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Gebirgsfreund Nr. 2/2022

Eine unabhängige Vereinszeitschrift für Bergfreunde und Naturgenießer. Wir informieren mit einzigartigen Berichten und Aufnahmen und machen Lust auf Natur und das Erlebnis Berg. Vordergründig dabei sind immer die Themen Sicherheit und Naturbewusstsein.

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Umwelt & Naturschutz Bericht Bericht | <strong>Gebirgsfreund</strong><br />

| Waldbrandbericht<br />

Hirschwang<br />

Was gibt es Neues auf der Waldbrandfläche<br />

in Hirschwang am Fuße des<br />

Mittagsteins?<br />

Der große Waldbrand (ca. 115 ha) vom<br />

25.10.2021 hat das Waldökosystem der betroffenen<br />

Fläche stark in Mitleidenschaft<br />

gezogen. Es dauerte in etwa ein Monat,<br />

bis die letzten Glutnester abgelöscht werden<br />

konnten. Schaut man vom Gegenhang<br />

auf die ehemalige Brandfläche, erkennt<br />

man bis auf die wenigen Stellen, bei denen<br />

das Feuer bis in die Baumkronen brannte,<br />

kaum Anzeichen. Der überwiegende Teil<br />

war von Bodenfeuer betroffen.<br />

Wie gut haben die verschiedenen<br />

Baumarten den Waldbrand bis jetzt<br />

überlebt?<br />

Die dominierende Baumart ist die<br />

Schwarzkiefer, die durch ihre dicke Borke<br />

das Bodenfeuer größtenteils gut überstanden<br />

hat. Die vorkommenden Fichten haben<br />

es mit ihrer dünneren Rinde schwerer,<br />

ein solches Feuer zu überstehen. Die<br />

Rotbuche mit ihrer dünnen, grauen „Elefantenhautrinde“<br />

ist buchstäblich, wenn es<br />

ihr zu heiß wurde, am Stamm aufgeplatzt.<br />

Von den Wuchsstadien kann man sagen,<br />

dass die kleinen Bäume, die in den letzten<br />

Jahrzehnten gewachsen sind, zur Gänze<br />

abgestorben sind.<br />

Wie gut hat der Waldboden den Brand<br />

ausgehalten?<br />

Gleich nach dem Brand gab es am Waldboden<br />

nur schwarze, verbrannte Erde<br />

und Asche. In den letzten Monaten haben<br />

die darauf stockenden Bäume stark mit<br />

Nadelfall reagiert, sodass jetzt der Boden<br />

teilweise wieder mit einer Mulchschicht<br />

aus Nadeln und Blättern bedeckt ist. An<br />

Stellen, wo das Feuer nicht so intensiv<br />

brannte, haben die Wurzeln der Gräser<br />

und Kräuter überlebt und treiben mit<br />

einem frischen saftigen Grün wieder<br />

aus. Wo das Feuer intensiver in die Tiefe<br />

brannte, kommt nur spärliche Vegetation.<br />

Steile, seichtgründige Hangbereiche sind<br />

am stärksten betroffen, da das wenige,<br />

humose Material verbrannt ist.<br />

Welche Maßnahmen werden gesetzt?<br />

Querschlägerung von zumeist abgestorbenen<br />

Bäumen, um die Bodenerosion und<br />

den Steinschlag zu senken. Aufforstung<br />

mit einheimischen Baumarten und Sträuchern,<br />

um den Ausfall auszugleichen.<br />

Saat von Birkensaatgut und Gräsern,<br />

um den Humusabtrag zu senken. In den<br />

nächsten Jahren wird es notwendig sein,<br />

noch viel Zeit und Arbeit in diese Fläche<br />

zu investieren.<br />

Derzeit wird ein Waldbrandpräventionskonzept<br />

ausgearbeitet, an dem<br />

die Bezirksverwaltungsbehörde,<br />

Feuerwehr, Polizei gemeinsam mit<br />

der Stadt Wien als Grundeigentümerin,<br />

beteiligt sind.<br />

Zusammenfassend kann man sagen,<br />

dass dieses Waldökosystem auf Jahrzehnte<br />

geschwächt ist. Es wird sehr<br />

lange dauern, bis der Wald wieder<br />

seine vollen Schutz- und Wohlfahrtsfunktionen<br />

leisten kann.<br />

Die betroffene Fläche wurde seitens<br />

der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen<br />

auf 3 Jahre gesperrt, um die Waldbesucher*innen<br />

und Wanderer durch die<br />

erhöhte Steinschlaggefahr nicht zu gefährden.<br />

An den Rändern der Brandfläche<br />

wurden Hinweisschilder aufgestellt, um<br />

die Bevölkerung darüber zu informieren.<br />

Was kann jede/r Waldbesucher*in tun<br />

um zukünftig Waldbrände zu verhindern?<br />

Jedes Jahr wird von der Bezirksverwaltungsbehörde<br />

die Waldbrandverordnung<br />

erlassen, um die Gefahr eines Waldbrandes<br />

zu minimieren.<br />

Jegliches Hantieren mit offenem Feuer<br />

ist zu unterlassen. In Zeiten des Klimawandels<br />

wird es vermehrt zu extremen<br />

Trockenperioden kommen, wo ein achtlos<br />

weggeworfener Zigarettenstummel<br />

reichen kann, eine Feuerkatastrophe, wie<br />

wir sie letztes Jahr hatten, auszulösen.<br />

Illegales Lagerfeuer entzünden im Wald<br />

ist grob fahrlässig oder sogar vorsätzlich,<br />

denn wer schleppt außer dem Trinkwasser<br />

zusätzlich noch ein paar Liter Wasser<br />

mit auf den Berg, um ein Lagerfeuer mit<br />

genügend Wasser zu löschen?<br />

Wahrnehmungen, wie z. B. Brandgeruch<br />

sofort an die nächste Polizei zu melden.<br />

Im Gelände vorgefundene, alte Lagerfeuerstellen<br />

unkenntlich machen.<br />

Der Besucherdruck auf unsere schöne<br />

Landschaft wird in Zukunft nicht geringer<br />

werden. Jede/r Einzelne von uns ist gefordert,<br />

durch rücksichtsvolles Verhalten in<br />

der Natur seinen/ihren positiven Beitrag<br />

zu leisten.<br />

Bernhard Mang<br />

Forst- und<br />

Landwirtschaftsbetrieb<br />

Forstverwaltung Quellenschutz<br />

<strong>Nr</strong>. 2 /<strong>2022</strong> | <strong>Gebirgsfreund</strong> | 9<br />

© Stadt Wien, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb Forstverwaltung<br />

Quellenschutz

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