Spectrum_03_2022
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UNIPOLITIK
Text Mara Wehofsky
Foto ZVG
Bunte Boxen
gegen rote Flecken
An der Universität Freiburg befinden sich in einigen Toiletten seit neustem
bemalte Boxen mit kostenlosen Hygieneprodukten. Spectrum hat sich gefragt:
Warum eigentlich? Claire Lacour, Mitglied bei EquOpp, klärt auf.
as haben Schnittblumen, Hundefutter,
W Viagra und die elektronische Ausgabe
des Tageanzeigers gemeinsam? Richtig,
sie werden mit dem reduzierten Schweizer
Mehrwertsteuersatz von 2,5% besteuert.
Interessanterweise werden Menstruationsprodukte
immer noch mit dem Normalsatz
von 7,7% besteuert. Menstruationsprodukte
sind für Menschen, die unter Periodenarmut
leiden, ein Luxusprodukt. Die Studierendenorganisation
EquOpp der Universität
Freiburg will dem entgegenwirken.
Was habt ihr genau gemacht?
In unseren Menstruationsboxen aus Holz
befinden sich Tampons und Binden.
EquOpp wird sich einmal im Monat ums
Auffüllen kümmern, aber es wäre natürlich
toll, wenn dies auch von anderen übernommen
würde.
Unser Projekt entwickelten wir in mehreren
Phasen: Zuerst die «Bauphase», danach die
«Installationsphase», die wir in Zusammenarbeit
mit dem Hausmeister der Universität
durchgeführt haben. Nun schauen wir mal,
wie die Boxen ankommen, wie und ob sie
genutzt werden und inwiefern sich andere
Studierende daran beteiligen. Unser Projekt
entspricht auch Initiativen an anderen Universitäten
(z. B. in Genf oder an der ETH
Zürich) und einer Bewegung auf der Ebene
der kantonalen Politik.
Was hat euch dazu motiviert, kostenlose
Menstruationsprodukte in den
Toiletten der Universität bereitzustellen?
Periodenarmut bedeutet, dass sich menstruierende
Menschen nur wenige oder gar keine
Hygieneprodukte leisten können. In der
Schweiz sind vor allem Obdachlose und in
prekären Verhältnissen lebende Menschen,
aber auch Studierende mit knappen Budgets,
jeden Monat von dieser zusätzlichen
finanziellen Belastung betroffen. Wenn diese
Produkte nicht zugänglich sind, kann es
zu unangenehmen oder sogar gefährlichen
Situationen kommen, wie z. B. der Verwendung
von weniger hygienischen Produkten.
Daher ist es wichtig, dass diese Produkte
zugänglich sind, vor allem in Schulen und
anderen öffentlichen Gebäuden. Dadurch
verhindern wir, dass die Betroffenen wegen
ihrer Menstruation der Schule oder Arbeit
fernbleiben müssen. Wir sensibilisieren
auch für das Problem, indem diese Boxen
zur Verfügung gestellt werden.
Wie wurde das Projekt angenommen?
Habt ihr hierzu Feedback erhalten?
Bisher haben wir sehr positive Rückmeldungen
erhalten, entweder anonym, indem
uns eine Nachricht in dem dafür vorgesehenen
Feld auf den Boxen hinterlassen wurde,
oder per E-Mail und Instagram. Unser Projekt
hat auf eine klare Nachfrage reagiert.
Wir wurden auch gefragt, warum es nur Boxen
in Damentoiletten gibt, obwohl sie auch
von Transpersonen benötigt werden. Eine
Box war für eine Männertoilette gedacht,
wir haben uns aber entschieden, diese in die
Behindertentoilette (PER 10) zu stellen, da
wir momentan nur über eine kleine Anzahl
an Boxen verfügen.
Ist es nur eine kurzfristige Idee oder
soll dies ein permanentes Projekt an
der Uni Freiburg werden?
Die Idee war von Anfang an, dass EquOpp
dieses Pilotprojekt über einen Zeitraum von
sechs Monaten laufen lässt. Danach soll es
von der Universität auf kantonaler Ebene
übernommen und zu einer fixen Einrichtung
werden. Wir wünschen uns, dass
mehr Boxen vom Kanton aufgestellt werden.
Diesbezüglich befinden wir uns noch
im Gespräch. P
10 spectrum 05.22