Quatsch oder Die Quelle der Geschichten - Endfassung - Druck
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„Na ja, eigentlich schon. Früher floss <strong>der</strong> Schwarzaubach auch hier, in <strong>der</strong><br />
Gegend von Wolfsberg, nicht nur in einem Bett, son<strong>der</strong>n gleich in mehreren.<br />
Je nach Wasserstand waren diese einmal voller und einmal ganz leer. Dazwischen<br />
und rundherum gab es feuchte Wiesen und Sümpfe. Später wurde<br />
das Flussbett dann gera<strong>der</strong> und tiefer gemacht, das meiste Wasser fließt<br />
jetzt an Wolfsberg vorbei. Ihr beide aber seid in den alten Flussarm eingebogen,<br />
schwimmt nun dort, wo sich <strong>der</strong> ganze Bach früher einmal befand –<br />
deshalb seid ihr in <strong>der</strong> Zeit zurückgereist, hihi!“<br />
„Aha“, machte <strong>Quatsch</strong> verblüfft. „Aber warum hat man den Verlauf des Flusses<br />
überhaupt verän<strong>der</strong>t?“<br />
„Eine Begradigung <strong>o<strong>der</strong></strong> Regulierung hat mehrere Vorteile. Wenn die Sümpfe<br />
verschwinden, bleibt danach einfach mehr Land übrig, auf dem Getreide und<br />
an<strong>der</strong>e essbare Pflanzen wachsen <strong>o<strong>der</strong></strong> Häuser gebaut werden können.<br />
Wenn das Wasser in einem ganz geraden, tieferen Flussbett fließt, schießt<br />
es auch schneller dahin, und man kann es besser dazu nutzen, Mühlen anzutreiben<br />
<strong>o<strong>der</strong></strong> Schmutz wegzutransportieren.“<br />
„Getreide? Häuser? Mühlen? Schmutz? Stecken da etwa wie<strong>der</strong> die Menschen<br />
dahinter?!“, fragte Mondschuppe stirnrunzelnd.<br />
„Ja, genau.“<br />
„Siehst du, ich kann gar nichts dafür, dass wir uns verirrt haben!“, rief<br />
<strong>Quatsch</strong>. „Schuld sind wie<strong>der</strong> diese dummen Menschen!“<br />
„Schimpft bitte nicht über die Menschen!“, piepste die Gelse aufgeregt. „Es<br />
stimmt zwar, dass ihre Regierungen, äh, Regulierungen nicht immer nur Kluges<br />
bewirken. So haben etwa viele Tiere, die im Sumpf zuhause waren,<br />
dadurch ihren Lebensraum verloren. Auch gibt es seither öfter Hochwasser,<br />
weil <strong>der</strong> Fluss weniger Platz hat. Trotzdem lasse ich über die Menschen<br />
nichts kommen.“<br />
„Warum?!“<br />
„Erstens haben sie bei <strong>der</strong> Begradigung des Flusses auch nur aus <strong>der</strong> Not<br />
heraus gehandelt. Damals ging es ihnen selbst nicht beson<strong>der</strong>s gut. Sie hatten<br />
Hunger, sie brauchten das trockene Land, um ihre Nahrung anzubauen.“<br />
„Und zweitens?“<br />
„Zweitens haben sie den alten Arm des Bachs erhalten. Das ist wichtig für<br />
Tiere wie den Kammmolch <strong>o<strong>der</strong></strong> den Moorfrosch. Vor allem aber schützt es<br />
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