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Schwefel-Strom
eridu kreator oranssi xenoblight
Alle Fotos © Celia Woitas
OSTERFEST EXTREM
IM BANN DES INFERNOS
Zu den üblichen Ostertraditionen – seien es der Gang in die Kirche oder der Brauch des Eierbemalens –
bietet das viertägige Inferno Metal Festival in Oslo eine extreme Alternative.
Kaum ein Abenteuer beginnt mit einer geplanten
Reise: Daher grämt es mich nicht, dass der Viertages-
Festival-Ausflug zunächst mit einer fälschlicherweise
ins Osloer Umland führenden Zugfahrt beginnt.
Während hie und da bereits Frühlingssonnenstrahlen
die Menschen aus dem Schlaf holen, hängt über dem
Süden Norwegens am Donnerstagmorgen noch ein
grauer Schleier. Bis zu den ersten Konzerten an diesem
Nachmittag ist zum Glück noch Zeit und so kann man
die ungewollt lange Zugreise dafür nutzen, sich auf
ein erstes Festival nach viel zu langer Zwangspause
einzustellen.
Eben weil sich meine Aufmerksamkeit für Blast Beats
und Tremolo Picking etwas in Grenzen hält, gestalten
sich meine Festival-Wege häufig um bekannte
Größen des Black Metal herum, hin zu stilistischen
Ausreißern. So bleiben Augen und Ohren daher gleich
beim ersten Act der Hauptbühne hängen. Wenn man
DJERV-Frontfrau Agnete Kjølsrud abseits der Bühne
sieht, so würde man die Sängerin, die eine sehr
warmherzige Art ausstrahlt, wahrscheinlich eher als
Theaterdarstellerin identifizieren. Die Varieté-hafte
Schminke, die ihr Antlitz schmückt, wirkt aus der
Nähe gewissermaßen übertrieben, verliert im Live-
Geschehen aber sogleich ihre hyperbolische Wirkung.
Der weiße Handschuh, die Gestik und die Zigarre
hauchen dem hier allerhöchstens angeschwärzten
Rock und Heavy Metal mit schrillem Gesang eine
altwürdige Ästhetik ein.
über deren Bedeutung man sich schnell mal zu viele
Gedanken machen kann - künstlerisch ins Bild
fügen. An die Enge und das Gedränge von Menschen
muss ich mich erst wieder gewöhnen und so verirre
ich mich an diesem Abend noch selten in die
Kellergemäuer. Nicht zuletzt auch, weil die Klänge hier
ab und an etwas verschwimmen, und so beispielsweise
die atmosphärischen, wundervollen Momente
von SYLVAINE leicht verschluckt werden. Dennoch
hält man gerne inne und lauscht den teils seelenzerreißenden
Shouts zwischen den Klargesängen der
elfenhaften Norwegerin, deren silberblondes Haar in
langen Wellen über die Schultern fällt.
Nachdem HAMFERD mit eindringlich melodischem
Death Doom am Freitag die Hauptbühne eröffnen,
nutze ich die Gelegenheit, im Anschluss einen Blick auf
die Kunstwerke sowie Merch- und Tonträgerauswahl
zu werfen, die in den hinteren Räumen des Gebäudes
zu finden sind. Ein Festival-Tattoo darf es dort auch
sein, für jeden, der eine weitere garantiert bleibende
Erinnerung möchte.
paaren sich ihre aggressiven, rohen Shouts mit angenehm
durchtriebenem Gitarrenspiel.
ERIDU als ersten Act am letzten Festival-Tag zu verpassen,
wäre zwar absolut möglich, aber auch fatal im
Blick auf die Highlight-Liste gewesen. Die noch recht
frische Gruppe ist in München beheimatet und verbindet
Death Metal mit einer orientalische Note. Live
kommt das Ganze in sehr energiegeladenem Melodic
Death Metal zum „Erblühen“. Mit einer Bauchtänzerin
zum Ende der Show auf der Bühne unterstreichen
ERIDU noch einmal das morgenländische Element in
ihrer Musik und bilden den wohl frischesten Auftritt
des Festivals, obgleich sich auch mit ORANSSI PAZUZU
direkt im Anschuss ein angenehmer Ausreißer anbahnt.
Die finnische Psychedelic Metal-Gruppe versteht
sich darauf, Spannung mit anschwellenden
elektronischen Klängen zu erzeugen. Absolut mutig,
ausgerechnet beim Inferno ein besonders elektronisches
Set zum Besten zu geben.
Ganz anders machen das KREATOR. Als die Band die
Bühne betritt, freuen sich sowohl der Pyro-Zuständige
Das Inferno Metal Festival findet in diesem Jahr zum
Im Keller starten GNIDA am Samstag das Geschehen als auch die Meute. Die zu später Spielzeit volle Hütte
20. Mal statt. Die zwei Hauptlocations befinden sich
und tragen fraglos dieses Jahr den Preis für den widerlichsten
reißen die Thrasher ab: mit feurigen Einlagen und
hier im gleichen Gebäude, der Rockefeller Music Hall,
Bandnamen davon. Im Polnischen be-
Papierschlangen, die quer durch den Saal geschossen
was die Wege auf ein Minimum beschränkt. Auch die
zeichnet „Gnida“ die Eier der Kopflaus. Passender werden und zum Teil an der Decke hängenbleiben -
ans Festival geknüpfte Music Conference findet bereits
kann man seine Grindcore-Band vermutlich kaum vermutlich für immer. Das letzte Festival-Set spielt
am Mittwoch und Donnerstag im nahegelege-
Weit eindeutiger im Black Metal verankert können
benennen. Daher Hut - oder besser gleich Haar - ab! dann im Anschluss die Black Metal-Truppe TAAKE.
nen Hotel statt und bietet einige Diskussionen und mich später aber auch KAMPFAR in ihren Bann ziehen.
XENOBLIGHT sind, was ihren Namen betrifft, zwar Trotz mittlerweile sehr müder Glieder lohnt es sich, die
Beiträge zu unterschiedlichsten - natürlich stets der Ein großartiger Sound und dazu eine Bühnenpräsenz,
weniger einprägsam, das macht der Auftritt aber Banjo-Einlage als Show-Highlight noch abzuwarten
Musik und dem Metal zugewandten - Themen. Beim bei der alles bestens ins Bild passt und dennoch nichts
in jedem Fall wett. Dass Musik und Emotionen eng und anschließend nach unendlich vielen und überraschend
Inferno trifft man vor allem auf Bands, die im Extreme erzwungen durchdacht wirkt. Viel mehr hat man das
miteinander verbunden sind, ist nicht nur schön zu
abwechslungsreichen Eindrücken ein (vorerst)
Metal beheimatet sind. Die Unternehmung meinerseits
Gefühl, Profis bei der Arbeit zuzusehen, sodass sich
hören und zu fühlen, sondern auch, wie im Fall von letztes Mal unterm Osloer Himmel zu entschlummern.
- die normalerweise kaum derlei Subgenres frönt selbst die schwarzen Lackhandschuhe und die vorm
XENOBLIGHT direkt im Gesicht von Sängerin Marika
- wirkt daher zunächst als nahezu töricht. Oder? Gemächt des Sängers baumelnde Norwegen-Flagge -
Hyldmar abzulesen. Mit ausdrucksstarker Mimik www.infernofestival.net
Celia Woitas
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