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Spectrum_03_2022

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GRÜNES BLATT

Text Oliver Clemente

Illustration Unsplash

Kompostieren ja, aber wo?

Wo man Grüngut in Freiburg entsorgen kann und warum

dies wichtig ist.

Bestimmt haben sich schon viele Studierende

in Freiburg gefragt, wo sie ihre

Küchen- und möglicherweise Gartenabfälle

entsorgen können. Zu oft finden sich diese

stofflich wertvollen Abfälle im normalen

Hauskehrrichtsack wieder. So enthält ein

durchschnittlicher Kehrrichtsack in der

Schweiz ungefähr einen Drittel Bioabfälle.

Problematisch ist dies insofern, als die Stoffe

sinnvoll verwendet werden könnten, statt

sie einfach mit dem Hausmüll zu verbrennen

und dabei unnötig CO2 freizusetzen.

Organische Abfälle finden einerseits als

Dünger im Garten oder der Landwirtschaft

Verwendung. Dazu müssen die Abfälle kompostiert,

das heisst von Kleinstlebewesen zu

nährstoffreichem Humus zersetzt werden.

Gemäss «Swissrecygling» erhöht Hummus

die Rückhaltefähigkeit von Wasser, ist bodenverbessernd

und kann so den Einsatz

von chemischem Dünger vermindern. Andererseits

kann organischer Abfall aber

auch zu Biogas umgewandelt werden und

damit als erneuerbare Energie zum Heizen

oder zur Stromproduktion genutzt werden.

Wo entsorgen?

In der Stadt Freiburg gibt es unterschiedliche

Möglichkeiten Küchen- und Gartenabfälle

zu entsorgen. So bietet der Botanische

Garten der Universität Freiburg die kostenlose

Entsorgung von organischen Abfällen

an. Durch eine trichterförmige Röhre rutschen

die mitgebrachten Küchenabfälle direkt

auf den Kompost des Gartens. Erlaubt

sind dabei weder Speisereste noch Etiketten

oder Teebeutel. Auch kompostierbare

Abfallsäcke dürfen nicht auf dem Kompost

deponiert werden. Diese können in bereitgestellte

Abfalleimer geworfen werden.

Eine weitere Möglichkeit ist, das Grüngut

durch die Stadt abholen zu lassen. Jeden

Dienstag sammeln Angestellte der Stadt

Freiburg die organischen Abfälle ein. Dafür

muss ein normierter Grüncontainer mit einer

offiziellen Klebeetikette (und Andresse

des*r Besitzer*in) vor 06:45 Uhr am Strassenrand

deponiert werden. Wie der Bota-

nische Garten verbietet auch die Stadt Freiburg

die Entsorgung von Speiseresten und

kompostierbaren Abfallsäcken. Als dritte

Möglichkeit kann Grüngut direkt zur Sammelstelle

Neigles unterhalb der Poyabrücke

gebracht werden, wo es später zu Biogas

oder zum sogenannten Reifekompost für

die Landwirtschaft umgewandelt wird.

Für nicht wenige Studierende scheinen diese

Möglichkeiten aber unpraktisch zu sein,

sei es, weil sie entweder zu weit weg vom

Botanischen Garten oder der Sammelstelle

Neigles wohnen oder aber, weil sie als Wochenaufenthalter*innen

und Mieter*innen

vom Entscheid der Immobilienbesitzer*innen

abhängig sind, ob ein Grüncontainer in

ihrem Quartier angeschafft wird oder nicht.

Städtische Umfrage

Den Freiburger Behörden scheint das Problem

des ungenügenden Angebots zur Entsorgung

von Küchen- und Gartenabfällen

bekannt zu sein, wie eine im Sommer 2020

durchgeführte Umfrage der Stadt nahelegt.

Auf die Frage, ob es einen Abfall gebe, über

den man nicht wisse, wie er zu entsorgen

sei, war Kompost- Grün- und Lebensmittelabfälle

mit 38% die meistgenannte Antwort.

Auf die Frage welcher Hausmüll direkt bei

den Haushalten gesammelt werden sollte,

gaben 40% der Befragten Grünabfälle an.

Schliesslich verneinten 49% der Befragten

Stadtfreiburger*innen die Aussage, dass genügend

Arten von Abfällen an den Sammelstellen

der Stadt gesammelt werden. Alle

diese Antworten weisen darauf hin, dass das

jetzige Grünabfallmanagement der Stadt

Freiburg von einem erheblichen Teil der Bevölkerung

als nicht ausreichend betrachtet

wird. Als Reaktion auf den Mangel hat das

Centre Fries einen öffentlichen Kompost

aufgestellt, in dem Studierende ihren Kompost

(ohne Zitrusfrüchte, die schwerer abbaubar

sind) entsorgen können. Doch auch

das Fries kann den städtischen Bedarf nicht

abdecken. Es wird höchste Zeit, dass die Behörden

ein angepasstes Grüngutkonzept in

Freiburg einrichten. Und bis dahin erspäht

man wohl in der Nacht von Sonntag auf

Montag hier und da Studierende, die durch

die Strassen huschen, um ihren Kompost

entgegen aller Vorschrift in der nächstgelegenen

Grüntonne (übrigens oft neben Restaurants

anzutreffen) zu entsorgen. P

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