HANSA 06-2022
Windforce 2022 | Fähren & RoRo | Retrofit | EEXI & CII | Hybride Antriebe | Schiffsausrüster | Interview WinGD | Shipmanagement & Crewing | LNG-Infrastruktur in Deutschland | 150 Jahre FSG
Windforce 2022 | Fähren & RoRo | Retrofit | EEXI & CII | Hybride Antriebe | Schiffsausrüster | Interview WinGD | Shipmanagement & Crewing | LNG-Infrastruktur in Deutschland | 150 Jahre FSG
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Est. 1864 <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
International<br />
Maritime<br />
Journal<br />
<strong>06</strong><br />
Schiffsausrüster<br />
Stores und Spares: Inflation,<br />
Neubauwelle und Digitales<br />
im Fokus der Ausrüster<br />
150 Jahre FSG<br />
Nach zuletzt turbulenten Zeiten<br />
feiert die Flensburger Schiffbau-<br />
Gesellschaft großes Jubiläum<br />
Hybrid-Antriebe<br />
Immer mehr Reeder entscheiden<br />
sich für hybride Systeme – vor<br />
allem im Fähr- und RoRo-Markt<br />
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EDITORIAL<br />
THE HEART OF<br />
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Handeln im Wandel<br />
Dieser Tage feiert Hapag-Lloyd ein stolzes<br />
Jubiläum. Im 175. Jahr seines Bestehens<br />
kann Hamburgs ganzer Stolz glänzende<br />
Ergebnisse vorlegen. Noch nie hat die<br />
Reederei am Ballindamm, die noch vor<br />
zehn Jahren in argen Schwierigkeiten<br />
steckte, besser verdient als heute, wie im<br />
Übrigen die gesamte Containerschifffahrt.<br />
Und obwohl alle Kennzahlen von Rekord<br />
zu Rekord eilen, halten sich der Vorstand<br />
und die Gesellschafter, anders als bei<br />
vielen Wettbewerbern, auffällig zurück,<br />
wenn es um Neubau-Bestellungen, Secondhand-Käufe<br />
oder Akquisitionen geht.<br />
Geld genug wäre da. Ist es hanseatisches<br />
Understatement oder doch die Ahnung,<br />
dass den noch immer aufgeheizten Märkten<br />
absehbar der nächste Dämpfer droht?<br />
Noch ist das Ende dieses beispiellosen<br />
Höhenflugs von Charter- und Frachtraten<br />
nicht absehbar. Noch bestehen die<br />
leidlich bekannten, vornehmlich durch<br />
die Corona-Pandemie verursachten Störungen<br />
in den globalen Handelsströmen,<br />
die für die Engpässe in Lieferketten und<br />
Häfen und damit weiter für eine ungebrochene<br />
Nachfrage nach Schiffsraum<br />
und für exorbitant hohe Preise sorgen.<br />
Die Schifffahrt steht auch unabhängig<br />
davon vor riesigen Herausforderungen.<br />
Nicht zuletzt seit dem von Russland ausgelösten<br />
schändlichen Ukraine-Krieg ist<br />
die ganze Welt in Aufruhr. Die Energiemärkte<br />
sind dafür ein gutes Beispiel.<br />
Die Preise für Öl und Gas und damit<br />
auch für Strom haben nicht nur hierzulande<br />
ein beängstigendes Niveau erreicht.<br />
Noch immer steht ein weltweiter<br />
Boykott russischer Rohstoff-Lieferungen<br />
im Raum, gerade in Europa werden<br />
längst Notfallpläne entwickelt, um die<br />
Krischan Förster<br />
Chefredakteur<br />
Folgen für die heimische Industrie und<br />
die Verbraucher aufzufangen.<br />
Vor allem Deutschland ist mit Hochdruck<br />
dabei, sich aus der über Jahrzehnte<br />
aufgebauten Abhängigkeit von Russland<br />
zu lösen. In geradezu atemberaubender<br />
Geschwindigkeit werden alte Vorsätze<br />
und Paradigmen über Bord geworfen.<br />
Dass ein grüner Wirtschaftsminister in<br />
Wilhelmshaven den ersten Rammschlag<br />
für neue LNG-Importanlagen setzt, war<br />
vor einem Jahr nahezu undenkbar. Nun<br />
ist es die neue Realität.<br />
Ebenso bekommt der jahrelang dahinsiechende<br />
Offshore-Windsektor den<br />
sehnlich erhofften Rückenwind für neue<br />
Projekte, werden von Australien über Katar<br />
und Marokko bis nach Chile neue<br />
Energie-Verträge verhandelt, groß angelegte<br />
Wasserstoff-Projekte angescho -<br />
ben, selbst der Kohleausstieg wird verlangsamt.<br />
Kurzum: Die Energiewende<br />
wird neu gedacht und beschleunigt. Im<br />
besten Fall geht sie mit einem verbesserten<br />
Klimaschutz einher, was eingedenk<br />
mehr als düsterer Prognosen zum<br />
Zustand der Erde dringend not tut.<br />
Das alles stellt Wirtschaft und Gesellschaft<br />
vor enorme Aufgaben, bietet aber<br />
auch der gesamten deutschen maritimen<br />
Industrie bis hin zur Schifffahrt neue<br />
Chancen, innovative Technologien und<br />
Geschäftsmodelle zu entwickeln. Einmal<br />
mehr gilt dabei, dass in einem Wandel immer<br />
auch Handeln nötig ist, wenn man bei<br />
diesen Veränderungen aktiv dabeisein und<br />
die Zukunft gestalten will.<br />
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<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
3
INHALT | CONTENTS <strong>06</strong> <strong>2022</strong><br />
3 EDITORIAL<br />
3 – Handeln im Wandel<br />
5 SPOTLIGHT ON NEW SHIPS<br />
5 – Wasserstoff-Tanker für Deutschland<br />
6 MOMENTAUFNAHME<br />
8 PEOPLE & PODCAST<br />
10 MÄRKTE | MARKETS<br />
10 – Container market poised for another surge<br />
10 – Viewpoint: Oliver Faak | Transport Capital:<br />
Interest rate hikes call for hedging<br />
12 – Märkte | Markets<br />
14 VERSICHERUNGEN | INSURANCE<br />
14 – Russland-Risiken für die Schifffahrt nehmen zu<br />
15 – Havariechronik<br />
16 – Hansekuranz Kontor:<br />
Ein Spezialist für besondere Risiken<br />
18 – Weniger Schäden, dafür immer teurer<br />
20 FINANZIERUNG | FINANCING<br />
20 – Flagship Founders gründet drittes Startup<br />
21 – Prall gefüllte Kassen zum Jubiläum<br />
24 SCHIFFFAHRT | SHIPPING<br />
24 – Stabilisierung in der Crew-Change-Krise<br />
28 – Mesh: Des Seemanns neue »Einkaufs«-Freiheit<br />
29 – Wrist: Schiffsausrüster erwartet anhaltende<br />
Inflationseffekte<br />
30 – Vier Fragen an … Mareike Winter<br />
CEO Heino Winter Ingenieurbüro:<br />
»Billig ist nicht die beste Wahl«<br />
31 – Mitsui O.S.K. Lines: Online-Handel mit<br />
Ersatzteilen von Abwrack-Werften<br />
32 KARRIERE | CAREER<br />
32 – Elsfleth: Praxisnahes Studium mit »Alk«<br />
34 SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
34 – LNG-Import: Robert Habecks Taschenrechner<br />
40 – Gute Aussichten für LNG-Tanker<br />
42 – 150 Jahre Flensburger Schiffbau-Gesellschaft<br />
44 – FSG-Werft (zurück) auf neuem Kurs<br />
45 – 7 Fragen an … CEO Philipp Maracke<br />
»Wir wollen Know-how weiterentwickeln«<br />
48 – Chronik<br />
51 – Buchtipp<br />
52 – VSM: »Uns bleiben noch zehn Jahre«<br />
54 – Griechische Zulieferer schwenken um<br />
56 – HullPic <strong>2022</strong>: Managing unclear regulations<br />
58 – Plus und Minus für Chinas Werften<br />
66 – Interview Volkmar Galke | WinGD:<br />
»Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt«<br />
70 – Hybrid power and the question of safety<br />
72 – CLdN setzt auf LNG und Windkraft<br />
74 – Bunter Antriebsmix für Fähren und RoRo<br />
78 – »Eine emissionsfreie Fähre gibt es nicht«<br />
80 – Wagenborg setzt Umbau-Serie fort<br />
81 – 16 Monate LNG-Retrofit auf »Münsterland«<br />
82 – EEXI und CII als Retrofit-Wegweiser<br />
86 – Interview Kashif Javaid | Wärtsilä Exhaust:<br />
»We have pushed forward«<br />
88 – Zwei in Einem: Experten-Treffen in Lübeck<br />
90 GREEN HUB<br />
92 DIGITAL HUB<br />
94 OFFSHORE<br />
94 – Windforce <strong>2022</strong>:<br />
Das »Osterpaket« und die Fachkraft-Frage<br />
96 HÄFEN | PORTS<br />
96 – Ports, agents and digitalization:<br />
The key enabler of shipping’s future<br />
98 PORT HUB<br />
100 BUYER’S GUIDE<br />
104 TERMINE<br />
105 IMPRESSUM<br />
1<strong>06</strong> LETZTE SEITE<br />
1<strong>06</strong> – Technische Zeichnungen:<br />
Erstaunliche Qualität aus den FSG-Anfängen<br />
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4 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
Wasserstoff-Tanker für Deutschland<br />
Spotlight on<br />
new ships<br />
© LH2 Europe/C-Job<br />
C-Job Naval Architects und LH2 Europe<br />
haben einen neuen Typen von Flüssigwasserstofftankern<br />
entworfen – konzipiert<br />
für den Transport von grünem<br />
Wasserstoff von Schottland nach<br />
Deutschland.<br />
LH2 Europe will erneuerbaren Strom<br />
in Schottland nutzen, um grünen Wasserstoff<br />
zu produzieren und ihn zu einem<br />
mit Diesel konkurrenzfähigen Preis zu<br />
vermarkten. Das neue Tankschiff soll zunächst<br />
den Flüssigwasserstoff zu Terminals<br />
in Deutschland transportieren.<br />
Langfristig will LH2 Europe die Versorgung<br />
auf andere Märkte ausweiten.<br />
»Wasserstoff wird für die Zukunft der<br />
Energieversorgung unverzichtbar sein.<br />
Es liegt an uns, wie schnell wir dies erreichen<br />
können. Wir haben uns zum Ziel<br />
gesetzt, bis 2027 eine vollständige Lieferkette<br />
für flüssigen Wasserstoff aufzubauen«,<br />
sagt CEO Peter Wells. »Wir<br />
planen, zunächst 100 t grünen Wasserstoff<br />
pro Tag zu liefern und die Produktion<br />
innerhalb von drei Jahren auf 300 t<br />
pro Tag zu steigern, je nach Nachfrage.«<br />
Das Tankerdesign sei ein wichtiger<br />
Schritt zur Bereitstellung der Infrastruktur.<br />
Die derzeit in Betrieb befindlichen<br />
Schiffe sind seiner Ansicht nach<br />
nicht in der Lage, Wasserstoff in der Größenordnung<br />
zu liefern, die erforderlich<br />
sein wird, um den Bedarf des Marktes zu<br />
decken.<br />
Trapezförmiger Rumpf<br />
Der erste Entwurf der Partner sieht einen<br />
141 m langen Flüssigwasserstofftanker<br />
mit einer Speicherkapazität von<br />
37.500 m 3 vor.<br />
Job Volwater, CCO bei C-Job, sagt:<br />
»Flüssigwasserstoff stellt einzigartige Herausforderungen<br />
an das Schiffsdesign<br />
und die Konstruktion. Zum Vergleich:<br />
LNG-Tanker verwenden Ballastwasser,<br />
um den Gewichtsverlust nach der Auslieferung<br />
auszugleichen und genügend<br />
Tiefgang zu gewährleisten. Da flüssiger<br />
Wasserstoff ein großes Volumen hat, aber<br />
20-mal leichter ist als LNG, war eine einzigartige<br />
Lösung erforderlich.« Die Experten<br />
entschieden sich für ein trapezförmiges<br />
Rumpfdesign, das genügend Platz<br />
an Deck schaffen soll, um die Tanks ohne<br />
Ballast unterzubringen.<br />
Brennstoffzelle<br />
Das Schiff wird mit Wasserstoff-Brennstoffzellen<br />
betrieben. Die Ladetanks<br />
werden den Angaben zufolge eine geringere<br />
Verdampfungsrate aufweisen<br />
als die derzeit in der Schifffahrt verwendeten.<br />
Die begrenzte verbleibende Abdampfmenge<br />
wird aufgefangen und in<br />
den Brennstoffzellen genutzt, die die<br />
Antriebssysteme des Schiffes mit Strom<br />
versorgen. Das Schiff wird laut den Designern<br />
während des Betriebs keine<br />
Treibhausgasemissionen ausstoßen. Die<br />
Indienststellung soll 2027 erfolgen.<br />
Details<br />
Länge ü.a. . . . . . . . . . . . . . . 141,75 m<br />
Breite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34,90 m<br />
Tiefgang . . . . . . . . . . . . . . . . . 8,75 m<br />
Antriebsleistung . . . . . . . 5.000 kWe<br />
Geschwindigkeit . . . . . . . . . . . 14 kn<br />
Besatzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Tankkapazität . . . . . . 3 x 12.5000 m3<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
5
MOMENTAUFNAHME<br />
6 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
Im Schatten des Mega-Krans ...<br />
Wer sich schon immer gefragt hat, warum bei der »Pioneering<br />
Spirit« bisweilen vom größten oder stärksten Schiff der Welt<br />
die Rede ist, dem ist vielleicht mit diesem Bild geholfen. Die<br />
gigantische Hub-Anlage am Heck hievt gerade ein<br />
8.100 t-Element der Ölplattform »Ninian North« und wird<br />
sie später huckepack nehmen. Im Vergleich wirkt das Begleitschiff<br />
– selbst nicht eben ein »Bötchen«, sondern ein<br />
mehrgeschossiger Versorger – fast possierlich.<br />
Foto: Allseas<br />
Liebe Leser, wenn auch Sie eine maritime Moment aufnahme eingefangen haben, schicken Sie uns gern das Foto mit ein paar persönlichen oder<br />
erklärenden Zeilen dazu. Wir freuen uns über Ihre Einsendungen an: redaktion@hansa-online.de sowie Schiffahrts-Verlag »Hansa«, Stadthausbrücke<br />
4, 20355 Hamburg. Hinweis: Der Verlag behält sich das Recht vor, eingegangene Fotografien für redaktionelle Zwecke weiterzuverwenden.<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
7
PEOPLE<br />
SIEMENS GAMESA: Tim Dawidowsky,<br />
zuletzt »Senior Vice President<br />
Project Excellence«<br />
von Siemens Energy<br />
und seit 1993 im<br />
Konzern tätig, wechselt<br />
als Chief Operating<br />
Officer (COO)<br />
zu Siemens Gamesa.<br />
Der Sanierungsexperte<br />
soll den im ersten Quartal finanziell<br />
unter Druck geratenen deutschspanischen<br />
Windenergieanlagen-Hersteller<br />
wieder auf Kurs bringen.<br />
GRIMALDI | FINNLINES: Emanuele<br />
Grimaldi gibt nach 13 Jahren den Posten<br />
des Präsidenten und<br />
CEO bei der RoRo-<br />
Reederei Finnlines<br />
ab. Sein Nachfolger<br />
bei der Grimaldi-<br />
Tochter wird der bisherige<br />
Finanzchef<br />
Tom Pippingsköld.<br />
Thomas Doepel, derzeit Chief Operating<br />
Officer (COO), wurde zum stellvertretenden<br />
CEO und Vizepräsidenten<br />
von Finnlines ernannt.<br />
Personalie des Monats: Hamburger Hafenkapitän Pollmann tritt ab<br />
HAMBURG PORT AUTHORITY: Jörg Pollmann wurde nach knapp 30 Jahren<br />
Tätigkeit als Hafenkapitän für die Hamburg Port Authority (HPA) mit einem Senatsfrühstück<br />
feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Als Würdigung der besonderen<br />
Verdienste um den Hafen- und Schifffahrtsstandort Hamburg überreichte<br />
ihm Wirtschaftssenator Michael Westhagemann die Nachprägung des ersten Admiralitätsportugalesers<br />
in Silber von 1675. Pollmanns Nachfolger wird Simon Rosenkranz,<br />
der bereits seit 2018 als stellvertretender Hafenkapitän tätig ist. Seit 1994<br />
war der Ostfriese Pollmann bei der HPA beschäftigt.<br />
DW-SHIPCONSULT: Thomas<br />
Büchler ist neuer Geschäftsführer der<br />
DW-ShipConsult<br />
aus Schwentinental,<br />
die von Jasco Applied<br />
Sciences übernommen<br />
worden<br />
ist. Der bisherige<br />
Geschäftsführer<br />
Dietrich Wittekind<br />
soll dem Unternehmen nach dem Zusammenschluss<br />
weiterhin als Senior<br />
Consultant beratend zur Verfügung<br />
stehen.<br />
AHLERS & VOGEL: Heiko Bloch ist<br />
zur Hamburger Kanzlei gestoßen. Damit<br />
wächst der Fachbereich<br />
»Maritimes<br />
Wirtschaftsrecht«<br />
auf zwölf Rechtsanwälte.<br />
Bloch war zuvor<br />
in einer Hamburger<br />
Linienreederei,<br />
beim Schiffsversicherer<br />
Gard in Norwegen, bei der Reederei<br />
Maersk in Kopenhagen und dem<br />
Verein Hanseatischer Transportversicherer<br />
(VHT) aktiv.<br />
LLOYD WERFT | GENTING: Carsten<br />
J. Haake verlässt nach 20 Jahren die<br />
Lloyd Werft. Zuletzt<br />
war er auch CEO bei<br />
der inzwischen insolventen<br />
MV Werften-<br />
Gruppe. Als neue<br />
Geschäftsführer wurden<br />
Heinrich Rönner,<br />
Senior-Chef der<br />
Rönner-Gruppe, und Stefan Woltering<br />
bestellt, der in der Vergangenheit unter<br />
anderem Geschäftsführer bei bremenports<br />
war.<br />
GEODIS: Celeste Thomasson ist in<br />
die Geschäftsführung beim Transportund<br />
Logistikanbieter<br />
Geodis berufen worden.<br />
Sie verstärkt sie<br />
das Führungsteam<br />
um CEO Marie-<br />
Christine Lombard.<br />
Thomasson tritt die<br />
Position als Executive<br />
Vice President und General Counsel<br />
der Gruppe an. Sie ist verantwortlich für<br />
die Bereiche Recht, Versicherung, Compliance<br />
und Audit.<br />
CARGOTEC | KALMAR: Michel van<br />
Roozendaal, ehemaliger Chef der ebenfalls<br />
zu Cargotec gehörenden<br />
Tochter<br />
MacGregor und derzeit<br />
Präsident von<br />
Kalmar Mobile Solutions,<br />
wird im Rahmen<br />
einer Umstrukturierung<br />
auch Präsident<br />
von Kalmar Automation Solu -<br />
tionsers. Er folgt auf Antti Kaunonen, der<br />
in den Ruhestand geht. Die Kalmar-Einheiten<br />
sollen zusammengelegt werden.<br />
RITTAL: Jochen Trautmann ist<br />
zum neuen Geschäftsführer bei Rittal<br />
Automation Systems,<br />
Weltmarktführer<br />
und Schaltschrank-Spezialist<br />
aus Herborn, ernannt<br />
worden. Der<br />
55-jährige Wirtschaftsingenieur<br />
war<br />
in den vergangenen 20 Jahren in Management-Positionen<br />
bei mittelständischen<br />
Unternehmensgruppen tätig, zuletzt<br />
als CEO der Woma GmbH.<br />
8 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
<strong>HANSA</strong> PODCAST<br />
Prominente Gäste<br />
im maritimen Talk<br />
SMM | HAMBURG MESSE<br />
CLAUS ULRICH SELBACH<br />
Die SMM <strong>2022</strong> soll nach einer vierjährigen, Corona-bedingten Pause<br />
wieder als Präsenzmesse stattfinden. Claus<br />
Ulrich Selbach, Cheforganisator der Hamburger<br />
Messegesellschaft, sieht das Bedürfnis der Industrie,<br />
sich persönlich zu treffen. Er glaubt daher<br />
fest an einen Erfolg, rechnet aber auch mit<br />
weniger Ausstellern und Besuchern als noch<br />
2018. Hören Sie in dieser Episode mehr über<br />
Vorbereitungen und Vorsichtsmaßnahmen, die<br />
Resonanz in der maritimen Industrie und über neue Formate bei<br />
der diesjährigen Auflage der maritimen Weltleitmesse SMM.<br />
UNCTAD<br />
JAN HOFFMANN<br />
Prognosen und Analysen sind sein »Geschäft«:<br />
Jan Hoffmann, Leiter der Abteilung »Trade Logistics«<br />
bei der UNCTAD, der UN-Organisation<br />
für Handel und Entwicklung, sieht sechs Gründe<br />
dafür, dass die Frachtraten in der Schifffahrt in<br />
den nächsten zehn Jahren durchschnittlich höher<br />
sein werden als in den zehn Jahren vor Ausbruch<br />
der Covid-19-Pandemie. Seine Annahme<br />
fußt unter anderem auf Beobachtungen zu Lockdowns und Staus<br />
vor und in Häfen, dem Orderbuch für Schiffs-Neubauten, der starken<br />
Verhandlungsposition von Reedereien, der nötigen Dekarbonisierung<br />
und Digitalisierung und zu den Folgen des Ukraine-Kriegs.<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
9
MÄRKTE | MARKETS<br />
Container market poised for another surge<br />
Freight rates appear to have bottomed out as China’s export engine revs up again. Analysts<br />
and liner companies alike expect volumes to surge in the near term. By Michael Hollmann<br />
Sentiment in container shipping is picking<br />
up once more at the end of May<br />
with a stabilisation and tentative recovery<br />
of freight rates as the lockdown in Shanghai<br />
starts getting lifted. The plan set out by<br />
the authorities calls for a ramp-up of public<br />
life and economic activities from 1 June,<br />
with export liftings expected to increase<br />
quickly over the coming weeks.<br />
Loadings at China’s biggest port had<br />
been constrained for about two months<br />
chiefly due to production outages and restrictions<br />
on hinterland cargo transfers<br />
while some volumes were shifted to the<br />
port of Ningbo in the south or as far away<br />
as Qingdao, according to freight forwarders.<br />
The outage coincided with the<br />
seasonal lull in trades after Chinese New<br />
Year and is likely to have pushed out the<br />
seasonal recovery starting with the intra-<br />
Asia trades from May.<br />
In view of rising trade expectations the<br />
fall in container spot rates slowed down<br />
and came to a halt as illustrated by the first<br />
marginal rise of the Shanghai Containerized<br />
Freight Index (SCFI) on 20 May<br />
after circa four months of erosion. Previously,<br />
especially the westbound trades<br />
out of the Far East had seen quite a price<br />
correction, with spot freights for liftings<br />
from Shanghai to North Europe slipping by<br />
more than one fourth since January and<br />
those for shipments to the East Coast of<br />
South America even more. Currently, SCFI<br />
index rates for loadings to Europe and the<br />
Mediterranean have steadied at around<br />
5,800 $/ TEU and 6,600 $/ TEU.<br />
By contrast, rates for transpacific business<br />
to North America recorded only modest<br />
falls over the past months because of the<br />
greater backlog of cargoes and severe congestion<br />
on this route.<br />
Clemens Schapeler, Head of Ocean Market<br />
Intelligence with logistics consultant<br />
Transporeon, pointed out that long-term<br />
(contract) rates had not followed spot rates<br />
on their way down recently, instead remaining<br />
stable. This shows that the »expectation<br />
of a temporary rebound« is already<br />
embedded in the market. »Carriers<br />
have not changed their internal capacity<br />
split, still restricting the amount of capacity<br />
dedicated to contracts, while shippers are<br />
not (yet) willing to adjust volume forecasts<br />
downward,« Schapeler explained.<br />
Transporeon seems to rate the impact of<br />
the Russia/Ukraine war higher than some<br />
other analysts, suggesting that the closure<br />
of ports, sanctions and inflation led to a<br />
measurable loss of cargo int the Asia/<br />
Europe trade. Around 10 % of westbound<br />
volumes were bound for European Russia<br />
or Ukraine before the war, it says. However,<br />
the forthcoming cargo peak season in Europe<br />
and North America should be strong<br />
enough to offset this loss of volume.<br />
Hence, Schapeler warned shippers that<br />
spot rates will rebound in the coming<br />
weeks and that it would take at least until<br />
the end of <strong>2022</strong> for freight rates to go into<br />
structural decline again. This could even be<br />
delayed into 2023 if contract negotiations<br />
for dockers on the US west coast hit a snag<br />
and terminal processes are slowed down.<br />
Also, there is a chance that consumer<br />
VIEWPOINT<br />
Interest rate hikes<br />
call for hedging<br />
Capital costs for shipowners go up as the<br />
Federal Reserve continues to hike interest<br />
rates. Oliver Faak, Partner & Head of<br />
Europe at advisory and fund manager<br />
Transport Capital, says it’s about time to<br />
consider fixed instead of floating rate<br />
loans in ship financing.<br />
War, sanctions and inflation are causing<br />
turmoil in the world economy. Downside<br />
risks for shipping have increased. Does it<br />
impact the ship finance market?<br />
Oliver Faak: Supply of debt capital for<br />
shipping is surprisingly stable and even<br />
expanding. There are still new debt/<br />
credit funds entering the market and adding<br />
to competition. As a result, we have<br />
seen an erosion in interest margins for<br />
shipping loans, which are down to 250<br />
b.p. in some cases, along with a relaxation<br />
in terms & conditions, covenants etc. No<br />
doubt, this is a comfortable situation for<br />
shipowners as most of them will assure<br />
you that credit availability is not an issue<br />
at all.<br />
However, we believe the situation is<br />
about to turn at some point soon as<br />
banks won’t be able to maintain this<br />
kind of risk appetite. On the whole, the<br />
implications of the war and sanctions<br />
against Russia on ship financing were<br />
marginal so far. All we saw was the insolvency<br />
of Amsterdam Trade Bank<br />
and some isolated cases of Russian involvement<br />
in projects that look manageable.<br />
Still, there is a potential for the<br />
conflict to escalate further. For me the<br />
worst scenario from a ship finance perspective<br />
would be if China got dragged<br />
into it and afflicted by sanctions<br />
against its finance sector including<br />
ship leasing.<br />
Oliver Faak<br />
Partner & Head of Europe, Transport Capital<br />
Dollar interest rates are rising faster than<br />
expected now, with the Fed hiking its<br />
prime rate to 0.75–1.0 %. Should<br />
shipowners be alarmed about rising<br />
capex? How should they react?<br />
© Transport Capital<br />
10 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
Orders & Sales – Container Ships<br />
New Orders – Activity in the newbuilding market has recently declined – no<br />
wonder it you look at the past order spree and the tight yard capacity. Currently the<br />
order book amounts to 27 % of the active fleet in service, 6.8 mill. TEU are booked.<br />
Shipowner Costamare, however, is taking the opposite way: After 2 x 12,690 TEU,<br />
now orders for 4 x 15,000 TEU and another 2 x 12,690 TEU were cancelled. Analysts<br />
suspect disputes with the unnamed shipyard in Asia as the reason for the failure<br />
of the projects. Long-term charter contracts are said to have been in place for<br />
all the ships.<br />
Secondhand Sales – That the big wave of sales has ebbed away somewhat does not<br />
indicate less interest, analysts say. Several players still think it is »cheaper« to buy<br />
than to ink long-term charter. Many negotiations are said to be ongoing. In recent<br />
weeks, MSC has again been among the buyers, taking over the »Norderoog« and<br />
»Suderoog« from Briese in Leer, among others.<br />
Demolition Sales – Even if the uncertainty in the market is currently increasing<br />
rather than decreasing, the situation does not (yet) have an influence on scrapping<br />
activities. In this sense (again and again): »No demo news«.<br />
spending on goods and thus container import<br />
growth may remained elevated (versus<br />
services) for some more time if energy<br />
inflation cools down again. Meanwhile,<br />
UK shipping consultant Drewry predicts a<br />
major backlog of cargo resulting from the<br />
Shanghai lockdown and adding fire to the<br />
peak season. 260,000 TEU of export cargo<br />
will have to be added on top of normal seasonal<br />
growth. Latest trends in the charter<br />
and the S&P market for container ships indicate<br />
that the liner companies clearly expect<br />
volumes to surge in the near term.<br />
Chartering demand reportedly picked up<br />
again after several quiet weeks. Sales activity<br />
also increased with a number of notable<br />
deals on 2,500 TEU and on<br />
1,700/1,800 TEU tonnage. <br />
Container ship t / c market<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
21.12.21<br />
MÄRKTE | MARKETS<br />
COMPASS<br />
ConTex 25.05.22<br />
Month on Month 3,120 -2.9 %<br />
Container freight market<br />
WCI Shanghai-Rotterdam<br />
WCI Shanghai-Los Angeles<br />
9,793 $ /FEU<br />
8,700 $ /FEU<br />
Dry cargo / Bulk<br />
Baltic Dry Index<br />
3,127<br />
Time charter averages / spot: $ /d<br />
Capesize 5TC average<br />
33,<strong>06</strong>9<br />
Panamax 5TC average (82k)<br />
28,965<br />
Supramax 10TC average (58k) 31,168<br />
Handysize 7TC average (38k)<br />
29,799<br />
Forward / ffa front month (Jun’ 22): $ /d<br />
Capesize 180k<br />
36,107<br />
Panamax 82k<br />
28,768<br />
MPP<br />
- 5.5 %<br />
- 0.7 %<br />
+29.0 %<br />
+79.1 %<br />
+10.8 %<br />
+3.6 %<br />
+5.2 %<br />
+46.1 %<br />
+ 6.1 %<br />
May '22<br />
22,577 $<br />
Faak: The Fed is expected to lift its key<br />
rate to 2.5 %, perhaps even to<br />
2.75–3.0 %, by the end of the year. For<br />
sure, this can have a major impact on<br />
debt service levels. It is something<br />
owners should be keenly aware of in<br />
order to prevent getting squeezed if at<br />
the same time charter markets go into<br />
decline. I believe it is time for owners to<br />
consider a switch from traditional<br />
floating to fixed-rate loan agreements<br />
when refinancing ships.<br />
Currently, the premium for fixed-rate<br />
shipping loans, respectively interest rate<br />
hedging, is still pretty high at around<br />
130 b.p. versus floating. But taking into<br />
consideration aforementioned Fed interest<br />
rate hikes at the short end of the<br />
interest rate curve, the overall yield<br />
curve could turn into a flat if not an inverted<br />
mode. Therefore, hedging could<br />
offer good value in the face of more upcoming<br />
interest hikes and a more challenging<br />
economic environment.<br />
How about the growing use of »green<br />
loans« linked to the performance on<br />
emission savings? Can it help owners<br />
contain capital costs?<br />
Faak: »Green« projects are generally<br />
the more attractive propositions for investors.<br />
From a debt perspective, it is a<br />
different story. Amid all the hype about<br />
green loans people tend to overlook<br />
that the financial benefits are at best<br />
minimal. The margin grid, i.e. the<br />
benefit for maximum performance on<br />
emission savings for a financed fleet, is<br />
as little as 10 b.p. With all respect, that’s<br />
a joke when you compare it with the<br />
margin spread linked to financial covenants<br />
of 60-100 b.p.<br />
However, this differential is probably<br />
justified because interest margins are<br />
there to cover default risks which depend<br />
on the financial performance.<br />
There is no logical link between default<br />
risk and environmental factors, at least<br />
not a direct one.<br />
mph<br />
May '21<br />
8,984 $<br />
12,500 tdw MPP/HL »F-Type« vessel for a 6–12 months TC<br />
Tankers<br />
Baltic Dirty Tanker Index<br />
Baltic Clean Tanker Index<br />
1,119<br />
1,491<br />
- 9.3 %<br />
+ 23.5 %<br />
Shortsea / Coaster<br />
Norbroker 3,500 dwt earnings est. €<br />
HC Shortsea Index<br />
BMTI/EUSSIX Inter-Black Sea ($/t)<br />
4,700<br />
34.<strong>06</strong><br />
67.92<br />
- 21.6 %<br />
+ 0.2 %<br />
+ 63.6 %<br />
Norbroker: spot t/c equivalent assessment basis round voyage<br />
North Sea/Baltic; HC Shipping & Chartering index tracking spot<br />
freights on 5 intra-European routes;<br />
BMTI/EUSSIX: 3,000 t Odessa to Sea of Marmara<br />
Bunkers<br />
VLSFO 0.5 Rotterdam $ /t<br />
MGO Rotterdam $ /t<br />
TMI – Toepfer's<br />
Multipurpose Index<br />
Forward / Swap price Q3/22<br />
VLSFO 0.5 Rotterdam $ /t<br />
832<br />
1,107<br />
735<br />
- 5.0 %<br />
- 14.8 %<br />
+9.1 %<br />
Data per 25.05.<strong>2022</strong>, month-on-month<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
11
MÄRKTE | MARKETS<br />
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CONTAINER<br />
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CONTAINERSHIPS FIXTURES (PERIOD)<br />
VESSEL<br />
YEAR<br />
TEU<br />
REEFER<br />
DESIGN<br />
GEAR<br />
PERIOD<br />
REGION<br />
CHARTERER<br />
$/d<br />
POST-PANAMAX<br />
Northern Jasper<br />
GSL Ningbo<br />
2009<br />
2004<br />
8,814<br />
8,667<br />
700<br />
710<br />
Daewoo 8000<br />
Samsung 8000<br />
N<br />
N<br />
2-3 m<br />
47-49 m<br />
Far East<br />
Far East<br />
ZIM<br />
MSC<br />
175,000<br />
52,000<br />
PANAMAX | WIDE BEAM<br />
Zhong Gu Fu Jian<br />
Zhong Gu Ji Lin<br />
2010<br />
2002<br />
4,892<br />
4,389<br />
560<br />
400<br />
Daewoo 4500<br />
Hanjin 4300<br />
N<br />
N<br />
12-14 m<br />
12-14 m<br />
Far East<br />
Far East<br />
Transfar<br />
Transfar<br />
170,000<br />
150,000<br />
SUB-PANAMAX<br />
Cap Capricorn<br />
Strait Mas<br />
Tiger<br />
2013<br />
2002<br />
2005<br />
3,868<br />
2,607<br />
2,524<br />
500<br />
300<br />
550<br />
SDARI 3800<br />
Kuru 2600<br />
VW 2500<br />
N<br />
N<br />
Y<br />
5-7 m<br />
2-3 m<br />
3-4 m<br />
Far East<br />
Far East<br />
Far East<br />
Wan Hai<br />
Wan Hai<br />
BAL<br />
125,000<br />
90,000<br />
95,000<br />
HANDY / FEEDER<br />
Dongjin Voyager<br />
Nordpanther<br />
Marfret Marajo<br />
Ren Jian 6<br />
Warnow Chief<br />
SC Memphis<br />
Presidio<br />
Contship Oak<br />
X-Press Agility<br />
Padian 4<br />
Alana<br />
Orita<br />
2017<br />
2014<br />
2008<br />
1997<br />
2009<br />
2005<br />
2003<br />
2007<br />
2010<br />
2002<br />
2004<br />
2005<br />
1,785<br />
1,730<br />
1,713<br />
1,510<br />
1,484<br />
1,200<br />
1,200<br />
1,118<br />
1,036<br />
1,032<br />
1,008<br />
657<br />
287<br />
350<br />
240<br />
100<br />
368<br />
150<br />
150<br />
240<br />
250<br />
156<br />
150<br />
116<br />
Dae Sun 1800<br />
Topaz 1700<br />
Hyundai 1700<br />
Kuru 1500<br />
CV 1500<br />
Peene 1100 L<br />
PW 1200<br />
CV 1100 Plus<br />
SSW S1000<br />
Iwagi 1100<br />
Sietas 168-L<br />
Zhejiang 650<br />
N<br />
N<br />
Y<br />
N<br />
N<br />
N<br />
N<br />
Y<br />
N<br />
N<br />
N<br />
Y<br />
y = year, m = months, d = days<br />
8-9 m<br />
1-3 m<br />
10-12 m<br />
6-9 m<br />
3 m<br />
11-13 m<br />
19-20 m<br />
26-28 m<br />
11-13 m<br />
12 m<br />
2 y<br />
10-12 m<br />
Far East<br />
Far East<br />
Caribs<br />
Far East<br />
Far East<br />
Far East<br />
Far East<br />
Med<br />
Atlantic<br />
Far East<br />
Europe<br />
Caribbs<br />
KMTC<br />
Vasi<br />
CMA CGM<br />
Sinotrans<br />
Milaha<br />
Sealed<br />
CMA CGM<br />
MSC<br />
ONE<br />
SITC<br />
MSC<br />
Medcon<br />
55,000<br />
65,000<br />
46,000<br />
44,500<br />
49,000<br />
39,000<br />
31,000<br />
24,000<br />
32,500<br />
42,000<br />
24,000<br />
46,000<br />
12 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
13<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
BULKER<br />
TANKER<br />
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MÄRKTE | MARKETS
VERSICHERUNGEN | INSURANCE<br />
Russland-Risiken für die<br />
Schifffahrt nehmen zu<br />
Mit dem Ukraine-Krieg steigen auch die Risiken für<br />
Schiffseigner. Der norwegische Versicherer DNK warnt<br />
vor Zwangsenteignungen. Von Michael Hollmann<br />
Hafenanläufe in Russland werden für<br />
Reedereien immer riskanter – und<br />
zwar auch bei Verladungen, die gar nicht<br />
unter die westlichen Sanktionen gegen<br />
das Putin-Regime fallen. Davor warnte<br />
der Direktor der norwegischen Kriegsversicherung<br />
für Schiffe DNK (Den<br />
Norske Krigsforsikring for Skib), Anders<br />
Hovelsrud, im Rahmen einer Veranstaltung<br />
der International Union of<br />
Marine Insurance (IUMI).<br />
Der Experte befürchtet, dass russische<br />
Behörden in der sich zuspitzenden Auseinandersetzung<br />
mit dem Westen bald<br />
dazu übergehen, ausländische Frachtschiffe<br />
zu beschlagnahmen. »Internationale<br />
Schiffe wären für Russland ein<br />
perfektes Druckmittel gegen westliche<br />
Staaten. Da ist es sehr verlockend für die<br />
Russen, ihre Kampagne auf diesen Sektor<br />
auszuweiten«, unterstrich der Experte.<br />
Für betroffene Reeder und ihre Versicherer<br />
kämen solche Enteignungen Totalverlusten<br />
gleich.<br />
Bislang sind keine Fälle bekannt geworden,<br />
in denen ausländische Handelsschiffe<br />
in russischen Häfen beschlagnahmt<br />
und als Faustpfand eingesetzt<br />
wurden. Jedoch sei belegt, dass es inzwischen<br />
vermehrt zu erweiterten Kontrollen<br />
und Überprüfungen einschließlich<br />
Verhören von Seeleuten komme, so<br />
Hovelsrud. Die Behörden versuchten dabei,<br />
Informationen aus Dokumenten,<br />
Systemen und Mannschaften zur nachrichtendienstlichen<br />
Unterstützung von<br />
Staat und Armee zu gewinnen. Da Russland<br />
stark isoliert und viele Kontakte in<br />
den Westen abgerissen seien, rücke die<br />
Schifffahrt als »Informationsquelle« zunehmend<br />
in den Mittelpunkt.<br />
Sorgen um die Sicherheit ausländischer<br />
Schiffe im Handel mit Russland<br />
wurden auch durch die Beschlagnahme<br />
von Flugzeugen im großen Stil durch den<br />
russischen Staat befeuert. Der Kreml soll<br />
russischen Fluggesellschaften inzwischen<br />
rund 400 Flugzeuge zugeschlagen haben,<br />
die westlichen Leasinggesellschaften gehören.<br />
Angesichts der erhöhten Risiken<br />
hatten Schiffsversicherer ganz Russland<br />
bereits Anfang April zum Ausschlussgebiet<br />
für Kriegsdeckungen für Seekasko<br />
und P&I erklärt. Seither müssen Reedereien<br />
für jeden Anlauf in Russland –<br />
sei es im Schwarzen Meer, der Ostsee, der<br />
Arktis oder im Pazifik – Sonderdeckungen<br />
einkaufen.<br />
Hovelsrud rechnet zudem mit einer<br />
weiteren Durchhärtung der Seekaskoprämien,<br />
weil die Rückversicherer die Schifffahrt<br />
aufgrund der angespannten geopolitischen<br />
Lage insgesamt als riskanter<br />
einstuften. »Höhere Rückversicherungskosten<br />
werden in den kommenden zwölf<br />
Monaten die Kosten in der Transportversicherung<br />
treiben«, so der Experte.<br />
Unterdessen haben Schäden und Verluste<br />
für die Schifffahrt in der Ukraine<br />
das Ergebnis des DNK im ersten Quartal<br />
schwer belastet. Der Club, der über 3.400<br />
Schiffe und Offshore-Anlagen versichert,<br />
meldet für die ersten drei Monate einen<br />
Fehlbetrag von 31,4 Mio. $ gegenüber einem<br />
Gewinn 23,9 Mio. $ im entsprechenden<br />
Vorjahreszeitraum. Das<br />
technische Ergebnis fiel auf -11 Mio. $<br />
(Vorjahr: 8,4 Mio. $), das Finanzergebnis<br />
auf -20,4 Mio. $ (15,5 Mio. $).<br />
Zwei bei DNK versicherte Schiffe – die<br />
Chemikalientanker »TRF Miami«<br />
(19.871 tdw) und »Spring Ploeg«<br />
(19.999 tdw) der norwegischen Reederei<br />
Hansa Tankers – kamen nicht mehr<br />
rechtzeitig vor dem russischen Angriff los<br />
und liegen nun in der Nähe von Mykolajiw<br />
fest, wie berichtet wird. Alle 45 Seeleute<br />
seien später unversehrt außer Landes<br />
und zurück in ihre Heimatländer gebracht<br />
worden.<br />
Der Krieg in der Ukraine könnte noch<br />
viel größere Schäden für Reedereien und<br />
Versicherer nach sich ziehen. So liegen<br />
nach Angaben des französischen Kriegsversicherers<br />
Garex insgesamt 82 Schiffe<br />
unter internationaler Flagge mit Ladung an<br />
Bord in ukrainischen Häfen fest. Nach einer<br />
bestimmten Frist – sechs oder zwölf<br />
Abstract: Rising risks<br />
for vessel calls in Russia<br />
War risk insurer DNK (Den Norske<br />
Krigsforsikring for Skib) has warned<br />
that Russia might resort to seizing<br />
foreign ships as its war in the Ukraine<br />
and tensions with western countries<br />
intensify. »(International) Vessels are<br />
perfect playing chips for Russia to<br />
poke on the west. It is very tempting<br />
for the Russians to use them in their<br />
campaign,« said DNK insurance director<br />
Anders Hovelsrud. The Norwegian<br />
mutual posted a loss of<br />
31.4 mill. $ in the first quarter, partly<br />
due to costs and claims associated<br />
with the war in Ukraine.<br />
Monate – können Reedereien diese Einheiten<br />
als Totalverlust deklarieren. Dafür<br />
müssen aber weiterhin Kriegsprämien gezahlt<br />
werden, die sich stark verteuert haben.<br />
Dadurch könnten die Versicherer ihre<br />
Kostenrisiken zu einem wesentlichen Teil<br />
abgeschirmt haben, meinen Insider. <br />
MINEN GERÄUMT<br />
Sichere Seepassage<br />
aus Mariupol?<br />
Russland will nach Militärangaben eine<br />
sichere Seepassage aus der eroberten<br />
ukrainischen Hafenstadt Mariupol<br />
durch das Asowsche Meer einrichten.<br />
Die von Minen geräumte Strecke Richtung<br />
Schwarzes Meer sei 115 sm lang<br />
und 2 sm breit. Zugleich werde die beschädigte<br />
Hafeninfrastruktur von Mariupol<br />
instandgesetzt. Nach russischen<br />
Angaben sitzen in den von der Ukraine<br />
kontrollierten Häfen an der Schwarzmeer-Küste<br />
noch etwa 70 ausländische<br />
Schiffe aus 16 Ländern fest.<br />
14 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
VERSICHERUNGEN | INSURANCE<br />
1<br />
5<br />
3<br />
4<br />
2<br />
Havariechronik<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Datum<br />
19.04.<br />
05.05.<br />
05.05.<br />
15.05.<br />
21.05.<br />
Ereignis<br />
LOF-Bergung<br />
auf Grund<br />
Maschinenausfall<br />
Brand/Evakuierung<br />
Brand in Luke<br />
Ort<br />
Nordatlantik<br />
Parana River/Ramallo<br />
südl. Thasos Island<br />
Ostchinesisches Meer<br />
Nordatlantik<br />
Schiff<br />
Magic Seas<br />
Arklow Spray<br />
Yulia<br />
Hua Hang 1<br />
Penguin Island<br />
Type<br />
Bulker<br />
Bulker<br />
Bulker<br />
Containerschiff<br />
Bulker<br />
dwt<br />
63.301<br />
34.919<br />
30.878<br />
7.473<br />
58.110<br />
Flagge<br />
Liberia<br />
Irland<br />
Liberia<br />
China<br />
Hong Kong<br />
Haftpflicht<br />
Swedish Club<br />
North of England<br />
North of England<br />
Steamship Mutual<br />
North of England<br />
Reise<br />
Wilmington | Santa Marta<br />
Argentinien | Elfenbeinküste<br />
Ex-Türkei<br />
Taiwan-Feederdienst<br />
USA | Mittelmeer<br />
Den kompletten Überblick zu allen aktuellen Havarien gibt es unter www.hansa-online.de/havariechronik/<br />
BETRIEBSERGEBNIS STEIGT<br />
Guter Auftakt für NHC<br />
Der Seekaskoversicherer Norwegian Hull<br />
Club (NHC) hat das erste Quartal trotz<br />
Verlusten auf Kapitalanlagen recht erfolgreich<br />
abgeschlossen. Das Betriebsergebnis<br />
lag bei 10,8 Mio. $. Allerdings fiel das technische<br />
Ergebnis aus dem Kerngeschäft<br />
deutlich höher aus als im Vorjahr:<br />
23,6 Mio. $ gegenüber 18,6 Mio. $. Die<br />
kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte<br />
sich entsprechend von 67 % auf<br />
61 %. Die Schadenentwicklung verlaufe<br />
bislang günstiger als erwartet. mph<br />
EINBRUCH DER KAPITALERTRÄGE<br />
Clubs schreiben überwiegend Verluste<br />
Hohe Schadenquoten und der Einbruch<br />
der Kapitalerträge belasten die Bilanzen<br />
der P&I Clubs in der laufenden Berichtssaison.<br />
Marktführer Gard konnte sich im<br />
Jahr 2021/22 in den schwarzen Zahlen<br />
behaupten. Allerdings halbierte sich der<br />
Gewinn vor Steuern gegenüber dem Vorjahr<br />
auf 34 Mio. $. Nach zwei Jahren hoher<br />
Investmentgewinne lieferten die Kapitalanlagen<br />
einen Verlust von 5 Mio. $<br />
ab. Dafür schaffte es Gard, die Schadenquoten<br />
deutlich zu senken – sowohl bei<br />
P&I (100%) als auch in der Seekaskosparte<br />
(87%). Der Überschuss lag bei<br />
46 Mio. $ (Vorjahr: 20 Mio. $),<br />
Da können die übrigen Clubs nur neidvoll<br />
blicken: Skuld meldet einen Verlust<br />
von 15 Mio. $ (Vorjahr: +25 Mio. $). Der<br />
West of England Club schließt mit rund<br />
-40 Mio. $ ab. Beim Swedish Club aus<br />
Göteborg fiel ein Verlust von 34,4 Mio. $<br />
(Vorjahr +3 Mio. $) an. Größter Verlustbringer<br />
war jeweils die P&I-Versicherung.<br />
mph<br />
+++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm +++ Telegramm<br />
Lancashire auf Wachstumspfad: Britischer Spezialversicherer weitet Marine-/Transportgeschäft in Q1 stark aus. Bruttoprämieneinnahmen<br />
klettern um 64 % auf 35,7 Mio. $ – dank Preiserhöhungen bei Haftpflicht +++ London Club will mehr Offshore-Geschäft:<br />
P&I-Versicherer bildet neues Spezialteam für Betreuung von Reedereien. Fokus liegt auf Schiffen und Equipment in Fernost<br />
LEUTE, LEUTE ... Gard: Chief Legal Counsel Lars Lislegard-Bækkenn übernimmt neu geschaffene Position des Chief Operating Officer<br />
(COO). Ingvild Høgenes Nilsen zur Leiterin der Rechtsabteilung ernannt +++ AIG: Emma Woolley (Ex-CEO Lancashire Syndicates)<br />
folgt auf Kristof De Bremme als Global Head of Marine +++ Everest Re: Nick Lewis (Ex-Antares) als Head of Marine angeworben<br />
+++ Brand Marine Consultants: Jacek Jażdżejewski (Ex-NED-Project) zum Head of Naval Architecture & Marine Engineering<br />
ernannt +++ Norwegian Hull Club: Magnus Husabø Kongsvik zum Vice President/Special Risks and War befördert +++ UK P&I<br />
Club: Colin Legget (Ex-Standard P&I) heuert als Risk Assessor an +++<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
15
VERSICHERUNGEN | INSURANCE<br />
Ein Spezialist für besondere Risiken<br />
Der Assekuradeur Hansekuranz Kontor aus Münster versichert nicht nur Piraterie-Risiken,<br />
sondern bietet Reedern auch einen speziellen Schutz für den Fall einer Havarie grosse an.<br />
Gute Schifffahrtsmärkte haben die Nachfrage kräftig angekurbelt. Von Krischan Förster<br />
Wenn es den Schiffseignern bei<br />
starken Märkten gut geht,<br />
freut das auch die Versicherer. Denn<br />
dann sind die Reeder prinzipiell bereit,<br />
mehr für die Absicherung ihrer<br />
Schiffe auszugeben. Diese Erfahrung<br />
hat in den vergangenen Monaten<br />
auch das Hansekuranz Kontor mit<br />
Sitz in Münster gemacht.<br />
Als Assekuradeur versichert das<br />
Unternehmen über eigene Policen<br />
spezielle Risiken und agiert damit<br />
neben den internationalen Versicherungsclubs<br />
(P&I, Kasko) erfolgreich<br />
in der Nische. So können sich<br />
Reeder gegen Piraterie, Entführungen<br />
und Lösegeldforderungen<br />
(Kidnap & Ransom)<br />
absichern. Das zweite Angebot im<br />
maritimen Sektor ist das Produkt »Cargo Contribution Protect«<br />
(CCP) im Falle einer Havarie grosse (General Average).<br />
Obwohl schon seit 2016 auf dem Markt, war die Nachfrage bislang<br />
eher »schleppend«. Seit aber in den meisten Schifffahrtssegmenten<br />
glänzend verdient wird und vor allem Containerschiffe<br />
Rekordeinnahmen einfahren, »bekommen wir deutlich mehr Zulauf«,<br />
berichtet Geschäftsführer Raimund Langemeyer. Mit einer<br />
CCP sind inzwischen 143 Schiffe abgesichert, wovon 100 allein<br />
im vergangenen Jahr hinzugekommen sind.<br />
Im Falle eines Großschadens kann Havarie grosse erklärt werden,<br />
um die oft hohen Kosten für die Bergung und Ladungssicherung<br />
unter allen am Schiff Beteiligten aufzuteilen, also eine sogenannte<br />
Gefahrengemeinschaft zu bilden. Die CCP-Police von<br />
Hansekuranz nimmt dem Reeder das Risiko, in Vorleistung gehen<br />
zu müssen und zum Teil Jahre auf die Zahlungen der Versicherer<br />
der Ladungsseite warten zu müssen. »Gerade Ein-Schiff-<br />
Gesellschaften haben sonst schnell ein Liquiditätsproblem oder<br />
es droht sogar eine Insolvenz«, sagt Prokurist Hinrik Wauer.<br />
Auch das mögliche Ausfallrisiko ist mitversichert.<br />
Einstieg auch nach Havarie noch möglich<br />
Der Assekuradeur verspricht eine schnelle Schadenbearbeitung<br />
und Auszahlung. »In der Regel schaffen wir das in fünf Werktagen<br />
nach Vorliegen einer ersten Kostenschätzung«, so Langemeyer.<br />
Gedeckt ist der Schadenfall vom Rückversicherer Munich Re,<br />
mit 80 % auch Mehrheitsgesellschafter bei Hansekuranz Kontor. In<br />
Schadenfällen arbeitet man eng mit dem Dispacheur Groninger,<br />
Welke Janssen zur Kostenermittlung zusammen, der entweder im<br />
eigenen Auftrag oder auf Rechnung der Ladungsseite aktiv wird.<br />
Versichert werden ganze Reederei-Flotten. Denn ein verteiltes<br />
Risiko senkt die Prämienhöhe. Diese wird zudem von weiteren<br />
Faktoren wie Schiffstyp, Alter, Höhe des Selbstbehalts oder der<br />
© Hansekuranz Kontor<br />
Firmengründer Peter Bensmann übergibt an Benjamin<br />
Kirchhoff und Raimund Langemeyer, Hinrik Wauer<br />
erhält Prokura (im Uhrzeigersinn)<br />
Laufzeit beeinflusst. Hansekuranz<br />
steht im Verbund mit der Munich RE<br />
für Schadensummen von bis zu<br />
7,5 Mio. € pro Schiff oder maximal<br />
mit 50 Mio. € pro Flotte gerade.<br />
»Grundsätzlich sind wir da aber sehr<br />
flexibel und gehen immer auch auf<br />
individuelle Gegebenheiten oder Bedürfnisse<br />
ein«, sagt Langemeyer. Im<br />
Durchschnitt liege die Prämie bei<br />
3.000 bis 4.000 $ pro Schiff und Jahr.<br />
Und noch eine Besonderheit hat<br />
der Assekuradeur zu bieten: Er steigt<br />
auch dann noch aktiv ins Risiko ein,<br />
wenn die Havarie oder der Schadenfall<br />
bereits geschehen ist – vorausgesetzt,<br />
die »General Average« wurde<br />
noch nicht erklärt. So geschehen im<br />
Fall eines brennenden Bulkers vor einem<br />
schwedischen Hafen, als dem Reeder eine siebenstellige Summe<br />
als Anteil der Ladungsseite »vorgestreckt« wurde. Auch in die<br />
Schadenregulierung der »Vega Alpha« war Hansekuranz involviert.<br />
Für den 900-TEU-Frachter war von der Hamburger Reederei<br />
Vega Havarie grosse erklärt worden, nachdem er im März 2021 vor<br />
Vietnam einen schweren Maschinenschaden erlitten hatte. »Wir<br />
evaluieren natürlich vorher den Schaden«, so Langemeyer.<br />
Um die Regressrechte an den Versicherer abtreten zu können,<br />
muss der Reeder seine komplette Flotte für drei Jahre versichern,<br />
wobei die Jahresbeiträge gestaffelt jedes Jahr sinken. Über die<br />
Laufzeit rechnet sich auch diese Variante für Hansekuranz. »Wird<br />
die Police vorsorglich gezeichnet, sind auch kürzere Laufzeiten<br />
und niedrigere Prämien möglich«, sagt Wauer. Kunden könnten<br />
auf die hauseigene Expertise des derzeit zwölfköpfigen Teams und<br />
die schnelle und flexible Betreuung zurückgreifen, heißt es.<br />
Neue Führungsstruktur<br />
Gut zwei Drittel des Underwritings entfallen auf das maritime<br />
Geschäft mit klarem Schwerpunkt auf »Kidnap & Ransom«. Zwischen<br />
350 und 450 Einzelreisen, aufgeteilt auf den Golf von Aden<br />
und den Golf von Guinea, sowie Jahrespolicen für mehr als 100<br />
Flotten sind bei Hansekuranz abgesichert. Der Abschluss kann<br />
über ein Online-Tool innerhalb von Minuten erfolgen. Daneben<br />
versichert der Assekuradeur aber auch Produktschutz- und Krisenschutz-Risiken<br />
in anderen Industrien. Die Kapazität zu wachsen<br />
sei dank der Finanzkraft der Munich RE vorhanden, betont<br />
Langemeyer. Gut möglich, dass in Zukunft weitere Produkte auf<br />
den Markt kommen, »spruchreif« sei derzeit aber noch nichts.<br />
Neu geordnet sind aber bereits die Führungsstrukturen. Firmengründer<br />
Peter Bensmann zieht sich auf eigenen Wunsch zurück,<br />
Raimund Langemeyer und Benjamin Kirchhoff folgten als Geschäftsführer,<br />
Hinrik Wauer wurde zum 1. Juni Prokura erteilt. <br />
16 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
The most modern fleet,<br />
shaping a sustainable future<br />
A golden night fairy tale? Anyhow M/T “Corelli” in dry dock, one new build from a<br />
series of six new identical chemical tankers of GEFO with a streamlined and optimised<br />
underwater hull in order to reduce fuel consumption by up to 30% and lower pollutant<br />
emissions by 30%. Each tanker with 12 stainless-steel tanks.<br />
One tanker of the fleet of 150 tankers belonging<br />
to GEFO. 26 new build to reduce pollutant emissions.<br />
Which tanker will sail for you?<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
www.gefo.com<br />
17
VERSICHERUNGEN | INSURANCE<br />
Weniger Schäden, dafür immer teurer<br />
Brände auf Container-Schiffen und Autotransportern haben für große Schäden auf der<br />
Versicherungsseite geführt. Steigende Anforderungen an den Umweltschutz treiben zudem<br />
die Kosten für Bergung und Wrackbeseitigung in die Höhe. Von Krischan Förster<br />
Der Autofrachter »Felicity Ace« geriet vor den Azoren in Brand und sank mit 4.000 Fahrzeugen an Bord<br />
Die russische Invasion in der Ukraine<br />
und die Überlastung von Häfen<br />
durch den weltweiten Transportboom,<br />
die angespannte Lage bei den Crew-<br />
Wechseln, die zunehmende Größe der<br />
Schiffe sowie anspruchsvolle Klimaschutzziele<br />
setzen die Schifffahrt unter<br />
Handlungsdruck, heißt es im jüngsten<br />
»Safety & Shipping Review <strong>2022</strong>« des<br />
Versicherers Allianz Global Corporate &<br />
Specialty SE (AGCS).<br />
Die Zahl der Totalverluste ist auf einem<br />
Rekordtief angelangt. In den vergangenen<br />
vier Jahren habe es 50 bis 75 Fälle pro Jahr<br />
gegeben, verglichen mit mehr als 200 pro<br />
Jahr noch in den 1990er Jahren. 2021 wurden<br />
weltweit 54 Totalverluste von Schiffen<br />
gemeldet, verglichen mit 65 im Jahr<br />
zuvor. Dies entspricht einem Rückgang<br />
von 57 % über zehn Jahre (127 im Jahr<br />
2012). Dabei hat sich auch die Zahl der<br />
weltweit fahrenden von 80.000 vor 30<br />
Jahren auf heute schätzungsweise<br />
130.000 knapp verdoppelt. Dies sei ein<br />
Beleg für verbesserte Schiffskonstruktionen,<br />
neue Technologien und verschärfte<br />
Vorschriften.<br />
Die Seeregion Südchina, Indochina,<br />
Indonesien und die Philippinen sind die<br />
wichtigsten globalen Schaden-Hotspots,<br />
auf den jeder fünfte Schiffsuntergang im<br />
Jahr 2021 (12) und jeder vierte in den<br />
letzten zehn Jahren (225) entfällt. Als Ursachen<br />
gelten ein hohes Handelsaufkommen,<br />
gerade zuletzt während der<br />
Corona-Pandemie überlastete Häfen, ältere<br />
Flotten und extreme Wetterbedingungen<br />
in der Region. 75 % aller Zwischenfälle<br />
in der Schifffahrt sind auf<br />
menschliches Versagen zurückzuführen,<br />
wie die AGCS-Analyse zeigt.<br />
Weltweit machen Frachtschiffe (27) die<br />
Hälfte der im letzten Jahr verlorenen<br />
Schiffe und 40 % in den letzten zehn Jahren<br />
aus. Das Sinken eines Schiffes war<br />
mit 60 % die Hauptursache für die Totalverluste<br />
im vergangenen Jahr (32).<br />
Während die Totalverluste im vergangenen<br />
Jahr zurückgingen, stieg die<br />
Zahl der gemeldeten Schiffsunfälle. Vor<br />
den britischen Inseln war die Zahl am<br />
höchsten (668 von 3.000). Mehr als jeder<br />
dritte Vorfall weltweit (1.311) war auf<br />
Maschinenschäden zurückzuführen, gefolgt<br />
von Kollisionen (222) und Bränden<br />
(178), wobei die Zahl der Brände um fast<br />
10 % zunahm.<br />
© Marinha Portuguesa<br />
18 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
VERSICHERUNGEN | INSURANCE<br />
150<br />
120<br />
90<br />
60<br />
30<br />
98<br />
2011<br />
128<br />
111<br />
105<br />
90<br />
99<br />
95<br />
53<br />
48 49<br />
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020<br />
62<br />
3<br />
British Isles, N. Sea,<br />
Eng. Channel and<br />
Bay of Biscay<br />
126<br />
East Mediterranean<br />
and Black Sea<br />
Russian Arctic and<br />
Bering Sea<br />
87<br />
23<br />
3<br />
West<br />
Mediterranean<br />
34<br />
7<br />
42<br />
224<br />
2<br />
Japan, Korea and<br />
North China<br />
190<br />
2<br />
West Indies<br />
3<br />
S. Atlantic and East<br />
Coast South America<br />
37<br />
3<br />
West African Coast<br />
Arabian Gulf<br />
and approaches<br />
27<br />
1<br />
4<br />
East African Coast<br />
24<br />
Bay of<br />
Bengal<br />
16<br />
S. China, Indochina, Indonesia<br />
and Philippines<br />
5<br />
© AGCS<br />
Other<br />
49 total losses in 2020<br />
876 total losses between 2011 and 2020<br />
Total losses by region: 2011 - 2020<br />
Total losses by region: 2020<br />
Allein in den letzten fünf Jahren wurden<br />
über 70 Brände auf Containerschiffen<br />
gemeldet, heißt es. Auch für Auto-Carrier<br />
sei Feuer an Bord ein zunehmendes Problem.<br />
Der AGCS-Bericht erinnert unter<br />
anderem an den Fall des gesunkenen<br />
Containerschiffes »X-Press Pearl«, dem<br />
wegen der geladenen Salpetersäure von<br />
zwei Häfen die Zuflucht verweigert wurde.<br />
Die Bergung des Autotransporters<br />
»Golden Ray«, der 2019 vor der US-Küste<br />
kenterte, habe fast zwei Jahre gedauert<br />
und mehr als 800 Mio. $ gekostet.<br />
Höhere Bergungskosten sowie die größeren<br />
Schäden müssen zunehmend von<br />
den Frachteigentümern und ihren Versicherern<br />
getragen werden. Die »Havarie<br />
grosse«, bei der die Ladungseigentümer<br />
anteilig an den Verlusten und den Kosten<br />
beteiligt werden, sei zu einem häufigen<br />
und kostspieligen Versicherungsvorfall<br />
geworden. »Die Zahl der großen Schiffe,<br />
die in Brände, Grundberührungen und<br />
Containerverluste auf See verwickelt<br />
sind, ist deutlich gestiegen«, erklärt Rainer<br />
Bartzsch, Regionaler Schadenleiter<br />
für die Schifffahrtsversicherung der<br />
AGCS in Zentral- und Osteuropa. Eine<br />
»Havarie grosse« sei zuletzt sowohl bei<br />
der Blockade des Suezkanals durch die<br />
»Ever Given« als auch bei der Strandung<br />
der »Ever Forward« vor der US-Ostküste<br />
erklärt worden.<br />
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<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
19
FINANZIERUNG | FINANCING<br />
Flagship Founders gründet drittes Startup<br />
Der von der Reederei Auerbach initiierte »Company Builder« Flagship Founders hat Zero44<br />
ausgegründet. Es geht um Charter-Verträge, Daten und Umweltregulierung – und es gibt<br />
große Pläne für »einige hundert Schiffe« noch in diesem Jahr. Von Michael Meyer<br />
Das neue Unternehmen soll Reedereien, Schiffsmanager und<br />
Charterer künftig dabei unterstützen, die CO 2<br />
-Emissionen<br />
ihrer Flotte zu messen und zu steuern, »um eine möglichst optimale<br />
CO 2<br />
-Bilanz und damit kommerziellen Erfolg möglich zu<br />
machen«, heißt es anlässlich der Ausgründung. Dies sei ein wichtiger<br />
Erfolgsfaktor in einer Branche, die sich ab 2023 strengen Regularien<br />
zur Emissionsreduktion gegenübersieht.<br />
Zero44 ist nach Tilla und Kaiko Systems die dritte Ausgründung<br />
von Flagship Founders – dem nach eigenen Angaben<br />
ersten Company Builder, der sich auf maritime Technologien, Logistik<br />
und Schifffahrt konzentriert. Die Auerbach-Reederei von<br />
Lucius Bunk ist Gründungsgesellschafter, strategischer Partner ist<br />
außerdem das Berliner Venture-Capital-Unternehmen Rescape.<br />
Für Zero44 konnten Friederike Hesse und Nils Obermann als<br />
Co-Gründer an Bord geholt werden. Die <strong>HANSA</strong> hat im Vorfeld<br />
der Bekanntmachung exklusiv mit Hesse und Fabian Feldhaus,<br />
Geschäftsführer und Mitgründer von Flagship Founders, über das<br />
neue Projekt gesprochen. Die Schifffahrt soll und will bis 2050<br />
CO 2<br />
-neutral sein. Schon 2023 treten verschärfte IMO-Regularien<br />
in Kraft, auch mit einer Aufnahme der Branche in den EU-Emissionshandel<br />
ist zu rechnen. Die Branche brauche also »schon jetzt<br />
dringend Lösungen«, meinen die Verantwortlichen.<br />
Ihnen geht es dabei weniger um potenzielle technische Anpassungen<br />
an Bord. Vereinfacht ausgedrückt: »Wir sammeln Daten<br />
vom Schiff, der Kunde gibt uns Zugang zu ›Noon Reports‹<br />
und anderen Berichten. Wir aggregieren diese Daten und bieten<br />
ein Dashboard an«, sagt Hesse. Die neuen Regeln haben direkte<br />
Auswirkungen auf den Kostenblock eines Reeders, der sich die<br />
Frage stellen müsse, wie er damit umgeht und wie er das in sein<br />
Charter-Agreement integriert bekommt. »Da gibt es großen Gesprächsbedarf«,<br />
so die Geschäftsführerin.<br />
Software als Kommunikationsbasis<br />
Schifffahrtsunternehmen sollen mit Hilfe einer digitalen Lösung<br />
nicht nur einen umfassenden und tagesaktuellen Überblick über<br />
ihre Emissionen, sondern auch ganz konkrete Entscheidungshilfen<br />
für ihre CO 2<br />
-Planung bekommen. Man will etwa aufzeigen,<br />
wie Prozesse optimiert werden können. Dafür werden diverse<br />
Parameter und Optionen berücksichtigt – beispielsweise<br />
die Planung der Dauer und Strecke einer Schiffsroute. Auch bereits<br />
bestehende IMO-Ratings für Schiffe werden einkalkuliert.<br />
»In anderen Fällen wiederum kann es die geschäftlich sinnvollste<br />
Lösung für beteiligte Unternehmen sein, einen Aufpreis für höhere<br />
CO 2<br />
-Emissionen zu zahlen«, heißt es weiter.<br />
Hesse und ihr Team meinen, dass es eine Software braucht, die<br />
auf die unterschiedlichen Geschäfte eingeht, etwa Zeit- oder Reisecharter<br />
und Frachtkontrakte. Dafür wird eine Lösung gebaut, die<br />
den Geschäftspartnern auch als eine Art Kommunikationsbasis<br />
dienen kann. Sie soll auch Berechnungen von verschiedenen Szenarien<br />
ermöglichen, welches CII-Rating also bei bestimmten Bedingungen<br />
beziehungsweise Aktivitäten herauskommt. Der User<br />
Geführt wird das Startup von Friederike Hesse und Nils Obermann, sie<br />
halten die Mehrheit an Zero44. Hesse ist Volkswirtin mit einem Schwerpunkt<br />
unter anderem im Vertrieb im »Digital-Geschäft«. Ihr Partner<br />
kommt aus einem Familienunternehmen in der Tabakindustrie und hat<br />
unter anderem Erfahrungen in der Weiterentwicklung von Firmen<br />
gesammelt – auch und gerade in einer stark regulierten Industrie.<br />
kann austesten, welche Effekte bestimmte Maßnahmen haben. Damit<br />
könne er ins Gespräch mit Charterern gehen.<br />
Launch noch in <strong>2022</strong> geplant<br />
Zero44 befindet sich vorerst noch in der Produktentwicklungsphase<br />
und arbeitet gemeinsam mit externen Entwicklern am Aufbau<br />
des Teams und erster Kundenbeziehungen. Der Launch der<br />
Software für den breiten Markt ist im Laufe des Jahres geplant.<br />
Flagship Founders und Auerbach-Chef Bunk bringen dafür<br />
Schifffahrtsexpertise und Kontakte in das Projekt ein.<br />
Die Gründer haben ambitionierte Ziele: »einige hundert Schiffe<br />
noch in diesem Jahr sowie ein signifikanter Marktanteil«. In dieser<br />
spezifischen Anwendung sehe man noch nicht so viel Konkurrenz.<br />
Flagship-Founders-Chef Feldhaus zeigt sich ebenfalls optimistisch:<br />
»Der größte Treiber ist die Emissionsreduktion. So lange<br />
es keine Klarheit darüber gibt, wer die entstehenden Kosten letztlich<br />
zahlt, hat der Charterer eigentlich kein Interesse, selbst aktiv<br />
zu werden. Da sehen wir einen großen Hebel.« Man müsse sich<br />
»bemühen, dass unser Produkt gut und transparent ist und dass<br />
beide Seiten unsere Daten als verlässlich anerkennen«, sagt Hesse.<br />
Laut Feldhaus gab es im Vorfeld der Ausgründung Gespräche<br />
mit verschiedensten Branchen-Akteuren und -Experten und<br />
sieht sich bestätigt: »Wir sehen uns hier einer der größten Herausforderungen<br />
dieser globalen Branche gegenüber, und das für<br />
mindestens 30 Jahre. Die kommerziellen Auswirkungen der neuen<br />
Gesetzgebung müssen berücksichtigt und Planungsprozesse<br />
optimiert werden.«<br />
<br />
© Zero44<br />
20 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
FINANZIERUNG | FINANCING<br />
Prall gefüllte Kassen zum Jubiläum<br />
Hapag-Lloyd feiert das 175. Jubiläum mit Rekordgewinnen, vergrößert das Netzwerk<br />
und hebt die Jahresprognose noch einmal an. Als Dank gibt es von der Stadt Hamburg<br />
beim Festakt im Rathaus den Portugaleser in Silber<br />
Mit Rekordeinnahmen in der Bilanz<br />
ist Hapag-Lloyd in den vergangenen<br />
Monaten auf Einkaufstour gegangen.<br />
Nach der Übernahme von Nile-<br />
Dutch folgte der Kauf der Deutschen<br />
Afrika-Linien (DAL) von der Hamburger<br />
Reedereifamilie von Rantzau. Nach dem<br />
Einstieg am Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven<br />
beteiligt sich Hapag-Lloyd<br />
gemeinsam mit dem neuen Partner Eurogate<br />
auch am geplanten Terminal im<br />
ägyptischen Damietta. Weitere Zukäufe<br />
nicht ausgeschlossen, heißt es aus der<br />
Unternehmenszentrale am Ballindamm.<br />
Lediglich bei der Bestellung von<br />
Schiffsneubauten sind die Hamburger<br />
(noch) zurückhaltender als die Konkurrenz.<br />
Dennoch stehen 22 Schiffe im Orderbuch,<br />
neben zwölf Megamax-Carriern<br />
(23.500 TEU), wie sie baugleich auch<br />
vom japanischen Allianzpartner ONE bestellt<br />
wurden, kommen noch zehn<br />
13.000-TEU-Schiffe neu in die Flotte. Dabei<br />
könnte es sich Deutschlands einzige<br />
verbliebene Linienreederei, die Nr. 5 weltweit,<br />
leisten, tiefer in die Kasse zu greifen.<br />
Nach historischen Bestwerten für das<br />
Jahr 2021 hat das erste Quartal <strong>2022</strong> erneut<br />
Rekordzahlen geliefert. Der Vorsteuergewinn<br />
(EBITDA) kletterte auf<br />
4,7 Mrd. €. Das EBIT lag bei 4,3 Mrd. €,<br />
das Konzernergebnis verbesserte sich auf<br />
4,2 Mrd. €.<br />
Der Umsatz erhöhte sich auf knapp<br />
8 Mrd. €, obwohl die Transportmenge<br />
mit rund 3 Mio. TEU auf dem Niveau des<br />
Vorjahresquartals verharrte. Doch es<br />
wird mehr Geld pro Container verdient:<br />
Die durchschnittliche Frachtrate war mit<br />
2.774 $/TEU gegenüber 1.509 $/TEU etwa<br />
80 % höher als im ersten Quartal des<br />
Vorjahres. Grund waren die nach wie vor<br />
bestehenden Engpässe in den Lieferketten<br />
und bei der Abfertigung in den Seehäfen<br />
weltweit, die zu verlängerten Umlaufzeiten<br />
für Schiffe und Container und<br />
zu einer Knappheit an verfügbarer Transportkapazität<br />
führen.<br />
Belastet wurde das Ergebnis durch<br />
deutlich steigende Aufwendungen für das<br />
Containerhandling und einen um rund<br />
60 % gestiegenen durchschnittlichen<br />
Portugaleser in Silber für Hapag-Lloyd<br />
Ein Senatsempfang in Hamburg war der Auftakt der Feierlichkeiten zum 175. Jubiläum<br />
von Hapag-Lloyd. Als Dank und Anerkennung für ihre herausragenden<br />
Verdienste wurde die Reederei mit dem Verfassungsportugaleser in Silber ausgezeichnet.<br />
Hamburgs Erster Bürgermeister, Peter Tschentscher, überreichte die<br />
Auszeichnung an CEO Rolf Habben Jansen (li.) und den Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
Michael Behrendt (re). Tschentscher würdigte dabei die Bedeutung der<br />
Reederei für den Hamburger Hafen und ihren Beitrag zur Wertschöpfung und<br />
Versorgungssicherheit in ganz Deutschland. »Hapag-Lloyd hat einen maßgeblichen<br />
Anteil an der Entwicklung und an dem Erfolg des Hamburger Hafens«, so<br />
Tschentscher. »Hamburg war, ist und bleibt unsere Heimatstadt«, unterstrich<br />
Habben Jansen. Die Reederei steht für knapp 50 % des Containerumschlags an<br />
der Elbe. Anlässlich des Jubiläums stiftet sie den Albert-Ballin Preis für globales<br />
Handeln. Der mit 50.000 € dotierte Preis ehrt Persönlichkeiten oder Institutionen,<br />
die auf vorbildliche Weise gesellschaftliche, kulturelle und politische Verantwortung<br />
übernehmen. Die diesjährige Auszeichnung ging an die nigerianische<br />
Umweltaktivistin Priscilla Mbarumun Achapka.<br />
<br />
Bunkerpreis von 613 $/t gegenüber<br />
384 $/t im Vorjahresquartal. Dazu kamen<br />
Währungseffekte.<br />
Da auch die Ergebnisse im zweiten<br />
Quartal über den bisherigen Erwartungen<br />
liegen dürften, hat der Vorstand<br />
die Jahresprognose angehoben. Erwartet<br />
wird nun ein EBITDA von<br />
14,5 Mrd. € bis 16,5 Mrd. $. Angesichts<br />
der andauernden Covid19-Pandemie sowie<br />
des Ukraine-Krieges ist diese Prognose<br />
allerdings mit hohen Unsicherheiten<br />
behaftet, heißt es einschränkend.<br />
Klarheit besteht dagegen hinsichtlich<br />
der Gesellschafterstruktur: Die Haupteigentümer<br />
CSAV, Kühne Maritime und<br />
die Stadt Hamburg, die 73,6 % der Anteile<br />
halten, haben ihren Vertrag vorfristig bis<br />
Ende 2026 um zwei Jahre verlängert. Er<br />
sieht vor, dass die drei Partner ihre<br />
Stimmrechte bündeln und gemeinsam<br />
über Beschlüsse abstimmen. RD<br />
© Hapag-Lloyd<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
21
Zuhause in<br />
Hamburg –<br />
daheim in<br />
der Welt.<br />
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SCHIFFFAHRT | SHIPPING<br />
Stabilisierung in der Crew-Change-Krise<br />
Shipmanager und Reeder müssen bei ihren Plänen zu Bemannung und Besatzungswechsel<br />
nach wie vor mit einigen Hürden und Unsicherheiten kämpfen. Eine befürchtete erneute<br />
Eskalation im Zuge des Ukraine-Kriegs scheint aber zunächst ausgeblieben zu sein<br />
Die Impfung von Seeleuten läuft mittlerweile verhältnismäßig gut<br />
Von einer echten Entspannung im<br />
Crewing-Geschäft kann nach wie<br />
vor keine Rede sein – weder in Bezug auf<br />
die Corona-Pandemie, noch mit Blick auf<br />
den Ukraine-Krieg. Reise-Restriktionen,<br />
Lockdowns, Impfungen und vor allem<br />
Seezeiten über Vertragsende – die Liste<br />
der Herausforderungen allein in der<br />
Covid-Krise ist lang. Hinzu kommen die<br />
Schwierigkeiten rund um ukrainische<br />
und russische Seeleute, sei es an Bord<br />
oder beim Ende beziehungsweise Neustart<br />
eines Heuervertrags. Wer ist überhaupt<br />
verfügbar? Wohin kann ein Ukrainer<br />
gehen, wenn er von Bord kommt?<br />
Das sind nur Beispiele für die Fragen, die<br />
sich Reeder, Shipmanager und Crewing-<br />
Dienstleister, aber auch Gewerkschaften<br />
derzeit stellen.<br />
Aber die Entwicklung ist auch nicht so<br />
schlecht wie von vielen noch vor wenigen<br />
Wochen befürchtet worden war. Das zeigen<br />
aktuelle Daten des »Neptune Declaration<br />
Crew Change Indicator«, der monatlich<br />
veröffentlicht wird. Er basiert auf<br />
Daten von führenden Shipmanagern, darunter<br />
Anglo-Eastern, Bernhard Schulte,<br />
Columbia, Fleet, OSM, Synergy, Thome,<br />
V.Group und Wallem, die zusammen<br />
rund 90.000 Seeleute auf See haben. Der<br />
jüngste Indikatorwert zeigt, dass die Zahl<br />
Corona und Krieg: »Reeder<br />
haben die Pflicht, sich um ihre<br />
Seeleute zu kümmern«<br />
Gewerkschaftsexpertin im<br />
<strong>HANSA</strong> Podcast – hier reinhören!<br />
der Seeleute, die sich nach Ablauf ihres<br />
Vertrags an Bord von Schiffen befinden,<br />
im letzten Monat nur leicht von 4,2 auf<br />
4,5 % gestiegen ist. Die Zahl derer, die seit<br />
mehr als elf Monaten auf See sind, sank<br />
hingegen leicht von 0,4 auf 0,3 %. Diese<br />
Zahlen liegen sehr nahe an den seit Dezember<br />
2021 gemeldeten Werten, was eine<br />
Stabilisierung der Situation bestätige,<br />
heißt es seitens des Global Maritime Forum,<br />
dass den Index betreut.<br />
Im Mai ist zudem eine weitere Zunahme<br />
von Impfungen gegen das Corona-Virus<br />
zu beobachten. Mittlerweile<br />
sind 83,6 % der Seeleute geimpft – im<br />
April waren es noch 77,2 %. Die Impfung<br />
nehme »weiterhin in einem guten und<br />
stetigen Tempo« zu, heißt es.<br />
Darüber hinaus werden Impfstoffe für<br />
Besatzungsmitglieder zur Verfügung gestellt,<br />
die ungeimpft auf ein Schiff gekommen<br />
sind. Dennoch bestünden nach<br />
wie vor »gewisse Unsicherheiten hinsichtlich<br />
der Dauer des Impfschutzes, der<br />
Angst vor neuen Varianten und der<br />
Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die<br />
verschiedenen Formen von Covid-19«,<br />
so die Organisation.<br />
Die Shipmanager berichten von einer<br />
gemischten Situation in Bezug auf den<br />
Wechsel der Besatzung in Asien. Eine positive<br />
Entwicklung wurde aus Singapur<br />
gemeldet, wo die Vorschriften gelockert<br />
wurden. In anderen asiatischen Ländern<br />
und Häfen gebe es jedoch weiterhin Beschränkungen.<br />
»Die Beschäftigung russischer<br />
Seeleute wird immer schwieriger«<br />
Intermanager-Chef Kuba Szymanski<br />
»Logistische Herausforderungen« soll<br />
es zudem beim Wechsel russischer und<br />
ukrainischer Seeleute gegeben haben,<br />
insbesondere wenn sie ungeimpft waren.<br />
Insgesamt meldeten die Manager aber<br />
eine Verbesserung der Flugverfügbarkeit<br />
und eine allgemeine Lockerung der mit<br />
Covid-19 zusammenhängenden Beschränkungen.<br />
Dennoch: Trotz verschiedener<br />
positiver Tendenzen bleibt<br />
das Global Maritime Forum vorsichtig:<br />
»Wie wir in den letzten Jahren gesehen<br />
haben, können sich die Dinge kurzfristig<br />
ändern, so dass wir wachsam bleiben<br />
müssen, um das Wohlergehen der Seeleute<br />
zu schützen«, sagt Kasper Søgaard,<br />
Managing Director und Head of Institutional<br />
Strategy and Development.<br />
Beim Shipmanagement-Verband Intermanager<br />
sieht man ebenfalls positive Anzeichen,<br />
aber auch noch keine Entspannung.<br />
Im Gespräch mit der <strong>HANSA</strong><br />
24 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
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SCHIFFFAHRT | SHIPPING<br />
Kooperationen & Co. im Shipmanager-Markt<br />
Gleich drei große Shipmanager haben zuletzt mit der Gründung von Joint Ventures<br />
auf sich aufmerksam gemacht.<br />
Anglo-Eastern kooperiert künftig mit dem weltgößten Containerschiffseigner<br />
Seaspan. Das Joint Venture »Sea Sourcing« mit Sitz in Singapur soll künftig als gemeinsame<br />
Procurement-Plattform (Einkauf) dienen und einen besseren Marktzugang,<br />
eine stärkere Verhandlungsposition und Risikominderung ermöglichen.<br />
Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) und der norwegische Ammoniak-<br />
Spezialist Amon Maritime haben das Joint Venture »Ula Ship Management« mit<br />
Sitz in Sandefjord gegründet. Es soll Schiffsmanagementdienste für den norwegischen<br />
Markt anbieten, wobei es sich auf mit Ammoniak betriebene Schiffe spezialisiert,<br />
aber auch für alle anderen Schiffstypen offen ist. Amon entwickelt seit<br />
2019 Schiffsprojekte, Technologien und Bunkerlösungen.<br />
Columbia Shipmanagement hat ein Joint Venture mit Sea World in Monaco gegründet.<br />
Damit weitet CSM die Aktivitäten in Frankreich, Italien und Monaco aus.<br />
Als Columbia Seaworld Management (CSM Monaco) sollen Dienstleistungen für<br />
alle möglichen Schiffstypen und Superyachten angeboten werden. Auch Management-Dienste<br />
für Privatjets und Vermögensverwaltung gehören zum Portfolio.<br />
»Grüne Weiterbildung« für Seeleute<br />
Die von der Internationalen Schifffahrtskammer, der Transportarbeiter-Föderation<br />
und dem UN Global Compact gegründete Maritime Just Transition Task Force<br />
hat angekündigt, dass sie auf der Klimakonfenrenz COP27 im November einen<br />
Bericht über nötige Qualifikationen und Weiterbildung von Seeleuten veröffentlichen<br />
will. Der Bericht soll die Anzahl der Seeleute quantifizieren, die für den<br />
Umgang mit den umweltfreundlichen Kraftstoffen der Zukunft geschult oder<br />
weitergebildet werden müssen. Die auf der COP26 in Glasgow eingerichtete Task<br />
Force hat zudem weitere Partner bekannt gegeben, darunter die Ocean Technologies<br />
Group (OTG), Anglo Eastern, MSC, Ocean Network Express und PTC.<br />
Abstract: Crew Change Stabilisation?<br />
Ship managers and shipowners still have to struggle with a number of hurdles and uncertainties<br />
in their plans for manning and crew changes. However, a feared renewed<br />
escalation in the wake of the Ukraine war seems to have failed to materialise for the<br />
time being. This is indicated by new figures from the Crew Change Neptune Indicator.<br />
sagt Generalsekretär Kuba Szymanski<br />
mit Blick auf den Krieg: »Unsere Mitglieder<br />
beobachten die Sanktionslage sehr<br />
genau und gehen von einer abwartenden<br />
Haltung zu einem proaktiveren Ersatz<br />
russischer Offiziere und Schiffsleute<br />
über, da die Beschäftigung dieser Staatsangehörigen<br />
immer schwieriger wird.«<br />
Einige ukrainische Seeleute hätten zudem<br />
um eine Verlängerung ihres Vertrags<br />
gebeten, was gewisse Umstellungen<br />
in den Plänen erforderlich machte. Allerdings<br />
erleichtern die verbesserten Flugmöglichkeiten<br />
die Situation deutlich.<br />
Die »Corona«-Situation in Bezug auf<br />
Reisen und Besatzungswechsel sei weitgehend<br />
wieder auf dem Stand von vor<br />
Ausbruch der Pandemie. »Bei unseren<br />
Mitgliedern liegt die Durchimpfungsrate<br />
jetzt bei 80 % und wir betrachten die Situation<br />
als ›unter Kontrolle‹«, sagt Szymanski.<br />
Hilfe bei Umsiedlung<br />
Der Intermanager-Verband rät Schiffsmanagern,<br />
Seeleuten und ihren Familien<br />
aus der Ukraine »volle Unterstützung zu<br />
gewähren«. Als Beispiele führt der Generalsekretär<br />
auf, Verträge zu verlängern<br />
oder bei der Umsiedlung der Familie entweder<br />
in sicherere Teile der Ukraine oder<br />
ganz aus der Ukraine heraus zu helfen.<br />
Für solche Fälle empfiehlt der Verband,<br />
die Ukrainer etwa bei der Suche nach<br />
Unterkünften Verkehrsmitteln und Arbeitsplätzen<br />
zu unterstützen oder bei Fragen<br />
zu Schule, Sozialleistungen oder ähnliches<br />
zu assistieren. InterManager hilft<br />
laut seinem Generalsekretär »proaktiv«<br />
einer Reihe von Seeleutefamilien bei der<br />
Umsiedlung nach Polen.<br />
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26 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
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SCHIFFFAHRT | SHIPPING<br />
Des Seemanns neue »Einkaufs«-Freiheit<br />
Proviant und Verbrauchsgüter direkt von Bord aus beim Lieferanten bestellen, ohne die<br />
Einkaufsabteilung an Land – das ist die Idee, die hinter Mesh steckt. 600 Schiffe nutzen das<br />
Portal von Henning Weise bereits. Von Anna Wroblewski<br />
Das Portal achtet bei der Bestellung<br />
unter anderem auch auf den Nährwert<br />
Als sein Vater als Kapitän zur See fuhr,<br />
bekam er von seiner Reederei noch<br />
bares Geld, um sich und seine Crew mit<br />
Proviant zu versorgen oder um Verbrauchsgüter,<br />
die an Bord benötigt wurden<br />
– wie Seife, Schraubenzieher oder<br />
Besen – einzukaufen. Lief er mit seinem<br />
Schiff in einem Hafen ein, ging er mit einer<br />
Einkaufsliste zu einem Schiffsausrüster<br />
und besorgte was benötigt wurde.<br />
Als Henning Weise selbst zur See gefahren<br />
ist und später an Land für einen<br />
Schiffsausrüster arbeitete, sah die Welt<br />
ganz anders aus. Mit dem zunehmenden<br />
Wachstum und der Internationalisierung<br />
der Flotten gingen die Reedereien dazu<br />
über, den Einkauf von Land zu managen.<br />
»Ich habe es nie verstanden, warum jemand,<br />
der vielleicht gerade mal 25 ist, in<br />
Hamburg oder sonst wo sitzt und noch nie<br />
an Bord war, bestimmen und einteilen<br />
darf, was die Crew bekommt«, sagt Weise,<br />
COO und Gründer des Webportals Mesh<br />
Maritime Electronic Supply Hub. »Gerade<br />
bei Proviant reden wir von einer wichtigen<br />
Sache. Es ist ein Teil des Entertainments<br />
auf einem Schiff und ein großer Wohlfühlfaktor.<br />
Ohne Mampf kein Kampf. Wenn<br />
das Essen an Bord schlecht ist, ist auch die<br />
Stimmung schlecht«, so Weise. »Wir haben<br />
in unserem Portal zum Beispiel sechs<br />
Schwesterschiffe mit der gleichen Rotation,<br />
gleichem Crew-Mix, aber ich bekomme<br />
sechs völlig unterschiedliche Bestellungen,<br />
weil wir und hier über eine Geschmacksfrage<br />
unterhalten und darüber,<br />
welche Skills der Koch aufweist.«<br />
Mit dem Thema Einkauf beschäftigt<br />
sich Weise schon lange. Die Idee, ein Portal<br />
zu entwickeln, über das Seeleute selbst<br />
aussuchen und bestellen können, kam<br />
ihm vor rund zehn Jahren. 2020 setzte er<br />
seine Idee dann in die Tat um und<br />
launchte sein Online-Portal. »Wir verbinden<br />
die Crew, die etwas braucht, mit<br />
dem, der es hat«, beschreibt er.<br />
Ohne den Umweg über ein Einkaufsbüro<br />
an Land machen zu müssen, kann<br />
die Crew eine Liste für Proviant oder Stores<br />
erstellen. Diese Liste wird mit dem<br />
Angebot und den Preisen der registrierten<br />
Zulieferer abgeglichen. Der Kapitän<br />
kann die Angebote vergleichen, das<br />
beste aussuchen und die Order direkt<br />
auslösen. Damit er sich an die festgelegten<br />
Budgets hält, sind diese im Portal<br />
hinterlegt. Es fließt dabei aber kein<br />
Geld zwischen Schiff, Plattform und<br />
Schiffsausrüster, sondern die Rechnung<br />
wird direkt vom Lieferanten, mittlerweile<br />
umfasst das Netzwerk rund 2.100 weltweit,<br />
an die Reederei gestellt.<br />
Das Portal denkt mit<br />
Hinter dem Mesh-Portal steht künstliche<br />
Intelligenz. Es registriert beispielsweise,<br />
welche Waren besonders oft nachgefragt<br />
werden. Das führt dazu, dass der hinterlegte<br />
Katalog laufend angepasst wird.<br />
Es achtet außerdem darauf, was bestellt<br />
wird. »Legt ein Seemann nur Fleisch und<br />
kein Gemüse oder Obst in seinen Warenkorb,<br />
wird er die Bestellung nicht auslösen<br />
können, weil die Richtlinien von<br />
MLC 20<strong>06</strong> eingehalten werden müssen,<br />
wonach sich die Crew ausgewogen und<br />
gesund ernähren soll. Das Portal schaut<br />
außerdem auch auf den Nährwert der<br />
ausgewählten Produkte«, sagt Weise.<br />
Aktuell bestellen laut Weise rund 600<br />
Schiffe darüber: »Es ist alles dabei, von<br />
Capesize-Bulkern bis zum Fischerkutter«.<br />
Über die Fischerboote –<br />
mittlerweile 150 – sei er selbst überrascht<br />
gewesen<br />
Henning Weise<br />
Sparpotenzial im Einkauf<br />
Den Seeleuten bietet das Portal den Vorteil,<br />
dass sie selbstständig entscheiden<br />
können, was an Bord benötigt wird. Für<br />
die Reedereien bietet es den Vorteil, dass<br />
sie zum Einen jederzeit über ein Dashbord<br />
einsehen können, was auf einem Schiff bestellt<br />
wird. Zum anderem können sie erhebliche<br />
Kosten sparen: »Durch das Portal<br />
sparen die Reedereien 70–80 % der Personalkosten<br />
im Einkauf, weil der administrative<br />
Aufwand an Land wegfällt«, rechnet<br />
Weise vor. Auch für die Lieferanten sei<br />
das Portal von Vorteil, da sie keine Angebote<br />
schreiben müssen. Für Reedereien<br />
ist ein Abo-Modell eine Option mit monatlichen<br />
Gebühren für drei verschiedene<br />
Services. Die Höhe bemisst sich nicht an<br />
der Größe der Flotte, sondern am prozentualen<br />
Anteil der Flotte am System. <br />
© Mesh<br />
28 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFFAHRT | SHIPPING<br />
WRIST<br />
Führender Schiffsausrüster erwartet anhaltende Inflationseffekte<br />
Der nach eigenen Angaben weltweit führende<br />
Schiffsausrüster Wrist Ship Supply<br />
erwartet längere Auswirkungen von Lieferkettenproblemen,<br />
Ukraine-Krieg und<br />
Preissteigerungen auf das Geschäft der<br />
Belieferung von Schiffen mit Nahrungsmitteln,<br />
Verbrauchsgütern und Ersatzteilen.<br />
Die Schifffahrts- und Schiffsversorgungsbranche<br />
sei wie die meisten<br />
Branchen auf dem Weltmarkt durch unsichere<br />
Marktbedingungen und Volatilität<br />
gekennzeichnet, so Wrist in einer Mitteilung:<br />
»Die Auswirkungen von Covid-19<br />
und der russische Einmarsch in<br />
der Ukraine haben einen radikalen inflationären<br />
Einfluss auf die Rohstoffpreise<br />
und die allgemeinen Marktbedingungen.«<br />
Konkret geht es um Preissteigerungen<br />
bei den wichtigsten Rohstoffen,<br />
hohe Frachtraten, Lieferkettenprobleme,<br />
Arbeitskräftemangel, längere<br />
Lieferzeiten und Verzögerungen in den<br />
großen Häfen.<br />
Die Frachtraten dürften nach Einschätzung<br />
von Wrist bis <strong>2022</strong> aufgrund<br />
steigender Treibstoffpreise und Engpässe<br />
in der Versorgungskette auf hohem Niveau<br />
bleiben. Auch die Kosten für Luftfracht<br />
sind aufgrund geringerer Kapazitäten,<br />
anderer Routenführung und<br />
steigender Treibstoffpreise gestiegen.<br />
Die Rohölpreise sind durch den Einmarsch<br />
Russlands in der Ukraine, die<br />
Sanktionen gegen Russland und die angespannte<br />
Marktlage auf historische<br />
Höchststände gestiegen. »Die hohen<br />
Energiepreise werden an die Industrie<br />
und die Verbraucher weitergegeben und<br />
© Wrist<br />
tragen somit zur Verteuerung praktisch<br />
aller Waren bei, was die Inflationserwartungen<br />
weiter anheizt«, so Wrist.<br />
Dem CRB-Index zufolge steigen die<br />
Rohstoffpreise und damit auch das Preisniveau<br />
für Lebensmittel und Vorräte.<br />
»Kurzfristig sehen wir keine größeren<br />
Engpässe bei den Vorräten voraus, da unsere<br />
bestehenden Verträge von unseren<br />
Lieferanten immer noch eingehalten werden,<br />
wobei Großabnehmern hohe Priorität<br />
eingeräumt wird. Diese Situation<br />
kann sich jedoch aufgrund der Volatilität<br />
jederzeit ändern. Wir untersuchen ständig<br />
alternative Lieferanten, da die Versorgung<br />
längerfristig unter Druck geraten<br />
könnte. In letzter Zeit haben sich mehrere<br />
Lieferanten auf höhere Gewalt berufen,<br />
um sich von ihren vertraglichen Verpflichtungen<br />
zu befreien, und die Preise<br />
mit sofortiger oder zweiwöchiger Wirkung<br />
erhöht«, so der Schiffsauarüster.<br />
Laut FAO-Lebensmittelpreisindex werden<br />
die Lebensmittelpreise im Jahr <strong>2022</strong><br />
voraussichtlich um 5–6 % steigen. Die Lebensmittelpreise<br />
sind von Januar <strong>2022</strong> bis<br />
zum 4. März <strong>2022</strong> um 3,9 % gestiegen,<br />
was ein neues Allzeithoch darstellt und<br />
den bisherigen Höchststand vom Februar<br />
2011 übertrifft.<br />
»Aufgrund der Inflationseffekte und<br />
der prognostizierten Preissteigerungen<br />
bei Lebensmitteln erwarten wir, dass die<br />
Preise der Vorsorgekategorien kurzfristig<br />
deutlich steigen werden«, so Wrist. Man<br />
wolle versuchen, die Preiserhöhungen zu<br />
begrenzen, Kunden sollten aber mit »außerordentlichen<br />
Preiserhöhungen« für<br />
Fleisch, Milchprodukte, Nudeln, Mehl<br />
und Backwaren sowie Kaffee und Tee<br />
rechnen.<br />
Kurzfristig sieht der Schiffsausrüster<br />
keine Engpässe bei technischen Verbrauchsgütern<br />
und Vorräten. Diese Situation<br />
könne sich jedoch aufgrund der<br />
Volatilität jederzeit ändern.<br />
Der erhebliche Anstieg der Öl- und<br />
Gaspreise schlage sich aber in einer höheren<br />
Inflation nieder und wirke sich auf<br />
die Rohstoff-, Transport-, Energie- und<br />
Produktionskosten aus. Aufgrund der inflationären<br />
Auswirkungen erwartet<br />
Wrist, dass die Preise von Warengruppen<br />
wie Küchenutensilien, Deck-Equipment,<br />
Petroleumprodukte, Metalle sowie Rohre<br />
und Fittings »kurzfristig erheblich steigen«<br />
werden.<br />
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Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
29
SCHIFFFAHRT | SHIPPING<br />
Vier Fragen an …<br />
Mareike Winter<br />
CEO Heino Winter Ingenieurbüro<br />
»Billig ist nicht die beste Wahl«<br />
Die Heino Winter Gruppe aus Hamburg<br />
bietet im eigenen Online-Shop neben<br />
Messtechnik und Ausrüstung neue<br />
und gebrauchte Schiffs- und Industrieersatzteile.<br />
Auch Reedereien und Industriekunden<br />
können ihre wiederaufbereiteten<br />
Teile in der Ersatzteilbörse<br />
anbieten. Die <strong>HANSA</strong> sprach mit Geschäftsführerin<br />
Mareike Winter über<br />
die aktuellen Bedingungen am Markt.<br />
Die Nachfrage nach Tonnage ist aktuell<br />
so groß wie lange nicht mehr, auch ältere<br />
Schiffe werden weiter betrieben, der<br />
Markt für Verschrottungen steht quasi<br />
still. Wie wirkt sich das auf Ihren Handel<br />
mit Ersatzteilen und Ausrüstung aus?<br />
Mareike Winter: Die Probleme der Ersatzteilbeschaffung<br />
liegen nicht nur in<br />
der Anzahl und dem Alter der Schiffe,<br />
sondern vor allem in der Knappheit der<br />
Rohmaterialien zur Herstellung der Ersatzteile<br />
sowie in den Lieferketten-<br />
Schwierigkeiten. Dadurch erleben wir<br />
im Ersatzteilmarkt eine enorme Preissteigerung,<br />
ein Ende ist noch lange<br />
nicht absehbar.<br />
Wie wirken sich die Probleme in den<br />
globalen Lieferketten für Sie aus – bekommen<br />
Sie ihre Ersatzteile gut an die<br />
Kunden geliefert – oder ist es vielleicht<br />
sogar von Vorteil, da Lieferungen aus<br />
China derzeit erschwert sind und Kunden<br />
auf Lieferanten aus anderen Ländern<br />
wie Deutschland zurückgreifen?<br />
Winter: Hier spüren wir deutlich eine<br />
Verzögerung für internationale Warenlieferungen.<br />
Teilweise haben Produkte,<br />
die in Asien gefertigt werden, eine Lieferzeit<br />
von vier bis sechs Monaten oder<br />
länger, eine Planung ist aktuell extrem<br />
schwer. Wir greifen bereits jetzt auf europäische<br />
Produkte zurück, auch wenn<br />
diese preislich deutlich höher liegen.<br />
Mittlerweile sind die Kunden bereit, einen<br />
höheren Preis zu akzeptieren, wenn<br />
die Lieferungen dafür in der vorgegebenen<br />
Zeit erfolgt.<br />
Wir haben uns schon vor einiger Zeit<br />
auf in Deutschland generalüberholte<br />
Secondhand-Ersatzteile der meisten<br />
gängigen Maschinenhersteller spezialisiert.<br />
So können wir sofort verfügbare<br />
Ersatzteile als preislich attraktive Alternative<br />
anbieten.<br />
Wie hoch ist der Anteil von »gebrauchten«<br />
und von »neuen« Ersatzteilen<br />
bei Ihren Aufträgen?<br />
Winter: Das hängt ganz von dem Ersatzteil<br />
ab. Maschinenaustauschteile für<br />
die gängigen Überholungen verkaufen<br />
wir überwiegend als Gebrauchtteile<br />
oder wir vermieten die Ersatzteile im<br />
Austausch. Insbesondere bei älteren<br />
Schiffstypen wird gezielt nach gebrauchten<br />
Ersatzteilen gesucht.<br />
Was erwarten Sie für die Zukunft im<br />
Handel mit Ersatzteilen – nicht zuletzt<br />
angesichts der vielen Neubau-Bestellungen<br />
– sowohl in Bezug auf Mengen<br />
als auch in Bezug auf nachgefragte Produkte?<br />
Winter: Reedereien, die eine große<br />
Neubauserie erhalten, arbeiten mit den<br />
Händlern über Ausschreibungen zusammen.<br />
Wer den Zuschlag erhält,<br />
kann über die Ablieferungszeit planen,<br />
die Produkte entsprechend auf Lager legen<br />
beziehungsweise rechtzeitig bestellen.<br />
Eine gute Vorausplanung und Kommunikation<br />
mit dem Sublieferanten<br />
sind zwingend erforderlich. Sollte sich<br />
die Lieferkettenproblematik weiter verschärfen,<br />
nützt natürlich auch beste<br />
Planung nichts. Hier heißt es, europäische<br />
Alternativen parat haben<br />
oder gleich die höherpreisige (oft auch<br />
qualitativ hochwertigere) Alternative<br />
aus Europa anbieten, was allerdings das<br />
Risiko erhöht, den Zuschlag zu verlieren.<br />
An dieser Stelle muss der Kunde<br />
gewillt sein, umzudenken. Billig ist hier<br />
nicht die beste Wahl.<br />
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30 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
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MITSUI O.S.K. LINES<br />
Online-Handel mit Ersatzteilen von Abwrack-Werften<br />
© Leyal Ship<br />
Die japanische Reedereigruppe Mitsui<br />
O.S.K. Lines (MOL) hat mit ihrer türkischen<br />
Niederlassung einen Online-Handel<br />
für Ersatzteile gestartet, die bei Schiffsverschrottungen<br />
aussortiert werden. Man wolle<br />
das Recycling fördern und den Abfall von<br />
gebrauchten Schiffsausrüstungen, die bisher<br />
lange gelagert oder auf Abwrackwerften<br />
in der Türkei entsorgt werden mussten, reduzieren,<br />
indem diese über eine neu eingerichtete<br />
E-Commerce-Website an Kunden<br />
in aller Welt verkauft werden, teilte MOL<br />
jüngst mit, schränkte aber ein, dass die Aktivitäten<br />
auf Werften begrenzt sind, die entsprechend<br />
dem internationalen Schiffsrecycling-Übereinkommen<br />
zertifiziert sind.<br />
Derzeit werden auf der Website hauptsächlich<br />
ältere Einrichtungsgegenstände<br />
angeboten. Man suche aber nach Möglichkeiten,<br />
so die Reederei weiter, das Angebot<br />
in Zukunft um große Gegenstände<br />
wie Schiffsausrüstung und Rettungsboote<br />
zu erweitern. »Der Einstieg in das E-Commerce-Geschäft<br />
in der Türkei und die<br />
Ausweitung ihres Logistikbereichs stärkt<br />
die Aktivitäten der Gruppe in der Türkei<br />
und steht im Einklang mit der Regionalstrategie,<br />
einer der Schlüsselstrategien der<br />
Gruppe«, heißt es in einer Mitteilung.<br />
Derzeit gibt es 25 Recycling-Werften in<br />
der Region Aliaga, die entlang der etwa<br />
1,5 km langen Küste arbeiten. Im Jahr<br />
2021 wurden 112 Schiffe abgewrackt und<br />
etwa 820.000 t Eisen recycelt.<br />
»Viele Gegenstände, die nicht recycelt<br />
oder wiederverwendet werden können,<br />
werden in den Büros des Recyclinghofs<br />
als Dekoration ausgestellt. Ich denke,<br />
dass sie nicht verkauft werden, weil es<br />
keinen richtigen Verkaufsweg gibt«,<br />
schreibt Satoshi Katada, MOL-Chef in<br />
der Türkei, der darauf verweist, dass beispielsweise<br />
in Japan Gegenstände aus<br />
ausgemusterten Zügen und Flugzeugen<br />
viele Fans haben. Das offizielle Ziel:<br />
»Weltweit größte Verkaufsplattform für<br />
gebrauchte Gegenstände aus abgewrackten<br />
Schiffen« werden. MM<br />
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<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
31
KARRIERE | CAREER<br />
Praxisnahes Studium mit »Alk«<br />
Die Jade Hochschule und ihr auf Seefahrt und Logistik spezialisierter Campus in Elsfleth<br />
wollen den Studierenden ein möglichst modernes Umfeld bieten. Dazu gehören auch ein<br />
Logistiklabor und ein »neues« Schiff<br />
Bei einem Besuch machte sich kürzlich<br />
Niedersachsens Wissenschaftsminister<br />
Björn Thümler ein Bild von den<br />
Gegebenheiten vor Ort, insbesondere<br />
über das aktuelle Studentenleben nach<br />
der Rückkehr in ein Präsenzstudium.<br />
Thümler besuchte das neue Logistiklabor<br />
und tauschte sich mit Studierenden und<br />
Lehrenden über die Möglichkeiten von<br />
»New Work« aus. Das Logistiklabor dient<br />
zum einen als kreativer Arbeitsraum für<br />
Kleingruppen und soll zum anderen als<br />
Lehrsaal für die hybride Lehre eingesetzt<br />
werden. Der Raum kann durch seinen<br />
modularen Aufbau in verschiedene Arbeitsbereiche<br />
aufgeteilt werden. Hierbei<br />
stehen diverse Whiteboards sowie auch<br />
Methoden- und Moderationskoffer zur<br />
Verfügung.<br />
Minister Thümler an Bord<br />
Björn Thümler konnte sich von der Wasserseite einen Eindruck der Jade Hochschule verschaffen<br />
Im Hinblick auf die hybride Lehre ist darauf<br />
geachtet worden, dass der 86 Zoll-<br />
Touch-Bildschirm auf den verbundenen<br />
Endgeräten gespiegelt wird und drahtlos<br />
wichtige Lehrinhalte versendet werden<br />
können. Die digital Teilnehmenden können<br />
Zeichnungen und Anmerkungen,<br />
welche vor dem Plenum auf die Lehrfolien<br />
gezeichnet werden, direkt über die<br />
Onlinemeetingplattform betrachten. Dabei<br />
wird darauf geachtet, dass der Vortragende<br />
mittels Headset und Webcam jederzeit<br />
begleitet und gehört werden kann.<br />
»Ich freue mich, dass die Rückkehr in<br />
die Präsenzlehre im diesem Semester<br />
möglich war. Auch durch die dynamische<br />
Entwicklung in den vergangenen zwei<br />
Jahren werden die modernen Lehrformen,<br />
die auch im Logistiklabor Anwendung<br />
finden, die Lehre an der Jade<br />
Hochschule in Zukunft bereichern«, sagte<br />
Hochschulpräsident Manfred Weisensee.<br />
Thümler nutzte zudem die Gelegenheit<br />
für eine Probefahrt mit der »Alk« – einer<br />
ehemaligen Zollbarkasse. Seit Anfang<br />
April ist das Schiff im Besitz des Fachbereichs<br />
Seefahrt und Logistik und soll in<br />
Forschung und Lehre Anwendung finden.<br />
Geplant sind etwa Exkursionen zu<br />
den Häfen in der Region, damit die Studierenden<br />
die Umschlagstätigkeiten von<br />
der Wasserseite aus sehen können. Aber<br />
auch in der Lehre der nautischen Fächer<br />
soll die »Alk« einen wertvollen Beitrag<br />
leisten. Studierende können das Manövrieren<br />
in Kleingruppen in der Praxis<br />
üben. Weiterhin kann die ehemalige<br />
Zollbarkasse für Messfahrten in der Forschung<br />
eingesetzt werden.<br />
»Maritime Nachhaltigkeit«<br />
Die Barkasse wurde nach den Alken -<br />
vögeln benannt. Die Meerestauchvögel<br />
sind drossel- bis entengroß und ähneln<br />
in ihrem Erscheinungsbild den Pinguinen,<br />
dennoch sind beide Arten nicht näher<br />
miteinander verwandt. Alkenvögel<br />
leben in den Gewässern des Nordatlantiks<br />
und Nordpazifiks und bilden<br />
gemeinsam mit anderen Seevögeln große<br />
Kolonien.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt auf dem<br />
Campus ist der nachhaltige Umgang mit<br />
Ressourcen. Wie sich dies im maritimen<br />
Bereich umsetzen lässt, haben kürzlich<br />
14 Studierende der Jade Hochschule sowie<br />
Gäste aus der maritimen Wirtschaft<br />
und Behörden am Campus Elsfleth erarbeitet.<br />
Ziel der Veranstaltung, die mit<br />
der Firma ProSea durchgeführt wurde,<br />
war es, für Nachhaltigkeitsthemen zu<br />
sensibilisieren und zum reflektierten<br />
Handeln in der Schifffahrt zu motivieren.<br />
»Wir bilden an der Jade Hochschule<br />
die zukünftigen Führungskräfte der maritimen<br />
Branche aus. Umso wichtiger ist<br />
es, diesen Aspekt auch in der Lehre ein-<br />
© Jade Hochschule<br />
32 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
KARRIERE | CAREER<br />
Jens Mehmann erklärt Björn Thümler (li.) und Hochschulpräsident Manfred Weisensee,<br />
welche Möglichkeiten das Logistiklabor bietet<br />
fließen zu lassen«, sagte Ralf Brauner.<br />
Zusammen mit dem Niedersächsischen<br />
Landesbetrieb für Wasserwirtschaft,<br />
Küsten- und Naturschutz organisierte er<br />
die Veranstaltung zum zweiten Mal.<br />
Der zweitägige Kurs wurde in das studienfachübergreifende<br />
Modul »Maritime<br />
Technik Seminar« integriert. Deshalb<br />
nahmen Studierende aus den Studiengängen<br />
Nautik und Seeverkehr, Schiffsund<br />
Hafenbetrieb dual sowie Seeverkehrs-<br />
und Hafenwirtschaft teil. Auch<br />
Vertreter vom Verband Deutscher Reeder<br />
(VD), Bundesamt für Seeschifffahrt<br />
und Hydrographie (BSH), Ministerium<br />
für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz<br />
und Reedereien nahmen an der<br />
Veranstaltung teil.<br />
»Der IMO Model Course ›Marine Environmental<br />
Awareness‹ soll das Bewusstsein<br />
und Verständnis für Umwelt<br />
und Klima in der Maritimen Wirtschaft<br />
insbesondere auf Schiffen, in Häfen und<br />
Transportketten steigern. In Workshops<br />
diskutieren die Teilnehmer in Gruppen<br />
praxisnah und lösungsorientiert Themen,<br />
wie etwa der Reduktion von<br />
Meeres müll«, so Brauner. Finanziert wird<br />
diese Veranstaltung auch in den kommenden<br />
Jahren vom Niedersächsischen<br />
Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen<br />
und Klimaschutz.<br />
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<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
33
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
© NPorts/Andreas Burmann<br />
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und die niedersächsischen Minister Olaf Lies (Energie) und Bernd Althusmann (Wirtschaft, Bildmitte)<br />
kamen zum ersten Spatenstich für einen ersten FSRU-Anleger nach Wilhelmshaven<br />
Robert Habecks Taschenrechner<br />
Noch vor wenigen Monaten schien es so, als ob das Kapitel LNG enden könnte, ehe es<br />
überhaupt angefangen hatte. Der Krieg in der Ukraine änderte alles: Mit Hochdruck wird<br />
daran gearbeitet, sich von russischen Energie-Importen unabhängig zu machen<br />
Bundeswirtschaftsminister<br />
Robert<br />
Habeck und sein Team sind viel gereist,<br />
haben geplant und gerechnet, bis<br />
der Casio-Rechner glühte. Weil Entscheidungen<br />
getroffen werden mussten und<br />
jetzt auch getroffen wurden: Es wird an<br />
der deutschen Küste zunächst vier<br />
schwimmende LNG-Verladeplattformen<br />
und schnellstmöglich auch mindestens<br />
zwei Import-Terminals geben.<br />
Um diesen Weg hin zum LNG besser<br />
zu verstehen, soll dieser Artikel praxisnah<br />
den Rechenweg sowie die technischkommerziellen<br />
Hintergründe erläutern.<br />
Deutschland verbraucht Gas in der<br />
Größenordnung von Terajoule (TJ), also<br />
Billionen Joule. Auf Basis von Informationen<br />
des Bundesamtes für Wirtschaft<br />
und Ausfuhrkontrolle (BAFA), lag der<br />
durchschnittliche Jahresverbrauch zwischen<br />
2009 und 2020 bei 3,323 Mio. TJ,<br />
2020 und 2021 waren es 3,569 Mio. TJ/<br />
Jahr bzw. 3,667 Mio. TJ/Jahr.<br />
Mit Blick auf einen Mehr- und Minderbedarf<br />
aufgrund von warmen bzw. kalten<br />
Wintern lässt den für die weiteren Berechnungen<br />
gewählten Wert von<br />
3,5 Mio. TJ/a für den deutschen Gasverbrauch<br />
als ausreichend erscheinen. Das<br />
gilt umso mehr, wenn der angestrebte<br />
Energiewandel in Deutschland weg vom<br />
fossilen Gas hin zu mehr elektrischem<br />
Heizen und mehr Versorgungsanteilen<br />
aus Power-to-X-Technologien führt.<br />
Import versus Verbrauch<br />
Die Gas-Importmenge Deutschlands<br />
liegt höher als unser Verbrauch, da Gas<br />
von den hiesigen Energie-Unternehmen<br />
sehr intensiv in andere Länder weiterverkauft<br />
wird. Die Importmenge inklusive<br />
von Transitmengen lag im vergangenen<br />
Jahr laut BAFA bei gut 5 Mio. TJ. Wichtige<br />
aus Deutschland belieferte Abnahmeländer<br />
sind Tschechien, die Niederlande,<br />
Österreich und die Schweiz.<br />
Für die Berechnung der benötigten Kapazitäten<br />
der künftigen deutschen LNG-<br />
Importterminals betrachten wir die bisherigen<br />
Einfuhren an russischem Gas. Berücksichtigt<br />
sind lediglich die Anteile am<br />
deutschen Verbrauch. Exportmengen an<br />
Drittländer werden dabei vernachlässigt.<br />
Der Anteil russischen Gases am deutschen<br />
Verbrauch lag nach Angaben des<br />
Bundeswirtschaftsministeriums im April<br />
<strong>2022</strong> bei rund bei 35 %. Das entspricht einer<br />
Energiemenge in Form von LNG von<br />
etwa 1,2 Mio.TJ/a. Der spezifische Heizwert<br />
von LNG lässt sich gemäß der BP<br />
Studie »Statistical Review of World Energy<br />
2021« mit 21.600 MJ/m3 LNG berechnen,<br />
sowohl für US-Shale-Gas als auch<br />
für katarisches Gas.<br />
Des Weiteren wurde, aufgrund der derzeit<br />
noch unvorhersehbaren Situation am<br />
Chartermarkt für LNG-Tanker, eine<br />
mittlere Carrier-Kapazität von<br />
160.000 m3 LNG pro Schiff angenommen.<br />
Die auszugleichende Energiemenge<br />
von 1,2 Mio. TJ/a entspricht<br />
also einem LNG-Volumen von rund<br />
55,5 Mio. m3/a.<br />
Aus der mittleren Carrier-Kapazität<br />
von 160.000 m3 ergeben sich somit rechnerisch<br />
347 Anlandungen pro Jahr an<br />
den deutschen Importterminals. Die<br />
nach der Zwischenspeicherung in das<br />
bundesdeutsche Gasfernnetz einzuspeisende<br />
LNG-Menge hat demzufolge<br />
34 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
nach ihrer Rückvergasung aus dem flüssigen<br />
Zustand ein Volumen von rund<br />
34,6 Mrd. m3.<br />
LNG-Carrier<br />
Daraus ergibt sich die zu charternde Anzahl<br />
von LNG-Carriern wie folgt: Die<br />
mittlere Umlaufzeit vom US-Golf/Texas<br />
nach Deutschland beträgt rund 24 Tage<br />
inklusivere Laden und Löschen. Für den<br />
Umlauf von der US-Ostküste nach<br />
Deutschland und retour wäre von 21 Tagen<br />
per Rundreise auszugehen. Die<br />
Transporte aus Katar wären mit etwa 32<br />
Tagen pro Lieferung anzusetzen. Dabei<br />
wird eine mittlere Dienstgeschwindigkeit<br />
von 18 kn angenommen. Für unsere Betrachtung<br />
wird davon ausgegangen, das<br />
¾ der zu liefernden LNG-Menge aus den<br />
USA, darunter zur Hälfte aus Texas,<br />
stammen und ¼ aus Katar. Auszugehen<br />
ist zunächst von 8.637 Chartertagen pro<br />
Jahr und einem Bedarf von 25 Carriern.<br />
• Aus dem US-Golf wären 130 Rundreisen<br />
pro Jahr à 24 Tagen pro Rundreise<br />
zu leisten.<br />
Bedarf: 9 LNG-Carrier<br />
• Für den Dienst zwischen US-Ostküste<br />
und Deutschland mit ebenfalls etwa 3 / 8<br />
der Menge, wären es 130 Rundreisen<br />
pro Jahr à 21 Tagen pro Rundreise.<br />
Bedarf: 8 LNG-Carrier<br />
• Aus Katar käme rund ¼ der Menge mit<br />
87 Rundreisen pro Jahr à 32 Tagen pro<br />
Rundreise.<br />
Bedarf: 8 LNG Carrier<br />
Zu berücksichtigen ist zudem die Boil Off<br />
Menge, die während des Transports bei<br />
Atmosphärendruck aufgrund der natürlichen<br />
Verdampfung des LNG verloren<br />
ginge, wenn man es nicht an Bord rückverflüssigen<br />
würde. Diese Menge wird<br />
mit täglich 0,12 % der an Bord befindlichen<br />
Menge angenommen. Die in der<br />
Boil-Off-Menge enthaltene Energie wird<br />
für den Antrieb und die Versorgung der<br />
Schiffe mit elektrischer Energie genutzt.<br />
Eine Rückverflüssigung findet in diesem<br />
Beispiel nicht statt.<br />
Der Leistungsbedarf für die Propulsion<br />
eines LNG-Carriers mit einer Kapazität<br />
von 160.000 m3 wird mit dem Praxiswert<br />
von 28.000 kW bei 18 kn angenommen.<br />
Berücksichtigt man einen spezifischen<br />
Kraftstoffverbrauch der Hauptmaschine<br />
(Dual-Fuel-Dieselmotor) von 156 g LNG<br />
pro kWh ergibt sich ein Verbrauch von<br />
4.368 kg LNG pro Stunde. Aus einem<br />
LNG-Heizwert von 48.000 kJ/kg ergibt<br />
sich ein Primär-Energiebedarf von<br />
GASVERBAUCH, LNG-MENGEN UND ANZAHL DER BENÖTIGTEN SCHIFFE<br />
Gasverbrauch Deutschland 2020<br />
Gasverbrauch Deutschland - Mittelwert 2009–2020<br />
Gasverbrauch- Deutschland - Wert für Berechnungen<br />
Anteil Gasverbrauch Deutschland aus Norwegen und den Niederlanden<br />
Anteil Gasverbrauch Deutschland aus Russland<br />
Mittlere LNG-Carrier-Größe<br />
Spezifischer Heizwert LNG - nach IEA<br />
Anteil Gasverbrauch Deutschland aus Russland, flüssig<br />
Volumenverhältnis Gas-gasförmig zu Gas-flüssig<br />
Anteil Gasverbrauch Deutschland aus Russland, gasförmig<br />
Anlandungen LNG p.a. für russischen Anteil am deutschen Gasverbrauch<br />
mittlere Umlaufzeit US-Golf/Texas - Deutschland - retour<br />
mittlere Umlaufzeit US-Ostküste - Deutschland - retour<br />
mittlere Umlaufzeit Katar - Deutschland- retour<br />
Lieferanteil US-Golf als Ersatz für russisches Gas<br />
Lieferanteil US-Ostküste als Ersatz für russisches Gas<br />
Lieferanteil Katar als Ersatz für russisches Gas<br />
Transportmenge US-Golf-Service<br />
Transportmenge US-Ostküste-Service<br />
Transportmenge Katar-Service<br />
Chartertage US-Golf Service<br />
Chartertage US-Ostküsten Service<br />
Chartertage Katar-Service<br />
Chartertage gesamt<br />
Leistungsbedarf Propulsion LNG Carrier (160.000 m³) - 18 kn, abgeladen<br />
spezifischer Kraftstoffverbrauch, LNG-Anteil, DF-Hauptmotor(e–n)<br />
spezifischer Heizwert LNG<br />
Energiebedarf Propulsion des LNG-Carriers bei 18 kn<br />
Boil-Off-Rate - bezogen auf die transportierte Menge<br />
Boil-Off-Menge pro Stunde<br />
Dichte LNG<br />
Boil-Off-Menge pro Stunde<br />
Energiemenge des Boil-Off-Anteils<br />
Seetage der Services<br />
Boil-Off-Menge pro Jahr<br />
Anteil Boil-Off-Menge an der jährlichen LNG-Transportmenge<br />
Energie der Boil-off-Menge<br />
Anlandungen LNG p.a. für russischen Anteil, Boil-Off-Menge berücksichtigt<br />
Anzahl Rundereisen US-Golf-D-retour, Boil-Off-Menge berücksichtigt<br />
Anzahl Rundereisen US-Ostküste-D-retour, Boil-Off-Menge berücksichtigt<br />
Anzahl Rundreise Katar-D-retour, Boil-Off-Menge berücksichtigt<br />
Chartertage US-Golf Service, Boil-Off-Menge berücksichtigt, 357 d/a.<br />
Chartertage US-Ostküsten Service, Boil-Off-Menge berücksichtigt, 351 d/a.<br />
Chartertage Katar Service, Boil-Off-Menge berücksichtigt, 357 d/a.<br />
Chartertage gesamt, Boil-Off-Menge berücksichtigt<br />
Seetage der Services, Boil-Off-Menge berücksichtigt<br />
Anzahl LNG-Carrier für US-Golf Service<br />
Anzahl LNG-Carrier für US-Ostküsten Service<br />
Anzahl LNG-Carrier für Katar Service<br />
Summe LNG-Carrier<br />
Charterrate für LNG-Carrier (160.000 m³), Stand Mai <strong>2022</strong><br />
Charterkosten p.a. für alle Services<br />
Geladene Menge LNG, p.a.<br />
Angelieferte Menge LNG, p.a.<br />
Angelieferte Menge NG, p.a.<br />
Eigenverbrauch für Regasifizierung ins Gas-Landnetz, p.a.<br />
Eigenverbrauch für Regasifizierung ins Gas-Landnetz, p.a.<br />
In das Landnetz eingespeiste Menge NG, p.a.<br />
Energie des eingespeisten LNG p.a. als Ersatz für russisches Gas<br />
spezifische Kosten Seetransport<br />
spezifischer Energiegehalt eines Kubikmeters gasförmigen Gases<br />
spezifischer Energiegehalt eines Kubikmeters gasförmigen Gases<br />
spezifische Kosten Seetransport<br />
3.568.481<br />
3.323.580<br />
3.500.000<br />
2.355.000<br />
1.200.000<br />
160.000<br />
21.600<br />
55.555.556<br />
622,0<br />
34.555.555.556<br />
347<br />
24,0<br />
21,0<br />
32,0<br />
37,5<br />
37,5<br />
25,0<br />
20.833.333<br />
20.833.333<br />
13.888.889<br />
3.125<br />
2.734<br />
2.778<br />
8.637<br />
28.000<br />
156,0<br />
48.000<br />
209.664.000<br />
0,12<br />
8,0<br />
450,0<br />
3.600<br />
172.800.000<br />
7.943<br />
1.525.000<br />
2,7<br />
32.940<br />
357<br />
134<br />
134<br />
89,0<br />
3.211<br />
2.809<br />
2.854<br />
8.874<br />
8.161<br />
9,0<br />
8,0<br />
8,0<br />
25,0<br />
50.000<br />
443.712.131<br />
57.080.556<br />
55.513.694<br />
34.529.517.858<br />
514.887.860<br />
1,49<br />
34.014.629.998<br />
1.181.215<br />
1,29<br />
36.000<br />
10,0<br />
0,13<br />
TJ/a – Terajoule pro Jahr, MJ – Megajoule , a – Jahr, d – Tag(e), cd - Chartertage, Nm³ – Normkubikmeter, RV – Rundreisen,<br />
TJ/a<br />
TJ/a<br />
TJ/a<br />
TJ/a<br />
TJ/a<br />
m³ LNG<br />
MJ/m³ LNG<br />
m³ LNG/a<br />
m³ NG / m³ LNG<br />
m³ NG<br />
RV/a<br />
d<br />
d<br />
d<br />
%<br />
%<br />
%<br />
m³ LNG<br />
m³ LNG<br />
m³ LNG<br />
cd/a<br />
cd/a<br />
cd/a<br />
cd/a<br />
kW<br />
g/kWh<br />
kJ/kg<br />
kJ/h<br />
% / d<br />
m³ LNG/h<br />
kg/m³ LNG<br />
kg LNG/h<br />
kJ/h<br />
d/a<br />
m³ LNG / a<br />
% LNG/a<br />
TJ/a<br />
RV / a<br />
RV / a<br />
RV / a<br />
RV / a<br />
cd/a<br />
cd/a<br />
cd/a<br />
cd/a<br />
d/a<br />
pcs. LNG Carrier<br />
pcs. LNG Carrier<br />
pcs. LNG Carrier<br />
pcs. LNG Carrier<br />
USD/cd<br />
USD/a<br />
m³ LNG/a<br />
m³ LNG /a<br />
m³ gas / a<br />
m³ gas / a<br />
%<br />
m³ gas/a<br />
TJ/a<br />
USD-Cent/m³ NG<br />
kJ/m³ NG<br />
kWh/m³ NG<br />
US-Cent/kWh<br />
© Kaiser<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
35
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Am Voslapper Groden soll zunächst eine FSRU festmachen. Später soll an der niedersächsischen Küste ein Importterminal für verflüssgtes Gas entstehen<br />
© Hero Lang<br />
© Uniper<br />
209.664.000 kJ/h. Bezogen auf die angenommene<br />
Kapazität von 160.000 m3<br />
macht die Boil-Off-Menge bei 0,12 % pro<br />
Tag geteilt durch 24 Stunden 8 m3 LNG<br />
pro Stunde aus. Die darin enthaltenen<br />
Energie beträgt 172.800.000 kJ/h bei einer<br />
LNG-Dichte von 450 kg/m3<br />
(3.600 kg/h x 48.000 kJ/kg).<br />
Ob die LNG-Carrier in der Praxis mit<br />
dem Boil-Off betrieben werden oder dieses<br />
an Bord rückverflüssigt werden würde,<br />
ist abhängig vom Ausrüstungsgrad<br />
des jeweiligen Schiffes sowie von wirtschaftlichen<br />
Aspekten wie dem Preisunterschied<br />
zwischen VLSFO und LNG<br />
oder der Versorgungssituation am deutschen<br />
Gasmarkt.<br />
Die auf See insgesamt anfallende Boil-<br />
Off-Menge ergibt sich bei 7.943 Seetagen<br />
zu 0,0012 x 160.000 m3 = 1.525.000 m3<br />
LNG – was etwa 2,7 % der jährlichen<br />
LNG-Transportmenge bzw. 32.940 TJ/a<br />
entspricht. Wird die Boil-Off-Menge als<br />
Kraftstoff verwendet, kann von einer<br />
dann benötigten Anzahl von gut 357<br />
Fahrten à 160.000 m3 jährlich ausgegan -<br />
Spezielle LNG-Tanker sollen Gas aus den USA und aus Katar nach Deutschland bringen<br />
gen werden. Entsprechend stellt sich der<br />
Bedarf an LNG-Carriern wie folgt dar:<br />
• 134 Rundreisen US-Golf-Deutschland<br />
= 3.211 Chartertage verteilt auf 9 LNG-<br />
Carrier, Einsatztage/a: 357 pro Schiff<br />
• 134 Rundreisen US-Ostküste-Deutschland<br />
= 2.809 Chartertage für 8 LNG-<br />
Carrier, Einsatztage/a: 351 pro Schiff<br />
• 89 Rundreisen Katar-Deutschland =<br />
2.854 Chartertage für 8 LNG-Carrier,<br />
Einsatztage/a: 357 pro Schiff<br />
Insgesamt ergeben sich daraus 8.874<br />
Chartertage, verteilt auf 25 LNG-Carrier.<br />
Bei einer durchschnittlichen Charterrate<br />
von 50.000 $/Tag ergeben sich Kosten<br />
von insgesamt gut 443 Mio. $ pro Jahr.<br />
Die in den Ladehäfen übernommene<br />
Menge von gut 57 Mio. m3 LNG pro Jahr<br />
reduziert sich während der Transporte<br />
um die Boil-Off-Menge (2,7 %) auf eine<br />
in Deutschland angelieferte Menge von<br />
rund 55,5 Mio. m3 LNG bzw.<br />
34,5 Mrd. m3 nach der Regasifizierung.<br />
Der dafür benötigte Wärme -<br />
(energie)bedarf der FSRU bzw. der landseitigen<br />
Terminals muss ebenfalls berücksichtigt<br />
werden. Dafür werden zunächst<br />
1,5 % der angelieferten Gasmenge<br />
kalkuliert. Die Verwendung von vor Ort<br />
verfügbarer, nutzbarer Abwärme, zum<br />
Beispiel aus dem Kühlwasser von Kraftwerken,<br />
könnte diesen Bedarf verringern.<br />
Die Standorte Brunsbüttel und Stade hätten<br />
gegebenenfalls Abwärme anzubieten.<br />
36 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Die Entnahme von Wärme aus den Liegegewässern<br />
ist aufgrund von Umweltschutzgründen<br />
bisher eingeschränkt. Die<br />
in das Landnetz eingespeiste Gasmenge<br />
beläuft sich somit auf gut 34,0 Mrd. m3/a<br />
mit einem Energiegehalt von circa<br />
1,2 Mio. TJ/a.<br />
Kosten des Seetransports<br />
Überschlägig ergeben sich aus den Ergebnissen<br />
dieser Beispielrechnung bei einer<br />
Gasliefermenge von 34,5 Mrd. m3<br />
pro Jahr und Charterkosten von jährlich<br />
rund 443 Mio. $ spezifische Transportkosten<br />
in Höhe von 13 $-Cent je Kubikmeter<br />
angeliefertes Gas.<br />
Aus unseren Gas-Abrechnungen ist die<br />
Größe »kWh« bekannt, die ebenfalls als<br />
Energiewert verwendet wird. 1 m3 gasförmiges<br />
Gas entspricht der Energiemenge<br />
von 36.000 kJ oder 10 kWh. Energetisch<br />
betrachtet ergeben sich Kosten des Seetransports<br />
von 0,13 $-Cent pro 1 kWh Gas.<br />
Stunde, entsprechend 1479 m3 LNG/h,<br />
betragen.<br />
Ein 160.000 m3 Carrier landet bei einer<br />
Boil-Off-Rate von 2,7 %, die für den<br />
Energie-Verbrauch der Passage verwendet<br />
wurde, somit gut 156.000 m3 an.<br />
Bei einer Einspeisung von 1.479 m3/h<br />
kann das Terminal die Liefermenge eines<br />
160.000-m3-Carriers etwa alle 4,5 Tage<br />
verarbeiten. Das Jahresvolumen wird mit<br />
8 Mrd. Nm3/a angegeben.<br />
Stade<br />
Ebenfalls an der Elbe wird in Stade der<br />
Hanseatic Energy Hub geplant. Gesellschafter<br />
sind der Gasinfrastrukturbetreiber<br />
Fluxys (Belgien), die Partners<br />
Group (Schweiz), die Buss-Gruppe aus<br />
Hamburg und Dow (Stade). EnBW wäre<br />
ein erster möglicher Kunde. Die Jetty des<br />
Terminalprojektes in Stade orientiert sich<br />
an den in Brunsbüttel geplanten Größen.<br />
Die Carrier dürften maximal 345 m lang<br />
Visit us at Marintec<br />
June 28 - July 1, <strong>2022</strong><br />
German Pavilion<br />
Terminal-Pläne in Deutschland<br />
In Wilhelmshaven ist bereits der erste<br />
Spatenstich für den Bau eines LNG-<br />
Importterminals erfolgt. An anderen<br />
Standorten existieren ähnliche Pläne. Im<br />
folgenden ein Überblick.<br />
Brunsbüttel<br />
Das Terminal in Brunsbüttel wird von<br />
German LNG Terminal geplant, einer<br />
Gesellschaft, an der die staatliche Förderbank<br />
KfW und der Energieversorger<br />
Gas unie beteiligt sind. Als Kunden haben<br />
sich dem Vernehmen nach bereits Shell<br />
und RWE verpflichtet.<br />
Vorgesehen ist nach bisherigem Stand<br />
eine Jetty für LNG-Carrier von bis zu<br />
345 m Länge und einer Kapazität für bis<br />
zu 267.000 m3 LNG, was der Q-Max-<br />
Klasse von Nakilat entspricht.<br />
Das landseitige Rohrleitungssystem<br />
des Terminals ermöglicht das Löschen eines<br />
Q-Max-Carriers bei seiner vollen<br />
Pumpenkapazität von 14.000 m3/h in gut<br />
19 Stunden. Berücksichtigt man Manöverzeiten<br />
sowie Sicherheitsroutinen und<br />
Klarierung, so kann man von einer Abfertigungsdauer<br />
von einem Tag ausgehen.<br />
Unvorteilhafte Tiden können diesen<br />
Wert erhöhen.<br />
Das Terminal in Brunsbüttel soll LNG-<br />
Lagertanks mit einer Kapazität von 2 x<br />
165.000 m3 erhalten. Die Einspeisekapazität<br />
ins Landnetz soll maximal<br />
920.00 Normkubikmeter (Nm3) pro<br />
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<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
37
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
© Kaiser<br />
© Höegh LNG<br />
GEPLANTE LNG-TERMINALS IN DEUTSCHLAND<br />
Brunsbüttel - German LNG (KfW, Gasunie), Kunde RWE<br />
Jetty-Länge<br />
Jetty-Kapazität<br />
Entladekapazität<br />
LNG Tankkapazität Terminal<br />
LNG-Tanks Terminal - Anzahl<br />
LNG-Tankkapazität Terminal - gesamt<br />
Rückvergasungs-Kapazität des Terminals<br />
Rückvergasungs-Kapazität des Terminals<br />
Jährliche Einspeisekapazität Terminal<br />
Stade - Hanseatic Energy Hub (Buss Group, Dow, Fluxys, Partners Group)<br />
Jetty-Länge<br />
Jetty-Kapazität<br />
Entladekapazität<br />
LNG-Tankkapazität Terminal<br />
LNG Tanks Terminal - Anzahl<br />
LNG-Tankkapazität Terminal - gesamt<br />
Rückvergasungs-Kapazität des Terminals<br />
Rückvergasungs-Kapazität des Terminals<br />
Jährliche Einspeisekapazität Terminal<br />
Wilhelmshaven - Tree Energy Solutions (TES) - 1. Ausbaustufe - Kunde Uniper<br />
345<br />
267.000<br />
14.000<br />
165.000<br />
2,0<br />
330.000<br />
920.000<br />
1.479<br />
8,1<br />
345<br />
267.000<br />
?<br />
240.000<br />
2,0<br />
480.000<br />
1.520.000<br />
2.444<br />
13,3<br />
Jetty-Länge<br />
Jetty-Kapazität<br />
Entladekapazität<br />
LNG-Tankkapazität Terminal<br />
LNG Tanks Terminal - Anzahl<br />
LNG-Tankkapazität Terminal - gesamt<br />
Rückvergasungs-Kapazität des Terminals<br />
Rückvergasungs-Kapazität des Terminals<br />
Jährliche Einspeisekapazität Terminal<br />
Floating Storage & Regasification Unit (FSRU)<br />
345<br />
267.000<br />
?<br />
200.000<br />
8,0<br />
1.600.000<br />
2.283.105<br />
3.671<br />
20,0<br />
m<br />
max. m³ LNG/Carrier<br />
m³ / h<br />
m³ LNG<br />
pcs. LNG Tanks<br />
m³ LNG<br />
Nm³ / h<br />
m³ LNG / h<br />
Mrd. m³ Gas / a<br />
Standorte Wilhelmshaven (2), Brunsbüttel (1) sowie eine weitere (noch offen): Hamburg, Rostock, Stade oder Eemshaven<br />
Jährliche Einspeisekapazität FSRU (angenommer Wert)<br />
7,5<br />
Anzahl FSRU (laut 2. Fortschrittsbericht Energiesicherheit)<br />
4,0<br />
Einspeisekapazität FSRU´s - gesamt (angenommener Wert)<br />
30,0<br />
Geplante Einspeisekapazität der LNG- Terminals Brunsbüttel + Wilhelmshaven + Stade - 1. Ausbaustufe<br />
41,0<br />
Angelieferte Menge aus 357 Anlandungen<br />
34,6<br />
Bedarf als Ersatz des Anteils russischem Gases am deutschen Verbrauch - 1.2 Mio.TJ / a<br />
34,6<br />
m<br />
max. m³ LNG/Carrier<br />
m³ / h<br />
m³ LNG<br />
pcs. LNG Tanks<br />
Nm³ / h<br />
m³ LNG / h<br />
m³ Gas / a<br />
m<br />
max. m³ LNG/Carrier<br />
m³ / h<br />
m³ LNG<br />
pcs. LNG Tanks<br />
Nm³ / h<br />
m³ LNG / h<br />
m³ Gas / a<br />
Mrd. m³ Gas / a<br />
pcs.<br />
Mrd. m³ Gas / a<br />
Mrd. m³ Gas / a<br />
Mrd. m³ Gas / a<br />
Mrd. m³ Gas / a<br />
Höegh LNG verfügt über eine der größten FSRU-Flotten und verchartert zwei Einheiten an RWE<br />
Abstract: LNG for Germany – a<br />
brief overview<br />
The German energy transition plan is<br />
being hampered by the war in<br />
Ukraine. Every day we experience inspiring<br />
news about the growing will<br />
from federal and state politicians to<br />
liaise with the industry to advance the<br />
development of a new German energy<br />
infrastructure. This article frames the<br />
new plan to install FSRU and LNG<br />
terminals.<br />
sein und 267.000 m3 LNG transportieren.<br />
Landseitig sind<br />
1.520.000 Nm3/h bzw. 2443 m3 LNG entsprechend<br />
13,3 Mrd. m3/a Einspeisekapazität<br />
vorgesehen, wobei zwei LNG-<br />
Lagertanks mit jeweils 240.000 m3 Kapazitäten<br />
entstehen sollen.<br />
Wilhelmshaven<br />
In Wilhelmshaven (Tree Energy Solutions<br />
– TES) sind die Projekte am weitesten<br />
gediehen. Gleichzeitig mit der Unterzeichnung<br />
der Charterverträge für vier<br />
FSRU erfolgte an der Jade der Start der<br />
Baumaßnahmen für den ersten Anleger.<br />
Eine bestehende Hafenanlage wird so<br />
ausgerüstet, dass dort eine FSRU dauerhaft<br />
stationiert werden und mit dem Gasfernleitungsnetz<br />
verbunden werden<br />
kann. Bereits im Winter <strong>2022</strong>/2023 soll<br />
an der UVG-Brücke (Umschlaganlage<br />
Voslapper Groden) die erste schwimmende<br />
LNG-Plattform in Deutschland<br />
festmachen.<br />
Die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen<br />
Ports (NPorts) wird an die bestehende<br />
Anlage eine Plattform sowie Fender-<br />
und Festmacherdalben für den Liegeplatz<br />
bauen. Darüber hinaus werden die<br />
Liegewanne und im Bereich der Zufahrt<br />
die notwendigen Wassertiefen durch Baggerungen<br />
hergestellt. Die Kosten belaufen<br />
sich auf rund 40 Mio. €, dazu kommen<br />
weitere 5 Mio. € für die Planung.<br />
An Land wird durch die Open Grid Europe<br />
GmbH (OGE) die 26 km lange Wilhelmshavener<br />
Anbindungsleitung (WAL)<br />
zum Kavernenfeld der STORAG-Etzel bei<br />
Friedeburg gelegt, die eine Kapazität von<br />
zunächst 10 Mrd. m3 NG/a haben soll. Die<br />
Kapazität aller in Planung befindlichen<br />
Gas-Pipelines in der Region wird mit bis zu<br />
28 Mrd. m3/a angegeben.<br />
In einem zweiten Schritt will TES ein<br />
Terminal mit einer Importkapazität von<br />
38 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
16–20 Mrd. m3/a errichten, dazu kommt<br />
ein Lager für 1,6 Mio. m3 in acht Tanks.<br />
Bund will FSRU<br />
Zunächst aber werden im Auftrag der<br />
Bundesregierung vier FSRU durch die<br />
Unternehmen Uniper und RWE gechartert<br />
– dafür stellt die Bundesregierung für<br />
die Dauer von zehn Jahren eine Summe<br />
von 3 Mrd. € in den Bundeshaushalt ein.<br />
GEPLANTE FSRU-STANDORTE UDN KAPAZITÄT<br />
FSRU / Eigner<br />
Transgas Force / Dynagas<br />
Transgas Power / Dynagas<br />
Hoegh Esperanza / Hoegh<br />
tba / Hoegh<br />
Summe<br />
Kapazität Speicherung/Regasifizierung<br />
174.000 m³ LNG / 7,5 Mrd. m³/a<br />
174.000 m³ LNG / 7,5 Mrd. m³/a<br />
170.000 m³ LNG / 7,75 Mrd. m³/a<br />
170.000 m³ LNG / 7,75 Mrd. m³/a<br />
688.000 m³ LNG/ 30,5 Mrd. m³ NG<br />
Betreiber<br />
Uniper<br />
Uniper<br />
RWE<br />
RWE<br />
© Kaiser<br />
Fazit<br />
Die bisher veröffentlichten Einspeisekapazitäten<br />
der geplanten landseitigen<br />
LNG-Importterminals Wilhelmshaven,<br />
Brunsbüttel und Stade umfassen gut<br />
41 Mrd. m3 Gas pro Jahr. Das korreliert<br />
mit dem angenommenen Bedarf von<br />
1,2 TJ/a = 34 Mrd. m3/a Gas, die zunächst<br />
nur den zu ersetzenden, bisher aus<br />
Russland stammenden Anteile des deutschen<br />
Jahresverbrauchs berücksichtigt.<br />
Etwaige Mehrbedarfe, zum Beispiel zur<br />
Deckung des Gasbedarfs in Tschechien,<br />
Österreich und in der Schweiz würden<br />
weitere LNG-Terminalkapazitäten in<br />
Deutschland erforderlich machen. Planzahlen<br />
für künftige Erweiterungen kann<br />
man aus den Informationen zum Wilhelmshavener<br />
Terminal bereits ableiten.<br />
Die derzeit mit einer Charterdauer von<br />
zehn Jahren geplanten vier FSRU, die parallel<br />
zu den landseitigen Terminals betrieben<br />
werden sollen, mögen neben<br />
staatlich-planerischen Aspekten und Redundanzgründen<br />
auch eine strategische<br />
Hebelwirkung auf die föderalen Entscheidungsträger<br />
haben, um – frei nach<br />
Habeck – »in die Gänge zu kommen«.<br />
Die FSRU-Kapazität wird insgesamt<br />
etwa 30 Mrd. m3 Gas pro Jahr betragen,<br />
was dem Bedarf von 34 Mrd. m3 nicht<br />
ganz entspricht. Die Differenz müsste bis<br />
zur Inbetriebnahme des ersten LNG-Terminals<br />
über andere Kanäle importiert<br />
werden. Die nötigen LNG-Transporte<br />
über See sind mit rund 25 LNG-Carriern<br />
mittlerer Größe gut leistbar. Dabei stellt<br />
sich aber neben der Frage der dauerhaften<br />
Verfügbarkeit von Tankern auch die<br />
Frage, ob eine direkte staatliche Hoheit<br />
über die benötigte Flotte von LNG-<br />
Carriern längerfristig abzusichern wäre.<br />
Autor: Niels Kaiser<br />
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<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
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39
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Gute Aussichten für LNG-Tanker<br />
Der Ukraine-Krieg und die daraus resultierenden Bemühungen in Europa, die hohe<br />
Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zu reduzieren, dürften Veränderungen in<br />
den LNG-Handelsströmen und neue Chancen für die Tankerfahrt mit sich bringen<br />
Major trade movements 2020<br />
<br />
26.4<br />
6.1<br />
US<br />
Canada<br />
Mexico<br />
S. & Cent. America<br />
Europe<br />
CIS<br />
Middle East<br />
Africa<br />
Asia Pacific<br />
7.1<br />
68.2<br />
54.3<br />
Pipeline gas<br />
LNG<br />
21.8<br />
25.6<br />
Wichtige Transportrouten für Gas in Mrd. m3<br />
Gemäß dem Statistical Review 2021<br />
von BP hat Europa im Jahr 2020<br />
rund 170 Mrd. m3 seiner Gasimporte aus<br />
Russland bezogen. Erklärtes Ziel der EU<br />
ist es, das Importvolumen bis Ende <strong>2022</strong><br />
auf ein Drittel, also weniger als<br />
60 Mrd. m3 zu reduzieren. Stattdessen<br />
sollen rund 15 Mrd. m3 aus den USA bezogen<br />
werden und bis 2030 dann etwa<br />
50 Mrd. m3. Die verbleibende Versorgungslücke<br />
von 98 Mrd. m3 soll mit<br />
Importen aus Katar geschlossen werden.<br />
Die gesamte Regasifizierungskapazität<br />
aller europäischen LNG-Importterminals,<br />
inklusive Großbritannien, betrug laut<br />
Clarksons Research Ende Februar knapp<br />
244 Mrd. m3 bei einer Auslastungsquote<br />
von lediglich 44 %. Technisch möglich<br />
sind bis zu 90 % – rein rechnerisch könnten<br />
somit 112 Mrd. m3 Erdgas zusätzlich<br />
in Form von LNG importiert werden.<br />
Die global verfügbare Verflüssigungskapazität,<br />
abzüglich Russland, betrug per<br />
Ende Februar 585,2 Mrd. m3 mit einer<br />
Auslastungsquote von 86 % nahe am Maximum.<br />
Geht man davon aus, dass davon<br />
80 % über langfristige Liefer- und Abnahmeverträge<br />
kontrahiert sind, wären<br />
58 Mrd. m3 für den Spotmarkt generierbar.<br />
Europa bräuchte somit 43,5 Mrd. m3<br />
frei verfügbare LNG-Volumina.<br />
Deutschland verfügt derzeit bekanntlich<br />
über kein einziges Importterminal,<br />
zum Jahresende soll allerdings die erste<br />
schwimmende Anlage in Wilhelmshaven<br />
festmachen. Insgesamt wurden vier<br />
FSRU mit einer Gesamtkapazität von gut<br />
30 Mrd. m3 gechartert.<br />
Eine weitere Frage ist, wie das LNG angelandet<br />
werden kann. Die Handelsflotte<br />
an LNG-Tankern zählt rund 600 Schiffe<br />
>100.000 m3, darunter aber lediglich 35<br />
FSRU. Das große LNG-Tanker-Orderbuch<br />
hat rund 30 % der Bestandsflotte erreicht.<br />
Allerdings sind die fahrenden wie<br />
auch die bestellten Schiffe zu etwa 80 % in<br />
mittel- bis langfristigen Charterverträgen<br />
gebunden, so dass wenig freie Tonnage<br />
auf den Markt kommen dürfte.<br />
Vor allem die steigende Nachfrage in<br />
der westlichen Hemisphäre treibt das<br />
Niveaus der Charterraten. Die Tagespreise<br />
für moderne Einheiten von 160.000 m3<br />
sind seit Ende Januar bereits um 80 % auf<br />
rund 45.000/Tag gestiegen, ebenso wie<br />
die Baupreise von 188 Mio. $ im April<br />
2021 auf aktuell 223 Mio. $ für Tanker<br />
174.000 m3 (+19 %).<br />
Auch die Handelsrouten verändern<br />
sich. Fahren künftig mehr Schiffe aus den<br />
USA nach Europa statt nach Asien, verringert<br />
sich zwar die Tonnen-Meilen-<br />
Nachfrage, da sich die Distanz halbiert.<br />
Dies werde jedoch einen höheren Einsatz<br />
von Schiffen ausgeglichen, heißt es in der<br />
Studie. Bei einer Geschwindigkeit von<br />
14 kn werdenzusätzlich 20 LNG-Tanker<br />
mit 160.000 m3 benötigt, um die von den<br />
USA zugesagten 15 Mrd. m3 nach Europa<br />
zu transportieren. Kommen weitere<br />
43,5 Mrd. m3 hinzu, jeweils zur Hälfte aus<br />
4.6<br />
5.2<br />
5.8<br />
6.2<br />
48.6<br />
17.2<br />
21.0<br />
4.1<br />
1<strong>06</strong>.9<br />
5.2<br />
13.9<br />
30.2<br />
4.2<br />
17.2<br />
3.7<br />
152.1<br />
26.1<br />
15.6<br />
11.1<br />
11.0<br />
37.3<br />
5.1<br />
21.8 7.8<br />
4.5<br />
4.0 20.6 3.9<br />
Entwicklung der Spot-Raten für LNG-Tanker<br />
8.4<br />
6.9<br />
140<br />
Algeria<br />
Qatar<br />
Nigeria 120<br />
US<br />
Russia<br />
100<br />
Others<br />
7.3<br />
6.9<br />
den USA und Katar, wären bei einer<br />
Transitzeit von 36 Tagen weitere 44 LNG-<br />
Tanker nötig. Die geografische Verteilung<br />
sei aber eine weitere Herausforderung.<br />
Es sei zudem davon auszugehen, dass<br />
vor allem China verstärkt russisches Gas<br />
importieren wird. Dies werde zu einem<br />
zunehmenden Wettbewerb um die freien<br />
Tankerkapazitäten führen. Weitere deutliche<br />
Ratensteigerungen wären dann<br />
nach Einschätzung von Experten zu erwarten.<br />
RD<br />
3.9<br />
5.1<br />
39.2<br />
20.8<br />
11.1<br />
4.4<br />
50.6 35.4<br />
40.6 13.1<br />
6.7 7.2<br />
04<br />
01 05 <strong>06</strong> 10<br />
07 11<br />
02 12<br />
03 13<br />
17 19<br />
09 15 18 20<br />
08 14 16 0<br />
Die Verteilung der Import-Volumina<br />
für Europa nach Ländern<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
© BP<br />
40 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
SCHIFFFAHRT HAT BEDARF<br />
Zu wenig Ökostrom für<br />
alternative Kraftstoffe<br />
Auf dem Weg zur Klimaneutralität müssen<br />
fossile Kraftstoffe in der Schifffahrt ersetzt<br />
werden. Doch dafür wäre der komplette,<br />
heute aus Erneuerbaren Energien<br />
erzeugte Strom nötig. Zu diesem Ergebnis<br />
kommt die neue Studie »Fuelling the<br />
Fourth Propulsion Revolution« der<br />
Hochschule Bieberach im Auftrag des Internationalen<br />
Reederverbandes (ICS).<br />
Um bis 2050 ausreichend »grüne«<br />
Kraftstoffe für die Schifffahrt zur Verfügung<br />
zu haben und das von der IMO<br />
ausgegebene Ziel »Net Zero« zu erreichen,<br />
müsste die aus Erneuerbaren Energien<br />
von der Schifffahrt bezogene Strommenge<br />
um 3.000 TWh steigen. Den globalen<br />
Wachstumsbedarf beziffert die Internationale<br />
Energieagentur (IEA) bis<br />
2050 mit dem Faktor 18 (x 3.000 TWh).<br />
Die Studie geht von einem Kraftstoffmix<br />
in der Schifffahrt aus und listet Biokraftstoffe,<br />
E-Kraftstoffe und vor allem<br />
Wasserstoffderivate auf. Daher<br />
müssten neue Produktionsanlagen und<br />
Wertschöpfungsketten aufgebaut werden.<br />
Die Autoren plädieren daher für eine<br />
global geltende CO2-Abgabe.<br />
Auch Lieferketten und Transportwege<br />
ändern sich und bieten vor allem für Länder<br />
der Südhalbkugel als Exporteure der<br />
neuen Kraftstoffe oder Energieträger<br />
nahc Europa, Nordamerika und nach<br />
Strombedarf und der Anteil der Energieträger in unterschiedlichen Szenarien<br />
Asien enorme wirtschaftliche Chancen.<br />
Regionen wie Lateinamerika und Afrika<br />
werden voraussichtlich von den um mehr<br />
als 20 % niedrigeren Kosten für die Produktion<br />
und den Transport von Kraftstoffen<br />
profitieren. Das Szenario »Netto-<br />
Null-Emissionen bis 2050« der IEA geht<br />
von einem Strombedarf für die Wasserstoffproduktion<br />
(einschließlich synthetischem<br />
Ammoniak) von 14.500 TWh<br />
bis 2050 aus.<br />
<br />
© ICS<br />
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#PERFORMANCE<br />
MONITORING<br />
Fuel Peormance System (FPS) /<br />
Remote Monitoring System (RMS)<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
41
150 Jahre Flensburger<br />
Schiffbau-Gesellschaft<br />
– Rückblicke, Ausblicke, Einblicke –<br />
42 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
© FSG
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
43
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
FSG-Werft (zurück) auf neuem Kurs<br />
Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft blickt zum 150-jährigen Jubiläum auf eine<br />
turbulente Geschichte mit einigen Höhen und Tiefen zurück. Mit einem neuen Eigner<br />
setzt man nun wieder große Hoffnungen auf Spezialmärkte. Von Michael Meyer<br />
Wer hätte 1872 gedacht, welche Traditionsmarke<br />
geboren wurde, als<br />
eine Gruppe Flensburger Kaufleute zusammenkam,<br />
um sich von internationalen<br />
Abhängigkeiten zu lösen und<br />
selbst für den Bau von dringend benötigten<br />
Schiffen zu sorgen? Ob die Männer<br />
wohl ahnten, welche Entwicklung sie losgetreten<br />
hatten? Überliefert sind derartige<br />
Erwartungen nicht.<br />
Mehr als 780 Neubauten<br />
Die Zeitachse der Flensburger Schiffbau-<br />
Gesellschaft ist gespickt mit Höhen und<br />
Tiefen, Kriegsfolgen und Wirtschaftswundern.<br />
Trotz aller Wirren und Schwierigkeiten<br />
konnte sie sich aber am Markt<br />
behaupten und sich immer wieder einen<br />
Namen als Spezialist für bestimmte<br />
Schiffstypen erarbeiten. Eigner kamen<br />
und gingen, zu den prominentesten gehört<br />
wohl die Lübecker Großreederei<br />
Oldendorff, die 1990 das Ruder übernommen<br />
hatte.<br />
Bis heute wurden mehr als 780 Neubauten<br />
abgeliefert, darunter viele Container-<br />
und Mehrzweckschiffe und zuletzt<br />
vor allem RoRo- und RoPax-<br />
Fähren, ab etwa 2010 gelten die Flensburger<br />
als Weltmarktführer in diesem<br />
Bereich. (Eine Chronik mit einigen<br />
Schlaglichtern aus der Historie finden Sie<br />
auf den Seiten 48-50).<br />
Zuletzt geriet die Werft schließlich<br />
kurz vor Anbruch dieses Jahrzehnts in<br />
Schwierigkeiten. Mittlerweile war die<br />
norwegische Siem-Gruppe Eigentümer.<br />
Probleme bei Zulieferern, Planungsfehler,<br />
Bau-Verzögerungen und und Einbrüche<br />
am Weltmarkt führten 2020 zur<br />
Insolvenz. Es folgte die Übernahme<br />
durch die Tennor Holding vom Investor<br />
Lars Windhorst. Als »neue« Zielmärkte<br />
wurden ausgegeben: Marine-Schiffe,<br />
Fähren, seit 2021 auch Yachten.<br />
Neuanfang statt Abwicklung<br />
Zurück zur Ausgangsfrage: Wer hätte<br />
vor gar nicht allzu langer Zeit gedacht,<br />
dass die FSG überhaupt noch aktiv ist?<br />
In besagter Krise waren einige Prognosen<br />
zur Zukunftsfähigkeit des Unternehmens<br />
relativ negativ ausgefallen.<br />
»Damals« war die FSG in finanzielle<br />
Schieflage geraten, während sich andere<br />
deutsche Schiffbau-Akteure als Garanten<br />
für den Erhalt deutschen Knowhows<br />
feiern ließen.<br />
Das ist nicht etwa zwei oder drei Jahrzehnte,<br />
sondern nicht einmal fünf Jahre<br />
her. Wie schnell sich die Zeiten doch ändern<br />
können, war seitdem des Öfteren in<br />
der Branche zu hören. Während die<br />
Gruppe MV Werften in Mecklenburg-<br />
Vorpommern nach der Insolvenz vom<br />
asiatischen Eigner Genting abgewickelt<br />
und in ihre Einzelteile zerlegt wird, haben<br />
sich die Flensburger unter neuer Ägide<br />
neu aufgestellt. Mehr noch: Durch die<br />
Übernahme der Nobiskrug-Werft ist der<br />
Schiffbauer sogar gewachsen. Mit dem<br />
Tennor-Einstieg war auch die Übernahme<br />
der FSG durch die Hamburger<br />
Traditionswerft Pella Sietas vom Tisch –<br />
die mittlerweile ebenfalls abgewickelt<br />
wird.<br />
Was die Zukunft für die FSG bringt,<br />
weiß niemand. Zunächst aber ist ein<br />
wenig Ruhe eingekehrt – zumindest auf<br />
finanzieller Ebene. Ganz im Gegenteil<br />
zur Schiffbau- und Vertriebsarbeit. Sowohl<br />
in den Hallen als auch in den Management-Büros<br />
ist wieder deutlich<br />
mehr los.<br />
Neue Experten an Bord<br />
Eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung<br />
von FSG und Nobiskrug soll<br />
das Personal spielen.<br />
In der Krisenzeit musste ein gewisser<br />
»Brain Drain« verkraftet werden. Von<br />
den einst 650 Mitarbeitern waren zwischenzeitlich<br />
nur noch rund 350 übrig.<br />
Schiffbau-Kapazitäten in Flensburg<br />
• Gesamte Werftfläche: 125.000 m 2<br />
• davon überdacht: 60.000 m 2<br />
• Überdachte Helgenhalle mit Bauplatz: 275 x 45 x 43 m<br />
• Baukapazität Helgen: 220 x 32,5 m<br />
• Helgenneigung: ca. 2.86°<br />
• Max. Ablaufgewicht Helgen: ca. 14.000 t<br />
• Krankapazität Helgen: 2 x 120 t<br />
• Krankapazität Pier: 1 x 40 t + 1 x 60 t<br />
• 2 x 220 m lange Schiffe an Ausrüstungspier möglich<br />
• Krankapazität Werktstätten: 0,12 t - 40 t<br />
• Nutzfläche Werktstätten: 352 m 2 - 1.895 m 2<br />
• Zwei klimatisierte Strahl- und Beschichtungshallen für<br />
Modulbeschichtung, ausgelegt für PanMax<br />
• Produktionskapazität: 25.000 t Stahl/Jahr<br />
© FSG<br />
44 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
7 Fragen an …<br />
Philipp Maracke – Geschäftsführer – Flensburger Schiffbau-Gesellschaft<br />
»Wir wollen Know-how weiterentwickeln«<br />
Wie hat sich das Geschäft seit der Übernahme<br />
der FSG durch die Tennor<br />
Holding und Ihrem Antritt entwickelt?<br />
Philipp Maracke: Wir haben uns in den<br />
vergangenen anderthalb Jahren gut im<br />
Markt positioniert und sind bei den Angebotsaufforderungen<br />
der Reeder wieder<br />
mit dabei. Eine RoRo-Fähre bauen wir<br />
gerade für IVP Ship Invest. Außerdem<br />
vertraut die australische SeaRoad, die bereits<br />
eine Fähre der FSG in Betrieb hat,<br />
auf die hohe Qualität aus Flensburg und<br />
hat uns mit dem Bau einer RoRo-Fähre<br />
mit LNG-Antrieb beauftragt.<br />
Was hat sich bei der Werft selbst getan?<br />
Maracke: Seit dem Neustart haben wir<br />
die Werftstrukturen gestärkt und den Bereich<br />
Forschung und Entwicklung personell<br />
aufgestockt. Die FSG ist also gut<br />
gerüstet.<br />
In welchen Bereichen sehen Sie das größte<br />
Potenzial für die FSG und Nobiskrug und<br />
wie wollen Sie sich diesbezüglich aufstellen?<br />
Maracke: Technologien für die emissionsfreie<br />
Schifffahrt werden die Branche<br />
in Zukunft bestimmen. Deshalb haben<br />
wir dies auch zu einem Kernthema für die<br />
FSG gemacht. Auch die Nachfrage nach<br />
schadstofffrei betriebenen Superyachten<br />
wächst. Mit der Sailing Yacht »A« und der<br />
»Artefact« hat sich Nobiskrug in diesem<br />
Segment bereits weltweit Renommee erworben.<br />
Daran wollen wir anknüpfen.<br />
Sie haben auch den Marine-Markt als<br />
Ziel ausgegeben ...<br />
Maracke: Der Marineschiffbau hat ebenfalls<br />
großes Potenzial für uns. Dieser<br />
Markt wird, das zeigt ja auch die aktuelle<br />
politische Weltlage, immer wichtiger. Die<br />
FSG besitzt insbesondere für Versorgungsschiffe<br />
und multifunktionale Ro-<br />
Ro-Schiffe bereits eine große Kompetenz.<br />
Welche »Hausaufgaben« hat die FSG<br />
selbst dafür noch zu erledigen?<br />
Maracke: Die Entwicklung neuer Technologien<br />
fußt auf einer innovativen<br />
Mannschaft. Wir wollen Know-how weiterentwickeln<br />
und uns mit tatkräftigen<br />
Spezialisten verstärken.<br />
Ist eine weitere Expansion – beispielsweise<br />
durch weitere Werftübernahmen –<br />
eine Option für Sie?<br />
Maracke: Das Zusammenspiel zwischen<br />
FSG und Nobiskrug läuft sehr gut, wir<br />
bauen zwischen beiden Werften Synergien<br />
auf, beispielsweise eine sinnvolle<br />
Teilung zwischen den Standorten bei Fertigungsarbeiten<br />
und dem Engineering.<br />
Weitere Übernahmen stehen nicht an.<br />
Was muss sich aus Ihrer Sicht an der<br />
deutschen und europäischen Schiffbaupolitik<br />
ändern, damit die hiesigen Werften<br />
wie die FSG sich stärker im Weltmarkt<br />
aufstellen können?<br />
Maracke: Der Schiffbau ist eine wichtige<br />
wirtschaftliche Kernleistung, die in<br />
Europa erhalten und gestärkt werden<br />
sollte. In Deutschland und Europa müssen<br />
wir uns als Gegengewicht zu China<br />
und Korea besser aufstellen, wenn wir<br />
verhindern wollen, dass noch weitere<br />
Industriezweige abwandern. Die aktuelle<br />
geopolitische Situation unterstreicht<br />
ja, wie bedeutend es ist, bestimmte<br />
Fähigkeiten im eigenen Land<br />
zu erhalten. Das fängt bei Spezialschiffen<br />
an, geht aber noch weit darüber hinaus.<br />
Auch bei der Entwicklung alternativer<br />
Antriebe müssen Deutschland und<br />
die EU unabhängig werden. Ich sehe<br />
hier Möglichkeiten zu Kooperationen<br />
zwischen wichtigen europäischen<br />
Schiffbaunationen, etwa zwischen<br />
Deutschland und Frankreich. Ich bin sicher,<br />
dass leistungsstarke Werften auch<br />
länderübergreifend daran arbeiten sollten,<br />
die EU in der globalen Gemeinschaft<br />
als Industriepartner wieder<br />
unentbehrlich zu machen. Hier können<br />
wichtige Entwicklungen im zivilen<br />
Schiffbau politisch flankiert werden.<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
45
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Nach dem Neustart sicherte sich das Unternehmen aber wieder<br />
neues Know-how.<br />
Von German Naval Yards in Kiel wechselte Philipp Maracke<br />
im Herbst 2020 zur FSG. Der in Kiel für den Bereich Marine -<br />
schiffe zuständige Manager übernahm als Geschäftsführer das<br />
Steuer in Flensburg. Als eine der ersten Maßnahmen kündigte<br />
er eine Analyse an, mit welchen Schiffstypen die Werft wirtschaftlich<br />
erfolgreich am Markt agieren könne.<br />
Mit dem Ziel, die FSG zu diversifizieren und in den Bau<br />
von Unterstützungs- und Begleitschiffen für die Marine einzusteigen,<br />
holte Maracke erfahrene Köpfe an Bord der FSG,<br />
die die Marine- und Yacht-Expertise der Werft steigern sollten:<br />
zum Beispiel Carsten Treuer von der Lürssen-Kröger-<br />
Werft und dem neuen Vertriebsleiter Bernd Liedtke von<br />
Nobiskrug.<br />
© FSG<br />
Umfangreiche F&E-Arbeit<br />
Für die Zukunft sieht sich die Werft nun »gut gerüstet«, wie<br />
Geschäftsführer Maracke sagt (siehe Interview auf Seite 54).<br />
Ein besonderer Fokus liegt dem Management am Herzen: die<br />
Entwicklungsarbeit für neue Antriebs- und Schiffskonzepte,<br />
»um einen signifikanten Beitrag zur maritimen Energiewende<br />
zu leisten«.<br />
Man wolle »grüne Produkte« entwickeln, die das Umrüsten<br />
auf alternative Kraftstoffe mittels Brückentechnologien »systematisch<br />
vordenken und kosteneffizient ermöglichen«, erläutert<br />
Forschungsleiter Rolf Nagel.<br />
Über die Produkte von FSG und Nobiskrug hinweg wird<br />
auch grundsätzlich zu »zero-emission« geforscht – in unterschiedlichen<br />
Ausprägungen und an unterschiedlichen Stellschrauben.<br />
Da ist zum Einen das große Feld der alternativen<br />
Kraftstoff e LNG, Methanol, Ammoniak und Wasserstoff. Der<br />
Blick richtet sich nicht zuletzt darauf, »wie sie synthetisch mit<br />
Hilfe erneuerbarer Energien hergestellt und in einem Transformationsprozess<br />
als ›drop-in fuels‹ verwendet werden können«,<br />
sagt Nagel. Auch bei der Evaluierung der Verfügbarkeit<br />
derartiger Kraftstoffe will man unterstützend tätig sein sowie<br />
Kunden bei der Auswahl geeigneter Technologien für den jeweiligen<br />
Einsatzzweck beraten. Umfangreiche Forschung<br />
wird zudem zur Integration von Brennstoffzellentechnologie<br />
in kommerziellen und nicht kommerziellen Einsatzbereichen<br />
betrieben.<br />
Generell will man das Energiesystem an Bord – einschließlich<br />
aller Potenziale zur Energierückgewinnung – optimieren.<br />
Auch am Einsatz von Batteriesystemen zur Optimierung der<br />
Energieerzeugung vor dem Hintergrund der individuellen Betriebsprofile<br />
wird gearbeitet.<br />
Die »klassische« Schiffbau-Entwicklung soll dabei allerdings<br />
nicht außer Acht gelassen werden. So beschäftigt sich das Unternehmen<br />
laut Nagel mit der »fortlaufenden Effizienzsteigerung<br />
der FSG-Entwürfe durch Optimierung der Raumunterteilung,<br />
Rumpfform und Propulsionssysteme, etwa mit<br />
neu entwickelten E4/RDE-Methoden«.<br />
Die großen technologischen Herausforderungen – Stichwort<br />
Dekarbonisierung und Schiffseffizienz – teilen FSG und Nobiskrug<br />
mit der gesamten weltweiten Werft-Branche. Nach einigen<br />
Jahren mit Problemen auf »anderen Baustellen« wollen<br />
Maracke, Nagel und Co. genau diese Arbeit nun wieder vorantreiben.<br />
Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen. <br />
46 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
Herzlichen Glückwunsch<br />
Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft,<br />
das Team von DNV in Hamburg und rund um die Welt gratuliert zum 150jährigen Firmenjubiläum.<br />
Wir freuen uns über unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit bei bislang 43 Neubauten mit DNV.<br />
Und das auch in Zukunft.<br />
www.dnv.de
150 JAHRE FSG – CHRONIK<br />
1872<br />
Eine Gruppe Unternehmer gründet<br />
die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft<br />
1875<br />
1901<br />
Weitere Vergrößerung und<br />
Verlegung an heutigen Standort<br />
1918<br />
Abwracken sichert Beschäftigung,<br />
Neubauten über 1.000 BRT<br />
sind vorerst verboten<br />
Ablieferung des ersten Neubaus:<br />
Dreimaster »Doris Brodersen«<br />
1876<br />
Ablieferung des ersten<br />
Erweiterung durch Schimmdock-<br />
Bau mit 2.300 t Kapazität<br />
1892<br />
2.990 Mitarbeiter bauen bis<br />
zu zwölf Schiffe pro Jahr –<br />
insgesamt 615.000 BRT<br />
1914<br />
1912<br />
1921/25<br />
Weiteres Gelände wird für Ausbau<br />
der Werft erworben/gepachtet<br />
Dampfers »Septima«<br />
1923<br />
Kontinuierliches Engagement im<br />
zivilen Schiffbau sowie im Bau<br />
von Druckbehältern für (Handels-)<br />
U-Boote im Ersten Weltkrieg<br />
Trotz großer Nachkriegsprobleme<br />
kann FSG »August Thyssen« abliefern<br />
– der Name macht veränderte<br />
Eigner-Struktur deutlich,<br />
nach Kriegsende hatte die Thyssen-<br />
Gruppe die Mehrheit erworben<br />
MARITIME<br />
INDUSTRY<br />
Wir gratulieren der Flensburger<br />
<br />
<br />
Partner der maritimen Industrie in allen Rechtsfragen<br />
asd-law.com<br />
48 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
150 JAHRE FSG – CHRONIK<br />
1926<br />
Mit »Ramses« wird das erste<br />
Motorschiff der Werft hergestellt<br />
1939 - 44<br />
Rüstungsaufträge nach reichsweiter<br />
»Umstellung auf Kriegsschiffbau«. Bis<br />
1944 werden u.a. 34 U-Boote gebaut<br />
Größere Nachfrage führt zum<br />
Modernisierungsprogramm<br />
1958<br />
1930<br />
Belegschaft muss nach Börsen-<br />
Crash und Weltwirtschaftkrise<br />
reduziert werden. Die Stadt<br />
Flensburg erwirbt 25 % des Aktienkapitals<br />
und damit Sperrminorität<br />
1938<br />
Verbesserung der Lage mit neuen<br />
Aufträgen, unter anderem fünf<br />
Frachtmotorschiffe für<br />
Transporte der Margarine-<br />
Rohstoff-Beschaffungs-GmbH<br />
1948<br />
Stopp der Aktivitäten durch die<br />
Siegermächte nach dem Krieg. Vier<br />
von 100 genehmigten Fischdampfern<br />
werden bei zwischenzeitlich<br />
geschlossener FSG gebaut<br />
1950<br />
Bau von »Potsdam«-Schiffen<br />
(benannt nach Beschränkungen<br />
aus Potsdamer Abkommen) und<br />
Rückkehr ins Reparatur-Geschäft<br />
1970<br />
Erste Erfahrungen in der Containerschifffahrt<br />
in 70er-Jahren. Bau des<br />
Kombifrachters »Luise Leonhardt«.<br />
1980<br />
Bau erster Vollcontainerschiffe<br />
1982<br />
FSG wird in GmbH umgewandelt<br />
und in Harmstorf-Gruppe<br />
integriert. Stadt Flensburg<br />
verliert Sperrminorität<br />
Wärtsilä gratuliert der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft zu ihrem<br />
150. Firmenjubiläum und wünscht weiterhin viel Erfolg!<br />
Wir freuen uns, als starker und verlässlicher Partner der Werft<br />
auch in Zukunft zur Seite zu stehen.<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
49
150 JAHRE FSG – CHRONIK<br />
2010<br />
In den 2010er-Jahren ist die FSG weltweit führend<br />
in der Konstruktion und im Bau von RoRo-Schiffen.<br />
Als die Auftragslage nachlässt, konzentriert man<br />
sich zudem auf Spezialschiffe für den Offshore- und<br />
Frachtmarkt: z.B. Seismic Survey, Naval Supply,<br />
RoPax, Halbtaucher, LNG<br />
1982<br />
Weitere Modernisierung mit Bau<br />
neuer überdachter Hellinganlage<br />
und Halle für Großsektionen<br />
1990<br />
Übernahme durch die Lübecker<br />
Reederei Egon Oldendorff nach<br />
vier Jahren Insolvenz. Schwerpunkt<br />
der Produktion wird auf Serienschiffbau<br />
gelegt. Mit »Ecobox«,<br />
einem Mehrzweck-Containerschiff,<br />
und »C-Box«, einem Mehrzweck-<br />
Frachter, gelingt neuer Erfolg<br />
2014<br />
Start der Zusammenarbeit mit<br />
dem norwegischen Offshore-<br />
Konzern Siem. Auftrag für zwei<br />
Offshore-Schiffe. Später Übernahme<br />
der Werft. Auch RoRo-<br />
Schiffe werden für Siem gebaut<br />
2016/7<br />
Weitere Offshore-Aufträge bleiben<br />
aus. Neuer Geschäftsführer Fuchs<br />
stellt Sanierungsplan vor. Landesbürgschaften<br />
ermöglichen Bau der<br />
bis dahin größten Fähre der Werft<br />
»W.B. Yeats«<br />
2020<br />
Insolvenz in Eigenverwaltung. Tennor Holding<br />
von Investor Lars Windhorst erwirbt die<br />
Mehrheit an FSG und startet mit 350 der vormals<br />
650 Mitarbeitern. Schiffbau-Aktivitäten<br />
gehen weiter, da ein Auftrag für 1+1 RoRo-<br />
Neubau vom Windhorst-Unternehmen IVP<br />
eingeholt werden kann<br />
2021<br />
Auftrag für ein 210 m langes RoRo-<br />
Schiff markiert »Neustart«<br />
2021<br />
Übernahme der Nobiskrug-Werft<br />
(spezialisiert auf Mega-Yachten<br />
und Marine-Schiffe)<br />
2009<br />
Oldendorff verkauft die Werft an die<br />
Münchner Olando Management<br />
GmbH und FSG-Geschäftsführer<br />
Peter Sierk<br />
2018<br />
Finanz-Probleme eines Zulieferers<br />
und technische Schwierigkeiten<br />
belasten den Bau der »W.B.<br />
Yeats« und führen zu Schieflage<br />
der FSG<br />
<strong>2022</strong><br />
Bis heute wurden mehr als 780<br />
Schiffe abgeliefert. Über 600<br />
Spezialisten aller Gewerke sind<br />
bei FSG/Nobiskrug beschäftigt<br />
Die HSVA gratuliert der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft<br />
und allen Mitarbeitern herzlich zu ihrem Firmenjubiläum!<br />
Auf weitere 150 Jahre!<br />
Wir sind stolz auf unsere bisherige Zusammenarbeit und freuen<br />
uns auch in Zukunft auf viele weitere spannende Projekte.<br />
The Hamburg Ship Model Basin<br />
Driving Excellence<br />
for the Maritime Future<br />
HSVA Hamburgische Schiffbau-Versuchsanstalt GmbH<br />
50 Bramfelder <strong>HANSA</strong> Straße – International 164 | D-22305 Maritime Hamburg Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
Phone: +49 (0)40 69 203-0 | Fax: +49 (0)40 69 203-345 | info@hsva.de<br />
www.hsva.de
150 Jahre Schiffe für die Meere der Welt<br />
»Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft<br />
und ihr Weg in die Zukunft«<br />
BUCHTIPP<br />
Matthias Gretzschel<br />
150 Jahre Schiffe für die Meere der Welt –<br />
Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft<br />
und ihr Weg in die Zukunft<br />
Koehler im Maximilian Verlag GmbH & Co. KG,<br />
Stadthausbrücke 4, 20355 Hamburg<br />
Hardcover<br />
24 x 28 cm<br />
256 Seiten<br />
Zweisprachig deutsch/englisch<br />
ca. € (D) 39,95 I € (A) 41,10 I SFr* 48,00<br />
Am 3. Juli 1872 traf sich eine Gruppe von Flensburger Geschäftsleuten,<br />
um eine für die damalige Zeit völlig neuartige<br />
Firma ins Leben zu rufen. Sie gründeten die Flensburger<br />
Schiffbau-Gesellschaft, kurz FSG genannt, mit dem<br />
Ziel, »eiserne Segel- und Dampfschiffe« zu bauen. Schon<br />
von Beginn an stellte die FSG die modernsten und zuverlässigsten<br />
Schiffe ihrer Zeit her. Innovative Lösungen und<br />
hohe Qualitätsstandards sind die Konstanten in der 150<br />
Jahre währenden Geschichte, in der sich die Traditionswerft<br />
trotz zweier Weltkriege und zahlreicher Widrigkeiten<br />
und Krisen bis heute zu behaupten vermochte.<br />
Pünktlich zum Jubiläum zeichnet der Hamburger<br />
Journalist und Autor Matthias Gretzschel die Entwicklung<br />
der FSG anschaulich nach und verknüpft sie mit<br />
der jeweiligen Wirtschafts-, Stadt- und Zeitgeschichte.<br />
Er lässt Mitarbeiter und Weggefährten in Texten zu<br />
Wort kommen, die vom besonderen Spirit dieser traditionsreichen<br />
Werft künden. Doch ist der Blick nicht<br />
nur auf die Geschichte gerichtet, sondern auch auf die<br />
Herausforderungen der Zukunft. So geben CEO Philipp<br />
Maracke und sein Kollege Rolf Nagel unter den<br />
Stichworten Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung<br />
Auskunft über die Strategien, mit denen die Flensburger<br />
Schiffbau-Gesellschaft mit den jeweils modernsten<br />
und innovativsten Technologen Schiffe bauen<br />
wird, die zum Erreichen der Reduktionsziele des Pariser<br />
Klimaschutzabkommens beitragen.<br />
In einem umfangreichen dokumentarischen Anhang<br />
des Buches sind schließlich alle Flensburger Schiffsbauten<br />
mit den wichtigsten Kennziffern verzeichnet.<br />
Der Band, der mit teilweise noch nie veröffentlichten<br />
historischen Fotografien und aktuellen Farbtafeln illustriert<br />
ist, wendet sich nicht nur an Experten, sondern<br />
auch an ein allgemeines Publikum, das sich für Schiffbau-<br />
und Schifffahrt sowie für die Flensburger Stadtgeschichte<br />
interessiert.<br />
<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
51
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
VSM: »Uns bleiben noch zehn Jahre«<br />
Der Neubau-Bedarf ist angesichts der umwelt- und sicherheitspolitischen Entwicklungen<br />
eigentlich groß. Doch der deutsche und europäische Schiffbau kämpft mit schwierigen<br />
Rahmenbedingungen – auch und vor allem im Wettbewerb mit China<br />
Geostrategische Entwicklungen und<br />
die klimapolitische Transformation<br />
schaffen riesige Investitionsbedarfe für<br />
Schiffe und maritime Anlagen. Dennoch<br />
sieht sich die Industrie mit Unterauslastung<br />
und ungewisser Perspektive konfrontiert«,<br />
hieß es jetzt vom Verband für<br />
Schiffbau und Meerestechnik (VSM).<br />
Die pandemiebedingte Krise der Kreuzfahrtindustrie<br />
habe die dramatische Entwicklung<br />
der deutschen und europäischen<br />
Schiffbauindustrie offengelegt. Denn die<br />
Konzentration auf High-End-Märkte wie<br />
Kreuzfahrtschiffe, Yachten, Marineeinheiten<br />
und andere Behördenfahrzeuge war<br />
als Ausweg aus den jahrzehntelangen<br />
Marktverzerrungen in Asien gesehen worden.<br />
Dort fördern staatliche Subventionspakete<br />
die heimischen Werften massiv,<br />
seit Jahren beklagen die Europäer Dumpingpreise<br />
in Fernost.<br />
Nun zeigt sich allerdings die negative<br />
Seite der Konzentration auf einzelne<br />
Märkte wie die Kreuzfahrt. Von den Neubauprogrammen<br />
hatten die deutschen<br />
Schiffbauer – etwa die mittlerweile insolventen<br />
MV Werften oder die Meyer Werft<br />
– profitiert. Doch neue Bestellungen blieben<br />
in den vergangen zwei Jahren bis auf<br />
wenige Ausnahmen aus, die Kreuzfahrtkonzerne<br />
hatten in der Pandemie immense<br />
Verluste gemacht. VSM-Chef Reinhard<br />
Lüken rechnet damit, dass hier erst »in ein<br />
paar Jahren« wieder mit signifikantem<br />
Neubau-Geschäft zu rechnen ist.<br />
2021 konnte die Schiffbauproduktion<br />
laut dem VSM zwar stabilisiert und im<br />
Vergleich zum schwachen Vorjahr wieder<br />
deutlich erhöht werden. Aber: »Der<br />
schwache Auftragseingang weist schon<br />
jetzt auf eine erhebliche kommende Unterauslastung<br />
hin. Die Situation in<br />
Deutschland lässt sich eins zu eins auf<br />
ganz Europa übertragen.«<br />
Nicht nur »Oligarchen-Yachten«<br />
Die Sanktionen gegen Russland<br />
und einige Oligarchen treffen auch<br />
den deutschen Schiffbau, nicht zuletzt<br />
im Bau von Mega-Yachten.<br />
Der VSM geht davon aus, dass sie<br />
einen Einfluss auf die Branche haben<br />
werden, in welchem Umfang<br />
sei noch nicht sicher. Aufträge aus<br />
Russland waren zuletzt zwar nicht<br />
unbedeutend, hätten aber anteilsmäßig<br />
etwas abgenommen, etwa im<br />
Vergleich zu Bestellern aus Nordund<br />
Südamerika oder dem Mittleren<br />
Osten. »Die Werften spüren<br />
die Sanktionen und es kostet Geld,<br />
aber es ist nicht katastrophal«, heißt<br />
es aus dem Verband.<br />
Der jahrelange Substanzverzehr an<br />
Schiffbaukapazitäten sei insbesondere<br />
vor dem Hintergrund der erwarteten<br />
stark wachsenden Nachfrage »besorgniserregend«.<br />
Lüken führte auch die große<br />
Nachfrage nach Offshore-Strukturen auf,<br />
die angesichts der ambitionierten politischen<br />
Ziele zu erwarten ist. Die Perspektiven<br />
seien insgesamt eigentlich sehr<br />
gut. Der Verband fordert daher »eine<br />
dringende Korrektur politisch gesetzter<br />
Rahmenbedingungen, um einen unwiederbringlichen<br />
Fähigkeitsverlust zu<br />
vermeiden.«<br />
»Freiheitsindustrie«<br />
In den Überlegungen spielen auch der<br />
Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen<br />
Russland eine Rolle, nicht zuletzt die<br />
möglichst schnelle Abkehr von der Nutzung<br />
russischer fossiler Energieträger.<br />
»Dem engagierten Einsatz und entschlossenen<br />
Handeln, insbesondere im Hause<br />
von Bundeswirtschaftsminister Habeck,<br />
zollen wir Respekt und Anerkennung«, so<br />
der VSM. Bei der Suche nach Alternativen<br />
komme der maritimen Industrie eine<br />
zentrale Rolle zu: »Sie sorgt für die globale<br />
Vernetzung der deutschen Volkswirtschaft,<br />
ermöglich die Diversifikation von<br />
Bezugsquellen für Energieträger, essenzielle<br />
Rohstoffe und Vorprodukte und<br />
reduziert so Abhängigkeiten«. Sie wird als<br />
»Freiheitsindustrie« bezeichnet.<br />
Nicht zuletzt in diesem Zusammenhang<br />
sollte die dramatische Entwicklung<br />
alarmieren. Trotz einer Verdopplung der<br />
globalen Nachfrage nahmen die Bestellungen<br />
in Europa auch im Vergleich zum<br />
extrem schlechten Vorjahr noch einmal<br />
um 20 % ab. 85 % aller Aufträge 2021 gingen<br />
an China und Korea, »an die beiden<br />
Nationen, die ihre maritimen Industrien<br />
mit massiven Subventionen unterstützen«,<br />
heißt es aus dem VSM. Selbst<br />
Japan, das immer noch eine hohe Inlandsnachfrage<br />
hat, trage inzwischen keine<br />
10 % mehr bei. Europas Anteil fiel auf<br />
unter 4 %. Gleichzeitig sehen sich viele<br />
Zulieferunternehmen mit wachsenden<br />
Problemen, vor allem in ihrem Chinageschäft,<br />
konfrontiert: Local Content,<br />
Diskriminierung, Gängelung durch Parteifunktionäre<br />
– gute Geschäfte würden<br />
sich nur noch realisieren lassen, wenn der<br />
Kunde auf das Produkt unbedingt angewiesen<br />
ist.<br />
MM<br />
52 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Griechische Zulieferer schwenken um<br />
Ukraine-Krieg und asiatischer Protektionismus führen zu einem Umdenken bei den<br />
Zulieferern aus Griechenland. Künftig soll ein größerer Fokus auf den Schiffbau in<br />
Europa gelegt werden. Von Michael Meyer<br />
Die 2014 gegründete Vereinigung<br />
Hemexpo (Hellenic Marine Equipment<br />
Manufacturers and Exports) unter<br />
der Leitung von Eleni Polychronopoulou<br />
hatte sich ursprünglich das Ziel gesetzt,<br />
auf der Dynamik des Schiffbaus in Asien<br />
aufzubauen, damit die Mitglieder alle<br />
Möglichkeiten haben, die griechischen<br />
Schiffe, die dort gebaut werden, auszurüsten.<br />
Doch die Verhandlungsmacht der<br />
Werften ist selbst gegenüber griechischen<br />
Reedern, die sehr viele Schiffe dort bauen<br />
lassen, enorm. Angesichts der vielfältigen<br />
direkten und indirekten Subventionen<br />
für heimische Industrie-Unternehmen in<br />
Asien wurde die Strategie angepasst.<br />
Gleichzeitig setzt sich die Hemexpo-<br />
Präsidentin – die ebenfalls im europäischen<br />
Schiffbauverband Sea Europe<br />
auf höchster Ebene aktiv ist – für mehr<br />
politische Unterstützung aus Brüssel ein:<br />
»Die Europäische Union muss die maritime<br />
Industrie als wichtige Säule der Wirtschaft<br />
anerkennen. Denn es ist wichtig, in<br />
diesem Bereich autark zu sein. Wir müssen<br />
in der Lage sein, unsere eigenen<br />
Schiffe für die Verteidigung, die Fischerei<br />
und den Handel in Europa zu bauen. Wir<br />
müssen uns gegen die Konkurrenz behaupten.«<br />
Appell an EU-Politik<br />
Polychronopoulou verweist auf entsprechenden<br />
Support andernorts, wie den<br />
Jones Act in den USA, »Made in India« in<br />
Indien und vor allem »China 2025«, in der<br />
auch Schiffbau und Zulieferer von umfangreichen<br />
Unterstützungsmaßnahmen<br />
profitieren. Nicht nur in China, auch in<br />
Korea und Japan sei der Protektionismus<br />
sehr ausgeprägt, selbst wenn es nicht immer<br />
über offizielle Wege läuft, lokale Unternehmen<br />
würden sehr oft bevorzugt.<br />
»Wir glauben an den internationalen<br />
Handel und die Handelsfreiheit, aber<br />
wir müssen anerkennen, dass es keine<br />
gleichen Wettbewerbsbedingungen gibt<br />
und wir daran arbeiten müssen«, sagt<br />
die Griechin. Man müsse sicherstellen,<br />
dass die EU-Politik auf Basis des »Green<br />
Eleni Polychronopoulou<br />
Präsidentin – Hemexpo<br />
Vice-Chair – SEA Europe<br />
EVP – Erma First<br />
Präsidentin – Metis Cyberspace Technology<br />
Deal« der Kommission den Unternehmen<br />
»endlich« hilft. Angesichts der<br />
Schwierigkeiten in Asien waren die 30<br />
Hemexpo-Mitglieder zuletzt bestrebt,<br />
durch gezielte Aktionen auch andere<br />
Märkte zu bedienen. Zuletzt hatte man<br />
sich eigentlich Russland mit seinen großen<br />
Flotten-Plänen für die Erdgas- und<br />
Ölindustrie als einen künftigen Zielmarkt<br />
ausgesucht. Doch die Zeiten haben<br />
sich geändert, der Krieg in der Ukraine<br />
hat auch bei den Hemexpo-Mitgliedern<br />
zu einem Umdenken geführt. »Es gab einige<br />
Projekte mit und für den russischen<br />
Schiffbaumarkt. Aber das wurde eingestellt«,<br />
sagt Polychronopoulou gegenüber<br />
der <strong>HANSA</strong>.<br />
Aktuell macht der Retrofit-Markt einen<br />
großen Teil der Aktivitäten der Unternehmen<br />
aus: 60 bis 70 %. Ein Schwerpunkt<br />
liegt dabei auf einer zunehmenden<br />
Digitalisierung der Produkte. Zweiter Fokus<br />
ist die Umwelt- und Energieeffizienz<br />
© Hemxpo<br />
von Schiffen, die man mit neuen Produkten<br />
unterstützen will.<br />
Neben Griechenland selbst sind unter<br />
anderem Italien, Frankreich, Spanien<br />
und auch Deutschland wichtige Märkte,<br />
hinzu kommt das wachsende Kreuzfahrtgeschäft<br />
etwa in Portugal oder Kroatien.<br />
Hierzulande gibt es bereits geschäftliche<br />
Verbindungen – unter anderem durch<br />
die Übernahme von RWO aus Bremen<br />
durch Polychronopoulous Ballastwasser-<br />
Firma Erma First (<strong>HANSA</strong> 07/21) –,<br />
»aber es kann auch gerne mehr werden«,<br />
findet sie. Allerdings sei Deutschland ein<br />
verhältnismäßig gesättigter Markt mit<br />
vielen eigenen Zulieferern.<br />
Marine-Programm im Fokus<br />
Eine gute Möglichkeit zu mehr Aktivität<br />
im europäischen Schiffbau ist nach Ansicht<br />
der Griechen die Zusammenarbeit<br />
für Marine-Programme. So war zuletzt<br />
eine Kooperation zwischen Hemexpo<br />
und der niederländischen Werftgruppe<br />
Damen initiiert worden. Hintergrund ist<br />
das Korvetten-Neubauprogramm für die<br />
griechische Marine, an dem Damen großes<br />
Interesse zeigt. Im Rahmen der Ausschreibung<br />
wird besonderes Augenmerk<br />
auf die Beteiligung der griechischen<br />
Schiffbauindustrie gelegt. Über die<br />
»Local Content«-Vorgaben wollen und<br />
sollen also beide Seiten profitieren.<br />
Ähnliche Projekte könnte sich Polychronopoulou<br />
sehr gut auch für Marine-<br />
Programme anderer Länder vorstellen –<br />
unter anderem auch aus Deutschland,<br />
wenn hiesige Werften an griechischen<br />
Neubauten beteiligt wären. »Frankreich<br />
ist ein Lieferant von Fregatten. Auch Fincantieri<br />
ist sehr interessiert ebenso wie<br />
Spanien und sogar Großbritannien«, sagt<br />
die Verbandspräsidentin. Durch das<br />
Neubauprogramm Griechenlands versuche<br />
man, die Zusammenarbeit mit europäischen<br />
Partnern zu verbessern, so<br />
Polychronopoulou, die abschließend auf<br />
das Ausgangsproblem zurückkommt:<br />
»Asien ist für uns in diesen Tagen ein<br />
sehr, sehr schwieriger Markt. Wir konzentrieren<br />
uns jetzt auf Europa.« <br />
54 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
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SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Managing unclear regulations efficiently<br />
The 7th Hull & Propeller Performance Insight Conference took place in Tullamore. Experts<br />
from shipping companies, service providers and other stakeholders discussed how to tackle<br />
emission regulations and improve performance data management. By Richard Marioth<br />
It is a town many whiskey connoisseurs<br />
have heard of: Tullamore. Very friendly<br />
people live here and when asked about the<br />
location of the best pub in town, they may<br />
walk with you while explaining the directions:<br />
»You turn left, right, then at the<br />
pharmacy right again and then after 600<br />
feet again left, then you could actually see<br />
it on the right, if it isn’t so foggy, you<br />
know?« – Well, not having a clear map of<br />
where to go can be quite a challenge – not<br />
just in finding pubs.<br />
Many shipping companies lack exactly<br />
that when it comes to the recently introduced<br />
regulation frameworks for Carbon<br />
Intensity Indicator (CII) and Energy Efficiency<br />
Existing Ship Index (EEXI). The<br />
International Maritime Organization<br />
(IMO) has begun the journey towards<br />
zero carbon emissions with its EEXI and<br />
CII announcements towards January<br />
2023, even though some parts of the<br />
regulations are not yet finalized.<br />
To exchange views and receive guidance,<br />
shipping companies, paint manufacturers<br />
and other vessel performance<br />
experts gathered in Tullamore for the 7th<br />
Hull & Propeller Performance Insight<br />
Conference (HullPIC). The event took<br />
place in the Bridge House Hotel in Tullamore,<br />
built in 1910, a grand hotel in a<br />
small town. Grand chandeliers, red carpet<br />
and a bar with friendly shadows. The<br />
Irish hospitality and friendliness were felt<br />
by all and contributed to making this<br />
HullPIC so special. But at the core was, of<br />
course, the high-level program.<br />
Everyone left the conference with a<br />
better understanding of some of the<br />
hurdles and possible solutions. »As an<br />
operator we are thankful for the presentations<br />
on hull performance data management<br />
and compliance to the new<br />
regulation frameworks, this will help us<br />
in the future,« summarized Ivana Melillo<br />
(Fleet Performance Manager at<br />
d’Amico Shipping Group) a widely<br />
shared sentiment.<br />
The top theme of HullPIC <strong>2022</strong> was<br />
compliance to the upcoming technical<br />
requirements. While EEXI compliance<br />
will be achieved by many stakeholders<br />
The Irish hospitality and friendliness were felt by all and contributed to making this HullPIC so special<br />
through Engine Power Limitation (EPL)<br />
or alternatively Shaft Power Limitation<br />
(ShaPoLi). About two thirds of the conference<br />
surveys responses from shipping<br />
companies state that they felt »almost<br />
ready«. On the long run, EEXI compliance<br />
might be more of an entry ticket<br />
for shipping companies to managing CII<br />
requirements which will become increasingly<br />
strict over the years. Hence a large<br />
part of the panel discussion was focussed<br />
on this topic.<br />
At first glance, CII regulations appear<br />
rather simple. Ratings from A to E, just<br />
like school grades, are given to ships<br />
based on the Annual Emission Ratio<br />
(AER). For the AER, the yearly CO2<br />
emission of the vessel is divided by the<br />
total sailed distance and its theoretical capacity<br />
(for cargo vessels this is the deadweight).<br />
Practically, this means that the CII is<br />
strongly impacted by the operational profile<br />
of the vessel. Generally, the more the<br />
vessel sails each year the better. In ballast<br />
conditions, vessels like bulk carriers or<br />
tankers use 10 % to 30 % less fuel than in<br />
laden condition. So, the more a vessel<br />
sails in ballast each year the better its CII<br />
will be. This may be counter intuitive as<br />
vessels are made to transport cargo.<br />
Shipping companies are generally worried<br />
that CII may lead to situations where<br />
they are getting deselected at a charter<br />
contract or for a certain transport operation,<br />
when their vessel has a CII rating<br />
of »D« or »E«. A good rating is required<br />
in their books to achieve compliance. It<br />
may also be required for good financing<br />
conditions in the future.<br />
Hence clauses are added to charter<br />
contracts right now forcing ship operators<br />
and charterers to ensure that a<br />
vessel which was delivered with a CII rating<br />
of C or better is returned with a rating<br />
of C or better. There is a danger that this<br />
behaviour will lead to additional CO2<br />
emissions by shipping.<br />
Using efficient vessels for sailing long<br />
distances and less efficient vessels for<br />
© Marioth<br />
56 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
shorter distances leads in a global fleet<br />
operation of many vessels to the lowest<br />
fleet wide net CO2 emissions, where some<br />
vessels have an »A«-CII-rating, others an<br />
»E«. However, when one operates the<br />
same fleet in a way that all vessels get a<br />
»C« by having inefficient vessels sailing<br />
more and longer distances, then this<br />
causes higher net emissions of the fleet.<br />
»We need to avoid running into a system<br />
where vessels are operated to please a<br />
regulation at the expense of the environment«,<br />
was commented by Anders, H.<br />
Møller, Fleet Performance Manager<br />
(MOL Chemical Tankers). However, not<br />
everybody shared this concern as shipping<br />
companies have an interest to optimize<br />
their fuel expenses as well.<br />
Many hope exemptions, currently discussed<br />
in IMO technical groups, will<br />
move the market to more level playing<br />
field. Rumors say that there will be at<br />
least an exemption for emissions related<br />
to certain cargo operations, such as cargo<br />
heating (in tankers) or refrigeration (in<br />
reefer containers).<br />
A positive aspect of the regulation is the<br />
expected increase in transparency between<br />
charterers and owners. Similar developments<br />
can be noticed on the supplier’s<br />
side. »The demand of shipping<br />
companies to exchange data is increasing<br />
tremendously. Requests to us to share data<br />
between two parties have doubled as compared<br />
to one year ago,« explained Hauke<br />
Hendricks (Hoppe Marine Systems).<br />
In fact, there is a movement within<br />
shipping towards using more data and<br />
getting high-frequency data from the<br />
vessels ashore. Back in the 2019 HullPIC<br />
survey, most shipping companies predicted<br />
that it would take more than 10<br />
years, or it might likely never happen<br />
that 95 % of the shipping operators<br />
would use high-frequency data for analyzing<br />
fleet performance. Now most<br />
shipping companies voted that this will<br />
be the case in the coming 5 to 10 years.<br />
Good news – as more data, used and<br />
analyzed correctly, results in better performance<br />
monitoring, higher accuracy<br />
and faster trouble spotting. This will lead<br />
to better decisions by shipping companies<br />
regarding hull management, resulting<br />
ultimately in lower fuel consumption<br />
and emissions.<br />
Performance data has also proven the<br />
value of premium antifouling solutions,<br />
which have become more sought after by<br />
the market. »We see a fundamental<br />
change in behavior of owners, when it<br />
comes to discussions about premium<br />
antifouling solutions at dry dock. Earlier<br />
The most important topic of this year’s HullPIC <strong>2022</strong> was compliance to the upcoming requirements<br />
There is a trend within shipping towards using more data<br />
we had to convince owners to invest in<br />
this, now they come to us and ask for advice,«<br />
exemplified Martin Köpke (Hapag-<br />
Lloyd). For sure, the past HullPICs have<br />
facilitated this trend. »At HullPIC, we<br />
have collectively evolved. One can sense<br />
an agreement between participants that<br />
certain things make plenty of sense and<br />
others don’t,« said Prof. Volker Bertram,<br />
the organizer of the conference.<br />
So, what would the HullPIC participants<br />
recommend to IMO to do in order<br />
to actually lower carbon-based<br />
emissions? The predominant answer of<br />
the HullPIC survey was the introduction<br />
of a CO2 levy. However, money alone<br />
doesn’t seem to be the issue.<br />
A wider change in the mindset and<br />
knowledge in the industry will be needed,<br />
beyond HullPIC. As Carsten Manniche<br />
(Vice President, Ultragas) pointed out:<br />
»Since I started my career about 30 years<br />
back, fuel prices have changed by a factor<br />
of 15. Our behavior of operating the<br />
vessels however has remained consistent.<br />
Perhaps this is where the greatest saving<br />
potential can be found.«<br />
For the time being, one can conclude<br />
that it is always better to operate vessels<br />
efficiently and keep the consumption low<br />
through proper antifouling and performance<br />
management. »Regular vessel performance<br />
monitoring reveals for shipping<br />
companies where to act and how to<br />
act, also in regard to CII,« said Soren<br />
Vinther Hansen (founder of VesOps).<br />
Having good data to monitor vessels and<br />
being on top of the data will be key to<br />
succeed handling future emission regulations.<br />
Maps start to evolve – at least at<br />
HullPIC, which will be held next in August<br />
2023 in Italy.<br />
<br />
© Marioth<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
57
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Plus und Minus für Chinas Werften<br />
Nach dem Boom im Vorjahr ist die Neubau-Auftragswelle auch im chinesischen Schiffbau<br />
etwas abgeebt. Die Werften des Landes können dennoch positive Trends melden, unter<br />
anderem im Bezug auf Marktanteile und das Orderbuch.<br />
Die Bunnemann-Familie bekommt neue Containerschiffe von DSIC<br />
© Asiatic Lloyd<br />
Abstract: Down and up for Chinese shipbuilding<br />
After the boom in the previous year, the wave of newbuilding<br />
orders has also subsided somewhat in Chinese shipbuilding. Unsurprisingly,<br />
there were declines especially in order intake.<br />
Nevertheless, the country‘s shipyards can report positive trends,<br />
among other things in terms of market share and the order book.<br />
Das Jahr 2021 war für den internationalen Standard-Schiffbau<br />
ein sehr gutes, vor allem die Containerschiffsreeder sorgten<br />
für einen wahren Run auf Werftplätze, die explodierenden<br />
Fracht- und Charterraten trieben die Eigner bekanntlich zu immer<br />
mehr Aufträgen. Auch und vor allem China hat davon profitiert.<br />
Für das gesamte Jahr 2021 meldeten die Behörden eine<br />
Schiffbauproduktion von 39,7 Mio. tdw, eine Zunahme um 3 %.<br />
Deutlich größer fiel das Plus wenig überraschend bei neuen Aufträgen<br />
(+131,8% auf 67,07 Mio. tdw aus.<br />
Bei Produktion, Ordereingang und Bestand lag der Weltmarktanteil<br />
der Chinesen nach offizieller Lesart für 2021 bei 47,2 %,<br />
53,8 % und 47,6 %. Verglichen mit den jeweiligen Vorjahreswerten<br />
ergibt sich daraus eine Steigerung um 4,1 beziehungsweise<br />
5,0 und 2,9 Prozentpunkte.<br />
Die allermeisten Handelschiffe werden ungeachtet des Wachstums<br />
der chinesischen Flotte nach wie vor für den Export produziert:<br />
knapp 90 %. Die heimische Branche betreibt mittlerweile<br />
226 Mio. GT, eine Verdopplung innerhalb von zehn Jahren.<br />
Gute Belegung<br />
Anfang <strong>2022</strong> ist das Neubau-Interesse zwar zweifelsohne immer<br />
noch groß – allerdings nicht mehr ganz so ausgeprägt wie im vergleichbaren<br />
Vorjahreszeitraum, wie aus offiziell gemeldeten Zahlen<br />
der chinesischen Behörden hervorgeht. Zudem sind viele<br />
Werften für die nächsten zwei bis drei Jahre komplett ausgebucht.<br />
Ein Umstand, der so manchen Reeder dann doch nach Alternativen<br />
Ausschau halten lässt. Auch die deutlich gestiegenen Neubaupreise<br />
und nicht zuletzt die Unsicherheit über Rohstoff- und<br />
damit künftige Schiffbaukosten trugen ihren Teil zu der jüngsten<br />
Entwicklung bei.<br />
Nach Angaben des zuständigen Ministeriums für Industrie und<br />
Informationstechnologie und des nationalen Schiffbauverbands<br />
CANSI lag der Auftragseingang chinesischer Werften im ersten<br />
Quartal bei 9,93 Mio. tdw, was einem Rückgang von 42,3 % entspricht.<br />
Die Schiffbauproduktion lag bei 9,61 Mio. tdw, ein Minus<br />
von 1,9 %. Ein Plus gab es hingegen beim Auftragsbestand zu vermelden:<br />
99,1 Mio. tdw bedeuten einen Anstieg um 26,3 %.<br />
Man sei weiterhin die weltweit führende Schiffbaunation, heißt<br />
es aus dem Ministerium mit Verweis darauf, dass der größte Anteil<br />
an Produktion und Orderbuch auf China entfällt. So betrage<br />
der Marktanteil in der Produktion mittlerweile 46,2 % – plus 2,8<br />
58 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
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5 sept <strong>2022</strong> hamburg<br />
The next phase of the digital transformation<br />
The first phase of the digital transformation within the maritime industries<br />
has largely tapped into the potential of working in single-company,<br />
single-technology solutions. Now, the next phase is all about combining<br />
technologies and skills, built on and driving multi-player scenarios. Smart<br />
alliances and evolving multidisciplinary solutions are the order of the day.<br />
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SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Die Schifffahrtsgruppe Erik Thun hat einen neuen Dual-Fuel-Tanker in China geordert<br />
Prozentpunkte – und bei den Auftragseingängen<br />
48,6 % (+1,2). Beim Orderbuch<br />
vereint China nach eigenen Angaben<br />
47,3 % auf sich, eine Steigerung um<br />
2,7 Prozentpunkte.<br />
Mit 63 % belegte die Bulker-Branche<br />
deutlich Rang 1 bei den Ablieferungen<br />
von Neubauten von Januar bis März. Es<br />
folgen Tanker mit 21,1 % und Containerschiffe<br />
mit 8,9 %.<br />
Der TEU-Blick<br />
Dieser letzte Wert sollte jedoch könnte<br />
trügen. Auch in der Containerschifffahrt<br />
holen die Werften der Volksrepublik immer<br />
wieder Neubau-Aufträge ein – zum<br />
Teil von den diversen aufstrebenden einheimischen<br />
Feeder-Reedereien, aber eben<br />
auch aus dem Weltmarkt, und zwar auch<br />
für immer größere Schiffe und Mega-<br />
Carrier, die jahrelang vor allem in Südkorea<br />
und mit Abstrichen in Japan bestellt<br />
worden waren.<br />
Laut dem Branchendienst Alphaliner<br />
entfällt mittlerweile mehr als die Hälfte<br />
(55 %) des weltweiten Orderbuchs von<br />
836 Schiffen mit 6,6 Mio. TEU auf China.<br />
516 Box-Carrier wurden dort bestellt,<br />
davon allein 224 Einheiten unter<br />
3.000 TEU Kapazität. Bei Frachtern mit<br />
mehr als 10.000 TEU liegt der Marktanteil<br />
den Angaben zufolge bei 36 % und<br />
damit an erster Stelle. Kontrahiert sind<br />
© Erik Thun<br />
aktuell 137 Schiffe mit insgesamt<br />
2,35 Mio. TEU.<br />
Südkorea liegt insgesamt bei 39 %, im<br />
Segment über 10.000 TEU bei 33 %. Japan<br />
folgt mit großem Abstand und 5 % Anteil<br />
am Gesamt-Orderbuch.<br />
Wirft man allerdings einen Blick auf<br />
die einzelnen Schiffbau-Unternehmen<br />
und ihre Container-Aktivitäten, hat nach<br />
Alphaliner-Berechnungen nach wie vor<br />
ein südkoreanischer Akteur die Nase<br />
vorn. Die Analysten führten Samsung<br />
Heavy Industries mit 791.892 TEU auf<br />
Rang 1 bezogen auf das das Orderbuch.<br />
Auch auf Rang 3 und 4 liegen mit Daewoo<br />
Shipbuilding and Marine Engineering<br />
(DSME) und Hyundai Heavy Industries<br />
Koreaner. Noch knapp hinter Samsung<br />
rangiert schon eine chinesische Werft:<br />
Yangzijiang Shipbuilding hat<br />
785.055 äTEU im Auftragsbuch. Auf den<br />
Plätzen 5 und 6 werden Jiangnan Changxing<br />
und Jiangnan Shipyard aus Chine geführt,<br />
gefolgt von Hyundai Samho aus<br />
Südkorea und den wiederum chinesischen<br />
Akteuren Dalian Shipyard, Shanghai<br />
Waigaoqiao, Dalian Cosco KHI<br />
(Dacks) und Nantong Shipyard<br />
(Nacks).Erst auf Rang 12 folgt mit Imabari<br />
ein japanischer Wettbewerber.<br />
Buntes Portfolio<br />
Nach der letzten kleinen Bestandsaufnahme<br />
Ende 2021 zeigt die <strong>HANSA</strong> nun<br />
anlässlich der ursprünglich für Juni geplanten<br />
Messe »Marintec« einen neuen –<br />
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beispielhaften – Einblick in die Liste von<br />
in den vergangenen Wochen kontrahierten<br />
oder abgelieferten Neubau-<br />
Projekten chinesischer Werften. Es geht<br />
um Containerschiffe und Bulker, aber<br />
auch Tanker, Heavylift-Schiffe, Car Carrier<br />
und Fähren ...<br />
MSC setzt Einkaufstour fort<br />
Nach einer Reihe von mittelgroßen Schiffen<br />
setzt die Linienreederei MSC ihre beispiellose<br />
Bestellserie für Neubauten fort.<br />
Dem Vernehmen nach hat die in Genf<br />
beheimatete Linienreederei erneut das<br />
Orderbuch vergrößert. Nach zwei Dutzend<br />
Einheiten um die 8.000 TEU setzt<br />
das von Gianluigi Aponte geführte Unternehmen<br />
zuletzt auch auf den Ausbau<br />
der eigenen Feeder-Flotte. So soll die<br />
Werft Fujian Mawei bis zu 10 Einheiten<br />
mit einer Kapazität von jeweils<br />
1.800 TEU bauen. Pro Schiff werden<br />
demnach 30 Mio. $ fällig, die Ablieferung<br />
ist ab 2024 geplant. Zuvor hatte MSC 28<br />
Schiffe im neuen Postpanamax-Segment<br />
von 7.700–8.000 TEU auf drei Werften in<br />
China (New Times und Qingdao Beihai)<br />
und Korea (Hyundai) zur Ablieferung<br />
2004/2025 in Auftrag gegeben.<br />
Die zehn 1.800-TEU-Einheiten waren<br />
ursprünglich eigentlich schon mit der<br />
Werft Huanghai verhandelt worden. Die<br />
dort reservierten Slots sicherte sich<br />
schließlich der chinesische Carrier SITC,<br />
der nun zehn Schiffe vom Typ Bangkokmax<br />
bekommen soll. Liefertermine und<br />
Preise sind den Angaben zufolge noch<br />
nicht bekannt, aber die Schiffe »dürften<br />
je nach Ausstattung zwischen 30 und<br />
32 Mio. $ kosten«, die Ablieferung wird<br />
im Jahr 2024 erwartet. Bei den neuen<br />
Schiffen für SITC könnte es sich dem<br />
Vernehmen nach um geschirrlose Varianten<br />
des Typs »Huanghai 1800« handeln,<br />
für den auch Aufträge von Asean<br />
Seas Line, Dandong Marine, loctek, Briese<br />
Schiffahrt, Songa Box, Meratus und<br />
Hai An Transport vorliegen.<br />
Bunnemann-Familie legt nach<br />
Auch die von Friedrich und Nicolaus<br />
Bunnemann geführte Reederei Asiatic<br />
Lloyd hat erneut in China bestellt: zwei<br />
weitere Schiffe mit 7.100 TEU. Bereits im<br />
Mai vergangenen Jahres hatte die Reedereigruppe<br />
Asiatic/Atlantic Lloyd einen<br />
der ersten Neubauaufträge aus Deutschland<br />
bekannt gegeben. Im September wurden<br />
zwei bei DSIC in China vereinbarte<br />
Die Cosco-Gruppe hat einen neuen Halbtaucher in Dienst gestellt<br />
Optionen gezogen. Jetzt folgten noch mal<br />
zwei Neubauten gleicher Bauart bei der<br />
Dalian Shipbuilding Industry Company<br />
(DSIC). Bei dem Design wird besonderes<br />
Augenmerk auf Effizienz und den Einsatz<br />
von alternativen Kraftstoffen gelegt worden.<br />
Bei einer Länge von 255 m und einer<br />
Breite von 42,8 m sollen die neuen Frachter<br />
die Klassenbezeichnung »Ammonia<br />
Fuel Ready« erhalten. Die Motoren von<br />
MAN können demnach sowohl konventionelle<br />
als auch Bio-Kraftstoffe verbrennen<br />
und lassen sich durch geringe<br />
Modifizierungen auf »grünen Ammoniak«<br />
umrüsten, um künftig CO 2<br />
-emissionsfrei<br />
fahren zu können. Das kompakte<br />
Eco-Design könne zudem etwa 70 % mehr<br />
Ladung (homogen) befördern als die heutige<br />
Generation ähnlich großer Schiffe –<br />
und das bei ähnlichem Treibstoffverbrauch<br />
und geringere Schiffslänge.<br />
PIL ordert neue Flaggschiffe<br />
Die Containerlinienreederei Pacific International<br />
Lines (PIL) hat weitere Neubauten<br />
bestellt und stößt damit in neue<br />
Größenordnungen vor. Der jüngste Auftrag<br />
umfasst vier mittelgroße Schiffe mit<br />
Dual-Fuel-Motoren.<br />
DieReederei PIL bestätigte in einer<br />
Mitteilung, dass die chinesische Jiangnan-<br />
Werft mit dem Bau von vier 14.000-TEU-<br />
Containerschiffen betraut wurde. Die<br />
Schiffe werden mit Dual-Fuel-Motoren<br />
und -Hilfseinrichtungen ausgestattet sein,<br />
die sowohl mit Flüssigerdgas (LNG) als<br />
auch mit schwefelarmem Diesel betrieben<br />
werden können, heißt es. Die Ablieferungen<br />
sind nach jetzigem Stand ab<br />
dem zweiten Halbjahr 2024 vorgesehen.<br />
Es werden die größten Containerschiffe<br />
in der PIL-Flotte und die ersten Schiffe in<br />
der Flotte sein, die mit LNG betrieben<br />
werden.<br />
Lars Kastrup, Co-President und Executive<br />
Director von PIL, sagte: »Dieser<br />
Auftrag unterstreicht unseren Plan, unsere<br />
Flotte weiter zu optimieren. Die LNG-<br />
Option ist ein wichtiger Schritt auf dem<br />
Weg der Dekarbonisierung von PIL, und<br />
da BioLNG und e-Methan sowie andere<br />
technologische Lösungen immer ausgereifter<br />
werden, wollen wir weiterhin an<br />
der Spitze dieser Entwicklungen stehen,<br />
um das Null-Emissions-Ziel zu erreichen.«<br />
Durch die Integration von Ammoniak-Tanks<br />
will PIL außerdem in der Lage<br />
sein, die Schiffe für den Betrieb mit Ammoniak<br />
nachzurüsten, »sobald die Technologie<br />
auf dem Markt verfügbar ist«. In<br />
diesem Zusammenhang hat der Schweizer<br />
Motorenentwickler WinGD den Auftrag<br />
zur Lieferung der Motoren für LNG-<br />
Dual-Fuel-Containerschiffe erhalten, die<br />
auch mit Ammoniak betrieben werden<br />
könnten.<br />
Die Neubauten sollen Dual-Fuel-Motoren<br />
vom Typ WinGD X92DF-2.0 erhalten,<br />
die sowohl mit Gas als auch mit flüssigen<br />
Kraftstoffen betrieben werden können.<br />
Die Motoren werden mit WinGDs<br />
neuester Technologie zur Reduzierung<br />
von Treibhausgasemissionen iCER (Intelligent<br />
Control by Exhaust Recycling)<br />
ausgestattet, die eine verbesserte Verbrennungssteuerung<br />
ermöglicht. Das soll<br />
zu einer Senkung des Energieverbrauchs<br />
um 3 % im Gasbetrieb und zu Kraftstoffeinsparungen<br />
von bis zu 5 % im Die-<br />
© Cosco<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
61
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
© RMS/ CIMC<br />
Für insgesamt zehn neue MPP-Schiffe koopiert RMS Projects mit dem CIMC-Konzern<br />
selbetrieb führen, während der Methanschlupf im Gasbetrieb um<br />
bis zu 50 % reduziert werden soll.<br />
Neue Bulker für Vogemann<br />
Die Hamburger Reederei H. Vogemann erweitert ihr Auftragsbuch<br />
für Neubauten. In China sollen vier Handy-Bulker gefertigt<br />
werden. Maklerangaben zufolge wurde mit Jiangsu Dajin Heavy<br />
Industry ein Vertrag über ein Quartett von vier 40.000-Tonnern<br />
unterzeichnet, die 2023/2024 abgeliefert werden. Dem Vernehmen<br />
nach kosten die Schiffe jeweils gut 29 Mio. $. Sie sollen<br />
die Phase 3 des Energy Efficiency Design Index (EEDI) der IMO<br />
sowie die Abgasemissionsstufe Tier III erfüllen.<br />
Das Orderbuch des Hamburger Unternehmens würde damit<br />
auf zwölf Einheiten anwachsen. Zwei weitere Handysize-Bulker<br />
sind bei Yangzijiang Shipbuilding sowie sechs bei der Yangfan<br />
Group im Bau. Die Yangzijiang-Schiffe sollen schon in den<br />
nächsten Monaten abgeliefert werden. Danach folgen die Einheiten<br />
von Yangfan in diesem Jahr sowie 2023. Zuletzt hatte Vogemann<br />
zudem vier Kamsarmax-Einheiten (82.000 tdw) bei Jiangsu<br />
Hantong in China geordert. Sie sollen jeweils 136 Mio. $ kosten.<br />
Die Ablieferung der Schiffe ist für 2023 geplant.<br />
Oldendorff zieht Optionen<br />
Auch die Lübecker Reederei Oldendorff Carriers baut das Orderbuch<br />
aus. Jiangsu New Hantong in China soll weitere fünf Kamsarmax-Bulker<br />
für die deutschen Marktführer liefern.<br />
Insgesamt erhöht sich die Zahl der bei Jiangsu bestellen Neubauten<br />
jetzt auf zehn, nachdem die Reederei fünf Optionen gezogen<br />
hat, die bei dem ursprünglichen Auftrag im Oktober 2021<br />
vereinbart worden waren.<br />
Diese Kamsarmax-Frachter verfügen über eine Tragfähigkeit<br />
von 82.000 tdw und sollen 2023 abgeliefert werden. Die Kosten<br />
liegen dem Vernehmen nach bei mehr als 30 Mio. $ pro Schiff.<br />
Oldendorff hat sich bei diesem Auftrag nach Makler-Informationen<br />
für einen konventionellen Antrieb entschieden. Das<br />
neue Sdari-82-Design verfügt den Angaben zufolge ber über eine<br />
optimierte Rumpfform. Der Verbrauch der Hauptmaschine vom<br />
Typ MAN-B&W 6S60ME-C 10.5 liegt bei 23,18 t bei einer Geschwindigkeit<br />
von 14kn.<br />
Das Neubauprogramm von Oldendorff umfasst, einschließlich<br />
der jetzt gezogenen Optionen, insgesamt 14 Schiffe mit Kapazitäten<br />
von 61.000 tdw bis 182.000 tdw, die auf Werften in China und<br />
Japan zur Ablieferung <strong>2022</strong> und 2023 gebaut werden. Darunter<br />
sind die zehn Kamsarmax-Frachter bei Hantong, zwei Newcastlemax-Einheiten<br />
bei Namura und zwei Ultramax-Bulker von<br />
DACKS.<br />
Zehn MPP-Neubauten für RMS<br />
Ein deutsch-chinesisches Konsortium hat zehn MPP-Neubauten<br />
bestellt. Der chinesische Konzern China International Marine<br />
Containers (CIMC) und das Hamburger Befrachtungsunternehmen<br />
RMS Projects haben sich verbündet, um eine Serie<br />
von zehn MPP-Frachtern mit einer Tragfähigkeit von 14.000 tdw<br />
und kombinierter Hebekapazität von 500 t bauen zu lassen. RMS<br />
Projects übernimmt dabei die Rolle des kommerziellen Managers,<br />
CIMC sorgt für Finanzierung und Bau und nimmt die<br />
Schiffe auch ins Eigentum. Die ersten sechs Einheiten sollen<br />
2024, weitere vier 2025 abgeliefert werden.<br />
Für CIMC – bekannt vor allem für seine Container-Produktion,<br />
aber seit Jahren auch schon in der Schiffsfinanzierung<br />
und im Schiffbau aktiv – ist es das erste MPP-Projekt. Für den<br />
Bau kommen drei angebundene Werften der Gruppe, unter anderem<br />
die Zhoushan ChangHong International Shipyard, in Frage.<br />
Vorverträge seien bereits abgeschlossen, die Zeichnung der<br />
Hauptverträge soll in Kürze folgen. CIMCließ verlauten, dass die<br />
Gruppe die Neubauten dank eigener Werftkapazitäten und langfristiger<br />
Stahlkontrakte relativ kostengünstig realisieren könne.<br />
Das Schiffsdesign für den neuen 14.000-Tonner soll von der<br />
Tochtergesellschaft CIMC Oric auf Basis der Vorschläge von<br />
RMS Projects ausgearbeitet worden sein, heißt es. Darüber hinaus<br />
hat die Reederei Jüngerhans in Haren/Ems umfangreichen<br />
technischen Input geliefert.<br />
Einige Besonderheiten der geplanten Neubauten: Der Schiffstyp<br />
wird nach DNV-Regeln für Eisklasse 1A und den Betrieb mit<br />
offenen Luken (»hatchless«) ausgelegt. Er wird mit einer MAN-<br />
Hauptmaschine ausgestattet, die sich für die Umstellung auf Methanol-Betrieb<br />
eignet (»Methanol ready«).<br />
Spezialtonnage für Spliethoff<br />
Die niederländische MPP- und RoRo-Reedereigruppe Spliethoff<br />
nähert sich in der Indienststellung von zwei neuen Spezial-Heavyliftern.<br />
Zwei Schiffe des sogenannten B-Typs waren im Oktober 2019<br />
bestellt worden. Auf der Mawei-Werft im chinesischen Fuzhou wurde<br />
jetzt das erste dieser DP2-Schiffe, die »Brouwersgracht«, aus-<br />
62 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
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63
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Die Werft CMHI baut das neue Offshore-Spezialschiff »Les Alizes«<br />
gedockt. Der zweite Neubau »Bloemgracht«<br />
wurde unterdessen zu Wasser gelassen.<br />
Der 12.500-Tonner »Brouwersgracht«<br />
wurde an den Ausrüstungskai verlegt,<br />
wo weitere Arbeiten anstehen, bevor<br />
Seeerprobungen erfolgen. Noch in diesem<br />
Jahr soll das Schiff abgeliefert werden,<br />
heißt es. Den ursprünglichen Plänen<br />
zufolge war die Indienststellung der<br />
Neubauten für Juni und Juli diesen Jahres<br />
vorgesehen.<br />
Die Schiffe kombinieren die Ladekapazität<br />
eines Mehrzweckschiffes mit<br />
einem dynamischen Positionierungssystem<br />
vom Typ DP2 für eine stationäre<br />
Betriebsfähigkeit bei Windstärken von<br />
bis zu Bft 6. Dies mache sie gut geeignet<br />
für das Handling großer Mengen und<br />
schwerer Ladung direkt auf See, heißt es<br />
seitens der Niederländer. Um ein schnelles,<br />
sicheres und effizientes Be- und Entladen<br />
von Rohren sowohl an Land als<br />
auch auf See zu ermöglichen, ist das<br />
Schiff mit einem abnehmbaren Portalkran<br />
ausgestattet.<br />
Die mit Scrubbern fahrenden B-Typen<br />
werden außerdem mit zwei Heavylift-Kranen<br />
von Huisman mit jeweils<br />
500 t Kapazität ausgerüstet. Mit 12.500 t<br />
© CMHI<br />
Tragfähigkeit, einer Open-Top-<br />
Notation, zwei Zwischendeckebenen<br />
und 5.900 m2 Gesamtdeckfläche könne<br />
man auf deutlich mehr Ladung handeln<br />
als bestehende Offshore-Versorgungsschiffe,<br />
meint Spliethoff.<br />
Zum niederländischen Konzern gehören<br />
auch die Reedereien Bore, Transfennica,<br />
Wijnne Barends, BigLift und<br />
DYT Superyacht Transport – für die erst<br />
kürzlich ein Neubau abgeliefert worden<br />
war. So lieferte die chinesische Werft<br />
CIMC Raffles die »Yacht Servant« an<br />
die Tochter DYT Superyacht Transport<br />
ab, ein speziell für diesen Zweck gebauter<br />
Halbtaucher. Damit wächst die<br />
Flotte der früher als Dockwise Yacht<br />
Transport bekannten Marke auf drei<br />
Schiffe, mit denen nun auch größere<br />
Yachten in mehr Regionen befördert<br />
werden sollen.<br />
Mit einer Länge von 213,70 m und einer<br />
Breite von 46 m bietet der Neubau<br />
nach Reedereiangaben doppelt so viel<br />
Kapazität wie seine Vorgänger. Das IMO-<br />
Tier-III-konforme Schiff wird darüber<br />
hinaus als 32 % kraftstoffeffizienter beschrieben,<br />
während seine 6.380 m2 große<br />
Decksfläche den Transport von mehr<br />
Schiffen pro Überfahrt ermöglicht, einschließlich<br />
Segelyachten mit großem<br />
Tiefgang. Die Fläche ist um 30 % größer<br />
als bei der »Yacht Express«.<br />
Während die derzeitigen Schiffe der<br />
Halbtaucherflotte von DYT eine Wassertiefe<br />
von etwa 14 m benötigen, sind es<br />
beim Neuzugang 9 m. Dabei kommt ein<br />
Float-on-float-off-System zum Einsatz.<br />
Ein Spezialdeck hinter der Brücke ist für<br />
Beiboote, Container und kleine Rennboote<br />
ausgelegt. Je nach Auslastung sind<br />
auch andere Transporte eine Option.<br />
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64 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Halbtaucher für Cosco<br />
Die chinesische Staatsreederei Cosco<br />
baut ihre Flotte an Halbtaucher-Schiffen<br />
für Heavylift-Transporte aus. Der<br />
jüngste Neubau hat kürzlich seine Jungfernfahrt<br />
beendet.<br />
Die »Semi Submersibles« sind zwar<br />
nicht mit eigenem Ladegeschirr ausgestattet,<br />
gelten mit der großen Decksfläche<br />
aber als wichtiger Teil der Flotte,<br />
wenn es um die Verladung von überdimensionierten<br />
und schweren Komponenten<br />
geht. Cosco hat dabei nicht<br />
zuletzt auch Transporte im Rahmen der<br />
milliardenschweren Infrastruktur-<br />
Offensive »One Belt One Road« beziehungsweise<br />
»Maritime Seidenstraße«<br />
im Blick. Dabei werden mit chinesischem<br />
Geld große Projekte in verschiedenen<br />
Ländern umgesetzt.<br />
Als jüngster Neubau war zuletzt die<br />
»Xin Yao Hua« in Dienst gestellt worden.<br />
Die Tochterreederei Cosco Specialized<br />
Carriers hat mit dem 80.000-Tonner<br />
die eigene Flotte an Halbtauchern<br />
auf neun Schiffe erhöht und hat damit<br />
nach eigenen Angaben »die weltweit<br />
größte Flotte moderner Halbtaucher-<br />
Schwergutfrachter« aufgebaut.<br />
Erik Thun wechselt nach China<br />
Die schwedische Reedereigruppe Erik<br />
Thun – seit langen Jahren Partner der<br />
niederländisch-deutschen Werft Ferus<br />
Smit – hat einen Neubau-Auftrag platziert.<br />
Der Dual-Fuel-Tanker wird in China<br />
gebaut.<br />
Kurz nach der Ablieferung eines Neubaus<br />
von Ferus Smit in Leer und dem<br />
Auftrag für Shortsea-Schiffe kontrahierte<br />
Erik Thun jetzt ein Schiff bei China Merchants<br />
Jinling in Yangzhou. Es soll die<br />
Nummer 10 der »Vinga-Serie« werden,<br />
wie die Schweden jetzt bekannt gaben.<br />
Der noch namenlose 17.999-Tonner<br />
wird ein Schwesterschiff der »Thun Venern«<br />
werden und wie der Rest der Vinga-Serie<br />
in der Gothia Tanker Alliance<br />
fahren, in der Erik Thun mit den skandinavischen<br />
Reedereien Wisby Tankers,<br />
Furetan, Älvtank, Uni-Tankers, OHM<br />
und DSD Shipping sowie der Besiktas<br />
Group und Desgagnes. kooperiert. Furetank<br />
soll das neue Schiff (mit Eisklasse<br />
1A) technisch und kaufmännisch betreuen.<br />
Die Ablieferung ist für das Jahr 2024<br />
geplant.<br />
Alle Schiffe der Serie sind Dual-Fuelfähig<br />
und verwenden LNG/LBG als<br />
Krafttoff. Sie sind zudem mit einer<br />
Batterie-Hybrid-Lösung und einem<br />
Landstrom-Anschluss ausgestattet.<br />
Die Ladekapazität wird mit 20.3<strong>06</strong> m 3<br />
in zwölf jeweils epoxidbeschichteten<br />
Ladetanks angegeben.<br />
Viele Car Carrier für Höegh<br />
Die norwegische Reedereigruppe<br />
Höegh hat für ihre »Autoliners«-Tochter<br />
noch einmal nachgelegt.<br />
Zuletzt wurden vier weitere<br />
Schiffe der Aurora-Klasse bestellt.<br />
Sie sollen die DNV-Notierung »ammonia<br />
and methanol ready« erhalten.<br />
Damit wird das Neubauprogramm<br />
der Aurora-Klasse von Höegh<br />
Autoliners auf acht Schiffe erweitert,<br />
die alle von China Merchants<br />
Heavy Industry (Jiangsu)<br />
(CMHI) gebaut werden. Das Unternehmen<br />
behält seine bestehende Option<br />
für weitere vier Schiffe (Schiffe<br />
Nr. 9–12) bis Ende Juli 2023.<br />
Die Schiffe sollen die ersten im<br />
PCTC-Segment sein, die mit kohlenstofffreien<br />
Kraftstoffen betrieben<br />
werden können. Mit einer Kapazität<br />
von bis zu 9.100 Autos wird die Aurora-Klasse<br />
der größte und umweltfreundlichste<br />
Autotransporter der<br />
Welt sein.<br />
Das Unternehmen hat außerdem<br />
eine Vereinbarung mit CMHI getroffen,<br />
die es Höegh Autoliners ermöglicht,<br />
sein Programm zur Erneuerung<br />
der grünen Flotte von 12<br />
auf 16 Aurora-Schiffe zu beschleunigen.<br />
Die zusätzlichen vier Schiffe<br />
werden in Form von Slot-Reservierungen<br />
zu Marktbedingungen bis<br />
Ende Dezember <strong>2022</strong> und einem<br />
Vorkaufsrecht auf vier Slots bis Ende<br />
Juli 2023 vergeben. Höegh Autoliners<br />
behält seine bestehende Option<br />
auf die Schiffe 9–12 bis Ende Juli<br />
2023 und die Schiffe 13–16 wären<br />
für eine Lieferung in den Jahren<br />
2026 und 2027 vorgesehen, sollte das<br />
Unternehmen diese Möglichkeit<br />
nutzen. Höegh erwartet die Ablieferung<br />
von zwei Aurora-Schiffen<br />
alle sechs Monate ab der zweiten<br />
Hälfte des Jahres 2024.<br />
China Merchants Industry wird als<br />
der größte PCTC-Hersteller Chinas<br />
beschrieben. Zur Gruppe gehört unter<br />
anderem das finnische Design-<br />
Büro Deltamarin, das die neue Aurora-Klasse<br />
entworfen hat. MM<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
65
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
»Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt«<br />
Im Zuge der Dekarbonisierung kommt auf die Schifffahrt ein breiter Brennstoff-Mix zu.<br />
Der Antriebshersteller WinGD will darauf vorbereitet sein und baut schon heute sein<br />
Portfolio an »X-Fuel«-Motoren aus, sagt Volkmar Galke im exlusiven <strong>HANSA</strong>-Interview<br />
Die Schifffahrt steht vor der Herausforderung, ihre Treibhausgasemissionen<br />
deutlich zu reduzieren. In welche Richtung entwickeln<br />
Sie Ihre Antriebstechnologie diesbezüglich?<br />
Volkmar Galke: Wir gehen den Weg, den unsere Kunden und<br />
der Markt vorgeben, gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, den<br />
Übergang in unserer Branche zu sauberer Energie voranzutreiben.<br />
Wir müssen intelligent und flexibel sein und die Produkte<br />
anbieten, die der Markt nachfragt und welche die Eigner<br />
und Betreiber realistisch nutzen können. Von daher fokussieren<br />
wir uns bei unseren Motoren auf Brennstoffe wie Methanol, Ammoniak,<br />
LNG sowie Biofuels. Diese neuen notwendigen Technologien<br />
entwickeln wir zurzeit mit Hochdruck, denn wir wollen<br />
mit bereits erprobten und zuverlässigen Motoren vorher im<br />
Markt sein, bevor die »X-Fuels« klimaneutral verfügbar sind.<br />
Haben die neuen Kraftstoffe Auswirkungen auf Ihre internen<br />
Unternehmensstrukturen?<br />
Galke: Wir haben vor kurzem ein Investitionsprogramm in<br />
Höhe von 30 Mio. € für die Kraftstoffe der Zukunft angekündigt.<br />
Wir investieren zum Beispiel an unserem Hauptstandort<br />
in Winterthur in ein »Future Fuels Lab«, wo wir X-Fuels der<br />
Zukunft erforschen. Darin integrieren wir unter anderem einen<br />
neuen Einzylinder-Testmotor, an dem wir besser und schneller<br />
testen können als auf einem Full Scale-Motor. Dadurch stocken<br />
wir auch Personal auf. Zurzeit sind wir rund 440 Mitarbeiter<br />
weltweit, aber, wie gesagt, wir wachsen gerade und nicht nur in<br />
Winterthur, sondern auch an unseren Standorten in China, Korea<br />
sowie Japan.<br />
Wenn Sie ein Schiffseigner fragt, was der Brennstoff der Zukunft<br />
sein wird, was antworten Sie dann?<br />
Galke: Das ist eine Frage, die im momentan keiner so richtig beantworten<br />
kann. Wenn Ammoniak und Methanol aus fossilen<br />
Quellen gewonnen werden, ist die CO 2 -Bilanz und somit die<br />
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66 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
CO 2 -Belastung schlechter als bei<br />
Schweröl, was auf lange Sicht wenig<br />
sinnvoll ist. Die Herstellung solcher<br />
Kraftstoffe in der richtigen Menge,<br />
um rentabel zu sein, wird viele, viele<br />
Jahre dauern. Mit der Umstellung<br />
auf LNG kann ein Schiffseigner sofort<br />
20 % Emissionen einsparen, aber<br />
auch das ist ja leider noch fossil. Da<br />
muss man hoffen, dass es irgendwann<br />
synthetisch oder biologisch<br />
hergestellt wird.<br />
Ich war vergangene Woche zum<br />
Beispiel in Kanada, wo mir ein<br />
Schiffseigner sagte, dass er nicht auf<br />
LNG umstellt. Er will vielmehr solange<br />
es geht mit Biofuels fahren und<br />
dann später auf Methanol oder Ammoniak<br />
umswitchen.<br />
Wir können als Motorenentwickler nicht entscheiden, welcher<br />
Brennstoff zu nutzen ist, das muss der Betreiber tun, aber wir<br />
können die passende Antriebstechnik anbieten. Unsere Dual Fuel-Motoren,<br />
die wir bereits im Feld haben, können sowohl mit<br />
grünen als auch mit Bio-LNG betrieben werden. Unsere konventionellen<br />
Motoren fahren auch mit Biofuel.<br />
Volkmar Galke<br />
Executive Director Sales – WinGD<br />
© WinGD<br />
An dieser Stelle stellt sich die Frage<br />
nach der Bunkerinfrastruktur –<br />
wie wird sie sich Ihrer Ansicht nach<br />
verändern?<br />
Galke: Die großen Linienreedereien<br />
wie CMA CGM, MSC,<br />
Hapag-Lloyd oder Maersk können<br />
ihre Bunkerplätze relativ gut<br />
festlegen, weil sie Linien fahren.<br />
Für Reeder mit beispielsweise<br />
Tankern oder Bulkern im Spotmarkt<br />
müsste diese Frage noch<br />
geklärt werden.<br />
Die globale Bunkerindustrie<br />
wird sich auf jeden Fall umstellen<br />
müssen und es ist fraglich, ob jeder<br />
Bunkerspot künftig wirklich<br />
alle Kraftstoffe, eben die X-Fuels,<br />
anbieten wird. Ich kann es nicht<br />
beurteilen, aber ich glaube, dass ein großer Brennstoff-Mix auf<br />
die Bunkerlieferanten zukommt.<br />
Neulich habe ich mit Firmen aus dem Mittleren Osten gesprochen,<br />
die einen Hub für grünen Ammoniak planen. Vielleicht<br />
müssen Reedereien in Zukunft solche »Stützpunkte«, die<br />
X-Fuels anbieten, in ihre Routen mit einbeziehen.<br />
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67
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Muss für den Einsatz von Future Fuels die Motorentechnik angepasst<br />
werden?<br />
Galke: Da sind wir dran. Unsere Roadmap gibt vor, dass wir 2024<br />
den ersten Methanol-Motor und 2025 den ersten Ammoniak-Motor<br />
im Portfolio haben werden. Ziel ist es natürlich, unser Portfolio<br />
mit X-Fuels-Motoren sukzessive nach den Marktanforderungen<br />
auszubauen. Jeweils ein halbes Jahr nach Markteinführung wollen<br />
wir Retrofit-Packages für die bestehende konventionellen und DF-<br />
Motoren anbieten. Denn unsere heutigen Motoren sind per se<br />
»Ammoniak und Methanol Ready« und der Markt spiegelt uns reges<br />
Interesse an X-Fuel-Retrofits wider.<br />
Und sind schon welche im Betrieb?<br />
Galke: Wir haben erst kürzlich mit Pacific International Lines ein<br />
signifikantes Projekt gewonnen. Die Reederei rüstet vier neue<br />
»Ammonia-Ready«-Containerschiffe mit unseren Motoren aus.<br />
Ergeben sich dabei neue technische Herausforderungen?<br />
Galke: Der spätere Umbau der heutigen installierten Motoren<br />
ist bei einem solchen Retrofit-Projekt nicht das Thema. Die Herausforderungen<br />
liegen vielmehr im Tank- und Fuel-Supply-<br />
System, sowie den Sicherheitsmaßnahmen die X-Fuels mit sich<br />
bringen. Denn wenn wir über Ammoniak oder auch Methanol<br />
sprechen, reden wir von ganz anderen Tanks und Dimensionen<br />
und nicht zuletzt auch von neuen Sicherheitsvorschriften. Wir<br />
unterstützen hier, indem wir ganz klar die Parameter für die<br />
X-Fuels festlegen, wie zum Beispiel, Druck, Aggregatzustand<br />
und Temperatur.<br />
Alle Welt spricht derzeit von Hybrid-Antrieben. Ist es etwas, das<br />
auch Sie beschäftigt?<br />
Galke: Es ist ein sehr aktuelles Thema und auch wir beschäftigen<br />
uns damit. Wir haben bereits zwei Projekte für zwei japanische<br />
Car Carrier gewonnen, die unser Hybrid-System erhalten. Das<br />
erste Schiff wird schon bald abgeliefert.<br />
Hybrid hört sich aber immer so hochtrabend an, und das wird<br />
es sicherlich irgendwann auch mal werden. Im Moment ist es noch<br />
ein System mit »Power take off/Power take in« am Hauptmotor,<br />
den Hilfsantrieben, kombiniert mit einem Batterie-Paket und dem<br />
anspruchsvollen Teil, dem Energy Management System. Dank unserer<br />
Antriebskompetenz sind wir in der einmaligen Position, die<br />
Maschine mit der größten Effizienz, den Zweitaktakt-Motor, im<br />
Einklang mit den Hilfsmotoren im optimalen Betriebsbereich zu<br />
betreiben und alle Mitspieler so zu managen, dass im Endeffekt die<br />
Capex und die Opex reduziert werden können. Mit den Opex<br />
dann natürlich auch die Emissionen.<br />
Und wo geht die Reise hin?<br />
Galke: Wir als Motorentwickler fokussieren uns auf die Hauptenergiequellen<br />
an Bord und schauen, wann, wo, was betrieben<br />
werden muss. Wir haben dafür ein Team aufgebaut, unsere »Sustainability<br />
Solutions«-Gruppe, die sich um hybride Lösungen<br />
Welcome to the team!<br />
LOEWE MARINE is the new<br />
exclusive agent for WinGD in the<br />
German territory<br />
68 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Abstract: »There are no limits to creativity«<br />
In the course of decarbonization, shipping is facing a broad fuel<br />
mix. The propulsion manufacturer WinGD wants to be<br />
prepared for this and is already expanding its portfolio of<br />
»X-Fuel« engines, as Volkmar Galke reports <strong>HANSA</strong><br />
kümmert. Wenn ein Schiffseigner zu uns kommt und Interesse an<br />
hybriden Lösungen zeigt, suchen wir gemeinsam nach einem Weg,<br />
und zwar basierend auf umfangreichen Simulationen. Zunächst<br />
schauen wir uns den ganzen Energiebedarf des Schiffes an und<br />
was die Hilfsantriebe und der Hauptmotor leisten. Im Anschluss<br />
wird betrachtet, was wir da alles kombinieren können.<br />
Da der Zweitaktmotor immer noch die effizienteste Verbrennungsmaschine<br />
ist, macht es natürlich Sinn, hieraus Strom<br />
zu erzeugen und nicht aus den Hilfsantrieben. Wir schauen uns<br />
an, wo welcher Energieerzeuger im besten Effizienzbereich<br />
läuft. Diese Analyse kann gegebenenfalls die Größe der Motoren<br />
verändern. Zum Beispiel kann es sein, dass ein Hilfsantrieb<br />
einen Zylinder weniger hat, weil wir die Energie vom effizienteren<br />
Zweitaktmotor beziehen. Und dann können wir diese Energie<br />
in eine Batterie einspeisen, die wiederum für den Bordstrom<br />
oder Hotelbetrieb sorgen kann. Diese Energie kann auch<br />
zum Peak Shaving genutzt werden und so den Hauptmotor unterstützen.<br />
Des Weiteren könnten Batterien auch ein Schiff im Hafen oder<br />
auf Reede mit Strom versorgen. Es kommt hier natürlich immer<br />
auf die Schiffstypen an. Bei Schiffen zum Beispiel mit vielen Reefer-Containern<br />
oder vielen Kränen an Bord wird es heute noch<br />
schwierig, aber bei vielen anderen Schiffe funktioniert die Versorgung<br />
aus Batterien zurzeit schon sehr gut.<br />
Es ist für uns auf jeden Fall ein Riesenthema, das uns Spaß<br />
macht und mit dem wir bei den Reedereien auf offene Ohren stoßen.<br />
Gleichzeitig machen wir uns bereits Gedanken, wie es weiter<br />
gehen könnte und was ferner in Richtung hybride Antriebe getan<br />
werden kann. An dieser Stelle wird es spannend, da man schnell zu<br />
Brennstoffzelle oder Windantrieben kommt – der Kreativität sind<br />
hier keine Grenzen gesetzt.<br />
Müssen sich Besatzungen auf die neuen Antriebe vorbereiten?<br />
Galke: Mit den neuen Kraftstoffen wird der Motorenbereich komplexer.<br />
Dafür müssen massive Trainings und Einführungen angeboten<br />
werden. Und das tun wir bereits. Wir bieten Trainings am<br />
Hauptstandort in Winterthur an, aber auch in all den Ländern, wo<br />
die Reedereien oder Motorenhersteller sitzen, zum Beispiel in<br />
Griechenland, Singapur, Ukraine, Philippinen, China oder Korea.<br />
Wir trainieren die Mitarbeitenden dabei in einem nachgebauten,<br />
digitalen Motorenraum, in dem wir alle Abläufe und mögliche<br />
Störungen an Bord simulieren können.<br />
Interview: Anna Wroblewski<br />
„DOWNTIME KOSTET GELD UND<br />
NERVEN. DAMIT IHRE FLOTTE IN<br />
BEWEGUNG BLEIBT, SIND WIR VOR<br />
ORT. JEDERZEIT. VERLÄSSLICH.“<br />
DAVID NEHRING<br />
OPERATIONAL ONA MANAGER<br />
Kontakt<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
69
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Hybrid power and the question of safety<br />
The combination of new and existing technologies in the maritime industry<br />
can make a major contribution to cleaner operations of ships but safety issues<br />
must be understood and addressed<br />
© Scandlines<br />
The concept of integrating hybrid-electric<br />
power systems with conventional<br />
power sources and the use of energy storage<br />
systems such as battery systems, has<br />
become more attractive to vessel owners<br />
in recent years. However, some demonstration<br />
projects using fuel cell technologies<br />
in the maritime industry are getting<br />
noticed too. The main hybrid power<br />
system concepts are the integration of<br />
conventional sources (diesel engine generator<br />
sets, gas turbine generators, dual-fuel<br />
engines with or without shaft generators)<br />
and new technologies such as fuel cells,<br />
energy storage systems (batteries and<br />
supercapacitors) and in the future photovoltaic<br />
solar, wind and flywheels. Currently<br />
Lithium-ion battery technology still<br />
dominates the use of energy storage systems<br />
and we expect more applications in<br />
the maritime sector, where battery systems<br />
based on solid state technology,<br />
metal-air, Li-Sulfur (Li-S) will become<br />
part of the ecosystem once more research,<br />
development and testing take place.<br />
Optimising installations<br />
The power generated from the combination<br />
of devices, machinery and systems<br />
results in electric and mechanical<br />
power required to supply electrical loads<br />
and propel vessels. Theoretically, most<br />
vessels can be equipped with a combination<br />
of technologies, however it is<br />
known that there are several limitations<br />
such as maturity of technology, availability<br />
of bunkering systems, safety constraints,<br />
vessel structure, design, layout<br />
and operational profiles that may complicate<br />
the process.<br />
The operating guidance, maintenance<br />
and inspection plans provided by battery<br />
system’s vendors are very important to<br />
understand the life cycle of the batteries.<br />
Procedures are typically based on manufacturer’s<br />
own and other recognized standards.<br />
This documentation should be<br />
considered for all maintenance regimes.<br />
Battery systems such as Lithium-ion<br />
types have known safety issues such as<br />
thermal runaway and the risk of fire or<br />
explosion, potentially causing injuries to<br />
personnel. The thermal runaway reaction<br />
in the battery cells can lead to battery failure<br />
and potential ignition of the electrolyte<br />
separator and electrodes, causing<br />
a fire in the battery system. Battery management<br />
systems and fire protection systems<br />
must be in place to prevent this<br />
from happening and prevent further damage<br />
in the event of thermal runaway.<br />
Some research indicates Li-ion batteries<br />
may have nearly reached their theoretical<br />
limit in energy and power density.<br />
This may limit their potential for<br />
maritime applications where higher<br />
power and energy levels are needed, and<br />
it may accelerate the research and development<br />
of other battery chemistry technologies<br />
in the mid future. Potential alternatives<br />
to Lithium-ion batteries are in<br />
different stages of research, but they may<br />
show promise for battery systems to become<br />
more practical and widespread in<br />
maritime applications in the future.<br />
With regards to installation of fuel cell<br />
power systems, this will have to go<br />
through a rigorous design and risk assessment<br />
process prior to their installation<br />
on marine assets where personnel<br />
or crews are part of the daily operation.<br />
A maintenance and operational plan<br />
including emergency response is<br />
required and emergency operational procedures<br />
are necessary for firefighting and<br />
abandon-ship scenarios. In the case of<br />
battery charging, procedures necessary<br />
for shore power options need to be clearly<br />
established and conducted in coordination<br />
with service providers.<br />
Next generation technologies<br />
In addition to Lithium-ion type batteries,<br />
research and development on several other<br />
technologies such as solid state, air-metal,<br />
Li-S, redox is continuing and will continue<br />
to evolve for deployment in the maritime<br />
industry in the future. The use of biofuels,<br />
their contribution to the development of<br />
more dual fuel engine types also will be a<br />
big contributor to this process.<br />
While hybrid systems can contribute to<br />
the reduction of fuel consumption and<br />
greenhouse gas emissions for hybrid systems<br />
to be effective, there is a need for efficient<br />
and sustainable battery technologies<br />
that can provide the required power.<br />
The enhancement of battery systems<br />
will also allow for renewable energy to be<br />
further implemented, potentially reducing<br />
emissions further. As emphasis continues<br />
to increase on reducing environmental<br />
impact, this may be an essential<br />
technology for an eventual shift to more<br />
hybrid or even all-electric vessels.<br />
Author: Modesto Lezama<br />
Managing Principal Engineer<br />
American Bureau of Shipping, ABS<br />
70 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SHAPING<br />
A SUSTAINABLE<br />
FUTURE<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
www.wago.com/marine
Paris<br />
Amsterdam<br />
Duisburg<br />
Herne<br />
Wuppertal<br />
Brüssel<br />
Bettembourg<br />
Bern<br />
Hamburg<br />
Hamburg<br />
(Alnabru)<br />
Oslo<br />
Verona<br />
Göteborg<br />
Bologna<br />
Berlin<br />
Berlin Halle<br />
Dresden<br />
Dresden<br />
Treviso<br />
Sundsvall<br />
Eskilstuna<br />
Trelleborg<br />
Prag<br />
Umea<br />
Stockholm<br />
Nynäshamn<br />
Vienna Wien<br />
Visby<br />
Zagreb<br />
Bratislava<br />
Budapest<br />
Rauma<br />
Kotka<br />
Hanko Helsinki<br />
Warschau<br />
Sarajevo<br />
Klaipeda<br />
Kaliningrad<br />
Tallinn<br />
Riga<br />
Belgrad<br />
Curtici<br />
Vilnius<br />
Sofia<br />
Bukarest<br />
Kiew<br />
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
CLdN setzt auf LNG und Windkraft<br />
Lange Zeit hat sich die Cobelfret-Tochter CLdN äußerst bedeckt gehalten, wenn es um<br />
Pläne für ihre RoRo-Flotte ging. Seit Jahresbeginn wurden dann aber doch einige Details<br />
bekannt. Die Reederei setzt beim Anrieb auf verschiedene Lösungen. Von Michael Meyer<br />
Die 2018 gebaute »Delphine« hat CLdN kippbare Rotorsegel geordert. Noch in diesem Jahr soll die Installation abgeschlossen werden<br />
© Norsepower<br />
Zunächst machte CLdN einen Rekord-Auftrag<br />
öffentlich: Nach der<br />
Ablieferung des neuen LNG-Schiffs<br />
»Faustine« mit 5.000 Lademetern Ende<br />
vergangenen Jahres und der Schwester<br />
»Seraphine« bestätigte CLdN einen<br />
Auftrag für zwei neue RoRo-Schiffe mit<br />
8.000 Lademetern. Damit scheint nun<br />
auch die Unklarheit über den weiteren<br />
Fortgang der Flottenmodernisierung<br />
ausgeräumt zu sein. Seit einiger Zeit<br />
gab es immer wieder Meldungen über<br />
echte oder zurückgezogene Aufträge.<br />
»Größte Investition«<br />
Der nun unterzeichnete Auftrag stelle<br />
»die größte Investition in der Geschichte<br />
von CLdN dar und ist das Ergebnis<br />
von zwei Jahren intensiver Konstruktions-<br />
und Entwicklungsarbeit in<br />
Zusammenarbeit mit Hyundai Mipo<br />
Dockyard«, teilten die Belgier mit.<br />
Über finanzielle Details wurden zunächst<br />
keine Angaben gemacht. Die<br />
234 m langen Neubauten seien den beiden<br />
8.000-Lademeter-Schiffen »Celine«<br />
SEEHAFEN<br />
ROSTOCK<br />
Der<br />
Intermodalhafen<br />
ICH<br />
NORDSEE<br />
BELGIEN<br />
LUX<br />
FRANKREICH<br />
NIEDERLANDE<br />
NORWEGEN<br />
SCHWEIZ<br />
DÄNEMARK<br />
DEUTSCHLAND<br />
ITALIEN<br />
Gedser<br />
ITALIEN<br />
SCHWEDEN<br />
Rostock<br />
ROSTOCK<br />
ROSTOCK<br />
TSCHECHIEN<br />
ÖSTERREICH<br />
OSTSEE<br />
SLOWENIEN<br />
POLEN<br />
KROATIEN<br />
SLOWAKEI<br />
BOSNIEN-<br />
HERZEGOWINA<br />
FINNLAND<br />
UNGARN<br />
MONTE-<br />
NEGRO<br />
ESTLAND<br />
LITAUEN<br />
LETTLAND<br />
SERBIEN<br />
KOSOVO<br />
UKRAINE<br />
RUMÄNIEN<br />
BULGARIEN<br />
MOLDAVIAN<br />
Silk Road CHINA<br />
mehr als 45 wöchentliche Bahnverbindungen<br />
täglich bis zu 17 Fähr-Abfahrten nach Dänemark und Schweden<br />
bis zu acht wöchentliche Ro/Ro-Abfahrten nach Finnland<br />
nach China – über Russland und Kasachstan – mit Shortsea-Alternative: Kaliningrad – Rostock<br />
direkte Verteilung durch bestehendes Intermodal-Netz innerhalb Europas<br />
72 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
Opening new horizons<br />
www.rostock-port.de
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
und »Delphine« nachempfunden, die<br />
CLdN seit 2017 betreibt.<br />
Beim Antrieb setzt die Reederei auf<br />
zwei LNG-Dual-Fuel-Motoren mit je<br />
11 MW sowie zwei elektrischen Antriebsmotoren<br />
mit je 6 MW. »Im rein<br />
elektrischen Betrieb kann das Schiff eine<br />
Reisegeschwindigkeit von 16–17 kn erreichen«,<br />
heißt es. Im Vergleich zu den<br />
größten derzeit in Betrieb befindlichen<br />
Schiffen der Reederei sollen die Neubauten<br />
die Treibhausgasemissionen um weitere<br />
40 % senken und die NOx-Emissionsgrenzwerte<br />
TIER III einhalten.<br />
MAN veröffentlicht Details<br />
Kürzlich gab dann auch der Motorenbauer MAN Energy Solutions<br />
Einzelheiten zum Antriebssystem für die CLdN-Neuzugänge<br />
bekannt. Bestellt wurden demnach vier 6S60ME-GI-<br />
Dual-Fuel-Motoren inklusive einem EGR-Abgasreinigungssystem<br />
(Exhaust Gas Recirculation). Zusätzlich zu den Elektromotoren<br />
soll jedes Schiff über zwei 678-kWh-Batterien verfügen<br />
sowie einen Landstromanschluss. Die jeweiligen Wellen<br />
der Schiffe sind mit einer Kupplung versehen, die eine Leistung<br />
von 6 MW übertragen kann.<br />
Gary Walker, COO Shipping von CLdN, sagte: »Wir sind stolz<br />
darauf, unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren, und<br />
der Hybridantrieb ist ein wichtiger Schritt für uns. Die Wahl<br />
von ME-GI-Motoren für diese Schiffe war naheliegend, da sie<br />
aufgrund ihres geringen Methanschlupfs und ihrer hohen<br />
Kraftstoffeffizienz zum Industriestandard für LNG-betriebene,<br />
langsamlaufende Antriebsmaschinen geworden sind.«<br />
Rotorsegel für »Delphine«<br />
Die Reederei<br />
Die Tinte unter den Neubau-Auftrag war kaum getrocknet, da<br />
wurde auch schon der Vorhang für ein nächstes Projekt gehoben:<br />
Für die 2018 in Dienst gestellte »Delphine« orderte<br />
CLdN kippbare Flettner-Rotoren. Der finnische Hersteller<br />
Norsepower – nach eigenen Angaben »der weltweit führende<br />
Anbieter von Hilfswindantriebssystemen« – wurde mit der Installation<br />
von Rotor-Segeln beauftragt. Voraussichtlich bis Dezember<br />
<strong>2022</strong> sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. »Delphine«<br />
verkehrt mit 8.000 Spurmetern zwischen Großbritannien,<br />
Irland und Europa. Mit zwei 35 x5 m großen Rotorsegeln<br />
sollen nach Schätzungen von Norsepower je nach<br />
Route eine Kraftstoff- und Emissionsreduzierung von 7 % bis<br />
10 % erzielt werden können.<br />
Neben dem Bulk-Geschäft betreibt<br />
CLdN eine RoRo-Flotte<br />
von 30 Schiffen, die Fahrzeuge<br />
sowie Heavylift- und MPP-<br />
Ladungen transportieren. Die<br />
Reederei ist auf Shortsea-Dienste<br />
zwischen Nordeuropa, Großbritannien,<br />
Irland, Skandinavien<br />
und der Iberischen Halbinsel fokussiert.<br />
Weitere Umrüstungen?<br />
Die Installation auf der »Delphine« betrachtet<br />
CLdN als Pilotprojekt. Es soll dabei<br />
helfen, herauszufinden, wie die Rotorsegeltechnologie<br />
auf die Flotte und die geplanten<br />
Neubauten ausgeweitet werden<br />
kann. Zum Einsatz kommt die von mittlerweile<br />
sechs Installationen bekannte<br />
Technologie, die als modernisierte Version<br />
des Flettner-Rotors beschrieben wird: ein<br />
sich drehender Zylinder, der den Magnus-<br />
Effekt nutzt, um die Windkraft zum Antrieb<br />
eines Schiffes einzusetzen.<br />
Tuomas Riski, CEO von Norsepower,<br />
kommentierte die Vereinbarung: »Das wachsende Interesse an<br />
unserem kippbaren Rotorsegel zeigt, dass die Industrie nach bewährten,<br />
flexiblen Lösungen zur Senkung der Kohlenstoffemissionen<br />
und der Treibstoffkosten für eine Reihe von Schiffsgrößen<br />
und Betriebsarten sucht.« Da Treibstoff immer teurer werde, hätten<br />
derartige Einsparungen auch einen großen Einfluss auf den<br />
wirtschaftlichen Erfolg. »Die Zusammenarbeit mit CLdN ist eine<br />
Gelegenheit zu zeigen, was unsere Technologie zu bieten hat, um<br />
die ökologische und wirtschaftliche Leistung der Flotte weiter zu<br />
verbessern«, so Riski weiter.<br />
<br />
Quality and<br />
since 1919<br />
inn ov atio n<br />
Abstract: Cobelfret / CLdN opt for LNG and wind power<br />
For a long time, the Cobelfret subsidiary CLdN kept a very low<br />
profile when it came to plans for the ferry and RoRo fleet. Now,<br />
however, some details have become known. The shipping company<br />
is relying on various power solutions – on the one hand a<br />
LNG dual-fuel engine for newbuildings and on the other hand<br />
the installation of rotor sails as retrofit project.<br />
Klausdorfer Weg 163 | 24148 Kiel | Germany<br />
Tel. +49 (0) 431 6 6111-0 | Fax -28<br />
info@podszuck.eu | www.podszuck.eu<br />
<br />
<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
73
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Bunter Antriebsmix für Fähren und RoRo<br />
In der internationalen Passagier- und Fahrzeug-Schifffahrt läuft die Modernisierung<br />
der Flotten auf Hochtouren. Die Reeder von RoPax- und RoRo-Tonnage setzen dabei<br />
auf ganz unterschiedliche Antriebskonzepte<br />
Mit den »Finneco«-Schiffen will die zur Grimaldi-Gruppe gehörende Reederei Finnlines neue Maßstäbe setzen<br />
© Finnlines<br />
Konventionell, LNG, Batterie, Wind –<br />
die Bandbreite der Antriebstechnologien<br />
in der Fährschifffahrt ist groß. Große<br />
Bedeutung hat das jeweilige Fahrtgebiet.<br />
Reeder von RoPax- und RoRo-Schiffen<br />
tun sich seit einiger Zeit besonders hervor,<br />
wenn es um den Einsatz von moderner<br />
Technologie geht. Ein beispielhafter Blick<br />
in die Liste von Neubau-Projekten der<br />
vergangenen Monate verdeutlicht das.<br />
Meilenstein für DFDS<br />
Zum Jahreswechsel hat die Reederei<br />
DFDS mit der »Aura Seaways« einen<br />
neuen »Meilenstein« für die Flotte gefeiert.<br />
Der Neubau war von der chinesischen<br />
Werft Guangzhou Shipyard International<br />
(GSI) abgeliefert worden – als<br />
erstes von DFDS in Auftrag gegebene neu<br />
gebaute Passagierschiff seit der Ablieferung<br />
der »Scandinavia« im Jahr<br />
1982. Die »Aura Seaways« mit konventionellem<br />
Antrieb erfülle die neuen Konstruktionsstandards<br />
des EEDI (Energy<br />
Efficiency Design Index), und die<br />
CO 2<br />
-Emissionen pro Trailer seien mehr<br />
als 20 % niedriger als bei den Schiffen, die<br />
derzeit auf den vorgesehenen Routen<br />
Karlshamn-Klaipeda und Kiel-Klaipeda<br />
verkehren, heißt es seitens die Reederei.<br />
Die Corona-Krise hatte die dänische<br />
Reederei wie ihre Konkurrenz hart getroffen,<br />
ein Dutzend Schiffe musste zwischenzeitlich<br />
aufgelegt werden. Am Neubauprogramm<br />
hatte DFDS aber festgehalten.<br />
2017 und 2018 waren einige<br />
Fähren in China geordert worden.<br />
Mit 4.500 Spurmetern ist»Aura Seawys«<br />
die »bei weitem größte RoPax-Fähre in Bezug<br />
auf die Frachtkapazität« in der Flotte<br />
der Reederei. Mit einer Tragfähigkeit von<br />
rund 12.750 t soll sie fast dreimal so viel<br />
befördern können wie die »Scandinavia«.<br />
Finnlines in neuer Dimension<br />
Die finnische Fährreederei Finnlines hat<br />
unterdessen das erste Hybrid-Schiff aus<br />
ihrem 500 Mio. € schweren Neubauprogramm<br />
in Dienst gestellt – gefertigt von<br />
der Werft Jinling Jiangsu in China.<br />
Die RoRo-Fähre »Finneco I« ist laut<br />
der Reederei das umweltfreundlichste<br />
Schiff, das jemals in der Ostsee eingesetzt<br />
wurde. Der Auftrag für insgesamt drei<br />
RoRo-Schiffe war im Mai 2018 unterzeichnet<br />
worden, der Bau des ersten<br />
Schiffes hatte im Juni 2020 begonnen.<br />
Die zweite neue Fähre, die »Finneco<br />
II«, wurde im August vergangenen<br />
Jahres vom Stapel gelassen, die »Finneco<br />
III« im November 2021. Alle drei<br />
Schiffe werden im Laufe des Jahres <strong>2022</strong><br />
in den Ostsee-, Nordsee- und Biskaya-<br />
Verkehr aufgenommen. Das Neubauprogramm<br />
umfasst zudem zwei umweltfreundliche<br />
Superstar-RoPax-Schiffe, die<br />
2023 abgeliefert werden sollen.<br />
Im Vergleich zu den größten Schiffen<br />
der heutigen Finnlines-Flotte steigt die<br />
Ladekapazität der Hybrid-Neubauten<br />
um fast 40 %, da jedes Schiff über 5.800<br />
Spurmeter verfügt. Ein effizienter Frachtbetrieb<br />
werde durch die Anordnung von<br />
74 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Heckrampen, Innenrampen und hebbaren<br />
Autodecks gewährleistet. Mehrere<br />
Decks und interne Rampen beschleunigen<br />
das Be- und Entladen.<br />
Gleichzeitig sind die Schiffe äußerst flexibel<br />
einsetzbar – ein bewegliches Deck ermöglicht<br />
die Verladung jeder Art von rollender<br />
Fracht bis zu 7 m.<br />
Die Klassifikationsgesellschaft Rina<br />
hat dem Schiff für seine Umweltfreundlichkeit<br />
die zusätzliche Klassifizierung<br />
»Green Plus« verliehen. Das Schiff<br />
ist mit Zweitakt-Hauptmaschinen ausgestattet,<br />
die einen geringeren spezifischen<br />
Kraftstoffverbrauch haben als<br />
Viertaktmotoren. Ein Luftschmiersystem<br />
verringert den Reibungswiderstand<br />
und den hydrodynamischen Widerstand<br />
und senkt folglich den Kraftstoffverbrauch<br />
und die Emissionen.<br />
Während der Liegezeit kommt eine<br />
5-MW-Batteriebank für den emissionsfreien<br />
Betrieb zum Einsatz. Die Batterien<br />
werden während der Fahrt aufgeladen,<br />
und 600 m2 an Solarpaneelen erzeugen<br />
ebenfalls Strom. Darüber hinaus wird<br />
Abstract: Wide mix of power solutions for ferries and RoRo<br />
In international passenger and vehicle shipping, fleet modernisation is in full swing.<br />
The owners of RoPax and RoRo tonnage are relying on very different propulsion concepts.<br />
Conventional, LNG, battery, wind – the range of propulsion technologies in ferry<br />
shipping is wide – not least depending on the operational mode.<br />
ein Abgasreinigungssystem die Luftemissionen<br />
und den Schadstoffausstoß<br />
reduzieren.<br />
Kite-Segel für Airseas<br />
Airseas hat die erste Installation des automatischen<br />
Drachensegelsystems »Seawing«<br />
auf einem kommerziellen Schiff<br />
abgeschlossen. Der erste Serien-Seawing<br />
wurde auf dem Schiff »Ville de Bordeaux«<br />
installiert, das von Airbus gechartert<br />
und von Louis Dreyfus Armateurs<br />
(LDA) betrieben wird. Das RoRo-Schiff,<br />
das Flugzeugkomponenten zwischen<br />
Frankreich und den Vereinigten Staaten<br />
transportiert, fährt mit dem 500 m2 großen<br />
Seawing-Segel seit Jahresbeginn auf<br />
Transatlantik-Fahrten. Zunächst erfolgt<br />
der Einsatz im Testbetrieb.<br />
Airseas hatte von der Klassifikationsgesellschaft<br />
Bureau Veritas nach drei Jahren<br />
enger Zusammenarbeit die offizielle<br />
Genehmigung für den Betrieb auf See erhalten.<br />
Das Unternehmen war von ehemaligen<br />
Airbus-Ingenieuren gegründet<br />
worden.<br />
Das Seawing-Segel kann laut Herstellerangaben<br />
auf Knopfdruck eingesetzt<br />
und gelagert werden sowie innerhalb von<br />
zwei Tagen auf einem Schiff nachgerüstet<br />
werden. Das Segel in voller Größe ist ein<br />
1.000 m2 großes Parafoil, das in einer Höhe<br />
von 300 m fliegt und die Kraft des<br />
Hybrid propulsion<br />
Marine gear<br />
Fluid coupling<br />
Marine gear<br />
drive with us<br />
TRANSFLUID S.p.A.<br />
via G. Rossa, 4 • 21013 Gallarate (VA) Italy • Ph. +39 0331 28421 • info@ transfluid.eu • www.transfluid.eu<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
75
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
© Scandlines<br />
© Rostock Port<br />
Diese »Null-Emissionen«-Fähre von Scandlines wird bei Cemre gebaut<br />
»Nils Holgersson« verkehrt in der Ostsee über den Hafen Rostock<br />
Windes nutzt, um das Schiff anzutreiben. Auf der Grundlage von<br />
Modellrechnungen und ersten Tests an Land schätzt Airseas, dass<br />
das Seawing-System eine durchschnittliche Reduzierung des<br />
Treibstoffverbrauchs und der Treibhausgasemissionen um 20 %<br />
ermöglichen kann.<br />
LNG-RoPax-Premiere für Polen<br />
Die Remontowa-Werft baut die ersten LNG-angetriebenen Ro-<br />
Pax-Schiffe für den polnischen Seeverkehr. Mit der Lieferung der<br />
Motoren, Kraftstoffspeicher- und -versorgungssystemen für die<br />
insgesamt drei Fähren wurde der finnische Wärtsilä-Konzern beauftragt.<br />
Die Schiffe werden für die Fährgesellschaften Unity Line und<br />
Polferries gebaut und erhalten jeweils vier 31DF-Dual-Fuel-<br />
Motoren. Diese können mit Bio-LNG betrieben werden, entweder<br />
allein oder in Mischung mit konventionellem LNG. Bis 2025<br />
will der Betreiber vollständig mit Bio-LNG fahren.<br />
Auch Batteriesysteme sollen installiert werden. Darüber hinaus<br />
wird jede Fähre mit zwei Azimutstrahlern am Heck und<br />
zwei Bugstrahlern ausgestattet sein, was das Manövrieren in den<br />
Häfen erheblich verbessern soll. Die bis zu 19 kn schnellen Ro-<br />
Pax-Fähren sollen eine Gesamtlänge von 195 m aufweisen, über<br />
4.100 Spurmeter verfügen und 400 Passagiere befördern können.<br />
Einsatzort ist die Route Swinoujscie in Polen sowie den schwedischen<br />
Häfen Ystad und Trelleborg verkehren.<br />
Für Remontowa ist es ein prestigeträchtiger Auftrag. Zuletzt<br />
hatte die Werft mit einigen Umbau- oder Refit-Aufträgen, etwa<br />
im Rahmen von Installationen von Rotor-Systemen, oder<br />
Neubau-Kontrakten, etwa für ein Baggerschiff oder für eine<br />
kanadische LNG-Fähre, auf sich aufmerksam gemacht.<br />
10-MWh-Batterie für Scandlines<br />
Die Reederei Scandlines setzt wiederum auf ein Hybrid-System.<br />
Ein bei der Cemre-Werft in der Türkei entstehender Neubau bekommt<br />
ein flüssigkeitsgekühltes Lithium-Ionen-Akku-System<br />
von Leclanché. Die neue Null-Emissionen-Fähre »PR 24« verkehrt<br />
künftig auf der Strecke zwischen Puttgarden auf Fehmarn<br />
nach Rødby in Dänemark.<br />
Leclanché steht in einer Reihe mit anderen bekannten Zulieferern<br />
bei der Ausrüstung des neuen Scandlines-Flaggschiffes.<br />
<br />
<br />
Carsten Most<br />
Tel. 040/72003-120 | E-Mail: carsten.most@akzonobel.com<br />
76 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Darunter sind auch die norwegischen Unternehmen Kongsberg<br />
Maritime und Norwegian Electric Systems (NES). Die Fähre<br />
selbst wurde von LMG Marin aus Norwegen entworfen.<br />
Die Batterietechnologie gehört den Angaben zufolge zu den<br />
fortschrittlichsten und sichersten, die in maritimen Systemen<br />
eingesetzt werden. Das Marine Rack System (MRS) helfe dabei,<br />
die internationalen Vorschriften für SOx- und NOx-Emissionen<br />
zu erfüllen oder sogar zu übertreffen. Die Flüssigkühlung biete<br />
zahlreiche Vorteile gegeüber der Luftkühlung, so Leclanché, darunter<br />
eine verbesserte Sicherheit, schnellere Aufladung, längere<br />
Lebensdauer, einen geringeren Platzbedarf und geringeren<br />
Energieverbrauch.<br />
Das Batteriesystem wird eine Kapazität von 10.028 kWh bei einer<br />
maximalen Spannung von 864 Volt haben. Das BESS verwendet<br />
eine hochredundante Architektur mit 48 Batteriesträngen, die<br />
auf acht Schaltschränke verteilt sind. Die Auslieferung soll im Januar<br />
2023 beginnen. Leclanché hat bereits Großbatteriesysteme<br />
für unterschiedliche Kunden wie Grimaldi Lines, Damen und<br />
Wasaline sowie für die E-Fähre »Ellen« und die kürzlich in Dienst<br />
gestellte »Yara Birkeland« geliefert.<br />
Die bis zu 10 kn fahrende emissionsfreie Frachtfähre von<br />
Scandlines wird 147,4 m lang, 25,4 m breit und 5,3 m tiefgehend<br />
sein. Im Hybridbetrieb soll die Überfahrtszeit zwischen den beiden<br />
Häfen 45 min betragen. Im rein elektrischen sind es 70 min.<br />
Die Namen der neuen Schiffe leiten sich von »Kurenai Maru«<br />
und »Murasaki Maru« ab, die der MOL-Vorläufer Osaka Shosen<br />
Kaisha in den 1910er Jahren auf der Strecke Osaka-Beppu betrieben<br />
hatte. Diese und andere Schiffe, die den gleichen Namen trugen,<br />
wurden von den Japanern »Königin des Meeres« und »Königin<br />
des Seto-Binnenmeeres« genannt.<br />
Die MOL-Gruppe hatte sich im Juni 2021 eine »Environmental<br />
Vision 2.1« verpasst, mit dem Ziel, bis 2050 netto keine Treibhausgasemissionen<br />
mehr zu verursachen. Ein besonderer Fokus<br />
liegt dabei auf Flüssiggas, nicht zuletzt durch die Förderung des<br />
Ausbaus eines entsprechenden Kraftstoffversorgungssystems in<br />
Japan und in Übersee. Bis 2030 sollen etwa 90 LNG-betriebene<br />
Schiffe in Dienst gestellt werden.<br />
MM<br />
LNG-Fähre für TT-Line<br />
Die Lübecker Reederei TT-Line hat ihr erstes »Green Ship« auf<br />
der Bauwerft in China übernommen: die LNG-Fähre »Nils Holgersson«.<br />
Bereits 2018 war der Neubau in Auftrag gegeben worden. Er ist<br />
für 800 Passagiere und mehr als 200 Sattelzüge, Trailer und Container<br />
ausgelegt. Die Fähre ist 230 m lang und 31 m breit. Sie bekommt<br />
ein duales Antriebskonzept und kann sowohl mit LNG<br />
als auch mit Dieselkraftstoff betrieben werden.<br />
Die signifikanten Emissionsminderungen auf dem »Green-<br />
Ship« ermöglichten die Einsparung von jährlich 93 % Feinstaub<br />
und 98 % Schwefeloxiden verglichen mit dem Einsatz von<br />
Schiffsdiesel (MGO), heißt es seitens der Reederei. Ebenfalls<br />
würden Stickoxide um 82 % und die CO 2<br />
-Emissionen um bis zu<br />
60 % pro transportierter Einheit reduziert.<br />
Neben dem bereits fertigen Schiff hat die Lübecker Reederei<br />
die Option für ein zweites Schiff vereinbart.<br />
Neue »Königin« für Japan<br />
Ein Prestige-Projekt der japanischen Schiffbau-Industrie nähert<br />
sich seiner Indienststellung: Bei Mitsubishi ist die erste<br />
LNG-Großfähre des Landes vom Stapel gelaufen und getauft<br />
worden. Die Reedereigruppe Mitsui O.S.K. Lines (MOL) bekommt<br />
die erste von zwei 2020 bestellten Großfähren mit<br />
Dual-Fuel/LNG-Antrieb. Es sind die ersten japanischen Fähren<br />
ihrer Art mit dieser Antriebstechnologie, heißt es von seiten<br />
der Reederei. Sie ersetzen die 1997 und 1998 gebauten Einheiten<br />
»Sunflower Ivory« (9.245 GT) und »Sunflower Cobalt«<br />
(9.245 GT).<br />
Direkt im Anschluss an den Stapellauf wurde der jüngste Neubau<br />
auf den Namen »Sunflower Kurenai« getauft. Das Schiff soll<br />
auf der Strecke Osaka-Beppu eingesetzt werden und von der<br />
MOL-Tochter Ferry Sunflower im Januar 2023 in Betrieb genommen<br />
werden.<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
77
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
»Eine emissionsfreie Fähre gibt es nicht«<br />
Im Streben nach Netto-Null-Emissionen sollte sich die Schifffahrt nicht nur auf die<br />
CO 2 -Emissionen aus dem Kraftstoff konzentrieren, meint der Schiffsdesigner OSK ShipTech.<br />
Er plädiert für eine Lebenszyklusanalyse – vom Bau bis zur Verschrottung von Schiffen<br />
Das dänische Schiffbauingenieurbüro<br />
war maßgeblich an der Entwicklung<br />
vieler RoPax-Fähren beteiligt. In der<br />
Schifffahrt ist die Fährbranche Vorreiter<br />
bei der Einführung alternativer Kraftstoffe<br />
und dem Übergang zu Batterieantrieben.<br />
Je kleiner aber der direkte Emissionsfußabdruck<br />
des Antriebs ist, desto größer ist<br />
der indirekte Emissionsfußabdruck durch<br />
den Bau, meint Anders Ørgård, Chief<br />
Commercial Officer von OSK-ShipTech.<br />
Zwar sollte die Verringerung der direkten<br />
CO 2 -Emissionen weiterhin Priorität haben,<br />
aber die Schiffseigner dürften die Augen<br />
nicht vor den indirekten Verursachern<br />
von CO 2 -Emissionen verschließen: vor allem<br />
vor dem Herstellungsprozess eines<br />
Schiffes und allen Komponenten, aus denen<br />
es besteht.<br />
Eine kürzlich von der Beratungsfirma<br />
durchgeführte Studie ergab, dass bei einer<br />
vollelektrischen Fähre, die mit klimafreundlichem<br />
Strom betrieben wird, die<br />
nicht betriebsbedingten CO 2 -Emissionen<br />
weit über 55 % der gesamten CO 2 -Emissionen<br />
ausmachen können, die während<br />
des 20-jährigen Lebenszyklus entstehen.<br />
Daher sei ein ganzheitlicher Lebenszyklusansatz<br />
bei der Planung eines Neubaus von<br />
größter Bedeutung, so das Fazit. Ørgård:<br />
»Eine Lebenszyklusanalyse bietet die Möglichkeit,<br />
eine Konstruktionsstrategie zu<br />
entwickeln, die die Emissionen sowohl<br />
während des Baus als auch während des<br />
Betriebs reduziert und so die Lebensdauer<br />
des Schiffs weiter optimiert.«<br />
»Man kann die CO 2 -Emissionen<br />
bei der Herstellung nicht mehr<br />
ignorieren, da sie in manchen<br />
Fällen mehr als 50 % des<br />
CO 2<br />
-Fußabdrucks ausmachen«<br />
Anders Ørgård, CCO, OSK-ShipTech<br />
Auch Schiffbau, Komponentenherstellung, Energieerzeugung und Verschrottung werden beachtet<br />
© OSK ShipTech<br />
© OSK ShipTech<br />
Die Studie erfolgt vor dem Hintergrund<br />
einer Kontroverse um den Begriff der<br />
Nachhaltigkeit und der neuen Leitlinien<br />
des dänischen Verbraucherombudsmanns,<br />
die im Dezember 2021 veröffentlicht<br />
wurden. Darin wird betont, dass<br />
Aussagen wie beispielsweise »emissionsfrei«<br />
und »klimaneutral« über den gesamten<br />
Lebenszyklus des Produkts vollständig<br />
zu dokumentieren und von Experten<br />
zu überprüfen sind. Kann ein Unternehmen<br />
ein solche Aussage nicht mit<br />
einer tatsächlichen Lebenszyklusanalyse<br />
belegen, drohen Geldstrafen in Millionenhöhe.<br />
Im Falle von Schiffen heißt das,<br />
dass neben dem Schiffsbetrieb auch der<br />
CO 2 -Fußabdruck durch den Bau und das<br />
Recycling berücksichtigt werden sollte.<br />
Ökobilanz einer E-Fähre<br />
Die Studie von OSK-ShipTech umfasste<br />
eine Ökobilanz der 2021 gebauten,<br />
vollelektrischen Fähre »Grotte« von<br />
Fanølinjen, eines 50 m langen DoppelendSchiffs,<br />
das den zwölfminütigen<br />
Shuttle-Service zwischen Esbjerg und<br />
Nordby betreibt. Trotz der kurzen Strecke<br />
fährt die »Grotte« effektiv zwölf<br />
Stunden am Tag. Die Studie sei daher<br />
repräsentativ für eine große RoPax-<br />
Fähre mit einer äquivalenten täglichen<br />
Betriebszeit von mindestens zwölf<br />
Stunden, so OSK. Die Bewertung, die<br />
die sechs Lebensphasen eines vom Abbau<br />
der Rohstoffe über die Verarbeitung<br />
des Stahls bis hin zum Recycling<br />
umfasst, wurde in Übereinstimmung<br />
mit den Normen ISO 14040<br />
und ISO 14044 durchgeführt.<br />
Aus Gründen der Redundanz und um<br />
lange Positionierungsfahrten zu ermöglichen,<br />
sind die meisten Elektrofähren<br />
noch mit Dieselmotoren ausgestattet.<br />
Die Erfahrung aus dem Betrieb<br />
vollelektrischer Fähren hat gezeigt, dass<br />
sie etwa 90–95 % der Zeit mit Strom betrieben<br />
werden. Aus diesem Grund benötigen<br />
sie auch Reservestrom aus anderen<br />
Energiequellen.<br />
Nach öffentlich zugänglichen Daten<br />
hat der klimafreundliche Strom für die<br />
»Grotte« eine Emissionsintensität von<br />
0,0187 kg CO 2 /kWh, verglichen mit<br />
0,297 kg CO 2 /kWh des Stroms, der aus<br />
einem typischen Mix aus erneuerbaren<br />
und konventionellen Energieträgern (wie<br />
Kohle, Holzhackschnitzel und Erdgas)<br />
erzeugt wird, die im Netz verfügbar sind.<br />
78 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
© Corvus Energy<br />
Als Rechenbeispiel diente OSK ShipTech die vollelektrischen Fähre »Grotte«<br />
OSK-ShipTech hat errechnet, dass die »Grotte« während ihrer<br />
gesamten Lebensdauer 2.508 t CO 2 -Äquivalente durch den<br />
Betrieb erzeugen wird, von denen 1.833 t CO 2 -Äquivalente auf<br />
die Herstellung des Schiffes zurückzuführen sind. Da das Schiff<br />
und seine Materialien beim Abriss recycelt werden, wird die<br />
Verschrottung einen positiven CO 2 e-Fußabdruck von<br />
1.124,54 t haben.<br />
den Stahl einkaufen wollen.« Neben der Stahlkonstruktion ist die<br />
Einrichtung der Fähren ein weiterer bedeutender Umweltverschmutzer,<br />
der etwa 10 % des gesamten Bauprozesses ausmacht.<br />
»Unsere Innenausstattungsabteilung, Steen Friis Design, hat ein<br />
Tool zur Berechnung der CO 2 -Emissionen der Unterkünfte entwickelt«,<br />
fügt Ørgård hinzu.<br />
RD<br />
Stahlbau größter Emissionstreiber<br />
»Unsere Analyse zeigt deutlich, dass es ein emissionsfreies<br />
Schiff überhaupt nicht gibt«, sagt der OSK-CCO. »Vereinfacht<br />
gesagt, kann man die CO 2 -Emissionen, die bei der Herstellung<br />
entstehen, nicht mehr ignorieren, da sie in manchen Fällen<br />
mehr als 50 % des CO 2 -Fußabdrucks von der Wiege bis zur<br />
Bahre ausmachen können.«<br />
Nach dieser eingehenden Lebenszyklusanalyse will OSK-<br />
ShipTech, die gewonnenen Erkenntnisse bei künftigen Neubauprojekten<br />
anwenden und den Reedern bei der Entwicklung<br />
einer Konstruktionsstrategie zu helfen.<br />
Da die Stahlkonstruktion fast 40 % des CO 2 -Fußabdrucks beim<br />
Bau ausmacht, sollte eine Strategie entwickelt werden, die sich<br />
bereits in der Entwurfsphase auf den Schiffsrumpf und die Stahlkonstruktion<br />
konzentriert.<br />
»Man sollte auch das Land berücksichtigen, in dem das Schiff<br />
gebaut wird«, erklärt Ørgård. »In vielen Ländern wird die Stahlproduktion<br />
mit Kohle befeuert. Als Teil ihrer Baustrategie sollten<br />
die Reeder auch überlegen, wo sie ihre Schiffe bauen und wo sie<br />
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Abstract: »There is no such thing as a zero-emission ferry«<br />
Danish naval architecture specialist OSK ShipTech says that the<br />
shipping industry should not only look at direct emission from<br />
the fuel during operation of a vessel. The industry should take<br />
into account all emissions »from the cradle to the grave«, meaning<br />
emissions from the construction phase, component manufacturing,<br />
power generation and scrapping. Regarding all these<br />
emissions, the term »zero-emission« would be untenable, the<br />
ship designers think. The biggest polluter in the chain is steel<br />
construction, so owners should choose the right building<br />
country and steel source.<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
79
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Wagenborg setzt Umbau-Serie fort<br />
Die niederländische MPP- und Offshore-Reederei Wagenborg hat erneut ein<br />
Spezialschiff umbauen lassen. Die ehemalige »Hermit Viking« wird als »Koenigsborg«<br />
die vierte »Walk-to-Work«-Einheit in der Flotte. Von Michael Meyer<br />
Die »Koenigsborg« ist der vierte Umbau eines Ulstein-PSV für Wagenborg<br />
Das ehemals als »Hermit Viking« fahrende<br />
Schiff kommt künftig als<br />
Walk-to-Work«- sowie als Notfall- und<br />
Bereitschaftsschiff »Koenigsborg« zum<br />
Einsatz. Weitere Einsatzgebiete sind die<br />
Inspektion und Wartung von unbemannten<br />
Offshore-Plattformen in der südlichen<br />
Nordsee.<br />
Aus PSV wird W2W<br />
Zuvor stand ein Umbau an. Bislang fuhr<br />
die »Hermit Viking« als Plattformversorger<br />
»PX 121«. Das DP2-Schiff war von<br />
Ulstein in Norwegen entworfen und gebaut<br />
worden.<br />
Den Umbau-Auftrag sicherte sich die<br />
niederländische Werft Royal Niestern<br />
Sander in Delfzijl Ende vergangenen Jahres.<br />
Die »Hermit Viking« wurde unter<br />
anderem mit einem zusätzlichen Unterkunftsmodul<br />
für 40 Personen ausgestattet.<br />
Außerdem wurde eine bewegungskompensierte<br />
Gangway installiert.<br />
Wagenborg sieht sich nun mit vier einsatzbereiten<br />
Walk-to-Work-Schiffen in<br />
der Nordsee als »einen der Marktführer<br />
in dieser Offshore-Nische«.<br />
© Wagenborg<br />
Es ist nicht der erste Umbau dieser Art<br />
für die Niederländer. Im Jahr 2018 war<br />
die »Kasteelborg« neu in Dienst gestellt<br />
worden – ein ähnliches Schiff nach einem<br />
ähnlichen Umbauprojekt für Shell. Im<br />
Jahr 2020 folgte der Umbau der »Keizersborg«.<br />
Zusammen mit der »Kroonborg«<br />
hätten sich alle Walk-to-Work-Schiffe in<br />
den letzten Jahren als »sehr erfolgreich«<br />
erwiesen, heißt es. »Neben der Effizienz<br />
und den logistischen Vorteilen wirken<br />
sich die Walk-to-Work-Schiffe auch positiv<br />
auf die Umwelt aus, da die Zahl der<br />
Hubschrauberflüge erheblich reduziert<br />
wird«, so Wagenborg.<br />
»ERRV« im Offshore-Dienst<br />
Als »Emergency Response and Rescue<br />
Vessel« (EERV) – so ist »Koenigsborg« wie<br />
ihre Schwestern zertifiziert – kann das<br />
Schiff in Notsituationen auf Plattformen<br />
für Rettungsarbeiten, Standby-<br />
Aktivitäten, Notschlepps oder Patrouillenaufgaben<br />
eingesetzt werden. An Bord gibt<br />
es zusätzliche Einrichtungen, wie eine<br />
Krankenstation, Empfangsräume, ein Dekontaminationsraum,<br />
ein Aufwachraum<br />
und zusätzliche sanitäre Anlagen. Außerdem<br />
gibt es ein Tochterboot und ein<br />
schnelles Rettungsboot, so dass SAR-<br />
Aktivitäten auch bei schlechtem Wetter<br />
durchgeführt werden können. <br />
80 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
REEDEREI AG EMS<br />
16 Monate LNG-Retrofit auf »Münsterland«<br />
Die Reederei AG »Ems« gilt als einer<br />
der Vorreiter in Sachen »LNG-<br />
Retrofit«. Kürzlich wurde der bereits<br />
zweite Umbau einer Fähre abgeschlossen.<br />
Nach 16 Monaten ist die<br />
»Münsterland« wieder in Fahrt<br />
Die Fähre war im Dezember 2020 aus<br />
dem Dienst im Borkum-Verkehr gezogen<br />
worden. Das Schiff der Reederei<br />
AG »Ems« nahm sodann Kurs zur<br />
Werft Koninklijke Niestern Sander in<br />
Farmsum bei Delfzijl in den Niederlanden.<br />
Mittlerweile ist es zurück im<br />
Verkehr zwischen Borkum und Eemshaven.<br />
6 L 20 DF und ein Hilfsgenerator von<br />
Scania verbaut. Erreicht wird eine Geschwindigkeit<br />
von 16 kn. Der Flüssiggastank<br />
besteht aus einem inneren Tank<br />
und einem weiteren äußeren, der zum<br />
Schutz dient. Dazwischen sorgt eine Vakuumisolierung<br />
für die gleichbleibenden<br />
Umgebungsverhältnisse,<br />
denn das Flüssiggas lagert bei -162° C<br />
und 5 bar Druck im Tank.<br />
Raum für die Technik wurde durch<br />
eine Verlängerung des Schiffes um 15 m<br />
auf nun 94 m geschaffen. 1.248 Fahrgäste<br />
finden Platz an Bord, ebenso wie<br />
75 Pkw oder andere Ladung mit dem<br />
gleichen Volumen.<br />
<br />
Umbau in den Niederlanden<br />
Der Schiffbauer hatte zuvor den Zuschlag<br />
für die EU-weite Ausschreibung<br />
des zweiten Umbauprojekts des Emder<br />
Unternehmens für eine herkömmlich<br />
betriebene Fähre auf ein LNG-Schiff erhalten.<br />
Mit dem Schwesterschiff »Ostfriesland«<br />
war 2015 die erste umgebaute<br />
LNG-Fähre in der EU in Dienst<br />
gestellt worden. Im Helgoland-Verkehr<br />
ist zudem der Neubau »Helgoland« mit<br />
einem solchen Antrieb unterwegs.<br />
Die Investitionssumme für den<br />
jüngsten Umbau beläuft sich auf rund<br />
19 Mio. € und wird durch das Bundesministerium<br />
für Verkehr und digitale<br />
Infrastruktur gefördert.<br />
Für die »Münsterland« wurde – wie<br />
bei der »Ostfriesland« – in Farsum bereits<br />
das neue Achterschiff gebaut, während<br />
die Fähre noch in der Nordsee unterwegs<br />
war. Nach der »Hochzeit« folgten<br />
schließlich weitere Arbeiten sowie<br />
Seeerprobungen. Für die Versorgung<br />
mit Flüssiggas sorgen langfristige Verträge,<br />
die eine Lieferung über Zeebrügge<br />
in Belgien sichern.<br />
Service for<br />
peace of mind<br />
Herzstück achtern<br />
»Man hat uns EU-weit als ›First Mover‹<br />
bezeichnet, und das wollen wir bleiben.<br />
Dazu gehört nicht nur, die ersten zu<br />
sein, die auf LNG setzen, sondern dies<br />
auch konsequent weiterzuentwickeln<br />
und zu verfolgen«, sagte Reedereivorstand<br />
Bernhard Brons.<br />
Das Herzstück des »neuen« Schiffes<br />
befindet sich im Achterschiff. Hier sind<br />
die neue Technik mit Gas-Tank und<br />
zwei Wärtsilä-Motoren des Typs<br />
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81
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
EEXI und CII als Retrofit-Wegweiser<br />
Die Umwelt-Regulierung der IMO sieht eine Kombination von technischen und betrieblichen<br />
Ansätzen zur Verringerung der Kohlenstoffintensität vor. Für die Klassifikationsgesellschaft<br />
Bureau Veritas kommt eine breite Palette an Retrofit-Maßnahmen in Betracht<br />
Für ältere, vor 2015 gebaute Schiffe gilt<br />
künftig der Energy Efficiency Existing<br />
Ship Index (EEXI), die einmalige Berechnung<br />
zur Emissionsreduktion in Abhängigkeit<br />
des Schiffstyps, der Größe sowie<br />
der technischen Ausstattung. »Die einfachste<br />
Lösung, um bei Effizienz-Problemen<br />
eine Compliance zu erzielen, ist<br />
die Limitierung der Motorenleistung und<br />
so der maximalen Fahrt. Sogenannte Engine<br />
Power Limitation – EPL – Systeme sind<br />
auf dem Markt verfügbar und können relativ<br />
einfach nachgerüstet werden«, erklärt<br />
Rolf Stiefel, Regional Chief Executive bei<br />
Bureau Veritas Marine & Offshore.<br />
Bei einigen Schiffstypen lassen sich<br />
auch Lösungen durch eine unterschiedliche<br />
Bewertung des Schiffstyps und des<br />
überwiegenden Einsatzes erzielen. Ist die<br />
Hürde des EEXI genommen, spielt für alle<br />
Schiffe über 5.000 GT der Carbon Intensity<br />
Indicator (CII) eine entscheidende<br />
Rolle. Demnach müssen alle<br />
Schiffe der Größenordnung in einem<br />
jährlichen Reporting ihre Effizienz im<br />
Vergleich zu einem Zielwert, der im dreijährigen<br />
Rhythmus verringert wird, bewerten<br />
lassen. Dabei gibt es die Effizienzklassen<br />
A bis E. Schiffe, die Stufe E zugeordnet<br />
werden, müssen sofort Maßnahmen<br />
zur Reduzierung der CO 2<br />
-Belastung<br />
einleiten. Dasselbe gilt für Schiffe,<br />
die drei Jahre lang Stufe D erreichen.<br />
Aus den Regularien EEXI und Energy<br />
Efficiency Design Index (EEDI) lassen<br />
sich bereits Werte absehen, wann es bei<br />
Schiffen voraussichtlich zu Problemen<br />
mit dem CII kommt. Es stellt sich dann<br />
die Frage nach dem passenden Retrofit,<br />
auch in Anbetracht der Kosten, um die<br />
Attraktivität am Chartermarkt und somit<br />
die Lebenszeit des Schiffes zu verlängern.<br />
»Aus technologischer Sicht sind Retrofits,<br />
die den Brennstoffverbrauch und damit<br />
den CO 2<br />
-Ausstoß deutlich reduzieren,<br />
am attraktivsten. Bei der Kraftstoffwahl<br />
sollten verschiedene Parameter bedacht<br />
werden. Die Kosten für eine Umrüstung<br />
auf Flüssigerdgas (LNG) sind<br />
beispielsweise hoch, da zusätzlich Tankanlagen<br />
installiert werden müssen«, sagt<br />
Stiefel. Die Nutzung von CO 2<br />
-armen Bio-<br />
Windassistenzsysteme sind eine der verfügbaren Optionen für manche Schiffstypen<br />
Diesel-Kraftstoffen scheint zunächst<br />
zwar interessant. Allerdings sind die Regeln,<br />
wie ein solcher Brennstoff in der<br />
CII-Kalkulation berücksichtigt wird, bisher<br />
noch nicht abgeschlossen. Der Ausschuss<br />
für den Schutz der Meeresumwelt<br />
(MEPC) bei der IMO ist hier noch zu keinen<br />
Ergebnissen gekommen. Nur für<br />
LNG und Methanol gibt es bereits offizielle<br />
Reduktionsfaktoren.<br />
Kosten-Nutzen-Rechnung<br />
Die grundsätzliche Herausforderung für<br />
Reeder besteht in dem Verhältnis von finanziellem<br />
und zeitlichem Aufwand sowie<br />
dem Nutzen in Hinblick auf die Einhaltung<br />
der Umweltauflagen und die Effizienz.<br />
Für entsprechende CO 2<br />
-reduzierende<br />
Retrofits gibt es vielfältige Technologien<br />
auf dem Markt, die je nach Einsatzgebiet<br />
vielversprechend sind.<br />
»Aus unserer Sicht sind – wenn möglich<br />
– die Installation von Zusatzwindsystemen<br />
(WAPS) eine der elegantesten Lösungen.<br />
Sie lassen sich auf bestimmten<br />
Schiffstypen einfach installieren und ermöglichen<br />
Einsparungen von mindestens<br />
fünf bis 20 % der CO 2<br />
-Emissionen,<br />
so dass sich die Brennstoffkosten entsprechend<br />
reduzieren. Maßnahmen zur<br />
Verbesserung des Propulsionswirkungsgrades<br />
sind ebenfalls sehr sinnvoll – insbesondere<br />
dann, wenn wegen der Erlangung<br />
der EEXI-Zertifizierung bereits<br />
die Geschwindigkeit durch das Wasser<br />
mit EPL verringert wurde«, so Stiefel.<br />
Häufig sind dann der Propeller und auch<br />
Abstract: EEXI and CII as retrofit guideposts<br />
The IMO‘s environmental regulation provides for a combination of technical and operational<br />
approaches to reduce carbon intensity. For the classification society Bureau Veritas,<br />
a wide range of retrofit measures can be considered, amongst others these are windassistance<br />
or the integraton of a dedicated LNG-tank through the lenghtnening of a ship.<br />
© Airseas<br />
82 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
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own vessel type here<br />
Typical LTFW cooling system in vessel engine room<br />
2<br />
DP<br />
3<br />
Save 120 MT of<br />
Fuel per year on a<br />
bulk carrier and get<br />
9% impact on the<br />
CII regulation<br />
VFD<br />
2<br />
1<br />
DP sensor sends<br />
signal to VFD (Variable<br />
Frequency Drive)<br />
3<br />
Energy savings are<br />
obtained by running the<br />
pump with VFD based on<br />
signal from DP sensor<br />
4<br />
4<br />
Overall temperature is<br />
controlled by Frese 3-way<br />
low leakage valve<br />
– Leakage Class IV<br />
Authorised<br />
Reseller<br />
info@moe-hh.de • +49 4542 99 58 320
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
© GTT<br />
Eine Rumpfverlängerung zur Integration eines LNG-<br />
Tanks ist eine Option für Containerschiffe – ein<br />
Approval in Principle hat diese Idee bereits bekommen<br />
der Wulstbug nicht mehr optimal darauf<br />
abgestimmt. Im Rahmen der Klassenerneuerung<br />
lassen sich Propeller, Propellerdüse<br />
oder auch der Wulstbug und/<br />
oder das Ruder auf die neue Geschwindigkeit<br />
optimieren.<br />
Eine Verringerung des Widerstands im<br />
Wasser durch beispielsweise eine Luftschmierung<br />
des Unterwasserschiffes per<br />
Luftdüsen ist insbesondere für große,<br />
eher langsam fahrende Einheiten wie<br />
Bulker oder Tanker sinnvoll. Die Beurteilung,<br />
welche Veränderungen für ein<br />
Schiff sinnvoll sind, ist allerdings sehr<br />
vom Einzelfall abhängig und nicht pauschal<br />
zu beantworten. Mit einer speziellen<br />
Simulationssoftware kann die Klassifikationsgesellschaft<br />
Studien erstellen,<br />
um die optimalen Maßnahmen festlegen<br />
zu können.<br />
Eine Frage des Schiffstyps<br />
Zur Ermittlung des passenden Retrofits<br />
müssen die Rahmenbedingungen genau<br />
geprüft werden. Das beinhaltet auch,<br />
über den finanziellen Aufwand hinaus<br />
die erforderliche (kostenintensive) Umbauzeit<br />
sowie die noch zu erwartende<br />
Restlebensdauer des Schiffes zu bewerten.<br />
Die Auswahl der passenden<br />
Technologie bedingt sich nicht zuletzt<br />
auch durch die Schiffsart, wie Stiefel beschreibt:<br />
»Warum nicht kleine lokal operierende<br />
Schiffseinheiten zum Beispiel<br />
auf Batteriebetrieb umrüsten? Die Technologie<br />
wird immer wettbewerbsfähiger.<br />
Für große Tanker und Bulker sehen wir<br />
die klassischen wirkungsgraderhöhenden<br />
Maßnahmen wie Propulsion, WASP,<br />
Lufteindüsung und ein besseres Wetterrouting<br />
als zielführend. Für Containerschiffe<br />
mag eine Umrüstung auf einen<br />
neuen Kraftstoff wie LNG sinnvoll sein.«<br />
Bureau Veritas hat kürzlich für mehrere<br />
solcher Konzepte ein Approval in Principal<br />
(AiP) erteilt: Das betraf zum einen<br />
ein Konzept für LNG-Container für<br />
Newport Shipping gemeinsam mit Marine<br />
Service sowie die zusätzliche Einbringung<br />
eines vorgefertigten LNG-<br />
Membrantanks durch eine Rumpfverlängerung<br />
mit GTT. Dabei ermöglicht die<br />
Vergrößerung der Schiffslänge (oder<br />
Jumboisierung) in Verbindung mit der<br />
Umrüstung der Antriebs- und Stromerzeugungssysteme<br />
auf LNG eine Senkung<br />
der Betriebskosten des Schiffs, wodurch<br />
die finanziellen Auswirkungen der<br />
für die Umrüstung erforderlichen Stilllegungszeit<br />
begrenzt werden.<br />
Im Bereich der großen Kreuzfahrtschiffe<br />
konnte zum anderen Solid Sail<br />
entsprechend unterstützt werden: Solid<br />
Sail ist ein 1.200 m2 großes, starres Segel<br />
aus zusammengesetzten Verbundplatten,<br />
das speziell für große Schiffe entwickelt<br />
wurde. Das System überwindet die üblichen<br />
Größenbeschränkungen von Standardsegeln<br />
aus Stoff. Aufgrund der Steifigkeit<br />
der Segelpaneele ist das Flattern<br />
geringer, wodurch sich die geschätzte Lebensdauer<br />
im Vergleich zu einem weichen<br />
Segel erhöht. Zudem hat Airseas die<br />
erste Installation seines automatisierten<br />
Drachens Seawing auf einem kommerziellen<br />
Schiff abgeschlossen und damit<br />
einen wichtigen Meilenstein bei der<br />
Einführung windgestützter Technologien<br />
zur Verringerung der Emissionen in der<br />
Schifffahrt gesetzt.<br />
Präzise Vorbereitung<br />
Rolf Stiefel sieht in der präzisen Vorbereitung<br />
eines Retrofit-Projektes die wichtigste<br />
Aufgabe für Reeder, um Kosten<br />
und Probleme zu reduzieren. Denn<br />
Überraschungen in der Werft während<br />
des Umbaus seien teuer und führen zu erheblichen<br />
Verzögerungen. Eine frühzeitige<br />
Planung und auch Abstimmung mit<br />
der Klassifikationsgesellschaft und eine<br />
Risikoanalyse könnten hier viel Ärger<br />
und Kosten sparen. »Die EEXI- und vor<br />
allem auch die CII-Auswirkungen auf die<br />
Wettbewerbsfähigkeit des Schiffes im<br />
Markt sollten abgeschätzt werden. Um eine<br />
optimale Retrofitlösung zu ermitteln<br />
und bewerten, muss eine Kosten-Nutzen-<br />
Analyse erfolgen. Insbesondere, wenn es<br />
um einen größeren Retrofit geht, stellt die<br />
Risikoanalyse eine wichtige Entscheidungsgrundlage<br />
dar. Ein solches<br />
Projekt ist häufig komplexer als ein Neubau<br />
und erfordert eine sehr genaue Planung<br />
und die Bereitstellung der entsprechenden<br />
Ressourcen.«<br />
Darüber hinaus ist das Risiko nicht zu<br />
vernachlässigen, dass Reparaturwerften<br />
aufgrund der vielen zusätzlichen Umund<br />
Nachrüstprojekte in Engpässe geraten<br />
könnten. Besonders knapp ist häufig<br />
die erforderliche Engineering-Kapazität,<br />
um die Projekte effizient vorzubereiten<br />
und einen kurzen Werftaufenthalt zu ermöglichen.<br />
RD<br />
84 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
MARINESHAFT<br />
Solving serious rudder damage issue<br />
for Panamax container vessel afloat<br />
It should have been a regular scheduled day for unloading of<br />
container cargo. However, when this Panamax container vessel<br />
was awaiting to berth outside a US port it faced rudder steering<br />
failures. The rudder was not responding as it was literally broken<br />
at the cone, and the rudder blade had dropped approximately<br />
half a meter.<br />
It was decided that an afloat repair solution was the best way to<br />
go on, rather than going for a dry docking and towing a much<br />
longer distance with the risk of losing the rudder at Sea. An<br />
underwater service company assigned for the afloat disassembling<br />
task. They removed the 110 t heavy rudder in water.<br />
With the rudder blade and stock ashore and brought to a local<br />
workshop, Danish company Marineshaft got involved. A broken<br />
rudder stock and a damaged pintle left replacement as the only<br />
option. Marineshaft received the urgent inquiry for manufacturing<br />
of one new rudder stock Ø 750 x 6,600 mm in material<br />
C-Mn steel and with two shrunk-on stainless steel sleeves as well<br />
as one rudder pintle Ø 900 x 2,585 mm in material Mn steel with<br />
one shrunk-on stainless steel sleeve.<br />
With the raw material ready to be cut on stock, the Danish<br />
were able to offer a delivery time for 15 running days. The order<br />
also included manufacturing of a rudder stock lower hydraulic<br />
nut and a new pintle nut.<br />
The offer included including rudder alignment, in-situ machining,<br />
blue fit test and final reinstallation and control measurements.<br />
Marineshafts mobile machining equipment was urgently<br />
sent to the location in the US followed by four service engineers.<br />
The new rudder stock was delivered with 4 mm oversize and<br />
the pintle with 10 mm oversize on cones. The reason for this was<br />
to have sufficient material to machine in the rudder blade cones<br />
and be able to adjust the rudder blade cones if any misalignments<br />
were measured. Onboard the vessel, the engineers<br />
machined the rudder blade cones and castings. New O-rings had<br />
also been manufactured to ensure a tight seal between rudder<br />
blade lower casting and the pintle sleeve.<br />
For the in-water repair of the rudder horn Pintle bearing, it<br />
was necessary to build and setup a cofferdam. In cooperation<br />
Onsite repair (above) and prepations in the workshop<br />
with a local workshop and the underwater service company,<br />
MarineShaft assisted with replacing the pintle bush in the<br />
rudder horn. The Danish carried out the laser alignment of<br />
the pintle bush to ensure straight line through the rudder<br />
bearings.<br />
ED<br />
© Marineshaft<br />
<br />
<br />
<br />
Oil Mist Detector<br />
plus<br />
plus Light<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
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85
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
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86 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
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»We have pushed forward«<br />
Exhaust gas abatement technologies have reached a point<br />
of maturity where it is time to explore wider applications<br />
beyond sulphur compliance, says Kashif Javaid from<br />
technology group Wärtsilä. Scrubbers could filter NOx,<br />
black carbon, CO 2 or even microplastics in the future<br />
How has the scrubber business evolved<br />
since the entry into force of IMO 2020?<br />
Kashif Javaid: Exhaust gas abatement<br />
technology has been a key enabler of<br />
complying with the IMO’s Sulphur Cap<br />
implemented from 2020. The years leading<br />
up to the ruling, notably 2018 and<br />
2019, boomed with scrubber orders, and<br />
even throughout 2020 we saw strong demand<br />
for the technology. The business<br />
case for installing scrubbers has continued<br />
to grow, and there have been<br />
more enquiries for retrofits. Indeed, the<br />
fuel spread between HSFO and VLSFO<br />
bolsters scrubbers’ position as the current<br />
economics continue to favour them<br />
as the best compliance option for sulphur<br />
cap regulations.<br />
We have also seen continued healthy<br />
interest in orders for scrubbers on the<br />
newbuild side, and some shipyards are<br />
promoting scrubber-equipped designs,<br />
as they modernise series designs to<br />
meet EEDI Phase 3 standards.<br />
How have scrubbers evolved technically ?<br />
Javaid: We have pushed forward with<br />
technological developments, and last<br />
year we introduced the IQ Series<br />
Scrubber which takes up 25 % less space,<br />
is 30 % lighter, and has 35 % less volume<br />
than existing systems. This minimises<br />
the impact on a vessel’s cargo-carrying<br />
capacity, and therefore its profitability,<br />
making it particularly beneficial for<br />
container ships where space is a key<br />
commercial priority. The scrubber is<br />
also a more environmentally-friendly<br />
option for owners and operators looking<br />
at the impact of their investment decisions,<br />
as we are using 50 % recycled steel<br />
in scrubber manufacturing.<br />
We believe exhaust gas abatement<br />
technologies have reached a point of maturity<br />
where it is only right that we explore<br />
their wider applications beyond<br />
sulphur compliance. The IQ Series<br />
Scrubber can be configured to use between<br />
20 and 70 MW of power depending<br />
on vessel requirements, and features<br />
the same modular design as our other exhaust<br />
gas cleaning solutions. This means<br />
that all systems can be upgraded with<br />
further technologies that enable other<br />
pollutants to be tackled within the stack,<br />
including exhaust gas recirculation<br />
(EGR) to cut NOx, a black carbon filter<br />
to cut particulate matter (PM), a depluming<br />
unit to cut visible steam from<br />
the stack, and soon a carbon capture and<br />
storage (CCS) solution that we are currently<br />
developing in a test facility in<br />
Moss.<br />
Another example of the wide perspective<br />
we take on sustainability is the<br />
development of a new patented system<br />
that uses scrubber washwater to filter<br />
microplastics from the world’s oceans.<br />
The system can capture particles smaller<br />
than 10 μm at a captured concentration<br />
of around 76 particles/m 3 . Adding an<br />
abatement solution for microplastics to<br />
our portfolio reinforces our commitment<br />
to make exhaust gas cleaning systems<br />
part of a modular platform that can<br />
enable further environmental technology<br />
innovations.<br />
When will we see the commercialization<br />
of scrubbers with CCS-capabilities?<br />
Javaid: The next few years will see a<br />
major transformation in the shipping industry.<br />
We recognised early on that CCS<br />
has the ability to reduce a significant<br />
amount of carbon emissions in a<br />
relatively short timeframe. We have already<br />
installed a 1 MW pilot plant at our<br />
test facility in Moss, Norway, to test our<br />
CCS technology in different conditions<br />
and identify the unique particularities of<br />
designing a system for ships. Initial results<br />
prove that this technology can meet<br />
our ambition of capturing 70 % of CO 2 at<br />
the point of exhaust – a target chosen to<br />
be in line with IMO targets to reduce this<br />
same amount.<br />
One of the next key steps for us is to<br />
conduct a pilot retrofit installation of
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
our CCS technology on Solvang’s<br />
20,000 tdw ethylene carrier ›Clipper Eos‹<br />
by 2023. This pioneering project reinforces<br />
our strong position in the market,<br />
and we are already seeing strong interest<br />
from other owners.<br />
Could CCS be a retrofit solution?<br />
Javaid: We have conducted extensive research<br />
and development to explore how<br />
CCS can be developed and scaled in maritime.<br />
Initial findings show that CCS on<br />
existing ships is technically viable for the<br />
sector to pursue. This is exciting because<br />
carbon capture can provide significant CO 2<br />
reductions in a relatively short timeframe,<br />
and it will enable us to safeguard existing<br />
assets as we move to a cleaner mode of operating.<br />
There are already lots of vessels at<br />
sea – many at an early stage of their lifecycle<br />
– so it is important that the sector adjusts<br />
and finds solutions that work with the<br />
current fleet, rather than enact the carbonintensive<br />
process of scrapping and building<br />
new ships.<br />
Kashif Javaid,<br />
Director Sales, Wärtsilä Exhaust Treatment<br />
To this effect, we are ensuring that CCS<br />
technologies are true lifecycle solutions<br />
that consider factors such as heat demand,<br />
power consumption, footprint, and size<br />
across the two to three decades a ship could<br />
reasonably be expected to operate for.<br />
Would the storage tank size be significant<br />
for a CCS system?<br />
Javaid: Following research into different<br />
© Wärtsilä<br />
solutions for developing CCS, we have<br />
found that a solvent-based CCS system<br />
will be most suitable in size and cost for<br />
commercial shipping. In terms of storage,<br />
we believe liquefaction is the best solution,<br />
at least in the short term, so the<br />
captured CO 2 will be cooled down and<br />
compressed to minimise storage space<br />
requirements. The specific tank size will<br />
be vessel-specific and based on operational<br />
profiles, most importantly carbon<br />
capture rate. We know that space will be<br />
at a premium, and we are already exploring<br />
the best possibilities for fitting the<br />
system and storage tanks onboard different<br />
types of vessels.<br />
Each vessel type will face different<br />
challenges. While container liners will<br />
have to sacrifice some space, these vessels<br />
will have the simplest installation. On the<br />
other hand, the bulk and tanker segments<br />
have more available space but require<br />
more complex piping and infrastructure<br />
to be installed.<br />
Interview: Felix Selzer<br />
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<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
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87<br />
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SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
Zwei in Einem: Experten-Treffen in Lübeck<br />
Unter dem Motto »Rund um den Reedereibetrieb« lädt die Schiffbautechnische Gesellschaft<br />
zu zwei miteinander kombinierten Sprechtagen ein. Diskutiert werden Themen rund um<br />
Ladungssicherheit und Schiffsbetrieb<br />
Die Veranstaltung findet vom 21. bis 22. Juni im Schuppen 9<br />
in Lübeck statt. Am ersten Tag, dem Sprechtag des STG-<br />
Fachausschuss »Schiffsentwurf und Schiffssicherheit«, dreht sich<br />
alles um das Thema »Ladungsverluste und Ladungssicherheit«.<br />
Die aktuellen Verluste von Containern und anderer Ladung haben<br />
auch angesichts der Überlastung<br />
der Lieferketten die Frage der Ladungssicherheit<br />
an Bord von Schiffen<br />
wieder deutlich in den Fokus gerückt,<br />
so die STG. Der Sprechtag greife das<br />
Thema bewusst weitgefasst auf. Aktuelle<br />
Fragen und mögliche Lösungen<br />
sollen Experten aus Schiffbau, Schifffahrt<br />
und der Zulieferindustrie dazu<br />
beantworten beziehungsweise aufzeigen.<br />
»Fit for Future – betriebstechnische<br />
Fragestellungen« wird das Thema am<br />
zweiten Veranstaltungstag, dem<br />
Sprechtag des Fachausschusses<br />
»Schiffsmaschinen«, sein. Krieg in Europa,<br />
Nachwirkungen der Pandemie,<br />
stockende bis fehlerhafte Lieferketten,<br />
gepaart mit gesellschaftlichem Druck<br />
über soziale Medien, NGOs, Missverständnissen<br />
und Fehlinterpretationen zu Emissionen, Energieeffizienz,<br />
Umweltschutz und vieles mehr – der Reederei- und<br />
Schiffsbetrieb als zentraler Baustein der globalen Lieferketten<br />
sieht sich zunehmend komplexen und widersprüchlichen Anforderungen<br />
ausgesetzt, so die Schiffbautechnische Gesellschaft.<br />
Ziel der Veranstaltung sei es hier, die Akteure aus dem Netzwerk<br />
zusammenzubringen, den Meinungs- und Informationsaustausch<br />
zu unterstützen und die Innovations- und Zukunftsfähigkeit<br />
der maritimen Branche mit zu unterstützen und zu begleiten.<br />
Das Programm<br />
Am 21. Juni werden die Teilnehmer zunächst von Stefan Krüger,<br />
Leiter des Fachausschusses »Schiffsentwurf und Schiffssicherheit«,<br />
begrüßt. Danach stehen folgende Vorträge auf dem<br />
Programm:<br />
• Aktuelle Ladungsverluste bei Großcontainerschiffen – sind<br />
unsere Vorschriften noch sicher genug? Stefan Krüger, Technische<br />
Universität Hamburg<br />
• Verlust zweier Mobilkrane von der Jumbo Vision in Rostock<br />
Margaret Schindler, Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung,<br />
Hamburg<br />
• Verlust von Rettungsbooten Fabian Neuhaus, Hatecke,<br />
Drochtersen<br />
• Ladungssicherungskonzepte in der Schwergutschifffahrt Karsten<br />
Behrens, Jakob Christiansen, SAL-Engineering, Hamburg<br />
• Bestimmung und Bewertung des Seegangsverhaltens – Ansätze<br />
und Werkzeuge Florian Kluwe, HSVA, Hamburg<br />
• Herausforderungen im Entwurf von Marineschiffen in Bezug<br />
auf die Payload Menschen, Material, Betreibbar- und Zulassbarkeit),<br />
Jan Drumm, BAINBW, Koblenz<br />
• Außenmodellversuche zur Entwicklung<br />
einer Sicherheitsvorschrift für<br />
Unterwasserfahrzeuge der Marine<br />
Wiebke Römhild, Technische Universität<br />
Hamburg.<br />
Den Abschluss des ersten Veranstaltungstages<br />
bildet ein gemeinsames<br />
Abendessen und Networking-Event in<br />
der Schiffergesellschaft Lübeck.<br />
© STG<br />
Am zweiten Veranstaltungstag erwarten<br />
die Teilnehmer erneut viele Vorträge:<br />
• 25 Jahre Erfahrungen mit STCW95<br />
– Status Quo & Quo Vadis Holger<br />
Watter, Hochschule Flensburg<br />
• CII-Auswirkungen auf den Betrieb<br />
unterschiedlicher Schiffstypen – Lösungsansätze<br />
für einen zukunftssicheren<br />
Betrieb existierender Schiffe<br />
Hinrich Mohr, GasKraft Engineering;<br />
Peter Seedorf, Sascha Spörl, Carl Baguhn Hamburg; Hannah<br />
Ohorn, CPO Container; Andreas Thalhammer, Geislinger; Serafeim<br />
Katsikas Metis, Cyberspace<br />
• Integration und Betrieb von SOx-Scrubbern auf Großcontainerschiffen<br />
– Erfahrungen aus Sicht einer Linienreederei<br />
Christoph Thiem, Hapag-Lloyd<br />
• Betriebserfahrungen mit LNG Jochen Schmidt-Lüßmann,<br />
Marine Service<br />
• Erfahrungen mit Biokraftstoffen im Schiffsbetrieb, Wolf<br />
Rehder, Veritas Petroleum Services, Hamburg<br />
• Stand und Ausblick zu alternativen Kraftstoffen (z.B. Ammoniak,<br />
Methanol) Hans Jakob Gätjens, Hamburg<br />
• Was ist noch legal? Anforderungen an die Einleitung von<br />
Ballastwasser, Bilgenwasser und Abwasser Markus Joswig,<br />
Prüfinstitut für Abwassertechnik<br />
• Seeunfalluntersuchung am Beispiel »Northsea Rational« in<br />
Hamburg am 25.11.2020 Friedrich Wirz, Technische Universität<br />
Hamburg<br />
• Mega-Schiffe – Mega-Irrtum? Ulrich Malchow, Port Feeder<br />
Barge, Hamburg<br />
Anmeldung und weitere Informationen<br />
Wer an dem STG-Sprechtag »Rund um den Reedereibetrieb« teilnehmen<br />
möchte, kann sich noch bis zum 13. Juni <strong>2022</strong> unter<br />
www.stg-online.de anmelden. Dort sind ebenfalls alle weiteren<br />
Informationen zu der Veranstaltung zu finden.<br />
<br />
88 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
SCHIFFSTECHNIK | SHIP TECHNOLOGY<br />
»SPRECHTAG«<br />
Students meet Industry – die Jobbörse der STG<br />
Am 28. Oktober ist es wieder so weit: In<br />
der Hansestadt Bremen treffen Studenten<br />
auf die maritime Industrie. Der<br />
Fachausschuss Ausbildung und Fortbildung<br />
der Schiffbautechnischen Gesellschaft<br />
veranstaltet den jährlichen<br />
Sprechtag »Students meet Industry«.<br />
Diese Veranstaltungsreihe soll zum einen<br />
den Studierenden die Möglichkeit<br />
bieten, sich untereinander über die verschiedenen<br />
Standorte der maritimen<br />
Ausbildung zu vernetzen und Kontakt<br />
zur maritimen Industrie aufzunehmen.<br />
Zum anderen bietet dieses Event für die<br />
maritime Industrie eine Gelegenheit zur<br />
Nachwuchsgewinnung.<br />
Der Sprechtag findet umlaufend an<br />
den Hochschulstandorten der maritimen<br />
Ausbildung jedes Jahr gegen Ende<br />
Oktober statt. In diesem Jahr ist die<br />
Hochschule Bremen (HSB) Veranstaltungspartner.<br />
Laut STG besteht wie immer für fünf<br />
Firmen die Möglichkeit, aktiv am<br />
Sprechtag mitzuwirken. In kurzen Präsentationen<br />
wird das jeweilige Unternehmen<br />
den Studierenden vorgestellt<br />
sowie Produkte vorgestellt und auf offene<br />
Stellen eingegangen. Ferner ist es<br />
möglich, an kleinen Ständen spezifische<br />
Fragen der Studierenden detailliert zu<br />
beantworten.<br />
Das Herzstück des Sprechtags bilden<br />
bis zu acht studentische Vorträge, die<br />
sich alle durch ein Auswahlverfahren<br />
qualifizieren. Die Studierenden stellen<br />
in ihren Vorträgen die Ergebnisse ihrer<br />
Studien-, Bachelor- oder Master-<br />
Arbeiten vor. Die besten Vorträge werden<br />
ausgezeichnet, aber auch die anderen<br />
Vortragenden erhalten Preise.<br />
Des Weiteren nimmt sich der Fachausschuss<br />
Ausbildung und Fortbildung<br />
der Aufgabe an, die deutsche Hochschullandschaft<br />
der unterschiedlichen<br />
schiffs- und meerestechnischen Studiengänge<br />
zu überschauen. Dabei werden<br />
auch die Übergangsmöglichkeiten zwischen<br />
Bachelor- und Masterprogrammen<br />
an verschiedenen Standorten<br />
diskutiert.<br />
Aktuelle Themen runden die Tagesordnungen<br />
der zwei Mal im Jahr stattfindenden<br />
Fachausschusssitzungen ab.<br />
Im Fachausschuss Ausbildung und<br />
Fortbildung sind sowohl Studierende<br />
und Lehrende der Hochschulen mit<br />
maritimer Ausbildung als auch Vertreter<br />
der maritimen Industrie beteiligt.<br />
Derzeitiger Leiter des Fachausschusses<br />
ist Patrick Kaeding.<br />
Weitere Themen rund um die Veranstaltung<br />
»Students meet Industry«<br />
der Schiffbautechnischen Gesellschaft<br />
sind zu finden unter:<br />
www.stg-online.org<br />
7. Rostocker Großmotorentagung<br />
Die Zukunft der Großmotoren<br />
Technologiekonzepte & Kraftstoffoptionen: Wege zur sauberen Schifffahrt<br />
Zum 7. Mal kommen auf der Rostocker Großmotorentagung Entwickler, Forscher und Entscheider<br />
aus dem Bereich der Großmotoren zusammen.<br />
Die Energiewende und Zukunftsthemen wie New Fuels, PtX und die Reduktion von Treibhausgasen<br />
& Schadstoffen bilden die Basis für das diesjährige Fachprogramm.<br />
In zwei Tagen werden aktuelle Themen wie alternative Kraftstoffe, zukünftige Anforderungen<br />
an Kraftstoffeinspritzung, Verbrennungsprozess und Abgasnachbehandlung sowie Herausforderungen<br />
der Systemoptimierung und aktuelle Erkenntnisse der Grundlagenforschung diskutiert.<br />
<br />
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Datum:<br />
15. -16. September <strong>2022</strong><br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
Location:<br />
Yachthafenresidenz Hohe Düne<br />
89
GREEN HUB<br />
CLASS NK<br />
Approval für Ammoniak-Frachter<br />
Der Frachter soll im ersten Schritt mit LNG betrieben werden, später mit Ammoniak<br />
Ein von dem japanischen Planungs- und<br />
Designzentrum für umweltfreundlichere<br />
Schiffe, GSC, entwickelter Panamax-<br />
Massengutfrachter, der mit Ammoniak betrieben<br />
werden soll, hat eine grundsätzliche<br />
Genehmigung von ClassNK erhalten. Der<br />
Klassifikationsgesellschaft zufolge handelt<br />
es sich bei dem Schiffsentwurf um einen<br />
© Class NK<br />
LNG-betriebenen Tanker, der für den<br />
Einsatz von Ammoniak bereit ist.<br />
Das Schiff soll zunächst mit LNG fahren.<br />
Für das langfristige Ziel, die<br />
CO 2 -Emissionen auf Null zu senken, gibt<br />
es den Angaben zufolge zwei Szenarien:<br />
Im ersten Szenario wird der Frachter auf<br />
ein mit Ammoniak laufendes Antriebssystem<br />
umgerüstet. Im zweiten Szenario<br />
werden die Systeme beibehalten, aber der<br />
Brennstoff wird von LNG auf verflüssigtes,<br />
kohlenstoffneutrales Methan<br />
umgestellt.<br />
Die Klassifikationsgesellschaft<br />
ClassNK hat das Design als LNGbetriebenes<br />
Schiff auf der Grundlage ihrer<br />
Regel »Part GF«, die den IGF-Code<br />
enthält, und als ammoniakfähiges Schiff<br />
auf der Grundlage der Kategorie »Concept<br />
Design« ihrer »Guidelines for Ships<br />
Using Alternative Fuels« Annex 1 geprüft<br />
und die Konformität mit ihren Anforderungen<br />
als LNG-betriebenes Schiff<br />
und als »Ammoniak bereites« Schiff bestätigt.<br />
<br />
ORCAN ENERGY<br />
Abwärmelösung verringert Emissionen<br />
Das auf Abwärmesysteme spezialisierte<br />
Unternehmen Orcan Energy hat eine neue,<br />
Lösung zur Nutzung von Abwärme an<br />
Bord von Schiffen auf den Markt gebracht.<br />
Es handelt sich dabei um den »efficiency<br />
PACK M 150.200«. In dem neuen Produkt<br />
enthalten sind Orcans speziell für den<br />
Schiffbaumarkt konzipierten ORC-<br />
Module, die in der Lage sind, jegliche Abwärme<br />
von Schiffen direkt in elektrische<br />
Energie umzuwandeln und so den Kraftstoffverbrauch<br />
und die CO 2 -Emissionen<br />
zu reduzieren, so der Hersteller. Für<br />
Schiffsbetreiber bedeute das eine Verbesserung<br />
des EEDI-Wertes (Energy Efficiency<br />
Design Index), des EEXI-Wertes (Energy<br />
Efficiency Existing Ship Index) sowie des<br />
Kohlenstoffintensitätsindikators CII (Carbon<br />
Intensity Indicator).<br />
Der efficiency PACK M 150.200 ist eine<br />
»platzsparende, flexible Lösung«, die<br />
Strom aus den verschiedensten Wärmequellen<br />
an Bord erzeugen kann. Dazu<br />
gehören z.B. Abgasabwärme, die 30 % der<br />
Energie aus verbranntem Kraftstoff ausmacht,<br />
Dampf oder Thermoöl, aber auch<br />
flüssige Quellen mit niedrigeren Temperaturen,<br />
wie z.B. Motorkühlwasser. Die<br />
Wärmeaufnahme beim efficiency PACK M<br />
150.200 beträgt 2.1 MW. Die Ausgangsleistung,<br />
sprich die erzeugte elektrische Nettoleistung,<br />
beträgt bis zu 200 kW.<br />
Bei größeren bestehenden Wärmequellen<br />
können mehrere Module auch<br />
in einer sogenannten Stack-Konfiguration<br />
eingesetzt werden, bei der aus der Restwärme<br />
eine elektrische Nettoleistung von bis<br />
zu 1 MW erzeugt werden kann.<br />
Für den Vertrieb der neuen Schiffsabwärmelösung<br />
ist Orcan Energy eine Kooperation<br />
mit Alfa Laval eingegangen. Alfa Laval<br />
wird sie in Lizenz Orcan`s unter dem<br />
eigenen Namen E-PowerPack als Teil seines<br />
umfassenden Portfolios an Schiffsausrüstung<br />
vermarkten und den Service<br />
übernehmen.<br />
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90 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
GREEN HUB<br />
EEXI | OPL<br />
STX kooperiert mit MAN<br />
Der Motorenbauer MAN Energy Solutions hat mit STX Heavy Industries<br />
einen dritten Partner für seine OPL-Lösung gefunden.<br />
Die beiden Unternehmen gaben jetzt die Unterzeichnung eines<br />
Kooperationsvertrags bekannt. So könne MAN seine EEXI-<br />
Lösungen (Energy Efficiency eXisting Ship Index) für die von<br />
STX hergestellten langsamlaufenden Motoren der Marke MAN<br />
B&W liefern. »Ziel der Vereinbarung ist es, den Kunden von STX<br />
HI eine Lösung zur Verfügung zu stellen, um die EEXI-Konformität<br />
zu beschleunigen«, heißt es in einer Mitteilung.<br />
Zuvor hatte MAN bereits ähnliche Vereinbarungen mit HSD<br />
und Hyundai aus Südkorea getroffen.<br />
Je nach den Anforderungen der Kunden enthalten die in der<br />
Vereinbarung vorgesehenen Lösungen ein komplettes Paket mit<br />
einem Bewertungsbericht oder lediglich eine eigenständige<br />
OPL-Lösung (Overridable Power Limitation). Die Vereinbarung<br />
gilt ab sofort und hat eine Laufzeit von zunächst drei Jahren.<br />
Im Rahmen der Vereinbarung wird STX HI die OPL-Lösung<br />
von MAN Energy Solutions für die Einhaltung der EEXI-<br />
Anforderungen bei allen von STX HI hergestellten ME- und<br />
MC-Motoren der Marke MAN B&W anbieten. Das Unternehmen<br />
werde die OPL-Lösung auf allen diesen Einheiten selbst installieren,<br />
heißt es weiter.<br />
<br />
WÄRTSILÄ<br />
»Zukunftssicherer« Dual-Fuel-Motor<br />
Mehrstoffmotor 46TS-DF<br />
Wärtsilä hat einen neuen Großmotor vorgestellt. Damit will der<br />
finnische Konzern den Weg hin zum kohlenstoffarmen Betrieb<br />
beschleunigen. Der Mehrstoffmotor 46TS-DF wurde mit dem<br />
Fokus auf Effizienz, Umweltverträglichkeit und Kraftstoffflexibilität<br />
entwickelt. Er läute »eine neue Ära mittelschnelllaufender<br />
Schiffsmotoren ein«, erklärt der Hersteller. Im Gasbetrieb soll<br />
der Motor den höchsten Wirkungsgrad haben, der bisher auf<br />
dem Markt für mittelschnelllaufende Motoren erreicht wurde.<br />
Der erste Auftrag wurde im April von Chantiers de l‘Atlantique<br />
für Royal Caribbean Cruises erteilt. Die Motoren werden in das<br />
neueste Schiff der Oasis-Klasse, die »Utopia of the Seas«, eingebaut.<br />
Das Schiff wird mit sechs Wärtsilä 46TS-DF-Motoren mit<br />
Gasventileinheiten, NOx-Reduktions-SCR-Systemen, LNGPac<br />
und Querstrahlern ausgestattet. Mit dem neuen Motor wolle<br />
man Eignern und Betreibern eine zukunftssichere Lösung bieten,<br />
um die Dekarbonisierungsziele zu erreichen, heißt es. <br />
©Wärtsilä<br />
ULSTEIN<br />
Schiffskonzept mit Reaktor an Bord<br />
Die »Ulstein Thor« soll mit Thorium angetrieben werden<br />
Der norwegische Schiffbauer Ulstein hat mit »Ulstein Thor« ein<br />
innovatives Schiffskonzept vorgestellt, das auf einem Thorium-<br />
Antrieb basiert. Es handelt sich dabei um ein 149 m langes<br />
3R-Schiff (Replenishment, Research and Rescue), das mit einem<br />
Thorium-Schmelzsalzreaktor (Thorium Molten Salt Reactor/<br />
MSR) ausgestattet ist. Der MSR soll große Mengen sauberen<br />
Stroms erzeugen. Dadurch könne das Schiff als mobile Strom-/<br />
Ladestation für eine neue Art von batteriebetriebenen Kreuzfahrtschiffen<br />
eingesetzt werden, so Ulstein.<br />
Dem Unternehmen zufolge könne das Konzept zu einem<br />
emissionsfreien Kreuzfahrtbetrieb beitragen. Um die Machbarkeit<br />
zu demonstrieren, hat der Schiffbauer auch das »Ulstein Sif«<br />
-Konzept entwickelt: ein 100 m langes, 160 Personen fassendes,<br />
emissionsfreies Expeditionskreuzfahrtschiff. Diese Einheit der<br />
Eisklasse 1C soll mit Batterien der betrieben werden und die »Ulstein<br />
Thor« zum Aufladen auf See nutzen.<br />
Thorium hat laut Ulstein ein enormes Potenzial für die maritime<br />
Industrie, die auf der Suche nach sauberen alternativen<br />
Brennstoffen ist. MSR seien »sichere, effiziente und betriebsbewährte<br />
Lösungen, bei denen Thorium – ein reichlich vorhandenes,<br />
natürlich vorkommendes Metall mit geringer Radioaktivität<br />
– in flüssigem Salz aufgelöst wird«, heißt es. <br />
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© Ulstein<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
91
DIGITAL HUB<br />
HAPAG-LLOYD<br />
Echtzeit-Tracking für rund drei Millionen Container<br />
Die Containerlinienreederei Hapag-Lloyd<br />
treibt ihre Bestrebungen zur Digitalisierung<br />
der Flotte voran: Drei Millionen Container<br />
bekommen das Equipment für ein Echtzeit-<br />
Tracking. »Nach der erfolgreichen Einführung<br />
eines Monitoring-Systems für Echtzeitdaten<br />
ihrer Kühlcontainerflotte im Jahr<br />
2019 mit dem IoT-Produkt Hapag-Lloyd<br />
LIVE« werde man nun damit beginnen,<br />
neu entwickelte Geräte an allen Standardcontainern<br />
seiner drei Millionen TEU umfassenden<br />
Flotte zu installieren, teilte das<br />
Hamburger Unternehmen mit. Ab 2023<br />
soll die Lösung für Kunden von Standardcontainern<br />
verfügbar sein.<br />
Die Geräte sollen Informationen in<br />
Echtzeit übermitteln. Sie können den Angaben<br />
zufolge GPS-basierte Standortdaten<br />
liefern, Temperaturen messen und plötzliche<br />
Erschütterungen des Containers überwachen.<br />
Später könnten weitere Sensoren<br />
über Bluetooth angeschlossen werden,<br />
Ab 2023 sollen die Container mit dem neuen Tracking-Tool ausgestattet werden<br />
heißt es. Um die Sicherheit von Besatzung,<br />
Ladung und Schiffen zu gewährleisten,<br />
wurden die Geräte entsprechend der Explosionsschutz-Norm<br />
»ATEX Zone 2«<br />
zertifiziert. »Unsere Vision ist es, die intelligenteste<br />
Containerflotte der Welt aufzubauen.<br />
Wir wollen unseren Kunden<br />
wertvolle Informationen zur Verfügung<br />
stellen«, sagt Olaf Habert, Director Container<br />
Applications bei Hapag-Lloyd. <br />
© Hapag-Lloyd<br />
SET MARITIME<br />
Tool unterstützt bei Software-Wahl<br />
Mit einer neuen Software will die Initiative SET Maritime die<br />
Schifffahrtsbranche dabei unterstützen, die passenden digitalen<br />
Lösungen auszusuchen.<br />
Seit der Einführung der Software Evaluation Toolkit (SET) ist<br />
die Nachfrage danach stark gestiegen und immer mehr Unterstützer<br />
kommen an Bord, heißt es seitens der Initiative. So seien zusätzlich<br />
zu den bestehenden Partnern Kongsberg Digital, DTN,<br />
SEDNA, OrbitMI, Stena Bulk, The Digital Ship, Marine Money<br />
und Blue-C bisher drei weitere Unternehmen – die Softwareanbieter<br />
Dataloy und Ports+ sowie das Medienunternehmen Fa -<br />
thom World – hinzugekommen.<br />
Das kostenlose Open-Source-Tool – im Wesentlichen eine Arbeitsmappe<br />
mit Benchmarking-Kriterien zur Bewertung verschiedener<br />
Softwareanbieter – wurde bereits einige Wochen<br />
nach der Markteinführung mit einer hohen Konversionsrate von<br />
rund 36 % bei den Besuchen der Website getsetmaritime.com heruntergeladen.<br />
Laut der Initiative gibt es »unzählige« Anbieter von maritimer<br />
Software. Ihre Zahl habe sich in nur drei Jahren auf mehr als 550<br />
verdreifacht. Für Schifffahrtsunternehmen sei es daher schwierig,<br />
die richtigen Entscheidungen bei der Beschaffung von Anwendungen<br />
zu treffen, die auf ihr Geschäftsmodell abgestimmt<br />
sind.<br />
SET soll hier Abhilfe schaffen, indem es als Screening- und<br />
Analysewerkzeug fungiert, mit dem Softwarekäufer bis zu sechs<br />
verschiedene Anbieter anhand von Kriterien wie Unternehmensprofil,<br />
Lösungsarchitektur, Nutzung und Erweiterbarkeit bewerten<br />
können. Die Arbeitsmappe verfügt über ein Punktesystem,<br />
mit dem die Anbieter anhand einer Checkliste nach diesen<br />
Kriterien eingestuft werden können.<br />
<br />
KOREAN REGISTER<br />
Software zur Strukturberechnung<br />
Die Klassifikationsgesellschaft Korean Register hat eine Software<br />
zur Bewertung der Schiffsstruktur entwickelt. Damit sollen Analysen<br />
effizienter durchgeführt werden. Die Software »SeaTrust-<br />
Frame3D« ermöglicht laut KR, eine komplizierte Schiffsstruktur<br />
einfach zu modellieren, indem sie als Gitterstruktur dargestellt<br />
wird.<br />
SeaTrust-Frame3D erlaubt dem Konstrukteur die Durchführung<br />
und Analyse von Festigkeitsberechnungen und regelbasierten<br />
Knickfestigkeitsberechnungen, deren Ergebnisse in<br />
Form von 3D-Bildern, Tabellen und Diagrammen angezeigt werden,<br />
so die südkoreanische Klasse. Die Software kann außerdem<br />
automatisch Berichte auf der Grundlage der Analyseergebnisse<br />
erstellen und bietet Unterstützung für CAD-Schnittstellen.<br />
Wie KR weiter mitteilt, kann SeaTrust-Frame3D die Festigkeit<br />
einer Schiffsstruktur sehr viel schneller bewerten als die bestehende<br />
Finite-Elemente-Methode (FEM). Die Klassifikationsgesellschaft<br />
erwarte, dass die Software in den Werften »in großem<br />
Umfang eingesetzt wird, da sie für verschiedene Festigkeitsbewertungen<br />
von Bauteilen während des gesamten Schiffbauprozesses<br />
geeignet ist«.<br />
»Mit der Einführung von SeaTrust-Frame3D sind wir in der<br />
Lage, kundenorientierte technische Dienstleistungen direkt denjenigen<br />
anzubieten, die in diesem Bereich arbeiten«, sagt Kim<br />
Dae-heon, Executive Vice-President der F&E-Abteilung von KR,<br />
Mit Blick auf künftige Anforderungen der Kunden werde das<br />
Programm kontinuierlich weiterentwickelt, um den Bedürfnissen<br />
des Marktes gerecht zu werden und die Benutzerfreundlichkeit<br />
zu verbessern. »Wir arbeiten daran, es zu einer<br />
viel besseren Lösung zu machen, um die Klassifizierungsregeln<br />
noch effizienter anzuwenden, als das heute möglich ist.« <br />
92 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
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1 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal 05 | <strong>2022</strong>
OFFSHORE<br />
Das »Osterpaket« und die Fachkraft-Frage<br />
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hinterlässt mit seinem »Osterpaket« Spuren:<br />
Die Offshore-Wind-Branche macht sich große Hoffnung, fordert aber auch entsprechende<br />
politische Maßnahmen. Auf der »Windforce« wird darüber zu sprechen sein<br />
Die 18. »Windforce Conference« findet<br />
in diesem Jahr – einen Tag länger<br />
als zuletzt – vom 20.-22. Juni in Bremerhaven<br />
statt. Das Motto: »Offshore-<br />
Wind: Klimaschutzziele umsetzen und<br />
Arbeitsplätze schaffen«. Der Branchenverband<br />
WAB hat im Vorfeld bereits einige<br />
Themenbereiche abgesteckt – nicht<br />
zuletzt vor dem Hintergrund des »Osterpakets«<br />
von Bundeswirtschaftsminister<br />
Robert Habeck. Der Grünen-Politiker<br />
nennt es »die größte energiepolitische<br />
Gesetzesnovelle seit Jahrzehnten«. Verschiedene<br />
Energiegesetze sollen umfassend<br />
novelliert werden, um so den<br />
Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen<br />
und konsequent voranzutreiben.<br />
WAB-Geschäftsführerin Heike<br />
Winkler sagte zuletzt mit Blick auf die<br />
Windforce: »In einer Zeit, in der die<br />
neue Bundesregierung die Ziele und<br />
Regeln für den Ausbau der Windenergie<br />
auf See und für ›grünen‹ Wasserstoff<br />
neu definiert, ist der Dialog der<br />
Hier scannen für mehr Infos<br />
zur »Windforce <strong>2022</strong>«<br />
beteiligten Akteure von großer Bedeutung.«<br />
Der Ausbau auf mindestens<br />
70 GW Offshore-Wind in Deutschland<br />
bis 2045 wird nach Ansicht des Verbands<br />
dann gelingen, wenn jetzt für<br />
Fachkräfte und für die Zuliefer sowie<br />
die maritime Industrie die richtigen<br />
Weichen gestellt werden.<br />
Zu den Themen der Konferenz werden<br />
unter anderem »O&M«, Offshore-Windkraftanlagen<br />
mit festen und schwimmenden<br />
Fundamenten, sowie die Kombination<br />
von Offshore-Wind und grünem<br />
Wasserstoff gehören.<br />
Bremens Häfen-Senatorin Claudia<br />
Schilling betonte zudem die Bedeutung<br />
der Infrastruktur, vor allem der Häfen,<br />
für den Ausbau der Offshore-Windenergie:<br />
»Die deutsche Energiewende kann<br />
nur mit den Häfen gelingen. Denn so-<br />
94 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
OFFSHORE<br />
© WAB<br />
wohl für den ambitionierten Ausbauplan<br />
der Bundesregierung für die<br />
Offshore-Windkraft als auch für den<br />
Aufbau von Wertschöpfungsketten für<br />
›grünen‹ Wasserstoff sind leistungsfähige<br />
Hafeninfrastrukturen notwendig.«<br />
Es sei daher unabdingbar, dass Planungs-<br />
und Genehmigungsverfahren<br />
weiter beschleunigt werden und dass die<br />
Hafenstandorte bei Investitionen in ihre<br />
Infrastruktur auch durch den Bund unterstützt<br />
werden.<br />
»Sehr ambitioniert«<br />
Wichtig ist den Branchenakteuren zudem,<br />
dass der beschleunigte Netzausbau<br />
gelingt. »Die Erhöhung der<br />
Ausbauziele bis 2030 ist sehr ambitioniert,<br />
aber gleichzeitig auch eine große<br />
Chance für Deutschland«, sagte Tim<br />
Meyerjürgens, COO der TenneT Holding<br />
und WAB-Vorstandsmitglied. Aus<br />
seiner Sicht ist es nicht so entscheidend,<br />
nur auf die 30 GW in 2030 zu schauen,<br />
sondern wichtig ist, dass eine kontinuierliche<br />
Beschleunigung umgesetzt<br />
wird, um auch die langfristigen Ziele zu<br />
erreichen. Der Netzausbau sei das<br />
»Rückgrat« der Energiewende.<br />
»Die Politik ist nun gefragt, schnell<br />
die Rahmenbedingungen für Planung,<br />
Genehmigung und Bau anzupassen,<br />
damit eine echte Beschleunigung möglich<br />
wird, beispielsweise durch den Verzicht<br />
auf Raumordnungsverfahren,<br />
wann immer möglich und sinnvoll oder<br />
die Aufweitung der Bauzeitenfenster<br />
für die Kabelverlegung«, so Meyer -<br />
jürgens weiter.<br />
»Verschenkte Jahre aufholen«<br />
Experten-Konferenz<br />
Die 18. »Windforce« wird mit<br />
dem 20. Geburtstag des Windund<br />
Wasserstoff-Verbands WAB<br />
zusammengelegt. Die <strong>HANSA</strong> ist<br />
offizieller Medienpartner. Das<br />
diesjährige Partnerland der Konferenz<br />
ist Frankreich. Die Veranstaltung<br />
findet auf dem Gelände<br />
der Lloyd Werft in Bremer -<br />
haven statt. Schirmherr der<br />
»Winforce Conference« <strong>2022</strong> ist<br />
Robert Habeck, Bundesminister<br />
für Wirtschaft und Klimaschutz.<br />
Matthias Brandt, Vorstand der Deutschen<br />
Windtechnik AG und ebenfalls<br />
Mitglied im WAB-Vorstand, machte auf<br />
einen weiteren zentralen Punkt aufmerksam.<br />
Damit besagte Beschleunigung<br />
gelinge, müsse man sich<br />
um den Fachkräftebedarf kümmern.<br />
»Auch hier muss Wirtschafts-, Arbeitsund<br />
Bildungspolitik Hand in Hand gehen<br />
mit Energiepolitik. Einige verschenkte<br />
Jahre müssen aufgeholt werden.«<br />
Die Unternehmen stünden bereit,<br />
sich in diesem Bereich noch stärker zu<br />
engagieren. »Potenzielle Lösungen wie<br />
etwa Ausbildung, Qualifikation, Branchentransfer<br />
oder gesteuerte Fachkräftezuwanderung<br />
liegen seit Jahren<br />
vor und müssen ebenfalls flankiert werden«,<br />
so Brandt weiter, der nicht zuletzt<br />
eine stärkere Standardisierung von<br />
Technologien ins Feld führte.<br />
Partnerland Frankreich<br />
In diesem Jahr ist Frankreich Partnerland<br />
der Windforce – entsprechend gibt es eine<br />
französische Vortragssession. In<br />
Frankreich entsteht derzeit das erste große<br />
kommerzielle Offshore-Wind-Projekt.<br />
Der dortige Weg in Sachen heimische<br />
Wertschöpfung sei ein »interessanter Ansatz,<br />
um Beschäftigungsaufbau und Qualifizierung<br />
zu begünstigen«, meint der<br />
WAB. »Die industriepolitischen Potenziale<br />
scheinen im Nachbarland von<br />
höherer Bedeutung«, heißt es.<br />
Matthieu Monnier, stellvertretender<br />
Geschäftsführer des Branchenverbands<br />
FEE sagte vor der Windforce: »Wir freuen<br />
uns sehr, dass Präsident Emmanuel<br />
Macron hohe Ziele für Offshore-Windenergie<br />
formuliert hat, um die CO 2<br />
-Neutralität<br />
zu erreichen. Konkret: 40 GW bis<br />
2050. Beide Länder können konkurrenzfähige<br />
und sich ergänzende Wertschöpfungsketten<br />
aufbauen.« Einerseits<br />
sei die Erfahrung der deutschen Windindustrie<br />
bedeutend und nützlich für alle,<br />
andererseits sei Frankreich Pionier bei<br />
der Entwicklung schwimmender Windkraftanlagen.<br />
Treffen auf der Lloyd Werft<br />
Als Konferenzort wurde die Bremerhavener<br />
Lloyd Werft gefunden. Er unterstreiche,<br />
so Heike Winkler, die wesentlichen<br />
Themen für die Optimierung des<br />
Osterpakets der Bundesregierung: »Wettbewerbsfaire,<br />
nachhaltige Wertschöpfung<br />
und Beschäftigung sowie zielführende<br />
Infrastrukturmaßnahmen und<br />
eine umfassende Qualifizierungsoffensive<br />
entlang der gesamten Wertschöpfungskette.«<br />
Der WAB setzt darauf, dass die Bundesregierung<br />
den Entwurf des Windenergie<br />
auf See-Gesetzes nachbessert, um das<br />
Potenzial für die klimafreundliche<br />
Stromerzeugung auf See und zukunftsfähige<br />
Wertschöpfungspotenziale gemeinsam<br />
zu nutzen. »Es geht neben dem<br />
prioritären Klimaschutz auch um Wertschöpfung<br />
und Arbeitsplätze in Deutschland.<br />
Wir benötigen eine Qualifizierungsoffensive,<br />
Finanzierungsinstrumente<br />
für die Offshore-Wind-Zulieferindustrie<br />
und Qualitätskriterien in den<br />
kommerziellen Ausschreibungen«, forderte<br />
die Geschäftsführerin. RD<br />
Abstract: The »Easter Package« and the question of orkfroce<br />
The »Easter Package« from Germany‘s Federal Minister of Economics Robert Habeck is<br />
leaving its mark: the offshore wind industry is very hopeful, but is also calling for<br />
corresponding political measures. Among other things, the shortage of skilled workers is<br />
particularly in focus. This is much more is going to be debated at the high-level<br />
conference »Windforce«, which takes place in Bremerhaven in June.<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
95
HÄFEN | PORTS<br />
© GAC<br />
A key enabler of shipping’s future<br />
Digitalisation makes data more accessible across all aspects of the maritime and port<br />
business. It has become a imperative to turn opinions into facts, facts into insights, and<br />
insights into actions, to stay ahead of the competition. An agent‘s perspective<br />
The shipping industry is rapidly taking on the benefits of<br />
digitalisation – real-time location tracking for vessels, artificial<br />
intelligence and machine learning for crewless ships<br />
and unmanned vessels, smart sensors for predictive maintenance,<br />
and virtual reality for training seafarers. Data is at the<br />
core of these developments.<br />
Shipping companies are now increasingly turning to suppliers<br />
for data and insights to support their critical decisionmaking.<br />
Take the delivery of spare parts for example. In the past, information<br />
on the status of spare parts was held by marine logistics<br />
providers responsible for picking, storing and consolidating<br />
them for delivery to vessels and offshore platforms.<br />
Now, asset owners and operators want status reports at their<br />
fingertips in their own systems, giving them greater operational<br />
control and enabling them to address poor supply<br />
chain performance to boost productivity and safety. Notably,<br />
the pandemic accelerated this change with increased workfrom-home<br />
demands.<br />
Looking ahead, data sharing will become even more crucial<br />
as the industry further picks up the pace of digitalisation.<br />
Based on a report by the World Bank and the International Association<br />
of Ports and Harbors World, the »creation of an efficient<br />
digital ecosystem would go a long way in streamlining<br />
operations and facilitating the exchange of data between shipping<br />
lines, port services, cargo handling operations, clearance<br />
agencies, and with other transport networks.«<br />
The European Commission has introduced regulations to<br />
implement a fully operational European Maritime Single<br />
Window (EMSW) by 2025. The EMSW will link the existing<br />
national maritime single windows together to harmonise digital<br />
reporting for ships and facilitate effective data sharing<br />
among operators in an integrated and seamless manner across<br />
member states of the European Union. Once completed, effectively<br />
used and shared data will reduce the need for manual<br />
data entry, optimise cargo flows and serve the whole logistics<br />
chain while increasing the competitiveness of the European<br />
maritime transport sector and promoting sustainable shipping.<br />
96 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
HÄFEN | PORTS<br />
Data quality<br />
Standalone data serves little purpose until it is extracted, refined<br />
and transformed into meaningful, useful analytics in a<br />
specific context. It is said that data is the most important asset<br />
in a company – but it has to be quality data. The problem with<br />
data in the shipping industry is that it is spread across multiple<br />
systems, companies or governments, and the historical data is<br />
mostly of poor quality.<br />
To ensure the seamless flow of data across the industry, we<br />
need to work together to give the shipping industry a data standard<br />
– just as the International Air Transport Association<br />
(IATA) has done with the development of data standards for<br />
the aviation industry.<br />
The better the data quality, the more<br />
benefits it brings to the business. Turning<br />
towards digital documents, such as<br />
automated data scanning of passports<br />
for crew changes, enables to not only optimise<br />
data quality but also streamline<br />
processes, reduce errors caused by manual<br />
data entry, minimise delays, and<br />
comply with regulations, all while reducing<br />
the carbon footprint of both the<br />
organisation and its customers.<br />
System integration<br />
There are two preconditions to delivering meaningful insights to<br />
customers: system integration and data sharing. Increasingly<br />
listed as criteria in new tender requirements. Businesses now expect<br />
closer collaboration with service providers and a smooth<br />
and consistent flow of information across stakeholders within the<br />
same supply chain.<br />
GAC’s Pegasus customer portal for example provides large international<br />
customers with real-time information about port infrastructure,<br />
services available, mishaps, accidents, delays and<br />
turnaround times. With access to data on 220,000 vessels and all<br />
ports around the world, users can predict and avoid port congestion,<br />
pick the best routes and make informed voyage decisions<br />
based on efficiency, time and financial considerations even before<br />
booking shipping services, in turn reducing fuel consumption<br />
and improving environmental sustainability. In another<br />
instance, GAC integrated its in-house system and internal<br />
data with commercial off-the-shelf technologies to provide customers,<br />
suppliers and regulatory authorities with insights on key<br />
supply chain events to facilitate the collective tracking and tracing<br />
of pharmaceutical goods.<br />
Cyber security<br />
»Ultimately, digitalisation is<br />
about good data quality, effective<br />
decision-making, operational<br />
efficiency and time and cost<br />
savings – all of which are<br />
enablers of compliance and<br />
sustainability«<br />
As our industry embraces digitalisation, we should also be<br />
mindful of the risks it brings. Since the start of the pandemic,<br />
cyber threats have increased – cyber criminals are exploiting<br />
new vulnerabilities and targeting employees<br />
working from home who lack<br />
the instant feedback on suspicious<br />
emails and other threats provided by<br />
colleagues in a physical setting.<br />
As integrated digital systems become<br />
more sophisticated, so do cyber criminals.<br />
The human link simultaneously<br />
represents both the greatest weakness<br />
and the best protection. That’s why<br />
training and equipping people for the<br />
changing world of work, as well as investing<br />
in IT security, is key to staying<br />
ahead. There are also international standards<br />
to support organisations in implementing robust information<br />
security policies such as the ISO/IEC 27001 Information<br />
Security Management Certification acquired by<br />
GAC in April this year.<br />
Ultimately, digitalisation is about achieving good data<br />
quality, effective decision-making, operational efficiency and<br />
time and cost savings – all of which are enablers of compliance<br />
and sustainability. Ship agents are well positioned to play a key<br />
role in helping customers seize the opportunities digitalisation<br />
brings to the future of shipping.<br />
Author:<br />
Martin Wallgren<br />
Chief Information Officer<br />
GAC Group<br />
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97
PORT HUB<br />
ÄGYPTEN<br />
Hapag-Lloyd und Eurogate verbünden sich für Terminal in Damietta<br />
Hapag-Lloyd und Eurogate bauen ein neues<br />
Containerterminal in Ägypten. Ein Joint<br />
Venture soll »Terminal 2« in Damietta entwickeln<br />
und später betreiben. Die »Damietta<br />
Alliance Container Terminal<br />
S.A.E.« besteht aus den drei Hauptgesellschaftern<br />
Hapag-Lloyd (39 %), Eurogate<br />
(29,5 %) und Contship (29,5 %). Zwei weitere<br />
Partner, die Middle East Logistics &<br />
Consultants Group und Ship & C.R.E.W.<br />
Egypt S.A.E., werden jeweils 1% halten,<br />
heißt es in einer Mitteilung.<br />
Das neue Terminal soll bereits in zwei<br />
Jahren in Betrieb genommen werden und<br />
früheren Angaben zufolge 750 Mio. €<br />
kosten. Es wird eine Gesamtkapazität von<br />
3,3 Mio. TEU haben und soll künftig als<br />
strategischer Umschlagplatz für Hapag-<br />
Lloyd im östlichen Mittelmeer dienen.<br />
Die Konzession für den Betrieb der Anlage<br />
wurde dem Joint Venture für 30 Jahre<br />
erteilt.<br />
Damietta liegt etwa 200 km nördlich<br />
von Kairo am Eingang des Suezkanals.<br />
Dort befindet sich bislang ein Containerterminal<br />
mit einer Umschlagkapazität<br />
von 1,5 Mio. TEU. »Mit dem neuen Terminal<br />
wird Hapag-Lloyd seine Umschlagaktivitäten<br />
im östlichen Mittelmeerraum<br />
sowie den Zugang zum lokalen<br />
ägyptischen Handel deutlich verbessern«,<br />
sagte Reedereichef Rolf Habben<br />
Jansen. Nach Angaben der Eurogate-<br />
Gruppe sollen die Kunden von einer hohen<br />
Produktivität und einem dichten<br />
Feeder-Netzwerk profitieren. <br />
© Hapag-Lloyd<br />
KOLUMBIEN<br />
CMA CGM baut Karibik-Präsenz aus<br />
Eiffage Génie Civil Marine und Termotecnica Coindustrial S.A.<br />
haben den EPC-Vertrag (Engineering, Procurement & Construction)<br />
für das Containerterminal Puerto Antioquia in Kolumbien<br />
mit einem Gesamtwert von 370 Mio. $ unterzeichnet. Auch<br />
die französische Reedereigruppe CMA CGM ist an der Entwicklung<br />
des Terminals beteiligt und will damit ihre Präsenz in Lateinamerika<br />
ausbauen.<br />
Der Auftrag für das Terminal umfasst die Planung und den<br />
Bau einer kompletten Hafeninfrastruktur mit einer Offshore-<br />
Plattform für das gleichzeitige Anlegen von fünf Containerschiffen,<br />
die über ein 3,5 km langes Offshore-Viadukt und eine 320 m<br />
lange Brücke mit einem 35 ha großen, voll ausgestatteten Landterminal<br />
mit Betriebsgebäuden und Lagerhallen verbunden ist.<br />
Alle Stahlpfähle für die Fundamente des Viadukts und der<br />
Anlegeplattform sowie die vorgefertigten Betonelemente des<br />
Viadukts sollen auf der Baustelle hergestellt werden. Die Betonfahrbahnplatte<br />
der Anlegeplattform wird vor Ort gegossen, wobei<br />
Eiffage Génie Civil Marine umfangreiche maritime Ressourcen<br />
mobilisiert. Der Baubeginn ist für das zweite Quartal<br />
<strong>2022</strong> geplant.<br />
Eiffage Concessions beteiligt als Minderheitsaktionär an der an<br />
der Seite von CMA CGM (über ihre Tochtergesellschaft CMA Terminals)<br />
und lokalen Partnern Projektgesellschaft Puerto Bahia<br />
Colombia de Uraba. Die Finanzierung des Vorhabens erfolgt<br />
durch die Interamerikanische Entwicklungsbank und die kolumbianischen<br />
Banken FDN, Davivienda und Bancoldex, sowie<br />
durch den Investmentfonds GIP und eine Eigenkapitaleinlage<br />
der Aktionäre der Projektgesellschaft. Die Finanzierung wurde<br />
Ende Dezember 2021 mit einem Betrag von 710 Mio. € abgeschlossen.<br />
<br />
MEHR KAPAZITÄT IN MOBILE<br />
APMT baut Containerterminal aus<br />
Der dänische Schifffahrtskonzern Maersk baut seine Containerkapazität<br />
im US-Hafen Mobile um fast ein Viertel aus. Die Hafentochter<br />
APM Terminals hat bekannt gegeben, mit der Hafenbehörde<br />
von Alabama eine Vereinbarung über die Erweiterung des<br />
derzeit 134 Hektar großen Containerterminals unterzeichnet zu<br />
haben. Mit dem Ausbau wolle man »mit der künftigen Nachfrage<br />
Schritt halten können«, heißt es.<br />
Durch die Erweiterung soll eine Umschlagkapazität von<br />
1 Mio. TEU geschaffen werden, die für die Abfertigung von<br />
14.000-TEU-Schiffen zugelassen ist. Das 104 Mio. $ teure Vorhaben<br />
soll noch in diesem Jahr beginnen. Die ersten 19 ha würden<br />
voraussichtlich im Jahr 2023 fertiggestellt, die restlichen 13 ha<br />
Anfang 2025, heißt es weiter. IAPM Terminals will zwei neue Super-Post-Panamax-Portalkräne<br />
und die dazugehörige Ausrüstung<br />
für den Kranbetrieb anschaffen, die die derzeitigen vier<br />
Portalkräne (2 x Super-Post-Panamax, 2 Post-Panamax) ergänzen<br />
werden. Das U.S. Army Corps of Engineers baggert derzeit<br />
die Fahrrinne des Mobile Harbor aus, um sie bis Ende 2024<br />
auf gut 15 m zu erweitern.<br />
<br />
98 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
PORT HUB<br />
KANADA<br />
Hafenausbau von Montreal Contrecœur erreicht Etappenziel<br />
Drei Bieter haben sich für die Ausschreibung<br />
der Montrealer Hafenbehörde<br />
(MPA) zur Realisierung des großen Ausbauprojekts<br />
in Contrecœur qualifiziert.<br />
Ausgewählt unter den fünf Bewerbungen<br />
wurden Axium Infrastructure Canada im<br />
Verbund mit Pomerleau Capital, Ports<br />
America Holdings sowie Terminal Investment<br />
Limited (TIL), die Hafensparte der<br />
Reederei MSC.<br />
Mit Unterstützung der Canada Infrastructure<br />
Bank und der Regierung von<br />
Québec beabsichtigen der Hafen von<br />
Montreal und seine privaten Partner, ein<br />
neues, hochmodernes Containerterminal<br />
zu entwickeln, das nach seiner Fertigstellung<br />
eine Kapazität von<br />
1,15 Mio. TEU haben soll.<br />
»Das Auswahlverfahren hat das starke<br />
Interesse auf lokaler, nationaler und internationaler<br />
Ebene bestätigt«, sagte<br />
Martin Imbleau, Präsident der MPA.<br />
Die drei Finalisten sind nun aufgefordert,<br />
in der Ausschreibungsphase,<br />
die in den kommenden Wochen beginnt<br />
und etwa zwölf Monate dauern wird, ein<br />
Angebot abzugeben. Die Bekanntgabe<br />
des privaten Partners ist für das zweite<br />
Quartal 2023 geplant. Der finanzielle und<br />
kommerzielle Abschluss soll im dritten<br />
Quartal erfolgen, so dass der Bau noch<br />
im selben Jahr beginnen soll.<br />
Die Inbetriebnahme des Terminals soll<br />
bis Ende 2026 erfolgen. Die Investition<br />
wird auf rund 750 bis 950 Mio. $ geschätzt.<br />
<br />
© MPA<br />
KAMBODSCHA<br />
Milliardeninvestition in neuen Hafen<br />
In Kambodscha startet der Bau eines neuen Seehafens. Das südostasiatische<br />
Land investiert rund 1,5 Mrd. $ in den Bau des Mehrzweck-Logistik-<br />
und Hafenzentrums in der südwestlichen Provinz<br />
Kampot nahe der vietnamesischen Grenze. Auf einer Fläche<br />
von 600 ha solle Umschlaganlagen an einer Wassertiefe von 15 m<br />
entstehen, der Schiffe mit bis zu 100.000 tdw aufnehmen können.<br />
Das Megaprojekt umfasst unter anderem ein Containerterminal,<br />
eine Sonderwirtschaftszone, eine Freihandelszone, ein<br />
Logistikzentrum, eine Ölraffinerie und ein Terminal für Touristenschiffe.<br />
Der gesamte Komplex soll sich über eine Fläche von<br />
fast 1.500 ha erstrecken.<br />
Die Behörden des Landes wollen die bestehenden Häfen des<br />
Landes, etwa in Sihanouk und Phnom Penh, ergänzen und zur<br />
Entwicklung der Provinz Sihanouk zu einer Sonderwirtschaftszone<br />
beitragen.<br />
Das Projekt wird in drei Phasen realisiert, von denen die erste<br />
im Jahr 2025 in Betrieb genommen werden soll. Sie sieht eine Investition<br />
von 200 Mio. $ vor, mit der Bereiche für den Containerverkehr<br />
mit einer anfänglichen Jahreskapazität von 300.000 TEU<br />
geschaffen werden sollen. Geplant ist auch eine Autobahnanbindung,<br />
unter anderem an die nahe gelegene Hauptstadt Phnom<br />
Penh. In der zweiten Phase des Projekts soll die Containerkapazität<br />
bis 2030 auf 600.000 TEU verdoppelt werden.<br />
Der neue Tiefwasserhafen wird mit privaten Investitionen, auch<br />
aus China, gebaut, an dem Projekt sind die Shanghai Construction<br />
Company und die China Bridge and Road Company beteiligt. Das<br />
Projekt soll die bestehenden Häfen, einschließlich des autonomen<br />
Hafens von Sihanouk und des autonomen Hafens von Phnom<br />
Penh, ergänzen und eine wichtige Rolle beim Warentransfer zu<br />
den internationalen Märkten spielen.<br />
<br />
MALAYSIA<br />
Cosco beerdigt Logistik-Expansion<br />
Die chinesische Cosco-Gruppe hat die geplante Expansion im malaysischen<br />
Großhafen Port Klang abgesagt. Seit Jahren treibt der<br />
staatliche Konzern seine Planungen für den südostasiatischen Hub<br />
voran. Über die Tochter SH Cogent sollte ein großes Lager-Areal<br />
errichtet werden, um Cosco mehr Transportkapazitäten über Port<br />
Klang zu ermöglichen. Auch einen Leasing-Vertrag mit dem Terminalbetreiber<br />
Westports Malaysia wurde bereits vor einiger Zeit<br />
unterzeichnet. Doch nun zieht Cosco einen Schlussstrich. SH<br />
Cogent hat den Leasing-Vertrag gekündigt. Als Grund für den<br />
Rückzieher wird angegeben, dass »die Genehmigung der staatlichen<br />
Behörde für den Bau des Lagerhauses nicht erhalten werden<br />
konnte«. In Malaysia wollte man eine integrierte Logistik-<br />
Plattform aufbauen und als one-stop shop agieren. Unter anderem<br />
sollte eine Lagerhausfläche von 28.000 m2 Quadratfuß errichtet<br />
werden.<br />
<br />
© Westports<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
99
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7 Hydraulik | Pneumatik<br />
8 Bordnetze<br />
9 Mess- | Regeltechnik<br />
10 Navigation | Kommunikation<br />
11 Konstruktion | Consulting<br />
12 Umschlagtechnik<br />
13 Container<br />
14 Hafenbau<br />
15 Finanzen<br />
16 Makler<br />
17 Reedereien<br />
18 Shipmanagement | Crewing<br />
19 Hardware | Software<br />
20 Spedition | Lagerei<br />
21 Versicherungen<br />
22 Wasserbau<br />
23 Seerecht<br />
24 Schiffsregister | Flaggen<br />
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worldwide conferences | exhibitions | seminars for shipping, commodities, finance<br />
Marine + Offshore<br />
07.08.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> MIAMI<br />
Cruise Ship Interiors Expo America<br />
www.cruiseshipinteriors-expo.com<br />
14.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> HAMBURG<br />
Additive Fertigung im Schiff-/Yachtenbau<br />
www.maritimes-cluster.de<br />
21.–23.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> PONTIGNANO<br />
COMPIT <strong>2022</strong><br />
www.compit.info<br />
21.–23.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> AMSTERDAM<br />
Electric & Hybrid Marine World Expo<br />
www.electricandhybridmarineworldexpo.com<br />
28.–30.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> MARSEILLE<br />
Euromaritime<br />
www.euromaritime.fr<br />
05.09.<strong>2022</strong> HAMBURG<br />
MARITIME FUTURE SUMMIT<br />
www.smm-hamburg.com/konferenzen/<br />
maritime-future-summit<br />
<strong>06</strong>.–09.09.<strong>2022</strong> HAMBURG<br />
SMM<br />
www.smm-hamburg.com<br />
15.–16.09.<strong>2022</strong> ROSTOCK<br />
7. Rostocker Großmotorentagung<br />
www.rgmt.de<br />
16.–18.11.<strong>2022</strong> HAMBURG<br />
STG-Hauptversammlung<br />
www.stg-online.de<br />
07.–10.12.<strong>2022</strong> SCHANGHAI<br />
Marintec<br />
www.marintecchina.com<br />
Shipping + Logistics<br />
01.–02.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> TURKU<br />
Navigate<br />
www.navigate.fi/navigate<br />
01.–03.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> LORIENT<br />
Navexpo<br />
www.navexpo.com<br />
28.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> LÜBECK<br />
Maritime Sicherheit im Kontext der<br />
nachhaltigen Entwicklung der Schifffahrt<br />
www.maritimes-cluster.de<br />
<strong>06</strong>.–10.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> ATHEN<br />
Posidonia<br />
www.posidonia-events.com<br />
14.–16.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> ROTTERDAM<br />
TOC Europe<br />
www.tocevents-europe.com<br />
07.–08.09.<strong>2022</strong> LÜBECK<br />
Shortsea Shipping Days<br />
www.shortseashipping.de<br />
29.09.<strong>2022</strong> BREMEN/BREMERHAVEN<br />
Deutscher Schifffahrtstag <strong>2022</strong><br />
www.deutscher-schifffahrtstag.de<br />
Commodities + Energy<br />
05.–10.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> HAMBURG<br />
OMAE <strong>2022</strong><br />
event.asme.org/OMAE<br />
07.–08.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> KLAIPEDA<br />
Baltic LNG & Gas Forum<br />
www.informaconnect.com/baltic-lng-gas-forum<br />
20.–22.<strong>06</strong>.<strong>2022</strong> BREMERHAVEN<br />
Windforce <strong>2022</strong><br />
www.windforce.info<br />
29.08.–01.09.<strong>2022</strong> STAVANGER<br />
ONS – Offshore Northern Seas<br />
www.ons.no<br />
05.09.<strong>2022</strong> MAILAND<br />
Gastech<br />
www.gastechevent.com<br />
05.–08.09.<strong>2022</strong> ABERDEEN<br />
SPE Offshore Europe<br />
www.offshore-europe.co.uk<br />
27.–30.09.<strong>2022</strong> HAMBURG<br />
WindEnergy<br />
www.windenergyhamburg.com<br />
18.–20.10.<strong>2022</strong> ALEXANDRIA<br />
Mediterranean Offshore Conference<br />
www.moc-egypt.com<br />
104 <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
IMPRESSUM<br />
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />
ABS .......................................................................................................... 55<br />
Alphatron Marine Deutschland GmbH ............................................. 29<br />
Anglo-Eastern (Germany) GmbH ....................................................... 26<br />
Aquametro Oil & Marine AG .............................................................. 41<br />
ARNECKE SIBETH DABELSTEIN .................................................... 48<br />
Becker Marine Systems GmbH ............................................................ 31<br />
BEN Buchele Elektromotorenwerke GmbH ...................................... 60<br />
Bureau Veritas SA .................................................................................. 69<br />
CADMATIC B.V. ................................................................................... 63<br />
DESMI GmbH .......................................................................................... 3<br />
DNV SE ................................................................................................... 47<br />
Dr. E. Horn GmbH ................................................................................ 65<br />
DRV ....................................................................................................... 104<br />
EUROPEAN MAR GmbH ................................................................... 46<br />
FIL-TEC Rixen GmbH .......................................................................... 90<br />
Flensburger Schiffbau-Gesellschaft mbH & Co. KG ....................... U4<br />
GEFO Gesellschaft für Öltransporte mbH ......................................... 17<br />
GROMEX GmbH ..................................................................................... 9<br />
Hamburg Messe und Congress GmbH ............................................... 27<br />
Hamburgische Schiffbau-Versuchsanstalt GmbH ............................ 50<br />
Hanseaticsoft GmbH ......................................................................... Titel<br />
Hapag-Lloyd AG .............................................................................. 22, 23<br />
HAPEKO Hanseatisches Personalkontor Deutschland GmbH ......... 9<br />
Headway Technology Group (Qingdao) Co., Ltd. ............................. 80<br />
Hoyer Marine GmbH ............................................................................ 19<br />
INTERNATIONAL Farbenwerke GmbH ........................................... 76<br />
Jastram GmbH & CO. KG .................................................................... 77<br />
Loewe Marine GmbH & Co. KG ......................................................... 68<br />
MAN Energy Solutions SE ................................................................... 81<br />
Marine Media .......................................................................................... 53<br />
MarineShaft A/S ..................................................................................... 87<br />
Maximilian Verlag GmbH & Co. KG .................................................. 95<br />
Mesh Maritime Electronic .................................................................... 25<br />
MOE Marine & Offshore Equipment GmbH .................................... 83<br />
Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG ............................................... 79<br />
Offshore Wind Messe- und Veranstaltungs GmbH ......................... U3<br />
OSWALD Elektromotoren GmbH ...................................................... 66<br />
Podszuck GmbH .................................................................................... 73<br />
REINTJES GmbH .................................................................................. 67<br />
RINA Germany GmbH ......................................................................... 30<br />
ROSTOCK PORT GMBH .................................................................... 72<br />
Schaffran Propeller & Service GmbH ................................................. 64<br />
Schaller-Automation GmbH & Co KG ............................................... 85<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG ................................... 93<br />
Schwerter Profile GmbH ....................................................................... 86<br />
TGE Marine Gas Engineering GmbH ................................................ 39<br />
Transfluid S.p.A ...................................................................................... 75<br />
Universität Rostock ............................................................................... 89<br />
Veinland GmbH ..................................................................................... 27<br />
Viking River Cruises AG ....................................................................... 33<br />
Wärtsilä Deutschland GmbH ............................................................... 49<br />
WAGO Kontakttechnik GmbH & Co. KG ......................................... 71<br />
Walter Hering KG .................................................................................. 91<br />
Woodward L‘Orange GmbH ................................................................ 37<br />
XTRAS forward thinking GmbH & Co. KG ...................................... 97<br />
Das Anzeigenverzeichnis dient der Leserorientierung.<br />
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Herausgeber<br />
Prof. Peter Tamm †<br />
Geschäftsführung<br />
Peter Tamm<br />
Redaktion<br />
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Stellv. Chefredakteur: Michael Meyer (MM)<br />
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Redakteur: Felix Selzer (fs)<br />
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Redakteurin: Anna Wroblewski (AW)<br />
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Korrespondenten<br />
Schiffbau, Schiffsmaschinenbau, Schiffstechnik:<br />
Dr. Hans G. Payer, Dipl.-Ing. Michael vom Baur (MvB)<br />
Offshore: Anne-Katrin Wehrmann (aw)<br />
Märkte und Versicherungen: Michael Hollmann (mph)<br />
Director for Greater China: Dr.-Ing. Tao Jiang<br />
Asien: Patrick Lee<br />
Amerika: Barry Parker<br />
Großbritannien: Samantha Fisk<br />
Verlag und Redaktion<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG | Ein Unternehmen der TAMM MEDIA<br />
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Polen: LINK, Maciej Wedzinski, Wegornik 2/2, 72–004 Tanowo, Poland,<br />
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Die <strong>HANSA</strong> ist Organ für:<br />
Verband für Schiffbau und Meerestechnik e. V. (VSM) | AG Schiffbau-/<br />
Offshore-Zulieferindustrie (VDMA) | Schiffbautechnische Gesellschaft e. V. (STG) |<br />
DNV | Normenstelle Schiffs- und Meerestechnik (NSMT) im DIN | Deutsches Komitee<br />
für Meeresforschung und Meerestechnik e. V. | Seeverkehrsbeirat des Bun desministers<br />
für Verkehr | IMO-Berichterstattung (Bundesverkehrs ministerium, Abt. Seeverkehr)<br />
Deutscher Nautischer Verein (DNV) | Deutsche Gesellschaft für Ortung und Navigation<br />
(DGON) | Schutzverein Deutscher Rheder V. a. G.| The World Association for<br />
Waterborne Transport Infrastructure (PIANC)| Zentralverband der deutschen<br />
Seehafenbetriebe e. V. (ZDS) | Berufsbildungsstelle Seeschiffahrt | Deutscher Hochsee -<br />
fischerei-Verband e.V. | Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)<br />
<strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong><br />
105
LETZTE SEITE<br />
Erstaunliche Qualität aus den FSG-Anfängen<br />
© IMMH<br />
Risszeichnung der »Virgilia« von 1887 auf Deck 3 des Internationalen Maritimen Museums Hamburg<br />
Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft feiert in diesem<br />
Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Die <strong>HANSA</strong> geht in dieser<br />
Ausgabe ausführlich darauf ein (ab Seite 44). Das reiche Erbe<br />
der Werft ist aber auch in Hamburg durchaus präsent: Einer<br />
der Schätze des Internationalen Maritimen Museums ist eine<br />
Sammlung von technischen Risszeichnungen aus der Frühzeit<br />
der Flensburger-Schiffbau-Gesellschaft.<br />
Die Flensburger Schiffsbauer hatten sich 1872 als Unternehmen<br />
organisiert. Zu dieser Zeit bauten britische Werften noch<br />
über 80 % des weltweiten Bedarfs an Dampfschiffen. Doch<br />
konnten die Briten allein die hohe Nachfrage immer weniger<br />
befriedigen. Die Wartelisten mit neuen Bauprojekten wurden<br />
in der Folge immer länger. Die Flensburger-Schiffbau-Gesellschaft<br />
wurde gegründet, um Dampfschiffe im eigenen Land<br />
produzieren zu können.<br />
Die technischen Zeichnungen aus den Anfangsjahren der<br />
FSG sind von erstaunlicher Qualität. Die Präzision, der Detailreichtum<br />
und die Schönheit dieser Arbeiten zählen zu den besten,<br />
die wir aus der Zeit keinen.<br />
Das hier abgebildete Exemplar zeigt die »SS Virgilia«, einen<br />
85 m langen Handelsdampfer, der 1887 unter der Baunummer<br />
91 für die Hamburg-Pazifik-Dampfschifffahrtslinie entstand,<br />
die nach dem Namen ihres Gründers Adolph Kirsten auch<br />
Kirsten-Linie genannt wurde. Diese kurzlebige Reederei war<br />
1886 gegründet worden, um Fracht und Passagiere von Hamburg<br />
nach Chile zu transportieren. Die Gesellschaft führte einen<br />
harten Konkurrenzkampf mit der ebenfalls aus Hamburg<br />
stammenden Kosmos-Linie.<br />
Dieser Wettbewerb endete erst, als Albert Ballin, damals Generaldirektor<br />
der Hapag, seinen Einfluss geltend machte, damit<br />
die Kosmos-Linie die Kirsten-Linie kaufen konnte. Die »SS<br />
Virgilia« war eines der ersten Schiffe der Reederei und ihr war<br />
keine lange Lebensdauer beschieden.<br />
Das Schiff befand sich im Sommer 1890 auf dem Weg von<br />
Hamburg nach Valparaiso, Chile, als es spurlos verschwand.<br />
Zum letzten Mal wurde die »Virgilia« am 6. August des Jahres<br />
nach der Durchquerung der Magellanstraße gesichtet. Seither<br />
gilt sie als verschollen.<br />
Eine Auswahl der technischen Risszeichnungen der FSG<br />
wird auf Deck 3 des Museums ausgestellt. Weitere Zeichnungen<br />
aus dem ehemaligen Bestand der Werft befinden sich im<br />
Archiv des Museums und wurden inzwischen digitalisiert.<br />
Autor:<br />
Gerit Menzel<br />
Internationales Maritimes Museum Hamburg (IMMH)<br />
1<strong>06</strong> <strong>HANSA</strong> – International Maritime Journal <strong>06</strong> | <strong>2022</strong>
Dank unserer erfolgreichen Designs und innovativer Konzepte<br />
vertrauen uns die angesehensten Schifffahrtsunternehmen der Welt.<br />
Seit 1872 sind wir jederzeit einen Schritt voraus und bieten Ihnen<br />
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