sattel bieten erwachsene Spiel be din gun -<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
60 PRODUKT-NEWS<br />
Die streng limitierten Vinyls werden schließlich auf der IFA<br />
an die wichtigsten TEAC-Kund*innen vergeben und ermöglichen<br />
dadurch den aufstrebenden <strong>Musiker</strong>*innen, in der<br />
In dustrie Bekanntheit zu erlangen.<br />
Guter Sound ist die Kernidentität von TEAC. Ohne gute<br />
Musik ist allerdings auch der beste Sound wertlos. Deswegen<br />
möchte TEAC seine Zusammenarbeit mit Interpret*innen<br />
ausbauen. „Recording Tomorrow“ soll aufstrebenden Ta -<br />
lenten aus allen Genres und sozialen Umfeldern die Chance<br />
bieten, ihre Kunst auf der Weltbühne zu präsentieren. Da<br />
liegt für TEAC nichts näher, als die Songs auf Vinyl zu pressen.<br />
TEAC ist einer der wenigen Hersteller, die neben verschiedenen<br />
Plattenspielern mit Bluetooth und High-End-<br />
Geräten für Audiophile auch noch Kassettendecks anbieten.<br />
So hält TEAC der analogen Tontechnologie nach wie<br />
vor stolz die Stange.<br />
DER SOUND VON MORGEN<br />
TEAC kündigt Talentsuche in Kooperation mit gigmit an<br />
Der japanische High-End-Audiohersteller TEAC gibt be -<br />
kannt, in Kooperation mit dem Artist-Booking-Anbieter gigmit<br />
einen besonderen „Call for Talents“ zu veranstalten. Vier<br />
aufstrebende Künstler*innen erhalten dabei im Rahmen der<br />
Aktion „Recording Tomorrow“ die Chance, ihre Songs auf<br />
einer exklusiven Vinyl zu platzieren.<br />
Nach einem Auswahlverfahren durch gigmit und TEAC werden<br />
die Gewinner*innen auf der HIGH END in München (19.<br />
Mai – 22. Mai) präsentiert. Neben der fertigen Platte, die<br />
auf der IFA <strong>2022</strong> in Berlin (2. September – 6. September)<br />
enthüllt wird, winken den Künstler*innen ein Preisgeld sowie<br />
zusätzliches High-End-Equipment von TEAC.<br />
Nähere Informationen zum Bewerbungsprozess und Ablauf<br />
für interessierte <strong>Musiker</strong>*innen finden sich direkt bei gigmit.<br />
Im deutschsprachigen Raum organisiert der europäische<br />
Distributor für Premium-Marken Aqipa den Vertrieb der<br />
hochqualitativen Audiolösungen von TEAC. Dazu zählen die<br />
stylischen Plattenspieler der TN-Serie und moderne Kas -<br />
set tendecks.<br />
Weitere Informationen:<br />
blog.gigmit.com/de/teac-recording-tomorrow_<strong>2022</strong>_de/<br />
eu.teac-audio.com/de-DE/<br />
TASCAM ERWEITERT<br />
SEINE PODCAST-STATION<br />
UM EINE REIHE<br />
NEUER FUNKTIONEN<br />
Tascam<br />
Podcast Editor<br />
Einfacher<br />
Audio-Editor<br />
für die Podcast-<br />
Erstellung<br />
Mit der veröffentlichten Firmwareversion 1.20 stattet Tascam<br />
seine Podcast-Station Mixcast 4 mit einer Reihe zusätzlicher<br />
Features aus, die Anwender sich noch ge wünscht hatten. So<br />
ist es nun möglich, die eingebauten Effekte auf mehrere<br />
Mikro fone gleichzeitig anzuwenden und durch An tippen der<br />
Pegelanzeigen für jeden Kanal separat ein- und auszuschalten.<br />
Zudem kann sich die Ducking-Funktion nun auch auf die<br />
mit den Sound-Pads abgespielten Klänge auswirken. Darüber<br />
hinaus haben die zuvor fest abgestimmten Audio eingänge<br />
über USB, Bluetooth und Mini klinke einen Eingangs pegel -<br />
regler erhalten, für die Pegel anzeigen gibt es eine Dezibel-<br />
Skala und Nutzer gelangen vom Hauptbild schirm aus schneller<br />
zu den Einstellungen für die einzelnen Eingänge.<br />
Das Firmware-Update steht zusammen mit einer Hand buch-<br />
Ergänzung ab sofort zum kostenlosen Download bereit.<br />
Weitere Informationen: www.tascam.eu<br />
www.musiker-online.tv
TITELSCHUTZANZEIGEN 61<br />
Titelschutzanzeigen müssen uns fertig layoutet<br />
zugesandt weden.<br />
Sie können nur noch gegen Bargeld<br />
veröffentlicht werden<br />
Anzeige 45 x 20 mm<br />
(fertig layoutet):<br />
20,– € für Mitglieder<br />
30,– € für Nichtmitglieder<br />
EDGAR WEILER<br />
„Will the circle be unbroken“<br />
VÖ: 15.01.2021<br />
edgar.weiler@weiler-legal.com<br />
RAYO DE LUNA<br />
„A Journey to…“<br />
VÖ: 08.05.2020<br />
info@martinschroer.de<br />
REIDAR JENSEN<br />
„Boundless“<br />
VÖ: 26.11.2021<br />
ww.reidarjensen.com<br />
GOLDMARIE<br />
„Awakening“<br />
DIE PLANK<br />
„Jetzt geht die Sonne auf“<br />
ENGELA<br />
„Hoid ma zam“<br />
VÖ: 11.12.2020<br />
VÖ: 17.04.2020<br />
VÖ: 15.10.2021<br />
www.oliwoodmusic.com<br />
franziskabubproduction.com<br />
www.die-plank.de<br />
www.angela-nebauer.de<br />
Oliver Deuerling | Sudetenlandstrasse 32 | 86633 Neuburg an der Donau<br />
FRANK PROFT<br />
„Wo bist du“<br />
PART OF THE CROWD<br />
„Time Machine“<br />
DORIAN BLACK<br />
„Berlin is not Germany“<br />
VÖ: 18.11.2020<br />
VÖ: 15.04.2020<br />
VÖ: 13.08.2021<br />
www.franziskabubproduction.com<br />
proft-live.de<br />
www.part-of-the-crowd.de<br />
www.dorian-black.de<br />
UDO OCHSENCOCKER<br />
Thomas Rieke – Teschendorf 17 – 29378 Wittingen<br />
GOLDMARIE<br />
„Bittersweet Misery“<br />
VÖ: 09.10.2020<br />
franziskabubproduction.com<br />
NIMA LINDNER<br />
„The truth behind“<br />
VÖ: 03.04.2020<br />
www.nima-lindner.de<br />
ECLIPSE SOL-AIR<br />
„Generation Y“<br />
VÖ: 13.08.2021<br />
www.eclipse-sol-air.de<br />
DORIAN BLACK<br />
„Down Wth You Love“<br />
VÖ: 28.08.2020<br />
JOGALO<br />
„Jogalo and the<br />
Funkey Fellas“<br />
VÖ: 18.02.2020<br />
CAPELLASTREET<br />
„Boys don’t cry“<br />
VÖ: 09.07.2021<br />
Urheberin & Production: Franziska Bub | www.franziskabubproduction.com<br />
Design & Graphic: Jeannine Platz, Joscha Radaj, Franziska Bub<br />
www.dorian-black.de<br />
jojobamusic@gmx.de<br />
www.capellastreet.de<br />
CD-Veröffentlichungen in den weltweiten<br />
digitalen Downloadportalen<br />
über<br />
– MUSIKER ONLINE –<br />
Infos: info@musikermagazin.de<br />
JÜRGEN TESCHAN DUO<br />
In Session“<br />
VÖ: 03.07.2020<br />
www.teschan.com<br />
CAPELLASTREET<br />
„Close to close“<br />
VÖ: 20.12.2019<br />
thiboe@gmx.de<br />
MARCUS GENARD<br />
„RISE“<br />
VÖ: 18.06.2021<br />
marcus-genard.com<br />
DIE SARGNÄGEL<br />
„Ars Vivendi“<br />
VÖ: 09.04.2021<br />
www.facebook.com/<br />
galahad.germany<br />
DORIAN BLACK<br />
„Take The Hard Way“<br />
18.06.2020<br />
www.dorian-black.de<br />
JAMBERRY<br />
„Schicksal“<br />
22.11.2019<br />
jamberry-music.de<br />
MARCUS GENARD<br />
„There must be something<br />
in the water“<br />
VÖ: 11.06.2021<br />
marcus-genard.com<br />
BARBARA ZANETTI<br />
„Wunder Natur“<br />
VÖ: 23.03.2021<br />
barbarazanetti.com<br />
DORIAN BLACK<br />
„Sounds Like A Melody“<br />
18.06.2020<br />
www.dorian-black.de<br />
DIE ROCKMEDIZINER<br />
„… auf Krankenschein“<br />
VÖ: 22.11.2019<br />
DORIAN BLACK<br />
„Karpov!“<br />
VÖ: 21.05.2021<br />
www.dorian-black.de<br />
THE LOST ART SOCIETY<br />
„Five Leaf Clover“<br />
VÖ: 05.03.2021<br />
www.facebook.com/<br />
alex.kingscall<br />
DORIAN BLACK<br />
„Take Me Out Of Here“<br />
18.06.2020<br />
www.dorian-black.de<br />
Jenna Akua Hoff<br />
„Happy Holidays“<br />
VÖ: 16.11.2019<br />
facebook.com/iamjennahoff<br />
MICK ZIMMER<br />
„Das Neue Jahr“<br />
VÖ: 07.05.2021<br />
mick-zimmer.com<br />
FRANK PROFT FEAT.<br />
SANDRA<br />
„Einsam“<br />
DORIAN BLACK<br />
„Your Room“<br />
FRANK PROFT<br />
„Stück zurück“<br />
FRANK PROFT<br />
„Mein Herz brennt“<br />
VÖ: 26.02.2021<br />
18.06.2020<br />
VÖ: 15.11.2019<br />
VÖ: 16.04.2021<br />
proft-live.de<br />
www.dorian-black.de<br />
www.proft-live.de<br />
proft-live.de<br />
STEFAN LAUTERBACH<br />
„Moments of truth“<br />
VÖ: 26.02.2021<br />
stefan.lauterbach@arcor.de<br />
DORIAN BLACK<br />
„Revenge“<br />
18.06.2020<br />
www.dorian-black.de<br />
JOGALO AND<br />
THE FUNKY FELLAS<br />
„Heat Buzz“<br />
VÖ: 03.03.<strong>2022</strong><br />
jogalo.de<br />
FRANK PROFT<br />
„Tage kommen, Tage geh’n“<br />
VÖ: 16.04.2021<br />
proft-live.de<br />
BLACKROY<br />
„Blood, Passion &<br />
Rock ’n’ Roll“<br />
29.01.2021<br />
www.facebook.com/<br />
blackroymetaldortmund/<br />
GOLDMARIE<br />
„Goldmarie“<br />
29.05.2020<br />
franziskabubproduction.com<br />
JARIDIS<br />
„Time and again“<br />
VÖ: 03.12.2021<br />
www.facebook.com/Jaridis-<br />
107200395127090<br />
LILLY & GEORG WITSCH<br />
„’S Leben“<br />
16.04.2021<br />
unseremusikwerkstatt.de<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
62 REZENSIONEN<br />
TOKUNBO<br />
»Golden Days«<br />
Nach 15 Jahren Tok Tok Tok und ihren ersten beiden Solo-<br />
Alben „Queendom Come“ (2014) und „The Swan“ (2018)<br />
hat Tokunbo nun ihren dritten Longplayer „Golden Days“<br />
veröffentlicht. Mit warmer, weicher und dennoch klarer<br />
Stimme, bei der man die Texte jederzeit bestens versteht,<br />
singt sie unangestrengt nostalgisch von goldenen Tagen<br />
und fragt dann, ob diese nicht vielleicht gerade jetzt da<br />
sind. Geerdet, reduziert und auf den Punkt produziert und<br />
komponiert, passt hier einfach alles zusammen. Als Folk Noir,<br />
der bei einigen Songs an Norah Jones erinnert, kann man<br />
das Album als American irgendwo zwischen Folk und Country<br />
einordnen. Melodisch und feinfühlig bringt Tokunbo das<br />
Golden-Days-Feeling auf die Platte. Wie ein goldener Herbst -<br />
tag, voller Vertrauen in sich und die Zukunft. Die Songs<br />
sind sehr gut produziert, die Texte und Arrange ments fügen<br />
sich zu einem erwachsenen Gesamtalbum, nach dessen<br />
Hören man selbst ganz zuversichtlich ist. Alles in allem eine<br />
Platte, die sicher auch bei Fans unterschiedlicher Genres<br />
Gehör und Gefallen finden wird. Eine klasse Sängerin, die<br />
ihre Stimme nie ganz ausreizt, tolle Kom positionen und<br />
Umsetzung machen „Golden Days“ zu einem Genuss für die<br />
Ohren.<br />
golden.tokunbomusic.com<br />
R.F.<br />
DAVID BETA<br />
»Wenn ich schonmal hier bin«<br />
Mit „Wenn ich schonmal hier bin“ hat David Beta ein wunderbares<br />
Deutschpop-Album geschaffen. Die Tracks des<br />
Wahlhamburgers sind mal beat-, mal melodielastiger. Mit<br />
seinem flowigen Sprechgesang bringt er jetzt schon ein<br />
bisschen Sommerfeeling auf die Boxen – vor allem „Leicht“<br />
und „Sommer“ tragen das Gefühl bereits im Titel. Mit Sonne<br />
und Meer aufgewachsen, schreibt er in „Meermensch“ und<br />
„Hurra“ über seine Wurzeln. Aber er schlägt auch nachdenklichere<br />
Töne an. Das Gefühl, für jemand anderen wenig<br />
tun zu können, außer für ihn da zu sein und zu warten, der<br />
Wunsch nach Verbindung oder einfach die Auseinander -<br />
setzung mit dem inneren Pessimisten oder der inneren<br />
Unruhe sind Themen seiner Songs. Kein Wunder, ist das<br />
Album doch während der Pandemie entstanden, wo bei vielen<br />
die eigenen Themen plötzlich in den Vordergrund rückten,<br />
weil es viel weniger Ablenkung gab. Insgesamt ein eingängiges<br />
Album mit prominenter Unterstützung von namhaften<br />
<strong>Musiker</strong>n wie Gitarrist Peter Koobs (u. a. Peter Maffay), Pianist<br />
Zoran Grujovski (u.a. Das Pack, Rosenstolz), sowie dem<br />
Bassisten und den Bläsern von Jan Delay: Ali Busse, Philipp<br />
Kacza, Johnny Johnson. Carstens steuerte nicht nur die<br />
Drums bei, er übernahm auch die Produktion zusammen<br />
mit Grujovski.<br />
davidbeta.de<br />
R.F.<br />
SANDRA AJTNER<br />
»My Future«<br />
Auf „My Future“ covert Sängerin Sandra Ajtner vier Songs<br />
von Superstar Billie Eilish. Keine einfache Angelegenheit,<br />
aber Sandra braucht den Vergleich mit ihrem Idol nicht zu<br />
scheuen. Eine ganze Spur poppiger und gefälliger im Ge -<br />
sang sind ihre Interpretationen richtig gut und könnten zu -<br />
weilen auch als Remixe funktionieren. Besonders „Everything<br />
I Wanted“ besticht vor allem durch die weniger depressive<br />
Interpretation. Das Piano und ein entspannter Dance-Beat<br />
verstärken die mutmachende Botschaft des Songs. Seit<br />
2017 ist Ajtner als professionelle Sängerin unter wegs, singen<br />
tut sie aber schon seit ihrem vierten Lebensjahr. Ihre<br />
wohlklingende Stimme fügt sich wunderbar in die Songs<br />
ein und man möchte gern mehr von ihr hören. „My Future“<br />
kommt wie bei ihrem Idol mit minimalistischen Beats daher,<br />
und gerade wem die Stimme von Billie Eilish etwas zu speziell<br />
ist, wird diese Version lieben. Auf „I
REZENSIONEN 63<br />
MEIN ELBA<br />
»Auftakt«<br />
„Welches ist der Albumname, welches der des Künstlers?“,<br />
mag man sich fragen, wenn man die türkis umrandete CD<br />
mit dem Foto eines entspannten Mannes auf dem Cover<br />
erstmals in den Händen hält und „Mein Elba“ und „Auftakt“<br />
liest. Um es abzukürzen: MEIN ELBA ist das Bandprojekt des<br />
<strong>Musiker</strong>s Carsten Schlegel, der mit „Auftakt“ sein Debüt -<br />
album veröffentlicht hat. Viel über den Künstler erfährt man<br />
auf seiner Homepage nicht; nur, dass er sich nach 20<br />
Jahren im Musikgeschäft dazu entschlossen hat, seinen<br />
eigenen Weg zu gehen, wobei er dem Gefühl folgt, das<br />
Richtige zu tun. Dieses Gefühl bestätigt sich in den zehn<br />
Songs des Debütalbums, das einen wirklich vielversprechenden<br />
Auftakt zu MEIN ELBAS Solokarriere hinlegt. Boden -<br />
ständig und authentisch fühlen sich seine Songs an, erinnern<br />
in Stimme und Text an die einiger anderer Vertreter<br />
der deutschsprachigen Popszene wie Bosse, Revolverheld<br />
und Co., wobei es MEIN ELBA mühelos schafft, den Pop-<br />
Songs seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Seine<br />
Musik macht Lust auf Urlaub: einen Roadtrip, bei dem der<br />
Fahrtwind durch die Haare streicht und man die CD laut<br />
aufdreht. Schon der Einstieg ins Album ist eindringlich. Direkt<br />
angesprochen fühlt man sich von dem Sänger, der im Intro<br />
Einblick in seine Lebensphilosophie gibt. Der mit Streichern<br />
unterlegte Refrain „Ich fang zum letzten Mal von vorne an“<br />
geht direkt unter die Haut, was auch an MEIN ELBAS eindringlicher<br />
Stimme liegt. Eine leichte Melancholie durchströmt<br />
die Songs, bei allem Willen zum Aufbruch darf der<br />
Blick in die Vergangenheit nicht fehlen. Von den alten Bravo -<br />
heften an maroden Tankstellen ist in „Abbruch Ausbruch“ die<br />
Rede, „Nicht mal Hundert“ erinnert an die Kindheit und<br />
Jugend im 99-Seelen-Dorf. Musikalisch gesehen bieten die<br />
Songs eine feine Palette an Popklängen von rockig bis poetisch.<br />
Bitte mehr davon!<br />
www.elba-musik.de<br />
L.K.<br />
BARBARA ZANETTI<br />
»47 (2001– 2021)«<br />
Emotionen stehen bei Barbara Zanettis Liedersammlung im<br />
Fokus. Sie selbst schreibt, dass die Lieder sie „zutiefst berührt<br />
und getragen, aber vor allem mit Freude erfüllt“ haben, und<br />
das merkt man jedem Song an. Auf „47“ sind abwechs-<br />
lungsreiche Liedperlen aus 20 Jahren Wirken als Lieder -<br />
macherin versammelt. Viele davon sind für besondere<br />
Anlässe entstanden: Jubiläumslieder für RUN FOR LIFE<br />
oder BIOLAND, eine Hymne für „Die Sportler des Jahres“<br />
2003 oder der offizielle WM-Song für die Biathlon World<br />
Championships in Antholz 2007. Die zweisprachigen Wurzeln<br />
und die internationale Aufgeschlossenheit der Südtirolerin<br />
finden sich auch in den Liedtexten wieder: Sie singt souverän<br />
auf Deutsch, Italienisch und Englisch. Neben emotionalen<br />
Songs, mit gefühlvoller klarer Stimme gesungen, finden<br />
sich zahlreiche schwungvolle Lieder auf der CD, die Zanettis<br />
Lebensfreude und positive Energie rüberbringen, darunter<br />
„Bergwärts“, „Fianco a fianco“ oder „Showdown“. Nun hat<br />
Barbara Zanetti aber noch mehr zu bieten als „nur“ schöne<br />
Lieder. Sie engagiert sich mit ihrer Musik politisch, wie in<br />
„Der Ring“ oder „Stand Up For African Mothers“ sehr deutlich<br />
wird. In „Der Ring“ singt sie gegen Propaganda und<br />
Gewaltfantasien, klagende Opportunisten und schweigende<br />
Korrupte. „Stand Up For African Mothers“ ist für die gleichnamige<br />
Kampagne der NGO Amref Health Africa entstanden.<br />
„No woman should die giving life to this earth, no child<br />
should cry because left motherless” – diese Zeilen fassen<br />
die wichtigen Gründe zum Aufruf „Stand up” zusammen.<br />
Alles in allem gibt „47“ einen wunderbaren Einblick in<br />
Zanettis Schaffen, das <strong>2022</strong> sicherlich noch nicht sein<br />
Ende gefunden haben wird.<br />
www.barbarazanetti.com<br />
L.K.<br />
GEREON STEFER<br />
»Setzkasten«<br />
Ton für Ton, Wort für Wort setzt der Singer-Songwriter Gereon<br />
Stefer die fünf Songs zusammen, die seine EP „Setzkasten“<br />
bilden. Mehr als seine Gitarre, seine Stimme, einige Bass -<br />
linien und Percussion-Rhythmen braucht er nicht, um fünf<br />
stimmungsvolle und doch sehr unterschiedliche handgemachte<br />
Songs zu schaffen. Auf einem weißen Blatt Papier<br />
ist der Eingangssong „Aller Anfang ist mehr“ entstanden, in<br />
dem der Sänger beschreibt, wie schwer alle Anfänge sind,<br />
wie sehr es sich letztendlich aber doch lohnt „einen neuen<br />
Schritt zu wagen, einen neuen Weg zu schlagen“. Denn „aus<br />
dem Nichts entstehen Sachen, wo sonst keine wären“. Wahre<br />
Worte, die zum Loslegen ermutigen. Der Wechsel ins<br />
Englische im zweiten Song kommt überraschend, aber man<br />
hört sich schnell ein. „Spinning“ ist eine locker-leichte Hymne<br />
an das Zusammensein als Verliebte. Mit dem Track „Komm<br />
doch rein“ hat Gereon Stefer beim 39. Deutschen Rock &<br />
Pop Preis in der Kategorie „Bester Deutscher Text“ abgesahnt.<br />
Zu Recht, denn der Text ist poetisch und nachdenklich,<br />
lädt mit dem Motto „Mach mal Pause von der Welt“<br />
zum Ausruhen und Innehalten ein. Auf „You always had<br />
a knack for slightly not-so-romantic places“ singt Stefer mit<br />
einer guten Portion Humor von seiner Freundin, die eine<br />
Vorliebe für eben nicht so ganz romantische Orte hat. Der<br />
Song bringt einen entspannten Bossa-Groove mit und bietet<br />
Raum für ein schönes Gitarrensolo. Romantisch geht es<br />
weiter mit dem Folgesong, in dem Stefer ganz frei von der<br />
Seele spricht: „Scheiße, ich hab’ dich gern“. Der einzige<br />
klare Gedanke, den er fassen kann, der aber zugegebenermaßen<br />
nicht ganz in ein Liebeslied passt. Gerade das macht<br />
den Song so sympathisch und trotz allem zu einem charmanten<br />
Liebeslied.<br />
stefer.eu<br />
L.K.<br />
ALWIN SMOKE<br />
»Six String Stories«<br />
Auf „Six String Stories“ frönt Alwin Smoke, wie der Titel<br />
schon verrät, seiner Liebe zur Gitarre. Vierzehn E-Gitarren-<br />
Instrumentals von Classic- bis Poprock finden sich auf der<br />
Scheibe. Mit seiner Strat nimmt er die Hörer*innen auf eine<br />
Reise durch Sphären aus Gitarrenklängen. Die Melodien<br />
stehen hier ganz im Vordergrund. So sind die Songs auch<br />
für Gitarrenskeptiker nicht zu schrill, die Effekte wohldosiert<br />
und der Klang wie auf „A New Life Of The Little Sparrow“<br />
angenehm warm und melodisch. „Remembrance At Mary“<br />
ist ein altes deutsches Volkslied, dem Alwin mit seiner<br />
Gitarre neues Leben einhaucht. Auf „Spency“ spielen Bass<br />
und Gitarre im Duett, während „Bumble Bee“ zum reinen<br />
Solo-E-Gitarren-Stück avanciert. Alwin Smoke spielt dabei<br />
alle Instrumente selbst ein und holt sich nur auf der Bühne<br />
Verstärkung an Bass und Schlagzeug. E-Gitarren-Fans werden<br />
ihre Freude an diesem Album haben.<br />
www.alwin-smoke-musik.de<br />
R.F.<br />
MATTES WISSING<br />
»Die Chronik«<br />
Auf seiner ersten Solo-CD liefert Mattes Wissing durchweg<br />
ehrliche, handgemachte Musik. Das Album ist eine Art<br />
musikalisches Tagebuch. Auf einer Zeitreise von den 70ern<br />
bis heute nimmt Wissing seine Hörerschaft mit durch sein<br />
musikalisches Tagebuch aus einer Mischung von Coverund<br />
eigenen Songs. Die Stücke sind zumeist so arrangiert,<br />
wie er sie auch live auf die Bühne bringt – mithilfe von<br />
Stompbox, Looper und Sizzle Board. Ab und an dient ihm<br />
auch die Gitarre als Rhythmusinstrument und wird sehr<br />
perkussiv genutzt, sodass die Songs der verschiedenen<br />
Dekaden hervorragend akustisch umgesetzt werden konnten.<br />
Das ganze Album ist irgendwo also auch eine Hom -<br />
mage an die Musik. Von Peter Gabriel über a-ha und U2 bis<br />
zu Gregor Meyle und sogar einem Song von Joris, obwohl<br />
er eigentlich kein Fan vom Deutschpop der 2010er ist. Alle<br />
8<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
64 REZENSIONEN<br />
Instrumente hat Wissing selbst aufgenommen, produziert<br />
und abgemischt, ein bisschen Unterstützung hat er sich<br />
aber dennoch ins Boot geholt. So singt zum Beispiel seine<br />
Frau Heike Wissing auf „I Want More“ mit und Stephan<br />
Schmitt spielt die Bluesharp für „She Hates Blues“ ein. Wer<br />
sich nun fragt, wie man einen Titel wie „Where The Streets<br />
Have No Name“ in Ein-Mann-Besetzung hinbekommt,<br />
wird sich freuen, dass der Looper hier so geschickt ein gesetzt<br />
wurde, dass im Zusammenspiel und mit dem Stomper<br />
trotzdem eine dichte Atmosphäre geschaffen werden kann.<br />
Verschiedene Genres werden hier verarbeitet und auch die<br />
Eigenkompositionen sind sehr unterschiedlich. Mal klingt<br />
eine Begeisterung für Shanty und Irish Folk durch, wie in<br />
„Sail On Rover“, dann gibt es ein bisschen Swing mit<br />
„Moccaschnäuzchen“. „Die Chronik“ ist ein sehr persönliches<br />
Album mit ganz viel Liebe zur Musik – klare<br />
Empfehlung für Fans akustischer Musik.<br />
https://www.matteswissing.de<br />
R.F.<br />
KROHN BAND<br />
»The Missing Link«<br />
Als „Advanced Hippie Music“ bezeichnet die Münchener<br />
Krohn Band selbst ihre Musik und liefert damit den perfekten<br />
Soundtrack für lange Autofahrten. Verschiedene Musik -<br />
stile mal eher rockig, bluesig oder jazzig wie auf „Kiss On<br />
The Moon“ finden sich auf dem Tonträger wieder und die<br />
erfahrenen <strong>Musiker</strong> liefern gut eingespielte Handwerks -<br />
kunst. Mit Ausnahme einer Coverversion von Dylans „Like<br />
A Rolling Stone“ alles Eigenkompositionen von Sänger und<br />
Gitarrist Hans-Peter Krohn. Drums, Percussion, Bass, Saxo -<br />
fon, Flöte, Klarinette und weitere Sänger*innen komplettieren<br />
den Sound der Krohn Band und bieten viele Möglich -<br />
keiten für unterschiedliche Genres. In „Baked Potatoes“,<br />
einem Instrumentalstück, steht die Gitarre ganz im Vor der -<br />
grund und entführt auf eine melodische Reise. Den Titeltrack<br />
„The Missing Link“ nutzt die Besetzung geschickt aus, indem<br />
sich Saxofon und Gitarre in bester Call-and-Response-<br />
Manier abwechseln. Die Lyrics der Songs basieren zu großen<br />
Teilen auf persönlichen Beobachtungen und sind zuweilen<br />
sehr reflektiert und zeitkritisch. Alles in allem ein abwechslungsreiches,<br />
handwerklich gutes Album.<br />
www.krohnband.com<br />
R.F.<br />
UNITED<br />
»Musicians Against Poverty,<br />
Pro Health«<br />
<strong>Musiker</strong> aller Genres haben sich für einen Sampler zusammengetan,<br />
um das Projekt Armut und Gesundheit in<br />
Deutschland e.V. zu unterstützen. Zum Projekt: Der Verein<br />
setzt sich für Arme und Obdachlose ein, um ihnen Zugang<br />
zu medizinischer und sozialer Unterstützung zu verschaffen.<br />
Ob in der ambulanten Arztpraxis für Bedürftige, mit<br />
dem Arztmobil beim Mainzer Modell oder bei verschiedenen<br />
Einsätzen im Ausland. Wie auf der Vereins-Homepage<br />
vorgestellt, handelt es sich um einen sozialen Verein mit<br />
vielen unterstützenswerten Projekten. Armut und Ge sund heit<br />
in Deutschland e.V. ist Mitglied in der nationalen Armuts kon -<br />
ferenz (NAK) und der Landesarmutskonferenz Rheinland-<br />
Pfalz (LAK). Es handelt sich also um eine Charity-CD mit<br />
dem Titel „UNITED – United Musicians Against Poverty,<br />
Pro Health“. Nicht nur für den guten Zweck lohnt sich die<br />
Anschaffung des Silberlings. Es finden sich darauf musikalische<br />
Leckerbissen aus den verschiedensten Diszipli nen:<br />
ALLY THE FIDDLE rockt beim Opener „Distance“ die Geige.<br />
Die Stromgitarren treiben das Barockwerk mit Double Bass<br />
Drum in ein Metallgewitter. Gaby Weihmayer rockt mit LABEL<br />
Z den Song „Go To Pot“. Ein Groove-Metal-Megalith. RAIMLER<br />
BENZ beweist, er hat mit „Nicht recht!“ einen echt guten Flow<br />
im Deutsch-Rap-Stil. Weitere Künstler auf dieser lohnenswerten<br />
Sammlung Musik sind BACKDOOR CONNECTION,<br />
ATOMIC PICNIC PROJECT, STANZI JOY und viele mehr. Gutes<br />
tun und Gutes hören! Erhältlich bei Atomic Picnic Records.<br />
www.armut-gesundheit.de/was-wir-tun/ C.S.<br />
ZYDECO ANNIE & SWAMP CATS<br />
»Louisiana Christmas Night«<br />
Augen schließen und an die schönste Zeit des Jahres denken<br />
– ZYDECO ANNIE & SWAMP CATS versetzen einen mit<br />
ihrer CD „Louisiana Christmas Night“ direkt in die besinnliche<br />
Weihnachtszeit zurück. Besinnlich ist die Zeit bei der<br />
Band jedoch nur manchmal, auf dem Eingangssong „Le<br />
Temps Est Venu“ zum Beispiel, und umso fetziger geht es<br />
in anderen Songs zu. Zu „Nous Nous Amusons“ will man<br />
sofort die Beine schwingen, da kommt der Rhythmus von<br />
New Orleans direkt ins deutsche Wohnzimmer geflogen.<br />
Ein paar Klassiker dürfen auf der CD nicht fehlen: Die Band<br />
hat ihre ganz eigenen Arrangements von „Let It Snow“, „Silent<br />
Night“ oder „Jingle Bells“ im Gepäck. „Blue Christmas“ startet<br />
mit einem coolen Klaviersolo und wird ebenfalls mit einem<br />
durchgängig groovigen Südstaaten-Anstrich präsentiert –<br />
dabei macht Sänger Frederic Berger fast schon Elvis Kon -<br />
kurrenz. Traurig klingt hier nur der Text. „Les Enfants Sont<br />
Tres Heureux“ wird mit einer charmanten Schnod drig keit<br />
vorgetragen. Durchweg positiv fallen die Soli auf, in denen<br />
sich alle Instrumente und Bandmitglieder immer wieder<br />
präsentieren können. Zum nächsten Weihnachtsfest sollte<br />
man die CD definitiv wieder hervorholen und seine Familie<br />
auf eine weihnachtliche Reise vom kalten Norden bis in den<br />
heißen, rhythmischen Süden der USA mitnehmen.<br />
www.zydecoannie.de/konzerte.html L.K.<br />
REIDAR JENSEN<br />
»Boundless«<br />
Er ist ein Reisender, der vor 40 Jahren seine Heimat Nor -<br />
wegen verließ. Als international arbeitender IT-Manager traf<br />
Reidar Jensen Menschen in vielen Regionen der Welt. Er<br />
hörte zu, tauschte sich aus und lernte ihre Kulturen kennen.<br />
Diese vielschichtigen Erfahrungen und Begebenheiten in -<br />
spirierten ihn zu seinen Song-Geschichten. Als Singer-<br />
Songwriter/Gitarrist hat er viel zu erzählen und sieht sich in<br />
der Tradition eines Bob Dylan oder Donovan. So auch in<br />
„Boundless“, seinem aktuellen Album. Es steht wieder in<br />
einer Reihe des nordischen Folk, den er als Protagonist mitprägt.<br />
Gleich eine ganze Reihe von Preisen dürften sein<br />
Musik zimmerregal zieren. Exemplarisch sind diese: 4 & 5<br />
Stars beim „UK Songwriting Contest 2021“. Beim<br />
Deutschen Rock & Pop Preis 2016 und 2017 u. a. „bester<br />
englischsprachiger Text“, 1. Platz, sowie die Top-Platzierung<br />
„bestes traditionelles Weltmusikalbum“ und mehrere<br />
Zweitplat zie rungen in der Kategorie Folk Rock. Der Mann<br />
mit der markant rauchigen Stimme erhält in seinen Werken<br />
vorzügliche Unterstützung seiner Instrumentalisten. Diese<br />
sind im Gegen satz zum einstimmigen und markanten<br />
Vokaleinsatz Jensens virtuos und breit besetzt. Bläsersätze,<br />
Querflöte, Piano, Organ, mal dezent, mal im Breitband-Sound,<br />
malen die Songs auf dem neuen Album „Boundless“. Diese<br />
Beset zung ist ein Maximum an Musikalität. Um nur einige<br />
der Instrumentalisten zu nennen: David Pèrez Luna am<br />
Bass, Keys, Drums; Rómer Avendano, Gitarren, Ukulele;<br />
Carlos Ferrer am Cello und Josefien Kieppe an diversen<br />
Saiten instrumenten. Sie werten das Album in eine professionelle<br />
Dimension auf. Die Songs verströmen einen sanften<br />
Opti mismus, wie wir ihn dringend benötigen. „What You<br />
Are“ ist der Opener, der nur als eine Liebeserklärung an die<br />
Herzens dame zu verstehen ist. Das Berlin der 1930er ist<br />
www.musiker-online.tv
REZENSIONEN 65<br />
Thema von „Swing Life 1931“. „When you are with me, you<br />
light up all of me (...)“ klingt wieder nach Liebesballade im<br />
beschwingten Mid-Tempo. „Smell Of Fear“ thematisiert die<br />
Dramen der Gegenwart mit Lockdown und einer geteilten<br />
Welt. Reidar Jensen beschwört, erzählt und singt im Gewande<br />
dieser schönen Produktion, die Extrasterne verdient. Wunder -<br />
bar für die Anhänger des Songwriter Rock-Pop!<br />
www.reidarjensen.com<br />
C.S.<br />
BRUTAL VISION<br />
»Volume 4«<br />
Aus dem Hause Noizgate kommt der Sampler von Deaf -<br />
groundrecords als bereits vierte Ausgabe. 33 Bands aus sieben<br />
Ländern präsentieren feinsten Metal in all seinen Facet -<br />
ten. Zehn Gewinner aus einem Online-Voting fanden Platz<br />
auf diesem expliziten Sampler mit zwei silbernen Ton trägern.<br />
CD 1 trägt den Untertitel „Dystopia“, CD 2 „Utopia“. Es geht<br />
hart zur Sache. Als Feinheiten und Subgenres können hier<br />
unter anderem Death Metal und Grindcore genannt werden.<br />
Jedenfalls gibt es viele Growls beim Gesang. Gelegentlich<br />
finden Melodien Eingang in derbe und brutale Metal-Riffs.<br />
CRITICAL MESS lassen mit ihrem Titel „Generation Fork“ Black<br />
Sabbath mit ihren Doom-Riffs erinnern. Die fauchende<br />
Stimme von Shouterin und Cover-Art-Model Mara Bach lädt<br />
bei „Totentanz“ mit ihrer Band MIR ZUR FEIER zur Wall Of<br />
Death ein. CHARGER bewegen sich mit „Automatical War“<br />
im melodiösen Power Speed Metal. PSYCHO TOASTER erinnern<br />
gesanglich wiederum an Type O Negative in „Lights<br />
Out“. Nach Genuss von „Dystopia“ geht die Reise auf CD 2<br />
nach „Utopia“. Melodiös und orientalisch lassen GRAI mit<br />
einer bezaubernden Frauenstimme im Song „Of Dead Water“<br />
erschaudern. Was bringt uns die Zukunft? Eine überraschende<br />
Antwort bieten die Macher des Albums mit dem letzten<br />
Song auf der Liste: NIKA TIMOS lässt es mit „Crash“ krachen<br />
– aber: im Disco-Sound! Fazit: Metal wird weiblicher.<br />
Und Metal bleibt beinhart!<br />
www.noizgate.com<br />
C.S.<br />
PAUL BARTSCH & GUTFREUND<br />
»Lieder vom Kommen und Gehen«<br />
Als gesamtdeutscher Liedermacher hat dieser Künstler sich<br />
schon längst einen Namen gemacht. Als Bartsch & Band,<br />
Bordkapelle und heute mit dem aktuellen Album als PAUL<br />
BARTSCH & GUTFREUND. Er ist und bleibt ein Garant für<br />
poetischen deutschsprachigen Rock und Folk. „Lieder vom<br />
Kommen und Gehen“ ist ein Album im besten akustischen<br />
Liedermacherstil mit einem Hang zum Rock und entsprechender<br />
elektrifizierter Besetzung. Slide-Gitarren, Bläser und<br />
Trommeln klingen wohltuend analog produziert. Mit dabei:<br />
Michael Lehrmann (guit.), Felix Lehrmann (dr.), Gerd Hecht<br />
(keys), Thomas Feinert (Geige) und viele weitere. PAUL<br />
BARTSCH (Gesang, Mundharmonika) ist ein Poet, wie es<br />
sich in jedem Sätzchen Text herauskristallisisert: „Der<br />
Kompass drehte durch und war am Ende ...“. So heißt es in<br />
„Odyssee“ – eine Retrospektive über die deutsch-deutsche<br />
Wende? Eine Standortbestimmung oder eine Perspektive?<br />
Um beim Thema zu bleiben, rockt der Ostalgie-Blues mit<br />
einem angedeuteten Bad-Moon-Rising-Riff. Warum nun ein<br />
Album zu besprechen wäre, wird mir im Song „Ballade“ von<br />
dem, was es so niemals gab, glasklar vor Augen geführt. Musik<br />
ist nicht um ihrer Selbst willen oder um des Künstlers willen<br />
Kunst. Allein ein Lied wie dieses ist Grund genug, Musik als<br />
wunderbar und Poesie als bereichernd zu sehen und zu<br />
hören. PAUL BARTSCH & GUTFREUND präsentieren Lieder<br />
mit einer umwerfenden Selbstverständlichkeit. Wohl das<br />
Beste, was gesamtdeutscher Liedermacher-Rock heute ist.<br />
Und wie BARTSCH selbst hofft: demnächst auch wieder live!<br />
www.zirkustiger.de<br />
C.S.<br />
LILLY + GEORG WITSCH<br />
»’s Leben«<br />
Mal jazzig, mal poppig, mal soulig, mal bayerische Texte,<br />
mal Hochdeutsch – Lilly und Georg Witsch präsentieren auf<br />
ihrem Album „’s Leben“ einen vielseitigen Mix ihrer musikalischen<br />
Schaffensperioden. Aufgenommen im eigenen<br />
Studio in der Nähe des schönen Ammersees, geht es auch<br />
viel um die Natur. „Wia a Fisch im Wasser“ greift genau die<br />
Atmosphäre am See auf und wie sich Natur und verschiedene<br />
Tageszeiten im Wasser spiegeln. „Sommer“ ist voller<br />
melancholischer Gedanken an die warme Jahreszeit und man<br />
freut sich schon auf den kommenden. Neben der Natur finden<br />
sich aber auch andere Themen wie Liebe, das Nacht leben<br />
oder die verschiedenen Rollen, die man im Alltag spielen<br />
muss („Spieglein, Spieglein“), auf dem Album. Die Lieder aus<br />
dem Leben und über das Leben sind unterhaltsam, stimmen<br />
manchmal nachdenklich und doch wohnt ihnen allen<br />
ein gewisser Optimismus inne. Gerade für Zuhörer*innen,<br />
die Musik mit einer persönlichen Note oder charmantem<br />
Dialekt zu schätzen wissen, sei dieses Album wärmstens<br />
empfohlen.<br />
unseremusikwerkstatt.de<br />
R.F.<br />
FREE WAVE JAZZ BAND<br />
»Life Keeps Moving On«<br />
Die FREE WAVE JAZZ BAND versammelt auf ihrem neuesten<br />
Album eine ganze Reihe verschiedene Sub-Genres. Von Swing<br />
über Latin und sogar Blues zu Jazz-Funk und Modern Jazz hält<br />
die Band eine bunte Mischung an Songs bereit. Pu risten finden<br />
immerhin Interpretationen dreier bekannter Jazz-<br />
Standards, unter anderem „How Sensitive“ von Carlos Jobim.<br />
Der Rest setzt sich aus den einfühlsamen Kom po sitionen von<br />
Gitarrist Marcus Schmitt zusammen. So auch der Titeltrack<br />
des Albums. Während „Fishin“ eher im Modern Jazz zu verorten<br />
ist, bringen die fünf mit „Natural Indigo“ eine tolle Jazz-<br />
Fusion auf Platte. Komplettiert wird die Band um Marcus<br />
Schmitt durch Charly Thomass (Keyboard), der mit einigen<br />
Jazz-Größen wie Klaus Doldinger zusammengearbeitet hat,<br />
Gudrun Zajicek (Vocals), die schon beim „Munich Swing Or -<br />
ches tra“ sang, Christoph Naleppa (Tenor- und Sopransaxofon),<br />
Andreas Urich (Kontrabass) und Andi Gleixner (Schlag zeug).<br />
Ein abwechslungsreiches Album für einen stilvollen Abend.<br />
www.free-wave-jazz-band.de<br />
R.F.<br />
ACHIM SCHULTZ<br />
»The Little Clown«<br />
Ein schelmischer Clown blickt träumend vom CD-Booklet in<br />
die Welt. „The Little Clown“ ist der Schelmenstreich des<br />
Studio-Masters und Multi-Instrumentalisten Achim Schultz.<br />
Der Hang zu den Fab Four ist auf seinem neuen Studiowerk<br />
nicht zu überhören. Die sanfte Stimme schmeichelt zur vielfältigen<br />
Instrumentalisierung, die zur Gitarren-Bass-Schlag -<br />
zeug-Besetzung für Farbpunkte sorgt. Er transportiert seine<br />
melodiösen Home-Recording-Ergüsse in einer wohlgefälligen<br />
Verve ans geneigte Gehör. Ambitioniert und überzeugt<br />
rockt er in „Feelings“. Die Chorus- und Begleitstimme von<br />
Sandrina Sedona weiß hier sowie in weiteren Songs des<br />
Albums zu überzeugen. In „Swinging 60‘s“ erzählt uns<br />
Achim Schultz von wilden Zeiten in London als „hardest city“.<br />
Heiße Scheibe für laue Frühlingsabende!<br />
www.achim-schultz.de<br />
C.S.<br />
REZENSENTEN: R.F. – RONJA FRICK<br />
L.K. – LINDA KNAUER<br />
C.S. – CHRISTIAN SCHÖNING<br />
1/<strong>2022</strong> musiker MAGAZIN
66 KLEINANZEIGEN<br />
SUCHE<br />
Wir sind auf der Suche nach einem<br />
Gitarristen für unser Recording-<br />
Projekt. Die Richtung ist Rock mit<br />
deutschen Texten. Du solltest die<br />
Möglichkeit haben, dein Instrument<br />
aufzunehmen und die Dateien per<br />
Internet zu verschicken.<br />
Ziel ist es, die zweite CD zu<br />
produzieren. Gerne schicken wir bei<br />
Interesse MP3-Files.<br />
Kontakt: basicmann63@gmx.de<br />
0178 2930837<br />
Rock & Pop Schule aus Kiel sucht<br />
Teilhaber*in! Mehrfach bundesweit<br />
ausgezeichnet! 25 Jahre Rock ’n’<br />
Roll! Gute Verdienstmöglichkeiten.<br />
Infos: www.rockpopschule.de<br />
Bewerbungen bitte an:<br />
info@rockpopschule.de<br />
Es wird für eine kleine Europa-Tour<br />
mit zehn Gigs ein live-erfahrener,<br />
handfester, semiprofessioneller/<br />
professioneller, clickfester<br />
Drummer und Percussionist<br />
gesucht. Die Tour wird für Oktober<br />
gebucht. Tourstart in Köln, Dauer 12<br />
Tage. Stil: Rock<br />
Verlauf: NL B D Tschechien A<br />
Kontakt: aldrummer9@gmail.com<br />
DIVERSE<br />
OLIWOOD Music<br />
hybrid filmscore & sounddesign<br />
Tel: 01577 28 76 811 oder<br />
01520 199 1041<br />
www.oliwoodmusic.com<br />
SONGTEXTE WANTED?<br />
Beachte meine Formatanzeige auf<br />
dieser Seite!<br />
Andreas Sutter<br />
0171-49 66 11 7 * sutter@was.de<br />
Zum Verkauf steht eine<br />
d&b-Anlage:<br />
• 2 x Q 10 Topteile<br />
• 4 x Q Sub Bassboxen<br />
• 2 x D 12 Endstufen<br />
• Trussaufnahmen komplett<br />
• 2 x Schwenk-Montagebügel<br />
• 2 x TV-Zapfen mit Befestigungsplatte<br />
• 2 x Rohrkralle für TV-Zapfen<br />
• Verkabelung<br />
• Abdeckkappen Alu für Bassboxen<br />
12 000 € + MwSt. anbieten<br />
Anfragen bitte an: Klaus Wessel,<br />
k-m.wessel@gmx.de<br />
Seit 2017 – heute werden<br />
meine Texte jährlich in<br />
Folge platziert:<br />
Vier x Platz 1<br />
Zwei x Platz 2<br />
+++ANZEIGENINDEX+++<br />
Für Songtext-Verwerter fertige ich unverbindlich<br />
Auftragsarbeiten an! Mein Fundus an fertigen<br />
Texten bietet zudem eine große Auswahl!<br />
für jedes Genre by Andreas A. Sutter<br />
+49-(0)171 - 49 66 11 7, sutter@was.de, www.was.de<br />
ERFOLGREICH IN DER<br />
ROCK & POP MUSIK<br />
KNOW HOW – FAKTEN – BERICHTE – VERTRÄGE<br />
OLE SEELENMEYER<br />
VERLAG MUSIKER PRESS<br />
ERFOLGREICH IN DER ROCK & POP MUSIK<br />
OLE SEELENMEYER<br />
DAS MUSIK- UND MEDIENBUCH<br />
FÜR ROCK & POPMUSIKER,<br />
KONZERTVERANSTALTER, KONZERTVERMITTLER,<br />
MANAGER, PRODUZENTEN, STUDIOS, LABELS,<br />
MUSIKVERLAGE UND MUSIKERINITIATIVEN<br />
ERFOLGREICH<br />
IN DER<br />
ROCK & POP<br />
MUSIK<br />
KNOW HOW - FAKTEN - BERICHTE - VERTRÄGE - KULTUR<br />
VERLAG MUSIKER PRESS<br />
Jetzt bestellen:<br />
Alfred Music Publishing...........…...............…….....33<br />
Almased...........….........................................…….....09<br />
König & Meyer………………..........................…….21<br />
Music Store..........…......................….................…4U<br />
936 Seiten<br />
€ 50,–<br />
FÜR DRMV<br />
MITGLIEDER € 25,–<br />
Der professionelle Ratgeber für Rockund<br />
Popmusiker<br />
aller musikstilistischen Bereiche!<br />
Über 270 verschiedene Themen über<br />
die gesamte Musikbranche!<br />
Über 170 verschiedene Musterverträge<br />
aus der Musikbranche!<br />
<strong>Musiker</strong> Press, Kolberger Str. 30, 21339 Lüneburg<br />
Telefon: 0 41 31 23 30 30 | Mail: info@drmv.de<br />
Online: www.musiker-online.com/service/erfolgreich-in-der-rock-und-pop-musik<br />
Vorauskasse – Bar/Überweisung | Nachnahme<br />
(zzgl. € 4,39 Versandgebühren) (zzgl. € 11,90 Versand- und Nachnahmegebühren)<br />
musiker<br />
MAGAZIN<br />
Herausgeber:<br />
Kulturelles Jugendbildungswerk e.V.<br />
Kolberger Straße 30, 21339 Lüneburg<br />
Telefon: 0 41 31/2 33 03-0<br />
Telefax: 0 41 31/2 33 03 15<br />
www.musiker-online.tv<br />
www.musikermagazin.de<br />
Kontoinhaber: K.J.B.W.<br />
IBAN: DE25200100200571988204<br />
Kreditinstitut: Postbank Hamburg<br />
BIC: PBNKDEFF<br />
Redaktion<br />
Kolberger Str. 30<br />
21339 Lüneburg<br />
Telefon: 0 41 31/2 33 03-0<br />
Fax: 0 41 31/2 33 03 15<br />
Verantwortl. Redakteur (V.i.S.d.P.):<br />
Ole Seelenmeyer, os@musiker-online.com<br />
Freie Mitarbeiter und Gastautoren:<br />
Norbert Aping, Georg Berhausen-Land,<br />
Leonie Förster, Ronja Frick, Linda Knauer,<br />
Katja Rake, Christian Schöning, Karsten Wolff<br />
Anzeigenleitung:<br />
Ole Seelenmeyer<br />
Anzeigenassistenz:<br />
Katja Rake<br />
Zurzeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 37<br />
vom 1. Januar <strong>2022</strong> gültig.<br />
Layout:<br />
Ana Seelenmeyer<br />
Lektorat:<br />
Heike Funke<br />
Druck:<br />
L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG<br />
DruckMedien<br />
<strong>Musiker</strong> <strong>Magazin</strong> erscheint 4 x jährlich<br />
Copyright und Copyrightnachweis für alle<br />
Beiträge: Nachdruck, auch auszugsweise,<br />
sowie Vervielfältigungen jeder Art<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />
Heraus gebers. Druckirrtümer vorbehalten.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
stellen nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion dar.<br />
ISSN 1618-386X<br />
Pro Music..........………....................................….....66<br />
T-Shirt Drucker.............….....................................49<br />
Tascam..............…...........................…....….............3U<br />
WAS – Andreas Sutter..….......................................66<br />
+++ANZEIGENINDEX+++<br />
www.musiker-online.tv