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Quatsch oder Die Quelle der Geschichten - Endfassung - Druck

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„Stimmt!“, summte das Tierchen. „Ich bin Apis, eine Arbeiterin. Mein Volk hat<br />

seinen Stock hinter <strong>der</strong> schönen Blumenwiese dort. Seht ihr sie? Gleich bei<br />

den Sitzbänken. Auf <strong>der</strong> Wiese bin ich den ganzen Tag unterwegs. Aber<br />

heute war ich durstig. Und als ich zum Fluss gekommen bin, um aus <strong>der</strong><br />

nassen Erde am Ufer ein bisschen Feuchtigkeit aufzusaugen, hat mich ein<br />

Windstoß ins Wasser geblasen. Zum Glück seid ihr vorbeigekommen.“<br />

„Und woraus besteht deine Arbeit?“, fragte <strong>Quatsch</strong>, <strong>der</strong> sich klüger gab, als<br />

er war. „Ziehst du den Pflug über die Wiese?“<br />

„<strong>Quatsch</strong>, du Nerfling!“, empörte Mondschuppe wie<strong>der</strong>. „Honigbienen machen,<br />

wie ihr Name schon sagt, Honig! Dazu sammeln sie Nektar und Honigtau<br />

aus allerlei Blüten. Da sie dabei auch Blütenstaub von einer Blüte zur<br />

an<strong>der</strong>en tragen, sind sie ungemein wichtig für den Kreislauf <strong>der</strong> Natur.<br />

Schließlich kann aus dem Samen nur dann eine neue Pflanze wachsen,<br />

wenn zuvor Blütenstaub aus zwei verschiedenen Blüten zusammenkommt.“<br />

„Ja“, summte das Bienchen stolz, „wir sind wirklich ungemein wichtig! Wir<br />

bestäuben die Blüten. Ohne uns gäbe es nicht nur keinen Honig, son<strong>der</strong>n<br />

auch keine Blumen. Kein Obst. Kein Gemüse. Und kaum noch Getreide.<br />

Viele Pflanzen und ihre Früchte, die für zahllose Wesen überlebenswichtig<br />

sind, würden ohne uns einfach von <strong>der</strong> Welt verschwinden!“<br />

<strong>Quatsch</strong> aber fand, dass das mickrige Krabbeltier sich allzu sehr aufspielte.<br />

„Tja“, sagte er neunmalklug, „und ohne die Blumen gäbe es euch nicht. So<br />

sind wir eben alle, jede und je<strong>der</strong> auf seinem Platz, ungemein wichtig. Wir<br />

Fische halten zum Beispiel das Wasser sauber. Und ohne das Wasser, in<br />

dem wir da schwimmen, gäbe es erst recht keine Pflanzen. Von deiner Wiese<br />

ganz zu schweigen!“<br />

„Wir alle wissen, wie wichtig du bist, <strong>Quatsch</strong>“, besänftigte ihn Mondschuppe<br />

lächelnd. „Und dass, ohne das bisschen <strong>Quatsch</strong>, das da oben aus dem<br />

Sengerberg quillt, hier unten gar nichts wachsen könnte, wissen wir auch<br />

schon. So spielt alles zusammen. Und wenn wir alle mitspielen und zusammenhelfen,<br />

ergibt das eben mehr als die Summe <strong>der</strong> einzelnen –“<br />

„Summanden!“, fiel <strong>Quatsch</strong> ihr zufrieden ins Wort.<br />

„Äh, ja, so ungefähr“, kicherte Mondschuppe.<br />

„Lei<strong>der</strong> verstehen das aber nicht alle“, sagte die Biene traurig. „<strong>Die</strong> Blumen<br />

etwa sind hilfsbereit: Sie blühen in leuchtenden Farben, damit wir sie leicht<br />

finden können. Aber die Menschen!“<br />

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